Unterrichtung
durch den Wehrbeauftragten
Zugeleitet mit Schreiben des Wehrbeauftragten vom 26. Januar 2016 gemäß § 2 Absatz 1 des Gesetzes über den
Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages.
Drucksache 18/7250 –2– Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Seite
2 Personal ................................................................................................................................18
Personalstrukturmodell 185 ...................................................................................................18
Personalgewinnung ................................................................................................................18
Personalmangel ......................................................................................................................19
Personalsituation der Marine .................................................................................................21
Personalsituation der Heeresfliegertruppe .............................................................................21
Durchführung der EU-Arbeitszeitrichtlinie in der Bundeswehr ............................................22
Änderungen der Verpflichtungszeiten ...................................................................................23
Geändertes Auswahlverfahren zur Übernahme zum Berufssoldaten .....................................24
Beförderungen .......................................................................................................................25
Änderung/Harmonisierung bei der Beförderungspraxis in den Teilstreitkräften ...................25
Aufhebung des Rotationserlasses...........................................................................................26
Beurteilungswesen .................................................................................................................27
Personalführung .....................................................................................................................27
Mängel in der Personalbearbeitung ........................................................................................28
Sicherheitsüberprüfungen ......................................................................................................28
Ausbildungsverzögerungen in der Militärischen Flugsicherung ............................................29
Laufbahnnachteile durch überlange Disziplinarverfahren .....................................................29
Ausscheiden aus dem Dienst .................................................................................................30
Freiwilliger Wehrdienst .........................................................................................................31
Reservisten .............................................................................................................................32
Veteranenbegriff ....................................................................................................................33
9 Anlagen .................................................................................................................................73
Rechtsgrundlagen zu Amt und Aufgaben des Wehrbeauftragten und zum
Petitionsrecht der Soldatinnen und Soldaten .................................................................73
Zentrale Dienstvorschrift A-2600/2 - Wehrbeauftragtenangelegenheiten........................78
Statistische Übersichten .........................................................................................................84
Übersicht über die Jahresberichte 1959 bis 2015 und deren Beratung durch den
Deutschen Bundestag ....................................................................................................93
Organisationsplan ..................................................................................................................96
10 Stichwortverzeichnis ............................................................................................................97
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode –5– Drucksache 18/7250
Vorwort …………………….
Wir leben in unruhigen Zeiten. Sicherheitspolitisch bewegt sich gerade sehr viel
in Europa und weltweit. Zunehmend sind unsere deutschen Soldatinnen und Sol-
daten in ihrem Kernauftrag gefordert: äußere Sicherheit. Das heißt Sicherheit
durch Teilnahme an multinationalen Missionen „out of area“, außerhalb des
Bündnisgebietes, und Sicherheit durch starke Präsenz im Rahmen der kollektiven
Verteidigung. Hinzu kam im Berichtsjahr die zivile Amtshilfe bei der Bewälti-
gung der Flüchtlingskrise in Deutschland. Das waren und sind viele Aufträge,
weit mehr als zu Beginn des Jahres 2015 absehbar. Die Bundeswehr konnte und
kann all das leisten. Aber deutlich geworden ist auch, dass sie in einigen Berei-
chen inzwischen ihr Limit erreicht, personell und materiell. Hier ist politisches
Nachsteuern dringend erforderlich.
Mein erster Besuch im neuen Amt ging sehr bewusst auf den Truppenübungsplatz
Munster-Süd zum verstärkten Panzergrenadierbataillon 371, das dort für seine
Aufgabe als deutscher Gefechtsverband für die sogenannte „Speerspitze“ der
NATO Response Force ausgebildet wurde. Das Jahr 2015 galt noch als Testphase,
Fehleranalyse gehörte zu den Aufgaben. Was mir da nüchtern und präzise vorge-
tragen wurde, markiert sehr eindrucksvoll ein Hauptproblem unserer Streitkräfte
heute: Es fehlt zu viel. Das Bataillon musste 15.000 Ausrüstungsgegenstände
– kleine und große – von anderen Verbänden aus der Brigade, aus der Division,
aus dem Heer und aus der übrigen Bundeswehr „leihen“, um für seine NATO-
Aufgabe voll ausgestattet zu sein. Das Material fehlt nun dort. Zu den gestiegenen
Anforderungen an die Bundeswehr passt dieses System der Mangelverwaltung
absolut nicht mehr. Es gefährdet Einsatzbereitschaft, Übung und Ausbildung
– und im schlimmsten Fall Leib und Leben im Einsatz. Und es beeinträchtigt die
Motivation der Soldatinnen und Soldaten und die Attraktivität der Bundeswehr.
Bei vielen Truppenbesuchen und Gesprächen berichteten mir Vertrauensleute,
Spieße und Kompaniechefs ebenso wie die verantwortlichen Stabsoffiziere von
zum Teil existenziellen Ausrüstungslücken, seien es fehlende Panzerhaubitzen in
einem Artilleriebataillon oder Nachtsichtbrillen und Schutzwesten oder
Transportflugzeuge oder Hubschrauber oder Fregatten oder Bewaffnung und
Munition für hochmoderne neue Waffensysteme wie EUROFIGHTER oder
TIGER. Es fehlt zu viel, weil altes Gerät sehenden Auges schneller ausgemustert
wurde als das neue zuläuft, weil Ersatzteile nicht beschafft wurden, weil 70-Pro-
zent-Sollstrukturen den 100-Prozent-Bedarf nicht abdecken oder weil die Instand-
setzung in der Industrie zu lange dauert und eigene Wartungskapazitäten längst
zerschlagen sind.
Immerhin sieht sich in der Truppe heute niemand mehr gezwungen, die objektiv
bestehenden Defizite zu verheimlichen oder zu verniedlichen. Das Thema Voll-
ausstattung steht auf der Agenda von Parlament und Regierung. Fehlanzeigen
werden nicht mehr achselzuckend toleriert. Eine neue Weisungslage im Heer soll
jetzt vorhandene Bestände sichern, bis neue Systeme tatsächlich zulaufen und voll
funktionsfähig sind. Mit Spannung darf das vom Verteidigungsausschuss an-
geforderte Konzept des Verteidigungsministeriums zur strukturgerechten Aus-
stattung der Bundeswehr erwartet werden. Es sollte auch den zusätzlichen Finanz-
bedarf klar aufzeigen.
Neben dem Thema der materiellen Mangelverwaltung, das mich im ersten halben
Jahr als Wehrbeauftragter besonders beschäftigt hat, gewinnt das Thema Perso-
nalfehl nun zunehmend an Brisanz – nicht zuletzt aufgrund der Amtshilfebelas-
tung der letzten Monate. Der Jahresbericht enthält hierzu – aufgrund einer Fülle
von Eingaben – viele systematische Betrachtungen sowie Zahlen und Beispiele.
So klein wie heute war die Bundeswehr niemals in ihrer Geschichte. Die Debatte
über Personalstruktur, Aufgaben und Umfang der Bundeswehr (militärisch und
zivil) muss geführt werden. Ohne gezielte Nachsteuerung droht Überlastung in
wichtigen Bereichen. Das heißt, dass einzelne Soldatinnen oder Soldaten zu
Drucksache 18/7250 –6– Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Hause die Arbeit von zwei oder drei Kameraden erledigen müssen. Oder dass sie
mit viel zu kurzen Einsatzpausen immer wieder zur Auslandsmission aufbrechen,
wie zuletzt viele FlaRak-Spezialisten bei Active Fence Turkey.
In diesen Zeiten des Umbruchs und des Gebrauchtwerdens ist es wichtig, dass
trotz aller Schwierigkeiten die Bundeswehr ihre Aufträge voll erfüllt. Das tut sie.
Aber nach meiner Beobachtung hat manches nur deshalb am Ende funktioniert,
weil Soldatinnen und Soldaten, wenn Not am Mann war, sich Tage und Nächte
um die Ohren geschlagen haben, und weil sie improvisiert und informelle Wege
zum Ziel gefunden haben, wo Dienst nach Vorschrift ins Nichts geführt hätte.
Auch das ist übrigens ein gutes Beispiel für gelebte Innere Führung.
Gut und angenehm waren im Berichtsjahr die Gespräche und die Zusammenarbeit
mit vielen Soldatinnen und Soldaten und Zivilbeschäftigten in Truppe und
Dienststellen, mit den Vertrauenspersonengremien und den Personalräten, mit
Bundeswehrverband und Reservistenverband, mit Gleichstellungsbeauftragten
und den katholischen und evangelischen Militärbischofsämtern, mit dem
Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages und mit der politischen Lei-
tung des Bundesministeriums der Verteidigung.
Veränderung zum Besseren beginnt damit, auszusprechen, was ist. Dem dient
auch dieser Bericht.
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode –7– Drucksache 18/7250
Das Berichtsjahr im Überblick wie der zuletzt im Dezember 2015 vom Bundesminis-
Nie zuvor in den 60 Jahren ihres Bestehens hatte die terium der Verteidigung dem Verteidigungsausschuss
Bundeswehr eine derartige Fülle unterschiedlicher des Deutschen Bundestages vorgelegte Bericht über
Aufgaben und Einsätze zu bewältigen wie im den Klarstand der Hauptwaffensysteme offenbarte.
Berichtsjahr: das Erstarken der Taliban im Post- Auch der Ersatzteilbedarf für altes Gerät war – wie
ISAF-Afghanistan, das Andauern der Russland-Uk- schon im Vorjahr – nicht gesichert. Daneben fehlte es
raine-Krise, die Konflikte in Syrien, im Irak und in an Ausrüstungsgegenständen für den Einzelnen.
Mali, der totalitäre Terror des IS, der auch vor Europa Unter dieser Situation litten vor allem die Ausbildung
keinen Halt mehr macht, Flüchtlingsströme nach im Grundbetrieb und die einsatzvorbereitende Ausbil-
Deutschland – die sicherheitspolitische Lage fordert dung sowie nicht zuletzt auch die Motivation der Sol-
die Bundeswehr mehr denn je. Dies alles spielte auch datinnen und Soldaten.
für den 2015 in Gang gesetzten Weißbuchprozess, mit Dabei benötigt die Bundeswehr angesichts der
dem die Leitlinien deutscher Sicherheitspolitik für die geschilderten großen Herausforderungen gerade jetzt
kommenden Jahre formuliert werden sollen, eine be- Soldatinnen und Soldaten, die hochmotiviert und
deutende Rolle. Das Ergebnis wird interessant. belastbar sind. Belastbarkeit findet allerdings dort
Bis zum Ende des Jahres leisteten Soldatinnen und ihre Grenzen, wo permanente Überbelastung entsteht.
Soldaten der Bundeswehr in 17 internationalen Ein- Erneut war im Berichtsjahr festzustellen, dass die
sätzen ihren Dienst. Durch die Teilnahme an der dienstliche Beanspruchung in der Bundeswehr
NATO-Mission Resolute Support in Afghanistan mit ungleich verteilt ist. Soldatinnen und Soldaten einzel-
bis zu 980 und der UN-Mission MINUSMA in Mali ner Bereiche, insbesondere in Mangelverwendungen,
mit künftig bis zu 650 Soldatinnen und Soldaten ist wurden über Gebühr in Anspruch genommen. Der
die Bundeswehr in besonders gefahrträchtigen Ein- Fachkräftemangel betrifft zwischenzeitlich zum Teil
sätzen aktiv. Der Aufstockung des Kontingents in ganze Laufbahnen, wie die Laufbahn der Feldwebel
Afghanistan hatte der Deutsche Bundestag zum Ende des allgemeinen Fachdienstes und der Fachunteroffi-
des Jahres ebenso zugestimmt wie der Entsendung ziere in technischen und informationstechnischen
von bis zu 1.200 Soldatinnen und Soldaten zur Betei- aber auch sanitätsdienstlichen Verwendungen.
ligung an dem internationalen Anti-IS-Einsatz über Trotz der bestehenden Schwierigkeiten, die vorhan-
Syrien und dem Irak. denen Dienstposten mit qualifiziertem Personal zu
In diesem Zusammenhang ist zu begrüßen, dass die besetzen und die Personalstärke von 185.000 Solda-
Parlamentarische Kommission zur Überprüfung, tinnen und Soldaten tatsächlich zu erreichen, ist die
Sicherung und Stärkung der Parlamentsrechte bei der Frage zu stellen, ob diese angesichts des erweiterten
Mandatierung von Auslandseinsätzen der Bundes- Aufgabenspektrums der Bundeswehr noch angemes-
wehr („Rühe-Kommission“) im Juni 2015 ihren Be- sen ist. Die diesbezüglich angekündigten Überlegun-
richt mit der Empfehlung abschloss, das Mitsprache- gen von Ministerin von der Leyen werden vom Wehr-
recht des Parlaments bei Auslandseinsätzen der Bun- beauftragten begrüßt.
deswehr voll beizubehalten. Die Bundeswehr als Par- Mit der „Steigerung der Attraktivität des Dienstes in
lamentsarmee – diese Struktur hat sich in den 60 Jah- der Bundeswehr“ soll geeignetes und engagiertes Per-
ren ihres Bestehens bewährt. sonal gewonnen und langfristig gebunden werden.
Neben den mandatierten Einsätzen war die Bundes- Die Bundeswehr will einer der attraktivsten Arbeitge-
wehr in einsatzgleichen Verpflichtungen gebunden. ber Deutschlands werden. Hierzu hat sie im Jahr 2015
So standen 4.600 Soldatinnen und Soldaten für die Weichen gestellt. Nach der Veröffentlichung der
NATO Response Force, die schnelle Eingreiftruppe Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv.
des Bündnisses, bereit. Weitere deutsche Kräfte sind Anders.“ (Attraktivitätsagenda) am 30. Mai 2014,
durch die Reassurance-Programme der NATO konti- welche 29 untergesetzlichen Maßnahmen enthält,
nuierlich gebunden. Zusätzlich waren zum Ende des wurde am 26. Februar 2015 ein Artikelgesetz mit 25
Jahres etwa 8.000 Soldatinnen und Soldaten in der Maßnahmen im Deutschen Bundestag verabschiedet.
Flüchtlingshilfe im Inland eingesetzt. Unter anderem Die untergesetzlichen Neuregelungen der Agenda
diese Herausforderungen haben den beklagenswerten und das Artikelgesetz bilden zusammen die attrakti-
Zustand der materiellen und personellen Einsatz- vitätssteigernden Maßnahmen und sollen kurz- und
bereitschaft der Bundeswehr schonungslos offen- mittelfristig wirksam werden. Verbesserungen bei der
gelegt und unterstreichen das Erfordernis einer Voll- Alterssicherung der Soldatinnen und Soldaten auf
ausstattung der Bundeswehr mehr denn je. Zeit und beim Versorgungsrecht der Berufssoldatin-
nen und -soldaten sowie die Erhöhung von Erschwer-
Die bereits in vergangenen Jahren festgestellten Män- nis- und Stellenzulagen sind in Kraft getreten. Unter-
gel und Defizite bei den militärischen Großgeräten gesetzliche Maßnahmen wie das Spitzenkräfte-
konnten nur zu einem geringen Teil behoben werden,
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coaching, das ortsunabhängige Arbeiten oder die Fle- liegen zu einem großen Teil nicht in einzelnen Perso-
xibilisierung der Karrierepfade der Soldatinnen und nen begründet, sondern sind strukturbedingt angelegt,
Soldaten wurden auf den Weg gebracht. unter anderem durch die Praxis der Bundeswehr, das
Ein Teil der Attraktivitätsmaßnahmen dient einer bes- Spitzenpersonal bereits nach zu kurzer Stehzeit in die
seren Vereinbarkeit von Familien- beziehungsweise nächste Verwendung zu versetzen.
Privatleben und Dienst. Diese Thematik ist für viele Ein besonderes Augenmerk wirft der Bericht auf die
Soldatinnen und Soldaten nach wie vor von besonde- nach wie vor unbefriedigende Situation der Beförde-
rer Bedeutung. Deshalb muss dieser Weg fortgesetzt rungen. Fast 10.000 Soldatinnen und Soldaten warte-
werden. Anregungen hierfür hat der Wehrbeauftragte ten, zum Teil bereits sehr lange, auf Zuerkennung des
in einer gemeinsam mit dem Katholischen Militär- nächsthöheren Dienstgrades. Ursache ist vor allem
bischofsamt und dem Evangelischen Kirchenamt für ein deutlicher Mangel an Planstellen, den es durch
die Bundeswehr durchgeführten Veranstaltung am entsprechende Forderungen an den Haushalt zu besei-
4. November 2015 unter anderem mit Vertreterinnen tigen gilt. In diesem Zusammenhang kann als erfreu-
und Vertretern des Bundesministeriums der Verteidi- lich konstatiert werden, dass es ab dem 1. Januar 2016
gung, der zuständigen Ämter der Bundeswehr, der eine Harmonisierung bei der Beförderungspraxis in
Wissenschaft, des Kreises der Gleichstellungsbeauf- den Teilstreitkräften gibt. Sorge bereitet dagegen das
tragten, der Vertrauensgremien und Personalräte, des Beurteilungssystem der Bundeswehr. Es wird in die-
Bundeswehrverbandes, der Gewerkschaften, des ser Form noch nicht lange angewendet und läuft den-
Reservistenverbandes und der Katholischen und noch bereits jetzt wieder Gefahr, seine Funktion zu
Evangelischen Militärseelsorge diskutiert. Deutlich verlieren, weil vorgegebene Quoten überschritten
wurde herausgearbeitet, dass die Karriereplanung werden und die Noten sich auf breiter Front im hohen
(einschließlich Ausbildung und Lehrgängen) und die Bereich angesiedelt haben. Kritisiert von den Be-
damit verbundenen Kommandierungen und Verset- troffenen wird oft der Mangel an Transparenz. Entwe-
zungen sich mehr als bisher an den Bedürfnissen der der muss das bestehende System stringent eingehalten
betroffenen Menschen in ihren jeweiligen Lebens- werden oder es muss ein neues Beurteilungssystem
phasen orientieren sollten. Die Schlagworte man- geben.
gelnde Kommunikation, Transparenz und Planungs- Positiv ist festzustellen, dass die Bundeswehr nun Un-
sicherheit zogen sich in der Diskussion durch die tersuchungen zur Chancengleichheit von Frauen an-
gesamte Themenbreite. stellt. Ein Stabselement im Bundesministerium der
Attraktivität eines Arbeitgebers hat auch mit einem Verteidigung untersucht unter anderem, ob Frauen in
ansprechend gestalteten Arbeitsumfeld und eben sol- der Bundeswehr bei Beurteilungen benachteiligt wer-
chen Räumlichkeiten zu tun, umso mehr, wenn der den und beschäftigt sich mit dem Phänomen, dass von
Dienst es mit sich bringt, vorübergehend in dienst- Soldatinnen viel weniger Anträge auf Übernahme in
lichen Unterkünften zu wohnen. „Zuhause fühlen“ das Dienstverhältnis eines Berufssoldaten gestellt
konnten sich die Soldatinnen und Soldaten auch in werden, als von den männlichen Kameraden. Basis
diesem Berichtsjahr in vielen Kasernen und sonstigen für die Personalgewinnung der Bundeswehr ist längst
Dienstgebäuden noch nicht. Neben der materiellen nicht mehr exklusiv die männliche Hälfte der Bevöl-
und personellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr kerung. Die Bundeswehr muss sich anstrengen, mehr
ist die marode Infrastruktur der Bundeswehrliegen- Frauen für den militärischen Dienst zu gewinnen und
schaften das dritte große Thema, welches das Be- auch zu halten.
richtsjahr beherrschte. Aufstockung der Haushalts- Die sanitätsdienstliche Versorgung der Soldatinnen
mittel für diesen Bereich, eine deutliche Beschleuni- und Soldaten ist ein Problemfeld, das sich seit Jahren
gung bei der Umsetzung der Instandsetzungsmaßnah- nicht grundlegend verbessert hat und immer wieder in
men und eine effektivere Zusammenarbeit mit den in den Jahresberichten kritisiert wurde. Die Personal-
vielen Fällen zuständigen Landesbauverwaltungen probleme in den Bundeswehrkrankenhäusern und in
müssen daher das Ziel sein. der truppenärztlichen Versorgung bestehen fort. Das
Überbordende Bürokratie und fehlende Flexibilität Motto „starke Betreuung vor Ort“ konnte in der regi-
sind Probleme, die in vielen Bereichen und auf allen onalen sanitätsdienstlichen Versorgung auch in die-
Ebenen der Bundeswehr vorzufinden sind. Sie brin- sem Berichtsjahr bei weitem nicht überall erfüllt wer-
gen nicht nur massive Effizienzverluste mit sich, son- den.
dern bremsen die Motivation der Soldatinnen und Dagegen sind die Bemühungen der Bundeswehr, den
Soldaten und führen bisweilen zu Frustration des Ein- Umgang mit psychischen Schädigungen von Solda-
zelnen. Damit eng zusammen hängen auch der zum tinnen und Soldaten aufgrund traumatischer Ereig-
Teil praktizierte Führungsstil und die degenerierte nisse in den Auslandseinsätzen zu verbessern, anzu-
Fehlerkultur in der Bundeswehr. Die Ursachen hierfür erkennen. Dennoch ist die psychiatrische und psycho-
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode –9– Drucksache 18/7250
1 Vollausstattung der Bundeswehr Ersatzteile hatten zur Folge, dass von 93 TORNA-
DOS nur 29 einsatzbereit waren. Ebenfalls wegen
Der Wehrbeauftragte hatte in seinen vergangenen
fehlender Ersatzteile und zu geringer Wartungskapa-
Jahresberichten immer wieder darauf hingewiesen,
zitäten standen dem Heer von 40 Transporthub-
dass die vorhandene Ausrüstung den Grundbetrieb
schraubern NH 90 nur fünf einsatzbereit zur Verfü-
der Bundeswehr nicht zu unterhalten vermag. „Dyna-
gung. Von 43 Hubschraubern TIGER waren nur sie-
misches Verfügbarkeitsmanagement“ – dieser Begriff
ben flugbereit. Die Marine klagte besonders über die
prägte die Mangelverwaltung und täuschte über den
fehlende Einsatzbereitschaft beim SEA KING: Von
Ernst der Lage. Die Bezeichnung verbarg, dass den
21 Hubschraubern waren nur drei bis fünf einsatz-
Einheiten im besten Fall lediglich 70 Prozent des
bereit. Für Einsatz und Ausbildung sind aber mindes-
benötigten Materials zur Verfügung standen und sie
tens sechs dieser Fluggeräte erforderlich. Gleiches
sich den Rest – etwa bei Übungen – unter hohem
gilt für den Bordhubschrauber SEA LYNX, bei dem
logistischem und zeitlichem Aufwand aus anderen
nur vier der 22 Maschinen einsatzbereit waren und bei
Bereichen „ausleihen“ mussten. Ein massiver Ausfall
dem für den operativen Minimalbedarf ebenfalls min-
von Ausbildung sowie Unzufriedenheit in der Truppe
destens sechs erforderlich sind.
waren die Folge. Zwar hat das Bundesministerium der
Verteidigung erkannt, den falschen Weg eingeschla- Festzustellen war im Berichtsjahr darüber hinaus,
gen zu haben. Die Situation hat sich jedoch noch nicht dass es weiterhin an Ersatzteilen sowie an persönli-
wesentlich verändert. chen Ausrüstungsgegenständen für den einzelnen
Soldaten beziehungsweise die einzelne Soldatin man-
Neben der mangelhaften materiellen Einsatzbereit-
gelt. Die Bundeswehr hat von allem zu wenig. Auch
schaft gibt es zwei weitere große Defizitbereiche in
der Ausstattungsstandard des Großgeräts und der
der Bundeswehr: die personelle Einsatzbereitschaft
sonstigen Ausrüstung ist breit gefächert, von sehr alt
sowie die Infrastruktur. In allen drei Bereichen bedarf
bis sehr modern. Modernisierung bedeutet allzu oft
es deutlicher Verbesserungen. Bei der Ausrüstung
Verzögerung, Verteuerung und teilweise Qualitäts-
muss Vollausstattung das Ziel sein und auch beim
beziehungsweise Quantitätslücken.
Personal und der Infrastruktur müssen mit einer
„Vollausstattung“ vergleichbare Verhältnisse herge- Die aktuelle materielle Einsatzbereitschaft der Bun-
stellt werden. deswehr wird der sicherheitspolitischen Lage nicht
gerecht. Durch die Russland-Ukraine-Krise hat die
Materielle Einsatzbereitschaft kollektive Verteidigung in Europa wieder einen
neuen Stellenwert bekommen. Kollektive Verteidi-
Im Herbst 2014 legte das Bundesministerium der Ver- gung funktioniert aber nur, wenn auch die Bundes-
teidigung auf Beschluss des Verteidigungsausschus- wehr einer starken Bündnispräsenz Gewicht und
ses dem Parlament erstmals einen Bericht über den Tiefe gibt.
Klarstand der Hauptwaffensysteme vor, in dem deut-
liche Ausrüstungslücken zu Tage traten. Dieser seit- Fehlende Ausrüstung für die Ausbildung
her fortlaufend zu erstattende Jahresbericht wurde
dem Deutschen Bundestag zum zweiten Mal im Soldatinnen und Soldaten riskieren im Einsatz ihr
Dezember 2015 übermittelt. Danach fehlt es nach wie Leben. Deshalb haben sie Anspruch auf bestmögliche
vor an einsatzfähigem Großgerät. Und auch bei der Ausrüstung im Einsatz. Gleiches gilt für die Ausbil-
zugehörigen Bewaffnung gibt es zum Teil erhebliche dung. „Übe wie Du kämpfst“, dieser Leitsatz legt den
Verzögerungen und Quantitätsdefizite, beispielhaft Grundstein für einen erfolgreichen Einsatz. Aufgrund
genannt seien das mehrrollenfähige leichte Lenkflug- des Fehlens von Großgerät und sonstiger Ausrüstung
körper-System für den Schützenpanzer PUMA im Grundbetrieb konnte in den vergangenen Jahren
(MELLS), die Panzerabwehrlenkwaffe PARS 3 LR selten eine Ausbildung in diesem Sinne gewährleistet
für den TIGER, der schwere Antischiffsflugkörper werden. Durch die Rückführung von Material aus
RBS 15 für die Korvetten und der Luft-Luft-Flugkör- dem Einsatz, insbesondere aus Afghanistan, hat sich
per METEOR für den EUROFIGHTER. Der Luft- die Lage zwar etwas entspannt, dennoch steht auch
waffe stehen bisher lediglich drei A 400M zur Verfü- dieses Material nicht immer sofort für die Ausbildung
gung, mit der Folge, dass die längst veraltete TRANS- zur Verfügung. Nach der Nutzung im Einsatzland
ALL immer noch die Hauptlast des Lufttransports zu weist es oft Mängel auf, die behoben werden müssen.
tragen hat. Von 114 EUROFIGHTERN sind 40 Pro- Soldatinnen und Soldaten beklagen, es gehe stets um
zent zur Aufrüstung bei der Industrie, nur 68 Maschi- kurzfristige Minimallösungen, um den Ausbildungs-
nen stehen in den Geschwadern und davon wiederum betrieb sicherzustellen. Es gebe eine Struktur nach
waren nur 38 im Schnitt einsatzbereit. Von den 50 Kassenlage.
TRANSALL waren lediglich 21 flugbereit. Fehlende Das Panzergrenadierbataillon 371, der Kern des
deutschen Gefechtsverbandes für die „Speerspitze“
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 11 – Drucksache 18/7250
(Very High Readiness Joint Task Force) der NATO FENNEK erforderlichen Funkgeräte. Beispielsweise
Response Force, musste sich für seinen NATO-Auf- sind beim Artillerielehrbataillon 345 zwölf Joint
trag 15.000 Ausrüstungsgegenstände bei 56 anderen Fire Support Teams mit je zwei Spähwagen FENNEK
Bundeswehreinheiten ausleihen. Der Übungsbetrieb geplant, noch im August 2015 konnten jedoch auf-
wird so erheblich erschwert beziehungsweise kommt grund der fehlenden Fahrzeuge lediglich drei Teams
zum Erliegen. gestellt werden.
Im Rahmen des Truppenbesuchs beim Artillerielehr- Dem technischen Personal des Lufttransport-
bataillon 345 in Idar-Oberstein wurde vorgetragen, geschwaders 62 fehlt bis heute das notwendige Aus-
dass nur 60 Prozent des benötigten Materials für die bildungsmaterial für den A 400M. Nach Aussage der
Stand-by-Phase der NATO Response Force durch den davon betroffenen Soldaten ist insofern jede Verzö-
eigenen Verband bereitgestellt werden könnten. Das gerung bei der Auslieferung des Transportflugzeuges
restliche Material sei überwiegend aus dem gesamten ein „Glücksfall“ für den Verband.
Bereich der 10. Panzerdivision geliehen worden. Das Seitens des Panzergrenadierbataillons 371 wurde bei
nun vorhandene Material könne aber ausschließlich einem Truppenbesuch im Mai 2015 darauf hinge-
für die NATO-Response-Force-Ausbildung einge- wiesen, dass von 387 vorgesehenen Nachtsicht-
setzt werden. Dies betreffe insbesondere Großgerät, brillen BONIE-M nur neun zur Verfügung standen.
etwa den Spähwagen FENNEK, das Artillerie- Die deshalb ersatzweise zum Führen der Fahrzeuge
ortungsradar COBRA, das mittlere Artillerieraketen- verwendete Nachtsichtbrille LUCIE bedurfte einer
system MARS und die Drohne KZO. Von 24 plan- Ausnahmegenehmigung. Denn sie erlaubt nur
mäßigen Panzerhaubitzen 2000 stünden dem zweidimensionales, BONIE-M hingegen dreidimen-
Bataillon lediglich sieben zur Verfügung, von denen sionales Sehen. Erfreulicherweise konnte die Anzahl
sechs für die NATO-Response-Force-Bereitschaft der BONIE-M bis zum 1. Oktober 2015 auf 230 Stück
gesperrt seien und die siebte als Reserve für die sechs erhöht werden.
diene. In den letzten drei Jahren sei eine Übung auf
Die geschilderten Probleme verdeutlichen, dass zeit-
Ebene des Verbands nicht mehr möglich gewesen.
nahe Lösungen, auch wenn sie nur für den Übergang
Im Gebirgsjägerbataillon 232 waren im Berichtsjahr Wirkung entfalten, erforderlich sind. Insoweit ist die
von einem Ausstattungssoll von 522 Nachtsicht- Ankündigung des Kommandos Heer, vorerst kein
geräten LUCIE lediglich 96 vorhanden. Von diesen feldverwendungsfähiges Material des Heeres mehr
mussten 76 an verschiedene Einsatzkontingente abge- auszusondern, zu begrüßen. Die Entscheidung, beim
geben werden. Von den verbliebenen 20 Geräten Kampfpanzer LEOPARD zunächst die strukturnot-
waren 17 beschädigt und befanden sich in der Instand- wendige Zahl von etwas über 300 Kampfpanzern zu
setzung. Tatsächlich standen somit nur drei LUCIE- behalten beziehungsweise von der Industrie zurück-
Nachtsichtgeräte zur Verfügung. Zwischenzeitlich zuholen, ist richtig. Dies sollte auch auf andere Berei-
wurden durch Rückläufer aus dem ISAF-Einsatz wei- che übertragen werden.
tere 60 Nachtsichtgeräte an die Gebirgsjägerbrigade
23 übergeben. Hiervon erhielt das Gebirgsjäger- Probleme bei der Beschaffung von Ausrüs-
bataillon 232 bis zum Ende des Berichtsjahres 38 tung
Stück. Eine echte Entspannung der Situation wird sich
nach Bewertung der 10. Panzerdivision solange nicht Neben dem planmäßigen Fehl von Ausrüstungsge-
einstellen, wie einsatzbedingte Nebenaufträge laufen genständen aller Art bereitet nach wie vor deren zum
und eine Vollausstattung nicht vorgesehen ist. Teil schleppende Beschaffung Sorge. Insbesondere
bei kleineren Vorhaben gestaltet sich die Beschaffung
Darüber hinaus fehlten den Kampfkompanien des Ge-
oft unerklärlich langsam. Hier wäre mehr Flexibilität
birgsjägerbataillons 232 für die einsatzvorbereitende
wünschenswert, so lange dadurch nicht die Sicherheit
Ausbildung gepanzerte beziehungsweise geschützte
der Soldatinnen und Soldaten beeinträchtigt wird.
Fahrzeuge (BOXER, DINGO und EAGLE). Die mit
erheblicher Verzögerung gelieferten Fahrzeuge be- Bereits seit 2013 sind die Lücken bei Fliegerbrillen
fanden sich in einem schlechten, zum Teil nicht ein- mit Laserschutzfilter Thema in den Jahresberichten
satzbereiten Zustand. Es bedurfte der Anpassung von des Wehrbeauftragten. Seit Dezember 2015 stehen
Ausbildungsgruppengrößen und Tagesausbildungs- den Piloten des TIGER 60 Laserschutzbrillen zur
zeiten, um die Ausbildungsziele überhaupt annähernd Verfügung. Es ist bedauerlich, dass es nicht gelungen
erreichen zu können. ist, diese Brillen noch während des Einsatzes des
TIGER in Afghanistan einzuführen, insbesondere vor
Neben dem Einsatz werden auch im allgemeinen
dem Hintergrund, dass diese Brillen selbst nur eine
Dienstbetrieb regelmäßig zahlreiche Mängel an Gerät
Interimslösung darstellen. Die abschließende Lösung,
und Material beklagt. So zum Beispiel bezüglich
EAGLE IV, DINGO, WOLF, UNIMOG und
FENNEK, einschließlich der für den Einsatz des
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ein Laserschutzvisier für das integrierte Flieger- Auch persönliche Ausrüstungsgegenstände standen in
helmsystem, wird nach Auskunft des Bundesministe- der Kritik. Bei den dienstlich gelieferten Kampfstie-
riums der Verteidigung ebenfalls weiter verfolgt. feln monierten Soldatinnen und Soldaten erhebliche
Nach wiederholten Verzögerungen im Beschaffungs- Qualitätsmängel. Sie klagten über Blasen und Fuß-
prozess von Trainingsgeräten für die Nackenmus- schmerzen nach Märschen. Diese Probleme scheinen
kulatur der Hubschrauberbesatzungen von NH 90 durch nicht dem Fußbett angepasste Innensohlen
und TIGER sind endlich Fortschritte zu verzeichnen. sowie fehlende Geschmeidigkeit des Materials verur-
Ab 2016 soll es für zwei Standorte entsprechende sacht. Die Sohle sei anders als beim Vorgängermodell
Trainingsgeräte geben. Eine Beschaffung für die lediglich geklebt und nicht vulkanisiert, sie löse sich
übrigen Standorte wird erst nach einer sportmedizini- bei extremer Hitze ab. Gerade bei einem für das kör-
schen Evaluation der Geräte durch das Zentrum für perliche Wohlbefinden so wichtigen Ausrüstungs-
Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe stattfin- gegenstand wie Schuhwerk muss der Dienstherr alles
den. Wann mit einer vollumfänglichen Ausstattung zu daran setzen, hochwertige Qualität zu beschaffen.
rechnen ist, bleibt weiterhin unklar. Das ist angesichts Bereits die Ausschreibungen müssen dies berücksich-
der potentiellen Gesundheitsgefährdung nicht akzep- tigen.
tabel. Das Koppeltragegestell der Bundeswehr und die
Bereits in früheren Jahresberichten ist auf die man- dazugehörigen Taschen stammen aus den 1990er Jah-
gelnde Ausstattung mit Sportgeräten an Bord see- ren und sind nicht mehr zeitgemäß. Es gibt mittler-
gehender Einheiten hingewiesen worden. Im April weile deutlich bessere Lösungen, die für die verschie-
2013 waren auf allen Einheiten der Marine die Ein- denen Einsatzzwecke der Bundeswehr optimiert sind.
bauuntersuchungen, die ausdrücklich den Zweck ver- Auch sind moderne und marktverfügbare Trage-
folgten, eine mögliche Integration von Kardio- und systeme beispielsweise bei Aufnahmekapazität,
Fitnessgeräten unter Berücksichtigung des Arbeits- Modularität und Tragekomfort insbesondere in Ver-
und Betriebsschutzes zu prüfen, abgeschlossen. Zu- bindung mit Schutzwesten dem Koppeltragegestell
nächst war vorgesehen, nach Bereitstellung entspre- deutlich überlegen. Es ist nicht hinnehmbar, dass sich
chender Mittel im Haushalt für das Jahr 2015 mit der Soldatinnen und Soldaten diese Ausrüstungsgegen-
Realisierung der Einbauten zu beginnen. Im Laufe des stände offenbar privat beschaffen müssen, um mit den
Jahres 2014 ergab sich dann ein vom Marinekom- Anforderungen auf dem Gefechtsfeld Schritt halten
mando als „nicht absehbar“ bezeichneter umfassender zu können. Die Bundeswehr kann mit dem erweiter-
Klärungsbedarf hinsichtlich des erforderlichen Um- ten System „Infanterist der Zukunft“, das moderne
bauaufwandes zur Berücksichtigung von Auflagen Tragevorrichtungen und Taschen beinhaltet, aktuell
des Arbeits- und Betriebsschutzes, so dass das Vorha- nur einen kleinen Bruchteil der Soldatinnen und Sol-
ben nicht im Jahr 2015 realisiert werden konnte. daten ausrüsten.
Weshalb dieser umfangreiche Umbaubedarf erst im Unverständlich bleibt, warum vom alten Koppel-
Jahr 2014 und nicht bereits im direkten Zusammen- tragegestell noch 125.000 Stück neu beschafft wur-
hang mit den ursprünglichen Einbauuntersuchungen, den. Dem Leitsatz folgend „Übe wie Du kämpfst“ ist
die ja bereits ausdrücklich auch Arbeits- und dieses Tragegestell auch bei Ausbildung und Übung
Betriebsschutzvorschriften berücksichtigen sollten, nicht praktikabel, da es im Einsatz nicht verwendet
zu Tage trat, ist nicht nachvollziehbar. War den wird. Denn dort werden die wenigen vorhandenen
betroffenen Soldatinnen und Soldaten schon eine moderneren Tragesysteme genutzt.
Verzögerung der Ausstattung mit Sportgeräten von
der ersten Einbauuntersuchung im Jahr 2013 bis zur Unbefriedigende Kompatibilität von Ausrüs-
zunächst geplanten Realisierung im Jahr 2015 kaum tung und Ausbildung
zu vermitteln, so gilt dies erst recht für den neuen Änderungen in der Ausbildung, wie etwa das neue
Zeitansatz, der eine Realisierung frühestens für das Schießausbildungskonzept, müssen mit der dafür not-
Jahr 2017 vorsieht. Eine deutliche Beschleunigung wendigen Anzahl von Ausrüstungsgegenständen un-
des Planungsprozesses, der hier überaus umständlich terlegt werden. Das neue Schießausbildungskonzept
erscheint, wäre wünschenswert. der Bundeswehr trägt den veränderten Anforderungen
Verbesserungen konnten hingegen im Bereich der an die Bundeswehr im Einsatz Rechnung, führt aber
Ausrüstung mit Kleinsportgeräten (beispielsweise durch eine erhebliche Mehrbelastung der Waffen zu
Hanteln, Medizinbälle, Springseile, Stepper oder deren höherem Verschleiß. Davon war insbesondere
Schwungstäbe) erzielt werden. Hier wurde die Aus- die Pistole P 8 betroffen. Es kam zu Rissen im Ver-
rüstung an den geforderten Bedarf angepasst. Eine schluss und gebrochenen Schlagbolzen, was den To-
Beschaffung der jeweils an Bord noch fehlenden talausfall der betroffenen Waffen zur Folge hatte.
Geräte ist seit März 2015 dezentral durch die Ver- Durch modifizierte, verbesserte Schlagbolzen und
bände möglich.
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 13 – Drucksache 18/7250
formgeänderte Verschlüsse konnte das Problem besei- und Soldaten zu lärmbedingten Gehörstörungen
tigt werden. Es ist bisher kein weiterer Verschlussriss führten. Darüber hinaus beklagten einige Soldatinnen
aufgetreten. Die noch in der Nutzung befindlichen und Soldaten störende Ohrgeräusche, die durch
nicht modifizierten Waffen werden nun sukzessive explodierte Übungshandgranaten und Simulator-
ausgetauscht. Bodensprengpunkte auf Übungsplätzen verursacht
worden waren. Soweit festzustellen war, hatten die
Beim Umgang mit Handwaffen kam es wie in den
Soldatinnen und Soldaten nach vorheriger Einwei-
Jahren zuvor vereinzelt zu ungewollten Schussabga-
sung in den Gebrauch des Gehörschutzes die Gehör-
ben. In einem Fall wurde ein Soldat leicht verletzt.
stöpsel ordnungsgemäß eingesetzt. Es ist deshalb
Die unbeabsichtigten Schussabgaben waren in der
nicht ganz ausgeschlossen, dass der dienstlich bereit-
Regel auf die Nichtbeachtung der vorgeschriebenen
gestellte Gehörschutz nicht in allen Fällen ausreicht,
Sicherheitsüberprüfung der Waffe zurückzuführen.
um einen adäquaten Schutz zu erzielen. Dies wurde
Unzureichende Ausbildung, Gedankenlosigkeit und
durch Soldaten bestätigt, die kritisch anmerkten, dass
Leichtfertigkeit können im praktischen Truppenalltag
der dienstlich bereitgestellte Gehörschutz nicht in
dazu führen, dass die Sicherheitsbestimmungen beim
jedem Fall die Gehörgänge hinreichend verschließe.
Umgang mit den Handwaffen nicht eingehalten oder
Mit Otoplastiken, die personalisiert angepasst wer-
vernachlässigt werden. Die Soldatinnen und Soldaten
den, könnten Gesundheitsbeeinträchtigungen in die-
sollten daher bei geeigneter Gelegenheit immer wie-
sem Bereich weitgehend ausgeschlossen werden.
der auf die ordnungsgemäß durchzuführende Sicher-
Diese sollten deshalb beschafft werden.
heitsüberprüfung der Waffe hingewiesen werden. Al-
lerdings nicht in der Art und Weise, wie es in folgen-
Gewehr G 36
dem Fall geschehen ist:
Ein Oberfeldwebel lud seine mit nicht schießfähiger Ein besonderer Fall im Rahmen der Ausrüstungs-
Exerziermunition geladene Pistole P 8 durch, zielte probleme der Bundeswehr ist das Gewehr G 36. Nach
auf einen vor ihm stehenden Soldaten und betätigte den Abschlussuntersuchungen zum fehlerhaften
mehrfach den Abzug. Dies sollte den Soldaten des Treffverhalten mit dem Gewehr G 36 kündigte die
Ausbildungszuges „die Wichtigkeit der Sicherheits- Bundesministerin der Verteidigung im April 2015 an,
bestimmungen im Umgang mit Handwaffen“ ver- für die Einsatzkontingente im Ausland und für die
deutlichen. Der Kompaniechef wollte – ohne Ein- Spezialkräfte einen Austausch der vorhandenen
schaltung des zuständigen Rechtsberaters – wegen Gewehre G 36 durchzuführen. Um den Waffenmix zu
dieses Fehlverhaltens einen strengen Verweis verhän- erweitern und damit die bekannten Probleme mit dem
gen. Erst im Zuge der Eingabebearbeitung beim Gewehr G 36 zu beschränken, wurden ab Ende
Wehrbeauftragten wurde durch die Dienststelle ein November 2015 als Interimslösung 600 Gewehre G
Besonderes Vorkommnis gemeldet, die zuständige 27P und 600 Maschinengewehre MG 4 beschafft.
Wehrdisziplinaranwaltschaft eingeschaltet und der Diese sollten den Soldatinnen und Soldaten im Ein-
Vorgang an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Zwi- satz zur Verfügung gestellt werden.
schenzeitlich ist ein gerichtliches Disziplinarverfah- Der Wehrbeauftragte dankt in diesem Zusammen-
ren eingeleitet worden. Die strafrechtlichen Ermitt- hang seinem Vorgänger Hellmut Königshaus für sein
lungen wurden nach Zahlung eines Betrages von großes Engagement während seiner Amtszeit und da-
3.500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung nach nach in der Kommissionsarbeit zum Gewehr G 36.
Paragraph 153a Strafprozessordnung eingestellt. Die durch die Bundesministerin der Verteidigung ein-
Darüber hinaus sind fehlende und nicht einsatzbereite gesetzten Kommissionen zum Gewehr G 36 veröf-
Waffen und damit verbundene Einschränkungen im fentlichten ihre Untersuchungsergebnisse im Oktober
Ausbildungsbetrieb ursächlich für ungewollte 2015. Sie bescheinigten, dass durch die festgestellten
Schussabgaben. Besorgniserregend ist beispiels- Präzisionsmängel kein deutscher Soldat im Gefecht
weise nach wie vor die begrenzte Anzahl der für den gefährdet wurde oder gar zu Schaden kam. Allerdings
Einsatz tauglichen Maschinenpistolen MP 7 im wurde erhebliches Optimierungspotential bei den
Gebirgsjägerbataillon 233. Hier waren schon im No- Prozessen zu Beschaffung und Nutzung von wehr-
vember 2014 lediglich 32 von eigentlich notwendigen technischem Material in der Bundeswehr deutlich.
