Sie sind auf Seite 1von 156

Frei von

Schmerzen
bei Bewegung und Belastung
durch Biologisches Dekodieren

Angela Frauenkron-Hoffmann
HINWEIS
Die Angaben in diesem Buch sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Sie sind
weder ein Ersatz für Medikamente noch für irgendwelche ärztlichen oder therapeutischen
Behandlungen. Hinsichtlich des Inhaltes dieses Werkes und der darin dargestellten Resultate
geben der Verlag und die Autorin weder indirekte noch direkte Gewährleistungen.
Demzufolge können und sollen die Inhalte dieses Buches keinen Arztbesuch ersetzen und stellen
keine Anleitung zur Selbstdiagnose dar. Empfehlungen hinsichtlich Diagnoseverfahren,
Therapieformen oder Ähnlichem werden nicht gegeben. Autorin und Verlag übernehmen somit
keinerlei Haftung.
Alle Rechte vorbehalten.
Außer zum Zwecke kurzer Zitate für Buchrezensionen darf kein Teil dieses Buches ohne schriftliche
Genehmigung durch den Verlag nachproduziert, als Daten gespeichert oder in irgendeiner Form oder
durch irgendein anderes Medium verwendet bzw. in einer anderen Form der Bindung oder mit einem
anderen Titelblatt als dem der Erstveröffentlichung in Umlauf gebracht werden. Auch
Wiederverkäufern darf es nicht zu anderen Bedingungen als diesen weitergegeben werden.

Copyright © 2021 Verlag »Die Silberschnur« GmbH

ISBN: 978-3-89845-681-4
eISBN: 978-3-96933-991-6

1. Auflage 2021

Gestaltung & Satz: XPresentation, Güllesheim


Umschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendung des Motivs von © Monkey
Business Images; www.shutterstock.com

Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstraße 1 · D-56593 Güllesheim


www.silberschnur.de · E-Mail: info@silberschnur.de
Inhalt

Vorwort

Grundlegendes
Die Funktion des Bewegungsapparates
Die biologischen Mechanismen
Der Teufelskreis

Die verschiedenen Gewebe und Strukturen


Vorab …
Das Knochenmark
Die Knochenstruktur, das Knochengewebe
Die Knochenhaut
Der Gelenkknorpel
Die Bänder, Schleimbeutel, Gelenkkapsel
Die Muskeln
Die Sehnen

Die symbolische und funktionale Bedeutung


Der Fuß
Das Fußgelenk
Der Unterschenkel
Das Knie
Der Oberschenkel
Das Hüftgelenk
Das Becken
Die Wirbelsäule
Die Rippen
Das Brustbein
Das Schlüsselbein
Das Schulterblatt
Der Arm (allgemein)
Die Schulter
Der Oberarm
Der Ellenbogen
Der Unterarm
Das Handgelenk
Die Hand
Der Schädel
Der Unterkiefer

Einige Krankheitsbilder
Fibromyalgie
“Wachstumsschmerzen”
Wachstumsprobleme, Kleinwuchs
Gicht
Torticollis (steifer Nacken)
Spina bifida (offener Rücken)
Spondyloarthritis und Morbus Bechterew
Wirbersäulenverkrümmungen
Bandscheibenvorfall
Gleitwirbel
Schleudertrauma
Morbus Raynaud
Morbus Dupuytren
Morbus Sudeck

Wie heile ich meine Knochen und Gelenke?


Zusammenfassung
Fühlen Sie die Emotionen Ihrer Vorfahren
Man kann sich nur selbst gesund machen
Was die Heilung blockieren kann

Hinweise
Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,


dieses Buch interessiert Sie wahrscheinlich, weil Sie sich nicht (mehr)
frei bewegen können. Irgendwo haben Sie Schmerzen – vielleicht immer
wieder oder schon seit langem. Oder Sie arbeiten therapeutisch und
möchten mehr wissen über die Gründe von Schmerzen, die auf den ersten
Blick unerklärlich für Sie sind.
Erst wenn klar ist, weshalb der Schmerz aufgetreten ist und was
dahintersteckt, ist es möglich, einen positiven Einfluss auf diesen Schmerz
zu nehmen. In diesem Buch lesen und lernen Sie, den Schmerz ursächlich
zu verstehen. Nach grundsätzlichen Erklärungen zu Schmerzen des
Bewegungsapparates werden die einzelnen Knochen und Gelenke
thematisiert, von Kopf bis Fuß.

Kurz vorweggenommen: Körperlicher Schmerz erzählt immer von


einem emotionalen, seelischen und/oder moralischen Schmerz, den man
erlitten hat – meist schon in der frühen Kindheit. Um schmerzfrei zu
werden, wird es also nötig sein, zu diesem ursprünglichen Schmerz
zurückzugehen.

Ich werde in diesem Buch auf vielfältige Krankheitsbilder eingehen, wie


z. B. Fibromyalgie, chronische Polyarthritis, Gicht, Osteosarkome, Hüft-
und Knieprobleme, Ischialgie, Fußballerleiste, Hallux valgus,
Sehnenentzündungen, Karpaltunnelsyndrom, Morbus Sudeck … um nur
einige zu nennen.

Möchten Sie Ihre Schmerzen also endlich loswerden? Mit den


Erkenntnissen, die dieses Buch Ihnen liefert, können Sie sich selbst oder
mit Hilfe eines Therapeuten von Ihren Schmerzen befreien. Dies ist
möglich, sobald Sie wissen, wo Ihr Problem liegt und welche tiefer
liegenden Gründe angegangen werden müssen.
Die hier vorgestellte Methode, das Biologische Dekodieren, setzt einen
eigenverantwortlichen Umgang mit Veränderungen auf seelischer, geistiger
und körperlicher Ebene voraus und versteht sich als Ergänzung zur
bestmöglichen medizinischen Behandlung. Da die Nebenwirkungen und die
Risiken gleich null sind, beinhaltet diese Therapieform eine ganz wichtige
Chance für Sie.

Die angeführten Beispiele sind inhaltlich leicht abgeändert, so dass


wahrscheinlich nur die betroffenen Personen sich vielleicht
wiedererkennen, Außenstehende aber nicht.

Da ich mich an die meisten Namen der Patienten nicht mehr erinnere,
war es mir unmöglich nachzufragen, ob ich diese beispielhaften
Geschichten in diesem Buch erzählen darf. Ich hoffe oder gehe einfach mal
davon aus, dass niemand etwas dagegen hat, da auf diese Weise viele
andere Menschen, die unter den hier behandelten Krankheitsbildern leiden,
sich selbst verstehen und auch selbst helfen können. Manchmal wird es
allerdings vielleicht dennoch nötig sein, sich von einem Therapeuten
unterstützen zu lassen, nachdem man die dem Problem zu Grunde liegenden
Themen identifiziert hat.
KAPITEL 1

Grundlegendes

Die Funktion des Bewegungsapparates

Unser Skelett ist unser Gerüst. Es ist unsere innere Struktur, die alles
trägt und um die sich alles rankt. Der Bewegungsapparat ist eine
Konstruktion aus Knochen, Gelenken, Muskeln … und er ermöglicht uns
sehr vielfältige Bewegungen und Aktivitäten. Natürlich brauchen wir noch
so etwas wie eine “Kommandozentrale” – das Gehirn steuert unsere
Bewegungen. Viele Bewegungen sind uns allerdings so vertraut, dass wir
sie nicht mehr bewusst steuern müssen, sie wurden “automatisiert”.

Die biologischen Mechanismen

Wie auch schon in meinen anderen Büchern erklärt, “bekommen” wir


ein körperliches Symptom oder eine gewisse Krankheit nicht zufällig.
Unsere Krankheit und auch unsere Schmerzen haben immer mit dem zu
tun, was uns im Leben widerfährt oder widerfahren ist – genauer gesagt mit
dem Gefühl, das in uns entsteht, wenn wir gewisse Stresssituationen
erleben.
Wenn Sie Knieschmerzen haben, Ihre Schwester hat Probleme mit ihren
Handgelenken (z. B. ein Karpaltunnelsyndrom) und Ihr Nachbar braucht
eine neue Hüfte, so sind Ihre körperlichen Probleme verschieden – genauso
wie Ihre emotionalen Probleme verschieden sind.
Allen Menschen passiert natürlich nicht das Gleiche und alle Menschen
reagieren auch nicht auf die gleiche Art und Weise, wenn sie auch objektiv
gesehen tatsächlich sehr Ähnliches erleben.
Nun werden Sie vielleicht fragen, wie es kommt, dass nicht alle
Menschen gleich denken und fühlen. Wobei die meisten Leute denken, dass
alle so denken, so “ticken” wie sie selbst. Aber es ist unsere persönliche
Geschichte und die Geschichte unserer Familie, unserer Vorfahren, die uns
prägt und die uns so denken, fühlen und reagieren lässt, wie wir es tun.
Kommen wir zum Bewegungsapparat zurück. Er ist es, der es uns
ermöglicht, allerhand Dinge zu TUN! Wenn wir Dinge nicht so (perfekt)
tun können, wie wir es wollen oder wie es von uns erwartet oder sogar
verlangt wird, dann haben wir ein Problem. Dann hat unser Körper in dieser
Angelegenheit, in dieser Funktion oder auf dieser Ebene versagt! Das
Gefühl, “unfähig zu sein”, ist das große grundlegende oder
allgegenwärtige Thema, wenn es um Krankheiten und Schmerzen des
Bewegungsapparates geht.

Nehmen wir zunächst der Einfachheit halber als Beispiel die Knochen,
sie sind unser harter Kern, sie sind das, was von uns am längsten übrig
bleiben wird, auch wenn wir schon längst gestorben sind. Wenn man nun in
einer Situation total versagt hat, total unfähig war, wird der betroffene
Knochen (später werden wir die Bedeutung und die Funktion der
verschiedenen Knochen sehen) an Substanz verlieren, Kalzium wird aus
dem Knochen ausgeschwemmt, dies merkt und spürt man absolut nicht.
Doch unser Gehirn, das alles steuert, was im Körper geschieht, ist sehr
konsequent: Alles, was nichts taugt, was total unfähig und sichtlich zu
nichts mehr zu gebrauchen ist, wird abgebaut! Es ist so, als ob man sich von
innen her schon abbaut, da man zu nichts mehr zu gebrauchen ist.

Am Beispiel der Rückenschmerzen möchte ich dieses Phänomen


erklären.
Rückenschmerzen sind sehr häufig in den Lendenwirbeln lokalisiert,
dort ist praktisch unser Gravitätszentrum, unsere Mitte. Wenn der Mensch
sich als ganzer Mensch unfähig oder unbrauchbar fühlt, dann wird Kalzium
aus den Lendenwirbeln abgebaut, manchmal ist aber auch nur ein Wirbel
betroffen. Der Mensch rationalisiert sich also von innen her weg, er fängt
an, sich aufzulösen. Warum sollte er noch weiterleben und den Artgenossen
das Essen wegessen, er, der nun absolut zu nichts mehr zu gebrauchen ist?
Er ist der Menschheit oder seiner Sippe praktisch eine Last! Zumindest
fühlt er sich so.
In diesem Stadium ist das Geschehen völlig schmerzlos. Erst wenn dann
durch irgendeinen Umstand dieses Gefühl von Unfähigkeit oder
Wertlosigkeit vorbei ist oder sogar aufgehoben wird (durch ein Lob z. B.),
regenerieren sich die Wirbel (der Wirbel) wieder. Es wird durch den
Blutkreislauf alles herbeitransportiert, was zum Wiederaufbau der
Knochensubstanz gebraucht wird. Dies geht mit einem Ödem einher, so wie
auch eine Verstauchung anschwillt, während der Schaden ganz natürlich
vom Körper repariert wird. Der Wirbel ist allerdings nicht dehnbar wie die
Weichteile eines Gelenks, und so kommt es zu einem Druck von innen auf
die Knochenhaut, die den Knochen umschließt. Die Knochenhaut ist im
Gegensatz zum Wirbelkörper sehr stark innerviert, und daher ist dieser
Prozess des Wiederaufbaus der Knochenstruktur folglich (sehr)
schmerzhaft. Manchmal kann der Druck auf die Knochenhaut so stark sein,
dass man sich beim Bücken und Heben einen akuten Lumbago (früher
“Hexenschuss” genannt) zuzieht. In dem Moment löst sich an einer kleinen
Stelle die Knochenhaut vom Wirbelkörper. Wenn man genau hinschaut,
sieht das dann auf der Röntgenplatte ungefähr so aus wie eine Blase, die
man sich am Fuß läuft.

MARION, 40 JAHRE ALT, kommt zu mir und hat seit einigen Wochen
heftige Rückenschmerzen, kann sich nicht mehr bücken. Die erste Frage:
“Wann genau haben die Schmerzen angefangen?” Marion meint daraufhin,
dass die Schmerzen am 10. September angefangen haben. Also schauen wir,
welches Gefühl von Unfähigkeit kurz vorher vorbei gewesen sein muss,
damit die Wirbel anfingen, unter Schmerzen wieder Knochensubstanz
einzulagern.
Marion erzählt dann die Vorgeschichte:
“20 Monate vorher (also im Januar des Vorjahres) hatte ich meinen
Gynäkologen aufgesucht, da es mit einer zweiten Schwangerschaft nicht
klappte. Ich hatte nur eine unregelmäßige Menstruation, da sagte er mir, das
könne ich mit meinen 38 Jahren vergessen, ich sei schon in der
Prämenopause! Das war für mich ganz schrecklich, ich war in zweiter Ehe
verheiratet und hätte so gerne noch ein Kind mit meinem Mann gehabt. Ich
habe eine große Tochter, aber mein Mann hat noch keine Kinder. Ich hatte
das Gefühl, zu nichts mehr zu gebrauchen zu sein, konnte ich doch nicht
einmal meinem Mann ein Kind schenken! Dieses Gefühl war sehr stark und
hat mich weiterhin beschäftigt …
Anfang September habe ich meine große Tochter nach Trier gefahren,
die Studentenbude mit ihr eingerichtet und sie dann dort gelassen. Während
der gesamten Heimfahrt habe ich geweint und gedacht, dass ich nun ganz
allein zu Hause bin – ohne ein Kind! Aber als mein Mann und ich dann eine
Woche allein zu Hause waren, merkte ich, wie gut wir beide es hatten – zu
zweit! Da waren wir froh, nicht noch so einen kleinen Schreihals zu haben,
ich habe sogar entschieden, meine Eileiter abbinden zu lassen, um sicher zu
gehen, dass ich nicht doch noch schwanger werde.”
In dem Moment hatte Marion also aufgehört, unter ihrer Unfähigkeit,
schwanger zu werden, zu leiden – im Gegenteil, alles war bestens, wie es
war!
Nachdem Marion an diesen Moment beim Gynäkologen zurückgedacht
hatte und sich noch mal vergegenwärtigt hatte, wie schlimm es damals für
sie gewesen war, haben ihre Schmerzen sofort nachgelassen.

VIKTORIA, 51 JAHRE ALT, hat seit vielen Jahren Rückenschmerzen,


genauer gesagt seit der Geburt ihres ersten Kindes.
Viktoria war das 4. Kind und das 4. Mädchen, das die Mutter zur Welt
brachte. Es ist uns sofort klar, dass ihr Wert sofort nach der Geburt gleich
null ist! Sie ist selbst nichts wert und sie fühlt auch die Unfähigkeit ihrer
Mutter mit, ist ihre Mutter doch zum vierten Mal unfähig gewesen, (ihrem
Mann) einen Sohn zur Welt zu bringen. Es gibt Familien, in denen eine
Frau nichts wert ist, wenn sie keinen Sohn zur Welt bringt. Ja, man bräuchte
eigentlich gar keine Mädchen, wenn sie nicht über die Gebärmutter
verfügten, die Jungs tragen und zur Welt bringen können/sollen.
Viktoria wird natürlich als Erstes einen Sohn zur Welt bringen. Als sie
und ihr Mann (!) ihn nach der Geburt im Arm halten, beginnen ihre
Rückenschmerzen. Sie hat zumindest das erfüllt, wozu eine Frau fähig sein
soll, nämlich einen Jungen zur Welt bringen.
Dann bekommt sie einen zweiten Sohn, die Rückenschmerzen werden
stärker! Dann kommen Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen, der Junge
kommt zuerst zur Welt. Es ist so, als ob ein Mädchen nur kommen kann,
wenn es auch noch einen Bruder dabei hat. Auf diese Weise sind alle froh,
dass das 4. Kind, das zur Welt kommt, ein Mädchen ist! Das hätte sie sich
als Baby gewünscht. Denn als sie selbst als 4. Kind ein Mädchen war,
waren alle enttäuscht.
Ihr Mann wird später sehr krank, sie pflegt ihn und er stirbt. Sie wendet
sich während dieser Zeit einer Frau zu, wird homosexuell (es würde zu weit
führen, hier die Gründe dafür zu erklären). Nach dem Tod ihres Mannes
zieht diese Frau zu ihr, und ab diesem Moment werden ihre
Rückenschmerzen schier unerträglich. Natürlich! Jetzt wird sie von
jemandem geliebt, der ihre Gebärmutter nicht nutzen kann, um von ihr
einen Sohn zu empfangen. In dem Moment löst sie die noch tiefere
Abwertung: Sie wird als Frau geliebt, unabhängig von ihrer Gebärmutter.
Viktorias Schmerzen sind verschwunden, nachdem sie ihr Geburtstrauma
gefühlt und emotional verändert hat (siehe auch Kapitel 5).

Der Teufelskreis

Ein weiteres Beispiel wird Ihnen den Teufelskreis veranschaulichen, in


den viele Menschen mit Schmerzen geraten:
GISELA, 24 JAHRE ALT, hat seit etwa 9 Monaten Rückenschmerzen, am
Anfang sind sie ganz heftig gewesen und nun sind sie “chronisch”.
Wann haben die Schmerzen angefangen?
“Die Schmerzen haben nach unserem Umzug angefangen. Natürlich
habe ich jede Menge Kisten geschleppt, und ich dachte, dass die Schmerzen
daher rühren. Aber jetzt verstehe ich. Wir haben sehr jung geheiratet und
dann 3 Jahre lang bei den Schwiegereltern gewohnt, um Geld zu sparen, da
wir unser eigenes Haus bauen wollten. Eigentlich haben wir mit den
Schwiegereltern gewohnt, wir hatten keine eigene Küche, kein eigenes
Wohnzimmer. Der jüngste Bruder meines Mannes musste sogar durch unser
Schlafzimmer gehen, um in seines zu kommen! Wenn ich dann gekocht
habe, hat meine Schwiegermutter immer abgeschmeckt – und wenn sie
auch nur zwei Körnchen Salz reingemacht hat, sie hat mich immer
korrigiert. Was ich gekocht habe, war nie gut. Es war eine schlimme Zeit
und eine sehr erniedrigende Situation für mich. Ich war sehr froh, als wir
dann endlich ausziehen konnten und ich Herrin in meinem eigenen Haus
und in meiner eigenen Küche sein konnte!”
Die Schmerzen beginnen nach ihrem Einzug in das eigene Haus, nun ist
sie Hausherrin und diese erniedrigende Situation ist vorbei. Heftige
Schmerzen im Lendenwirbelbereich sind die Folgen – hat der Abbau der
Wirbelsubstanz doch drei Jahre gedauert. Nun muss mit aller Macht
repariert werden. Gisela kann sich nicht mehr rühren, kann nur noch liegen,
es werden Vitamine und Spritzen gegen die Schmerzen verordnet. Gisela
liegt im Bett und denkt, dass sie nun zu nichts zu gebrauchen,
arbeitsunfähig ist, weil sie Rückenschmerzen hat. Sie und ihr Mann hatten
sich vorgenommen, bis zum Alter von 30 Jahren voll zu arbeiten, um
möglichst bald ihren Kredit für den Hausbau tilgen zu können. Und nun
das!
Nach drei Wochen Bettruhe und Spritzenkur sind die Schmerzen vorbei,
nicht weil die Medikamente geholfen haben, sondern weil Gisela in der Zeit
wieder eine neue Unfähigkeit gefühlt hat, diesmal weil sie unfähig war zu
arbeiten. Ihre Sorge war auch, wie das wohl weitergehen wird, wenn sie so
jung schon an Rückenschmerzen leidet. In dem Moment hört die Reparatur
der Wirbel auf, das Ödem verschwindet aus den Wirbeln und es beginnt
wieder eine neue Entkalkung. Klar, dass dann die Schmerzen auch
nachlassen und schließlich verschwinden!
Nach drei Wochen geht Gisela also wieder zur Arbeit, die körperlich
absolut nicht anstrengend ist, und prompt bekommt sie Schmerzen, weil sie
nun wieder fähig ist, zu arbeiten und Geld zu verdienen. Am zweiten
Arbeitstag muss sie ihren Arbeitsplatz verlassen und sich erneut ins Bett
legen, sie bekommt wieder die gleichen Vitamine und Spritzen verordnet …
Und nun fühlt sie sich von neuem unfähig, was natürlich wieder zur Folge
hat, dass die Schmerzen weniger werden und auch wieder aufhören. Gisela
wartet dann ein bisschen länger, bis sie sich traut, wieder optimistisch zu
sein und zur Arbeit zu gehen. Am ersten Arbeitstag kommen die Schmerzen
wieder, da sie nun ja auch wieder fähig war, ihrer Arbeit nachzugehen …
In diesem Hin und Her war Gisela seit 9 Monaten, sie hatte Angst, dass
sie ihr Leben lang chronisch unter Rückenschmerzen leiden würde.
Nachdem ihr aber klar wird, wie sie selbst durch ihre Gedanken und Ängste
die Rückenschmerzen immer wieder heraufbeschwört, kann sie aus diesem
Teufelskreis aussteigen.
Gisela hat keine Rückenschmerzen mehr, nachdem wir auch ihre
Prägung aus der Kindheit bearbeitet haben. (Dazu kommen wir später
noch.)
Jemand, der mit Rückenschmerzen geplagt ist, sollte sich folglich nicht
die Frage stellen, welcher Stress seine Schmerzen auslöst, sondern welches
Gefühl der Unfähigkeit (Abwertung) vorbei gewesen ist, kurz bevor die
Schmerzen begonnen haben.
KAPITEL 2

Die verschiedenen Gewebe und Strukturen des


Bewegungsapparates

Vorab …

Ganz allgemein gesprochen zeigt der Bewegungsapparat Symptome


bei/während/nach Stresssituationen, die immer in irgendeiner Weise mit
einem Gefühl der Unfähigkeit zu tun haben. Das, was absolut keinen Wert
mehr hat (auf individueller Ebene oder auf der Ebene der Sippe/der Art),
wird abgebaut, da es zu nichts mehr nutze ist. Nach der Stresslösung, d. h.
wenn das Gefühl der Unfähigkeit vorbei ist, wird das Gewebe (oft
überschwänglich) wieder aufgebaut.

Bevor wir die einzelnen Körperteile mit ihren Themen und Bedeutungen
anschauen, hier zunächst eine Erklärung zu den verschiedenen Geweben.
Praktisch heißt das dann für Sie, dass Sie später bei der Suche nach den
Ursachen Ihres körperlichen Problems das Thema des kranken Gewebes mit
dem Thema des kranken Gelenks (z. B.) kombinieren müssen.

Das Knochenmark
Wenn das Knochenmark betroffen ist, handelt es sich um das
allerstärkste Unfähigkeits- oder Abwertungsgefühl: “Ich bin nichts mehr
wert im Clan, nicht einmal meiner Familie bedeute ich noch etwas!” Man
fühlt eine Entwertung in der Blutlinie, fühlt sich nicht (mehr) von der
Familie geliebt, unfähig, Liebe und Zuwendung zu bekommen, ja unfähig,
geliebt zu werden.
Im Knochenmark werden die Blutzellen produziert, und das Blut steht
immer für die Familie, die Blutsverwandtschaft. Krankheiten, die die
Zusammensetzung des Blutes betreffen, haben also auch immer einen
direkten Bezug zur Familie, zum Clan.
Manche Kinder fühlen sich zum Beispiel nach der Geburt eines
Geschwisterchens nichts mehr wert, fühlen sich nicht mehr geliebt, schaffen
es nicht mehr, von den Eltern geliebt zu werden, zumindest ist das ihr
subjektives Empfinden. In dem Moment beginnt das Knochenmark, sich
abzubauen, nach dem Motto: “Wenn ich für die Familie keinen Wert mehr
habe, brauche ich nicht mehr dazuzugehören.” Es werden weniger
Blutkörperchen gebildet, das fällt aber in der Regel erst mal gar nicht auf.
Eine starke Blässe kann manchmal aber zu der Diagnose einer Anämie
führen. Da Kinder meist aber auch mehr oder weniger schnell wieder die
Erfahrung machen, dass sie doch noch wertvoll sind, dass die Eltern sie
doch lieb haben, beginnt dann das Knochenmark, sich zu regenerieren.
Dieses Phänomen führt dazu, dass dem Kind die Knochen leicht wehtun
können, es ist erschöpft, hat leichtes Fieber. Das Ganze sieht aus wie eine
“Grippe”.
Wenn man dann eine Blutuntersuchung machen lässt, findet man
zunächst ganz viele unreife Blutkörperchen (Leukoblasten) im Blut,
gleichzeitig ist die Anzahl gesunder Blutkörperchen noch (stark)
vermindert. So kommt es nicht selten zur Diagnose Leukämie.
Bei der Leukämie handelt es sich also um ein Reparaturphänomen des
Knochenmarks, und es dauert etwa 8 bis 10 Wochen, bis das Blutbild
wieder völlig normal ist. Dies habe ich bei einem großen Hund beobachten
können, dem eine Leukämie bescheinigt worden war. Der Besitzerin wurde
empfohlen, das Tier einer Chemotherapie unterziehen zu lassen (es war ein
teurer Rassehund). Die Besitzerin fragte mich um Rat, und ich empfahl ihr,
den Hund nur einfach zu verwöhnen, nichts von ihm zu verlangen, ihn
einfach nur faulenzen zu lassen, bis sich das Blutbild wieder normalisiert.
Dies hat sie gemacht – und nach zwei Monaten war der Hund wieder
quietschfidel! Eine Chemotherapie hätte natürlich das Knochenmark, das
gerade dabei war, sich zu regenerieren, wieder niedergeknüppelt. Die
Chemotherapie, die mit an Leukämie erkrankten Kindern gemacht wird, tut
mir tief im Herzen unsäglich weh! Aber leider haben die Onkologen (noch)
die Macht, die Eltern davon zu überzeugen, ihrem Kind damit etwas Gutes
zu tun.

Die Knochenstruktur, das Knochengewebe

Wie Sie schon am Beispiel der Rückenschmerzen erkannt haben, ist es


ein Gefühl der Unfähigkeit, das dazu führt, dass Knochensubstanz verloren
geht. Man fühlt sich absolut wertlos und schlecht, zu nichts mehr zu
gebrauchen, was eine bestimmte Funktion, Rolle oder Erwartung angeht,
die man an sich selbst stellt oder die gefühlt von anderen an einen gestellt
wird (siehe auch die Bedeutung jedes einzelnen Knochens).
Die Entkalkung führt zu Osteoporose, zu Verformungen bei Arthrose
oder auch zu Osteolysen (Knochenabbau), wenn die Unfähigkeit vom
Thema her sehr lokalisiert ist. Dieser Vorgang ist erst einmal nicht
schmerzhaft. Wenn dieses Gefühl der Unfähigkeit (oft als “Wertlosigkeit”
von den Betroffenen empfunden) vorbei ist, beginnt die schmerzhafte
Reparatur, das Ödem drückt von innen gegen die Knochenhaut, die sehr
empfindlich ist.
Osteosarkome (Knochentumore) treten auch auf, wenn eine Osteolyse
sich repariert. Wenn die Knochenhaut durch das heftige Ödem oder auch
durch einen Stoß zum Beispiel verletzt wird, tritt von dieser sich
aufbauenden Knochenmasse etwas nach außen und formt ein Osteosarkom,
praktisch eine Beule am Knochen.
Unter dem Mikroskop sehen die Zellen eines Osteosarkoms genauso aus
wie die Zellen der Reparaturwucherung nach einem Knochenbruch
(Callus). Im Grunde ist ein Sarkom auch nur eine Heilung oder ein
Wiederaufbau nach einem vorherigen Abbau, den man in den meisten
Fällen aber nicht wahrgenommen hatte.
In der Praxis beobachtet man, dass ein Knochenbruch meist kurz nach
Beendigung des Unfähigkeitsgefühls passiert, das bereits vorher dazu
geführt hatte, dass der Knochen an dieser Stelle geschwächt war. Ich denke,
dass dies geschieht, um dann die ganz natürlichen körperlichen
Heilungsmechanismen noch stärker in Gang zu bringen.
Sehen wir uns zwei Beispiele von Osteosarkomen an …

ALEXANDER, 19 JAHRE ALT.


Alexander war keiner meiner Patienten, seine Geschichte hat mich aber
sehr berührt. Diese Geschehnisse sind im Übrigen schon sehr lange her und
es geht ihm aktuell sehr gut.
Im Frühjahr wurde bei Alexander ein Osteosarkom unterhalb des rechten
Knies diagnostiziert, d. h. also, dass er dabei war, eine vorherige Osteolyse
an dieser Stelle wieder aufzufüllen.
Das Knie hat mit Gehorsam und (un-)freier Bewegung zu tun – also im
weitesten Sinne auch mit dem Sport.
Was war geschehen?
Alexander war damals Basketballspieler, er war ein Ausnahmesportler
und hatte das Zeug zum Profi. Mit 18 hatte er gute Ausgangsmöglichkeiten,
dieses Ziel zu erreichen, und hatte einen Vertrag bei einem guten
Basketballclub unterschrieben. Eine ganze Seite wurde ihm in der
Tageszeitung gewidmet, vor Saisonbeginn wurden seine Talente gelobt …
Doch dann, kurz vor dem 1. Meisterschaftsspiel, stieß ein anderer 18-
Jähriger zum Club, der sehr talentiert war und später tatsächlich Profi
wurde. Dieser wurde Alexander vorgezogen, obwohl er nicht an der harten
Saisonvorbereitung teilgenommen hatte. Alexander musste die meiste Zeit
auf der Reservebank sitzen, kam kaum ins Spiel. Der Trainer stellt die
Mannschaft auf, bestimmt, wer spielt, und Alexander musste also
gehorchen, war daran gehindert, mit der Mannschaft aufzulaufen. So
verbrachte er die Saison (September bis April) auf der Bank, fand dann aber
im Frühjahr einen neuen Basketballclub, mit dem er einen Vertrag
unterzeichnet hat, in dem festgehalten wurde, dass er mit Sicherheit auch
spielen wird.
In dem Moment endet die Saison, in der er gehorchen musste und nicht
zum Einsatz kam, wie er es gewollt hätte. Gleichzeitig hat er nun die
Garantie, dass er in einem Club spielen wird, der ihn auch spielen sehen
will! Nun repariert sich sein Knochen überschwänglich, und es bildet sich
das Osteosarkom. Eigentlich ist es nur die Heilung des Knochens wie nach
einem Knochenbruch, in dem Fall spricht aber niemand von Knochenkrebs,
da man es als normal ansieht, wenn sich der Knochen nach dem Bruch an
dieser Stelle verstärkt und verdichtet.
Leider interpretiert man dieses Geschehen total falsch und es werden
unnötigerweise Chemotherapien und Amputationen durchgeführt, wie auch
im Falle von Alexander. Das Bein wurde am Oberschenkel abgetrennt. Man
erklärte ihm natürlich, dass es für ihn besser sei, das Bein zu verlieren als
sein Leben!
Eigentlich sollte man einfach warten, bis der Knochen sich fertig geheilt
und wiederaufgebaut hat. Die Beule ist nichts Schlimmes, sie sieht
vielleicht nur nicht schön aus.

REBECCA, 14 JAHRE ALT.


Rebecca hatte ein Osteosarkom oberhalb des rechten Kniegelenks. Als
sie zu mir kam, war sie bereits in einem denkbar schlechten Zustand und sie
hat das Ganze letztendlich nicht überlebt.
Nach Chemotherapien hatte man ihr den unteren Teil des
Oberschenkelknochens rausgesägt und durch einen Spenderknochen ersetzt,
den man mit einer Metallplatte und Schrauben fixiert hatte. Dieser war
später gebrochen und Rebecca konnte nur mit Krücken laufen oder musste
getragen werden, sie konnte mit dem Fuß überhaupt nicht auf dem Boden
auftreten.
Rebecca hat über sechs Jahre hinweg in der Grundschule immer dieselbe
Turnlehrerin gehabt. Diese hat ihr immer wieder klargemacht, dass sie im
Turnen nichts hinkriegt, dass sie total unfähig ist, die Lehrerin hat sie auch
vor der ganzen Klasse abgewertet … Als sie zwölf Jahre alt war und nun
aufs Gymnasium gehen sollte, war sie diese Lehrerin endlich los. Dieses
ständige Abgewertetwerden war nun vorbei! Da beginnt auch die Reparatur
ihres Knochens, Ende Juni. Anfang August spielt sie mit dem Familienhund
im Garten, der springt ihr gegen das Knie. Sie klagt über Schmerzen am
Knie und da sich das Ganze nicht beruhigt, gehen die Eltern zwei bis drei
Wochen später mit ihr zum Arzt, dann zum Röntgen und das Osteosarkom
(“Knochenkrebs”) wird diagnostiziert. Ihr vollkommen unnötiger
Leidensweg beginnt.
Der Stoß durch den Hund hatte sehr wahrscheinlich eine Verletzung der
Knochenhaut hervorgerufen, so dass Knochenmasse (Reparaturmasse)
austreten konnte und außerhalb des Knochens weiterwucherte.
Das Mädchen und auch seine Eltern waren total in Panik, sie ist
hospitalisiert worden, man hat ihr eine Morphiumpumpe zur Verfügung
gestellt und auf diese Weise hat sie sich dann letztendlich selbst
euthanasiert.

Die Knochenhaut

Die Knochenhaut ist, wie schon gesagt, sehr stark innerviert und für das
Schmerzempfinden bei der Reparatur/Heilung des Knochens
verantwortlich. Sie reagiert selbst oder eigenständig bei einer
Stresssituation, in der es um Kontakt oder Berührung mit Schmerzzufügung
geht.
Zunächst baut sich die Knochenhaut an den betroffenen Stellen
unmerklich ab, manchmal begleitet von einem Gefühl der Kälte. Der Sinn
liegt darin, den schmerzhaften Kontakt nicht mehr zu fühlen oder den
schmerzhaften Kontaktverlust nicht mehr zu spüren.
Wenn der Stress vorbei ist, gibt es ziehende (starke) Schmerzen entlang
des Knochens. Das Ödem und die Knochenhautentzündung sind äußerst
schmerzhaft.

