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Fingerfrakturen

Peter Laier, Philipp Morakis, Ulrich Pfister

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Anatomie
Zusammenfassung operativen Therapie dar. Wesentlich
für das Behandlungsresultat ist das Die Phalangen werden nicht von Musku-
Frakturen der Finger gehören zu den Ausmaß der Schädigung der Bänder, latur, sondern am Grund- und Mittelglied
häufigsten Brüchen des Menschen. Sehnen und Gleitschichten. Dem Un- von Sehnen umgeben. Die Nähe der Seh-
Oft bagatellisiert, haben sie dennoch fallschaden sollte deshalb nur ein nen zum Knochen begünstigt die Entste-
nicht selten erhebliche Beeinträchti- möglichst geringer operationsbeding- hung von Verklebungen, insbesondere
gungen der Gebrauchsfähigkeit der ter Schaden hinzugefügt werden. An nach Ruhigstellung. Beträgt die Dauer
gesamten Hand zur Folge. Die über- Implantaten werden kleindimensio- der Immobilisation maximal 4 Wochen,
wiegende Anzahl der Frakturen sind nierte Platten und Schrauben aus Titan so kann die aktive Funktion zu 80 % wie-
primär oder nach geschlossener Repo- sowie Kirschner-Drähte verwendet. dererlangt werden [9]. Jedoch ist nicht
sition stabil und können nichtoperativ Der Einsatz des Fixateur externe be- nur die Dauer, sondern auch die Art der
behandelt werden. Eine Ruhigstellung schränkt sich auf Frakturen mit höher- Ruhigstellung von entscheidender Wich-
der Mittel- und Endgelenke in Stre- gradigem Weichteilschaden. tigkeit.
ckung, der Grundgelenke in Beugung
für nicht länger als 4 Wochen oder Frakturen mit Gelenkbeteiligung, ins-
& Die Mittel- und Endglieder müssen in
Streckstellung, das Grundgelenk in
eine frühfunktionelle Bewegungsthe- besondere am Mittelgelenk, haben
70 – 808-Beugestellung und das Hand-
rapie sind ausreichend. häufig schlechtere funktionelle Ergeb- gelenk in 30 – 408-Streckstellung immo-
nisse zur Folge als Schaftfrakturen und bilisiert werden.
Instabile, offene oder gelenkbetreffen- erfordern spezielle Verfahren.
de Frakturen stellen Indikationen zur In dieser so genannten Intrinsic-plus-Po-
sition kommt es nicht zur Verkürzung der
Seitenbänder im Mittel- und Grundge-
lenk, Einsteifungen in ungünstiger Stel-
achsgerechter Stellung mit der Möglich- lung werden so vermieden (Abb.1).
Einleitung
keit der frühzeitigen Bewegung der Ge-
Bunnell sagte 1956: Frakturen der Finger lenke sowie weichteilschonende Zugänge Klassifikation
sind so häufig und haben derartig hohe sind hierfür grundlegende Voraussetzun-
Folgeschäden, dass sie den Versiche- gen und somit Behandlungsziel. Für die Frakturen im Handbereich wurde
rungsträgern vergleichbar hohe Kosten die AO-Klassifikation der Frakturen 1997
wie die Frakturen der langen Röhrenkno- erweitert [6]. Die ersten drei Ziffern be-
chen verursachen [2]. Es ist schwer nach- zeichnen den Strahl und die Lokalisation.
prüfbar, ob diese Aussage in der heutigen
Zeit noch gültig ist, aber dennoch sind Abb.1 Intrinsic-
Fehlstellungen oder Einsteifungen durch- plus-Stellung.
aus keine seltenen Folgen nach Finger-
frakturen, die zu den häufigsten Kno-
chenbrüchen beim Menschen zählen.

