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ShortBooks

„Wissen ist Macht“

Die Geschichte Europas


von Dietrich Schwanitz

Gebundene Ausgabe: 282 Seiten


Verlag: Eichborn
Erscheinungsjahr: 2000
ISBN: 3-8218-0859-4
Preis: 17,90 €

Hauptaussagen

• Die Kultur Europas hat zwei Ursprünge: Israel (das Wort Gottes) und
“So wie die I- das antike Griechenland
dentität einer
Person nur
durch ihre Bil- • Das antike Griechenland ist die Wiege der Demokratie
dung begrün-
det wird, so • Karl der Große schafft die Grundlage für die Entstehung der wichtigsten
begründet sich europäischen Länder (um 800 n.Chr.)
die Identität ei-
ner Kultur allein • Erstmals errang das Volk Mitspracherecht im Zeitalter der Aufklärung
über ihre Ge-
(im 18. Jahrhundert). Sie war Wegbereiter der französischen Revolution
schichte. Des-
halb gehört die (1789) und der Demokratie.
Kenntnis der
europäischen • Deutschland gründete als letzter der bedeutenden europäischen Staaten
Geschichte einen Nationalstaat mit einem Parlament (1848)
zum Kanon der
allgemeinen • 1951 wurde der Grundstein für ein vereintes Europa gelegt (Gründung
Bildung.“ der Montan-Union)

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Rezension
Dietrich Schwanitz beschreibt in der Geschichte Europas die geschichtliche
Entwicklung der europäischen Staaten von den Anfängen in der Antike über das
Mittelalter und die Renaissance bis zur jüngsten Vergangenheit. Er klärt anekdo-
tenreich, knapp und teilweise mit ironischem Unterton (zumindest soweit die
deutsche Geschichte betroffen ist) über die wesentlichen Strukturen auf und
schafft es so seinem Leser die bisweilen komplexen historischen Zusammen-
hänge begreiflich zu machen.

ShortBook
1. Zwei Kulturen, zwei Völker, zwei Texte
Unsere Kultur hat zwei Ursprünge: Israel und Griechenland. Von dort stammen die
“Eine Kultur – beiden zentralen Texte der Kultur Europas:
das ist nicht zu- o die jüdische Bibel, von Gott gegeben.
letzt der ge-
meinsame
o das griechische Doppelepos von Homer, die Ilias und die Odyssee.
Schatz von
Geschichten, Die Griechen, der Olymp und die Heroen der Literatur
der eine Ge- Schwanitz beschreibt hier den Hintergrund der griechischen Kultur um 800 bis 300
sellschaft zu- v. Chr.
sammenhält.
Dazu gehören Ilias und Odyssee
auch die Er- o Die Ilias ist Homers Heldendichtung, die einen Ausschnitt aus den zehn-
zählungen von jährigen Kämpfen der Griechen um die Stadt Troja (=Ilion) beschreibt.
den eigenen
Ursprüngen,
Troja wird schließlich mit Hilfe einer List, dem Trojanischen Pferd, worin
also die Bio- sich die Griechen verbergen und in die Stadt gelangen, dem Erdboden
graphie (…) ei- gleichgemacht.
ner Gesell- o Die Odyssee handelt von den Irrfahrten des Odysseus vom zerstörten
schaft, die ihr Troja nach Hause zu seiner Frau Penelope.
sagt, wer sie
ist.” Die Bibel
Sie ist von Gott „geschrieben“. Dieser Gott ist der einzige, den die Europäer – im
Gegensatz zu den alten Griechen – kennen. Schwanitz beschreibt in Kurzfassun-
gen die wichtigsten Kapitel der Bibel, angefangen bei Gottes Schöpfung über Die
Zehn Gebote, die Moses auf der Flucht aus Ägypten am Berg Sinai erhält, bis zur
Kreuzigung Christi, die ein zwiespältiges Verhältnis zwischen Juden und Christen
zur Folge hatte.

