Impressum
Die amerikanische Originalausgabe Family Tradition erschien 2002 im Verlag Bereshith Books.
Titelbild: iStockphoto.com
www.Festa-Verlag.de
KAPITEL EINS
... der stinkende, dreckverschmierte Mann schloss die Tür hinter sich. Fliegen umkreisten seinen
haarigen Kopf. Ein paar landeten auf seinem fettglänzenden Gesicht und liefen darauf herum.
Jewel, alias Julie C. Atkins, alias Strafgefangene W/F-4-97-98103, konnte ihn nur sehen, indem sie
den Kopf so weit wie möglich nach hinten hob und über die Schulter blickte. Warum? Weil dieser
Kerl und ein genauso verdreckter Mann sie bewusstlos geschlagen hatten und sie sich bei ihrem
Aufwachen mit am Boden festgenagelten Händen in diesem stinkenden Raum wiedergefunden hatte.
»Du bist so ʼne richtig Magere, was?«, stellte der Kerl hinter ihr schleppend fest. Etwas
schepperte. Schubladen, die sich öffneten und schlossen?
»Scheiße, gottverdammter Enoch, immer muss er mich rumkommandieren. Scheiß drauf. Ich hab
doch wohl genug Zeit fürʼn bisschen Spaß.« Die Stimme wurde lauter. »Was hältst du davon,
Bohnenstange?«
Jewel wollte etwas erwidern, bekam aber nur heisere, unverständliche Geräusche heraus. Ihre
Hände brannten, als würden sie von weiß glühenden Schürhaken durchbohrt. Wenn sie sich
aufrichtete, verdoppelten sich die Schmerzen, aber nur so ließ sich etwas sehen. Und als sie etwas
sehen konnte und den Kopf nach hinten drehte ... vielleicht hätte sie sich die Mühe sparen sollen.
Der Mann stand mit dem Rücken zu ihr vor einem schmutzigen Tresen, in dem noch mehr Dinge
schepperten. Aus einer Schublade holte er ein kurzes Grapefruitmesser mit Wellenschliff. »Da isses
ja.«
Das Entsetzen raubte Jewel vorübergehend den Atem, dann kreischte sie, als er sich niederkniete
und sie auf Hände und Knie hochzog. Ihre Hände fühlten sich an, als seien sie unter einen Traktor
geraten, aber so fest sie auch zog, sie vermochte sie nicht vom Boden zu lösen. Vergewaltigung schien
die nächste logische Konsequenz zu sein und sie konnte sich sogar den Zweck des kurzen
Sägemessers vorstellen, das den Vorzug vor anderen, längeren und schärferen Messern in der
Schublade bekommen hatte. Er schnitt ihr die limonadenorangefarbenen Gefängnisklamotten auf. Die
Uniform fiel in Fetzen von ihr ab, dann hörte sie, wie eine Hose aufgeknöpft wurde.
Die Schmerzen und das Grauen machten ihre Fähigkeit logischen Denkens zunichte, doch mit dieser
... Vergewaltigung ... konnte sie zumindest etwas anfangen. Sein Schwanz fühlte sich merkwürdig an,
fett und schleimig, als er hinter ihr auf Knien näher rutschte und in sie eindrang. Der Gestank von
seinen Genitalien wehte in ihr verzerrtes Gesicht: alter Schweiß und unreines Fleisch. Sein Schwanz
fühlte sich irgendwie genoppt an, als er hin und her glitt. Herpesbläschen, bei ihrem Glück, oder
Syphilisknoten. Aber die Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten war im Augenblick kaum eine
größte Sorge.
Was würde passieren, nachdem er fertig war?
Jewel war 27 Jahre alt gewesen, als der großartige Staat Washington beschlossen hatte, sie für 99
Jahre ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Begnadigung als Strafgefangene aufzunehmen. Gott, das
Baby war nicht mal gestorben – es war nur ein Schädelbruch mit einem vorübergehenden
Blutgerinnsel im Gehirn gewesen. Sicher, der Kleine würde für den Rest seines Lebens völlig
zurückgeblieben und epileptisch sein, aber sie hatte ihn nicht getötet. Die ganze Entführungssache
war sowieso Dudes Idee gewesen, ihr Zuhälter. Und sie waren beide Junkies. Der Briefchenpreis für
das braune Heroin Black Tar stieg immer weiter an (mittlerweile 25 Dollar für ein Viertelgramm!)
und da sie beide einen Affen in der Größe von zwei Gramm pro Tag mit sich herumschleppten, war
es einfach zu schwer für die arme Jewel geworden, jeden Tag zwölf Nummern klarzumachen. Die
Stadtbullen waren einfach zu sehr auf Zack. Die Freier fuhren für ihre Blowjobs jetzt lieber den
ganzen Weg rauf nach Tacoma, als das Risiko einzugehen, ihren Namen in den Zeitungen von Seattle
wiederzufinden.
Also, die Kurzversion? Es war Dudes Idee gewesen, sich in Redmond ein Baby zu schnappen. Da
wohnten all die reichen Bill-Gates-Typen. Ein paar Hundert Riesen auftreiben, um Junior
wiederzusehen? Das war Kleingeld für die ganzen reichen Arschlöcher.
Sie hatten das Balg in ihre 32-Mäuse-pro-Nacht-Bude in Bush geschmuggelt. Dude war
losgegangen, um noch ein paar Freier aufzureißen (in Wahrheit war er besser im Schwanzlutschen als
Jewel), und seine einzige Anweisung war die gewesen, sie solle das Balg ruhig halten. Schön. Jewel
hatte sich gerade einen Schuss in den Fuß setzen wollen, als das Balg plötzlich zu schreien begann
wie eine ganze Entbindungsstation. Derart abgelenkt hatte sie falsch eingestochen, und die Vene war
unter der Nadel weggerollt. So blieb sie mit einer Spritze voll Heroin und Blut zurück, das kurz vor
der Gerinnung stand. Ihr war nur noch die Möglichkeit geblieben, sich den Schuss schnell in den Arm
zu setzen, was den Flash halbierte und einen riesigen Abszess verursachen würde. Der kleine
Krümelfresser hatte ihr den Schuss vermasselt! War es da nicht verständlich, dass ihre kurzzeitige
Wut sie dazu getrieben hatte, das Balg vom Bett zu heben und auf den Boden zu werfen? Das hatte ihm
dann auch das Maul gestopft. Es hatte ihm außerdem die Rübe geknackt.
Kurz darauf erschienen die Bullen und das FBI. Weil, wie sich rausstellte, Dude gar nicht
losgegangen war, um Freier aufzureißen. Er war zur Polizei gegangen, um die 50 Riesen Belohnung
zu kassieren, die von den Eltern für den Jungen ausgesetzt worden waren. Er war verduftet, und Jewel
saß lebenslänglich in der Kiste: im Smith-Clark Correctional Center für Frauen. Den Regeln
entsprechend waren männliche Strafvollzugsbeamte im Hauptzellenblock nicht zugelassen, also
wurden sie einfach zu irgendwelchen Arbeitseinsätzen abtransportiert, wenn den Wärtern gerade der
Sinn nach Vergnügen stand. Alle Mädchen – Jewel eingeschlossen – waren äußerst kooperativ.
Wenigstens kamen sie mal aus dem Zellenblock raus und die meisten Wärter steckten ihnen aus
Dankbarkeit immer mal ein paar Downers oder auch Speed zu.
Es war gar nicht schlecht.
Aber die meisten Mädchen waren Kurzzeit-Parker verglichen mit Jewel. 99 Jahre? Ohne die
Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung? Am Arsch, hatte Jewel entschieden. Nicht mit mir. Zwei
Wärter hatten sie und vier andere Mädchen an einem strahlend sonnigen Samstag raus zur 101
gefahren. Aufgabeltruppe nannten sie es. Sie »gabelten« Müll am Straßenrand auf, während die
Wärter rauchten und sie mit Schrotflinten bewachten. Natürlich trugen sie Fußfesseln, aber wenn die
Wärter sie zum Laster brachten, um etwas Spaß zu haben, nahmen sie ihnen normalerweise die
Fesseln ab. Jewel war selbst von ihrem Geschick überrascht, mit dem sie beiden Wärtern im Verlauf
der zweiten Runde Blowjobs den angespitzten Eisstiel in den Hals rammte. Beide waren einfach
umgekippt, während das Blut aus ihren Löchern spritzte. Fünf Sekunden später waren alle fünf
Mädchen aus dem Laster geklettert und das war das Letzte, was Jewel von ihnen gesehen hatte.
Zumindest für einen dämlichen Junkie war sie ziemlich clever. Lange würde es nicht dauern, bis
eine staatsweite Netzfahndung nach ihnen beginnen würde. Und diese anderen dämlichen Schnallen?
Scheiß auf sie. In weniger als 24 Stunden würden sie wieder in der Kiste sitzen und wie
Kanarienvögel darüber singen, wie Jewel die Wärter ganz allein ermordet hatte. Scheiß auf sie. Mit
ihren 99 Jahren ging sie nicht zurück.
Und das war nur richtig so.
Sie war gerannt und gerannt. Durch Wälder so dicht, dass es fast unmöglich war, ohne eine
Machete durchzukommen. Und bei Sonnenuntergang hatte sie das Ufer erreicht.
Sie stand am Ufer eines gar nicht so kleinen Sees und in der Mitte des Sees ...
Eine Insel.
Sie hatte sich an einem großen treibenden Baumstamm festgehalten und war über den See
gepaddelt. Es dauerte über eine Stunde und als sie die Insel erreichte, hatte sie kurz vor dem
Erfrieren gestanden. Aber diese Insel sah einfach wie ein überwuchertes Stück Scheiße aus. Keine
Wege, keine Häuser. Sie sah unbewohnt aus. Nichts hätte Jewel besser in den Kram passen können.
Sie hatte eine Weile im Gebüsch geschlafen und später, als der Mond aufgegangen war, hatte sie
sich auf den Weg zur Mitte der Insel gemacht. Kurz darauf war sie jedoch von den beiden fetten,
stinkenden Kerlen entdeckt worden, die allem Anschein nach im feuchten Boden Würmer suchten.
Dann ...
Jetzt befand sich Jewel hier, ihre Hände am Boden festgenagelt, während sie der Kleinere und
Verstunkenere von beiden unbeholfen von hinten vergewaltigte.
»Jetzt kommtʼs gleich, Bohnenstange«, schnaufte der Oger hinter ihr. Seine schmutzigen Finger
griffen unter ihr durch und kniffen ihre Klitoris, während seine feisten Hüften heftig stießen. »Und da
gehtʼs ab – oooh, Mama!« Der Schwanz fühlte sich immer noch merkwürdig an, als er seinen Samen
verspritzte. Die schmutzigen Hände quetschten ihre Hüften, während sich der Höhepunkt zum Ende
zuckte.
Er rutschte heraus. Jewel spürte, wie warmes Sperma an ihrem Bein herunterlief, als hätte er
gerade eine ganze Flasche davon entkorkt. Dann stellte ihr der stinkende Klotz hinter ihr eine ganz
merkwürdige Frage:
»Was geben die euch mageren Schnallen im Mädchenknast eigentlich zu futtern?«
Jewel ließ sich wieder auf den Bauch sinken, da die Schmerzen in ihren Händen wüteten. Der
Mann kniff ihr hinten in den Oberschenkel, bis sie vor Schmerzen kreischte. »Hä? Was kriegt ihr zu
futtern?«
An diesem tiefsten Punkt in ihrem Leben konnte Jewel die Frage kaum begreifen.
Er verpasste ihr einen Faustschlag in die Lendenwirbelgegend. Mehr Luft wurde aus ihrer Brust
gequetscht. »Dann nicht, Bohnenstange«, sagte er. Dann tat er etwas noch Seltsameres, als es seine
Frage schon gewesen war. Er spreizte ihre Pobacken und schnüffelte daran. Leckte.
Sie hörte ihn schmatzen. »Hmm. Erbsen und Möhren? Fleischklopse ... mit mehr Brot als Fleisch
drin?«
Irgendwie nahm ihr Gehirn seine Bemerkung auch durch den schaudernden Schleier ihres Grauens
wahr. Er hat ... recht. Erbsen und Möhren mit Fleischklopsen. Das war tatsächlich ihre letzte
Mahlzeit gewesen, ihr Mittagessen im Speisesaal, kurz bevor sie mit der Aufgabeltruppe
aufgebrochen war.
»Scheiße, so mager wie du bist?«, grollte die Stimme hinter ihr. Er stand auf und ging wieder zum
Schrank. »Wofür bist du eigentlich gut, hä? Als würde man ʼne Fleischfaser vonnem Zahnstocher
ablutschen. Und ich will dir noch was sagen. Fürʼn kleines Klappergestell hast du ʼne verdammt
große Muschi. Verdammt, Enoch könnte seinen Scheiß-Laster in deiner Möse parken.«
Jewel wusste nicht, wovon er redete, und mittlerweile war es auch ganz eindeutig nicht mehr
wichtig. Wichtig war nur, dass er wieder vor der Messerschublade stand. Die Klamotten hatte er
schon zerschnitten.
Was würde er als Nächstes zerschneiden?
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Eine weitere anstrengende Drehung ihres Halses und
sie sah ihn ein halbmeterlanges Fleischmesser aus der Schublade nehmen.
Mit seiner stinkenden Leibesfülle hockte er sich mitten auf ihren zusammengekniffenen Arsch und
fing an, ihr große Hautfetzen vom Rücken abzuziehen. Die Qual lähmte sie. Sie schauderte, eine
Motte, die auf ein Korkbrett gespießt und ganz der Gnade des Entomologen ausgeliefert war.
Hier gab es jedoch kaum Gnade.
Mit äußerstem Geschick zog er ihr die gesamte Haut vom Rücken ab – in einem einzigen großen
Stück. Dann tat er dasselbe mit ihren Pobacken, dann mit den Beinen.
Jewel bebte wie unter Strom.
»Jetzt dein Bauch«, erklärte ihr widerlicher Metzger. Jeglicher Kampfgeist hatte sie verlassen, als
ihr der Mann die Nägel aus den Händen riss, sie umdrehte und ihr dann fachkundig die Haut vom
Unterleib bis zu den Schlüsselbeinen in einem einzigen Stück abzog.
Während sie sterbend auf dem Boden lag, registrierte ihr Verstand diese letzten Worte:
»Sieht heute Abend ganz nach Blaufischrogen mit Schalotten und knusprigen Sesambrötchen aus ...«
KAPITEL ZWEI
Als Sheree aus dem dampfenden, in schwarzem Marmor gehaltenen Badezimmer kam, trug sie nur
eine leuchtend beerenfarbene Seidenstola. Ihre langen schlanken Beine trugen sie durch das
schwelgerische Schlafzimmer und weiter bis in Ashtons Büro – nicht dass er wirklich eins brauchte.
Er war Restaurantbesitzer und Koch.
»Ashton«, gurrte sie. »Ich hab was für dich.«
»Hm?«
Ashton, dessen lange Haare hinter dem Kopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren
und dessen bärtiges Gesicht immer fetter wurde, starrte einfach nur auf seinen beleuchteten
Schreibtisch. Er sah sich ein kleines, ledergebundenes Buch an.
»Ich hab was für dich ...«
Neben ihm stand ein Glas Medoc. Er benahm sich, als hätte er sie kaum verstanden. Was immer in
dem Buch stand, es beanspruchte seine gesamte Aufmerksamkeit.
Jesus, dachte Sheree. Ist dieser Kerl ein Eunuch?
Sheree lebte seit drei Jahren mit Ashton Morrone zusammen. Er war kein Hengst – ganz sicher
nicht –, aber mit 35 wurde Sheree eben auch nicht jünger. Ashton gehörte ein Restaurant, das von den
Kritikern als das beste in ganz Seattle bezeichnet wurde. Das The Emerald Room lag am Hafen und
brachte ihm im Jahr coole 250.000 Dollar. Weitere 100.000 brachte seine wöchentliche Kochshow
im Fernsehen, Kochen mit Ashton, und sein kulinarischer Erfolg hatte ihm gestattet, dieses Penthouse
in der Alaska Avenue am Hafen zu kaufen. Die Bude war nett und Sheree mochte nette Sachen.
Aber sie mochte gelegentlich auch Sex, doch in dieser Beziehung schien Ashton nicht sonderlich
zuvorkommend zu sein. Also, ein heißer Steifer in ihrem Backofen ... War das zu viel verlangt?
Ashton war der Küchenchef Nummer eins in der Stadt, aber er machte sich ständig Sorgen, dass
Nummer zwei ihn einholen könnte. Deshalb Stress.
Deshalb keinen Ständer.
»Der beste Aal auf der ganzen Welt«, murmelte Ashton, während er auf das Buch starrte. »Dieser
etepetete Hurensohn James hat von irgendeinem Angler aus dem Thurston County 20 Pfund davon aus
dem Capitol Lake bekommen und in seinem Laden serviert.«
Die Bewertungen waren monumental gewesen. Und Ashton hatte Staub geschluckt und zum ersten
Mal in der hiesigen Feinschmecker-Szene das Nachsehen gehabt. Für Ashton war das vergleichbar
damit, als würden einem normalen Mann die Eier aus dem Hodensack geschnitten.
