6 · 2018
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Wirbelsäule 4
Sternumfrakturen –
Rippenfrakturen
Simon Hackl
Markus T. Berninger
Christoph Erichsen
Michael Lang
Alexander Woltmann
VNR: 2760512018154650410
DOI: 10.1055/s-0044-102023
Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2018; 13 (6): 571–592
ISSN 1611-7859
© 2018 Georg Thieme Verlag KG
CME-Fortbildung
Nicht spezifischer Rückenschmerz H. Bork Heft 6/2017 Spondylitis und ihre Differenzialdiagnosen R. Erlemann,
A. Hoogeveen Heft 4/2013
Assessment und multimodale Schmerztherapie beim
chronischen Rückenschmerz H.-R. Casser Heft 6/2017 Verletzungen und Erkrankungen der oberen HWS (C0–C2)
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
J. Madert, K.-H. Frosch, T. Niemeyer Heft 2/2013
Akutrehabilitation querschnittverletzter Patienten F. Högel,
R. Patrick Esser, V. Bühren Heft 5/2017 Bandscheibenendoprothetik und andere bewegungserhaltende
Stabilisierungsverfahren der Lendenwirbelsäule – klinische
Verletzungen des Rückenmarks – Akutbehandlung F. Högel, Aspekte W. Käfer, H.-J. Wilke, B. Cakir Heft 2/2012
J. Vastmans, M. Vogel, V. Bühren Heft 6/2016
Infektionen der Wirbelsäule S. Mörk, R. Kothe, C. Ulrich
Der lumbale Bandscheibenvorfall H. Mayer, F. Heider Heft 5/2011
Heft 6/2016
Injektionstherapie an der Wirbelsäule J. Artner, P. Nichterlein,
Die AOSpine-Klassifikation thorakolumbaler Verletzungen B. Cakir, H. Reichel Heft 4/2011
F. Kandziora, P. Schleicher, M. Reinhold, K. Schnake, M. Scholz
Heft 5/2016 Subaxiale degenerative Instabilität und spondylotische Myelo-
pathie O. Meier, J. Zenner, L. Ferraris, A. Hempfing, H. Koller
Untersuchung der Halswirbelsäule C. Josten, C. Heyde, Heft 2/2011
J.-S. Jarvers Heft 1/2016
Die Therapie der hochgradigen Spondylolisthese und Spondy-
Verletzungen der subaxialen Halswirbelsäule M. Scholz, loptose A. Hempfing, H. Koller, L. Ferraris, J. Völpel, O. Meier
P. Schleicher, F. Kandziora Heft 6/2015 Heft 6/2010
Intraspinale Raumforderungen M. Wostrack, B. Meyer Primäre Tumoren der Wirbelsäule U. Liljenqvist, V. Bullmann
Heft 6/2015 Heft 5/2010
Untersuchungen der Brust- und Lendenwirbelsäule F. Heider, Operative Behandlung von Wirbelsäulenmetastasen
C. Siepe Heft 6/2015 V. Bullmann, U. Liljenqvist Heft 4/2010
Die Skoliose im Wachstumsalter P. Bernstein, J. Seifert Isthmische Spondylolyse und Spondylolisthese F. Kandziora,
Heft 4/2015 K. Schnake Heft 3/2010
Verletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule Verletzungen des Rückenmarks J. Vastmans, M. Vogel, F. Högel,
O. Gonschorek, V. Bühren Heft 6/2014 V. Bühren Heft 6/2009
Die lumbale Spinalkanalstenose U. Liljenqvist Heft 2/2014 Sagittale Balance und posttraumatische Fehlstellungen der
Brust- und Lendenwirbelsäule. Teil 1 H. Koller, J. Zenner,
Diagnostik und konservative Therapie von lumbalen Rücken- L. Ferraris, O. Meier Heft 5/2009
schmerzen W. Beyer Heft 6/2013
A L L ES O NL INE L E SEN J E T ZT F RE I S C HA LT E N
Mit der eRef lesen Sie Ihre Zeitschrift: Sie haben Ihre Zeitschrift noch nicht
online wie offline, am PC und mobil, alle bereits freigeschaltet? Ein Klick genügt:
erschienenen Artikel. Für Abonnenten kostenlos! www.thieme.de/eref-registrierung
https://eref.thieme.de/ou-u2d
CME-Fortbildung
Sternumfrakturen – Rippenfrakturen
Simon Hackl, Markus T. Berninger, Christoph Erichsen, Michael Lang, Alexander Woltmann
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Knöcherne Verletzungen der Rippen sind häufige Verletzungen des Brustkorbs und
werden meist, wie etwa bei Verkehrsunfällen, durch eine direkte und stumpfe
Gewalteinwirkung hervorgerufen. Demgegenüber sind Sternumfrakturen ohne
begleitende Rippenfrakturen, wie etwa bei polytraumatisierten Patienten, mit
ca. 4 % selten, wobei sie in Kombination mit Rippenfrakturen in bis zu 21 % auftreten
können.
Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592 571
CME-Fortbildung
Incisura
jugularis
Manubrium
sterni Sternum Discus inter-
Angulus vertebralis
sterni
Corpus Sternum
sterni
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Proc.
xiphoideus
Cartilago
costalis
Corpus
vertebrae
Arcus Cartilago Th XII
costalis costalis
12. Rippe
Arcus
costalis Corpus
vertebrae L I
Apertura
thoracis inferior
a b
Proc. spinosus Th I
Tuberculum
costae
Angulus
costae
Proc.
transversus
Art. costo-
transversaria
▶ Abb. 1 Aufbau des knöchernen Brustkorbs. Quelle: Schünke M, Schulte E, Schumacher U et al. 1.18 Brustbein und Rippen. In: Schünke M, Schulte
E, Schumacher U et al., Hrsg. Prometheus LernAtlas – Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage.
Stuttgart: Thieme; 2014. doi:10.1055/b-004-129726
a Ansicht von vorn.
b Seitliche Ansicht.
c Ansicht von hinten.
572 Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592
Dorsal sind alle 12 Rippen über die Rippenwirbelgelenke,
bestehend aus Rippenkopfgelenk (Articulationes capitis Angulus Proc. Proc. Tuberculum
costae spinosus transversus costae
costae) und Rippenhöcker-Wirbelquerfortsatz-Gelenk
(Articulatio costotransversaria), mit den Brustwirbelkör-
pern verbunden. Ausnahmen bilden die 11. und 12. Rip-
pe, welche keine Rippenhöckergelenke aufweisen.
Foramen Collum
Die Bewegungsachse der kranialen Rippen ist nach Ka- vertebrale costae
pandji eher frontal und die der kaudalen Rippen eher sa-
gittal ausgerichtet, wodurch die Hebung der Rippen kra- Corpus Caput
vertebrae costae
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
nial zu einer Vergrößerung des sagittalen und kaudal zu
einer Vergrößerung des transversalen Durchmessers Corpus
costae
führt. Die hieraus resultierende Volumenveränderung
des Brustkorbs spielt bei der sternokostalen Atmung
(Brust- bzw. Rippenatmung) vor allem bei körperlicher
Anstrengung eine wichtige Rolle, wohingegen in Ruhe Cartilago
costalis
die für die Ventilation erforderlichen Volumenänderun-
gen fast ausschließlich durch die Senkung des Zwerchfells
(kostodiaphragmale Atmung bzw. Bauchatmung) er-
reicht werden.
Sternum
Sternum
Das Sternum ist ein flacher, leicht konvexer Knochen, wel- ▶ Abb. 2 Horizontale Ansicht auf den knöchernen Brustkorb, bestehend
cher seitlich mehrere (Incisurae costales) und kranial eine aus Brustwirbelkörper, Rippe und Brustbein. Quelle: Schünke M, Schulte E,
Einbuchtung, die gut tastbare Drosselgrube (Incisura ju- Schumacher U et al. 1.18 Brustbein und Rippen. In: Schünke M, Schulte E,
Schumacher U et al., Hrsg. Prometheus LernAtlas – Allgemeine Anatomie
gularis), aufweist und von kranial nach kaudal aufgebaut
und Bewegungssystem. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stutt-
ist gart: Thieme; 2014. doi:10.1055/b-004-129726
▪ Handgriff (Manubrium sterni),
▪ Körper (Corpus sterni),
▪ Schwertfortsatz (Processus xiphoideus).
