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Das Kunstmagazin der ZEIT

Nº102 Juni 2015    Seit 1930

Sammeln wie John F. Kennedy – eine Anleitung

€ 13,– (A, I, LUX, NL)


SFR 20,– (CH)
€ 11,80 (D)
00102

511804
4 190713

Biennale Die ersten Eindrücke aus Venedig Van Gogh Ein neuer Blick im Jubiläumsjahr
Moderne Impressionisten und Expressionisten vereint in einer großen Ausstellung
Asiatische Kunst inkl. einer Slg. moderner chinesischer Malerei
und The Kolodotschko Collection of Netsuke III
Auktion am .+. Juni  in Köln
Vorbesichtigung: . Mai.– ./. Juni

Fu Baoshi (-). Die neun Älteren von Xiangshan Qi Baishi (-)


Datiert: . Tusche und Farbe auf Papier,  x , cm Der unsterbliche Li Tieguai. Tusche
und Farbe auf Papier,  x  cm

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München T      Berlin T      Brüssel T     Zürich T    
UNSER
TITELBILD
TITELBILD: Robert Knudsen/White House Photographs/John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston; Bild rechts: Alan Fontaine/Little, Brown & Company

Man meint, das Salzwasser geradezu riechen Universitätsteam in Harvard. Den freiwilli- darunter das graue Modell des Motorboots
zu können, die frische Brise an Bord der gen Kriegsdienst leistete er im 2. Weltkrieg PT-109 – auf den Bücherregalen, dazwischen
Jacht »Manitou«, die John F. Kennedy an ei- selbstverständlich bei der Marine – was ihn Siegerpokale, die er als Sportsegler während
nem Augustwochenende im Jahr 1962 so läs- fast das Leben kostete, als sein Schnellboot seiner Studentenzeit gewonnen hatte. Beson-
sig steuert. Der offizielle Fotograf des Wei- PT-109 im März 1943 in tiefschwarzer Nacht ders allerdings galt seine Sammelleiden-
ßen Hauses, Robert Knudsen, machte die mit einem japanischen Zerstörer zusammen- schaft der Kunst der amerikanischen Walfän-
Aufnahme in der Bucht von Narragansett prallte. Das Boot explodierte, und er und die ger, die wohl nach einem indianischen Wort
vor Newport, Rhode Island. Schon im nächs- Überlebenden seiner Mannschaft mussten »Scrimshaw« genannt wird. Zu diesen wun-
ten Jahr, viel zu früh, würde Knudsen dem kilometerweit durch den von Haien durch- dersamen Relikten aus einer vergangenen
nächsten US-Präsidenten dienen. pflügten Pazifik schwimmen, um sich auf Ära gehört auch der hier abgebildete Pott-
JFK liebte das Meer schon seit Kind- eine Insel zu retten. walzahn, auf dem ein Schiff mit geblähten
heitstagen. Sein Vater erzählte einmal, dass Das Oval Office des Weißen Hauses war Segeln dargestellt ist. Rund drei Dutzend
John und sein älterer Bruder Joe, als sie das zu JFKs Zeiten geradezu von Meeresobjekten dieser Walzähne bewahrte JFK im Oval Of-
Segeln in der Bucht vor ihrem Haus in Hyan- überflutet: Gemälde von Seeschlachten an fice auf. Unser Sammlerseminar zu diesem
nis Port im Bundesstaat Massachussetts er- den Wänden, historische Schiffsmodelle – Thema finden Sie auf S. 49. Seine Sekretärin,
lernten, noch so klein waren, dass ihr Boot heißt es, wusste schon gar nicht mehr, wohin
von Weitem aussah, als wäre es leer. Später Aus der Sammlung von JFK: Den stolzen mit einer neuen Erwerbung, wenn der Prä-
war John F. Kennedy ein ambitionierter und Dreimaster gravierte ein Künstler des sident wieder mit einem Stück Scrimshaw in
erfolgreicher Segler, unter anderem für das 19. Jahrhunderts in einen Pottwalzahn seinem Büro aufkreuzte. LISA ZEITZ

3
INHALT

Bilder: Sunhi Mang; Roman März/Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie


Biennale Venedig S. 22

Kolumnen Die großen Geschichten


10 Drei Wünsche 22 Der letzte Schrei
Fiete Stoltes Anzüge, Gold von Auf der Biennale in Venedig sind
Alicja Kwade, ein Silberkännchen die Gegenwartsprobleme unserer
Welt für viele Künstler ein
12 Die Marktfrau Thema. Aber auch Töne spielen
Mondpreise für reiche Sammler: eine verblüffend große Rolle
Mythos oder Wirklichkeit?
28 Die Rettung der Malerei
14 Heimliche Zwillinge Eine wichtige Gesamtschau von
Der »Junge Knabe« von Bernini Impressionisten und Expressio-
und Schauspieler Olli Dittrich nisten in Berlin erzählt von der
Geburt der Moderne
16 Hand des Meisters
Pariser Erbe: Das Maison Delisle 36 Großer Ausverkauf
fertigt luxuriöse Bronzeleuchten Kunstberater Helge Achenbach
muss ins Gefängnis, sein Kunst-
18 Was passt zu … besitz wird versteigert. Ein Blick
Frida Kahlo? vorab in das verschwiegene Lager

20 Was haben Sie gesehen, 42 Drei Tage Ruhrgebiet


Herr Obrist? Spektakuläre Denkmäler der
In Mailand das Atelier des Industrie, Kirchen aus dem Mit-
Architekten Caccia Dominioni telalter, neue Museumsbauten
und Stühle von Max Lamb und Kunst im öffentlichen Raum Die Rettung der Malerei S. 28

4
Agenda
64 Nachrichten 80 Verborgenes Paradies
Dasha Zhukovas »Garage«, Die Villa Grisebach gibt ihr Debüt
Sammlung Bumiller in Berlin, bei Alten Meistern und versteigert
Rückgabe an den Irak, Delfter die Sammlung Rohde/Hinze aus
Schatz, Adolf Loos in Pilsen der Berliner Vorkriegszeit

Personalien 84 Auktionen
Arturo Galansino, Penelope Impressionismus & Moderne in
Curtis, Chris Dercon, Philipp London, alte Kunst bei Christie’s
Gutbrod, Jan T. Wilms und Sotheby’s in NY, Tribal Art bei
Uwe Timm S. 56 Lempertz, Zeitgenossen im Doro-
65 Hammerpreise theum, Kunsthandwerk bei Fischer,
Sowjet-Porzellan, Liturgie-Ikone Im Kinsky und in Zofingen, Koller
49 Sammlerseminar und ein Rekord der »Gelehrten« bietet Asiatika, Kornfeld Gemälde

50 Scrimshaw
John F. Kennedys Leidenschaft Art Basel S. 72
galt nicht nur der Politik, er liebte
auch kunstvoll gravierte Walzähne
Bilder: Julian Baumann; Courtesy the artist and Galerie Barbara Thumm, Berlin; Sotheby’s

und -knochen. Im Oval Office


versammelte er diese Zeugnisse
vergangener Abenteuer um sich

54 Kunst aus Heimweh


Dosen und Stöcke: Was Seeleute
an Bord der Walfangschiffe gegen
die Langeweile fertigten

56 »Das waren damals Siegeszeichen«


Uwe Timm ist ein erfolgreicher
Schriftsteller und ein Sammler
von Scrimshaw. Ein Gespräch

60 Glossar
Schauen, kennen, kaufen

66 Durch die Blume 106 Kunststück


Eine Ausstellung in Otterlo Johann Wolfgang Baumgartners
widmet sich dem mühsamen »Ansichten der Piazetta in Venedig«
Weg Vincent van Goghs aus den Jahren 1733/46
vom Epigonen zum Genie
114 Bild meines Lebens
68 Ausstellungen Donna Leon über Anthonis van
Poussin im Louvre, Sigmar Dycks Gemälde der »Marchesa
Pol ke im Museum Ludwig Elena Grimaldi« (1623) in der Natio-
in Köln, Gipfeltreffen der Gut- nal Gallery of Art in Washington
menschen: Conegliano vereint
Carpaccios Heiligenbilder

72 Messen
Art Basel, Liste – The Young
Art Fair, Olympia, Masterpiece
und Art Antiques: Messesom-
mer in London, Brüsseler Trio 6 Editorial
8 Impressum
78 Stilkunde 9 Mitarbeiter des Monats
Ukiyo-e-Farbholzschnitte aus 110 Termine
dem 18. und 19. Jahrhundert 113 Vorschau

Scrimshaw S. 49
5
EDITORIAL

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
wie oft gehen Sie eigentlich ins Museum? Zuge-
geben, mit einem Presseausweis fällt es beson-
ders leicht, aber ich gehe oft, meist mindestens
einmal die Woche, und genieße es jedes Mal,

Bilder: Wolfgang Stahr; Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München


auch wenn ich nur eine halbe Stunde Zeit habe.
Zum Beispiel in Hamburg, wo ich neulich das
erste Hamburg-Spezial der weltkunst, das Sie
im Zeitschriftenhandel bekommen, vorstellen
durfte. Dort liegen Kunstgewerbemuseum und
Kunsthalle direkt neben dem Hauptbahnhof. zu werden. Kaum zu glauben, aber jetzt werden
So ist es möglich, in fast jede Reise noch einen erstmals in großem Rahmen Werke dieser bei-
schnellen Museumsbesuch einzubauen. Es ist, den Stilrichtungen zusammen ausgestellt. Es ist
als ob man ohne Anmeldung bei einem alten auch ein Dialog zwischen Frankreich und
Bekannten hereinschneit, um sich ein paar Mi- Deutschland – so manches Klischee entpuppt
nuten bei Caspar David Friedrich oder Pierre sich in der Schau als verzerrt. Erstaunlich sind
Bonnard zu erholen, oder als ob man in ein die Gemeinsamkeiten, die die Künstler auf bei-
Schaufenster hineinspaziert, um sich Einrich- den Seiten des Rheins verbinden. Daniel Schrei-
tungstipps direkt aus dem Jugendstil zu holen. ber hat sich für uns in die faszinierende Epoche
Eine kleine private Auszeit, immer inspirierend. vertieft (S. 28). Zu den spektakulären Leihgaben
Was für ein Glück: Unsere Redaktion ist – und meinen Lieblingsbildern – gehört übrigens
nur wenige Minuten zu Fuß von der Berliner Franz Marcs Ölbild »Kühe, rot, gelb, grün« (li.)
Museumsinsel entfernt. Jetzt freuen wir uns be- aus dem Lenbachhaus in München. Ganz abge-
sonders auf die Ausstellung »Impressionismus – sehen von den Farben – wann sieht man schon
Expressionismus« in der Alten Nationalgalerie, mal eine Kuh so wild springen?
die verspricht, der absolute Sommerblockbuster Noch ein Wort zur Titelgeschichte: Ich war
als Teenager ein Jahr in einem amerikanischen
Internat names Choate, in Connecticut, wie sei-
nerzeit John F. Kennedy. Schon deshalb wollte
ich immer einmal über seine Scrimshaw-Samm-
lung schreiben (S. 50). Ein besonderes Erlebnis
war dabei das Gespräch mit dem Schriftsteller
Uwe Timm (S. 56), der zwar mit Kennedy die
Sammelleidenschaft teilt, aber, wie ich, die le-
benden Wale noch mehr schätzt als ihre Zähne.

Ihre Lisa Zeitz


Chefredakteurin

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Messing getrieben, gegossen und montiert. Eigentümergravur A.V.S. 1733.
Wohl Süddeutschland oder Österreich um 1700.
Durchmesser Fuß ca. 34 cm, Höhe ca. 60 cm.

Bamberger Antiquitätenwochen vom 21. Juli 2015 bis 21.August 2015.


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Venedig: Petra Schaefer Creative Media Services GmbH
Zürich: Christian von Faber-Castell Dorotheenstr. 3, 10117 Berlin
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der deutschen Kunsthändler. Sie ist das Leitmedium

informieren Sie sich unter www.henr ys.de des Deutschen Kunsthandelsverbandes e. V. (DK)
und des Bundesverbandes des Deutschen Kunst– ABONNENTENSERVICE/
und Antiquitätenhandels e. V. (BKDA) sowie der EINZELVERKAUF
in ihm vertretenen Landesverbände; der Berufs-
gruppe des österreichischen Antiquitäten handels, Die Weltkunst erscheint 14 Mal im Jahr.
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Österreich 147,-Euro inkl. Versandkosten

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MITARBEITER
DES MONATS
Julian Baumann
In seinen Fotoreportagen und Porträts nähert er sich
den Menschen mit großer Sensibilität und Eindring-
lichkeit. In der weltkunst freuen wir uns immer
wieder, wenn wir ihn für ein Thema begeistern kön-
nen. Diesmal war es der Schriftsteller Uwe Timm,
der uns zu einem ganz besonderen Treffen eingela-
den hatte: Er ist passionierter Sammler von Scrim-
shaw, den Artefakten aus Walzahn, die einst die See-
leute auf ihren langen Reisen schufen (S. 56).
Bilder: Privat (3)

Petra Schaefer und Tim Ackermann


Unsere Venedig-Korrespondentin forscht über den Renaissance-
maler Carpaccio, daher fuhr Petra Schaefer natürlich zur ihm
gewidmeten Ausstellung in Conegliano (S. 70). Doch auch der
Krimiautorin Donna Leon stattete sie einen Besuch ab (S. 114).
Und unser Redakteur Tim Ackermann, der die Biennale-Orte
abwanderte (S. 22), war dankbar über ihre Tipps.

Daniel Schreiber
Der Autor und Journalist liebt es, tief in kulturgeschichtliche
oder aktuelle Themen zu tauchen und diese anschaulich zu
machen. Texte auch über komplexe Themen sind bei ihm
immer ein Lesevergnügen, hoch gerühmt wurde seine Bio-
grafie über Susan Sontag. Zuletzt macht er mit seinem Essay-
Buch »Nüchtern« Furore. Wer denkt, er wisse alles über die
Impressionisten und Expressionisten, dem führt Daniel
Schreiber vor, wie wir in einer Berliner Schau »noch einmal
zu Zeugen der Stunde null der Moderne werden« (S. 28).

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DR E I W Ü N S C H E

Sie finden die Kunstmarktpreise oft schwindelerregend?


Wir stellen Ihnen Objekte für unter 10 000 Euro vor

Silber und Gold


Fiete Stolte hat einen ganz eigenen Blick auf die Din-
ge. Der junge Berliner Künstler schuf die beiden
überdimensionalen Anzüge aus silberner und golde-
ner Rettungsfolie, die Klosterfelde in Berlin
(030 97005099) im Programm hat. »Suits« von 2012 ist
für Stolte »eine Art Spiegel, der die innere wie äußere
Struktur und gegenläufige Prozesse wie Hitze und
Kälte zusammenfügt und reflektiert«.

Bilder: 20/21 Galerie, München; Nick Ash/Courtesy H.M. Klosterfelde Edition; Courtesy die Künstlerin und KÖNIG GALERIE
4300  €
1650  €

Milch und Zucker


Die auf Modern und Contemporary Art spezialisierte
Münchner Galerie 20/21 inszeniert in ihrer ständigen
Ausstellung Silberobjekte wie Skulpturen. Zu ihnen
gehört das zehn Zentimeter hohe Sahnekännchen aus
Sterlingsilber, das gemeinsam mit einer Zuckerdose
angeboten wird. Die amerikanische »The Stieff Com-
pany« fertigte das Set 1965 an (089 27817372).

Münzen und Mehrwert


Die gefeierte Künstlerin Alicja Kwade bringt Materialien

4000  €
in neue Kontexte und stellt damit deren vermeint-
lichen Wert auf den Kopf. Im »Treibwerk« aus dem Jahr
2013 werden acht Euro-Münzen zu einer Art Zahnrad-
getriebe. Die gerahmte Arbeit ist bei ihrem Galeristen
Johann König in Berlin (030 26103080) zu erwerben.

10
Alle Informationen und

www.villa-grisebach.de
Termine finden Sie unter:
Frühjahrsauktionen in Berlin

Vincent van Gogh. heAd oF A peASAnT womAn: rIGhT proFIle. 1884/85. Öl auf leinwand. 41 x 30,5 cm. de la Faille 144 / hulsker 561. –
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Schätzpreis eUr 600.000 – 800.000 / Auktion ‚Ausgewählte werke‘ am 4. Juni 2015 in Berlin
DI E M A R K T F R AU

Die Mär von den Mondpreisen


Zahlen ultrareiche Sammler besondere Aufschläge? Der Fall Achenbach legt
das nahe, doch die Wirklichkeit in den Galerien sieht anders aus

Bilder: Rolf Vennenbernd/picture alliance/dpa; Pablo Castagnola


Wollte für Kunst keinen »Albrecht-Aufschlag« zahlen:
Babette Albrecht, Witwe des Aldi-Erben, beim Achenbach-Prozess

abette Albrecht, Belastungszeu- 1968 kauft Königliche Hoheit bei mir ein«, er- hat derzeit die Justiz in Monaco zu enthüllen.
gin im Prozess gegen den Düs- zählt Fred Jahn, Nestor der Münchener Zeit- Denn dort hat der russisch-zypriotische Mul-
seldorfer Art-Consultant Helge genossenszene, über seinen Klienten Franz timilliardär Dmitri Rybolowlew den Schwei-
Achenbach, schilderte vor Ge- Herzog von Bayern – und zwar zum Listen- zer Yves Bouvier verklagt. Bouvier, eine graue
richt, warum sie und ihr inzwischen verstor- preis. Auch für den Galeristen Karsten Greve, Eminenz im Kunsthandel, betreibt ein

B
bener Mann Berthold sich überhaupt auf die
Vermittlungsdienste von Helge Achenbach
eingelassen hätten. Ihre Begründung: Als
der seine Geschäfte längst in der ganzen Welt
abwickelt, gibt es selbstverständlich keinen
Reichenaufschlag: »Ich will, dass der Kunde
Kunsttransportunternehmen und Zollfreila-
ger in Genf, Luxemburg und Singapur. Die
zu klärende Frage ist, ob er im Geschäft mit
eines der reichsten Ehepaare im Land hätten später glücklich zurückkommt, weil ich ihn Rybolowlew zum Händler mutierte wie
sie für »die Dinger«, gemeint waren Gemälde beim ersten Mal gut beraten habe.« Helge Achenbach, der sich hohe Aufschläge
im sechs- bis siebenstelligen Bereich, im nor- Wären Mondpreise im Spiel, würde der beim Weiterverkauf zubilligte, oder ob er wie
malen Kunsthandel einen »Albrecht-Auf- Kunde sie früher oder später entdecken. ein Art-Consultant arbeitete, der lediglich
schlag« bezahlen müssen. Babette Albrecht Denn die Welt der High-End-Sammler ist seine Provision einstrich.
fürchtete offenbar heimliche Aufschläge von- überschaubar. Bei einem Dinner könnten Vielleicht war die Geschichte mit den
seiten der Galeristen nach dem Motto: »Die durchaus ein über einen Mittelsmann ver- Preiserhöhungen gerissener Galeristen ja
haben so viel Geld, da darf das Bild auch et- kaufender Topsammler und ein von eben auch lediglich ein clever gewähltes Märchen,
was mehr kosten.« diesem Mittelsmann kaufender ultrareicher das Helge Achenbach seinen Neukunden
Das ist ein Pauschalangriff auf den Han- Kunstfreund nebeneinander zu sitzen kom- Berthold und Babette Albrecht auftischte,
del, der nicht stimmt, jedenfalls was seriöse men. Und weil man am besten über die eige- um freie Bahn für unlautere Preismanipula-
Galerien betrifft. Letztere bauen Künstler ne Sammlung plaudert, ist es vorstellbar, dass tionen zu haben.
langsam auf, steigern die Preise mit Augen- bei so einem Gespräch herauskommt, dass Nix für ungut, Ihre Marktfrau ×
maß, wenn der Künstler Erfolg in Museen zwischen dem Verkaufspreis des Topsamm-
und Sammlungen hat, und verkaufen – ganz lers und dem Einkaufspreis des ultrareichen Susanne Schreiber
wichtig – anhand von Listenpreisen. Die lie- Kunstfreundes viele Millionen Dollar Diffe- ist Redakteurin des
gen während der Ausstellungszeiten aus, sind renz liegen. Handelsblatt und betreut
auf Messen abrufbar und werden auf Nach- Ob dieses hier theoretisch dargelegte dort seit vielen Jahren
frage auch an Fachjournalisten gegeben. »Seit Szenario in Wirklichkeit stattgefunden hat, den Kunstmarkt

12
Hochwertige Kunst
ist Lebensqualität
und Werterhalt
Ständige Ausstellungen
ausgewählter Werke
vorwiegend französischer
Meister des 19. und
frühen 20. Jahrhunderts
aus eigenem Bestand:
von Corot über Renoir
bis hin zu den „Fauves“
und Postimpressionisten
wie Valtat oder Utrillo.

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Bilder: Royal Collection Trust; Christian Augustin/action press; Frank Röth/F.A.Z.


Bildnis eines Knaben Olli Dittrich

Gian Lorenzo Bernini war ein genialer Bildhauer, Architekt und Zeich-
ner im Rom des 17. Jahrhunderts. In seinem »Bildnis eines Knaben«
(1630/35), das jüngst in der Leipziger Bernini-Ausstellung zu sehen
war, erkannte unser Leser Georg Gottschlich den Schauspieler
Olli Dittrich wieder. Danke! Tipps an bildredaktion@weltkunst.de

K R I T I K E R F R AG E

Was ist Ihr Lieblingspavillon in Venedig?

Samuel Herzog Kia Vahland Niklas Maak Lindsay Pollock Hanno Rauterberg
Neue Zürcher Zeitung Süddeutsche Zeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung Art in America DIE ZEIT

Japan mit der Installation Lina Selander im Schwe- Im Neuseeländischen Zypern, Armenien oder Herrlich vulgär: die
von Chiharu Shiota aus dischen Pavillon mit ihrer Pavillon zeigt Simon Österreich – da gibt es Briten. Poetisch verspon-
alten Booten, roten Mischung aus Poesie und Denny das Werk des einige starke Anwärter. nen: die Franzosen.
Schnüren und Schlüsseln. Historie. Ex-Chefgrafikers der NSA, Aber mein Favorit ist Joan Redlich und richtig: die
Ein bisschen kitschig zwar, David Darchicourt. Statt Jonas im US-Pavillon Deutschen. Das Unbeque-
aber doch auch schön allgemeinem Gerede über wegen ihrer wunderbaren me? Bei den Isländern, die
versponnen und verträumt. die Macht der Bilder fällt Meditation über Natur, eine Kirche zur Moschee
Bewundernswert auch der hier ein genauer Blick auf Leben und Kunst. machten, Christoph
Mut zum Unpolitischen. die Bilder der Macht. Büchel sei Dank.

14
25 JUNE – 1 JULY
PREVIEW 24 JUNE

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SOUTH GROUNDS Top Left: Marchak. A gem-set and diamond bird brooch. Image Courtesy of Symbolic &
Chase.; Bottom Left: Trumeau ‘Malachite’ di Piero Fornasetti. Image Courtesy of Nilufar
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Gallery. Above: Alighiero Boetti ‘Alternandosi e dividendosi’, 1988. Image Courtesy
CHELSEA EMBANKMENT of Robertaebasta. ® Masterpiece is a registered trademark of Masterpiece London
LONDON SW3 4LW Limited. ® RBC is a registered trademark of Royal Bank of Canada. Used under license.
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Kulturerbe aus Bronze


Das Pariser Maison Delisle fertigt luxuriöse Leuchten und Dekorationsobjekte aus
Bronze und Eisen. Dabei kann es aus einer riesigen Modellsammlung schöpfen

uss- und Schmiedearbeiten ge-


hören heute zu den unter-
schätzten Handwerkskünsten.
Wer will schon noch ein

G
schmiedeeisernes Tor für seine Einfahrt oder
einen Leuchter aus Bronzeguss? Dabei ist es
hohe Handwerkskunst, Metall zu verarbei-
ten, denn man benötigt dazu Kraft und Prä-
zision. Die französische Manufaktur Delisle
zeigt seit 125 Jahren, welche kunstvollen Ob-
jekte dabei entstehen können. Das Unterneh-
men wurde 1895 von den Brüdern Henry und

Bilder: Delisle, Paris (3); Michael Biedowicz


Gaston Delisle gegründet.
Henry gewann zwei Jahre später den
Kunsthandwerkspreis der Weltausstellung in
Brüssel. Sein Durchbruch war ein Auftrag
von Pawel Alexandrowitsch Romanow, ei-
nem Cousin des Zaren. Er war früh Witwer
geworden und hatte gegen den Willen des
Hofes eine Bürgerliche geheiratet. Das Paar
wurde verbannt und ging nach Paris. Um es
sich dort so angenehm wie möglich zu ma-
chen, ließ sich Romanow ein Haus in der
Bologne bauen, im Stil des 18. Jahrhunderts Oben eine Entwurfszeichnung für einen Viele Stücke sind kombinierte Bronze- und
mit einer Einrichtung von Delisle. Die Arbeit Bronzeleuchter. Rechts der Showroom der Eisenarbeiten. Der »Compagnon du devoir«
des jungen Schmieds begeisterte den russi- Manufaktur in Paris, darunter ein Delisle- schichtet die Eisenrohlinge auf dem Amboss.
schen Aristokraten so sehr, dass er Delisle Handwerker beim Fertigen der Formen Die Formen fertigt er selbst. Er ist dabei so
nach der Rückkehr nach Russland erneut en- exakt, dass er das glühende Metall zu Farn-
gagierte. Von da an arbeitete das Atelier De- blättern formen kann oder zu geädertem
lisle für Adelshäuser in ganz Europa – und spruchsvolle Kunden in aller Welt zu schaf- Laub. Anschließend werden die verschiede-
auch für die Prunkhäuser des neuen Bürger- fen. Delisle schuf Lampen für das Metropoli- nen Teile montiert und die Elektronik einge-
tums in der alten und neuen Welt. tan Museum und das Plaza Athénée in New baut. Danach werden die Stücke von Deko-
Delisle war in Eisen und Bronze gehäm- York, für die Hotels George V in Paris und rateuren verziert, sodass das Metall etwa
mertes Art déco in Form von Toren, Lampen, die Oper in Versailles – und für unzählige Marmorierungen oder Edelstein-Effekte er-
Lüstern für die Ewigkeit. Bis heute ist Delisle Privathäuser. Der Charme der Designs von halten kann. Zum Schluss wird das Glas von
eines der wenigen französischen Handwerks- Delisle ist dabei, dass man den Prunk vergan- Hand bearbeitet, um kleine Disharmonien
unternehmen, das sein Geschäft nahezu un- gener Jahrhunderte aufleben lassen kann – auszugleichen. Ist das Delisle-Stück schließ-
verändert betreibt. Es ist noch immer in Fa- ohne an Authentizität zu verlieren. lich fertig, mag es die Reproduktion eines
milienhand und wird geleitet von Jean und Jedes Modell beginnt mit einer aufwen- Modells aus dem 19. Jahrhundert sein. Die
Jean-Michele Delisle. Die Firma gilt als erste digen Zeichnung. Dieser Entwurf, der denen Hände all derer, die daran beteiligt sind,
Adresse in Frankreich, wenn es um luxuriöse von vor 130 Jahren verblüffend ähnelt, wird schaffen es jedoch völlig neu. ×
Beleuchtung geht. dann mit dem Auftraggeber diskutiert, bevor
Mit einer Sammlung von mehr als 2000 die Fertigung beginnt. Nachdem das Metall
Modellen und mehr als 10 000 Zeichnungen gegossen ist, verbringen die Bronzeschmiede Tillmann Prüfer ist Style
und Aquarellen vom 16. Jahrhundert bis zur viele Stunden damit, das Metall zu ziselieren. Director des ZEITmagazin.
Art-déco-Zeit verfügt Delisle über ein gigan- Mit einem Hammer und einer Punze treiben Er stellt hier jeden Monat
tisches Archiv des Stils. Daraus schöpft man sie feinste Formen hinein, es entstehen herausragende Leistungen der
die Ideen, um individuelle Objekte für an- Schnörkel und Blätter. Handwerkskunst vor

16
Asiatische Kunst 6. Juni 2015
im Uhrzeigersinn
Buddhakopf aus vergoldeter Bronze
China | Ming-Zeit | 15.Jh.-16.Jh. | Höhe: 17 cm

Kaiserliche Buchseite aus spinatgrüner Jade Vorbesichtigung: 2. – 5. Juni 2015


China | Qing-Zeit | Nach 1790 | 19,5 x 11,5 cm

Amitabha Buddha auf hohem Lotossockel


Bronze | China | Ming-Zeit (1368-1644) | Höhe: 46 cm

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Tibet | 17. Jh. | 104 x 74,5 cm
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WA S PA S S T Z U …

Frida Kahlo 5

Bilder: Robert Brady Museum/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Cheick Diallo; Great Design Gallery; Dana Bechert; Dolce & Gabbana; Jennifer Behr
4

Schmerz, Kunst, Revolution – um das Leben des mexikanischen


Power-Paares Frida Kahlo und Diego Rivera ranken sich viele Le-
genden. Bis zum 12. Juli zeigt das Detroit Institute of Arts fast
70 Werke der beiden, darunter Kahlos »Selbstporträt mit Affe«, 1945
1

2
3

1 Helfende Streben 2 Nach dem Knall 3 Mythische Farben 4 Weibliches Glitzern 5 Krone der Tehuana
Kahlo trug eine Zeit lang Nach der Verletzung infolge Gelb stand bei Kahlo für Erst 2004 wurden viele Voller Stolz kleidete sich
ein Spezialkorsett, wie die eines Busunglücks 1925 Wahnsinn, Krankheit und persönliche Besitztümer die Malerin in traditionel­
Selbstbildnisse erzählen. musste die junge Frau sehr Angst, Purpur war für sie Kahlos in einem Versteck ler Tracht. Das Turbanband
Diesen Stuhl aus Stahl ent­ viel liegen – sie begann zu die lebendigste Farbe. gefunden. Sie trug gerne aus Seide von Jennifer Behr
warf der afrikanische Archi­ malen. Holzliege von Diese Vase bemalte die De­ große Ohrringe, diese sind kostet um 145 Euro.
tekt Cheick Diallo. Über Alban Le Henry, 800 Euro, signerin Dana Bechert von Dolce & Gabbana
designnetworkafrica.org. über Great Design Gallery. von Hand, um 250 Euro. und kosten 12 950 Euro. Redaktion: Inga Krieger

18
WA S H A B E N SI E G E SE H E N , H E R R OB R I S T ?

Eine Schau über die Mailänder Architektenlegende


Luigi Caccia Dominioni zum Salone del Mobile
und den Stuhlkreis des jungen Designers Max Lamb

Hans Ulrich Obrist


ist Kurator für zeitgenössische Kunst und
leitet die Serpentine Gallery in London

Was haben Sie gesehen, Herr Obrist? gab. Überall liegen Handzeichnungen he- in einem Kreis. Und tatsächlich schließt sich
Ich war in Mailand, zum Salone del Mo- rum. Ein Besuch dort ist wie eine Zeitreise damit ein Kreis: Sein erster Stuhl, der in Afri-
bile. Seit ich Anfang der Nullerjahre Kunst- in die Blüte der italienischen Moderne. ka entstand, verbindet sich mit den neuesten
redakteur für »Domus« war, habe ich eine be- Objekten, die im 3-D-Druckverfahren herge-
sondere Beziehung zur Stadt. Damals bin ich Sie waren ja eigentlich in Mailand, weil Sie stellt werden. Lowtech trifft Hightech.
all den Mailänder Legenden begegnet wie mit der Serpentine Gallery zum zweiten
Achille Castiglioni oder Ettore Sottsass, die Mal ihr Projekt für das berühmte Mailan- »Exercises in Seating« hieß Lambs Ausstel-

Bilder: PS; Teddy Iborra; PS; 2015 Hugo Glendinning; Milena Carstens; Illustration: Andrea Ventura
die magischen Zeiten der Stadt in den Fünf- der Kaufhaus La Rinascente realisieren. lung im Spazio Sanremo, einer alten Garage
ziger- und Sechzigerjahren mitgeprägt ha- Ja, wir bespielen die Schaufenster des im wiederbelebten 5Vie-Viertel.
ben. Und dennoch entdecke ich bei jedem Kaufhauses mit Kunst: LA RINASCENTE (4) Und es waren wirklich EXERCISES IN
neuen Besuch wieder eine Legende, die ich wird zur Serpentine, an diesem zentralen SEATING (1), man läuft umher, setzt sich hin,
vorher nicht kannte. Diesmal gab es eine gro- Ort in Mailand, direkt gegenüber vom Dom. geht wieder weiter. Eine Art lebendiger Kata-
ße Ausstellung von Luigi Caccia Dominioni In diesem Jahr haben wir eine Serie von Ta- log, eine Retrospektive zum Umfassen.
in einem Gebäude, dessen Innenausstattung peten hergestellt. Wir hatten verschiedene Lambs Formen entstehen aus den verschie-
er nach dem Zweiten Weltkrieg neu gestaltet Künstler wie Rosemarie Trockel und John denen Materialien, mit denen er arbeitet, von
hat, dem Palazzo Visconti. Baldessari gebeten, Kunst für Tapeten beizu- Holz über Stahl bis Marmor, von roh bis be-
tragen, nach dem Motto »Art for all«, unlimi- handelt. Das Material prägt das Design.
Caccia Dominioni ist Jahrgang 1913 ... tierte Kunst für alle. Und wir haben junge Lamb ist ja ein Schüler von Martino Gamper,
... ja, er ist mittlerweile über 100 Jahre alt. Designer gefragt, diese Kunstwerke in den der ebenfalls an der Schnittstelle von Kunst
Große Teile Mailands hat er gebaut, mir ist Schaufenstern so zu interpretieren, dass sie und Design operiert.
das jetzt erst bewusst geworden. Parallel zur über die Tapeten zur Anwendung kommen.
Ausstellung im Palazzo Visconti war auch Im Raum nebenan war wiederum eine Ar-
sein ATELIER (3) geöffnet. Was haben Sie noch in Mailand gesehen? beit der Generation nach Lamb zu sehen ...
Für mich war das Spannendste die Aus- ... von zwei seiner Studenten, ja, Nicho-
Wie sieht es dort aus? stellung von MAX LAMB (2), einem jungen De- las Gardner und Saša Štucin: »New Surface
Immer noch so wie in einem Architek- signer aus England. Er hat 42 seiner Stühle Strategies by Soft Baroque«. Da sah man, wie
turatelier aus der Zeit, bevor es Computer erstmals zusammen in einem Raum gezeigt, sich digitale Oberflächen an Objekten wie
Stühlen verändern können – wie das Digita-
le Zeitalter das Design verändert. Spannend!
Ich möchte außerdem noch kurz eine Aus-
stellung im Palazzo Clerici erwähnen, von
Joseph Grima und Jan Boelen. Sie beschäf-
tigt sich mit der Frage, was das Private heute
noch bedeutet, etwa beim Bau von Häusern.
Es gibt ja eine große Sehnsucht nach dem
Entlinken, dem Entkoppeln von allem.

