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Handbuch für Technisches Produktdesign

Andreas Kalweit, Christof Paul, Sascha Peters, Reiner Wallbaum


Herausgeber

Handbuch für Technisches Produktdesign

Material und Fertigung


Entscheidungsgrundlagen für Designer und Ingenieure
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IMPRESSUM

Herausgeber: ISBN 978-3-642-02641-6


Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Des. Andreas Kalweit, e-ISBN 978-3-642-02642-3
Dipl.-Des. Christof Paul, DOI 10.1007/978-3-642-02642-3
Dr. phil. Dipl.-Ing. Dipl.-Des. (BA) Sascha Peters, Springer Heidelberg Dordrecht London New York
Reiner Wallbaum

Autor (Text): Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in


Dr. phil. Dipl.-Ing. Dipl.-Des. (BA) Sascha Peters der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
Autoren (Grafiken/ Bilder): http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Des. Andreas Kalweit,
Dipl.-Des. Christof Paul,
Reiner Wallbaum Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch
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Andreas Kalweit
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Christof Paul Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Waren-


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Dr. Sascha Peters benutzt werden dürften.
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Herausgeber und Verlag danken den Sponsoren für die Unter- Springer ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer
stützung bei der Veröffentlichung des Werkes. Science+Business Media (www.springer.com)
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GELEITWORT Interdisziplinarität schafft Innovationen

Die deutsche und europäische Hochleistungs-


medizin genießt weltweit einen hervorragenden
Ruf. Grundlage hierfür ist ihre Innovationsfähigkeit.
Wichtige Entwicklungen der letzten Jahrzehnte
stammen aus Deutschland, wie beispielsweise die
Endoskopie, der Ballonkatheter und nicht zuletzt
die Mikrotherapie. Auf dem Weltmarkt Gesundheit
haben unsere Produkte gute Chancen, denn unsere
Medizin hat hochwertige Ware zu bieten und der
Bedarf danach wächst rasant. Wir sollten gerade
diese Innovationsstärke erhalten und fördern, damit
nicht auch künftig medizinische Neuerungen, wie
die oben genannten, hier entwickelt werden, aber
anderswo vermarktet. Jeder profitiert von Investi-
tionen in die medizinische Forschung, denn letztlich
sind wir alle irgendwann Patienten. Aber finanzieller
Aufwand allein reicht nicht aus. Notwendig ist auch
eine Vernetzung der verschiedenen Fachdisziplinen.
Die Interdisziplinarität ist das Modell der Zukunft.

Viele Ideen und Innovationen verdanken ihre Ent-


stehung dem Austausch von Wissen. Der neue Blick
auf das eigene Fachgebiet und die Verbindung mit
fachfremden Methoden führen oft fast automatisch
zu innovativen Techniken. Auch die Verbindung von
Medizin und Design bietet diese Chance. Wurden in
der Vergangenheit medizinische Geräte meist nach
funktionalen Gesichtspunkten entworfen, hat man
heute die positive Wirkung des Designs entdeckt.

Design als strategisches Instrument und Wirtschafts-


faktor in einem Unternehmen kann einen Stellenwert
einnehmen, der neue Entwicklungspotenziale aus
den verschiedenen Disziplinen zusammenführend
erschließen kann. Patienten können durch freund-
liche Form und Farbgebung beruhigt werden.
Monströse Apparaturen sind oft schlecht handhab-
bar, können Angstgefühle hervorrufen und werden
zunehmend aus modernen Praxen verschwinden,
da sich mittlerweile hierfür eine Wahrnehmung ent-
wickelt hat. So ergibt sich, bei gleicher Technik, aber
anderem Erscheinungsbild, ein nicht zu unterschät-
zender Wettbewerbsvorteil. Es geht also nicht nur
um Abbau von Ängsten. Qualitativ hochwertiges
und ergonomisches Design ist zusätzlich im Hinblick
auf die Benutzerfreundlichkeit und einfache Hand-
habbarkeit sehr wichtig, da die Behandlungsqualität
erhöht werden kann. Auch die Wahl des Materials
kann den positiven Einfluss des Design steigern.
Zum Einsatz sollten vor allem Stoffe kommen, die
den Körper des Patienten nicht zusätzlich belasten.
Außerdem kann die verstärkte Verarbeitung von
wiederverwertbaren Materialien in der Medizin,
aber nicht nur dort, sondern auch in allen anderen
Lebensbereichen, wesentlich zur Entlastung der
Umwelt beitragen.

Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer

Vorsitzender des Wissenschaftsforums Ruhr e.V.


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VORWORT Innovationen sind zum entscheidenden Schlüssel für


Unternehmen in einer post-industriellen Gesellschaft
geworden. Marktfähige Produkte entstehen heute
aus einer Synthese von technologischem Wissen
einerseits und der Fähigkeit zur frühzeitigen Identi-
fikation sozioökonomischer Trends andererseits. Die
Schnittstelle zwischen Design und Technik hat sich
zum Inkubator für Produktideen entwickelt, von dem
bedeutende Innovationsimpulse ausgehen.

Jede Produktentwicklung verlangt von den be-


teiligten Disziplinen umfangreiches Fachwissen.
Kenntnisse über Materialien und Fertigung sind zen-
trale Themen, die vom Designer bis zum Ingenieur
vorausgesetzt werden. Das vorliegende »Handbuch
für Technisches Produktdesign« befasst sich mit
diesen zwei Themenfeldern. Vertreter kreativer
Disziplinen werden umfassend über technologisches
Wissen zu den bedeutendsten Werkstoffgruppen
und Produktionsmöglichkeiten informiert. Wichtige
Zusammenhänge werden anschaulich und wissen-
schaftlich fundiert in Form eines umfassenden Nach-
schlagewerks aufbereitet. Die Informationen sind
zahlreichen Veröffentlichungen entnommen und
wurden um die Erfahrungen der Herausgeber er-
gänzt. Das Wissen ist dabei in einer Art präsentiert,
die die Denkweise von Designern und Ingenieuren
anspricht und unterstützt. Eine schnelle und umfas-
sende Informationsaufnahme der technologischen
Rahmenbedingungen für einen Produktentwurf wird
auf diese Weise in kürzester Zeit möglich.

Das Buch gibt Anstoß, um über den eigenen Hori-


zont hinauszublicken, kreativ mit Materialien und
Fertigungsmethoden umzugehen, Belange anderer
Disziplinen besser zu verstehen und der Forderung
nach Innovation gerecht zu werden. Die umfang-
reiche und übersichtliche Sammlung von Informati-
onen erweitert den Möglichkeitsspielraum bei der
Produktentwicklung. Weitreichende Innovationen
und wirtschaftlich erfolgreiche Produkte werden
ebenso gefördert wie eine effiziente Kooperation
zwischen Designern und Technologen.

Wir wünschen allen Lesern viel Freude bei einer


Entdeckungsreise durch die Welt der Werkstoffe
und Produktionstechniken und viel Erfolg bei der
Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse im inter-
disziplinären Innovationsprozess!!

Die Herausgeber
August 2011
8
Inhaltsverzeichnis

INHALT

EINLEITUNG 19

MET METALLE 29

MET 1 Charakteristika und Materialeigenschaften 31


MET 1.1 Zusammensetzung und Struktur 31
MET 1.2 Physikalische Eigenschaften 33
MET 1.3 Mechanische Eigenschaften 34
MET 1.4 Chemische Eigenschaften 34

MET 2 Prinzipien und Eigenheiten der Metallverarbeitung 35

MET 3 Vorstellung einzelner Metallsorten 36


MET 3.1 Eisenwerkstoffe 36
MET 3.1.1 Eisenwerkstoffe – Gusseisen 40
MET 3.1.2 Eisenwerkstoffe – Stahl 41
MET 3.1.3 Eisenwerkstoffe – Edelstahl 46
MET 3.2 Nichteisenleichtmetalle 47
MET 3.2.1 Aluminiumlegierungen 47
MET 3.2.2 Nichteisenleichtmetalle – Magnesiumlegierungen 49
MET 3.2.3 Nichteisenleichtmetalle – Titanlegierungen 50
MET 3.3 Nichteisenschwermetalle 51
MET 3.3.1 Nichteisenschwermetalle – Kupferlegierungen 51
MET 3.3.2 Nichteisenschwermetalle – Bronzelegierungen 53
MET 3.3.3 Nichteisenschwermetalle – Messinglegierungen 54
MET 3.3.4 Nichteisenschwermetalle – Zinklegierungen 55
MET 3.3.5 Nichteisenschwermetalle – Zinnlegierungen 56
MET 3.3.6 Nichteisenschwermetalle – Nickellegierungen 57
MET 3.3.7 Nichteisenschwermetalle – Bleilegierungen 58
MET 3.3.8 Nichteisenschwermetalle – Chromlegierungen 59
MET 3.4 Edelmetalle 60
MET 3.4.1 Edelmetalle – Gold 60
MET 3.4.2 Edelmetalle – Silber 62
MET 3.4.3 Edelmetalle – Platin 64
MET 3.5 Halbmetalle – Silizium 65

MET 4 Eigenschaftsprofile der wichtigsten Metallwerkstoffe 66

MET 5 Besonderes und Neuheiten im Bereich der Metalle 68


MET 5.1 Metallschaum 68
MET 5.2 Formgedächtnislegierungen (shape memory alloys) 69
MET 5.3 Metallische Gläser (amorphe Metalle) 70
MET 5.4 Nanopartikel 70

MET Literatur 72

KUN KUNSTSTOFFE 75

KUN 1 Charakteristika und Materialeigenschaften 77


KUN 1.1 Zusammensetzung und Struktur 77
KUN 1.2 Einteilung der Kunststoffe 78
KUN 1.3 Physikalische Eigenschaften 79
KUN 1.5 Chemische Eigenschaften 80
KUN 1.6 Additive und Faserzumischung 80

KUN 2 Prinzipien und Eigenheiten der Kunststoffverarbeitung 83


KUN 2.1 Herstellung einer Silikonform 84
KUN 2.2 Verfahren zur Herstellung faserverstärkter Kunststoffe 85
KUN 2.3 Kunststoffrecycling 87

KUN 3 Kunststoffgerechte Konstruktion 88


9

KUN 4 Vorstellung einzelner Kunststoffe 91


KUN 4.1 Thermoplaste 91
KUN 4.1.1 Thermoplaste – Polyethylen (PE) 91
KUN 4.1.2 Thermoplaste – Polypropylen (PP) 92
KUN 4.1.3 Thermoplaste – Polystyrol (PS) 93
KUN 4.1.4 Thermoplaste – Polycarbonat (PC) 95
KUN 4.1.5 Thermoplaste – Polyvinylchlorid (PVC) 96
KUN 4.1.6 Thermoplaste – Polyamid (PA) 98
KUN 4.1.7 Thermoplaste – Polymethylmethacrylat (PMMA) 99
KUN 4.1.8 Thermoplaste – Polyoxymethylen/ Polyacetal (POM) 100
KUN 4.1.9 Thermoplaste – Ethylenvinylacetat (EVA) 101
KUN 4.1.10 Thermoplaste – Fluorpolymere 102
KUN 4.1.11 Thermoplaste – Polyester 103
KUN 4.1.12 Thermoplaste – Zelluloseester 104
KUN 4.1.13 Thermoplaste – Polyimide 105
KUN 4.1.14 Thermoplaste – Polymerblends 106
KUN 4.2 Duroplaste 107
KUN 4.2.1 Duroplaste – Polyesterharze 107
KUN 4.2.2 Duroplaste – Epoxidharze (EP) 108
KUN 4.2.3 Duroplaste – Phenolharze (PF) 109
KUN 4.2.4 Duroplaste – Aminoplaste 110
KUN 4.2.5 Duroplaste/Elastomere – Polyurethan (PUR) 111
KUN 4.3 Elastomere 113
KUN 4.3.1 Elastomere – Gummi-Elastomere 113
KUN 4.3.2 Elastomere – Silikone 116
KUN 4.3.3 Elastomere – Thermoplastische Elastomere (TPE) 117
KUN 4.4 Polymerschäume 118
KUN 4.5 Faserverstärkte Kunststoffe 119
KUN 4.6 Teilchenverstärkte Kunststoffe 120

KUN 5 Eigenschaftsprofile der wichtigsten Kunststoffe 122

KUN 6 Besonderes und Neuheiten im Bereich der Kunststoffe 124


KUN 6.1 Elektrizität leitende Kunststoffe (Polymerelektronik) 124
KUN 6.2 Biokompatible Kunststoffe 125
KUN 6.3 Biokunststoffe 126
KUN 6.4 Hochtemperaturbeständige Kunststoffe 127

KUN Literatur 128

KER KERAMIKEN 135

KER 1 Charakteristika und Materialeigenschaften 138


KER 1.1 Einteilung keramischer Werkstoffe 138
KER 1.2 Bindungstyp und Eigenschaftsprofil 141

KER 2 Prinzipien und Eigenheiten der Verarbeitung von Keramiken 142


KER 2.1 Aufbereitung der Ausgangsmaterialien 142
KER 2.2 Formen silikatkeramischer Tonmassen 142
KER 2.3 Formen pulverbasierter keramischer Ausgangsmassen 144
KER 2.4 Brandvorbereitung 145
KER 2.5 Hochtemperaturprozess 145
KER 2.6 Oberflächenveredelung 145
KER 2.7 Fügen keramischer Bauteile 147

KER 3 Keramikgerechte Gestaltung 148

KER 4 Vorstellung einzelner keramischer Werkstoffe 150


KER 4.1 Silikatkeramik – Porzellan 150
KER 4.2 Silikatkeramik – Steinzeug und keramische Baustoffe 153
KER 4.3 Silikatkeramik – Irdenware 154
KER 4.4 Hochleistungssilikatkeramik 155
KER 4.5 Oxidkeramik – Aluminiumoxid 156
10
Inhaltsverzeichnis

KER 4.6 Oxidkeramik – Zirkondioxid 157


KER 4.7 Nichtoxidkeramik – Siliziumkarbid 158
KER 4.8 Nichtoxidkeramik – Siliziumnitrid 159
KER 4.9 Keramische Beschichtungen 160

KER 5 Eigenschaftsprofile der wichtigsten Keramiken 161

KER 6 Besonderes und Neuheiten im Bereich keramischer Werkstoffe 162


KER 6.1 Keramikschaum 162
KER 6.2 Biokeramiken 163
KER 6.3 Biomorphe Keramik 164
KER 6.4 Porzellanfolien 165

KER Literatur 166

HOL HÖLZER 169

HOL 1 Charakteristika und Materialeigenschaften 171


HOL 1.1 Holzarten und deren Einteilung 171
HOL 1.2 Zusammensetzung und Struktur 171
HOL 1.3 Physikalische Eigenschaften 173
HOL 1.4 Mechanische Eigenschaften 174

HOL 2 Prinzipien und Eigenheiten der Holzverarbeitung 176


HOL 2.1 Materialaufbereitung 176
HOL 2.2 Fügen von Holz 177
HOL 2.3 Biegen von Holz 179
HOL 2.4 Oberflächenbehandlung 180

HOL 3 Holzwerkstoffe 182


HOL 3.1 Massivhölzer 182
HOL 3.2 Furniere 184
HOL 3.2.1 Besondere Furniere 186
HOL 3.3 Lagenholz 186
HOL 3.3.1 Lagenholz – Furnierplatten (Sperrholz) 187
HOL 3.3.2 Lagenholz – Besondere Furnierplatten 187
HOL 3.3.3 Lagenholz – Schichtholz 188
HOL 3.3.4 Lagenholz – Besonderes Schichtholz 189
HOL 3.3.5 Lagenholz – Kunstharzpressholz 189
HOL 3.4 Verbundplatten 189
HOL 3.4.1 Besondere Verbundplatten 190
HOL 3.5 Holzspan- und Holzfaserplatten 190
HOL 3.5.1 Besondere Holzspan- und -faserplatten 191
HOL 3.6 Biegbare Werkstoffplatten 193

HOL 4 Vorstellung einzelner Holzarten 195

HOL 5 Ersatzholzarten und Besonderes im Bereich der Hölzer 200


HOL 5.1 Flüssigholz 200
HOL 5.2 Engineered Wood Products 201
HOL 5.3 Kork 202
HOL 5.4 Rindentuch 203
HOL 5.5 Rattan 204

HOL Literatur 205

PAP PAPIERE 207

PAP 1 Charakteristika und Herstellungsprozess 209


PAP 1.1 Zusammensetzung und Struktur 209
PAP 1.2 Herstellungsprozess von Papier 210
PAP 1.3 Papiereigenschaften 213
PAP 1.3.1 Laufrichtung 213
11

PAP 1.3.2 Hygroskopie 214


PAP 1.3.3 Festigkeit 215
PAP 1.3.4 Alterungsbeständigkeit 215

PAP 2 Prinzipien und Eigenheiten der Papierveredelung und -verarbeitung 215


PAP 2.1 Imprägnieren 215
PAP 2.2 Lackieren und Bedrucken 215
PAP 2.3 Kaschieren 216
PAP 2.4 Falzen 217

PAP 3 Vorstellung einzelner Papiere, Kartons und Pappen 217

PAP 4 Papierformate und Maßeinheiten 222

PAP 5 Besonderes und Neuheiten im Bereich der Papiere 223


PAP 5.1 Papiertextilien 223
PAP 5.2 Papier im Wohnbereich 224
PAP 5.3 Papier in der Architektur 225
PAP 5.4 Technische Papiere – Faserwabenstrukturen 226
PAP 5.5 Technische Papiere – Papiervlies 226
PAP 5.6 Technische Papiere – Keramikpapier 227
PAP 5.7 Technische Papiere – Papierschaum 227

PAP Literatur 228

GLA GLÄSER 233

GLA 1 Charakteristika und Herstellung 236


GLA 1.1 Struktur und Eigenschaften von Gläsern 236
GLA 1.2 Besondere Kenngrößen für Glaswerkstoffe 237
GLA 1.3 Einteilung der unterschiedlichen Glassorten 238
GLA 1.4 Zusammensetzung und Herstellung 239

GLA 2 Prinzipien und Eigenheiten der Glasherstellung- und -verarbeitung 240


GLA 2.1 Verfahren der Glasherstellung 240
GLA 2.1.1 Floatverfahren 240
GLA 2.1.2 Gussglasverfahren 241
GLA 2.1.3 Ziehverfahren 242
GLA 2.1.4 Mundblasverfahren 242
GLA 2.1.5 Maschinelle Blasverfahren 243
GLA 2.1.6 Pressen 244
GLA 2.2 Prinzipien der Glasverarbeitung 244
GLA 2.2.1 Zerspanende Glasbearbeitung 244
GLA 2.2.2 Umformende Glasbearbeitung 246
GLA 2.2.3 Fügen 247
GLA 2.2.4 Oberflächenbehandlung und -beschichtung 248
GLA 2.2.5 Herstellung von Spiegelflächen 249
GLA 2.2.6 Entspiegelte Gläser 250

GLA 3 Vorstellung einzelner Glaswerkstoffe 251


GLA 3.1 Kalknatronglas 251
GLA 3.2 Borosilikatglas 252
GLA 3.3 Bleiglas 253
GLA 3.4 Kieselglas (Quarzglas) 254
GLA 3.5 Glaskeramik 255
GLA 3.6 Naturgläser 256
GLA 3.7 Obsidian 257

GLA 4 Spezialgläser 258


GLA 4.1 Sicherheitsgläser 258
GLA 4.2 Schutzgläser 260
GLA 4.3 Bauglas – Glasbausteine 262
GLA 4.4 Bauglas – Profilbaugläser 263
GLA 4.5 Bauglas – Glaswolle 264
12
Inhaltsverzeichnis

GLA 4.6 Bauglas – Schaumglas 265


GLA 4.7 Glasfasern 266

GLA 5 Eigenschaftsprofile wichtiger Glaswerkstoffe 267

GLA 6 Besonderes und Neuheiten im Bereich der Gläser 268


GLA 6.1 Bioglas 268
GLA 6.2 Dünngläser 269
GLA 6.3 Selbstreinigende Gläser 270
GLA 6.4 Intelligente Gläser 271

GLA Literatur 272

TEX TEXTILIEN 275

TEX 1 Charakteristika und Materialeigenschaften 277


TEX 1.1 Einteilung textiler Werkstoffe 277
TEX 1.2 Eigenschaften textiler Werkstoffe 278
TEX 1.3 Internationale Größentabellen für Bekleidungen 279
TEX 1.4 Textilpflegekennzeichnung 279

TEX 2 Textilprodukte und ihre Herstellung 280


TEX 2.1 Fadenherstellung 280
TEX 2.2 Textile Flächen und Strukturen 284
TEX 2.2.1 Textile Flächen und Strukturen – Gewebe 286
TEX 2.2.2 Textile Flächen und Strukturen – Vlies, Filz 288
TEX 2.2.3 Textile Flächen und Strukturen – Maschenware 289
TEX 2.2.4 Textile Flächen und Strukturen – Nähwirkware, Tufting, Laminate 292

TEX 3 Prinzipien der Textilienveredelung 293

TEX 4 Vorstellung einzelner Textilfasern 296


TEX 4.1 Pflanzliche Naturfasern 296
TEX 4.1.1 Pflanzliche Naturfasern – Baumwolle 296
TEX 4.1.2 Pflanzliche Naturfasern – Kapok 296
TEX 4.1.3 Pflanzliche Naturfasern – Leinen (Flachs) 297
TEX 4.1.4 Pflanzliche Naturfasern – Hanf 297
TEX 4.1.5 Pflanzliche Naturfasern – Jute 298
TEX 4.1.6 Pflanzliche Naturfasern – Ramie 298
TEX 4.1.7 Pflanzliche Naturfasern – Sisal 299
TEX 4.1.8 Pflanzliche Naturfasern – Manila 299
TEX 4.1.9 Pflanzliche Naturfasern – Kokos 300
TEX 4.2 Tierische Naturfasern 300
TEX 4.2.1 Tierische Naturfasern – Wolle 300
TEX 4.2.2 Tierische Naturfasern – Seide 302
TEX 4.3 Zellulosefasern 303
TEX 4.3.1 Zellulosefasern – Viskose, Modal 303
TEX 4.3.2 Zellulosefasern – Lyocell 303
TEX 4.3.3 Zellulosefasern – Cupro 304
TEX 4.3.4 Zellulosefasern – Acetat, Triacetat 304
TEX 4.4 Synthesefasern 305
TEX 4.4.1 Synthesefasern – Polyamid 305
TEX 4.4.2 Synthesefasern – Aramid 305
TEX 4.4.3 Synthesefasern – Polyester 306
TEX 4.4.4 Synthesefasern – Polyurethan 306
TEX 4.4.5 Synthesefasern – Polyacryl 307
TEX 4.4.6 Synthesefasern – Polytetrafluorethylen 307
TEX 4.4.7 Synthesefasern – Polyvinylchlorid 308
TEX 4.4.8 Synthesefasern – Polyolefine 308
TEX 4.5 Anorganische Chemiefasern 309
TEX 4.6 Hochleistungsfasern für technische Textilien 310
TEX 4.7 Leder 311
TEX 4.8 Pelz 312
13

TEX 5 Eigenschaftsprofile der wichtigsten Faserwerkstoffe und Verwendung 313

TEX 6 Verwendungsbereiche und Innovationsfelder technischer Textilien 315


TEX 6.1 Schutz- und Sicherheitstextilien 315
TEX 6.2 Intelligente Textilien (smart textiles) 316
TEX 6.3 Sport- und Fahrzeugtextilien 317
TEX 6.4 Bautextilien 318
TEX 6.5 Textilien im Medizin- und Hygienebereich 319
TEX 6.6 Reflektionsgewebe 320

TEX Literatur 321

MIN MINERALISCHE WERKSTOFFE UND NATURSTEINE 325

MIN 1 Charakteristika und Materialeigenschaften 328


MIN 1.1 Zusammensetzung und Struktur 328
MIN 1.2 Eigenschaften 332
MIN 1.3 Einteilung natürlicher Gesteine 334
MIN 1.4 Industriesteine und Gesteinswerkstoffe 338

MIN 2 Prinzipien und Eigenheiten der Verarbeitung mineralischer Werkstoffe 339

MIN 3 Konstruktionsregeln für Natursteinmauerwerke 341

MIN 4 Vorstellung wichtiger Gesteinswerkstoffe 344


MIN 4.1 Mineralien 344
MIN 4.1.1 Mineralien – Siliziumdioxide 344
MIN 4.1.2 Mineralien – Silikate 345
MIN 4.1.3 Mineralien – Sulfate 347
MIN 4.1.4 Mineralien – Oxide 348
MIN 4.1.5 Mineralien – Karbonate 348
MIN 4.1.6 Mineralien – Ton 349
MIN 4.2 Magmagesteine 350
MIN 4.2.1 Magmagesteine – Tiefengesteine 350
MIN 4.2.2 Magmagesteine – Erdgussgesteine 351
MIN 4.3 Metamorphe Gesteine 352
MIN 4.3.1 Metamorphe Gesteine – Gneise, Serpentinit, Dachschiefer 352
MIN 4.3.2 Metamorphe Gesteine – Marmor 353
MIN 4.4 Sedimentgesteine 354
MIN 4.4.1 Sedimentgesteine – Kalksteine, Dolomite, Kreide 354
MIN 4.4.2 Sedimentgesteine – Sandsteine 355
MIN 4.4.3 Sedimentgesteine – Lehm 357
MIN 4.5 Natursteine 359
MIN 4.5.1 Natursteine – Edel- und Schmucksteine 359
MIN 4.5.2 Natursteine – Kohlewerkstoffe 361
MIN 4.6 Mineralische Bindemittel 362
MIN 4.7 Mörtel 364
MIN 4.8 Beton 365
MIN 4.9 Bitumenhaltige Werkstoffe 368
MIN 4.10 Industriesteine mit mineralischem Binder 369
MIN 4.11 Harzgebundene Industriesteine 370