»Dieser beschissene James – dieser affektierte Snob«, murmelte Ashton, wobei er sich auf seine
Nemesis bezog, einen gewissen M. Gerald James, Besitzer des am See gelegenen Rococo Seafood
House. »Der Wichser, hat er seine eigene Fernsehshow? Nein! Kriegt er die besten Kritiken in der
Stadt und hat er vier Sterne von Michelin? Nein! Dann kriegt das Arschloch 20 Pfund
Muschelknacker-Aal in die Finger – durch totalen Dusel –, und plötzlich ist er der heißeste
Küchenchef in der Stadt!«
Sheree ging zu Ashton und rieb ihm die Schultern. »Ach, Schatz. James kann nicht mal Eier mit
Schinken richtig zubereiten. Wahrscheinlich belästigt er auch kleine Kinder. Worüber machst du dir
solche Sorgen?«
»Ich mache mir Sorgen darüber, dass mir dieser pingelige britische Schwanzlutscher das Geschäft
ruiniert!«, rief Ashton. »Begreifst du denn gar nichts? Wie hast du dich gefühlt, als dich Jenna
Jameson aus dem Pornogeschäft gedrängt hat? Hm?«
Das schon wieder. Jesus. Sheree hatte zehn Jahre lang für die höherklassigen Pornoringe in L.A.
gearbeitet, aber als man sie schließlich »aus dem Geschäft gedrängt« hatte, war sie absolut bereit für
den Absprung gewesen. Sie wollte Schluss machen – sie war die Routine verdammt leid gewesen,
jeden Tag, fünf Tage die Woche fünf abgestumpfte Schwänze, die sich alle mächtig ins Zeug legten,
um zum Schuss zu kommen. L.A. war ihr nicht geheuer.
Sie war zu alt, um ihren Thron im Pornogeschäft zu behalten, aber sie sah immer noch gut aus. Auf
gar keinen Fall wollte sie wie Shannon McCuller enden und für ein paar Hundert Mäuse am Tag
Gang-Bang-Clips und Cumshots mit Rodney Moore drehen. Sollte Jenna Jameson ruhig die Krone
tragen. Sie würde all die Schwänze im Arsch genauso schnell echt satt haben wie Sheree. Viel Glück,
Blondie.
»Die alte Hexe?«, erwiderte Sheree. »Von mir aus kann sie alles haben. Ich will den Scheiß
sowieso nicht mehr ... Ich will dich.«
Die Bemerkung veranlasste ihn zu einem reflexhaften Herumgreifen mit Arschtätscheln, während
Sheree fortfuhr, ihm die Schultern zu massieren. »Willst du gar nicht sehen, was ich dir mitgebracht
habe?«, fragte sie.
Er drehte sich auf seinem Stuhl um.
Sheree ließ die Seidenstola von den Schultern und die Beine entlang nach unten gleiten wie eine
plüschige, glänzende Flüssigkeit. Übrig blieb nur ihr sonnengebräunter, fein gezeichneter,
durchtrainierter Körper mit 75D-Brüsten. Nackt. Direkt vor seinem Gesicht.
Ashton zuckte zusammen. »Sheree!«, raunzte er. »Verstehst du denn nicht, dass sich nicht alles um
Sex dreht! Meine Karriere geht den Bach runter! Ich habe Wichtigeres im Kopf als rumzumachen!«
Sie musste sich beherrschen, um ihm keine Aderpresse um den fetten Hals zu legen und daran zu
drehen und zu drehen und zu drehen, bis ihm der Kopf abfiel. Aber sie musste sich taktisch verhalten,
richtig? Hier hatte sie eine schöne Wohnung, so viel Geld zum Ausgeben, wie sie brauchte, ihren
eigenen kleinen BMW 318 und dazu diesen dicken Trottel, der sie aushielt. Das schlug die täglichen
Darm-Untersuchungen durch Kerle wie Joey Silvera und Peter Arschloch North um Längen. Hätte sie
damit weitergemacht, wäre ihr Anus mittlerweile größer als ihr Mund und mit genauso viel Saft
gefüllt worden. Ihre Gedanken wanderten zu ihrem letzten Einsatz zurück: Als ein mit Borschtsch
abgefüllter, fettbäuchiger Ron Jeremy hereinspaziert war, hatte sie gewusst, dass ihre Karriere vorbei
war.
»Ich verstehe, Baby«, versicherte sie ihm in seidenweichem Flüsterton, während sie ihm weiterhin
den Rücken massierte. »Entschuldige, dass ich so egoistisch bin. Ich weiß, dass du viel um die Ohren
hast.«
Immer noch aufgebracht, tätschelte er ihr flüchtig die Hand. »Ich muss diesen beschissenen Aal
haben.«
»Tja, wir fahren morgen. Ich bin sicher, du und dein Bruder, ihr werdet so viel Aal fangen, dass ihr
gar nicht wissen werdet, wohin damit.«
»Du verstehst das nicht«, sagte Ashton ... und Sheree war es verdammt leid, sich von diesem
schlappschwänzigen, fetten Deppen sagen zu lassen, sie »verstehe« etwas nicht. Aber sie schluckte
die Beleidigung ebenso hinunter wie ihren Stolz und erinnerte sich dann wieder daran, dass sie ohne
Ashton immer noch reichlich von etwas anderem schlucken würde.
Ashton stand auf, drehte sich um und fasste nach Sherees Schultern. »Schatz, das ist nicht einfach
nur Aal. Es ist der Süßwasser-Muschelknacker-Aal, der köstlichste und zugleich auch seltenste Aal
der Welt. Der A. Anguilla Mytilus. Er kommt nur in alten, tiefen Seen mit kaum veränderlich
niedriger Temperatur vor und frisst nur Süßwassermuscheln. Einen Haufen von diesen Viechern zu
finden, könnte pro Jahr zusätzlich 100 Riesen an Restaurantprofiten und bis zu einer Million im Jahr
an Exporten bedeuten. Die Japaner würden das Zeug kaufen, bis ihre Schlitzaugen rund sind.« Er
setzte sich wieder und zeigte auf das Buch. »Das Geheimnis steht da drin ...«
Es war ein kleines Buch mit Ledereinband, das Ende der 50er Jahre gedruckt worden war und
Köstlichkeiten des Pazifischen Nordwestens hieß. »Von diesem Buch wurden nur 100 Exemplare
gedruckt und sieh mal hier!«
Er zeigte wieder auf etwas. Zuerst auf die Schwarz-Weiß-Fotografie von einem Aal, der auf einem
Schneidebrett lag. Womöglich war er das scheußlichste Lebewesen, das Sheree je gesehen hatte
(wobei überhaupt nur Ron Jeremy als Ausnahme infrage kam): ein fetter, langer, schlangenartiger
Leib mit scharfkantigen Flossen oben und unten. Doch weitaus schlimmer war der vorspringende
Kopf mit großen Knopfaugen und dem tief hängenden, schraubstockartigen Kiefer, mit dem er
anscheinend die hinderlichen Schalen seiner Beutetiere knackte.
»Er ist ... schön, findest du nicht?«, kommentierte Ashton, während er langsam einen Finger über
die Oberfläche der alten Fotografie zog. Das nächste alte Foto zeigte einen bärtigen Fischer, der
grinsend eines der scheußlichen Viecher in die Höhe hielt. Die Bildunterschrift lautete:
Der einheimische Fischer R. B. Brown zeigt einen seltenen Muschelknacker-Aal, den er auf der
Südostseite des Sutherland Lake gefangen hat. Brown behauptet, dass der äußerst unansehnliche
Schlangenfisch köstlich und in diesem Bereich des trüben und wenig befischten Sutherland stark
verbreitet sei.
»Siehst du das?«, fragte Ashton hitzig. »›Des trüben und wenig befischten Sutherland‹? Niemand fährt
jemals zu diesem Dreckloch – der See ist viel zu kalt für anständige Fischerei – und wer hat schon
dieses seltene Buch gelesen? Niemand!«
Sheree fuhr mit den Händen über die Fettschicht auf Ashtons Brust. »Na, dann fahren wir morgen
hin, Schnuckel. Und dann fangen wir so viel Aal ...«
»Nicht irgendeinen Aal«, betonte Ashton. Seine Finger klopften auf das Buch. »Muschelknacker-
Aal ...«
»Ja, Schnuckel, ganz klar.« Sheree fuhr weiter mit den Händen an seinem Körper entlang und warf
dann einen Blick auf seinen Schritt, ob sich dort etwas rührte.
Nada.
Eunuch! Was muss ein Mädchen bloß anstellen, um hier einen Schwanz zu kriegen! »Wir fangen
genug Aale, um ein Lagerhaus damit zu füllen. Dann kannst du dich zurücklehnen und den fiesen,
gemeinen M. Gerald James einfach auslachen.«
»Ja, ja«, erwiderte Ashton in hasserfüllter Benommenheit. »Ich begrabe den dürren Wichser, als
wäre er nie geboren. Und dann kaufe ich seinen Laden!«
»Na, siehst du!«, quiekte Sheree. Sie wagte es, Ashton in den Schritt zu greifen. »Baby, willst du
ganz bestimmt nicht ...«
Er tätschelte ihre Hand. »Tut mir leid, Schatz. Ich bin jetzt gerade viel zu abgelenkt. Aber ich
verspreche dir ... wir werden uns richtig amüsieren, wenn wir erst am See sind.«
Sheree blieb kaum etwas anderes übrig, als sich damit abzufinden. »Okay, Baby. Dann gehe ich
jetzt ins Bett.«
»Ich komme später nach. Gute Nacht.«
Sheree ging nackt ins Schlafzimmer. Dieser große Eimer voll Schmalz ist mehr an Aal interessiert
als an mir. Ach, egal, zumindest hatte sie ein schönes, luxuriöses Leben und wenigstens konnte sie
noch masturbieren.
Wer hätte das gedacht? Vielleicht würde sie sich heute Nacht vorstellen, sich von Peter North das
Arschloch dehnen zu lassen ...
KAPITEL DREI
»Das knackfrische Morgengrauen für den Muschelknacker-Aal«, feierte Ashton, während er sich im
Licht des frühen Morgens die Hände rieb.
»Ach, verdammt«, sagte Bob, der sich auf ähnliche Weise die Hände rieb, »selbst wenn wir keine
fangen, ist es schon toll, einfach mal rauszukommen und etwas von Gottes weiter Natur zu sehen. Die
Berge, die Bäume, die frische Luft.« Dann zündete er sich eine Zigarette an und hustete. »Außerdem
kann ichʼs kaum erwarten, mein neues Haus auf Rädern zuzureiten. Was meinst du?«
Ashton legte seinem Bruder kameradschaftlich den Arm um die Schulter und flüsterte: »Erzähl mir
nichts, Bobby. Tatsächlich kannst duʼs kaum erwarten, diese neue Blondine von dir zuzureiten,
stimmtʼs?«
»Scheiße, das hab ich schon vor einem Monat gemacht ... und seitdem geht sie so komisch!«
Beide Männer wieherten vor Lachen, iahten wie zwei ... Esel. Ashton und Bob waren
Zwillingsbrüder, 43 Jahre alt und sahen beide gleich aus: fett. Gute 130 Kilo pro Nase. Gestutzte
Bärte, lange Haare, die hinten zu kurzen, modischen Pferdeschwänzen zusammengebunden waren.
Man konnte sie nur anhand der grauen Strähnen auseinanderhalten, die sich Ashton absichtlich
eingefärbt hatte, weil er glaubte, es sehe »unternehmerisch« aus. Und mochte Ashton auch tatsächlich
ein reicher Mann sein, sein Bruder Bobby war noch reicher. Er war Microsofts Leiter der Abteilung
für zukunftsweisende Forschungsprojekte und zog eine niedrige siebenstellige Summe per annum an
Land. Ashton machte diese Ungleichheit wett, indem er Bob ständig daran erinnerte, dass er, Ashton,
in seinem Leben mit mehr Frauen Sex gehabt hatte. Ashton kam insgesamt auf fünf, während Bob vier
vorzuweisen hatte.
So viel in aller Kürze zu den Morrone-Brüdern. Beide waren unsozial, beide waren fettleibig und
beide hatten ein Ego größer als ihr Leibesumfang. Beide waren außerdem unerträgliche Snobs. Aber
sie waren reich ... also mussten sie irgendetwas richtig machen.
»Ja, sie ist wirklich ʼne Schönheit«, äußerte sich Ashton zu Bobs nagelneuem neun Meter langen,
zinkweißen Winnebago-Wohnmobil. Auf dem Sonderkennzeichen stand #4 AT MS und auf der
Stoßstange prangte ein funkelnder Aufkleber mit der Aufschrift THE LOVE WAGON.
»Du Tier, du«, fügte Ashton grinsend hinzu. »Hey, ich will dich mal was fragen. Wie oft hast duʼs
Sheryl letzte Nacht besorgt?«
»Sie heißt Carol«, korrigierte Bob, »und ich muss zugeben, sogar Hengste wie ich können nicht
jede Nacht eine Maschine sein. Ich hab sie mir nur zweimal vorgenommen. Normalerweise mach
ichʼs drei- oder viermal.«
»Du Tier, du!«, wiederholte Ashton. »Mein Problem ist, dass ich Sheree immer schon in der ersten
Runde fertigmache. Danach ist sie so erledigt, dass sie einfach nicht mehr kommen kann.«
»Wow«, flüsterte Bob beeindruckt.
»Groß gebaute Männer wie wir müssen unseren Schnallen manchmal ʼne Pause gönnen, richtig?«
Bob schlug Ashton auf den Rücken. »Verdammt richtig, Bruder.«
»Aber ich kann dir sagen – letzte Nacht? Da gabʼs anschließend noch zwei Runden obendrauf ...
einfach weil mir danach war!«
Beide Männer wieherten wieder vor Lachen, während sie langsam zum Heck des Winnebago
schlenderten. Das Wohnmobil zog einen Hänger mit einem nagelneuen, fünf Meter langen SeaRay mit
Außenbordmotor darauf.
»Verdammt, wir sind reiche Männer«, stellte Bob fest. »Wir mieten kein Boot, um fischen zu
gehen. Das wäre ...« Er streckte einen kleinen Finger aus. »... prollig. Und da meine 18-Meter-Jacht
nicht auf den Hänger passt, habe ich das Teil hier gekauft.«
Ashtons fettes Gesicht strahlte vor Freude. »Das ist toll! Wir schnappen uns diese
Muschelknacker-Aale einen nach dem anderen.«
»Bist du sicher, dass es sie in diesem See gibt?«
»Nun ... ja.« Ashton hatte zuvor nicht nur seine kürzliche Beschämung durch den konkurrierenden
Restaurantbesitzer M. Gerald James erklärt, sondern auch das Übersee-Marktpotenzial. »Es steht in
einem alten Buch aus den 50ern, das ich gefunden habe.«
Bob schien nicht so überzeugt zu sein, doch warum ein Spielverderber sein? »Tja, egal, selbst
wenn wir keinen Haufen Aale finden, die nur auf uns warten ... stell dir mal vor, wie viel Möse wir
haben werden!«
Ein harter Schlag auf Bobbys Rücken. »Verdammt richtig, Bruder!«
»Wir schmieren ordentlich den Kolben!«
Beide Männer brachen vor dem Haus mit Ashtons Eigentumswohnung in wieherndes Gelächter aus.
»Wo wir gerade von Möse reden«, sagte Ashton mit einem Blick auf seine diamantbesetzte Cartier-
Uhr, »wo bleiben die Mädels?«
Einen Moment später waren Schleifgeräusche zu hören, als Sheree und Carol schwere Koffer die
Treppe vor dem Haus herunterschleppten. »Ach, das geht schon klar, Jungens«, sagte Sheree
sarkastisch. »Wir brauchen keine Hilfe.«
»Nein«, fügte Carol hinzu. »Eigentlich sind wir gar keine Menschen – wir sind beschissene
Gabelstapler!«
Ashton und Bob wieherten. »Wir übernehmen jetzt, Mädels«, erbot sich Bob. Die Männer nahmen
die schweren Koffer und trugen sie den restlichen Meter zum Winnebago.
Ashton zwinkerte Sheree zu. »Wir können doch nicht zulassen, dass sich die beiden heißesten
Bräute der Stadt so verausgaben, oder?«
»Auf keinen Fall, werter Bruder«, legte Bob nach. »Stell dir nur mal vor, wie viel glühend heiße
Liebe ihnen da entgehen würde!«
Die Männer wieherten noch mehr. Sheree und Carol wechselten einen müden Blick, der besagte:
Das wird ein LAAANGER Ausflug ...
Ein echt langer Ausflug. Bob fuhr, während Ashton vorne neben ihm saß. Die Mädchen hockten
einander gegenüber auf Passagiersitzen an den Seitenwänden des Wohnmobils, die langen, hübschen
Beine übereinandergeschlagen. Beide waren für eine Autotour passend angezogen: Turnschuhe und
Schlauchtop, dazu Sheree in einer Jeans mit abgeschnittenen Beinen und Carol in einem kurzen
Jeansrock. Sie brauchten nicht lange, bis sie im Bilde waren. Vorne quatschte Bob über seinen tollen
Job bei Microsoft und Ashton über sein tolles Restaurant und seine tolle Fernsehshow und zwischen
dem Gequatsche lachten beide immer wieder schallend über ihre eigenen schlechten Witze.
»Hey«, fragte Ashton. »Wie nennt man den Gehilfen von einem Frauenarzt?«
»Wie denn?«, fragte Bob.
