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Biennale Die ersten Eindrücke aus Venedig Van Gogh Ein neuer Blick im Jubiläumsjahr
Moderne Impressionisten und Expressionisten vereint in einer großen Ausstellung
Asiatische Kunst inkl. einer Slg. moderner chinesischer Malerei
und The Kolodotschko Collection of Netsuke III
Auktion am .+. Juni in Köln
Vorbesichtigung: . Mai.– ./. Juni
Man meint, das Salzwasser geradezu riechen Universitätsteam in Harvard. Den freiwilli- darunter das graue Modell des Motorboots
zu können, die frische Brise an Bord der gen Kriegsdienst leistete er im 2. Weltkrieg PT-109 – auf den Bücherregalen, dazwischen
Jacht »Manitou«, die John F. Kennedy an ei- selbstverständlich bei der Marine – was ihn Siegerpokale, die er als Sportsegler während
nem Augustwochenende im Jahr 1962 so läs- fast das Leben kostete, als sein Schnellboot seiner Studentenzeit gewonnen hatte. Beson-
sig steuert. Der offizielle Fotograf des Wei- PT-109 im März 1943 in tiefschwarzer Nacht ders allerdings galt seine Sammelleiden-
ßen Hauses, Robert Knudsen, machte die mit einem japanischen Zerstörer zusammen- schaft der Kunst der amerikanischen Walfän-
Aufnahme in der Bucht von Narragansett prallte. Das Boot explodierte, und er und die ger, die wohl nach einem indianischen Wort
vor Newport, Rhode Island. Schon im nächs- Überlebenden seiner Mannschaft mussten »Scrimshaw« genannt wird. Zu diesen wun-
ten Jahr, viel zu früh, würde Knudsen dem kilometerweit durch den von Haien durch- dersamen Relikten aus einer vergangenen
nächsten US-Präsidenten dienen. pflügten Pazifik schwimmen, um sich auf Ära gehört auch der hier abgebildete Pott-
JFK liebte das Meer schon seit Kind- eine Insel zu retten. walzahn, auf dem ein Schiff mit geblähten
heitstagen. Sein Vater erzählte einmal, dass Das Oval Office des Weißen Hauses war Segeln dargestellt ist. Rund drei Dutzend
John und sein älterer Bruder Joe, als sie das zu JFKs Zeiten geradezu von Meeresobjekten dieser Walzähne bewahrte JFK im Oval Of-
Segeln in der Bucht vor ihrem Haus in Hyan- überflutet: Gemälde von Seeschlachten an fice auf. Unser Sammlerseminar zu diesem
nis Port im Bundesstaat Massachussetts er- den Wänden, historische Schiffsmodelle – Thema finden Sie auf S. 49. Seine Sekretärin,
lernten, noch so klein waren, dass ihr Boot heißt es, wusste schon gar nicht mehr, wohin
von Weitem aussah, als wäre es leer. Später Aus der Sammlung von JFK: Den stolzen mit einer neuen Erwerbung, wenn der Prä-
war John F. Kennedy ein ambitionierter und Dreimaster gravierte ein Künstler des sident wieder mit einem Stück Scrimshaw in
erfolgreicher Segler, unter anderem für das 19. Jahrhunderts in einen Pottwalzahn seinem Büro aufkreuzte. LISA ZEITZ
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INHALT
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Agenda
64 Nachrichten 80 Verborgenes Paradies
Dasha Zhukovas »Garage«, Die Villa Grisebach gibt ihr Debüt
Sammlung Bumiller in Berlin, bei Alten Meistern und versteigert
Rückgabe an den Irak, Delfter die Sammlung Rohde/Hinze aus
Schatz, Adolf Loos in Pilsen der Berliner Vorkriegszeit
Personalien 84 Auktionen
Arturo Galansino, Penelope Impressionismus & Moderne in
Curtis, Chris Dercon, Philipp London, alte Kunst bei Christie’s
Gutbrod, Jan T. Wilms und Sotheby’s in NY, Tribal Art bei
Uwe Timm S. 56 Lempertz, Zeitgenossen im Doro-
65 Hammerpreise theum, Kunsthandwerk bei Fischer,
Sowjet-Porzellan, Liturgie-Ikone Im Kinsky und in Zofingen, Koller
49 Sammlerseminar und ein Rekord der »Gelehrten« bietet Asiatika, Kornfeld Gemälde
50 Scrimshaw
John F. Kennedys Leidenschaft Art Basel S. 72
galt nicht nur der Politik, er liebte
auch kunstvoll gravierte Walzähne
Bilder: Julian Baumann; Courtesy the artist and Galerie Barbara Thumm, Berlin; Sotheby’s
60 Glossar
Schauen, kennen, kaufen
72 Messen
Art Basel, Liste – The Young
Art Fair, Olympia, Masterpiece
und Art Antiques: Messesom-
mer in London, Brüsseler Trio 6 Editorial
8 Impressum
78 Stilkunde 9 Mitarbeiter des Monats
Ukiyo-e-Farbholzschnitte aus 110 Termine
dem 18. und 19. Jahrhundert 113 Vorschau
Scrimshaw S. 49
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EDITORIAL
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
wie oft gehen Sie eigentlich ins Museum? Zuge-
geben, mit einem Presseausweis fällt es beson-
ders leicht, aber ich gehe oft, meist mindestens
einmal die Woche, und genieße es jedes Mal,
instagram.com/lisazeitz
twitter.com/WeltkunstNews
facebook.com/weltkunst
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Messing getrieben, gegossen und montiert. Eigentümergravur A.V.S. 1733.
Wohl Süddeutschland oder Österreich um 1700.
Durchmesser Fuß ca. 34 cm, Höhe ca. 60 cm.
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Venedig: Petra Schaefer Creative Media Services GmbH
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der deutschen Kunsthändler. Sie ist das Leitmedium
informieren Sie sich unter www.henr ys.de des Deutschen Kunsthandelsverbandes e. V. (DK)
und des Bundesverbandes des Deutschen Kunst– ABONNENTENSERVICE/
und Antiquitätenhandels e. V. (BKDA) sowie der EINZELVERKAUF
in ihm vertretenen Landesverbände; der Berufs-
gruppe des österreichischen Antiquitäten handels, Die Weltkunst erscheint 14 Mal im Jahr.
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Brief marken und des Landesgremiums des Handels Schweiz 252,00 sfr. inkl. Versandkosten,
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HENRY‘s Auktionshaus AG burg; der CINOA im deutschsprachigen Raum so-
Österreich 147,-Euro inkl. Versandkosten
Daniel Schreiber
Der Autor und Journalist liebt es, tief in kulturgeschichtliche
oder aktuelle Themen zu tauchen und diese anschaulich zu
machen. Texte auch über komplexe Themen sind bei ihm
immer ein Lesevergnügen, hoch gerühmt wurde seine Bio-
grafie über Susan Sontag. Zuletzt macht er mit seinem Essay-
Buch »Nüchtern« Furore. Wer denkt, er wisse alles über die
Impressionisten und Expressionisten, dem führt Daniel
Schreiber vor, wie wir in einer Berliner Schau »noch einmal
zu Zeugen der Stunde null der Moderne werden« (S. 28).
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DR E I W Ü N S C H E
Bilder: 20/21 Galerie, München; Nick Ash/Courtesy H.M. Klosterfelde Edition; Courtesy die Künstlerin und KÖNIG GALERIE
4300 €
1650 €
4000 €
in neue Kontexte und stellt damit deren vermeint-
lichen Wert auf den Kopf. Im »Treibwerk« aus dem Jahr
2013 werden acht Euro-Münzen zu einer Art Zahnrad-
getriebe. Die gerahmte Arbeit ist bei ihrem Galeristen
Johann König in Berlin (030 26103080) zu erwerben.
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Alle Informationen und
www.villa-grisebach.de
Termine finden Sie unter:
Frühjahrsauktionen in Berlin
Vincent van Gogh. heAd oF A peASAnT womAn: rIGhT proFIle. 1884/85. Öl auf leinwand. 41 x 30,5 cm. de la Faille 144 / hulsker 561. –
3. bis 6. Juni 2015
abette Albrecht, Belastungszeu- 1968 kauft Königliche Hoheit bei mir ein«, er- hat derzeit die Justiz in Monaco zu enthüllen.
gin im Prozess gegen den Düs- zählt Fred Jahn, Nestor der Münchener Zeit- Denn dort hat der russisch-zypriotische Mul-
seldorfer Art-Consultant Helge genossenszene, über seinen Klienten Franz timilliardär Dmitri Rybolowlew den Schwei-
Achenbach, schilderte vor Ge- Herzog von Bayern – und zwar zum Listen- zer Yves Bouvier verklagt. Bouvier, eine graue
richt, warum sie und ihr inzwischen verstor- preis. Auch für den Galeristen Karsten Greve, Eminenz im Kunsthandel, betreibt ein
B
bener Mann Berthold sich überhaupt auf die
Vermittlungsdienste von Helge Achenbach
eingelassen hätten. Ihre Begründung: Als
der seine Geschäfte längst in der ganzen Welt
abwickelt, gibt es selbstverständlich keinen
Reichenaufschlag: »Ich will, dass der Kunde
Kunsttransportunternehmen und Zollfreila-
ger in Genf, Luxemburg und Singapur. Die
zu klärende Frage ist, ob er im Geschäft mit
eines der reichsten Ehepaare im Land hätten später glücklich zurückkommt, weil ich ihn Rybolowlew zum Händler mutierte wie
sie für »die Dinger«, gemeint waren Gemälde beim ersten Mal gut beraten habe.« Helge Achenbach, der sich hohe Aufschläge
im sechs- bis siebenstelligen Bereich, im nor- Wären Mondpreise im Spiel, würde der beim Weiterverkauf zubilligte, oder ob er wie
malen Kunsthandel einen »Albrecht-Auf- Kunde sie früher oder später entdecken. ein Art-Consultant arbeitete, der lediglich
schlag« bezahlen müssen. Babette Albrecht Denn die Welt der High-End-Sammler ist seine Provision einstrich.
fürchtete offenbar heimliche Aufschläge von- überschaubar. Bei einem Dinner könnten Vielleicht war die Geschichte mit den
seiten der Galeristen nach dem Motto: »Die durchaus ein über einen Mittelsmann ver- Preiserhöhungen gerissener Galeristen ja
haben so viel Geld, da darf das Bild auch et- kaufender Topsammler und ein von eben auch lediglich ein clever gewähltes Märchen,
was mehr kosten.« diesem Mittelsmann kaufender ultrareicher das Helge Achenbach seinen Neukunden
Das ist ein Pauschalangriff auf den Han- Kunstfreund nebeneinander zu sitzen kom- Berthold und Babette Albrecht auftischte,
del, der nicht stimmt, jedenfalls was seriöse men. Und weil man am besten über die eige- um freie Bahn für unlautere Preismanipula-
Galerien betrifft. Letztere bauen Künstler ne Sammlung plaudert, ist es vorstellbar, dass tionen zu haben.
langsam auf, steigern die Preise mit Augen- bei so einem Gespräch herauskommt, dass Nix für ungut, Ihre Marktfrau ×
maß, wenn der Künstler Erfolg in Museen zwischen dem Verkaufspreis des Topsamm-
und Sammlungen hat, und verkaufen – ganz lers und dem Einkaufspreis des ultrareichen Susanne Schreiber
wichtig – anhand von Listenpreisen. Die lie- Kunstfreundes viele Millionen Dollar Diffe- ist Redakteurin des
gen während der Ausstellungszeiten aus, sind renz liegen. Handelsblatt und betreut
auf Messen abrufbar und werden auf Nach- Ob dieses hier theoretisch dargelegte dort seit vielen Jahren
frage auch an Fachjournalisten gegeben. »Seit Szenario in Wirklichkeit stattgefunden hat, den Kunstmarkt
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Hochwertige Kunst
ist Lebensqualität
und Werterhalt
Ständige Ausstellungen
ausgewählter Werke
vorwiegend französischer
Meister des 19. und
frühen 20. Jahrhunderts
aus eigenem Bestand:
von Corot über Renoir
bis hin zu den „Fauves“
und Postimpressionisten
wie Valtat oder Utrillo.
Publikationen
Werkverzeichnisse
umfangreiche Archive
international anerkannter
Expertenstatus.
Ansprechpartner und
Experten für alle Fragen
zu Kauf und Verkauf
alter und moderner Kunst.
Experten für:
Malerei des 19. Jahrhunderts
Maier & CO. Fine Art
„École de Barbizon“ BARBIZON | IMPRESSIONISMUS | MODERN ART
Impressionismus
Paul Désiré Trouillebert (1831-1900) Galerie Stuttgart West, Archive, Bibliothek:
Paul Madeline (1863-1920) Schwabstraße 22 | 70197 Stuttgart
Tel +49 (711) 66 45 01 0
Fax +49 (711) 66 45 01 1
info@barbizon.de | www.barbizon.de
Gian Lorenzo Bernini war ein genialer Bildhauer, Architekt und Zeich-
ner im Rom des 17. Jahrhunderts. In seinem »Bildnis eines Knaben«
(1630/35), das jüngst in der Leipziger Bernini-Ausstellung zu sehen
war, erkannte unser Leser Georg Gottschlich den Schauspieler
Olli Dittrich wieder. Danke! Tipps an bildredaktion@weltkunst.de
K R I T I K E R F R AG E
Samuel Herzog Kia Vahland Niklas Maak Lindsay Pollock Hanno Rauterberg
Neue Zürcher Zeitung Süddeutsche Zeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung Art in America DIE ZEIT
Japan mit der Installation Lina Selander im Schwe- Im Neuseeländischen Zypern, Armenien oder Herrlich vulgär: die
von Chiharu Shiota aus dischen Pavillon mit ihrer Pavillon zeigt Simon Österreich – da gibt es Briten. Poetisch verspon-
alten Booten, roten Mischung aus Poesie und Denny das Werk des einige starke Anwärter. nen: die Franzosen.
Schnüren und Schlüsseln. Historie. Ex-Chefgrafikers der NSA, Aber mein Favorit ist Joan Redlich und richtig: die
Ein bisschen kitschig zwar, David Darchicourt. Statt Jonas im US-Pavillon Deutschen. Das Unbeque-
aber doch auch schön allgemeinem Gerede über wegen ihrer wunderbaren me? Bei den Isländern, die
versponnen und verträumt. die Macht der Bilder fällt Meditation über Natur, eine Kirche zur Moschee
Bewundernswert auch der hier ein genauer Blick auf Leben und Kunst. machten, Christoph
Mut zum Unpolitischen. die Bilder der Macht. Büchel sei Dank.
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25 JUNE – 1 JULY
PREVIEW 24 JUNE
FAIR LOCATION
SOUTH GROUNDS Top Left: Marchak. A gem-set and diamond bird brooch. Image Courtesy of Symbolic &
Chase.; Bottom Left: Trumeau ‘Malachite’ di Piero Fornasetti. Image Courtesy of Nilufar
THE ROYAL HOSPITAL CHELSEA
Gallery. Above: Alighiero Boetti ‘Alternandosi e dividendosi’, 1988. Image Courtesy
CHELSEA EMBANKMENT of Robertaebasta. ® Masterpiece is a registered trademark of Masterpiece London
LONDON SW3 4LW Limited. ® RBC is a registered trademark of Royal Bank of Canada. Used under license.
H A N D DE S M E I S T E R S
G
schmiedeeisernes Tor für seine Einfahrt oder
einen Leuchter aus Bronzeguss? Dabei ist es
hohe Handwerkskunst, Metall zu verarbei-
ten, denn man benötigt dazu Kraft und Prä-
zision. Die französische Manufaktur Delisle
zeigt seit 125 Jahren, welche kunstvollen Ob-
jekte dabei entstehen können. Das Unterneh-
men wurde 1895 von den Brüdern Henry und
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Asiatische Kunst 6. Juni 2015
im Uhrzeigersinn
Buddhakopf aus vergoldeter Bronze
China | Ming-Zeit | 15.Jh.-16.Jh. | Höhe: 17 cm
Frida Kahlo 5
Bilder: Robert Brady Museum/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Cheick Diallo; Great Design Gallery; Dana Bechert; Dolce & Gabbana; Jennifer Behr
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1 Helfende Streben 2 Nach dem Knall 3 Mythische Farben 4 Weibliches Glitzern 5 Krone der Tehuana
Kahlo trug eine Zeit lang Nach der Verletzung infolge Gelb stand bei Kahlo für Erst 2004 wurden viele Voller Stolz kleidete sich
ein Spezialkorsett, wie die eines Busunglücks 1925 Wahnsinn, Krankheit und persönliche Besitztümer die Malerin in traditionel
Selbstbildnisse erzählen. musste die junge Frau sehr Angst, Purpur war für sie Kahlos in einem Versteck ler Tracht. Das Turbanband
Diesen Stuhl aus Stahl ent viel liegen – sie begann zu die lebendigste Farbe. gefunden. Sie trug gerne aus Seide von Jennifer Behr
warf der afrikanische Archi malen. Holzliege von Diese Vase bemalte die De große Ohrringe, diese sind kostet um 145 Euro.
tekt Cheick Diallo. Über Alban Le Henry, 800 Euro, signerin Dana Bechert von Dolce & Gabbana
designnetworkafrica.org. über Great Design Gallery. von Hand, um 250 Euro. und kosten 12 950 Euro. Redaktion: Inga Krieger
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WA S H A B E N SI E G E SE H E N , H E R R OB R I S T ?
Was haben Sie gesehen, Herr Obrist? gab. Überall liegen Handzeichnungen he- in einem Kreis. Und tatsächlich schließt sich
Ich war in Mailand, zum Salone del Mo- rum. Ein Besuch dort ist wie eine Zeitreise damit ein Kreis: Sein erster Stuhl, der in Afri-
bile. Seit ich Anfang der Nullerjahre Kunst- in die Blüte der italienischen Moderne. ka entstand, verbindet sich mit den neuesten
redakteur für »Domus« war, habe ich eine be- Objekten, die im 3-D-Druckverfahren herge-
sondere Beziehung zur Stadt. Damals bin ich Sie waren ja eigentlich in Mailand, weil Sie stellt werden. Lowtech trifft Hightech.
all den Mailänder Legenden begegnet wie mit der Serpentine Gallery zum zweiten
Achille Castiglioni oder Ettore Sottsass, die Mal ihr Projekt für das berühmte Mailan- »Exercises in Seating« hieß Lambs Ausstel-
Bilder: PS; Teddy Iborra; PS; 2015 Hugo Glendinning; Milena Carstens; Illustration: Andrea Ventura
die magischen Zeiten der Stadt in den Fünf- der Kaufhaus La Rinascente realisieren. lung im Spazio Sanremo, einer alten Garage
ziger- und Sechzigerjahren mitgeprägt ha- Ja, wir bespielen die Schaufenster des im wiederbelebten 5Vie-Viertel.
ben. Und dennoch entdecke ich bei jedem Kaufhauses mit Kunst: LA RINASCENTE (4) Und es waren wirklich EXERCISES IN
neuen Besuch wieder eine Legende, die ich wird zur Serpentine, an diesem zentralen SEATING (1), man läuft umher, setzt sich hin,
vorher nicht kannte. Diesmal gab es eine gro- Ort in Mailand, direkt gegenüber vom Dom. geht wieder weiter. Eine Art lebendiger Kata-
ße Ausstellung von Luigi Caccia Dominioni In diesem Jahr haben wir eine Serie von Ta- log, eine Retrospektive zum Umfassen.
in einem Gebäude, dessen Innenausstattung peten hergestellt. Wir hatten verschiedene Lambs Formen entstehen aus den verschie-
er nach dem Zweiten Weltkrieg neu gestaltet Künstler wie Rosemarie Trockel und John denen Materialien, mit denen er arbeitet, von
hat, dem Palazzo Visconti. Baldessari gebeten, Kunst für Tapeten beizu- Holz über Stahl bis Marmor, von roh bis be-
tragen, nach dem Motto »Art for all«, unlimi- handelt. Das Material prägt das Design.
Caccia Dominioni ist Jahrgang 1913 ... tierte Kunst für alle. Und wir haben junge Lamb ist ja ein Schüler von Martino Gamper,
... ja, er ist mittlerweile über 100 Jahre alt. Designer gefragt, diese Kunstwerke in den der ebenfalls an der Schnittstelle von Kunst
Große Teile Mailands hat er gebaut, mir ist Schaufenstern so zu interpretieren, dass sie und Design operiert.
das jetzt erst bewusst geworden. Parallel zur über die Tapeten zur Anwendung kommen.
Ausstellung im Palazzo Visconti war auch Im Raum nebenan war wiederum eine Ar-
sein ATELIER (3) geöffnet. Was haben Sie noch in Mailand gesehen? beit der Generation nach Lamb zu sehen ...
Für mich war das Spannendste die Aus- ... von zwei seiner Studenten, ja, Nicho-
Wie sieht es dort aus? stellung von MAX LAMB (2), einem jungen De- las Gardner und Saša Štucin: »New Surface
Immer noch so wie in einem Architek- signer aus England. Er hat 42 seiner Stühle Strategies by Soft Baroque«. Da sah man, wie
turatelier aus der Zeit, bevor es Computer erstmals zusammen in einem Raum gezeigt, sich digitale Oberflächen an Objekten wie
Stühlen verändern können – wie das Digita-
le Zeitalter das Design verändert. Spannend!
Ich möchte außerdem noch kurz eine Aus-
stellung im Palazzo Clerici erwähnen, von
Joseph Grima und Jan Boelen. Sie beschäf-
tigt sich mit der Frage, was das Private heute
noch bedeutet, etwa beim Bau von Häusern.
Es gibt ja eine große Sehnsucht nach dem
Entlinken, dem Entkoppeln von allem.
2 3
Und was beschäftigt Sie derzeit außerhalb
der Kunstwelt?
