Herausgeberrat:
Die Reihe wendet sich an Studenten sowie Praktiker und leistet wis-
senschaftliche Beiträge zur ökonomischen Forschung im europäi-
schen Kontext.
Leonid Jasvoin
Integration der
Unsicherheitsaspekte in
die Schedule-Optimierung
Empirische Modellierung unter
Anwendung der Fuzzy-Theorie
am Beispiel des Luftverkehrs
Deutscher Universitäts-Verlag
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
ISBN-10 3-8350-0324-0
ISBN-13 978-3-8350-0324-8
V
Meiner Familie
VII
Geleitwort
Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand als Dissertation im Rahmen des von Roland
Berger Strategy Consultants geförderten Promotionsprogramms und wurde
von der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe
Universität Frankfurt am Main angenommen.
Der Firma Roland Berger, aller voran Dr. Uwe Kumm und Dr. Philipp Goede-
king, die mir durch ihre Unterstützung die konzentrierte Bearbeitung meines
Forschungsvorhabens ermöglichten, gilt ebenfalls mein Dank.
Bedanken möchte mich bei Dr. Sven Bartels, der mich oft durch kompetente
fachliche Ratschläge, Diskussionen, Literaturhinweise aber auch durch auf-
bauende Worte unterstützt und motiviert hat.
Meiner Frau Anna will ich ebenso einen besonderen Dank für ihre Geduld
und ihr Verständnis aussprechen, da sie direkt unter dem Aufwand für diese
Arbeit zu leiden hatte.
Ein großes Anliegen ist es mir, mich bei meinen Eltern zu bedanken; sie ha-
ben mir meine Ausbildung ermöglicht und waren für mich stets in jeder Hin-
sicht vorbildliche Eltern.
Leonid Jasvoin
XI
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort.................................................................................................................... VII
Vorwort....................................................................................................................... IX
Inhaltsverzeichnis....................................................................................................... XI
Abbildungsverzeichnis................................................................................................ XV
Tabellenverzeichnis.................................................................................................... XXI
Symbolverzeichnis...................................................................................................... XXIII
Abkürzungsverzeichnis............................................................................................... XXXI
1 Einleitung.............................................................................................. 1
1.1 Problemstellung..................................................................................... 1
1.2 Flugplanoptimierung als ein Scheduling-Problem.................................. 2
1.3 Zielsetzung............................................................................................. 3
1.4 Gang der Untersuchung......................................................................... 4
2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmana-
gements................................................................................................ 6
2.1 Einführung.............................................................................................. 6
2.2 Grundlagen der Luftverkehrswirtschaft.................................................. 6
2.2.1 Definition und Abgrenzung des Luftverkehrs......................................... 6
2.2.2 Eigenschaften der Produktion von Verkehrsleistungen......................... 7
2.2.3 Charakteristika des Angebots................................................................ 8
2.2.4 Charakteristika der Nachfrage............................................................... 9
2.2.5 Entwicklung des Luftverkehrs................................................................ 11
2.3 Entwicklung der wichtigsten politischen Rahmenbedingungen im Luft-
verkehr................................................................................................... 12
2.3.1 Regulierung des Luftverkehrs in den USA und Europa......................... 12
2.3.2 Deregulierungs- und Liberalisierungsprozess im Luftverkehr................ 13
2.3.3 Auswirkungen der Deregulierung und Liberalisierung auf die Luftver-
kehrsmärkte........................................................................................... 15
2.3.3.1 Streckennetze und Flugangebot............................................................ 16
2.3.3.2 Flugpreise.............................................................................................. 17
2.3.3.3 Wettbewerb und Marktstruktur............................................................... 17
2.3.3.3.1 Wettbewerb zwischen etablierten und neuen Fluggesellschaften......... 17
2.3.3.3.2 Strategische Flugallianzen und Kooperationen..................................... 19
2.4 Grundzüge des Airline-Netzwerkmanagements.................................... 23
2.4.1 Aufgaben und Funktionen des Airline-Netzwerkmanagements............. 24
2.4.2 Grundgedanke der Netzwerkoptimierung.............................................. 28
2.4.3 Airline-Netzwerke................................................................................... 30
2.4.4 Prozess der Flugplanung....................................................................... 35
3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung................................. 48
3.1 Einführung.............................................................................................. 48
XII Inhaltsverzeichnis
4 Irregulärer Flugbetrieb........................................................................ 79
4.1 Einführung.............................................................................................. 79
4.2 Entstehung, Entwicklung und Auswirkung von Flugverspätungen........ 79
4.2.1 Irreguläre Ereignisse als Ursache von Flugverspätungen..................... 79
4.2.2 Entwicklung der Flugverspätungen........................................................ 85
4.2.3 Alternative Reaktionsmöglichkeiten der Fluggesellschaften auf Flug-
verspätungen......................................................................................... 87
4.2.3.1 Taktische Reaktionsmaßnahmen auf die Flugverspätungen................ 87
4.2.3.2 Strategische Reaktionsmaßnahmen auf die Flugverspätungen............ 90
4.2.4 Auswirkungen der Flugverspätungen aus Sicht der unterschiedlichen
Beteiligten.............................................................................................. 92
4.2.4.1 Auswirkungen der Flugverspätungen auf die Fluggesellschaften.......... 92
4.2.4.2 Auswirkungen der Flugverspätungen auf die Passagiere...................... 104
4.3 Berücksichtigung der Unsicherheitsaspekte in der modernen Flugpla-
nung....................................................................................................... 107
Inhaltsverzeichnis XIII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1.1 Übereinstimmung der Flugplanoptimierung mit typischen
Scheduling-Aufgaben...................................................................... 3
Abbildung 2.1 Erscheinungsformen des Luftverkehrs............................................ 7
Abbildung 2.2 Verteilung der Passagiere zwischen den Wochentagen................. 10
Abbildung 2.3 Verteilung der von US-amerikanischen Fluggesellschaften in
2004 monatlich transportierten Passagiere..................................... 11
Abbildung 2.4 Entwicklung der weltweit beförderten Flugpassagiere sowie der
angebotenen und verkauften Passagierkilometer........................... 12
Abbildung 2.5 Liberalisierung des Luftverkehrs in Europa..................................... 14
Abbildung 2.6 Bestehende Regulierungen und Wettbewerbsverzerrungen in der
Luftfahrtindustrie und ihre Auswirkungen auf die Märkte................ 15
Abbildung 2.7 Die Größten Newcomer und Pleiten in der amerikanischen
Luftfahrtindustrie.............................................................................. 18
Abbildung 2.8 Entwicklung der Durchschnittserträge und Stückkosten der
amerikanischen Fluggesellschaften nach der Deregulierung.......... 19
Abbildung 2.9 Synergiepotenziale einer Airline-Allianz.......................................... 20
Abbildung 2.10 Die größten weltweiten Flugallianzen.............................................. 21
Abbildung 2.11 Mögliche Formen der netzwerkseitigen Kooperation im
Luftverkehr....................................................................................... 22
Abbildung 2.12 Kostenstruktur einer Fluggesellschaft............................................. 24
Abbildung 2.13 Netzwerkmanagement als Schnittstelle zwischen der
Produktions- und Passagiersicht..................................................... 25
Abbildung 2.14 Prozess der Netzwerkplanung- und Optimierung............................ 27
Abbildung 2.15 Zeitliche Struktur des Netzwerkplanungsprozess............................ 28
Abbildung 2.16 Sichtweise der modernen Netzwerkplanung – O&Ds statt
Strecken.......................................................................................... 29
Abbildung 2.17 Beispiel für die Bildung der Direkt- und Transferpassagierströme
mit einem Flug................................................................................. 30
Abbildung 2.18 Dezentrale Netzwerkstruktur vs. Hub-and-Spoke-Netzwerk........... 31
Abbildung 2.19 Einige Hub-Arten............................................................................. 32
Abbildung 2.20 Mögliche Anzahl der Verbindungen in Flugnetzwerken.................. 33
Abbildung 2.21 "Wachstum generiert Wachstum": Volumen der
Transferpassagierströme an den größten europäischen Flughäfen 34
Abbildung 2.22 Phasen des Prozesses zur Entwicklung und Optimierung der
Flugpläne......................................................................................... 35
Abbildung 2.23 Wellenbilder von Lufthansa in Frankfurt und Air France in Paris.... 37
XVI Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle 4.1 Verspätungskosten für die gesamte US-amerikanische Airline-
Industrie........................................................................................... 100
Tabelle 4.2 Verspätungskosten für die gesamte europäische Airline-Industrie
102
Tabelle 4.3 Verspätungskosten für die Passagiere auf dem US-
amerikanischen Markt..................................................................... 105
Tabelle 4.4 Verspätungskosten für die Passagiere auf dem europäischen
Markt................................................................................................ 106
Tabelle 7.1 Schätzkoeffizienten und Teststatistiken der
Marktmodellkalibrierung.................................................................. 178
XXIII
Symbolverzeichnis
s Inbound-Slot
SLIBhs Zeitenlage des Inbound-Slots s im Hub h
SLOBhd Zeitenlage des Outbound-Slots d im Hub h
T Tabu-Liste
Ti Abflugszeit des Fluges i
TATi Turn-Around-Time des Fluges i
vihj Indikatorvariable – Zuordnung der Strecken zu
Reiseströmen
v Eine Kante des gerichteten Graphen
V Knotenmenge des gerichteten Graphen
VLij Prioritätskennziffer für das O&D (i,j)
xij Entscheidungsvariable – Ausführung des Fluges i nach
dem Flug j mit dem gleichen Flugzeug
x Eine Lösung aus dem Lösungsraum des Optimierungs-
problems
x´ Ausgangslösung
xakt Aktuelle Lösung
xneu Neu generierte Lösung
X Lösungsraum des Optimierungsproblems
ZF Zielfunktion
µÃ(x) Zugehörigkeitsfunktion
µcompÃ(x) Komplement einer Fuzzy-Menge
µÃ∩B~(x) Durchschnitt zweier Fuzzy-Mengen
µÃ∪B~(x) Vereinigung zweier Fuzzy-Mengen
µR Zugehörigkeitsfunktion der Fuzzy-Relation
n Zählvariable
℘(X) Potenzmenge von X
pi Wahrscheinlichkeit
P(A) Wahrscheinlichkeitsmaß
p(x) Werte einer Dichtefunktion
R Relation
R(...) Rechte Referenzfunktion einer L-R-Fuzzy-Zahl
ℜ Menge der reellen Zahlen
ρ Kleine reelle Zahl
S Menge
Sup Supremium
supp(Ã) Stützende Menge
π1,π2,..., πn Möglichkeitsgrade
∏(A) Möglichkeitsmaß
∏G(B) Möglichkeitsverteilung
w1,w2,..., wn Umweltzustände
Ω Zustandsraum
λ Multiplikator
x Element der Grundgesamtheit
X Grundgesamtheit
y Element der nichtleeren klassischen Menge
Y Nichtleere klassische Menge
max Maximiere
Max_Detour Maximal zulässiger Detour-Factor
D
Max_IB_Slots h,t Maximale Anzahl der am Tag d am Flughafen h für das
Ankunftszeitfenster t für die untersuchte Fluggesellschaft
zur Verfügung stehenden Inbound-Slots
Max_OB_Slots hD,t Maximale Anzahl der am Tag d am Flughafen h für das
Ankunftszeitfenster t für die untersuchte Fluggesellschaft
zur Verfügung stehenden Outbound-Slots
Max_Waiting Maximal zulässige Wartezeit auf den Anschlussflug
MCT Minimum Connecting Time
µ A Zugehörigkeitsfunktion der Fuzzy-Abflugszeit des
Anschlussfluges
µ B Zugehörigkeitsfunktion der Fuzzy-Ankunftszeit des
Zubringerfluges plus MCT
Nj Anzahl der nächstmöglichen Flüge zum Bestimmungsort
von j
OB _ SlotshD,t Anzahl der von Flügen der untersuchten Fluggesellschaft
aktuell belegten Outbound-Slots am Tag d am Flughafen h
für das Abflugszeitfenster t
OC Übernachtungskosten für einen Passagier
OD Umsatzabschlag bei einer Übernachtung
OT Andere (nicht untersuchte) Fluggesellschaften
p Verspätungsmöglichkeit
pi Auswahlwahrscheinlichkeit der Flugverbindung i
PAXi Anzahl der Passagiere auf der Flugverbindung i
PAXij Anzahl der Passagiere auf der Transferverbindung (i-j)
PR (...) Funktion der Passagierumsätze
π Permutation des Ausgangsflugplans
r Faktor zur Berücksichtigung von früheren Abflügen des
Anschlussfluges
RA Referenzfunktion der rechten Seite der Fuzzy-Zahl Ã
RB Referenzfunktion der rechten Seite der Fuzzy-Zahl B
Rij Durchschnittlicher Passagierertrag auf der Transfer-
verbindung (i-j)
RMSE Root Mean Squared Error – Wurzel aus dem quadrierten
Fehler
XXX Symbolverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
AA American Airlines
ABC-MNL Attribute Based Covariance Multinominal Probit
AEA Association of European Airlines
AG Aktiengesellschaft
AOCC Airline Operations Control Center
ASK Available Seat Kilometers
ATA US Airline Transport Association
ATC Air Traffic Control
BTS Bureau of Transportation Statistics
bzw. beziehungsweise
ca. circa, ungefähr
CAB Civil Aeronautic Board
CFMU Central Flow Management Unit
CODA Central Office for Delay Analysis
CRS Computer Reservation System
d.h. das heißt
et al. und andere
etc. et cetera, und so weiter
EU Europäische Union
EUR Euro
FAA Federal Aviation Administration
GAR-MNP Generalized Autoregressive Multinominal Probit
IATA International Air Travel Association
ICAO International Civil Aviation Organisation
IT Informationstechnologie
ITA Institut du transport aérien
LH Deutsche Lufthansa
MCT Minimum Connecting Time
Min. Minuten
Mio. Millionen
Mrd. Milliarden
Nr. Nummer
OAG Official Airline Guide
Pan Am Pan American Airlines
PAX Passagier
PSA Pacific Southwest Airlines
RPK Revenue Passenger Kilometers
XXXII Abkürzungsverzeichnis
S. Seite
S99 Sommerflugplan 1999
S00 Sommerflugplan 2000
S01 Sommerflugplan 2001
S02 Sommerflugplan 2002
S03 Sommerflugplan 2003
S04 Sommerflugplan 2004
W99/00 Winterflugplan 1999/2000
W00/01 Winterflugplan 2000/2001
W01/02 Winterflugplan 2001/2002
W02/03 Winterflugplan 2002/2003
W03/04 Winterflugplan 2003/2004
TWA Trans World Airlines
US United States (of America)
USA United States of America
USD US Dollar
usw. und so weiter
z.B. zum Beispiel
Airport-Codes
AMS Amsterdam Schiphol Airport
BRU Brüssel National Airport
CDG Paris Charles de Gaulle Airport
DFW Dallas / Fort Worth Airport
FRA Frankfurt International Airport
LGW London Gatwick Airport
LHR London Heathrow Airport
MUC München Franz Josef Strauss Airport
MXP Milan Malpensa Airport
ORD Chicago O'Hare Airport
VIE Airport Wien
ZRH Airport Zürich
City-Codes
AMS Amsterdam
BER Berlin
BKK Bangkok
Abkürzungsverzeichnis XXXIII
BRU Brüssel
DXB Dubai
FRA Frankfurt am Main
HKG Hongkong
IST Istanbul
JNB Johannesburg
LAX Los Angeles
LIS Lissabon
LON London
MOW Moskau
MUC München
NYC New York
PAR Paris
PRG Prag
ROM Rom
SAO Sâo Paulo
SIN Singapur
STO Stockholm
TYO Tokio
VIE Wien
ZRH Zürich
1
Kapitel 1: Einleitung
1.1 Problemstellung
In den letzten Jahren zeichnet sich auf den weltweiten Güter- und Dienstleis-
tungsmärkten ein deutlicher Trend in Richtung Globalisierung und Verschär-
fung des Wettbewerbs ab. Dieser Trend wird durch die Sättigung der Ver-
brauchernachfrage, den Rückgang der Margen und die Homogenisierung des
Produktangebots noch verstärkt. Solch ein schwieriges Markt- und Wett-
bewerbsumfeld zwingt Unternehmen dazu, ihre Produktionsprozesse so effi-
zient wie möglich zu gestalten, um profitabel und auf längere Sicht erfolgreich
agieren zu können. Bei vielen Aufgabenstellungen im Produktions- und
Dienstleistungsbereich bedeutet dies, Aufträge so schnell oder so kosten-
günstig wie möglich zu bearbeiten und dabei Engpässe zu vermeiden und die
Ressourcenauslastung zu maximieren. Einen Prozess zur Aufstellung eines
Zeitplanes ("Schedules"), der die optimale Zuordnung von Aufträgen zu Res-
sourcen und die zeitliche Reihenfolge, in der die Aufträge bearbeitet werden
sollen, bestimmt, bezeichnet man in der Literatur zumeist als "Scheduling". Er
definiert die Ressourcenallokation und die Effektivität der Leistungserbrin-
gung und ist deshalb einer der wichtigsten Entscheidungsprozesse, der die
operative Ertrags- und Kostenbasis der Unternehmen im Produktions- und
Servicebereich beeinflusst.
Ein anderer Ansatz, der die wesentlichen oben dargestellten Nachteile der
Stochastik beseitigt und somit eine realitätsnahe Abbildung der Unsicherheit
ermöglicht, basiert auf der Theorie der Fuzzy-Mengen. Dabei werden Exper-
tenwissen und -bewertung, menschlicher Sachverstand und Erfahrung zur
Darstellung der Sachverhalte der Realwelt herangezogen. Der Vorteil einer
solchen Vorgehensweise liegt unter anderem in der Möglichkeit der Verwen-
dung von sowohl Vergangenheitsdaten als auch subjektiven Erfahrungen und
Vorstellungen zur Parametrisierung der für das Scheduling relevanten Grö-
ßen.
Scheduling-Aufgaben Flugplanoptimierung
• Zuordnung von Aufträgen zu den • Zuordnung der Flüge zu den Start- und
Zu-
Ressourcen Lande-Slots
ordnung
1.3 Zielsetzung
Das Ziel der vorliegenden Dissertation ist es, durch die Verknüpfung der em-
pirischen und theoretischen Forschung ein Flugplanoptimierungsmodell zu
entwickeln, das
• die mit dem irregulären Flugbetrieb verbundenen Unsicherheitsaspekte
bezüglich der Zeitenlagen der Flüge erfasst und
• die daraus resultierenden negativen Konsequenzen monetär bewertet
und in den Optimierungsprozess integriert.
Mit Hilfe des entwickelten Software-Tools sollen dann reelle Flugpläne großer
internationaler Fluggesellschaften umfassend bewertet und optimiert werden.
Dabei sollen Effekte der Flugplanumstrukturierungen erklärt und konkrete
Vorschläge zur zeitlichen Repositionierung der Flüge generiert werden.
Schließlich sollen Ansätze zur Übertragung des Modells auf andere Schedu-
ling-Probleme erarbeitet werden.
Das Kapitel 4 dient der Darstellung der Ursachen von Flugverspätungen und
entsprechenden Reaktionsmöglichkeiten der Fluggesellschaften. Ferner wer-
den die Verspätungsstatistiken präsentiert und anhand der aus zahlreichen
empirischen und theoretischen Studien hergeleiteten Verspätungskosten für
die Luftfahrtindustrie und die Allgemeinheit die Notwendigkeit der Berücksich-
tigung der Unsicherheitsaspekte in der Flugplanoptimierung begründet. Au-
ßerdem findet sich im Kapitel 4 der Stand der Forschung auf dem Gebiet der
Abbildung der Flugplanirregularitäten und der Integration solcher irregulären
Ereignisse in die Flugplanoptimierung.
Kapitel 5 enthält die wichtigsten Konzepte der Theorie der Fuzzy-Mengen, die
für die Modellierung der Unsicherheitsaspekte bezüglich der Zeitenlagen der
Flüge benötigt werden. Es werden Methoden zur Herleitung der Fuzzy-
Zugehörigkeitsfunktionen aufgezeigt; die Vor- und Nachteile des Einsatzes
der Fuzzy-Mengen zur Beschreibung und Integration der Flugplanirregula-
ritäten werden diskutiert.
Dieses Kapitel vermittelt das für das Verständnis der Sachverhalte in der Luft-
fahrtindustrie notwendige Wissen. Neben der historischen Entwicklung des
weltweiten Luftverkehrs werden hier die Besonderheiten und die wichtigsten
Charakteristika der Nachfrage und des Angebots auf Luftverkehrsmärkten
skizziert. Die dargestellte Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen
mit ihren Auswirkungen auf die Märkte soll darüber hinaus die interne Dyna-
mik sowie die Markt- und Wettbewerbsstruktur der modernen Luftverkehrsin-
dustrie verdeutlichen. Des Weiteren wird in diesem Kapitel der Airline-
spezifische Netzwerkmanagementprozess inkl. Ausgestaltung und Funktion
seiner Bestandteile erläutert. Es folgt eine detaillierte Beschreibung des Airli-
ne-internen Prozesses der Flugplanentwicklung und -optimierung, die sowohl
die in den einzelnen Prozessphasen anfallenden Aktivitäten schildert als auch
die entsprechenden Prozess-In- und Outputs aufzeigt.
1
MAUER, P. (2002), S. 1
2
Vgl. POMPL, W. (1991), S. 8; STERZENBACH, R. (1999), S. 17
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 7
Luftverkehr
Wirtschaftliches
Transportobjekt Zugänglichkeit Streckenlänge Luftraum Verkehrsgebiet Regelmäßigkeit
Ziel
Linienluft-
Personen Öffentlich Gewerblich Kurzstrecke National Regional
verkehr
Gelegenheits-
Fracht Privat Allgemein Mittelstrecke International Kontinental
luftverkehr
Inter-
Langstrecke
kontinental
Das "Abkommen von Chicago" vom 7. Dezember 1944 definiert den Luft-
linienverkehr als "... jeden planmäßigen Luftverkehr, der von Luftfahrzeugen
für die öffentliche Beförderung von Fluggästen, Post oder Fracht durchgeführt
wird ..." 4 . Der Gelegenheitsverkehr wird allgemeingültig als "gewerblicher
Flugverkehr, der nicht Fluglinienverkehr ist", definiert5.
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird nur der auf die Fluggastbeförderung
bezogene Luftlinienverkehr betrachtet und untersucht.
3
Zu anderen Abgrenzungskriterien des Luftlinienverkehrs siehe etwa POMPL, W. (1998), S. 25; SCHWENK,
W. (1995)
4
INTERNATIONAL CIVIL AVIATION ORGANIZATION (ICAO) (1944), Convention on International Civil Avi-
ation, Kap. XXII, Artikel 96a, in ZANTKE, S. (1985), S. 26
5
Vgl. §22 LuftVG; POMPL, W. (1998), S. 28
8 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
17
MEINECKE, H. (1975), S. 28
18
Eine kurzfristige Erhöhung der Sitzplatzkapazität ist meist unrentabel. Eine Reduzierung der Anzahl der
Sitze bringt mit Ausnahme, dass die Ladefläche anderweitig Gewinn bringend genutzt werden kann, kaum
Kosteneinsparungen
19
Flugzeuge können sich z.B. bezüglich Lärmproduktion, Alter und damit verbundenen Wartungs- und Re-
paraturarbeiten sowie Cockpit-Typen unterscheiden. Letztere schränken die Austauschbarkeit der Crews ein
20
Wegen der begrenzten Möglichkeiten der Angebotssteuerung versucht man außerdem, die Nachfrage-
Peaks durch eine zeitlich differenzierte Preisgestaltung zu glätten
21
Vgl. DIEGRUBER, J. (1990), S. 144; POMPL, W. (1998), S. 41; STERZENBACH, R. (1999), S. 152-158;
WIEZOREK, B. (1999), S. 29-31; DÖRING, T. (1999), S. 88-89
22
Unter Grenzkosten versteht man Kosten, die bei der Produktion einer zusätzlichen Mengeneinheit anfallen
23
Kosten wie Agentenprovisionen, Bordverpflegung, Unfallversicherung, Abfertigungsgebühren
24
Vgl. POMPL, W. (1998), S. 141
10 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
Verteilung
Verteilung der
der Geschäftsreisenden
Geschäftsreisenden Verteilung
Verteilung der
der Privatreisenden
Privatreisenden
19,2%
18,3%
16,7% 16,2%
15,8%
13,7% 14,8% 13,2% 14,0%
13,6%
13,1%
12,1%
9,9% 9,5%
Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So
Abbildung 2.2: Verteilung der Passagiere auf die Wochentage (Quelle: Bureau of
Transportation Statistics, eigene Berechnungen)
Abbildung 2.3, in der die im Jahr 2004 von den US-amerikanischen Flugge-
sellschaften transportierten Passagiere dargestellt sind, lässt die monatlichen
Nachfrageschwankungen im Luftverkehr erkennen. So weisen in der Regel
25
Vgl. VOLKMANN, C. (1989), S. 62f.
26
Vgl. O'CONNOR, W. (1985), S. 75
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 11
die Sommermonate Juni bis August ein stärkeres Nachfrageprofil auf als die
Herbst- und Wintermonate.
Anzahl
Anzahl der
der von
von den
den amerikanischen
amerikanischen Fluggesellschaften
Fluggesellschaften im
im Jahr
Jahr 2004
2004 transportierten
transportierten
Passagiere,
Passagiere, [Mio.]
[Mio.]
51,5
49,1 49,6
46,8 45,9 45,5 45,4 43,5 44,8
39,2 40,5
38,6
Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
4,5 1,6
4,0 1,4
3,5
1,2
3,0
1
2,5
0,8
2,0
0,6
1,5
1,0 0,4
0,5 0,2
0,0 0
'50 '55 '60 '65 '70 '75 '80 '85 '90 '95 '00
ASK RPK Passagiere
Abbildung 2.4: Entwicklung der weltweit beförderten Flugpassagiere (Mrd.) sowie der an-
gebotenen (ASK) und verkauften (RPK) Passagierkilometer (Bil. km) (Quelle: International
Civil Aviation Association (ICAO))
einem System bilateraler Abkommen aus, die die Vergabe der Verkehrsrech-
te und der Kapazität zwischen den einzelnen Staaten regelten29. Auf den na-
tionalen europäischen Luftverkehrsmärkten bewirkte die Regulierung "... eine
fast vollständige Fixierung sämtlicher den Fluglinienverkehr betreffenden
Wettbewerbsparameter. Ziel war der Schutz der nationalen Carrier vor aus-
ländischer Konkurrenz. Staatlich beschränkt wurden auch in Europa die freie
Preisbildung, der Zugang zu den Märkten und die Angebotsvolumina."30
29
Vgl. STANOVSKY R. (2003), S. 111; WIEZOREK, B. (1999), S. 103 ff.
30
STANOVSKY R. (2003), S. 111
31
Vgl. LEONARD, W. (1983), S. 453
14 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
Die insgesamt positiven Erfahrungen mit der Deregulierung in den USA lös-
ten auch im europäischen Raum diverse Bestrebungen bezüglich Öffnung
der Luftverkehrsmärkte aus. Doch da im Unterschied zu den USA die Mehr-
zahl der europäischen Fluggesellschaften staatlich war und die Regierungen
auf Grund der Marktöffnung den Verlust eines wichtigen Teils der nationalen
Souveränität befürchteten, blieben hiesige Versuche, das bestehende regu-
lierte System zu ändern, oft zögerlich. Somit konnte sich der Liberalisie-
rungsprozess in Europa nur langsam entwickeln. Er wurde im Wesentlichen
durch die Europäische Gemeinschaft vorangetrieben32.
1987
1987 (Erste
(Erste Stufe)
Stufe) 1989
1989 (Zweite
(Zweite Stufe)
Stufe) 1993
1993 (Dritte
(Dritte Stufe)
Stufe) 1.
1. April
April 1997
1997
• Einführung ermäßigter Tarife • Erweiterte Margen bei Tarifen • Aufhebung aller • Volle Kabotage möglich
(Margentarife: Discount-Tarif (Deep Discount bis 70% unter Beschränkungen hinsichtlich
10-35% unter Normaltarif, Deep Normaltarif) Strecken und Kapazitäten
Discount 35-55% unter
• Kapazität einer Airline kann • Niederlassungsfreiheit für
Normaltarif)
während einer Saison innerhalb EU-Gesellschaften (freier
• Einführung des „Double bestimmter Grenzen erhöht Marktzugang) mit Ausnahme
Disapproval“ für diese Tarife werden (bis 75%:25% der echten Kabotage kann jede
(Tarife gelten automatisch als Kapazitätsaufteilung zwischen EU-Airline jede Strecke
genehmigt, sofern sie nicht von den beteiligten Airlines) innerhalb der EU fliegen
beiden beteiligten Regierungen
• Zusätzliche Rechte der 5.
innerhalb von 30 Tagen
Freiheit
abgelehnt werden)
• Die Aufnahme neuer
• Abkehr vom strikten
Liniendienste der 3., 4. und 6.
Kapazitätsverhältnis (50:50%)
Freiheit zwischen den
zwischen den beteiligten
internationalen Flughäfen der
Airlines im Nachbarschafts-
EU darf von den nationalen
verkehr
Regierungen nicht mehr
• Erweiterung des Rechts der verweigert werden
5. Freiheit
5 Flughafen im Staatsbesitz- und betrieb • Keine von der Nachfrage getriebene Entwicklung der
Flughafeninfrastruktur
35
Vgl. DÖRING, T. (1999). S. 82ff.
16 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
36
Siehe Abschnitt 2.4.3
37
Vgl. WIEZOREK, B. (1999), S. 67
38
z.B. durch die Möglichkeit des Einsatzes größerer Flugzeuge
39
Vgl. MORRISON S./ WINSTON C. (1986), S. 23ff.
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 17
2.3.3.2 Flugpreise
Die Deregulierung der Märkte hatte erhebliche Veränderungen in Tarifstruktur
und -niveau verursacht. Während die neu auf dem Markt auftretenden Billig-
anbieter, so genannte "Low Cost Carrier", in der Regel eine sehr einfache
und übersichtliche Tarifstruktur implementierten, entwickelten die meisten et-
ablierten Airlines ein sehr komplexes und vielschichtiges Tarifsystem, das mit
Hilfe diverser Restriktionen40 die einzelnen Tarife voneinander abgrenzt. Es
versetzte die Airlines in die Lage, die Preise in Abhängigkeit von Kundenbe-
dürfnissen zu gestalten. Die Preise wurden somit nicht mehr aus den Kosten,
sondern aus den jeweiligen Marktverhältnissen hergeleitet41.
Die Flexibilisierung der Preise führte auf dem amerikanischen Markt zu einer
Reduktion der Flugpreise um 15-20% 42 . In Europa konnte hingegen keine
generelle Senkung der Flugpreise beobachtet werden43. Erhebliche Preismin-
derungen wurden hier wettbewerbsbedingt ausschließlich auf Strecken fest-
gestellt, auf denen mehr als zwei Fluggesellschaften ihren Service anboten
oder auf denen sich die Low Cost Carrier etablierten 44.
vom Markt verschwinden: Sie gingen bankrott oder fusionierten. Einige Flug-
gesellschaften konnten nur durch staatliche Hilfen oder Konkursschutz weiter
existieren. Kaum eine der neu gegründeten Fluggesellschaften überlebte ei-
genständig45. Abbildung 2.7 gibt einen Überblick über die wichtigsten Markt-
ein- und -austritte in den USA.
