Kapitel 6
Eine Schallquelle, die von Luft umgeben ist, gibt Schalleistung ab und erzeugt da-
durch Luftdruckschwankungen (16 bis 20.000 mal pro Sekunde), die wir als Schall
wahrnehmen. Diese Luftdruckschwankungen, Schallwechseldruck oder kurz Schalldruck
genannt, sind äußerst gering.
Die Maßeinheit für den Druck, also auch für den Luftdruck ist das Pascal.
1 Pascal = 1 Newton / m2
1 Newton (Krafteinheit) entspricht ca. 102 Gramm Gewicht
Der normale Luftdruck beträgt ca. 105 Pascal = 100.000 Pascal = 1000 hPascal,
das entspricht 1,02 kg / cm2 (auf der Erde).
Durch das Wettergeschehen (Hoch-, Tiefdruck) ergeben sich gar nicht selten Schwan-
kungen von 20 hPascal (1 hPascal = 1 hektoPascal = 100 Pa = 1 Millibar).
Dagegen sind die Luftdruckschwankungen beim Schall höchstens 1/100 davon, also
20 Pascal, und damit wäre beinahe schon die Schmerzgrenze erreicht!
Die zweite erstaunliche Tatsache besteht im enormen Schalldruckbereich, den das Gehör
verarbeiten kann:
Von der Hörschwelle (geringster Schalldruck, den man noch hört = 20 µPascal) bis zur
Schmerzschwelle besteht ein Schalldruckbereich von 1 : 1 Million!
Zusammengefasst:
Eine schwingende Schallquelle enthält Schallenergie. Jene Schallenergie, die pro Zeit-
einheit abgestrahlt wird, ist die Schalleistung, gemessen in Watt (z.B. Lautsprecher-
leistung). Für das Hören genügen geringste Schalleistungen, so erzeugt beispielsweise ein
Orchester im ff etwa soviel Leistung wie eine Glühbirne (ca. 60 Watt).
Für den Schallempfänger ist von Interesse, welchen Anteil der Schalleistung er auf seine
„Empfangsfläche“ (z.B. die Ohrmuschel oder ein Mikrofon) erhält. Diese auf die Fläche
bezogene Schalleistung heißt Schallintensität I, gemessen in Watt / m2 .
Zwischen der Schallintensität und dem Schalldruck (Kap. 6.1) besteht folgender Zusam-
menhang:
I = Schallintensität [Watt/m2 ]
p = Schalldruck [Newton/m2 = Pascal]
c = Schallgeschwindigkeit [m/s]
p2 ρ = Luftdichte [kg/m3 ]
I= Watt/m2
c·ρ ca. 1,21 kg/m3 bei 20°C
c·ρ = Schallkennwiderstand Z der Luft
= ca. 410 [Newton·s/m3 ]
Der Schallkennwiderstand der Luft Z = c · ρ, auch Schallkennimpedanz (engl. cha-
racteristic impedance) genannt, ist eine frequenzunabhängige Materialkonstante und
kann für die bei Musikdarbietungen üblichen Temperaturen mit dem Wert 410 eingesetzt
werden, sodass man die
p2
Schallintensität I = Watt / m2
410
440
I= = ca. 1 Watt / m2
410
Welche Schallintensität nun tatsächlich an einer Stelle des Schallfeldes zu hören oder
zu messen ist, hängt ab von:
1. der Energie der Schallquelle
2. der abstrahlenden Fläche
3. dem Medium
4. der Entfernung von der Schallquelle
5. dem Abstrahlsektor
1. Beim Spielen eines Musikinstrumentes wird der Schallquelle einmalig (z.B. Zupfen
einer Saite) oder laufend (z.B. Streichen einer Saite) Energie zugeführt. Die Ener-
gie der Schallquelle (kinetische Energie Ekin = 12 · m · v 2 ) hängt von der Masse
und dem Quadrat der Schnelle des schwingenden Körpers ab.
Die Schnelle ist umso größer, je größer die Amplitude ist, aber auch je größer die
Frequenz der Schwingung ist:
2-fache Amplitude
oder → 2-fache Schnelle → 4-fache Energie
2-fache Frequenz
Beispiel: Damit der Ton A1 die gleiche Energie wie der Ton a1 enthält, muss er
mit 8-facher Amplitude schwingen (3 Oktaven Unterschied).
