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ACHSEN UND WELLEN


Univ.-Prof. Dr.-Ing. Michael Weigand
IKL/Maschinenelemente
Wälzlager

Schrauben-
verbindungen

Wellen

Zahnräder

Abdichtungen

Schmierung

Kupplung

Welle-Nabe-
Verbindung

HAUPTBAUELEMENTE EINES GETRIEBES IKL / Maschinenelemente


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V. ACHSEN UND WELLEN

Zweck:
Achsen und Wellen sind Träger drehbarer Maschinenteile.

Achsen übertragen keine Drehmomente,

sondern nehmen nur Biegemomente auf und sind oft feststehend.

bei Kurvenfahrt verdrehbeansprucht

Wellen übertragen stets ein Drehmoment

und sie werden zusätzlich oft einer Biegebeanspruchung


ausgesetzt.

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ACHSEN UND WELLEN 3
 Konstruktionsforderungen:

 a) Ausreichende Festigkeit

gegenüber auftretenden Beanspruchungen muss gewährleistet sein.

 b) Formänderungen sind innerhalb zulässiger Grenzen zu halten.

 c) Vermeidung von Instabilitäten

 d) Vermeidung von unzulässigen Schwingungszuständen (Dreh- und


Biegeschwingungen)

 e) Möglichkeit zur Befestigung anderer Maschinenteile


(Räder, Scheiben, Kupplungen, Nocken, Exzenter)

 f) Möglichkeit zur Lagerung

 g) Herstellungsrücksichten

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ACHSEN UND WELLEN 4
umlaufende Waggonachse feste Wagenachse

Kurbelwellen: gerade Wellen:

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BEISPIELE VON ACHSEN UND WELLEN 5
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ACHSEN UND WELLEN 6
 1. Festigkeitsberechnung von Wellen

 Die Wellen sind i.a. durch Biegung und Verdrehung sowie durch eine Querkraft
belastet. Der Querschnitt ist kreis- oder kreisringförmig (Hohlwelle), nur in
Ausnahmefällen anderer Querschnitt
Hohlwellen: funktions- oder gewichtsbedingt

 Die aus diesen Belastungen resultierenden Nennspannungen (Biegespannung,


Torsionsspannung und Querkraftschubspannung) sind zu ermitteln und die Stellen
ihrer Maxima anzugeben.

 Nennspannungen beim runden Querschnitt: (achs- und punktsymmetrischer


Querschnitt, d.h. Symmetrieachse ist Trägheitshauptachse)

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FESTIGKEITSBERECHNUNG 7
 1.1 Biegespannung

Voraussetzungen:

gerader homogener isotroper Stab bei Gültigkeit des Hooke'schen Gesetzes und

der Bernoulli'schen Hypothese: Die Biegespannungen verteilen sich linear (n.

NAVIER) und die neutrale Faser (Spannungsnulllinie) steht senkrecht zum

Stabquerschnitt und geht durch dessen Schwerpunkt.

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FESTIGKEITSBERECHNUNG 8
Für die allgemeine Biegespannung im Abstand z von der neutralen Faser gilt:

by = Mb·z/Iy [N/mm2]

Mb Biegemoment im untersuchten Querschnitt [Nmm]


Iy axiales Trägheitsmoment [mm4]
z Abstand von der neutralen Faser [mm]

Die maximale Biegespannung ergibt sich daher an der Wellenoberfläche:


bmax = Mb·d/(2·I) = Mb/W
W Widerstandsmoment für den äußersten Querschnittsrand [mm³]

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FESTIGKEITSBERECHNUNG 9
Biegenennspannungen:

 für die Vollwelle gilt:


b = Mb·32/·d³  Mb/0,1·d³

 für die Hohlwelle gilt:


b  Mb·D/0,1(D4 - d4)

 für den Rechteckquerschnitt gilt:


b11 = 6·Mb/b·h²
b22 = 6·Mb/h·b2

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FESTIGKEITSBERECHNUNG 10
1.2 Torsionsspannung

Für kreisförmige Querschnitte ergibt sich die auftretende Spannung t [N/mm²]


zufolge des Drehmomentes Mt [Nmm] in Abhängigkeit des Abstandes z [mm] vom
Kreismittelpunkt zu: t = Mt·z/Ip

Ip ... polares Trägheitsmoment (= 2·Iy) [mm4]