Im Hinblick auf die differenzierte Ver-


wendung der Hand als Greif- und Aus-
drucksorgan hat die Wiederherstellung
der Funktion und einer akzeptablen äu-
ßeren Erscheinung oberste Priorität.
Eine rasche Ausheilung der Frakturen in

OP-JOURNAL 2001; 17: 246–251


Ó Georg Thieme Verlag Stuttgart  New York

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OP-JOURNAL 3/2001

Abb. 2a – c AO-
Klassifikation der Tab. 1 Indikation zur operativen Therapie
Hand. Schaftfraktu-
offene Frakturen
ren (a), metaphysäre
Frakturen (b), Ge- Gelenkstufen
lenkfrakturen (c). nicht reponierbare oder auf der Schiene
retinierbare Fehlstellungen (Rotations-
fehler, Verkürzungen, Achsfehlstellun-
gen)
relative Indikation ist der Wunsch des
Patienten, längere Ruhigstellung zu ver-
meiden.

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In Leitungsanästhesie wird die Fraktur
durch Längszug reponiert. Die Reten-
tion erfolgt auf einer palmaren Schiene
in Intrinsic-plus-Stellung. Grundsätzlich
sollte die Ruhigstellung außer am Endge-
lenk nicht länger als 3 Wochen andauern,
gefolgt von einer funktionellen Übungs-
behandlung. Nach insgesamt 6 Wochen
besteht im Allgemeinen volle Belastbar-
keit.

Operative Behandlung

Die Operation beinhaltet grundsätzlich


das Risiko der zusätzlichen Weichteil-
schädigung und der Infektion. Das er-
reichbare Ergebnis muss also besser sein
Buchstabe und Zahl beschreiben die Frak- als nach konservativer Therapie (Tab.1).
turlokalisation und -form am betroffenen
Knochen. Frakturen mit dem Buchstaben Implantate
A sind in der Diaphyse, mit B in der Me-
taphyse und mit C im Gelenkbereich ge- Von der AO wurde 1964 das Kleinfrag-
legen, jeweils mit entsprechendem mentinstrumentarium eingeführt und
Schweregrad (Abb. 2 a, b, c) in der Folgezeit weiterentwickelt und er-
gänzt. Mehrere Hersteller bieten heute
Darüber hinaus gibt es Klassifizierungen Implantate zur Verwendung für Osteo-
spezieller Frakturen, z. B. diejenigen der synthesen an der Hand an. Reintitan
dorsalen Endgliedbasis oder knöcherne gilt als Standard-Werkstoff. Die Schrau-
Ausrisse der palmaren Platte an der Mit- Abb. 3 Drehfehler des Zeigefingers mit bendimensionen liegen zwischen 1,0
telgliedbasis. Überkreuzen im Faustschluss. und 2,0 mm für den Einsatz an den Fin-
gern, üblicherweise selbstschneidend
Diagnostik und mit flachem Kopf. Unterschiedliche
eine klinische Kontrolle. Die Röntgenauf- Plattenformen, wie LCDCP, Rekonstruk-
Schmerzen, Bewegungseinschränkung, nahmen werden für jeden betroffenen tions- und Kondylen- sowie gitterförmige
Schwellung und eine Achsfehlstellung Finger separat in der a-p und exakt seit- Platten, zeigen die gleiche Vielfalt wie
sind klinische Zeichen einer Fraktur. Be- lichen Ebene durchgeführt [8], Schräg- Implantate für große Knochen (Abb.
sonders auf das Vorliegen eines Rotati- aufnahmen sind nur ausnahmsweise, 4 a, b).
onsfehlers ist zu achten. Hinweise sind (z. B. für die Beurteilung der Gelenkbetei-
eine Verdrehung des Fingernagels im Ver- ligung bei Frakturen der Mittelgliedba- Die gängigen Kirschner-Drähte zur Ver-
gleich zu den Nachbarfingern und ein sis), CT oder NMR generell nicht nötig. wendung an den Fingern liegen bei Stär-
Über- oder Unterkreuzen bei der Beu- ken von 0,6 mm bis maximal 1,25 mm.
gung (Abb. 3). Das Einsatzgebiet des Fixateur liegt bei
Konservative Behandlung den Frakturen mit erheblichen Weichteil-
Der Erstuntersucher muss die Durchblu- schäden. Vorteile sind die schnelle Mon-
tung und Sensibilität überprüfen. Die Be- & Der überwiegende Anteil der Frakturen tage mit der Möglichkeit der geschlosse-
urteilung der Sehnenfunktion oder der an den Phalangen wird nicht operativ nen Reposition, die freie Kombinierbar-
Gelenkstabilität ist wegen der Schmerzen behandelt. Geeignet dafür sind gering keit mit Schrauben oder K-Drähten sowie
nicht immer einfach. Nach Rückgang der verschobene Frakturen ohne Gelenk- der Möglichkeit der gelenküberbrücken-
Weichteilschwellung erfolgt dann erneut beteiligung. den Montage.