Dafür, dass die in der Schallquelle enthaltene Energie auch als Schalleistung (= Schall-
energie / Sekunde) abgestrahlt werden kann, sind die nächsten 2 Punkte maßgebend:
2. Zur Übertragung der Schwingungen von der Schallquelle auf das Medium be-
darf es einer genügenden Abstrahlungsfläche. Bei einer schwingenden Saite ist
diese viel zu klein. Daher benötigen Saiteninstrumente zur Vergrößerung der Ab-
strahlungsfläche einen Korpus. Dieser kann durch seine große Fläche wesentlich
mehr Luftteilchen zum Schwingen bringen und damit mehr Energie pro Sekunde
(= Schalleistung) der in der Saite vorhandenen Energie abstrahlen.
(Der Korpus der Saiteninstrumente hat allerdings noch andere Aufgaben, z.B. die
Klangveredelung, siehe Kap. 8).
Aus dem selben Grund wird die Stimmgabel auf eine Platte gesetzt (für Idiophone
eine seltene Ausnahme). Durch die raschere Energieabstrahlung ist eine angeschla-
gene Saite oder Stimmgabel wesentlich lauter zu hören, schwingt allerdings auch
viel kürzer als ohne Korpus.
Auch bei Blechblasinstrumenten wird die abstrahlende Fläche durch den Schall-
becher vergrößert.
3. Für die Fortleitung der Schallenergie (1/2 m·v2) im Medium kommt es neben
der Schnelle auch auf die Masse des Mediums an. Je dichter das von der Schall-
quelle unmittelbar zum Schwingen gebrachte Medium ist, umso mehr Energie wird
weitergeleitet (Uhrticken, das in Luft 3 m weit gehört wird, ist in Wasser 7 m weit
zu hören).
Schall, der einmal in eine Betondecke eingedrungen ist (Trittschall), wird sehr
gut weitergeleitet, daher muss dieses Eindringen durch geeignete Konstruktionen
(„schwimmender Fußboden“) verhindert werden.
Auch für Luft gilt: dichte, kalte Luft leitet besser als dünne, warme Luft.
Ein Teil der in das Medium abgegebenen Energie wird vom Medium absorbiert
(dh. in Wärme umgewandelt).
In Luft hängt diese Absorption von der relativen Feuchtigkeit und von der Frequenz
ab (siehe Abb. 6.1). Bei langen Sälen muss die Dämpfung hoher Frequenzen be-
rücksichtigt werden.
Abbildung 6.1: Absorption in Luft bei 20°C, in Abhängigkeit von Frequenz und relativer
Luftfeuchtigkeit. [HCU67]
Das Gegenstück zum freien Schallfeld bildet das vollkommen diffuse Schallfeld (to-
tal halliger Raum). Hier ist die Schallintensität im ganzen Schallfeld gleich groß.
Das bedeutet, dass man in einem solchen Raum an jeder Stelle gleich laut hört.
Die praktisch vorkommenden Fälle eines Schallfeldes in einem Raum liegen zwi-
schen diesen beiden Extremen:
In der Nähe der Schallquelle nimmt die Schallintensität etwa mit dem Quadrat der
Entfernung ab, und in größerer Entfernung herrscht das diffuse Schallfeld vor.
(Hörbeispiel 7).
5. Häufig wird die Schalleistung nicht in alle Richtungen gleich stark abgestrahlt,
sondern auf einen Sektor konzentriert. Durch den Kegel eines Sprachrohres läßt
sich die Leistung einer Schallquelle in eine Richtung (auf Kosten aller anderen
Richtungen) bündeln.
Die Abhängigkeit der abgestrahlten Schalleistung von der Richtung bezeichnet
man als Richtcharakteristik.
Auch Musikinstrumente haben Richtcharakteristiken. Diese sind meist sehr stark
frequenzabhängig, wie am Beispiel des Cellos in Abb. 6.3 zu sehen ist.1
So ist verständlich, dass die Klangfarbe eines Instrumentes (besonders im Freien
oder in einem hallarmen Raum) von der Richtung abhängt, in der man sich zum
Instrument befindet.
Das ist von großer Bedeutung für die Sitzordnung im Orchester und für die Position
der Mikrofone. Auch der Musiker selbst hört sein Instrument anders als der Zuhörer.
