richten, um sich mit anderen Usern zu vernetzen und an deren virtuell ab-
2013, S. 274). Face-
book ist die größte soziale Netzwerkplattform der Welt. Im März 2014 wur-
den jeden Tag 1,6 Mrd. Likes gesetzt und 60 Mio. Bilder veröffentlicht
(vgl. Kroll, 2016). Im Kalenderjahr 2015 verzeichnete Facebook einen Um-
satz von 17,5 Mrd. US-Dollar (vgl. Roth, 2016c). 1,65 Mrd. Menschen log-
gen sich, nach Angaben des kalifornischen Unternehmens, jeden Monat
mindestens einmal ein, 1,09 Mrd. Menschen nutzen Facebook täglich
(Stand: April 2016) (vgl. Facebook, 2016b). Gemessen am Börsenwert ist
Facebook im Juli 2016 mit rund 300 Mrd. Euro unter den zehn wertvollsten
Unternehmen der Welt (vgl. findthecompany.net, 2016).
Im folgenden Kapitel soll nun zunächst die Entstehung und das Geschäfts-
modell der Seite skizziert werden, bevor die Funktionsweise der Plattform
näher dargestellt wird. Dafür erfolgt eine Erläuterung der beiden grundle-
genden Arten von Facebook-Profilen: Zum einen der Privaten Profile, zum
anderen der Fanpages76. Daran anschließend wird die Nutzung der Platt-
form eingeordnet sowie die hierbei zugrunde liegenden Motive beschrie-
ben.
4.1 Entstehung
Über die Entstehung von Facebook wurden zahllose Artikel, Bücher und
vgl. Goff, 2013,
S. 35). Ausgangspunkt für die heute populärste Online-Social-Networking-
Site war die amerikanische Havard Universität in Boston (vgl. Boyd & Elli-
76
Grabs und Bannour (2013, S. -Seiten, FB-Sei-
ten, Fanpages, Pages oder Unternehmensseiten die Rede ist, es handelt sich immer
um genau dieselbe Form von Seiten, die einem Unternehmensauftritt in Facebook die-
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018
F. Kautz, Sport-PR 2.0, https://doi.org/10.1007/978-3-658-22249-9_4
76 Facebook
son, 2007, S. 218). Dort entwickelte der 20-jährige Student Mark Zucker-
berg77 das Online-Verzeichnis Thefacebook, das im Februar 2004 online
ging (vgl. Goff, 2013, S. 35). Thefacebook ermöglichte Havard-Studenten,
Profile zu erstellen sowie sich über diese miteinander zu vernetzen und
-
E-Mail-Adresse hatte (vgl. Boyd & Ellison, 2007, S. 218). Doch bereits im
Jahr 2004 wurde Thefacebook auf mehrere weitere Universitäten ausge-
weitet und der Geschäftssitz nach Palo Alto in Kalifornien verlegt. 2005
wurde der Name zu Facebook geändert sowie die Plattform für High-
School Schüler geöffnet. Ab 2006 konnte sich jeder anmelden (vgl. Boyd
& Ellison, 2007, S. 218; Goff, 2013, S. 35 36). Im Jahr 2007 stieg Micro-
soft bei Facebook ein und bezahlte für 1,6 % der Anteile 240 Mio. US-Dol-
lar (vgl. Ruisinger, 2011, S. 209). Das Netzwerk expandierte weiter, auch
international. Ab 2008 wurden von Facebook deutsche, spanische und
französische Sprachversionen angeboten (vgl. Niemann et al., 2012,
S. 22). Heute steht Facebook weltweit in rund 80 verschiedenen Sprach-
versionen zur Verfügung (vgl. Grabs & Bannour, 2013, S. 274). Im Jahr
2010 konnte Facebook Google in den USA als meistbesuchte Webseite
überholen (vgl. Niemann et al., 2012, S. 22).
Neben der Zahl der bei Facebook Registrierten wuchs auch das Unterneh-
men selbst. Im Zuge dieser Strategie wurden verschiedene Angebote hin-
zugekauft, von denen Instagram und WhatsApp die bekanntesten sind.
Bereits 2012 übernahm Facebook die Fotocommunity Instagram für rund
737 Mio. US-Dollar (vgl. Berghahn, 2015), 2014 folgte der Kauf des sehr
77
Als Mitgründer gelten außerdem Dustin Moskovitz, Chris Hughes und Eduardo Saverin
(vgl. Niemann et al., 2012, S. 22).