MIN 5 Eigenschaftsprofile wichtiger mineralischer Werkstoffe und Natursteine 371

MIN 6 Besonderes und Neuheiten im Bereich mineralischer Werkstoffe 372


MIN 6.1 Lichtdurchlässiger Beton 372
MIN 6.2 Synthetische Diamanten 373
MIN 6.3 Kohlenstoffnanoröhren (CNT) 374

MIN Literatur 376


14
Inhaltsverzeichnis

VER VERBUNDWERKSTOFFE 379

VER 1 Einteilung und Aufbau 380

VER 2 Vorstellung einzelner Verbundwerkstoffe 382


VER 2.1 Schichtverbunde 382
VER 2.1.1 Schichtverbunde – Plattierte Bleche 382
VER 2.1.2 Schichtverbunde – Thermobimetalle 382
VER 2.1.3 Schichtverbunde – Verbundrohre 383
VER 2.1.4 Schichtverbunde – Verbundkartons 384
VER 2.1.5 Schichtverbunde – Sandwichstrukturen 384
VER 2.1.6 Schichtverbunde – Biegefurniere 385
VER 2.1.7 Schichtverbunde – Steinfurnier 385
VER 2.1.8 Schichtverbunde – Aluminiumschichtverbunde 386
VER 2.1.9 Schichtverbunde – Akustikplatten 387
VER 2.2 Teilchenverbundwerkstoffe 388
VER 2.2.1 Teilchenverbundwerkstoffe – Hartmetalle 388
VER 2.2.2 Teilchenverbundwerkstoffe – Kork-Polymer-Komposite (CPC) 388
VER 2.3 Faserverbundwerkstoffe 389
VER 2.3.1 Faserverbundwerkstoffe – Keramik-Faserverbunde (CMC) 389
VER 2.3.2 Faserverbundwerkstoffe – Glasfaserverstärktes Aluminium (GLARE®) 390

VER Literatur 391

FLU FLÜSSIGKEITEN UND SUBSTANZEN 393

FLU 1 Einteilung und Eigenschaften 395

FLU 2 Vorstellung einzelner Flüssigkeiten 396


FLU 2.1 Farben, Lacke, Anstriche 396
FLU 2.2 Säuren und Basen 398
FLU 2.3 Lösungsmittel und Weichmacher 399
FLU 2.4 Kraftstoffe 400
FLU 2.5 Schmiermittel 401
FLU 2.6 Harze 402
FLU 2.7 Fette, Wachse und fette Öle 403
FLU 2.8 Kerzen 404
FLU 2.9 Seifen und Tenside 406

FLU LITERATUR 407

FOR FORMEN UND GENERIEREN 409

FOR 1 Urformen – Gießen 411


FOR 1.1 Gießen – Gestaltungsregeln 414
FOR 1.2 Gießen – Spritzgießen 417
FOR 1.2.1 Spritzgießen - Sonderverfahren 418
FOR 1.2.2 Spritzgießen - Hinterspritzverfahren 421
FOR 1.3 Gießen – Feingießen 423
FOR 1.4 Gießen – Druckgießen 424
FOR 1.5 Gießen – Gießen unter Vakuum 425
FOR 1.6 Gießen – Schleuder- und Rotationsgießen 426
FOR 1.7 Gießen – Stranggießen 427
FOR 1.8 Gießen – Polymergießen 428
FOR 1.9 Gießen – Tauchformen 429

FOR 2 Urformen – Sintern 430


FOR 2.1 Sintern – Gestaltungsregeln 431

FOR 3 Urformen – Schäumen 432

FOR 4 Urformen – Extrudieren 434


FOR 4.1 Extrudieren – Gestaltungsregeln 435
15

FOR 5 Urformen – Blasformen 436


FOR 5.1 Blasformen – Gestaltungsregeln 438
FOR 5.2 Blasformen – Maschinelles Glasblasformen 439
FOR 5.3 Blasformen – polymerer Werkstoffe 440

FOR 6 Druckumformen 441


FOR 6.1 Druckumformen – Einpressen 441
FOR 6.2 Druckumformen – Walzen 441
FOR 6.3 Druckumformen – Schmieden 443
FOR 6.3.1 Schmieden – Gestaltungsregeln 444
FOR 6.3.2 Schmieden – Sonderverfahren 446
FOR 6.4 Druckumformen – Pressformen 447
FOR 6.5 Druckumformen – Fließpressen 448
FOR 6.6 Druckumformen – Strangpressen 449

FOR 7 Zugdruckumformen 450


FOR 7.1 Zugdruckumformen – Tiefziehen 450
FOR 7.2 Zugdruckumformen – Superformen 452
FOR 7.3 Zugdruckumformen – Durchziehen 453
FOR 7.4 Ziehen – Gestaltungsregeln 454
FOR 7.5 Zugdruckumformen – Innenhochdruckformen 455
FOR 7.6 Zugdruckumformen – Drücken 456
FOR 7.7 Zugdruckumformen – Hochgeschwindigkeitsumformen 457
FOR 7.8 Zugdruckumformen – Wölbstrukturieren 458

FOR 8 Zugumformen – Streckziehen 459

FOR 9 Biegen 460


FOR 9.1 Biegen – Gestaltungsregeln 462

FOR 10 Generative Verfahren 463


FOR 10.1 Gestaltungsregeln und Prototypenarten 464
FOR 10.2 Generative Verfahren – Stereolithographie (SL) 466
FOR 10.3 Generative Verfahren – Lasersintern (LS) 467
FOR 10.4 Generative Verfahren – Laminate-Verfahren 468
FOR 10.5 Generative Verfahren – Extrusionsverfahren 469
FOR 10.6 Generative Verfahren – 3D-Printing (3D-P) 470
FOR 10.7 Auswahl generativer Techniken 471

FOR 11 Fabber – Personal Fabrication 473

FOR Literatur 474

TRE TRENNEN UND SUBTRAHIEREN 477

TRE 1 Zerspanen 479


TRE 1.1 Zerspanen – Strahlen 482
TRE 1.2 Zerspanen – Schleifen 483
TRE 1.2.1 Schleifen– Gestaltungsregeln 486
TRE 1.3 Zerspanen – Polieren 487
TRE 1.4 Zerspanen – Sägen 488
TRE 1.5 Zerspanen – Drehen 489
TRE 1.5.1 Drehen – Gestaltungsregeln 491
TRE 1.6 Zerspanen – Fräsen 492
TRE 1.6.1 Fräsen – Gestaltungsregeln 495
TRE 1.7 Zerspanen – Bohren 496
TRE 1.7.1 Bohren – Gestaltungsregeln 499
TRE 1.8 Zerspanen – Räumen, Hobeln, Stoßen 500
TRE 1.8.1 Räumen, Hobeln, Stoßen – Gestaltungsregeln 500
TRE 1.9 Zerspanen – Honen 502
TRE 1.10 Zerspanen – Läppen 503

TRE 2 Schneiden 504


TRE 2.1 Schneiden – Scherschneiden 504
16
Inhaltsverzeichnis

TRE 2.1.1 Scherschneiden, Stanzen – Gestaltungsregeln 506


TRE 2.2 Schneiden – Strahlschneiden 508
TRE 2.3 Schneiden – Thermoschneiden 510

TRE 3 Abtragen 511


TRE 3.1 Abtragen – Funkenerosives Abtragen (EDM) 512
TRE 3.2 Abtragen – Laserabtragen und -strukturieren 513
TRE 3.3 Abtragen – Chemisches Abtragen (Ätzen) 515
TRE 3.4 Abtragen – Beizen 516
TRE 3.5 Abtragen – Elektrochemisches Abtragen (ECM) 517

TRE Literatur 518

FUE FÜGEN UND VERBINDEN 521

FUE 1 An-/Einpress- und Schnappverbindungen 523


FUE 1.1 An-/Einpress- und Schnappverbindungen – Pressverbindungen 523
FUE 1.2 An-/ Einpress- und Schnappverbindungen – Schnappverbindungen 524
FUE 1.2.1 Schnappverbindungen – Gestaltungsregeln 525
FUE 1.3 An-/ Einpress- und Schnappverbindungen – Nieten 526
FUE 1.3.1 Nieten – Gestaltungsregeln 527
FUE 1.4 An-/Einpress- und Schnappverbindungen – Schrauben 528
FUE 1.4.1 Schrauben – Gestaltungsregeln 529

FUE 2 Fügen durch Einbetten und Ausgießen 531

FUE 3 Fügen durch Umformen 532

FUE 4 Kleben 533


FUE 4.1 Klebstoffarten 534
FUE 4.2 Kleben – Gestaltungsregeln 537

FUE 5 Schweißen 538


FUE 5.1 Schweißen – Gestaltungsregeln 539
FUE 5.2 Schweißen – Widerstandspunktschweißen 541
FUE 5.3 Schweißen – Lichtbogenhandschweißen 542
FUE 5.4 Schweißen – Schutzgasschweißen 543
FUE 5.5 Schweißen – Gasschmelzschweißen 544
FUE 5.6 Schweißen – Warmgasschweißen 545
FUE 5.7 Schweißen – Laserschweißen 546
FUE 5.8 Schweißen – Reibschweißen 547
FUE 5.9 Schweißen – Ultraschallschweißen 548
FUE 5.10 Schweißen – Heizelementeschweißen 549

FUE 6 Löten 550


FUE 6.1 Löten – Lötverfahren 551
FUE 6.2 Löten – Gestaltungsregeln 553

FUE 7 Nähen, Stricken, Weben 554

FUE 8 Wirtschaftlichkeit verschiedener Fügeverfahren und deren Kombinationen 555

FUE Literatur 556

BES BESCHICHTEN UND VEREDELN 563

BES 1 Beschichten aus flüssigem Zustand 564


BES 1.1 Beschichten aus flüssigem Zustand – Spritzen 564
BES 1.2 Beschichten aus flüssigem Zustand – Elektrostatisches Lackieren 566
BES 1.3 Beschichten aus flüssigem Zustand – Tauchen 567
BES 1.4 Beschichten aus flüssigem Zustand – Siebdruck 568
BES 1.5 Beschichten aus flüssigem Zustand – Tampondruck 570
BES 1.6 Beschichten aus flüssigem Zustand – Emaillieren (Glasieren) 571
17

BES 2 Dekorationsverfahren 572


BES 2.1 Dekorationsverfahren – Wassertransferdruck 572
BES 2.2 Dekorationsverfahren – Heißprägen 573
BES 2.3 Dekorationsverfahren – In-Mold Decoration 574

BES 3 Beschichten aus breiigem Zustand – Putzen 575

BES 4 Beschichten aus festem Zustand 576


BES 4.1 Beschichten aus festem Zustand – Thermisches Spritzen 576
BES 4.2 Beschichten aus festem Zustand – Pulverbeschichten 577
BES 4.3 Beschichten aus festem Zustand – Elektrostatisches Pulverbeschichten 578
BES 4.4 Beschichten aus festem Zustand – Wirbelsintern 579
BES 4.5 Beschichten aus festem Zustand – Beflocken 580

BES 5 Beschichten durch Schweißen und Löten 582


BES 5.1 Beschichten durch Schweißen und Löten – Auftragschweißen 582
BES 5.2 Beschichten durch Schweißen und Löten – Auftraglöten 583

BES 6 Beschichten aus gasförmigem und ionisiertem Zustand 584


BES 6.1 Beschichten aus gasförmigem und ionisiertem Zustand – PVD-Verfahren 584
BES 6.2 Beschichten aus gasförmigem und ionisiertem Zustand – CVD-Verfahren 585
BES 6.3 Beschichten aus gasförmigem und ionisiertem
Zustand – Elektrolytisches Abscheiden 586
BES 6.4 Beschichten aus gasförmigem und ionisiertem Zustand – Chemisches Abscheiden 588
BES 6.5 Beschichten aus gasförmigem und ionisiertem Zustand – Anodisieren 589

BES 7 Beschichten aus gelförmigem Zustand – SolGel-Technik 590

BES 8 Diffusionsschichten 591

BES 9 Beschichten – Gestaltungshinweise 592

BES 10 Nanobeschichtungen 593

BES Literatur 595

GES KOSTENREDUZIERENDES GESTALTEN UND KONSTRUIEREN 599

GES 1 Fertigungsgerechte Gestaltung 601

GES 2 Montagegerechte Gestaltung 604

GES 3 Materialkosten reduzierende Gestaltung 606

GES 4 Recycling- und entsorgungsgerechte Gestaltung 607

GES 5 Lager- und transportkostengerechte Gestaltung 608

GES Literatur 609

KEN WERKSTOFFKENNWERTE 612

SACHWORTVERZEICHNIS 614

VITAE 634

NACHWORT 635
18

Bild: Projekt AirJelly von Festo AG & Co. KG


19

EINLEITUNG Und bei dieser Revolution wird Designern und Ar-


Die Revolution der Materie chitekten eine besondere Bedeutung beigemessen.
Denn wer sonst sollte einer unsichtbaren Funktion
Die Digitalisierung der Produktwelt ist in vollem eine sinnvolle Anwendung geben und in die Wahr-
Gange. Unser Leben findet in vielen Bereichen im nehmung des Nutzers bringen. Yvonne Chan Vili war
virtuellen, im entmaterialisierten Raum statt und zum Beispiel eine der ersten, die die Möglichkeiten
lässt eine große Distanz von den Dingen, vom Ge- von Textilien mit eingewebten Drähten aus Form-
genständlichen erkennen. Mit den neuen elektro- gedächtnislegierungen (FGL) MET 5.2 für Raumteiler
nischen Medien, den digitalen Finanzströmen, der und Wandbehänge untersuchte. FGL-Materialien
allgegenwärtigen Verfügbarkeit von Informationen speichern Forminformationen in ihrem molekularen
scheint das Ende der guten alten mechanisierten Gefüge. Bei niedrigen Temperaturen können sie
Welt vorprogrammiert. Doch wenn man die stei- scheinbar plastisch verformt werden. Nach Erwär-
gende Bedeutung neuer Werkstoffe in den letzten mung nehmen die Drähte ihre ursprüngliche Form
Jahren verfolgt, scheint das Materielle mit voller wieder an und sorgen für die Ausrichtung des
Wucht zurückzukehren. Ein Paradoxon? Oder gar ein textilen Gewebes. Daher eignen sich FGL-Textilien
nächster Schritt in der Entwicklung unserer Pro- (shape memory textiles) bei starker Sonnenein-
duktwelten, die eine neue Qualität von Werkstoffen strahlung für eine automatische Verdunkelung von
erforderlich macht? Räumen und die Erzeugung eines besonderen Licht-
und Schattenspiels.

Bild: Lichtdurchlässiger Beton macht surreales Kinoerlebnis


möglich./ Foto: Dr. Sascha Peters

Denn das, was die Labors der Forschungseinrich-


tungen derzeit ausspucken, hat neben der mate-
riellen Komponente nach einem mechanischen
Verständnis auch immer eine virtuelle, weil intel- Bild: Wassersensitiver Beton./ Quelle: solidpoetry.com
ligente, eine smarte Seite. Textilien reagieren auf
Temperaturunterschiede und verändern ihre Form; Die niederländischen Gestalter Frederik Molenschot
Stein wird Durchlässigkeit für Lichtstrahlung und und Susanne Happle gehen sogar noch einen Schritt
macht Bildsequenzen zu einem surrealen Filmer- weiter. Mit einer besonderen Oberflächenbeschich-
lebnis, und elektroaktive Polymere dehnen sich tung geben sie Betonsteinen MIN 4.8 bei Regen
im elektrischen Feld und werden als »morphing eine florale Ornamentik. Das natürliche Nass enthüllt
materials« in Zukunft Form und Eigenschaften von versteckte Dekorationen auf öffentlichen Plätzen
Flugobjekten in der Luft beeinflussen KUN 6.3 . und Fußwegen und sorgt für eine neue Zeichenspra-
Die neue Materie, nennen wir sie »reaktiv«, enthält che urbaner Qualität. Nachdem die Neuentwicklung
unsichtbare Zusatzfunktionen, die sich erst in der mit Namen »Solid Poetry« bei Droog Design auf der
eigentlichen Anwendung dem Nutzer erschließen. Mailänder Möbelmesse in 2006 präsentiert wurde,
Beeindruckende Zukunftsvisionen werden möglich. ist jetzt das erste Bauvorhaben mit Blumenbeton in
Das längst überholte Verständnis von Materialität Eindhoven realisiert.
und die virtuelle Entmaterialisierung unserer Pro-
duktwelt scheinen von einer neuen Werkstoffkultur
revolutioniert zu werden.
20 Kapitel EIN
Einleitung

Auf Designer warten aber noch ganz andere Produktentwickler, Designer und Architekten sind
reaktive Leckerbissen. Das Werkstoffinnovations- aufgerufen, sich das Neue zunutze zu machen
zentrum Innovathèque aus Paris hat in der Ausstel- und die technischen Potenziale in sinnvolle Pro-
lung »Caméléon« in 2009 eine ganze Reihe dieser duktwelten zu überführen, als eine Art Demonstra-
Materialien zusammengestellt. Zu sehen waren: tion gegen die Entmaterialisierung unseres Lebens
Kunststoffe mit thermochromen Eigenschaften, (Peters 2009).
die unter Temperatureinfluss die Farbe wechseln
und den Eisgenuss in einem Kunststoffgefäß zu
einem Farbenspiel werden lassen; Paneele die den Die Bedeutung von professionellen Kreativen für
Fußabdruck hell erleuchten lassen; Kunstleder, das technische Innovationsprozesse
bei Dehnung die Farbe wechselt oder Kunststoffe,
die Wasser absorbieren und sich dabei ausdehnen. Die Frage nach der Bedeutung von Design und
Sehr interessant für den Modebereich sind auch den Einflüssen kreativer Dienstleistungen auf
thermisch sensitive Anzugsstoffe, die einen leichten Wirtschafts- und Innovationsprozesse ist so alt
Farbstich unter Wärmeeinfluss und somit eine va- wie die Professionen selber. Daran hat sich auch
riable Ästhetik erzeugen können. Der Stoff wurde in den letzten Jahren wenig geändert, obwohl
jüngst von einem bekannten Modelabel genutzt, Publikationen, Konferenzen und Diskussionsrun-
um seiner Herrenkollektion eine besondere Note den die typischen Fragestellungen immer wieder
zu geben. diskutieren. »Welchen Anteil hat Design am Erfolg
von Innovationen?«, »Wie lässt sich die Qualität von
Kreativleistungen messen?«, »Was dürfen diese
kosten und wie kann man sie steuern?«. Das Unbe-
hagen gegenüber Vertretern kreativer Disziplinen,
gegenüber Designern, Werbern und Architekten, ist
tief verwurzelt in einer Gesellschaft, deren wirt-
schaftlicher Erfolg seit jeher auf den Fundamenten
technologischer Exzellenzen basiert (Peters 1/2008).
Jüngster Beleg für die Situation ist die Berichter-
stattung zur jährlich stattfindenden Los Angeles
Design Challenge, zu deren Anlass die in Kalifornien
ansässigen Designstudios der Automobilkonzerne
mit großem Aufwand zukunftsweisende Mobilitäts-
konzepte entwickeln. Wurde in 2006 der Artikel über
die Beiträge zu natürlich abbaubaren Fahrzeugka-
rossen und ressourcenschonenden Antrieben von
einem der hiesigen Blätter mit dem Titel »Ideen für
den Komposthaufen« versehen (Grünweg 2006),
so sprach man im Vorjahr gar vom »Amoklauf der
Designer« (Kramper 2005). Also alles beim Alten?
Die Kreativen, die Spinner, die Gestörten... (Lotter
Bild: thermochrome Kaffeetasse 2007). Sie haben anscheinend keinen Platz in un-
seren Strukturen, die auf sicheres Wachstum und die
Vor allem in der modernen Architektur spielen Wahrung von Statussymbolen ausgelegt sind (Peters
Glasfassaden eine immer wichtigere Rolle. Profitiert 2/2008).
man im Winter von viel Licht und Wärme, kehrt sich
die Durchlässigkeit für Strahlung im Sommer ins Ge- Bild rechts: Volkswagen Konzept ‚»Slipstream«,
genteil um. Abhilfe versprechen hier Verbundgläser Design Challenge anlässlich der LA Auto Show 2007./
mit thermotropen Eigenschaften, die abhängig von Quelle: Volkswagen AG
der Lichteinstrahlung ihre Transparenz und Reflexi-
onseigenschaften reversibel verändern können. Das
Fraunhofer IAP in Potsdam arbeitet derzeit an ther-
motropen und hochreaktiven Gießharzen, die für die
Herstellung dieser Fenster benötigt werden und die
Reflexion von Solarstrahlung bewirken. Unsichtbar
und ohne aufwändige Steuerung! Die Revolution der
Materie hat gerade erst begonnen.
21

Doch seit etwa 2 Jahren ist das Gefüge in Bewe- Technik- und Detailverliebtheit sind gar Hemm-
gung. Aufgeschreckt durch eine Reihe von Innova- schuhe für den Produkterfolg (Bochumer Institut
tionsstudien (Booz 2006), in denen den deutschen für angewandte Innovationsforschung, 1/2007). Das
Unternehmen, die Fähigkeit abgesprochen wird, Verständnis für die Wünsche des Kunden und die
technologische Neuerungen in marktfähige und frühzeitige Ausrichtung von Produktentwicklungen
gewinnbringende Produkte zu überführen, erhält auf die Bedürfnisse des Marktes sind vielmehr die
die Diskussion um die Bedeutung professioneller heutigen Indikatoren für den Erfolg. Eine Gleichbe-
Kreativer für Innovationsprozesse neues Futter. rechtigung zwischen technologischen und kreativen
Hybrid-Motor, MP3-Format, Computer: Die Liste Disziplinen ist daher erforderlich, die den marktzu-
revolutionärer deutscher Erfindungen ist lang; gewandten Disziplinen wie Design, Marketing und
doch die wirtschaftlicher Misserfolge ist es ebenso. Architektur eine größere Bedeutung im Innovations-
Deutschland ist zwar das Land der Erfinder und prozess beräumt (Peters 2004, Peters 2009).
nimmt bei den Patentanmeldungen im interna-
tionalen Vergleich einen Spitzenplatz ein (Peters Die Reaktionen auf diesen Sachverhalt sind be-
2/2007). Doch seitdem belegt ist, dass die Anzahl merkenswert: So erkennt die Wirtschaftsförderung
von Patenten nicht mehr gleichzeitig mit wirtschaft- die professionellen Kreativen nicht mehr nur als
lichem Erfolg einhergeht, suchen Unternehmer und Standortfaktor sondern auch als wichtige Kom-
Politiker nach neuen Indikatoren. Denn auch die ponente und Impulsgeber im Innovationsprozess.
deutsche Wirtschaft kann es sich nicht länger erlau- Nicht ohne Grund fragt auch die Konferenz »cre-
ben, zwar revolutionäre Technologien wie das MP3 ative industries – made by design«, ob nach dem
Format oder den GRM-Effekt, die Grundlage zur »Technology-Push« jetzt der »Kreativ Pull« kommt
Speicherung großer Datenmengen auf Festplatten, und sich somit der traditionelle Innovationsprozess
hervorzubringen, die Vermarktung aber anderen umkehrt. Denn sind die kreativen Disziplinen meist
Volkswirtschaften zu überlassen. Denn während sich erst am Ende einer Produktentwicklung gefragt,
das deutsche Fraunhofer-Institut, als Entwickler der um einem technischen Produkt eine oberflächliche
MP3-Technologie, über Patent-Lizenzeinnahmen »Aufhübschung« zu geben und für den Markt vor-
in Millionenhöhe freut, kassiert ein amerikanischer zubereiten, wird von den Innovationsanalysten eine
Computerkonzern Milliarden. zentralere Bedeutung kreativer Disziplinen gefor-
dert. Frühzeitig in Innovationsprozesse integriert,
Es reift die Erkenntnis, dass es nicht mehr ausreicht, können insbesondere Designer bei der Entwicklung
Technologien und Werkstoffe mit Funktionalitäten des Anwendungszusammenhangs für neue Produkte
im Promillebereich hinter dem Komma hervorzu- ein Wörtchen mitsprechen, so die Theorie. Sie sind
bringen. Die Menschen in den westlichen Natio- es, die schlummernde Bedürfnisse beim Kunden we-
nen haben alles, was sie zum Leben brauchen und cken und den technologischen in einen emotionalen
sehnen sich nach Produkten, die ihre Bedürfnisse Mehrwert überführen (Peters 1/2007).
befriedigen, noch bevor sie in der Lage sind, diese
in Worte zu kleiden. Personen zur Frühindikation von
gesellschaftlichen Entwicklungen sind demnach ge-
fragt, die ob ihrer Ausbildung und Denkweise eine
Fähigkeit mitbringen, die Vertretern technologischer
Disziplinen in der Regel verborgen bleibt.
22 Kapitel EIN
Einleitung

Ein anderes Projekt setzte gar die Robotertechnolo-


gie zum Rückbau von Plattenbauten in den ostdeut-
schen Gebieten ein. Damit reagieren die Kreativen
auf die Tendenz sinkender Bevölkerung und auf eine
Entwicklung, die weder von Bauwirtschaft noch von
der Industrie bislang in größerem Umfang Berück-
sichtigung findet.

