Begriff „Schreiben“
-zielt steht auf Sinnverstehen ab (Abgrenzung zum „Kritzeln“)
-kognitiver, linguistischer, problemlösender Prozess, da Schreibendes geplant, verschriftet und
revidiert werden muss
Kommunikation
Mündliche Kommunikation
-nonverbal: Mimik, Gestik; paralinguistisch: Intonation, Lautstärke, Sprechtempo
Schriftliche Kommunikation
-Möglichkeit der Reproduktion, Planung, Überarbeitung → reflektierter, überdauernder
-dauert länger als Spreche, aufgrund Formatierungen/Gliederungen; Grammatik, …
Nicht-alphabetische Schriften
-Piktogramme: ganz einfache, universal verständliche Kommunikation; gewisser Grad Abstraktion
-Ideogramme: Piktogramme, die eine zunehmende Kenntnis von Konventionen voraussetzen;
teilweise nur mit vorherigen Unterweisung (Bsp.: Straßenzeichen, Hieroglyphen, etc.)
-3300 v. Chr.: Entwicklung mitteleuropäischer Alphabetschriften; aber auch in mehreren Kulturen,
zeitlich voneinander unabhängig
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Wort- oder Morphemschriften
-einem Zeichen wird eine Bedeutungseinheit zugeordnet, die lautlich unabhängig ist → auch ohne
Sprachkenntnis bei Zeichenkenntnis lesbar (Bsp.: Chinesisch, arabische Zahlen)
-didaktische Problematik: Gebrauch Schriftsprache setzt Erlenen Vielzahl von Konventionen voraus;
jedes neue Wort benötigt ein neues Schriftzeichen (Bsp.: das Wort „Corona-Pandemie“)
Alphabetische Schriften
-Phonogramme: Zeichen wurden in ihrer Gestalt einem Objekt entlehnt; Ausbildung aller relevanten
Laut-Buchstaben-Beziehungen
Buchstabenschrift
-800 v. Chr.: Entstehung griechisches Alphabet; Grundlage für alle europäischen Alphabetschriften
-Laute & Lautsequenzen werden durch Buchstaben(-sequenzen) abgebildet (nicht mehr Bedeutung)
-nun Voraussetzung des Zeichenrepertoires und der Sprache
Orthographische Prinzipien
-im Schriftspracherwerb geht es zunächst um Vermittlung der sicheren Beherrschung der einfachen
Laut-Buchstaben-Beziehung
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4. Semantisches/lexikalisches Prinzip/Homonymieprinzip:
-Gleichlautendes unterschiedlicher Bedeutung kann unterschiedlich geschrieben werden
-in der Grundschule eher weniger bedeutsam
5. Historisches Prinzip:
-zahlreiche Schreibungen entsprechen Stand früheren Aussprachemodus (<ie>; <h>)
-folgt schriftliche Form nicht ohne driftigen Grund dem Lautwandel, dann historisches Prinzip
6. Graphisch-formale/ästhetisches Prinzip:
-dient der Vermeidung verwirrende/ästhetisch unschöner Schriftbilder (Bettisch vs. Betttisch)
-heute relevant: sp statt schp; st statt scht
-Graphe bei Umlautvokalen werden nicht verdoppelt: Saale – Säle, Boot – Bötchen
Entwicklungsstufenmodelle
-Annahme: alle Leselerner*innen mit vergleichbaren Phasen/Schritten im Schriftspracherwerb; in
Dauer, Ausprägung und Schwierigkeit heterogen und individuell (immer nur eine Variante!)
