Bericht 67
Inhalt
3 . Einleitung
6 . IGF in Zahlen
10 . Textilforschungs-Highlights 2020
Basisthemen . Bekleidung . Gesundheit . Mobilität . Produktion und Logistik . Wohnen
40 . Auszeichnungen
45 . Veranstaltungen
47 . Kooperationen
56 . Alleinstellungsmerkmale
63 . Impressum
Das Jahr 2020 stand auch für die deutsche Zukunftsstudie 2035
Textilindustrie ganz im Zeichen der Corona-
Pandemie. Viele Unternehmen wurden durch Auf großes Interesse ist die im März 2020 veröf-
einbrechende Nachfrage oder Lieferengpässe in fentlichte Zukunftsstudie Perspektiven 2035 ge-
eine wirtschaftlich schwierige Situation gebracht. stoßen. Zwar fiel die Präsentationsveranstaltung
Die Textilforschung hingegen war weiterhin sehr aufgrund erster Maßnahmen im Zuge von Corona
dynamisch. So stieg die Nachfrage nach Förder- aus, dennoch war die Nachfrage groß. Die Studie
mitteln der IGF weiter deutlich an. steht in gedruckter Form zur Verfügung und kann
als pdf-Datei auf der Website des Forschungs-
Allerdings sind die zur Verfügung stehenden kuratoriums Textil (FKT) abgerufen werden.
Forschungsmittel nicht in gleichem Maße ange- Die Broschüre, die das FKT zusammen mit dem
stiegen. Des Weiteren hatten die AiF-Gutachter Berliner Institut für Innovation und Technik (iit)
im vergangenen Jahr einen höheren Qualitäts- verfasst hat, ist ein Wegweiser für die Textilfor-
anspruch an die eingereichten Projekte als in schung und die Textilunternehmen. Sie analysiert
den Jahren zuvor und viele Anträge haben die die Zukunft von heute bis zum Jahr 2035 in drei
benötigte Punktzahl für eine Bewilligung nicht Fünfjahreszeiträumen. Betrachtet werden sechs
erreicht. Dieser Trend wird sich auch im Jahr 2021 Megathemen: „Alternde Gesellschaft“, „Bunte
fortsetzen. Lebenswelt“, „Digitalisierung“, „Nachhaltigkeit“,
„weltweite Trends“ und „Zukunftsstadt“.
Die Finanzsituation des FKT ist trotz Corona
positiv. Das beweist, dass das Kuratorium im In der Studie wird detailliert erläutert, wie sich die
vergangenen Jahr die richtigen Entscheidungen deutschen Textilunternehmen und Maschinen-
getroffen hat. So war die Textilforschung in wich- bauer in den kommenden Jahren im internatio-
tigen Bereichen gut auf die Pandemie vorbereitet nalen Wettbewerb aufstellen sollten und welche
und hat auf einigen Zukunftsfeldern sogar als konkreten Schritte dafür sinnvoll sind. Die Studie
Beschleuniger gewirkt. Bei vielen Anwendungen, ist deshalb so wertvoll, weil viele Branchenkenner
beispielsweise Gesundheitstextilien, ist es in den an dem mehrstufigen Prozess beteiligt waren, um
vergangenen Monaten ungewöhnlich schnell zu die Chancen und Risiken für die Textilwirtschaft
Ergebnissen gekommen. umfassend zu analysieren. Zugleich ist eine in der
Textilbranche bislang einzigartige Daten- und
Wissensbank entstanden, die profunde Schlüsse
auf die künftige Entwicklung der Textilmärkte
zulässt.
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Neues aus dem Team
Ist das der Grund dafür, dass Sie sich schon seit
vielen Jahren als Vorstandsvorsitzende der Wirt-
schaftsjunioren Plauen-Vogtland engagieren?
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vor allem kleine und mittlere Unternehmen der Mit viel Glück haben wir eine ausgebildete
Textilindustrie vor gewaltige Herausforderun- Täschnerin gefunden, die gerade ihre Ausbil-
gen. dung abgeschlossen hatte und nun bei uns die
Taschen fertigt.
Mehr Forschung – ist das eine Ihrer Forderun-
gen? Und das bringt mich zum Thema Fachkräfte zu-
rück. Der textilen Ausbildung fehlen Fachkräfte.
Es geht vor allem darum, innovativ zu sein. Im Die Corona-Krise hat dieses Nachwuchspro-
internationalen Vergleich muss Deutschland blem weiter verschärft. Insofern sehe ich beim
darauf achten, bei den Innovationen nicht den Thema Fachkräfte noch sehr viel Potenzial für
Anschluss zu verlieren, Beispiel Elektromobili- die Zukunft.
tät. Die deutschen Autohersteller mussten den
Rückstand erst einmal aufholen. Die deutsche
Textilindustrie lebt von Innovation und Ent-
wicklung und den Kooperationen mit den For-
schungseinrichtungen. Nur so können Produkte
entstehen, die in Asien nicht so schnell nachge-
macht werden können; was uns für einige Jahre
einen Vorsprung beschert.
Zum Schluss noch ein Blick in Ihr eigenes Unter- Die bundesweite Nachwuchskam-
nehmen: Was zeichnet Ihre Produkte aus? pagne Go Textile! stellt die vielseiti-
ge Textilbranche vor und zeigt, wie
Wir, die Vowalon Beschichtung GmbH, pro- viele Chancen sie für eine spannen-
duzieren mit derzeit mehr als 200 Mitarbei- de zukunftssichere Ausbildung er-
tern jährlich circa 15 Millionen Quadratmeter öffnet. Vom Textil- und Modenäher,
hochwertige Kunstleder, Kaschierungen über den Maschinen- und Anlagen-
und sonstige Beschichtungen auf PVC- und führer bis hin zum Produktveredler
Polyurethan-Basis. Wir sind mit unseren Pro- Textil – Go Textile! informiert über
dukten Zulieferer für die weltweite klassische die verschiedenen Ausbildungsbe-
Fahrzeugindustrie und E-Mobil-Produktion. rufe und listet in einer umfangrei-
Außerdem produzieren wir Kunstleder für die chen Datenbank auf, welche Un-
Polstermöbelindustrie und den Objektbereich, ternehmen in der Region ausbilden
Schuhe und Taschen sowie Beschichtungen oder Praktika anbieten. Aus- und
für Schutzausrüstungen und technische sowie Weiterbildungsmöglichkeiten in der
medizinische Textilien. Branche werden ebenso vorgestellt.
Die FAQ-Liste beantwortet häufig
Neben dem bestehenden Kerngeschäft, der gestellte Fragen.
Produktion von hochwertigen Textilbeschich-
tungen in Bahnenware, wurde für Imagezwe- www.go-textile.de
cke in den letzten drei Jahren das Taschen-
Segment VOWAbag entwickelt und aufgebaut.
Das Einzigartige an diesen Taschen: Material,
Design und Nähen sind „made im Vogtland“.
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IGF in Zahlen
Bewilligung 2020
Forschungs- und Entwick-
lungsprojekte fördert die
IGF in der Regel für zwei 50
Jahre. Die Grafik zeigt, wie
viele der in den vergange- 2020
40
nen Jahren beantragten 2019
Projekte 2020 bewilligt
wurden. Aufgrund der 30
höheren Qualitätsanforde-
rungen an die Anträge in
20
diesem Jahr wurden 2020
weniger Projekte gefördert
als sonst. 10
IGF-Fakten 2020 2018
2017
zur Antragssituation
AiF FKT
Gesamtetat in Mio. € 201,1 16,5 8%
laufende Vorhaben 1 876 173 9%
Neubewilligungen 562 45 8%
Partner 24 495 2 452
Unternehmen Textilunt. in
den PAs
6
Themenfelder 2020
in Prozent
Die Grafik zeigt die Verteilung der
5 10 15 20 25 30 35
im Jahr 2020 abgeschlossenen
Bekleidung
IGF-geförderten Forschungs-
Produktion | Logistik vorhaben. Jedes Vorhaben kann
Mobilität bis zu vier Themenfelder anspre-
chen. Im Jahr 2020 waren die
Gesundheit
Top-3-Themenfelder Bekleidung,
Energie Produktion & Logistik und Mobili-
Basisthemen tät – genau wie im Jahr zuvor.
Wohnen
Architektur
Zukunftsstadt
Ernährung
Fachgebiete 2020
5 10 15 20 25 30 35 40
Welchen Fachgebieten die Forschungs-
Werkstoffe | Materialien vorhaben im Jahr 2020 en detail
Chemie | chem. Verfahren zugeordnet wurden, zeigt die neben-
Ressourceneffizienz | Rohstoffe stehende Grafik. Es wird deutlich, dass
Leichtbau die Entwicklung neuer Materialien und
Produktionstechnologien Werkstoffe einen Schwerpunkt bildete.
An zweiter Stelle folgt das damit nah
Mess- u. Regel.technik | Sensorik
verwandte Fachgebiet „Chemie und
Gesundheits- u. Medizintechnik
chemische Verfahren“. Dass „Ressour-
Umwelt- | Nachhaltigkeitsforschung ceneffizienz, Rohstoffe“ und „Leichtbau“
Fertigungstechnik auf den Plätzen drei und vier folgen,
Verfahrenstechnik unterstreicht, wie sehr Themen rund um
Energietechnik die Nachhaltigkeit die Branche
beschäftigen.