Eine weitere Tendenz wird bei den Produzenten


deutlich. Unternehmen wie Bayer, BASF oder
Degussa richten ihre Kommunikation gezielt auf
die »Kreativen Klassen« aus und werben um die
Aufmerksamkeit für ihre Materialien. Offensichtlich
ist die Erkenntnis gereift, dass es Designer und
Bild: Bionischer »Handling-Assistent« bietet eine dritte Hand Architekten sind, die in den Entwicklungsprozes-
oder ermöglicht Arbeitsvorgänge in Gefahrenbereichen oder sen meist die Entscheidung über die Auswahl von
komplexen Situationen./ Foto: Festo Werkstoffen treffen und nicht mehr nur Konstruk-
teure und Ingenieure. Dies hängt zum einen mit dem
Arbeitskräftemangel in den technischen Disziplinen
zusammen, durch den Unternehmen gezwungen
sind, auch Engineeringleistungen von Designern ab-
zurufen. Zum anderen sehen Produzenten professio-
nelle Kreative zunehmend als Ihre Ansprechpartner
an, wenn es darum geht, den Markt für technische
Innovationen zu entwickeln und aus einer Erfindung
ein marktfähiges Produkt zu machen. So ist Bayer
MaterialScience seit 2004 mit einem Creative Center
den zukünftigen Kunden von Kunststoffen auf der
Spur, und das fächerübergreifend. Die Zukunftsan-
wendungen in der Bauindustrie, Robotik, Logistik
und die Bereiche Optik und Licht sind dabei Scou-
tingfelder, in denen deutliche Entwicklungssprünge
erwartet werden. Durch Vernetzung von Designern,
Architekten, Trendforschern und Technologen wer-
den hier Zukunftsszenarien entwickelt.

Bild: Funktionsweise und Struktur des Handling Assistenten


sind durch einen Elefantenrüssel inspiriert. Als Basistechnolo-
gie dienen Mechatronik und Pneumatik. Generative Fertigungs-
verfahren ermöglichen die Herstellung./ Foto: Festo

In der Praxis machen einige aktuelle Entwicklungen


Mut, dass sich tatsächlich nachhaltig etwas an der
Wertstellung kreativer Disziplinen ändert. Das tradi-
tionelle Innovationsverständnis bricht auf! So bedie-
nen sich Forscher den Fähigkeiten von Designern,
um Anwendungsszenarien für neue Technologien zu
konzipieren. Ein Beispiel ist der Löschroboter OLE,
der von Designern aus Magdeburg als Einsatzgebiet
für eine Laufmaschine des Fraunhofer IFF entwickelt
wurde. Autonome Roboter sollen zur Überwachung
von Waldflächen eingesetzt werden, um Brände zu
verhindern und gefährliche Situationen für den Men-
schen auszuschließen. Die Wissenschaftler waren
begeistert, denn ihre Entwicklung wurde mit diesem
klaren Bild in der ganzen Welt diskutiert.
Bild: Fahrzeug mit transparenter Karosserie (Quelle: Bayer
MaterialScience, Rinspeed AG, Frank M. Rinderknecht)
23

Ein weiteres Beispiel für die steigende Bedeu-


tung von Designern im Innovationsprozess ist die
Entwicklungsgeschichte des Stuhls »Myto«, den
Konstantin Grcic für die BASF AG entworfen hat.
Ziel war es, die Funktionsweise eines Zusatzes für
PBT KUN 4.1.12 zur Verbesserung der Fließfähigkeit
bei der Verarbeitung deutlich werden zu lassen. Das
dies mit einem Möbelentwurf eines bekannten Desi-
gners geschah war ein Novum in der Materialszene
und zeigt das Umdenken vieler Materialproduzenten
in der Kommunikation ihrer eigenen Produkte.

Bild: Geschirr aus Beton (Quelle: Alexa Lixfeld)

Und die Ideen für den traditionellen Bauwerkstoff


scheinen nicht auszugehen. Denn auch der unga-
rische Architekt Aron Losonczi experimentierte
bereits 2005 mit Beton und machte ihn durch
Integration von Glasfasern durchlässig für Licht und
Schatten MIN 6.1. Damit löste er einen Trend in der
Zementindustrie aus, der eine Vielzahl von Nachah-
merprodukten zur Folge hatte.

Die Entwicklungstätigkeit von Designern und Archi-


tekten ist aber nicht nur auf den Werkstoffbereich
begrenzt. Neuerdings gehen auch vollkommen
neuartige Fertigungsverfahren auf professionelle
Kreative zurück. So entwickelte der Architekt Oskar
Zieta ein freies Aufblasverfahren für metallische Mö-
bel mit individuellem Charakter oder für Leichtbau-
konstruktionen (Brückenelemente, Hausfassaden).
Da er keinen Abnehmer für seine Technologie fand,
vermarktet er das Ganze jetzt einfach selbst.

Bild: Freischwinger MYTO (Quelle: Konstantin Grcic)

»70 % aller neuen Produkte basieren auf neuen


Materialien!«: So lautet das Ergebnis einer Studie
(Höcker 2007), in der Werkstoffe zum »Motor für
Innovationen« erhoben werden. Das Thema gewinnt
immer mehr an Bedeutung und die Kenntnis um
Materialität und Verarbeitung wird zum Schlüssel-
KnowHow für Designer und Architekten. Dass diese
Entwicklung den Kreativen durchaus bewusst ist,
spiegelt sich vor allem an der erfolgreichen Eta-
blierung zahlreicher Datenbanken, Messen, Publi-
kationen und Wettbewerben wider. Aber auch die
Kreativdienstleister selber werden mehr und mehr Bild: Freie Innenhochdruckumformung (Quelle: Oscar Zieta)
zu Innovatoren für neue Materialien. So machte die
Designerin Alexa Lixfeld mit einer besonderen Be-
schichtung die Verwendung von Beton für dünnwan-
diges Geschirr erst möglich MIN 4.8 .
24 Kapitel EIN
Einleitung

Einen ähnlichen Weg gingen die Verantwortlichen


von designtoproduction mit dem »ZipShape«, einem
Verfahren zum einfachen Biegen von Holzflächen,
das ohne komplizierte Formwerkzeuge auskommt
HOL 3.6 .

Wir sind Zeuge einer Entwicklung, die vor Jahren


noch undenkbar gewesen wäre und an deren Ende
vielleicht die Aussöhnung zwischen den kreativen
und technischen Disziplinen steht, zwischen Design
und Engineering. Es bewegt sich etwas, im Land der
Ideen...

Bild: Roboterquallen AquaJelly (Quelle: Festo)


Low Tech meets High Tech –
Das Jahrzehnt der Materialien Während Festo die Entwicklung quallenartiger Ro-
botersysteme (»AquaJelly«) mit autonomer Schwar-
Er sieht aus wie ein ganz normaler Flieger. Mit weni- mintelligenz verkündet, wird die Verwendung eines
gen Handgriffen faltet Takuma Toda ein Blatt Papier Segels zum Antrieb von Frachtschiffen als revolutio-
zu einem funktionstüchtigen Flugobjekt. Lediglich näre Innovation gefeiert (SkySails ®).
der Name »Orispace« und die Ähnlichkeit zur Form
des amerikanischen Space Shuttles deuten darauf
hin, dass es sich um etwas Besonderes handeln
könnte. Der Vorsitzende der Origami Airplane Asso-
ciation hat eine Vision, die auf den ersten Blick völlig
absurd erscheint. Er will seinen Papierflieger aus
der Raumstation ISS werfen und sicher auf der Erde
landen lassen. Jedes Kind weiß doch, dass Materie
beim Eintritt in die Atmosphäre verglüht. Doch was
zunächst erstaunlich klingt, kann der Japaner ganz
einfach erklären. Die langsame Sinkgeschwindigkeit
bei einer Flugdauer von 3 Tagen bewirke nur wenig
Reibung, so dass die Wärmeentwicklung deutlich
geringer ausfallen wird als beim Space Shuttle.
Verwendung findet zudem ein Papier aus langen
Zuckerrohr-Fasern, das sehr viel schwerer und
stärker ist als normales Büropapier und nach einer
chemischen Behandlung der thermischen Belastung Bild: Frachtschiff mit Luftsegel (Quelle: SkySails)
standhalten wird.
Da treffen sich Experten zu einer Fachkonferenz und
Dass wir einem Papierflieger den Flug durchs All gar diskutieren über die Nachhaltigkeit des natürlichen
nicht zugetraut hätten, liegt auf der Hand. An dem aber antiken Bauwerkstoffs Lehm. Zeitgleich lässt
Projekt lässt sich aber eine Tendenz ableiten, die das steigende Umweltbewusstsein die Forderung
man aktuell in vielen Produktbereichen erkennen nach biologisch abbaubaren Kunststoffen Realität
kann. Neben High-Tech-Innovationen in Feldern wie werden, die man »einfach« so auf den Kompost-
der Robotik oder Bionik werden bewährte Konstruk- haufen werfen kann. Verbundwerkstoffe wie Hylite ®
tionen und Materialien genutzt und in fachfremden oder Hybrix® finden Einsatz im Flugzeugbau, können
Kontexten zu neuen Anwendungen entwickelt. aber auch bei der Anfertigung von Koffern und zum
Einfache, aber intelligente Lösungen stehen auf Au- Aufziehen von Bildern genutzt werden. Und für die
genhöhe zu technisch hochkomplexen Produkten. Zukunft ist die Verwendung recyclebarer Platinen
aus Zellulose in der Elektroindustrie geplant. Der
Unterschied zwischen »high tech« und »low tech«
scheint als Qualitätsmerkmal nicht mehr zu funktio-
nieren. Eine Erkenntnis, die sich branchenübergrei-
fend durchzusetzen scheint.
25

Denn auch Designer und Architekten lassen derzeit Der Flagship-Store des Labels Freitag® ist gar nur
eine ausgesprochene Ambivalenz in ihren Arbeiten aus verrosteten Containern zusammengesetzt und
erkennen: zwischen sehr simplen Konzepten und ragt mit einem besonderen Markenversprechen in
hochkomplexen Produkten. Ein Paradebeispiel für den Züricher Himmel empor.
die neue Einfachheit ist das »100-Dollar-Laptop« des
Designers Yves Béhar. Angetrieben von einem Seil-
zuggenerator und einer Handkurbel soll dieses die
digitale Wissensvermittlung für Kinder auch in den
entlegendsten Gegenden dieser Welt gewährlei-
sten. »One Laptop per Child« lautet der eingängige
Titel des Projekts. Dass die Kinder mit dem Rechner
dann erst mal vornehmlich spielen, war wohl zu
erwarten, ändert aber am Prinzip nichts.

Bild: Freitag ® Flagship-Store in Zürich


Bild: 100-Dollar-Laptop (Quelle: Yves Béhar)
Dass sich hinter einfachen Lösungen häufig langjäh-
Einfache und nachvollziehbare Lösungen haben wie- rige Entwicklungen verbergen, zeigen nicht erst die
der Platz gefunden in einer Gesellschaft, die nach Angebote selbsthaftender Textilien (Gecko Multifix®)
Verlagerung ganzer Industriebereiche in Billiglohn- TEX 6.7, die seit einigen Monaten am Markt ver-

länder das Gefühl für die Entstehungsprozesse von fügbar sind. Offensichtlich wird dies vor allem bei
Produkten und die Möglichkeit zur individuellen Ein- Produkten aus so genannten »smart materials«, bei
flussnahme auf Form und Materialität, auf Farbe und denen man die Funktionskomplexität von außen gar
Charisma verloren hat. Längst vergessene Herstel- nicht mehr erkennen kann. Elektrisch leitfähige Tex-
lungstechniken erleben aktuell in der »NeoCraft«- tilien machen den mobilen Mediengenuss möglich
Bewegung eine Renaissance. Und die Verwendung (»wearable computers«); thermochrome Beschich-
herkömmlicher Materialien in vollkommen neuen tungen FLU 3.3 sorgen für Sonnenstrahlen reflek-
Kontexten wandelt unsere Umwelt in riesige Mög- tierende Glasfassaden und für optimale klimatische
lichkeitsräume. Pflaster werden zu Schmuckstücken, Bedingungen im Innenraum.
Laternen erhalten ein flauschiges Textilkleid und
Hotels wirken wie monolithische Eiswürfel. Materialität bedeutet heute also Hochtechnologie
und Einfachheit zugleich. Alles scheint möglich in
einer Zeit der großen Umbrüche und riesigen He-
rausforderungen. »Low Tech meets High Tech«: Die
nächste Dekade gehört den Material- und Techno-
logieinnovationen sowie Designern und Architekten,
die es verstehen, Werkstoffe auf intelligente Weise
einzusetzen (Peters 3/2008).

Bild: Laterne mit Textilkleid (Quelle: Friederike Kersten)


26 Kapitel EIN
Einleitung

Technologie-KnowHow wird Schlüssel-


qualifikation für professionelle Kreative

Innovationen sind zum entscheidenden Schlüssel für


Unternehmen in einer post-industriellen Gesellschaft
geworden. Marktfähige Produkte entstehen heute
aus einer Synthese von technologischem Wissen
einerseits und der Fähigkeit zur frühzeitigen Identi-
fikation sozioökonomischer Trends andererseits. Die
Schnittstelle zwischen Design und Technik hat sich
zum Inkubator für Produktideen entwickelt, von dem
bedeutende Innovationsimpulse ausgehen. Damit
es zu einer effizienten Kooperation bei der Pro-
duktentwicklung kommt, benötigen die beteiligten
Disziplinen umfangreiches Fachwissen. Vor allem
die Kenntnisse über Materialien und Fertigung sind
zentrale Themen, die von Designer und anderen
professionellen Kreativen mittlerweile vorausgesetzt
werden.

Dass dies der Kreativbranche auch bewusst ist,


erkennt man am steigenden Interesse für technische
Themen. Und auch die Design-Ausbildung kommt
in Bewegung. An vielen Hochschulen wurden in den
vergangenen Jahren Programme und Professuren an
den Schnittstellen zwischen Kreation und Technolo-
gie eingerichtet (z. B. UDK Berlin, HfG Offenbach).
Die Kreativbranche bereitet sich also auf einen
Veränderungsprozess vor, der auf die steigende Be-
deutung kreativer Disziplinen für die Industrieunter-
nehmen zurückzuführen ist. Technologie-KnowHow
wird für die Kreativbranche mehr und mehr zu einem
entscheidenden Wettbewerbsfaktor.

Mit dem vorliegenden »Handbuch für Technisches


Produktdesign« sollen die Vertreter kreativer Diszi-
plinen umfassend über technologisches Wissen zu
den bedeutendsten Werkstoffgruppen und Pro-
duktionsmöglichkeiten informiert werden. Wichtige
Zusammenhänge sind anschaulich und wissen-
schaftlich fundiert in Form eines Nachschlagewerks
aufbereitet. Die Informationen werden dabei in einer
Art präsentiert, die die Denkweise von Designern
und Ingenieuren anspricht und unterstützt. Eine
schnelle und umfassende Informationsaufnahme
der technologischen Rahmenbedingungen für einen
Produktentwurf wird auf diese Weise in kürzester
Zeit möglich. Das Buch gibt Anstöße, um über den
eigenen Horizont zu blicken, auf ungewöhnliche Art
und Weise mit Materialien und Fertigungsmethoden
umzugehen, Belange anderer Disziplinen besser
zu verstehen und der Forderung nach Innovation
gerecht zu werden. Die umfangreiche und übersicht-
liche Sammlung von Informationen erweitert den
Möglichkeitsspielraum bei der Produktentwicklung.
Weitreichende Innovationen und wirtschaftlich
erfolgreiche Produkte werden ebenso gefördert
wie eine effiziente Kooperation zwischen Designern
und Technologen. Wir wünschen allen Lesern viel
Freude bei einer Entdeckungsreise durch die Welt
der Werkstoffe und Produktionstechniken und viel
Erfolg bei der Umsetzung der gewonnenen Erkennt-
nisse im interdisziplinären Innovationsprozess!
27

EIN
Literatur

[1] Booz Allen Hamilton: Innovationsstudie - Global


Innovation 1.000, 12/2006.

[2] Grünweg, T.: Ideen für den Komposthaufen.


Hamburg: Spiegel online, 30.10.2006.

[3] Höcker, H.: Werkstoffe als Motor für Innovationen


- Gibt es eine Kluft zwischen Werkstoffentwicklung
und Umsetzung in innovative Produkte?, 2008.

[4] Kramper, G.: Amoklauf der Designer. Hamburg:


Stern online, 30.11.2005.

[5] Lotter, W.: Die Gestörten. brand eins 5/2007.


Hamburg: brand eins Verlag.

[6] Peters, S.: Modell zur Beschreibung der kreativen


Prozesse im Design vor dem Hintergrund ingeni-
eurspezifischer Semantik, Dissertation: Universität
Duisburg-Essen, 7/2004.

[7] Peters, S.: Kreative Industrien als Impulsgeber


für eine erfolgreiche Innovationskultur. Keynote-Vor-
trag, Tagung: Erfolgsfaktor: Design & Engineering,
Stuttgart. 15.02.2007.

[8] Peters, S.: Die Macht der Materialien. form 217,


Leitartikel im Material-Sonderheft, Basel: Birkhäuser
Verlag, 2007.

[9] Peters, S.: Nanotechnologie und Produktdesign,


Essay im Buch »Nano Architektur - Anwendungen
von Nanomaterialien in Design und Architektur«,
Basel: Birkhäuser Verlag 2008.

[10] Peters, S.: Das Jahrzehnt der Materialien - Vom


Technologie- zum Innovationsstandort dank profes-
sioneller Kreativer, Vortrag zur Konferenz: Creative
Industries - Made by Design, Welterbe Zollverein,
Essen, 16.10.2008.

[11] Peters, S.: Smarte Materialien – High Tech meets


Low Tech. form 223, Leitartikel im Material-Sonder-
heft, Basel: Birkhäuser Verlag, 2008.
Peters, S.: Revolution der Materie. form 226, Leitarti-
kel im Material-Sonderheft, Basel: Birkhäuser Verlag,
2009.

[12] Peters, S.: Die Bedeutung von Designern für


technische Innovationsprozesse. 3. Symposium
Industrie Design Dresden, 17./18.04.2009.
28

Bild: Bearbeitungsoberfläche eines Frästeils aus Aluminium


29

MET
METALLE

Abkantbank, Amboss, Anker, Antenne, Armatur,


Armreif, Axt, Backform, Baggerarm, Bahnwaggon,
Batterie, Beil, Besteck, Bleischürze, Bohrer, Bohrin-
sel, Bolzen, Bolzenschneider, Brieföffner, Brillenge-
stell, Brücke, Büchse, Bügeleisen, Campingkocher,
Computerchip, Container, Dachbelag, Dampfma-
schine, Dart, Degen, Diskus, Dolch, Dosenöffner,
Drahtbürste, Drehverschluss, Drehmaschine,
Dreirad, Druckkessel, Düse, Eisenbahnwaggon,
Eisenwolle, Elektromagnet, Elektrozaun, Fahrrad-
rahmen, Federgabel, Feile, Felge, Fenstergriff,
Flaschenöffner, Fräser, Füllfeder, Gabel, Gabel-
stapler, Gastank, Gasturbine, Gartenzaun, Gelenk-
prothese, Gepäckträger, Getreidesilo, Getriebe,
Gewehr, Gewinde, Gewindestange, Gitter, Glocke,
Golfschläger, Granate, Grillrost, Gully, Gürtelschnal-
le, Haarspange, Haarnadel, Hammer, Handschelle,
Hantel, Harpune, Heftklammer, Heftzwecke, Heiz-
körper, Hochspannungsmast, Hubwagen, Hufeisen,
Imbuss, Implantat, Käsereibe, Kanaldeckel, Kanone,
Karabinerhaken, Karosserie, Kartoffelmesser,
Kartusche, Kelch, Kette, Kessel, Kerzenständer,
Klangkugel, Kleiderhaken, Klettergerüst, Knochen-
nagel, Kochplatte, Konservendose, Korkenzieher,
Kran, Krawattennadel, Kronkorken, Küchenwaage,
Kühlschlange, Kugellager, Kufe, Kupplung, Lan-
ze, Lampenschirm, Laternenpfahl, Lavinenschutz,
Leiterbahn, Löffel, Lüfterrad, Manschettenknopf,
Maschendraht, Medaille, Meißel, Messer, Mess-
schieber, Messschraube, Mistgabel, Motorblock,
Münze, Nadel, Nagel, Nasenring, Niete, Nocken-
welle, Nussknacker, Öllampe, Orgelpfeife, Panzer-
tür, Pfanne, Pigment, Pinzette, Pistole, Planierraupe,
Pleuel, Pokal, Posaune, Presse, Propeller, Prothe-
se, Pumpengehäuse, Quirl, Rasierklinge, Rakete,
Reflektor, Regenrinne, Reibe, Reißverschluss,
Rohrsystem, Rolltreppe, Rutsche, Säbel, Sägeblatt,
Satellit, Saxophon, Scharnier, Schaufel, Schere,
Schiene, Schild, Schlüssel, Schmuck, Schneepflug,
Schneeschippe, Schranke, Schraube, Schraubendre-
her, Schraubschlüssel, Schraubstock, Schubkarre,
Schusswaffe, Schutzhelm, Schutzschild, Schwert,
Sense, Sicherheitsnadel, Sieb, Skalpell, Skulptur, So-
larpanel, Spaten, Speer, Speiche, Spindel, Spirale,
Spritzgusswerkzeug, Spule, Stacheldraht, Strahl-
triebwerk, Straßenschild, Stromkabel, Suppenkelle,
Tanker, Taschenmesser, Thermoskanne, Toaster,
Topf, Treppengeländer, Tresor, Triangel, Triebwerk,
Trompete, Türklinke, Turbinenschaufel, Uhrwerk,
Unterlegscheibe, Unterwasserseeboot, Ventil, Ven-
tilator, Vogelkäfig, Wagenheber, Walze, Wälzlager,
Wärmeschutzschicht, Wärmetauscher, Wäschetrom-
mel, Wasserhahn, Wasserturbine, Wippe, Wohnmo-
bil, Wok, Xylofon, Ytterbium, Zahnersatz, Zahnfül-
lung, Zahnrad, Zange, Zinnsoldat, Zylinder

A. Kalweit et al. (Hrsg.), Handbuch für Technisches Produktdesign,


DOI 10.1007/978-3-642-02642-3_1, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012
30 Kapitel MET
Metalle