-rezeptiver Aspekt (Lesen) und produktiver Aspekt (Schreiben)
-in verschiedenen Phasen jeweils dominante Strategien für Lesen/Schreiben neu erworben werden;
vorranging verwendet
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Grundmodell von Uta Frith (1986)
-logographemische Phase; alphabetische Phase; orthographische Phase:
Physiologisch-organische Voraussetzungen
-Funktionstüchtigkeit der Sinnesorange
-optische Perzeption (Lesen); Akustische Perzeption (gutes Hören); sprechtechnische Fähigkeiten
-schreibmotorische Fähigkeiten (handmotorische Entwicklung von Schreibverhalten)
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Unspezifische Voraussetzungen
-motivationale Faktoren (Leistungsmotivation, Selbstkonzept, Aufgabenorientierung)
-affektive Faktoren (Lernfreude)
-kognitive Faktoren (Intelligenz, Konzentrationsfähigkeit)
→ wirken eher indirekt über Einfluss auf spezifische Vorläuferfertigkeiten aus
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(Historische) Leselehrverfahren
Leselehrverfahren
-zwei Grundformen: einzelheitliche (synthetische) sowie ganzheitliche (analytische) Methode
-synthetische Verfahren: Lesetechnik im Vordergrund; Vermittlung von einzelnen
Buchstaben/Lauten, die zusammen gelesen werden (Synthese)
-analytische Verfahren: Sinnerfassung zentraler Stellenwert; ganze Wörter/Sätze gelesen und erst im
zweiten Schritt auch analysiert
-methodenintegrierende Verfahren: werden sowohl Buchstaben als auch ganze Wörter
berücksichtigt; Integration verschiedener Operationen
→ heute: eher Frage nach Verhältnis Analyse und Synthese, beide Aspekte berücksichtigt
→ Einzelheitliche/Synthetische Verfahren:
Buchstabiermethode
-„vom Leichten zum Schweren“; zunächst Auswendiglernen des Alphabets sowie Buchstabennamen
-Zuordnung von Schriftzeichen und Buchstabennamen; (silbig gesprochen: „es“ statt „s“; „weh“)
-schließlich systematische Zusammenleseübung durch „Buchstabenaddition“ (de-u-em-em)
→ ineffektive und sehr mühsame Methode
-damals als sehr kindgemäß und fortschrittlich angesehen
-Helene Lange (Pädagogin, Vorkämpferin Frauenbewegung) beschrieb die Methode als mühsam
→ Methode hält sich bis weit ins 19. Jh.; 1803 in Bayern (1872 in Preußen) verboten (!)
Lautiermethode
-bereits im 16. Jh. Kritik an Buchstabiermethode
-konsequente Bezugnahme auf gesprochene Sprache; Ableitung Laute aus gesprochener Sprache
-konnte sich damals nicht durchsetzen (ab 1803 in Bayern; Heinrich Stephani)
-zu Beginn: Erlenen der Laute; Lesen Wortschriftbilder durch Zusammenschleifen der Laute zu Silben
und Silben zu Wörtern in Wortklangbilder (Sinnentnahme zunächst im Hintergrund)
-viele methodische Varianten:
→ Ganzheitliche/Analytische Verfahren:
-Grundidee: Ganzheitsbewegung: SuS ein selbständiges und verständiges Lernen zu ermöglichen
-Erhalt natürlichen Sprechtons beim Lesen: Kind richtige Bedeutung assoziiert (direkter Weg!)
-Ausgang vom Wort- bzw. Satzganzen; erst nach „naiv-ganzheitlichen Lesensphase“ einzelne
Phoneme & deren Grapheme ausgegliedert
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Ganzwortmethode nach Hans Brückl
-1922: Entwicklung Fibel, die von ganzen Wörtern ausging, die als Ganzes gelesen und später in Satz
eingebettet wurden
-Lese- und Schreiblehrgang eng miteinander verbunden; Normaldruckschrift
-gut gegliederte, leicht einprägsame, auf ersten Blick wieder erkennbare Wortganze
-eingeführte Wörter werden immer wieder wiederholt
→ Analytisch-synthetische Verfahren
-Grundidee: Ausgehend von ganzen sprachlichen Einheiten werden Laute/Buchstaben analysiert und
in Synthese wieder verbunden
-Schlüsselwörter werden sofort visuell, auditiv und sprechmotorisch gegliedert, damit gleichzeitig
Laute und Buchstaben gewonnen werden können
-Vorstufe (Vermittlung Funktion von Schriftsprache) → Stufe der Analyse → Stufe der Zuordnung →