Die maximale Torsionsspannung tritt wie die Biegespannung für z = d/2 = r an der
Wellenoberfläche auf

tmax = Mt·r/Ip = Mt/Wp


Wp polares Widerstandsmoment [mm³]
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FESTIGKEITSBERECHNUNG 11
Torsionsnennspannungen:

Vollwelle:
t = Mt·16/·D³  Mt/0,2·D³

Hohlwelle:
t  Mt·D/0,2·(D4-d4)

Rechteck: qualitativ:

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FESTIGKEITSBERECHNUNG 12
1.3 Kombinierte Beanspruchung durch Biegung und Verdrehung
Die dabei hervorgerufenen Spannungen sind an der Werkstückoberfläche maximal.
Es kann für den resultierenden zweiachsigen Spannungszustand an dieser Stelle
mit einer passenden Anstrengungshypothese (i.a. Schubspannungs- bzw.
Gestaltänderungsenergiehypothese) die Vergleichsspannung gebildet werden,
wenn beide Beanspruchungsarten gleichartig sind (z.B. wechselnde Biegung und
Verdrehung).

Gestaltänderungsenergiehypothese:

Schubspannungshypothese: a=2
Bei nicht gleichartigen zeitlichem Belastungsverlauf von Biegung und Torsion mit
den zulässigen Spannungen für Biegung und Torsion des jeweiligen
Belastungsfalles wird
a = bzul/tzul gebildet.

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FESTIGKEITSBERECHNUNG 13
Einsetzen der Nennspannungen:

Diese Vergleichsspannung wird nun mit der zulässigen Spannung der einachsigen

Zug- oder Biegewechselbeanspruchung verglichen und es muß gelten: v

 bzul

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FESTIGKEITSBERECHNUNG 14
Gegenüber der Probestabfestigkeit festigkeitsmindernde Einflüsse

für die zul. Nennspannungen bzul und zul :

1) Werkstückgröße

2) Oberflächenbeschaffenheit gegenüber der Probenfestigkeit

3) Kerbwirkung

Neben der Einhaltung zulässiger Spannungen sind aber auch die Formänderungen

aus Biegung und Verdrehung in zulässigen Grenzen zu halten.

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FESTIGKEITSBERECHNUNG 15
1.4 Drehmoment

Bestimmung von Mt aus Leistung P und Drehzahl n der


leistungsführenden Welle

P = Mt· [W]

 = 2··n/60 [s-1] ... Winkelgeschwindigkeit

Mt = P/= P·30/n = 9,549·P/n [Nm], P [W], n [min-1]

Mt = 9550·P/n [Nm], P [kW], n [min-1]

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DREHMOMENT 16
Die angegebenen Leistungen sind i.a. Nennleistungen (Typenschildangabe) und

sind meist zeitlich gemittelt über den Leistungsverlauf. Ebenso werden nur

Nenndrehzahlen angegeben.

Schwungrad, bewegte Massen speichern Arbeitsüberschuss.

Das der Nennleistung und Nenndrehzahl entsprechende Nenndrehmoment wird

also meist überschritten und man muss daher erfahrungsgemäß mit erhöhten

Momentenspitzen rechnen.

Dazu wird das Nennmoment mit dem Anwendungsfaktor oder Stoßfaktor, welcher

von der Art und Schwere des An - und Abtriebes abhängt, vergrößert.

Mtmax = ·Mtnenn

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DREHMOMENT 17
ANTRIEB
ABTRIEB E-Motor Turbine od. Einzylindermotor
Mehrzyl-
Generator
Turbine 1 1,25 1,5
Turbomaschine
Werkzeugmaschin
e 1,25 1,5 1,75
Krane, Pumpen
Mehrzyl.-Kompr.
Walzwerke
Stanzen, Bagger 1,75 2,0 2,25
Steinbrecher

Vorstehende Tabelle bietet nur ungefähre Anhaltswerte, zur genaueren


Berechnung wäre die Kenntnis des Momentenverlaufes über der Zeit
notwendig.

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LASTÜBERHÖHNG 18
Üblicherweise werden die Lastüberhöhungs- bzw. Stoßfaktoren vom

Hersteller z.B. des Getriebes im Katalog angegeben (oft auch als

Anwendungsfaktor bezeichnet).

-> empirisch gewonnene Faktoren!

Bei Anwendungen wie z.B. Windturbinen oder Luftfahrtantrieben reichen

solche Angaben nicht aus; dann sind (aus Messungen abgeleitete)

Lastkollektive erforderlich.