Der Zustand eines aufgeblasenen Körpers ist aus wurden gebaut. Sie ermöglichten den schnellen
dem Sport- und Freizeitsektor bei Fußbällen oder und unkomplizierten Transport von Gütern von der
Luftmatratzen schon lange bekannt. In der Regel Ostküste bis tief in den mittleren Westen. Zudem
kommen Kunststoffe zum Einsatz, die über ela- führte die Entwicklung von Stahlbeton MIN 4.8 zum
stische Eigenschaften verfügen und den Eindruck Bau von sehr hohen Gebäuden und Wolkenkratzern
von Flexibilität vermitteln. Dass sich dieser auch in Städten mit einer schnell steigenden Bevölke-
mit üblicherweise festen Materialien realisieren rungsdichte (z. B. New York). Immer vielfältigere
lässt, ist zunächst erstaunlich, zeigt aber, welch viel- Legierungsformen MET 1.1 der Metalle und die
fältige Eigenschaften Metalle aufweisen können. Entdeckung neuer Elemente in der ersten Hälfte
Der polnische Architekt Oskar Zieta hat in 2008 mit des 19. Jahrhunderts brachten weitere Erfindungen
seinem freien Aufblasverfahren (FIDU) für Aufsehen hervor und beschleunigten die zivilisatorische Ent-
gesorgt und Möbel entstehen lassen mit einem frei- wicklung bis in unsere heutige Gesellschaft. Obwohl
en und individuellen Charakter. Mittlerweile bieten die Bedeutung metallischer Werkstoffe seit dem
andere Hersteller Produkte mit aufgeblasenen Aufkommen keramischer und polymerer Werkstoffe
Geometrien an. leicht rückläufig zu sein scheint, zeigen aktuelle Fort-
schritte, dass das Gebrauchspotenzial metallischer
Werkstoffe noch immer nicht vollständig ausge-
schöpft ist. Besonders hervorzuheben seien an die-
ser Stelle die Entwicklungsfortschritte schichtweise
generativer Verfahren zur Herstellung individuellen
Zahnersatzes MET 3.4.1, die Qualifizierung hochfester
MMC (Metal Matrix Composites VER 1) oder die
seit nunmehr einer Dekade entwickelte Option zum
Schäumen von Metallen MET 5.1. Im Hochtempera-
turbereich versucht man durch die Entwicklung von
Superlegierungen MET 3.3.6 neue Optionen für die
Luft- und Raumfahrt zu schaffen. Weitere Entwick-
lungspotenziale bestehen für Formgedächtniswerk-
Bild: Produkte hergestellt mit dem FIDU-Verfahren von Oskar stoffe MET 5.2 und metallische Gläser MET 5.3 . In
Zieta. FOR 7.4 . Dimensionen weniger Nanometer weisen Partikel
metallischer Werkstoffe wie Gold, Silber oder Titan
Dies ist nur ein Beispiel von vielen, das zeigt, wie ganz herausragende Eigenschaften auf. Sie wirken
durch Weiterentwicklungen im Bereich der Verarbei- antibakteriell, kratzfest oder geruchshemmend
tung immer wieder neue Anwendungsoptionen für und werden in Zukunft eine große wirtschaftliche
Metalle erschlossen werden. Die logische Kopplung Bedeutung für die High-Tech-Industrie einnehmen
von technologischem Fortschritt und Produktinno- MET 5.4, BES 10 Metamaterialien werden Objekte in

vation ist evident und kann schon seit etwa 10.000 Zukunft unsichtbar erscheinen lassen. Obwohl die
Jahren beobachtet werden. Damals wurden im nörd- Bedeutung metallischer Werkstoffe in den letzten
lichen Persien auf dem Gebiet des heutigen Iran die Jahren zugunsten von Kunststoffen und Materi-
ersten metallurgischen Verfahrensprinzipien ent- alverbünden nachgelassen hat, teilt man in der
deckt. In primitiven Holzöfen schmolz man Malachit, Wissenschaft traditionell immer noch die Werkstoffe
ein kupferhaltiges Mineral, und goss erste Gegen- in die Hauptgruppen »Metalle«, »Nichtmetalle« und
stände und Waffen aus dem metallischen Werkstoff. »Verbundwerkstoffe« ein.
Durch Handel und Auswanderungen verbreiteten
sich die Schmelztechniken zunächst unter den Einteilung der Werkstoffe
Bild: Edelstahlfassade Hochkulturen des Zweistromlandes. Über Ägypten Stähle z.B. Bau-, Vergütungs-,
Eisenwerk- Einsatz-, Werkzeugstahl
des »Neuen Zollhofes« und Nordafrika sowie Vorderasien und Griechenland stoffe
im Düsseldorfer Hafen./ kamen die Technologien schließlich nach Spanien Guss- z.B. Stahlguss,
Werkstoffe Gusseisen, Temperguss
Architekt: Frank O. Gehry/ und ins mittlere Europa. Die kulturelle Entwicklung METALLE
Foto: Dr. Sascha Peters menschlicher Zivilisation ist folglich eng mit tech- Schwermetalle z.B. Gold, Platin,
Dichte größer Palladium, Silber,
nologischen Neuerungen gerade im Bereich der Nichteisen- als 5kg/dm3 Kupfer, Zink, Blei
Metalle
Metallurgie verbunden. Das gesellschaftliche Fun- Leichtmetalle z.B. Aluminium,
dament basiert förmlich auf den Gebrauchsoptionen Dichte kleiner Magnesium, Titan
als 5kg/dm3
metallischer Werkstoffe. So wird die militärische
Überlegenheit der alten Römer mit dem systema- können durch elektrischen Leitfähigkeit und Aussehen
HALB- nicht den Metallen oder den Nicht-Metallen zugeordnet
tischen Einsatz von Waffen aus Eisen zu einer Zeit METALLE werden, z.B. Bor, Silizium, Germanium, Arsen, Selen
begründet, in der andere Völker immer noch das Naturwerkstoffe z.B. Marmor, Ton, Holz
weichere Bronze, eine Kupfer-Legierung MET 3.3.2 , NICHT-
METALLE Synthetische Werkstoffe z.B. Kunststoffe, Keramik
verwendeten.
Faserverbundwerkstoffe z.B. Stahlbeton,
VERBUND- faserverstärkte Kunststoffe
Die nächsten Entwicklungsschritte von Metallen WERKSTOFFE
Schichtverbundwerkstoffe z.B. Bimetall, Verbund-
konzentrierten sich auf Eisenwerkstoffe. So war die platten, Verbundrohre
wirtschaftliche Erschließung des amerikanischen
Kontinents gekoppelt an die Entdeckung einer Mög- Abb. 1: nach [8]
lichkeit zur Stahlproduktion. Die ersten Eisenbahnen
31

MET 1 Gitteraufbau der Metalle


Charakteristika und Materialeigenschaften kubisch raumzentriertes Kristallgitter
z.B.: Chrom, Molybdän, Wolfram
Abkürzung: krz Elektronenwolke
Mit einem Anteil von 75 % weisen die meisten
Elemente im Periodensystem (PSE) metallische
Charakteristika auf. Die Eigenschaften von Metal-
len und das entsprechende Verhalten während der
Verarbeitung sind auf den kristallinen Aufbau und
die in der Struktur frei beweglichen Elektronen Metallatom

zurückzuführen. kubisch flächenzentriertes Kristallgitter


z.B.: Silber, Gold, Kupfer, Aluminium
Abkürzung: kfz

MET 1.1
Zusammensetzung und Struktur

Vergrößert man mit einem Mikroskop die Bruchstel-


len von metallischen Werkstoffen deutlich, so lassen
hexagonales Kristallgitter
sich einzelne Körner erkennen, die einer räumlichen z.B.: Magnesium, Titan
Ordnung folgen und ein regelmäßiges Gefüge Abkürzung: hdP oder hex

bilden. Die Anordnung erfolgt auf Basis eines Raum-


oder Kristallgitters (Hornbogen 2002).

Atomarer Aufbau von Metallen (Kugelmodell)

Elementarzelle
Metallkristallgitter
Abb. 3: nach [18]
Metallatom
(z.B. Eisen)
Während der Abkühlung der Metallschmelze geht
Fe
das flüssige Material nicht plötzlich in einen star-
Fe Fe ren Zustand über. Vielmehr ist ein sich langsam
abzeichnender Verdichtungsprozess erkennbar.
Kornbildung und Kristallgitterentstehung lassen
sich entlang des Erstarrungsprozesses in vier Phasen
aufteilen (Dobler et al. 2003):

1. Die erste Abkühlungsstufe ist gekennzeichnet


durch eine langsamer werdende Bewegung der frei
in der Schmelze vorliegenden Metallatome.
Abb. 2: nach [8]
2. Die Bildung von Kristallen setzt bei der für jedes
Ein Werkstoff mit einer unregelmäßigen und willkür- Metall spezifischen Erstarrungstemperatur (Eisen:
lichen Anordnung von Molekülen und Atomen wird 1536 °C) ein. Metallatome ordnen sich entsprechend
als amorph bezeichnet. Hierzu zählen beispielsweise eines Gittertyps an. Erste Verbünde entstehen, und
Glas GLA 1.1, Flüssigkeiten und Kunststoffe KUN 1.1, Kristallisationskeime bilden sich.
die sich daher klar von der Gruppe der Metalle
abgrenzen lassen. 3. Ausgehend von der ersten Keimbildung wach-
sen die Kristallstrukturen durch die immer weiter
Die Kristallstruktur von Metallen wird auf atomarer fortschreitende Anordnung von Einzelatomen an.
Ebene durch die Zusammenhaltskräfte zwischen den Die Kristalle oder Körner werden größer und stoßen
einzelnen Teilchen bestimmt. Die metallische Bin- bei geringer werdender Schmelze an ihren Gren-
dung entsteht während der Metallgewinnung durch zen aneinander. Die Temperatur bleibt während
Erstarrung aus der Schmelze. Metallatome neigen dieses Prozesses konstant. Restatome zwischen den
zur Abgabe von negativ geladenen Elektronen. Korngrenzen, die in keine Kristallstruktur aufgenom-
Metallionen mit positiver Ladung bilden sich, die men werden konnten, setzen sich als Fremdatome
durch dazwischen liegende, frei bewegliche Elek- zwischen die Kornstruktur und bilden so genannte
tronen zusammengehalten werden. Die metallische Korngrenzen.
Kristallstruktur mit hoher Festigkeit entsteht, wobei
die Elektronenwolke die Weiterleitung von Wärme 4. Nachdem alle Atome in der Gefügestruktur an-
und elektrischen Strömen fördert. In der Werkstoff- geordnet sind und nicht mehr frei beweglich in der
kunde wurden die drei Grundgittertypen kubisch- Schmelze vorkommen, nimmt die Temperatur durch
raumzentriert (krz), kubisch-flächenzentriert (kfz) Wärmeentzug schnell ab. Das Metall ist vollkom-
und hexagonal (hdp) identifiziert, wonach sich die men erstarrt. Korngrenzen haben sich vollständig
einzelnen Metalle in ihrer Kristallstruktur unterschei- ausgebildet.
den lassen.
32 Kapitel MET
Metalle

Kristalline Vorgänge in der Metallschmelze von Eisen (Fe) Des Weiteren bewirkt eine umformende Bearbei-
Metallschmelze beim Abkühlen tung (z. B. Walzen) unter Wärme oder das Zulegieren
Korngrenze Korn anderer Werkstoffe Veränderungen der Eigen-
schaften. Legierungen sind folglich Mischungen
zwischen Metallen oder auch Metallen mit Nicht-
metallen. Schon früh hatte man erkannt, dass sich
die Eigenschaften metallischer Werkstoffe durch
Zulegieren anderer Bestandteile optimieren lassen.
Kristallisationskeim Korn
So weisen Legierungen ein in manchen Merkmalen
1 2 3 4
verbessertes oder sogar vollkommen andersar-
Schmelze erste weiter entwickelte Erstarrung
Kristallbildung Kristallbildung tiges Eigenschaftsprofil auf als der Ausgangswerk-
Abkühlungskurve stoff. Alle Metalle sind schmelzbar und können im
flüssigen Zustand miteinander vermischt werden.
Temperatur
in °C
Legierungen sind härter als das reine Metall, korro-
Schmelze
1800 1 sionsbeständiger oder warmformbeständiger; Ei-
genschaften also, die für technische Anwendungen
Schmelze besonders benötigt werden. Daher werden heute in
1536 Erstarrungs-
temperatur
2 3 mit Kristallen der Hauptsache Legierungen verarbeitet. Der reine
metallische Werkstoff kommt nur selten zum Einsatz.
1300 4
Festkörper
fortschreitende Abkühlungszeit Beispiele für einige Legierungen
Name Bestandteile Anwendungsbeispiele
Abb. 4: nach [8]
Amalgam Quecksilberlegierung Zahnfüllung

Aluminiumlegierung Aluminium, Kupfer Fahrräder, Fenster, Möbel


Die Werkstoffeigenschaften werden durch die
Eigenheiten des kristallinen Aufbaus beeinflusst. So Bronze Kupfer mit Zinn oder Denkmäler, Architektur,
Zink Siebdrähte, Armaturen,
weist beispielsweise ein Werkstoff mit einem feinen Glocken, Medaillien
Gefüge und kleinen Korngrößen höhere Festigkeits- Britannia-Metall Zinn, Antimon Tafelgeschirr, Kunstgegen-
werte und eine günstigere Dehnfähigkeit auf als stände

Strukturen mit grober Körnung. Zur Verbesserung Constantan® Kupfer, Nickel Schaltkreise, Münzen
der Bearbeitung oder Steigerung der Festigkeits- Duralumin® Aluminium, Kupfer, Transportbehälter,
eigenschaften kann die Gefügestruktur durch eine Magnesium, Mangan, Konstruktionsteile
Silizium
Glühen nachträgliche Wärmebehandlung (Glühen) beein-
ist ein Verfahren zur flusst werden. Invar Eisen, Nickel Bimetalle, Uhren

Wärmebehandlung me-
Messing Kupfer, Zink Schmuck, Musikinstrumente,
tallischer Werkstoffe. Das Kristallstrukturen von reinen Metallen und Legierungen Armaturen im Sanitärbereich
Material wird langsam bis reines Metall
Neusilber Kupfer, Nickel, Zink Kontaktverbinder in der
auf seine Glühtemperatur Korngrenze (Metallatome ungeordnet) Elektroindustrie, Feinme-
erwärmt, auf dieser ge- chanische Geräte, Unter-
grundmaterial für Besteck
halten und anschließend
Lötzinn Blei, Zinn Lötmaterial in der Elektro-
langsam abgekühlt. industrie

Rotguss Kupfer, Zinn, Zink, Blei Gleitlager

Silberlot Kupfer, Zink, Silber Lötverbindungen von


Gefüge/Schliffbild Korngrenze/ Zoom
Kupferrohren
Mischkristall-Legierung
Legierungsatom Silumin Aluminium-Silizium- Motor- und Fahrzeugbau
Legierung
Metallatom
Korngrenze Widia Wolfram, Kobalt, Titan Werkzeugschneidplatten,
Kohlenstoff Bauteile in der Umform-
technik

Weißgold Gold, Palladium, Schmuck, Kunst


Kupfer, Zink

Zinnbronze Kupfer, Zinn Glocken, Zahnräder,


Gefüge/Schliffbild Korngrenze/ Zoom Turbinen
Kristallgemisch-Legierung
Metallatom Abb. 6
Korngrenze
Legierungsmetallatom

Gefüge/Schliffbild Korngrenze/ Zoom

Abb. 5: nach [8]


33

MET 1.2
Physikalische Eigenschaften

Insbesondere die physikalischen Eigenschaften


metallischer Werkstoffe und Legierungen werden
durch die Besonderheit und Stärke der metallischen
Bindung beeinflusst. Bedingt durch die frei beweg-
lichen, delokalisierten Elektronen der Metallbindung
(Elektronengas), sind Metalle gute Leiter für Wärme
und elektrischen Strom. Kupfer und Silber sollten
in diesem Zusammenhang als die Metalle mit den
besten leitenden Eigenschaften besondere Erwäh-
nung finden. Im Vergleich weisen nichtmetallische
Werkstoffe, wie Glas oder Kunststoffe sehr schlechte
Leiteigenschaften auf.
Bild: Glühende Bramme./ Foto: Stahl-Zentrum
Elektrische und thermische Leitfähigkeit einiger Metalle
Für Schmuck wäre zum Beispiel 100 %iges Reingold Metall elektrische Leitfähigkeit thermische Leitfähigkeit
MET 3.4.1 überhaupt nicht zu verwenden, da es weich
Aluminium 37,7 . 106 S/m 204 W/mK
und extrem dehnbar ist. Aus diesem Grund wird es
Blei 4,8 . 106 S/m 34,7 W/mK
mit Kupfer und Silber auflegiert. Die rötlich-gelbe
Goldlegierung 333 besteht beispielsweise zur Hälfte Chrom 6,7 . 106 S/m 94 W/mK

aus Kupfer und zu einem Sechstel aus Feinsilber. Eisen (Fe) 10,5 . 106 S/m 81 W/mK
935er Silber MET 3.4.2 wird wegen der guten Verar- Gold 45,2 . 106 S/m 310 W/mK
beitungsqualitäten gerne für Korpuswaren einge-
Kupfer 58,0 . 106 S/m 384 W/mK
setzt. Zur Beschreibung der Zusammensetzung einer
Magnesium 22,2 . 106 S/m 172 W/mK
Legierung sind in der werkstoffwissenschaftlichen
Bezeichnung die einzelnen Bestandteile und ihre Silber 61,4 . 106 S/m 407 W/mK

Anteile in Prozent aufgeführt. So enthält Messing Titan 2,5 . 106 S/m 15,5 W/mK
CuZn28 zum Beispiel 72 % Kupfer und 28 % Zink.
Wolfram 18,5 . 106 S/m 130 W/mK

Zinn 8,7 . 106 S/m 65,7 W/mK

Abb. 7: nach [10]

Weitere typische physikalische Eigenschaften sind


der metallische Glanz (im polierten Zustand) und
die gute Reflexionsfähigkeit für Licht, die hohen
Schmelzpunkte sowie die durch die komprimierte
Atompackung hervorgerufene meist hohe Dichte
und Festigkeit. Maßabweichungen durch ther-
mische Längenausdehnung sollten vor allem dann
berücksichtigt werden, wenn bei der Bearbeitung
metallischer Werkstoffe hohe Wärmebelastungen zu
erwarten sind (z. B. beim Schweißen), aber dennoch
präzise Maße mit hohen Toleranzen eingehalten
werden sollen. Die Schmelzpunkte von Metallen sind
Bild: Schiffsmodell aus 935er Silber./ Produzent: im Vergleich zu anderen Werkstoffen sehr hoch und
Koch & Bergfeld Silbermanufaktur F. Blume GmbH liegen für besonders hochtemperaturbeständige
Superlegierungen bei Werten über 1.500 °C. Einige
Metalle wie Stahl- oder Eisenwerkstoffe besitzen
magnetische Eigenschaften.
34 Kapitel MET
Metalle

MET 1.3 MET 1.4


Mechanische Eigenschaften Chemische Eigenschaften

Die mechanischen Eigenschaften von Metallen sind Neben den außerordentlichen physikalischen
differenziert in ihrer Elastizität und Plastizität he- weisen Metalle in aller Regel auch gute chemische
rauszustellen. Dabei verhalten sich einige Werkstoffe Eigenschaften auf. Sie können eine gute bis sehr
wie Federstahl rein elastisch. Dies bedeutet, dass gute Beständigkeit gegen atmosphärische Einflüsse
nach einer Formveränderung durch Einwirken einer oder chemische Substanzen aufweisen, was unter
äußeren Kraft der Werkstoff wieder seine ursprüng- dem Begriff Korrosionsbeständigkeit zusammen-
liche Gestalt annimmt. gefasst wird. Die rein mechanische Interaktion einer
metallischen Oberfläche mit der Umgebung wird als
Elastische und plastische Verformung im Metallgitter Verschleiß bezeichnet und zählt nicht zur Korrosion
unverformt (Bargel, Schulze 2004). Während unlegierte Eisen-
werkstoffe unter Einfluss von Feuchte oxidieren
und Rost bilden, verfügen vor allem Kupfer- oder
Aluminiumwerkstoffe über eine gute Korrosionsbe-
ständigkeit. Hohe Temperaturen regen die Ausprä-
elastisch verformt gung von Oxidschichten an. Edelmetalle wie Gold,
Silber oder Platin oxidieren nicht und erhalten den
charakteristischen metallischen Glanz, was sie für
geringe Belastung Schmuckstücke seit jeher besonders beliebt macht.
Der Name »edel« ist aus dieser besonderen Eigen-
elastisch und plastisch verformt schaft abgeleitet. Um die Beständigkeit von wenig
edlen Metallen und Legierungen zu verbessern
Gleitebene
(plastische Verformung) (z. B. unlegierte Stähle), können sie mit korrosions-
höhere Belastung beständigeren Werkstoffen wie Chrom oder Nickel
beschichtet oder legiert werden.
Abb. 8
Einige Metallwerkstoffe und -legierungen wirken
Andere Metalle wie Blei weisen ein rein plastisches sich negativ auf die Umwelt und gesundheitsschäd-
Verhalten auf. Der Werkstoff wird bleibend verformt lich auf den menschlichen Organismus aus. Zu
und federt nicht zurück. Die meisten Metalle und diesen zählen beispielsweise Blei, Cadmium und
Legierungen sind durch ein kombiniertes elastisch- Quecksilber. Das Einatmen von Feinstaub aus Blei
plastisches Verhalten geprägt. Bei geringer Kraft- oder von Quecksilberdämpfen sollte vermieden
einwirkung werden zunächst elastische Änderungen werden. Vollkommen unbedenkliche Metalle sind
erkennbar, die mit größer werdender Belastung in Aluminium, Eisen oder Stahl.
einer plastischen Verformung münden. Auf kristal-
liner Ebene ist zunächst nur ein leichtes Rücken der
Atome auszumachen. Erst bei größeren Kräften wird
eine ständige Verschiebung ganzer atomarer Lagen
erreicht, womit das Bauteil in der Regel bleibende
Schäden aufweist.
35

MET 2 Auf Grund der plastischen Verformungsmöglich-


Prinzipien und Eigenheiten der keiten haben sich für Metalle eine Reihe umfor-
Metallverarbeitung mender Technologien entwickelt. So können Metalle
durch Biegen FOR 9, Ziehen FOR 8 und Drücken
Nahezu alle heute bekannten Fertigungstechnolo- FOR 7 verformt werden. Druckumformtechnologien

gien sind auf Grund der vielfältigen Anwendungs- wie Walzen, Fließ- oder Strangpressen und Schmie- Härten
optionen für Metalle und deren Legierungen in den den FOR 6 dienen vor allem zur Weiterverarbeitung ist eine Technik zur Wär-
letzten beiden Jahrhunderten entwickelt worden. metallischer Bauteile in großen Serien. In den letz- mebehandlung metal-
Neben den detaillierten Erläuterungen der einzel- ten Jahren wurden neue Techniken entwickelt, die lischer Werkstoffe, durch
nen Verfahren in den Technologie-Kapiteln wird besondere Potenziale für den Gestaltungsbereich die insbesondere Bauteile
nachfolgend ein Überblick über die bestehenden aufweisen. So ist es mittlerweile möglich, metal- aus Stahl widerstandsfä-
Bearbeitungsmöglichkeiten gegeben. lische Blechteile aufzublasen und komplexe Formge- higer und verschleißfester
ometrien sehr effizient herzustellen FOR 7.4 . gemacht werden. Das
Verfahren besteht aus
Eine andere interessante Technologie ist das den drei Prozessschritten:
Explosionsformen FOR 7.6 . Die Schockwellen einer Erwärmen, Abrecken und
Sprengstoffdetonation werden auf ein Bauteil über- Anlassen. Diese Abfolge
tragen und verformen selbst hochfeste Werkstoffe wird in der Stahlindustrie
in Bruchteilen einer Sekunde. Da die Umformkräfte auch Vergüten genannt.
nicht wie beim Tiefziehen durch die Größe der
Presse begrenzt werden, gibt es fast keine Ein- Abschrecken
schränkung bei den maximalen Bauteilabmaßen. Auf bezeichnet das rasche
Grund der Möglichkeit zur freien Formgebung wur- Abkühlen eines auf Här-
den generative Verfahren wie das Lasersintern, das tetemperatur gebrachten
Lasermelting FOR 10.3 oder das 3D-Printing FOR 10.6 Bauteils mit Öl, Wasser
zur Verarbeitung von Metallpulvern qualifiziert. oder Luft. Dies bringt
Diese Techniken werden seit gut 15 Jahren unter eine Veränderung der
den Begriffen Rapid Prototyping oder Rapid Tooling Gefügestruktur mit sich,
FOR 10.1 zusammengefasst. die den Werkstoff härter
aber auch spröder werden
Fügen lässt.
Bild: Materialabtrag beim Fräsen. Schweißen und Löten FUE 5, FUE 6 sind die für
Metalle üblichen Fügeverfahren zur Herstellung Anlassen
Aufbereitung und zerspanender Materialabtrag unlöslicher Verbindungen. In jüngster Vergangen- Durch die sich anschlie-
Metallische Werkstoffe sind als Halbzeuge in Form heit konnte zudem die Klebetechnologie für eine ßende Erwärmung
von Profilen, Platten, Rohren, Bändern, Stäben, Vielzahl von Anwendungen entwickelt werden und auf eine Temperatur
Stangen oder als Drahtmaterial im Handel erhält- die das Bauteil thermisch belastenden Verfahren unterhalb der Härtetem-
lich. Diese müssen für die Weiterverarbeitung meist teilweise ersetzen. Spezielle Klebstoffe mit zum peratur werden innere
vorbehandelt werden. Es stehen eine Vielzahl vor Beispiel Elektrizität leitenden Eigenschaften werden Spannungen abgebaut
allem spanabhebender Verfahren TRE 1 wie Sägen, derzeit entwickelt. Lösliche Verbindungen werden in und die Sprödigkeit
Fräsen, Drehen, Räumen und Schleifen oder ätzende aller Regel mit Schrauben, Nieten oder Passfedern verringert. Dabei ist nur
Substanzen (z. B. verdünnte Schwefelsäure) zur Ver- hergestellt. mit einer geringfügigen
fügung, um die Metalloberflächen von unschönen Abnahme der Materi-
Korrosionsschichten zu befreien und einen Zuschnitt Beschichtung und Veredelung alhärte zu rechnen. Die
in den gewünschten Maßen zu realisieren. Zudem Zur Verbesserung der optischen Eigenschaften, der Technik wird auch nach
werden die Oberflächen für die Beschichtung oder ästhetischen Qualität, der Korrosionseigenschaft dem Mundblasen von
Veredelung mit Material abtragenden Verfahren und des Verschleißschutzes werden metallische Glaskörpern GLA 2.1.4

vorbereitet (z. B. Sandstrahlen) TRE 1.1, oder es wird Werkstoffe beschichtet. Die hierfür zur Verfügung angewendet, um ungün-
eine Endbearbeitung durch Polieren bzw. Läppen stehenden Verfahren reichen vom einfachen Spritz- stige Spannungen in der
durchgeführt TRE 1.10 . und Tauchlackieren BES 1.1, BES 1.2, BES 1.3 über das Gefügestruktur und die
elektrostatische Pulverbeschichten BES 4.3 , Wir- damit einhergehende
Urformen und Umformen belsintern BES 4.4 und Auftragschweißen bis hin Gefahr des Glasbruchs zu
Neben der Option zur Formgebung metallischer zu CVD-, PVD- und galvanischen Verfahren zum verringern.
Bauteile durch eine zerspanende, Material abhe- Aufbringen besonders dünner Beschichtungen
bende Bearbeitung stehen gießtechnische Verarbei- BES 6 . Diese Techniken haben sich zudem für die

tungsmethoden zur Verfügung, mit denen metal- Erzeugung von Nanobeschichtungen mit kratz-
lische Werkstoffe direkt aus der Schmelze in die festen, schmutzabweisenden, elektrisch leitenden,
endformgenaue Kontur überführt werden können. antibakteriellen oder geruchshemmenden Eigen-
Hier eignet sich das Sand- FOR 1 und Feingießen schaften bewährt BES 10, MET 5.4 . Außerdem können
FOR 1.3 für die Einzelfertigung komplexer Formge- die Eigenschaften der Oberflächenrandzone durch
ometrien. Druck- FOR 1.4 und Stranggießen FOR 1.7 Diffusionsvorgänge optimiert werden. Hier sind vor
sind Verfahren der Massenproduktion. Außerdem allem das Aufkohlen, Glühen, Härten, Vergüten,
kann, ausgehend von Metallpulvern, eine Formge- Nitrieren, Phosphatieren und Chromatisieren zu
bung innerhalb der pulvermetallurgischen Pro- nennen BES 7.
zesskette durch Sintervorgänge FOR 2 erfolgen.
36 Kapitel MET
Metalle

MET 3 Bezeichnungssystem von Leicht- und Schwermetallen


Vorstellung einzelner Metallsorten Gießverfahren (Bsp.) Zusammensetzung von Legierungen (Bsp.)