Ich arbeite an einem neuen Buch – ge-
meinsam mit dem Architekten Rem Kool-
haas, dessen Museum für Prada ja gerade in
Mailand eröffnet wurde. ×
20
Auktionstage
107. Auktion, 16. & 17. Juni 2015
Besichtigung von 11.–17. Juni 2015, Mo–Fr 10–18, Sa 10–17, So 11–17 Uhr
Katalogbestellung & Information T +43 1 532 42 00, office@imkinsky.com
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Isidor Kaufmann
Der Talmudschüler
€ 70.000–140.000
Klassische Moderne
Marc Chagall
Les Amoureux
au Bouquet, 1960
€ 250.000–500.000
Antiquitäten
Josef Hoffmann
Brosche, Wiener
Werkstätte, 1908
€ 100.000–200.000
Jan Brueghel der Jüngere
Blumenstrauß in einer skulptierten Vase, um 1630 Alte Meister
Auktionshaus im Kinsky GmbH € 500.000–1.000.000
Palais Kinsky, 1010 Wien, Freyung 4
DER LETZ
Die Biennale in Venedig ist eröffnet. Mit Positionen zu
aktuellen Problemen und einer großen Welthaltigkeit
gibt sie sich kämpferisch. Zugleich wirkt sie verblüffend
musikalisch – Eindrücke eines ersten Rundgangs
TE SCHREI VON
T I M AC K E R M A N N
BI EN NA LE
M
Mit 136 Künstlern und 89 Länderpavillons
bleibt die Biennale von Venedig auch in ihrer
56. Ausgabe die schönste Überforderung, der
vier: ihre Gegenwartszuwendung, ihr Klang,
ihre Teilnahme an der Welt und ihr Angebot
der kleinen Fluchtmöglichkeiten.
schoss des in diesem Jahr außergewöhnlich
starken Deutschen Pavillons gibt Tobias
Zielony mit lakonisch-attraktiven Fotogra-
man sich als Kunstliebhaber aussetzen kann. Für gewöhnlich heißt es, die Kunst rea- fien Asylsuchenden in Berlin und Hamburg
Und wenn jetzt in ihren ersten Bilanzen die giere mit einer gewissen Verzögerung auf die ihre Persönlichkeit und Würde zurück. Zu
Kritiker monieren, die Hauptausstellung des Krisen der Welt. Dafür fühlt sich diese Bien- sehen ist etwa die Sudanesin Napuli Paul
diesjährigen Kurators Okwui Enwezor sei zu nale aber sehr gegenwärtig an. So wird die Langa, die aus Protest fünf Tage auf einem
Bild vorherige Doppelseite und diese Seite: Alessandra Chemollo/Courtesy by la Biennale di Venezia
vollgestopft, zu unübersichtlich, lasse jeden brandaktuelle Tragödie der im Mittelmeer Kreuzberger Baum verbrachte.
roten Faden vermissen und franse an den versinkenden afrikanischen Flüchtlingsboo- Den Problemen der Gegenwart – wie
Rändern aus, dann haben sie natürlich recht. te von mehreren Künstlern aufgenommen – etwa der Ukraine-Krise oder der Arbeitsskla-
Aber was ist so schlimm daran? Und warum am dezentesten und zugleich poetischsten verei in der Golfregion – widmet sich auch
sollte ausgerechnet die größte Kunstausstel- im Japanischen Pavillon, wo Chiharu Shiota die Hauptausstellung von Okwui Enwezor,
lung dieses Planeten einem das Chaos der zwei Holzboote im Raum platziert und in dem nigerianischen Starkurator, der bereits
Welt in bekömmlichen Häppchen servieren? ein riesiges Geflecht aus roten Fäden einge- 2002 bei der documenta 11 den Weltdiskurs
In Wahrheit ist man doch in Venedig sponnen hat, an denen Tausende alter Schlüs- nach Kassel holte. Im Arsenale beginnt er zu-
stets Kurator seines eigenen Ausstellungser- sel hängen. Als Symbol für Heimat integrie- nächst universell – mit zu Blütenblättern zu-
lebnisses. Ständig werden Vaporettos ver- ren sie sich in Shiotas Erzählung von sammengesteckten Messern von Adel Abdes-
passt, Pläne über den Haufen geworfen. Man Veränderung und Ortlosigkeit. Der Brasilia- semed neben flackernden Neonweisheiten
könnte also sinnvollerweise einmal versu- ner Vik Muniz lässt ein 15 Meter langes Boot von Bruce Nauman (»Life, Death, Love, Hate,
chen, diese Megaschau nach eindrücklichen in Gestalt eines riesigen Faltpapierschiff- Pleasure, Pain«). Danach wird es schnell spe-
Leitmotiven zu ordnen, die en passant im Fil- chens auf der Lagune treiben, an dessen Sei- zifisch: Taryn Simon hat in einer schönen
ter des Gedächtnisses hängen bleiben. Bei ten in Zeitungsartikeln von ertrunkenen Serie Blumenbouquets, die internationale
der diesjährigen Biennale sind das gleich Flüchtlingen zu lesen ist. Und im Oberge- Vertragsunterzeichnungen flankierten, nach-
gestellt und abfotografiert. Überrascht blickt
man anschließend auf Thronsessel aus rosti-
gen Patronenhülsen von GonÇalo Mabunda.
Das ist Kunsthandwerk für das 21. Jahrhun-
dert. In fesselnden Clips des syrischen Kollek-
tivs Abounaddara werfen Assads Kampfjets
Bomben über den Köpfen liebenswerter
Widerstandskämpfer ab. Die Gewalt regiert.
Das bringt einen in Gedanken noch
einmal zurück zum Deutschen Pavillon, wo
man im Untergeschoss 23 Minuten lang wie
paralysiert vor Hito Steyerls Video »Factory
of the Sun« (2015) saß, dem spannendsten
Werk dieser Biennale: Die Künstlerin erzählt
ein Cyberpunk-Märchen von Tänzern in ei-
nem Motion-Capture-Studio, die ihre Bewe-
gungen in digitale Lichtimpulse umwandeln
– bevor einer von ihnen von einer Drohne der
Deutschen Bank erledigt wird. Der Film und
seine irre Story fließen durch den Kopf wie
ein futuristischer, visueller Rausch. Im Hin-
tergrund wabern aufputschende Club-Beats.
Kunst oder Klangkörper? Bei den Skulpturen von Terry Adkins in der Hauptausstellung der Das ist eine Besonderheit dieser Bienna-
Biennale (o.) muss man sich nicht festlegen. Re. Seite: die Beiträge der Schweiz (Pamela le: Man kann sie hören. Nicht nur, weil in der
Rosenkranz, o.) und Japans (Chiharu Shiota, u.). Vorherige Seite: Kurator Okwui Enwezor zeigt »Arena«, die beim zweiten Teil der Hauptaus-
zahlreiche Werke afrikanischer und asiatischer Künstler, so wie Xu Bings »Phoenix« (2015) stellung in den Giardini den zentralen Raum
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Bilder: Marc Asekhame; Sunhi Mang
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BI EN NA LE
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BI EN NA LE
einnimmt, fleißig aus Marx’ »Kapital« vorge- Dekokitsch abtut, sieht einfach nicht richtig genormten mitteleuropäischen Hautton der
tragen wird – und sich der typische Marx- hin. Details wie Flugzeuge, Fallschirm- Werbestrategen entspricht. Geradezu tiefen-
Duktus im schönen Wechsel von Offenba- springer oder geöffnete Käfige in den filigra- entspannt wirkt auch Herman de Vries, der
rungen (»In ihrer Geldform sehen alle Waren nen Landschaftszeichnungen verraten, dass im Pavillon der Niederlande Blätter, Äste
gleich aus.«) und Banalitäten (»Die Rollen hier einer der begabtesten Künstler Chinas und Steine, die er aus der Lagune gefischt hat,
von Käufer und Verkäufer sind keine festen die traditionelle Kunst seines Landes poli- in seriellen Mustern ordnet und zudem auf
Rollen.«) ausbreitet. Nein, die Biennale klingt tisch auflädt. eine Bootsfahrt zu einer entfernten Lagunen-
auch lockerer – so wie ein perlendes Sebene- Nach Marx, Politik und abgeknallten insel einlädt, die er in ein »Sanktuarium« ver-
Riff, das sich kongolesische Musiker in Eisbären (in John Akomfrahs krassem Video wandelt hat.
Carsten Höllers und Måns Månssons tollem »Vertigo Sea« im zweiten Teil der Hauptaus- Schließlich kam man wirklich an allen
Film »Fara Fara« (2014) im Wettstreit um die stellung) sehnt sich auch der hartgesottenste möglichen Ecken dieser Biennale Gedicht-
Ohren hauen, oder wie die selbst gebauten Biennale-Fan nach einer Ruhepause. Als vorträgen oder musikalischen Darbietungen
Instrumente des afroamerikanischen Bild- kleine Flucht bietet sich der Rumänische lauschen. Während der Eröffnungswoche tra-
hauers und Jazz-Komponisten Terry Adkins. Pavillon an, der schöne, nachdenkliche Ge- ten unter dem Titel »The Venetian Blinds« an
In einem faszinierenden Video von mälde von Adrian Ghenie zeigt (die Malerei drei Tagen Musik-Combos von Künstlern auf.
Theaster Gates klagt ein Bluessänger, wäh- ist auf der Biennale sonst eher unterrepräsen- Zu den Country-Rock-Melodien der großar-
rend alte Holztüren auf den staubigen Fuß- tiert). Oder der Schweizer Pavillon, in dem tigen Rodney Graham Band sank das vom
boden einer ruinösen Kirche knallen. Spürt Pamela Rosenkranz den Besucher im ersten Fußschmerz geplagte Vernissagenpublikum
man dem Klang der Biennale weiter nach, Raum in grünes Licht badet, um ihn dann in die weichen Sessel des Teatrino di Palazzo
landet man jedoch auch in Länderpavillons im zweiten Raum auf ein Bassin mit einer Grassi – und ganz allmählich in den Schlaf. ×
Bild: Courtesy the artist and the Romanian Pavilion
27
Die Rettung der Malerei
Eine große Gesamtschau von Impressionisten und Expressionisten
in Berlin erzählt von der Geburt der Moderne aus dem Geist des Grabenkampfes
VON
DA N I E L S C H R E I B E R
Bilder: Sammlung Carmen Thyssen-Bornemisza, als Leihgabe im Museo Thyssen-Bornemisza; Roman März/Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
28
E
s war ein Skandal allererster Güte. Kaum ein
Bild erhitzte die Gemüter des königlichen Preu-
ßens 1896 so sehr wie Édouard Manets »Im Win-
tergarten«. Dabei hätte das Gemälde der Höhe-
punkt der Neuerwerbungen Hugo von Tschudis
werden sollen, des frisch ernannten Direktors
der Berliner Nationalgalerie. Umgeben von
prächtigen Topfpalmen und exotischen Hibis-
kus-Blüten sitzt eine junge Frau, in einem eng-
anliegenden, modischen Glockenkleid, mit gel-
bem Federhut auf einer Holzbank. Ihr Gesicht wirkt
etwas errötet, ihre Augen schauen in die Ferne. Hinter
der Bank steht ein bärtiger Mann in einer legeren Anzug-
jacke, eine Zigarre in der Hand. Die Hände des Paares
scheinen sich jeden Augenblick zu berühren. Die Szene,
für die Manet das befreundete Ehepaar Guillemet por-
trätierte, ist von unerhörter Intimität. An der Oberfläche
zeigt das Bild, das erst den Titel »Im Treibhaus« trug,
nichts Anstößiges. Doch die Psychologie der verschäm-
ten Blicke, die nackte Frauenhand und nicht zuletzt die
schwüle Pflanzenpracht im Hintergrund, die sich in
blaugrüne, von lachsrosafarbenen Punkten rhythmisier-
ten Farbflächen aufzulösen scheint, erzeugen eine unver-
hohlene sexuelle Spannung.
Die adligen Besucher des Hauses waren entsetzt.
Kaiserin Auguste Viktoria, die gekommen war, um dem
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MODE R N E
Bilder linke Seite: Jörg P. Anders/Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Belvedere, Wien; rechte Seite: Jörg P. Anders/bpk/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
re zuvor hatte der einflussreiche Berliner Ma-
lerfürst Adolph Menzel die Bilder der fran-
zösischen Impressionisten noch als
»scheußlichen Dreck« bezeichnet, Deutsch-
lands erste Impressionisten-Ausstellung im
Kunstsalon von Fritz Gurlitt war mit großer
Verve verrissen worden. Nur ein Vierteljahr-
hundert nach dem Ende des Deutsch-Fran-
zösischen-Krieges kaufte Tschudi trotzdem
Cézanne, Monet, Degas, van Gogh, Gauguin
und Renoir an – als erstes Museum der Welt,
noch vor Paris und London. Die Berliner Na-
tionalgalerie, auf deren Fries unübersehbar
der Schriftzug »Der Deutschen Kunst« ge-
meißelt steht, machte er zu einem Tempel
für internationale zeitgenössische Kunst. In
den Worten des heutigen Leiters der Alten
Nationalgalerie Philipp Demandt kamen
Tschudis Erwerbungen »geradezu einem Fa-
nal« gleich. Der kunstinteressierte Kaiser
Wilhelm II. ließ den gebürtigen Schweizer
Die verschämten Blicke, die nackte Frauenhand und die trotzdem gewähren. Die Franzosen durften
hängen bleiben – wenngleich nur in der drit-
schwüle Pflanzenpracht erzeugen eine sexuelle Spannung. ten Etage.
Wenige Jahre nach dem »Wintergarten«-
Skandal hatte sich in der deutschen Haupt-
neuen Museumsdirektor zu gratulieren, sah und unser Verständnis davon auf immer ver- stadt eine Galerieszene der Spitzenklasse ent-
sich völlig außerstande, das zu tun. Die Dis- änderte. Sie verabschiedete die alten Konven- wickelt. Bereits 1898 gründete Paul Cassirer
kussion um den »Wintergarten« beschäftigte tionen der Malerei und verwandelte diese in mithilfe seines Cousins Bruno seine berühm-
die Tageszeitungen der Hauptstadt und ein Spiel aus Farben und Formen, aus Expe- te Kunsthandlung im südlichen Tiergarten-
schließlich sogar den Landtag. riment, Gefühl und Poesie. In Berlin kann Bezirk. In Zusammenarbeit mit dem Pariser
Heute, über 100 Jahre später, ist Manets der Betrachter noch einmal zum Zeugen der Händler Paul Durand-Ruel brachte er nicht
115 mal 150 Zentimeter großes Gemälde von Stunde Null der Moderne werden. nur die französischen Impressionisten nach
damals wieder an seinem angestammten Dass diese Geburt nicht ohne erhebli-
Platz auf der Berliner Museumsinsel zu be- che Schmerzen vonstattenging, ist bekannt.
trachten, in der Alten Nationalgalerie – als Man weiß, wie erfolglos die meisten der heu-
Teil der Schau »Impressionismus – Expressio- te ikonischen Maler selbst spät in ihrer Kar-
nismus. Kunstwende«. Sie ist mit über 160 Ge- riere waren; man weiß, wie hoffnungslos ihr
mälden und Skulpturen eine der umfassends- Traum von Ruhm und Ehre war angesichts
ten Ausstellungen, die den beiden großen der Übermacht der akademischen Kunst-
Kunststilen, die einander oft konträr gegen- institutionen, allen voran der Académie des
überzustehen scheinen, jemals gewidmet Beaux-Arts und ihrem Salon de Paris. Ein
wurde. Neben Bildern von Manet sind Meis- ganzer Raum der Berliner Ausstellung ist
terwerke von Monet, Degas oder Renoir zu den Porträts jener Kunstvermittler gewid-
sehen, von Liebermann, Kirchner, Nolde und met, die den Impressionisten und Expressio-
Marc, von van Gogh, Cézanne, Munch, von nisten in unermüdlichen privaten Initiativen
Macke, Heckel und Dix. zum langsamen Durchbruch verhalfen. Von
Von dem einstigen Skandal, den der Munch etwa ist ein lebensgroßes, enigmati-
»Wintergarten« mit seiner Aura des Heimli- sches Ganzkörperporträts des Ästheten und
chen bei den wilhelminischen Zeitgenossen Dandys Harry Graf Kessler zu sehen, mit An-
auslöste, ist natürlich kaum noch etwas zu zug, Sommer-Fedora und Gehstock. Von Co-
spüren. Wovon der Betrachter aber eine Ah- rinth ein sich in flüchtigen, erdigen Pinsel-
nung bekommt, ist die einzigartige Revolu- strichen aufzulösen scheinendes Porträt des
tion, die sich in der Malerei zwischen 1870 großen Kunsthistorikers Julius Meier-Graefe.
und 1920 in Europa vollzog. Eine Revolution Von Max Slevogt ein melancholisches Porträt
des Bildraums, die so grundlegend und mit des Kunsthändlers Bruno Cassirer.
ungeheurer Wucht mit dem Primat des Rea- In Berlin trat in dieser Vermittlungsar-
lismus brach, dass sie unser Sehen, die Kunst beit vor allem der Museumsdirektor Hugo
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Die Natur im Blick: In den Dünen von Nid- Berlin, sondern stellte sie von Anfang an der In der Berliner Ausstellung hängen Impres-
den schuf Karl Schmidt-Rotluff 1913 seine deutschen Avantgarde gegenüber, allen vo- sionisten und Expressionisten friedlich ne-
»Drei Akte«. Li. Seite: Renoirs »Badende ran den deutschen Impressionisten um Lie- beneinander, geradezu so, als wären sie nicht
mit blondem, offenem Haar« (um 1903) und bermann, Slevogt und Corinth, die sich zur nur die Produkte einer gemeinsamen Epo-
Manets »Im Wintergarten« (1878/79) spie- Künstlervereinigung Berliner Secession zu- che, sondern auch die einer großen Künstler-
len unverhohlen mit erotischem Begehren sammengeschlossen hatten. Später vermark- familie. Die Zeiten, in denen sie entstanden,
tete er auch die Expressionisten um Marc waren jedoch turbulent. Nicht nur kämpften
und die Bilder der Blauen Reiter. Die Zahl die Vertreter der Avantgarde gegen die Macht
der Berliner Galerien sollte in den Zwanzi- der Akademien, auch untereinander waren
gerjahren auf 800 anwachsen – fast doppelt die einen in heillose Grabenkämpfe mit den
so viele wie heute. Darunter waren die legen- anderen verwickelt, geprägt vom beiderseiti-
dären Galerien von Flechtheim, Walden und gen Bedürfnis nach Abgrenzung. Die Post-
Nierendorf, deren Ausstellungen zum Im- impressionisten versuchten sich von ihren
pressionismus und Expressionismus heute Vorgängern abzusetzen, die deutschen Im-
ganze Museumsräume füllen oder die Eve- pressionisten von ihren oft als zu dekorativ
ning Sales bei Sotheby’s und Christie’s bespie- empfundenen französischen Kollegen, die
len könnten. Künstler von »Brücke« und des »Blauen Rei-
MODE R N E
ter« von der gesamten Kunst vor ihnen, vor grandiose Kunstgriff der Berliner Ausstel- Im Jahr 1912 malte August Macke seinen
allem aber vom Impressionismus. Eine Ar- lung besteht darin, dass die Bilder nicht chro- »Spaziergang in Blumen«. Das Bild des damals
Bilder links: Jörg P. Anders/bpk/Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Hervé Lewandowski/RMN-Grand Palais (musée d‘Orsay); bpk/Friedrich Seidenstücker; Bild rechts: Jörg P. Anders/bpk/Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
mada von Kritikern glaubte gar, in den nologisch und nicht nach Unterströmungen 25-Jährigen hängt heute in der Nationalgalerie
Kunststilen zwei diametral entgegengesetzte gehängt sind, sondern nach Themen und
Grundhaltungen zu erkennen, die bis zu Re- Motiven, die beide Kunstrichtungen verbin-
naissance und Gotik zurückreichten. Sensua- den. Mit Szenen von Badenden und Frauen keiten beider Kunststile geschärft. Die kräf-
lismus wurde gegen den Intellekt ausgespielt, in Interieurs leuchtet die Schau die Neuent- tige Primärfarben-Expressivität tanzender
Ästhetizismus gegen den Ausdruck von In- deckung des Privaten und Intimen aus. Sie Paare von Nolde und Kirchner (»Tanz II«, 1911,
nerlichkeit. Und dann gab es noch die politi- wirft ein Schlaglicht auf das beiderseitige und »Varieté«, 1912/13) erscheint so nur einen
schen Untertöne, die alle Kunstdebatten da- große Interesse für alles Urbane. Sie fängt die kleinen Schritt von der blutroten Atmosphä-
mals einfärbte. Selbst jemand wie Thomas stetige Beschäftigung der Maler mit Freizeit- re der »Tänzerinnen im Probensaal« entfernt,
Mann sah den französischen Impressionis- ausflügen und Landpartien ein, einem kul- die Edgar Degas 1891 auf dem Montmartre
mus als Produkt einer nicht gerade positiv ge- turhistorisch erst zu jener Zeit entstehenden eingefangen hatte. Karl Schmidt-Rottluffs
meinten »Zivilisation«, den deutschen Ex- Phänomen. leuchtende »Tannen vor weißem Haus« (1911)
pressionismus hingegen als Ausprägung von Trotz aller deutlichen und oft unüber- wirken da wie ein profundes Echo auf Pissar-
»Kultur« in der Nachfolge großer Denker. brückbaren stilistischen Gegensätze in Pin- ros Herbergsbild »Louveciennes« (1870). Au-
Doch fast immer, wenn Fronten sich so selduktus, Farbumgang, Abstraktionswillen gust Mackes geometrisch strukturierte und
verhärten, sind die Gemeinsamkeiten größer, und Bildkomposition wird so der Blick für dennoch sinnliche Porträts in freier Natur
als man es sich eingestehen möchte. Der die oftmals geradezu verblüffenden Ähnlich- (»Sonniger Weg«, 1913) erscheinen hier nicht
Julius Meier-Graefe
Mit seinen Schriften über fast alle
impressionistischen Künstler, auch über van
Gogh, war er der vielleicht wichtigste
kulturelle Brückenbauer zwischen
Frankreich und Deutschland, hier im Bildnis
Lovis Corinths von 1917.
Ludwig Justi
Das Städel in Frankfurt verdankt ihm
seinen ersten Monet. Er förderte den
Expressionismus und leitete von 1909
bis 1933 die Berliner Nationalgalerie.
1919 gründete er im Kronprinzenpalais
das erste Museum für Gegenwartskunst.