Stufe der Synthese (selbständiges Erlesen neuer Wörter mit erarbeitenden Buchstaben; Schreiben)
-gewann nach Methodenstreit an Bedeutung; prägt auch aktuelle Fibel-Konzepte
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Methodenintegration
-nicht nur Wörter, die für Analyse von Einzellauten geeignet sind, sondern auch die für
abwechslungsreiche Texte benötigt werden: z.B. „ich“, „wir“, „ist“, „spielt“
-Einführung sehr früh als „naiv-ganzheitlich“ (ohne Analyse)
(Historische) Schreiblehrverfahren
Schreiblehrverfahren nach Hans Brückl
-Normaldruckschrift als eine Schriftform für Lesen und Schreiben
-vier Formen, die im Unterricht geübt werden: Grundformen Kreis & Gerade → Spazierstock,
Schlange, Turnstange als Grundlage aller Buchstaben
-Elemente aus „schreibturnerische Übungen“ bauen Stück für Stück aufeinander auf
-anfangs ist Kind Inhalt des zu schreibenden Wortes bekannt, nicht aber Buchstaben
-zur „Normalschrift“ gelangt man durch Verbinden der in Druckschrift geschriebenen Buchstaben
-Üben Schriftzugs bis zur Geläufigkeit im letzten Jahresdrittel der ersten Klasse
-Freiheit zur Entwicklung einer eigenen Handschrift
Methodenintegrierte Lehrgänge:
-systematische & schriftweise Einführung von Buchstaben vom Einfachen zum Schweren (Mimi-Fibel)
-Prinzip bleibt gleich; anfangs Wörter in Lesetexten, die mit bekannten Buchstaben gelesen werden
-meisten Fibel nicht streng analytisch-synthetisch, binden Ganzwörter mit ein (ist, …)
-heute: meist auch Integration von Schreibtabellen bzw. schreiborientierten Ansätzen (Förderung des
freien Schreibens)
-zusätzlich Arbeit mit Silben
Silbenorientierte Lehrgänge
-Silbenstruktur ist zentraler didaktischer Bezugspunkt
-ausgehend von Vokalen werden von Anfang an Silben eingeführt, die als Ganzes gelesen werden
-anfangs mit besonders einfachen Konsonant-Vokal-Verbindungen gearbeitet (Mu, La, Mo, Mi, …)
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-in Regel ebenfalls methodenintegrierte Arbeit: zu Beginn zusätzlich nicht-analysierte Gesamtwörter
-Freies Schreiben hier kritisch: aber auch hier Schreibtabellen
-Rechtschreibprinzipien von Anfang an mit bedacht (recht früh Wörter mit doppelten Konsonanten)
-Beachtung betonter und unbetonter Silben hat großen Wert → „Häuschenmodelle“
-zweifarbiger Druck in immer mehr Fibeln sowie in einigen Erstlesebüchern → erleichtert schnelle
(Wieder-)erkennen dieser Silben (inneres Lexikon!)
Schreiborientierte Lehrgänge
-Lernpakete, die auf eine Fibel verzichten und vorrangig vom Schreiben ausgehen
-ausgehend von zentralen Lauttabelle erarbeiten sich Kinder lautgerechte Buchstaben in individueller
Reihenfolge und Geschwindigkeit selbständig (ersten drei Buchstaben gemeinsam)
-in einem zweiten Arbeitsheft lernen Kinder schwierigere Buchstaben und Buchstabenkombinationen
-Materialien sind durchweg mehrfach differenziert
-erst in dritten Schritt kommt Buch zum Einsatz, das kompetenzorientierten Umgang mit
verschiedenen Textsorten anlegen will
-ausgerichtet auf offene Unterrichtskonzepte sowie Jahrgangsmischung
-durch hohen Anspruch an Selbstständigkeit droht Gefahr der Überforderung
-in allen Bundesländern außer Bayern zugelassen
Pädagogische Begriffsbestimmung
-besonders umstritten unter Pädagogen ist die Diskrepanzdefinition
-kaum Unterscheidung von Legasthenikern & lese-rechtschreibschwachen Kindern; sehr ähnliche
Probleme
-gesellschaftspolitisch: alle Kinder eine angemessene Förderung, nicht nur bei denen die Lese-
Rechtschreibleistung von Intelligenz besonders abweicht
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-Verwendung bestimmter Begriffe bestimmte Konnotationen (Scheerer-Neumann):
→ einige Schwierigkeiten bei vielen Kindern zu Beginn SSE, obwohl keine LRS vorliegt
→ nicht Art der Fehler entscheidend, sondern Dauer, Häufigkeit und Inkonsistenz
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Ätiologie (= Ursachen)