Hierzu führe ich gleich das Beispiel der von mir vor mehr als 20 Jahren
erlebten Knochenhautentzündung an:
Im Reitunterricht sollte ich an der Longe mit meinem Pferd in den
Galopp übergehen. Dazu muss man den einen Unterschenkel nach hinten
legen und mit der anderen Ferse dem Pferd einen Stoß in die Rippen
versetzen. Das Pferd versteht dieses Kommando. Jedes Mal, nachdem ich
dem Pferd das Kommando gegeben hatte, versuchte es, mich abzuwerfen.
Meine Angst zu fallen wurde immer stärker, und beim fünften Mal hat das
Pferd es dann geschafft. Ich bin nach vorne über den Kopf des Pferdes
“geflogen” und auf meinem Po gelandet. Die Reitlehrerin kam schnell auf
mich zu und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich erinnere mich noch daran,
gesagt zu haben, dass die Angst zu fallen viel schlimmer sei als das Fallen
selbst. Sofort musste ich wieder aufsteigen und das Galoppieren klappte
wunderbar – da meine Angst weg war.
Ich hatte als Kind ein Erlebnis, das diese Angst begründet hatte: Der
Bruder meiner Freundin hatte mich auf ein Pferd gesetzt und dem Tier
einen Klaps auf den Hintern gegeben, das Pferd rannte im Galopp los und
ich hatte nicht reiten gelernt, hatte mich damals aber mit Müh und Not im
Sattel halten können. Am nächsten Morgen hatte ich heftigste Schmerzen
an meiner linken Ferse! Ich konnte den Fuß nicht mehr auf den Boden
stellen und nur noch mit Krücken laufen. Mit der linken Ferse hatte ich die
Stute angetrieben, die Reitlehrerin hatte mich ermuntert, ihr fester in die
Rippen zu treten, damit sie “versteht, wer hier der Chef ist”. Ich hatte etwas
Skrupel, da ich dachte, das müsse der Stute doch wehtun. Bingo!
Nachdem mir klar war, woher die Schmerzen kamen, waren sie auch
ganz schnell wieder weg.

EINE DAME, ETWA 40 JAHRE ALT, kam damals in meine Praxis zur
Krankengymnastik, sie hatte Schmerzen an der Außenseite des linken
Oberschenkels, es war ein “tiefer, ziehender Schmerz”.
Sie erzählte, dass ihr Mann sie bei einem heftigen Streit an genau dieser
Stelle geschlagen habe. “Der Schlag tat weh, aber es hat mir noch mehr
wehgetan, was er dabei gesagt hat: ‚Ja, du mit deinem blauen Blut.’ Meine
Mutter ist adelig und diese Bemerkung war sehr verletzend, das hat mir sehr
wehgetan.”

Der Gelenkknorpel

Das Problem: Die Unfähigkeit (Abwertung), eine Geste (Gebärde) oder


eine Tätigkeit mit diesem Gelenk auszuführen. Da dieses Gelenk
anscheinend zu nichts zu gebrauchen ist, kommt es folgerichtig zum Abbau
des Gelenkknorpels.
Dann – es ist immer dasselbe Phänomen – wenn das Gefühl der
Unfähigkeit vorbei ist, beginnt der Wiederaufbau unter Schmerzen und mit
einem Ödem (Arthritis).
Hier gilt es auch, auf den Teufelskreis zu achten, in dem die meisten
Betroffenen stecken, dann nennt man es gleich (chronisch fortschreitende)
Polyarthritis. Auch hierzu ein Beispiel:

GÉRARD, 53 JAHRE ALT, Polyarthritis, Entzündungen des rechten


Daumengrundgelenks, des rechten Handgelenks und des rechten
Sprunggelenks.
In jungen Jahren war Gérard selbstständig, und als er einen finanziellen
Engpass hatte, hatte er den Vater um finanzielle Unterstützung gebeten.
Sein Vater wollte ihm aber nicht unter die Arme greifen. Gérard musste so
letztendlich Konkurs anmelden, und irgendwie war er daran nicht ganz
unschuldig. Um nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden, verließ er
Belgien und unterrichtete in Afrika. Erst als nach 20 Jahren sein Vergehen
verjährt war, kam er zurück nach Belgien, war aber immer noch wütend auf
seinen Vater, der ihm damals nicht aus der Patsche geholfen hatte. Er wollte
keinen Kontakt mehr mit seinem inzwischen alten Vater. Seine Mutter litt
jedoch sehr unter der Situation und schaffte es, ihren Mann zu überreden,
zum Sohn zu gehen und um Entschuldigung zu bitten, damit sie sich doch
auf die alten Tage noch versöhnen konnten.
Als Gérards Vater ihn aufsuchte und ihm praktisch die Hand zur
Versöhnung reichte, hat Gérard sich ganz mies gefühlt. Er war doch der
Jüngere und hätte somit den ersten Schritt (den macht der Rechtshänder mit
dem rechten Sprunggelenk) zur Versöhnung (Daumen- und Handgelenk)
machen müssen! Als dann die Beziehung wieder in Ordnung war und
Gérard praktisch nicht mehr mit sich selbst haderte, begannen die
Schmerzen. Sie wurden so heftig, dass er nun nicht mehr unterrichten
konnte, er war unfähig, an die Tafel zu schreiben. Dann fühlte er sich
wieder unfähig, Geld zu verdienen (sein altes Problem) und die Schmerzen
gingen wieder weg, kamen wieder … nun schon seit zwei Jahren.

Die Bänder, Schleimbeutel, Gelenkkapsel

Hier liegt ein Gefühl der Unfähigkeit zugrunde, weil man nicht die
Mittel, die Gelegenheit, die Möglichkeit oder die Zeit hat, eine Tätigkeit so
auszuüben, wie man es sich vorgestellt hatte. Man weiß, man wird nicht das
erhoffte Resultat erzielen können. Die “Rundum-Bedingungen” sind nicht
erfüllt. Zum Beispiel: Ich habe nicht das Geld, um einen besseren Trainer
zu bezahlen, somit werde ich am Wochenende im Wettkampf versagen.
Oder ich habe zu wenig Zeit zu trainieren … Der Blick ist hier auf die
Zukunft, die Konsequenzen gerichtet. Es geht dabei um eine
Tätigkeit/Aktion, die noch stattfinden wird.
Zunächst ist hier auch wieder ein Abbau zu beobachten, der Verlust der
Stabilität und der Funktionalität des Gelenks bis hin zur Anfälligkeit für
Verstauchungen. Wenn der Stress vorbei ist, kommt es zu Entzündungen der
Weichteile des Gelenks, zum Ödem. Eine Verstauchung findet meist am Tag
nach der Lösung des Problems statt.
Zur Veranschaulichung zwei Beispiele von Verstauchungen:

ILSE, ETWA 40 JAHRE ALT.


Verstauchung des rechten Sprunggelenks am 23. September, etwa drei
Wochen nach Schulbeginn, Ilse ist Lehrerin.
In diesem Sommer wollte Ilse mit ihrer Familie – wie in jedem Jahr – in
die Berge, um dort Bergtouren zu unternehmen. Zwei Wochen vor dem
geplanten Urlaub brach sich ihr Mann bei einem Sturz mit dem Fahrrad das
Bein und der Urlaub musste abgesagt werden, dazu kam natürlich der Stress
um ihren Mann … Als es ihm wieder gut ging, begann die Schule. “Ich
hatte das Gefühl, überhaupt keine Ferien gehabt zu haben, ich war einfach
nicht erholt, hatte keinen wirklichen Urlaub gehabt. Etwa drei Wochen habe
ich gebraucht, bis ich trotzdem wieder mit Freude Unterricht geben
konnte.”
Am darauffolgenden Tag kam es zur Verstauchung.
Der Unfall ihres Mannes hatte sie daran gehindert, in den Bergen
herumzukraxeln und sich auf diese Art und Weise von ihrem Schulstress zu
erholen.

JOHANNA, 11 JAHRE ALT, verstauchte sich das linke Fußgelenk, nachdem


sie die Enttäuschung darüber überwunden hatte, dass ihre Mutter nicht
bereit war, sie vier Mal wöchentlich zum intensiven, fast professionellen
Gymnastiktraining in den zehn Kilometer entfernten Nachbarort zu fahren.
Sie durfte immer nur weiter in ihrem Heimatort trainieren.

EMMA, 43 JAHRE ALT, verstauchte sich das linke Sprunggelenk sehr stark.
Bänder waren gerissen, eine Operation und ein Gips waren notwendig
gewesen.
Emma kam damals anschließend zu mir in die Krankengymnastik, um
ihren Fuß und die Wadenmuskeln wieder zu trainieren. Sie war erstaunt, als
ich ihr erklärt habe, dass man sich nicht rein zufällig den Fuß verstaucht
und dass sie etwas ganz Spezielles erlebt haben musste, damit dies
geschehen war. Sie war neugierig und offen dafür, den Grund
herauszufinden.
Als Emmas Sohn, damals 18 Jahre alt, sein Studium begonnen hatte und
praktisch von zu Hause ausgezogen war bzw. nur noch an manchen
Wochenenden zu Hause war, hatte sie überlegt, welcher Beschäftigung sie
nun wohl nachgehen könnte. Bis dahin hatte sie nie gearbeitet, sie war
Hausfrau und Mutter gewesen. Da kam ihr die Idee, Tagesmutter zu
werden, denn sie mochte Kinder sehr gerne und hatte auch einen guten und
lieben Zugang zu ihnen. Ja, das war es! Sie reichte ihren Antrag auf
Zulassung als Tagesmutter bei dem zuständigen Gremium ein, erklärte ihre
Motivation. Die Leute kamen und besichtigten ihr Haus, vergewisserten
sich wahrscheinlich, dass es keine sonderlichen Gefahrenquellen für Kinder
gab, man wollte auch sie kennenlernen, bevor man ihr die Zulassung gab.
Nach ein paar Wochen kam per Post dann der Bescheid, dass ihr Antrag
abgelehnt worden war, sie durfte nicht Tagesmutter werden! “Ich weiß bis
heute nicht, warum, es stand keine Begründung dabei. Vielleicht haben die
Nachbarn schlecht über mich geredet oder ich habe einfach vergessen, den
Fressnapf unserer Katze wegzustellen. Oder hat ihnen meine Nase nicht
gefallen?”
Ich frage sie, was sie sich denn so alles vorgestellt hatte bezüglich ihrer
Zukunft als Tagesmutter. (Das Thema der Bänder ist die Zukunft.) “Ich
hatte mir schon vorgestellt, wie ich mich mit den Kindern zu Hause
beschäftigen könnte, besonders aber auch wie ich bei schönem Wetter mit
ihnen spazieren gehen würde, ich wandere von Herzen gern. Ich sah mich
schon zwei Kinder im Kinderwagen schieben, zwei andere würden zu Fuß
neben mir hergehen, eines würde ich an die Hand nehmen …”
Emma weiß zwar nicht, weshalb sie die Bedingungen nicht erfüllt hat
oder welche Bedingung bei ihr nicht erfüllt war, aber es war offensichtlich,
dass irgendetwas nicht in Ordnung war und so würde sie nicht mit den
Kindern spazieren gehen können.
Einige Monate hatte Emma gebraucht, um diese aus ihrer Sicht
ungerechte Sache abhaken zu können. Da verstaucht sie sich den Fuß – ein
Loch im Bürgersteig, sie knickt um und fällt hin.
Wenn das Gefühl der Unfähigkeit vorbei ist bzw. der Stress, den man
damit hatte, nicht als fähig erachtet worden zu sein, kommt es zur
Verstauchung. Es scheint auch hier so zu sein, dass dadurch die natürliche
Heilung der Gewebe noch einen Schub bekommen soll oder noch mehr
angekurbelt wird.

Wenn man den emotionalen Stress, der sich hinter der Verstauchung
verbirgt, identifiziert und gleichzeitig ganz lieb zu seinem Fuß spricht, heilt
das Ganze übrigens viel besser und schneller.

Die Muskeln

Die Muskeln haben mit der Kraft und der Präzision zu tun, die ich
brauche, um eine Bewegung optimal auszuführen. Das Problem besteht
darin, sich abzuwerten, weil man unfähig war, die Bewegung gut genug,
schön genug, genau genug, kraftvoll genug … auszuführen. Ein klassisches
Beispiel ist der verschossene Elfmeter in einem wichtigen Fußballspiel.
Der Muskel reagiert auch, wenn man eine Bewegung ausgeführt hat und
dies besser nicht getan hätte. Hier betrifft das Gefühl der Unfähigkeit eine
schon ausgeführte Bewegung.
Zunächst werden die Muskelfasern schwächer und werden abgebaut,
man ist sehr empfindlich für Muskelfaserrisse.
Wenn der Stress vorbei ist, d. h. wenn man das, was man falsch oder
nicht gut genug gemacht hat, emotional nicht mehr mit sich herumträgt,
wenn das Geschehene nicht mehr wichtig ist, kommt es wieder zum Aufbau
der Muskeln, regelrechte Muskelpakete können wachsen. Diese
Muskelpakete nennt man manchmal Myosarkome (Tumor des
Muskelgewebes).
EIN 65-JÄHRIGER MANN, der ein großes Myosarkom in seinem linken
Gesäßmuskel entwickelt hatte.
Das schlimmste Erlebnis in seinem Leben war gewesen, dass er als
junger Mann seine damalige Freundin geschwängert hatte, die
Schwangerschaft kam sehr ungelegen und das Kind wurde abgetrieben. Er
hätte also die Freundin besser nicht geschwängert. Beim
Geschlechtsverkehr arbeiten beim Mann natürlich die Gesäßmuskeln!
Für ihn als Rechtshänder ist/war die linke Seite die Seite, die mit den
Kindern zu tun hat, hier ging es nicht um den Geschlechtsverkehr an sich
oder um seine Partnerin, sondern um die Zeugung eines Kindes, das er
besser nicht gezeugt hätte.

EINE 46-JÄHRIGE FRAU, LOUISE, litt unter einer entzündlichen


Muskeldystrophie in beiden vorderen Oberschenkelmuskeln (Quadriceps).
Bei der Biopsie hatte man nekrotisches Gewebe gefunden bei gleichzeitiger
schmerzhafter Entzündung.
Am 1. Februar war Louise krank geworden, hatte Halsschmerzen,
Kopfschmerzen, diffuse Schmerzen in den Gliedern. Sie ging zum
Hausarzt, Diagnose Grippe, er verschrieb ihr Medikamente, die sie auch
nahm. Am 2. Februar morgens konnte Louise nicht aufstehen, sie setzte sich
auf die Bettkante, konnte aber nicht aufstehen, sie konnte sich nicht auf ihre
Füße stellen, ihre Oberschenkelmuskeln wollten nicht. Zunächst blieb sie
noch etwas liegen, doch dann musste sie dringend zur Toilette. Da sie noch
immer nicht aufstehen konnte, ließ sie sich aus dem Bett auf den Boden
fallen und robbte praktisch bis ins Bad, musste aber auf den Boden
urinieren, da sie nicht auf die Beine kam.
Sie schaffte es schließlich, bis zum Telefon zu kriechen und rief den
Hausarzt an, der meinte, dass ihre Symptome vielleicht Nebenwirkungen
von den Medikamenten seien, die sie gegen ihre Grippe genommen hatte
(!). Falls es am Nachmittag noch nicht besser sei, sollte sie ihn nochmals
anrufen. Am Nachmittag war es nicht besser, der Hausarzt kam und
schickte sie ins Krankenhaus.
Was war geschehen? Wie wird in dem Fall dekodiert?
Zunächst erkläre ich Louise, dass man eine Krankheit nicht zufällig
bekommt, sondern dass jede Krankheit immer mit dem zu tun hat, was im
Leben passiert oder passiert ist. Daraufhin erzählt sie: “Wir haben ein sehr
schweres Jahr hinter uns! Voriges Jahr hat mein Mann seine Firma verkauft
– wir haben es gemeinsam entschieden …”
Weshalb betont Louise, dass sie es gemeinsam entschieden haben?
Warum spielt das eine Rolle? Da weiß ich eigentlich schon, dass hier das
Problem liegt, sonst bräuchte sie das überhaupt nicht zu erwähnen!
Louises Mann (Félix) hatte seine belgische Firma (Dachdeckerbetrieb)
verkauft, um noch 15 Jahre in Luxemburg als Arbeitnehmer zu arbeiten, so
wollte er sich für später eine bessere Rente sichern. Das Wohnhaus samt
Werkstatt wurde verkauft und die beiden zogen 80 Kilometer näher an
Luxemburg in die deutschsprachige Gegend Belgiens, damit Félix näher an
seiner Arbeit wohnte. Louise musste sich von ihren Pferden verabschieden,
lebte nun unter Deutschsprachigen, die sie nicht verstand … Félix fuhr
morgens arbeiten und Louise war den ganzen Tag allein zu Hause, weit weg
von ihren Freundinnen … Zusätzlich gefiel es Félix gar nicht auf der
Arbeit, 20 Jahre lang war er selbstständig gewesen und nun musste er
wieder unter einem Vorarbeiter arbeiten, es wurde alles nicht so gemacht,
wie er es gewohnt war. Jeden Abend kam er unzufrieden nach Hause. Es
war schlimm!
“Ich bin dann zum Notar und habe ihn gefragt, ob wir das Ganze nicht
rückgängig machen können. Der meinte, das sei möglich, würde aber
bestimmt 20.000 Euro kosten! Das war also keine Option.”
Hier beginnt Louise, die Muskelfasern ihrer Oberschenkel abzubauen,
haben sie doch mit dem Aufstehen zu tun, mit dem Aufstehen, nachdem
man sesshaft war, also geht es um den Umzug. “Ich wäre besser nicht
umgezogen. Ich hätte etwas sagen sollen (Halsschmerzen), ich hätte vorher
überlegen sollen (Kopfschmerzen), hätte besser nicht den Ideen meines
Mannes folgen sollen!”
“Mein Mann wurde indes immer missmutiger und Ende letzten Jahres
hat er gekündigt, wir haben in unserem früheren Wohnort ein Haus gekauft
und sind dorthin zurückgezogen, Félix hat sich wieder selbstständig
gemacht und jetzt am 1. Februar war sein erster Arbeitstag in Belgien.” An
diesem Tag war also wieder alles “in Ordnung”, und bei Louise beginnen
die Muskeln, sich zu entzünden, sie bekommt Hals- und Kopfschmerzen …
Louise hatte in ihrer Kindheit ganz klar gelernt zu gehorchen, zu
“folgen”, ihrem Vater durfte nie widersprochen werden. Sie wollte
Psychologie studieren, ihr Vater aber meinte, ein Job in der Bank sei besser
für sie, so hat sie in der Bank gearbeitet. Sie wollte drei Kinder haben, ihr
Mann hingegen wollte nur zwei. Also hat sie nur zwei Kinder bekommen.
Sie ist auch nur zu mir gekommen, weil ein Freund ihr sagte, sie solle das
unbedingt tun.
Bisher hatte sie also immer das getan, was die anderen für gut befunden
hatten, so war sie auch mit ihrem Mann umgezogen. “Wir haben es
gemeinsam entschieden.” Das musste sie sich schließlich einreden.
Die Krankheit beruht auf einem Verhaltensmuster, das man sich in der
Kindheit aneignet.

Bemerkungen:
Muskelkrämpfe nach sportlicher Betätigung kommen, wenn die
nervliche Anspannung abgefallen ist, die darin bestand, eine
Bewegung in der nahen Zukunft (z. B. im Wettkampf) vielleicht
nicht korrekt, nicht schnell genug … auszuführen, so wie man es von
mir erwartet. Es ist die Angst zu versagen, wenn es darauf ankommt.
Mein Mann hatte als Fußballtorwart nach dem Spiel immer Krämpfe
in den Oberschenkeln, auch wenn er während des Spiels kaum
gefordert worden war. Die Anspannung und die Konzentration im
Spiel waren aber enorm, und wenn dieser Stress abfällt, kommen die
Krämpfe. Der Torwart lebt vom Training, da wird er bis zur
Erschöpfung gefordert – ohne dass anschließend Krämpfe auftreten.
Muskelkater kommt immer nur nach sportlicher Betätigung, bei der
man sich oder jemand anderem etwas beweisen musste.
Die Sehnen

Die Sehnen sind die Verbindung zwischen Knochen und Muskeln,


zwischen Struktur und Bewegung. Bei Sehnenschmerzen liegt ein Gefühl
von Unfähigkeit vor, weil man nicht die Struktur, die Grundlagen für die
optimale Bewegung hat, um erfolgreich zu sein. Aus diesem Grunde muss
man versuchen, dieses Manko durch Technik, Kraft oder Schnelligkeit
auszugleichen. Die Unfähigkeit der Sehnen kommt der Unfähigkeit der
Bänder sehr nahe.
Bei einer Insertionssehnenentzündung haben wir es mit einem Konflikt
der Gegenwart zu tun: Ich muss (müsste) jetzt viel stärker (schneller o. Ä.)
sein.
Zunächst kommt es zum Abbau und zur Schwächung der Struktur, die
“ganz sicher versagen wird”. Wenn der Stress vorbei ist, dadurch, dass man
nun die Fähigkeit erlangt hat, oder dadurch, dass die Sache nicht mehr
wichtig ist oder akzeptiert wurde, kommt es zur Sehnenentzündung.
Hierzu zwei Beispiele von Sehnenentzündungen, beide Male eine
Epicondylitis (“Tennisarm”):

INGRID, 45 JAHRE.
“Tennisarm”, rechter Ellenbogen. Schmerzen seit vier Monaten, mal
mehr, mal weniger heftig.
Frage: Wann genau haben die Schmerzen angefangen? Ingrid: Das weiß
ich noch genau, es war der Tag nach der Diplomverleihung, nachdem ich
erfolgreich an einem Selbstverteidigungskurs teilgenommen hatte.
Frage: Warum haben Sie an diesem Kurs teilgenommen?
Ingrid: Nun ja, mein Mann hatte mich verlassen, er war mir gegenüber
des Öfteren gewalttätig gewesen. Nachdem er mich zum ersten Mal vor drei
Jahren verlassen hatte, war er wieder zurückgekommen. Diesmal wollte ich
dem vorbeugen, ich habe alle Schlösser auswechseln lassen und habe diesen
Kurs belegt, damit ich ihn bei seiner eventuellen Rückkehr links und rechts
ohrfeigen kann (dabei machte sie zunächst eine Bewegung wie die
Rückhandbewegung beim Tennis und dann auch noch einen Schwung mit
der Vorhand). Also war Ingrid nach der Diplomverleihung offiziell fähig,
sich zu verteidigen!
Ingrid hatte schon seit einigen Wochen Schmerzen, als ihr Mann dann
tatsächlich an der Haustür klingelte. Durch die Milchglasscheibe hindurch
konnte sie ihn erkennen, brachte sich in Stellung, um die Tür zu öffnen und
ihn gleich zu ohrfeigen. Sie hob die Rückhand und wollte ihn ins Gesicht
schlagen, als ein heftiger Schmerz ihr durch den Ellbogen schoss. Sie
musste den Arm wieder senken und schlug sofort die Tür mit dem Fuß zu.
Jetzt war sie doch tatsächlich wieder unfähig gewesen, ihn zu ohrfeigen

MARITA, 52 JAHRE.
“Tennisarm”, linker Ellenbogen, seit sechs Monaten.
Frage: Wann haben die Schmerzen begonnen?
Marita: Im August, sie waren aber nicht so heftig, ganz schlimm ist es
erst seit November!
Welches Gefühl von Unfähigkeit war im August “teilgelöst” und im
November dann ganz vorbei gewesen?
Marita sagte zunächst, dass sie Rechtshänderin sei und überhaupt kaum
etwas mit ihrem linken Arm mache. Sie sei sehr ungeschickt mit ihrem
linken Arm. Ich erklärte ihr dann, dass der linke Arm bei der
Rechtshänderin auch der Arm ist, mit dem sie das Kind trägt und schützt,
das Schutzschild trägt die Rechtshänderin links. Vielleicht gab es
diesbezüglich ein Gefühl der Unfähigkeit, ein Kind vor etwas zu
beschützen?
Das passte! Maritas 19-jährige Tochter hatte einen Freund, den sie sich
nur schwer als Schwiegersohn vorstellen konnte, er trank gern. Mehrfach
hatte sie versucht, ihrer Tochter diesen Mann auszureden – natürlich mit
gegenteiligem Effekt. Im August allerdings hatte es in der Beziehung ihrer
Tochter gekriselt und Marita hatte sich gedacht, dass die beiden dann
vielleicht doch nicht heiraten würden, und im November hatte ihre Tochter
besagtem jungen Mann den Laufpass gegeben! Ihr Stress, ihr Gefühl von
Unfähigkeit, ihre Tochter vor einer Zukunft mit diesem Mann beschützen
zu können, war nun definitiv vorbei. Inzwischen hatte die Tochter einen
neuen Freund, der ganz in Ordnung war und den sie mochte.
Die Reparatur der verschiedenen Gewebe ist meist mit Schmerzen
verbunden. Der Sinn ist der, dass man den betroffenen Körperteil ruhig
halten soll, damit die Heilung ungestört fortschreiten kann. In der Natur
bräuchten wir absolute Ruhe, in unserer Wirklichkeit aber bekommen wir z.
B. einen Gips, damit wir trotzdem aktiv sein können.

Das Ödem bringt die nötigen Moleküle zur Reparatur, sorgt aber auch
gleichzeitig dafür, dass die Gewebe isoliert bleiben und nicht mit dem
Nachbargewebe vernarben. Daraus resultiert folgerichtig, dass man
möglichst das Gelenk oder das Gewebe nicht zu sehr kühlen sollte, um die
Entzündung zu hemmen, und dass man das Ödem nicht mit allen Mitteln
(Verband, Eis) unterbinden sollte, um die natürliche Heilung nicht zu
bremsen (siehe auch später: Morbus Sudeck, Algoneurodystrophie).
KAPITEL 3

Die symbolische und funktionale Bedeutung der


verschiedenen Knochen und Gelenke

Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie beruht


auf meinen persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen bei der
Anwendung der Informationen zum Bewegungsapparat, die ich in meinen
langjährigen Ausbildungen (hauptsächlich bei Dr. Claude Sabbah) erhalten
habe.

Der Fuß

Funktionale Bedeutung: stehen, Kontakt mit der Erde

Symbolische Bedeutung: Problematik um den Kontakt mit der


(nährenden) Mutter. Die Zehen zeigen in die Zukunft. Die einzelnen
Themen der fünf Zehen entsprechen den Themen der fünf Finger, es geht
hier aber um die Zukunft, wie und wohin es weitergeht, wie ich es (nicht)
schaffe, mein Ziel zu erreichen.
Konflikt mit dem Tod, man kommt mit dem Kopf zuerst auf die Welt
und man geht mit den Füßen zuerst.
Zeit, die vergeht und die man hat vergehen lassen.

Fußsohle
Kontakt, Verbindung und Symbiose mit der nährenden Mutter
Plattfüße: Suche nach der Liebe der Mutter, Wunsch nach mehr Kontakt.
Meine Mutter hat nur Augen für etwas anderes, z. B. für ihren Mann oder
ihre Arbeit.
Hohlfüße: Ich möchte meine Autonomie, Unabhängigkeit von der
Mutter, schaffe es aber nicht.
Hornhaut: Schutz vor der (zu starken oder negativ erlebten) Liebe der
Mutter. Das Leben ist hart, man hat nicht genug Urvertrauen und
Mutterliebe bekommen. Die Kindheit war gefühlsmäßig arm, daher wird
die Welt feindlich erlebt und man braucht die Hornhaut als Schutz.

Mittelfußknochen
Großer Zeh: in Opposition zur Autorität der Mutter (auch symbolische
Mutter: Firma, Kirche …)
Der große Zeh zeigt die Richtung an und kann in dem Sinne auch mit
einer Entscheidung zu tun haben.
Hallux valgus: Richtungskonflikt, es wird mir etwas aufgezwungen, ich
habe die Wahl der Richtung nicht selbst getroffen. Also: Ich müsste
irgendwo hin, ziere mich, will nicht in diese Richtung gehen, dann zeigt der
Zeh nicht nach vorne in die Richtung, in die ich gehen müsste, sondern zur
Seite.
Beispiel: Eine Seminarteilnehmerin klagte über Schmerzen am
Grundgelenk ihres rechten großen Zehs, die Schmerzen waren
augenblicklich verschwunden, nachdem ihr klarwurde, dass sie eigentlich
ihren Sohn besuchen müsste, der sich von seiner Freundin getrennt hatte
und zu einem Freund gezogen war. Sie wollte aber nicht dorthin gehen, da
sie Angst hatte, dort zu erkennen, dass ihr Sohn nun homosexuell geworden
war.

Ich darf nicht hin, wo ich hin will, die Türen sind verschlossen für mich
und dann renne ich praktisch gegen die verschlossene Tür – der Zeh biegt
sich nach außen.
Beispiel: Eine junge Abiturientin suchte nach einem Studienplatz, sie
wollte eine ganz bestimmte Kunstrichtung studieren. Von der einzigen
Universität, die dies in Deutschland anbot, wurde sie zurückgewiesen, da
sie nicht alle Voraussetzungen erfüllte. Sie suchte weiter und fand
letztendlich in Österreich eine gleichwertige Möglichkeit. Ein Hallux
valgus hatte sich sehr schnell gebildet, nachdem sie die Absage ihrer
Wunschuniversität erhalten hatte, und er entzündete sich, nachdem sie die
Möglichkeit in Österreich gefunden hatte. Nachdem ihr bewusst wurde, was
emotional hinter den Schmerzen steckte, sind nicht nur die Schmerzen
verschwunden, sondern auch der Hallux valgus hat sich wieder gerichtet.

Ich komme aus einem einmal gegebenen Versprechen oder aus einer
einmal eingeschlagenen Richtung, aus einer einmal getroffenen
Entscheidung nicht mehr raus. Ich renne praktisch gegen die verschlossene
Ausgangstür.
Hier passt als Beispiel eine Frau, die nach 30 Ehejahren erkennen muss,
dass sie ihrem Mann besser nicht vertraut hätte und seinen Ideen besser
nicht gefolgt wäre. Jetzt sitzt sie dadurch “in der Scheiße”. Als sie anfängt,
nicht mehr auf ihn zu hören, z. B. beim Autofahren, bei dem ihr Mann auch
immer sagte, “wo es lang gehen soll” (er kann wegen eines Augenproblems
nicht mehr selbst fahren), beginnt ihr Hallux valgus zu schmerzen. Damit
die Schmerzen aufhören konnten, musste sie zu den Ursprüngen und den
Vorteilen ihres Verhaltens. Vorteile, die es hat, wenn andere die Richtung
vorgeben: Dann muss ich nicht selbst überlegen, dann bin ich nie daran
schuld, wenn etwas schiefgeht …

Mittelfußknochen des rechten 4. Zehs


Hier habe ich als Beispiel einen “Ermüdungsbruch” dieses Knochens,
der durch den Substanzverlust so geschwächt war, dass keine
Gewalteinwirkung notwendig war, damit der Knochen brach. Es handelt
sich um eine etwa 50-jährige Frau.
Die Entkalkung auslösende Situation: Ihre Tochter teilt ihr mit, dass sie
im nächsten Jahr am 24. Mai heiraten wird und dass sie und ihr Freund auch
schon ein Restaurant ausgesucht haben, wo das Fest stattfinden soll. Dies
war ein ungeheurer Schlag für die Frau. “Mir wurde in dem Moment klar,
wie schlecht es wohl um unsere Beziehung stand! Ich hätte erwartet, dass
ich als Mutter in die Planungen einbezogen werde. Und ich hatte noch
gehofft, dass sie diesen Mann nicht heiratet, ich hätte mir einen besseren
Mann für meine Tochter vorgestellt.”
Der 4. Zeh ist der “Ringzeh”, es geht also um die Zukunft in Sachen
Heirat. Der Fuß sagt aus, dass es zwar um die Beziehung Mutter/Kind geht,
aber der rechte Fuß zeigt, dass es doch irgendwie um den Partner geht – den
Partner der Tochter, der ihr nicht gefällt.

Kahnbein
(Französisch “os naviculaire” / “n’a vécu l’air”: der die Luft noch nicht
erlebt hat) Jemand, der immer noch wie im Bauch seiner Mutter lebt oder
leben möchte, der praktisch immer noch ihre Liebe und ihren Schutz sucht.

Sprungbein
(Französisch “astragale”) Erster Knochen, der den Boden – symbolisch
die nährende Mutter – nicht mehr berührt. Hier geht es um das Abstillen
und die Probleme in der Familie, die damit verbunden sind, z. B. der Tod
eines Säuglings. Später auch: sich nicht von der (finanziellen)
Unterstützung der Mutter oder der Eltern lösen können, sie sorgen sich nach
wie vor um mein Überleben.

Fersenbein (Calcaneus)
Hier ist das Schlagwort “Todessehnsucht”, man möchte nicht mehr
inkarniert sein, sondern abheben, um sich herunterzustürzen. In der Natur
(ohne irgendwelche Hilfsmittel) ist der einzig mögliche Selbstmord ein
Sturz in die Tiefe.
Probleme, Daten zu behalten. Die Zeit, die voranschreitet, ist ein
Kriterium der Inkarnation, die Zeit ist nur relevant, wenn wir leben.
Wenn wir tot sind, spricht man von Ewigkeit.
Wenn Kinder lange auf den Zehenspitzen laufen, so ist dies ein
Ausdruck dafür, dass das Kind irgendwie gezwungen wurde zu leben
– durch ärztlich assistierte Zeugung zum Beispiel. Das Kind hebt die
Ferse, weil es nicht inkarniert sein möchte. Manche sagen dann auch
offen, dass sie lieber tot wären.
Calcaneum = Kalk = Struktur, Materie, der Mensch als Mensch. Es
geht um die Lebensbedingungen als Mensch.
Ulcus (Geschwür) des Fersenbeins: Man weiß nicht mehr, auf was
oder wen man sich stützen soll (z. B. nach dem Tod der Ehefrau).
Der Beginn aller Dinge, aller Vorwärtsbewegungen. Wenn ich einen
Schritt machen möchte, muss ich zuallererst die Ferse vom Boden
heben.

Fersensporn
Man braucht Struktur, um die Projekte zu stärken, zu unterstützen. Man
braucht Unterstützung bei der Suche nach einer Lösung, was den Kontakt
mit der Mutter angeht.
Beispiel: Eine Frau hat das Gefühl, es endlich geschafft zu haben,
nachdem der Vater doch eingewilligt hat, ein Pflegeheim für die demente
Mutter zu finden.