Air FL
AirCal
Morris
PSA
Reno
South- Midwest Air
west
NY America- Value
People MGM KIWI Pan
Air West Jet
Express Grand Am II
79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 .. 00
Continental
Chapter 11
Abbildung 2.7: Die wichtigsten Newcomer und Pleiten in der amerikanischen Luftfahrt-
industrie (Quelle: Roland Berger Strategy Consultants (2003): Internes Know-how-Papier)
45
Vgl. DÖRING, T. (1999), S. 77
46
Vgl. DIEGRUBER, J. (1990), S. 222ff.; STANOVSKY, R. (2003), S. 205
47
Vgl. STANOVSKY, R. (2003), S. 205-206
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 19
9,0
-28%
8,5
8,0 Effizienzgewinne
7,5
wurden an die
Kunden
7,0
weitergereicht
6,5
6,0 -23%
5,5
5,0
4,5
4,0
78 980 982 984 986 988 990 992 994 996 998 000
19 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2
Durchschnittsertrag (real; 1978=100)
Stückkosten (real, 1978=100)
Umsatzseitige Synergien
Abbildung 2.10: Die größten weltweiten Flugallianzen (Quelle: Airline Business, Septem-
ber 2004)
Im Bezug auf die Art der Kooperation und der Risikoverteilung zwischen den
Partnern unterscheidet man beim Codesharing drei wesentliche Typen von
Abkommen: Blocked-Space-Vereinbarungen, Free-Sale-Vereinbarungen
und Joint-Venture-Flüge58. Blocked-Space-Vereinbarungen sind ein vertrag-
lich festgelegter Kauf oder Tausch einer bestimmten Anzahl von Sitzplätzen
56
Die Vergabe eines Codeshares verhüllt die Tatsache, dass mehrere Airlines an einer Transferverbindung
beteiligt sind. Dies verbessert die Positionierung der Verbindung in Computer-Reservierungssystemen und
somit ihre Wertigkeit. Die meisten Passagiere bewerten zudem solch eine Codeshare-Verbindung als eine
Verbindung, die von nur einer Airline ausgeführt wird. Da sie auf ihrem Reiseweg den Wechsel der Flugge-
sellschaft in der Regel meiden, entscheiden sie sich daher eher für eine Codeshare-Verbindung
57
Vgl. HANLON, P. (1996), S. 105
58
Vgl. DÖRING, T. (1999), S. 121ff.
22 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
auf einem Partnerflug. Der Erwerber der Sitzkontingente vermarktet diese un-
ter eigener Flugnummer. Je nach dem, wer das Verkaufsrisiko trägt, spricht
man hier vom Hard Agreement oder Soft Agreement. Beim Hard Agreement
muss die nicht operierende Airline für alle Sitze der erworbenen Kontingente
bezahlen, wohingegen sie beim Soft Agreement einige Sitzplätze innerhalb
bestimmter Fristen zurückgeben kann und somit nicht zu bezahlen braucht.
Bei Free-Sale-Vereinbarungen ermöglicht die Airline, die den Flug durchführt,
dem Kooperationspartner einen direkten oder indirekten Zugriff auf seine
Sitzplatzkapazität über das Reservierungssystem. Unter Einhaltung gewisser
Beschränkungen und zu festgelegten Kommissionen oder Preisen darf dieser
dann die freien Plätze buchen. Bei der Durchführung von Joint-Venture-
Flügen werden die jeweiligen Erlöse und Kosten unter beiden beteiligten
Fluggesellschaften aufgeteilt59.
strategischer Fokus
Joint-Venture-
Flüge
Blocked-Space-
Vereinbarung
Franchising
Wet Lease Free-Sale-
Vereinbarung
Interlining
Bindingsintensität/Austrittsrisiken
59
Entspricht dem IATA-Pool-Abkommen
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 23
60
Vgl. SCHMIDT, G.H. (1999)
24 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
Typische
Typische Kostenstruktur
Kostenstruktur einer
einer Fluggesellschaft
Fluggesellschaft
~15% 100%
~15% ~85%
~20%
~50%
61
z.B. Zeitenlagen der Flüge, Umsteige- und Wartezeiten, Flugzeugtypen
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 25
Das Netzwerkmanagement steht also vor der Aufgabe, eine optimale Alloka-
tion der Flugplanressourcen zwischen der Markt- bzw. der Passagiersicht und
der Produktionssicht zu finden. Dabei müssen die Passagierströme und die
daraus resultierenden Umsätze maximiert und die Kosten des Flugbetriebes
minimiert werden. Diese Suche nach der optimalen Ressourcenallokation ist
eine der schwierigsten Aufgaben im Airline-Geschäft. Ihre Komplexität ergibt
sich aus der weitgehenden Unabhängigkeit der Passagier- und der Produkti-
onssicht.
Flugverbindungen
Flugverbindungen //
Flugproduktion
Flugproduktion Sitzplatzströme
Sitzplatzströme
A A
D D
B B
C E C E
PRODUKTIONSSICHT
PASSAGIERSICHT
Passagiernachfrage
Passagiernachfrage
A
D
C E
62
Vgl. DÖRING, T. (1999). S. 88; STANOVSKY, R. (2003), S. 32; POMPL, W. (2002)
26 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
63
Vgl. SMITH B.C./ BARLOW J./ VINOD B.(1997), S. 117
64
Vgl. DÖRING, T. (1999), S. 91.
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 27
Umlaufplanung
Netzwerkplanungs- Prozess
Produktionsplanung
• Fleet Assignment
Fleet Assignment • Routing Generator/Rotation Builder
• Zuverlässigkeitsvorhersage-Modelle
Preisoptimierung
Pricing • Tarifplanung und Segmentierung
• Analyse und Simulationsmodelle
Umsatzoptimierung
Yield Management • Nachfrage- Forecasting
• Yield-Optimierung durch
Verfügbarkeitssteuerung bezüglich der
Buchungsklassen und O&Ds
Netzstrategie
IATA Netzsteuerung
draft
Kapazitäts- "Pricing" Yield mana-
austausch gement
Aus Sicht des Kunden spielen jedoch nur der Abflugsort (Origin) und der
endgültige Bestimmungsort (Destination) – nicht die einzelnen Flüge – eine
Rolle für die Entscheidung zur Selektion einer Reiseverbindung. Im Bestre-
ben, das Kapazitätsangebot am Produktwunsch der Kunden auszurichten,
sowie als Reaktion auf die Verschärfung des Wettbewerbsumfelds haben die
Fluggesellschaften ihre Philosophie der Netzwerkoptimierung geändert: Für
das moderne Netzwerkmanagement wird das Angebot nicht mehr über Flug-
strecken, sondern über O&D-Verbindungen, also Verkehrsströme zwischen
Origin und Destination, definiert. Die Optimierungseinheit ist nicht mehr der
einzelne Flug, sondern ein O&D-Markt 65 . Abbildung 2.16 verdeutlicht die
Sichtweise der modernen Netzwerkplanung.
65
O&D-Markt wird oft als ein "O&D" bezeichnet
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 29
Nachfrage Angebot
PAR - NYC
FRA
LON
AMS
Abbildung 2.16: Sichtweise der modernen Netzwerkplanung – O&Ds statt Strecken (Quel-
le: Roland Berger Strategy Consultants (1999): Internes Know-how-Papier)
Mit dem Wandel des allgemeinen Netzverständnisses änderte sich auch das
System der Erfolgsmessung. Der Gewinn, der mit einem Flug erzielt wird, ist
für die neue Philosophie der Netzwerkoptimierung unerheblich. Ziel ist nun,
den Gesamtnetzertrag zu maximieren, d.h. auf der Gesamtheit der möglichen
Reiseströme die größte Passagiermenge mit der höchsten Ertragswertigkeit
in der optimalen Zeit zu befördern66. Entscheidend ist somit der Beitrag des
einzelnen Fluges zur gesamten Netzrentabilität und nicht mehr der isolierte
Ertrag dieses Fluges. Entsprechend diesem Grundgedanken können im Netz-
werk durchaus Flüge existieren, die isoliert betrachtet nicht Kosten deckend
ausgeführt werden, in ihrer Funktion als Zu- oder Abbringer jedoch Gewinn
bringen. Abbildung 2.17 illustriert diesen Sachverhalt.
Wie die Abbildung zeigt, resultiert die Gesamtzahl der Passagiere, die mit ei-
nem Flug befördert werden, aus der Summe der einzelnen Reiseströme auf
verschiedenen O&Ds, die mit Hilfe dieses Fluges gebildet werden können.
Die Aufgabe der Netzwerkplanung im Rahmen von Scheduling ist es somit,
durch intelligente Flugplangestaltung eine solche Kombination der Flüge mit
den entsprechenden Abflugs- und Ankunftszeiten zu finden, dass die Summe
der Passagiere auf den durch das gesamte Flugnetzwerk fließenden Ver-
kehrsströmen maximal ist.
66
Vgl. MAURER, P. (2002), S. 341
30 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
Zubringermärkte Abbringermärkte
NYC SIN
JNB TYO
Abbildung 2.17: Beispiel für die Bildung der Direkt- und Transferpassagierströme mit ei-
nem Flug
2.4.3 Airline-Netzwerke
Grundsätzlich findet Verkehr zwischen zwei Punkten statt: dem Start- und
dem Zielort. Es gibt allerdings verschiedene Möglichkeiten, vom Start- zum
Zielort zu kommen. So kann man z.B. direkt, ohne Umsteigen (Punkt zu
Punkt) oder mit einer Umsteigeverbindung über einen Flughafen, auch Hub
genannt, vom Start- an den Zielort gelangen.
Dezentrales
Dezentrales Netzsystem
Netzsystem Hub-and-Spoke-Netzwerk
Hub-and-Spoke-Netzwerk
Ein Hourglass-Hub dient der Bündelung von eingehenden Flügen aus einer
Richtung, die dann in die entgegen gesetzte(n) Richtung(en) weiter laufen.
Auf den Flügen werden meistens die selben Flugzeugtypen eingesetzt. Ein
typisches Beispiel ist Singapur, das Europa mit Australien und Südostasien
verbindet. Ein Hinterland-Hub (z.B. Frankfurt) bündelt Kurzstreckenflüge und
68
Vgl. MAURER, P. (2002), S. 347
32 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
verteilt deren Passagiere auf Langstreckenflüge, wodurch er als eine Art Ver-
teilungszentrum für sein umliegendes Einzugsgebiet (Catchment Area) fun-
giert. Hier findet meistens ein Fluggerätwechsel von Regionalflugzeugen zu
Langstreckenflugzeugen statt. Beim Multi-Hubbing werden mehrere Hub-
Flughäfen von einer Fluggesellschaft in einem synchronisierten Verbundsys-
tem betrieben. Ein Beispiel hierfür ist American Airlines, die Hubs in Chicago
und Dallas unterhält. Wird außer einem zentralen Hub-Flughafen ein zusätzli-
cher Regional-Hub aufgebaut, der zeitlich mit dem zentralen Hub synchroni-
siert ist und eine Auslastung des Letzteren ermöglicht, spricht man von einem
Sekundär-Hub. München stellt für die Lufthansa einen solchen Regionalflug-
hafen dar, der mit dem Flugbetrieb in Frankfurt abgestimmt ist. Ein Mega-
Hub dient mehr als einer Fluggesellschaft als Hub. Ein Fortress-Hub ent-
steht, wenn eine Fluggesellschaft eine Slot-Dominanz in einem Hub besitzt,
so dass für die Mitbewerber kaum noch Kapazität vorhanden ist.
Hourglass
Hourglass Hub
Hub Hinterland
Hinterland Hub
Hub Mega
Mega Hub
Hub
69
Der Sitzladefaktor ist definiert als das Verhältnis der Anzahl der Passagiere auf einem Flug zu der gesam-
ten Sitzplatzkapazität des den Flug durchführenden Flugzeuges
70
Vgl. PHILLIPS, L. (1985), S. 19
71
Die maximale Anzahl der Transfer-O&Ds in Abhängigkeit von der Anzahl der angebundenen Flüge er-
rechnet sich aus der Formel: Anzahl bedienter Transfer-O&Ds = n*(n-1), wobei n die Anzahl der Hub-Flüge
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 33
A B B 5 Outbound B
5 Inbound 10 Inbound 10 Outbound
Flüge
Flüge Flüge Flüge
Verbindungs-
möglichkeiten
Bemerkung: Die Berechnung der möglichen Verbindungen beruht auf der Formel : n·(n-1)
Ein weiterer Vorteil für eine Hub-Betreiber-Airline resultiert aus dem so ge-
nannten Fortress-Effekt. Demnach kann eine Airline, die einen Hub dominiert,
die potenziellen Konkurrenten durch ihre bestehende Kosten- und Slot-Über-
legenheit von einem wettbewerbsfähigen Marktzutritt ausschließen 75 . Die
Auswertung der Flughafendaten ergibt dazu, dass die Anzahl der Transfer-
passagiere, die über einen Hub befördert werden, überproportional mit der
ist. Die tatsächliche Zahl der sinnvollen und somit der nachgefragten O&D-Verbindungen wird kleiner als
n*(n-1) sein, bedingt durch die Zeitenlagen und die Regionalität der einzelnen Flüge
72
Vgl. BERRY, S. (1990), S. 394; MORRISON S./ WINSTON C. (1986), S. 8; POMPL, W. (1998), S. 338
73
Vgl. RAKOWSKI, J. (1990), S. 510; POMPL, W. (1998), S. 338
74
Vgl. WHEELER, C. (1989), S. 1
75
Vgl. POMPL, W. (1998), S. 338
34 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
Größe des Hubs bzw. mit der Anzahl der dort angebotenen Flügen wächst.
Für eine Airline ist es also vorteilhaft, durch die Ausweitung der Anzahl der
eigenen Flüge in ihrem Hub eine gewisse "kritische Masse" an Flugbewe-
gungen zu erreichen, um damit die Wettbewerber zu verdrängen und selbst
vom überproportionalen Wachstum der Transferpassagiere zu profitieren.
Abbildung 2.21 zeigt das Volumen der Transferpassagierströme in den größ-
ten europäischen Flughäfen und bestätigt hiermit diese Hypothese.
25 FRA
20
LHR
15 AMS CDG
10 ZRH
x5 MXP LGW MUC
5 BRU
VIE
0
0 100 200 300 400 500 600
Anzahl von
x2 Flugbewegungen
76
Siehe Abschnitt 2.4.4
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 35
6 Feinabstimmung
3 Präzise Flugplan-
erstellung Iterativ
Abbildung 2.22: Phasen des Prozesses zur Entwicklung und Optimierung der Flugpläne
Durch die Flugplanoptimierung wird ein solcher Flugplan generiert, der einer
Airline den gewinnmaximalen Betrieb ermöglicht. Um für möglichst viele Pas-
sagiere attraktiv zu sein, muss er auf der einen Seite Direktflüge zu den am
stärksten nachgefragten Destinationen enthalten und auf der anderen Seite
77
Start, Landung, Passagier- und Gepäckabfertigung, Flugzeug-Handling usw.
78
Vgl. POMPL (1998), S. 338
79
Siehe Kapitel 4
36 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
Wellenmuster
Wellenmuster von
von Lufthansa
Lufthansa in
in Frankfurt
Frankfurt Wellenmuster
Wellenmuster von
von Air
Air France
France in
in Paris
Paris (CDG)
(CDG)
Tages- Tages-
zeit zeit
Abbildung 2.23: Wellenbilder von Lufthansa in Frankfurt und Air France in Paris (Quelle:
OAG-Sommerflugplan 2004, eigene Berechnungen)
Das Ziel der zweiten Phase der Flugplanerstellung ist es, das Hub-Wellenbild
grob zu skizzieren. Als Inputdaten benötigt man hierfür Informationen über
die Start- und Zieldestinationen der Flüge sowie über die Flug- und Turn-
around-Zeiten (TAT)82. Abbildung 2.24 zeigt die einzelnen Unterschritte, die
bei der Definition der Wellenoptionen durchlaufen werden.
Frequenz Cluster
3
Flugzeit Tageszeit Morgen- Abend-
welle welle
4
Zeit
Welle A B C D
Abbildung 2.24: Schritte zur Erarbeitung der Wellenoptionen (Quelle: Roland Berger Stra-
tegy Consultants (2000): Internes Know-how-Papier)
82
Die Turnaround-Zeit (TAT) gibt an, wie lange ein Flugzeug eines bestimmten Typs mindestens braucht,
um in einem Flughafen nach einem Landevorgang für den nächsten Startvorgang bereit zu sein
38 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
gibt an, wie viele Flüge mit einer bestimmten Flugzeit die jeweilige Airline –
ausgehend vom in Phase 1 festgelegten O&D-Portfolio – in einem definierten
Zeitraum 83 durchführen kann. Danach werden die Flüge basierend auf der
Frequenz-Flugzeit-Matrix zeitlich geclustert, indem die Flugzeiten zusam-
mengefasst und in Gruppen aufgeteilt werden. So bildet man z.B. drei Zeit-
cluster für Flüge mit kurzer, mittlerer und langer Flugzeit. Ziel eines solchen
Clusterns ist, aufzuzeigen, wie man Flüge mit unterschiedlicher Flugzeit zu
Transferverbindungen verknüpfen kann. Abbildung 2.25 verdeutlicht, wie z.B.
Flüge aus dem ersten Cluster (Kurzstreckenflüge) zusammen mit den Flügen
aus dem zweiten Cluster (Mittelstreckenflüge) zu Connections werden.
Outbound- Flug
Inbound- Flug
TAT im Hub
TAT in der Außenstation
Die einzelnen Cluster müssen nicht gleich groß sein. Wichtig ist allerdings,
dass sie nicht zu groß sein dürfen, da dies die Flugzeugauslastung reduzie-
ren kann.
Als Letztes erfolgt die zeitliche Festlegung der Wellen. Um möglichst viele
Connections zu erzeugen, müssen in einer Welle die Inbound-Flüge zeitlich
vor den Outbound-Flügen positioniert werden. Damit eine Connection opera-
83
z.B. einer Woche oder einem Monat
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 39
tiv durchgeführt werden kann, muss zwischen der Landung eines Inbound-
Fluges und dem Starten eines Outbound-Fluges wenigstens die so genannte
Minimum-Connecting-Time (MCT) vorgesehen sein. Diese Zeit, die üblicher-
weise von Faktoren wie Connection-Typ (nationale oder internationale Con-
nection) und Flughafen abhängt, definiert, wie lange man mindestens braucht,
um eine Connection in einem Hub zu generieren.
Die genaue Gestalt bzw. die Überlappungsstruktur der Wellen hängt unter
anderem von der Airline-Strategie ab. Versucht eine Airline die Anzahl der
Connections zu maximieren, so muss die Anzahl der Wellen möglichst gering
gehalten werden. Dazu dürfen sich die Wellen nicht überlappen. Ist die Stra-
tegie der Airline dagegen auf die Bedienung eines bestimmten geografischen
Destinationsportfolios gerichtet, so können sich die Wellen deutlich über-
schneiden. Ist eine Airline an kurzen und somit an für die Kunden attraktiven
Umsteigezeiten interessiert, werden die Wellen sehr eng und "zusammenge-
staucht" aussehen. Ein solches Planungsvorgehen erhöht allerdings die Stör-
anfälligkeit des Flugplans und führt zu Verspätungen. Zur Verbesserung der
Pünktlichkeit der Connections gestaltet man breite Wellen. Abbildung 2.26
schildert schematisch das Prinzip der Strukturbildung der Wellen.
Outbounds Outbounds
Inbounds Inbounds
Abbildung 2.26: Festlegung der Wellenstruktur (Quelle: Roland Berger Strategy Consul-
tants (2000): Internes Know-how-Papier)
Basierend auf der Entscheidung über die Wellenstruktur und unter Verwen-
dung der vorher hergeleiteten Zeitcluster der Flüge entwirft man dann das
40 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
Die Auswahl einer Option hängt auch von den vorhandenen Flughafenrestrik-
tionen ab: Ist beispielsweise die Anzahl der zur Verfügung stehenden Slots
begrenzt, so ist es wenig sinnvoll, nur wenige Wellen zu planen, in denen vie-
le In- und Outboundflüge zusammenlaufen sollen. Der Entwurf des Wellenbil-
des wird in solch einem Fall von der bestehenden Slot-Situation ausgehen
müssen.
Nach der Auswahl der präferierten Wellenoption geht man zur nächsten Pla-
nungsphase über.
84
Zur Definition einer sinnvollen Verbindung siehe Phase 5 der Flugplanplanung
85
Wie z.B. Slot- und Flughafenkapazität
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 41
Einsortierung
Einsortierung der
der Destinationen
Destinationen nach
nach Anpassung
Anpassung der
der Destinationen
Destinationen
O&D-Größe
O&D-Größe
LON LON
Kapazitätsengpässe Kapazitätsengpässe
Die Positionsbestimmung der einzelnen Flüge ist ein iterativer Prozess. Eine
Iteration beinhaltet meistens sowohl die Bestimmung der Zeitenlage eines
Fluges oder einer Gruppe von Flügen als auch die Durchführbarkeitsanalyse
und die Flugplanbewertung aus wirtschaftlicher Sicht – die nächsten beiden
Planungsphasen.
1. Flottenrestriktion:
Die Anzahl der für die Ausführung eines Flugplans notwendigen Flugzeuge in
jeder Teilflotte86 darf nicht die Anzahl der zur Verfügung stehenden Flugzeu-
ge überschreiten. Die Menge der notwendigen Flugzeuge wird durch den in
jeder Optimierungsiteration zu erstellenden Flugzeugrotationsplan bzw. Flug-
zeugeinsatzplan bestimmt. Ein Rotationsplan ordnet einer Flugzeugrotation
ein reales Flugzeug zu. Eine Flugzeugrotation ist die zeitliche und örtliche
Sequenz von Flügen, die von einem Flugzeug an einem Tag auszuführen
86
Unter der Teilflotte wird hier die Untermenge der Gesamtflugzeugflotte verstanden, die die Flugzeuge
eines Typs enthält
42 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
ist87. Werden alle Flüge des Flugplans in einem solchen Rotationsplan erfasst,
so resultiert die Anzahl der notwendigen Flugzeuge aus der Anzahl der gebil-
deten Rotationen88. Abbildung 2.28 verdeutlicht das Prinzip der Rotationsbil-
dung an einem Beispiel.
FRA
MUC
PAR
LIS
Flug
Rotation für das Flugzeug Nr. 1
Rotation für das Flugzeug Nr. 2
2. Crew-Restriktion
Ähnlich wie bei der Flottenrestriktion wird hier überprüft, ob die Anzahl der
Flugzeug-Crews, d.h. das Kabinen- und Cockpit-Personal, die aus einem
Flugplan resultiert, nicht größer ist als die Anzahl der vorhandenen Crews.
3. Slot-Restriktion
Bei der Kontrolle der Slot-Einhaltung wird geprüft, ob alle Start- und Lande-
zeiten der Flüge innerhalb der der Airline zugewiesenen Slot-Fenster liegen.
4. Sonstige Restriktionen
Zusätzlich können noch weitere Restriktionen wie z.B. die Flughafenkapazität,
87
Beim Bilden der Rotation muss stets darauf geachtet werden, dass die Anzahl der eingesetzten Flugzeuge
minimal ist (vgl. SUHL (1994)). Bei der Auswahlentscheidung für ein Flugzeug zum Ausführen eines Fluges
werden deshalb meistens drei Grundregeln angewandt: first-in-first-out (FIFO) – das Flugzeug, das als ers-
tes an einem Flughafen angekommen ist, verlässt als erstes diesen Flughafen wieder; last-in-first-out (LIFO):
das Flugzeug, das als letztes ankommt, verlässt als erstes den Flughafen; best-first (BF): es wird aus allen
vorhandenen Flügen der Flug ausgewählt, der mit dem Flugzeug durchgeführt werden kann, bei dem die
Standzeit am kürzesten ist
88
Vgl. GOLDEN/ASSAD/LEVY (1984), S 49-66; PHILLIPS R. /BOYD D. (1989); SUHL, L. (1994), S. 97
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 43
• Das Anschlusszeitfenster ist nicht kleiner als ein • Der Umwegfaktor liegt unter einem vorgegebenen
Minimalwert (MCT) und ist nicht größer als ein Grenzwert
vorgegebenes Maximum
Outbound-Flüge
Origin
a
Hit Hub
Inbound- Kein Hit Kein Hit
Flug
c b
t
Detour Faktor =
Minimum Hit Fenster = 120 Min.
(a+b)/c
Connecting
Time = 60
Min. Destination
Nicht sinnvolle, unattraktive Verbindungen werden Nicht sinnvolle Routen werden ausgeschlossen
ausgeschlossen
Abbildung 2.29: Bedingungen für das Zustandekommen eines Hits (Quelle: Roland Berger
Strategy Consultants (2001): Internes Know-how-Papier)
Außer den beiden Hit-Bedingungen definiert man oft noch zusätzlich eine so
genannte Minimal-Bedingung. Diese prüft, ob auf dem gleichen O&D nicht
schon eine andere Verbindung91 der Konkurrenz oder der jeweiligen Airline
existiert, die zeitlich früher endet und dabei später startet. Ist dies der Fall,
wird eine Transferverbindung nicht als Hit gezählt.
Ein Hit ist also eine hoch qualitative Transferverbindung. Je mehr Hits er-
zeugt werden, desto mehr Umsatz kann eine Airline mit ihren Transferpassa-
90
Vgl. KNORREN NICHOLS, W. / KUNZ, M. (1999)
91
Dabei kann es sich um eine Transfer- oder eine Direktverbindung handeln
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 45
gieren generieren. Die Maximierung der Hitzahl entspricht deshalb dem Ziel
der Umsatzmaximierung.
Die Güte eines Flugplans kann nun mit folgenden Kennzahlen beurteilt wer-
den:
a. Summe der Hits
Diese Kennzahl informiert über die Gesamtzahl aller wettbewerbsfähigen
Connections, die mit einem Flugplan aufgebaut werden können, und gibt so-
mit Aufschluss über das Umsatzpotenzial durch die Transferpassagiere.
92
Vgl. LEIBOLD, K. (2001), S. 34
46 Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements
f. Verhältnis der tatsächlichen Anzahl der Hits zur maximal möglichen An-
zahl
Da die durchschnittliche Anzahl der Hits pro Inbound-Flug abhängig von der
Airline-Größe ist, wird eine Normierung durchgeführt, indem man die Anzahl
der Hits durch die theoretisch maximal mögliche Hitzahl dividiert. Diese theo-
retisch mögliche Maximalzahl kann entweder als das Quadrat der Anzahl der
Inbound-Flüge oder alternativ als das Produkt der Anzahl von Inbound- und
Outbound-Flügen berechnet werden. Wegen diverser Slot-Restriktionen so-
wie der Regionalität der Flüge wird es jedoch nicht möglich sein, die Mehr-
zahl der theoretisch maximal möglichen Hits zu realisieren. Um dieser Tatsa-
che Rechung zu tragen und eine realistischere Normierung zu ermöglichen,
wird anstatt des Maximums oft ein Erwartungswert der Hits kalkuliert, zu dem
dann die tatsächlichen Hits in Beziehung gesetzt werden.
2. Monetäre Flugplanbewertung
Im Rahmen der monetären Flugplanbewertung werden die mit einer Flug-
planlösung assoziierten Passagiererträge und -kosten berechnet und zu einer
Gewinngröße aggregiert.
Phase 6: Feinabstimmung
In der letzten Phase der Flugplanung, die meistens manuell durchgeführt wird,
versucht man durch geringfügige Anpassungen der Zeitenlagen der Flüge die
Einhaltung einiger operationeller Restriktionen zu verbessern oder auf kurz-
fristige Änderungen im Markt- oder Wettbewerbsumfeld zu reagieren. Auch
93
Siehe Kapitel 6
Kapitel 2 Grundzüge der Luftverkehrswirtschaft und des Netzwerkmanagements 47
Das Modell, das in dieser Arbeit entwickelt wird, soll die Phase der Feinab-
stimmung unterstützen. Nachdem ein Flugplan bereits weitgehend optimiert
wurde, gibt es dem Benutzer die Möglichkeit, diesen Flugplan im Bezug auf
seine operationelle Robustheit bzw. Störanfälligkeit und die damit verbunde-
nen Verspätungskosten zu optimieren. Im Modell werden die mit dem Flugbe-
trieb verbundenen Verspätungskosten mit Hilfe der Fuzzy-Mengen-Theorie
erfasst und optimiert, indem die zeitlichen Positionen der einzelnen Flüge im
Rahmen der vom Benutzer vorgegebenen Zeitintervalle verschoben werden.
48
1
Siehe z.B. ABRAHAMSSON, T., (1998), BIERLAIRE, M. (1995), TRANSPORTATION RESEARCH E-
CIRCULAR (2002)
2
Zu Netzwerkdesign-Modellen siehe z.B. REYNOLDS-FEIGHAN, A..J. (1992); GHOBRIAN, A. / KANAFANI,
A. (1985); HANSEN, M. (1988); LEDERER, P.J. et al. (1998); O'KELLY, M.E. (1986); AYKIN, T. (1988);
O'KELLY, M.E. (1987); JAILET, P. / SONG, G. / YU, G. (1997); JAILET, P. / SONG, G. / YU, G. (1994);
SONG, G. (1995); SOUMIS, F. / NAGURNEY, A. (1993)
3
Zum Prozess der Flugplanentwicklung und -optimierung siehe Abschnitt 2.4.4
Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung 49
4
Hierzu siehe z.B. ELCE, I. (1970); ETSCHMAIER, M. M. (1970); ETSCHMAIER, M. M. (1970); DANTZIG,
G.B. (1963); KUSHIGE, T. (1963); MILLER, R. (1967); RICHARDSON, R. (1976); SOUDAROVICH, J. (1971)
5
siehe Abschnitt 3.2.3.2
6
Zu Rotationsmodellen siehe z.B. SUHL, L. (1994); CLARKE, L. / JOHNSON, E. / NEMHAUSER, G. (1995);
KABBANI, N. M. / PATTY, B.W. (1992); BARNHART, C. / BOLAND, N. / CLARKE, L.W. (1998)
7
Zu Crew Assignment Modellen siehe z.B. YU, G. (1996); KOHL, N. / KARISCH, S. (2002); VANCE, P. /
BARNHART, C. / JOHNSON, E. (1995); EKENBÄCK, A. (1995); GERSHKOFF, I. (1989); ANBIL, R.