2. Die Klassische Antike – Kultur und Geschichte


Griechenland (500-200 v. Chr.)
Diese Zeit ist geprägt v.a. durch den Kampf gegen das persische Reich. Der grie-
chische Stadtstaat Athen erlebt in dieser Zeit ein ständiges Auf und Ab. Alexander
der Große (336-323) erobert schließlich das Perserreich. Hier beginnt die Zeit des
Hellenismus (Verbreitung der griechischen Kultur), die bis ca. 200 dauert. Von da
an werden nach und nach die unter griechischer Besatzung stehenden Gebiete
vom römischen Imperium annektiert.
o Der Ursprung aller griechischen Kultur liegt in Athen. Hier ist die Wiege
“Die wichtigste der Demokratie. Schon zu dieser Zeit gab es dort eine Verfassung, eine
Gestalt unserer Vollversammlung (die sogenannte Polis) aller Bürger, d.h. Männer, und
Kultur ist der regelmäßige Wahlen der regierenden Ausschüsse.
Gott der Bibel.” o Auch die Kunst und die Philosophie dieser Zeit hat auf die unsrige noch
immer großen Einfluss. Thespis erfand um 534 die literarische Gattung
der Tragödie, griechische Bildhauer entwarfen das Idealbild des Men-
schen und Philosophen wie Sokrates (470-399), Platon (427-347) und A-
ristoteles (384-322) bestimmen noch heute unsere Denkweise.

Römische Geschichte

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Der Sage nach wurde Rom 753 von den Zwillingsbrüdern Romulus und Remus
gegründet. Bis 510 wurde es von Etruskerkönigen regiert, die für die Entwicklung
der Stadt nicht von Bedeutung waren.
o 510-270: Rom wird zur Republik (mit geschriebener Verfassung) und er-
„Diese totale
obert Rest-Italien. Von da an kommt es ständig zu Kämpfen zwischen den
Gemeinschaft Patriziern (den Aristokraten) und den Plebejern („Plebs“, dem niederen
nannte man Volk).
Polis. Das Wort o 264-241/218-201: Erster und Zweiter Punischer Krieg: Gegner war das
bedeutete Handelsvolk der Phönizier (später Punier genannt) mit der Hauptstadt
mehr als Stadt Karthago. Besonders der Zweite Punische Krieg hat große Bedeutung er-
oder Staat – es langt, da der große karthagische Heerführer Hannibal das römische Reich
war ein ‚way of beinahe vernichtet hätte, jedoch kurz vor seinem Ziel noch scheiterte. Ab
life’, auf den ca. 200 expandierte Rom und machte alle besiegten Länder (Karthago,
man stolz war.
Nur in der Polis
Spanien, Makedonien, Griechenland, Kleinasien) zu Provinzen.
schien das Le- o In den folgenden Jahren kommt es zu zahlreichen Bürgerkriegen, v.a.
ben lebens- wegen des Konflikts zwischen den reichen Adeligen und der immer mehr
wert.“ verarmenden Plebs. In deren Folge findet die römische Republik ihr Ende
und wird durch das Caesarentum (die Kaiserzeit) ersetzt.
o Ab 180 n. Chr. geht es mit dem Römischen Reich stetig bergab.

Das Christentum
325 n. Chr.: Zu diesem Zeitpunkt vereinigt sich der antik-römisch-griechische Kul-
turursprung mit dem jüdisch-christlichen, denn das Christentum wird Staatsreligion
des Römischen Imperiums.

3. Das Mittelalter
400 Jahre Durcheinander (400-800 n.Chr.) oder: das Mittelmeerbecken wird
geteilt
Ende des achten Jahrhunderts ist das Römische Reich in drei politische Gebiete
unterteilt:
1. Das Oströmische oder Byzantinische Reich; Hauptstadt: Konstantinopel;
Sprache: Griechisch
2. Die Kalifate und Reiche der muslimischen Araber
620: Schaffung des radikalen Monotheismus des Islam durch den Prophe-
ten Mohammed.
Das Arabische Reich expandiert stark und trennt dadurch Europa von A-
sien und Afrika ab.
3. Frankreich unter Karl dem Großen. Es erstreckte sich über die heutigen
Gebiete Frankreichs, Westdeutschlands, Italiens und der Benelux-Länder.
Um 400: Germanische Völker (Ostgoten, Westgoten, Alanen, Vandalen, Burgun-
der, Sweben) werden von dem mongolischen Volk der Hunnen aus dem deut-
schen Osten vertrieben.
Schon die Römer hatten versucht, Germanien zu erobern, waren jedoch geschei-
tert. Um sich gegen die ständigen Attacken der Germanen zu wehren, errichteten
die Römer schließlich einen Grenzwall, den Limes, der sich im Zickzack von Kob-
lenz bis nach Regensburg erstreckt. Dies war die erste Teilung Deutschlands.
Die germanischen Volksstämme im Einzelnen:
o Goten und Vandalen: Ostgermanen, die in den weströmischen Provinzen
germanische Kolonien bildeten und dort die Regierung übernahmen. Bald
aber werden beide Völker von Römern und Arabern überrannt und ver-
nichtet.
o Franken und Angelsachsen: Eroberung Galliens und Britanniens
o Das Frankenreich: 469. Unter König Chlodwig aus dem Haus der Mero-
winger wird das Reich geeinigt und katholisch; die Burgunder und Ale-
mannen werden unterworfen.
600-700: Die Araber erobern den Süden des Römischen Reiches