-Annahme multikausalen Verursachung: interaktives Modell
-genetische Faktoren:
Verlauf
-insgesamt hohe Stabilität bis ins Erwachsenenalter (Lesetempo, hohe Anzahl Rechtschreibfehlern)
-frühzeitige & intensive Förderung & Unterrichtung kann Verlauf LRS positiv beeinflussen
Notenschutz
-Stärkere Gewichtung mündlicher Noten
-Lese- und/oder Rechtschreibleistung in allen Fächern nicht berücksichtigt; darf nicht Grund für
Wiederholung Klassenstufe sein
Didaktisch
-völlige Neuorganisation des schriftsprachlichen Anfangsunterrichts → geöffneter Unterricht
-kognitiv-konstruktivistische Sicht auf Lernen: Kinder erwerben selbst aktiv und in konkreten
Handlungsbezügen & auf individuelle Weise
-Ablehnung der traditionellen Lehrerrolle → veränderte Lehrerrolle
-1980er: Hans Brügelmann, Erika Brinkmann oder Heiko Balhorn entwickeln Spracherfahrungsansatz
-Jürgen Reichen entwickelt Unterrichtskonzept „Lesen durch Schreiben“
→ beide Konzepte nicht in Reinform durchgesetzt, aber deutliche Veränderung der Unterrichtspraxis
- Leitidee #1 (nach Brügelmann): Kinder sollen lernen: Lesen & Schreiben für Mitteilung und
Informationsgewinn; L&S als soziale Handlung, bestimmt viele Aktivitäten
- Leitidee #2: wechselseitige Übersetzbarkeit von Schrift und Sprache soll verstanden werden
- Leitidee #3: gegenständliche Manipulierung von Schriftzeichen: jeweils passende Zugänge zur
Schrift für jedes Kind finden
Lesebegriff
-Lesen kein synthetisierendes Lesen, sondern „Blitzlesen“ → eindimensionales Lesekonzept
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Rechtschreiben
-Rechtschreibung umso schlechter, je mehr man sie trainiere v.a. bei schwächeren Schüler*innen
Praktische Umsetzung
-Einführen in Schreib mittels Anlauttabelle: Kinder können im Prinzip alle Wörter verschriften
-Anfangsunterricht (8-10 W): Vermittlung zentralen Einsicht, dass gesprochene Laute auch
aufgeschrieben werden
-Bedingung: Kinder sollen täglich mind. 5 Wörter schreiben; schrittweise Erhöhung zu schreibender
Wörter entsprechend fortschreitenden Kompetenzen → Lesen stellt sich plötzlich von alleine ein
Kritikpunkte
-Vernachlässigung Form & Sinn Einzelbuchstaben
-Blitzlesen: kein Üben des Schreibens → unökonomische Bewegungsrichtungen und -abfolgen
-kommunikativer Aspekt des Schreibens fehlt
-empirische Lage nicht eindeutig, aber besonders schwierig für leistungsschwächere Kinder und
nicht-deutscher Muttersprache (NDMS-Kinder)
Qualitätskriterien
-nicht nur Anlaute, sondern auch andere häufig vorkommende Laute
-Buchstabe, durch verschiedene Laute abgebildet; Laut eindeutig isolierbar
-Lautbild nicht so beginnen wie Buchstabenname (nicht „Hand“, weil „Ha“)
-Bilder sollten verschiedenartig und eindeutig sein und für alle Kinder verständlich
→ anspruchsvolle Arbeit vor allem für leistungsschwächere Kinder und NDMS-Kinder; gute
Differenzierung für leistungsstarke Kinder
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Grundschule
-Kinder mit MH häufiger in nachteiligen Lernumwelten (Verschärfung durch Pandemie)
-Segregation der Schulen nach Leistungsniveau & Bildungshintergrund der Eltern
-rund ein Jahr Differenz zwischen Kindern mit zwei im Ausland geborenen Eltern & Kinder ohne MH
-Unterschiede vor allem über sozioökonomische Faktoren und Bildungsniveau der Eltern zu erklären
Voraussetzungen bei Kindern mit DaZ; in Deutschland geboren und/oder KiTa besucht
-i.d.R. gute mündliche Fähigkeiten im Deutschen in Bezug auf Alltagskommunikation (BICS)
-Schriftsprache häufig an Bildungssprache orientiert → große Herausforderung, da wenig Erfahrung
mit Schriftsprache und Texten
-insgesamt sehr heterogene erstsprachliche Schrifterfahrungen und Literalität
Voraussetzungen bei Kindern mit DaZ; geringe Vorkenntnisse im Deutschen bei Schuleintritt
-erhebliche kognitive Herausforderung: SSE in Sprache, die Kinder gar nicht/schwach kennen