/GELMAN, E. / PATTY B. (1991); ANBIL, R. / TANGA, R./ JOHNSON (1992); BARNHART, C. / JOHNSON,
E. / ANBIL, R. et al. (1994)
8
Vgl. SUHL, L. (1994), S. 25, 106
50 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
Schätzung
Schätzung der
der O&D-Nachfrage
O&D-Nachfrage
O&D-Modelle
O&D-Modelle
Entwicklung
Entwicklung der
der optimalen
optimalen
Netzwerkstruktur
Netzwerkstruktur
Netzwerkdesign-Modelle
Netzwerkdesign-Modelle
Bestimmung
Bestimmung der
der optimalen
optimalen
Frequenzzahl
Frequenzzahl
Anordnungsvariante 1 Frequenz-Modelle
Frequenz-Modelle Anordnungsvariante 2
Optimierung
Optimierung der
der Zeitenlagen
Zeitenlagen der
der Bestimmung
Bestimmung der
der optimalen
optimalen
Flüge
Flüge Flugzeugzuordnung
Flugzeugzuordnung
Scheduling-Modelle
Scheduling-Modelle Fleet-Assignment-Modelle
Fleet-Assignment-Modelle
Bestimmung
Bestimmung der
der optimalen
optimalen Bestimmung
Bestimmung der
der optim.
optim. Zeitenlagen
Zeitenlagen
Flugzeugzuordnung
Flugzeugzuordnung undund Rotationen
Rotationen der
der Flüge
Flüge und
und Rotationen
Rotationen
Fleet-Assignment
Fleet-Assignment und
und Aircraft-
Aircraft- Flugzeugrotationsmodelle
Flugzeugrotationsmodelle mitmit
Rotation-Modelle
Rotation-Modelle Zeitenlagenverschiebungen
Zeitenlagenverschiebungen
Herleitung
Herleitung der
der optimalen
optimalen Crew-
Crew-
Einsatzpläne
Einsatzpläne
Crew-Assignment-Modelle
Crew-Assignment-Modelle
3.2.3.2 Scheduling-Modelle
Die Scheduling-Modelle suchen unter Berücksichtigung der operationellen
Restriktionen sowie der markt- oder nachfragerelevanten Vorgaben nach der
gewinnmaximalen Allokation der Zeitenlagen der auszuführenden Flüge. Als
Inputgrößen fungieren dabei die Informationen über die Passagiernachfrage
für jeden relevanten O&D-Markt sowie über Distanz und Flugzeit der einzel-
nen Flugsegmente. Je nach angewandtem Modell können ebenfalls die
Angaben über die Durchschnittserträge auf den entsprechenden O&D-
Märkten, das Angebot der Wettbewerber, Zeitpräferenzen der Passagiere
sowie die operativen Kosten zur Ausführung eines Fluges mit einem be-
stimmten Flugzeugtypen zur Bestimmung der optimalen Abflugszeiten als
Inputgrößen erforderlich sein9. Die im Abschnitt 2.4.4 erwähnten Restriktio-
nen, die bei der Flugplanoptimierung mit Scheduling-Modellen eingehalten
werden müssen, können dabei folgende Modellkomponenten betreffen10:
1. Flughafen
• Die Start- und Landevorgänge dürfen an den jeweiligen Flughäfen nur
außerhalb der zur Vermeidung von Lärmemission festgesetzten Zeit-
fenster, den so genannten Cerfews, erfolgen.
• Die Flughafenkapazität darf nicht überschritten werden. Das bedeutet,
dass die Anzahl der eingeplanten Start- und Landevorgänge zu einem
bestimmten Zeitpunkt die für diesen Zeitpunkt vorhandene Maximalzahl
der verfügbaren Start- und Landeslots nicht übersteigen darf.
2. Flugzeug
• Der Flugplan muss mit der vorhandenen Flugzeugflotte ausgeführt wer-
den können.
3. Transferverbindung
• Für das Zustandekommen einer gültigen Transferverbindung müssen
9
Vgl. SUHL, L. (1994), S. 24
10
Vgl. ZILS, M. (2001), S. 77ff.
52 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
11
Siehe Anhang
12
Vgl. LEIBOLD, K. (2001), S. 50ff
Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung 53
13
Wird später für die Hit-Fenster-Nebenbedingung benötigt. Hängt vom Betrag den Uhrzeiten der In- und
Outbound-Slots, MCT sowie der Breite des Hit-Zeitfensters ab
54 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
Nebenbedingungen:
¦ IB ihs ≤ 1, ∀i, h
s
¦ OB hjd ≤ 1, ∀ h , j
d
¦ IB ihs ≤ 1, ∀i, s
i
¦ OB hjd ≤ 1, ∀h, d
j
Dieses Modell ermittelt somit eine Zuordnung der Flüge zu den entsprechen-
den Zeit-Slots, die zu einer maximalen Anzahl der validen und wettbewerbs-
fähigen Transferverbindungen führt14. Trotz der Einfachheit der Formulierung
und der Relevanz der Zielfunktion weist das Modell mehrere schwer wiegen-
de Mängel auf. Als Erstes fällt auf, dass bei der Festlegung der Zeitenlagen
die Direktflüge nicht betrachtet werden und nur der Transferverkehr optimiert
wird. Da die Auswirkungen der Abflugs- und Ankunftszeiten auf die lokale
Nachfrage nicht berücksichtigt werden, kann das Modell nur das Optimum
bezüglich der Anzahl von Transitverbindungen herbeiführen. Doch diese sind
meistens mit niedrigeren Tarifen verbunden und können zu einer drastischen
Reduzierung der hochwertigen Direktpassagiernachfrage führen, wenn die
Anforderungen der Direktpassagiere an die Zeitenlagen der Flüge nicht be-
achtet werden. Als weiterer Schwachpunkt des Modells erweist sich die nicht
monetäre Flugplanbewertung in der Zielfunktion. Das Modell ermöglicht zwar
durch die Gewichtung der Anzahl der Transferverbindungen mit einer
Präferenzkennzahl der entsprechenden O&D-Märkte eine Indikation der Güte
des resultierenden Flugnetzwerks, doch die Kalkulation der genauen Anzahl
der Transferpassagiere, die sich bei der jeweiligen Netzwerkausgestaltung für
die Flüge der die Optimierung durchführenden Airline entscheiden und somit
monetäre Umsätze generieren, wird hier nicht verfolgt. Des Weiteren kann
eine Planung, die auf die Maximierung der Anzahl von Transferverbindungen
ausgerichtet ist, in einer starken Bündelung der In- und Outbound-Flüge und
in nur einer einzigen Verkehrswelle pro Tag resultieren. Solch ein Hub-
Aufbau widerspräche jedoch den in der Praxis vorzufindenden Strukturen.
Dieser Mangel kann allerdings relativ einfach durch weitere Restriktionen
beseitigt werden, die für die Einhaltung der Zeitenlagen der Flüge im Rahmen
der vordefinierten Zeitintervalle sorgen.
Außer dem oben beschriebenen Modell finden sich in der Literatur weitere
Ansätze zur Schedule-Optimierung mittels Slot-Zuordnung, die allerdings all-
gemein angelegt sind und nicht speziell für den Luftverkehr hergeleitet wur-
den. Als Beispiele für solche Ansätze können Arbeiten von Bartak (2000)
sowie von Brusoni / Console / Lamma et al. (1996) angeführt werden.
14
Siehe Abschnitt 2.4.4
56 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
Ceder / Tal (1999) entwickelten am Beispiel der Busfahrpläne ein Modell zur
Bestimmung der Zeitenlagen von einzelnen Transportdiensten, die zur maxi-
15
Auch unter der Bezeichnung Timetabling-Modelle bekannt
16
z.B. Zeitenlagen der Schul- oder Studienunterrichte, Abfahrtszeiten der Busse oder Bahnen usw.
Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung 57
Ein weiteres Modell zur Transitoptimierung wurde von Klemt / Stemme (1988)
entwickelt. Als die zu minimierende Zielfunktion fungieren hier die Transfer-
kosten, die als Produkt aus Wartezeiten und Anzahl von Transitpassagieren
berechnet sind. Man unterstellt die Periodizität der Transportdienste auf jeder
Route und sucht nach Zeitenlagen, die im gegebenen Routennetzwerk zur
maximalen Synchronisation dieser Dienste in den Überscheidungspunkten
der Routen führen. Die mathematische Formulierung des Modells ergibt ein
quadratisches Zuordnungsproblem, das mit Hilfe einer Heuristik gelöst wird.
Ein Modell zur Festlegung der Zeitenlagen der Direktflüge, bei dem die
Summe der operativen Kosten und die Passagierwartezeit minimiert werden,
präsentiert Simpson (1969). Der wichtigste Modellinput ist die Information
über die Verteilung der Direktpassagiernachfrage über den Tag. Das Modell
basiert auf einem Netzwerk, das über zwei Variablen, nämlich der Abflugszeit
und der Anzahl der zu dieser Flugzeit wartenden Passagiere, aufgespannt
wird. Die Entscheidung über die zeitliche Positionierung eines Fluges fällt
ausgehend von den Kosten der Passagierwartezeit, die als lineare Funktion
der Wartezeit kalkuliert werden, und den operativen Kosten, die entstehen,
wenn ein Flug zu einer bestimmten Zeit ausgeführt wird. Im Modell wird eine
unbeschränkte Anzahl von zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung stehenden
Flugzeugtypen unterstellt und es werden die bei einer Landung entstehenden
operativen Kosten vernachlässigt.
Gagnon (1967) schlägt ein Modell vor, das die Passagiernachfrage durch die
Definition von bestimmten Attraktivitätsregeln den in einem als Input fungie-
rendem Flugplan enthaltenen Flügen zuweist; dies geschieht in Abhängigkeit
von Zeitpräferenzen, Konkurrenzangebot und Flugauslastung. Wird das Mo-
dell als Bewertungsschritt in einem iterativen Zeitenlagenoptimierungsalgo-
rithmus eingesetzt, so lassen sich damit optimale Zeitenlagen der Flüge iden-
tifizieren.
58 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
Weitere Modelle zur Bestimmung der Zeitenlagen der Flüge finden sich z.B.
in Loughran (1972), Gertsbakh / Serafini (1991), Ceder (2001) und Bhadra /
Gentry / Hogan et al. (2003).
Dazu gehört auch das Modell von Rexing / Barnhart / Knicker (2000), das auf
mehreren Netzwerken basiert, die jeweils für einen Flugzeugtypen aufgebaut
werden. Gleichzeitig mit der Festlegung der optimalen Abflugszeiten wählt
das Modell die aus ökonomischen Gesichtspunkten beste Zuordnung der
Flugzeugtypen zu den Flugsegmenten. Dabei geht es von den operativen
Flugzeugkosten, den passagierabhängigen Kosten sowie den Opportunitäts-
kosten der Passierabweisung aus17. Opportunitätskosten entstehen, wenn die
Passagiernachfrage auf einem Flugsegment die verfügbare Sitzplatzkapazität
des diesem Segment zugeordneten Fluggeräts übersteigt. Das Modell opti-
miert die Abflugszeiten nur in Bezug auf die Minimierung der für die Ausfüh-
rung eines Flugplans notwendigen Anzahl der Flugzeuge und der damit ver-
bundenen Kosten. Es geht lediglich von der auf einem Flugsegment vorherr-
schenden lokalen Passagiernachfrage aus und berücksichtigt nicht die Trans-
ferpassagierströme, die bei entsprechender Festlegung der Zeitenlagen der
Flüge zusätzlich gebildet werden können.
Gewinn führen. Zur Abbildung dieser Flüsse werden zwei Netzwerke spezifi-
ziert: Das eine Netzwerk modelliert die Flugzeugbewegungen und die damit
verbundenen Kosten und Kapazitäten in der Luft und am Boden. Das andere
Netzwerk zeigt die Passagierströme auf O&D-Märkten mit den entsprechen-
den Kosten und Umsätzen. Die Zielfunktion minimiert die aus den Flugzeug-
und Passagierströmen der beiden Netzwerke resultierenden Kosten bzw.
Gewinne. Die Modellnebenbedingungen sorgen für die Einhaltung des
Netzwerkflusses, die Eindeutigkeit der Flugzeugzuordnung zu einem Flug-
segment sowie die Nichtüberschreitung der Anzahl der verfügbaren Flugzeu-
ge in der entsprechenden Sitzplatzkapazität. Somit erfolgt in diesem Modell
die Bestimmung der optimalen Zeitenlagen der Flüge parallel mit der Über-
prüfung der operationellen Flugzeugvalidität und der Flugplanbewertung. Zur
Berechnung der Flugzeugrotationen im nächsten Optimierungsschritt schla-
gen die Autoren den von Ahuja / Magnanti / Orlin (1993) entwickelten De-
kompositionsalgorithmus zur Zerlegung der Netzwerkflüsse in die Menge von
zusammenhängenden Kantenabfolgen vor.
18
Siehe Abschnitt 2.4.4
19
In diesem Fall sind die Abflugszeiten auf eine bestimmte Zeit fixiert
20
Vgl. SUHL, L. (1994), S. 106ff
60 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
Das Modell basiert auf einem Diagraphen G(V,A). Die Menge der Knoten V
dieses Diagraphen bildet die einzelnen Flüge i∈ V, i = 1,..., N ab; die Menge
seiner Kanten A enthält alle für ein Flugzeug validen Verbindungen zwischen
zwei aufeinander folgenden Flügen. Der Diagraph G(V,A) besitzt außerdem
zwei zusätzliche Knoten: den Quellknoten O sowie den Senkknoten D. Für
G(V,A) werden folgende Mengen und exogene Variablen definiert:
TATi Die nach der Ausführung des Fluges i∈ V gültige Turnaround Time
ati, bti Jeweils die untere und die obere Grenze des Zeitfensters für den
Flug i∈ V
cij Kosten, die entstehen, wenn das gleiche Flugzeug den Flug i∈ V
unmittelbar nach dem Flug j∈ V ausführt
I Menge der Flüge mit gleichen Flugnummern, die an unterschiedli-
chen Tagen ausgeführt werden
dij Anzahl der Tage zwischen dem Ausführen der Flüge i und j∈ V
M Hinreichend große Zahl
21
Vgl. SUHL, L. (1994), S. 106ff.
Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung 61
Als Entscheidungsvariable des Modells fungiert die Zuordnung von zwei auf-
einander folgenden Flügen zu einer Rotation sowie die tatsächliche Abflugs-
zeit der Flüge:
°1 falls dasselbe Flugzeug den Flug j nach dem Flug i ausführt
xij = ®
°̄0 sonst
Ti Die Abflugszeit des Fluges i∈ V innerhalb des vorgegebenen Zeit-
fensters
¦ x =¦ x
k
kj
k
jk =1, j = 1,..., N
2. Einhaltung der Vorgabe für das Zeitfenster: Die Abflugszeit der Flüge be-
findet sich innerhalb der jeweiligen vordefinierten Zeitintervalle:
Erstrecken sich die Zeitfenster für die Abflugszeiten der Flüge über mehrere
Tage und ist die Gleichheit der Zeitenlagen der Flüge mit den gleichen Flug-
nummern gewünscht, wird folgende Nebenbedingung aktiviert, die allerdings
die Struktur des Multiple Traveling Salesman Problems aufhebt:
T j − Ti = d ij , i, j ∈ I
minimieren. Das erste Modell basiert auf einem Diagrafen, in dem die Flüge
als Knoten und die Verbindungen zwischen zwei Flügen für ein Flugzeug als
Kanten fungieren. Hierin wird für jeden Flug ein Bündel möglicher Abflugs-
zeiten definiert. Die Minimierung der Flugzeugzahl manifestiert sich in der
Suche nach einem solchen maximalen 0-1 Netzwerkfluss, bei dem für jeden
Knoten höchstens ein Element aus dem entsprechenden Zeitenbündel einen
1-Fluss sendet oder empfängt. Das zweite Modell basiert auf einem Zeit-
Raum-Netzwerk, in dem die Abflugs- und Ankunftszeiten die Netzwerkknoten
repräsentieren. Jeder potenzielle Flug, der für eine der Netzwerkkanten steht,
verbindet zwei Knoten, die somit seine Zeitenlage bestimmen. Eine Indikati-
onsvariable gibt an, ob die entsprechende Kante in der Endlösung enthalten
ist. Das Modell minimiert die sich bei der operativen Ausführung des Flug-
plans ergebende Anzahl der Flugzeuge bzw. Flugzeugrotationen, die als
Summe der Flüsse auf den Übernachtungskanten berechnet wird.
22
z.B. von der Reihenfolge der der Flüge in einer Rotation, Anordnung der Flüge an einem Hub-Flughafen
usw.
23
Vgl. ZIMMERMANN, W. / STACHE, U. (2001), S. 147
24
Vgl. LEIBOLD, K. (2001), S. 59
25
Vgl. ZIMMERMANN, W. / STACHE, U. (2001), S. 125
Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung 65
niken, die das Problemoptimum unter Ausschluss aller nicht ganzzahligen Lö-
sungen ermitteln. Es existieren mehrere mathematische Verfahren, die für die
ganzzahlige bzw. gemischt-ganzzahlige kombinatorische Optimierung einge-
setzt werden. Diese Verfahren unterscheiden sich danach, ob sie die optima-
le zulässige Lösung exakt ermitteln oder sich der optimalen Lösung nur
nähern. Die ersteren, die exakten Lösungsverfahren werden angewandt,
wenn sich die Optimierungsprobleme mit einem vertretbaren Rechenaufwand
lösen lassen. Ist dies nicht der Fall, werden die so genannten heuristischen
Lösungsverfahren eingesetzt. "Diese bestehen aus bestimmten Vorgehens-
regeln zur Lösungsfindung, die hinsichtlich des angestrebten Ziels und unter
Berücksichtigung der Problemstruktur als sinnvoll, zweckmäßig und Erfolg
versprechend erscheinen, aber nicht immer die optimale Lösung hervorbrin-
gen. Der Rechenaufwand ist dafür meistens gering" 26. Abbildung 3.2 zeigt
und klassifiziert die wichtigsten Lösungsverfahren der ganzzahligen kombina-
torischen Optimierungsprobleme. In den folgenden Abschnitten werden diese
Lösungsverfahren beschrieben und ihre Einsatzmöglichkeit zur Lösung der
Flugplanoptimierungsprobleme diskutiert.
Heuristische
Heuristische
Exakte
Exakte Optimierungsverfahren
Optimierungsverfahren Optimierungsverfahren
Optimierungsverfahren
• Metaheuristiken
– Tabu-Suche
– Simulated Annealing
– Genetische Algorithmen
26
MÜLLER-MERBACH, H. (1973), S. 290
66 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
3.3.2.2 Schnittebenenverfahren
Das Schnittebenenverfahren zeichnet sich durch das systematische iterative
Hinzufügen der künstlichen Restriktionen des Lösungsraumes aus, die den
zulässigen ganzzahligen Bereich einschränken27. Die sukzessive Einengung
des beschriebenen Bereichs führt dazu, dass die optimale Lösung auf einen
ganzzahligen Punkt fällt. Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, dass
es sehr kompliziert ist, den Lösungsraum effektiv einzugrenzen, ohne dabei
den Optimalpunkt abzuschneiden. Außerdem weist das Schnittebenenverfah-
ren ein schlechtes Konvergenzverhalten auf. Aus diesen Gründen eignet es
sich ebenso wie die vollständige Enumeration nicht zur Lösung der Flugplan-
optimierungsprobleme28.
3.3.2.3 Entscheidungsbaumverfahren
Beim Entscheidungsbaumverfahren wird nur der Teil des zulässigen Lö-
sungsbereichs enumeriert, in dem die optimale Lösung vermutet wird. Die
Lösungen oder Teillösungen, die ausgehend von einem bestimmten Kriterium
als suboptimal identifiziert werden können, werden somit nicht bewertet, was
mit dem Abspalten der entsprechenden Zweige eines Entscheidungsbaumes
assoziiert wird. Diese Vorgehensweise reduziert den Rechenaufwand, der mit
der Modelloptimierung verbunden ist, erheblich. Allerdings kann bei bestimm-
ten Problemformulierungen der Rechenaufwand wiederum sehr groß wer-
den29, was den Einsatzbereich dieses Verfahrens in der Flugplanoptimierung
einschränkt. Je nach Organisation des Enumerationsprozesses unterscheidet
27
Vgl. MÜLLER-MERBACH, H. (1973), S. 370
28
Vgl. LEIBOLD, K. (2001), S. 62
29
Vgl. ZIMMERMANN, W. / STACHE, U. (2001), S. 123
Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung 67
30
Vlg. ZIMMERMANN, W. / STACHE, U. (2001), S. 154
31
Unter inhaltlich gleichen Teillösungen können dabei solche Lösungen verstanden werden, die z.B. die
gleichen Graphkanten oder -knoten enthalten, sich jedoch in der Reihenfolge der Kanten- oder Knotenaus-
wahl unterscheiden
32
Vgl. OHSE, D. (1998), S. 103ff
33
Vgl. ZIMMERMANN, H.-J. (1992), S. 201, ZIMMERMANN, W. / STACHE, U. (2001), S. 154
34
Vgl. MÜLLER-MERBACH, H. (1973), S. 326
35
Vgl. ZIMMERMANN, W. / STACHE, U. (2001), S. 154
36
Vgl. ZIMMERMANN, W. / STACHE, U. (2001), S. 156
68 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
3.3.2.3.3 Branch-and-Bound-Verfahren
Im Branch-and-Bound-Verfahren wird der Enumerationsprozess in gemisch-
ten parallelen und sequenziellen Schritten organisiert37. Nach der Zerlegung
des Lösungsraums des Problems in Teilmengen wird nach der Ergebnismen-
ge gesucht, die eventuell die optimale Lösung enthält. Das schrittweise Auf-
spalten des Lösungsraumes wird "Branching" genannt. "Bounding"
bezeichnet die Bestimmung der entsprechenden oberen oder unteren
Schranken des Zielfunktionswertes, mit deren Hilfe die die optimale Problem-
lösung enthaltenden Ergebnissteilmengen eingegrenzt werden38. Die Schran-
ken für die Zielfunktion des Problems werden im allgemeinen Fall durch die
Lösung des um die Ganzzahligkeitsbedingung relaxierten Problems, der so
genannten LP-Relaxierung, kalkuliert. Eine besondere Art der Relaxierung,
bei der ein Teil der Nebenbedingungen bei der Multiplikation mit den Straff-
kosten in die Zielfunktion übertragen wird, wird "Lagrange-Relaxierung" ge-
nannt. Mit der Lagrange-Relaxierung lassen sich besonders scharfe Schran-
ken für das Optimierungsproblem finden. Die Wahl der Knoten bzw. der Zwei-
ge des Entscheidungsbaumes spielt eine wichtige Rolle in Branch-and-
Bound-Verfahren.
In der Literatur finden sich zahlreiche Veröffentlichungen, die sich mit der
Lösung des Scheduling-Problems sowie des mit der Struktur der Flugzeugro-
tationsproblems mit Zeitfenstern im Wesentlichen übereinstimmenden
Vehicle Routing Problem with Time Windows mit Hilfe von Branch-and-Bound
Verfahren und seinen Modifikationen beschäftigen. So entwickeln Barnhart /
Johnson / Nemhauser et al. (1998) ein Branch-and-Price-Verfahren zur
Lösung großer Scheduling- und Zuordnungsprobleme. Auch Savelsberg
(1998) entwickelt und validiert einen Branch-and-Price-Algorithmus für große
37
Vgl. MÜLLER-MERBACH, H. (1973), S. 326
38
Vgl. ZIMMERMANN, W. / STACHE, U. (2001), S. 156
Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung 69
Heuristische Verfahren eignen sich zur Lösung einer Vielzahl von Optimie-
rungsproblemen. Der genaue Aufbau und die Ausgestaltung des Suchprozes-
ses dieser Verfahren ist jedoch stets problemabhängig und lässt sich nicht zu
einer exakt vordefinierten mathematischen Struktur zusammenfassen39. Viel-
mehr geben die existierenden heuristischen Verfahren ein grobes Ablaufmus-
ter vor, das der Benutzer zur Lösung seines Problems adaptieren und ggf.
verfeinern muss. Somit weisen die Lösungsheuristiken folgende Eigenschaf-
ten auf40:
39
Vgl. ZIMMERMANN, H.-J. (1992), S. 265
40
Vgl. ZIMMERMANN, H.-J. (1992), S. 259
70 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
Für das Vehicle Routing und das Traveling Salesman Problem existieren
neben den oben dargestellten allgemein anwendbaren Heuristiken heuristi-
sche Optimierungsalgorithmen, die auf bestimmten Regeln für den Austausch
der Netzwerkknoten – oder der Kanten im lokalen Umfeld einer bestimmten
Lösung – basieren44. Der Grundgedanke dieser Algorithmen besteht in der
Untersuchung der lokalen Umgebung der aktuellen Lösung nach Nachbar-
schaftslösungen, die einen besseren Zielfunktionswert aufweisen. Als Nach-
barschaft werden dabei solche Punkte des Lösungsraumes verstanden, die
ausgehend von der aktuellen Lösung durch eine einzige Austauschoperation
erreicht werden können.
Bei der Optimierung von Flugplänen spielen die allgemein anwendbaren Heu-
ristiken nur eine untergeordnete Rolle. Mit ihrer Hilfe können zwar gewisse
den Optimierungsprozess erleichternde oder vereinfachende Modellmodifika-
tionen kreiert werden – so kann man z.B. mehrere Kanten und Knoten eines
Netzwerkes durch eine Heuristik aggregieren, was die Modellgröße erheblich
reduzieren kann und somit die Optimierung vereinfacht. Doch die Lösung der
Flugplanoptimierungsmodelle bis zur Optimalität ermöglichen diese Heuristi-
ken in den meisten Fällen nicht. Aus diesem Grund werden hier die allgemein
anwendbaren Heuristiken nicht weiter erläutert. Dagegen haben sich die
wichtigsten Meta-Heuristiken bei der Lösung von Flugplanoptimierungsprob-
lemen als sehr zielführend erwiesen und werden daher in den nächsten Ab-
schnitten präsentiert. Da eine dieser Meta-Heuristiken, die "Tabu-Suche", für
die Lösung des in der vorliegenden Arbeit entwickelten Fuzzy- und Marktmo-
dell-basierten Flugplanoptimierungsmodells eingesetzt wird, findet sich nach-
folgend eine ausführliche Darstellung ihres Aufbaus und ihrer Funktionsweise.
Für die anderen relevanten Meta-Heuristiken wird nur das Grundprinzip er-
klärt.
3.3.3.2 Tabu-Suche
Die Tabu-Suche wurde von Glover (1986) zur Lösung kombinatorischer
Optimierungsprobleme entwickelt. Es handelt sich um ein iteratives Suchver-
fahren, das sich durch ein flexibles und adaptives Gedächtnis auszeichnet.
Das Verfahren ist in der Lage, den Optimierungsprozess so zu steuern bzw.
die Ausführung der untergeordneten Methoden so zu organisieren, dass die
lokalen Optima der Zielfunktion überwunden werden. Das Verhindern vom
Verfangen im lokalen Minimum oder Maximum wird durch eine Bewertungs-
funktion sichergestellt. Sie selektiert aus der relevanten Nachbarschaft der
aktuellen Problemlösung die Lösung mit der größten Verbesserung oder der
geringsten Verschlechterung des Zielfunktionswertes und deklariert sie als
nächste aktuelle Lösung. Da auch Ergebnisverschlechterungen akzeptiert
werden, ist bei diesem Vorgehen das wiederholte Aufsuchen der bereits
bewerteten und akzeptierten Lösungen möglich, was den Optimierungspro-
zess in einen Zyklus führen würde. Um dies zu verhindern, wird eine Liste,
auch "Tabu-Liste" genannt, eingeführt, die die Eigenschaften der bereits
besuchten Lösungen speichert. Die in den Suchalgorithmus integrierte
Verbot-Strategie kontrolliert den Inhalt der Tabu-Liste und verhindert so das
Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung 73
Formal kann das Grundschema der Tabu-Suche wie folgt dargestellt werden:
45
Vgl. VOSS, S. (1993), S. 39ff.
46
Vgl. LEIBOLD, K. (2001), S. 73
74 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
1
Initialisierung
2
Erstelle Kandidatenlisten
NEIN
Die Tabu-Suche kann als geordnete Hierarchie von Lang-, Mittel- und Kurz-
zeitgedächtnisfunktionen interpretiert werden49. Der interne Ablauf der Kurz-
zeitgedächtnisfunktion ist in Abbildung 3.3 zusammengefasst und basiert auf
dem um das Aspirationskriterium erweiterten oben dargestellten Grobschema.
Das Kurzzeitgedächtnis versucht, durch eine geeignete Auswahl von Nach-
barschaftslösungen den Optimierungsprozess schnell und effizient zu den lo-
kalen Optima zu führen und ihn dann aus diesen Optima durch Setzen
einiger Schritte auf tabu in neue Richtungen zu lenken. So werden neue
Lösungsbereiche erschlossen und neue zulässige Lösungsfolgen generiert50.
Das Lang- und Mittelzeitgedächtnis wird durch das "statische" oder "dynami-
47
Vgl. PHAM, D. / KARABOGA, D. (2000), S. 9-10
48
Es gilt z.B. für den Fall, dass ein tabu gesetzter Zug zur Verbesserung der globalen Lösung oder der
Lösung der letzten t Iterationen führt
49
Vgl. GLOVER, F. (1990), S. 367
50
Vgl. ZIMMERMANN, H.-J. (1992), S. 287
76 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
In der Literatur wird in mehreren Arbeiten ausdrücklich auf die Relevanz und
Effizienz der Tabu-Suche bei der Optimierung von Flug- und Rotationsplänen
sowie bei der Lösung von Traveling-Salesman- und Vehicle-Routing-Proble-
men mit oder ohne Zeitfenster hingewiesen.53 Vorzüge wie ihr relativ einfa-
cher Aufbau und die wenig komplizierte Implementierung sowie die determi-
nistische und somit nicht zufällige Ergebnisauswahl und ein gutes Konver-
genzverhalten zeichnen diese Optimierungsmethode aus54 All diese Kriterien
begründen die Entscheidung für die Wahl der Tabu-Suche zur Lösung des in
der vorliegenden Arbeit entwickelten Fuzzy- und Marktmodell-basierten
Flugplanoptimierungsmodells.
51
Vgl. DOMSCHKE, W. / KLEIN, R. / SCHOLL, A. (1996), S. 6
52
Vgl. VOSS, S. (1993), S. 39ff.
53
Vgl. z.B. KNAUER, S. (2002); OSMAN, I. (1993); POTVIN J.-Y. / KERVAHUH, T. / GARCIA, B. (1996);
TAILARD, E. / BADEAU, P. / GENDREAU, M. et al. (1997); TAN, K. / LEE, L. / ZHU, Q. et al. (2001);
MASHFORD J. / MARDSJÖ, B. (2002); CHIANG, W.-C. / RUSSEL, R.A. (1997); LEIBOLD, K. (2001);
SEMET, F. / TAILARD, E. (1993)
54
Vgl. LEIBOLD, K. (2001), S. 165; HANAFI, S. (2000), S. 58
Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung 77
55
Vgl. PHAM, D. / KARABOGA, D. (2000), S. 11-13
56
Vgl. z.B. KNAUER, S. (2002); WENDT, O. (1995); OSMAN, I. (1993); TAN, K. / LEE, L. / ZHU, Q. et al.
(2001); MASHFORD, J. / MARKSJÖ, B. (2002)
78 Kapitel 3 Quantitative Modelle zur Flugplanoptimierung
Auch die genetischen Algorithmen finden eine breite Anwendung auf dem
Gebiet der kombinatorischen Optimierung. Es existieren zahlreiche Beispiele
für den erfolgreichen Einsatz dieser Algorithmen zur Optimierung von Flug-
und Rotationsplänen sowie zur Lösung von unterschiedlich formulierten
Vehicle-Routing- und Traveling-Salesman-Problemen 57 . Wegen der offen-
sichtlichen Vorzüge der Tabu-Suche – hinsichtlich einer einfachen Implemen-
tierung – wird dieses Verfahren jedoch in der vorliegenden Arbeit nicht ange-
wandt.