Exkurs: Geschäftsmodell 77
-Aktie an
der New-Yorker Börse Nasdaq. Mit 104 Mrd. US-Dollar war es der bisher
et al., 2012,
S. 22). Zum Handelsstart kostete eine Aktie 38 US-Dollar (Niemann et al.,
2012, S. 22).
78
In Deutschland nutzen 57 % der Onliner WhatsApp, 9 %Instagram. Beide Angebote
werden insbesondere von der jüngsten Zielgruppe der 14 29-Jährigen häufiger rezi-
piert. 80 % der Onliner dieser Gruppe verwenden WhatsApp, 69 % sogar täglich. Ins-
tagram verwenden 24 % der 14 bis 29-jährigen Onliner, 17 % täglich (vgl. Tippelt &
Kupferschmitt, 2015, S. 444). Die Ergebnisse stammen aus der ARD/ZDF-Onlinestudie
2015.
79
Diese Zahl bezieht sich auf das gesamte Unternehmen. Der Anteil der sozialen Netz-
werkplattform Facebook wird dort nicht gesondert ausgewiesen (vgl. Facebook,
2016a).
78 Facebook
Die Analyse dieser Daten geschieht bei Facebook über den Open Graph
oder Social Graph. Mithilfe dieser Anwendung werden sämtliche Nutzer-
aktivitäten modelliert.
Die Summe der Daten ist lediglich abhängig vom Nutzungsverhalten eines
Facebook-Mitglieds. Dabei erhält Facebook diese Informationen nicht nur
für Aktionen, die innerhalb der Plattform durchgeführt werden, sondern
- 80 auch auf zehntausenden von Drittseiten
(vgl. Kaufmann & Siegenheim, 2012, S. 21). Die Auswertung der gewon-
nenen Informationen ermöglicht dann, Werbung zielgruppengemäß zu
platzieren.
80
- Ebersbach et al.,
2008, S. 297). Es handelte sich dabei ursprünglich um einen Link in Form einer Hand
mit nach oben gestrecktem Daumen, der geklickt werden kann, um Zustimmung aus-
zudrücken. Inzwischen wird der Like-Button auch als Social Plugin verwendet. Das be-
deutet, dass auf diesen Internetseiten eine Verlinkung zu Facebook eingebaut wird
(häufig durch das Facebook-
Wird diese Verlinkung geklickt, so wird der entsprechende Inhalt von der Seite auf Fa-
cebook als Post auf der eigenen Seite publiziert.
Funktionen und Kommunikationsangebote 79
Die Grundfunktionen von Facebook sind die Vernetzung sowie die Kom-
munikation mit anderen Mitgliedern. Dabei ist Facebook deutlich komple-
xer als beispielsweise der Microblog Twitter, denn neben der reinen Ver-
netzung stellt die Plattform zahlreiche weitere Funktionalitäten und Ange-
bote zur Verfügung. Vom Veröffentlichen von Beiträgen über das Schrei-
ben privater Nachrichten, die Organisation von Veranstaltungen, das Spie-
len von Browserspielen bis hin zum Abspielen von (Live) Videos, einer Art
Marktplatz zum Kaufen und Verkaufen oder den Login zu verschiedensten
internetbasierten Angeboten mit der Facebook-Kennung, die so zu einer
Art Internet-ID auch außerhalb der Plattform wird es sind kaum Grenzen
gesetzt81.
81 Aus Komplexitätsgründen soll nur ein Überblick der wichtigsten Funktionen gegeben
werden, die für das Verständnis der empirischen Studie als Voraussetzung einge-
schätzt werden.
80 Facebook
Zur Erläuterung der Plattform wird im Folgenden zunächst der Aufbau von
Facebook-Seiten dargestellt, anschließend werden Posts und Kommuni-
kationsfunktionen erklärt und der Newsfeed-Algorithmus vorgestellt.
Wie bei den meisten Social Network-Seiten wird auch bei Facebook ein
dung und Nutzung der Plattform ist kostenlos, das Mindestalter beträgt 13
Jahre (vgl. Sebastian, 2012, S. 34). Vom eigenen Profil aus können die
Facebook-Mitglieder dann mit jenen anderer Mitglieder interagieren.