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Bilder: Jörg P. Anders/Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Jörg P. Anders/bpk/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Expressionisten. Der neue Museumsmann er-
stritt sich das spätklassizistische Kronprin-
zenpalais Unter den Linden und baute es un-
weit entfernt vom Schönheitsstreben in den ter dem Namen »Moderne Abteilung der
Frauenbildern Renoirs (»Im Sommer«, 1868). Berliner Nationalgalerie« in das weltweit ers-
Wie Angelika Wesenberg, die Kuratorin te Museum für zeitgenössische Kunst um.
der Ausstellung, sagt, seien die »Überein- Die »Galerie der Lebenden« wurde im Au-
stimmungen zwischen den beiden Stilen gust 1919 mit 150 Gemälden und Skulpturen
trotz konträrer Ansätze überraschend groß«. eröffnet. Justis Ausstellung begann mit den
Gemeinsam sind ihnen nicht nur der anti- französischen Impressionisten, ging zu Lie-
akademische Affront und der Wille zur Pro- bermann, Slevogt und Corinth über und
vokation, sondern auch die Darstellung von führte die Zuschauer schließlich ins oberste
Flüchtigkeit und der Umgang mit Verfrem- Stockwerk zu den expressionistischen Wer-
dungseffekten. Die Künstler beider Richtun- ken von Nolde, Heckel und Kirchner. Der
gen glaubten fast schon religiös an die Tech- Kunsthistoriker erschuf damit ein Museums-
niken von Pleinair und Sur-le-motif. Beiden modell, das in der ganzen Welt kopiert wer-
Stilen ging es um das Visualisieren des Im- den sollte, etwa von Alfred H. Barr und sei-
materiellen: seien es nun Licht und Atmo- nem New Yorker Museum of Modern Art.
sphäre oder Emotionen und Befindlichkeit. Justi meißelte zudem jene Entwicklungsge-
Ihnen liegt eine in der Malerei zuvor nie da- schichte der Geburt der modernen Kunst in
Zwei Darstellungen von Häusern, die zum
gewesene Formwerdung des Subjektiven Stein, die bis heute Gültigkeit hat.
Vergleich einladen: oben Edouard Manets
und Unbewussten zugrunde. Auf ihre je- Vielleicht muss erst ein Jahrhundert ver-
»Landhaus in Rueil« von 1882, darunter
weils eigene Art und Weise gelang es beiden streichen, um künstlerische Stile richtig ein-
Karl Schmidt-Rotluffs »Tannen vor weißem
Haus«, das im Jahr 1911 entstand Strömungen, dem modernen Menschen und zuordnen und die etablierten Erzählungen
seinem sich wandelnden Lebensgefühl einen zu korrigieren. Vielleicht braucht es diese
adäquaten Ausdruck zu geben. Zeit, damit die hitzigen Grabenkämpfe der
Die Geschichte der Moderne wird von Entstehungszeit so sehr in den Hintergrund
Kunsthistorikern oft mit dem Siegeszug der rücken, dass sich der Blick auf das Wesentli-
Fotografie in Verbindung gebracht. Dadurch, che öffnet. Die Ausstellung »Impressionis-
dass die Fotografie das Realismusprimat so mus – Expressionismus« verdeutlicht, wie
viel besser erfüllen konnte und die Malerei produktiv es sein kann, unsere herkömmli-
das Monopol über die Bildherstellung verlor, chen Narration zu überdenken. Das gemein-
so die Theorie, entstand plötzlich die Mög- same Projekt von Impressionisten und Ex-
lichkeit, den Bildraum der Leinwand neu zu pressionisten, scheint diese Ausstellung zu
besiedeln und sich auf die innere Welt und sagen, war überlebensgroß. Was damals ge-
das Subjektive zu konzentrieren. Auf die lang war eine malerische Wiedereroberung
Wiederherstellung der Aura, die, wenn man des Bildraumes, die vorher niemand für mög-
so will, Walter Benjamin im Zeitalter der lich gehalten hätte. Nicht weniger stand auf
technischen Reproduzierbarkeit verloren sah. dem Spiel als die Rettung der Malerei. ×
Die Berliner Ausstellung macht deutlich,
dass das allenfalls ein Teil der Genese der Mo- »Impressionismus – Expressionismus. Kunstwende«
derne sein kann. In ihren hier versammelten Alte Nationalgalerie, Berlin, 22. Mai–20. September
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Frühjahrsauktionen in Berlin 3. bis 6. Juni 2015
Carl Gustav Carus. phAnTASIe AUS der AlpenwelT. 1822. Öl auf leinwand. 52 x 66,7 cm. prause 132. –
Schätzpreis eUr 180.000 – 240.000 / Auktion ‚Kunst des 19. Jahrhunderts‘ am 3. Juni 2015 in Berlin
VON
T I M AC K E R M A N N
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AC H E N B AC H -AU K T ION
M
Bild links: Van Ham, Köln; rechts: Hans-Joachim Ellerbrock/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Mit dem Heben des Rolltors beginnt das Af- Im März ist der Düsseldorfer Kunstberater Autobiografie »Der Kunstanstifter – vom
fentheater. Ein Betrachterblick reicht, damit Helge Achenbach vor dem Landgericht Es- Sammeln und Jagen« prahlt der Kunstberater
die Horde in bronzenes Tohuwabohu aus- sen wegen Betrugs in 18 Fällen zu sechs Jah- mit seiner Freundschaft zu berühmten
bricht. Einer hat zum Besen gegriffen und ren Haft verurteilt worden. Sein Komplize Künstlern wie Tony Cragg, Andreas Gursky,
scheuert den Boden. Ein anderer wirft einen Stefan Horsthemke, ehemals Geschäftsfüh- Gerhard Richter oder Thomas Struth. Achen-
Vogel in die Luft. Ein dritter macht artig Die- rer der zur Achenbach-Gruppe gehörigen bach, der ab Ende der Siebzigerjahre die Lob-
ner und überreicht einen Blumenstrauß. Wie State of the Art International Art Advisory bys deutscher Unternehmen mit zeitgenössi-
viele mögen es sein, die sich hier vor einer GmbH, erhielt aufgrund zweier Betrugsfälle scher Kunst ausstattete, schaffte es, wie
weißen Wand tummeln? Ein Dutzend sicher- eine 15-monatige Bewährungsstrafe. Obwohl nebenbei Kunstdeals in zweistelliger Millio-
lich: Affen, große, kleine, aus Bronze gegos- Achenbach im Prozess zum Teil geständig nen-Höhe einzufädeln. In den letzten Jahren
sen und einst geschaffen von den Händen war, hat er, ebenso wie Horsthemke gegen lief seine Unternehmensgruppe jedoch aus
des Künstlers Jörg Immendorff. Die auffäl- das Urteil Revision eingelegt. Schwer verhed- dem Ruder. Das Geflecht aus zehn Einzelfir-
ligsten, aber keinesfalls die einzigen Kunst- derte Strippenzieher des deutschen Kunstbe- men – davon gleich drei für Kunst – mit ge-
werke, die in den diskreten Lagerhallen nahe triebs sind beide schon heute. Die Auflösung genseitigen Beteiligungen mache die Unter-
der Düsseldorfer Stadtautobahn aufbewahrt des Bilderlagers der Achenbach Kunstbera- nehmensinsolvenz jetzt rechtlich komplex,
werden. Kurzes Stöbern fördert Bemerkens- tung GmbH setzt jetzt offiziell den Schluss- erklärt der zuständige Insolvenzverwalter
wertes zutage: eine collagierte Papierarbeit punkt hinter eine der unrühmlichsten Marc d’Avoine. Dem Vernehmen nach soll
von Franz Ackermann etwa. Oder eine gan- Kunstaffären der jüngeren Vergangenheit: Achenbach zu einem Schuldenberg von
ze Kiste mit Zeichnungen des russischen Einige ausgewählte Stücke aus den Düssel- 40 bis 50 Millionen aufblicken.
Künstlers Pavel Pepperstein. dorfer Hallen, darunter wohl Skulpturen Geld hat er aber offenbar schon früher
Regale bis unter die Dachbalken. Gän- von Max Ernst und Tony Cragg sowie ein gebraucht: »Wir sprachen vor sieben oder
ge voller sorgfältig in Noppenfolie verpack- Werk von Peter Doig, werden in London von acht Jahren schon einmal über die Frage, ob
ter Bilder. Auf den Etiketten berühmte Sotheby’s versteigert. Der überwiegende Teil man nicht sein Bilderlager im Rahmen einer
Künstlernamen: Baselitz, Förg, Mack. Ganze des Kunstbesitzes von Achenbachs Bera- großen Achenbach-Auktion – also ganz be-
Ausstellungen zur Geschichte der deutschen tungsfirma kommt jedoch vom 17. bis zum wusst unter dem Label ›Achenbach‹ – verstei-
Nachkriegskunst könnte man aus diesem Bil- 20. Juni bei Van Ham in Köln und Düsseldorf gern könnte«, erzählt Van-Ham-Geschäfts-
derdepot ausstatten. Es sind über 2000 Wer- unter den Hammer.
ke, die hier unter idealen Bedingungen gela- »Achenbach Art Auction«: Der Titel ist
gert werden: Die Luft in den Hallen ist knallig, das von Van Ham entworfene Triple- Helge Achenbach (o.) 1987 inmitten seiner
bestens temperiert. Warum wurden die Wer- A-Logo fast ein bisschen gemein – zumindest »Edition Achenbach«. Dort veröffentlichte
ke an diesem Ort zusammengetragen? Man wenn man den krachenden Absturz des er laut seiner Autobiografie Grafiken von
würde gern den Besitzer dieses Bilderschat- 63-Jährigen seit seiner Verhaftung vor elf Mo- Künstlern wie Gerhard Richter und Georg
zes fragen, doch der wird sein Depot in nä- naten bedenkt. In seiner 2013 erschienenen Baselitz. Linke Seite: Blick ins geheime
herer Zukunft nicht mehr betreten. und nicht gerade bescheiden formulierten Kunstdepot von Achenbach in Düsseldorf
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AC H E N B AC H -AU K T ION
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AC H E N B AC H -AU K T ION
Bilder: Van Ham, Köln/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Van Ham, Köln (2); Van Ham, Köln/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Van Ham, Köln
Höhepunkte der kommenden »Achenbach Art Auction« bei Van Ham in Köln:
1 »Trampolin« (1971) von Gotthard Graubner, taxiert auf 80 000 bis 120 000 Euro
2 Pavel Peppersteins »Obama – Hope« (2008), Schätzpreis 5000 bis 7000 Euro
3 »Komm Jörch wir gehen« ist ein Selbstporträt mit Beuys von Jörg Immendorff
(Taxe 25 000 bis 35 000 Euro) 4 »ny10« (2006) von Thomas Ruff (10 000 bis
15 000 Euro) 5 »Ohne Titel« (2008) von Gerhard Richter (40 000 bis 60 000 Euro)
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Kunsthändlerverband
Deutschland
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Bilder: Andreas Ren/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Ruhr Tourismus/Stefan Ziese; Bahnhof Nord; www.frankvinken.com/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Stiftung Sammlung Ziegler
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RU H RG E B I E T
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Kunst erleben
neben CentrO
und Gasometer…
GREEN CITY
oben (von links nach rechts): Stiftung Museum Kunstpalast / Wim Wenders, Joshua and John (behind),
Odessa, Texas, 1983, © Wim Wenders; Kunsthalle Düsseldorf / Cody Choi, Golden boy poster (Heidegger in
Bagsvaerd Church), (1986–91), C-print, 30 x 41 inches, Collection of the artist / Courtesy of Kukje Gallery,
Korea; Hetjens Museum Düsseldorf / Allegorie des Winters, nach einem Modell von Friedrich Elias Meyer,
Höchst, um 1755 / Teller »Blea Tarn«, Joseph Birbeck sen., Royal Doulton, um 1900, Foto: Horst Kolberg;
CATAL I NA
PA B Ó N
06 JUNI
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© Catalina Pabón
AN DER RUHR
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KUNST
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DER KUNS
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VON
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KUNSTHAL
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SAMMLER
SEMINAR Nº 2 0
Scrimshaw
Bilder: Oliver Hoare (2)
Entdecken und vertiefen Sie ein Sammelgebiet. Welches sind die Schlüsselwerke?
Wo wird man fündig? Was sagt der Markt? Plus: praktische Tipps und hilfreiche Adressen
Die nächste Folge: Chinesische Teppiche Zuletzt erschienen: DDR-Möbel
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S A M M L E R SE M I N A R
Zähne zeigen
John F. Kennedys Leidenschaft galt nicht nur der Politik und den Frauen, er liebte
auch das Meer – und sammelte Scrimshaw-Objekte. Die kunstvoll
gravierten Walzähne und -knochen trugen Geschichten von fernen Abenteuern,
vom Triumph des Menschen über die Natur in das Oval Office
VON
LISA ZEITZ
50
S A M M L E R SE M I N A R
A
Bild links: Abbie Rowe/White House Photographs/John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston; Bild rechts: Alan Fontaine/Little, Brown & Company
Auf dem Schreibtisch von John F. Kennedy ihre Harpunen zu werfen – oft genug ging 19. Jahrhundert ein Schiff mit geblähten Se-
standen Walzähne – ist Ihnen das auf den vie- das auch für die Matrosen tödlich aus. Die geln eingraviert hatte. Das war der Beginn
len Fotos von ihm jemals aufgefallen? Man- Jagd auf Wale wurde damals von dem großen seiner Sammlung. Sein besonderes Interesse
che Dinge sieht man erst, wenn man sie weiß. Bedarf nach ihrem Tran angefacht: Riesige galt alten Stücken mit der Darstellung von
Achten Sie darauf, Sie werden sich wundern, Mengen an diesem flüssigen Brennstoff wur- Schiffen sowie Porträts der US-Präsidenten
wie häufig Sie in der Umgebung des legendä- den für Lampenöl, für die Straßenbeleuch- und anderer Persönlichkeiten der nordame-
ren US-amerikanischen Präsidenten von nun tung, für die Industrie gebraucht. Je mehr rikanischen Geschichte.
an Scrimshaw entdecken, die Volkskunst der die Städte wuchsen, desto mehr wurden die In den nächsten Jahren kamen 33 wei-
Walfänger. Walbestände vor den Küsten dezimiert, und tere Walzähne und drei verzierte Walross-
Scrimshaw, noch nie gehört? Woher das die Walflotten, die von der Ostküste der USA stoßzähne dazu, die er vor allem auf seinem
Wort genau stammt, ist umstritten, aber aufbrachen, mussten immer weitere Stre- Schreibtisch und in den Bücherregalen im
scrimming bezeichnet das Schnitzen der See- cken zurücklegen. Oval Office des Weißen Hauses präsentierte.
leute, die im 18. und 19. Jahrhundert an Bord Für John F. Kennedy, der seit seiner von Wenn er und Jackie im Sommer in Cape Cod
der Segelschiffe alle möglichen Objekte aus Krankheit geprägten Jugend Abenteuerro- waren, gingen die beiden manchmal zusam-
den Knochen und Zähnen der Wale produ- mane sowie Werke zur Geschichte ver- men in Antiquitätenläden und fanden ein-
zierten – eigentlich ein Abfallprodukt, denn schlang, waren Scrimshaw-Objekte, diese zelne Stücke, jedoch kaufte er den Großteil
es ging bei der Jagd nur um Tran. Sie fertig- Produkte der Natur, die von Menschenhand seiner Sammlung nicht selbst. Jackie be-
ten – vom Spazierstock bis zum Korsettstab, zum Kunstwerk wurden, Futter für seine rei- schenkte ihn zu Geburtstagen und an Weih-
vom Spielwürfel bis zum Nähkästchen – Mit- che Fantasie. Und sie kamen aus dem Meer: nachten mit Scrimshaw, und auch sein alter
bringsel für ihre Liebsten, Souvenirs und JFK hatte im Zweiten Weltkrieg bei der Navy Schulfreund aus dem Internat, Lem Billings,
vielleicht auch Trophäen für sich selbst. Zeit gedient und liebte das Meer, er verbrachte machte sich für ihn auf die Suche und stand
hatten sie mehr als genug, wenn sie monate-, seine schönsten Sommer in Nantucket und in Kontakt mit Händlern, die Nautika und
manchmal jahrelang auf hoher See weilten. war ein leidenschaftlicher Segler. In den Folk Art in ihrem Angebot hatten. Oft
Dem Präsidenten hatten es vor allem Fünfzigerjahren, als er das Amt eines Sena- schickten sie Billings Stücke, die er dem Prä-
die dicken weißen Pottwalzähne angetan, tors innehatte, schenkte ihm Jackie – wie im- sidenten vorführte – JFK hatte auch ein Fai-
die so urtümlich und phallisch aussehen, wie mer mit sicherem Stilgefühl – den ersten ble für Marinemalerei und Schiffsmodelle,
man sich in seinen Kinderfantasien vielleicht Walzahn, in den ein anonymer Seemann im die im Weißen Haus den Ton angaben –, bei
Drachenzähne vorstellt. Wie bei den Sagen
und Märchen, die von besiegten Drachen
handeln, erzählt jeder Walzahn von einem
Kampf und einem Sieg. Pottwale, die knapp
zwanzig Meter lang und fünfzig Tonnen
schwer werden können, galten zu Zeiten des
historischen Walfangs als Ungetüme. Von
den Segelschiffen wurden kleine Ruderboo-
te aufs Meer gesetzt, mit denen die Seeleute
ganz nah an die Wale heranruderten, um
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S A M M L E R SE M I N A R
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Silberhirsch
tiken Pottwalzahn mit eingraviertem Se-
gelschiff. Greta Garbo war gerührt von der
Geste und für den Rest ihres Lebens sehr
stolz auf das Souvenir, aber Jackie kom-
mentierte es mit den Worten: »Mir hat er & Wunder-
prunk
noch nie einen Walzahn geschenkt.«
Schließlich verabschiedete die Garbo sich
mit den nicht ganz ernst gemeinten Wor-
ten: »Ich muss gehen, ich bin betrunken.«
Das Victoria & Albert
Kaum war sie weg – erinnerte sich ein an-
derer Gast – soll Jackie gesagt haben: »Ich Museum zu Gast in
glaube, das war sie wirklich.« Dass der der Kunstkammer Würth
Zahn bei Greta Garbo gelandet war, geriet
bald in Vergessenheit. Dinners, Gesell-
18. 5. 2015 bis 10. 1. 2016
schaften, Champagner, Walzähne, das
Weiße Haus – all das verlor kurz darauf sei- Kunsthalle Würth
ne Bedeutung, als wenige Tage später die
Ermordung des Präsidenten die ganze Schwäbisch Hall
Welt schockierte. Täglich 10 bis 18 Uhr
Erst kürzlich, Jahrzehnte nach dem
Eintritt frei
Tod Kennedys und auch lange nach dem
Zahn mit Porträt: Alexander Hamilton, Tod von Jackie und Greta Garbo, kam ein
einer der Gründerväter der Vereinigten
Brief der Schauspielerin an die Gastgebe-
Staaten, rief die Küstenwache ins Leben,
rin zutage, der den verschwundenen Zahn
die Kennedy besonders am Herzen lag
mit jener magischen Einladung in Verbin-
Bild: Alan Fontaine/Little, Brown & Company
[]
gen. Sie muss Kennedy an diesem Abend tisch und hielt ihn besonders in Ehren.
auch erzählt haben, dass sie selbst eine Dieses Stück Scrimshaw liegt mit ihm in
kleine Scrimshaw-Sammlung besaß – je- Arlington begraben. ×
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Patriotische Dose
Die Dose aus Walknochen, Rosenholz und Maha-
goni, geschaffen um 1845, war einst Teil der
berühmten Folk Art Collection von Ralph Esme-
rian. Viele Objekte aus dem einstigen Besitz des
feinsinnigen Bankrotteurs versteigerte Sotheby’s
in New York, darunter war im vergangenen
Jahr auch dieses acht Zentimeter hohe Gefäß. Es
verdoppelte seine Schätzung und kostete schließ-
lich 13 750 Dollar. Darstellungen nordamerikani-
scher Denkmäler und Landschaften verkaufen
sich in den USA seht gut, und was könnte patrio-
tischer sein als der Wohnsitz des Präsidenten?
Strickmuster
Abwickelgeräte für Garn und Wolle stellten auf-
grund ihrer komplizierten beweglichen Struktur
eine Herausforderung für jeden Handwerker
dar. Eine nützliche Liebesgabe für die daheim
gebliebenen Hausfrauen: Aufklappbar wie ein
Schirm, waren die flexiblen Utensilien hilfreich
beim Stricken und Weben, indem sie den Faden
ohne Verwicklung bereithielten. Anfang
des 19. Jahrhunderts entstand dieses auf 6000 bis
8000 Dollar geschätzte Stück mit Nähkästchen
aus Mahagoni, Walknochen und seidenen Schleif-
chen, das Bonhams kürzlich im Angebot hatte.
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S A M M L E R SE M I N A R
VON FOTOS
LISA ZEITZ J U L I A N B AU M A N N
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S A M M L E R SE M I N A R
U
Uwe Timm lebt in einer idyllischen Ecke von
München, wo die Straßen »Himmelreich«
und »Paradies« heißen. Der Englische Garten
ist nur einen Katzensprung entfernt, nah
sind auch das Bayerische Nationalmuseum
und der Eisbach mit seinen Surfern. Ein Be-
such in seiner Wohnung mit Blick über die
Dächer der Stadt ist ein besonderes Erlebnis,
denn Uwe Timm ist auch ein Sammler. Zur
Einrichtung gehören silberne Votivbilder,
Staffordshire-Keramikfiguren, Grafiken von
George Grosz, und indonesische Ikat-Stoffe.
Den Tee trinken wir aus viktorianischen Krö-
nungstassen. Sein ganz spezielles Sammelin-
teresse gilt jedoch der Volkskunst der Wal- hen wie Literatur oder Denkmäler. Das ist ei- und dann tauchte der Wal ab und tauchte
fänger: Scrimshaw. Die Anfänge seiner gentlich das Interessante daran. wieder auf, und die sausten mit dem Boot
Leidenschaft dafür reichen zurück bis zu sei- durch die Gegend.
ner Kindheit in Hamburg. Viele der Objekte scheinen vom Heimweh
der Seeleute zu zeugen. Der Walfang blühte im 18. und 19. Jahrhun
Ihr Großvater war Kapitän. Hat Ihr Inter Die Matrosen haben hauptsächlich den dert, da ging es vor allem um den Tran.
esse für Scrimshaw mit Ihrer Familienge Frauen, die sie liebten, kleine Gebrauchsge- Das war enorm wichtig für die Indus-
schichte zu tun? genstände geschenkt, Spindeln für Webstüh- trie. Maschinen, Uhren, alles wurde mit Wal-
Natürlich! Das sind die ganzen Erzäh- le, Stäbe für Flachssachen. Die Dinge wur- öl geschmeidig gemacht. Auch für die Be-
lungen, die ich gehört habe und die mich be- den in einer Zeit gemacht, in der man leuchtung spielte es eine große Rolle. Bis die
gleitet haben. Mit Scrimshawing werden gewartet hat. Die Zeit bestand ja hauptsäch- Elektrizität kam.
nonverbale Geschichten erzählt. Sehnsüchte lich aus Warten.
in Bilder gefasst. Wenn jemand den Namen Wie kam es dazu, dass die Matrosen began
»Rebecca« und das Porträt seiner Geliebten … ein krasser Gegensatz zur Jagd, wenn nen, die Abfallprodukte, Zähne und Kno
in einen Walzahn ritzt, dann kann man sich dann endlich Wale gesichtet wurden. chen, künstlerisch zu bearbeiten?
gut vorstellen, dass dieser Mann seine Frau Der Einsatz, solche Tiere zu harpunie- Scrimshawing, also das Handwerk, ist
oder Freundin zwei, drei Jahre lang nicht ren, war lebensgefährlich. Das war eine ganz natürlich daran gebunden, dass die Matro-
sieht. Wie ist das, wenn er zurückkommt? Ist andere Situation als später, als die Wale in- sen bis zu vier, fünf Jahre auf dem Wasser wa-
sie noch da? Hat sie inzwischen einen ande- dustriell geschlachtet und abgeschossen wur- ren, allenfalls mal auf eine Insel gegangen
ren Mann? Es sind Alltagsgegenstände und den. Damals mussten die Seeleute heranru- sind und Frischwasser und Proviant geholt
zugleich Dinge, die in das Gedächtnis einge- dern, dann hat einer die Harpune geworfen, haben. Sie waren sehr, sehr lange unterwegs.