»Lippenstift!«
Ashton und Bob bebten vor Lachen. Bobs fettes Gesicht ruckte nach hinten zu Sheree und Carol
herum. »Habt ihrʼs geschnallt, Mädels? Lippenstift?«
»Ja, wir habenʼs geschnallt«, sagte Carol mit einem raschen missmutigen Blick zu Sheree. Sheree
beugte sich vor und formulierte lautlos Fette Wichser für Carol. Carol schnaubte kurz vor Lachen.
Hinter ihnen erstreckte sich der Winnebago in seiner ganzen Länge. Eine voll ausgestattete Küche,
ein richtiges Bad mit Dusche, ein Doppelbett über dem Führerhaus und dazu hinten noch eins, das
ausgeklappt werden konnte. Ganz zu schweigen von einer 200-Watt-Anlage von Alpine mit einem
Dutzend Lautsprechern in den Wänden und einem Fernseher mit 27er Diagonale und einer
Satellitenschüssel auf dem Dach. Kistenweise Bier – Snob-Bier: Holsten – war ebenso mitgenommen
worden wie ein ganzes Dutzend Flaschen Clos du Val Pinot Noir, Jahrgang 1990, der, wie Ashton
beharrte, »herausragend« zu Süßwasserfisch sei. Sheree konnte also zumindest erwarten, sich bei
dieser sehr eigenartigen Spritztour ordentlich die Kante zu geben. Ganz hinten hatte Bob noch eine
zusätzliche Kühltruhe für die Aale angeschlossen, die sie fangen wollten.
Sie hatten die Fähre von Seattle nach Bainbridge genommen, waren dann weiter über den Hood
Canal gefahren und fanden sich kurze Zeit später auf der Route 101 wieder, die der Halbinsel rings
um die Olympic Mountains folgte. Die Landschaft war wunderschön. Doch soweit es Sheree betraf,
konnte man im National Geographic problemlos noch schönere Landschaften finden, ohne dafür ein
ganzes Wochenende mit zwei übergewichtigen Langweilern verbringen zu müssen. Auf der linken
Seite ragten die Berge auf und schraubten sich hoch in dichte Wolken. Auf der rechten: die Juan-de-
Fuca-Straße, hinter der sie nach Ashtons schwärmerischer Aufforderung durch ein Fernglas Kanada
sehen konnten. Riesensache, dachte sie. Ein Stück Land, das zufällig zu einem anderen Staat gehört.
Riesensache.
Die beiden fetten Männer vorne schwelgten im Rausch der Landschaft und Ashton machte ein Foto
nach dem anderen. Schließlich ergaben sich Sheree und Carol in ihren Trübsinn und tranken Bier aus
Gläsern mit Schaumgummihüllen.
»Also, Carol«, fragte Sheree. »Was machst du denn so?«
»Ich ...« Sie stutzte, den Blick auf ihr Bier gerichtet, während ihre Brüste von innen gegen den Stoff
des engen teerosenfarbenen Schlauchtops drückten. Dann zuckte sie die Achseln. »Ich lebe von Bob.«
»Verdammt richtig«, gackerte Bob. »Scheißreich und ein Ass im Bett. Welche Frau, die noch bei
Verstand ist, würde das ablehnen?«
Ashton ließ ein ähnliches Gelächter hören.
»Was ist mit dir?«, stellte Carol Sheree dieselbe Frage. »Was machst du denn so?«
Ashtons fettes, bärtiges Gesicht schoss zu ihr herum, und sein Grinsen sprach Bände.
»Ich lebe von Ashton«, gestand Sheree. »Weil er scheißreich ist und ein Ass im Bett.«
Ashton und Bob wieherten zu niemandes Überraschung vor Lachen. Sheree und Carol sahen
einander an und verdrehten die Augen.
Mehr schlechte Witze von vorne begleiteten den Ausflug wie ein Fluch: »Kennt ihr den von dem
Spanner, der gestorben ist?«
»Der ist weg vom Fenster.«
»Was ist grün und wird auf Knopfdruck rot?«
»Ein Frosch im Mixer.«
Sheree spielte mit dem Gedanken an Selbstmord als Alternative – Ashton, das wusste sie, war ein
ausgemachtes Arschloch, aber im Verbund mit seinem Bruder? Da war er zehn Arschlöcher.
Wenigstens würde der »Ausflug« nicht ewig dauern. Irgendwann würde sie wieder in ihrer
Luxuswohnung sein, ihren BMW fahren, Ashtons Kohle ausgeben, wann und wo es ihr passte, und hin
und wieder sogar mal flachgelegt werden. Klar, sie betrog Ashton. Er war viel zu beschäftigt damit,
Lammrücken im Rosmarinmantel zu schmoren und von Tauchern gefischte Jakobsmuscheln in mit
Ingwer gewürzter Sesamsoße zu flambieren, um über alle ihre Aktivitäten auf dem Laufenden zu sein.
Sie erinnerte sich an den letzten Burschen, den sie aufgegabelt hatte, im Four Seas, einer Bar in
Chinatown. Mit seinen langen Haaren, den Tätowierungen und einem Pfund Kartoffeln in der Hose
hatte er wie der verdammte Gary Oldman ausgesehen. Das Pfund hatte sich in zwei oder drei
verwandelt, nachdem sie ihn mit ins Motel genommen hatte. Er war so groß, dass sogar Sherees
porno-erprobte Muschi praktisch explodiert war, als er ihn ganz reingesteckt hatte. Eine Stunde lang
war sie fast jede Minute gekommen und hatte sich fast behindert gefühlt, als er endlich fertig
geworden war. Bei der letzten Runde hatte Sheree tatsächlich Speichelblasen vor dem Mund gehabt,
dann hatte er ihn rausgezogen, den Rest rausgewichst und ihr Gesicht mit einem Spritzer nach dem
anderen seiner heißen Ladung eingedeckt.
Doch solche Abenteuer waren dünn gesät. Sheree wusste, dass sie vorsichtig sein musste. Sie hatte
eine Menge zu verlieren. Nicht nur den 130 Kilo fetten Esel, sondern den Wagen, die Wohnung und
die Kohle.
Sie seufzte, dann warf sie einen flüchtigen Blick auf Carol – lange, sonnengebräunte Beine,
übereinandergeschlagen im engen Jeansrock, und zwei Titten, die das hautenge Top ausbeulten.
Carols blonde Haare schimmerten in einem fast perfekten Weiß über dem engelsgleichen Böses-
Mädchen-Gesicht. Sheree erinnerte sich an ihre Lesben-Szenen mit Savannah, Zoe und Rachel Ryan,
als sie noch eine Blondine gewesen war, und in diesem Augenblick kam ihr der Gedanke, dass sie
eigentlich nicht viel dagegen hätte, ihre Muschi über Carols Mund zu parken. Nur eine flüchtige
Fantasie. Von vorne tönte der nächste schlechte Witz nach hinten: »Was ist rot und hilft im Büro?«
»Was denn?«
»Eine Paprikantin!«
Die Männer wieherten, während Carol und Sheree zusammenzuckten. Zufällig traf es sich, dass
Sheree nach einem weiteren taxierenden Blick auf Carols makellosen Körper dachte Ich frage mich,
ob Carol Bob betrügt ..., als sich Carol vorbeugte, Sheree aufs Knie tippte und ihr einen
vollgekritzelten Zettel gab, auf dem stand: Ich betrüge Bob bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
Betrügst du Ashton auch?
Sheree nahm den Stift und den Zettel und schrieb SCHEISSE, ja!
Carol kreischte als Reaktion darauf.
»Was ist denn da hinten los?«, fragte Ashton, dessen ewig fettes Gesicht zu ihnen nach hinten
schaute. »Habt ihr Mädels Spaß ohne uns?«
Wie ich mir das wünsche, Schwachkopf, dachte Sheree. »Wir haben nur über eure tollen Witze
gelacht. Erzähl uns doch noch einen, Schatz.«
Ashton grinste vor purem Stolz. »Wenn du darauf bestehst. Was sagt der Barkeeper, wenn ein
Schornsteinfeger in eine Bar kommt?«
»Was?«, fragte Carol.
»Der geht aufs Haus.«
Bob wieherte so heftig vor Lachen, dass der Winnebago schaukelte. Carol und Sheree wollten
sterben.
»Ich weiß, das ist lustig, aber lacht nicht zu lange, Mädels«, sagte Ashton als Nächstes. »Denn
wisst ihr was? Wir sind schon da.«
Ein Stück hinter Port Angeles hatte Bob eine schmale und schlecht ausgeschilderte Straße genommen
– Sheree erspähte ein beinahe unleserliches hölzernes Schild mit der Aufschrift Sutherland Lake.
Schon ein paar Minuten später steuerte Bob den massigen Winnebago mit seinem beladenen Hänger
über Straßen, die mehr wie Wanderwege anmuteten, durch dicht bewaldetes Gelände.
Nebelschwaden trieben zwischen den Bäumen, kondensierte Nässe aus den Bergen.
»Kein Wunder, dass kein Mensch diesen See kennt«, bemerkte Sheree. »Wer würde auch durch
diese ganze Scheiße fahren, nur um zu angeln?«
»Und genau das ist unser Glück, Zuckerschnecke«, erwiderte Ashton. (Sherees Gesicht legte sich
in Falten, als er Zuckerschnecke sagte.) »Je weniger Leute diesen Flecken kennen, umso besser – für
uns.«
Carols Mammutbrüste schwankten, als sie sich zwischen die beiden Männer vorbeugte und durch
die Windschutzscheibe lugte. »Das sieht – das sieht ... abgefahren aus«, äußerte sie sich schließlich.
»Seid ihr sicher, dass es hier einen See gibt?«
»Einen großen See, Baby«, erwiderte Bob. »Warum bleibt ihr Mädels nicht bei dem, womit ihr
euch auskennt: gut aussehen. Überlasst den Männern die Navigation.«
Sheree riss Carol an deren Schlauchtop zurück ... bevor sie Bob die Hände um den fetten Hals
legen konnte. Doch nach einer Minute wuchs ein primitives hölzernes Schild förmlich vor ihnen aus
dem Boden. SUPER ANGELN 1 MEILE! KÖDERVERKAUF! KURBELFÄHRE NEHMEN! , teilten
ihnen seine emaillierten Buchstaben mit.
»Da, ihr Volltrottel«, konterte Bob. »Ihr habt das Schild gesehen. Der Super-Angelplatz liegt direkt
vor uns.«
»Okay.« Sheree posierte und strich sich mit dem Finger über das Kinn. »Aber was ist eine
Kurbelfähre?«
»Das werden wir gleich herausfinden«, sagte Ashton. »Ich hoffe, sie haben einen Wasseranschluss
für den Winnebago.«
»Und Strom«, fügte Bob hinzu.
Kurz darauf bog das riesige Vehikel auf eine lange Uferstraße ein, die sich an einem ausgedehnten,
weitläufigen See entlangzog. »Das ist er!«, flüsterte Ashton aufgeregt.
Bob: »Ja, aber wo ist dieser Köderverkauf? Wo kann man hier das Wohnmobil abstellen? Wir
brauchen den Strom, um das Bier zu kühlen.«
Dann tauchte noch ein Schild auf: CAMPINGWAGEN UND WOHNMOBILE WILLKOMMEN.
VERSORGUNGSGEBÜHR $5 PRO TAG. BEZAHLUNG DRÜBEN IM LADEN.
»Was soll uns das sagen?«, grübelte Sheree. »Bezahlung wo drüben?«
»Sie meinen da auf dem See«, spekulierte Ashton. »Auf der Insel.«
Er zeigte über den See und jetzt sahen es alle: die dicht bewaldete, winzige Insel in der Ferne, die
wie ein fetter grüner Klumpen auf dem Wasser schwamm. Unvermutet öffnete sich eine Lichtung mit
Wasserschläuchen neben einem Elektroanschluss vor ihnen. HIER PARKEN, verkündete ein Schild.
$5 PRO TAG FÜR STROM, $5 PRO TAG FÜR WASSER, $5 PRO TAG FÜR PARKEN. ZUM
BEZAHLEN DIE KURBELFÄHRE NEHMEN.
»Diese Fünf-Dollar-Gebühren läppern sich zusammen«, stellte Carol fest.
Ashton grinste sie über die Schulter hinweg an. »Keine Sorge, Schatz. Bobby und ich kriegen das
hin.«
»Dann ist das da wohl die Kurbelfähre«, mutmaßte Sheree. Sie parkten neben einer klapprigen
Anlegestelle mit einer primitiven Bootsrampe mit Kiesdecke. Ein Stück weiter stand ein roter Ford
Explorer. Die »Kurbelfähre« war nichts weiter als ein Ruderboot an einem Flaschenzugsystem aus
dicken Seilen, die bis zur Insel reichten.
Ein hölzernes Schild informierte sie: GEBÜHR FÜR DIE KURBELFÄHRE $5.
Ashton grinste seinen Bruder an. »Meinst du, wir können uns das leisten, mein Großer?«
Bob zückte eine dicke Rolle Banknoten. »Ach, Jesses, ich weiß nicht recht! Ich schätze, wir fahren
wohl besser wieder nach Hause!«
Sheree runzelte die Stirn angesichts des mittlerweile obligatorischen Gelächters.
Der Winnebago schaukelte buchstäblich, als Ashton und Bob ausstiegen. Sheree fühlte sich an zwei
Kühe erinnert, die aus einem Viehwagen geschoben wurden. Doch ihr Blick war von Carols Arsch
angezogen, als sie ausstieg. Ein großer, perfekt geschwungener Arsch, der den engen Jeansrock
ausfüllte. Meine Fresse, dachte Sheree, während sie ein Kribbeln durchfuhr. Zwei Nadelspitzen aus
Hitze bohrten sich durch ihre Brustwarzen. Wenn ich ein Mann wäre, würde ich sie auf den Boden
werfen und hart ficken wollen ...
Sie stieg hinter Carol aus, über das jähe Erwachen ihrer Lust ebenso perplex wie gestresst. Sicher,
im Pornogeschäft hatte Sheree mehr Muschis geleckt als das durchschnittliche Kind Dauerlutscher im
Kindergarten, und auf ihrem Gesicht hatten schon so viele Büsche Platz genommen, dass sie sich
manchmal für eine verdammte Parkbank hielt. Aber das war alles nur Schau gewesen, alles nur für
die Kamera und die Milliarden-Dollar-Industrie, die Männer dazu brachte, sich vor ihrer Glotze
einen runterzuholen. Sheree stand nicht auf Frauen (sie stand auf Schwänze). Ihre Gedanken irrten
zurück zu früheren Hollywood-Freunden und plötzlich wurde ihr Geburtskanal nass angesichts der
beständigen Erinnerung an die Berührung gut aussehender Männer, die sie hinknallten und hart fickten.
Tussis brachten es nicht für sie.
Sie fühlte sich ein wenig kurzatmig, als sie wieder einen Blick auf Carol warf. Plötzlich konnte sie
an nichts anderes mehr denken, als es Carol zuerst mit Mund und Fingern zu besorgen und sie dann
mit einem 35-Zentimeter-Strapon zu nageln. Und dann von ihr dieselbe Zuwendung zu erhalten.
Wahrscheinlich ist es einfach nur zu lange her, dass ich flachgelegt worden bin, folgerte Sheree.
Dieser beschissene Ashton, der fette, schlappschwänzige, aufgeblasene Arsch. Ich schätze mal, wenn
es keine Möglichkeit Nummer eins gibt, kommt einem Möglichkeit Nummer zwei gar nicht so
schlecht vor.
Natürlich war es nur ein Zufall, aber kaum war Sheree aus dem Winnebago heraus, da ihre
lustvollen Gedankenspiele um Carol kreisten ...
Als sich Carol zu ihr umdrehte und lächelte.
»Also los, Mädels!«, drängte Bob. »Hopp, hopp!« Er klatschte nervtötend zweimal übertrieben
laut in die Hände. »Sehen wir zu, dass wir auf die Insel kommen und die Bezahlung regeln.«
»Ja«, schlug Ashton in die gleiche Kerbe. Er klatschte ebenfalls in die Hände. »Wir haben noch
lange Tageslicht.«
Sheree und Carol trotteten den beiden runden Zwillingen hinterher. Als die vier das Ruderboot
betraten, glaubte Sheree ernsthaft, es könnte infolge des gewaltigen Gewichts sinken. Ashton und Bob
machten sich daran, die Kurbel zu drehen, und das Boot kroch über die Wasseroberfläche und
wickelte dabei das Seil auf. Es ging nicht sonderlich schnell voran, doch Sheree musste zugeben: Die
Landschaft war unglaublich. Das Seewasser war klar und schimmerte wie Waterford-Kristall und die
sich langsam nähernde Insel schien in einer Vielfalt frischer, fruchtbarer Vegetation zu leuchten. Doch
sie hatten gerade erst ein Drittel des Weges über den See zurückgelegt, als ...
»Puh!« Das kam von Bob.
Ashton fuhr sich mit einem fetten Unterarm über die Stirn. »Verdammt!«
Dann setzten sich beide auf die vordere Bank des Bootes.
»Sorry, Mädels«, erklärte Bob schnaufend und keuchend, während er sich eine Zigarette anzündete.
»Wir sind fix und fertig.«
»Ja«, zog Ashton nach. Er zündete sich einen La Corona Whiff-Zigarillo an. »Verglichen mit euch
zwei jungen Rennpferden sind wir alte Männer. Ich hoffe, es macht euch nichts aus, auch mal die
Kurbel zu übernehmen.«
Ach, um Gottes willen!, brüllte Sheree in Gedanken.
