Mein Dank gilt Herrn Hans-Werner Basedow vom Landesamt für Bergbau, Energie und
Geologie in Hannover welcher mir die Daten über die Altlasten in der Beispielregion zur
Verfügung gestellt hat. Ebenso möchte ich mich bei Frau Birgit Busse vom Fachdienst
Grünflächen der Stadt Göttingen für alle zur Verfügung gestellten Daten bedanken.
1
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ...................................................................................................................... 3
2. Marktanalyse ................................................................................................................. 4
2.1 Standorte und Flächengröße der Altdeponien .......................................................... 4
2.2 Mögliche Kunden für Holzschnitzel in der Beispielregion ......................................... 4
2.3 Preisermittlung für Holzhackschnitzel....................................................................... 6
3. Erntetechniken .............................................................................................................. 7
3.1 Hackschnitzeltrocknung ......................................................................................... 11
3.2 Nutzwertanalyse .................................................................................................... 14
4. Hackschnitzelqualitäten ............................................................................................... 18
4.1 Spezifikation von Holzhackschnitzeln..................................................................... 19
4.2 Benötigte Hackschnitzelqualität ............................................................................. 22
5. Gesamtkonzept ........................................................................................................... 23
5.1 Auswertung der Daten ........................................................................................... 23
5.2 Logistikkonzept ...................................................................................................... 25
6. Diskussion ................................................................................................................... 29
7. Zusammenfassung ...................................................................................................... 31
8. Abkürzungsverzeichnis................................................................................................ 32
9. Tabellenverzeichnis ..................................................................................................... 33
10. Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... 33
11. Literaturverzeichnis ................................................................................................... 34
12. Internetquellen........................................................................................................... 35
13. Mündliche Mitteilungen .............................................................................................. 35
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1. Einleitung
Das Thema dieser Arbeit ist „Entwicklung eines Logistikkonzeptes für KUP auf
Altdeponien in Südniedersachsen“ anhand der Beispielregion Stadt und Landkreis
Göttingen. Das Themengebiet dieser Arbeit sind Kurzumtriebsplantagen(KUP) sie ist
eingebettet in das Forschungsprojekt „Kurzumtriebsplantagen auf
Deponieflächen“(KUPAD). „Kurzumtriebsplantagen(KUP) sind Anpflanzungen mit
besonders dafür geeigneten Baumarten und deren Sorten auf landwirtschaftlichen
Flächen, die in kurzen Produktionszeiträumen Erträge (Biomasse) liefern, welche die
Wuchsleistung von klassischen Hochwaldbeständen weit übertreffen“ (LANDGRAF und
SETZER 2012, S. 7). Das Ergebnis dieser Arbeit ist ein Logistikkonzept mit welchem sich
die kleinflächigen KUP auf Altdeponien gewinnorientiert beernten lassen. Eine
Marktanalyse zeigt den üblichen Energieholzpreis und, am Beispiel der Stadt und des
Landkreises Göttingen, wo sich für KUP geeignete Altdeponien und die Kunden für die
Holzhackschnitzel befinden. Die möglichen Techniken für die Ernte der KUP auf
Altdeponien werden identifiziert und die verschiedenen Ernteverfahren untersucht und die
Erntekosten berechnet. Besonders Wichtig für die Identifizierung der möglichen
Erntetechniken ist zum einem die benötigten Qualitäten der Holzhackschnitzel für die
jeweiligen Verwender und zum anderen die örtlichen Gegebenheiten der Altdeponie.
Durch eine Wirtschaftlichkeitsprüfung der Ernteverfahren wird ermittelt welche Verfahren
sich kostendeckend in KUP auf Altdeponien einsetzen lassen.
Auf Grund der gewonnen Daten wird ein umfassendes Gesamtkonzept erstellt, um die
KUP auf Altdeponien Gewinn- und Kundenorientiert zu nutzen.
3
2. Marktanalyse
Die Beispielregion teilt sich auf in die Stadt Göttingen und den Landkreis Göttingen. In der
Beispielregion sind 308 Altdeponien erfasst(siehe Abb. 1, S. 4). Altdeponien ohne
Flächenangabe werden für diese Arbeit nicht berücksichtig. Des Weiteren kommen für die
Nutzung als KUP folgende Flächen nicht infrage: Binnensee, Teich, Stausee,
Freizeitanlage, Gartenland, Industrie- und Gewerbefläche, Lager und Depot, Spielfeld,
Spielfläche, Sportanlage, Straßenverkehr, Wald und Forst und Wohnbaufläche.
Im Bereich der Stadt Göttingen befinden sich 106 ehemalige Altdeponien. Davon sind 52
derzeit entweder Grün-, Acker-, oder Brachland und sind potenziell nutzbar als Flächen
für KUP. Die Flächen haben eine Gesamtgröße von 819998m², damit steht in der Stadt
Göttingen grundsätzlich eine Fläche von knapp 82 ha für die Nutzung als KUP zur
Verfügung.
Im Landkreis Göttingen befinden sich 201 ehemalige Altdeponien. Davon sind 92 derzeit
entweder Grün-, Acker-, Brachland oder Freifläche und sind aus diesem Grund nutzbar
für KUP. Die nutzbaren Flächen im Landkreis Göttingen haben eine Gesamtgröße von
160023m², im Landkreis stehen 16 ha für die Nutzung als KUP zur Verfügung.
Die Beispielregion bietet also 144 Flächen mit einer Gesamtfläche von 98 ha auf der KUP
errichtet werden können.
(mündl. Mitteilung BASEDOW 2014)
Mögliche Kunden sind Händler, welche die Hackschnitzel ankaufen und dann
weiterverkaufen oder Endkunden, die die Hackschnitzel gleich der Nutzung zur
Energiegewinnung zuführen. In Südniedersachsen befinden sich acht Hackschnitzel-
Händler davon haben zwei ihren Standort in der Beispielregion (siehe Tabelle 1).