Sichelfüße
Ich sträube mich, ins Leben hinauszugehen, vorwärtszugehen, z. B.
wenn die Mutter während der Schwangerschaft Wehen hat und das Kind in
dem Moment wahrnimmt, dass die Mutter es vorzeitig ins Leben
“rausschmeißen” will.

Klumpfüße
Den Fuß zurückziehen, um dem Unglück zu entgehen, das einem
Vorfahren widerfahren ist und ihn den Fuß gekostet hat (Unfall oder
Amputation). Man versucht, den Fuß in den Körper zurückzuziehen, so dass
er nicht so weit vorsteht.
Beispiele: Dem Urgroßvater wurde ein Fuß amputiert. Oder: Ein Vorfahr
ist in der Fabrik mit dem Fuß in eine Maschine gekommen.
Das Fußgelenk

Funktionale Bedeutung: gehen, laufen, springen, abheben

Symbolische Bedeutung: im Leben vorwärtsgehen, vorwärtskommen,


von der Mutter weggehen. Losgehen. In die Gänge kommen. Die
Möglichkeit, irgendwohin zu gehen, sich fortzubewegen, von der Stelle zu
kommen.

Achillessehne
Nach Höherem streben, die Unfähigkeit aufzusteigen. Man sagt, dass es
die Berufskrankheit der Dachdecker sei, weil sie so viel an Leitern
hochklettern müssen. Dabei ist es “umgekehrt”: Das Bedürfnis, hoch hinaus
zu kommen, lässt sie ganz unbewusst bereits diesen Beruf ergreifen.
Beispiele zu Verletzungen der Achillessehne: wegen einer Verletzung den
sportlichen Aufstieg in die höhere Liga verpasst haben, nicht “aufsteigen”
… Oder man möchte auf sozialer Ebene auch zu den oberen Zehntausend
gehören. Man macht sich größer, stellt sich praktisch auf die Fußspitzen,
um auch “von oben runterpinkeln zu können” wie der kleine Hund, der aber
gerne hoch an Baumstämme markiert, weil er auch zu den großen gehören
möchte.
Beispiel: Ein junger Mann (sein Vater war Dachdecker und hatte
ebenfalls bereits große Probleme mit seinen Achillessehnen, die beide
irgendwann gerissen sind), der seinen Freund beneidet, der sich im Urlaub
mit der Kreditkarte seines reichen Vaters alles kaufen kann.
Die Achillessehne ist aber auch die Schwachstelle der Starken, die ihre
Stärke zu sehr beweisen wollen.

Der Unterschenkel
Funktion: aufrechte Position

Symbolik: den Kontakt mit der Mutter nicht mehr brauchen, alleine
zurechtkommen.

Schienbein
Bildung der eigenen Persönlichkeit. Seinen eigenen Weg gehen. Vater
oder Mutter werden, nicht mehr nur Tochter oder Sohn sein. Autonomie, die
Fähigkeit, ohne die Eltern auszukommen.

Wadenbein
(französisch: péronné = “né sur le pérron”, auf dem
Bürgersteig/Bahnsteig geboren): Man hat zwei Familien, zwei Häuser, nicht
wissen, wer der Vater ist, nicht wissen, zu welcher Familie man gehört, z.
B. nach einer Trennung oder der Scheidung der Eltern.

Der Wadenmuskel
Der Start, das Wegkommen, das In-die-Gänge-kommen.
Jeder erste Schritt beginnt mit dem Heben der Ferse, und das ist die
Aufgabe des Wadenmuskels.
Beispiel: Eine Dame hatte eine außerordentlich stark entwickelte
Wadenmuskulatur, in Südamerika hatte sie sich sogar Stiefel auf Maß
machen lassen, und der Schuster hatte noch nie so dicke Waden gesehen bei
einer Frau. In einem Therapieworkshop (Atelier) bearbeiteten wir nebenher
auch ihr Problem, nicht von zu Hause wegzukommen. Sie fühlte sich nicht
wohl, wo sie lebte, doch aus den verschiedensten Gründen konnte sie bisher
nicht weg. Noch während des Ateliers wurden ihre Waden schlanker und sie
zeigte es uns, da sie besagte Stiefel dabei hatte. Als ich im darauffolgenden
Jahr mein Seminarprogramm an alle ehemaligen Seminarteilnehmer
geschickt hatte – damals noch auf dem Postweg –, kam der an sie
adressierte Brief zurück mit der Aufschrift “verzogen”.

Sie hatte es nun doch geschafft, endlich wegzuziehen!


Das Knie

Funktion: Sport, Bewegung und Bewegungsfreiheit, sich unterwerfen,


gedemütigt werden, den Sexualpartner umarmen.

Symbolik: Gehorsamkeit, gezwungen sein nachzugeben. Gehorsamkeit


der Mutter gegenüber, sich der Mutter gegenüber zu etwas verpflichtet
fühlen. Konflikte um Religion und Spiritualität (bei der Ausübung vieler
Religionen muss man knien).

Die Gewebe des Knies im Einzelnen (Beispiele im Anschluss):

Meniskus
Die Mutter (später die Frau) hat immer bestimmt, wohin ich gehen
darf/muss oder nicht.

Gelenkinnenhaut (Membrana synovialis)


Besorgt sein, dass die Dinge in Ordnung kommen. Gehorsam versucht
man, die Dinge zu schlichten, zu verharmlosen. Man will nicht anecken, es
ist wichtig, dass Harmonie herrscht oder erhalten bleibt.

Bänder
Wann werde ich autonom sein? Bis wann muss ich gehorchen? Wann
werden sich die Bedingungen ändern?

Kreuzbänder
Sich abwerten, weil man unfähig ist umzukehren oder auch nicht
umkehren darf. Man kann nicht mehr neu anfangen, man muss gehorchen
und weitergehen, ob man will oder nicht.

Gerdy-Höckerchen
gehorchen, ohne etwas zu sagen (z. B. den Regeln im Internat)
Osgood-Schlatter
(Verspätung der Verknöcherung des Patella-Sehnen-Ansatzes auf dem
Schienbeinkopf): Man ist ständig (durch Gehorsam) gezwungen, seinen
Aktionsdrang zu unterdrücken.
Beispiele: Ein Junge, der nicht Fußball spielen durfte, weil es im Winter
viel zu kalt ist, um mit kurzer Hose draußen zu sein, und gefährlich sei es
auch wegen möglicher Verletzungen, meinte die Mutter.
Matthias, der im Alter von acht Jahren immer schon ein Motorrad haben
wollte. Der Nachbarjunge hatte eines und Matthias hörte ihn nach der
Schule mit dem Motorrad fahren. Aber die Mutter meinte, dass sei viel zu
gefährlich. Wobei der Vater des Jungen sich gleich nach dem Tod seines
Vaters – der auch dagegen war, weil das viel zu gefährlich sei – ein
schweres Motorrad gekauft hatte, das dann während der Schwangerschaft
mit Matthias verkauft worden war. Matthias war das zweite Kind, und da
war es nicht mehr so einfach gewesen, der Motorradleidenschaft zu frönen.
Mit zwölf Jahren hat Matthias sich von seinem Taschengeld dann sein
erstes, oft fahruntaugliches Motorrad gekauft …
Schmerzen am vorderen äußeren Rand der Kniescheibe: Ich kann mich
nicht herablassen, um etwas zu bitten, ich will nicht auf den Knien bitten.
In Frankreich gab ein Kollege das Beispiel eines Kindes, das sich
(obschon schon 18 Monate alt) nur auf den Knien fortbewegte. Das Kind
sollte operiert werden, Sehnen sollten verlängert werden … Der Therapeut
fragte die Mutter, wen sie denn während der Schwangerschaft so intensiv
angefleht hätte. Die Mutter fing bitterlich an zu weinen. “Ich habe die ganze
Zeit über den Vater des Kindes angefleht, dass er mich nicht verlassen soll!”
In dem Moment stellte sich das Kind zum ersten Mal auf seine Füße, indem
es sich am Bürostuhl des Therapeuten hochzog!

Kniekehle
Baker-Zyste: Ich bin unfähig, den anderen dazu zu bringen, dorthin zu
gehen, wohin ich möchte, dass er geht. Ich bin unfähig, den anderen dazu
zu bringen voranzukommen.
Beispiele: Eine Frau, die es nicht schafft, ihren Mann dazu zu bringen,
einen von ihr ausgesuchten und für gut befundenen Therapeuten
aufzusuchen.
Eine Dame, 50 Jahre alt, vier Kinder. Drei Kinder sind schon erwachsen,
das vierte Kind, ein Mädchen und etwas “zurückgeblieben”, wohnt noch bei
ihr. Ihr Stress war, dass sie es nicht schaffte, das Mädchen dazu zu bringen,
motiviert zu sein voranzukommen. Das Mädchen “machte nicht die
Schritte, die es durchaus hätte machen können”, auch nicht in dem Tempo,
wie die Mutter es sich wünschte. Dieser Dame wurde in einem meiner
Seminare klar, was da dahintersteckte und wie gern sie auch die Jüngste
“aus dem Nest” schubsen würde … Die Schmerzen waren augenblicklich
verschwunden und etwa zwei Monate später, zum nächsten Seminar, war
die Baker-Zyste auch verschwunden.

Kniescheibe
Alles (Angst, Hoffnung und Lösung) liegt in der Zukunft. Ich erwarte
von der Zukunft, dass die Situation sich bessert, die Situation ist in der
Gegenwart blockiert. Was blüht mir noch alles (in Bezug auf die Themen
des Knies)?
ISABELLE, 17 JAHRE ALT. Sie hatte Schmerzen um die Kniescheibe herum,
und als ich sie mit den Themen des Knies (Gehorsamkeit, Mutter, Religion)
vertraut machte, sagte sie gleich: “Dann sind es alle drei Themen, da meine
Mutter mich jeden Sonntag zwingt, in die Kirche zu gehen.”

ULRIKE, 28 JAHRE, Polyarthritis, ganz besonders stark waren ihre Knie


betroffen. Die Schmerzen führten dazu, dass sie sich nicht hinknien konnte,
besonders leid tat es ihr, dass sie nicht mit ihren Kindern auf dem Fußboden
spielen konnte.
Ulrike hat zwei Termine gebraucht, da sie beim ersten Mal ihr
Kindheitstrauma nicht wirklich fühlen konnte. Beim zweiten Termin dann
schon: Als Ulrike 11 Jahre alt war, hatte sie sehr großes Talent im
Kunstturnen. Nach einem Wettkampf in Brüssel sind zwei Trainerinnen zu
ihrer Mutter gekommen und haben versucht, sie dazu zu bewegen, ihre
Tochter nach Brüssel ins Sportinternat zu schicken. Ulrike hörte mit, als
man von ihrem Talent und von dieser Möglichkeit sprach, professionell
gefördert zu werden … Ulrikes Mutter aber hat nein gesagt! Sie hat
bestimmt, dass Ulrike nicht dorthin ging, und Ulrike war sehr enttäuscht.
Erst als ich ihr ihre sportliche Karriere beschrieben habe, die sie bestimmt
gehabt hätte, wenn ihre Mutter sie ins Internat hätte gehen lassen, erst als
sie quasi ihre Olympiamedaille vor sich sah, die ihr sicher gewesen wäre,
da fühlte sie ihre Enttäuschung und hat bitterlich geweint. – Körperlicher
Schmerz drückt immer seelischen oder emotionalen Stress aus, der
wiedergefunden und gefühlt werden muss, damit die Schmerzen
verschwinden können, so wie in Ulrikes Fall.
Ganz unbewusst hatte Ulrike es auch so arrangiert, dass sie aus
finanziellen Gründen ganztags arbeiten musste. Ihre eigene Mutter hatte nie
gearbeitet und somit praktisch die Kinder zu ihrem Lebensinhalt gemacht,
hatte sich an sie geklammert und konnte daher ihre älteste Tochter nicht ins
Internat gehen lassen. Ulrike wollte ihre Kinder bewusst immer selbst
erziehen, arbeitete aber nun ganztags – und spielen konnte sie auch nicht
viel mit ihnen wegen der Schmerzen in den Knien. So gewährleistete sie,
dass sie ihre Kinder loslassen könnte, sollte sich eine ähnliche Situation
ergeben wie bei ihr damals, da sie sie nicht zu sehr an sich gebunden hat
und auch selbst nicht dieses enge Verhältnis zu ihren Kindern hat wie ihre
eigene Mutter zu ihren. Wir versuchen schließlich immer, eine bessere
Mutter zu sein als die, die wir hatten, indem wir nicht dieselben Fehler
machen.

ELLEN, 40 JAHRE ALT. Meniskusprobleme. Ellen ist eine gute Bekannte,


und als sie mir beiläufig sagte, dass sie bald am Meniskus operiert werden
müsse, habe ich ihr nur vorgeschlagen, dass wir zusammen überlegen,
warum sie Meniskusprobleme hat, so könne sie vielleicht einer Operation
aus dem Weg gehen. Der Vorschlag interessierte sie sehr.
Ellen ist die zweite Tochter ihrer Eltern, hat selbst keine Kinder. Das ließ
mich schon erahnen, dass sie als zweite Tochter nicht unbedingt erwünscht
war, besonders da sie selbst keine Kinder hatte, denn wir bekommen in der
Regel die Kinder, die sich unsere Eltern in dem Moment gewünscht haben,
als wir zur Welt gekommen sind – es sei denn, andere Prägungen sind
wichtiger.
Ellen bestätigte, dass es immer die Mutter war, die bestimmt hat, ob sie
als Kind zu einer Freundin spielen gehen durfte oder nicht, sie musste auch
in die Kirche gehen … Nun bestand die Verpflichtung der Mutter gegenüber
darin, dass Ellen nach dem Tod ihres Vaters immer für die Mutter da sein
musste. Ihre ältere Schwester hatte Kinder, wohnte zwar im selben Dorf wie
die Mutter, war aber nicht für die Bedürfnisse der Mutter zuständig.
Beispiel: Die Mutter hatte einen Arzttermin, also fuhr Ellen die 70
Kilometer zur Mutter, holte sie ab, fuhr mit ihr die 20 Kilometer zum Arzt
und brachte die Mutter anschließend wieder nach Hause, bevor sie wieder
70 Kilometer zu sich nach Hause fuhr. Die ältere Schwester kümmerte sich
gar nicht um die Mutter, obwohl sie noch eher Zeit hatte als Ellen. Das
machte sie regelrecht wütend.

Ich erklärte Ellen daraufhin, dass sie heute noch verzweifelt versuchte,
der Mutter zu beweisen, dass es doch gut sei, dass sie auf der Welt ist, dass
sie doch froh sein müsse, die zweite Tochter zu haben! Da ist bei Ellen ist
der Groschen gefallen. “Ich habe verstanden und werde das beherzigen, ich
lasse mich nicht mehr von unserer Mutter ausnutzen, das habe ich nun nicht
mehr nötig! Wenn ich Lust habe, fahre ich zu ihr hin, wenn nicht, werde ich
meine Schwester einspannen.”
Ellens Knieschmerzen haben sich beruhigt und sind ganz verschwunden,
die Operation war nicht mehr nötig.

OSCAR, 52 JAHRE ALT. Knieschmerzen, wahrscheinlich Meniskus (nicht


gesichert).
Oscar war geschieden und verstand sich seitdem viel besser mit seiner
Exfrau. Eines Tages wollte sie, dass er sie zu einem Termin bei mir
begleitete, da er aus ihrer Sicht ein besseres Gedächtnis habe als sie, wenn
es darum gehe zu wissen, wann was geschehen ist. Er selbst war vorher
schon wegen seines Übergewichts bei mir gewesen.
Zwei Wochen nach diesem gemeinsamen Termin, bei dem Oscar gar
nicht zu Wort gekommen war, nahm er den nächsten Termin für sich wahr.
“Seit ich vor zwei Wochen mit meiner Exfrau hier war, schmerzen meine
Knie, ich glaube es ist der Meniskus, ich kenne das von früher.” Ich fragte
ihn, was denn während dieser Sitzung in ihm vorgegangen war, auch wenn
er gar nicht beteiligt war. “Mir ist klar geworden, dass seit jeher die Frauen
bestimmen, wann ich und wohin ich zu gehen habe! Und ich dachte mir,
dass damit jetzt endgültig Schluss ist. Ich möchte schon seit Jahren meine
Traumreise nach Madagaskar machen – und meine jetzige Freundin sagt
mir, sie fahre überall mit mir hin, aber nicht nach Madagaskar! Vor zwei
Wochen habe ich entschieden, dass ich eine Reise nach Madagaskar buche,
ob nun mit ihr oder ohne sie.”
Vor dem Hintergrund seiner Kindheitsgeschichte versteht man das Ganze
noch besser: Oscar wurde als Kleinkind regelmäßig vom Bruder seiner
Mutter missbraucht und vergewaltigt, schon ab dem Alter von zwei bis drei
Jahren, eigentlich solange er denken kann. Die Familie lebte auf einem
Bauernhof, zwei Kilometer vom Dorf entfernt. Ein Mal pro Woche fuhr die
Mutter mit dem Fahrrad ins Dorf, um Einkäufe zu tätigen, der Onkel sollte
dann auf Oscar aufpassen und nutzte jedes Mal die Gelegenheit, um ihn zu
missbrauchen. Dabei schärfte er ihm natürlich ein, dass er der Mutter nichts
davon sagen dürfe. Die einzig mögliche Lösung: Er fragte seine Mutter, ob
er zum Einkaufen mitfahren könne. “Aber Oscar, das geht doch nicht, du
musst hier bleiben, auf dem Fahrrad ist kaum Platz, um alle Einkäufe zu
transportieren. Spiel du so lange mit deinem Onkel! Ich bin doch bald
wieder da.” Es war also auch hier ein unglaublicher Stress und auch
Schmerz damit verbunden, dass die Mutter bestimmte. Er musste es
akzeptieren, konnte nichts dagegen tun.
Oscar (Franzose) wollte als junger Mann seinen Militärdienst auf Tahiti
absolvieren, Tahiti ist französisches Territorium und möglichst weit von zu
Hause weg. Doch seine Mutter hat es ihm verboten und er musste in
Frankreich bleiben. Es gab noch viele weitere Beispiele, zunächst musste er
der Mutter gehorchen, dann seiner ersten Frau, dann seiner jetzigen
Freundin … Doch nachdem ihm die Zusammenhänge klar waren, ist Oscar
ohne Schmerzen nach Hause gefahren. Ja, die Schmerzen können ganz
schnell verschwinden.

MATHEO, 23 JAHRE. KREUZBANDVERLETZUNG.


Die Kreuzbänder stabilisieren das Knie, besonders bei Drehbewegungen.
Sie werden in Mitleidenschaft gezogen, wenn man sich unfähig fühlt,
kehrtzumachen, umzukehren oder von vorn anzufangen.
Nachdem Matheos Freundin bei ihm eingezogen ist, haben beide
beschlossen, in eine größere Wohnung (in demselben Mietshaus) zu ziehen.
Da beide arbeiteten und Geld verdienten, war die höhere Miete kein
Problem. Bald darauf bekam die Freundin die Gelegenheit, sechs Monate
nach Südamerika zu gehen, um dort an einem humanitären Projekt
mitzuarbeiten, sie trat die Reise an und er musste nun allein für die Miete
aufkommen. Er konnte nicht mehr zurück in die kleinere Wohnung, sie war
bereits neu vermietet worden.

ELKE, 27 JAHRE. KREUZBANDPROBLEME.


Elke beginnt an ihrem Hochzeitstag, ihre Kreuzbänder abzubauen. Als
sie in der Kirche auf den Altar zugeht, wird ihr klar, dass sie die Dummheit
ihres Lebens begeht, nach einer großen Liebesenttäuschung hat sie einfach
den Nächstbesten geheiratet. Sie konnte sich in dem Moment aber nicht auf
dem Absatz umdrehen und diesen Mann nicht heiraten. “Die ganze Familie
saß mir im wahrsten Sinne des Wortes im Rücken. Ich bin weiter auf den
Altar zugegangen, mit Tränen in den Augen. Und meine Oma wollte kurz
vor der Hochzeit ihren Verlobten auch nicht mehr heiraten, da er
inzwischen viel Geld bei Spekulationen verloren hatte. Doch ihre Mutter
hatte ihr gesagt, dass sie ihn auf jeden Fall heiraten müsse, wenn er gut
genug war für sie mit Geld, dann müsse er nun auch gut genug sein ohne
Geld.” Gehorsam der Mutter gegenüber!

MARLENE, 33 JAHRE ALT.


Marlene war ursprünglich wegen ihrer chronischen Darmentzündungen
(Diagnose Morbus Crohn) zu mir in die Praxis gekommen. Sie war damals
total geschwächt und hatte sehr viel abgenommen. Als die Sache bearbeitet
war, ging es ihr zusehends besser, und sie hat wieder zehn Kilogramm
zugenommen.
Einige Monate nach unserer letzten Therapiesitzung rief sie mich an und
fragte, ob ich auch etwas gegen Osteoporose machen könne. Ich schlug ihr
vor, zu einem Termin zu kommen.
Marlene erzählte mir, dass es ihr gut gehe. Sie sei aber vor zehn Tagen
auf ihr rechtes Knie gefallen, und da die Schmerzen nicht nachließen, sei
sie zum Arzt gegangen. Auf dem Röntgenbild habe man dann festgestellt,
dass sie Osteoporose unterhalb des rechten Knies habe. Sofort habe man
ihren Hormonspiegel untersucht. “Mein Hormonspiegel ist der einer Frau in
den Wechseljahren!” Bingo! Also für die Ärzte eine Bestätigung ihrer
Annahme, dass ein niedriger Östrogenspiegel Osteoporose begünstigt, was
natürlich absolut falsch ist.
(Sie haben jetzt bereits verstanden, welche Frau wann und warum
Osteoporose bekommt. Eine Frau bekommt nämlich dann Osteoporose,
wenn sie sich durch das Älterwerden nicht mehr attraktiv fühlt, wenn sie
denkt, dass sie nun zu nichts mehr zu gebrauchen ist, wenn die Kinder aus
dem Haus sind beispielsweise, wenn sie nicht mehr so fit ist wie früher,
beim Sport oder bei der Arbeit, wenn die Falten kommen … Wenn
Osteoporose wirklich in direktem Zusammenhang mit der Hormonlage
stünde, müssten alle Frauen in den Wechseljahren Osteoporose
“bekommen”. Aber nein, viele Frauen fühlen sich auch fähig und wertvoll,
wenn sie älter werden. Sie fühlen, dass jedes Alter seinen Reiz hat, denn
man kann das Älterwerden nicht aufhalten. Also: Die Frauen, die damit
kein Problem haben, entkalken auch ihre Knochen nicht.)
Kommen wir zurück zu Marlene … Ich fragte sie, wie es denn mit ihrer
Monatsblutung aussehe. “Als ich so krank und so abgemagert war, hatte ich
keine Monatsblutung mehr, aber vor zwei Wochen habe ich eine
Schmierblutung gehabt.”
(Auch hier hat Marlene nicht “keine Blutung mehr”, weil ihr Körper zu
schwach war, sondern weil sie ein sexuelles Problem hatte, sie konnte und
wollte sich ihrem Mann nicht nackt zeigen, sie fühlte sich so hässlich, zog
bereits im Badezimmer das Nachthemd an, damit ihr Mann sie nicht nackt
sehen musste. Natürlich gab es in der Zeit auch keinen Geschlechtsverkehr.)
Marlene bestätigte, dass auf sexueller Ebene wieder alles in Ordnung
gekommen sei, und ich schlug ihr vor, dass sie einfach zwei Wochen warten
solle, dann habe sich ihr Zyklus sehr wahrscheinlich wieder normalisiert,
und so ist es auch gewesen. Drei Monate später war sie mit ihrem dritten
Kind schwanger.
Ich erklärte ihr noch, womit das Knie zu tun hat, und sie bestätigte: “Ich
bin eigentlich sehr sportlich, fahre viel Fahrrad, doch als ich krank war,
ging gar nichts. Jetzt fühle ich mich langsam wieder fit, ich kann schon bei
uns den Hang wieder hochfahren, ohne abzusteigen.” Marlene war also
schon dabei, ihr Knie zu reparieren, da das Gefühl von sportlicher
Unfähigkeit vorbei war, deshalb schmerzte es ungewöhnlich lange nach
dem Sturz. Sie verstand, was in ihrem Körper passiert war, wie ihr Körper
reagiert hatte und dass nun alles wieder in Ordnung kommen würde. Und so
war es auch – ohne die Medikamente, die man ihr verabreichen wollte.

Der Oberschenkel

Funktion: Opposition, Widerstand, verharren, standhalten, durchstehen.


Fortbewegung im sexuellen Bereich (jemandem “nachlaufen”)

Symbolik: Französisch “fémur” = fait mur (macht eine Mauer) = fait mûr
(zu früh erwachsen sein müssen), der Oberschenkelknochen steht in
direkter Verbindung mit der Größe des Menschen.

Ischiasnerv
Unterordnung in einer Fortbewegung.
Entweder ich habe keine Lust, irgendwohin zu gehen, muss aber. Oder
ich möchte irgendwohin gehen, aber man lässt mich nicht, es wird mir
verboten.
Immer wenn ein Problem das Nervensystem betrifft, geht es im
weitesten Sinne stets um eine gewisse Unterordnung. (Laut Dr. Sabbah
kann L5-S1 auch mit Unterordnung in der Sexualität zu tun haben.)
Beispiel einer Ischiasentzündung: Ein Mann wurde mit Herzproblemen
in die Klinik eingeliefert und blieb einige Tage für Untersuchungen dort. In
dieser Zeit ist völlig unerwartet ein sehr guter Freund von ihm verstorben.
Seine Frau wollte ihn nicht aufregen und verschwieg den Todesfall. Er
erfuhr somit erst nach der Beerdigung seines Freundes davon und war
wütend auf seine Frau, die ihn auf diese Weise daran gehindert hatte, zur
Beerdigung zu gehen.

Das Hüftgelenk

Funktion: sich dem Sexualpartner öffnen, das Kind gebären (Sexualität


und Geburt)

Symbolik: sich öffnen, empfangen, Leben geben – sich verschließen

Der Psoas (Muskel)


Ich musste vorwärtsgehen, um einen Kontakt zu haben, den ich nicht
will, jemand ist hinter mir her und nervt. Ich wäre gern ausgewichen.

Ausgekugelte Hüften bei der Geburt


Angst der Eltern, dass der Partner fremdgeht. Die Gefühle der Eltern
prägen das Kind schon in der Gebärmutter. Den Wunsch, dass der Partner
nicht “fremdgeht”, das heißt, dass er nicht anderswo hingeht für die
Sexualität, versucht das Kind unbewusst durch sein Symptom zu lösen. Mit
(teils) ausgekugelten Hüftgelenken kann man nicht einfach irgendwo anders
hingehen und “die Beine breit machen”. Der Seitensprung wird verhindert,
denn wenn ich zur Seite springen will, geht das ebenfalls nicht mit einer
Luxation (Verrenkung) der Hüfte(n).
Hüftarthrose
Abwertung (ich bin unfähig, einen Sexualpartner anzuziehen) oder
Opposition, was die Sexualität angeht. Ich verweigere den Sexualakt (oder
verschiedene Praktiken), ich bin unfähig, mich meinem Partner
entgegenzustellen, ich gebe nach.

LUISE, 53 JAHRE ALT.


Luise hatte schon eine neue Hüfte links, litt nun unter Schmerzen am
rechten Hüftgelenk und wollte eine zweite neue Hüfte verhindern.
Luise kommt als fünftes Kind ihrer Eltern zur Welt, endlich ein Mädchen
nach vier Jungen! Doch sie wird mit einer Lippen- und Gaumenspalte
geboren. Sie ist zwar ein Mädchen – aber was für eins! Und was das alles
gekostet hat! All diese Operationen! Daran erinnern ihre Eltern sie ständig.
Natürlich ist sie durch diese Missbildung doch mehr oder weniger
entstellt, und ihre Brüder verletzen sie sehr: “Schau, wie du aussiehst, es
wird sich nie ein Mann für dich interessieren!” Als sich dann später doch
ein Mann für sie interessiert, heiratet sie ihn, obwohl sie ihn nicht liebt. Sie
denkt, dass sie schon froh sein müsse, überhaupt einen Mann
abzubekommen. Sie bringt drei Kinder zur Welt, bevor ihr Mann ihr sagt,
dass er homosexuell sei Er verlässt sie und zieht zu einem Mann, mit dem
er nun seit vielen Jahren lebt. Es war besonders schwer für sie, das den
Kindern beizubringen und zu erklären, das hatte er aber ihr überlassen. Dies
bestätigte sie auch in ihrem Gefühl, dass es keinen “richtigen” Mann gibt,
der sich für sie interessiert.
Jahre später lernt sie einen Mann kennen, Witwer, gutaussehend und
reich. Es dauert einige Zeit, bis sie das wirklich glauben kann – und da
beginnen ihre Hüftschmerzen, war sie nun doch fähig, einen Mann
anzuziehen und von ihm geliebt zu werden. Dieser Mann ist sozial
angesehen und zeigt sich mit ihr – trotz ihrer immer noch sehr sichtbaren
Missbildung.
Damit die Schmerzen aufhören konnten, musste sie allerdings
zurückgehen zum Tag ihrer Geburt, die Eltern haben in dem Moment (und
später auch ihre Brüder) bestimmt, dass sie auf dem “sexuellen Markt”
keine Chancen haben wird. Sie musste das Gefühl kontaktieren, das sie bei
der Geburt gespürt hatte, diese Ablehnung und Wertlosigkeit. Biologisch
gesehen ist es unsere wichtigste Aufgabe, für die Fortpflanzung zu sorgen,
dazu war sie nun von vorneherein gefühlt unfähig, nicht zu gebrauchen,
überflüssig. Das hatte sie registriert. Auch die Verletzungen durch die
Brüder mussten angeschaut werden – und hier spürte sie auch eine heftige
Genugtuung, ihren Brüdern ihren jetzigen Mann vorzustellen und ihnen zu
zeigen, dass er sie sichtlich liebte.
Die Schmerzen gingen weg. Zwei Monate später allerdings hat sich
Luise wieder gemeldet. Es waren wieder Schmerzen da. Was war
geschehen? Ihr Mann, seine Tochter aus erster Ehe und sie selbst hatten
eine Reise nach Afrika gemacht, organisiert von einer Hilfsorganisation, in
der ihr Mann sehr engagiert und wohltätig aktiv ist. Es wurde dort ein
Projekt angeschaut … Beim Abendessen sitzt ihr Mann zwischen ihr und
seiner Tochter und unterhält sich sehr angeregt und intensiv mit Letzterer.
Luise ist eifersüchtig gewesen! Er hat sie nicht so sehr beachtet, sie kam
sich fast überflüssig vor. Die Schmerzen begannen, als sie an dem Abend zu
Bett ging, als sie sich neben ihn ins Hotelbett legte. Ich sagte: “Klar, Sie
sind diejenige, die sich neben ihn ins Bett legt und nicht seine Tochter!” Da
lachte sie ganz spontan! Ja, das war es. Sie hatte durch die mögliche
Sexualität ihre Stieftochter ausgestochen, im Bett war sie die Einzige, die
neben ihm Platz hatte! Als sie sich erhob und meine Praxis verließ, war sie
schmerzfrei. Ich habe dann nichts mehr von ihr gehört.

DEBORAH, 24 JAHRE ALT.


Hüftschmerzen, Steifheit, Knacken, beide Hüften waren betroffen, aber
besonders die rechte. (Die rechte Hüfte hat eher mit der Sexualität in der
Partnerschaft zu tun, die linke eher mit der Sexualität, die zu Kindern führt
– also mit der Sexualität zum Ziele der Fortpflanzung. Dies gilt für
Rechtshänder, für Linkshänder bitte umkehren.)
Ja, auch eine 24-Jährige kann schon Hüftprobleme haben, die auf das
sexuelle Thema hindeuten. Deborah hatte ihre Mutter in flagranti im
Ehebett ihrer Eltern erwischt – mit einer Frau! “Ich bin sexuell gar nicht
verklemmt, es soll jeder glücklich werden mit wem er möchte! Aber mir tut
nur mein Vater leid, sie spielt ihm allerhand vor und versteckt es vor ihm,
dabei hätte er ein Recht, das zu wissen. Ich hätte aber auch Angst, es ihm zu
sagen, da er sowieso schon depressiv ist …” Aus diesem Grund war das
rechte Hüftgelenk stärker betroffen, denn Deborah hatte besonderen Stress
wegen des Verhaltens der Mutter ihrem Partner (Deborahs Vater)
gegenüber, sie litt für ihren Vater.

Das Becken

Funktion: Kinder tragen und umsorgen. Sexuelle Anziehung. Fähigkeit,


sexuell aktiv zu sein und sich fortzupflanzen
Symbolik: Behälter für die biologischen Werte der Frau

Beispiel einer Dame mit Osteolysen (Knochenabbau) in der rechten


Beckenschaufel und im Schambein:

ELEONORA, 41 JAHRE ALT.