Nanotechnologien
Elektrotechnik | Elektronik(systeme)
IuK
Sicherheitstechnik
Biotechnik
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IGF in Zahlen
Fachgebiete 2017 —
2020
bekleidung
Gesundheit
10
Flexibles CFK-Reparaturverfahren mit textilen Patches . 29
FVK-Kleinserien mit teilautomatisierten Produktionszellen
wirtschaftlich herstellen . 30
Maleinsäureanhydrid als Haftvermittler . 31
Neuer Prozess zum Weben sphärisch gekrümmter,
belastungsgerechter Verstärkungsstrukturen . 32
Automatische Echtzeit-Fehlerdetektion in Textilien mit
komplexen Musterungsstrukturen – OnLoomPattern . 33
Innovative Tuftingkonstruktion mit gestütztem Pol,
produktion und Logistik neuartiger Struktur und Haptik . 34
Vom Spielzeug zum textilen Schockabsorber . 35
PapierLicht . 36
N-P-Silane als Ersatz für halogenhaltige Flammschutzmittel . 37
Funktionelle Textiltapete für Lehmwände spart Zeit und
Kosten beim ökologischen Bauen . 38
WOHNEN
ZUKUNFtSSTADT
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Basisthemen
Feinstaub schadet der Gesundheit, weil die klei- wo das Wasser gereinigt und anschließend in den
nen Partikel im Atmungssystem des Menschen zu Kreislauf zurückgeführt wird. Mit dem neuen Sys-
Entzündungen führen können. Doch die bislang tem werden Feinstäube der Partikelgröße PM10
existierenden aktiven Luftfilter-Methoden sind bei minimalem Wasserverbrauch und geringem
entweder nicht wirksam oder nicht mit vertret- Wartungsaufwand gefiltert. Hersteller von 3D-
barem Aufwand zu realisieren. Daher wurde an Abstandstextilien können mit dem neuen Produkt
den DITF ein neuartiges textiles Feinstaubfang- ihren Absatzmarkt erweitern. Kommunen sind in
system entwickelt, das Feinstäube verlässlich und der Lage, die gesetzlichen Regelungen in Bezug
effizient zurückhält. Das Prinzip ist einfach: Ein auf zulässige Feinstaubwerte in der Luft einzuhal-
flaches Modul aus 3D-Textilien wird von oben mit ten. Ein weiterer Vorteil: In der Konstruktion wird
Wasser berieselt, sodass sich ein Wasservorhang die Luft in erster Linie passiv durch Wind oder
bildet, der von der Luft durchströmt wird. Dabei Aufwind bewegt und nur zu einem geringeren Teil
wird der darin enthaltene Staub ausgewaschen. mit einem Ventilator.
Rund 50 Gewichts-Prozent des in der Luft ent-
haltenen Feinstaubs können so gefiltert werden.
Die aufgefangenen Partikel werden in ein Auf-
fangbecken am Boden der Konstruktion gespült,
Wenn es noch individueller sein soll: Die Kun- Insbesondere die Mechanismen für User-Commu-
denwünsche können direkt in die Produktion nity-Interaktion, welche aus dem Projekt hervor-
einzelner Stücke eingebunden werden. Damit gegangen sind, heben neue Kreativpotenziale.
zeichnen sich bereits heute neue, disruptive Ge- Zudem wird die Kundenbindung gestärkt, was zu
schäftsmodelle für die Branche ab. Exemplarisch signifikanten Wettbewerbsvorteilen führen kann.
hierfür ist das Konzept der Microfactories, mit Das Projektergebnis ergänzt das Transferangebot
denen Bekleidung ortsnah beim Point-of-Sale in der DITF. Die angestrebten Produkt-Service-
Losgröße 1 produziert wird. Eine solche Microfac- Kombinationen für Augmented Shopping eröff-
tory wurde als Demonstrator zusammen mit den nen den DITF durchgängige Darstellungs- und
Retail 4.0-Technologiekomponenten regelmäßig Präsentations-Möglichkeiten von der Entwicklung
auf Messen wie der TV TecStyle Visions gezeigt. über den Vertrieb in den Handel bis hin zum
Endverbraucher.
Um die wasser- und schmutzabweisenden Eigen- ebenso die chemische Industrie und die Textilver-
schaften von Textilien zu verbessern und deren edlungsindustrie. Darüber hinaus lassen sich die
Abrasionsbeständigkeit zu erhöhen, haben das Forschungsergebnisse in anderen Produktions-
DWI und die TU Chemnitz neue hybride nano- bereichen nutzen, zum Beispiel bei der Beschich-
strukturierte Sol-Gel-Beschichtungen entwickelt. tung von Spiegeln, Glas- oder Metall-Oberflächen
Diese basieren auf der Zwillingspolymerisation (zum Beispiel für den Automobilbereich). Die
und der Polyalkoxysiloxan-Chemie und eig- Verfahren zur Synthese der Zwillingsmonomere
nen sich für Textilien und andere Oberflächen. und Polyalkoxysiloxane sind Stand der Technik.
Sie verbessern nicht nur die Hydrophobierung Daher wird es für die chemische Industrie mög-
und Antischmutzausrüstung, sondern auch die lich sein, kurzfristig eine Aufskalierung vorzuneh-
Haftung und Haltbarkeit. Kleine und mittlere men und den interessierten KMU ein kommerzi-
Hersteller von Geweben für den Bekleidungs- elles Produkt anzubieten. Da die Anbindung der
sektor, für Heimtextilien (Markisen, Zelte) oder Nanokomposite auf Gewebe einfach gehalten ist
für technische Textilien (Herstellung von Rei- und die technischen Voraussetzungen in allen
fenkordgeweben, LKW-Planen oder Fasergele- KMU vorhanden sind (zum Beispiel die Ausrüs-
gen für Rotorblätter von Windrädern) können tung im Foulard), sind die damit einhergehenden
die Forschungsergebnisse unmittelbar nutzen, Investitionen gering.
Das DWI hat in Zusammenarbeit mit dem Fraun- Verfahren für PAN-Nanofaservliese ausgearbeitet,
hofer Institut für Lasertechnik und dem Fraun- das aufgrund der Zeit- und Energie-Einsparung
hofer Institut für Angewandte Polymerforschung kommerziell interessant ist. Zudem bietet es
ein Trockenspinnverfahren zur Herstellung von erstmals die Möglichkeit, direkt auf Aluminium-
PAN-Nanofaservliesen entwickelt. Das Verfah- folie zu carbonisieren. Im Rahmen des Projektes
ren stellt aufgrund hoher Produktionsraten und wurde ein IR-absorbierendes PAN-Nanofaservlies
dem Verzicht auf gesundheitsschädliche DMF- trockengesponnen. Dabei wurden zwei Trocken-
Polymerlösungen eine Alternative zu etablierten spinnverfahren vom gesundheitsschädlichen
Prozessen dar. Im Projekt LaserPolyVlies konnten DMF auf unbedenkliches DMSO umgestellt. Die
thermoplastische PAN-Ruß-Komposite synthe- Vliese konnten durch Laserabsorption stabilisiert
tisiert und im Melt-Blown-Verfahren zu Vliesen und carbonisiert werden. Gleichzeitig wurde ein
versponnen werden. Das Material ist kostengüns- IR-absorbierendes PAN-Vlies schmelzgesponnen.
tig in der Herstellung und stellt eine farbechte Dazu wurde Ruß als IR-Absorber während der
Alternative zu trockengesponnenen, schwarzen Synthese in das Polymer eingeführt. Das Polymer
PAN-Vliesen dar. Des Weiteren wurde ein laser- ließ sich über das Melt-Blown Verfahren zu einem
induziertes Stabilisierungs- und Carbonisierungs- tief-schwarzen PAN-Vlies verarbeiten.
Carbonfaser-verstärkte Kunststoffe (CFK) werden Diese war rauer und unregelmäßiger, was auf
zunehmend in der Luftfahrt-, Automobil- und einen beginnenden Abbau der Matrix hindeutet.
Windkraftindustrie eingesetzt. Die Carbonfa- Eine Charakterisierung der Carbonfaserrezyklate
sern werden in verschiedene Matrixsysteme ergab jedoch, dass durch die Fermentation teil-
wie zum Beispiel Epoxidharze eingebettet und weise deutliche Schädigungen in der Zugfestig-
als Faserverbundwerkstoffe verarbeitet. Diese keit und Schlichte auftraten. Für die Verwendung
besitzen außergewöhnliche Eigenschaften wie der Carbonfaserrecyclate für tragende Struktur-
hohe Steifigkeit und Festigkeit. Zugleich sind sie bauteile wird daher eine Studie der Faserschädi-
wegen ihrer geringen Dichte besonders leicht. Die gung empfohlen. Zusammenfassend zeigten die
Rückgewinnung der Carbonfasern aus der Matrix Ergebnisse, dass ein biotechnologischer Abbau
ist bislang aber schwierig. CFK-Verbundreste kön- der Epoxidmatrix von CFK möglich ist. Für eine
nen derzeit nicht vollständig als herkömmlicher Optimierung der Prozesse sowie eine industrielle
Abfall abgebaut werden. Um den Stoffkreislauf zu Umsetzung besteht aufgrund der Komplexität
schließen und die Carbonfasern in hoher Quali- des Themas jedoch weiterer Forschungsbedarf.
tät zurückzugewinnen, wurde ein biologisches Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens sind für
Abbauverfahren untersucht, bei dem der Pilz eine Reihe von Unternehmen für die Entwicklung
Aspergillus niger zum Einsatz kommt, der Epoxid- eines geschlossenen Recyclingkreislaufes von
harze verstoffwechseln kann. Im Projekt wur- Interesse. Vorgespräche mit der Industrie erga-
den die optimalen Prozessparameter wie etwa ben, dass das biologische Carbonrecycling von
Temperatur oder pH-Wert in Abbauversuchen großem Interesse ist, insbesondere seitens der
ermittelt. Im Anschluss an die Fermentations- Unternehmen aus der Automobilindustrie, von
prozesse wurde die Oberfläche der CFK-Stücke Bauteilherstellern und der Recyclingbranche.
mittels Raster-Elektronenmikroskopie untersucht.