119 MP 7 überhaupt vorhanden beziehungsweise ein- Der Wehrbeauftragte begrüßt die Entscheidung des
satzbereit. Fehlende und nicht einsatzbereite Waffen Bundesministeriums der Verteidigung vom Septem-
schränken den Ausbildungsbetrieb an der MP 7 ein. ber 2015, das Gewehr G 36 nach einer Nutzungsdauer
Die nur mittelfristig geplante Beschaffung weiterer von 20 Jahren durch ein neues Sturmgewehr zu erset-
MP 7 ist nicht ausreichend. zen. Dieses soll laut Bundesministerium der Verteidi-
Erneut gab es in diesem Berichtsjahr Vorfälle bei der gung ab 2019 in die Bundeswehr eingeführt werden.
Schieß- und Gefechtsausbildung, die bei Soldatinnen Nach langer und intensiver Befassung im politisch-
parlamentarischen Raum mit dem Gewehr G 36 muss
Drucksache 18/7250 – 14 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
seitens des Bundesministeriums der Verteidigung da- EUNAVFOR MED im Mittelmeer im Juni 2015
für Sorge getragen werden, dass Beschaffung und folgte eine erneute Übernahme der Einsatzgestellung
Nutzung dieses neuen Gewehrs zu einer anhaltenden für UNIFIL durch das 7. Schnellbootgeschwader. Zu
Erfolgsgeschichte in der Bundeswehr werden. Hierfür begrüßen ist, dass Maßnahmen zur Entlastung der
bieten die Ergebnisse der Untersuchungskommissio- Soldatinnen und Soldaten innerhalb des Geschwaders
nen eine gute Grundlage. getroffen wurden. Beispielsweise wurde das 30.
Zukünftig sollten die Erfahrungen mit wehrtechni- Deutsche Einsatzkontingent personell aus verschiede-
schem Material im Heimatbetrieb wie im Auslands- nen Einheiten des 7. Schnellbootgeschwaders zusam-
einsatz verstärkt bei Entscheidungen zu Produktver- mengestellt, um die Abwesenheitsbelastung im Ge-
besserungen oder Neubeschaffungen genutzt werden. schwader möglichst gleichmäßig zu verteilen. Ob dies
Die Mängel beim G 36 wurden durch dienstliche Mel- dazu führt, dass die Belastungen durchgängig als trag-
dungen aus dem nachgeordneten Bereich erstmals of- bar und im Verband akzeptiert bezeichnet werden
fenbar und fanden bei Vorgesetzten nicht immer das können, wird weiter beobachtet. Abwesenheiten
notwendige Gehör. Die Meldenden gerieten vielmehr durch Wachgestellung und Werftliegezeiten konnten
unter Rechtfertigungsdruck. Dienstliche Meldungen im Berichtsjahr signifikant verringert werden. So
zu Mängeln an Ausrüstungsgegenständen, gerade aus führte die Einbindung der Stützpunktfeuerwehr in die
dem nachgeordneten Bereich, müssen bei Vorgesetz- Wachgestellung zu einer deutlichen Verringerung der
ten immer Gehör finden und dürfen dem Meldenden Wachstärke bei Soldatinnen und Soldaten für die
nicht zum Nachteil gereichen. Hafenwache im Heimathafen. Diese Entwicklung ist
aus Fürsorgegesichtspunkten zu begrüßen. Abwesen-
Personelle Einsatzbereitschaft heitszeiten durch Werftliegezeiten sind aufgrund der
Außerdienststellung der Schnellboote bis Dezember
Die personelle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr ist 2016 nicht mehr planmäßig vorgesehen.
ebenso zu hinterfragen wie die materielle. Die dienst-
Häufige Einsätze und eine zu lange Einsatzdauer bei
lichen Belastungen innerhalb der Bundeswehr sind
zu geringen Regenerationszeiten belasten auch andere
ungleich verteilt. Vorübergehende Verbesserungen
Bereiche der Bundeswehr. So konnte beispielsweise
aufgrund der Reduzierung der Zahl der im Ausland
die Einsatzsystematik 4/20 bei den Spezialisten der
eingesetzten Soldatinnen und Soldaten konnten die
Flugabwehrraketentruppe der Luftwaffe nicht ein-
zusätzlichen Belastungen durch die Übernahme der
gehalten werden (siehe hierzu auch Kapitel 4 Active
größeren NATO-Verpflichtungen nicht kompen-
Fence Turkey). Die Einsatzsystematik 4/20 wurde auf
sieren. Verschärft wurden die bereits bestehenden
Forderung des Deutschen Bundestages durch das
Probleme in diesem Berichtsjahr zudem durch die
Bundesministerium der Verteidigung im Rahmen der
Amtshilfe der Bundeswehr im Bereich der Flücht-
Neuausrichtung der Bundeswehr eingeführt und be-
lingshilfe.
sagt, dass grundsätzlich nach einem maximal vier
Zur Bewältigung der Aufgaben müssen in den Man- Monate dauernden Einsatz mindestens 20 Monate bis
gelbereichen ausreichend Dienstposten ausgeplant zum nächsten Einsatz anzustreben sind.
und auch besetzt sein. Andernfalls können Einsatz-
Massive Personalprobleme beim 1. U-Bootgeschwa-
verpflichtungen und einsatzgleiche Verpflichtungen
der, insbesondere bei den Unteroffizieren ohne Por-
nur in dem Rahmen übernommen werden, den das
tepee, hatten – wie schon im Vorjahr – zur Folge, dass
vorhandene Personal zulässt. Die zurzeit vorgese-
von sieben aufgestellten U-Boot-Mannschaften nur
hene, aber aktuell nicht erreichte Personalstärke von
drei mit ausreichend Personal ausgestattet werden
185.000 aktiven Soldatinnen und Soldaten muss an-
konnten. Die Lage wäre ohne eine geschickte Perso-
gesichts aktueller und zukünftiger Aufgaben nicht nur
nalsteuerung und viele Einschiffungen von geeigne-
erreicht und gehalten werden, vielmehr sollte geprüft
tem und befähigtem Personal der Landkomponenten
werden, ob die Veranschlagungsstärke der Bundes-
des Verbandes inklusive Reservisten noch dramati-
wehr noch angemessen ist.
scher. Unter anderem wird durch die Bildung von Per-
Die nachfolgenden Beispiele verdeutlichen dies: sonalwerbe- und -entwicklungsteams versucht, den
Seit 2006 beteiligt sich das 7. Schnellbootgeschwa- Personalmangel zu beheben. Derzeit wird seitens des
der am UNIFIL-Einsatz vor der Küste des Libanon. Marinekommandos prognostiziert, dass bis Ende
Seitdem kam es bei den dort eingesetzten Soldatinnen 2016 insgesamt bis zu fünf U-Bootbesatzungen statt
und Soldaten zu erheblichen Einsatz- und Abwesen- der bisher drei einsatzfähig sein werden und bereits ab
heitszeiten. Die Entlastung, die seit Oktober 2014 Mitte des Jahres 2016 eine vierte Besatzung zur Ver-
durch die Gestellung der UNIFIL-Kontingente durch fügung stehen wird. Ob sich diese Prognose erfüllt,
das 1. Korvettengeschwader zu verzeichnen war, wird der Wehrbeauftragte aufmerksam beobachten.
währte nur für etwa neun Monate. Auf den Beschluss Im Bereich der Auslandseinsätze und einsatzgleichen
zur deutschen Beteiligung an der Operation Verwendungen von Soldatinnen und Soldaten der
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 15 – Drucksache 18/7250
Bundeswehr bewegt sich die Auftragsdichte auf sehr Die Belastungen von Soldatinnen und Soldaten der
hohem, weiter steigendem Niveau. Vor diesem Hin- Marine auf Grund von Auslandseinsätzen werden,
tergrund ist es äußerst bedenklich, dass die Verfüg- wie bereits erwähnt, nach wie vor durch zusätzliche
barkeit von ausgebildeten und auslandsdienstverwen- Werftliegezeiten und Wachdienste verschärft. Diese
dungsfähigen Rettungsassistenten und Notfallsani- Problematik ist seit Langem bekannt. Die Notwendig-
tätern in allen Regimentern erschreckend niedrig ist. keit einer Wache an Bord von Booten und Schiffen
So teilte beispielsweise das Kommando Sanitäts- ergibt sich im Wesentlichen aus der Sicherstellung
dienstliche Einsatzunterstützung mit, dass derzeit im des abwehrenden Brandschutzes zum Schutz von
Lazarettregiment 21 kein einziger Sanitätsfeldwe- Leben und Gesundheit von an Bord arbeitendem und
bel/Rettungsassistent zu hundert Prozent auslands- untergebrachtem Personal. Die Wachbelastungen auf-
dienstverwendungsfähig sei, in den übrigen Regimen- grund der Unterbringung von Soldatinnen und Solda-
tern sei die Lage ähnlich. Die Erhöhung der Anzahl ten auf den Schiffen könnte reduziert werden, wenn
der Dienstposten im Zuge der Neuausrichtung brachte in den Heimathäfen und Werften eine ausreichende
keine wesentliche Verbesserung, da das für die Beset- Zahl geeigneter Unterkünfte für die Schiffsbesatzun-
zung dieser Posten notwendige, qualifizierte Personal gen an Land zur Verfügung stünde.
nicht zur Verfügung steht. Das Problem spitzt sich so- Die Umsetzung der Europäischen Arbeitszeitricht-
mit bei anhaltender Belastung weiter zu. Die Einsatz- linie zum Arbeits- und Gesundheitsschutz und das
belastung wird sich zunehmend auf die wenigen ver- Inkrafttreten der Arbeitszeitverordnung für Soldatin-
bleibenden, einsatzverfügbaren Soldatinnen und Sol- nen und Soldaten zum 1. Januar 2016 haben eine
daten konzentrieren. Zudem erschweren neue gesetz- regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit von 41 Stun-
liche Auflagen seit Beginn des Jahres 2015 die Beset- den und eine wöchentliche Höchstarbeitszeit im Jah-
zung der Dienstposten mit Rettungsassistenten und resmittel von 48 Stunden im Grundbetrieb zur Folge.
Notfallsanitätern. Die Ausbildung zum Notfallsanitä- Zum Grundbetrieb zählt auch der Dienst im Heimat-
ter wird zukünftig drei statt bisher zwei Jahre in An- hafen. Die Wachleistungen sind deshalb entsprechend
spruch nehmen, so dass der für 2016/2017 erwartete anzupassen. Dies ist geplant.
Ausbildungsjahrgang nicht zur Verfügung steht. Ob
diese Lücke sich durch Weiterverpflichtungen und Infrastruktur
höhere Einstellungsquoten von Rettungsassistenten
schließen oder zumindest verkleinern lässt, ist nicht Der dritte wesentliche Mangelbereich neben Material
absehbar. So ist mit einer kurzfristigen, nachhaltigen und Personal betrifft die Infrastruktur der Bundes-
Verbesserung der Situation nicht zu rechnen. Die Ge- wehr. Die Bundeswehrreformen der vergangenen
sundheit der Soldatinnen und Soldaten im Auslands- Jahrzehnte haben dort deutliche Spuren hinterlassen.
einsatz zu schützen, ist eine der wesentlichen Aufga- Aufgrund jahrelanger Versäumnisse beim Erhalt und
ben des Dienstherrn. Dazu gehört eine auch personell der Modernisierung weisen zahlreiche Wohngebäude
voll ausgestattete medizinische Versorgung. in Kasernen massive Mängel auf. Diese reichen von
Schimmelbefall in Unterkünften und in Sanitär-
So wie sich im Jahr 2014 die Situation für die Pionier-
einrichtungen über undichte Dächer bis hin zu Brand-
truppe des Heeres hinsichtlich ihrer Einsatzbelastung
schutzversäumnissen.
verbesserte, konnten in diesem Berichtsjahr endlich
auch die Belastungsspitzen im Spezialpionier- So bemängelte ein Soldat die Qualität des Trink- und
verband der Streitkräftebasis abgebaut werden. Brauchwassers in der von ihm bewohnten Liegen-
Derzeit sind bei den Unteroffizieren und Feldwebeln schaft. Wegen zu hoher Belastung mit Legionellen
71 beziehungsweise 79 Prozent der Dienstposten müssten die sanitären Anlagen immer wieder
besetzt. Bei den Offizieren liegt die Besetzungsquote geschlossen werden. Die Überprüfung ergab, dass die
bei 81 Prozent. Für die zu besetzenden Einsatzdienst- Einhaltung der vorgegebenen Grenzwerte der Trink-
posten standen ausreichend Soldatinnen und Soldaten wasserverordnung bei der Warmwasserversorgung
zur Verfügung. Mit der Umstrukturierung des dieser Kaserne als problematisch einzustufen sei.
Spezialpionierbataillons 164 zum Spezialpionier- Zwar führen engmaschige Kontrollen der Grenzwerte
regiment 164 werden zum 1. Januar 2016 sechs zu- dazu, dass keine Gefahr für Leben und Gesundheit
sätzliche Feldlagerbau- und Feldlagerbetriebszüge besteht. Dennoch ist ein derartiger Zustand nicht auf
mit 222 Dienstposten geschaffen. Das bedeutet eine Dauer hinnehmbar. Insoweit ist zu begrüßen, dass das
weitere deutliche Verbesserung der Belastungssitua- Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und
tion. Zu beachten bleibt, insbesondere im Hinblick Dienstleistungen der Bundeswehr für das Jahr 2016
auf zukünftige Einsätze der Bundeswehr, dass die tat- plant, die Erneuerung des Wasserversorgungsnetzes
sächliche Besetzung dieser Dienstposten auf Grund in der Liegenschaft im Rahmen einer Baumaßnahme
der hohen Spezialisierung und umfassenden Ausbil- in Angriff zu nehmen. Der Wehrbeauftragte wird den
dung wohl erst mittelfristig zu erreichen sein wird. Fortgang der Angelegenheit verfolgen.
Drucksache 18/7250 – 16 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Anfang 2015 hatte die Bundesministerin der Vertei- des Sanierungsstaus nicht aus. Ohne eine langfristige
digung einen enormen Modernisierungsbedarf ein- Verstetigung der Infrastrukturmittel wird der Verfall
geräumt. Der Modernisierungsstau in Zusammenhang weiterer Liegenschaften kaum aufzuhalten sein. Es
mit den Standortschließungen und Personalverlegun- fehlt aber nicht nur an Geld, sondern auch am Tempo
gen hat zur Folge, dass in einzelnen Kasernen nicht zur Umsetzung der Maßnahmen, so dass die im Haus-
einmal der Raumbedarf für die unterkunftspflichti- haltsjahr vorhandenen Mittel nicht immer vollständig
gen Soldatinnen und Soldaten befriedigt werden abfließen können.
kann. Sie müssen in mit sechs und mehr Personen Zur Erleichterung und Beschleunigung von Infra-
belegten Stuben untergebracht werden. Raumreser- strukturmaßnahmen hat das Bundesministerium der
ven sind nicht vorhanden. Auch können nur rund 60 Verteidigung das „Sofortprogramm der Bundes-
Prozent der Nichtunterkunftspflichtigen bei dienst- wehr zur Sanierung von Kasernen“ eingeleitet. Die
licher Notwendigkeit (unter anderem Standort- darin enthaltenen Maßnahmen sehen im Rahmen
übungen) in der Kaserne untergebracht werden. Für einer Vereinbarung mit dem Bundesministerium der
den Rest besteht nur die Möglichkeit, Bekleidung und Finanzen organisatorische Verfahrenserleichterungen
Ausrüstung in einem Spind aufzubewahren. Ein Bett wie zum Beispiel eine schnellere Durchsetzung von
und einen Spind in einer Stube einer Kaserne für jede Baumaßnahmen sowie die personelle Verstärkung der
Soldatin und jeden Soldaten der Bundeswehr gibt es Infrastrukturorganisation der Bundeswehr vor.
nicht. Es verstößt gegen die Fürsorgepflicht des
Durch die Schwankungen des Investitionsvolumens
Dienstherrn, dass er seinen Soldatinnen und Soldaten
der letzten Jahre sind personelle Kapazitätsengpässe
nicht genügend Unterkunftsmöglichkeiten zur Verfü-
bei den zivilen Bauverwaltungen der Länder ent-
gung stellen kann.
standen. Diese sind mitverantwortlich für den Sanie-
Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht nachvoll- rungsstau etwa in Nordrhein-Westfalen und in Rhein-
ziehbar, wenn im Rahmen des Stationierungs- land-Pfalz. Das Problem kann nur gemeinsam von
konzepts eine Liegenschaft mit Baumängeln und feh- Bund und Ländern behoben werden. Das Bundes-
lenden Unterkünften weitergenutzt wird, während ministerium der Verteidigung ist gefordert, die Infra-
eine nahe gelegene fast fertig sanierte Kaserne ge- strukturplanung und -durchführung rechtzeitig mit
schlossen werden soll. Verzögert sich die Schließung den zuständigen Bundesressorts und den Ländern ab-
einer Liegenschaft, müssen Soldatinnen und Soldaten zustimmen, um weitere negative Auswirkungen auf
wegen der nicht fortgeführten Bauunterhaltung für die In-frastruktur zu vermeiden. Dazu werden künftig
längere Zeit teilweise erhebliche Einschränkungen durch das Bundesministerium der Verteidigung regel-
durch den baulichen Zustand der Gebäude – von den mäßig „Runde Tische“ mit den Landesbauverwaltun-
Wohnunterkünften bis zu den Sporthallen – hinneh- gen durchgeführt.
men.
Die Ausstattung der Zimmer in den Unterkünften
Noch 2014 wurde nach der Begutachtung des Bun- muss endlich modernisiert werden. Die Attraktivitäts-
desamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienst- agenda hat einen neuen einheitlichen, moderneren
leistungen der Bundeswehr lediglich etwa die Hälfte und höherwertigen Standard vorgesehen. So sollen
der rund 3.000 Unterkunftsgebäude in den Kasernen nach einem Erlass vom 1. Dezember 2014 alle Unter-
als in „einem guten bis mittleren Allgemeinzustand“ künfte – mit Ausnahme derer für Rekruten – eine
eingestuft. Neun Prozent der Unterkunftsgebäude gal- eigene Nasszelle erhalten. Bis zur flächendeckenden
ten wegen unzumutbarer Zustände als nicht nutzbar, Einführung des neuen Standards ist es wegen der nur
da auch Behelfslösungen durch Schönheitsreparatu- schrittweise möglichen Umsetzung jedoch noch ein
ren nicht mehr möglich waren. Inzwischen konnte weiter Weg. Der verbesserte Wohnkomfort in den
nach Auskunft des Bundesministeriums der Verteidi- Unterkünften soll darüber hinaus neues Mobiliar und
gung eine Verbesserung der Infrastruktur erreicht die Nutzung eines eigenen Kühlschranks sowie eines
werden. Auf Grundlage eines Maßnahmenkatalogs Fernsehgeräts beinhalten. Vorgesehen ist auch die
seien kurzfristig rund 5.100 Verbesserungsmaß- Bereitstellung eines Internetzugangs zur Privat-
nahmen im Umfang von rund 100 Millionen Euro ein- nutzung (WLAN). Mit der Realisierung ist jedoch erst
geleitet worden. 2015 hätten rund 2.500 Einzelmaß- ab 2018 beziehungsweise Ende 2020 zu rechnen. Der
nahmen abgeschlossen werden können. Damit sei der aktuelle Stand der Internetversorgung – von rund
nicht nutzbare Anteil der Unterkünfte auf unter ein 3.000 Unterkunftsgebäuden sind nur etwa 170
Prozent gesunken. WLAN-fähig – ist weder zeitgemäß noch attraktiv.
Für Neubau und Sanierung der Unterkunfts- Die Bundeswehr muss alles daran setzen, dass der
gebäude sind mittelfristig von 2015 bis 2017 Investi- berechtigte Anspruch der Soldatinnen und Soldaten
tionsmittel in Höhe von rund 500 Millionen Euro vor- auf einen modernen, zeitgemäßen Wohn- und Nut-
gesehen. Ab 2018 sind weitere rund 300 Millionen zungskomfort in den Unterkünften endlich realisiert
Euro eingeplant. Diese Mittel reichen zur Auflösung
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17 – Drucksache 18/7250
Fazit
Die Schlussfolgerung aus den dargestellten Defiziten
in den Bereichen der materiellen und personellen Ein-
satzbereitschaft und der Infrastruktur lautet: Bei den
Maßnahmen der Bundeswehrreform 2011 muss ins-
besondere auch an diesen Stellen entsprechend nach-
gesteuert werden.
Das Bundesministerium der Verteidigung sollte alle
bestehenden Lücken und Defizite identifizieren und
benennen, damit sich der Deutsche Bundestag ein
Bild von dem notwendigen finanziellen Aufwand ma-
chen kann. Zwar steigt der Verteidigungskostenanteil
an der gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands
von 1,16 Prozent im Jahr 2015 auf 1,18 Prozent im
Jahr 2016. Bis zum Jahr 2019 sinkt dieser jedoch in
der mittelfristigen Finanzplanung wieder auf das in
der Geschichte der Bundeswehr niedrigste Niveau ab
(1,07 Prozent). Damit wäre Deutschland von der
Einhaltung der in der NATO vereinbarten Ziel-
vorgabe von zwei Prozent noch weiter entfernt als je
zuvor.
Drucksache 18/7250 – 18 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
wurde diese Zahl erreicht und es gelang, aus dem und Beratungsstellen. Für einen der größten Arbeit-
Bewerberkreis 12.000 Soldatinnen und Soldaten auf geber Deutschlands ist es wichtig, breit in der Fläche
Zeit sowie 11.000 Freiwillig Wehrdienstleistende zu vertreten zu sein. Deshalb sollte der Ausbau aller Kar-
gewinnen. 2015 konnten wegen einer gegenüber dem rierecenter zu Assessment-Centern im Sinne der Er-
Vorjahr geringeren Ausbildungskapazität für Frei- höhung der Attraktivität des Bewerbungs- und Ein-
willig Wehrdienstleistende diese Zahlen nicht voll er- stellungsverfahrens überdacht werden, auch wenn
reicht werden. dies mit Personalaufwuchs im ärztlichen und psycho-
Bei der Personalgewinnung spielen die inzwischen logischen Bereich verbunden ist.
110 Karriere-Beratungs-Büros sowie 16 Karriere- Begrüßenswert ist die Intensivierung von Maßnah-
center eine wichtige Rolle. Hier finden ein großer men zur Personalgewinnung, die die Bundeswehr in
Teil der Erstberatungen und damit der oft mitent- der Öffentlichkeit und in der Nachwuchswerbung
scheidende erste Kontakt zur Bundeswehr statt. Diese präsentieren. Hierzu gehören Informationsveranstal-
Anlaufstellen leisten überwiegend gute Arbeit. Eine tungen aller Art auf überregionaler Ebene durch das
Reihe von Eingaben zeigt aber auch, dass Verbesse- Bundesamt für das Personalmanagement der Bundes-
rungspotential im kundengerechten Umgang und bei wehr wie auf regionaler Ebene durch die Karriere-
der gewinnenden Beratung besteht. Schwierige tele- center. Neues Potential soll in naher Zukunft das
fonische Erreichbarkeit, zu langfristig anberaumte „E-Recruiting“ erschließen, womit eine Online-
Terminvergaben, mangelnde Transparenz hinsicht- Bewerbung „mit einem Klick“ ermöglicht werden
lich des Verfahrens und der Bedeutung der verschie- soll.
denen Tests, fehlende Aufklärung über den Fortgang
des Verfahrens, missverständliche Kommunikation, Personalmangel
auch mangelnde Freundlichkeit sind einige der
Die Bundeswehr hat trotz intensiver Anstrengungen
Kritikpunkte, mit denen Petenten ihrer Enttäuschung
bei der Personalgewinnung erhebliche bis alarmie-
über den Erstkontakt und das weitere Bewerbungs-
rende Personalprobleme in einigen Verwendungs-
verfahren Ausdruck verleihen.
bereichen und Laufbahnen. Der auf dem zivilen
Ein Petent bewarb sich am 13. Mai 2015 um eine Arbeitsmarkt zu verzeichnende Fachkräftemangel ist
Wiedereinstellung als Soldat auf Zeit für die Lauf- bei der Bundeswehr in besonderem Maße spürbar.
bahn der Feldwebel des allgemeinen Fachdienstes. Von einer robusten Personalstruktur, die auch einer
Am 19. August 2015 untersuchte ihn der ärztliche stärkeren Ausrichtung auf Einsatzerfordernisse
Dienst des Karrierecenters und stellte unter dem fach- gerecht würde, kann in vielen Bereichen nicht gespro-
ärztlichen Vorbehalt seiner medizinischen Vor- chen werden.
geschichte seine Eignung fest. Vorbehaltlich dieses
Besonders betroffen sind die Laufbahnen der Feld-
Ergebnisses offerierte ihm der Einplaner wunsch-
webel des allgemeinen Fachdienstes und zunehmend
gemäß für den 1. Oktober 2016 eine Stelle im Fach-
auch der Fachunteroffiziere in technischen und infor-
dienst beim Marinefliegergeschwader 3. Am 9. Sep-
mationstechnischen sowie sanitätsdienstlichen Ver-
tember 2015 wurde dem Petenten nach der fachärztli-
wendungen. Hinzu kommt ein Fehl an Personal in
chen Untersuchung im Bundeswehrkrankenhaus ein
Bereichen mit besonders anspruchsvollen körper-
positives Ergebnis signalisiert. Am 17. September
lichen Verwendungen wie zum Beispiel bei den
2015 erfuhr der Petent dann während eines Telefonats
Minentauchern oder besonderen Verwendungen wie
mit dem Karrierecenter beiläufig und nur auf eigenes
dem Militärischen Nachrichtenwesen.
Nachfragen vom abschließenden negativen Ergebnis
seiner Eignungsfeststellung. Über die Gründe, die Im Militärischen Nachrichtenwesen fehlte bis 2014
gegen die Inanspruchnahme einer Ausnahmeregelung eine unmittelbare Schnittstelle zu den Einsatz-
sprachen, wurde der Petent nicht informiert. Ein der- kompanien als unterster taktischer Ebene vor Ort im
artiger Umgang mit einem Bewerber ist nicht akzep- Einsatz. Deshalb konnten einerseits die Lage-
tabel und widerspricht dem Ziel der Bundeswehr, ein kenntnisse der Einsatzkompanien in die Er- und
attraktiver Arbeitgeber zu sein. Bearbeitung der Militärischen Nachrichtenlage auf
der nächsthöheren Führungsebene nicht einfließen
Kritisiert wurde auch die Tatsache, dass nur acht der
und andererseits konnten den Einsatzkräften vor Ort
16 Karrierecenter als Assessment-Center aufgebaut
die benötigten Informationen nicht unmittelbar und
sind. Nur in diesen acht Centern werden die Aufgaben
zielgerichtet zur Verfügung gestellt werden. In-
der früheren Musterung (ärztliche Untersuchung,
zwischen wurden entsprechende Dienstposten bereit-
Sportprüfung, Interview, Computer- und weitere
gestellt. Bedauerlicherweise ist es bisher nicht gelun-
Tests) sowie das Bewerbungs- und Einplanungs-
gen, den dafür notwendigen Offiziersnachwuchs in
management an einem Ort gebündelt. Die anderen
ausreichender Zahl zu qualifizieren. Das Beispiel
acht Karrierecenter fungieren lediglich als Ansprech-
dokumentiert, dass die neue Zielstruktur gegenwärtig
Drucksache 18/7250 – 20 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
noch nicht im Einklang mit dem vorhandenen Perso- Soll sind in diese Darstellung nicht aufgenommen
nal der Bestandsstruktur steht. worden.
Nach Teilstreitkräften gegliedert kann festgestellt Zu Personalproblemen führt auch die Praxis in eini-
werden: Beim Heer besteht in der Laufbahn der Feld- gen Bereichen der Bundeswehr, Soldatinnen und Sol-
webel des allgemeinen Fachdienstes eine personelle daten, die sich in der Ausbildung befinden, bereits vor
Unterdeckung in den Ausbildungs- und Verwen- Ende der Ausbildung auf den vorgesehenen Dienst-
dungsreihen Führungsunterstützungs-, Informations- posten zu versetzen. Dieser bleibt während der Aus-
und Telekommunikationsfeldwebel. Hier liegt bei bildung unbesetzt. Deshalb sollte eine einheitliche
einem Soll von rund 4.600 Dienstposten das Fehl bei Regelung für alle Teilstreitkräfte und Organisations-
circa 1.900 ausgebildeten Soldatinnen und Soldaten. einheiten geprüft werden, nach der die Soldatinnen
Die größten personellen Vakanzen im Bereich der und Soldaten erst nach Ende der Ausbildung versetzt
Fachunteroffiziere bestehen in den Ausbildungs- und werden.
Verwendungsreihen Elektronik (Soll: 528, Ist: rund Zu den bereits erwähnten gesamtgesellschaftlichen
280). In den Ausbildungs- und Verwendungsreihen Ursachen des Personalmangels kommen massive
Umschlag beziehungsweise Transport besteht bei den bundeswehrinterne Gründe für den Personalfehl-
ausgebildeten Unteroffizieren laufbahnübergreifend bestand hinzu. Rund 10.000 Soldatinnen und Solda-
ein Soll von rund 1.250 gegenüber einem Ist von etwa ten auf Zeit, deren Dienstverhältnis vor Inkrafttreten
750. des Bundeswehrreform-Begleitgesetzes (26. Juli
Bei der Teilstreitkraft Luftwaffe liegen die größten 2012) begonnen hat, befinden sich im Berufsförde-
personellen Vakanzen in den Verwendungen mit IT- rungsdienst mit Anspruch auf Freistellung vom mili-
Bezug. Betroffen sind insbesondere die Informations- tärischen Dienst zum Ende, also noch während ihrer
verarbeitung (Soll: 1215, Ist: rund 900), Informa- Dienstzeit, gemäß Paragraph 102 Soldatenversor-
tionsübertragung Weitverkehr (Soll: 988, Ist: rund gungsgesetz.
450) sowie Programmierpersonal (Soll: 145, Ist: rund Weiterhin werden wegen der Probleme, die mit der
100). Darüber hinaus ist die Radarelektronik mit der Überführung der Altstrukturen in die Zielstruktur des
Verwendung Radarelektronikfeldwebel (Soll: 235, Personalstrukturmodells 185 verbunden sind, rund
Ist: rund 150) sowie die Fluggerätetechnik Mechanik 3.200 Berufssoldatinnen und -soldaten sowie Solda-
EUROFIGHTER (Soll: 527, Ist: rund 320) im Hin- tinnen und Soldaten auf Zeit aus organisatorischen
blick auf ein überdurchschnittliches Personalfehl bei Gründen auf Planstellen zur besonderen Verwendung
den Feldwebeln des allgemeinen Fachdienstes anzu- beziehungsweise dienstpostenähnlichen Konstrukten
führen. geführt. Dienstpostenähnliche Konstrukte sind fiktive
In der Marine besteht eine deutliche personelle Un- Dienstposten.
terdeckung in den Verwendungen Elektrotechnik Weitere, rund 1.700 Dienstposten, sind nicht besetzt,
(Soll: 687, Ist: rund 400), Marineelektronik (Soll: da die betreffenden Soldatinnen und Soldaten aus
644, Ist: rund 450) und IT-Systembetreuung (Soll: unterschiedlichen Gründen auf Planstellen zur beson-
638, Ist: rund 400). Ferner ist die spezialisierte Ver- deren Verwendung geführt werden. Zu diesen Grün-
wendungsreihe Minentaucher (Soll: 117, Ist: 57) be- den gehört zum Beispiel die Elternzeit, in der sich
sonders betroffen. Auf die Personalsituation in der zum Ende des Berichtsjahrs 1.350 Soldatinnen und
Marine wird noch gesondert eingegangen. Soldaten befanden. Weitere Gründe sind: Betreu-
Im Personalbereich Zentraler Sanitätsdienst der ungsurlaub oder Beurlaubung für eine Tätigkeit bei
Bundeswehr ist in der Laufbahngruppe der Feld- privatrechtlichen Gesellschaften, wie zum Beispiel
webel des Sanitätsdienstes die größte Vakanz mit der Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und
einer unter 50 Prozent liegenden Besetzungsquote in Betrieb mbh (g. e. b. b.) oder der Heeresinstand-
dem Verwendungsbereich Assistenzpersonal ambu- setzungslogistik GmbH (HIL). Auch die Beurlaubung
lante medizinische Versorgung (Soll: 589, Ist: rund für eine Tätigkeit bei nationalen Einrichtungen wie
240) festzustellen. Im Bereich Fachunteroffiziere des der Deutschen Flugsicherung GmbH (DFS) oder bei
Sanitätsdienstes bestehen erhebliche personelle Va- internationalen und supranationalen Einrichtungen
kanzen bei den Gehilfen ambulante Versorgung und wie der NATO, dem Internationalen Militärstab der
der Verwendung Rettungsdienst (Einsatzsanitäter). EU oder anderen Streitkräften gehört dazu.
Hier ist zusammengefasst gerade die Hälfte aller Vor dem Hintergrund des erheblichen Personalfehl-
Dienstposten besetzt (rund 850 von 1.700). bestands in verschiedenen Bereichen der Bundeswehr
Dieser Teilbefund über die Personalfehlbestände bei müssen zwingend weitere Maßnahmen zur Verbesse-
der Bundeswehr ist Besorgnis erregend. Dabei sind in rung der Situation ergriffen werden. Dazu gehören in
ihm lediglich die größten personellen Vakanzen er- erster Linie noch höherwertigere Bildungs- und
fasst. Bereiche mit weniger als 100 Dienstposten im
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 21 – Drucksache 18/7250
Qualifizierungsangebote für Soldatinnen und Solda- Gehaltszahlungen der Bundeswehr liegt, haben die
ten. Auch gesetzliche Verbesserungen müssen erwo- bisherigen Prämienbegünstigungen kaum Wirkung
gen werden. Um im weiteren Maße Fachkräfte zu gezeigt.
gewinnen, sollte eine erleichterte Anwendung des Die Marine versucht diesen Entwicklungen mit
Personalgewinnungszuschlags gemäß Paragraph 43 erhöhten Anstrengungen bei der Personalgewinnung
Bundesbesoldungsgesetz geprüft werden. Ferner zu begegnen und Abgänge aus den kritischen Ver-
sollte eine Verbesserung der Verpflichtungsprämie wendungen zu reduzieren. Gleichzeitig sollen organi-
gemäß Paragraph 43 b Bundesbesoldungsgesetz und satorische Anpassungen, etwa die höherwertige
des Personalbindungszuschlags gemäß Paragraph 44 Besetzung der Unteroffizier-Dienstposten mit Unter-
Bundesbesoldungsgesetz in Betracht gezogen wer- offizieren mit Portepee sowie die Einbeziehung wei-
den, damit bundeswehrspezifische Anwendungen terer Verwendungsreihen in den Kreis der Berechtig-
dieser gesetzlichen Regelungen zu einer größeren ten für die Gewährung des Personalbindungszuschla-
finanziellen Attraktivität der Mangelverwendungen ges für eine Verbesserung der Personalsituation und
führen können. damit eine Erhöhung der Zahl der einsatzfähigen
Besatzungen sorgen. Inwieweit dieser richtige Ansatz
Personalsituation der Marine zum Erfolg führt, wird der Wehrbeauftragte weiter
Die Personalsituation im Organisationsbereich Ma- verfolgen.
rine ist äußerst problematisch. Seit dem Aussetzen der
Wehrpflicht im Jahre 2011 und aufgrund der bis Mitte Personalsituation der Heeresfliegertruppe
2014 bestehenden großen Vakanzen im Bereich der Mit ganz anderen Personalproblemen sieht sich die
Freiwillig Wehrdienstleistenden konnten weniger Heeresfliegertruppe konfrontiert. Auch dort ist die
Soldaten als bisher durch eine Weiterverpflichtung Situation nach wie vor angespannt.
mit Laufbahnwechsel gewonnen werden. Durch die
In den vergangenen Jahren führten grundlegende
etwa zum selben Zeitpunkt einsetzende Verbesserung
strukturelle Veränderungen zu erheblichen Belastun-
der Arbeitsmarktsituation verringerte sich gleichzei-
gen für das betroffene Personal. Wie bereits in den
tig die externe Gewinnung von geeignetem Personal.
letzten Jahresberichten dargestellt, hatte das Bundes-
Besonders deutlich wird dies, wie bereits beschrie- ministerium der Verteidigung im Rahmen der Neu-
ben, bei den U-Bootbesatzungen. Dort bestehen in ei- ausrichtung der Bundeswehr entschieden, mit dem
nigen Verwendungsreihen erhebliche Vakanzen, die sogenannten Fähigkeitstransfer Hubschrauber den
sich auch auf die Einsatzfähigkeit auswirken. Bereits leichten taktischen Lufttransport im Heer und alle
das Fehlen eines einzelnen Spezialisten, beispiels- anderen Lufttransportkapazitäten in der Luftwaffe zu
weise eines Informationstechnik- oder Elektronik- konzentrieren. Daraus folgten die Übergabe der Hub-
bootsmanns beziehungsweise Elektronikmaats, kann schrauber des Typs CH 53 vom Heer an die Luftwaffe
die Einsatzbereitschaft eines U-Bootes beeinträchti- sowie die Konzentration der neuen Hubschrauber des
gen. Typs NH 90 im Heer. Bereits diese organisatorische
In den technischen Verwendungsreihen ist der Per- Maßnahme hatte erhebliche Auswirkungen für das
sonalmangel besonders groß. Dies liegt unter ande- betroffene Personal. Gleichzeitig wurde das fliegende
rem an den hohen Ansprüchen an die Fachunteroffi- Personal der Heeresfliegertruppe im Zuge der Neu-
ziere ohne Portepee der Marine. Die Einstellungsvo- ausrichtung drastisch verringert. In diesem Zusam-
raussetzungen sind häufig nahezu identisch mit denen menhang führte das damalige Personalamt der Bun-
einiger Verwendungsreihen der Unteroffiziere mit deswehr im Herbst 2012 eine Personalauswahlkonfe-
Portepee. So entscheiden sich Bewerber nachvoll- renz mit dem Ziel einer deutlichen Reduzierung der
ziehbar lieber zugunsten einer höher dotierten Lauf- Luftfahrzeugführer Hubschrauber im Heer durch.
bahn der Unteroffiziere mit Portepee. Die Einstel- Wie bereits im Jahresbericht 2013 dargestellt, war
lungsquote der Unteroffiziere ohne Portepee ist diese Konferenz, die für nicht wenige Piloten das
dadurch nicht ausreichend. Ende ihrer fliegerischen Karriere bedeutete, Anlass
Darüber hinaus wirkt sich auch hier der deutschland- für zahlreiche Eingaben und Beschwerden. Dabei
weite Fachkräftemangel im Elektro- und Informati- richtete sich die Kritik weniger gegen die Notwendig-
onstechnikhandwerk erheblich erschwerend auf die keit der Personalauswahlkonferenz selbst, als viel-
Personalgewinnung aus. In den Verwendungsreihen mehr gegen die – aus Sicht der Betroffenen – intrans-
43 (Elektrotechniker), 46 (Elektroniker) und 48 parente, zum Teil nicht nachvollziehbare Aufstellung
(Informationstechniker) finden sich daher die mit der Auswahlkriterien. Wie sich überdies später her-
Abstand meisten vakanten Dienstposten. Da in den ausstellte, bot nicht einmal eine positive Konfe-
genannten Verwendungsreihen das Lohnniveau auf renzentscheidung die Gewähr, tatsächlich weiter flie-
dem zivilen Arbeitsmarkt deutlich oberhalb der gen zu können. Denn außer dieser bereits aus den
strukturellen Vorgaben resultierenden Reduzierung
Drucksache 18/7250 – 22 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
der Heeresfliegertruppe erforderten ungünstige Rah- Transparenz und damit auch mehr Prognostizierbar-
menbedingungen weitere Anpassungen im fliegeri- keit eigener Karrieremöglichkeiten ist nachvollzieh-
schen Dienst. bar und berechtigt. Gerade mit Blick auf die vergan-
Neben dem verspäteten Zulauf der neuen Waffensys- genen Jahre, die für das betroffene Personal mit vielen
teme ist der Wartungs- und Inspektionsaufwand für Unsicherheiten verbunden waren, erscheint eine of-
die Maschinen, insbesondere beim Kampfhubschrau- fene Kommunikation aller Auswahlkriterien sowie
ber TIGER, deutlich höher als prognostiziert. Dazu die frühstmögliche Bekanntgabe der Auswahl-
kommen Unzulänglichkeiten bei der Ersatzteilbe- entscheidungen und individueller Prognosen geeig-
schaffung. Insgesamt stehen damit weit weniger Ma- net, Vertrauen in die Personalführung zurückzu-
schinen und weniger Flugstunden zur Verfügung als gewinnen.
ursprünglich geplant. Insgesamt sind seitens der Bundeswehrführung ganz
Dies führte zu einem Stau bei der Ausbildung und erhebliche Anstrengungen erforderlich, um die in der
Umschulung auf die neuen Waffensysteme. Betrof- Heeresfliegertruppe entstandenen Probleme zu lösen.
fen hiervon sind zum einen die in der Personalaus-
wahlkonferenz 2012 ausgewählten Piloten, die auf die Durchführung der EU-Arbeitszeitrichtlinie in
neuen Waffensysteme umgeschult werden müssen, der Bundeswehr
das sogenannte Fliegerische Bestandspersonal. Zum Zum 1. Januar 2016 ist in der Bundeswehr die Solda-
anderen sind jüngere Luftfahrzeugführer betroffen, tenarbeitszeitverordnung in Kraft getreten, die die
die neu ausgebildet werden, das sogenannte Fliegeri- EU-Arbeitszeitrichtlinie auch für Soldatinnen und
sche Regenerationspersonal. Nach der vom Kom- Soldaten im Grundbetrieb im Inland umsetzt. Sie
mando Heer herausgegebenen „Bereichsanweisung stellt einen völligen Paradigmenwechsel für die
zur Personalsteuerung im Zuge der Neukonzeption Truppe im Umgang mit der Arbeitszeit dar. Auf allen
des fliegerischen Dienstes (Hubschrauber) im Heer“ Ebenen der Bundeswehr ist ein Umdenken im Hin-
kommen für die Auswahl zur Umschulung bezie- blick auf die Ressource Dienstzeit erforderlich. Der
hungsweise Ausbildung auf den neuen Waffensyste- Umgang damit wird pfleglicher werden müssen. Bis-
men aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und zur her wurde die Dienstzeit der Soldatinnen und Solda-
Sicherstellung einer nachhaltigen Einsatzbereitschaft ten auftragsbezogen, praktisch ohne Höchstgrenzen,
neben anderen Kriterien nunmehr Piloten in Betracht, festgelegt. Erstmals ist die Dienstzeit der Soldatinnen
die zum Stichtag 31. Dezember 2014 noch über eine und Soldaten nun durch ein Gesetz geregelt und dem
Restdienstzeit von mindestens zehn Jahren verfügten. Arbeits- und Gesundheitsschutz ein dominierender
Ab 2020 wird darüber hinaus ausschließlich Fliegeri- Stellenwert eingeräumt. Seit dem 1. Januar 2016 gel-
sches Regenerationspersonal geschult werden. Damit ten auch für Soldatinnen und Soldaten die regel-
wird einigen Piloten buchstäblich die Zeit davon lau- mäßige Wochenarbeitszeit (41 Stunden), die wö-
fen, noch auf die neuen Waffensysteme umgeschult chentliche Höchstarbeitszeit (48 Stunden), tägliche
zu werden. Ruhepausenregelungen sowie zusammenhängende
Nach der oben genannten Bereichsanweisung trifft tägliche und wöchentliche Mindestruhezeiten.
die Auswahl, wer zu welchem Zeitpunkt geschult Die Einführung der Arbeitszeitverordnung in der
wird, das Bundesamt für das Personalmanagement Bundeswehr erforderte eine rechtzeitige organisatori-
der Bundeswehr in Abstimmung mit dem Kommando sche und technische Vorbereitung sowie eine Infor-
Heer. Dies geschieht im Rahmen einer vergleichen- mation der Truppe über die Durchführung. Außerdem
den Betrachtung nach Eignung, Befähigung und Leis- musste die in der Verordnung vorgesehene automa-
tung sowie unter Berücksichtigung der personalstruk- tisierte Erfassung der Arbeitszeit zeitgerecht einge-
turellen Lage. richtet werden. Auch wenn die Realisierung der Sol-
In diesem Zusammenhang äußerten Piloten Kritik an datenarbeitszeitverordnung äußerst komplex war,
der Art und Weise der Durchführung der Auswahl musste der Dienstherr dafür sorgen, dass alle Teil-
für die Besetzung der Schulungsplätze. Das Ver- streitkräfte und Organisationsbereiche ab 1. Januar
fahren sei für die Betroffenen komplett intransparent. 2016 ihre Dienstpläne gemäß der Verordnung organi-
Die Ergebnisse würden geheim gehalten und damit sieren konnten.
ein Klima des Misstrauens geschaffen. Da auf Grund- Ein höherer Gesundheitsschutz durch Vorrang des
lage der aktuellen Beurteilungen und festgelegter Kri- Freizeitausgleichs, bessere Planbarkeit des Dienstes
terien entschieden werde, könne auch eine objektive für die Soldatinnen und Soldaten und ihre Familien
und ständig überprüfbare Reihung der Luftfahrzeug- sowie die festgelegte Vergütung von Mehrarbeit sind
führer ermittelt werden, die der Reihenfolge nach den deutliche Vorteile der Neuregelung. Nachteilig für
im Zeitverlauf verfügbaren Lehrgangsplätzen zuge- viele Soldatinnen und Soldaten ist der Umstand, dass
ordnet werden könne. Diese Forderung nach mehr sich zukünftig durch weniger „Überstunden“ der
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23 – Drucksache 18/7250
finanzielle Ausgleich für diesen bisher mehr geleiste- Soldatinnen und Soldaten ungerecht behandelt. Wäh-
ten Dienst deutlich reduzieren wird. rend die Regelverpflichtungszeit beim Heer acht
Kritik wurde Ende des Berichtsjahres aus den Reihen Jahre beträgt, ist sie bei der Luftwaffe und der Marine
der Soldatinnen und Soldaten daran geübt, dass we- jeweils vier Jahre lang. Die unterschiedliche Länge
gen des verspäteten Erlasses der Soldatenarbeitszeit- der Regelverpflichtungszeit ist nicht ohne weiteres
verordnung die notwendigen Durchführungsbe- nachvollziehbar. Für den einzelnen Soldaten der Luft-
stimmungen die Truppe kaum mehr rechtzeitig errei- waffe beziehungsweise der Marine ist die ungleiche
chen dürften. Der Informationsbedarf könne nicht auf Behandlung gegenüber dem Heeressoldaten nicht zu
allen Ebenen befriedigt werden. Zu befürchten seien verstehen. So wird die Unzufriedenheit von Soldatin-
viele offene Fragen. Auch fehlten bislang klare Defi- nen und Soldaten gesteigert, zumal die Unterschiede
nitionen für Bereiche der Nichtanwendung der Solda- nicht transparent begründet werden. Gerade im Hin-
tenarbeitszeitverordnung im Grundbetrieb, so dass blick auf die Steigerung der Attraktivität sollte auf
Rechtsicherheit im Umgang mit ihr fehle. Außerdem eine einheitliche Länge der Regelverpflichtungszeit
könne eine vollautomatisierte Zeiterfassung nicht hingewirkt werden.
zum 1. Januar 2016 in allen Bereichen eingerichtet Unteroffiziere ohne Portepee wandten sich im
werden. Zu begrüßen ist deshalb, dass das Bundes- Berichtsjahr an den Wehrbeauftragten und beanstan-
ministerium der Verteidigung für offene Fragen und deten zu lange Bearbeitungszeiten ihrer Anträge auf
Verbesserungsvorschläge eine eigene zentrale Weiterverpflichtung. Dieses Problem trat auch bei
Ansprechstelle (FüSK III 1) eingerichtet hat. Anträgen auf Wechsel in die Feldwebellaufbahn auf.
