Profi Tipp
Feuchtmittel im Offsetdruck
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Vorwort
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Feuchtmittel und Feuchtmittelzusätze
• F
euchtmittel verfügt im Idealfall über eine Wasserhärte von
8° dH bis 12° dH und einen pH-Wert von 4,8 bis 5,5.
• A
ls übliche Feuchtmitteltemperatur gelten 10 °C bis 15 °C. Dabei muss
der Drucker wissen, dass zu niedrige Temperaturen Kondenswasser an
Schläuchen und Feuchtmittelwannen verursachen und zur Bildung von
Wassertropfen führen können.
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Die Basis: Wasser
Das in der Natur vorkommende Wasser ist nicht rein, sondern enthält
zahlreiche Gase und Mineralstoffe. Für den Drucker ist Leitungswasser
der Ausgangsstoff für sein Feuchtmittel. Zur Beurteilung des Wassers wird
die Wasserhärte gemessen, die im Wesentlichen vom Calcium- und
Magnesiumanteil abhängt.
Die Wasserhärte muss in jedem Fall vor der Zugabe von Zusätzen ermittelt
werden. Denn im fertigen Feuchtmittel lässt sich die Härte mit einfachen
Mitteln nicht mehr bestimmen. Zur einfachen Bestimmung der Gesamthär-
te helfen Teststreifen. Die Bestimmung der Carbonathärte erfolgt mit einer
Indikatorlösung (Hilfsmittel zur Messung gibt es z. B. bei Gebrüder Heyl,
Myron L, Merck, Neukum …). Dabei sollte berücksichtigt werden, dass es
sich bei einer Messung immer um eine „Momentaufnahme“ handelt und
die Wasserqualität sehr stark schwanken kann. Auf Anfrage übernehmen
fast alle Feuchtmittelhersteller die Wasseranalyse.
Wasserhärte bestimmen
Härtebereich weich mittel hart sehr hart
Gesamthärte in *mMol
0–1,3 1,4–2,5 2,6–3,7 > 3,7
Erdalkali-Ionen/l
deutsche
0–7 8–14 15–21 > 21
Härtegrade °d
englische
0–9 10–18 19–26 > 26
Härtegrade °e
französische
0–13 14–25 26–37 > 37
Härtegrade °f
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Wasserhärte
Die Kalkanteile des Wassers können beim Drucken Probleme verursachen,
zum Beispiel:
• Blanklaufen der Farbwalzen (Kalkablagerungen)
• Ablagerungen auf dem Gummituch
• Beeinflussung des pH-Werts
• Schwankungen im pH-Wert
Zu hohe Anteile von Chlorid, Sulfat oder Nitrat fördern zudem die Korrosion.
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pH-Wert
„pH“ kommt aus dem Lateinischen (Potentia Hydrogenii) und repräsentiert
die logarithmische Darstellung der Wasserstoffionenkonzentration.
pH-Wert 3 4 5 6 7
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pH-Wert und Puffer
Moderne Feuchtmittelzusätze sind so zusammengesetzt, dass der richtige
pH-Wert bei vorgeschriebener Dosierung eingestellt ist. Die Pufferung
verhindert, dass Papier und Farbe den pH-Wert verändern.
pH-Wert pH-Wert
5,4 5,4
5,0 5,0
Zeit Zeit
4,6 4,6
pH-Wert-Änderungen ohne Stabiler pH-Wert bei aus
ausreichende Pufferkapazität reichender Pufferkapazität
durch äußeren Einfluss auch bei äußerem Einfluss
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Leitwert = µS/cm
Der Leitwert beschreibt, wie Strom in einer Flüssigkeit geleitet wird. Verun-
reinigungen im Feuchtmittel lassen den Leitwert ansteigen. Je nach Wasser
und Zusatz variiert der Leitwert. Auch die Temperatur und die Alkohol
konzentration beeinflussen den Leitwert. Durch mehr Isopropanol (IPA) fällt
der Leitwert. Moderne Leitwertmessgeräte rechnen die Temperatur in die
Messung mit ein. Wichtig ist, dass die Leitwertsonde in der Feuchtmittel
zentrale regelmäßig gereinigt und kalibriert wird.