Der Bedarf an hoher Luftqualität in Innenräu- Dafür wurden Versuchsmedien (Spinn- und
men wird durch den kontinuierlich wachsenden Meltblownvliesstoffe) am STFI in Chemnitz unter
Einsatz geeigneter Filtermedien gedeckt. Da Variation von Prozessparametern sowie PLA-
diese technischen Textilen heute noch zum über- Typen und deren Mischungen großflächig ange-
wiegenden Teil aus fossilen Werkstoffen herge- fertigt. Das Projektteam bewertete die Langzeit-
stellt werden, wird am DTNW nach Alternativen eigenschaften der abbaubaren Materialien unter
geforscht. Anwendungsbedingungen. Die Projektergebnisse
zeigen, dass der starke Einfluss der Herstellungs-
Das Team des Instituts befasste sich daher im parameter (z. B. Temperatur und Streckungsgrad)
Forschungsprojekt BioFilter mit der Entwicklung genutzt werden kann, um die Eigenschaften
von textil-technischen Prozessen der Herstellung, der Spinnfasern gezielt zu steuern. Durch einen
Funktionalisierung und Bewertung von bioba- hohen Streckungsgrad konnte, trotz reduzierter
sierten und biologisch abbaubaren Polylactid Molmasse des Polymers, eine hohe Hydrolysebe-
(PLA)-Fasern und damit, daraus Vliesstoffe zu ständigkeit erreicht werden.
entwickeln. Außerdem wurden die Ergebnisse
ausführlich mit Blick auf das Einsatzpotenzial in Der innovative Kern des Projekts bestand deshalb
biogenen Luftfiltermedien charakterisiert. Dabei darin, die Möglichkeiten und Einsatzgrenzen von
stand im Fokus des Vorhabens, die Hydrolyse- PLA-Vliesstoffen als Filtermedien in Bezug auf die
empfindlichkeit zu reduzieren und die thermi- mechanischen Eigenschaften und die Langzeit-
schen/mechanischen Eigenschaften zu optimie- stabilität zu bewerten. Den Einsatz biobasierter
ren. Polymere in der Produktion von anwendungsspe-
zifischen Bio-Filtermedien zu etablieren, würde
für deutsche Textilunternehmen sowie Filterher-
steller eine Chance darstellen, ihr Produktportfo-
lio auf biobasierte Ressourcen umzustellen und
einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.
Halterlose Strümpfe, die rutschen, sind ein bewerten lässt. Um die Haftbandstrukturen zu
Ärgernis. Daher sorgt Silikon für die Haftung auf charakterisieren, wurden spezielle Prüfkörper auf
der Haut. Allerdings muss dabei ein bestimm- Grundlage mittlerer 3D-Körperdaten entwickelt.
tes Verhältnis von Silikonfläche zu Hautfläche Über eine zusätzliche dynamische Messvorrich-
gegeben sein. Eine zu große Silikonfläche kann zu tung lässt sich sowohl der Halt eines ganzen
unzureichendem Feuchtigkeitstransport und Hau- Strumpfes als auch der Halt des mit Silikon
tirritationen führen. Eine zu kleine Silikonfläche bedruckten Bereichs ermitteln. Durch Optimie-
könnte sich wiederum nachteilig auf den Halt der rungen silikonisierter Druckdesigns am Haftband
Strumpfwaren auswirken. Eine Methode, mit der konnten zudem neue Ansätze zur Steigerung der
sich der Halt von halterlosen Strümpfen bewerten Haftung aufgezeigt werden. Der Industrie steht
lässt, fehlte der Bekleidungsindustrie bisher aber. jetzt eine neue Prüfmethode zur Verfügung, mit
Das Hohenstein Institut für Textilinnovation hat der man die Haftung von silikonisierten Haftbän-
daher neue Strukturen für Haftbänder entwi- dern während der Produktentwicklung bestim-
ckelt, mit denen sich die Haftung von halterlosen men und vergleichen kann.
Strümpfen objektiv und realitätsnah messen und
Mit einer neuen Prüfmethode lässt sich die Haftung halterloser Strümpfe und silikonisierter
Haftbänder jetzt genau ermitteln.
Internetshops und andere Portale bieten heute wurden Aktoren entwickelt, mit denen der Emp-
zahlreiche Bilder an, mit denen sich Kundinnen fänger der digitalen Oberflächeninformation die
und Kunden einen Eindruck von einem Klei- virtuelle Textiloberfläche abtasten und Charakte-
dungsstück oder einem anderen Produkt machen ristika wie die Rauheit erfühlen kann. Die inter-
können. Keine Frage: Ein Bild sagt mehr als 1.000 disziplinär gewonnenen Forschungsergebnisse
Worte. Doch bislang fehlt in der virtuellen Welt werden in einer speziell entwickelten Android-
eine wichtige Größe – die Haptik. Ein Stoff lässt App für ein Smartphone aus dem Consumer-
sich derzeit aus der Distanz noch nicht erfühlen. bereich zur Video-, Audio- und Haptik-Ausgabe
Am ITM der TU Dresden wurde gemeinsam mit zusammengeführt. Damit ist es jetzt möglich,
Projektpartnern eine erste Methode entwickelt, eine haptische Wahrnehmung auf elektronischen
um Produktoberflächen aus der Ferne beurteilen Endgeräten, insbesondere zur Rauheit der Textil-
zu können. Dafür wurden im Projekt zunächst die oberfläche abzuleiten. Das Verfahren ist sowohl
textilphysikalischen, akustischen, optischen und für die Industrie, für den Konsumgüterbereich,
haptischen Kenngrößen verschiedener Textili- den Online-Handel als auch für Menschen mit ein-
en charakterisiert, um diese dann in geeignete geschränkter Mobilität von Interesse. Außerdem
Signalstrukturen zu übertragen. Anschließend eröffnet es künftig neue Möglichkeiten für die
unternehmensinterne Kommunikation oder die
weltweite Zusammenarbeit, weil Produktoberflä-
chen damit digital haptisch präsentiert werden
können. Auch sind Einsparungen bei Retouren
und Reklamationen im Versand- und Online-
Handel in Millionenhöhe erzielbar. Der multi-
modale Forschungsansatz ist auch auf Branchen
wie die Papier- und Lederindustrie sowie die
Medizintechnik und Robotik übertragbar.
Das Gefühl für das Textil via Internet übertragen – das geht.
Protektoren für Arbeitsschutz- oder Sportklei- Dadurch halten sich die Investitionskosten im
dung sind häufig klobig und steif. Zwar können Rahmen. Im Projekt wurden Knieschoner, Ab-
manche Protektoren in verschiedenen Konfekti- standshalter für Atemmasken oder auch Protek-
onsgrößen bestellt werden. In der Regel aber las- toren für die Haltungsunterstützung am Rücken,
sen sie sich nicht individuell an die Körpergröße etwa beim Tragen eines Rucksacks, angefertigt.
anpassen. Das führt dazu, dass Anwender häufig Die Materialien lassen sich im 3D-Druck verar-
auf den Einsatz verzichten. Verletzungen können beiten und können passend zur Endanwendung
die Folge sein. Um einen Anreiz zum regelmäßi- gemäß ihren Eigenschaften ausgewählt werden.
gen Tragen von Protektoren zu schaffen, wurden Die im Projekt entwickelte 3D-Druck-Prozesskette
am FTB jetzt bequeme, funktionelle und auch op- benötigt keine großen Produktionsstätten. Die
tisch ansprechende Schutzelemente entwickelt. Produktion erfolgt on demand, vor Ort und in
Die Protektoren werden direkt mit dem Klei- der Nähe des Endverbrauchers. Dadurch werden
dungsstück verbunden. Sie können sowohl an die große Transportwege und Lagerkapazitäten ein-
Körpergröße und -form der Träger als auch durch gespart, was sich positiv auf Umwelt und Kosten
eine gezielte Wahl der Materialien an den Einsatz- auswirkt. Zudem kann die Produktion schnell an
zweck angepasst werden. Die digitale Prozessket- die Anforderungen der Kunden angepasst wer-
te beginnt mit einem Körperscan, durch den eine den. Die Produktion von 3D-gedruckten Schutz-
perfekte Passform erreicht wird. Auch wurden elementen stellt ein völlig neues Konzept insbe-
Grundmodelle entwickelt, sodass eine effiziente sondere im Bereich des Arbeitsschutzes dar und
Produktentwicklung und eine Ressourcen scho- könnte durch die hohe Individualisierung dazu
nende Fertigung möglich sind. Die Protektoren beitragen, eine lokale Produktion hochwertiger
können mit 3D-Druck vor Ort gefertigt werden. Produkte rentabel zu machen.