Da die Schallintensität mit dem Quadrat des Schalldruckes steigt (Kap. 6.2), gilt für
Schalldruckverhältnisse:
p21 p1
L = log10 2
= 20 · log10 dB
p0 p0
Bassanhebung ±20 dB: Die Schallintensität der tieferen Töne kann auf das 100-
fache angehoben oder auf 1/100 abgesenkt werden.
Am Aussteuerungsanzeiger eines Tonbandgerätes oder eines Mischpultes wird
ein Unterschied von 40 dB zwischen lautester und leisester Stelle eines Musik-
stückes (= Dynamik) festgestellt. Die entsprechenden Schallintensitäten verhalten
sich wie 10.000 : 1, die Schalldrücke wie 100 : 1.
Von der Anwendung des dB-Maßes als Vergleichsmaß gibt es einige Ausnahmen, bei
denen es durch Festlegung eines Bezugswertes für I0 oder p0 absolut benützt wird.
Als Vergleichswert kann z.B. die Hörschwelle dienen:
p0 = 20 µPa
bzw. I0 = 10-12 Watt/m2
Bei tontechnischen Anlagen, d.h. wenn das Signal noch als elektrische Spannung vorliegt,
wird oftmals der Spannungspegel angegeben. Der Vergleichswert ist dann eine bestimmte
Referenzspannung, wie z.B. 1 Volt für den LV (dBV) oder 0.775 V für den Lu (dBu).
Bei der Addition von Schallkomponenten muss zuerst betrachtet werden, ob die Signale
kohärent oder inkohärent zueinander sind.
Kohärente Signale stammen aus ein und derselben Quelle und haben daher eine stabile
Phasenbeziehung zueinander. Beispiele:
• Monosignal über zwei Lautsprecher
• Übliche Panoramisierung einer Quelle zwischen links und rechts
In diesem Fall können ausschließlich Pegel- und Laufzeitunterschiede auftreten. Die Über-
lagerung beider Signale ergibt sich nach den Interferenzregeln (Kap. 10). Die Amplitude
der Überlagerung zweier gleich starker Signale kann je nach Phasenlage zwei Extremwerte
annehmen:
• doppelt so groß wie jedes Einzelsignal (+6 dB), bei gleichphasiger Superposition,
oder
• 0 (−∞ dB), bei gegenphasiger Superposition.
Die Addition der Schalldruck- oder Spannungspegel zweier kohärenter (und gleichphasi-
ger) Signale ist:
LA LB
LA+B = 20 log10 10 10 + 10 10
n
X Li
LGes = 20 log10 10 10
i=1
Klingt hingegen das selbe Schallsignal L1 mit gleicher Amplitude mehrmals (n mal)
gleichzeitig, so gilt:
LGes = L1 + 20 log10 n
Bei gleichphasiger Superposition zweier kohärenter Signale mit gleicher Amplitude (dop-
pelter Schalldruck) ergibt sich ein Summenpegel von
LGes = L1 · log 2 = L1 + 6 dB ,
also eine Lautstärkeerhöhung um 6 dB. Analog dazu bewirkt eine Halbierung des Schall-
drucks eine Lautstärkeabsenkung um 6 dB:
1
LGes = L1 · log = L1 − 6 dB
2
Inkohärente Signale stammen aus verschiedenen Quellen oder aus verschiedenen Fre-
quenzbändern einer Quelle. Hier muss keine Überlagerung nach den Interferenzregeln
erfolgen, sondern Leistungsaddition:
LA LB
LA+B = 10 log10 10 10 + 10 10
Bei Überlagerung zweier inkohärenter Signale mit gleichem Pegel L1 ergibt sich ein
Summenpegel von
LGes = L1 · log 2 = L1 + 3 dB ,
also eine Lautstärkeerhöhung um 3 dB.
Als Daumenregel für den Pegelzuschlag bei zwei inkohärenten Schalldruck- oder Span-
nungspegeln kann folgende Tabelle herangezogen werden:
Pegeldifferenz L1 − L2 (dB): 1 2–3 4–9 ≥ 10
Pegelzuschlag ∆L (dB): +3 +2 +1 0
Abbildung 6.4: Kurven gleicher Lautstärkepegel = Phonkurven für reine Sinustöne. Auf
der senkrechten Achse ist der Schalldruckpegel in dB angegeben (Referenzschalldruck
p0 = 20 µPa). Die waagrechte Achse beschreibt die Frequenz in Hertz. [ST04]
Die Kurven gleicher Lautstärkepegel (= Phonkurven, siehe obige Abb. 6.4) wurden als
Mittelwerte aus Hörtests an Versuchspersonen mit gutem Gehör ermittelt. Als Bezugs-
werte dienten die dB-Werte des 1000 Hz Tones, wobei der kleinste wahrnehmbare Schall-
druck bei 1000 Hz, das sind 20 µPa = 2·10-5 Pa, als Ausgangswert p0 gewählt wurde.