2 3
Und was beschäftigt Sie derzeit außerhalb
der Kunstwelt?
Ich arbeite an einem neuen Buch – ge-
meinsam mit dem Architekten Rem Kool-
haas, dessen Museum für Prada ja gerade in
Mailand eröffnet wurde. ×

Christoph Amend, Herausgeber


der WELTKUNST,
befragt Hans Ulrich Obrist
1 4 jeden Monat nach seinen
Entdeckungen in der Kunst

20
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DER LETZ
Die Biennale in Venedig ist eröffnet. Mit Positionen zu
aktuellen Problemen und einer großen Welthaltigkeit
gibt sie sich kämpferisch. Zugleich wirkt sie verblüffend
musikalisch – Eindrücke eines ersten Rundgangs

TE SCHREI VON
T I M AC K E R M A N N
BI EN NA LE

M
Mit 136 Künstlern und 89 Länderpavillons
bleibt die Biennale von Venedig auch in ihrer
56. Ausgabe die schönste Überforderung, der
vier: ihre Gegenwartszuwendung, ihr Klang,
ihre Teilnahme an der Welt und ihr Angebot
der kleinen Fluchtmöglichkeiten.
schoss des in diesem Jahr außergewöhnlich
starken Deutschen Pavillons gibt Tobias
Zielony mit lakonisch-attraktiven Fotogra-
man sich als Kunstliebhaber aussetzen kann. Für gewöhnlich heißt es, die Kunst rea- fien Asylsuchenden in Berlin und Hamburg
Und wenn jetzt in ihren ersten Bilanzen die giere mit einer gewissen Verzögerung auf die ihre Persönlichkeit und Würde zurück. Zu
Kritiker monieren, die Hauptausstellung des Krisen der Welt. Dafür fühlt sich diese Bien- sehen ist etwa die Sudanesin Napuli Paul
diesjährigen Kurators Okwui Enwezor sei zu nale aber sehr gegenwärtig an. So wird die Langa, die aus Protest fünf Tage auf einem

Bild vorherige Doppelseite und diese Seite: Alessandra Chemollo/Courtesy by la Biennale di Venezia
vollgestopft, zu unübersichtlich, lasse jeden brandaktuelle Tragödie der im Mittelmeer Kreuzberger Baum verbrachte.
roten Faden vermissen und franse an den versinkenden afrikanischen Flüchtlingsboo- Den Problemen der Gegenwart – wie
Rändern aus, dann haben sie natürlich recht. te von mehreren Künstlern aufgenommen – etwa der Ukraine-Krise oder der Arbeitsskla-
Aber was ist so schlimm daran? Und warum am dezentesten und zugleich poetischsten verei in der Golfregion – widmet sich auch
sollte ausgerechnet die größte Kunstausstel- im Japanischen Pavillon, wo Chiharu Shiota die Hauptausstellung von Okwui Enwezor,
lung dieses Planeten einem das Chaos der zwei Holzboote im Raum platziert und in dem nigerianischen Starkurator, der bereits
Welt in bekömmlichen Häppchen servieren? ein riesiges Geflecht aus roten Fäden einge- 2002 bei der documenta 11 den Weltdiskurs
In Wahrheit ist man doch in Venedig sponnen hat, an denen Tausende alter Schlüs- nach Kassel holte. Im Arsenale beginnt er zu-
stets Kurator seines eigenen Ausstellungser- sel hängen. Als Symbol für Heimat integrie- nächst universell – mit zu Blütenblättern zu-
lebnisses. Ständig werden Vaporettos ver- ren sie sich in Shiotas Erzählung von sammengesteckten Messern von Adel Abdes-
passt, Pläne über den Haufen geworfen. Man Veränderung und Ortlosigkeit. Der Brasilia- semed neben flackernden Neonweisheiten
könnte also sinnvollerweise einmal versu- ner Vik Muniz lässt ein 15 Meter langes Boot von Bruce Nauman (»Life, Death, Love, Hate,
chen, diese Megaschau nach eindrücklichen in Gestalt eines riesigen Faltpapierschiff- Pleasure, Pain«). Danach wird es schnell spe-
Leitmotiven zu ordnen, die en passant im Fil- chens auf der Lagune treiben, an dessen Sei- zifisch: Taryn Simon hat in einer schönen
ter des Gedächtnisses hängen bleiben. Bei ten in Zeitungsartikeln von ertrunkenen Serie Blumenbouquets, die internationale
der diesjährigen Biennale sind das gleich Flüchtlingen zu lesen ist. Und im Oberge- Vertragsunterzeichnungen flankierten, nach-
gestellt und abfotografiert. Überrascht blickt
man anschließend auf Thronsessel aus rosti-
gen Patronenhülsen von GonÇalo Mabunda.
Das ist Kunsthandwerk für das 21. Jahrhun-
dert. In fesselnden Clips des syrischen Kollek-
tivs Abounaddara werfen Assads Kampfjets
Bomben über den Köpfen liebenswerter
Widerstandskämpfer ab. Die Gewalt regiert.
Das bringt einen in Gedanken noch
einmal zurück zum Deutschen Pavillon, wo
man im Untergeschoss 23 Minuten lang wie
paralysiert vor Hito Steyerls Video »Factory
of the Sun« (2015) saß, dem spannendsten
Werk dieser Biennale: Die Künstlerin erzählt
ein Cyberpunk-Märchen von Tänzern in ei-
nem Motion-Capture-Studio, die ihre Bewe-
gungen in digitale Lichtimpulse umwandeln
– bevor einer von ihnen von einer Drohne der
Deutschen Bank erledigt wird. Der Film und
seine irre Story fließen durch den Kopf wie
ein futuristischer, visueller Rausch. Im Hin-
tergrund wabern aufputschende Club-Beats.
Kunst oder Klangkörper? Bei den Skulpturen von Terry Adkins in der Hauptausstellung der Das ist eine Besonderheit dieser Bienna-
Biennale (o.) muss man sich nicht festlegen. Re. Seite: die Beiträge der Schweiz (Pamela le: Man kann sie hören. Nicht nur, weil in der
Rosenkranz, o.) und Japans (Chiharu Shiota, u.). Vorherige Seite: Kurator Okwui Enwezor zeigt »Arena«, die beim zweiten Teil der Hauptaus-
zahlreiche Werke afrikanischer und asiatischer Künstler, so wie Xu Bings »Phoenix« (2015) stellung in den Giardini den zentralen Raum

24
Bilder: Marc Asekhame; Sunhi Mang

25
BI EN NA LE
26
BI EN NA LE

Bilder: Judith Jockel; Manuel Reinartz/Hito Steyerl


BI EN NA LE

einnimmt, fleißig aus Marx’ »Kapital« vorge- Dekokitsch abtut, sieht einfach nicht richtig genormten mitteleuropäischen Hautton der
tragen wird – und sich der typische Marx- hin. Details wie Flugzeuge, Fallschirm- Werbestrategen entspricht. Geradezu tiefen-
Duktus im schönen Wechsel von Offenba- springer oder geöffnete Käfige in den filigra- entspannt wirkt auch Herman de Vries, der
rungen (»In ihrer Geldform sehen alle Waren nen Landschaftszeichnungen verraten, dass im Pavillon der Niederlande Blätter, Äste
gleich aus.«) und Banalitäten (»Die Rollen hier einer der begabtesten Künstler Chinas und Steine, die er aus der Lagune gefischt hat,
von Käufer und Verkäufer sind keine festen die traditionelle Kunst seines Landes poli- in seriellen Mustern ordnet und zudem auf
Rollen.«) ausbreitet. Nein, die Biennale klingt tisch auflädt. eine Bootsfahrt zu einer entfernten Lagunen-
auch lockerer – so wie ein perlendes Sebene- Nach Marx, Politik und abgeknallten insel einlädt, die er in ein »Sanktuarium« ver-
Riff, das sich kongolesische Musiker in Eisbären (in John Akomfrahs krassem Video wandelt hat.
Carsten Höllers und Måns Månssons tollem »Vertigo Sea« im zweiten Teil der Hauptaus- Schließlich kam man wirklich an allen
Film »Fara Fara« (2014) im Wettstreit um die stellung) sehnt sich auch der hartgesottenste möglichen Ecken dieser Biennale Gedicht-
Ohren hauen, oder wie die selbst gebauten Biennale-Fan nach einer Ruhepause. Als vorträgen oder musikalischen Darbietungen
Instrumente des afroamerikanischen Bild- kleine Flucht bietet sich der Rumänische lauschen. Während der Eröffnungswoche tra-
hauers und Jazz-Komponisten Terry Adkins. Pavillon an, der schöne, nachdenkliche Ge- ten unter dem Titel »The Venetian Blinds« an
In einem faszinierenden Video von mälde von Adrian Ghenie zeigt (die Malerei drei Tagen Musik-Combos von Künstlern auf.
Theaster Gates klagt ein Bluessänger, wäh- ist auf der Biennale sonst eher unterrepräsen- Zu den Country-Rock-Melodien der großar-
rend alte Holztüren auf den staubigen Fuß- tiert). Oder der Schweizer Pavillon, in dem tigen Rodney Graham Band sank das vom
boden einer ruinösen Kirche knallen. Spürt Pamela Rosenkranz den Besucher im ersten Fußschmerz geplagte Vernissagenpublikum
man dem Klang der Biennale weiter nach, Raum in grünes Licht badet, um ihn dann in die weichen Sessel des Teatrino di Palazzo
landet man jedoch auch in Länderpavillons im zweiten Raum auf ein Bassin mit einer Grassi – und ganz allmählich in den Schlaf. ×
Bild: Courtesy the artist and the Romanian Pavilion

(Türkei, Schweden/Norwegen, Hongkong), blubbernden Flüssigkeit starren zu lassen,


die ihre Beiträge mit atmosphärischen deren marzipanschweinchenrosa Farbe dem Die Biennale läuft bis zum 22. November
Sounds aufpeppen. Beliebt sind digitales
Meeresrauschen oder dissonant zupfende
Streichquartette – was wohl existenzielle Ge-
dankentiefe suggerieren soll, als Zwangsbe-
schallung der Kunst aber eher schadet. Wie
es richtig geht, zeigt der Polnische Pavillon:
Auf einer Riesenleinwand ist eine Auffüh-
rung der Oper »Halka« von Stanisław Moni-
uszko zu sehen, die als Kunstprojekt in
einem Dorf polnischstämmiger Migranten
auf Haiti inszeniert wurde. Das Setting auf
der schäbigen Dorfstraße voller Schlaglöcher
hat seinen Reiz: Der Wind weht durch die
Bäume. Im Hintergrund knattert ein Moped.
Ein Hund streunt an den Sängern vorbei. Die
Dorfbewohner hören zu, unterhalten sich lei-
se oder checken auch mal ihre Handys.
Nach 20 Minuten im Polnischen Pavil-
lon hat man sich mit den Opernzuschauern
auf der Leinwand restlos angefreundet, hat
das Gefühl, selbst auf dieser haitianischen
Straße zu sein. Die Teilnahme an der Welt,
die Verbindung zu unbekannten Lebenswel-
ten zeichnet diese Biennale aus. Wer will,
kann nicht nur mit den kongolesischen Mu-
sikanten sondern auch mit griechischen Tier-
präparatoren und brasilianischen Gefängnis-
insassen mitfühlen. Enwezor ermöglicht
zudem den Zugang zu Ästhetiken, die für
das westliche Auge zunächst mühsam sind.
Wer aber Qiu Zhijies Rauminstallation »Jin- Stille Tage im Birkenwald: Adrian Ghenie denkt mit Bildern wie »Persian Miniature« (2015, o.)
ling Chronicle Theater Project« (2010–2015) über die menschliche Natur nach – zu sehen im Rumänischen Pavillon. Li. Seite: Einen Rück-
mit ihren Lampions, Papierrollen und kla- zugsort bietet auch der Niederländer Herman de Vries, der auf eine Laguneninsel einlädt (o).
ckernden Holzkugeln als Chinarestaurant- Hito Steyerl lässt es dagegen mit einem Cyberpunk-Märchen im Deutschen Pavillon krachen (u.)

27
Die Rettung der Malerei
Eine große Gesamtschau von Impressionisten und Expressionisten
in Berlin erzählt von der Geburt der Moderne aus dem Geist des Grabenkampfes

VON
DA N I E L S C H R E I B E R

Bilder: Sammlung Carmen Thyssen-Bornemisza, als Leihgabe im Museo Thyssen-Bornemisza; Roman März/Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie

Eintauchen in Licht und Atmosphäre: Claude


Monets »Charing Cross Bridge« von 1899 im
Dialog mit Ernst Ludwig Kirchners 1914 ent-
standener »Rheinbrücke in Köln« (re. Seite)

28
E
s war ein Skandal allererster Güte. Kaum ein
Bild erhitzte die Gemüter des königlichen Preu-
ßens 1896 so sehr wie Édouard Manets »Im Win-
tergarten«. Dabei hätte das Gemälde der Höhe-
punkt der Neuerwerbungen Hugo von Tschudis
werden sollen, des frisch ernannten Direktors
der Berliner Nationalgalerie. Umgeben von
prächtigen Topfpalmen und exotischen Hibis-
kus-Blüten sitzt eine junge Frau, in einem eng-
anliegenden, modischen Glockenkleid, mit gel-
bem Federhut auf einer Holzbank. Ihr Gesicht wirkt
etwas errötet, ihre Augen schauen in die Ferne. Hinter
der Bank steht ein bärtiger Mann in einer legeren Anzug-
jacke, eine Zigarre in der Hand. Die Hände des Paares
scheinen sich jeden Augenblick zu berühren. Die Szene,
für die Manet das befreundete Ehepaar Guillemet por-
trätierte, ist von unerhörter Intimität. An der Oberfläche
zeigt das Bild, das erst den Titel »Im Treibhaus« trug,
nichts Anstößiges. Doch die Psychologie der verschäm-
ten Blicke, die nackte Frauenhand und nicht zuletzt die
schwüle Pflanzenpracht im Hintergrund, die sich in
blaugrüne, von lachsrosafarbenen Punkten rhythmisier-
ten Farbflächen aufzulösen scheint, erzeugen eine unver-
hohlene sexuelle Spannung.
Die adligen Besucher des Hauses waren entsetzt.
Kaiserin Auguste Viktoria, die gekommen war, um dem

29
MODE R N E

von Tschudi hervor, der den »Wintergarten«


gekauft hatte und sich in seiner Mission auch
von der Aufregung, die das Bild ausgelöst
hatte, nicht abbringen ließ. Nur ein paar Jah-

Bilder linke Seite: Jörg P. Anders/Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Belvedere, Wien; rechte Seite: Jörg P. Anders/bpk/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
re zuvor hatte der einflussreiche Berliner Ma-
lerfürst Adolph Menzel die Bilder der fran-
zösischen Impressionisten noch als
»scheußlichen Dreck« bezeichnet, Deutsch-
lands erste Impressionisten-Ausstellung im
Kunstsalon von Fritz Gurlitt war mit großer
Verve verrissen worden. Nur ein Vierteljahr-
hundert nach dem Ende des Deutsch-Fran-
zösischen-Krieges kaufte Tschudi trotzdem
Cézanne, Monet, Degas, van Gogh, Gauguin
und Renoir an – als erstes Museum der Welt,
noch vor Paris und London. Die Berliner Na-
tionalgalerie, auf deren Fries unübersehbar
der Schriftzug »Der Deutschen Kunst« ge-
meißelt steht, machte er zu einem Tempel
für internationale zeitgenössische Kunst. In
den Worten des heutigen Leiters der Alten
Nationalgalerie Philipp Demandt kamen
Tschudis Erwerbungen »geradezu einem Fa-
nal« gleich. Der kunstinteressierte Kaiser
Wilhelm II. ließ den gebürtigen Schweizer
Die verschämten Blicke, die nackte Frauenhand und die trotzdem gewähren. Die Franzosen durften
hängen bleiben – wenngleich nur in der drit-
schwüle Pflanzenpracht erzeugen eine sexuelle Spannung. ten Etage.
Wenige Jahre nach dem »Wintergarten«-
Skandal hatte sich in der deutschen Haupt-
neuen Museumsdirektor zu gratulieren, sah und unser Verständnis davon auf immer ver- stadt eine Galerieszene der Spitzenklasse ent-
sich völlig außerstande, das zu tun. Die Dis- änderte. Sie verabschiedete die alten Konven- wickelt. Bereits 1898 gründete Paul Cassirer
kussion um den »Wintergarten« beschäftigte tionen der Malerei und verwandelte diese in mithilfe seines Cousins Bruno seine berühm-
die Tageszeitungen der Hauptstadt und ein Spiel aus Farben und Formen, aus Expe- te Kunsthandlung im südlichen Tiergarten-
schließlich sogar den Landtag. riment, Gefühl und Poesie. In Berlin kann Bezirk. In Zusammenarbeit mit dem Pariser
Heute, über 100 Jahre später, ist Manets der Betrachter noch einmal zum Zeugen der Händler Paul Durand-Ruel brachte er nicht
115 mal 150 Zentimeter großes Gemälde von Stunde Null der Moderne werden. nur die französischen Impressionisten nach
damals wieder an seinem angestammten Dass diese Geburt nicht ohne erhebli-
Platz auf der Berliner Museumsinsel zu be- che Schmerzen vonstattenging, ist bekannt.
trachten, in der Alten Nationalgalerie – als Man weiß, wie erfolglos die meisten der heu-
Teil der Schau »Impressionismus – Expressio- te ikonischen Maler selbst spät in ihrer Kar-
nismus. Kunstwende«. Sie ist mit über 160 Ge- riere waren; man weiß, wie hoffnungslos ihr
mälden und Skulpturen eine der umfassends- Traum von Ruhm und Ehre war angesichts
ten Ausstellungen, die den beiden großen der Übermacht der akademischen Kunst-
Kunststilen, die einander oft konträr gegen- institutionen, allen voran der Académie des
überzustehen scheinen, jemals gewidmet Beaux-Arts und ihrem Salon de Paris. Ein
wurde. Neben Bildern von Manet sind Meis- ganzer Raum der Berliner Ausstellung ist
terwerke von Monet, Degas oder Renoir zu den Porträts jener Kunstvermittler gewid-
sehen, von Liebermann, Kirchner, Nolde und met, die den Impressionisten und Expressio-
Marc, von van Gogh, Cézanne, Munch, von nisten in unermüdlichen privaten Initiativen
Macke, Heckel und Dix. zum langsamen Durchbruch verhalfen. Von
Von dem einstigen Skandal, den der Munch etwa ist ein lebensgroßes, enigmati-
»Wintergarten« mit seiner Aura des Heimli- sches Ganzkörperporträts des Ästheten und
chen bei den wilhelminischen Zeitgenossen Dandys Harry Graf Kessler zu sehen, mit An-
auslöste, ist natürlich kaum noch etwas zu zug, Sommer-Fedora und Gehstock. Von Co-
spüren. Wovon der Betrachter aber eine Ah- rinth ein sich in flüchtigen, erdigen Pinsel-
nung bekommt, ist die einzigartige Revolu- strichen aufzulösen scheinendes Porträt des
tion, die sich in der Malerei zwischen 1870 großen Kunsthistorikers Julius Meier-Graefe.
und 1920 in Europa vollzog. Eine Revolution Von Max Slevogt ein melancholisches Porträt
des Bildraums, die so grundlegend und mit des Kunsthändlers Bruno Cassirer.
ungeheurer Wucht mit dem Primat des Rea- In Berlin trat in dieser Vermittlungsar-
lismus brach, dass sie unser Sehen, die Kunst beit vor allem der Museumsdirektor Hugo

30
Die Natur im Blick: In den Dünen von Nid- Berlin, sondern stellte sie von Anfang an der In der Berliner Ausstellung hängen Impres-
den schuf Karl Schmidt-Rotluff 1913 seine deutschen Avantgarde gegenüber, allen vo- sionisten und Expressionisten friedlich ne-
»Drei Akte«. Li. Seite: Renoirs »Badende ran den deutschen Impressionisten um Lie- beneinander, geradezu so, als wären sie nicht
mit blondem, offenem Haar« (um 1903) und bermann, Slevogt und Corinth, die sich zur nur die Produkte einer gemeinsamen Epo-
Manets »Im Wintergarten« (1878/79) spie- Künstlervereinigung Berliner Secession zu- che, sondern auch die einer großen Künstler-
len unverhohlen mit erotischem Begehren sammengeschlossen hatten. Später vermark- familie. Die Zeiten, in denen sie entstanden,
tete er auch die Expressionisten um Marc waren jedoch turbulent. Nicht nur kämpften
und die Bilder der Blauen Reiter. Die Zahl die Vertreter der Avantgarde gegen die Macht
der Berliner Galerien sollte in den Zwanzi- der Akademien, auch untereinander waren
gerjahren auf 800 anwachsen – fast doppelt die einen in heillose Grabenkämpfe mit den
so viele wie heute. Darunter waren die legen- anderen verwickelt, geprägt vom beiderseiti-
dären Galerien von Flechtheim, Walden und gen Bedürfnis nach Abgrenzung. Die Post-
Nierendorf, deren Ausstellungen zum Im- impressionisten versuchten sich von ihren
pressionismus und Expressionismus heute Vorgängern abzusetzen, die deutschen Im-
ganze Museumsräume füllen oder die Eve- pressionisten von ihren oft als zu dekorativ
ning Sales bei Sotheby’s und Christie’s bespie- empfundenen französischen Kollegen, die
len könnten. Künstler von »Brücke« und des »Blauen Rei-
MODE R N E

ter« von der gesamten Kunst vor ihnen, vor grandiose Kunstgriff der Berliner Ausstel- Im Jahr 1912 malte August Macke seinen
allem aber vom Impressionismus. Eine Ar- lung besteht darin, dass die Bilder nicht chro- »Spaziergang in Blumen«. Das Bild des damals

Bilder links: Jörg P. Anders/bpk/Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Hervé Lewandowski/RMN-Grand Palais (musée d‘Orsay); bpk/Friedrich Seidenstücker; Bild rechts: Jörg P. Anders/bpk/Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
mada von Kritikern glaubte gar, in den nologisch und nicht nach Unterströmungen 25-Jährigen hängt heute in der Nationalgalerie
Kunststilen zwei diametral entgegengesetzte gehängt sind, sondern nach Themen und
Grundhaltungen zu erkennen, die bis zu Re- Motiven, die beide Kunstrichtungen verbin-
naissance und Gotik zurückreichten. Sensua- den. Mit Szenen von Badenden und Frauen keiten beider Kunststile geschärft. Die kräf-
lismus wurde gegen den Intellekt ausgespielt, in Interieurs leuchtet die Schau die Neuent- tige Primärfarben-Expressivität tanzender
Ästhetizismus gegen den Ausdruck von In- deckung des Privaten und Intimen aus. Sie Paare von Nolde und Kirchner (»Tanz II«, 1911,
nerlichkeit. Und dann gab es noch die politi- wirft ein Schlaglicht auf das beiderseitige und »Varieté«, 1912/13) erscheint so nur einen
schen Untertöne, die alle Kunstdebatten da- große Interesse für alles Urbane. Sie fängt die kleinen Schritt von der blutroten Atmosphä-
mals einfärbte. Selbst jemand wie Thomas stetige Beschäftigung der Maler mit Freizeit- re der »Tänzerinnen im Probensaal« entfernt,
Mann sah den französischen Impressionis- ausflügen und Landpartien ein, einem kul- die Edgar Degas 1891 auf dem Montmartre
mus als Produkt einer nicht gerade positiv ge- turhistorisch erst zu jener Zeit entstehenden eingefangen hatte. Karl Schmidt-Rottluffs
meinten »Zivilisation«, den deutschen Ex- Phänomen. leuchtende »Tannen vor weißem Haus« (1911)
pressionismus hingegen als Ausprägung von Trotz aller deutlichen und oft unüber- wirken da wie ein profundes Echo auf Pissar-
»Kultur« in der Nachfolge großer Denker. brückbaren stilistischen Gegensätze in Pin- ros Herbergsbild »Louveciennes« (1870). Au-
Doch fast immer, wenn Fronten sich so selduktus, Farbumgang, Abstraktionswillen gust Mackes geometrisch strukturierte und
verhärten, sind die Gemeinsamkeiten größer, und Bildkomposition wird so der Blick für dennoch sinnliche Porträts in freier Natur
als man es sich eingestehen möchte. Der die oftmals geradezu verblüffenden Ähnlich- (»Sonniger Weg«, 1913) erscheinen hier nicht

Die Förderer der Avantgarde

Harry Graf Kessler Hugo von Tschudi


Als Sammler, Mäzen, Autor und Als Direktor der Berliner Nationalgalerie von
Museumsmann förderte er unermüdlich 1896 bis 1909 kaufte er als erster Museums­
und unerschrocken sämtliche Künste der direktor die Werke von französischen Impressio­
Moderne. Ein Dandy und Bürgerschreck, nisten wie Manet, Monet und Degas an und
so stellte ihn Edward Munch auch zeigte sie auf völlig neue Weise: in großzügiger
1906 in seinem berühmten Porträt dar. Hängung auf heller Wandbespannung.

Julius Meier-Graefe
Mit seinen Schriften über fast alle
impressionistischen Künstler, auch über van
Gogh, war er der vielleicht wichtigste
kulturelle Brückenbauer zwischen
Frankreich und Deutschland, hier im Bildnis
Lovis Corinths von 1917.

Ludwig Justi
Das Städel in Frankfurt verdankt ihm
seinen ersten Monet. Er förderte den
Expressionismus und leitete von 1909
bis 1933 die Berliner Nationalgalerie.
1919 gründete er im Kronprinzenpalais
das erste Museum für Gegenwartskunst.

32
33
MODE R N E

Bildern reagierten die Maler auf sehr viel


mehr. Immer wieder wird ersichtlich, wie ra-
dikal die kulturellen und politischen Umwäl-
zungen der bürgerlichen Gesellschaft jener
Zeit waren, wie rasant sich der technische
Fortschritt vollzog, wie einflussreich die ers-
te, durch die Kolonialisierung ausgelöste
Globalisierungswelle und die neu aufkom-
menden Ideengebäude der Kapitalismuskri-
tik und der Psychoanalyse waren. Es ist nicht
einfach, selber Geschichte zu machen, wenn
Geschichte so über einen hereinbricht. Den
Malern des Impressionismus und des Expres-
sionismus ist dies gelungen.
Im Jahr 1909 wurde Hugo Tschudi in se-
nem Amt als Direktor der Nationalgalerie
von Ludwig Justi abgelöst, der mit ebensol-
cher Weitsicht und diplomatischer Umsicht
agierte wie sein Vorgänger. Was dieser für die
Impressionisten leistete, schaffte Justi für die

Bilder: Jörg P. Anders/Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Jörg P. Anders/bpk/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Expressionisten. Der neue Museumsmann er-
stritt sich das spätklassizistische Kronprin-
zenpalais Unter den Linden und baute es un-
weit entfernt vom Schönheitsstreben in den ter dem Namen »Moderne Abteilung der
Frauenbildern Renoirs (»Im Sommer«, 1868). Berliner Nationalgalerie« in das weltweit ers-
Wie Angelika Wesenberg, die Kuratorin te Museum für zeitgenössische Kunst um.
der Ausstellung, sagt, seien die »Überein- Die »Galerie der Lebenden« wurde im Au-
stimmungen zwischen den beiden Stilen gust 1919 mit 150 Gemälden und Skulpturen
trotz konträrer Ansätze überraschend groß«. eröffnet. Justis Ausstellung begann mit den
Gemeinsam sind ihnen nicht nur der anti- französischen Impressionisten, ging zu Lie-
akademische Affront und der Wille zur Pro- bermann, Slevogt und Corinth über und
vokation, sondern auch die Darstellung von führte die Zuschauer schließlich ins oberste
Flüchtigkeit und der Umgang mit Verfrem- Stockwerk zu den expressionistischen Wer-
dungseffekten. Die Künstler beider Richtun- ken von Nolde, Heckel und Kirchner. Der
gen glaubten fast schon religiös an die Tech- Kunsthistoriker erschuf damit ein Museums-
niken von Pleinair und Sur-le-motif. Beiden modell, das in der ganzen Welt kopiert wer-
Stilen ging es um das Visualisieren des Im- den sollte, etwa von Alfred H. Barr und sei-
materiellen: seien es nun Licht und Atmo- nem New Yorker Museum of Modern Art.
sphäre oder Emotionen und Befindlichkeit. Justi meißelte zudem jene Entwicklungsge-
Ihnen liegt eine in der Malerei zuvor nie da- schichte der Geburt der modernen Kunst in
Zwei Darstellungen von Häusern, die zum
gewesene Formwerdung des Subjektiven Stein, die bis heute Gültigkeit hat.
Vergleich einladen: oben Edouard Manets
und Unbewussten zugrunde. Auf ihre je- Vielleicht muss erst ein Jahrhundert ver-
»Landhaus in Rueil« von 1882, darunter
weils eigene Art und Weise gelang es beiden streichen, um künstlerische Stile richtig ein-
Karl Schmidt-Rotluffs »Tannen vor weißem
Haus«, das im Jahr 1911 entstand Strömungen, dem modernen Menschen und zuordnen und die etablierten Erzählungen
seinem sich wandelnden Lebensgefühl einen zu korrigieren. Vielleicht braucht es diese
adäquaten Ausdruck zu geben. Zeit, damit die hitzigen Grabenkämpfe der
Die Geschichte der Moderne wird von Entstehungszeit so sehr in den Hintergrund
Kunsthistorikern oft mit dem Siegeszug der rücken, dass sich der Blick auf das Wesentli-
Fotografie in Verbindung gebracht. Dadurch, che öffnet. Die Ausstellung »Impressionis-
dass die Fotografie das Realismusprimat so mus – Expressionismus« verdeutlicht, wie
viel besser erfüllen konnte und die Malerei produktiv es sein kann, unsere herkömmli-
das Monopol über die Bildherstellung verlor, chen Narration zu überdenken. Das gemein-
so die Theorie, entstand plötzlich die Mög- same Projekt von Impressionisten und Ex-
lichkeit, den Bildraum der Leinwand neu zu pressionisten, scheint diese Ausstellung zu
besiedeln und sich auf die innere Welt und sagen, war überlebensgroß. Was damals ge-
das Subjektive zu konzentrieren. Auf die lang war eine malerische Wiedereroberung
Wiederherstellung der Aura, die, wenn man des Bildraumes, die vorher niemand für mög-
so will, Walter Benjamin im Zeitalter der lich gehalten hätte. Nicht weniger stand auf
technischen Reproduzierbarkeit verloren sah. dem Spiel als die Rettung der Malerei. ×
Die Berliner Ausstellung macht deutlich,
dass das allenfalls ein Teil der Genese der Mo- »Impressionismus – Expressionismus. Kunstwende«
derne sein kann. In ihren hier versammelten Alte Nationalgalerie, Berlin, 22. Mai–20. September

34
Frühjahrsauktionen in Berlin 3. bis 6. Juni 2015

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Großer
Ausverkauf
Der Kunstberater Helge Achenbach wurde wegen Betrugs zu sechs Jahren Haft
verurteilt. Er soll Schulden von 40 Millionen Euro haben. Nun wird
sein Kunstbesitz versteigert. Wir durften uns vorab in seinem Lager umsehen

VON
T I M AC K E R M A N N

36
AC H E N B AC H -AU K T ION

M
Bild links: Van Ham, Köln; rechts: Hans-Joachim Ellerbrock/VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Mit dem Heben des Rolltors beginnt das Af- Im März ist der Düsseldorfer Kunstberater Autobiografie »Der Kunstanstifter – vom
fentheater. Ein Betrachterblick reicht, damit Helge Achenbach vor dem Landgericht Es- Sammeln und Jagen« prahlt der Kunstberater
die Horde in bronzenes Tohuwabohu aus- sen wegen Betrugs in 18 Fällen zu sechs Jah- mit seiner Freundschaft zu berühmten
bricht. Einer hat zum Besen gegriffen und ren Haft verurteilt worden. Sein Komplize Künstlern wie Tony Cragg, Andreas Gursky,
scheuert den Boden. Ein anderer wirft einen Stefan Horsthemke, ehemals Geschäftsfüh- Gerhard Richter oder Thomas Struth. Achen-
Vogel in die Luft. Ein dritter macht artig Die- rer der zur Achenbach-Gruppe gehörigen bach, der ab Ende der Siebzigerjahre die Lob-
ner und überreicht einen Blumenstrauß. Wie State of the Art International Art Advisory bys deutscher Unternehmen mit zeitgenössi-
viele mögen es sein, die sich hier vor einer GmbH, erhielt aufgrund zweier Betrugsfälle scher Kunst ausstattete, schaffte es, wie
weißen Wand tummeln? Ein Dutzend sicher- eine 15-monatige Bewährungsstrafe. Obwohl nebenbei Kunstdeals in zweistelliger Millio-
lich: Affen, große, kleine, aus Bronze gegos- Achenbach im Prozess zum Teil geständig nen-Höhe einzufädeln. In den letzten Jahren
sen und einst geschaffen von den Händen war, hat er, ebenso wie Horsthemke gegen lief seine Unternehmensgruppe jedoch aus
des Künstlers Jörg Immendorff. Die auffäl- das Urteil Revision eingelegt. Schwer verhed- dem Ruder. Das Geflecht aus zehn Einzelfir-
ligsten, aber keinesfalls die einzigen Kunst- derte Strippenzieher des deutschen Kunstbe- men – davon gleich drei für Kunst – mit ge-
werke, die in den diskreten Lagerhallen nahe triebs sind beide schon heute. Die Auflösung genseitigen Beteiligungen mache die Unter-
der Düsseldorfer Stadtautobahn aufbewahrt des Bilderlagers der Achenbach Kunstbera- nehmensinsolvenz jetzt rechtlich komplex,
werden. Kurzes Stöbern fördert Bemerkens- tung GmbH setzt jetzt offiziell den Schluss- erklärt der zuständige Insolvenzverwalter
wertes zutage: eine collagierte Papierarbeit punkt hinter eine der unrühmlichsten Marc d’Avoine. Dem Vernehmen nach soll
von Franz Ackermann etwa. Oder eine gan- Kunstaffären der jüngeren Vergangenheit: Achenbach zu einem Schuldenberg von
ze Kiste mit Zeichnungen des russischen Einige ausgewählte Stücke aus den Düssel- 40 bis 50 Millionen aufblicken.
Künstlers Pavel Pepperstein. dorfer Hallen, darunter wohl Skulpturen Geld hat er aber offenbar schon früher
Regale bis unter die Dachbalken. Gän- von Max Ernst und Tony Cragg sowie ein gebraucht: »Wir sprachen vor sieben oder
ge voller sorgfältig in Noppenfolie verpack- Werk von Peter Doig, werden in London von acht Jahren schon einmal über die Frage, ob
ter Bilder. Auf den Etiketten berühmte Sotheby’s versteigert. Der überwiegende Teil man nicht sein Bilderlager im Rahmen einer
Künstlernamen: Baselitz, Förg, Mack. Ganze des Kunstbesitzes von Achenbachs Bera- großen Achenbach-Auktion – also ganz be-
Ausstellungen zur Geschichte der deutschen tungsfirma kommt jedoch vom 17. bis zum wusst unter dem Label ›Achenbach‹ – verstei-
Nachkriegskunst könnte man aus diesem Bil- 20. Juni bei Van Ham in Köln und Düsseldorf gern könnte«, erzählt Van-Ham-Geschäfts-
derdepot ausstatten. Es sind über 2000 Wer- unter den Hammer.
ke, die hier unter idealen Bedingungen gela- »Achenbach Art Auction«: Der Titel ist
gert werden: Die Luft in den Hallen ist knallig, das von Van Ham entworfene Triple- Helge Achenbach (o.) 1987 inmitten seiner
bestens temperiert. Warum wurden die Wer- A-Logo fast ein bisschen gemein – zumindest »Edition Achenbach«. Dort veröffentlichte
ke an diesem Ort zusammengetragen? Man wenn man den krachenden Absturz des er laut seiner Autobiografie Grafiken von
würde gern den Besitzer dieses Bilderschat- 63-Jährigen seit seiner Verhaftung vor elf Mo- Künstlern wie Gerhard Richter und Georg
zes fragen, doch der wird sein Depot in nä- naten bedenkt. In seiner 2013 erschienenen Baselitz. Linke Seite: Blick ins geheime
herer Zukunft nicht mehr betreten. und nicht gerade bescheiden formulierten Kunstdepot von Achenbach in Düsseldorf

37
AC H E N B AC H -AU K T ION

Die Bibliothek in Achenbachs Lager mit


Affenskulpturen von Jörg Immendorff

Herkulesaufgabe, für die Van Ham ein eige-


nes Rechercheteam bildete. »Uns interessier-
ten vor allem die Geschäftsunterlagen: Ein-
kaufsbelege, Rechnungen«, erzählt Markus
Eisenbeis »Was wir da bekommen haben, war
leider relativ wenig.«
Forderungen an den Insolvenzverwalter
auf einzelne Werke im Depot kamen von der
Familie Achenbach, aber auch von Dritten.
»Das ist typisch für ein solches Insolvenzver-
fahren und wird bis zur Auktion anhalten«,
sagt Marc d’Avoine. Zu den Immendorff-Af-
fen beispielsweise führte die Künstlerwitwe
Oda Jaune 2013 einen Prozess gegen Achen-
bach wegen angeblich vorenthaltener Antei-
le an der Vermarktung der Skulpturen. Hat
Jaune nun Ansprüche erhoben? »Wir haben
Kontakt aufgebaut, aber der Sachstand ist
noch nicht ausermittelt«, gibt sich d’Avoine
diplomatisch. Der Van-Ham-Katalog listet
rund 70 Immendorff-Affen in Größen zwi-
schen zwölf Zentimetern und zwei Metern.
Die 120 lukrativsten Werke aus dem Bil-
derdepot kommen am 20. Juni in Van Hams
Kölner Stammhaus unter den Hammer.
führer Markus Eisenbeis. »Doch wir konnten tems Achenbach erfahren: Man weiß, dass Dazu zählen etwa die Fotoarbeit »City Tracks

Bild: Tim Ackermann


uns damals bei den Preisen und Konditionen der Düsseldorfer Kunsthändler Paul Schöne- (Omron), Tokyo (Shibuya-Ku)« (1991) von
nicht auf ein Konzept verständigen.« Der ge- wald verdeckte Provisionen an den Kunstbe- Thomas Struth, taxiert auf 15 000 bis 20 000
nannte Zeitpunkt des Gesprächs passt auf ei- rater zahlte, obwohl Achenbach zumindest Euro, oder die Jonathan-Meese-Bronze »Das
nen Moment, in dem Helge Achenbach mit in einem Fall gar nicht bei Schönewalds Ge- Bildnis des Dr. Fu Manchu« (2004) für 30 000
einem Gastronomie-Abenteuer in finanzielle schäft mit den Albrechts involviert war. bis 50 000 Euro. Die Taxen, man sieht es, sind
Schieflage geriet: In seinen 2007 eröffneten Schönewald wiederum war Teil einer fröhli- sensationell niedrig angesetzt. »Der Insol-
drei »Monkey’s«-Restaurants in Düsseldorf chen Spendengemeinschaft mit Achenbach venzverwalter hat nicht um die Schätzpreise
gab er zwischen Immendorffs Bronzeaffen und den Albrechts ans Museum Ludwig in gefeilscht«, sagt Eisenbeis. »Es soll ja alles ver-
den gut gelaunten Gastgeber, obwohl er be- Köln, damit dessen damaliger Direktor kauft werden.« So dürfte vor allem die Auk-
reits im ersten Jahr 1,5 Millionen Euro Verlust Kasper König den Zugang zum Bildernach- tion in Düsseldorf vom 17. bis 19. Juni, bei der
machte. Bis zum vergangenen Jahr summier- lass des Künstlers Roy Lichtenstein eröffnete. die restlichen knapp 1500 Werke versteigert
te sich die Minusbilanz nach Achenbachs Man weiß nun auch, dass die Albrechts es werden, ein Bietermarathon werden. Statt
Aussage vor Gericht auf 10 Millionen Euro. versäumten, ihre erworbenen Gemälde im findet er im ehemaligen Atelier des Foto-
Man kann sich sehr gut vorstellen, wie Internet mit den dazu offiziell genannten künstlers Thomas Ruff, ein paar Schritte ent-
sich der strahlende »Kunstanstifter« das eige- Messepreisen abzugleichen. Weil sie ihrem fernt von Achenbachs Lager. Der Kunstbera-
ne Scheitern nicht eingestehen wollte, und »Freund« Achenbach blind vertrauten? Dass ter hatte diese Hallen zuletzt selbst
zur diskreten Geldbeschaffung ein ungeheu- Geld aber keine Freundschaft kauft, sieht angemietet – wohl für seine Oldtimerkäufe.
erliches Wagnis einging: Für seine Beratungs- man nun daran, wie alle Beteiligten überei- Ruff übrigens ist über das Ganze gar
geschäfte präsentierte er arglosen Kunden nander sprechen. nicht glücklich: »Ich finde es eine absolute
frisierte Rechnungen. Er änderte Dollarzei- Zumal die Betrogenen zurückschlagen: Sauerei, dass ich in der Presse lesen muss,
chen in Euro oder schrieb in manipulierte In einem ersten Zivilprozess wurde Achen- dass die Auktion in meinem ehemaligen Ate-
Rechnungskopien Fantasiebeträge hinein. bach zur Zahlung von 19,4 Millionen Euro lier stattfindet. Sie findet in Wahrheit in den
So verlangte er in einem Extremfall eine ver- Schadensersatz an die Familie von Berthold ehemaligen Räumen der Achenbach Kunst-
deckte Provision von über 300 Prozent statt Albrecht verurteilt. Ebenfalls eine Anzeige beratung statt«, erklärt er. Beim Ankauf ei-
der mündlich vereinbarten drei beziehungs- eingereicht hat die Firma Vibro Art der Brü- nes Werkkonvoluts für die Sammlung Rhein-
weise fünf Prozent. Nach Ansicht des Ge- der Viehof (Allkauf), mit denen Achenbach gold habe er Achenbach keinesfalls als
richts hat er allein den 2012 verstorbenen die Kunstsammlung »Rheingold« aufbaute. generös erlebt, so der Künstler. Es habe Jahre
Aldi-Erben Berthold Albrecht und dessen Im Düsseldorfer Lager ist das Rolltor mit der gedauert, bis er sein Geld bekommen habe.
Frau Babette bei Kunst- und Oldtimerge- Aufschrift »Sammlung Rheingold GbR« he- »Ich kenne sehr viele Künstler, die, wie ich,
schäften um 19,6 Millionen Euro betrogen. runtergelassen und mit Polizeimarken ver- ihn nicht ins Atelier lassen wollten«, sagt
Einen bemerkenswerten Gerichtspro- siegelt. Die Werke dahinter sind nicht Teil Ruff. Gut möglich, dass Helge Achenbach in
zess später hat man einiges, wenn auch längst der kommenden Auktion. Der Rest des La- der Kunstwelt viel weniger Freunde hatte, als
nicht alles, über die Funktionsweise des Sys- gers soll aber nun versteigert werden. Eine er uns immer glauben machen wollte. ×

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AC H E N B AC H -AU K T ION
Bilder: Van Ham, Köln/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Van Ham, Köln (2); Van Ham, Köln/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Van Ham, Köln

Höhepunkte der kommenden »Achenbach Art Auction« bei Van Ham in Köln:
1 »Trampolin« (1971) von Gotthard Graubner, taxiert auf 80 000 bis 120 000 Euro
2 Pavel Peppersteins »Obama – Hope« (2008), Schätzpreis 5000 bis 7000 Euro
3 »Komm Jörch wir gehen« ist ein Selbstporträt mit Beuys von Jörg Immendorff
(Taxe 25 000 bis 35 000 Euro) 4 »ny10« (2006) von Thomas Ruff (10 000 bis
15 000 Euro) 5 »Ohne Titel« (2008) von Gerhard Richter (40 000 bis 60 000 Euro)