Institut: DITF . Projekt: Land Baden-Württemberg, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau | BAW DITF-91
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Textile Orthese mit integrierter Sensorik - T-EXoSuit
Exoskelett stützt Körper bei Arbeit und Sport
Für die Überwachung und Dokumentation des fektionswirkung auch eine Beurteilung einzelner
Hygienestatus’ aufbereiteter Textilien wurden Parameter erlaubt und vom textilen Dienstleister
unlängst Hygiene-Qualitätsmanagementsysteme selbst eingesetzt werden kann, war bislang nicht
(RABC-Systeme auf der Basis der EN 14065) verfügbar. Am wfk wurde deshalb eine parame-
eingeführt, die regelmäßige innerbetriebliche terbezogene Prozesskontrolle entwickelt, die auf
Kontrollen vorsehen. Die desinfizierenden Wasch- fluoreszierenden beziehungsweise leuchtenden
verfahren werden mit Bioindikatoren überprüft. Membranmodell-Indikatoren basiert. Damit lassen
Da die Prüfung in externen Fachlaboren statt- sich jetzt die Desinfektionswirkung und auch
findet, ist dies zeit- und kostenintensiv. Zudem einzelne Parameter im Detail beurteilen. Statt
erlaubt das Verfahren keine Rückschlüsse auf lebender Testorganismen kommen sphärische
mögliche Fehlerquellen – wie etwa eine nicht Membranmodelle zum Einsatz, die mit Fluores-
ausreichende Desinfektionsmitteldosierung oder zenzsonden ausgestattet sind. Die Sensitivität
zu niedrige Prozesstemperatur. Eine Prozess- wurde auf alle relevanten Parameter (Chemosen-
kontrolle, die neben der Beurteilung der Desin- sitivität, Temperatursensitivität etc.) abgestimmt.
Anhand der erhaltenen Fluoreszenzsignale der
unterschiedlichen Sonden ist eine automatisierte
Auswertung und unmittelbare Bewertung des
Prozessablaufs möglich. Den vorwiegend kleinen
und mittelständischen textilen Dienstleistern wird
durch die Projektergebnisse eine Prozesskont-
rolle zur Verfügung gestellt, die im Rahmen der
Eigenkontrolle kostengünstig durchführbar ist.
Auch lässt sich jetzt die Desinfektionswirkung
von Waschverfahren parameterbezogen bewer-
ten. Dadurch können Fehler im Prozessablauf
wesentlich schneller identifiziert werden. Zudem
ist der Einsatz Membranmodell-basierter Indika-
toren kostengünstiger als der von herkömmlichen
Bioindikatoren.
Ein wesentlicher Vorteil von faserverstärkten ten, Komplexität oder auch Einführungsaufwand
Kunststoffen (FVK) gegenüber traditionellen untersucht. Zudem wurden Produktionsstrategien
Werkstoffen wie Metall, Aluminium oder Holz ist und Kostenrechnungs-Tools entwickelt, mit denen
ihr geringes Gewicht. Zudem haben sie überra- KMU die Produktivität ihrer Prozesse steigern
gende mechanische Eigenschaften. Die Produkti- können. Für die Arbeitsumgebung mit Mensch-
on von FVK steht jedoch unter ständigem Druck Roboter-Kollaboration wurden Leichtbau-Greifer
aus Niedriglohnregionen. Vor allem Kleinserien für die empfindlichen textilen Halbzeuge entwi-
mit mittlerer bis hoher Komplexität werden über- ckelt. Das Projekt hat gezeigt, dass Kleinserien
wiegend in arbeitsintensiven Prozessen in Asien mit teilautomatisierten Produktionszellen bereits
hergestellt. Große Konzerne der Luftfahrt oder heute ökonomisch hergestellt werden können.
Automobilbranche wiederum haben eigene Wege Die Wirtschaftlichkeitsanalyse macht deutlich,
gefunden, die Produktion mit speziell angefertig- dass die Teilautomatisierung bereits bei Serien-
ten Anlagen zu automatisieren. Diese sind jedoch größen von weniger als 100 Bauteilen rentabel ist.
äußerst kostspielig und für kleine und mittlere Eine Vollautomatisierung einer solchen Prozess-
Unternehmen zu teuer. Um die Fertigung künftig kette rechnet sich bei Serien, die etwa 15- bis
konkurrenzfähig gegenüber Niedriglohnregionen 20-mal größer sind. Insbesondere hochflexible
zu machen, wurden am Institut für Textiltechnik Automatisierungskonzepte wie CNC-Cutter, die
der RWTH Aachen Lösungen für eine flexible mit geringem Aufwand für die Herstellung ver-
Automatisierung entwickelt. Dabei kommen schiedener Bauteile angepasst werden können,
kollaborierende Roboter und teilautomatisierte sind geeignet. Obwohl ihre Reichweite und Trag-
Fertigungszellen zum Einsatz. Gemeinsam mit fähigkeit begrenzt sind, können kooperierende
dem belgischen Projektpartner Sirris wurden Roboter somit eine zentrale Rolle bei der FVK-
Automatisierungslösungen im Hinblick auf Kos- Fertigung im Mittelstand spielen.
Faserverstärkte Kunststoffe (FVK) ersetzen auf- dieser handwerklich aufwendigen Fertigung kann
grund ihres geringen Gewichts zunehmend kon- das technische und wirtschaftliche Potenzial der
ventionelle Werkstoffe im Maschinen-, Fahrzeug- textilen Verbundmaterialien jedoch nicht ausge-
und Anlagenbau. Sie werden unter anderem für schöpft werden. In einem Projekt des ITM der TU
Karosserieteile oder Behälterböden genutzt. Dresden wurde deshalb eine Technologie entwi-
Bei der Krümmung und Umformung flächiger ckelt, mit der sphärisch gekrümmte, belastungs-
Verstärkungstextilien treten aber häufig uner- gerechte Verstärkungsstrukturen weitgehend
wünschte Falten oder Strukturverzerrungen auf. automatisiert direkt im Webprozess produziert
Die Anordnung der Verstärkungsfäden und die werden können. So wird es möglich, dreidimen-
Strukturdichte ändern sich. Zur Vermeidung der sionale Gewebestrukturen aus Hochleistungs-
Faltenbildung sind im Strukturaufbau Einschnit- filamentgarnen mit hoher Produktionsleistung
te und Lagenüberlappungen notwendig. Daher herzustellen. Das im Projekt entwickelte und für
werden bislang alle Produktionsschritte, wie das das Formweben notwendige Schussfadenrück-
Drapieren und das Konfektionieren der Halb- haltesystem mit Haken ist in alle konventionel-
zeuge, überwiegend manuell durchgeführt. Mit len Webmaschinen integrierbar. Damit können
Gewebe gefertigt werden, die aufgrund unter-
schiedlicher Bindungskombinationen entlang der
Gewebebreite unterschiedliche Kettfadenlängen
aufweisen. Die gewünschte dreidimensionale Ge-
webeform lässt sich erreichen, indem die Längen-
unterschiede gezielt eingestellt werden. Grund-
lage des Verfahrens ist eine am ITM erarbeitete
CAD-gestützte Prozesskette. Diese überführt die
Zielgeometrie in eine Steuerungsdatei für die
Webmaschine, wobei Simulationsmodelle prüfen,
ob und wie sich diese Geometrie umsetzen lässt.
Den meist kleinen und mittleren Webereien wird
jetzt eine Technologie für die Produktion maß-
geschneiderter dreidimensionaler Gewebestruk-
turen zur Verfügung gestellt, die relativ einfach
und mit geringen Investitionskosten umsetzbar
ist. Damit können in der FKV-Fertigung zeit- und
kostenintensive Prozessschritte entfallen.
Die deutschen Webereien, vorwiegend mittel- automatisch in Echtzeit erkennt. Das System kann
ständische Unternehmen, produzieren ein weites auf verschiedene Webstuhlbreiten angepasst
Spektrum an Textilien. Ein Teil dieser Gewebe werden. Unabhängig von der Webstuhlbreite ist
wird mit komplexen Musterungen hergestellt, nur eine Kamera- und Beleuchtungseinheit nötig.
wie zum Beispiel die Produkte „Afrikadamast“ Es wurden bildverarbeitende Algorithmen zur
oder Gewebe mit lokaler Verstärkung. Die Qua- Erkennung und Klassifikation von Gewebefehlern
litätsüberwachung von Produkten in Webereien entwickelt. Die Algorithmen benutzen Merkmale
wird heute entweder von geschultem Personal fehlerfreier realer oder simulierter Gewebepro-
manuell oder anhand von automatischen Waren- ben, um Fehler zu detektieren. Anhand fehlerhaf-
schausystemen oder einer Kombination beider ter Gewebeproben lernt das System zudem suk-
Möglichkeiten durchgeführt. Herkömmliche zessive reale Fehler immer besser zu erkennen.
automatische Warenschausysteme sind zwar kos- Über das Online-Qualitätsüberwachungssystem
tengünstiger und zuverlässiger als die manuelle ist ein direkter Eingriff in die Prozesse möglich. Es
Warenschau, bisher jedoch nur in Nischenmärk- lassen sich Einsparungen durch die Verringerung
ten einsetzbar – zum Beispiel für weiße ungemus- von Vorversuchen und Ausmusterungen von
terte Ware und die Texturanalyse. Für komplex 10 bis 50 Prozent erreichen. Je nach Artikelanzahl
gemusterte Webstrukturen sind diese Systeme kann die Auslastung der Webmaschine um
bisher nicht geeignet. Das STFI hat deshalb einen 1,5 Prozent gesteigert werden.