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Woran erkennt man die Fälschung? man einen Zahn mit. Der deutet darauf hin, Sie haben sich auch immer wieder für
Mit einem Streichholz. Das wollen die was für ein Kampf, was für eine Gefährdung Greenpeace engagiert.
Antiquitätengeschäfte natürlich nicht. In der da war. Es ist etwas Großes von einem Unge Ja, selbstverständlich. Man muss schon
Regel, wenn sie ein gutes Gewissen haben heuer, das man mitbrachte. Die Sicht darauf sagen, dass diese ganze Bewegung ein Erfolg
und wenn man sagt, man kauft das, wenn es hat sich vollkommen geändert. Dadurch, ist. Zum Beispiel, dass ein neues internatio
echt ist, dann sagen sie »okay«. Man hält ein dass die Wale fast ausgerottet wurden, wer nales Gesetz herausgekommen ist, das den
brennendes Streichholz daran, und wenn es den sie heute in ihrer Gefährdung auch ganz Japanern und Isländern verbietet, aus wissen
dann nach Plastik riecht, dann weiß man, es anders gesehen. Man hat sie zoologisch, bio schaftlichen Gründen Wale zu fangen. Das
ist unecht. Und wenn man verbranntes Horn logisch genau untersucht und soziales Ver ist erst unter dem Druck von Greenpeace
riecht, dann weiß man, dass es Elfenbein ist. halten entdeckt. Das hat man damals gar und der kritischen Öffentlichkeit passiert. Es
Die, die ich später gekauft habe, habe ich alle nicht gesehen. Allenfalls, wenn eine Wal ist ein Erfolg, dass man das geschafft hat und
kurz ankokeln lassen. mutter ein Kalb verteidigte. Da fand dann dass sich manche Bestände wieder erholen.
eine gewisse Identifikation statt, aber sonst
Wird das Material nicht schwarz? war das einfach eine ganz harte Sache. Der Die Ozeane sind in prekärem Zustand. Wie
Nein, das ist nur Ruß, das kann man Wal bei »Moby Dick« wird nicht als Gesell ist es um die Walbestände bestellt?
wieder abwischen. Bei den Fälschungen aus schaftstier gesehen, sondern als Monster, das Ich war vor einigen Jahren in Kanada,
Plastik allerdings kräuselt sich ein klein we Unheil bringt. dort galten die Bestände am SanktLorenz
nig die Oberfläche. Strom eigentlich als stark dezimiert. Aber als
Ein neues Stück würden Sie also aus Prinzip ich da war, waren die Tiere auf einmal doch
Wo werden Sie fündig? nicht kaufen? zu sehen. Es ist sehr beeindruckend, wenn
Meistens gehe ich auf die Suche, wenn Ganz klar nein, die alten Zähne haben man beim Whalewatching mit dem Boot he
ich auf Lesereisen unterwegs bin. Wenn ich noch diese Aura und die neuen eben nicht. ranfährt. Unglaublich! Wenn diese Wale so
dann einen gefunden hatte und wusste, dass Die sind von Walfangschiffen abgeschossen herauspusten und man den Geruch der
der echt war, dann habe ich ihn gekauft. Den worden, die Wale hatten eigentlich kaum Tiefsee in die Nase bekommt. Und dann
letzten habe ich in einem Antiquitätenladen eine Chance zu entkommen und wurden ge verschwinden sie wieder Hunderte Meter
in Buenos Aires gefunden. Ich habe auch ein flenst, dann ging es nach Japan, die Zähne nach unten. Die Bestände haben sich wieder
paar Mal mitgeboten auf Auktionen bei Sot wurden mit Dentalbohrern nach Vorlagen erholt, sagt man. Aber sie sind immer noch
heby’s in England. 2000 oder 3000 Pfund wa geritzt, und das war es dann. gefährdet. ×
ren angesetzt, da habe ich gedacht, das wage
ich mal und habe dann noch etwas draufge
schlagen, aber das ging in ganz andere Di
mension. Die wurden so teuer, da war gar »Man hält ein Streichholz dran. Wenn es nach verbranntem
nicht dran zu denken.
Plastik riecht, dann weiß man, es ist unecht.«
Sie interessieren sich nicht für andere
Scrimshaw-Objekte, sondern nur für die
Zähne?
Die Zähne haben etwas ganz Merkwür
diges, etwas Uriges. Dass die Wale damit in
die Tiefe getaucht sind und dort die Kraken
gefressen haben. Pottwale, die diese 32 sehr
unregelmäßigen Zähne haben, ernähren
sich hauptsächlich von Kraken. Heute ist
man mit dem Leben der Wale viel vertrauter,
sie sind nicht mehr nur Gegenstand von Jagd
und Abschlachten. Man weiß, dass diese
wunderbaren Tieren etwas Soziales haben,
man weiß, dass sie singen.
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S A M M L E R SE M I N A R
Gut zu wissen
Welche Museen zeigen Scrimshaw? Wie erkennt man eine Fälschung? Und wo kann man
die Volkskunst der Walfänger kaufen? Unsere kompakte Übersicht
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S A M M L E R SE M I N A R Advertorial
Weltkunst-Tipp
fang- und Seefahrtsabteilung ist schaft verkaufen, darunter auch
ein Highlight des Dr. Carl-
Haeberlin Friesen-Museums in
originelles Scrimshaw. Der
Londoner Kunsthändler und Kunst per Klick
Wyk auf Föhr, das schon 1908 Islamexperte Oliver Hoare stellt
gegründet wurde und das die bis zum 26. Juni eine regel-
umfangreichste kulturhisto- rechte Kunst- und Wunderkam-
rische Kollektion der friesischen mer aus, darunter eine
Inseln zu bieten hat. Kurios: Vor umfangreiche Sammlung von
dem reetgedeckten Backstein- Scrimshaw-Objekten mit Fokus
bau steht ein Portal aus auf erotischen Motiven – die
Blauwalunterkieferknochen. vollbusige Nixe (S. 49) ist dabei
eines der züchtigsten Stücke,
online zu sehen bei www.
Kaufen everyobjecttellsastory.com.
61
Galleries | 303 Gallery | A | A Gentil Carioca | Miguel Abreu | Acquavella | Air de Paris | Juana de Aizpuru | Alexander and Bonin |
Helga de Alvear | Thomas Ammann | Andréhn‑Schiptjenko | The Approach | Art : Concept | Alfonso Artiaco | B | von Bartha |
Guido W. Baudach | Berinson | Bernier / Eliades | Fondation Beyeler | Daniel Blau | Blondeau | Peter Blum | Blum & Poe | Marianne Boesky |
Tanya Bonakdar | Bortolami | Isabella Bortolozzi | BQ | Gavin Brown | Buchholz | Buchmann | C | Cabinet | Gisela Capitain | carlier gebauer |
Carzaniga | Pedro Cera | Cheim & Read | Chemould Prescott Road | Mehdi Chouakri | Sadie Coles | Contemporary Fine Arts | Continua |
Paula Cooper | Chantal Crousel | D | Thomas Dane | Massimo De Carlo | Dvir | E | Ecart | EIGEN + ART | F | Richard L. Feigen |
Konrad Fischer | Foksal | Fortes Vilaça | Fraenkel | Peter Freeman | Stephen Friedman | Frith Street | G | Gagosian | Galerie 1900–2000 |
Galleria dello Scudo | gb agency | Annet Gelink | Gerhardsen Gerner | Gladstone | Gmurzynska | Elvira González | Goodman Gallery |
Marian Goodman | Bärbel Grässlin | Richard Gray | Howard Greenberg | Greene Naftali | greengrassi | Karsten Greve | Cristina Guerra |
H | Michael Haas | Hauser & Wirth | Hazlitt Holland‑Hibbert | Herald St | Max Hetzler | Hopkins | Edwynn Houk | Xavier Hufkens | I | i8 |
Invernizzi | Taka Ishii | J | Jablonka | Bernard Jacobson | Alison Jacques | Martin Janda | Catriona Jeffries | Johnen | Annely Juda |
K | Casey Kaplan | Georg Kargl | kaufmann repetto | Sean Kelly | Kerlin | Anton Kern | Kewenig | Kicken | Peter Kilchmann | Klüser |
König | David Kordansky | Koyanagi | Andrew Kreps | Krinzinger | Nicolas Krupp | Kukje / Tina Kim | kurimanzutto | L | Lahumière |
Landau | Simon Lee | Lehmann Maupin | Tanya Leighton | Lelong | Dominique Lévy | Gisèle Linder | Lisson | Long March | Luhring Augustine |
M | Maccarone | Magazzino | Mai 36 | Gió Marconi | Matthew Marks | Marlborough | Barbara Mathes | Hans Mayer | Mayor |
Fergus McCaffrey | Greta Meert | Anthony Meier | Urs Meile | kamel mennour | Metro Pictures | Meyer Riegger | Massimo Minini |
Victoria Miro | Mitchell‑Innes & Nash | Mnuchin | Stuart Shave / Modern Art | The Modern Institute | Moeller | Jan Mot | Mark Müller |
Vera Munro | N | nächst St. Stephan | Nagel Draxler | Richard Nagy | Helly Nahmad | Neu | neugerriemschneider | Franco Noero |
David Nolan | Nordenhake | Georg Nothelfer | O | Nathalie Obadia | OMR | Bob van Orsouw | P | Pace | Maureen Paley | Alice Pauli |
Perrotin | Petzel | Francesca Pia | PKM | Gregor Podnar | Eva Presenhuber | ProjecteSD | Proyectos Monclova | R | Almine Rech |
Reena Spaulings | Regen Projects | Denise René | Anthony Reynolds | Rodeo | Thaddaeus Ropac | Andrea Rosen | S | SCAI |
Esther Schipper | Rüdiger Schöttle | Thomas Schulte | Natalie Seroussi | Sfeir‑Semler | ShanghART | Sies + Höke | Sikkema Jenkins |
Bruce Silverstein | Skarstedt | SKE | Skopia P.‑H. Jaccaud | Sperone Westwater | Sprüth Magers | St. Etienne | Nils Staerk | STAMPA |
Standard (Oslo) | Starmach | Christian Stein | Luisa Strina | Micheline Szwajcer | T | Take Ninagawa | team | Tega | Daniel Templon |
Thomas | Tschudi | Tucci Russo | V | Van de Weghe | Annemarie Verna | Vilma Gold | Vitamin | W | Waddington Custot | Nicolai Wallner |
Washburn | Barbara Weiss | Michael Werner | White Cube | Jocelyn Wolff | Z | Thomas Zander | Zeno X | ZERO… | David Zwirner |
Statements | Marcelle Alix | Laura Bartlett | Ellen de Bruijne | Bureau | Chert | James Fuentes | Grey Noise | Hannah Hoffman |
JTT | Kraupa‑Tuskany Zeidler | Platform China | RaebervonStenglin | Société | Gregor Staiger | The Third Line | Wallspace |
Feature | Arratia Beer | Aye | Borzo | Braverman | Luciana Brito | James Cohan | Raffaella Cortese | frank elbaz | Alexander Gray |
Grieder | Kadel Willborn | Karma International | LEVY | Löhrl | Luxembourg & Dayan | Jörg Maass | Mendes Wood DM | Millan |
MOT International | Parra & Romero | Peres Projects | Salon 94 | Jack Shainman | Barbara Thumm | Tilton | Tokyo Gallery + BTAP |
Tornabuoni | Georges‑Philippe & Nathalie Vallois | Susanne Vielmetter | Wien Lukatsch | Edition | Brooke Alexander | Niels Borch Jensen |
Alan Cristea | michèle didier | Fanal | Gemini G.E.L. | Helga Maria Klosterfelde | Sabine Knust | Lelong Editions | Carolina Nitsch |
Pace Prints | Paragon | Polígrafa | STPI | Two Palms
Nachrichten, Ausstellungen,
Messen, Kunsthandel, Auktionen und
wichtige Termine im Juni
AGENDA
Bild: Jacques How Choong/Asian Art in Brussels
Den Weg zur Erleuchtung weist dieser 20 Zentimeter hohe Buddha aus vergoldetem Kupfer, der im 14. Jahrhundert in Tibet gefertigt
wurde. Der Kunsthändler Jacques How Choong zeigt ihn auf der Asian Art in Brussels, die vom 10. bis 14. Juni stattfindet
63
AG E N DA
NACHRICHTEN
tig in der ständigen Ausstellung
zu sehen sein. Andere Exponate
kommen dank wechselnder
Präsentationen nach Berlin. Die
erste namens »Zodiacs« befasst
sich mit Astrologie im frühen
Islam und dazugehörenden
Bilder: Image courtesy of OMA/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; strahm.de; Palazzo Strozzi; Gregor Schuster; Hugo Glendinning; Klaus Haag; Max Geuter
Artefakten. Für die Sammlung
wurde eine denkmalgeschützte
Fabrik in der Naunynstraße 68
GARAGE IM NEUBAU eine temporäre Unterkunft aus BUMILLER IN BERLIN umgebaut und architektonisch
Am 12. Juni ist es so weit: Das Pappe, gleichzeitig wurde Kool- In Bamberg ist die private angepasst. Beide Ausstellungen
Moskauer Garage Museum of haas beauftragt, eine dauerhafte Bumiller Collection als »Univer- sind nach Voranmeldung zu
Contemporary Art lädt in sei- Niederlassung zu entwerfen. sitätsmuseum für Islamische besichtigen, auf Wunsch gibt es
nen Neubau (o.). Fast drei Jahre, Der Architekt verwandelte ein Kunst« offiziell an die dortige Führungen (the-bumiller-col-
nachdem die Gründerin Dasha ehemaliges Restaurant in eine Hochschule angegliedert. In lection.com).
Zhukova und der Architekt 58 000 Quadratmeter große Berlin hat Jill Bumiller nun eine
Rem Koolhaas ihre Pläne für Museumslandschaft aus Gale- Dependance gegründet, in der
das neue Haus präsentiert rien, Bildungseinrichtungen ein Teil der knapp 6000 Objekte
haben, werden die Einladungs- und Auditorium. Vergangenen umfassenden Sammlung stän-
karten verschickt. 2008 hatte Frühling signalisierte man mit dig ausgestellt wird. Niemand
Zhukova das Museum als Gara- der Namensänderung von sonst hat so viele Objekte der
ge Center in der Bakhmetevsky Garage Center zu Garage Muse- frühislamischen Bronzekunst.
Busgarage eröffnet, einer archi- um bereits, dass neben dem Hinzu kommen Stücke aus
tektonischen Ikone von Kon- neuen Standort auch eine Keramik, Glas und Stein, Kora-
stantin Melnikov und Vladimir inhaltliche Neupositionierung ne, Münzen und Schmuck. Ein
Shukhov von 1926. Vier Jahre ansteht. Eröffnet werden die Teil der Exponate, darunter
später wechselte Zhukova den Räume nun mit Arbeiten von herausragende Beispiele wie der
Standort: Der japanische Archi- Rirkrit Tiravanija und einer Löwenkopf aus Ghazni (re.) aus
tekt Shigeru Ban konstruierte Installation von Erik Bulatow. dem 13. Jahrhundert, wird künf-
Personalien im Juni
Er hat im Louvre gearbeitet und Das eint ihn mit PHILIPP mehrfach kritisiert, die Leitung Leiter der Tate Modern bestä-
war zuletzt Kurator an der Lon- GUTBROD, Jahrgang 1971. Der der Tate Britain gab sie jüngst tigt: Er wird 2017 Nachfolger
doner Royal Academy of Arts. neue Direktor des Instituts Mat- ab, weil die Besucherzahlen fie- von Theaterintendant Frank
Von dort ist ARTURO GALANSINO hildenhöhe und einstige Reprä- len. Das Calouste-Gulbenkian- Castorf an der Berliner Volks-
jüngst nach Italien zurückge- sentant der Villa Grisebach in Museum in Lissabon schaut bühne und steht für ein sparten-
kehrt – als Direktor des Palazzo New York kennt sich ebenso aus jedoch auf ihre unbestreitbaren übergreifendes Theater.
Strozzi in Florenz. Die Stiftung mit Kunst der Jahrhundertwen- Erfolge: Im Herbst startet Cur- Auf einen »lebendigen Dis-
entschied sich für den 38-Jähri- de wie mit Darmstädter Jugend- tis dort als künftige Direktorin. kurs« freut sich JAN T. WILMS als
gen, weil er ebenso über globale stil – schließlich wirkt er bereits Dass mit CHRIS DERCON eine Leiter des Kunsthauses Kauf-
Erfahrung wie über spezifische seit 2011 als Kurator am Institut. weitere Zentralfigur aus Lon- beuren. Der Kurator, Jahrgang
Kenntnis der Kunst seines Von Londoner Kunstkriti- don weggeht, war länger 1978, soll die Stadt mit interna-
Landes verfüge. kern wurde PENELOPE CURTIS Gerücht. Inzwischen hat der tionalen Tendenzen vernetzen.
64
FRAGMENT FÜR DEN IRAK
Im Vorderasiatischen Museum
Hammerpreise
in Berlin staunte man nicht
schlecht, als Mitte März ein
5000 Jahre altes Ziegelfragment
per Post geliefert wurde: Ein
anonymer Absender wollte es
dem Haus als Geschenk überlas-
sen. Das Fragment sei während
eines Aufenthalts im Südirak in SOWJET-PORZELLAN
den Achtzigerjahren »als Souve- Bei Lempertz in Köln wurde
nir« in seinen Besitz gelangt. Zwanzigerjahre-Porzellan aus
Bei der wissenschaftlichen Ana- der Sowjetunion versteigert –
lyse ließ sich nun eine sumeri- mit spektakulären Ergebnissen.
Bilder: pilsen.eu; Stiftung Preussischer Kulturbesitz; Gemeentemuseum The Hague; Lempertz, Köln; Hargesheimer, Düsseldorf; Dorotheum, Wien
65
AG E N DA
AUSSTELLUNGEN
Womöglich kennen Sie die »Terrasse des Ca- die man auf die Zufahrtswege zum Museum anstaltungen eher zurückhalten, sind in der
fés an der Place du Forum am Abend« von gelangt. Am stilvollsten geht das in Holland niederländischen Provinz Gelderland die
Vincent van Gogh, jenen stimmungsvollen mit dem Fahrrad, das an den Parkeingängen Vorgärten mit Sonnenblumen in großen Bil-
Blick auf eine lauschige Nacht in der Proven- zu entleihen ist. Aber das ist natürlich nicht derrahmen geschmückt. Kaum ein Restau-
ce. Oder seine »Brücke von Langlois mit Wä- der Grund, warum sich besonders viele Chi- rant bringt sein Tagesgericht ohne Van-Gogh-
scherinnen«. Aber wissen Sie auch, in wel- nesen zum Besuch einfinden, sondern: Vin- Bezug auf die Speisekarte – serviert auf der
chen Museen sich diese prominenten Werke cent van Gogh. Mit seinen Anleihen aus der Van-Gogh-Porzellan-Edition.
befinden? Im Van Gogh Museum in Amster- asiatischen, wenn auch vornehmlich japani- Ein ausgleichender Kontrast ist da die
dam, im Musée d’Orsay in Paris? Könnte schen Kunst stehen seine Bilder besonders Waldesruhe, die das aus einer Privatsamm-
man meinen. Tatsächlich sind sie jedoch in bei Touristen aus Ostasien hoch im Kurs. lung hervorgegangene Museum umgibt. 1909
der Nähe des niederländischen Ortes Otterlo Zusätzlichen Anlass bietet ein rundes hatte die aus Essen stammende Unterneh-
beheimatet. Im Kröller-Müller-Museum mit- Jubiläum – der 125. Todestag des Künstlers. merstochter und Reeder-Gattin Helene Kröl-
ten in einem Naturschutzgebiet. Gut gelaunt und mit großem Trubel begeht ler-Müller erste Gemälde von Vincent van
Zugang zum Nationalpark De Hoge die Region dieses Gedenkjahr van Goghs. Gogh gekauft: »Sonnenblumen«, »Die Säer«
Veluwe findet man nur über drei Tore, durch Während sich Arles und die Provence mit Ver- und das »Stillleben mit Flasche und Zitrone«.
66
Besonders die »Säer« wurzeln stark in der Noch im Pariser Winter 1886/1887 rang
Landschaft der Niederlande. Die erdige Stim- Vincent van Gogh um seinen eigenen Stil
mung der Gemälde hat Helene Kröller-Mül- und schuf Gemälde wie »Stillleben mit
ler dann bald um die leuchtendere Farbigkeit Wiesenblumen und Rosen« (re.), die bereits
ergänzt, für die van Gogh berühmt wurde – seinen Zeitgenossen als überholt galten.
Der Durchbruch gelang wenig später mit
für die er aber erst nach Südfrankreich zie-
Bildern wie »Vier Sonnenblumen« (1887,
hen musste.
li. Seite). Ein klassischer van Gogh ist auch
Die Idee, aus ihrer Sammlung ein Mu- »Der Sämann (nach Millet)« (1890, u. li.)
seum werden zu lassen, entstand 1911. Nach nach seinem französischen Vorbild:
einer Erkrankung und Operation wuchs der Jean-François Millets, »Der Sämann«
Wunsch, etwas Bleibendes zu hinterlassen. (1850, u. re.)
Über 20 Jahre hinweg entwickelte sich der
Bestand des Kröller-Müller-Museums und
folgte dabei den Lebenslinien des Künstlers
– von Nord nach Süd, von wolkig bis sonnig.