4 5
39
Kunsthändlerverband
Deutschland
D erK u nsth än dlerverb an dD eu tsch lan d(K D )istd asF orumd es
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Ruhrgebiet

VON
SI M ON E S ON DE R M A N N

42
RU H RG E B I E T

Lange vorbei ist die Zeit der glühenden


Hochöfen und dreckschleudernden
Schornsteine, die das Gesicht einer ganzen
Region prägten. Zwischen spektakulären
Industriedenkmälern und Kirchen aus dem
Hochmittelalter, ambitionierten
Museumsbauten und faszinierender Kunst
Bild links: Guntram Walter/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Bilder rechts: Dietrich Fischer; Jürgen Diemer/Lehmbruck Museum; Hans Rudolf Uthoff

im öffentlichen Raum erfindet sich


das Ruhrgebiet im 21. Jahrhundert neu

1. TAG Terrakottafiguren aus Altchina,


Vasen von Ai Weiwei oder den
Die Stadt Duisburg im äußers- Metallobjekten des Bildhauers
ten Westen des Ruhrgebiets Ernst Hermanns verweilen.
kann gleich mit drei musealen Kunst macht hungrig. Das
Schwergewichten aufwarten, Ruhrgebiet ohne Currywurst-
die alle nur einen Spaziergang bude ist so traurig wie ein Stadi-
voneinander entfernt liegen: das on ohne Fußball. Daher emp- 1
MKM Museum Küppersmühle fiehlt sich ein Snackhalt bei
für Moderne Kunst im Freiha- Einfach Grill in der Wallstraße,
fen mit dem Fokus auf deutsche wo der Spitzenkoch Dirk Bren-
Malerei nach 1945; das Lehm- del seit vergangenem Jahr zur
1 Altarretabel (um 1420) von
bruck Museum mit seinem Glas- Mittagszeit einen Schnellimbiss
Conrad von Soest, Marienkirche
bau aus den Sixties und dem unterhält: Hier gibt es Pommes, in Dortmund
umgebenden Park, das eine he- Burger und die obligatorische
2 Das Lehmbruck Museum in
rausragende Sammlung moder- Wurst vom Feinsten. Duisburg zeigt moderne
ner europäischer Skulpturen Vom Duisburger Haupt- europäische Skulpturen
besitzt. Und als Jüngstem im bahnhof fährt man mit dem 3 Hans Rudolf Uthoffs
Bunde: das Museum DKM, ein Zug nur fünf Minuten in die Stimmungsbild einer Karfreitags­
2
2009 in Bahnhofsnähe eröffne- östliche Nachbarstadt Mülheim, prozession in Bochum, um 1960,
tes Privatmuseum des Sammler- ein Stopp, der sich lohnt, denn Galerie Hundert, Gelsenkirchen
paares Dirk Krämer und Klaus das zentral gelegene Kunstmu- Li. Seite: Agustín Ibarrolas mit der Sammlung Ziegler ei-
Maas. Hinter dessen schlichter seum Mülheim an der Ruhr hat »Totems«, Halde Haniel, Bottrop nen der größten Werkblöcke
Fassade verbergen sich – in von August Macke zu bieten.
mehr als 50 Räumen – Werke Insgesamt 15 Gemälde und
aus sehr unterschiedlichen Be- Aquarelle des rheinischen Ex-
reichen: Antiken aus Südost- pressionisten haben der Mülhei-
asien, Gefäße aus 5000 Jahren mer Chemie-Nobelpreisträger
Kulturgeschichte oder zeitge- Karl Ziegler (1898–1973) und sei-
nössische, vor allem konkrete ne Erben zusammengetragen
Kunst aus Europa und Asien. und gemeinsam mit vielen wei-
Die beiden Sammler wollten ei- teren Werken, vor allem aus
nen Ort der Stille für ihre dem Umfeld des »Blauen Rei-
Kunstobjekte schaffen, und das ter« dem Museum gestiftet.
haben sie mit dem DKM er- Für Bahnfahrer gibt es von
reicht. In der Nähe des Haupt- Mülheim eine Direktverbin-
bahnhofs kann man hier stun- dung nach Essen, doch wer mit
3
denlang in Kontemplation vor dem Auto unterwegs ist und an

43
RU H RG E B I E T

Bilder: Andreas Ren/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Ruhr Tourismus/Stefan Ziese; Bahnhof Nord; www.frankvinken.com/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Stiftung Sammlung Ziegler
1

die frische Luft will, sollte ins


nördlich gelegene Bottrop fah- 2
1 Von Isa Genzken und Gerhard
ren, auf das Gelände des still- Richter gestaltete U-Bahn-Halte-
gelegten Bergwerks Prosper- stelle in Duisburg
Haniel. Von dort führt ein von 2 Das Unesco-Weltkulturerbe 2. TAG Gruppenausstellung CHINA 8
der Künstlerin und Ordens- Zeche Zollverein in Essen bietet zeitgenössische chinesische
schwester Tisa von der Schulen- im Sommer sogar ein Freibad In Essen beginnt der Tag mit ei- Fotokünstler vorgestellt.
burg (1903–2001) gestalteter 3 Der ehemalige Bahnhof nem Besuch der Alten Synagoge, Lohnenswert ist auch, in der
Kreuzweg hinauf auf die Halde Bottrop-Nord ist heute eines der größten jüdischen Galerie Neher vorbeizuschauen,
Haniel. In der kargen Mond- ein beliebtes Restaurant Baudenkmäler vom Anfang des einer traditionsreichen Adresse
landschaft einer der höchsten 4 Keith Sonniers »Tunnel of 20. Jahrhunderts. Seit 2010 steht vor allem für die deutsche klas-
Halden des Ruhrgebiets wird Tears« (2002) im Zentrum für sie als interkulturelles Haus sische Moderne. Noch bis
man für den halbstündigen internationale Lichtkunst Unna der jüdischen Kultur Besuchern Anfang Juli läuft dort eine
Aufstieg mit einem fantasti- 5 »Mädchen mit Katze« (1910) aller Religionen offen. Schau mit Werken Otto Moder-
schen Ausblick belohnt. Ein von Franz Marc, zu sehen im Danach geht es weiter zum sohns. Zu einem Spaziergang
Amphitheater und die Installa- Kunstmuseum Mülheim a. d. Ruhr Flaggschiff der Ruhrgebietsmu- lädt die Margarethenhöhe ein,
tion »Totems« des baskischen seen, dem Museum Folkwang. eine nach der Stifterin Margare-
Künstlers Agustín Ibarrola aus Das Haus blickt auf eine lange the Krupp benannte malerische
mehr als hundert Eisenbahn- Tradition der Kunstförderung, Arbeiter-Gartenstadt aus den
schwellen machen die eigen- vor allem durch die Krupp-Stif- 1910er- und 1920er-Jahren.
tümliche Atmosphäre perfekt. tung, zurück und wurde vor Ein must-see in Essen ist die
In Bottrop kann man den fünf Jahren durch einen viel Zeche Zollverein in den nördli-
Abend im Biergarten Bahnhof gelobten Neubau des britischen chen Stadtteilen Stoppenberg
Nord ausklingen lassen (oder Architekten David Chipperfield und Katernberg. Die stillgeleg-
vorher noch im Josef Albers erweitert. Schwerpunkte der ten Zechen sind die Kathedra-
Museum Quadrat vorbeischau- Sammlung sind das 19. Jahrhun- len des Ruhrgebiets von heute,
en). Wer direkt nach Essen dert und die klassische Moder- und die Zeche Zollverein ist die
gefahren ist, diniert in Nelson ne, auch die Fotografie ist gut prächtigste und erhabenste
Müllers Restaurant Schote und vertreten. Bis September wer- unter ihnen. Wer durch das
stürzt sich dann ins Nachtleben 5 den dort im Rahmen der Unesco-Weltkulturerbe mit sei-
des Stadtteils Rüttenscheid. großen, städteübergreifenden nen Schienen und Schächten,

44
RU H RG E B I E T

Öfen und Fördertürmen ner dreiteiliger Altaraufsatz mit


schlendert, erfährt ein Szenen aus dem Leben Marias ist
sinnliches Monument ein Meisterwerk des spätgotischen
menschlicher Schaffenskraft Malers Conrad von Soest und
und versteht, wie die stammt aus der Zeit um 1420. Ein
Montanindustrie das Ruhr- paar Straßen weiter gelangt man
gebiet einst groß gemacht zur Galerie Utermann. Die 1853
hat. Fürs leibliche Wohl ist gegründete Galerie wird heute in
gesorgt, im Café Kohlen­ vierter Generation von Wilfried
wäsche kann man zwischen Utermann geleitet, der den tradi-
restaurierten Industriema- tionellen Fokus des Hauses auf
schinen Kuchen essen, im klassische Moderne und deutschen
Casino Zollverein in Halle 9 Expressionismus um den Bereich
wird unter Stahlträgern der Kunst nach 1945 erweiterte. Mit
mittags und abends gehobe- Werken von Christian Rohlfs oder
7
ne Küche serviert. Ein Able- Ernst Ludwig Kirchner ist Uter-
ger der Kölner Buchhand­ mann regelmäßiger Gast auf der
lung Walther König bietet 3. TAG Tefaf oder der Art Cologne.
Bilder: Andreas Ren, Bochum/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Courtesy of the artist and Intelligentsia Gallery, Beijing

witzige Ruhrpott-Souvenirs Wie jede Ruhrgebietsstadt hat


und eine gute Auswahl an Der letzte Tag beginnt mit auch Dortmund seine bevorzugte
Architekturbüchern. einem Streifzug durch die Pommes-und-Currywurst-Bude,
Essen grenzt im Norden Dortmunder Innenstadt. die langen Schlangen auf dem
an Gelsenkirchen, wo sich Das Museum Ostwall ist im 6 Stahlstele »Rheinorange« von Petrikirchhof, gleich um die Ecke
der Stadtteil Ückendorf in Dortmunder U beheimatet, Lutz Fritsch am Rheinkilometer 780, von der Galerie Utermann, weisen
den vergangenen Jahren zu einer ehemaligen Brauerei. wo die Ruhr in den Rhein mündet den Weg: Mittagspause macht man
einem Kreativquartier ent- Das siebenstöckige Hoch- 7 Li Zhengde, »Wutong Mountain«, im Stehen bei Wurst­Willi.
wickelt hat. Günstige Mie- haus mit dem siginfikanten 2014, aus der Schau »CHINA 8« im Von Dortmund aus empfiehlt
ten ermöglichen das wirt- U – für Union Brauerei – Essener Museum Folkwang sich ein Ausflug ins benachbarte
schaftliche Überleben auf dem Dach beeindruckt
zahlreicher neuer und alt- von innen wie außen. Seit
eingesessener Galerien, 2010 schmücken von weit-
etwa der Galerie Hundert, her sichtbare Videoinstalla-
die Fotokunst wie die histo- tionen des Filmregisseurs
rischen Ruhrgebietsporträts Adolf Winkelmann die
des Hamburgers Hans Dachkrone des Monolithen.
Rudolf Uthoff anbietet Mal flattern Tauben über
(auch als Bildband im Klar- die LED-Bildschirme, mal
text-Verlag erschienen). füllen sie sich virtuell mit
Bier, mal jubeln Fußball-
fans. Innen gelangt man
über schmale Rolltreppen
zu den diversen Etagen, wo
neben Wechselausstellun-
gen vor allem eine sehr gute
Auswahl an Fluxus-Kunst
zu finden ist. Auch digitale
Bilder sammelt man hier.
Im Sommer 2015 wird
das Museum Ostwall einen
6 illustren Nachbarn bekom-
men: Ganz in der Nähe,
Auch an der expressionisti- gegenüber dem Hauptbahn-
schen Heilig­Kreuz­Kirche hof, entsteht gerade das
von 1929 sollte man nicht Deutsche Fußballmuseum –
achtlos vorbeigehen. Ein gibt es einen würdigeren
Shoppingtipp ist Urb Clot­ Ort für ein Museum rund
hing, deren junge Besitzerin- ums Kicken als das Ruhrge-
nen mit Mode aus Latex biet? Wohl kaum.
international erfolgreich Nur fünf Minuten zu
sind. Ihr Laden in einer alten Fuß entfernt liegt die Mari­
Apotheke ist sogar in Japan enkirche aus dem 12. Jahr-
und Taiwan ein Begriff. hundert. Ihr wunderschö-
RU H RG E B I E T

Unna, eine halbe Stunde Fahrt­ haben zwölf international re­


zeit mit der Bahn oder dem nommierte Künstler zauberhaf­
Auto. Das dortige Zentrum für te Werke geschaffen. Etwa der
internationale Lichtkunst, das US­Amerikaner Joseph Kosuth,
Besuchern mehrmals täglich der einen Text von Heinrich
seine Türen für 90­minütige Heine im wahrsten Sinne des
Führungen öffnet, lohnt den Wortes zum Leuchten bringt.
Weg. Das Gelände der ehemali­ Oder Christian Boltanski, der
gen Linden­Brauerei macht Schattenskelette über die Beton­
durch den hohen, von Mario wände tanzen lässt. Auch
Merz blau illuminierten Olafur Eliasson, Rebecca Horn
Schornstein auf sich aufmerk­ oder der Düsseldorfer Mischa
sam. Für das Kellergewölbe Kuball ließen sich vom Genius
Loci des Industriedenkmals am
Ostrand des Ruhrgebiets inspi­
rieren. Die Institution in Unna 2
– übrigens weltweit das einzige
Museum, das ausschließlich geprägte Kreuzviertel ist mit
Lichtkunst zeigt – macht sich seiner Fülle an Cafés und Knei­
auch um die Weiterentwicklung pen dafür die richtige Adresse.
der aus dem Bauhaus stam­ Bei einem frisch gezapften Pils
menden Kunstform verdient kommen mir die Liedzeilen von
und verlieh Anfang 2015 Herbert Grönemeyer in den
erstmals den International 1 Urb Clothing in Gelsen­ Sinn, mit denen er einst seiner

Bilder: URB Clothing; Hans-Jürgen Landes; Grafik: Max Winter


Light Art Award. kirchen­Ückendorf machte Heimatstadt Bochum und dem
Um die Ruhrgebietsreise Mode, die wie Kunst aussieht ganzen Ruhrpott ein Denkmal
fröhlich ausklingen zu lassen, 2 Das Museum Ostwall am setzte: »Tief im Westen / wo die
geht es zurück nach Dortmund. Rande der Dortmunder Altstadt Sonne verstaubt / ist es besser /
1
Das traditionell studentisch mit dem signifikanten U viel besser als man glaubt.«

Hoteltipps fürs Ruhrgebiet

Wer bei seiner kulturellen Zeche in ein Hotel mit 17 in­


Entdeckungstour durch das Bottrop dividuell eingerichteten Zim­
Unna
Ruhrgebiet komfortabel Gelsenkirchen mern umgewandelt. Die
übernachten will, hat die Dortmund
Speisekarte des angeschlos­
Qual der Wahl. Unsere fünf Bochum senen Restaurants bietet ein­
Mülheim
Tipps zeigen, wie vielfältig a. d. Ruhr Essen heimische Spezialitäten wie
die Möglichkeiten sind – Duisburg »Knappenbrot«, »kleinen
vom noblen Kasino bis zum Schrebergartensalat« oder
Blick aufs Schalke-Stadion »Zechenschnitzel«. .
Rotthauser Str. 40, Essen
Heiner’s Parkhotel
Hier blickt man direkt auf l’Arrivée Hotel & Spa
den Landschaftspark der Eine gute Adresse für Golfer
ehemaligen Zeche Nordstern, Courtyard Gelsenkirchen man einen tollen Ausblick im Essener Süden, mit Blick und alle, die gern im Grünen
der seit dem Jahr 2010 ein Am Thema Fußball kommt aufs nördliche Ruhrgebiet. auf den Baldeneysee. Der übernachten wollen. Zur
neues Wahrzeichen hat: den man im Ruhrgebiet nicht vor­ Parkallee 3, Ruhrtalradweg verläuft direkt Dortmunder Innenstadt sind
18 Meter hohen »Herkules« bei, also warum nicht mitten­ Gelsenkirchen hinterm Haus. es mit dem Auto etwa 20 Mi­
von Markus Lüpertz. Das Ho­ rein ins Vergnügen? Das Freiherr-vom-Stein-Straße nuten. Großzügige Zimmer
tel wurde kürzlich um 27 Zim­ Haus der Courtyard­by­Mar­ Parkhaus Hügel 209, Essen und mehrere Saunen tragen
mer eweitert und bietet eine riott­Kette liegt auf dem Das ehemalige Kasino der nach langen Museumsbesu­
viel gelobte Küche. Gelände des FC Schalke 04, Villa Hügel wird seit 1955 von Alte Lohnhalle chen zur Entspannung bei.
Am Bugapark 1d, direkt neben dem Stadion. der Familie Imhoff als Hotel Im Nordosten von Essen wur­ Wittbräucker Straße 565,
Gelsenkirchen Vom Spa in der 11. Etage hat betrieben. Es liegt malerisch de eine denkmalgeschützte Dortmund

46
Kunst erleben
neben CentrO
und Gasometer…

GREEN CITY

Flightbike, 2008 © Klaus Geigle/ VG Bild-Kunst, Bonn 2015


Geformte Landschaft – Vernetzte Natur
Das Ruhrgebiet in der Kunst
10. 5. – 13. 9. 2015

oben (von links nach rechts): Stiftung Museum Kunstpalast / Wim Wenders, Joshua and John (behind),
Odessa, Texas, 1983, © Wim Wenders; Kunsthalle Düsseldorf / Cody Choi, Golden boy poster (Heidegger in
Bagsvaerd Church), (1986–91), C-print, 30 x 41 inches, Collection of the artist / Courtesy of Kukje Gallery,
Korea; Hetjens Museum Düsseldorf / Allegorie des Winters, nach einem Modell von Friedrich Elias Meyer,
Höchst, um 1755 / Teller »Blea Tarn«, Joseph Birbeck sen., Royal Doulton, um 1900, Foto: Horst Kolberg;

www.ludwiggalerie.de | Tel. 0208 41249 28

CATAL I NA

PA B Ó N
06 JUNI
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© Catalina Pabón

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AN DER RUHR
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SAMMLER
SEMINAR Nº 2 0

Scrimshaw
Bilder: Oliver Hoare (2)

Entdecken und vertiefen Sie ein Sammelgebiet. Welches sind die Schlüsselwerke?
Wo wird man fündig? Was sagt der Markt? Plus: praktische Tipps und hilfreiche Adressen
Die nächste Folge: Chinesische Teppiche Zuletzt erschienen: DDR-Möbel

49
S A M M L E R SE M I N A R

Zähne zeigen
John F. Kennedys Leidenschaft galt nicht nur der Politik und den Frauen, er liebte
auch das Meer – und sammelte Scrimshaw-Objekte. Die kunstvoll
gravierten Walzähne und -knochen trugen Geschichten von fernen Abenteuern,
vom Triumph des Menschen über die Natur in das Oval Office

VON
LISA ZEITZ

50
S A M M L E R SE M I N A R

A
Bild links: Abbie Rowe/White House Photographs/John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston; Bild rechts: Alan Fontaine/Little, Brown & Company

Auf dem Schreibtisch von John F. Kennedy ihre Harpunen zu werfen – oft genug ging 19. Jahrhundert ein Schiff mit geblähten Se-
standen Walzähne – ist Ihnen das auf den vie- das auch für die Matrosen tödlich aus. Die geln eingraviert hatte. Das war der Beginn
len Fotos von ihm jemals aufgefallen? Man- Jagd auf Wale wurde damals von dem großen seiner Sammlung. Sein besonderes Interesse
che Dinge sieht man erst, wenn man sie weiß. Bedarf nach ihrem Tran angefacht: Riesige galt alten Stücken mit der Darstellung von
Achten Sie darauf, Sie werden sich wundern, Mengen an diesem flüssigen Brennstoff wur- Schiffen sowie Porträts der US-Präsidenten
wie häufig Sie in der Umgebung des legendä- den für Lampenöl, für die Straßenbeleuch- und anderer Persönlichkeiten der nordame-
ren US-amerikanischen Präsidenten von nun tung, für die Industrie gebraucht. Je mehr rikanischen Geschichte.
an Scrimshaw entdecken, die Volkskunst der die Städte wuchsen, desto mehr wurden die In den nächsten Jahren kamen 33 wei-
Walfänger. Walbestände vor den Küsten dezimiert, und tere Walzähne und drei verzierte Walross-
Scrimshaw, noch nie gehört? Woher das die Walflotten, die von der Ostküste der USA stoßzähne dazu, die er vor allem auf seinem
Wort genau stammt, ist umstritten, aber aufbrachen, mussten immer weitere Stre- Schreibtisch und in den Bücherregalen im
scrimming bezeichnet das Schnitzen der See- cken zurücklegen. Oval Office des Weißen Hauses präsentierte.
leute, die im 18. und 19. Jahrhundert an Bord Für John F. Kennedy, der seit seiner von Wenn er und Jackie im Sommer in Cape Cod
der Segelschiffe alle möglichen Objekte aus Krankheit geprägten Jugend Abenteuerro- waren, gingen die beiden manchmal zusam-
den Knochen und Zähnen der Wale produ- mane sowie Werke zur Geschichte ver- men in Antiquitätenläden und fanden ein-
zierten – eigentlich ein Abfallprodukt, denn schlang, waren Scrimshaw-Objekte, diese zelne Stücke, jedoch kaufte er den Großteil
es ging bei der Jagd nur um Tran. Sie fertig- Produkte der Natur, die von Menschenhand seiner Sammlung nicht selbst. Jackie be-
ten – vom Spazierstock bis zum Korsettstab, zum Kunstwerk wurden, Futter für seine rei- schenkte ihn zu Geburtstagen und an Weih-
vom Spielwürfel bis zum Nähkästchen – Mit- che Fantasie. Und sie kamen aus dem Meer: nachten mit Scrimshaw, und auch sein alter
bringsel für ihre Liebsten, Souvenirs und JFK hatte im Zweiten Weltkrieg bei der Navy Schulfreund aus dem Internat, Lem Billings,
vielleicht auch Trophäen für sich selbst. Zeit gedient und liebte das Meer, er verbrachte machte sich für ihn auf die Suche und stand
hatten sie mehr als genug, wenn sie monate-, seine schönsten Sommer in Nantucket und in Kontakt mit Händlern, die Nautika und
manchmal jahrelang auf hoher See weilten. war ein leidenschaftlicher Segler. In den Folk Art in ihrem Angebot hatten. Oft
Dem Präsidenten hatten es vor allem Fünfzigerjahren, als er das Amt eines Sena- schickten sie Billings Stücke, die er dem Prä-
die dicken weißen Pottwalzähne angetan, tors innehatte, schenkte ihm Jackie – wie im- sidenten vorführte – JFK hatte auch ein Fai-
die so urtümlich und phallisch aussehen, wie mer mit sicherem Stilgefühl – den ersten ble für Marinemalerei und Schiffsmodelle,
man sich in seinen Kinderfantasien vielleicht Walzahn, in den ein anonymer Seemann im die im Weißen Haus den Ton angaben –, bei
Drachenzähne vorstellt. Wie bei den Sagen
und Märchen, die von besiegten Drachen
handeln, erzählt jeder Walzahn von einem
Kampf und einem Sieg. Pottwale, die knapp
zwanzig Meter lang und fünfzig Tonnen
schwer werden können, galten zu Zeiten des
historischen Walfangs als Ungetüme. Von
den Segelschiffen wurden kleine Ruderboo-
te aufs Meer gesetzt, mit denen die Seeleute
ganz nah an die Wale heranruderten, um

Gravierte Walzähne prangten auf John F.


Kennedys Schreibtisch im Oval Office.
Re.: Walfänger mit Ruderbooten als Motiv auf
einem Pottwalzahn. Vorherige Seite: In
London zeigt der Kunsthändler Oliver Hoare
bis zum 26. Juni Scrimshaw, darunter auch
den Pottwalzahn mit der doppelschwänzigen
Nixe aus dem 19. Jahrhundert.

51
S A M M L E R SE M I N A R

Zu der unvergleichlichen Atmosphäre trug


auch Jacqueline Kennedy bei, die durch ih-
ren Sinn für Eleganz und Etikette überall ei-
nen Hauch von Aristokratie verbreitete. Sie
sorgte dafür, dass ein französischer Koch an-
gestellt wurde, der Staatsbanketten eine
ebenso glamouröse Note verlieh wie intimen
Diners. Und es gab Tanzabende, auf denen,
wie Zeitgenossen berichteten, »der Champa-
gner aus jeder Ritze floss«.
Mehrfach hatten die Kennedys Greta
Garbo eingeladen, doch die schwedische
Schauspielerin, mittlerweile über fünfzig,
war sehr auf ihre Privatsphäre bedacht und
hatte immer höflich abgelehnt. Doch schließ-
lich sagte sie zu, wohl durch Vermittlung der
Modeschöpferin Irene Galitzine, die auch Ja-
ckie Kennedy einkleidete. Allerdings diktier-
te sie Bedingungen: Es sollte sich um einen
kleinen Kreis handeln, und ihr Erscheinen

Bilder: Bettmann/CORBIS; www.garboforever.com (2); Alan Fontaine/Little, Brown & Company


sollte im Vorfeld geheimgehalten werden. So
geschah es, an einem Abend im fatalen
Herbst 1963. Nur eine Handvoll ausgewählter
Personen der Washingtoner Gesellschaft und
Jackies jüngere Schwester Lee Radziwill wa-
ren zu jenem Dinner eingeladeten, außer-
dem Lem Billings, der gute alte Freund von
Nichtgefallen oder einem zu hohen Preis gin- JFK aus dem Internat, sein Kunstberater und
gen sie wieder zurück. Um 1960 wussten so- Scrimshaw-Einkäufer. Verschiedene Teilneh-
gar die meisten US-amerikanischen Antiqui- Greta Garbo war wenige Tage vor JFKs mer teilten später ihre Erinnerungen, sodass
tätenhändler – außerhalb Neuenglands – nicht, Ermordung zu Gast im Weißen Haus, Details des Abends überliefert sind.
was Scrimshaw überhaupt war, und so waren ganz oben ihr Dankesschreiben. Kennedy Es wurde so arrangiert, dass Greta Gar-
die Preise noch günstig, oft kosteten sie nur schenkte ihr einen Scrimshaw-Zahn (o.). bo vor den anderen eintraf, damit sie ein we-
wenige Dollar. Doch die Vorliebe des Präsi- U.: Jackie Kennedy ließ das Wappen des nig Zeit haben würde, sich mit dem Präsi-
denten für Scrimshaw sprach sich herum, Präsidenten in einen Walzahn gravieren denten und seiner Frau allein zu unterhalten.
und so stiegen auch langsam die Preise. Ni- – das Geschenk legte sie ihm mit ins Grab Es muss genug Zeit für John F. Kennedy ge-
kita Chruschtschow, dem JFK davon erzählt wesen sein, um sie zu einem Scherz auf Kos-
hatte, präsentierte JFK 1961 ein aus Walkno- ten von Lem Billings anzustiften. Dieser hat-
chen und Walrossstoßzahn geschnitztes Mo- te Greta Garbo im Sommer zuvor auf einer
dell eines Walfängers mit geblähten Segeln. Yacht an der Riviera kennengelernt und wohl
Nach der Ermordung des Präsidenten vor dem Präsidenten von seiner Bekannt-
in Dallas am 22. November 1963 wurde seine
Sammlung von Schiffsmodellen und Wal-
zähnen in Washington katalogisiert und in
Kisten verpackt – heute sind sie in der John
F. Kennedy Presidential Library in Boston
ausgestellt. Beim Katalogisieren fiel auf, dass
ein antiker Pottwalzahn fehlte, aber es sollte
noch rund ein halbes Jahrhundert dauern,
bis ein Dokument auf die Spur dieses Zahns
führte. Doch alles der Reihe nach.
Das Weiße Haus war zu Zeiten der Ken-
nedys ein intellektuelles Zentrum – nicht
nur Politiker, auch Wissenschaftler, Künstler,
Schriftsteller, Philosophen und Schauspieler
zählten regelmäßig zu den Gästen. Anläss-
lich eines Empfangs für alle US-Nobelpreis-
träger scherzte Kennedy, es sei wohl die
»außergewöhnlichste Versammlung mensch-
lichen Wissens, die je im Weißen Haus ver-
sammelt war – außer vielleicht, als Thomas
Jefferson allein hier speiste«.

52
S A M M L E R SE M I N A R

denfalls schenkte er ihr spontan einen an-

Silberhirsch
tiken Pottwalzahn mit eingraviertem Se-
gelschiff. Greta Garbo war gerührt von der
Geste und für den Rest ihres Lebens sehr
stolz auf das Souvenir, aber Jackie kom-
mentierte es mit den Worten: »Mir hat er & Wunder-
prunk
noch nie einen Walzahn geschenkt.«
Schließlich verabschiedete die Garbo sich
mit den nicht ganz ernst gemeinten Wor-
ten: »Ich muss gehen, ich bin betrunken.«
Das Victoria & Albert
Kaum war sie weg – erinnerte sich ein an-
derer Gast – soll Jackie gesagt haben: »Ich Museum zu Gast in
glaube, das war sie wirklich.« Dass der der Kunstkammer Würth
Zahn bei Greta Garbo gelandet war, geriet
bald in Vergessenheit. Dinners, Gesell-
18. 5. 2015 bis 10. 1. 2016
schaften, Champagner, Walzähne, das
Weiße Haus – all das verlor kurz darauf sei- Kunsthalle Würth
ne Bedeutung, als wenige Tage später die
Ermordung des Präsidenten die ganze Schwäbisch Hall
Welt schockierte. Täglich 10 bis 18 Uhr
Erst kürzlich, Jahrzehnte nach dem
Eintritt frei
Tod Kennedys und auch lange nach dem
Zahn mit Porträt: Alexander Hamilton, Tod von Jackie und Greta Garbo, kam ein
einer der Gründerväter der Vereinigten
Brief der Schauspielerin an die Gastgebe-
Staaten, rief die Küstenwache ins Leben,
rin zutage, der den verschwundenen Zahn
die Kennedy besonders am Herzen lag
mit jener magischen Einladung in Verbin-
Bild: Alan Fontaine/Little, Brown & Company

dung brachte: »Es war für mich ein äußerst


ungewöhnlicher Abend, den ich mit Ih-
schaft mit der Diva geschwärmt und damit nen im Weißen Haus verbracht habe. Er
geprahlt. Als er nun wenig später im Wei- war faszinierend und bezaubernd«,
ßen Haus eintraf und die Garbo wiedersah, schrieb die Garbo am 18. November 1963.
ging er mit offenen Armen auf sie zu und »Ich könnte fast meinen, es sei ein Traum
rief: »Greta!« Aber die Schauspielerin dreh- gewesen, wenn ich nicht in meinem Besitz
te sich mit ratlosem Ausdruck zu Kennedy den ›Zahn‹ des Präsidenten hätte, der vor
und sagte: »Diesen Mann habe ich noch mir steht. Für immer werde ich die Erinne-
nie gesehen.« Billings fühlte sich in der rung an Sie, den Präsidenten und den
nächsten halben Stunde, während das Es- Abend hochhalten.« Heute ist der Zahn im
sen serviert wurde, so verwirrt und desori- Besitz von Garbos Erben.
entiert, erzählte er später, »wie seit dem Einen besonderen Walzahn legte Ja-
Zweiten Weltkrieg nicht mehr«. Er nannte ckie Kennedy ihrem toten Mann sogar mit
ihr Plätze in Cap Ferrat, die sie im Som- ins Grab. Sie hatte im Jahr zuvor den
mer zusammen besucht, Menschen, die sie Künstler Milton K. Delano aus Fairhaven
beide kennengelernt hatten, aber die in der Nähe von New Bedford ausfindig
Schauspielerin tat so, als sei ihr all das gemacht, der ihr aufgefallen war, weil er
fremd. Die Gäste rissen sich zusammen, so das Porträt des Präsidenten sehr wirklich-
gut es ging, aber beim zweiten Gang konn- keitsgetreu in einen Walzahn graviert hat-
te sich die versammelte Gesellschaft das te – es war ein Geschenk der Gemeinde
Lachen nicht mehr verkneifen, und die Fairhaven an JFK. Nun beauftragte sie ihn,
Scharade flog auf. das historische Siegel des Präsidenten mit
Greta Garbo erinnerte sich später an dem Weißkopfseeadler auf einem Zahn
den »magischen Abend«, aber ihr fiel auch darzustellen. In einer Klaue hält der Adler
auf, dass der Präsident nicht rauchte und den Olivenzweig, in der anderen ein Bün-
nur Wasser trank. »Als ich mir eine Ziga- del Pfeile – das Symbolpaar für Krieg und
rette anzündete, kam ich mir dagegen Frieden hatte auch Kennedy schon in sei-
richtig verrucht vor.« Im Lauf des Abends nen Reden bemüht. Der besonders große
erhielt sie eine private Tour durch das Wei- Zahn stammte von einem Pottwal, der im
w
ww.kunst.w
uerth.co
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ße Haus. Im Schlafzimmer von Lincoln Jahr 1818 vor New Bedford erlegt wurde, A
lleA ktivitä
tend erKunsthalle
zog sie sich Schuhe und Strümpfe aus, um und landete 1962 unter dem Weihnachts- W
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jekted
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sich »ganz vorsichtig« auf sein Bett zu le- baum. JFK stellte ihn auf seinen Schreib-

[]
gen. Sie muss Kennedy an diesem Abend tisch und hielt ihn besonders in Ehren.
auch erzählt haben, dass sie selbst eine Dieses Stück Scrimshaw liegt mit ihm in
kleine Scrimshaw-Sammlung besaß – je- Arlington begraben. ×

53
S A M M L E R SE M I N A R

Kunst aus Heimweh


Was die Seeleute an Bord der Walfangschiffe gegen die
Langeweile fertigten, hatte oftmals häuslichen Charakter – von der
Handarbeitshilfe bis zum Kuchenrädchen

In den Fässern, da faulte


das Wasser …
Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund hat 2010
eine umfangreiche Scrimshaw-Sammlung aus dem

Bilder: Johannes-Maria Schlorke; Galerie Delalande, Paris; Bonhams


Nachlass des Zoologen Wilhelm Vogel erworben,
darunter Zähne, Spielsteine, Werkzeuge und verschie-
dene Miniaturmodelle. Dazu gehört auch das
16 Zentimeter hohe dekorative Fässchen, das ver-
mutlich zwischen 1820 und 1880 entstanden ist. Die
hellen Spanten wurden aus den Knochen eines
Grönlandwals geschnitzt, während die dunklen Span-
ten aus seinen Barten bestehen. Mit den Barten
filtert der Wal Krill aus dem Meerwasser – sie wur-
den auch als Material für Korsettstäbe verwendet.
Zahn der Zeit
Wohin mit der Taschenuhr am Feierabend? Ständer
in allen möglichen Formen und Materialien
machten aus der Taschen- eine Tischuhr. Der Pari-
ser Antiquitätenhändler Eric Delalande bietet
einen sogenannten Porte Montre aus Walzähnen,
Knochen und Holz an, geschaffen wahrscheinlich
auf einem englischen oder nordamerikanischen
Schiff um das Jahr 1860. Es kostet 7000 Euro.

Sehnsucht nach Kuchenduft


Beliebte Geschenke nach monatelanger Abwesenheit: aus
Walknochen geschnitzte Küchenutensilien. Für 2684 Dollar
versteigerte Bonhams in New York diese raffinierte, mit Herzen
verzierte Backhilfe: Vier verschiedene Rädchen können
den Teig mit unterschiedlich gezackten Rändern gestalten.

54
S A M M L E R SE M I N A R

Patriotische Dose
Die Dose aus Walknochen, Rosenholz und Maha-
goni, geschaffen um 1845, war einst Teil der
berühmten Folk Art Collection von Ralph Esme-
rian. Viele Objekte aus dem einstigen Besitz des
feinsinnigen Bankrotteurs versteigerte Sotheby’s
in New York, darunter war im vergangenen
Jahr auch dieses acht Zentimeter hohe Gefäß. Es
verdoppelte seine Schätzung und kostete schließ-
lich 13 750 Dollar. Darstellungen nordamerikani-
scher Denkmäler und Landschaften verkaufen
sich in den USA seht gut, und was könnte patrio-
tischer sein als der Wohnsitz des Präsidenten?

Knochen, die nicht brechen


Bei der Fertigung von Knäufen oder Spazierstöcken
ließen die Seeleute ihrer Fantasie freien Lauf. Die
beiden Stöcke mit Handmotiven und Einlegearbei-
ten aus Perlmutt und Silber gab es zusammen bei
Sotheby’s für stolze 34 375 Dollar. Ihre Provenienz ist
Bilder: Sotheby’s (2); Bonhams; Quittenbaum, München

geadelt durch die große Scrimshaw-Sammlerin


Barbara Johnson. Das Münchner Auktionshaus Quit-
tenbaum versteigerte für 1800 Euro einen Stock aus
den Wirbeln eines Schwertwals mit dem silberge-
fassten Zahn eines Pottwals (u. re.), der wohl nahe
dem polynesischen Atolls Huahine gefangen wurde.
Alle drei stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Strickmuster
Abwickelgeräte für Garn und Wolle stellten auf-
grund ihrer komplizierten beweglichen Struktur
eine Herausforderung für jeden Handwerker
dar. Eine nützliche Liebesgabe für die daheim
gebliebenen Hausfrauen: Aufklappbar wie ein
Schirm, waren die flexiblen Utensilien hilfreich
beim Stricken und Weben, indem sie den Faden
ohne Verwicklung bereithielten. Anfang
des 19. Jahrhunderts entstand dieses auf 6000 bis
8000 Dollar geschätzte Stück mit Nähkästchen
aus Mahagoni, Walknochen und seidenen Schleif-
chen, das Bonhams kürzlich im Angebot hatte.