57
siehe z.B. TAN, K. / LEE, L. / ZHU, Q. et al. (2001); BLANTON, L. / WAINWRIGHT, R. (1993); BRÄYSY,
O. (2001); FANG, H.L. (1994); HÜE, X. (1997); GROSCHE, T. / ROTHLAUF, F. / HEINZL, A. (2003);
THANGIAH, S. (1995); POTVIN, J. / BENGIO, S. (1996); WENDT, O. (1995)
79
Die genauen Gründe für die Entstehung von Verspätungen sind vielfältig und
häufig auf die Verkettung verschiedener Faktoren zurückzuführen. Nach dem
offiziellen IATA-Kriterienkatalog können Flugverspätungen 78 potenzielle Ur-
sachen haben, die sich in elf verschiedene Kategorien gliedern2. Grundsätz-
lich können Verspätungen danach unterschieden werden, ob sie von den
Fluggesellschaften, Flughäfen, Verkehrssteuerungsdiensten oder anderen
Organisationen verschuldet wurden. Laut Eurocontrol, der europäischen
Flugverkehrssteuerungszentrale, werden in Europa ca. 40% aller Verspätun-
1
Einige Autoren verstehen unter irregulären Ereignissen nur solche unerwarteten Ereignisse, die zu einer
signifikanten Abweichung vom ursprünglichen Flugplan führen und ein Re-Scheduling notwendig machen.
Siehe z.B. Clarke, M.D.D. (1995), S. 7
2
Siehe Standard IATA Delay Codes
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 81
gen durch die Airlines verursacht3, weitere ca. 30-40% werden von der Ver-
kehrssteuerung wegen Kapazitätsproblemen in der Luft oder an den Flughä-
fen ausgelöst. Der Rest von ca. 20% geht auf das Konto anderer Beteiligter
(z.B. Flughafen, Bodendienste, Catering)4. Abbildung 4.1 zeigt die Verteilung
der Flugverspätungen differenziert nach den verursachenden Organisations-
einheiten, so wie dies in der von Eurocontrol in Auftrag gegebenen Studie
kalkuliert wurde.
Verursacher
Verursacher von
von Flugverspätungen
Flugverspätungen
21%
6% 58%
29%
12%
11%
3
Vgl. EUROCONTROL (2004)
4
AEA (Association of European Airlines), eine Organisation, die die Interessen europäischer Fluggesell-
schaften vertritt, publiziert jedoch eine andere Statistik von Verspätungsursachen: Danach werden ca. 70%
der Verspätungen von der Flugsicherung und den Flughäfen verursacht. (Vlg. AEA (2000), S. 1-11)
5
Zu den Ursachen der Flugverspätungen siehe etwa: WU, C-L (2003), S. 2; AGEEVA, Y (2000), S. 25;
EVANS A.D / CLARKE J-P (2002), S. 18; SHAVELL Z.A. (2000), S. 1; SAUTER-SERVAES, T. / RAMMLER,
T. (2000), S. 7ff; MORIN, M. (2001), S. 21; CORNELIUS, S. (1994), S. 24; LÜKING, J. (1993), S. 152;
CLARKE, M.D.D. S. 7; THENGVALL, B. G. / BARD, J. F. / YU, G. (2000), S. 181
82 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
Personal und
Ausrüstung der
Verkehrs- Sonstige
steuerung
1%
12%
Restriktionen der Wetter
Nachfrage-
kapazität in der 19%
40%
Luft
27%
Flughafen-
restriktionen
Abbildung 4.2: rUsachen für die von der Verkehrssteuerung ausgelösten Flugverspätun-
gen (Quelle: EU
ROCONTROL (2004), S.15)
6
Vgl. BOOZ-ALLEN & HAMILTON (2001), S. 5
7
Vgl. BUNSE, T. (2000), S. 93
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 83
die entstandene Verspätung durch schnelles Ent- und Beladen der Maschine
sowie durch einen schnelleren Flug auszugleichen, folgen weitere Ankunfts-
und Abflugsverspätungen. Die einzelnen Verspätungen akkumulierten sich
mit dem Ergebnis, dass die Flüge zu späteren Tageszeiten eine sehr hohe
Gesamtverspätung aufweisen können8. Solch ein Akkumulierungseffekt tritt
insbesondere in den im Abschnitt 2.4.3 dargestellten Hub-and-Spoke-Netz-
werken auf.
Planmäßige
Flugzeit Bodenzeit Flugzeit Bodenzeit Flugzeit
Rotation
8
Vgl. LÜKING, J. (1993), S. 300
9
Siehe Abschnitt 2.3.3.1
10
Vgl. CORNELIUS, S. (1994), S. 58; LÜKING, J. (1993), S. 74
84 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
Es wird allerdings oft vergessen, dass die durch den Versuch die Flottenpro-
duktivität und Verbindungsattraktivität zu verbessern ausgelöste Planung zu
erheblichen Verspätungskosten im Fall des Eintretens der irregulären Ereig-
nisse führen kann12. Das in dieser Arbeit zu entwickelnde Modell berücksich-
tigt die relevanten Verspätungskosten und generiert einen Flugplan, der
sowohl in Bezug auf die Passagierumsätze als auch auf die eventuellen ne-
gativen monetären Konsequenzen der Flugverspätungen optimal ist.
11
Laut Airports International (2000) führt eine beim unproduktiven Warten eines Flugzeugs an einem Flugha-
fen eingesparte Minute zu jährlichen Kosteneinsparungen von ca. einer Million USD
12
Siehe Abschnitt 4.2.4
13
Vgl. CORNELIUS, S. (1994), S. 25
14
Vgl. BERSTER, P. (1996), S. 41; CORNELIUS, S. (1994), S. 9
15
Vgl. LÜKING, J. (1993), S. 83-93
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 85
Die Abbildungen 4.4 und 4.5 zeigen die Entwicklung der so genannten 15-
Minuten-Flugverspätungen, die entsprechend der oben beschriebenen Vor-
gehensweise berechnet werden, in Europa und den USA sowie die Entwick-
lung der durchschnittlichen Länge einer Flugverspätung pro Flugbewegung.
Man erkennt aus diesen Abbildungen, dass ca. 20% aller Flüge eine nicht zu
vernachlässigende Verspätung aufweisen. Der Prozentsatz der von den Ver-
spätungen betroffenen Flüge sowie die durchschnittliche Länge einer Verspä-
tung im europäischen Luftraum ist deutlich höher als der Wert dieser Kenn-
zahlen in den USA. Dies wird begründet durch die geringere Grenzauslas-
tung der Luftverkehrsinfrastruktur sowie die bessere Arbeitseffizienz der Ver-
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
16
Vgl. SAUTER-SERVAES, T. / RAMMLER, T. (2000), S. 4
17
Vgl. LÜKING, J. (1993), S. 153
86 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
Durchschnittliche Länge einer Verspätung pro Flug in Europa und USA, [Min.]
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
Abbildung 4.5: Durchschnittliche Länge einer Flugverspätung pro Flug in Europa und den
S
UA (Quelle: Eurocontrol CODA Berichte 1996-2004, Eurocontrol CFMUJahresbericht
2003, AEA Yearbook 2003, Bureau of Transportation Statistics)
kehrssteuerung in den USA bzw. durch die zum Teil unterschiedliche Metho-
dologie der Datenerfassung und -analyse von Seiten der zuständigen statisti-
schen Ämter in beiden Luftverkehrssystemen. Ein deutlicher Anstieg der Zahl
sowie der Länge der Verspätungen in Europa im Jahre 1999 wird durch die
von der Kosovo-Krise ausgelöste Kapazitätsreduktion in der Luft und am Bo-
den sowie durch die Umstrukturierung von Teilen des Luftraums über Frank-
reichs und der Schweiz erklärt18. Wie Abbildung 4.6 zeigt, ist auch der abso-
lute Betrag der gesamten Verspätungsminuten in Europa deutlich höher als
in den USA bedingt durch die größere Anzahl der Flüge sowie die durch-
schnittliche Verspätung pro Flugbewegung in Europa. Sowohl in Europa als
auch in den USA ist ab dem Jahr 1999 ein kontinuierlicher Rückgang der
Flugverspätungen zu verzeichnen. Dieser ist einerseits auf die Verbesserung
der Systeme und Prozesse der Luftverkehrssteuerung und andererseits auf
die verschärfte Wahrnehmung der Verspätungsproblematik und die daraus
resultierende Implementierung der Maßnahmen zur Pünktlichkeitsverbes-
serung bei den Airlines zurückzuführen. Die Reduktion des Gesamteffekts
der Flugverspätungen ist für Passagiere und Airlines jedoch deutlich geringer
ausgefallen als der beobachtete Rückgang der Verspätungsminuten. Grund
18
Vgl. SAUTER-SERVAES, T. / RAMMLER, T. (2000), S. 5
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 87
hierfür ist die Steigerung der Anzahl der Transferpassagiere sowie der Stor-
nierungsrate der Flüge und der durchschnittlichen Flugauslastung19.
Gesamtzahl der Flüge und gesamte Abflugs- Gesamtzahl der Flüge und gesamte Abflugs-
verspätung in den USA verspätung in Europa
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003
19
Vgl. BARNHART, C. / BRATU, S. (2001), S. 22
20
Siehe Abschnitt 4.2.4
88 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
MUC
MUC PRG
rsp che
ng
Ve ichtli
ätu
MCT
s
MCT
Ab
FRA FRA
MCT MCT
g
g
un
un
ät
ät
sp
sp
r
r
Ve
Ve
NYC NYC
FRA FRA
Verspätung
MUC MUC
PAR PAR
Tageszeit Tageszeit
Planmäßiger Flug
Verspäteter Flug
Rotation für das Flugzeug Nr. 1
Rotation für das Flugzeug Nr. 2
Abbildung 4.8: Taktische Option Nr. 2 –Rotationstausch zur Reduzierung der Flugverspä-
tung
23
Siehe Abschnitt 4.2.4.1
24
z.B. Flüge zwischen den Außenstationen eines Netzwerkes oder Flüge mit niedrigem Sitzladefaktor
90 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
American Airlines, DFW, Sommer 2002 American Airlines, DFW, Sommer 2003
Herausgehende Herausgehende
Flüge Flüge
Tages- Tages-
zeit zeit
Ankommende Ankommende
Flüge Flüge
Abbildung 4.9: Hub-Struktur von American Airlines in Dallas/Fort Worth vor und nach dem
De-Peaking (Quelle: OAG Weltflugpläne, eigene Berechungen)
Wie im Abschnitt 2.4.3 dargestellt, werden in einem Hub die meisten Airline-
und Airport-Ressourcen28 innerhalb kurzer Zeitabstände konzentriert, was zur
Steigerung der operativen Kosten während dieser Zeiten sowie zu einer er-
28
z.B. Flugzeuge, Crews, Gates, Bodenpersonal, Check-In-Service
92 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
American Airlines hat als erste Fluggesellschaft im Jahr 2002 die De-
Peaking-Strategie an ihren beiden Hub-Flughäfen Chicago (ORD) und Dal-
las/Fort Worth (DFW) implementiert. Danach haben auch andere amerikani-
sche und europäische Fluggesellschaften ihre Flugpläne entsprechend dieser
Strategie umgestaltet. So reduzierte die Lufthansa im Sommer 2004 gegen-
über dem Sommer 2003 die Höhe der Inbound- und Outbound-Wellen in
Frankfurt um ungefähr 5% bzw. 10%. Als Ergebnis sanken die Passagier-,
Personal- und Flugzeugkosten. Die Pünktlichkeit stieg um ca. 5%. Die Ver-
spätungskosten konnten signifikant reduziert werden31.
29
Vgl. ZHANG, Y. / MENENDEZ, M. / HANSEN, M. (2003), S. 3
30
Vgl. KLINGENBERG, C. (2004), S. 10-11
31
Vgl. KLINGENBERG, C. (2004), S. 10-11; S. 13, LUFTHANSEAT (2003)
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 93
Kosten pro
Verspätungs-
minute
Verspätung, [Min.]
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110
Nimmt man zusätzlich an, dass die Fluggesellschaften einige Flüge absicht-
lich verspäten, damit diese an einem Hub-Flughafen nicht ungünstig mitten in
einer Abflugswelle ankommen, führt dies dazu, dass die Verspätungs-
kostenfunktion nicht nur nicht linear, sondern auch nicht monoton verläuft33.
32
Vgl. KNORREN NICHOLS, W. / KUNZ, M. (1999), S. 62-64
33
Vgl. GILLEN, D. / HANSEN, M.M. / DJAFARIAN-TEHRANI, R. (2001), S. 2
94 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
34
Vgl. ITA (2000), S. 8; MORIN, M (2001), S. 106
35
1999 hat Lufthansa ca. 100.000 Tonnen Kerosin durch das Warten in Warteschlangen sowie durch höhere
Fluggeschwindigkeiten verbraucht, die notwendig waren, um Verspätungen zu reduzieren. Dies verursachte
zusätzliche Kosten von ca. einer Million D-Mark pro Tag
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 95
sowie wegen des durch den Mehreinsatz des Fluggeräts verursachten zu-
sätzlichen Reparaturaufwandes. Die Erhöhung der operativen Flugzeugkos-
ten resultiert unter anderem auch aus einer nach einer Flugverspätung oft
notwendigen Re-Positionierung des Flugzeuges an einen anderen Flughafen.
Solche Re-Positionierungen, auch "Ferry"-Flüge genannt, führen zu einem
starken Kostenanstieg, da dieser Flug ohne Passagiere ausgeführt wird und
somit keine Einnahmen generiert.
Langfristige
Opportunitätskosten
• Imageverlust
Operative • Marktanteilsverlust an andere Passagierbezogene
Flugzeugkosten Airlines und Transportmodi Kosten
• Ausgaben für Essen und
• Reduzierung der
• Treibstoff Getränke
Durchschnittserträge
• Parkgebühren • Hotel und Hoteltransfers
• Verkehrssteuerung • Re-Routing der Passagiere
• Wartung • Umsatzverlust
Arten von
Verspätungs- • Entschädigungszahlungen
Operative kosten
Personalkosten Opportunitätskosten der
Netzwerkqualität
• Zusätzliche Crews
• Reduktion der Anzahl der
• Geplante Crews Transferverbindungen
Strukturkosten
• Bodenpersonal • Minderung der Attraktivität der
• Zusätzliche Flugzeuge
• Zahlungen für Hotels, Transferverbindungen
Transfer und • Geplante Flugzeuge
• Reduktion der
Tagegeld • Ausrüstung der Boden- Netzwerkeffizienz
dienste
36
Vgl. Yu, G. (1996), S. 4; ANBIL, R. / TANGA, R. / JOHNSON, E.L. (1992)
96 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
Regeln darf das Flugzeugpersonal nur eine bestimmte Stundenzahl pro Tag
produktiv eingesetzt werden. Die Regeln definieren auch eine Mindestzeit,
die zwischen zwei Einsätzen verstreichen muss, damit die Crews wieder in
einem Flugzeug arbeiten dürfen. Führt also eine Flugverspätung dazu, dass
die maximal vorgeschriebene Crew-Einsatzzeit überschritten wird, muss eine
neue Crew verfügbar sein, um den Flugbetrieb fortzusetzen, für die selbst-
verständlich auch Lohnzahlungen zu leisten sind. Da die neuen Crews sich
nicht immer an jedem Flughafen befinden können, werden sie oft an ihren
Einsatzort geflogen, was ebenso zu Mehrkosten führt. Das ausgewechselte
Flugzeugpersonal wird entweder mit einer anderen Maschine zu seiner Basis
zurück- oder in der jeweiligen Stadt zeitweilig untergebracht, was zu zusätzli-
chen Aufwendungen wegen der zu zahlenden Aufenthaltskosten, Verpfle-
gung, Tagesgelder und Löhne führt.
37
Vgl. LÜKING, J. (1993), S. 247
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 97
Kosten. Werden die Passagiere mit Flügen der eigenen Fluggesellschaft wei-
terbefördert, verursacht dies bei einer hohen Nachfrage auf dem entspre-
chenden Flugsegment signifikante Opportunitätskosten. Sie resultieren zum
einen daraus, dass die Sitzplätze auf dem originären Anschlussflug, nachdem
die Passagiere an einem Flughafen stehen geblieben sind, leer bleiben und
nicht verkauft werden. Und zum anderen können sich Opportunitätskosten
dadurch ergeben, dass diese Passagiere auf Flüge umgeleitet werden, auf
denen wegen der hohen Nachfrage die so blockierten Sitze hätten verkauft
werden können. Gibt es keinen Flug der eigenen Fluggesellschaft, mit dem
die Passagiere zu ihren Zielflughäfen befördert werden können, muss das
Re-Routing mit den Flügen der Partner- oder Konkurrenz-Airlines erfolgen,
was ebenfalls zu erheblichen Kosten führen kann. Um die sich durch die Ver-
spätung ergebenden Unannehmlichkeiten zumindest teilweise auszugleichen,
ist es üblich, dass die Fluggesellschaften Kompensations- bzw. Entschädi-
gungszahlungen an die Passagiere leisten oder den Flugpreis mindern. Der
Betrag solcher Zahlungen oder Preisnachlässe hängt meistens von der Ver-
spätungsdauer, der Gesamtflugzeit oder -distanz sowie dem Kundenseg-
ment 38 ab. Bis vor kurzem stellten derartige Entschädigungen freiwillige
Leistungen der Fluggesellschaften dar und konnten somit nicht eingefordert
werden. Nach den neuen Regelungen des EU-Ministerrates, die im Februar
2005 in Kraft traten39, sind die Airlines jedoch verpflichtet, bei einer Verspä-
tung sowie einer Nichtbeförderung oder Flugannullierung Ausgleichs- und
Betreuungsleistungen an die Fluggäste zu tätigen: Ist ein Flug bis 1.500 km
um zwei Stunden, ein innengemeinschaftlicher Flug über 1.500 km oder ein
anderer Flug zwischen 1.500 und 3.500 km um drei Stunden und alle ande-
ren Flüge um vier Stunden verspätet, so haben die Passagiere ein Anrecht
auf Mahlzeiten, Erfrischungen und Telefonate sowie auf Hotelübernachtung
und Transfer zum und vom Hotel. Bei einer Verspätung von mehr als fünf
Stunden ist eine vollständige Erstattung des Flugpreises oder der Rückflug
zum Abflugsort zum frühestmöglichen Zeitpunkt vorgeschrieben. Die nicht
beförderten Flugpassagiere können sich auf einen anderen Flug umbuchen
oder sich ihr Ticket ebenfalls vollständig erstatten lassen. Hinzu kommt der
Anspruch auf eine Mahlzeit und ggf. eine Übernachtung im Hotel. Der An-
spruch auf die Entschädigung besteht jetzt auch dann, wenn schlechtes Wet-
ter oder Terrorgefahr der Grund für die Verspätung sind. Insgesamt können
38
Geschäfts- oder Privatreisende. Es ist auch möglich, dass die Fluggesellschaften bei der Leistung der
Entschädigungszahlungen zwischen den Buchungsklassen der Passagiere unterscheiden.
39
Vgl. Verordnung 261/2004 über eine gemeinsame Regelung für Ausgleichs- und Betreuungsleistungen für
Fluggäste im Falle der Nichtbeförderung und bei Annullierung oder großer Verspätung von Flügen
98 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
40
Vgl. MCKENNA, J. T. (1999), S. 72
41
z.B. zu Bahn oder Auto
42
Vgl. LÜKING, J. (1993), S. 309-311
43
Vgl. MORIN, M. (2001), S. 106; JANUSZEWSKI, S. (2004), S. 33
44
In der ITA - Studie werden zu dieser Kostenposition noch die Kosten der Flugstornierungen sowie die
Kosten der verpassten Transferverbindungen dazugerechnet
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 99
Abbildung 4.12 fasst die Anteile der einzelnen oben dargestellten Verspä-
tungskostenarten zusammen, die in der von der europäischen Flugverkehrs-
steuerungszentrale Eurocontrol in Auftrag gegebenen Studie des ITA-Instituts
kalkuliert wurden.
40,1%
Abbildung 4.12: Anteile der einzelnen Arten von Verspätungskosten an den gesamten bei
den Fluggesellschaften anfallenden Verspätungskosten (Quelle: ITA-Studie (2000))
45
z.B. durch schlechtere Positionierung dieser Verbindungen in Computerreservierungssystemen
46
Siehe Abschnitt 2.4.4
100 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
folgen, die auf den Daten von Austrian Airlines basiert47. Hiernach tragen die
direkten passagierbezogenen Kosten sowie die langfristigen Opportunitäts-
kosten jeweils ca. 20-25% zu den Gesamtverspätungskosten bei. Den größ-
ten Kostenblock mit ca. 50% stellen hier die Opportunitätskosten der Netz-
werkqualität dar.
Auch bezüglich des Anteils der Kosten, die auf Grund der unabhängigen und
der induzierten Verspätungen entstehen, weisen die beiden Studien deutlich
divergierende Ergebnisse auf. Der Kostenanteil der induzierten Verspätungen
liegt nach der ITA-Untersuchung bei ca. 22%, ist jedoch laut Austrian-
Airlines-Studie mit etwa 54% mehr als doppelt so hoch.
US-amerikanischer Markt
Jährliche
Bezugs-
Autor Kosten für Kommentar
jahr
die Industrie
Maximal mögliche Einsparung der
Airlines bei der Verbesserung der
GILLEN, D. /
Leistungsfähigkeit des amerikani-
HANSEN, M.M. / 1 - 3,6 Mrd.
1999 schen Luftverkehrssteuerungssys-
DJAFARIAN- USD
tems. Kosten für zehn US-Airlines,
TEHRANI R. (2001)
keine Berücksichtigung der Oppor-
tunitätskosten
Maximal mögliche Einsparung der
Airlines bei der Verbesserung der
Leistungsfähigkeit des amerikani-
CITRENBAUM, D. / 1996- 1,2 Mrd. schen Luftverkehrssteuerungssys-
JULIANO, R. (1999) 1998 USD tems; nur operative Kosten, keine
Berücksichtigung der Opportunitäts-
und Strukturkosten, keine Berück-
sichtigung der Abflugsverspätung
47
Vgl. KNORREN NICHOLS, W. / RICHTER G. (1999), S. 327
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 101
FEDERAL AVIATION
1987- 2,5 Mrd. Nur operative Kosten, basierend auf
ADMINISTRATION
1994 USD der Ankunftsverspätung
(FAA) (1995)
2,5 Mrd. Hochrechnung des geschätzten
GEISINGER, K. (1998) 1997
USD Wertes von 1986 (1,8 Mrd. USD)
Verspätungskosten, die auf Aktio-
nen der Verkehrssteuerung zurück-
2 - 4 Mrd.
ODONI, A. (1995) 1993 zuführen sind, sowie Kosten der
USD
nicht optimalen Flugbahnen und der
Flugstornierungen
Verspätungskosten wegen irregulä-
1995- 4 Mrd. ren Flugbetriebs und der damit ver-
CLARKE, J.-P.
1999 USD bundenen passagierbezogenen
Kosten
Direkte Kosten wegen des irregulä-
ren Flugbetriebs, in Folge dessen
die Flüge nur storniert oder umgelei-
1,8 Mrd.
SHAVELL, Z.A. (2000) 1998 tet werden können. Für zehn Air-
USD
lines. Jeweils 0,9 Mrd. USD entste-
hen wegen Flugstornierungen und
Flugumleitungen
Verspätungskosten definiert als o-
US AIRLINE
3 Mrd. perative Flugzeugkosten (2,2 Mrd.
TRANSPORT 1999
USD USD) und Kosten der Bodendienste
ASSOCIATION (ATA)
(ca. 0,8 Mrd. USD)
Europäischer Markt
Jährliche
Bezugs-
Autor Kosten für Kommentar
jahr
die Industrie
Jährliche Verspätungskosten für
eine europäische Top-10-Airline.
Keine Berücksichtigung der Oppor-
BOOZ-ALLEN & 2000- 0,1 -0,4
tunitätskosten. Eine einprozentige
HAMILTON (2001) 2001 Mrd. EUR
Verbesserung der Pünktlichkeitsrate
bringt 4-16 Mio. EUR Kosten-
einsparungen
Alle oben aufgeführten Verspä-
INSTITUT DU
1,6 - 2,3 tungskostenpositionen; langfristige
TRANSPORT AÉRIEN 1999
Mrd. EUR Opportunitätskosten sind hier mögli-
(ITA) (2000)
cherweise unterschätzt.
Berücksichtigung nur der durch das
IATA AIRLINE Luftverkehrsmanagement ausgelös-
21,2 USD
ECONOMICS TASK 1997 ten Verspätungen; direkte operative
pro Minute
FORCE Kosten der europäischen IATA-Mit-
glieder
kosten lässt sich behaupten, dass diese sich primär aus dem irregulären
Flugbetrieb und der ineffizienten Flugplanung ergebenden Kosten einen sig-
nifikanten negativen Einfluss auf die Ertragslage der Fluggesellschaften aus-
üben. Vergleicht man die geschätzten Werte der monetarisierten Konsequen-
zen der Flugverspätungen mit dem gesamten operativen Ergebnis der welt-
weiten Airline-Industrie, das in Abbildung 4.13 dargestellt ist, wird deutlich,
dass die Verspätungskosten oft einen erheblichen Teil der gesamten operati-
ven Gewinne verschlingen oder eine Fluggesellschaft sogar in die Verlust-
zone ziehen können.
Den Ausgangspunkt für die Berechnung der Verspätungskosten für die Pas-
sagiere bildet die Verspätungszeit. In dieser Zeit können die Passagiere we-
der ihrer Arbeit nachgehen noch für Arbeit entlohnt werden oder Nutzen aus
der Freizeit ziehen. Es handelt sich somit um Opportunitätskosten. Sie wer-
den auf Basis des finanziellen Wertes der Zeit geschätzt, der sich als Äquiva-
lent zu dem Geldbetrag ergibt, den die Passagiere zu zahlen oder zu bekom-
men bereit wären, um die durch die Flugverspätung verloren gegangene Zeit
einzusparen. Solch ein Zeitwert kann auch aus der von den Passagieren ge-
troffenen Entscheidung über die Auswahl eines Transportmodus und der dar-
aus resultierenden Relation zwischen dem Ticketpreis und der Reisezeit
hergeleitet werden50. Der finanzielle Zeitwert hängt unter anderem von Rei-
segrund, Reisezeit, Kundensegment und sozioökonomischen Charakteristi-
ken der Reisenden ab51. Die Tabellen 4.3 und 4.4 fassen die in der Literatur
vorhandenen Ergebnisse der empirischen Analyse bezüglich Opportunitäts-
kosten der Flugpassagiere zusammen.
49
Vgl. ITA (2000), S. 19
50
Vgl. ITA (2000), S. 19
51
z.B. Einkommen, Vermögen, Ausbildung, Alter
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 105
US-amerikanischer Markt
Kosten pro Gesamt-
Bezugs-
Autor Verspätungs- kosten pro Kommentar
jahr
stunde Jahr
Zitiert in ITA-Studie; die
Gesamtkosten wurden un-
US AIRLINE
ter Berücksichtigung des
TRANSPORT 4,2 Mrd.
1999 Anteils der von der Ver-
ASSOCIATION USD
kehrssteuerung verursach-
(ATA)
ten Verspätungen (ca.
50%) hochskaliert
Die Gesamtkosten wurden
unter Berücksichtigung des
CITRENBAUM,
3,6 Mrd. Anteils der von der Ver-
D. / JULIANO, 1996
USD kehrssteuerung verursach-
R. (1999)
ten Verspätungen (ca.
50%) hochskaliert
FEDERAL
Ausgangsbasis: Verspä-
AVIATION
1987- 6,5 Mrd. tung von insgesamt ca.
ADMINISTRA- 44 USD
1994 USD 150 Mio. Passagierstun-
TION (FAA)
den
(1995)
Zitiert in ITA-Studie; Zeit-
57 EUR
werte sind extrapoliert ins
ORLYVAL geschäftlich, keine An-
1999 Jahr 1999 (Steigerung der
(1986/1987) 37 EUR gaben
Arbeitskosten berück-
privat
sichtigt)
Zitiert in ITA-Studie; Zeit-
22 EUR
werte sind extrapoliert ins
HEINITZ, F. geschäftlich, keine An-
1999 Jahr 1999 (Steigerung der
(1998) 13 EUR gaben
Arbeitskosten berück-
privat
sichtigt)
Zitiert in ITA-Studie; Zeit-
PROSSALO- 38 EUR
werte sind extrapoliert ins
GLOU, K. / geschäftlich keine An-
1999 Jahr 1999 (Steigerung der
KOPPELMAN, 10 EUR gaben
Arbeitskosten berück-
F.S. (1999) privat
sichtigt)
106 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
Europäischer Markt
Kosten pro Gesamt-
Bezugs-
Autor Verspätungs- kosten pro Kommentar
jahr
stunde Jahr
Zitiert in ITA-Studie: Die
Gesamtkosten resultieren
aus den Verspätungsminu-
EURO- 60 EUR pro ten 1999 (ca. 70 Mio.), den
8,4 Mrd.
CONTROL 1999 Minute und Verspätungskosten pro Mi-
EUR
(1999) Flug nute und dem Anteil der
von der Verkehrssteuerung
verursachten Verspätun-
gen (50%)
Die in der Studie berech-
INSTITUT DU neten Gesamtkosten wur-
TRANSPORT 4,2 - 5,4 den mit Zwei multipliziert
1999 34 - 44 EUR
AÉRIEN (ITA) Mrd. EUR (da die Verkehrssteuerung
(2000) nur 50% der Verspätungen
verursacht)
Zitiert in ITA-Studie; die
Gesamtkosten sind be-
78 EUR rechnet ausgehend von
Lang- der Anzahl der Verspä-
KROES, E.P. /
streckenflug, 2,3 Mrd. tungsminuten in Europa im
SHELDON, R.J. 1999
30 EUR EUR Jahr 1999 (ca. 70 Mio.)
(1988)
Kurz- sowie den Anteilen der
streckenflug Langstrecken- und Kurz-
streckenflüge (jeweils 5%
und 95%)
Tabelle 4.4: Verspätungskosten für die Passagiere auf dem europäischen Markt
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 107
Die Tabellen 4.3. und 4.4 lassen erkennen, dass trotz relativ hoher Streuung
der Schätzwerte der bei Passagieren anfallenden Verspätungskosten in der
Literatur, diese Kosten einen erheblichen negativen Faktor darstellen, der das
Einkommen der einzelnen Fluggäste und somit auch die Wohlfahrt der Ge-
sellschaft signifikant mindern kann.
52
Vgl. AGEEVA, Y. (2000), S. 10; MORIN, M. (2001), S. 27-28
53
Vgl. CLARKE, M.D.D. (1997a); LAN, S. / BARNHART, C. / CLARKE, J.-P. (2002), S. 9
108 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
und nach den Rotationen sucht, die die gleichen Flugsegmente enthalten und
mit minimalen Passagierverspätungen verbunden sind.
Ein Nachteil dieses Modells ist, dass das Crew-Rescheduling außer Acht ge-
lassen wird. Teodorovic / Stojkovic (1995) integrieren die Crew-Planung in
das Flugplanwiederherstellungsmodell. Sie nutzen lexikographische Optimie-
rungsmethoden und optimieren, ähnlich wie in ihrem vorherigen Modell, die
Anzahl der nicht stornierten Flüge und die Passagierverspätung in zwei Stu-
fen. Die Lösungsheuristik des Modells basiert auf dem FIFO-Prinzip (first-in-
first-out) für die Bildung der Flugzeug- und Crew-Rotationen sowie auf der se-
quenziellen dynamischen Programmierung.