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Benetzung der Platte
Die Oberflächenspannung des Wassers kann mit Gummiarabikum, Glycol,
Glyzerin oder mit Alkohol herabgesetzt werden. Welche Mittel in den
jeweiligen Feuchtmittelzusätzen enthalten sind, benennt der Hersteller in
dem Sicherheitsdatenblatt zum Produkt.
Alkohol ist ein sehr gutes Netzmittel. Isopropanol, auch als IPA bezeichnet,
senkt die Oberflächenspannung, e rhöht die Viskosität des Feuchtmittels
und fördert damit die Filmbildung im Feuchtwerk. Dies bewirkt eine gleich-
mäßige Feuchtung. IPA verdunstet schnell. Somit trocknet die Farbe
schneller; gleichzeitig werden die Druckwerke über die Verdunstungskälte
gekühlt. Durch den Zusatz von IPA w erden das Schöpfvolumen erhöht und
die Aufnahme des Feuchtmittels unterstützt. IPA wirkt schaumhemmend.
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Alkohol prüfen
Der verwendete Alkohol sollte sehr rein sein. Dies lässt sich mit einem
einfachen Test überprüfen: In ein sauberes Glas werden zu gleichen Teilen
Wasser und Alkohol gefüllt. Nach 30 bis 45 Minuten sollte die Flüssigkeit
klar sein. Bei einer Trübung ist der Alkohol unbrauchbar.
bedenklich unbrauchbar
Ablesen am Aräometer
Die Messspindel muss sich auf je-
den Fall im Glaskubus oder ähnlich
frei schwimmend bewegen können.
In der Flüssigkeit und an der Mess-
spindel dürfen keine Luftblasen
sein. Durchsichtige Flüssigkeiten
werden „unten“ abgelesen. Den
Messwert bei Vol. % sowie die 2,5 cm 2,5 cm
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Mit dem Aräometer lässt sich der IPA-Gehalt im Wasser messen. Das Gerät
zeigt Volumen- und Gewichtsprozente. Grundsätzlich sollen Volumenpro-
zente gemessen werden. Die Temperatur spielt bei der IPA-Bestimmung eine
wichtige Rolle. Deshalb bitte den Temperaturabgleich beachten. Das spezi
fische Gewicht (Dichte) des Feuchtmittelzusatzes bei der Bestimmung
einbeziehen (siehe Tabelle).
IPA-Gehalt bestimmen
Dichte1) des %-Anteil des
Feuchtmittel- Feuchtmittel
zusatzes zusatzes abgelesene IPA-Konzentration in %
1,05 2 3,1 5,0 6,8 8,7 10,5 12,4 14,2 16,1 17,9 19,7
3 2,8 4,6 6,4 8,2 10,1 11,9 13,7 15,5 17,3 19,1
4 2,5 4,3 6,0 7,8 9,6 11,4 13,1 14,9 16,7 18,5
1,10 2 2,5 4,3 6,1 7,9 9,7 11,4 13,2 15,0 16,8 18,6
3 1,9 3,6 5,3 7,0 8,8 10,5 12,2 19,9 15,6 17,4
4 1,2 2,9 4,5 6,2 7,9 9,5 11,2 12,8 14,5 16,1
1,15 2 1,9 3,6 5,3 7,1 8,8 10,5 12,2 14,0 15,7 17,4
3 0,9 2,6 4,2 5,8 7,5 9,1 10,7 12,3 14,0 15,6
4 0,0 1,5 3,0 4,6 6,1 7,6 9,2 10,7 12,3 13,8
1,2 2 1,3 2,9 4,6 6,3 7,9 9,6 11,2 12,9 14,6 16,2
3 0,0 1,5 3,1 4,6 6,1 7,7 9,2 10,8 12,3 13,8
4 –1,3 0,1 1,6 3,0 4,4 5,8 7,2 8,6 10,0 11,4
Tatsächliche 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22
Alkoholkonzentration in %
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Die Alkoholmessung
Die Alkoholmessung in der Feuchtmittelzentrale geschieht konventionell
über die Dichte des Feuchtmittels (Schwimmer). Die Dichte des Feuchtmittels
wird aber nicht nur vom IPA-Gehalt, sondern auch von der Temperatur, der
Art des Zusatzes und dem Verschmutzungsgrad beeinflusst. Eine regelmäßige
Reinigung ist hier unumgänglich. Weitestgehend unabhängig von Fremd
einflüssen sind moderne Messverfahren wie die Infrarot- oder die Ultra-
schallmessung.