55
S A M M L E R SE M I N A R

»Das waren damals


Siegeszeichen«
Der Schriftsteller Uwe Timm hat schon lange eine Schwäche für Scrimshaw. Ein
Gespräch über Fälschungen, Moby Dick und die Lust am Sammeln

VON FOTOS
LISA ZEITZ J U L I A N B AU M A N N

Die Walzähne liegen im Bücherregal von Uwe Timms Münchner Wohnung


ganz in der Nähe der Goethe-Bände. Der Schriftsteller hat
außerdem ein Faible für den naiven Charme von Staffordshire-Keramik

56
S A M M L E R SE M I N A R

U
Uwe Timm lebt in einer idyllischen Ecke von
München, wo die Straßen »Himmelreich«
und »Paradies« heißen. Der Englische Garten
ist nur einen Katzensprung entfernt, nah
sind auch das Bayerische Nationalmuseum
und der Eisbach mit seinen Surfern. Ein Be-
such in seiner Wohnung mit Blick über die
Dächer der Stadt ist ein besonderes Erlebnis,
denn Uwe Timm ist auch ein Sammler. Zur
Einrichtung gehören silberne Votivbilder,
Staffordshire-Keramikfiguren, Grafiken von
George Grosz, und indonesische Ikat-Stoffe.
Den Tee trinken wir aus viktorianischen Krö-
nungstassen. Sein ganz spezielles Sammelin-
teresse gilt jedoch der Volkskunst der Wal- hen wie Literatur oder Denkmäler. Das ist ei- und dann tauchte der Wal ab und tauchte
fänger: Scrimshaw. Die Anfänge seiner gentlich das Interessante daran. wieder auf, und die sausten mit dem Boot
Leidenschaft dafür reichen zurück bis zu sei- durch die Gegend.
ner Kindheit in Hamburg. Viele der Objekte scheinen vom Heimweh
der Seeleute zu zeugen. Der Walfang blühte im 18. und 19. Jahrhun­
Ihr Großvater war Kapitän. Hat Ihr Inter­ Die Matrosen haben hauptsächlich den dert, da ging es vor allem um den Tran.
esse für Scrimshaw mit Ihrer Familienge­ Frauen, die sie liebten, kleine Gebrauchsge- Das war enorm wichtig für die Indus-
schichte zu tun? genstände geschenkt, Spindeln für Webstüh- trie. Maschinen, Uhren, alles wurde mit Wal-
Natürlich! Das sind die ganzen Erzäh- le, Stäbe für Flachssachen. Die Dinge wur- öl geschmeidig gemacht. Auch für die Be-
lungen, die ich gehört habe und die mich be- den in einer Zeit gemacht, in der man leuchtung spielte es eine große Rolle. Bis die
gleitet haben. Mit Scrimshawing werden gewartet hat. Die Zeit bestand ja hauptsäch- Elektrizität kam.
nonverbale Geschichten erzählt. Sehnsüchte lich aus Warten.
in Bilder gefasst. Wenn jemand den Namen Wie kam es dazu, dass die Matrosen began­
»Rebecca« und das Porträt seiner Geliebten … ein krasser Gegensatz zur Jagd, wenn nen, die Abfallprodukte, Zähne und Kno­
in einen Walzahn ritzt, dann kann man sich dann endlich Wale gesichtet wurden. chen, künstlerisch zu bearbeiten?
gut vorstellen, dass dieser Mann seine Frau Der Einsatz, solche Tiere zu harpunie- Scrimshawing, also das Handwerk, ist
oder Freundin zwei, drei Jahre lang nicht ren, war lebensgefährlich. Das war eine ganz natürlich daran gebunden, dass die Matro-
sieht. Wie ist das, wenn er zurückkommt? Ist andere Situation als später, als die Wale in- sen bis zu vier, fünf Jahre auf dem Wasser wa-
sie noch da? Hat sie inzwischen einen ande- dustriell geschlachtet und abgeschossen wur- ren, allenfalls mal auf eine Insel gegangen
ren Mann? Es sind Alltagsgegenstände und den. Damals mussten die Seeleute heranru- sind und Frischwasser und Proviant geholt
zugleich Dinge, die in das Gedächtnis einge- dern, dann hat einer die Harpune geworfen, haben. Sie waren sehr, sehr lange unterwegs.

57
S A M M L E R SE M I N A R

Geld verdienen. Die Kapitäne und die Steu-


erleute wurden richtig reich, wenn sie nach
viel Walöl nach Hause brachten. Es gab na-
türlich auch Schiffe, die kein Glück hatten
und segelten und segelten, und kein Wal
tauchte auf.

Wann haben Sie zum ersten Mal Scrimshaw


gesehen?
Als Kind im Altonaer Museum in Ham-
burg. Das ist ein wunderbares Museum. In-
zwischen ist es natürlich neu eingerichtet
und modernisiert, aber damals war das ein
etwas verkruschtes Museum. Da gibt es Gali-
onsfiguren und auch einige Scrimshaws.

Hat der Walfang auch für Deutschland eine


Bedeutung gehabt?
Ja, in Hamburg-Altona und vor allem in
Glückstadt an der Elbe gab es im 18. Jahrhun-
dert eine kleine Walfangflotte. Blauwale und
andere Bartenwale wurden damals noch
oben in der Arktis gefangen. Die Bestände
waren aber bald so dezimiert, dass sich der
Walfang für die Deutschen schon nicht mehr
lohnte. Auch die amerikanischen Flotten
mussten Anfang des 19. Jahrhunderts auf der
Jagd nach Walen immer weiter in die Südsee,
weil die Bestände vor den eigenen Küsten
schon ausgerottet waren.

Wann begannen sie Scrimshaw zu sammeln?


Ich habe die Eindrücke aus dem Altona-
er Museum im Kopf gehabt, als ich Anfang
der Achtzigerjahre eine Zeit lang Writer in
Residence an der Universität von Warwick in
Coventry war. Da habe ich mein erstes Stück
in einem Antiquitätengeschäft gekauft, einen
Pottwahlzahn. Das Motiv ist eine Szene in
New Bedford, man kann einen ehemaligen
Sklaven sehen, der eine Seekiste am Kai ent-
langzieht. Man sieht sogar winzige Details,
Uwe Timm nutzt Lesereisen, um sich in In dieser Ödnis – und dieser Langeweile, wie das Seil, an dem er die Kiste hinter sich
Antiquitätengeschäften nach Scrimshaw muss man sagen – hat sich das dann durch- herzieht, gerissen war und wieder geknotet
umzuschauen. Verleger, Lektoren und gesetzt. Die Mannschaften waren sehr unter- wurde. Auf der anderen Seite der Adler mit
Freunde schenken ihm immer wieder Stücke schiedlich zusammengestellt, es gab auch den Worten »Freedom« und »Liberty« – Lin-
– meist unechte. Diese sind Teil seiner zahlreiche Intellektuelle darunter. Der be- coln, die Befreiung der Sklaven. Das steckt
Sammlung, denn er kann auch Fälschungen rühmteste ist natürlich Herman Melville, der da alles drin. Das ist schon ein Programm für
wie dem Zahn mit dem Motiv aus New
selbst auf einem Walfänger gefahren ist – so jemanden, der das gemacht hat. Egal, ob das
Bedford (rechte Seite) etwas abgewinnen
fand Scrimshawing auch Eingang in »Moby ein Schwarzer oder Weißer war.
Dick«. In einer Szene spielt übrigens ein Bre-
mer eine Rolle. Uwe Timm nimmt das Stück aus dem Bücherregal
und reicht es herüber. Der Zahn fühlt sich glatt und
Sie meinen den deutschen Kapitän Derick kühl an und liegt schwer in der Hand.
de Deer, der Ahab auf See um Hilfe bittet?
Ja, genau. Bei Moby Dick gibt es außer- Ihr erster Kauf hat Sie ermutigt, das Thema
dem einen Neuseeländer, einen Maori, auch zu vertiefen?
Schwarze, Indianer – das ist eine sehr inter- Ja, ich fand meinen ersten Kauf wunder-
nationale Gruppe, die da zur See gefahren ist. bar, aber als ich mich dann kundig gemacht
Und es sind auch sehr unterschiedliche hatte, musste ich feststellen, dass es ein Fake
Handwerker dabei. Man konnte damals, ist. Wenn sie richtig gut nachgemacht sind,
selbst als Matrose, mit dem Walfang sehr viel dann kann man das kaum unterscheiden.

58
S A M M L E R SE M I N A R

Woran erkennt man die Fälschung? man einen Zahn mit. Der deutet darauf hin, Sie haben sich auch immer wieder für
Mit einem Streichholz. Das wollen die was für ein Kampf, was für eine Gefährdung Greenpeace engagiert.
Antiquitätengeschäfte natürlich nicht. In der da war. Es ist etwas Großes von einem Unge­ Ja, selbstverständlich. Man muss schon
Regel, wenn sie ein gutes Gewissen haben heuer, das man mitbrachte. Die Sicht darauf sagen, dass diese ganze Bewegung ein Erfolg
und wenn man sagt, man kauft das, wenn es hat sich vollkommen geändert. Dadurch, ist. Zum Beispiel, dass ein neues internatio­
echt ist, dann sagen sie »okay«. Man hält ein dass die Wale fast ausgerottet wurden, wer­ nales Gesetz herausgekommen ist, das den
brennendes Streichholz daran, und wenn es den sie heute in ihrer Gefährdung auch ganz Japanern und Isländern verbietet, aus wissen­
dann nach Plastik riecht, dann weiß man, es anders gesehen. Man hat sie zoologisch, bio­ schaftlichen Gründen Wale zu fangen. Das
ist unecht. Und wenn man verbranntes Horn logisch genau untersucht und soziales Ver­ ist erst unter dem Druck von Greenpeace
riecht, dann weiß man, dass es Elfenbein ist. halten entdeckt. Das hat man damals gar und der kritischen Öffentlichkeit passiert. Es
Die, die ich später gekauft habe, habe ich alle nicht gesehen. Allenfalls, wenn eine Wal­ ist ein Erfolg, dass man das geschafft hat und
kurz ankokeln lassen. mutter ein Kalb verteidigte. Da fand dann dass sich manche Bestände wieder erholen.
eine gewisse Identifikation statt, aber sonst
Wird das Material nicht schwarz? war das einfach eine ganz harte Sache. Der Die Ozeane sind in prekärem Zustand. Wie
Nein, das ist nur Ruß, das kann man Wal bei »Moby Dick« wird nicht als Gesell­ ist es um die Walbestände bestellt?
wieder abwischen. Bei den Fälschungen aus schaftstier gesehen, sondern als Monster, das Ich war vor einigen Jahren in Kanada,
Plastik allerdings kräuselt sich ein klein we­ Unheil bringt. dort galten die Bestände am Sankt­Lorenz­
nig die Oberfläche. Strom eigentlich als stark dezimiert. Aber als
Ein neues Stück würden Sie also aus Prinzip ich da war, waren die Tiere auf einmal doch
Wo werden Sie fündig? nicht kaufen? zu sehen. Es ist sehr beeindruckend, wenn
Meistens gehe ich auf die Suche, wenn Ganz klar nein, die alten Zähne haben man beim Whalewatching mit dem Boot he­
ich auf Lesereisen unterwegs bin. Wenn ich noch diese Aura und die neuen eben nicht. ranfährt. Unglaublich! Wenn diese Wale so
dann einen gefunden hatte und wusste, dass Die sind von Walfangschiffen abgeschossen herauspusten und man den Geruch der
der echt war, dann habe ich ihn gekauft. Den worden, die Wale hatten eigentlich kaum Tiefsee in die Nase bekommt. Und dann
letzten habe ich in einem Antiquitätenladen eine Chance zu entkommen und wurden ge­ verschwinden sie wieder Hunderte Meter
in Buenos Aires gefunden. Ich habe auch ein flenst, dann ging es nach Japan, die Zähne nach unten. Die Bestände haben sich wieder
paar Mal mitgeboten auf Auktionen bei Sot­ wurden mit Dentalbohrern nach Vorlagen erholt, sagt man. Aber sie sind immer noch
heby’s in England. 2000 oder 3000 Pfund wa­ geritzt, und das war es dann. gefährdet. ×
ren angesetzt, da habe ich gedacht, das wage
ich mal und habe dann noch etwas draufge­
schlagen, aber das ging in ganz andere Di­
mension. Die wurden so teuer, da war gar »Man hält ein Streichholz dran. Wenn es nach verbranntem
nicht dran zu denken.
Plastik riecht, dann weiß man, es ist unecht.«
Sie interessieren sich nicht für andere
Scrimshaw-Objekte, sondern nur für die
Zähne?
Die Zähne haben etwas ganz Merkwür­
diges, etwas Uriges. Dass die Wale damit in
die Tiefe getaucht sind und dort die Kraken
gefressen haben. Pottwale, die diese 32 sehr
unregelmäßigen Zähne haben, ernähren
sich hauptsächlich von Kraken. Heute ist
man mit dem Leben der Wale viel vertrauter,
sie sind nicht mehr nur Gegenstand von Jagd
und Abschlachten. Man weiß, dass diese
wunderbaren Tieren etwas Soziales haben,
man weiß, dass sie singen.

Aus psychologischer Sicht ist der Zahn als


Trophäe interessant – das riesige Tier, das
dem Menschen nicht mehr gefährlich wer-
den kann.
Richtig! Wenn man so will, ist das da­
mals ein Siegeszeichen nach einem Abenteu­
er gewesen. Das ist der Unterschied, und aus
diesem Grund interessieren mich die neue­
ren Stücke, die heute gemacht werden, über­
haupt nicht. Damals war das noch ein aben­
teuerliches Unterfangen. Man setzte sein
Leben ein, es war sehr viel Arbeit, sehr viel
Verzweiflung dahinter. Als Trophäe brachte

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S A M M L E R SE M I N A R

Gut zu wissen
Welche Museen zeigen Scrimshaw? Wie erkennt man eine Fälschung? Und wo kann man
die Volkskunst der Walfänger kaufen? Unsere kompakte Übersicht

Glossar Massachussetts findet man die


Volkskunst der Walfänger im
Barten Nantucket Whaling Museum, in
Die Wale unterteilt man in Barten- Boston in der John F. Kennedy
und Zahnwale, die meisten großen Presidential Library and Museum,
Wale sind Bartenwale. Der Barten- wo unter anderem die Scrim-
wal hat anstelle von Zähnen shaw-Sammlung des 35. US-Präsi-
gefiederte Hornplatten im denten aufbewahrt wird, im
Oberkiefer, um Plankton aus dem Peabody Essex Museum in der
Wasser zu filtern. Aus den elasti- historischen Stadt Salem
schen Barten, auch Fischbein und in Connecticut im Mystic
genannt, wurden bis ins 20. Seaport Museum.
Jahrhundert Korsettstäbe gefertigt. Aber auch in deutschen
Museen gibt es Scrimshaw. Das
CITES Altonaer Museum in Hamburg hat
Die Abkürzung steht für Convention eine beeindruckende maritime

Bilder: bpk; Oliver Hoare


on International Trade in Endange- Sammlung und zeigt im Galions-
red Species of Wild Fauna and Flora. Als Wale noch eine Chance hatten: Der Walfang war früher auch für die Jäger figurensaal neben Walzähnen auch
eine lebensgefährliche Angelegenheit, wie die Lithografie von 1870 zeigt
Zum Schutz gefährdeter Tierarten Objekte aus Walbarten und ganze
ist der Handel mit einigen Tier- Knochenschiffe. Das sehenswerte
produkten eingeschränkt, dazu Teilweise wurden auch andersfar- Walrösser kommen zum Einsatz. Internationale Maritime Museum in
zählen Walzähne und -knochen. bige Pigmente eingesetzt. Die großen, oft unregelmäßigen Hamburg breitet mit der privaten
Zähne des Pottwals eigneten sich Sammlung von Peter Tamm in
Fälschung Grönlandfahrt besonders gut als Trophäe. einem restaurierten Hafenlager
Fälschungen sind sehr weit Schwerpunkt der europäischen 3000 Jahre Seefahrtsgeschichte aus.
verbreitet. Es sind Abgüsse von Walfänger waren die Küsten vor Pagoda Artist Zum Bereich Scrimshaw zählen
Originalen in Umlauf und auch auf Grönland. In Deutschland sind Der Notname eines anonymen Schiffsmodelle aus Walknochen.
antik getrimmte Neuschöpfungen Altona und Glückstadt eng mit Scrimshaw-Künstlers aus der Neben Altona hatte Glückstadt eine
auf altem Material. Plastikzähne dem Walfang verwoben, denn ihre ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Walfangflotte: Das Detlefsen-Muse-
haben oft einen Bleikern, um das Häfen waren vom 17. bis zum Einer seiner gravierten Pottwalzäh- um pflegt den Nachlass von Wanda
Gewicht eines Originals zu 19. Jahrhundert, als Tran noch ein ne hat 2005 bei Northeast Auctions Oesau (1893–1966), die aus einer
simulieren. Ein Trick zur Erken- wichtiger industrieller Brennstoff 303 000 Dollar erzielt. Walfängerfamilie stammte und eine
nung ist die Streichholzprobe – war, Ausgangspunkt für die umfangreiche Sammlung zusam-
riecht es nach Horn oder riecht es Grönlandfahrer. Zentrum des mentrug, neben Seekarten und
nach Plastik? Doch das klärt noch Walfangs war allerdings die Schauen Schiffsbildern auch Scrimshaw-Ob-
nicht, ob es ein altes oder neues Ostküste der USA. jekte. Das Meeresmuseum in
Stück ist. Stuart Franks Publikation »Scrimshaw Capital of the World« Stralsund ist in den malerischen
»Fakeshaw. A Checklist of Plastic Material nennt sich das New Bedford gotischen Gewölben des ehema-
Scrimshaw« gibt es als Buch und Scrimshaw wird aus Walzähnen, Whaling Museum. Es besitzt die ligen Dominikanerklosters St.
online bei Whalingmuseum.org. -knochen oder Barten hergestellt, weltweit größte Scrimshaw-Samm- Katharinen untergebracht. Scrim-
Darin sind alphabetisch nach Text aber auch die Stoßzähne der lung und ist in der wissenschaft- shaw-Objekte aus der Sammlung
oder Motiv viele Hundert wieder- lichen Erforschung des Themas Dr. Wilhelm Vogel sind Teil der
kehrende Fälschungen aufgelistet. engagiert. Für alle, die am histo- Ausstellung »Mensch und Tier«. Im
rischen Walfang und seinen Sylter Heimatmuseum gibt es unter
Gravieren Produkten interessiert sind, gibt es anderem einen gravierten Walzahn
Mit einem Taschen- hier sogar einmal im Jahr ein zu sehen, der eine Pottwalkuh mit
messer oder einem Scrimshaw-Wochenende mit ihrem Jungtier zeigt, einen
scharfkantigen Stichel Vorträgen und einer Messe mit Walrosszahn mit der Ansicht von
wird eine Zeichnung entsprechenden Antiquitätenhänd- New Bedford von 1830, ein
in die Oberfläche des Knochens lern (siehe rechte Seite). Als Walzahn mit Hundemotiven, der
oder Zahns eingegraben. Anschlie- Der Kunsthändler Oliver Hoare Sammelgebiet ist Scrimshaw vor als Griff eines Schuhlöffels dient,
ßend wird die Gravur mit Ruß oder zeigt bis 26. Juni erotische allem an der amerikanischen sowie ein von Grönlandfahrern
schwarzer Tusche eingefärbt. Scrimshaw-Motive in London Ostküste verbreitet. Ebenfalls in geschnitztes Mikadospiel. Die Wal-

60
S A M M L E R SE M I N A R Advertorial
Weltkunst-Tipp
fang- und Seefahrtsabteilung ist schaft verkaufen, darunter auch
ein Highlight des Dr. Carl-
Haeberlin Friesen-Museums in
originelles Scrimshaw. Der
Londoner Kunsthändler und Kunst per Klick
Wyk auf Föhr, das schon 1908 Islamexperte Oliver Hoare stellt
gegründet wurde und das die bis zum 26. Juni eine regel-
umfangreichste kulturhisto- rechte Kunst- und Wunderkam-
rische Kollektion der friesischen mer aus, darunter eine
Inseln zu bieten hat. Kurios: Vor umfangreiche Sammlung von
dem reetgedeckten Backstein- Scrimshaw-Objekten mit Fokus
bau steht ein Portal aus auf erotischen Motiven – die
Blauwalunterkieferknochen. vollbusige Nixe (S. 49) ist dabei
eines der züchtigsten Stücke,
online zu sehen bei www.
Kaufen everyobjecttellsastory.com.

Die Preispalette ist breit. Mit


Glück kann man einen antiken Bieten
Walzahn schon für einen
niedrigen dreistelligen Betrag Auktionen von »Marine Art«
erstehen. Je nach Motiv und – besonders beliebt in England
Kunstfertigkeit reichen die und den USA – beinhalten
Preise bis in die Hunderttausen- meist auch Scrimshaw, zum
de. Viele Antiquitätenhändler Beispiel bei Bonhams, Christie’s Tobias Wenhart ist Manager Products and Underwriting bei Hiscox.
haben ab und zu ein Stück im und Sotheby’s in London oder
Angebot, nur wenige sind New York. Das Auktionshaus
darauf spezialisiert. Im ehema- Northeast Auctions of Der Kunstmarkt boomt rien sowie die zahlreichen
ligen Walfängerhafen New Portsmouth im US-Bundesstaat und auch der Trend zum Möglichkeiten, Kunstwerke
Bedford, Massachussetts, findet New Hampshire und Rafael
Bild: Courtesy of the New Bedford Whaling Museum

Online-Kauf bleibt ungebro- direkt online zu kaufen. Ins-


jedes Jahr im Mai die Messe Osona Nantucket Auctions chen: Innerhalb nur eines besondere Einsteiger sollten
Nautical Antiques Show statt, bieten regelmäßig Scrimshaw Jahres wuchs der Umsatz sich jedoch nicht nur vor dem
auf der anerkannte Antiqui- an. Sonst heißt es Augen mit Kunst im Internet um Erwerb eines Kunstwerks
tätenhändler aus Neuengland aufhalten nach Sonderaukti- 68 Prozent und wird nun gut informieren – auch die
ihre Schätze ausbreiten – neben onen und Einzelstücken: Zum auf 2,49 Milliarden Euro anschließenden Schritte wol-
nautischen Instrumenten, Beispiel versteigerte Quitten- geschätzt. Als gleicherma- len wohlüberlegt sein, damit
antiquarischen Logbüchern der baum in München kürzlich die ßen begeisterte Sammler die Freude ungetrübt bleibt:
Walfänger, Schiffsmodellen, Spazierstocksammlung von
wie Spezialversicherer für Deckt die Hausrat- und
Marinemalerei und -druckgrafik Ulrich Klever, mit Scrimshaw.
Kunstwerke beobachten wir Kunstversicherung auch den
spielt Scrimshaw eine große
bei Hiscox alle Facetten des Neuerwerb des Sammlers
Rolle. Paul Madden handelt seit
Kunsthandels und widmen noch ab? Und wie gelangt
Mitte der Sechzigerjahre in Lesen dem Online-Kunstmarkt die Kunst zum Käufer?
Sandwich Village, Massachus-
setts, mit antikem Scrimshaw Clare Barnes Jr. »John F. eigens eine seit 2012 jährlich Grundsätzlich gilt, dass jeder
und bietet eine breite Auswahl. Kennedy: Scrimshaw Collector«, durchgeführte Studie. Die Kunsttransport „von Nagel
In Paris gehört Eric Delalande Boston 1964 nun vorgestellten Ergebnisse zu Nagel“ versichert sein
im Louvre des Antiquaires Stuart M. Frank »Ingenious des Online Art Trade Reports sollte. Die Regelwerke der
seit 1978 zu den Adressen, die Contrivances, Curiously Carved. 2015 fielen noch deutlicher bestehenden Versicherungen
Sammlerstücke aus den Scrimshaw in the New Bedford aus als letztes Jahr prognos- sollten deshalb genau geprüft
Bereichen Marine und Wissen- Whaling Museum«, Jaffrey 2012 tiziert: Fast jeder zweite Be- werden – einfacher haben
fragte kaufte im vergangenen es Kunden von Allgefahren
Jahr Kunst online. Und mit Hausrat-/Kunstversicherun-
63 Prozent der Umfrageteil- gen wie Haus und Kunst by
nehmer betrachtet die deut- Hiscox, welche bereits eine
liche Mehrheit der Käufer Transportversicherung für
ihre erworbenen Kunstwerke Kunstwerke enthält.
unter dem Gesichtspunkt
alternativer Investments, die Sprechen Sie mit uns: Wir
mit der Zeit an Wert zulegen bieten das passende Produkt
werden –Kunst gilt also auch zur Absicherung Ihrer Kunst-
als attraktives Handelsgut. werke und helfen gern bei
allen weiteren Fragen – ob
Verstärkt wird der Trend Transport, Lagerung, Ausstel-
durch den überall verfüg- lung oder Verleih, bei Hiscox
baren Zugang zu mannig- werden Sie von Kunstexper-
faltigen Informationsmög- ten beraten.
lichkeiten über die aktuelle
Das New Bedford Whaling Museum im amerikanischen Bundesstaat Kunstszene, Kunstgattungen, Mehr Informationen:
Massachussetts besitzt die größte Scrimshaw-Sammlung der Welt Ausstellungen und Gale- www.hiscox.de

61
Galleries | 303 Gallery | A | A Gentil Carioca | Miguel Abreu | Acquavella | Air de Paris | Juana de Aizpuru | Alexander and Bonin |
Helga de Alvear | Thomas Ammann | Andréhn‑Schiptjenko | The Approach | Art : Concept | Alfonso Artiaco | B | von Bartha |
Guido W. Baudach | Berinson | Bernier / Eliades | Fondation Beyeler | Daniel Blau | Blondeau | Peter Blum | Blum & Poe | Marianne Boesky |
Tanya Bonakdar | Bortolami | Isabella Bortolozzi | BQ | Gavin Brown | Buchholz | Buchmann | C | Cabinet | Gisela Capitain | carlier gebauer |
Carzaniga | Pedro Cera | Cheim & Read | Chemould Prescott Road | Mehdi Chouakri | Sadie Coles | Contemporary Fine Arts | Continua |
Paula Cooper | Chantal Crousel | D | Thomas Dane | Massimo De Carlo | Dvir | E | Ecart | EIGEN + ART | F | Richard L. Feigen |
Konrad Fischer | Foksal | Fortes Vilaça | Fraenkel | Peter Freeman | Stephen Friedman | Frith Street | G | Gagosian | Galerie 1900–2000 |
Galleria dello Scudo | gb agency | Annet Gelink | Gerhardsen Gerner | Gladstone | Gmurzynska | Elvira González | Goodman Gallery |
Marian Goodman | Bärbel Grässlin | Richard Gray | Howard Greenberg | Greene Naftali | greengrassi | Karsten Greve | Cristina Guerra |
H | Michael Haas | Hauser & Wirth | Hazlitt Holland‑Hibbert | Herald St | Max Hetzler | Hopkins | Edwynn Houk | Xavier Hufkens | I | i8 |
Invernizzi | Taka Ishii | J | Jablonka | Bernard Jacobson | Alison Jacques | Martin Janda | Catriona Jeffries | Johnen | Annely Juda |
K | Casey Kaplan | Georg Kargl | kaufmann repetto | Sean Kelly | Kerlin | Anton Kern | Kewenig | Kicken | Peter Kilchmann | Klüser |
König | David Kordansky | Koyanagi | Andrew Kreps | Krinzinger | Nicolas Krupp | Kukje / Tina Kim | kurimanzutto | L | Lahumière |
Landau | Simon Lee | Lehmann Maupin | Tanya Leighton | Lelong | Dominique Lévy | Gisèle Linder | Lisson | Long March | Luhring Augustine |
M | Maccarone | Magazzino | Mai 36 | Gió Marconi | Matthew Marks | Marlborough | Barbara Mathes | Hans Mayer | Mayor |
Fergus McCaffrey | Greta Meert | Anthony Meier | Urs Meile | kamel mennour | Metro Pictures | Meyer Riegger | Massimo Minini |
Victoria Miro | Mitchell‑Innes & Nash | Mnuchin | Stuart Shave / Modern Art | The Modern Institute | Moeller | Jan Mot | Mark Müller |
Vera Munro | N | nächst St. Stephan | Nagel Draxler | Richard Nagy | Helly Nahmad | Neu | neugerriemschneider | Franco Noero |
David Nolan | Nordenhake | Georg Nothelfer | O | Nathalie Obadia | OMR | Bob van Orsouw | P | Pace | Maureen Paley | Alice Pauli |
Perrotin | Petzel | Francesca Pia | PKM | Gregor Podnar | Eva Presenhuber | ProjecteSD | Proyectos Monclova | R | Almine Rech |
Reena Spaulings | Regen Projects | Denise René | Anthony Reynolds | Rodeo | Thaddaeus Ropac | Andrea Rosen | S | SCAI |
Esther Schipper | Rüdiger Schöttle | Thomas Schulte | Natalie Seroussi | Sfeir‑Semler | ShanghART | Sies + Höke | Sikkema Jenkins |
Bruce Silverstein | Skarstedt | SKE | Skopia P.‑H. Jaccaud | Sperone Westwater | Sprüth Magers | St. Etienne | Nils Staerk | STAMPA |
Standard (Oslo) | Starmach | Christian Stein | Luisa Strina | Micheline Szwajcer | T | Take Ninagawa | team | Tega | Daniel Templon |
Thomas | Tschudi | Tucci Russo | V | Van de Weghe | Annemarie Verna | Vilma Gold | Vitamin | W | Waddington Custot | Nicolai Wallner |
Washburn | Barbara Weiss | Michael Werner | White Cube | Jocelyn Wolff | Z | Thomas Zander | Zeno X | ZERO… | David Zwirner |
Statements | Marcelle Alix | Laura Bartlett | Ellen de Bruijne | Bureau | Chert | James Fuentes | Grey Noise | Hannah Hoffman |
JTT | Kraupa‑Tuskany Zeidler | Platform China | RaebervonStenglin | Société | Gregor Staiger | The Third Line | Wallspace |
Feature | Arratia Beer | Aye | Borzo | Braverman | Luciana Brito | James Cohan | Raffaella Cortese | frank elbaz | Alexander Gray |
Grieder | Kadel Willborn | Karma International | LEVY | Löhrl | Luxembourg & Dayan | Jörg Maass | Mendes Wood DM | Millan |
MOT International | Parra & Romero | Peres Projects | Salon 94 | Jack Shainman | Barbara Thumm | Tilton | Tokyo Gallery + BTAP |
Tornabuoni | Georges‑Philippe & Nathalie Vallois | Susanne Vielmetter | Wien Lukatsch | Edition | Brooke Alexander | Niels Borch Jensen |
Alan Cristea | michèle didier | Fanal | Gemini G.E.L. | Helga Maria Klosterfelde | Sabine Knust | Lelong Editions | Carolina Nitsch |
Pace Prints | Paragon | Polígrafa | STPI | Two Palms
Nachrichten, Ausstellungen,
Messen, Kunsthandel, Auktionen und
wichtige Termine im Juni

AGENDA
Bild: Jacques How Choong/Asian Art in Brussels

Den Weg zur Erleuchtung weist dieser 20 Zentimeter hohe Buddha aus vergoldetem Kupfer, der im 14. Jahrhundert in Tibet gefertigt
wurde. Der Kunsthändler Jacques How Choong zeigt ihn auf der Asian Art in Brussels, die vom 10. bis 14. Juni stattfindet

63
AG E N DA

NACHRICHTEN
tig in der ständigen Ausstellung
zu sehen sein. Andere Exponate
kommen dank wechselnder
Präsentationen nach Berlin. Die
erste namens »Zodiacs« befasst
sich mit Astrologie im frühen
Islam und dazugehörenden

Bilder: Image courtesy of OMA/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; strahm.de; Palazzo Strozzi; Gregor Schuster; Hugo Glendinning; Klaus Haag; Max Geuter
Artefakten. Für die Sammlung
wurde eine denkmalgeschützte
Fabrik in der Naunynstraße 68
GARAGE IM NEUBAU eine temporäre Unterkunft aus BUMILLER IN BERLIN umgebaut und architektonisch
Am 12. Juni ist es so weit: Das Pappe, gleichzeitig wurde Kool- In Bamberg ist die private angepasst. Beide Ausstellungen
Moskauer Garage Museum of haas beauftragt, eine dauerhafte Bumiller Collection als »Univer- sind nach Voranmeldung zu
Contemporary Art lädt in sei- Niederlassung zu entwerfen. sitätsmuseum für Islamische besichtigen, auf Wunsch gibt es
nen Neubau (o.). Fast drei Jahre, Der Architekt verwandelte ein Kunst« offiziell an die dortige Führungen (the-bumiller-col-
nachdem die Gründerin Dasha ehemaliges Restaurant in eine Hochschule angegliedert. In lection.com).
Zhukova und der Architekt 58 000 Quadratmeter große Berlin hat Jill Bumiller nun eine
Rem Koolhaas ihre Pläne für Museumslandschaft aus Gale- Dependance gegründet, in der
das neue Haus präsentiert rien, Bildungseinrichtungen ein Teil der knapp 6000 Objekte
haben, werden die Einladungs- und Auditorium. Vergangenen umfassenden Sammlung stän-
karten verschickt. 2008 hatte Frühling signalisierte man mit dig ausgestellt wird. Niemand
Zhukova das Museum als Gara- der Namensänderung von sonst hat so viele Objekte der
ge Center in der Bakhmetevsky Garage Center zu Garage Muse- frühislamischen Bronzekunst.
Busgarage eröffnet, einer archi- um bereits, dass neben dem Hinzu kommen Stücke aus
tektonischen Ikone von Kon- neuen Standort auch eine Keramik, Glas und Stein, Kora-
stantin Melnikov und Vladimir inhaltliche Neupositionierung ne, Münzen und Schmuck. Ein
Shukhov von 1926. Vier Jahre ansteht. Eröffnet werden die Teil der Exponate, darunter
später wechselte Zhukova den Räume nun mit Arbeiten von herausragende Beispiele wie der
Standort: Der japanische Archi- Rirkrit Tiravanija und einer Löwenkopf aus Ghazni (re.) aus
tekt Shigeru Ban konstruierte Installation von Erik Bulatow. dem 13. Jahrhundert, wird künf-

Personalien im Juni
Er hat im Louvre gearbeitet und Das eint ihn mit PHILIPP mehrfach kritisiert, die Leitung Leiter der Tate Modern bestä-
war zuletzt Kurator an der Lon- GUTBROD, Jahrgang 1971. Der der Tate Britain gab sie jüngst tigt: Er wird 2017 Nachfolger
doner Royal Academy of Arts. neue Direktor des Instituts Mat- ab, weil die Besucherzahlen fie- von Theaterintendant Frank
Von dort ist ARTURO GALANSINO hildenhöhe und einstige Reprä- len. Das Calouste-Gulbenkian- Castorf an der Berliner Volks-
jüngst nach Italien zurückge- sentant der Villa Grisebach in Museum in Lissabon schaut bühne und steht für ein sparten-
kehrt – als Direktor des Palazzo New York kennt sich ebenso aus jedoch auf ihre unbestreitbaren übergreifendes Theater.
Strozzi in Florenz. Die Stiftung mit Kunst der Jahrhundertwen- Erfolge: Im Herbst startet Cur- Auf einen »lebendigen Dis-
entschied sich für den 38-Jähri- de wie mit Darmstädter Jugend- tis dort als künftige Direktorin. kurs« freut sich JAN T. WILMS als
gen, weil er ebenso über globale stil – schließlich wirkt er bereits Dass mit CHRIS DERCON eine Leiter des Kunsthauses Kauf-
Erfahrung wie über spezifische seit 2011 als Kurator am Institut. weitere Zentralfigur aus Lon- beuren. Der Kurator, Jahrgang
Kenntnis der Kunst seines Von Londoner Kunstkriti- don weggeht, war länger 1978, soll die Stadt mit interna-
Landes verfüge. kern wurde PENELOPE CURTIS Gerücht. Inzwischen hat der tionalen Tendenzen vernetzen.

64
FRAGMENT FÜR DEN IRAK
Im Vorderasiatischen Museum
Hammerpreise
in Berlin staunte man nicht
schlecht, als Mitte März ein
5000 Jahre altes Ziegelfragment
per Post geliefert wurde: Ein
anonymer Absender wollte es
dem Haus als Geschenk überlas-
sen. Das Fragment sei während
eines Aufenthalts im Südirak in SOWJET-PORZELLAN
den Achtzigerjahren »als Souve- Bei Lempertz in Köln wurde
nir« in seinen Besitz gelangt. Zwanzigerjahre-Porzellan aus
Bei der wissenschaftlichen Ana- der Sowjetunion versteigert –
lyse ließ sich nun eine sumeri- mit spektakulären Ergebnissen.
Bilder: pilsen.eu; Stiftung Preussischer Kulturbesitz; Gemeentemuseum The Hague; Lempertz, Köln; Hargesheimer, Düsseldorf; Dorotheum, Wien

sche Inschrift rekonstruieren. Einen der höchsten Preis-


Wie die Untersuchung ergab, sprünge legte ein mit »Sieg der
Arbeitenden 25. Oktober« be-
handelt es sich um eine Wid- KÖNIGLICHE FAYENCEN ADOLF LOOS IN PILSEN
schriebener Teller zurück, auf
mungsinschrift des altorientali- Vierzig Jahre waren Mary II. Für die progressiven jüdischen
dem der Kranz der Oktober-
schen Herrschers Amar-Suena und Willem III. voneinander Unternehmer von Pilsen war
revolution 1917 sowie Hammer
getrennt. Das niederländische ein Interieur von Adolf Loos
und Sichel abgebildet sind.
Königspaar wurde um 1690 in eine Sache des Prestiges. 13 Mal Er kletterte von 4000 bis 6000
einer der wichtigsten Delfter hat der österreichische Archi- Euro auf 35 000 Euro.
Keramikmanufakturen zum tekt bis 1932 im Quartier um die
Vorbild zweier Blumenhalter heutige Klatovská-Třída-Straße
für Nelken, Ranunkeln und gewirkt. Acht Ensembles in pri-
Tulpen erkoren, die damals als vaten Wohnhäusern sind erhal-
ebenso kostbar galten wie die ten geblieben und drei davon
(Mitte 21. Jh. v. Chr.), in der blau-weißen Fayencen selbst. inzwischen restauriert, sodass
vom Bau eines Tempels für den Das Gemeentemuseum Den sie nun im Rahmen von Füh-
HIMMLISCH
Gott Enki berichtet wird. Haag hat die beiden je 42,5 cm rungen (pilsen.eu) mehrmals in Obwohl es sich um einen sym-
Höchstwahrscheinlich stammt hohen Figuren (u.), die sich in der Woche besichtigt werden bolträchtigen Moment der
das Ziegelfragment demnach einer belgischen und einer fran- können. Die Rundgänge führen »Himmlischen Liturgie« der
aus der antiken Stadt Eridu im zösischen Privatsammlung in einen Salon, das Speisezim- Ostkirche handelt, ist »Der
Südirak, die heute den Namen befanden, mit finanzieller mer des Doktor Vogl (o.) oder große Einzug« nur selten auf
Tell Abu Schachren trägt. Her- Unterstützung zahlreicher För- das Mehr-Generationen-Appar- Ikonen dargestellt. Eine gut er-
mann Parzinger, Präsident der derer auf einer Antiquitäten- tement im »Brummelhaus«. haltene, große kretische Arbeit
Stiftung Preußischer Kulturbe- messe in den USA erworben aus dem beginnenden 17. Jahr-
sitz, und Markus Hilgert, Direk- und spricht von einer der »wich- hundert, die ein frühes Beispiel
tor des Vorderasiatischen Muse- tigsten Neuerwerbungen seit GALERIE-FUSION der Thematik zeigt, kam beim
ums, kontaktierten daraufhin langer Zeit«. Direktor Benno Die in Berlin ansässigen Gale- Düsseldorfer Auktionshaus
den Botschafter der Republik Tempel vergleicht sie gar »mit rien Esther Schipper und Jörg Hargesheimer für 102 000 Euro
Irak, Hussain M. F. Alkhateeb, der Entdeckung eines neuen Johnen haben sich zusammen- unter den Hammer.
um das wertvolle Stück an das Vermeer oder Rembrandt«. geschlossen. »Mit diesem
Herkunftsland zurückzuge- Weltweit gebe es keine anderen Schritt gehen wir einen innova-
ben (o.). Das offensichtlich ille- Blumenvasen in der Form von tiven Weg, um unsere bisher
gal eingeführte Objekt sollte Hoffiguren oder Ehepaaren im schon gute Position in einer glo-
nicht in die Sammlungen der Ganzkörperformat. Außerdem balisierten Kunstwelt weiter zu
Stiftung gelangen, sagte Parzin- sei diese königliche Wiederver- verbessern«, erklärte Esther
ger: »Das entspricht unserer einigung im Museum auch eine Schipper. Sie sieht die Fusion
Verantwortung für das Kultur- rührende Liebesgeschichte. auch als Möglichkeit, die Inte-
REKORD-ÄFFCHEN
erbe der Menschheit.« ressen der von beiden vertrete-
Mit 149 400 Euro erzielten »Die
Obwohl es seinerzeit gegen nen Künstler – darunter Tino
Gelehrten« von Gabriel Corneli-
geltendes irakisches Recht aus- Sehgal, Thomas Demand, Mar-
us Ritter von Max im Wiener
geführt worden ist, hat der Vor- tin Creed, Jeff Wall, Pierre Dorotheum einen Weltrekord-
gang heute keine strafrechtliche Huyghe oder Liam Gillick – preis des Künstlers. Im Gemäl-
Relevanz mehr: Deutschland sowohl den Institutionen als de scheinen zwei Affen in die
hatte zum Zeitpunkt der Ein- auch Sammlern gegenüber stär- wissenschaftliche Lektüre
fuhr das Unesco-Abkommen ker zu vertreten. Jörg Johnen vertieft. Der eine blickt wissend,
von 1970 noch nicht ratifiziert. spricht von einer »optimalen der andere skeptisch. Gabriel
Der Stein soll nun ins Irakische Nachfolgeregelung«. Seine von Max hatte dafür die besten
Nationalmuseum nach Bagdad Künstler wird er vorerst jedoch Modelle: Er züchtete die Tiere
gebracht werden. weiter persönlich betreuen. bei sich am Starnberger See.

