Mit dem
sicheren Gespür für ein Thema, das den Wahlkampf gefährden könnte, zog er die
Genehmigungsgesetze für Rio Tinto zurück. Das öffentliche Interesse an dem Aufreger-
Thema ließ schlagartig nach.
"Das Regime hat alles in der Hand"
Ohne die Gleichschaltung der meisten Medien und der fast grenzenlosen Finanzmittel der
Regierungspartei wäre so eine politische Dominanz nicht möglich gewesen, schreibt die
unabhängige Wochenzeitung Vreme. Jüngst enthüllten investigative Journalisten, dass die
Fortschrittspartei zwischen 2015 und 2021 rund 23 Millionen Euro allein für Wahlkampf
ausgab - dreimal mehr als alle Oppositionsparteien zusammen. "Das Regime hat so alles in
der Hand und kann mit den politischen Gegnern Katz und Maus spielen", kommentierte
Vreme.
Wahlplakat des serbischen Ultranationalisten und verurteilten Kriegsverbrechers Vojislav Seselj von der
Serbischen Radikalen Partei (SRS)
Der Politologe Bursac hat eine Erklärung dafür. Themen wie die Kosovo-Frage
interessierten die Menschen mittlerweile weniger als soziale und wirtschaftliche Themen.
Nationalismus sei heute keine Grundlage für Populismus, sondern lediglich ein Zusatz.
Massive Neuverschuldung
"Vucics Hauptwähler sind seit 2012 die Verlierer der Wirtschaftskrise - Rentner,
Hausfrauen und Arbeiter mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. Im Wahlkampf
verspricht der Präsident neue Fabriken, Autobahnen und Krankenhäuser. Die Botschaft ist
klar: Es gibt Hoffnung für Serbien und jeden Einzelnen", sagt Bursac der DW.
Manche Beobachter warnen, dass die Regierung auf die aktuelle Krise nur mit massiver
Neuverschuldung reagieren könne. Nach den Wahlen drohten die Preise für Lebensmittel
und Energie noch deutlicher zu steigen. Analysten sind zudem davon überzeugt, dass der
Druck aus Brüssel immens werden wird, sich endlich an den Sanktionen gegen Russland zu
beteiligen.
Mitarbeit: Radmilo Markovic