4
Abbildung 1 NIBIS®Kartenserver
Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Niedersachsen
5
5
Als Endverbraucher sind in der Beispielregion insgesamt 108 Hackschnitzelheizungen
vorhanden. Diese teilen sich auf in 71 Anlagen der Leistungsklasse < 50KW und 37
Anlagen der Leistungsklasse 50 KW bis 1 MW. Die genauen Standorte werden aus
Datenschutzgründen nicht veröffentlicht. Auf Grund dessen wird von einer gleichmäßigen
Verteilung in der Beispielregion ausgegangen. Tabelle 2 zeigt die Transportkosten in
Abhängigkeit zu der Transportentfernung.
Die für den Preis von Holzhackschnitzeln wesentlichen Einfluss Faktoren sind die Qualität
des Hackgutes und die Transportkosten(BEMMANN und BUTLER MANNING 2013). Der
derzeitige Preis für den Verkauf an den Endkunden ist ein Mittelwert der Informationen
von Kaminholz-wissen.de(www1) und Centrale-Agrar-Rohstoff-Marketing- und Energie-
Netzwerk e.V. (C.A.R.M.E.N. e.V.)(www2). Beide Quellen teilen die Hackschnitzel in zwei
Kategorien auf zum einen in WG 35(Wassergehalt bis 35%) und zum anderen in WG
20(Wassergehalt unter 20%)1. C.A.R.M.E.N. e.V. gibt für die unterschiedlichen
Hackschnitzelqualitäten jeweils einen Quartalspreis für den Norden Deutschlands(Berlin,
Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-
Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen) und den Süden
Deutschlands(Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) an.
Während Kaminholz-wissen.de nur einen Jahresdurchschnittspreis des letzten Jahres für
Holzhackschnitzel angibt und darauf hinweist, dass der Preis im Süden Deutschlands um
einige Prozentpunkte höher liegt.
Da die Beispielregion gemäß der Einteilung von C.A.R.M.E.N. e.V. im Norden
Deutschlands liegt wird der Hackschnitzelpreis für diese Region zu Grunde gelegt.
6
Endkundenpreise für Holzhackschnitzel2:
Kaminholz-wissen.de WG 35 = 96 €/t
WG 20 = 139 €/t
Der Händlerankaufpreis von Holzhackschnitzeln liegt unter den Preisen für Endkunden
aber dafür entfallen die Kosten für Lagerung und Trocknung der Holzhackschnitzel.
Tabelle 3 Durchschnittliche Hackschnitzelpreise (incl. MWst. 19%) entsprechend Qualität und Lieferort.
Produkt Preis
€/t atro €/tw €/Srmw
frei frei frei frei frei frei
Feld Werka) Feld Werk a) Feld Werk a)
Premiumhackschnitzel (w = 15%) 145 160 121 133 20 22
Mischsegment (w = 35%) 107 130 64 78 14 17
Industriehackschnitzel (w = 50%) 74 99 32 43 9 12
a)Frei Werk bezieht sich auf eine Quelle: GEROLD und SCHNEIDER 2013
durchschnittliche Transportentfernung von 20km
3. Erntetechniken
Wie auch in der konventionellen Holzernte gibt es die Möglichkeit, die Ernte in einem
teilmechanisierten oder vollmechanisierten Verfahren durchzuführen. Im
teilmechanisierten Verfahren wird die KUP zunächst geerntet und der Vollbaum erst in
einem späteren Arbeitsgang zu Hackschnitzeln verarbeitet. Der Vorteil vom
teilmechanisierten Verfahren ist, dass die Ruten bzw. Vollbäume in einem Polter am
Feldrand gelagert werden und so gleichzeitig getrocknet werden. Der Nachteil dieser
Verfahren ist, dass weitere Kosten durch den Transport des Hackers zum Feld und durch
das Hacken entstehen. Das teilmechanisierte Ernten kann mit Motorsäge oder auch mit
2 Diese Preise beziehen sich auf eine Abnahme von 80 Srm und einen Transport von 20km zum
Endkunden.
7
einem Freischneider erfolgen. Das teilmechanisierte Verfahren eignet besonders da wo
der Einsatz von schwerer Erntetechnik nicht möglich ist. Das sind zum Beispiel
Hanglagen mit mehr als 20% Neigung oder Kleinstflächen unter 1 ha.
Ein Zwei-Mann-Team hat sich bei der Arbeit mit der Motorsäge als das praktikabelste
herausgestellt, da auf lange Sicht die gebückte Haltung beim Einsatz der Motorsäge
ergonomische Probleme bringt. Der erste Arbeiter schneidet den Vollbaum ab und der
zweite Arbeiter bringt den Vollbaum mit der Hilfe einer Fällgabel zu Fall (BURGER 2010).
Die zweite Möglichkeit der motormanuellen Ernte ist das Fällen mit einem Freischneider
mit Kreissägeblatt. Eindeutiger Vorteil ist hierbei die aufrechte Arbeitshaltung allerdings
geht das zu Lasten der Möglichkeit die Vollbäume in die gewünschte Richtung zu Fall zu
bringen. Um diesen Nachteil auszugleichen wäre es auch hier möglich in einem Zwei-
Mann-Team zu arbeiten bei dem der eine Arbeiter die Vollbäume abschneidet und der
zusätzliche Arbeiter die Vollbäume wiederum mit einer Fällgabel in die gewünschte
Richtung zu Fall bringt (WIPPERMANN und STAMPFER 1995 a, b).
Die Vollbäume werden nach der Ernte vorkonzentriert, um das Rücken zu beschleunigen.
Sollen die Hackschnitzel sofort nach der Ernte gleich an Ort und Stelle erzeugt werden,
wird das Hackgut zum Hacker gerückt und gleich zu Hackschnitzeln
verarbeitet(ungebrochenes Verfahren). Soll das Hackgut nicht sofort weiter verarbeitet
werden bietet sich ein Zwischenlager am Feldrand an hier werden die Vollbäume, wie es
auch in der Forstwirtschaft üblich ist, gepoltert(gebrochenes Verfahren). Diese
Zwischenlagerung ist auch geeignet um das Hackgut je nach Witterung in einigen
Monaten auf unter 30% Wassergehalt zu trocknen(GROßE et al. 2013). Die Lagerung in
Poltern am Feldrand ermöglicht außerdem eine bedarfsgerechte Versorgung der Kunden
und wenn das getrocknete Hackgut dann gehackt wird sind die Hackschnitzel problemlos
lagerfähig.