Diese Strukturen sind bis ins junge Erwachsenalter noch ventral etwas nach kranial geneigt ist. Die 7. Rippe ist
durch Knorpelgewebe (Synchondrosis manubriosternalis am längsten. Die 2.–10. Rippe weisen auf ihrer Unterseite
und xiphosternalis) verbunden, im fortschreitenden Alter eine Einbuchtung (Sulcus costae) auf, in der die Interkos-
verknöchern sie vollständig. talnerven und ‑gefäße geschützt verlaufen. Kranial liegt
hierbei die Interkostalvene, gefolgt von der Interkostal-
Das Manubrium artikuliert mit der Klavikula (Incisura cla- arterie und kaudal vom Interkostalnerv.
viculae) und der 1. Rippe (Incisura costalis I). Die Gelenk-
fläche für die 2. Rippe (Incisurae costalis II) liegt am Über-
gang Manubrium und Corpus sterni. An dieser Stelle ist PRAXISTIPP
der kaudale Anteil des Sternums auch meist etwas nach Zur Schonung der Interkostalgefäße und ‑nerven
dorsal abgekippt und bildet den Brustbeinwinkel (Angu- sollte eine Thoraxdrainage immer am Oberrand der
lus sterni bzw. Angulus Ludovici) aus. Der Processus xi- Rippe angelegt werden.
phoideus ist sehr variabel ausgestaltet mit teils gegabel-
ter oder perforierter Form und kann auch beim Erwach-
senen noch knorpelige Anteile aufweisen (▶ Abb. 3). Cave
In etwa 2–8 % aller CT-Untersuchungen des Thorax
Rippe kann ein Foramen sternale im Corpus sterni, als Zei-
Die Rippe, ausgehend vom Rippenwirbelgelenk, ist unter- chen einer inkompletten embryonalen Verschmel-
teilt in zung der Sternalleisten, gefunden werden. Dies sollte
▪ Kopf (Caput costae), vor allem bei Punktionen im Bereich des Sternums
▪ Hals (Collum costae) mit Tuberculum costae und in Betracht gezogen werden, da es hierdurch zur
▪ Körper (Corpus costae). Verletzung des Herzens kommen kann.
Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592 573
CME-Fortbildung
Incisura
costalis I
Manubrium Manubrium
sterni sterni
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Angulus Angulus
sterni sterni
Sternum
Corpus Corpus
sterni sterni
Incisurae
costales II-VII
Proc. Proc.
xiphoideus xiphoideus
a b
▶ Abb. 3 Sternum. Quelle: Schünke M, Schulte E, Schumacher U et al. 1.18 Brustbein und Rippen. In: Schünke M, Schulte E, Schumacher U et al.,
Hrsg. Prometheus LernAtlas – Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2014.
doi:10.1055/b-004-129726
a Frontale Ansicht des Brustbeins.
b Seitliche Ansicht.
Merke
Epidemiologie und Ätiologie Je jünger der Patient, desto elastischer der knöcherne
Thorax. Im Kindes- und Jugendalter sind daher
Rippenfrakturen schwere Verletzungen der thorakalen Organe ohne
Rippenfrakturen sind die häufigste Thoraxverletzung. Rippenfrakturen häufig [3].
Etwa 50 % der polytraumatisierten Patienten erleiden
eine Verletzung der knöchernen Brustwand mit Rippen- Am häufigsten betroffen sind die 4.–9. Rippe, wobei die
beteiligung. Hiervon weisen ⅔ der Patienten Rippenfrak- Fraktur sowohl parasternal, ventral, lateral und dorsal lo-
turen und ⅓ instabile Rippenmehrfragmentfrakturen im kalisiert sein kann. Bei parasternalen oder ventralen Frak-
Sinne eines instabilen Thorax (Flail Chest) auf [1]. turen mehrerer benachbarter Rippen ist häufig das Ster-
num mitbetroffen.
Rippenfrakturen treten durch lokale Anpralltraumata, wie
etwa der Sturz gegen eine Tischkante, oder durch stump- Sternumfraktur
fe Gewalteinwirkung mit Impression oder Kompression Die bei 3–8 % aller stumpfen Thoraxtraumata auftreten-
des Thorax auf. In bis zu 70 % [2] sind Verkehrsunfälle die den, deutlich selteneren Sternumfrakturen resultieren
Ursache. Durch Bagatelltraumata, wie etwa einen forcier- meist durch frontale, direkte Krafteinwirkung auf den
ten Hustenstoß, können die deutlich selteneren patholo- Brustkorb, wie sie beispielsweise bei Pkw-Unfällen durch
gischen Frakturen auftreten, die durch Osteoporose oder den Anprall des Thorax am Lenkrad, Airbag oder den
Tumorleiden bedingt sind. Zug des Sicherheitsgurts vorkommen und für 80 % der
Sternumfrakturen verantwortlich sind [4]. So kam es seit
574 Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592
Einführung des Sicherheitsgurts zu einer weiteren Zunah- Isolierte Sternumfraktur
me der Sternumfrakturen. Unter einer isolierten Sternumfraktur versteht man eine
Sternumfraktur ohne begleitende Thoraxverletzungen,
Ebenfalls häufig können Sternumfrakturen bei Sportarten wie beispielsweise Rippenfrakturen, Herzkontusion und
wie American Football beobachtet werden. Meist kommt Hämato- oder Pneumothorax.
es hierbei zu einer Querfraktur von Manubrium oder Cor-
pus. Selten kann jedoch auch eine Abrissfraktur des Ma- Manubriosternale Luxation
nubriums oder des Processus xiphoideus beobachtet Die manubriosternale Luxation stellt eine Rarität dar und
werden. Möglicher indirekter Verletzungsmechanismus wird nach Dastgeer und Mikolich in 2 Typen eingeteilt:
ist eine forcierte Flexion oder Extension, wie sie beispiels- ▪ Beim häufigeren Typ I luxiert das Corpus sterni nach
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
weise bei einer extremen Biegebelastung der oberen Kör- dorsal.
perhälfte auftreten kann. ▪ Beim Typ II luxiert das Corpus sterni nach ventral.
Merke
Definition und Einteilung Bei lokaler Gewalteinwirkung kann es insbesondere
bei jungen Patienten auch zu Frakturen im knorpe-
Rippenfraktur ligen Anteil der Rippen kommen, die jedoch nativ-
Solitäre Rippenfraktur radiologisch nicht nachweisbar sind.
Unter einer solitären Rippenfraktur versteht man den
Bruch einer einzelnen Rippe im knöchernen (häufig) oder Bei älteren Patienten mit Osteoporose hingegen führt
knorpeligen Anteil (selten). Einen Sonderfall stellt die Rip- häufig bereits ein geringes Anpralltrauma zu Rippenfrak-
penstückfraktur dar, bei der eine Rippe an mehreren Stel- turen. Differenzialdiagnostisch ist hier auch an eine pa-
len gleichzeitig gebrochen ist. thologische Fraktur (z. B. Plasmozytom oder Metastasen
bei Lungen-, Mamma- oder Prostatakarzinom) zu den-
Rippenserienfrakturen
ken.
Als Rippenserienfrakturen werden Frakturen von ≥ 3 be-
nachbarten Rippen bezeichnet. Rippenserienfrakturen führen häufig durch den Verlust
der mechanischen Integrität des Thorax zu einer massi-
Instabiler Thorax (Flail Chest)
ven Störung der Atemmechanik mit bis zu paradoxer
Sind bei einer Rippenserienfraktur die Rippen jeweils in 2 Atemexkursion (s. Infobox) des Thorax. Dies lässt sich be-
oder mehr Fragmenten frakturiert, spricht man von reits inspektorisch durch ein „Nachhinken“ der betroffe-
einem instabilen Thorax (Flail Chest). nen Thoraxwand nachweisen.
Sternumfraktur
Merke
Die Frakturlinie verläuft meist als Querfraktur horizontal Je weiter ventral die Frakturen lokalisiert sind, desto
im Angulus sterni zwischen Manubrium sterni und Cor- schwerer ist die Beeinträchtigung der Atemmecha-
pus sterni. Seltener liegt die Fraktur im mittleren oder un- nik. Bei paravertebral gelegenen Frakturen wirkt die
teren Drittel des Sternums. Schienung durch die Rückenmuskulatur stabilisie-
rend.
Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592 575
CME-Fortbildung
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Zwei Drittel der Sternumfrakturen sind mit Begleitverlet-
zungen assoziiert, welche mit einer erhöhten Mortalität
Thorakale Begleitverletzungen sind häufig (▶ Tab. 1). Bei von 25–45 % einhergehen und in 3 Kategorien aufgeteilt
46 % der Patienten mit Rippenbruch oder Rippenserien- werden können [6]:
fraktur kommt es zu einem Pneumothorax, bei ca. 22 % ▪ Verletzungen intrathorakaler Strukturen,
zu einem Hämatothorax. Ein Pneumothorax tritt bei Pa- ▪ Verletzungen der Brustwand,
tienten mit einem instabilen Thorax sogar bis in zu 54 % ▪ Verletzungen anderer Körperregionen (z. B. Schädel,
der Fälle, ein Hämatothorax bei ca. 35 % der Patienten auf. Halswirbelsäule, Extremitäten).
Verletzungen des Lungenparenchyms (z. B. aufgrund
einer knöchernen Durchspießung) sind sehr selten (< 5 %) Verletzungen der intrathorakalen Strukturen beinhalten
[1]. unter anderem
▪ Aortendissektion,
Intrathorakale Begleitverletzungen (z. B. Lungenparen- ▪ Pneumo- und Hämatothorax,
chym- oder Myokardläsionen, Hämatothorax, Aortenrup- ▪ Herzbeuteltamponade,
tur) können zu relevanten Kreislaufstörungen führen. Bei ▪ Lungen- und Herzkontusion sowie
Frakturen der unteren Rippen muss an intraabdominelle
▶ Tab. 1 Klinisches Erscheinungsbild möglicher Begleitverletzungen [6]. ▶ Tab. 2 Inzidenz der Begleitverletzungen von
Sternumfrakturen [7].
Begleitverletzung Klinik
Verletzung Inzidenz
Spannungs- Schock
pneumothorax Halsveneneinflussstauung knöcherne Läsionen
mediastinale Verschiebung Klavikula 5,2 %
abgeschwächtes oder aufgehobenes 1. oder 2. Rippe 5,9 %
Atemgeräusch
3.–12. Rippe 21,3 %
hypersonorer Klopfschall
Halswirbelsäule 2,2 %
Hämatothorax Schock
Brustwirbelsäule 4,8 %
mediastinale Verschiebung
abgeschwächtes Atemgeräusch Lendenwirbelsäule 3,3 %
tympaner Klopfschall Becken 2,2 %
Herzbeutel- Schock Extremitäten 16,9 %
tamponade Dys- und Tachypnoe Schädel 3,7 %
Pulsus paradoxus
sternoklavikulare Luxation 8,5–11,8 %
Beckʼs Triad (Hypotonie, Halsveneneinflussstauung,
Weichteilverletzungen
abgeschwächte Herztöne)
Kussmaul-Zeichen pulmonale Läsionen
576 Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592
▪ abdominelle Verletzungen und Läsionen des Zwerch- Herzens zwischen Sternum und Wirbelsäule kommen.
fells. Dabei können Herzstrukturen verletzt oder aufgrund
▪ Zu Verletzungen der Brustwand werden Rippenfraktu- eines Reentry-Mechanismus Herzrhythmusstörungen
ren sowie sternoklavikulare Luxationen gezählt ausgelöst werden.
(▶ Tab. 2).
Die vulnerabelste Phase für Verletzungen des Herzens bil-
Merke det das Ende der Diastole mit vollgefülltem Herzen.
Es besteht eine direkte Korrelation zwischen Disloka- Durch die intrakardiale Druckerhöhung reißt bevorzugt
tionsgrad der Sternumfraktur und der Häufigkeit die dünne rechte Vorhofwand und seltener die beiden di-
pulmonaler Läsionen, eines Perikardergusses und cken Ventrikelwände. Beim Nachweis einer Sternumfrak-
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Brustwirbelkörperfrakturen. tur ist der Ausschluss einer Herzkontusion (Contusio cor-
dis) obligat. Wichtiges klinisches Zeichen ist der atem-
Bei Diagnose einer Sternumfraktur muss des Weiteren unabhängige präkordiale Schmerz. Mit zunehmender
zwingend eine Verletzung der Brustwirbelsäule aus- kardialer Schädigung treten Zeichen eines akuten Links-
geschlossen werden, da wiederholt gezeigt werden oder Rechtsherzversagens bis hin zum kardiogenen
konnte, dass das Vorhandensein einer Sternumfraktur Schock in den Vordergrund.
ein Indikator für eine instabile Brustwirbelsäulenverlet-
zung, vor allem A3-, A4- sowie B- und C-Verletzungen Cave
(AO-Spine-Klassifikation), ist (▶ Abb. 4). Verlaufen die Lebensbedrohliche kardiale Arrhythmien können
Sternumfraktur und Brustwirbelsäulenverletzung auf trotz initial unauffälligem EKG auch noch Tage später
gleicher Höhe, ist die Wahrscheinlichkeit einer C-Verlet- auftreten.
zung der Wirbelsäule deutlich erhöht [8].
Klinische Untersuchung
Auf die Anamnese zum Unfallhergang und der Sympto-
matik folgt die klinische Untersuchung. Diese beinhaltet
sowohl bei V. a. Rippen- als auch Sternumfrakturen in ers-
te Linie die in der Infobox zusammengefassten Unter-
suchungen.
PR AXIS
Klinische Untersuchung
▪ Inspektion
– Hämatome
– Prellmarken
– Deformität
– Hautkolorit
▪ Auskultation der Lunge und des Herzens
▪ Perkussion und Palpation des Thorax
– Druck- oder Kompressionsschmerz
– Stabilität der Brustwand
– Krepitation
– Emphysem
Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592 577
CME-Fortbildung
FAL L B E I S P I E L
Fall 1: Operativ stabilisierte Rippenserienfraktur
Anamnese und Diagnostik
Eine 48-jährige Frau prallte beim Rodeln mit dem linken Brustkorb bei hoher Geschwindigkeit gegen einen Baum. Die wache Patientin
klagte unmittelbar darauf über starke, linksthorakale Schmerzen und Dyspnoe. Die klinische Untersuchung ergab einen starken Druck-
schmerz am linken Thorax mit vesikulärem, aber leicht abgeschwächtem Atemgeräusch. In der CT-Polytraumadiagnostik zeigte sich eine
mehrfragmentäre Rippenserienfraktur 2–8 links mit kleinem Pneumothorax (▶ Abb. 5).
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
▶ Abb. 5 Fall 1. Präoperative computertomografische Darstellung des Thorax mit gut erkennbarer Rippenserienfraktur links mit umgeben-
der Einblutung (s. Pfeil). Der kleine Pneumothorax lässt sich bei dieser Fensterung nur erahnen.
a CT koronar.
b CT axial.
Bildgebende Diagnostik
Konventionelle Röntgendiagnostik PR AXIS
Anschließend erfolgt die radiologische Diagnostik mit Differenzialdiagnose Mediastinalverbreiterung
Röntgenaufnahme des Thorax in 2 Ebenen, idealerweise im Röntgenthorax
im Stehen. Ergänzend kann eine gezielte Aufnahme des ▪ Sternumfraktur
knöchernen Hemithorax in 2 Ebenen angefertigt werden. ▪ Brustwirbelkörperfraktur
Neben den knöchernen Strukturen müssen auch der ▪ mediastinales Hämatom
Pleuraraum zum Ausschluss eines Pneumo- oder Häma- ▪ Aortenruptur
tothorax, das Mediastinum (Emphysem) und das Zwerch- ▪ Perikarderguss
fell kritisch beurteilt werden. Freie subphrenische Luft ▪ tracheobronchiale Verletzungen
kann ein Hinweis auf eine abdominelle Verletzung sein. ▪ Röntgenaufnahme in Rückenlage mit erhöhtem
Oberkörper
Cave
Ein unauffälliger initialer Röntgenthorax schließt eine
Rippenfraktur nicht sicher aus. Oft ist die Rippen-
fraktur erst Wochen nach dem Trauma durch die
Kallusbildung im Röntgenbild erkennbar.