65
AG E N DA

AUSSTELLUNGEN

Bild: Kröller-Müller Museum


Durch die Blume
Eine Ausstellung im niederländischen Otterlo widmet sich dem
mühsamen Weg Vincent van Goghs vom Epigonen zum Genie

Womöglich kennen Sie die »Terrasse des Ca- die man auf die Zufahrtswege zum Museum anstaltungen eher zurückhalten, sind in der
fés an der Place du Forum am Abend« von gelangt. Am stilvollsten geht das in Holland niederländischen Provinz Gelderland die
Vincent van Gogh, jenen stimmungsvollen mit dem Fahrrad, das an den Parkeingängen Vorgärten mit Sonnenblumen in großen Bil-
Blick auf eine lauschige Nacht in der Proven- zu entleihen ist. Aber das ist natürlich nicht derrahmen geschmückt. Kaum ein Restau-
ce. Oder seine »Brücke von Langlois mit Wä- der Grund, warum sich besonders viele Chi- rant bringt sein Tagesgericht ohne Van-Gogh-
scherinnen«. Aber wissen Sie auch, in wel- nesen zum Besuch einfinden, sondern: Vin- Bezug auf die Speisekarte – serviert auf der
chen Museen sich diese prominenten Werke cent van Gogh. Mit seinen Anleihen aus der Van-Gogh-Porzellan-Edition.
befinden? Im Van Gogh Museum in Amster- asiatischen, wenn auch vornehmlich japani- Ein ausgleichender Kontrast ist da die
dam, im Musée d’Orsay in Paris? Könnte schen Kunst stehen seine Bilder besonders Waldesruhe, die das aus einer Privatsamm-
man meinen. Tatsächlich sind sie jedoch in bei Touristen aus Ostasien hoch im Kurs. lung hervorgegangene Museum umgibt. 1909
der Nähe des niederländischen Ortes Otterlo Zusätzlichen Anlass bietet ein rundes hatte die aus Essen stammende Unterneh-
beheimatet. Im Kröller-Müller-Museum mit- Jubiläum – der 125. Todestag des Künstlers. merstochter und Reeder-Gattin Helene Kröl-
ten in einem Naturschutzgebiet. Gut gelaunt und mit großem Trubel begeht ler-Müller erste Gemälde von Vincent van
Zugang zum Nationalpark De Hoge die Region dieses Gedenkjahr van Goghs. Gogh gekauft: »Sonnenblumen«, »Die Säer«
Veluwe findet man nur über drei Tore, durch Während sich Arles und die Provence mit Ver- und das »Stillleben mit Flasche und Zitrone«.

66
Besonders die »Säer« wurzeln stark in der Noch im Pariser Winter 1886/1887 rang
Landschaft der Niederlande. Die erdige Stim- Vincent van Gogh um seinen eigenen Stil
mung der Gemälde hat Helene Kröller-Mül- und schuf Gemälde wie »Stillleben mit
ler dann bald um die leuchtendere Farbigkeit Wiesenblumen und Rosen« (re.), die bereits
ergänzt, für die van Gogh berühmt wurde – seinen Zeitgenossen als überholt galten.
Der Durchbruch gelang wenig später mit
für die er aber erst nach Südfrankreich zie-
Bildern wie »Vier Sonnenblumen« (1887,
hen musste.
li. Seite). Ein klassischer van Gogh ist auch
Die Idee, aus ihrer Sammlung ein Mu- »Der Sämann (nach Millet)« (1890, u. li.)
seum werden zu lassen, entstand 1911. Nach nach seinem französischen Vorbild:
einer Erkrankung und Operation wuchs der Jean-François Millets, »Der Sämann«
Wunsch, etwas Bleibendes zu hinterlassen. (1850, u. re.)
Über 20 Jahre hinweg entwickelte sich der
Bestand des Kröller-Müller-Museums und
folgte dabei den Lebenslinien des Künstlers
– von Nord nach Süd, von wolkig bis sonnig.
Der Ankauf einer Van-Gogh-Sammlung war
im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts noch
möglich, aber bereits eine äußerst kostspieli-
ge Angelegenheit. Denn er war keineswegs
ein von seiner Zeit verkanntes Genie. Viel- stellung eine Feier des Ausnahmekünstlers.
mehr hatten ihn die Kunsthändler und Kri- Zentral und als Krönung jeden Raumes
tiker bereits als aufkommenden Namen auf hängt mindestens eines der ikonischen Wer-
dem Zettel. Er selbst konnte den sich anbah- ke. Das Leben der Landbevölkerung in Nord-
nenden Ruhm nicht mehr genießen. Diese brabant wird in den »Kartoffelessern« zusam-
Zuspitzung eines Lebenswerks auf nur weni- mengefasst, die Landschaften führen zu den
ge Jahre ist eine der Erkenntnisse, die man eingangs erwähnten Gemälden »Terrasse des
aus der nun neu eingerichteten Präsentation Cafés an der Place du Forum« und »Brücke
»Van Gogh & Co.« mitnimmt – auch ohne von Langlois«, die Stillleben kulminieren in
Bilder: Kröller-Müller Museum (3)

Wissen um die Sammlungsgeschichte. den berühmten »Sonnenblumen«. Je stärker


Sein Weg beginnt in der niederländi- die Strapazen des Weges zu ihnen deutlich
schen Tiefebene mit dem Landleben – grauer werden, desto klarer offenbaren diese Bilder
Himmel, braune Erde, trister Alltag. Noch ihre Besonderheit.
ist der Niederländer aus Nordbrabant weit Ein Blick in die Texte zeigt, wie verdich-
entfernt von Südfrankreich. Seine künstleri- tet die Entwicklung in seinen letzten Lebens-
schen Vorgänger können vieles besser als er. jahren vonstatten ging. Die Pariser Blumen
Die Ausstellung verhehlt das nicht, und auch sind auf 1886/87 datiert, die »Sonnenblumen«
van Gogh war das seinerzeit durchaus be- auf August bis Oktober 1887. Monate, ja Wo-
wusst. »Der Säer« von Jean-François Millet ist chen machen hier den Unterschied aus, in
ein erklärtes Vorbild für sein eigenes Motiv. denen sich der Quantensprung vom begab-
Auch als im Raum nebenan die Sonne auf- ten Durchschnitt zum Genie vollzog. Und
geht und die Wandfarbe sich zu sympathi- dann ist alles jäh zu Ende. JAN BYKOWSKI
schem Gelb wandelt, ringt van Gogh noch
um seinen Stil. Im Vergleich zu den Land- »Van Gogh & Co.« Kröller-Müller-Museum,
schaften der älteren Kollegen Paul Gauguin, Otterlo, bis 27. September
Alfred Sisley und Camille Pissarro mangelt
es bei ihm noch an jener persönlichen Fär-
bung, die den Beitrag eines Künstlers zur
Kunstgeschichte ausmacht.
Van Gogh, das offenbart sich auch in
den Stillleben, ist nicht als Genie vom Him-
mel gefallen. Bemüht und altbacken er-
scheint sein 1886/1887 in Paris entstandener
Versuch, sich mit diesem in Frankreich be-
reits völlig aus der Mode gekommene Genre
im Markt zu positionieren. Jene Zeit gehört
zu den Abschnitten seines Künstlerlebens,
die von Unsicherheit und Abhängigkeit, von
Suchen und Lernen geprägt sind. Den heute
als typisch empfundenen Van-Gogh-Stil
sucht man hier vergebens.
Trotz dieses unverblümten Umgangs
mit den Defiziten seines Œuvres ist die Aus-

67
AUSSTELLUNGEN
Vertraut sind Gesten, Haltungen, Übertrei-
bungen. So auch bei der von Blüten streuen-
Ein Gott der den Putti umschwebten Maria, die aus einem
griechischen Tempel verzückt gen Himmel
Leinwand fährt: Auf mit Seide durchwirkter Leinwand
Der Louvre zeigt Poussins gemalt, feiert sie im strahlenden Indigoblau
Inkarnationen aus Farbe mit den farbigen Gewändern der sie tragen-
den Engel die Malerei.
Poussins Selbstporträt von 1650 oder der
Historische Darstellungen treffen die Gegen- 1628 auf Kupfer gemalte Christus im Oliven-
wart mitunter ebenso stark wie zeitgenössi- hain, über dem Putti Insignien der Passion
sche Werke. Unter dem Titel »Poussin und und das Vera Ikon, das wahre Bild Gottes tra-
Gott« zeigt der Louvre 63 Gemälde des Ba- gen, zeigen: Gott ist nicht Bild; er entsteht
rock-Klassizisten aus Anlass von dessen 350. erst durch Kunst, durch eine zu höchster Per-
Todesjahr – und bietet Seh- und Denkmate- fektion getriebene, gedankenreiche Gemäl-
rial zu aktuellen, ikonoklastischen Exzessen dekomposition – Inkarnation aus Farbe im
im Namen der Religion. beseelten Akt des Malers. So gesehen trifft

Bilder: National Gallery of Art, Washington; Sammlung Liebelt, Hamburg/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Nach dem Ende des Konzils von Trient, Gewalt gegen Artefakte nicht Kirche oder
1563, positionierte sich die katholische Kirche Gott. Sondern den Menschen.
als Konkurrentin zur Reformation. Religiöse »Poussin und Gott« ist klug konzipiert,
Kunst, zuvor oft durch radikale Bilderstür- nur zum Ende hin etwas dicht gehängt. Die
Poussins »Mariä Himmelfahrt« von 1630–32
mer zerstört, wurde von da an geschützt. Sie »Vier Jahreszeiten« hätten einen eigenen Saal
diene der Kirche, um Gott zu ehren und ihre verdient. Ein Annex zu »La fabrique des
Lehren zu verbreiten, hieß es. Nicolas Pous- Nur sechs Altarbilder schuf er, der später als saintes images« bietet Kontext, mit Werken
sin wurde zwar erst 31 Jahre nach dem Kon- »philosophischer Maler« mit René Descartes von Philippe de Champaigne und Caravag-
zil geboren, dessen Folgen aber prägten sei- gleichgesetzt wurde, zwischen 1620 und 1641. gio. So werden politisch-religiöse Verflech-
nen Weg. Immer neu versuchte sich der Sie sind spektakulär, voll Extase und Verzü- tungen klar, und es wird deutlich, wie die
Maler am unsichtbar Göttlichen. Über die ckung – Lockstoff für Laien. Heute wirkt das christliche Bildgeschichte Gott ein wenig nä-
Hälfte seiner rund 250 Gemälde behandeln riesige »Wunder des heiligen Franz Xaver«, her zu rücken versuchte. J. EMIL SENNEWALD
christliche Themen. 1624 ging Poussin nach 1641 für eine Jesuitenschule in Paris gemalt,
Rom, fand Mäzene und Zugang zum Papst. wie ein Urahn moderner Propaganda-Kunst. »Poussin et Dieu«, Louvre Paris, bis 29. Juni

gern muss man sich ihn als einen glücklichen


Polit-Hippie vorstellen. 1974 porträtiert er
Milde Mischung sich selbst als sich häutende Python – der Da-
Das Museum Ludwig in Köln vid Bowie des Kunstbetriebs. Keineswegs ein
Sisyphos, der gegen den Zeitgeist anrennt.
zähmt Polkes Malerei Wenn Polke aber ausgerechnet die USA
bereist, erschafft er doch etwas Zeitloses. Die
Manchmal trägt die Verehrung von Kurato- schwarz-weiße Fotoserie »Bowery«, 1973 in
ren wunderliche Züge: Pink, fast hysterisch New York entstanden, hat ihre innovative
phosphoresziert der Wandbogen am Eingang Wucht bewahrt. In der Dunkelkammer ver-
der Kölner Sigmar-Polke-Ausstellung und größerte er die tristen Straßenszenen der ver-
signalisiert langweilige Eindeutigkeit. Muss Lustiger Polit-Pop: Polkes »Pille« (1976) fallenden Stadt zu rahmenlosen Großforma-
man Polke fünf Jahre nach seinem Tod mit ten, die sich in der Ausstellung durch ihren
neonfarbener Glätte domestizieren? ersten posthumen Werkschau, die sprachlos monumentalen Ernst und die nicht wegretu-
Dass der Parcours der Chronologie ge- machen. Nein, nicht unbedingt die längst ka- schierten Entwicklungsflecken vom Rest ab-
horcht, ist auch kein gutes Omen. Zumal nonischen Seitenhiebe gegen expressionisti- heben. Alles an ihnen ist dirty.
sich der Meister eine derartige Präsentations- sche Pinsel und überbewertete Genies, die In Köln sind gegenüber den vorherigen
form verbeten hatte. Von Polkes bulimi- Polke immer auch dazu dienten, die deut- Stationen ein Drittel der Werke ausgetauscht.
schem Kunstuniversum aus Rasterbildern, schen Befindlichkeiten motivisch aufzugrei- Viele stammen aus dem Bestand des Muse-
Witz-Gekritzel, manipulierten Fotos, Kartof- fen – bis zur plakativen Zeitgenossenschaft. um Ludwig, vor allem Druckgrafiken und
felmaschinen, fünf Stunden Filmmaterial Man kennt sie so gut, die Palmenstrände und Editionen. So total hat man den Polke-Polka
und giftigen Riesenformaten hätte man Schokoladenporträts, mit denen sich der Iro- noch nie getanzt. ALEXANDRA WACH
mehr anspringende Wildheit erwartet. niker über die kleinbürgerlichen Aspiratio-
Immerhin gibt es Räume in dieser nach nen des Wirtschaftswunders amüsiert und »Alibis: Sigmar Polke«, Museum Ludwig Köln,
New York und London dritten Station der nebenbei die Pop Art zitiert. In den Siebzi- noch bis 5. Juli

68
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AUSSTELLUNGEN

Bilder: Museo Correr, Venezia; Strossmayerova Galerija Starih Majstora, Zagabria; Accademia Carrara, Bergamo
lichen Gemälde, das auf den ersten Blick Im Leiden nun wieder vereint: die drei Heili-
suggeriert, man habe hier ein bedeutendes gen des »Polyptychon von Santa Fosca«, das
Gipfeltreffen der Meisterwerk in die Provinz geholt. Dem ist Vittore Carpaccio 1514 schuf. Der »Petrus
nicht so, bei dem Gemälde »Der Drachen- Martyr« (li.) hängt sonst im Museo Correr in
Gutmenschen kampf des Heiligen Georg« (1516) handelt es Venedig, der »Sebastian« (Mi.) reiste aus
Zagreb an und der »Rochus« aus Bergamo
Conegliano bringt Carpaccios sich um eine über zehn Jahre später entstan-
Heiligenbilder zusammen dene, kleinere Wiederholung für das Kloster
San Giorgio in Venedig. Das Gemälde reicht lich nach dem Auftrag für eine Stadtansicht
nicht an das Original heran, aber es ist male- Jerusalems erkundigt. Es handelt sich um ein
Kaum jemand weiß, dass es die letzte große risch sauber ausgeführt und weist einige in- bemerkenswertes Autograf, welches einen
Ausstellung von Werken des venezianischen teressante ikonografische Verweise auf – wie Einblick in den Kunstmarkt in Oberitalien
Renaissancemalers Vittore Carpaccio im Do- eine detaillierte, kleinfigurige Darstellung um 1500 gewährt und sonst nur auf Anfrage
genpalast im Jahr 1963 war, die den Barmann der Steinigung des Heiligen Stephanus. im Staatsarchiv von Mantua eingesehen wer-
Arrigo Cipriani veranlasste, ein von ihm er- Die Frage, wie Carpaccio und seine den kann.
fundenes Filetgericht »Carpaccio« zu taufen. Werkstatt das hier eingefügte Bildformular Die Einbeziehung von Vittores Sohn
So kommt es, dass man den Namen des Ma- weiterführten, hätte ein Vergleich mit Ge- Benedetto und dessen Versuch, die »Marke
lers Carpaccio (um 1465 bis 1525/26) heute mälden aus dem Zyklus für die Bruderschaft Carpaccio«, die in der Hauptstadt längst aus
eher mit kulinarischen Genüssen verbindet des Heiligen Stephanus (1511–1520) beantwor- der Mode gekommen war, nach dem Tod des
als mit den großartigen Gemäldezyklen sei- ten können, die hier allerdings fehlen. Es ist Vaters in Istrien weiterzuführen, ist löblich,
nes Frühwerkes, die zu den Höhepunkten leider nicht die einzige Lücke in dieser Kabi- aber Benedettos stereotypisiertes Bildwerk
der narrativen Malerei um 1500 zählen. In der nettausstellung – und was sich im Katalog ist fern jeder Inspiration. Da empfiehlt sich
Scuola degli Schiavoni, unweit des Biennale- noch sinnvoll zusammenfügt, erweist sich in eher ein Besuch in den Gallerie dell’Accade-
Geländes im Stadtviertel Castello in Venedig, Conegliano als unbefriedigendes Stückwerk. mia in Venedig, wo Vittore Carpaccios
befindet sich – noch heute am ursprüngli- Dennoch lohnen einige Objekte den jüngst restauriertes Gemälde »Die Ankunft
chen Auftragsort – der »Georgszyklus« (um Weg in das hügelige Umland Venedigs, wie der Heiligen Ursula in Köln« (1490) ausge-
1502–1507), das den blutigen Kampf zwischen das erstmals vollständig zusammengefügte stellt ist, das neue Erkenntnisse zu seinem
dem Heiligen und dem Drachen zeigt. »Polyptychon von Santa Fosca« (1514) mit drei Frühwerk bietet. PETRA SCHAEFER
Die Ausstellung »Carpaccio, Vittore e Tafeln aus Venedig, Zagreb und Bergamo so-
Benedetto da Venezia all’Istria« zum Spät- wie das Schreiben von Carpaccio an den »Carpaccio, Vittore e Benedetto da Venezia
werk des Malers in Conegliano, in der Regi- Marquis Gianfrancesco II. Gonzaga von all’Istria«, Palazzo Sarcinelli, Conegliano,
on Venetien gelegen, wirbt mit einem ähn- Mantua (1511), in dem sich der Maler ausfüh- bis 28. Juni

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60 × 81 cm
CHF 30’000–40’000
3 GÜNTHER UECKER (*1930)
Garten, 1986, Steine und Sand auf
Holz, 90 × 90 cm
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1957, Öl auf Leinwand, 25.5 × 20.5 cm
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5 Büttenfrau (Basel, um 1610–20)
Buchsbaumholz, geschnitzt, H: 23.5 cm
CHF 50’000–70’000
4 5
AG E N DA

MESSEN

Bilder: Courtesy the artist and Galerie Barbara Thumm, Berlin; Courtesy Galerie St. Etienne, New York/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Etwas liegt in der Luft
Mit Soloschauen kritischer Aktivisten, künstlerischer Grenzgänger und einer
Suppenküche mischt die 46. Art Basel ihr klassisches Programm auf

Es gibt selbst gezogene Kräuter, man kann


Tee auf dem Vorplatz der Basler Messe trin-
ken, ein Süppchen löffeln und sein Geschirr
anschließend eigenhändig abspülen. Seit den
Neunzigerjahren kreiert der Globetrotter
Rirkrit Tiravanija performative, soziale Räu-
me, in denen sich Menschen beim Essen nä-
herkommen. Gedanklich, physisch, kommu-
nikativ. Sein temporäres Kunstprojekt »Do
We Dream Under the Same Sky« für die ak-
tuelle Art Basel versteht sich als Erweiterung
von »the land« – eine von Tiravanija und Ka-
min Lertchaiprasert gegründete Kommune
in Thailand, die sich selbst auf ökologischer
Basis versorgt.
Natürlich wird Tiravanija als renom-
mierter Künstler von Galerien vertreten, die
auch an der 46. Ausgabe der Art Basel teil-
nehmen. Der Link zwischen »social space«
und Markt ist also offenbar. Dennoch bleibt
ein zwiespältiges Gefühl. Man muss sich
bloß die beiden exklusiven Preview-Tage vor-
stellen, an denen das Publikum an der funk-
tionalen Architektur vorbeihastet, um auf 1925 brachte George Grosz sein Motiv »Wine Bar« in den Maßen von 54 x 65,7 cm
der Messe Millionen teure Werke von Pablo auf Papier. Die Galerie St. Etienne aus New York bietet die Zeichnung an

72
Picasso, Georges Braque oder Wassily Kan- schließen auf und bieten Vergleichbares. Da Jean Dewasnes »L’ Apothéose de Marat« (1951)
dinsky zu erwerben. Hier treffen High-End- liegt es nahe, am ältesten und arriviertesten gibt’s bei Lahumière; die Sixties-Figur von
Sammler aus Passion oder Kalkül aufeinan- Austragungsort etwas mehr zu wagen – für Teresa Burga (li. Seite) bei Barbara Thumm
Bilder: Courtesy the artist and the gallery/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Raster, Warszaw

der, die mit Kommunarden so wenig zu tun eine inhaltliche Tiefenschärfe und für Dis-
haben wie Suppenküchen mit Flying Sushi. kussionen, die nicht überall beliebig erzeugt Take Ninagawa, die vor Eröffnung ihrer Räu-
So wird aus dem Projekt, das Tiravanija mit werden können. Dafür spricht auch die neue me in Tokio 2008 als freie Kuratorin unter-
den Architekten Nikolaus Hirsch und Mi- Kooperation mit dem Filmfestival Locarno. wegs war, Galerien in die Haupthalle, die
chel Müller realisiert, schnell ein weiteres Gemeinsam veranstaltet man am 19. Juni ein mit jungen, gern auch kritischen Positionen
Spektakel für verwöhnte Besucher. Aber »Special Screening« in Basels Stadtkino. auf sich aufmerksam gemacht haben.
vielleicht träumt mancher auch diskret vom Aspekte wie die Auswahl für den Sek- Es scheint, als übe die Art Basel ihr
Ausstieg und bekommt hier eine Ahnung tor Feature auf der Messe stärken diesen Ein- Auge für Sperriges. Selbst wenn Enrique
von den Qualitäten der Improvisation. druck. Hier beschränken sich 30 Galerien Fontanilles dies als Vizedirektor der Basler
Die Kombination ist streitbar und auf die Präsentation einzelner Positionen Schule für Gestaltung nicht glauben mag
dient hoffentlich der Auseinandersetzung. etwa die des Komponisten John Cage (James und wie schon 2013 mit einem Künstlerkol-
Konstruktive Unruhe kann die Messe durch- Cohan Gallery), der künstlerischen Grenz- lektiv stört: Sein Protest richtet sich gegen
aus brauchen: Meldungen wie die Teilnah- gängerin Teresa Burga (Barbara Thumm) die Einbindung von Kunststudenten aus Ba-
me von 284 internationalen Galerien mit ei- oder des Arte-Povera-Veteranen Michelange- sel und Frankfurt beim Küchenprojekt. Ko-
nem erstklassigen Programm von der lo Pistoletto (Luxembourg & Dayan). Die chen werden sie allerdings nicht, das besorgt
Moderne bis zur Gegenwart generiert sie seit Großprojekte der Sektion Unlimited wid- der Finne Antto Melasniemi. So experimen-
Langem. Andere Handelsplätze wie die Art men sich unter anderem dem komplexen tell, dass man die Besucher auf kulinarische
Stage Singapore, die Armory in New York Werk von Ulla von Brandenburg (Art: Con- Safari schickt, ist die Art Basel dann lieber
oder die Art Basel in Miami und Hongkong cept), Wu Tsang (Isabella Bortolozzi) und doch nicht. CHRISTIANE MEIXNER
– mit denen sich Messedirektor Marc Spieg- den Filmen von Ed Atkins (Cabinet). Schließ-
ler nicht zuletzt selbst Konkurrenz macht – lich rücken mit Rodeo aus Istanbul oder Art Basel, 18. bis 21. Juni, artbasel.com

LISTE – THE YOUNG ART FAIR ten, der rund 80 internationale Warschau, die unter anderem
Basel, 16. bis 21. Juni Galerien in einer ehemaligen eine Skulptur von Janek Simon
Brauerei versammelt. Längst (li.) mitbringen, sprechen sehr
Ganz zu Beginn galt die »Liste – aber gucken auch die Sammler für diese These. So ist es in dem
the young art fair« als Ausweich- genau hin, und mancher ist historischen Gebäude, das seine
quartier für alle, die die Weihen überzeugt davon, dass er zwi- Türen zwei Tage vor der Art
der Art Basel knapp verpasst schen Künstlern wie Renzo Basel öffnet, stets proppenvoll.
hatten. Oder als Sprungbrett auf Martens oder Bedwyr Williams Dieses Mal gibt es noch etwas
dem Weg in eine Koje dieser die aufregenderen Entdeckun- zu feiern: Die Liste wird 20 Jah-
Messe. Doch das gilt so nicht gen machen kann. Galerien wie re alt, gönnt sich ein umfangrei-
mehr. Zwar schaut man von der KOW, Silberkuppe und Mathew ches Beiprogramm mit Perfor-
Art Basel aus immer noch auf- aus Berlin, Ancient & Modern mances und bewahrt bei allem
merksam auf den vitalen Satelli- aus London oder Raster aus Erfolg ihren privaten Charakter.

73
MESSEN
MESSESOMMER LONDON britische und internationale
Olympia, Art Antiques und Vertreter in etwa die Waage hal-
Masterpiece, 12. Juni bis 1. Juli ten. Ungeniert luxuriös gibt
sich das, vor allem in der Abtei-
Erdbeeren, Wimbledon, Pferde- lung für Sammlerobjekte, wo
rennsaison, ein Windstoß, ein sich so ziemlich alles findet, was
Regenguss – untrügliche Zei- gut und teuer ist. Der Erfolg
chen: Der englische Sommer ist gibt den Organisatoren recht.
da. Der Juni in England bedeu- Man hat sich etabliert, allein im
tet aber auch einen Höhepunkt vergangenen Jahr besuchten
in puncto Kultur: Ausstellun- über 35 000 potenzielle Käufer
gen, BBC Proms und, natürlich, die Fair. Der erzielte Umsatz
Kunstauktionen und Messen. von mehr als 100 Millionen
So findet sich, wer Rang und Pfund unterstreicht eindrucks-

Bilder: Hansord/Olympia International Art and Antiques Fair; Collisart LLC, Masterpiece; Atlas Gallery/Masterpiece London
Namen hat in der Szene, in den voll das Argument vom Kunst-
nächsten Wochen in London markt als wichtigem Faktor der
ein. Das Motto lautet: schön, britischen Wirtschaft.
geschmackvoll, teuer. Kensing- Und zum Abschluss eine
ton Gardens, Royal Hospital ganz andere Form britischer
Chelsea, Olympia Kensington. Tradition. Private Wohltätigkeit
Zielpublikum sind der distin- gehört hierzulande zum guten
guierte Sammler, die großen Ton. Böse Zungen behaupten,
internationalen Museen und das habe auch mit dem derzeiti-
Käufer mit Lust am Schönen, gen Rückzug des Staates aus sei-
die es sich leisten können. ner sozialen Verantwortlichkeit
Am Albert Memorial, gegen- zu tun. Sei�s drum, die drei
über der Royal Albert Hall, hat Kunstmessen bieten Spezialver-
die Art Antiques London ihre anstaltungen, deren Erlöse kari-
Zelte aufgeschlagen, sprichwört- tativen Zwecken zugute kom-
lich. Mit 60 Anbietern, von 2 men. Die Masterpiece hilft dem
denen zahlreiche aus Großbri- englischen Kinderhilfswerk,
tannien selbst stammen, ist sie Art Antiques eine Forschungs-
nicht ganz so groß wie ihre Kon- Waterloo. Wen es interessiert: Aussteller aus aller Welt bieten stiftung für Jugenddiabetes
kurrenten und das Zielpubli- Apsley House, das mit Schätzen ein breites Sortiment, was Preis, und die OIAAF der Starlight
kum hier eher der ernsthafte gefüllte Stadthaus des Siegers Zeit, Stil, Material und Gattung Children’s Foundation.
Sammler, der akademisch ausge- von Waterloo, befindet sich anbelangt: von modernistischen DIRK BENNETT
bildete Experte. Das zeigt sich einen Katzensprung von hier. Gouachen eines Patrick Heron
im Angebot mit Objekten von Eine der ältesten und größ- zu klassizistischen Krateren,
Museumsqualität – wie ein Set ten Antiquitätenmessen in der Hepplewhite-Sekretären, Pos- 3
chinesischer Seidenarbeiten der Kapitale ist die Olympia Interna- tern, 130 Millionen Jahre alten
Ming-Dynastie aus einer deut- tional Art and Antiques Fair, Fossilien, indischen Wanderal-
schen Sammlung bei Jacqueline traditionell zu Hause in den vik- tärchen oder schwedischen und
Simcox – und in einem Begleit- torianischen Hallen des Olym- britischen Designermöbeln der
programm etwa zum Thema pia in Kensington. Über 160 Sechziger- und Siebzigerjahre –
letzter Schrei der Vollbart-Hips-
terszene in Hackney.
Immer noch ein relativer
Neuzugang ist die Masterpiece
1 in Chelsea. Erst seit 2010 findet
sie in den Anlagen des Royal
Hospital statt, englischer, tradi-
tioneller geht�s aber kaum. In 1 Verziertes Kistchen des 17.
diversen Bereichen wie Gemäl- Jahrhunderts, Hansord, Olympia
den, Werken auf Papier, Dekora- International Art and Antiques Fair
tivem und Kunsthandwerk, 2 Theodore Robinson, »Reverie«,
Design und Skulptur, Schmuck, 1886, Collisart LLC, Masterpiece
Antiquitäten, Mittelalter und 3 Alexander Rodtschenko, »Pioneer
Stammeskunst präsentieren sich Trumpeter«, 1930, Fotografie, Atlas
an die 150 Aussteller, wobei sich Gallery, Masterpiece London

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Das spiegelt sich nicht zuletzt garantiert die Mitgliedschaft
darin, dass ihre älteste Schwes- aller Aussteller in der IADAA,
ter Bruneaf – die Abkürzung jener International Association
steht für Brussels Non Europe- of Dealers in Ancient Art, die
an Art Fair (bruneaf.com) – die- sich seit über 20 Jahren aus kul-
ses Jahr immerhin schon ihr turellem Verantwortungsbe-
25. Jubiläum feiert und inzwi- wusstsein, aber auch im ureige-
schen sogar zu den wichtigsten nen Interesse konsequent an
Spezialanlässen für afrikani- einen selbst auferlegten Ethik-
sche, ozeanische und ethnologi- und Rechtskodex hält. 3
sche Kunst gehört. Die jüngste Schwester des
Entsprechendes gilt für die Trios, die vor zwei Jahren aus ler dieser drei Messen in
ihrerseits zum 13. Mal stattfin- Brussels Oriental Art Fair her- angemieteten Kollegengalerien
dende Baaf, Brussels Ancient vorgegangene Asian Art in Brus- im traditionsreichen Kunst- und
Art Fair (baaf.be). Ihr das große sels (asianartinbrussels.com), Antiquitätenviertel rund um
Reich der Antike von Ägyptern zählt schließlich bereits zu den Brüssels Grand Sablon. Manch
und Persern bis zu den Etrus- weltweit wichtigsten Verkaufs- prominenten Namen, von Jean-

Bilder: Carrie Haley; Duchange and Riché, Brüssel; Roswitha & Antonia Eberwein, Germany & France
kern, Römern und Kelten gelegenheiten für chinesische, David Cahn und Jerome Eisen-
umfassendes Ausstellungsgut japanische, indische und ver- berg bei den Antiken bis zu Ben
aus rund 6000 Jahren Mensch- wandte alte Kunst aus Asien. Janssen bei den Asiatika, sucht
heitsgeschichte entspricht den Das Erfolgsgeheimnis dieser man hier zwar vergeblich. Sie
1 strengen internationalen Anfor- drei Anlässe liegt in ihrem ein- sind durch die Teilnahme an
derungen an dieses glei- zigartigen Konzept: Statt in globalen Großanlässen schlicht
BRÜSSELER TRIO chermaßen faszinierende sterilen, sommerlich über- ausgelastet. Aber das tut dem
Bruneaf, Baaf und wie rechtlich sensible hitzten Messehallen ver- Kunstgenuss keinen Abbruch,
AAB, 10. bis 14. Juni Sammelgebiet. Hierfür sammeln sich die Ausstel- zumal etwa mit Alain Lecomte,
Kevin Conru, Laurent Dodier,
Geheimtipps am Kunstmarkt Roswitha Eberwein, der Galerie
sind zwar selten geheim und Tarantino oder Gisèle Croës
noch seltener seriös. Aber die exquisite Objekte auf die Mes-
drei Brüsseler Schwestermessen sen gelangen.
Bruneaf, Baaf und AAB sind die Die vergleichsweise kleinen
diese Regel bestätigenden Aus- Ausstellerzahlen in den drei
nahmen. Gemessen an der Spezialgebieten erweisen sich
Medienpräsenz globaler Groß- sogar als besondere Stärke,
anlässe wie der Maastrichter ermöglichen sie doch eine
Tefaf, aber auch an der Qualität ermüdungsfreie und dabei
und Bedeutung ihrer Angebote gründliche Angebotsschau, ein-
sind diese drei Spezialanlässe schließlich manch unverhoffter
selbst in Kennerkreisen erstaun- Trouvaillen. Daneben bleibt
lich wenig bekannt. Und dank zudem Raum für persönliche,
einer seriösen Selbstkontrolle zuweilen sogar die Grenzen des
von Echtheit, Qualität und Pro- eigenen Spezialgebietes über-
venienz – der Abgleich mit dem schreitende Kontakte und Ge-
Art Loss Register ist hier sowie- spräche unter Händlern, Samm-
so selbstverständlich – bürgen lern und Museumsleuten, was
alle drei Veranstaltungen für in der Hektik von Großanlässen
sorgenfreie Kunstkäufe. oft zu kurz kommt. Der über-
durchschnittliche kulinarische
Reichtum dieses Quartiers
sichert dabei das Gleichgewicht
1 Das Bildnis eines Schamanen aus
Elfenbein (um 1890/1910) hängt aller Sinne. Und wem all dies
auf der Bruneaf bei Brant Mackley noch nicht genügen sollte, dem
2 Duchange and Riché aus Brüssel bieten die parallel angebotenen
zeigen auf der AAB eine blau-weiße Vorträge und Diskussionen im
Vase aus China der Qing-Dynastie 2 Rahmen der »Art Connoisseurs
3 Der kleine Affe ägyptischer 2015« hochwertige kulturelle
Provenienz (um 1500 v. Chr.) steht Zusatznahrung.
bei Roswitha Eberwein auf der Baaf CHRISTIAN VON FABER-CASTELL

76
Q U I T T E N B AU M
Q
Kunstauktionen München

Auktion 121 C
Moderne Kunst
Donnerstag, 11. Juni 2015, 17.00 Uhr

CHRISTIAN ROHLFS
Ohne Titel (Weiblicher Akt), 1910
Öl auf Leinwand. 100 x 50 cm.
Das vorliegende Gemälde wird unter der Nr. CRA 115/15 in das
Werkverzeichnis des Künstlers aufgenommen. Mit der Echtheitsbe-
stätigung des Christian Rohlfs Archiv, Hagen, vom 10. April 2015.

ALFONS WALDE
'Kirchstiege', 1957
Öltempera auf Karton. 20,5 x 22,7 cm.
Die vorliegende Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche
Werkverzeichnis des Künstlers aufgenommen. Ein Gutachten
von Prof. Dr. Gert Ammann vom 22. März 2015 liegt vor.
Foto: VG Bild-Kunst Bonn 2015.

AUGUST GA AUL
'Katze', 1901
Vorbesichtigung: Bronze, dunkkelbraune Patina, Augen vergoldet.
Höhe 15 cm (ohne Sockel), Breite 20 cm,
4. Juni: 13.00 - 17.00 Uhr Tiefe ca. 5 cm
m; Höhe mit Sockel 22,7 cm.
5. Juni: 10.00 - 18.00 Uhr Guss: H. Noaack, Berlin.

