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03MAP250
Zwischenbericht
Erstelldatum: 15.06.2013
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis................................................................................................................................ V
1 Einleitung .......................................................................................................................................................... 10
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen.......................................................................................................... 10
2.1 Methodik ................................................................................................................................................................... 10
2.1.1 Befragung auf Länderebene................................................................................................................. 11
2.1.2 Betreiberbefragung ................................................................................................................................ 11
2.1.3 Repräsentativität der Befragung ......................................................................................................... 14
2.2 Anlagenbestand und Zubau 2012 ........................................................................................................................ 15
2.3 Genehmigung und Vergütung der Biogasanlagen .............................................................................................. 21
2.4 Strom- und Wärmeerzeugung ................................................................................................................................ 24
2.4.1 Stromerzeugung aus Biogas (Vor-Ort-Verstromungsanlagen) ........................................................ 24
2.4.2 Wärmeerzeugung aus Biogas (Vor-Ort-Verstromungsanlagen) ...................................................... 26
2.5 Technologien und Verfahren .................................................................................................................................. 27
2.5.1 Status quo und Ausblick ....................................................................................................................... 27
2.5.2 Innovative Verfahren.............................................................................................................................. 28
2.5.3 Eingesetzte Technologien und Verfahren – Auswertung der Betreiberbefragung....................... 38
2.6 Biomasseeinsatz ...................................................................................................................................................... 52
2.6.1 Einsatz nachwachsender Rohstoffe .................................................................................................... 54
2.6.2 Einsatz der Wirtschaftsdünger ............................................................................................................. 55
2.6.3 Substratkosten ....................................................................................................................................... 56
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen ....................................................................................................................... 59
3.1 Methodik ................................................................................................................................................................... 59
3.1.1 Herstellerbefragung ............................................................................................................................... 59
3.1.2 Betreiberbefragung ................................................................................................................................ 59
3.2 Anlagenbestand und Zubau 2012 ........................................................................................................................ 60
3.3 Strom- und Wärmeerzeugung ................................................................................................................................ 65
3.3.1 Stromerzeugung aus Biomethan ......................................................................................................... 69
3.3.2 Wärmeerzeugung aus Biomethan....................................................................................................... 69
3.4 Technologien und Verfahren .................................................................................................................................. 70
3.4.1 Eingesetzte Verfahren ........................................................................................................................... 70
3.4.2 Art der Einspeisung ................................................................................................................................ 70
3.4.3 Auswertung der Betreiberbefragung ................................................................................................... 71
3.5 Biomasseeinsatz ...................................................................................................................................................... 78
3.5.1 Substratverteilung .................................................................................................................................. 78
3.5.2 Substratkosten ....................................................................................................................................... 80
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe............................................................................................. 81
4.1 Anlagenbestand und Zubau 2012 ........................................................................................................................ 84
4.2 Technologien und Verfahren .................................................................................................................................. 89
4.3 Strom- und Wärmeerzeugung ................................................................................................................................ 93
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 IV
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis
Abkürzung Erklärung
€ Euro
§ Paragraph
a Jahr
AF Ackerfläche
BGA Biogasanlage
BGAA Biogasaufbereitungsanlage
BGEA Biogaseinspeiseanlage
BHKW Blockheizkraftwerk
BNetzA Bundesnetzagentur
bspw. beispielsweise
bzw. beziehungsweise
ca. circa
CH Schweiz
cm Zentimeter
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 V
Abkürzung Erklärung
cm2 Quadratzentimeter
CO2 Kohlendioxid
D Deutschland
dt Dezitonne
DWW Druckwasserwäsche
EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz
EnStat Energiestatistik
EVK Einsatzstoffvergütungsklassen
EVU Energieversorgungsunternehmen
GPS Ganzpflanzensilage
GV Großvieheinheit
h Stunde
H2O2 Wasserstoffperoxid
ha Hektar
Hs Brennwert
HT Hochtemperatur
HTK Hühnertrockenkot
IBN Inbetriebnahme
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 VI
Abkürzung Erklärung
ggf. gegebenenfalls
GPS Ganzpflanzensilage
GV Großvieheinheit
GWh Gigawattstunde
k. A. keine Angabe
Kg Kilogramm
KrWG Kreislaufwirtschaftsgesetz
KUP Kurzumtriebplantage
kW Kilowatt
KWK Kraft-Wärme-Kopplung
LN Landwirtschaftliche Nutzfläche
LPG Flüssiggas
M.-% Masse-Prozent
m3 Kubikmeter
Mio. Millionen
MJ Megajoule
Mrd. Milliarden
MW Megawatt
NL Niederlande
NT Niedertemperatur
ORC Organic-Rankine-Cycle
PJ Petajoule
PSM Pflanzenschutzmittel
RME Rapsmethylester
t Tonne
TS Trockenmasse/Trockensubstanz
Tsd. Tausend
TWh Terrawattstunde
UBA Umweltbundesamt
UVP Umweltverträglichkeitsprüfung
vgl. vergleiche
w Watt
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 IX
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
1 Einleitung
Erneuerbare Energien werden in Deutschland seit dem Jahr 2000 maßgeblich durch das Gesetz für den
Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG) gefördert. Seit der Einführung wurde das Gesetz bereits dreimal
novelliert. Mit den Novellierungen in den Jahren 2004 und 2009 wurde für den Bereich Bioenergie vor
allem eine Anreizwirkung zur Stromerzeugung aus Biogas gesetzt. Im Jahr 2011 wurde mit rund 1.300
neuen Biogasanlagen der höchste Anlagenzuwachs seit der EEG-Einführung verzeichnet. Der Anteil der
Bioenergie belief sich 2012 auf 5,7 % des Endenergieverbrauchs im Stromsektor und stellte damit gut
ein Viertel der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien (MUSIOL u. a., 2012).
Mit dem zum Jahr 2012 novellierten EEG wurde die Fördersystematik wesentlich verändert. Bis auf den
Bonus zur Biomethaneinspeisung wurden alle Boni abgeschafft. Im Gegenzug wurden eine
einsatzstoffbezogene Vergütung und eine Mindestwärmenutzungspflicht eingeführt. Als Anreiz für die
Markt- und Systemintegration wurde für Biogas und Biomethan neben der Marktprämie die
Flexibilitätsprämie eingeführt. Während im Bereich der Bioenergieanlagen für feste Biomasse die Zubau
von Neuanlagen in den vergangenen Jahren in etwa gleich blieb, verlangsamte sich der Neubau von
Biogasanlagen in 2012 erheblich. Dies ist auch darin begründet, dass viele Anlagen noch im Jahr 2011
nach dem EEG 2009, welches geringere Anforderungen und eine höhere Vergütung beinhaltet, in
Betrieb gegangen sind. Des Weiteren reduziert sich mit dem weiteren Zubau die Anzahl gut geeigneter
Standorte.
Für den vorliegenden Bericht wurde im Frühjahr 2013 eine umfangreiche Betreiberbefragung
durchgeführt. Insgesamt wurden ca. 7.800 Anlagenbetreiber von Bioenergieanlagen angeschrieben.
Um den aktuellen Zubau und Anlagenerweiterungen von Bioenergieanlagen zu erfassen. Zudem wurden
Hersteller von Bioenergieanlagen in den jeweiligen Bereichen, Landesministerien und Landesämter
befragt. Außerdem fand eine Befragung von Naturschutzbehörden statt, um eine bessere Abschätzung
der Auswirkungen auf Natur und Landschaft durch die Nutzung von Bioenergie zu ermöglichen.
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
2.1 Methodik
Der im Folgenden beschriebene Stand der Nutzung von Biogas zur Strombereitstellung in Deutschland
beruht im Wesentlichen auf Auskünften und Veröffentlichungen der Landesministerien, Landesämter
für Landwirtschaft und Genehmigungsbehörden. Darüber hinaus wurden Informationen von
Anlagenherstellern und Daten der Biogasanlagendatenbank des DBFZ herangezogen. Weiterhin werden
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Deponie- und Klärgas werden in den Betrachtungen zur Nutzung gasförmiger Bioenergieträger nicht
berücksichtigt und sind somit in den dargestellten Statistiken und Analysen nicht enthalten.
Zur Ermittlung des Biogasanlagenbestandes auf Bundeslandebene wird eine jährliche Befragung der
verschiedenen Länderinstitutionen durchgeführt, die hinsichtlich der Anlagenzahl und -leistung in den
jeweiligen Bundesländern Auskunft geben können. Überwiegend wurden Landwirtschaftsministerien,
Landesanstalten für Landwirtschaft, Biogasberater und Energieversorger einbezogen. Die Befragung
wurde im Anschluss an die DBFZ-Betreiberbefragung im April 2013 durchgeführt, da aus den
Erfahrungen der Vorjahre der Datenstand zum 31.12.2012 frühestens im März/April des Folgejahres
vorliegt. Neben der Abfrage der Anlagenzahl und der installierten elektrischen Anlagenleistung mit
Angabe der Größenklassenverteilung wurden in diesem Jahr auch der Aspekt der Differenzierung
zwischen Anlagenerweiterung und der Neubau von Biogasanlagen sowie die Handhabung bei der
Differenzierung zwischen Betriebsstätte und Satelliten-BHKW abgefragt.
Zu berücksichtigen ist, dass der Großteil der befragten Ansprechpartner nicht direkt auf die Daten der
Genehmigungsbehörden zurückgreifen, sondern eigene Datenrecherche durchführen, so dass die
Datenbasis häufig nicht vollständig ist und in erster Linie die landwirtschaftlichen Anlagen repräsentiert.
Zudem zeigt die Erhebung der Länderdaten, dass die Anlagendaten unterschiedlich erfasst werden und
daher schwer vergleichbar sind. So werden beispielsweise in wenigen Bundesländern (Schleswig-
Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Brandenburg) Satelliten-BHKW – sofern sie als
eigenständige Anlage zugeordnet werden – gesondert ausgewiesen. Die meisten Bundesländer weisen
diese Anlagen jedoch nicht extra, sondern zusammen mit der Biogasproduktionsanlage (Betriebsstätte)
aus. Zudem können „Neubau von Anlagen“ und „Anlagenerweiterungen“ nur schwer differenziert
werden. So wird in der Länderstatistik häufig nicht ausgewiesen, in welcher Höhe die zusätzliche
Anlagenleistung aus Neubauten und in welcher Höhe aus Anlagenerweiterungen resultiert. Eine neu in
Betrieb genommene Anlage geht in den Länderstatistiken als weitere Anlage ein, während
Anlagenerweiterungen bei den meisten Bundesländern lediglich zur Korrektur der installierten
Anlagenleistung führt. Anlagenerweiterungen wurden zum Beispiel in Baden-Württemberg im
besonderen Maße gemeldet, da die durchschnittliche Anlagengröße dort vergleichsweise gering ist und
somit die Privilegierungsgrenze in vielen Fällen noch nicht ausgereizt ist (BERG, 2013). Hinsichtlich der
Anfrage der Länderministerien könnten die geänderten gesetzlichen Regelungen (u.a. 4. BImSchV) zu
Informationsdefiziten geführt haben. So wurde von einem Landesministerium mitgeteilt, dass künftig
anstelle der installierten elektrischen Anlagenleistung das Gasvolumen gemäß der 4. BImSchV erfasst
wird.
2.1.2 Betreiberbefragung
Im Hinblick auf die Analyse und die Bewertung der Entwicklung und des Standes der Biogasnutzung in
Deutschland wurde wie in den vergangenen Jahren eine Betreiberbefragung durch das DBFZ
durchgeführt. Ziel der Befragung war es, für eine möglichst große Anzahl von Biogasanlagen eine
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
praxisnahe Erhebung durchzuführen, mit der repräsentative Daten u.a. zur Anlagenvergütung, zur
Anlagentechnik, zum Substrateinsatz, zur Flächennutzung sowie zu Anlagenerweiterungen und den
Praxisproblemen erfasst werden. Die Befragung der Biogasanlagenbetreiber wurde im Februar 2013
gestartet und bezieht sich auf das Jahr 2012. Dabei wurden Betreiber von Biogasanlagen mit Vor-Ort-
Verstromung angeschrieben. Analog zu den Vorjahren wurden Rückmeldungen per Post, per Fax und
über einen Online-Fragebogen erfasst.
• Anlagengenehmigung,
• Jahr der Inbetriebnahme,
• installierte elektrische Anlagenleistung,
• Vergütung nach EEG inklusive Boni-Differenzierung (EEG 2004, 2009, 2012),
• Beanspruchung der Flexibilitätsprämie und der Direktvermarktung,
• beabsichtigte Vergütungsumstellung auf Direktvermarktung oder Flexibilitätsprämie,
• eingespeiste Strommenge und Eigenstrombedarf,
• Vollbenutzungsstunden,
• Anlagenerweiterungen,
• Differenzierung einzelner BHKW,
• Art der Gasnutzung,
• Elektrischer und thermischer Wirkungsgrad,
• Gasfackel,
• Wärmenutzungsgrad, Art der Wärmenutzung, Eigenwärmeverbrauch,
• Verfahren,
• Abdeckung der Gärrestlager,
• Gärrestaufbereitung und -verwertung,
• Abgasbehandlung und Entschwefelung,
• Maßnahmen zur Anlagenerweiterung bzw. Erhöhung der Effizienz,
• Substrateinsatz (Art, Menge, Kosten, durchschnittliche Transportentfernung),
• Flächenumfang für den Anbau landwirtschaftlicher Rohstoffe zur Biogasproduktion.
Vor dem Hintergrund der EEG-Novellierung wurden im Vergleich zu den Vorjahren erweiterte
Fragestellungen mit folgenden Inhalten aufgenommen:
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Insgesamt wurden mehr als 7.000 Biogasanlagen 1 angeschrieben, die Anzahl der Betriebsstätten kann
dabei auf 6.909 beziffert werden. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der für die Auswertung zur
Verfügung stehenden Rückantworten. Während 2012 insgesamt 752 Fragebögen für die Auswertung
berücksichtigt wurden, stehen für die Auswertung der aktuellen Befragung insgesamt 980
Rückmeldungen zur Verfügung. Die Rücklaufquote der diesjährigen Betreiberbefragung beträgt somit
14 %. Bezogen auf den prognostizierten Gesamtbestand von etwa 7.500 Biogasanlagen (Vor-Ort-
Verstromung) Ende 2012 können demnach rund 13 % des Anlagenbestandes in die Auswertungen
einbezogen werden. In der Abbildung 2-1 ist die regionale Verteilung der Biogasanlagenstandorte, die
im Rahmen der Befragung angeschrieben wurden und die an der Befragung teilgenommen haben und
somit für eine Auswertung zur Verfügung stehen, dargestellt.
1 Hierbei handelt es sich sowohl um die Produktionsanlagen als auch um die Satelliten-BHKWs.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
In der Tabelle 2-1 sind die regionale Verteilung der Rückmeldungen nach Bundesländern und der Anteil
der Rückmeldungen in Bezug auf die Anlagenzahl und die installierte elektrische Gesamtleistung des
Anlagenbestandes sowohl im Vergleich zu den jeweiligen Bundesländern als auch im Vergleich zum
Gesamtbestand in Deutschland dargestellt.
Tabelle 2-1: Regionale Verteilung der Rückmeldungen der Betreiberumfrage 2013 bezogen auf die Anlagenzahl und installierte
elektrische Anlagenleistung
Anzahl der Anteil am Anzahl der Verteilung der Anlagenzahl je Summe der
Bundesland
Rück- Rücklauf [%] Rück- instal. el. BL bezogen instal. el.
meldungen meldungen Leistung auf die GG Leistung je BL
bezogen auf bezogen auf bezogen auf
die Anlagen- die Gesamt- die GG
zahl je BL leistung je BL
Baden-
89 9,1 10,8 11,3 11,0 8,9
Württemberg
Berlin 0 0 0 0 0 0
Bremen 0 0 0 0 0 0
Mecklenburg-
33 3,4 13,4 10,2 3,3 5,5
Vorpommern
Nordrhein-
85 8,7 14,5 14,8 7,8 8,1
Westfalen
Rheinland-
24 2,5 17,9 22,0 1,8 1,7
Pfalz
Sachsen-
10 1,0 3,6 2,6 3,7 5,3
Anhalt
Schleswig-
32 3,3 4,6 7,5 9,2 8,2
Holstein
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
GG = Grundgesamtheit, BL = Bundesland
Die regionale Verteilung des Rücklaufes der Betreiberbefragung zeigt, dass - trotz der regionalen
Unterschiede – eine Repräsentativität der Daten angenommen werden kann. Die Verteilung der
Rückmeldungen weist eine vergleichsweise gute Übereinstimmung mit dem realen Anlagenbestand im
jeweiligen Bundesland auf. Im Durchschnitt können rund 13 % des Anlagenbestandes in die
Auswertung der Betreiberbefragung einbezogen werden. Mit Ausnahme von Hamburg konnten bei den
Bundesländern Hessen, Sachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-
Westfalen Rückläufe erreicht werden, die mit 14 – 21% des Anlagenbestandes der Bundesländer über
dem durchschnittlichen Rücklauf liegen. Nur für die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Schleswig-
Holstein stehen deutlich weniger als 10 % des Anlagenbestandes für die Auswertung zur Verfügung.
In Tabelle 2-2 ist die Verteilung der Leistungsgrößenklasse der Biogasanlagen dargestellt, die anhand
der Betreiberbefragung für die Auswertung einbezogen werden konnten. Dabei zeigt sich, dass die
Rückmeldungen eine vergleichbare Anlagenverteilung hinsichtlich der Leistungsgrößenklassen im
Vergleich zum Gesamtanlagenbestand in Deutschland aufweisen. Der Großteil des
Biogasanlagenbestandes kann der Größenklasse 151 – 500 kWel (rd. 58 %) bzw. 501 – 1 000 kWel
(19 %) zugeordnet werden. Eine Gegenüberstellung der Rückmeldungen im Vergleich zum
Gesamtanlagenbestand zeigt, dass die Anlagen im Leistungsbereich ≤ 150 kWel dabei leicht
unterrepräsentiert sind, wohingegen die Anlagen im mittleren Leistungsbereich (501 – 1 000 kWel)
leicht überrepräsentiert sind.
Tabelle 2-2: Rücklauf der DBFZ-Betreiberbefragung 2013 – Größenklassenverteilung und Anteil am Gesamtanlagenbestand
(Biogasanlagen in Deutschland)
≤ 70 54 5,5% 6,9
GG = Grundgesamtheit
Im Vergleich zum Anlagen- und Leistungszubau der Vorjahre wurde 2012 deutlich weniger zugebaut,
zum großen Teil wurden Altanlagen erweitert. Der Zubau inklusive Anlagenerweiterung umfasste ca.
350 MWel im Jahr 2012 neu installierter Leistung. Der Anlagenzubau im Jahr 2012 mit rund 300
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Anlagen lag im Vergleich zum enormen Zubau des Vorjahres mit 1.300 Anlagen demnach bei weniger
als einem Viertel. Jedoch hat sich die insgesamt zugebaute elektrische Anlagenleistung im Jahr 2012
mit rund 350 MWel 2 im Vergleich zum Vorjahr um nur etwa ein Drittel verringert.
Nach Hochrechnungen des DBFZ sind Ende 2012 rund 7.500 Biogasanlagen mit etwa 3.200 MWel in
Betrieb. Die räumliche Verteilung der Biogasanlagen in Deutschland ist in der Abbildung 2-2 dargestellt.
Anlagenzahl und Leistung der Aufbereitungsanlagen werden im Kapitel 3.2 separat erfasst.
Abbildung 2-2: Standorte der in Betrieb befindlichen Biogasanlagen und Satelliten-BHKWs in Deutschland, vereinzelt
Standorte von in Bau und in Planung befindlichen Biogasanlagen; Bezugsebene: Postleitzahl
(Biogasdatenbank DBFZ)
2 Vertreter einzelner Länderinstitutionen (vgl. Länderbefragung 2013) gaben an, für das Jahr 2011 nachträglich Anlagendaten
in 2012 korrigiert zu haben, so dass nicht direkt auf den Zubau 2012 geschlossen werden kann. Eine Nachkorrektur für 2011
wurde seitens des DBFZ nicht vorgenommen, so dass für 2011 nach wie vor von 2.850 MWel ausgegangen wird.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
In Tabelle 2-3 ist die Verteilung der Ende 2012 in Betrieb befindlichen Biogasanlagen (Vor-Ort-
Verstromung) – differenziert nach Anlagenanzahl und installierter elektrischer Anlagenleistung – auf
Ebene der Bundesländer dargestellt. Sofern bekannt, wird die Anlagenzahl nach Betriebsstätte und
Satelliten-BHKW differenziert. Die Daten beruhen – analog der Datenerhebungen der Vorjahre – auf
Veröffentlichungen und Mitteilungen der Landwirtschafts- und Umweltministerien,
Landwirtschaftskammern bzw. Landesanstalten für Landwirtschaft sowie Biogasberater. Die Daten der
Länderbefragung sind entsprechend der Rückmeldungen in Tabelle 2-3 dargestellt.
Zu berücksichtigen ist, dass die Erfassung, Genauigkeit und Aktualität der Daten zwischen den
einzelnen Bundesländern variieren (vgl. Methodik Kapitel 2.1.1). Generell kann für alle Bundesländer,
mit Ausnahme von Brandenburg, Saarland und den Stadtstaaten, angenommen werden, dass die
dargestellte Anlagenzahl als Mindestwert zu verstehen ist, da oftmals keine vollständige Erhebung und
Erfassung des Anlagenbestandes auf Bundeslandebene erfolgt. Vor dem Hintergrund, dass
überwiegend landwirtschaftliche Biogasanlagen von den Länderinstitutionen erfasst werden und der
erfasste Anlagenbestand in den jeweiligen Bundesländern überwiegend nicht die vollständige
Datenbasis abbildet,, wird insgesamt von einem Anlagenbestand von rund 7.500 Biogasanlagen mit
einer installierten elektrischen Anlagenleistung von rund 3.200 MWel zum Stichtag 31.12.2012
ausgegangen. Unter Berücksichtigung des Gesamtanlagenbestandes (7.500 Biogasanlagen mit 3.200
MWel) ergibt sich eine durchschnittliche Anlagenleistung aller in Betrieb befindlichen Biogasanlagen
von rund 425 kWel.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Tabelle 2-3: Verteilung der in Betrieb befindlichen Biogasanlagen (Vor-Ort-Verstromung) in Deutschland nach
Bundesländern: differenziert nach Anlagenzahl und installierter elektrischer Anlagenleistung zum
31.12.2012 (DBFZ-Befragung der Länderinstitutionen 2013), (BERG, 2013), (BLOSSEY, 2013), (EBNER VON
ESCHENBACH, 2013), (DAHLHOFF, 2013) (FIDDECKE, 2013), (IZES GGMBH, 2013), (LÜHRS, 2013), (REINHOLD,
2013), (ROBRECHT, 2013), (STROBL, 2013), (PLAGEMANN, 2013), (ROSE, 2013), (VIßE, 2013), (ZSCHOCHE, 2013)
mittlere install.
Anzahl (Anzahl install. elektr.
elektr.