Die Kosten für die Teilmechanisierte Ernte inklusive Hacken ohne Transport zum
Endverbraucher belaufen sich auf ca. 90 €/tatro (LTZ 2010).
Beim vollmechanisierten Verfahren wird in einem Arbeitsgang geerntet, gehackt und auf
ein Transportfahrzeug verladen (ungebrochenes Verfahren). Das vollmechanisierte
Verfahren hat den Vorteil, dass nach der Ernte bereits die Hackschnitzel zur Verfügung
stehen. Allerdings sind die Hackschnitzel aus einem vollmechanisierten Verfahren nicht
Lagerungsfähig da sie einen hohen Wassergehalt aufweisen. Hackschnitzel aus einem
ungebrochenen Verfahren müssen getrocknet werden damit sie lagerungsfähig sind.
8
Der Einsatz von Vollmechanisierte Verfahren ist nur auf ebenen Flächen möglich die eine
Befahrung mit schwerem Gerät zulassen. Als Möglichkeiten stehen hier Anbau-
Mähhacker und selbstfahrender Gehölz-Mähhacker zur Verfügung. Der Anbau-
Mähhacker wird an einem landwirtschaftlichen Schlepper angebaut. Der Schlepper fährt
dann mit dem Anbau-Mähhacker die Pflanzreihen ab. Über ein Gestänge werden die
Bäume vorgespannt und dann mit der Sägeeinrichtung am Fuß des Anbau-Mähhackers
abgetrennt und in den Anbau-Mähhacker befördert. Dort werden sie dann gehackt und
über den Kamin ausgeworfen. Hier besteht entweder die Möglichkeit ein weiteres
Fahrzeug neben dem Gespann fahren zu lassen(Abb. 2) oder einen Anhänger hinter den
Abbildung 2 Quelle:
Department für Nutzpflanzenwissenschaften
Abteilung Agrartechnik
Göttingen
9
Abbildung 3 Quelle:
Department für Nutzpflanzenwissenschaften
Abteilung Agrartechnik
Göttingen
regelmäßig durchzuführen wenn der Anhänger voll ist. Eine weitere Möglichkeit der
vollmechanisierten Ernte ist der Einsatz eines selbstfahrenden Mähhackers. Diese
Maschine lässt sich je nach Ausführung nur bis Stammdurchmessern von 7-15cm
einsetzen(LTZ 2010). Sie ist im Besonderen geeignet um große Flächen wirtschaftlich zu
beernten. Im Grunde ist ein SF-Mähhacker ein Anbau-Mähhacker, Landwirtschaftlicher
Schlepper und ein Anhänger in einem Fahrzeug spezialisiert auf die Beerntung von
Abbildung 4 Quelle:
Gerhard Elsner
10
Kurzumtriebsplantagen(Abb. 4). Der Vorteil ist hierbei, dass es möglich ist entweder die
Hackschnitzel schon während der Ernte auf ein Transportfahrzeug zu laden oder aber im
Laderaum des SF-Mähhackers zwischenzulagern, so kann er für einige Zeit weiter ernten
auch wenn kein Transportfahrzeug in der Nähe ist.
Für die Kosten für die vollmechanisierte Ernte mit einem Anbau-Gehölzhacker gibt es
keine belastbaren Werte.
Die Kosten für die vollmechanisierte Ernte mit einem SF-Mähhacker ohne Transport zum
Endverbraucher belaufen sich auf ca. 15-40 €/tatro, für die Anfahrt werden 600€
berechnet(LTZ 2010).
3.1 Hackschnitzeltrocknung
Erntefrisches Holz weist einen Wassergehalt zwischen 50 % - 60 % auf. Damit ist es für
die Verwendung in Hackschnitzelheizungen nicht geeignet und muss bevor es verwendet
wird getrocknet werden. Da keine Lagerfläche zur technischen Trocknung zur Verfügung
steht müssen die möglichen Verfahren zur Trocknung ohne technische Hilfsmittel, also
Trocknung ohne die Zufuhr von Fremdenergie, ermittelt werden. Dazu gibt es vier
unterschiedliche Methoden.
Die erste Methode ist die Trocknung unter Vlies dazu werden die Hackschnitzel am
Flächenrand aufzuschütten und der Hackschnitzelhaufen mit einem dampfdurchlässigen
Vlies abgedeckt(Abb. 5). Gemäß BÄRWOLFF UND HERING ist für die Trocknung unter Vlies
eine Zeit von 12 Monaten zu rechnen. Eine Trocknung unter Vlies hat aber den Nachteil,
Abbildung 5 Quelle:
BÄRWOLFF UND HERING 2012
11
das sich je nach Umgebungstemperatur an der Innenseite des Vlieses eine
Wasserschicht bilden kann welche das abdampfen verhindert und das Einsetzen von
Fäulnisprozessen begünstigt, dieser Effekt wird noch verstärkt wenn die Kondensschicht
durch niedrige Außentemperaturen gefriert. Zudem ist zu beachten, dass diese
Spezialvliese stehendes Regenwasser nur zu 85% zurückhalten (BRUMMACK und
PESCHEL 2013).
Die zweite Methode ist die Trocknung unter einem Dach(Abb. 6). Hierbei werden die
Hackschnitzel unter einem Dach zu einem Haufen aufgeschüttet. Das Dach sollte zu
möglichst vielen Seiten offen sein zumindest aber zu zwei Seiten damit die Luft hindurch
strömen und die Hackschnitzel trocknen kann. Da keine geeignete überdachte Fläche zur
Verfügung steht wird diese Methode verworfen.
