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Problem

Ein Problem (griechisch πρόβλημα próblema, deutsch ‚das Vorgeworfene, das Vorgelegte‘, „das, was
[zur Lösung] vorgelegt wurde, Klippe, Hindernis“[1]) nennt man eine Aufgabe oder Streitfrage, deren
Lösung mit Schwierigkeiten verbunden ist. Ausgangssituation, Hindernis und Zielsituation müssen hierzu
festgestellt werden, während der Lösungsweg offen, unbestimmt bleibt. Hindernisse, Widerstände oder
Schwierigkeiten, die überwunden oder umgangen werden müssen, um von einer Ausgangssituation in eine
Zielsituation zu gelangen, sind Teil von Problemen.

Probleme treten in diversen Ausprägungen in allen Lebensbereichen und Wissenschaften auf. Um ein
definiertes Problem lösen zu können, kann es sinnvoll sein, es in einfachere Unterprobleme zu zerteilen
oder auf ein bereits gelöstes Problem zurückzuführen. Die Lösung eines Problems kann auch darin
bestehen, die Ausgangssituation, das Hindernis oder die Zielsituation auf ungewohnte andere Art und
Weise zu betrachten. Probleme können lösbar, nicht lösbar oder unentscheidbar sein. Mehrere in einem
übergeordneten kausalen Zusammenhang stehende Probleme können als Problematik bezeichnet werden.

Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Lösbarkeit
Zerlegbarkeit
Verwandtheit
Lösungsaufwand
Subjektivität
Spezielle Problembegriffe
Kulturelle Perspektive
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise

Merkmale
Im täglichen Umgang mit Problemen haben zahlreiche Wissenschaften Merkmale herausgearbeitet, nach
denen sich Probleme charakterisieren lassen. Einzelne Probleme lassen sich so zu Problemklassen
zusammenfassen. Die gleichartige Ausprägung der Probleme einer Klasse legt nahe, dass sich
Lösungsmethoden für diese Probleme gleichermaßen gut oder schlecht eignen.

Lösbarkeit
Nicht alle Probleme sind lösbar. Bei vielen Problemen geht die scheinbare Unlösbarkeit auf mangelnde
Wohldefiniertheit zurück: Ausgangssituation, Hindernis und Zielsituation sind nicht ausreichend klar
formuliert, um eine Lösung zu ermöglichen. Doch auch für sauber formulierte Probleme in Umfeldern mit
klar vorgegebenen Regeln kann unter Umständen gezeigt werden, dass eine Aufgabe unlösbar ist, wie z. B.
die Quadratur des Kreises, die für unlösbare Probleme sprichwörtlich geworden ist. Arbeitsaufwand in die
Lösung erwiesenermaßen unlösbarer Probleme zu stecken ist nicht sinnvoll. In diesem Fall kann eine
Umgehungslösung (engl. workaround) des Problems helfen. Das angepeilte Ziel wird dann so abgeändert,
dass sich das Problem gar nicht mehr stellt.

Die Unlösbarkeit eines Problems kann auch darauf zurückzuführen sein, dass versucht wird, mehrere
widersprüchliche Ziele gleichzeitig zu erreichen. In diesem Fall liegt ein Interessenkonflikt vor, der
möglicherweise durch einen Kompromiss beglichen werden kann. In technischen Zusammenhängen
spricht man hierbei auch von Optimierung. Kompromisse können allerdings wiederum neue Probleme
hervorrufen. Ist ein Kompromiss aufgrund des zugrundeliegenden Regelsystems unmöglich, so spricht man
von Aporie (‚Ausweglosigkeit‘).

Zerlegbarkeit

Lässt sich ein Problem in mehrere Unterprobleme zerteilen, so nennt man es zerlegbar oder auch
hierarchisch. Echte Unterprobleme sind leichter und mit weniger Arbeitsaufwand verbunden (divide et
impera). Sie können eine kompaktere und greifbarere Beschreibung der Ausgangssituation bieten, die
bereits aus sich heraus einen Lösungsweg nahelegt.