Bundesland Biogasanlagen Satelliten- Anlagenleistung
Anlagenleistung14
in Betrieb1 BHKW2)
[MWel] [kWel]
Baden-Württemberg9 824 274,5 333
Bayern3 2.281 702,0 308
Berlin 0 0,0 -
Brandenburg4 299 (36) 182,0 543
Bremen7 0 0 -
Hamburg 1 1,0 1.000
Hessen5 185 63,1 341
Mecklenburg-
247 170,0 688
Vorpommern6
Niedersachsen 1.480 780,0 527
Nordrhein-Westfalen 585 250,0 427
Rheinland-Pfalz 134 54,0 403
Saarland 13 4,3 333
Sachsen10 201 83,7 416
Sachsen-Anhalt11 277 165,0 596
Schleswig-Holstein12 620 (71) 252,5 365
Thüringen13 219 (19) 109,0 458
Gesamt 7.366 (126) 3.091,0 413
1 Anlagenzahl der in Betrieb befindlichen Anlagen bezogen auf die Betriebstätte (Standort) ohne Aufbereitungsanlagen; kann
Satelliten-BHKW beinhalten, sofern diese nicht gesondert ausgewiesen werden (vgl. Fußnote 2) oder explizit nicht extra erfasst
werden (vgl. Fußnote 3)
2 umfasst die Anzahl der Satelliten-BHKW, sofern diese extra ausgewiesen wurden
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
In den Bundesländern Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg werden nach wie vor insgesamt
mehr als die Hälfte des gesamten Biogasanlagenbestandes in Deutschland betrieben. Die hohe
durchschnittliche elektrische Anlagenleistung in Hamburg resultiert aus der dort installierten
Bioabfallvergärungsanlage mit einer Leistung von 1 MWel. In Bremen sind – mit Ausnahme von
Kläranlagen mit Gasnutzung – keine Biogasanlagen in Betrieb. In Berlin wird Mitte 2013 eine
Biogasanlage mit Aufbereitung zu Biomethan in Betrieb genommen.
Die Befragung auf Bundeslandebene ergab, dass eine erhebliche Anzahl an Anlagenerweiterungen z.B.
durch Repowering und Satelliten-BHKW erfolgte, wenngleich eine gesonderte Ausweisung der Daten bei
den meisten Bundesländern nicht oder zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich war. Darüber
hinaus wird angenommen, dass zunehmend Biomethan-BHKW in Betrieb genommen werden. Neben
der Inbetriebnahme von Biomethan-BHKW ist die Umrüstung alter Erdgas-BHKW interessant, die nach
Ende der KWKG-Vergütung auf den Einsatz von Biomethan umgestellt werden, so dass der Strom nach
EEG vergütet werden kann (FIDDECKE, 2013).
Anreize wurden durch das EEG 2012 insbesondere für Kleinst-Gülleanlagen bis 75 kWel, für Anlagen
größer 500 kWel und für die Verstromung von Biomethan gesetzt. Die derzeitige Entwicklung am
Biogasmarkt setzt zudem auf stärkere Anreize zur bedarfsgerechten Erzeugung von Biogas und zur
Direktvermarktung des Stroms aus Biogas.
Das EEG 2012 sieht eine eigene Vergütungskategorie für güllebasierte Kleinstanlagen bis 75 kWel vor,
deren Substrateinsatz mindestens 80 % Gülle- bzw. Festmistanteile (massebezogen) enthält. Nach
Einschätzungen von Umweltgutachtern und Anlagenherstellern gingen bis Ende 2012 maximal 100
Kleinst-Biogasanlagen auf Güllebasis in Betrieb. Die Nachfrage kleiner güllebasierter Biogasanlagen
stellt sich dabei je nach Region unterschiedlich dar. So konnte die größte Nachfrage derartiger
Anlagenkonzepte für das Bundesland Bayern festgestellt werden, wobei diese Anlagenkonzepte dort
überwiegend von zwei Anlagenherstellern umgesetzt wurden. Der vergleichsweise verstärkte Zubau von
Kleinstanlagen in Bayern ist in erster Linie mit der einfacheren Genehmigungspraxis und der größeren
Bereitschaft der Betreiber, eine höhere Eigenbeteiligung aufzubringen, zu erklären.
Bundesweit wurden insbesondere für 500 kW-Anlagen Änderungsbescheide beantragt, um die instal-
lierte elektrische Anlagenleistung auf 560 bis 600 kWel-Leistung zu erhöhen. Hintergrund sind die
geänderten gesetzlichen Regelungen, die vormals für das privilegierte Bauen von Biogasanlagen im
Außenbereich eine Beschränkung von 500 kWel vorsahen. Dies führte dazu, dass Biogasanlagen, die im
privilegierten Außenbereich errichtet wurden, auf 500 kWel gedrosselt betrieben wurden. Anlagen mit
250 kWel wurden insbesondere in Bayern auf 360 kWel erhöht.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
In Abbildung 2-3 ist die Biogasanlagenentwicklung unter Berücksichtigung der Anlagenverteilung nach
Leistungsgrößenklassen dargestellt. Die Verteilung der Biogasanlagen nach Leistungsgrößenklassen
basiert dabei auf die Rückmeldungen der befragten Länderinstitutionen im Rahmen der
Länderanfrage 3.
8.000 4.000
> 1000 kWel 501 - 1000 kWel
> 500 kWel 151 - 500 kWel
7.000 3.500
5.000 2.500
Anlagenzahl [-]
4.000 2.000
3.000 1.500
2.000 1.000
1.000 500
0 0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Abbildung 2-3: Biogasanlagenentwicklung in Deutschland (Anlagenzahl differenziert nach Leistungsklassen und installierter
elektrischer Anlagenleistung), ohne Abbildung von Biogasaufbereitungsanlagen, Deponie- und
Klärgasanlagen; (DBFZ, 2013), Stand Mai 2013
3 Vertreter einzelner Länderinstitutionen (vgl. Länderbefragung 2013) gaben an, für das Jahr 2011 nachträglich Anlagendaten
in 2012 korrigiert zu haben. Nachkorrekturen wurden seitens des DBFZ hinsichtlich der Leistungsgrößenklassenverteilung für
2009 – 2011 vorgenommen.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Genehmigung
Ausgehend von den Rückmeldungen der Betreiber kann festgehalten werden, dass die beiden
Genehmigungsformen in der Praxis gleichermaßen vorzufinden sind. 51 % der Anlagen erhalten die
baurechtliche Genehmigung. 49 % der Anlagen verfügen über die Genehmigung nach BImSchG,
darunter haben 2 % zusätzlich eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchlaufen (Abbildung 2-4).
2%
Baurecht
47%
BImschG
51%
BimSchG mit UVP
n= 952
Vergütungsstrukturen
Mit der Neufassung des EEG 2012 und der damit verbundenen Streichung vieler Boni und der
Einführung der Einsatzstoffvergütungsklassen ergibt sich eine Vielzahl an Kombinationen der
Vergütungsstrukturen für Biogasanlagen. Unter Berücksichtigung der genauen Art der Boni bezogen auf
die unterschiedlichen Fassungen des EEG (EEG 2004, EEG 2009 sowie EGG 2012) wird eine genaue
Aufschlüsselung der Vergütungskombinationen sehr komplex. Ausgehend von den Rückmeldungen der
Betreiber ist eine Darstellung der unterschiedlichen Vergütungskombinationen für die Altanlagen
möglich, welche nach dem EEG 2004 bzw. EEG 2009 genehmigt sind. Abbildung 2-5 liefert einen
Überblick über die relative Häufigkeit der in Anspruch genommenen Vergütungskombinationen.
Demnach erhält rund ein Drittel der Anlagen (33 %) neben der Grundvergütung den NawaRo-, KWK-
sowie Güllebonus. 31 % der Betreiber erhalten zudem die Vergütungserhöhung für
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 21
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Emissionsminderung 4. Im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Vorjahr hat die Anzahl der Anlagen
zugenommen, welche neben dem NawaRo- und KWK-Bonus sowie der Vergütungserhöhung für
Emissionsminderung auch den Technologiebonus erhalten (11,6 % im Betriebsjahr 2012 im
Unterschied zu 5,6 % im Jahr 2011). Darüber hinaus werden von 15,5 % der Anlagenbetreiber
zahlreiche weitere Vergütungskombinationen in Anspruch genommen.
40
33,0
31,3
30
relativer Anteil, [%]
20
15,5
11,6
10
5,7
2,8
andere Vergütungs-
Grundvergütung + NawaRo +
Grundvergütung + NawaRo +
Grundvergütung + NawaRo +
Grundvergütung + NawaRo +
Grundvergütung + NawaRo +
kombinationen
Gülle + KWK + Emission
KWK + Emission +
Gülle + Emission
Gülle + KWK
Technologie
Gülle
n= 922
Abbildung 2-5: Relative Häufigkeit von in Anspruch genommenen Vergütungskombinationen (EEG 2004 und 2009) für
Biogasanlagen (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
Mit dem Inkrafttreten des EEG 2012 am 01.01.2012 wurden zwei neue Vergütungsanreize eingeführt.
Zur Förderung der Integration von Strom aus Erneuerbaren Energien in das Energiesystem kann nach
dem EEG 2012 im Rahmen der Direktvermarktung des Stroms (entsprechend §§ 33b bis 33f) eine
Marktprämie nach § 33g und – ergänzend zur Marktprämie – eine Flexibilitätsprämie nach § 33i
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 22
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
beansprucht werden. Die Direktvermarktung kann in verschiedenen Formen sowie als anteilige
Direktvermarktung nach § 33f des EGG 2012 erfolgen.
Im Zuge der DBFZ-Betreiberbefragung 2013 wurde der erfolgte Wechsel in die Direktvermarktung
ermittelt. Diesbezüglich konnten 659 auswertbare Fragebögen berücksichtigt werden. Gegenwärtig
vermarkten rund 21 % der befragten Biogasanlagenbetreiber den erzeugten Strom direkt. Davon gehen
18 % der Anlagenbetreiber mit der Gesamtleistung in die Direktvermarktung. Lediglich in Einzelfällen
(3 %) wird Strom anteilig direkt vermarktet.
Abbildung 2-6 gibt einen Überblick über den geplanten Wechsel in die Direktvermarktung, differenziert
nach Leistungsklassen. Hierfür konnten die Rückmeldungen von 142 Anlagenbetreibern berücksichtigt
werden. Es wird ersichtlich, dass insbesondere Anlagen im mittleren (ab 150 kWel) und großen (501 bis
1000 kWel) Leistungsbereich planen, den Strom direkt zu vermarkten.
71 - 150 kWel
0 20 40 60 80 100
Anzahl der Nennungen [n] n= 142
Abbildung 2-6: Beabsichtigte Umstellung auf Direktvermarktung in Abhängigkeit von der installierten elektrischen
Anlagenleistung (absolute Anzahl der Nennungen), (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
Die Flexibilitätsprämie wird für die Bereitstellung zusätzlicher installierter Leistung für die
bedarfsgerechte Stromerzeugung im Rahmen der Direktvermarktung ergänzend zur Marktprämie
gewährt (§ 33i). Im Ergebnis der Betreiberbefragung zeigt sich, dass 68 % der befragten Betreiber keine
Inanspruchnahme der Flexibilitätsprämie und folglich keine Bereitstellung zusätzlicher installierten
Leistung für die bedarfsgerechte Stromproduktion im Rahmen der Direktvermarktung derzeit
beabsichtigen (vgl. Abbildung 2-7). Von den Betreibern, die den Strom als Gesamt- bzw. als anteilige
Leistung vermarkten, gaben rund 3 % an, gleichzeitig eine Flexibilitätsprämie zu beanspruchen. 5 % der
Biogasanlagenbetreiber beabsichtigen einen Wechsel in die Direktvermarktung, jedoch nicht die
gleichzeitige Inanspruchnahme der Flexibilitätsprämie. 19 % der Befragten planen, den erzeugten
Strom direkt zu vermarkten und dabei die Flexibilitätsprämie in Anspruch zu nehmen. Ausgehend von
den Betreiberrückmeldungen lässt sich festhalten, dass die Erfahrungen mit der Inanspruchnahme der
Markt- und Flexibilitätsprämie noch nicht weit fortgeschritten sind. Zudem bestehen hohe
Unsicherheiten bei den Anlagenbetreibern, welche die Markt- und Flexibilitätsprämie beanspruchen
wollen. In diesem Zusammenhang zeigen sich zum einen ein hoher Informationsbedarf seitens der
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 23
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Betreiber sowie zum anderen die Notwendigkeit einer klareren Ausgestaltung der gesetzlichen
Rahmenbedingungen für die Inanspruchnahme der durch das EEG 2012 neu geschaffenen
Anreizmechanismen.
1%
2% Flexibilitätsprämie bei der Gesamtleistung in der
19% Direktvermarktung
Flexibilitätsprämie bei anteiliger Leistung in der
Direktvermarktung
keine Flexibilitätsprämie
5%
keine Flexibilitätsprämie, trotz Direktvermarktung
5%
keine Flexibilitätsprämie, Direktvermarktung geplant
n= 697
Abbildung 2-7: Gegenwärtige und geplante Inanspruchnahme der Flexibilitätsprämie im Rahmen der Direktvermarktung
(DBFZ-Betreiberbefragung 2013)
Die im Folgenden beschriebene Abschätzung der Strom- und Wärmebereitstellung aus Biogas in
Deutschland basiert auf Datenerhebungen des DBFZ. Dabei werden die Informationen der
Länderbefragungen (vgl. Kapitel 2.2), Auswertungen der Stamm- und Bewegungsdaten der
Bundesnetzagentur (BNetzA) sowie Daten der Biogasanlagendatenbank des DBFZ einbezogen.
Die Stromerzeugung aus Biogas für das Jahr 2012 wird ausgehend von der Stromerzeugung aus Biogas
im Jahr 2011 und der Stromerzeugung resultierend aus dem Leistungszubau der Jahre 2011 und 2012
ermittelt.
Dabei wurde für die Ermittlung der erzeugten Strommenge aus Biogasanlagen – analog der Vorjahre -
bei Bestandsanlagen Volllaststunden von 7.650 h/a, bei Neuanlagen mit Inbetriebnahme im ersten
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 24
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Halbjahr 5.000 h/a und in der zweiten Jahreshälfte von 1.600 h/a zugrunde gelegt 5. Hinsichtlich der
angenommenen Leistungsverteilung des Zubaus wird im Gegensatz zu den Vorjahren keine
Gleichverteilung auf die Halbjahre angenommen. Stattdessen wird für den Leistungszubau, der in den
letzten Jahren vorwiegend zum Jahresende erfolgte, unterstellt, dass 35 % der installierten elektrischen
Leistung neuer Anlagen im 1. Halbjahr und 65 % in der zweiten Jahreshälfte zugebaut werden. Diese
Leistungsverteilung ergab die Auswertung der Stamm- und Bewegungsdaten der Bundesnetzagentur
(BNetzA) der Jahre 2007 bis 2010, so dass hier der 4-Jahresmittelwert zu Grunde gelegt wurde.
Die Stromerzeugung aus Biogas lag im Jahr 2011 bei rund 19,5 TWhel (vgl. (WITT u. a., 2012)). Unter
Berücksichtigung eines Leistungszubaus von 550 MWel im Jahr 2011 und rund 350 MWel im Jahr 2012
wird für 2012 eine Bruttostromerzeugung aus Biogas von rund 23,1 TWhel ermittelt 6. Die
Bruttostromproduktion bezieht sich auf die produzierte Strommenge der Biogasanlagen, während die
eingespeiste Strommenge die Nettostromproduktion widerspiegelt. Neben der Vor-Ort-Verstromung des
Biogases ist die Verstromung von Biomethan in KWK-Anwendungen zur Stromerzeugung (vgl. Kapitel
2.4.1) zu berücksichtigen.
5 Die Auswertung der Stamm- und Bewegungsdaten der Bundesnetzagentur (BNetzA) für den Zeitraum 2007 bis 2010 auf der
Basis der für Biogasanlagen zugeordneten Stromerzeugung und installierten Anlagenleistung ergaben geringere
Volllaststunden. Der Durchschnitt der 4 Jahresmittelwerte (2007-2010) ergab für den Bestand von Biogasanlagen rund 6.200
und für im Betrachtungsjahr in Betrieb genommene Biogasanlage rund 1.700 Volllaststunden. Werden diese Volllaststunden
für den Leistungszubau der Jahre 2011 und 2012 zu Grunde gelegt, ergibt sich eine Stromerzeugung aus Biogas von 22,6
TWhel. Vor dem Hintergrund, dass die Angaben zur installierten elektrischen Leistung auf Basis der BNetzA-Daten etwa 20 %
über den durch die Bundesländer gemeldeten Daten liegen, sind die ermittelten Volllaststunden nochmals zu prüfen.
6 Die Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien – Statistik (AGEE-Stat) weist für Biogas insgesamt (Vor-Ort und Biomethan für das
Jahr 2012 eine etwas geringere Bruttostromerzeugung aus (MUSIOL u. a., 2012). Der Grund für die Abweichung ist unter
anderem die unterschiedliche Datenbasis.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 25
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Mit der Einführung des KWK-Bonus bei der Novellierung des EEG im Jahr 2004 wurden Anreize zur
Steigerung der Gesamteffizienz der Biogasanlagen geschaffen. Im Zuge dessen kam es zu einer
verstärkten Umsetzung von Wärmenutzungskonzepten bei der Stromerzeugung aus Biogas (vgl.
Kapitel 2.5.3.10) mit einer Steigerung der Nutzung externer Wärmemengen.
Für die Ermittlung der Wärmemenge aus Biogasanlagen wird eine Stromerzeugungsmenge aus Biogas
von insgesamt 23,1 TWhel, durchschnittliche BHKW-Wirkungsgrade von 38 % elektrisch sowie 45 %
thermisch, ein durchschnittlicher Eigenwärmebedarf von 26,5 % und ein durchschnittlicher
Wärmenutzungsgrad der extern verfügbaren Wärme von 56 % (Betreiberumfrage 2013, vgl.
Kapitel 2.5.3.3) zugrunde gelegt. Dabei ist anzumerken, dass der durchschnittliche
Wärmenutzungsgrad aus den Auswertungen der alljährlichen Betreiberbefragungen resultiert und von
verschiedenen Experten als zu hoch angesehen wird (vgl. (DREHER u. a., 2011)).
Die im Jahr 2012 genutzte Wärmemenge aus Biogasanlagen liegt somit schätzungsweise bei etwa
11,3 TWhth 7.
7Die zu Grunde gelegte verfügbare Wärmemenge des BHKW beläuft sich auf 27,4 TWhth. Ausgehend von der verfügbaren
Wärmemenge wird angenommen, dass nach Abzug des durchschnittlichen Eigenwärmebedarf von 26,5% (Betreiberbefragung
2013; vgl. Kapitel 2.5.3.3), durchschnittlich 73,5 % für externe Wärmenutzungen zur Verfügung stehen. Als durchschnittlicher
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 26
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Biogas wird vorrangig zur Stromerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) eingesetzt. Neben der Vor-
Ort-Verstromung des Biogases wurden in den vergangenen Jahren zunehmend alternative
Biogasnutzungsoptionen relevant und umgesetzt. Die Rolle von Mikrogasnetzen zur dezentralen
Verstromung des Biogases hat dabei, ebenso wie die Aufbereitung von Biogas zu Biomethan mit
anschließender Gaseinspeisung in das Erdgasnetz, stärker an Bedeutung gewonnen.
Zunehmend von Bedeutung ist die Optimierung der Bestandsanlagen. Die Auswertung der
Betreiberbefragungen zeigt, inwiefern Anlagenerweiterungen bzw. Maßnahmen zur Steigerung der
Effizienz der Anlage durchgeführt wurden. Mehrheitlich spielen dabei vor allem der Ausbau der
Wärmenutzung und die Erhöhung der BHKW-Leistung eine wichtige Rolle. Der Anlagenzubau erfolgt
vielfach an bestehenden Anlagenstandorten infolge des Zubaus zusätzlicher BHKW-Leistung oder
Satelliten-BHKW. In der Abbildung 2-9 sind die durchgeführten Anlagenerweiterungsmaßnahmen in den
Jahren 2011 und 2012 vergleichend dargestellt. Demnach wurde sowohl im Jahr 2011 als auch 2012
in erster Linie die Wärmenutzung nach Inbetriebnahme der Biogasanlage ausgebaut. Das zeigt deutlich,
dass die Wärmenutzung an vielen Biogasanlagen erst sukzessive nach Inbetriebnahme der Anlage
ausgebaut wird.
Eine Aufschlüsselung der Umsetzung von Maßnahmen zur Anlagenerweiterung und Effizienzsteigerung
hinsichtlich der Inbetriebnahmezeitpunkte der Anlage zeigt, dass bei Anlagen, die vor 2004 in Betrieb
gingen, vor allem der Ersatz von Alt-BHKW sowie der Ausbau der Wärmenutzung mehrheitlich die
umgesetzten Maßnahmen zur Anlagenerweiterung und Effizienzsteigerung ausmachen (WITT u. a., 2012).
Ein Ausbau der Wärmenutzung sowie die Erhöhung der BHKW-Leistung ist bei Anlagen, die nach 2004
in Betrieb gingen, am häufigsten realisiert worden. Deutlich wird, dass die Installation einer
Rohgasleitung zu einem Satelliten-BHKW verstärkt bei jüngeren Anlagen mit Inbetriebnahme nach
2009 vorgenommen wird (WITT u. a., 2012). Im Folgenden wird der Stand innovativer Verfahren, die im
Biogasbereich derzeit vereinzelt Anwendung finden, detaillierter beschrieben.
Wärmenutzungsgrad der extern verfügbaren Wärme werden auf der Basis der DBFZ-Betreiberbefragung 2013 rund 56 %
angenommen (vgl. Kapitel 2.5.3.10).
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 27
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Abbildung 2-9: Umsetzung der Maßnahmen zur Anlagenerweiterung in den Betriebsjahren 2011 und 2012, relative
Häufigkeit (Mehrfachnennungen möglich), (DBFZ-Betreiberbefragungen, 2011/2012 sowie 2013)
Im Hinblick auf die zukünftigen Herausforderung an erneuerbare Energien, die künftig Schwankungen
der Energiebereitstellung und der Energienachfrage ausgleichen müssen, wird gegenwärtig die
bedarfsgerechte Biogaserzeugung diskutiert. Biogas ist dafür sehr gut geeignet, da es speicherbar und
flexibel einsetzbar ist. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass mit einem größeren Anteil an Erneuerbaren
in den Energienetzen auch der Anteil an flexibler, dem Bedarf angepasster Energiebereitstellung
steigen wird. Damit verbunden ist die Entwicklung von Komponenten gezielt für die bedarfsgerechte
Bereitstellung (z.B. Standfestigkeit von Motoren bei Lastwechsel, leistungsfähiger Zustandserkennung,
Prozessregelung, Fernüberwachung). Mit dieser bedarfsgerechten Energiebereitstellung könnten auch
erweiterte Konzepte, wie z.B. Power-to-Gas, Speicherung von Energieträgern u. ä. verstärkte Anwendung
finden. Die Integration von dezentralen Anlagen in ein sich stark änderndes Energiekonzept wird ein
zentrales Thema der Forschung in den nächsten Jahren sein.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 28
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Mikrogasturbinen können Biogas mit 35 bis 100 % Methangehalt über einen gekoppelten Generator
verstromen und verursachen dabei weniger Emissionen als Kolbenmotoren. Diese schnelllaufenden
Gasturbinen im unteren elektrischen Leistungsbereich sind daher z. B. als Satelliten-BHKW besonders
in urbanen Ballungszentren gut geeignet. Ein besonderes Potenzial wird für diese Technik bei
Repowering-Maßnahmen für Biogasanlagen gesehen. Mikrogasturbinen zeichnen sich insbesondere
durch eine hohe Verfügbarkeit, einen geringen Wartungsaufwand, niedrige Emissionen sowie einer
flexiblen Wärmenutzung aus. Die Nutzung der Abwärme wird vereinfacht, da diese auf einem höheren
Temperaturniveau und bei einem kontinuierlichen Massestrom anfällt. Die Nutzung von
Mikrogasturbinen wurde durch das EGG 2009 über den Technologiebonus mit 1 Ct/kWhel gefördert,
wobei die Praxisrelevanz des Einsatzes dieser Technik im Biogasbereich noch im Forschungsstatus war
(FNR E.V., 2010). Aufgrund der vergleichsweise geringen elektrischen Wirkungsgrade der
Mikrogasturbinen gegenüber der Biogas-BHKW werden Mikrogasturbinen zur Stromerzeugung aus
Biogas selten eingesetzt (vgl. DBFZ-Betreiberbefragung 2013 bzgl. Gasverwertung, Kapitel 2.5.3.4).