Neben den privaten Profilen offeriert Facebook Fanseiten, die von der
4.3.1 Fanpage
Der Hauptunterschied zu privaten Profilen ist, dass diese Seiten per se öf-
fentlich sind und zwar internetöffentlich. Sie können mithin also nicht nur
von bei Facebook registrierten Nutzern gesehen werden, sondern von je-
dem Internetnutzer (vgl. Fischer, 2015, S. 76). Für Fan-Seiten können auf
82
Beim Erstellen einer solchen Seite bietet Facebook die unten aufgelisteten Kategorien
an (vgl. Sebastian, 2012, S. 15; Fischer, 2015, S. 182):
lokales Unternehmen oder Ort
Unternehmen, Organisation oder Institution
Marke oder Produkt
Künstler, Band oder öffentliche Person
Unterhaltung
Guter Zweck oder Gemeinschaft
Funktionen und Kommunikationsangebote 81
Vorteile von Fanseiten sind beispielsweise, dass diese von einer unbe-
grenzten Anzahl von Facebook-Mitgliedern abonniert werden können,
während bei persönlichen Profilen nicht mehr als 5.000 Kontakte zugelas-
sen sind. Verknüpfungen sind dementsprechend im Gegensatz zu per-
sönlichen Profilen unilateral, kommen also bereits zustande, indem ein
Mitglied die Seite abonniert (vgl. Fischer, 2015, S. 76). Dies geschieht
-Buttons. Damit bekommt der Likende die
Veröffentlichungen der Seite automatisch zugestellt (vgl. Holmes, 2016,
S. 53). Für Busemann, Fisch und Frees (2012, S. 261) zählt dies zu den
zentralen Vorteilen von Fanseiten: Informationen zu den
Inhalten von Fanseiten kommen zum Nutzer und müssen nicht umständ-
lich durch das Aufsuchen verschiedener Seiten zusammengestellt wer-
Durch die internetöffentliche Ausrichtung sind die Seiten zudem für Such-
maschinen indexierbar. Treffer können dort nahezu in Echtzeit dargestellt
werden, was die Verbreitung von Veröffentlichungen über das Netzwerk
hinaus steigern kann (vgl. Grabs & Bannour, 2013, S. 280 281).
Account-
Name Art Fans
name
Facebook for Every
1 Info-Seite f4ep 503.642.872
Phone
2 Facebook Unternehmen facebook 171.753.778
3 Christiano Ronaldo Sportler Cristiano 115.763.802
4 Shakira Musikerin shakira 104.567.455
5 Vin Diesel Schauspieler VinDiesel 99.922.609
6 Coca Cola Unternehmen Coca-Cola 98.536.751
7 FC Barcelona Sportverein fcbarcelona 93.904.270
83
Die Anzahl der Fans (Abonnenten) kann nicht mit der Reichweite eines Beitrags gleich-
gesetzt werden. Denn ob sämtliche der rund 38 Mio. Abonnenten der Fanpage des
FC Bayern München auch wirklich jegliche hier veröffentlichte Beiträge des Fußball Re-
kordmeisters sehen, kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Einesteils weil die Zu-
stellung abhängig vom Newsfeed-Algorithmus ist. Weiterhin besteht die Möglichkeit,
Veröffentlichungen zu deabonnieren, die Seite aber trotzdessen weiterhin geliket zu
lassen. So beispielsweise wenn der Like der FC Bayern-Seite lediglich dazu dient, die
eigene Verbundenheit mit dem Verein auf dem eigenen privaten Profil zu demonstrie-
ren.
84 Facebook
(Adda, 2013, S. 197). Sportvereine wählen hier in der Regel das Vereins-
wappen.
Direkt unter dem Profilbild steht der Name der Seite. Dieser dient auch
gleichzeitig als Adresse, über die die Seite erreicht wird (vgl. Sebastian,
2012, S. 40). Als Reaktion auf die ursprüngliche Twitter-Idee hat auch Fa-
cebook verifizierte Accounts eingeführt, die gleichermaßen durch einen
weißen Haken in einem blauen Kreis ausgewiesen werden. Accounts mit
diesem Zeichen sind offizielle Accounts des Inhabers.
84
Ein Tab ist ein kleines Programm, das den Funktionsumfang der Seite erweitert ähn-
lich einer Applikation (App). Der Unterschied besteht hier allerdings darin, dass ein Tab
ein extra Untermenü auf der Facebook-Seite erstellt, während eine App dies nicht zwin-
gend erstellt
Fischer, 2015, S. 197).