Stellt die Zerlegung selbst ein schwieriges Problem dar, lässt sich ein Problem überhaupt nicht unterteilen
oder sind die entstehenden Unterprobleme bei jeder möglichen Zerlegung ebenso komplex wie das
Ausgangsproblem, so nennt man das Problem nicht zerlegbar oder elementar. Eine spezielle Aussage über
die Zerlegbarkeit trifft diese Unterscheidung:

Einsichts­probleme sind nicht zerlegbare Probleme, denn sie benötigen nur einen einzigen,
untrennbaren Umformungsschritt, der jedoch sehr schwer ist, weil er eine völlig neue Sicht
der Dinge verlangt.
Transformations­probleme hingegen lassen sich in eine ganze Reihe von
Umformungsschritten zerlegen (Informatik), die richtig aufeinander abgestimmt werden
wollen.

Verwandtheit

Manche Probleme sind in ihrer Wesensart so eng verwandt, dass mit einem Problem gleichzeitig ein
anderes Problem gelöst wird. In diesem Fall sind Ausgangs- und Zielsituation bei beiden Problemen gleich,
wenn auch für gewöhnlich gänzlich anders formuliert. Eines der Probleme lässt sich jedoch in das jeweils
andere Problem überführen; speziell die Komplexitätstheorie spricht hierbei davon, ein Problem auf ein
anderes zu reduzieren. Auf diese Weise können ganze Problemklassen ausfindig gemacht werden, deren
Probleme ungelöst sind. Man weiß jedoch, dass die Lösung eines Problems gleichzeitig alle anderen
Probleme der jeweiligen Klasse lösen würde. Kann ein Problem nicht auf andere Probleme zurückgeführt
werden, so bildet es eine Problemklasse für sich und erfordert möglicherweise eine gänzlich neue Einsicht.

Lösungsaufwand
Man kann Probleme nach dem Lösungsaufwand beurteilen: Der Lösungsweg eines Problems kann kurz
und knapp sein, aber auch so aufwändig, dass das erreichbare Ziel die Mühe nicht lohnt. Extrem
aufwändige Probleme können sogar unbegrenzt lange Lösungswege erfordern. So kann ein Problem zwar
unbekannterweise vielleicht lösbar sein, in der Praxis aber weiterhin als „unlösbar“ gelten, es ist damit
unbestimmt hinsichtlich seiner Lösbarkeit.

Der benötigte Aufwand zur Lösung eines Problems hängt von seiner Komplexität und der
Leistungsfähigkeit der Beteiligten ab. Unter den Begriff Leistung fallen hier unterschiedliche Faktoren –
von der Intelligenz eines Menschen bis zur Rechenleistung eines Computers. Auch unterschiedliche
Ausgangssituationen beeinflussen den Aufwand von Lösungswegen, da die Verfügbarkeit von Rohstoffen
und Werkzeugen (Ressourcen) oder einfach anderem Wissen variieren wird.

Subjektivität

Besonders Probleme des Alltags unterliegen der Subjektivität der beteiligten Personen. Abweichende
Zielvorstellungen bedingen, dass Schwierigkeit und Aufwändigkeit von Problemen unterschiedlich
beurteilt werden. Bestimmte Probleme sind für Beteiligte unlösbar, für Außenstehende jedoch zu
bewältigen oder sogar einfach: So ist das Feststellen des eigenen Todeszeitpunkts unmöglich. Mitunter
erzeugt der Wechsel des eigenen Standpunkts ein besseres Verständnis für das Problem, etwa wenn
Emotionen beteiligt sind und das Problem erst durch Einfühlungsvermögen überhaupt erfasst werden kann.

Spezielle Problembegriffe
Einige Wissenschaften haben spezielle Problembegriffe entwickelt, um Probleme greifbarer und formalen
Lösungsversuchen und quantitativen Messungen zugänglich zu machen. Technik und
Wirtschaftswissenschaft fassen Probleme als Vorgänge auf, gegen Widerstand einen bestehenden Ist-
Zustand in einen gewünschten Soll-Zustand überzuführen. Bei der Überführung muss eine Barriere mit
Hilfe eines Lösungsverfahrens überwunden werden.

Probleme unterscheiden sich von Aufgaben, bei denen zwar auch eine Barriere besteht, der Lösungsweg
aber von Anfang an bekannt ist.