6. Juni: 13.00 - 17.00 Uhr


7. Juni: 13.00 - 17.00 Uhr
8. Juni: 10.00 - 17.00 Uhr

QUITTENBAUM Kunstauktionen GmbH • Theresienstrasse 60 • D-80333 München


Telefon +49 89-27 37 02 10 • Fax +49 89-27 37 02 122 • info@quittenbaum.de
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W E LT K U N S T

STILKUNDE Nº 9 5

Ukiyo-e

VON
G L OR I A E H R E T

Bild: Galerie Japankunst - Kunstantiquariat Monika Schmidt, München


D
as ganze Bild eine einzige
sich aufbäumende, alles
verschlingende Welle.
Erst auf den zweiten
Blick entdeckt man drei vollbesetzte Boote
in höchster Seenot und im Hintergrund den
Vulkan. »Die große Woge«, ein Blatt der
»36 Ansichten des Fuji«, um 1831/34, gehört zu
Hokusais Meisterwerken. Etwa gleichzeitig
entstanden Hiroshiges »53 Stationen des To-
kaido«. Darunter eine verschneite Bergland-
schaft mit einem Trupp Reisender, von de-
nen kaum mehr als die Hüte in einer tiefen
Schlucht zu sehen sind. Dramatisch schildert
der Künstler hingegen Sumo-Ringer im
Kampf oder die wild dahingaloppierenden,
bewaffneten Soga-Brüder aus der Folge
»Illustrierte Geschichte der Soga«. Tôshûsai
Sharaku, der bis 7. Juni im Mittelpunkt einer
Ukiyo-e-Kabinettausstellung in Augsburg
steht, schuf 1793/94 eine Vielzahl fast karikie-
render »Bilder von großen Köpfen«.
Heute erscheinen diese berühmten
Ukiyo-e-Farbholzschnitte mit ihren kühnen
Ausschnitten, ihren flächig-abstrahierten, li-
nienbetonten, alle realen Maßstäbe negieren-
den Kompositionen gelegentlich wie Comics.
Als sie nach der Öffnung Japans 1868 im Wes-
ten bekannt wurden, revolutionierten sie die
Kunst der europäischen Avantgarde. Ohne
ihre Kenntnis hätte sie die Salon- und Aka-

Kitagawa Utamaros schreibende Kurtisane


Takigawa (um 1800) ist in München bei
Monika Schmidt für 5900 Euro zu haben

78
demie-Kunst wohl nicht so leicht hinter sich
gelassen. Kein Wunder, dass man die be-
rühmten Ukiyo-e-Blätter damals massenwei-
se von alten Holzstöcken nachdruckte.
Bilder: Galerie Japankunst - Kunstantiquariat Monika Schmidt, München; Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main/Sammlung Riese; Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Grafische Sammlung; Christoph Vohler, München

»Wir leben nur für den Augenblick, in-


dem wir die Pracht des Mondlichts, des
Schnees, der Kirschblüten bewundern …
gleich einem Kürbis, den die Strömung des
Flusses fortträgt – lassen wir uns keinen Au- 2
genblick entmutigen. Das ist es, was man die
fließende, vergängliche Welt nennt«, schrieb
Asai Ryoi in seinen Erzählungen aus der
flüchtigen Welt des Vergnügens in Kyoto 1661.
Damit beginnt die Geschichte des Ukiyo-e 1
(»Bilder der vergänglichen Welt«), die mit ei-
ner 250-jährigen Friedenszeit in der fast voll-
ständigen Isolierung Japans zusammenfällt.
Ihr Mittelpunkt wurde der neue Regierungs-
sitz Edo, das heutige Tokio, das vom Fischer-
dorf zur Metropole aufstieg. Ukiyo-e vereint
1
als Sammelbegriff die bürgerliche japanische
Malerei und die in hohen Auflagen verbreite-
te Kunst des Vielfarben-Holzschnitts, der im 2
dritten Viertel des 18. und in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts seine Glanzzeit erlebte.
Japan brillierte in einer ganz eigenstän-
digen Mehrfarben-Drucktechnik, an der
Künstler, Plattenschneider, Drucker und Ver-
leger – um 1700 gab es in Edo rund 100 – be-
teiligt waren. Deshalb tragen die meisten
Farbholzschnitte Künstler- und Verleger-
Stempel, die artifiziell in die Komposition
eingebunden sind. Beim passgenauen Arbei- 1 Utagawa Hiroshiges Küstenlandschaft
ten wurde der Entwurf auf dünnem Papier 3
mit dem Berg Fuji (Monika Schmidt, 2800
auf eine Kirschholzplatte geklebt und die Euro) 2 Jeder kennt Katsushika Hokusais
Tuschzeichnung mit einem Linienschnitt- »Große Welle«. Das Bucerius Kunst Forum
messer umschnitten, sodass die zu drucken- in Hamburg zeigt sie ab 13. Juni in der
den Partien stehen blieben. In der Regel ver- Ausstellung »Über Wasser« 3 Tôshûsai
wendeten die Drucker pro Farbton eine Sharaku, wie er den Schauspieler Otani
Platte. Unabhängig vom Thema folgten die Oniji sieht, derzeit in Augsburg ausgestellt
Drucke vorgegebenen Standardformaten,
die oft als vielteilige Serien auf den Markt ka- 3
men. Neben Genre- und Alltagsszenen neh-
men Motive mit Kabuki-Schauspielern, Krie-
gern oder Ringern und Frauen aus der
Halbwelt breiten Raum ein. Ab 1791 bis 1874 vollen Linien beherrschten Grafiken. In den sechzigsten Jahre geschaffen habe, ist nicht
tragen die Blätter zudem ein Amtssiegel, weil 1830er-Jahren kamen die eingangs erwähnten der Rede wert.« Als er dem Shogun eine Pro-
die Arbeiten seit 1789 wegen Gefährdung der Veduten des heiligen Bergs Fuji und Land- be seines Könnens liefern sollte, kam Hoku-
öffentlichen Moral einer Zensurbehörde vor- schaften wie die dicht bevölkerte Verbin- sai mit seinem Handwerkszeug und einem
gelegt werden mussten. Denn Künstler wie dungsstraße (Tokaido) von Edo nach Kyoto Huhn. Er bemalte die Papierrolle blau, tauch-
Sukenobu (1671–1751) widmeten sich nicht hinzu – oftmals kombiniert mit Episoden te die Füße des Huhns in rote Farbe, ließ es
nur der Darstellung eleganter Damen, son- aus der japanischen Literatur. über das Papier spazieren und rief: »Seht her,
dern schilderten ebenso deftig-erotische Su- Utamaro, Ando Hiroshige (1797–1858), ›Die Ahornblätter im Tatsuta‹«. So lautet der
jets. Auch von Harunobu (1724–1770) waren der Meister des Atmosphärischen und des lei- Titel des zauberhaften, um 1839 entstandenen
vor allem feingliedrig-sinnliche Schönheiten sen Humors, und der ungemein vielseitige Blattes aus der Serie »100 Gedichte, von der
gefragt. In ihren luxuriösen »Brokatbildern« Katsushika Hokusai (1760–1849) gelten als die Amme erklärt«. ×
griffen die Ukiyo-e-Künstler zudem modi- drei Hauptmeister des Ukiyo-e. Auf Hokusai
sche Kimono-Stoffmuster auf und trugen da- gehen angeblich 30 000 bis 40 000 Holz- Gloria Ehret ist Herausgeberin
mit zu deren großer Verbreitung bei. schnittblätter sowie Illustrationen zu rund der WELTKUNST,
Im Westen besonders geschätzt wurden 500 Büchern zurück. Obwohl er seit seinem für die sie seit 1986 arbeitet.
Kitagawa Utamaros (1753–1806) Frauengestal- sechsten Lebensjahr zeichnete, war er der Ihre erste Stilkunde
ten auf dezent-farbigen, ganz von schwung- Meinung: »Alles, was ich vor dem dreiund- erschien im April 2008

79
AG E N DA

AUKTIONEN

Bilder: Villa Grisebach, Berlin (2)


Verborgenes Paradies
Die Villa Grisebach gibt ihr Altmeister-Debüt und versteigert die letzte
Sammlung einer Kunsthandlung aus dem Berlin der Vorkriegszeit

Wer würde sich so etwas ausdenken? Ein Ma- Weltgeltung besaß. Seit 1927 etwa war ein
jor, der mitten im Krieg mit dem Sammeln Apostelkopf van Dycks in diesem Bestand.
beginnt; eine junge Frau vom Land, die zur Die Spezialisten haben ihn kürzlich dem
gewieften Kunsthändlerin aufsteigt; eine Ar- Meister endgültig zugeschrieben, jetzt ist das
chäologin, die in Ost-Berlin das Pergamon- Bild auf 60 000 bis 80 000 geschätzt. Auf-
museum leitet, aber im Westen wohnt und merksamkeit im Handel wie in der Muse-
dort einen Kunstschatz hütet; schließlich umswelt haben bereits drei Tafeln des Kölner
eine Damenwohngemeinschaft, die Stoff für Renaissancemalers Bartholomäus Bruyn auf
Spekulationen bietet: Das Leben schreibt sich gezogen. Die farbleuchtenden Szenen,
eben die besten Geschichten, und so hat die die zusammenbleiben sollen, gehörten zum
Villa Grisebach in Berlin genügend Gründe, Cyriakusaltar in St. Kunibert in Köln, Taxe
diese Auktion als Sensation anzupreisen. Kurfürstliche Silberleuchter aus Dresden, 150 000 bis 250 000 Euro. Viele dieser Stücke
Es ist tatsächlich die letzte bedeutende 1741/73, Taxe 10 000 Euro. Ganz o.: Para- waren seit Jahrzehnten nicht mehr zu sehen.
Sammlung aus einer untergegangenen Berli- dieslandschaft von Jan Brueghel d. J. und Am 3. und 4. Juli kommen nun 90 Gemälde
ner Epoche, als der Kunsthandel dort noch Frans Wouters, 300 000/500 000 Euro und 294 kunsthandwerkliche Objekte unter

80
den Hammer: die Rohde-Hinze-Sammlung,
die streng genommen der ehemalige Famili-
en- und Firmenbesitz der Rohdes ist.
Kurt Rohde und Frieda Hinze, das sind
die Hauptakteure dieser Geschichte. Ältere
Beobachter des Handels erinnern sich zu-
mindest an Hinze und wissen, dass sie einst
auf der Münchner Kunstmesse die Fahne der
Inselstadt West-Berlin hochhielt. Die dritte
Figur in diesem Plot ist Kurt Rohdes Tochter
Elisabeth, Jahrgang 1915, die viele Jahre mit
Frieda Hinze zusammenlebte. Genaueres
über diese Frauengemeinschaft wissen wir
nicht; seit 1931 jedenfalls war Hinze Mitbe-
wohnerin und Teil der Familie. Nach ihrem
Tod 1991 hütete Elisabeth Rohde allein die
große Kunst- und Antiquitätensammlung,
die sie von ihrem Vater geerbt hatte. Bis zu
ihrer Pensionierung war sie jeden Morgen
von Charlottenburg nach Ost-Berlin gefah-
ren und hatte dort das Pergamonmuseum ge-
leitet – auch dies ein Unikum. Mehrfach lie-
ferte Rohde beim Auktionshaus Leo Spik
Gemälde aus ihrer Sammlung ein. Am er-
folgreichsten waren Abraham Janssens’ »Flo-
ra« und der »Narr« eines niederländischen Pier Francesco Foschis »Bezahlung der führten Lagerbücher haben sich mit vielen
Malers um 1520; sie erzielten 2003 und 2009 Arbeiter im Weinberg«, um 1528 (o.), ist auf anderen Unterlagen erhalten – ein einzigarti-
Zuschläge von 222 000 bzw. 220 000 Euro. 80 000 bis 120 000 Euro, die seltene Bött- ger Fundus zur Kunsthandelsgeschichte.
Bilder: Villa Grisebach, Berlin (3)

Im Juli 2013 starb Elisabeth Rohde mit gersteinzeug-Vase von 1710/15 u. links auf Im Jahr 1920 kam folgenreicher Firmen-
97 Jahren. Die Erbengemeinschaft übergab 10 000 bis 15 000 Euro angesetzt. U. rechts: zuwachs: die damals 18-jährige Frieda Hinze,
den Nachlass mit all den Kunstwerken an die KPM-Teller Friedrichs II. (3000/5000 Euro) ein Mädel aus dem Brandenburgischen. In
Villa Grisebach. Das Auktionshaus, eigent- erstaunlicher Geschwindigkeit eignete sie
lich in der klassischen Moderne stark, betritt sich das Wissen an, das man als Assistentin
mit dem Rohde-Hinze-Sale neues Terrain eines Kunsthändlers brauchte. Ja, sie war im
und baut seine 2012 eingeführten »Orange- Umgang mit Kunst so begabt, dass der alte
rie«-Auktionen für ausgewählte, effektvoll in Museumsgeneral Wilhelm von Bode sie för-
Szene gesetzte Antiquitäten aus. Warum die- derte. So avancierte sie zu Rohdes unentbehr-
ser Ausbau ins derzeit nicht gerade üppig blü- licher Partnerin und machte seit 1925 auch
hende Altmeistergeschäft? Ist es eine Reakti- auf eigene Rechnung Geschäfte. Alle Zeitun-
on darauf, dass die Domäne des Hauses, der gen berichteten über die Sensation, als die
Expressionismus, im Spitzensegment immer beiden 1926 aus russischem Besitz ein Mäd-
mehr nach London und New York abwan- chenporträt Vermeers vorführen konnten.
dert und bei der Nachkriegskunst die deut-
schen Konkurrenten dagegenhalten?
Doch erst einmal zurück ins Jahr 1912,
als der preußische Offizier Kurt Rohde in
Dresden die wohlhabende Kaufmannstoch-
ter Charlotte Berbig heiratete. Zurück zum
Ersten Weltkrieg, als er nach Belgien kam, an
die Westfront mit ihren grauenhaften Stel-
lungskämpfen. Zwischen den Einsätzen be-
gann er, in Brügge und Ostende Kunst und
Schmuck zu kaufen – das Vermögen seiner
Frau ermöglichte es ihm.
Als Rohde 1919 aus dem Militärdienst
entlassen wurde, machte er die neue Passion
zum Beruf. Das Ehepaar zog nach Berlin und
richtete sich eine Neun-Zimmer-Wohnung
in Charlottenburg ein. Die Salons waren zu-
gleich die Schauräume für die Kunden, hier
arrangierte Rohde Gemälde, Möbel und
kunstgewerbliche Preziosen. Die seit 1920 ge-

81
AG E N DA

Geschmack der Berliner Sammler und


Händler prägte. Millionenstücke sind nicht
unter den 90 Bildern, aber durchaus welche,
die ihre Taxen weit hinter sich lassen könn-
ten. Etwa die moderat auf 80 000 bis 120 000
geschätzte »Bezahlung der Arbeiter im
Weinberg des Herrn«, ein meisterliches
Stück Florentiner Spätrenaissance um 1528,
einst Pontormo, jetzt Pier Francesco Foschi
zugeschrieben. Oder das Spitzenlos, eine
Paradieslandschaft von Jan Brueghel d. J.
und Frans Wouters. Kurt Rohde kaufte sie
1924, nun ist sie auf 300 000 bis 500 000 Euro
angesetzt, was im derzeitigen Brueghel-
Boom wohl nicht das letzte Wort
ist. Überhaupt wird deutlich,
dass sich Grisebach bei sei-
nem Altmeister-Debüt
nicht mit überhöhten Ta-
xen blamieren will.
Unter den Hollän-
dern fallen Landschaften
Der Londoner Händler Joseph Duveen er- von Salomon van Ruys-
warb es für den amerikanischen Milliardär dael und seinem Neffen
Andrew Mellon, über diesen kam es in den Jacob van Ruisdael auf
Gründungsbestand der Washingtoner Natio- (taxiert zwischen 180 000
nal Gallery. Erst 1970 geriet der Vermeer in und 300 000 Euro). Bei
Verdacht: Seit 2008 gilt er als Werk des Meis- Genreszenen von David Te-

Bilder: Villa Grisebach, Berlin (3)


terfälschers Han van Meegeren. niers, Marten Stoop und Ja-
Der Vermeer-Deal katapultierte Rohde cob Duck lässt sich schon für
und Hinze endgültig in die Oberliga der Ber- 15 000 bis 30 000 Euro mitbieten.
liner Händler. »Ein besonders glücklicher Nicht viel höher (30 000 bis 50 000)
Typ der Gemäldehandlung scheint in Berlin liegt eine lichttrunkene italienische Land-
von Major a. D. Kurt Rohde in seinen Räu- schaft mit Cimon und Iphigenie, die jetzt
men, Uhlandstraße 31, geschaffen worden zu Bartholomeus Breenbergh zugewiesen wird.
sein«, rühmte die weltkunst 1933 die Präsen- Auf Gegenliebe dürfte auch ein Jünglings-
tation in der Galerie-Wohnung. Wie aber ver- bildnis der manieristischen Malerin Lavinia
hielten sich Rohde und Hinze in der Nazi- Fontana stoßen (20 000 bis 30 000 Euro).
Neben Gemäldesalons richtete Kurt Rohde
zeit? Dank der detaillierten Geschäftsakten Kunsthandwerk spielte bei Rohde und
in seinen beiden Galerie-Wohnungen auch
konnten die meisten Provenienzen der Bilder Hinze eine große Rolle, denn es gehörte zur
Schauräume mit wohnlich arrangierten
im Vorfeld der Auktion geklärt werden. Kon- standesgemäßen Ausstattung einer kunst-
Antiquitäten ein, oben in einer Aufnahme
krete Fälle von Raubkunst aus jüdischem von 1933. Rechts: als Offizier im Ersten sinnigen Bürgerwohnung. Viel Silber ist da-
Besitz haben sich bislang nicht ergeben. Weltkrieg, im Arm seine Tochter Elisabeth. bei, aus Augsburg und anderen Gold-
Nach dem Krieg war es mit der Bedeu- Unten: Bartholomeus Breenbergh, »Cimon schmiedezentren, einige Barock- und
tung des Berliner Handels endgültig vorbei. und Iphigenie«, 1635, 30 000/50 000 Euro Biedermeiermöbel, schlesische Prunkgläser,
Rohdes Kunstbestand konnte weitgehend ge- kaukasische Teppiche, chinesische Buddha-
rettet werden, und nach seinem Tod 1950 figuren, eine Parade von Porzellanen aus
ging er in den Besitz von seiner Frau Charlot- der Frühzeit in Meissen, darunter eine sel-
te und Tochter Elisabeth über. Während tene Vase aus Böttgersteinzeug (10 000 bis
Letztere im Ostsektor arbeitete, verkaufte 15 000 Euro) oder zwei Teller aus dem Krö-
Frieda Hinze Stücke aus der Rohde-Samm- nungsservice König Augusts III. (je 15 000
lung und betrieb eine Firma unter eigenem bis 20 000 Euro). Die Berliner Porzellanma-
Namen. Nach Hinzes Tod kümmerte sich nufaktur ist prominent mit Stücken aus di-
Elisabeth Rohde selbst um die sporadischen versen Tafelservices Friedrichs II. und seiner
Verkäufe und soll stets hohe Preise verlangt Entourage vertreten. Nun brummt der
haben, wenn jemand bei ihr vorstellig wurde. Markt nicht gerade für Antiquitäten. Umso
Nun wird erstmals öffentlich, was all bemerkenswerter ist der antizyklische Vor-
die Jahrzehnte in diesem verborgenen Bilder- stoß von Grisebach in ein Terrain, das viele
paradies überdauerte. Schwerpunkte bilden Händler und Auktionshäuser leider längst
die italienische Renaissance und die nieder- aufgegeben haben. SEBASTIAN PREUSS
ländische Kunst des 17. Jahrhunderts – ganz
im Sinn Bodes, der bis in die Dreißiger den Villa Grisebach, Berlin, 3. und 4. Juli

82
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Ausstellung 6. bis 12. Juni 2015


Auktionen 15. und 17. bis 20. Juni 2015

Francesco Londonio, zugeschrieben, Ziegenherde, Pieter Dubordieu, Portrait der Familie eines Professors aus Leiden, 1637,
Öl auf Leinwand, 73,2 × 91,8 cm Öl auf Leinwand, 126 × 112 cm

Steinfigur Wiener Bronze Grosse Inrō-Sammlung


Südtirol, 15.Jh., Sandstein, H 21,5 cm um 1900, Bergmann, 14 ×14 ×11 cm Schweizer Privatbesitz, Japan, Edo-Zeit

Maria mit Kind Grosse Sammlung Paperweights Malachit-Schatulle


Deutsch, um 1500, Holz gefasst, H 78 cm Frankreich und Böhmen, 19. und 20. Jahrhundert Russisch, um/nach 1900, 19×13 ×9 cm

Schuler Auktionen – Seestrasse 341 – CH-8038 Zürich – Schweiz


T +41 43 399 70 10 – F +41 43 399 70 11 – info@schulerauktionen.ch – www.schulerauktionen.ch
AUKTIONEN
Helena Newman hält große ALTE KUNST BIS MODERNE
Stücke auf »die feinste Henry- Christie’s
Moore-Zeichnung, die ich je in Amsterdam, 9., 23., 24. Juni
Händen hatte«. »Zwei Frauen
und ein Kind« von 1948 (Taxe Eine gute Provenienz zeichnet
300 000 bis 400 000 Pfund) erin- ein Objekt besonders aus. Zu 3
nert mit den statuarischen, den Spitzenlosen in der Aukti-
nach dem Beispiel afrikanischer on moderner Kunst gehören ALTE MEISTER IN NEW YORK
Stammeskunst typisierten Frau- dann auch zwei Gemälde von Christie’s, 3. Juni
en an Moores »Bomb-Shelter Max Slevogt, die vom Urur- Sotheby’s, 4. Juni
Serie«. Das Blatt stammt aus enkel des Berliner Bankiers und
einer bedeutenden englischen Sammlers Carl Steinbart, der Wieder einmal wird bei Chris-
1 Sammlung, aus der auch zwei sie direkt vom Künstler erwor- tie’s eine Gruppe restituierter
im Juli versteigerte Francis- ben hat, eingeliefert wurden: Gemälde aus dem Vorbesitz des
IMPRESSIONISMUS UND Bacon-Selbstporträts (je 10 bis ein Selbstporträt im Garten aus prominenten jüdischen Händ-
MODERNE IN LONDON 15 Mio. Pfund) sowie in der dem Jahr 1910, geschätzt auf lers Jacques Goudstikker (1897–
Christie’s, 23. Juni Moderneauktion die Moore- 150 000 bis 200 000 Euro und ein 1940) versteigert. Auf der Flucht

Bilder: Sotheby’s London/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Christie’s Amsterdam; Christie’s New York
Sotheby’s, 24. Juni Bronze »Falling Warrior« stam- Gartenbild mit der Taxe von in die USA 1940 kam er durch
men (1,8 bis 2,5 Mio. Pfund). 60 000 bis 80 000 Euro. einen tragischen Unfall um, sei-
Eines der begehrtesten Werke Andere Höhepunkte sind Wer- Unter den rund 140 Losen ne Sammlung von 1400 nieder-
unter den Londoner Moderne- ke von Chagall und Picasso. bestechen zwei Zeichnungen ländischen, nordeuropäischen
und Impressionistenarbeiten Christie’s Abendauktion hat des deutschen Expressionismus: und italienischen Alten Meis-
dürfte Joan Mirós »Peinture« eine noch nie versteigerte Gou- Max Pechsteins „Vier Männer in tern blieb in Amsterdam
werden. Das Bild von 1954, bei ache von Franz Marc unter den einem Ruderboot“, in Kohle zurück. Wichtig für die Auffin-
Sotheby’s mit einer Schätzung Fundstücken, angelockt durch und Tinte 1920 ausgeführt (Taxe dung der verlorenen Werke war
von 5 bis 8 Mio. Pfund angebo- den im Februar bei Christie’s 6000 bis 8000 Euro), und von sein schwarzes Notizbuch mit
ten, ist mit seinen strahlenden erzielten Rekordpreis für Marcs Karl Schmidt-Rottluff die zarte einer detaillierten Liste von
Himmelskörpern auf leuchten- Papierarbeit »Springendes Landschaft in Wasserfarben über 1000 Werken, das er bei
dem Blau und den mysteriösen Pferd« mit 2,5 Mio. Pfund. (Taxe 15 000 bis 20 000 Euro). sich getragen hatte.
Symbolen, die wie ineinander »Gemsen« von 1911 ist mit 57,5 x Unter den Werken Alter Meister Im Jahr 2006 gab die hollän-
verschmelzende Körper ausse- 72,5 cm fast doppelt so groß und und aus dem 19. Jh. fällt ein dische Regierung 202 Bilder an
hen, ein exquisites Beispiel von steht am Anfang von Marcs Stillleben des Flamen Abraham Goudstikkers amerikanische
Mirós Fusion von Abstraktion »Blauer Reiter«-Periode. Die Gibbens auf, von dem nur drei Erbin, seine Schwiegertochter
und poetischem Symbolismus. durch eine Art Regenbogen wie Werke bekannt sind. Er war von Marei von Saher, zurück. Sie
Zusätzlicher Reiz: Miró durch einen Zirkusring sprin- 1629 bis 1635 in Paris als Stillle- ließ 100 Bilder über Christie’s
schenkte das Bild Alberto Gia- genden grünen Gemsen und die benmaler tätig. Die Kompositi- versteigern, die wichtigsten
cometti und seiner Frau Annet- blauen Farbblöcke, die eine on mit Kirschen, Stachelbeeren 45 von ihnen brachten 2007
te. Es wird von der Pariser Fon- Berglandschaft andeuten, füh- und Erdbeeren in einer Porzel- 9,7 Mio. Dollar ein. Unter den
dation Giacometti verkauft. ren direkt zum Ursprung von lanschale ist mit 15 000 bis nun angebotenen weiteren
»Miró brauchte nur drei Farb- Marcs Spiritualismus und Farb- 20 000 Euro angesetzt. Ein Paar 28 Bildern sind zwei kleine Por-
kleckse auf die Leinwand symbolik. Die Schätzung hat kleiner Blumenstillleben des träts des Kanzlers Balthasar von
machen, und es war ein Gemäl- mit 1,8 bis 2,5 Mio. Pfund einen Wieners Franz Xaver Petter von Kerpen und seiner Frau von
de«, lobte Giacometti den Kol- Spitzenpreis im Visier. 1813 ist auf 20 000 bis 30 000 Bartholomäus Bruyn (1493–1555),
legen. Auch Papierarbeiten wer- Ein interessanter Marktwie- Euro geschätzt. die auf 30 000 bis 50 000 Dollar
den viel Aufmerksamkeit derkehrer ist Natalja Gontscha- DOROTHEE VON FLEMMING geschätzt sind. Ferdinand Bols
bekommen. Sotheby’s-Expertin rowas »Segelboot« von 1911 im Porträt einer Dame im roten
kubistischen Stil, mit der Signa- Kleid wird als Louisa Maria
tur der Künstlerin »N.G. 1« auf Gonzaga (1611–1667), Königin
dem Segel des Bootes. Es wurde von Polen, identifiziert (Taxe
1 Joan Miró, »Peinture«, 1945, 2008 bei Bonhams für 1,7 Mio. 150 000 bis 250 000 Dollar).
Sotheby’s, London, Taxe 5 bis 8 Mio.
Pfund versteigert. In den letzten Sotheby’s kann mit der
Pfund
Jahren stagnieren die Preise für »Allegorie des Winters« aus dem
2 Max Slevogt, »Selbstbildnis im
die russische Avantgardistin – Besitz des Künstlers Richard
Garten«, 1910, Öl/Lw., Christie’s,
Amsterdam, Taxe 150 000 bis Christie’s hat nun 1,5 bis 2 Mio. Prince aufwarten. Sie ist eine
200 000 Euro Pfund geschätzt. Das Bild Kopie von Giuseppe Arcimbol-
3 Bartholomäus Bruyn, Werkstatt, gehörte einmal John Rothen- dos Folge der vier Jahreszeiten
»Frau des Balthasar von Kerpen«, stein, einem Direktor der Lon- von 1563, ist aber auf nur 150 000
46,5 x 34,5 cm, Christie’s, New York, doner Tate Gallery. bis 200 000 Dollar taxiert.
2
Taxe 30 000 bis 50 000 Dollar MATTHIAS THIBAUT BARBARA KUTSCHER

84
Oswald Achenbach „Italienische Galanterie im Mondschein“ sign. Osw. Achenbach, 76 x 108 cm

182. Kunstauktion am 20. Juni 2015 www.doebritz.de

Frans Wouters „Johannes der Täufer (Selbstbildnis)“ um 1640, 38,5 x 31 cm, Georg Heinrich Crola „Eichenstudie“
sign. u. dat. 1839, 46 x 35 cm, Georg Heinrich Crola „Die Bucht von Menton“ sign. u. dat. 1837, 78 x 116 cm,
Relief „Maria der Verkündigung“, süddt. um 1610/20, Dürer-Renaissance, Lindenholz, H 58

Kunst- und Auktionshaus Döbritz, Öffentlich bestellte und vereidigte Auktionatoren,


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AUKTIONEN
TRIBAL ART ZEITGENOSSEN Jahr 1821 zeigt das Porträt eines
Lempertz Dorotheum jungen Mädchens, das neugierig
Brüssel, 12. Juni Wien, 9. bis 12. Juni aus einem Fenster schaut. Ein
Seidenvorhang umrahmt das
Westafrika, spe- Cy Twomblys Preise haben in Gemälde, für das Im Kinsky
ziell die Elfenbein- den letzten Jahren eine ordentli- einen Schätzwert von 70 000 bis
küste, das zentral- che Performance hingelegt, 140 000 Euro veranschlagt.
afrikanische 1 abseits der sonst vernehmbaren CHRISTOF HABRES
Kongo und Ozea- lautschreierischen Begleittöne
nien sind die gut in den Medien. Eher waren die
vertretenen Auktionsrekorde und exklusi- KUNST UND ANTIQUITÄTEN
Regionen der Tri- ven Privatverkäufe in den Fischer
3
bal-Art-Auktion Randspalten der Zeitungen und Luzern, 17. bis 19. Juni
bei Lempertz in Magazine nachzulesen. Im
Brüssel. Eine ausdrucksstarke November 2014 ging ein Black- GEMÄLDE UND Das Juni-Auktionsangebot des
und in sich gekehrt wirkende board-Gemälde von Twombly KUNSTHANDWERK ältesten einheimischen Schwei-
Attie-Figur aus dem Lagunenge- für fast 70 Millionen Dollar an Im Kinsky zer Auktionshauses nimmt drei
biet der Elfenbeinküste ragt aus einen Sammler und ein weiteres Wien, 16. und 17. Juni randvolle Tage in Anspruch und
den Offerten heraus. Die knapp Werk des bekanntesten Vertre- umfasst Kunst von den Alten

Bilder: Lempertz, Brüssel; Dorotheum, Wien; Im Kinsky, Wien; Fischer, Luzern


40 cm hohe Fruchtbarkeitsfigur ters des amerikanischen abs- Dem Im Kinsky ist es für die Meistern bis zur Gegenwart,
aus Holz, die aus der Samm- trakten Expressionismus wech- Auktionstage im Juni gelungen, Möbel, Antiquitäten und
lung des New Yorker Kunst- selte laut Medienberichten nur einen ausgezeichneten Quer- Kunstgewerbe aller Art sowie
händlers Alfred L. Scheinberg kurze Zeit später in einem spek- schnitt durch die Kunstge- eine Auswahl von Juwelen und
stammt, demonstriert die takulären Privatverkauf für schichte mit ihrem Katalog- Uhren.
charakteristische abstrahierte 60 Millionen Dollar den Besit- Portfolio zu präsentieren. Mit Angeführt wird das Ange-
Formensprache des Genres mit zer. Nun hat das Wiener Doro- Ausnahme der zeitgenössischen bot von Albert Ankers musea-
der helmartigen Kopfbede- theum für die Zeitgenossen- Kunst hat es das Team des Auk- lem Kinderbild »Das Bad in
ckung als figuraler Besonder- Auktion eine kleine, feine tionshauses vermocht, Gusto- Crèt« von 1888 im Schätzwert
heit. 2005 war die Figur bei Arbeit des Künstlers im Portfo- stücke aus den einzelnen Jahr- von 2 bis 3 Millionen Franken.
Sotheby’s das letzte Mal prä- lio. Das Werk aus dem Jahr 1962 hunderten einzubringen. Renoirs um 1915 gemalte und
sent. Aufgerufen wird sie für wird zwischen 200 000 und Das beginnt beim österrei- stempelsignierte Ölskizze »Le
geschätzt 10 000 bis 12 000 Euro. chischen Malergroßmeister Fer- chemin des Collettes à Gagnes«,
Ein ganzes Stück teurer, dinand Georg Waldmüller, geht die einen Blick auf die Umge-
nämlich auf 20 000 bis 30 000 über eine galante Szene im Park bung seines dortigen Ateliers
Euro geschätzt, wird eine eben- von Franz Christoph Janneck zeigt, soll bereits für 280 000 bis
falls von der Elfenbeinküste (Taxe 35 000 bis 70 000 Euro) 350 000 Franken zu haben sein.
stammende, als Altar benutzte weiter zu zwei wahren Pracht- Kennzeichnend für die heu-
Senufo-Figur. Genau der glei- stücken spätbarocker Girando- tige Marktrealität ist der
2
che Schätzpreis gilt für eine len (Taxe 50 000 bis 100 000 Umstand, dass spannende Rari-
»Kakungu-Maske« vom Stamm 250 000 Euro taxiert. Es wird Euro) und reicht bis zu einer sil- täten der älteren Kunst bereits
der Suku im Kongo. Abgerun- spannend zu beobachten, ob die bernen Josef-Hoffmann-Brosche zu tiefen Preisen angeboten
det wird das Angebot mit Kuba- bemerkenswerte Cy-Twombly- aus dem Jahr 1908 (Taxe 80 000 werden. Ein schönes Triptychon
Bechern aus dem Kongo. Ausstellung im Mumok im Jahr bis 190 000 Euro). mit der Anbetung der Drei
FRANK MAIER-SOLGK 2009 den heimischen Sammler- Das Bild des bedeutendsten Könige des Flamen Pieter
markt für das Œuvre sensibili- österreichischen Biedermeier- Coecke van Aelst aus dem 16. Jh.
siert hat oder ob um die Prezio- malers, Ferdinand Georg Wald- etwa ist auf lediglich 55 000 bis
se internationale Sammler müller, sticht besonders ins 75 000 Franken angesetzt.
1 Attiefigur, Elfenbeinküste, kämpfen. Auge: Das Kleinformat aus dem CHRISTIAN VON FABER-CASTELL
H. 40 cm, Lempertz, Brüssel, Taxe
Neben Twombly kommen
10 000 bis 12 000 Euro
bemerkenswerte Arbeiten von
2 Cy Twombly, »Ohne Titel (Rom)«,
Paolo Scheggi (Taxe 200 000 bis
1962, Dorotheum, Wien, Taxe
200 000 bis 250 000 Euro 300 000 Euro), eine Tänzerin-
skulptur von Marino Marini
3 Ferdinand Georg Waldmüller,
»Porträt eines Mädchens«, 1821, (Taxe 150 000 bis 200 000 Euro)
Im Kinsky, Wien, Taxe 70 000 bis und ein außergewöhnliches
140 000 Euro Opus von Ilya Kabakov (Taxe
4 Albert Anker, »Das Bad in Crét«, 450 000 bis 600 000 Euro) unter
1888, Fischer, Luzern, Taxe 2 bis den Hammer.
4
3 Mio. Franken CHRISTOF HABRES

86
Sommer-Auktion 2015
Gold- und Sammlermünzen

23. bis 25. Juni in Osnabrück Auktionshaus für Münzen und Medaillen

Sommer-Auktion 2015
Münzen und Medaillen aus
Mittelalter und Neuzeit
Goldprägungen
Russische Münzen und Medaillen
Deutsche Münzen ab 1871
Highlights
SACHSEN DEUTSCH-NEU-GUINEA
Friedrich August III., 1904 – 1918. 3 Mark 1917 E. 10 Neu-Guinea Mark 1895 A. Nur 2.000 Sammlung Horn Teil III
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ASIATIKA, MODERNE der Schneckenmuschel und GEMÄLDE
Koller dem ewigem Knoten (Taxe Beurret & Bailly
Zürich, 2., 3., 26., 27. Juni 25 000 bis 35 000 Franken). Ein Basel, 20. Juni
Paar 105 cm hohe Räuchergefä- 3
Zu den Highlights aus China ße aus Émail cloisonné dürfte In nicht nur terminlich, son-
zählt ein kaiserlicher Palasttep- ebenfalls großes Interesse auf dern auch örtlich perfekter
pich aus der späten Qing-Dynas- sich ziehen. Auf drei ausschwin- Anlehnung an die Art Basel hält
tie (1644–1912). Er stammt aus genden, aus Löwenköpfen das jüngste Schweizer Auktions- KUNST UND ANTIQUITÄTEN
der Verbotenen Stadt und ist herauswachsenden Füßen ste- haus seine immerhin schon Auktionshaus Zofingen
aus Seide und Metallfäden. hend, zeigen die sechsfach fünfte Versteigerung ab. Zofingen, 4. bis 6. Juni
Fünf Drachen, einer frontal im gelappten Seiten Kartuschen Zu deren Spitzenlosen gehö-
Zentrum und vier in den mit Vogel- und Blumendekor. ren Kunstwerke wie das sub- In der Renaissance und zu
Ecken, jagen die flammenden Elstern bilden die seitlichen diagonal komponierte Aquarell Beginn des Barock waren sie als
Juwelen. Das Innenfeld ist mit Handhaben, ein Drachenkopf »Angler am Lebastrom« von Willkomm-Becher oder Trink-
Wolkenmotiven in Blau- und die Spitze des ovalen Knaufs. Max Pechstein aus dem Jahre geschirre beliebt: die Bütten-
Rottönen und den acht Die aus dem 18. Jh. stammen- 1936 mit einer bescheidenen männer. Das Auktionshaus
buddhistischen Symbolen verse- den Stücke gehen mit einem Schätzung von 25 000 bis 35 000 Zofingen bietet einen solchen
hen, etwa dem Rad der Lehre, Schätzwert von 150 000 bis Franken, ein expressionistischer in der kommenden Auktion an.
250 000 Franken in die Auktion. orangener »Akt« Cuno Amiets Die Nürnberger Silberarbeit,

Bilder: Koller, Zürich; Beurret & Bailly, Basel; Auktionshaus Zofingen; Barbara Klemm
Zwei Ölgemälde von Pierre- aus dem Jahre 1913 mit einer die auf 20 000 Franken taxiert
Auguste Renoir (1841–1919) von Taxe von 300 000 bis 400 000 ist, trägt neben Bütte und Wan-
1917 aus Schweizer Privatbesitz Franken sowie Tom Wessel- derstab Weintrauben. Das selten
kommen Ende Juni zum Auf- manns Busenbild »Study for frühe, aus altem Zürcher Fami-
ruf: »Bouquet d’anémones« two nipples« aus dem Jahre lienbesitz stammende Stück ist
(Taxe 250 000 bis 350 000 Fran- 1963, das zwischen 70 000 und auf 1547 datiert und weist die
ken) und »Baigneuse assise« 90 000 Franken kosten soll. Nürnberger Beschau auf. Inte-
(Taxe 180 000 bis 250 000 Fran- Dazwischen finden sich Samm- ressante Widmungsgravuren
ken). Die Offerte der Schweizer lerstücke wie Max Ernsts Skizze und die Meistermarke beziehen
1 Kunst beinhaltet das farbenfro- »Project for a Monument to W. sich auf den Goldschmied
he Ölgemälde »Marseille II.« C. Fields« von 1957 (Taxe 60 000 Christoph Ritter I.
von Augusto Giacometti bis 80 000 Franken). Ein silbervergoldeter
1 Räuchergefäß, China, 18. Jh., Émail (1877–1947) aus dem Jahr 1930 CHRISTIAN VON FABER-CASTELL Deckelhumpen zur Taxe von
cloisonné, H. 105 cm, Koller, Zürich,
(Taxe 300 000 bis 400 000 Fran- 15 000 Franken aus Zürich um
Taxe 150 000 bis 250 000 Franken
ken). Ebenso wird eine Fassung 1660 mit Meistermarke Hans
2 Max Pechstein, »Angler am
der »Urkraft« (Taxe 400 000 bis Caspar Ulmer stammt aus der
Lebastrom«, 1936, Aquarell,
Beurret & Bailly, Basel, Taxe 25 000
500 000 Franken) von Ferdinand gleichen Sammlung.
bis 35 000 Franken Hodler (1853–1918) versteigert. Neben diesen Prunkstücken
Das Werk wird in den Œuvre- warten Bilder und Grafiken,
3 Büttenmann, Nürnberg, 1547,
Meistermarke Christoph Ritter I., katalog der Gemälde Hodlers Asiatika, Porzellan und ausge-
Silber, vergoldet, Zofingen, Taxe aufgenommen. wählte Möbel auf Liebhaber.
2
20 000 Euro STEFFI KUPKA SUSANNE LUX