Die bereits länger praktizierte Anwendung der EU- So beantragte eine Soldatin am 11. Februar 2014 die
Arbeitszeitrichtlinie auf die zivilen Feuerwehr- Weiterverpflichtung von acht auf zwölf Jahre Dienst-
einsatzkräfte bei den Bundeswehrfeuerwehren hat zeit. Am 6. Juli 2015 wandte sie sich an den Wehrbe-
dort zu einer massiven Unterbesetzung geführt. An auftragten, da sie immer noch keine Entscheidung
einzelnen Standorten ist es seither zu temporären Ein- über ihren Antrag erhalten hatte. Erst am 23. Juli 2015
schränkungen bei der Auftragserfüllung gekommen, wurde der Bescheid erstellt. Eine Bearbeitungszeit
die beispielsweise auch Einfluss auf den Flugbetrieb von weit mehr als einem Jahr ist für die betroffenen
der Luftwaffe hatten. Es ist zu erwarten, dass die Ein- Antragsteller unzumutbar.
führung der Arbeitszeitverordnung in der Bundes- Im Rahmen des Attraktivitätsprogrammes ist seit
wehr in einzelnen Bereichen ebenfalls Auswirkungen geraumer Zeit für Soldatinnen und Soldaten auf Zeit
auf den Personalbedarf haben wird, etwa im Sanitäts- die Weiterverpflichtung bis auf insgesamt 25
dienst oder in der Marine. Jahre möglich. Hiervon wollten zahlreiche Soldatin-
nen und Soldaten Gebrauch machen. Es darf aber
Änderungen der Verpflichtungszeiten nicht verkannt werden, dass außer dem verständlichen
Wunsch der einzelnen Soldaten auch ein Bedarf für
Soldatinnen und Soldaten können sich für unter-
derartig lange Verpflichtungszeiten seitens der Bun-
schiedlich lange Zeiträume zwischen minimal zwei
deswehr vorhanden sein muss. Diese über 20 Jahre
und maximal 25 Jahren für ihren Dienst bei der Bun-
liegenden Verpflichtungszeiten können für Mann-
deswehr verpflichten. Fast jede Verpflichtungsdauer
schaften und Unteroffiziere ohne Portepee nach der
ist nach dem jeweiligen Bedarf möglich. Trotz dieser
Rechtslage nicht in den Status der Berufssoldatin oder
begrüßenswerten Flexibilität besteht für viele Solda-
des Berufssoldaten übergeleitet werden. Deshalb
tinnen und Soldaten im Laufe der Dienstzeit der
stellt sich die Frage, welche berufliche Perspektive
Wunsch, den zunächst festgelegten Status hinsicht-
sich für Soldatinnen und Soldaten im Anschluss an
lich ihrer Verpflichtungszeit zu verändern.
die Bundeswehrzeit ergeben soll, wenn sie im Alter
Zahlreiche Eingaben gab es im Berichtsjahr von Sol- zwischen 40 und 50 Jahren aus den Streitkräften aus-
datinnen und Soldaten, die ihre Dienstzeit verlängern scheiden. Hier trifft den Arbeitgeber Bundeswehr
wollten. Insbesondere Angehörige der Mannschafts- eine besondere Fürsorgepflicht hinsichtlich Beratung,
laufbahn bemängelten, dass im Regelfall nur relativ Ausbildung und Qualifizierung des betroffenen Per-
kurzfristig vor Ende der Regelverpflichtungszeit eine sonenkreises für das Berufsleben danach.
Verlängerung der Dienstzeit – wenn überhaupt –
Positiv ist in diesem Zusammenhang anzumerken,
möglich war. Weitere Kritikpunkte waren unter ande-
dass das Land Brandenburg als erstes Bundesland die
rem die schleppende Bearbeitung der Anträge und
Ausbildung von Feldjägerfeldwebeln für die Lauf-
fehlende Informationen über Weiterverpflichtungs-
bahnprüfung im mittleren Polizeidienst anerkennt. Es
möglichkeiten durch die Truppe.
wäre wünschenswert, dass weitere Bundesländer die-
Durch die seit dem Jahr 2014 unterschiedlich langen sem Beispiel folgen.
Regelverpflichtungszeiten in der Mannschaftslauf-
bahn bei Heer, Luftwaffe und Marine fühlten sich
Drucksache 18/7250 – 24 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Dahingegen besteht nach wie vor bei zahlreichen Sol- hat deshalb beim Bundesamt für das Personalmanage-
datinnen und Soldaten auf Zeit ein Interesse an Ver- ment der Bundeswehr angeregt, schon die ablehnen-
kürzungen der Dienstzeit. Wie bereits in den Vor- den Bescheide in Personalangelegenheiten mit umfas-
jahren gab es entsprechende Eingaben an den Wehr- senden Begründungen zu versehen.
beauftragten, von denen sich die Soldatinnen und Sol-
daten Abhilfe hinsichtlich der Ablehnung ihrer Geändertes Auswahlverfahren zur Über-
Anträge versprachen. nahme zum Berufssoldaten
Ein Antrag auf Verkürzung der Dienstzeit eines Sol- Wie bereits in den letzten Jahresberichten dargestellt,
daten kann nach der Rechtslage nur dann Erfolg musste das Bundesministerium der Verteidigung auf-
haben, wenn die Verkürzung im Interesse des Dienst- grund einer Entscheidung des Bundesverwaltungs-
herrn liegt. Dies kann im Einzelfall für den Betroffe- gerichts aus dem Jahr 2012 das Auswahlverfahren zur
nen schwer nachvollziehbar sein, wie folgendes Bei- Übernahme in das Dienstverhältnis eines Berufssol-
spiel verdeutlicht: daten ändern. Bis 2012 wurden die Bewerber im
Ein Feldwebel beantragte eine Verkürzung seiner Wesentlichen geburtsjahrgangsweise zur Teilnahme
Dienstzeit, nachdem ihm die Sicherheitsstufe Ü 2 ab- am Verfahren aufgerufen, was höchstrichterlich für
erkannt worden war. Er habe auf seinem Dienstposten rechtswidrig erklärt wurde. In Folge des Urteils fand
nicht mehr eingesetzt werden dürfen, da dieser auch im Jahr 2013 für die Unteroffiziere mit Portepee über-
sicherheitsempfindliche Tätigkeiten beinhalte. Die haupt kein Auswahlverfahren zur Übernahme in das
Dienstzeitverkürzung wurde abgelehnt, da nach Dienstverhältnis eines Berufssoldaten statt. Für das
Ablauf von zwei Jahren eine erneute Überprüfung Auswahlverfahren 2014 galten die im Mai 2014 in
beantragt werden könne. Wenn man jedoch die Bear- Kraft getretenen Regelungen. Danach ist ein Soldat
beitungszeit für den neuen Antrag hinzurechnet, kann auf Zeit grundsätzlich nur noch antragsberechtigt,
es durchaus sein, dass der Soldat unter Umständen wenn mindestens zwei planmäßige Beurteilungen von
weitere zwei Jahre auf die Erteilung seiner Sicher- ihm vorliegen. Hierdurch wurde zwar grundsätzlich
heitsstufe warten muss. Darüber hinaus ist es auch das Leistungsprinzip gestärkt. Da die Vorschriften
nicht verlässlich, dass er überhaupt wieder eine zum Auswahlverfahren jedoch nicht mit den damals
Sicherheitsstufe erteilt bekommt. So ist der Unmut geltenden Beurteilungsvorschriften harmonisiert wur-
des Soldaten über die Ablehnung seines Antrages auf den, führte die neue Praxis auch zu einigen nicht ver-
Dienstzeitverkürzung verständlich. tretbaren Ergebnissen: So hatte das Erfordernis des
Eine ausführliche Darstellung der Problematik der Vorliegens zweier Beurteilungen zur Folge, dass alle
Dienstzeitverkürzung erfolgte bereits im Jahres- Soldaten, die aufgrund ihrer sehr guten ersten Beur-
bericht 2014. Im Zuge der Steigerung der Attraktivität teilung am schnellsten befördert wurden, wegen des
der Streitkräfte sollte daher über die Möglichkeit Fehlens der zweiten Beurteilung nicht am Verfahren
nachgedacht werden, eine Verkürzung der Dienstzeit teilnehmen durften. Damit war im Jahr 2014 für viele
auch dann zuzulassen, wenn sie im Interesse des ein- besonders leistungsstarke Bewerber eine Übernahme
zelnen Soldaten ist und dienstlich nicht unvertretbar in das Dienstverhältnis eines Berufssoldaten ausge-
erscheint. schlossen. Denn bei ihnen hatte sich der Vorlagezeit-
punkt für die zweite Beurteilung nach hinten verscho-
Bei ablehnenden Bescheiden auf Dienstzeitverlänge-
ben.
rungs- oder -verkürzungsanträge zitieren die Be-
scheidbegründungen häufig lediglich den Wortlaut In diesem bereits vom Wehrbeauftragten kritisierten
der Vorschrift, nach der die Ablehnung des Antrags Ausschluss vom Verfahren sahen auch die damit
erfolgt. Es wird weder auf das individuelle Vorbrin- befassten Verwaltungsgerichte eine Verletzung des
gen der Soldatin beziehungsweise des Soldaten ein- Leistungsprinzips. In den Urteilsgründen wurde fest-
gegangen, noch werden die dienstlichen Belange, die gestellt, dass die Regelung mit Artikel 33 Absatz 2
zu der negativen Entscheidung führten, konkret erläu- Grundgesetz nicht vereinbar ist, da eine Auswahl
tert. Dies erfährt ein Petent häufig erst auf dem Weg nach Eignung, Befähigung und Leistung zu erfolgen
über eine Eingabe beim Wehrbeauftragten. Wenn sich hat. Auch nach Auffassung der Gerichte wären wei-
Petenten beim Wehrbeauftragten für Informationen tergehende Ausnahmevorschriften geboten gewesen.
bedanken, die sie eigentlich selbstverständlich von Die Bundeswehr hat zwischenzeitlich für Abhilfe
ihrem Vorgesetzten oder Personalführer hätten erhal- gesorgt und die Beurteilungsvorschriften dem neuen
ten müssen, liegen Defizite in der Personalführung Auswahlverfahren angepasst. Damit können in
vor. Zukunft auch die frisch beförderten Soldatinnen und
Soldaten am jeweiligen Verfahren teilnehmen. Diese
Die Aufgabe des Wehrbeauftragten ist nicht die Rolle
notwendige Maßnahme ist zu begrüßen. Zur Verein-
eines Sprachmittlers zwischen Soldatinnen und Sol-
heitlichung der Zeitabläufe zum Erreichen der Teil-
daten und der Personalführung. Der Wehrbeauftragte
nahmeberechtigung am Auswahlverfahren für die
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 25 – Drucksache 18/7250
Übernahme in das Dienstverhältnis eines Berufssol- 185 rund 6.600 zum Hauptfeldwebel/Hauptboots-
daten ist nunmehr vorgesehen, dass nach der ersten mann (Besoldungsgruppe A 8mZ), rund 1.200 zum
Anlassbeurteilung für alle Soldatinnen und Soldaten Stabsfeldwebel/Stabsbootsmann (Besoldungsgruppe
eine weitere zweite Anlassbeurteilung zu einem ein- A 9) sowie rund 600 zum Oberstleutnant (Besol-
heitlichen Vorlagetermin zu erstellen ist. dungsgruppe A 14).
Hier muss nachgesteuert werden. Die Zahl derer, die
Beförderungen „beförderungsreif“ sind, aber unverhältnismäßig
Auch im Jahr 2015 warteten fast 10.000 Soldatinnen lange warten müssen, ist viel zu hoch. Es gilt daher,
und Soldaten auf eine Beförderung, da die im Einzel- in den genannten Bereichen die vom Personalstruk-
plan 14 ausgebrachten Planstellen nicht ausreichten, turmodell 185 vorgesehene Planstellenausstattung
alle, die die Voraussetzungen erfüllten, auch zu beför- deutlich zu erhöhen und die sich daraus ergebenden
dern. Zumindest in einigen Bereichen führt dies zu Forderungen an den Haushalt zu realisieren.
unverhältnismäßig langen und für die Betroffenen
unzumutbaren Wartezeiten. Nicht allein ein Planstel- Änderung/Harmonisierung bei der Beförde-
lenmangel ist für die in vielen Eingaben geführte rungspraxis in den Teilstreitkräften
Klage über verzögerte Beförderungen ursächlich. Für spürbar mehr Gerechtigkeit zwischen den einzel-
Planstellen werden nach der Bundeshaushaltsordnung nen Teilstreitkräften soll eine Änderung der Verwal-
für Daueraufgaben ausgebracht, für die die Begrün- tungspraxis bei den Beförderungen seit dem 1. Januar
dung eines Dienstverhältnisses als Soldatin oder Sol- 2016 sorgen.
dat auf Zeit oder Berufssoldatin beziehungsweise
Die Auswahl der Soldatinnen und Soldaten für eine
Berufssoldat zulässig ist. Anzahl und Dotierung der
Beförderung erfolgt nach dem Prinzip der Bestenaus-
Planstellen richten sich indes nach den Forderungen,
lese nach Eignung, Befähigung und Leistung. Da stets
die sich aus dem Personalstrukturmodell 185 als zen-
mehr Anwärter, die die laufbahnrechtlichen Mindest-
tralem Planungs- und Steuerungsinstrument ergeben.
voraussetzungen erfüllen, zur Beförderung anstehen,
Für dieses Modell sind Parameter festgelegt, die im
als Planstellen vorhanden sind, werden die Beförde-
Ergebnis zu einem Umfang von rund 8.400 Soldatin-
rungsanwärter wie beschrieben nach Erreichen der
nen und Soldaten führen, für die nach dem Dotie-
erforderlichen Voraussetzungen in eine Beförde-
rungsgefüge des Personalstrukturmodells 185 trotz
rungsreihenfolge eingeordnet. Für die Reihung wird
Erfüllung aller Beförderungsvoraussetzungen be-
neben anderen Leistungskriterien vorrangig die aktu-
wusst keine höher dotierte Planstelle ausgebracht
elle planmäßige Beurteilung herangezogen. Die
worden ist. Auch wenn also die gemäß Personalstruk-
Beförderung erfolgt dann aufgrund der Platzierung in
turmodell 185 vorgesehene Planstellenausstattung
der Reihenfolge.
nach Umfang und Struktur vollständig im Bundes-
haushaltsplan ausgebracht ist, gibt es „Personalstruk- Bis Ende 2015 wurden für die Angehörigen der ein-
turmodell-immanent“ Beförderungsreihenfolgen. zelnen Uniformträgerbereiche getrennte Beförde-
Damit wird in gewisser Weise dem rungsreihenfolgen gebildet. Dies führte dazu, dass
Leistungsgedanken Rechnung getragen, wie er auch Beförderungsanwärter des einen Uniformträger-
in der öffentlichen Verwaltung allgemein praktiziert bereichs trotz schlechterer Leistungswerte eher beför-
wird. Beförderungsanwärter werden nicht sofort nach dert wurden, als Beförderungsanwärter eines anderen
Erfüllen der Mindestvoraussetzungen tatsächlich Uniformträgerbereichs mit besseren Leistungswerten.
befördert, sondern kommen nach einer Wartezeit auf Insbesondere in der Streitkräftebasis, in der Soldaten
dem Wege der Bestenauslese an die Reihe. verschiedener Uniformträgerbereiche gemeinsam
ihren Dienst leisten, führte dies zu Unmut. Gerade
Dieser systemimmanente Leistungsansatz kann aller-
Soldatinnen und Soldaten, die vergleichbaren Tätig-
dings nicht jegliche Wartezeit in einer Beförderungs-
keiten nachgingen und gemeinsam in einer Ver-
reihenfolge rechtfertigen, wenn es nämlich um durch-
gleichsgruppe beurteilt wurden, hatten wenig Ver-
schnittliche Wartezeiten von zwei Jahren und
ständnis, wenn eine Kameradin oder ein Kamerad nur
mehr geht. Dabei bedeutet „durchschnittlich“, dass
deshalb schneller befördert wurde, weil er oder sie
einige Soldatinnen und Soldaten deutlich länger war-
Angehöriger eines anderen Uniformträgerbereichs ist.
ten, weil immer wieder Leistungsstärkere nachrücken
und früher befördert werden und andere nach hinten Für Beförderungen mit Planstelleneinweisung ab dem
verweisen. In vielen Eingaben kommt zum Ausdruck, 1. Januar 2016 werden vom jeweiligen Uniform-
wie unzufrieden und demotiviert die Soldatinnen und trägerbereich unabhängige, nunmehr teilstreitkraft-
Soldaten über unverhältnismäßig lange Wartezeiten übergreifende Beförderungsreihenfolgen gebildet.
sind. Konkret betragen die vorgesehenen Umfänge Damit wird sichergestellt, dass sich, unabhängig von
der Beförderungsanwärter im Personalstrukturmodell
Drucksache 18/7250 – 26 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Grundlage des allseits akzeptierten und als gerecht verliert das Auswahl- und Leistungssystem der Beur-
empfundenen Rotationserlasses. teilung seine eigentliche Funktion, weil es so allen-
Das Bundesministerium der Verteidigung muss sich falls noch eingeschränkt auswertbar ist. Auch die
allerdings vorhalten lassen, viel zu spät reagiert zu Bundeswehr sieht sich mit diesen Problemen kon-
haben und offensichtlich nicht vorbereitet gewesen zu frontiert. Derzeit wird deshalb daran gearbeitet, das
sein, obwohl die rechtliche Problematik des Rota- bestehende Beurteilungssystem, das die oben
tionserlasses hinlänglich bekannt war. beschriebenen Symptome zeigt, zu reformieren oder
möglicherweise ein neues Beurteilungssystem aufzu-
Beurteilungswesen legen.
Aus Eingaben und Gesprächen geht hervor, dass im
Das Beurteilungswesen bleibt bei den Personalange-
Rahmen des bestehenden Beurteilungssystems mitt-
legenheiten der Soldatinnen und Soldaten ein ebenso
lerweile in einigen Dienststellen, die vorgegebenen
herausgehobenes wie kritikbehaftetes Thema. Das
Quotierungen massiv unterlaufen werden und die
zeigen erneut zahlreiche Eingaben, in denen teilweise
Noten stark nach oben und im sehr guten und guten
massive Kritik hinsichtlich des Verfahrens, zum Bei-
Bereich über die vorgegebenen Prozentziffern weit
spiel wegen zu später Vorlage der Beurteilung durch
hinausgehen. Es wird aber auch berichtet, dass Beur-
den Beurteiler oder einer ausbleibenden Stellung-
teiler ihre Bestnoten ausschließlich für diejenigen
nahme durch den Zweitbeurteiler geübt wird. Dane-
Soldatinnen und Soldaten vorhalten, die in das
ben werden Inhalt und Ergebnis der konkreten Beur-
Dienstverhältnis eines Berufssoldaten übernommen
teilung häufig beanstandet.
werden sollen.
Beurteilungen sind das zentrale Auswahlmittel für die
Bei allem Verständnis für die Schwierigkeit, ein
Personalführung und -steuerung sowie die maßgebli-
gerechtes, transparentes und praktikables Beurtei-
che Grundlage für den individuellen Werdegang der
lungssystem zu etablieren, erscheint es bemerkens-
Soldatinnen und Soldaten. Aus Artikel 33 Absatz 2
wert, wie schnell das bestehende Beurteilungssystem
Grundgesetz folgt, dass auch Beförderungen nach
offensichtlich wieder an die Grenzen der Praktikabi-
dem Leistungsgrundsatz, nämlich nach den Kriterien
lität gelangt ist. Die Beurteiler sowie deren Vorge-
Eignung, Befähigung und fachliche Leistung, erfol-
setzte und die militärische Führung insgesamt haben
gen müssen. Auf dieser Grundlage sind durch die
die Zügel in einem Maße schleifen lassen, dass der
nachgeordneten Vorschriften im Beamten- und Sol-
Zielrichtung des Beurteilungssystems nicht mehr
datenrecht sowie insbesondere durch eine stark aus-
gerecht wird. Das Beurteilungswesen muss funktio-
differenzierte Rechtsprechung der Verwaltungs-
nieren, weil es sowohl für die zu Beurteilenden als
gerichte in der Bundeswehr komplexe, teilweise über-
auch für die Personalführung von immenser Bedeu-
bürokratisierte Beurteilungsverfahren entstanden, die
tung ist. Deshalb ist nachdrücklich darauf hinzuwir-
eine Vielzahl potentieller Fehlerquellen enthalten.
ken, dass entweder ein überarbeitetes, effektives
Hinzu kommt, dass jedes Beurteilungsverfahren sys-
neues Beurteilungssystem rasch eingeführt oder das
temimmanente Widersprüche und Interessen-
bestehende Verfahren stringent eingehalten wird.
gegensätze überwinden muss.
Der Arbeitgeber beziehungsweise der Beurteiler will Personalführung
und muss eine Leistungsauswahl/Bestenauslese tref-
fen. Der zu Beurteilende will im Hinblick auf die Das Bundesamt für das Personalmanagement der
Bedeutung der Beurteilung für seine weitere Karriere Bundeswehr mit seinen über 3.000 militärischen und
die möglichst beste Note erhalten und neigt dazu, zivilen Dienstposten bündelt erstmals in der
seine Leistungen im Vergleich zu anderen regelmäßig Geschichte der Bundeswehr die Bereiche der Perso-
höher einzuschätzen, als es den objektiven Gegeben- nalgewinnung, Personalentwicklung und Personal-
heiten entspricht. Der Beurteiler ist mit der Aufgabe ausgliederung in einem Amt. Zwei Jahre nach seiner
der Bestenauswahl und der Pflicht, angesichts von Errichtung Ende 2013 im Rahmen der Neuausrich-
strengen Quotenvorgaben viele Soldatinnen und Sol- tung der Bundeswehr wird das Amt einer ersten Eva-
daten nicht deren Erwartungen entsprechend beurtei- luation mit einer sich voraussichtlich anschließenden
len zu können, überfordert. Viele Soldatinnen und teilweisen Neustrukturierung unterzogen. Die kon-
Soldaten werden daher – bei Überschreitung der vor- kreten Ergebnisse der Evaluierung bleiben abzuwar-
geschriebenen Quoten – „zu gut“ beurteilt. ten. Die daraus zu ziehenden Konsequenzen für die
Struktur des Amtes sind sensibel und transparent für
Das hat zur Folge, dass Beurteiler im Laufe der Zeit
alle Betroffenen umzusetzen. Dies gilt umso mehr im
immer mehr beste Noten vergeben oder die Quote
Hinblick auf die weiter steigenden Anforderungen an
zwar eingehalten wird, aber durch die Beurteiler
das Bundesamt für das Personalmanagement der Bun-
ergebnisorientiert, beispielsweise um einen Status-
deswehr und seine Beschäftigten.
wechsel zu ermöglichen, beurteilt wird. Damit aber
Drucksache 18/7250 – 28 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
So hat das Amt zum 1. Oktober 2015 auch die Perso- So stellte eine Soldatin auf Zeit, die sich im Jahr 2011
nalführung der Mannschaften der Luftwaffe über- zunächst für vier Jahre in der Laufbahn der Mann-
nommen. Zum 1. Juli 2016 werden die Mannschaften schaften verpflichtet hatte, im Juli 2014 Anträge auf
des Heeres hinzukommen. Vor diesem Hintergrund Wechsel in die Laufbahn der Unteroffiziere mit Por-
ist es sehr zu begrüßen, dass bereits im Laufe des Jah- tepee und Verlängerung ihrer Verpflichtungszeit.
res 2015 zusätzlich 312 Dienstposten – außerhalb der Zwischen August und November 2014 prüfte das
anstehenden Evaluierungsergebnisse – beantragt wur- Bundesamt für das Personalmanagement der Bundes-
den. Diese sind zunächst befristet bis 2017 eingerich- wehr eine entsprechende Verwendungsmöglichkeit,
tet und auch weitestgehend besetzt worden. Von die- die ihr Ende November aufgezeigt werden konnte. Im
sen zusätzlichen Dienstposten kommen fast 200 dem Dezember 2014 nahm die Soldatin dann erfolgreich
Bereich der Personalführung zugute, um eine bessere am Eignungsfeststellungsverfahren bei einem Karrie-
Betreuungsdichte zu erreichen. Angestrebt wird ein recenter teil. Im März 2015 wurde die Soldatin über
Betreuungsverhältnis der Personalführer zu den die Einplanungsmöglichkeit informiert und über die
geführten Soldatinnen und Soldaten im Bereich der geplante Versetzung an einen anderen Standort vor-
Offiziere mit circa 40.000 Personen auf etwa 1:300 orientiert. Nach Erstellung der notwendigen Personal-
und im Bereich der Unteroffiziere/Mannschaften mit verfügung im April 2015 wurde die Soldatin schließ-
circa 144.000 Personen auf etwa 1:400. Bisher lag das lich im Juni 2015 für die Laufbahn zugelassen. Das
Verhältnis bei etwa 500 bis 600 Personen je Personal- Bundesamt für das Personalmanagement der Bundes-
führer. wehr erläuterte, die Bearbeitungszeit von insgesamt
Mit diesen angestrebten Schlüsselzahlen kann eine zehn Monaten sei – bei einer durchschnittlichen
intensivere und qualifiziertere personelle Betreuung Bearbeitungsdauer von neun Monaten in vergleich-
der Soldatinnen und Soldaten erfolgen. Seitens des baren Fällen – als noch vertretbar zu bewerten. Dem
Wehrbeauftragten wurde frühzeitig auf das Erforder- kann nicht zugestimmt werden. Die Dauer wirkt sich
nis der Stärkung der Personal führenden Bereiche negativ auf die Motivation der Antragsteller aus, und
gedrängt – insbesondere im Bereich der unmittel- der Bundeswehr droht dadurch qualifiziertes Personal
baren operativen Personalführung. Die angestrebten verloren zu gehen.
Schlüsselzahlen verdienen uneingeschränkte Unter-
stützung. Sicherheitsüberprüfungen
Da die Personalführerinnen und Personalführer auch Die Anzahl der Anträge auf vom Militärischen
im Bereich der Eingabe- und Beschwerdebearbeitung Abschirmdienst im Geschäftsbereich des Bundes-
eingesetzt werden und zusätzliches Personal somit ministeriums der Verteidigung durchzuführende
ebenfalls zur Entlastung beiträgt, kann die gute Sicherheitsüberprüfungen ist seit 2012 – auf ohnehin
Zusammenarbeit zwischen dem Bundesamt für das hohem Niveau – weiter gestiegen. Während 2012
Personalmanagement der Bundeswehr und dem noch knapp 45.000 Sicherheitsüberprüfungen zu ver-
Wehrbeauftragten noch weiter verbessert werden. zeichnen waren, stiegen diese 2013 auf 57.000. 2014
waren es erneut etwa 55.000 und im Berichtszeitraum
Mängel in der Personalbearbeitung 2015 rund 50.000 Anträge auf Sicherheitsüberprüfun-
gen. Eine wesentliche Ursache für diesen Anstieg sind
Im Berichtsjahr 2014 gab es erneut zahlreiche Einga-
vermehrte Überprüfungen für den Sabotageschutz
ben, in denen auf Fehler bei der Bearbeitung von Per-
durch die Anfang 2012 geänderten gesetzlichen
sonalangelegenheiten hingewiesen wurde. Bemängelt
Regelungen zum vorbeugenden personellen Sabota-
wurden insbesondere zu lange Bearbeitungszeiten
geschutz. Für Personen, die an einer besonders sicher-
oder sogar das Abhandenkommen von Anträgen, das
heitsempfindlichen Stelle beschäftigt werden, ist
Fehlen von Zwischenbescheiden, aber auch fehlende
danach nunmehr eine Erweiterte Sicherheitsüber-
Transparenz und Kommunikation bei Personalent-
prüfung (Ü 2 Sabotageschutz) mit umfangreicheren
scheidungen, mangelhafte Begründungen in Verfü-
Überprüfungsmaßnahmen und Ermittlungen durchzu-
gungen sowie das Fehlen von Unterlagen in der Per-
führen.
sonalakte. In einigen Fällen dauerte die Bearbeitung
von Anträgen nur deshalb so lange, weil die Zustän- Darüber hinaus resultieren längere Bearbeitungszei-
digkeit mehrere Monate nicht geklärt werden konnte. ten aus dem Umstand, dass immer mehr Soldatinnen
Derartige Fälle führen nachvollziehbar zu Frustration. und Soldaten sicherheitsüberprüft werden, deren
Häufen sich solche Vorkommnisse, kann es zu einem Geburtsort nicht in Deutschland liegt.
erheblichen Vertrauensverlust in die Bundeswehr Der Militärische Abschirmdienst musste im Zuge der
kommen. Bundeswehrstrukturreform eine Anpassung durchlau-
fen, die eine Personalverringerung vorsah. Diese ging
von lediglich 38.000 Sicherheitsüberprüfungen pro
Jahr aus. Um die Schieflage aus Personalreduzierung
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29 – Drucksache 18/7250
einerseits und stark angestiegenem Aufkommen an aufgrund seiner ersten Befragung, bei der er sie ange-
Sicherheitsüberprüfungen andererseits in den Griff zu geben hatte, als bekannt voraussetzte. Hier hätte es
bekommen, hat der Militärische Abschirmdienst eine sich angeboten, vor einer formellen Entscheidung
Reihe von Maßnahmen veranlasst. Einerseits hat es über die Ablehnung der Sicherheitsstufe beim Peten-
personelle Verstärkungen aus dem nachgeordneten ten oder dessen Vorgesetzten nachzufragen, um even-
Bereich gegeben, andererseits soll eine Vereinfa- tuelle Missverständnisse aufzuklären. Stattdessen
chung des Verfahrens zu einer deutlichen Reduzie- wurde ein ablehnender Bescheid versandt, der zudem
rung des Aufkommens an Sicherheitsüberprüfungen in wenig empathischem und teilweise verletzendem
führen. Behördendeutsch formuliert war. So hieß es unter
Eine Reihe von Eingaben im Berichtsjahr zeigt indes anderem: „Sie [scheinen] dienstliche Anordnungen
erneut, dass die genannten Maßnahmen noch nicht und Weisungen einer eigenen Betrachtung und
befriedigend gegriffen haben. Zwar kann ein Großteil Bewertung zu unterziehen. […] Der Dienstherr kann
der Sicherheitsüberprüfungen in einem vertretbaren nur solche Soldaten mit einer sicherheitsempfind-
Zeitrahmen abgeschlossen werden. Ein Teil der Ver- lichen Tätigkeit betrauen, die die uneingeschränkte
fahren der Sicherheitsüberprüfungen dauert jedoch Gewähr bieten, dass auf sie jederzeit – sowohl inner-
nach wie vor deutlich zu lange. Auch wenn in Rech- halb als auch außerhalb des Dienstes – Verlass ist.“
nung gestellt werden muss, dass sich in knapp einem Es ist nachzuvollziehen, dass der Soldat über seine
Viertel aller Verfahren sicherheitserhebliche Erkennt- Behandlung als „Sicherheitsrisiko“ enttäuscht ist.
nisse ergeben, die zu bewerten und gegebenenfalls Inzwischen wurde die Entscheidung revidiert.
dem Geheimschutzbeauftragten vorzulegen sind, so
sind Verfahrensdauern von mehr als einem Jahr doch Ausbildungsverzögerungen in der Militäri-
kaum vertretbar. Hierauf wurde bereits im letzten Jah- schen Flugsicherung
resbericht des Wehrbeauftragten hingewiesen. Schon in den letzten beiden Jahresberichten wurde
So dauerte es in einem Fall von der Zustimmung des darauf hingewiesen, dass die zur Verfügung stehen-
Petenten zur Durchführung einer Sicherheitsüber- den Ausbildungskapazitäten in der Militärischen
prüfung am 5. März 2014 bis zum Abschluss der Flugsicherung nicht ausreichen, um sämtliche
Sicherheitsüberprüfung am 11. Mai 2015 insgesamt Anwärter zeitgerecht auszubilden. Die Situation hat
14 Monate. Derartige Laufzeiten sind kein Einzelfall. sich nicht verändert. Die Wartezeit bis zum Beginn
Während dieser Zeit ist keinerlei Förderung und keine der Ausbildung beträgt für Soldatinnen und Soldaten
Ausbildung in der geplanten Verwendung möglich, so derzeit durchschnittlich 36 Monate. Zusammen mit
dass den betreffenden Soldatinnen und Soldaten der Ausbildungsdauer von drei Jahren und sechs
Laufbahnnachteile entstehen können. Denn ein verzö- Monaten ergibt sich eine Zeit von insgesamt sechs
gerter Ausbildungsbeginn hat eine verspätete Beför- Jahren und sechs Monaten. Dadurch verzögert sich
derung zur Folge, es schließt sich eine zeitlich spätere nicht nur die Beförderung der betroffenen Soldatin-
Beurteilung sowie eine reduzierte Möglichkeit der nen und Soldaten. Weil erst am Ende der Ausbildung
Übernahme zum Berufssoldaten an. entschieden wird, an welchem Flugplatz sie einge-
Da seit dem Jahresbericht des Wehrbeauftragten 2014 setzt werden, leidet auch die Vereinbarkeit von Fami-
keine wesentliche Verbesserung der Situation einge- lien- beziehungsweise Privatleben und Dienst. Da
treten ist, ist nochmals anzumahnen, dass eine Ver- auch die Lehrgangsplanung innerhalb der Ausbildung
kürzung der Verfahrensdauer im Interesse der keineswegs langfristig angelegt ist, führt das ganze
betroffenen Soldatin beziehungsweise des Soldaten Verfahren zu Motivationsverlust und Frustration. Vor
wie im Interesse der Bundeswehr dringend geboten diesem Hintergrund ist es irritierend, dass das Bun-
ist. Offensichtlich ist die lange Verfahrensdauer bei desamt für das Personalmanagement der Bundeswehr
den Sicherheitsüberprüfungen in erster Linie auf Per- im Intranet der Bundeswehr mit einer Werbekam-
sonalmangel zurückzuführen. Daher muss über eine pagne ausgerechnet zu dieser Ausbildung einlädt.
weitere Aufstockung des Personalkörpers nach-
gedacht werden. Laufbahnnachteile durch überlange Diszipli-
narverfahren
Ferner dürfen auch bei Sicherheitsüberprüfungen in-
dividuelle Besonderheiten des Einzelfalls nicht Aufgrund der nach wie vor kritischen Personalsitua-
außer Acht gelassen werden. So wandte sich ein Sol- tion bei den Wehrdisziplinaranwaltschaften und den
dat an den Wehrbeauftragten, weil ihm seine zunächst Truppendienstgerichten verzögert sich die Durchfüh-
erhaltene Sicherheitsstufe nach mehreren Jahren im rung gerichtlicher Disziplinarverfahren zum Teil
Rahmen einer neuerlichen Überprüfung wieder entzo- erheblich. Dies hat in einigen Fällen gravierende Aus-
gen wurde. Grund war, dass er bei seiner zweiten wirkungen auf die Laufbahn der betroffenen Soldatin-
Befragung einige Dinge nicht angegeben hatte, die er nen und Soldaten. Die entsprechenden Vorschriften
sehen vor, dass Soldatinnen und Soldaten während
Drucksache 18/7250 – 30 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
der Ermittlungen nicht befördert werden, keine för- ausnahmsweisen Förderung und der Verwaltungs-
derlichen Lehrgänge besuchen dürfen und nicht auf praxis zur Anerkennung einer Schadlosstellung nach
höher dotierte Dienstposten versetzt werden sollen. erfolgtem Freispruch zu prüfen.
Eine Auswahl zum Berufssoldaten oder eine Weiter-
verpflichtung als Soldat auf Zeit kommt wegen der in Ausscheiden aus dem Dienst
Frage stehenden Eignung in aller Regel auch nicht in
Der Berufsförderungsdienst der Bundeswehr trägt
Betracht.
entscheidend dazu bei, aus dem Dienst ausscheiden-
Eine ausnahmsweise Förderung ist nur dann möglich, den Zeitsoldaten den beruflichen Übergang in das
wenn ein sogenannter Härtefall vorliegt. Dieser ist Zivilleben zu erleichtern. Um diesem Ziel entspre-
gegeben, wenn die Soldatin oder der Soldat sich chen zu können, ist es allerdings notwendig, Anträge
besonders bewährt, der bestandskräftige Abschluss auf Freistellung vom militärischen Dienst zeitnah zu
des Verfahrens sich erheblich verzögert, der Soldat bearbeiten. Das war nicht immer der Fall:
oder die Soldatin dies nicht zu vertreten hat und der
So wollte ein Soldat an einem Berufsorientierungs-
Vorwurf eine einmalige situations- und nicht charak-
praktikum teilnehmen und übergab den entsprechen-
terlich bedingte Verfehlung von geringer Schwere
den Antrag am 4. Mai 2015 im Geschäftszimmer sei-
darstellt. All diese Voraussetzungen müssen für die
ner Einheit. Obwohl der Antrag als eilbedürftig
Annahme eines Härtefalls vorliegen. Dies ist in den
gekennzeichnet war, lag er beim zuständigen Berufs-
wenigsten Fällen gegeben. Mitunter ziehen sich die
förderungsdienst auch nach mehr als drei Wochen
Verfahren und damit die Fördersperre mehrere Jahre
nicht vor. Die im Rahmen der Überprüfung der Ein-
hin. In diesen Fällen sind die Dienstpflichtverletzung
gabe festgestellten hausinternen Bürofehler beim
und die sich daraus ergebenden Folgen für die
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundes-
betroffenen Soldaten oft unverhältnismäßig. Positiv
wehr waren deutlich zu kritisieren. Das Liegenbleiben
ist, dass nunmehr bei überlangen Disziplinarverfah-
des Antrags des Petenten führte letztlich dazu, dass er
ren von Seiten der personalbearbeitenden Stelle in
an dem von ihm ins Auge gefassten Praktikum nicht
regelmäßigen Abständen eine Anfrage nach dem Ver-
teilnehmen konnte.
fahrensstand erfolgt.
Auch im Berichtsjahr 2015 beschwerten sich Solda-
Besonders gravierend sind die Fälle, in denen monate-
tinnen und Soldaten aus allen Statusgruppen, dass sie
oder jahrelange Ermittlungen geführt werden, das
unter ärgerlichen Umständen aus dem Dienst ausge-
Verfahren dann jedoch mit einem Freispruch endet. In
schieden sind. In einigen Fällen haben sie nur erheb-
derartigen Konstellationen prüft die Personalführung
lich verzögert die bei ihrem Ausscheiden zwingend
zwar, ob der oder die Betroffene laufbahnrechtlich
auszuhändigenden Unterlagen wie die Entlassungsur-
schadlos gestellt wird. Nach der derzeitigen Verwal-
kunde, die Wehrdienstbescheinigung über die Dienst-
tungspraxis ist eine Schadlosstellung jedoch nur in
zeit oder das endgültige Dienstzeugnis erhalten.
Betracht zu ziehen, wenn festgestellt wird, dass der
oder die Betroffene selbst keinen Anlass für die dis- Mit dem Ausscheiden aus dem Dienst haben Soldaten
ziplinaren Ermittlungen gegeben hat und das gegen auf Zeit Anspruch auf ein Dienstzeugnis. In etlichen
ihn oder sie geführte Verfahren unter keinem Eingaben wurde bemängelt, dass erst auf mehrfache
Gesichtspunkt seiner oder ihrer Vertretungssphäre Nachfrage hin einige Monate nach Beendigung der
zugerechnet werden kann. Dies ist nach der Verwal- Dienstzeit das Zeugnis erstellt und ausgehändigt
tungspraxis nur dann der Fall, wenn der oder die wurde. Dieses Versäumnis ist nicht zu entschuldigen.
Betroffene durch Dritte ohne eigenes Verhalten Das Dienstzeugnis wird für das zivile Berufsleben
beschuldigt wird (zum Beispiel durch Zeugenverneh- dringend benötigt und zwar unmittelbar nach dem
mung, Strafanzeige oder falsche Verdächtigung) und Ausscheiden aus der Bundeswehr und nicht erst
sich die durch Dritte erhobenen Vorwürfe in der Monate später. Es ist auch nicht Aufgabe der Solda-
Gesamtheit als unwahr herausstellen. Da diese engen tinnen und Soldaten, ein entsprechendes Zeugnis zu
Voraussetzungen so gut wie nie vorliegen, müssen die beantragen.
Betroffenen die Laufbahnnachteile trotz Freispruchs Ebenfalls Grund für Beanstandungen war die Nicht-
ohne Schadlosstellung in Kauf nehmen. Dies ist einhaltung des Formerfordernisses des Dienstzeug-
unverhältnismäßig. nisses. Entspricht dieses nicht den formellen Mindest-
Die Dauer der gerichtlichen Disziplinarverfahren hat anforderungen, ist es im zivilen Berufsleben nicht
sich in den letzten Jahren nicht signifikant verkürzt verwertbar. Auch hinsichtlich des Inhalts des Dienst-
und eine Verkürzung ist in naher Zukunft auch nicht zeugnisses gab es mehrfach Beanstandungen. Das
absehbar. Es wird deshalb empfohlen, eine Änderung Zeugnis hat der Wahrheit zu entsprechen, in jedem
der Vorschriften für die Annahme eines Härtefalls zur Fall ist es wohlwollend zu verfassen. Die wesentli-
chen Tätigkeiten der Soldatin beziehungsweise des
Soldaten sind vollständig darzustellen. Das Zeugnis
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31 – Drucksache 18/7250
ist ein Nachweis über die geleistete Tätigkeit und lediglich im Dienstzimmer seines damaligen Kompa-
unter Umständen weichenstellend für das weitere niechefs verabschiedet. In diesem Fall hätte die Mög-
Berufsleben. Dies muss den Verfassern bewusst sein. lichkeit bestanden, ihn bei einem ohnehin stattfinden-
Darüber hinaus haben Soldatinnen und Soldaten den Kompanieantreten, in dessen Verlauf ein Stabs-
bereits vor Ende der Dienstzeit Anspruch auf ein vor- feldwebel in den Ruhestand verabschiedet wurde und
läufiges Dienstzeugnis. Auch diesem Recht wurde an verschiedene Soldaten Orden und Ehrenzeichen
nicht immer entsprochen. Durch die Erstellung eines verliehen wurden, würdig zu verabschieden. Es ist
vorläufigen Dienstzeugnisses soll der Übergang vom auch nicht Aufgabe der Soldatinnen und Soldaten
militärischen ins zivile Berufsleben hinsichtlich der selbst, die eigene Verabschiedung zu organisieren.