-weniger literale Vorerfahrungen; keine Vorstellung System & Struktur der deutschen Sprache
-ggf. Probleme mit optischer Differenzierungsleistung durch Verändern der Leserichtung
Wortschatz
-häufig auf alltägliche Bereiche eingeschränkter Wortschatz
-u.U. rein technisches, sinnfreies Lesen, da Bedeutung zu lesender Wörter u.U. nicht verstanden wird
-Wortschatzumfang zu Beginn SSE noch gering; mit Entwicklung Lesekompetenz immer bedeutsamer
-Wortschatzproblem: Wörter, die fast gleich klingen, aber in beiden Sprachen ganz anderes
bedeuten, können oft verwirren
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Grammatik
-Konsequenzen für Rechtschreibung sowie für Lesen
-besondere Schwierigkeiten bei Genus (z. B. Artikel, 3 Geschlechter, unterschiedliche Fälle)
-Konjugation, Verbflexion, Pluralbildung, Pronomen, Wortstellung, …
Syntax
-problematisch v.a. Stellung des Verbs (z.T. veränderlich; finites Verb an 2. Stellung nur in
germanischen Sprachen)
-Satzbaufehler halten sich sehr lange, da Struktur ungewöhnlich erscheint
Motivation
-häufig schlechtere Leistungen/Noten im Fach Deutsch, die nur langsam besser werden
-Prozess des Leselernens häufig viel mühsamer & länger als bei Kindern mit DaM → Frustration
-didaktische Materialien langsam besser, berücksichtigen Lebenswelt Kinder immer noch zu wenig
Phonetik
-Phonem-Graphem-Korrespondenz sollte explizit trainiert werden
-phonologisches Training in der Erst- und Zweitsprache
-Einsatz von digitalen Medien hier echten Mehrwert (Kinder arbeiten selbständig)
-Unterstützung Einführung neuer Buchstaben und Laute mit Hilfe von Lautgebärden sowie
artikulatorischer Übung
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Schriftspracherwerb bei Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf
Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf in der Grundschule
-häufig Überschneidung von Lern- und Verhaltensstörungen
-in beiden Förderschwerpunkten oft ungünstige familiäre und sozioökonomische Voraussetzungen
→ deutliche Zunahme der Schülerzahl (vor allem Jungen und Schüler mit MH stark vertreten)
-im GS-Alter: Konkurrieren Teilprozesse untereinander, erst entwickelt und automatisiert werden
-jeder Teilprozess beansprucht kognitive Aufmerksamkeit → Erhöhung Aufmerksamkeit in einem
Teilbereich, Reduzierung Leistung in anderem Teilbereich
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Störfaktoren bei Entwicklung einer flüssigen Handschrift
-bewusstes Achten auf Schönschrift behindert Automatisierungsprozesse
-„schöne“ Schrift keine Voraussetzung für automatisierte Schrift; automatisierte Schrift nicht
zwingend ästhetisch, sondern flüssig und geläufig!
→ Schreiben lernt man nur durch Schreiben! Viel Übung und genaue Beobachtung! Viel selbst
schreiben lassen! Schaffen echter Schreibanlässe!
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Entwicklung in Ostdeutschland
-zunächst „Deutsche Schulschrift“ → 1968: Ablösung durch „Schulausgangsschrift“; Orientierung an
der Druckschrift
zur Grundschrift
-im Grundsatz handgeschrieben, Buchstaben nicht „wie gedruckt“
-Wendebögen als Verbindungsangebot: Kleinbuchstaben laufen in Wendebogen aus
-(bevorzugte) Schreibbewegung: von links nach rechts und von oben nach unten
-Lineaturen als Angebote - nicht als eingehende und bewegungsbehindernde Normierung
-Weiterführendes Schreiben mit Schwung basierend auf Geläufigkeit, Formklarheit und Leserlichkeit
-Ziele und Inhalte: Entwicklung individueller Handschrift, nachhaltig wirksame Kriterien für
qualitätsvolle Schrift
-Uni Würzburg: Lernen und üben durch Karteikarten
-bei einigen Buchstaben auch variante Schreibweisen kennenlernen
-Begleitung von Schriftgesprächen: Kinder mit Lehrkraft, mit Partner, in der Gruppe
-bislang wenige empirische Untersuchungen (Speck-Hamadan; Mesch, Barkow & Wild)
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