»Ist kein Ding, Jungens«, sagte Carol, wobei sie Sheree wissend angrinste. »Das machen wir doch
gerne.«
»Außerdem«, fügte Bob mit einem kurzen Lachen hinzu, »ihr wollt doch nicht, dass wir uns total
verausgaben, oder?«
»Ja«, fügte Ashton hinzu. »Dann wären wir heute Nacht zu nichts mehr zu gebrauchen.«
Ihr seid in KEINER Nacht zu IRGENDWAS zu gebrauchen!, dachte Sheree.
Die beiden Frauen standen auf und stellten sich jeweils vor einen der beiden Handgriffe. Sie fingen
an zu kurbeln. Doch Carols anhaltendes Grinsen bewies, dass sie gute Miene zum bösen Spiel
machte. Es schien zu besagen: Das ist der Preis, den wir dafür bezahlen, mit einem fetten
Vollpfosten zusammenzuleben.
Nun, da Sheree und Carol an der Kurbel standen, kam das Boot halbwegs gut voran und das trotz
ihres Fazits, dass diese »Kurbelfähre« ungefähr 260 Kilo schwerer war, als sie es hätte sein sollen.
Jedes Mal, wenn Carol sich an der Kurbel herunterbeugte und dabei ihr makelloses Dekolleté zeigte,
biss sich Sheree auf die Lippen. Jesus, ich bin klatschnass ...
Die Brüder rauchten und erzählten sich abwechselnd noch mehr schlechte Witze, während Sheree
und Carol wie verrückt kurbelten. Der Rauch von Ashtons Zigarillo wehte Sheree ständig ins Gesicht,
bis sie sich vorstellen konnte, ihn ihrem liebevollen Freund aus der speckigen Fresse zu schlagen. Als
sie das kleine Boot schließlich auf der anderen Seite zur Rampe kurbelten, war sie in Schweiß
gebadet.
»Gute Arbeit, Mädels«, lobte Bob, während er seinen Zigarettenstummel ins Wasser schnippte.
»Ja«, sagte Ashton. »Ihr kriegt beide eine Eins ... wie einsame Spitze!«
Und ihr kriegt eine Sechs ... wie SEXUELL DAS LETZTE.
Das Boot hob sich gute 15 Zentimeter, als Bob und Ashton es verließen. Carol folgte und hielt
Sheree dann am Arm fest, um ihr herauszuhelfen.
»Ach, wie peinlich«, sagte Sheree. »Sorry, dass ich so verschwitzt bin.«
»Das bin ich auch, also kein Grund zur Sorge«, versicherte ihr Carol. Dann beugte sie sich vor und
flüsterte Sheree ins Ohr: »Außerdem würde ich dir den Schweiß gern ablecken.«
KAPITEL VIER
»Ich fürchte, du hast recht, Esau. Die hier ist keine Mücke vom Arsch eines toten Stinktiers wert.«
Enoch warf einen Blick auf die gehäutete Frau. Es sah nach wenig mehr als ein paar Knochenabfällen
aus.
»Ich wette, sie wiegt nicht mehr als ʼn Batzen von meinem Morgenschiss.«
»Glaub ich auch.«
Enoch war der massigere der beiden dicken Männer, noch eine Handbreit größer als Esaus 1,93
Meter und noch mal zehn Kilo schwerer als dessen 130. Beide hatten ihre Bärte schon seit Jahren
nicht mehr gestutzt, ebenso die langen, buschigen Haare. Sie trugen Arbeitsstiefel und einen Overall.
Waschechte Rednecks. Im Stil des Nordwestens.
Esau hatte den hautlosen Leichnam der Frau zu der Stelle geschleift, die er und sein älterer Bruder
einfach als die »Plane« bezeichneten. Tatsächlich war es ein eigenartiger großer Graben zur Mitte
der Insel hin, ungefähr sechs Meter breit, 15 lang und Gott weiß wie tief. Ein idealer Platz, um dort
Abfälle wie dieses ziemlich nutzlose Ding aus dem Frauengefängnis loszuwerden. Mehrere Tage
harter Arbeit waren nötig gewesen, um den Graben vernünftig abzudecken. Enoch und Esau hatten ein
Dutzend Bäume darüber gefällt, die als Gitterwerk ausreichten, um lange olivfarbene Planen darüber
auszurollen. Darauf hatten sie so viele Äste und Blätter geschichtet, dass der Graben perfekt getarnt
war. Er war ein geringer Grund zur Sorge, aber eben doch ein Grund. Nicht sonderlich viele Leute
wagten sich nach Harstene Island, aber bei den wenigen, die es doch taten, hatte Enoch kein Interesse
daran, dass sie herausfanden, was sie hier über all die Jahre veranstaltet hatten. Ihre Bedürfnisse
hatten den Graben in einen riesigen Bauch voll Knochen und menschlicher Grütze verwandelt.
Zweifellos waren schon Hunderte von Leichen unter der Plane entsorgt worden.
Esau schlug ein Stück der Plane um – die Tür der Leichengrube. »Gut an ihr war eigentlich nur die
Haut.« Er packte die steifen Füße der Leiche und schleifte sie zum Abladeloch. »Die Haut vonnem
mageren Mädchen ist straffer und wird beim Braten knuspriger, weißt du?«
»Wenn du das sagst«, erwiderte Enoch. »Du bist der Koch, ich schaff die Zutaten ran.«
Nachdem die Haut des Mädchens für einen köstlichen Haufen mit Rogen gefüllter knuspriger
Frühlingsrollen verbraucht worden war, hatte Esau ihr außerdem alles Fleisch aus dem Gesicht
geschnitten (für Presskopf), und der Rest hatte einen eigenartigen Anblick geboten: lange, glanzlose,
mausbraune Haare, die einen rohen Schädel einrahmten, durch den sich Sehnen zogen.
»Rein mit dir, Bohnenstange«, sagte Esau und beförderte den pfostenartigen Leichnam mit einem
Fußtritt in das Loch. Er konnte hören, wie er nach unten auf den Grund kollerte.
»Hast du sie gefickt?«
»Ja, aber es war nicht so toll«, erinnerte sich Esau mit einiger Enttäuschung. »Für soʼn kleines
Ding hatte sie ʼne große Muschi. Da würde ich mir jederzeit lieber einen mit den Würmern
runterholen.«
»Dazu hab ich dir ja was gesagt.« Enochs Stimme hatte einen warnenden Unterton. »Lass bloß die
Würmer in Ruhe – die müssen wir als Köder verkaufen.«
»Ach, Enoch, letzten Sommer waren hier vielleicht fünf, sechs Angler. Die bringen uns kein Geld.«
»Halt dein Schandmaul, Junge. Die kommen schon, du wirst schon sehen. Ich wette, dieses Jahr
machen wir mindestens einen Hunni. Und das ist ein Hunni weniger, den ich klauen muss. Die meisten
von diesen Huren und Anhaltern, die ich aufgable, haben einen Scheiß an Geld dabei. Futter
aufzutreiben, ist nicht das Problem – Knete ist das Problem. Wir haben hier Ausgaben, wie zum
Beispiel deine blöde Satellitenschüssel und deine schicke Kochausrüstung und den ganzen Mist, und
dann noch die beschissene Stromrechnung. Und ich muss die dämlichen Karren mit Sprit vollmachen.
Ich kann das Benzin ja wohl schlecht mit einem Pott von deiner verdammten Fischsuppe bezahlen.«
Esau zuckte zusammen. »Das ist keine Fischsuppe, die heißt Bullabäse! Verdammich!«
»Von mir aus, Junge.«
Esau war allein fürs Kochen zuständig. Enoch war der Versorger. Das erforderte regelmäßige
Fahrten zur Route 101, um in der Nacht Huren und Anhalter aufzugabeln und sie Esau zu bringen.
Wenn er einen neuen Wagen brauchte, kaperte er sich einfach einen, strich ihn dann in einer anderen
Farbe an und nahm den oder die vorigen Besitzer mit zur Insel. Im Grunde war das Aussuchen eines
neuen Wagens, wann immer ihm danach war, das einzige richtige Vergnügen in Enochs Leben –
abgesehen davon, das zu ficken, was er mitbrachte. Im Moment hatte er den Nissan Pathfinder auf der
Insel und den nagelneuen Ford Explorer auf der anderen Seite des Sees. Ein Mann brauchte
irgendwas im Leben, oder nicht? Esau hatte seine Kocherei, Enoch seine Karren. Enoch achtete
immer darauf, sich einen schönen neuen mit ʼner Stereoanlage zu krallen, damit er auf den langen
Fahrten hin und zurück schöne Musik hören konnte, wie Handsome Dick Manitoba and the Dictators,
Freddie Blassies Album Pencil-Necked Geek und die Greatest Hits des World Championship
Wrestling.
»Zieh die Plane wieder über das Loch, Junge. Wir machen besser, dass wir weiterkommen.«
Esau gehorchte, ohne angesichts der Schwaden von Leichengas auch nur mit der Wimper zu zucken,
als er das Loch zudeckte. Mit einer Hand kratzte er sich im Schritt, mit der anderen die Arschritze,
dann eilte er hinter Enoch her zum Nissan. Sie drangen tiefer in die Insel vor, zu weiteren Dingen, die
sie verstecken mussten. Wie der Graben waren auch die Schuppen getarnt, von denen jeder aus einem
anderen Grund existierte. Das Räucherhaus, das Dörrhaus, der Schuppen zum Beizen.
»Wir haben immer noch die beiden zum Dörren«, erinnerte sich Enoch. »Ich schätze, wir sollten
mal nach ihnen sehen.« Damit meinte er die beiden jungen Männer, die er auf der 101 aufgelesen hatte
und die per Anhalter zu ihren Verwandten unterwegs gewesen waren. Mutige Kerle, Matt und Mike
hatten sie sich genannt. Als Enoch ihnen eins mit seinem Wagenheber überzog, hatten sie gekämpft
wie echte Teufel. Einer von ihnen hatte einen Glatzkopf, reichlich Tätowierungen und einen teuflisch
aussehenden Gabelbart, der andere sah aus wie ein Collegebubi mit einem Yankeehut. Enoch hatte
beiden mit dem Wagenheber den Schädel eingeschlagen, ihnen dann den Dödel abgeschnitten und auf
der Rückfahrt darauf herumgekaut.
Frisch abgeschnittener Schwanz war gut zu kauen.
Jetzt hingen die beiden Kerlchen aufgeschnitten im Dörrhaus. Esau räucherte sie kalt. Das Haus
war mit duftenden Blättern und Kräutern gefüllt, während sie austrockneten. Sie mussten zweimal pro
Tag herkommen und sie entwässern, was ziemlich leicht war. Man fuhr einfach mit einem scharfen
Messer an den Beinen entlang und ließ sie tropfen.
»Wie sehen sie aus?«, fragte Enoch, als Esau herauskam.
»Sie werden so langsam. Noch ein paar Tage, würde ich sagen.«
Alle »Häuser« waren übrigens genauso wirkungsvoll mit Ästen und Blättern getarnt wie das
Planenloch. Praktisch nicht zu sehen, wenn man nicht danach suchte. Zwei von ihnen hatten Kamine,
das Räucherhaus und das Kochhaus. Im Räucherhaus hängten sie Rippchen und Würste auf, im
Kochhaus bereiteten sie die Keulen zu. Die Pinien und Eschen hier in den Wäldern waren ein richtig
guter Brennstoff. Die Kamine pusteten ihren rußschwarzen Rauch in die hohen Wipfel der Bäume. In
den Häusern hing auf jeden Fall prima Futter!
Im vierten Schuppen erledigte Esau das Beizen. Vor etwa drei Wochen hatte Enoch nicht weit weg
von Dungeness einen jungen Kerl aufgelesen, der noch lebte, weil Esau ihn regelmäßig fütterte und
tränkte. Ein paarmal im Jahr mästete Esau gerne mal einen mit Mais, dann fesselten sie einen Kerl fest
mit Paketschnur, setzten ihn in ein altes Kanu und nagelten Wellblech-Dachplatten darüber fest. Der
Kopf von dem Kerl ragte durch ein Loch darin heraus, was es Esau ermöglichte, ihm mit einem
Blasebalg Maisbrei in den Hals zu stopfen. Dadurch wurde die Leber richtig groß und süß, während
der Rest von ihm von seiner eigenen Maisscheiße und -pisse mariniert wurde.
Der einsame Kopf, der aus dem Kanu ragte, flehte sie an: »Bitte! Lassen Sie mich gehen! Warum
tun Sie mir das an?«
»Hör mit dem Gejammer auf. Es ist Essenszeit.« Esau füllte den Blasebalg aus der großen Kanne
mit Maisbrei, dann stopfte er dem Jungen die Mündung in den Hals und drückte den Blasebalg
zusammen, der prompt seinen Inhalt in den Bauch des Jungen entleerte. »Das dürfte dich ʼne Weile
am Kacken halten, was?«
Als Esau den Blasebalg herauszog, hustete der Junge. Seine Augen waren blutunterlaufen und ihm
lief die Nase, als hätte er eine Erkältung.
»Verdammt! Das nenn ich Glück!«
»Was ist denn los?«, fragte Enoch.
Ein weiteres Husten des Jungen.
»Er hat sich erkältet!«, freute sich Esau. Aus einer großen Tasche seines Overalls zog er eine
kleine Tupper-Dose. »Mein Spinatsalat! Opa Ab liebt ihn!«
Esau wandte sich dem Kopf zu, der aus dem Loch ragte. Er packte ihn am Hals. »Putz dir die Nase.
Hast du mich verstanden?«, befahl er. »Wenn nicht, drücke ich deinen Kopf nach unten ins Boot, dann
ersäufst du in deiner eigenen Scheiße. Hast du mich verstanden?«
Der Kopf nickte verzweifelt. Esau schloss den Mund um die Nase des Jungen, der anfing durch die
Nase zu blasen.
Der Junge schniefte kräftig in Esaus Mund. Lange, angestrengt und geräuschvoll. Als er fertig war,
nahm Esau den Mund von der Nase seines Opfers, die Wangen aufgeblasen. Er spuckte den
schleimigen Rotz in die Tupper-Dose und verschloss sie mit dem Deckel.
Esau schmatzte und zeigte auf die nasse Nase des Jungen. »Willst du auch mal? Ist ziemlich gut.
Schön fest.«
»Was hast du mit der Dose voll Rotz vor?«, fragte Enoch.
»Hab ich dir doch gesagt. Mein Spinatsalat. Wir haben keinen Schafskäse – Rotz ist sowieso
besser.«
»Ach ... so.«
»Na los. Probier mal.«
Enoch beugte sich vor und bedeckte die Nase des Jungen mit dem Mund, in den mehr
bronchitischer Schleim geblasen wurde.
Enoch saugte und schluckte, dann nickte er. »Du hast recht. Das war verdammt lecker.«
»Sag ich doch«, antwortete Esau mit einem Zwinkern.
»Zwei?«, zitierte Carol. »Es gibt nur zwei Leute auf dieser Insel?«
»Scheint so«, antwortete Bob und tätschelte ihren Arsch. »Was kümmert es uns? Je weniger Leute,
desto besser.«
»Ja«, stimmte ihm Ashton zu. Von den Achselhöhlen lief ihm der Schweiß das beige Seidenhemd
hinunter. »Das ist perfekt. Niemand anders hier draußen, der angelt. Wahrscheinlich sind wir dieses
Jahr die Ersten hier. Umso mehr Muschelknacker-Aal für uns.«
Du und dein beschissener Muschelknacker-Aal, dachte Sheree angewidert. Mit äußerstem
Widerwillen registrierte sie, wie Ashtons Speckrollen in der Taille unter seinem teuren Hemd auf
und ab hüpften. Die Rückseite seiner schwarzen Armani-Hose klemmte tief in seiner riesigen
Arschritze.
Warum tust du mir nicht einen Riesengefallen? Kriege einen Herzinfarkt.
Auf einem weiteren Holzschild am ersten baufälligen Schuppen stand: ANGELBEDARF.
IMMER REINSPAZIERT!
»Seht mal, da steht noch ein Wagen«, stellte Carol fest. Neben dem Verkaufsschuppen parkte ein
roter Nissan 4x4 in demselben seltsamen Rot-Ton wie der Ford, den sie am Seeufer gesehen hatten.
Carol kniff die Augen zusammen, als versuche sie kleine Schrift zu lesen. »Sieht der Lack von dem
Wagen nicht irgendwie ... merkwürdig aus?«
Bob kniff sie in den Arsch. »Vergiss den Wagen, Süße. Wir sind hier, um ...«
»PAAAAAR-TII ZU MACHEN!«, rief Ashton. »Wir saufen uns den Arsch zu, machen einen
DRAUF und fangen uns alle MÖGLICHEN Muschelknacker-Aale! Hat jemand Lust, den Antrag zu
unterstützen?«
»PAAAAAR-TII!«, grölte Bob.
Sheree und Carol wechselten einen müden Blick.
Mehrere andere Gebäude – ähnliche Schuppen – erstreckten sich hinter dem Verkaufsschuppen bis
in den Wald. Sheree erspähte eine Satellitenschüssel für Fernsehempfang auf der hinteren
Dachschräge und einen Weg mit ausgefahrenen Furchen, der in den Wald führte. Hoch in den Bäumen
bewegte sich etwas. Sheree war beinahe erschrocken.
Ein Fleckenkauz starrte mit seinen Flüssigkristallaugen auf sie herab.