Für jeden dieser dB-Werte wurde nun ermittelt, wie stark der Lautstärkepegel bei den
Frequenzen unterhalb und oberhalb des 1000 Hz Tones sein muss, damit die Versuchs-
personen ihn gleich laut wie den 1000 Hz Ton hören. Bewegt man sich also mit einem
Sinuston von 20 Hz aufsteigend eine Phonkurve entlang, so muss dieses Glissando stets
gleich laut sein.
Die Phonkurven werden manchmal auch Fletcher-Munson-Kurven genannt, nach der ers-
ten Messung dieser Art durch Fletcher und Munson um 1933. Die in 6.4 dargestellten
Kurven beruhen auf neueren Messungen von 2003 (siehe [ST04]) und bilden die Basis
für den internationalen Standard ISO 226:2003.
Beispiel: Aus der 20-Phonkurve kann man ablesen:
Verglichen mit dem 1000 Hz Ton (20 dB) sind beim 150 Hz Ton ca. 40 dB und beim
30 Hz Ton ca. 80 dB Schalldruckpegel notwendig, um diese drei Töne gleich laut zu hören.
Ein Pegelzuwachs von 20 dB bedeutet einen 10-fachen Schalldruck; ein Pegelzuwachs
von 60 dB führt demnach zum 1000-fachen Schalldruck. Der 30 Hz Ton muss also im
Vergleich zum 1000 Hz Ton bei 20 dB mit 1000-fachem Schalldruck gespielt werden,
um gleich laut empfunden zu werden.
Die Fläche zwischen der unteren Grenze (Hörschwelle) und der oberen Grenze (Schmerz-
grenze) aus Abb. 6.4 wird Hörfläche genannt. Sie beschreibt den gesamten für den
Menschen wahrnehmbaren Frequenz- und Lautstärkebereich. Musik und Sprache bewe-
gen sich jedoch vorwiegend in einem Teilbereich in der Mitte der Hörfläche.
Wie aus Abb. 6.4 zu sehen ist, verlaufen die Kurven für geringe Lautstärken viel stärker
gekrümmt als für höhere Lautstärken, d.h. die erforderlichen Lautstärkepegelunterschiede
für gleich lautes Hören aller Frequenzen sind bei geringer Phonzahl viel größer. Das hat
z.B. praktische Auswirkungen beim Radio hören: Will man Musik sehr leise hören und
dreht daher den Lautstärkeregler zurück, so wird dadurch der Pegel aller Frequenzen
gleich stark zurückgenommen und dadurch Tiefen und Höhen zu stark (evtl. sogar unter
die Hörschwelle) abgesenkt. Daher haben gute Geräte für diesen Zweck eine Loudness-
Taste (oder einen Regler), wodurch Tiefen und Höhen wieder angehoben werden.
Für praktische Messungen von Lautstärkepegeln waren die Phonkurven zu kompliziert.
Daher verwendet man in den Schallpegelmessgeräten standardisierte Kurven, meist
die Kurve A und bezeichnet das Messergebnis dann mit dB(A) = bewertetes dB-Maß.
Beispiel: Bei 200 Hz zeigt ein auf die Bewertungskurve A eingestellter Schallpegelmesser
um 10 dB weniger als beim unbewerteten dB-Maß.
Das bewertete dB-Maß unterscheidet sich also in 2 Punkten vom unbewerteten dB-Maß:
Seine Anwendung ist überall dort sinnvoll, wo es den Menschen betrifft und nicht Geräte
(für die der Schallpegel und nicht die Gehörkurven des Menschen maßgebend sind).
Insbesondere Lärmmessungen werden mit dem bewerteten dB-Maß durchgeführt, aber
auch Lautstärkeangaben in der Musik sind mit diesem Maß sinnvoll.