Die Erfindung des Feudalismus


Da die Nachfolger Chlodwigs herrschaftsunfähig waren, herrschte bei den Mero-
wingern der Palastchef oder „Hausmeister“. Einer von ihnen, Karl Martell, musste
das Militär neu organisieren, um die Araber abwehren zu können. Deshalb führte
er ein Novum ein: Wer sich mitsamt seinem Gefolge militärisch engagierte, bekam

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als Gegenleistung Land zum eigenen Gebrauch, das man auch weiterverleihen
konnte. Dieses Prinzip dehnte sich nach und nach aus und bestimmte schließlich
die gesamte gesellschaftliche Organisation: die meist adeligen, reichen Groß-
grundbesitzer verliehen Land an andere und machten sie so zu ihren Vasallen
(=Feudalismus).

Die Begründung Europas


Karl der Große war der Enkel dieses eben erwähnten Karl Martell und Sohn des
Pippin, der sich selbst zum König gemacht hatte. Im Jahr 800 wurde er von Papst
Leo zum Kaiser gekrönt. Nach seinem Tod 814 herrschten Erbstreitigkeiten, deren
Resultat die Teilung des Reiches in Frankreich und Deutschland war.

Karls Vermächtnis an Europa: der Feudalismus


Karl der Große annektierte alle Gebiete um das Frankenland und führte überall
den Feudalismus ein. Erobert wurden:
o das Langobardenreich in Italien. Dadurch erlangte er Verbindung mit dem
Papst
o Die nördlichen Provinzen Spaniens
o England (1066)
o Sizilien
o Die Sachsen
So schafft Karl der Große die Grundlage für die Entstehung der bedeutendsten
„Als sie (=die
Deutschen)
europäischen Länder (wie Frankreich, Benelux-Länder, Deutschland).
sich um 1800 Deutschland, was ist das? Niemand hätte zu dieser Zeit diese Frage beantworten
fagten: ‚Wer können. Bis zur Reichsgründung 1871 gab es ja nur das Römische Reich. Dazu
sind wir?’, fan- gehörten auch Italien, Böhmen, Ostfranken, die Benelux-Länder, die Schweiz und
den sie nur ei- Österreich.
ne Gemein- Die deutschen Stämme stammen alle von germanischen Stämmen ab und sind im
samkeit: die Einzelnen:
Sprache und o die Bayern (besiedeln auch Österreich)
Kultur und die o die Alemannen (Schweiz, Vorarlberg, Elsass, Baden-Württemberg)
Dichtung.“
o die Thüringer ( besiedeln Sachsen und Schlesien)
o die Sachsen (die heutigen Niedersachsen, Westfalen)
o die Friesen (Nord-/Ost- und Westfriesen an Nord- und Ostsee)
o die Franken, deren Nachfahren heute beinahe überall zu finden sind (z.B.
in Bayern, Hessen, im Saarland, Flamen, Luxemburg und Holland)

Entwicklung der deutschen Sprache


Seit der sog. Zweiten Lautverschiebung (Beginn des Mittelalters) wird das Gebiet
in ein oberdeutsches und ein niederdeutsches geteilt (Grenzlinie verläuft von Düs-
seldorf Richtung Osten). Südlich dieser Linie trat diese Lautverschiebung ein, wäh-
rend im Norden keine Veränderungen auftraten. Es entstanden zwei Sprachen:
Hochdeutsch und Niederdeutsch. Im Süden Deutschlands entwickelte sich Alt-
hochdeutsch zu Mittelhochdeutsch (Minnelyrik des W. von der Vogelweide, Nibe-
lungenlied…)