Eleonora ist italienischen Ursprungs, sie ist die zweite Tochter ihrer
Eltern, hätte aber eigentlich unbedingt ein Junge werden sollen. Sie selbst
hat zwei Söhne. (Ich erinnere an dieser Stelle daran, dass wir genau die
Kinder bekommen, die sich unsere Eltern gewünscht hätten zu dem
Zeitpunkt, als wir zur Welt gekommen sind!) Eleonora bekommt bei ihrer
Geburt die Prägung, dass die Liebe vom Geschlecht abhängt: Sie hat keinen
Wert, wird nicht geliebt, weil sie ein Mädchen ist.
Wenn ich die Menschen während eines Vortrags frage, wer ihren Wert
bestimmt, antworten die meisten, dass sie ihren Wert selbst bestimmen. Das
stimmt aber nicht: Die Eltern bestimmen, welchen Wert wir haben und wie
wertvoll wir uns fühlen können. Manche haben schon keinen Wert, wenn sie
noch nicht lange in der Gebärmutter sind, wenn die Schwangerschaft nicht
gewollt ist oder sich in einem ungünstigen Moment ankündigt. Für andere
ist klar, dass sie keinen Wert haben, wenn feststeht, dass sie nicht das von
den Eltern erwünschte Geschlecht haben. Diese Ablehnung kann dem Kind
heute auch schon während der Schwangerschaft vermittelt werden bzw.
entgegenschlagen, weil das Geschlecht sehr früh ermittelt werden kann. Die
Prägung ist dann: “Ich werde nicht geliebt für das, was bei mir zwischen
den Beinen ist.” Der unbewusste “Traum” besteht dann darin, jemanden zu
finden, der einen für das liebt, was man zwischen den Beinen hat. Man
sehnt sich unbewusst danach. Bewusst sehnt man sich nach Zärtlichkeit,
nach Dingen, die nicht nur mit Sex zu tun haben. Eine zweite Prägung ist in
dem Fall: “Eine Frau, die keinen Sohn zur Welt bringt, ist nicht zu
gebrauchen.” Daher ist es für sie (nicht unbedingt bewusst) wichtig, Söhne
zur Welt zu bringen.
Es findet sich dann ein Mann, der hauptsächlich auf das fixiert ist, was
zwischen den Beinen ist. So empfand auch Eleonora, dass ihr Mann nur
sexuell an ihr interessiert war. Das war praktisch ihr unbewusstes Kriterium
dafür, dass sie geliebt werden konnte oder dass sie sich geliebt fühlen
konnte. Liebe geht über den Sex, im Französischen bedeutet das Wort “le
sexe” so viel wie “der Sex”, aber auch “das Geschlecht”.
Als sie dann mit 40 von ihrem Mann wegen einer Jüngeren verlassen
wird, ist das der Stressmoment, in dem sie beginnt, ihre Beckenknochen
abzubauen, Osteolysen bilden sich. Jetzt, wo sie den einzigen Wert, den sie
erlangen konnte, auch noch verloren hat, den sexuellen Wert. Nun war sie
auch noch unfähig, von ihrem Mann wenigstens auf diesem Gebiet geliebt
zu werden. Also ist sie nun zu gar nichts mehr zu gebrauchen und fängt an,
sich wegzurationalisieren.
(Wie man in diesem Fall therapeutisch vorgeht, lesen Sie in Kapitel 5.)

Beckenschaufel
Kinder tragen und umsorgen. Eine Mutter setzt ihr Kleinkind beim
Tragen oft auf ihrer Beckenschaufel ab.

Schambein (Symphysis)
Schmerzen an den Ansätzen der Bauchmuskulatur: Ich bin sexuell nicht
leistungsfähig, ich bin unfähig, meinen Sexualpartner/meine
Sexualpartnerin zu befriedigen.
Die schmerzhafte Dehnung der Symphyse während der
Schwangerschaft: Angst, dass das Becken zu eng ist und dass dadurch das
Kind oder der Kopf des Kindes bei der Geburt vielleicht nicht durchkommt.

Beispiel einer jungen Frau, MILENA, 25 JAHRE ALT.


Sie wurde im siebten Schwangerschaftsmonat plötzlich von heftigen
Schmerzen am Schambein geplagt, so heftig, dass sie fast nicht mehr gehen
konnte. Wir redeten darüber und sie erzählte, dass sie als Kleinkind einen
Unfall hatte, bei dem sie sich einen Beckenbruch zugezogen hat. Sie konnte
sich noch vage daran erinnern, dass ihre Mutter ihr irgendwann einmal
gesagt hatte, dass der Arzt damals meinte, dass Milena später vielleicht
Probleme haben würde zu gebären wegen des dann verheilten
Knochenbruchs. Milena bat ihre Mutter, die Klinik aufzusuchen und die
damaligen Röntgenplatten anzufordern. Normalerweise müssen die
Patientenakten samt Röntgenplatten 30 Jahre archiviert bleiben, aber die
alten Röntgenplatten waren unauffindbar. Als Milenas Mutter ihr das
mitgeteilt hatte, begannen die Schmerzen! Irgendwie hatte sie nun Angst,
dass sie das Kind vielleicht nicht auf normalem Weg zur Welt bringen
könnte – sie hatte zudem eine Hausgeburt geplant. Ich konnte sie beruhigen,
denn das Kind werde schon nur so schwer werden, dass es ohne Probleme
durch den Geburtskanal kommen werde. Die Schmerzen verschwanden
augenblicklich und das Kind ist auf normalem Wege zur Welt gekommen,
es wog weniger als 3000 Gramm.

Sitzbein
Ich habe es mir zuzuschreiben, dass ich es nicht geschafft habe, mir ein
(materielles, irdisches) Paradies aufzubauen. Unfähigkeit, mit Geld
umzugehen, es fruchtbar anzulegen.

Eine gute Bekannte von mir hatte Schmerzen am Sitzbein, nachdem sie
eben dieses Thema bearbeitet hatte. Immer dann, wenn sie dachte, dass sie
es endlich finanziell geschafft hatte, passierte etwas und das Geld war
wieder weg – und sie hatte es sich selbst zuzuschreiben, entweder wegen
ihrer Naivität oder ihrer Gutmütigkeit, ihrer Unvorsichtigkeit …
Nach ihrer Scheidung musste sie ihrem Mann die Hälfte des Hauses
ausbezahlen, das ihre Eltern finanziert hatten, sie ist ein Einzelkind. Als sie
ihr Geschäft aufgegeben hat, ist das Finanzamt gekommen und sie musste
eine deftige Nachzahlung leisten. Ihr Bankdirektor hat sie um etwa 50.000
Euro betrogen …

Leiste
Unzufriedenheit …
… mit den eigenen Leistungen auf sexueller Ebene. Man möchte z.
B. um jeden Preis diese Frau oder diesen Mann erobern.
… mit seiner Kreativität (z. B. Kinder, Projekte).
… oder Hass auf sexuellem Gebiet. Hassliebe. (Französisch: haine =
Hass und aîne = Leiste, die Aussprache ist genau gleich.)

Fußballerleiste
Entzündung der Adduktorenansätze.
Beim Fußballspieler geht es in dem Fall um den Stammplatz in der
Mannschaft (zumindest haben mir ein Paar Fußballspieler das bestätigt). Es
könnte aber auch in einem anderen Lebensbereich (z. B. auf der
Arbeitsstelle) zu solch einer Stresssituation kommen: Angst, verdrängt zu
werden, Angst, sich nicht behaupten zu können, Angst, ersetzt zu werden,
Angst, zur Seite gestoßen zu werden.
Wenn wir die Adduktoren anspannen, ermöglichen sie es uns, einen
sicheren Stand zu haben, unseren Platz zu behaupten. Bei den
Sehnenansätzen geht es um die Zukunft, also um die Befürchtung, unfähig
zu sein, seine Stelle, seinen Platz zu behalten.

HARALD, 28 JAHRE ALT.


Fußballerleiste, schon seit vier Monaten, zeitweise heftige Schmerzen
führten dazu, dass Harald nicht mehr richtig gehen konnte, geschweige
denn Fußball spielen.
Es ist schon lange her, damals wurde noch mit Libero gespielt, das war
der Verteidiger, der unmittelbar vor dem Torwart als “Ausputzer” spielte,
ohne direkten Gegenspieler.
Harald spielte seit fünf Jahren in seiner Mannschaft auf dem Posten des
Liberos, als ihm zum Ende der Spielsaison (im Frühjahr) zu Ohren kam,
dass für die kommende Saison ein neuer Trainer verpflichtet worden war.
Dieser Trainer war ein Spielertrainer, d. h. er würde selbst mitspielen.
Harald wusste, dass dieser Trainer in anderen Vereinen Libero gespielt hatte
und begann, sich Sorgen zu machen um seinen Stammplatz.
Im Juli begann die Vorbereitung auf die neue Saison, und der Trainer
kündigte gleich an, dass er Libero spielen würde und er für Harald eine
andere Spielaufgabe finden würde! In den Freundschaftsspielen, immer
noch zur Vorbereitung auf die Meisterschaft, spielte Harald nun links im
Mittelfeld. Vor dem ersten Meisterschaftsspiel sagte der Trainer zu Harald:
“So, links im Mittelfeld ist nun deine Stammposition!” Nach diesem Spiel
begannen bei Harald die Schmerzen in der Leiste. Sie waren relativ stark,
und Harald konnte das zweite Spiel nicht bestreiten, ging zum
Mannschaftsphysiotherapeuten.
Nach zwei bis drei Wochen waren die Schmerzen weg. Nicht weil die
Behandlungen gewirkt hatten, sondern weil Harald nun erneut Angst um
seinen (neuen) Stammplatz hatte! Denn als er wegen der Schmerzen nicht
spielen konnte, hat natürlich ein anderer Spieler seinen Part links im
Mittelfeld übernommen. Da hörte die Heilung seiner Sehnenansätze auf
(die sich vorher abgeschwächt hatten, ohne dass er es gemerkt hatte), die
Entzündung ging zurück und die Schmerzen ließen nach. Harald konnte
wieder spielen, auf seiner neuen Position. Nach dem Spiel waren folglich
die Schmerzen wieder da – weil er nun wieder seinen Stammplatz
zurückhatte. Dadurch konnte er wieder nicht spielen usw. Der klassische
Teufelskreis!
Harald stieg aus diesem Teufelskreis aus, als er einmal erkannt hatte, wie
er seine Schmerzen immer wieder konditionierte. Ich erklärte ihm, dass er
nun zwei Wochen gar nichts machen solle, nicht laufen, nicht trainieren,
damit das Ganze zur Ruhe kommen könne. Wenn die Schmerzen dann weg
seien und er wieder spielen könne, könne es aber auch möglich sein, dass er
nach dem nächsten Spiel leichte Schmerzen bekomme. Dann solle er
aufpassen, nicht wieder in den Teufelskreis einzusteigen …
So war es: Beim nächsten Spiel konnte er eine Halbzeit spielen, so war
es mit dem Trainer abgemacht. Es traten zwar leichte Schmerzen auf, die er
aber positiv sehen konnte. Die anschließenden zehn letzten
Meisterschaftsspiele hat er dann volle 90 Minuten mitgespielt – ohne
Leistenprobleme.

Die Wirbelsäule

Die Wirbel haben eine rechte und eine linke Hälfte, ein Wirbel ist meist
entweder rechts oder links betroffen, selten genau in der Mitte.

Funktion: Unsere Säule, die alles stützt, unsere wirkliche, zentrale


Struktur, unser Gerüst, das die Lasten trägt.
Die Wirbelsäule hält links und rechts zusammen.
Sie umfasst und schützt das Rückenmark, also die Nervenstränge, die es
uns ermöglichen, Pläne in die Tat umzusetzen, aber auch Informationen von
außen zum Gehirn zu leiten.

Symbolik: Unsere Flexibilität und Reaktionsfähigkeit auf die Ereignisse


des Lebens, unsere Mitte, unsere Aufrichtigkeit, unsere inneren Werte.

Beim Rechtshänder (für Linkshänder bitte umkehren):

Wenn das Problem rechts ist, hat es eher mit folgenden Themen zu tun:
Schuldgefühle und Suche nach Zuneigung
Partnerrolle

Vaterseite Aktion und Verteidigung

Wenn das Problem links ist, hat es eher zu tun mit:


Wut ist wichtiger als die Suche nach Liebe.

Mutter-Kind-Seite oder Kind-Mutter-Seite


Gefahr und Schutzbedürfnis.

Steißbein
Homosexualität, Analverkehr, Sodomie, sexuelle Aggressionen,
dominieren oder dominiert werden. Identitätsproblem, z. B. Thema
Kuckuckskind. Blutschande.

Kreuzbein
Inzest, Pädophilie, Kindesmissbrauch, Konflikt, mit dem, was (einem)
heilig ist oder sein sollte, “sacrum”.

Lendenwirbel
Globale Entwertung als Mensch.
Die unteren Wirbel haben auch mit der Sexualität (Fortpflanzung) zu
tun.

L4 und L5: Themen der Prostata oder Gebärmutterschleimhaut: Ich bin


auf sexueller Ebene nicht wie die anderen, nicht in der Norm, “a-normal”.
Unfähigkeit auf sexueller Ebene:
1. Unfähigkeit, den Kindern das mitzugeben, was sie fürs Leben
brauchen. Beispiel: Mit über 60 noch drei kleine Kinder gezeugt mit
einer 25 Jahre jüngeren Frau.
2. Wenn es um eine schmutzige, abnorme Sexualität geht, z. B.
Homosexualität, Sex vor der Ehe, Pädophilie.
3. Sich sexuell nicht mehr leistungsfähig fühlen oder sich auch im
Allgemeinen nicht leistungsfähig fühlen.

L3: Eierstöcke, Hoden, Uterus, Thema Fortpflanzung: Ich bin


diesbezüglich unfähig (z. B. das Thema Abtreibung, Schmerzen bei der
Regelblutung, vorzeitige Menopause …)

L2: Dickdarm (schmutziger Ärger, ich bin unfähig zu verzeihen, bin


nachtragend), Appendix (Geldprobleme)

L1: Die Nächsten (Familie, Freunde) haben mir unschön mitgespielt.

L1-L2: Das eigentliche Gravitätszentrum, unsere Mitte, der globale Wert


als Individuum im Sippenverband.

Rückenwirbel
allgemein: Ich kann nur auf mich selbst zählen, ich bin es, von dem alles
abhängt, mein Erfolg, das Leben meiner Familie. Ich schaffe es nicht.
Ich bin ganz allein mit meinem Problem und niemand liebt mich.

Th 12: hat meist noch mit der Sexualität zu tun, mit der unmöglichen
sexuellen Befriedigung. Scham in Sachen Sexualität.

Th 11: Reviermarkierung, Schwierigkeiten zu sagen, was einem gehört.


Unfähigkeit, sich in seinem Revier zu behaupten.

Th 10: Unfähigkeit, finanziellen Erfolg zu haben.

Th 9: Unfähigkeit, eine richtige Entscheidung zu treffen. Welche


Richtung soll ich einschlagen (in Sachen Beruf, Leben, Familie)?
Th 8: Familienproblematik, Blutsverwandtschaft (auch Th 5). Ich
schaffe es nicht, von meinen Eltern geliebt zu werden. Ich schaffe es nicht,
unabhängig von meinen Eltern zu werden. Ich möchte aus der Familie weg,
da ich keinen Wert für sie habe.

Th 7: Sich in einer ungeheuerlichen, ungerechten Sache/ Angelegenheit


nicht wehren können. Schande.

Th 6: Unfähigkeit, Dinge zu akzeptieren. Sich nicht verstanden fühlen.

Th 5: Ich bin in der Familie nicht integriert. Mangel, Sehnen nach Liebe.
Meine Familie versteht nicht, wie ich bin, was ich mache.

Th 4 - Th 8: Alles, was ich mir gefallen lassen muss, ohne mich zu


wehren (rechts von meinem Vater, meinem Partner, meinen Arbeitskollegen
…, links von meiner Mutter oder von meinen Kindern).

Th 4: Wut und Ärger, man kann nicht vergessen, was einem angetan
wurde.

Th 3: Leben und atmen, Schutz des Lebens: Unfähigkeit, die Seinen zu


schützen.

Th 2: Abwertung, was das Überleben des Familienherdes/ des


Besitzes/der Firma … angeht. Die Familie zählt auf mich und braucht mich.

Th 1: Wut, wenn Regeln und Ordnung nicht respektiert werden.


Unfähigkeit, sich Respekt zu verschaffen.

Halswirbel
Allgemeines Thema: Unfähigkeit zu kommunizieren, sich auszudrücken.
Durch die Halswirbelsäule müssen auch alle Nervenstränge, um zur
Peripherie zu gelangen: Problem bei der Konkretisierung/Realisierung von
Projekten, Plänen und Ideen. Unfähigkeit, meine Projekte und Pläne
umzusetzen. Widerspruch zwischen dem, was ich denke, und dem, was ich
tue.
Der Hals trägt und dreht den Kopf, auf dem alle fünf Sinne liegen, er
richtet sie aus wie mit einer Teleskopstange.

Um C7 (C6-Th 1): das große Thema: Ungerechtigkeit, sich beugen


müssen. Alles wird als ungerecht empfunden.
(Kann auch mit der Angst zu tun haben, nicht mehr aus einer Anästhesie
aufzuwachen.)

C7: Zeitproblem, Unfähigkeit, die Zeit einzuteilen. Ohnmacht der Zeit


gegenüber. Ich bin es nicht wert, dass man Zeit mit mir verbringt. Ich bin es
nicht wert, mehr Zeit zu haben, um zu leben.

C6: unerfüllter Kindertraum, z. B. Pilot werden, um weit weg zu


kommen und anderswo zu sein (6 = Symbol des Kindes in der Familie);
Problem mit Autorität.

C6-C7: Der Arm ist nicht fähig zu tun, was nötig wäre, um die Gefahr
abzuwenden.

C5-C6: Unfähigkeit, die richtigen Worte zu finden, die es mir


ermöglichen würden, eine Entscheidung zu treffen.

C5: Kommunikation, Unfähigkeit, sich verständlich auszudrücken.


Unfähigkeit zu vermitteln. Ich suche einen Kompromiss, ohne mich jedoch
klar auszudrücken.

C4: Opposition, aber Unfähigkeit, meine Meinung zu sagen.


C3: verinnerlichte Wut. Obsession in der Suche nach dem Schönen
(Ästhetik).

C2, Axis: Spiritualität, innere Kommunikation (Rezeption), Unfähigkeit


zuzuhören, anzunehmen und in der Tiefe zu integrieren.

C1, Atlas: Weisheit, innere Kommunikation (Emission), sagen und


aussenden. Abwertung, wenn man mir nicht zuhört.

C1-C2: Die einzigen benannten Wirbel (Atlas u. Axis). Abwertung auf


intellektueller Ebene, Konflikt um die eigenen Fähigkeiten und Talente.
Sich selbst die Latte zu hoch legen. Sich nicht fähig fühlen, die
Erwartungen (anderer) zu erfüllen.

C3-C5: moralische Abwertung. Themen: Friede, Freiheit, Humanität,


Selbstlosigkeit, Altruismus, Treue …

Beispiel von einem Wirbelbruch:

HEDWIG, 41 JAHRE, WIRBELBRUCH BEIM SKIFAHREN (TH8).


Mit 21 Jahren arbeitete Hedwig in der Wintersaison in einem Skigebiet
als Bedienung im Restaurant. An ihrem freien Tag fuhr sie selbst die Pisten
hinunter, doch an einem Tag stürzte sie, prallte gegen einen Baum und
wurde mit dem Helikopter in die Klinik geflogen. Dort sagte man ihr, dass
sie nie wieder laufen würde.
Hedwig sagte mir, das habe sie nie geglaubt. Und tatsächlich kam sie
wieder auf die Beine und konnte mit Krücken laufen. Hedwig hatte ihr
Laufen verbessert, nachdem ihr die Gründe klar wurden: Als Erstgeborene
war sie als Mädchen absolut wertlos. Nach ihr kam ein Bruder zur Welt, der
auch selbst einige Söhne bekommen wird. Bei jedem Geburtstag eines
dieser Söhne muss sie sich Bemerkungen anhören wie die, dass ihr Bruder
als Stammhalter seine Pflicht zur vollsten Zufriedenheit erfüllt hat. Hedwig
wollte weg von zu Hause, wollte unabhängig sein von ihren Eltern. Den
ganzen Winter war sie im Skigebiet, und dort hatte sie am Tag vor ihrem
Unfall einen Brief aus England bekommen, es war die Zusage für einen Job
in einem Hotel. Endlich weg von zu Hause, weg von der Familie!
Und wie so oft kommt der Knochenbruch, d. h. passiert der Unfall
unmittelbar nach der Lösung des Problems – in diesem Fall: die
Wertlosigkeit für die Familie immer wieder spüren zu müssen.

Die Rippen

Allgemein: Die Rippen schützen die lebenswichtigen Organe (Lunge


und Herz) und sie schützen auch das, was uns am Herzen liegt.
Sind sie verletzt, drücken sie ein starkes Gefühl von Unfähigkeit
(Abwertung) in der Familie aus. Es geht um die Suche nach Zuwendung,
sie haben daher auch mit der Sehnsucht nach Umarmung und dem
Umarmtwerden zu tun!

Hinterer Teil der Rippen: die Vergangenheit, Gefühle und Bedürfnisse

Vorderer Teil, Nähe Brustbein: die Zukunft, Autorität, Realisation,


geplante Aktionen

Seitlicher Teil, Flanke: Gegenwart

1. Rippe: Die Ordnung der Dinge wird nicht respektiert. Eine


überzählige Rippe: gibt der Ordnung der Dinge (im materiellen Sinn)
zusätzliches Gewicht, sie ist der Ausdruck einer enormen Rigidität
(Sturheit).
1.-4. Rippe: die Vorfahren, Konflikt mit oder um einen Vorfahren,
dessen Verhalten jetzt von einem Familienmitglied vorgezeigt wird.

2. Rippe: Beziehung zum Vater (rechts Zuneigung, links Zorn), z. B.


Vater hört mir nie zu.

3. Rippe: Beziehung zur Mutter (rechts Verlangen nach Zuneigung, links


Zorn, Wut).

5.-8. Rippe: die Kollateralen (Gleichaltrigen), die eigene Generation, z.


B. Schlägerei unter Brüdern.

9.-12. Rippe: Problem mit den Nachfahren, z. B. mit dem Bruder, der
drei Kinder verloren hat.

11.-12. Rippe: die ganz kleinen Nachfahren, die vielleicht sogar noch
gar nicht geboren sind.

Interkostalneuralgie (“Schmerz zwischen den Rippen”): Zwang oder


Verbot (Autorität). Problem, jemanden umarmen zu müssen, den man nicht
umarmen möchte, oder man würde gerne jemanden umarmen (oder von
jemandem umarmt werden), es ist aber nicht möglich.
Ein Seminarteilnehmer hatte dieses Problem, da seine Mutter ihn ständig
umarmte. Er wollte das zwar nicht, ließ es aber zu. Die Schmerzen kommen
dann, wenn das Problem vorbei ist, aus der Welt ist.
Zwei Beispiele von Rippenbrüchen:

KATHARINA, 25 JAHRE ALT.


Katharina ist im Alter von 22 Jahren mit ihrem Freund nach
Südfrankreich ausgewandert. Als sie nach drei Jahren zum ersten Mal
wieder in ihre Heimat kommt, umarmt sie beim Wiedersehen ein sehr guter
Freund. Er packt sie fest und hebt sie in der Umarmung hoch – und bricht
ihr die 10. Rippe links.
EDMUND, 56 JAHRE ALT.
Edmund hatte sich nach langem Zögern von seiner Frau getrennt. Die
Schwester seiner Frau hatte sich dabei eher auf seine Seite geschlagen. Das
missfiel seiner Frau und sie verbot ihren zwei Töchtern aus diesem Grund,
ihre beiden Kusinen (Töchter der Schwester) zu treffen. Edmund hat nach
einiger Zeit aber ein Treffen in einem Freizeitpark organisiert, wo die
Mädchen einen ganz tollen Sonntagnachmittag verbracht haben. Am Tag
nach diesem Treffen – mit Umarmung – fällt Edmund ein Paar Stufen
hinunter und bricht sich eine Rippe. Ich weiß allerdings nicht mehr genau,
welche es war.

Trichterbrust
(Einsenkung der vorderen Wand des Brustkorbs): Das, was mir am
Herzen liegt (mein Kind), muss überbehütet werden, auch wenn ich es in
seinem Leben (Atem) einschränke. Mutter, die ihr Kind das Leben nicht frei
erfahren lässt. Dieser Stress ist bei der Mutter vorhanden und drückt sich
beim Kind durch die Trichterbrust aus.

Das Brustbein

Funktion: struktureller Schutz der lebenswichtigen Organe


Abwertungskonflikt. Gefühl der Unfähigkeit: das Kind (den geliebten
Menschen) nicht an die Brust gedrückt haben bzw. nicht gedrückt worden
sein.
Der “Schiffsbug”, mit dem man sich im Gewässer den Weg bahnt.
Unsere Speerspitze, auch von der Form her.

Symbolik: Wert und Schönheit der Frau, der Weiblichkeit. Ästhetik. Oft
kommt es zu Osteolysen im Brustbein, wenn die Frau sich oder ihren
Ausschnitt (Dekolleté) nicht mehr hübsch findet, z. B. nach einer
Brustoperation (nach Krebs).
Zukunftsängste, Angst vor dem Unbekanntem.

Eine Seminarteilnehmerin erzählte mir sonntags, nachdem wir am


Samstag über das Brustbein gesprochen hatten: “Ich bin gestern Abend
nach Hause gekommen und meine kleine Enkeltochter klagte über
Schmerzen im Brustbein. Ich fragte sie, was denn passiert sei. Meine
Schwiegertochter war gestern tagsüber ohnmächtig geworden, sie war zu
Hause einfach zusammengeklappt. Sie ist mit der Ambulanz ins
Krankenhaus gebracht worden, dort ging es ihr aber auch schon wieder gut
und sie konnte gleich nach Hause. Für die Kleine lag der Stress aber darin,
dass die Mutter sie zum Abschied nicht an sich gedrückt hatte, so wie sie
das üblicherweise tat. Ich habe ihr den Zusammenhang mit ihren
Schmerzen erklärt und sie waren ganz schnell verschwunden.

Das Schlüsselbein

Funktion: Das Schlüsselbein ist maßgeblich an der Beweglichkeit des


Schultergelenks beteiligt.

Symbolik: Schlüssel. Die Lösung am Ende der Sackgasse. Es geht um


vitale Lebensprojekte, die feststecken.
Dr. Sabbah sagt dazu: Konflikt mit dem, was man für göttlich oder
spirituell hielt.

EINE SEMINARTEILNEHMERIN: “Unser Sohn hat sich bei der Geburt das
Schlüsselbein gebrochen – wahrscheinlich hat er festgesteckt. Ich weiß
nicht, ob das etwas damit zu tun hat …? Wir haben in der Zeit auch unser
Haus gebaut, in einer Sackgasse – und am Ende der Sackgasse ist der
Friedhof.”

Ja, die Sterblichkeit ist etwas, woraus es unmöglich ist, sich zu befreien.
Da gibt es keine Lösung, keinen Ausweg.

Das Schulterblatt

Symbolik: der “plattgemachte” Mensch (frz. omoplate); der, den man


erniedrigt hat, den man mit Füßen trat (Vergangenheitskonflikt). Hier geht
es um alles, was man sich hat gefallen lassen müssen, ohne sich wehren zu
können. Früher wurden die Vergehen mit Peitschenhieben auf den Rücken
bestraft, während man kniete und die Hände gefesselt hatte.
Rechts: was ich mir vom Vater oder vom Partner (auch Arbeitskollegen)
gefallen lassen musste.
Links: was ich mir von meiner Mutter oder von meinen Kindern gefallen
lassen musste.

Der Arm (allgemein)

Funktion: das Kind oder die Mutter (links), den Partner (rechts) im Arm
festhalten (tragen).
Links hält man auch das Schutzschild, links hat also mit der Gefahr und
mit einem Schutzbedürfnis zu tun.
Rechts ist die Aktion, der Angriff, auch der Affekt, die Gefühle und die
Zuneigung.
(Diese Zuordnungen gelten für Rechtshänder, für die Linkshänder sind
sie umzukehren.)

Symbolik: Jemanden unter die Fittiche nehmen und schützen wie eine
Henne, die ihre Küken unter ihre Fittiche nimmt.

Mögliche Problematik: die loslassen müssen, die man liebt (z. B. ein
Kind, das abreist oder stirbt).

Die Schulter

Funktion: vielfältig. Lasten tragen.

Symbolik: Rolle, die man in der Gesellschaft erfüllt. Was bin ich für ein
Mensch?
Für die Rechtshänder: Ich bin ein schlechter Vater (rechts), weil ich z. B.
nicht genug verdiene, um meinen Kindern das bieten zu können, was sie
sich wünschen. Ich bin eine schlechte Mutter (links), ein schlechter Partner
(rechts), ein schlechter Sohn (links), eine schlechte Tochter (links). Problem
mit meiner Partnerin, wie sie als Mutter zu meinen Kindern ist (links).
Zu einem solchen Thema ist es nötig, auch die Beziehung, die man selbst
mit seinen Eltern hatte, unter die Lupe zu nehmen.

ADELE, 57 JAHRE ALT.


Heftige Schulterentzündung links, fünf Monate lang. “Keine
Medikamente oder Behandlungen haben geholfen – und nach fünf Monaten
war alles weg. So wie es angeflogen kam, so ist es auch ganz plötzlich
wieder weg gewesen.”
Auf die Frage hin, ob sie sich für eine schlechte Mutter gehalten hat,
erzählte mir Adele: “Als ich 32 Jahre alt war, lief es gar nicht mehr gut
zwischen meinem Mann und mir, ich dachte an Trennung. Da merkte ich,
dass ich zum dritten Mal schwanger war, vollkommen ungewollt. Abtreiben
konnte ich nicht, so bin ich doch bei meinem Mann geblieben. Unsere
Tochter entpuppte sich dann als sehr schwierig, sehr kompliziert, sehr
rebellisch, sie hatte einen schlechten Umgang, ich hatte Angst, dass sie auf
die schiefe Bahn kommt, dass sie in der Gosse landet, Drogen nimmt … Ich
hatte überhaupt keine Beziehung zu ihr aufbauen können, ich konnte nicht
mit ihr reden. Und ich habe mir immer gesagt, dass ich daran schuld bin,
weil ich sie nicht gewollt habe und ihr praktisch die Schuld dafür gegeben
habe, dass ich mit meinem Mann zusammenbleiben musste. Dieses Jahr
aber ist unsere Tochter 25 geworden, hat ihr Ingenieurstudium beendet und
direkt ihren Wunschjob bekommen. Sie ist mit ihrem Freund
zusammengezogen, der auch ganz in Ordnung ist.”
Ihre Tochter war also nicht auf die schiefe Bahn geraten, aus ihr ist etwas
geworden, sie hat eine vernünftige Beziehung, einen guten Job. So konnte
Adele aufhören, sich zu sagen, dass sie eine schlechte Mutter war. Sie war
erleichtert! Und die Schulterentzündung begann – das Zeichen dafür, dass
die Schulter sich repariert. Vorher hatte sie natürlich nichts davon gemerkt,
dass sich in ihrer Schulter Gewebe abbaute.

Eine andere Dame kugelte sich die rechte Schulter aus, nachdem sie
aufgehört hatte, sich Vorwürfe zu machen, ihren Partner nicht vom
Selbstmord abgehalten zu haben. In ihrem Körper war es praktisch die
Partnerschulter gewesen, die unfähig war, ihn im Leben zu halten, ihn am
Leben zu halten. Die ausgekugelte Schulter versucht dann praktisch, den
Arm länger zu machen, um ihn doch noch im letzten Moment
zurückzuhalten, auch wenn er schon weiter weg ist.

OTTO, 46 JAHRE ALT.


Otto hatte Probleme mit der linken Schulter, sie war steif (Frozen
Shoulder). Für ihn als Rechtshänder hat die linke Schulter mit der eigenen
Mutter und/oder mit der Mutter seiner Kinder zu tun, damit, wie sie sich als
Mutter verhält.

Da wir uns unseren Partner oder unsere Partnerin nicht zufällig


aussuchen, sondern nach unseren Kindheitserfahrungen, ist es immer
wichtig, beide Aspekte zu beleuchten. Ein Mann sucht sich eine Frau aus,
die eine Mutter ist, wie er sie selbst gehabt hat – oder genau das Gegenteil.

Otto war eins von acht Kindern (vielleicht gab es noch mehr, er wusste
es nicht genau), denn die Mutter bekam Kinder von verschiedenen Männern
und hat sie dann ins Kinderheim gegeben. Ich weiß nicht mehr, wie alt er
selbst war, als er ins Kinderheim kam. Ihm wurde klar, dass da sein großes
Trauma liegt, er hatte das seiner Mutter nie verziehen! Er war getrennt von
der Mutter seiner Kinder und tolerierte auch nur schwer, wie seine Exfrau
mit seinen Kindern umging. Ich kann mich leider nur mehr vage erinnern,
ich erinnere mich aber genau, dass Otto sofort seine Schulter bewegen
konnte und den Arm vertikal in die Höhe gehoben hat, nachdem er die
Emotion seiner Kindheit kontaktiert hatte und auch das Gefühl des kleinen
Kindes, das seine Mama immer liebt und sie verlassen musste …

Der Oberarm

Symbolik: aufrechter Mann, König (humérus – homme roi >< omoplate).


Abwertung, als “König” (Königin) unfähig sein, versagt haben.

Ich erinnere mich an einen Mann, der eine Osteolyse im rechten


Oberarm hatte, weil er in seiner Funktion als Chordirigent schwer kritisiert
und erniedrigt worden war.

Schulter-Arm-Syndrom
Abwertung bezüglich einer Bitte, Unfähigkeit, zu geben und/oder zu
nehmen.

Der Deltamuskel
Unfähigkeit des Vaters, das Nest (auch das Haus) zu schützen, die
Kinder zu behüten.

Der Ellenbogen

Funktion: vielfältig, u. a. umarmen, sich durchsetzen, sich Platz machen,


wegwerfen …

Symbolik: Die Arbeit (“die Ärmel hochkrempeln” = seine Ellbogen


zeigen, zeigen, dass man arbeitswillig ist). Der Beruf als solcher.

Beispiele zum Tennisarm habe ich schon beschrieben, ich möchte hier
aber meinen eigenen (kurzen) Tennisarm noch anführen, man nennt das
korrekterweise Epicondylitis.

Im Zuge meiner therapeutischen Arbeit an meinen Themen, die mir von


meiner Familie mitgegeben wurden – dafür danke ich meinen lieben
Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen –, gab es einen
Moment, in dem ich mich von allen männlichen Wesen verabschieden sollte,
die mir das Leben schwer gemacht hatten (Wogopologie: der
Plusquamperfekt rückt die Sache definitiv in die Vergangenheit): mein
Vater, mein Bruder, der kurz vor meiner Zeugung gestorben war, eine erste
große Liebe, eine andere große Enttäuschung …
Ich hatte alle Vornamen jeweils einzeln auf einen Zettel geschrieben und
ihn dann zusammengefaltet. Ich sollte sie in einen Fluss werfen und ihnen
nachsehen, während sie vom Wasser weggetragen werden. Das gestaltete
sich allerdings schwierig, denn zwei der Zettel “wollten” einfach nicht weg,
es hat mich Mühe und nasse Füße gekostet …
Am Tag danach begannen meine Schmerzen im rechten Ellbogen! Ich
habe geschmunzelt, habe noch einmal reflektiert, wie schwer es emotional
tatsächlich war, gerade diese beiden loszulassen – sie ins Wasser zu werfen.
Dies war die Bewegung mit dem Ellbogen gewesen. Anschließend waren
die Schmerzen auch schnell vorbei.

Epitrochleitis (Tennisellenbogen)
Gefühl, unfähig zu sein zu umarmen oder sich umarmen zu lassen; sich
zurückhalten, den anderen zu umarmen – in dieser gestreckten Haltung ist
der Ellbogen verriegelt. Man nennt ihn auch den Golfarm, da der Schwung
beim Golfsport durch das Strecken des Ellbogens eingeleitet wird.