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LASTÜBERHÖHUNG, LASTKOLLEKTIVE 19
1.4.2 Ermittlung des Drehmomentes aus Kraft und Hebelarm

Beispiele: Nockentrieb Exzenter

Mt = P'·a

Das Moment ist während einer Umdrehung veränderlich. Es ist daher notwendig,
den Verlauf aufzuzeichnen.

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Einfacher gestaltet sich

die Ermittlung z.B. bei Hebezeugen:

Wellenbemessung, wenn nur ein Drehmoment wirkt:

Erfolgt einfach durch Einsetzen der zulässigen Schubspannung tzul [N/cm2]

in die Gleichung:

t = Mt/0,2·d³

für Mt eingesetzt:

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WELLENAUSLEGUNG AUS DREHMOMENT 21
Zur Überschlägigen Dimensionierung, auch bei vorhandenem nicht sehr großen
Biegemoment, wird die zulässige Schubspannung zur Berücksichtigung der
Biegung niedriger angesetzt.

Faustformel, welche die Biegung pauschal mitberücksichtigt, wenn man für zul
statt tzul = 6000 N/cm²
(lt. Bachtafel für den Belastungsfall II und St 50) Bl.V/001

als sehr sicheren Wert nur zul = 1200 N/cm² in obige Beziehung einsetzt:

Die Formel ist eine reine Faustformel zur Abschätzung des Wellendurchmessers d
[cm]
bei gegebener Leistung P [kW] und Drehzahl n [min-1].

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WELLENAUSLEGUNG AUS DREHMOMENT 22
Neben der beanspruchungsgemäßen Dimensionierung von Wellen ist auch die
Einhaltung gewisser zulässiger Verformungen zu beachten. Bei längeren
Wellensträngen wird üblicherweise gefordert, dass die auftretende Verdrehung 
unter ¼° pro Meter Welle liegen soll.
 = Mt·l·32/G·d4·
mit l = 100 cm
 ¼·/180 = Mt·100·32/8·106··d4
= (P/n)·9550·100·100·32/8·106··d4

 [cm], P [kW], n [min-1]

Diese Formel gilt auch nur für lange Wellen. Beide Bedingungen sind erfüllt, wenn
(Gleichung im Grenzfall)

d.h. bei kleineren Durchmessern als 7 cm ist die Beziehung für die zulässige
Formänderung maßgebend, darüber gilt jene aus der zulässigen Beanspruchung,
wenn beide Bedingungen erfüllt sein sollen.

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WELLENAUSLEGUNG AUS DREHMOMENT 23
1.5 Biegemoment
1.5.1 rechnerisch
Durch eine Gleichgewichtsbetrachtung am geschnitten gedachten Biegeträger
werden die inneren Schnittmomente in Abhängigkeit der Wellenlängskoordinate
gefunden (Biegemomentenverlauf). Vorteilhaft gestaltet sich die analytische
Biegemomentenangabe in einfachen Fällen, bei denen nur der Größtwert gefunden
werden muss.
Beispiel:

1) Auflager  M(B) = 0 = P·l2 - A·l A = P·l2/l

2) Biegemoment Mb,max = A·l1 = P·l1·l2/l

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BERECHNUNG BIEGEMOMENT 24
Bei Wellen werden oft zusätzliche Biegemomente eingeleitet, z.B. durch
exzentrischen Kraftangriffspunkt, Längskräfte durch schrägverzahnte
Zahnräder (Wirkungslinie fällt nicht mit der Wellenmittellinie zusammen).

Liegen die Kräfte nicht in einer Ebene, so sind sie in ihre Komponenten zu
zerlegen (nach Wahl eines geeigneten rechtwinkeligen
Koordinatensystems x, y, z).

Anschließend sind die Momentenflächen in diesen senkrecht zueinander


stehenden Koordinatenebenen zu ermitteln und abschließend werden an
jeder Stelle diese Momente zum resultierenden Biegemoment
zusammengefasst.

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BEANSPRUCHUNGSEBENEN 25
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BEANSPRUCHUNGSEBENEN 26
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BEANSPRUCHUNGSEBENEN 27
1.6 Bemessung von Formwellen
Wellen gleicher Festigkeit sind derart gestaltete Wellen, welche in jedem
Querschnitt die gleiche maximale Beanspruchung (v) aufweisen.

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WELLEN GLEICHER FESTIGKEIT 28

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