Entwicklung der romanischen Sprachen


Sprachen wie Französisch, Italienisch haben ihren Ursprung im Lateinischen.
Gesellschaft und Lebensformen des Mittelalters
Die Gesellschaft war eine Pyramide hierarchisch geordneter Stände:
o an oberster Stelle: der hohe Klerus (Kardinäle, Bischöfe) und der hohe
Adel
o darunter: freie Bürger („Patrizier“), reiche Kaufleute, Handwerker (in Zünf-
ten organisiert)
o unterste Schicht: einfache Bauern, Unfreie (z.B. Knechte)
Diese Schichtung war weitgehend statisch, d.h. man blieb in der Schicht, in die
man hineingeboren wurde.

Kreuzzüge
1096: Muslimische Herrscher in Jerusalem schließen die bis dahin für jeden zu-
gänglichen Pilgerstätten im Heiligen Land. Daraufhin eroberte ein Heer unter der
Führung Gottfried von Bouillons aus Lothringen Jerusalem. Diese Kreuzzüge setz-

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ten sich noch 200 Jahre fort. Es entstanden spezielle Kampforden: die Ritterorden
der Templer, Johanniter und des Deutschen Ordens.
Die Klöster waren die Hauptform religiösen Gemeinschaftslebens. Hier ging es
äußerst asketisch zu, nach dem Motto: ora et labora, bete und arbeite. Bei Einhal-
tung dieses Prinzips galt ein Platz im Himmel als sicher.
Städte waren entweder frei oder wurden von Adligen beherrscht.
Um diese Zeit entstanden zahlreiche gotische Kathedralen (in Reims, Paris,
Straßburg, Köln) und die traditionsreichen Universitäten in Paris, Oxford, Cam-
bridge, Padua und Prag.

Hexen- und Judenverfolgung


Ab 1347 bricht in einem Zeitraum von 50 Jahren die Pest mehrmals aus. Man
sucht nach den Sündenböcken für diese weltunterganggleichen Katastrophen und
findet sie in den Frauen und den Juden. Man sagte, Hexen trieben Unzucht mit
dem Teufel und so wurden sie bis ins 17. Jahrhundert verfolgt. Die Juden waren
im Mittelalter die einzigen, die Geld verleihen und Zinsen erheben durften. Für die
Christen waren sie Wucherer, die im Auftrag des Satans handelten und wurden
deshalb bis in die Neuzeit verfolgt.

4. Die Neuzeit
Renaissance (=Wiedergeburt der Kultur der Antike im Zeitraum zwischen 1400
Der damalige und 1530). Man legte Wert auf den Genuss des Diesseits, die Sinnlichkeit und die
Glaube: „Wenn
die Juden das
Schönheit des menschlichen Körpers. Dies drückte sich v.a. in den Künsten in
Geld durch Italien aus. Dort entstanden fünf Stadtstaaten:
Zins vermeh- o Florenz unter den Medici
ren, sind sie o Mailand
wie Zauberer, o Der Kirchenstaat
die mit Geld o Venedig
Sex treiben. o Neapel
Statt Kindes- Besondere Beachtung fanden Künstler wie Botticelli, da Vinci, Michelangelo und
kinder gibt es Raffael, deren Werke noch heute von unschätzbarem Wert sind. Und besonders
Zinseszinsen.“
die italienischen Städte kamen zu der noch heute sehr geschätzten Pracht.
Das Ende der Renaissance kam mit der Entdeckung Amerikas durch Columbus.
Dadurch versiegten die Handelsquellen, die in den letzten 100 Jahren zu dem
enormen Reichtum Italiens geführt hatten. Zudem führten Luthers 95 Thesen zur
Spaltung der Kirche in Protestanten und Katholiken, was den Geldstrom in Form
von Abgaben für Italien verringerte.