Technik

Die Technik interessiert sich besonders für strukturierte Vorgehensweisen beim Problemlösen, da diese
schnellere Erfolge versprechen als blindes Herumprobieren.

Wirtschaftswissenschaft

Die Wirtschaftswissenschaft hingegen interessiert sich dafür, wie der zur Lösung benötigte Aufwand in
Form finanzieller Werte abgeschätzt und beurteilt werden kann.

Informatik

Die Komplexitätstheorie der Theoretischen Informatik baut auf einen mathematisch verankerten
Problembegriff. Die Grundlage sind hier Entscheidungsprobleme, bei denen die Aufgabe stets gleich lautet:
Entscheide, ob diese Eingabe akzeptiert wird oder nicht. Ein Problem ist damit grundsätzlich dasselbe wie
eine formale Sprache, bei der die Frage lautet: Entscheide, ob dieses Wort zu dieser Sprache gehört oder
nicht. Die Vorteile dieses hochgradig strukturierten Problembegriffs sind, dass er für Menschen und
Maschinen gleichermaßen verständlich ist, die Korrektheit eines Lösungswegs beweisbar ist und die
Anzahl der zur Lösung eines Problems benötigten Schritte –  seine Komplexität  – rechnerisch bestimmt
werden kann. Entscheidungsprobleme sind nur scheinbar zu einfach, um komplexe Fragestellungen damit
zu untersuchen; tatsächlich lassen sie sich zu natürlicheren Optimierungsproblemen oder Suchproblemen
umformulieren.

Die Komplexitätstheorie nimmt eine weitere wichtige Trennung vor, indem sie Probleme von
Probleminstanzen unterscheidet. Instanzen sind Spezialfälle eines verallgemeinerten Problems und geben
beispielsweise konkrete Zahlen oder Wörter vor, wo das allgemeine Problem von beliebig besetzbaren
Variablen oder Zeichenketten spricht. Ziel ist es stets, den allgemeinen Fall zu lösen, Probleminstanzen
dienen nur der Ideenentwicklung und händischen Überprüfung von Versuchen.

Schach

Beim Schachspiel gibt es das Schachproblem als künstlerische Ausdrucksform.

Gesellschaft

First World Problem steht abwertend für aufgebauschte Probleme der Ersten Welt.

Kulturelle Perspektive
Unterschiedliche Kulturen besitzen für Probleme unterschiedliche philosophische Konzepte. Im Judentum
z.  B. gibt es den Begriff Mitzrayim (hebräisch ‫מצרים‬, „Meerenge“, „ernste Notlage“, eigentlich die
Bezeichnung für das Land Ägypten), der als Sammelbegriff die Schwierigkeiten, Probleme und
Herausforderungen bezeichnet, denen ein Mensch sich im Laufe seines Lebens stellen muss und an denen
er wächst. Im Mittelpunkt des theologischen Diskurses um diesem Begriff stehen die geistigen
Beschränkungen, die das Individuum überwinden muss, um zu Gott und zu den Werten der Tora zu
finden.[2]

Unlösbare Probleme treten gehäuft bei Fragen der Erkenntnistheorie und der Logik auf, wenn sich zwei
gleichermaßen wahre Grundsätze in Form der Aporie oder des Paradoxon (bzw. der Antinomie in der
Logik) widersprechen. Bekannte Beispiele für diese ausweglosen Denkaufgaben sind der Satz „Dieser Satz
ist falsch“ und die Frage „Kann Gott einen Stein erschaffen, den er selbst nicht heben kann?“ Wenn man
Gottes Allmacht voraussetzt, ergibt sich dadurch ein unauflösbarer Widerspruch.

Einige Probleme haben die Menschen über sehr lange Zeit beschäftigt oder hatten große Auswirkungen,
weil während ihrer Untersuchung bahnbrechende neue Erkenntnisse zu Tage gefördert wurden. Die
folgende Auswahl stellt nur einige wenige mathematische und damit stark vorstrukturierte Probleme dar.
Tatsächlich darf jedoch hinter jedem größeren technischen, wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen
Durchbruch die Lösung eines Problems vermutet werden.