Ein Seminarteilnehmer, ALFONS, 58 JAHRE ALT, erzählte uns, warum er


einige Monate unter einem “Golfarm” gelitten hat: “Ich hatte mich mit
meinem Bruder zerstritten, und viele Jahre gab es keinen Kontakt mit ihm,
dann hörte ich, dass er schwer an Krebs erkrankt sei. Ich überlegte einige
Zeit hin und her, ob ich ihn besuchen sollte oder nicht. Letztendlich bin ich
hingefahren, es ging ihm gar nicht gut. Wir haben uns umarmt, nach so
vielen Jahren haben wir uns doch wieder umarmt. Gleich am nächsten Tag,
wenn ich mich richtig erinnere, fingen die Schmerzen an.”
Alfons spielte tatsächlich Golf, schon seit 20 Jahren. Warum sollte aber
eine solche Entzündung nun plötzlich vom Golfspielen kommen? Das war
allerdings die Erklärung, die man ihm gegeben hatte. Und so war er
natürlich auch ganz leicht in den Teufelskreis gekommen, der dafür sorgt,
dass das Ganze Monate dauert. Wegen der Schmerzen konnte er seinen
geliebten Golfsport erst einmal nicht ausüben.
Der Unterarm

Radius (Speiche)
Der Kommunikationsradius. Der Sicherheitsradius, Sicherheitsperimeter
(auch finanzielle Sicherheit).
Sich die anderen nicht vom Leib halten können. Man kommt nicht dazu,
schafft es nicht, Grenzen zu setzen.

Cubitus (Elle)
Problem mit einer verhinderten (nicht ausgeführten) Arbeit.

Das Handgelenk

Funktion: vielfältige Tätigkeiten.

Symbolik: Arbeit, die noch zu tun ist, die einem schwerfällt oder die man
zeitlich nicht schafft.
Versöhnung (jemandem die Hand geben).
Lenken (Erziehung der Kinder).

Beide Knöchel
Unmögliche Perfektion. Gefühl der Unfähigkeit, die Dinge perfekt zu
machen – so wie man glaubte, es tun zu können/zu müssen (z. B. in der
Erziehung).

Karpaltunnel
Kontrollstrukturen auf der Arbeit. Untergebene/r in einem Betrieb.
Rechenschaft ablegen müssen, z. B. über die Zeit, die man für etwas
braucht.
Auch: Nicht die Zeit haben, das zu tun, was man tun müsste. Stress
wegen all der Arbeit, die (noch) zu tun ist.
Die Hand betrifft die getane Arbeit, die Fingerspitzen haben mit der
Beendigung der Arbeit zu tun. Menschen, die sich die Haut um das
Nagelbett abbeißen, haben ein Problem damit, die Arbeit (richtig) zu
beenden.

EINE DAME kam damals zu mir in die Physiotherapiepraxis mit diesem


Problem. Sie erzählte mir, dass sie immer dann Schmerzen bekam, wenn sie
eine Arbeit erledigt hatte, die längst schon anstand, z. B. bekam sie heftige
Schmerzen, nachdem sie die Kühltruhe endlich enteist hatte.
Es ist also hier nicht die Arbeit selbst, also das Eis mit einem Schaber
von den Wänden der Kühltruhe abzukratzen (das war die Meinung ihres
Hausarztes), die den Schmerz verursacht hatte, sondern der Stress, den die
Dame vorher hatte. Der Stress, es zeitlich nicht auf die Reihe zu kriegen,
diese Arbeit nicht schon früher erledigt zu haben.

ICH SELBST habe mich neulich dabei ertappt, einen leichten Schmerz an
meinem Handgelenk zu fühlen, nachdem ich mich endlich wieder (gefühlt)
ans Schreiben des vorliegenden Buches gemacht habe. Ich hatte mir selbst
Zeitdruck gemacht, ich hatte manchmal so viel zu tun, dass ich nicht zum
Schreiben kam, dachte aber an die Anzahl der Seiten, die noch zu schreiben
waren …

EINE MEINER TANTEN mit Karpaltunnelsyndrom: Es fiel ihr sehr schwer,


die Dinge zeitlich zu organisieren. So waren wir einmal bei ihr zum Essen
eingeladen, um 11:30 Uhr sollten wir zum Aperitif erscheinen. Als wir
ankamen, war sie erst dabei, den Salat zu putzen und die Kartoffeln waren
auch noch nicht geschält. Logisch wäre es gewesen, zuerst die Kartoffeln
aufzusetzen und während der Kochzeit den Salat zu putzen und anzurichten.
Einmal fragte sie mich dann doch, warum sie wohl diese Schmerzen am
Handgelenk habe. Die Gründe waren offensichtlich: Sie war das dritte Kind
ihrer Eltern, die damals (vor inzwischen mehr als 80 Jahren) einen
Bauernhof führten. Das erste Kind war ein Sohn, so war das Weiterbestehen
des Hofes gewährleistet. Dann kam als zweites ein Mädchen, das war auch
gut so, die Mutter hatte nun ebenfalls jemanden, der ihr im Haushalt helfen
konnte. Im Prinzip hätte es somit auf dem Bauernhof absolut kein drittes
Kind gebraucht! Als dann doch ein drittes Kind unterwegs war, hätte es
doch wenigstens ein Junge sein sollen, bei der vielen Arbeit, die auf dem
Bauernhof zu tun war. Damals gab es noch nicht all die Maschinen, die den
Bauern heutzutage die Arbeit auf dem Feld doch sehr erleichtern.
Die Tante selbst hat zwei Söhne – auch ein Indiz. Als Mädchen war sie
also nicht zu gebrauchen, sie war unfähig, all die Arbeit zu tun, die auf dem
Bauernhof darauf wartete, getan zu werden. Dies ist genau das Thema des
Karpaltunnels.
“Meinst du?”, fragte meine Tante. “Das haben mir meine Eltern nie
gesagt, dass ich nicht erwünscht war. Sie sagten, ich sei eine Überraschung
gewesen – und sie hatten mich doch immer genauso lieb wie die anderen.”

Dazu muss ich Folgendes sagen: Es ist nicht nötig, dass die Eltern einem
sagen, dass man nicht erwünscht war, man fühlt es einfach, schon während
der Schwangerschaft. Die Tante hätte praktisch doch noch eine Chance
gehabt, sich nützlich zu machen, wenn sie ein Junge gewesen wäre.
Ganz sicher haben die Eltern sie später auch geliebt! Es bleibt aber als
unbewusste und sehr wichtige Information erhalten, dass die Eltern (oder
auch nur ein Elternteil) die Schwangerschaft nicht begrüßt haben.
Unbewusst wird diese Prägung den Menschen sein Leben lang beeinflussen
– oder zumindest bis er die Gelegenheit ergreift (z. B. in einer Therapie),
diese Prägungen zu löschen, indem er/sie zu diesen Emotionen zurückkehrt.
(Siehe Kapitel 5: Wie bekomme ich Schmerzen weg?)

Die Hand
Funktionelle Bedeutung: Arbeit ausführen, erledigen. Geschicklichkeit,
genaues Arbeiten.
Etwas anfassen, in die Hand nehmen, greifen.

Symbolik: annehmen, loslassen, festhalten. Die fünf Finger entsprechen


auch den fünf Sinnen.

Kahnbein
In der Form eines Kahnes hat es mit (großen) Reisen zu tun.
Unfähigkeit, hinaus in die Welt zu kommen – oder man musste die Heimat
verlassen, z. B. um Arbeit zu finden, und hatte ein Problem damit. Die
Reise und ihre Konsequenzen.

Mondbein
Unfähigkeit in der ersten Etappe zur Realisierung eines Projektes.
Enttäuschung bezüglich der Resultate einer mühevollen Arbeit.

Kopfbein
Gefühl der Unfähigkeit die Struktur oder die Essenz der Arbeit
betreffend. Den eigenen Weg nicht gegangen sein. Seine Mission nicht
erfüllt haben.

Hakenbein
Knochen, der zeigt, dass man am materiellen Leben hängt (Luxus).
Aggressivität auf der Arbeit.

Großes Viereckbein
Man hat geschummelt, betrogen, gefälscht bei der Arbeit, z. B. bei der
Steuererklärung.

Kleines Viereckbein
Hier geht es um Schwierigkeiten bei der Kommunikation, z. B. bei einer
Teamarbeit.
Erbsenbein
Problem, keine solide Basis für seinen Lebensweg hinzubekommen, die
Grundlagen sind fragil. Auf der Arbeit ist man der “Ersatzmann”, der
herhalten muss, um das Loch zu stopfen.

Dreieckbein
Abwertung, weil man unfähig war, sich über seine materielle
Ausgangsposition hinaus zu entwickeln. Man erkennt nicht die gute
Gelegenheit, um etwas Wichtiges für sich zu erreichen.

Mittelhandknochen
Verurteilung der Arbeitsstruktur.

Probleme mit der Arbeitsweise.

Abwertung der geleisteten Arbeit.

Unfähigkeit, die Arbeit zur Zufriedenheit anderer auszuführen.

Die Finger
Gefühl der Unfähigkeit bei der Ausführung von Arbeiten, die
besondere Geschicklichkeit oder Genauigkeit erfordern (z. B.
Klöppeln, Reparaturen, Näharbeiten).

Daumen
Ich verlange praktisch Begnadigung.

Druck (keine Opposition ist möglich).

Sinnesentsprechung: das Schmecken, z. B. Unfähigkeit, durch seine


Arbeit (Verdienst), die Familie zu ernähren.
Ich bin vielleicht nur durch Beziehungen hier, habe aber die nötigen
Kompetenzen nicht.
Zeigefinger
Urteil, Anklage, Kritik, Beschuldigung, sich ständig rechtfertigen
müssen.
Sinnesentsprechung: das Riechen, z. B. bei einem launenhaften Chef
mit sehr wechselhaftem Humor, man muss ohne Unterlass riechen,
woher der Wind weht.

Mittelfinger
Thema Sexualität, sich der Liebe öffnen

Die eigenen Referenzen mit denen der Außenwelt (der anderen)


vergleichen.
Sinnesentsprechung: das Fühlen.

Ringfinger
Allianz, Union, Vereinigung, Ehe (auch Schwüre oder Verträge),
Kooperation, das Versprechen, der Schwur.
Sinnesentsprechung: das Sehen.

Kleiner Finger
Geheimnis, Lüge

Sinnesentsprechung: das Hören.

Bruch des zweiten Mittelhandknochens rechts, er gehört praktisch zum


Zeigefinger.
Dieser 43-JÄHRIGE MANN rutscht beim Schneeschaufeln aus und bricht
sich von allen möglichen Knochen diesen einen. Dies geschieht an einem
Montag, nachdem er am Sonntagnachmittag eine Aufwertung seiner
früheren Arbeit erfahren hat: Nach sieben Jahren hatte er seinen sehr
verantwortungsvollen Job gekündigt, denn er war es leid, immer kritisiert
zu werden, egal wie gut er seine Arbeit machte. Sein Chef war zudem sehr
launenhaft gewesen. Einmal bekam er zu Beginn seines Urlaubs einen
Einschreibebrief, gespickt mit Kritik und neuen Anforderungen, da hat er
postwendend seine Kündigung eingereicht.
Nun – an dem Sonntag, auf einem Fest und fast zehn Jahre später – hatte
der Juniorchef ihn förmlich bekniet, wieder zurück in den Betrieb zu
kommen. Die Tatsache, dass der Juniorchef ihn zurückhaben wollte,
nachdem sein Vater abgetreten war, hat dem Mann bestätigt, dass er damals
doch sehr gute Arbeit geleistet hatte.

Ein 16-JÄHRIGER JUNGE verletzt sich den Zeigefinger und den kleinen
Finger der linken Hand (Bestrafung, Geheimnis, Lüge).
Samstags haben seine Eltern ihm und seinem Freund ihre “guten”
Fahrräder geliehen, und damit sind die beiden zu einem Sportfest gefahren.
Als sie nach der Veranstaltung nach Hause fahren, berühren die beiden
Fahrräder sich und die Jungs stürzen, mehrere Speichen zerbrechen. Der
Junge hat Angst, seinem Vater dieses Ungeschick zu beichten, obwohl er
nichts dafür konnte, denn es war der Fehler des Freundes gewesen. Also
beschließt er, die Fahrräder einfach so in den Schuppen zu stellen, in der
Hoffnung, dass es niemandem auffallen möge …
Am Sonntag fährt der Vater des Freundes die beiden zum Sportfest – und
dort verletzt der Junge sich bei dem Versuch, eine Flasche zu öffnen. Der
Flaschenhals bricht und fügt ihm eine Wunde am Zeigefinger und eine
größere am kleinen Finger zu. Es blutet stark und muss genäht werden.

Ein 25-JÄHRIGER MANN kommt in die Praxis, da er nicht so richtig weiß,


was er beruflich anstreben soll. Er hat schon zwei verschiedene Studien
angefangen und wieder abgebrochen.
Zu seinem Termin bringt er seine Mutter mit und der Druck, der von ihr
ausgeht, ist sehr deutlich zu spüren. Von diesem Druck zeugen auch seine
Daumen. Die beiden Daumen waren um den Nagel herum so zerbissen,
dass sie bluteten, und ein großer Silberring zierte den linken Daumen.
Der Druck, der auf diesem jungen Menschen lastet, ist auch ein
familiärer Druck: Die Mutter hat als junge Angestellte eine
Liebesbeziehung mit ihrem Chef (fast 30 Jahre älter als sie) begonnen und
später verlässt dieser seine Frau und Kinder, um sie zu heiraten. Der Patient
wird geboren, als sein Vater bereits 54 Jahre alt ist, und als der Junge 13 ist,
stirbt sein Vater. Dieser war ein sehr beliebter Mann, Firmendirektor,
Bürgermeister … Zu ihm sind die Leute gekommen, wenn sie irgendein
Problem hatten, und er hat geholfen.
Der Sohn aus erster Ehe hat sich dann auch in den Gemeinderat wählen
lassen wollen, doch das ist ihm nicht gelungen, es hieß, dass er sich deshalb
mit 29 Jahren umgebracht habe.
Hier spüren wir den Druck, der auf dem jungen Mann lag. Er sollte
endlich in die Gänge kommen und sich als würdiger Sohn seines Vaters
erweisen.

Entzündung des Daumensattelgelenks. ICH habe mir diese Entzündung


“gemacht”, etwa 2008 muss das gewesen sein. Ich war zu dem Zeitpunkt zu
einem Seminar unterwegs, und am Sonntagmorgen hatte ich wie aus
heiterem Himmel diese heftigen Schmerzen an meinem
Daumensattelgelenk. Mit Mühe konnte ich mich anziehen und zum
Frühstück gehen. Dort war es mir jedoch unmöglich, meine rechte Hand zu
benutzen.
Es setzte sich mir gegenüber eine Seminarteilnehmerin und ich sah, dass
sie an ihrer Hand eine Operationsnarbe eben an diesem Daumensattelgelenk
hatte. Ich fragte sie danach und sie sagte: “Trotz der Operation hatte ich
noch weiterhin Schmerzen und dann habe ich das mit der Johanna
(ehemalige Seminarteilnehmerin) dekodiert – und die Schmerzen waren
weg!” Ich habe sie dann gefragt, ob sie noch wisse, was dahintergesteckt
hat. “Ja, natürlich. Ich hatte ein neues Unterrichtskonzept ausgearbeitet, und
als ich es dann bei dem zuständigen Gremium vorgestellt und erläutert
habe, ist es abgeschmettert worden!” Der Daumen war also nach unten
gerichtet gewesen!
Sogleich habe ich verstanden, warum ich an dem Morgen diese
Schmerzen hatte. Am Vorabend hatten Werner (Organisator) und ich uns
darüber unterhalten, wie man einen Verlag findet. Er hatte Hinweise von
einer Dame bekommen, die er mir weitergeleitet hatte, und mir war klar,
dass ich nun einen Verlag finden werde. Vorher hatte ich bereits Leseproben
an verschiedene Verlage geschickt und immer eine Absage bekommen, mit
den fadenscheinigsten Begründungen. Mein erstes Buch war auch jedes
Mal abgeschmettert worden. Nun gab es eine Lösung, eine Strategie, und
die Schmerzen folgten auf dem Fuße. – Als mir das klar war, ließen die
Schmerzen augenblicklich nach und verschwanden schnell.

Der Schädel

Schutz der Intelligenz und des “Höheren”.


Gefühl, auf intellektueller Ebene unfähig zu sein, nicht logisch denken
zu können, dumm zu sein. Man ist davon überzeugt, dass man keine
Fähigkeiten besitzt.
Man hat keinen guten Plan. Man versagt bezüglich eines Projektes.
Dr. Claude Sabbah: auch Abwertung auf spiritueller Ebene.

Der Unterkiefer

Das, was ich zum Leben brauche, packen und zerkauen, für mich
brauchbar oder nutzbar machen.
Sprechen (Wörter in den Mund nehmen und aussprechen).
Zähneknirschen: in Stille reden, innere Spannung, etwas nicht
loszuwerden, nicht sagen können oder sagen dürfen. Das Gesetz des
Schweigens, z. B. darf nichts, was zu Hause geschieht, nach draußen
dringen. Zähneknirschen im Schlaf bedeutet, dass man auf jeden Fall die
Zähne zusammenhält (also den Mund hält), damit man auf keinen Fall
etwas ausplappert, wenn man nicht aufpasst, wie z. B. im Schlaf.
Hier schaut man wie immer natürlich in die Familiengeschichte, um die
tieferen Ursachen zu finden.

Das Kinn
Übersensibilität, das Kinn verrät am ehesten eine Gefühlsregung, auch
wenn man versucht, sich nichts anmerken zu lassen.
Das Kinn hat auch mit Lüge zu tun, im Französischen heißt das Kinn
“menton” und “ment-on?” heißt so viel wie “lügt man?” Ich erinnere mich
hier an eine Dame, mit der ich an ihrem Ekzem gearbeitet habe.

Sie hatte ein Ekzem am Kinn und in den Ohren. Als sie sieben Jahre alt
war, ist ihr Vater während eines Urlaubs im Meer ertrunken. Die ganze
Familie war mit Freunden am Strand, als der Vater plötzlich verschwunden
war. Die Spannung stieg, alle suchten nach ihm. Man brachte die Kinder
schließlich ins Hotel zurück, aber das Mädchen fragte nach ihrem Vater –
und man antwortete ihr, es sei ihm schlecht geworden und man habe ihn ins
Krankenhaus gebracht. Also gelogen! Erst später hat sie dann die Wahrheit
gehört. Die Lüge stand in Verbindung mit einem Kontaktverlust, daher
reagiert sie folgerichtig mit einem Ekzem an diesen Stellen: Kinn und Ohr.

Das Kiefergelenk
Keine Widerworte geben können, unfähig sein zu widersprechen.
Nicht ablehnen können, als Kind etwas widerwillig essen müssen, z. B.
Leber.

Hier fällt mir das Beispiel einer alten Dame ein, die es endlich geschafft
hatte, ihrer (nach ihrem Empfinden) zu rigorosen Pflegekraft Widerworte zu
geben. Die Folge: Eine Entzündung des Kiefergelenks!
Die Stirn
In Angriff nehmen, sich einer Konfrontation (einem Rivalen) stellen.
KAPITEL 4

Einige Krankheitsbilder des


Bewegungsapparates

Fibromyalgie

Sie wird auch “Weichteilrheuma” genannt oder als die “unsichtbare


Krankheit” bezeichnet.
Was die Fibromyalgie überhaupt ist und wodurch sie ausgelöst wird, ist
in der Wissenschaft noch sehr umstritten und unklar.
Die Diagnose wird gestellt, nachdem alle anderen bekannten
Krankheiten, wie z. B. Morbus Bechterew, rheumatoide Arthritis, Lupus
etc., ausgeschlossen wurden und wenn mindestens 11 von 18 typischen
Druckpunkten beim Betroffenen schmerzhaft sind. Da es keine körperlichen
“Beweise” gibt, sprechen manche auch von einer somatoformen Störung
oder gar einer psychischen Erkrankung.
Im Biologischen Dekodieren sehen wir bei Fibromyalgie aber ganz klare
Hintergründe und Notwendigkeiten und geben somit dem Betroffenen die
Möglichkeit, diese Schmerzen abzuschalten. Körperliche Schmerzen
erzählen immer von einem seelisch-moralischen oder emotionalen
Schmerz, und dieser Schmerz ist bei der Fibromyalgie sehr groß, enorm.
Der körperliche Schmerz ist proportional zu dem erlittenen seelischen oder
moralischen Schmerz, zu allem, was diesen Patienten meist in ihrer
Kindheit angetan wurde. Sie hatten es nicht geschafft, von ihren Eltern
geliebt zu werden. Sie waren ohnmächtig, was die Suche nach Liebe
betrifft.
Das Bedürfnis, dass man sich um sie kümmert, ihnen zuhört und sie
ernst nimmt, ist sehr groß. Bevor es die Diagnose Fibromyalgie gab,
wurden diese Menschen oft sogar als Simulanten oder Faulenzer
bezeichnet, die nicht mehr arbeiten wollen. Man nahm ihren Schmerz nicht
ernst, so wie auch ihr Leid in der Kindheit in der Regel nicht zur Genüge
gesehen oder ernst genommen wurde.

Eine wichtige Bemerkung, die hier ihren Platz hat: Wir erleiden
Schmerzen nicht passiv.

Wir nehmen nichts wahr, wenn das Gehirn nicht vorher die
Wahrnehmungskanäle “freigeschaltet” hat. Wenn ich in einem Wartezimmer
sitze, kann eine laute Uhr mich nach einiger Zeit nerven. Wenn aber eine
interessante Diskussion entsteht und ich mich beteilige oder auch nur
interessiert zuhöre, höre ich die Uhr nicht mehr. Wenn ich auf der Flucht
bin, man auf mich schießt, ich Hundegebell höre, mache ich nicht halt vor
Brennnesseln und ich werde sie nicht spüren. Das Gehirn ist in dem
Moment mit dem Überleben beschäftigt, die Brennnesseln sind nicht
wichtig, das Brennen würde mich eher noch an meiner Flucht hindern, ich
könnte mich nicht voll und ganz auf die Flucht und meinen Fluchtweg
konzentrieren.
Im Laufe der Evolution hat sich die Wahrnehmung von nützlichen
Informationen entwickelt. Wenn ich mir ein Bein breche, ist es vorteilhaft,
den Schmerz zu spüren, damit ich mich nicht weiter bewege und mich nicht
noch schlimmer verletze.
Jede Wahrnehmung hat also einen Sinn, eine Daseinsberechtigung. Das
heißt aber nicht, dass wir sie nicht manipulieren und verändern können.
Wenn ich also Schmerzen verspüre, dann weil es in dem Moment wichtig
und nützlich ist, Schmerzen zu spüren. Man hat keine Schmerzen, einfach
weil man sich an einer Tischkante stößt. Wenn man mit etwas Wichtigerem
beschäftigt ist, wird man nichts spüren. Man empfindet den Schmerz nur,
wenn das Gehirn (unbewusst) entschieden hat, dass es jetzt wichtig oder
interessant ist, diesen Schmerz zu fühlen, um das, was man gerade möchte,
zu erreichen.
Hier muss ich etwas weiter ausholen.
Wir sind Säugetiere und brauchen daher die Zuwendung unserer Mutter
nach der Geburt, sie muss sich uns im wahrsten Sinne des Wortes
“zuwenden”, uns wärmen, nähren und beschützen. Für uns ist es also
überlebenswichtig, an diese Zuwendung zu kommen. Es war nicht immer
einfach, oft wurden die Babys nach der Geburt von der Mutter getrennt,
doch dies bedeutet einen Riesenstress für das Neugeborene, denn es kann
sich nur in Kontakt mit der Mutter sicher fühlen. Auch heute ist unsere
Lebensweise so, dass wir Mütter nicht rund um die Uhr für unsere Babys da
sind, wir wenden uns auch anderen Dingen zu: der Arbeit, dem Haushalt,
dem Partner, den Hobbys, dem Tagesgeschehen …
Auf jeden Fall merkt das Kleinkind sich, wie es auf jeden Fall die
Zuwendung der Mutter erreicht. Wenn das kleine Kind registriert, dass man
sich ganz besonders um es kümmert, wenn es krank ist – und bis zu einem
gewissen Grad ist das auch durchaus normal –, so behält es, dass es
interessant ist, krank zu sein. Und es wird folglich häufig krank sein.

Die Möglichkeit, die uns hier interessiert: Ein Kind fällt und schlägt sich
das Knie auf, es hat Schmerzen. Wenn man sich dann übermäßig um es
kümmert, ihm viel Aufmerksamkeit und Zuwendung zukommen lässt, sich
sorgt, so wird eine sehr wichtige Information festgehalten: Wenn ich
Schmerzen habe, bekomme ich Zuwendung. Wenn das Kind dann Lust hat,
dass man sich ihm zuwendet, ist es wichtig, Schmerzen zu haben – es nicht
nur zu sagen, sondern wirklich Schmerzen zu erleiden. Nur mit
schmerzverzerrtem Gesicht ist der Schmerz glaubwürdig. Das Kind muss
sich also tatsächlich Verletzungen und Schmerzen zufügen, damit es
funktioniert. Und es hat tatsächlich Schmerzen und spürt sie. Es steuert also
seine Wahrnehmungen, um Zuwendung zu bekommen, ohne sich dessen
unbedingt bewusst zu sein. Das Kind kann seine Wahrnehmung
manipulieren und sie nach Belieben ausnutzen (gebrauchen), wenn es ein
Problem gibt, wenn es zu kurz kommt. In manchen Fällen kann das Gehirn
einen wirklichen Schmerz produzieren, was es wiederum ermöglicht, ihn
tatsächlich zu spüren und so ganz spontan die dazugehörige – und die
Umgebung überzeugende – Mimik zu haben.
Dieses Verhaltensmuster ist nicht selten. Wenn es vorhanden ist, ist der
Weg zum “Schmerzpatienten” vorgezeichnet. Das heißt aber nicht, dass dies
der tiefere Grund für alle chronischen Schmerzen ist.
Die Fibromyalgie, auch, wie gesagt, Weichteilrheuma genannt, ist aber
ein gutes Beispiel hierfür. Die Betroffenen haben meist über Jahre mehr
oder weniger heftige Schmerzen, die objektiv oft nicht erklärbar sind, man
sieht nichts oder kaum etwas auf Röntgenplatten, Computertomographien
oder sonstigen bildgebenden Verfahren zur Diagnostik, das den Grund für
diese Schmerzen darstellen könnte.
Diese Menschen haben nach meiner bisherigen Erfahrung eine ganz
schlimme Kindheit gehabt. Oft ist es so, dass sich in der Kindheit niemand
für sie interessiert hat, niemand da war, der erkannt hat, wie schlimm es
war! Manchmal gibt es auch zusätzlich eine große Wut und die
Vergangenheit kann nicht Vergangenheit sein.
Sehen wir uns einige Beispiele an …

SONJA, 42 JAHRE ALT, Schmerzen seit zwölf Jahren.


Sonja konnte kaum richtig gehen, sie litt ständig unter Schmerzen, an
vielen Stellen ihres Körpers.
Sonja hatte damals in Belgien die Gelegenheit eines Intensivateliers
genutzt. Dort wird über fünf Tage ganz intensiv an den Lebensthemen und
Prägungen gearbeitet. Meine Erinnerungen an ihre Geschichte sind etwas
lückenhaft, aber trotzdem möchte ich ihr Beispiel anführen, weil sie meine
erste Patientin mit Fibromyalgie war. Und ich hatte in der Arbeit mit ihr
noch Unterstützung von meinem Lehrmeister (Dr. Jean Lerminiaux,
Neuropsychiater, bereits in Rente damals).
Sonja hatte eine schlimme Kindheit, sie war von ihrem Vater
misshandelt und missbraucht worden. Er hatte sie einmal für einige Wochen
entführt, versteckt und ständig vergewaltigt.
Am zweiten Tag des Ateliers saß mir Sonja beim Frühstück schräg
gegenüber und ich hörte sie reden: “Ich weiß nicht, wie wir in fünf Tagen
das alles aufarbeiten wollen, meine Vergangenheit ist so schrecklich.” Ich
schlug ihr vor, dass sie – wenn sie will – heute schon keine Schmerzen
mehr haben musste. Und noch am selben Tag abends hatte sie tatsächlich
keine Schmerzen mehr, lief voller Freude die Treppen hoch und runter, nur
um zu spüren, dass sie keine Schmerzen mehr hatte!
Die Schmerzen waren nach dem Atelier ganz weg, sie ist danach noch zu
mir in die Praxis gekommen, um ihr Übergewicht loszuwerden, dahinter
steckte das Gefühl, von der Mutter im Stich gelassen worden zu sein. Denn
in ihrer Kindheit hatte sie von ihrer Mutter keine Hilfe zu erwarten, die
Mutter wusste damals auch nicht alles, was geschah. Sie erkannte, dass ihre
Schmerzen da waren, damit die Mutter endlich einsehen sollte, wie
schlimm es gewesen ist, wie sehr sie gelitten hat. Über die Schmerzen
versuchte sie zu erreichen, dass ihre Mutter sich ihr zuwandte und
Mitgefühl zeigte.
Dies wurde ihr also am zweiten Tag klar, dass sie immer noch die
Hoffnung hegte, dass die Mutter sich kümmerte, es war der Wunsch aus
ihrer Kindheit.
Am dritten Morgen fragte ich Sonja, wie es ihr gehe. “Wunderbar, ich
fühle mich sehr gut, ich habe nur heute Morgen an der Ferse einen Punkt,
der mir wehtut.” Also schauten wir nach ihrem Wunsch, tot zu sein (Thema
der Ferse), so schlimm war es gewesen … Danach war dieser Schmerz weg.
Am vierten Morgen fragte ich Sonja wieder, wie es ihr gehe. “Es geht
mir so gut, kein Vergleich mit vorher! Aber heute Morgen spürte ich einen
stechenden Schmerz in der rechten Hüfte.” Also drehten wir noch einmal
eine Runde in der Sexualität (Thema des Hüftgelenks), da war ja einiges los
gewesen bei Sonja. Und siehe da, der Schmerz war weg.
Am fünften Morgen fragte ich Sonja erneut, wie es ihr gehe. “Es geht
mir super, heute Morgen spüre ich nur etwas im Nacken.” Sie verdrehte
dabei den Nacken mit schmerzverzerrtem Gesicht. Ich sagte nur: “Überleg
jetzt zuerst ein paar Sekunden, ob du wirklich noch Schmerzen brauchst,
damit ich mich jetzt um dich kümmere!” Sie überlegte – und sagte dann:
“Nein, ist schon gut.” Sie bewegte den Nacken ohne Schmerzen.
Und die Schmerzen blieben weg.