86 Facebook
ace-
book gegenüber einer Lösung mit beispielsweise einer Event-
Datenbank auf der eigenen Website besteht auch hier in der
85
Das Impressum muss
sein. Ein Link kann diesen Anforderungen genügen, aber er muss als Impressumslink
bezeichnet und direkt und ohne weitere Umwege erreichbar sein. Auch muss der Im-
(Bitkom,
2015, S. 64). Dagegen kann eine Datenschutzerklärung vom Plattformbetreiber Face-
book übernommen werden und muss nicht gesondert ausgewiesen werden (vgl. Bit-
kom, 2015, S. 64).
Funktionen und Kommunikationsangebote 87
Der Tab Gefällt mir Angaben beinhaltet eine Übersicht zentraler Statisti-
ken der Seite (vgl. Sebastian, 2012, S. 53). Ausgewiesen werden hier die
Zahl derjenigen, die die Seite geliket haben und für jede Woche, wie viele
4.3.2.2 Hauptspalte
In der mittleren Spalte werden die Inhalte der jeweiligen Tabs angezeigt,
die durch das Menü auf der linken Seite aufgerufen werden. Die vornehm-
liche Bedeutung dieser Spalte ist, dass hier der Newsstream steht, in dem
die einzelnen Facebook-Posts gesammelt werden (vgl. Abb. 2, Nr. 4).
Im oberen Bereich steht die Kategorie der Seite, im Falle der sechzehn
Hier wird die Anzahl der Fans direkt auf der Startseite angezeigt. Von be-
-Box. Hier können verschiedene Seiten
verlinkt werden. Aus rechtlicher Perspektive kommt dabei die größte Be-
deutung dem Link zum Impressum zu.
Funktionen und Kommunikationsangebote 89
4.3.3 Posts
Ein Post86
lung oder ein Beitrag innerhalb einer Web 2.0-
S. 217) (vgl. Abb. 5).
86
LEO, 2016).
Dementsprechend wird das Wort englisch ausgesprochen.
90 Facebook
Facebook stellt seinen Anwendern verschiedene Arten von Posts zur Ver-
fügung (vgl. Sebastian, 2012, S. 65 83; Holmes, 2016, S. 53):
S. 289). Dies gilt allerdings nicht für Fanpages. Werden diese verlinkt, so
erhalten die Follower weder den Post noch werden sie benachrichtigt87.
Personen können auch auf Fotos und in Videos markiert werden und
werden so ebenfalls verlinkt.
87
Dies dürfte wie auch bei Twitter den Hintergrund haben, dass die Reichweiten von
Fanpages nicht missbraucht werden sollen, denn sonst könnte ein Werbepost einfach
durch die Verlinkung der Seite des FC Bayern München in diesem Text sämtliche Fa-
cebook-Fans des Rekordmeisters erreichen, und zwar ohne dass sich der Verein da-
gegen wehren könnte.
88
Sind die sieben Tage vorüber, so rutscht der Beitrag an die chronologisch korrekte Po-
sition (vgl. Sebastian, 2012, S. 64).
Funktionen und Kommunikationsangebote 93
Like:
-Button, bestehend aus einer Hand mit nach oben
89
Holmes (2016, S. 53 54) zählt zu diesen drei Formen noch eine vierte: Das Melden
oder Verbergen von Inhalten. So kann jeder Post von anderen im eigenen Newsfeed
90
Mit dieser Einführung reagierte Facebook auf Kritik, dass beispielsweise bei negativen
Ereigni -Button bestand, um
Gefühle oder Teilnahme per Klick auszudrücken. Gerade mit Blick auf Beiträge über
Terroranschläge, Todesfälle oder Ähnliches schien dieser aber sehr unpassend
(vgl. Tranriverdi & Hurtz, 2016).
Funktionen und Kommunikationsangebote 95
4.3.5 Newsfeed
Der Newsfeed jedes Mitglieds ist individuell denn dieser stellt sich aus
den gesammelten Tätigkeiten seines Netzwerkes zusammen und wird in
dieser Zusammensetzung nur von dem Mitglied selbst gesehen.