Auf dem Markt in Europa und den USA gibt es verschiedene Hersteller von Mikrogasturbinen. Im Jahr
2009 waren 5 Mikrogasturbinen von drei kommerziellen Anbietern (Capstone, Turbec, Elliot) auf dem
europäischen Markt verfügbar. Ein führender Anbieter von Mikrogasturbinen des kalifornischen
Unternehmens Capstone war zum Beispiel die Firma Greenvironment. Die im Jahr 2012 in Insolvenz
gegangene Firma bot den Bau und den Betrieb von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf Basis der
Mikrogasturbinentechnologie an. Im Jahr 2007 konnte das Unternehmen 5 deutsche und 6 finnische
Referenzanlagen im Leistungsbereich von 30 kWel bis 550 kWel vorweisen und akquirierte in den
Folgejahren den Bau weiterer Biogasanlagen in Deutschland mit Fokussierung auf 200 kWel
Mikrogasturbinen. Die Anlagenkonzepte umfassten Wärmeanwendungen, die einen hohen thermischen
Wirkungsgrad benötigen. Bei zwei geplanten Anlagen sollte z.B. die Luft der Mikrogasturbinen direkt
dazu genutzt werden, Gärreste bzw. Düngemittel zu trocknen. In der aktuellen Betreiberumfrage des
DBFZ im Rahmen des EEG-Monitoringswurden lediglich 2 von insgesamt 993 Anlagen mit
Mikrogasturbinen betrieben (vgl. Gasverwertung, Kapitel 2.5.3.4).
Bei einer Brennstoffzelle wird die chemische Energie (im Biogas) direkt zu Strom umgewandelt. In der
Zelle reagieren Wasser- und Sauerstoff zu Wasser, wobei Energie freigesetzt wird. Biogas kann nach
einer Entschwefelung bzw. Reinigung eingesetzt werden, dabei wird Methan in Wasserstoff überführt.
Die Abluft des Verfahrens gilt als weitgehend schadstofffrei. Einzelne Brennstoffzellentypen weisen eine
besondere Empfindlichkeit gegenüber Verunreinigungen auf. Die Investitionskosten für den Einsatz von
Brennstoffzellen gelten im Vergleich zu herkömmlichen BHKW als hoch. Die Lösung technischer
Probleme und die Vermeidung hoher Kosten standen im Fokus von Untersuchungen im Pilotmaßstab
(FNR E.V., 2010). Referenzanlagen der MTU Onsite Energy GmbH waren im Jahr 2009 unter anderem
das T-Systems Rechenzentrum München (Brennstoff Biomethan mit 13.010 Betriebsstunden) oder die
Kläranlage Moosburg (Brennstoff Klärgas aus kommunalen Abwässern mit 13.950 Betriebsstunden).
2.5.2.2 Desintegrationsverfahren
Eine Desintegration oder Aufschluss partikulärer Biomassen als Gärsubstrat bedeutet die Zerstörung
und Zerkleinerung organischer Zellen durch die Einwirkung äußerer Kräfte. Das eingesetzte Gärsubstrat
wird besser bioverfügbar und die Enzyme der Zellen gelangen damit schneller in den Prozess der
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 29
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Häufige von Firmen oder in firmennahen Publikationen angegebene Effekte der Biogas-Substrat-
Desintegration sind in Tabelle 2-4 dargestellt.
Tabelle 2-4: Überblick der von Firmen angegebenen Effekte von Desintegrationsverfahren für den Substrataufschluss
bei Biogasanlagen
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 30
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
· reduzierte Substratmengen
· geringere TS-Gehalte
· Effekt einer Erhöhung des Methangehaltes ist strittig (d.h. „qualitative Erhöhung des
Biogasertrages“)
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 31
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Der Markt im Bereich der Desintegrationsverfahren weist eine dynamische Entwicklung auf.
Verschiedene Firmen bieten eine Fülle an technischen Lösungen mit vielfältigen Einsatzgebieten an.
Der Stand der Technik ist die mechanische Zerkleinerung, der meist ein Verfahren vorgeschaltet ist, das
auf einem anderen Wirkungsprinzip aufbaut (z.B. Elektrokinese, Kavitation/Ultraschall, Bioextrusion).
Ein besonderes Zukunftspotenzial wird der thermischen Behandlung zugeschrieben (SCHWARZ, 2011):
Bei der elektrokinetischen Desintegration wird über ein Modul ein elektrisches
Hochspannungs(wechsel)feld erzeugt. Durch kontinuierliche Frequenzänderungen werden die
Ladungsdichten ständig geändert, was zu einer fortlaufenden Neuanordnung der Ladungen an
der Zellmembran führt. Die Folge ist eine Verformung, eine Destabilisierung und eine
Perforierung der Zellmembran.
In Tabelle 2-5 sind die Vorteile und Nachteile gängiger physikalischer Desintegrationsverfahren sowie
der Anlagenbestand etablierter Systeme in deutschen Biogasanlagen aufgeführt.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
· Module weitgehend
wartungsfrei, keine
Verschleißteile
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 33
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
· Biosonator Standard-Ultraschallsystem
· durch den Zellaufschluss · ähnlich der Elektrokinese
(Firma Ultrawawes): 7 BGA mit
werden Enzyme freigesetzt, die entwickelt für die
Festinstallation, 6 BGA mit
zum besseren Abbau der Substratbehandlung des
Testinstallation, 2 BGA mit geplanten
Biomasse beitragen Abwasserbereiches
Installationen (Stand 06/2012)
· mechanische Desintegration
· Biomasse wird fließfähiger (d.h. · Kavitationsreaktor (Firma Greenmill): ca.
wird meist zusätzlich
Reduktion der Viskosität) 5 Anlagen
vorgeschaltet
· Wirtschaftlichkeit des
Verfahrens ist strittig (d.h. hoher · BioPush-DMS (Firma Weber Entec): ca.
Preis, hoher Energieeintrag, 12 Anlagen
geringe Durchsatzleistung)
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 34
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Die Betriebssicherheit und die Wirtschaftlichkeit stellen zwei wesentliche Vorrausetzungen für den
Einsatz von Desintegrationsverfahren in Biogasanlagen dar. Dem voraussichtlichen Mehrertrag stehen
folgende (nachteilige) Effekte gegenüber:
• zusätzliche Investitionen,
• Mehrenergieaufwand (thermisch oder elektrisch),
• Risiko der Übersäuerung infolge großer Mengen schnell abbaubaren Substrates,
• mögliche Prozessstörungen infolge höherer Raumbelastung.
2.5.2.3 Wärmenutzungskonzepte
Der Grad der Abwärmenutzung hat eine sehr hohe Bedeutung für die Rentabilität einer
stromerzeugenden Biogasanlage. Die Wärmenutzung trägt zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit bei
gleichzeitiger Optimierung der ökologischen Wirkungen von Biogasanlagen bei. Die Einführung des
KWK-Bonus im EEG als Anreiz zur Steigerung der Gesamteffizienz hat zu einer erheblichen Zunahme
der Abwärmenutzung bei der Stromerzeugung aus Biogas geführt. Auch der Einsatz neuer Technologien
wie der ORC-Technik (vgl. Kapitel 2.5.2.4), bei der die Abwärme des BHKW zur zusätzlichen
Stromerzeugung genutzt werden kann, oder Konzepte der Wärmenutzung zur Kälteproduktion wurden
angeregt.
Bis zum Jahr 2008 war Stand der Technik, dass Biogasanlagen nur einen Teil der im Biogas
gespeicherten Energie verwerten konnten, da die vom BHKW erzeugte thermische Energie aufgrund
fehlender Wärmesenken vor Ort vielfach nicht vollständig genutzt werden konnte. Moderne
wärmegeführte Auslegungen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) basieren auf BHKW mit
Verbrennungsmotoren und gekoppelten Generator sowie Wärmeübertragungssystemen zur
Rückgewinnung der Wärmenergie vor allem aus dem Kühlwassersystem. In Abhängigkeit vom
Anlagenkonzept werden 20 bis 40 % der bei der Verstromung des Biogases anfallenden Wärmemenge
zur Beheizung der Fermenter genutzt. Potenzielle anlagennahe Wärmeabnehmer sind in Betrieben des
Gartenbaus, der Fischereiwirtschaft oder der Holzwirtschaft (z.B. Holz- und Pellettrocknung) sowie in
kommunalen Einrichtungen (z.B. Schwimmhallen) zu sehen (vgl. Kapitel 2.5.3.10).
Neben der Reinigung des Biogases und der Einspeisung ins Gasnetz geht seit circa 10 Jahren auch eine
Entwicklung dahin, externe Blockheizkraftwerke, sogenannte Satelliten-BHKW, in der Nähe von
Wärmeabnehmern zu errichten. Diese können über eine Mikrogasleitung versorgt werden. Das Gas wird
in der Nähe von Wärmesenken verstromt, Wärmeverluste wie bei längeren Leitungsrohren entfallen
hierbei, so dass Wärmesenken vergleichsweise kostengünstig erschlossen werden können. Durch die
KWK-Pflicht im EEG 2012 (zumindest bei den Anlagen, die den erzeugten Strom nicht direkt
vermarkten) kommt Biogasleitungen eine stärkere Rolle zur Realisierung sinnvoller
Wärmenutzungskonzepte zu (PEHNT, 2012).
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 35
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Bei diesem Verfahren wird eine hohe Aufschlussleistung des Substrates bspw. ohne den Einsatz von
Chemikalien ermöglicht. Bei Temperaturen von ca. 70 bis 120 °C wird eine Hygienisierung kritischer
Substrate erzielt, jedoch findet kein signifikanter Aufschluss von Lignozellulose statt. Bei Temperaturen
von ca. 150 bis 190 °C kommt es zur Auflösung von Hemizellulose, eine Auflösung von Lignin erfolgt
bei Temperaturen größer 160 °C. Bei Temperaturen von ca. 220 bis 250 °C findet eine verstärkte
Bildung von Hemmstoffen (z.B. Phenole, heterozyklische Verbindungen, Furfural) statt und bei > 250 °C
werden pyrolytische Effekten zum Beginn von Verschwelung und Vergasung erzielt. Die Energieeinträge
liegen bei 0,5 kWh/kg (TS Biomasse (30 % TS)) bei einer thermischen Behandlung von 20 bis 150 °C
bzw. bei der hochthermische Desintegration (170 °C für 15 bis 30 Minuten) bei 1,5 kWh/kg (TS
Klärschlamm) (SCHUMACHER u. a., 2012).
Ähnlich dem Verfahren der Bioextrusion wird bei den thermischen Verfahren die Biomasse unter hohen
Druck (20 bis 30 bar) erhitzt. Entsprechende Module werden zum Beispiel von den Firmen DEMETRION
(TiH© Modul, > 150 °C) und VENTURY Energieanlagen (kompaktes Modul) angeboten. Für thermische
Desintegrationsverfahren wird ein Zukunftspotenzial gesehen (SCHWARZ, 2011).
Die Erzeugung von Kälte als ein Wärmenutzungskonzept basiert auf technischen Adsorptions- bzw.
Absorptionsverfahren. Beim Absorptionsverfahren wird ein Kältemittel vom Lösungsmittel über die
Erhitzung der Lösung getrennt. Die technische Lösung besteht aus den Komponenten Kondensator,
Absorber und Verdampfer und wird bspw. im landwirtschaftlichen Bereich (Stallklimatisierung,
Milchkühlung) eingesetzt.
Um Nutzung der BHKW-Abwärme für den Antrieb von Kältemaschinen zur Produktkühlung zu
ermöglichen, bietet sich eine Absorptionskältemaschine (AKM) an. Im Fall der Milchkühlung muss die
Milch auf Temperaturen von rund 4-5 °C gekühlt werden. Dies kann durch eine
Absorptionskältemaschine auf der Basis des Arbeitsstoffpaares von Ammoniak/-Wasser ermöglicht
werden. Diese werden je nach Anbieter ab 30 - 50 kW Kälteleistung angeboten. Prinzipiell stellt der
Einsatz einer Absorptionskälteanlage zur Milchkühlung eine sinnvolle Wärmenutzung dar, die jedoch
erst ab größeren Kälteleistungen wirtschaftlich betrieben werden kann (WINTERBERG ET AL., 2012). Nach
Herstellerangaben ist ein wirtschaftlicher Betrieb der angebotenen Absorptionskälteanlage ab
Kälteleistungen von 100-150 kW realisierbar (RAMMIG, 2012).
Eine Alternative zur Nutzung der BHKW-Abwärme stellt der Einsatz der Organic-Rankine-Cycle-
Technologie (ORC) dar. Dabei wird die Abwärme des BHKW über den sog. ORC-Prozess geführt und in
elektrische Energie (Strom) umgewandelt. Der dabei produzierte Strom kann zusätzlich eingespeist
werden. Zum größten Teil wird die ORC-Technik für Hochtemperatur-(HT)-Konzepte genutzt. In der
Industrie sind ORC-Anlagen im höheren Leistungsbereich Stand der Technik. Im Vergleich zu den
großen ORC-Leistungsbereichen mit 1 bis 2 MWel, wie in der Geothermie eingesetzt, sind für die Biogas-
Anwendungen eher kleine ORC-Anlagenleistungen in den Bereichen zwischen 50 und 500 kWel
notwendig. Allerdings sind Niedertemperatur-(NT)-Konzepte von nachgeordneter Bedeutung. Obwohl die
Einzelkomponente bereits marktfähig sind, erfordert ein optimierter Einsatz in den Biogasanlagen noch
weiteren Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Dabei bietet sich aufgrund des hohen Wärmeniveaus
vor allem die Nutzung des Abgaswärmestroms an. Bereits 2006 befanden sich die ersten Pilotanlage
mit ORC-Technik in Betrieb, die für die Nutzung des Kühlwasser- und des Abgaswärmestroms des
BHKW ausgelegt waren. Neben den hohen Investitionskosten und den vergleichsweise geringen
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
elektrischen Wirkungsgraden bezogen auf die thermische Energie der Abwärme gilt die fehlende
Rechtssicherheit bezüglich des Vergütungsanspruchs als eine der wesentlichen Umsetzungsprobleme
dieser Technologie. Der Einsatz von ORC im Biogasbereich wurde mit dem EEG 2012 und der
Festlegung des Mindestwärmenutzungsgrades sowie der Anerkennung von ORC als Wärmenutzung für
Anlagenstandorte ohne geeignete Wärmenutzung wieder interessant. ORC-Anlagen zur
Nachverstromung müssten jedoch bei Beanspruchung der EEG-Vergütung nach §27 EEG 2012
wiederum eine Mindestwärmenutzung von 60% der Abwärme entsprechend der Positivliste des EEG
2012 nachweisen, was technisch oft schwer zu realisieren ist. Zu diesem Sachverhalt gibt es
unterschiedliche juristische Auslegungen. Im EEG 2009 war die Nutzung von ORC-
Nachverstromungsanlagen auf der Negativliste der Wärmenutzung. Mit der Anerkennung als positive
Wärmenutzung wurden im Jahr 2012 wieder verstärkt ORC-Konzepte für die Nachverstromung der
Abwärme bei Biogasanlagen nachgefragt.
Kleinere Anlagen für den Betrieb im Biogasbereich sind teilweise noch im Entwicklungsstadium, so dass
Störungen im Praxisbetrieb auftreten können (ANONYMUS, 2012). Die Entwicklung kleiner ORC-Anlagen
zur Niedertemperatur-(NT)-Wärmenutzung im Biogasbereich wurde erst in den letzten drei Jahren
forciert. Alle deutschen Hersteller haben gegenwärtig mehrere Pilot- bzw. Referenzanlagen vorzuweisen.
Nach Auskunft des Fachverbandes für ORC wurden im Biogasbereich im Jahr 2012 etwa 20 ORC-
Anlagen installiert (ORC FACHVERBAND, 2013). Insgesamt geht der Verband von rund 100 Biogasanlagen
mit ORC-Technik in Deutschland aus. Aufgrund der Anreizwirkung des EEG 2012 wird ein weiterer
Zubau erwartet.
Auf dem deutschen Markt sind derzeit insgesamt 9 nationale und 3 internationale Unternehmen,
darunter Triogen (NL), Eneftech (CH) und ElectraTherm (USA) sowie die Forschungseinrichtung
Fraunhofer UMSICHT auf dem Gebiet der ORC-Technik im Bereich Niedertemperatur (NT) und
Mitteltemperatur (MT) tätig. Der Markt wird hauptsächlich von deutschen Unternehmen (vgl. Tabelle
2-6) geprägt.
Tabelle 2-6: Auswahl an ORC-Herstellern für die Nachverstromung der Abwärme aus Biogasanlagen (Quelle: (ANONYMUS,
2012), eigene Recherche DBFZ)
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 37
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
ElectraTherm GmbH 1
Im Folgenden werden ausgewählte Parameter des Anlagenbetriebs abgebildet, die im Rahmen der
Betreiberbefragung für Biogasanlagen erhoben wurden.
Die am häufigsten eingesetzte Technologie bei der Prozessführung von Biogasanlagen ist die
Nassfermentation, während die Trockenfermentation bzw. Feststoffvergärung 8 in der Regel wenig
Anwendung findet und zwischen 7 und 12 % liegt. Die Ergebnisse der DBFZ-Betreiberbefragung 2013
spiegeln dies wider: In 90 % der Biogasanlagen wird das Verfahren der Nassfermentation angewandt
(Abbildung 2-10). Die Verteilung der angewandten Verfahren zur Biogaserzeugung gleicht den
Umfrageergebnissen aus den Vorjahren. Insgesamt werden 10 % der Anlagen als
Feststoffvergärungsanlagen betrieben, davon 2 % mit dem Garagenverfahren.
8Nach der für den Erhalt des Technologie-Bonus nach EEG 2004 gültigen Definition; diskontinuierlich betrieben: Boxen- und
Garagenfermenter im Batchverfahren, kontinuierlich betrieben: Pfropfenstromverfahren.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
8% 2%
Nassfermentation
Trockenfermentation
Garagenverfahren
90% n= 908
Abbildung 2-10: Prozessführung der Biogasanlagen (nach der Definition „Trockenfermentation“ des EEG 2004); (DBFZ-
Betreiberbefragung, 2013)
Die Prozessführung und die Anlagengröße sind entscheidend für die Anzahl der Fermenter an einem
Anlagenstandort. Ausgehend von den Ergebnissen der DBFZ-Betreiberbefragung variiert die
Fermenteranzahl zwischen 1 und 8. Sowohl Nass- als auch Trockenfermentationsanlagen verfügen im
Mittel über zwei Fermenter an einem Anlagenstandort. Ein deutlicher Unterschied lässt sich für
klassische Feststoffvergärungsanlagen festmachen, welche durchschnittlich mit 5 Fermenter/Boxen
ausgestattet sind.
In Bezug auf die Prozessstufen in der Biogasanlage dominiert der zwei- oder mehrstufige
Anlagenbetrieb. 64 % der Anlagenbetreiber gaben an, ihre Anlage zwei- oder mehrstufig zu betreiben.
Somit kann gegenüber dem Vorjahr ein leichter Anstieg der Anlagen festgestellt werden, welche mit
einem oder mehreren Fermenter und einem oder mehreren Nachgärer ausgestattet sind. 36 % der
befragten Anlagen werden einstufig mit einem Fermenter geführt.
36%
einstufig
zwei-/mehrstufig
64%
n= 641
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 39
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
2.5.3.2 Eigenstrombedarf
Ausgehend von den Ergebnissen der DBFZ-Betreiberbefragung 2013 beträgt der mittlere
Eigenstrombedarf – bezogen auf die produzierte Strommenge – 7,5 % und entspricht somit den
Ergebnissen aus den Vorjahren. In der Tabelle 2-7 ist der durchschnittliche Eigenstrombedarf in
Abhängigkeit von der installierten elektrischen Anlagenleistung dargestellt. Insbesondere Anlagen im
Kleinst- und Großleistungsbereich weisen im Vergleich zu anderen Leistungsklassen einen höheren
Eigenstrombedarf auf, wohingegen in der Leistungsklasse 75 – 150 kWel der geringste
Eigenstrombedarf besteht. Aufgrund der hohen Varianz der Angaben lässt sich jedoch kein direkter
Zusammenhang zwischen der Anlagenleistung und dem Eigenstrombedarf der Anlagen ableiten.
Tabelle 2-7: Mittlerer Eigenstrombedarf bezogen auf die installierte elektrische Anlageleistung (DBFZ-
Betreiberbefragung, 2013)
≤ 70 10,0 9,5 28
2.5.3.3 Eigenwärmebedarf
Der Eigenwärmebedarf einer Biogasanlage hängt im Wesentlichen von den eingesetzten Inputstoffen,
dem Fermentervolumen und der Anlagengröße ab. Ausgehend von den Rückmeldungen der
Anlagenbetreiber liegt der mittlere Eigenwärmebedarf der betrachteten Biogasanlagen bei 26,3 % der
produzierten Wärmemenge. Bei der Hälfte der Anlagen wurde ein Eigenwärmebedarf zwischen 11 und
31 % ermittelt. Zu beachten ist hierbei, dass der Eigenwärmeverbrauch der Anlage – nach Angaben der
Befragten – oftmals nicht gemessen wird. Somit sind die angegebenen Werte z.T. als Schätzungs- bzw.
Rundungsangaben zu verstehen.
Tabelle 2-8 liefert einen Überblick über den durchschnittlichen Eigenwärmebedarf der Biogasanlagen in
Abhängigkeit von der installierten elektrischen Anlagenleistung und zeigt einen klaren Zusammenhang
mit der spezifischen Anlagengröße auf. Biogasanlagen im kleinen Leistungsbereich haben einen
deutlich höheren Wärmebedarf als Anlagen in größeren Leistungsbereichen (> 500 kWel). Einer der
Gründe dafür liegt darin, dass sich das Verhältnis der Anlagengröße zum Output und Volumen der
Fermenteroberfläche als ungünstig erweist. Außerdem besitzt die Gülle – insbesondere für Kleinst- und
Kleinanlagen – eine hohe Bedeutung als Einsatzsubstrat. Im Vergleich zu anderen Inputstoffen hat die
Gülle einen hohen Wasseranteil – daraus resultiert ein deutlich höherer Wärmebedarf für güllebasierte
Kleinanlagen.
Tabelle 2-8: Mittlerer Eigenwärmebedarf in Abhängigkeit von der Anlagenleistung (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 40
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
≤ 70 60,5 24,5 22
2.5.3.4 Gasverwertung
Die Biogasnutzung erfolgt meistens in Form einer parallelen Erzeugung von Strom und Wärme in
Blockheizkraftwerken (BHKW). Diese sind mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet. Zu den meist
verbreiteten Motorenarten gehören Gas-Otto-Motoren sowie Zündstrahlmotoren. Die beiden
Motorenarten erreichen elektrische Wirkungsgrade von über 40 %. In der Praxis kommen beide
Motorenarten in unterschiedlichen Leistungsklassen zum Einsatz. Während Gas-Otto-Motoren
überwiegend im mittleren und höheren Leistungsbereich (> 250 kWel) eingesetzt werden, finden
Zündstrahlmotoren überwiegend im kleinen und mittleren Leistungsbereich bis 340 kWel Anwendung.
Für Zündstrahlanlagen, die nach 2007 in Betrieb gegangen sind, sind nur noch regenerative Zündöle
wie Rapsmethylester (RME) oder andere anerkannte Biomassen als Zünd- und Stützfeuerung zulässig,
um den Vergütungsanspruch nach dem EEG nicht zu verlieren (FNR E.V., 2010).
Werden die unterschiedlichen Motorenarten zur Verstromung des Biogases betrachtet, so zeigt sich,
dass zu 74 % Gas-Otto-Motoren eingesetzt werden, während die Zündstrahl-BHKWs in 26 % der
Anlagen Anwendung finden (Abbildung 2-12).