GS Sandguss CuZn33 33% Zink (Zn), Rest Kupfer (Cu)


Metalle werden auf Grund der großen Bedeutung
GD Druckguss ZnAl4Cu3 4% Aluminium (Al), 3% Cu, Rest Zn
der Eisenlegierungen in Eisen- und Nichteisen-
werkstoffe eingeteilt. Eisenwerkstoffe sind Eisen- GK Kokillenguss CuAl8Fe 8% Aluminium (Al),
Eisen (Fe) nicht angegeben,
guss- und Stahllegierungen, deren Hauptbestandteil GC Strangguss Rest Cu
Eisen ist. Nichteisenmetalle werden unterteilt in
Werkstoffzustand Zugfestigkeit Rm (Bsp.)
Leichtmetalle mit einer Dichte von unter 5 kg / dm3 (nur Cu+Leg.; Bsp.)
F13 Rm = 13 x 10 = 130 N/mm2
und Schwermetalle mit einer Dichte von mehr als
5 kg / dm3. Als Edelmetalle werden metallische D gezogen R450 Rm = 450 N/mm2

Werkstoffe bezeichnet, die besonders widerstands- Kurznamen (Bsp.) Erläuterung


fähig sind und in der atmosphärischen Umgebung
CuZn37-R450 Kupfer (Cu)-Zink (Zn)-Legierung mit 37% Zink,
nur unwesentlich oxidieren oder anlaufen. Sie wei- Rm = 450 MPa (N/mm2)
sen eine geringe Neigung zur chemischen Reaktion GS-CuZn33Pb2 Sandguss (GS), Kupfer (Cu)-Zink (Zn)-Legierung mit
mit Säuren, Basen oder Salzen auf. Zu Ihnen zählen 33% Zinn und 2% Blei (Pb)

Silber, Gold und die Metalle der Platingruppe. Gold EN AW-Al Cu4Mg1-H14 Aluminium (Al) – Knetlegierung
ist das edelste Metall. Es lässt sich lediglich mit Kö-
nigswasser, einem Gemisch aus Salpeter- und Salz- Europäische
Norm
Aluminium (A) Aluminium Legierungs-
Halbzeug (W) elemente
Werkstoff-
zustand
säure, lösen. Edelmetalle und deren Legierungen EN AC-Al Si9Mg K F Aluminium (Al) – Gusslegierung
werden wegen ihres metallischen Glanzes und der
guten Hautverträglichkeit vielfach als Schmuckwerk- Europäische Aluminium (A) Aluminium Legierungs- Kokillenguss Gusszustand
Norm Gussstück (C) elemente
stoffe genutzt und zählen zu den Schwermetallen
(Brepohl 1998). Abb. 9: nach [8]

Die Eigenschaft zur Leitung elektrischen Stroms


ist ein charakteristisches Merkmal, mit dem sich MET 3.1
Metalle von Nichtmetallen unterscheiden. Das Eisenwerkstoffe
Eigenschaftsprofil von Halbmetallen befindet sich
in einem dazwischen liegenden Grenzbereich. Sie Die Nutzung von Eisenwerkstoffen machte den
weisen eine nur geringe Leitfähigkeit auf, die mit Menschen wesentlich mehr Schwierigkeiten als die
zunehmender Erwärmung allerdings gesteigert Verwendung der weicheren Metalle Gold, Silber,
werden kann. Durch die gezielte Einlagerung von Kupfer, Blei oder Zinn. Die Eisenzeit setzte deshalb
Fremdatomen (Dotierung) können sie als Leiter erst im zweiten Jahrtausend vor Christus ein. Die bis
genutzt werden. Die große technische Bedeutung dahin vorrangig verwendete Bronze wurde nach und
von Silizium MET 3.5 für die Halbleiterindustrie ist vor nach durch das wesentlich härtere Eisen ersetzt. Vor
diesem Hintergrund zu verstehen. allem die Römer setzten bei ihrer Waffenproduktion
auf den Werkstoff und wurden zur technisch weit
Die Kurznamen von Leicht- und Schwermetallen (au- überlegenen Militärmacht. Die Roheisengewinnung
ßer Aluminium) bestehen aus Informationseinheiten erfolgte in primitiven, mit Holzkohle befeuerten
zur chemischen Zusammensetzung, zum Gießverfah- Öfen.
ren sowie Angaben zum Werkstoffzustand oder zur
Festigkeit. Des Weiteren werden Werkstoffnummern Mit Beginn der industriellen Revolution seit dem
benutzt, die Tabellenbüchern entnommen werden 18. Jahrhundert konnte durch Optimierung der
können. Die Bezeichnung von Aluminiumwerkstoffen Schmelztechnologie und Ersetzen der Holzkoh-
weicht ein wenig ab. Es wird zwischen Aluminium- le durch Steinkohle und Koks die wirtschaftliche
halbzeugen und -gussteilen unterschieden. Der Bedeutung von Eisen enorm gesteigert werden.
Werkstoffzustand bzw. Gusszustand ist gesondert Die gezielte Verwendung von Eisenwerkstoffen
ausgewiesen. machte in der Folge den Bau von Eisenbahnen und
Schienenstrecken, von Hochhäusern und Brücken
Die Bezeichnung von Edelmetalllegierungen erfolgt sowie großvolumigen Frachtschiffen erst möglich.
nach dem Gehalt der edlen Komponente in Promille. Vor allem die Kombination der Materialien Stahl und
Darüber hinaus existieren Sonderbezeichnungen Glas ermöglichte im Bereich der Gestaltung und
für Silber und Gold, die in den Materialkapiteln Architektur völlig neue Möglichkeiten und erlaubte
vorgestellt werden. Das Bezeichnungssystem von den Bau überdachter Einkaufspassagen (z. B. Gal-
Stahlwerkstoffen wird im Abschnitt Eisenwerkstoffe leria Vittorio Emanuele II in Mailand) oder lichter
erläutert MET 3.1. Ausstellungshallen wie dem Kristallpalast zur ersten
Weltausstellung 1851 in London.
37

Im Hochofen erzeugtes Roheisen enthält eine


ganze Reihe von Fremdelementen wie Kohlenstoff,
Silizium, Mangan, Phosphor oder Schwefel. Es weist
durch den enthaltenen Kohlenstoff eine gegenü-
ber Reineisen reduzierte Schmelztemperatur von
1.450 °C auf. Zudem ist es hart und spröde und
daher für die Weiterverarbeitung nur wenig ge-
eignet. Eine der Hauptaufgaben eines Stahlwerks
ist es daher, die störenden Stoffe zu entfernen
und den Eisenwerkstoff durch gezielte Zuführung
von Legierungselementen auf die konkrete An-
wendung auszulegen. Auf Grund der vielfältigen
Anwendungsmöglichkeiten von Eisenwerkstoffen,
Bild: Dachkonstruktion./ Olympiagelände in Montreal werden heute tausende unterschiedlicher Stahl- und
Eisenerzeugnisse angeboten. Alleine in Deutschland
Da Eisenlegierungen und Stahl sehr preisgünstig sind es mehr als 7.500 Sorten (Peters, Struhk 2008).
verarbeitet, die Eigenschaften anwendungsspe- Das Verfahren, mit dem Fremdbestandteile aus dem
zifisch durch Zulegieren oder Wärmebehandlung Eisen entfernt werden, ist unter der Bezeichnung Fri-
beeinflusst und die Rohstoffe aus Eisenschrott leicht schen bekannt (Bargel, Schulze 2004). Insbesondere
zurückgewonnen werden können, sind Eisen- und der Kohlenstoffgehalt wird reduziert, da er für die
Stahlerzeugnisse heute die wichtigsten Metallwerk- Verarbeitungseigenschaften von Eisenwerkstoffen
stoffe in der Industrie überhaupt. Sie kommen bei entscheidend ist. Stahl enthält zwischen 0,06 % und
über 90 % aller Metallanwendungen auf der ganzen 2,06 % Kohlenstoff. Es lässt sich sehr gut schmieden
Welt zum Einsatz. In den letzten Jahren ist durch die und umformend bearbeiten. Deshalb werden Stähle
steigende Bedeutung von Umweltaspekten aber auch als Knetlegierungen bezeichnet. Bei Gussei-
eine zunehmende Ablösung von Eisen- und Stahl- senlegierungen übersteigt der C-Gehalt die Grenze
erzeugnissen durch leichtere Bauteile aus Kunst- von 2,06 %. Sie sind leicht zu vergießen und hart
stoffen, Magnesium und Aluminium oder Verbund- aber auch spröde. Der weitaus größte Teil der Eisen-
konstruktionen zu erkennen. produktion wird zur Rohstahlerzeugung genutzt. Bei
Reines Eisen hat eine Dichte von 7,85 g / cm3 und Frischen unterscheidet man Sauerstoffaufblas- und
schmilzt bei Temperaturen über 1.539 °C. Es wird das Elektrolichtbogenverfahren.
heute durch Reduktion des Eisenoxids aus Erzen
mit Kohlenstoff im Hochofen gewonnen. Diese bis Das Aufblasverfahren kommt vor allem zur Her-
zu 50 Meter hohen Türme werden in abwechseln- stellung unlegierter Stähle im Anschluss an einen
den Schichten mit Eisenerz und Koks befüllt und Hochofenprozess zum Einsatz. Auch kann ein gerin-
von unten befeuert. Die Lagen sinken im Ofen ab, ger Anteil Eisenschrott der Schmelze beigemengt
werden durch die aufsteigenden, heißen Dämpfe werden. Sauerstoff wird in das flüssige Roheisen
getrocknet, erwärmt und reduziert. Am Ende des geblasen und bewirkt eine Reaktion mit den uner-
8 Stunden dauernden Vorgangs wird das flüssige wünschten Bestandteilen der Metallschmelze. Die
Eisen abgeführt. Masse beginnt wegen des Aufsteigens der durch die
Reaktion aufsteigenden Gase zu kochen. Durch Zu-
Roheisenerzeugung im Hochofen führung von Kalk werden diese an der Oberfläche in
Zonen im einer flüssigen Schlacke gebunden. Diese lässt sich
Hochofen Eisenerz, leicht vom Stahlmaterial trennen. Während des Blas-
Koks und
Zuschläge prozesses oxidiert der größte Teil des Kohlenstoffs
Gichtgas (C) zu Kohlenmonoxid (CO) und Kohlendioxid (CO2).
200 °C Die Gase verflüchtigen sich über die Abzugseinheit
Trocknen
500 °C
und der Kohlenstoff-Gehalt sinkt in der Folge auf
Reduktion weniger als 0,05 %. Vor dem Abgießen des Stahls
(indirekt) können die für den jeweiligen Einsatzfall benötigten
Eigenschaften durch Zugabe entsprechender Legie-
1000 °C rungselemente beeinflusst werden. Die Effekte der
Reduktion
(direkt) einzelnen Legierungs- und Begleitelemente auf das
1200 °C Eigenschaftsprofil des Stahls können der Tabelle auf
Koksschmelze der folgenden Seite entnommen werden.
1500 °C
Reduktion
(direkt)
Heißwind
Roheisen-
Schlacken-
abstich
abstich

Abb. 10: nach [8]


38 Kapitel MET
Metalle

Frischen im Sauerstoffaufblasverfahren Zur Optimierung der Materialeigenschaften wird der


Füllen des Konverters 1 Blasen 2
Stahl nach dem Frischen in der Regel einer Nach-
behandlung unterzogen. Hier haben sich Vaku-
umbehandlungen, Umschmelz- und Spülverfahren
entwickelt, um die Bildung eines homogenen Ma-
terialgefüges zu unterstützen, Blasenbildung durch
Behälter mit Gaseinschlüsse zu vermeiden und letzte Verunreini-
Roheisen
Zuschlägen gungen zu beseitigen.
Sauerstoff
einblasen
Eisenschwamm Die Stahlproduktion wird mit dem Abgießen des
ist ein festes Produkt flüssigen Werkstoffs zu Stranggussprofilen oder
der Direktreduktion. Die einzelnen Blöcken abgeschlossen. Das Blockgie-
Reduktion des Eisenerzes Schrott ßen wurde in den letzten Jahrzehnten auf Grund
mit den Gasen Kohlen- der erzielbaren feineren Gefügestrukturen beim
stoffmonoxid und Wasser- Konverter Inertgase oder Sauerstoff Stranggießen allerdings bis auf wenige Ausnahmen
einblasen
stoff ergibt ein schwamm- nahezu vollständig ersetzt. Lediglich großvolumige
artiges Produkt mit
Stahl abgießen Schlacke abgießen
Schmiedeteile werden noch im Block vergossen. Die
3 4
großem Porenvolumen. stranggegossenen Profile können mit umformenden
Eisenschwamm weist eine Schlacke
Technologien wie Ziehen, Walzen, Strangpressen
Stahl
hohe Reinheit auf und und Schmieden zu Halbzeugen und fertigen Bautei-
wird im Elektrolichtbogen- len verarbeitet werden.
ofen weiterverarbeitet. Es
lassen sich qualitativ sehr
Prozess der Stahlherstellung bis zum Halbzeug
hochwertige Stahlsorten
Erz, Koks, Erz,
herstellen. Zuschläge Reduktions-
mittel
Gießpfanne Schlackenpfanne

Hochofen Schachtofen
Abb. 11: nach [8]

Das Elektrolichtbogenverfahren dient in der


Hauptsache zum Einschmelzen von Stahl- und
Roheisen
Eisenschrott. Zudem wird auf in Schachtöfen pro-
duzierten Eisenschwamm zurückgegriffen. Elektro-
Schrott / Zuschläge
den ragen in das Kesselinnere und erzeugen auf
elektro-induktivem Weg die Energie zum Schmelzen
der Ausgangsmaterialien. Da Temperaturen von
Roheisenmischer
annähernd 3.500 °C erreicht werden können, eignet
sich die Technologie auch zur Verarbeitung von
Sauerstoff-
Edelstahlresten und Legierungsmetallen mit beson- Blasverfahren Lichtbogenofen
ders hohen Schmelztemperaturen wie Wolfram oder
Molybdän. Wie beim Blasverfahren wird Kalk zur
Schlackenbildung beigeführt. Auf Grund der guten Nachbehandlung
des Stahls
Steuerbarkeit des Verfahrens und der Möglichkeit
zur Einstellung der Schmelztemperaturen lassen sich
mit dem Elektrostahlverfahren nahezu alle Stahlsor-
ten herstellen. Vakuum-
entgasung Spülen

Frischen im Elektrolichtbogenverfahren

Elektroden

Schrott und
Schwammeisen
Vergießen
des Stahls
Ofen

Schlacke Stahl
Strangguss Gussverfahren
(häufigsten Anwendungen)

Abb. 13: nach [8]

Schlackenpfanne Stahlpfanne

Abb. 12: nach [8]


39

Legierungs-/Begleitelemente bei Gusseisen und Stählen Einteilung der Eisenwerkstoffe


Legierungselemente Legende: Stähle Kohlenstoffgehalt [%]
Wirkung Erhöht Reduziert
Baustähle (unlegiert) 0,17…0,5
Al - Aluminium
Eindringen von Stickstoff, Zunderbeständigkeit Einsatzstähle (unlegiert) 0,1…0,9
--
Vergütungsstähle (unlegiert) 0,2…0,6
Be - Beryllium
Ausscheidungshärtung Werkzeugstähle (unlegiert) 0,5…1,4
Zähigkeit
Werkzeugstähle (legiert) 0,2…2,06
Cr - Chrom
Härte, Zug-, Warm- und Verschleißfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit Gusswerkstoffe
In geringem Maße die Dehnung
Gusseisen mit Lamellengrafit (GJL) 2,6…3,6
Co - Cobalt
Härte, Warmfestigkeit, Schneidhaltigkeit Gusseisen mit Kugelgrafit (GJS) 3,2…4,0
Bei höheren Temperaturen Kornwachstum
Temperguss (entkohlend geglüht; GJMW) 0,5…1,7 getempert
Cu - Kupfer 2,5…3,5 ungetempert
Witterungsbeständigkeit, Festigkeit
Bruchdehnung Temperguss (nicht entkohlend geglüht; GJMB) 2,0…2,9
Mn - Mangan Stahlguss (GS) 0,15…0,45
Zugfestigkeit, Durchhärtbarkeit, Zähigkeit (bei geringem Mn-Anteil)
Zerspanbarkeit, Kaltformbarkeit, Grafitausscheidung bei Grauguss
Abb. 15: nach [8]
Mo - Molybdän
Zugfestigkeit, Warmfestigkeit, Schneidhaltigkeit, Durchhärtung
Anlasssprödigkeit, Schmiedbarkeit (bei höherem Mo-Anteil)

Ni - Nickel
Festig- und Zähigkeit, Durchhärtbarkeit, Korrosionsbeständigkeit
Wärmedehnung

V - Vanadium
Härte, Warmfestigkeit, Dauerfestigkeit
Empfindlichkeit gegen Überhitzung

W - Wolfram
Härte, Zugfestigkeit, Warmfestigkeit, Schneidhaltigkeit
Dehnung (in geringem Maße), Zerspanbarkeit

Begleitelemente/ Nichtmetallische
Wirkung

C - Kohlenstoff
Härte und Festigkeit (max. 0,9%), Härtbarkeit, Rissbildung (Flocken)
Schmelzpunkt, Dehnung, Schweiß- und Schmiedbarkeit

H2 - Wasserstoff
Alterung durch Versprödung, Zugfestigkeit
Kerbschlagzähigkeit

N2 - Stickstoff
Versprödung, Austenitbildung
Alterungsbeständigkeit, Tiefziehfähigkeit

P - Phosphor
Zug- und Warmfestigkeit, Korrosionswiderstand
Kerbschlagzähigkeit, Schweißbarkeit

S - Schwefel
Zerspanbarkeit, Sprödigkeit
Kerbschlagzähigkeit, Schweißbarkeit

Si - Silizium
Zugfestigkeit, Dehngrenze, Korrosionsbeständigkeit
Bruchdehnung, Schweißbarkeit, Zerspanbarkeit

Abb. 14: nach [2,20] Bild unten: Hochofen 5 Rogesa, Dillingen./


Foto: Stahl-Zentrum

Bilderleiste unten: Gießerei./ Fotos: Die Küpper-Gruppe


40 Kapitel MET
Metalle

MET 3.1.1 Die Einlagerung des Kohlenstoffs als lamellen- oder


Eisenwerkstoffe – Gusseisen blattartige Gefügestruktur bewirkt gute Gleiteigen-
schaften. Gusseisen mit Lamellengrafit weist zudem
Eisengusslegierungen verdanken ihren Namen der eine hohe Zähigkeit und ein ausgezeichnetes Dämp-
Technik, die ihrer Formgebung zugrunde liegt. Der fungsvermögen auf. Allerdings wirken die stäbchen-
flüssige Werkstoff wird in eine Form gegossen und förmigen Lamellen bei Zugbelastung als Kerben, so
ist nach der Erstarrung in der Regel nur noch durch dass diese Art des Gusseisens nur eine sehr niedrige
Zerspanung bearbeitbar. Zugfestigkeit aufweist. Die Widerstandsfähigkeit
gegenüber Druck ist um den Faktor 4 höher. Auf
Gefüge von Gusseisenwerkstoffen Grund der grau erscheinenden Bruchstellen ist die
Werkstoff Gefüge Erscheinung Kohlen- Bezeichnung »Grauguss« weit geläufig.

100...350 N/mm2 Zugfestigkeit

zementit

zementit
Streifen-
stoff / Eigenschaften

Grafit-
Gusseisen mit 0,1 mm Kugelförmige Grafitstrukturen im Eisengefüge
Lamellengrafit grobblätterig
bewirken eine Festigkeitssteigerung. Das Eigen-
Gute Gleit- und schaftsprofil von Gusseisen mit Kugelgrafit liegt
Dämpfungseigen-
schaften, unter Druck daher nahe an dem von Stahlwerkstoffen.
belstbarer als unter
Zug, sehr kosten-
günstig Temperguss beinhaltet neben 3 % Kohlenstoff noch
Silizium und Mangan. Die Festigkeitswerte liegen
feinblätterig 400… 900 N/mm2 zwischen denen von Grauguss und Gusseisen mit
Kugelgrafit.

Unter den Eisengusswerkstoffen nimmt Stahlguss


eine Sonderrolle ein. Dieser ist in Formen gegos-
Gusseisen mit
sener Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt zwischen
Kugelgrafit kugelig 0,15 % und 0,45 %. Er verbindet die hohe Härte und
Zähigkeit von Stählen mit den sehr guten Verarbei-
100...350 N/mm2

Vergleichbar mit
Stahlwerkstoffen, tungseigenschaften von Gusseisen. Der Werkstoff
Anwendung
mit hoher kommt dort zum Einsatz, wo Härte und Festigkeit
Beanspruchung
von Grau- oder Temperguss nicht mehr ausreichen
(Peters, Struhk 2008).
Schwarzer
flockig
Temperguss
Beinhaltet 3% Kohlen-
300… 800 N/mm2

stoff, Silizium und


Mangan, Zugeigen-
schaften wie Guss-
eisen, dünnwandige
Teile mit komplizierter
Form umsetzbar

Unlegierter
Stahlguss grobkörnig, spröde,
380… 600 N/mm2

hohe Gießtemperatur,
2% Schwindung,
spätere Wärmebe-
handlung meist
notwendig

Abb. 16: nach [8]

Eigenschaften
Gusseisen enthält 2,06 % bis 6,67 % Kohlenstoff
und weist sehr gute Fließeigenschaften auf. Es kann
daher besonders gut gießtechnisch verarbeitet
werden, ist spröde und wegen des hohen Koh-
lenstoffgehalts äußerst hart. Gusseisenwerkstoffe
rosten unter Einfluss von Feuchtigkeit und sind Bild: Kanalisationsdeckel aus Gusseisen, New York./ USA
sehr empfindlich für Schlagbeanspruchungen. Man
unterscheidet Gusseisen mit Lamellengrafit (Grau-
guss), Gusseisen mit Kugelgrafit, Temperguss und
Stahlguss.
41

Verwendung MET 3.1.2


Die gute gießtechnische Verarbeitbarkeit ermöglicht Eisenwerkstoffe – Stahl
den Einsatz von Eisengusswerkstoffen zur Herstel-
lung von Bauteilen mit komplexen Formgeometrien. Stahlerzeugnisse sind heute die wichtigsten Metall-
Sie haben daher schon seit dem 19. Jahrhundert für werkstoffe in der Industrie. Die Höhe der Stahlpro-
technische Komponenten eine große Bedeutung. duktion eines Landes wird daher gerne als Indikator
Grauguss wird als Gehäuse- und Maschinenbettma- für dessen wirtschaftliches Wachstum verwendet.
terial und zur Herstellung von Kanaldeckeln verwen- Lag die weltweite Rohstahlproduktion im Jahr 1990
det. Für dünnwandige Gussteile mit komplizierten noch bei etwa 770 Millionen Tonnen, erreichte sie
Formen hat sich Temperguss bewährt. Gusseisen in 2005 einen Wert von 1.132 Millionen Tonnen. Die
mit Kugelgrafit wird wegen der hohen Festigkeit für Volksrepublik China war mit 349,4 Millionen abso-
Anwendungen mit hohen Schwingbeanspruchungen luter Spitzenreiter unter den stahlproduzierenden
wie Kurbelwellen, Zahnräder oder Pumpengehäuse Ländern.
eingesetzt. Stahlguss kommt dort zum Einsatz, wo
Härte und Festigkeit von Grau- oder Temperguss Eigenschaften
nicht mehr ausreichen. Typische Verwendungsbei- Stahl enthält weniger als 2,06 % Kohlenstoff (Bargel,
spiele sind Schiffspropeller, Turbinen- und Motorge- Schulze 2004) und wird entsprechend den für den
häuse oder Kranhaken. jeweiligen Anwendungsfall erforderlichen Eigen-
schaften mit Legierungselementen wie Mangan,
Chrom, Nickel, Kobalt, Wolfram, Molybdän oder
Vanadium auflegiert oder einer Wärmebehandlung
unterzogen. Somit nimmt der Werkstoff ein breites
Eigenschaftsprofil ein. Stahl verfügt in der Regel
über eine hohe Zähigkeit. Die Dehnbarkeit nimmt
mit abnehmendem Kohlenstoffgehalt zu. Durch
Chrom wird er beständiger gegen Korrosion, ver-
schleißfester und härter. Allerdings nimmt die Dehn-
fähigkeit deutlich ab. Vanadium macht Stahl dauer-
fest und weniger spröde, und Wolfram verschafft
ihm eine hohe Warmfestigkeit. Die Durchhärtung
und Zähigkeit wird durch Beimischung von Mangan
als Legierungselement erhöht, jedoch sinken die
Verarbeitungsqualitäten bei der zerspanenden Be-
arbeitung ebenso wie der Grad der Verformbarkeit
Bild: Blasstahlwerk./ Foto: Stahl-Zentrum bei niedrigen Temperaturen. Durch das Beimischen
von Silizium kann die Zerspanbarkeit dann wieder
Verarbeitung gesteigert werden (Peters, Struhk 2008).
Der hohe Kohlenstoffgehalt bewirkt das ausgezeich-
nete Fließverhalten von Gusseisen. Zudem ist Guss- Übersicht der wichtigsten Stahlsorten
eisen leicht zerspanend zu bearbeiten (z. B. Bohren). Stahlsorten, Grundstähle, Qualitätsstähle, Edelstäh-
Unlegierte Stähle
Umformende Bearbeitungen sind jedoch nur mit le,Grundstähle Grundstähle
extremem Aufwand möglich. Die Schweißbarkeit ist
Qualitätsstähle Allgemeine Baustähle;
eingeschränkt. Stähle mit C-Gehalt < 0,12%;
Einsatzstähle mit C-Gehalt bis 0,25%;
Nitrierstähle;
Wirtschaftlichkeit Vergütungsstähle mit C-Gehalt von 0,2%… 0,65%;
Stähle mit C-Gehalt 0,55%;
Eisengusswerkstoffe sind sehr preiswert herzustellen Stähle mit höherem P- und S-Gehalt (z.B. Automatenstähle)
und zu verarbeiten. Vor allem Grauguss ist einer der
Edelstähle Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften;
preisgünstigsten Werkstoffe überhaupt. Bau-, Maschinenbau und Behälterstähle mit < 0,5% C;
Maschinenbaustähle mit 0,5% C;
Bau-, Maschinenbau und Behälterstähle mit besonderen
Alternativmaterialien Anforderungen; Werkzeugstähle
Stahlwerkstoffe, kohlefaserverstärkte Kunststoffe, Legierte Stähle
Leichtbaumetalle wie Aluminium oder Magnesium
Qualitätsstähle Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften;
Stähle für verschiedene Anwendungsbereiche

Edelstähle Werkzeugstähle, wie z.B. Kaltarbeitsstähle, Warm-


arbeitsstähle, Schnellarbeitsstähle;
Chemisch beständige Stähle
Bau-, Maschinen- und Behälterstähle

Abb. 17: nach [2]


42 Kapitel MET
Metalle

Insbesondere die Korrosionsbeständigkeit von


Stahlwerkstoffen kann durch Zulegieren von Chrom,
Nickel oder Silizium entscheidend verbessert
werden. Viele Edelstähle MET 3.1.3 rosten nicht und
können in feuchter oder steriler Umgebung einge-
setzt werden. Im Gestaltungsbereich wird Stahl aber
gerade wegen seiner Neigung zur Korrosion und
zur Bildung von Rost verwendet. Hier sind Skulp-
turen, Bildhauereien und Installationen im architek-
tonischen Bereich zu nennen, die erst nach einer
gewissen Zeit ihre eigentliche Erscheinung (Patina)
erhalten.