Der Ankauf einer Van-Gogh-Sammlung war
im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts noch
möglich, aber bereits eine äußerst kostspieli-
ge Angelegenheit. Denn er war keineswegs
ein von seiner Zeit verkanntes Genie. Viel- stellung eine Feier des Ausnahmekünstlers.
mehr hatten ihn die Kunsthändler und Kri- Zentral und als Krönung jeden Raumes
tiker bereits als aufkommenden Namen auf hängt mindestens eines der ikonischen Wer-
dem Zettel. Er selbst konnte den sich anbah- ke. Das Leben der Landbevölkerung in Nord-
nenden Ruhm nicht mehr genießen. Diese brabant wird in den »Kartoffelessern« zusam-
Zuspitzung eines Lebenswerks auf nur weni- mengefasst, die Landschaften führen zu den
ge Jahre ist eine der Erkenntnisse, die man eingangs erwähnten Gemälden »Terrasse des
aus der nun neu eingerichteten Präsentation Cafés an der Place du Forum« und »Brücke
»Van Gogh & Co.« mitnimmt – auch ohne von Langlois«, die Stillleben kulminieren in
Bilder: Kröller-Müller Museum (3)
67
AUSSTELLUNGEN
Vertraut sind Gesten, Haltungen, Übertrei-
bungen. So auch bei der von Blüten streuen-
Ein Gott der den Putti umschwebten Maria, die aus einem
griechischen Tempel verzückt gen Himmel
Leinwand fährt: Auf mit Seide durchwirkter Leinwand
Der Louvre zeigt Poussins gemalt, feiert sie im strahlenden Indigoblau
Inkarnationen aus Farbe mit den farbigen Gewändern der sie tragen-
den Engel die Malerei.
Poussins Selbstporträt von 1650 oder der
Historische Darstellungen treffen die Gegen- 1628 auf Kupfer gemalte Christus im Oliven-
wart mitunter ebenso stark wie zeitgenössi- hain, über dem Putti Insignien der Passion
sche Werke. Unter dem Titel »Poussin und und das Vera Ikon, das wahre Bild Gottes tra-
Gott« zeigt der Louvre 63 Gemälde des Ba- gen, zeigen: Gott ist nicht Bild; er entsteht
rock-Klassizisten aus Anlass von dessen 350. erst durch Kunst, durch eine zu höchster Per-
Todesjahr – und bietet Seh- und Denkmate- fektion getriebene, gedankenreiche Gemäl-
rial zu aktuellen, ikonoklastischen Exzessen dekomposition – Inkarnation aus Farbe im
im Namen der Religion. beseelten Akt des Malers. So gesehen trifft
Bilder: National Gallery of Art, Washington; Sammlung Liebelt, Hamburg/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Nach dem Ende des Konzils von Trient, Gewalt gegen Artefakte nicht Kirche oder
1563, positionierte sich die katholische Kirche Gott. Sondern den Menschen.
als Konkurrentin zur Reformation. Religiöse »Poussin und Gott« ist klug konzipiert,
Kunst, zuvor oft durch radikale Bilderstür- nur zum Ende hin etwas dicht gehängt. Die
Poussins »Mariä Himmelfahrt« von 1630–32
mer zerstört, wurde von da an geschützt. Sie »Vier Jahreszeiten« hätten einen eigenen Saal
diene der Kirche, um Gott zu ehren und ihre verdient. Ein Annex zu »La fabrique des
Lehren zu verbreiten, hieß es. Nicolas Pous- Nur sechs Altarbilder schuf er, der später als saintes images« bietet Kontext, mit Werken
sin wurde zwar erst 31 Jahre nach dem Kon- »philosophischer Maler« mit René Descartes von Philippe de Champaigne und Caravag-
zil geboren, dessen Folgen aber prägten sei- gleichgesetzt wurde, zwischen 1620 und 1641. gio. So werden politisch-religiöse Verflech-
nen Weg. Immer neu versuchte sich der Sie sind spektakulär, voll Extase und Verzü- tungen klar, und es wird deutlich, wie die
Maler am unsichtbar Göttlichen. Über die ckung – Lockstoff für Laien. Heute wirkt das christliche Bildgeschichte Gott ein wenig nä-
Hälfte seiner rund 250 Gemälde behandeln riesige »Wunder des heiligen Franz Xaver«, her zu rücken versuchte. J. EMIL SENNEWALD
christliche Themen. 1624 ging Poussin nach 1641 für eine Jesuitenschule in Paris gemalt,
Rom, fand Mäzene und Zugang zum Papst. wie ein Urahn moderner Propaganda-Kunst. »Poussin et Dieu«, Louvre Paris, bis 29. Juni
68
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AUSSTELLUNGEN
Bilder: Museo Correr, Venezia; Strossmayerova Galerija Starih Majstora, Zagabria; Accademia Carrara, Bergamo
lichen Gemälde, das auf den ersten Blick Im Leiden nun wieder vereint: die drei Heili-
suggeriert, man habe hier ein bedeutendes gen des »Polyptychon von Santa Fosca«, das
Gipfeltreffen der Meisterwerk in die Provinz geholt. Dem ist Vittore Carpaccio 1514 schuf. Der »Petrus
nicht so, bei dem Gemälde »Der Drachen- Martyr« (li.) hängt sonst im Museo Correr in
Gutmenschen kampf des Heiligen Georg« (1516) handelt es Venedig, der »Sebastian« (Mi.) reiste aus
Zagreb an und der »Rochus« aus Bergamo
Conegliano bringt Carpaccios sich um eine über zehn Jahre später entstan-
Heiligenbilder zusammen dene, kleinere Wiederholung für das Kloster
San Giorgio in Venedig. Das Gemälde reicht lich nach dem Auftrag für eine Stadtansicht
nicht an das Original heran, aber es ist male- Jerusalems erkundigt. Es handelt sich um ein
Kaum jemand weiß, dass es die letzte große risch sauber ausgeführt und weist einige in- bemerkenswertes Autograf, welches einen
Ausstellung von Werken des venezianischen teressante ikonografische Verweise auf – wie Einblick in den Kunstmarkt in Oberitalien
Renaissancemalers Vittore Carpaccio im Do- eine detaillierte, kleinfigurige Darstellung um 1500 gewährt und sonst nur auf Anfrage
genpalast im Jahr 1963 war, die den Barmann der Steinigung des Heiligen Stephanus. im Staatsarchiv von Mantua eingesehen wer-
Arrigo Cipriani veranlasste, ein von ihm er- Die Frage, wie Carpaccio und seine den kann.
fundenes Filetgericht »Carpaccio« zu taufen. Werkstatt das hier eingefügte Bildformular Die Einbeziehung von Vittores Sohn
So kommt es, dass man den Namen des Ma- weiterführten, hätte ein Vergleich mit Ge- Benedetto und dessen Versuch, die »Marke
lers Carpaccio (um 1465 bis 1525/26) heute mälden aus dem Zyklus für die Bruderschaft Carpaccio«, die in der Hauptstadt längst aus
eher mit kulinarischen Genüssen verbindet des Heiligen Stephanus (1511–1520) beantwor- der Mode gekommen war, nach dem Tod des
als mit den großartigen Gemäldezyklen sei- ten können, die hier allerdings fehlen. Es ist Vaters in Istrien weiterzuführen, ist löblich,
nes Frühwerkes, die zu den Höhepunkten leider nicht die einzige Lücke in dieser Kabi- aber Benedettos stereotypisiertes Bildwerk
der narrativen Malerei um 1500 zählen. In der nettausstellung – und was sich im Katalog ist fern jeder Inspiration. Da empfiehlt sich
Scuola degli Schiavoni, unweit des Biennale- noch sinnvoll zusammenfügt, erweist sich in eher ein Besuch in den Gallerie dell’Accade-
Geländes im Stadtviertel Castello in Venedig, Conegliano als unbefriedigendes Stückwerk. mia in Venedig, wo Vittore Carpaccios
befindet sich – noch heute am ursprüngli- Dennoch lohnen einige Objekte den jüngst restauriertes Gemälde »Die Ankunft
chen Auftragsort – der »Georgszyklus« (um Weg in das hügelige Umland Venedigs, wie der Heiligen Ursula in Köln« (1490) ausge-
1502–1507), das den blutigen Kampf zwischen das erstmals vollständig zusammengefügte stellt ist, das neue Erkenntnisse zu seinem
dem Heiligen und dem Drachen zeigt. »Polyptychon von Santa Fosca« (1514) mit drei Frühwerk bietet. PETRA SCHAEFER
Die Ausstellung »Carpaccio, Vittore e Tafeln aus Venedig, Zagreb und Bergamo so-
Benedetto da Venezia all’Istria« zum Spät- wie das Schreiben von Carpaccio an den »Carpaccio, Vittore e Benedetto da Venezia
werk des Malers in Conegliano, in der Regi- Marquis Gianfrancesco II. Gonzaga von all’Istria«, Palazzo Sarcinelli, Conegliano,
on Venetien gelegen, wirbt mit einem ähn- Mantua (1511), in dem sich der Maler ausfüh- bis 28. Juni
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Juni
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1 VORBESIC
2 3
MESSEN
Bilder: Courtesy the artist and Galerie Barbara Thumm, Berlin; Courtesy Galerie St. Etienne, New York/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Etwas liegt in der Luft
Mit Soloschauen kritischer Aktivisten, künstlerischer Grenzgänger und einer
Suppenküche mischt die 46. Art Basel ihr klassisches Programm auf
72
Picasso, Georges Braque oder Wassily Kan- schließen auf und bieten Vergleichbares. Da Jean Dewasnes »L’ Apothéose de Marat« (1951)
dinsky zu erwerben. Hier treffen High-End- liegt es nahe, am ältesten und arriviertesten gibt’s bei Lahumière; die Sixties-Figur von
Sammler aus Passion oder Kalkül aufeinan- Austragungsort etwas mehr zu wagen – für Teresa Burga (li. Seite) bei Barbara Thumm
Bilder: Courtesy the artist and the gallery/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Raster, Warszaw
der, die mit Kommunarden so wenig zu tun eine inhaltliche Tiefenschärfe und für Dis-
haben wie Suppenküchen mit Flying Sushi. kussionen, die nicht überall beliebig erzeugt Take Ninagawa, die vor Eröffnung ihrer Räu-
So wird aus dem Projekt, das Tiravanija mit werden können. Dafür spricht auch die neue me in Tokio 2008 als freie Kuratorin unter-
den Architekten Nikolaus Hirsch und Mi- Kooperation mit dem Filmfestival Locarno. wegs war, Galerien in die Haupthalle, die
chel Müller realisiert, schnell ein weiteres Gemeinsam veranstaltet man am 19. Juni ein mit jungen, gern auch kritischen Positionen
Spektakel für verwöhnte Besucher. Aber »Special Screening« in Basels Stadtkino. auf sich aufmerksam gemacht haben.
vielleicht träumt mancher auch diskret vom Aspekte wie die Auswahl für den Sek- Es scheint, als übe die Art Basel ihr
Ausstieg und bekommt hier eine Ahnung tor Feature auf der Messe stärken diesen Ein- Auge für Sperriges. Selbst wenn Enrique
von den Qualitäten der Improvisation. druck. Hier beschränken sich 30 Galerien Fontanilles dies als Vizedirektor der Basler
Die Kombination ist streitbar und auf die Präsentation einzelner Positionen Schule für Gestaltung nicht glauben mag
dient hoffentlich der Auseinandersetzung. etwa die des Komponisten John Cage (James und wie schon 2013 mit einem Künstlerkol-
Konstruktive Unruhe kann die Messe durch- Cohan Gallery), der künstlerischen Grenz- lektiv stört: Sein Protest richtet sich gegen
aus brauchen: Meldungen wie die Teilnah- gängerin Teresa Burga (Barbara Thumm) die Einbindung von Kunststudenten aus Ba-
me von 284 internationalen Galerien mit ei- oder des Arte-Povera-Veteranen Michelange- sel und Frankfurt beim Küchenprojekt. Ko-
nem erstklassigen Programm von der lo Pistoletto (Luxembourg & Dayan). Die chen werden sie allerdings nicht, das besorgt
Moderne bis zur Gegenwart generiert sie seit Großprojekte der Sektion Unlimited wid- der Finne Antto Melasniemi. So experimen-
Langem. Andere Handelsplätze wie die Art men sich unter anderem dem komplexen tell, dass man die Besucher auf kulinarische
Stage Singapore, die Armory in New York Werk von Ulla von Brandenburg (Art: Con- Safari schickt, ist die Art Basel dann lieber
oder die Art Basel in Miami und Hongkong cept), Wu Tsang (Isabella Bortolozzi) und doch nicht. CHRISTIANE MEIXNER
– mit denen sich Messedirektor Marc Spieg- den Filmen von Ed Atkins (Cabinet). Schließ-
ler nicht zuletzt selbst Konkurrenz macht – lich rücken mit Rodeo aus Istanbul oder Art Basel, 18. bis 21. Juni, artbasel.com
LISTE – THE YOUNG ART FAIR ten, der rund 80 internationale Warschau, die unter anderem
Basel, 16. bis 21. Juni Galerien in einer ehemaligen eine Skulptur von Janek Simon
Brauerei versammelt. Längst (li.) mitbringen, sprechen sehr
Ganz zu Beginn galt die »Liste – aber gucken auch die Sammler für diese These. So ist es in dem
the young art fair« als Ausweich- genau hin, und mancher ist historischen Gebäude, das seine
quartier für alle, die die Weihen überzeugt davon, dass er zwi- Türen zwei Tage vor der Art
der Art Basel knapp verpasst schen Künstlern wie Renzo Basel öffnet, stets proppenvoll.
hatten. Oder als Sprungbrett auf Martens oder Bedwyr Williams Dieses Mal gibt es noch etwas
dem Weg in eine Koje dieser die aufregenderen Entdeckun- zu feiern: Die Liste wird 20 Jah-
Messe. Doch das gilt so nicht gen machen kann. Galerien wie re alt, gönnt sich ein umfangrei-
mehr. Zwar schaut man von der KOW, Silberkuppe und Mathew ches Beiprogramm mit Perfor-
Art Basel aus immer noch auf- aus Berlin, Ancient & Modern mances und bewahrt bei allem
merksam auf den vitalen Satelli- aus London oder Raster aus Erfolg ihren privaten Charakter.
73
MESSEN
MESSESOMMER LONDON britische und internationale
Olympia, Art Antiques und Vertreter in etwa die Waage hal-
Masterpiece, 12. Juni bis 1. Juli ten. Ungeniert luxuriös gibt
sich das, vor allem in der Abtei-
Erdbeeren, Wimbledon, Pferde- lung für Sammlerobjekte, wo
rennsaison, ein Windstoß, ein sich so ziemlich alles findet, was
Regenguss – untrügliche Zei- gut und teuer ist. Der Erfolg
chen: Der englische Sommer ist gibt den Organisatoren recht.
da. Der Juni in England bedeu- Man hat sich etabliert, allein im
tet aber auch einen Höhepunkt vergangenen Jahr besuchten
in puncto Kultur: Ausstellun- über 35 000 potenzielle Käufer
gen, BBC Proms und, natürlich, die Fair. Der erzielte Umsatz
Kunstauktionen und Messen. von mehr als 100 Millionen
So findet sich, wer Rang und Pfund unterstreicht eindrucks-
Bilder: Hansord/Olympia International Art and Antiques Fair; Collisart LLC, Masterpiece; Atlas Gallery/Masterpiece London
Namen hat in der Szene, in den voll das Argument vom Kunst-
nächsten Wochen in London markt als wichtigem Faktor der
ein. Das Motto lautet: schön, britischen Wirtschaft.
geschmackvoll, teuer. Kensing- Und zum Abschluss eine
ton Gardens, Royal Hospital ganz andere Form britischer
Chelsea, Olympia Kensington. Tradition. Private Wohltätigkeit
Zielpublikum sind der distin- gehört hierzulande zum guten
guierte Sammler, die großen Ton. Böse Zungen behaupten,
internationalen Museen und das habe auch mit dem derzeiti-
Käufer mit Lust am Schönen, gen Rückzug des Staates aus sei-
die es sich leisten können. ner sozialen Verantwortlichkeit
Am Albert Memorial, gegen- zu tun. Sei�s drum, die drei
über der Royal Albert Hall, hat Kunstmessen bieten Spezialver-
die Art Antiques London ihre anstaltungen, deren Erlöse kari-
Zelte aufgeschlagen, sprichwört- tativen Zwecken zugute kom-
lich. Mit 60 Anbietern, von 2 men. Die Masterpiece hilft dem
denen zahlreiche aus Großbri- englischen Kinderhilfswerk,
tannien selbst stammen, ist sie Art Antiques eine Forschungs-
nicht ganz so groß wie ihre Kon- Waterloo. Wen es interessiert: Aussteller aus aller Welt bieten stiftung für Jugenddiabetes
kurrenten und das Zielpubli- Apsley House, das mit Schätzen ein breites Sortiment, was Preis, und die OIAAF der Starlight
kum hier eher der ernsthafte gefüllte Stadthaus des Siegers Zeit, Stil, Material und Gattung Children’s Foundation.
Sammler, der akademisch ausge- von Waterloo, befindet sich anbelangt: von modernistischen DIRK BENNETT
bildete Experte. Das zeigt sich einen Katzensprung von hier. Gouachen eines Patrick Heron
im Angebot mit Objekten von Eine der ältesten und größ- zu klassizistischen Krateren,
Museumsqualität – wie ein Set ten Antiquitätenmessen in der Hepplewhite-Sekretären, Pos- 3
chinesischer Seidenarbeiten der Kapitale ist die Olympia Interna- tern, 130 Millionen Jahre alten
Ming-Dynastie aus einer deut- tional Art and Antiques Fair, Fossilien, indischen Wanderal-
schen Sammlung bei Jacqueline traditionell zu Hause in den vik- tärchen oder schwedischen und
Simcox – und in einem Begleit- torianischen Hallen des Olym- britischen Designermöbeln der
programm etwa zum Thema pia in Kensington. Über 160 Sechziger- und Siebzigerjahre –
letzter Schrei der Vollbart-Hips-
terszene in Hackney.
Immer noch ein relativer
Neuzugang ist die Masterpiece
1 in Chelsea. Erst seit 2010 findet
sie in den Anlagen des Royal
Hospital statt, englischer, tradi-
tioneller geht�s aber kaum. In 1 Verziertes Kistchen des 17.
diversen Bereichen wie Gemäl- Jahrhunderts, Hansord, Olympia
den, Werken auf Papier, Dekora- International Art and Antiques Fair
tivem und Kunsthandwerk, 2 Theodore Robinson, »Reverie«,
Design und Skulptur, Schmuck, 1886, Collisart LLC, Masterpiece
Antiquitäten, Mittelalter und 3 Alexander Rodtschenko, »Pioneer
Stammeskunst präsentieren sich Trumpeter«, 1930, Fotografie, Atlas
an die 150 Aussteller, wobei sich Gallery, Masterpiece London
74
Franz Marc. Pferde auf der Weide. I. Tempera. 1910. 23,3:36,3 cm. Hoberg/Jansen, Band II, Nr. 183. Aus unserer Auktion Juni 2015
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MESSEN
Das spiegelt sich nicht zuletzt garantiert die Mitgliedschaft
darin, dass ihre älteste Schwes- aller Aussteller in der IADAA,
ter Bruneaf – die Abkürzung jener International Association
steht für Brussels Non Europe- of Dealers in Ancient Art, die
an Art Fair (bruneaf.com) – die- sich seit über 20 Jahren aus kul-
ses Jahr immerhin schon ihr turellem Verantwortungsbe-
25. Jubiläum feiert und inzwi- wusstsein, aber auch im ureige-
schen sogar zu den wichtigsten nen Interesse konsequent an
Spezialanlässen für afrikani- einen selbst auferlegten Ethik-
sche, ozeanische und ethnologi- und Rechtskodex hält. 3
sche Kunst gehört. Die jüngste Schwester des
Entsprechendes gilt für die Trios, die vor zwei Jahren aus ler dieser drei Messen in
ihrerseits zum 13. Mal stattfin- Brussels Oriental Art Fair her- angemieteten Kollegengalerien
dende Baaf, Brussels Ancient vorgegangene Asian Art in Brus- im traditionsreichen Kunst- und
Art Fair (baaf.be). Ihr das große sels (asianartinbrussels.com), Antiquitätenviertel rund um
Reich der Antike von Ägyptern zählt schließlich bereits zu den Brüssels Grand Sablon. Manch
und Persern bis zu den Etrus- weltweit wichtigsten Verkaufs- prominenten Namen, von Jean-
Bilder: Carrie Haley; Duchange and Riché, Brüssel; Roswitha & Antonia Eberwein, Germany & France
kern, Römern und Kelten gelegenheiten für chinesische, David Cahn und Jerome Eisen-
umfassendes Ausstellungsgut japanische, indische und ver- berg bei den Antiken bis zu Ben
aus rund 6000 Jahren Mensch- wandte alte Kunst aus Asien. Janssen bei den Asiatika, sucht
heitsgeschichte entspricht den Das Erfolgsgeheimnis dieser man hier zwar vergeblich. Sie
1 strengen internationalen Anfor- drei Anlässe liegt in ihrem ein- sind durch die Teilnahme an
derungen an dieses glei- zigartigen Konzept: Statt in globalen Großanlässen schlicht
BRÜSSELER TRIO chermaßen faszinierende sterilen, sommerlich über- ausgelastet. Aber das tut dem
Bruneaf, Baaf und wie rechtlich sensible hitzten Messehallen ver- Kunstgenuss keinen Abbruch,
AAB, 10. bis 14. Juni Sammelgebiet. Hierfür sammeln sich die Ausstel- zumal etwa mit Alain Lecomte,
Kevin Conru, Laurent Dodier,
Geheimtipps am Kunstmarkt Roswitha Eberwein, der Galerie
sind zwar selten geheim und Tarantino oder Gisèle Croës
noch seltener seriös. Aber die exquisite Objekte auf die Mes-
drei Brüsseler Schwestermessen sen gelangen.