91
Eine Ausnahme in der chronologischen Reihenfolge stellen Posts zu wichtigen Ereig-
nissen dar, die längere Zeit oben angezeigt werden. Auch kann dafür bezahlt werden,
dass Beiträge häufiger erscheinen oder eine bessere Position einnehmen.
96 Facebook
4.4 Kommunikationsstruktur
Die grundlegende Ebene auf Twitter ist für die beiden Autoren die Meso-
Ebene, der sie gewöhnliche Tweets zuordnen, indem sich diese an die
eigenen Follower richten (vgl. Bruns & Moe, 2014, S. 16 17). Entspre-
chendes gilt auch für Facebook. Posts von Fanpages oder Privatpersonen
haben als Zielgruppe zunächst immer die eigenen Fans (Follower). Dabei
sind Facebook-Beiträge von Fanpages per se internetöffentlich, jene von
Privatpersonen zunächst facebooköffentlich und, abhängig von den ge-
wählten Privatsphäre-Einstellungen, auch auf kleinere Kreise bis hin zu
einzelnen Personen beschränkbar. So kann durch diese Einstellungen
bei Facebook die Kommunikation durch Posts sowohl auf der Meso- als
auch der Mikro-Ebene angesiedelt sein.
Zur Meso-Ebene ist bei Facebook auch das Teilen von Beiträgen zu zäh-
len. Denn als Ziel dienen hier ja wie bei Posts auch die eigenen Follo-
wer.
Eine Erweiterung der Meso-Ebene ist die Makro-Ebene, auf der Bruns und
Moe (2014, S. 18 19) die Hashtag-Kommunikation verorten. Bekamen
entsprechende Veröffentlichungen zuvor nur die eigenen Follower ange-
zeigt, sorgt der Hashtag dafür, dass diese jegliche Nutzer sehen, die dem
entsprechenden Hashtag folgen. Mit diesem Symbol gekennzeichnete
Kommunikationsstruktur 97
Botschaften richten sich für Bruns und Moe an ein Publikum, das nicht not-
wendigerweise miteinander verbunden ist, durch das gemeinsame Inte-
resse entsteht und aus zahlreichen unterschiedlichen Nutzern besteht.
Für Facebook kann dies hier teilweise übernommen werden. Der seit 2013
in die Plattform integrierte Hashtag funktioniert ähnlich wie bei Twitter.
Auch hier wird ein Publikum erzeugt, das nicht zwangsläufig miteinander
verbunden ist, aber durch das gemeinsame Thema entsteht. Allerdings ist
die Verbreitung auf der Makro-Ebene bei Facebook weniger unmittelbar
als bei Twitter, denn Facebook filtert die Ergebnisse der Hashtag-Anzeige
durch den Newsfeed-Algorithmus. So werden Nutzer und Fanpages aus
dem bereits bestehenden Freundeskreis bevorzugt präsentiert. Als Folge
können auch Posts dieser angezeigt werden, die bereits vor längerer Zeit
(bis hin zu einigen Jahren) mit dem Hashtag versehen wurden, während
aktuelle Veröffentlichungen, die keinen Zusammenhang zum Nutzer ha-
ben, als weniger relevant eingestuft und dementsprechend weiter unten
gelistet werden. So ist eine Kommunikation auf Makro-Ebene zwar grund-
sätzlich möglich, diese dürfte aber realiter häufig auf der Meso-Ebene ver-
bleiben.
In die Micro-Ebene ordnen Bruns und Moe (2014, S. 20 21) bei Twitter
@Mentions (Erwähnungen) und @Replies (Antworten) ein. Beides sind
auf Twitter Formen der interpersonalen Kommunikation, deren Gruppen
spontan und flüchtig entstehen und wieder verschwinden. Dabei entsteht
durch die @Mention eine direkte Kommunikation mit dem erwähnten Nut-
zer. Die Funktion ist bei Facebook ähnlich. Mitglieder können in Texten
erwähnt werden und erhalten so den Post. Allerdings werden bei Facebook
auch die Follower des Verlinkten über diese erwähnt. Diese Form muss
also für die Netzwerkplattform grundsätzlich eher der Meso-Ebene zuge-
ordnet werden. Erst wenn durch Privatsphäre-Einstellungen unterbunden
wird, dass Informationen über eine Verlinkung automatisch auch an Dritte
weitergegeben werden, zählt die Facebook-Erwähnung tatsächlich zur
Mikro-Ebene der Kommunikation.