ANTOINE, 46 JAHRE, schreckliche Schmerzen seit drei Jahren, er war 43


Jahre und 3 Monate alt, als es begann.
Antoine konnte nur mit starken Betäubungsmitteln schlafen,
Medikamente, die sonst nur zu Anästhesiezwecken benutzt werden
(Opioide). Dieses Beispiel schreibe ich hier ganz ausführlich nieder, da es
gleichzeitig verdeutlicht, wie man beim Biologischen Dekodieren vorgeht.
Wann haben Antoines Schmerzen begonnen? Das war ganz klar: “Ich
half einem Freund beim Umzug. Ich trug gerade zwei vollgepackte
Reisetaschen über den Bürgersteig, von dem geliehenen Lieferwagen zu
seiner Haustür. Plötzlich schoss ein heftiger Schmerz in meine beiden
Schultern, ich musste die Taschen absetzen. Seitdem ist der Schmerz
ununterbrochen da.” Warum gerade die Schmerzen in dieser Situation
ausgelöst werden, werden Sie gleich verstehen …
Antoine ist das fünfte Kind, nach vier Mädchen der erste Sohn! Da
könnte man doch meinen, dass Antoine der ersehnte Prinz und Stammhalter
war. Aber nein, solange sein Vater noch lebte – er ist gestorben, da war
Antoine sieben Jahre alt –, war es noch erträglich. Nach dem Tod des
Vaters, der nach jahrelanger Arbeit in den Kohleminen mit 43,5 Jahren an
einem Lungenemphysem gestorben ist, hatte die Mutter sich nicht mehr um
die Kinder gekümmert. Sie hat nicht mehr gekocht … Sie mussten alle zwei
Monate umziehen, weil die Mutter nirgendwo die Miete bezahlte. Als 7-
Jähriger waren er und seine Schwestern (eine starb zwei Monate nach dem
Tod des Vaters wegen einer Asthmaimpfung) auf sich gestellt. Sie
sammelten Flaschenleergut, und die Flaschen trugen sie in den Supermarkt,
um sich von dem wenigen Erlös etwas zu essen zu kaufen, Brot und
Kartoffeln … Daher begannen auch die Schmerzen, als er durch das Tragen
der beiden schweren Taschen an seine Kindheit erinnert wurde, in der er die
schweren Plastiktüten mit den Glasflaschen tragen musste.
Seine Mutter war einmal im Gefängnis, und er hat als 13-Jähriger
gearbeitet, um den Anwalt zu bezahlen. Aber als die Mutter entlassen
wurde, machte sie ihm nur Vorwürfe, dass die Katzen so abgemagert seien.
Antoine hat früh geheiratet, doch als er 23 Jahre alt war, hat ihn seine
Frau betrogen und verlassen. Da wollte er sich umbringen, wurde aber
gerettet. Seine Mutter besuchte ihn nicht, da “sie die Hunde nicht allein
lassen konnte”. Seitdem hatte er keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter.
Dies alles erzählte Antoine mir in der ersten Sitzung. Er war praktisch
auch unfähig gewesen, es zu schaffen, dass seine Mutter ihn liebte, dabei
hatte er doch alles für sie getan!
Als er dann zur zweiten Sitzung kam, waren die Schmerzen unverändert,
ja fast sogar noch schlimmer. Diesmal konnte er aber sein Drama fühlen
und fühlen, wie sehr er sich nach der Liebe seiner Mutter gesehnt hatte. Ein
Kind liebt seine Mutter immer, egal was sie macht oder wie sie ist, und will
nur wiedergeliebt werden!
Nach dieser Sitzung ließen die Schmerzen nach. Er kam zur dritten
Sitzung und sagte mir, dass er kaum noch Schmerzen habe, er aber trotzdem
nicht ohne dieses starke Medikament schlafen könne. Natürlich wurde ihm
gesagt, dass dieses Medikament süchtig macht …
Wir schauten nach dem Grund: Als Antoine genau halb so alt gewesen
war (22 Jahre und 1 Monat), wie er gewesen ist, als er begonnen hatte,
dieses Medikament zu nehmen (44 Jahre und 2 Monate), hatte er sich einer
Operation unterziehen müssen, Polypen in den Nebenhöhlen sollten entfernt
werden. Diese Operation war das Schlimmste, was er je erlebt hatte, die
Anästhesie hatte nicht gewirkt und er machte sich bemerkbar, schrie vor
Schmerz, aber keiner glaubte ihm, dass er alles spürte, und es wurde munter
weitergemacht. Als wir diese Verbindung hergestellt hatten – unser Gehirn
“liest” immer die Zeit, und wenn die Zeitspanne von der Geburt bis zur
Operation wieder vorbei ist, kontaktiert man unbewusst das damals Erlebte
–, konnte Antoine das Medikament sofort absetzen, ohne
Entzugserscheinungen.
Ich hatte Antoine im Vorfeld vier Termine reserviert, doch zum vierten
Termin erschien er nicht. Ich dachte, dass er ihn nicht mehr wahrgenommen
habe, da er vielleicht nicht mehr nötig gewesen war. Er sollte am Freitag,
den 26. um 10:30 Uhr kommen, stand aber dann am 29. um 10:30 vor
meiner Tür. Montags bin ich nie in der Praxis, und er stand vor
verschlossener Tür! Er rief mich an und wir vereinbarten einen neuen
Termin. Er kam und sagte mir, dass augenblicklich alle Schmerzen wieder
da gewesen seien, als er vor meiner verschlossenen Praxistür gestanden
habe. Es war ihm schon klar, dass diese Situation ihn wieder daran erinnert
hatte, wie oft er als Kind vor verschlossener Tür gestanden hatte, weil seine
Mutter wieder nicht da gewesen war.
Ich fragte ihn, mit welchen Gedanken er am 29. zu diesem letzten
Termin gekommen sei. “Ich hatte eigentlich keine Schmerzen mehr, wollte
aber die Sache zu Ende bringen, so wie vorgesehen. Ich beende gerne die
Dinge, und dann braucht man nicht mehr drüber zu reden!” Also mussten
wir anscheinend doch noch einmal darüber reden, das heißt, dass doch noch
nicht genug drüber geredet worden war. Ich erklärte ihm, dass es Leute gibt,
die ständig über ihre Kindheit reden müssen, sogar von einem Therapeuten
zum anderen gehen, nur um ihre Kindheitserinnerungen schön warm und
aktiv zu halten. “So bin ich auf keinen Fall, ich war bisher bei keinem
Therapeuten, Sie sind die erste Person, der ich von meiner Kindheit erzählt
habe, sogar meine Frau weiß das alles gar nicht.” “Der erwachsene Antoine
möchte vielleicht nicht mehr drüber reden, aber der kleine Antoine ist
vielleicht noch nicht genug zu Wort gekommen. Er möchte womöglich
reden und auch gehört werden.”
Ich schlug Antoine vor, den kleinen 7-jährigen Antoine zu besuchen.
Dazu schloss er die Augen und stellte sich vor, dass er als Erwachsener
Antoine den kleinen aufsucht und schaut, wie es ihm geht. Er nimmt ihn auf
den Schoß und ermutigt ihn, ihm alles zu erzählen. Er versichert ihm, dass
er ihm zuhören wird. Der kleine Antoine hatte damals niemanden gehabt,
der ihm hätte zuhören oder helfen können, es gab keine Verwandten,
Freunde behielt er auch nicht. Dies war eine sehr emotionale Begegnung
und beim Zuhören schwanden die Schmerzen mehr und mehr, bis sie am
Ende ganz verschwunden waren.
Antoine vereinbarte einen weiteren Termin, er wollte nun auch sein
Asthma loswerden. Als er wegen des Asthmas kam (das dann auch
verschwand), hatte er seit zwei Monaten keine Schmerzen mehr, ganz ohne
Medikamente. Doch sechs Wochen später rief er mich an, weil er wieder
sehr starke Schmerzen hatte. Sie waren in einem bestimmten Moment “wie
angeflogen” gekommen. Antoine war seit mehr als drei Jahren
krankgeschrieben und arbeitsunfähig gewesen, sein Arbeitgeber hatte ihn
inzwischen ersetzt. Als Antoine nun wieder arbeiten wollte, konnte der
Chef ihm erst wieder einen Job für ein halbes Jahr später anbieten, er sollte
dann in der neuen Filiale des Betriebes Verantwortung übernehmen. Die
Schmerzen begannen während eines Telefonats, sein Chef hatte ihn
angerufen, da er nun doch schon vorzeitig seine Hilfe brauchte, ein anderer
Mitarbeiter war krank geworden. Die Frage war also, ob Antoine nicht doch
schon gleich wieder arbeiten könne. Die Schmerzen verhinderten nun, dass
er arbeiten gehen konnte! Wir gingen der Sache auf den Grund, warum es
für ihn auf jeden Fall besser war, nicht zu arbeiten.
Antoines Vater hatte hart in den Minen gearbeitet und war jung
gestorben (43,5 Jahre alt), pünktlich mit 43 Jahren und 3 Monaten wird
Antoine arbeitsunfähig, so als ob es besser ist, früh genug mit dem Arbeiten
aufzuhören. Klar war natürlich, dass Antoine als Familienvater (Frau und
18-jährige Tochter) viel gearbeitet hatte, um der Familie einen gewissen
finanziellen Rahmen zu schaffen, er war ein besserer Familienvater als sein
Vater. Darüber hatten wir schon gesprochen und es war auch in dem
Zusammenhang keine emotionale Ladung mehr vorhanden. Also mussten
wir weitersuchen, und Antoine sprach etwas an, das er auch im Vorfeld im
Fragebogen erwähnt hatte. “Ich habe auch nie verstanden, warum ich seit
14 Jahren ein Doppelleben führe.” Antoine hatte neben seiner Ehefrau eine
zweite Frau, die er liebte. Er fühlte sich wohler bei ihr, konnte auch Urlaube
mit ihr organisieren, seine Frau war beruflich sehr eingespannt und oft nicht
da. Er hatte sich aber nie erlaubt, seine Frau zu verlassen. Tatsächlich hatten
wir das nie angeschaut. Ich überlegte … und dann auf einmal fiel es mir wie
Schuppen von den Augen. “Ich bin mir sicher, dass die beiden Frauen ganz
unterschiedlich sind, dass die eine das Gegenteil von der anderen ist. Wenn
eine blond ist, ist die andere schwarzhaarig, wenn die eine groß ist, ist die
andere eher klein, wenn eine dünn ist, ist die andere eher etwas rundlich!”
“Genau, so ist es!”
Mir wurde die Verbindung zwischen Arbeit und Wehentätigkeit klar.
(Viele Prägungen in Sachen Arbeit entstehen bei der Geburt, die
Wehenarbeit, frz. “le travail”, ist die erste Arbeit, die das Kind erlebt.)
Natürlich war er während der Schwangerschaft optimal von seiner Mutter
versorgt gewesen, im Bauch hatte er sich wohlgefühlt. Als er aber dann zur
Welt gekommen war, hatte sie ihn nur noch vernachlässigt und nicht mehr
dafür gesorgt, dass es ihm an nichts fehlt. Die Frau, mit der er leben muss
(die Mutter nach der Geburt, da das Leben nach der Geburt beginnt), ist
seine Ehefrau, bei der er sich nicht wohlfühlt. Die Frau, bei der er sich
wohlfühlt, ist quasi die Mutter vor der Geburt, bei der man aber nicht
definitiv oder für immer bleiben kann. Daher sträubte er sich unbewusst
gegen die Rückkehr in die Arbeit, so als sträube er sich, geboren zu werden
und die Mutter zu verlassen, die doch gut für ihn gesorgt hatte. Es war ihm
bisher unmöglich gewesen, seine Frau zu verlassen und mit der anderen
Frau zu leben, da er nach der Geburt auch nicht mehr zu der Frau
zurückkonnte, bei der er sich wohlgefühlt hatte (im Bauch der Mutter).
Seine Schmerzen ließen unverzüglich nach, jetzt brauchte er sie nicht
mehr, um sich daran zu hindern zu arbeiten, um quasi nicht geboren zu
werden! Es war alles gut, als wir die Verbindung hergestellt hatten und er
verstanden hatte, warum er dieses Doppelleben führen musste. Er musste
mit einer Frau leben, die er nicht liebte und die ihn vernachlässigte, und
träumte davon, bei der Frau zu sein, die genau gegenteilig war und ihn
glücklich machte. Es wurde ihm klar, dass ihn jetzt nichts mehr daran
hinderte, mit der Frau zu leben, die er liebte!
Seine Schmerzen waren ganz verschwunden, als er sich verabschiedete
mit den Worten: “Ich weiß, was ich zu tun habe! Ich verlasse meine Frau,
ich habe es lange genug bei ihr ausgehalten, auch für meine Tochter, und
die ist nun erwachsen!”
Vor Kurzem war eine seiner Bekannten auf seine Empfehlung hin bei
mir in der Praxis und sagte mir, dass er seit 15 Jahren schmerzfrei ist!

Es ist also schon etwas Arbeit gefragt, man muss bereit sein, seine
Kindheit anzuschauen. Für manche geht es auch darum, die Opferrolle
abzulegen! Dazu ein Beispiel:

Einmal rief mich eine DAME an, ETWA 40 JAHRE ALT, sie wollte erst
einmal mit mir darüber sprechen, was man in ihrem Fall tun könne, wie ich
ihr aus ihrer Fibromyalgie heraushelfen könne. Die Dame kam zum Termin,
sie war sehr übergewichtig – das zeigte mir schon an, dass sie Schlimmes
erlebt hatte und sich vor dem Alter von drei Jahren von ihrer Mutter im
Stich gelassen gefühlt haben musste. Bei sehr großem Übergewicht steckt
oft sexueller Missbrauch dahinter, in dieser Situation war die Mutter nicht
da, um ihr Kind zu beschützen.
Ich erklärte ihr, dass sie als Kind wohl Schlimmes erlebt haben musste,
und sie bestätigte den sexuellen Missbrauch, die Wut auf den Täter … Sie
echauffierte sich enorm: “Ich habe unglaubliche Schmerzen, kann nichts
machen, bekomme nur wenig Invalidenrente, ich kann mir nichts leisten!
Dieser Dutroux (der sogenannte Kinderschänder, der seit 25 Jahren in
Belgien im Gefängnis sitzt) hat alles, was er will, ihm geht es gut, er hat z.
B. einen Internetanschluss in seiner Zelle, dafür reicht bei mir das Geld
nicht! So ein Täter bekommt mehr vom Staat als ich!”
Ich deutete an, dass ich ihr helfen könne, aus dieser Opferrolle
auszusteigen, und dass das wahrscheinlich nötig sein würde, damit ihre
Schmerzen nachlassen könnten. Dieser Gedanke war für sie aber praktisch
undenkbar! Nach einer halben Stunde hat sie entschieden, diese Therapie
nun doch nicht zu machen, sie habe auch nicht das nötige Geld, einige
Therapiesitzungen zu bezahlen …

»Wachstumsschmerzen«

Ja, dieses Wort muss in Anführungsstrichen geschrieben werden. Ärzte


erklären den Eltern, dass es normal ist, dass diese Schmerzen nachts stärker
sind, da das Kind nachts schneller wächst als tagsüber. Bitte!?!
Wachstumsschmerzen gibt es nicht. Es wäre doch schrecklich, wenn das
Wachsen schmerzte, unsere Kinder würden vor Schmerzen schreien, denn
alle wachsen sie.
Beim Thema Fibromyalgie haben Sie schon verstanden, dass Schmerzen
immer einen Sinn haben, dass es für das betroffene Kind folglich wichtig
ist, diese Schmerzen zu haben. Aber nur für das betroffene Kind. Logisch –
denn sonst müssten alle Kinder unter Wachstumsschmerzen leiden.
Zwei Beispiele erklären die wirklichen Hintergründe:
SANDRA, 7 JAHRE ALT.
Sandra war drei Jahre alt, als ihre Schmerzen begannen. Besonders in
der Nacht bekam sie Schmerzen in den Beinen, hauptsächlich in den Knien.
Sie weinte vor Schmerz, die Mutter ging dann zu ihr ins Zimmer, rieb ihre
Beine mit einer Salbe ein und wartete, bis sie wieder einschlief. Als Sandra
fünf war, wurden die Schmerzen heftiger, die Mutter musste ihr oft sogar
ein Schmerzmittel verabreichen und natürlich eine Viertelstunde neben ihr
warten, bis das Mittel wirkte, bevor sie sich wieder zurück in ihr Bett legen
konnte.
Die Gründe: Sandra wurde mit einer Stenose der Aorta (Verengung der
Hauptschlagader) geboren und musste als Baby operiert werden. Die
Operation war gut verlaufen, doch war Sandra ein kleines Sorgenkind und
sehr behütet, auch von den Großeltern. Als die Mutter sie mit drei Jahren
mit in den Kindergarten nahm, in dem sie selbst Kindergärtnerin war,
musste Sandra dort mit ansehen, dass ihre Mutter sich auch um andere
Kinder kümmerte, sie auf den Schoß nahm und tröstete, wenn sie z. B.
hingefallen waren. Sie hatte nun nicht mehr allein die uneingeschränkte
Aufmerksamkeit/Zuwendung ihrer Mutter. Also begann sie, auch
Schmerzen an den Beinen zu haben, damit die Mutter sich exklusiv um sie
kümmerte, und in der Nacht hatte sie die Mutter ganz für sich allein.
Als Sandra fünf war, bekam sie Zwillingsbrüder. Diese brauchten
natürlich jetzt auch viel Zuwendung von der Mutter – die Schmerzen
wurden heftiger!
Der Vater war das dritte Kind seiner Eltern, zunächst gab es zwei große
Schwestern, dann kam nach sechs Jahren der Vater, im Januar geboren. Im
gleichen Jahr kam noch ein Bruder zu Welt, im Dezember geboren, die
beiden waren also wie Zwillinge, in derselben Schulklasse … Die älteste
Schwester war immer sehr eifersüchtig auf ihre kleinen Brüder gewesen,
hieß es. Sandra war nun auch die Älteste, die auf ihre kleinen
Zwillingsbrüder eifersüchtig war! Die Mutter Ilse war das fünfte und letzte
Kind ihrer Eltern, die Mutter hatte immer alle Hände voll zu tun gehabt,
und Ilse hatte dann irgendwann gemerkt, dass sie Zuwendung bekam, wenn
sie sich verletzt hatte. Diese Strategie hatte sie dann immer wieder
angewendet, hatte sich immer wieder das Knie verletzt, musste operiert
werden … Sie hat sich daran zurückerinnert, wie sie die Mutter dann ganz
für sich allein hatte, neben ihrem Bett in der Klinik.
Sandra hatte noch ein weiteres Problem: Seit der Geburt war das linke
Bein kürzer und auch der linke Fuß kleiner, sie brauchte zwei verschiedene
Schuhgrößen, auch die linke Niere war kleiner als die rechte. Ein Arzt,
Spezialist auf seinem Gebiet, hatte den Eltern erklärt, dass die linke Seite
sich nicht gut entwickelt habe, da sie durch die Stenose der Aorta schon
während der Schwangerschaft weniger durchblutet worden sei, da die Aorta
ja nun mal links im Körper liegt (sic!). Auch hier hieß das für Sandra, dass
sie auf der einen Seite wachsen wollte, aber auf der anderen Seite (links =
die Mutterseite) klein bleiben wollte. Im Kontakt mit der Mutter (Fuß)
wollte sie auch die kleine bleiben. Die Mutter bestätigte, dass sie lieber
schon im dritten Schuljahr wäre bei den größeren Kindern, doch während
unserer Sitzung saß die 7-jährige Sandra wie eine 3-Jährige auf dem Schoß
der Mutter!
Ich sagte dann zu Sandra, dass sie später sicher nur ein Kind haben
wolle. “Nein, ich möchte schon zwei Kinder haben”, antwortete sie. Ich
stichelte ein bisschen und fragte sie, wie sie das denn machen wolle, beide
Kinder gleich lieb zu haben, ohne dass das älteste Kind eifersüchtig sein
würde … So verstand sie und hat auch gefühlt, dass ihre Eltern alle drei
Kinder gleich lieb haben und dass es nun eben meistens so ist, dass das eine
Kind zuerst auf die Welt kommt und dann erst das zweite. Spontan ist
Sandra da vom Schoß ihrer Mutter geklettert und hat sich in einen eigenen
Sessel gesetzt!

SIMONE, 48 JAHRE ALT.


Simone kommt zu mir, da sie sich schon mehrmals (beim Tennisspielen)
die Kreuzbänder verletzt hat, operiert werden musste. Sie wollte dieser
Sache auf den Grund gehen. In dem Fragebogen, den die Patienten vorher
ausfüllen und mir zuschicken, hatte sie geschrieben, dass sie als Kind schon
immer “Weh-Beinchen” gehabt habe.
Ihre Geschichte: Als Simone im Bauch ihrer Mutter war, bekamen diese
die Diagnose und Prognose bezüglich ihrer ersten Tochter (Daniela):
Stenose der Aorta, die Verengung ist zu nah am Ansatz der Aorta am
Herzen, inoperabel, das Mädchen wird nicht alt werden …
Dies bedeutete natürlich einen Riesenstress für die Eltern, den Simone
auch mitfühlte: Sie drehte sich in Steißlage. Das passiert, wenn das Kind
versucht kehrtzumachen (auch Thema der Kreuzbänder), wenn es plötzlich
durch irgendeinen Umstand besser doch nicht auf die Welt kommen
möchte. Simones Geburt war dann eine Steißgeburt.
Der Gesundheitszustand von Daniela verschlechterte sich, sie durfte sich
gar nicht mehr anstrengen. Als Kleinkind sah Simone, wie man ihre
Schwester ständig trug. Die Eltern trugen sie in die Schule, sie wollten ihr
doch so weit wie möglich ein “normales” Leben bereiten, sie trugen sie
nach oben zum Schlafen und so weiter.
Was denkt da ein 3-jähriges Mädchen, das nicht weiß, was das
tatsächliche Problem ihrer Schwester ist? Sie hat Probleme an den Beinen,
sie kann ja nicht laufen! Simone sieht nun ihre Eltern: besorgt, traurig,
verzweifelt. Und sie sieht diese Zuwendung, die sie natürlich auch haben
möchte. Was tun? Auch Weh-Beinchen haben!
Simone war nicht verheiratet – und noch immer bekam sie die
Zuwendung ihrer Mutter, wenn sie sich mal wieder einer Knieoperation
unterziehen musste!

Auch hier eine wichtige Zwischenbemerkung: Wenn man in einer


Familie aufwächst, in der es ein totes Geschwisterchen gibt, dann kann man
diesem Toten nie das Wasser reichen. Das tote Kind ist immer das liebste
Kind, es ärgert einen nicht mehr, macht keinen Unsinn … Die lebenden
Kinder spüren, dass sie nicht so wertvoll sind, wie das Kind, das die Eltern
verloren haben.
Zu diesem Gefühl kann es im Übrigen auch kommen, wenn z. B. der
Großvater aus dem Krieg nach Hause gekommen, sein Bruder aber gefallen
ist. Der tote Bruder bleibt auch immer der “wichtigere”.

Simone versuchte also mit 48 Jahren immer noch, so geliebt zu werden,


wie Daniela geliebt worden war und immer noch geliebt wurde.
Wenn ich an Simone denke, schaudert es mich immer noch. Sie war
Gynäkologin. Auf die Frage, warum sie Gynäkologin geworden sei: “Ich
wollte eigentlich Kinderärztin werden (hätte auch gut gepasst, was die
Problematik von Daniela anging), aber da gab es keinen Platz an der
Uniklinik, ich hätte neun Monate warten müssen (!). In der Gynäkologie
gab es aber sofort einen Platz. So habe ich damals gedacht, dass ich neun
Monate Gynäkologie mache und dass ich dabei bleiben würde, wenn es mir
gefällt, wenn nicht hätte ich dann in die Pädiatrie wechseln können. Dann
war die Gynäkologie aber doch sehr interessant und ich bin dabei
geblieben.”
Ich fragte sie, welche Spezialisierung sie in der Gynäkologie habe, da
die Spezialisten sich in der Regel immer weiter spezialisieren müssen. “Ich
bin spezialisiert in Ultraschalldiagnostik, zu mir kommen die schwangeren
Frauen, wenn es einen Verdacht auf Behinderung oder Missbildung gibt.
Meistens muss ich dann die Eltern überzeugen, eine medizinische
Abtreibung vornehmen zu lassen.”
Ganz unbewusst musste Simone auf diese Art und Weise dafür sorgen,
dass möglichst vielen Geschwistern das erspart wird, was sie selbst erlebt
hat: darunter leiden, eine Schwester mit Missbildung zu haben, die dann die
ganze Zuwendung und Liebe bekommt!

Diese Beispiele sind natürlich extreme Beispiele. Wenn Ihr Kind


“Wachstumsschmerzen” hat, stellen Sie sich die Frage: Warum ist es für
mein Kind wichtig, diese Schmerzen zu haben? Was erreicht es dadurch? In
der Regel geht es um die Zuwendung. Wenn das Kind aus diesem Grund
Schmerzen hat, dann weil es in der Kindheit diese Strategie entwickeln
musste. Und beide Seiten profitieren davon: Das Kind hat Schmerzen und
spürt, dass die Eltern sich sorgen, es lieben. Die Mutter spürt, dass sie ihr
Kind liebt, das spürt wiederum das Kind und so kann es seine Mutter lieb
haben. Das Kind hat also Schmerzen aus Liebe zu seiner Mutter, es macht
seiner Mutter eine Freude, indem es ihr die Möglichkeit gibt zu fühlen, wie
sehr sie ihr Kind (doch) liebt. Es ist eine Win-win-Situation. Beide
profitieren von dem Mechanismus, der aber natürlich abgeschaltet werden
kann, indem man darüber spricht und das Kind auch bei anderen
Gelegenheiten spüren lässt, dass es geliebt wird.

Wachstumsprobleme, Kleinwuchs

Es gibt hier keine allgemein gültige Begründung. Wir schauen jeden Fall
ganz individuell an, wir suchen die unbewusst gespeicherte Information, die
besagt, dass man besser klein bleibt und/oder nicht altert. Klein bleiben ist
die Lösung. Wenn die Ursache gefunden, identifiziert und gefühlt wurde,
wächst das Kind. Meine Erfahrung ist, dass das Kind dann bis zu 2,5 cm im
Monat wächst.

Die Beispiele sollen zeigen, wie vielfältig die Gründe sein können.

ELISA, 12 JAHRE ALT, ULLRICH-TURNER-SYNDROM.


Dieses Syndrom ist auf eine Genmutation zurückzuführen, es betrifft
ausnahmslos Mädchen, die nur ein funktionsfähiges X-Chromosom haben
statt XX. Die Folgen sind vielfältig: Die Mädchen sind kleinwüchsig und
bilden keine sekundären Geschlechtsmerkmale aus. Aufgrund der
funktionsgestörten Eierstöcke sind die Frauen in der Regel später
unfruchtbar.
Elisa war 12 Jahre alt, sah aber aus wie eine 7-Jährige, klein, ohne
Busenansätze und ohne Schambehaarung.
Nun ja, es liegt irgendwie auf der Hand: Elisas Großmutter
mütterlicherseits war im Alter von 17 Jahren vergewaltigt worden und
Elisas Mutter hatte nur eine winzige Scheidenöffnung und musste sich einer
Operation unterziehen, um überhaupt Geschlechtsverkehr haben zu können.
Dies wird Elisa erklärt und die Mutter sagt ihr, dass sie nicht weiter aus den
besagten Gründen nicht wachsen soll (doppelte Verneinungen werden gerne
gebraucht, da sie das Gehirn in eine Art “hypnotischen” Zustand versetzen).
Dass sie nun nicht mehr weiterhin diese Vorsichtsmaßnahmen ergreifen
muss, nämlich keine sexuelle Reife und keine sexuellen Anreize für Männer
zu entwickeln, um nicht vergewaltigt zu werden – wie ihre Großmutter! Sie
braucht nun keine Angst mehr zu haben, vergewaltigt zu werden. Elisa ist
anschließend gewachsen. Ob nun genetisch bedingt oder nicht, wir können
einen positiven Einfluss haben!

MARKUS, 6 JAHRE ALT.


Dieses Beispiel wurde mir von einer Seminarteilnehmerin erzählt.
Danke, Sonja!
Markus wurde gezeugt, obschon es noch nicht der geeignete Zeitpunkt
dafür war. Als die Mutter merkte, dass sie schwanger war, hatte sie großen
Stress: Die Wohnung war viel zu klein! Da das Kind im Bauch alles
mitkriegt, was gedacht, gesagt und gemacht wird, bekommt es hier die
Information, dass zu wenig Platz da ist. Also war es besser, möglichst klein
zu sein, um wenig Platz für sich zu beanspruchen. Das ungewollt gezeugte
Kind “denkt” immer, dass man es nicht will. Warum? Weil kein Platz da
war. Wenn ich also möglichst wenig Platz einnehme oder für mich
beanspruche, dann muss man mich doch wollen (und lieben). Nachdem die
Sache bewusst gemacht und Markus erklärt wurde, ist er gewachsen!

ELIAS, 12 JAHRE ALT UND 1,23 M GROSS.


Elias hatte gleich zwei Probleme: Er wuchs nicht und er wurde auch
nicht älter. Er hatte die Größe und das Alter (Zähne und
Knochenwachstum) eines 7- bis 8-jährigen Kindes.
Die Mutter kam allein mit ihm und erzählte mir, dass seine
Wachstumskurve annähernd normal gewesen war bis er sieben Jahre alt war
– beide Eltern sind auch nicht sehr groß.
Was war also geschehen, als er sieben Jahre alt war? “Zu dem Zeitpunkt
hatte er einen ganz schlimmen und lang anhaltenden Durchfall gehabt, er
verlor dabei auch Blut, war zweimal im Krankenhaus deswegen. Über
Monate war er geschwächt, durfte nicht am Schwimmunterricht teilnehmen,
da er gleich blaue Lippen bekam. Während eines Besuches beim Arzt hatte
dieser gesagt – Elias war dabei –, dass Elias’ Herz zu schwach sei, um das
Blut bis in die Extremitäten zu pumpen!
Als Elias im Bauch seiner Mutter war, hatte ihr Lieblingsonkel und
Ersatzvater einen Schlaganfall erlitten, die Ärzte hatten gesagt, dass der
Grund dafür sein zu hoher Blutdruck gewesen sei. Hier bekommt Elias die
Information, dass der Druck des Blutes auf keinen Fall zu hoch sein darf, da
man sonst sterben kann! – Beim Biologischen Dekodieren geht es
letztendlich immer darum zu verstehen, inwiefern das Symptom dem
Patienten hilft, möglichst lange zu überleben.
Ich erkläre Elias, dass die Aussage des Arztes, er habe ein schwaches
Herz, absoluter Blödsinn sei und dass man einen Schlaganfall nicht durch
zu hohen Blutdruck bekomme. Dass er also nun wachsen könne und somit
seine Extremitäten ohne Probleme weiter vom Herzen weg sein könnten,
ohne dass er den Druck erhöhen müsse, wovor er Angst hatte – da man ja
angeblich mit hohem Blutdruck Gefahr läuft, einen Schlaganfall zu
bekommen, an dem man sterben kann.
Beim zweiten Termin mussten wir dann noch herausfinden, warum Elias
nicht älter wurde:
Auf die Frage, warum er nicht älter werden will, wollte Elias erst nicht
so gerne antworten, aber dann rückte er doch mit der Sprache heraus:
“Wenn meine Mutter sich über die Unordnung in meinem Zimmer aufregt,
sagt sie immer, dass sie uns wünscht, dass wir (meine Schwester und ich)
mit 18 allein zurechtkommen müssen – so wie sie mit 18 hat allein
zurechtkommen müssen!” Die Mutter fällt fast vom Stuhl, als sie das hört,
sie hatte sich nie etwas dabei gedacht, wenn sie diesen Satz sagte. Ihre
beiden Eltern waren gestorben, als sie 18 Jahre alt war, sie ist dann allein
zurechtgekommen, mit Hilfe ihres Onkels.
Elias’ große Schwester reagierte gar nicht auf diesen Satz der Mutter,
Elias aber schon, er räumte immer gleich auf. Er war das zweite Kind, wie
seine Mutter. Nur zur Erinnerung: Wir werden sehr stark von den
Erfahrungen jener Vorfahren beeinflusst, deren Nummer in der
Geschwisterreihenfolge wir auch tragen.
So hatte Elias in der Schule mal gesagt, dass er mit 18 Jahren sterben
müsse, was großen Stress in der Klasse verursacht hatte, die Eltern der
anderen Schüler hatten Elias’ Eltern angerufen, um zu fragen, was denn da
los sei. Es gab keinen Grund, eben nur den Grund, dass er praktisch lieber
selbst mit 18 sterben würde, als ohne Eltern dazustehen. Nun war klar,
warum Elias nicht älter wurde! Um nicht mit 18 Jahren zu sterben.
Ich gab Elias dann den Auftrag, zu Hause an einer Kellerwand seine
Größe mit einem Strich zu markieren und nach jeweils einem Monat seine
neue Größe wieder an derselben Stelle zu markieren. Nach zwei Monaten
ließ Elias mir bestellen, dass er fünf Zentimeter gewachsen sei.
Jahre später sah ich Elias zufällig und mir fiel auf, dass er doch deutlich
kleiner geblieben war als seine Altersgenossen. Irgendetwas musste sein
Wachstum wieder ins Stocken gebracht haben, vielleicht gab es noch etwas
in Verbindung mit seinem Vater, der nur eine Körpergröße von 1,59 m hatte.
Der Vater war aber bei beiden Terminen nicht dabei gewesen und die Eltern
haben sich leider nicht mehr bei mir gemeldet.

Gicht

Die Gicht nannte man früher gerne die “Krankheit des reichen Mannes”.
Ja, da ist etwas dran. Es sind tatsächlich mehr Männer als Frauen von Gicht
betroffen, und mit Reichsein hat es auch etwas zu tun. Ärzte und
Spezialisten denken heute immer noch, dass die Gichtattacken durch zu
üppiges oder zu fettes Essen (kombiniert mit Alkohol) ausgelöst werden.
Dem ist natürlich nicht so.
Bei der Gicht handelt es sich um chronische, extrem schmerzhafte
Entzündungen verschiedener Gelenke. Allgemein wird behauptet, dass der
erhöhte Gehalt an Harnsäure im Blut dafür verantwortlich ist. Interessant
dabei ist aber, warum nur manche Gelenke betroffen sind, am häufigsten ist
das Grundgelenk des großen Zehs betroffen. Da vermisst man doch eine
Logik! Warum reagieren die anderen Gelenke nicht auf die Harnsäure?
Warum greift die Harnsäure gezielt meist nur den großen Zeh oder auch das
Daumengrundgelenk an?
“Liegt das Niveau von Harnsäure im Blut besonders hoch, so beginnt
besagte Säure, sich in Gelenken anzusammeln und dort zu kristallisieren.
Die hieraus entstehenden Kristalle sammeln sich zu immer größeren
‚Haufen‘ an und sorgen damit für immer stärkere Symptome.”1

Es zeigt sich hier sehr beispielhaft, wie groß die Erklärungsnot in der
klassischen Schulmedizin ist. Manche sprechen auch von genetischen
Grundlagen. Darüber hinaus soll man die Gicht ganz einfach in den Griff
kriegen, wenn man sich gesund ernährt, wenig Fleisch ist, wenig Bier trinkt
und sich ausreichend bewegt. Doch andere Menschen ernähren sich auch
nicht “gesund”, bewegen sich nicht viel und leiden trotzdem nicht unter
Gichtattacken.

So, was steckt nun wirklich hinter der Gicht? Für den Betroffenen ist es
wichtig, reich zu sein, Geld zu haben. Die Gelenke entzünden sich ja, wie
Sie schon wissen, wenn ein Gefühl der Unfähigkeit vorbei ist, hier in dem
Fall ist es die Unfähigkeit, genug Geld zu haben oder zu verdienen, um sich
und seiner Familie einen gewissen Lebensstandard bieten zu können. “Ich
war/bin unfähig, genug Geld zu verdienen, um das Überleben der Familie
zu sichern. Ich bin nicht ‚flüssig‘ genug.” Dieses Problem hat zur Folge,
dass der Kreatininwert im Blut steigt. (Es würde den Rahmen dieses Buches
sprengen, dieses Phänomen genauer zu erklären.) Wenn man dann einmal
gut und üppig gegessen hat, zeigt das, dass man es doch geschafft hat!
Das ist das große Thema, das Armsein kombiniert mit dem Gefühl,
irgendwohin gehen zu müssen (große Zehe), die Heimat verlassen zu
müssen bzw. es in Kauf nehmen müssen, irgendwo leben zu müssen, wo es
einem (erst einmal) nicht so gefällt. Wir schauen natürlich auch in die
Familiengeschichte, sehen nach, ob es dort Armut gab, ob Vorfahren ihr
Land haben verlassen müssen, um sich ernähren zu können. (Der Daumen
hat mit dem Essen zu tun, mit der Arbeit, die dazu dient, sich und seine
Familie zu ernähren.)
FRANCESCO, GENANNT FRANÇOIS, ETWA 50 JAHRE ALT.
Wir haben uns beim Golfspiel kennengelernt, beide nahmen wir an
einem sehr interessanten Golfseminar teil, es ging um die mentale
Einstellung beim Golfspiel. Das Seminar fand in Spanien statt und wir
waren für vier Tage in einem Luxushotel mit Golfanlage untergebracht. An
einem der Abende aßen wir in dem angegliederten Gourmetrestaurant.
Schon zu Beginn des Abendessens unterrichtete mich der Mentaltrainer
darüber, dass François unter Gicht leide, er wusste, was ich beruflich
mache.
Als wir dann am Ende den Kaffee genossen, sagte François: “Là, on a
mangé très riche!” So viel wie: “So, jetzt haben wir sehr reich gegessen!”
Das Essen war vorzüglich gewesen, es waren uns köstliche Gerichte
serviert worden, die natürlich auch ihren Preis hatten! Und prompt waren
wir im Thema der Gicht drin. Es war also für François wichtig, “reich” zu
essen! Warum? Was war in seiner Familie vorgefallen? Was hatten seine
Vorfahren diesbezüglich erlebt?
Auf meine Frage hin erzählte François: “Meine Großeltern mussten nach
dem Zweiten Weltkrieg Italien verlassen. Sie lebten im Süden des Landes
und hatten nicht genug zum Leben (zum Essen). Schweren Herzens haben
sie ihre Heimat und ihre Familien verlassen müssen und sind nach Belgien
gekommen. Mein Großvater hat im Kohlebergwerk gearbeitet, meine
Großmutter hatte es in der Zeit sehr schwer, sie verstand und sprach kein
Französisch, hatte dadurch kaum Kontakte nach außen. Aber finanziell ging
es der Familie besser als in Italien. Mit den Jahren bauten sie sich ihre
Existenz in Belgien auf, kauften ein Haus. Als Kind habe ich angefangen,
Fußball zu spielen, mit 19 war ich Profifußballer und verdiente damals
schon richtig viel Geld im Vergleich zu meinen Altersgenossen. Ich fuhr
bereits ein Auto der oberen Klasse und es war ein richtig tolles Gefühl, mir
das leisten zu können. Mit dem Geld, das ich verdiente, ging es meiner
Familie auch noch besser.”
François hatte es also geschafft, mit 50 nun besaß er eine große IT-
Firma, beschäftigte sehr viele Menschen, bezahlte sie gut, sorgte dafür, dass
sie sich in seinem Betrieb wohlfühlten, es gab z. B. Putting-Greens auf der
Terrasse des Firmensitzes, damit seine Angestellten sich in der
Mittagspause dort vergnügen konnten. Sie sollten sich wohlfühlen und
genug Geld verdienen. François wurde irgendwann in Belgien zum
“Unternehmer des Jahres” gekürt. Er hatte Erfolg und war reich. So werden
seine zwei Kinder ihre Heimat nie aus finanziellen Gründen verlassen
müssen, er konnte ihnen einen hohen Lebensstandard bieten.
François vergegenwärtigte sich die Situation seiner Vorfahren, die die
schwere Entscheidung treffen mussten, ihre Heimat zu verlassen, um ihre
Familie ernähren zu können. Dieser emotionale Schmerz, ja, diese
schlimmen Gefühle waren in ihm “verankert” gewesen, sie müssen ins
Bewusstsein hochgeholt werden, damit die Gicht verschwinden kann bzw.
François muss klarwerden, dass es nicht mehr notwendig ist, sich seines
Reichtums zu versichern. Er lebt in einer “anderen Welt” als seine
Vorfahren, er fühlt sich wohl in Belgien und es gibt keinen Grund dafür,
dass ihm und seiner Familie wieder Ähnliches passieren könnte.
Ich habe François nie wiedergesehen und kann daher nicht mit Sicherheit
sagen, ob seine Gicht verschwunden ist.