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 41
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
26%
Gasmotor
Zündstrahl
74%
n= 802
Abbildung 2-12: Einsatz von Gas-Otto-Motoren und Zündstrahlmotoren zur Verstromung des Biogases (DBFZ-
Betreiberbefragung, 2013)
Mikrogasturbinen bieten eine weitere Möglichkeit zur Strombereitstellung. Genaue Aussagen zur Anzahl
sowie dem Anteil am Gesamtanlagenbestand können jedoch diesbezüglich nicht getroffen werden. Im
Rahmen der DBFZ-Betreiberbefragung gaben lediglich 2 Betreiber an, eine Mikrogasturbine zur
Stromerzeugung einzusetzen.
Anlagenkonzepte, bei denen das Biogas an den Ort der Nachfrage transportiert wird, gewinnen
zunehmend an Bedeutung. Neben der Biogasaufbereitung und -einspeisung spielen dabei vor allem
Mikrogasnetze und Satelliten-BHKW eine bedeutende Rolle. Das BHKW ist in diesem Fall räumlich von
der Biogasproduktionsanlage abgesetzt und über eine Mikrogasleitung mit dieser verbunden. Auf diese
Weise kann die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme am Standort des Wärmeabnehmers besser
genutzt werden. Im Rahmen der DBFZ-Betreiberbefragung gaben 150 Betreiber an, das Biogas über ein
Mikrogasnetz zu einem Satelliten-BHKW zu transportieren und dort Strom und Wärme zu erzeugen. Das
entspricht rund 15 % der Rückmeldungen. Aufgrund der Anreizwirkung des KWK-Bonus und der Option
des Anlagensplittings wurden verstärkt Mikrogasnetze und Satelliten-BHKW eingesetzt.
Bei der Beurteilung der Treibhausgasemission aus landwirtschaftlichen Biogasanlagen stellen die Über-
und Unterdrucksicherungen (ÜUDS) den größten Unsicherheitsfaktor dar.
ÜUDS sind prinzipiell als Sicherheitseinrichtung konzipiert, die gefährliche Über- und
Unterdrucksituationen aufgrund von schweren Betriebsstörungen vermeiden sollen. Allerdings werden
sie z. T. auch von ihrem ursprünglichen Einsatzzweck entfremdet, z. B.:
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 42
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Im Bereich der landwirtschaftlichen Biogasanlagen haben sich im Wesentlichen 3 Typen von Über- und
Unterdrucksicherungen durchgesetzt: Wassertasse, gewichtsbelastete Tauchtasse und mechanische
ÜUDS.
Im Durchschnitt verfügen die Biogasanlagen über 3 Über- bzw. Unterdrucksicherungen, die Anzahl der
Überdrucksicherungen nimmt dabei mit der Anlagengröße zu. So sind an den Kleinstanlagen
(≤ 70 kWel) im Mittel 2 Überdrucksicherungen installiert, während die Biogasanlagen ab 500 kWel
elektrischer Leistung mit 4 oder mehr Überdrucksicherungen ausgestattet sind.
sonstiges 1%
mechanische
15 %
Überdrucksicherung
gewichtsbelastete Tauchtasse 40 %
Wassertasse/-schloss 55 %
Abbildung 2-13: Art der Unter- und Überdrucksicherungen an Biogasanlagen, absolute Anzahl der Nennungen und relative
Häufigkeit (Mehrfachnennungen möglich), (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
Die Ursachen für das Auslösen der ÜUDS an den befragten Biogasanlagen sind verschiedener Natur
und in erster Linie auf den Ausfall des BHKWs und der fehlenden Gasabnahme im Falle einer
Betriebsstörung zurückzuführen.
Das Emissionspotenzial aus Unter- und Überdrucksicherungen hängt insbesondere von der
Betriebsweise, der stationären Verfügbarkeit einer sekundären Gasverbrauchseinrichtung sowie der
Wartungsintervalle ab. Dabei zeigen verschiedene Untersuchungen, dass das Ansprechverhalten dieser
Sicherheitseinrichtung und somit auch die potenziellen Methanemissionen je nach Biogasanlage sehr
unterschiedlich ausfallen können. Die Hersteller von Unter- und Überdrucksicherungen bieten
zunehmend Messtechnik zur Erfassung der Auslösungen an. Die Nachfrage nach der messtechnischen
Erfassung von Auslösungen von ÜUDS bei landwirtschaftlichen Biogasanlagen ist jedoch noch
vergleichsweise sehr gering, dagegen im Klärgasbereich schon weiter verbreitet. Hinsichtlich der
Quantifizierung von Emissionen aus Unter- und Überdrucksicherungen an Biogasanlagen besteht
weiterer Forschungsbedarf – sowohl mit Blick auf einen geeigneten messtechnischen Aufbau als auch
bezüglich einer signifikanten Anzahl von Anlagen.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 43
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Im Rahmen der Betreiberbefragung wurde die Häufigkeit des Auslösens von Überdruck- und
Unterdrucksicherungen bei dem Betrieb von Biogasanlagen abgefragt. In der Abbildung 2-14 ist die
relative Häufigkeit der Überdruckfälle in Abhängigkeit von der installierten elektrischen Anlagenleistung
dargestellt. Hierfür konnten insgesamt 870 Rückmeldungen der Anlagenbetreiber herangezogen
werden.
Abbildung 2-14: Häufigkeit des Auslösens von Überdruck- und Unterdrucksicherungen an Biogasanlagen in Abhängigkeit von
der installierten elektrischen Anlagenleistung (Mehrfachnennungen möglich), (DBFZ-Betreiberbefragung,
2013)
2.5.3.6 Fackelbetrieb
Gasfackeln sind Notfalleinrichtungen, mit denen Biogas schadlos entsorgt werden kann, sofern das
produzierte Biogas in der Anlage (i. d. R. BHKW) nicht verwertet werden kann wie z. B. bei
Wartungsarbeiten, gefüllten Gasspeichern, sehr schlechter Gasqualität und im Anfahrbetrieb.
Gasfackeln dienen somit der Anlagensicherheit und der Minderung von Emissionen.
Die Vorgaben zur Betriebsgenehmigung variieren je nach Bundesland. Bei Gasströmen über 20 Nm³/h
ist neben dem BHKW die Installation einer zusätzlichen Gasverbrauchseinrichtung vorgeschrieben (FNR
E.V., 2010). Dies kann ein weiteres BHKW, eine Gasfackel oder ein Gaskessel sein, um die
Realisierbarkeit einer geeigneten Gasentsorgung nachzuweisen.
Abbildung 2-15 gibt einen Überblick über die Verfügbarkeit einer Gasfackel an den Anlagenstandorten.
Demnach nutzen 60 % der Betreiber eine Gasfackel als zusätzliche Gasverbrauchseinrichtung.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 44
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Mehrheitlich kommen dabei stationäre Gasfackeln zum Einsatz, auf eine mobile Gasfackel haben
dagegen nur 17 % der Betreiber Zugriff. Letztere kann gemietet und im Bedarfsfall zur Anlage
transportiert werden. Dieses Vorgehen wird in der Regel vertraglich fixiert und der Betreiber kann das
Vorhalten einer mobilen Fackel nachweisen. Weiterhin kommt es vor, dass mehrere Anlagenbetreiber
gemeinsam in eine mobile Fackel investieren und diese nach Bedarf einsetzen.
60%
40% Gasfackel
vorhanden
ohne Gasfackel
n= 954
Nachfolgend ist die Verfügbarkeit einer Gasfackel differenziert nach Art (stationär, mobil) sowie
Leistungsgröße der Anlagen aufgeführt (Abbildung 2-16). Es wird ersichtlich, dass die Verfügbarkeit
einer Gasfackel mit der zunehmenden installierten Anlageleistung zunimmt. Während im kleinen
Leistungsbereich bis 150 kWel lediglich vereinzelt eine Gasfackel vorhanden ist, kann im
Leistungsbereich > 150 kWel bereits bei knapp 54 % der Anlagen eine Fackel nachgewiesen werden.
Die Einsatzhäufigkeit einer stationären Gasfackel steht ebenfalls im direkten Zusammenhang mit der
Anlagengröße – die Anlagen im mittleren und hohen Leistungsbereich verfügen vornehmlich über
stationäre Fackeln. Im Vergleich zu den Ergebnissen aus den Vorjahren zeigt sich beim Einsatz einer
mobilen Gasfackel ein verändertes Bild. Wurde im Jahr 2011 eine mobile Fackel im Leistungsbereich
151 – 500 kWel am häufigsten eingesetzt, so kann im Jahr 2012 der Einsatz von mobilen Fackeln auch
bei Großanlagen > 1 000 kWel festgestellt werden.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
100%
Verfügbarkeit einer Gasfackel
80%
60%
ohne Gasfackel
mobile Gasfackel
40%
stationäre Gasfackel
20%
0% n= 852
≤ 70 71 - 150 151 - 500 501 - 1 000 > 1 000
Abbildung 2-16: Verfügbarkeit und Art der Gasfackel in Abhängigkeit von der installierten elektrischen Anlagenleistung
(DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
Im EEG 2012 ist eine zusätzliche Gasverwertungseinrichtung vorgeschrieben, welche ab 2014 für alle
Anlagen, auch Bestandsanlagen, verbindlich ist.
2.5.3.7 Abgasnachbehandlung
Mit der Neufassung des EEG im Jahr 2009 wurde die Vergütungserhöhung für Emissionsminderung neu
eingeführt. Demnach haben alle Biogasanlagen, die nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz
genehmigt sind und Biogas zur Verstromung im BHKW einsetzen, Anspruch auf eine
Vergütungserhöhung, sofern die Formaldehydgrenzwerte nach dem Emissionsminderungsgebot der TA
Luft eingehalten werden. In diesem Zusammenhang wurden seit der Neufassung des EEG 2009 an
zahlreichen Biogasanlagen im Zuge der Abgasbehandlung Oxidationskatalysatoren oder eine
thermische Nachverbrennung installiert. Gegenwärtig erhalten knapp 51 % der Betreiber die
Vergütungserhöhung für Emissionsminderung.
In der Tabelle 2-9 ist die Anwendung von Abgasbehandlungsverfahren anhand der Rückmeldungen der
Betreiber (n= 911) dargestellt. Demnach ist bei rund 38 % der Biogasanlagen eine Abgasbehandlung
installiert. 60 % der Betreiber gaben an, keine Abgasreinigungsverfahren anzuwenden. 2 % der
Befragten machten hierzu keine Angaben.
Differenziert man die Arten der Abgasbehandlung, so zeigt sich, dass 97 % der Anlagen über
Oxidationskatalysatoren verfügen und lediglich bei 3 % der Anlagen eine thermische Nachverbrennung
installiert ist. Bei der Differenzierung des Einsatzes von Abgasbehandlungsverfahren nach
Leistungsklassen wird ersichtlich, dass Anlagen im höheren Leistungsbereich (ab 500 kWel) zu 60 % mit
entsprechender Abgasreinigungstechnik ausgestattet sind. Dagegen sind in kleineren
Leistungsbereichen (Kleinstanlagen bis 70 kWel sowie Kleinanlagen bis 150 kWel) nur vereinzelt
Standorte mit einer Abgasnachbehandlung vorzufinden. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass
der Investitionsbedarf für einen Oxidationskatalysator oder eine thermische Nachverbrennung für
Anlagen im kleinen und mittleren Leistungsbereich vergleichsweise hoch ist und die zusätzliche
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 46
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Abgasbehandlung meist nicht rentabel installiert werden kann. Diesen Umstand spiegelt ebenfalls die
Inanspruchnahme der Vergütungserhöhung für Emissionsminderung wider. Vorrangig Anlagen im
mittleren und höheren Leistungsbereich erhalten diesen Bonus, welcher im Zusammenhang mit der
Abgasbehandlung gewährt wird.
Tabelle 2-9: Anwendung von Abgasreinigungsverfahren bezogen auf die installierte elektrische Gesamtleistung am
Anlagenstandort (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
≤ 70 4 96 54
71 - 150 8 92 71
> 1 000 79 21 48
Gesamt 38 62 911
2.5.3.8 Gärrestlagerabdeckung
Die Lagerung der Gärreste erfolgt in Gärrestlagern, die entweder am Standort der Biogasanlage oder als
externe Lager errichtet werden. In der Regel werden Gärrestlager mit einer Speicherkapazität von 180
Tagen ausgelegt, da eine Ausbringung der Gärreste in den Wintermonaten nicht möglich ist. Gasdichte
Gärrestlagerabdeckungen bieten zudem die Möglichkeit der Nutzung des Restgaspotenzials der
Gärreste.
Mit der Neufassung des EEG 2009 ist für neu in Betrieb genommene Biogasanlagen, die nach BImSchG
genehmigt sind, eine gasdichte Abdeckung des Gärrestlagers erforderlich, damit ein Anspruch auf den
NawaRo-Bonus erfolgen kann. Im EEG 2012 ist für Neuanlagen mit einem Vergütungsanspruch eine
gasdichte Abdeckung des Gärrestlagers mit Gaserfassung vorgeschrieben.
Die Abdeckung der Gärrestlager ist ausgehend von den Rückmeldungen der Betreiber in der Abbildung
2-17 dargestellt. Entsprechend der Anzahl der Gärrestlager am Anlagenstandort waren auch
Mehrfachnennungen möglich. 68 % der Biogasanlagen verfügen demnach über ein abgedecktes
Gärrestlager, davon sind 15 % mit einem gasdicht abgedeckten 9 Gärrestlager ausgestattet. Bei einem
Drittel der befragten Anlagen (32 %) ist lediglich ein offenes Gärrestlager am Betriebsstandort
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 47
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
vorhanden. 38 Betreiber gaben an, sowohl über offene als auch abgedeckte bzw. gasdicht abgedeckte
Gärrestlager zu verfügen.
32% offen
abgedeckt
53%
gasdicht (techn.)
abgedeckt
15% n= 900
2.5.3.9 Gärrestbehandlung
In der Praxis werden die Gärrückstände als Dünger meist ohne weitere zusätzliche Vorbehandlung auf
landwirtschaftliche Flächen ausgebracht. Dies ist jedoch nur im Falle einer relativen Nähe des
Anlagenstandortes zu den Anbauflächen ökonomisch sinnvoll. Besteht die Notwendigkeit, die
angefallenen Gärreste über weitere Entfernungen zu fahren, so erscheint eine Gärrestbehandlung zur
Erhöhung der Transportwürdigkeit sinnvoll (FNR E.V., 2010).
Im Rahmen der Betreiberbefragung gaben 76 % der Anlagenbetreiber an, keine Behandlung von
Gärresten vorzunehmen. 7 % der Befragten machten hierzu keine Angabe. Bei den restlichen 17 % der
Anlagen (Anzahl der berücksichtigten Rückmeldungen n = 160) erfolgt eine Gärrestaufbereitung. Eine
genaue Angabe zur Art der eingesetzten Gärrestaufbereitungsverfahren machten dabei 153
Anlagenbetreiber. Somit ist im Vergleich zu den Ergebnissen im Vorjahr mit berücksichtigten
Rückmeldungen n= 111 die Anzahl der Anlagenbetreiber, welche die Gärreste aufbereiten, leicht
angestiegen.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 48
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Baden-Württemberg 12
Bayern 25
Brandenburg 5
Hamburg 1
Hessen 2
Mecklenburg-Vorpommern 3
Kompostierung
Niedersachsen 18
Separation
Nordrhein-Westfalen 14
Trocknung
Rheinland-Pfalz 7
Sachsen 1 sonstiges
Sachsen-Anhalt 3
Schleswig-Holstein 3
Thüringen 2
0 10 20 30 40
n= 153
Anzahl der Nennungen, [n]
Abbildung 2-18: Einsatz der Gärrestaufbereitungsverfahren, differenziert nach Bundesländern, absolute Anzahl und relative
Häufigkeit (%), (Mehrfachnennungen möglich), (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
2.5.3.10 Wärmenutzungskonzepte
Nach Abzug des Eigenwärmebedarfs der Biogasanlage wird die extern verfügbare Wärmemenge des
BHKW einer weiteren Nutzung zugeführt. Der Anteil der extern genutzten Wärmemenge sowie die Art
der Nutzung variiert von Anlage zu Anlage. Ausgehend von den Rückmeldungen der Betreiber (n = 338)
kann – nach Abzug des Eigenwärmebedarfs – ein durchschnittlicher Wärmenutzungsgrad der extern
verfügbaren Wärmemenge von 56 % ermittelt werden. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es
sich hierbei um Selbstauskünfte der Betreiber handelt und dadurch eine mögliche Verzerrung der Werte
durch höher geschätzte Angaben zu den jeweiligen Wärmenutzungsgraden zustande kommen kann. Die
Hälfte der Betreiber nutzt zwischen 35 und 76 % der nach Abzug des Eigenwärmebedarfs verfügbaren
Wärmemenge, wobei die Anteile der extern genutzten Wärmemenge in der Gesamtheit zwischen 0 und
100 % variieren.
In der nachfolgenden Abbildung 2-19 sind die Anteile der externen Wärmenutzung ausgehend von den
diesjährigen Rückmeldungen der Betreiber dargestellt. Im Vergleich zu den Vorjahresergebnissen
zeichnet sich ein Ausbau der Wärmenutzung mit der einhergehenden Erhöhung der extern genutzten
Wärme ab. So gaben 59 % der Betreiber an, nach Abzug des Eigenwärmebedarfs einen externen
Wärmenutzungsgrad von mehr als 50 % zu erzielen. Darunter nutzen 23 Betreiber nach eigenen
Aussagen die extern verfügbare Wärme im vollen Umfang (100 %).
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 49
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
38 % der Befragten führen weniger als 50 % der verfügbaren Wärmemenge einer externen Nutzung zu.
5 Anlagenbetreiber gaben dabei an, keine Nutzung der extern verfügbaren Wärme vorzunehmen.
100
80
60
40
20
0
≤ 10 % 11 - 25 % 26 - 50 % 51 - 75 % 76 - 90 % 91 - 100 %
Abbildung 2-19: Anteile externer Wärmenutzung (nach Abzug des Eigenwärmebedarfs), dargestellt nach der Anzahl der
Nennungen (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
Die Bewertung der Art der externen Wärmenutzung erfolgte anhand von 691 Rückmeldungen der
Betreiber, Mehrfachnennungen waren dabei möglich. Abbildung 2-20 liefert einen Überblick über die
Häufigkeitsverteilung unterschiedlicher Wärmenutzungsarten, eine mengenmäßige Verteilung in
Abhängigkeit von der Nutzungsart wurde im Rahmen der DBFZ-Betreiberbefragung nicht erhoben.
Ausgehend von den Rückmeldungen der Betreiber ist die Beheizung von Wohn- und Sozialgebäuden,
Büros und Werkstätten sowie Warmwasserbereitung mit 39 % dominierend und ist in der Abbildung
2-20 unter der Kategorie „Sozialgebäude“ zusammengefasst. Weiterhin setzen 19,7 % der Betreiber die
extern verfügbare Wärme für Trocknungsprozesse ein. Im Zusammenhang mit dem bereits erwähnten
Ausbau der Wärmenutzung hat die Bedeutung der Nah- und Fernwärmenetze zugenommen. Dabei ist
insbesondere die zunehmende Rolle der Fernwärme bei der Umsetzung von Wärmekonzepten
hervorzuheben, welche mit 10,8 % gegenüber dem Vorjahr um das Dreifache gestiegen ist. Derartige
Wärmenutzungskonzepte werden zunehmend angestrebt und bieten insbesondere im ländlichen Raum
und bei Bestandsanlagen hohe Potenziale. Dagegen hat die Einsatzhäufigkeit der verfügbaren Wärme
aus Biogasanlagen in öffentlichen Gebäuden, im gärtnerischen sowie industriellen Bereich im Vergleich
zum Vorjahr deutlich abgenommen. In der Abbildung 2-20 sind diese Wärmenutzungskonzepte als
„öffentliche Gebäude“ mit 2,7 %, „Gärtnerei/ Gewächshaus“ mit 2,0 % sowie „Gewerbe/ Industrie“ mit
1,7 % aufgeführt.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Sozialgebäude 35,8 %
Trocknungsprozesse 18,1 %
Nahwärmeversorgung 15,9 %
Stallbeheizung 11,1 %
Fernwärme 9,9 %
sonstige 3,2 %
Abbildung 2-20: Art der Wärmenutzung, absolute Anzahl der Nennungen und relative Häufigkeit (Mehrfachnennungen
möglich), (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
Eine Darstellung der Wärmenutzungsarten in Abhängigkeit von der Leistungsgröße der Biogasanlagen
ist in der Abbildung 2-21 enthalten. Die Häufigkeitsverteilung bezieht sich ausschließlich auf die Anzahl
der Nennungen zu der Art der Wärmenutzung. Im Kleinstanlagenbereich wird die extern verfügbare
Wärme zu 72 % zur Beheizung von Wohn- und Sozialgebäuden, Büros und Werkstätten sowie
Warmwasserbereitung genutzt. 5 Betreiber von Kleinstanlagen gaben zudem an, die verfügbare Wärme
in die Nahwärmenetze zu leiten. Im Bereich der Kleinanlagen bis 150 kWel wird die extern verfügbare
Wärme neben der Beheizung von Sozialgebäuden und zur Warmwasserbereitung zu insgesamt 19 % für
die Stallbeheizung sowie Trocknungsprozesse aufgewendet. Mit zunehmender Anlagengröße steigt die
Bedeutung weiterer Wärmenutzungskonzepte, insbesondere der Nah- und Fernwärmeversorgung. Im
Leistungsbereich 151 – 500 kWel wird die verfügbare Wärme zu 25 % in die Nah- und Fernwärmenetze
geleitet, im Bereich ab 500 kWel – zu 30 % und im Großanlagenbereich über 1 000 kWel – zu 40 %.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
sonstiges*
151 - 500 kWel Fernwärme
Stallbeheizung
Nahwärmeversorgung
71 - 150 kWel
Trocknungsprozesse
Sozialgebäude
≤ 70 kWel
Abbildung 2-21: Art der Wärmenutzung differenziert nach der Leistungsgröße der Biogasanlagen (Mehrfachnennungen
möglich), (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
2.6 Biomasseeinsatz
Der Großteil der Biogasanlagen in Deutschland wird auf der Basis landwirtschaftlicher Reststoffe und
nachwachsender Rohstoffe betrieben. Hinsichtlich des Substrateinsatzes dominieren massebezogen
nach wie vor nachwachsende Rohstoffe (NawaRo) und tierische Nebenprodukte wie Gülle und Festmist,
die jeweils über den NawaRo- und Gülle-Bonus nach dem EEG 2004 und 2009 gefördert werden.
Bezogen auf den Energiegehalt der eingesetzten Substrate verschiebt sich die Verteilung des
Gesamtsubstrateinsatzes der Biogasanlagen deutlich zu nachwachsenden Rohstoffen. Rund 2/3 der
Energiebereitstellung in Biogasanlagen sind auf nachwachsende Rohstoffe zurück zu führen. Unter den
nachwachsenden Rohstoffen dominiert Maissilage den Substrateinsatz. Bei rund 80 % der in
Biogasanlagen eingesetzten nachwachsenden Rohstoffe – bezogen auf die Menge – handelt es sich
um Maissilage. Daneben sind vor allem Grassilage und Getreide-GPS als Energiepflanzen zur
Biogaserzeugung von Bedeutung.