578 Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592
Sonografie
Insbesondere bei äußerer Gewalteinwirkung ist die er-
gänzende diagnostische Ultraschalluntersuchung als pri-
märe Screening-Methode im Sinne eines eFAST (ex-
tended focused Assessment with Sonography for Trau-
ma) wichtig. Bei Verdacht auf eine Herzverletzung sollte
sich dann eine einfache interkostale oder subxiphoidale
Ultraschalluntersuchung – vor EKG, Röntgen, CT und
Echokardiografie – anschließen.
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Bei Frakturen der 9.–12. Rippe sollte zum Ausschluss ab-
domineller Verletzungen routinemäßig eine differenzier-
te Ultraschalluntersuchung des Abdomens erfolgen.
Computertomografie
Bei größerer Gewalteinwirkung oder Hochrasanztrauma
ist die Computertomografie des Thorax die entschei-
dende bildgebende Diagnostik. Sie erlaubt die exakte
Darstellung der Sternum- (▶ Abb. 8) und Rippenfrakturen
(▶ Abb. 9) sowie deren intrathorakale Ausdehnung. Zu-
▶ Abb. 6 Konventionell-radiologische Verlaufskontrolle
dem können thorakale und abdominelle Begleitverlet-
einer Sternumfraktur im Bereich des Angulus sterni bei
einem 22-jährigen Patienten nach Sturz vom Baugerüst. zungen detektiert werden [6]. Bei den meist horizontal
Die Frakturdislokation ist in der seitlichen Aufnahme des verlaufenden Sternumfrakturen muss jedoch berücksich-
Brustbeins gut zu erkennen. tigt werden, dass, je nach Schichtdicke der CT-Unter-
suchung, solche Querfrakturen gelegentlich nicht dar-
gestellt werden können.
Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592 579
CME-Fortbildung
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
▶ Abb. 7 Sonografische Darstellung einer Sternumfraktur
bei einer 78-jährigen Patientin mit Plasmozytom und
Osteoporose. Im Längsschnitt sind die Unterbrechung der
Kortikalis und der Bruchspalt gut sichtbar. Quelle: Görg C.
Rippen-/Sternumfrakturen. In: Schmidt G, Greiner L,
Nürnberg D, Hrsg. Sonografische Differenzialdiagnose.
3., korrigierte Auflage. 2013. doi:10.1055/b-004-134440
▶ Abb. 9 3-D‑Rekonstruktion der computertomografischen Darstellung einer dislozierten mehrfragmentären Rippenserienfraktur eines
52-jährigen Fahrradfahrers nach Kollision mit einem Pkw. a Präoperative CT. b Postoperative CT.
580 Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592
FAL L B E I S P I E L
Fall 1: Operativ stabilisierte Rippenserienfraktur
Therapie
Bei tolerabler pulmonaler Funktion und Schmerzsituation erfolgte nach Anlage einer Thoraxdrainage der zunächst konservative Thera-
pieversuch mit nichtinvasiver Maskenbeatmung unter intensivmedizinischer Überwachung. Bei adäquater Analgesie konnte die Patien-
tin 4 Tage nach dem Unfall zur weiteren intensiven Atemgymnastik auf die Normalstation verlegt werden. Im weiteren Verlauf klagte die
Patientin jedoch über wieder zunehmende, atemabhängige Schmerzen am linken Thorax. In den radiologischen Verlaufskontrollen des
Thorax zeigten sich eine zunehmende Ergussbildung sowie eine erneute Ausbildung eines Pneumothorax.
Aufgrund der anhaltend starken Symptomatik mit thorakaler Deformität, Ergussbildung und Re-Pneumothorax erfolgte nach frustraner
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
konservativer Therapie über 2 Wochen die sekundäre operative Stabilisierung des linken Thorax mit Osteosynthese der 2.–4. Rippe unter
videoassistierter Thorakoskopie (VATS) in Single-Port-Technik (▶ Abb. 10).
Verlauf
Postoperativ wurde die Patientin zur Überwachung auf die Intensivstation übernommen und konnte nach Entfernung der Thoraxdrai-
nage (2. postoperativer Tag) am 3. postoperativen Tag auf die Normalstation zurückverlegt werden. Radiologische Verlaufskontrollen
ergaben keinen Hinweis auf einen Pneumothorax oder Pleuraerguss bei noch leichter Transparenzminderung. Bei rasch rückläufiger
Beschwerdesymptomatik und täglicher intensiver Atemgymnastik konnte die Patientin nach Fadenzug in ihr häusliches Umfeld entlassen
werden.
▶ Abb. 10 Fall 1. a Intraoperative Thorakoskopiebilder der Reposition der thorakalen Deformierung mit einem Wechselstab.
b Intrathorakales Abschlussbild nach Osteosynthese. Die Vorwölbung der Schraubenköpfe ist erkennbar (Pfeil). c Strahlengang a.–p.
d Seitlicher Strahlengang.
Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592 581
CME-Fortbildung
Adjuvante Diagnostik
Ein 12-Kanal-EKG und die Bestimmung von Herzenzymen Therapeutisches Vorgehen
(Troponin T und I, CK‑MB) sowohl initial als auch 6 Stun- bei Sternumfrakturen
den nach dem Unfall sind zur Abklärung einer Begleitver-
letzung des Herzens bei Sternumfrakturen und Frakturen Therapieziele und Algorithmus
mehrerer Rippen erforderlich. Die Veränderungen im EKG Merke
sind hierbei unspezifisch und reichen von Schmalkom- Bei Vorhandensein von Begleitverletzungen steht
plextachykardie, ST-Streckenhebung, verlängerter QT- meist deren Behandlung – einhergehend mit einer
Zeit bis zum Kammerflattern und ‑flimmern. Die labor- stationären Überwachung und Therapie – im Vorder-
chemische Verlaufskontrolle ist insofern von Bedeutung, grund.
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
da Patienten, die keinen Anstieg des Troponin I über das
3-Fache zeigten, auch in den folgenden 7 Tagen keine Isolierte Sternumfrakturen werden in der Regel konser-
hämodynamisch relevanten Herzrhythmusstörungen er- vativ behandelt. Primäres Ziel bei Patienten mit isolierten
litten [10]. Sternumfrakturen sind die suffiziente Analgesie, u. a. zur
Vermeidung einer Schonatmung mit gegebenenfalls re-
Merke sultierender Pneumonie, sowie die passagere stationäre
Mittel der Wahl zur Diagnose einer Herzverletzung ist Überwachung dieser Patienten hinsichtlich des Risikos
die Echokardiografie. der Entwicklung von etwa Herzrhythmusstörungen im
Verlauf. Der in ▶ Abb. 11 dargestellte Algorithmus hat
sich hierbei als nützlich erwiesen [12].
D IAG N OST I K
Patienten mit einer isolierten Sternumfraktur ohne Be-
Echokardiografische Befunde bei akuter gleitverletzungen oder relevante Nebenerkrankungen,
Herzkontusion bei denen EKG, Herzenzyme sowie Echokardiografie so-
▪ Perikarderguss wohl initial als auch nach weiteren 6 Stunden unauffällig
▪ regionale Wandbewegungsstörungen verbleiben, können – soweit eine orale Analgesie ausrei-
▪ Herzklappenläsionen chend ist – in die ambulante Weiterbehandlung entlassen
▪ Ventrikelseptumdefekt werden. Im Zweifelsfall sollte immer die Entscheidung für
▪ Vergrößerung des rechten und linken Ventrikels eine mindestens 24-stündige stationäre Überwachung
▪ intrakardialer Thrombus getroffen werden.
582 Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592
▶ Tab. 3 Begleitverletzungen bei Rippen- und Sternumfrakturen [11].
