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Leandro Favaro J1 Block 8 16.04.

2014

Block 8
Universität Bern Medizinische Fakultät

Rauchen; Ionisierende Strahlung; Umweltkrankheiten; Anthropogene Schadstoffe;


Klimawandel(Kurzversion); Luftverschmutzung; Umweltepidemiologie & Risikoabschätzungen;
Elektromagnetische Felder und Gesundheit; Lebensmittelsicherheit; Feinstaub
Block 8


Ergänzungen
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Block 8
Täglich rauchende 15-
Universität Bern Medizinische Fakultät jährige:

Rauchen: Tabaklobby und Kinderfänger


Einführung
Die Tabakepidemie ist gemäss WHO das grösste Problem für unser
aktuelles Gesundheitswesen. In der Schweiz rauchen ca. 2 Mio Menschen
(= 27% der 14- 65-Jährigen). Es sterben dabei jährlich mehr als 9000
Menschen an den Folgen. Es entstehen riesige Kosten. Das Einstiegsalter
liegt bei ca. 15 Jahren. Die Tabakepidemie kostet die Schweiz jährlich >5
Milliarden CH und die Weltwirtschaft rund 500 Milliarden CHF.

Warum rauchen Jugendliche?


Exploratives Verhalten

Vorbilder in der Familie


Rauchende Eltern und Geschwister lassen schon kleine Kinder nur die
Bewegungen nachahmen. Das ganze wird als harmlos und normal
angesehen und Jugendliche beginnen eher zu Rauchen

Gesellschaftliche Faktoren
 Peer group pressure (Sozialer Druck)
 Soziale Akzeptanz
 Verfügbarkeit
 Kosten

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Block 8
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Wie den Einstieg verhindern?


 Aufklärung über das Produkt Zigarette bzw. Wasserpfeife und E-
Zigarette
 Aufklärung über die Machenschaften der Tabakindustrie
 Konsequent Tabakfreie Werbung (inkl. Sponsoring)
 Eindeutige Produktdeklaration
 Konsequenter Schutz vor dem Passivrauchen
 Erhöhung der Tabakpreise

Aufklärung über Tabakprodukte


Wasserpfeife
 Boomendes Geschäft mit versch. Tabakmischungen
 Wegen sozialem Kontakt v.a. an Partys unter jungen Menschen
beliebt
 Sehr viele Jugendliche glauben das diese Form des Rauchens nicht
gefährlich ist
 Inhaltsstoffe wie bei Zigaretten
 Wird viel länger geraucht und eingezogen, da der Rauch abgekühlt
wird

Es werden viel grössere Mengen an gefährlichen Stoffen sehr tief in die


Lunge inhaliert

Inhaltsstoffe im Zigarettenrauch
 Über 4800 Chemikalien identifiziert
o 250 giftig
o 90 krebserregend

E-Zigarette
 Liquids enthalten
o Nikotin
o Propylenglycol
o Glycerol
o Acetin (Lösungsmittel)
 Vieles noch nicht erforscht

Nikotin
 Nikotin stimuliert einen spezifischen Rezeptor im mesolimbischen
System, der zahlreiche Neurotransmitter freilässt
 Durch Enzym CYP2A6 in der Leber zu Kotinin metabolisiert
 Hohe physische und psychische Abhängigkeit

Die Tabakindustrie weiss genau das Nikotin abhängig macht streitet es


aber ab. Entwickelte die Zigarette zu einem Dispenser für eine perfekte
Einheit Nikotin.

Wollen den pH-Wert möglichst hoch haben, damit das Nikotin seine
chemische Form vom Kristallin zur schnell Bioverfügbaren Form ändert,

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

so dass es vom Körper schneller aufgenommen werden kann und dem


Raucher schneller eine „Kick“ gibt.

 Veränderungen an der Zigarette Nachgewiesene


erfolgreiche Strategien
 Einführung von Filtersystemen gegen die Tabakepidemie:
 Veränderung des Hüllenmaterials
 Neue Tabakmischungen  Verbot von
 Änderung in der Herstellung Tabakwerbung und
 Änderung im Anbauverfahren Sponsoring
 Vermehrte Zusatzstoffe  Konsequenter
o Ammoniumverbindungen, Harnstoff (pH) Passivrauchschutz
o Menthol (Wirkt im Hals Betäubend)  Kampagne für
o Kakao (Theobromin[wirkt Bronchienerweiternd], Koffein), rauchfreies Leben
Zucker (Rauchstopp-
o Vanille, Schokolade, Nelken, Limonen, Kirsche, Mango, etc. Programme)
 Erhöhung der
Tabakwerbung Tabaksteuer
Realität ungeeignet  „Was wir verkaufen sind Hoffnungen und Träume“

Heute:

 Tabakproduzenten preisen rauchfreie Tabakprodukte als


„gesündere“ Alternative zu Rauchtabak und als Ausstieghilfe für
Raucher
 Jugendliche werden besonders intensiv umworben
o Stark & cool sein
o Abenteuer & Freiheit
o Aussteigen, Auflehnung
o Sexappeal
o Zu den „Lässigen“ gehören
 Kinderzigaretten
o Zielgruppe 4-8 Jährige
o Doppelt so hohes Risiko mit dem Rauchen zu beginnen
o Oft Imitation einer Markenpackung

Strategien der Tabakindustrie


Zur Verhinderung einer konsequent rauchfreien Gesetzgebung

 Unliebsame Forscher und Studien direkt angreifen


 Debatte um das Passivrauchen weiterhin kontrovers halten
o Studien geheim halten
 Eigene Symposien und Publikationsorgane schaffen
 Politiker selber informieren und Wissenschaftler umgehen
 Netz von Verbündeten aufbauen, die für die Sache kämpfen(Bsp.
Gastronomiegewerbe)