Im Unterschied zum Ansatz von Jarrah wird in Yu (1995) ein Modell entwi-
ckelt, das die simultane Entscheidung bezüglich der Flugstornierungen
und -verspätungen erlaubt. Das Netzwerkmodell enthält hier Substitutions-
knoten und -kanten, über die die Änderungen der Flugzeugzuordnung abge-
bildet werden können
Yan / Yang (1996) präsentieren zum ersten Mal ein Ansatz, der die Flugstor-
nierungen und -verspätungen sowie die "Ferry"-Flüge als mögliche Reakti-
onsmaßnahmen auf die irregulären Ereignisse in einem Modell integriert. Das
Modell basiert auf einen Zeit-Raum-Netzwerk und geht von der Annahme der
Homogenität der Flotte aus.
entstehen. Das Modell betrachtet das Netzwerk der Flughäfen als ein kom-
plettes System und verfolgt die Verspätungen sowie die Änderungen in der
Flugzeugzuordnung nacheinander von einem Flughafen zum anderen. Die
Autoren erwähnen die Möglichkeit der Integration von "Ferry"-Flügen und Än-
derungen der Flugzeugrotationen in der Modellformulierung.
54
Siehe Abschnitt 4.2.3.2
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 111
Eine ähnliche Formulierung der Robustheit findet sich bei Morin (2001). Hier
wird eine Flugverbindung als robust deklariert, wenn zwischen ihren Anfangs-
und Endpunkten alternative Verbindungen über andere Flughäfen aufgebaut
werden können. In Abhängigkeit von Benutzerpräferenzen werden unter-
schiedliche Robustheitsniveaus definiert. Zur Beurteilung der Zuverlässigkeit
wird eine Flugverbindung in einzelne Komponenten wie Flugzeit, Taxi-Zeit,
Wartezeit usw. zerlegt. Das Verspätungsprofil der Komponenten wird für je-
den Flughafen sowie jeden Flug mit Hilfe theoretischer Dichtefunktionen vor-
gegeben. Basierend auf diesen Profilen sowie auf möglichen Stornierungs-
raten der Flüge und auf den eingeplanten Zeitpuffern wird eine Zuverlässig-
keitskennzahl für eine Flugverbindung ex ante hergeleitet. Für die aus Unter-
nehmenssicht wichtigen Flugverbindungen und Flugmärkte, die ein gewisses
Robustheitsniveau aufweisen müssen, werden im Rahmen der Flugplanung
und -optimierung durch diverse Tauschoperationen alternative Verbindungen
aufgebaut, die unter Verwendung der gewichteten Zuverlässigkeitskennzah-
len bewertet werden.
Das Modell von Wu / Caves (2002) adressiert explizit die stochastischen Fak-
toren in den Flugzeugrotationen und optimiert die Zeitpuffer zwischen zwei
aufeinander folgenden Flügen sowie die Planflugzeit durch Ausbalancieren
der Flugplanzuverlässigkeit und der operativen Kosten der Rotationen.
Jauffred (1997) entwickelt ein Modell, das mit Hilfe von stochastischer Opti-
mierung einen robusten Flugplan durch Ausbalancieren der Kosten- und Zu-
verlässigkeitsaspekte erzeugt. Das Optimierungsproblem, das als stochasti-
sche Erweiterung konventioneller deterministischer Optimierungsprobleme
formuliert wird, wird mit der Subgradient-Methode gelöst. Das Ergebnis der
Optimierung ist eine Flugplanvariante, die das Eintreten hoch wahrscheinli-
cher Ereignisse reflektiert und angesichts dieser Ereignisse maximalen Ge-
winn bzw. minimale Kosten liefert.
In Carey (1998) wird hingegen die Methodologie zur Bestimmung und Opti-
mierung der die Fahr- oder Flugplanzuverlässigkeit beeinflussenden Zeitpuf-
fer zwischen zwei Elementen präsentiert, die eine Transferverbindung bil-
den55. Die Größe dieser Zeitpuffer, die vom Verhältnis der Verspätungs- zu
den Gesamtkosten einer Verbindung abhängen, wird dabei unter Berücksich-
tigung der Antizipation der Zeitpufferverlängerung und der entsprechenden
Reaktion der Nutzer vorgegeben.
55
z.B. zwei Zügen, Flügen oder Bussen
114 Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb
Airlines auf diese Störungen nachbildet und dabei die Flüge in den Flugzeug-
rotationen tauscht oder diese im Extremfall storniert, wird nach Ausführen der
Störungssimulation angewandt. Die Stabilität und die Robustheit des zu vali-
dierenden Flugplans wird anhand unterschiedlicher Kennzahlen beurteilt, z.B.
anhand des Prozentsatzes der Flüge, die pünktlich starten oder landen oder
die nicht storniert wurden, sowie des Prozentsatzes der Transferpassagiere,
die ihre Anschlussverbindung wegen der simulierten Flugbetriebsstörungen
verpassten.
In Rosenberger / Schaefer / Goldsman et al. (2001) wird ein Modell zur Abbil-
dung des täglichen operativen Betriebes einer Fluggesellschaft präsentiert,
das die aus einer Flugplanlösung resultierenden Kosten- und Zuverlässig-
keitsprofile durch die Simulation unterschiedlicher Ereignisse evaluiert. Als
Modellinput fungieren ein Flug- und Crew-Einsatzplan, die Verspätungsvertei-
lung der Flugereignisse und der Algorithmus zur Flugplanwiederherstellung.
Das Modell liefert als Ergebnis unterschiedliche Statistiken, die die Flugplan-
zuverlässigkeit bewerten, wie z.B. der Prozentsatz pünktlicher Flugereignisse
sowie der Prozentsatz der Transferpassagiere, die ihren Anschluss verpass-
ten, oder die Anzahl der stornierten Flüge. Ein ähnliches Simulationsmodell
des operativen Airline-Betriebs wird in Lee / Huang / Lee et al. (2003) darge-
stellt.
56
Fleet-Assignment-Modell
Kapitel 4 Irregulärer Flugbetrieb 115
Unschärfe liegt vor, wenn ein Begriff nicht genau definiert ist. Bei der informa-
tionalen Unschärfe ist der Begriff hingegen genau definiert, es ist aber un-
möglich, die Menge der durch diesen Begriff spezifizierten Objekte klar abzu-
grenzen, da die dafür notwendigen Informationen fehlen. Um die Unschärfe in
die mathematischen Modelle integrieren zu können, wird eine formale Dar-
stellung der unscharfen Größen benötigt. Die von Zadeh 1965 erstmals vor-
gestellte Theorie der Fuzzy-Mengen2, die eine Verallgemeinerung der klassi-
schen Mengentheorie darstellt, ermöglicht die Erfassung und Verarbeitung
von Unschärfe. Im Unterschied zu den klassischen Mengen, in denen genau
festgelegt ist, ob ein Element ihr Bestandteil ist oder nicht, zeichnen sich die
Fuzzy-Mengen dadurch aus, dass ihnen ihre Elemente nur zu einem be-
stimmten Grad angehören. Dieser wird üblicherweise als der Zugehörigkeits-
grad bezeichnet und nimmt Werte zwischen Null und Eins ein, wobei der
Wert Null den Ausschluss des jeweiligen Elements aus der Menge ausdrückt.
Der Zugehörigkeitsgrad von Eins bedeutet dagegen, dass ein Element am
ehesten zu einer Menge gehört.
A = §¨ x, µ A ( x), x ∈ X ·¸ (5.1)
© ¹
2
siehe ZADEH, L. A. (1965)
3
Vgl. ROMMELFANGER, H. (2002), S. 8
4
Vgl. KEHR, J. (1995), s. 46
118 Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen
Definition 4: Für eine Fuzzy-Menge à und eine reelle Zahl α ∈ [0,1] bezeich-
net man die klassische Menge
Aα = { x ∈ X µ A ( x) ≥ α } (5.4)
5
Eine Fuzzy-Menge à ist dann normiert, wenn die Zugehörigkeitsgrade ihrer Elemente nicht größer als Eins
sind und mindestens ein Element mit einem Grad von genau Eins existiert. Ferner heißt sie konvex, wenn für
eine Basismenge X µÃ (λx1+(1-λ)x2) min(µÃ (x1), µ à (x1)), ∀ x1, x2 ∈ X, ∀ λ ∈[0,1], gilt. Dies bedeutet,
dass der Funktionsverlauf der Menge X keine Sub-Optima aufweisen darf
Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen 119
xn) auf die Menge Y abgebildet werden kann. Auf diese Weise können auch
die Werte von Fuzzy-Mengen in eine scharfe Abbildungsmenge überführt
werden. Mit dem so genannten Erweiterungsprinzip, das jedem Wert der so
gebildeten scharfen Mengen einen Zugehörigkeitsgrad zuordnet, werden
dann die entsprechenden Fuzzy-Mengen der scharfen Abbildungen hergelei-
tet6. Nach dem Erweiterungsprinzip von Zadeh, einem der grundlegenden
Konzepte der Fuzzy-Theorie, entsteht für eine beliebige nicht leere klassische
Menge Y durch die Abbildung f: X → Y – wobei X das kartesische Produkt
der Mengen X1 ×...× Xn repräsentiert – eine Fuzzy-Menge à mit der Zugehö-
rigkeitsfunktion
( (
° sup min µ A1 (x1 ),..., µ An ( x n ))) falls f -1(y) ≠ ∅
µ A (x ) = ® −1
x∈ f ( y) (5.5)
°̄ 0 sonst
-1
wobei f (y) die Urbildmenge von Y symbolisiert.
Gewöhnlich werden die Fuzzy-Mengen in der Literatur mit Hilfe von drei-
ecks- 8 , trapez- und glockenförmigen Zugehörigkeitsfunktionen modelliert.
Prinzipiell können die Zugehörigkeitsfunktionen jedoch auch andere Gestal-
6
Vgl. KEHR, J. (1995), S. 49
7
Es existieren jedoch Vorschläge, das Supremium durch die algebraische Summe zu ersetzen, siehe
ROMMELFANGER, H. (2002), S. 36
8
zu den Vorteilen der dreieckigen Form der Zugehörigkeitsfunktionen siehe PEDRYCZ, W. (1993)
120 Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen
ten annehmen9, die sich aus den parametrischen Verteilungen ergeben, falls
dadurch die Realwelt besser abgebildet werden kann. Abbildung 5.1 zeigt die
Verläufe einiger Zugehörigkeitsfunktionen.
0 0 0
0 0 0
Definition 7: Eine Funktion L: [0, +∞) wird als Referenzfunktion von Fuzzy-
Zahlen bezeichnet, wenn sie folgende Bedingungen erfüllt:
• L(0) = 1
• L ist nicht steigend in [0, +∞)
9
Einen guten Überblick über die in der Literatur vorfindbaren formalen Beschreibungen der parametrischen
Zugehörigkeitsfunktionen geben z.B. DOMBI, J. (1990) S. 3ff. und SMITHSON, M. (1988), S. 77ff.
Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen 121
§m−x·
° L ¨© α ¸¹ für x ≤ m, α > 0
°
µ A ( x) = ® (5.6)
°R § x − m · für m < x, β > 0
°¯ ¨© β ¸¹
Die Möglichkeit stellt eine schwächere Bewertung der Ereignisse dar als die
Wahrscheinlichkeit. Dies resultiert daraus, dass die wahrscheinlichen Ereig-
nisse auch möglich sein müssen. Der Umkehrschluss ist jedoch nicht immer
zutreffend. Somit fungieren die Wahrscheinlichkeitswerte als die untere Gren-
ze für die entsprechenden Möglichkeitswerte:12
mit
P(A) – Wahrscheinlichkeitsmaß eines Ereignisses 13.
Es ist wichtig anzumerken, dass die hier beschriebene Möglichkeit nur die
subjektive Bewertung der Möglichkeit für die Realisierung bestimmter
Ereignisse, nicht aber die physikalische Möglichkeit ausdrückt14. Die Möglich-
keitswerte brauchen zudem im Unterschied zu den auf dem Intervall [0,1]
metrisch skalierten Wahrscheinlichkeitswerten lediglich ordinal skaliert zu
sein. Dubois / Prade (1989) sprechen in diesem Zusammenhang von zwei
Ausprägungen der Möglichkeit: Die erste Ausprägung bedeutet dabei die
Einfachheit des Erreichens eines Wertes oder Zustandes im Sinne des
Satzes "es ist möglich, für den Flug der Airline XY von Frankfurt nach
Bangkok eine Verspätung von 30 Minuten zu haben". Die zweite Interpretati-
on der im Rahmen der Theorie der Fuzzy-Mengen relevanten Möglichkeit
drückt dagegen die Kompatibilität mit den verfügbaren Informationen aus und
lässt sich durch den Satz "es ist möglich, dass morgen der Flug von Frankfurt
nach Bangkok der Airline XY eine Verspätung aufweist" erläutern.
Zur Herstellung von Flugplänen, die im Hinblick auf sowohl die erwarteten
Passagierumsätze als auch auf die Verspätungskosten optimal sind, müssen
in dieser Arbeit die Unsicherheiten bezüglich der Realisationen der Abflugs-
und Ankunftszeiten der Flüge abgebildet und bewertet werden. Um diese
Unsicherheiten zu modellieren, werden die tatsächlichen Abflugs- und
12
Vgl. DUBOIS, D. / PRADE, H. (1986), S. 347
13
Eine auf S ⊆ ℘(X) definierte Funktion P: S → [0,1] heißt Wahrscheinlichkeitsmaß, wenn gilt:
- A ∈ S P(A) ≥ 0
- P(X) = 1
( )
- A1,A2,... ∈ S und Ai ∩ Aj = ∅ ∀ i ≠ j P A = P ( A )
i
i ¦
i
i
14
Vgl. ROMMELFANGER, H. (2002), S. 53
Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen 123
Durch die Eingabe der subjektiven Vorstellungen bezüglich der Länge bzw.
der Anfangs- und Endzeitpunkte gewisser Ereignisse geben die Experten
auch ihre Einstellung zu den Faktoren an, die diese Ereignisse beeinflussen.
Spezifiziert z.B. der Experte die Zugehörigkeitsfunktion für die Ankunftszeit
eines Fluges, so prognostiziert und analysiert er die mögliche Auslastungssi-
tuation am Startflughafen dieses Fluges, die im ungünstigen Fall zu Verspä-
tungen führen kann. Zudem muss er für die Ausführungsperiode des
Flugplans z.B. auch die Aktionen der Flugsicherungszentralen und die
eventuellen negativen Wettereinwirkungen sowie andere ihm relevant er-
scheinende Parameter analysieren und berücksichtigen. Erfolgt dagegen die
Herleitung der Zugehörigkeitsfunktionen ausschließlich auf historischen
Daten, ohne dabei das subjektive Wissen und die Erfahrung des Experten
bezüglich der möglichen Änderungen der Einflussfaktoren einzubeziehen, so
wird die Gleichheit der Rahmenbedingen in vergangenen Perioden und in der
Planperiode unterstellt, was den Sachverhalten der Realität widerspricht.
15
D.h. solche Abflugs- und Ankunftszeiten, die tatsächlich in der Ausführungsperiode der jeweiligen
Flugplans realisiert werden
16
Vgl. KEHR, J. (1995), S. 98-100
124 Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen
0 0
12:00 14:00 16:00 12:00 14:00 16:00
13:00 15:00 13:00 15:00
0 0
0 0
12:00 14:00 16:00 12:00 14:00 16:00
13:00 15:00 13:00 15:00
Abbildung 5.2: Modellierung der subjektiven Aussagen der Entscheider bezüglich der
Zeitenlagen der Ereignisse
B " oder " A ist kleiner(-gleich) B " erfolgen.17 Das Ergebnis des Vergleichs ist
im ersten Fall eine Fuzzy-Zahl und im zweiten Fall eine Fuzzy-Relation18. Der
Vergleich von Fuzzy-Mengen wird mit Hilfe von Präferenz- und Rangord-
nungsverfahren realisiert. Es existieren zahlreiche Publikationen, die sich mit
der Darstellung und Entwicklung diverser Rangordnungsverfahren befassen19.
Die Grundidee dieser Verfahren besteht im Wesentlichen in der Kalkulation
einer als ein Zugehörigkeitsgrad zu interpretierenden Kennzahl µ(i) für jede
der zu vergleichenden Fuzzy-Mengen A . Aus der Ordnung der so berechne-
i
ten Kennzahlen wird dann die Rangordnung der Fuzzy-Mengen abgeleitet:
Ai ≥ A j ⇔ µ (i ) ≥ µ ( j ) (5.10)
Definition 11 (ρ-Präferenz): Sei ρ ∈ [0, 1] die kleinste reelle Zahl, für die für
zwei Mengen A ∈℘(X~ ) und B ∈℘(~X) die Ungleichung
Inf A ≥ Sup B , ∀ ρ ∈ [0, 1]
α α
(5.11)
gilt und für wenigstens ein α die Ungleichung (5.11) im strengen Sinne erfüllt
ist. Aα = {x ∈ X | µA(x) ≥ α} und Bα = {x ∈ X | µB(x) ≥ α} bezeichnen dabei
17
Vgl. RABETGE, C. (1991), S. 75
18
Als eine n-stellige Fuzzy-Relation zwischen n klassischen Mengen bezeichnet man jene Fuzzy-Menge R =
{((x1,..., xn), µR(x1,..., xn)) | (x1,..., xn) ∈ X1 ×...× Xn} auf dem kartesischen Produkt X1 ×...× Xn
19
Dazu siehe z.B.: LITOIU, M. / TADEI, R. (2001), S. 41ff.; BORTOLAN, G. / DEGANI, R. (1985), S. 3ff.;
LIOU, T.S. / WANG, M.JJ. (1992), S. 248ff.; FORTEMPS, P. / ROUBENS, M. (1996), S. 320ff.; ROMMEL-
FANGER, H. (1986), S. 219ff.
126 Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen
Die Abbildung 5.3 zeigt die Präferenzrelation für den Vergleich zweier Fuzzy-
und B repräsentieren dabei jeweils die Abflugszeit des
Zahlen. Die Zahlen A
Anschlussfluges und die um die Minimum Connecting Time verlängerte
Ankunftszeit des Zubringerfluges.
~ ~
µ B A
ρ=0
x
~ ~
µ A B
ρ 0 <ρ < 1
x
Aα Bα
µ
~
B
ρ=1
~
A
x
µA~ µB~
Abbildung 5.3: ρ -Präferenz für den Vergleich der Ankunfts- und Abflugszeiten.
.
um wie viel die oben definierte Fuzzy-Zahl B größer ist als die Fuzzy-Zahl A
Aus Abbildung 5.3 erkennt man, dass ein Präferenzrangordnungsverfahren
die interessierende Fragestellung nach dem möglichen Anteil der Fälle, in de-
nen die Passagiere ihre Anschlussverbindung nicht erreichen, nur bei einem
ρ -Wert von Null richtig beantwortet. Bei den im Intervall (0, 1) liegenden
Werten von ρ kann zwar festgestellt werden, ob ausgehend von Fuzzy-
Zugehörigkeitsfunktionen der Zeitenlagen eine Verspätung zustande kommen
kann, es wird jedoch nicht geklärt, ob die durch die rechte Seite der Zugehö-
rigkeitsfunktion der Zahl A ausgedrückten verspäteten Abflüge der An-
schlussflüge einige Verspätungen der Zubringer kompensieren können und
zu keinen passagierbezogenen Verspätungskosten führen. Es wird ebenfalls
nicht der Tatsache Rechnung getragen, dass die linke Seite der Zugehörig-
keitsfunktion der Fuzzy-Zahl A , die die "früheren als geplanten" Abflüge
abbildet, irrelevant bzw. in vielen Fällen zu vernachlässigen ist. Das ρ-
Präferenzniveau von Eins suggeriert zwar die Sicherheit, dass die Verspä-
tungen der Zubringerflüge die gebuchten Transferverbindungen auseinander
reißen, die Möglichkeit der Kompensation der Verspätungen durch spätere
Abflüge des Anschlussflüge wird hier aber ebenfalls nicht berücksichtigt.
Da sich die Präferenz- und Ordnungsverfahren nicht zur Feststellung des An-
teils der verspäteten Passagiere eignen, muss im Rahmen dieser Arbeit ein
Verfahren entwickelt werden, mit dem diese Fragestellung beantwortet wer-
den kann. Im Kapitel 7 wird solch ein Verfahren präsentiert.
Dubois / Prade (1986) schlagen zwei Methoden zur Überführung der Häufig-
keiten bzw. Wahrscheinlichkeiten in die Möglichkeitswerte vor: Die erste und
die einfachste Methode besteht in der Berechnung der Möglichkeitsgrade
π1,π2,...,πn der Umweltzustände Ω = w1,w2,...,wn durch die Normierung der
aus den diskreten Häufigkeitsangaben resultierenden Wahrscheinlichkeits-
werte pi, i = {1,2,...n}:
1
πi = ⋅ pi , ∀i ∈ {1, 2,..., n} (5.12)
max pi
i =1,2,..., n
23
Vgl. DUBOIS, D. / PRADE, H. (1986), S. 346
24
∏(A) ≥ P(A) ≥ ℵ(A), mit ℵ(A) =1 – ∏(compl(A)), ∀ A ∈ S als Notwendigkeitsmaß. Das Notwendigkeitsmaß
ergibt sich aus der doppelten Negation und lässt sich als die Unmöglichkeit des Eintretens eines Gegener-
eignisses oder die Sicherheit des Eintretens eines Ereignisses interpretieren
130 Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen
n
π 1 = ¦ p i = 1,
i =1
... n
π j = jp j + ¦p k (j = 1, n – 1), (5.13)
... k = j +1
π n = np n
Abbildung 5.4 auf der nächsten Seite demonstriert den Verlauf der mit dem
Ausdruck (5.13) transformierten Dichtefunktion25.
Dabei steht p(x) für die Werte der aus dem Häufigkeitshistogramm geschätz-
ten Dichtefunktion und λ ist ein Multiplikator, dessen Wert durch die Lösung
des in der nachfolgenden Gleichung präsentierten Optimierungsprogramms
ermittelt wird:
L (µ , λ ) =
1 ∞
2 ³− ∞
{ }
I (λ p (x ))(λ p ( x ) − 1) − λ 2 p ( x ) ⋅dx + λ c → max
2 2
(5.15)
mit
° 0 falls x ≤ 1
I(x) = ®
°̄ 1 sonst
c– gewähltes Konfidenzniveau
25
Die Dichtefunktion ist die Beta-Verteilung mit α = 1 und β = 6 auf dem Werteintervall [0:24]
Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen 131
Die Autoren zeigen auch, dass die Optimierung der Formel (5.15) Ergebnisse
liefert, die mit der Lösung der folgenden Gleichung identisch sind:
L (µ , λ ) = ³
∞
−∞
{I (λp (x )) p (x ) + [1 − I (λp (x ))]λp (x )}⋅dx − c = 0
2
(5.16)
Verlauf
Verlauf der
der Dichte-
Dichte- und
und Möglichkeitsfunktionen
Möglichkeitsfunktionen
20,0%
0,8
15,0%
0,6
10,0%
0,4
0,2 5,0%
0,0 0,0%
0:00 0:10 0:20 0:30 0:40 0:50 1:00 1:10 1:20 1:30 1:40 1:50
Abbildung 5.4: Verlauf der Dichte- und der Möglichkeitsfunktion bei Transformation mit
dem Verfahren von Dubois / Prade und Civanlar / Trussell (Quelle: eigene Berechnungen)
Abbildung 5.4 zeigt den Verlauf der durch den Ausdruck (5.16) bestimmten
Möglichkeitsfunktion, die sich bei der Transformation der Beta-Verteilung bei
einem Konfidenzniveau von 95% (c = 0,95) ergibt.
Wie Abbildung 5.4 zeigt, können sich bei der Anwendung des von Civanlar /
Trussell entwickelten Transformationsverfahrens bei bestimmten Verläufen
der Dichtefunktion sowie bei einem entsprechenden Konfidenzniveau sehr
hohe Möglichkeitsgrade für moderate Werte der Wahrscheinlichkeitsvertei-
lung ergeben, was die Nachvollziehbarkeit der Verfahrensergebnisse deutlich
mindert. Außerdem sind die Ergebnisse dieses Verfahrens abhängig vom ge-
132 Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen
wählten Konfidenzniveau und nicht immer konsistent mit den Konzepten der
Möglichkeits- und Wahrscheinlichkeitstheorie26.
1. Meinungsumfrage
Bei Meinungsumfragen werden zur Ermittlung der Zugehörigkeit mehreren
Personen Fragen vom Typ "Sind Sie einverstanden, dass ein bestimmtes
Element zu der untersuchten Menge gehört?" gestellt. Die Ja-/Nein-Antwor-
26
Vgl. DUBOIS, D. / PRADE, H. / SANDRI, S. (1993), S. 110-111
27
Dies resultiert daraus, dass die Möglichkeit im Unterschied zur Wahrscheinlichkeit auf der Anordnung der
Ereignisse und nicht auf der Additivität der Ereignisse basiert: P(A+B) = P(A) + P(B) vs. Π(A+B) = max(Π(A),
Π(B)), bzw. Π (A) ≥ P(A)
28
Zu Methoden der Abfrage der Zugehörigkeitsgrade siehe etwa BILGIC, T. / TÜRKSEN, I. (1995);
SMITHSON, M. (1987), S. 77ff.; RABETGE, C. (1991), S. 59ff; VERKUILEN, J. (2001), S. 14ff.; SPIES, M.
(1993), S. 221ff; DUBOIS, D. / PRADE, H. (1989), S. 145ff; INUIGUCHI, M. / TANINO, T. / SAKAWA, M.
(2000), S. 38 ff.
Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen 133
ten werden aggregiert, daraus werden die Anteile der Ja-Antworten zur Her-
leitung der Zugehörigkeitsfunktionen berechnet.
2. Direkte Abfrage
Die einfachste Methode zur Herleitung der Zugehörigkeitsfunktion ist die di-
rekte Abfrage. Dabei müssen die befragten Personen ihre subjektiven Vor-
stellungen direkt und ohne Zwischentransformationen in die Zugehörigkeits-
grade überführen.
Zu den Vorteilen dieses Verfahrens gehört außer seiner Einfachheit noch die
Objektivität der Überführung der persönlichen Urteile der Experten. Diese
Objektivität resultiert aus der Unabhängigkeit von der angewandten Trans-
formationsmethode. Darüber hinaus kann das Verfahren bei der Ermittlung
der Zugehörigkeitswerte sowohl diskreter als auch stetiger Variablen verwen-
det werden29. Mögliche Nachteile des Verfahren sind die Ungenauigkeit in der
Angabe der Zugehörigkeitswerte, die sich durch die Schwierigkeiten in der
Wahrnehmung kleiner Zugehörigkeitsunterschiede seitens der befragen Ex-
perten erklärt, sowie seine eventuelle Zeitaufwendigkeit und Mühsamkeit.
3. Inverse Abfrage
Bei dieser Methode müssen die befragten Personen diejenigen Elemente der
Fuzzy-Mengen identifizieren, die die vorgegebenen Zugehörigkeitsgrade auf-
weisen. Die Methode kann sowohl für eine Person beim wiederholten Ab-
fragen der entsprechenden Werte für die gleiche Zugehörigkeitsfunktion als
auch für Personengruppen konzipiert werden.
29
Vgl. CORNELISSEN, A. / VAN DEN BERG, J. / KOOPS, W. et al. (2002), S. 13
30
Vgl. RABETGE, C. (1991), S. 62
31
Vgl. RABETGE, C. (1991), S. 62
134 Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen
6. Intervallschätzung
Diese Methode stützt sich auf die Darstellung der Fuzzy-Mengen durch die
α-Niveau-Mengen:
{Aα : α ∈ (0, 1]}, (5.17)
mit
Aα = {x ∈ X | µA(x) ≥α}
Alternativ zu (5.17) können die Fuzzy-Mengen wie folgt definiert werden33:
µ A ( x ) = ³ µ Aα ( x )dα
1
(5.18)
0
Da laut (5.17) und (5.18) die Fuzzy-Mengen durch Angabe der ineinander
liegenden Intervalle spezifiziert werden können, werden im Rahmen des In-
tervallschätzungsverfahrens die befragten Personen gebeten, für eine endli-
che Anzahl der α-Niveaus die entsprechenden Intervalle für die Werte der
unscharfen Variablen anzugeben. Die so ermittelten Intervalle werden dann
zu einer stückweise konstanten oder stückweise linearen Zugehörigkeitsfunk-
tion aggregiert34.
32
Siehe z.B. DOMBI, J. (1998), ZIMMERMANN, H.-J. / ZYSNO, P. (1988)
33
Vgl. DUBOIS, D. / PRADE, H. (1989), S. 137
34
Vgl. RABETGE, C. (1991), S. 63
Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen 135
In den meisten aus der Literatur bekannten Modellen wird die Unsicherheit
mit Hilfe der Stochastik abgebildet. Die stochastischen Methoden, die vom
Zufallscharakter der Modellvariablen ausgehen, finden zwar in letzter Zeit
eine breite Anwendung in der Optimierung35, weisen jedoch eine Reihe von
Schwächen auf, die ihren Einsatz in der Flugplanoptimierung stark einschrän-
ken36. So wird bei der Verwendung von stochastischen Methoden angenom-
men, dass man genügend Vergangenheitsinformationen besitzt, um die
Wahrscheinlichkeitsverteilungen sowie die Abhängigkeiten zwischen den Va-
riablen verlässlich bestimmen zu können. Dies ist bei der Optimierung von
Flugplänen oft nicht der Fall. So liegen z.B. bei der Einführung einer neuen
Flugroute keine Informationen über Flugdauer, Verspätungshäufigkeit, Pas-
sagiervolumen usw. vor. Ist eine zur Schätzung der Wahrschein-
lichkeitsverteilungen ausreichende Menge von statistischen Daten vorhanden,
trifft man beim Einsatz der stochastischen Methoden eine wenig haltbare
Annahme, die das Wiederholen der historischen Sachverhalte in der Pla-
nungsperiode suggeriert. Die Gültigkeit einer solchen Annahme würde im Fall
der Optimierung von Flugplänen bedeuten, dass sowohl in den vergangenen
Perioden als auch in der aktuellen Periode die Wetterbedingungen sowie die
Aktionen der Flughäfen und der Flugsicherungszentralen gleich sind bzw. zu
identischen Verspätungshäufigkeiten und -dauern führen. Die im Kapitel 4
beschriebenen Irregularitäten im Luftverkehr widerlegen die Richtigkeit dieser
Annahme.
Ein weiterer Schwachpunkt der Stochastik ist die aus dem häufigen Fehlen
von Vergangenheitswerten resultierende Notwendigkeit, Parameter für sto-
chastische Abhängigkeiten der zufälligen Vorgangsdauern und Zeitabstände
zu schätzen37. Ein Verzicht auf die Schätzung der Parameter führt zur Über-
oder Unterschätzung der Prozessdauer und stellt somit die Sinnhaftigkeit des
Einsatzes der stochastischen Methoden in Frage.
Die Stochastik versagt auch dann, wenn die Informationen über den Wert der
unsicheren Variablen nur in Form von verbalen Aussagen oder subjektiven
Meinungen und Vorstellungen von Experten vorliegen.