98 Facebook
Die zweite Form ist die @Reply, die sich bei Facebook grundlegend unter-
scheidet, denn während bei Twitter Antworten nur durch diese Form gege-
ben werden können, bietet Facebook hier die Kommentar-Funktion an.
Kommentare werden direkt unter (bei Fotos: neben) den jeweiligen Post
gestellt. Hier entsteht somit keine interpersonale Kommunikation auf der
Mikro-Ebene, sondern die Kommentar-Funktion von Facebook belässt die
Kommunikation auf der Meso-Ebene, denn die Kommentare erhalten alle
Nutzer, die den ursprünglichen Post sahen. Die Verbreitung sowie die An-
gesprochenen verändern sich also nicht.
4.5 Nutzung
92
loggt sein musste (vgl. Wiese, 2016). Nähere Angaben, welcher Zeitraum dies genau
ist, fehlen.
Nutzung 99
93
Ergebnis der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. Telefonische Befragung von Februar Ap-
ril 2015 von 1.800 Personen. Repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung ab
14 Jahren.
94
Tippelt & Kupferschmitt (2015) schreiben in ihrem Aufsatz über die ARD/ZDF-Online-
% aller Onliner (24 Mio. Menschen) nutzen zumindest selten Online-Com-
444). Für Facebook speziell wird ein Wert von 42 % ermit-
telt, der umgerechnet dann 23,5 Mio. Menschen ergibt.
95
Ein Grund für die Unterschiede zwischen Facebook-Angaben und Studien-Ergebnis
könnten divergierende Grundgesamtheiten sein, denn während das Unternehmen
seine Zahl für sämtliche Facebook-Nutzer, die sich aus Deutschland einloggen, aus-
weist, gelten die für Facebook von Tippelt und Kupferschmitt verwendeten Ergebnisse
4 444).
96
ZDF-Studie Community 2011. Vierstufige Befragung: Onlinebefragung mit N = 2.343,
qualitative Tiefeninterviews (N = 24), Onlinebefragung auf ZDF-Facebookseiten
(N = 1.520), Onlinebefragung Follower ZDF-Twitter Accounts (N = 60). Durchführung
von September bis November 2011. Grundgesamtheit Online-Befragung: Internetnut-
zer zwischen 14 59 Jahre.
100 Facebook
97
Die Ergebnisse aus der ZDF-Studie Community 2011 stellen zu diesen Details in der
vorliegenden Tiefe für Deutschland die aktuellsten Informationen dar. Daher wurde auf
diese zurückgegriffen. Bedacht werden muss aber, dass sich zumindest die Art der
Nutzung der Plattformen seither in einer Hinsicht verändert hat: 2012 verwendeten nur
22 % der Befragten ihre Community auf einem mobilen Endgerät (eine Einzelauswer-
tung für Facebook existiert hier nicht). Die Plattform wurde allerdings von 76 % der
Befragten als ihre Wichtigste angesehen (vgl. Busemann et al., 2012, S. 260), sodass
das Ergebnis insgesamt eine hohe Aussagekraft auch für die Facebook-Nutzer hat.
2016 waren dies nach den offiziellen Facebook-Angaben bereits 85 % (vgl. Wiese,
2016). Denkbar ist, dass dies Einfluss auf das Leseverhalten hat. Denn beispielsweise
auf einem Smartphone werden auf der Startseite deutlich weniger Beiträge angezeigt,
was das schnelle Scannen erschweren könnte.
98
-Funktion im September 2011 ein. Zu diesem Zeitpunkt
begann auch die Feldphase der ZDF- -Funktion
erst seit sehr kurzer Zeit verfügbar war (vgl. Busemann et al., 2012, S. 263).
99
Dies bilanzieren Machill, Beiler und Krüger (2013, S. 27) nach Aufarbeitung des For-
4.5.1 Nutzungsmotive
In Deutschland existieren bisher wenige Studien, die sich gezielt mit den
Nutzungsmotiven bei Facebook befassen. Stattdessen werden eher gene-
ralisiert Nutzungsmotive für soziale Netzwerkplattformen untersucht
(vgl. u. a. Busemann et al., 2012; Busemann & Gscheidle, 2012; Jers,
2012; Arns, 2013; Schenk, Jers & Gölz, 2013). Da Facebook unter den
Netzwerkplattformen in Deutschland eine deutlich dominierende Stellung
einnimmt, dürfte die Aussagekraft dieser Ergebnisse somit auch für Face-
book zutreffen.