Bruneaf, Baaf und AAB sind die Die vergleichsweise kleinen
diese Regel bestätigenden Aus- Ausstellerzahlen in den drei
nahmen. Gemessen an der Spezialgebieten erweisen sich
Medienpräsenz globaler Groß- sogar als besondere Stärke,
anlässe wie der Maastrichter ermöglichen sie doch eine
Tefaf, aber auch an der Qualität ermüdungsfreie und dabei
und Bedeutung ihrer Angebote gründliche Angebotsschau, ein-
sind diese drei Spezialanlässe schließlich manch unverhoffter
selbst in Kennerkreisen erstaun- Trouvaillen. Daneben bleibt
lich wenig bekannt. Und dank zudem Raum für persönliche,
einer seriösen Selbstkontrolle zuweilen sogar die Grenzen des
von Echtheit, Qualität und Pro- eigenen Spezialgebietes über-
venienz – der Abgleich mit dem schreitende Kontakte und Ge-
Art Loss Register ist hier sowie- spräche unter Händlern, Samm-
so selbstverständlich – bürgen lern und Museumsleuten, was
alle drei Veranstaltungen für in der Hektik von Großanlässen
sorgenfreie Kunstkäufe. oft zu kurz kommt. Der über-
durchschnittliche kulinarische
Reichtum dieses Quartiers
sichert dabei das Gleichgewicht
1 Das Bildnis eines Schamanen aus
Elfenbein (um 1890/1910) hängt aller Sinne. Und wem all dies
auf der Bruneaf bei Brant Mackley noch nicht genügen sollte, dem
2 Duchange and Riché aus Brüssel bieten die parallel angebotenen
zeigen auf der AAB eine blau-weiße Vorträge und Diskussionen im
Vase aus China der Qing-Dynastie 2 Rahmen der »Art Connoisseurs
3 Der kleine Affe ägyptischer 2015« hochwertige kulturelle
Provenienz (um 1500 v. Chr.) steht Zusatznahrung.
bei Roswitha Eberwein auf der Baaf CHRISTIAN VON FABER-CASTELL
76
Q U I T T E N B AU M
Q
Kunstauktionen München
Auktion 121 C
Moderne Kunst
Donnerstag, 11. Juni 2015, 17.00 Uhr
CHRISTIAN ROHLFS
Ohne Titel (Weiblicher Akt), 1910
Öl auf Leinwand. 100 x 50 cm.
Das vorliegende Gemälde wird unter der Nr. CRA 115/15 in das
Werkverzeichnis des Künstlers aufgenommen. Mit der Echtheitsbe-
stätigung des Christian Rohlfs Archiv, Hagen, vom 10. April 2015.
ALFONS WALDE
'Kirchstiege', 1957
Öltempera auf Karton. 20,5 x 22,7 cm.
Die vorliegende Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche
Werkverzeichnis des Künstlers aufgenommen. Ein Gutachten
von Prof. Dr. Gert Ammann vom 22. März 2015 liegt vor.
Foto: VG Bild-Kunst Bonn 2015.
AUGUST GA AUL
'Katze', 1901
Vorbesichtigung: Bronze, dunkkelbraune Patina, Augen vergoldet.
Höhe 15 cm (ohne Sockel), Breite 20 cm,
4. Juni: 13.00 - 17.00 Uhr Tiefe ca. 5 cm
m; Höhe mit Sockel 22,7 cm.
5. Juni: 10.00 - 18.00 Uhr Guss: H. Noaack, Berlin.
STILKUNDE Nº 9 5
Ukiyo-e
VON
G L OR I A E H R E T
78
demie-Kunst wohl nicht so leicht hinter sich
gelassen. Kein Wunder, dass man die be-
rühmten Ukiyo-e-Blätter damals massenwei-
se von alten Holzstöcken nachdruckte.
Bilder: Galerie Japankunst - Kunstantiquariat Monika Schmidt, München; Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main/Sammlung Riese; Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Grafische Sammlung; Christoph Vohler, München
79
AG E N DA
AUKTIONEN
Wer würde sich so etwas ausdenken? Ein Ma- Weltgeltung besaß. Seit 1927 etwa war ein
jor, der mitten im Krieg mit dem Sammeln Apostelkopf van Dycks in diesem Bestand.
beginnt; eine junge Frau vom Land, die zur Die Spezialisten haben ihn kürzlich dem
gewieften Kunsthändlerin aufsteigt; eine Ar- Meister endgültig zugeschrieben, jetzt ist das
chäologin, die in Ost-Berlin das Pergamon- Bild auf 60 000 bis 80 000 geschätzt. Auf-
museum leitet, aber im Westen wohnt und merksamkeit im Handel wie in der Muse-
dort einen Kunstschatz hütet; schließlich umswelt haben bereits drei Tafeln des Kölner
eine Damenwohngemeinschaft, die Stoff für Renaissancemalers Bartholomäus Bruyn auf
Spekulationen bietet: Das Leben schreibt sich gezogen. Die farbleuchtenden Szenen,
eben die besten Geschichten, und so hat die die zusammenbleiben sollen, gehörten zum
Villa Grisebach in Berlin genügend Gründe, Cyriakusaltar in St. Kunibert in Köln, Taxe
diese Auktion als Sensation anzupreisen. Kurfürstliche Silberleuchter aus Dresden, 150 000 bis 250 000 Euro. Viele dieser Stücke
Es ist tatsächlich die letzte bedeutende 1741/73, Taxe 10 000 Euro. Ganz o.: Para- waren seit Jahrzehnten nicht mehr zu sehen.
Sammlung aus einer untergegangenen Berli- dieslandschaft von Jan Brueghel d. J. und Am 3. und 4. Juli kommen nun 90 Gemälde
ner Epoche, als der Kunsthandel dort noch Frans Wouters, 300 000/500 000 Euro und 294 kunsthandwerkliche Objekte unter
80
den Hammer: die Rohde-Hinze-Sammlung,
die streng genommen der ehemalige Famili-
en- und Firmenbesitz der Rohdes ist.
Kurt Rohde und Frieda Hinze, das sind
die Hauptakteure dieser Geschichte. Ältere
Beobachter des Handels erinnern sich zu-
mindest an Hinze und wissen, dass sie einst
auf der Münchner Kunstmesse die Fahne der
Inselstadt West-Berlin hochhielt. Die dritte
Figur in diesem Plot ist Kurt Rohdes Tochter
Elisabeth, Jahrgang 1915, die viele Jahre mit
Frieda Hinze zusammenlebte. Genaueres
über diese Frauengemeinschaft wissen wir
nicht; seit 1931 jedenfalls war Hinze Mitbe-
wohnerin und Teil der Familie. Nach ihrem
Tod 1991 hütete Elisabeth Rohde allein die
große Kunst- und Antiquitätensammlung,
die sie von ihrem Vater geerbt hatte. Bis zu
ihrer Pensionierung war sie jeden Morgen
von Charlottenburg nach Ost-Berlin gefah-
ren und hatte dort das Pergamonmuseum ge-
leitet – auch dies ein Unikum. Mehrfach lie-
ferte Rohde beim Auktionshaus Leo Spik
Gemälde aus ihrer Sammlung ein. Am er-
folgreichsten waren Abraham Janssens’ »Flo-
ra« und der »Narr« eines niederländischen Pier Francesco Foschis »Bezahlung der führten Lagerbücher haben sich mit vielen
Malers um 1520; sie erzielten 2003 und 2009 Arbeiter im Weinberg«, um 1528 (o.), ist auf anderen Unterlagen erhalten – ein einzigarti-
Zuschläge von 222 000 bzw. 220 000 Euro. 80 000 bis 120 000 Euro, die seltene Bött- ger Fundus zur Kunsthandelsgeschichte.
Bilder: Villa Grisebach, Berlin (3)
Im Juli 2013 starb Elisabeth Rohde mit gersteinzeug-Vase von 1710/15 u. links auf Im Jahr 1920 kam folgenreicher Firmen-
97 Jahren. Die Erbengemeinschaft übergab 10 000 bis 15 000 Euro angesetzt. U. rechts: zuwachs: die damals 18-jährige Frieda Hinze,
den Nachlass mit all den Kunstwerken an die KPM-Teller Friedrichs II. (3000/5000 Euro) ein Mädel aus dem Brandenburgischen. In
Villa Grisebach. Das Auktionshaus, eigent- erstaunlicher Geschwindigkeit eignete sie
lich in der klassischen Moderne stark, betritt sich das Wissen an, das man als Assistentin
mit dem Rohde-Hinze-Sale neues Terrain eines Kunsthändlers brauchte. Ja, sie war im
und baut seine 2012 eingeführten »Orange- Umgang mit Kunst so begabt, dass der alte
rie«-Auktionen für ausgewählte, effektvoll in Museumsgeneral Wilhelm von Bode sie för-
Szene gesetzte Antiquitäten aus. Warum die- derte. So avancierte sie zu Rohdes unentbehr-
ser Ausbau ins derzeit nicht gerade üppig blü- licher Partnerin und machte seit 1925 auch
hende Altmeistergeschäft? Ist es eine Reakti- auf eigene Rechnung Geschäfte. Alle Zeitun-
on darauf, dass die Domäne des Hauses, der gen berichteten über die Sensation, als die
Expressionismus, im Spitzensegment immer beiden 1926 aus russischem Besitz ein Mäd-
mehr nach London und New York abwan- chenporträt Vermeers vorführen konnten.
dert und bei der Nachkriegskunst die deut-
schen Konkurrenten dagegenhalten?
Doch erst einmal zurück ins Jahr 1912,
als der preußische Offizier Kurt Rohde in
Dresden die wohlhabende Kaufmannstoch-
ter Charlotte Berbig heiratete. Zurück zum
Ersten Weltkrieg, als er nach Belgien kam, an
die Westfront mit ihren grauenhaften Stel-
lungskämpfen. Zwischen den Einsätzen be-
gann er, in Brügge und Ostende Kunst und
Schmuck zu kaufen – das Vermögen seiner
Frau ermöglichte es ihm.
Als Rohde 1919 aus dem Militärdienst
entlassen wurde, machte er die neue Passion
zum Beruf. Das Ehepaar zog nach Berlin und
richtete sich eine Neun-Zimmer-Wohnung
in Charlottenburg ein. Die Salons waren zu-
gleich die Schauräume für die Kunden, hier
arrangierte Rohde Gemälde, Möbel und
kunstgewerbliche Preziosen. Die seit 1920 ge-
81
AG E N DA
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Francesco Londonio, zugeschrieben, Ziegenherde, Pieter Dubordieu, Portrait der Familie eines Professors aus Leiden, 1637,
Öl auf Leinwand, 73,2 × 91,8 cm Öl auf Leinwand, 126 × 112 cm
Bilder: Sotheby’s London/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Christie’s Amsterdam; Christie’s New York
Sotheby’s, 24. Juni Bronze »Falling Warrior« stam- Gartenbild mit der Taxe von in die USA 1940 kam er durch
men (1,8 bis 2,5 Mio. Pfund). 60 000 bis 80 000 Euro. einen tragischen Unfall um, sei-
Eines der begehrtesten Werke Andere Höhepunkte sind Wer- Unter den rund 140 Losen ne Sammlung von 1400 nieder-
unter den Londoner Moderne- ke von Chagall und Picasso. bestechen zwei Zeichnungen ländischen, nordeuropäischen
und Impressionistenarbeiten Christie’s Abendauktion hat des deutschen Expressionismus: und italienischen Alten Meis-
dürfte Joan Mirós »Peinture« eine noch nie versteigerte Gou- Max Pechsteins „Vier Männer in tern blieb in Amsterdam
werden. Das Bild von 1954, bei ache von Franz Marc unter den einem Ruderboot“, in Kohle zurück. Wichtig für die Auffin-
Sotheby’s mit einer Schätzung Fundstücken, angelockt durch und Tinte 1920 ausgeführt (Taxe dung der verlorenen Werke war
von 5 bis 8 Mio. Pfund angebo- den im Februar bei Christie’s 6000 bis 8000 Euro), und von sein schwarzes Notizbuch mit
ten, ist mit seinen strahlenden erzielten Rekordpreis für Marcs Karl Schmidt-Rottluff die zarte einer detaillierten Liste von
Himmelskörpern auf leuchten- Papierarbeit »Springendes Landschaft in Wasserfarben über 1000 Werken, das er bei
dem Blau und den mysteriösen Pferd« mit 2,5 Mio. Pfund. (Taxe 15 000 bis 20 000 Euro). sich getragen hatte.
Symbolen, die wie ineinander »Gemsen« von 1911 ist mit 57,5 x Unter den Werken Alter Meister Im Jahr 2006 gab die hollän-
verschmelzende Körper ausse- 72,5 cm fast doppelt so groß und und aus dem 19. Jh. fällt ein dische Regierung 202 Bilder an
hen, ein exquisites Beispiel von steht am Anfang von Marcs Stillleben des Flamen Abraham Goudstikkers amerikanische
Mirós Fusion von Abstraktion »Blauer Reiter«-Periode. Die Gibbens auf, von dem nur drei Erbin, seine Schwiegertochter
und poetischem Symbolismus. durch eine Art Regenbogen wie Werke bekannt sind. Er war von Marei von Saher, zurück. Sie
Zusätzlicher Reiz: Miró durch einen Zirkusring sprin- 1629 bis 1635 in Paris als Stillle- ließ 100 Bilder über Christie’s
schenkte das Bild Alberto Gia- genden grünen Gemsen und die benmaler tätig. Die Kompositi- versteigern, die wichtigsten
cometti und seiner Frau Annet- blauen Farbblöcke, die eine on mit Kirschen, Stachelbeeren 45 von ihnen brachten 2007
te. Es wird von der Pariser Fon- Berglandschaft andeuten, füh- und Erdbeeren in einer Porzel- 9,7 Mio. Dollar ein. Unter den
dation Giacometti verkauft. ren direkt zum Ursprung von lanschale ist mit 15 000 bis nun angebotenen weiteren
»Miró brauchte nur drei Farb- Marcs Spiritualismus und Farb- 20 000 Euro angesetzt. Ein Paar 28 Bildern sind zwei kleine Por-
kleckse auf die Leinwand symbolik. Die Schätzung hat kleiner Blumenstillleben des träts des Kanzlers Balthasar von
machen, und es war ein Gemäl- mit 1,8 bis 2,5 Mio. Pfund einen Wieners Franz Xaver Petter von Kerpen und seiner Frau von
de«, lobte Giacometti den Kol- Spitzenpreis im Visier. 1813 ist auf 20 000 bis 30 000 Bartholomäus Bruyn (1493–1555),
legen. Auch Papierarbeiten wer- Ein interessanter Marktwie- Euro geschätzt. die auf 30 000 bis 50 000 Dollar
den viel Aufmerksamkeit derkehrer ist Natalja Gontscha- DOROTHEE VON FLEMMING geschätzt sind. Ferdinand Bols
bekommen. Sotheby’s-Expertin rowas »Segelboot« von 1911 im Porträt einer Dame im roten
kubistischen Stil, mit der Signa- Kleid wird als Louisa Maria
tur der Künstlerin »N.G. 1« auf Gonzaga (1611–1667), Königin
dem Segel des Bootes. Es wurde von Polen, identifiziert (Taxe
1 Joan Miró, »Peinture«, 1945, 2008 bei Bonhams für 1,7 Mio. 150 000 bis 250 000 Dollar).
Sotheby’s, London, Taxe 5 bis 8 Mio.
Pfund versteigert. In den letzten Sotheby’s kann mit der
Pfund
Jahren stagnieren die Preise für »Allegorie des Winters« aus dem
2 Max Slevogt, »Selbstbildnis im
die russische Avantgardistin – Besitz des Künstlers Richard
Garten«, 1910, Öl/Lw., Christie’s,
Amsterdam, Taxe 150 000 bis Christie’s hat nun 1,5 bis 2 Mio. Prince aufwarten. Sie ist eine
200 000 Euro Pfund geschätzt. Das Bild Kopie von Giuseppe Arcimbol-
3 Bartholomäus Bruyn, Werkstatt, gehörte einmal John Rothen- dos Folge der vier Jahreszeiten
»Frau des Balthasar von Kerpen«, stein, einem Direktor der Lon- von 1563, ist aber auf nur 150 000
46,5 x 34,5 cm, Christie’s, New York, doner Tate Gallery. bis 200 000 Dollar taxiert.
2
Taxe 30 000 bis 50 000 Dollar MATTHIAS THIBAUT BARBARA KUTSCHER
84
Oswald Achenbach „Italienische Galanterie im Mondschein“ sign. Osw. Achenbach, 76 x 108 cm
Frans Wouters „Johannes der Täufer (Selbstbildnis)“ um 1640, 38,5 x 31 cm, Georg Heinrich Crola „Eichenstudie“
sign. u. dat. 1839, 46 x 35 cm, Georg Heinrich Crola „Die Bucht von Menton“ sign. u. dat. 1837, 78 x 116 cm,
Relief „Maria der Verkündigung“, süddt. um 1610/20, Dürer-Renaissance, Lindenholz, H 58
86
Sommer-Auktion 2015
Gold- und Sammlermünzen
23. bis 25. Juni in Osnabrück Auktionshaus für Münzen und Medaillen
Sommer-Auktion 2015
Münzen und Medaillen aus
Mittelalter und Neuzeit
Goldprägungen
Russische Münzen und Medaillen
Deutsche Münzen ab 1871
Highlights
SACHSEN DEUTSCH-NEU-GUINEA
Friedrich August III., 1904 – 1918. 3 Mark 1917 E. 10 Neu-Guinea Mark 1895 A. Nur 2.000 Sammlung Horn Teil III
Von großer Seltenheit. Polierte Platte. Exemplare geprägt. Fast Stempelglanz. Münzen und Medaillen aus der
Prachtexemplar von feinster Erhaltung.
Sammlung Friedrich Popken
Prägungen aus dem Fürstentum
Siebenbürgen in Gold und Silber
Interessante Serie
mittelalterlicher Münzen
Bilder: Koller, Zürich; Beurret & Bailly, Basel; Auktionshaus Zofingen; Barbara Klemm
Zwei Ölgemälde von Pierre- aus dem Jahre 1913 mit einer die auf 20 000 Franken taxiert
Auguste Renoir (1841–1919) von Taxe von 300 000 bis 400 000 ist, trägt neben Bütte und Wan-
1917 aus Schweizer Privatbesitz Franken sowie Tom Wessel- derstab Weintrauben. Das selten
kommen Ende Juni zum Auf- manns Busenbild »Study for frühe, aus altem Zürcher Fami-
ruf: »Bouquet d’anémones« two nipples« aus dem Jahre lienbesitz stammende Stück ist
(Taxe 250 000 bis 350 000 Fran- 1963, das zwischen 70 000 und auf 1547 datiert und weist die
ken) und »Baigneuse assise« 90 000 Franken kosten soll. Nürnberger Beschau auf. Inte-
(Taxe 180 000 bis 250 000 Fran- Dazwischen finden sich Samm- ressante Widmungsgravuren
ken). Die Offerte der Schweizer lerstücke wie Max Ernsts Skizze und die Meistermarke beziehen
1 Kunst beinhaltet das farbenfro- »Project for a Monument to W. sich auf den Goldschmied
he Ölgemälde »Marseille II.« C. Fields« von 1957 (Taxe 60 000 Christoph Ritter I.
von Augusto Giacometti bis 80 000 Franken). Ein silbervergoldeter
1 Räuchergefäß, China, 18. Jh., Émail (1877–1947) aus dem Jahr 1930 CHRISTIAN VON FABER-CASTELL Deckelhumpen zur Taxe von
cloisonné, H. 105 cm, Koller, Zürich,
(Taxe 300 000 bis 400 000 Fran- 15 000 Franken aus Zürich um
Taxe 150 000 bis 250 000 Franken
ken). Ebenso wird eine Fassung 1660 mit Meistermarke Hans
2 Max Pechstein, »Angler am
der »Urkraft« (Taxe 400 000 bis Caspar Ulmer stammt aus der
Lebastrom«, 1936, Aquarell,
Beurret & Bailly, Basel, Taxe 25 000
500 000 Franken) von Ferdinand gleichen Sammlung.
bis 35 000 Franken Hodler (1853–1918) versteigert. Neben diesen Prunkstücken
Das Werk wird in den Œuvre- warten Bilder und Grafiken,
3 Büttenmann, Nürnberg, 1547,
Meistermarke Christoph Ritter I., katalog der Gemälde Hodlers Asiatika, Porzellan und ausge-
Silber, vergoldet, Zofingen, Taxe aufgenommen. wählte Möbel auf Liebhaber.
2
20 000 Euro STEFFI KUPKA SUSANNE LUX
88
Karl Kaufmann
Kaufmann, rr.u.sig.,
u sig veau ll. uu. sig
Deveau, sig., ortsbez
ortsbez. und dat
dat. Paris 1845
1845, Anton Graff
Graff, verso sig
sig.,
Neuplachowitz 1843 – 1901 Wien, „Wandnische mit Amphore und Obstzweigen“, Winterthur 1736 - 1813 Dresden,
„Canale Grande“, Öl/Holz, 31 x 21 cm Öl/Lwd., 270 x 185 cm „Iffland als Pygmalion“, Öl/Lwd.,71x57 cm
Ausruf € 600,– Ausruf € 1.200,– Ausruf € 18.000,–
KUNST-AUKTION
Samstag, 4. Juli 2015
ab 10 Uhr
Vorbesichtigung:
Donnerstag, 2. Juli 2015 von 15 bis 21 Uhr
Freitag, 3. Juli 2015 von 9 bis 15 Uhr
Cloisonné-V
Vase, China, um 1900, Paul Francois Berthoud, sig.,
durchbrochenes Dekor, Katalog im Internet (1870 - 1939), 1902,
H = 52 cm oder auf Anfrage Bodenvase, Bronze, H = 45 cm
Ausruf € 2.000,– Ausruf € 2.000,–
1 2 3
4 5
1) Ben Nicholson, Composition, 1954. Schätzung: EUR 38 000/48 000. © Angela Verren Taunt 2013.All rights reserved / 2015 ProLitteris, Zurich 2) Alberto Giacometti, Cubist Composition I, 1926.
Schätzung: EUR 580 000/770 000. © Succession Alberto Giacometti / 2015, ProLitteris, Zurich. 3) Fernand Léger,“Paysage”. Schätzung: EUR 300 000 / 500 000. © 2015, ProLitteris, Zurich. 4) Joan Mirò,
“Signes et Figurations”. Schätzung: EUR 250 000 / 350 000. © Successió Miró / 2015, ProLitteris, Zurich 5) Karel Appel, Personnages. Schätzung: EUR 40 000/80 000. © 2015, ProLitteris, Zurich.
Kategorien Kunstauktionen
Moderne & zeitgenössische Kunst
Gemälde alter Meister & 19. Jh.