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Ionisierende Strahlung
Einführung
Teilchen oder elektromagnetische Wellen mit einer Energie von 0.1 MeV 1 eV ist die Energie eines
bis 10 MeV = 105* 1,6 ∙ 10-19 bis 107*1,6 ∙ 10-19 J Elektrons, nach
Beschleunigung durch 1V)
1. Quelle: radioaktiver Zerfall
Sichtbares Licht: ca. 1 eV
2. Teilchen/Wellen mit so hohen Energien geben Energie durch Ionisation
ab Elektronenbindungsenergi
ene von Atomen: ca. 10
(Radio-)Isotope eV
Atomkerne bestehen aus Neutronen und Protonen, die Atomhülle
N: Neutronenzahl
besteht aus Elektronen.
Z: Protonenzahl
Isotopennomenklatur:
(Ordnungszahl)

A=N+Z: Massenzahl

Zu einem Element gibt es meist mehrere stabile(nicht radioaktive) und


radioaktive Isotope, welche sich nur in der Neutronenzahl unterscheiden

z.B. stabil: 12C, 13C radioaktiv: 14C

Nuklidkarte
Atome mit einem Protonen- oder Neutronenüberschuss sind instabil und
zerfallen spontan mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit

Je höher die Wahrscheinlichkeit, desto geringer die mittlere Lebensdauer

α-Zerfall
Aussenden eines α Teilchens (Heliumkern ohne Elektronen)

Dabei wird eine bestimmte Energie (Massendifferenz) frei z.B.

Nur ein α-Teilchen wird emittiert. Dessen kinetische Energie wird durch
Impulserhaltung mRnvRn=-mαvα eindeutig bestimmt!

Der resultierende Kern bleibt häufig in einem angeregten Zustand zurück


und zerfällt weiter oder emittiert Photonen (γ-Zerfall)

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β-Zerfall
Zerfall eines Neutrons in ein Proton unter der Aussendung eines Elektrons
und eines(masselosen?) Antineutrinos, z.B.

Es werden insgesamt 2 Teilchen emittiert, der Impuls verteilt sich auf 3


Teilchen. D.h. die elektronen haben ein kontinuierliches kinetisches
Energiespektrum mit einer Maximalenergie!

Daumenregel für die Abschätzung der mittleren Elektronen-Energie:

EMittel ≈ EMax / 3

Der Kern bleibt meist in einem angeregten Zustand zurück und zerfällt
weiter oder emittier Photonen(γ-Zerfall)

β+-Zerfall
„Zerfall“ eines Protons in ein Neutron unter Aussendung eines Positrons
und eines(masselosen?) Neutrinos, z.B.

Es werden insgesamt 2 Teilchen emittiert, der Impuls verteilt sich auf 3


Teilchen, d.h. die Positronen haben ein kontinuierliches kinetisches
Energiespektrum mit einer kinetischen Maximalenergie!

Daumenregel für die Abschätzung der mittleren Positronen-Energie:

EMittel ≈ EMax / 3

Der Kern bleibt meist in einem angeregten Zustand zurück und zerfällt
weiter oder emittier Photonen(γ-Zerfall)

γ-Zerfall
„Zerfall“ eines angeregten Kerns unter Aussendung eines Photons
(Protonen- und Neutronenzahl bleibt gleich) z.B.

Beim γ-Zerfall wird nur ein Photon mit einer bestimmten Energie
emittiert, die durch den quantenmechanischen Übergang definiert ist!
Hier z.B. Eγ= 0.662 MeV

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Zusammenfassung der Zerfallsarten

Es gibt noch weitere Zerfallsarten, welche für uns jedoch momentan nicht
relevant sind.

Zerfallsgesetz
Der radioaktive Zerfall eines Atomkerns erfolgt spontan mit einer Achtung!: Beim
gewissen Wahrscheinlichkeit(Zerfallskonstante)! Betrachten eines
einzelnen instabilen
Je höher die Wahrscheinlichkeit Atoms kann nicht
vorausgesagt, wann es
 Desto geringer die mittlere Lebensdauer/Halbwertszeit
 Desto grösser die Aktivität (Anzahl Kerne die in einer Zeiteinheit
zerfällt. Bei vielen im
zerfallen) Mittel aber schon!

Zerfallene Mutterkerne stehen nicht mehr zum Zerfall zur Verfügung

Aktivität

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

Wechselwirkung mit Materie


 Geladene α- & β-Teilchen stossen mit Atomen und Molekülen
entlang ihres Weges und ionisieren diese
Comptoneffekt:
 Bei Elektronen kommt es manchmal auch zur Ablenkung und damit
zur Bremsstrahlung (z.B. Röntgenstrahlung) Energiereiches Photon
 Ungeladen γ-Quanten (Photonen) stösst mit einem Elektron,
 Werden gestreut, kein Energieübertrag teilweise Energie- und
 Niedrige γ-Energien: von Hüllenelektronen absorbiert Impulsabgabe
(Photoeffekt)
 Mittlere γ-Energien: mit äusseren Hüllenelektronen
gestreut, die aus der Hülle geschlagen werden
(Comptoneffekt)
 Hohe γ-Energien: Paarbildung (Elektron/Positron Paar), das
zusammen mit dem Atomkern die kinetische Energie des
Photons übernimmt

Wechselwirkung mit Gewebe

Durch die Strahlung wird insbesondere die DNA geschädigt. Je nachdem


wie und ob sie repariert werden kann, wird die Zelle wieder intakt, stirbt
ab oder es führt zu einer Erbgutveränderung.

Ionisation benötigt 20-30 eV

Die DNA kann direkt via Photon oder indirekt via Radikale geschädigt
werden.

Dosimetrie
Problem: Aktivität sagt nur etwas über den Strahler aus, nicht abe rüber
den Energieübertrag auf den Absorber(Mensch)!

Energie-Dosis: Energieabgabe einer Strahlung an Materie pro kg Gewicht


[1 Gy=1 J/kg=100 rad] Problem: Nicht alle Strahlen schädigen gleich!

Äquivalent-Dosis: Energie-Dosis mal einem Strahlungswichtungsfaktor

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[1 Sv=1 J/kg=100 rem] wγ=1 wβ=1 wα=20

Problem: Nicht alle Organe/Körperteile tragen gleich zur Schädigung des


Gesamtkörpers bei!