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Abb. 4 Mini-Implantate.

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Endgliedfrakturen

Diese Frakturen enstehen häufig durch


Quetschungen.

Bedingt durch die dünne dorsale Bede-


ckung des Knochens mit Nagelbett und
Nagel und die straffen palmaren Weich-
teile der Kuppe (mit ihren längsverlau-
fenden Bindegewebssepten) ensteht
rasch ein schmerzhaftes Hämatom.

Insbesondere wenn es subungual gelegen


ist, sollte es durch Trepanation des Nagels Die Operation sollte bei nicht reponierba- Auch die Hakendrahtosteosynthese nach
mit einer Kanüle entlastet werden. ren, stark verschobenen und offenen Ender und Hintringer [3] hat sich be-
Frakturen bevorzugt werden. Ein oder währt.
Nagelkranz zwei Kirschner-Drähte (0,8 oder
1,0 mm) stellen die Fraktur für 4 Wochen Ein Kirschner-Draht der Stärke 0,6 mm
Sie bedürfen lediglich einer kurzen Ruhig- in der Schiene ruhig, danach können sie wird unter Bildwandlerkontrolle durch
stellung für 2 Wochen z. B. in einer Stack- entfernt werden. das Fragment und das restliche Endglied
Schiene (Abb. 5). Der Vorteil dieser nach beugeseitig ausgebohrt. Streckseitig
Schiene ist die Aussparung der beiden Basisfrakturen mit Gelenkbeteiligung zu einem Häkchen gebogen und unter
anderen Fingergelenke, so dass diese mo- Zug an der Fingerbeere über einem Plätt-
bil bleiben können. Trotz korrekter Be- Diese Frakturen kommen als dorsale Kan- chen als Widerlager fixiert, hält er so das
handlung treten häufig Schmerzen, Kälte- tenfrakturen mit Beteiligung der Streck- Fragment an seiner korrekten Position.
empfindlichkeit und Nagelwachstumsstö- sehne (häufig) oder palmar als knöcherne
rungen auf. Liegen bei offenen Frakturen Ausrisse der tiefen Beugesehne (selten) & Bei großen Fragmenten über 30 % Ge-
mehrere kleine Fragmente des Nagelkran- vor. Darüber hinaus gibt es Kombinatio- lenkflächenanteil ist die Osteosynthese
zes vor, werden diese entfernt, da sie nicht nen beider Typen oder Trümmerfraktu- mittels Zuggurtung (0,6 – 0,8 mm Dräh-
anheilen und zum Absterben neigen. ren der Gelenkfläche. Die Strecksehnen- te und Cerclagen) oder Zugschrauben
der Dimension 1,0 bis 1,5 mm angezeigt,
abrisse werden nach Suckert in 4 Typen
da hierbei eine stufenlose Rekonstrukti-
Endgliedschaft und Basis ohne unterteilt, wobei Typ 1 und 2 die reinen on der Gelenkfläche erreichbar ist.
Gelenkbeteiligung Sehnenverletzungen, Typ 3 den kleinen
knöchernen Abriss ohne und Typ 4 den Eine Entfernung der Schrauben ist nicht
Unverschobene und somit stabile Brüche großen Abriss mit Luxation des Endge- notwendig, Drähte sollten jedoch nach
werden ebenfalls kurzfristig auf einer lenks beschreiben. Die konservative Be- Ablauf von 12 Wochen entfernt werden
Stack-Schiene für 14 Tage ruhig gestellt. handlung mit Ruhigstellung in der (Abb. 6 a, b; Abb. 7 a, b). Für beugeseitige
Stack-Schiene für 6 Wochen sollte bei Abrissverletzungen sowie Trümmerfrak-
Typ-3-Verletzungen durchgeführt wer- turen besteht generell Operationsindika-
den, wenn sich das Fragment mit einer tion. Zur Verwendung kommen K-Drähte,
Stufe von maximal 1 mm anlegt oder Schrauben oder Plättchen der Dimension
wenn es für eine operative Fixierung zu 1,3 und 1,5 mm.
klein ist. Ansonsten sollte, wie auch bei
den Frakturen des Typs 4 operativ vorge-
gangen werden. Es existiert eine Vielzahl Frakturen der Mittel- und Grundglieder
von Verfahren. Kleine Fragmente können Distale Gelenkfrakturen
z. B. über eine Ausziehnaht, ggf. kombi-
niert mit einer Gelenkruhigstellung Hier ist entweder nur der eine oder beide
durch Kirschner-Draht, für 6 Wochen ad- Kondylen betroffen. Liegt keine Gelenk-
aptiert werden. stufe und keine Achsabweichung vor, so
Abb. 5 Stack-Schiene. genügt eine Ruhigstellung für 4 Wochen.

