Säuglingsalter
Cornelia Overs
Verschiedene Reformschritte
Klassifikationen
Verschiedene Reformschritte:
Deutsche Leitlinien (Schmidt & Poustka 2007, von
Gontard, Möhler & Bindt, 2015)
RDC-PA (2002): Revision/ Modifikation der DSM-IV-
Kriterien für das Vorschulalter; kategoriale Diagnosen
vieler Störungen ab dem Alter von 2 Jahren möglich,
eher für ältere Vorschulkinder geeignet
DC:0-3R (2005), DC:0-5 (2016): Alternatives Klassifi-
kationssystem speziell für das Säuglings-/ Kleinkindalter
Entwicklungs- und beziehungsorientierte Klassifikation
einzelner Störungsbilder (z.B. Fütterstörung, Chatoor,
1997)
Klassifikationen:
Dt. Leitlinien (Schmidt & Poustka, 2007)
Drei spezifische Regulationsstörungen im
Säuglingsalter:
1) Exzessives Schreien
2) Schlafstörungen
3) Fütterstörungen
Deutliche Abweichungen der dt. Leitlinien von
internationalen Entwicklungen, z.B. Zero-to-
Three (2005)!
Klassifikationen
Deutsche Leitlinien (von Gontard, Möhler
& Bindt, 2015)
Deckt den Altersbereich 0-5,11 Jahre ab
Differenzierte Empfehlungen für 0-3,11 Jahre und
4,0-5,11 Jahre
12 psychische Störungen des Säuglings- und
Kleinkindalters
Berücksichtigt als diagnostische Grundlage ICD-10,
DC:0-3 R, teilweise auch RDC-PA
Klassifikationen
Zero to Three (1994, 2005): Diagnostic classification of mental health and
developmental disorders of infancy and childhood (DC: 0-3, DC:0-3R)
Klassifikation
Zero to Three (2016): Diagnostic classification of mental health
and developmental disorders of infancy and childhood (DC:0-5)
DC: 0-3R (2005)
Multiaxiales Klassifikationssystem:
Achse I: Klinische (psychische) Störung
Achse II: Beziehung
Achse III: Medizinische Diagnosen nach
ICD-10 und DSM IV
Achse IV: Psychosoziale Stressoren
Achse V: Emotionales und soziales
Funktionsniveau
DC: 0-3R (2005)
Achse I: Klinische Störungen
Posttraumatische Belastungsstörung (100)
Deprivations-/Misshandlungsstörung (150)
Störungen des Affekts (200)
Anpassungsstörung (300)
Regulationsstörungen der sensorischen
Verarbeitung (400)
Schlafstörungen (500)
Fütterstörungen (600)
DC: 0-3R (2005)
Achse II: Beziehung
Unterscheidung folgender Beziehungsstörungen:
Überinvolviert
Unterinvolviert
Ängstlich/angespannt
Ärgerlich/ablehnend
Verbal misshandelnd
Körperlich misshandelnd
Sexuell misshandelnd
Setting:
Familiensitzungen, Elterngespräche,
Kindersitzungen (ab ca. 18 Monaten)
Diagnostik - allgemein
Vorstellungsanlass, akt. Symptomatik
Entwicklungs-/ Eigen- und Familienanamnese
(auch: Anamnese elterlicher Belastungen)
Pädiatrische (entwicklungsneurologische)
Untersuchung
Schrei-, Schlaf- und Fütterprotokolle
Verhaltensbeobachtung (auch videogestützt)
von z.B. kindlichem Temperament, Eltern-Kind-
Interaktion
Standardisierte Verfahren (z.B. Intelligenz- und
Entwicklungstests, Fragebögen)
Therapie - allgemein
Entwicklungsberatung
Störungsspezifische Beratung / Therapie, z.T.
videogestützt
Elterntraining (z.B. PEP)
Eltern-Kind-Interaktions-Therapie (z.B. PCIT)
Einzelpsychotherapie des Kindes
Assoziierte Therapien, z.B. Ergotherapie
u.U. Psychotherapie der Eltern, Paar-/
Familientherapie
u.U. Jugendhilfemaßnahmen
Therapie - allgemein
Allgemeine Therapieziele:
Verbesserung kindlicher Verhaltensprobleme
Verbesserung der Funktionalität und Qualität in
der Interaktion
Entlastung und Stärkung der Beziehungsqualität
Prävention von Misshandlung und
Vernachlässigung
Prävention von sekundären emotionalen und
Verhaltensstörungen
Ausgewählte Störungsbilder
im Säuglingsalter (DC 0-3R)
Schlafstörungen (500)
Fütterstörungen (600)
Regulationsstörungen der sensorischen
Verarbeitung (DC: 0-3R: 400)
Fazit:
Unbehandelt Tendenz zu Chronifizierung und
Persistenz; Entwicklung komplexer,
differenzierter Schlafstörungen
Schlafstörungen:
DC: 0-5
Wright, 2007
20 % (N=89) von 455 Kindern (Alter 2½ Jahre)
hatten nach Elternangaben eine Essprobleme:
49 % aßen eingeschränkte Zahl von Nahrungsmitteln
39 % bevorzugten Getränke gegenüber fester
Nahrung
4% tranken nur Flüssigkeiten
23 % aßen zu langsam
18 % waren nicht an Essen interessiert
Fütterstörungen: Prävalenz
Wright, 2007
Elterliche Strategien:
85 % boten neue Nahrungsmittel an
67 % ließen Fernsehen oder Video beim Essen laufen
74 % spielten Spiele mit ihren Kindern
Strafende Maßnahmen:
55 % gaben ihren Kindern keinen Nachtisch
28 % nahmen das Essen weg
19 % zwangen ihre Kinder zum Essen
12 % drohten
3 % schlugen ihre Kinder
Fütterstörungen: Prävalenz
McDermott, 2008
Feeding Scale
1) Wechselseitigkeit
2) Konflikthafte Interaktion
3) Sprechen und Ablenkung während des
Fütterns
4) Kontroll-Konflikte
5) Fehlende mütterliche Kontingenz
Fütterstörungen: Ätiologie
Allgemeine Therapie:
• Ernährungsberatung
• Psychoedukation
• Pädiatrische Mitbehandlung
• Logopädische Behandlung
Nahrungseinschränkung
Fütterstörung: Behandlung