Neben den rein landwirtschaftlichen Biogasanlagen, in denen Gülle und nachwachsende Rohstoffe
eingesetzt werden, gibt es in Deutschland eine Vielzahl von Vergärungsanlagen, in denen Bioabfälle,
Grünabfälle oder gewerbliche organische Abfälle, wie Lebensmittel- oder Kantinen- und Küchenabfälle,
eingesetzt werden. Mit der Novellierung des Gesetzes für den Vorrang erneuerbarer Energien
(§ 27a EEG („Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG)“, 2012), der Bioabfallverordnung
(„Verordnung über die Verwertung von Bioabfällen auf landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 52
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
gärtnerisch genutzten Böden (BioAbfV)“, 2012) und des Kreislaufwirtschaftsgesetzes („Gesetz zur
Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen
(KrWG)“, 2012) sind gesetzliche Vorgaben und Anreize geschaffen, die einen verstärkten Einsatz von
Vergärungsanlagen zur Gewinnung von Biogas bei der Behandlung von Bioabfällen erwarten lässt
(SCHOLWIN ET AL., 2012).
Der Anteil der Biogasanlagen auf der Basis von Bioabfall am gesamten Biogasanlagenbestand ist aber
vergleichsweise gering. Ende 2010 waren rund 120 Bioabfallvergärungsanlagen in Deutschland in
Betrieb. Diese Anlagen nutzen ausschließlich oder überwiegend Bioabfälle. Sie finden sich über das
gesamte Bundesgebiet verteilt, aber zum größten Teil in Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen
und Baden-Württemberg. Darüber hinaus erfolgt der Einsatz von Bioabfällen in einer deutlich größeren
Anzahl von Biogasanlagen, eine eindeutige bzw. einheitliche Statistik darüber existiert allerdings nicht.
Im Jahr 2009 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in knapp 300 Biogasanlagen
Bioabfälle und organische Abfälle eingesetzt. Die Zahl der in Betrieb befindlichen Co-
Fermentationsanlagen lag 2009 bei rund 180 Anlagen, zusätzlich zu den oben genannten 120 reinen
Bioabfallvergärungsanlagen (DBFZ GGMBH, 2011). Mit den Rahmenbedingungen durch das EEG 2012
(Vergütungskategorie für die Vergärung von Bioabfällen) und den anstehenden Sanierungen und
Ersatzinvestitionen in vielen bestehenden Anlagen wird ein verstärkter Trend zur Anwendung von
Vergärungsanlagen erwartet. Potenziale der zusätzlichen energetischen Nutzung von Bioabfällen sind
dabei insbesondere in der Nachrüstung bestehender Kompostierungsanlagen um eine Vergärungsstufe
zu sehen. Dabei sollten administrative Hürden soweit als möglich reduziert und Rahmenbedingungen
für eine aus ökologischer Sicht vorteilhafte Nutzung der Abfälle in Biogasanlagen geschaffen werden
(SCHOLWIN ET AL., 2012).
Ausgehend von den Rückmeldungen der Betreiber ist in der nachfolgenden Abbildung 2-22 der masse-
und der energiebezogene Substrateinsatz in Biogasanlagen dargestellt. Die prozentualen Angaben
basieren dabei auf den im Laufe der Befragung erhobenen Mengen (Frischmasse) eingesetzter
Substrate. Massebezogen dominieren nachwachsende Rohstoffe sowie Wirtschaftsdünger mit
insgesamt 96 % den Substrateinsatz in den Biogasanlagen. Die Bedeutung der Bioabfälle sowie
industrieller und landwirtschaftlicher Reststoffe am Gesamtsubstratinput ist dagegen gering. Im
Vergleich zu den Ergebnissen der Vorjahre zeigt sich zudem, dass der Anteil der eingesetzten Bioabfälle
und industriellen sowie landwirtschaftlichen Reststoffen von insgesamt 9 % im Betriebsjahr 2010 und
8 % im Betriebsjahr 2011 auf rund 4 % im Jahr 2012 zurückgegangen ist. Der prozentuale Rückgang
erklärt sich aus dem höherem Anlagenzubau von Nawaro-Biogasanlagen, während die Anzahl der
reinen Bioabfallvergärungsanlagen relativ gleich blieb und den Zusammensetzungen der befragten
Anlagenbetreiber.
Aufgrund der höheren Gasausbeuten der Energiepflanzen verschiebt sich die energiebezogene
Verteilung hin zu den nachwachsenden Rohstoffen. Mit 13,8 % spielen Wirtschaftsdünger dabei eine
vergleichsweise geringe Rolle.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Abbildung 2-23 liefert einen Überblick über den Einsatz nachwachsender Rohstoffe in den
Biogasanlagen bezogen auf die eingesetzte Masse. Ähnlich zu den Ergebnissen der Vorjahre besitzt
Maissilage mit 73 % eine entscheidende Bedeutung beim Substrateinsatz in Biogasanlagen. Grassilage
und Getreide-GPS haben mit jeweils 11 sowie 7 % Anteile am Gesamtsubstrateinsatz nachwachsender
Rohstoffe. Im Vergleich zu den Befragungsergebnissen der vergangenen Jahre hat sich der Anteil von
Landschaftspflegematerial sowie Zuckerrüben auf 3 % erhöht. Im Rahmen der Betreiberbefragung
gaben 6 Befragte an, Maissilage als Landschaftspflegematerial einzusetzen. Mengenmäßig macht dies
rund 14 % des eingesetzten Landschaftspflegematerials aus. Bei der Berechnung der masse- und
energiebezogenen Anteile am Gesamtsubstratinput wurde jedoch entsprechend der Betreiberangaben
die Deklaration als Landschaftspflegematerial beibehalten 10.
10 Der Erhalt eines Landschaftspflegebonus nach EEG 2009 für den Einsatz von Mais als Landschaftspflegematerial ist jedoch
nicht möglich und wurde durch einen entsprechenden Hinweis des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit klargestellt. Mit dem novellierten EEG 2012 wurde zudem der Anbau und die Deklaration von Mais als
Landschaftspflegematerial gesetzlich per definitionem ausgeschlossen (vgl. Einsatzstoffvergütungsklasse II, („Gesetz für den
Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG).“, 2012).
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 54
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Abbildung 2-23: Masse- und energiebezogener Substrateinsatz nachwachsender Rohstoffe in Biogasanlagen (DBFZ-
Betreiberbefragung 2013, Bezugsjahr 2012)
Abbildung 2-24: Masse- und energiebezogener Substrateinsatz von Wirtschaftsdünger in Biogasanlagen (DBFZ-
Betreiberbefragung 2013, Bezugsjahr 2012)
Tabelle 2-10 gibt abschließend einen umfassenden Überblick über die masse- und energiebezogene
Verteilung der eingesetzten Substrate in Biogasanlagen in Deutschland. Dabei sind die
Substratkategorien „NawaRo“ und „Exkremente“ detailliert dargestellt. Die massebezogene Verteilung
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 55
2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
bezieht sich auf die Frischmasse eingesetzter Substrate, während die energiebezogene Verteilung den
jeweiligen spezifischen Methanertrag der Substrate berücksichtigt.
Tabelle 2-10: Masse- und energiebezogene Verteilung eingesetzter Substrate in Biogasanlagen (DBFZ-
Betreiberbefragung, 2013)
Exkremente Gülle/Festmist
2,9 1,0
nicht spezifiziert
2.6.3 Substratkosten
Die im Rahmen der Betreiberbefragung 2013 (Bezugsjahr 2012) ermittelten Substratkosten sind
nachfolgend für die ausgewählten Kulturarten dargestellt. Die Substratkosten wurden dabei nach
Eigenproduktion (Tabelle 2-12) und Substratbezug durch Zukauf (Tabelle 2-12) differenziert. Im Mittel
beträgt der Preis für die Maissilage 37 EUR/tFM. Die Eigenproduktion des Getreidekorns (190 EUR/tFM)
wird von den Betreibern höher bewertet als der Zukauf mit 177 EUR/tFM. Dagegen erweist sich die
Eigenproduktion von Maissilage um 6 %, von Getreide-GPS um 11 % und von Ackergras um 7 %
günstiger als der externe Bezug der genannten Kulturarten.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Tabelle 2-11: Kosten der Substrate aus der Eigenproduktion (DBFZ-Betreiberbefragung 2013)
Ackergras 31 86 0,36 73 11
Zwischenfrüchte 26 72 0,37 53 9
Zuckerrübe 33 75 0,44 49 8
Tabelle 2-12: Preise der Substrate aus dem externen Zukauf (DBFZ-Betreiberbefragung 2013)
Ackergras 33 86 0,38 19 12
Zwischenfrüchte 27 72 0,37 21 8
Zuckerrübe 32 75 0,43 21 7
In den folgenden Darstellungen ist die Substratpreisentwicklung der jeweiligen Kulturarten unter
Berücksichtigung der Rückmeldungen aus den Betreiberbefragungen der letzten 5 Jahre für die
Bezugsjahre 2008 – 2012 dargestellt (vgl. Abbildung 2-25, Abbildung 2-26). Ersichtlich ist, dass bei
allen Substraten im Zeitverlauf eine Preissteigerung eingetreten ist. Den höchsten Schwankungen
unterlagen in der Vergangenheit die Preise für Getreidekorn, was mit der Entwicklung der weltweiten
Agrarpreise einherging. Nachdem der Preis für Getreidekorn im Jahr 2009 auf 0,35 EUR/m3CH4
gesunken ist, ist seit dem Jahr 2010 ein stetiger Preisanstieg zu verzeichnen. In diesem
Zusammenhang weisen einige Betreiber auf die mangelnde Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von
Getreidekorn als Co-Substrat in Biogasanlagen hin.
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2 Biogas – Vor-Ort-Verstromungsanlagen
Abbildung 2-25: Durchschnittliche Substratkosten [€/m3CH4] für Substrate aus Eigenproduktion (DBFZ-Betreiberbefragungen
2008 – 2013)
Abbildung 2-26: Durchschnittliche Substratpreise extern zugekauften Substrate [€/m3CH4] (DBFZ-Betreiberbefragungen 2008
– 2013)
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 58
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
3.1 Methodik
Um den aktuellen Stand der in Betrieb befindlichen Biogasaufbereitungs- und -einspeiseanlagen zum
31.12.2012 zu ermitteln, wurde Anfang 2013 durch das Fraunhofer-Institut für Windenergie und
Energiesystemtechnik (IWES) eine Abfrage unter den Herstellern von Biogasaufbereitungsverfahren
durchgeführt. Aufbauend auf dem Forschungsvorhaben BIOMON „Evaluierung der
Biomethanbereitstellung, -verteilung und -nutzung in Deutschland durch ein Marktmonitoring“ der
Projektpartner wurden die Anlagendatenbanken des IWES und des DBFZ hinsichtlich der
Biogasaufbereitungsanlagen einbezogen. Weitere Informationen zum Anlagenbestand wurden durch
die Befragung von Aufbereitungsanlagen des DBFZ im Februar/ März 2013 generiert.
3.1.1 Herstellerbefragung
Die Befragung von Herstellern von Biogasaufbereitungsverfahren wurde vom Fraunhofer-Institut für
Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) Anfang 2013 durchgeführt, wobei der Anlagenbestand
in Deutschland mit Blick auf die in Betrieb und Planung befindlichen Aufbereitungsanlagen
einschließlich der Art des Verfahrens und der Aufbereitungskapazität erfasst wurde.
3.1.2 Betreiberbefragung
Die Befragung der Betreiber für Anlagen zur Aufbereitung von Biogas zu Biomethan (sog.
Biomethananlagen) wurde zeitgleich mit der Befragung der Biogasanlagenbetreiber durchgeführt
(vgl. 2.1.2) und bezieht sich ebenfalls auf das Jahr 2012. Die Rückmeldungen der Betreiber wurden
dabei per Post, per Fax und über einen Online-Fragebogen erfasst.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 59
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Der Fragebogen für die Betreiberbefragung von Aufbereitungsanlagen ist im Anhang A 4 dargestellt.
Insgesamt wurden 120 Biomethananlagen angeschrieben. Bei der nachfolgenden Auswertung können
insgesamt Rückmeldungen von 22 Anlagen (davon 1 Anlage im Bau) berücksichtigt werden, so dass
rund 18 % des Gesamtbestandes an Aufbereitungsanlagen (Ende 2012 mit rund 120
Biomethananlagen in Deutschland) abgedeckt werden kann.
Bis 31.12.2012 befanden sich nach Rückmeldung der Hersteller 120 Anlagen zur Aufbereitung von
Biogas in Betrieb. Im Jahr 2012 speisten von den 120 erfassten Biogasaufbereitungsanlagen (BGAA)
118 BGAA über maximal 116 11 Biogaseinspeiseanlagen (BGEA) Biomethan in die Erdgasnetze ein
(FRAUNHOFER IWES, 2013). Die Anlagenstandorte Jameln und Bottrop werden als
Biogasaufbereitungsanlagen erfasst, speisen das Biomethan jedoch nicht ins Erdgasnetz ein.
Die Abbildung 3-1 zeigt die kumulierte Entwicklung der Anzahl und der Aufbereitungskapazität (Rohgas)
von Biogasaufbereitungsanlagen in Deutschland im Zeitraum 2006 bis 2012 bezogen auf die
Inbetriebnahme der Biogasaufbereitungsanlage. Gleichzeitig wird die Anzahl der Anlagen dargestellt,
die sich nach Angaben der Hersteller für 2013 im Bau oder in Planung befinden. Es wird darauf
hingewiesen, dass nicht durch alle Anlagenhersteller Prognosedaten für 2013 übermittelt wurden. Des
Weiteren kann erfahrungsgemäß davon ausgegangen werden, dass sich der Inbetriebnahmezeitpunkt
einiger Anlagen verzögern kann. Deutlich wird, dass 2012 ein weiterer Zubau von
Biogasaufbereitungskapazität erfolgte und abschätzend für 2013 auch weiterhin zu erwarten ist.
11 Anlagen Bottrop und Jameln speisen das Biomethan nicht ins Erdgasnetz ein (Biomethan wird als Kraftstoff genutzt).
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 60
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
180 200.000
160 180.000
140.000
120
120
120.000
Anlagenzahl
100
100.000
80 85
80.000
60
60.000
52
40
40.000
33
20 20.000
3 6 14
0 0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013*
(Prognose)
Abbildung 3-1: Entwicklung der Anzahl und der Aufbereitungskapazität (Rohbiogas) von Biogasaufbereitungsanlagen in
Deutschland im Zeitraum 2006 - 2012 (kumuliert) mit einer Prognose für 2013 (FRAUNHOFER IWES, 2013)
Die folgende Abbildung 3-2 stellt die kumulierte Entwicklung der Biogaseinspeiseanlagen in
Deutschland für den Zeitraum 2006 bis 2012 verglichen mit den Zahlen der Bundesnetzagentur
(BNetzA) dar. Ab 2009 zeigt sich eine Differenz zwischen den IWES- und BNetzA-Daten von drei Anlagen
zur Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz, ab 2011 sogar von fünf Anlagen.
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3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
100
Anlagenzahl
80
82
77
60
40 47
44
30
20 27
2 2 5 k.A.* 12 12 k.A.*
0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Abbildung 3-2: Entwicklung der Anzahl von Biogaseinspeiseanlagen in Deutschland im Zeitraum 2006 - 2012 (kumuliert)
nach Fraunhofer IWES im Vergleich zur Bundesnetzagentur (FRAUNHOFER IWES, DBFZ, FRAUNHOFER UMSICHT,
2013), (BNETZA, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012)
Die regionale Verteilung der in Betrieb und Bau befindlichen Aufbereitungs- und Einspeiseanlagen in
Abhängigkeit der Aufbereitungskapazität (bezogen auf Biomethan) ist in Abbildung 3-3 dargestellt.
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3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Abbildung 3-3: Standorte der in Betrieb befindlichen Biogasaufbereitungs- und -einspeiseanlagen in Deutschland
differenziert nach Aufbereitungskapazität (Nm³Biomethan/h), (DBFZ, Stand 04/2013)
Tabelle 3-1 zeigt die Verteilung der Anlagen zur Aufbereitung von Biogas zu Biomethan in Deutschland
auf der Ebene der Bundeländer. Dabei werden die Anlagenzahl, die gesamte Einspeisekapazität und die
durchschnittliche Einspeisekapazität der Anlagen dargestellt, die sich Ende 2012 in Deutschland in
Betrieb befanden.
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3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Tabelle 3-1: Regionale Verteilung der in Betrieb befindlichen Biomethananlagen nach Bundesländern (DBFZ, IWES
2013)
Berlin 0 0 0
Unter der Annahme, dass Ende 2012 rund 120 Biomethananlagen in Betrieb waren, kann von einer
Einspeisekapazität von insgesamt rund 72.000 m3 i.N./h Biomethan ausgegangen werden (vgl. Tabelle
3-1). Im Vergleich zu den Vorjahren erfolgte der Zubau von Anlagen zur Aufbereitung des Biogases auf
Erdgasqualität (Biomethan) mit nachfolgender Einspeisung ins Erdgasnetz in einem ähnlichen Umfang.
Damit ist die Anzahl der insgesamt vorhandenen Einspeiseanlagen im Vergleich zum Vorjahr um rund
ein Drittel gestiegen. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand wird sich dieser Trend 2013 fortsetzen.
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3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
< 350 Nm³/h 350 bis 700 Nm³/h > 700 Nm³/h Gesamt-Einspeisekapazität in Nm³/h Biomethan
140 90.000
80.000
120
70.000
80 50.000
Anzahl [-]
60 40.000
30.000
40
20.000
20
10.000
0 0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Inbetriebnahmejahr
Abbildung 3-4: Entwicklung der Biomethananlagen in Deutschland nach Anlagenzahl (differenziert nach Leistungsgrößen
und Einspeisekapazität; vorläufige Daten 2012) (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
Unter der Annahme einer vollständigen Verstromung würde die installierte elektrische
Leistungsäquivalenz aller Aufbereitungsanlagen rd. 345 MWel 12 entsprechen. Die in Betrieb
befindlichen Biogasaufbereitungsanlagen hätten damit einen Anteil von rund 10 % an der gesamten
installierten elektrischen Leistungsäquivalenz in Deutschland erzielt.
12 Annahme für die Umrechnung: Gesamteinspeisekapazität (bei Nennlast) Ende 2012: 7,14 TWh (Hs); elektrischer
Wirkungsgrad 37 %; Volllaststunden 7.650 (analog Biogas Vor-Ort-Verstromung)
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3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Zur Ermittlung der Strom- und Wärmeerzeugung durch die Nutzung von Biomethan in KWK-Anlagen
(BHKW) wird auf der Basis der Anlagengrößen und Inbetriebnahmezeitpunkte der Aufbereitungsanlagen
die Einspeisemenge von Biomethan in das Erdgasnetz abgeschätzt. Bei den Anlagenstandorten Bottrop
und Jameln erfolgt keine Einspeisung des Biomethans ins Erdgasnetz, so dass diese bei der Ermittlung
der Einspeisemenge unberücksichtigt bleiben.
Unklar ist, wie der zeitliche Unterschied zwischen der Inbetriebnahme und tatsächlicher
Gaseinspeisung einer Aufbereitungsanlage einzuschätzen ist. Weitere Unsicherheitsfaktoren stellen die
realen Betriebsstunden (unter Nennlast) und der reale Methanschlupf der Aufbereitungsanlagen dar.
Die Praxis zeigt, dass die produzierte Biomethanmenge verschiedener Aufbereitungsanlagen unter der
Aufbereitungskapazität liegt. Eine Verifizierung der Daten ist für diesen Aspekt noch erforderlich.
Zur Abschätzung der Einspeisemenge von Biomethan in das Erdgasnetz wurden folgende Annahmen zu
Grunde gelegt.
Tabelle 3-2: Annahmen zur Ermittlung der Einspeisemenge von Biomethan (DBFZ, (FRAUNHOFER IWES, 2013))
Annahmen
Anlagenverfügbarkeit, % 96
Methanschlupf, % 1
Korrekturfaktor 0,65
Der Korrekturfaktor dient als erster Ansatz zur Abschätzung der tatsächlich zu erwartenden
Einspeisemengen. Er errechnet sich aus den tatsächlichen Einspeisemengen (BNetzA) und den
jeweiligen jährlichen Aufbereitungskapazitäten unter Nennlast ((FRAUNHOFER IWES, DBFZ, FRAUNHOFER
UMSICHT, 2013), (WITT u. a., 2012)).
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3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Anlagenbetrieb (vgl. Tabelle 3-2) wird die reale Gaseinspeisung von Biomethan in das Erdgasnetz für
das Jahr 2012 mit rund 4,8 TWh (Hs) 13 bzw. rund 440 Mio. m3 i.N. Biomethan geschätzt.
Unsicherheiten bestehen darin, wie das zu Biomethan aufbereitete und ins Erdgasnetz eingespeiste
Biogas genutzt wird. So ist unklar, in welchen Mengen Biomethan im KWK-Bereich zur Strom- und
Wärmeerzeugung eingesetzt wird. Lediglich für rund die Hälfte des eingespeisten Biomethans können
Aussagen getroffen werden, ob das Biomethan für die Stromerzeugung (KWK), für die reine
Wärmeerzeugung oder als Kraftstoff genutzt wird. Sowohl die Auswertungen der Betreiberbefragung
(Biomethan) 14 als auch die Datengrundlage des Forschungsvorhabens BIOMON (FRAUNHOFER IWES,
DBFZ, FRAUNHOFER UMSICHT, 2013) und Bundesnetzagentur (BNetzA) belegen, dass der Großteil der
gehandelten Biomethanmengen in KWK-Anwendungen genutzt wird.
Nach Einschätzungen der Bundesnetzagentur (BNETZA, 2012) wurden im Jahr 2011 ca.
2.978 GWh (Hs) Biomethan in das Erdgasnetz eingespeist. Die gehandelte Biomethanmenge im Jahr
2011 umfasste ca. 1.342 GWh, wobei lediglich für ca. 47 % der gehandelten Biomethanmenge
(entspricht ca. 634 GWh) Nutzungspfade zugewiesen werden konnten. Demnach wird nach Angaben
der BNetzA ca. 80 % des gehandelten Biomethans in KWK-Anwendungen verstromt (vgl. Abbildung 3-5).
Hierbei sind die Biomethanmengen, die in Gasspeichern gelagert oder exportiert werden, jedoch nicht
berücksichtigt.
13 Abschätzung der realen Biomethaneinspeisung unter Berücksichtigung des Korrekturfaktors 0,65, der sich aus dem
Verhältnis zw. realen Einspeisemengen gemäß der BNetzA-Daten und der erfassten jährlichen Aufbereitungskapazitäten der
Einspeiseanlagen ergibt (Mittelwert aus den Jahren 2010, 2011 und 2012, wobei für 2012 die vorläufigen Angaben der
BNetzA zu Grunde gelegt wurden).
14 Nach Auswertung der Betreiberbefragung für Biomethananlagen 2013 gaben die Betreiber hinsichtlich der vorgesehenen
Verwertungswege an, das Biomethan vornehmlich in KWK-Anwendungen (> 90 %) zu nutzen (n=11); allerdings handelt es sich
bei den Rückmeldungen ausschließlich um Anlagen, die das Biomethan überwiegend aus Energiepflanzen und
Wirtschaftsdüngern erzeugen.
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3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Abbildung 3-5: Nutzungspfade für Biomethan – Auswertungen der BNetzA für 2011 ((BNETZA, 2012), (FRAUNHOFER IWES,
DBFZ, FRAUNHOFER UMSICHT, 2013))
Im Rahmen des Forschungsvorhabens BIOMON wurden durch die Projektpartner u.a. die Nutzungswege
für Biomethan untersucht. Auf der Basis von Akteursbefragungen konnten die Nutzungswege für ca.
1.305 GWh Biomethan für das Jahr 2011 ermittelt werden (FRAUNHOFER IWES, DBFZ, FRAUNHOFER
UMSICHT, 2013). Demnach erfolgt, abweichend von den Annahmen der BNetzA, für ca. 60 % der
erfassten Biomethanmenge (787 GWh) eine Verstromung im BHKW (KWK) (vgl. Abbildung 3-6).