Effektiv-Dosis(für Krebsrisiko des Gesamtkörpers): Summe der


Äquivalentdosen der gesamten Organe multipliziert mit einem Gewebe-
Wichtungsfaktor [1 Sv=100 J/kg=100 rem]

Strahlenschäden
Akute Strahlenschäden (direkte Krankheitssymptome bei Überschreiten
eines Grenzwerts):

Organschäden bei >0.5 Sv (Fukushima 0.4 Sv/h)

Strahlenkrankheit bei Ganzkörperbestrahlung

Tödliche Dosis 7-8 Sv

Spätschäden

Erbschäden, Krebs

Daumenregel: pro Sv effektiver Dosis erkranken 5% der Bestrahlten an


Krebs

Natürliche Radioaktivität
Kosmische Höhenstrahlung
(Protinen, α-Teilchen, schwere Kerne)

 Sonnenwind 10-100 MeV (Polarlicht)


 Galaktische Höhenstrahlung 1 GeV aber nur geringe Teilchendichte
 Kollidiert mit Luftmolekülen in ca. 20km  Sekundärstrahlung

Jährliche Dosis 0.35 mSv

Natürliche Zerfallsreihen in der Erde


 235Uran-Aktinium Zerfallsreihe
 232Thorium
Zerfallsreihe
 238Uran-Radium Zerfallsreihe

Jährliche Dosis 0.45 mSv

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222
Rn ist für fast 50% der Strahlenbelastung in der Schweiz verantwortlich
(v.a. Tessin & Jura)

1.6 (bis 150) mSv Primordial: wurde bereits


vor der Erdentstehung
„primordiales“ 40Kalium gebildet
Als Spurenelement wird 40K in Nahrungsmitteln aufgenommen!

Kosmogene Isotope(durch Höhenstrahlung erzeugt)


z.B. 14C

0.4 mSv

Künstliche Radioaktivität
Kernenergie
Direkte Abgabe sehr gering, aber gigantisch wenn was schief läuft.

Radioaktiver Abfall extrem radioaktiv, Aktivität von 131Jod im Brennstab


1018 Bq

Kernwaffentests und Kernunfälle


Überirdische Kernwaffentests, Tschernobyl  noch heute erhöhte Werte
nachweisbar

0.2 mSv

Strahlendiagnostik und Strahlentherapie


Direkte Strahlenbelastung des Patienten (Nutzen/Risiko Abschätzung)

Unkontrollierte Abgabe von radioaktiven Tracern in die Umwelt durch


Ausscheidung

Im Schnitt 1.2 mSv; 60 Schichten CT ca. 11 mSv

Zusammenfassung jährliche Strahlenbelastung in der CH

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Strahlenbelastung beim Rauchen


Pro Jahr bei 20 Zigaretten im Tag Lungendosis 106 mSv

Abschirmung
α-Abschirmung
α-Teilchen haben kurze endliche Reichweite, geben der Grossteil ihrer
Energie erst kurz vor dem Stillstand ab

Die Reichweite ist stark von der Dichte des Materials abhängig

Wenige cm in Luft, weniger als 1mm in Gewebe

β-Abschirmung
β-Teilchen dringen in Materie ein. Einige Meter in Luft, wenige
Zentimeter in Gewebe

γ-Abschirmung

d1/2(Halbwertsdicke) einige 10cm in Gewebe, wenige cm in Blei

Zusammenfassung Abschirmung
AAA: Abstand halten! Aufenthaltsdauer kürzen! Abschirmen!

Schlussfolgerungen:

 Keine Hinweise auf


erhötes Risiko in der
Nähe von
Kernkraftwerken und
nukleären Installationen
in der CH
Risikofaktoren für Leukemie bei Kindern  Keine Dosis-Wirkungs-
Beziehung,
 Gesichert
Unterschiede in den
o Genetische Veranlagung, Chromosomenanomalien
raten vereinbar mit
(Trisomie 21)
o Alter der Eltern, hohes Geburtsgewicht Zufall, Resultate
konsistent
o Ionisierende Strahlung, Benzol
 Erhöhte Krebsinzidenz
 Nicht gesichert
bei Exposition mit
o Radon, elektromagnetische Strahlung, Luftverschmutzung,
Pestizide, berufliche Exposition der Eltern, Virusinfekte, etc. natürlicher
Radioaktivität
 Ionisierende Strahlung: je jünger bei Exposition, desto grösser der
(>200nSv/h)
Schaden
 Register sind essentiell
für Forschung mit
10 seltenen Krankheiten
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

Umweltkrankheiten
Einführung
Ein Beschwerdekomplex wird mit einem Umweltfaktor in
Zusammenhang gebracht. Einige Beispiele:

 Syndrom des krankmachenden Gebäudes


 Multiple Chemikalienüberempfindlichkeit
 Elektromagnetische Hypersensitivität

Was ist den Umweltkrankheiten gemeinsam?


 Unspezifische medizinische und psychologische Symptome Empirisch: auf Erfahrung
 Schulmedizin: Kein schlüssiger wissenschaftlicher Nachweis eines beruhend
epidemiologischen oder pathologischen Zusammenhangs zw. Dem
angeschuldigten Umweltfaktor und der Krankheit. Kausalität: Ursächlichkeit,
keine empirische Evidenz für die Bezeichnung wegen nicht Zusammenhang,
bewiesener Kausalität Verbindung
 Symptome der verschiedenen Umweltkrankheiten überlappen sich
stark (Schmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, affektive
Symptome[Depression, Verärgerung, etc.])

„Sick Building Syndrome“ (SBS)


Das SBS beschreibt eine Situation, in der Bewohner eines Neurotizismus:
Gebäudes Symptome von Krankheiten, die mit zu viel Zeit in emotionale Instabilität
einem Gebäude verbunden zu sein scheinen, aufweisen – aber keine eines Charakters
spezifischen Ursachen identifiziert werden können.

Faktoren die den SBS-Index mitbestimmen: Art der Belüftung (AC),


Neurotizismus, subjektiv wahrgenommene körperliche Gesundheit.