WALTER, 62 JAHRE ALT.


Walter lebte nicht in seiner geliebten Heimat. Er hatte seinen Heimatort
verlassen, als er seine Frau heiratete. Es war ihm sehr wichtig zu zeigen,
dass er sich etwas leisten konnte: Urlaub, Auto, Restaurantbesuche, guten
Wein … Zumal er in eine Familie eingeheiratet hatte, in der ein gewisser
Wohlstand herrschte, wobei er und seine Frau eher “Normalverdiener”
waren. In seiner Ursprungsfamilie gab es Neid den Reichen gegenüber, die
“ihr Geld nicht mit ihrer Hände Arbeit verdient hatten”. Er hatte einfach
Pech gehabt, als er in diese einfachen Verhältnisse hineingeboren worden
war.

So kann ich mir vorstellen, dass Gicht auch an die Vertreibungen


erinnert, daran, dass Hab und Gut zurückgelassen werden musste, um mit
leeren Händen in einem Land anzukommen, wo man sich erst einmal nicht
wohlfühlt, einfach nicht zu Hause ist.
Torticollis (steifer Nacken)

Ein steifer Nacken kommt in der Regel ein paar Stunden (oder am
nächsten Morgen), nachdem man eine Situation erlebt hat, in der man in
zwei Richtungen gleichzeitig schauen wollte. Meist ist es so, dass man nach
vorne schauen muss – und sich aber gleichzeitig am liebsten umdrehen
möchte. Oder man muss nach rechts schauen, obwohl man sich am liebsten
(nach links) abgewendet hätte.

EINE LEHRERIN war mit ihrer Klasse auf Klassenfahrt. Sie stand am
Schalter des Museumseingangs und gab sich Mühe, die Anweisungen der
Dame auf Niederländisch zu verstehen. Genau in dem Moment rief eines
der Mädchen hinter ihr nach vorne: “Hey Fräulein, wie lange müssen wir
hier noch rumstehen, das interessiert uns doch keinen Scheiß!” In dem
Moment hätte sie sich am liebsten zu dem Mädchen umgedreht und ihr eine
passende Antwort gegeben. Etwa drei Stunden später war der Nacken steif.

EIN ABITURIENT hatte am Morgen nach dem Abiturientenball einen


steifen Nacken. Am Vortag hatte er mit anderen Schülern und auch mit den
Lehrern zusammen den Turnsaal in einen Ballsaal umfunktioniert. Am
späten Nachmittag war er am Aufbau der Bühne für die Band zu Gange, als
der kleine Sohn eines Lehrers mit seinem Fahrrad immer in die weiß-rote
Absperrung fuhr. Der Abiturient sprach den Jungen an und meinte, er solle
das doch sein lassen. Zwei Minuten später stand der Vater des Jungen vor
ihm und sagte ihm sehr bestimmt, dass er seinem Sohn nichts zu verbieten
habe! “Er hörte und hörte nicht auf, aus Höflichkeit blieb ich stehen und
musste ihn anschauen, obwohl ich mich am liebsten umgedreht und mit
meiner Arbeit weitergemacht hätte.”

Ich habe bisher nicht die Gelegenheit gehabt, bei einem Baby den
angeborenen Schiefhals zu dekodieren. Ich könnte mir aber vorstellen, dass
die Mutter oder der Vater (oder gleich beide) während der Schwangerschaft
eine heftige Situation erlebt haben muss, in der sie oder er gezwungen war,
in eine Richtung zu schauen, obwohl sie oder er es nicht wollte. Vielleicht
mussten sie auf einen Toten schauen oder etwas Furchtbares mitansehen,
konnten den Kopf oder den Blick aber nicht abwenden.

Spina bifida (offener Rücken)

Bei dieser angeborenen Fehlbildung handelt es sich um einen Defekt an


einem oder mehreren Wirbeln. Der Wirbelbogen ist nicht geschlossen, so
dass Anteile des Rückenmarks sich sackförmig durch diesen Spalt drücken
können und je nach Schweregrad auch Lähmungen zur Folge haben
können.
Dahinter steckt ein emotionales Problem: Man hat einen definitiven
Bruch herbeigeführt, der den Clan (die Familie) in zwei Teile gespalten hat.
Als Vermittler hat man versagt. Man wollte beide Seiten zusammenbringen,
eine Versöhnung erreichen, hat es aber nicht geschafft. Dies kann zu Beginn
der Schwangerschaft als Prägung entstanden sein oder auch aufgrund der
Dramen in der Familiengeschichte einen biologischen Sinn haben.
Warum es nun gerade die Wirbelsäule betrifft? Nun, die Wirbelsäule hält
rechts und links zusammen.

MELANIE, 14 JAHRE ALT, kam mit ihrer Mutter in die Praxis, es ging nicht
um ihre Spina bifida, die ihr keine Probleme bereitete. Da ich neugierig
war, fragte ich die Mutter aber, ob es für sie in Ordnung sei, wenn wir nach
den Ursachen der Spina bifida schauen. Sie erzählte mir, dass ihr Vater kurz
vor Melanies Zeugung gestorben war. Die Geschwister waren zerstritten
und sie wollte die Beerdigung nutzen, um ihre Geschwister wieder zu
versöhnen. Sie hatte überlegt und geplant, aber “der Schuss ging nach
hinten los, der Streit ist bei der Gelegenheit erst so richtig eskaliert und der
Bruch in der Familie war noch größer”.
Melanies Mutter hatte es also nicht geschafft, beide Seiten zu versöhnen,
wieder zusammenzubringen. Diese Tatsache mit den dazugehörenden
Gefühlen nimmt der Embryo auf und materialisiert sie in seinem Körper.

JULIAN, 7 MONATE ALT, hatte mehr als eine Spina bifida, die Wirbelsäule
war nicht komplett. Manche Wirbel existierten nur teilweise, andere waren
überhaupt nicht vorhanden. Die Eltern wollten das Problem ergründen, um
der sich bereits bildenden Skoliose entgegenzuwirken. Es war klar, dass der
Junge sich später nur mit Korsett würde bewegen können. Als ich die
beiden Fragebögen in den Händen hielt und die Fotos der beiden Eltern
gesehen hatte, war schon alles klar. Die Mutter war eine Französin und eine
ganz “normale” Erscheinung, der Vater aber war ein orthodoxer Jude, auf
dem Foto trug er einen schwarzen Hut und Schläfenlocken. Julians Mutter
war Katholikin und der Vater also Jude, beide hatten tatsächlich die Illusion
gehabt, dass sie die zwei Kulturen, die zwei Religionen, die zwei Familien
zusammenbringen würden. Das war auf der Hochzeit aber bereits
schiefgegangen und eskaliert. Danach war schnell Julian unterwegs und es
begannen sofort heftige Diskussionen über eine Beschneidung oder nicht,
falls das Enkelkind ein Junge wird. Die Eltern mussten sich also
eingestehen, dass diese Zusammenführung praktisch unmöglich war! Der
Kleine kommt also mit einer sehr unterentwickelten Wirbelsäule zur Welt.
Beide Seiten konnten absolut nicht zusammenkommen.
Heftige Emotionen wie Wut, Unfähigkeit und Enttäuschung kamen zum
Vorschein, aber die Eltern haben zu dem Kind gesprochen, ihm gesagt, dass
es dieses Problem nicht sein Leben lang tragen soll und dass es sich
entspannen kann, auch nicht mehr zwischen den beiden Seiten hin- und
hergerissen sein muss (Skoliose).
Einige Monate später bekam ich eine Mail, in der die Eltern mir
schrieben, dass Julian nun sein erstes Korsett bekommen habe, dass die
Skoliose sich entspannt habe und die Ärzte sehr optimistisch seien …
Wenn es sich um Missbildungen handelt, lohnt es sich auch, in die
Familiengeschichte zu schauen, besonders nach Erlebnissen der Vorfahren,
die der Generation der Urgroßeltern angehören.
Ein Beispiel von Anne Ancelin-Schützenberger (“Oh meine Ahnen!”)
zeigt, dass die Urenkel die Todesursachen ihrer Vorfahren zu meiden
versuchen bzw. ist da eine unbewusste Befürchtung, dass das, was den
Urgroßeltern (und deren Geschwistern) zugestoßen ist, auch ihnen zustoßen
könnte.
Die Urenkelin von Galina, die im Zuge des armenischen Völkermordes
mit acht Jahren (1915) mitansehen musste, wie die Köpfe ihrer Eltern und
Schwestern auf Lanzen gesteckt durch das Dorf getragen wurden (die
Hirnmasse triefte heraus), wird mit einer Spina bifida geboren – und zwar
im Nacken. Wenn auch behindert, so überlebt sie doch die Tatsache, dass da
Nervenmasse im Nacken austritt – im Gegensatz zu ihren Vorfahren.
Ihre Tante hatte übrigens einen ganz empfindlichen und schwachen
Nacken, was dazu führte, dass sie meistens mit einer Halskrause unterwegs
war. Das ist auch eine geniale Vorsichtsmaßnahme, falls einem jemand mit
einem Säbel den Kopf abschlagen möchte …

Spondyloarthritis und Morbus Bechterew

Thema: Was ich auch tue, ich schaffe es nicht, und alles hängt von mir
ab.

Die Folge: Man versteift den Rücken, um die Lasten doch noch tragen
zu können (Familie, Arbeit …), um überleben zu können. Es besteht auch
eine Rigidität (Sturheit) auf mentaler Ebene. Zu oft hat man sich anpassen
müssen, flexibel sein müssen. Man versucht durch eine krampfhaft
gespielte Unverletzlichkeit, Schwierigkeiten zu vermeiden.
Brustkorb und Brustbein: Man möchte sich unbedingt als “gute”
Persönlichkeit präsentieren. Es ist ganz wichtig, was die anderen von einem
denken. Es ist wichtig, als Mensch seine Würde zu behalten.

Becken: Hier geht es auch um die Sexualität.


Da die Wirbelsäule die beiden Seiten verbindet und zusammenhält, geht
es um die Unfähigkeit, beide Seiten zusammenzuhalten, oft sind es Vater
und Mutter, die man zusammenhalten muss, oder auch die Geschwister, z.
B. Zwillinge, die unbedingt zusammenhalten müssen. Man hat diese
unbewusste Aufgabe als Prägung fürs Leben mitbekommen.

EINE DAME, nun Diagnose Bechterew, eine alternative Diagnose war


auch schon Fibromyalgie gewesen.
Sie wird als erstes Kind ihrer Eltern geboren, vorher gab es viele
Abtreibungen. Sie wurde allerdings nicht abgetrieben, da sie (das Kind)
dazu dienen sollte sicherzustellen, dass der Vater bei der Mutter blieb. Ihre
unbewusste Aufgabe war es also, die Eltern zusammenzuhalten! Später geht
die Ehe der Eltern doch in Brüche, in dem Moment ist es für sie so, als ob
sie versagt hätte, als ob sie ihre Aufgabe nicht geschafft hätte. In dem
Moment beginnen die Gelenkoberflächen der Wirbel sich abzubauen. Wenn
dieser Stress dann vorbei ist, beginnen die Entzündungen an der
Wirbelsäule mit dem Versuch, doch beide Seiten zusammenzuschweißen.
Nachdem sie ihr Kindheitstrauma um die Trennung ihrer Eltern
bearbeitet und auch ihre “Schuld” an der Trennung der Eltern abgelegt hat,
sind ihre Schmerzen verschwunden und ihre Beweglichkeit war
wiederhergestellt. Sie ist nun selbst als Therapeutin tätig!

Wirbelsäulenverkrümmungen
Mit Hohl- und Rundrücken habe ich keine Erfahrung sammeln können.
Deshalb dazu nur einige theoretische Überlegungen, die zu überprüfen sind:

Rundrücken (Kyphose)
In die fötale Haltung zurückwollen, näher bei der Mutter sein
wollen, für die man (gefühlt) keinen Wert hat.
Eine zu schwere Last tragen, die Last (das Kreuz) der anderen
tragen.
Sich nach innen kehren, Passivität.

Sich unfähig fühlen, den Dingen oder jemandem ins Auge zu


schauen. Unfähigkeit, sich selbstbewusst einer Sache zu stellen. Sich
ducken.

Hohlrücken (Lordose)
Sich dem Vater nähern wollen, zum Vater aufschauen.

Sich nach außen kehren, sehr (zu) stark extrovertiert sein.

Hohlkreuz:
Haltung, in der man sexuelle Bereitschaft zeigt (Partnersuche).

Skoliose (seitliche Krümmung)


Unfähigkeit, Abwertung im Vergleich mit den Kollateralen (die
Gleichaltrigen: Geschwister, Vettern und Cousinen oder
Schulkameraden, “diejenigen, die auf dem Foto neben mir stehen”).
Ausweichmanöver. Es ist besser, man ist gerade nicht da, wo man
sich im Moment aufhält. Der Körper versucht verzweifelt, sich zur
Seite zu rücken, um nicht an der Stelle getroffen zu werden.
Sich selbst zur Seite rücken, eine Nebenrolle einnehmen müssen.
Sich ausradieren.

Gestatten Sie mir an dieser Stelle eine Zwischenbemerkung: Der


Betroffene wird besonders von den Vorfahren und Familienmitgliedern
geprägt, die dieselbe Nummer in der Geschwisterfolge tragen wie er selbst.
Wenn er zum Beispiel Kind Nummer 1 ist, werden die Erlebnisse aller
Vorfahren, die in seiner Familie auch das 1. Kind waren, besonders stark in
ihm nachwirken und ihn somit stark beeinflussen. Dabei müssen auch alle
Totgeburten, Fehlgeburten und Abtreibungen berücksichtigt und mitgezählt
werden. Wenn das Kind also das erste lebende Kind ist, aber vor ihm eine
Abtreibung stattgefunden hat, so trägt es nicht die Nummer 1, sondern die
Nummer 2 und muss sich in der Familie an den Vorfahren, die gleichfalls
die Nummer 2 sind/waren, orientieren.
Innerhalb der Geschwisterreihenfolge beobachtet man einen
Dreierrhythmus, den ich hier schematisch darstelle:

1 2 3
Kind 1 Kind 2 Kind 3

4 5 6
Kind 4 Kind 5 Kind 6

7 8 9
Kind 7 Kind 8 Kind 9

Kind 1, Kind 4 und Kind 7 stehen in einer Spalte und sind sehr
“verwandt”. Gab es in den vorherigen Generationen oft kinderreiche
Familien, so haben wir heute selten noch sieben oder mehr Kinder. So
kommt es, dass das Kind 7 in der Generation der Großeltern zum Beispiel
seine Lebenserfahrungen bevorzugt den Kindern 1 und 4 in den
nachfolgenden Generationen zukommen lässt, wenn es kein Kind 7 in der
späteren Generation gibt.
JENS, 11 JAHRE ALT, SKOLIOSE.
Jens ist das älteste Kind seiner Eltern. Er trägt also die Nummer 1 in der
Geschwisterreihenfolge. Er hatte eine Skoliose, die mit einem Korsett in
Schach gehalten werden sollte.

Der älteste Bruder seines Vaters hatte im Alter von 21 Jahren einen
tödlichen Autounfall, Kinder spielten auf der unübersichtlichen Straße, er
musste ausweichen, fuhr auf eine Mauer und diesen Aufprall überlebte er
nicht. Das führte auch dazu, dass Jens’ Vater seinem toten Bruder immer
unterlegen war, was die Liebe der Eltern anging, er fühlte sich immer
unwichtiger als sein Bruder. Also haben wir eine Abwertung dem Bruder
gegenüber.
Sein Großvater väterlicherseits war durch einen Unfall gehbehindert;
man hatte einen tiefen Graben für ein neues Abflussrohr ausgehoben, der
Großvater stand in dem langen Graben und genau an der Stelle, wo er
arbeitete, stürzte der ungesicherte Graben ein. Beide Beine waren
gebrochen …
Als Jens’ Mutter mit ihm schwanger war, hatte ihre Schwester ein
Erlebnis: Bei einem Spaziergang mit dem Kinderwagen – es ging eine
ansteigende Straße hinauf – wurde sie von einem Radfahrer angefahren, der
von hinten kam und sicher nur unmittelbar vor sich auf den Boden sah. Der
Kinderwagen schlug um und das Baby fiel in den Graben …
Für Jens also jede Menge Gründe zu versuchen, besser nicht an der
Stelle zu sein, an der er sich gerade befindet!

Bandscheibenvorfall

Der sogenannte Bandscheibenvorfall ist in den meisten Fällen der


Höhepunkt der Reparatur eines starken Unfähigkeits- oder
Entwertungskonfliktes, bei dem der Wirbelkörper zunächst
Knochensubstanz verloren hatte. In der Reparaturphase quillt der
Wirbelkörper durch das Heilungsödem auf, und durch die extreme
Belastung beim Heben oder Bücken kann es dann vorkommen, dass die
Knochenhaut dem inneren Druck nicht mehr standhält und sich unter
starkem Schmerz vom Knochen ablöst.
Für die Schulmedizin “springt” die Bandscheibe nach dem Vorfall
wieder spontan zurück.

Es gibt natürlich auch echte Bandscheibenvorfälle, auch in der


Heilungskrise nach dem Konflikt der Abwertung in Bezug auf die
Flexibilität und die Tätigkeiten (Gesten = Gelenke), die in Abwertung erlebt
wurden (tragende Säule).
Achtung: Der moralische Schmerz ist maßgebend! (Genauso die Themen
der beiden Wirbel oberhalb und unterhalb der betreffenden Bandscheibe.)

Gleitwirbel (meist L5-S1)

Ich habe bisher noch nicht die Gelegenheit gehabt, folgende Hypothesen
zum Thema, das sich dahinter verbirgt, zu überprüfen:
Zerstörung der Bindung an die Vergangenheit durch eine Bewegung
(passiv ertragen oder aktiv entschieden), die in der Zukunft liegt.
Großes Abwertungsgefühl: Ich werde niemals Wissen erlangen (und im
Vordergrund stehen), z. B. auf dem Feld arbeiten und bleiben müssen, nicht
in die Stadt gelangen, um dort zu studieren.
Starke Abwertung, Unfähigkeit, Versagen, wodurch man die vorherige
Welt, die gut war, verliert. Das Ganze geschieht durch Kompromittierung.
An Emanzipation (den Eltern gegenüber) ist nicht zu denken. Man kommt
nicht von zu Hause weg (manchmal Inzestbindung).
Schleudertrauma

Dazu kommt es nach der Lösung oder Beendigung des Problems, ein
Projekt nicht in die Tat umsetzen zu können. Es geht um ein
Unfähigkeitsgefühl auf intellektueller Ebene, man traut es sich selbst nicht
zu. Man legt sich selbst die Latte zu hoch! Oder man denkt, dass andere viel
mehr von einem erwarten als das, was man leisten kann oder wozu man
fähig ist.

Morbus Raynaud

Was ist das? Manche von Ihnen haben vielleicht noch nie etwas davon
gehört.

“Charakteristisch für ein Raynaud-Syndrom oder den Morbus Raynaud


ist das Raynaud-Phänomen […], ein anfallsweises Erblassen der Finger
oder Zehen aufgrund von krampfartigen Verengungen der Blutgefäße
(Vasospasmen). Unter Umständen kann die Vasokonstriktion auch andere
Akren wie Nase oder Ohren betreffen. In den USA leiden nach Schätzungen
des National Institutes of Health etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung am
Raynaud-Syndrom. Frauen sind fünfmal häufiger betroffen als Männer. Bei
stillenden Frauen können auch die Brustwarzen betroffen sein, während des
Stillens verfärbt sich die jeweilige Brustwarze weiß.
Die Erkrankung ist benannt nach dem französischen Arzt Maurice
Raynaud (1834–1881), der sie 1862 in seiner medizinischen Dissertation
erstmals ausführlicher beschrieb. Umgangssprachlich wird sie auch
Weißfingerkrankheit oder Leichenfinger genannt, medizinische
Bezeichnungen der Symptome sind Digitus mortuus (Totenfinger) oder
Reilscher Finger.”2

Morbus Raynaud ist ein Problem, das meist nach dem Tod eines lieben
Menschen auftritt. Man hat es schwer oder es ist schier unmöglich, den
Toten loszulassen. Es ist, als ob man den Toten festhält, ihm noch immer
die Hand hält, ihn zurückhalten möchte. Die Leichenberührung ist kalt, und
der Auslöser einer solchen Attacke ist die Kälte! Dies “erinnert” oder
triggert die Person. Irgendwie möchte man dann bei dem Toten sein, den
Kontakt zum Toten nicht verlieren, ihn begleiten wollen, man kann ihn im
wahrsten Sinne des Wortes nicht loslassen. Das muss also in der Therapie
bearbeitet werden.

LEONIE, 25 JAHRE ALT.


Barbara war ursprünglich Floristin, bevor sie sich zur Schneiderin
umschulen ließ. Nun arbeitet sie in einem Outlet-Center und passt die
Kleidungsstücke gegebenenfalls an den Käufer/die Käuferin an.
Der Beruf des Floristen ist notwendig, wenn in der Familie die Gräber
und der Grabschmuck wichtig sind.
Der Morbus Raynaud begann nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter.
Sie war sehr wichtig für Leonie gewesen und es fiel ihr schwer, die
Großmutter loszulassen.
Leonie sagte, dass auch ihre ältere Schwester dieses Problem habe.
Leonies Verlobter war bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen,
kurz vor der geplanten Hochzeit.
Die beiden Schwestern hatten aber noch einen älteren Bruder, der als
Baby gestorben war. Das heißt, dass die Eltern ihren Töchtern als Prägung
mitgegeben haben, dass es denkbar schwer ist, den Toten loszulassen, ja
herzugeben!

Vor vielen Jahren war schon einmal eine Patientin gekommen, die unter
Morbus Raynaud litt, damals hatte ich das Problem aber noch nicht wirklich
verstanden, und da uns der Durchbruch nach zwei Therapiesitzungen nicht
gelungen war, hatte die Patientin abgebrochen. Interessant aber war im
Nachhinein, dass bei ihr der Morbus Raynaud begonnen hatte, nachdem sie
mit 50 endlich ihre eigene Boutique aufgemacht hat, einen Second-Hand-
Shop für Designerklamotten! Sie war Schneiderin und hat sich spät doch
noch ihren Traum erfüllt, sie musste dann auch die Kleidungsstücke
passend machen für die Kunden!
Als Kind habe ich immer gedacht, dass in den Second-Hand-Läden die
Kleidungsstücke von Verstorbenen verkauft werden, damit die Lebenden sie
noch tragen können! Ich kam zudem auf die Welt, nachdem einer meiner
Brüder gestorben war, und ich habe bestimmt auch Babykleider getragen,
die mein toter Bruder vor mir getragen hatte. Zwei meiner drei Schwestern
sind Floristinnen, und die, die nicht Floristin ist, hat eine Tochter, die
Floristin ist. Unser ältester Sohn brachte dann irgendwann seine erste
Freundin mit nach Hause: eine Floristin!

Morbus Dupuytren

Hier kann man einzelne Finger nicht mehr frei strecken, und dieses
Phänomen wird auch Kutscherkrankheit genannt. Man möchte also die
Zügel in der Hand halten, man muss sogar aus einer gewissen Distanz
kontrollieren. Man schafft es einfach nicht, die Zügel loszulassen. Man
möchte bestimmen, wo es lang geht, man möchte die anderen lenken und
über sie bestimmen.
Konflikt mit der Zügellosigkeit einer lieben Person (bei Alkohol
beispielsweise), man ist selbst auch unfähig, sie zu zügeln.
Ringfinger: Es geht um eine Verbindung (Partner, Ehe,
Geschäftsverbindungen).
Kleiner Finger: Geheimnis, Lüge.
Der Körper reagiert immer, wenn man die Stresssituation in der Realität
nicht lösen kann, also hier: Wenn ich es nicht schaffe, so zu steuern, zu
kontrollieren, zu zügeln, wie ich es möchte/muss. Dann helfen die
Symptome, die Zügel doch besser halten zu können.

Einmal kam ein Mann zu mir in die Praxis, der ganz viele körperliche
Probleme hatte, wie z. B. sich wiederholende Leistenbrüche, heftige
Allergien, Asthma, Lipome und einen Morbus Dupuytren. Ich fragte ihn zu
Beginn, was für ihn das Wichtigste sei, um damit zu beginnen. Er meinte
die Leistenbrüche und ich begann, dieses Thema mit ihm anzugehen. Als
wir dann auf den wunden Punkt zusteuerten, meinte er, er wolle doch lieber
das Asthma bearbeiten. Als wir da an heikle Dinge aus seiner Kindheit
gelangten, wollte er wiederum nicht weitermachen und lieber nach den
Ursachen für die Lipome suchen. Ich wies ihn darauf hin, dass wir auf diese
Art und Weise nirgendwo ankommen würden, um etwas zu verändern. Ich
schlug ihm dann vor, eine Runde spazieren zu gehen und sich das zu
überlegen. Nach einer halben Stunde kam er zurück, er war guten Willens,
machte aber doch weiter mit diesem Verhalten. Dann entschied er
abzubrechen, weil ich nicht das machte, was er wollte. Ich habe ihm dann
nur die Zeit berechnet, die wir effektiv gearbeitet hatten, aber trotzdem fing
er an, um das (vorher vereinbarte) Honorar zu feilschen … Er hat es gar
nicht zugelassen, dass ich ihn emotional berührte, so ist er wieder nach
Hause gefahren.
Das ist meine einzige Erfahrung mit einem Menschen, der an Morbus
Dupuytren leidet. Er hat auf jeden Fall das Verhaltensmuster, das
dahintersteckt, bestätigt, auch wenn ich nicht die Möglichkeit hatte, dem
auf den Grund zu gehen. Vielleicht hatte ich aber damals auch noch nicht
die richtige Herangehensweise.

Morbus Sudeck
Dies ist die Bezeichnung für ein Geschehen, dass manchmal nach einer
mehr oder weniger starken Verletzung einer Gliedmaße/Extremität
(Knochenbruch, Verstauchung oder Operation) beobachtet wird. In dem
Fall heilt die Verletzung nicht und der Betroffene klagt über ständige
Schmerzen, es treten Schwellungen auf, die Temperatur der Haut verändert
sich. Die Verletzung der Weichteile heilt nicht, der Knochen wächst nach
einem Bruch nicht zusammen. Die Mediziner haben keine Erklärung dafür,
man findet überall nur Vermutungen, was eventuelle Ursachen angeht.
Doch es gibt eine logische Erklärung und eine Lösung!
Nach einer Verletzung setzt unser Körper ganz automatisch und für uns
unbewusst alle Hebel in Bewegung, um diese Körperstelle zu heilen. Alles,
was zur Reparatur nötig ist, wird zu dieser Körperstelle hintransportiert.
Nach einem Knochenbruch entsteht an der Bruchstelle ein Kallus, eine
Verdickung, die den Knochen wieder sehr widerstandsmäßig macht, sogar
mehr als vorher, ähnlich wie eine Lötstelle an einem Rohr auch das Rohr
verdickt. Wir brauchen uns da keine Gedanken zu machen, unser Körper
weiß, was zu tun ist. Normalerweise heilt eine Verletzung schnell, ein
Knochen heilt schnell, wenn er eingegipst ist, d. h. stillhält, damit er
“gelötet” werden kann. Was ist es also, was diese natürliche Heilung
verhindert?
Wenn der Betroffene nach einem Knochenbruch diese Körperstelle
“verflucht” oder “verteufelt”, ein Problem mit dieser Verletzung hat, dann
wertet er diese Stelle ab. “Der blöde Fuß, musste das gerade jetzt passieren!
Großer Mist!” Wenn man also durch den “blöden” Knochenbruch (oder
gleich welche Verletzung) unfähig ist, dies oder jenes zu tun, ist die
logische Folge, dass der Knochen an Kalzium verliert. Da er ja nichts mehr
taugt, wird er abgebaut!
Nun sind da zwei entgegengesetzte Kräfte am Werk: Die natürliche
Heilungsreaktion des Körpers, es wird alles Nötige an die Bruchstelle
geschafft, Kalzium usw., und die Notwendigkeit, den Knochen abzubauen,
da man nun vollkommen unfähig ist, Sport zu treiben, arbeiten zu gehen …
Und wenn zwei solch gegensätzliche Kräfte aufeinanderstoßen, ist das
Resultat natürlich Stillstand. Die eine Kraft will nach links und die andere
nach rechts, also geht gar nichts mehr. Morbus Sudeck.
Auch bremst es das Reparaturgeschehen, wenn man denkt, dass die
Heilung sehr viel schneller vonstatten gehen müsste, wenn man unzufrieden
und ungeduldig ist.

BORIS, 10 JAHRE ALT.


Boris brach sich das Bein (Unterschenkel) beim Fußballspielen mit
seinen Klassenkameraden an einem schulfreien Mittwochnachmittag. Boris
war nicht Mitglied im Fußballverein, er wusste also nicht, dass man als
Stürmer über den herausstürmenden Torwart springen muss, wenn der
einem den Ball praktisch vom Fuß nimmt. Boris fällt über den Torwart und
bricht sich das Bein.
Monate später höre ich, dass Boris’ Unterschenkelknochen nicht gut
verheilt. Boris war ein Ausnahmeschwimmer, ein sehr großes Talent, und
an dem Wochenende nach dem Knochenbruch fanden die
Landesmeisterschaften im Schwimmen statt. Durch diesen “Scheißbruch”
konnte Boris in diesem Jahr nicht Landesmeister werden! Das hat er jedoch
später nachgeholt.
Die Moral von der Geschichte: Bei Verletzungen sollte man nicht mit
dem hadern, was geschehen ist. Es ist nun mal passiert! Auch wenn es sehr
ungünstig war, man sollte ganz “lieb” und wohlwollend zu seinem Bein
(seiner Hand oder was auch immer) reden, es streicheln und loben, ihm gut
zureden, damit es die Heilung vollzieht. Geduld ist ebenfalls angesagt!
Auch wenn der Morbus Sudeck schon vorhanden ist, haben wir hier den
Lösungsweg: Aufhören, genervt zu sein und die Sache zu verfluchen. Der
Sudeck führte wahrscheinlich noch zu weiteren Beeinträchtigungen und
man ärgert sich vielleicht nicht mehr über den Knochenbruch (die
Verletzung), sondern über den Sudeck, der einen nun bremst und behindert.
Also Frieden schließen und wieder eine gute Beziehung zu besagtem
Körperteil aufbauen!

1 https://krank.de/krankheiten/gicht
2 https://de.wikipedia.org/wiki/Raynaud-Syndrom, abgerufen am 08.09.2020
KAPITEL 5

Wie heile ich meine Knochen und Gelenke? Wie


werde ich meine Schmerzen los?

Zusammenfassung

In den verschiedenen Kapiteln dieses Buches haben Sie bereits einige


ausführliche Beispiele der praktischen Vorgehensweise gelesen. Hier sei
aber explizit noch einmal angesprochen, was nötig ist, um gesund bzw.
schmerzfrei zu werden.

Gehen wir die Schritte durch:

Zunächst ist es wichtig, den körperlichen Prozess zu verstehen, zu


verstehen, wann und warum es zu Schmerzen in genau diesen Teilen des
Bewegungsapparates kommt. In der Regel beginnen die Schmerzen, wenn
ein Gefühl der Unfähigkeit und Abwertung vorbei ist. Die Knochen und
Gelenke heilen, sie bauen wieder Struktur auf, nachdem sie sich zunächst
abgebaut hatten, da das, was unfähig und zu nichts mehr zu gebrauchen
war, logischerweise und folgerichtig abgebaut wurde. Dieses erste
Geschehen ist vollkommen schmerzlos und wurde deshalb auch nicht
bewusst wahrgenommen. Also wenn es im Bewegungstrakt schmerzt, ist
dies erst einmal ein gutes Zeichen, die Heilung hat begonnen.