Bewerbungen erleichtert werden. Insoweit ist eine Dies liegt in der Verantwortung der Führung der
monatelange Wartezeit auf ein vorläufiges Dienst- betreffenden Einheit.
zeugnis nicht zumutbar.
Freiwilliger Wehrdienst
Die Thematik ist bereits zum wiederholten Male
Gegenstand des Jahresberichts des Wehrbeauftragten. Bis Ende Oktober 2015 haben 9.024 Freiwillig Wehr-
In den vergangenen Jahren wurde regelmäßig Abhilfe dienstleistende ihren Dienst bei der Bundeswehr an-
für die Zukunft zugesichert. Angesichts der dazu nach getreten. Dies ist ein Minus von 1.154 gegenüber dem
wie vor zahlreich eingehenden Eingaben an den Vergleichszeitraum 2014.
Wehrbeauftragten ist zweifelhaft, ob Abhilfe tatsäch- Bewerbern, die beispielsweise im August ihre Eig-
lich in dem gebotenen Umfang erfolgte. nungsprüfung bestehen, kann meist erst ein Platz für
Für aus der Bundeswehr ausscheidende Berufssolda- die Grundausbildung im Januar oder Februar des
tinnen und Berufssoldaten gibt es die Möglichkeit, an Folgejahres angeboten werden. Grund dafür ist die
einem vom Dienstherrn angebotenen „Seminar für nicht ausreichende Anzahl von Plätzen für die Grund-
ausscheidende Berufssoldaten“ teilzunehmen. Es ausbildung. Der Wehrbeauftragte plädiert deshalb für
handelt sich um ein Pilotprojekt aus dem Jahr 2012, eine Rückkehr zur flächendeckenden dezentralen
die Anzahl der Lehrgänge wurde schrittweise erhöht. Grundausbildung in allen Bataillonen und Regimen-
Sie reicht aber offensichtlich nicht aus, um allen Inte- tern der Bundeswehr. Dabei müsste nicht jedes Quar-
ressenten zeitnah die Teilnahme zu ermöglichen. Im tal in jedem Verband tatsächlich ausgebildet werden.
Berichtsjahr 2015 konnten angeforderte Lehrgänge Positiv hat sich nach Aussage des Bundesministe-
wiederholt nicht zugewiesen werden. riums der Verteidigung die Personalgewinnung mit-
Zwar wird vom Deutschen Bundeswehrverband ein tels des Pilotprojekts „Basis-FWDL“ in der Marine
vergleichbarer Lehrgang angeboten, ein Verweis entwickelt. Hierbei müssen die Bewerber nur redu-
hierauf kann aber eigene Anstrengungen nicht erset- zierte Einstellungsvoraussetzungen erfüllen. So konn-
zen. Der vom Dienstherrn angebotene Lehrgang ist ten im Rahmen dieses Projektes die verfügbaren
kostenfrei, während für die Teilnahme am vom Deut- Kapazitäten sowohl im vierten Quartal 2014 als auch
schen Bundeswehrverband veranstalteten Seminar im ersten Quartal 2015 ausgeschöpft werden.
Kosten anfallen, die die Teilnehmer selbst zu tragen Nach der „Sozialwissenschaftliche Begleitstudie zur
haben und die auch nicht erstattungsfähig sind. Evaluation des freiwilligen Wehrdienstes“ vom Zent-
Immerhin ist es gelungen, die Anzahl der geplanten rum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften
Seminare auf 44 für das Jahr 2016 zu erhöhen. Aller- der Bundeswehr (veröffentlicht März 2015) waren
dings sollte darüber nachgedacht werden, die Semi- mit der Grundausbildung 80 Prozent der Freiwillig
nare nicht erst kurz vor dem Ausscheiden durchzufüh- Wehrdienstleistenden zufrieden. Dies deckt sich mit
ren, sondern mit einem Vorlauf von einem bis zwei den Erkenntnissen aus den Eingaben.
Jahren zum Dienstzeitende. So wäre gewährleistet, Eine Soldatin kritisierte jedoch, dass es in ihrer Aus-
dass die in dem Seminar gewonnenen Erkenntnisse bildungskompanie nur männliche Kameraden und
noch rechtzeitig umgesetzt werden können. außer der Zugführerin keine weiteren Frauen gegeben
Als besonders misslich und deprimierend empfinden habe. Sie brach deshalb ihre Ausbildung ab. Die
es insbesondere Berufs- und langgediente Zeitsolda- Überprüfung ergab, dass es im Bemühen um eine hei-
ten, wenn die Verabschiedung in einer unwürdigen matnahe Verwendung zu dieser Fehlplanung gekom-
und unangemessenen Art und Weise durch ihren lang- men war. Das Personal des entsprechenden Karriere-
jährigen Arbeitgeber erfolgt. Diese Fälle kommen centers der Bundeswehr wurde dahingehend belehrt,
vor, und es bedarf des Hinweises, hier größte Sorgfalt solche Einplanungen zukünftig zu vermeiden oder
hinsichtlich des Zeitpunktes des Ausscheidens, der darauf hinzuweisen.
Anwesenheit der Vorgesetzten und eines angemesse- Nach wie vor war die Abbrecherquote bei den Frei-
nen Rahmens walten zu lassen. So wurde ein Stabs- willig Wehrdienstleistenden in den ersten sechs Mo-
unteroffizier nach über siebenjähriger Dienstzeit naten mit 26 Prozent im ersten Quartal 2015 und 32
Drucksache 18/7250 – 32 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Prozent im zweiten Quartal 2015 zu hoch. Während zumindest den nachvollziehbaren Unmut bei den
circa zwei Prozent der Soldatinnen und Soldaten auf- Betroffenen zu verringern. Reservisten sind nach der
grund mangelnder körperlicher und sonstiger Nicht- Aussetzung der Wehrpflicht als Bindeglied zwischen
eignung entlassen werden, scheidet der größte Teil den Streitkräften und der Gesellschaft von besonderer
auf eigenen Wunsch innerhalb der sechsmonatigen Bedeutung. Der Wehrbeauftragte zollt ihnen daher
Probezeit aus „wichtigen persönlichen Gründen“ aus. Dank und Anerkennung.
In den Eingaben wurde hierzu immer wieder vorge- Leider ist die Bereitschaft vieler Arbeitgeber, insbe-
tragen, dass sich die Betroffenen unterfordert fühlten. sondere auch öffentlicher Arbeitgeber, zur Freistel-
So berichtete ein Freiwillig Wehrdienstleistender des lung ihrer Mitarbeiter für Reservedienstleistungen
Sanitätsdienstes: „Mein tägliches Tun sah so aus, dass gesunken. Zu begrüßen ist deshalb, dass das Bundes-
ich noch weniger als NIX getan habe“. ministerium der Verteidigung einen Vorschlag des
Auch diese Erkenntnisse des Wehrbeauftragten wer- Wehrbeauftragten aufgegriffen hat und an der Einfüh-
den durch die „Sozialwissenschaftliche Begleitstudie rung einer Auszeichnung für Arbeitgeber arbeitet,
zur Evaluation des Freiwilligen Wehrdienstes“ bestä- die den Dienst ihrer Mitarbeiter für die Bundesrepub-
tigt. Der Forschungsbericht zeigt auf, dass sich zwei lik Deutschland durch Freistellungen unterstützen.
Drittel der Freiwillig Wehrdienstleistenden vom Wie in den letzten Jahren beanstandeten viele Reser-
Dienst in der jeweiligen Einheit intellektuell und kör- visten Mängel im Bereich der Unterhaltssicherung,
perlich unterfordert fühlen. wie zum Beispiel lange Bearbeitungszeiten der
Für die vorgesehenen 12.500 Freiwillig Wehrdienst- Anträge auf Unterhaltssicherung, fehlerhafte Berech-
leistenden gibt es lediglich 5.000 feste Dienstposten. nungen und schleppende Zahlungen. Erfreulich ist es,
Der Rest ist auf sogenannten flexiblen Dienstposten dass die immer wieder angemahnte Reform des
zu beschäftigen, auf denen es keine originären Aufga- Unterhaltssicherungsgesetzes am 1. November 2015
ben für sie gibt. Hier hat der jeweilige Vorgesetzte die in Kraft getreten ist. Die Leistungen an Reservisten
Pflicht, die Soldatin oder den Soldaten sinnvoll ein- verwaltet künftig das Bundesamt für das Personal-
zusetzen. Dies gelingt zu oft nicht. Junge motivierte management der Bundeswehr als zentraler Ansprech-
Soldatinnen und Soldaten werden so verprellt und ge- partner anstatt der früher vielen Stellen in den Län-
hen der Bundeswehr für eine langfristige Bindung als dern und Kommunen. Die Mindestbeträge der Leis-
Soldat auf Zeit oder Berufssoldat verloren. tungen wurden an die Nettobesoldung von Soldaten
Insoweit ist die vom Bundesministerium der Vertei- gleichen Dienstgrades angeglichen. Reservisten und
digung erwogene Aufstockung der festen Dienst- aktive Soldatinnen und Soldaten sollen unabhängig
posten für Freiwillig Wehrdienstleistende ein erster vom Dienstverhältnis entsprechend ihrem Dienstgrad
Schritt, der nun zügig umgesetzt werden sollte. Dane- gleich bezahlt werden. Ferner wurden die Regelungen
ben müssen aber auch die strukturellen Rahmen- zur Sicherung des Erwerbseinkommens der Selbstän-
bedingungen gegeben sein. So kann zum Beispiel digen durch Verringerung des Nachweisaufwands
Materialmangel die Ursache für Unterforderung sein, vereinfacht und ihre Mindestleistungssätze ebenfalls
wenn aufgrund dessen Übungen nicht durchgeführt erhöht. Um einen finanziellen Anreiz für längerfris-
werden können. tige Reservistendienstleistungen zu schaffen, wurde
der Leistungszuschlag durch einen Verpflichtungs-
Reservisten zuschlag ersetzt. Der Verpflichtungszuschlag wird
den Reservistinnen und Reservisten ausgezahlt, die
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der Einga- sich zur Ableistung von mindestens 19 beziehungs-
ben von Reservisten gestiegen. Dabei wurde erneut weise 33 Reservistendienstleistungstagen im Kalen-
deutlich, dass die Reservisten hoch motiviert und derjahr vorab verpflichten.
engagiert einen wesentlichen Beitrag zur Aufgaben-
Es bleibt abzuwarten, ob die schon vor der Umset-
erfüllung der Bundeswehr leisten wollen und können.
zung geäußerte Befürchtung, die neuen Berechnungs-
Viele Reservisten wünschen Einplanungen für den
methoden würden in manchen Fällen zu geringeren
Dienst im In- oder Ausland oder Beorderungen auf
Zahlungen als vor der Reform führen, sich bewahr-
einen bestimmten Dienstposten. Die Bundeswehr
heitet.
könnte ohne den Einsatz der Reservisten in vielen
Bereichen ihrem Auftrag und ihren Aufgaben nicht Einer Mutter zweier Kinder, die sich mit dem Wunsch
nachkommen. Es ist insoweit bedauerlich, dass die an den Wehrbeauftragten wandte, eine Teilzeitbe-
Einplanung der Reservisten nach wie vor häufig ein schäftigung zur besseren Vereinbarkeit von Fami-
Problem ist. Nicht selten werden kurzfristige Um- und lien- beziehungsweise Privatleben und Dienst auch
Ausplanungen beklagt, die zu erheblichen beruflichen für Reservisten zu ermöglichen, konnte die Mitteilung
und privaten Belastungen für die Betroffenen führen. gemacht werden, dass das Bundesministerium der
Oft würde eine rechtzeitige Information helfen, Verteidigung bereits an einer entsprechenden Geset-
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 33 – Drucksache 18/7250
Veteranenbegriff
Zum Ende des Berichtsjahrs wurden im Bundes-
ministerium der Verteidigung in Zusammenarbeit mit
den Interessenvertretungen erste Überlegungen für
die Neudefinition des unter Verteidigungsminister de
Maizière erstmals definierten Veteranenbegriffs
angestellt. Danach sollen „Veteranin oder Veteran“
der Bundeswehr alle früheren Soldatinnen und Solda-
ten der Bundeswehr sein, die seit Gründung der Bun-
deswehr ehrenhaft aus dem aktiven Dienst ausge-
schieden sind. Der Veteranenstatus ist an keine
Altersgrenze gebunden.
Veteraninnen und Veteranen gemäß vorgenannter
Definition, die in den Einsatzgebieten der Bundes-
wehr Dienst geleistet haben, sollen nach ihrem ehren-
haften Ausscheiden aus der Bundeswehr „Einsatz-
veteraninnen beziehungsweise Einsatzveteranen“
sein. Vorgesehen ist, dass die Würdigung als Vetera-
nin/Veteran der Bundeswehr oder Einsatzvetera-
nin/Einsatzveteran der Bundeswehr vorrangig ideell
erfolgt. Diese Definitionen lassen Raum für zahl-
reiche Fragen und sollen in weiteren Erörterungsrun-
den weiterentwickelt werden. Die Harmonisierung
mit der ebenfalls in der Bearbeitung befindlichen
Konzeption „Wertschätzung und Anerkennung“ muss
sichergestellt werden.
Drucksache 18/7250 – 34 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
er anfängt mit Gebeten und Gesängen, gebt mir recht- ein frühzeitiges Verlassen der Bundeswehr entschei-
zeitig Bescheid.“ Der Petent empfand diese Bemer- den.
kung nachvollziehbar als ehrverletzend. In seiner Ab-
sehensverfügung stellte der zuständige Disziplinar- Äußeres Erscheinungsbild
vorgesetzte kein Dienstvergehen fest und belehrte den
Im Berichtsjahr sind zu der am 1. Februar 2014 in
Stabsfeldwebel lediglich, zukünftig mit besonderer
Kraft getretenen Zentralen Dienstvorschrift „Das
Sorgfalt seine Äußerungen abzuwägen. Diese Bewer-
äußere Erscheinungsbild der Soldatinnen und Solda-
tung ist vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass der
ten der Bundeswehr“ nur noch wenige Beschwerden
Offizier in der Absehensverfügung richtigerweise
eingegangen.
feststellte, dass „die Menschenwürde des Staats-
bürgers in Uniform in den Streitkräften des 21. Jahr- Die ursprüngliche Regelung in dieser Dienst-
hunderts ein in höchstem Maß zu achtendes und vorschrift, wonach sichtbare Tätowierungen grund-
bewahrendes Gut ist“. Insoweit ist die Nichtfeststel- sätzlich abzudecken seien, hatte im Vorjahr zu zahl-
lung eines Dienstvergehens fragwürdig. reichen Eingaben geführt und wurde im Dezember
2014 vom Bundesministerium der Verteidigung mit
Auch der Erfolg der Grundausbildung hängt stark
einer Handlungshilfe für Vorgesetzte modifiziert. Die
mit gutem Führungsverhalten der Ausbilder zusam-
Verpflichtung zur Abdeckung gilt jetzt nicht mehr
men. Mit Beginn ihrer Dienstzeit sollen die Soldatin-
während des Dienstes innerhalb militärischer Berei-
nen und Soldaten in der Grundausbildung die wesent-
che, militärischer Sicherheitsbereiche, auf Schiffen
lichen militärischen Grundfertigkeiten erlernen. Die-
und Booten der Marine sowie an Bord von Luftfahr-
ser Ausbildungsabschnitt stellt für manche einen
zeugen des Bundes. Bei Veranstaltungen mit Außen-
nicht unerheblichen Einschnitt in ihrem Leben dar.
wirkung beziehungsweise mit öffentlichem Charak-
Rekrutinnen und Rekruten sind fernab des Elternhau-
ter – wie feierlichen Gelöbnissen, Tagen der offenen
ses, wohnen in der Kaserne in einer Gemeinschafts-
Tür, Truppenbesuchen – ist die geltende Vorschrift
unterkunft und sehen sich in einigen Fällen bislang
dagegen weiter in vollem Umfang anzuwenden. Die
ungewohnten sportlichen Anforderungen gegenüber.
Handlungshilfe hat in der Bundeswehr offenkundig
Die Grundausbildung ist fordernd, sie darf aber nicht
zu einer Befriedung in dieser Frage geführt.
überfordern. Eine Überforderung ist mit den Grund-
sätzen der Inneren Führung nicht vereinbar. Das gilt Die wenigen Eingaben in diesem Bereich betrafen
ebenso für eine menschenunwürdige, demütigende Befehle zur Rasur und zum Haarschnitt. Hier konn-
und ehrverletzende Behandlung von Rekrutinnen und ten jedoch keine Verletzungen der Grundrechte der
Rekruten durch Ausbilder. Solche Ausbilder begehen Soldaten festgestellt werden. Soweit die für das
nicht nur ein Dienstvergehen, sie zerstören damit ihre Wachbataillon des Bundesministeriums der Verteidi-
Autorität. Das innere Gefüge in der Truppe und das gung geltende Sonderregelung kritisiert wird, nach
damit verbundene Vertrauensverhältnis von den Un- der das Tragen von Bärten grundsätzlich nicht gestat-
tergebenen zu den Vorgesetzten können nachhaltig tet ist, wird dies nachvollziehbar mit dem repräsenta-
beschädigt werden. tiven Auftrag des Wachbataillons und der damit ein-
hergehenden Notwendigkeit eines einheitlichen Ge-
Beispielsweise beklagten drei Soldatinnen den Ablauf
samtbildes begründet.
ihrer Grundausbildung in ihrer gemeinsamen Einheit.
Die Ermittlungen bestätigten in Teilen die Beanstan-
Bürokratie
dungen. Bei der Waffenausbildung waren für jede
fehlerhafte Handhabung der Waffe unberechtigter- Viele Soldatinnen und Soldaten monieren eine zuneh-
weise Liegestütze durchzuführen. Soldatinnen und mende Überregulierung und Bürokratisierung ihres
Soldaten wurden mit Ausdrücken wie „Kadaver run- Arbeitsalltags, die diesen erschwert und zuweilen
ter“ angesprochen. Bei einem Eingewöhnungsmarsch auch den primären Auftrag in den Hintergrund rücken
wurde nicht ausreichend Rücksicht auf die individu- lässt. Hierzu werden nachfolgend einzelne Beispiele
elle Leistungsfähigkeit der Rekrutinnen und Rekruten aus dem Truppenalltag genannt, die für sich genom-
genommen. Sie mussten in den ersten Tagen der men das Problem jedoch nur anreißen können, denn
Grundausbildung das Laufen und Joggen in den neu es ist vielschichtiger, als es mit Einzelfällen zu bele-
empfangenen Kampfstiefeln durchführen. Zwei gen wäre. Überbordende Bürokratie und fehlende Fle-
Rekrutinnen schieden bereits nach wenigen Tagen xibilität als Grundproblem in der Bundeswehr finden
aus dem Dienst der Bundeswehr aus. Dieser Fall be- sich auch in weiteren Kapiteln des Berichts.
legt die Vermutung, dass Rekrutinnen und Rekruten, Kompaniefeldwebel verbringen mittlerweile einen
die bewusster Überforderung oder inakzeptablen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit mit der Bearbeitung
Ausbildungsmethoden durch ihre Ausbilder ausge- von Personalangelegenheiten und ähnlich gelagerten
setzt sind, sich gleich zu Beginn ihrer Dienstzeit für Verwaltungstätigkeiten. Während in der Vergangen-
Drucksache 18/7250 – 36 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
heit für viele Verwaltungsangelegenheiten, wie bei- In den Bereichen Beschaffung von Material und
spielsweise Fragen zur Umzugskostenvergütung oder Bestellung von Ersatzteilen werden die nach der
zum Trennungsgeld, die Truppenverwaltung zustän- Gesetzes- und Erlasslage einzuhaltenden Verfahren
dig war, müssen diese Aufgaben nun durch die von den Bedarfsträgern vor Ort als langwierig und als
Truppe selbst bearbeitet werden. Die Betroffenen mit hohem bürokratischen Aufwand verbunden
berichten in diesem Zusammenhang von erheblicher beschrieben.
Mehrarbeit aufgrund einer Fülle neuer Vorschriften. So ordne beispielsweise das Materialverwaltungs-
Diese könnten kaum handlungssicher angewandt wer- programm SAP Verbrauchsmaterial wie Nägel oder
den, da die notwendige Ausbildung hierfür fehle. Ver- Dichtungen einer Teilstreitkraft zu. Ein für das Heer
stärkt wird diese Entwicklung durch den Wegfall von codierter Nagel könne nicht an die Marine heraus-
Dienstposten für Mannschaftssoldaten, die die Büro- gegeben werden. Das Bundesministerium der Vertei-
arbeit unterstützen könnten. In vielen Fällen wird be- digung erläuterte hierzu zum Ende des Berichtsjahrs,
klagt, dass für die Personalbearbeitung teilweise drei dass derzeit die IT-Unterstützung für die Material-
Viertel der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit auf- bewirtschaftung von Versorgungsartikeln umgestellt
gewendet werden müsse. Dieses Tätigkeitsbild steht werde. Die im Altsystem festgelegte Codierung des
im Widerspruch zu den Kernaufgaben der Kompanie- Materials führe dazu, dass ein Artikel nur angefordert
feldwebel. Dem Bundesministerium der Verteidigung werden könne, wenn der jeweilige Organisations-
ist die Problematik grundsätzlich bekannt. Es sucht bereich eine Mitnutzungsregistrierung für den betref-
derzeit auf unterschiedlichen Wegen nach Möglich- fenden Versorgungsartikel habe. Eine vollständige
keiten, Kompaniefeldwebel von administrativen Tä- Anpassung der Materialinformation aller Artikel in
tigkeiten zu entlasten. Dies wird ausdrücklich be- den Altsystemen sei angesichts des hierfür erforderli-
grüßt, denn eine Entlastung muss hier dringend erfol- chen zeitlichen und finanziellen Aufwands sowie der
gen. bereits begonnenen Umstellung nicht wirtschaftlich.
Auch im Bereich des Meldewesens sieht sich die Der jeweilige Organisationsbereich oder die entspre-
Truppe einer zunehmenden Bürokratisierung ausge- chende Teilstreitkraft könnten bis zum Abschluss der
setzt. Von Dienststellen der Bundeswehr sind in der Umstellung bei konkretem Bedarf für die betroffenen
Regel mehrere verschiedene Meldeverpflichtungen Artikel eine Mitbenutzungsregistrierung im Alt-
und Meldeverfahren zu beachten. Im Vordergrund system über bekannte Verfahrensweisen beantragen.
stehen dabei das Einsatzmeldewesen der Bundes- Es ist erfreulich, dass das bisherige umständliche Ver-
wehr, das Meldewesen „Sofortinformation der Lei- fahren durch ein benutzerfreundlicheres ersetzt wird.
tung des Bundesministeriums der Verteidigung“ Ein weiteres Beispiel: Über sechs Monate dauerte die
sowie das fach- und aufgabenbezogene Meldewesen Beschaffung einer Kaffeemaschine für die Besatzung
nach Maßgabe der sachlich zuständigen Stellen des eines Tenders im Einsatz. Für die 100 Besatzungs-
Bundesministeriums der Verteidigung. Im Zusam- mitglieder musste derweil der Kaffee per Hand mit
menhang mit den zum 1. Mai 2015 umfassend neu ge- Filter aufgegossen werden. Die Verzögerungen ent-
fassten komplexen Regelungen A-200/5 „Meldewe- standen unter anderem durch eine fehlerhafte Haus-
sen der Bundeswehr“ und A-2640/34 „Meldewesen haltsmittelzuweisung verbunden mit der erst auf
innere und soziale Lage der Bundeswehr“ treten in der Nachfrage erfolgten Beauftragung zur Beschaffungs-
Umsetzung Schwierigkeiten bei Dienststellen auf, die durchführung.
in der Vergangenheit eher selten mit meldepflichtigen
Bürokratisierungsnachteile erfahren Soldatinnen und
Verfahren konfrontiert waren. Nach Auskunft des
Soldaten nicht nur durch Normen und Regelungen
Bundesministeriums der Verteidigung kann dort die
innerhalb der Bundeswehr. Auch durch gesetzgebe-
Klage, die Neufassung des „Meldewesens der Bun-
rische Maßnahmen kommt es gelegentlich zu büro-
deswehr“ führe insgesamt zu einer weiteren Bürokra-
kratischen Belastungen. So sind unverheiratete Solda-
tisierung, weder nachvollzogen noch sachlich oder
tinnen und Soldaten durch das Bundesmeldegesetz
inhaltlich bestätigt werden. Gleichwohl wird eine
verpflichtet, am Dienstort oder am Ort des Heimat-
Evaluierung der neuen Regelungen durchgeführt, um
hafens ihres Schiffes ihren Erstwohnsitz zu melden.
die Handlungssicherheit zu erhöhen. Anlässlich einer
Diese Meldepflicht ist nicht im Sinne der Soldatinnen
Informationsveranstaltung der mit der Bewertung und
und Soldaten, sofern sie ihren Lebensmittelpunkt
Weitergabe der Meldungen befassten Stellen der
nicht am Standort haben, was in der Praxis die Regel
Kommandobehörden und Bundesämter im Oktober
ist. Eine Ausnahme besteht lediglich für Freiwillig
2015 konnte nach Angaben des Bundesministeriums
Wehrdienstleistende, wenn sie eine Gemeinschafts-
der Verteidigung festgestellt werden, dass sich die
unterkunft beziehen. Für Berufs- und Zeitsoldatinnen
Handlungssicherheit im Umgang mit Regelungen
und -soldaten besteht die Ausnahme nur dann, wenn
zum Meldewesen stetig verbessere.
sie die Unterkunft für nicht länger als zwölf Monate
beziehen, was jedoch auch nur selten vorkommt,
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 37 – Drucksache 18/7250
üblicherweise sind sie für einen längeren Zeitraum am zahlreicher zoonotischer Infektionserkrankungen und
Standort eingesetzt. Parasitosen bei lebensmittelliefernden Tieren“. Vom
Der Gesetzgeber hat es trotz der eindringlichen Emp- Verbot des Verzehrs außerhalb des Feldlagers könne
fehlungen des Wehrbeauftragten versäumt, durch das somit grundsätzlich nicht abgewichen werden. Im
seit 1. November 2015 in Kraft getretene Bundesmel- Hinblick auf die Praxis anderer am KFOR-Einsatz
degesetz günstigere Regelungen für die Soldatinnen beteiligter Nationen erscheint dies überzogen.
und Soldaten zu schaffen. Neben dem bereits im ver- Das aktive Regelungsmanagement, nach dem die
gangenen Jahresbericht beschriebenen Eingriff in bisherigen Dienstvorschriften und Erlasse unter dem
das aktive und passive Wahlrecht auf kommuna- Begriff „Regelung“ geführt werden und nicht mehr in
ler Ebene, entsteht durch die Pflicht zur Ummeldung Papierform, sondern nur noch im Portal „Regelungen-
des Wohnsitzes auch ein unnötiger bürokratischer ONLINE“ im Intranet der Bundeswehr elektronisch
Aufwand. Behördengänge wie beispielsweise zur veröffentlicht sind, hat zu Kritik bei Soldatinnen und
Ummeldung des Kraftfahrzeugs sind ebenso notwen- Soldaten geführt. Als problematisch wird empfunden,
dig wie etwa die Aktualisierung der Anschrift bei den dass nur noch in Ausnahmefällen Druckversionen
Versicherungen. Schließlich bedeutet auch der Weg- erhältlich sind. Zum einen ist nicht jeder Arbeitsplatz,
fall des Anspruchs auf einen Kita-Platz am Heimatort für den ein Computer vorgesehen ist, auch mit einem
mitunter eine bürokratische Herausforderung. In solchen ausgestattet. Zum anderen sind eine Reihe
Übereinstimmung mit dem Bundesministerium der von Aufträgen ohne verfügbaren Computer zu erledi-
Verteidigung bleiben die für das Bundesmeldegesetz gen, bei denen aber bestimmte Vorschriften präsent
zuständigen Parlamentsgremien deshalb aufgefordert, sein müssen.
weiterreichende Ausnahmeregelungen im Sinne der Ausbilder einer Ausbildungskompanie kritisierten
Soldatinnen und Soldaten durchzusetzen. zum Beispiel, dass sie mit selbst zusammengestellten
Kopien der Vorschriften in unförmigen A4-Akten-
Fehlende Flexibilität Ordnern die Ausbildung im Gelände durchführen
Im letzten Jahresbericht wurde dargestellt, dass die müssten. Insoweit sollten auf Anforderung Vorschrif-
personelle Unterbesetzung der Bundeswehrfeuerweh- ten in gedruckter Version und gegebenenfalls auch im
ren den militärischen Flugbetrieb belastet. An man- Taschenformat zur Verfügung gestellt werden.
chen Stellen kam der Flugbetrieb sogar kurzfristig
zum Erliegen. An der Personalsituation bei den Bun- Flüchtlingshilfe
deswehrfeuerwehren hat sich seither wenig geän- Ohne den Einsatz der Bundeswehr wäre die Flücht-
dert. Vor diesem Hintergrund hat der Wehrbeauf- lingskrise nicht zu bewältigen. Bis zu 8.000 Soldatin-
tragte angeregt, Soldatinnen und Soldaten, die in ihrer nen und Soldaten waren Ende des Jahres an über 80
Freizeit in einer Freiwilligen Feuerwehr dienen, bei Standorten in Deutschland zur Betreuung, Verteilung
Bedarf zur Unterstützung der Flughafenfeuerwehren und Unterbringung, zur Registrierung und Erfassung
einzusetzen. Das Bundesministerium der Verteidi- von Flüchtlingen, zu deren medizinischer Versorgung
gung lehnte dies mit der Begründung ab, diese Solda- sowie zur Unterstützung beim Aufbau von Flücht-
tinnen und Soldaten seien nicht entsprechend ausge- lingsunterkünften eingesetzt. In sämtlichen manda-
bildet und könnten aufgrund des hohen Bereitschafts- tierten Auslandseinsätzen der Bundeswehr befanden
grades dann nicht oder nur sehr eingeschränkt in sich zum gleichen Zeitpunkt etwa 3.000 Soldatinnen
ihrem originären Aufgabenbereich eingesetzt werden. und Soldaten. Diese Zahlen lassen die mit der Flücht-
Diese Argumentation überzeugt nur teilweise. lingshilfe verbundene institutionelle Herausforderung
Zumindest wäre eine punktuelle Unterstützung der für die Bundeswehr erahnen. Rechtliche Grundlage
Flughafenfeuerwehren außerhalb der Platzöffnungs- für die Unterstützung ist die Amtshilfe nach Artikel
zeiten möglich. Ziel muss allerdings nach wie vor 35 des Grundgesetzes. Die Effektivität dieser Hilfe
eine adäquate Personalausstattung der Bundeswehr- ließe sich steigern, wenn die Bundeswehr die ihr über-
feuerwehren sein. tragenen Aufgaben in Eigenregie übernehmen
Ein weiteres Beispiel: Die Angehörigen des Deut- könnte. Eine entsprechende Überprüfung des Artikels
schen Einsatzkontingents KFOR dürfen laut Befehls- 35 des Grundgesetzes wäre sinnvoll.
lage außerhalb des Feldlagers wegen möglicher Denjenigen, die sich hier seit Monaten engagieren,
Infektionsgefahr keine Speisen verzehren. Die ande- gebührt unser aller Dank. Vergessen werden darf
ren am KFOR-Einsatz beteiligten Nationen erlauben dabei aber nicht, dass für die einzelne Soldatin und
ihren Soldatinnen und Soldaten hingegen den Ver- den einzelnen Soldaten mit dem freiwilligen oder
zehr einheimischer Speisen und Getränke. Das befohlenen Engagement auch individuelle Belastun-
Verbot begründet das Bundesministerium der Vertei- gen und Probleme einhergehen. Diese kommen in
digung mit dem Fehlen einer effektiven Lebensmittel-
überwachung im Kosovo und dem „Vorkommen
Drucksache 18/7250 – 38 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Eingaben, bei Truppenbesuchen und in Gesprächen den besonderen Anforderungen des Soldatenberufs
zum Ausdruck. gerecht zu werden.
Unvermittelte Antrittsbefehle oder kurzfristige Flüchtlingshilfe gehört nicht zum Kerngeschäft von
Bereitschaften zur Flüchtlingshilfe bereiten zahlrei- Soldatinnen und Soldaten, sie ist eine schnell mobili-
chen Soldatinnen und Soldaten erhebliche private und sierbare Unterstützungsleistung auf Grundlage der
berufliche Schwierigkeiten. So berichtete ein Feldwe- Amtshilfe nach Artikel 35 des Grundgesetzes. Sie
bel, dass er für mindestens drei Monate zur Flücht- darf nicht zur Überforderung der Truppe führen und
lingshilfe eingeplant sei. Er habe gerade seine Lauf- zum Dauerzustand werden. Bei aller offenen, unvor-
bahnlehrgänge für eine Mangelverwendung absol- eingenommenen und selbstverständlichen Bereit-
viert. Weiterbildungen, für die er bereits vorgesehen schaft der Soldatinnen und Soldaten zur Hilfe müssen
sei, könne er nun nicht wahrnehmen. Er befürchte auch Rückwirkungen auf deren militärische Einsatz-
negative Auswirkungen auf seine Karriere in der Bun- bereitschaft und ihre Motivation für den Soldaten-
deswehr. Über die Befürchtungen des Soldaten hinaus beruf beachtet werden.
ist nicht nachvollziehbar, dass vor dem Hintergrund
der Personalsituation der Bundeswehr in Mangelver- Militärseelsorge
wendungen diese bei der Einplanung des Soldaten
Soldatinnen und Soldaten haben nach dem Soldaten-
nicht berücksichtigt wurde.
gesetz Anspruch auf Seelsorge. Der Dienstherr muss
Hinsichtlich der Vereinbarkeit von Dienst und Fami- die Verwirklichung dieses Anspruchs gewährleisten.
lien- beziehungsweise Privatleben beschwerten sich Dem Wehrbeauftragten obliegt es, darauf zu achten,
Soldatinnen und Soldaten insbesondere über heimat- dass diesem Anspruch Rechnung getragen wird. Die
ferne Einplanungen zur Flüchtlingshilfe, über in weltanschauliche und religiöse Pluralität unserer
der Sache nicht nachvollziehbare Unterstützungs- Gesellschaft wirkt auch in die Bundeswehr hinein und
leistungen an Wochenenden und erneute längere erfordert in seelsorgerischer Hinsicht Berücksichti-
Abwesenheitszeiten im unmittelbaren Anschluss an gung. Deshalb begrüßt der Wehr-beauftragte die Aus-
Auslandseinsätze. Zusätzliche Belastungen entstan- sage der Bundesministerin der Verteidigung, offen für
den in vielen Fällen dadurch, dass den betroffenen eine seelsorgerische Betreuung der Muslime zu sein.
Soldatinnen und Soldaten mit dem Antrittsbefehl Diese stellen innerhalb der Bundeswehr die größte
zuweilen keine Auskunft über die Dauer des nichtchristliche Gruppe von Gläubigen dar. Das Bun-
Einsatzes gegeben werden konnte. Für mehrere desministerium der Verteidigung prüft derzeit, ob es
Soldatinnen und Soldaten stellten sich auch Fragen diesen spezifischen Bedarf unter den Soldatinnen und
hinsichtlich des Gesundheitsschutzes beim Kontakt Soldaten der Bundeswehr gibt.
mit Flüchtlingen. Hier besteht dringender Bedarf an
Im Berichtsjahr haben Soldatinnen und Soldaten
einer besseren Information der Betroffenen und ihrer
gegenüber dem Wehrbeauftragten keine Wünsche
Angehörigen.
nach Anlaufstellen für Soldatinnen und Soldaten
Einen spürbaren Beitrag zur Flüchtlingsunterbrin- anderer Religionen geäußert. Ebenso erreichten den
gung in den Kommunen konnte die Bundeswehr Wehrbeauftragten keine Beschwerden darüber, dass
durch die Bereitstellung von Wohnraum in ihren religiöse Gebote oder Feiertage in der Truppe nicht
selbstgenutzten Liegenschaften leisten. Dies eingehalten werden konnten. Das wirft ein gutes Licht
bedeutet aber für viele Soldatinnen und Soldaten ein auf die interkulturelle Kompetenz der Vorge-
Zusammenrücken in den Gemeinschaftsstuben. setzten sowie die Arbeit der Evangelischen und
Außerdem werden der Grundbetrieb und der Katholischen Militärseelsorge. Deren breit
Übungsbetrieb merklich eingeschränkt. An gefächertes Angebot gilt ausdrücklich für Angehörige
verschiedenen Standorten sind Übungs- und Aus- aller Religionen und Glaubensgemeinschaften.
bildungsaktivitäten vom Sport bis zur einsatz- Daneben hat sich als von der Bundeswehr
vorbereitenden Ausbildung nicht mehr möglich. An organisatorisch unabhängiger Ansprechpartner für
besonders in die Flüchtlingshilfe einbezogenen Soldatinnen und Soldaten jüdischen Glaubens die
Standorten können Maßnahmen zur Steigerung der Arbeit des Bundes jüdischer Soldaten bewährt.
Attraktivität des Dienstes (zum Beispiel Kinderbe-
Sofern sich ein substantieller Bedarf an seelsorgeri-
treuung) gegenwärtig nicht weiterverfolgt werden.
scher Betreuung für andere Glaubensgemeinschaften
Ein Marinesoldat berichtete, dass er nur wenige Tage feststellen lässt, wäre zu wünschen, dass sich diese
nach Rückkehr von einem Flüchtlingseinsatz im Mit- erweiterte seelsorgerische Betreuung an dem unter
telmeer in Deutschland für Flüchtlinge Zelte und Bet- dem Dach der Evangelischen und Katholischen Mili-
ten aufgebaut habe. Er helfe mit vollem Einsatz, wenn tärseelsorge klug organisierten, ethisch fundierten
dies aber eine Daueraufgabe werde, frage er sich, und mit dem nötigen individuellen Freiraum ausge-
warum er ein mühevolles Auswahlverfahren, Aus- statteten Vorbild orientiert.
und Fortbildungen durchlaufen habe mit dem Ziel,
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 39 – Drucksache 18/7250
4 Einsatz und Bündnis Seit Januar 2013 war die Bundeswehr mit PATRIOT-
Flugabwehrraketensystemen an der Verstärkung der
Auslandseinsätze integrierten Luftverteidigung der NATO zum Schutz
des türkischen Staatsgebiets und der türkischen Be-
völkerung beteiligt. Vor dem Hintergrund, dass die
Nach wie vor stellen die Auslandseinsätze für die Bedrohung durch syrische Raketen zwischenzeitlich
Bundeswehr eine große Herausforderung dar. Bis abgenommen hat, entschied die Bundesregierung, den
Mitte 2015 ging die Zahl der in mandatierten Missio- Einsatz Active Fence Turkey zum Jahresende aus-
nen eingesetzten Bundeswehrsoldatinnen und -solda- laufen zu lassen.
ten stetig zurück. Seitdem wächst sie wieder. Die Zahl Die UN-Mission MINUSMA in Mali soll dagegen
der einzelnen Einsätze hat ein Rekordniveau erreicht. künftig mit bis zu 650 Soldatinnen und Soldaten der
Nach 13 Jahren deutscher Beteiligung am ISAF-Ein- Bundeswehr unterstützt werden. Zudem sind über 200
satz beendete die Schutztruppe am 31. Dezember Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr an der
2014 ihren Beitrag zur Sicherheit Afghanistans. Seit Europäischen Trainingsmission in Mali (EUTM MLI)
Beginn des Berichtsjahres setzt Deutschland sein beteiligt.
Engagement in Afghanistan im Rahmen der Resolute Über diese zahlenmäßig größeren Einsätze hinaus ist
Support Mission mit bis zu 850 beziehungsweise die Bundeswehr in weiteren kleineren Einsätzen mit
später bis zu 980 deutschen Soldaten fort. Mit Stich- jeweils weniger als 20 Soldatinnen und Soldaten prä-
tag 14. Dezember 2015 ist die Bundeswehr mit 780 sent, so in Somalia (EUTM SOM), im Sudan
Soldatinnen und Soldaten im Kosovo präsent (UMAMID) und im Südsudan (UNMISS). Mitte Mai
(KFOR). 2015 beschloss der Deutsche Bundestag die Beteili-
Seit 2008 ist die Marine im Rahmen der Europäischen gung der Bundeswehr mit bis zu fünf bewaffneten
Anti-Piraterie-Mission ATALANTA eingesetzt. Soldatinnen und Soldaten an der Friedensmission der
Mitte Dezember 2015 beteiligten sich 149 Marine- Vereinten Nationen in Liberia (UNMIL). Darüber
soldaten und -soldatinnen an dieser Mission. Mit der hinaus werden in Deutschland zur Sicherstellung des
Beteiligung an UNIFIL unterstützt die Bundesre- Auftrags „Strategischer Verwundetenlufttransport“
publik die libanesische Regierung dabei, die See- (StratAirMedEvac) 41 Soldatinnen und Soldaten
grenzen zu sichern und Waffenschmuggel zu bereitgehalten. Vier Soldaten befinden sich im Rah-
verhindern. Der Seeraumüberwachung dient auch die men der Mission MINURSO in der West-Sahara. Ein
Operation Active Endeavour mit bis zu 500 deutscher Soldat ist bei UNAMA in Afghanistan im
Soldatinnen und Soldaten. Einsatz.
Am 29. Januar 2015 stimmte der Deutsche Bundestag Angesichts der Vielzahl mittlerer Einsätze stellt sich
einer im Februar 2015 gestarteten Ausbildungs- die Frage, ob manches kleinere und sehr kleine Enga-
unterstützung der Sicherheitskräfte der Regierung gement tatsächlich nützlich ist.
der Region Kurdistan-Irak und der irakischen Sicher-
heitskräfte zu. Das Mandat beinhaltet eine personelle Übergang von ISAF zu Resolute Support Mis-
Mandatsobergrenze von 100 Soldatinnen und Solda- sion in Afghanistan
ten.
Auch nach Ende des Kampfeinsatzes bleibt die Bun-
Hinzugekommen ist die Beteiligung Deutschlands an deswehr in Afghanistan. Mit Beschluss des Deut-
der militärischen Krisenbewältigungsoperation schen Bundestages im Dezember 2015 wird die
EUNAVFOR MED mit bis zu 950 und am Anti-IS- Anzahl der einsetzbaren Bundeswehrsoldaten für die
Einsatz im Nahen Osten mit bis zu 1.200 Soldatinnen Resolute Support Mission nicht abgeschmolzen, son-
und Soldaten. dern um 130 Soldatinnen und Soldaten auf zukünftig
Als Reaktion auf die Russland-Ukraine-Krise führte bis zu 980 Soldatinnen und Soldaten aufgestockt. Die-
die NATO 2015 zahlreiche Übungen in Polen und in ser Beschluss soll den Entwicklungen in Afghanistan
den baltischen Staaten durch. Deutschland hielt für am Ende des Berichtsjahres mit dem Wiedererstarken
die Eingreiftruppe der NATO (NATO Response der Taliban Rechnung tragen. Angestrebt wird, dass
Force) im Jahr 2015 insgesamt 4.600 Soldatinnen und eine stabilisierende Präsenz der Berater und Ausbil-
Soldaten vor. Für 2016 sind 5.300 deutsche Soldatin- der der Bundeswehr über das Jahr 2016 hinaus der
nen und Soldaten für die NATO Response Force Bevölkerung Afghanistans signalisiert, dass sie nicht
angezeigt. Von August bis Dezember beteiligte sich allein gelassen wird.
Deutschland zum wiederholten Mal auch an der Auftrag der Resolute Support Mission ist es, die
integrierten NATO-Luftverteidigung für die afghanischen nationalen Sicherheitskräfte zu befähi-
baltischen NATO-Partner Estland, Lettland und Li- gen, auch weiterhin ihrer Sicherheitsverantwortung
tauen mit fünf Jagdflugzeugen.