Multiple Chemical Sensitivity Syndrome (MCS) Häufigste Chemikalien:


 Die Symptome treten durch wiederholte Exposition gegenüber Formaldehyd,
Chemikalien immer wieder auf Acetaldehyd,
 Das Beschwerdebild ist chronisch (mind. 6 Monate andauernd) Propionaldehyd,
 Bereits Mengen die normalerweise tolerierbar sind führen zu Benzene,
Beschwerden
Aceton,
 Die Symptome klingen ab wenn die Chemikalien entfernt werden
 Die Beschwerden betreffen versch. Organsysteme Toluene

Häufigste Symptome
 Müdigkeit
 Konzentrationsprobleme
 Vergesslichkeit
 Halsschmerzen, Kopfshcmerzen
 Muskelschwäche
 Gelenk- und Muskelschmerzen
 Übelkeit
 Atemlosigkeit
 Etc.

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

Ursachen: Aktueller Stand


 Kontroverse Debatten zwischen wissenschaftlichen Fachdisziplinen,
Kostenträgern und Patienten
 Fehlender wissenschaftlicher Konsens über Ursachen und
Entstehung sowie Mangel an kontrollierten Therapiestudien erklären
Zurückhaltung der Schulmedizin
 Verschiedene Krankheitshypothesen(multifaktoriell): z.B.
toxikologischer, immunologischer, olfaktorischer(Hypersensitivität
gegenüber Düften), neurobiologischer und psychopathologischer Art

Konditionierung

Elektrosensibilität und elektromagnetische


Hypersensitivität
Definitionen
 Fähigkeit elektrische und elektromagnetische Strahlung zu „spüren“.
 Ausbildung von gesundheitliche Symptomen aufgrund von
umweltbedingten elektromagnetischen Feldern

Leidensgruppe
Im Mittel 51-jährig, 57% Frauen, überdurchschnittliche Bildung,
durchschnittlich 2,7 Symptome

 Schlafstörungen (58%)
 Kopfschmerzen (41%)
 Nervosität (19%)
 Müdigkeit (18%)
 Konzentrationsstörungen (16%)

Angeschuldigte Ursache: Mobilfunkantennen (74%), Handys (36%),


kabellose Telefone (29%), Stromleitungen (27%)

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Kann das Magnetfeld „gespürt“ werden?


 Unter doppelblinden Versuchsbedingungen im Labor können
elektromagnetische Felder nicht wahrgenommen werden
 EHS-Personen überschätzen ihre Exposition ( mehr falsche Alarme
als nicht EHS-Personen)
 EHS ist eine Selbstdeklaration aufgrund eigener Erfahrungen.

Verursacht elektromagnetische Strahlung Beschwerden?


(Kurzzeiteffekte bis 1h nach Exposition)
 Kein Hinweis, dass EHS Personen kurzzeitig anders auf ein
elektromagnetisches Feld reagieren als nicht EHS-Personen
 Nachweis von Noceboeffekt: Entwicklung von Symptomen aufgrund
der Erwartung (z.B. Besorgnis)
 Kurzzeiteffekte sind unwahrscheinlich oder zumindest weniger
ausgeprägt als Noceboeffekte

Expositionsexperimente mit Menschen


 Weder Beeinflussung von Schlafstadien noch Schlafqualität
 Keine direkte physikalische Schädigung der DNS und auch keine
indirekte Schädigung als Folge einer Zunahme reaktiver Radikale
 Keine Hinweise auf Gesundheitsstörungen

Ungeklärte Fragen
 Gibt es eine kleine Sensitive Minderheit in der Bevölkerung?
 Schwellenwert für kurzfristige Effekte auf das Wohlbefinden?
 Gibt es Langzeiteffekte?
 Was ist die hilfreichste Intervention für EHS-Personen?

Therapie
Aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Evidenz für die Wirksamkeit
praktisch keine Therapie sinnvoll, ausser vielleicht:

 Expositionskarenz gegenüber elektromagnetischen Emittenten


 Psychotherapeutische Behandlung

Umgang mit solchen Patienten


 Patient ernst nehmen, Beschwerden anerkennen, nicht ausreden
 Beschwerden sind für Patienten eine Realität
 Patienten unterstützen bei günstigen Änderungen des Verhaltens
und der Einstellung gegenüber „Umweltnoxen“
 Kein Geld und Energie verschwenden mit unnötigen Abklärungen
und Therapieversuchen
 Keine übertriebenen Hoffnungen machen, aber ein verlässlicher
Coach sein

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

Anthropogene Schadstoffe
Einführung
Anthropogene Schadstoffe sind Stoffe, die vom Menschen in die Umwelt
abgegeben werden:

 Abgase vom Verbrennen von Brennstoffen


 50000-70000 Substanzen auf dem Markt (Wasch-/Putzmittel,
Wirkstoffe in Medikamenten, Dünger, Kosmetika, Farben usw.)
 Substanzen aus industrieller Produktion
 Stäube

Stoffe mit anthropogenen und natürlichen Quellen: CO2, O3, NO, NO2,
SO2, NH3/NH4+

Stoffe ohne natürliche Quellen: Viele halogenierte Stoffe, Wirkstoffe in


Medikamenten, Reinigungsmittel, Farbstoffe, usw.

Stoffe mit hauptsächlich natürlichen Quellen: N2O, CH4

Atmosphäre Zusammensetzung der


Luft:
78.1% N2
20.9% O2 99.9%
0.9% Ar

0.1% klimawirksame
Spurengase: CO2 (ca.
0.04%), CH4, N2O, O3

Zusätzlich: Wasserdampf
in variablen Mengen

Typisch für die Reaktionen in der Atmosphäre:

 Häufig photochemische Reaktionen


 Es können einzelne Atome entstehen
Stosspartner: haben eine
 Radikale sind länger lebensfähig als in Lösung („dünnere“ Luft) Art Lösungsmittelfunktion,
 Die Energie wird über Stosspartner M (häufig N2, O2) abgeführt Teilchen nehmen nicht an
 Häufig ein Kette von mehreren Reaktionen Reaktion teil
 Katalysierte Reaktionen
 Dynamische, häufig photochemische Gleichgewichte

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Ozonschicht ohne anthropogenen Einfluss


Sauerstoff, Stickstoff und Ozon absorbieren die hochenergetische UV-
Strahlung des Sonnenlichts, wobei Ozon die einzige Substanz ist die
zwischen 200 und 310nm Strahlung absorbiert.