Die Reformation und die Entstehung der europäischen Staaten


Im 16. Jahrhundert waren nun die anderen Länder Europas dominant.
Die Entstehung moderner Staaten in Spanien, Frankreich und England.
o Voraussetzungen für den modernen Nationalstaat: Expansion der Geld-
wirtschaft, Aufstieg des Bürgertums, Schwächung des Feudaladels, Ge-
waltmonopol des Königs (=Frühabsolutismus)
Zum Bruch mit Rom kam es, nachdem Martin Luther seine 95 Thesen gegen den
Ablasshandel an die Schlosskirche zu Wittenberg gehämmert hatte und deshalb
aus der Kirche ausgeschlossen worden war.
1534: Luther übersetzt die Bibel ins Deutsche. Es entstand die neue Kirche, die
nur die Bibel als Leitfaden hatte und die die Predigt in den Mittelpunkt stellte. Zur
selben Zeit traten in der Schweiz die ersten Wiedertäufer auf (deren Vorstellungen:
baldige Wiederkunft Christi, ziviler Ungehorsam, eine Art von Kommunismus und
„Gehörte das „Vielweiberei“), die jedoch sowohl von Lutheranern und Katholiken gleichermaßen
15. Jahrhun- verfolgt wurden.
dert Italien, so
gehörte das 16. Calvinistischer Gottesstaat von Genf
Jahrhundert Calvin glaubte daran, dass Gott von Anfang an das Schicksal der Menschheit vor-
den anderen herbestimmt hatte und schuf eine Art totalitären Gottesstaat in Genf (1541-1564).
Nationen Euro- Hier galt das Recht Gottes, so wie es in der Bibel stand; Selbstkasteiung und Ar-
pas: Deutsch-
land, Spanien,
beit galt als fromm, während Luxus verpönt war. Dies wurde bald zum Vorbild der
England und Puritaner in Holland, England und Amerika.
Frankreich.
Das Bild der Erde, des Himmels und der Gesellschaft
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Denn sie ent- 1453: Eroberung Konstantinopels durch die Türken
stehen jetzt 1492: Columbus landet auf San Salvador
und bauen 1497: Vespucci erreicht als Erster amerikanisches Festland.
sich, mit Aus-
nahme
Deutschlands,
Bedeutung der Entdeckung Amerikas:
als Wohnung o Das wirtschaftliche Schwergewicht verlagerte sich vom Mittelmeer zum
einen Staat.“ Atlantik mit Aufstieg der atlantischen Nationen Spanien, Portugal, Eng-
land, Holland.
o Für die Ureinwohner: eine Katastrophe. Einwanderer schleppen neue Vi-
ren und Seuchen ein; man benutzt sie als Sklavenarbeiter
o Schwarze aus Afrika werden als Sklaven nach Amerika gebracht
o Anbruch des Kolonialzeitalters mit militärischer und rüstungstechnischer
Überlegenheit Europas

Der Himmel – vom ptolemäischen zum kopernikanischen Weltbild


Ptolemäus = Schöpfer des geozentrischen Weltbildes (alles drehe sich um die
Erde). Durch Berechnungen erkannte aber Kopernikus, dass sich die Bewegungen
der Planeten besser erklären lassen, wenn man davon ausgeht, dass sich die
Erde um die Sonne bewegt. Diese Idee schien so ketzerisch, dass er kurzerhand
öffentlich verbrannt wurde. Galilei kam zur selben Erkenntnis wie Kopernikus, trau-
te sich jedoch nicht, dies öffentlich kundzugeben.
Nach und nach kam es zu einer Entzauberung der Welt durch eine realistischere
Sichtweise als im Mittelalter (keine Engel, Geister, Heilige, Teufel, Kobolde mehr).
Bücher und Literatur traten, ermöglicht durch eine neuen, normierten Schrift, ihren
Siegeszug an und so lebten übernatürliche Wesen zumindest in der Literatur als
Fiktion weiter (Shakespeares Sommernachtstraum).