Aufgrund der Absatzprobleme für Biomethan geben die größeren Gasversorger wie die Verbundnetz Gas
AG (VNG) und die E.ON AG an, wesentliche Mengen an Biomethan zu speichern. Inwiefern die
gespeicherten Mengen letztlich auch in KWK-Anwendungen zum Einsatz kommen, ist nicht bekannt.
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3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Abbildung 3-6: Nutzungspfade für Biomethan im Jahr 2011 ( Auswertungen des Fraunhofer IWES im Rahmen des BIOMON-
Projektes 2012 (FRAUNHOFER IWES, DBFZ, FRAUNHOFER UMSICHT, 2013)
Wird unterstellt, dass die produzierten Biomethanmengen in Deutschland – analog der für die
gehandelten Biomethanmengen ermittelten Nutzungswege im Jahr 2011 – zu 60 bis 80 % im KWK-
Bereich eingesetzt werden (vgl. Kapitel 3.3), so werden durch die Verstromung von Biomethan zwischen
rund 1,1 und 1,4 TWhel bereitgestellt 15. Biomethan wird sowohl in kleinen und mittleren als auch in
vergleichsweise großen BHKW-Aggregaten verstromt. Die Bandbreite der BHKW-Leistungsgröße beim
Einsatz von Biomethan variiert üblicherweise von <<0,1 bis >1 MWel.
Die folgende Abschätzung der Wärmebereitstellung bezieht sich auf den Einsatz von Biomethan in
KWK-Anwendungen. Wird eine Stromerzeugung aus Biomethan von 1,1 bis 1,4 TWhel (vgl. Kapitel 3.3.1)
sowie durchschnittliche BHKW-Wirkungsgrade (elektrisch: 37 %, thermisch: 45 %) und eine 100 %-ige
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3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Wärmenutzung für die Verstromung von Biomethan im BHKW zu Grunde gelegt, ergibt sich eine
Wärmenutzung von 1,3 bis 1,7 TWhth.
Für die Aufbereitung des Biogases auf Erdgasqualität finden überwiegend die Verfahren der
Druckwechseladsorption (PSA), Druckwasserwäsche (DWW) und Aminwäsche Anwendung. Vereinzelt
wird die Aufbereitung mit Hilfe einer physikalischen Absorption mit organischem Lösemittel oder mittels
Membranverfahren vorgenommen. Ende 2012 befanden sich fünf verschiedene Verfahren mit einer
Gesamtaufbereitungskapazität von 140.520 m3 i.N./h Rohgas zur Biogasaufbereitung von insgesamt 15
Herstellern in Betrieb (FRAUNHOFER IWES, 2013).
Tabelle 3-3: Übersicht über die Anzahl und die Aufbereitungskapazität der bis Ende 2012 in Betrieb befindlichen
Biogasaufbereitungsanlagen nach Aufbereitungsverfahren (FRAUNHOFER IWES, 2013).
Aminwäsche 39 44.430
Druckwasserwäsche 36 53.750
Druckwechseladsorption 30 29.990
Polyglykolwäsche 12 11.450
Membrantrennverfahren 3 900
Von den 120 für 2012 erfassten BGAAs speisten 118 BGAAs über maximal 116 BGEAs Biomethan in
Erdgasnetze ein. Bei der Biomethaneinspeisung überwiegt die Austauschgaseinspeisung deutlich
gegenüber der Zusatzgaseinspeisung (FRAUNHOFER IWES, DBFZ, FRAUNHOFER UMSICHT, 2013).
Die Preise für Flüssiggas, welche in den meisten Biogaskonditionierungsanlagen zur Anpassung der
kalorischen Parameter Brennwert und Wobbe-Index benötigt wird, unterliegen seit 2005 einem
signifikanten Anstieg. Die Erzeugerpreise für den Parameter „Flüssiggas, insgesamt“ sind im Zeitraum
2005 bis 2012 mit Bezug auf das Jahresmittel um 89 % gestiegen. Die höchsten Preise im
Betrachtungszeitraum 2000 bis 2012 wurden im März 2012 erreicht (DESTATIS, 2013). Dies hat
direkte Auswirkungen auf die wälzungsfähigen Kosten, die durch die Einspeisung von Biogas in
Erdgasnetze entstehen.
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3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Im Folgenden werden ausgewählte Parameter des Anlagenbetriebs abgebildet, die im Rahmen der
Betreiberbefragung der Aufbereitungsanlagen erhoben wurden.
Die Verteilung der Rückmeldungen ausgehend von den Aufbereitungskapazitäten mit einer
Gegenüberstellung zum Gesamtanlagenbestand ist in der Tabelle 3-4 enthalten. Im Zuge der
Betreiberbefragung konnten Informationen insbesondere zu den Anlagen mit der mittleren
Aufbereitungskapazität (350 – 700 m3 i.N./hBiomethan) erhoben werden. Der Gesamtanlagenbestand wird
ebenfalls von den Anlagen mittlerer Aufbereitungskapazität dominiert, so dass der Rücklauf der
Betreiberbefragung in diesem Punkt als repräsentativ anzusehen ist.
Tabelle 3-4: Rücklauf der Betreiberbefragung in Abhängigkeit von der Aufbereitungskapazität und dem Anteil am
Gesamtanlagenbestand (DBFZ-Betreiberbefragung 2013)
<350 Nm³/h 3 14 19
>700 Nm³/h 1 5 10
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 71
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Tabelle 3-5: Rücklauf der Betreiberbefragung - Substratklassen und Rohgasmengen (DBFZ-Betreiberbefragung 2013)
Klärschlamm 0 0 1 1.250
In den Biomethananlagen wird die Wärme für die Beheizung der Fermenter zur Produktion des
Rohbiogases sowie – in Abhängigkeit von dem eingesetzten Verfahren – für Biogasaufbereitung
benötigt. Um einen sicheren Anlagenbetreib zu gewährleisten, werden in der Praxis oft mehrere
Wärmequellen an einem Anlagenstandort genutzt. In der Regel wird die Wärme durch ein BHKW bzw.
Heizkessel bereitgestellt, welche sowohl auf Basis von Holz und Hackschnitzel als auch mit Bio- oder
Erdgas geführt werden. Zudem kann die Prozessabwärme aus der Biogasaufbereitung, Verdichtung und
Abgasnachbehandlung genutzt werden.
Ausgehend von den Betreiberrückmeldungen sind in der Abbildung 3-7 die Wärmequellen zur
Fermenterbeheizung dargestellt, dabei wird zwischen primären und sekundären Wärmequellen
unterschieden. Demnach wird in den meisten Anlagen die im EEG 2009 vorgeschriebene Anforderung
der regenerativen Wärmeversorgung erfüllt. So wird die primäre Wärmeversorgung in der Mehrheit der
Anlagen durch ein biogasgeführtes BHKW sichergestellt. In 3 der Anlagen wird die Wärme durch die
Heizkessel auf Basis von Biogas bereitgestellt. Lediglich 1 Biomethananlage wird in erster Linie mit der
Wärme aus einem Holzheizkessel versorgt. Zum Einsatz der Sekundärwärmequellen können keine
genauen Aussagen getroffen werden, da im Rahmen der DBFZ-Betreiberbefragung 10 der befragten
Anlagenbetreiber keine Angaben zur Art bzw. der prinzipiellen Nutzung zusätzlicher Wärme gemacht
haben.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 72
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
10
8
Anzahl der Nennungen, [n]
4
primäre Wärmequelle
2 sekundäre Wärmequelle
0
BHKW
nachbehandlung
Biogaskessel
Biogasturbine
Holzheizkessel
Abgas-
n= 15
Abbildung 3-7: Primäre und sekundäre Wärmequellen zur Beheizung von Biogasaufbereitungsanlagen (absolute Anzahl,
Mehrfachnennungen möglich), (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
3.4.3.2 Entschwefelungsverfahren
Zur Vermeidung der Anlagenkorrosion sowie vor der Einspeisung ins Erdgasnetz bzw.
Weiterverarbeitung zu Kraftstoff ist eine Entschwefelung des Rohbiogases notwendig. In Abhängigkeit
von dem Verfahrensprinzip wird zwischen biologischen, chemischen und adsorptiven
Entschwefelungsverfahren unterschieden. Die Auswahl der spezifischen Entschwefelungsverfahren wird
vornehmlich standortabhängig durchgeführt. In der Abbildung 3-8 sind ausgehend von den
Betreiberrückmeldungen die eingesetzten Verfahren zur Grobentschwefelung dargestellt. Die Mehrheit
der Befragten (57 %) nutzt das Verfahren der biologischen Entschwefelung durch Luftzugabe. Lediglich
in einer Anlage wird die Sulfidfällung mit Hilfe von Eisenhydroxid zur Entschwefelung angewandt. 38 %
der Anlagenbetreiber machten keine Angaben zur Art der eingesetzten Grobentschwefelungsverfahren.
Zur Feinentschwefelung des produzierten Biomethans werden in 80 % der Anlagen Aktivkohlefilter
eingesetzt.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 73
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Eisenhydroxid
57%
k.A.
5% n= 21
Abbildung 3-8: Eingesetzte Entschwefelungsverfahren (Grobentschwefelung) für die Bereitstellung von Rohbiogas zur
Aufbereitung zu Biomethan (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
3.4.3.3 Aufbereitungsverfahren
In der Abbildung 3-9 sind die Verfahren für die Aufbereitung des Biogases auf Erdgasqualität, zum
einen entsprechend der Betreiberangaben sowie zum anderen bezogen auf den Gesamtbestand
dargestellt. Zur Abtrennung von CO2 wird laut Betreiberrückmeldungen das Verfahren der Aminwäsche
in 43 % der Anlagen und somit am häufigsten eingesetzt (Abbildung 3-9, A). Weiterhin kommen in
einigen Anlagen Druckwasserwäsche (DWW) sowie Druckwechseladsorption (PSA) zum Einsatz.
Lediglich in einer Anlage wird – ausgehend von den Betreiberrückmeldungen – das
Membrantrennverfahren zur Aufbereitung des Biogases auf Erdgasqualität eingesetzt. In diesem Fall ist
jedoch die prozentuale Verteilung auf die Anzahl der Rückmeldungen zurückzuführen und somit
ausschließlich in Bezug auf die Betreiberbefragung zu verwenden.
Im bundesweiten Vergleich zeigt sich, dass die Verfahren der Amin- (32 %), Druckwasserwäsche (30 %)
und Druckwechseladsorption (25 %) am häufigsten eingesetzt werden (vgl. Abbildung 3-9, B).
Polyglykolwäsche mit 10 % findet dagegen nur wenig Anwendung. Gegenwärtig gibt es in Deutschland
nur vereinzelt Biomethananlagen (3 %), welche das vergleichsweise neue Verfahren der
Membrantechnologie zur CO2-Abtrennung verwenden (vgl. 3.4.1).
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 74
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
A B
3%
5% 10% Aminwäsche
14%
32%
Druckwasserwäsche
43%
Druckwechseladsorption
25%
19% Polyglykolwäsche
Membrantrennverfahren
In der folgenden Tabelle ist der Strom- und sofern vorhanden der Wärmebedarf für die Aufbereitung des
Rohbiogases zu Biomethan dargestellt.
Tabelle 3-6: Mittlerer elektrischer und thermischer Energiebedarf für die Aufbereitung des Rohbiogases differenziert
nach Aufbereitungskapazität der Biomethananlagen (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
In der Abbildung 3-10 ist der mittlere Strombedarf der Aufbereitungsverfahren in Abhängigkeit der
Verfahren dargestellt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Angaben auf den Rückmeldungen der
Anlagenbetreiber basieren und von Herstellerangaben abweichen können. Der relativ hohe
Energiebedarf für die Aufbereitung des Rohbiogases mittels Druckwasserwäsche (DWW) von
0,35 kWel/m3 i.N. Rohgas ist auf die Rückmeldung eines Anlagenbetreibers zurückzuführen, der angab,
dass die Anlage in dem Jahr 2012 in Betrieb gegangen ist und voraussichtlich einen erhöhten
Strombedarf aufwies. Der vergleichsweise geringe mittlere Strombedarf der Aufbereitungsverfahren ist
darauf zurückzuführen, dass bei den Rückmeldungen der Betreiberbefragung Aminwäschen
überwiegen.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 75
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
0,35
DWW
n= 1
0,24
PSA
n= 3
0,21
Polyglykolwäsche
n= 1
0,07
Aminwäsche
n= 6
Abbildung 3-10: Mittlerer elektrischer Energiebedarf für die Aufbereitung von Rohbiogas in Abhängigkeit von dem
eingesetzten Gasaufbereitungsverfahren (DBFZ-Betreiberbefragung, 2013)
3.4.3.5 Methanverlust
Die im Zuge der Betreiberbefragung ermittelten durchschnittlichen Werte für den Methanschlupf an
Biogasaufbereitungsanlagen sind in der Tabelle 3-7 dargestellt und entsprechen im Wesentlichen den
Literaturangaben (FNR E.V., 2013, noch nicht veröffentlicht). Den höchsten mittleren Methanschlupf
weist die Anlage auf, welche zur Aufbereitung des Rohbiogases die Membrantechnologie einsetzt, was
auf die Verfahrensspezifika zurückzuführen ist. Den geringsten Schwankungen unterliegen die Anlagen,
in welchen das Verfahren der Aminwäsche eingesetzt wird ( x ± σ).
3.4.3.6 Gasqualitäten
Ausgehend von den Ergebnissen der DBFZ-Betreiberbefragung wird das aufbereitete Biogas
überwiegend als Austauschgas eingespeist. Dabei wird das Biogas zu 75 % in H-Gasqualität sowie zu
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 76
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
25 % als L-Gas eingespeist. 1 Anlagenbetreiber gab an, das produzierte Biogas als Zusatzgas
einzuspeisen.
Der Brennwert des einzuspeisenden Biogases wurde anhand der Rückmeldungen der Betreiber (n=20)
ermittelt und nachfolgend in Abhängigkeit von der spezifischen Gasqualität dargestellt. Dabei wird
davon ausgegangen, dass sich die in der Befragung ermittelten Brennwert-Angaben auf den Brennwert
nach der Konditionierung beziehen, da eine Brennwertanpassung maßgeblich nach der Konditionierung
messtechnisch erfasst wird.
Tabelle 3-8: Brennwert des einzuspeisenden Biogases (kWh/ m3 i.N.) in Abhängigkeit von der Gasqualität, (DBFZ-
Betreiberbefragung, 2013)
Die Brennwertanpassung des einzuspeisenden Biogases wird in der Regel mittels Zugabe von
Flüssiggas (LPG) für H-Gas bzw. Luft für L-Gas vorgenommen. Tabelle 3-9 liefert einen Überblick über
die relative Verteilung der eingesetzten Verfahren zur Erreichung der Anforderungen an die
Netzkompatibilität des einzuspeisenden Biogases. Bei 25 % der Biomethananlagen wird keine
Brennwertanpassung durchgeführt. 35 % machten keine Angaben zur prinzipiellen Durchführung bzw.
Art der Konditionierung des Biomethans.
Tabelle 3-9: Brennwertanpassung in Abhängigkeit von der Gasqualität (relative Häufigkeit [%], Anzahl der Nennungen
n= 20), (DBFZ-Betreiberbefragung 2013)
Luft-Zugabe 0% 5%
Biomethanverwertungspfade
Ausgehend von den Rückmeldungen der Betreiber (n= 11) wurde eine Zuordnung der
Biomethanmengen zu den Nutzungspfaden KWK, Kraftstoff und Wärme vorgenommen. In der
Abbildung 3-11 sind die aus der Betreiberbefragung ermittelten Verwertungspfade für Biomethan
dargestellt. Anzumerken sei, dass für die Auswertung nur die Rückmeldung der kleinen
(< 350 m³i.N./hBiomethan) bis mittleren (350-700 m³i.N./hBiomethan) Aufbereitungsanlagen mit
überwiegendem Einsatz von Energiepflanzen berücksichtigt werden konnte. Die in Abbildung 3-11
dargestellte Verteilung der Verwertungspfade für Biomethan spiegelt demnach eine typische
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 77
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Aufbereitungsanlage auf der Basis landwirtschaftlicher Substrate wider. Dabei gaben die Betreiber an,
in 10 Anlagen ausschließlich nachwachsende Rohstoffe und in 1 Anlage nachwachsende Rohstoffe mit
Wirtschaftsdüngern einzusetzen.
Es wird ersichtlich, dass der Großteil des erzeugten Biomethans (91 %) in die KWK-Nutzung geht. Bei
einer Biomethanlage, welche neben nachwachsenden Rohstoffen auch Wirtschaftsdünger einsetzt,
geht das produzierte Biomethan gleichermaßen in die KWK- und Kraftstoffnutzung (50 %).
7% 2%
KWK
Kraftstoff
Wärmemarkt
91% n= 11
Abbildung 3-11: Nutzungspfade für Biomethan für Aufbereitungsanlagen mit überwiegendem Einsatz von Energiepflanzen
(DBFZ-Betreiberbefragung 2013)
3.5 Biomasseeinsatz
3.5.1 Substratverteilung
In der Abbildung 3-12 ist der mittlere energie- und massebezogene Substratinput dargestellt. Sowohl
masse- als auch energiebezogen spielen nachwachsende Rohstoffe dabei die größte Rolle mit knapp
78 % respektive 87 %. Im Unterschied zu den Vor-Ort-Verstromungsanlagen (vgl. Kapitel 2.6) werden
die Wirtschaftsdünger massebezogen in einem geringen Umfang (10,7 %) in Biomethananlagen
eingesetzt. Der äußerst geringe energetische Anteil der Wirtschaftsdünger am Gesamtsubstrateinsatz
ist auf die nicht spezifizierten Angaben der Anlagenbetreiber zurückzuführen, welche keine
Differenzierung zwischen Rinder- und Schweinegülle sowie Angaben zum Festmisteinsatz machten. Für
diese Angaben wurde bei der Berechnung ein gemittelter Methanertrag von 22,2 m3 i.N./t angenommen.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 78
3 Biogas - Aufbereitungsanlagen
Massebezogen entfallen auf die Bioabfälle sowie industrielle und landwirtschaftliche Reststoffe rund
12 % der Gesamtinputmenge. Dieser Wert ist vor allem auf die Rückmeldungen von 3 Betreibern
zurückzuführen, welche ihre Anlagen auf Basis organischer Reststoffe führen.
Eine Aufschlüsselung des Einsatzes nachwachsender Rohstoffe in den Biomethananlagen ist der
Abbildung 3-13 zu entnehmen. Ähnlich wie bei den Vor-Ort-Verstromungsanlagen dominiert die
Maissilage bei Biomethananlagen mit rund 80 % sowohl den masse- als auch den energiebezogenen
Substratinput. In nennenswerten Mengen werden zudem massebezogen Getreide-GPS zu 8 % und
Grassilage zu 5 % eingesetzt. Aufgrund des hohen Energiegehaltes kommt dem Getreidekorn
energiebezogen eine größere Bedeutung zu.
Abbildung 3-13: Masse- und energiebezogener Substrateinsatz nachwachsender Rohstoffe in Biomethananlagen (DBFZ-
Betreiberbefragung, 2013, Bezugsjahr 2012)
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 79
0
3.5.2 Substratkosten
Tabelle 3-10: Substratkosten und –preise für eingesetzte Maissilage in Biomethananlagen (DBFZ-Betreiberbefragung
2013)
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 80
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Methodik
Um die Anlagenentwicklung abzubilden, wurde frühzeitig am Institut für Energetik und Umwelt gGmbH
(IE) in Leipzig eine Datenbank für Biomasseheizkraftwerke aufgebaut, die nun durch das DBFZ
weitergeführt und kontinuierlich ausgebaut wird. Diese Datenbank enthält anlagenspezifische Daten,
die die Basis für die folgenden Auswertungen darstellen. Die Informationen beruhen auf
Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, Zeitungen, Internet sowie Angaben von Betreibern,
Projektentwicklern und Herstellern. Die Datenbank weist eine sehr hohe Vollständigkeit bei
Biomasseheizkraftwerke mit einer Leistung > 1 MW installierter elektrischer Leistung auf. Kleinere
Anlagen, besonders Holzvergaseranlagen im Leistungsbereich < 150 kWel, sind anteilig in der
Datenbank erfasst. Zur Darstellung der Bestandsentwicklung dieser Anlagen bedarf es daher weiterer
Quellen. Der Vergleich mit öffentlich zugänglichen Studien, Quellen anderer Institutionen und Behörden
lässt vermuten, dass die DBFZ-Biomasseheizkraftwerkdatenbank inzwischen eine der umfassendsten
Datenbestände in diesem Bereich in Deutschland darstellt (vgl. DREHER u. a., 2011).
Komplettiert und validiert werden die Anlagendaten durch die EEG-Daten der Bundesnetzagentur
(BNetzA). Hierzu wurden fast alle Anlagen in der Datenbank mit den EEG-Daten der BNetzA verknüpft.
Zur Verfügung stehen die Daten der Jahre 2007 bis 2011. Die BNetzA-Daten weisen die
anlagenspezifische EEG-vergütete Stromerzeugung sowie damit verbundene Boni zu Technologie, KWK
und den Einsatz der jeweiligen Biomassesortimente auf. Damit sind diese Daten eine sehr gute und
präzise Quelle hinsichtlich der EEG-vergüteten Stromerzeugungsmenge.
Des Weiteren wurde in den ersten beiden Februarwochen 2013 eine Betreiberumfrage durch das DBFZ
durchgeführt. Aufgrund der unterschiedlichen Technologien von Holzvergaseranlagen und weiteren
Biomasseheizkraftwerken wurden zwei angepasste Fragebögen erstellt, die im Anhang A 1 und A 2 zu
finden sind. Insgesamt wurden 391 Fragebögen postalisch an den Standort der Anlage verschickt.
Anfang März wurden 100 Betreiber, die noch keinen Fragebogen ausgefüllt haben, per E-Mail an die
Befragung erinnert. Den Betreibern stand offen, den Fragebogen online auszufüllen, per Mail, Fax oder
in einem portofreien Rücksendeumschlag an das DBFZ zurückzusenden.
Der Rücklauf belief sich auf insgesamt 96 ausgefüllte Fragebögen. Dies entspricht einer Rücklaufquote
von 25 %. Jedoch haben mehrere Betreiber nicht den kompletten Fragebogen ausgefüllt und teilweise
Fragen ausgelassen. Bei den weiteren Auswertungen wird die Anzahl der berücksichtigten Antworten
jeweils ausgewiesen.
Die regionale Verteilung nach der Anzahl der Anlagen ist in der Abbildung 4-1 dargestellt.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 81
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Abbildung 4-1: Regionale Verteilung der angeschriebenen Betreiber und der Umfragerücklauf (DBFZ-Betreiberbefragung,
Stand April 2013)
Abbildung 4-1 zeigt die Abdeckung des Rücklaufes der Betreiberbefragung hinsichtlich der regionalen
Verteilung. Die Leistung, die durch die DBFZ-Betreiberbefragung repräsentiert wird, ist in folgender
Abbildung 4-2 dargestellt.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 82
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Abbildung 4-2: Installierte elektrische Leistung in den jeweiligen Bundesländer, sowie Leistungsanteil der
Biomasseheizkraftwerke, die an der Befragung teilgenommen haben (DBFZ, Stand April 2013)
Abbildung 4-2 verdeutlicht, dass nahezu alle relevanten Bundesländer in der Betreiberbefragung
repräsentiert sind. Keine Antworten gingen von den Betreibern aus dem Saarland, aus Berlin und aus
Sachsen ein. In Hamburg und Thüringen hingegen war eine hohe Beteiligung zu verzeichnen. Die
Rücklaufquote gemessen an dem Verhältnis der installierten Leistung der Biomasseheizkraftwerke zu
der ein Fragebogen vorliegt zur gesamten installierten Leistung der Heizkraftwerke betrug 29 %.