Chapman-Zyklus
1. Ozonbildung

2. Ozonabbau

In der Summe führ dies zu folgendem dynamischen Gleichgewicht


(Ohne Störungen bleiben die Konzentrationen ungefähr ausgeglichen)

Wirkung anthropogener Schadstoffe


In die Stratosphäre gelangen Schadstoffe welche in der Troposphäre nicht
abgebaut werden: zB. N2O oder halogenierte Substanzen wie CCI2F2
(FCKW). Sie werden zuerst photochemisch in reaktive Teilchen X
umgewandelt, welche dann mit Ozon reagieren.

X ist ein Katalysator und wird bei


der Reaktion nicht verbraucht!
Anthropogene Schadstoffe
reduzieren die Konzentration des
Ozons und erhöhen die
Durchlässigkeit für UV-Strahlung.
Sonnenlicht

Ozon in der Troposphäre ohne anthropogenen Einfluss


Ozon entsteht aus
Vorläufersubstanzen wie Sickoxiden
oder Kohlenwasserstoffen.

Tagsüber steigt die


Ozonkonzentration, in der Nacht
sinkt sie. Es liegt ein photochemisches Gleichgewicht vor. Über einen
längeren Zeitraum bleibt die Konzentration ungefähr Konstant.

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Block 8
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Anstieg des Ozons durch Anthropogene Schadstoffe (der


Los Angeles oder photochemische Smog)
Voraussetzungen:

 Kohlenwasserstoffe und/oder CO
 NOX
Bsp. Morgenverkehr

Treibhauseffekt
Die Wolken und die Treibhausgase (H2O, CO2, CH4 usw.) reflektieren die
IR-Strahlung (Wärmestrahlung)

 Klare Nacht  keine Reflektion  kalte Nacht

 Mehr Treibhausgase  stärkere Reflektion  Erderwärmung

Die Treibhausgase Absorbieren die IR-Strahlung in den Fenstern wo das


Wasser (Wolken) sie eigentlich durchlassen würden. Natürliche Östrogene:
Inversionslagen im Winter: die Luft wird nicht ausgetauscht, Anhäufung
von Feinstaub PM10 (<10µm)

Hormonaktive Substanzen im Wasser (endocrine


disruptors)
Probleme: Rückgängige Fischbestände, Missbildungen

Industriechemikalien: Weichmacher, UV-Filter, Arzneimittel

Stoffe können Synthetische Östrogene:


vermutlich hormonell
wirken oder indirekt
den Hormonhaushalt
beeinflussen.

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Gesundheitliche Auswirkungen von


Luftverschmutzung
Einführung
Der primäre Angriffsort im Körper sind v.a. die Atemwege

Pathophysiologie: Feinstaub

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Kurz- und Langzeiteffekte von PM

Dosis-Wirkungskurve
PM10:

Tote bei entsprechender


Pathophysiologie Ozon und NOx PM2.5 Konzentration:
 Oxidation
 Bildung freier Radikale
 Lipidperoxidation
 Lokale Entzündungsreaktion

Kurz- und Langzeiteffekte von Ozon

Kurz- und Langzeiteffekte von NO2

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Auswirkungen SO2
SO2 ist ein wasserlösliches Reizgas, das sich im feuchten Milieu zu
schwefeliger Säure umwandelt.

 Schleimhautreizungen
 Bronchospasmen bei Asthmatikern
 Reduzierte Lungenfunktion

Zusammenfassung Gesundheitsauswirkungen

Relevanz

Risikofaktoren
 Alter
 Personen mit vorbestehenden Krankheiten (z.B. Asthma,
Atherosklerose)
 Ko-Stressoren (z.B. Lärm)
 Genetische Faktoren

Prävention
 Grenzwerte auch für kleinere Feinstaubpartikel
 Reduktion der Immissionen
o Gesetze zur Einschränkung der Emissionen und Immissionen
o Internationale Abkommen
o Sensibilisierung und Verhaltensänderung

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Klimawandel(Kurzform)
Gesundheitsfolgen

Gesundheitseffekte
 Primär (direkt):
o Extremereignisse: Hitze, Kälte, Stürme,
Überschwemmungen, Waldbrände
 Sekundär (indirekt – ökologisch):
o Nahrungsmittelversorgung
o Infektionskrankheiten (v.a. armuts-assoziierte: Durchfälle,
Dengue, Malaria; etc.)
o Allergien, Luftverschmutzung, etc.
 Tertiär (indirekt – sozial)
o Hungersnöte, Krieg, Flüchtlinge, Entwicklungsstagnation

Burden of Disease (DALY) durch Klimaerwärmung im Kahr


2000

DALY: disability-adjusted
life years (lost)

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Umweltepidemiologie & Risikoabschätzungen


Was ist Umweltepidemiologie
 Untersucht Zusammenhänge zwischen Umweltfaktoren und Methodik der
Gesundheit: Bsp. Lärm, Luft, radioaktive Strahlung, etc. Umweltepidemiologie:
 Häufig relativ geringe Expositionen
 Häufig sehr viele Personen exponiert (Exposition Einfluss?
überallvorkommend und meist nicht wahrnehmbar)
 Häufig geringe relative Risiken

Hauptschwierigkeiten
 Nachweis von möglichen, aber sehr kleinen Risiken/Unschädlichkeit
(v.a. bei multifaktoriellen Zusammenhängen)
 Aus ethischen Gründen häufig nur beobachtende Studien möglich
 Expositionsabschätzung, Falls ungenau, Verdünnung des Effektes

Typen von Fehlern


1. Zufällige Fehler
2. Bias: ist eine konstante Abweichung vom wahren Wert  Schwierigkeit
systematischer Fehler
a. Confounding
b. Selektionsbias
c. Informationsbias