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41 – Drucksache 18/7250
nachzukommen. Das Camp Marmal in Mazar-e-Sha- bänden beziehungsweise 193 unterschiedlichen Ein-
rif ist die Basis des deutschen Kontingents. Darüber heiten zusammen. Dies führt zu einer starken Zersplit-
hinaus leisten weitere deutsche Soldaten in Kabul und terung des Kontingents. So kennen sich beispiels-
Bagram ihren Dienst. Den Lufttransportstützpunkt weise die wenigsten Soldatinnen und Soldaten bereits
Termez in Usbekistan hat die Bundeswehr nach 13 aus dem Grundbetrieb in der Heimat. Das berührt die
Jahren Ende 2015 verlassen. bestehenden Vorgaben zur bestmöglichen Homogeni-
Das Ende des ISAF-Einsatzes bedeutete auch die tät. Nach den Angaben des Bundesministeriums der
Rückführung größerer Mengen von Bundeswehr- Verteidigung wurde die Homogenität zwar für den
material aus Afghanistan nach Deutschland. Diese „Kontingentkern“ der Einsatzkräfte (zum Beispiel
große logistische Herausforderung verlief nahezu Einsatzkompanie, Fernmeldekräfte, Feldjäger) im
geräuschlos. Dem Wehrbeauftragten liegen keine Rahmen des Leitverbandskonzepts des Heeres umge-
Erkenntnisse über schwerwiegende Probleme in die- setzt. Bei den vielen spezialisierten „beigestellten
sem Zusammenhang vor. Nach Angaben der Bundes- Kräften“ (zum Beispiel Personal des Rettungs-
wehr wurde seit März 2013 der Rücktransport von zentrums, der Einsatzwehrverwaltung oder multinati-
mehr als 45.000 verschiedenen Artikeln sowie über onaler Stäbe) ist dies aber nicht der Fall. Die dort vor-
1.000 Fahrzeugen geplant, koordiniert und umgesetzt. zufindende hohe Zahl unterschiedlicher Her-
kunftsverbände erkläre sich aus Einzelpersonal-
Im Berichtsjahr erreichten den Wehrbeauftragten wie
abstellungen nach bundesweiter Ausschreibung.
schon im vergangenen Jahr nur vereinzelte Beschwer-
Durch die Einnahme der neuen Bundeswehrstruktur
den deutscher Soldatinnen und Soldaten aus Afgha-
seien die ehemals in Großverbänden des Heeres
nistan. Einige Soldaten beanstandeten, dass Feldpost-
vorhandene Spezialisierungstiefe und -breite sowie
sendungen auf Grund vermuteter „Verstöße gegen
der zur Rotation verfügbare verbandsinterne Per-
die Luftsicherheit" an den Absender zurückgesandt
sonalumfang, vor allem bei der Streitkräftebasis,
worden seien. Neben der umfangreichen Überprüfung
nicht mehr vorhanden. Für den Zusammenhalt in den
und Weiterleitung der Feldpost durch die Feldpost-
Einsatzkontingenten ist diese Entwicklung bedenk-
leitstelle Darmstadt führen auch die als Frachtdienst-
lich.
leister für die Bundeswehr tätigen zivilen Unterneh-
men zur Qualitätssicherung Kontrollen durch. Diese
Ausbildungsunterstützung Camp Erbil, Irak
Überprüfungen wurden in letzter Zeit spürbar ver-
schärft. In Verdachtsfällen muss aufgrund rechtlicher Am 29. Januar 2015 stimmte der Deutsche Bundestag
Bestimmungen das gesamte, von der Bundeswehr aus einer Ausbildungsunterstützung der Sicherheitskräfte
Sicherheitsgründen verplombte Frachtgebinde, in der Regierung der Region Kurdistan-Irak und der ira-
dem sich die verdächtige Feldpost als eine unter vie- kischen Streitkräfte durch bewaffnete deutsche Streit-
len befindet, zurückgehalten werden. Die verdächtige kräfte zu. Das Mandat sah eine personelle Mandats-
Sendung darf dann ausschließlich durch die Feldpost- obergrenze von 100 deutschen Soldatinnen und Sol-
leitstelle Darmstadt isoliert werden. Verzögerungen daten vor, die bereits komplett ausgeplant sind. Im
sind durch diesen komplexen Ablauf kaum zu vermei- Folgemandat wird diese Grenze voraussichtlich nach
den. oben etwas flexibler. Seit Februar 2015 begann auf
Die Kontingente, Leitkommandos wie auch die Fami- Bitten und mit Einverständnis der irakischen Regie-
lienbetreuungsorganisation wurden durch das Ein- rung sowie der Regierung der Region Kurdistan-Irak
satzführungskommando der Bundeswehr angewie- die multinationale Ausbildungsunterstützung ihrer Si-
sen, die Soldatinnen und Soldaten des Kontingentes cherheitskräfte.
wie auch deren Angehörige über die Besonderheiten Es ist zu beobachten, dass die Ausbildungsunterstüt-
der Herstellung der Luftsicherheit in Form eines über- zung zwar von mehreren Nationen – und daher „mul-
arbeiteten Feldpostversorgungsmerkblattes erneut zu tinational“ – durchgeführt wird, diese Unterstützung
unterrichten. durch die Nationen jedoch vor Ort jeweils unter nati-
Sinnvoller erscheint aus Sicht des Wehrbeauftragten, onaler Führung stattfindet. Hier wäre von Anfang an
das sehr aufwändige Feldpostverfahren insgesamt mit eine Führung aus einer Hand, vergleichbar mit EUTM
dem Ziel der Beschleunigung der Abläufe unter Be- Mali oder EUTM Somalia, wünschenswert gewesen,
rücksichtigung der notwendigen Rechts- und Sicher- um Ressourcen bündeln und optimal einsetzen zu
heitsfragen zu überprüfen. können und dadurch die Organisation der Ausbil-
dungsunterstützung zu straffen.
KFOR Das Lager Camp Erbil war bereits direkt nach Fertig-
stellung voll belegt. Es ist zu klein dimensioniert.
Das Deutsche Einsatzkontingent KFOR setzt sich
Sollte es zu der geplanten Ausweitung der Mission
aktuell aus Angehörigen von 140 verschiedenen Ver-
kommen, ist eine Unterbringung weiterer Soldatinnen
Drucksache 18/7250 – 42 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
und Soldaten dort nur schwer möglich. Bei Kontin- dass in Incirlik der kurzfristige Aufbau fester Unter-
gentwechseln müssen sich drei Soldaten oder Solda- künfte geplant ist.
tinnen einen 13 qm großen Container teilen.
Des Weiteren wurden von den Soldatinnen und Sol- EUNAVFOR MED im Mittelmeer
daten vor Ort chaotische Bauabläufe, zeitliche Verzö- Die Mission EUNAVFOR MED soll dazu beitragen,
gerungen und zum Teil erhebliche Baumängel ge- das Geschäftsmodell der Menschenschmuggel- und
rügt. Hauptursachen hierfür sind nach Mitteilung des Menschenhandelsnetzwerke im südlichen zentralen
Bundesministeriums der Verteidigung, dass insge- Mittelmeer zu unterbinden. Dazu unterstützt
samt ungewöhnlich viele Bereiche und Firmen betei- EUNAVFOR MED in einer ersten Phase durch
ligt seien und Probleme im europäischen und nationa- Sammeln von Informationen und durch Patrouillen
len Vergaberecht bestünden. Dies führe zu einem auf hoher See die Beobachtung und Aufdeckung von
undurchsichtigen Subunternehmersystem mit unkla- Schleusernetzwerken. In Phase zwei und drei der
ren Zuständigkeiten für die Mängelbeseitigung. Die Mission sollen zudem systematische Anstrengungen
beteiligten Firmen schöben sich die Verantwortlich- unternommen werden, um Schiffe und an Bord
keit gegenseitig zu. befindliche Gegenstände, die von Schleusern oder
Zum Zeitpunkt der Auftragsvergabe im März 2015 Menschenhändlern benutzt werden, auszumachen, zu
standen bei dem Spezialpionierbataillon angeblich beschlagnahmen, zu zerstören oder unbrauchbar zu
keine eigenen Bundeswehrcontainer zur Verfügung. machen. Seit Mai war die Bundeswehr schon in
Auch die Containerfirma, mit der ein Rahmenvertrag diesem Seegebiet zur Rettung Schiffbrüchiger im
besteht, konnte keine Container liefern. Sie beauf- Einsatz. Bis Ende 2015 rettete sie dabei mehr als
tragte deshalb eine weitere Firma, die ihrerseits den 10.500 Flüchtlinge.
Auftrag an eine andere Firma übertrug. Die dritte Insbesondere in der Anfangsphase des Einsatzes
Firma konnte zwar Container liefern, allerdings von waren Eigeninitiative und Improvisationstalent der
schlechterer Qualität. Insbesondere waren hier Soldatinnen und Soldaten gefragt. Den Herausforde-
zunächst fehlerhafte Elektroinstallationen zu bemän- rungen eines sehr kurzfristig übernommenen Einsat-
geln. Es fehlte ein Überhitzungsschutz und Fehler- zes und eines für die Unterbringung einer großen
strom (FI)-Schutzschalter, so dass es in einem Contai- Anzahl von Menschen im Grunde nicht gut geeigne-
ner zu einem durch einen Ventilator ausgelösten ten Schiffes stellte sich etwa die Besatzung des Ten-
Brand kam. Zum Ende des Berichtsjahrs waren ders „Werra“ mit bewundernswertem Elan.
zumindest die Elektroanlagen des Camps nach DIN-
So wurden mit viel Einfallsreichtum und Geschick
Vorschriften abgenommen.
praktische Lösungen gefunden, um auf beschränktem
Allerdings sind nach wie vor die Klimaanlagen zum Raum die Rettung hunderter Flüchtlinge zu ermögli-
Teil defekt und die Sanitäranlagen nicht durchgehend chen. Das Spektrum reichte von der Beschaffung
nutzbar. Auch die Bodenbeläge in den Containern eines maßgefertigten, sturmbeständigen Sonnen-
weisen eine schlechte Qualität auf. Die Gräben zwi- segels für das Flugdeck über den Bau einer Rampe
schen den Containern sind nur notdürftig mit zum Teil zum sicheren Übertritt von den Schlauchbooten auf
bereits zerbrochenen Europaletten ausgelegt, befes- die „Werra“ bis hin zur Einrichtung provisorischer
tigte Wege sind nicht vorgesehen. Eine Außen- sanitärer Anlagen für die Flüchtlinge. Hier zeigt sich,
beleuchtung ist ebenfalls nicht vorhanden, die Solda- dass sich Mut zur Auftragstaktik auszahlt und so sehr
tinnen und Soldaten müssen sich nachts mit Stirnlam- gute, praktikable Ergebnisse erzielt werden können.
pen im Lager bewegen. Das Lager glich zum Ende des
Aber nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Umrüs-
Berichtsjahrs einer Baustelle. Frischwasser muss per
tung der beteiligten Schiffe stellt dieser Einsatz eine
Tankwagen angeliefert und im Camp aufbereitet
besondere Herausforderung dar. Die konstante Kon-
werden. Es sind weder Wasserzuleitungen noch
frontation mit Menschen in Not, insbesondere Fami-
Abwasseranschlüsse vorhanden. Ob die Wasser-
lien mit Kindern, bedeutet für die Soldatinnen und
versorgung im Camp qualitativ und quantitativ
Soldaten, die oft selbst Familie haben, eine hohe psy-
sichergestellt werden kann, ist fraglich. Eine
chische Belastung, die nicht verkannt werden darf.
Truppenküche ist ebenfalls nicht vor Ort, die
Allen Beteiligten gebührt Anerkennung und Dank für
Verpflegung erfolgt bei den US-Streitkräften. Die
ihren Einsatz.
Gesamtsituation im Camp Erbil stellt für die
Soldatinnen und Soldaten vor Ort eine unnötige
Mali: EUTM und MINUSMA
Belastung dar. Sie ist so nicht akzeptabel und muss
schnellstmöglich nachgebessert werden. Im Rahmen eines Truppenbesuchs beim Deutschen
Fürsorglicher agiert der Dienstherr derzeit in der Vor- Einsatzkontingent EUTM Mali im Dezember des
bereitung des Syrieneinsatzes. Es ist zu begrüßen, Berichtsjahres wiesen Soldatinnen und Soldaten
darauf hin, dass die für die Sicherheit des Lagers in
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 43 – Drucksache 18/7250
Koulikoro zuständigen malischen Sicherungskräfte Wie bereits im vergangenen Berichtsjahr wurden von
Ortskräfte und andere Personen unkontrolliert passie- den in Mali stationierten Soldatinnen und Soldaten
ren ließen. Zudem gebe es Löcher im Zaun, die kaum die langen Laufzeiten der Feldpostversorgung
zu überwachen seien, es komme regelmäßig zu Dieb- beklagt. Zwar hat die Einrichtung und Inbetrieb-
stählen. Für den Transport zum Flughafen stünden nahme eines Feldpostamtes Mitte September 2015 zu
ausschließlich ungeschützte Fahrzeuge zur Verfü- einer Verbesserung der Situation beigetragen, jedoch
gung. konnten nicht sämtliche Probleme ausgeräumt wer-
Festzustellen war außerdem, dass das Lager zu klein den. Insbesondere private, aber auch dienstliche
dimensioniert ist. Drei Ausbildungsteams teilen sich Paketsendungen hätten weiterhin Postlaufzeiten von
einen Container mit IT-Ausstattung, zusätzliche regelmäßig mehreren Wochen. So seien beispiels-
Besprechungsräume sind nicht vorhanden. Die Unter- weise bei der Lieferung von Malariaprophylaxe oder
künfte sind regelmäßig mit drei bis vier Personen OP-Material Wartezeiten von bis zu vier Wochen ent-
belegt, Aufenthalts- oder Rückzugsräume gibt es standen. Die weitere Entwicklung im Bereich der
nicht. Feldpostversorgung wird der Wehrbeauftragte insbe-
sondere vor dem Hintergrund der vorgesehenen Aus-
Unzufrieden zeigten sich die Soldatinnen und Solda-
weitung des deutschen Engagements in Mali weiter
ten auch mit der Betreuungskommunikation. Eine
aufmerksam beobachten.
seitens des Dienstherrn bereitgestellte Internetverbin-
dung stehe ihnen nicht zur Verfügung. Bei privater Einen weiteren ärgerlichen Grund für verzögerte
Nutzung des Internets entstünden sehr hohe Kosten. Postsendungen aus Mali in die Heimat hat das Bun-
Radio Andernach werde nicht übertragen. Nur über desministerium der Verteidigung inzwischen besei-
Mobilfunk aus Deutschland hätte die Soldatinnen und tigt: Zur Einhaltung des Wirtschaftlichkeitsgebots
Soldaten die Information über den terroristischen beim Versand wurde bislang das Erreichen einer Min-
Anschlag auf ein Hotel in Bamako am 20. November destmenge von je 50 Kilogramm für den Versand
2015 erreicht. Bundeswehr-TV sende lediglich einen abgewartet. Das Bundesministerium der Verteidigung
Kanal, dessen Programmauswahl nicht auf die Inte- traf die Anweisung, auf eine bestimmte Mindest-
ressen der Soldatinnen und Soldaten ausgerichtet sei. menge beim Transport der Sendungen zu verzichten,
Unter anderem veraltete Nachrichten und Receiver- um die Laufzeiten möglichst gering zu halten. Es
Updates zu Zeiten der Übertragung von Fußball-Bun- bleibt abzuwarten, ob die maximale Laufzeit von 14
desligaspielen führen bei den Soldatinnen und Solda- Tagen für den Transport von und nach Mali zukünftig
ten zu verständlichem Unmut. Auch eine bewirtschaf- dauerhaft eingehalten werden kann.
tete Einsatzkantine oder eine „Oase“ gebe es im Lager
nicht, so dass mehrstündige Fahrten auf unsicherer Unterstützung der Bekämpfung von Ebola in
Strecke nach Bamako erforderlich seien, um die West-Afrika
Dinge des täglichen Bedarfs zu erwerben. Nach dem Freiwilligenaufruf der Bundesministerin
Beklagt wurde von den Soldatinnen und Soldaten des der Verteidigung vom 22. September 2014 meldeten
Weiteren, dass beim Rückflug nach Deutschland sich zahlreiche Soldatinnen und Soldaten aus allen
keine zweite Crew eingeplant werde. Dies erfordere Bereichen der Bundeswehr sowie Reservisten freiwil-
einen Zwischenstopp in Gran Canaria und verlängere lig für den Kampf gegen die gefährliche Erkrankung
den Heimflug entsprechend. Ebola. Im Zeitraum November 2014 bis März 2015
Das bis zum Ende des Berichtsjahrs geltende Mandat war das Deutsche Rote Kreuz mit Unterstützung der
für die deutsche Beteiligung an der UN-Mission Bundeswehr vor Ort in Liberia. Zwischenzeitlich
MINUSMA sieht eine Mandatsobergrenze von 150 konnte der Einsatz erfolgreich abgeschlossen werden.
deutschen Soldatinnen und Soldaten vor, zuletzt Allen Beteiligten ist für ihren selbstlosen Einsatz zu
waren elf Soldaten vor Ort. Geplant ist die Erweite- danken.
rung des deutschen MINUSMA-Kontingents auf bis
zu 650 Soldatinnen und Soldaten. Sollte es zu einer Active Fence Turkey
Aufstockung kommen, muss insbesondere dafür Die Spezialisten der Flugabwehrraketentruppe der
Sorge getragen werden, dass die Bundeswehr in Gao Luftwaffe waren in den vergangenen Jahren im Rah-
von Beginn an stark vertreten ist. Dies ist schon vor men der NATO-Mission Active Fence in der Türkei
dem Hintergrund der dortigen Gefährdungssituation durch zu häufige Einsätze und zu lange Einsatzdauer
unabdingbar. Soldaten der MINUSMA waren gerade bei zu geringen Regenerationszeiten belastet. So
im Norden Malis immer wieder Ziel terroristischer konnte beispielsweise bei 85 Soldatinnen und Solda-
Angriffe, bisher sind über 60 MINUSMA-Angehö- ten des 6. Deutschen Einsatzkontingents und bei 93
rige im Einsatz ums Leben gekommen. Die Gefahr Soldatinnen und Soldaten des 7. Einsatzkontingents
besteht fort. Active Fence in der Türkei die Einsatzsystematik 4/20
Drucksache 18/7250 – 44 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
nicht eingehalten werden. Diese besagt, dass grund- im ungünstigen Fall zu einer kurzfristigen Auspla-
sätzlich nach einem maximal vier Monate dauernden nung führen. Im Rahmen der neu geschaffenen Pro-
Einsatz mindestens 20 Monate bis zum nächsten Ein- jektorganisation zur Neuordnung der wehrmedizini-
satz anzustreben sind. Vor diesem Hintergrund ist die schen Begutachtung (beginnend ab September 2015)
Entscheidung der Bundesregierung, die deutsche soll die Begutachtungssystematik aktuell grundle-
Beteiligung im Januar 2016 zu beenden, auch im gend überarbeitet werden. Dabei ist eine Umstellung
Sinne der Fürsorge für die Soldatinnen und Soldaten von anlassbezogenen Begutachtungen auf eine Regel-
zu begrüßen. Die Einsatzbelastung der Flugabwehr- begutachtung alle drei Jahre vorgesehen. In diese All-
raketentruppe dürfte sich hierdurch signifikant redu- gemeine Verwendungsfähigkeitsuntersuchung sollen
zieren. auch die Anteile der Auslandsdienstverwendungs-
fähigkeit integriert werden. Somit wird zukünftig eine
Air Policing Baltikum, Estland Einsatzverwendungsfähigkeit regelmäßig dokumen-
tiert werden können. Allerdings geht die Projektorga-
Im vierten Quartal des Berichtsjahres erfolgte die
nisation von einer Projektdauer bis zum Abschluss
deutsche Beteiligung am Einsatz Air Policing Balti-
der Einführungsphase im Dezember 2017 aus. An-
kum mit Kräften des Taktischen Luftwaffengeschwa-
gesichts der Vielzahl der im Ausland eingesetzten
ders 31. Mehrere Jagdflugzeuge vom Typ EURO-
Soldatinnen und Soldaten sowie der Aussicht, dass
FIGHTER sicherten von der Airbase Ämari aus den
auch in Zukunft eine nicht unerhebliche Zahl von
baltischen Luftraum. Die dort eingesetzten Soldatin-
Auslandseinsätzen unter Beteiligung der Bundeswehr
nen und Soldaten aus allen Dienstgradgruppen wiesen
notwendig sein wird, ist eine schnellere Einführung
auf die sehr gute Unterbringung und Betreuung hin.
einer regelmäßigen Feststellung beziehungsweise
Die Truppe sieht den Auftrag als sehr sinnvoll an und
Überprüfung der Einsatzverwendungsfähigkeit anzu-
ist hoch motiviert.
streben.
Als ärgerlich wurde angesehen, dass fehlende Sicher-
heitsüberprüfungen die Teilnahme von Kameraden, Auslandsverwendungszuschlag
die ebenfalls Interesse bekundet hatten, am Einsatz
verhinderten. Problematisch sei in diesem Zusam- Auch in diesem Berichtsjahr beanstandeten Soldatin-
menhang grundsätzlich der Einsatz von Soldatinnen nen und Soldaten, dass bei bestimmten Auslandsauf-
und Soldaten, bei denen beispielsweise aufgrund fa- enthalten kein Auslandsverwendungszuschlag
miliärer Bindungen mit Auslandsbezug eine lange gewährt wird. Ein Soldat trug vor, dass er als Ange-
Sicherheitsüberprüfung zu erwarten ist. Wünschens- höriger einer Luftfahrzeugbesatzung während seines
wert wäre, wenn die Überprüfungsverfahren entspre- Aufenthaltes im Einsatzland im Rahmen einer Dienst-
chend prioritär bearbeitet würden. reise keinen Anspruch auf Auslandsverwendungs-
zuschlag habe. Darüber hinaus sei ein Freizeitaus-
Einplanung für den Einsatz gleich für die Dauer des Aufenthaltes im Einsatz-
gebiet ebenfalls nicht vorgesehen. Das Bundesminis-
In Eingaben wurde erneut im Zusammenhang mit der terium der Verteidigung räumte ein, dass nach der
Einplanung zum Einsatz die unzureichende Kommu- derzeitigen Rechtslage bei einer Dienstreise lediglich
nikation der Vorgesetzten kritisiert. Ein Soldat mel- Reisekostenvergütung gewährt wird und ein Freizeit-
dete sich freiwillig zur Teilnahme am Einsatz und ausgleich nicht zusteht. Aus hiesiger Sicht sollte der
wurde durch seine Vorgesetzten nicht über die auf Aufenthalt in einem Krisengebiet durch die Bundes-
dem Einsatzdienstposten wahrzunehmenden Aufga- wehr angemessen honoriert werden.
ben informiert. Hinzu kam, dass er nicht entsprechend
Bereits in den letzten Jahren wurde die Ungleich-
seiner Qualifikation eingeplant wurde. Ein anderer
behandlung von national einsetzbaren Besatzungen
Soldat wurde nach seiner Freiwilligenmeldung mona-
der Flottendienstboote im Vergleich zu den Angehö-
telang über seine Einplanung im Unklaren gelassen.
rigen international mandatierter Einsätze durch den
Aufgrund der im Vorfeld eines Auslandseinsatzes für
Wehrbeauftragten kritisiert. Das Bundesministerium
die betroffenen Soldatinnen und Soldaten und deren
der Verteidigung prüft derzeit, ob eine finanzielle
Familien bestehenden besonderen Belastungen ist ein
Gleichbehandlung der betroffenen Soldatinnen und
angemessenes Planungs- und Informationsverhalten
Soldaten durch eine Änderung der Rechtsgrundlagen
der Vorgesetzten unerlässlich.
herbeigeführt werden kann. Diese Initiative wird
Weitere Probleme ergeben sich bei der Feststellung begrüßt. Eine finanzielle Gleichbehandlung der Sol-
der Einsatzverwendungsfähigkeit. Durch das Kom- datinnen und Soldaten in Einsätzen und einsatzglei-
mando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung chen Verwendungen sollte grundsätzlich möglich
erging der Hinweis, dass derzeit die Feststellung der sein. Es muss der Grundsatz gelten: „Einsatzgleich“
Einsatzverwendungsfähigkeit erst erfolge, wenn die ist „Einsatz“.
Soldaten für den Einsatz eingeplant seien. Dies kann
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 45 – Drucksache 18/7250
Verleihung von Einsatzmedaillen Insgesamt stellen die 28 Staaten der EU rund 1,5 Mil-
lionen Soldatinnen und Soldaten und geben etwa 190
Soldaten der Bundesrepublik Deutschland gehen seit
Milliarden Euro für Verteidigung aus. Gebündelt und
Jahrzehnten in internationale mandatierte Einsätze.
effektiv staatenübergreifend organisiert würde dieses
Diese Einsätze werden anerkannt und unter anderem
Potential eine enorme militärische Stärke garantieren.
honoriert durch die Einsatzmedaille der Bundeswehr.
Die Kleinstaaterei der europäischen Verteidigungs-
Anders ist dies bei den nationalen Einsätzen der Bun-
politik verhindert dies bisher.
deswehr. Bislang bekam kein Soldat, der beispiels-
weise an einem nationalen Einsatz der Bundeswehr Die aktuellen sicherheitspolitischen Entwicklungen
zur Nachrichtengewinnung und Aufklärung im Mit- sprechen für eine Renaissance der kollektiven Ver-
telmeer teilgenommen hat, eine Medaille. Seit Ende teidigung. Es gibt Krisen an der östlichen Flanke von
2011 fordern die Soldaten der Flottendienstboote, NATO und EU und auch an der Südflanke, insbeson-
dass ihnen für die Teilnahme an den Aufklärungsfahr- dere durch den „Islamischen Staat“ in Syrien, im Irak
ten im Mittelmeerraum eine Einsatzmedaille verlie- und in Libyen, dessen Terror aber spätestens mit dem
hen wird. Nunmehr wurden diese Einsätze als ver- Anschlag im November 2015 in Paris auch Europa
gleichbare Einsätze anerkannt und die Ehrung konnte direkt erreicht und erstmals den EU-Bündnisfall aus-
erfolgen. Die Honorierung der langen Abwesenhei- gelöst hat.
ten, der großen Verantwortung und Leistungen der
Insoweit ist mehr Zusammenarbeit erforderlich.
Soldatinnen und Soldaten ist somit endlich vollzogen.
Ausbildung und Ausrüstung sollten standardisiert
Hinsichtlich der Stabilisierungsmission der Vereinten werden, es muss mehr gemeinsame Führung sowie
Nationen in Mali (MINUSMA) wurde berichtet, dass Arbeitsteilung und eine echte Integration geben. Das
45 bis Mitte 2014 im Stab eingesetzte Soldatinnen deutsche und das niederländische Heer sind mit der
und Soldaten nicht mit der Einsatzmedaille der Ver- Unterstellung der niederländischen luftbeweglichen
einten Nationen ausgezeichnet wurden. Nach Aus- Brigade unter die deutsche Division Schnelle Kräfte
kunft des Bundesministeriums der Verteidigung im Jahr 2014 mit gutem Beispiel vorangegangen. Die
wurde die entsprechende Medaille erst im August Kooperation auf Truppenebene wird durch die
2014, zu einem Zeitpunkt als die Soldatinnen und Sol- Integration der niederländischen 43. Mechanisierten
daten ihren Einsatz schon beendet hatten, gestiftet. Brigade in die deutsche 1. Panzerdivision fortgeführt.
Die nachträgliche Erfassung und Übermittlung der Ein deutsches Panzerbataillon wird im Gegenzug Teil
Daten an das Headquarter MINUSMA verzögerte der niederländischen Brigade. Erfreulich ist auch,
sich erheblich. Erst im Juni des Berichtsjahres wurden dass das Panzergrenadierbataillon 411 aus Mecklen-
Medaillen an die Einheiten dieser Soldatinnen und burg-Vorpommern bis 2021 in die Streitkräfte Polens
Soldaten versandt. integriert und im Gegenzug ein polnisches Panzer-
Nach wie vor haben Soldatinnen und Soldaten für ihre bataillon der Panzergrenadierbrigade 41 in Neubran-
Teilnahme am UNOSOM-Einsatz in Somalia im denburg unterstellt wird. Derartige Kooperationen
Jahr 1992 keine Einsatzmedaille verliehen bekom- sollten mit dem Ziel der intensiven Zusammenarbeit
men. Eine Vorverlegung des Stichtags 30. Juni 1995 der Verbände einzelner Nationen in der Ausbildung
für die Verleihung der Einsatzmedaille wurde durch und im täglichen Grundbetrieb erweitert werden.
das Bundesministerium der Verteidigung bislang In diesem Sinne könnte zunächst die bereits beste-
ergebnislos geprüft. Als Begründung dafür führt das hende Kooperation mit Frankreich ausgebaut werden,
Ministerium an, dass die derzeitige Regelungslage für und auch Tschechien ist an weiterer Kooperation sehr
die Verleihung der Einsatzmedaille zunächst grund- interessiert. Jede Nation hat Kernfähigkeiten, die ein-
sätzlich an die veränderte Einsatzrealität angepasst gebracht werden können. Effizienzsteigerung beim
werden soll. Mit einer kurzfristigen Vorverlegung des Einsatz der Mittel, Erhöhung der Reaktionsfähigkeit
Stichtags für die Verleihung der Einsatzmedaille kann und verbesserte Kompatibilität mit den Strukturen der
daher nicht gerechnet werden. Es ist nicht nachvoll- NATO sind nur einige der zu erzielenden Effekte.
ziehbar, warum die Vorverlegung des Stichtages zur
Wie das nachfolgende Beispiel belegt, werden dafür
Verleihung der Einsatzmedaille, die nur einer von vie-
erhebliche Harmonisierungsanstrengungen erfor-
len Aspekten bei der Anpassung der gesamten Rege-
derlich sein. So ist im deutsch-französischen Heeres-
lungslage ist, nicht vorgezogen werden kann.
fliegerausbildungszentrum TIGER in Le Luc eine
echte binationale Zusammenarbeit im Sinne einer
Kooperation der Streitkräfte in Europa
Arbeitsteilung aufgrund unterschiedlicher Rechts-
Die Bundeswehr geht gemeinsam mit europäischen vorschriften nicht möglich. Ein französischer Feuer-
Partnern und anderen Nationen in internationale Ein- werker kann – obwohl teilweise mit den gleichen
sätze. Dennoch sind die Streitkräftestrukturen in Waffen geschossen wird – ein deutsches Schießvor-
Europa immer noch sehr nationalstaatlich angelegt. haben nicht unterstützen, da ihm die entsprechende
Drucksache 18/7250 – 46 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
nicht zweifelsfrei festgestellt werden, dass die Inhalte die besondere Rolle und Verantwortung der Vorge-
von Bundeswehrsoldaten stammten. setzten herausgestellt werden. Auf diese Notwendig-
keit hat der Wehrbeauftragte bereits mehrfach hinge-
Mobbing und sexuelle Belästigung wiesen.
Neben der Bearbeitung von Eingaben wegen Mob- Defizite im zwischenmenschlichen Umgang mit Sol-
bings und sexueller Belästigung beobachtet der datinnen sind immer wieder festzustellen. Die Kame-
Wehrbeauftragte auch sogenannte Meldepflichtige raden müssen deshalb auch sensibilisiert werden,
Ereignisse und Besondere Vorkommnisse wegen des sexuell belegte Äußerungen wie „Wer Soldatin ist, der
Verdachts auf Straftaten gegen die sexuelle Selbst- will das doch, ist selber schuld.“ oder „Du willst es
bestimmung. doch auch.“ zu unterlassen. Sie müssen sich der Wir-
Die Mobbingvorwürfe ließen sich zwar in keinem kung ihrer anzüglichen, zweideutigen Äußerungen auf
Eingabefall nachweisen, es konnten jedoch Fehlver- ihre Kameradinnen bewusst werden.
halten einzelner Vorgesetzter oder Kameraden festge-
stellt werden. Mängel im Umgangston, zwischen- Rechtskenntnisse von Disziplinarvorgesetz-
menschliche Konflikte und atmosphärische Störun- ten
gen hatten zu dem Gesamteindruck der Betroffenen Von Vorgesetzten sind gute Rechtskenntnisse zu er-
geführt, gemobbt zu werden. warten. Untergebene Soldatinnen und Soldaten müs-
Auch im Jahr 2015 war die absolute Zahl Melde- sen jederzeit das sichere Gefühl haben, dass sie durch
pflichtiger Ereignisse und Besonderer Vorkommnisse ihre Vorgesetzten nach Recht und Gesetz alle gleich
wegen des Verdachts auf Straftaten gegen die sexu- sowie angemessen nach den geltenden Vorschriften
elle Selbstbestimmung gemessen an der Personal- und Bestimmungen behandelt werden. Die Aufhe-
stärke der Bundeswehr nicht sehr hoch. In der Studie bung von Disziplinarentscheidungen wegen fehlen-
„Truppenbild ohne Dame“ gaben jedoch 50 Prozent den Schlussgehörs, fehlender Anhörung der Vertrau-
der Soldatinnen an, während ihrer Bundeswehrzeit ensperson, Verfolgungsverjährung oder wegen feh-
schon einmal belästigt worden zu sein. Viele lender Zuständigkeit des Disziplinarvorgesetzten
Betroffene haben aus Angst vor persönlichen Nach- sollte nicht vorkommen.
teilen Hemmungen, Diskriminierungen und Fälle von Eine falsche Rechtsbehelfsbelehrung in einer Wehr-
sexueller Belästigung zu melden. So wandte sich eine disziplinarangelegenheit sowie der Erlass eines
Soldatin an den Wehrbeauftragten mit der Bitte um Beschwerdebescheides durch einen unzuständigen
Versetzung. Erst im Rahmen der Überprüfung wur- Vorgesetzten und eine inhaltlich viel zu kurz gefasste
den Hinweise auf eine mögliche Vergewaltigung ent- Beschwerdebegründung sollten ebenfalls vermieden
deckt. Verbunden sind Fälle sexueller Belästigung in werden. Darüber hinaus ist leider immer noch verein-
der Mehrzahl der dem Wehrbeauftragten vorliegen- zelt festzustellen, dass Soldatinnen oder Soldaten in
den Eingaben, Meldepflichtigen Ereignisse bezie- Ermittlungsverfahren nicht förmlich als Zeugen oder
hungsweise Besonderen Vorkommnisse mit über- betroffene Soldaten vernommen wurden. Nur im Rah-
mäßigem Alkoholgenuss (unter anderem bei soge- men einer förmlichen Vernehmung kann sicherge-
nannten Trinkspielen), etwa bei Feiern in Universitä- stellt werden, dass die Soldatin beziehungsweise der
ten, bei der Ausbildung und bei Lehrgängen. Vielfach Soldat vollständig über ihre beziehungsweise seine
handelt es sich bei den bekannten Fällen sexueller Zeugnis- oder Aussageverweigerungsrechte in
Belästigung auch um sogenannte Beziehungstaten, Kenntnis gesetzt wird.
also zum Beispiel sexuelle Übergriffe nach Beendi-
Vor diesem Hintergrund ist positiv hervorzuheben,
gung oder innerhalb einer schon gestörten Beziehung.
dass die Zentrale Ausbildungseinrichtung für die
In wenigen der bekannten Fälle – meist auch unter
Rechtspflege beim Zentrum Innere Führung in her-
Alkoholeinfluss – kam es unter Ausnutzung der Vor-
vorragender Weise im Rahmen ihres Bildungsange-
gesetztenfunktion zu einer sexuellen Belästigung.
botes entsprechende Rechtsgrundlagen sowie deren
Zu begrüßen ist, dass die Bundeswehr im Zentrum Anwendung vermittelt. Insbesondere das angebotene
Innere Führung eine Arbeitsgruppe „Präventionsmaß- Handlungstraining „Wehrrecht für Disziplinarvorge-
nahmen in Bezug auf Diskriminierung und sexuelle setzte und Personaloffiziere“ ist von besonderer
Belästigung“ eingerichtet hat. Diese soll zusammen Wichtigkeit. Es muss in diesem Bereich sichergestellt
mit den Arbeitsgruppen „Chancengerechtigkeit“ und sein, dass ein umfassendes Bildungs- beziehungs-
„Integrierte Führungskultur“ 40 Empfehlungen zur weise Lehrgangsangebot mit der notwendigen perso-
Integration von Frauen in der Bundeswehr erarbeiten. nellen Ausstattung bereitgestellt wird. Die geplante
Insbesondere werden eine Handlungshilfe „Präven- Reduzierung von Juristendienstposten erscheint im
tion“ gegen Diskriminierung und sexuelle Belästigung Bereich der Vermittlung von Rechtskenntnissen nicht
erstellt und Führungslehrgänge evaluiert. Dadurch soll angezeigt.
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49 – Drucksache 18/7250
Belastung der Wehrdisziplinaranwaltschaf- Soldaten durch die überlange Dauer von Disziplinar-
ten und Truppendienstgerichte verfahren entstehen, werden im Kapitel „Laufbahn-
nachteile durch überlange Disziplinarverfahren“ aus-
Die seit Jahren anhaltende personelle Unterbesetzung
geführt.
in der Rechtspflege ist nach wie vor zu beanstanden.
Eine Gewöhnung an die unbefriedigende Situation
Überprüfungsersuchen des Wehrbeauftrag-
darf nicht eintreten. So gebieten die Rechtslage sowie
ten
die Grundsätze der Inneren Führung eine beschleu-
nigte Behandlung von Disziplinarangelegenheiten. Dem Wehrbeauftragten stehen für den Bereich der
Dies war im Berichtsjahr nicht immer der Fall. Die inhaltlichen Eingabebearbeitung etwa 30 Mitarbeite-
Dienstposten in der Rechtspflege müssen vollständig rinnen und Mitarbeiter zur Seite. Bei 4.500 Vorgän-
besetzt und kontinuierlich besetzt gehalten werden. gen jährlich ist er deshalb auf die Zuarbeit und Ermitt-
Zudem sollte darüber nachgedacht werden, wie über- lungstätigkeit der militärischen und zivilen Stellen
lastete Bereiche, die personell nur nach der Papierlage der Bundeswehr angewiesen, vor allem auch im Rah-
voll ausgestattet sind, kurzfristig durch flexible Maß- men von Zeugenbefragungen. Auf seine Überprü-
nahmen unterstützt werden können. Positiv zu bemer- fungsersuchen hin erhält der Wehrbeauftragte schrift-
ken ist, dass die Neueinstellung von Juristinnen und liche Stellungnahmen einschließlich sämtlicher Un-
Juristen im Berichtsjahr mit Nachdruck verfolgt terlagen, die bei der Überprüfung entstanden sind
wurde und auch eine erhebliche Zahl an Nachwuchs- oder hinzugezogen wurden. Die Auswertung dieser
juristinnen und -juristen ihren Dienst in der Rechts- Stellungnahmen bildet mit die Grundlage für seine
pflege antreten konnten. Bewertung der Eingaben, Besonderen Vorkommnisse
Wie in den letzten Jahresberichten dargelegt, gibt es und Meldepflichtigen Ereignisse. Darüber hinaus
immer noch Wehrdisziplinaranwaltschaften, die führt der Wehrbeauftragte, soweit notwendig, auch
personell nicht so ausgestattet sind, wie es die selbst Befragungen und Untersuchungen durch. Ohne
Arbeitsbelastungssituation erfordert. Dienstposten die Bearbeitung von Stellungnahmen in angemesse-
sind nicht besetzt. Dienstposteninhaber befinden sich ner Zeit kann der Wehrbeauftragte seinem gesetzli-
im Auslandseinsatz, in Aus- und Weiterbildungsmaß- chen Auftrag, dem Schutz der Grundrechte der Solda-
nahmen oder in Mutterschutz beziehungsweise in tinnen und Soldaten sowie der Unterstützung des
Elternzeit. Wehrdisziplinaranwälte sind gleichzeitig Deutschen Bundestages bei der Ausübung der parla-
als Rechtsberater tätig und gefordert. Beispielsweise mentarischen Kontrolle, nicht nachkommen.
betreuten Rechtsberater des Kommandos Territoriale Trotz erkennbarer Bemühungen um eine zeitgerechte
Aufgaben der Bundeswehr die beim G7-Gipfel in Bearbeitung haben immer noch Dienststellen der
Elmau eingesetzten Bundeswehrkräfte. Weiterhin Bundeswehr die erbetenen Überprüfungsersuchen
kommt es im Bereich des Kommandos Territoriale zum Teil nur mit erheblichen Verzögerungen vorge-
Aufgaben der Bundeswehr durch die Unterstützung legt. Begründet wurde dies unter anderem mit dem
bei der Flüchtlingshilfe zu einer weit über das nor- Hinweis auf nachgeordnete Bereiche, die nicht ange-
male Maß hinausgehenden Mehrbelastung. Aus der messen ermittelt und dadurch aufwändige Nacher-
1. Panzerdivision gab es Hinweise, dass die durch- mittlungen ausgelöst hätten. Des Weiteren wurden
schnittliche Bearbeitungsdauer gerichtlicher Diszipli- Verzögerungen mit personellen Vakanzen oder einer
narverfahren von der Kenntniserlangung der Wehr- offenbar ungenügenden Dienstpostenausstattung er-
disziplinaranwaltschaft bis zur Einreichung der klärt.
Anschuldigungsschrift wegen unzureichender Perso- Ein mit der Überprüfung eines Eingabevorbringens
nalausstattung bei 20 Monaten liege. Das ist definitiv beauftragtes Kommando teilte mit, dass kein verläss-
zu lang. licher Termin hinsichtlich der Vorlage der erbetenen
Im Bereich der Truppendienstgerichte ist nach wie Stellungnahme und der entstandenen Ermittlungsun-
vor eine personelle Ausstattung notwendig, mit der terlagen benannt werden könne, da andere, als wich-
das tatsächliche Arbeitsaufkommen in vertretbarer tiger und eiliger eingestufte Vorgänge zu bearbeiten
Zeit bewältigt werden kann. Der Wehrbeauftragte seien. Darüber hinaus würden sich Soldatinnen und
beobachtet immer noch Verfahren, bei denen die Soldaten mit ihren Anliegen immer häufiger unmittel-
Anschuldigung bereits mehrere Jahre zurückliegt. bar an die Bundesministerin der Verteidigung wen-
Neben der dafür ursächlichen sachlichen und rechtli- den. In diesem Zusammenhang ist auf die Zentrale
chen Komplexität von Einzelfällen sowie der langen Dienstvorschrift A-2600/2 „Wehrbeauftragtenangele-
Dauer sachgleicher Strafverfahren ist aber auch die genheiten“ hinzuweisen, wonach die Stellungnahmen
Belastungssituation bei den einzelnen Kammern zu an den Wehrbeauftragten vordringlich zu bearbeiten
berücksichtigen, die durch Vertretungen bei längeren sind. Bei Anfragen zu Meldepflichtigen Ereignissen
Vakanzen entsteht. Nachteile, die Soldatinnen und sind die angeschriebenen Disziplinarvorgesetzten in
vielen Fällen offensichtlich verpflichtet, die erbetene
Drucksache 18/7250 – 50 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
6 Vereinbarkeit von Familien- beziehungs- der häufigen dienstlichen Abwesenheiten das Privat-
weise Privatleben und Dienst leben an einem Lebensmittelpunkt zu konzentrieren,
eine zentrale Rolle.
Die gleichbleibend hohe Anzahl der Eingaben im
Bereich der Vereinbarkeit von Familien- beziehungs- Denn nach wie vor pendelt ein großer Teil der Solda-
weise Privatleben und dem Dienst in der Bundeswehr tinnen und Soldaten, die nicht an ihrem Heimatort
zeigt die Bedeutung dieses Themas für Soldatinnen Dienst tun können. Nach der 2014 veröffentlichten
und Soldaten. Das Bundesministerium der Verteidi- Studie des Zentrums für Militärgeschichte und So-
gung ist sich dieser Relevanz bewusst. Es hat erkannt, zialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) mit
dass die Zukunft der Bundeswehr auch davon dem Titel „Ergebnisse der repräsentativen Bundes-
abhängt, eine ausgewogene Balance zwischen den wehrumfrage zur Vereinbarkeit von Dienst und Pri-
besonderen Anforderungen, die der Soldatenberuf vat- beziehungsweise Familienleben“ bilden
stellt, und den familiären und persönlichen Bedürfnis- Wochenendpendler, die aus familiären Gründen nicht
sen der Soldatinnen und Soldaten zu schaffen. Mit der umgezogen sind, mit einem Anteil von fast 40 Prozent
Attraktivitätsagenda wurden hierzu Maßnahmen in die größte Pendlergruppe. Ein Drittel bezeichnete sich
die Wege geleitet. als Tagespendler. Das Pendeln stellt sowohl eine
finanzielle als auch eine mentale Belastung dar. Die
Viele Eingaben im Jahr 2015 zeigten, dass bei man-
monetäre Belastung trifft besonders jüngere Soldatin-
chen Soldatinnen und Soldaten die Erwartung nach
nen und Soldaten, während die mentale Belastung
einem unmittelbaren Wirksamwerden der Maßnah-
häufig von älteren Soldatinnen und Soldaten genannt
men besteht. Enttäuschung macht sich in Sätzen wie
wird.