Zur genaueren Darstellung der Entwicklung der Holzvergaseranlagen wurde zudem vom DBFZ eine
Umfrage unter den Herstellern durchgeführt. Die Unternehmen wurden in der letzten Märzwoche 2013
per E-Mail auf die Befragung hingewiesen und zusätzlich in den ersten beiden Aprilwochen angerufen.
Insgesamt wurden 47 Hersteller kontaktiert, von denen 30 Hersteller teilnahmen und Angaben zur
Anlagenentwicklung machten. Die Angaben sind vor allem in die Beschreibung der
Holzvergasertechnologie und die Entwicklung der installierten Holzvergaseranlagen eingeflossen.
Validiert wurden die Umfrageergebnisse durch unabhängige Sachverständige auf dem Gebiet der
Holzvergasung. Dabei wurden vereinzelt Korrekturen bei den Angaben der Hersteller vorgenommen.
Trotz der Vielzahl verwendeter Datenquellen muss darauf hingewiesen werden, dass aufgrund der
äußerst dynamischen Marktentwicklung bei Bioenergieanlagen in den vergangenen Jahren keine
vollständige Erhebung garantiert werden kann. Unsicherheiten können sich beispielsweise durch
unbekannte oder nicht veröffentlichte Anlagenumrüstungen ergeben. Weiterhin sind teilweise
Brennstoffmodifikationen, Verzögerungen von Inbetriebnahmen, Baumaßnahmen,
Genehmigungsverfahren, Stilllegungen usw. möglich. Somit stellen alle nachfolgenden Angaben den
derzeitigen Stand des Wissens dar.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 83
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Der aktuelle Anlagenbestand aller in Betrieb befindlichen für eine Vergütung nach EEG in Frage
kommenden Biomasse(heiz)kraftwerke ist in Abbildung 4-3 dargestellt. Darin nicht enthalten sind
Anlagen die neben Biomasse auch weitere Brennstoffe einsetzen sowie Kleinst-KWK-Anlagen < 10 kWel.
Nach derzeitigem Kenntnisstand sind Ende 2012 ca. 540 Biomasse(heiz)kraftwerke einschließlich
thermo-chemischer Holzvergaser (ohne Mitverbrennungsanlagen) mit einer elektrischen Leistung von
rund 1.560 MWel in Betrieb. Damit haben sich seit Inkrafttreten des EEG im Jahr 2000 die Zahl der
Biomasse(heiz)kraftwerke und die installierte elektrische Leistung mehr als verzehnfacht.
Abbildung 4-3: Anlagenanzahl und installierte elektrische Bruttoleistung der in Betrieb befindlichen und *prognostizierten
Biomasse(heiz)kraftwerke (DBFZ, Stand April 2013 – ohne Kleinst-KWK-Anlagen < 10 kWel und Kraftwerke
mit Biomasse-Mitverbrennung)
Während in den ersten Jahren nach Einführung des EEG ein erheblicher Zuwachs der installierten
Leistung verzeichnet wurde, nimmt diese Tendenz in den letzten Jahren deutlich ab. Gleichzeitig steigt
die Anzahl der Neuanlagen deutlich. Diese Entwicklung beruht auf dem Trend, dass immer kleinere
Anlagen zugebaut werden.
Eine besondere Dynamik lässt sich beim Zubau von Anlagen im kleinen Leistungssegment (< 1 MWel)
beobachten. Die Anzahl zugebauter Anlagen stieg vor allem in den Jahren 2011 und 2012 merklich an.
Diese Entwicklung wird vor allem durch die Technologieentwicklung der thermo-chemischen
Holzvergasung getragen. Im Jahr 2012 wurden etwa 80 Anlagen mit einer kumulierten elektrischen
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 84
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Leistung von 7 MW zugebaut. Für das Jahr 2013 wird mit einem Zubau von 90 Anlagen mit einer
kumulierten elektrischen Leistung von 9 MW ausgegangen.
Bei den Anlagen im höheren Leistungssegment (> 1 MWel) wurden zwischen den Jahren 2005 und
2011 jährlich zwischen zehn und 20 Anlagen zugebaut. Im Jahr 2012 belief sich die Anzahl der
Neuanlagen auf zehn Biomasseheizkraftwerke mit einer kumulierten elektrischen Leistung von 38 MW.
Dem steht die Stilllegung eines Biomasseheizkraftwerks mit einer elektrischen Leistung von 6 MW
gegenüber. Die in 2012 in Betrieb genommenen Biomasseheizkraftwerke verfügen alle über eine
Wärmeauskopplung und weisen eine durchschnittliche Stromkennzahl von 0,27 auf, was für einen
hohen Anteil der Wärmeauskopplung spricht. Die erzeugte Wärme wird bei den meisten Anlagen in das
Wärmenetz eingespeist. Eine Anlage erzeugt Prozessdampf, in drei weitere Anlagen wird die Wärme zur
Holztrocknung genutzt. Bei den Betreibern der in 2012 in Betrieb genommenen
Biomasseheizkraftwerke handelt es sich überwiegend um Stadtwerke und weitere Unternehmen der
Energieversorgungsbranche. Für das Jahr 2013 wird in diesem Leistungssegment ein Zubau von sieben
Anlagen mit einer elektrischen installierten Leistung von 35 MW ausgegangen.
Die Biomasseheizkraftwerke in Unternehmen der Papier- und Zellstoffindustrie werden hier separat
aufgeführt. Denn viele dieser Heizkraftwerke setzen Biomasse nur zur Mitverbrennung ein, während
andere Heizkraftwerke ausschließlich Biomasse einsetzen und nach EEG vergütet werden. Dabei
werden hauptsächlich Reste aus der Papierherstellung (v. a. Schwarzlauge) sowie im Werk anfallende
Reste aus der Holzaufbereitung (v. a. Rinde) eingesetzt. Hinzu kommt, dass die Heizkraftwerke der
Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal GmbH und der Zellstoff Stendal Holz GmbH nur teilweise nach
EEG vergütet werden. In folgender Tabelle 4-1 ist hierzu eine Übersicht gegeben.
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4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Tabelle 4-1: Übersicht der Biomasseheizkraftwerke der Papier- und Zellstoffindustrie (DBFZ, Stand April 2013)
Elektrische
nach EEG vergütete EEG-Einspeisung
Gesamtleistung Inbetriebnahmejahr
Leistung [MWel] 17 seit:
[MWel] 16
Papierfabrik Marsberg,
2,5 1996 Biomasse-Mitverbrennung
WEPA
Biomasse-Mitverbrennung
Stora Enso Maxau GmbH 81 2010
(ca. 30 Ma.-% Biomasse 19)
Den Angaben von Energiestatistik aus dem Jahr 2010 zufolge werden in Unternehmen im
Wirtschaftszweig „Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus“ insgesamt rund 1,8 TWh Strom
aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt. Unter der Annahme, dass diese Stromerzeugung abzüglich
der Stromerzeugung in Biogasanlagen größtenteils den Biomasseheizkraftwerken dieses
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4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Wirtschaftszweiges zuzuordnen ist, wurden in den Biomasseheizkraftwerken rund 1,74 TWh Strom
erzeugt. Mit Einbeziehung der mittleren Volllaststunden kann anhand der veröffentlichten
Stromerzeugung aus der Energiestatistik die nicht EEG-vergütete Leistung berechnet werden. Für die
Volllaststunden wurden die Daten der BNetzA von 2009 bis 2011 für die Biomasseheizkraftwerke der
Papier- und Zellstoffindustrie herangezogen. Dabei ergibt sich ein mittlerer Wert von rund 6.380
Volllaststunden. Demzufolge kann die anteilige installierte Leistung für die Stromerzeugung aus
Biomasse mit rund 275 MW installierter elektrischer Leistung berechnet werden, wovon 129 MW nach
EEG vergütet werden (siehe Tabelle 4-1). Bei der auf diese Weise nicht der Stromerzeugung aus
Biomasse zugeordneten Leistung (100 MW) wird von größtenteils nicht erneuerbaren Energieträgern
wie Erdgas und Kohle ausgegangen. Ein Zubau von Biomasseheizkraftwerken in der Papier-und
Zellstoffindustrie ist derzeit nicht abzusehen.
Daneben erfolgt ein energetischer Einsatz in der Mitverbrennung von Biomassen in Kohlekraftwerken
und im Zuge der Industrieabfallverbrennung. Besonders in den Kohlekraftwerken variiert die Menge der
mitverbrannten Biomasse sehr stark, da viele Anlagenbetreiber Biomasse nur vorübergehend zu
Testzwecken eingesetzt haben. Nach derzeitigem Stand der Recherche wird in nur wenigen
Kohlekraftwerken Biomasse eingesetzt. Darüber hinaus wird auch Siedlungsabfall, welcher einen
durchschnittlichen biogenen Anteil von rund 50 % hat (IAA, 2011), in Müllverbrennungsanlagen
verbrannt. Nach den Angaben in der Energiestatistik 066k und 067, denen über 95 % der
Stromerzeugung in Müllverbrennungsanlagen zugeordnet wird, handelt es sich um 93 Anlagen die
Siedlungsabfall einsetzen.
Insgesamt wurden im Jahr 2012 rund 100 Anlagen mit eine installierten Leistung von rund 45 MWel
installiert. Gleichzeitig wurde eine Anlage mit 6 MWel zurückgebaut. Für das Jahr 2013 wird ein Zubau
von rund 90 Anlagen mit einer kumulierten Leistung von ebenfalls rund 45 MWel prognostiziert. Die
Angaben stellen Prognosewerte dar und können bei veränderten Rahmenbedingungen deutlich
abweichen. Diese Prognose muss in Abhängigkeit der genehmigungsrechtlichen und technischen
Verfügbarkeit, der Brennstoffmarktsituation, der Finanzierungs-, Versorgungs- und Wärmekonzepte
sowie der politischen Entwicklungen in der nächsten Zeit gegebenenfalls angepasst werden.
Regionale Verteilung
Ein Großteil der kleineren Biomasseheizkraftwerke (< 1 MWel) ist in Süddeutschland zu finden. Die
Abbildung 4-4 zeigt, dass in Bayern, gefolgt von Baden-Württemberg, mit Abstand die meisten Anlagen
installiert sind. Allerdings ist die kumulierte installierte elektrische Leistung in Bayern nur unwesentlich
höher als in Nordrhein-Westfalen, wo vermehrt große Anlagen (> 1 MWel) zu finden sind. Für die
Interpretation der Abbildung 4-4 muss beachtet werden, dass nur rund 390 Biomasseheizkraftwerke
von insgesamt 540 Anlagen dargestellt wurden, da nur zu diesen Standortangaben verfügbar sind. Die
Anlagen > 1 MWel können nahezu komplett abgebildet werden, dagegen sind Anlagen < 1 MWel
unterrepräsentiert.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 87
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Abbildung 4-4: Regionale Verteilung der sich in Betrieb befindlichen Biomasseheizkraftwerke im Jahr 2012 (DBFZ, Stand
April 2013, soweit Standort bekannt)
Auch Brandenburg und Niedersachsen verfügen über eine ähnlich hohe elektrische Leistung bei
vergleichsweise geringer Anlagenanzahl, was auf die hohe durchschnittliche Leistung der Anlagen
zurückzuführen ist.
Die regionale Verteilung des Zubaus an Biomasseheizkraftwerken mit einer elektrischen Leistung
> 1 MW im Jahr 2013 verteilt sich nach aktuellen Angaben auf Baden-Württemberg mit zwei Anlagen
und einer kumulierten Leistung von 4 MWel, auf Hessen mit zwei Anlagen und einer kumulierten
Leistung von 13 MWel, auf Niedersachsen mit einer Anlage mit 10 MWel Leistung, auf Berlin mit einer
Anlage und 5 MWel sowie auf Bayern mit 2 Anlagen und 3 MWel kumulierter Leistung.
Eine Konzentration der Anlagen in den süddeutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg
sowie in dem Bundesland Nordrhein-Westfalen ist in folgender Abbildung 4-5 zu erkennen.
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4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Die in Abbildung 4-5 dargestellten Punkte symbolisieren die Anzahl der Biomasseheizkraftwerke je
Postleitzahlengebiet. In vielen waldreichen Gegenenden wie im Bayerischen Wald, oder dem Sauerland
befinden sich besonders viele Anlagen. Große Anlagen, die hauptsächlich Altholz nutzen, befinden sich
vielfach im vergleichsweise dicht besiedelten Ruhrgebiet. Im Norden Deutschland ist die Anzahl der
betriebenen Biomasseheizkraftwerke und Holzvergaseranlagen deutlich geringer.
Nach dem derzeitigen Entwicklungsstand haben inzwischen drei Technologien zur Strombereitstellung
kombiniert mit der Auskopplung von Wärme auf Basis der Biomasseverbrennung Marktreife erlangt.
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4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Diese sind der Dampfkraftprozess unter Anwendung einer Dampfturbine beziehungsweise vereinzelt
auch eines Dampfmotors, der ORC 20-Prozess sowie die thermo-chemische Vergasung. Die thermo-
chemische Vergasungstechnologie erlangte vor allem seit den Jahren 2011 und 2012 eine immer
größer werdende Bedeutung.
Ursprünglich für die Strombereitstellung aus Niedertemperaturwärme entwickelt, hat sich der ORC-
Prozess mit Unterstützung des Technologie-Bonus im Bereich der Biomasse(heiz)kraftwerke zu einer
wesentlichen Größe entwickelt. Nach derzeitigem Kenntnisstand befanden sich Ende 2012 in
Verbindung mit einer Rostfeuerung ca. 90 ORC-Anlagen mit einer elektrischen Leistung zwischen 0,2
und 3,1 MWel (2 Module à 1,55 MWel) in Betrieb. Der elektrische Brutto-Wirkungsgrad dieser Anlagen
bewegt sich meist bei rund 15 %, die meisten Anlagen weisen eine hohe Wärmenutzung aus. Wie in
Abbildung 4-3 dargestellt, bewegt sich die Leistung der meisten Anlagen zwischen 0,5 und 2 MWel. Seit
2004 wächst die Zahl der jährlichen Inbetriebnahmen für die Stromerzeugung aus fester Biomasse und
erreichte 2009 ihren bisherigen Höhepunkt mit ca. 20 neu in Betrieb genommenen Anlagen. Diese
Entwicklungen sind auf die Anreizwirkungen des EEG zurückzuführen, wonach Strom aus ORC-Anlagen
mit einem zusätzlichen Technologie-Bonus mit Inbetriebnahme bis Ende 2011 vergütet wird. Mit
Inkrafttreten des EEG 2012 ist der Technologie-Bonus weggefallen. In der Folge halbierte sich der
Zubau an ORC-Anlagen in 2012 gegenüber den beiden vorangegangenen Jahren auf vier Anlagen. Die
kumulierte elektrische Leistung von Biomasseheizkraftwerken, die eine ORC-Turbine einsetzen, beläuft
sich derzeit auf rund 110 MW. ORC-Anlagen werden in den meisten Fällen in Kombination mit einer
Rostfeuerung installiert.
20 Organic-Rankine-Cycle (ORC)
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 90
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Abbildung 4-6: Bestandsentwicklung von ORC- und Dampfturbinen- sowie Holzvergaseranlagen von 2000 bis 2012 (DBFZ,
Stand April 2013)
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 91
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Abbildung 4-7: Elektrischer Brutto-Wirkungsgrad in Abhängigkeit von der installierten elektrischen Leistung und
differenziert nach den üblichen Stromerzeugungstechnologien (DBFZ, Stand April 2013)
Bei den Holzvergasern mit adaptiertem Gasmotor ergaben sich in den ersten zehn Jahres des EEGs
mehre Zu- und auch wieder Rückbauten. Seit dem Jahr 2011 setzt sich jedoch ein kontinuierlicher
Zubau ein. Im Jahr 2012 wurden rund 80 Anlagen mit 6 MW kumulierter elektrischer Leistung in
Betrieb genommen. Die Holzvergaseranlagen mit Gasmotor weisen vor dem Hintergrund der
überwiegend geringen installierten elektrischen Leistung einen vergleichsweise hohen elektrischen
Brutto-Wirkungsgrad von rund 30 % auf. Diese Anlagen sind vorzugsweise im kleinsten EEG-
Leistungssegment, der Leistungsklasse kleiner 0,15 MWel vorzufinden (siehe Abbildung 4-7). Das
dominierende Holzvergasungsverfahren ist nach wie vor die absteigende Festbett-
Gleichstromvergasung, die mit einem Gas-Ottomotor gekoppelt wird. Zum Teil werden bei aktuell
gebauten Anlagen auch die Verfahren der aufsteigenden Gleichstrom- und Wirbelschichtvergasung
sowie zu geringen Anteilen auch weitere Verfahren eingesetzt.
Der elektrische Leistungsbereich > 0,5 kW bis 5 MW wurde in den Jahren 2005 bis 2008 von
verschiedenen Anbietern mit unterschiedlichen Technologien bedient, darunter aufsteigende
Gleichstromvergaser, gestufte Vergaser und Doppelfeuerungsvergaser. Die Anlagen erfordern allerdings
regelmäßige Wartungen. Die Dynamik in dieser Leistungsklasse entsteht durch Neuentwicklungen. Zum
einen erfolgen auf Basis von Anlagen im Leistungsbereich von > 0,05 bis 0,5 kWel größere
zusammenhängende Installationen, zum anderen werden seit 2011 auch leistungsstärkere Anlagen
installiert. Dazu zählt eine Holzvergasungsanlagen nach dem Verfahrensprinzip der allothermen
Wasserdampfvergasung in einer Zweibett-Wirbelschicht. In der Anlage in Senden bei Ulm wird das Gas
in zwei Gas-Zündstrahlmotoren genutzt, zusätzlich soll ein Teil der Nutzwärme mit einer ORC-Anlage
verstromt werden (EUWID NEUE ENERGIEN, 2012). Ein anderes Verfahren stellt das Heatpipe-Prinzip dar.
Die Gaszusammensetzung dieser Anlagen unterscheidet sich von den bisher am Markt vertretenen
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 92
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Verfahren, indem es kaum Stickstoff enthält und einen höheren Brennwert hat (AGNION TECHNOLOGIES
GMBH), (H S ENERGIEANLAGEN GMBH).
Die meisten derzeit in Deutschland betriebenen Vergasungsanlagen sind für den Brennstoff Holz – in
Form von Hackschnitzel oder Pellets – konzipiert. Dabei bestehen hohe Anforderungen an den
Brennstoff hinsichtlich des Wassergehalts und der Stückigkeit. Verschiedene Hersteller geben an, dass
in ihren Anlagen auch Halmgut oder Landschaftspflegematerial eingesetzt werden kann. Wenige
Teilnehmer der DBFZ-Betreiberbefragung konnten den Einsatz dieser Materialien in ihren Anlagen
bestätigen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt existiert nur eine Anlage, die im kommerziellen großtechnischen Maßstab
in Deutschland Stroh als Brennstoff einsetzt. Diese Anlage soll im Frühjahr 2013 in Emlichheim im
Emsland in Betrieb gehen. Das Kraftwerk wird über eine Feuerungswärmeleistung von ca. 50 MW und
einer elektrischen Leistung von rund 10 MW verfügen (BIOENERGIEKRAFTWERK EMSLAND, 2012).
Die potenzielle Brutto-Stromerzeugung wird auf Basis des aktuellen Anlagenbestands sowie unter
Berücksichtigung mittlerer Volllaststunden und der unterschiedlichen Inbetriebnahmezeitpunkte für das
Jahr 2012 geschätzt. Die EEG-vergütete Stromerzeugung als Teil der gesamten Stromerzeugung in
Biomasseheizkraftwerken wurde anhand einer Verschneidung aus der Stromerzeugung der BNetzA-
Daten von 2009 bis 2011 und der erfassten Leistung in der DBFZ-Biomasseheizkraftwerkdatenbank
berechnet. Dabei zeigte sich, dass die Volllaststundenanzahl zur Berechnung der EEG-vergüteten
Stromerzeugung vorwiegend von der Stromerzeugungstechnologie abhängig ist. Für
Biomasseheizkraftwerke mit Dampf- und ORC-Turbine wurden 5.750 und für Holzvergaser 3.230
Volllaststunden pro Jahr ermittelt. Auf dieser Grundlage wird die EEG-Stromerzeugung in
Biomasseheizkraftwerken im Jahr 2012 einschließlich der Biomasseheizkraftwerke der Papier- und
Zellstoffindustrie sowie der Holzvergaseranlagen auf 8,4 TWh geschätzt. Die Ermittlung der elektrischen
Volllaststunden über die Daten der BNetzA stellt eine Änderung des Vorgehens dar, was die deutlichen
Unterschiede bei der Stromerzeugung gegenüber den Vorjahren begründet. Zum Ende des Jahres 2012
werden rund 75 % der installierten Leistung nach dem Marktprämienmodell des EEG
(Direktvermarktung) vergütet. Im Jahr 2011 und vor allem 2012 wechselten viele
Biomasseheizkraftwerke in die Direktvermarktung. Die verbleibenden 25 % der Anlagen erhalten eine
EEG-Festvergütung. Die Ergebnisse der DBFZ-Betreiberbefragung ergaben teilweise abweichende
Angaben von erzeugter und nach EEG vermarkteter Strommenge. Dies könnte Hinweise auf eine
Stromnutzung außerhalb des EEG darstellen, die somit auch nicht bei der BNetzA registriert und nicht
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 93
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Teil der oben genannten Stromerzeugung ist. Die Stichprobe erwies sich jedoch als zu gering um auf
den gesamten Anlagenbestand zu schließen.
Bei Biomasseheizkraftwerken der Papier- und Zellstoffindustrie sind nach Energiestatistik 067, für das
Jahr 2010 1,74 TWh Strom aus Biomasse erzeugt worden. Es wird davon ausgegangen, dass sich die
Stromerzeugung in 2011 und 2012 in einer ähnlichen Größenordnung bewegt. Nach BNetzA-Daten für
den Zeitraum 2009 bis 2011 wurden davon durchschnittlich 0,8 TWh Strom pro Jahr nach EEG
vergütet. Die restlichen 0,9 TWh Strom wurden entweder in EEG-Anlagen erzeugt, aber nicht nach
diesen vergütet oder bei der Mitverbrennung in fossilen Kraftwerken erzeugt.
Die Abschätzung der Strom- und Wärmeerzeugung auf Basis des biogenen Anteils des Abfalls in
Müllverbrennungsanlagen basiert auf den Angaben der Energiestatistik 066k, 067 und 070 für das
Jahr 2011. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Stromerzeugung in diesen Anlagen im Jahr 2012
in ähnlicher Größenordnung bewegt. Danach wird die Stromerzeugung auf Basis des biogenen Anteils
des Abfalls auf 4,8 TWhel geschätzt.
Auf Basis der durchschnittlichen Volllaststunden für die Wärmeerzeugung der in Betrieb befindlichen
Biomasseheizkraftwerken und Holzvergaseranlagen, die ausschließlich Biomasse einsetzten und nach
EEG vergütet werden, wird die als Nutzwärmeerzeugung für das Jahr 2012 auf rund 17 TWhth geschätzt.
Die Schätzung basiert auf den Angaben aus der DBFZ-Datenbank zur installierten thermischen
Leistung, welche durch die Umfrageergebnisse validiert wurden 21. Hinzu kommen rund 3,4 TWhth von
Biomasseheizkraftwerken oberhalb der EEG-Vergütungsgrenze und Heizkraftwerken der Papier- und
Zellstoffindustrie. Nach Angaben der Energiestatistik 066k, 067 und 070 22 und des angesetzten Anteils
biogener Komponenten im Siedlungsabfall beläuft sich die anteilige Wärmeerzeugung in
21 Zur Berechnung der Wärmeauskopplung wurden bei KWK-Anlagen folgende Volllaststunden in Bezug auf die installierter
thermische Leistung angenommen: Anlagen im Leistungsbereich ≤ 0,15 MWel: 4.900 h/a; ≥ 0,15-0,5 MWel: 4.200 h/a; ≥ 0,5-
5 MWel: 4.800 h/a; > 5 MWel: 3.000 h/a
22 Die Energiestatistik 070 weist lediglich die Stromerzeugung aus. Die Wärmerzeugung wurde hierbei anhand des
Verhältnisses von Strom- und Wärmeerzeugung aus der Energiestatistik 066k und 067 berechnet.