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a b a

Abb. 8 PIP-Stack-Schiene zur Ruhigstellung


des Mittelgelenkes.

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Abb. 6 Dorsale Endgliedbasisfraktur mit
mehr als 50 % Gelenkflächenanteil, präopera- a
tiv (a) mit Zuggurtung versorgt (b).
b

Abb.10 Bikondyläre Grundgliedköpfchen-


b
fraktur C2 nach AO-Klassifikation präoperativ
(a) mit Kondylenplättchen versorgt (b).

b
4 Wochen entfernt werden, können
Schrauben und Platten belassen bleiben.

Schaftfrakturen

Auch diese Frakturen können nichtopera-


tiv behandelt werden, wenn sie nicht dis-
Abb. 9 Unikondyläre Grundgliedköpfchen-
fraktur C1 nach AO-Klassifikation, präoperativ loziert sind. Eine Ruhigstellung in Intrin-
(a) mit Zugschraube versorgt (b). sic-plus-Stellung für 3 Wochen führt zu
vorübergehenden Einschränkungen der
Beweglichkeit, so dass meistens eine Be-
Abb. 7 Dorsale Endgliedbasisfraktur des wegungstherapie erforderlich ist. Eine Al-
Daumens, präoperativ (a) mit Zugschraube ternative ist die funktionelle Behandlung
versorgt (b).
nach Pezzei et al. [7]. Nach eventuell not-
wendiger Reposition der Fraktur in
Oberst-Anästhesie wird der frakturierte
Für Brüche des Mittelglieds bietet sich die sion 1,3 und 1,5 mm oder Kirschner- Finger mit einem Tape oder Gazeschlauch
Stacksche Schiene an, für diejenigen des Drahtfixierung behandelt (Abb. 9 a, b). (buddy-tape) an einen Nachbarfinger ge-
Grundgliedes die PIP-Stack-Schiene Wann immer es die Fragmentgröße er- bunden und in einem Unterarmgips ru-
(Abb. 8). Alle dislozierten Frakturen soll- laubt sollte zur Erhöhung der Rotations- higgestellt, der jedoch im Mittel und End-
ten operativ versorgt werden, um nach stabilität ein zweites Implantat einge- gelenk die freie Bewegung erlaubt. Das
exakter Wiederherstellung der Gelenk- bracht werden. Sind beide Kondylen be- Grundgelenk bleibt in der Beugestellung
fläche eine frühzeitige Mobilisation zu er- troffen, so werden diese zunächst gegen- (Abb.11 a, b). Der ursprüngliche Bewe-
möglichen. Oft kommt es trotz anatomi- einander mittels Zugschraube verbunden gungsumfang wird durch diese Methode
scher Reposition zur Ausbildung von Be- und dann zusammen an den Grundglied- schneller erreicht als nach kompletter
wegungseinschränkungen durch Vernar- schaft fixiert. Ruhigstellung. Bei Instabilität und Dislo-
bungen und Verklebungen des Band- kation stehen mehrere Methoden der
und Sehnenapparates. Von besonderer Dazu können K-Drähte (0,8-1,0 mm) ver- Stabilisierung zur Verfügung (siehe
Wichtigkeit ist daher ein weichteilscho- wendet werden, die allerdings eine Tab. 2). Nach möglichst geschlossener Re-
nender Zugang und die baldige postope- Ruhigstellung des Fingers erforderlich position werden unter Durchleuchtung
rative Bewegung des betroffenen Fingers. machen. Stabilisierungen mit Platten zwei Drähte (1,0 – 1,2 mm) gekreuzt ein-
(1,5 mm-LCDC- oder Mini-Kondylenplat- gebracht und über die Fraktur gebohrt
Unikondyläre Frakturen werden durch te) (Abb.10 a, b) erlauben die postoperati- bis zum festen Halt in der Gegenkortika-
Zugschraubenosteosynthese der Dimen- ve Bewegung. Während K-Drähte nach lis.