Algorithmus entwickelt, der Fehler auch hierbei
Durch neue Algorithmen und Kameraeinsatz erkennt das System Fehler in komplex gemusterten
Webstrukturen automatisch und in Echtzeit.
Am TFI ist eine innovative Tuftingkonstruktion Unterschiede zwischen der iT und Referenzen. Es
(iT) mit gestütztem Pol für textile Bodenbeläge bestehen erhöhte Anforderungen an die Struk-
und technische Textilien entwickelt worden. Bei tur der Polgarne, um ein Herauslösen der Fasern
der iT werden auf der Rückseite einer Tuftingware zu vermeiden. Ausschließlich Heatset-Garne
in Produktionsrichtung mitlaufende Stehfäden erfüllten die Anforderungen der Filament- und
durch Übertuften mit einem Versatz der Nadel- Noppeneinbindung. Die iT hatte eine geringere
barre integriert. Die Rückseite einer Tuftingware Zusammendrückbarkeit als Referenzen aus dem
wird bei der iT somit zur Oberseite. Die Stehfäden gleichen Polgarn. Das Projekt liefert kleinen und
können funktionalisiert und dadurch leitfähig mittleren Herstellern textiler Bodenbeläge neue
werden, heizen oder leuchten. Um die Stehfäden Designoptionen durch innovative, hoch strapa-
präzise vor die Tuftingnadeln zu führen, war ein zierfähige Konstruktionen für Tuftingwaren und
Umbau der Tuftingmaschine erforderlich. Berech- durch die Erweiterung des Materialspektrums
nungen zur Ermittlung des diskontinuierlichen bei Tuftingbelägen. Zudem profitieren kleine
Garnbedarfs ergaben, dass die größten Änderun- und mittlere Hersteller von technischen Textilien
gen gegenüber herkömmlichen Tuftingwaren aus durch die Nutzung der Technologie in neuen Ein-
dem Versatz der Nadelbarre resultieren. Die Pro- satzgebieten wie etwa Geotextilien. Die zusätz-
ben der iT wurden beschichtet, ein Textilrücken liche Funktionalisierung der Tuftingkonstruktion
appliziert und Gebrauchsprüfungen durchgeführt. unter anderem mithilfe der Stützfäden macht dies
Die Ergebnisse zeigen konstruktionsbedingte möglich.
PapierLicht
Wohlfühlatmosphäre mit Leuchten aus Papier
Papier ist ein nachwachsender Rohstoff, nahezu abbaubaren Rohstoffen besteht. Auf die sonst
überall verfügbar und recycelbar. Die DITF haben übliche tragende Grundstruktur aus Metall kann
diesen natürlichen Werkstoff im Projekt Papier- verzichtet werden. Durch den Verzicht auf Draht
licht gemeinsam mit ihren Projektpartnern zu entsteht bei der Herstellung weniger CO2. Bei der
Papiergarnen verarbeitet und daraus formschöne von den DITF entwickelten Leuchte THIRTY-ONE
Leuchten hergestellt. Das Ergebnis sind nachhalti- zum Beispiel werden dadurch pro Stück mehr
ge Produkte mit ansprechendem Design, die kos- als zwei Kilogramm CO2-Äquivalente eingespart.
tengünstig hergestellt werden können. Die Leuch- Da die Papierlampen ohne Metallstruktur zudem
ten sind voll recycelfähig. An den DITF wurde das deutlich leichter sind, wird beim Transport Ener-
Papiergarn mithilfe der Strukturspultechnologie gie gespart. Das Forschungsteam hat drei Leuch-
zu sehr leichten Strukturkörpern verarbeitet. Der ten produziert, die zeigen, welche Möglichkeiten
Herstellungsprozess ist so flexibel, dass viele ver- unterschiedliche Garnstärken, Farben und die
schiedene Formen möglich sind und das Licht je verschieden gespulten Strukturen eröffnen. Dar-
nach Anwendungsgebiet unterschiedlich gelenkt über hinaus zeigen die ermittelten mechanischen
werden kann. Aus den Papiergarnen werden mit Kennwerte heute schon ein großes Potenzial für
einer neuen Methode dreidimensionale Körper die Nutzung in anderen Anwendungsfeldern wie
gefertigt. Die Garne werden mit einem Klebstoff beispielsweise als Konstruktionsbauteile.
fixiert, der ebenfalls aus nachwachsenden und
Damit sich Brände nicht zu schnell ausbreiten Die Forschungsergebnisse wurden im ZIM-Projekt
und Menschen zu Schaden kommen, müssen ZF4139703EB9 zur Marktreife gebracht. Entspre-
Textilien beziehungsweise textilbasierte brenn- chende Flammschutzmittel können bereits über
bare Gegenstände mit Flammschutzmitteln den Projektpartner bezogen werden.
ausgestattet werden. Seit vielen Jahren sind
halogenhaltige Flammschutzmittel im Einsatz,
die aber besonders langlebig sind und in der
Umwelt als problematische Chemikalien einge-
stuft werden. Eine umweltverträgliche Alternative
sind Sol-Gel-basierte Flammschutzmittel. Am
DTNW wurden mithilfe des Sol-Gel-Verfahrens
aus phosphor- und stickstoffhaltigen Silanen
halogenfreie Flammschutzmittel hergestellt. Die
Sol-Gel-Schicht fungiert dabei zum einen als
nicht brennbarer Binder, zum anderen werden
flammschutzaktive Gruppen über das Anbinden
von Phosphorgruppen an kommerziell verfüg-
bare Silane direkt mit eingebracht. Im Projekt
wurden verschiedene N-P-Silane synthetisiert,
die alle die Anforderungen der DIN EN ISO 15025
erfüllen. Der Flammschutz wird durch die Bildung
einer Schutzschicht erreicht. Durch Ausrüstungs-
versuche im semi-industriellen Maßstab konnte
weiterhin gezeigt werden, dass einer großtech-
nischen Umsetzung der angewandten Ausrüs-
tungen prinzipiell nichts im Wege steht. Über die
funktionellen Gruppen am Phosphor lassen sich
Wasserlöslichkeit und Waschstabilität kontrollie-
ren. Dabei weisen hydrophobe N-P-Silane eine
bessere Waschbeständigkeit auf. Hydrophile
N-P-Silane erhalten diese erst bei Fixierungstem-
peraturen ab 180 Grad Celsius. Eine besonders
gute Flammschutzwirkung bei Mischgeweben
haben Stickstoff-generierende und Cyanursäure-
basierte N-P-Silane. Die im Projekt entwickelten
maßgeschneiderten N-P-Silane sind eine effizi-
ente Alternative für permanente Flammschutz-
mittel überall dort, wo Ersatzprodukte für die
umwelt- und gesundheitsbelastenden Produkte
auf Halogen- und insbesondere Brom-Basis
seit langer Zeit gefordert werden. Während der
Projektlaufzeit zeigte sich auch, dass N-P-Silane
nicht nur für die Textilindustrie, sondern auch für
die kunststoffverarbeitende und Holzindustrie
interessant sind.
Der Projektleiter Dr. Thomas Mayer-Gall forscht an
umweltfreundlichen N-P-Silanen.
Personen, die in explosionsgefährdeter Um- das Ladungspotenzial zwischen der Person und
gebung arbeiten, müssen geerdet werden, der Umgebung reduziert. Während des Projektes
damit sich ihre Bekleidung nicht statisch auf- konnte ein Labor-Funktionsmuster des Entlade-
lädt. Allerdings bietet eine solche Erdung keine moduls entwickelt werden. Dieses lässt sich zu
hundertprozentige Sicherheit, da beispielsweise einem in der Industrie einsetzbaren Produkt wei-
verschmutzte Fußböden die Erdungskette unter- terentwickeln. Lösungen für den Schutz ungeer-
brechen können. Personen die sich in einer sol- deter Personen sind aktuell weltweit und bran-
chen Situation elektrostatisch aufladen, können chenübergreifend von Interesse – zum Beispiel in
zu einer gefährlichen Zündquelle oder zu einer der Industrie, beim Militär, in der Forschung und
ESD-Störquelle werden. Am STFI wurde deshalb Entwicklung und im Bereich der Geräte-, Prozess-
untersucht, wie sich Personen und Objekte auch und Personensicherheit. Zulieferer und Hersteller
unter ungeerdeten Bedingungen sicher entladen von ableitfähiger Schutzkleidung sowie viele
lassen. Der Lösungsansatz bestand in der geziel- Anwender sind kleine und mittlere Unternehmen.
ten Ausnutzung sich ergänzender physikalischer, Sie würden von einem entsprechenden Produkt
elektrostatischer und schaltungstechnischer Phä- direkt profitieren. Die Projektergebnisse sind
nomene und Effekte. Spezielle Elektrostatik-Sen- ferner für Berufsgenossenschaften, Fachberei-
soren erfassen das Oberflächenpotenzial der Um- che für Sicherheits- und Arbeitsschutz sowie für
gebung. Über eine integrierte Spannungsquelle Normungsgremien interessant.
wird dann ein Kompensationsstrom aktiviert, der
Entwicklungsplatz mit
Entlademodul-Demonstrator.