Confounding(Störgrösse) Bsp.: Zusammenhang


 Confounding ist eine Störgrösse bei der Analyse und kann zu falsch zwischen Alkohol und
positiven oder falsch negativen Resultaten führen Lungenkrebs kommt
 Es müssen alle 3 Bedingungen erfüllt sein für einen Bias durch einen
dadurch zustande, dass
Confounding:
o Er muss ein protektiver oder Risikofaktor für die Krankheit Alkohol trinken und
sein Rauchen korrelieren und
o Er muss mit der Exposition assoziiert sein Rauchen ein risikofaktor
o Er darf nicht durch die Exposition oder die Krankheit für Lungenkrebs ist. 
beeinflusst sein
Rauchen ist ein
Selektionsbias Confounder für
 Motivation zur Studienteilnahme bei Erkrankten häufig höher als bei Lungenkrebs
Gesunden
 Besonders ein Problem in Fall-Kontrollstudien
 Selektionsbias tritt ein, wenn Kontrollen nicht repräsentativ sind für
die Bevölkerung aus denen die Fälle stammen

Informationsbias
 Systematische Unterschiede zwischen der Vollständigkeit oder
Genauigkeit der Daten zwischen Gesunden und Kranken
 Erkrankte machen sich im Allgemeinen vermehrt Gedanken über ihre
vergangene Exposition und überschätzen sie möglicherweise, wenn
sie zurückblickend befragt werden
 Objektive Daten oder prospektive(vorhergehende)
Expositionsabschätzung helfen.

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Block 8


Ökologische Studien (ecologic studies)


 Keine individuellen Daten gesammelt
 Daten von Personengruppen auf aggregiertem Niveau verglichen
Beispiele:
z.B. vor oder nach einem Ereignis od. zwischen versch. Ländern
 Solche Daten können hilfreich sein um Hypothesen zu generieren,
nicht aber um Hypothesen zu überprüfen

Vorteile:

 Sehr einfach und effizient

Nachteile:

 Confounding und Bias können nicht berücksichtigt werden


 falsche Schlussfolgerungen
 Räumliche oder zeitliche Variabilität in der Datenqualität ist ein
Problem

Zeitreihenanalysen
 Statistische Analyse der kurzfristigen Schwankungen bei der
Exposition und der Sterblichkeit/Erkrankungshäufigkeit

Vorteile:

 Analyse von Routinedaten (grosser stat. Power, relativ günstig)


 Limitierter Einfluss von individuellen Confoundern: rauchen, etc.
hat keinen Einfluss, da kurzfristig

Nachteile:

 Nur akute Wirkungen erfasst


 Relativ anspruchsvolle statistische Analysen
 Möglicher Einfluss von zeitlichen Trends (z.B. Saisonalität)
schwierig zu modellieren

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

Querschnittstudien
 Gesundheit und Exposition werden zur gleichen Zeit erhoben. Man
nimmt an, dass die momentan gemessene Exposition die frühere
Exposition repräsentiert und die Erkrankung nicht die
Beispiele:
Expositionssituation beeinflusst hat

Vorteile:

 Einfach in der Durchführung


Prävalenz: Anzahl
Nachteile: Erkrankte zu einem
 Ursache-Wirkung unklar bestimmten Zeitpunkt
 Selektionsbias möglich
Inzidenz: Anzahl
 Nur für Prävalenzen (nicht Inzidenz)
 Bias, wenn Mortalität beeinflusst wird Neuerkrankte in einem
bestimmten Zeitraum
Kohortenstudie
 Beobachtung einer Kohorte von nicht erkrankten Personen, die
unterschiedlich Exponiert sind, über einen gewissen Zeitraum um zu
sehen wie viele Personen eine gewisse Erkrankung entwickeln.

Fall-Kontrollstudie Vorteile:

 Mehrere Endpunkte können angeschaut werden


 Methodisch robust, v.a. wenn prospektiv
 Confounder können erhoben und berücksichtigt werden

Nachteile:

 Zeitlich aufwändig
 Grosses Kollektiv bei seltenen Krankheiten

Fall- Kontrollstudie
 Krankheitsfälle aus einer Grundpopulation (virtuelle Kohorte)
werden mit Nicht-Fällen aus der gleichen Population (Kontrollen) in
Bezug auf die Exposition verglichen.

Vorteile:

 Effizient für seltene Krankheiten


 Störgrössen können erhoben und berücksichtigt werden

Nachteile:

 Selektionsbias möglich
 Retrospektive Expositionsabschätzung (Informationsbias)

23
Block 8


Attributable Fälle
Ausgangslage
Aus dem relativen Risiko
kann man implizit
quantifizieren, wie viele
Fälle bei einer
bestimmten nicht
exponierten Population
nicht aufgetreten sind
 attributable Fälle

Aufgrund des RR von 3 kann man davon ausgehen, dass ohne Exposition 2
der 3 Fälle nicht eingetreten wären.

Die Summe der


attributablen Fälle aller
Ursachen ist >100%!

D.h. attributable
Fallberechungen
Berechnung der attributablen Fälle bezoehen sich immer auf
Attributable Fraktion (AF): ein gewähltes
Referenzszenario.

Die AF für mehrere


 Wenn RR=3 sind also 67% der Fälle wegen des
Ursachen sind nicht
entsprechenden Risikofaktors
additiv!
ABER! Nicht immer ist die ganze Bevölkerung Exponiert (pex)

Anzahl Attributabler Fälle (n) berechnet sich aus AF und der


Krankheitshäufigkeit (D):

24
Block 8


Risikoabschätzung
Ziel
 Abschätzung des gesamten Effektes eines Umweltfaktors auf die
Bevölkerung (Public Health Relevanz), d.h. Abschätzung der Anzahl
Fälle
 Man misst nicht sondern „schätzt ab“. D.h. man überträgt bekannte
Expositions-Wirkungsbeziehungen auf die Situation des
Studiengebietes

Generelles Vorgehen

Bsp. Wie viele Todesfälle sind in der Schweiz auf die Luftbelastung
zurückzuführen?
Attributable Fälle sind
abhängig von:

 Anzahl Exponierter
(bzw. Höhe der
Exposition)
 Dem relativen Risiko
 Der Krankheitshäufigkeit

25
Block 8


Elektromagnetische Felder und Gesundheit


Einführung
Vergleich Handy vs.
Mobilfunkbasisstation:

Alltagsexposition
Die Exposition im Alltag ist v.a. dort am höchsten wo viele Leute
unterwegs sind, sprich im Zug, Flughafen etc. Zu Hause ist die Exposition
sehr gering.