dung der Plattformen für die User verbunden ist. Die wichtigsten Nutzungs-
motive sind (vgl. Busemann et al., 2012, S. 260; Busemann & Gscheidle,
2012, S. 382; Niemann et al., 2012, S. 30 32; Wilson et al., 2012, S. 209;
Machill et al., 2013, S. 17 20; Pérez-Latre, 2013, S. 48; Schmidt, 2013,
S. 28):
Selbstdarstellung
Information
Unterhaltung
Kommunikation mit dem eigenen sozialen Netzwerk
Kontaktpflege und -gewinnung
Vernetzung mit anderen Mitgliedern, Kontaktpflege und gewin-
nung sowie Integration in und Bindung an die Gruppe von Gleich-
altrigen
Gratifikationen durch das Produzieren eigener kommunikativer
Handlungen (Erhalten von Likes, positiven Kommentaren oder
Weiterverbreiten der eigenen Beiträge durch andere Facebooker)
(vgl. Frees & Koch, 2015, S. 375100). 29 % der Deutschen und 52 % der
unter 30-Jährigen schätzen am Internet insbesondere, dass es ermöglicht,
mit anderen in Kontakt zu bleiben (vgl. Frees & Koch, 2015, S. 370). Be-
zogen auf die Sozialen Netzwerkplattformen bedeutet Kommunikation bei-
spielsweise, die Verbindung mit dem bestehenden Netzwerk zu pflegen.
Dazu zählt, sich Informationen über Freunde einzuholen, eigene Beiträge
zu veröffentlichen oder fremde weiterzuverbreiten.
S. 27). So
inem Bestandteil der öffentlichen Meinungsbildung
et al., 2013, S. 12). Auf den Sozialen Netzwerkplattfor-
men werden herausragende Themen, Nachrichten und Ereignisse zu ei-
nem breiten thematischen Spektrum gepostet, kommentiert, weiterverteilt
100
Ergebnis der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. Telefonische Befragung von Februar Ap-
ril 2015 von 1.800 Personen. Repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung ab
14 Jahren.
Nutzung 103
und auch diskutiert (vgl. Machill et al., 2013, S. 12, 25). 18 % der deut-
schen Onliner und in der Gruppe der unter 30-Jährigen sogar 32 %
verfolgen Nachrichten zumindest gelegentlich über Soziale Netzwerke
(vgl. Tippelt & Kupferschmitt, 2015, S. 448).
sitiv, wird von Personen, die diese aufweisen, also häufiger genutzt
(vgl. Machill et al., 2013, S. 23).
101
Methodendesign: Telefonische Befragung von 771 Bürgern im Frühjar
Stichprobe ist annhähernd repräsentativ für die deutschsprachige Wohnbevölkerung
ab 16 al., 2014, S. 160).
102
Methodendesign: Onlinebefragung mit 371 Teilnehmern; Kritik: Unklare Grundgesamt-
heit (Probanden wurden auf einer Amazon Zeitarbeits-Plattform rekrutiert), keine An-
gaben zum exakten Befragungszeitraum.
104 Facebook
& Bannour, 2013, S. 265), sei es über tatsächlich gepostete Beiträge, ver-
öffentlichte Fotos oder gelikte Fanseiten. Zwei Drittel der Nutzer haben be-
reits Bilder hochgeladen, davon 45 % ohne Zugangsbeschränkungen, also
für jedes Mitglied des jeweiligen Angebotes sichtbar (vgl. Taddicken, 2011,
S. 290103). Etwa die Hälfte hat Gedanken und Erlebnisse geschildert, ein
Drittel haben Ängste und spezielle Sorgen publiziert, ein Viertel Gefühle
(vgl. Taddicken, 2011, S. 290). Jeweils rund 30 % haben diese Veröffent-
lichungen ohne Zugangsbeschränkungen gemacht (vgl. Taddicken, 2011,
S. Werten geschlossen werden,
dass das Social Web die Nutzer zur Selbs
cken, 2011, S. 297).
Die Inszenierung funktioniert auch über gelikete Seiten von Anderen. Bu-
semann, Fisch und Frees (2012, S. 261) fanden heraus, dass Fanseiten
aus den Bereichen Sport, Musik und Film stark der Selbstcharakterisierung
dienen; mithin also nicht nur dem Wunsch nach Informationen über einen
Sportverein, eine Band etc.