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Läsion der A. und/oder V. subclavia Angiografie bei abgeschwächtem/aufgehobenem A.-radialis-Puls
Läsion des Truncus brachiocephalicus
Läsion der Aorta Röntgenthorax (verbreitertes Mediastinum), CT
Läsion von Trachea und/oder Bronchus Bronchoskopie
Läsion des Plexus brachialis differenzierte neurologische Untersuchung
kaudale Rippen
Läsion von Leber, Milz, Nieren und/oder Zwerchfell Sonografie, CT
Sternum
Herzkontusion Labor (Herzenzyme), EKG, Echokardiografie
Verletzung der Brustwirbelsäule Röntgen der BWS, CT
Operative Therapie
Nur bei stark dislozierten Frakturen, einer schweren par- Sternumfraktur
tiellen Sternumimpression oder massiver Schmerzsymp-
tomatik einhergehend mit respiratorischer Insuffizienz Begleitverletzung
über eine erwartete Dauer von 2–8 Wochen ist die Indi-
kation zur zeitnahen operativen Stabilisierung geben. ja nein
Eine weitere OP-Indikation stellen Sternumpseudarthro-
sen verbunden mit deutlicher Instabilität des Thorax oder
stationäre isolierte Sternumfraktur
verbliebener, starker Deformität des Brustbeins dar. Ins- ja
Überwachung
gesamt ist jedoch bei nur etwa 6 % aller Sternumfrakturen
eine operative Stabilisierung notwendig [4]. Auffälligkeiten bezüglich:
Thoraxröntgen
EKG
H I N T E RG RU N DWI S S E N Herzenzyme
Erstmals wurde 1943 von McKim die operative Sta- Echokardiografie
bilisierung einer Sternumfraktur unter Zuhilfenahme
und/oder
zweier in axialer Richtung perkutan eingebrachter
engmaschige, positive Anamnese bezüglich:
Kirschner-Drähte durchgeführt [4].
ambulante
stattgehabte Sternotomie
Weiterbehand-
nein Herzerkrankung
lung unter suffi-
Mögliche Stabilisierungsoptionen sind Platten- oder Zug- zienter oraler sonstige relevante
gurtungsosteosynthesen, wobei sich in der Literatur kei- Analgesie Nebenerkrankungen
ne Hinweise auf die klinische Überlegenheit eines der Ver-
fahren finden und sowohl nach Platten- als auch Zuggur-
tungsosteosynthese ein gutes Ergebnis angegeben wird. ▶ Abb. 11 Algorithmus zum diagnostischen Vorgehen bei Patienten mit
Biomechanische Analysen konnten jedoch zeigen, dass einer Sternumfraktur.
die Plattenosteosynthese das stabilere Verfahren darstellt
[4]. Generell sollte vor operativer Stabilisierung die com-
putertomografische Darstellung des Thorax zur OP-Pla-
nung und Ausschluss weiterer Pathologien erfolgen [14].
Als Anästhesieverfahren bietet sich die Vollnarkose an.
Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592 583
CME-Fortbildung
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
und scharfer Präparation in die Tiefe durch den
M. pectoralis major folgt die subperiostale Darstellung Das therapeutische Vorgehen richtet sich nach Ausmaß
der Frakturzone. Nach weiterer retrosternaler Präparation der Rippenfraktur(en) und der klinischen Symptomatik.
und bilateraler Freilegung der Interkostalräume unter
Schonung der A. thoracica interna schließt sich die offene Konservative Therapie
Reposition und Stabilisierung der Frakturzone mit ein Solitäre Rippenfrakturen werden symptomatisch und in
oder zwei U-förmig bzw. X-förmig verlaufenden Drähten aller Regel ambulant behandelt. Eine ausreichende
durch die komplette Breite des Sternums an [15] Schmerztherapie, Atemübungen und Dämpfung eines
(▶ Abb. 12). bestehenden Hustenreizes sind von entscheidender Be-
deutung [16]. Wichtig ist es, den Patienten über eine
Plattenosteosynthese auch sekundär noch auftretende Verschlechterung der
Nach mindestens 6 cm langer, longitudinaler Hautinzisi- Atemsituation aufzuklären. Bei zunehmender Dyspnoe
on entlang der Mittellinie und scharfer Präparation in die oder Schmerzzunahme ist eine sofortige klinische und ra-
Tiefe durch den M. pectoralis major folgt die Darstellung diologische Verlaufskontrolle zum Ausschluss möglicher
der Frakturzone und des geplanten Plattenlagers. Dem zweizeitig aufgetretener Begleitverletzungen, wie etwa
schließt sich nach offener Reposition die Fixierung der eines Pneumothorax, erforderlich.
Platte mit winkelstabilen, biokortikalen Schrauben an.
Wichtig hierbei ist, aufgrund der geringen Distanz zu Eine Stabilisierung durch äußere Verbände, wie etwa
Dachziegelverband, sollte nicht mehr angewandt wer-
den, da diese nur die Sekretolyse und die Ventilation er-
schweren.
Cave
▶ Abb. 12 Operative Stabilisierung einer Sternumfraktur mit Platten-
Bei invasiver Beatmung und Rippenfrakturen mit
osteosynthese und Cerclage.
a Seitlicher Strahlengang. gleichzeitigem Pneumothorax besteht die Gefahr
b Strahlengang a.–p. eines Spannungspneumothorax. In diesen Fällen
muss eine Thoraxdrainage gelegt werden.
584 Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592
FAL L B E I S P I E L
Fall 2: Konservativ behandelte Rippenfraktur mit Pneumothorax
Anamnese und Diagnostik
Ein 77-jähriger Patient stürzte bei Eisglätte auf den linken Brustkorb. Aufgrund starker Schmerzen und Dyspnoe folgte die initiale not-
ärztliche Behandlung, wobei sich ein abgeschwächtes Atemgeräusch links, eine Raumluftsättigung mit SpO2 von 91 % sowie palpatorisch
ein ausgeprägtes Hautemphysem im Bereich der linken Thoraxhälfte zeigte.
Nach Zuverlegung in die Klinik ergab die weiterführende Diagnostik mit Röntgen des Thorax und des Hemithorax links in jeweils 2 Ebenen
einen Pneumothorax links mit Hautemphysem sowie Frakturen der 6. und 7. Rippe links (▶ Abb. 13).
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Bewertende Stellungnahme
Dieses Fallbeispiel zeigt eindrücklich den Stellenwert einer ergänzenden, gezielten Röntgenaufnahme des Hemithorax in 2 Ebenen, da in
diesen Aufnahmen die Frakturen der 6. und 7. Rippe erst richtig zur Darstellung kommen. Eine Röntgenthoraxaufnahme ist dennoch
zwingend erforderlich, um einen möglichen Pneumothorax zu detektieren.
▶ Abb. 13 Fall 2. Röntgenbilder des Thorax a.–p. und des Hemithorax links in 2 Ebenen vom Unfalltag.
a Röntgenthorax, Strahlengang a.–p. Der Pneumothorax ist im Röntgenthorax gut (s. Pfeil), die Rippenfrakturen sind kaum zu sehen
(s. Fragezeichen).
b Strahlengang a.–p. Der Hemithorax links zeigt deutlich die Rippenfrakturen 6 und 7 (Kreise) sowie nebenbefundlich eine alte, kallös
konsolidierte Fraktur der 10. Rippe links (Stern).
c Strahlengang 45° schräg.
Operative Therapie
PR AXIS Um eine (längere) invasive Beatmung zu vermeiden und
Intubationsindikation bei sich entwickelnder den Intensivaufenthalt zu verkürzen, kann bei einem in-
respiratorischer Insuffizienz stabilen Thorax auch eine osteosynthetische Stabilisie-
▪ zunehmende klinische Erschöpfung rung der Rippenfrakturen angestrebt werden [20, 21].
▪ Atemfrequenz < 10 oder > 29/min Belastbare Daten in der Literatur existieren hierzu aktuell
▪ paCO2 > 55 mmHg bei FiO2 > 0,5 jedoch nicht, aus Sicht und Erfahrung der Autoren pro-
▪ paO2 < 60 mmHg bei FiO2 > 0,5 fitiert diese Patientengruppe jedoch deutlich von einer
▪ Horovitz-Quotient < 200 zeitnahen operativen Stabilisierung.
▪ Vitalkapazität < 15 ml/kg
▪ FEV1 < 10 ml/kg Gemäß der aktuellen Polytrauma-S3-Leitlinie sowie der
(nach [19]) Arbeit von Nirula et al. [22] besteht die Indikation zur
operativen Stabilisierung bei den in der Infobox zusam-
mengefassten Indikationen.
Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592 585
CME-Fortbildung
FAL L B E I S P I E L
Fall 2: Konservativ behandelte Rippenfraktur mit Pneumothorax
Therapie
Nach sofortiger Anlage einer Thoraxdrainage links (▶ Abb. 14 a) folgte die weitere stationäre Überwachung zunächst auf der Intensiv-
station. Bei rückläufigem Hautemphysem und stabiler pulmonaler Situation konnte der Patient am zweiten Tag in schmerzkompensier-
tem Zustand auf die Normalstation verlegt werden.
In den radiologischen Kontrollen zeigte sich nach Entfernung der Thoraxdrainage weiterhin eine regelrecht entfaltete Lunge bei noch
leichtem, jedoch rückläufigem Pleuraerguss (▶ Abb. 14 b). Nach täglicher Atemgymnastik konnte der Patient eine Woche nach dem
Unfall in die ambulante Weiterbehandlung entlassen werden.
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
▶ Abb. 14 Fall 2.
a Röntgenthoraxaufnahme nach Einlage einer Thoraxdrainage links.
b Eine Röntgenverlaufskontrolle nach zwischenzeitlich entfernter Thoraxdrainage zeigt die weiterhin regelrecht entfaltete Lunge ohne ver-
bliebenen Pneumothorax bei noch bestehendem Pleuraerguss.
586 Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592
PR AXIS FAL L B E I S P I E L
OP-Ablauf der Video assisted thoracoscopic Fall 3: Operative Revision einer Sternumpseudarthrose
Surgery (VATS)
▪ Bei separater Beatmung der betroffenen Lungen- Anamnese und Diagnostik
seite über einen Doppellumentubus und Seiten- Ein 60-jähriger Bauarbeiter zog sich bei einem Sturzereignis ein
lagerung des Patienten erfolgt die Anlage eines Thoraxtrauma mit Sternum- und Rippenfraktur zu, woraufhin die
Thorakoskopieportals an der dorsalen betroffenen konservativ analgetische Therapie initiiert wurde. Bei jedoch auch
Thoraxseite und die thorakoskopische Exploration noch nach 9 Monaten anhaltenden, atemabhängigen Brustschmer-
des Pleuraraums. zen und andauernder Krepitation über dem Brustbein folgte die
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
▪ Je nach Schweregrad der thorakalen Deformierung computertomografische Darstellung des Thorax mit Diagnose einer
kann die Reposition der Rippen mit einem Wech- Sternumpseudarthrose (▶ Abb. 15).
selstab erfolgen.
▪ Entsprechend einer anterolateralen Thorakotomie
folgen dann die Hautinzision über den betroffenen
Rippen und die osteosynthetische Stabilisierung
mit winkelstabiler Platte unter thorakoskopischer
Kontrolle. Auf eine korrekte Schraubenlänge ist
hierbei zu achten.
▪ Abschließend Ausspülen des Hämatothorax und
Einlage einer Thoraxdrainage über das Thorako-
skopieportal.
▪ Die kontrollierte Entfaltung der Lunge sollte noch
unter Sicht erfolgen.
Im Fall einer ipsilateralen Klavikulafraktur bietet es sich ▶ Abb. 15 Fall 3. Präoperative computertomografische Darstel-
darüber hinaus an, diese ebenfalls zeitnah operativ zu sta- lung des Sternums mit gut erkennbarer Pseudarthrosenzone.
bilisieren, um eine zusätzliche Beeinträchtigung der auxi- a Sagittale Schnittebene.
b 3-D‑Rekonstruktion.
liären Atemmuskulatur zu vermeiden.
Komplikationen
Frühkomplikationen
Der Verlust der mechanischen Integrität des Brustkorbs
kann zu einer paradoxen Bewegung des Thorax und da- Spätkomplikationen
mit zu einer insuffizienten Belüftung, Ausbildung von Bei der sehr selten ausbleibenden knöchernen Konsoli-
Atelektasen bis hin zum pulmonalen Versagen führen. dierung einer Sternumfraktur kann sich eine meist stö-
Pulmonale Belüftungsstörungen erhöhen das Risiko für rende Pseudarthrose ausbilden (s. Fall 3). Diese stellt die
Pneumonien [23]. Indikation zur operativen Revision mit Pseudarthrosenre-
sektion und Plattenosteosynthese dar. Bewährt haben
Bei operativ stabilisierten Sternumfrakturen ist ein persis- sich hierbei winkelstabile Plattensysteme.
tierender Druckschmerz über dem Osteosynthesemateri-
al häufig.
Prognose
Sehr selten, jedoch mit einer Mortalität von bis zu 30 % Merke
verbunden, ist eine postoperative Sternumosteomyelitis, Grundsätzlich sind Begleitverletzungen meist
welche sich durch die anatomischen Gegebenheiten schwerwiegender als die Sternum- oder Rippenfrak-
rasch zu einer fulminanten Mediastinitis entwickeln kann. tur selbst, weshalb die Begleitverletzungen die Prog-
Therapie der Wahl stellt daher das sofortige, radikale, nose bestimmen.
meist mehrfache Débridement bis zur Infektberuhigung
dar. Im Anschluss daran ist häufig eine plastische De- Sternumfrakturen sind in der Regel nach 6–8 Wochen
fektdeckung mit beispielsweise ein- oder beidseitigem knöchern verheilt, und die Patienten berichten nach im
M.-pectoralis-Lappen oder myokutanem gestieltem Mittel 10,4 Wochen über keinerlei Beschwerden mehr
M.-latissimus-dorsi-Lappen notwendig [24]. [13]. Nichtsdestotrotz beträgt die durchschnittliche Mor-
Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592 587
CME-Fortbildung
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
ordnete Rolle. So werden verheilte Brüche der Rippen
Der postoperative Verlauf stellte sich abgesehen von einem nicht
oder des Brustbeins ohne oder mit geringer Verschie-
interventionsbedürftigen Hämatom im Bereich von Sternum und
bung und ohne begleitende Leistungsstörung mit 0 % ein-
Becken komplikationslos dar, sodass direkt im Anschluss an den
geschätzt. Treten jedoch beispielsweise Begleitschäden,
akutstationären Aufenthalt die Rehabilitation mit mobilisierenden
wie eine Brustkorbinstabilität oder Rippenverformungen,
Maßnahmen und intensiver Atemgymnastik durchgeführt werden
mit hieraus resultierender Lungenfunktionsstörung auf,
konnte.
kann dies Grundlage einer MdE zwischen 20 und 60 %
Im weiteren Verlauf konnten die vollständige knöcherne Konsolidie- sein.
rung und Beschwerdefreiheit erzielt werden, sodass bei störendem
Implantat 15 Monate nach der operativen Revision die Implantat-
entfernung vorgenommen wurde.
KER NAU SSAG EN
▪ Die Behandlung sowohl der Rippen- als auch Ster-
numfrakturen richtet sich meist nach dem Auftre-
ten und Ausmaß der thorakalen (z. B. Pneumotho-
rax, Lungen-, Gefäßverletzung) und abdominellen
(Milz-, Nieren-, Leberverletzung) Begleitverletzun-
gen, welche zwingend ausgeschlossen werden
müssen.
▪ Bei Sternumfrakturen sollte darüber hinaus insbe-
sondere an Begleitverletzungen von Brustwirbel-
säule und Herz gedacht werden.
▪ Aufgrund der gegebenenfalls schwerwiegenden
Verletzungen nach einem Thoraxtrauma sollte die
Diagnostik entsprechend der ATLS®-Richtlinien er-
folgen und neben klinischer und radiologischer
Diagnostik auch Ultraschall und EKG mitein-
schließen.
▪ Rippenserienfrakturen mit respiratorischer Ein-
schränkung sind eine schwerwiegende Verletzung
und müssen stationär, ggf. unter intensivmedizi-
nischen Bedingungen, überwacht werden.
▶ Abb. 16 Fall 3. Postoperative Röntgenbilder nach operativer ▪ Da Sternumfrakturen in der Regel mit weiteren Be-
Revision der Sternumpseudarthrose und Re-Osteosynthese mit
gleitverletzungen einhergehen, ist eine 24-stündi-
winkelstabilem Plattensystem.
a Brustbein-Spezialaufnahme.
ge stationäre Überwachung stets in Erwägung zu
b Thoraxröntgen a.–p. ziehen.
▪ Die Therapie der Sternum- und Rippenfrakturen ist
überwiegend konservativ.