Das 17. Jahrhundert


Deutschland – der Absturz
Der 30jährige Krieg (1618-48) wurde von zwei Faktoren bestimmt:
o Vorherrschaft des protestantischen oder katholischen Glaubens
„Als Galilei an-
o Vorherrschaft des Kaisers im Reich oder unabhängige Einzelstaaten un-
deutete, Ko- ter der Führung des jeweiligen Fürsten
pernikus könne Ergebnis: Unabhängigkeit der Fürsten. Es entstand ein Reich, das aus mehreren
recht haben unabhängigen Kleinstaaten bestand, deren Konfession der jeweilige Fürst be-
(mit seiner An- stimmte („Flickenteppich“ an Konfessionen).
nahme, die Er-
de drehe sich Frankreich – L’Etat c’est moi: „Der Staat bin ich“
um die Sonne), Hier entstand ein zentralistischer Beamtenstaat, regiert von einem absolutistischen
ließ ihn der König. Von besonderer Bedeutung war König Ludwig XIV., der „Sonnenkönig“, der
Papst die Fol-
terkeller be-
noch heute aufgrund seiner als dekadent geltenden Hofkultur der Inbegriff des
sichtigen, wor- Barock ist.
auf Galilei sei-
ne Unterlagen England: von 1588 bis zur Glorious Revolution 1688
noch einmal 1587: Hinrichtung der Maria Stuart (Königin von Schottland) durch Königin Eliza-
prüfte und fest- beth von England
stellte, er habe Nach dem Tod Elizabeths besteigt James I. (Sohn der Maria Stuart) den engli-
etwas überse- schen Thron. Schottland und England werden geeint.
hen, tatsächlich Calvin verbreitete derweil seine Lehren auch in ganz England und Schottland. Er
stehe die Erde
still. Doch als
wetterte sowohl gegen die katholische wie auch die anglikanische Kirche. Deshalb
er sich von wurden seine Anhänger, die Puritaner, bald verfolgt. Viele von ihnen wanderten
dem Schock nach Amerika aus und nannten sich nun Pilgerväter.
erholt, hatte, Unter der Führung Oliver Cromwells (Puritaner) wird der englische König Charles
murmelte er: I. gestürzt. Die Revolution führt dazu, dass England zur Republik („Common-
‚Und sie be- wealth“) mit parlamentarischer Demokratie erklärt wird. Von nun an setzten die
wegt sich regierenden Puritaner die Maßstäbe für den Lebenswandel der Gesellschaft.
doch!’ “ 1688: Bill of Rights als Grundlage aller späteren Verfassungen

Das 18. Jahrhundert: Aufklärung, Modernisierung und Revolutionen


Eine neue Welt entsteht. Zwei Modelle sind hierbei entscheidend:
o Die Verfassung Englands inspiriert die Denkweise der Aufklärung. Hier-
aus resultieren die Revolutionen in Amerika und Frankreich.

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o Der Absolutismus Frankreichs wird modellhaft für die Länder im Osten
Europas. Hier erfolgt die Modernisierung von oben her.
„Im Wettlauf Mitte des 18. Jh.: England und Frankreich gründen zahlreiche Kolonien überall auf
der Nationen der Welt. Ihre Rivalität spitzt sich immer mehr zu, was schließlich im Siebenjähri-
war Deutsch-
land ausge-
gen Krieg (Preußen und England gegen Russland, Frankreich und Österreich)
schieden. (…) endet. Ergebnisse dieses Krieges:
Die Form des o Europäisierung der Welt geht nun von England aus
Nationalstaats o Frankreich steht kurz vor einer bürgerlichen Revolution
wurde verfehlt. o 3 neue Großmächte: Preußen, die USA und Russland.
Das war aber
die Form, in Die französische Aufklärung und das Auftauchen der Intellektuellen
der die Demo- Die Philosophen dieser Zeit – allen voran Voltaire - bemühten sich Missstände in
kratie zuerst der Gesellschaft mit ihren kritischen, spöttischen Satiren offen zu legen und so die
erschien.“
Obrigkeit zu demaskieren.

Starke Männer und aufgeklärte Despoten


Der Osten (Polen, Russland) wurde durch seine starken Herrscher (v.a. Zar Peter
und Katharina die Große in Russland), die sich am Vorbild des Westens orientier-
ten, modernisiert.
In Amerika nahm die Unabhängigkeitsbewegung 1773 mit der „Boston Tea Party“
ihren Anfang. 1787 erklärten die amerikanischen Staaten ihre Unabhängigkeit von
England und verliehen sich eine Verfassung, die bis heute kaum verändert wurde.
1789 folgte dann die Revolution in Frankreich. Nach dem Sturm auf die Bastille
und dem Sturz des Königs und der Adeligen verkündete die Nationalversammlung
die Menschenrechte. 1790: französische Verfassung („liberté, égalité, fraternité“).
Doch diese war noch nicht so gesichert wie die Amerikas. Sie war noch durch
innen- und außenpolitische Fehden bedroht. Erst Napoleon befriedete die Nation.
Er regierte von 1804 bis 1815 als Kaiser und eroberte in dieser Zeit einen Großteil
des europäischen Gebiets bis Russland. Dort scheiterte er jedoch 1812, was den
Wendepunkt seines Eroberungszuges bedeutete. 1814 wurde er zur Abdankung
gezwungen und ins Exil verbannt.
1806: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation wird für beendet erklärt. An
seine Stelle tritt nun der Rheinbund (=deutsch-französische Union, Ausschluss
Österreichs und Preußens) mit dem „Code Napoleon“ (Gleichheit vor dem Gesetz,
Religionsfreiheit).