0 dB(A) Hörschwelle
10 Atmen
20 leises stimmloses Flüstern (1m Entfernung)
30 ppp Flageolett-Gitarre, Streichen über Papier
40 pp Violine, pp Klarinette, Konzertsaal mit Publikum
50 pp Oboe, pp Fagott
60 pp Trompete, leise Unterhaltungssprache
70 ff Violine, Straßenbahn
80 ff Klarinette, Fagott, Lkw
90 ff Trompete, Motorrad
100 ff Orchester, Presslufthammer (10m)
110 Diskothek
120 Rockkonzert (Schmerzschwelle)
130 Flugzeug (3m)
160 Raketenstart
Alle Instrumente wurden in 9 m Entfernung in einem Studio mit 1,5 Sek. Nachhall gemessen; ff -Werte in dB(C).
Als Dynamik bezeichnet man den Unterschied zwischen leisestem und lautestem Ton
eines Instrumentes.
Besonders großen dynamischen Umfang haben Klarinette, Posaune und Pauke, geringe-
ren Umfang haben z.B. Flöte und Cembalo.
Der Dynamikumfang hängt jedoch auch von der Tonhöhe/Lage ab. Während die Schall-
pegel und der verfügbare Dynamikbereich bei Streichinstrumenten weitgehend unabhän-
gig von der Tonhöhe sind (Abb. 6.7 oben), so nehmen diese bei Blasinstrumenten in der
Regel mit der Tonhöhe zu (Abb. 6.7, [Wei14, S. 181]). Eine Ausnahme bilden hierbei
Blechblasinstrumente, wie die Trompete (s. Abb. 6.8), bei denen hohe Töne nur mit
relativ hoher Lautstärke gespielt werden können kaum leise gespielt werden können: Der
leisest mögliche Ton in hoher Lage ist hier genau so laut, wie der lautest mögliche Ton
in tiefer Lage.
Für die musikalische Dynamik eines Orchesters können etwa folgende dB-Werte ange-
nommen werden:
ppp pp p mp mf f ff fff
40 50 60 68 76 84 92 100 dB(A)
Ein Orchester hat also einen dynamischen Umfang von 60 dB. Nicht alle Musikgattungen
oder Besetzungen haben einen derartigen Umfang. Besonders geringe Dynamik haben
z.B. Marsch-, Tanz-, Disko- und Popmusik.
Ein großer dynamischer Umfang (z.B. 60 dB beim Orchester) führt zu Schwierigkeiten
bei Rundfunkaufnahmen und zwar nicht aus technischen Gründen (mit der derzeitigen
Aufnahmetechnik sind 60 dB Dynamik ohne weiteres zu bewältigen), sondern weil dem
Radiohörer 60 dB Dynamik (= Orchester im Wohnzimmer) nicht zumutbar ist.
Daher muss bei Platten- oder Tonbandaufnahmen eine Komprimierung der Dynamik
erfolgen.
Dazu gibt es folgende Möglichkeiten:
1. Der Begrenzer regelt alle Pegel, die einen einstellbaren Schwellwert überschreiten,
automatisch auf diesen zurück. Für Musik ist dies kaum vertretbar (siehe Hörbei-
spiel 13), er dient hauptsächlich als Schutzbegrenzer zur Verhinderung von Über-
steuerungen (meist in Kombination mit einem Kompressor), aber auch bei Sprach-
aufnahmen, die lauter (und damit verständlicher) aufgenommen werden können,
wenn er die Pegelspitzen zurückregelt. (Einen Ausnahmefall der Begrenzeranwen-
dung in der Musik stellt auch die Erzeugung einer Sustain-Phase bei E-Gitarren
dar).
2. Der Kompressor engt die Dynamik einer Musikdarbietung dadurch ein, dass er
automatisch leise Pegel anhebt und mit wachsendem Pegel diese Verstärkung all-
mählich auf 0 dB zurücknimmt. Übergänge von piano zu forte kann er sehr rasch
regeln, von forte zu piano werden längere Rücklaufzeiten eingestellt, da er sonst
Ausschwingvorgänge und Nachhall durch Hochziehen verfälschen würde.
Eine Dynamikkompression findet auch bei Rauschunterdrückungsverfahren (wie
Dolby oder dbx, usw.) während der Aufnahme auf Tonband statt. Bei der Wieder-
gabe erfolgt die entsprechende Dynamikexpansion, wobei das leise Bandrauschen
noch leiser wird.
3. Die händische Regelung durch den Tonmeister kann künstlerische Gesichtspunk-
Literatur