„die hochgepriesene Attraktivitätsoffensive entpuppt
sich mal wieder als leere Versprechung“ breit. Ein Das Wochenendpendeln wird von den Soldatinnen
langjähriger Soldat fragt sich: „Besitzt dieses Kon- und Soldaten als eine der größten Belastungen des
zept nur Gültigkeit für neu anzuwerbende Kameraden Dienstes empfunden. In den Eingaben an den Wehr-
und bleiben bereits verpflichtete Zeit- oder Berufssol- beauftragten spiegelt sich diese Erkenntnis wider.
daten dabei gar außen vor?“ Teils wird auch sehr mas- Durch das Wochenendpendeln ist es nicht nur schwie-
sive Kritik am Fortbestand des Prinzips der jederzei- rig, Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen
tigen Versetzbarkeit von Soldatinnen und Soldaten zu regeln, sondern es bleiben auch soziale Kontakte
geübt. Es stehe im krassen Widerspruch zur Verein- auf der Strecke.
barkeit von Familien- beziehungsweise Privatleben Eine vertiefende empirische Untersuchung zu den
und Dienst. Auswirkungen des dienstlichen Pendelns auf das
Das Prinzip der jederzeitigen Versetzbarkeit stand im Familien- und Privatleben stellt fest, dass Wochen-
Rahmen der Attraktivitätsagenda zu keinem Zeit- end- wie auch Tagespendler, ebenso wie ihre Partner,
punkt zur Disposition. Bundesweite Mobilität und die vermehrt auf Freizeitaktivitäten verzichten. Gerade
Bereitschaft, sich für bestimmte Zeiten an andere, dieser Verzicht wirke sich insgesamt negativ auf die
möglicherweise heimatferne Standorte versetzen oder Zufriedenheit in verschiedenen Bereichen des Lebens
kommandieren zu lassen, gehören zu den Kernforde- aus. Auch führten die beruflichen Belastungen bei den
rungen, die an den Soldatenberuf gestellt werden. Pendlern immer wieder zu Spannungen im Privat-
Versetzungen und die damit einhergehende Heraus- und Familienleben. Unter den Wochenendpendlern
forderung der unterschiedlichsten Arbeitsfelder, sind nach dieser Untersuchung häufig jüngere Solda-
gegebenenfalls verbunden mit einer persönlichen För- tinnen und Soldaten anzutreffen, für die das Pendeln
derung, machen für zahlreiche Soldatinnen und Sol- es besonders erschwert, einen Partner oder eine Part-
daten durchaus auch einen Teil der Attraktivität die- nerin zu finden beziehungsweise langfristig an sich zu
ses Berufes aus. Andererseits greifen Versetzungen binden.
mit Ortswechsel oft tief in den persönlichen Lebens-
bereich der Soldatinnen und Soldaten sowie ihrer Reduzierung von Versetzungen
Familien ein. Da die aufgezeigten belastenden Faktoren sich insge-
samt auch auf die Zufriedenheit mit der Bundeswehr
Belastungen durch tägliches oder wöchentli- als Arbeitgeber auswirken, können sie negative
ches Pendeln Effekte auf die Arbeitsleistung haben. Im Rahmen der
Hauptanliegen in gut einem Drittel der Eingaben zur Attraktivitätsagenda ist daher richtigerweise die Not-
Vereinbarkeit von Familien- beziehungsweise Privat- wendigkeit erkannt worden, Versetzungen zum
leben und Dienst ist der Wunsch nach einer heimat- Wohle der Soldatenfamilien und im Interesse der
nahen Versetzung oder einem heimatnahen Verbleib. Bundeswehr als Arbeitgeber zu reduzieren sowie das
Neben familiären Erwägungen spielt hier bei vielen Pendeln zu minimieren.
Soldatinnen und Soldaten die Überlegung, aufgrund
Drucksache 18/7250 – 52 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Der in der Attraktivitätsagenda eingeschlagene Kurs, In diesem Zusammenhang ist positiv zu bewerten,
die Karrierewege der Soldatinnen und Soldaten zu dass das Bundesministerium der Verteidigung bei der
flexibilisieren, indem Auflagen für den Verwen- Fortschreibung der Maßnahmen der Agenda die Bitte
dungsaufbau gesenkt und bestimmte Verwendungen des Wehrbeauftragten in seine weiteren Überlegun-
nicht mehr zwingend vorgeschrieben werden, ist rich- gen einfließen lassen will, bei der Kultusminister-
tig. Dies gilt insbesondere für Spezialisten. Die Idee, konferenz dafür zu werben, an geeigneten Standorten
durch weniger Versetzungen Kompetenzen am Stand- Schulen mit einem bundeseinheitlichen Rahmenlehr-
ort zu belassen und damit vom Erhalt der fachlichen plan einzurichten, um Schulwechsel der Kinder bei
Erfahrung zu profitieren, sorgt letztlich auch für eine Versetzungen zu erleichtern.
Professionalisierung der Streitkräfte. Versetzungsbedarf resultiert oftmals aus der Notwen-
Daher ist die bereits umgesetzte Agendamaßnahme, digkeit, freigewordene Dienstposten nachzubesetzen,
militärisches Führungspersonal auf Dienstposten mit deren Inhaber wegen Erreichens der Altersgrenze
Disziplinarbefugnis grundsätzlich für drei Jahre zu oder des Endes der Verpflichtungszeit ausscheiden.
binden, ein Schritt in die richtige Richtung. Diese Das kann zu jedem Zeitpunkt der Fall sein. Die Fest-
Maßnahme verringert zum einen die Versetzungs- legung von zwei jährlich festen Versetzungsterminen
häufigkeit, führt aber gleichzeitig zu mehr Kontinuität erfordert daher eine Koordination mit den Zeitpunk-
und damit zu einem höheren Maß an Effizienz im ten der Zurruhesetzung der ausscheidenden Soldatin-
betreffenden Aufgabenbereich. Da diese Argumente nen und Soldaten, um Vakanzen auf den nachzubeset-
ebenfalls für andere Verwendungen des Führungs- zenden Dienstposten zu vermeiden. Deshalb müssen
personals, etwa in Ämtern, zutreffen, sollte überlegt Regelungen gefunden werden, die die Versetzungs-
werden, die Stehzeit-Regelung auf diese Verwendun- und Zurruhesetzungszeitpunkte der Soldatinnen und
gen auszuweiten. Das Vorhaben, die Anzahl der Soldaten in Einklang bringen. Dies scheint bei den
Dienstposten, die sowohl militärisch als auch zivil Berufssoldaten weniger schwierig als bei den Zeitsol-
besetzt werden können, zu erhöhen und mehr Dienst- daten, da schon nach jetziger Gesetzeslage bei den
posten ohne feste Zuordnung zu Uniformträgerberei- Berufssoldaten vom Dienstherrn ein späterer Zurru-
chen zur Verfügung zu stellen, kann ebenfalls die hei- hesetzungstermin festgelegt werden kann.
matferne Versetzungshäufigkeit verringern. Die ab Mitte 2017 geplante Dienstposteninformati-
onsbörse, die nicht über die offenen, sondern über
Planbarkeit von Versetzungen und Umzügen sämtliche Stellen und Verwendungsmöglichkeiten im
Ein weiteres Ziel ist es, ab 2016 zwei feste Verset- In- und Ausland informiert und Interessierten ermög-
zungstermine einzurichten. Diese Maßnahme soll lichen soll, individuelle Verwendungswünsche aktiv
künftig die Planbarkeit nicht zu vermeidender Um- auf der Plattform anzumelden, wird ein Novum in der
züge für Soldatinnen und Soldaten erleichtern. Zu- Personalführung der Bundeswehr sein. Inwieweit die
sammen mit der dann vorgeschriebenen vorherigen Börse über die bloßen Informationsmöglichkeiten
Schutzfrist von sechs Monaten wird die Maßnahme hinaus Einfluss auf konkrete Personalmaßnahmen
den Betroffenen einen nicht unerheblichen Zugewinn haben wird, hängt letztlich von der technischen
an Planungssicherheit und Verlässlichkeit bringen. Umsetzung und vor allem der Vernetzung mit den
Denn es besteht dann die Verpflichtung der Personal- zuständigen Stellen im Bundesamt für das Personal-
führung, die geplante Versetzung spätestens sechs management der Bundeswehr ab. Denn nur wenn die
Monate vor dem Termin mitzuteilen. Inwieweit sich angemeldeten Verwendungswünsche auch systema-
diese Maßnahmen kurz- und mittelfristig praktisch tisch ausgewertet werden können – was wiederum mit
umsetzen lassen, bleibt abzuwarten. Nach derzeitiger der Kapazität und damit der Zahl der durch den Per-
Praxis wird selbst die bisher vorgeschriebene nur sonalführer zu verwaltenden Soldatinnen und Solda-
dreimonatige Schutzfrist in vielen Fällen unterschrit- ten zusammenhängt –, kann die Börse den gewünsch-
ten. ten Effekt erzielen.
Bereits im Vorfeld werden aus der Truppe die beiden Alles in allem scheinen die genannten Planungs-
geplanten Versetzungstermine 1. April und 1. Ok- vorhaben und bereits umgesetzten Maßnahmen in
tober kritisiert. Hier sollen allerdings auch individu- vielen Fällen geeignet, die militärischen Karrieren zu
elle Lösungen möglich sein. Gerade Soldatinnen und regionalisieren und Versetzungen zu reduzieren. Sie
Soldaten mit schulpflichtigen Kindern befürchten, zu sind im Sinne der besseren Vereinbarkeit von Fami-
zusätzlichem Pendeln gezwungen zu sein, da die lien- beziehungsweise Privatleben und Dienst zu
genannten Termine mit dem Beginn eines Schuljahres begrüßen.
beziehungsweise eines Schulhalbjahres nicht überein-
stimmten.
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zum Teil stark erhöhten Bearbeitungszeiten von lich überschritten. Dies hat für Antragsteller zu finan-
Trennungsgeld- und Umzugskostenanträgen beklagt. ziellen Problemen, zum Beispiel bei Begleichung der
Grundlage für die Bearbeitung eines solchen Antra- Miet- sowie Fahrtkosten, geführt. Zum Ende des Jah-
ges ist die Anerkennung einer Wohnung oder eines res waren die Bearbeitungszeiten durch punktuelle
Hausstandes nach dem Bundesumzugskostengesetz. personelle Verstärkungen wieder rückläufig.
Die Zuständigkeit für die Anerkennung sowie die Bei der noch nicht abgeschlossenen Neuorganisation
Zusage der Umzugskostenvergütung wurde Ende des Travel Managements der Bundeswehr wird erneut
2013 von den Bundeswehr-Dienstleistungszentren deutlich, dass die Aufgabenverlagerung zumindest
zum Bundesamt für das Personalmanagement der hinsichtlich des Personalbedarfs nicht rechtzeitig vor-
Bundeswehr verlagert. Auf das hohe jährliche Auf- bereitet war. Schon in den Vorjahren hatte die Neu-
kommen von rund 4.000 Anerkennungsanträgen war gliederung der Bundeswehrverwaltung durch man-
das Bundesamt personell offenbar nicht vorbereitet, gelhafte Vorbereitung von Aufgabenverlagerungen
so dass sich im Verlauf des Jahres 2014 ein Bearbei- für Antragsteller teilweise erhebliche finanzielle
tungsrückstand von mehreren tausend Anträgen bil- Nachteile mit sich gebracht und zu mitunter chaoti-
dete, der sich auch noch im Berichtsjahr negativ auf schen Zuständen geführt. So zum Beispiel bei der
die Bearbeitungszeiten auswirkte. 2015 wurden die Beihilfe, wo es zu massiven Zeitverzögerungen bei
Dienstposten für die Aufgabenerledigung im Bundes- der Bearbeitung von Anträgen kam.
amt temporär aufgestockt, so dass sich die Bearbei-
Zum Ende des Berichtsjahres sorgte eine Weisung
tungszeiten zum Ende des Jahres wieder verkürzten.
des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz
Das durch die Zuständigkeitsverlagerung entstandene und Dienstleistungen der Bundeswehr unter Tren-
Grundproblem besteht indes fort: Die zentrale Bear- nungsgeldberechtigten für Unruhe. Diese legt auf-
beitung der Anträge im Bundesamt kann aufgrund der grund eines Beschlusses des Oberverwaltungs-
Masse der zu bearbeitenden Anträge nicht mehr gerichts Münster aus dem Jahr 2012 fest, dass einem
tagesaktuell wie bei den zuvor für diese Aufgabe Soldaten, dem bereits einmal in seiner Laufbahn eine
dezentral zuständigen Standortservices der Bundes- Umzugskostenzusage für einen bestimmten Standort
wehr-Dienstleistungszentren erfolgen. Das Bundes- erteilt worden ist, ungeachtet dessen, ob die Umzugs-
amt für das Personalmanagement der Bundeswehr kostenvergütung in Anspruch genommen wurde, kein
strebt deshalb an, die Zuständigkeit für die Anerken- Trennungsgeld mehr zusteht, wenn er nach Verset-
nung einer Wohnung oder eines Hausstandes wieder zung an andere Standorte an diesen Standort zurück-
auf die Bundeswehr-Dienstleistungszentren zu über- versetzt wird. Deshalb wurden alle Antragsteller auf-
tragen. Ein Vorteil wäre dabei auch die durch die gefordert, eine ihnen einmal zugesagte Umzugs-
Ortsnähe der Dienstleistungszentren vorhandene kostenvergütung anzuzeigen. Der Deutsche Bundes-
Ortskenntnis über den Wohnungsmarkt. Im Sinne wehrverband rechnet damit, dass von der neuen Wei-
einer zukunftsfähigen sachgerechten Zuweisung der sungslage rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten be-
Aufgabenerledigung sollte das Bundesministerium troffen sind. Demgegenüber geht das Bundesministe-
der Verteidigung die Zuständigkeit wieder an die rium der Verteidigung von rund 400 Fällen aus. Das
Dienstleistungszentren zurückgeben. Unverständnis der Betroffenen über die damit ver-
Ein weiterer Grund für die entstandenen langen Bear- bundenen finanziellen Nachteile ist nachvollziehbar.
beitungszeiten bei den Trennungsgeld- und Die Weisung hat zur Folge, dass ein Soldat oder eine
Reisekostenanträgen liegt in der unzureichend vorbe- Soldatin den Anspruch auf Trennungsgeld für diesen
reiteten Neugliederung des Travel Managements der Dienstort endgültig verliert. Sie lässt die geänderten
Bundeswehr. Die Zuständigkeit für die Bearbeitung Lebensumstände der Soldatinnen und Soldaten voll-
der Anträge inklusive der Vorbereitung der Auszah- ständig außer Acht.
lung wird derzeit von den Bundeswehr-Dienstleis- Zu begrüßen ist, dass dies bereits erkannt und die Ver-
tungszentren auf die Abrechnungsstellen des Kompe- waltungspraxis den Bedürfnissen der betroffenen
tenzzentrums Travel Management der Bundeswehr Trennungsgeldbezieher zum Teil angepasst wurde. In
übertragen. Da sich die Einführung einer informati- immer mehr Fällen wird die Streichung der Tren-
onstechnischen Unterstützung im Kompetenzzentrum nungsgeldansprüche nicht mehr vollzogen, wenn ein
Travel Management verzögert, sind parallel noch die Soldat oder eine Soldatin am bisherigen Standort über
Bundeswehr-Dienstleistungszentren für die Antrags- eine Wohnmöglichkeit verfügt (Wochenendpendler).
bearbeitung zuständig. Trotzdem wurde dort der für Allerdings sind Tagespendler weiterhin von der Wei-
die Bearbeitung zuständige Personalbestand sung betroffen. Deshalb sollte bei diesem Personen-
gekürzt. Deshalb und wegen der zeitintensiven Ak- kreis die Weisungslage ebenfalls überdacht werden.
tenverlagerung wurde die vorgegebene Höchstgrenze
der Bearbeitungsdauer von 20 Tagen zeitweise erheb-
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Bereits im letzten Jahresbericht wurde beanstandet, Hintergründe seien nicht erläutert worden. Zwischen-
dass Soldatinnen und Soldaten nach Beendigung mitteilungen bei geänderten Planungen und eine aus-
einer Auslandsverwendung bei ihrer Rückverset- führliche Begründung im Bescheid könnten derartige
zung zwingend eine uneingeschränkte Zusage der Unsicherheiten bei den Soldatinnen und Soldaten ver-
Umzugskostenvergütung lediglich an den neuen meiden.
Dienstort erhalten. Dadurch entstehen bei einer Zu begrüßen sind die nach der Attraktivitätsagenda
Rückkehr der Familie an den bisherigen Wohnort, künftig verpflichtend vorgesehenen jährlichen Per-
wenn er außerhalb des Einzugsgebiets der neuen sonalgespräche. Mehrfach wurde in Eingaben bean-
Dienststelle liegt, erhebliche finanzielle Lasten: standet, dass Personalgespräche trotz neuerlicher
Weniger Umzugskostenvergütung, geringere Anfragen abgelehnt worden seien. So war einem Sol-
Umzugskostenpauschale und kein Anspruch auf daten, der um eine zeitlich begrenzte kurzfristige hei-
Trennungsgeld können die Folge sein. Das Bundes- matnahe Versetzung ersucht hatte, ein nach 14 Jahren
ministerium der Verteidigung hat die im letzten Jah- erstmals erbetenes Personalgespräch verweigert wor-
resbericht angeregte Änderung der Trennungsgeld- den. Der Petent hatte in mehreren Telefonaten deut-
gewährung zu Gunsten der Auslandsrückkehrer abge- lich gemacht, dass sehr belastende private Gründe
lehnt. Umzugskostenvergütung sowie zusätzliches hinter dem Versetzungsantrag stünden und er diese
Trennungsgeld komme aus rechtssystematischen gern persönlich erörtern würde. Die Personalführung
Gründen nicht in Betracht. verkannte die Dringlichkeit seines Wunsches ebenso
Dem ist entgegenzuhalten, dass die ohnehin zwin- wie dessen Hintergründe. Sie forderte den Petenten
gende Gewährung der Umzugskostenvergütung an mehrmals auf, zunächst schriftlich weitere Angaben
Auslandsrückkehrer anders zu bewerten ist, als eine zu machen, wobei sie offenbar davon ausging, der
Umzugskostenvergütung im Inland. Auslandsrück- Versetzungswunsch basiere nicht auf privaten Belas-
kehrer haben faktisch keine Wahlmöglichkeit zwi- tungen, sondern auf dienstlichen Spannungen. Dieser
schen den Leistungen Umzugskostenvergütung und Vorgang zog sich über neun Monate hin, ohne dass es
Trennungsgeld. Sie können daher auch nicht mit Bun- zu einer Verständigung kam. Bei regelmäßig stattfin-
deswehrangehörigen im Inland, die diese Wahl denden Personalgesprächen wären derartige Missver-
haben, gleichgesetzt werden. Eine wenigstens kosten- ständnisse vermeidbar gewesen.
neutrale Rückkehr der Soldatinnen und Soldaten an Auch Lehrgänge führen zu längeren Abwesenheiten.
ihren ursprünglichen Wohnort wäre nicht zuletzt auch Gerade junge Soldatinnen und Soldaten, die für ihre
deshalb geboten, um dem gesellschaftlichen Trend, spätere Verwendung auf einem Dienstposten erst qua-
im Inland von Familienumzügen eher Abstand zu lifiziert werden müssen, haben eine Vielzahl von
nehmen, Rechnung zu tragen. Lehrgängen zu absolvieren. Damit verbunden sind
Auch die im Vorjahresbericht bemängelte Regelungs- Kommandierungen an andere Standorte. Selbst wenn
lücke hinsichtlich der Kostenübernahme für die die einzelnen Lehrgänge zum Teil nur wenige
Heimreise eines im Auslandseinsatz befindlichen Wochen oder Monate dauern, summieren sich die
Soldaten aufgrund einer familiären Notlage ist wei- Abwesenheiten durch die Vielzahl der zu absolvie-
ter offen. Die vom Bundesministerium der Verteidi- renden Pflichtstationen.
gung angeregte Ergänzung der Verwaltungsvorschrif- Wo immer es möglich ist, sollte die Personalführung
ten über Reisebeihilfen, die Soldatinnen und Soldaten durch geeignete organisatorische Maßnahmen versu-
im Einsatz ab dem ersten Tag eine Kostenerstattung chen, das Kriterium „Heimatnähe“ auch bei der Zu-
für Heimreisen wegen familiärer Notlagen ermögli- teilung von Lehrgangsplätzen stärker als bisher in die
chen sollte, wird vom zuständigen Bundesministe- Entscheidung mit einfließen zu lassen.
rium des Innern leider nicht mitgetragen.
Außerdem spielt eine langfristige und verlässliche
Lehrgangsplanung für die Vereinbarkeit von Fami-
Familienfreundliche Personalplanung
lien- beziehungsweise Privatleben und Dienst eine
Immer wieder wenden sich Soldatinnen und Soldaten entscheidende Rolle. Häufige und längere Abwesen-
an den Wehrbeauftragten, weil sie Versetzungspla- heiten können der Familie wesentlich besser vermit-
nungen nicht nachvollziehen können. Gerade im telt werden, wenn sowohl die Lehrgangsdauer als
Zuge einer so tiefgreifenden Umstrukturierung, wie auch die Lehrgangszeiträume im Voraus planbar sind.
sie die Bundeswehr derzeit erfährt, lassen sich nega- Die notwendigen Vorkehrungen für die Zeiten der
tive Entscheidungen für die Betroffenen nicht immer Abwesenheiten – vor allem im Hinblick auf Kinder-
vermeiden. So können beispielsweise Vororientierun- betreuung beziehungsweise Betreuung pflegebedürf-
gen, das sind Planungen für eine Versetzung, nicht tiger Angehöriger – werden so erleichtert.
immer eingehalten werden. In derartigen Fällen
beklagten Petenten, von der geänderten Entscheidung
erstmals im Versetzungsbescheid erfahren zu haben.
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Die Kritik an Dauer und Inhalt der Lehrgänge, die dann möglich, wenn dem Bundesamt für das Perso-
in einigen Eingaben geäußert wurde, nahm das Bun- nalmanagement der Bundeswehr als Personal bear-
desamt für das Personalmanagement der Bundeswehr beitende Stelle der Familienstatus bekannt ist. Nicht
im Einzelfall zum Anlass, die Planungen auf ihre selten erfährt es von der persönlichen Beziehung der
Erforderlichkeit hin zu überprüfen. So konnte einem Soldatinnen und Soldaten erst im Rahmen der Einga-
Soldaten, der eine achtmonatige Abwesenheit von bebearbeitung. In diesen Fällen wird den Soldaten
Partnerin und Tochter beklagt hatte, die erfreuliche häufig mangelnde Informations- beziehungsweise
Mitteilung gemacht werden, dass der Ausbildungs- Kommunikationsbereitschaft unterstellt. Gleichzeitig
verlauf durch eine vorgeschaltete Ausbildung am wird dargelegt, dass die zu einem früheren Zeitpunkt
Arbeitsplatz gestrafft worden sei und die lehrgangs- übermittelte Information über das Bestehen einer
bezogene Abwesenheit damit auf sechs Wochen ver- Partnerschaft durchaus Abhilfemöglichkeiten gebo-
kürzt werde. Im Sinne einer familienfreundlichen ten hätte.
Lehrgangsplanung sollten alle länger dauernden Der Wehrbeauftragte hat deshalb immer wieder ange-
Lehrgänge auf den Prüfstand gestellt und Möglichkei- regt, diese Daten in die Personalakten der Soldatinnen
ten einer Verkürzung beispielsweise durch vorge- und Soldaten aufzunehmen. Das Bundesministerium
schaltete Ausbildung am Arbeitsplatz untersucht wer- der Verteidigung erhob dagegen datenschutzrechtli-
den. che Bedenken. Es erachtete außerdem einen automa-
Daneben sollte die Notwendigkeit bestimmter Lehr- tischen, gegenseitigen Austausch von Personaldaten
gänge hinterfragt werden. So wurde berichtet, dass bei Soldatenpaaren im Datenbestand des Personal-
die Ausbildung der Prüfer für die C 160 TRANSALL wirtschaftssystems mit Blick auf vergleichsweise
monatelang dauern würde und häufig weit entfernt geringe Fallzahlen und einen nicht unerheblichen
vom Standort liege. Bei diesem Lehrgang würden kostenintensiven Programmieraufwand für nicht
lediglich Grundfähigkeiten vermittelt, die den ent- erforderlich. Die Hinweise des Wehrbeauftragten zur
sandten Soldatinnen und Soldaten als Experten auf Prüfung kostenneutraler Möglichkeiten zur Verbesse-
ihrem Gebiet bereits bekannt seien. rung des Datenbestandes durch eine Sensibilisierung
Im Zusammenhang mit einer gescheiterten Lehr- der Vorgesetzten und der Personalführung sowie
gangsplanung empfand sich die Ehefrau eines Solda- einen regelmäßigen Hinweis an die Soldatinnen und
ten als „Spielball“ der Personalführung. Der Soldat Soldaten wurden jedoch erfreulicherweise aufgenom-
war für einen sechsmonatigen Lehrgang eingeplant. men. In einer Dienstvorschrift wurde geregelt, dass
Die Ehefrau hatte für diesen Zeitraum den flexiblen Bundeswehrangehörige (militärisches und ziviles
Teil der Elternzeit genommen, um das gemeinsame Personal) die Möglichkeit haben, der Personalfüh-
Kind zu betreuen. Nachdem der Lehrgang abgesagt rung anzuzeigen, wenn sie mit einem Bundeswehran-
wurde, konnte die Entscheidung über die Elternzeit gehörigen verheiratet sind, in eingetragener Lebens-
nicht zurückgenommen werden. Grund für die partnerschaft oder in eheähnlicher beziehungsweise
Umplanung des Lehrgangs war der krankheits- lebenspartnerschaftlicher Gemeinschaft leben. Diese
bedingte Ausfall eines anderen Soldaten und die freiwillige Information bedarf der schriftlichen
daraus resultierende Unterschreitung der für eine Zustimmung des jeweils anderen Partners und wird
wirtschaftliche Durchführung des Lehrgangs dessen Personalführung ebenfalls übermittelt. Die
erforderlichen Mindestteilnehmerzahl. Auch wenn Personalführung hat nach dieser Vorschrift die
das Bundesamt für das Personalmanagement der gewonnenen Erkenntnisse bei Verwendungsentschei-
Bundeswehr wegen der sonst entstandenen dungen beider Partner zu berücksichtigen, sofern
erheblichen Kosten keine andere Entscheidung dienstliche Gründe dem nicht entgegenstehen.
treffen konnte, blieb bei den Betroffenen der Eindruck
zurück, auf persönliche und familiäre Umstände Kinderbetreuung
werde zu wenig Rücksicht genommen. Dieses Damit sich Familie und Dienst bei der Bundeswehr
Empfinden ist verständlich. Dennoch stößt gerade in im Alltag mit Kindern nicht ausschließen, ist es uner-
derartigen Fällen das Bemühen um eine umfassende lässlich, dass die Soldatinnen und Soldaten bei der
Vereinbarkeit von Familien- beziehungsweise Kinderbetreuung durch den Dienstherrn unterstützt
Privatleben und Dienst an seine Grenzen. werden. Eine lückenlose Kinderbetreuung zu gewähr-
Zu einer familienfreundlichen Verwendungsplanung leisten, ist daher auch ein Ziel der Attraktivitätsoffen-
gehört es, bei Soldatenpaaren beziehungsweise Sol- sive.
datenehepaaren die Verwendungen, Ausbildungen Über das Kinderbetreuungsportal der Bundeswehr
und Lehrgänge des Partners oder der Partnerin mit zu (www.bundeswehr-kinderbetreuung.de) kann sich
berücksichtigen, sie im besten Fall aufeinander abzu- jede Soldatin und jeder Soldat über bestehende Ange-
stimmen. Eine solche Abstimmung ist jedoch nur bote, Ansprechstellen am Standort, Formulare zum
Download und Gesetze sowie Verordnungen rund um
Drucksache 18/7250 – 58 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Elternzeit und Mutterschutz informieren. Das Portal Fortschritte sind ebenfalls bei der Kinderbetreuung
bietet eine wichtige Hilfestellung für Eltern und wer- für Lehrgangsteilnehmer an Lehrgangsorten festzu-
dende Eltern. Wie der Wehrbeauftragte durch Einga- stellen. So soll die Einrichtung einer Großtagespflege
ben und in Gesprächen mit Soldatinnen und Soldaten an der Sanitätsakademie der Bundeswehr im Mün-
immer wieder feststellen muss, fehlen vielen Solda- chener Norden in der zweiten Jahreshälfte 2016 erfol-
tinnen und Soldaten häufig die notwendigen Informa- gen. Darüber hinaus sollen vier weitere Pilotprojekte
tionen. Die Existenz des Portals ist meist nicht zur Kinderbetreuung für Lehrgangsteilnehmer an den
bekannt und sollte deshalb in der Truppe noch weiter Standorten Flensburg, Osterholz-Scharmbeck, Ham-
verbreitet werden. burg und Mannheim eingerichtet werden. Bis dahin
Die seit Januar 2013 im Bundesministerium der Ver- müssen jedoch kreative Zwischenlösungen, wie die
teidigung eingesetzte Beauftragte für die Verein- vom Bundesministerium der Verteidigung angekün-
barkeit von Familie und Beruf/Dienst ist unter digte flexible Unterrichtsgestaltung, gefunden wer-
anderem zentrale Ansprechpartnerin für die Standort- den. Die Teilnahme an einem für die Ausbildung not-
ältesten und berät und unterstützt, wenn es zu Betreu- wendigen Lehrgang darf nicht an fehlender oder
ungsproblemen kommt. Trotz ihres hervorragenden ungeeigneter Kinderbetreuung am Lehrgangsort
Engagements und der Verbesserungen, die bereits auf scheitern.
den Weg gebracht wurden, bleibt noch viel zu tun.
Pflegebedürftigkeit von Angehörigen
Bei der Abfrage zum „Lagebild Kinderbetreuung“ im
Dezember 2014 haben von 212 befragten Standorten Die steigende Zahl der Pflegebedürftigkeit von Ange-
66 Standorte Betreuungslücken beziehungsweise hörigen wird zunehmend eine Herausforderung für
Betreuungsdefizite gemeldet. Hier sind weitere Maß- die Vereinbarkeit von Familien- beziehungsweise Pri-
nahmen und alle Varianten der Bedarfsdeckung vatleben und Dienst. Eine Folge des Gesellschafts-
(Großtagespflege, Belegrechte, Bau bundeswehr- und Arbeitsweltwandels ist, dass heutzutage meist
eigener Kindertagesstätten) zu prüfen. Maßnahmen beide Partner berufstätig sind. Das hat nicht nur Aus-
zur Lösung dieser bekannten Probleme werden von wirkungen auf Art und Umfang der Kinderbetreuung,
der Beauftragten für die Vereinbarkeit von Familie sondern auch auf die Versorgung von unterstützungs-
und Beruf/Dienst vor Ort begleitet. bedürftigen Angehörigen.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Ergebnisse der Der Gesetzgeber hat auf diesen Wandel reagiert und
oben genannten Abfrage zum „Lagebild Kinder- das am 1. Januar 2015 in Kraft getretene Gesetz zur
betreuung“ vom Dezember 2014 in Teilen inzwischen besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf
überholt sind. So konnte für den Standort Stetten am verabschiedet. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
kalten Markt im Dezember 2014 noch kein Defizit haben danach einen Rechtsanspruch auf Familien-
aufgezeigt werden, weshalb auch keine Maßnahmen, pflegezeit. Bis zu der beabsichtigten Übertragung
wie beispielsweise der Erwerb von Belegrechten in dieses Gesetzes auf Bundesbeamtinnen und -beamte
bestehenden Kindertagesstätten, erwogen wurden. und damit auch auf Soldatinnen und Soldaten wurde
Erst durch die Eingabe eines Soldaten im Mai 2015 eine vorläufige Regelung getroffen. So hat das Bun-
wurde die dortige unzureichende Kinderbetreuungs- desministerium des Innern durch die Zulassung der
situation bekannt. Hinzu kommt die Tatsache, dass Gewährung von Sonderurlaub nach Paragraph 12
der Standort Stetten am kalten Markt in den nächsten Sonderurlaubsverordnung (SUrlV) eine Möglichkeit
Jahren um fast 700 Dienstposten aufwachsen wird, zur Unterstützung der Akutpflege naher Angehöriger
was auf einen weiteren Bedarf an Kinderbetreuungs- geschaffen. Soldatinnen und Soldaten kann in solchen
möglichkeiten schließen lässt. Zwar wurde durch die Fällen auf Antrag Sonderurlaub unter Fortzahlung der
Beauftragte für Familie und Beruf/Dienst angeregt, Bezüge für bis zu neun Arbeitstage gewährt werden.
enger mit den Gemeinden und Kirchen zusammenzu- Der Begriff der „nahen Angehörigen“ ist mit dem am
arbeiten, die hier behilflich sein wollen. Jedoch 1. Januar 2015 in Kraft getretenen Gesetz zur besse-
konnte im Einzelfall des Petenten keine schnelle Lö- ren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf auf
sung gefunden werden. Ähnlich wie in Stetten am kal- Stiefeltern, lebenspartnerschaftsähnliche Gemein-
ten Markt stellt sich die Kinderbetreuungssituation schaften, Schwägerinnen und Schwäger erweitert
auch für den Standort Munster dar. worden.
Erfreulich ist hingegen, dass nun alle Voraussetzun- Leider wurde diese Unterstützungsmöglichkeit in der
gen für den Bau einer bundeswehreigenen Kinder- Bundeswehr noch nicht ausreichend kommuniziert.
tagesstätte für das Bundeswehrkrankenhaus Berlin Ohne entsprechende Information und Erläuterung
geschaffen wurden. Der Wehrbeauftragte wird das wird sie nicht von allen Anspruchsberechtigten wahr-
weitere Verfahren beobachten. genommen werden können. Die Bundeswehr ist auf-
gefordert, die neuen Bestimmungen besser als bisher
bekannt zu machen.
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 59 – Drucksache 18/7250
Über diese erwähnte Regelung hinaus gibt es weitere Hilfsweise kann in derartigen Fällen auch eine trup-
Instrumente zur Abfederung der Belastungen durch pendienstliche Lösung, beispielweise eine heimat-
Pflege und Betreuung von Angehörigen. Positiv zu nahe Kommandierung, die Situation für den Petenten
erwähnen ist hier der Fall eines Soldaten, der sich erleichtern. Eine solche sollte in jedem Einzelfall stets
wegen der Ablehnung eines Antrages auf vorzeitige durch die Vorgesetzten sorgfältig geprüft werden.
Zurruhesetzung an den Wehrbeauftragten gewandt Dies ist in nachfolgendem Fall nicht geschehen.
hatte. Hintergrund des Antrags war die schwere Ein Oberfeldwebel bat den Wehrbeauftragten um
Erkrankung seiner Ehefrau und deren absehbar Unterstützung seines Wunsches auf heimatnahe Ver-
begrenzte Lebenszeit. In Anwendung der Zentralen setzung. Der Soldat pendelte täglich rund 140 Kilo-
Dienstvorschrift A-2640/22 (Nummer 305) „Verein- meter einfache Strecke zwischen Wohn- und Dienst-
barkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften“, ort, um sich die Pflege der im Nachbarhaus lebenden
wonach es möglich ist, die dienstliche Tätigkeit für erkrankten Mutter gemeinsam mit seinem Vater zu
einen vorübergehenden Zeitraum in das familiäre teilen, der ebenfalls als Pendler täglich rund 70 Kilo-
Umfeld des Soldaten zu verlegen, wurde letztendlich meter zu seinem Arbeitsplatz zurücklegen musste.
eine Lösung gefunden. Durch die Entscheidung des Das Bundesamt für das Personalmanagement der
hierfür zuständigen Disziplinarvorgesetzten konnte Bundeswehr lehnte den Antrag des Soldaten auf hei-
der Soldat seine Ehefrau unterstützen und bis zum matnahe Versetzung ab. Diese sei trotz Anerkennung
regulären Dienstzeitende und damit auch ohne Ver- der Pflegestufe der Mutter nur bei Vorliegen eines
sorgungsnachteile im Dienst verbleiben. schwerwiegenden persönlichen Grundes zu gewäh-
Ein weiteres Mittel zur Unterstützung von Soldatin- ren. Die Unterstützung des Sohnes bei der Pflege der
nen und Soldaten mit pflegebedürftigen Angehörigen Mutter sei aber lediglich dann als solcher zu werten,
stellt der Anfang Juni 2015 unterzeichnete Rahmen- wenn der Vater aufgrund eigener Erkrankung an der
vertrag über „Serviceleistungen zur besseren Verein- Pflege seiner Ehefrau gehindert sei, berufliche Abwe-
barkeit von Beruf und Familie – Familienservice“ dar. senheiten des Vaters fänden hierbei keine Berück-
Seit dem 1. Juli 2015 ist der ElternService der Arbei- sichtigung. Durch Billigung seines Antrags auf Ver-
terwohlfahrt für zunächst vier Jahre im Rahmen der kürzung der Dienstzeit schied der Soldat vorzeitig aus
Pilotstandorte Bonn, Koblenz, Munster, Schortens der Bundeswehr aus, um sich auf diesem Weg der
und Wilhelmshaven für die Erbringung von Bera- Pflege der Mutter besser widmen zu können. Durch
tungs- und Vermittlungsleistungen zur Betreuung von eine großzügigere Auslegung des vorhandenen
Kindern sowie für pflegebedürftige Angehörige Ermessensspielraumes bei der Anerkennung schwer-
zuständig. Der Wehrbeauftragte begrüßt diese Ange- wiegender persönlicher Gründe wäre nach Auffas-
bote. Sie sollten möglichst weitreichend in der Truppe sung des Wehrbeauftragten eine heimatnahe Verset-
kommuniziert werden. zung und damit ein Verbleib des Soldaten im Dienst
In einer Reihe von Eingaben baten Petenten wegen möglich gewesen. Auf die von der Bundeswehr ange-
der Häufung von Krankheitsfällen im familiären strebte bessere Vereinbarkeit von Familien- bezie-
Umkreis dringend um heimatnahe Versetzung. Als hungsweise Privatleben und Dienst wirft dieser Fall
Grundlage für die Entscheidung holt die Personalfüh- kein gutes Licht.
rung zunächst eine Stellungnahme zum Vorliegen Die Anerkennung von schwerwiegenden persönli-
schwerwiegender persönlicher Gründe beim Beraten- chen Gründen bei zu betreuenden Angehörigen hängt
den Arzt der Bundeswehr ein. Die Anerkennung die- maßgeblich von der Zuerkennung einer Pflegestufe
ser Gründe wird häufig in derartigen Fällen jedoch ab. Nicht berücksichtigt wird hier die Tatsache, dass
versagt, wenn die jeweiligen Erkrankungen der Ange- der Unterstützungsbedarf vor Anerkennung der Pfle-
hörigen für sich allein betrachtet die Vorrausetzungen gestufe häufig höher und intensiver ist, da nach Aner-
nicht erfüllen, zum Beispiel bei getrennten Haushal- kennung der Pflegestufe Hilfe von entsprechend aus-
ten. Wenn mehrere Betreuungs- beziehungsweise gebildetem Personal in Anspruch genommen werden
Unterstützungsfälle vorliegen, sollte aber gerade die kann. Auch dieser Gedanke sollte bei der Einzelfall-
durch die Häufung entstehende Belastung gesehen prüfung mit einfließen und gegebenenfalls zur Aner-
und gesondert bewertet werden. Sie sollte Grundlage kennung von schwerwiegenden persönlichen Grün-
für eine Empfehlung der Anerkennung von schwer- den mit der Folge der heimatnahen Versetzung füh-
wiegenden persönlichen Gründen durch den Beraten- ren. Jedenfalls sollten lange Bearbeitungszeiten der-
den Arzt sein können. Dies würde die Entscheidung artiger Anträge auf heimatnahe Versetzung oder auf
für den Personalführer, der einer solchen Empfehlung Anerkennung von schwerwiegenden persönlichen
zwar nicht zwingend folgen muss, diese aber für die Gründen, wie sie zum Teil beklagt wurden, auf jeden
Entscheidung heranzieht, vereinfachen. Fall vermieden werden.
Drucksache 18/7250 – 60 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Es gab auch Eingaben, in denen Petenten einen Das bereits im letzten Jahresbericht angesprochene
unsensiblen Umgang der Vorgesetzten oder Personal- Problem der Finanzierbarkeit einer Pendlerwoh-
führer mit ihnen beziehungsweise ihrer Situation nung während der Elternzeit ist nach wie vor nicht
beklagten. Hier ist ein Umdenken dringend angezeigt, gelöst. Durch die Inanspruchnahme von Elternzeit
denn der Respekt vor der Leistung, die pflegende unter Wegfall der Dienst- und Sachbezüge erlischt
Angehörige erbringen, kann nicht hoch genug sein. gleichzeitig der Anspruch auf Zahlung von Tren-
nungsgeld, von dem Pendler zum Beispiel die Miete
Elternzeit für eine Zweitwohnung zahlen. Dies führt zu erheb-
lichen finanziellen Belastungen, da Pendlerwohnun-
Trotz gegenteiliger Aussagen des Bundesministeri-
gen gerade bei Inanspruchnahme der beiden Vätermo-
ums der Verteidigung wird die Bearbeitungszeit von
nate nicht gekündigt werden, die Miete deshalb auch
Elternzeitanträgen von Soldatinnen und Soldaten
weiter gezahlt werden muss. Zu einer gewissen finan-
nach wie vor als zu lang kritisiert. In vielen Eingaben
ziellen Entlastung hat eine zwischenzeitlich erfolgte
war festzustellen, dass der Bescheid über die Fest-
rechtliche Klarstellung geführt: In den Monaten, in
setzung der Elternzeit nicht spätestens zehn Tage
denen ein Berechtigter tageweise Anspruch auf die
– wie es die Zentrale Dienstvorschrift A 1420/29
Gewährung von Trennungsgeld hat, kann das Tren-
„Anwendung der Elternzeitverordnung für Soldatin-
nungsübernachtungsgeld für den gesamten Kalender-
nen und Soldaten“ vorschreibt – vor Antritt der
monat gezahlt werden. Wenn beispielsweise Eltern-
Elternzeit der Soldatin beziehungsweise dem Solda-
zeit für die Zeit vom 29. Juli bis zum 28. September
ten vorliegt. In diesen Fällen kam hinzu, dass die Sol-
eines Jahres gewährt wird, erhält der Soldat zwar
datin oder der Soldat entgegen der oben genannten
nicht für August, aber zumindest für die Monate Juli
Zentralen Dienstvorschrift schriftlich vorab nicht
und September Trennungsübernachtungsgeld. Die
über die Entscheidung informiert worden waren.
notwendige und auch angestrebte Änderung des Tren-
Misslich ist die Verzögerung vor allem deshalb, weil
nungsgeldrechts im Sinne der sich in Elternzeit
erst mit dem Elternzeitbescheid Elterngeld beantragt
befindlichen Soldaten lässt dagegen weiter auf sich
werden kann. Betroffene geraten dadurch nicht selten
warten. Die Novellierung des Umzugskosten- und
in echte finanzielle Notlagen. Die nicht rechtzeitige
Trennungsgeldrechts liegt in der Federführung des
Vorlage der Geburtsurkunde des Kindes durch die an-
Bundesministeriums des Innern.
tragsberechtigte Soldatin oder den Soldaten kann
zwar zu einer Verzögerung führen, ist jedoch oft nicht Nimmt eine Soldatin während ihrer besonderen Aus-
ausschlaggebend. Wenn von der Vorlage der Geburts- landsverwendung den Anspruch auf Elternzeit wahr,
urkunde bis zur Schlusszeichnung des Elternzeit- kann sie die Auslandsverwendung nach Beendigung
bescheides vier Wochen vergehen, wie in einem dem der Elternzeit nicht fortsetzen, weil ihr Dienstposten
Wehrbeauftragten bekannten Fall geschehen, kann neu besetzt wird. Der Wehrbeauftragte sieht hierin
von vorrangiger und unverzüglicher Bearbeitung eine Benachteiligung und regt an, zumindest für kür-
nicht die Rede sein. zere Zeiträume der Elternzeit – bis zu sechs Monaten
– eine Rückkehr auf den Dienstposten zu ermögli-
Vermehrt wenden sich Soldaten an den Wehrbeauf-
chen.
tragten, die von der Möglichkeit der Inanspruch-
nahme der beiden sogenannten Vätermonate als
Telearbeit
Elternzeit Gebrauch machen wollen. Elterngeld wird
in diesen Fällen auch für den 13. und 14. Lebens- Grundsätzlich erfreulich ist die Entwicklung der Zahl
monat des Kindes bezahlt. Die Vätermonate können der Telearbeitsplätze. Ausgehend von 60 Telearbeits-
ab der Geburt des Kindes genommen, der Antrag auf plätzen im Rahmen eines Pilotprojekts im Jahre 2010
Elternzeit bereits vor der Geburt gestellt werden. verrichteten Ende des Berichtsjahres bundesweit 509
Anstelle der Vorlage einer Geburtsurkunde muss in Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst in alternieren-
diesem Fall ein Nachweis über den voraussichtlichen der Telearbeit. Alternierende Telearbeit ist eine Kom-
Entbindungstag erbracht werden. Es ergeht ein vor- bination von zeitweisem Arbeiten zu Hause mit Prä-
läufiger Elternzeitbescheid, der nach Vorlage der senzzeiten im Büro. Das Kontingent von Telearbeits-
Geburtsurkunde in einen endgültigen Bescheid umge- plätzen soll aufgrund der stetig steigenden Nachfrage
wandelt wird. Leider ist dieses Verfahren nicht allen im Rahmen der Attraktivitätsoffensive weiter ausge-
Personalbearbeiterinnen und -bearbeitern bekannt, baut werden. Zukünftig sollen insgesamt circa 3.000
obwohl Informationen dazu sowohl Antragstellern als Telearbeitsplätze sowohl für Soldatinnen und Solda-
auch Antragsbearbeiterinnen und -bearbeitern ten als auch für Zivilangestellte der Bundeswehr zur
zugänglich sein sollten. So wurde einem Soldaten die Verfügung stehen. Dieses flexible Arbeitsmodell ist
Elternzeit nicht vorläufig bewilligt, obwohl er sie ein maßgebliches Instrument der Vereinbarkeit von
rechtzeitig vor der Geburt für die Zeit ab Geburt des Familien- beziehungsweise Privatleben und Dienst.