35
Vgl. YAO, D. (2003); MARTI, K. (2002); BIRGE, J. R. / LOUVEAUX, F. (1997)
36
Vgl. KEHR, J. (1995), S. 45
37
Vgl. KEHR, J. (1995), S. 45
136 Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen
Die Anwendung der Theorie der Fuzzy-Mengen zur Modellierung der Unsi-
cherheitsaspekte beseitigt die meisten mit dem Einsatz der stochastischen
oder deterministischen Optimierungsmodelle einhergehenden Probleme. So
gelingt basierend auf dem Konzept der Fuzzy-Mengen die der Realität am
nächsten kommende Beschreibung der aus den irregulären Ereignissen re-
sultierenden Unsicherheiten bezüglich der Zeitenlagen der Flüge. Diese Be-
schreibung kann bei Vorliegen von Vergangenheitsdaten mit den im Abschnitt
5.3.3.1 präsentierten Methoden aus diesen historischen Beobachtungswerten
hergeleitet und anschließend, um die Erfahrungen, Meinungen und Wünsche
der Entscheider zu erfassen, durch das Abfragen von Experten mit den im
Abschnitt 5.3.3.2 dargestellten Techniken vervollständigt werden. Über die
Angabe der subjektiven Vorstellungen werden beim Einsatz der Fuzzy-Set-
Theorie auch die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Prozessen und Zu-
ständen, z.B. zwischen der Flughafenauslastung und der Verspätungsdauer,
quantifiziert und im Optimierungsmodell erfasst.
Die Modellierung der Unsicherheit mit Hilfe der Theorie der Fuzzy-Mengen
kann durch die Verwendung der linguistischen Variablen oder die Annahme
einfacher Formen der Zugehörigkeitsfunktionen zur Reduktion der System-
komplexität führen 38 . Dies könnte als einer der Vorteile der Theorie der
Fuzzy-Mengen aufgefasst werden, denn dadurch wird die Menge der zur Mo-
dellspezifikation benötigten Informationen reduziert und die Diskrepanz zwi-
schen der begrenzten menschlichen Informationsaufnahmekapazität und
dem Datenüberfluss wird beseitigt oder geschwächt. Auf der anderen Seite
kann man allerdings argumentieren, dass durch solche Vereinfachungen
wichtige Informationen verloren gehen können, was die Realitätsnähe des
Modells und die Aussagekraft der Modellergebnisse einschränkt. Mit der Re-
duktion der Systemkomplexität ist eine andere Motivation für den Einsatz der
Theorie der Fuzzy-Mengen verbunden: Durch die realitätskonforme Abstra-
hierung von oft überflüssigen Details wird eine effiziente, d.h. schnelle, kos-
38
Vgl. ZIMMERMANN, H.-J. (1999), S. 162
Kapitel 5 Darstellung der Unsicherheitsaspekte mit der Theorie der Fuzzy-Mengen 137
39
Vgl. ZIMMERMANN, H.-J. (1999), S. 163
40
Vgl. KEUPER, F. (1999), S. 129
138
Als erstes muss das zur Nachfrageschätzung eingesetzte Modell die empi-
risch zu beobachtenden Auswahlwahrscheinlichkeiten möglichst gut erklären
und beschreiben können. Es muss darüber hinaus in der Lage sein, viele
Alternativen zu bewerten, da die Luftverkehrsmärkte hundert und mehr alter-
native Flugverbindungen enthalten können. Zusätzlich muss das Schätzmo-
dell stets die Restringierung der Summe an Auswahlwahrscheinlichkeiten für
alle Alternativen auf einem Markt auf das Intervall [0,1] gewährleisten sowie
die negativen Wahrscheinlichkeitswerte ausschließen.
führen. Es ist jedoch durchaus denkbar, dass reisende Individuen außer sol-
chen evidenten Eigenschaften einer Flugverbindung andere Faktoren, die
nicht aus einem Flugplan ersichtlich sind, als relevant für eine Auswahlent-
scheidung ansehen. Das Modell, mit dem die Entscheidungen der Passagiere
prognostiziert werden, muss folglich in der Lage sein, auch solche latenten
Einflussfaktoren zuzulassen und in die Prognose einzubeziehen.
Jede Alternative wird durch eine endliche Menge der sie charakterisierenden
Attribute beschrieben, von denen die Auswahlentscheidung der Individuen
abhängt. Die Attribute können sowohl generisch als auch alternativspezifisch
sein und entweder direkt zu beobachten und messbar sein oder eine Funkti-
on der vorhandenen Daten darstellen6. Als relevant für eine Auswahlentschei-
dung der Flugpassagiere werden oft folgende Attribute einer Flugverbindung
angegeben7:
• Gesamtreisezeit
• Anzahl der Zwischenstopps
• Anzahl der beteiligten Airlines bzw. Flugzeuge
• Operativer Typ der Flugverbindung: Codeshare-Flug oder operativ ausge-
führter Flug der entsprechenden Airline
• Abflugs- und Ankunftszeit bzw. -tag
• Image der Airline
• Angebotsgröße (gemessen als Anzahl der Flugfrequenzen) der jeweiligen
Airline auf dem O&D in beide Flugrichtungen
• Flugzeugtyp
5
Vgl. GRAMMIG, J. / HUJER, R. / SCHEIDLER, M. (2002), S. 5
6
z.B. der Logarithmus oder das Quadrat der Reisezeit
7
Vgl. z.B. GAGNON, G. (1997), S. 30, SCHEIDLER, M. (2002), S 82, IASVOINE, L. (2000) S. 47
8
Vgl. z.B. BÖRSCH-SUPAN, A. (1987), S. 12ff.
142 Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen
In den nachfolgende Abschnitten werden nun die auf den beschriebenen An-
nahmen basierenden Modelle diskreter Entscheidungen formal dargestellt.
angegeben. Dabei beschreibt der Term vij den deterministischen Teil des
Nutzens, der sich als die Funktion der Attribute der Alternativen und der indi-
viduellen Charakteristika darstellen lässt. Die stochastische bzw. Zufallskom-
ponente εin repräsentiert den dem Modellierer nicht genau bekannten Nut-
zenteil. Folgende Ursachen können dabei das Vorhandensein des Fehler-
terms εin: erklären:10
• Nicht alle relevanten Ausprägungen der Alternativen sind dem Modellierer
bekannt.
• Nicht alle relevanten sozioökonomischen Charakteristika der Entscheider
sind bekannt.
• Die Funktionsart des deterministischen Nutzenteils ist nicht bekannt.
• Die Werte der relevanten Charakteristika können nicht gemessen werden
bzw. es liegen Messfehler vor.
• Einige Ausprägungen der relevanten Informationen lassen sich nur in-
direkt durch so genannte "Proxy-Variable" bestimmen.
Maximierung des Nutzens bedeutet, dass sich ein Individuum für die Alterna-
tive mit dem größten Nutzenwert entscheidet:
u in ≥ u jn , ∀j = 1,..., J (6.2)
9
Vgl. MAIER, G. / WEISS, P. (1990), S. 98
10
Vgl. MAIER, G. / WEISS, P. (1990), S. 98-99
Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen 143
11
Vgl. z.B. BOMMERT, K. (1999), S. 11; PUDNEY, S, (1989), S. 113; MAIER, G. / WEISS, P. (1990), S.
103
12
D.h. von –∞ bis +∞
13
Siehe Abschnitt 6.2.2
14
Vgl. SCHEIDLER, M. (2002), S. 13
144 Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen
mit
xi – (1 × K) Vektor der zu beobachtenden Attribute der Alternative i16
β – (K × 1) Vektor der Parameterwerte
εin – Individuum- und alternativspezifischer Störterm
Unterschiedliche Annahmen über die Verteilung des Störterms εin führen zu
verschiedenen Klassen diskreter Entscheidungsmodelle. Die wichtigsten un-
ter ihnen werden in den nachfolgenden Abschnitten behandelt.
(
= P ε n* − ε in ≤ xin β − xn* β * , ∀j = 1,..., J , i ≠ j )
= F (x in β − x β , ∀j = 1,..., J , i ≠ j ) ,
*
n
*
(6.6)
mit
e µ xin β e µ xin β
= J
= J
(6.9)
µ x jn β µ x jn β
e µ xin β + exp(ln ¦ e ) ¦e
i =1 j =1
18
Wird für die meisten empirischen Anwendungen auf den Wert Eins gesetzt
19
"Irrelevance from Independent Alternatives"
146 Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen
e xin β
x jn β
¦ e
pin j∈J d e xin β
= x jn β
= x jn β (6.10)
p jn e e
x jn β
¦ e
j∈J d
Man erkennt aus dem Ausdruck (6.10), dass das Verhältnis der Nutzenwerte
zweier Alternativen i und j nur von ihren eigenen Attributen, nicht jedoch von
Attributen der anderen existierenden Alternativen abhängt.
Erwartete
Erwartete Auswahlwahrscheinlichkeiten
Auswahlwahrscheinlichkeiten Logit-Auswahlwahrscheinlichkeiten
Logit-Auswahlwahrscheinlichkeiten
Alternative 1 Alternative 1
Auswahlwahrscheinlichkeit
Auswahlwahrscheinlichkeit
Alternative 2 Alternative 2
Alternative 3 Alternative 3
Tageszeit Tageszeit
20
Siehe z.B. Nested oder Mixed Logit-Modelle in: MAIER, G. / WEISS, P. (1990), S. 152ff; BÖRSCH-
SUPAN, A. (1987), S. 31 ff.; FLEPS, H. (2003), S. 83ff.
21
Vgl. SCHEIDLER, M. (2002), S. 48-49
22
Insgesamt also für 168 Zeitpunkte. Man wählt eine Flugplanwoche, da diese oft als minimale Planungs-
zeiteinheit betrachtet wird
148 Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen
wobei
168
¦ sk = 1 (6.12)
k =1
mit
i = 1,...,Jd eine Alternativverbindung auf dem O&D d = 1,...,D
k = 1,...,168 Index eines Zeitintervalls (7 Tage × 24 Stunden = 168
Zeitintervalle)
sk Anteil der im Zeitintervall k abfliegenden Passagiere an
allen beförderten Passagieren
ti Abflugszeit der Alternativverbindung i
tk Abflugszeit im Zeitintervall k
uik Nutzen der Alternative i im Zeitintervall k
Man geht also davon aus, dass jeder Passagier einen bestimmten Abflugs-
zeitwunsch k besitzt. Jede vorhandene Flugverbindung i auf dem entspre-
chenden O&D-Markt d weist eine Abweichung von der gewünschten Abflugs-
zeit auf. Diese Zeitabweichung beeinflusst den Nutzen der jeweiligen Verbin-
dung unmittelbar durch ihre Berücksichtigung in der Nutzenfunktion. Die Wer-
te sk, die als die Abflugszeitpräferenzen interpretiert werden können, gewich-
ten den zeitpunktbezogenen Alternativnutzen und verteilen die Passagiere für
die vorgegebenen Zeitintervalle proportional zum Nutzen.
Ein Nachteil des Modells besteht allerdings darin, dass die Werte der Ab-
flugszeitpräferenzen vor den Auswahlwahrscheinlichkeiten bzw. den Marktan-
teilen geschätzt werden müssen. Dieser Nachteil kann jedoch bei Vorliegen
der empirisch beobachteten Werte von sk sowie mit dem Einsatz von geeig-
neten Schätzverfahren relativ leicht beseitigt werden23.
168 u1k
¦ sk ⋅
k =1 ¦ u jk
p1 j∈J d
= 168 (6.13)
p2 u
¦ sk ⋅ 2 k
k =1 ¦ u jk
j∈J d
Aus dem Ausdruck (6.13) ist ersichtlich, dass das SABRE-Logit-Modell die
23
Bei der Verwendung der empirischen Daten geht man von der Annahme aus, dass sich das bestehende
Flugangebot vollständig an die Abflugswünsche der Passagiere anpasst.
Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen 149
Im nachfolgenden Abschnitt wird aus Gründen der Vollständigkeit kurz auf die
weiteren potenziellen Verfahren zur Passagiernachfrageschätzung auf Luft-
verkehrsmärkten eingegangen und erklärt, warum sie in dieser Arbeit nicht
zum Einsatz kommen.
mit
Dabei bezeichnet der in (6.15) vorkommende Term δii die Varianz des
Störterms der Alternative i und der Term δij die Kovarianz zwischen zwei Al-
ternativen i und j. Es werden also, im Unterschied zu Logit-Modellen, keine
unabhängig verteilten Fehlerterme angenommen. Die Annahme der Korrelati-
on der Störterme erlaubt es, beliebige Beziehungen zwischen den vorhande-
nen Alternativen in das Modell aufzunehmen und bei der Evaluierung der
Auswahlwahrscheinlichkeiten zu berücksichtigen. Dies macht das Probit-
150 Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen
Das klassische Probit-Modell kann also – trotz seiner Vorzüge bezüglich Fle-
xibilität in der Berücksichtigung der Interdependenzen zwischen den Alter-
nativen – wegen erheblicher Schwierigkeiten bei der Berechnung der Aus-
wahlwahrscheinlichkeiten im Fall vieler Alternativen nicht auf die Fragestel-
24
Vgl. MAIER, G. / WEISS, P. (1990), S. 146-147
25
Vgl. BOMMERT, K. (1999), S. 47
Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen 151
Für die Anwendung in der Luftfahrtindustrie gilt weiterhin für den ersten Term:
ϑ n = σ (I − ρW )−1 ς n , (6.17)
mit
σ Varianzparameter
I (Jn × Jn) Einheitsmatrix
Jn Menge der für den Passagier n = 1,...,N verfügbaren Alternativen
ρ Autokorrelationskoeffizient
W Matrix der normierten alternativspezifischen Gewichte
ζn (Jn×1) Vektor der unabhängig und identisch verteilten Zufallsvariable
Das GAR-MNP-Modell ist zwar in der Lage, die Abhängigkeit zwischen den
auf einem O&D-Markt angebotenen Flugverbindungen abzubilden, weist je-
26
Vgl. BOLDUC, D. / BEN-AKIVA, M. (1991), BOLDUC, D. (1992); SCHEIDLER, M. (2002); IASVOINE, L.
(2000)
152 Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen
doch eine Menge von Mängeln auf, die seinen Einsatz in einem Flugplan-
optimierer nicht sinnvoll machen. Zu den Mängeln gehört zum einen die
Abhängigkeit der Kovarianzen zweier Alternativen vom Vorhandensein und
den Attributen einer dritten Alternative, was einen Widerspruch zu den Eigen-
schaften einer multivariaten Verteilung darstellt. Zum anderen ist die Über-
schätzung der Auswahlwahrscheinlichkeiten bei relativ großer Ähnlichkeit
zwischen den Alternativen ein Nachteil des Modells. Ein weiteres Gegenargu-
ment gegen seinen Einsatz ist die hohe Rechenaufwendigkeit zur Berechung
der Auswahlwahrscheinlichkeiten, die aus Notwendigkeit der Kalkulation der
Gewichte-Matrix bei jeder Änderung der Zeitenlagen der entsprechenden
Flüge sowie der Approximation der Wahrscheinlichkeitswerte mit Hilfe eines
Simulationsverfahrens27 resultiert.
Ein anderes Modell, das speziell für die Fragestellungen der Luftfahrtindustrie
entwickelt wurde, ist das so genannte Attribute Based Covariance Multinomi-
nal Probit (ABC-MNP). Es geht ähnlich wie das GAR-MNP Modell von der
Annahme der Abhängigkeit der Störterme von den Attributen der Alternativen
aus, die durch die Gleichung (6.16) ausgedrückt wird. Im ABC-MNP wird
jedoch der Term ϑin durch die Linearkombination der Fehlerterme der ent-
sprechenden Attribute p = 1,..,P beschrieben28:
ϑ = ϑ + ϑ + ... + ϑ
in in1 in 2 inP
(6.18)
Ferner definiert man hier die Kovarianzen zwischen den Fehlertermen der als
sowohl dichtonom als auch stetig spezifizierten Variablen verschiedener Al-
ternativen mit Hilfe von Zufallsverteilungen des Nutzens eines Attributes oder
mit den die Gewichtung der Fehlerterme angebenden Amplitudefunktionen.
Obgleich sich dieses Verfahren als geeignet zur Prognose der Marktanteile
auf Luftverkehrsmärkten erwiesen hat, 29 erscheint sein Einsatz in einem
iterativen Flugplanoptimierungsmodell wegen der hohen Rechenaufwendig-
keit zur Simulation der Auswahlwahrscheinlichkeiten sowie zur Berechnung
der Kovarianzen der Alternativen als nicht sinnvoll.
27
z.B. Monte-Carlo-Simulation
28
Vgl. SCHEIDLER, M. (2002), S. 39-41
29
Vgl. SCHEIDLER, M. (2002), S. 100
Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen 153
( )
N J
log LF = ¦¦ yin ⋅ log pin xin → max (6.22)
n =1 i =1
Da, per Annahme, auf Luftverkehrsmärkten alle Individuen die gleichen Alter-
nativen wahrnehmen und da die Summe der dichtonomen Variablen yin für
eine alternative Flugverbindung i auf dem O&D-Markt d =1,...,D der Anzahl
d
der auf dieser Verbindung beförderten Passagiere PAXi entspricht, kann der
154 Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen
Zur Schätzung der Probit-Modelle, in denen, wie oben dargestellt, zur Be-
rechnung der Auswahlwahrscheinlichkeiten mehrere verschachtelte Integrale
gelöst werden müssen, wird die schwer kalkulierbare Log-Likelihood-Funktion
oft durch eine andere, einfachere Funktion ersetzt, deren Erwartungswert mit
dem Wert der ursprünglichen Log-Likelihood-Funktion übereinstimmt30. Die-
ses Verfahren wird Simulated Maximum Likelihood genannt.
6.3.2 Teststatistik
Durch statistische Testverfahren wird die Modellgüte und die Qualität der aus
der Parameterschätzung erhaltenen Ergebnisse überprüft. Dabei unterschei-
det man zwei wesentliche Testtypen: Mit Hilfe von Signifikanztests stellt man
fest, ob ein oder mehrere Parameter von bestimmten theoretisch an-
genommenen Werten abweichen. Mit den so genannten Anpassungstests
wird der Erklärungsgehalt des gesamten Modells untersucht. In den nachfol-
genden Abschnitten werden die wichtigsten Teststatistiken für Modelle diskre-
ter Entscheidungen präsentiert.
6.3.2.1 Signifikanztests
Da die empirisch ermittelten Schätzer der Modellparameter Realisationen von
Zufallsvariablen darstellen31, muss nach der Durchführung eines Schätzver-
fahrens stets überprüft werden, ob die berechneten Parameter signifikant von
einem hypothetischen Wert abweichen.
30
Vgl. BOMMERT, K. (1999), S. 75ff.
31
Vgl. NEUBAUER, W. (1994), S. 411
Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen 155
H0 : βk = 0
H1 : βk ≠ 0
Bei der Annahme der Normalverteilung der Schätzfehler formuliert man nun
eine Variable
βˆ k − β k
t= (6.24)
σ (β k ) ,
die der t-Verteilung mit n - 2 Freiheitsgraden folgt, wobei N für die Anzahl der
Beobachtungen und β̂ k bzw. β k jeweils den geschätzten und den hypotheti-
schen Wert des entsprechenden Koeffizienten repräsentieren. Der Ausdruck
σ(βk) in der Formel (6.24) steht für die empirische Standardabweichung von
βk .
Die Nullhypothese H0 wird abgelehnt, wenn der errechnete t-Wert mit einer
bestimmten Wahrscheinlichkeit 1-α außerhalb des Konfidenzintervalls [-tα/2,
tα/2] liegt. Dabei bezeichnet α das gewählte Signifikanzniveau und -tα/2, tα/2
sind die der t-Verteilung entnommenen Werte der t-Variablen für das Signifi-
kanzniveau α/2 und n - 2 Freiheitsgrade. In den meisten empirischen Studien
wird ein Parameter als signifikant erklärt, wenn sein t-Wert höher als Zwei ist.
Dies entspricht in etwa einem Signifikanzniveau von 5%.
6.3.2.2 Anpassungstests
Mit den Anpassungstests wird geprüft, wie gut die geschätzten Werte der
exogenen Variablen die empirisch beobachteten Daten beschreiben. Als
wichtigster Anpassungstest für die diskreten Entscheidungsmodelle gilt der
Vergleich der empirischen und der geschätzten Auswahlwahrscheinlichkeiten
bzw. Marktanteile sowie der Pseudo-R²-Test.
0,5
ª º
« 1 D J d
d 2»
RMSE (Root Mean Squared Error) =« D ¦ ¦ ( pˆ i − pi ) »
d
(6.26)
,
d =1 i =1
«¬ d¦=1 J d »¼
mit
Je kleiner der Wert der in (6.25) und (6.26) stehenden Ausdrücke ist, desto
besser ist das Fit des zu validierenden Modells.
mit
LogLFf Wert der Likelihood-Funktion des geschätzten Modells
LogLF0 Wert der Likelihood-Funktion des Modells, dessen Parameter auf
Null gesetzt sind
mit
32
Vgl. MAIER, G. / WEISS, P. (1990), S. 91
Kapitel 6 Schätzung der Passagiernachfrage mit Modellen diskreter Entscheidungen 157
33
Siehe z.B. IASVOINE, L. (2000), S. 43ff, SCHEIDLER, M. (2002), S. 77ff, BÖRSCH-SUPAN, A. (1987), S.
68ff.
158
Das Modell soll die sechste und letzte Phase des Flugplanentwicklungspro-
zesses unterstützen, die als Feinabstimmung bezeichnet wird und in der
Flugplanverbesserungen heute primär durch manuelle Eingaben vorgenom-
men werden. Im Rahmen der Feinabstimmung soll nun mit Hilfe dieses
Modells eine iterative Optimierung der Zeitenlagen der Flüge für einen Hub-
Flughafen an einem bestimmten, vom Benutzer spezifizierten Wochentag
vorgenommen werden. Dabei sollen die in den vorangegangenen fünf Pha-
sen des Planungsprozesses festgelegten Abflugs- und Ankunftszeiten so ver-
ändert werden, dass sich einerseits die Ertragslage der Fluggesellschaft
durch Steigerung der Transferpassagierumsätze und Reduzierung der Ver-
spätungskosten verbessert und andererseits die bestehende Flugplanstruktur
weitgehend unverändert bleibt.
Wie bei der Flugplanoptimierung üblich ist, wird auch hier angenommen, dass
sich durch die im Rahmen des Optimierungsprozesses vorgenommenen
Änderungen der Zeitenlagen der Flüge außer den hier betrachteten Verspä-
tungskosten die übrigen operativen Kosten der jeweiligen Fluggesellschaft
nicht ändern. Ferner wird verlangt, dass der Modellnutzer durch seine
Aktionen auf die Ressourcenbasis der Fluggesellschaft (z.B. auf die Anzahl
der Flugzeuge, Crews und des Bodenpersonals) und die daraus resultieren-
den Kosten (Leasing- und Finanzierungskosten, Löhne und Gehälter usw.)
keinen Einfluss nehmen soll. Vielmehr stellt hier die vorhandene Ressour-
cenbasis für den Modellnutzer eine Restriktion dar, die stets berücksichtigt
und erfüllt werden muss.
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 159
Um das entwickelte Modell auf die reellen Flugpläne anwenden und damit die
für die Praxis relevanten Optimierungsfragestellungen beantworten zu kön-
nen, wird es mit Hilfe einer objektorientierten Programmiersprache in ein
einsatzfähiges Software-Tool überführt. Die programmiertechnische Umset-
zung des Modells erfolgte in der Entwicklungsumgebung Borland DELPHI,
die über einen leistungsfähigen Compiler verfügt sowie umfassende Daten-
und Funktionsspezifikationen ermöglicht. Da zur Ermittlung der endgültigen
Flugplanvariante oft mehrere Optimierungsläufe nötig sind, bestand bei der
Programmierung des Software-Tools eine der Zielsetzungen darin, die Opti-
mierung einer Flugplanlösung auf wenige Stunden zu beschränken.
1
Siehe Abschnitt 2.4.4
160 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
funktion, mit deren Hilfe die Güte einer Flugplanlösung evaluiert wird, an
den monetären Größen orientieren.
• Instrumentalisierung der für die Airlines relevanten monetären Kon-
sequenzen von Flugverspätungen: Eine der wichtigsten Anforderungen
an die in dieser Arbeit entwickelte Modellformulierung ist die Möglichkeit,
die negativen monetären Konsequenzen, die mit eventuellen Flugverspä-
tungen assoziiert sind, im Optimierungsprozess abzubilden und zu be-
rücksichtigen. Somit muss das Modell und das Software-Optimierungstool
in der Lage sein, die Flugverspätungen abzubilden und die damit verbun-
denen Verspätungskosten zu evaluieren.
• Möglichkeit der Angabe der Fuzzy-Zugehörigkeitsfunktionen für
jeden Flug der zu optimierenden Flugplanlösung: Wie im Kapitel 5
dargestellt, basiert die in dieser Arbeit verwendete Modellierung der Flug-
verspätungen auf der Theorie der Fuzzy-Mengen. Um eventuelle Flugver-
spätungen abzubilden und die Berechnung der Verspätungskosten der
Verbindungen zu ermöglichen, muss daher die Fuzzy-Zugehörigkeits-
funktion für jeden Flug in dem zu optimierenden Flugplan angegeben
werden. Das Software-Tool muss somit die Möglichkeit bieten, die Fuzzy-
Zugehörigkeitsfunktionen für die Ankunfts- bzw. Abflugszeiten der Flüge
zu definieren, sowie die Überführung der subjektiven Vorstellungen und
Erfahrungen der Nutzer in diese Zugehörigkeitsfunktionen durch Verarbei-
tung geeigneter Informationen unterstützen.
• Möglichkeit der umfangreichen Parameterspezifikation durch den
Nutzer: Um das Modell flexibel zu gestalten und dem Nutzer die Gele-
genheit zu geben, verschiedene Szenarien und Problemvarianten zu spe-
zifizieren, muss das Modell möglichst viele benutzerdefinierte Parameter
enthalten, die im Software-Optimierungstool eingegeben und modifiziert
werden können.
• Nachvollziehbarkeit der Modellergebnisse und Möglichkeit der Ana-
lyse einzelner Flugverbindungen: Der Benutzer des Optimierungsmo-
dells muss in der Lage sein, jedes Detail der generierten Ergebnisse
nachvollziehen sowie die Modellergebnisse auf jeder möglichen Aggrega-
tionsstufe2 analysieren zu können.
Ein Flug i ∈ J wird durch das Tupel i: (DA, AA, DT, AT, FL) charakterisiert.
DA, AA ∈ H kennzeichnen dabei jeweils den Anfangs- und Endflughafen
dieses Fluges, DT und AT ∈ [0:00, 23:59] repräsentieren seine planmäßige
lokale Abflugs- und die Ankunftszeit, FL beschreibt den Flugzeugtypen, mit
dem der Flug ausgeführt wird. Wird die Flugplanoptimierung für den Teilflug-
D
plan S h durchgeführt, wird für jeden der Inbound-Flüge dieses Teilflugplans
zusätzlich die Fuzzy-Zugehörigkeitsfunktion der Ankunftszeiten AT sowie für
jeden der Outbound-Flüge die Fuzzy- Zugehörigkeitsfunktion der Abflugszei-
ten DT vorgegeben.
kehrs ist die Existenz der operationellen Restriktionen bezüglich der Flugha-
fenkapazität. Um dies im Modell zu berücksichtigen, werden hier die Variab-
len eingeführt, die die Anzahl der aktuell belegten sowie der maximal verfüg-
baren Inbound- und Outbound-Slots für jedes vorhandene Slot-Fenster in
einem Flughafen angeben:
Die Variablen DTi, ATi kennzeichnen jeweils die Abflugs- bzw. die Ankunfts-
3
Siehe Abschnitt 2.4.4
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 163
D
zeit des Fluges i ∈ S h , wobei DAi bzw. AAi seine Start- bzw. Zieldestinatio-
nen angeben.
π sei eine Permutation des Ausgangsflugplans ShD , die sich durch die Ände-
D
rung der Zeitenlagen von mindestens einem in S h enthaltenen Flug ergibt,
und ω(PR(π, ShD ,WSD), DC(π, ShD )) sei eine Bewertungsfunktion, die die
durch die Permutation π erhaltene Flugplanlösung hinsichtlich der monetären
Größen evaluiert. Dabei stellt die Bewertungsfunktion ω die Passagierumsät-
ze PR(π, S h ,WS ) den aus den Zeitenlagen der Flüge resultierenden
D D
unter anderem von der zeitlichen Positionierung der Flüge im Flugplan der
D
untersuchten Fluggesellschaft sowie vom Konkurrenzangebot WS auf den
von der untersuchten Airline angebotenen O&D-Märkten ab.
gesucht, die sowohl die Passagierumsätze maximiert als auch die Verspä-
tungskosten minimiert und dabei den vorgegebenen Restriktionen genügt.
Die Besonderheit dieser Formulierung, die sie von den meisten aus der
Literatur bekannten Modellspezifikationen unterscheidet, ist die explizite
Berücksichtigung der monetären Auswirkungen der Flugverspätungen bzw.
die systematische Ausbalancierung der Umsatz- und Kostenaspekte bei der
Planung der Abflugs- und Ankunftszeiten der Flüge.
164 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
Modellaufbau
Masterproblem
Modellinput • Generierung der Nachbarschaftslösungen Modelloutput
• Ausgangsflugplan der • Ausführung und Steuerung der • Quantitative Bewertung des
untersuchten Fluggesellschaft Optimierungsroutine
Ausgangsflugplans mit
• Aktualisierung des Systems nach der Berücksichtigung der
• Weltflugplan Akzeptanz einer Flugplanlösung Passagierumsätze und
• Verspätungsverteilungen der Verspätungskosten
Flüge der untersuchten Airline
• Flugplan der untersuchten
• O&D-Volumen und Subproblem 1 Airline, der in Bezug auf die
Durchschnittserträge Verspätungskosten und
• Aufbau der relevanten
Verbindungen Passagierumsätze optimiert
• Flughafen, Flugzeug, wurde
Flugverbindungs- und
Marktmodellparameter Subproblem 2 • Quantitative Bewertung des
• Bewertung der aufgebauten optimierten Flugplans
• Benutzerparameter relevanten Verbindungen
7.2.2 Modellimplementierung
Im Folgenden wird die Implementierung des entwickelten Flugplanoptimie-
rungsmodells erläutert. Dabei wird zuerst auf die Ausgestaltung der Sub-
Probleme und danach auf die Vorgehensweise beim Master-Problem einge-
gangen. Parallel zu der Beschreibung der Modelleinzelheiten werden die
Aspekte ihrer praktischen Umsetzung im Software-Tool dargestellt.