Ein Erweckungserlebnis hatte


Wie kamen Siewirklich
zurein Kunst?
Beruf sein könnte, akademie. Als ich überlegen
ich nicht. Das hat sich einfach ist mir eigentlich erst nach der musste, was ich wirklich mal
so eingestellt. Kunst gab es als Schule aufgegangen. Ich fand mache, da habe ich gemerkt:
Thema zu Hause, wir sind auch das cool, einen interessanten Eigentlich will ich ja gar nichts
mal ins Museum gegangen, und Lebensentwurf. Nach einem anderes als das, was ich schon
mein Vater hat ein bisschen Jahr in Südamerika habe ich ein die ganze Zeit sowieso mache.
hobbymäßig gemalt. Während bisschen gearbeitet, ein biss- Und so ist die Kunst dann zum
der Schulzeit habe ich einfach chen Geschichte und Philoso- Beruf geworden.
gezeichnet, gemalt, gebastelt im phie studiert, aber eigentlich
weitesten Sinne. Und dann wur- habe ich dann schon an einer TOBIAS REHBERGER
de das immer ernster. Dass es Mappe gearbeitet für die Kunst- Künstler, Professor der Städelschule

88
Karl Kaufmann
Kaufmann, rr.u.sig.,
u sig veau ll. uu. sig
Deveau, sig., ortsbez
ortsbez. und dat
dat. Paris 1845
1845, Anton Graff
Graff, verso sig
sig.,
Neuplachowitz 1843 – 1901 Wien, „Wandnische mit Amphore und Obstzweigen“, Winterthur 1736 - 1813 Dresden,
„Canale Grande“, Öl/Holz, 31 x 21 cm Öl/Lwd., 270 x 185 cm „Iffland als Pygmalion“, Öl/Lwd.,71x57 cm
Ausruf € 600,– Ausruf € 1.200,– Ausruf € 18.000,–

KUNST-AUKTION
Samstag, 4. Juli 2015
ab 10 Uhr
Vorbesichtigung:
Donnerstag, 2. Juli 2015 von 15 bis 21 Uhr
Freitag, 3. Juli 2015 von 9 bis 15 Uhr
Cloisonné-V
Vase, China, um 1900, Paul Francois Berthoud, sig.,
durchbrochenes Dekor, Katalog im Internet (1870 - 1939), 1902,
H = 52 cm oder auf Anfrage Bodenvase, Bronze, H = 45 cm
Ausruf € 2.000,– Ausruf € 2.000,–

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Silber, Möbel, Gemälde,
Aquarelle, Druckgraphik,
Orientteppiche, Varia

Inh. Karl M. Arnold


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bestellter Auktionator
Bleichstraße 40 – 42
– über 60 Jahre – 60313 Frankfurt am Main
Jugendstil-T
Tafelleuchter, 800 Silber, Auktionshaus Arnold Te lefon 0 69 - 28 27 79 Julius Konrad Hentschel für Meissen,
Wien, Gedlitzka's Josef B. & Söhne, www.auktionshaus-arnold.de um 1910, „Mädchen mit Katze“,
H = 47,5 cm, ca. 1.290 g
Te lefax 0 69 - 29 77 929 H = 12,5 cm
Ausruf € 1.200,– Ausruf € 400,–

Ikone, 84 Silberoklad, Moskau 1882, Bureau Plat


Plat, 18
18.Jh.,
Jh Boullestil
Boullestil, Teppich,
Andrej Michajlowitsch Postnikow, Emaille- Mahagoniholz mit Messing- und Zinnintarsien, China, 19.Jh.,
dekor, Saatperlen, Diamanten, 31x27 cm 77 x 171 x 89 cm 214 x 124 cm
Ausruf € 1.200,– Ausruf € 18.000,– Ausruf € 1.200,–
AUKTIONEN
KUNST UND ANTIQUITÄTEN
Schuler
Zürich, 17. bis 20. Juni

Mit mehreren Tausend Losen


aus fast allen Sammelgebieten
des Kunstmarktes gehören die
vierteljährlichen Auktionen des
Zürcher Allroundhauses Schu-
ler zu den üppigsten Einkaufs-
gelegenheiten der Schweiz,
wovon auch die Versteigerun-
gen im Juni keine Ausnahme 3
bilden.
Besonders stark sind darin offeriert Karl & Faber in der
wieder Spezialsammlungen – Auktion »Moderne und zeitge-
etwa eine Gruppe von 100 nössische Kunst« die knapp 70
Paperwights aus Frankreich cm hohe Skulptur »Olympus
und Böhmen mit Taxen zwi- Photo« (1987, Taxe 200 000
schen 200 und 1500 Franken – Euro). Mit Eduardo Chillida
1 sowie die japanische und chine- (1924–2002) kommt ein weiterer

Bilder: Kornfeld, Bern; Schuler, Zürich; Karl & Faber, München


sische Kunst. Darunter ist eine bedeutender Vertreter der abs-
GEMÄLDE nierte »Selbstporträt am Fens- Privatsammlung japanischer trakten Plastik unter den Ham-
Kornfeld ter« aus der Zeit um 1900 im Inros der späten Edo-Zeit mit mer. Seine quaderförmige Ton-
Bern, 18. und 19. Juni Schätzwert von 150 000 Franken. Schätzungen zwischen 500 und skulptur, die durch ihre
Franz Marcs »Pferde auf der 5000 Franken vertreten. markante räumliche Bemalung
Das Hauptlos der im Umfeld Weide« von 1910 ist mit 400 000 Dazu gesellen sich natürlich in schwarzem Kupferoxid
der Art Basel, aber in Bern statt- Franken ebenfalls erstaunlich die klassischen Bereiche wie die beeindruckt, ist aufs Jahr 1985
findenden Kornfeld-Auktionen zurückhaltend geschätzt. Malerei des 17. bis 21. Jahrhun- datiert und mit 150 000 Euro
dürfte besonders viele deutsche Etwa 600 000 Franken wer- derts, Möbel, Antiquitäten sowie Schätzpreis angesetzt. Dem Ton
Sammler ansprechen: Das ange- den ferner für Edvard Munchs ausgefallene Spezialitäten. Zu mischte der baskische Bildhauer
sichts seiner Rarität und Bedeu- plakativen farbigen Holzschnitt Letzteren gehört etwa eine ele- Schamotte bei, was für die ros-
tung überaus vorsichtig auf nur »Frauen am Meeresufer« aus gante russische Malachit-Scha- tig-raue Erscheinung und die
800 000 Franken angesetzte den Jahren zwischen 1898 und tulle in vergoldeter Metallfas- kompakte Volumenwirkung der
Gemälde »Rotes Haus – Roter 1917 erwartet. Auffallend samm- sung aus dem 20. Jh. mit einer Plastik sorgt.
Januar« von Ernst Ludwig lerfreundlich taxiert sind in die- zurückhaltenden Schätzung von Ernst Ludwig Kirchner
Kirchner entstand nämlich ser Versteigerung auch bedeu- 4000 bis 5000 Franken. (1880–1938) ist mit dem seltenen,
schon 1909, also noch zu seiner tende Beispiele zeitgenössischer CHRISTIAN VON FABER-CASTELL aquarellierten Holzschnitt
Dresdner Zeit und lange bevor Kunst, von Robert Rauschen- »Müggelsee« aus dem Jahr 1912
er nach Davos oder Berlin über- bergs »Tower Terrain (Spread)« vertreten. Der einzige Abzug
siedelte. von 1996 mit einer Taxe von MODERNE UND des ersten Zustands, Gesamt-
Als Meilenstein deutscher 125 000 Franken bis zu Arbeiten ZEITGENOSSEN auflage fünf Exemplare, startet
Kunst des so fruchtbaren frühen von Georg Baselitz und Martin Karl & Faber bei 100 000 Euro. Das Blatt mit
20. Jahrhunderts lockt in diesem Kippenberger aus den Jahren München, 11. und 12. Juni den Segelbooten und den Müg-
Angebot ferner das von Käthe 1985 und 1996, die je um 25 000 gelbergen besticht durch seine
Kollwitz hinreißend kompo- Franken zu haben sein sollen. Meterhohe Gebilde aus Auto- Farbgestaltung: Der See und die
Die Auswahl an Schweizer schrott machten den amerikani- Landschaft erscheinen grün, der
Kunst wird von Giovanni Gia- schen Künstler John Chamber- Himmel lila.
comettis 1926 gemalter »Früh- lain (1927–2011) berühmt. Von 1922 entstand Wassily Kan-
lingslandschaft« sowie von Fer- dem Wegbereiter der Pop-Art dinskys (1866–1944) Grafikmap-
1 Giovanni Giacometti,
dinand Hodlers »Portrait de pe »Kleine Welten«. Sie enthält
»Frühlingslandschaft«, 1926, Kornfeld,
Bern, Taxe 350 000 Franken Mme. Clémence Meynet zwölf Arbeiten und spiegelt die
Foudral« von 1917 mit Loslösung Kandinskys von der
2 Malachit-Schatulle, Russland,
20. Jh., 18,5 x 12,8 x 9 cm, Schuler, Schätzpreisen von gegenständlichen Kunst wider.
Zürich, Taxe 4000 bis 5000 Franken 350 000 Franken Das auf 130 000 Euro geschätzte
3 Wassily Kandinsky, Blatt aus der und 275 000 Fran- Werk erschien im Berliner Pro-
Grafikmappe »Kleine Welten«, ken angeführt. pyläen-Verlag. Die Auflagenhö-
1922, Karl & Faber, München, Taxe CHRISTIAN VON he betrug 200 Exemplare.
insgesamt 130 000 Euro FABER-CASTELL UTE STRIMMER
2
90
FISCHER
Kunst- und Antiquitätenauktionen

1 2 3

4 5
1) Ben Nicholson, Composition, 1954. Schätzung: EUR 38 000/48 000. © Angela Verren Taunt 2013.All rights reserved / 2015 ProLitteris, Zurich 2) Alberto Giacometti, Cubist Composition I, 1926.
Schätzung: EUR 580 000/770 000. © Succession Alberto Giacometti / 2015, ProLitteris, Zurich. 3) Fernand Léger,“Paysage”. Schätzung: EUR 300 000 / 500 000. © 2015, ProLitteris, Zurich. 4) Joan Mirò,
“Signes et Figurations”. Schätzung: EUR 250 000 / 350 000. © Successió Miró / 2015, ProLitteris, Zurich 5) Karel Appel, Personnages. Schätzung: EUR 40 000/80 000. © 2015, ProLitteris, Zurich.

Kategorien Kunstauktionen
Moderne & zeitgenössische Kunst
Gemälde alter Meister & 19. Jh.
17. bis 19. Juni 2015
Arbeiten auf Papier Vorbesichtigung in Genf (Auswahl)
3./4. Juni 2015
Skulpturen
Einrichtungsgegenstände & Design Vorbesichtigung in Luzern (alle Objekte)
6. bis 14. Juni 2015
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AUKTIONEN
Staffelei. Sein Figurentheater MODERNE UND
fasziniert nun schon seit einigen ZEITGENOSSEN
Jahren Sammler auf der ganzen Neumeister
Welt und entsprechend hoch München, 11. Juni
sind die Erwartungen bei Kette­
rer, wenn hier sein »Potsdam­ Spitzenlos bei Neumeister ist die
Zyklus Teil 2« aufgerufen wird. mit 100 000 bis 150 000 Euro
Ein verstörendes Szenario, bezifferte Plastik aus Kunstharz
nahezu altmeisterlich gemalt: des französischen Bildhauers
1
Während eine halbnackte Frau César (1921–1998). Sie diente
an den Wänden merkwürdige wohl als Modell für die große
MODERNE UND dekorative Ritzungen vor­ Tischskulptur im legendären St.
ZEITGENOSSEN nimmt und ein Wolf vor einer Moritzer Turmzimmer von
3
Ketterer Flusslandschaft heult, greift ein Gunter Sachs, dem letzten gro­

Bilder: www.kettererkunst.de; Neumeister, München/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Scheublein Art & Auktionen, München
München, 11. bis 13. Juni Mann nach einer Zielscheibe. ßen Playboy, der Frauen und
Das Bild soll 60 000 bis 80 000 Kunst besonders liebte. César, KUNST UND ANTIQUITÄTEN
Kritiker fühlen sich bei ihm an Euro einspielen. eng mit Sachs, vertrat Frank­ Scheublein
Hieronymus Bosch erinnert, an Ein weiteres Highlight in reich 1956 auf der Biennale in München, 26. Juni
die Filme von David Lynch oder der Abteilung Kunst nach 1945 Venedig.
an die Commedia dell’Arte. In ist eine museumswürdige Von der Gallionsfigur der Scheublein Art & Auktionen
den großflächigen Gemälden Arbeit von Lucio Fontana von Op­Art, Victor Vasarely hat über 20 Gemälde und Grafi­
des Berliner Künstlers Jonas 1960. Seine aufgeschlitzte Lein­ (1906–1997), stammt das Acryl­ ken des Münchner Impressio­
Burgert treffen Großstadtszenen wand mit dem Titel »Concetto bild »Gestalt – Ville«. Den nisten Otto Strützel (1855–1930)
auf hagere Figuren, die ebenso spaziale, Attesa« geht mit einem Ausgangspunkt des Gemäldes im Angebot. Die marktfrischen
gut christlichen wie fernöstli­ Schätzpreis von 800 000 bis bilden Quadrate in perspektivi­ Arbeiten kommen aus einer Pri­
chen Mythen entsprungen sein 1,2 Mio. Euro an den Start. Gut scher Verkürzung, die sich zu vatsammlung (Taxen von 150 bis
können. Zwar gibt es in seinen und zahlreich vertreten sind Kuben zusammenfügen. Das 2800 Euro) und zeigen, wie gern
Werken keine nachvollziehbare die Werke der momentan so Gemälde (Taxe 80 000 Euro) sich der Maler im Dachauer
Handlung, doch wirken sie wie gefragten Zero­Künstler. nimmt die Fondation Vasarely Moos aufhielt. Strützel reizten
Parabeln, deren Sinn sich uns Die Klassische Moderne in das sich gerade in Vorberei­ als Motive besonders die Bau­
nur noch nicht offenbart hat. glänzt mit Christian Rohlfs’ tung befindliche Werkverzeich­ ernhäuser von Etzenhausen, die
Burgert zählt derzeit zu den Temperaarbeit Sängerin I nis des Künstlers auf. Vom fran­ Amperbrücke von Mitterndorf,
Shootingstars der deutschen (70 000 bis 90 000 Euro) und zösischen Impressionismus Steinkirchen sowie Kuhherden,
Kunstszene. Er sagt: »Ich will Egon Schieles Bleistiftzeich­ geprägt war der Amerikaner Pferdegespanne oder Schafe im
nicht den Zeitgeist illustrieren, nung »Liegender Akt mit erho­ Edward Cucuel (1875–1954). Sein Dachauer Hinterland.
sondern Zeitloses malen. Die benen Beinen« (80 000 bis Gemälde »Am Steg II« zeigt die Spitzenreiter bei den Skulp­
Grundidee meiner Bilder ist, 120 000 Euro). Die größten Hoff­ Rückenansicht einer weiß turen ist eine zarte Mädchen­
die Bühne zu malen, auf der nungen werden hier allerdings bekleideten Frau mit Strohhut figur des Berliner Bildhauers
unser aller Existenzkampf statt­ mit Gabriele Münters Gemälde (Taxe 20 000 Euro). Fritz Klimsch (1870–1960), dem
findet.« Er wählt dazu die Figu­ »Blaue Blumen« verknüpft. Das Von Sammlern expressionis­ Wilhelm von Bode, die Exzel­
ration, mal mythische, mal gro­ aus der am Kunstmarkt begehr­ tischer Druckgrafik gesucht ist lenz der Berliner Museen, 1924
teske Wesen. ten frühen Schaffensperiode der Otto Muellers (1874–1930) selte­ die erste Monografie widmete.
Der plötzliche Erfolg traf Künstlerin stammende, farb­ ne Farblithografie »Die Auffin­ Die 1,50 Meter große Bronze ist
den Künstler reichlich unerwar­ intensive Werk wird auf 180 000 dung des Kindlein Moses«, von mit 30 000 Euro taxiert. Der
tet. Was lange Zeit als unver­ bis 240 000 Euro geschätzt. der man einen Abzug im Künstler selbst bezeichnete sie
käuflich galt, reißen die Samm­ MARTIN MIERSCH MoMA in New York bewun­ als »eine meiner schönsten
ler ihm heute quasi von der dern kann. Vier nackte Frauen Figuren«. Ein weiteres High­
sind auf dem gelbschwarzen light ist eine kniende Figur von
Blatt pyramidenförmig ange­ Georg Kolbe (1877–1947). Min­
ordnet. UTE STRIMMER destens 25 000 Euro wird man
1 Jonas Burgert, »Potsdam-Zyklus
investieren müssen, um dieses
Teil 2«, Ketterer, München, Taxe
60 000 bis 80 000 Euro Werk, für das die Berliner Kol­
be­Expertin Ursel Berger das
2 César Baldaccini, »Main«, 1968,
Polyester, 50 x 180 x 80 cm, Gutachten schrieb, sein Eigen
Neumeister, München, 100 000 bis nennen zu dürfen. Eine Attrak­
150 000 Euro tion ist die Sammlung von etwa
3 Otto Strützel »Schwarzbunte Kuh 2 20 Miniaturmöbeln (Taxen zwi­
von vorn«, 1886, Scheublein Art & schen 150 und 450 Euro).
Auktionen, München, Taxe 600 Euro SUSANNE LUX

92
723 | Kunst & Antiquitäten
1. Juli 2015

724 | Nagel Collect


2. Juli 2015
Besichtigung: 26. – 29. Juni 2015

Baldomero Galofre y Giménez (1849-1902)


Landpartie, Öl/Leinwand, 78 x 128 cm

V.l.n.r.: (Detail:) Gustavo Simoni (1846-1926), Aquarell und Bleistift/Papier, datiert „Roma 89“, 105 x 72 cm | Hans Rueland
(attr.), Heilige Katharina, westliches Allgäu/Bodenseeraum, um 1485, H. 135 cm | Max Nonnenbruch (1857-1922), „Jugend“,
Öl/Leinwand, 117 x 70 cm | Barock-Deckelhumpen, Danzig, um 1670/80, Meister: Christian Bockhorn, H. 26 cm

Seit 1922 Alte und Neue Kunst

Nagel Auktionen GmbH & Co. KG | Neckarstraße 189 – 191 | 70190 Stuttgart | Postfach 103554 | 70030 Stuttgart
Tel: + 49 (0) 711 - 64 969 - 0 | Fax: + 49 (0) 711 - 64 969 - 696 | contact@auction.de
Viewing Contact
The Collection of a 4–7 July
8 King Street
Milo Dickinson
mdickinson@christies.com
Distinguished Swiss Gentleman London SW1Y 6QT +44 (0) 20 7389 2333

London, King Street · 8 July 2015


opposite
JEAN-HONORÉ FRAGONARD
(Grasse 1732–1806 Paris)
Portrait of a girl, bust-length,
in a white blouse and brown dress
oil on canvas
18 x 14 3/4 in. (45.7 x 37.5 cm.)
£120,000–180,000

below
ATRRIBUTED TO DANIEL MAUCH
ULM, CIRCA 1510
A parcel-gilt polychrome wood
relief of the Annunciation
92.2 cm. high
£40,000-60,000

The Art People christies.com


AUKTIONEN
2
KUNST UND DESIGN punkt. Aus dem Jahr 1934 ALTE MEISTER
Quittenbaum stammt eine für den Künstler Hampel
München, 9. bis 11. Juni typische »Fastnacht in Tirol« München, 25. und 26. Juni
(Gouache und Öl auf Bütten),
Mit einer umfangreichen die mit 60 000 Euro beziffert ist. Kaum ein religiöses Motiv
Designofferte wartet Quitten- »Die ein Jahr vor seinem Tod inspirierte Künstler vom späten
baum auf. Möbel und Einrich- entstandene ›Kirchstiege‹ zeigt Mittelalter bis ins 20. Jahrhun-
tungsgegenstände aus der Bau- eine eindrucksvolle Variante des dert so sehr wie die Versuchung
haus-Zeit stammen von Marcel von Walde so oft interpretierten des heiligen Antonius. Die
Breuer, Walter Gropius und Motivs seiner Wahlheimat Kitz- Legende des verführten Eremi-
Marianne Brandt. bühel«, erläutert Quittenbaum- ten, der sich in die Wüste
Zu den wichtigsten Objek- Expertin Bettina Krogemann. tem, polychrom bemaltem zurückzog und dort von quä-
ten aus den 1930er-Jahren zählt Das Werk ist auf 60 000 Euro und vergoldetem Leinen. lenden Visionen heimgesucht
Erich Dieckmanns nach 1931 taxiert. Die marktfrischen Besonderen Ausdruck verleihen wurde, bietet reichlich Stoff für
entworfener Armlehnsessel aus Arbeiten werden in das Werk- dem Gesicht die eingesetzten fantastische Bildwelten: Dämo-
Stahlrohr (Schätzpreis 12 000 verzeichnis des Künstlers aufge- Augen aus dunklem Glas. Im ne treffen auf Schönheiten,

Bilder: Quittenbaum, München/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Gorny & Mosch, München; Hampel, München
Euro). Egon Eiermann, einer nommen. 644 Lose umfassenden Aukti- Mischwesen bevölkern Land-
der Protagonisten der 1950er- Christian Rohlfs (1949–1938) onsangebot findet man auch schaften. Bis heute faszinieren
Jahre, ist mit rund zehn Losen schuf den auf 40 000 Euro das Unterteil einer solchen Antonius-Bilder als Spiegel
vertreten. Zu den jüngsten geschätzten weiblichen Akt in Mumienhülle, die durch die menschlicher Begierden und
Highlights der Offerte gehören Öl. Von dem Berliner Bildhauer Farbfreudigkeit und die kunst- Ängste. Eine besonders anspre-
Lichtobjekte von Stefan Wie- August Gaul (1869–1921) kommt volle Ausführung der figuren- chende Version versteigert
land sowie ein Ensemble mit eine kleine Katze von 1901 reichen Bemalung besticht Hampel. Das große Gemälde ist
Tisch und zwei Stühlen von (Taxe 11 000 Euro) unter den (Schätzpreis 4200 Euro). mit 400 000 Euro angesetzt und
Konstantin Grcic. Skandinavi- Hammer, die der Künstler Aus zwei alten Sammlungen stammt von Pieter Brueghel
sches Design ist mit Stühlen später noch einmal als Kühler- stammt eine bemerkenswerte dem Jüngeren (1564–1638). Der
von Finn Juhl und Hans Weg- figur gestaltete. UTE STRIMMER Auswahl an Tafelgeschirr der Sprössling aus der berühmten
ner vertreten. Römerzeit aus Terra Sigillata flämisch-niederländischen
Bei der Klassischen Moder- mit feiner Reliefverzierung. Maler-Dynastie wurde 1585 als
ne und zeitgenössischen Kunst ANTIKEN Unter den Steinskulpturen fällt selbstständiger Maler in den
steht der Schneemaler Alfons Gorny & Mosch ein bärtiger Männerkopf aus Büchern der Lukasgilde ver-
Walde (1891–1958) im Mittel- München, 17. Juni weißem Marmor im Stil der zeichnet. Klaus Ertz, Verfasser
klassischen Antike ins Auge, einer dickleibigen Monografie
Die Provenienz eines antiken eine künstlerisch hochklassige samt Werkverzeichnis über Pie-
Kunstgegenstandes – schon Nachschöpfung aus dem 19. ter Brueghel den Jüngeren,
immer ein wesentlicher wertbil- Jahrhundert. Teuerstes Stück identifizierte das angebotene
dender Faktor – wird noch der Auktion ist eine attraktive Gemälde nach Begutachtung
mehr Bedeutung gewinnen, marmorne Frauenbüste aus des Originals als eigenhändige
wenn demnächst die Pläne der dem alten Rom, 1. Jh. n. Chr. Arbeit des Künstlers. Dazu liegt
Bundesregierung verwirklicht (Schätzpreis 40 000 Euro). eine Pigmentanalyse vor.
werden sollten, gesetzlich den HARTMUT KREUTZER UTE STRIMMER
Handel mit Kulturgut radikal
zu reglementieren und für jede
Antiquität einen »amtlichen
Herkunftsnachweis« zu verlan-
1
gen, insbesondere wenn es sich
um Objekte aus dem Vorderen
Orient handelt.
1 Alfons Walde, »Fastnacht in Tirol«, Auf der sicheren Seite ist
1934, Gouache auf Bütten, man da wohl mit einer ägypti-
33 x 27,2 cm, Quittenbaum, München,
schen Mumienmaske aus
Taxe 60 000 bis 80 000 Euro
ptolemäischer Zeit, für die das
2 Mumienmaske, ägyptisch,
Gorny & Mosch eine von den
ptolemäisch, Gorny & Mosch,
München, Taxe 4200 Euro libanesischen Behörden im Jahr
1975 ausgestellte Ausfuhrgeneh-
3 Pieter Brueghel der Jüngere,
»Versuchung des heiligen Antonius«, migung vorlegen kann (Schätz-
Öl/Holz, 49 x 65 cm, Hampel, preis 4000 Euro). Es ist das
München, Taxe 400 000 bis Gesichtsteil einer Mumienkar-
3
600 000 Euro tonage, bestehend aus stuckier-

96
29. KUNSTAUKTION
26. JUNI 2015, 14 UHR

Boris Pruss „Der Araber“


Klassizismus-Sekretär
Friedrich Gottlob Hoffmann
„Tempelweihe“ Rosenthal
aus der Sammlung
Schalk-Thielmann

Fritz Klimsch
(1870-1960)
In Wind und
WENDL – Sonne. Bronze.
H. 146,5 cm
Auktionshaus der Entdeckungen
Auktion 18. bis 20. Juni 2015
4800 Lose: Schwerpunkte Porzellan (Sammlung
Schalk-Thielmann und Teepuppen-Sammlung), Jugendstilglas
(u. a. Tiffany, Gallé), Fayence und Steinzeug, seltene Bücher,
Möbel, Schmuck, Silber, Skulpturen von Spätgotik bis Moderne
(u. a. Markus Lüpertz und George Minne) u. v. m.

680 Gemälde u. a. von


J. A. Hague | E. Beithan | A. de Breanski | S. Eggert Haupt- und Sonderkatalog Vorbesichtigung:
H. Cauchois | R. Falk | P. J. C. Gabriel | L. Gallait 82. Auktion 15,– € (Inland) 19. Juni bis 25. Juni 2015
C. Geibel |H. J. Harpignies | H. de Hooch (Hoogh)
J.-B. Jongkind | L. Knight | A. Koester VORBESICHTIGUNG: Freitag bis Donnerstag, 10 bis 17 Uhr
C. R. Kummer | M. Kuytenbrouwer ab 13. Juni 2015 Samstag und Sonntag, 10 bis 15 Uhr
A. F. van der Meulen | H. Oehmichen täglich 9:00 – 18:00 Uhr
J. Orient | G. P. Panini (Umkreis) (auch an den Auktionstagen)
B. Peeters | Ch. Peschke | A. Stademann Katalog auf Anfrage und online unter
R. Sterl | J. Wopfner LIVE-Bieten
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August-Bebel-Straße 4 SCHEUBLEIN Art & Auktionen KG


07407 Rudolstadt/Thüringen Waltherstraße 23, 80337 München
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AUKTIONEN
(1017–1101) von 1082. Die Hänge-
rolle »Die neun Alten von
Xiangshan« von Fu Baoshi
(1904–1965) stammt aus dem
Jahr 1956 (Taxe je 100 000 bis
150 000 Euro). Eine Darstellung
des Unsterblichen Li Tieguai
von Qi Baishi (1864–1957) ist auf
150 000 bis 180 000 Euro taxiert.
Zu den interessanten Jadear-
beiten zählt ein Tischstell-
schirm aus weißgrüner Jade mit
zwei Gedichten in goldgefüllter
Gravur und Reliefszenen (Taxe
50 000 bis 70 000 Euro). Aus dem
12. Jh. in Kambodscha stammt
1
ein großer Sandsteintorso einer
männlichen Gottheit im Ang-
ASIATIKA kor-Wat-Stil (Taxe 30 000 bis
Lempertz 40 000 Euro). STEFFI KUPKA
2
Köln, 3. und 5. Juni

Bilder: Lempertz, Köln; Karbstein, Düsseldorf; Van Ham, Köln


Die Frühjahrsofferte bei Lem- ASIATISCHE KUNST Nordküste Javas und wurde GEMÄLDE
pertz beinhaltet hochwertige Van Ham Ende des 19. Jhs gefertigt (Taxe Karbstein
Stücke verschiedener Sammlun- Köln, 6. Juni 2400 bis 2800 Euro). Aus Tibet Düsseldorf, 20. Juni
gen. So kommen etwa 300 Net- stammt ein Thangka, auf dem
suke und damit der dritte Teil Unter den Objekten, die Van Buddha Shakyamuni in Medita- Nach einem aktuellen Ranking
der Kolodotschko Collection Ham nach der erfolgreichen tionshaltung und flankiert von ist Gerhard Richter der gefrag-
zum Aufruf. Aus der Samm- Auktionspremiere asiatischer seinen Lieblingsschülern gezeigt teste lebende Maler auf dem
lung Senta Wollheim stammen Kunst im vergangenen Dezem- wird. Das Bild aus dem 17. Jh. ist Auktionsmarkt der vergange-
chinesische Porzellane, darun- ber nun zusammengetragen auf 5500 bis 6500 Euro geschätzt. nen 40 Jahre. Eine Handverma-
ter eine Fahua-Vase und Sela- hat, ist eine chinesische kaiserli- Japanische Netsuke kom- lung in Braun des 83-jährigen
don-Schalen aus der Ming- che Buchseite aus der Qing-Zeit. men ebenfalls zum Aufruf, deutschen Malers aus dem Jahr
Dynastie sowie eine gelbe Die Vorderseite des seltenen darunter das Fabeltier Kirin 1972 kommt bei Karbstein zum
Schale mit Marke des Kaisers Stückes aus spinatgrüner, dicht und Okame, die Göttin des Aufruf und dürfte mit einem
Zhengde (reg. 1506–1521). marmorierter Jade ist mit feiner Frohsinns. Das aus Elfenbein Schätzpreis von 10 000 bis 15 000
Werke bedeutender chinesi- Gravur versehen und entstand geschnitzte Kirin (Einhorn) Euro noch reichlich Luft nach
scher Maler des 20. Jh. wurden nach 1790. Zwei sich windende stammt aus dem 19. Jh., die oben haben.
aus einer Privatsammlung Drachen fliegen zwischen Wol- Augen sind aus dunklem Horn Von Pablo Picasso kann auf
akquiriert, die mit 40 Objekten kenwirbeln um ein flammendes eingelegt (6500 bis 7500 Euro). die großformatige Lithografie
vertreten ist. Das Rollbild Juwel im Zentrum. STEFFI KUPKA »Tete sur fond noir« aus dem
»Fahrt zur Roten Wand« von Es handelt sich bei der Jahr 1953 geboten werden, die
Zhang Daqian (1899–1983) Buchseite um einen Nachtrag mit 15 000 bis 20 000 Euro
thematisiert ein Gedicht des zu den Kommentaren über die taxiert ist. Das kubistisch anmu-
Sung-zeitlichen Dichters Su Shi »Vier erworbenen Tugenden«, tende signierte Blatt ist als
die von Kaiser Qianlong 1790 »Epreuve d’artiste« gekennzeich-
verfasst wurden, wie die Gold- net und stammt aus der Pariser
gravuren auf der Rückseite Privatsammlung von Henri M.
1 Zhang Daqian, »Fahrt zur besagen (Taxe 15 000 bis 18 000 Petjet. Eine für das Werk des
Roten Wand«, Tusche/Farben/ Euro). 1942 in Düsseldorf geborenen
Papier, 92 x 58,5 cm,
Neben einem Ming-zeitli- Sprachkünstlers Ferdinand Kri-
Lempertz, Köln, Taxe 100 000
bis 150 000 Euro chen (1368–1644) bronzenen wet, dem 2011 in seiner Heimat-
Amitabha-Buddha auf Lotos- stadt eine Retrospektive gewid-
2 Ferdinand Kriwet, »poem-
print«, Acryl/Siebdruck/Lw., 125 x sockel (Taxe 25 000 bis 28 000 met wurde, typische
125 cm, Karbstein, Düsseldorf, Euro) wird ein Sarung Prada, Siebdruckarbeit in Signalfarben
Taxe 3000 bis 4000 Euro ein kostbares Textil aus Indone- auf Leinwand ist mit etwas
3 Kaiserliche Buchseite, China, sien, zum Aufruf kommen. Die Glück bereits für 3000 bis 4000
nach 1790, Jade, Van Ham, Köln, feine Batikarbeit mit Blattgold- Euro zu haben.
Taxe 15 000 bis 18 000 Euro applikationen stammt von der PHILIPP ZIEGLER
3

98
AUKTIONEN
MALEREI Mongolei und dem frühen Ansicht des »Dianen Tempel in
Döbritz 18. Jh. stammend, das Dornbach« ziert einen signier-
Frankfurt, 20. Juni Abbild der Göttin des lan- ten Ranftbecher von Gottlob
gen Lebens, Ushnishavi- Mohn (1762–1815), der in Zwiesel
Mondscheinzauber! Man wird jaya, sowie ein mit 87 cm mit einem Schätzpreis von
an Eichendorff’sche Gedichte Höhe großes Paar buddhis- 10 000 bis 15 000 Euro versehen
oder an die Erzählung »Das tischer Bronzelöwen aus der ist. 1807 gründete der Porzellan-
Marmorbild« erinnert beim Ming- oder frühen Qing-Dynas- Hausmaler Mohn in Leipzig
Anblick dieser vom Mondlicht ASIATIKA 2 tie (Taxe je 80 000 bis 120 000 und später in Dresden eine
beleuchteten »Südlichen Galan- Nagel Euro). kleine Fabrik, in der er Gläser
terie im Mondschein«. Die stim- Stuttgart, 5. und 6. Juni Die Offerte umfasst eine bemalte. Durch die besonders
mungsvolle und malerisch Auswahl von über 200 Zisha- lichtdurchlässigen Farben, die
hochwertige Nachtansicht von Gleich mehrere erstklassige Teekannen aus der Sammlung sich auf Glas einbrennen lassen,
Oswald Achenbach (Taxe 12 000 Arbeiten von Qi Baishi Lam Chi-Wang (1921–2003) in zeichneten sich diese Gläser
Euro), die eine Gesellschaft in (1864–1957) und Xu Beihong Macau. Teekannen aus Zisha- durch eine für die damalige Ver-
einer von zwei rätselhaften gro- (1895–1953) konnte Nagel für Steinzeug lassen sich bis in die hältnisse ungewöhnliche
ßen Skulpturen bewachten die kommende Auktion aus Ming-Zeit (1368–1644) zurück- Leuchtkraft aus, die insbesonde-
Parklandschaft an einem See- einer hochwertigen norddeut- verfolgen, als sich das Ziehen- re bei den Herrscherhäusern
ufer zeigt, ist ein Höhepunkt schen Privatsammlung akqui- lassen getrockneter Teeblätter geschätzt wurde. Ein Blumen-
der Auktion bei Döbritz. rieren, aus der auch mehrere in heißem Wasser – gegenüber rand, »worin der Kenner alle
Heroischer und zugleich Highlights der anstehenden der Zubereitung von Teegeträn- bekannten Farben beisammen
Bilder: Döbritz, Frankfurt; Nagel, Stuttgart; Fischer, Heilbronn

auch ein wenig idyllisch kommt Auktionen europäischer Kunst ken durch Kochen – durchzu- findet«, erhöhte den Preis seiner
die farbenfrohe Küstenland- und Malerei stammen. setzen begann. Die Vorliebe der Gläser nicht unerheblich.
schaft »Die Bucht von Menton« Zwei Darstellungen galop- Gelehrten der damaligen Zeit Mehr als acht Kilometer
von Georg Heinrich Crola pierender Pferde von Xu Bei- für natürliche Farben, Formen Glasfäden verarbeitete die
(1804–1879) daher. Das Gemälde hong, datiert auf 1945 und 1947, und Materialien klingen bei Künstlerin Mary Ann Toots
aus dem Jahr 1838 zeigt die werden zu jeweils 100 000 bis Zisha-Waren des 20. Jahrhun- Zynsky für ihre Schale (Taxe
damals noch zum Fürstentum 150 000 Euro aufgerufen. Qi derts noch an. Von der renom- 7000 bis 8000 Euro).
Monaco gehörende Stadt zwi- Baishi ist unter anderem mit mierten Meisterin Jiang Rong PHILIPP ZIEGLER
schen Italien und Frankreich. Abbildungen in Farbe und (1919–2008) stammt eine blaue
Das Bild kommt aus dem Besitz Tusche von Glyzinien, Pfirsi- Kanne in Form einer Lotoskap-
der Familie des Malers und chen des langen Lebens und sel (Taxe 15 000 bis 20 000 Euro).
wird auf 25 000 Euro taxiert. Li Tieguai vertreten, einem der Auf dem Deckel des Gefäßes
Georg Heinrich Crola, eigent- acht Unsterblichen, dessen sitzt eine Kröte. STEFFI KUPKA
lich Croll, stammte aus Dresden Kennzeichen der Flaschenkür-
und stand der symbolisch über- bis und die Eisenkrücke sind
höhten Landschaftsmalerei von (Taxe je 60 000 bis 100 000 Euro). KUNST UND ANTIQUITÄTEN
Caspar David Friedrich und Der Bereich der Malerei wird Fischer
Johan Christian Dahl nahe. mit Blättern bekannter Künstler Heilbronn, 11. Juni
Abgerundet wird die Auktion wie Wu Changshuo (1844–1927) Zwiesel, 27. Juni
von Arbeiten der lokalen Land- oder Lu Yanshao (1909–1993)
schaftsmaler der Kronberger abgerundet. Zu den Toplosen Für den Katalogpreis von 6000 3
Schule. FRANK MAIER-SOLGK der Bronzen gehört, aus der bis 8000 Euro wird bei Fischer
in Heilbronn ein »Stehender
Akt« des französischen Malers
Paul Jourdy (1805–1856) zum
Aufruf kommen, der zusammen
mit etwa 430 Objekten aus den
Sparten Gemälde, Bronzen, 1 Oswald Achenbach, »Südliche
Asiatika, Moderne und zeitge- Galanterie im Mondschein«,
76 x 108 cm, Döbritz, Frankfurt,
nössische Kunst angeboten
Taxe 12 000 Euro
wird. Das Werk von Jourdy, der
2 Teekanne, Jiang Rong,
ein Schüler des Klassizisten
Zisha-Steinzeug, Nagel,
Jean-Auguste-Dominiques Stuttgart, Taxe 15 000 bis
Ingres war, zeichnete sich neben 20 000 Euro
Porträts und Frauenbildnissen 3 Ranftbecher, Gottlob Mohn,
vor allem durch Historienge- »Dianen Tempel in Dornbach«,
mälde mit Szenen aus dem klas- Fischer, Heilbronn, Taxe 10 000
1
sischen Altertum aus. Eine bis 15 000 Euro

