Auf die Angst vor der Ausbreitung der in Großbritannien entdeckten neuen Corona-Variante reagieren Experten
zurückhaltend. Man müsse weitere Erkenntnisse abwarten. Die Wirksamkeit der Impfstoffe sehen die Wissenschaftler nicht
gefährdet.
Auf die Berichte über die in Großbritannien entdeckte neue und angeblich deutlich ansteckendere Variante des Coronavirus
hat der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité zurückhaltend reagiert. Seiner Einschätzung nach könnte die
Mutation zwar bereits in Deutschland angekommen sein. Er sei deshalb aber "nicht sehr besorgt", sagte der Forscher im
Deutschlandfunk. Er wolle die Lage allerdings auch nicht verharmlosen und sei - wie alle anderen auch - in einer "etwas
unklaren Informationslage".
Die Angabe über eine 70-prozentige höhere Ansteckungsrate im Vergleich zur Ursprungsvariante sei ein Schätzwert, so
Drosten. Man müsse weitere Informationen aus Großbritannien im Laufe der Woche abwarten. Er erwarte aber nicht, dass
die veränderte Virus-Art Impfstoffe weniger effektiv mache.
Warnung aus
Großbritannien
Den Angaben von Gesundheitsminister Jens Spahn zufolge ist die neue Virus-Variante in Deutschland bisher nicht
nachgewiesen worden. In einzelnen anderen Ländern gab es aber bereits Infektionsfälle, darunter Italien, Dänemark, die
Niederlande und Australien. In Südafrika war eine ähnliche Virus-Mutation wie in Großbritannien aufgetreten.
Viele Länder, darunter auch Deutschland, haben die Verkehrsverbindungen mit Großbritannien gekappt. Für diese
Maßnahme zeigte Drosten angesichts der "äußerst erhitzten Nachrichtenlage" Verständnis. "Im Moment ist das, was aus
England kommt, mit einem ganz schönen Alarm versehen", sagte er.
Länder verhängen
Reiseverbote
Wegen der neuen Variante des Coronavirus haben diverse Länder den
Flugverkehr nach Großbritannien eingestellt. | mehr
Experten stimmen dem bislang zu. Im Hinblick auf die Wirksamkeit der Impfung sagte Richard Neher vom Biozentrum der
Universität Basel, er sehe derzeit keinen Grund für Alarm. Auch Andreas Bergthaler von der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften (CeMM), hält die derzeitige Entwicklung nicht für "wahnsinnig alarmierend". Dass Mutationen auftauchen,
sei nicht ungewöhnlich. Derzeit wisse man nicht, ob die beobachteten Veränderungen die Eigenschaften des Erregers
überhaupt entscheidend beeinflussen.
Die Forscher betonten, dass der Impfstoff eine Immunreaktion gegen gleich mehrere Virusmerkmale erzeugt. Veränderungen
einzelner Merkmale würden deshalb nicht dazu führen, dass das Immunsystem den Erreger nicht mehr erkenne, sagte Neher.
Man müsse die weitere Dynamik genau beobachten.
Gestern hatte der Virologe Drosten auf Twitter darauf hingewiesen, dass die Mutationen dem Virus nicht zwingend einen
Vorteil gegenüber anderen Varianten des Coronavirus verschafften.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Twitter angezeigt werden.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Dezember 2020 um 10:00 Uhr.