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Die Drähte dürfen sich nicht in Höhe der als die seitliche, verlangt jedoch eine
Tab. 2 Osteosyntheseverfahren zur Be-
Fraktur überkreuzen, da dies die Rotati- schonende Präparationstechnik, um Ver-
handlung von Schaftfrakturen
onsstabilität erheblich vermindert. Es klebungen der Strecksehne zu vermei-
Kirschner-Drahtosteosynthese sollte niedrigtourig gebohrt werden, um den. Die Technik der interfragmentären
Zugschraubenosteosynthese Hitzeschäden und ein frühes Lockern Kompresssion unter Ausnutzung des
der Drähte zu vermeiden. Nach Kirsch- Gleitlochprinzips oder durch Verwen-
Plattenosteosynthese ner-Drahtstabilisierung muss für drei dung von Zugschrauben unterscheidet
Fixateur externe Wochen ruhiggestellt werden, da im All- sich prinzipiell nicht von den Osteosyn-
gemeinen keine Übungsstabilität zu er- thesen an großen Knochen (Abb.13 a, b).
reichen ist. Die Drähte werden nach 5 Die heute verfügbaren flachen Titanim-
a
Wochen entfernt. plantate verursachen kaum Weichteilirri-
tationen, so dass eine Materialentfernung
& Schräg- oder Torsionsfrakturen weisen nicht nötig ist.

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immer einen Rotationsfehler auf, der
sich mittels konservativer Methoden & Die offenen oder geschlossenen Fraktu-
oft nicht korrigieren lässt. Bei diesen Brü- ren mit erheblichem Weichteilschaden
chen empfiehlt sich die exakte Reposi- sind die Domäne des Fixateur externe.
tion und Zugschraubenosteosynthese. Die Schanz-Schräubchen werden seitlich
eingebracht um den Strecksehnenappa-
Gelingt die Reposition unter Bildverstär- rat möglichst wenig zu irritieren.
ker geschlossen, so können die Schrauben
auch durch Stichinzisionen eingebracht Die Montage kann gelenküberschreitend
b werden (Abb.12 a, b). erfolgen, auch Kombinationen mit
Kirschner-Drähten oder -Schrauben sind
Liegen mehrere Fragmente vor, besteht möglich. (s. Abb.14). Nach knöcherner
die Indikation zur Plattenosteosynthese. Ausheilung (6 Wochen) kann der Fixateur
entfernt werden).
Die dorsale Plattenlage auf der Zuggur-
tungsseite ist biomechanisch günstiger Proximale Gelenkfrakturen

& Die Brüche an der Mittelgliedbasis zei-


gen einige typische Formen.
Im Wesentlichen sind es Pilon-Frakturen,
Abb.11 a, b Funktioneller Gipsverband in In- knöcherne Ausrisse der palmaren Platte
trinsic-plus-Stellung mit der Möglichkeit, Mit- und knöcherne Ausrisse der mittleren
tel und Endgelenke zu bewegen. Schienung Anteile der Strecksehne.
durch „buddy-tape“.