Nah- vs. Fernfeld


Sensitivität/Feldwahrneh
Als Nahfeld gilt alles was näher als 30cm ist, der Rest ist Fernfeld.
mung UMTS-Studie aus CH

Kurzzeiteffekte: UMTS-
Zusammenfassung: „Beschwerden“
 Basierend auf >20 Studien sind Kurzzeiteffekte unwahrscheinlich Studie aus CH
 Generell kann unter doppelblinden Bedingungen im Labor EMF nicht
wahrgenommen werden
 Nocebo Effekte sind nachgewiesen
 Keine Evidenz, dass EHS-Personen empfindlicher auf EMF reagieren
 Langzeiteffekte wenig erforscht
 Unklar: Evidenzbasieret Intervention für EHS-Personen

26
Block 8


Vorgehen bei Verdacht auf Symptome durch EMF


 Es gibt kein eindeutiges Beschwerdebild und kein anerkanntes
Standartvorgehen
Prinzip von Massnahmen:
 Keine objektive diagnostische Kriterien (wie z.B. Bluttest) für eine
Diagnose „EHS“  EHS ist eine „Selbstdiagnose“ auf der Basis von
 Abstand nehmen
eigenen Erfahrungen
 Ausstecken
 Ausschalten
 Kognitiv verhaltenstherapeutische Ansätze:
o Vorsätzliche Exposition gegenüber EMF im Rahmen einer  Ans Kabel
Therapie
o Reduziert Stress/Angst im Zusammenhang mit EMF
o Evidenz für Wirksamkeit, falls akzeptiert von den
Betroffenen
 Reduktion der Exposition:
o Experimentelles Vorgehen mit einfach zu realisierenden
Massnahmen
o Während mind. 4 Wochen Gesundheitszustand
protokollieren
o Baubiologische Sanierungen/Abschirmungen zurückhaltend
empfehlen, nur wenn Wirksamkeit als gegeben erachtet
wird
o Nebenwirkung: Angst vor der Exposition wird verstärkt

Messungen sind teuer, da sollte man vorher sehr gut überlegen, welcher
Nutzen erwartet wird. Kann sinnvoll sein, wenn die Beschwerden ein
klares Muster zeigen oder an bestimmten Orten auftreten.

Viele falsche Vorstellungen entstehen durch Nicht-Wahrnehmbarkeit von


EMF /z.B. Vergleich mit Schall/Lärm: Obwohl Lärm
gesundheitsschädigend ist, ist nicht jedes Geräusch gefährlich)

Schlussfolgerungen
 Bisher keine gesundheitlichen Auswirkungen von EMF bewiesen,
aber Hinweise
 Evidenzbewertung ist mit unsicherheit behaftet
 Public Health Relevanz: Anzahl Exponierte, Häufigkeit der
Erkrankung, grösse des Risikos und Schwere der Erkrankung

27
Block 8


Lebensmittelsicherheit
Lebensmittelkontrolle
Amtliche Lebensmittelkontrolle
Die Amtliche Lebensmittelkontrolle ist grundsätzlich vom Bund
organisiert

Vollzug
Es gibt Inspektionen in Betrieben und Laboranalysen von Lebensmitteln

Die Hauptaufgabe ist die Lebensmittelkontrolle:

 Inspektionen in Betrieben
 Probenerhebung
 Analyse von Proben

Die Basis der Lebensmittelkontrolle sind verschiedene Gesetzte und


Verordnungen. An oberster Stelle steht das Lebensmittelgesetz, darunter
die Lebensmittel- und Gebrauchstgegenständeverordnung und die
Tabakverordnung, dann folgen sogenannte horizontale Verordnungen,
welche für alle Lebensmittel gelten und schlussendlich gibt es noch ganz
verschiedene spezifische Verordnungen

Das Lebensmittelgesetz
Zweck
1. Schutz vor Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen, welche die
Gesundheit gefährden können
2. Hygienischer Umgang mit Lebensmitteln
3. Schutz vor Täuschungen bei Lebensmitteln

Geltungsbereich
 Gewinnung, Einfuhr, Verarbeitung, Lagerung, Transport, Abgabe
 Kennzeichnen, Anpreisen
 Lebensmittel: Nahrungsmittel (inkl. Trinkwasser), Genussmittel
 Gebrauchsgegenstände (Geschirr, LM-Verpackungen, Kosmetika,
Spielsachen, Piercings, Tattoos, etc.)
 Ausnahme: Eigengebrauch

28
Block 8


Kontrollpflichtige Betriebe
Kanton Bern:

Primärproduktion Gesundheitsgefährdunge
n: Beispiele
 13‘500 Landwirtscgaftsbetriebe
 Davon ca. 8‘000 Milchproduzenten  Inhaltsstoffe: THC, Arsen
 Fremdstoffe: Antibiotika,
Sekundärproduktion (Verarbeitung) Pestizide, Schwermetalle
 Zusatzstoffe: Farbstoffe,
 14‘500 LM-Betriebe
Melamin
 800 Trinkwasserversorgungen
 Nährstoffe: Vitamin D
Gesundheitsschutz im LMG  Mikroorganismen:
 Nahrungsmittel dürfen die Gesundheit nicht gefährden Staphylokokken,
 Genussmittel dürfen die Gesundheit nicht „in unerwarteter Weise“ Salmonellen, Listerien
gefährden  Allergene: Nüsse, milch
 Gebrauchsgegenstände dürfen die Gesundheit bei
bestimmungsmässigem gebrauch nicht gefährden

Täuschungsschutz im LMG Täuschungen: Beispiele


 LM dürfen nicht verdorben, verunreinigt oder sonst im Wert
1. Qualität,
vermindert sein
 Alle Angaben über LM müssen wahr sein Zusammensetzung
 Abbildungen, Aufmachungen und Verpackungen dürfen keine
falschen Vorstellung erwecken über  Unreifes Obst
o Herkunft  Wasser in Milch oder
o Zusammensetzung Orangensaft
o Produktionsart  Schlagrahm mit Mio von
o Wirkung Bakterien
o Heilmittel etc.
2. Anpreisungen
Hygiene im LMG
Lebensmittel  „Schweizer“ Poulets aus
Belgien
 Müssen sauber, geordnet gelagert werden  „frisches“ Brot aus dem
 Dürfen nicht nachteilig beeinflusst werden (Verarbeitung, Lagerung, Tiefkühler
Transport)  Honig „gegen Halsweh“
 Dürfen nur mit sauberen Gefässen, Verpackungen, Geräten in
Berührung kommen
 Dürfen durch Schädlinge möglichst nicht beeinträchtigt werden