99
AUKTIONEN
KUNST UND ANTIQUITÄTEN kas, Australiens, Asiens und
Kastern Ozeaniens reicht, kommt bei
Hannover, 13. Juni Zemanek-Münster in Würzburg
zum Aufruf. Mit rund 90 Losen
Für das Auktionshaus Kastern wird ein besonderes Augen-
ist Hannover, die Geburtsstadt merk auf die Sparte Altamerika
des Dadaisten Kurt Schwitters, gelegt, in der ein stehendes
ein klarer Standortvorteil. Figurenpaar aus Nayarit hervor-
Immer wieder werden Schwit- sticht, das aus der Detroiter
ters-Arbeiten eingeliefert, wie Sammlung Mathilda Graff ein-
für die kommende Auktion das geliefert wurde. Es wird vermu-
1910 bis 1913 entstandene Ölbild tet, dass es sich bei den durch
»Ohne Titel/Frau in Tracht«. ihre ausnehmend naturalisti-
Das 92 x 44 cm große Frühwerk sche Darstellung bestechenden
wird auf 6000 Euro taxiert. Figuren um Grabwächter-Figu-
Den Liebhabern alter Kunst ren aus der Zeit zwischen 300 v.
bietet Kastern eine schöne Chr. und 200 n. Chr. handelt

Bilder: Kastern, Hannover; Bassenge, Berlin/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Zemanek-Münster, Würzburg
flämische Tapisserie aus dem (Taxe 8000 Euro).
17. Jahrhundert. Mit ihren Aus der deutschen Privat-
wohnlichen Maßen von 250 x sammlung Robert Zink stam-
350 cm und ihrem guten Erhal- men 14 Keramiken, darunter
2
tungszustand wir das Motiv eine kniende weibliche Figur,
»Christus übergibt dem hl. die dem Jalisco-Ameca-Gray-
Petrus die Himmelsschlüssel« FOTOGRAFIE Bilddokumente an, die den Kunststil aus Westmexiko zuge-
sicher auch im protestantischen Bassenge zweiten japanisch-chinesischen schrieben wird. Für die somit
Norden seine Liebhaber finden. Berlin, 3. Juni Krieg (1937–1945) zeigen. Sie aus der Zeit zwischen 300 v.
Gut 200 Lose Schmuck und stammen aus dem Besitz eines Chr. und 350 n. Chr. stammen-
Uhren ergänzen das Angebot, Alte Stadtaufnahmen haben italienischen Marineoffiziers. de Keramik werden Gebote ab
darunter befinden sich auch einen ganz eigenen Reiz und sie Die Arbeit »Buillon« von 2800 Euro erwartet. Aus dersel-
einige antike Stücke mit mehr- regen immer wieder zum Ver- Thomas Demand aus dem Jahr ben Sammlung stammt auch
karätigen Altschliffdiamanten. gleichen an. Dabei geht es im 2003 (Limit 4000 Euro) wirkt eine im Spiegel flächenfüllend
Unterhaltsam ist die große Betrachten alter Stadtfotos auch auf den ersten Blick wie schlicht polychrom bemalte Fußschale
Sammlung an Spieluhren, Sing- um den Vergleich von tatsächli- abfotografierte Wirklichkeit, aus der Veraguas-Region in
vogelkäfigen und Drehorgeln. cher zu fotografierter Wirklich- der zweite Blick verrät, dass sie Panama, die in stark abstrahier-
Ihre Taxen bewegen sich im keit und um die vielen mögli- eine Rekonstruktion der Reali- ter und äußerst seltener En-face-
niedrigen drei- bis mittleren chen Abstufungen zwischen tät darstellt, lebensgroß und Darstellung das Abbild eines
vierstelligen Bereich und diesen zwei Polen. Ein Beispiel penibel von ihm nachgebaut aus Priesters oder Schamanen zeigt,
sichern auch ohne Stroman- dafür sind die sechs großen Pappe und Papier. Nach der der die Maske des Alligator-
schluss unterhaltsame Stunden. Salzpapier-Fotografien von 1856, Aufnahme wurde die konstru- Gottes trägt (Taxe 2800 Euro).
FRANK G. KURZHALS die jetzt Bassenge auf seiner ierte Wirklichkeit von ihm zer- PHILIPP ZIEGLER
Fotoauktion anbietet. stört und nur noch die Fotogra-
Es sind Ansichten von Lyon. fie der Rekonstruktion bleibt
Diese zählen zu den frühesten hier als 30 x 30 cm großer Lamb-
Papierfotos der Stadt (Taxen um da-Print bestehen.
1000 Euro) und fordern den prü- FRANK G. KURZHALS
fenden Vergleich geradezu 3
heraus. Ebenfalls sehr frühe
Arbeiten lassen das alte Berlin TRIBAL ART
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(L. Ahrendts), Paris (Baldus, Zemanek-Münster
Fortier u. a.) und Rom (J. Würzburg, 27. Juni
Anderson) vor dem Auge des
1 Tapisserie, flämisch, 17. Jh.,
250 x 350 cm, Kastern, Hannover, Betrachters auferstehen (Taxen Eine außergewöhnlich vielseiti-
Limit 20 000 Euro zwischen 600 Euro und 1200 ge, 500 Objekte umfassende
2 Thomas Demand, »Buillon«, 2003, Euro). Bei einer Reihe von chi- Offerte außereuropäischer
Lambda-Print, 30 x 30 cm, Bassenge, nesischen Fotografien mag die Kunst, die von ägyptischen
Berlin, Limit 4000 Euro Frage nach Wirklichkeit und Antiken über präkolumbische
3 Figur, 300 v. Chr. bis 350 n. Chr., Inszenierung von Wirklichkeit Keramik und Ethnografika ark-
Westmexiko, Keramik, Zemanek- noch naheliegender sein. Bas- tischer Volksgruppen bis hin
Münster, Würzburg, Taxe 2800 Euro senge bietet hier äußerst seltene zur traditionellen Kunst Afri-

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MÜNZEN Format daher. Unter dem Titel
Künker »Flos Solis maior« hat ihn ein
Osnabrück, 23. bis 25. Juni unbekannter Künstler für den
um 1750 in Eichstätt erschiene-
Einen wahren Goldrausch wer- nen Hortus Eystettensis gesto-
den die Käufer bei Künker erle- chen (Taxe 7500 Euro). Bei die-
ben. Rund ein Viertel der etwa sem Kompendium handelt es
4000 angebotenen Münzen und sich um das bedeutendste Pflan-
Medaillen der Neuzeit – zenbuch des Barock. Herausge- 4
Gesamtschätzung etwa 5,5 Mio. ber war der aus Nürnberg stam-
Euro – sind Goldprägungen aus mende Basilius Besler. SAMMMLEROBJEKTE
aller Welt. Ein Prachtexemplar MARTIN MIERSCH Wendl
2
stellt eine bayerische Goldme- Rudolstadt, 18. bis 20. Juni
daille zu 50 Dukaten dar, welche
die opulent gestalteten Brustbil- BÜCHER KUNST, ANTIQUITÄTEN Opulent bestückt ist die Som-
der des Kurfürsten Maximilian Kiefer UND FOTOGRAFIE merauktion bei Wendl. Um die
III. Joseph (1745–1777) und seiner Pforzheim, 26. und 27. Juni Jeschke van Vliet 4500 Positionen werden offe-
aus Sachsen stammenden Gat- Berlin, 13. Juni riert, dabei ragen zwei Privat-

Bilder: Künker, Osnabrück; Kiefer, Pforzheim; Jeschke van Vliet, Berlin; Wendl, Rudolstadt
tin Maria Anna zeigt (Taxe Eine der wichtigsten und sel- sammlungen heraus. Gut 800
75 000 Euro). tensten Architekturpublikatio- Burschikos mit Hut und Ziga- Teepuppen lenken den Blick auf
Mit Max III. Joseph starb die nen der Moderne kommt bei rette im Mund inszenierte der ein nahezu vergessenes Artefakt
bayerische Linie des Hauses Kiefer in Pforzheim unter den tschechisch-österreichische der bürgerlichen Tischkultur.
Wittelsbach aus, seine Nachfol- Hammer. Es handelt sich hier- Künstler Anton Josef Trcka die Sie sind aus Porzellan, Wachs
ge als Herrscher des Kurfürsten- bei um »E 1027 Maison en bord Tänzerin in der Fotografie, die oder Holz, meist fein model-
tums Bayern trat der pfälzische de mer« von Eileen Gray und Jeschke van Vliet im Juni offe- liert. Diese Tee- oder Kaffeewär-
Kurfürst Karl Theodor an, der Jean Badovici. In dieser Ausgabe riert. Der Vintage-Print von merpuppen sind zwischen 1918
damit beide Kurwürden auf von »L’architecture vivante« 1928 ist auf 1200 Euro taxiert. und etwa 1950 entstanden und
sich vereinigte. Wie er kamen geht es allein um ein ultra- Unter den Zeitgenossen werden mit einem Limit von bis
alle weiteren Herrscher Bayerns modernes Haus im südfranzösi- sticht der C-Print »Working zu 250 Euro angeboten.
aus einer der pfälzischen Linien schen Roquebrune-Cap-Martin, material for the project Frozen Typisierungen bietet auch
das schon bald zu einer Archi- Sea« (Taxe 2400) des finnischen die zweite Figurensammlung
tektur-Ikone werden sollte. Fotografen Miklos Gaál aus von 300 Tänzerinnen, Harleki-
Eileen Gray hatte Badovici dem Jahr 2004 hervor. Ein nen oder »Alte-Fritz«-Büsten
Anfang der 1920er-Jahre ken- Gemälde-Highlight der Auktion von KPM Berlin, Meissen oder
nengelernt, als sie bereits erste ist das großformatige Ölbild den Schwarzburger Werkstätten
Erfolge vor allem als Designerin »Près de la Moulin de Gauthier« (Limit-Preise bis zu 1200 Euro).
von Möbeln vorweisen konnte. des Dresdener Künstlers Max Neben über 700 Gemälden gibt
1925 vertraute er ihr den Uhlig mit einer Taxe von 14 000 es auch einen altrestaurierten
1 Gesamtentwurf dieses Hauses Euro. Das Werk entstand ver- klassizistischen Schreibsekretär
an. Der als Dialog verfasste Ein- mutlich auf seinem Gehöft in von Friedrich Gottlob Hoff-
der Wittelsbacher. Das Bild Bay- leitungstext »De l’éclectisme au der Provence. Eine Rarität ist mann (Limit 1800 Euro) oder
erns so nachhaltig prägende doute« gilt als das »Glaubensbe- eine Vase von Nancy Daum Frè- eine von Louis Comfort Tiffany
Persönlichkeiten auf dem baye- kenntnis« der Architektin. Die res (Taxe 2000). SUSANNE LUX signierte Vase (Taxe 2200 Euro)
rischen Thron wie der kunstsin- zahlreichen Abbildungen doku- zu entdecken.
nige König Ludwig I. und der mentieren das Haus in allen FRANK G. KURZHALS
»Märchenkönig« Ludwig II. Details (Taxe 9000 Euro).
waren also – wenn man so will Unter den alten Drucken
– gar keine »echten Bayern«. fällt die 1565 in Rom erschiene-
1 Goldmedaille, Bayern,
In der Fülle der Silberprä- ne Fabelsammlung »Fabulae
Kurfürstin Maria Anna, Künker,
gungen finden sich seltene Stü- centum ex antiquis auctoribus Osnabrück, Taxe 75 000 Euro
cke von Erfurt, Halberstadt, delectae« (Taxe 6000 Euro) ins
2 »Flos Solis maior«, Kupferstich,
Hamburg, Magdeburg, Minden Auge. Sie wurde auf Wunsch um 1750, Eichstätt, Kiefer,
und Quedlinburg aus der des Papstes Pius IV. von Gabrie- Pforzheim, Taxe 7500 Euro
Sammlung Friedrich Popken. le Faerno zusammengestellt. 3 Anton Josef Trcka, Tänzerin,
Zur Versteigerung kommt ein Puristisch, ganz auf die Grund- 1928, Vintage-Abzug, Jeschke
Teil der Sammlung Horn mit form reduziert, aber mit liebe- van Vliet, Berlin, Taxe 1200
deutschen Münzen und Medail- voller Detailbehandlung 4 Vase, Louis Comfort Tiffany,
len sowie russische Prägungen. kommt der Kupferstich einer Auktionshaus Wendl, Rudolstadt,
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Werkstatt seines Vaters Abra- çois Rémond um 1780, die auf
ham Roentgen übernahm und 100 000 bis 150 000 Euro taxiert
sie zu einem Unternehmen mit ist. Sie war erst 2012 in der gro-

Bild: Demessieur, Düsseldorf


Weltruf ausbaute, belieferte fast ßen Roentgen-Schau im Metro-
alle Fürsten- und Königshäuser politan Museum in New York
Europas. Er erkannte den zu sehen.
Umbruch vom Rokoko zum Eine dreischübige Kommo-
Klassizismus und wandte sich de, die bis weit ins 20. Jh. im
dem neuen Stil der geraden Besitz der Familie Roentgen
Lineatur zu, geprägt durch den 1 verblieb und 1942 veräußert
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mit den reichen, feuerver- Roentgen, der diese klassizisti- Mechanismen und versteckten Besitzer 60 000 bis 100 000 Euro
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Ein Schreibtisch von David kommt nun bei Demessieur die Manufaktur in Neuwied ger Tisch aus der Roentgen-
zum Schätzpreis von 60 000 bis neben ihren Marketerien Manufaktur um 1780 (Taxe
1 David Roentgen, Schreibtisch, 90 000 Euro zum Aufruf. Der berühmt war. Der Tisch stammt 40 000 bis 70 000 Euro) ist mit
klassizistisch, Demessieur, Ebenist lieferte ihn 1796 an Graf wie 30 andere museale Möbel den bekannten feinen Blumen-
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Bilder: Dobiaschofsky Auktionen, Bern (2)

Johann Wolfgang Baumgartner


»Ansichten der Piazzetta in Venedig«, 1733/46
Privatsammlung

106
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nfang der 1730er-Jahre ließ der Ausstellung sind acht weitere seiner Hin- einmal aus östlicher Richtung. Typisch für
sich der aus Tirol stam- terglasbilder aufgetaucht, die sich allesamt in Baumgartner sind die ausradierten, schwarz
mende Maler Johann Wolf- Privatsammlungen befinden. hinterlegten Konturlinien, die zarten Grau-,
gang Baumgartner in der Zuletzt gelang im November 2014 eine Blau- und Rosétöne – aufgelockert durch far-
Freien Reichsstadt Augsburg nieder. Als sensationelle Neuentdeckung: Das Berner bige Akzente in kräftigem Rot.
Sohn eines Schmiedes geboren, hatte Baum- Auktionshaus Dobiaschofsky hatte die bei- Die Werke entstanden nach Vorlagen
gartner in Salzburg die Hinterglasmalerei ge- den Hinterglasbilder mit Ansichten Vene- des in Augsburg tätigen Stechers Bernhard
lernt und sich daraufhin auf Wanderschaft digs, jeweils 26 mal 36 Zentimeter groß, in Vogel, der in der ersten Hälfte des 18. Jahr-
nach Italien, Österreich, die Steiermark, Un- der Auktion. Die rückwärtig angebrachten hunderts eine Folge von insgesamt 16 groß-
garn und Böhmen begeben – seine Hinter- Etiketten lassen darauf schließen, dass sie formatigen Schabkunstblättern (51 x 72 cm)
glasbilder sind in ganz Europa verbreitet. sich um 1930 in England befanden – damals mit venezianischen Ansichten nach Gemäl-
Sein künstlerisches Schaffen umfasst als Konvolut von vier Gemälden – bevor sie den Johan (Giovanni) Richters schuf. Das Ge-
unterschiedlichste Techniken: Hinterglasma- (in Folge einer Erbteilung?) schließlich den mälde Richters, nach dem die Stichvorlage
lereien, Zeichnungen und Ölskizzen als Vor- Weg in die Schweiz fanden. Die Etiketten für die Ansicht der Piazzetta von Norden
lagen für Druckgrafik – seine ungewöhnli- nannten als Künstler den flämischen Maler (hier klein dargestellt) entstanden sein dürfte,
che künstlerische Laufbahn beschloss er als Peter (Pieter) van Lint. Dessen rubeneske befindet sich im Besitz der Staatsgalerie
begehrter Maler von Tafelbildern und Fres- Ästhetik unterscheidet sich jedoch stark von Stuttgart. Da Richters Gemälde interessante
ken. Baumgartners Hinterglasbilder sind den beiden vorliegenden Bildern. Dem farbliche Parallelen zu den Hinterglasbildern
gleich in zweierlei Hinsicht ein Glücksfall: Hinterglassammler und -experten Wolfgang Baumgartners aufzeigen (auch bei Richter
Obwohl viele der in Augsburg tätigen Hin- trägt beispielweise die Dame im mittleren
terglasmaler namentlich bekannt sind, ge- Vordergrund ein rotes Kleid), scheint die Fra-
staltet sich eine eindeutige Zuschreibung be- ge berechtigt, ob Baumgartner nicht auch
stimmter Werke gemeinhin schwierig, da die Gemäldevorlage der Stiche kannte.
Signaturen nicht üblich waren und ein über- Während Baumgartner beim Großteil
aus homogener Malstil gepflegt wurde. Von seiner Werke hinter Glas (basierend auf dem
Baumgartners Werken aber tragen sogar Kupferstichwerk »Iconographia«, das der
zwei eine Signatur; zugleich erweisen sie sich Augsburger Stecher Melchior Küsel in der
im Hinblick auf Technik und Vorlagenwahl zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach
als so einzigartig, dass eine sichere Zuschrei- Zeichnungen Johann Wilhelm Baurs schuf)
bung möglich wird. eine recht freie Vorgehensweise pflegte, die
Die übliche Technik der Hinterglasma- immer wieder bewusste Abänderungen der
lerei besteht in einer im Vergleich zur Lein- Vorlage beinhaltet, ist im Hinblick auf die
wandmalerei umgekehrten Vorgehensweise, Venedigansichten bemerkenswert, dass er
bei der zunächst Konturen und Details ange- bei der Übertragung der Schabkunstblätter
legt werden und das Malen des Hintergrun- Venedig ist seit Jahrhunderten ein Ort der
in das Medium der Hinterglasmalerei äu-
des zum Schluss erfolgt. Baumgartner je- Sehnsucht. Baumgartners Hinterglasbilder ßerst detailgenau und stets seitenrichtig ar-
doch pflegte die »Hinterglas-Farbradierung«. zeigen den Molo und die Biblioteca Marcia- beitete. Dies dürfte der Tatsache geschuldet
Erst nach dem Malen des Mittel- und Hinter- na von Norden und von Osten (links) sein, dass Vogels Schabkunstblätter real exis-
grundes radierte er Umrisslinien und Bin- tierende Stadtprospekte wiedergeben, wäh-
nenzeichnung der Darstellung in die aufge- rend die Stiche Küsels frei komponierte, ca-
tragene Farbe. Als letzter Arbeitsschritt pricciohafte Fantasieansichten zeigen.
wurden diese ausradierten Linien mit Waren bislang nur drei Hinterglasbilder
schwarzem Büttenpapier hinterlegt. bekannt, für die Baumgartner Vogels Vene-
Im Vergleich zur herkömmlichen Hin- Steiner fielen die gestalterischen Charakteris- dig-Ansichten als Vorlage nutzte, wächst die-
terglasmalerei konnte Baumgartner dadurch tika der Gemälde auf. Nach einer Untersu- se Zahl nun auf fünf Werke an, wobei eines
eine erstaunliche Detailfreude an den Tag le- chung vor Ort – bei der die Glasscheiben aus- der bereits 2012 bekannten Bilder – befind-
gen. In Verbindung mit seinen charakteristi- gerahmt und die schwarze Hinterlegung lich in deutschem Privatbesitz – exakt die
schen Pastelltönen entsteht so ein optischer entfernt wurden, sodass die ausradierten Li- gleichen Maße der beiden Ansichten der Pi-
Eindruck, der sich von den Werken anderer nien sichtbar wurden – konnten sie als bis- azzetta aufweist. Aufgrund des oftmals seri-
Hinterglaskünstler unterscheidet. Oftmals lang nicht entdeckte Werke Johann Wolf- ellen Charakters der Hinterglasbilder Baum-
wurden seine Bilder nicht einmal als Hinter- gang Baumgartners identifiziert und in der gartners (im schweizerischen Vitromusée
glasmalerei erkannt. So fanden einige als Folge für die Sammlung W. u. G. Steiner er- Romont existieren etwa vier kleinformatige
Gouachen oder Aquarelle ihren Weg in worben werden, die bereits zuvor einen Be- Bilder, die eindeutig als Pendants geschaffen
Sammlungen oder den Kunsthandel. stand von fünf Hinterglasgemälden Baum- wurden), ist die Vermutung naheliegend,
Im Jahr 2012 präsentierten die Kunst- gartners verzeichnete. dass dieses Bild zum Konvolut der einst in
sammlungen und Museen Augsburg im Rah- Beide Gemälde zeigen eine von zahlrei- England angebotenen Venedigansichten ge-
men der Kabinettausstellung »Johann Wolf- chen Menschen bevölkerte Ansicht der Piaz- zählt haben könnte und wohl noch mehr bis-
gang Baumgartner – Veduten hinter Glas« zetta San Marco in Venedig – also den Teil lang unbekannte Werke Baumgartners auf
erstmals alle erreichbaren Hinterglasbilder des Markusplatzes zwischen Dogenpalast, Bi- ihre Entdeckung warten. ×
Baumgartners der Öffentlichkeit. Insgesamt blioteca Marciana und dem Bacino San Mar-
22 Werke waren bekannt, die in einem um- co mit den Säulen der Stadtheiligen Markus Julia Quandt ist wissenschafltiche Mitarbeiterin
fangreichen Katalog vorgestellt wurden. Seit und Theodorus, einmal aus nördlicher und der Kunstsammlungen und Museen Augsburg

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Antiquitäten, Kunst 20. 6. Stade (0 76 24 / 9 89 58 70) Klagenfurt
Berlin Heickmann Münzen, Postkarten 6. 6. Dorotheum Luzern
Altenburg (03 71/51 72 04) (0043 4 63 / 51 22 67) Fischer
(0 30 / 69 56 44 33) Antiquitäten, Kunst 13. 6. Gütersloh Antiquitäten, Kunst 17. 6. (0041 41 / 4 18 10 10)
Fotografie 30. 5. Jentsch (0 52 41 / 1 31 68) Antiquitäten, Kunst
Bassenge (0 30/89 38 02 90) Dettelbach-Effeldorf Antiquitäten, Uhren 30. 5. Koblenz 17.–19. 6.
Kunst (15.-19. Jh.), Doebele (0 93 24 / 90 34 85) Engel (02 61 / 9 14 37 51)
Moderne Kunst 28. 5.–3. 6. Kunst (20./21. Jh.) 30. 5. Gunzenhausen Antiquitäten, Kunst 30. 5. Magdeburg
Fotografie 3. 6. Zwack (0 98 31 / 88 27 07) Bieberle (03 91 / 1 86 18 47)
Dannenberg
Dresden Antiquitäten, Kunst 20. 6. Köln Antiquitäten, Kunst 27. 6.
Günther (03 51 / 2 64 09 95) Auction Team Breker
(0 30/8 21 69 79)
Antiquitäten, Kunst 20. 6. Hagenburg (0 22 36 / 38 43 40) Mönchengladbach
Antiquitäten, Kunst 5./6. 6.
Schmidt Schloss Hagenburg Spielzeug, Technik, Rosenlund
Spielzeug, Varia 8./9. 6.
(03 51/81 19 87 87) (0 50 33 / 72 51) Wissenschaft 30. 5. (01 73 / 3 06 12 40)
Jeschke – van Vliet
Bildende Kunst 6. 6. Antiquitäten, Kunst 6. 6. Herr (02 21/25 45 48) Antiquitäten, Kunst 10. 6.
(0 30/22 66 77 00)
Design, Kunst 30. 5.
Antiquitäten, Kunst 13. 6.
Düsseldorf Hamburg Lempertz München
Prucha (0 30/8 81 47 21)
Demessieur City Nord (02 21/9 25 72 90) Gorny & Mosch
Schmuck 17. 6.
(02 11 / 93 65 58 85) (0 40 / 3 23 23 90) Moderne Kunst 29. 5. (0 89 / 24 22 64 30)
Villa Grisebach
Antiquitäten, Kunst 6. 6. Antiquitäten, Kunst, Varia Fotografie 29. 5. Kunst der Antike 17. 6.
(0 30/8 85 91 50)
Felzmann (02 11/55 04 40) 19./20. 6. Gegenwartskunst 30. 5. Hampel (0 89/28 80 40)
Kunst 19. Jh. 3. 6.
Münzen 30. 6.–1. 7. Hauswedell & Nolte Asiatica 3./5. 6. Antiquitäten, Kunst
Fotografie 3. 6. Hargesheimer (0 40/4 13 21 00) Münzkabinett 25./26. 6.
Slg. Manfred Wandel 4. 6. (02 11/44 02 20 60) Moderne Kunst 9./10. 6. (02 21/2 57 42 38) Karl & Faber
Ausgewählte Werke 4. 6. Gegenwartskunst 30. 5. Kendzia (0 40/2 29 97 67) Münzen 30. 6.–2. 7. (0 89/2 42 28 70)
Zeitgenössische Kunst 5. 6. Schmuck, Uhren 30. 5. Kunst 19./20. 6. Van Ham Gegenwartskunst 11./12. 6.
Grafik und Editionen 5. 6. Karbstein (02 11/90 61 61) Mette (0 40/46 06 92 56) (02 21/9 25 86 20) Ketterer (0 89/55 24 40)
Kunst (Taxen bis 3000 €) Antiquitäten, Kunst 20. 6. Antiquitäten, Kunst 10. 6. Discoveries 2. 6. Klassische Moderne
6. 6. Van Ham Rotherbaum Gegenwartskunst 3. 6. 11./13. 6.
(02 21 /9 25 86 20) (0 40/6 88 76 78 40) Asiatica 6. 6. Kunst (nach 1945,
Bern Achenbach Kunst Part I. Antiquitäten, Kunst 13. 6. Achenbach Kunst Part II. Gegenwart) 12./13. 6.
Kornfeld 17.–19. 6. Stahl (0 40/34 34 71) 20. 6. Neumeister
(0041 31 / 3 81 46 73) Antiquitäten, Kunst 20. 6. (0 89/2 31 71 00)
Kunst (19. /20. Jh.), Alte Frankfurt/M. Tietjen & Co Königswinter Alte Kunst & Schmuck 1. 6.
Meister 18./19. 6. Arnold (0 69 / 28 27 79) (0 40/33 03 68) Auction Partners Moderne & zeitgenössische
Bonn Münzen, Schmuck, Uhren Münzen, Medaillen 29. 6. (0 22 23 / 2 86 11) Kunst 11. 6.
Plückbaum 13. 6. Zeige (0 40/35 71 36 36) Antiquitäten, Kunst 13. 6. Nusser (0 89/2 78 25 10)
(02 28 / 6 88 38 20) Döbritz (0 69/28 77 33) Antiquitäten, Kunst 20. 6. Antiquitäten, Kunst 16. 6.
Antiquitäten, Kunst 5./6. 6. Antiquitäten, Kunst 20. 6. Leipzig Quittenbaum
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Kunst 19./20. 6. Münzen, Varia 30. 5./27. 6. Antiquitäten, Kunst 13. 6. Münzen, Medaillen 4.–6. 6. 9. 6.
Design 10. 6.
Bornheim Freiburg Heidelberg Lindau Moderne Kunst 11. 6.
Antico Mondo Peege (07 61 / 7 55 56) Kunst & Kuriosa Zeller (0 83 82 / 9 30 20) Afrikanische Kunst 11. 6.
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Spielzeug 5./6. 6. 25.–27. 6. Asiatica, Kunst 12./13. 6. 26./27. 6. Kunst, Varia 26./27. 6.

110
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Antiquitäten, Kunst 13. 6.
Siebers (07 11/3 80 84 81)
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Kunst, Antiquitäten 26. 6. Dorotheum Feddersen (1848-1941): Von Leipzig
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Münster Autografen 1. 6. selection artfair. Basel Art und Wolken. 7. 6.–27. 9. Angewandte Kunst:
Daniel Meyer Moderne Kunst 9. 6. Center, Halle 33 16.–21. 6. Exotik Verführung
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Antiquitäten, Kunst 27. 6. Gegenwartskunst 10./11. 6. 18.–21. 6. Kunsthalle Basel:
Juwelen 11. 6. Design Miami/Basel. Anicka Yi: 7,070,430K of London
Mutterstadt Uhren 12. 6. Messe, Halle 1 16.–21. 6. Digital Spit. 12. 6.–16. 8. Tate Modern: Agnes
Henry‘s (0 62 34 / 8 01 10) Bücher, Grafik 15. 6. LISTE. Burgweg 16.–21. 6. Martin. 3. 6.–11. 10.
Teppiche 7. 6. Asiatica 18. 6. Art Basel. Messe 18.–21. 6. Basel/Riehen
Uhren 12. 6. Möbel, Kunst 19. 6. Scope Basel. Kaserne Basel Fondation Beyeler: München
Schmuck 19. 6. Fotografie 22. 6. 16.–21. 6. Marlene Dumas. 31. 5.–6. 9. Haus der Kunst:
Alte Meister 24. 6. VOLTA 11. Markthalle Geniale Dilletanten.
New York Hassfurther 15.–20. 6. Berlin Subkultur der 1980er-Jahre
Swann Galleries (0043 1/5 33 41 74) Kupferstichkabinett: in Deutschland.
(0012 12/2 54 47 10) Alte Meister, Biedermeier, Brüssel Wir kommen auf den 26. 6.–11. 10.
Bücher 10./17. 6. Klassische Moderne 28. 5. Asian Art in Brussels. Hund. Eine tierische Pinakothek der Moderne:
Im Kinsky Kunsthandlungen, Place du Sommerausstellung im Einblicke in die Lithowerk-
Nürnberg (0043 1/5 32 42 00) Grand Sablon 10.–14. 6. Kupferstichkabinett. statt. Probe- und Zustands-
Weidler (09 11 / 22 25 25) Antiquitäten, Kunst BAAF – Brussels Ancient 26. 6.–20. 9. drucke von Edouard
Antiquitäten, Kunst, Varia 16./17. 6. Art Fair. Kunsthandlungen, Vuillard. Bis 28. 6.
18.–20. 6. Place du Grand Sablon Bottrop Zilla Leutenegger: Ring
Wiesbaden 10.–14. 6. Josef Albers Museum: My Bell. 26. 6.–4. 10.
Oberursel Jäger (06 11 / 30 41 02) BRUNEAF – Brussels Non Sol LeWitt. Wall Drawing
Homm (0 61 71 / 5 54 97) Antiquitäten, Kunst 13. 6. European Art Fair. 1176. For Josef Albers. Münchenstein/Basel
Antiquitäten, Kunst 27. 6. Rippon Boswell Kunsthandlungen, Place du 7. 6.–30. 8. Schaulager: Future Present
(06 11/33 44 30) Grand Sablon 10.–14. 6. – Emanuel-Hoffmann-Stif-
Osnabrück Teppiche 13. 6. Bozen tung. 13. 6.–31. 1. 2016
Künker (05 41 / 96 20 20) Essen Museion: Hubert Kostner:
Münzen 23.–25. 6. Wiesloch C.A.R. Media Art Fair. Konzeptmontage. St. Gallen
Badisches Auktionshaus Zollverein 29.–31. 5. 6. 6.–30. 8. Kunstmuseum: Gerard
Pfaffenhofen (06 22 2/ 38 65 22) Byrne. 6. 6.–13. 9.
Theilmann Antiquitäten, Kunst 28. 5. London Frankfurt am Main
(0 84 41 / 78 86 63) Olympia – International Schirn: Die bewegte Leere Washington
Antiquitäten, Kunst 27. 6. Worms Art & Antiques Fair. des Moments: Alicja Kwade. National Gallery of Art:
Lösch (0 62 47 / 9 04 60) Olympia London 18.–28. 6. bis 14. 6. Gustave Caillebotte: The
Pforzheim Spielzeug, Militaria 5./6. 6. Masterpiece London. The Städel Museum: Painter‘s Eye. 28. 6.–4. 10.
Kiefer (0 72 31 / 9 23 20) Royal Hospital Chelsea Laster des Lebens: Pleasure and Piety: The Art
Bücher, Grafik, Kunst Würzburg 25. 6.–1. 7. Druckgrafik von William of Joachim Wtewael.
26./27. 6. Mars (09 31 / 5 56 58) Hogarth. 10. 6.–6. 9 28. 6.–4. 10.
Antiquitäten, Kunst 27. 6. Pulheim
Plauen Zemanek-Münster art‘pu:l. Walzwerk 4.–7. 6. Hamburg Zürich
Mehlis (0 37 41 / 22 10 05) (09 31/1 77 21) Bucerius Kunst Forum: Kunsthaus Zürich:
Antiquitäten, Kunst, histor. Tribal Art 27. 6. Ulm Über Wasser. Europa: Die Zukunft der
Baustoffe 28.–30. 5. ISMU. Messe 29.–31. 5. 13. 6.–20. 9. Geschichte. 12. 6.–6. 9.
Zofingen
Rudolstadt Auktionshaus Zofingen
Wendl (0 36 72 / 42 43 50) (0041 62 / 7 51 63 51)
Antiquitäten, Kunst, Varia Antiquitäten, Kunst 4.–6. 6.
18.–20. 6.
Zürich
Saarbrücken Koller (0041 44 / 4 45 63 63)
Neues Saarbrücker Asiatica 2./3. 6.
Auktionshaus Schmuck, Uhren 24. 6.
(06 81 / 95 80 93 66) Art Déco 26. 6.
Antiquitäten, Kunst 30. 5. Schweizer Kunst 26. 6.
Design 27. 6.
St. Pölten Schuler
Dorotheum (0041 43/3 99 70 10)
(0043 27 42 / 35 34 25) Antiquitäten, Kunst
Antiquitäten, Kunst, 15./17.–20. 6. M
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und signiert. Ein Spiel mit alles Wissenswerte über sensa-
Licht- und Schattenimpulsen, tionelle Gemälde aus der ganzen
moduliert auf Porzellan. Welt und aus allen Epochen.

112
SCHMIDT
VORSCHAU
KUNSTAUKTIONEN DRESDEN

06.06.2015
Die nächste Ausgabe
der weltkunst erscheint am Otto Altenkirch
Ernst Barlach
24. Juni 2015 Bernardo Bellotto (Canaletto)
Anna Bogouchevskaia
Étienne Alphonse Dinet
Ferdinand Dorsch
Curt Erhardt
Conrad Felixmüller
August Gaul
Maximilian Albert Hauschild
Josef Hegenbarth
Peter Herrmann
Jo Jastram
Johann Joachim Kaendler
Fritz Keller
Dietrich Klinge
Willy Kriegel
Karl Kunz
Carl Lohse
August Leberecht Oeser
A.R. Penck
Wilhelm Rudolph
Karl Völker
Paul Wilhelm
Bild: Johansen Krause/Zeng Fanzhi/Pinault Collection

Heinz Zander
Lorenzo Zucchi

Der Hase kommt Ihnen irgendwie bekannt vor?


Ganz recht, Dürers berühmter Feldhase aus
der Wiener Albertina stand Pate für diese Form von
Appropriation Art, die der chinesische Künstler
Zeng Fanzhi schuf. Es ist nur eine von vielen
Entdeckungen zeitgenössischer Kunst aus dem
Reich der Mitte, die man bei dem großen Aus-
stellungsmarathon China 8 im Ruhrgebiet machen
kann. Wir zeigen die Höhepunkte und widmen uns
im Sammlerseminar zusätzlich dem Thema
Ernst Barlach „Russische Bettlerin
»Chinesische Teppiche«. Außerdem starten wir mit Schale“. 1906.
unsere neue Sommerserie »Liebesgeschichten in der
Kunst«. Das sollten Sie nicht verpassen!
44. Kunstauktion
Vorbesichtigung ab 28. Mai 2015
Tel. 0351/8119 87 87
www.schmidt-auktionen.de

113
DA S B I L D M E I N E S L E B E N S

Donna Leon

Anthonis van Dyck: »Marchesa Elena Grimaldi Cattaneo«, 1623

Bilder: Regine Mosimann/Diogenes Verlag; Widener Collection


Seit ich denken kann, war es immer eher
die Musik als die Kunst, die mich berührte.
Die tiefe Verbundenheit, die ich insbeson-
dere zur Barockmusik und zur Barockoper
empfinde, begleitet mich auch, wenn ich
schreibe. Es liegt wohl an meiner Affinität
zu dieser Epoche, dass mich Anthonis van
Dycks »Porträt der Marchesa Elena Grimaldi
Cattaneo« bei der ersten Begegnung vor
über zehn Jahren in der National Gallery in
Washington sofort in seinen Bann zog.
Zunächst war es der große rote Schirm, der
mich beeindruckte. Dann umfing mich
die faszinierende Aura von Überlegenheit
und Sicherheit, die von dieser stolzen
Genueserin ausgeht. Und schließlich fiel
mein Blick auf die breiten roten Spitzen-
manschetten, die den Sonnenschirm farb-
lich aufgreifen. Einen solchen hätte ich mit-
unter gerne, wenn ich im Garten arbeite.
Anders als die Marchesa schreite ich nicht in
einem Prunkgewand in den Garten, son-
dern mache mir in ausgebleichten Jeans die
Hände schmutzig: Ich liebe es, einen ganzen
Vormittag auf den Knien zwischen meinen
Pflanzen zu verbringen, und da täte mir ein
wenig Schatten hin und wieder ganz gut!

Donna Leon ist eine der erfolgreichsten Krimiauto-


rinnen der Welt. Im Juni erscheint bei Diogenes
»Tod zwischen den Zeilen. Commissario Brunettis
dreiundzwanzigster Fall«.

Aufgezeichnet von Petra Schaefer

114
17. 20.0
TION 6.2
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im Uhrzeigersinn
Gerhard Richter (1932) Achenbach Art Auction
Ohne Titel | 2008 | Öl über Offset auf Katalogseite (?) | 29,5 x 21 cm

Markus Lüpertz (1941) Part I in Düsseldorf 17. – 19. Juni 2015


Birkenbild | 1999 | Öl auf Leinwand | 155 x 90 cm

Georg Baselitz (1938)


Vorbesichtigung: 12. – 16. Juni 2015
Ohne Titel | 1998 | Gouache und Tusche auf Papier | 44,6 x 32,5 cm

Franz Ackermann (1963)


Part II in Köln 20. Juni 2015
„Collapse!“ | 2011 | Mischtechnik auf Papier | 97,5 x 77 cm
Vorbesichtigung: 12. – 19. Juni 2015
Gotthard Graubner (1930 – 2013)
Trampolin | 1971 | Mischtechnik auf Perlon über Synthetikwatte
auf Leinwand | 206 x 204 cm

Günther Förg (1952 – 2013)


Ohne Titel | 1999 | Acryl auf Leinwand | 190 x 220 cm Online-Kataloge | Katalogbestellungen | Informationen | Termine: www.van-ham.com
Jörg Immendorf (1945 – 2007)
Komm Jörch wir gehen | Bronze, grün-schwarz patiniert Van Ham Kunstauktionen Hitzelerstraße 2 | 50968 Köln
Ca. 205 x 145 x 150 cm Telefon: + 49 221 92 58 62-0 | Fax: -4 | info@van-ham.com
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