Das 19. Jahrhundert


Auf dem Wiener Kongress (1814/15) wurde die Staatenordnung für das 19. Jahr-
hundert bestimmt. Das Ergebnis war recht widersprüchlich: einerseits wollte man
demokratische Nationalstaaten, andererseits bestätigte man die Legitimität der
Fürsten und unterdrückte demokratische Bewegungen. Zu diesem Zweck wurde
von Preußen, Österreich und Russland die Heilige Allianz gegründet. Nachfolge-
modell des Römischen Reiches war der Deutsche Bund, der aus 39 selbständigen
Einzelstaaten (auch Österreich) bestand. Jegliche Demokratiebewegungen der
Deutschen wurden von der Heiligen Allianz im Keim erstickt. 1848 brach schließ-
lich die Revolution gegen die dem Mittelalter ähnelnden Zustände in Deutschland
aus und endlich verlieh man sich auch hier eine Verfassung und gründete ein Par-
lament. Doch immer noch war das Reich nicht wirklich geeint. Dies geschah erst
unter Otto von Bismarck durch die Klärung der schleswig-holsteinischen Frage und
„(…) Vater,
Sohn und Hei-
den Krieg gegen Österreich und seine Verbündeten (1866). Nach Auflösung des
liger Geist wur- Deutschen Bundes wurde der Norddeutsche Bund unter Führung Preußens ge-
den durch die gründet. Nachdem Frankreich schließlich vernichtend geschlagen war (die Fran-
neue Heilige zosen hatten Preußen den Krieg erklärt, weil ein deutscher Fürst Anwärter auf den
Dreifaltigkeit spanischen Thron geworden war), wurde Wilhelm I. in Versailles zum deutschen
‚liberté, égalité, Kaiser gekrönt. Das deutsche Kaiserreich war geboren (1871). Von nun an ging es
fraternité’ er- mit der wirtschaftlichen Entwicklung und der Modernisierung in Deutschland steil
setzt.“ bergauf. Ab 1890 ändert sich das Bild der Deutschen: man begann aufzurüsten,
das Bündnissystem Bismarcks begann zu bröckeln.

Das 20. Jahrhundert


Europa befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Der gesamte Globus be-
stand zu dieser Zeit aus Kolonien europäischer Staaten. Gleichzeitig begann jetzt