Vergleichbar den Pilon-Frakturen am


a oberen Sprunggelenk stößelt sich das
Grundgliedköpfchen in die Gelenkfläche
a der Mittelgliedbasis und zertrümmert sie.

Die offene Wiederherstellung der Ge-


b
lenkfläche erfordert einen ausgedehnten
Zugang, so dass hierbei die Ergebnisse er-
wartungsgemäß schlecht sind.

Es haben sich zwei Verfahren etabliert.


Die Stopfdrahtosteosynthese nach Hin-

Abb.14 Gelenküberschreitende Fixateur-


Abb.12 Grundgliedschrägfraktur A1 nach Abb.13 Grundgliedfraktur A2 nach AO-Klas- Montage bei Zeigefingergrundgliedfraktur
AO-Klassifikation präoperativ (a) mit Zug- sifikation präoperativ (a) mit 1,5 mm LCDC- mit begleitendem erheblichen Weichteilscha-
schrauben versorgt (b). Platte und Zugschraube versorgt. den (Sehnenverletzungen).

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a Fraktur über Ligamentotaxis und die Be- bei der notwendigen Stabilisierung insta-
seitigung der Luxationstendenz durch biler Frakturen. Spezielle Verfahren er-
Hebelwirkung über die eingebrachten möglichen die Anwendung des Grundsat-
Drähte (Abb.15 a, b, c). zes der frühestmöglichen Bewegung auch
bei den weiterhin problematischen Frak-
Durch Überstreckung kommt es sehr turen des Mittelgliedes.
häufig zum knöchernen Abriss der pal-
maren Platte von der Mittelgelenksbasis. Literatur
Diese kräftige bindegewebig-knorpelige
1
Platte bildet beugeseitig die Gelenkkap- Bayer-Sandow T, Brüser P. Die dynamische
sel und wirkt in Verbindung mit den Sei- Behandlung von intraartikulären Mittel-
gliedbasisfrakturen mit dem Bewegungsfi-
tenbändern als Bremse gegen überstre- xateur nach Suzuki. Handchir Mikrochir
ckende Kräfte. Die Behandlung erfolgt Plast Chir 2001; 33: 267 – 270