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 94
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Müllverbrennungsanlagen auf 5,8 TWh. Insgesamt liegt die Wärmerzeugung aus der Verbrennung von
Biomasse in den betrachteten KWK-Anlagen bei rund 26,3 TWh 23.
Die Auswertung der BNetzA-Daten für das Jahr 2011 ergab, dass fast 70 % der Biomasseheizkraftwerke
und Holzvergaseranlagen mit entsprechendem Anteil an der installierten elektrischen Leistung eine
KWK-Vergütung erhalten haben. Zu beachten ist hierbei, dass Anlagen in der Direktvermarktung nach
BNetzA keine KWK-Vergütung ausweisen. Anlagen, die ihren erzeugten Strom ausschließlich in der
Direktvermarktung vermarktet haben, wurden daher nicht berücksichtigt. Die nach EEG 2004 vergütete
KWK-Stromerzeugung betrug im Jahr 2011 rund 0,8 TWh, was rund 34 % der Stromerzeugung (außer
Stromerzeugung in der Direktvermarktung) aus Biomasseheizkraftwerken entsprach. Die nach EEG
2009 vergütete KWK-Stromerzeugung belief sich im Jahr 2011 auf rund 0,6 TWh, was wiederrum 15 %
der Stromerzeugung (außer Stromerzeugung in der Direktvermarktung) aus Biomasseheizkraftwerken
entsprach. Trotz der Möglichkeit eines höheren KWK-Bonus nahmen viele Betreiber die Möglichkeit
zum Wechsel vom EEG 2004 in das EEG 2009 nicht war. Dies kann unter anderem mit der einfacheren
Regelung für den Anspruch auf den KWK-Bonus im EEG 2004 zusammenhängen.
Die Wärmenutzung findet zu großen Teilen in der Holzwerkstoff- sowie der Papier- und Zellstoffindustrie
statt. Weitere relevante Wärmeabnehmer werden in der Abbildung 4-8 gezeigt.
23 Die Angaben zur Wärmeerzeugung unterscheiden sich zu den Angaben der AGEE-Stat. Hier wird nur die gekoppelte
Wärmeerzeugung betrachtet, während die AGEE-Stat auch die ungekoppelte Wärmebereitstellung in der Industrie und in
Heiz(kraft)werken der Allgemeinen Versorgung 2012 ausweist (vgl. AGEE-Stat, 2013).
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 95
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Abbildung 4-8: Zuteilung der Wärmemenge nach der Nutzungsart, (n=30), (DBFZ-Betreiberbefragung, Stand April 2013)
Die Aufteilung der Wärmemengen auf die dargestellten Nutzungsarten in Abbildung 4-8 stellt das
Ergebnis der DBFZ-Betreiberumfrage dar. Da hierzu von nur 30 Betreibern Angaben gemacht wurden,
wird diese Zuteilung als nicht repräsentativ betrachtet, wenngleich die Darstellung die Wärmenutzung
der meisten der relevantesten Nutzungsarten beinhaltet. Aufgrund einer geringen Teilnahme seitens
der Biomasseheizkraftwerke in der Holzwerkstoff- sowie die Papier- und Zellstoffindustrie bei der DBFZ-
Betreiberbefragung fehlt deren Anteil an der Wärmenutzung in Abbildung 4-8.
4.4 Biomasseeinsatz
Der Einsatz von Biomasse in Biomasseheizkraftwerken hat sich entsprechend der Leistungsentwicklung
in Abbildung 4-3 entwickelt und wird in Abbildung 4-9 dargestellt. Derzeit werden in EEG-vergüteten
Biomasseheizkraftwerken, einschließlich Holzvergaseranlagen und EEG-vergüteten Heizkraftwerken der
Papier- und Zellstoffindustrie, rund 8,7 Mio. tatro eingesetzt. Hinzu kommt der Einsatz von fester
Biomasse in nicht EEG-vergüteten Anlagen in der Papier- und Zellstoffindustrie mit rund 21,2 PJ was
einem Holzäquivalent von rund 1,2 Mio. tatro entspricht (STATISTISCHES BUNDESAMT, 2011). Der Einsatz
von biogenem Siedlungsabfall zur Strom- und Wärmeerzeugung beläuft sich nach Energiestatistik
066k, 067 im Jahr 2011 auf 87,7 PJ. Der Einsatz von Siedlungsabfall in Anlagen, die in der
Energiestatistik 070 aufgeführt werden, ist nicht bekannt, wird jedoch im Vergleich dazu als sehr gering
eingeschätzt (vgl. Kapitel 4.1).
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 96
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Abbildung 4-9: Brennstoffeinsatz in EEG-vergüteten Biomasse(heiz)kraftwerken von 2000 bis 2012 (DBFZ, Stand April
2013)
Nach einer starken Zunahme des Brennstoffbedarfs in den Jahren 2002 bis 2009 ist die Zunahme des
Brennstoffeinsatzes in den letzten drei Jahren vergleichsweise moderat. Die starke Zunahme des
Brennstoffeinsatzes bis 2006 beruhte vor allem auf dem Ausbau der Biomasseheizkraftwerke in der
Papier- und Zellstoffindustrie und der Inbetriebnahme mehrerer Altholz(heiz)kraftwerken im höheren
Leistungsbereich. Derzeit in Betrieb genommene Anlagen setzen überwiegend naturbelassenes Holz
ein. Die Aufteilung des Brennstoffeinsatzes auf die jeweiligen Biomassesortimente ist in Abbildung 4-10
ersichtlich. Es ist jeweils der Hauptbrennstoff der Anlagen dargestellt mit Bezug zur Anlagenanzahl und
der installierten elektrischen Leistung.
Abbildung 4-10: Einsatz von Hauptbrennstoffen in Biomasse(heiz)kraftwerken nach Anlagenzahl (links) und installierter
elektrischer Leistung (rechts) (DBFZ, Stand April 2013)
03MAP250_Bericht_Mai_2013_veröffentlichung, 15.06.2013 97
4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Bei Betrachtung von Abbildung 4-10 wird deutlich, dass ein Großteil der Anlagen naturbelassenes Holz
aus der Land- und Forstwirtschaft sowie aus der Landschaftspflege einsetzt. Hierbei handelt es sich
vielfach um kleinere Anlagen, wie sie häufig im Leistungssegment von Holzvergasern oder ORC-
Turbinen zu finden sind. Anlagen im höheren Leistungsbereich setzen vielfach Altholz, Reststoffe aus
der Holz- sowie Papier und Zellstoffindustrie ein. Dieser Sachverhalt spiegelt sich auch deutlich in
Abbildung 4-10 wieder. So wird beispielsweise Altholz, überwiegend A III und A IV in nur 10 % der
Anlagen als Hauptbrennstoff eingesetzt, die nach 17. BImSchV für Althölzer bis A IV genehmigt sind.
Diese Anlagen stellen jedoch 34 % der gesamten installierten Leistung dar. Insgesamt hat Altholz einen
Anteil von etwas mehr als 50 % am gesamten Brennstoffeinsatz. Die Reststoffe aus der Holz- sowie
Papier und Zellstoffindustrie weisen einen Anteil von 17 % auf. Weitere 26 % kommen direkt aus der
Land- und Forstwirtschaft sowie aus der Landschaftspflege. Darunter auch von Biomasse von
Kurzumtriebsplantagen, deren Einsatz sich nach den derzeit verfügbaren Informationen auf rund
35.000 tatro beläuft. Bei einem Flächenertrag typischer Baumarten und Standorte von 12 tatro/ha*a-1
entspricht einer Fläche von rund 2.900 ha (WAGNER u. a., 2012). Halmgut wird nur sehr vereinzelt als
Brennstoff eingesetzt. Hier wird eine starke Zunahme durch das derzeit noch im Bau befindliche
Strohheizkraftwerk in Emlichheim erwartet.
Die Aufteilung des Brennstoffeinsatzes auf die Bundesländer entspricht weitestgehend der in den
jeweiligen Bundesländer installierten elektrischen Leistung (vgl. Abbildung 4-4).
Abbildung 4-11: Biomasseeinsatz in EEG-vergüteten Biomasseheizkraftwerken aufgeteilt nach Bundesländer (DBFZ, Stand
April 2013)
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4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Bei der Befragung der Biomasseheizkraftwerksbetreiber wurde festgestellt, dass ca. 1 % der
eingesetzten Biomasse importiert wird (n = 36). Dies betriff vor Altholz und vereinzelt Waldrestholz von
Biomasseheizkraftwerken in Grenznähe. Außerdem gab ein Betreiber an, Holzpellets zu importieren.
Die Transportentfernung beläuft sich entsprechend der Umfrage bei Betreibern mit Fremdbezug auf
durchschnittlich rund 40 km (n = 60). Eine Ausnahme hierbei stellen Holzpellets dar, die aus einer
Transportentfernung von bis zu 600 km bezogen werden.
Die Vergütung der Biomasse nach EEG 2004 und EEG 2009 wurde entsprechend der in Tabelle 4-2
dargestellten Boni vorgenommen. Die Datengrundlage hierzu stellen die BNetzA-Daten dar. Der
aktuellste Datensatz gilt für das Jahr 2011, sodass die Vergütungskategorien für Anlagen die seit 2012
zugebaut wurden und nach dem EEG 2012 vergütet werden, noch nicht erfasst sind.
Tabelle 4-2: Boni für den Einsatz von bestimmten Biomassesortimenten in Biomasseheizkraftwerken im Jahr 2011 auf
Grundlage der BNetzA-Daten 2009, 2010 und 2011 (DBFZ, Stand April 2013)
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4 Anlagen zur Nutzung biogener Festbrennstoffe
Der prozentuale Anteil der nach den jeweiligen Boni vergüteten Stromerzeugung bezieht sich auf die
gesamte EEG-vergütete Stromerzeugung von Biomasseheizkraftwerken (BNetzA 2011). Bei Anlagen in
der Direktvermarktung, für die anhand der Boni nicht erkennbar, inwiefern ein Anspruch auf bestimmte
Biomasseboni besteht wurde die Vergütung für den Brennstoffeinsatz nach BNetzA 2009 und 2010
herangezogen. Insgesamt wird rund 22 % der Stromerzeugung in Festbrennstoffanlagen zusätzlich mit
einem Biomasse-Bonus vergütet. Zu beachten ist hierbei, dass der in KWK erzeugte Anteil über 5 MWel
nur die Grundvergütung erhält.
Methodik
Die Analyse der Bestandsentwicklung für mit Pflanzenöl betriebene Blockheizkraftwerke (BHKW) erfolgt
im Wesentlichen auf Basis der jährlich durchgeführten Betreiber- und Herstellerbefragung des
Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ), den EEG-Daten der Bundesnetzagentur (BNetzA) für
2011, dem Anlagenregister der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE, Stand 2011)
sowie der Energiestatistik 2011.
Für die Betreiberbefragung 2012 wurden im Januar 380 Fragebögen postalisch versandt und der
Fragebogen zusätzlich auf der Homepage des DBFZ zum Download zur Verfügung gestellt. Bis zum
15.04.2013 gingen 106 Rückmeldungen bzw. ausgefüllte Fragebögen beim DBFZ ein, deren Inhalte
Grundlage für die nachfolgende Auswertung sind. Zudem wurden Informationen von 2 Herstellern bzw.
Installationsbetrieben für die Auswertung genutzt.
Gegenwärtig sind für den Einsatz von (flüssiger) Biomasse zur Strom- und Wärmeerzeugung Daten der
Bundesnetzagentur (BNetzA) sowie die Energiestatistik für 2011 verfügbar. Diese wurden zunächst
ausgewertet, um eine Basis für die Fortschreibung der Daten durch die DBFZ-Befragung 2012 zu
schaffen.
Ein Teil der durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) für 2011 veröffentlichten EEG-Anlagen konnte
mithilfe der DBFZ-Betreiberdatenbank zugeordnet und als mit Pflanzenöl in Betrieb gegangene BHKW
identifiziert werden. Das Ergebnis der Verschneidung dieser Quelldaten ist in Abbildung 5-1 dargestellt.
Vor allem in den beiden oberen Leistungsklassen konnte bereits ein Großteil der Anlagen (56 % bzw.
38 % leistungsbezogen) zugeordnet werden. In einem nächsten Schritt, der allerdings nicht mehr im
Rahmen dieser Berichtsperiode erfolgen kann, sollen diese Zuordnung weiter vervollständigt sowie
nach Möglichkeit eventuelle Brennstoffwechsel der einzelnen Anlagen ergänzt werden.
Die Daten der BNetzA beinhalten für 2011 über 300 Anlagen im kleinen Leistungsbereich, d. h. bis
10 kW installierte elektrische Leistung. Die Befragungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass in
diesem Segment kaum Stilllegungen vorgenommen werden, sondern lediglich die Option der
Umstellung auf Heizöl als Brennstoff wahrgenommen wird. Zudem können Biogas und Holzvergaser in
diesem Leistungsbereich nahezu ausgeschlossen werden. Von diesen etwa 300 Datensätzen konnten
bisher 73 Anlagen als Pflanzenöl-BHKW identifiziert werden. Von den dem DBFZ in diesem
Leistungsbereich bekannten Anlagen sind 23 nicht in den BNetzA-Daten enthalten. Diese wurden somit
stillgelegt oder auf Heizöl umgestellt.
In den mittleren Leistungsbereichen sind die meisten Anlagen installiert. Das Register der BLE weist
hier etwa 900 (10-150 kW) bzw. etwa 1.000 Anlagen (150-500 kW) aus. Im Rahmen der
Untersuchungen wurden von 175 dem DBFZ bekannten Anlagen mit Hilfe der BNetzA-Daten für 2011
eine Anzahl von 48 bzw. 50 als in Betrieb sowie 27 bzw. 50 als außer Betrieb bzw. auf fossile
Brennstoffe umgestellt identifiziert. Die möglichen Optionen für eine Umstellung auf einen
regenerativen Brennstoff sind Biomethan über das Erdgasnetz, Biogas durch Nutzung des BHKW an
einer Biogasanlage und Holzgas. In diesen Fällen kann der produzierte Strom weiterhin über das EEG
vergütet werden und die Anlagen verbleiben im Datenbestand der BNetzA.
In den beiden großen Leistungsbereichen über 500 kW bzw. über 1.000 kW installierter elektrischer
Leistung konnte bereits ein großer Teil (56 % bzw. 38 %) der im Anlagenregister der BLE enthaltenen
Anlagen 2011 als in Betrieb oder außer Betrieb identifiziert werden. Dies erfolgte ebenfalls auf Basis
von dem DBFZ bekannten Betreibern sowie den Daten der BNetzA.
30
Installierte elektrische Leistung in MW
25
20
15
10
-
bis 10 kW 10-150 kW 150-500 kW 500-1.000 kW über 1.000 kW
Register 4 MW 53 MW 308 MW 21 MW 73 MW
BLE (20 %) (8 %) (9 %) (56 %) (38 %)
Abbildung 5-1: Status der installierten elektrischen Leistung nach Größenklassen (BNetzA, unvollständig, im Vergleich zum
Anlagenregister der BLE 2011)
In Abbildung 5-2 sind die für diesen Bericht wesentlichen Bestandteile der Energiestatistik und deren
Abdeckung der vier Sektoren sowie Anlagengrößen größer bzw. kleiner 1 MW installierter elektrischer
Leistung dargestellt. Da nahezu ausgeschlossen werden kann, dass Anlagen > 1 MW nicht von
Energieversorgungsunternehmen oder der Industrie betrieben werden, wird diese Anlagengrößenklasse
durch die Energiestatistik 066k sowie 067 abgedeckt.
Abbildung 5-2: Abdeckung der einzelnen Sektoren und Anlagengrößen durch die Energiestatistik
Die Energiestatistik enthält für 2011 entgegen der Vorjahre keine Angaben in der Energiestatistik 066k
für Heizkraftwerke von Versorgungsunternehmen mit einer installierten elektrischen Leistung > 1 MW.
Das heißt, die Anzahl ist zwar größer 0, jedoch so gering, dass eine anonymisierte Darstellung nicht
möglich ist. Die Nettostrom- und –wärmeerzeugung der Jahre 2006 bis 2010 ist in Abbildung 5-3
dargestellt.
Abbildung 5-3: Nettostrom- und -wärmeerzeugung, Brennstoffeinsatz und Anlagenzahl (> 1 MW) von Versorgungsunter-
nehmen 2006 bis 2010 nach Energiestatistik
Die in der Energiestatistik für 2010 und 2011 ausgewiesene Nettostromerzeugung mit flüssiger
Biomasse ist in Abbildung 5-4 dargestellt.
2,5
2,0
Nettostromerzeugung in TWh
EVU (>1MW)
1,5
Industrie (>1MW, v.a. Verarbeitendes Gewerbe)
0,0
2010 2011
Abbildung 5-4: Nettostromerzeugung mit flüssiger Biomasse 2010 und 2011 nach Energiestatistik
Für den Sektor Heizkraftwerke der Industrie (> 1 MW, Energiestatistik 067) sind für 2011 ebenfalls
keine Zahlen verfügbar. Allerdings wird in der Energiestatistik 060 der gesamte Brennstoffeinsatz in der
Industrie (KWK- und Wärmeerzeugung) ausgewiesen. Dieser ist für die Jahre 2009, 2010 und 2011
zusammenfassend in Tabelle 5-1 gegenübergestellt. Die Ausweisung des spezifischen Energiegehalts
des Brennstoffs in der letzten Zeile verdeutlicht, dass für 2011 ein Kommafehler vorliegen muss (14
statt 144 PJ). Der Energiegehalt der in den Industriebetrieben eingesetzten Brennstoffe liegt im Mittel
bei rund 10 MJ/kg. Pflanzenöl hat einen Energiegehalt von etwa 37 MJ/kg. Die in dieser Statistik z. T.
noch enthaltene Ablauge aus der Papier- und Zellstoffindustrie hat einen Brennwert zwischen 17 und
23 MJ/kg (roh) (EFFENBERGER, 2000).
Tabelle 5-1: Brennstoffeinsatz flüssiger Biomasse in Industriebetrieben 2009 bis 2011 (DESTATIS, 2012)
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat im Evaluationsbericht für 2011
angegeben, dass zum Stichtag 31.12.2011 etwa 12,5 % der 2.321 registrierten Anlagen nachhaltigen
Strom bereitgestellt haben. Dies entspricht einer Anzahl von 290 Pflanzenöl BHKW. Es wurde jedoch
darauf hingewiesen, dass bei der Berichtserstellung ein Großteil der verwendeten
Nachhaltigkeitsnachweise bzw. Umweltgutachterbescheinigungen noch nicht vorlag.
Mit dem EEG 2012 werden Neuanlagen zur Nutzung flüssiger Bioenergieträger nicht mehr nach dem
EEG vergütet. Im Anlagenregister der BLE sind derzeit 2.267 Anlagen registriert (Stand 22.03.2013,
ggf. inklusive 6 Anlagen mit Ablauge als Brennstoff). Von diesen haben 1.012 Anlagen (BLE, 2013), d.h.
etwa 45 % im Jahr 2012 Strom bereitgestellt.
Bezogen auf die Anlagenanzahl ergibt sich bei der Betreiberbefragung 2012 ein vergleichbares Bild.
Wie in Abbildung 5-5 deutlich wird, ist die absolute Anzahl der rückgemeldeten Betreiber, die ihre
Anlage noch mit Pflanzenöl betreiben, leicht gestiegen. Dagegen ist die installierte elektrische Leistung
der rückgemeldeten Anlagen in Betrieb weiterhin rückläufig. Der Anteil der vorübergehend bzw.
endgültig außer Betrieb genommenen Anlagen ist nach Anzahl und nach installierter elektrischer
Leistung seit 2009 erstmals leicht rückläufig. Die Stichprobe von 106 Anlagen aus der DBFZ-
Betreiberbefragung ist bezogen auf das Anlagenregister der BLE mit 2.267 Anlagen vergleichsweise
gering und umfasst etwa 4,7 % des dort erfassten Anlagenbestands. Es können dennoch Tendenzen
des Sektors abgebildet und in die Bewertung der Strom- und Wärmeerzeugung 2012 eingebunden
werden.
n=153
60 180
158
160
50
Installierte elektrische Leistung in MW
140
40 120
Anzahl Anlagen
106
98
100
30
74 75
80
n=61 n=83
n=74
n=89
20 60
40
10
20
- 0
2008 2009 2010 2011 2012 2008 2009 2010 2011 2012
Abbildung 5-5: Anlagenstatus nach Anzahl sowie installierter elektrischer Leistung (Betreiberbefragung DBFZ, 2008 bis
2012)
Im Status unterscheiden sich die Anlagen mit einer geringen installierten Leistung, die bereits
überwiegend als wärmegeführte Anlagen installiert wurden, von denen die zunächst auch als
stromgeführte Anlagen in Betrieb gegangen waren. Wie Abbildung 5-6 zeigt, sind von den Anlagen bis
10 kW installierter elektrischer Leistung laut Befragung etwa 12 % außer Betrieb. Anlagen, die nicht mit
Pflanzenöl weiter betrieben werden, wurden auf Heizöl als Brennstoff umgerüstet.
In den größeren Anlagenklassen nimmt auch der Anteil außer Betrieb befindlicher Anlagen zu. In
Abbildung 5-6 sind die Rückmeldungen der Jahre 2012 und 2011 nach Anlagenklassen dargestellt
(ohne Doppelungen). Vor allem in den mittleren Leistungsbereichen, die sich durch eine große Anzahl
und eine dementsprechend hohe installierte elektrische Gesamtleistung auszeichnen, wird ein Anteil
von 16 % (10 - 150 kW) bzw. 29 % (150 - 500 kW) als vorübergehend außer Betrieb gemeldet. Hier
ergibt sich bei sinkenden Brennstoffpreisen unter Umständen ein Potenzial zur Wiederinbetriebnahme.
Im Rahmen der Betreiberbefragung des DBFZ 2012 wurde festgestellt, dass insgesamt 9 der 106
Betreiber ihre Anlagen 2011 vorübergehend außer Betrieb genommen hatten und diese im Jahr 2012
wieder in Betrieb waren. Davon lagen 3 Anlagen im Bereich von 10 - 150 kW sowie 6 BHKW im Bereich
von 150 - 500 kW installierter elektrischer Leistung.
Die Herstellerbefragung zeigt, dass sich derzeit die Tätigkeiten innerhalb des Sektors auf die Umrüstung
von vormals Pflanzenöl BHKW auf alternative Brennstoffe beschränken. Marktteilnehmer, die sich auf
die Installation von Neuanlagen spezialisiert hatten, sind kaum noch aktiv. Die Rückmeldungen haben
ergeben, dass von ca. 100 installierten BHKW im Leistungsbereich 150 - 500 kW etwa je ein Drittel mit
Pflanzenöl betrieben, vorübergehend stillgelegt oder auf einen alternativen biogenen Brennstoff
umgestellt wurde.
50
45
40
35
Anzahl Anlagen
30
25
20
15
10
5
0
bis 10 kW > 10 bis 150 kW > 150 bis 500 kW > 500 bis 1000 kW über 1000 kW
Abbildung 5-6: Anlagenstatus 2011/2012 nach Anzahl (Betreiberbefragung DBFZ, 2011 und 2012)
Ein Zubau im Bereich der Pflanzenöl BHKW findet in geringem Maße lediglich in Nischenanwendungen
statt. Dies betrifft v.a. Bereiche, in denen eine Erschließung über das öffentliche Stromnetz nicht
möglich ist (Inselbetrieb) und wassergefährdende Stoffe wie beispielsweise Heizöl nicht eingesetzt
werden dürfen.
Bas