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Mit dem Gedanken „Viel hilft viel“ setzen die Drucker dem Feuchtmittel oft
erheblich mehr IPA zu, als aus drucktechnischer Sicht notwendig wäre.
Die angestrebte Höchstmenge an Alkohol liegt bei 5–8 %. Aus Gesund-
heits- und Umweltschutzgründen ist in jedem Fall ein möglichst geringer Ver-
brauch an IPA anzustreben. Ein- bis zweimal wöchentlich sollten die IPA-
Konzentration sowie der Feuchtmittelzusatz kontrolliert werden.
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Feuchtmittel mischen
Grundsätzlich gibt es drei Feuchtmittelvarianten:
1. Wasser und Zusatz für ältere Feuchtwerke mit Plüschwalzen.
2. Osmosewasser, Zusatz und Alkohol für moderne Filmfeuchtwerke
mit unbezogenen Gummiwalzen.
3. Osmosewasser und Alkoholersatzstoff für IPA-freies Drucken.
Mischrechnung
Soll-Menge 100
– Menge Zusatz 4 Zusatz 4
– Menge Alkohol 10 Alkohol 10
= Menge Wasser 86 Wasser 86
Ist-Menge 100 Istmenge 100
Falsche Mischrechnung
Soll-Menge 100
Wasser 100 Wasser 87,7
Zusatz 4 Zusatz 3,5
IPA 10 IPA 8,8
Ist-Menge 114 Istmenge 100
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Druckprobleme durch Feuchtmittel
aufbauen auf dem gummituch: Angriff auf den Papierstrich durch
saures Feuchtmittel
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schleim, geruch: Unterdosierung Zusatz, verkeimtes Wasser, Bildung
resistenter Keime
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Fundiertes Wissen: Vom Maschinentraining
bis zum Managementseminar
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Die bisher erschienenen Ausgaben
aus der Reihe der Profi Tipps:
Feuchtmittel im
Offsetdruck Problemfälle
Print Media Academy Print Media Academy
im Drucksaal
Profi Tipp Dampening Profi Tipp
Feuchtmittel im Offsetdruck Solutions in Problemfälle im Drucksaal Problem Cases
1
Offset Printing 1
in the Pressroom
Walzen in
Farb- und
00.993.0198/01 de
Feuchtwerk Lackieren,
Print Media Academy Trocknen und
Print Media Academy
Rollers in Pudern
Profi Tipp Inking and Profi Tipp
Lackieren, Trocknen und Pudern
Walzen in Farb- und Feuchtwerk Dampening Coating, Drying
Systems and Powdering
Impressum
Stand: 2008
Drucklegung: 09/2009
Fotos: Heidelberger Druckmaschinen AG
Druckplatten: Suprasetter
Druck: Speedmaster
Finishing: Stahlfolder, Stitchmaster
Fonts: HeidelbergGothicMl
Gedruckt in der Bundesrepublik Deutschland
00.993.0139/02 de
Marken
Heidelberg und das Heidelberg Logo sind eingetragene
Marken der Firma Heidelberger Druckmaschinen AG in
Deutschland und anderen Ländern. Weitere hier verwendete
Kennzeichnungen sind Marken ihrer jeweiligen Eigentümer.