Wissenschaftlerteam des ITM im Finale des ITA Spin-Off FibreCoat räumt Preise ab
Otto von Guericke-Preises 2020 Preiswerte Hochleistungsverbundfasern werden
Maßgeschneiderte textile Herzklappenprothesen mithilfe einer hochproduktiven patentierten
Technologie gesponnen
Die beiden Wissenschaftler Ronny
Brünler und Phillip Schegner vom Dr. Robert Brüll, Alexander Lüking und Richard
ITM der Technischen Universität Haas stellen mit ihrer Entdeckung im Startup
Dresden gehörten im vergangenen FibreCoat preiswerte Hochleistungsverbund-
Jahr zu den Finalisten des Otto von fasern her. Es handelt sich dabei um Glasfasern
Guericke-Preises der AiF. Sie hatten mit Polymermantel oder Basaltfasern mit Alumi-
sich mit einem IGF-Projekt beworben, niummantel. Die Firma FibreCoat kann mithilfe
in dem sie neuartige textile Herzklap- einer an der RWTH Aachen entwickelten Be-
penprothesen entwickelt haben. Die schichtungstechnologie die Einzelfilamente direkt
Implantate können individuell an die im Herstellprozess beschichten und erreicht eine
anatomische Form des Patienten an- Produktionsgeschwindigkeit von über 1 500
gepasst und minimalinvasiv im Herz Umdrehungen pro Minute und eine vollkommen
platziert werden. Die Herstellung ist homogene Ummantelung. Mit ALUCOAT hat das
voll digital, automatisiert und verur- Startup in diesem Monat sein erstes Produkt an
Webtechnisch sacht nur einen Bruchteil der bisheri- den Markt gebracht. Die Fasern sind deutlich
integral gefertigte gen Kosten. Dabei wird aus Compu- günstiger als vergleichbare leitfähige Fasern, die
Herzklappen- tertomographie-Daten ein 3D-Modell zurzeit für Anwendungen in der E-Mobilität oder
prothese generiert, das in mehreren Schritten der elektromagnetischen Abschirmung nachge-
so weiterentwickelt wird, dass es sich fragt werden. Die ITA-Wissenschaftler haben mit
schließlich als maschinenlesbarer ihrer Entwicklung bereits mehrere Preise gewon-
Code in eine konventionelle Webmaschine über- nen. Darunter zum Beispiel am 11. Mai 2020 den
tragen lässt. So lassen sich maßgeschneiderte, 24. NUK-Businessplan-Wettbewerb. 2018 gab es
komplexe Geometrien rasch umsetzen. Bislang bereits den AVK-Innovationspreis gleich in zwei
stehen für die Behandlung defekter Herzklap- Kategorien.
pen mechanische und biologische Klappen zur
Verfügung. Die neuartigen gewebten Herzklap-
penprothesen sollen die Vorteile der beiden
Typen vereinen: unbegrenzte Lebensdauer, keine
lebenslange Einnahme von blutverdünnenden
Medikamenten und minimalinvasive Operation.
Ferner können die textilen Herzklappen zeit- und
kostensparend mit hoher Reproduzierbarkeit und
Qualität gefertigt werden.
42
Hohenstein Forscherin erhält Paul Schlack/
Wilhelm Albrecht-Preis
Mikrofasern in Wäschereiabwässern nachweisen
Jasmin Jung
vom Hohen-
stein Institut
ist während
der GFC Global
Fiber Conventi-
on in Dornbirn
für ihre Dis-
sertation zum
Thema Mikro- Alexander Marx, wissenschaftlicher
plastik mit dem Mitarbeiter am FIBRE, hat im letzten
Paul Schlack/ Jahr den Preis erhalten.
Wilhelm
Albrecht-Preis
ausgezeich-
net worden.
In ihrer Dissertation zum Thema „Etablierung AVK-Innovationspreis für innovative
und Anwendung der dynamischen Bildanalyse Werkstoffverbindung geht ans FIBRE
zur Bestimmung von Fasern in Abwässern aus Entwicklung einer Hybridstruktur aus CFK und
Textilwaschprozessen“ hat sie eine neuartige Aluminium
Analysemethode zur Bestimmung von Fasern
in Abwässern aus gewerblichen Wäschereien Experten vom FIBRE haben gemeinsam mit
entwickelt. Bisherige Studien hatten sich bislang Kollegen vom Fraunhofer IFAM den dritten Platz
hauptsächlich auf den Einfluss der Haushaltswä- des Innovationspreises der Industrievereinigung
sche konzentriert. Das neue Analyseverfahren Verstärkte Kunststoffe (AVK) erreicht. Sie wurden
eignet sich für Synthesefasern wie etwa Polyester in der Kategorie „Prozesse und Verfahren“ für die
und Baumwolle sowie deren Mischungen, so wie Entwicklung eines neuartigen Verfahrens zum
sie in der Praxis in gewerblichen Wäschereien Verbinden von Aluminium und textilverstärktem
vorkommen. Mithilfe der entwickelten Methode CFK ausgezeichnet. In dem Druckgieß-Verfahren
kann der Gesamtabrieb von Mischgeweben in Be- wird ein CFK-Einleger mit Aluminium umgossen
zug auf die Anteile von Polyester- und Baumwoll- und so eine intrinsische hybride Verbindung
fasern analysiert werden. Wie sich bei Versuchen geschaffen. Kurze Zykluszeiten, eine Reduzierung
für zwei Polyester-/Baumwolle-Mischgewebe der Prozessschritte sowie ein reduziertes Bauteil-
im Verhältnis 50:50 und 65:35 zeigte, waren im gewicht durch substituierte Fügeelemente zeich-
Abwasser überwiegend Baumwollfasern (circa 90 nen den innovativen Hybridguss-Prozess aus.
Prozent) vorhanden. Welche Faktoren die Faser-
freisetzung während der gewerblichen Wäsche
bedingen, ist nach aktuellem Stand noch unzurei-
chend erforscht. Die Verleihung des Preises fand
online statt.
43
Auszeichnungen
mtex+ Newcomer-Award geht an das STFI „New Blue“ gewinnt Bundespreis Ecodesign
Recyclingkonzept für Smart Textiles belegt Jeans-Reste zu neuem Produkt veredeln
zweiten Platz
Mit dem Bundespreis Ecodesign in der Kategorie
Johannes Leis vom Sächsischen Textilforschungs- Nachwuchs ist Tim van der Loo von der Weißen-
institut e. V. (STFI) hat den zweiten Platz beim see Kunsthochschule Berlin ausgezeichnet wor-
mtex+ Newcomer-Award belegt, der ihm zur den. Der Material- und Produktdesigner erhielt
Mitgliederversammlung des Verbandes der Nord- die Auszeichnung für das Projekt „New Blue“,
Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie welches zugleich Thema seiner Masterarbeit war.
überreicht wurde. Damit wurde er für seine an der Tim van der Loo hat darin die Kreislaufwirtschaft
TU Chemnitz und dem STFI geschriebene Master- und die Produktionsprozesse der Modeindustrie
arbeit ausgezeichnet, in der er sich mit Recycling- untersucht. Er zeigt, dass gebrauchte Jeans Teil
konzepten für elektrisch leitfähige Textilien, so- eines kontinuierlichen Materialflusses werden
genannte Smart Textiles, befasst hat. Aktuell gibt können. Mit der Technologie der Vliesbildung
es dafür noch keine Recyclinglösung. In seiner Ar- und digital unterstützter industrieller Stickerei
beit hat er verschiedene chemische und thermo- werden Jeansreste wieder zu einem stabilen
chemische Trennverfahren auf ihre Eignung sowie Stoff verfestigt. Zugleich werden Schnittmuster
ökonomische und ökologische Vor- und Nachteile generiert, damit der gesamte Produktionsprozess
hin untersucht. Die Erkenntnisse der Abschluss- rationalisiert und Abfall vermieden wird. Das STFI
arbeit führt er nun in seiner Forschungstätigkeit hat ihn bei seiner Arbeit unterstützt: Die recycel-
am STFI fort. Der Nachwuchswettbewerb stand ten Jeansfasern, welche mittels Wasserschöpfen
diesmal unter dem Motto „Recycling - Upcycling - zu einem Vlies mit sehr geringer Festigkeit gelegt
Downcycling von Textilien aller Art“. wurden, haben die Kollegen am STFI mithilfe
ihres Know-hows und der vorhandenen Anlagen-
technik sticktechnisch vernäht und fixiert.