Abbildung 6 Quelle:
BÄRWOLFF UND HERING 2012
Die dritte Methode zur Trocknung von Hackschnitzel ohne Energiezufuhr ist das
Domtrocknungsverfahren. Es ist kostengünstiges Verfahren zur Hackschnitzeltrocknung
welches sehr variabel ist und sich gut an die jeweiligen Umstände anpassen lässt. Beim
12
Domtrocknungsverfahren wird ein aufgeschütteter Hackschnitzelhaufen am Boden mit
Zuluftkanälen und in der Mitte entlang der Längsachse des Haufens mit Abluftdomen
ausgestattet. Dann wird der Hackschnitzelhaufen mit einer gas- und regendichten
Abdeckung bedeckt. Durch die Zuluftkanäle strömt Frischluft in den Hackschnitzelhaufen
Abbildung 7 Quelle:
BRUMMACK UND PESCHEL 2012
hinein und die mit Wasserdampf gesättigte Luft strömt durch die Abluftdome nach außen
(siehe Abb. 7). Der Nachteil der Domtrocknung ist, dass sich unter der undurchlässigen
Abdeckung eine Kondensschicht mit einer Mächtigkeit bis zu 70 cm bilden
kann(BÄRWOLFF UND HERING 2012).
Eine vierte Methode ist, die bereits erwähnte, Trocknung von Vollbäumen(Abb. 8). Hierzu
werden die Vollbäume in Poltern am Feldrand gelagert. Durch das Austreiben von
Blättern der Vollbäume im Polter wird die Verdunstungsoberfläche noch weiter erhöht und
beschleunigt so die Trocknung. Eine weitere Maßnahme um die Trocknung der
Vollbäume im Polter zu beschleunigen ist die Lagerung auf Querhölzern. Die Lagerung
auf Querhölzern verhindert zudem eine Verunreinigung mit Fremdstoffen wie z. B. Sand
und Steinen.
13
Abbildung 8 Quelle:
BÄRWOLFF UND HERING 2012
3.2 Nutzwertanalyse
Zur Ermittlung des am besten geeigneten Ernteverfahrens wird eine Nutzwertanalyse
durchgeführt. Um diese durchzuführen werden im ersten Schritt alle Ziele gesammelt,
welche erreicht werden sollen. Diese Ziele werden dann gewichtet. Hierbei wird
üblicherweise eine Skala von 1(nicht so wichtig) – 10(sehr wichtig) benutzt. Dann wird
ermittelt welches Verfahren am geeignetsten ist um das Ziel zu erreichen. Das Verfahren,
das am besten geeignet ist das Ziel zu erreichen bekommt den Zielwert 2 und das
weniger geeignete Verfahren bekommt den Zielwert 1 zugeteilt. Sollten beide Verfahren
gleich gut geeignet sein um ein Ziel zu erreichen werden beide Verfahren mit dem
Zielwert 1 bewertet. Jetzt werden die Zielgewichte mit den Zielwerten multipliziert und
ergeben den Nutzwert. Alle Nutzwerte werden addiert und ergeben dann eine Summe.
Diese Summe legt die Rangfolge fest. Das Verfahren, welches den Höchsten Nutzwert
hat und Platz 1 der Rangfolge bildet ist das geeignetste Verfahren um alle gewählten Ziel
bestmöglich zu erreichen.
14
Mit dem Punkt Wirtschaftlichkeit soll sichergestellt werden, dass ein Ernteverfahren nur
zum Einsatz kommt wenn es die Aussicht beinhaltet Gewinn zu erwirtschaften. Zur
Ermittlung der Wirtschaftlichkeit wird ein Ertrag von 28 tatro/ha nach dreijähriger
Umtriebszeit angenommen und ein Mischsegment(w = 35%) für 107 €/tatro unterstellt.
Die Nutzung von Kleinstflächen ist besonders auf Grund der vorherrschenden Situation in
der Beispielregion wichtig. In der Beispielregion gibt es viele Flächen <1 ha. Für diese
Voraussetzungen muss eine Erntemethode geeignet sein um in Frage zu kommen.
Mit Flexibilität der Erntemethode ist vor allem gemeint, dass es ohne zusätzliche Mittel
möglich ist die Ernte innerhalb kürzester Zeit auf einer anderen Fläche durchzuführen.
Die vorhandenen Ressourcen soll optimal eingesetzt werden. Das beinhaltet den Einsatz
von eigenen Mitteln vor dem Einsatz von dazu zu mietenden oder dazu zu kaufenden
Arbeitern und Maschinen.
Da Altdeponien nicht immer eben sind sondern auch Neigungen aufweisen können ist es
unabdingbar das eine Erntemethode Gelände unabhängig ist und in diesen
Gegebenheiten ohne Einschränkung eingesetzt werden kann.
Gerade bei Altdeponien spielt der Bodenschutz eine große Rolle. Wie auch in der
klassischen Forstwirtschaft sind Bodenschäden zu vermeiden. Das ist umso wichtiger zu
beachten wenn KUP auf Altdeponien angebaut werden da hier von einer Substratauflage
von 100cm ausgegangen werden kann(FRICKE (2005), S. 28, Abb. 3). Dadurch, dass bei
der KUP eine Reihenstruktur der Pflanzen vorhanden ist, ist eine Bodenverdichtung sehr
wahrscheinlich, aber auf ein Minimum zu verringern.
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Tabelle 5 Nutzwertanalyse der möglichen Erntemethoden
Zielwerte Nutzwerte
Ziele Zielgewichte SF- SF-
motormanuell motormanuell
Mähhacker Mähhacker
Kleinstflächen Nutzung 8 2 1 16 8
Geländeunabhängigkeit 10 2 1 20 10
Flexibilität 10 2 1 20 10
Wirtschaftlichkeit 8 1 2 8 16
Ressourceneinsatz 4 1 1 4 4
Ergonomie 6 1 2 6 12
Bodenschutz 10 2 1 20 10
Summe 94 70
Rang 1. 2.