4
Siehe Abschnitt 3.4.2.2
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 165
Formal lässt sich das Zustandekommen eines Hits ζ(i,j), an dem die Flüge i
D
und j ∈ S h beteiligt sind, wie folgt darstellen:
ζ(i,j) = TRUE, ∀ i, j ∈ ShD ,
falls
AAi = DAj
ATi + MCT ≤ DTj
DTj – ATi ≤ Max_Waiting
(dist(DAi, AAi) + dist(DAj + AAj)) / dist(DAi, AAj) ≤ Max_Detour
mit
MCT Minimum Connecting Time
dist(DA,AA) Hyperbolische Distanz zwischen den Flughäfen DA und AA
Max_Waiting Maximal zulässige Wartezeit der Passagiere bis zum An-
schlussflug
Max_Detour Maximal zulässiger Detour-Factor
5
Siehe Abschnitt 2.4.4
166 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
Die MCT wird im Modell in Abhängigkeit vom Hub-Flughafen und vom Typ
der Transferverbindungen definiert. Hierfür werden vier Verbindungstypen un-
terschieden, die sich über die Zugehörigkeit jedes der beiden Flugsegmente
zu einer nationalen oder internationalen Strecke bestimmen lassen 6. Die ak-
tuellen MCT-Werte für sämtliche Flughäfen der Welt für jeden der vier Verbin-
dungstypen werden in Form einer Liste in das Software-Tool eingelesen und
beim Bilden der Transferverbindungen berücksichtigt. Als Randbedingungen
des Modells, die die Anzahl der als wettbewerbsfähig betrachteten und somit
bewerteten Transferverbindungen beeinflussen, fungieren die Größen
Max_Waiting und Max_Detour.
Max_Waiting definiert die maximale Anzahl der Minuten, die ein Transfer-
passagier an einem Hub-Flughafen auf seine Anschlussverbindung zu warten
bereit ist. Sie beginnt mit der Ankunftszeit des Zubringerfluges und endet mit
der Abflugszeit des Anschlussfluges. Da sich die empirisch beobachtete Be-
reitschaft der Passagiere, auf den nächsten Anschlussflug zu warten, propor-
tional zur Gesamtdistanz der Verbindung verhält, muss das hier entwickelte
Modell die maximal zulässigen Wartezeiten nach den Distanz- bzw. Reise-
zeittypen der Transferverbindungen unterscheiden. Dieser Sachverhalt ist im
Modell und im Software-Tool derart abgebildet, dass der Benutzer jeweils
einen Wert für die maximale Wartezeit der Verbindungen mit einer Gesamt-
reisezeit von unter bzw. über vier Stunden angeben muss7.
Der Parameter Max_Detour legt den maximal zulässigen Umweg fest, der
auf einer Transferverbindung im Vergleich zu einem Direktflug zurückgelegt
werden darf. Im Modell wird ein einziger Max_Detour-Wert für alle Typen
von Verbindungen definiert.
Da das Generieren der Liste mit den gültigen Verbindungen die Gesamtlauf-
zeit und die Rechenintensität des Optimierungsprozesses in hohem Maße
beeinflusst, ist es im Sinne einer angemessenen Gesamtrechenzeit des Flug-
planoptimierungsmodells wichtig, diesen Schritt so effizient und schnell wie
möglich durchzuführen.
6
Die vier Verbindungstypen sind (DD – Domestic-to-Domestic, DI – Domestic-to-International, ID –
International-to-Domestic und II – International-to-International)
7
Die Gesamtreisezeit von vier Stunden gilt für die meisten innereuropäischen Transferverbindungen
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 167
werber, markiert mit den Buchstaben OT, unterschieden. Da sich das Verbin-
dungsangebot der Konkurrenz nicht ändert, wird es vor der eigentlichen Flug-
planoptimierung einmalig bestimmt. Dafür werden zuerst aus dem Weltflug-
plan nur die Flüge der Wettbewerber selektiert, die am interessierenden Wo-
chentag einen der von der untersuchten Airline angeflogenen Flughäfen be-
rühren. Des Weiteren wird in einem iterativen Prozess für jede der im Welt-
flugplan enthaltenen Konkurrenz-Airlines das Gesamtangebot an Direkt- und
Transferverbindungen auf allen möglichen O&D-Märkten ermittelt, entspre-
chend den parametrisierten Regeln zum Bilden von Hits.
A
n Sortiere die Airlines nach Gehe zum
Gehe zu den
f ihren IATA-Codes, ersten
a Flügen der
sortiere die Flüge nach Direktflug
n ersten Airline
der Abflugszeit dieser Airline
g
Gehört die
Verbindung zu Ja Berechne die Addiere den Nutzen
den Märkten von Nutzenattribute, zum bisherigen
XX, die geografisch kalkuliere den Nutzen Gesamtnutzen auf
sinnvoll bedient der Verbindung dem O&D
werden
können?
Sind alle
Nein möglichen
Transfer-
Ja
verbindungen mit
dem selektierten
Direktflug
Nein Handelt es
aufgebaut?
sich um eine
Direktverbindung?
Nein
Nein
Ja
Ende
Abbildung 7.2 zeigt die Ablaufstruktur des Prozesses zur Bestimmung des
Konkurrenzangebots. Wie man erkennt, werden die gebildeten Direkt- und
Transferverbindungen der Wettbewerber unter anderem daraufhin geprüft, ob
sie den O&D-Märkten angehören, die von der untersuchten Fluggesellschaft
geografisch sinnvoll erreicht werden können. Dafür werden alle möglichen
O&D-Märkte dieser Fluggesellschaft gebildet und in einer Liste gespeichert,
die entweder mit Direktflügen oder mit Transferverbindungen, die einen
kleineren als den parametrisierten Detour-Faktor aufweisen, angeflogen
werden. Sollte eine Konkurrenzverbindung keinem in dieser Liste abgelegten
O&D-Markt angehören, wird sie verworfen. Dies spart Rechenzeit und redu-
ziert das Volumen des notwendigen Arbeitsspeichers sowie die Zugriffszeiten
auf das entsprechende Konkurrenzangebot im Rahmen der Flugplanbewer-
tung. Nachdem das Gesamtangebot der Wettbewerber ermittelt und sein
Nutzen bewertet wurde, wird es in einer geordneten Liste abgelegt, auf die im
Laufe der Optimierungsroutine gezielt zugegriffen werden kann.
Verändert das Master-Problem die zeitliche Position eines Fluges, so wird da-
durch die Passagiernachfrage nach anderen Direktflügen zu der gleichen
Destination, soweit solche vorhanden sind, beeinflusst. Dieser Sachverhalt
wurde im Abschnitt 6.2.4 ausführlich behandelt und resultiert im Wesentlichen
daraus, dass zwischen den einzelnen Verbindungen auf einem O&D Nach-
frageinterdependenzen bestehen.
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 169
Berechne die
Schreibe die
Anfang Ein Flug wird vom Master- Nutzenattribute,
Problem übergeben Direktverbindung in die
kalkuliere den Nutzen
Connection List
der Direktverbindung
Gehört die
Verbindung zu
Ja Sind die Kriterien Ja den Märkten von XX,
Berechne die die geografisch
Nutzenattribute, für einen Hit erfüllt?
sinnvoll bedient
kalkuliere den Nutzen d. werden
Transferverbindung können?
Nein
Nein
Gehe zum
Ja Existieren weitere Ja
nächsten Flug zur Sind alle Flüge aus
Direktflüge zu der
gleichen dem Zeitcluster
gleichen
Destination untersucht?
Destination?
Ende
Nein
Nein
Berechne die
Schreibe den
Nutzenattribute,
Codeshare-Direktflug in
kalkuliere den Nutzen
die Connection-List
des Codeshare-Flugs
Nein Nein
Gehört die
Suche nach allen Verbindung zu den
Transferverbindungen Ja Sind die Kriterien Ja
Märken von XX, die
mit anderen Flügen der geografisch sinnvoll für einen
Codeshare-Airline bedient werden Hit erfüllt?
können?
Gehe zum
nächsten
Codeshare-Flug Nein
Berechne die
Sind alle Codeshare- Schreibe die Codeshare-
Nutzenattribute,
Flüge untersucht? Transferverbindungen in
kalkuliere den Nutzen
d. Connection List
dieser Verbindungen
Schematische
Schematische Darstellung
Darstellung Erläuterung
Erläuterung
8
Siehe Abschnitt 2.3.3.3.2
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 171
Der Übersichtlichkeit halber seien die Typen der vom Sub-Problem aufzubau-
enden Direktflüge noch einmal zusammengefasst:
1. Der vom Master-Problem übergebene Flug
2. Direktflüge von und zu der gleichen Destination wie der übergebene Flug
3. Codeshares des übergebenen Fluges (falls vorhanden)
4. Codeshares der Direktflüge von und zu der gleichen Destination wie der
übergebene Flug (falls vorhanden)
5. Alle Segmente eines Mehr-Leg-Fluges (falls der übergebene Flug Teil
eines Mehr-Leg-Fluges ist)
6. Weitere Direktflüge mit ihren Codeshares von und zu den gleichen
Destinationen wie die Segmente des betroffenen Mehr-Leg-Fluges (falls
vorhanden und falls der übergebene Flug Teil eines Mehr-Leg-Fluges ist)
7. Codeshares auf die Segmente des Mehr-Leg-Fluges (falls der übergebe-
ne Flug Teil eines Mehr-Leg-Fluges ist)
Präferenzindex
0,01
Mo Di Mi Do Fr Sa So
0,008
0,006
0,004
0,002
Wochentag / Tageszeit
9
Als Datenbasis dafür fungieren die vom Bureau of Transportation Statistics publizierten Passagierdaten
176 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
Präferenzindex
0,008
Mo Di Mi Do Fr Sa So
0,006
0,004
0,002
Wochentag / Tageszeit
Die Abbildungen 7.6 und 7.7 lassen erkennen, dass die Geschäftsreisen-
den mit Ausnahme der Wochenendtage entweder morgens oder abends
ankommen möchten und die Abflugszeitpräferenzen der Privatreisenden
eher gleichmäßig über die Tageszeit von 7 bis 21 Uhr verteilt sind.
8. Abweichung von der gewünschten Abflugszeit (Dep_Diff): Das Ver-
hältnis der Anzahl der Minuten zwischen der tatsächlichen und der ge-
wünschten Abflugszeit einer Verbindung zu der Gesamtzahl der Minuten
an einem Tag (1440 Minuten). Es wurde hier eine relative und keine ab-
solute Zahl gewählt, da im Fall einer Absolutzahl die Ausführung des Ka-
librierungsalgorithmus wegen der manchmal zu hohen Nutzenwerte nicht
abgeschlossen werden konnte10. Da das in dieser Arbeit entwickelte Mo-
dell die Flugpläne an einem vom Benutzer spezifizierten Tag optimiert,
wird hier als gewünschte Abflugszeit jeder mögliche Zeitpunkt in einer
fünfminütigen Sequenz im Rahmen des gewählten Tages betrachtet. Ins-
gesamt ergeben sich somit 288 mögliche Abflugszeiten. Die zur Gewich-
tung der zeitpunktbezogenen Auswahlwahrscheinlichkeiten notwendige
Verteilung der Abflugszeitpräferenzen wird als der beobachtete Anteil der
10
Die zu hohen Nutzenwerte traten manchmal auf, da der alternativspezifische Nutzen durch eine Exponen-
tialgleichung beschrieben wird, die bei hohen Absolutwerten der Abweichung von der gewünschten
Abflugszeit den vom Computer zulässigen Zahlenbereich überschritten hat
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 177
xi β + β k ti −tk
288 e 288 uikXX
pi = ¦ sk ⋅ = ¦ sk ⋅ (7.3)
k =1 x j β + β k t j − tk k =1 ukOT + ¦ u XX
¦ e jk
j∈J d j∈J dXX
mit
J dXX Gesamtheit der Verbindungen der zu untersuchenden Airline auf dem
jeweiligen O&D am Tag d
XX
uik Nutzen der Verbindung i der zu untersuchenden Airline zum Abflugs-
zeitpunkt k
ukOT Aggregierter Nutzen der Verbindungen der Konkurrenz auf dem je-
weiligen O&D zum Abflugszeitpunkt k am Tag d
§ ·
¨ 288 eU ik ¸
∂ ¨ PAX i ⋅ ln ¦ sk U
¸
¨ k =1 ¦ e jk ¸
∂ log L ¨ j
¸
= © ¹
∂β ∂β
178 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
§ ª § U ·º·
¨ 288 « ¦ ¨ X jk ⋅ e jk ¸»¸
PAX i eU ik j© ¹
= ⋅ ¨ ¦ sk ⋅ « X ik − »¸
(7.4)
288 eU ik ¨ k =1 U
¦ e jk « U
¦ e jk »¸
¦ sk U jk ¨ « »¸
© j ¬ j ¼¹
k =1 ¦e
j
Die durch die Kalibrierung erhaltenen Schätzkoeffizienten und die die Güte
der Schätzung wiedergebenden Teststatistiken für die Marktmodelle der Ge-
schäfts- und Privatreisenden sind in Tabelle 7.1 zusammengefasst. Die ne-
ben den einzelnen Koeffizienten in Klammern stehenden Zahlen sind die
entsprechenden t-Werte.
Bei der Bewertung und Optimierung der Flugpläne mit dem Software-Tool
können die Werte der Koeffizienten des Marktmodells vor jedem Lauf in der
dafür konzipierten Eingabemaske spezifiziert werden. Abbildung 7.8 zeigt die
entsprechende Eingabemaske des Tools.
1
Berechnung der potenziellen
Verspätungskosten
Verspätungsmöglichkeit gibt an, wie groß die Möglichkeit ist – ausgehend von
den geplanten und tatsächlich realisierten Zeitenlagen der einzelnen Flüge
einer Transferverbindung – einen Anschlussflug nicht zu erreichen und somit
als Passagier verspätet zu sein. Diese Kennzahl wird basierend auf der
Theorie der Fuzzy-Mengen evaluiert.
11
Siehe Abschnitt 4.3.3.2
182 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
Die Funktion, die die vom Zeitverlust der Passagiere abhängende Entschädi-
gung wiedergibt, sollte in etwa die in Abbildung 7.10 skizzierte Gestalt ein-
nehmen. Das genaue Aussehen dieser Funktion kann vom Modellbenutzer
im Software-Tool durch die Angabe der prozentualen Umsatzabschläge für
jede halbe Stunde der zusätzlichen Flugverspätung vorgegeben werden.
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 183
Umsatz-
abschlag
[%]
100
75
50
25
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 Verspätung
[Std.]
Mit Hilfe eines Beispiels soll im Folgenden die Vorgehensweise bei der
Berechung der potenziellen Verspätungskosten erläutert werden. In Abbil-
dung 7.12 wird der Aufbau des Beispiels grafisch verdeutlicht.
100 Passagiere,
1000€ / Ticket
MUC
Abbildung 7.12: Beispiel zur Berechnung der potenziellen Verspätungskosten
Würde es im obigen Beispiel nur einen einzigen späteren Flug geben, der mit
186 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
zwei Stunden zusätzlicher Wartezeit assoziiert ist und mit der eigenen Airline
ausgeführt wird, und würden die Übernachtungskosten pro Passagier
EUR 100 betragen, so würde man die potenziellen Verspätungskosten bei
einem übernachtungsbedingten Umsatzabschlag von 65% wie folgt kalkulie-
ren:
DCijp = 100 ⋅ ((1,0 ⋅ 80% ⋅ 25% + 65% ⋅ 20%) ⋅ 1.000 € ) + 20% ⋅ 100 €)
= 35.000 €
Der zweite Schritt bei der Berechnung der Verspätungskosten ist die Herlei-
tung der Verspätungsmöglichkeit. Diese basiert auf der Interpretation der
Zeitenlagen der Flüge als Fuzzy-Zahlen und gibt den Grad der Möglichkeit an,
mit der ein Verspätungsereignis stattfinden kann. Wie im Abschnitt 5.2.3
erklärt, eignen sich die in der Theorie der Fuzzy-Mengen zum Vergleich von
Fuzzy-Zahlen eingesetzten Präferenz- und Ordnungsverfahren nicht zur Be-
antwortung der für diese Arbeit relevanten Fragestellung nach der Evaluie-
rung der Eintrittschancen für das verspätungsbedingte Nichterreichen der
Anschlussflüge. Daher wird hier ein Verfahren vorgeschlagen, das dies
gewährleisten soll. Wie aus Abbildung 7.13 ersichtlich ist, geht das Verfahren
vom Vergleich der Flächen unter den jeweiligen Fuzzy-Zugehörigkeits-
funktionen aus.
~ ~
µ B A
Tageszeit
LB=0 LA=0 T RB=0 RA=0
(geplante
Abflugszeit)
Abbildung 7.13: Herleitung der Verspätungsmöglichkeit aus Fuzzy-Zugehörigkeits-
funktionen der Zeitenlagen
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 187
und B wird
Die Verspätungsmöglichkeit bei den gegebenen Fuzzy-Zahlen A
näherungsweise mit der nachfolgenden Formel berechnet:
RB = 0 T
³ µ B dt + r ⋅ ³ min( µ A , µ B )dt
T LA =0
p= ⋅
RB =0
³ µ B dt
LB = 0 (7.6)
RA =0 T
³ min( µ A , µ B )dt + r ⋅ ³ min( µ A , µ B )dt
T LA =0
RA =0 T
³ µ Adt + r ⋅ ³ µ Adt
T LA =0
mit
p Verspätungsmöglichkeit
A Fuzzy-Abflugszeit des Anschlussfluges
B Fuzzy-Ankunftszeit des Zubringerfluges plus MCT
µ A Zugehörigkeitsfunktion der Fuzzy-Abflugszeit des Anschlussfluges
µ B Zugehörigkeitsfunktion der Fuzzy-Ankunftszeit des Zubringerfluges
plus MCT
LA , LB Referenzfunktion der linken Seite der Fuzzy-Zahl A bzw. B
R , R Referenzfunktion der rechten Seite der Fuzzy-Zahl A bzw. B
A B
T Geplante Abflugszeit des Anschlussfluges
r Faktor zur Berücksichtigung von früheren Abflügen des Anschluss-
fluges
t Tageszeit
Der erste Term der Gleichung (7.6) repräsentiert das Verhältnis der Gesamt-
fläche der Zugehörigkeitsfunktion des Zubringerfluges zu der Fläche, in der
potenziell eine Verspätung auftreten kann. Da der Anschlussflug, dessen
Abflugszeit durch die Fuzzy-Zahl A modelliert wird, auch früher als geplant
starten kann und dadurch einige Transferpassagiere nicht mitgenommen
werden, wird auch die Fläche seiner Zugehörigkeitsfunktion berücksichtigt,
die links von der planmäßigen Abflugszeit liegt. Da man aber annehmen kann,
dass ein Flugzeug nur dann früher als geplant losfliegt, wenn alle Passagiere
am Bord sind, ist diese Fläche irrelevant bzw. zu vernachlässigen. Um jedoch
188 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
dem Planer die Flexibilität zu geben, auch die Verteilung der "früher als
planmäßigen" Abflugszeiten in die Herleitung der Verspätungsmöglichkeit
einzubeziehen, wird in die Gleichung (7.6) ein Parameter r eingeführt, über
den man den Einfluss der linken Seite von der Zugehörigkeitsfunktion der
Abflugszeiten der Anschlussflüge steuern kann.
Über den zweiten Term von (7.6) werden die späteren Abflüge der An-
schlussverbindungen berücksichtigt. Damit wird der Tatsache Rechnung
getragen, dass sich die Verspätungsmöglichkeit durch die Reaktion der Air-
lines, die sich z.B. in der Verspätung der Anschlussflüge manifestieren kann,
sowie wegen der bestehenden Abhängigkeiten zwischen den Flügen in den
Flugzeugrotationen reduzieren muss.
in der Flugzeit geachtet, die im Laufe der Zeit von den Airlines aus diversen
Gründen geändert werden kann. Abbildung 7.14 zeigt beispielhaft den Ver-
lauf der Möglichkeitsfunktion für die von American Airlines im Jahr 2001
ausgeführten Flüge von Chicago nach Atlanta und verbildlicht die sich im
Laufe eines Tages summierenden Verspätungen.
ORD-ATL 6:55-9:54 ORD-ATL 11:20-14:55 ORD-ATL 13:11-16:16 ORD-ATL 16:32-19:29 ORD-ATL 20:34-23:24
Abbildung 7.14: Möglichkeitsverteilungen für die Flüge von American Airlines von Chicago
(ORD) nach Atlanta (ATL) 2001
190 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
Fuzzy-Verteilung der
Ankunftszeit des
selektierten Fluges
Selektierter Flug
12
Siehe Abschnitt 5.3.2.1
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 191
7.5.2.2 Master-Problem
Das Master-Problem des Optimierungsmodells erfüllt drei wesentliche
Funktionen:
1. Generieren der validen Nachbarschaftslösungen
2. Ausführen und Steuern der Optimierungsroutine
3. Aktualisieren des Systems bei Akzeptanz einer Flugplanlösung.
Abbildung 7.16 auf der nächsten Seite zeigt den Ablauf der einzelnen Schritte
im Rahmen der Ausführung des Master-Problems.
13
Siehe Abschnitt 3.4.2.2
192 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
Ja
Anfang Aktiviere Untersuche Outbound-
Iterationszähler Flüge
Nein
Ja
Rufe das Bewertungs-
Nein Sind die
subproblem auf und
Flugzeug- und Slot-
berechne Gesamtprofit Sind alle
Restriktionen
der Flugplanlösung möglichen
erfüllt?
Ist ∆-Profit > als Zeitenlagen
Ja bisheriger bester aus dem Zeitfenster
Ja ∆-Profit? untersucht
worden ?
Rufe das Sub-Problem
der Verbindungs-
Speichere die Nein
generierung bei neuen Nein
Zeitenlagen der
Zeitenlagen auf
aktuellen
Flugplanlösung Wähle die nächste
Zeitenlage aus dem
bisheriger bester Zeitfenster
∆-Profit = aktueller
∆-Profit
Ja Nein
Sind die Zeitfenster-
und Taburestriktion
erfüllt ?
Sind alle
Gehe zum nächsten Nein Inbound- bzw.
Flug Outbound-Flüge
untersucht
Erhöhe Iterationszähler
worden ?
Basierend auf dieser Logik werden im Rahmen der Ausführung des Master-
Problems, wie in Abbildung 7.16 skizziert, als Erstes alle Nachbarschaftslö-
sungen mit Hilfe der Sub-Probleme bewertet. Aus den so bewerteten Flugplä-
nen wird dann ein Flugplan ausgewählt, der zur größten positiven bzw.
kleinsten negativen Differenz zum aktuellen Zielfunktionswert führt. Im
nächsten Iterationsschritt wird ausgehend von diesem Flugplan bei den
entgegen gerichteten Flügen 14 nach neuen Vorschlägen für die optimalen
Ankunfts- und Abflugszeiten gesucht.
Die Suche wird eingestellt, sobald das Abbruchskriterium erfüllt ist, das vom
Eintreten folgender Bedingungen abhängt:
1. Die vorgegebene Anzahl der Iterationen wurde erreicht. Vor jedem
Optimierungslauf definiert der Benutzer die maximale Anzahl der Iteratio-
14
Entgegen gerichtet bedeutet in diesem Zusammenhang ein Outbound-Flug, wenn der jeweilige Flug ein
Inbound-Flug ist, und umgekehrt.
194 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
Nach der Entscheidung über die Flüge, für die sich eine Repositionierung der
Abflugs- und Ankunftszeiten lohnen kann, wird im Rahmen der Suchstrategie
als Nächstes festgelegt, wie das Zeitenlagenfenster dieser Flüge durchwan-
dert wird. Als Erstes wird die frühestmögliche Zeit aus dem Zeitfenster einge-
stellt und bewertet. Ist die damit verbundene Zielfunktionsverbesserung klei-
ner als 50% des mit einem vom Benutzer definierten Faktor multiplizierten
Mindestwertes, so wird die nächste Nachbarschaftslösung durch die Ver-
schiebung der eingestellten Abflugs- und Ankunftszeit um 15 Minuten gebil-
det. Ist die Zielfunktionsverbesserung kleiner als der mit einem Faktor skalier-
te Mindestwert, jedoch größer als 50% dieses Wertes, so werden die Zeiten-
lagen in der nächsten zu generierenden Lösung entsprechend um zehn Minu-
ten verändert. Übersteigt die Ergebnisverbesserung den skalierten Mindest-
wert, beträgt der Zeitschritt fünf Minuten. Ähnlich wie bei der Selektion der zu
untersuchenden Flüge werden hier mit einer vorgegebenen Wahrscheinlich-
keit anstatt der 15- bzw. 10-minütigen Sprünge die fünfminütigen Repositio-
nierungen gewählt.
Wie aus Abbildung 7.16 ersichtlich ist, ist die Kontrolle der Restriktionseinhal-
tung in den Prozess des Generierens von Nachbarschaftslösungen integriert.
Zur Bewertung der Gültigkeit der Flottenrestriktion muss die mit jeder Ände-
rung der Zeitenlagen assoziierte Anzahl der für die Ausführung eines Flug-
plans notwendigen Flugzeuge berechnet werden. Da der Aufbau von Flug-
zeugrotationen zeit- und rechenaufwendig ist, wird diese Anzahl im Modell
mit Hilfe der Methode der "parallelen Flüge" kalkuliert. Das Prinzip der Metho-
de besteht in der Bestimmung des Maximums der Flugzeuge für jeden Flug-
zeugtypen, die sich für jedes im Rahmen der Tageszeit verfügbare Fünf-
Minuten-Fenster in der Luft befinden oder auf ihren nächsten Einsatz am
Boden warten. Die Wartezeit am Boden wird dabei durch die für jeden
Flugzeugtyp spezifische Turnaround-Zeit abgebildet. Die Funktionsweise der
Methode wird in Abbildung 7.18 verdeutlicht.
15
Eine ähnliche Vorgehensweise wird in LEIBOLD, K. (2001), S. 141 vorgeschlagen
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 197
Flug 1
Flug 2
Flug 3
Flug 4
Flug 5
Flug 6
Tageszeit
2 Flugzeuge 4 Flugzeuge 5 Flugzeuge 3 Flugzeuge
Flugzeit
Turnaround-Zeit
Die für die Kontrolle der Einhaltung der Slot-Restriktionen benötigten Informa-
tionen über die maximale Anzahl der zur Verfügung stehenden Start- und
Lande-Slots werden vor der eigentlichen Optimierung in den dafür vorgese-
henen Oberflächen des Software-Tools einzeln für die Inbound- und Out-
bound-Flüge eingegeben. Die Slot-Restriktionen werden im Modell außer für
die Gewährleistung der operationellen Durchführbarkeit der entwickelten
Flugpläne noch zur Verhinderung der Entstehung einer großen Verkehrswelle
benötigt, die zwar unter Aspekten der Umsatzmaximierung optimal, jedoch
aus der Nutzenperspektive der Passagiere nicht erwünscht ist. Ähnlich wie
bei der Untersuchung der Änderung der Flugzeugzahl wird vom Master-Prob-
lem vor jeder neuen Festlegung der Abflugs- und Ankunftszeiten geprüft, ob
die Anzahl der verfügbaren Slots überschritten wird.
Abbildung 7.20: Grafische Oberfläche des Software-Tools zum Anzeigen des Optimie-
rungsverlaufs
Ein weiterer interessanter Punkt, den man mit dem Modell klären kann, ist die
Identifizierung von Transferverbindungen mit dem negativen Deckungsbeitrag.
Dies sind gemäß der Modellformulierung in der Formel (7.1) Verbindungen,
deren Verspätungskosten die Passagierumsätze übersteigen. Solche
Verbindungen entstehen, wenn z.B. hohe Übernachtungskosten anfallen oder
wenn die Wartezeit auf den nächstmöglichen Flug zur Zieldestination sehr
lang ist.
Für die Analysen werden die vom OAG16 publizierten Weltflugpläne verwen-
det. Es wird stets zwischen den Sommer- und Winterflugplänen unterschie-
den, da diese verschiedene Gültigkeitsdauer haben und zum Teil andere
Strukturen und Destinationsportfolios aufweisen können. Solch eine Unter-
scheidung ist außerdem wegen der ungleichen Witterungsbedingungen in
den Sommer- und Wintermonaten sinnvoll, von denen die Flugverspätungen
und somit die Verspätungskosten wesentlich beeinflusst werden können. Die
Sommerflugpläne gelten von April bis einschließlich Oktober des jeweiligen
Jahres. Die Winterflugpläne erstrecken sich vom November bis März.
16
Der Official Airline Guide (OAG) enthält detaillierte Informationen über die Flüge aller Linienfluggesell-
schaften
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 201
Zur Optimierung der Abflugs- und Ankunftszeiten wurde für alle Flüge ein
Zeitenlagenfenster von einer Stunde festgelegt, das durch Subtraktion bzw.
Addition von jeweils 30 Minuten zu den planmäßigen Zeitenlagen gebildet
wird.
+5,0% +4,2% +4,8% +4,8% +6,0% +4,7% +5,6% +4,5% +3,5% +4,4% +4,1%
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Abbildung 7.21: Entwicklung des PAX-Ertrags von American Airlines in Chicago (ORD)
1999-2004
202 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
Verspätungskosten [Mio. $], Verhältnis der Verspä- Verspätungskosten [Mio. $], Verhältnis der Verspä-
tungskosten zu Transferpassagierumsätzen [%], tungskosten zu Transferpassagierumsätzen [%],
Sommerflugpläne Winterflugpläne
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Abbildung 7.22: Auswertung der Schätzdaten für die Verspätungskosten und das Verhält-
nis der Verspätungskosten zu Transferpassagierumsätzen im Flugplan von American Air-
lines in Chicago (ORD)
Abbildung 7.22 zeigt die Entwicklung der Schätzwerte für die Höhe und den
Anteil der gesamten Verspätungskosten für die Flüge von American Airlines
in Chicago O'Hare. Aus dieser Abbildung lässt sich leicht erkennen, dass die
Einführung von De-Peaking bzw. von der als "Rolling Hub" bezeichneten
gleichmäßigen Verteilung der Flüge über den Tag zu einer signifikanten Re-
duzierung der gesamten passagierbezogenen Verspätungskosten um ca.
20% führte. Eine sogar noch wichtigere Kennzahl zur Beurteilung der Effekti-
vität des Verspätungskostenmanagements als der Absolutbetrag der monetä-
ren Konsequenzen von Flugverspätungen ist das Verhältnis der Verspätungs-
kosten zu den Transferpassagierumsätzen. Diese Kennzahl zeigt, auf wel-
chen Anteil der durch die Beförderung von Transferpassagieren generierten
Erlöse eine Fluggesellschaft wegen verspätungsbedingter Passagierentschä-
digung verzichten muss. Die Ergebnisse des Modells zeigen deutlich, dass
der Anteil der Verspätungskosten durch das De-Peaking zurückging. Aus der
rechten Grafik der Abbildung 7.22, die die Verspätungskostenentwicklung in
den Winterflugplänen präsentiert, erkennt man auch, dass diese Kennzahl
bereits ein Jahr vor der eigentlichen Einführung von Rolling Hub gesunken ist.
Dies erklärt sich im Wesentlichen durch einen starken Rückgang der gesam-
ten Flugbewegungen am Flughafen sowie der Flugbewegungen von Ameri-
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 203
can Airlines17. Dieser Rückgang war durch die Terroranschläge auf das World
Trade Center in New York sowie durch die allgemeine Verschlechterung der
Wirtschaftslage hervorgerufen und bedingte durch die Entspannung der
Überlastungssituation am Flughafen eine Verbesserung der Verspätungssta-
tistiken. Abbildung 7.23 zeigt die Entwicklung der Flugbewegungen in
Chicago O'Hare.