▪ Eine suffiziente Analgesie einhergehend mit einer
Atemtherapie ist wesentlicher Bestandteil der kon-
servativen Therapie von Rippen- und Sternumfrak-
talitätsrate bei Sternumfrakturen vor allem aufgrund der
turen.
häufig auftretenden schweren thorakalen Begleitverlet-
▪ Die operative Stabilisierung von Rippenserienfrak-
zungen 0,7–19,2 % [12].
turen mit respiratorischen Einschränkungen nimmt
einen zunehmenden Stellenwert in derer Behand-
Ähnlich verhält es sich bei Rippenfrakturen, wobei die Pa-
lung ein.
tienten häufig atemabhängige Schmerzen über mehrere
Wochen beklagen. Mit einer knöchernen Konsolidierung
588 Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592
Interessenkonflikt Korrespondenzadresse
Die Autoren geben an, dass keine Interessenkonflikte Dr. med. Simon Hackl
vorliegen. Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau
Prof.-Küntscher-Str. 8
Autorinnen/Autoren 82418 Murnau
simon.hackl@bgu-murnau.de
Simon Hackl
Wissenschaftlich verantwortlich
Dr. med., 2004–2011 Studium der Humanme-
dizin an der Universität Regensburg und Pro- gemäß Zertifizierungsbestimmungen
motion am Lehrstuhl für Humananatomie und
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Embryologie. Seit 2011 Weiterbildung zum Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungs-
Facharzt für Orthopädie/Unfallchirurgie an der bestimmungen für diesen Beitrag ist Dr. med. Simon Hackl,
BG Unfallklinik Murnau. 2013 Medical Research Murnau.
Fellowship am AO Research Institute in Davos. 2014 Zusatz-
bezeichnung Notfallmedizin.
Literatur
Markus T. Berninger [1] Schulz-Drost S, Oppel P, Grupp S et al. Bony injuries of the tho-
Dr. med., 2004–2010 Studium der Humanme- racic cage in multiple trauma : Incidence, concomitant injuries,
dizin an der TU München. 2011–2014 Weiter- course and outcome. Unfallchirurg 2016; 119: 1023–1030
bildung zum Facharzt für Orthopädie/Unfall- [2] El-Menyar A, Latifi R, AbdulRahman H et al. Age and traumatic
chirurgie in der Abteilung für Sportorthopädie, chest injury: a 3-year observational study. Eur J Trauma Emerg
Klinikum rechts der Isar, TU München. 2013 Surg 2013; 39: 397–403
Promotion. Seit 2014 in der Unfallchirurgie und
[3] Fichtel I, Fernandez FF, Wirth T. Sternumfraktur im Wachs-
Rekonstruktiven Chirurgie an der BG Unfallklinik in Murnau
tumsalter. Unfallchirurg 2016; 119: 570–574
beschäftigt.
[4] Harston A, Roberts C. Fixation of sternal fractures: a systemat-
ic review. J Trauma 2011; 71: 1875–1879
Christoph Erichsen
[5] Gloyer MA, Frei HC, Hotz TZK et al. Osteosynthesis of trau-
Dr. med. univ., 2004–2009 Medizinstudium an matic manubriosternal dislocations and sternal fractures with
der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität a 3.5/4.0 mm fixed-angle plate (LCP). Arch Orthop Trauma
Salzburg. Seit 2010 an der BG Unfallklinik Surg 2011; 131: 1261–1266
Murnau und aktuell Weiterbildung Spezielle
[6] Khoriati A, Rajakulasingam R, Shah R. Sternal fractures and
Unfallchirurgie. Forschungsstipendium am
their management. J Emerg Trauma Shock 2013; 6: 113–116
AO Research Institute in Davos 2013. Seit 2017
Facharzt für Orthopädie/Unfallchirurgie. Zusatzbezeichnung [7] Brookes JG, Dunn RJ, Rogers IR. Sternal fractures: A retrospec-
Notfallmedizin seit 2012; 2017 Hubschraubernotarzt ITH tive analysis of 272 cases. J Trauma 1993; 35: 46–54
Christoph Murnau. [8] Morgenstern M, von Rüden C, Callsen H et al. The unstable
thoracic cage injury: The concomitant sternal fracture indi-
cates a severe thoracic spine fracture. Injury 2016; 47: 2465–
Michael Lang
2472
Dr. med., 1989–1996 Studium der Humanme-
[9] Nickson C, Rippey J. Ultrasonography of sternal fractures. Aus-
dizin an der LMU München. 1996–2002 Fach-
tralas J Ultrasound Med 2011; 14: 6–11
arztausbildung Chirurgie an der BG Unfallklinik
Murnau und Asklepios Stadtklinik Bad Tölz. [10] Sonntag S, Kleber FX. Contusio cordis. Trauma Berufskrankh
2002–2004 Schwerpunkt spezielle Viszeral- 2006; 8: 22–27
chirurgie am Katharinenhospital Stuttgart. [11] Hirner A, Weise K, Hrsg. Chirurgie. 2. Aufl. Stuttgart: Thieme;
2004–2010 Oberarzt an der Asklepios Stadtklinik Bad Tölz. 2008
Zusatzbezeichnung Proktologie, Minimal-invasive Chirurgie. [12] Karangelis D, Bouliaris K, Koufakis T et al. Management of iso-
Seit 2010 Schwerpunkt spezielle Unfallchirurgie an der lated sternal fractures using a practical algorithm. J Emerg
BG Unfallklinik Murnau und aktuell Leitender Oberarzt für Trauma Shock 2014; 7: 170–173
Allgemein- und Traumachirurgie.
[13] de Oliveira M, Hassan TB, Sebewufu R et al. Long-term morbid-
ity in patients suffering a sternal fracture following discharge
Alexander Woltmann from the A and E department. Injury 1998; 29: 609–612
Prof. Dr. med., Studium der Humanmedizin an [14] Schulz S, Drost, Oppel P, Grupp S et al. Surgical Fixation of
der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Sternal Fractures: Preoperative Planning and a Safe Surgical
und Facharztweiterbildung in der Abt. Chirurgie Technique Using Locked Titanium Plates and Depth Limited
und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Drilling. J Vis Exp 2015; (95): e52124
Lübeck. Anschließend Oberarzt an der Klinik [15] Divisi D, Di Leonardo G, Crisci R. Surgical management of trau-
für Chirurgie des Universitätsklinikums Lübeck. matic isolated sternal fracture and manubriosternal disloca-
Seit 2002 an der BG Unfallklinik Murnau und ab 2008 Leiten- tion. J Trauma Acute Care Surg 2013; 75: 824–829
der Arzt der Abteilung für Allgemein- und Traumachirurgie.
[16] Lafferty PM, Anavian J, Will RE et al. Operative treatment of
Seit 2017 Stellvertretender Ärztlicher Direktor der BG Unfall-
chest wall injuries: indications, technique, and outcomes.
klinik Murnau.
J Bone Joint Surg Am 2011; 93: 97–110
Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592 589
CME-Fortbildung
[17] Gunduz M, Unlugenc H, Ozalevli M et al. A comparative study [21] Marasco SF, Davies AR, Cooper J et al. Prospective randomized
of continuous positive airway pressure (CPAP) and intermit- controlled trial of operative rib fixation in traumatic flail chest.
tent positive pressure ventilation (IPPV) in patients with flail J Am Coll Surg 2013; 216: 924–932
chest. Emerg Med J 2005; 22: 325–329 [22] Nirula R, Diaz JJ jr., Trunkey DD et al. Rib fracture repair: indica-
[18] Dehghan N, de Mestral C, McKee MD et al. Flail chest injuries: a tions, technical issues, and future directions. World J Surg
review of outcomes and treatment practices from the National 2009; 33: 14–22
Trauma Data Bank. J Trauma Acute Care Surg 2014; 76: 462– [23] Fabricant L, Ham B, Mullins R et al. Prolonged pain and disabil-
468 ity are common after rib fractures. Am J Surg 2013; 205: 511–
[19] Wirth CJ, Mutschler WE, Kohn D, Pohlemann T, Hrsg. Praxis der 515; discusssion 515–516
Orthopädie und Unfallchirurgie. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; [24] Lippert H, Hrsg. Wundatlas. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012
2013
[20] Granetzny A, Abd El-Aal M, Emam E et al. Surgical versus con-
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
servative treatment of flail chest. Evaluation of the pulmonary
Bibliografie
status. Interact Cardiovasc Thorac Surg 2005; 4: 583–587
DOI https://doi.org/10.1055/s-0044-102023
Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
ISSN 1611-7859
590 Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592
Punkte sammeln auf CME.thieme.de
Diese Fortbildungseinheit ist 12 Monate online für die Teilnahme verfügbar.