Zwei-Mann-Teams können in fast jedem Gelände zur Ernte von KUP eingesetzt werden
während beim Einsatz des SF-Mähhackers Boden und Neigung der Fläche eine Rolle
spielen.
Die Flexibilität eines Zwei-Mann-Teams ist deutlich höher als die Flexibilität eines SF-
Mähackers. Während der SF-Mähhacker nur sehr kurze Strecken selbst zurücklegen
kann und für weitere Entfernungen einen Tieflader benötigt kann ein Zwei-Mann-Team
inklusive ihrer Maschinen mithilfe eines Kfz schnell und unabhängig den Einsatzort
wechseln.
In Bezug auf die Wirtschaftlichkeit ist der SF-Mähhacker der motormanuellen Ernte
überlegen auch beim hinzurechnen der Transportkosten wird mit einem SF-Mähhacker
ein höherer Gewinn erzielt.
Da derzeit keine eigenen Ressourcen zur Verfügung stehen erfüllen beide Erntemethoden
dieses Kriterium nicht.
Im Falle der Ergonomie ist der SF-Mähhacker der motormanuellen Ernte ebenfalls
überlegen. Da der SF-Mähhacker erntet, hackt und auf ein Transportfahrzeug lädt und der
Bediener dafür nicht sein Führerhaus verlassen muss ist die Ergonomie deutlich besser
als bei motormanuellen Ernte.
16
Gerade bei Altdeponien spielt der Bodenschutz eine große Rolle. Dieser Rolle wird eine
tonnenschwere Maschine wie der SF-Mähhacker nicht gerecht. Der größtmögliche Schutz
des Bodens wird durch die motormanuelle Ernte erreicht.
Die Auswertung der Nutzwertanalyse ergibt die motormanuelle Ernte als am besten
geeignetes Verfahren um die KUP zu beernten. Da eigene Arbeitskräfte nicht zur
Verfügung stehen sollte eine Kooperation mit verschiedenen Stellen geprüft werden. Für
diese Kooperation kommen Dienstleistungsunternehmen oder die Stadt und der Landkreis
Göttingen mit ihren Grünflächen- und Straßenbauämtern in Frage.
Die Stadt Göttingen gibt folgende Kosten für den Einsatz ihrer Mitarbeiter und Maschinen
an(mündl. Mitteilung BUSSE 2014).
- Mitarbeiter 31 €/h
- Motorsäge 16 €/h
- Freischneider 10 €/h
- Holzhackmaschine 19 €/h
- LKW über 7,5 to 21 €/h
Kostenkalkulation:
Mitarbeiter 2x 31 €/h
= 62 €/h
Motorsäge 16 €/h
Hacker 19 €/h
Gesamtkosten/h 97 €/h
Mitarbeiter 2x 31 €/h
= 62 €/h
Freischneider 10 €/h
Hacker 19 €/h
Gesamtkosten/h 91 €/h
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Kosten pro tatro: (94 €/ℎ)/(1,04 𝑡𝑎𝑡𝑟𝑜/ℎ) = 90,4 €/tatro
Damit liegen die Kosten für eine Beerntung im Bereich der bei den Erntetechniken
angegebenen 90 €/tatro.
Leider gab es von Seiten des Landkreises keine Rückmeldung. Auf Grund dessen wird für
die Ernte durch den Landkreis Göttingen angenommen, dass die gleichen Kosten wie bei
der Stadt Göttingen entstehen.
4. Hackschnitzelqualitäten
Als nachwachsender Rohstoff werden Hackschnitzel immer interessanter in Ihrer
Verwendung, nicht nur als Grundlage für Zellstoff oder Holzwerkstoffe sondern auch
immer häufiger in der energetischen Nutzung. Während früher vor allem Scheitholz in
Öfen verbrannt wurde um Wärme zu erzeugen werden heutzutage in modernen
Heizungsanlagen Holzpellets und Hackschnitzel verwendet und treten in Konkurrenz zu
den fossilen Brennstoffen. Holzhackschnitzel sind mit scharfen Werkzeugen zerkleinerte
Holzstücke mit einer Größe von 5mm bis 100mm(Abb. 9). Sie können aus erntefrischen
Abbildung 9 Quelle:
Eigene
Holz, Industrie-Restholz oder Gebrauchtholz bestehen. Holz welches mit einem stumpfen
Werkzeugen (Schreddern) verarbeitet wurde zählt nicht zu den Hackschnitzeln sondern
ist Schredderholz(Abb. 10). Bei der Verwendung von Schredderholz kann zu Störungen in
18
der Hackschnitzelheizung kommen. Der Grund für die Störungen ist die sehr variable
Größe der Einzelstücke des Endproduktes bei der Zerkleinerung mit Schreddern. Zu
große oder zu kleine Abschnitte können zu Problemen bei der Brennstoffzufuhr führen.
Daher scheidet die Verwendung von Schreddern bei der Hackschnitzelproduktion als
Möglichkeit aus.
Abbildung 10 Quelle:
PolyPur GmbH
19
Für Hackschnitzel aus Kurzumtriebs-Plantagen gilt die Herkunftsklassifizierung 1.1.1.3,
das bedeutet:
1 holzartige Biomasse
1.1 Wald- und Plantagenholz sowie anderes erntefrisches Holz
1.1.1 Vollbäume ohne Wurzeln
1.1.1.3 Kurzumtriebs-Plantagenholz
Partikelgröße
Die Größe bezieht sich auf die runden Sieböffnungsgrößen durch die die Partikel passen
müssen.
3 Es wird nur auf die benötigten Parameter für die nichtindustrielle Nutzung eingegangen.
20
Häufig werden noch die veralteten Bezeichnungen der Ö-Norm M 7133 für die
Partikelgröße verwendet:
Es zeigt sich beim Vergleich der Bezeichnungen der DIN EN 14961-1 und der Ö-NORM
M 7133, dass die alte Bezeichnung G30 ungefähr der neuen Bezeichnung P16A und
P16B entspricht. Die Bezeichnung G50 der Ö-NORM M 7133 entspricht am ehesten der
Bezeichnung P31,5 in der DIN EN 14961-1.