44
Veranstaltungen
45
Veranstaltungen
Online-Seminar von FKT und wonnene biologisch aktive Fläche ist gegenüber
VDMA Fachverband Textilmaschinen herkömmlichen Methoden stark vergrößert und
Sauberes Wasser – damit natürlich wesentlich wirkungsvoller.“ Auch
ein Thema von globaler Bedeutung das STFI beschäftigt sich mit der Wasseraufbe-
reitung. Ein Fokus liegt beispielsweise auf der
Am 15. Dezember 2020 hat das FKT gemeinsam Gewässersanierung mit Hilfe von biologisch filt-
mit dem Fachverband Textilmaschinen des VDMA rierenden Organismen wie etwa Muscheln, die auf
und Experten verschiedener Textilforschungsin- Textilien angesiedelt werden. Die Veranstaltung
stitute das Online-Seminar „Perspektiven 2035: zeigte die vielfältigen Möglichkeiten, Textilien für
Sauberes Wasser – ein Thema von globaler Be- ein erfolgreiches Umweltmanagement einzuset-
deutung“ durchgeführt. Darin diskutierten knapp zen. Der interdisziplinäre Austausch zwischen den
30 Teilnehmer aus zahlreichen Unternehmen, Branchen Textilindustrie und Maschinenbau sowie
Forschungsinstituten und Verbänden über globa- Unternehmen aus dem Bereich Wasser- und
le Lösungen für eine saubere Wasserversorgung. Abwassertechnik soll deshalb fortgesetzt und
Johannes Diebel, Leiter des Forschungskuratori- ausgebaut werden.
ums Textil konstatierte: „Bis 2030 wird es möglich
sein, in der Textilproduktion nahezu ohne Wasser
auszukommen. Zu diesem Ergebnis sind wir in
unserer Zukunftsstudie "Perspektiven 2035“
gekommen. Speziell in den Bereichen Färben und
Ausrüstung werden nachhaltige Prozesstechno-
logien etabliert sein. Unsere Textilforschungsin-
stitute leisten dazu einen erheblichen Beitrag.“
Dies stellte Ramona Jasny für die Hochschule
Niederrhein mit dem Forschungsvorhaben
TextileMission unter Beweis. Das Projekt zeigt
Wege auf, um die Entstehung von Mikroplastik-
Partikeln zu reduzieren und damit die Umwelt
zu schonen. Die Textilingenieurin präsentierte
außerdem Möglichkeiten der Polyesterindustrie,
biobasiert und wasserschonend zu produzieren.
Dr. Thomas Stegmaier von den DITF berichtete, Franz-Jürgen Kümpers (Mitte) leitete die Sitzung in
„dass 3D-Textilien bereits in der biologischen seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender gemeinsam
Reinigungsstufe verschiedener Kläranlagen mit Dr. Uwe Mazura (geschäftsführendes Vorstands-
eingesetzt werden. Sie dienen als Träger für die mitglied, rechts) und dem Leiter des
Biomasse – Mikroorganismen, die für den Abbau Forschungskuratoriums Textil, Johannes Diebel.
der Schadstoffe zuständig sind. Die dadurch ge-
46
Kooperationen
Deutsches Konsortialprojekt DiTex zum Thema mit flammhemmenden Additiven erreicht. Das
Nachhaltigkeit Projekt SusComTrab hatte sowohl die Hersteller
Digitale Technologien für eine Ressourcen von Verbundwerkstoffen und Harzen als auch die
schonende B2B-Textilwirtschaft Textilindustrie als Zielgruppe. Auch OEMs, die im
Transport- oder Bausektor tätig sind, können jetzt
Im BMBF-Verbundvorhaben von den Ergebnissen dieses Projektes profitieren.
DiTex befassen sich Experten
von mehreren Forschungs-
einrichtungen, unter anderem ENTeR – Expert Network on Textile Recycling
das Hohenstein Institut für Gemeinsame europäische Lösungen für die
Textiltechnik, für drei Jahre Kreislaufwirtschaft
umfassend mit Nachhaltigkeit
in der Textilindustrie. Darin Das Interreg-
werden Aspekte wie Qualität Projekt ENTeR
oder Ressourcenschonung zielte darauf ab, die
gleichermaßen adressiert. Ziel ist es, Wissen Zusammenarbeit
für Anwender zu generieren, mit dem sich im zwischen europä-
Textilsektor zugleich Ressourcen schonen und die ischen Textilregionen im Bereich Textilrecycling
Produktivität steigern lassen. Zu den Aufgaben zu stärken und ein gemeinsames Angebot in
der Partner gehören unter anderem Produktdesi- Form innovativer Dienstleistungen durch lokale
gnprozesse für hochwertiges Textilrecycling oder Forschungszentren und Unternehmensverbände
die Erprobung zirkulärer Geschäftsmodelle bei mithilfe einer virtuellen Plattform aufzubauen.
Großverbrauchern. Zudem werden drei Produktli- Dem Projekt gehören zehn Partner aus fünf Län-
nien für Recyclingfasern pilotiert. Entwickelt wer- dern an. Diese haben eine strategische Agenda
den ferner Prüfkonzepte und Qualitätsstandards und einen Aktionsplan ausgearbeitet und dafür
für Miettextilien aus Recyclingmaterial. Weitere Interessenvertreter aus Wirtschaft, öffentlicher
Arbeitspakete sind „Marktdialoge“ und „Analy- Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung
sen und Abschätzungen“. Die Verbundpartner einbezogen. So konnten zielgerichtet Ideen und
aus der Industrie profitieren vom Stakeholder- Maßnahmen zum Thema Kreislaufwirtschaft ge-
Netzwerk für eine textile Kreislaufführung. Zudem neriert und vorangebracht werden.
können sie die neuen Produktdesigns später in
einem breiteren Sortiment kommerzialisieren. Die
Ergebnisse werden zum Projektende kostenfrei RE4TEX®-Netzwerk geht in die zweite Runde
der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Konkrete Forschungsprojekte zum Textilrecycling
in Planung
TITV Greiz investiert in Messstation sen sich auch neuartige Polymere und vor allem
Evaluation von Filtermaterialien während des Materialmischungen verarbeiten, die bisher nicht
Entwicklungsprozesses kommerziell und insbesondere nicht als Fasern/
Filamente erhältlich sind. Schon kleine Mengen
Das TITV Greiz hat in eine Filtermessstation von wenigen Gramm reichen aus, um Proben für
investiert, mit der sich bewerten lässt, inwie- eine hinreichende Analytik zu erzeugen. Der Fo-
weit Filtermaterialien Partikel durchlassen oder kus liegt in der Erzeugung und Erforschung von
zurückhalten. Damit lassen sich Filtermaterialien Fasern aus biologisch abbaubaren Polymeren für
bereits während des Entwicklungsprozesses unterschiedliche Anwendungen.
mithilfe eines Luft-Öl-Gemischs (Aerosol) testen.
Dies verbessert die Effizienz bei der Entwicklung
von Filtermaterialien beispielsweise in der Auto-
mobilindustrie oder von Membranbauten, welche
die Raumluft regulieren.
Holger Müller von der Firma smartpolymer in TFI nimmt hochmodernes Bauakustik-Labor
Rudolstadt richtet den Faserstrang aus, während er in Betrieb
die Schneidmaschinen neu bestückt. Platz für Untersuchungen von Tritt- und Gehschall
und für Forschungsarbeiten
Neue Maschinen und Kompetenzen im TFI Nach einer Zeit von nur sechs Monaten von der
Entwicklung und Produktion außergewöhnlicher Planung über die Akkreditierung bis zur Fer-
Tufting-Strukturen tigstellung hat das TFI jetzt ein hochmodernes
Bauakustiklabor in Betrieb genommen. Damit
Das TFI hat im Jahr 2020 mehrere Maschinen in können nun Trittschall und Gehschall von De-
Betrieb genommen. Um seine Kompetenzen in ckenauflagen, Bodenbelägen, Verlegeunterlagen
der Entwicklung von neuartigen Kunstrasenstruk- und dergleichen gemessen werden. Ferner lassen
turen weiter auszubauen, betreibt das TFI jetzt sich die schallabsorbierenden Eigenschaften von
zum Beispiel eine modifizierte Standardtufting- Wand-, Decken- und Bodenmaterialien sowie
maschine für hochpolige Schnittwaren. Mit der Innenraumausstattungen untersuchen. Darüber
Entwicklung von Kunstrasenstrukturen sind häufi- hinaus können Standardprüfungen teilautoma-
ge Umstell- und Umrüstarbeiten an der Maschine tisiert durchgeführt und spezielle Fragestellun-
verbunden. Eine große Herausforderung ist es gen aus Forschung und Entwicklung untersucht
dabei, unterschiedliche Einstellungen präzise werden. Das neue Bauakustiklabor bietet den
und reproduzierbar durchzuführen. Zu diesem logistischen Vorteil, dass mit dem Lkw bis an
Zweck wurde die Maschine mit Wegsensorik die Prüfräume herangefahren werden kann und
ausgestattet, um eine quantitativ reproduzierbare Kranvorrichtungen zur Verfügung stehen. Wa-
Einstellung auf Basis von realen Messwerten zu renanlieferung, Installation, Prüfung, Auswertung
realisieren. Außerdem verfügt das TFI jetzt über und Berichterstellung können so in sehr kurzer
eine Heißpresse vom Typ Modra DK25SP, mit der Zeit durchgeführt werden.
getuftete
Rohware mit
einer Größe
von maximal
50 mal 50
Zentimetern
verarbeitet
werden
kann. Eine
weitere neue
Technologie-
kompetenz
stellt die
Verfestigung
der Polnop-
pen von
Bahnenware Die Einweihung des Bauakustiklabors fand als
dar. Dazu Hybridveranstaltung statt.
51
Investitionen in den Instituten
52
Die neue Gelegemaschine Biaxtronic® in den Hallen des ITA.
