Ein wesentliches Gütekriterium eines Analysenverfahrens ist die Anwendbarkeit auf natürliche Proben.
Das Verfahren muss auf zusätzliche Beeinflussungen durch
• einerseits eventuell notwendige zusätzliche Verfahrensschritte der Probenvorbereitung wie:
• Probenaufschluss
• Probenextraktion
• und andererseits durch Interferenzen oder Matrixeffekte hin untersucht werden.
Verfahrenschritte und Matrixeffekte können sich in einer Erhöhung der Unpräzision und/oder als konstant-
bzw. proportional systematische Abweichungen der Analysenergebnisse vom „wahren Wert“ äußern.
Sowohl zur Überprüfung einzelner Verfahrensschritte als auch zur Feststellung einer Matrixbeeinflussung
eignet sich die Berechnung der Wiederfindungsfunktion, die es erlaubt, systematische Abweichungen
aufzudecken.
2. Proportional-systematische Abweichung:
Die proportional systematische Abweichung ist dagegen abhängig von der Konzentration der
analysierten Komponente, was sich in einer Änderung der Steigung der Kalibriergeraden zeigt. Diese
Abweichung kann durch Matrixeinflüsse aber auch durch eventuelle Probenvorbereitungsschritte bedingt
sein.
Einer konstanten aliquotierten Probemenge werden steigende Mengen des Standards zugesetzt, sodass
der gesamte Arbeitsbereich (steigende Konzentrationen – aufgestockte Proben - Standardaddition)
abgedeckt wird. (In unserem Beispiel 5 Standards im Konzentrationsbereich 0,25 bis 1,25 mg/L, da
durch die Probenzugabe höhere Gesamtextinktionswerte erhalten wurden, NW = 5, und K = 2)
Diese „aufgestockten Proben“ und die aliquotierte Weinprobe ohne Standardzusatz werden dann
vermessen und die Auswertung durch Extrapolation auf das Nullsignal vorgenommen
( Matrixkalibration).
Die Ermittlung der Wiederfindungsfunktion erfolgt über die Kalibrierfunktion der Grundkalibrierung.
xf =
(y f − b0 )
[mg / L]
xf = gefKONZ, gefundene Konzentration der aufgestockten Proben
yf = addEXT, gemessene Extinktion der aufgestockten Proben
b1 b0, b1 aus der Grundkalibrierung
Von der gefundenen Konzentration der aufgestockten Proben wird der Mittelwert der aliquotierten
Probenkonzentration subtrahiert um die tatsächlich gefundene Konzentration (xf = gefSTD) gegen die
vorgegebene Konzentration (xc = addSTD) auftragen zu können:
Wiederfindungsfunktion
Wiederfindungsgerade:
x f = b 0,f + b1,f ∗ x c xc = xf
2
s yf Wenn PW > F(f1 = NwK-2; f2 = NcK-2, P = 99%) : signifikanter Unterschied
PW =
s xoc
In diesem Fall kann keine Aussage über ein Nicht-Vorliegen von systematischen Abweichungen
gemacht werden. Es muss die Ursache für die hohe Unpräzision gefunden werden, diese eliminiert und
die Wiederfindungsfunktion erneut bestimmt werden. (Anmerkung: Hier ist der Vergleich von syf und sxoc
zulässig, da beide Standardabweichungen in Konzentrationseinheiten berechnet werden!)
Die Vertrauensbereiche (VB) für den Achsabstand (b0) und die Steigung (b1) werden berechnet und
geprüft, ob der VB für den Achsabstand 0 einschließt bzw. ob der VB für die Steigung 1 einschließt.
VB für b0,f schließt 0 ein: es konnten keine konstant systematische Abweichung festgestellt werden
VB für b1,f schließt 1 ein: es konnten keine proportional systematische Abweichung festgestellt werden
Wiederfindungsgerade:
x f = b 0,f + b1,f ∗ x c
Die Differenzen d = STDgef - STDadd werden gegen die vorgegebene Konzentration addSTD aufgetragen:
d = gefSTD - addSTD = xf – xc idealerweise ist: xf - xc = 0 und xf = xc
In dieser grafischen Darstellung der Differenzen werden systematische Abweichungen gut erkennbar.
Wurden bei der Überprüfung konstant- oder proportional-systematische Abweichungen festgestellt, so sollte
nach Möglichkeit die Ursache für diese Abweichungen gesucht werden. Daraufhin ist das
Analysenverfahren entsprechend zu optimieren und eine Wiederholung der Messungen zur Ermittlung
der Wiederfindungsfunktion durchzuführen.
Lassen sich die systematischen Abweichungen nicht eliminieren, so ist bei der Beschreibung des
Analysenverfahrens deutlich darauf hinzuweisen (Warnvermerk!).
Bei einer ausschließlich proportional-systematischen Abweichung kann das Analysenergebnis (auf Basis
der Grundkalibrierung) folgendermaßen korrigiert werden: Der Korrekturfaktur kann z.B. in Form einer
Wiederfindungsrate (WFR) angegeben werden, mit welcher das Analysenergebnis abgeglichen werden
muss.
Es wurde eine proportional systematische Abweichung über den VB der Steigung festgestellt (der
VB für die Steigung schließt 1 nicht ein).
In diesem Beispiel liegt eine WFR von 78% vor, das bedeutet, mit dieser Analysenmethode können
78% der vorgegebenen Substanz wiedergefunden werden. Man kann dann das Analysenergebnis um
diesen Wert entsprechend korrigieren, solange nicht gleichzeitig ein konstant systematischer Fehler
vorliegt!
Anmerkung:
Sollte trotz erfolgter Ursachenanalyse und Optimierung des Verfahrens immer noch konstante und
proportional systematischen Abweichungen gleichzeitig auftreten, wird eine Ergebnisauswertung auf Basis
der Matrixkalibrierung empfohlen. Es muss aber unbedingt beachtet werden, dass die verwendete Matrix die
Probenmatrix in der Zusammensetzung repräsentiert. Zusätzlich ist bei jeglicher Änderung des
Untersuchungsmaterials (= bedingen auch eventuelle Veränderungen der Matrix), die Methode neu zu
validieren.