Wassergehalt
Der Wassergehalt der Hackschnitzel in % im Anlieferungszustand. Der Unterschied bei
der Bezeichnung für den Wassergehalt zwischen den beiden Normen ist marginal. Die
DIN verwendet hier den Buchstaben “M“ für den Wassergehalt und die ÖNORM
verwendete den Buchstaben “W“.
Aschegehalt
Die Asche die nach der Verbrennung in der Anlage verbleibt. Angegeben wird der
Aschegehalt in Prozent der Trockenmasse.
21
Heizwert
Der Heizwert bezeichnet die Energieleistung der Hackschnitzel im Anlieferungszustand in
Kilowattstunden bezogen auf das Gewicht.
Schüttdichte
Die Schüttdichte gibt das Gewicht eines Schüttraummeters an.
Da keine genauen Daten zu den Anlagen in der Beispielregion vorliegen wird die
„Marktübersicht Hackschnitzelheizungen“ der Fachagentur Nachwachsende Rohstoff e.V.
zu Grunde gelegt. Die Marktübersicht listet insgesamt 308 verschiedene
Hackschnitzelheizungen in Nennleistungen von 11,1 kW bis 2 MW. Davon sind 295
22
Anlagen in der Leistungsklasse < 1 MW, 75 Hackschnitzelheizungen befinden sich in
der Leistungsklasse < 50 kW und 220 Hackschnitzelheizungen in der Leistungsklasse 50
kW bis 1 MW. Um mit einem möglichst niedrigen Aufwand den bestmöglichen
wirtschaftlichen Nutzen zu haben, wird die Hackschnitzelqualität ermittelt, welche von den
meisten Hackschnitzelheizungen eingesetzt werden kann. So wird ein größtmöglicher
Kundenstamm für die produzierten Hackschnitzel sichergestellt.
Mit einem Wassergehalt von M35 oder schlechter können 197 Anlagen beliefert werden.
Von diesen Anlagen benötigen:
- 79 Anlagen die Größe P16A
- 79 Anlagen die Größe P16B
- 135 Anlagen die Größe P31,5
- 108 Anlagen die Größe P45
Mit der Hackschnitzelqualität P 31,5 M35 können am meisten Anlagen beliefert werden.
5. Gesamtkonzept
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Nach der Ernte hat erntefrisches Holz einen Wassergehalt von 50-60%. Um einen
Wassergehalt von M35 zu erhalten ist es unabdingbar, das Erntegut zu trocknen. Die
betrachteten Trocknungsverfahren sind aus ökonomischer Sicht die sinnvollsten
Verfahren da hier ohne die Zufuhr von Fremdenergie die Hackschnitzel auf einen
lagerungsfähigen Wassergehalt von M35 getrocknet werden. Weil keine geeignete
Immobilie zur Verfügung steht, wurde die Trocknung unter einem Dach verworfen. Die
Trocknung unter einem Vlies ist auf Grund der erläuterten Nachteile kritisch zu
betrachten. Besonders durch die lange Trocknungszeit von 12 Monaten sollte auf diese
Methode nur zurückgegriffen werden wenn die Mittel für die Domtrocknung nicht zur
Verfügung stehen. Die verbleibenden Möglichkeiten zur Trocknung vom Erntegut sind die
Vollbaumtrocknung oder die Domtrocknung. Die Wahl des Trocknungsverfahrens hat
direkten Einfluss auf die Ernte der KUP. Das Domtrocknungsverfahren und die
Vliestrocknung bedingen, dass die Vollbäume zu Hackschnitzeln verarbeitet werden.
Während bei der Vollbaumtrocknung die Hackschnitzel erst nach der Trocknung erzeugt
werden. Zur Entscheidungsfindung gibt es also entweder die Möglichkeit zu entscheiden
wann die Hackschnitzel produziert werden sollen oder welches Trocknungsverfahren
eingesetzt werden soll. Einflussfaktoren für die Entscheidungsfindung sind Verfügbarkeit
der Maschinen, die Witterung und die Verfügbarkeit des Personals für die Ernte.
oder
Die Vorteile wenn die Flächen durch Dienstleister oder Selbstwerber beerten werden sind
offensichtlich. Es bedarf keiner eigenen Maschinen die beschafft und unterhalten werden
müssen und außerdem ist es nicht notwendig eigene Arbeiter zu beschäftigen. So fallen
24
Kosten nur an wenn tatsächlich Arbeit verrichtet wird. Während bei der Ernte in
Eigenregie Beschaffungskosten, laufende Kosten und Lohnkosten anfallen auch wenn
keine Arbeit verrichtet wird.
Da keine Holzernte im klassischen Sinn stattfindet muss die Ernte nicht zwangsläufig
durch ausgebildete Forstwirte durchgeführt werden. Für die Ernte ist eine Kooperation mit
verschiedenen Stellen denkbar. Die meisten der Flächen in der Beispielregion befinden
sich in öffentlicher Hand daher liegt eine Kooperation mit Stadt und Landkreis nahe. Der
Vorteil ist, dass bereits geschultes oder sogar ausgebildetes Personal und die benötigten
Maschinen für die durchzuführenden Arbeiten vorhanden sind. Die Auswertung der Daten
welche vom Fachdienst Grünflächen der Stadt Göttingen übermittelt wurden ergab
Erntekosten in Höhe von 90,4 €/tatro. Die Erntekosten liegen damit im angenommenen
Bereich der motormanuellen Ernte. Die kleinen Anbauflächen lassen sich mit minimalen
Aufwand in ein bestehendes Grünflächenpflegekonzept einbinden. Sofern die Stadt oder
der Landkreis über eigene Hackschnitzelheizungen verfügt ist es sicherlich interessant
über eine Selbstversorgung mit Hackschnitzeln für die eigene Verwendung
nachzudenken. Einem durchschnittlichen Hackschnitzelpreis von 130 €/tatro ab Werk
stehen Erntekosten inkl. Hacken von 90€/tatro gegenüber. Auch der Transport der
Hackschnitzel kann durch Lastkraftwagen der Stadt sichergestellt werden
5.2 Logistikkonzept
Ein allgemeingültiges für jede Art KUP anwendbares Logistikkonzept zu entwickeln ist
nicht möglich. Jede Situation in der sich die individuelle KUP befindet ist einzigartig und
25
muss für sich genommen beurteilt werden. Für die Erstellung eines Logistikkonzeptes
wird angenommen, dass die KUP in Kooperation mit der Stadt Göttingen für die
Selbstversorgung der stadteigenen Hackschnitzelheizungen beerntet werden. Die
bedarfsgerechte Versorgung mit Hackschnitzeln steht hierbei im Vordergrund. Die Stadt
Göttingen übernimmt die anfallenden Arbeiten und wird unterstützt mit Fachexpertise im
Bereich Anlage und Bewirtschaftung von KUP.