Als sich die Gruppe dem Verkaufsschuppen näherte, bemerkte Bob einen roten Nissan Pathfinder,
der vor einer Wasserpumpe parkte. »Was ist das ...«
»Hm?«, sagte Ashton.
Bob sah sich die Motorhaube des Fahrzeugs an. »Das ist komisch.«
»Hm?«, wiederholte Ashton.
Bob kratzte sich das bärtige Kinn. »Das ist ein nagelneuer Pathfinder. Vor ein paar Monaten habe
ich mir selbst einen gekauft. Aber ... sieh dir mal den Lack an.«
Ashton warf einen Blick auf das Fahrzeug. In der hellroten Farbe waren eindeutig breite
Pinselstriche zu erkennen. »Ziemlich lausige Lackierung für einen nagelneuen Wagen.«
»Das sieht wie Wandfarbe aus«, hob Bob hervor.
»Oh-oh!«, rief Ashton. »Die hätten besser einen Fachmann rangelassen!« Er schlug seinem Bruder
auf den Rücken. »Du hast recht, Bobby, die Lackierung von dem Nissan ist total scheiße. Aber weißt
du was? Wen STÖRTʼS? Es wird Zeit, dass wir ...«
»PAAAAAR-TII MACHEN!«, fiel Bob wieder ein, während er eine Faust in die Luft reckte. Dann
wieherten beide vor Lachen.
»Sind diese beiden Trottel nicht unglaublich?«, flüsterte Carol Sheree zu.
»Sie sind wie diese Pfefferminz-Werbung«, flüsterte Sheree. »Zwei, zwei, zwei fette Arschlöcher
in einem.«
Sie folgten Bob und Ashton in den Verkaufsschuppen. »Richtig schön hier«, witzelte Carol. »Genau
wie im Club Med in St. Bart.«
Sheree rümpfte die Nase über den Geruch. »Hier riechtʼs wie auf dem Fleischmarkt in
Chinatown.«
»Ach, hört auf, Mädels«, unterbrach Ashton ihren Sarkasmus. »Wir sind am Arsch der Welt. Das
ist ein anderes Leben hier draußen.«
Ja, und ein stinkenderes, dachte Sheree.
»In dieser Gegend ernähren sich die Menschen von der Natur. Kein Luxus, kein Firlefanz.«
Sicher, Fettwanst. Kein Firlefanz ... nur Satellitenfernsehen.
Der Verkaufsschuppen sah aus wie die Hütte von Jed Clampett im Vorspann von Die Beverly
Hillbillies sind los!. Boden und Wände aus nacktem, fleckigem Holz, ein paar handgemachte Stühle,
ein kleiner Teppich, der vergammelt aussah. Zwei uralte weiß emaillierte Kühlschränke nahmen eine
Seite des Raumes in Beschlag, eine lange Theke aus Sperrholz mit einer mindestens 50 Jahre alten
mechanischen Registrierkasse die andere. An einer Wand hing eine kleine Auswahl von
Bleigewichten, Spulen mit Angelschnur und Haken. Mit Neonmarker beschriftete Schilder, die hinter
der Theke befestigt waren, informierten: SCHNECKEN, BLUTWÜRMER, TAUWÜRMER: NUR
EIN DOLLAR PRO STÜCK!
»Einen Dollar für einen Wurm?«, beschwerte sich Carol trotz ihres völligen Desinteresses.
Bob zwinkerte. »Hier draußen haben wir das, was wir einen isolierten Markt nennen.« Dann
zückte er seine Bargeldrolle. »Aber keine Sorge, Kuschel. Wir kommen damit klar.«
»Hey!«, brüllte Ashton. »Wie wärʼs mit Bedienung! Sie haben Kundschaft!«
Bei seinem Gebrüll löste sich Staub von den Wänden des Verkaufsschuppens. Doch dann schien
eine Reihe langsamer, schwerer Schläge noch mehr Staub aufzuwirbeln. Sheree hatte plötzlich
Herzklopfen, als ein Schatten auf den Boden fiel – ein großer Schatten. Und mit dem Schatten kam
ein ... Geruch.
Aus einem Nachbarraum trat eine massige Gestalt in einem schmierigen Overall und riesigen
Arbeitsstiefeln. Zwischen dem bis zur Brust reichenden Vollbart und der Explosion krauser Haare
war an Haut nur der Bereich jeweils unter den Augen und auf der beängstigend breiten Stirn zu sehen.
Doch schlimmer als der Geruch des Mannes und sein Aussehen war die Tatsache, dass er in einer
Hand ein Messer hielt.
Sheree, Carol, Ashton und Bob glotzten nur wie erstarrt.
Dann zeigte der Mann im Overall mit dem Messer direkt auf Ashton und sagte mit eigenartig
wehleidig klingender Stimme: »Sie kenn ich doch ...«
Als Darren erwachte, hatte er ein Gefühl, als liege er in einem Tümpel voll lebender Jauche. Mit
jedem Wimpernschlag kehrte die Erinnerung deutlicher zurück. Wie lange er schon hier war, daran
vermochte er sich nicht mehr zu erinnern. Er wusste, dass er kein sonderlich guter Mensch gewesen
war, aber wohl auch kein so schlechter.
Aber vielleicht täuschte er sich auch, was den letzten Teil anging.
Vielleicht war er gestorben und wenn ja, was sollte das hier anderes sein als die Hölle?
Fließende Ströme von etwas wie einem Traum spulten sich in seinem Kopf ab. Er sah sich selbst,
wie er nachts einen Highway entlangging. Es regnete Bindfäden und an seinem Wagen war
anscheinend die Zylinderkopfdichtung geplatzt. Grelles Scheinwerferlicht blendete ihn, während er
im strömenden Regen mit ausgestrecktem Daumen rückwärts lief.
Ein roter Wagen so ähnlich wie ein Chevrolet Blazer hielt an und nahm ihn mit. Gott sei Dank!,
dachte Darren. Doch sein Ausruf der Dankbarkeit kam ein bisschen verfrüht. Der Mann, der ihn
mitgenommen hatte, war ein großer, stämmiger, behaarter Hinterwäldler aus dem Nordwesten. »Wo
willst du hin, Söhnchen?«, fragte er mit leiser, freundlicher Stimme.
»Port Angeles«, antworte Darren.
»Ach, tja, weißt du, dahin bin ich eigentlich nicht unterwegs«, sagte der Mann.
»Nicht? Na ja, es sind doch nur noch ein paar Kilometer die 101 runter.«
»Ja, aber weißt du, dahin fahren wir nicht«, wurde ihm geantwortet. »Weil ich nämlich den
Hershey Highway nehme«, und damit war der freundliche Vortrag beendet. Eine Hand von der Größe
eines Esstellers würgte Darren prompt in die Bewusstlosigkeit.
Als Darren einige Zeit später wieder zu sich kam, lag er nackt und bäuchlings hinten im Wagen und
fühlte sich, als lägen ihm mehrere Paletten mit Mauersteinen auf Rücken und Beinen. Der Wagen fuhr
nicht mehr. Ringsherum gab es nur Dunkelheit, aber er konnte das Prasseln des Regens auf dem
Wagendach und das Geräusch der hin und her schlagenden Scheibenwischer hören.
Bei jedem Wischerschlag hin bohrte sich etwas, das sich wie mehrere Kürbisflaschen anfühlte, tief
in sein Rektum, und bei jedem Wischerschlag her wurden die Kürbisflaschen wieder herausgezogen.
»Ich steh nicht so auf Möse, Jungchen«, knirschte die erregte Stimme hinter ihm. »Die riechen
irgendwie pissig, weißt du? Ich hab lieber Scheiße am Schwanz nach dem Abgang als ʼne Ladung
pissig riechenden Mösensaft. Wenn man ʼn Mädchen gefickt hat, sieht der Schwanz nachher aus, als
wär ʼne Glasur drauf oder irgendwas, weißt du?«
Tatsächlich wusste es Darren nicht. Mit 19 war er noch Jungfrau und er hätte sich nie träumen
lassen, dass seine erste sexuelle Erfahrung ... so sein würde.
»Aber Jungen-Mösen?«, fuhr die Stimme fort. »Die nehm ich immer gerne. Scheiße wischt sich ab.
Aber dieser pissige Muschi-Gestank? Davon hat man ʼn paar Tage was.«
Jedes weitere Eintauchen in Darrens Ausscheidungsöffnung schien mehr von seinem Bewusstsein
herauszuquetschen. In dem Moment, als sein Peiniger in seine Gedärme ejakulierte, wurde Darren
wieder schwarz vor Augen ...
... um dann bei seinem Erwachen mit dem Kopf aus ... einem Kanu zu ragen.
Aus einem Kanu, das mit Wellblechplatten abgedeckt war. Sobald sich Darren bewegte, spürte er
warmen Schlamm um sich herum, bei dem es sich nur um seine eigenen Exkremente handeln konnte.
Eine Schnur fesselte seine Füße an einen Anlegering, während man ihm die Hände fest an die
Sitzstützen des Kanus gebunden hatte. Vage Erinnerungsfetzen wisperten ihm wie kleine Teufel zu und
er erinnerte sich daran, wie ihm eine massige, stinkende Gestalt irgendeine Mündung in den Mund
gesteckt und warmen Brei in den Bauch gepumpt hatte. Der Brei schmeckte so ähnlich wie Mais mit
Sahne.
Ich liege gefesselt in einem Kanu voll mit meiner eigenen Scheiße, kam ihm schlagartig die
Erkenntnis über die widerwärtige Realität, und irgendein Redneck pumpt mir Brei in den Magen.
Dazu fiel ihm vernünftigerweise nur ein: Warum?
Und um alles noch schlimmer zu machen – falls das überhaupt möglich war – hatte er sich erkältet.
Ein Umstand, der seinen Entführern aber zu gefallen schien, als sie ihm befahlen, seine Nase in ihre
Münder zu schnäuzen.
Wieder fragte er sich: Warum?
Er fand keine Antwort.
Würmer zappelten in dem blubbernden Durchfallsud, in dem Darren lag. Er konnte spüren, wie
einige von den Würmern in seinen Anus und die Harnröhre emporkrochen. Überall krabbelten
irgendwelche kleinen Scheißviecher auf ihm herum.
Darren war immer eine wissbegierige, kühl einschätzende Person gewesen. Und selbst unter diesen
ziemlich hoffnungslosen Umständen versuchte sein Verstand, wie träge er jetzt auch arbeiten mochte,
diese simplen, wenn nicht gar offensichtlichen Fragen zu verstehen: Warum sollten Männer ihn
zwingen, sich die Nase in ihre Münder zu schniefen?
Warum sollten ihn Männer in ein Kanu einsperren?
Warum sollten ihm Männer Mais mit Sahne mit einem Kaminblasebalg in den Magen pumpen?
Es gab jedoch eine Frage, die ihm bedauerlicherweise nicht einfiel. Diese Frage lautete:
Wie lange kann ein menschliches Wesen überleben oder auch nur bei Verstand bleiben, wenn es
über Wochen in einem Kanu voll mit seinen eigenen, langsam ansteigenden Exkrementen eingesperrt
ist?
»Ja, klar, Sie kenn ich!«, rief der riesenhafte Hinterwäldler mit dem Messer in der Hand. Das Messer
– ein großes Messer – zeigte weiterhin auf Ashtons rasch erbleichendes Gesicht.
Bob hob die Hände und stammelte: »Hö-hören Sie, Sir. Wi-wi-wir geben Ihnen Geld, vi-viel Geld.
Bitte, tu-tun Sie uns nichts ...«
Bevor Bob sein Flehen um ihr Leben beenden (und sich in die Hose pissen) konnte, nahm der
Trampel das Messer herunter und klatschte so laut in die Hände, dass man meinen konnte, er hätte
gerade im Lotto gewonnen. Sein verfilzter Bart verzog sich zu einem freudigen Grinsen. »Sie sind
doch Ashton Morrone, nicht?«
»Nun, ja, aber ...« Ashton fiel die Kinnlade herunter. »Kennen wir uns?«
Der Riese lachte schallend. »Schei-ßee, nein, Mr. Morrone! Sicher, als ob jemand wie ich, der auf
ʼner dämlichen Insel lebt, einen BERÜHMTEN FERNSEHSTAR kennen würde!«
Ashtons Hirn setzte sich wieder in Gang, als ihm aufging, dass er nicht ermordet werden würde.
»Sie meinen ... Sie haben meine Show gesehen?«
»Schei-ßee! Gesehen? Ich bete sie an!« Eine fette, schmutzige Hand wurde ausgestreckt, die
Ashton mit einigem Widerstreben schüttelte, dann fuhr der schlampige Hinterwäldler fort: »Ich bin
Esau, Sir. Ich lebe hier draußen auf der Insel mit meinem Bruder Enoch. Wir verkaufen hier Köder.
Aber ich hab auch ʼn Hobby, verstehʼn Sie? Und ... und, ach, Schei-ßee, ich zeigʼs Ihnen einfach!«
Augenblicklich wurde Ashton in den Nebenraum gezogen. Sheree, Bob und Carol sahen einander
fragend an und folgten ihnen dann. Der üble Geruch des Verkaufsraums wich köstlicheren Aromen.
Was sie betreten hatten, war eine kleine, aber komplett eingerichtete Küche. Und an den Wänden
hingen ...
Scheiß die Wand an, das kann nicht wahr sein, dachte Sheree.
... vier verschiedene Poster von Ashton aus seiner Show Kochen mit Ashton. Über dem Herd stand
eine Reihe von Kochen-mit-Ashton-Becher und darüber hing ein Kochen-mit-Ashton-Kalender. Und
an einem Haken an einer Schranktür war eine Kochen-mit-Ashton-Schürze aufgehängt. Noch
erstaunlicher, auf der Mattscheibe eines kleinen Farbfernsehers in der Ecke flackerte Ashtons fettes
Gesicht: »Lassen Sie Schalotten niemals schmoren, schwitzen Sie sie an, sonst haben sie ihre Süße
verloren, wenn Sie die Langustenschwänze hinzufügen …« Dies schien aus einem der erhältlichen
Kochen-mit-Ashton-Videos zu stammen.
Ashton stand vollkommen benommen da.
Aufgedreht, als sei er gerade Brad Pitt begegnet, bemühte sich der schmutzige Esau-Kerl
schnaufend, noch mehr von seiner Hingabe zu zeigen. »Sehʼn Sie, sehʼn Sie, Mr. Morrone? Ich hab
sogar den Ofenhandschuh!« Und dann streifte er sich den offiziellen Kochen-mit-
Ashton-Ofenhandschuh über.
Scheiß die Wand an, das kann nicht wahr sein, dachte Sheree wieder.
»Meine ... Güte«, bemerkte Ashton. »Ich bin geschmeichelt.«
»Schei-ßee, Mr. Morrone, ich lebe dafür, mir Ihre Show anzusehʼn. Sehʼn Sie, wir haben hier eins
von diesen raffitückischen Schüsseldingern hinten, damit kriegen wir alle Kabelsender rein, und mein
Bruder Enoch, der hat kaum gemeckert, weil er sich gerne WCW-Catchen ansieht – Sting und den
ganzen Goldberg-Quatsch –, aber meistens keift er rum wie ʼne Hausfrau von wegen Geld ausgeben,
weil wegen … Es kommt nicht viel rein, na jedenfalls seh ich mir alle Kochshows an – Die Besten
Köche der Welt, Epikurios, Karlos Kreationen, Kinions Wunderbares Kochen mit Meeresfrüchten
– und keine von denen kann Ihrer das Wasser reichen, Sir.«
Der füllige und schlecht riechende Hinterwäldler plapperte weiter und zitterte dabei sichtlich vor
Nervosität. »Sehʼn Sie, Sir, ich bin auch Koch, genau wie Sie – äh, na ja, nicht wie Sie, weil wegen,
Sie sind doch der beste Koch auf der ganzen verdammten Welt.«
Ashton ließ seine großen weißen Zähne aufblitzen. »Na ja, vielleicht nicht der beste Koch auf der
Welt. Ich glaube, dass mir vielleicht Wolfgang Kissler und Andrew Puck noch etwas voraushaben
könnten«, räumte er mit einem Grinsen ein.
Esau wollte nichts davon hören. »Diese dämlichen Idioten? Schei-ßee, die können nicht mal Burger
umdrehen! Die kennen nicht mal den Unterschied zwischen Julienne von Lauch und Julie Strain.
Denen könnte ich beiden mit einer Hand in den Arsch greifen und mit der anderen ein Mokka-Tartufo
auf den Tisch zaubern!«
Ashton wieherte vor Lachen, bis er ganz rot im Gesicht war. Schließlich stellte er die anderen vor
und erklärte, sie seien zum Angeln hier.
»Wenn Sie angeln wollen, Mr. Morrone«, garantierte Esau, »tja, dann ist der Harstene Lake genau
richtig. Wir haben Blaufisch, wir haben Zander, wir haben Stierforellen, Seeforellen und
Regenbogenforellen. Wir haben Karpfen und wir haben Barsche. Schei-ßee, Mr. Morrone, wir haben
hier alles!«
»Tja ... Esau«, versuchte Ashton den Namen richtig auszusprechen. »Das hört sich fantastisch an.
Wir haben unseren Winnebago und das Boot am anderen Ufer, also ...«
Ashton unterbrach sich wie eine Figur aus einem Zeichentrickfilm bei einer quietschenden
Vollbremsung. Seine großen Nasenflügel blähten sich, als er etwas witterte. »Was kochen Sie da? Es
riecht toll.«
»Ach, nur ʼn paar Pilze für ʼne schnelle Enten-Wirsing-Kitsch. Ist für meinen Opa. Der liebt sie.«
Esau zeigte mit schmutziger Hand auf einen Arbeitstisch mit Messerblock, auf dem ein kleiner Haufen
schwarzer, verschrumpelter Dinger lag.