Bild: Cortenstahl, Ausstellungspark MANNUS in Arnsberg./


banz+riecks architekten

Grundstähle enthalten nur wenige Stahlveredler.


Sie werden auf einfache Weise hergestellt, sind
preiswert und für keine Wärmebehandlung vorge-
sehen. Daher weisen sie nur mäßige Gebrauchsei-
genschaften auf und sind nur bei geringen Bean-
spruchungen einsetzbar. Im Gegensatz dazu werden
Edelstähle durch eine spezielle Zusammenstellung
eben für diese hochwertigen Einsatzfälle ausgelegt.
Sie sind hochrein, enthalten zum Teil einen großen
Anteil an Legierungselementen und sind für die
Wärmebehandlung bestimmt. Anschließend weisen
Edelstähle in aller Regel eine hohe Zähigkeit und
Härte auf. Qualitätsstähle liegen in ihrem Anwen-
dungsprofil zwischen den Grund- und Edelstählen.
Vom Gesetzgeber sind keine Anforderungen an
Reinheit oder an das Verhalten bei einer Wärmebe-
Bild: Einsatz von Edelstahl in der Nahrungsmittelindustrie, handlung vorgeschrieben.
Gebäckformmaschine./ Fa. NFF Janssen, Krefeld
Verwendung
Durch die Vielzahl der möglichen Legierungszusam- Stahl kommt nahezu in allen Technologie- und
mensetzungen kann ein Stahlwerkstoff fast exakt Lebensbereichen zur Anwendung. Daher haben
auf seinen Anwendungsfall eingestellt werden. sich neben der Einteilung entsprechend der Menge
Je nach Gehalt von Legierungselementen spricht beigemischter Legierungsbestandteile zahlreiche
man von unlegiertem, niedrig legiertem oder hoch Bezeichnungen entwickelt, die den Einsatzzweck der
legiertem Stahl. Niedrig legiert ist er dann, wenn die unterschiedlichen Stahlsorten ausdrücken. Demnach
Summe der Legierungsbestandteile die 5 % Prozent- teilt man Stähle in die Hauptgruppen Bau-, Kon-
Marke nicht übersteigt. Enthält ein Stahl von einem struktions- und Werkzeugstähle ein.
bestimmten Legierungselement mehr als 5 %, gilt
er als hoch legiert. Um die Vielzahl der Stahlwerk- An Baustähle werden vielfältige Anforderungen
stoffe besser unterscheiden zu können, hat sich ein gestellt. Sie finden im Baugewerbe und im Fahr-
Ordnungssystem etabliert, in dem sowohl die unle- zeug-, Schiffs- oder Maschinenbau Verwendung
gierten als auch die legierten Stahlsorten in Grund-, und sollten eine hohe plastische Verformbarkeit
Qualitäts- und Edelstähle eingeteilt werden. bei schlagartiger Beanspruchung aufweisen, gut zu
verarbeiten, warmfest, korrosions- und hitzebestän-
Grenzwerte der Legierungelemente bei unlegiertem Stahl dig sein und je nach Einsatzzweck über eine gute
Al 0,30% Cu 0,40% Nb 0,06% Se 0,10% Ti 0,05% Leitfähigkeit für Wärme verfügen. Zu den Baustählen
Bi 0,10% Mn 1,65% Ni 0,30% Si 0,60% V 0,10% zählen beispielsweise Hochbau-, Spann-, Draht- und
Co 0,30% Mo 0,08% Pb 0,40% Te 0,10% W 0,30%
Schienenstähle.

Abb. 18: nach [8] Einsatz-, Nitrier- und Vergütungsstähle sind Kon-
struktionswerkstoffe, die sich im Besonderen für
eine Wärmebehandlung eignen. Einsatzstähle sind
Werkstoffe mit geringem Kohlenstoffgehalt, deren
Randzone gehärtet wird (Aufkohlen). Auf Grund der
hohen Verschleißfestigkeit wird diese Stahlsorte
häufig zur Fertigung von Zahnrädern verwendet.
43

Nitrierstähle eignen sich auf Grund der verschleiß- Darüber hinaus existieren Stähle für Sonderanwen-
festen Oberfläche besonders für stark beanspruchte dungen mit entsprechenden Eigenschaften. Hierzu
Bauteile. Die Festigkeitssteigerung wird durch Ein- zählt beispielsweise Federstahl, ein sehr flexibles
bringen von Stickstoff in die Randzone erzielt. Material mit hoher Wechselbeständigkeit und Dau-
erfestigkeit. Er besteht meist aus Edelstahl und ist
Die hohen Festigkeitswerte und die große Zähigkeit in Form von Blechen oder als Draht auf dem Markt
erhalten Vergütungsstähle durch eine Kombination erhältlich.
aus Härten und anschließendem Anlassen bei Tem-
peraturen zwischen 500 °C und 700 °C. Vergütungs-
stähle werden in der Hauptsache für Bauteile einge-
setzt, die einer hohen dynamischen Beanspruchung
ausgesetzt sind (z. B. Walzen, Wellen, Achsen).

Kohlenstoffgehalt verschiedener Stähle


Stähle Kohlenstoff- Beispiele
gehalt [%]

Baustähle (unlegiert) 0,17…0,5 S185, S235JR, S355J2G4

Einsatzstähle (unlegiert) 0,1…0,9 C10E, C15E

Vergütungsstähle (unlegiert) 0,2…0,6 C22, C35E, 28Mn6

Werkzeugstähle (unlegiert) 0,5…1,4 C45U, C105U

Werkzeugstähle (legiert) 0,2…2,06 45NiCrMo16, X37CrMoV5-1

Abb. 19: Bild: Feder aus Federstahl, verchromt.

Werkzeugstähle werden, wie der Name schon sagt, Warmgewalzte Stähle nach DIN EN 10089 (für vergütbare Federn)
hauptsächlich zur Anfertigung von Werkzeugen wie Stahlsorte Rp0,2 Rm Bruch- Bruchein-
(min) dehnung schnürung
Druck- und Spritzgussformen oder Schmiedegesen- A (min) Z (min)
ken verwendet. Man teilt sie entsprechend ihrer Eig-
38 Si 7 1150 MPa 1300… 1600 MPa 8% 35 %
nung für die unterschiedlichen Temperaturbereiche
in Kalt-, Warm- und Schnellarbeitsstähle ein. 56 Si 7 1300 MPa 1450… 1750 MPa 6% 25 %

55 Cr 3 1250 MPa 1400…1700 MPa 3% 20 %


Kaltarbeitsstähle können bei Temperaturen bis 56 SiCr 7 1350 MPa 1500… 1800 MPa 6% 25 %
200 °C eingesetzt werden und eignen sich daher
51 CrV 4 1200 MPa 1350…1650 MPa 6% 30 %
für Schneid- und Tiefziehwerkzeuge und Formen
46 SiCrMo 6 1400 MPa 1550…1850 MPa 6% 35 %
für niederschmelzende Materialien. Beispiele
sind 145 Cr 6 für Reibbahlen oder Chromstahl 52 SiCrNi 5 1300 MPa 1450… 1750 MPa 6% 35 %
X 210 Cr 12 für Schnittwerkzeuge. Übersteigen die 52 CrMoV 4 1300 MPa 1450… 1750 MPa 6% 35 %
Temperaturen die Marke von 200 °C deutlich, wird
auf einen Warmarbeitsstahl zurückgegriffen (z. B. Abb. 20: nach [24]
X 30 W Cr V 5 - 3 oder X 40 Cr Mo V 5 - 3). Sie sind warm-
fest, sehr zäh und werden für die spanlose Formge- Verarbeitung
bung von Metallwerkstoffen verwendet. Typische Die handwerkliche Bearbeitung von Stahl gestal- Aufkohlen
Anwendungen sind Gießkokillen, Pressstempel oder tet sich auf Grund der meist größeren Härte im ist ein Anreichern der
Schmiedegesenke. Vergleich mit anderen Werkstoffen als schwierig. Stahloberfläche mit Koh-
Alle Stahlsorten sind unter dem Einfluss von Wärme lenstoff, um diese härter
Zerspan- und Umformwerkzeuge bestehen meist umformend zu verarbeiten, wozu eine entspre- zu machen.
aus Schnellarbeitsstähle, die auf Grund ihrer che- chende Ausstattung benötigt wird. Werkstoffe mit
mischen Zusammensetzung bis zu einer Temperatur niedrigem Kohlenstoffgehalt lassen sich einfacher
von 600 °C verwendbar sind. Sie haben die höchste plastisch verformen. Nach der Kaltumformung ist al-
Wärme- und Anlassbeständigkeit aller Stahlwerk- lerdings mit erhöhten Festigkeitswerten zu rechnen,
stoffe, so dass hohe Schnittgeschwindigkeiten die Dehnbarkeit nimmt ab. Durch Wärmebehand-
und Schneidleistungen erzielt werden können. In lungen (z. B. Härten, Vergüten MET 2, BES 7) können
der Kennung deuten die Buchstaben HS auf einen die Festigkeitswerte entscheidend verbessert
Schnellarbeitsstahl hin. Die Zahlen geben den Anteil werden. Leider nimmt die Verarbeitbarkeit danach
der Legierungselemente Wolfram (W), Molybdän ab. Die Schweißeignung wird von den Legierungse-
(Mo), Vanadium (V) und Kobalt (Co) in Prozent an. lementen und dem Kohlenstoffgehalt bestimmt. Die
HS 18-1-2-5 enthält beispielsweise 18 % W, 1 % Mo, für die einzelnen Stahlwerkstoffe entsprechenden
2 % V und 5 % Co. Bearbeitungsmöglichkeiten sind wegen der Vielfäl-
tigkeit der Fachliteratur zu entnehmen.
44 Kapitel MET
Metalle

Stahl kann auf einfachem Wege durch eine Wär- Wirtschaftlichkeit und Handelsformen
mebehandlung gefärbt werden. Da lediglich Stahl gehört zu einem der preisgünstigsten Werk-
Temperaturen zwischen 220 °C und 300 °C erfor- stoffe mit einem breiten Anwendungsspektrum.
derlich sind, ist dies für kleine Bauteile sogar im Das Recycling ist unkompliziert. Stahlwerkstoffe
heimischen Ofen möglich. Dieser ist auf die für die sind in nahezu allen Handelsformen von Voll- über
entsprechende Farbigkeit benötigte Temperatur Rohr- und Hohlprofilen, U- und T-Trägern bis hin
vorzuwärmen. Das Stahlbauteil oder -halbzeug wird zu Blechen, Bändern und Drähten auf dem Markt
anschließend so lange im Ofen gelagert, bis sich erhältlich.
die Anlauffärbung gebildet hat. Verunreinigungen
und Oxidschichten sind vor der Wärmebehandlung Handelsformen von Stahlwerkstoffen
von den Oberflächen zu entfernen. Hierzu kann es Form Bezeichnungsbeispiele
geschliffen oder mit stark verdünnter Schwefelsäure Stabstähle
gereinigt werden. Auf der von der Oxidschicht (z. B. Flach DIN 174 – 40x4 – X6CrNiMoTi17-12-2
Blanker Flachstahl, 40 mm breit, 4 mm dick, aus
Zunder Zunder) gereinigten Materialoberfläche perlen beim rostfreier Stahl
nennt man die Korrosi- abschließenden Spülen keine Wassertropfen mehr
Rund DIN 670 – 50 – 9S20+C
onsschicht auf Metall- ab. Weitere Wärmebehandlungsverfahren sind im Blanker Rundstahl, Ø50 mm, ISO-Toleranzfeld h8
aus Automatenstahl 9S20, kaltverformt
oberflächen, die durch Kapitel Diffusionsschichten BES 7 zusammengefasst.
Einwirkung des oxidie- Vierkant DIN 1014 – 6 – C60
Warmgewalzter Vierkantstahl mit 6 mm Seitenlänge
renden Gases Sauerstoff Anlassfarben (Glühtemperaturen und erzielbare Farbigkeit) aus Werkzeugstahl
entsteht. Farben Temperatur
Formstähle
Glühtemperatur
Weißgelb 200 °C
U-Profil DIN 1026 – U60 – S355
U-Profil mit 60 mm Höhe aus Stahl S355
Strohgelb 222 °C
1-Profil DIN 1025 – IPB100 – S275
1-Träger (oder Doppel-T-Träger),
Gelbbraun 240 °C
100 mm hoch, aus Stahl S275
Braunrot 250 °C
L-Profil EN 10056 – 150x10x8 – S355
Ungleichschenkeliger Winkel, Schenkel 150 mm
Pupurrot 270 °C
und 10 mm, Schenkeldicke 8 mm, aus Stahl S355
Violet 280 °C
Hohlprofile, Rohre
Rohr DIN 2391 – 12x1 – S355J2G3
Dunkelblau 290 °C
Nahtloses Präzisionsrohr, Außen-Ø 12 mm,
Wanddicke 1 mm, aus Stahl S355J2G3
Hellblau 320 °C
Rohr DIN 2906 – 800x100x10 – S235JRG1
Blaugrau 340 °C
Rechteckiges Vierkantrohr, Aussenmaße 100 mm x
800 mm, Wanddicke 10mm, aus Stahl S235JRG1
Grau 360 °C
Hohlprofil EN 10210 – 70x70x6 – S355J2H,
Abb. 21: nach [36] Quadratisches Hohlprofil, 70 mm breit, Wanddicke
6 mm, verzinkt, aus Stahl S355J2H

Neben der thermischen Behandlung kann eine Bleche, Bänder


Blech EN 10130 – 3 – DC05 – Bm
schwarze Färbung auch auf chemischem Weg er- Kaltgewalztes Blech aus weichen Stählen,
3 mm dick, beste Oberfläche, matte Ausführung
folgen. Die von der Oxidschicht befreiten Stahlteile
werden hierzu in ein Wasserbad getaucht, in dem Blech EN 10029 – 6x3000x4500 – S355J2+N
Warmgewalztes Stahlblech, 6 mm dick,
auf 3,5 Liter Wasser 6 Teelöffel Natriumthiosulfat 3000 mm breit, 4500 mm lang, aus S355J2+N
gelöst wurden. Der Tauchvorgang sollte so lange Drähte
wiederholt werden, bis sich die Schwarzfärbung Draht DIN 2077 – 50CrV4G25
warmgewalzter, runder Federstahl, Ø5 mm,
eingestellt hat. Zum Schluss wird mit kaltem Wasser aus 50CrV4, geglüht
abgespült.
Draht DIN 2077 – 50CrV10
Warmgewalzter, runder Federdraht, Ø10 mm,
aus 50CrV

Abb. 22: nach [8]

Bezeichnung von Stahlwerkstoffen


Das Bezeichnungssystem von Stählen lässt die Klas-
sifizierung des Werkstoffs nach Verwendungszweck
und Eigenschaften, chemischer Zusammensetzung
und Werkstoffnummern zu. Außerdem existieren
Markennamen oder historisch etablierte Bezeich-
nungen (z. B. St 52, Invar), was die Schwierigkeit zur
eindeutigen Kennzeichnung erkennen lässt.

Bild: Zunderschicht auf Stahl.


45

Bezeichnung von Stählen nach Verwendung und Eigenschaft Kurznamen von Stählen (4 Gruppen)
Aufbau eines Kurznamens: S 235 J2G3 1.
1 Unlegierte Stähle mit Mangangehalt < 1% (außer Automatenstähle)

Hauptbuchstabe/ Zahl Zusatzsymbole und Bedeutung


Hauptsymbole (Bsp.) Zusatzsymbole (Bsp.)
C E maximaler Schwefelgehalt G besondere Merkmale
Kennbuchstabe Streck- Zusätze, Zusätze, Kennzahl (Kohlenstoffgehalt) R Bereich des Schwefel- S für Federn
Verwendung grenze Gruppe 1 Gruppe 2 gehaltes U für Werkzeuge
Re Kennzahl = 100 multipliziert C Eignung zum Kalt- W für Schweißdraht
mit Kohlenstoffgehalt in % umformen D zum Drahtziehen
D Flachstähle/ Zahl Kerbschlag- Prüf- M C
Kaltumformen für arbeit in Joule (J) temp. thermo- besonders gut Beispiel: C80U
Mindest- 27J 40J 60J in °C mechanisch kalt umformbar unlegierter Stahl mit einem Mangangehalt < 1%, einem Kohlenstoff-
E Maschinen- streck- gewalzt gehalt von 0,8% (100 . 0,8% = 80), U = für Werkzeuge
bau grenze L
in JR KR LR +20 N für niedrige 2.
2 Legierte Stähle
H Flacherzeug- N/mm2 normal- Temperaturen Gehalt jedes Legierungselementes < 5% (außer Schnellarbeitsstähle),
nisse aus JO KO LO 0 geglüht unlegierte Stähle mit Mangangehalt > 1%,
höherfesten H unlegierte Automatenstähle
Stahl J2 K2 L2 -20 Q für Hohl-
vergütet profile Bestandteile Kurzname: Multiplikationsfaktoren
L Leitungsrohre J3 K3 L3 -30 - Kennzahl für den 100fachen
G T Kohlenstoffgehalt (C) Legierungselement Faktor
P Druckbehälter J4 K4 L4 -40 andere für Rohre - chemischen Symbolen der
Merkmale Legierungselemente Si, Co, Cr, W, Ni, Mn 4
R Schienen J5 K5 L5 -50 W - Faktoren multipliziert mit (Merke: »Sie, Conrad Cramer
wetterfest Gehalten der Legierungselemente Wusste Nie Mangan«)
S Stahlbau J6 K6 L6 -60 Al, Cu, Mo, Ta, Ti, V, Pb 10
(siehe nebenstehende Tabelle) C, N, P, S 100
Erläuterung zu S 235 J2G3: B 1000

Stahl für den Stahlbau (S), Mindeststreckgrenze von Re=235 N/mm2 Beispiel: 16MnCr5
Kerbschlagarbeit von 27 J bei -20 °C (J2), vollberuhigter Stahl (G3) legierter Einsatzstahl mit 16/100 = 0,16% C und 5/4 = 1,25% Magan (Mn)
Chrom (Cr)-Gehalt ist nicht angegeben
Weiteres Beispiel E 360 C:
3.
3 Hochlegierte Stähle (X)/ Gehalt jedes Legierungselementes > 5%
Stahl für den Maschinenbau (E), Mindeststreckgrenze Re= 360 N/mm2
besonders gut kalt umformbar Bestandteile Kurzname:
- Kennbuchstaben »X« für »hochlegierte« Stähle
- Kennzahl für den 100fachen Kohlenstoffgehalt (C)
Abb. 23: nach [8] - chemische Symbole der Legierungselemente
- Gehalten der Legierungselemente (Angaben in %)

Klassifizierung nach Verwendungszweck Beispiel: X38CrMoV5-3


hochlegierter Stahl (X) mit 38/100 = 0,38% Kohlenstoff (C),
und Eigenschaften 5% Chrom (Cr), 3% Molybdän (Mo) und ein wenig Vanadium (V)
Die Bezeichnung setzt sich aus Haupt- und Neben-
4. Schnellarbeitsstähle (HS)
4
bezeichnung zusammen. Das Hauptsymbol gibt die
Bestandteile Kurzname:
Stahlgruppe und die mechanische Eigenschaft mit - Kennbuchstaben »HS« für Schnellarbeitsstähle
dem Wert der Streckgrenze, das Nebensymbol die - Gehalten der Legierungselemente in Reihenfolge W, Mo, V, Co
(Angaben in %)
Kerbschlagzähigkeit sowie besondere Eigenschaften
an. Beispiel: HS10-4-3-10
Schnellarbeitsstahl (HS) mit
10% Wolfram (W), 4% Molybdän (Mo), 3% Vanadium (V), 10% Cobalt (Co)
Klassifizierung nach chemischer Zusammensetzung
Diese Art der Stahlbezeichnung lässt Rückschlüsse Abb. 24: nach [8]
auf die Zusammensetzung des Werkstoffs zu. Im
Klassifizierungssystem wird zwischen unlegierten Werkstoffbezeichnung von Stählen und Gusseisen
Stählen mit einem Mangangehalt von weniger als Werkstoffnummern der Stähle
1 %, legierten- und hoch legierten Stählen sowie
Schnellarbeitsstählen unterschieden. 1.__ ____

Klassifizierung nach Werkstoffnummer Werkstoff- Stahlgruppen- Block 2 ... 4 Ziffern


Hauptgruppe nummer Ziffer 1,2: Zählnummer
Neben den vorgestellten Bezeichnungsoptionen exi- (1 für Stahl) (2 Ziffern) Ziffer 3: Gewinnungsverfahren
Ziffer 4: Behandlungszusand
stieren Werkstoffnummern, die eine Klassifizierung
mit Hilfe von Tabellenbüchern möglich machen. Beispiel: 1.0144 (Kurzname S275J2+N)
1 für Stahl, 01 für Baustahl mit Rm<500 N mm-2, Zählernummer 44
(Der Nummernschlüssel kann Tabellenbüchern entnommen werden)
Alternativmaterialien Werkstoffnummern der Gusseisenwerkstoffe
Kohlefaserverstärkte Kunststoffe, Eisengusswerk-
stoffe, Leichtbauwerkstoffe wie Aluminium oder __-J_ ____
Magnesium
Normsystem Gusseisen Haupt- 2 Werkstoff- Anforderungen
und Graphitform merkmal kennziffern

Beispiel: Werkstoffnummer EN-JL1050 (Kurzzeichen EN-GJL-300)


Europäsche Norm (EN), Gusseisen (J) mit Lamellengraphit (L), Haupt-
merkmal: 1 Zugfestigkeit, Werkstoffkennziffer 06, keine Anforderungen (0)
(Der Nummernschlüssel kann Tabellenbüchern entnommen werden)

Abb. 25: nach [8]


46 Kapitel MET
Metalle

MET 3.1.3 Sie enthalten weniger als 0,035 % Schwefel und


Eisenwerkstoffe – Edelstahl Phosphor, können mit Nickel, Titan oder Molybdän
legiert oder mit Stahlveredlern in ihren Qualitäten
Die Gebäude des kanadischen Architekten Frank optimiert werden. Kennzeichnend ist ein hoher
O. Gehry sind keine gewöhnlichen Häuser, sondern Chromgehalt, der in der Regel einen Anteil von
wirken auf Grund ihrer außergewöhnlichen Formen- 10 % übersteigt. Nichtrostende Edelstähle enthal-
vielfalt fast wie Skulpturen im Raum. Charakteristisch ten zudem meist mehr als 2,5 % Nickel und weniger
sind kippende Räume, gebrochene Geometrie, als 1,2 % Kohlenstoff. Edelstahloberflächen sind
umgekehrte Formen und Rundungen in allen Vari- korrosions- und hitzebeständig, hygienisch, leicht
ationen. Um seine Formensprache nach außen hin zu reinigen, optisch ansprechend und daher für An-
noch viel deutlicher zur Geltung zu bringen, setzt wendungen in der Küche, im Sanitärbereich und für
Gehry häufig auf das Element der Lichtreflexion die Innenarchitektur sehr geeignet. Auch spiegelnde
und stattet seine Entwürfe mit Metallfassaden aus. Oberflächen können hergestellt werden, so dass
Beste Beispiele sind das Guggenheim Museum in Edelstahl selbst bei Schmuckstücken Verwendung
Bilbao oder die Walt Disney Concert Halle in Los findet.
Angeles. Um die Fassaden vor Korrosion zu schüt-
Bild: Klappgrill aus Edel- zen, verwendet der Kanadier gerne Edelstahl wie
stahl./ Hersteller: Ledder beim Neuen Zollhof in Düsseldorf. Diese Stahlsorte
Werkstätten/ ist hochfest, witterungsbeständig und rostet nicht.
Foto: Bastian Heßler/ Sie eignet sich daher für Außenanwendungen wie
Design: UNITEDDESIGN- Balkonberüstungen, Schornsteine und Stadtmöbiliar
WORKERS.com (Parkbänke, Haltestellen für Bus und Bahn).