Im Fall der vorliegenden Arbeit ergeben sich zwei grundsätzliche Möglichkeiten für die
Logistik ab dem Zeitpunkt der Ernte, hier dargestellt in zwei Funktiogrammen nach
ERLER(www3). Abbildung 11 zeigt das gebrochen Verfahren mit Vollbaumtrocknung.
Abbildung 12 zeigt das ungebrochene Verfahren mit Vlies bzw. Domtrocknung.
26
Abbildung 12: Funktiogramm KUP-Ernte (ungebrochenes
Verfahren)
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Modul 1 Erntearbeit:
Modul 3 Trocknen:
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6. Diskussion
Die Auswertung der zur Verfügung stehenden Fläche brachte eine Flächengröße von 98
ha. Diese Fläche ist ausreichen um KUP wirtschaftlich zu betreiben allerdings muss
darauf hingewiesen werden das es sich hierbei nicht um eine zusammenhängende Fläche
handelt sondern dass es sich um 141 Flächen mit einer ins gesamten Flächengröße von
98 ha handelt. Hierbei wurden auch Kleinstflächen ab 50m² berücksichtigt. Damit eine
Fläche wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden kann sollte sie mindestens einen Ertrag von
19 Srm pro Umtrieb erreichen. Das ist die durchschnittliche Liefermenge die mit
landwirtschaftlichen Anhängern, Containern oder Pumpfahrzeugen transportiert werden
kann(LTZ 2010, S. 16). Bei der angenommenen Ertragsleistung von 9,3 tatro/ha*a
bedeutet das eine Mindestflächengröße von 930m² um bei einer Umtriebszeit von 3
Jahren 19 Srm zu erhalten. Kleinere Flächen zu bewirtschaften würde sich nur lohnen
wenn diese Flächen zusammen mindestens eine Ertragsleistung von 19 Srm haben und
sie in einem engen räumlichen Zusammenhang liegen.
Die als mögliche Kunden identifizierten Hackschnitzelhändler müssen als Abnehmer
kritisch gesehen werden. Da alle acht Händler etabliert sind ist davon auszugehen, dass
sie den Bedarf ihrer Kunden decken können und eventuell kein Interesse an den
Hackschnitzeln des Projektes haben. Je weiter die Transport Entfernung desto höher ist
der Preis für die produzierten Hackschnitzel. Das bedeutet: Je höher die Entfernung zum
Kunden desto geringer der erzielte Gewinn. Bei den Hackschnitzelpreisen wurde eine
Transportentfernung von 20km berücksichtigt. Innerhalb dieser Entfernung können zwar
nur zwei der Hackschnitzelhändler beliefert werden jedoch alle in der Beispielregion
vorhandenen Hackschnitzelheizungen. Dass die Hackschnitzelverwender in der
Beispielregion, aus Datenschutzgründen, nicht namentlich und ortsgenau
bekanntgegeben werden können erschwert die Erstellung eines genauen
Logistikkonzeptes. Die Erhebung und Auswertung der Daten beruht im Wesentlichen auf
Anwendung der Grundsätze für die Beerntung von KUP und der Annahme, dass ein
grundsätzlicher Bedarf an Hackschnitzeln besteht.
Die veröffentlichten Preise für Hackschnitzel von C.A.R.M.E.N. e.V. und Kaminholz-
wissen.de sind nicht als absolute Werte zu sehen sondern als statistische Mittelwerte.
Ebenso sind die Werte von GEROLD UND SCHEIDER(2013) zu sehen. Die Mittelwerte sind
aber als Grundlage für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit des Projektes gut geeignet.
Der endgültige Preis für Hackschnitzel ist abhängig von den Erntekosten,
Verwaltungskosten und den Begründungs-, Kultur und Pflegekosten.
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Die Ernte von KUP mit Hilfe eines Anbau-Mähhackers wird vor allem von Landwirten zur
Eigenversorgung mit Hackschnitzeln betrieben. Bei diesen ist in der Regel bereits ein
landwirtschaftlicher Schlepper vorhanden und der Anbau-Mähhacker wird nur zur
Selbstversorgung eingesetzt aus diesem Grund sind keine ausreichenden Daten zur
Kostenkalkulation der Ernte mit einem Anbau-Mähhacker vorhanden.
Mit der Hackschnitzelqualität P31,5/M35 können zwar die meisten Endverbraucher
beliefert werden aber hierbei wurde allerdings nicht berücksichtigt, dass große
Hackschnitzelheizungen schlechtere Hackschnitzelqualitäten in größerer Menge
abnehmen könnten. Das bedeutet, auch wenn die produzierten Hackschnitzel nicht die
Qualität A2 erreichen, dass die Hackschnitzel dennoch in der Beispielregion vermarktet
werden können. Das ist zum Beispiel der Fall wenn die KUP im Sommer mit Belaubung
zur Speicherung von Schadstoffen geerntet werden. Dann sind sie gemäß Din EN 14961-
4 in die Klasse B1 einzuordnen mit der Konsequenz, dass die Grenzwerte für N, S, Cl,
Cd, As, Cr, Cu, Pb, Hg, Ni und Zn einzuhalten sind.