Kindes beantragt hatte.
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61 – Drucksache 18/7250
Teilzeitarbeit
Mit dem „Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des
Dienstes in der Bundeswehr“ wurden – wie bereits in
früheren Jahresberichten gefordert – die Möglichkei-
ten der Teilzeitbeschäftigung für Soldatinnen und
Soldaten erweitert. Wünschenswert sind darüber hin-
aus auch flexible Teilzeitregelungen für Soldaten-
paare in den Fällen, in denen sich ein Partner im Aus-
landseinsatz befindet. Der in der Heimat verbliebene
Partner muss in dieser Zeit vermehrt Familienpflich-
ten erfüllen und ist deshalb auf flexible Lösungen
angewiesen.
Nach wie vor gibt es keine spürbare Kompensation
für teilzeitbeschäftigungsbedingte sowie für andere
familienbedingte Vakanzen. Der Wehrbeauftragte
mahnt seit Jahren die Notwendigkeit eines
Vakanzenmanagements an. Es darf nicht sein, dass
Soldatinnen und Soldaten, wie bereits berichtet, auf-
grund des Wissens um fehlende Kompensation ein
schlechtes Gewissen haben, wenn sie einen Antrag
auf Elternzeit oder Teilzeit stellen. Die derzeitigen
Bestrebungen des Bundesministeriums der Verteidi-
gung sehen vor, den Vakanzenausgleich durch pla-
nungswirtschaftlich neue, eigenständige Kompensati-
onsdienstposten zu erreichen. Dafür sind insgesamt
3.000 Dienstposten vorgesehen. Außerdem soll die
bei der Teilzeitarbeit mögliche Mehrfachnutzung von
Dienstposten, wie für das Zivilpersonal, auch für mi-
litärische Dienstposten angewandt werden. Diese
Maßnahmen werden sich jedoch erst langfristig aus-
wirken können. Kurz- oder mittelfristig kann der
Bedarf damit nicht gedeckt werden. Es ist vielmehr zu
befürchten, dass die angesprochenen Probleme noch
längerfristig bestehen bleiben.
Drucksache 18/7250 – 62 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
möglich sei. Auch sei beispielsweise die Offiziersaus- gründen erforderlich sind. Dies ist eine nicht hinzu-
bildung zu starr geregelt. Die familienbedingten Aus- nehmende Nachlässigkeit sowie eine Benachteiligung
zeiten führten dazu, dass Ausbildungsabschnitte nicht insbesondere von Frauen. Eine Beschaffung dieser
zeitgerecht nachgeholt werden könnten. Die Folge sei Schutzwesten in ausreichender Zahl sollte umgehend
eine unverhältnismäßige Verzögerung der Ausbil- erfolgen.
dung zum Offizier. Im Einzelfall sei nach drei Im Gegensatz zu Staaten wie Dänemark, Norwegen,
Schwangerschaften der Abschluss der Offiziersaus- Schweden oder Italien verfügen die deutschen Streit-
bildung erst im 13. Dienstjahr möglich gewesen. kräfte nicht über Dienstuniformen für Schwangere.
Diese Verzögerungen haben nicht die betroffenen Zwar gibt es für Schwangere auch keine Pflicht, die
Soldatinnen zu verantworten, sondern sie sind auf Dienstuniform zu tragen. Jedoch ist das Tragen einer
eine mangelhafte Lehrgangsplanung zurückzuführen. Dienstuniform bei offiziellen Anlässen Pflicht. Es
Hier ist eine Flexibilisierung erforderlich. darf nicht sein, dass sich eine schwangere Soldatin in
Beispielhaft ist der Fall einer Soldatin, die nach diesem Fall vertreten lassen muss, weil keine entspre-
Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft von ihrem Vor- chende Uniform bereitgestellt werden kann.
gesetzten aufgefordert wurde, auf die Teilnahme an
einem bereits geplanten Lehrgang „Verfahrensbear- Militärische Gleichstellungsbeauftragte
beiter Flugsicherung“ zu Gunsten eines Kameraden
Die militärischen Gleichstellungsbeauftragten, die
zu verzichten. Ein freiwilliger Verzicht würde sich
seit 2005 für die Umsetzung der Regeln des Soldatin-
auf ihre Beurteilung positiv auswirken. Da die Peten-
nen- und Soldatengleichstellungsgesetzes in den
tin auf diesen Vorschlag nicht einging, wurde ihr mit-
Streitkräften sorgen, beanstanden nach wie vor eine
geteilt, sie könne aufgrund ihrer Schwangerschaft
fehlende Akzeptanz, Unterstützung und Information
nicht auf den Lehrgang gehen. Die Soldatin fühlte
durch die Dienststellenleiter. Sie werden nicht überall
sich benachteiligt und befürchtete Laufbahnnachteile.
als Organ der Dienststelle umfassend eingebunden
Die Überprüfung ergab, dass die Ausplanung aus
und unterstützt, um ihre gesetzlich verankerten Auf-
falsch interpretierter Fürsorge und vor dem Hinter-
gaben vollumfänglich wahrnehmen zu können.
grund der Sicherstellung einer dauerhaften Verfüg-
Erfreulicherweise hat die Verteidigungsministerin
barkeit des neu auszubildenden Verfahrensbeauftrag-
sich dieser Problematik angenommen und Leitsätze
ten erfolgte. Im Verband wurde davon ausgegangen,
für die Zusammenarbeit mit den zivilen und militäri-
die Soldatin stehe aufgrund einer sich an die Mutter-
schen Gleichstellungsbeauftragten herausgegeben.
schutzfrist anschließenden Elternzeit für einen länge-
Mit diesen Leitsätzen wird die Hoffnung verbunden,
ren Zeitraum nicht als Verfahrensbeauftragte zur Ver-
dass die Sensibilität für die Notwendigkeit der
fügung. Dabei beabsichtigte sie überhaupt nicht, in
Umsetzung der Vorgaben der Gleichstellungsgesetze
Elternzeit zu gehen. Eine Korrektur der Fehlentschei-
bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Vor-
dung ließ sich nicht mehr rechtzeitig umsetzen. Die
gesetztenfunktion – insbesondere, wenn sie mit der
Soldatin soll nun aber schnellstmöglich unter Berück-
Leitung von Dienststellen beauftragt sind – weiter
sichtigung ihrer persönlichen Situation ausgebildet
zunehmen wird.
werden. Auch wenn sich für sie letztlich keine lauf-
bahnrechtlichen Nachteile ergeben hatten, war es Die in den letzten beiden Jahresberichten angemahnte
dringend erforderlich, die Vorgesetzten auf die Überarbeitung der Ausführungsbestimmungen zum
Rechte und Pflichten von schwangeren Soldatinnen Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetz
hinzuweisen und entsprechend zu sensibilisieren. befindet sich nach Auskunft des Bundesministeriums
Dies ist zwischenzeitlich erfolgt. der Verteidigung zwischenzeitlich in der Mitzeich-
nungsphase. In den Entwurf sollen die oben genann-
Dienstuniformen und Schutzwesten ten Leitsätze der Ministerin eingeflossen sein. Ebenso
sollen die vom Wehrbeauftragten geforderten Infor-
Die bereits im Jahr 2014 in Aussicht gestellte Umset- mations- und Beteiligungsrechte Eingang gefunden
zung der Wünsche der Soldatinnen nach einer femini- haben. Insgesamt werde die Stellung der militärischen
nen Schnittvariante für Dienstuniformen ist auch im Gleichstellungsbeauftragten als Teil der Dienststelle
Jahr 2015 nicht erfolgt. Die vom Bundesministerium und nicht als Interessenvertretung gegenüber dem
der Verteidigung eingesetzte Arbeitsgruppe „Femini- Dienststellenleiter durch detaillierte Regelungen
sierung der Bundeswehrkleidung“ ist bisher über gestärkt. Die Ausführungsbestimmungen müssen nun
einen Musterschnitt nicht hinausgekommen. Hier ist zügig in Kraft treten.
eine Beschleunigung erforderlich.
Auf Truppenbesuchen wird immer wieder beklagt,
dass Schutzwesten in kleineren Größen nicht
beschafft werden können, obwohl sie aus Sicherheits-
Drucksache 18/7250 – 64 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
8 Sanitätsdienst und Gesundheit von Sol- zivilen Bedarf angepasste Aufgabenspektrum der
datinnen und Soldaten Bundeswehrkrankenhäuser zwischenzeitlich deut-
lich gestiegen ist, wurden bisher keine weiteren Stel-
Personalsituation im Sanitätsdienst len für das klinische Personal eingerichtet. Zu be-
grüßen ist, dass die bislang unzureichende klinische
Seit Jahren ist der Sanitätsdienst der Bundeswehr per-
Personalausstattung nun endlich zur Kenntnis genom-
sonell unterbesetzt. In den Fachgebieten der Human-
men worden ist und das Bundesministerium der Ver-
medizin wurde im Jahr 2015 insgesamt ein Personal-
teidigung 150 neue Arztstellen für die Besetzung in
fehl von knapp 300 Fachärzten errechnet. Um die
den Bundeswehrkrankenhäusern zugesagt hat.
Unterbesetzung im klinischen Bereich zumindest zum
Teil aufzufangen, mussten der Personalpool des Trotz der Verpflichtungs- und Bindungsprämien, die
Ergänzungspersonals Einsatz ausgeschöpft und nach dem Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des
Assistenzärzte im letzten Weiterbildungsjahr sowie Dienstes in der Bundeswehr gewährt werden können,
zivile Vertragsärzte eingesetzt werden. Bei der Rege- bleibt die Stellenbesetzung für Assistenz- und Pflege-
neration in diesen Fachbereichen ist eine leicht posi- personal eine große Herausforderung. Bei den medi-
tive Tendenz erkennbar. Zurückzuführen ist die Ent- zinischen Assistenzberufen (Sanitätsfeldwebel mit
wicklung auf die erhöhten Studienplatzkapazitäten und ohne Portepee) besteht nach wie vor Personal-
und das gestiegene Bewerberaufkommen für die Ein- mangel. Bei den Laufbahngruppen der Sanitätsfeld-
stellung als Sanitätsoffiziersanwärter. webel fehlen rund zehn Prozent. Bei den Feldwebeln
mit spezifischen Fachverwendungen (zum Beispiel
Dies zeigt, dass der Sanitätsdienst als Arbeitgeber
bei Rettungsassistenten/Notfallsanitätern oder Anäs-
jedenfalls bei angehenden Ärzten durchaus attraktiv
thesie-/Operations-Pflegern) konnte wie in den Vor-
ist. Weniger erfolgreich war dagegen die gewünschte
jahren der Bedarf nur zu etwa zwei Dritteln abgedeckt
Anwerbung voll ausgebildeter Fachärzte. Ein weite-
werden. Darüber hinaus sind in den Bundeswehr-
res Problem ist, dass mehr als zehn Prozent der Sani-
kliniken nicht hinreichend Assistenz- und Pflege-
tätsoffiziere jährlich nach erfolgreichem Abschluss
kräfte in der Personalstruktur eingeplant, um die
des Studiums nachträglich den Dienst verweigern.
erhöhten qualitativen medizinischen Leistungsanfor-
Die jüngste Entwicklung der Antragstellungen deutet
derungen des modernen Klinikbetriebs rund um die
hier zwar auf einen leichten Rückgang hin. Dennoch
Uhr erfüllen zu können. Deshalb sollten, wie bei den
führen die Kriegsdienstverweigerungen zu Lücken in
Sanitätsoffizieren Arzt, auch in diesen Laufbahngrup-
der truppenärztlichen Versorgung.
pen neue Stellen geschaffen werden.
Bei der Übernahme zum Berufssanitätsoffizier konnte
Die Konkurrenz am Arbeitsmarkt wird die Bundes-
der Ergänzungsbedarf wie im Vorjahr nicht in allen
wehr ohne weitergehende attraktivitätssteigernde
Fachgebieten gedeckt werden. Neben mangelnder
Maßnahmen, vor allem durch erhöhte finanzielle
Qualifikation der Bewerber muss davon ausgegangen
Anreize für Assistenz- und Pflegekräfte, etwa mittels
werden, dass das Dienstverhältnis eines Berufssolda-
besonderer Zulagen, nicht gewinnen können. Das
ten nicht für alle Sanitätsoffiziere attraktiv und damit
Pilotprojekt einer Krankenpflegeschule beim Bundes-
erstrebenswert ist. Ohne die konsequente Durchfüh-
wehrkrankenhaus Ulm ist nur ein kleiner Schritt, um
rung der Maßnahmen des laufenden Attraktivitätspro-
zumindest für eine interne Regeneration des Pflege-
gramms für den Sanitätsdienst werden die Personal-
personals zu sorgen.
engpässe nicht behoben werden können.
Das Bundesministerium der Verteidigung hat bestä-
Ein wesentliches Attraktivitätsmerkmal ist die im
tigt, dass die personelle Situation des Sanitätsdienstes
Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes
vor dem Hintergrund des regional unterschiedlichen
in der Bundeswehr verankerte Fortzahlung der seit
Bewerberaufkommens und der gleichzeitigen Not-
2009 gewährten Zulage für Rettungsmediziner und
wendigkeit bundesweit zu besetzender Dienstposten
Fachärzte, die im Auslandseinsatz benötigt werden.
im Sanitätsdienst in Zusammenhang mit der Realisie-
Allerdings hat das Bundesministerium der Verteidi-
rung des Anspruchs der Vereinbarkeit von Familien-
gung es erneut abgelehnt, weitere Personengruppen,
beziehungsweise Privatleben und Dienst eine große
wie Sanitätsoffiziere Zahnarzt/Oralchirurg, Apothe-
Herausforderung bleibt. Die von der Bundesministe-
ker und Veterinäre in die Zulagengewährung einzu-
rin der Verteidigung angewiesene Erarbeitung einer
beziehen. Es entsteht der Eindruck, dass die ausge-
neuen Personalstrategie soll dieser Herausforderung
schlossenen Berufsgruppen, die ebenfalls an Aus-
begegnen.
landseinsätzen teilnehmen, gegenüber den Sanitäts-
offizieren Arzt als weniger unterstützungswürdig Dazu muss auch ein Konzept zur Kompensation fami-
betrachtet werden. Dies ist nicht sachgerecht. lienbedingter Vakanzen gehören, die aufgrund des
hohen Frauenanteils den Sanitätsdienst besonders
Obwohl der tatsächliche Personalbedarf im klinischen
belasten. Familienbedingte Freistellungen gehen
Bereich durch das geänderte höherwertige und dem
regelmäßig zu Lasten des dienstleistenden Personals,
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 65 – Drucksache 18/7250
das die Vakanzen auffangen muss. Die derzeitigen In allen anderen Fällen (unter anderem Begutachtun-
Bestrebungen des Bundesministeriums der Verteidi- gen, Impfungen) erfolgt die truppenärztliche Versor-
gung sehen vor, den Vakanzenausgleich durch pla- gung nach wie vor in den für die (Kleinst-)Standorte
nungswirtschaftlich neue Kompensationsdienstpos- festgelegten Sanitätseinrichtungen, so dass die
ten zu erreichen. Von insgesamt 3.000 sind 996 für betroffenen Soldatinnen und Soldaten teilweise lange
die Laufbahnen des Sanitätsdienstes vorgesehen. Au- Anfahrtswege auf sich nehmen müssen.
ßerdem soll die durch Teilzeitarbeit mögliche Mehr- Auch wenn bei den Truppenärzten und dem Assis-
fachnutzung von Dienstposten – wie für das Zivilper- tenzpersonal in den Sanitätsunterstützungs- und
sonal – auch für militärische Dienstposten angewandt Sanitätsversorgungszentren der Dienstposten-
werden. Diese Maßnahmen werden sich jedoch erst umfang in der Zielstruktur 2020 relativ um 20 Prozent
langfristig auswirken können. Kurz- oder mittelfristig beziehungsweise 25 Prozent anwachsen soll, steht
kann der Bedarf damit nicht gedeckt werden. Es ist diese Verbesserung zunächst nur auf dem Papier. Die
vielmehr zu befürchten, dass die angesprochenen Dienstpostenbesetzungsquote lag 2015 bei den Trup-
Probleme noch längerfristig bestehen bleiben. penärzten bei 85 Prozent. Tatsächlich konnte jedoch
auch 2015 eine durchschnittliche Tagesantrittsstärke
Situation der sanitätsdienstlichen Grundver- von 75 Prozent auf den formell besetzten Dienstpos-
sorgung im Inland ten nur knapp und nur deshalb erreicht werden, weil
Die Reform der regionalen Sanitätseinrichtungen soll Einsatz-Ergänzungspersonal (aus den Sanitätsstaffeln
Ende 2017 abgeschlossen sein. Bis dahin sollten ohne Einsatz), Vertragsärzte, wehrübende Ärzte und Perso-
Unterbrechung der Gesundheitsversorgung der Sol- nal des Ärztlichen Dienstes der ehemaligen Wehr-
datinnen und Soldaten alte Dienststellen aufgelöst ersatzbehörden herangezogen wurden. Einzelne Sani-
und neue aufgestellt werden. Der Sanitätsdienst trägt tätseinrichtungen mussten sogar vorübergehend mit
dem während dieser Übergangsphase durch punktu- weniger als der Hälfte des Bestandspersonals aus-
elle Verstärkungen und den übergangsweisen Weiter- kommen.
betrieb aufzulösender Sanitätseinrichtungen ange- Noch schlechter sah es beim Assistenz- und Pflege-
messen Rechnung. personal aus. Neben bestehenden Vakanzen wurde
Die Zielstruktur besteht nach derzeitigem Stand aus der Personalmangel durch die längere Ausbildung für
148 regionalen Sanitätseinrichtungen, die für 333 die dann besser qualifizierten künftigen Notfallsanitä-
Stand- und Stationierungsorte die primärärztliche ter verschärft. Es ist ein generelles Problem, dass
Versorgung im Rahmen der unentgeltlichen truppen- durch die Fortschritte in der Medizin auch an die
ärztlichen Versorgung übernehmen sollen. Assistenz- und Pflegeberufe immer höhere qualitative
Anforderungen gestellt werden müssen. Die Dienst-
Die im letzten Jahresbericht beschriebene organisato-
posten konnten insgesamt nur zu rund 75 Prozent
rische Zielstruktur der gebietsärztlichen Versorgung
besetzt werden, mit abnehmender Tendenz. Die
besagt, dass Soldatinnen und Soldaten ihre örtlichen
Tagesantrittsstärke lag zeitweise bei 50 Prozent
Versorgungseinrichtungen innerhalb einer halben
und darunter. Dies hatte zum Beispiel Auswirkungen
Stunde oder mit einer Fahrtstrecke von bis zu 30
auf Terminvergaben. Neu Erkrankte berichteten wie-
Kilometern erreichen sollen. Falls sich die Einrich-
derholt, dass wegen fehlenden Assistenzpersonals
tung nicht ohnehin am Standort befindet, soll für 97
Sanitätseinrichtungen, wenn überhaupt, nur schlecht
Prozent aller Soldatinnen und Soldaten eine mög-
telefonisch erreichbar waren, so dass eine taggleiche
lichst ortsnahe ambulante Versorgung garantiert sein.
Terminvergabe nicht immer möglich war und längere
Erst nach vollständiger Einnahme der Struktur kann
Wartezeiten in Kauf genommen werden mussten.
beurteilt werden, ob dieses sinnvolle Ziel in der Praxis
des Truppenalltags erreicht werden kann. Bisher lie- In einem Fall bemängelte ein Soldat die zu langen
gen nur vereinzelt kritische Anmerkungen von Solda- Wartezeiten sowohl bei der Beschaffung erforderli-
tinnen und Soldaten dazu vor. cher Medikamente als auch bei der truppenzahnärzt-
lichen Versorgung am Standort. Die vom Petenten
Für zwei bis drei Prozent der Soldatinnen und Solda-
angeforderte Medikamentenlieferung hatte sich um
ten in (Kleinst-)Standorten wird es nach Einnahme
sechs Monate verzögert. Das Kommando Sanitäts-
der neuen Struktur eine zweigleisige ärztliche Versor-
dienst wies deshalb eine Optimierung der Betriebs-
gung geben. In Akutfällen wird die primärärztliche
abläufe im zuständigen Versorgungs- und Instandset-
Versorgung durch zivile Vertragsärzte in deren Praxis
zungszentrum beim Sanitätsmaterial an. Zu Recht
wahrgenommen. Nach den derzeitigen Erfahrungen
wurde auch das für den Petenten zuständige Sanitäts-
kann der Bedarf von etwa 30 Beauftragten Ärzten
zentrum kritisiert, weil es dem Petenten für die Zwi-
gedeckt werden. Ob auf die Beauftragten Ärzte dau-
schenzeit keine Verordnung für eine zivile Apotheke
erhaft zurückgegriffen werden kann, bleibt fraglich.
ausgestellt hatte. Die lange Wartezeit auf den Zahn-
arzttermin war darauf zurückzuführen, dass von drei
Drucksache 18/7250 – 66 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Dienstposten lediglich einer mit einer teilzeitbeschäf- Betroffenen und zu mehreren Eingaben geführt. Es ist
tigten Zahnärztin besetzt war. Diese personelle Man- nachvollziehbar, dass die komplexen Auswahlverfah-
gelbesetzung kann nach Auskunft des Kommandos ren Verzögerungen zur Folge hatten. Schwer erklär-
Sanitätsdienst erst im April 2016 behoben werden. bar ist jedoch, dass Soldatinnen und Soldaten erst
Bis dahin müssen Soldatenpatienten vor Ort vermehrt zwei Wochen vor ihrer Versetzung ihre Personal-
auf das zivile Gesundheitssystem zurückgreifen. verfügung bekommen haben und gezwungenermaßen
Durch die Personalengpässe in den regionalen Sani- auf die dreimonatige Schutzfrist verzichteten, um ihre
tätseinrichtungen sind auch die Sanitätsstaffeln Ein- Wunschverwendung rechtzeitig antreten zu können
satz, die Personal für Auslandseinsätze stellen müs- beziehungsweise nicht zu gefährden.
sen, unmittelbar betroffen, denn sie werden als eine
Art Steinbruch zur Besetzung der regionalen Sanitäts- Bundeswehrkrankenhäuser im Umbruch
einrichtungen genutzt. Die Personallage in den Sani- Die Reform der Bundeswehrkrankenhäuser wurde in
tätsstaffeln im Grundbetrieb ist teilweise sehr ange- den letzten Jahresberichten kritisch begleitet. Die
spannt. Neben Tagesantrittsstärken von unter 40 Integration aller fünf Bundeswehrkliniken in das
Prozent sind durchschnittlich nur knapp 70 Prozent regionale zivile Gesundheitsumfeld hat zu Chancen,
aller Dienstposten besetzt. Darunter leiden der Grund- aber auch Herausforderungen für den militärischen
betrieb, insbesondere die Sanitätsausbildung der Versorgungsauftrag geführt. Die Beteiligung an der
Truppe und dort vor allem die Ersthelferausbildung. zivilen Notfallversorgung trägt dazu bei, die für das
Deshalb steht auch nur ein eingeschränkter Teilneh- Sanitätspersonal für Auslandseinsätze erforderliche
merkreis für Auslandseinsätze zur Verfügung und die rettungsmedizinische Kompetenz zu erlangen und zu
Betroffenen müssen eine hohe Einsatzbelastung tra- erhalten. Die Akut- und Notfallversorgung schwer
gen. verletzter Patienten wird darüber hinaus durch eine
Im Übrigen bindet zurzeit auch die Flüchtlingshilfe hochwertige, auch Soldatenpatienten zugute-
zahlreiche Sanitätskräfte, die dadurch nicht mehr für kommende multidisziplinäre, fächerübergreifende
den Grundbetrieb in den regionalen Sanitätseinrich- Behandlung sichergestellt.
tungen und den Sanitätsstaffeln Einsatz zur Verfü- Zur Steigerung der Effizienz und Qualität der
gung stehen. Darüber hinaus wird die Anfang des Jah- Behandlung sind die Krankenhäuser dazu übergegan-
res in Kraft getretene Soldatenarbeitszeitverordnung gen, regionale und überregionale Schwerpunkt-
eine weitere Kräftebindung mit sich bringen. Die zentren mit unterschiedlichen fachlichen Disziplinen,
Dauerbelastung für das Sanitätspersonal in den regio- zum Beispiel Traumazentren, entsprechend dem zivi-
nalen Sanitätseinrichtungen nimmt immer größere len Versorgungsbedarf und dem Wettbewerbsumfeld
Ausmaße an. Die Inübunghaltung soldatischer zu bilden. Durch die unterschiedliche Schwerpunkt-
Grundfertigkeiten, Sport- und Schießausbildung oder setzung können die einzelnen Bundeswehrkranken-
Politische Bildung leiden zunehmend. Ohne zusätzli- häuser wegen des dadurch eingegrenzten medizini-
ches Personal können der normale Grundbetrieb schen Fachspektrums jedoch der spezifischen militä-
sowie die Erfüllung der zahlreichen weiteren Aufga- rischen Gesundheitsversorgung nicht mehr in vollem
ben nicht mehr lange sichergestellt werden. Ein- Umfang gerecht werden. Typisches Beispiel ist die
schränkungen im Betrieb sind zu erwarten. einsatzrelevante Verbrennungsmedizin, für die in den
Wie bereits in den letzten Jahresberichten beschrie- Bundeswehrkrankenhäusern seit Jahren nur noch eine
ben, lässt eine informationstechnische Unterstützung sehr eingeschränkte Versorgungskompetenz vorge-
der regionalen Sanitätseinrichtungen zur Patienten- halten wird. Lediglich im Systemverbund aller fünf
datenverwaltung weiter auf sich warten. Dabei dürfte Krankenhäuser sowie durch Kooperationen und Part-
es nicht schwerfallen, ein solches System zu beschaf- nerschaften mit zivilen Gesundheitseinrichtungen
fen. Diese werden im zivilen Gesundheitsbereich fast kann eine Maximalversorgung der Soldatinnen und
überall eingesetzt und sind auf dem Markt verfügbar. Soldaten in allen Fachdisziplinen gewährleistet wer-
Ein modernes Arzt-Praxisinformationssystem den.
könnte die Arbeit des ohnehin nur begrenzt verfügba- Soldatenpatienten ziehen wegen der positiv bewerte-
ren Personals in den Sanitätseinrichtungen erheblich ten Behandlungsqualität in den Bundeswehrkranken-
entlasten. Außerdem könnte damit das Problem der häusern mehrheitlich die stationäre Behandlung in
Verfügbarkeit der Gesundheitsunterlagen am jeweili- einer Bundeswehreinrichtung vor. Der Anspruch auf
gen Behandlungsort der Soldatinnen und Soldaten Fürsorge durch den Dienstherrn, jederzeit und überall
gelöst werden. zuverlässig medizinisch versorgt zu werden, würde
Die im Rahmen der Neuorganisation des Sanitäts- geschmälert, wenn die Bundeswehrkrankenhäuser ihr
dienstes eingetretenen Verzögerungen bei Personal- derzeitiges noch relativ breit angelegtes Versorgungs-
entscheidungen für eine neue Verwendung aufgrund spektrum weiter abbauten. Zu begrüßen ist deshalb,
der Auflösung von Dienststellen haben zu Kritik der
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 67 – Drucksache 18/7250
dass das Bundesministerium der Verteidigung in sei- wie zum Beispiel Anpassungsstörungen oder post-
ner Stellungnahme zum Jahresbericht 2014 klar- traumatische Belastungsstörungen, wurde in allen
gestellt hat, die ursprüngliche Absicht, das beste- Berichten der letzten Jahre kritisch beurteilt. Zu
hende medizinische Fachspektrum einzuschränken begrüßen ist deshalb, dass die Bundeswehr in den
oder zu reduzieren, sei aufgegeben worden. Bereichen der Prävention und Therapie psychischer
Aufgrund des geschilderten Personalmangels in den Erkrankungen erhebliche Anstrengungen unter-
Bundeswehrkrankenhäusern können diese ihre Kapa- nimmt. Sie hat mittlerweile ein breit gefächertes psy-
zitäten sowohl bei der Bettenbelegung als auch bei chosoziales Hilfsangebot für geschädigte Soldatinnen
den Operationsleistungen nicht voll ausschöpfen. Da- und Soldaten sowie ihre Angehörigen und für Hinter-
runter leiden Soldatenpatienten, wenn sie auf Behand- bliebene der im Dienst ums Leben gekommenen Bun-
lungstermine länger warten müssen oder in eine zivile deswehrangehörigen etabliert. Zahlreiche Hilfs- und
Einrichtung weiterverwiesen werden. Auch die Lang- Beratungsmöglichkeiten werden darüber hinaus von
zeiterkrankungen einer erheblichen Anzahl des klini- der Bundeswehr nahestehenden privaten Initiativen,
schen Fachpersonals, insbesondere bei den Pflege- Institutionen, Selbsthilfeorganisationen und Vereinen
kräften, sind ein ernstzunehmendes Signal der Über- angeboten, die über das Psychosoziale Netzwerk der
lastung als Folge von Personalmangel. Die zuge- Bundeswehr verbunden sind. In diesem Netzwerk
sagte Aufstockung des klinischen Personalkörpers arbeiten Truppenärzte, Sozialarbeiter, Militärseelsor-
muss deshalb umgehend realisiert werden. ger und Truppenpsychologen zusammen. Zurzeit
bestehen unter diesem Dach etwa 70 bis 80 regionale
Die Soldatenarbeitszeitverordnung, die zum 1. Januar
Netzwerke. Dennoch ist die psychiatrische und psy-
2016 in Kraft getreten ist, berücksichtigt die beson-
chotherapeutische Versorgung der Soldatinnen und
deren Arbeitszeiten im Sanitätsdienst durch Ermög-
Soldaten mit psychischen Belastungen und Erkran-
lichung einer Ausnahmeregelung von der Regelar-
kungen immer noch nicht ausreichend.
beitszeit, etwa für Operationsteams. Die tatsächlichen
Folgen der Einführung der Arbeitszeitverordnung auf Die Herausforderung besteht darin, den komplexen
den Klinikbetrieb werden sich erst in der Praxis zei- Behandlungsbedarf einsatzbedingter psychischer
gen. Notwendig ist die Einführung einer automatisier- Schädigungen noch besser zu berücksichtigen. Man-
ten Zeiterfassung. Bislang verfügen Bundeswehr- gels anderer statistisch begründbarer Erkenntnisse
krankenhäuser lediglich über ein reines Zeiterfas- muss nach wie vor von den Ergebnissen der 2012 von
sungssystem ohne Möglichkeit der Abrechnung von der FU Dresden erstellten sogenannten Dunkelziffer-
Arbeitszeiten, zum Beispiel zur Berechnung der studie ausgegangen werden. Danach begeben sich
Überstundenvergütung. Ein solches Tool für die Per- nur zehn bis 20 Prozent der einsatzbedingt psychisch
sonaleinsatzplanung ist aber für die Bundeswehr- erkrankten Soldatinnen und Soldaten innerhalb eines
krankenhäuser besonders wichtig. Das Klinikpersonal Jahres in Behandlung, während der große Rest
wird häufig aus dienstlichen Gründen die gesetzlich zunächst nicht erkannt wird und keine professionelle
festgelegte Höchstarbeitszeit nicht einhalten können, Hilfe in Anspruch nimmt. Ausgehend von einer
so dass ein erhöhter Abrechnungsbedarf besteht. zunehmend verbesserten Aufklärung und Entstigma-
tisierung psychischer Erkrankungen ist ein wachsen-
Die Einführung des von der Bundeswehr ausgewähl-
der Versorgungsbedarf zu erwarten.
ten Krankenhausinformationssystems NEXUS für
Krankenhäuser ist noch nicht abgeschlossen. Kran- Im Berichtsjahr sind 235 Soldatinnen und Soldaten
kenhausmitarbeiter klagen trotz einer mehrjährigen erstmalig wegen einer einsatzbedingten posttraumati-
Projektphase immer noch über Probleme bei der schen Belastungsstörung untersucht, behandelt oder
Anwendung. Sie kritisieren zeitintensive Verschlüs- begutachtet worden. Im Jahr 2014 lag diese Zahl noch
selungen, zu wenig geschultes Personal für die Daten- bei 204. Die Anzahl der Behandlungskontakte, das ist
pflege und den Mangel an Schulungen. Außerdem ist die Summe der Erstversorgung Neuerkrankter und
eine zentrale Patientendatenspeicherung wegen unge- der Wiedervorstellungen Erkrankter, beträgt im Jahr
löster datenschutzrechtlicher Probleme nicht möglich. 2015 bezogen auf posttraumatische Belastungsstö-
Insoweit ist die Einführung einer elektronischen rungen 1.750. Im Jahr zuvor waren es 1.697 Behand-
Gesundheitsakte noch in weiter Ferne. Auch der kli- lungskontakte. Die Entwicklung in den letzten Jahren
nikübergreifende Datenaustausch ist nicht möglich. deutet darauf hin, dass die Erkrankungen auch an
Schwere zugenommen haben, woraus längere
Einsatzbedingte psychische Erkrankungen Behandlungszeiten resultieren. Unterschätzt wurde
nach den Feststellungen der Dunkelzifferstudie bis-
Der Umgang der Bundeswehr mit psychischen Schä- lang auch das Risiko anderer einsatzbezogener psy-
digungen von Soldatinnen und Soldaten aufgrund chischer Störungen außer posttraumatischen Belas-
traumatischer Ereignisse in den Auslandseinsätzen, tungsstörungen, wie Angststörungen, Depressionen
und erhöhte Alkoholabhängigkeit.
Drucksache 18/7250 – 68 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Die Behandlungsmöglichkeiten in den Bundeswehr- Das 2014 als Pilotprojekt bei der Panzerbrigade 21
krankenhäusern müssen dem kontinuierlich steigen- erprobte Screeningverfahren zur Erfassung der psy-
den Versorgungsbedarf gerecht werden. Dies ist auch chischen Fitness der Soldatinnen und Soldaten hat
deshalb notwendig, weil jahrelange Erfahrungen zei- aussagekräftige Ergebnisse im Hinblick auf daraus
gen, dass erkrankte Soldatinnen und Soldaten, mit abzuleitende präventive Maßnahmen zur Erhaltung
Ausnahme der Nachbetreuung, überwiegend von beziehungsweise Festigung der Stressresilienz, das
bundeswehreigenen Einrichtungen behandelt werden heißt der Steigerung der inneren Widerstandskraft,
wollen. Da das Klinikpersonal in den Psychiatri- und psychischen Fitness erbracht. Das Screening, das
schen Abteilungen der Bundeswehrkrankenhäu- sich aus einem Fragebogentest sowie einem mit
ser dem gestiegenen Behandlungsbedarf bislang nur jedem Teilnehmer von einem Truppenpsychologen
moderat angepasst worden ist, bestehen für behand- geführten standardisierten Interview zusammen-
lungsbedürftige Soldatinnen und Soldaten derzeit setzte, wurde von den teilnehmenden Soldatinnen und
Wartezeiten von bis zu drei Monaten. Die Wartezei- Soldaten überwiegend positiv bewertet. Auf der
ten in den zivilen Therapieeinrichtungen, in denen Grundlage dieses Verfahrens kann, ausgehend von
sich Soldatinnen und Soldaten alternativ behandeln einem zu ermittelnden persönlichen Basiswert, die
lassen können, sind allerdings noch länger. Zu begrü- psychische Fitness der Soldatinnen und Soldaten in
ßen ist deshalb, dass seit 1. Januar 2015 13 zusätzliche regelmäßigen Abständen überprüft und bei Bedarf
Fachärztliche Untersuchungsstellen Psychiatrie für gestärkt werden. Das Risiko der Entstehung von
die ambulante Versorgung in den regionalen Belastungsstörungen im Einsatz kann so deutlich ver-
Sanitätszentren etabliert sind. Deren Besetzung ist ringert werden. Das Instrument des Screenings sollte
allerdings noch nicht komplett sichergestellt. deshalb in geeigneter Form flächendeckend einge-
Auch in den Bundeswehrkrankenhäusern wurde ein führt und die erforderlichen personellen und techni-
zunehmender Bedarf an ambulanten Behandlungs- schen Mittel zur Verfügung gestellt werden.
möglichkeiten festgestellt. In der neuen Klinikorgani- Weiter im Fokus muss auch die Betreuung Angehö-
sation ist daher eine Ergänzung der stationären Kapa- riger von Einsatzgeschädigten bleiben. Die Familie
zitäten um tagesklinische Behandlungskapazitäten ist die wichtigste Stütze für traumatisierte Soldatin-
vorgesehen. Zum Betreiben der Tageskliniken muss nen und Soldaten während ihrer Erkrankung. Die
nun aber auch ausreichend Personal zur Verfügung Angehörigen werden dadurch jedoch selbst psychisch
gestellt werden. Die Einrichtung von Tageskliniken stark belastet. In Gesprächen mit ihnen wird immer
darf nicht auf Kosten des stationären Bettenumfanges wieder der Wunsch nach Wahrnehmung und Hilfe
gehen, der Bedarf an stationären Therapien hat sich durch die Bundeswehr geäußert. Zu begrüßen ist des-
nicht verringert. Inzwischen sind für Psychiater in der halb, dass die Haushaltsmittel für Betreuungs-
neuen Zielstruktur der Bundeswehrkrankenhäuser 44 maßnahmen für Angehörige erhöht wurden. So kön-
Dienstposten und damit zehn mehr als bisher vorge- nen in die Einsatznachbereitungsseminare auch An-
sehen. 2017 werden aus heutiger Sicht erstmals alle gehörige eingebunden werden, ohne dass diesen Kos-
Dienstposten besetzt sein. Daneben besteht die Her- ten entstehen. Hervorzuheben ist in diesem Zusam-
ausforderung, die in den Ruhestand eintretenden Psy- menhang das mehrmals im Jahr stattfindende Fach-
chiater zu ersetzen. seminar der Bundeswehr „Betreuung und Fürsorge
Die wegen zu geringer bundeswehreigener Kapazitä- unter einem Dach“, das sich nicht nur um betroffene
ten notwendige Einbindung ziviler (Reha-)Kliniken Soldatinnen und Soldaten, sondern vor allem um
und niedergelassener Therapeuten in die Behandlung deren familiäre Situation und die teilnehmenden
psychisch Einsatzgeschädigter wird dadurch Familienangehörigen sowie um Hinterbliebene küm-
erschwert, dass bundesweit auch zu wenig ausgebil- mert. Durch die betreuenden Personen – Psycholo-
dete zivile Psychotherapeuten zur Verfügung stehen. gen, Mitarbeiter des Sozial-, Berufsförderungs- und
Zu begrüßen ist deshalb, dass die im Rahmen der mit Sanitätsdienstes sowie Lotsen – wird vorbildliche
der Bundespsychotherapeutenkammer getroffenen Arbeit geleistet. Die Fortführung und weitere Finan-
Kooperationsvereinbarung regelmäßig stattfindenden zierung dieser Seminare ist daher sicherzustellen.
Fortbildungsveranstaltungen für zivile Therapeuten Anerkennung verdienen auch die Familien- und
erkennbar einen qualitativen Multiplikatoreneffekt Angehörigenseminare des Psychotraumazentrums
haben. Die teilnehmenden Therapeuten werden für beim Bundeswehrkrankenhaus Berlin und der Evan-
die Besonderheiten psychischer Schädigungen von gelischen Militärseelsorge sowie die von Bundes-
Einsatzteilnehmern sensibilisiert und werden befä- wehrkrankenhäusern und der Katholischen Militär-
higt, betroffene Soldatinnen und Soldaten zu behan- seelsorge zum Beispiel angebotenen Angehörigen-
deln. gruppen oder Paarwochenenden. Allerdings werden
Behandlungskosten von selbst psychisch erkrankten
Familienangehörigen aufgrund von Einsatzfolgen
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69 – Drucksache 18/7250
wehr ist die Dauer der Verfahren zur Anerken- und Fragestellungen im Zusammenhang mit Einsatz-
nung einer Wehrdienstbeschädigung nach wie vor schädigungen – insbesondere posttraumatische Belas-
zu beanstanden. Die seit Jahren geforderte deutliche tungsstörungen –, aber auch Einzelfälle besprochen.
Verkürzung der Verfahrensdauer konnte bislang nicht Dieser Informationsaustausch ist wertvoll, um mögli-
erreicht werden. Im Bundesamt für das Personal- chen weiteren Handlungsbedarf zu erkennen und die
management der Bundeswehr bearbeiten derzeit rund Beschädigtenverfahren zu koordinieren und zu straf-
30 Sachbearbeiter etwa 5.000 Versorgungsverfahren. fen.
Ein Verfahren dauert im Durchschnitt etwa
15 Monate; nicht wenige Verfahren haben jedoch Einsatzversorgung
Bearbeitungszeiten von zwei Jahren und mehr. Dies
Die vom Deutschen Bundestag verabschiedeten
gilt insbesondere für Verfahren, in denen es um die
Gesetze zur Einsatzversorgung haben zu erheblichen
Anerkennung psychischer Einsatzschäden geht. Die
Verbesserungen der sozialen Absicherung von im
langen Wartezeiten sind für psychisch Kranke eine
Auslandseinsatz versehrten Soldatinnen und Soldaten
besondere Belastung, die auch den Genesungsprozess
geführt.
negativ beeinflusst. Deshalb sollte gerade vor diesem
Hintergrund eine schnellere Entscheidung herbei- So wurde unter anderem der Stichtag zur Berücksich-
geführt werden. tigung der erhöhten Einmalentschädigung durch das
Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes
In den bislang von den Versorgungsämtern der Bun-
in der Bundeswehr auf den 1. November 1991 vorver-
desländer geführten Beschädigtenverfahren kam und
legt. Damit können jetzt auch die Einsatzunfälle aus
kommt es infolge der Übergabe und Neuordnung der
den frühen UN-Missionen in Kambodscha, Somalia
Akten im Bundesamt für das Personalmanagement
und im ehemaligen Jugoslawien berücksichtigt wer-
der Bundeswehr teilweise zu längeren Phasen der
den.
Nichtbearbeitung. Diese der Übergangssituation
geschuldete Verzögerung ist bedauerlich und für die Derzeit werden die Regelungen der Einsatzversor-
Betroffenen mit zum Teil erheblichen Zahlungsverzö- gung unter bestimmten Voraussetzungen auch auf
gerungen verbunden, lässt sich jedoch nicht vollstän- nicht vom Deutschen Bundestag mandatierte Einsätze
dig vermeiden. Um Transparenz herzustellen und das im Ausland angewandt. Das ist zu begrüßen. Es sollte
Vertrauen in die Verfahrensbearbeitung nicht zu der Grundsatz gelten: „Einsatzgleich“ ist „Einsatz“.
beschädigen, sollten die Betroffenen während der Für einsatzgleiche Verpflichtungen, wie zum Beispiel
gesamten Dauer des Verfahrens zumindest kontinu- für den nicht mandatierten Einsatz der Flottendienst-
ierlich über dessen Fortgang informiert werden und boote im Mittelmeer oder das Air Policing in Estland,
regelmäßig Zwischennachrichten erhalten. ist derzeit eine gesteigerte Gefährdungslage An-
Die Erstellung der in Wehrdienstbeschädigungsver- spruchsvoraussetzung. Eine solche wird im Fall einer
fahren notwendigen versorgungsmedizinischen Gut- Gesundheitsschädigung stets nachträglich durch das
achten erfolgt zentral durch den Ärztlichen Dienst für Bundesministerium der Verteidigung festgelegt, so
Sozial- und Versorgungsmedizin im Bundesamt für dass von einem Unfall betroffenen Soldatinnen und
das Personalmanagement der Bundeswehr. Positiv zu Soldaten Versorgungsleistungen im Umfang der Ein-
vermerken ist, dass hier zukünftig zwei Fachärzte satzversorgung zustehen.