17. bis 19. Juni 2015
Arbeiten auf Papier Vorbesichtigung in Genf (Auswahl)
3./4. Juni 2015
Skulpturen
Einrichtungsgegenstände & Design Vorbesichtigung in Luzern (alle Objekte)
6. bis 14. Juni 2015
Kunstgewerbe
Schmuck, Armband- und Taschenuhren www.fischerauktionen.ch
Galerie Fischer | Haldenstrasse 19 | 6006 Luzern | Schweiz | Tel. +41 (0)41 418 10 10 | Email: info@fischerauktionen.ch
AUKTIONEN
Staffelei. Sein Figurentheater MODERNE UND
fasziniert nun schon seit einigen ZEITGENOSSEN
Jahren Sammler auf der ganzen Neumeister
Welt und entsprechend hoch München, 11. Juni
sind die Erwartungen bei Kette
rer, wenn hier sein »Potsdam Spitzenlos bei Neumeister ist die
Zyklus Teil 2« aufgerufen wird. mit 100 000 bis 150 000 Euro
Ein verstörendes Szenario, bezifferte Plastik aus Kunstharz
nahezu altmeisterlich gemalt: des französischen Bildhauers
1
Während eine halbnackte Frau César (1921–1998). Sie diente
an den Wänden merkwürdige wohl als Modell für die große
MODERNE UND dekorative Ritzungen vor Tischskulptur im legendären St.
ZEITGENOSSEN nimmt und ein Wolf vor einer Moritzer Turmzimmer von
3
Ketterer Flusslandschaft heult, greift ein Gunter Sachs, dem letzten gro
Bilder: www.kettererkunst.de; Neumeister, München/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Scheublein Art & Auktionen, München
München, 11. bis 13. Juni Mann nach einer Zielscheibe. ßen Playboy, der Frauen und
Das Bild soll 60 000 bis 80 000 Kunst besonders liebte. César, KUNST UND ANTIQUITÄTEN
Kritiker fühlen sich bei ihm an Euro einspielen. eng mit Sachs, vertrat Frank Scheublein
Hieronymus Bosch erinnert, an Ein weiteres Highlight in reich 1956 auf der Biennale in München, 26. Juni
die Filme von David Lynch oder der Abteilung Kunst nach 1945 Venedig.
an die Commedia dell’Arte. In ist eine museumswürdige Von der Gallionsfigur der Scheublein Art & Auktionen
den großflächigen Gemälden Arbeit von Lucio Fontana von OpArt, Victor Vasarely hat über 20 Gemälde und Grafi
des Berliner Künstlers Jonas 1960. Seine aufgeschlitzte Lein (1906–1997), stammt das Acryl ken des Münchner Impressio
Burgert treffen Großstadtszenen wand mit dem Titel »Concetto bild »Gestalt – Ville«. Den nisten Otto Strützel (1855–1930)
auf hagere Figuren, die ebenso spaziale, Attesa« geht mit einem Ausgangspunkt des Gemäldes im Angebot. Die marktfrischen
gut christlichen wie fernöstli Schätzpreis von 800 000 bis bilden Quadrate in perspektivi Arbeiten kommen aus einer Pri
chen Mythen entsprungen sein 1,2 Mio. Euro an den Start. Gut scher Verkürzung, die sich zu vatsammlung (Taxen von 150 bis
können. Zwar gibt es in seinen und zahlreich vertreten sind Kuben zusammenfügen. Das 2800 Euro) und zeigen, wie gern
Werken keine nachvollziehbare die Werke der momentan so Gemälde (Taxe 80 000 Euro) sich der Maler im Dachauer
Handlung, doch wirken sie wie gefragten ZeroKünstler. nimmt die Fondation Vasarely Moos aufhielt. Strützel reizten
Parabeln, deren Sinn sich uns Die Klassische Moderne in das sich gerade in Vorberei als Motive besonders die Bau
nur noch nicht offenbart hat. glänzt mit Christian Rohlfs’ tung befindliche Werkverzeich ernhäuser von Etzenhausen, die
Burgert zählt derzeit zu den Temperaarbeit Sängerin I nis des Künstlers auf. Vom fran Amperbrücke von Mitterndorf,
Shootingstars der deutschen (70 000 bis 90 000 Euro) und zösischen Impressionismus Steinkirchen sowie Kuhherden,
Kunstszene. Er sagt: »Ich will Egon Schieles Bleistiftzeich geprägt war der Amerikaner Pferdegespanne oder Schafe im
nicht den Zeitgeist illustrieren, nung »Liegender Akt mit erho Edward Cucuel (1875–1954). Sein Dachauer Hinterland.
sondern Zeitloses malen. Die benen Beinen« (80 000 bis Gemälde »Am Steg II« zeigt die Spitzenreiter bei den Skulp
Grundidee meiner Bilder ist, 120 000 Euro). Die größten Hoff Rückenansicht einer weiß turen ist eine zarte Mädchen
die Bühne zu malen, auf der nungen werden hier allerdings bekleideten Frau mit Strohhut figur des Berliner Bildhauers
unser aller Existenzkampf statt mit Gabriele Münters Gemälde (Taxe 20 000 Euro). Fritz Klimsch (1870–1960), dem
findet.« Er wählt dazu die Figu »Blaue Blumen« verknüpft. Das Von Sammlern expressionis Wilhelm von Bode, die Exzel
ration, mal mythische, mal gro aus der am Kunstmarkt begehr tischer Druckgrafik gesucht ist lenz der Berliner Museen, 1924
teske Wesen. ten frühen Schaffensperiode der Otto Muellers (1874–1930) selte die erste Monografie widmete.
Der plötzliche Erfolg traf Künstlerin stammende, farb ne Farblithografie »Die Auffin Die 1,50 Meter große Bronze ist
den Künstler reichlich unerwar intensive Werk wird auf 180 000 dung des Kindlein Moses«, von mit 30 000 Euro taxiert. Der
tet. Was lange Zeit als unver bis 240 000 Euro geschätzt. der man einen Abzug im Künstler selbst bezeichnete sie
käuflich galt, reißen die Samm MARTIN MIERSCH MoMA in New York bewun als »eine meiner schönsten
ler ihm heute quasi von der dern kann. Vier nackte Frauen Figuren«. Ein weiteres High
sind auf dem gelbschwarzen light ist eine kniende Figur von
Blatt pyramidenförmig ange Georg Kolbe (1877–1947). Min
ordnet. UTE STRIMMER destens 25 000 Euro wird man
1 Jonas Burgert, »Potsdam-Zyklus
investieren müssen, um dieses
Teil 2«, Ketterer, München, Taxe
60 000 bis 80 000 Euro Werk, für das die Berliner Kol
beExpertin Ursel Berger das
2 César Baldaccini, »Main«, 1968,
Polyester, 50 x 180 x 80 cm, Gutachten schrieb, sein Eigen
Neumeister, München, 100 000 bis nennen zu dürfen. Eine Attrak
150 000 Euro tion ist die Sammlung von etwa
3 Otto Strützel »Schwarzbunte Kuh 2 20 Miniaturmöbeln (Taxen zwi
von vorn«, 1886, Scheublein Art & schen 150 und 450 Euro).
Auktionen, München, Taxe 600 Euro SUSANNE LUX
92
723 | Kunst & Antiquitäten
1. Juli 2015
V.l.n.r.: (Detail:) Gustavo Simoni (1846-1926), Aquarell und Bleistift/Papier, datiert „Roma 89“, 105 x 72 cm | Hans Rueland
(attr.), Heilige Katharina, westliches Allgäu/Bodenseeraum, um 1485, H. 135 cm | Max Nonnenbruch (1857-1922), „Jugend“,
Öl/Leinwand, 117 x 70 cm | Barock-Deckelhumpen, Danzig, um 1670/80, Meister: Christian Bockhorn, H. 26 cm
Nagel Auktionen GmbH & Co. KG | Neckarstraße 189 – 191 | 70190 Stuttgart | Postfach 103554 | 70030 Stuttgart
Tel: + 49 (0) 711 - 64 969 - 0 | Fax: + 49 (0) 711 - 64 969 - 696 | contact@auction.de
Viewing Contact
The Collection of a 4–7 July
8 King Street
Milo Dickinson
mdickinson@christies.com
Distinguished Swiss Gentleman London SW1Y 6QT +44 (0) 20 7389 2333
below
ATRRIBUTED TO DANIEL MAUCH
ULM, CIRCA 1510
A parcel-gilt polychrome wood
relief of the Annunciation
92.2 cm. high
£40,000-60,000
Bilder: Quittenbaum, München/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Gorny & Mosch, München; Hampel, München
Euro). Egon Eiermann, einer nommen. 644 Lose umfassenden Aukti- Mischwesen bevölkern Land-
der Protagonisten der 1950er- Christian Rohlfs (1949–1938) onsangebot findet man auch schaften. Bis heute faszinieren
Jahre, ist mit rund zehn Losen schuf den auf 40 000 Euro das Unterteil einer solchen Antonius-Bilder als Spiegel
vertreten. Zu den jüngsten geschätzten weiblichen Akt in Mumienhülle, die durch die menschlicher Begierden und
Highlights der Offerte gehören Öl. Von dem Berliner Bildhauer Farbfreudigkeit und die kunst- Ängste. Eine besonders anspre-
Lichtobjekte von Stefan Wie- August Gaul (1869–1921) kommt volle Ausführung der figuren- chende Version versteigert
land sowie ein Ensemble mit eine kleine Katze von 1901 reichen Bemalung besticht Hampel. Das große Gemälde ist
Tisch und zwei Stühlen von (Taxe 11 000 Euro) unter den (Schätzpreis 4200 Euro). mit 400 000 Euro angesetzt und
Konstantin Grcic. Skandinavi- Hammer, die der Künstler Aus zwei alten Sammlungen stammt von Pieter Brueghel
sches Design ist mit Stühlen später noch einmal als Kühler- stammt eine bemerkenswerte dem Jüngeren (1564–1638). Der
von Finn Juhl und Hans Weg- figur gestaltete. UTE STRIMMER Auswahl an Tafelgeschirr der Sprössling aus der berühmten
ner vertreten. Römerzeit aus Terra Sigillata flämisch-niederländischen
Bei der Klassischen Moder- mit feiner Reliefverzierung. Maler-Dynastie wurde 1585 als
ne und zeitgenössischen Kunst ANTIKEN Unter den Steinskulpturen fällt selbstständiger Maler in den
steht der Schneemaler Alfons Gorny & Mosch ein bärtiger Männerkopf aus Büchern der Lukasgilde ver-
Walde (1891–1958) im Mittel- München, 17. Juni weißem Marmor im Stil der zeichnet. Klaus Ertz, Verfasser
klassischen Antike ins Auge, einer dickleibigen Monografie
Die Provenienz eines antiken eine künstlerisch hochklassige samt Werkverzeichnis über Pie-
Kunstgegenstandes – schon Nachschöpfung aus dem 19. ter Brueghel den Jüngeren,
immer ein wesentlicher wertbil- Jahrhundert. Teuerstes Stück identifizierte das angebotene
dender Faktor – wird noch der Auktion ist eine attraktive Gemälde nach Begutachtung
mehr Bedeutung gewinnen, marmorne Frauenbüste aus des Originals als eigenhändige
wenn demnächst die Pläne der dem alten Rom, 1. Jh. n. Chr. Arbeit des Künstlers. Dazu liegt
Bundesregierung verwirklicht (Schätzpreis 40 000 Euro). eine Pigmentanalyse vor.
werden sollten, gesetzlich den HARTMUT KREUTZER UTE STRIMMER
Handel mit Kulturgut radikal
zu reglementieren und für jede
Antiquität einen »amtlichen
Herkunftsnachweis« zu verlan-
1
gen, insbesondere wenn es sich
um Objekte aus dem Vorderen
Orient handelt.
1 Alfons Walde, »Fastnacht in Tirol«, Auf der sicheren Seite ist
1934, Gouache auf Bütten, man da wohl mit einer ägypti-
33 x 27,2 cm, Quittenbaum, München,
schen Mumienmaske aus
Taxe 60 000 bis 80 000 Euro
ptolemäischer Zeit, für die das
2 Mumienmaske, ägyptisch,
Gorny & Mosch eine von den
ptolemäisch, Gorny & Mosch,
München, Taxe 4200 Euro libanesischen Behörden im Jahr
1975 ausgestellte Ausfuhrgeneh-
3 Pieter Brueghel der Jüngere,
»Versuchung des heiligen Antonius«, migung vorlegen kann (Schätz-
Öl/Holz, 49 x 65 cm, Hampel, preis 4000 Euro). Es ist das
München, Taxe 400 000 bis Gesichtsteil einer Mumienkar-
3
600 000 Euro tonage, bestehend aus stuckier-
96
29. KUNSTAUKTION
26. JUNI 2015, 14 UHR
Fritz Klimsch
(1870-1960)
In Wind und
WENDL – Sonne. Bronze.
H. 146,5 cm
Auktionshaus der Entdeckungen
Auktion 18. bis 20. Juni 2015
4800 Lose: Schwerpunkte Porzellan (Sammlung
Schalk-Thielmann und Teepuppen-Sammlung), Jugendstilglas
(u. a. Tiffany, Gallé), Fayence und Steinzeug, seltene Bücher,
Möbel, Schmuck, Silber, Skulpturen von Spätgotik bis Moderne
(u. a. Markus Lüpertz und George Minne) u. v. m.
98
AUKTIONEN
MALEREI Mongolei und dem frühen Ansicht des »Dianen Tempel in
Döbritz 18. Jh. stammend, das Dornbach« ziert einen signier-
Frankfurt, 20. Juni Abbild der Göttin des lan- ten Ranftbecher von Gottlob
gen Lebens, Ushnishavi- Mohn (1762–1815), der in Zwiesel
Mondscheinzauber! Man wird jaya, sowie ein mit 87 cm mit einem Schätzpreis von
an Eichendorff’sche Gedichte Höhe großes Paar buddhis- 10 000 bis 15 000 Euro versehen
oder an die Erzählung »Das tischer Bronzelöwen aus der ist. 1807 gründete der Porzellan-
Marmorbild« erinnert beim Ming- oder frühen Qing-Dynas- Hausmaler Mohn in Leipzig
Anblick dieser vom Mondlicht ASIATIKA 2 tie (Taxe je 80 000 bis 120 000 und später in Dresden eine
beleuchteten »Südlichen Galan- Nagel Euro). kleine Fabrik, in der er Gläser
terie im Mondschein«. Die stim- Stuttgart, 5. und 6. Juni Die Offerte umfasst eine bemalte. Durch die besonders
mungsvolle und malerisch Auswahl von über 200 Zisha- lichtdurchlässigen Farben, die
hochwertige Nachtansicht von Gleich mehrere erstklassige Teekannen aus der Sammlung sich auf Glas einbrennen lassen,
Oswald Achenbach (Taxe 12 000 Arbeiten von Qi Baishi Lam Chi-Wang (1921–2003) in zeichneten sich diese Gläser
Euro), die eine Gesellschaft in (1864–1957) und Xu Beihong Macau. Teekannen aus Zisha- durch eine für die damalige Ver-
einer von zwei rätselhaften gro- (1895–1953) konnte Nagel für Steinzeug lassen sich bis in die hältnisse ungewöhnliche
ßen Skulpturen bewachten die kommende Auktion aus Ming-Zeit (1368–1644) zurück- Leuchtkraft aus, die insbesonde-
Parklandschaft an einem See- einer hochwertigen norddeut- verfolgen, als sich das Ziehen- re bei den Herrscherhäusern
ufer zeigt, ist ein Höhepunkt schen Privatsammlung akqui- lassen getrockneter Teeblätter geschätzt wurde. Ein Blumen-
der Auktion bei Döbritz. rieren, aus der auch mehrere in heißem Wasser – gegenüber rand, »worin der Kenner alle
Heroischer und zugleich Highlights der anstehenden der Zubereitung von Teegeträn- bekannten Farben beisammen
Bilder: Döbritz, Frankfurt; Nagel, Stuttgart; Fischer, Heilbronn
auch ein wenig idyllisch kommt Auktionen europäischer Kunst ken durch Kochen – durchzu- findet«, erhöhte den Preis seiner
die farbenfrohe Küstenland- und Malerei stammen. setzen begann. Die Vorliebe der Gläser nicht unerheblich.
schaft »Die Bucht von Menton« Zwei Darstellungen galop- Gelehrten der damaligen Zeit Mehr als acht Kilometer
von Georg Heinrich Crola pierender Pferde von Xu Bei- für natürliche Farben, Formen Glasfäden verarbeitete die
(1804–1879) daher. Das Gemälde hong, datiert auf 1945 und 1947, und Materialien klingen bei Künstlerin Mary Ann Toots
aus dem Jahr 1838 zeigt die werden zu jeweils 100 000 bis Zisha-Waren des 20. Jahrhun- Zynsky für ihre Schale (Taxe
damals noch zum Fürstentum 150 000 Euro aufgerufen. Qi derts noch an. Von der renom- 7000 bis 8000 Euro).
Monaco gehörende Stadt zwi- Baishi ist unter anderem mit mierten Meisterin Jiang Rong PHILIPP ZIEGLER
schen Italien und Frankreich. Abbildungen in Farbe und (1919–2008) stammt eine blaue
Das Bild kommt aus dem Besitz Tusche von Glyzinien, Pfirsi- Kanne in Form einer Lotoskap-
der Familie des Malers und chen des langen Lebens und sel (Taxe 15 000 bis 20 000 Euro).
wird auf 25 000 Euro taxiert. Li Tieguai vertreten, einem der Auf dem Deckel des Gefäßes
Georg Heinrich Crola, eigent- acht Unsterblichen, dessen sitzt eine Kröte. STEFFI KUPKA
lich Croll, stammte aus Dresden Kennzeichen der Flaschenkür-
und stand der symbolisch über- bis und die Eisenkrücke sind
höhten Landschaftsmalerei von (Taxe je 60 000 bis 100 000 Euro). KUNST UND ANTIQUITÄTEN
Caspar David Friedrich und Der Bereich der Malerei wird Fischer
Johan Christian Dahl nahe. mit Blättern bekannter Künstler Heilbronn, 11. Juni
Abgerundet wird die Auktion wie Wu Changshuo (1844–1927) Zwiesel, 27. Juni
von Arbeiten der lokalen Land- oder Lu Yanshao (1909–1993)
schaftsmaler der Kronberger abgerundet. Zu den Toplosen Für den Katalogpreis von 6000 3
Schule. FRANK MAIER-SOLGK der Bronzen gehört, aus der bis 8000 Euro wird bei Fischer
in Heilbronn ein »Stehender
Akt« des französischen Malers
Paul Jourdy (1805–1856) zum
Aufruf kommen, der zusammen
mit etwa 430 Objekten aus den
Sparten Gemälde, Bronzen, 1 Oswald Achenbach, »Südliche
Asiatika, Moderne und zeitge- Galanterie im Mondschein«,
76 x 108 cm, Döbritz, Frankfurt,
nössische Kunst angeboten
Taxe 12 000 Euro
wird. Das Werk von Jourdy, der
2 Teekanne, Jiang Rong,
ein Schüler des Klassizisten
Zisha-Steinzeug, Nagel,
Jean-Auguste-Dominiques Stuttgart, Taxe 15 000 bis
Ingres war, zeichnete sich neben 20 000 Euro
Porträts und Frauenbildnissen 3 Ranftbecher, Gottlob Mohn,
vor allem durch Historienge- »Dianen Tempel in Dornbach«,
mälde mit Szenen aus dem klas- Fischer, Heilbronn, Taxe 10 000
1
sischen Altertum aus. Eine bis 15 000 Euro
99
AUKTIONEN
KUNST UND ANTIQUITÄTEN kas, Australiens, Asiens und
Kastern Ozeaniens reicht, kommt bei
Hannover, 13. Juni Zemanek-Münster in Würzburg
zum Aufruf. Mit rund 90 Losen
Für das Auktionshaus Kastern wird ein besonderes Augen-
ist Hannover, die Geburtsstadt merk auf die Sparte Altamerika
des Dadaisten Kurt Schwitters, gelegt, in der ein stehendes
ein klarer Standortvorteil. Figurenpaar aus Nayarit hervor-
Immer wieder werden Schwit- sticht, das aus der Detroiter
ters-Arbeiten eingeliefert, wie Sammlung Mathilda Graff ein-
für die kommende Auktion das geliefert wurde. Es wird vermu-
1910 bis 1913 entstandene Ölbild tet, dass es sich bei den durch
»Ohne Titel/Frau in Tracht«. ihre ausnehmend naturalisti-
Das 92 x 44 cm große Frühwerk sche Darstellung bestechenden
wird auf 6000 Euro taxiert. Figuren um Grabwächter-Figu-
Den Liebhabern alter Kunst ren aus der Zeit zwischen 300 v.
bietet Kastern eine schöne Chr. und 200 n. Chr. handelt
Bilder: Kastern, Hannover; Bassenge, Berlin/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Zemanek-Münster, Würzburg
flämische Tapisserie aus dem (Taxe 8000 Euro).
17. Jahrhundert. Mit ihren Aus der deutschen Privat-
wohnlichen Maßen von 250 x sammlung Robert Zink stam-
350 cm und ihrem guten Erhal- men 14 Keramiken, darunter
2
tungszustand wir das Motiv eine kniende weibliche Figur,
»Christus übergibt dem hl. die dem Jalisco-Ameca-Gray-
Petrus die Himmelsschlüssel« FOTOGRAFIE Bilddokumente an, die den Kunststil aus Westmexiko zuge-
sicher auch im protestantischen Bassenge zweiten japanisch-chinesischen schrieben wird. Für die somit
Norden seine Liebhaber finden. Berlin, 3. Juni Krieg (1937–1945) zeigen. Sie aus der Zeit zwischen 300 v.
Gut 200 Lose Schmuck und stammen aus dem Besitz eines Chr. und 350 n. Chr. stammen-
Uhren ergänzen das Angebot, Alte Stadtaufnahmen haben italienischen Marineoffiziers. de Keramik werden Gebote ab
darunter befinden sich auch einen ganz eigenen Reiz und sie Die Arbeit »Buillon« von 2800 Euro erwartet. Aus dersel-
einige antike Stücke mit mehr- regen immer wieder zum Ver- Thomas Demand aus dem Jahr ben Sammlung stammt auch
karätigen Altschliffdiamanten. gleichen an. Dabei geht es im 2003 (Limit 4000 Euro) wirkt eine im Spiegel flächenfüllend
Unterhaltsam ist die große Betrachten alter Stadtfotos auch auf den ersten Blick wie schlicht polychrom bemalte Fußschale
Sammlung an Spieluhren, Sing- um den Vergleich von tatsächli- abfotografierte Wirklichkeit, aus der Veraguas-Region in
vogelkäfigen und Drehorgeln. cher zu fotografierter Wirklich- der zweite Blick verrät, dass sie Panama, die in stark abstrahier-
Ihre Taxen bewegen sich im keit und um die vielen mögli- eine Rekonstruktion der Reali- ter und äußerst seltener En-face-
niedrigen drei- bis mittleren chen Abstufungen zwischen tät darstellt, lebensgroß und Darstellung das Abbild eines
vierstelligen Bereich und diesen zwei Polen. Ein Beispiel penibel von ihm nachgebaut aus Priesters oder Schamanen zeigt,
sichern auch ohne Stroman- dafür sind die sechs großen Pappe und Papier. Nach der der die Maske des Alligator-
schluss unterhaltsame Stunden. Salzpapier-Fotografien von 1856, Aufnahme wurde die konstru- Gottes trägt (Taxe 2800 Euro).