Ashtons Augen verengten sich in seinem prallen Gesicht. »Pilze? Die sehen aus wie
Perigord-Trüffeln.«
»Ja«, bestätigte Esau beiläufig. »Die wachsen überall auf der Insel und werden so groß wie
Untertassen. Aber wenn Sie mich fragen, Sir, sind die Sommertrüffeln auch nicht schlechter. Bei
richtiger Reife fast so viel Aroma, aber kein Brennen am Gaumen.«
»Worüber quatschen die da eigentlich?«, flüsterte Carol Sheree zu.
»Baumpilze«, informierte sie Sheree. »Schmecken genau wie Pilze von der Gemüsetheke, aber das
Zeug, worüber sie reden, kostet Hunderte und manchmal sogar Tausende das Kilo. Im Großhandel.«
Carols Nase kräuselte sich. »Sieht aus wie ein Kackehaufen.«
Doch Ashton starrte den unziemlichen Bauerntrampel an, sprachlos über dessen Wissen.
»Ich stimme Ihnen zu«, räumte er ein. »Aber ich hoffe, Sie schwitzen sie in...«
Esau lächelte stolz. »Baumwollsamenöl, niemals Olivenöl.«
Ashton und der Bauerntrampel setzten ihr Geplänkel fort, während Bob eine Zigarette rauchte.
»Wir machen einen Spaziergang«, verkündete Carol, ohne eine Antwort zu erhalten, dann legte sie
Sheree die Hand auf den nackten Oberarm und führte sie hinaus.
»Ist dieser Schwachsinn zu glauben? Fachidioten unter sich«, sagte Carol, als sie draußen
angelangt waren. »Sie stehen da drinnen und reden über Baumpilze, wie sich die meisten Männer
über Fußball und den Playboy unterhalten würden.«
Sheree zuckte lässig eine Achsel. »Das verrät dir, wo Ashton mit seinen Gedanken ist. Essen ist
das Einzige, was das fette Arschloch mehr als einen Scheißdreck kümmert.«
»Und das Einzige, was Bob interessiert, ist Geld.«
Sheree schnaubte verächtlich. »Tja, ich hoffe, Bob sorgt bei dir für mehr Action als Ashton bei
mir.«
»Dass ich nicht lache!«, kreischte Carol fast.
Aus irgendeinem Grund verspürte Sheree das Bedürfnis, sich mitzuteilen. »Rate mal, wann Ashton
mich das letzte Mal tatsächlich gefickt hat.«
»Keine Ahnung. Vor ein paar Wochen?«
»Vor acht Monaten! Normalerweise will er nur, dass ich ihm einen blase ...«
»Er sagt, zum Ficken ist er zu müde oder zu gestresst, stimmtʼs?«
Sheree sah ihre Freundin an. »Ja. Woher weißt du d...«
»Sieh doch mal!«, kreischte Carol plötzlich und zeigte über ein Holzgeländer an der Seite des
Verkaufsschuppens vorbei nach unten. »Siehst du das?«
»Was denn?«, fragte Sheree.
»Genau da! Da ist ein Dingsda!«
»Ein ... was?«
»Ein Dingsda! Genau da! Beug dich über das Geländer! Es ist genau vor deiner Nase!«
Vollkommen perplex beugte sich Sheree über das Holzgeländer und blickte umher.
»Ich sehe nichts«, gestand sie.
Aber da war es bereits zu spät. Sheree war darauf hereingefallen. Als sie sich über das Geländer
beugte, um das »Dingsda« zu sehen, presste ihr Carol die offene Handfläche in den Schritt und rieb
ein paarmal ganz langsam.
Sheree erstarrte, ebenso vor Schock wie infolge des jähen Aufflackerns ihrer Lust. Doch dann
richtete sie sich auf und sah Carol direkt an.
»Reingelegt.« Carol grinste verschlagen. »Ich wollte nur nicht, dass du vergisst ...«
Carol presste die Lippen auf Sherees, sog ihr die Zunge heraus und saugte daran. Gleichzeitig glitt
eine schmale Hand unter Sherees Bustier und drückte eine Brust, als prüfe sie den Reifegrad einer
Melone. Dann kniff sie ihr in die Brustwarze. Fest.
Sheree keuchte.
Carol saugte noch ein letztes Mal an Sherees Zunge, dann lösten sich ihre Lippen von Sherees.
»Heute Nacht leck ich dir die Muschi«, sagte Carol. »Falls du Lust drauf hast.«
Sheree konnte Carol nur in die smaragdgrünen Augen starren. Ihr Geschlecht zuckte allein schon
bei diesen Worten. »Ich glaube, ich habe Lust, und nicht nur dazu«, versicherte sie.
KAPITEL FÜNF
»Tja, ich hab keine Ahnung, wo mein Bruder Enoch ist«, verkündete Esau, »aber Sie werden ihn noch
früh genug kennenlernen. Wie lange wollen Sie und Ihre Freunde denn hier am See bleiben, Mr.
Morrone?«
Sie befanden sich wieder in dem stinkenden Verkaufsschuppen. »Ach, ich weiß nicht«, sagte
Ashton.
»Mindestens ein paar Tage«, offerierte Bob.
»Na, das ist ja toll, Mr. Morrone. Je länger, desto besser. Irgendwas Spezielles, was Sie angeln
wollen?«
»Äh ...«
»Im Moment beißen die Forellen. Da wäre das Nordende des Sees am besten, auf der anderen
Seite der Insel. Auf der Ostseite gibtʼs Hecht und Karpfen. Und im Westen Seewolf.«
Ashton zückte seine Geldrolle. »Das klingt ja großartig, Esau. Also, wir schulden Ihnen Geld für
die Kurbelfähre, den Parkplatz, Strom und Wasser, und außerdem brauchen wir noch Köder. Was
macht das dann alles zusammen?«
»Äh-hmm ...« Esau kratzte sich die Nase. »Normalerweise erledigt mein Bruder Enoch die
Rechnerei. Äh ...«
Ashton löste einen neuen Hunderter von seiner Geldrolle. »Das müsste für heute eigentlich reichen,
oder nicht? Sie können den Rest behalten.«
Esau schluckte hörbar. »Du meine Güte, das ist aber mächtig großzügig von Ihnen, Sir!«
»Ist uns ein Vergnügen.«
»Sie waren sehr zuvorkommend«, fügte Bob hinzu.
Esau eilte zum Kühlschrank. »Ich hol Ihnen schnell ʼn paar Köder. Würmer, ʼn paar Schnecken –
die sind übrigens für Seewolf. Dann noch ʼn paar junge Grillen für Forellen ...« Er füllte eine Dose
mit den verschiedenen Ködern.
»Sagen Sie, Esau«, fragte Ashton. »Ich habe schon oft gehört, dass Aal auch ein prima Köder sein
soll.«
»Aal? Ja, sicher, und davon wollte ich Ihnen gerade auch noch was mitgeben. Die größeren Fische
wie Hecht, Karpfen und Musky sind ganz wild auf Aalstücke. Und für den Aal berechnen wir Ihnen
noch nicht mal was. Von dem Schrott haben wir reichlich. Die Südseite des Sees ist voll von den
verdammten Viechern.«
Ashtons Stirn hob sich. »Ach ... tatsächlich?«
»Ja, Sir, sehʼn Sie, auf der Südseite fließt ʼn Gebirgsbach in den See, dadurch ist das Wasser da
kälter. Und dieser abgedrehte Aal, den wir hier haben? Dem ist das kältere Wasser lieber. Von den
anderen Fischen traut sich keiner auf die Südseite, weil sie alle Angst vor diesen verdammten
Viechern haben. Aber, sehʼn Sie, der Aal frisst gar keine anderen Fische, sondern nur Zebramuscheln,
und von denen haben wir Milliarden auf der Südseite.«
»Ach ... tatsächlich?«
»Ja, klar, Mr. Morrone.« Nun nahm Esau eine Handvoll von etwas aus dem Kühlschrank und zeigte
es ihnen. Fünf Zentimeter breite Stücke Aal lagen blutig in seiner Hand. Er stopfte sie zu den anderen
Ködern in die Dose.
»Sagen Sie, Esau«, fragte Bob, »Sie haben nicht zufällig welche von diesen Aalen noch ganz hier
herumliegen, oder?«
»Machen Sie Witze?« Esau öffnete den zweiten Kühlschrank, holte eine große Plastikbox heraus
und knallte sie auf die Arbeitsplatte. »Sehen Sie? Das sind ʼn paar hässliche Hurensöhne, was?«
Ashton und Bob fielen augenblicklich die Kinnladen runter. Was Esau ihnen zeigte, war eine Box
mit annähernd 15 Kilo Muschelknacker-Aal darin.
»Wo bleiben diese dämlichen Idioten?«, fragte Carol und steckte sich eine Salem an. Sie und Sheree
saßen auf dem Landungssteg und ließen die Füße ins Wasser baumeln. »Sie sind jetzt schon ʼne
geschlagene halbe Stunde mit dem Trottel in der Hütte.«
Sheree brauchte einen Moment, um sich aus ihrer Versunkenheit zu lösen. Sie konnte nur noch an
Carols sexuelle Avancen von vorhin und an die Verheißung von mehr denken. Zwar hatten ihr die
Spielchen mit Frauen in ihrer Zeit im Pornogeschäft nie wirklich Spaß gemacht, aber Carol hatte
etwas an sich, das ihren sexuellen Motor heiß laufen ließ.
»Sorry, was hast du gerade gesagt?«
»Die Klopse-Zwillinge – du weißt doch noch, unsere Freunde? Was hält sie so lange auf?«
»Ashton geht einer ab, weil dieser Redneck ein Fan von seiner Show ist«, spekulierte Sheree.
»Ja, aber konntest du ihn riechen? Ich wette, der Kerl hat seit einem Monat nicht mehr geduscht.«
»Mindestens. Er hat schlimmer gestunken als die Mülltonnen auf dem Pike Place Market im
Sommer.« Sherees Blick wanderte über den See. »Zumindest haben wir hier eine Aussicht.«
»Ja, hier draußen ist es schön.« Carol blies einen dünnen Strom Rauch aus. »Aber ich könnte was
zu trinken vertragen.« Sie warf einen ungeduldigen Blick über die Schulter. »Wo bleiben die beiden
Fettwänste?«
Kaum hatte sie das gesagt, als Ashtons und Bobs Trompetengelächter aus dem Verkaufsschuppen
hallte. »Wir sehen uns, Esau!«
»Danke für alles!«
Sheree und Carol gingen ihnen entgegen. Ashton eilte auf sie zu und umarmte sie beide. »Mädels!
Ihr werdet es nicht glauben!«
Was denn?!, dachte Sheree. Dass du einen Haufen isst?
»Ja«, warf Bob ein. »Ashton hat recht. Im südlichen Teil dieses Sees wimmelt es von
Muschelknacker-Aal!«
Na wunderbar ...
Ashtons Atem strich über ihren nackten Hals, als er es ihnen aufgeregt erklärte: »Dieses Landei hat
eine ganze Kiste mit Muschelknacker-Aal in der Hütte! Er hält sie für wertlos! Er schneidet sie in
Stücke und macht daraus Köder!«
Wenn er dich in Stücke schneiden und daraus Köder machen würde, hätte er für die nächsten
zehn Jahre genug ...
»Ja!«, sagte Bob ebenso aufgeregt. »Dieser Kerl hat keine Ahnung, auf was für einer Goldmine er
sitzt.«
»Scheiße, ich wette, dass allein der Aal in der Kiste zehn Riesen wert ist!« Ashton schmiegte sich
an Sheree. »Also, hier ist der Plan. Wir tun so, als wollten wir Forellen angeln, aber in Wirklichkeit
legen wir am Südende Reusen aus.«
Bobs Gesicht strahlte. »Ja! Solange dieser Bauerntrampel und sein Bruder nicht dahinterkommen,
kann dieser See unser ganz persönlicher Gelddrucker sein!«
Bob und Ashton klatschten sich ab. »Wir werden reich!«, freute sich Ashton diebisch.
Carol runzelte die Stirn und stellte fest: »Aber ihr Burschen seid doch schon reich.«
Die Männer wieherten vor Lachen.
»Honigtörtchen«, informierte sie Bob. »Geld ist wie Sex. Man hat nie genug!«
KAPITEL SECHS
Daheim in Seattle, in den Tiefen des Rococo Seafood House, saß ein schmächtiger, weltmännisch
ausssehender Mann mit dunklen, zurückgegelten Haaren und einem Menjoubärtchen beklommen am
Schreibtisch seines Büros. Er rauchte Gitanes Kette und war bei seinem dritten Schwenker Remy
Martin Louis XIII Cognac, der ihn 500 Dollar die Flasche kostete.
Der Mann hieß M. Gerald James, ein Meisterkoch der Weltklasse, dreimaliger Gewinner des
James Beard Award, des Oscars für Köche, und viermaliger Gewinner des Preises der
Fachzeitschrift Gourmet für Dreisterne-Köche. Er hatte in Brüssel, Venedig und Paris gelernt und
einmal Potage Saint-Germain und Hummerfrikassee für den Premierminister Dung aus der
Volksrepublik China gekocht, außerdem mit Hummerpaste und Beluga beträufelte Tasmanische
Firecracker-Krabbenravioli für Vizepräsident Al Gore kurz vor dessen öffentlicher Verwicklung in
die Wahlkampfspendenaffäre.
Und pünktlich wie ein Uhrwerk schickte Gouverneur Gary Locke an jedem Freitagabend einen
Beamten der State Police in sein Restaurant, um die vorbestellten im Backteig frittierten Archen- und
Elefantenrüsselmuscheln abzuholen. James bereitete diese Bestellung persönlich zu.
Bekocht Morrone einmal wöchentlich den Gouverneur? Nein! Hat der Vizepräsident der
beschissenen Vereinigten Staaten jemals sein Restaurant betreten? Nein! Hat Morrone bei den
besten Köchen Europas gelernt? Nein!
Der Grund für M. Gerald Jamesʼ Erregung war ein uralter: beruflicher Neid. So neidisch Napoleon
auf Hannibal Barca, Lord Byron neidisch auf Mary Shelley und Eddie van Halen neidisch auf Robert
Fripp waren, so war auch M. Gerald James neidisch auf Ashton Morrone. Denn ungeachtet seiner
kulinarischen Leistungen war sein ganzer Stolz, das Rococo Seafood House, nur als das zweitbeste
Restaurant der Stadt bekannt.
Gottverdammter Morrone! Diese fette Schwuchtel! Gott VERDAMME ihn!
Die berufliche Rivalität war extrem. Jeden Tag und jede Nacht vergingen trotz seines vollen
Restaurants kaum einmal ein paar Minuten, in denen James nicht an Morrone dachte – in geistigen
Farben, denen der Hass eine Rotfärbung verlieh. James hatte das zweitbeste Restaurant in Seattle,
aber Morrone hatte mit seinem Emerald Room das beste.
Diese kritische »Würdigung« war einfach inakzeptabel.
Doch es hatte reichlich Gerüchte nach Jamesʼ letztem Streich gegeben: Letzten Sommer war er
zufällig einem Fischer aus dem Thurston County begegnet, dem es gelungen war, eine kleine Menge
des hochgeschätzten Muschelknacker-Aals zu fangen. Als James ihn in seinem Restaurant serviert
hatte, waren die Kritiken überschwänglich gewesen und asiatische Investoren mit Taschen voller
Dollars hatten zuhauf an seine Tür geklopft.
Doch leider war Jamesʼ Bezugsquelle für den viel gepriesenen Muscheln verspeisenden Aal ein
einmaliger Glückstreffer. Keine weiteren Muschelknacker waren gefangen worden, und das Hoch, auf
dem James ritt, hatte sich als sehr kurzlebig erwiesen.
James war wohlhabend, aber nicht annähernd so reich wie Morrone, der noch seinen Microsoft-
Bruder im Rücken hatte. Unterschwelliges Geflüster in der Feinschmecker-Szene der Stadt besagte,
Morrone sei so erbost über Jamesʼ kleinen Sieg, dass er geschworen habe, den Muschelknacker-Aal
selbst zu finden, koste es, was es wolle. Er habe Rechercheure und Berater bezahlt, Zoologen aus
dem College zurate gezogen und jeden Seefischer im Staat angeworben, für ihn auf die Jagd zu gehen.
Und plötzlich berichteten die Quellen von James, der vor allem korpulente Ashton Morrone sei
plötzlich zu einem »Angelausflug« aufgebrochen – Morrone, ein Mann, der sich seit über einem
Jahrzehnt keinen Urlaub mehr gegönnt hatte.
Jamesʼ Faust knallte auf die Schreibunterlage. Sein Gesicht verzog sich – hasserfüllt. So wie er
jetzt empfand, da der Pegelstand seiner Wut ein neues Hoch erreichte, hätte er Morrone eine seiner
stinkenden Gitanes im Auge ausdrücken können und nicht das Geringste dabei empfunden.
GottVERDAMMT! Wo BLEIBT sie?
Nach einigen Augenblicken, die ihm wie Stunden vorkamen, klopfte es kaum hörbar an die Tür.
»HEREIN!«, brüllte M. Gerald James beinahe.