Vorstellung
von echter und wahrhaftiger Kommunikation einschließt, gilt
nicht nur im Umgang der Nutzer untereinander. Sie ist auch
in den Geschäftsbedingungen und Verhaltensregeln vieler
Plattformbetreiber niedergelegt. Diese verlangen beispiels-
weise, sich mit seinem echten Namen zu registrieren, oder
103
Methodendesign: Onlinebefragung von 2.739 Personen. Stichprobenziehung quotiert
nach Daten der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF) hinsichtlich Alter, Ge-
schlecht und Bundesland. Repräsentativ für die Internetnutzer in Deutschland
(vgl. Taddicken, 2011, S. 288).
Nutzung 105
mit einem fiktiven Image, das vermittelt werden soll, ist praktisch kaum zu
et al., 2012, S. 36), zumal auch andere User über die
(semi-)öffentliche Kommunikation an der Selbstdarstellung beteiligt sind,
beispielsweise, indem sie Fotos oder Videos veröffentlichen, die auch an-
dere zeigen oder deren Beiträge teilen (vgl. Niemann et al., 2012, S. 37).
Aus dem Kanon der referierten Motive heben Nadkarni und Hofmann
(2012) nach Analyse von 42 Psychologie-Studien zur Facebook-Nutzung
106 Facebook
S. 285104
104
Onlinebefragung von 470 College Studenten, die mindestens einem Sport-Team auf
einer Social Media-Anwendung folgen; keine Angaben zur Feldzeit (vgl. Haugh & Wat-
kins, 2016, S. 282 283).
Nutzung 107
Information
Fantum
Identifikation mit der Sache, Marke, Person oder dem Produkt
Austausch mit Gleichgesinnten
d
105
Leider wurde in der ZDF-Studie Community 2011 hier keine Unterscheidung zwischen
Fanseiten und Gruppen vorgenommen.
106
Ergebnisse aus der ARD/ZDF-Onlinestudie 2012. Methodendesign: Telefonbefragung
von 1.800 Personen zwischen 23. Februar und 5. April 2012. Repräsentativ für die
deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren (vgl. Eimeren & Frees, 2012, S. 362).
107
Die in diesem Abschnitt vorgestellten Zahlen rekurrieren aus der ZDF-Studie Commu-
nity 2011. 62 %der Befragten, die angaben, dass Facebook für sie die wichtigste Platt-
form sei, nutzen Fanpages. Diese 62 % stellen die Gesamtheit dar, auf die sich die
weiteren Prozentzahlen bezüglich der Motive, Fanseiten zu abonnieren/liken, bezie-
hen.
108 Facebook
39 % identifizieren sich mit der Sache, Marke, Person oder dem Produkt.
In diesem Fall beschränkt sich die Nutzung der Fanseite dann vollständig
auf die Selbstcharakterisierung.
4.6 Zusammenfassung
Facebook ist die größte Netzwerkplattform der Welt und auch in Deutsch-
land das dominierende Soziale Netzwerk. Mehr als 23 Mio. Menschen nut-
zen die Plattform hierzulande zumindest selten. Motive für die Nutzung
sind Selbstpräsentation und das Streben nach Zugehörigkeit. Weitere An-
reize sind Kommunikation, Information und Unterhaltung.
Zusammenfassung 109
Kernstück von Facebook sind der Newsfeed sowie die Chronik. Die Chro-
nik sammelt die eigenen Aktionen und dokumentiert diese auch in zeitli-
cher Reihenfolge. Im Newsfeed werden Posts aus dem eigenen Netzwerk
sowie von abonnierten Fanseiten gesammelt und in umgekehrt chronolo-
gischer Reihenfolge dargestellt. Dafür filtert Facebook sämtliche infrage
kommenden Einzelbeiträge nach der Relevanz, indem ein Newsfeed-Al-
gorithmus sämtlichen Posts individuell für den jeweiligen Nutzer einen be-
stimmten Relevanzwert zumisst. Die Veröffentlichungen mit den höchsten
Werten werden angezeigt.
Nachdem in den ersten drei Kapiteln zunächst das Phänomen Social Me-
dia und die beiden untersuchten Plattformen beschrieben wurden, erfolgt
Social Media-
Aktivitäten der Vereine eingeordnet werden.