Grenz- und Toleranzwerte


Toleranzwert: Bei Überschreitung wird Ware beanstandet: minderwertig
(Täuschung

Grenzwert: Bei Überschreitung wird Ware beanstandet und gesperrt:


verdorben oder gesundheitsgefärdend

29
Block 8


Zusatzstoffe
Werden LM absichtlich zugesetzt für technologische Wirkungen wie

 Haltbarkeit (Konservierungsmittel)
 Geruch, Geschmack, Farbe
 Konsistenz (verdickungsmittel)

Es sind meist chemisch reine, harmlose Stoffe. Auf vorverpackten LM sind


sie deklariert (Gattung + Name oder E-Nummer)

Fremd- und Inhaltsstoffe


Fremdstoffe:

Sind unerwünscht und gehören natürlicherweise nicht in LM

 Gelangen in LM bei Herstellung oder aus Umwelt (PCB in Fische,


Pestizide in Gemüse etc.)
 Könne in LM entstehen (chemische oder biologische Vorgänge)

Inhaltsstoffe:

Natürlicherweise in LM (THC in Hanföl, Thujon in Absinth)

Selbstkontrolle nach LMG


 Wer Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände herstellt, behandelt
oder abgibt muss im Rahmen seiner Tätigkeit dafür sorgen, dass die
Waren den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
 Er muss sie entsprechen der „Guten Herstellungspraxis“ untersuchen
oder untersuchen lassen.
 Die amtliche Kontrolle entbindet ihn nicht von der Pflicht zur
Selbstkontrolle.

Trinkwasser
Definition
Trinkwasser ist Wasser, das natürlich belassen oder nach Aufbereitung
bestimmt ist

 Zum Trinken
 Zum Kochen
 Zur Zubereitung von Speisen
 Sowie zur Reinigung von Gegenständen, die mit Lebensmitteln in
Berührung kommen

30
Block 8


Mindestanforderungen
Trinkwasser muss in mikrobiologischer, chemischer und physikalischer
Hinsicht genusstauglich sein. Genusstauglich ist Trinkwasser, wenn es an
Hauptprobleme chemische
der Stelle, an der es zum Gebrauch zur Verfügung steht:
Wasserqualität:
 die hygienischen und mikrobiologischen Anforderungen erfüllt
 die Toleranz- und Grenzwerte für Fremd- und Inhaltsstoffe nicht  Trübung (nach
überschreitet Gewittern)
 bezüglich Geschmack, Geruch und Aussehen einwandfrei ist  Nitrat, Toleranzwert:
40 mg/l
Desinfektion  Unkrautvertilger
 UV-Anlagen  Chlorierte
 Chlorung Lösungsmittel
 Ozonung
 Bakterienfilter

Informationspflicht
Wer über eine Wasserversorgungsanlage Trinkwasser an
Konsumentinnen und Konsumenten abgibt, hat diese jährlich mindestens
einmal umfassend über die Qualität des Trinkwassers zu informieren.

31
Block 8


Feinstaub
Herkunft des Feinstaubs
Die Feinstaubbelastung in der Schweiz wird bestimmt durch

 Emissionen und Transport


 Meteorologie (im Jahresgang [im Winter wegen Inversionslagen höher])
 Geographie (Berge  Wenig PM)

Transmission ist nicht


nur die Verlagerung von
A  B, sondern auch
chemische Prozesse, die
stattfinden

Feinstaub kann von sehr weit her Transportiert werden, ein Beispiel dafür
ist der Saharastaub.

Primäre und sekundäre Aerosolpartikel(CCN:


Wolkenkondensationskeime)

32
Block 8


Klimaeffekt: Streuung des Sonnenlichts durch Feinstaub und Wolken


Feinstaub streut das
Sonnenlicht und
führt somit zu
Abkühlung. Eine
ungestörte Wolke
besteht aus
grösseren
Tröpfchen. Durch
Feinstaub kommt es
zur vermehrten
Wolkenbildung. Diese Wolken bestehen aus kleineren Teilen, den CCN
und haben dadurch eine grössere Lebensdauer, was zu mehr Abkühlung
führt.

Feinstaub physikalisch
Grössenverteilung von Partikeln und ihre Lebensdauern

 Die Herkunft der Partikel beeinflusst ihre Grösse


 Mittelgrosse Partikel leben am längsten
 Je kleiner der Feinstaub, desto besser die Lungengängigkeit

Lagern sich zu grösseren


Partikeln zusammen

33
Block 8


Anzahl der Teilchen und ihre Masse


Von den kleinen Teilchen gibt es sehr viele, aber die Gesamtmasse ist
verschwindend klein. Von den mittleren und grossen Partikeln, gibt es viel
weniger, aber sie haben ein viel grösseres Volumen bzw. eine viel
grössere Masse!

Frisch gebildete ultrafeine Partikel sind häufig in ihrer Anzahl

gealterte und mechanisch gebildete Partikel haben ein grosses


Volumen und eine grosse Masse

Die Konzentration ultrafeiner Partikel nimmt mit Abstand von der


Quelle schnell ab

Mittelgrosse Partikel werden weiter verfrachtet wegen ihrer grösseren


EC: Elemental Carbon 
Lebensdauer
Russ etc.
Feinstaub chemisch OC : Organic Carbon

Oft charakteristische Zusammensetzung der Feinstaubquellen

 Deposition des Feinstaubs auf Gletschern

34
Block 8


Zusammensetzung von PM2.5 für charakteristische Standorte in Europa

 Gar nicht so unterschiedlich, wegen Transmission

Flüssigphasenreaktionen an gealterten Aerosolpartikeln

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