Eigenschaften
Wissenschaftlich korrekt ist unsere Vorstellung von
Edelstählen jedoch nicht, denn es existieren für
besondere Anwendungen auch edle Stahlsorten,
die chemisch wenig beständig sind und auch rosten
können. In der Fachliteratur werden Stahlwerk-
stoffe daher dann als Edelstähle bezeichnet, wenn
sie einen hohen Reinheitsgrad besitzen und durch
genaue Einstellung des Eigenschaftsprofils für eine
besondere Wärmebehandlung und spezielle Anwen-
dungen vorgesehen sind. Edelstähle sind hart und
zäh und eignen sich für hochbeanspruchte Bauteile.

Bild unten: Kinderbesteck »Baba« aus 18/10 Edelstahl./


Design: Claudia Christl./ Produzent: Wilkens Bild: Erscheinung von Edelstahl./ Spülbecken von bulthaup

Verwendung
Edelstähle sind überaus vielfältig anwendbar.
Typische Anwendungen reichen von Produkten mit
hoher Witterungsbeständigkeit für den Außenbe-
reich, über Messer und Bestecke im Haushalt, bis
hin zu medizintechnischen Produkte. Darüber hinaus
finden Edelstähle bei Sportartikeln Verwendung
und werden zu Bauteilen für Pumpen, Duschkabi-
nen oder Wasseraufbereitungsanlagen verarbeitet,
wo die hohe Korrosionsbeständigkeit besonders
geschätzt wird. Aus Edelstahl sind beispielsweise
Armaturen, Wasserkocher, Spülbecken, chirurgische
Instrumente, Zapfanlagen, chemische Apparate,
Silos für den Agrarbereich, Kaffeemaschinen, Wein-
baupfähle, Leitern im Schwimmbad, Öfen, Kessel
und Waschmaschinen.
47

Verarbeitung MET 3.2


Die Bearbeitung von Edelstählen ist auf Grund Nichteisenleichtmetalle
der hohen Festigkeit schwer. Bleche können
gewalzt, tiefgezogen und gebogen werden. Für
die Oberflächenbehandlung kommen Schleif- und MET 3.2.1
Poliertechniken zur Anwendung. Grob gebürstete Aluminiumlegierungen
Edelstahlflächen sind im Möbelbereich sehr beliebt.
Die zerspanende Bearbeitung ist meist nur mit Aluminium ist ein sehr leichtes Metall und daher für
scharf geschliffenen Werkzeugen aus hochlegiertem Flug- und Fahrzeugbau von besonderem Interesse.
Schnellarbeitsstahl oder Hartmetall möglich. Es exi- 1994 war der Automobilhersteller Audi einer der
stieren auch Edelstahlwerkstoffe, die sich sehr gut ersten, der in einem Serienfahrzeug eine Aluminium-
schweißen lassen. karosserie einsetzte. Die ersten A4-Modelle liefen
vom Band, und es war noch sehr schwierig, den
Wirtschaftlichkeit und Lieferformen Werkstoff komplikationsfrei zu verarbeiten, da beim
Wegen der hohen Werkstoffkosten werden in Schweißen starker Verzug auftrat. Heute werden
aller Regel nur Edelstahlbleche verarbeitet und als die Techniken beherrscht und Aluminium hat sich zu
Verkleidung für günstige aber nicht korrosionsbe- einem der bedeutendsten technischen Materialien
ständige Materialien verwendet. Nickel und Chrom überhaupt entwickelt.
sind die Legierungselemente, deren Anteil die
Kosten für Edelstähle in die Höhe treiben. Edelstäh- Die Aluminiumerzeugung ist sehr energieauf- Bild: Das Gehäuse besteht
le werden in der Regel als Blechmaterial angeboten. wendig. Für die Herstellung einer vergleichbaren aus einem tragenden Alu-
Typische Edelstahlsorten sind: X20Cr13, X2CrNi12, Menge Kupfer wird etwa nur ein 1 % dieser Energie miniumdruckgusskörper,
X5CrNi18-10, X8CrNiS18-9, X5CrNiMo17-12-2, benötigt. Ein Teil der Aluminium produzierenden in dem die technischen
X15CrNiSi25-21, X6CrNiTi18-10, X6Cr17. Das X in der Industrie hat sich daher in den letzten Jahren auf Komponenten integriert
Bezeichnung bedeutet, dass es sich um einen hoch- Island fokussiert, wo Erdwärme und Wasser für sind./ Fotos: rhombus
legierten Stahl mit Legierungselementen von mehr die Stromerzeugung in großer Menge vorhanden
als 5 % handelt. Die Zahl dahinter gibt den mit 100 sind. Die Energiekosten sind für die wirtschaftliche
multiplizierten Kohlenstoffgehalt an. Darauf folgen Aluminiumgewinnung so entscheidend, dass es sich
die Legierungselemente mit dem jeweiligen Antei- rechnet, den Rohmaterial Bauxit zur Energiequelle
len in Prozent. X5CrNi18-10 enthält also, 5 % Kohlen- zu bringen. Mittlerweile machen Aluminiumprodukte
stoff, 18 % Chrom und 10 % Nickel. etwa 20 % des gesamten isländischen Exportvolu-
mens aus. 2002 hat die isländische Regierung sogar
Alternativen dem Bau der größten Aluminiumhütte Europas
Beschichteter Stahl (z. B. verchromt), Nickel- und zugestimmt. Die Energie soll aus einem Staudamm
Titanlegierungen, Bronzen kommen, der das Schmelzwasser des Gletschers
Vatnajökull auffängt. Was ein Segen für die Wirt-
schaft zu sein scheint, wird langsam zu einer Bedro-
Bild unten: »Edelstahlseife«. Durch Waschen unter kaltem hung für die einzigartige Natur einer Atlantikinsel.
Wasser werden unangenehme Gerüche (z. B. von Knoblauch,
Zwiebeln, Fisch, Benzin) durch eine chemische Reaktion scho- Ein Großteil der deutschen Aluminiumproduktion Seit 2008 ist ein Alumi-
nend und hautfreundlich beseitigt. wird daher in Deutschland bereits seit Jahren aus niumblech »Luminal«
recyceltem Sekundäraluminium gewonnen. Für die mit nachleuchtenden
Aufbereitung aus Schrott fällt etwa nur 10 % der Eigenschaften auf dem
Energiemenge der Erstgewinnung an. Markt. Der Effekt ist nach
Abschalten des Lichts
Eigenschaften ungefähr eine Stunde fest-
Neben Magnesium und Titan gehört Aluminium mit zustellen, so dass Decken-
einer Dichte von lediglich 2,7 kg / dm3 zur Gruppe und Wandverkleidungen
der Leichtmetalle. Es ist das am häufigsten vorkom- aus dem Blech vor allem
mende Metall in der Erdkruste. Etwa 7,5 % des Kru- an öffentlichen Orten
stenmaterials bestehen aus Aluminium. Der Name dazu beitragen, Unfälle
ist vom lateinischen Begriff »alumen« abgeleitet, und Paniken zu vermei-
einem seit dem Altertum bekannten Material (Kali- den. Zudem hilft das
umaluminiumsulfat) zum Gerben von Leder. Reinalu- Material, Energiekosten
minium weist nur wenige Spuren anderer Elemente zu senken. Die Bleche
auf. Es hat einen Reinheitsgrad zwischen 98 % und sind nicht brennbar und
99,9 %, ist weich und hat nur eine geringe mecha- erfüllen die Brandschutz-
nische Festigkeit allerdings bei hoher chemischer klasse A 1.
Beständigkeit. Diese Aluminiumsorten finden im
Verpackungswesen, bei Küchengeräten oder im che-
mischen Apparatebau Anwendung. Charakteristisch
ist die weiß-silbrige Farbe.
48 Kapitel MET
Metalle

An der Luft bildet Aluminium eine dünne Oxid- wder Undurchlässigkeit für Sauerstoff werden Nah-
schicht auf der Oberfläche aus. Sie schützt das rungs- und Genussmittel mit Aluminiumfolien vor
Metall vor Korrosion und Verwitterung. Alumini- frühzeitigem Verderb geschützt. Das Leichtmetall
um leitet Wärme und elektrischen Strom gut. Es hat eine große Bedeutung für den Behälter- und Ap-
ist geschmacksneutral und für den Kontakt mit paratebau und wird wegen der guten Chemikalien-
Lebensmitteln zugelassen. Da dünne Al-Folien nur beständigkeit in der chemischen Industrie verwen-
wenig durchlässig sind für Gase, werden sie gerne det. Die gute Witterungsbeständigkeit, das geringe
zur Frisch-Aufbewahrung und zum Transport von Gewicht und die leichte Verarbeitbarkeit machen ihn
Lebensmitteln verwendet. Neben Reinaluminium für das Baugewerbe geeignet. Gebürstete Alumi-
unterscheidet man Reinstaluminium mit einem Rein- niumoberflächen sind im Möbel- und Accessoires-
heitsgrad zwischen 99,9 % und 99,99 %. bereich seit einigen Jahren beliebt. Im optischen Be-
reich werden Al-Oberflächen auf Grund ihres hohen
Um die sehr guten Eigenschaften von Aluminium, Reflexionsvermögens als Spiegelelemente oder für
also geringe Dichte bei sehr hoher Korrosionsbe- Scheinwerfer verwendet. Radfahrer schätzen das
ständigkeit und guter elektrischer Leitfähigkeit, für geringe Gewicht eines Aluminiumrahmens.
technische Anwendungen nutzen zu können, werden
verschiedene Legierungselemente wie Magnesium, Verarbeitung
Kupfer, Mangan und Zink zugeführt, die die mecha- Aluminiumlegierungen lassen sich in der Regel
nische Festigkeit erhöhen. Außerdem verbessern sehr leicht umformen, biegen, pressen und schmie-
Zusätze die Verarbeitbarkeit von Aluminiumwerk- den. Bei Treibarbeiten mit dem Hammer sollte die
stoffen. So können Al-Knetlegierungen besonders hohe Rückfederung des Werkstoffs berücksichtigt
gut bei niedrigen Temperaturen verformt werden. werden. Scharf gebogene Kanten reißen leicht ein.
Al-Gusslegierungen weisen durch Zusatz von 5-20 % Daher sollte möglichst gegen die Walzrichtung des
Silizium oder 1-3 % Magnesium sehr gute Gießeigen- Blechmaterials gearbeitet werden. Al-Gusslegie-
schaften auf. rungen können mit den üblichen Gießtechniken
Sand-, Druck-, Fein-, Band- und Kokillengießen
Bezeichnungssystem von Aluminiumlegierungen (Al) formgebend verarbeitet werden. Bei der zerspa-
Kurznamen einer Al-Knetlegierung (Beispiel) nenden Bearbeitung werden gute Ergebnisse mit
hoher Schnittgeschwindigkeit und großem Spanwin-
EN AW-Al Cu4Mg1-H14
kel erzielt. Eine Schmierung und Kühlung mit Boh-
Europäische Aluminium (A) Aluminium Legierungs- Werkstoff- remulsion oder Seifenwasser ist vorteilhaft. Da beim
Norm Halbzeug (W) elemente zustand
Zerspanen die Gefahr von Aufbauschneiden droht,
Kurznamen einer Al-Gusslegierung (Beispiel)
ist Schleifen nur mit speziellen Schleifscheiben
EN AC-Al Si9Mg K F möglich. Vor dem Löten bzw. Schweißen müssen
Aluminiumformteile von ihrer Oxidationsschicht be-
Europäische Aluminium (A) Aluminium Legierungs- Kokillenguss Guss-
Norm Gussstück( C) elemente zustand freit und die Neubildung verhindert werden. Hierzu
kommen Flussmittel und Spezial-Lote zum Einsatz.
Abb. 26: nach [8] Beim Schweißen ist die Verwendung eines Schutzga-
ses wie Argon oder Helium zu empfehlen. Einfache
Verwendung Verbindungen können auch beim Kleben erzeugt
Das Eigenschaftsprofil, im Besonderen das geringe werden. Hier eignen sich Reaktionsklebstoffe auf der
Gewicht bei gleichzeitig guter Festigkeit, macht Alu- Basis von Epoxidharz, Polyurethan oder Cyanacrylat
minium zu einem der bedeutendsten Werkstoffe für ganz besonders. Stabilere Klebungen ergeben sich
den Leichtbau in der Fahr- und Flugzeugindustrie. durch leichtes Aufrauen der Klebefläche. Alumi-
Im Sport-, Camping- und Freizeitbereich finden sich niumoberflächen können leicht geschliffen und
viele Gebrauchsgegenstände und Sportgeräte aus poliert werden. Der entstehende Glanz wird nach
Aluminium, die die Belastungen des menschlichen der Bearbeitung mit einem Klarlacküberzug fixiert.
Körpers so gering wie möglich halten. Weitere Für farbige Oberflächen wird häufig das Anodisieren
Anwendungen liegen im Sanitär- und Architekturbe- BES 6.5 verwendet, bei dem eine Korrosionsschicht

reich. Die guten Eigenschaften zum Leiten elek- elektrolytisch aufgebracht wird. Eloxalschichten
trischen Stroms machen Aluminium für die Elektro- lassen sich mit dem Laser gravieren.
industrie interessant. Bei Überlandleitungen hat es
Kupfer als Werkstoff weitestgehend ersetzt. Wegen Wirtschaftlichkeit und Handelsformen
Aluminiumprofile werden direkt aus der Schmelze
erzeugt und sind in den unterschiedlichsten Formen
Bild unten: Dekorblech aus auf dem Markt erhältlich. Außerdem können Bleche
Aluminium./ Hersteller: Fielitz und Drähte günstig erworben werden. Der Preis
von Aluminium liegt volumenbezogen etwa um den
Faktor 1,5 über dem von Stahl. Bei den Aluminiumle-
gierungen werden Al-Knetlegierungen und Al-Guss-
legierungen unterschieden (Bargel, Schulze 2004).

Alternativmaterialien
Titan, Magnesium, faserverstärkte Kunststoffe (z. B.
GFK), Stahl
49

MET 3.2.2 Als Mineral ist Magnesium zudem wichtig für den
Nichteisenleichtmetalle – Magnesiumlegierungen menschlichen Organismus. Ein Mangel kann zu
Depressionen, Muskelkrämpfen und Herzrhythmus-
Magnesium ist der leichteste metallische Werkstoff, störungen führen. Die natürliche Aufnahme über die
dessen technisches Potenzial auf Grund der hohen Nahrung (Spinat, Nüsse) kann durch Magnesium-
chemischen Reaktivität jedoch noch nicht vollends tabletten ergänzt werden.
ausgeschöpft ist. Nur etwa 100.000 Tonnen pro
Jahr werden für Konstruktionszwecke verwendet Verarbeitung
(Ilschner, Singer 2005). Der Name des Werkstoffs Magnesium kann gut zerspant und sehr gut vergos- Vor allem Magnesiumle-
geht auf die Region Magnesia (heute Magnisia) in sen werden. Etwa 90 % der Magnesiumformteile gierungen eignen sich für
Griechenland zurück, wo Mitte des 18. Jahrhunderts werden im Druckgussverfahren verarbeitet. Die die Verarbeitung in Thixo-
Kalzium- und Magnesiumsalze entdeckt wurden. hohen Fließgeschwindigkeiten gestatten deutlich verfahren zur Herstellung
Allerdings begann die technische Verwertung des geringere Wandstärken im Vergleich zu Aluminium. komplexer Metallbauteile.
Werkstoffs erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die durch die hohe Affinität zum Sauerstoff beste- Die Formgebung findet
Es ist das achthäufigste Element der Erde und hat hende starke Oxidationsneigung bedingt allerdings im teilflüssigen, also
ein Vorkommen von etwa 2 % in der Erdkruste. für Gießvorgänge ein Auflegieren des Werkstoffs. thixotropen Zustand bei
Daher sind besondere Mg-Gusslegierungen ent- niedrigem Druck statt
Eigenschaften wickelt worden. Magnesium kann mit doppelt so FOR 1.2.1.

Verglichen mit Aluminium ist Magnesium ein relativ hohen Schnittgeschwindigkeiten zerspant werden
weiches Material mit einem silberweißen Glanz. wie Aluminium. Das Umformen des Werkstoffs
In der Luft reagiert es direkt mit Sauerstoff und ist mit unterschiedlichen Presstechniken ebenso
bildet eine weißlichgraue und poröse Oxidschicht. möglich wie durch Walzen oder Schmieden. Strang-
Die hohe Reaktivität des Werkstoffs ist jedem aus gepresste Magnesiumprofile haben in zahlreichen
dem Chemieunterricht bekannt, wo Magnesium im Gebrauchsgegenständen Verwendung gefunden.
Experiment mit einer sehr hellen, weißen Flamme Zum Schweißen von Magnesiumlegierungen ist das
verbrannt wird. Das herausragende Charakteristikum WIG-Schweißen oder das Gasschmelzschweißen
des Leichtmetalls ist sein geringes Gewicht. Mit ei- üblich.
ner Dichte von nur 1,74 kg / dm3 erreicht es den Wert
von Aluminium nur etwa zu einem Drittel. Gleiches Wirtschaftlichkeit und Handelsformen
gilt für die elektrische Leitfähigkeit im Vergleich Die Kosten für Magnesium liegen höher als die von
zu Kupfer. Die niedrigen Festigkeitswerte und der Aluminium, fallen aber wesentlich geringer aus als
mäßige chemische Widerstand von Magnesium kön- die für Titan. Magnesiumprofi le stehen in unter-
nen durch Zulegieren von Aluminium oder anderen schiedlichen Querschnittsformen als Blech, Band
Legierungselementen verbessert werden. und Rohr oder in verschiedenen Drahtquerschnitten
zur Verfügung.
Verwendung
In den letzten Jahren ist Magnesium als Leichtbau- Alternativmaterialien
werkstoff für die Fahrzeug- und Luftfahrtindustrie Aluminium, Titan, faserverstärkte Kunststoffe
ins Interesse zahlreicher Entwicklungsprojekte
gerückt. Das geschätzte Gesamtpotenzial von 50 kg
bis 80 kg pro Kraftfahrzeug wird aber noch nicht
erreicht. Dies hängt mit den schlechten mecha-
nischen Eigenschaften zusammen. Durch Zulegieren
von Aluminium, Mangan, Silizium oder Zink werden
die Werte verbessert, wodurch Magnesiumgussle-
gierungen heute schon in Leichtbaukonstruktionen
zu Motorhauben, Heckklappen, Türmodulen, Felgen
oder Karosserieelementen verarbeitet werden oder
im Motorbau Verwendung finden (Weißbach 2004).
Zudem werden sie für Gehäuse im Elektronikbe-
reich eingesetzt. Wegen seiner hohen Reaktivität
wird Magnesium für Blitzlichter und Leuchtmunition
verwendet. Die praktisch unbegrenzte Verfügbarkeit
und gute Recyclingfähigkeit machen das Leichtme-
tall für Anwendungen im Maschinen- und Fahr-
zeugbau geeignet. Forscher der Leibniz Universität
Hannover haben in 2007 sich selbst auflösende Nä-
gel und Schrauben aus Magnesium für die Knochen-
chirurgie entwickelt. Vorteil gegenüber Produkten
aus Titan ist, dass diese vom Körper rückstandslos
abgebaut werden.

Bild: Kurbelgehäuse der Motorsäge durch Magnesiumdruckguss./


Foto: STIHL AG & Co. KG
50 Kapitel MET
Metalle

MET 3.2.3 Verwendung


Nichteisenleichtmetalle – Titanlegierungen Wegen der hohen Herstellungskosten werden
Titanlegierungen für Anwendungen verwendet, bei
Titandioxid wurde erstmals im englischen Cornwall denen der Werkstoff auf Grund seiner Eigenschaften
1789 nachgewiesen. Unabhängig davon entdeckte konkurrenzlos ist. So bieten seine hohen Festig-
der deutsche Chemiker Heinrich Klapproth 1795 das keitswerte im Verbund mit der guten thermischen
Leichtmetall und benannte das neue Element nach Beständigkeit und geringen Dichte ideale Voraus-
den Titanen, riesigen Gestalten der griechischen setzungen für den Einsatz im Flugzeugbau und in
Mythologie. Der Titananteil der Erdkruste liegt etwa der Raumfahrt. Gegenwärtig werden 90 % der Titan-
bei 0,5 %. Das Metall gilt mit seinen Legierungen herstellung in diesem Bereich verwendet. Über-
als der jüngste unter den klassischen metallischen schallflugzeuge bestehen zu einem großen Anteil
Konstruktionswerkstoffen. Seine Herstellung gelang aus dem Leichtmetall. Die hohe Verschleißfestigkeit
erstmals 1910. Während der Koreakrise in den 50 er und gute Körperverträglichkeit macht ihn als Werk-
Jahren erlangte der Werkstoff Bedeutung für den stoff für Implantate, Prothesen und Knochennägel
militärischen Flugzeugbau (Ilschner, Singer 2005). besonders geeignet. Gelenkprothesen aus Titan
weisen eine sehr hohe Lebensdauer auf. Ein weiteres
Implantate aus Titan Eigenschaften Anwendungsfeld ist die Schmuckherstellung. Zudem
Die hohe Verschleißfestig- Reintitan verfügt über ähnliche Festigkeitswerte werden Titanlegierungen als Leichtbauwerkstoffe
keit und gute Körperver- wie Stahl, ist aber um 40 % leichter. Das macht für Sportgeräte, Notebooks und Kameras einge-
träglichkeit macht ihn als den Werkstoff neben Aluminium und Magnesium setzt. Der Vorteil des Materials für Brillengestelle
Werkstoff für Implantate als typisches Material für Leichtbauanwendungen ist offensichtlich. Titan kann die Witterungsbestän-
unentbehrlich. besonders geeignet. Seine gute thermische Belast- digkeit und Festigkeit von Kunststofffolien erhöhen
barkeit und Hitzebeständigkeit sind herauszustellen. und die Korrosionseigenschaften von Apparaten
In reiner Form (99,2 %) hat Titan eine silberweiße in der chemischen Industrie verbessern. Hier dient
Erscheinung. Es ist chemisch gesehen als unedel zu es beispielsweise zur Auskleidung von Säurebehäl-
betrachten, bildet aber schnell eine gut schützende tern. Titanbeschichtungen erhöhen bei Gläsern die
Oxidschicht, mit der die hohe Korrosionsbestän- Eigenschaften zur Wärmedämmung GLA 4.5 . Als
digkeit und Resistenz gegenüber chemischen und weißes Pigment und Färbemittel für Kunststoffe,
atmosphärischen Einflüssen erklärt werden kann. Papiere oder Lacke kommen Titanoxide schon seit
Zudem weisen Titanwerkstoffe eine geringe Wärme- Jahrzehnten zum Einsatz. In Dimension weniger
ausdehnung und niedrige elektrische Leitfähigkeit Nanometer weisen TiO2 -Partikel schmutzauflö-
Bild: Implantate für auf. Am häufigsten wird der Werkstoff Titan in Legie- sende, geruchsneutralisierende und deodorierende
Hüftgelenke aus Titan./ rungen mit Aluminium, Zinn, Molybdän oder Zirkoni- Wirkungen auf. Zudem blocken sie UV-Strahlen in
Hersteller: Peter Brehm um eingesetzt (Peters, Legens, Kumpfer 1998). Sonnencremes und Holzschutzmitteln MET 5.4 .
GmbH
Verarbeitung
Titan ist ein sehr zäher Werkstoff und daher nur
schwer zerspanbar. Zur Kaltumformung (z. B. Tief-
ziehen FOR 7.1, Biegen FOR 9, Abkanten) muss die
Elastizität des Materials (Neigung zur Rückfederung)
sowie die Rissempfindlichkeit berücksichtigt werden.
Die Umformung sollte daher unter Einfluss von
Wärme bei Temperaturen zwischen 150 °C bis 450 °C
erfolgen (Merkel, Thomas 2003). Gewalzt oder
geschmiedet werden Titanwerkstoffe bei Tempera-
turen von etwa 800 °C. Über 950 °C wird das Metall
spröde. Warmumformungen und Schweißen sind
daher schwierig. Lediglich Edelgasschweißverfahren
lassen sich problemlos anwenden (Seidel 2005).
Wegen der hohen Reaktivität der Titanschmelze und
der hohen Verarbeitungstemperaturen haben Gieß-
verfahren für die Formteilherstellung keine große
Bedeutung. Glänzende Metalloberflächen ergeben
sich nach der Behandlung mit einem Gemisch aus
Salpeter- und Flusssäure (1 Teil 30 % ige wässrige
HNO3 und 4 Teile 40 % iger HF). Titanwerkstoffe
Bild: Guggenheim-Museum in Bilbao von Frank O. Gehry, Au- lassen sich ausgezeichnet polieren.
ßenhülle des Gebäudes besteht aus gebogenen Titanplatten./
Foto: Dr. Sascha Peters Wirtschaftlichkeit und Handelsformen
Die Gewinnung von Titan ist kostspielig, obwohl die
Vorkommen durchaus reichhaltig sind. Der Werkstoff
ist massebezogen etwa 10 Mal teurer als Aluminium.