Diese Arbeit zeigt die Schwierigkeiten ein genaues Konzept zu erstellen wenn exakte
Angaben zur Anbaufläche und Kunden fehlen. Durch die Auswertung der vorhandenen
Daten ist eine Grundlage für weitere Betrachtungen geschaffen worden. Die besondere
Situation von Deponieflächen als Fläche für KUP wurde erkannt und berücksichtigt. Auf
Grund dieser besonderen Situation wurden die Möglichkeiten zur Beerntung von KUP und
die Produktion von Holzhackschnitzeln beurteilt. Ein genaues und Kundenorientiertes
Konzept kann erst dann erstellt werden wenn die Kunden und die zur Verfügung
stehenden Flächen tatsächlich feststehen.
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7. Zusammenfassung
Die möglichen Verwender in der Beispielregion sind 8 Hackschnitzelhändler und 108
Hackschnitzelheizungen. Die zur Verfügung stehende Fläche hat eine Größe von 98ha
verteilt auf 144 Flächen. Der zu erzielende Hackschnitzelpreis liegt bei 107 €/tatro für
Holzhackschnitzel der Qualität A2 P31,5/M35. Die P31,5/M35 Spezifikation ergibt sich
daraus, dass man mit diesen Spezifikationen die meisten Hackschnitzelheizungen in der
Region beliefern kann. Die Ernte der KUP wird motormanuell in Zwei-Mann-Teams
durchgeführt. Dabei werden die Flächen so beerntet, dass immer mindestens ein
Volumen von 19 srm entsteht. Die notwendige Trocknung der Holzhackschnitzel wird als
Vollbaum im Polter durchgeführt. Die Hackschnitzel werden im Just-in-time Verfahren
erzeugt.
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8. Abkürzungsverzeichnis
As - Arsen
Cd - Cadmium
Cl - Chlor
Cr - Chrom
Cu - Kupfer
Hg - Quecksilber
kW - Kilowatt
kWh - Kilowattstunde
KUP - Kurzumtriebsplantage
MW - Megawatt
N - Stickstoff
Ni - Nickel
Pb - Blei
S - Schwefel
SF - selbstfahrender
Srm - Schüttraummeter
WG - Wassergehalt
Zn - Zink
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9. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Hackschnitzelhändler in Südniedersachsen.....……………………………………4
Tabelle 2: Transportkosten bezogen auf die Transportentfernung……………………...…...6
Tabelle 3: Durchschnittliche Hackschnitzelpreise………….…………………………………..7
Tabelle 4: Berechnung des erntekostenfreien Gewinns……………………….…………….15
Tabelle 5: Nutzwertanalyse………………………………………….………………………….16
Tabelle 6: Partikelbezeichnung gemäß DIN EN 14961-1………………………...………….20
Tabelle 7: Partikelbezeichnung gemäß Ö-NORM M 7133…………………….…………….21
Tabelle 8: Wassergehalt gemäß DIN EN 14961-1………………………………...…………21
Tabelle 9: Aschegehalt gemäß DIN EN 14961-1…………………………….………….……21
Tabelle 10: Heizwert gemäß DIN EN 14961-1………………………………….….…………22
Tabelle 11: Schüttdichte gemäß DIN EN 14961-1……………………..……………….……22
10. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: NIBIS Kartenserver……………………………………………...…………………5
Abbildung 2: Anbau-Mähhacker………………………………………………………………….9
Abbildung 4: Selbstfahrmähhacker………………………………………………….…………10
Abbildung 5: Vliestrocknung…………………………………………………...………………..11
Abbildung 6: Dachtrocknung………………………………………………………...………….12
Abbildung 7: Domtrocknung……………………………………………...……………………..13
Abbildung 8: Vollbaumtrocknung…………………………………………….…………………14
Abbildung 9: Hackschnitzel………………………………………………………….………….18
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11. Literaturverzeichnis
BÄRWOLFF, M.; HERING, T. (2012): Fremdenergiefreie Trocknungsvarianten für Holz aus
Kurzumtriebsplantagen, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (Hrsg.), 11 S.
FRICKE, K. (2005): Nachnutzung von Deponien für den Anbau von Energiepflanzen,
Technische Universität Braunschweig, S. 28, Abbildung 3, 140 S.
GROßE, W.; HARLING, VON, H-M.; PESCHEL, T. (2013): Ernte von Kurzumtriebsplantagen, in
BEMMANN; BUTLER MANNING(Hrsg.) (2013): Energieholzplantagen in der Landwirtschaft, 1.
Auflage, Agrimedia, S. 62 – 67.
WAGNER, P.; SCHWEINLE, J.; SETZER, F.; KÖRBER, M.; DAWID, M. (2012): DLG-Standard zur
Kalkulation einer Kurzumtriebsplantage. DLG-Merkbaltt 372. Frankfurt am Main. 26 S.
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WIPPERMANN, J.; STAMPFER, K. (1995a): Entwicklung von Erntemaschinen für
Energieholz-Flächen, Teil 1. Holz-Zentralblatt Nr. 1, S. 6-8.
12. Internetquellen
www1 - http://www.kaminholz-wissen.de/dokumente/brennholz-kaminholz-preise-2013-
2014.pdf (letzter Zugriff 06.02.2014)
www2 - http://www.carmen-ev.de/infothek/preisindizes/hackschnitzel
(letzter Zugriff 06.02.2014)
www3 - http://www.kwf-online.org/fileadmin/dokumente/Arbeitsverfahren/
Funktiogrammvorlagen/Funktiogrammvorlagen_4-1_april_2010.pptx
(letzter Zugriff 22.02.2014)
BASEDOW (2014): Hans-Werner Basedow, Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie,
Referat L 3.2 Grundwasser- und Abfallwirtschaft, Altlasten in Hannover
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