53
Investitionen in den Instituten
54
Forschung: neue und ungewöhnliche Anwendungsgebiete
Das ITA hat mit Partnern die erste licht- und sicht-
durchlässige Anti-NOX-Textilfassade entwickelt,
eine modular funktionalisierbare Gebäudehülle,
die den Energieverbrauch senkt und zukünftig
auch Strom erzeugt. Dazu filtert die Fassade über
eine innovative Beschichtung Stickoxide aus der
Luft. Die Beschichtung wirkt als Katalysator und
bindet unter UV-Licht die gesundheitsschädli-
chen Stickoxide aus der Stadtluft direkt an die
Fassadenoberfläche. Durch Oxidationsprozesse
werden die Schadstoffe in geringe Mengen von Textile Gebäudehülle in Bielefeld.
unschädlichen Salzen umgewandelt. Regen
befreit die Fassadenoberfläche von den Salz-
rückständen. Die Fassade leistet noch mehr: Als
zweite Hülle verleiht sie Gebäuden ein moder-
nes Erscheinungsbild und dient gleichzeitig als
außenliegender Sonnenschutz. Studien haben
bereits nachgewiesen, dass im Sommer bis zu
78 Prozent weniger Energie für die Kühlung der
Räume benötigt wird.
https://youtu.be/lAi9en3G46c
55
Alleinstellungsmerkmale
56
Carbonfaservliesstoffanlage im Zentrum für Textilen Leichtbau am STFI .
57
Alleinstellungsmerkmale
Dem erfolgreichen Markteintritt von Smart Der Markt für Smart Textiles wächst. Die Nutzer
Textiles stehen noch einige Barrieren im Weg. tragen diese aktive Kleidung und Geräte am
Hindernisse sind neben der geringen Nachfrage Körper. Daraus ergeben sich zwangsläufig Fragen
auf der Kundenseite mangelnde Zuverlässigkeit, zur Sicherheit. Allerdings gibt es bisher noch
hohe Kosten oder geringe Reproduzierbarkeit. keine einheitlichen internationalen Normen für
Experten betonen, dass sich Smart Textiles erst die elektronischen Textilien. Um Produzenten
durchsetzen werden, wenn sie sich für die Mas- und Kunden dennoch beim Umgang mit Smart
senproduktion eignen. Das TITV Greiz arbeitet Textiles mehr Sicherheit geben zu können, wer-
daher schon seit einigen Jahren an der Entwick- den im TITV Greiz neben üblichen chemischen
lung von automatisierten Fertigungsverfahren. und textilphysikalischen Prüfungen elektrische
In Forschungsprojekten wurden Standardbestü- Funktionsprüfungen durchgeführt. Zudem wer-
ckungsmaschinen, die in der Elektronikindustrie den neue Prüfmethoden und -geräte entwickelt.
zur Leiterplattenbestückung eingesetzt werden, Gemeinsam mit Kunden wurde bereits das Label
so modifiziert, dass SMD-Bauteile auf leitfähige „titv geprüft“ geschaffen. Es signalisiert Kunden
Textilflächen automatisch aufgebracht werden Produktsicherheit und -qualität und bietet den
können. Eine unkomplizierte Lösung ist die in Produzenten durch die unabhängigen Prüfungen
Greiz entwickelte FSDTM-Technologie, mit der auf ein Mehr an Sicherheit. Um die Forschung weiter
industrieüblichen Standard-Mehrkopfstickma- voranzubringen, hat das TITV in ein neues Smart-
schinen automatisch LED-bestückte Leuchttex- Textiles-Labor investiert.
tilien hergestellt werden. Auf der Stickmaschine
erfolgt neben dem Sticken der elektrischen
Leiterbahn mit ELITEX®-Garnen die Positionie-
rung und Kontaktierung der Textilien mit LED-
bestückten Pailletten (Sequins). Als Basis dient
das funktionelle Flexsubstrat „Functional Sequin
Devises“ (FSDTM). Insgesamt ist damit eine wirt-
schaftliche Herstellung von LED-Leuchttextilien
bei großen Losgrößen oder in geringen Stückzah-
len auf großen Flächen möglich.
58
Textilforschung im Zeichen von Corona
Institute reagieren schnell auf aktuelle
Anforderungen durch die Pandemie
Im Projekt TOPAS entwickelte das STFI zusam- Weiterhin hat die Tochter des TITK mit der
men mit Industriepartnern alltagstaugliche Produktion von Verbundplatten aus Phasen-
Atemschutzmasken, die erhöhten Tragekomfort wechselmaterial (PCM) begonnen. Sie speichern
bieten und in allen Altersgruppen akzeptiert thermische Energie latent ein, wobei sich die Ziel-
werden. Ziel des Forschungsprojektes sind ange- temperatur zwischen -4 und +82 Grad Celsius in-
passte Masken für verschiedene Gesichtsformen dividuell einstellen lässt. Die Platten basieren auf
und -größen, insbesondere auch für Kinder. Um selbst entwickelten PCM-Polymer-Compounds,
den Träger noch besser zu schützen, kann ein die thermoplastisch verarbeitet werden können.
austauschbarer Filter in die Maske eingesetzt Eine Luxemburger Firma verbaut sie in Transport-
werden. boxen zur Kühlung von Impfstoffen, Blutproduk-
ten oder medizinischen Proben.
Weiterhin hat das STFI beim Sächsischen Staats-
ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
den Antrag zum Aufbau eines Forschungs-, Ent-
wicklungs- sowie Beratungszentrums für Schutz-
ausrüstung gegen Infektionserreger gestellt. Am
24. September 2020 wurde der Grundstein des
neuen Zentrums gelegt, um Prüfkapazitäten zur
Zertifizierung von FFP-Masken zu schaffen.
59
Alleinstellungsmerkmale
60
Mitglieder des Forschungskuratoriums Textil
Ordentliche Mitglieder
Außerordentliche Mitglieder
Fachverband Textilmaschinen im VDMA | Deutscher Textilreinigungs-Verband e. V. | Industrie-
vereinigung Chemiefaser e. V. | Textilforschungseinrichtungen
61
16 Textilforschungsinstitute unter dem Dach des FKT
62
BILDQUELLEN
Titel: © FIBRE | S. 3: © textil+mode | S. 4: privat | S. 9: Seilrecycling - © EDELRID GmbH & Co. KG, Isny im Allgäu;
Kolkschutznetze - © STFI | S. 12: Abstandstextil - © DITF; Prototyp - © Officium | S. 13: © Retail 4.0 Projekt |
S. 14: © iStock.com/boonkue cherdpayak | S. 15: © DWI/TU Chemnitz | S. 16 +17: © DWI | S. 18: © HIT |
S. 19: © DTNW/Opwis | S. 20: © DTNW | S. 21: © HIT | S. 22: © ITM/TU Dresden | S. 23: © EdNurg - stock.adobe.com |
S. 24: © Christine Steinem | S. 25: © iStock - BrianAJackson | S. 26: © DITF | S. 27: Akkuschrauber - © STFI;
Manschette © Born | S. 28: © Shutterstock - Tomasz Swierczynski | S. 29: © ITM/TU Dresden | S. 30: © ITA | S. 31: © DITF |
S. 32: © ITM/TU Dresden | S. 33: © ITA Aachen | S. 34: © TFI | S. 35: © TITK | S. 36: © DITF | S. 37: © DTNW | S. 38: ©TITV |
S. 39: © STFI | S. 40: Team - © Mirko Krziwon_ITM/TU Dresden; Herzklappenprothese - © ITM/TU Dresden;
Verbundfasern - © ITA | S. 41: Lyohemp® - © EIHA; Frau Armbruster und Dr. Gampe - © TITV | S. 42: Frau Böhnke -
© ITM/TU Dresden; Holzzellstoff - © DITF | S. 43: Jasmin Jung - © Hohenstein; Hybridguss, Alexander Marx -
© FIBRE/Alexander Marx | S. 44: mtex+ - © vti; new blue - © Bundespreis ecodesign | S. 45: MGOpenSpaces - © FTB;
Flugzeug - © G-R Mottez on Unsplash; Anwenderforum - © TITV | S. 46: Wasser - © Jong Marshes on Unsplash;
Mitgliederversammlung MGV - © FKT | S. 47: © ITA/adidas | S. 48: DiTex - © Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
(IÖW) | S. 49: © FTB, HS Niederrhein | S. 50: Anlage - © TITV; Prof. Dr. Tilebein - © DITF | S. 51: smartpolymer - © Beikirch/
smartpolymer; Anlage + Akustiklabor - © TFI | S. 52: © FIBRE | S. 53: Gelegemaschine - © ITA; Faservliesstoffanlage -
© STFI/D. Hanus | S. 54: © STFI/D. Hanus | S. 55: Sensorshirt - © KARL MAYER; Textile Gebäudehülle - © Jan Serode, ITA;
youtube-Screenshot - © youtube | S. 56: Köhler - © Beikirch/TITK; Research Center Carbon Fibers Saxony - © ITM/
TU Dresden | S. 57: Carbonfaservliesstoffanlage - © STFI/ D. Hanus | S. 58: © TITV | S. 59: © Beikirch/smartpolymer |
S. 60: Maskenprüfung - © HIT; Maskenübergabe - © STFI
Impressum
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Forschungskuratorium Textil e. V.
Reinhardtstraße 14 - 16
10117 Berlin
Telefon: +49 30 726220-40
jdiebel@textilforschung.de
www.textilforschung.de
Verantwortlich:
Johannes Diebel | Leiter Forschung Forschungskuratorium Textil e. V.
Copyright 2021:
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