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„Später als die die Zeit der größten Kriege der Menschheit.
anderen gro- Zur Entfesselung des Ersten Weltkrieges kam es dadurch, dass ein serbischer
ßen europäi- Terrorist den österreichischen Thronfolger erschoss. Hierauf erklärte Österreich
schen Völker auf Drängen der Deutschen am 28.7.1914 Serbien den Krieg, der bis 1918 dauern
(…) hatte sich
Deutschland
sollte und Millionen von Menschen das Leben kostete.
seinen nationa- 1917: Revolution in Russland. Auch die USA tritt nun in den Krieg ein, was der
len Staat ge- Grund für die Bitte Deutschlands um einen Waffenstillstand war.
zimmert. Zu- Friedensvertrag von Versailles: Er besagt, dass Deutschland alleinschuldig am
dem war das Ersten Weltkrieg ist. Deshalb:
noch in einer o Reparationszahlungen
Zeit gesche- o Gebietsabtretungen
hen, in der die o Militärische Auflagen
anderen Natio- Im Grunde stellte dieser Vertrag eine Demütigung der Deutschen dar, der zu Hass
nen bereits
damit begon-
gegenüber den Siegermächten und zu neuen Konflikten führte.
nen hatten, Im Anschluss begann die Zeit der großen Diktatoren:
sich die Erde o Mussolini, der „Duce“ (=Führer) Italiens,
aufzuteilen.“ o Hitler, der zehn Jahre nach seinem gescheiterten Putsch (1923) von Ge-
neral Hindenburg zum deutschen Kanzler ernannt wird (1933).
Nach und nach schaltete Hitler – mit Hilfe von SS und SA – alle aus, die seine
Stellung gefährden hätten können. Gegner wurden in Konzentrationslager depor-
tiert. Durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen reduziert er die Arbeitslosigkeit fast
auf Null, kurbelt die Wirtschaft an und windet sich aus den Bestimmungen des
Versailler Vertrags heraus.
„Damit wurde Schließlich begann 1938 die aggressive Verfolgung und systematische Vernich-
Hitler auf lega- tung der Juden. Am 1.9.1939 fielen deutsche Truppen in Polen ein; der Zweite
lem Weg zum Weltkrieg nahm seinen Anfang. Zunächst hatte Hitler nur Erfolge zu verzeichnen –
Diktator ge- bis Stalingrad (1942). Dies war wohl die schlimmste Schlacht seit Menschenge-
macht. Die denken und ist gleichzeitig der Wendepunkt des Krieges. Von da an ging es ab-
Nachgebore- wärts für Deutschland. 8.5.1945: Der Wahnsinn ist – zumindest in Europa – vorbei.
nen fragen: Wo Doch im August desselben Jahres warfen die USA zwei Atombomben über Japan
lagen die ab – mit verheerenden Folgen. Die Welt war am Tiefpunkt.
Gründe für die-
se unglaubliche
Nach dem Krieg: Zwei Lager entstehen: der Westen und der Osten. Der Kalte
Beklopptheit? Krieg beginnt. Deutschland wurde unter den vier Siegermächten aufgeteilt. Die
Sie lagen in der Truman-Doktrin und der Marshall-Plan waren eine Art Hilfsprogramm der USA für
romantischen Europa, um den Wiederaufbau anzukurbeln und um Westeuropa gegen die Ex-
Identität der pansionsbestrebungen der SU abzusichern. Die westlichen Länder gründeten
Deutschen im internationale Bündnisse, in die auch Westdeutschland (unter Besatzung der USA,
Verein mit ihrer seit 1948 Grundgesetz) eingebunden wurde. Mit den 50ern begann überall in
obrigkeitsstaat- (West-) Europa der Aufschwung, der sich in den nächsten Jahrzehnten fortsetzte.
lichen Selbst- 1968 kam es zu ausgedehnten Protestaktionen gegen den Vietnamkrieg (USA
entmündigung.
Diesen Mix be-
gegen Nordvietnam). Dennoch verlief diese Zeit relativ spannungsfrei und v.a.
scherte ihnen weitgehend ohne außenpolitische Bedrohung – nicht zu vergessen jedoch die
eine lange Ü- zahlreichen Attentate durch die linksradikale RAF Mitte der 70er Jahre.
bung in zwei Mit Gorbatschow begann die Wende. Er setzte sich für mehr Demokratie in den
nichtolympi- Sowjetstaaten ein. Honecker (DDR) lehnt dies jedoch strikt ab, was ab 1988 zu
schen Spezial- Widerstand in der Bevölkerung führt. 1990 ebnen Gorbatschow und Kohl den Weg
disziplinen: zu zur Widervereinigung der beiden deutschen Staaten; das DDR-Regime wird aufge-
gehorchen und löst.
die Realität 1991 zerfällt die Sowjetunion. Die einzelnen Länder werden unabhängig.
durch eine
phantastische
Insgesamt ist das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der USA. Sie gilt als führend
Wunschwelt zu auf beinahe allen Gebieten (Bildung, Wirtschaft, Technik). Deutschland, die jüngs-
ersetzen.“ te Nation Europas, die durch die Folgen des 2. Weltkriegs stark amerikanisiert ist,
ist in den „Geleitzug (Amerikas) eingeschert“.

Zum Autor
Dietrich Schwanitz wurde am 23.4.1940 in Werne an der Lippe (Ruhrgebiet) gebo-
ren. Nach dem Abitur studierte er Anglistik, Geschichte und Philosophie in Müns-
ter, London, Philadelphia und Freiburg. Dort promovierte er in Anglistik bevor er
schließlich habilitierte. Von 1978 bis 1997 war er Professor für englische Literatur
und Kultur an der Universität Hamburg.

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