Den Kopf gesenkt und mit einem demütig schlurfenden Gang, trat ein geradezu winziges,
ergötzliches Wesen ein. Klein und zierlich, kurze umbrafarbene Haare und dazu Brüste, die
vorstanden, als hätte man ihr reife goldene Äpfel unter die Bluse geschoben. Das war Rochelle. Über
eine der Brusttaschen waren die Worte THE EMERALD ROOM aufgestickt.
Große Staatsmänner hatten ihre Spione, aber das galt auch für große Köche.
»Meine teuerste Rochelle«, quetschten sich die Laute aus Jamesʼ Mund wie knackender Zunder.
»Man hat mir berichtet, du hast, sagen wir, Informationen für mich?«
»Ja, Sir«, piepste das 19 Jahre alte Mädchen zur Antwort. »Ashton Morrone macht mit seinem
Bruder und ihren zwei Freundinnen einen Angelausflug.«
Jamesʼ Faust landete so fest auf dem Schreibtisch wie ein zehn Kilo schwerer Vorschlaghammer.
»Das WEISS ich längst! Ich bezahle dich, damit du mir sagst, was ich NICHT weiß!«
Die kleine Frau erbebte bei dem jähen Ausbruch. Sie schien den Tränen nah zu sein. James
bezahlte ihr 250 Dollar die Woche. Dafür hatte sie sich einen Job als Servier- und Abräumhilfe in
Ashtons Restaurant besorgt, wo sie lauschte und herumschnüffelte, um James über dessen größten
Konkurrenten auf dem Laufenden zu halten.
»Ich weiß, dass er einen BESCHISSENEN Angelausflug macht, du blödes Mädchen! Ich muss
wissen, WOHIN!«
Rochelle blinzelte Feuchtigkeit aus ihren Augen. »Mr. James ... er, ich meine, äh ...«
»WAS?«, explodierte James.
»Ich musste ... ein paar schlimme Sachen machen ... um in Morrones Büro zu kommen ...«
James richtete sich kerzengerade auf. »Du warst in seinem Büro? Im Restaurant?«
»Ja, Sir. Und ich musste ...« Sie schniefte und noch mehr Tränen flossen. »Ich musste ein paar
schlimme Sachen machen.«
Die schlimmen Sachen interessierten James nicht im Geringsten. »WAS WAR IN SEINEM
BÜRO?«, ging er hoch.
»Da lag ein Notizblock. Er hatte ›Muschelknacker-Aal‹ darauf geschrieben und ›Köstlichkeiten,
Seite 23‹. Ich nehme an, es war ein Verweis auf ein Buch.«
»Überlass MIR das Annehmen! Was NOCH?«
Bei jedem weiteren lauten Wort schien das Mädchen weiter in sich zusammenzuschrumpfen.
»Unten auf der Seite hatte er das Wort ›Sutherland‹ geschrieben.«
»Sutherland? Was zum HENKER soll DAS sein?«
»Das wusste ich auch nicht«, schluchzte das Mädchen. »Aber dann ist mir eine Karte vom Staat
Washington an der Wand aufgefallen.«
»Du erbärmliches, lächerliches MISTSTÜCK!«, schrie James. »Und weiter!«
Mittlerweile war das sensible Mädchen bis fast in die Ecke von Jamesʼ Büro zurückgewichen und
hatte sich wie ein Fötus zusammengekrümmt. Ihre Worte kamen erstickt zwischen weiteren
Schluchzern heraus. »Auf der Karte habe ich einen roten Kreis gesehen, Sie wissen schon, wie von
einem Neonmarker.«
»JA UND?«
»Der Kreis war um einen See 50 Kilometer südlich von Port Angeles gezogen.« Das Mädchen fuhr
sich über die nassen Augen. »Um den Sutherland Lake.«
James saß hinter dem Schreibtisch wie in Eisen gegossen. Sutherland Lake, die Worte kreisten
durch seinen Verstand. Er starrte die kleine Rochelle an. »Mein Mädchen. Mein liebes, liebes
Mädchen. Du hast mir möglicherweise geholfen, den größten Tiefpunkt in meinem Leben zu
überwinden.« Er öffnete eine Schublade, entnahm ihr eine Handvoll Hundertdollarscheine und schob
sie ihr dann über den Schreibtisch zu.
»Da hast du noch eine kleine Dreingabe ... um dir zu helfen.«
»Vie-vielen Dank.« Sie nahm das Geld an sich.
»Manchmal kann ich ... ziemlich bissig und aggressiv sein«, gestand er. »Aber das hat nichts zu
bedeuten, so bin ich eben. Hast du verstanden, meine Liebe?«
»Ich ... ich glaube, schon.«
»Du hast sehr viel für mich getan und dafür bin ich sehr dankbar. Und wenn sich deine
Informationen als wahr erweisen, erfülle ich mein Versprechen an dich. Du ... vertraust mir doch,
oder?«
»Ich ... Ja.«
Jamesʼ Mund wurde vor Aufregung ganz trocken. »Du weißt, wie sehr ich Ashton Morrone
verabscheue. Er ist eine schlemmende Schwuchtel. Er ist ein egoistischer knollenförmiger Schlunz,
der sich in meiner totalen Beschämung suhlt und wahrscheinlich mehr Scheiße aus seinen Gedärmen
leert als eine durchschnittliche Herde von Seekühen. Wenn das, was du für mich getan hast, dazu
führt, dass ihn die Restaurantkritiker der Stadt vom Thron stoßen, tue ich für dich das, was ich
versprochen habe. Ich mache dich hier bei mir zur Assistentin der Geschäftsführung mit einem
Jahresgehalt von 35.000 Dollar.«
Rochelle erbleichte.
Sutherland Lake, Sutherland Lake, dachte James. Jetzt ... jetzt hatte er es. Die jähe Erregung füllte
seinen Penis mit Blut, machte ihn steif wie eine reife Karotte.
»Und ich habe mich dir gegenüber bis jetzt fair verhalten, oder etwa nicht?«, fuhr er fort. »Ich habe
dich eingestellt, als kein anderer dazu bereit war, nicht?«
»Ja«, stimmte sie ihm zu.
»Ich habe nichts von deiner Vorgeschichte als Kokainabhängige verraten, die es dir ganz sicher
unmöglich machen würde, anständige Arbeit zu finden, nicht?«
»Ja.«
»Ich habe auch deine früheren kriminellen Aktivitäten niemals erwähnt, deine mehrfachen
Festnahmen wegen Ladendiebstahl, deine Scheckbetrügereien, und dann gibt es auch noch diesen
alten Freund von dir, der für Autodiebstahl in den Knast gewandert ist, richtig? Wegen dieser
unschuldigen Familie, die er ermordet hat? Das habe ich alles für mich behalten, oder etwa nicht?«
»Ja, das haben Sie und ich bin Ihnen sehr dank...«
Jamesʼ erhobene Hand ließ sie verstummen. »Du ... äh, du hast auch früher schon für meine
Befriedigung gesorgt ... und jetzt muss ich dich bitten, es noch einmal zu tun. Du verstehst mich doch,
oder?«
»Ja«, ächzte Rochelle. Sie streifte ihre Schuhe ab, zog sich den Slip aus und schob sich den Rock
hoch. Sie ging um Jamesʼ Schreibtisch und schlug ihm fest ins Gesicht.
»Auf den Boden, du Dreckstück!«, rief sie. »Zügig!«
James schob seinen Stuhl vom Tisch weg. Er trug keine Hose und sein Penis ragte in einer heftigen
Erektion in die Höhe. Oh Gott, wimmerte er.
»Auf den beschissenen Boden mit dir, du verdammtes Stück Scheiße!«
James plumpste vom Stuhl und legte sich auf den Boden.
Rochelle stellte sich über ihn und ihre langen weißen Beine ragten vor ihm empor. Wo die Beine
zusammentrafen, konnte er den edlen Schlitz und den Haarbusch sehen.
Direkt über seinem Gesicht.
»Du bist ein richtig schlimmer Junge, nicht?«
»Ja, ja!«, flehte der ehrenwerte M. Gerald James.
»Und schlimme Jungen werden ... was?«
»Sie werden, sie werden ... von ihren verrückten Mamis angepisst!«
»Stimmt genau«, sagte Rochelle.
Sie stemmte die Hände in die Hüften, und Beine und Bauch spannten sich. Dann urinierte sie James
direkt ins Gesicht.
Der ausgiebige Strahl wanderte über die Stirn und die Augen und landete dann direkt in seinem
Mund.
James masturbierte frenetisch, während er rief: »Piss auf mich, Mami! Piss auf mich!«
Bess hatte zumindest halb richtiggelegen. Sie glaubte, ihr Schicksal sei, hier herauszufahren und zu
sterben. Aber halb richtig bedeutete auch halb falsch, nicht wahr?
Sie würde tatsächlich hier draußen sterben, aber nicht durch ihre eigene Hand. Für Mädchen wie
Bess lag Trost im Selbstmord. Doch heute Abend gab es keinen Trost. Nicht für Bess.
Als ihr Bewusstsein zurückkehrte, erinnerte sie sich an einen Albtraum. In dem Albtraum ertrank
sie in kristallklarem Wasser. Ihre dicken Arme und Beine paddelten hektisch, doch sie konnte den
Kopf einfach nicht über Wasser halten. Gerade als ihre Lunge den letzten Atemzug machen wollte,
rettete sie jemand. Jemand hatte sie an den Haaren gepackt und zog sie hoch. Sie bekam wieder Luft!
War es Mavis, die sie gerettet hatte? Nein, das schien sehr unwahrscheinlich: Mavis konnte auch
nicht schwimmen.
Dann also ein Engel. Ja! In dem Albtraum musste es ein Engel gewesen sein, der sie vor dem
Ertrinken gerettet hatte. Doch dann an Land sah sie dem Engel ins Gesicht und dachte: Ach du
Scheiße!
Es war ganz eindeutig kein Engel. Vielmehr war es ein riesenhafter, bärtiger Hinterwäldler mit
schlechten Zähnen.
Bess ließ ihre Erinnerung noch etwas weiter vorspulen.
Ach ... du Scheiße ...
Nein, es war kein Engel, und es war kein Albtraum.
Es war alles wirklich.
So wirklich wie der Bootshaken, an dem sie nackt und mit gefesselten Händen hing. So wirklich
wie dieses lange, dunkle, scheunenartige Gebilde, in dem sie sich befand. Und so wirklich wie ...
»Ach du Scheiße!«, schrie sie.
Unangenehme Gerüche in der Luft schienen sich mit anderen zu vermischen, die absolut köstlich
rochen. Bess hörte ein Knistern: ein Feuer irgendwo. Licht spendeten nur die hohen Fenster. Zu den
bizarren Inhalten der Scheune (einige große Metallfässer, ein großes Loch im Boden, aus dem
Flammen loderten, Scheffelkörbe voller Obst und Gemüse, ein Blasebalg, ein Plastikeimer voll mit
etwas, das wie Fischfilet aussah) gehörte auch etwas, das noch bizarrer war als alles, was Bess
bisher in ihrem Leben gesehen hatte.
Ein Kanu, aus dem der Kopf eines Mannes ragte.
Das Kanu schien mit etwas abgedeckt zu sein. Wellblechplatten?
»Hey!«, rief Bess dem Kopf zu. »Du da, du ... Kopf. Was geht hier vor?«
Der Kopf bewegte sich, sah sie mit einem Funkeln des Wahnsinns in den Augen an und fing an zu
plappern. Doch dann:
»Bu-Bu-Bess?«, meldete sich eine Stimme zu Wort und sie gehörte nicht dem Kopf, der aus dem
Kanu ragte.
»Mavis!«, rief Bess. »Bist du das?«
»Ja!«
»Ich kann dich nicht sehen!«
»Ich bin hier drüben – er hat mir die Hände gefesselt, und ich hänge an einem Haken!«
»Ich auch«, sagte Bess. »Der Kerl, der uns aus dem Wasser gezogen hat.«
Ein paar Sekunden vergingen schweigend, dann sagte sie schniefend: »Bess, du bist meine beste
Freundin! Es tut mir leid, dass ich dich Jabba the Hut genannt habe!«
»Und mir tut es leid, dass ich dich magersüchtige blöde Kuh genannt habe«, gestand Bess. »Und
mir tut auch leid, dass ich gesagt habe, Duchovny ist Scheiße. In Playing God war er eigentlich gar
nicht so schlecht.«
»Das ist alles meine Schuld! Ich fühle mich so schlecht! Wir hätten uns das Leben genommen,
genau wie wir es geplant hatten, wenn ich nicht Schiss gekriegt hätte.«
»Nein, es ist meine Schuld. Hätte ich nicht angefangen zu streiten, wären wir nie aus dem
verdammten Boot gefallen.«
»Was sollen wir jetzt machen?«, kreischte Mavis. »Wer ist dieser Mann? Und was ist das hier?«
Die arme Mavis, dachte Bess. Das Mädchen war so naiv: Sie konnte nicht weiter denken als bis zu
David Duchovny und einer Fantasiewelt mit Invasionen von Aliens und Regierungsverschwörungen.
Die wirkliche Welt, das wusste Bess, war voller Perverser, Vergewaltiger und Mörder, und sie hatte
ein schreckliches Gefühl, dass alles drei davon auf den Bärtigen zutraf, der sie aus dem See gezogen
hatte.
»Was ist das hier? Eine Scheune oder so?«
»Ich glaube ja«, erwiderte Bess.
»Und wofür sind die ganzen Körbe und der andere Kram? Sieht aus wie Äpfel und Gemüse. Und
wofür ist das Feuer in dem Loch? Was sind das für große Metallfässer?«
»Ich weiß es nicht, Mavis. Reiß dich zusammen. Wir müssen uns was einfallen lassen, wie wir
hier rauskommen, bevor dieser bärtige Kerl mit den faulen Zähnen zurückkommt.«
Im Laufe des Nachmittags wanderte das durch die hohen Fenster einfallende Licht langsam zur
Rückseite der Scheune oder was immer das hier war. Bess blinzelte und mit schmerzhafter
Langsamkeit, Zentimeter für Zentimeter, entdeckte sie etwas Vertrautes an der Rückwand.
Einen alten Gasherd.
In diesem Augenblick kam ihr eine entsetzliche Erkenntnis. Das hier war mehr als eine Scheune
und mehr als die Höhle eines Psychopathen.
Es ist eine Küche, dämmerte es ihr, und in diesem Augenblick schwang die Tür auf.
»... kann es immer noch nicht glauben!«, begeisterte sich Esau, während er seinem größeren Bruder in
die Küche folgte. »Ashton Morrone, der beste Koch der Welt! Angelt in unserem See!«
»Ja, ja«, maulte Enoch. »Ich hoffe, du hast ihnen was für Parken und Strom und so berechnet.«
»Ja, klar! Tatsache ist, dass mir Mr. Morrone persönlich ʼn nagelneuen Hunderter gegeben hat!«
Das ließ den alten Enoch aufhorchen. Er war älter und klüger und die jugendliche Begeisterung
seines Bruders fehlte ihm. Geld war das, was sie brauchten. Propangas gab es nicht geschenkt und
das galt auch für das Benzin für die Autos und die verdammten Gebühren für das ausgefallene
Satellitenfernsehen. Und wegen Opa Abs Appetit fuhr Enoch dreimal in der Woche in die Stadt, um
die Sachen einzukaufen, die Esau für ihr Futter brauchte. Gewürze und Mehl und Zutaten, Flasche um
Flasche Olivenöl und Rapsöl und Sesamöl und überhaupt jede verdammte beschissene Sorte Öl, ein
paar Pfund Butter in der Woche, ein paar Pfund Schmalz – alles, weil Opa Ab scharf auf Esaus
ausgefallene Kocherei war. Klar, Opa Ab war es wert und verdiente zu kriegen, was er wollte. Es
wäre eben nur einfach alles viel billiger und leichter gewesen, wenn Opa sich mit Dosenspaghetti aus
dem Supermarkt zufriedengegeben hätte, wie es Enoch und Esau im Allgemeinen taten.
»Na, das mit dem Hunderter ist klasse, Jungchen«, erkannte Enoch an und schloss die Tür hinter
sich. Esau stellte sechs hausgemachte Pastetenböden auf einen der Tische, dann drehte er das Ventil
der Leitung vom Propangastank zum Herd auf. Er setzte einen großen Topf mit Wasser auf. »Eins von
den Mädels, die ich aus dem See gezogen hab, die hatte auch ʼn paar Hundert Mäuse bei sich«, fuhr
Enoch fort. »Aber dieser Stadtkoch und seine Freunde – quetsch einfach so viel aus ihnen raus, wie
du kannst. Scheiße, wir müssen auch was verdienen, weißt du. Soʼn toller großer Stadtkoch, da sollte
man meinen, der hat Geld.«
»Ach, die sind scheißreich. Du solltest dir mal denen ihr Boot ansehʼn und das fette Winnebago-
Dings wieʼn Haus auf Rädern! Klar sind die reich. Man würde ja auch nicht erwarten, dass der beste
Koch der Welt arm ist, oder wie?«
»Wofür sind denn die Pastetenböden da?«, fragte Enoch.
»Ist schon ʼne Weile her, dass ich Opa Ab ʼne Obstpastete gemacht hab. Die isst er am liebsten.«
»Hmm«, grunzte Enoch.