Sollten Sie Fragen zur Online-Teilnahme haben, finden Sie unter cme.thieme.de/hilfe
eine ausführliche Anleitung. Wir wünschen viel Erfolg beim Beantworten
der Fragen!
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
VNR 2760512018154650410
Frage 1 Frage 4
Welche Aussage ist richtig? Welche Aussage zur Diagnostik von Rippenfrakturen ist richtig?
A Dorsal gelegene Rippenfrakturen beeinflussen die Atem- A Bei Thoraxtraumata sollte immer zuerst radiologisch eine
mechanik am stärksten. Rippenfraktur ausgeschlossen werden, da diese die häufigste
B Rippenfrakturen können immer ambulant behandelt werden. knöcherne Verletzung des Brustkorbs darstellt.
C Die operative Stabilisierung von Rippenfrakturen ist obsolet. B Eine konventionell-radiologische Darstellung des Thorax in
D Eine mechanische Reanimation führt in Regel nicht zu poste- einer Ebene ist ausreichend.
rioren Rippenfrakturen. C Bei Verletzungen der 9.–12. Rippe sollte der Urin auf das Vor-
E Rippenfrakturen verursachen meist nur für wenige Tage kli- handensein von Erythrozyten untersucht werden.
nische Symptome. D Bei V. a. Rippenfrakturen sollte immer die computertomo-
grafische Darstellung des Thorax durchgeführt werden.
Frage 2 E Bei nicht sicherem Nachweis einer Rippenfraktur in der kon-
Eine Indikation zur operativen Stabilisierung von Rippenfraktu- ventionell-radiologischen Darstellung muss im nächsten
ren besteht nicht bei … Schritt die magnetresonanztomografische Darstellung des
A symptomatischen Pseudarthrosen der Rippen. Thorax veranlasst werden.
B einer Brustwanddeformität mit drohender Lungenverlet-
zung. Frage 5
C einem instabilen Thorax mit drohender respiratorischer Er- Welche Gefahr muss bei Rippenfrakturen mit einhergehendem
schöpfung, Weaning-Versagen oder paradoxer Atemmobili- Pneumothorax vor Beginn einer erforderlichen invasiven Be-
tät beim Weaning. atmung stets bedacht werden?
D Verletzungen des knorpeligen Anteils zweier benachbarter A Die invasive Beatmung wird zu einer zunehmenden Disloka-
Rippen. tion der Rippenfrakturen führen.
E dislozierten Rippenfrakturen im Rahmen einer Thorakotomie B Zusätzliche Verletzungen des Lungenparenchyms sollen un-
aufgrund persistierender thorakaler Blutung. ter allen Umständen verhindert werden, weshalb auch bei
einer Atemfrequenz von 35/min unter einer noninvasiven Be-
Frage 3 atmung von der Intubation des Patienten abgesehen werden
Auf eine enorme Krafteinwirkung während des Traumas weisen sollte.
welche der folgenden Rippenfrakturen hin? C Die Ausbildung eines Spannungspneumothorax, weshalb die
A Fraktur der 1. und 2. Rippe Initiierung einer invasiven Beatmung bei diesen Patienten im-
B Frakturen der 3.–5. Rippe links mer unter Bereitschaft zur Anlage einer Thoraxdrainage er-
C ventrale Frakturen der 6.–8. Rippe folgen sollte.
D dorsale Frakturen der 10. und 11. Rippe D Eine intraabdominelle Druckerhöhung wird zu Läsionen der
E Fraktur der 12. Rippe parenchymatösen Abdominalorgane führen.
E Generell ist bei Patienten mit einzelnen Rippenfrakturen auf-
grund des Pneumothorax von einer längeren Beatmungs-
pflichtigkeit als bei Patienten mit einer instabilen Thoraxver-
letzung ohne einhergehendem Pneumothorax auszugehen.
Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592 591
CME-Fortbildung
Frage 6 Frage 9
Welche der folgenden knöchernen Begleitverletzungen am Kör- Bei Patienten mit Sternumfraktur nimmt der Nachweis bzw. Aus-
perstamm ist bei Sternumfrakturen neben Rippenfraktur am schluss von Begleitverletzungen einen wesentlichen Stellenwert
Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
häufigsten? ein. Welche der folgenden Aussage hinsichtlich möglicher kardi-
A Halswirbelkörperfrakturen aler Läsionen ist falsch?
B Brustwirbelkörperfrakturen A Lebensbedrohliche kardiale Arrhythmien können trotz initial
C Lendenwirbelkörperfrakturen unauffälligem EKG auch noch Tage später auftreten.
D Beckenfraktur B Die vulnerabelste Phase für Verletzungen des Herzens bildet
E Klavikulafraktur das Ende der Systole.
C Durch die intrakardiale Druckerhöhung reißt bevorzugt die
Frage 7 rechte Vorhofwand.
Nur eine der folgenden Aussagen zur Sternumfraktur ist richtig. D Es besteht eine direkte Korrelation zwischen Dislokationsgrad
Welche? der Sternumfraktur und Häufigkeit des Auftretens eines Peri-
A Die Sternumfraktur ist eine Domäne der operativen Therapie. kardergusses.
B Negative Herzenzyme unmittelbar nach dem Trauma schlie- E Mit zunehmender kardialer Schädigung können Zeichen
ßen eine begleitende Contusio cordis aus. eines akuten Links- oder Rechtsherzversagens beobachtet
C Sternumfrakturen des Erwachsenen werden in der Regel werden.
durch direkte Gewalteinwirkung auf den Brustkorb ver-
ursacht. Frage 10
D Begleitende Brustwirbelsäulenverletzungen spielen für das Nur eine der folgenden Aussagen ist richtig. Welche?
weitere therapeutische Vorgehen eine untergeordnete Rolle. A Eine Mediastinalverbreiterung in der konventionell-radiologi-
E Patienten mit Sternumfrakturen sollten generell ambulant schen Darstellung des Thorax kann nie durch einen abwei-
behandelt werden. chenden Strahlengang verursacht werden.
B Mit einer unauffälligen Röntgenaufnahme des Thorax kurz
Frage 8 nach dem Trauma kann eine Rippenfraktur sicher aus-
Bezüglich kindlicher Rippen- und Sternumfrakturen gilt welche geschlossen werden.
der folgenden Aussagen? C Horizontal verlaufende Sternumfrakturen können unabhän-
A Axilläre oder posteriore kindliche Rippenserienfrakturen so- gig von der Schichtdicke der CT-Untersuchung computer-
wie Sternumfrakturen sind bei leerer Anamnese hoch ver- tomografisch immer dargestellt werden.
dächtig auf eine stattgehabte Misshandlung. D Die einmalige und unmittelbar posttraumatische Bestim-
B Bei Kindern sind schwere Verletzungen der thorakalen Orga- mung der Herzenzyme nach dem Unfall bei Patienten mit
ne ohne begleitende Rippenfrakturen eine Rarität. Sternumfraktur oder Frakturen mehrerer Rippen ist ausrei-
C Ebenso wie bei Erwachsenen ist bei Kindern die Hauptursache chend.
für eine Sternumfraktur die direkte Gewalteinwirkung. E Rippenserienfrakturen führen häufig durch den Verlust der
D Frakturen im knorpeligen Anteil der Rippen treten gerade bei mechanischen Integrität des Thorax zu einer massiven Stö-
jungen Patienten nicht auf. rung der Atemmechanik, aus der sogar die sog. paradoxe
E Eine operative Stabilisierung aufgrund einer Brustwanddefor- Atemexkursion des Thorax resultieren kann.
mität nach stattgehabter Rippenserienfraktur sollte bei Kin-
dern bis zum 6. Lebensjahr generell nicht durchgeführt wer-
den.
592 Hackl S et al. Sternumfrakturen – Rippenfrakturen Orthopädie und Unfallchirurgie 2018; 13: 571–592