Quadratur des Kreises


Das geometrische Problem, aus einem Kreis nur unter Verwendung von Zirkel und Lineal
ein flächengleiches Quadrat herzustellen, beschäftigte die Menschheit seit der Antike.
„Gelöst“ wurde das Problem 1882 von Ferdinand von Lindemann, der bewies, dass eine
präzise Lösung unmöglich ist.
Königsberger Brückenproblem
Ziel dieses topologischen Problems war es, einen (Rund-)Weg über die sieben Brücken
der Stadt Königsberg zu finden, der jede Brücke nur einmal nutzt. 1736 zeigte Leonhard
Euler, dass ein solcher Weg nicht existiert, das Problem also nicht lösbar ist. Die
Untersuchung des allgemeineren Eulerkreisproblems hatte jedoch nachhaltige
Auswirkungen auf die Komplexitätstheorie.
Hamiltonkreisproblem
Bei diesem Problem der Graphentheorie soll ein Weg durch einen Graphen gefunden
werden, der jeden Knoten genau einmal enthält. Obwohl das Problem dem Königsberger
Brückenproblem ähnelt, stellte es sich als sehr viel komplexer heraus. Es ist verwandt mit
dem Problem des Handlungsreisenden, das in zahllosen Variationen in einer Vielzahl von
Anwendungsfällen auftritt.
Erfüllbarkeitsproblem der Aussagenlogik
Dieses Problem, bei dem ermittelt werden soll, ob eine aussagenlogische Formel erfüllbar
ist, führte 1971 mit dem Satz von Cook zum Begriff der NP-Vollständigkeit. Die NP-
vollständigen Probleme, zu denen es – wie auch das Hamiltonkreisproblem – gehört,
bilden eine Klasse schwieriger Probleme der Informatik, die alle eng miteinander
verwandt sind; könnte man eines dieser Probleme effizient lösen, wäre damit gezeigt,
dass alle Probleme in NP effizient lösbar sind, und es wäre P = NP bewiesen. Aktuell sind
für diese schwierigen Probleme nur probabilistische und heuristische Lösungsverfahren
bekannt, etwa eine große Vielfalt von Optimierungsverfahren.
Ziegenproblem
Bei diesem Wahrscheinlichkeitsproblem ging es darum, dem Kandidaten einer Spielshow
einen Rat bei der Wahl zwischen drei Türen zu geben, hinter denen ein Preis und zwei
Nieten (Ziegen) verborgen waren. Als die bereits 1889 gelieferte, verblüffende und für
manche dem gesunden Menschenverstand widersprechende Lösung 1990 in einer
Zeitung von Marilyn vos Savant – der „intelligentesten Frau der Welt“ – beschrieben
wurde, zerstritten sich Mathematiker weltweit über den Begriff der bedingten
Wahrscheinlichkeit.

Literatur
Dietrich Dörner: Problemlösen als Informationsverarbeitung. 3. Auflage. Kohlhammer,
Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009711-3.
Walter Edelmann: Lernpsychologie. Psychologie Verlags Union, Weinheim 1996, ISBN 3-
621-27310-7.
Joachim Funke: Problemlösendes Denken. Kohlhammer, Stuttgart 2003, ISBN 3-17-
017425-8.
Ralf Gössinger: Dienstleistungen als Problemlösungen. Gabler, Wiesbaden 2005, ISBN 3-
8350-0183-3.
George Pólya: Schule des Denkens. Vom Lösen mathematischer Probleme. Francke,
Tübingen 1995, ISBN 3-7720-0608-6.
Karl Popper: Alles Leben ist Problemlösen. Über Erkenntnis, Geschichte und Politik. Piper,
München/Zürich 1996, ISBN 3-492-22300-1.
Walter Schönwandt u. a. (Hrsg.): Komplexe Probleme Lösen – Ein Handbuch. JOVIS
Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-86859-227-6.

Weblinks
Wikiquote: Problem – Zitate
Wiktionary: Problem – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise
1. Ursula Hermann, Knaurs etymologisches Wörterbuch, 1983, S. 391
2. Leaving Egypt (https://web.archive.org/web/20060316211633/http://www.innernet.org.il/print
Article.php?id=265) (Memento vom 16. März 2006 im Internet Archive)
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Problem&oldid=209600110“

Diese Seite wurde zuletzt am 9. März 2021 um 01:39 Uhr bearbeitet.

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