373.000 376.000
557.000 368.000
542.000 543.000 355.000
539.000
533.000
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Abbildung 7.23: Anzahl der Flugbewegungen in Chicago O'Hare (Quelle: Chicago Airport
Authority, OAG-Flugpläne, eigene Berechnungen)
Den Effekt der Reduzierung der Flugfrequenzen und die damit einhergehen-
de primär durch externe Einflüsse hervorgerufene Verbesserung des Über-
lastungsproblems könnte man aus dem Winterflugplan 2001/2002 heraus-
rechnen, indem man die entsprechenden Verspätungskosten unter Verwen-
dung der aus dem Winterflugplan 2000/2001 hergeleiteten Zugehörigkeits-
funktionen kalkuliert. Dabei ergibt sich ein Absolutbetrag der Verspätungskos-
ten von 1,35 Mio. USD pro Tag sowie ein Verhältnis Verspätungskosten zu
Transferpassagierumsätzen von 7,9%. Dies ist ein deutlich schlechteres Er-
gebnis als nach der Einführung von Rolling Hub.
17
Als Flugbewegung wird ein Start- oder Landeereignis bezeichnet
204 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
American Airlines, ORD, Sommer 2001 American Airlines, ORD, Sommer 2002
Abfliegende Abfliegende
Flüge Flüge
Tages- Tages-
zeit zeit
Ankommende Ankommende
Flüge Flüge
Abbildung 7.24: Flugplanstruktur von American Airlines in Chicago O'Hare (ORD) in den
Sommern 2001 und 2002 (Quelle: OAG-Flugpläne, eigene Berechnungen)
Einige Ursachen für den Rückgang der Verspätungen, der mit der Einführung
von Rolling Hub einherging, können mit Hilfe der in Abbildung 7.25 dargestell-
ten Statistiken erläutert werden. Dort wird die Anzahl der Transferverbindun-
gen von American Airlines in den Sommerflugplänen 2001 und 2002 gezeigt,
die am Flughafen Chicago O'Hare für alle möglichen Transferzeiten im Rah-
men des definierten Hit-Fensters aufgebaut werden. Man erkennt daraus,
dass im Sommerflugplan 2001 mit seinen ausgeprägten Wellenstrukturen
(siehe Abbildung 7.24), relativ viele Transferverbindungen mit einer sehr kur-
zen Transferzeit von 50 bis ca. 75 Minuten enthalten waren. Diese aus Markt-
sicht attraktiven Verbindungen führten jedoch beim Eintreten der Irregularitä-
ten im Flugbetrieb zu passagierbezogenen Verspätungskosten, da die Trans-
ferpassagiere das zweite Segment ihrer Reiseverbindung oft nicht erreichen
konnten. Mit der Einführung von Rolling Hub im Sommer 2002 reduzierte sich
die Anzahl der schnellen Transferverbindungen, wobei die Anzahl der etwas
langsameren und weniger verspätungskostenanfälligen, aber dennoch wett-
bewerbsfähigen Verbindungen mit einer Transferzeit von 75 bis 150 Minuten
im Vergleich zum Sommerflugplan 2001 deutlich zunahm.
teilung der Flüge über den Tag im Rolling-Hub-Flugplan finden sich jedoch
auch hier, wie Abbildung 7.25 zeigt, "versteckte" Wellenstrukturen18, die zur
Maximierung der Anzahl der Transferverbindungen führen. Diese Wellen der
Transferverbindungsanzahl haben jedoch deutlich längere Phasen als im
Sommerflugplan 2001, was auf die Konstruktion von längeren und somit
weniger verspätungsanfälligen Verbindungen hindeutet.
Anzahl der
Transferverbindungen
1.200
1.000
800
600
400
200
0
0:50 1:15 1:40 2:05 2:30 2:55 3:20 3:45 4:10 4:35 5:00
Transferzeit
Abbildung 7.25: Anzahl der Transferverbindungen von American Airlines in den Sommer-
flugplänen 2001 und 2002, die über Chicago O'Hare verlaufen, und ihre Transferzeit
(Quelle: OAG-Flugpläne, eigene Berechnungen)
Geschätzte Transferpassagierumsätze für Verhältnis der Anzahl von Hits zu der Anzahl
Sommerflugpläne [Mio. USD] der Inbounds
Rolling Hub Rolling Hub
19,4 71
18,7
18,4 70
17,5 67
17,1 17,5 66
16,6 64
16,2
15,3 15,4
14,4 61
14,6
S99 S00 S01 S02 S03 S04 S99 S00 S01 S02 S03 S04
Geschätzte Transferpassagierumsätze für Verhältnis der Anzahl von Hits zu der Anzahl
Winterflugpläne [Mio. USD] der Inbounds
Rolling Hub Rolling Hub
68
17,8 17,6
17,1
17,1 64 65
16,5 16,7
16,3
16,3
15,5
15,5
60
60
W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Konnektivität sank zwar, blieb jedoch relativ hoch. Die Steigerung der Trans-
ferpassagierumsätze, die mit einer Reduktion der Konnektivität verbunden ist,
zeugt von der Fokussierung der Planung auf die Märkte mit einem höheren
Passagieraufkommen.
Mit Ausnahme des Winterflugplans 2003/2004 lässt sich, wie Abbildung 7.28
zeigt, nach der Einführung von Rolling Hub ein Rückgang der Anzahl der
Verbindungen mit negativem Deckungsbeitrag feststellen.
-54,0
-46,7
-71,5
-54,3
-51,3
-45,5
-34,2
-15,5
-11,9
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
+5,6% +5,2% +5,2% +3,8% +4,1% +3,4% +6,7% +4,8% +4,5% +3,3% +3,6%
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Abbildung 7.29: Entwicklung des PAX-Ertrags von American Airlines in DFW 1999-2004
Verspätungskosten [Mio. $], Verhältnis der Verspä- Verspätungskosten [Mio. $], Verhältnis der Verspä-
tungskosten zu Transferpassagierumsätzen [%], tungskosten zu Transferpassagierumsätzen [%],
Sommerflugpläne Winterflugpläne
3,30
3,00
Rolling Hub Rolling Hub
2,99 2,54
2,47
2,43 2,85 2,11
2,69
12,3% 2,13
11,3% 1,76
11,4% 2,03 2,01 1,51
10,8% 1,97 1,56
1,83 9,1% 9,1%
9,8%
1,28 1,27
8,8% 1,46 1,43 7,7%
7,9% 1,08
7,5% 7,2% 7,5% 6,2%
7,2%
5,8%
5,3%
4,8%
5,4% 5,5% 3,9% 4,6%
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Abbildung 7.30: Auswertung der Schätzdaten für die Verspätungskosten und das Verhält-
nis der Verspätungskosten zu Transferpassagierumsätzen im Flugplan von American Air-
lines in Dallas/Fort Worth (DFW)
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 209
Die Einführung von Rolling Hub war allerdings, wie aus Abbildung 7.31 her-
vorgeht, mit einer Reduktion der Anzahl der Flüge von American Airlines
verbunden, so dass sich hier der vom De-Peaking ausgehende Effekt nicht
eindeutig isolieren lässt. Es ist jedoch festzustellen, dass die Verspätungs-
kosten und ihr Anteil an den Transferpassagierumsätzen in den Flugplänen
Winter 2001/02 und Sommer 2002 – mit ihrer Wellenstruktur und einer
ähnlichen Anzahl von Flugfrequenzen wie die nachfolgenden Rolling-Hub-
Flugpläne – deutlich höhere Werte hatten als in den Rolling-Hub-Flugplänen.
Im Winterflugplan 2003/04 stiegen die Verspätungskosten wieder leicht an,
was vermutlich am starken Wachstum der gesamten Flugbewegungen am
Flughafen lag.
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Abbildung 7.31: Anzahl der Flugbewegungen in Dallas/Fort Worth (Quelle: Dallas Airport
Authority, OAG-Flugpläne, eigene Berechnungen)
Aus den Abbildungen 7.32 und 7.33 erkennt man jedoch, dass American
Airlines durch Einführung von Rolling Hub in Dallas signifikante Einbußen in
ihren Transferpassagierumsätzen hinnehmen musste und sich die Konnekti-
vität ihrer Flugpläne erheblich verschlechterte. Diese negativen Effekte resul-
tierten einerseits aus der Reduktion der Flugfrequenzen und andererseits aus
dem in Abbildung 7.34 am Beispiel der Sommerflugpläne 2002 und 2003 dar-
gestellten Verzicht auf ein wellenförmiges Verlaufsmuster der Transferverbin-
dungsanzahl in Rolling-Hub-Flugplänen. Ein nahezu horizontaler Verlauf der
Funktion der Anzahl der Transferverbindungen pro Transferzeit in Abbildung
7.34 deutet auf ein fast vollständiges Fehlen geplanter zeitnaher Zusammen-
führungen der ankommenden und ausgehenden Passagierströme im Rolling-
210 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
Geschätzte Transferpassagierumsätze für Verhältnis der Anzahl von Hits zu der Anzahl
Sommerflugpläne [Mio. $] der Inbounds
S99 S00 S01 S02 S03 S04 S99 S00 S01 S02 S03 S04
Geschätzte Transferpassagierumsätze für Verhältnis der Anzahl von Hits zu der Anzahl
Winterflugpläne [Mio. $] der Inbounds
27,9
27,6
27,1 27,3 27,4
26,8 101 99
26,7 26,5
94
W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Anzahl der
Transferverbindungen
3.500
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
0:50 1:15 1:40 2:05 2:30 2:55 3:20 3:45 4:10 4:35 5:00
Transferzeit
Abbildung 7.34: Anzahl der Transferverbindungen von American Airlines in den Sommer-
flugplänen 2002 und 2003, die über Dallas/Fort Wort (DFW) verlaufen und ihre Transfer-
zeit (Quelle: OAG-Flugpläne, eigene Berechnungen)
-80,3
-167,2 -76,6
-71,2
-152,5 -146,7
-133,4
-122,0
-15,6
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
+6,7% +4,3% +4,8% +4,7% +4,6% +4,0% +6,0% +4,3% +4,6% +4,5% +4,8%
26,2
26,3 25,6 25,8
26,2 26,1
25,1
25,3 25,3 24,7 24,5 24,6
24,9 25,0
24,9
23,6
24,3 24,1 23,2
23,3
23,0 21,9
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Verspätungskosten [Mio. €], Verhältnis der Verspä- Verspätungskosten [Mio. €], Verhältnis der Verspä-
tungskosten zu Transferpassagierumsätzen [%], tungskosten zu Transferpassagierumsätzen [%],
Sommerflugpläne Winterflugpläne
2,19
1,66
1,35
11,4% 1,34
1,28 1,31
0,96 1,21
1,14
1,14
0,84 0,81 9,2% 0,99 0,99
0,70 0,72 0,72 0,89
6,8% 0,67
0,59 6,3%
0,57 6,0% 6,4% 6,4% 6,4%
0,50 4,6%
4,4% 5,2%
4,0% 4,8%
3,5% 3,3% 3,6% 3,8% 4,5% 4,6%
3,0%
2,4% 2,8%
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Abbildung 7.37: Auswertung der Schätzdaten für die Verspätungskosten und das Verhält-
nis der Verspätungskosten zu Transferpassagierumsätzen im Flugplan von Lufthansa in
Frankfurt (FRA)
19
Unter der Flugzeit ist die Summe der Zeit in der Luft und am Boden zu verstehen. Diese Zeit wird in der
Luftfahrtindustrie als Blockzeit bezeichnet
214 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
278.000 186.000
277.000 185.000
277.000 274.000 183.000
178.000 177.000
259.000
+7,0% -0,3% +0,4% -1,4% +5,3% +2,7% -3,0% +4,7% -0,2%
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Inbound-Flüge Outbound-Flüge
1 +10 min 1
+5 min
+10 min 3 +15 min 3
Abbildung 7.39: Vergleich der Flugzeiten der Lufthansa-Flüge in den Flugplänen 2003 und
2004 auf den Strecken, die in beiden Flugplänen geflogen wurden (Quelle: OAG-Weltflug-
pläne, eigene Berechnungen)
Abbildung 7.40 zeigt, dass die Sommerflugpläne von der Lufthansa in der
Regel weniger Verbindungen enthalten, in denen die Verspätungskosten die
Transferpassagierumsätze übersteigen.
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 215
-131,9
-148,0
-93,0
-61,6
-51,0 -77,5
-70,5
-37,3
-32,5
-55,8
-24,5
S99 S00 S01 S02 S03 S04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
Aus den nachfolgenden Abbildungen 7.41 und 7.42, die die Dynamik der
Transferpassagierumsätze und der Flugplankonnektivität darstellen, lässt
sich, mit Ausnahme des Sommerflugplans 2001, ein positiver Trend in der
Entwicklung der Transferpassagiererlöse ableiten. Außerdem zeigt sich im
Sommerflugplan 2004 eine Verbesserung der Konnektivität, trotz des erfolg-
ten De-Peaking.
Geschätzte Transferpassagierumsätze für Verhältnis der Anzahl von Hits zu der Anzahl
Sommerflugpläne [Mio. €] der Inbounds
86
21,7
21,1 21,2
20,8
78
20,1 20,3
20,0 20,0 77
76 76
19,2 19,1
19,1
18,2
64
S99 S00 S01 S02 S03 S04 S99 S00 S01 S02 S03 S04
Geschätzte Transferpassagierumsätze für Verhältnis der Anzahl von Hits zu der Anzahl
Winterflugpläne [Mio. €] der Inbounds
81
21,8
21,5
20,9 78
20,9
20,6
19,9
20,1 75
18,8 19,2
73
18,1
69
W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04 W99/00 W00/01 W01/02 W02/03 W03/04
20
Die Entwicklung der Umsatzrenditen der Airline-Industrie findet sich im Anhang
Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell 217
Trotz der oft hohen Anzahl an Iterationsschritten, die zum Erreichen einer op-
timalen Flugplanlösung notwendig waren, konnte die in den ersten Phasen
des Planungsprozesses festgelegte Struktur der Flugpläne in allen Fällen
weitgehend aufrechterhalten werden. Diese Anforderung an das Modell ist
somit erfüllt. Die nachfolgende Abbildung zeigt am Beispiel des Winterflug-
plans 2000 von American Airlines in Chicago eine ursprüngliche und eine op-
timierte Flugplanstruktur. Die dunklen Punkte markieren dabei die neuen zeit-
lichen Positionen der Flüge.
Ausgangsflugplan
Optimierter Flugplan
Abbildung 7.43: Flugplanstruktur von American Airlines in Chicago im Winter 2000 vor und
nach der Optimierung
Die Bewertungsläufe zeigten, dass die von American Airlines in Chicago und
Dallas vorgenommene Einführung von Rolling Hubs zu einer deutlichen Ver-
besserung der Verspätungskostensituation führte. Die Transferpassagier-
218 Kapitel 7 Fuzzy- und Marktmodell-basiertes Flugplanoptimierungsmodell
Das De-Peaking von Lufthansa konnte zwar den Absolutbetrag der Verspä-
tungskosten nicht deutlich reduzieren, es sorgte jedoch für die Beschränkung
der Anzahl und der Auswirkungen der Flugverspätungen. Diese wären an-
sonsten erheblich höher gewesen angesichts eines starken Wachstums der
Flugbewegungen am Flughafen und der Verkürzung der Flugzeiten, welche
die Einhaltung der planmäßigen Zeitenlagen generell unterminiert.
Das Modell ist darüber hinaus in der Lage, diejenigen Ineffizienzen eines
Flugplans zu identifizieren und zu beseitigen, die sich als Transferverbindun-
gen mit negativem Deckungsbeitrag äußern.
219
Das vorliegende Kapitel beschäftigt sich mit Möglichkeiten und Grenzen der
Übertragung des Modells auf andere Industrien oder betriebliche Wertschöp-
fungskonzepte. Als potenzielle und am besten geeignete Einsatzbereiche
wurden dazu das Transportwesen und das Supply Chain Management iden-
tifiziert. Es wird hier untersucht, in welchen Aufgaben das Modell die operati-
ven Planungsprozesse unterstützen kann bzw. inwiefern die aktuelle Modell-
struktur angepasst werden muss, damit die Anforderungen der jeweiligen In-
dustrien am besten erfüllt sowie die dortigen Gegebenheiten möglichst reali-
tätsnah abgebildet werden. In Abbildung 8.1 sind die möglichen, beim Modell-
einsatz in den oben aufgezeichneten Bereichen relevanten Aufgaben, Ziel-
funktionen und Rahmenbedingen zusammengefasst.
• Optimierung der Anfangs- und Endzeiten • Optimierung der Start- und Endzeiten
Aufgaben der Transportdienste der Beschaffungs-, Produktions- und
Vertriebsprozesse
Übertragen auf das Transportwesen könnte das entwickelte Modell zur opti-
malen Festlegung der Abfahrts- und Ankunftszeiten von Transportsdiensten1
1
z.B. Züge, Busse oder Schiffe
Kapitel 8 Möglichkeiten des Modelleinsatzes in anderen Industrien 221
eingesetzt werden. Als Zielfunktion kann dabei, ähnlich wie in der Luftfahrtin-
dustrie, die Differenz zwischen Passagier-(oder Cargo-)umsätzen und Ver-
spätungskosten fungieren. Die Minimierung der Verspätungskosten oder der
aggregierten Verspätungsmöglichkeit könnte auch als alternative Modellziel-
setzung gewählt werden.
2
z.B. Übernachtungs-, Verpflegungs- oder Lagerkosten
226 Kapitel 8 Möglichkeiten des Modelleinsatzes in anderen Industrien
3
WILDEMANN, H. (2000), S. 12
Kapitel 8 Möglichkeiten des Modelleinsatzes in anderen Industrien 227
somit die mit der Planung und Steuerung der logistischen Kette verbundenen
Aktivitäten. Die logistische Kette integriert dabei die inner- und außerbetriebli-
chen Beschaffungs-, Produktions- und Distributionsprozesse. Abbildung 8.3
fasst die wichtigsten Ziele und Aufgaben von SCM zusammen.
Neben der Wahl der passendsten Zielfunktion muss eine Adjustierung des
Restriktionssystems vorgenommen werden. Die Flottenrestriktion, die die
Ausführbarkeit der optimierten Pläne auf den vorhandenen Produktionsmit-
teln kontrolliert, ist nach wie vor beizubehalten. Sie kann z.B. bei der Planung
der Maschinenbelegung als die Ermöglichung der vorgesehenen Material-
bearbeitung auf den zur Verfügung stehenden Produktionsanlagen verstan-
den werden.
Neben der Flottenrestriktion muss auch die Slot-Restriktion zur Abbildung der
verfügbaren Ressourcenkapazität berücksichtigt werden. Diese Restriktion
kann hier, ähnlich wie beim Modelleinsatz im Luftverkehr, als Prüfung der
Nichtüberschreitung der maximal möglichen Anzahl von Vorgängen pro Zeit-
einheit auf einer Produktionsanlage bzw. einer Ressource modelliert werden.
Kapitel 8 Möglichkeiten des Modelleinsatzes in anderen Industrien 229
Die Zeitfensterrestriktion wird auch für die SCM-Prozesse benötigt, kann al-
lerdings in Kombination mit einem Aspirationskriterium abgeschwächt bzw.
deaktiviert werden.
Die optimalen Zeitenlagen der einzelnen Prozesse im Kontext von SCM kön-
nen weiterhin mit der in das Originalmodell integrierten Tabu-Suche ermittelt
werden. Je nach konkreter Fragestellung wird jedoch eine entsprechende
problemspezifische Anpassung der Intensivierungs- und Diversifikationsstra-
tegie nötig.
Verzichtet werden kann hier auf die Erarbeitung der zeitlichen Repositionie-
rungsvorschläge für nur einen Teil der auszuführenden Vorgänge. Dies ent-
spricht in der urprünglichen Modellformulierung der Betrachtung jeweils nur
der Inbound- oder Outbound-Flüge in einem Iterationsschritt. Der Grund dafür
ist eine wesentlich komplexere Natur der Prozessinterdependenzen in der
betrieblichen Realität als die Art der wechselseitigen Abhängigkeiten zwi-
schen den einzelnen Flügen an einem Hub-Flughafen.
auch für die mit dem Supply Chain Management verbundenen Fragestellun-
gen sinnvolle und valide Ergebnisse.
Das in der vorliegenden Arbeit entwickelte Modell ist der erste Versuch, die
Unsicherheitsaspekte am Beispiel des Luftverkehrs umfassend, realitätsnah
und theoretisch fundiert in das Scheduling bzw. in die Flugplanoptimierung zu
integrieren. Die Abbildung der Unsicherheiten bezüglich Abflugs- und An-
kunftszeiten der Flüge erfolgt mit Hilfe der Fuzzy-Mengen-Theorie. Dies er-
möglicht die Berücksichtigung sowohl der Vergangenheitsinformationen als
auch der subjektiven Vorstellungen, Erfahrungen und Bewertungen der Ex-
perten bei der Herleitung der Aussagen über die zu erwartenden Unsicher-
heitsaspekte. Eine solche Modellierungstechnik weicht außerdem den Nach-
teilen der stochastischen Ansätze aus, die von der vollständigen Übereinstim-
mung der Rahmenbedingungen in den Vergangenheits-, Planungs- und Aus-
führungsperioden ausgehen, und erlaubt somit eine realitätsnahe Beschrei-
bung der Unsicherheit.
Die Feststellungen dieser Arbeit könnten einen Anstoß bilden, die Theorie der
Fuzzy-Mengen bei der Optimierung von Flugplänen sowie bei anderen Sche-
duling-Aufgaben einzusetzen, um so die zu signifikanten Kosten führenden
Unsicherheitsaspekte bezüglich der Ausführungs-, Anfangs- und Endzeiten
der Produktions- und Dienstleistungsprozesse realitätsnah abzubilden.
Kapitel 9 Fazit und Ausblick 233
Diese Arbeit liefert weitere Argumente für die Notwendigkeit und den Sinn ei-
ner Integration der Unsicherheitsaspekte in den Prozess der Flugplanoptimie-
rung und sie zeigt die Möglichkeiten und Grenzen für die Realisierung einer
solchen Integration auf.
Nicht zuletzt können die Erkenntnisse dieser Arbeit das Management der
Fluggesellschaften davon überzeugen, sich von der ursprünglichen, auf den
Aufbau von mehreren über den Tag verteilten Verkehrswellen ausgerichteten
Planungsphilosophie zu verabschieden und sich anstatt dessen zur Gewähr-
leistung der gleichmäßigen Ressourcenverteilung und zur Minimierung der
Verspätungskosten auf die Entwicklung und Implementierung von Rolling
Hubs zu konzentrieren.
Basierend auf den Erkenntnissen dieser Arbeit könnte man auch Versuche
unternehmen, Flugzeug- und Crewzuordnung mit Hilfe eines Fuzzy-basierten
Modells durchzuführen.
234 Kapitel 9 Fazit und Ausblick
Interessant wäre überdies ein Ansatz, der über die erarbeiteten Vorschläge
zur Modelladaptation hinausgeht und versucht, das Modell auf eine konkrete
Scheduling-Aufgabe im Transportwesen oder im Supply Chain Management
anzuwenden. Das in dieser Arbeit enthaltene Methodeninstrumentarium lie-
fert dafür eine solide und ausbaufähige Basis.
235
Anhang
Parameter der empirischen Bewertungs- und Optimierungsläufe
Parameter Wert
Wochentag Montag
Detour-Factor 1,35
Maximales Hit-Fenster für Transferverbindungen mit der
120 Minuten
Gesamtreisezeit < 4 Std.
Maximales Hit-Fenster für Transferverbindungen mit der
180 Minuten
Gesamtreisezeit ≥ 4 Std.
[-30 Minuten bis + 30
Zeitfenster für die Zeitenlagen der Flüge
Minuten]
Preisaufschlagkoeffizient für die Passagierbeförderung mit der
1,0
eigenen Airline
Preisaufschlagkoeffizient für die Passagierbeförderung mit einer
1,1
Partner-Airline
Preisaufschlagkoeffizient für die Passagierbeförderung mit einer
1,2
Konkurrenz-Airline
Anteil der Passagiere, die mit dem ersten späteren Flug
80%
weiterbefördert werden
Anteil der Passagiere, die mit dem zweiten späteren Flug
20%
weiterbefördert werden
Partner-Airlines für American Airlines OneWorld Mitglieder
Partner-Airlines für Lufthansa Star-Alliance Mitglieder
Umsatzabschlag bei einer Verspätung von 0,5 Stunden 10%
Umsatzabschlag bei einer Verspätung von 1 Stunden 10%
Umsatzabschlag bei einer Verspätung von 1,5 Stunden 20%
Umsatzabschlag bei einer Verspätung von 2 Stunden 30%
Umsatzabschlag bei einer Verspätung von 2,5 Stunden 40%
Umsatzabschlag bei einer Verspätung von 3 Stunden 60%
Umsatzabschlag bei einer Verspätung von 3,5 Stunden 70%
Umsatzabschlag bei einer Verspätung von 4 Stunden 90%
Umsatzabschlag bei einer Verspätung mehr als 4 Stunden 100%
Übernachtungskosten für einen Passagier 100 €
Umsatzabschlag bei einer Übernachtung 70%
Faktor zur Berücksichtigung von früheren Abflügen 0%
Maximale Anzahl von Slots für American Airlines in Chicago
7
O'Hare pro 5 Minuten
Maximale Anzahl von Slots für American Airlines in Dallas/Fort
13
Worth pro 5 Minuten
Maximale Anzahl von Slots für Lufthansa in Frankfurt pro 5
5
Minuten
Länge der Tabu-Liste 170 Flüge
Maximale Anzahl der Iterationen (Abbruchskriterium) 100
Anzahl der zu akzeptierenden Flügen in einem Iterationsschritt 20
Mindestwert für die Zielfunktionsverbesserung 2.000 €
Skalierungsparameter für den Mindestwert 0,95
Wahrscheinlichkeit für die Akzeptanz der Flüge mit der
10%
Zielfunktionsverbesserung kleiner als der skalierte Mindestwert
Wahrscheinlichkeit für die Akzeptanz der Zeitenlagen der Flüge
mit der Zielfunktionsverbesserung kleiner als der skalierte 10%
Mindestwert
Zulässige Anzahl der Iterationsschritte mit einer
3
Zielfunktionsverbesserung unter dem vorgegebenen Mindestwert
236 Anhang
Entwicklung
Entwicklung des
des Anteils
Anteils der
der Codeshare-Flüge
Codeshare-Flüge in
in den
den Weltflugplänen
Weltflugplänen
35,5%
30,6%
27,2% 27,3% 26,7%
17,6%
15,9% 15,1% 14,4%
14,6%
11,6% 11,6%
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
Entwicklung
Entwicklung der
der operativen
operativen Ergebnisse
Ergebnisse und
und Gewinne
Gewinne der
der
weltweiten
weltweiten Airline-Industrie
Airline-Industrie
Umsatz-
anteil
8
0
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003
-2
-4
-6
Operatives Ergebnis
Gewinn
Abbildung A.2: Entwicklung der operativen Ergebnisse und Gewinne der weltweiten
Airline-Industrie (Quelle: IATA (2004), S. 27)
Anhang 237
Freiheitsgrade im Luftverkehr
Erste Freiheit
Das Reicht, das Hoheitsgebiet eines anderen Heimatstaat Staat A Staat B
Staates ohne Landung zu überfliegen
Zweite Freiheit
Das Recht im Hoheitsgebiet eines anderen Staates
zu nichtgewerblichen Zwecken zu landen Heimatstaat Staat A Staat B
Dritte Freiheit
Das Recht, Passagiere, Post und Fracht aus dem
Heimatstaat in einen anderen Staat zu befördern Heimatstaat Staat A
Vierte Freiheit
Das Recht, Passagiere, Post und Fracht aus einem
anderen Staat in den Heimatstaat zu befördern Heimatstaat Staat A
Fünfte Freiheit
Das Recht, Passagiere, Post und Fracht auf einem
Flug, der im Heimatstaat beginnt, zwischen zwei
anderen Staaten zu befördern Heimatstaat Staat A Staat B
Sechste Freiheit
Das Recht, Passagiere, Post und Fracht auf zwei
verschiedenen Flügen von einem anderen Staat via
den Heimatstaat in einen Drittstatt zu befördern Staat A Heimatstaat Staat B
Siebte Freiheit
Das Recht, Passagiere, Post und Fracht auf einem
Flug zwischen zwei Drittstaaten zu befördern Heimatstaat Staat A Staat B
Literaturverzeichnis
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gorithms, and applications. Englewood Cliffs: Prentice Hall, 1993
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national, Vol. 33, Nr. 6. S. 14
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Booz-Allen & Hamilton (2001): Punctuality: How airlines can improve on-
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Bräysy, O. (2001): Genetic Algorithms for the Vehicle Routing Problem with
Time Windows, Dept. of Mathematics and Statistics, University of Vaasa,
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Anwendungen in der Diskussion, Braunschweig, Vieweg Verlag, S. 161-178
zuletzt erschienen:
John-Christian Lührs
Strategische Unternehmensführung bei hoher Marktturbulenz
Birgit Kuhles
Interkulturelles Management westlicher Banken in Südostasien
Katrin Vernau
Effektive politisch-administrative Steuerung in Stadtverwaltungen
Mandy Krafczyk
Quality Added Value
Yves Meinhardt
Veränderung von Geschäftsmodellen in dynamischen Industrien
Nicolás Ebhardt
Privatbankiers im Elektronischen Markt
Ulrich H. Krause
Zielvereinbarungen und leistungsorientierte Vergütung
Gregor Tjaden
Erfolgsfaktoren Virtueller Unternehmen
Vatchagan Vartanian
Innovationsleistung und Unternehmenswert
Bernd Hochberger
Financial Planning
Jens-Holger Dodel
Supply Chain Integration
Christian Krys
Erfolgreiche Wettbewerbsstrategien im westeuropäischen GSM-Markt
Ralf Moldenhauer
Krisenbewältigung in der New Economy
Karsten Lafrenz
Shareholder Value-orientierte Sanierung
(Weitere Titel dieser Reihe finden Sie auf der folgenden Seite.)
AUS DER REIHE
Gabler Edition Wissenschaft
(Fortsetzung)
Andreas Luber
Mobile Brokerage
Holger von Daniels
Private Equity Secondary Transactions
Jens Köppen
Synergieermittlung im Vorfeld von Unternehmenszusammenschlüssen
Thomas Kempe
Management wetterinduzierter Risiken in der Energiewirtschaft
Carsten W. Seeliger
Corporate Venturing in der Praxis
Ralph Kudla
Finanzierung in der Sanierung
Tobias Harzer
Investor Relations für Privatanleger
Torsten Schmid
Strategie als Kunst des Möglichen
Ingo Lange
Unternehmenswert und Behavioral Finance in der Insolvenz
Jörg Zirener
Sanierung in der Insolvenz
Verena Reichl
Prospektive Auswirkungen der Kosteneinsparung im Gesundheitswesen
auf Ärzte, Patienten und die Industrie
Markus Strietzel
Unternehmenswachstum durch Internationalisierung in Emerging Markets
Burkhard Schnorrenberg
Zur Preisbildung von Forwardkontrakten im Strommarkt
Leonid Jasvoin
Integration der Unsicherheitsaspekte in die Schedule-Optimierung
✓ Betriebswirtschaftslehre
✓ Volkswirtschaftslehre
✓ Wirtschaftsrecht
✓ Wirtschaftspädagogik und
✓ Wirtschaftsinformatik
Deutscher Universitäts-Verlag
Abraham-Lincoln-Str. 46
D-65189 Wiesbaden