FRANK G. KURZHALS die jetzt Bassenge auf seiner ierte Wirklichkeit von ihm zer- PHILIPP ZIEGLER
Fotoauktion anbietet. stört und nur noch die Fotogra-
Es sind Ansichten von Lyon. fie der Rekonstruktion bleibt
Diese zählen zu den frühesten hier als 30 x 30 cm großer Lamb-
Papierfotos der Stadt (Taxen um da-Print bestehen.
1000 Euro) und fordern den prü- FRANK G. KURZHALS
fenden Vergleich geradezu 3
heraus. Ebenfalls sehr frühe
Arbeiten lassen das alte Berlin TRIBAL ART
1
(L. Ahrendts), Paris (Baldus, Zemanek-Münster
Fortier u. a.) und Rom (J. Würzburg, 27. Juni
Anderson) vor dem Auge des
1 Tapisserie, flämisch, 17. Jh.,
250 x 350 cm, Kastern, Hannover, Betrachters auferstehen (Taxen Eine außergewöhnlich vielseiti-
Limit 20 000 Euro zwischen 600 Euro und 1200 ge, 500 Objekte umfassende
2 Thomas Demand, »Buillon«, 2003, Euro). Bei einer Reihe von chi- Offerte außereuropäischer
Lambda-Print, 30 x 30 cm, Bassenge, nesischen Fotografien mag die Kunst, die von ägyptischen
Berlin, Limit 4000 Euro Frage nach Wirklichkeit und Antiken über präkolumbische
3 Figur, 300 v. Chr. bis 350 n. Chr., Inszenierung von Wirklichkeit Keramik und Ethnografika ark-
Westmexiko, Keramik, Zemanek- noch naheliegender sein. Bas- tischer Volksgruppen bis hin
Münster, Würzburg, Taxe 2800 Euro senge bietet hier äußerst seltene zur traditionellen Kunst Afri-
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5. / 6. Juni 2015 DR. FISCHER
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Besichtigung 5. – 9.6.2015
Bilder: Künker, Osnabrück; Kiefer, Pforzheim; Jeschke van Vliet, Berlin; Wendl, Rudolstadt
tin Maria Anna zeigt (Taxe Eine der wichtigsten und sel- sammlungen heraus. Gut 800
75 000 Euro). tensten Architekturpublikatio- Burschikos mit Hut und Ziga- Teepuppen lenken den Blick auf
Mit Max III. Joseph starb die nen der Moderne kommt bei rette im Mund inszenierte der ein nahezu vergessenes Artefakt
bayerische Linie des Hauses Kiefer in Pforzheim unter den tschechisch-österreichische der bürgerlichen Tischkultur.
Wittelsbach aus, seine Nachfol- Hammer. Es handelt sich hier- Künstler Anton Josef Trcka die Sie sind aus Porzellan, Wachs
ge als Herrscher des Kurfürsten- bei um »E 1027 Maison en bord Tänzerin in der Fotografie, die oder Holz, meist fein model-
tums Bayern trat der pfälzische de mer« von Eileen Gray und Jeschke van Vliet im Juni offe- liert. Diese Tee- oder Kaffeewär-
Kurfürst Karl Theodor an, der Jean Badovici. In dieser Ausgabe riert. Der Vintage-Print von merpuppen sind zwischen 1918
damit beide Kurwürden auf von »L’architecture vivante« 1928 ist auf 1200 Euro taxiert. und etwa 1950 entstanden und
sich vereinigte. Wie er kamen geht es allein um ein ultra- Unter den Zeitgenossen werden mit einem Limit von bis
alle weiteren Herrscher Bayerns modernes Haus im südfranzösi- sticht der C-Print »Working zu 250 Euro angeboten.
aus einer der pfälzischen Linien schen Roquebrune-Cap-Martin, material for the project Frozen Typisierungen bietet auch
das schon bald zu einer Archi- Sea« (Taxe 2400) des finnischen die zweite Figurensammlung
tektur-Ikone werden sollte. Fotografen Miklos Gaál aus von 300 Tänzerinnen, Harleki-
Eileen Gray hatte Badovici dem Jahr 2004 hervor. Ein nen oder »Alte-Fritz«-Büsten
Anfang der 1920er-Jahre ken- Gemälde-Highlight der Auktion von KPM Berlin, Meissen oder
nengelernt, als sie bereits erste ist das großformatige Ölbild den Schwarzburger Werkstätten
Erfolge vor allem als Designerin »Près de la Moulin de Gauthier« (Limit-Preise bis zu 1200 Euro).
von Möbeln vorweisen konnte. des Dresdener Künstlers Max Neben über 700 Gemälden gibt
1925 vertraute er ihr den Uhlig mit einer Taxe von 14 000 es auch einen altrestaurierten
1 Gesamtentwurf dieses Hauses Euro. Das Werk entstand ver- klassizistischen Schreibsekretär
an. Der als Dialog verfasste Ein- mutlich auf seinem Gehöft in von Friedrich Gottlob Hoff-
der Wittelsbacher. Das Bild Bay- leitungstext »De l’éclectisme au der Provence. Eine Rarität ist mann (Limit 1800 Euro) oder
erns so nachhaltig prägende doute« gilt als das »Glaubensbe- eine Vase von Nancy Daum Frè- eine von Louis Comfort Tiffany
Persönlichkeiten auf dem baye- kenntnis« der Architektin. Die res (Taxe 2000). SUSANNE LUX signierte Vase (Taxe 2200 Euro)
rischen Thron wie der kunstsin- zahlreichen Abbildungen doku- zu entdecken.
nige König Ludwig I. und der mentieren das Haus in allen FRANK G. KURZHALS
»Märchenkönig« Ludwig II. Details (Taxe 9000 Euro).
waren also – wenn man so will Unter den alten Drucken
– gar keine »echten Bayern«. fällt die 1565 in Rom erschiene-
1 Goldmedaille, Bayern,
In der Fülle der Silberprä- ne Fabelsammlung »Fabulae
Kurfürstin Maria Anna, Künker,
gungen finden sich seltene Stü- centum ex antiquis auctoribus Osnabrück, Taxe 75 000 Euro
cke von Erfurt, Halberstadt, delectae« (Taxe 6000 Euro) ins
2 »Flos Solis maior«, Kupferstich,
Hamburg, Magdeburg, Minden Auge. Sie wurde auf Wunsch um 1750, Eichstätt, Kiefer,
und Quedlinburg aus der des Papstes Pius IV. von Gabrie- Pforzheim, Taxe 7500 Euro
Sammlung Friedrich Popken. le Faerno zusammengestellt. 3 Anton Josef Trcka, Tänzerin,
Zur Versteigerung kommt ein Puristisch, ganz auf die Grund- 1928, Vintage-Abzug, Jeschke
Teil der Sammlung Horn mit form reduziert, aber mit liebe- van Vliet, Berlin, Taxe 1200
deutschen Münzen und Medail- voller Detailbehandlung 4 Vase, Louis Comfort Tiffany,
len sowie russische Prägungen. kommt der Kupferstich einer Auktionshaus Wendl, Rudolstadt,
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ragende Objekte wie eine Louis-
Seine Vision galt dem perfekten XVI-Ormolu-Schreibschatulle
Möbel: David Roentgen, der die von David Roentgen und Fran-
Werkstatt seines Vaters Abra- çois Rémond um 1780, die auf
ham Roentgen übernahm und 100 000 bis 150 000 Euro taxiert
sie zu einem Unternehmen mit ist. Sie war erst 2012 in der gro-
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nfang der 1730er-Jahre ließ der Ausstellung sind acht weitere seiner Hin- einmal aus östlicher Richtung. Typisch für
sich der aus Tirol stam- terglasbilder aufgetaucht, die sich allesamt in Baumgartner sind die ausradierten, schwarz
mende Maler Johann Wolf- Privatsammlungen befinden. hinterlegten Konturlinien, die zarten Grau-,
gang Baumgartner in der Zuletzt gelang im November 2014 eine Blau- und Rosétöne – aufgelockert durch far-
Freien Reichsstadt Augsburg nieder. Als sensationelle Neuentdeckung: Das Berner bige Akzente in kräftigem Rot.
Sohn eines Schmiedes geboren, hatte Baum- Auktionshaus Dobiaschofsky hatte die bei- Die Werke entstanden nach Vorlagen
gartner in Salzburg die Hinterglasmalerei ge- den Hinterglasbilder mit Ansichten Vene- des in Augsburg tätigen Stechers Bernhard
lernt und sich daraufhin auf Wanderschaft digs, jeweils 26 mal 36 Zentimeter groß, in Vogel, der in der ersten Hälfte des 18. Jahr-
nach Italien, Österreich, die Steiermark, Un- der Auktion. Die rückwärtig angebrachten hunderts eine Folge von insgesamt 16 groß-
garn und Böhmen begeben – seine Hinter- Etiketten lassen darauf schließen, dass sie formatigen Schabkunstblättern (51 x 72 cm)
glasbilder sind in ganz Europa verbreitet. sich um 1930 in England befanden – damals mit venezianischen Ansichten nach Gemäl-
Sein künstlerisches Schaffen umfasst als Konvolut von vier Gemälden – bevor sie den Johan (Giovanni) Richters schuf. Das Ge-
unterschiedlichste Techniken: Hinterglasma- (in Folge einer Erbteilung?) schließlich den mälde Richters, nach dem die Stichvorlage
lereien, Zeichnungen und Ölskizzen als Vor- Weg in die Schweiz fanden. Die Etiketten für die Ansicht der Piazzetta von Norden
lagen für Druckgrafik – seine ungewöhnli- nannten als Künstler den flämischen Maler (hier klein dargestellt) entstanden sein dürfte,
che künstlerische Laufbahn beschloss er als Peter (Pieter) van Lint. Dessen rubeneske befindet sich im Besitz der Staatsgalerie
begehrter Maler von Tafelbildern und Fres- Ästhetik unterscheidet sich jedoch stark von Stuttgart. Da Richters Gemälde interessante
ken. Baumgartners Hinterglasbilder sind den beiden vorliegenden Bildern. Dem farbliche Parallelen zu den Hinterglasbildern
gleich in zweierlei Hinsicht ein Glücksfall: Hinterglassammler und -experten Wolfgang Baumgartners aufzeigen (auch bei Richter
Obwohl viele der in Augsburg tätigen Hin- trägt beispielweise die Dame im mittleren
terglasmaler namentlich bekannt sind, ge- Vordergrund ein rotes Kleid), scheint die Fra-
staltet sich eine eindeutige Zuschreibung be- ge berechtigt, ob Baumgartner nicht auch
stimmter Werke gemeinhin schwierig, da die Gemäldevorlage der Stiche kannte.
Signaturen nicht üblich waren und ein über- Während Baumgartner beim Großteil
aus homogener Malstil gepflegt wurde. Von seiner Werke hinter Glas (basierend auf dem
Baumgartners Werken aber tragen sogar Kupferstichwerk »Iconographia«, das der
zwei eine Signatur; zugleich erweisen sie sich Augsburger Stecher Melchior Küsel in der
im Hinblick auf Technik und Vorlagenwahl zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach
als so einzigartig, dass eine sichere Zuschrei- Zeichnungen Johann Wilhelm Baurs schuf)
bung möglich wird. eine recht freie Vorgehensweise pflegte, die
Die übliche Technik der Hinterglasma- immer wieder bewusste Abänderungen der
lerei besteht in einer im Vergleich zur Lein- Vorlage beinhaltet, ist im Hinblick auf die
wandmalerei umgekehrten Vorgehensweise, Venedigansichten bemerkenswert, dass er
bei der zunächst Konturen und Details ange- bei der Übertragung der Schabkunstblätter
legt werden und das Malen des Hintergrun- Venedig ist seit Jahrhunderten ein Ort der
in das Medium der Hinterglasmalerei äu-
des zum Schluss erfolgt. Baumgartner je- Sehnsucht. Baumgartners Hinterglasbilder ßerst detailgenau und stets seitenrichtig ar-
doch pflegte die »Hinterglas-Farbradierung«. zeigen den Molo und die Biblioteca Marcia- beitete. Dies dürfte der Tatsache geschuldet
Erst nach dem Malen des Mittel- und Hinter- na von Norden und von Osten (links) sein, dass Vogels Schabkunstblätter real exis-
grundes radierte er Umrisslinien und Bin- tierende Stadtprospekte wiedergeben, wäh-
nenzeichnung der Darstellung in die aufge- rend die Stiche Küsels frei komponierte, ca-
tragene Farbe. Als letzter Arbeitsschritt pricciohafte Fantasieansichten zeigen.
wurden diese ausradierten Linien mit Waren bislang nur drei Hinterglasbilder
schwarzem Büttenpapier hinterlegt. bekannt, für die Baumgartner Vogels Vene-
Im Vergleich zur herkömmlichen Hin- Steiner fielen die gestalterischen Charakteris- dig-Ansichten als Vorlage nutzte, wächst die-
terglasmalerei konnte Baumgartner dadurch tika der Gemälde auf. Nach einer Untersu- se Zahl nun auf fünf Werke an, wobei eines
eine erstaunliche Detailfreude an den Tag le- chung vor Ort – bei der die Glasscheiben aus- der bereits 2012 bekannten Bilder – befind-
gen. In Verbindung mit seinen charakteristi- gerahmt und die schwarze Hinterlegung lich in deutschem Privatbesitz – exakt die
schen Pastelltönen entsteht so ein optischer entfernt wurden, sodass die ausradierten Li- gleichen Maße der beiden Ansichten der Pi-
Eindruck, der sich von den Werken anderer nien sichtbar wurden – konnten sie als bis- azzetta aufweist. Aufgrund des oftmals seri-
Hinterglaskünstler unterscheidet. Oftmals lang nicht entdeckte Werke Johann Wolf- ellen Charakters der Hinterglasbilder Baum-
wurden seine Bilder nicht einmal als Hinter- gang Baumgartners identifiziert und in der gartners (im schweizerischen Vitromusée
glasmalerei erkannt. So fanden einige als Folge für die Sammlung W. u. G. Steiner er- Romont existieren etwa vier kleinformatige
Gouachen oder Aquarelle ihren Weg in worben werden, die bereits zuvor einen Be- Bilder, die eindeutig als Pendants geschaffen
Sammlungen oder den Kunsthandel. stand von fünf Hinterglasgemälden Baum- wurden), ist die Vermutung naheliegend,
Im Jahr 2012 präsentierten die Kunst- gartners verzeichnete. dass dieses Bild zum Konvolut der einst in
sammlungen und Museen Augsburg im Rah- Beide Gemälde zeigen eine von zahlrei- England angebotenen Venedigansichten ge-
men der Kabinettausstellung »Johann Wolf- chen Menschen bevölkerte Ansicht der Piaz- zählt haben könnte und wohl noch mehr bis-
gang Baumgartner – Veduten hinter Glas« zetta San Marco in Venedig – also den Teil lang unbekannte Werke Baumgartners auf
erstmals alle erreichbaren Hinterglasbilder des Markusplatzes zwischen Dogenpalast, Bi- ihre Entdeckung warten. ×
Baumgartners der Öffentlichkeit. Insgesamt blioteca Marciana und dem Bacino San Mar-
22 Werke waren bekannt, die in einem um- co mit den Säulen der Stadtheiligen Markus Julia Quandt ist wissenschafltiche Mitarbeiterin
fangreichen Katalog vorgestellt wurden. Seit und Theodorus, einmal aus nördlicher und der Kunstsammlungen und Museen Augsburg
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Kunst 19./20. 6. Münzen, Varia 30. 5./27. 6. Antiquitäten, Kunst 13. 6. Münzen, Medaillen 4.–6. 6. 9. 6.
Design 10. 6.
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Kunst, Antiquitäten 26. 6. Dorotheum Feddersen (1848-1941): Von Leipzig
(0043 1 / 51 56 00) Basel Luft und Licht. Von Wind Grassi Museum für
Münster Autografen 1. 6. selection artfair. Basel Art und Wolken. 7. 6.–27. 9. Angewandte Kunst:
Daniel Meyer Moderne Kunst 9. 6. Center, Halle 33 16.–21. 6. Exotik Verführung
(02 51 / 4 82 85 72) Silber 9. 6. Rhy Art Fair. Rhypark Basel Glamour. 18. 6.–11. 10.
Antiquitäten, Kunst 27. 6. Gegenwartskunst 10./11. 6. 18.–21. 6. Kunsthalle Basel:
Juwelen 11. 6. Design Miami/Basel. Anicka Yi: 7,070,430K of London
Mutterstadt Uhren 12. 6. Messe, Halle 1 16.–21. 6. Digital Spit. 12. 6.–16. 8. Tate Modern: Agnes
Henry‘s (0 62 34 / 8 01 10) Bücher, Grafik 15. 6. LISTE. Burgweg 16.–21. 6. Martin. 3. 6.–11. 10.
Teppiche 7. 6. Asiatica 18. 6. Art Basel. Messe 18.–21. 6. Basel/Riehen
Uhren 12. 6. Möbel, Kunst 19. 6. Scope Basel. Kaserne Basel Fondation Beyeler: München
Schmuck 19. 6. Fotografie 22. 6. 16.–21. 6. Marlene Dumas. 31. 5.–6. 9. Haus der Kunst:
Alte Meister 24. 6. VOLTA 11. Markthalle Geniale Dilletanten.
New York Hassfurther 15.–20. 6. Berlin Subkultur der 1980er-Jahre
Swann Galleries (0043 1/5 33 41 74) Kupferstichkabinett: in Deutschland.
(0012 12/2 54 47 10) Alte Meister, Biedermeier, Brüssel Wir kommen auf den 26. 6.–11. 10.
Bücher 10./17. 6. Klassische Moderne 28. 5. Asian Art in Brussels. Hund. Eine tierische Pinakothek der Moderne:
Im Kinsky Kunsthandlungen, Place du Sommerausstellung im Einblicke in die Lithowerk-
Nürnberg (0043 1/5 32 42 00) Grand Sablon 10.–14. 6. Kupferstichkabinett. statt. Probe- und Zustands-
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Antiquitäten, Kunst, Varia 16./17. 6. Art Fair. Kunsthandlungen, Vuillard. Bis 28. 6.
18.–20. 6. Place du Grand Sablon Bottrop Zilla Leutenegger: Ring
Wiesbaden 10.–14. 6. Josef Albers Museum: My Bell. 26. 6.–4. 10.
Oberursel Jäger (06 11 / 30 41 02) BRUNEAF – Brussels Non Sol LeWitt. Wall Drawing
Homm (0 61 71 / 5 54 97) Antiquitäten, Kunst 13. 6. European Art Fair. 1176. For Josef Albers. Münchenstein/Basel
Antiquitäten, Kunst 27. 6. Rippon Boswell Kunsthandlungen, Place du 7. 6.–30. 8. Schaulager: Future Present
(06 11/33 44 30) Grand Sablon 10.–14. 6. – Emanuel-Hoffmann-Stif-
Osnabrück Teppiche 13. 6. Bozen tung. 13. 6.–31. 1. 2016
Künker (05 41 / 96 20 20) Essen Museion: Hubert Kostner:
Münzen 23.–25. 6. Wiesloch C.A.R. Media Art Fair. Konzeptmontage. St. Gallen
Badisches Auktionshaus Zollverein 29.–31. 5. 6. 6.–30. 8. Kunstmuseum: Gerard
Pfaffenhofen (06 22 2/ 38 65 22) Byrne. 6. 6.–13. 9.
Theilmann Antiquitäten, Kunst 28. 5. London Frankfurt am Main
(0 84 41 / 78 86 63) Olympia – International Schirn: Die bewegte Leere Washington
Antiquitäten, Kunst 27. 6. Worms Art & Antiques Fair. des Moments: Alicja Kwade. National Gallery of Art:
Lösch (0 62 47 / 9 04 60) Olympia London 18.–28. 6. bis 14. 6. Gustave Caillebotte: The
Pforzheim Spielzeug, Militaria 5./6. 6. Masterpiece London. The Städel Museum: Painter‘s Eye. 28. 6.–4. 10.
Kiefer (0 72 31 / 9 23 20) Royal Hospital Chelsea Laster des Lebens: Pleasure and Piety: The Art
Bücher, Grafik, Kunst Würzburg 25. 6.–1. 7. Druckgrafik von William of Joachim Wtewael.
26./27. 6. Mars (09 31 / 5 56 58) Hogarth. 10. 6.–6. 9 28. 6.–4. 10.
Antiquitäten, Kunst 27. 6. Pulheim
Plauen Zemanek-Münster art‘pu:l. Walzwerk 4.–7. 6. Hamburg Zürich
Mehlis (0 37 41 / 22 10 05) (09 31/1 77 21) Bucerius Kunst Forum: Kunsthaus Zürich:
Antiquitäten, Kunst, histor. Tribal Art 27. 6. Ulm Über Wasser. Europa: Die Zukunft der
Baustoffe 28.–30. 5. ISMU. Messe 29.–31. 5. 13. 6.–20. 9. Geschichte. 12. 6.–6. 9.
Zofingen
Rudolstadt Auktionshaus Zofingen
Wendl (0 36 72 / 42 43 50) (0041 62 / 7 51 63 51)
Antiquitäten, Kunst, Varia Antiquitäten, Kunst 4.–6. 6.
18.–20. 6.
Zürich
Saarbrücken Koller (0041 44 / 4 45 63 63)
Neues Saarbrücker Asiatica 2./3. 6.
Auktionshaus Schmuck, Uhren 24. 6.
(06 81 / 95 80 93 66) Art Déco 26. 6.
Antiquitäten, Kunst 30. 5. Schweizer Kunst 26. 6.
Design 27. 6.
St. Pölten Schuler
Dorotheum (0041 43/3 99 70 10)
(0043 27 42 / 35 34 25) Antiquitäten, Kunst
Antiquitäten, Kunst, 15./17.–20. 6. M
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Schmuck 11. 6.
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06.06.2015
Die nächste Ausgabe
der weltkunst erscheint am Otto Altenkirch
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24. Juni 2015 Bernardo Bellotto (Canaletto)
Anna Bogouchevskaia
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