Gibt es einen Teufelskreis? Meist sorgen die Schmerzen dafür, dass man
sich nun ihretwegen erneut unfähig fühlt. Wenn das Knie schmerzt, kann
man nicht mehr spazieren gehen oder Sport treiben. Jeder Gedanke in diese
Richtung sorgt dafür, dass der Reparaturprozess aufhört und der Knochen
oder das Gelenk (der Gelenkknorpel) wieder an Substanz verliert. In der
Folge lassen die Schmerzen nach, man kann wieder spazieren gehen oder
Fahrrad fahren, was wieder Schmerzen zur Folge hat, da man zu dem, von
dem man dachte, es nicht mehr zu können, nun doch wieder fähig war. Es
gilt also, aus diesem Teufelskreis auszusteigen – das geht ohne Weiteres,
wenn man das Phänomen von Grund auf verstanden hat. Falls es also noch
wehtut, sollte man das positiv sehen. Gleich sehen wir aber noch einmal,
dass diese Reparatur nicht notgedrungen schmerzhaft sein muss.

Hinter jedem körperlichen Schmerz verbirgt sich ein emotionaler,


seelisch-moralischer Schmerz. Dieser Schmerz ist ein Schmerz, der tief
sitzt, meist seit der (frühen) Kindheit. Um die Schmerzen abzustellen,
müssen wir diesen Schmerz identifizieren. Manchmal ist es ein tiefer
emotionaler Schmerz, der einem schon während der Schwangerschaft, bei
oder kurz nach der Geburt zugefügt wurde. Erinnern wir uns daran, dass die
Eltern unseren Wert schon sehr früh bestimmen. Jedes spätere Gefühl der
Abwertung oder Unfähigkeit ist nur eine Bestätigung dieser ersten
Wahrnehmung. Man hat es quasi schon immer gewusst!
Hier liegt der springende Punkt: Wir können uns an den Tag unserer
Geburt nicht bewusst erinnern. Das ist wahrscheinlich schon ein
Schutzmechanismus, wir verdrängen diese erste Erfahrung, wie könnten wir
sonst bewusst mit diesem Stress leben? Nicht selten nehmen wir sogar
unsere Eltern in Schutz, wir finden es normal, wie sie reagiert haben, dass
sie zum Beispiel nach einem ersten Mädchen lieber einen Jungen gehabt
hätten … Wir müssen uns das, was wir erleben, logisch und kohärent
erklären können, sonst können wir uns in dieser Welt nicht logisch und
kohärent verhalten. Wir müssen also eine Erklärung finden, die uns sagt,
dass es normal war, wie es gelaufen ist, sonst könnten wir uns nicht mehr
normal verhalten, wir würden regelrecht verrückt werden.
Je mehr wir aber unsere Eltern verstehen und entschuldigen, ihr
Verhalten als normal ansehen, umso schmerzhafter ist es unbewusst für das
Baby. Als Erwachsener fühlt man seinen großen Schmerz, seine
Enttäuschung, sogar seine Panik nicht. Vergessen wir nicht, dass das
Menschenkind die Zuwendung seiner Mutter braucht, um zu überleben!
Der Erwachsene ist in dem Moment, in dem er Entschuldigungen für
seine Eltern findet, nicht auf der Seite des Babys, das er einmal war! Er
nimmt seinen Schmerz nicht wahr!
In der Natur gibt es keine Tiermutter, die eines ihrer Jungen ablehnt, nur
weil es nicht das gewünschte Geschlecht hat! Jedes Baby ist ein kleines,
einzigartiges Wunder und verdient es, angenommen und geliebt zu werden.
Diesen Mangel gilt es zu fühlen! Wenn das Baby gekonnt hätte, hätte es
sich nach der Geburt am liebsten gleich wieder in Luft aufgelöst. Das ist es,
was der Mensch jetzt bei einem erneuten Gefühl von Wertlosigkeit und
Unfähigkeit (geliebt zu werden) in seinem Körper in Gang setzt: der innere
Substanzabbau. Er versucht, sich von innen her aufzulösen. Tief innen drin
sagt nun eine Stimme, dass es von Anfang an schon besser gewesen wäre,
nicht da zu sein.
Wenn der Betroffene es schafft – vielleicht auch nur mit therapeutischer
Hilfe –, diese Emotionen zu fühlen und wirklich zuzulassen, mit dem Baby
mitzufühlen, dann fühlt das Baby (das innere Kind) sich endlich verstanden.

In diesem Moment, in dem das Baby fühlt, dass da jemand ist (es selbst
als Erwachsener), der mitfühlt, sich kümmert und es auf diese Weise
wertschätzt, kann es sich entspannen. Als Erwachsener gibt man dem Baby
Wert, man sagt ihm, dass es (z. B.) ein sehr hübsches Mädchen ist, dass
man froh ist, dass es auf der Welt ist. Man kann dem Neugeborenen als
Erwachsener sagen, dass es wertvoll ist und dass es sich lohnt, auf der Welt
zu bleiben …

Eine sehr hilfreiche Technik, mit der Sie sich auch selbst dauerhaft von
Ihren Schmerzen befreien können, möchte ich auch hier (wie schon in
meinem Buch “Frei von Migräne”) nochmals empfehlen. Wenn Sie leiden,
können Sie selbst das tun, was nötig ist. Dazu möchte ich Sie ermuntern!
Sorgen Sie zunächst dafür, dass Sie für einige Zeit ungestört sind. Setzen
Sie sich bequem hin und schließen Sie die Augen … Gehen Sie tief in sich
und stellen Sie sich vor, dass Ihnen praktisch mit in die Wiege gelegt
wurde, dass Sie nicht den erwünschten Wert für die Eltern hatten. Es kann
gar nicht anders sein, es mag verschiedene Gründe haben, weshalb Sie für
Ihre Eltern (von Beginn an) nicht wertvoll waren:
Sie kamen ungewollt, es waren schon genug Kinder vorhanden.

Sie kamen zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Sie hatten nicht das richtige Geschlecht.

Sie waren eine finanzielle Last für Ihre Eltern.

Vielleicht haben Sie auch erst später diese Erfahrung gemacht, dieses
Gefühl von Unfähigkeit, das Gefühl, der Liebe nicht wert zu sein, vermittelt
bekommen:
Sie haben nicht schnell genug laufen oder sprechen gelernt.

Sie waren nicht gut genug in der Schule.

Sie waren “nicht lieb”.

Sie haben die wichtigsten Wünsche nicht erfüllt bekommen.

Sie haben gefühlt, dass ein Geschwisterchen Ihnen ständig


vorgezogen wurde.
Sie haben kein Geburtstagsgeschenk bekommen.

Erinnern Sie sich! Welche Gefühle hatten Sie damals? Oder welche
Gefühle muss das Baby oder Kleinkind damals wohl gehabt haben?
Erlauben Sie sich, diese einmal voll und ganz zu fühlen. Vielleicht
tauchen weitere Emotionen auf, lassen Sie auch diese zu. Wichtig ist, dass
Sie sich richtig einfühlen in das Kind, das Sie damals waren.

Stellen Sie sich anschließend vor, dass Sie sich als Erwachsene(r) zu
dem Fötus, Neugeborenen oder Kleinkind begeben. Ja, Sie können sich
vorstellen, dass Sie zu dem Embryo/Fötus im Bauch in die Gebärmutter
kriechen und fühlen, wie das wohl für ihn gewesen sein muss, als die
Mutter sich nicht über die Schwangerschaft gefreut hat. Die ersten zwei
Wochen nach der Zeugung war der Embryo noch sorglos und fühlte sich
wohl, doch dann kam die Reaktion der Mutter, als sie zunächst die
Befürchtung und dann die Gewissheit hatte, dass sie schwanger war. Der
Embryo fühlte die Ablehnung, die Gebärmutterschleimhaut veränderte sich,
der Mutter wäre es lieber gewesen, nicht schwanger zu sein. Dies löste eine
große Panik beim Embryo aus!

Oder Sie besuchen das Kind, das gerade geboren worden ist und z. B.
das falsche Geschlecht hat. Diesen Schock kann es auch schon während der
Schwangerschaft erleiden, da den Eltern das Geschlecht des Kindes bereits
im 5. Schwangerschaftsmonat mitgeteilt wird. In dem Fall besuchen Sie den
Fötus. Sehen Sie sich den Fötus/das Neugeborene an. Wie liegt es dort?
Welche Gefühle können Sie anhand seiner Körperhaltung oder in seinen
Augen lesen?
Nähern Sie sich dem Fötus/Baby ganz langsam und behutsam. Wenn es
Sie bemerkt, stellen Sie sich vor: Sagen Sie der oder dem Kleinen, dass Sie
sie oder er sind, nur viele Jahre später, dass Sie aus der Zukunft kommen,
um nach ihm zu sehen, um zu sehen, wie es ihm geht.
Fragen Sie es, wie es sich fühlt! Stellen Sie sich vor, dass der Fötus/das
Baby Ihnen antworten kann.
Gehen Sie mit ihm in die Gefühle hinein … in das Verlorensein, in die
Panik … das Baby versteht nicht, was los ist und was ihm passiert ist. Der
Empfang war nicht wie erwartet oder erwünscht … Das Baby hat nicht
damit gerechnet, dass es Schwierigkeiten geben wird, an die Mutterbrust zu
kommen.
Lassen Sie sich ganz stark in diese Vorstellung und in das Gefühl fallen,
das ist wichtig.
Anschließend erklären Sie dem Baby, wenn nötig, die Situation und was
passiert ist. Wenn Sie wissen, aus welchem Grund die Mutter (oder auch der
Vater) das Baby nicht wertschätzen konnte, erklären Sie es ihm. Auch wenn
es Ihre Worte nicht verstehen kann – der Sinn Ihrer Worte kommt bei ihm
an, das werden Sie an seiner Reaktion merken.
Dann, wenn Sie wirklich alle Emotionen ausführlich gefühlt haben,
können Sie den Fötus/das Baby auch auf den Arm nehmen.
Sagen Sie dem Baby, dass es hübsch ist, dass es herzlich willkommen ist
… dass es sich beruhigen kann … und es wird sich entspannen.
Machen Sie sich dann bewusst, dass Sie nun erwachsen und nicht mehr
darauf angewiesen sind, von Ihren Eltern Wertschätzung zu erfahren. Es
geht heute darum, dass Sie sich von dem Stempel der Eltern befreien. Sie
können damit aufhören, den Eltern Recht zu geben! Die Eltern hatten kein
Recht, Sie fühlen zu lassen, dass Sie nicht wertvoll sind. Sie hatten kein
Recht, Sie fühlen zu lassen, dass Sie nicht liebenswert sind, dass Sie
unfähig sind, geliebt zu werden, unfähig, stolz auf sich selbst zu sein.

In diesem Zusammenhang (nochmals) diese wichtige Bemerkung:


Unterdrückte innere Wut verhindert die Heilung. Wenn nötig, erlauben
Sie sich daher, wütend auf Ihre Mutter, Ihren Vater, auf die Umstände oder
auch auf die Ärzte zu sein! Die Wut einmal so richtig zu fühlen, kann (muss
nicht) notwendig sein, denn unterdrückte innere Wut verhindert eine
Heilung. Befreien Sie sich von unterdrückter Wut!
Wenn Sie bei sich eine Wut auf die Mutter vermuten (die Mutter ist am
Anfang für das Kind viel wichtiger, es kann aber auch Wut auf den Vater
bestehen, die man auf die gleiche Art und Weise bearbeiten kann), nehmen
Sie ein Blatt Papier und schreiben Sie als Überschrift:
Mama (oder Mutter), ich bin so wütend auf dich oder

Papa (oder Vater), ich bin so wütend auf dich oder

Mama und Papa (oder Mutter und Vater), ich bin so wütend auf
euch …

Dann folgt die Aufzählung, zum Beispiel:


weil du (ihr …) mich gezeugt hast und dich dann aber nicht gefreut
hast, schwanger zu sein.
weil du mich dazu gebracht hast, nie stolz auf mich sein zu können.

weil es dir nicht zustand, mich als Mädchen/Jungen abzulehnen.

weil du mich nie so wertgeschätzt hast, wie ich es gebraucht hätte.

weil du dafür gesorgt hast, dass ich des Öfteren denke, es wäre
besser, wenn ich überhaupt nicht da wäre.
weil mein Bruder/meine Schwester immer viel wichtiger für euch
war als ich.
weil ich es anscheinend nicht wert war, dass du meinetwegen auf die
Arbeit und das Geldverdienen verzichtet hast.
weil du es nicht ertragen konntest, wenn ich nicht perfekt war, z. B.
in der Schule.
weil du mir letztendlich all diese Schmerzen eingebrockt hast.

Geben Sie sich mehrere Tage Zeit, um die Liste zu vervollständigen.


Dann trennen Sie die Wörter in Silben, indem Sie jeweils fünf Leerstellen
einfügen, und danach drucken Sie die Liste aus.

Anschließend nehmen Sie ein großes Foto Ihrer Mutter/Ihrer Eltern


(wenn Sie kein Foto haben, zeichnen Sie den Kopf Ihrer Mutter/Ihrer Eltern
auf ein DIN-A4-Blatt) und gehen in den Wald oder an einen Ort, an dem
niemand Sie stören oder hören kann. Dort befestigen Sie das Foto mit
Heftzwecken an einen Baum und beginnen zu lesen:
Mama (und Papa), ich bin so wütend auf dich/auf euch, weil …
Lesen Sie sehr langsam, bei jeder Ausatmung eine Silbe. Das braucht
etwas Zeit, aber durch das abgehackte Lesen überlisten Sie Ihren bewussten
Filter, und Emotionen kommen an die Oberfläche. Sie sollten aber nichts
erzwingen, Ihre Wut muss spontan von innen heraus kommen.
Manche schlagen dann auf ihre Mutter/ihre Eltern ein oder spucken sie
an, andere zertreten das Foto … Erlauben Sie sich das an dieser Stelle.
Hauptsache, Sie spüren die Wut, die so lange in Ihnen gespeichert war,
einmal richtig, damit sie sich lösen und dann auflösen kann.
Sie sollten sich auf keinen Fall persönlich an die Mutter (oder an den
Vater) wenden, das würde Sie nicht weiterbringen, im Gegenteil, Ihre Eltern
würden versuchen, sich zu rechtfertigen. Ihre Heilung sollte nicht davon
abhängen, dass andere Menschen ihre Haltung ändern oder gar Fehler
einsehen. Die Wut steckt in Ihnen, und Sie machen das mit sich selbst aus.
Wenn die Wut sich Luft gemacht hat, verpufft sie in der Regel
automatisch. Es ist wie ein reinigendes Gewitter, danach können Sie frei
atmen und die frische Luft genießen. Sie werden angenehm überrascht sein,
wie frei Sie sich anschließend fühlen.

Fühlen Sie die Emotionen Ihrer Vorfahren

Haben Sie Vorfahren entdeckt, die in Bezug auf die Themen, die mit
Ihren Schmerzen oder Problemen im Bewegungsapparat zusammenhängen,
bereits Schlimmes erlebt hatten? Dann versetzen Sie sich emotional in sie
hinein und fühlen Sie den Stress, die Gefühle, die sie damals
(wahrscheinlich) erlebt haben. Fühlen Sie, was Ihre Vorfahren damals
wahrscheinlich empfunden haben: Es können alle möglichen Gefühle
zutage treten, Trauer, Verzweiflung oder wieder Wut …
Nur wenn Sie das Gefühl in all seinen Facetten und in seiner ganzen
Stärke und Dramatik zulassen, kann es befreit werden und sich auflösen.
Haben Sie keine Angst vor diesen starken Gefühlen! Wenn Sie sich aber im
Vorfeld unsicher fühlen, weil Sie fürchten, dass die Emotionen Sie
überwältigen könnten, empfehle ich Ihnen, sich an jemanden zu wenden,
der Sie dabei begleiten kann – jemand, der keine Angst vor dem Ausdruck
intensiver, auch negativer Emotionen hat, der Sie ermuntern kann, noch
tiefer, tief genug, in diese Gefühle zu gehen. Wenn Sie alleine oder zu zweit
nicht weiterkommen, holen Sie sich Hilfe bei einem Therapeuten für
Biologisches Dekodieren oder bei einem guten Psychotherapeuten, dem Sie
erklären, wo Ihr Problem liegt, das Sie nun erkannt haben, und den Sie
bitten, dort bei Ihnen anzusetzen. Vielleicht empfehlen Sie ihm auch die
Lektüre dieses Buches, damit er gezielt vorgehen kann.
Verurteilen Sie sich nicht dafür, dieses Gefühlsmuster gehabt zu haben.
Sie hatten bisher keine andere Möglichkeit. Sie sind nicht schuldig!
Entscheiden Sie sich aber nun, wie es in Ihrem Leben weitergehen soll.
Nachdem Sie Ihre Schmerzen ergründet haben, haben Sie heute die Wahl:
Ist das, was ich und/oder meine Vorfahren erlebt haben, es wert, dass ich
diese Schmerzen habe und dass es mir so schlecht geht?
Sie können natürlich wütend auf die Schmerzen oder auf Ihren Körper
sein, lassen Sie den Ärger raus – und dann erinnern Sie sich daran: Ihr
Körper hat ganz einfach versucht, eine Lösung für dieses unerträgliche
Gefühl zu finden, das Gefühl versagt zu haben, unfähig zu sein. Seine
Lösung bestand darin, dass Sie sich in Luft auflösen wollten. Wenn Sie sich
aber die Hintergründe bewusst machen und aufarbeiten, das heißt, wenn Sie
eine Lösung für den (alten) Stress finden, braucht Ihr Körper nicht mehr zu
reagieren. Bisher standen Sie unter dem Einfluss Ihrer unbewussten
Prägungen. Jetzt aber kennen Sie die Zusammenhänge, haben verstanden
und gefühlt, wie es zu Ihren Problemen gekommen ist. Jetzt können und
müssen Sie sich entscheiden, wie es in Ihrem Leben weitergehen soll!

Man kann sich nur selbst gesund machen

Viele Patienten kommen, weil sie denken, dass jemand anders sie gesund
machen muss. Sie hoffen auf die richtige Diagnose, dann die richtige
Therapie, das richtige Medikament, die richtige Ernährung …
Ich lege in der Therapie sehr viel Wert darauf, dass der Patient schnell
versteht, dass nur er selbst sich gesund machen kann. Ich heile niemanden;
der Patient allein entscheidet, ob und wann er gesund wird.
Als Therapeut habe ich dabei die Aufgabe, ihm sehr deutlich zu machen,
wie er funktioniert, wie er “tickt”, welches sein Denk-, Gefühls- und
Verhaltensmuster ist und durch welche familiäre Prägung er zu diesem
Muster gekommen ist. Erst wenn er versteht und auch fühlt, in welcher
Familiengeschichte (oder auch Kindheitsgeschichte) er gefangen ist, kann
er sich bewusst davon lösen.

Was die Heilung blockieren kann

Hier spreche ich bewusst die Therapeuten unter Ihnen an. Manche
Menschen erweisen sich scheinbar zunächst als therapieresistent. Das sind
Menschen, die ihre Schmerzen unbewusst noch “brauchen”. Hier die
häufigsten unbewussten Blockaden:

Der unbewusste Wunsch, Opfer zu sein


Wenn es mir gut geht, kann ich nicht behaupten, dass ich ein Opfer bin!
Nur wenn es mir schlecht geht, kann ich meine Peiniger (Eltern) anklagen,
in der Hoffnung, dass sie für schuldig befunden und bestraft werden.
Dieses Unterfangen ist in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt,
jedenfalls so lange, wie in der Gesellschaft Schmerzen und Probleme im
Bewegungsapparat als zufällige Verschleißerscheinungen angesehen
werden. Es wird “offiziell” nicht anerkannt, dass dafür die Eltern
verantwortlich sind. Erst mit dem Biologischen Dekodieren bekommen Sie
als leidende Person die Chance, auch dafür einen Schuldigen zu finden.
Beweise oder Zeugen, die Ihre Anklage untermauern könnten, erhalten Sie
aber auch hier nicht; die Eltern werden von der Gesellschaft nicht als Täter
anerkannt – sie werden somit nie verurteilt werden können!
Vor Kurzem kam eine Patientin (Genoveva), sie hatte nach einer
Karpaltunnel-Operation immer noch Schmerzen im Handgelenk, man
sprach bereits von Algodystrophie. Auf die Frage, warum sie diese
Schmerzen immer noch haben müsse, antwortete sie mir ganz spontan, dass
man ihr sonst nicht glauben würde, dass sie das größere Opfer in der
Beziehung sei und nicht ihr Mann. Dieser hatte nämlich eine neurologische
Erkrankung und seine Schwester machte Genoveva dafür verantwortlich.

Wenn Sie dieses Buch lesen und selbst Therapeut sind, überprüfen Sie
auf jeden Fall das Opferthema! Wenn Sie dieses Thema ansprechen,
beobachten Sie, wie der Patient darauf reagiert. Er selbst gibt im Gespräch
auch oft Hinweise, ob er sich als Opfer fühlt oder nicht. Mancher Patient
fragt z. B. spontan, ob er sich mit seiner Mutter diesbezüglich aussprechen
solle – das ist ein klarer Hinweis darauf, dass er gern sähe, dass die Mutter
sich schuldig fühlt oder vielleicht sogar um Verzeihung bittet, also quasi ein
Geständnis ablegt.
Eine Verurteilung und Bestrafung wäre natürlich nur eine Art
“Trostpreis”, der einen vielleicht mit Genugtuung erfüllen würde, aber
letztlich unbefriedigt ließe. Im Grunde geht es einem darum, dass Vater
oder Mutter endlich fühlen, was sie einem unbewusst angetan haben, damit
sie den Schmerz und Schock des Babys mitfühlen, das Geschehene
bereuen.
Es ist also auch möglich, dass jemand einen Schmerz behalten “möchte”,
weil nur dieser heftige Schmerz anderen klarmachen kann, WIE schlimm es
gewesen ist. Die Intensität des körperlichen Schmerzes entspricht ja im
Allgemeinen der Intensität des seelisch-moralischen Schmerzes, den man
ursprünglich gefühlt hat. Man ist nur so lange Opfer, bis man die
Entscheidung trifft, damit aufzuhören. Wenn man den Opferstatus aufgibt,
lernt man unweigerlich andere Vergnügen im Leben kennen.

Wut auf die Mutter


Bei fast jedem Patienten kommt irgendwann Wut auf die Mutter auf.
Falls nicht, sollte man als Therapeut das ebenfalls überprüfen. Als
Therapeut wissen Sie wahrscheinlich, wie Sie vorgehen müssen, um den
Patienten eventuelle Wut auf die Mutter spüren zu lassen; eine Möglichkeit
habe ich im vorherigen Kapitel beschrieben.
Es ist vollkommen normal und sogar legitim, dass die Wut gespürt wird,
und zwar in ihrem ganzen Ausmaß! Schließlich wird einem beim
Biologischen Dekodieren plötzlich klar, dass die Mutter “schuld” an den oft
jahrelangen Schmerzen ist – jedenfalls empfindet man das zunächst so.
Der Wut, die auf diese Erkenntnis folgt, sollte Ausdruck verliehen
werden, der Körper sollte agieren, sonst bleiben diese Emotionen
unterschwellig vorhanden – was nicht nur die Heilung verhindert, sondern
erfahrungsgemäß auch oft dazu führt, dass diese Wut an anderen (dem
Partner, den Kindern, den Arbeitskollegen, den Freunden) ausgelassen wird,
die dann darunter zu leiden haben.
Man sollte auf keinen Fall den Fehler begehen, die Mutter sofort zu
entschuldigen, zum Beispiel mit dem Argument, dass diese auch eine
schlimme Kindheit hatte … oder dass man ihr doch schließlich dankbar sein
müsse, weil sie einem das Leben geschenkt hat. Das innere Kind würde sich
nicht verstanden fühlen in dem, was es erlebt hat, und würde nur noch
wütender werden.
Fragen Sie Ihren Patienten, wie sich sein inneres Baby oder Kleinkind
wohl fühlen würde, wenn man von ihm verlangen würde, Verständnis mit
seiner Mutter zu haben, weil sie eine schlimme Kindheit hatte oder weil sie
keine Kinder mehr wollte bzw. keinen Sohn oder keine Tochter …

Sehr schnell werden Sie, liebe Betroffene, selbst merken, dass diese
Sichtweise für Ihr inneres Baby oder Kleinkind unannehmbar ist. Es fühlt
sich dann nicht verstanden, im Stich gelassen … sogar von dem
Erwachsenen, der aus ihm geworden ist!
Es ist immens wichtig, dass der Patient Verständnis für sein inneres
Baby oder Kleinkind erlangt. Manchem wird erst dadurch bewusst, dass das
Entschuldigen der Mutter der falsche Weg ist, um seine Schmerzen
loszuwerden.
Wenn also Wut auftaucht – die Wut des Babys oder die Wut des
Erwachsenen, der jetzt erkennt, wie übel ihm mitgespielt wurde und welch
hohen Preis er in seinem Leben gezahlt hat für diese Prägung, die seine
Mutter ihm mitgegeben hat –, dann erlaubt man als Therapeut diese Wut
zunächst einmal, ja, man kitzelt sie heraus, man schürt sie regelrecht … so
lange, bis sie dem Patienten absurd vorkommt und bis ihm (IHM selbst!)
klarwird, dass die Mutter keine wirkliche Schuld trifft, denn sie ist/war
genauso in Familiengeschichten und ihre eigenen elterlichen Prägungen
verstrickt wie der Patient selbst.

Fragen Sie sich auch, woran Ihre Schmerzen Sie hindern. Welche
Nachteile bringen sie Ihnen? Vielleicht ergibt sich daraus ein Grund, die
Schmerzen weiterhin zu behalten; vielleicht ist das, was Sie als Nachteil
bezeichnen, bei näherem Hinsehen doch ein Vorteil für Sie, den Sie –
bewusst oder unbewusst – noch behalten möchten.

Angst vor Veränderung


Für manche Menschen ist es auf unterbewusster Ebene
überlebenswichtig, keine Veränderung zuzulassen, denn Veränderung
könnte biologisch gesehen großen Stress hervorrufen oder sogar bedeuten,
sterben zu müssen.
In dem Fall schaut man nach einer Prägung zu diesem Thema. Wenn die
Eltern in der Zeit um die Schwangerschaft herum umgezogen sind oder ein
Elternteil die Arbeitsstelle gewechselt hat, sich diese Veränderung aber als
negativ oder falsch herausgestellt hat, kann das Kind so geprägt sein, dass
es Veränderungen nicht zulässt. Es genügt dann, sich dessen bewusst zu
werden und für sich klarzustellen, dass es auch positive Veränderungen
geben kann.
Hinweise

LeserTalk Biologisches Dekodieren


Vielleicht haben Sie nun Fragen zum Gelesenen oder wünschen sich
Unterstützung beim Dekodieren? Dann möchte ich Sie zum LeserTalk
Biologisches Dekodieren einladen! Diese Treffen finden einmal im Monat
als Telefonkonferenz statt, Sie brauchen also nur einen Telefonanschluss,
um teilnehmen zu können. Die aktuellen Themen, Termine und
Einwahldaten finden Sie auf:

www.biologisches-dekodieren.de

Seminare und Fortbildungen


Wenn Sie erfahren möchten, wie sich auch andere Erkrankungen
dekodieren lassen, empfehle ich Ihnen, am Grundlagenseminar
teilzunehmen. Die Seminarinhalte und -termine sowie ausführliche
Informationen zu den Inhalten der Fortbildung “Biologisches Dekodieren
von Symptomen” finden Sie ebenfalls auf www.biologisches-dekodieren.de
Über die Autorin

Angela Frauenkron-Hoffmann, Jahrgang 1959, ist Mutter von drei


Kindern. Ihr Berufsweg begann in Belgien, ihrem Mutterland, als
diplomierte Kinesitherapeutin (eine Kombination aus Physiotherapie,
Krankengymnastik und Massage). Nach ihrem Studium hat sie sich für
fernöstliche Heilmethoden (chinesische Medizin, Shiatsu) interessiert,
während sie in einer Klinik als Kinesitherapeutin auf selbstständiger Basis
arbeitete. Wenig später hat sie sich zur Kinesiologin ausbilden lassen und in
eigener Praxis dann mehr und mehr mit Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen an deren Verhaltensproblemen und stressbedingten
Symptomen gearbeitet.
Ausschlaggebend waren für sie die Begegnungen mit Dr. Claude Sabbah
(1995 – Die allumfassende Biologie der Lebewesen), mit Dr. Gérard Athias
(ab 2001 – Psychogenealogie) und mit Dr. Jean Lerminiaux (ab 2002 –
Neurobiologie; psychotherapeutische Ausbildung), die sie in die Welt der
Biologie eingeführt haben, in die Welt des Wissens um die wahren und
faszinierenden Mechanismen, die in unserem Innersten, in unserem Körper
und in unserem Gehirn wirken und unser Verhalten (und auch unsere
körperlichen Symptome) steuern.
Seit 2000 gibt Angela Frauenkron-Hoffmann ihr Wissen und ihre
Erfahrung im französischen Sprachraum weiter (Belgien, Frankreich,
Kanada), hauptsächlich auf dem Gebiet der Arbeit mit Kindern und
Jugendlichen, die schulische Blockaden oder Verhaltensstörungen
aufweisen. Seit 2002 gibt sie auch im deutschen Sprachraum Seminare. In
Frankreich und Deutschland bildet sie Therapeuten aus.
Weiterführende Informationen zu

Büchern, Autoren und den Aktivitäten

des Silberschnur Verlages erhalten Sie unter:

www.silberschnur.de
Frei von Hyperaktivität, Verhaltensstörungen und
schulischen Blockaden
Frauenkron-Hoffmann, Angela
9783898457262
288 Seiten

Titel jetzt kaufen und lesen

Ein wichtiges Buch für alle Eltern und Pädagogen Mit dem
Biologischen Dekodieren lässt sich der persönliche
"Überlebenscode", der zu einer Verhaltensauffälligkeit geführt hat,
systematisch entschlüsseln … verstehen ... fühlen ... und beheben.
Ihr Sohn oder Ihre Tochter zeigt eine Verhaltensstörung?
Hyperaktivität, ADS, Aggressivität, Schulverweigerung,
Lernschwierigkeiten, Prüfungsangst, Stottern, Bettnässen...?
Lernblockaden und Verhaltensauffälligkeiten basieren meist nicht auf
einem Versagen des Organismus, sondern sind der Ausdruck einer
Überlebensstrategie, die das Kind aufgrund seines familiären
Hintergrundes entwickeln musste. Es geht also darum zu verstehen,
wie sich dieser Überlebensmechanismus entwickelt hat, man muss
diesen unbewussten Verhaltenscode entschlüsseln. An vielen
konkreten Fallbeispielen erklärt die Autorin, welche biologischen
Mechanismen dafür verantwortlich sind, und lässt Sie die tieferen
Ursachen des Problems Ihres Kindes verstehen. So befreien Sie Ihr
Kind!

Titel jetzt kaufen und lesen


Energiearbeit für Einsteiger
Hicking, Iris
9783898458306
160 Seiten

Titel jetzt kaufen und lesen

Heilarbeit auf den Punkt gebracht Ganzheitliche Gesundheit beginnt


auf der energetischen Ebene, denn jeder Mensch besitzt einen
Energiekörper, der für das Wohlbefinden ebenso entscheidend ist
wie der physische Körper. Die Geistheilerin Iris Hicking macht Sie
mit den Grundlagen der spirituellen Heilarbeit vertraut. Sie erklärt
den Aufbau des Energiesystems und energetische
Gesetzmäßigkeiten. Mit praktischen Übungen und einfachen
Anleitungen wird Energiearbeit leicht verständlich. Egal, ob es sich
dabei um die richtige Anwendung von Reiki, die Deutung von
Krankheitsbildern, Partnerschaftsdynamiken oder um energetischen
Hausputz handelt – hier bekommen Sie die richtigen Werkzeuge an
die Hand, um energetische Heilarbeit erfolgreich anzuwenden.

Titel jetzt kaufen und lesen


Leben wie Little Buddha
Tepperwein, Kurt
9783969339992
160 Seiten

Titel jetzt kaufen und lesen

Eine Forschungsreise ins eigene Bewusstsein! Das Leben


durchschauen und die Forschungsreise ins eigene Bewusstsein
wagen, um unsere wahre Identität zum Vorschein zu bringen und
das Außergewöhnliche im Alltag zu erleben. Um mühelos und
dankbar die Kunst des Manifestierens und der Selbstheilung zu
erlernen und immer die richtige Entscheidung zu treffen, liefert
dieses Buch das nötige Werkzeug in Form von praxisbezogenem
Training, das uns zu unserem wahren Sein führt – durch die
bewusste Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit auf das, was sein
soll. Erwachen in ein Bewusstsein, das grenzenlos und allumfassend
ist, das alles kann, alles ist und alles weiß.

Titel jetzt kaufen und lesen


Danke, liebes Universum
Gill, Anjana
9783898457378
208 Seiten

Titel jetzt kaufen und lesen

Du und das Universum – da geht was! Es funktioniert tatsächlich.


Absolut faszinierend. Das Universum erfüllt Wünsche. Seit ich
angefangen habe, das Universum zu 'testen' , kann ich nur noch
lachen, staunen und mich freuen. Es ist fast unglaublich, was auf
einmal alles möglich ist. Die Frage ist jetzt doch nur noch: Wird das
Universum auch deine Wünsche erfüllen? Ja klar, wird es das.
Locker und mit viel Witz zeige ich dir, wie auch du deine Wünsche
vom Universum erfüllt bekommst. Und am Ende bleibt nur zu sagen:
We love the universe.

Titel jetzt kaufen und lesen


Metanoia – Der Weg der Seher
Andrej, Korobeishchikov
9783969339923
240 Seiten

Titel jetzt kaufen und lesen

Es gibt eine Welt hinter der Welt! Der Autor offenbart die dunklen
Seiten unserer Realität und die mysteriösen Wesen, die sich um uns
befinden. Mit Hilfe des Wissens, das jahrhundertelang von den
Jäger-Schamanen der Taiga bewahrt worden ist, enthüllt Andrej
Korobeishchikov diese Stereotypen der Gesellschaft. METANOIA ist
nicht nur eine Veranschaulichung, sondern auch ein
Trainingsprogramm, durch das wir dieses geheimnisvolle Mysterium
verstehen werden. METANOIA – DER WEG DER SEHER • Die
Existenz einer Parallelzivilisation • Das, was sich hinter alltäglichen
Situationen verbirgt und unsere Kräfte beeinflusst • Das, was wir
riskieren zu verlieren, wenn wir nicht anfangen zu verstehen • Die
Suche nach dem Höchsten Geist und dem verlorenen Zuhause • Der
Eintritt in ein neues Raum-Zeit-Gefüge

Titel jetzt kaufen und lesen

Das könnte Ihnen auch gefallen