Alternativmaterialien
Aluminium, Magnesium, faserverstärkte Kunststoffe
51

MET 3.3 kann zudem sehr gut gedehnt werden. Reines


Nichteisenschwermetalle Kupfer ist hellrot, oxidiert aber schnell mit der in der Oxidation
Luft enthaltenen Kohlensäure und bildet dabei eine ist eine chemische Reak-
hellgrüne Schicht aus basischem Kupferkarbonat tion und beschreibt nicht
MET 3.3.1 (Bargel, Schulze 2004). Die grüne Patina auf dem nur die Bildung von Oxi-
Nichteisenschwermetalle – Kupferlegierungen Dach des Bremer Rathauses zum Beispiel ist ein klas- den (Verbindungen mit
sisches Indiz für die Verwendung von Kupferblech, Sauerstoff), sondern auch
Kupfer gilt als erster Werkstoff der Menschheitsge- einem der traditionellsten Werkstoffe überhaupt. Reaktionen, bei denen
schichte. Er wurde bereits vor ungefähr 9.000 Jahren Diese ist als eine Art Schutzschicht zu verstehen, Wasserstoffatome einer
in der Steinzeit verwendet und zu Gegenständen ge- woraus sich die hohe Beständigkeit gegenüber Verbindung entzogen
formt. Im Gebiet Vorderasiens und um das östliche Feuchtigkeit und Meerwasser erklärt. Je nach Art (reduziert) werden.
Mittelmeer nutzten die ersten Hochkulturen den der Kupferlegierung kann die Oxidschicht auch eine
Werkstoff zur Herstellung von Waffen, Münzen und Färbung zwischen rötlichem Braun und bläulichem
zum Bau von Denkmälern. So bestand der Koloss Grün annehmen. Gegenüber Sauerstoff, wässrigen
von Rhodos aus dem zyprischen Erz »aes cyprium«, Lösungen, schwefelfreien Ölen und anderen orga- Grünspan
wie die Römer den Werkstoff nannten (Seidel 2005). nischen Stoffen besitzt das Schwermetall eine gute ist giftiges Kupferacetat
Heute kommen im technischen Bereich neben Korrosionsbeständigkeit. Schwefelhaltige Substan- und bildet sich durch eine
reinem Kupfer (bis zu einem Anteil von 99,3 % Cu) zen greifen Kupfer in der Regel an (Beispiel: vulkani- Reaktion von Essigsäure
vor allem Kupferlegierungen wie Neusilber (Kupfer- siertes Gummi). Für die Lagerung von Fruchtsäften mit Kupfer
Zink-Nickel Legierung MET 3.3.4 ), oder Messing und Weinen ist wegen der enthaltenen Essigsäure
(Kupfer-Zink Legierung MET 3.3.3 ) zur Anwendung. Kupfer nicht geeignet. Der Schmelzpunkt des Werk-
Unter Bronzen MET 3.3.2 versteht man Kupfer-Zinn- stoffs liegt bei einer Temperatur von 1.083 °C. Die
Legierungen mit einem Kupferanteil von mindestens Festigkeitswerte des Materials sind abhängig von
60 %. den jeweiligen Legierungsbestandteilen. Reinkupfer
hat im Vergleich zu seinen Legierungen die gering-
ste Festigkeit. Die Zufuhr von Wärme reduziert diese
bei allen Kupfersorten.

Verwendung
Das Haupteinsatzgebiet für Kupferlegierungen
(70 %) sind Anwendungen in der Elektrotechnik
(z. B. Platinen, Spulen, Generatoren, Computerchips).
Darüber hinaus wird der Werkstoff auch für Frei-
und Oberstromleitungen genutzt, wo neben der
guten Leitfähigkeit auch die vergleichsweise hohen
Festigkeitswerte von Kupfer ausgenutzt werden.
Die guten Wärmetransporteigenschaften machen
den Werkstoff für Heizanlagen und Wärmetauscher
besonders geeignet. Für Kühlschlangen (z. B. in
Kühlschränken) ist darüber hinaus die Beständigkeit
des Eigenschaftsprofils von Kupferwerkstoffen auch
bei niedrigen Temperaturen wichtig. Die sehr gute
Beständigkeit gegen Feuchte wird im Baugewerbe
und im Sanitärbereich genutzt. Die gesundheitliche
Unbedenklichkeit und die Eigenschaft zur Hemmung
des Wachstums bestimmter Bakterien machen Kup-
fer für Rohrleitungssysteme im Bereich der Trinkwas-
Bild: Kupferverkleidung – Polizeiwache in München./ serversorgung und für den Kesselbau in Brauereien
Foto: KM Europa Metal AG, Osnabrück geeignet. Außerdem wirken sich die desinfizie- Bild: Kupferrohr./ Foto:
renden Eigenschaften positiv auf die Nutzung von KM Europa Metal AG,
Eigenschaften Kupferlegierungen für Türklinken und Fenstergriffe Osnabrück
Mit einer Dichte von 8,92 g / cm3 zählt Kupfer zu den aus. Die Ausbreitung von Keimen wird behindert.
Schwermetallen. Im Vergleich weist Magnesium bei- Auf Grund der sich langsam bildenden hellgrünen
spielsweise nur einen Dichtewert von 1,74 g / cm3 auf Patina des Werkstoffs ist dieser vor allem auch im
und ist damit 5mal leichter. Nach Silber und Gold Kunstgewerbe beliebt. Die gute Färbbarkeit wird als
hat Kupfer die beste elektrische Leitfähigkeit und ist architektonisches Gestaltungsmittel genutzt. Auch
ein sehr guter Wärmeleiter. Der Werkstoff in der Münzherstellung werden Kupferlegierungen
häufig verwendet. Die goldfarbene 1 Euro-Münze
besteht beispielsweise aus einer Kupfer-Zink-Alumi-
nium-Zinn-Legierung. Emailliertes Kupfer wird auch
im Schmuckbereich verwendet.

Bild: Kupferblech./ Foto:


KM Europa Metal AG,
Osnabrück
52 Kapitel MET
Metalle

Verarbeitung
Die Zähigkeit von Kupferwerkstoffen beeinflusst
die zerspanende Bearbeitung eher negativ. Der
Werkstoff neigt zum Schmieren, kann aber geschlif-
Patina fen und poliert werden. Glänzende Kupferoberflä-
Die Patina, die insbeson- chen müssen vor Oxidationsvorgängen mit einem
dere durch Oxidation auf Lacküberzug geschützt werden. Da geschmolzenes
Metallen entsteht, bildet Kupfer zur Aufnahme von Gasen wie Sauerstoff neigt
einen Versiegelungs- und zudem ein schlechtes Formfüllungsvermögen
Schutz, z. B. wie bei aufweist, ist der Werkstoff nur sehr schwer vergieß-
dieser ornamentverzierten bar. Als Gießwerkstoff kommen daher nur Kupferle-
Kupferfassade in Boston, gierungen in Frage (z. B. Bronze-Kupfer-Zinn-Legie-
USA. rung). Spanlose Umformprozesse (Drücken, Walzen)
sind unproblematisch möglich. Eine Umformung bis
zu einer Temperatur von maximal 350 °C ist zu emp-
fehlen, da bei größerer Erwärmung die Gefahr zum
Bruch sprunghaft ansteigt. Besonders hervorzuhe- Bild: Gefärbtes Kupferrohr durch Oberflächenbehandlung.
ben ist die sehr gute Tiefziehbarkeit von Kupferble- Bild unten: Fitting aus Kupfer, hergestellt durch Innenhoch-
chen. Drähte können bis zu einem Durchmesser von druckformen (Rohrkuppe muss noch abgetrennt werden).
0,1 mm kalt gezogen werden. Die Biegetechnologie
ist weitestgehend komplikationsfrei anwendbar. Das Nach Sprenger, Struhk 2004 wird für das Färben
Fügeverfahren für Kupferbauteile ist das Löten. Es in den gewünschten Farbtönen Grün, Braun oder
kann sowohl weich als auch hart gelötet werden. Schwarz folgende chemische Behandlung empfoh-
Zudem lässt sich Kupfer vor allem unter Schutzgas len:
(WIG, MIG) schweißen. Klebeverbindungen entste-
hen am günstigsten unter Verwendung von Epoxid- Grünspan:
harz- oder Cyanacrylatklebern. 3 Teile Kupfercarbonat, 1 Teil Ammoniumchlorid
(Salmiak), 1 Teil Kupferacetat, 1 Teil Weinstein und
Auf Grund der hohen Reaktivität mit oxidierenden 8 Teile Essigsäure (Essigessenz) mischen und mit
Säuren lässt sich eine Färbung von Kupferoberflä- Pinsel oder Tuch auf das Metall auftragen. Nach
chen mit relativ einfachen Mitteln dauerhaft bewerk- einigen Tagen bildet sich die grüne Oberflächen-
stelligen. Die dafür notwendigen Chemikalien sind schicht. Grünspaneffekte können auch mit fertigem
in Apotheken oder Drogerien frei erhältlich. Eine Patiniermittel (siehe Index) und anschließender
gleichmäßige Schicht und Verfärbung (Patina) wird Nachbehandlung erzeugt werden. Eine preiswertere
durch Tauchen des Kupferbauteils in die für die ge- Alternative ist der Saft des Dosensauerkrauts.
wünschte Oberflächenfarbe erforderliche chemische
Substanz erreicht. Behältnisse aus Porzellan, Glas Braun:
oder Polyurethan und eine entsprechende Schutz- 2 Teelöffel Kalischwefelleber (Kaliumsulfid) in
bekleidung für den Werkstattbereich (Handschuhe, 4,5 Litern heißem Wasser lösen. Das zu färbende
Schutzbrille) sind empfehlenswert. Teil dann solange in die Lösung tauchen, bis sich
der gewünschte Farbton eingestellt hat. Abschlie-
Vor der Behandlung ist der Kupferwerkstoff von Ver- ßend mit kaltem Wasser abspülen.
unreinigungen auf der Oberfläche zu befreien. Dies
kann spanend durch einfaches Schleifen oder aber Schwarz:
durch Einsatz stark verdünnter Schwefelsäure oder 1 Teelöffel Kalischwefelleber (Kaliumsulfid) und gut
eines Flussmittels wie beim Löten FUE 6 erfolgen. 1/4 Teelöffel Ammoniakwasser in 1 Liter kaltem
Sobald beim abschließenden Spülen keine Wasser- Wasser lösen. Das Werkstück eintauchen, bis sich
tropfen mehr abperlen, kann von einer vollständig der gewünschte Farbton eingestellt hat.
gereinigten Kupferoberfläche ausgegangen werden.
Wirtschaftlichkeit und Lieferformen
Kupferdraht ist in Durchmessern von bis zu 0,1 mm
erhältlich. Weitere typische Kupferhalbzeuge sind
nahtlos gezogene Rohre, gewalzte Bänder und
Bleche. Auch Bronzen werden als Rohre, Stangen
und Bleche angeboten. Chile ist das Land mit der
größten Kupferproduktion weltweit. Auf Grund des
stark gestiegenen Werkstoffpreises wird Kupfer in
zunehmendem Maße recycelt. Das Preisniveau ist
höher im Vergleich zu Stahlwerkstoffen und ver-
gleichbar mit Aluminium.

Alternativen
Edelstahl, Silber für besondere elektrische Lei-
Bild: Kupferkabel. tungen, Chrombeschichtungen
53

MET 3.3.2 Verwendung


Nichteisenschwermetalle – Bronzelegierungen Bronzen werden wegen der warmbraunen Patina
seit jeher zur Herstellung von Kunstgegenständen,
Das schon vor etwa 3.500 Jahren bekannte Bronze, Denkmälern und Skulpturen genutzt. Ein promi-
das einer ganzen kulturellen Epoche, der Bronzezeit nentes Beispiel sind die Bremer Stadtmusikanten,
(2.000 - 1.000 v. Chr.), seinen Namen gab, ist ein die von Gerhard Marcks 1953 gegossen wurden und
Legierungsprodukt aus etwa 80 % bis 90 % Kupfer einen Platz direkt neben dem Rathaus gefunden
und Zinn und war die erste vom Menschen gezielt haben. Angeblich soll das Umfassen der Beine des
genutzte Legierung. Waffen und Werkzeuge aus Esels direkt oberhalb der Knöchel Glück bringen.
Bronze verdrängten in dieser Zeit auf Grund der hö- Auf Grund des hohen touristischen Interesses ist
heren Festigkeit die bis dahin aus Stein und Kupfer die Patina an diesen Stellen verschwunden. Da der
gefertigten Werkzeuge. Ein damaliges Zentrum für Werkstoff auch für Medaillen für sportliche Auszeich-
Handel und Verarbeitung lag in der Stadt Brindisi im nungen Verwendung findet, wird er oftmals fälschli-
südlichen Italien. Die Bezeichnung Bronze geht auf cherweise den Edelmetallen zugeordnet. Im Bereich
den lateinischen Ortsnamen »Brundisium« zurück. der Innenarchitektur erleben Bronzen neben ande-
ren Kupferlegierungen derzeit eine Renaissance. Bild: Bremer Stadtmusik-
Eigenschaften Wegen der guten Dämpfungseigenschaften werden anten./ Foto: Dr. Sascha
Heute werden alle Kupferlegierungen mit einem Glocken zu einem Großteil aus Bronze hergestellt. Peters
Kupfergehalt von mehr als 60 % als Bronzen bezeich- Technische Anwendung findet die Zinnbronze auf
net. Nach dem Hauptlegierungselement unter- Grund ihrer Verschleißfestigkeit als Lagerwerkstoff
scheidet man die typische Zinnbronze als Legierung in Pumpen. Weitere Produktbeispiele sind Membra-
aus Kupfer und Zinn, Aluminiumbronze aus einer ne, Federn und Siebdrähte. Rotguss wird für Gleitan-
Verbindung von Kupfer und Aluminium und Rotguss wendungen in Getrieben und als Armaturwerkstoff,
als Mehrstoffbronze aus Kupfer, Zinn und Zink. Zinn Aluminiumbronze wegen seiner Korrosionsbestän-
verschafft der Bronze höhere Festigkeitswerte und digkeit vor allem in der chemischen Industrie und für
Verschleißeigenschaften im Vergleich zu reinem Schiffsschrauben verwendet.
Kupfer. Aluminiumbronze als Legierungsprodukt
ist darüber hinaus zäh und besonders korrosions- Verarbeitung
beständig. Rotguss hat vor allem gute Gleitei- Eine zerspanende Bearbeitung von Bronzelegie-
genschaften. Des Weiteren sind Bronzen mit den rungen ist möglich, wohingegen sich die Um-
Legierungselementen Silber, Beryllium, Mangan, formbarkeit in der Regel auf die Kaltverformung
Silizium und Phosphor in Anwendung (Shackelford beschränkt. Zinnbronzen werden in der Hauptsache
2005, Seidel 2005). gießtechnisch (Sand-, Strang- oder Schleuderguss)
verarbeitet. Dabei muss ein Schwindmaß zwischen
0,75 % und 1,5 % berücksichtigt werden (Beitz, Grote
2001). Schweißen lassen sich Bronzen nur einge-
schränkt, löten hingegen gut.

Wirtschaftlichkeit und Handelsformen


Kupfer-Zinn-Legierungen sind in Form von Blechen,
Bändern, Stangen und Rohren auf dem Markt erhält-
lich. Obwohl Bronzen die Festigkeitswerte von nicht
rostenden Stählen erreichen, müssen die deutlich
höheren Kosten beachtet werden.

Alternativmaterialien
Edelstahl, Bronzen, Silber für besondere elektrische
Leitungen

Bild: Denkmal aus Gussbronze.


54 Kapitel MET
Metalle

MET 3.3.3 Messing wiegt pro Kubikzentimeter etwa 8,3 g und


Nichteisenschwermetalle – Messinglegierungen schmilzt bei Temperaturen zwischen 900 °C und
925 °C. Messingsorten mit einem Kupferanteil von
Messing ist ein Legierungsprodukt aus Kupfer und mehr als 70 % werden Tombak oder Goldmessing
aus bis zu 45 % Zink. Es wurde bereits im 3. Jahr- genannt.
tausend vor Christus in der Umgebung des antiken
Zamak ist die Bezeich- Babylons zur Herstellung von Schmuck und anderen Verwendung
nung für Zinklegierungen Gegenständen mit ästhetischer Qualität verwendet. Die hohe Witterungsbeständigkeit in Kombination
mit den Bestandteilen Es ist die in der Technik am häufigsten genutzte mit einer hohen Verschleißfestigkeit macht Mes-
Zink, Aluminium, Magne- Kupferlegierung. Etwa 70 verschiedene Messings- singlegierungen vor allem für das Baugewerbe
sium und Kupfer. Da sie orten sind bekannt, zu denen beispielsweise Gelb- (z. B. Rohrsysteme, Badinstallationen, Armaturen)
sämtlich 4 % Aluminium und Rotmessing sowie das Gold- bzw. Rottombak interessant. Auf Grund der Ähnlichkeit mit Gold
enthalten, ist auch der gehören. kommt Messing aus Kostengründen für Beschläge,
Begriff »ZnAl4 %-Familie« Dekorbleche und Schmuckerzeugnisse zum Einsatz.
üblich. Zudem werden Blechblasinstrumente aus dieser
Kupferlegierung hergestellt. Weitere Anwendungen
sind Heizungen in Fahrzeugen, Münzen, Patronen-
hülsen, Uhrengehäuse und korrosionsfeste Teile der
optischen Industrie. Die gute Umformbarkeit macht
es auch für die militärische Munitionsherstellung
besonders geeignet. Zum Löten von Kupferlegie-
rungen oder Schweißen von Stahl kommen Lotmes-
singe zum Einsatz. Sie enthalten 40–43 % Zink sowie
Zinn- und Mangan-Anteile.

Verarbeitung
Messing ist einfacher zu zerspanen als reines Kupfer.
Der Zusatz von 1 % – 3 % Blei verbessert diese
Bild: Trompete aus Messing. Eigenschaft. Hier bietet die Legierung CuZn39Pb 2
(39 % Zink, 2 % Blei) die besten Werte, die nur noch
Eigenschaften von Aluminiumlegierungen übertroffen wird (Bargel,
Messing ist härter als Kupfer, weniger fest als Bronze Schulze 2004). Beim Messingbohren ist Vorsicht
und zeichnet sich durch gute Korrosionsbeständig- geboten, da der Bohrer völlig unerwartet plötzlich
keit und leichte Verform- und Spanbarkeit aus. Wie tief ins Material gezogen werden kann. Bohrer und
Kupfer verfügt Messing über gute Eigenschaften Sägen sollten hinterschliffen sein. Eine Umformung
zur Leitung von elektrischem Strom und Wärme von Messingbauteilen ist unproblematisch (z. B.
und weist eine gute Korrosions- und Witterungs- Tiefziehen, Drücken, Walzen, Prägen, Biegen).
beständigkeit auf. Die einzelnen Messinglegie- Zum Schweißen sollte das WIG-Verfahren FUE 5.4
rungen unterscheiden sich im Wesentlichen durch bevorzugt werden. Messing lässt sich leicht löten
den Zinkanteil, der in der Nomenklatur besonders und kann besser geschweißt werden als Kupfer.
hervorgehoben wird (z. B. CuZn37 mit einem Zink- Der Werkstoff ist gut schleif- und polierbar. Wie die
anteil von 37 %). Früher hatte Messing eine eigene Bronzen kann auch Messing gießtechnisch verarbei-
Bezeichnung (Ms) mit Betonung auf den Kupferge- tet werden. Die chemische Färbbarkeit ist mit den
halt, so dass für das Beispiel auch der Name Ms 63 unter Kupfer genannten Möglichkeiten möglich.
kursiert. Bei einem hohen Kupferanteil wirkt Messing
goldbraun und variiert mit dessen Abnahme bis ins Wirtschaftlichkeit und Handelsformen
goldgelbe. Hervorzuheben ist die besondere Klang- Die üblichen auf dem Markt erhältlichen Messing-
qualität des Werkstoffs, die es für Musikinstrumente halbzeuge sind gezogene Profile, Drähte und
besonders geeignet macht. Bleche. Die Kosten für Messing liegen höher als für
die edlen, nicht rostenden Stahlsorten. Gängige
Messingsorten für die Drahtherstellung sind CuZn15
oder CuZn30.

Alternativmaterialien
Edelstahl, Bronzen, Gold im Schmuck- und Dekorbe-
reich, Titannitrid-Beschichtung mit goldähnlichen
Reflexionseigenschaften

Bild: Dreh- und Frästeile aus Messing./


Hersteller: Weber-CNC-Bearbeitung/ Foto: Bastian Heßler
55

MET 3.3.4 Verwendung


Nichteisenschwermetalle – Zinklegierungen Zink wird zu 32 % als Beschichtungswerkstoff zur
Verbesserung der Korrosionseigenschaften und
Die zackenförmige Erstarrung der Materialoberflä- als Rostschutz für Eisenwaren und Stahl eingesetzt
che gab dem Nichteisenmetall Zink seinen Namen. (nach WirtschaftsVereinigung Metalle 2004). 24 %
Laut einer Studie der US-amerikanischen Bergbau- der Zinkproduktion in Deutschland sind Halbzeuge
behörde verbraucht ein Mensch etwa 331 kg des wie Dachrinnen, Fassaden und Dachelemente, die
Metalls in seinem Leben (Lefteri 2004). Und dabei aus Zinkblech bestehen. Typische Anwendungen für
sind nicht nur der industrielle und häusliche Ge- verzinkte Bauteile sind Chassis von LKW, Karosse-
brauch gemeint. Als Spurenelement für den Stoff- riebleche, Straßenmöblierung (Leitplanken, Later-
wechsel des Menschen wirkt sich Zink positiv auf die nenmasten, etc.) und Bauanwendungen (Träger,
Funktionsfähigkeit unseres Immunsystems aus. Geländer, Tore). Weiterhin sind Rohre, Drähte oder
Bänder häufig verzinkt. Im Haushaltsgerätemarkt fin-
den sich darüber hinaus zahlreiche Anwendungen.
Auf Grund der niedrigen Schmelztemperaturen
eignet sich das Metall hervorragend für die gieß-
technische Formgebung. Es gewährleistet somit die
günstige Herstellung von Gegenständen und Bau-
Bild: Modelleisenbahn durch Zinkdruckguss./ teilen aus Metall mit komplexen Formgeometrien,
Foto: Jacques B./ Initiative Zink z. B. Türklinken, Gerätebau und Spielzeuge. Darüber
hinaus findet Zink im Elektronikbereich und bei der
Eigenschaften Herstellung von Trockenbatterien Verwendung.
Zink ist ein bläulich weißes, recht sprödes Schwer-
metall, dessen Vorkommen nach Aluminium und Verarbeitung
Kupfer an dritter Stelle aller Nichteisenmetalle steht. Komplexe Formgeometrien aus Zinklegierungen
Es weist eine hohe Festigkeit und Härte sowie eine werden üblicherweise im Druckguss mit hohen
sehr gute elektrische Leitfähigkeit auf. Der Werk- Stückzahlen erstellt. Wegen des niedrigen Schmelz-
stoff zählt zu den nur wenig edlen Metallen. In der punktes können sie zudem im Kokillenguss verarbei-
normalen Luftatmosphäre bilden sich fest haftende tet werden. Der Werkstoff lässt sich sowohl kalt als
Oxidschichten. Zink ist mit anderen Metallen wie auch warm umformen. Bei etwa 100 °C ist das Metall
Aluminium oder Kupfer leicht zu legieren (Riehle, leicht zu schmieden. Die bekannten Fügetechnolo-
Simmchen 1997). Messing ist ein Legierungsprodukt gien sind anwendbar. Beim Löten können Zinn- oder
aus Zink und Kupfer. Auf Grund der hohen Reaktivi- Kadmiumlote verwendet werden. Zink kann poliert
tät darf der Werkstoff nicht in Kontakt mit Lebens- und geschliffen werden. Ein Farbauftrag ist möglich.
mitteln kommen. Zinkoxiddämpfe sind in geringem Die Beschichtung mit Zink erfolgt durch Tauchvor-
Maße toxisch (grippeartige Symptome).