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2
b überwiegend in Form einer 2-wöchigen Bunnel S. Surgery of the hand. Lippincott,
Ruhigstellung in Streckstellung z. B. mit Philadelphia London 1956
3
Ender HG, Hintringer W. Die perkutane Ver-
der PIP-Stack-Schiene, gefolgt von einer sorgung von knöchernen Ausrissen der
Freigabe der Beweglichkeit, ggf. zusätz- Strecksehnen und Seitenbänder an den Fin-
lich geschützt durch Tape-Fixierung an gern mit dem „Hakendraht“. Unfallchirugie
den Nachbarfinger. Lediglich große ver- 1986; 12: 143 – 147
4
Hintringer W, Ender H-G. Perkutane Versor-
drehte Fragmente mit zusätzlicher Insta- gung von intraartikulären Frakturen der Fin-
bilität der Seitenbänder erfordern die germittelglieder. Handchir Mikrochir Plast
operative Refixierung durch transossäre Chir 1986; 18: 356 – 362
5
Naht mit nichtresorbierbarem Faden Hintringer W, Leixnering M. Knöcherne oder
ligamentäre Verletzungen am Mittelgelenk
der Stärke 3-0, wobei die palmare Platte und ihre Behandlung. Handchir Mikrochir
c von palmar u-förmig gefasst und der Fa- Plast Chir 1991; 23: 59 – 66
6
den über eine Stichinzision in der Mitte Petracic B, Siebert H. AO-Klassifikation der
des Mittelgliedes streckseitig verknotet Frakturen des Handskeletts. Handchir Mik-
rochir Plast Chir 1998; 30: 40 – 44
wird [5]. Die Ruhigstellung ist die gleiche 7
Pezzei Ch, Leixnering M, Hintringer W. Die
wie bei nichtoperativer Therapie. funktionelle Behandlung von Grundglied-
frakturen der dreigliedrigen Finger. Hand-
Knöcherne Abrisse des Mittelzügels der chir Mikrochir Plast Chir 1993; 25: 267 – 270
8
Schaefer M, Siebert HR. Finger- und Mittel-
Strecksehne haben eine Knopflochdefor- handfrakturen, Operative und nicht operati-
mität zur Folge, bei der das Mittelgelenk ve Behandlungsverfahren, Teil 1. Der Unfall-
nicht mehr vollständig gestreckt werden chirurg 2000; 103: 482 – 494
9
kann und das Endgelenk in Überstre- Strickland JW, Streichen JB, Kleinmann WB,
Abb.15 Dynamische Extensionsbehandlung Flynn N. Factors influencing digital perform-
einer Pilon-Fraktur der Mittelgliedbasis durch ckung steht. Diese Abrissfragmente soll- ance after phalangeal fracture. In: (eds) Dif-
die Montageanordnung kommt es zur Reposi- ten deshalb exakt reponiert und mittels ficult problems in hand surgery. Vol 15, Mos-
tion der vorher luxierten Fraktur (a) unter blei- Zuggurtung oder Zugschraube übungs- by, St. Louis 1982; 126 – 129
bendem Längszug (b) kann das Gelenk früh- stabil fixiert werden.
zeitig beübt werden (c).
An der Grundgliedbasis gibt es ebenfalls Dr. med. Peter Laier
Impressionen der Gelenkfläche; im Un- Oberarzt
terschied zur Mittelgliedbasis sind funk- Dr. med. Philipp Morakis
tringer [4] ist die Aufstößelung der Ge- tionelle Störungen jedoch gering. Die Assistenzarzt
lenkfläche gegen das intakte Grundglied- operative Wiederherstellung der Gelenk- Prof. Dr. med. Ulrich Pfister
köpfchen durch einen von distal einge- fläche ist oftmals schwierig. Größere Klinikdirektor
brachten hockeyschlägerförmig umgebo- Fragmente mit mehr als 40 % Gelenk-
genen K-Draht von 0,8 mm Stärke unter flächenanteil und Stufen von mehr als Klinik für Unfall-, Hand-
Bildverstärkerkontrolle. Die so reponierte 1 mm sollten jedoch mit Zuggurtungen und Wiederherstellungschirurgie
Gelenkfläche wird durch perkutan einge- oder Zugschrauben möglichst anato- Klinikum Karlsruhe
brachte K-Drähte gitterförmig unterfüt- misch übungsstabil fixiert werden. Be- Moltkestr. 90
tert und abgestützt. Die Nachbehandlung steht keine Chance auf Rekonstruktion, D-76133 Karlsruhe
erfolgt früh funktionell, da bei diesen sollte frühfunktionell ohne Ruhigstellung
Frakturen mit erheblicher und schnell behandelt werden.
eintretender Gelenksteife zu rechnen ist.
Schlussfolgerung
Das zweite Verfahren ist eine Reposition
der Fraktur durch kontinuierlichen Der Grundsatz, nur kurz ruhigzustellen,
Längszug über spezielle Fixateur externes wenn möglich sogar sofort funktionell
oder externer K-Drahtmontagen [1], die zu behandeln, ist bei den Fingerfrakturen
eine sofortige aktive und passive Beweg- auch in der nichtoperativen Behandlung
lichkeit im betroffenen Gelenk ermögli- etabliert. Weichteilschonende Operati-
chen. Das gemeinsame Prinzip dieser äu- onstechnik sowie verbesserte Implantat-
ßeren Montagen ist die Reposition der designs vermeiden zusätzliche Schäden

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