„Psychiatrie“ mit der Zusatzbezeichnung „Sozialme- Eine Ausweitung der Einsatzversorgung auf Schädi-
dizin“ als Gutachter tätig sind. Dadurch muss in Ver- gungen im Rahmen der Einsatzvorbereitung ist dage-
fahren zur Anerkennung einer psychischen Einsatz- gen mit den bestehenden Regelungen nicht möglich.
schädigung nicht mehr ausschließlich auf zivile, mit Auch eine Gesetzesergänzung hält das Bundesminis-
den Besonderheiten der Bundeswehr nicht vertraute terium der Verteidigung für nicht durchsetzbar. Diese
Gutachter zurückgegriffen werden. Es ist zu wün- ablehnende Haltung sollte im Interesse geschädigter
schen, dass künftig Betroffene vermehrt persönlich Soldatinnen und Soldaten überdacht werden, da in
angehört werden und nicht nur auf Gutachten nach bekannt gewordenen Einzelfällen keine zufriedenstel-
Aktenlage zurückgegriffen wird. lenden Versorgungsleistungen gewährt werden konn-
Erfolgreich bewährt hat sich die schon seit mehreren ten.
Jahren bestehende Arbeitsgemeinschaft Posttraumati- Im letzten Jahresbericht wurde die „Vermutungsre-
sche Belastungsstörungen. Darin werden unter der gelung“ der Einsatzunfallverordnung zur Beschleuni-
Leitung des Beauftragten des Verteidigungsministe- gung der Verfahren im Rahmen der Einsatzversor-
riums für einsatzbedingte posttraumatische Belas- gung bei psychischen Einsatzschädigungen positiv
tungsstörungen und Einsatzgeschädigte gemeinsam hervorgehoben. Die Anwendung der Verordnung auf
mit Fachleuten des Ministeriums und des nachgeord- Soldatinnen und Soldaten, die nicht an bestimmten
neten Bereichs regelmäßig grundsätzliche Probleme bewaffneten Auseinandersetzungen teilgenommen
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71 – Drucksache 18/7250
haben, aber einer vergleichbaren Belastung ausge- schädigungsansprüche in äußerst komplexen Verwal-
setzt waren, ist nach dem Verordnungstext ebenfalls tungsverfahren mit zeitaufwändigen Sachverhalts-
möglich. Allerdings werden Einsatzteilnehmer, die ermittlungen und der Prüfung konkurrierender Risi-
beispielsweise an der Untersuchung beziehungsweise kofaktoren (zum Beispiel Nikotingenuss) geltend ma-
Öffnung von Massengräbern im ehemaligen Jugosla- chen und häufig nach einer Ablehnung in langjähri-
wien beteiligt waren, oder solche, die durch Waffen- gen Gerichtsverfahren weiter verfolgen. Diese blei-
gewalt bedroht wurden und ihr Leben dadurch gefähr- ben zum großen Teil ohne Erfolg, da Gerichte die
det sahen, nicht in diese Vermutungsregelung einbe- behördliche Anerkennungspraxis bislang überwie-
zogen. Diese Auslegungspraxis ist zu hinterfragen. gend bestätigten. Erst in jüngster Vergangenheit
Psychische Erkrankungen, die später als fünf Jahre haben mehrere Gerichte im Rahmen der Beweiswür-
nach Beendigung einer besonderen Auslandsverwen- digung zugunsten Geschädigter entschieden und deut-
dung auftreten, werden von der Verordnung aus- lich die nicht zufriedenstellende Mitarbeit der Bun-
drücklich nicht erfasst. Diese Fünfjahresfrist greift zu deswehrverwaltung kritisiert. In rund 240 Fällen sind
kurz, wie Fälle ausgeschiedener ehemaliger Einsatz- ehemalige Radarsoldaten bereits verstorben.
teilnehmer, zum Beispiel aus dem ehemaligen Jugo- Einige verstarben während der noch laufenden
slawien, zeigen. Bei diesen sind erst nach über fünf Gerichtsverfahren und ohne ihre Krankheit als Strah-
Jahren psychische Symptome aufgetreten. Es ist des- lenschädigung anerkannt zu bekommen. Wegen des
halb zu empfehlen, auch diese Fälle in die Einsatz- hohen Alters und der schweren Erkrankung vieler
unfallverordnung aufzunehmen. Betroffener ist zu befürchten, dass solche Fälle zuneh-
men werden. Noch immer sind über 50 derartige
Schwerbehinderung bei Soldatinnen und Sol- Sachverhalte vor Gerichten anhängig.
daten Die Anerkennungspraxis für Geschädigte beruht bis-
lang auf den Expertenfeststellungen der vom Vertei-
In der Bundeswehr leisten derzeit rund 700 körperlich
digungsausschuss des Deutschen Bundestages 2002
und seelisch schwerbehinderte Soldatinnen und Sol-
eingesetzten Radarkommission. Diese empfahl nach
daten Dienst, darunter auch Einsatzgeschädigte. Ein
dem damaligen wissenschaftlichen Stand zur Strah-
Großteil von ihnen wird in Kommandobehörden und
lenbelastung nur bösartige (maligne) Tumore und
Ämtern verwendet. Die Bundeswehr ist für Schwer-
Katarakte (Grauer Star) als „qualifizierende Erkran-
behinderte ein attraktiver Arbeitgeber, weil vielfache
kungen“ in Wehrdienstbeschädigungsverfahren anzu-
Unterstützungs- und Integrationsangebote bestehen.
erkennen, ohne einen konkret nachweisbaren Kausal-
Auf gesundheitliche Beeinträchtigungen wird bei der
zusammenhang zwischen der Tätigkeit an einem
Dienstgestaltung und bei der Personalplanung
Radargerät und der späteren Erkrankung zu verlan-
und -entwicklung weitgehend Rücksicht genommen.
gen. Bei anderen Krankheitsbildern wurde keine aus-
Schon vor Inkraftsetzung des Aktionsplans zur Um-
reichende Wahrscheinlichkeit für die Verursachung
setzung der UN-Behindertenrechtskonvention am
durch Radargeräte gesehen. Unter Berücksichtigung
22. April 2015 wurde die Teilhabe Schwerbehinderter
dieser Empfehlungen konnten bislang lediglich etwa
am Dienst in der Bundeswehr gefördert.
30 Prozent der Beschädigtenverfahren positiv
Allerdings gibt es auch noch ungelöste Probleme. So beschieden werden.
fehlen konzeptionelle Vorgaben zur Einstufung von
Zu kritisieren ist, dass die Bundeswehrbehörden
Dienstposten als schwerbehindertengeeignet. Des
beziehungsweise die bisher für ehemalige Soldaten
Weiteren gibt es außerhalb der Einsatzversorgung
zuständigen Versorgungsverwaltungen der Länder
keine gesicherte Möglichkeit für eine gewünschte
bis heute an diesen Empfehlungen festgehalten haben,
Weiterverwendung von Soldatinnen und Soldaten auf
ohne neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Strah-
Zeit, die infolge eines Dienstunfalls eine Schwer-
lenbelastung überhaupt in Betracht zu ziehen. Auch
behinderung erlitten haben. Die Bundeswehr sollte
die sachdienlichen Vorschläge der Interessenvertre-
auch hier ihrer Fürsorgeverantwortung gerecht wer-
tung der Erkrankten und des Bundes zur Unterstüt-
den.
zung Radargeschädigter zur Lösung der noch offenen
Fragen in der Radarstrahlenthematik wurden vom
Stand der Radarstrahlenproblematik
Bundesministerium der Verteidigung nicht aufgegrif-
Die sogenannte Radarstrahlenproblematik ist seit fen. Mitte 2015 hat sich der Petitionsausschuss des
nunmehr 15 Jahren Thema von Auseinandersetzun- Deutschen Bundestages der Radarstrahlenthematik
gen in Beschädigungsverfahren ehemaliger Soldaten, angenommen und eine Petition an das Bundes-
die in der Zeit von 1960 bis 1985 Kontakt mit Radar- ministerium der Verteidigung überwiesen, mit dem
geräten hatten (Radartechniker und Unterstützungs- Ziel, eine begünstigte Beweiserleichterung für alle
personal). Geschädigte müssen bis heute ihre Ent- geschädigten ehemaligen Radarsoldaten in Versor-
gungsverfahren zu erreichen. Das Ministerium sollte
Drucksache 18/7250 – 72 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
deshalb nun endlich neue wissenschaftliche 3,2 Millionen Euro finanzielle Unterstützung
Erkenntnisse zur Verursachung von Erkrankungen gewährt. 167 Antragsteller, davon 121 Radargeschä-
durch Radarstrahlen prüfen und gegebenenfalls die digte beziehungsweise deren Angehörige, erhielten
Anerkennungspraxis ändern. Grundlage dafür können Unterstützungsleistungen zwischen 1.000 und
die Ergebnisse des im Februar 2015 unter Leitung des 110.000 Euro. Hervorzuheben ist, dass die Unterstüt-
Vorsitzenden des Vergabeausschusses der Härtefall- zungsleistungen weder als Einkommen zu versteuern,
stiftung durchgeführten Fachsymposiums sein. noch in der Sozialhilfe anzurechnen sind. Über die
Themenschwerpunkte waren der Zusammenhang Leistungsvergabe entscheidet der Vergabeausschuss
zwischen ionisierenden Strahlungen und dem der Stiftung, ohne Weisungen des Bundesministeri-
Auftreten bestimmter Erkrankungen, die von der ums der Verteidigung unterworfen zu sein. Der Här-
Radarkommission nicht als qualifizierende tefallstiftung gebührt Dank für die unbürokratische
Erkrankungen anerkannt wurden. Außerdem ging es Unterstützung aktiver und ehemaliger Soldatinnen
um die Frage genetischer Defekte bei Nachkommen und Soldaten, die ansonsten keinerlei Versorgungs-
von durch Radarstrahlen Belasteter. Die soziale leistung erhalten hätten.
Absicherung dieser gengeschädigten Kinder ist nach
wie vor nicht geklärt, was aus Sicht des
Wehrbeauftragten ebenfalls unbefriedigend ist.
Deutsche Härtefallstiftung
Die Deutsche Härtefallstiftung unterstützt aktive und
ehemalige Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr
und ehemalige Angehörige der Nationalen Volksar- Dr. Hans-Peter Bartels
mee sowie deren Familien in besonderen Härtefällen Wehrbeauftragter
einer durch den Dienst erlittenen Gesundheitsschädi-
gung, wenn reguläre Versorgungsverfahren zu keiner
Entschädigung geführt haben. Seit 2012 hat die Stif-
tung 261 Unterstützungsanträge behandelt und rund
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 73 – Drucksache 18/7250
Auszug aus der Geschäftsordnung des Deutschen (2) Der Verteidigungsausschuss hat dem Bundestag
Bundestages in der Fassung der Bekanntmachung Bericht zu erstatten.
vom 2. Juli 1980 (BGBl. I S. 1237), zuletzt geän-
dert laut Bekanntmachung vom 23. April 2014 § 115
(BGBl. I S. 534) Beratung der Berichte des Wehrbeauftragten
(1) Der Präsident erteilt dem Wehrbeauftragten in der
§ 113
Aussprache über die von ihm vorgelegten Berichte das
Wahl des Wehrbeauftragten Wort, wenn es von einer Fraktion oder von anwesen-
Die Wahl des Wehrbeauftragten erfolgt mit verdeck- den fünf vom Hundert der Mitglieder des Deutschen
ten Stimmzetteln (§ 49). Bundestages verlangt worden ist.
(2) Die Herbeirufung des Wehrbeauftragten zu den
§ 114 Sitzungen des Bundestages kann von einer Fraktion
Berichte des Wehrbeauftragten oder von anwesenden fünf vom Hundert der Mitglie-
(1) Die Berichte des Wehrbeauftragten überweist der der des Deutschen Bundestages verlangt werden;
Präsident dem Verteidigungsausschuss, es sei denn, Absatz 1 findet entsprechende Anwendung.
dass eine Fraktion oder fünf vom Hundert der Mitglie-
der des Bundestages verlangen, ihn auf die Tagesord-
nung zu setzen.
Einstufung: Offen
Einsatzrelevanz: Ja
Berichtspflichten Nein
Version: 1
Verfahren hat sie oder er das Recht zur Ak- 304. Die Bearbeitung von Angelegenheiten der oder
teneinsicht wie eine Verfahrensbeteiligte des Wehrbeauftragten innerhalb des Bundes-
bzw. ein Verfahrensbeteiligter. ministeriums der Verteidigung richtet sich nach
206. Sie oder er kann den zuständigen Stellen Gele- den entsprechenden Regelungen der GO-
genheit zur Regelung einer Angelegenheit ge- BMVg.
ben. 305. Werden übergeordnete Vorgesetzte zu einer
207. Sie oder er kann einen Vorgang der Stelle zu- Stellungnahme aufgefordert, so veranlassen sie
leiten, die für die Einleitung eines Straf- oder die Überprüfung des Sachverhaltes und über-
Disziplinarverfahrens zuständig ist. senden das ihnen vorgelegte Untersuchungser-
gebnis zusammen mit der eigenen Stellung-
208. Mit Ausnahme des Besuchsrechts nach Num-
nahme an die Wehrbeauftragte oder den Wehr-
mer 204 können die Befugnisse auch von den
beauftragten.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der oder
des Wehrbeauftragten wahrgenommen wer- 306. Wird der dem BMVg nachgeordnete Bereich
den. Informationsbesuche der Mitarbeiterin- mit Vorgängen von der Wehrbeauftragten bzw.
nen und Mitarbeiter sind vorher anzumelden. dem Wehrbeauftragten unmittelbar, d. h. ohne
Einbindung des Ministeriums, befasst, gilt
grundsätzlich die Zentrale Dienstvorschrift
3 Verfahrensregelungen „Zusammenarbeit des BMVg mit den Dienst-
3.1 Allgemein stellen des nachgeordneten Bereiches“
Wehrbeauftragtenangelegenheiten sind vordringlich (A-500/1). Bei Vorgängen mit Bedeutung für
zu bearbeiten. Bei längerer Dauer der Bearbeitung ist die Leitung des BMVg ist die entsprechende
die oder der Wehrbeauftragte in angemessenen Zeitab- fachliche Stelle im BMVg nachrichtlich zu
ständen über den Stand der Angelegenheit durch die beteiligen. In Fällen von herausgehobener
Dienststelle zu unterrichten, die die Stellungnahme ab- grundsätzlicher bzw. strategischer Bedeutung
zugeben hat. ist der ministeriellen fachlich zuständigen Stelle
vor Abgang auf dem Dienstweg zu berichten.
Wenn im Zusammenhang mit einem Ersuchen der
Das Referat FüSK II 3 ist in beiden Fällen
oder des Wehrbeauftragten um Auskunft oder Akten-
nachrichtlich zu beteiligen.
einsicht sowie bei Besuchen Zweifel bestehen, ob
zwingende Geheimhaltungsgründe dem Ersuchen ent- 307. Stellungnahmen von Dienststellen der Bundes-
gegenstehen, ist unverzüglich die Entscheidung der wehr, die nach Ersuchen durch die Wehrbeauf-
Bundesministerin oder des Bundesministers der Ver- tragte oder den Wehrbeauftragten aufgrund von
teidigung über das BMVg FüSK II 3 einzuholen. Die Meldungen gem. der ZDv 10/13 „Besondere
oder der Wehrbeauftragte ist hierüber zu unterrichten. Vorkommnisse“ in den unten genannten Fällen
oder aufgrund von Eingaben abgegeben wur-
3.2 Bearbeitung
den, sind unmittelbar mit den entstandenen
Für die Bearbeitung eines von der oder dem Wehrbe- wesentlichen Vorgängen nach Abgang über das
auftragten übersandten Ersuchens gilt: Zentrum Innere Führung, Bereich Innere und
302. Schreibt die oder der Wehrbeauftragte persön- Soziale Lage, dem BMVg FüSK II 3 vorzule-
lich Angehörige der Bundeswehr an, antwortet gen. Dies betrifft
diejenige bzw. derjenige, an die bzw. den das x Eingaben oder Meldungen mit Verdacht
Schreiben gerichtet ist. Schreibt die oder der auf „Straftaten nach dem Wehrstrafgesetz-
Wehrbeauftragte eine Dienststelle an, antwortet buch“ gem. Anlage 6/1 (0601 – 0606) und
die Dienststellenleiterin bzw. der Dienststellen- Anlage 7/1 (0701 – 0703),
leiter. Die abschließende Stellungnahme ist
grundsätzlich durch die Dienststellenleitung x Eingaben oder Meldungen mit „Verdacht
selbst zu zeichnen. auf Straftaten gegen die sexuelle Selbstbe-
stimmung“ (Anlage 8/1; 0801),
303. Erforderliche Untersuchungen führt die oder
der jeweils zuständige Disziplinarvorgesetzte xEingaben oder Meldungen mit „Verdacht auf
durch. Festgestellte Mängel sind abzustellen. Friedensverrat, Hochverrat und Gefährdung des
Gleiches gilt, wenn eine Dienststelle der Bun- demokratischen Rechtsstaates“ (Anlage 9/1;
deswehr durch das BMVg mit der Beantwor- 0901), „Betätigung gegen die freiheitliche
tung eines Ersuchens der oder des Wehrbeauf- demokratische Grundordnung durch Soldaten
tragten beauftragt wurde. und Soldatinnen“ und „Störung der
Gemeinsamkeit des Dienstes wegen Betätigung
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 81 – Drucksache 18/7250
zugunsten/ungunsten einer bestimmten politi- 313. Grundsätzlich wird ein Verfahren durch ein
schen Richtung durch Soldaten und Schreiben der oder des Wehrbeauftragten abge-
Soldatinnen“ (Anlage 15/1; 1501, 1502). schlossen. Teilt die oder der Wehrbeauftragte
308. Darüber hinaus sind auf Anforderung dem den Abschluss des Verfahrens mit, so ist dies
BMVg alle von Dienststellen der Bundeswehr mit dem Ergebnis ihrer oder seiner Prüfung den
abgegebenen Stellungnahmen mit den entstan- beteiligten Dienststellen und den von der Ein-
denen wesentlichen Vorgängen nach Abgang gabe betroffenen Personen bekanntzugeben.
auf dem Dienstweg vorzulegen, wenn der An- 314. Eingaben, welche die oder der Wehrbeauftragte
gelegenheit politische oder öffentliche/mediale Dienststellen der Bundeswehr zur Stellung-
Bedeutung beizumessen ist oder in der Sache nahme übersendet, dürfen nur dann als Be-
ein gerichtliches Disziplinarverfahren oder ein schwerden nach der Wehrbeschwerdeordnung
Strafverfahren eingeleitet wurde oder die Ein- (WBO) behandelt werden, wenn eine solche
leitung zu erwarten ist. Umdeutung dem ausdrücklichen Willen der Pe-
309. Soweit Soldatinnen oder Soldaten im Zusam- tentin oder des Petenten entspricht.
menhang mit ihren Eingaben an die Wehrbeauf-
tragte oder den Wehrbeauftragten die behan-
delnden Ärzte oder ärztlichen Gutachter von 3.3 Anhörungen
deren ärztlicher Schweigepflicht entbinden, be-
zieht sich dies im Zweifel ausschließlich auf de- 315. Macht die oder der Wehrbeauftragte von dem
ren Stellungnahmen unmittelbar gegenüber der Recht auf Auskunft und Akteneinsicht (Num-
bzw. dem Wehrbeauftragten. mer 202)Gebrauch, ist dies in jeder Hinsicht zu
Mehrausfertigungen dieser Stellungnahmen so- unterstützen. Für die Anhörung ist, soweit er-
wie diesen beigefügte Anlagen, die anderen forderlich, Dienstbefreiung oder Sonderurlaub
Dienststellen – einschließlich des Bundesminis- gemäß § 9 der Soldatenurlaubsverordnung
teriums der Verteidigung – auf dem Dienstweg (SUV) in Verbindung mit Nummer 72 der Aus-
vorzulegen sind, dürfen keine Tatsachen oder führungsbestimmungen zur SUV (ZDv 14/5 F
Wertungen enthalten, die der ärztlichen 511) zu erteilen.
Schweigepflicht unterliegen. 316. Soweit über Angelegenheiten angehört werden
310. Die an die Wehrbeauftragte oder den Wehrbe- soll, die der Pflicht zur Verschwiegenheit unter-
auftragten gerichteten Stellungnahmen sind ge- liegen, können Anzuhörende über Vorgänge bis
gebenenfalls so abzufassen, dass die der ärztli- zum Verschlussgrad „Verschlusssache – Nur
chen Schweigepflicht unterliegenden Aussagen für den Dienstgebrauch“ (VS-NfD) aussagen.
in einer besonderen Anlage zusammengefasst Bei Vorgängen mit höherem Verschlussgrad
und nur der oder dem Wehrbeauftragten unmit- hat die oder der Anzuhörende die Aussage-
telbar mit dem Originalschreiben übersandt genehmigung über die zuständigen Disziplinar-
werden. vorgesetzten einzuholen. Bei Mitarbeiterinnen
bzw. Mitarbeitern sind die beamtenrechtlichen
311. Über Eingaben, deren Inhalt und entspre-
Vorschriften entsprechend anzuwenden.
chende Stellungnahmen haben alle Beteilig-
ten auch untereinander die Pflicht zur Ver- 317. Können die zuständigen Disziplinarvorgesetz-
schwiegenheit gemäß den gesetzlichen bzw. ta- ten die Genehmigung nicht erteilen, holen sie
rifvertraglichen Regelungen (z. B. § 14 des Sol- die Entscheidung ihrer Vorgesetzten ein. Die
datengesetzes, § 67 des Bundesbeamtengeset- Genehmigung zu versagen bleibt dem BMVg
zes und § 37 Beamtenstatusgesetzes, § 3 Abs. 1 FüSK II 3 vorbehalten.
des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst) 318. Die angehörten Personen werden entsprechend
zu beachten, soweit es nicht die unmittelbare dem Justizvergütungs- und Justizentschädi-
Bearbeitung der Eingabe betrifft. gungsgesetz vom 5. Mai 2004 (BGBl. I S. 718,
312. Den Vorgang zur Prüfung einer Belehrung aus- 776), das zuletzt durch Artikel 13 des Gesetzes
zuwerten, ist erst nach Abschluss des Verfah- vom 5. Dezember 2012 (BGBl. I S. 2418) geän-
rens zulässig. Die Namen der Beteiligten dürfen dert worden ist, entschädigt. Diese erfolgt auf
hierbei nicht bekanntgegeben werden. Antrag durch das Amt der oder des Wehrbeauf-
tragten.
Insbesondere bei Vernehmungen von Soldatin-
nen und Soldaten oder von Zeuginnen und Zeu-
gen ist diesen nur der Teil einer Eingabe zur 3.4 Bearbeitung bei gleichzeitiger Beschwerde
Kenntnis zu geben, der sie selbst betrifft oder zu 319. Wurde eine Beschwerde nach der WBO, ein-
dem sie vernommen werden. schließlich der Disziplinarbeschwerde nach
Drucksache 18/7250 – 82 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Die Anschrift ist gemäß ZDv 10/5 „Leben in unmittelbar Kontakt mit dem Amt der bzw.
der militärischen Gemeinschaft“, Nr. 230 durch des Wehrbeauftragten auf, um ihr bzw. sein
Aushang an der Informationstafel oder dem In- Anliegen unter Beachtung der Geheim-
formationsportal in der Einheit/Dienststelle be- schutzvorschriften vorzutragen.
kannt zu geben. 409. Der oder dem Wehrbeauftragten ist auf An-
403. Eingaben/Schreiben von Bundeswehrangehöri- frage grundsätzlich Auskunft über die in
gen an die Wehrbeauftragte oder den Wehrbe- Nummer 408 genannten Unterlagen und Tat-
auftragten werden auch mit Dienstpost beför- sachen sowie Akteneinsicht in Unterlagen zu
dert. Sie können in der Einheit/Dienststelle ab- gewähren, die höher als VS-NfD eingestuft
gegeben werden. sind. Eine entsprechende Anfrage darf nur
404. Soldatinnen oder Soldaten können sich nur aus zwingenden Gründen der Geheimhaltung
einzeln an die Wehrbeauftragte oder den durch die Bundesministerin oder den Bun-
Wehrbeauftragten wenden. desminister der Verteidigung selbst oder ihre
bzw. seine ständige Vertreterin oder ihren
405. Anonyme Eingaben werden nicht bearbeitet
bzw. seinen ständigen Vertreter im Amt ver-
(§ 8 WBeauftrG).
sagt werden (vgl. § 3 Nr. 1 WBeauftrG). An-
406. Wendet sich eine Soldatin oder ein Soldat vor fragen von Dienststellen zur Entscheidung
Abfassung einer Eingabe an ihre oder seine Dis- sind über das BMVg FüSK II 3 vorzulegen.
ziplinarvorgesetzte bzw. ihren oder seinen Dis-
Die Hinweise in den Nummern 202, 204, 301, 315
ziplinarvorgesetzten, ist ihr bzw. ihm Rat und
und 316, sind dabei zu beachten.
Hilfe zu gewähren. Es ist ein Dienstvergehen
und zugleich eine Straftat nach § 35 des Wehr-
strafgesetzes, wenn Vorgesetzte durch Befehle, 5 Datenschutz
Drohungen, Versprechungen, Geschenke oder 501. Das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) sowie
sonst auf pflichtwidrige Weise Untergebene da- die hierzu erlassenen Durchführungsbestim-
von abhalten, Eingaben an die Wehrbeauftragte mungen zum Bundesdatenschutzgesetz im
oder den Wehrbeauftragten zu richten oder Ein- Geschäftsbereich des Bundesministeriums
gaben unterdrücken. Auch der Versuch ist straf- der Verteidigung (DB-BDSG BMVg) sind
bar und kann als Dienstvergehen geahndet wer- bei der Bearbeitung von Wehrbeauftragten-
den. angelegenheiten (Einholung von Stellung-
407. Die Soldatin oder der Soldat darf nicht dienst- nahmen, Anfertigung von Berichten/ Vorla-
lich gemaßregelt oder benachteiligt werden, gen, Übersendung von Antwortschreiben
weil sie bzw. er sich mit einer Eingabe an die usw.) zu beachten. Hierbei sind die in den
Wehrbeauftragte oder den Wehrbeauftragten DB-BDSG BMVg vorgesehenen Sicherungs-
gewandt hat. Die Beachtung des Benachteili- maßnahmen – bis hin zum Schutzbereich 3 –
gungsverbotes gemäß § 7 Satz 2 WBeauftrG ist zu berücksichtigen.
sicherzustellen. Enthält die Eingabe Dienst-
pflichtverletzungen oder Straftaten, z. B. Belei-
6 Schlussbemerkungen
digungen oder Verleumdungen, kann dies als
Dienstvergehen disziplinar geahndet oder straf- 601. Von allen Vorgesetzten wird erwartet, ver-
gerichtlich verfolgt werden (vgl. ZDv 14/3, B trauensvoll mit der oder dem Wehrbeauftrag-
129). ten zusammenzuarbeiten und ihr bzw. ihm
damit die Möglichkeit zu geben, sich schnell
408. Unterlagen, die höher als VS-NfD eingestuft
und gründlich zu unterrichten.
sind, dürfen Soldatinnen und Soldaten ihren
Eingaben an die Wehrbeauftragte bzw. den Das Verständnis der Soldatinnen und Solda-
Wehrbeauftragten nicht beifügen. Dieses ten für unsere Staats- und Rechtsordnung,
Verbot erstreckt sich auch auf die Darstellung Vertrauen zur Demokratie, aber auch zur
von einzelnen Tatsachen, die ihres oder sei- Bundeswehr können damit wesentlich geför-
nes Wissens nach einem höheren Geheimhal- dert werden.
tungsgrad als VS-NfD unterliegen. Erscheint 602. Alle Disziplinarvorgesetzten sind aufgefor-
die Mitteilung solcher Umstände aus Sicht dert, Erfahrungen in der Anwendung dieses
der Petentin oder des Petenten erforderlich, Erlasses auf dem Dienstweg an BMVg FüSK
kann in der Eingabe darauf hingewiesen wer- II 3 zu melden.
den oder die Petentin bzw. der Petent nimmt
Drucksache 18/7250 – 84 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Statistische Übersichten
Insgesamt sind im Berichtszeitraum 4344 Vorgänge erfasst worden. 236 Vorgänge berührten nicht den Auf-
gabenbereich des Wehrbeauftragten, waren anonym eingegangen, wurden wegen des Inhalts nicht weiter verfolgt
oder waren Anfragen zum gesetzlichen Auftrag des Wehrbeauftragten. Danach verbleiben für den Berichtszeit-
raum 4108 bearbeitete Vorgänge.
Vorgänge, die den Aufgabenbereich des Wehrbeauftragten nicht berührten **) 123
Anonyme Vorgänge 40
Wegen des Inhalts nicht weiter verfolgte Vorgänge 26
Anfragen zum gesetzlichen Auftrag des Wehrbeauftragten 47
*) Unabhängig von den in mandatierten Auslandseinsätzen eingesetzten Soldatinnen und Soldaten haben sich 83 im Aus-
land stationierte Soldatinnen und Soldaten an den Wehrbeauftragten gewandt.
**) Eingaben, für deren Bearbeitung der Wehrbeauftragte nicht zuständig war, wurden entweder an die zuständigen Stellen
weitergeleitet oder der Einsender wurde darüber unterrichtet, dass der Wehrbeauftragte in seiner Sache nicht tätig
werden kann.
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85 – Drucksache 18/7250
Sonstige Erkenntnis-
Ehemalige Soldaten
Familienangehörige
Erkenntnisquellen
Soldaten männlich
Soldaten weiblich
außerhalb der Bw
Abgeordnete des
Truppenbesuche
der Bundeswehr
Organisationen,
Verbände u. Ä.
Vorkommnisse
Privatpersonen
Presseberichte
Gesamtzahl
Bundestages
Einsender,
Besondere
quellen
Grundsatzfragen der Inneren
Führung, Bundeswehr in Staat
16 0 1 6 0 44 2 1 1 1 5 77
und Gesellschaft,
Umstrukturierung
Im Ausland eingesetzte
89 8 6 5 0 5 1 55 3 17 16 205
Soldaten
Menschenführung / soldatische
269 15 8 12 0 31 0 38 6 546 37 962
Ordnung
Verwendungsplanung / Mängel
300 27 3 7 0 21 0 4 0 0 2 364
in der Personalführung / Urlaub
Beförderung 98 9 0 0 0 0 0 1 0 0 2 110
Sicherheitsüberprüfung /
25 0 0 0 0 3 0 11 0 0 7 46
Personalorganisation
Reservistenangelegenheiten /
8 0 0 188 1 9 1 2 0 0 7 216
Wehrübungen
Unterkünfte / Verpflegung /
130 10 1 3 1 9 0 14 0 2 2 172
Bekleidung
Bundeswehrverwaltung
Zentrale Sanitätsdienst-
Bundesministerium der
der Bundeswehr
Streitkräftebasis
Organisations-
stellen der Bw
Verteidigung
insgesamt
Luftwaffe
bereiche
Marine
Heer
Grundsatzfragen der Inneren Führung,
Bundeswehr in Staat und Gesellschaft, 0 2 0 3 8 1 1 62 77
Umstrukturierung
Beförderung 1 33 13 1 25 19 5 13 110
Sicherheitsüberprüfung /
0 13 9 5 6 1 4 8 46
Personalorganisation
Reservistenangelegenheiten /
0 12 9 2 22 7 10 154 216
Wehrübungen
Heilfürsorge 0 56 19 12 36 38 12 76 249
Unbekannter Dienstgrad
Dienstgradgruppen
ohne Portepee
Unteroffiziere
Unteroffiziere
Mannschaften
Stabsoffiziere
mit Portepee
Bundeswehr
Hauptleute
insgesamt
Leutnante
Generäle
Grundsatzfragen der Inneren Führung,
Bundeswehr in Staat und Gesellschaft, 0 3 6 0 9 1 3 55 77
Umstrukturierung
Menschenführung / soldatische
3 32 43 50 225 117 268 224 962
Ordnung
Beförderung 0 11 14 3 66 9 6 1 110
Sicherheitsüberprüfung /
0 4 2 2 10 5 2 21 46
Personalorganisation
Reservistenangelegenheiten /
0 41 18 12 73 14 37 21 216
Wehrübungen
Heilfürsorge 0 25 14 10 83 32 32 53 249
Freiwillig Wehrdienstleistende 96
insgesamt 4108
Jahresdurchschnittsstärken
keit des Wehrbeauftragten
anonyme Eingaben
Sonstige Vorgänge
Sammeleingaben
Gesamtzahl der
nicht berührten
Berichtsjahr
fielen
Jahresdurchschnittsstärken
anonyme Eingaben
Sonstige Vorgänge
Sammeleingaben
Gesamtzahl der
nicht berührten
Berichtsjahr
fielen
1975 6.439 341 0 9 6.089 0 486.206 13,2
Jahresdurchschnittsstärken
anonyme Eingaben
Sonstige Vorgänge
ten nicht berührten
Sammeleingaben
Gesamtzahl der
Berichtsjahr
ten fielen
2008 5.474 67 0 27 5.190 186 247.619 22,1
500.000 10.000
400.000 8.000
Eingaben
300.000 6.000
200.000 4.000
100.000 2.000
0 0
1959 1966 1973 1980 1987 1994 2001 2008 2015
Jahresdurchschnittsstärke Eingaben
der Soldaten
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 91 – Drucksache 18/7250
25,0
Eingabequote
20,0
15,0
10,0
5,0
0,0
1959 1966 1973 1980 1987 1994 2001 2008 2015
Ort Dienststelle
20.01. Augustdorf Panzerbrigade 21
21.01. Geilenkirchen Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr
21.01. Geilenkirchen-Teveren Deutscher Anteil NATO E-3A-Verband
18.02. Regen Panzergrenadierbataillon 112
19.02. Manching Wehrtechnische Dienststelle 61
09.-12.03. Prizren, Cviljen,
Camp Novo Selo, Deutsches Einsatzkontingent KFOR
Pristina/Kosovo
16.04. Germersheim Luftwaffenausbildungsbataillon
27.04. Schwarzenborn Jägerregiment 1
28.04. Fritzlar Kampfhubschrauberregiment 36
28.04. Rotenburg 9./Feldjägerregiment 2
28.05. Munster Panzergrenadierbataillon 371
02.06. Eckernförde 1. U-Bootgeschwader
04.06. Hannover Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr
08.06. Wunstorf Lufttransportgeschwader 62
26.06. Weißenfels Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung
06.08. Idar-Oberstein Artillerielehrbataillon 345
11.08. Bischofswiesen Gebirgsjägerbataillon 232
18.08. Bückeburg Heeresfliegerwaffenschule/ Internationales Hubschrauber-
ausbildungszentrum
20.-21.08. Rom/Italien Operatives Hauptquartier European Union Naval Force
Mediterranean
Catania/Italien Tender „Werra“
Drucksache 18/7250 – 92 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
4. Besuchergruppen
In der Dienststelle wurden 60 Besuchergruppen durch den Wehrbeauftragten oder seine Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter begrüßt. So informierten sich Soldatinnen und Soldaten unter anderem der Marineunter-
offizierschule, der Offiziersschulen des Heeres und der Luftwaffe, des Kommandos Heer, des Einsatz-
führungskommandos, der Division Schnelle Kräfte und der Bundeswehrkrankenhäuser über die verfassungs-
mäßige Stellung des Wehrbeauftragten, seine Aufgaben und die Schwerpunkte seiner Arbeit. Darüber hinaus
besuchten internationale Gäste das Amt, darunter der britische Generalstabslehrgang, zahlreiche Soldatinnen
und Soldaten der Partnerschaftsseminare des Zentrums Innere Führung und internationaler Streitkräfteseminare
verschiedener politischer Stiftungen. Schließlich befanden sich unter den Besuchern auch Gruppen des
Bundeswehrverbandes, des Reservistenverbandes sowie Militärgeistliche.
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 93 – Drucksache 18/7250
Übersicht über die Jahresberichte 1959 bis 2015 und deren Beratung durch den Deutschen
Bundestag
(Bundestagsdrucksache)
Stenografischen Bericht
Bundestagsdrucksache
Vorlagedatum
Fundstelle im
Nummer der
Berichtsjahr
ausschusses
Datum
1796 2937
1959 8. April 1960 29. Juni 1961 16 S. 9670 ff.
3. WP 3. WP
2666 2937
1960 14. April 1961 29. Juni 1961 16 S. 9670 ff.
3. WP 3. WP
1961 27. April 1962 IV/371 VI/477 27. Juni 1962 3 S. 1555 ff.
1962 11. April 1963 IV/1183 IV/1377 21. Februar 1964 11 S. 5359 ff.
11. Dezember 1964
1963 4. Juni 1964 IV/2305 IV/2795 15 S. 7585 ff.
und 21. Januar 1965
1964 4. Juni 1965 IV/3524 V/1641 11. Mai 1967 10 S. 5179 ff.
1965 7. Juli 1966 V/820 V/1641 11. Mai 1967 10 S. 5179 ff.
1966 31. Mai 1967 V/1825 V/1926 29. Juni 1967 11 S. 5903 ff.
1967 22. Mai 1968 V/2948 V/3422 15. Januar 1969 20 S. 11207 ff.
1968 19. Februar 1969 V/3912 V/4425 27. Juni 1969 24 S. 13603 ff.
11. März 1970 3 S. 1743 ff.
1969 26. Februar 1970 VI/453 VI/800
und 2. Juni 1970 5 S. 2813 ff.
1970 1. März 1971 VI/1942 VI/2168 12. Mai 1971 12 S. 7073 ff.
14. April 1972 18 S. 10522 ff.
1971 9. Februar 1972 VI/3232 VI/3499
und 23. Juni 1972 19 S. 11511 ff.
1972 15. März 1973 7/334 7/1208 29. November 1973 6 S. 3997 ff.
1973 7. März 1974 7/1765 7/2726 5. Dezember 1974 13 S. 9160 ff.
18. April 1975 16 S. 11555 ff.
1974 13. Februar 1975 7/3228 7/3762
und 8. April 1976 23 S. 16487 ff.
8. April 1976 23 S. 16487 ff.
1975 27. Februar 1976 7/4812 7/5342
und 25. Juni 1976 25 S. 18102 ff.
1976 3. März 1977 8/153 8/968 20. Oktober 1977 5 S. 3765 ff.
17. November 1978 11 S. 9184 ff.
1977 6. März 1978 8/1581 8/2224
und 7. Dezember 1978 12 S. 9591 ff.
18. Mai 1979 15 S. 12391 ff.
1978 6. März 1979 8/2625 8/2986
und 27. Juni 1979 16 S. 12968 ff.
26. Juni 1980 22 S. 18309 ff.
1979 18. März 1980 8/3800 8/4374
und 3. Juli 1980 22 S. 18676 ff.
14. Mai 1981 3 S. 1864 ff.
1980 17. März 1981 9/240 9/1399
und 12. März 1982 9 S. 5552 ff.
1981 3. März 1982 9/1406 9/1695 9. Juni 1982 10 S. 6317 ff.
1982 3. März 1983 9/2425 10/136 29. September 1983 2 S. 1714 ff.
1983 24. Februar 1984 10/1061 10/1611 4. Oktober 1984 8 S. 6473 ff.
14. März 1985 12 S. 9261 ff.
1984 28. Februar 1985 10/2946 10/3779
und 27. September 1985 16 S. 11983 ff.
Drucksache 18/7250 – 94 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
(Bundestagsdrucksache)
Stenografischen Bericht
Bundestagsdrucksache
Vorlagedatum
Fundstelle im
Nummer der
Berichtsjahr
ausschusses
Datum
15. Mai 1986 21 S. 16669
1985 28. Februar 1986 10/5132 10/5722
und 25. Juni 1986 22 S. 17405 ff.
1986 9. März 1987 11/42 11/1131 10. Dezember 1987 4 S. 3491 ff.
S. 5015
21. April 1988 7
1987 21. März 1988 11/2034 11/2528 S. 5935 ff.
und 23. Juni 1988 8
S. 5943 ff.
1988 15. Februar 1989 11/3998 11/4809 22. Juni 1989 15 S. 11426 ff.
1989 14. Februar 1990 11/6522 11/7798 13. September 1990 22 S. 17731 ff.
1990 21. März 1991 12/230 12/1073 19. September 1991 4 S. 3359 ff.
1991 12. März 1992 12/2200 12/2782 8. Oktober 1992 11 S. 9418 ff.
18. Juni 1993 16 S. 14110 ff.
1992 23. März 1993 12/4600 12/6322
15. April 1994 22 S. 19068 ff.
1993 08. März 1994 12/6950 12/8465 21. September 1994 24 S. 21690
1994 7. März 1995 13/700 13/2649 29. Februar 1996 8 S. 7876 ff.
1995 5. März 1996 13/3900 13/5400 7. November 1996 13 S. 12139 ff.
1996 11. März 1997 13/7100 13/8468 30. Oktober 1997 20 S. 18021 ff.
1997 3. März 1998 13/10000 13/11067 24. Juni 1998 24 S. 22740 ff.
1998 16. März 1999 14/500 14/1807 21. Januar 2000 8 S. 7595 ff.
6. April 2000 9 S. 9117
1999 14. März 2000 14/2900 14/4204
und 26. Oktober 2000 12 S. 12186 ff.
31. Mai 2001 17 S. 16995 ff.
2000 13. März 2001 14/5400 14/7111
und 15. November 2001 20 S. 19734 ff.
2001 12. März 2002 14/8330 -- 19. April 2002 23 S. 23000 ff.
3. April 2003 3 S. 3055 ff.
2002 11. März 2003 15/500 15/1837
und 13. November 2003 7 S. 6506 ff.
6. Mai 2004 10 S. 9837 ff.
2003 9. März 2004 15/2600 15/4475
und 16. Dezember 2004 14 S. 13808 ff.
2004 15. März 2005 15/5000 20. Januar 2006 1 S. 825 ff.
30. Juni 2006 4 S. 4298 ff.
2005 14. März 2006 16/850 16/3561
und 14. Dezember 2006 7 S. 7300 b ff.
21. Juni 2007 10 S. 10812 ff.
2006 20. März 2007 16/4700 16/6700
und 13. Dezember 2007 13 S. 13953 ff.
19. Juni 2008 16 S. 17923 D ff.
2007 4. März 2008 16/8200 16/10990
und 4. Dezember 2008 19 S. 20818 A ff.
16/12200 21
23. April 2009 S. 23552 D ff.
2008 24. März 2009 17/591 Nr. 17/713
26. Februar 2010 2 S. 2221 ff.
1.6
2009 16. März 2010 17/900 17/3738 6. Mai 2010 4 S. 3891 A ff.
24. Februar 2011 9 S. 10546 A ff.
2010 25. Januar 2011 17/4400 17/6170
und 22. September 2011 12 S. 15048 A ff.
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 95 – Drucksache 18/7250
(Bundestagsdrucksache)
Stenografischen Bericht
Bundestagsdrucksache
Vorlagedatum
Fundstelle im
Nummer der
Berichtsjahr
ausschusses
Datum
27. September 2012 195 S. 23439 A ff.
2011 24. Januar 2012 17/8400 17/11215
und 16. Januar 2013 216 S. 26693 B ff.
19. April 2013 235 S. 29550 C ff.
2012 29. Januar 2013 17/12050 18/297
und 16. Januar 2014 8 S. 415 B ff.
20. März 2014 23 S. 1780 A ff.
2013 28. Januar 2014 18/300 18/1917
und 25. September 2014 54 S. 5001 B ff.
23. April 2015 100 S. 9551 C ff.
2014 27. Januar 2015 18/3750 18/6093
und 3. Dezember 2015 143 S. 13981 C ff.
2015 26. Januar 2016 18/7250
Drucksache 18/7250 – 96 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Organisationsplan
Leitender Beamter
MDg Wolfgang Müller
WB 1 WB 2 WB 3 WB 4 WB 5 WB 6
MR’n MR MR’n MR MR
N.N.
Zender Meyer Werner Tegethoff Nißler
Postanschrift
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Besucheranschrift:
Neustädtische Kirchstraße 15
10117 Berlin
Telefon: +49 30 227-38100
Fax: +49 30 227-38283
IVBB-Rufnummer: +49 30 1818-38100
wehrbeauftragter@bundestag.de
www.bundestag.de
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 97 – Drucksache 18/7250
10 Stichwortverzeichnis