»Warte mal kurz, ich pump unserem Freund hier eben noch mal den Bauch voll.« Er näherte sich
dem Kanu und dem lächerlichen wahnsinnigen Kopf, der darauf zu liegen schien. Der Kopf plapperte
unzusammenhängend, während Esau den Blasebalg aus dem Eimer mit seinem würzigen Maisbrei
füllte. »Schei-ßee, der Knabe hat Mumm. Das ist seine vierte Woche, nicht?«
»Ja«, grunzte Enoch.
»Normalerweise kacken sie nach drei ab. Ich wette, seine Leber ist jetzt so groß wieʼn Basketball
– davon kriegt man die beste Pâté auf Toast für Opa Ab. Weißt du, Enoch, so machenʼs die
Franzmänner, die binden die Gänse fest und mästen sie wochenlang mit Maisbrei. Das macht die
Leber richtig groß und süß. Ich hab alles darüber in Ashtons Show gesehʼn!«
Enoch runzelte die Stirn. Er hatte es satt, sich Esaus Gelaber über ausgefallenes Kochen anzuhören.
»Mach einfach voran, Jungchen, ja?«
»Da kommt dein Mittagessen, Kerlchen«, versprach Esau, während er dem Kanukopf die Spitze
des Blasebalgs in den Hals rammte. Langsam leerte er ihn. »Da. War das gut?«
Der Kopf schwankte hin und her und schwatzte irre, während ihm Maisbrei von den Lippen tropfte.
»Wir sehen uns zum Abendessen, Kollege!«
»Wie lange dauert das denn noch?«, fragte Enoch. »Das Catchen kommt um fünf nach fünf auf TNT,
und das will ich nicht verpassen. Flair kämpft mit DDP um den Titel.«
»Ach, nicht lange.« Esau grinste und rieb sich kurz die schmutzigen Hände. »Jetzt zeigt mir mal
diese beiden Fotzen, die du geschnappt hast.«
Enoch ging mit ihm zur ersten Box.
»Ach, Schei-ßee, Enoch. Du hast mir schon wieder ʼn Knochengerüst gebracht«, beschwerte sich
Esau, während er das lange, magere weiße Ding begutachtete, das dort hing. »Ich hab schon fettere
Vanillestangen gesehen!«
»Hör auf zu nörgeln und kuck mal in die andere Box ...«
Esau ging hin und glotzte. »Heiliges Ofenrohr! Das nenn ich mal ʼnen Berg von Fleisch!«
»So viel Fleisch und Fett«, stellte Enoch fest, »da schätz ich mal, dass Opa Ab ʼne ganze Woche
mit ihr auskommt.«
»Und noch länger!«, frohlockte Esau. »Mit ʼnem Schwein von dieser Größe kann ich alle
möglichen tollen Sachen machen!«
Das nackte Mädchen hing da wie ein Sack voll Talg. »Und sieh dir mal die riesigen Titten an!
Mann, daraus kann ich die größten Jiaozi der Geschichte machen!«
Doch als Esau eine Hand ausstreckte und in die teigweißen Fleischfalten kniff, trat das Mädchen
plötzlich mit ihren massigen Beinen aus. »Fass mich nicht an, du irrer Bauerntrampel.«
Esau grinste. »Und Feuer im Arsch hat sie auch noch!« Er rammte ihr die Faust ins Gesicht und
schlug sie bewusstlos. »Da, das dürfte dich etwas runterbringen, Fettie.« Er knetete die großen
Kugeln ihrer Brüste und bearbeitete die enormen untersetzergroßen Warzen. »Enoch«, rief er. »Schaff
diesen Zahnstocher rüber an den Tisch und bring sie dazu, das Obst zu essen.«
»Ja, ja«, ächzte Enoch.
»In der Zwischenzeit mach ich die Dicke so weit fertig.«
Enoch nahm Mavis vom Haken.
»Fox, bist du das?«, flötete sie.
Enoch warf sie sich über die Schulter wie eine lange Nudel und knallte sie auf die Arbeitsplatte.
Der Schlag weckte sie aus ihrem Delirium und sie begann zu schreien.
»Iss das Obst hier«, sagte er scharf, »oder ich schneid dir die Möse raus.« Er packte ihre Kehle
mit einer fleischigen, schwieligen Hand und drückte zu. »Verstanden?«
Mit großen Augen nickte Mavis mehrfach.
Einer der Scheffelkörbe war mit Äpfeln, Birnen und Pfirsichen gefüllt, die in ordentliche Spalten
geschnitten waren. Enoch nahm eine Handvoll von den Spalten und stopfte sie Mavis in den Mund.
»Kauen.«
Mavis kaute, energisch, wie ein Backenhörnchen Samen verschlingt.
»Schlucken.«
Mavis schluckte die erste Ladung hinunter.
Enoch verbrachte die nächsten 20 Minuten damit, den Vorgang der Zwangsernährung zu
wiederholen und dem mageren Mädchen frisches Obst in den Mund zu stopfen. Sie kaute und
schluckte, kaute und schluckte.
Als der Korb zu einem Drittel geleert war, stieß die erschöpfte Mavis einen tiefen Seufzer aus. Ihr
Mund war mit zerdrücktem Obst verschmiert. »Bitte, bitte«, bettelte sie. »Nicht mehr ...«
»Mehr«, informierte sie Enoch und stopfte sie weiter mit Obst voll. Während er sich dieser
langweiligen Plackerei widmete, sah er sich um und stelle fest, dass Esau sich an dem großen Topf
auf dem Herd zu schaffen machte.
»Was machst du denn? Ich dachte, du willst die Fette fertig machen.«
»Mach ich auch«, versicherte ihm Esau. »Dazu brauch ich die richtige Mischung aus weißem
Pfeffer, Cayennepfeffer und gemahlenem rotem Pfeffer.«
»Wofür denn?«
»Heiße Würstchen. Du weißt doch, dass Opa Ab heiße Würstchen liebt.«
Sheree war in ihrem ganzen Leben noch nicht so lange und heftig gekommen. Jeder Orgasmus traf sie
wie ein körperlicher Schlag. Der zivilisierte Teil ihres Bewusstseins wirbelte davon und ließ nur
noch das nackte, verschwitzte, nach Sex hechelnde Tier zurück, das sich in gieriger Lust wand.
Sie lag hinten auf dem Boden des Winnebago, die Beine erhoben und weit gespreizt. Carol kniete
zwischen ihnen, vorgebeugt wie ein konzentrierter Gynäkologe, und drehte sanft die Faust in Sherees
stark gedehntem Vaginaltunnel. Gleichzeitig wusch Carols Zunge Sherees olivengroße Klitoris.
Jeder Empfindungsschwall verdichtete sich zu einem Erdrutsch krampfartiger Lust. Carols
Zuwendungen hatten Sheree in eine Orgasmusmaschine verwandelt.
Sherees Beine spannten sich, die Zehen krümmten sich zur Decke, und der nächste Orgasmus
bahnte sich an, Tiefendemontage in ihrer Möse. Im Laufe ihrer 15-jährigen Karriere in der
Pornoindustrie war sie tausendfach gefickt und geleckt, von Dildos sondiert und aufgespießt und in
den Arsch gerammelt worden. Aber bei alledem war sie niemals so gekommen wie jetzt. Tatsächlich
hatte sie bis jetzt keine Ahnung gehabt, dass die Grenzen für einen Orgasmus so weit verschoben
werden konnten.
Auf ihrer geschwollenen Klitoris spürte sie Carols sinnliches Flüstern: »Noch einmal, noch
einmal, Baby ...«
Und noch ein Mal sollte es sein. Carol beschleunigte ihr teuflisches Geschick und die samtene
Kettensäge lief auf vollen Touren, als ihre Faust sich weiter hin und her und vor und zurück drehte.
Sheree hatte sich schon immer gefragt, ob der G-Punkt nur viel Lärm um nichts war oder ob es ihn
tatsächlich gab. Tja ...
Jetzt wusste sie es.
Ihr Rücken bog sich durch, ihre Brust hob und senkte sich. Ihre Brustwarzen fühlten sich wie
glühende Nieten an. Dieser letzte und beste Orgasmus fühlte sich an, als spritze tatsächlich etwas aus
ihr heraus. Auf einmal sah sie sich selbst als Mann, mit einem großen, dicken Schwanz, der einen
Strahl Sperma nach dem anderen in die Luft spritzte.
Als es vorbei war, zog Carol vorsichtig die Hand heraus. »Das hat dir wohl gefallen, hm?«,
bemerkte sie geziert vor dem kleinen Waschbecken. Sie wusch sich den glänzenden Lack aus
Gleitmittel und Vaginalsekreten ab.
»Jesus, Maria und Josef ...«
»Erzähl mir nicht, dass das dein erster Faustfick war.«
»Es war der erste«, japste Sheree. Sie lag schlaff auf dem Boden, wie von Knüppeln
niedergeschlagen. Ihre Lust hatte sie erschöpft, hatte sämtliche Energie aus ihren Nerven gewrungen
wie Wasser aus einem Geschirrtuch. »Jesus, war das gut.« Es war bereits eine größere Anstrengung,
einfach nur den Kopf zu heben und sich umzusehen.
Carol trocknete sich die Hände mit einem Handtuch ab. Den Jeansrock hatte sie noch an, aber der
BH war über ihre perfekten 80Ds hochgeschoben. Nachdem Ashton und Bob in ihrem Boot
losgetuckert waren, hatte es gerade mal zwei Minuten gedauert, bis Carol Sheree in den Winnebago
gezerrt, sie ausgezogen hatte und ihre Muschi leckte. Carol hatte sich nicht mal ausgezogen. Ihre Lust
war im Nu entfacht worden und sie hatte Sheree ausgebreitet und sich sofort ans Werk gemacht.
Sheree stützte sich auf die Ellbogen. Schweißperlen liefen ihr an den Brüsten herunter wie heiße,
nasse Marienkäfer. Feuchte Haarsträhnen lagen auf ihrem Gesicht. Die besten Orgasmen ihres Lebens
verlangten nach einer Erwiderung.
»Lass mich es jetzt dir machen«, bot sie an. »Hol die Gleitcreme.«
Doch Carol reagierte darauf mit eigenartigem Gesichtsausdruck, einem Blick voller Verwirrung.
»Ich will, dass du es mir machst, aber ...«
»Aber was?«
Ihre Miene wurde länger. »Jesus Christus. Du weißt nicht ...«
Sherees Stirn legte sich in Falten. »Was weiß ich nicht?«
Carol trat vor. »Das«, sagte sie und zog dann ihren engen Jeansrock hoch.
Und dort starrte Sheree das Letzte ins Gesicht, was sie zwischen Carols Beinen erwartet hätte: ein
großer, unbeschnittener Schwanz.
KAPITEL SIEBEN
Als Bess wieder zu sich kam, war der Albtraum keineswegs vorbei. Tatsächlich fing er gerade erst
an. Ihre Gedanken kullerten zurück und sie erinnerte sich, dass nicht einer, sondern zwei riesige
Hinterwäldler in diese Küche aus dem Höllenschlund gekommen waren. Der Jüngere hatte sie
betatscht und da hatte Bess ihn angeschrien und danach ...
Hatte er sie mit einem einzigen Hieb bewusstlos geschlagen.
Als sie die Augen aufschlug und sie endlich wieder fokussierten, sah sie sich um. Der ältere und
größere Irre hatte Mavis auf einen Tisch gelegt und stopfte ihr etwas in den Mund, das wie klein
geschnittenes Obst aussah. Augenscheinlich war es eine Menge Obst, weil sich Mavisʼ
normalerweise brettmagerer Bauch vorwölbte, als sei sie im sechsten Monat schwanger.
»Hey, Zottelbart!«, brüllte Bess. »Lass sie in Ruhe!«
Der Mann funkelte sie nur an und stopfte Mavis weiter Obst in den Mund. Doch als Reaktion auf
Bessʼ Einspruch grollte es in seiner Kehle, und dann spuckte er.
Der Schleimklumpen, groß wie ein Golfball, segelte durch die Luft und ...
Iiiiiihhh!
... traf Bess mitten ins Auge.
»Klappe, du Sau. Für mich siehtʼs mehr danach aus, dass du andere Sorgen hast als deine
Bohnenstangenfreundin hier. Wie diesen Bauchschnitt.«
Bess, die nach wie vor am Haken hing, wusste zuerst nicht, wovon er redete, doch kaum hatte er es
gesagt, als sie sich des scharfen, stechenden Schmerzes über dem Unterleib bewusst wurde. Sie
blickte nach unten auf ihren dicken Bauch und sah sofort den 15 Zentimeter langen Schnitt darin und
das Blut, das heraussickerte.
»Aber mach dir keine Sorgen, Fettie«, fügte der Mann hinzu. »Mein Bruder Esau weiß ganz genau,
wie man ʼnen Bauchschnitt macht. Der bringt dich nicht um ...«
Bess glotzte auf die Wunde.
»Das mit dem Umbringen kommt später«, wurde ihr gesagt. »Richtig schön und langsam.«
Dann trat ein anderer Mann (der Bruder, nahm sie an) in Bessʼ Gesichtsfeld. Er ging zum Tisch und
tätschelte Mavisʼ aufgeblähten Bauch. »ʼdammich«, rief er. »Dieser kleine Hänfling hat fast den
halben Korb gefuttert!«
»Das hat sie wohl. Also, was mach ich jetzt mit ihr?«
»Wir lassen das Obst sich setzen und sie etwas verdauen. Dann sind wir so weit.«
»Ach, Kacke. Ich hätte mir denken können, dass ich das Catchen verpass.«
»Du verpasst nicht viel«, sagte der Jüngere. Er ging zur Feuergrube und stocherte mit einem
Schüreisen darin herum. »Mach hin und fick sie. Das könnten wir eigentlich machen, oder? Warum
Muschis verschwenden, wenn welche da sind?«
Der Ältere warf einen Blick auf Mavisʼ erbebenden weißen Körper. »Nee. Schei-ßee, du weißt
doch, dass mir Kerle lieber sind.«
»Hey, Abgang ist Abgang, Enoch. Schieb ihn ihr in den Arsch, wenn dir Möse nicht gefällt. Mach
dir den Pimmel braun.«
Enoch warf einen zweiten Blick. »Nee. Da würd ich mir lieber einen runterholen oder ʼn Schaf
aufbocken. Schei-ßee. Dieses magere Ding hier zu ficken, das wär so, als würde man ʼnen Knochen
rammeln.«
»Wie du meinst«, erwiderte Esau. »Ich würd ja die Fette hier ficken, aber ... Schei-ßee! Vorher
müsste ich sie in Mehl wälzen, um ihre feuchte Stelle zu finden!« Er kratzte sich im Schritt und
beäugte die arme Mavis auf dem Tisch. »Ich schätze, wir sind so weit. Enoch, dreh sie um ...«
Enoch tat genau das, während sein hässlicher Bruder einen Holzlöffel nahm. Er nahm Mavis in den
Schwitzkasten, schob ihr den Löffel ganz nach hinten in den Rachen und drückte. In hohem Bogen
erbrach Mavis mehrere Portionen halbverdautes Obst auf einen der Pastetenböden. Er schob den
nächsten Boden heran, drückte, und heraus kam mehr Obstkotze. Esau setzte den Vorgang fort, bis
Mavisʼ kleiner Bauch leer und alle Pastetenböden gefüllt waren.
Auf jede Pastete legte er mehrere Kringel rohen Biskuitteig. Dann stellte er alle Pasteten auf ein
Blech, das er in den Herd schob.
»Schei-ßee, jawoll!«, feierte Esau. »Opa Ab wird mich lieben! Ich mach ihm seine
Lieblingsnachspeise! Kotzobstpastete!«
»Was mach ich denn jetzt mit dieser mageren Schnalle hier?«, fragte Enoch. »Einfach weg mit
ihr?«
»Ja, warum nicht. Ist sonst zu nicht viel nütze. Kein Fleisch an ihr dran, genau wie die Schnalle,
die du aus dem Weiberknast angeschleppt hast.« Doch als Esau zum Tisch zurückging, bemerkte er
plötzlich: »Hast du nicht gesagt, du willst sie nicht ficken?«
»Hab ich auch nicht getan«, versicherte ihm Enoch.
»Was ist das dann für Blut, das ihre mageren Beine runterläuft?«
Enoch schaute hin und tatsächlich lief Mavis Blut an den Innenseiten ihrer Schenkel hinunter.
»War ich nicht.«
Esau klatschte in die Hände, so laut wie das Knallen eines Ledergürtels. »VerDAMMich!«, rief er.
»Ist das mal perfekt oder was? Die Bohnenstangenschnalle hat ihre Periode!«
Enoch kratzte sich den Bart. »Warum ist das perfekt?«
Esaus Augen strahlten. Er trabte zu einem anderen Eimer und entnahm ihm eine noch zappelnde,
pfundschwere Seeforelle. »Das ist Opa Ab von allem das Liebste! In der Muschi pochierter Fisch!
Halt sie fest, Bruder! Und spreiz ihr die Beine!«
Enoch zwängte die stockdünnen Beine des Mädchens auseinander, während Esau den Fisch in ihre
Vagina schob. Ein nasses Knirschen war zu hören. Das Mädchen zuckte. »ʼdammich«, bemerkte
Enoch angesichts des jähen Blutschwalls. »Die Magere hier war noch zu.«
»Was du nicht sagst«, erwiderte Esau. »Und du hast sie gerade geknackt – mit ʼner Forelle!«
Es war eine höllische Art, die Jungfräulichkeit zu verlieren. Als die Forelle eingeführt war – die
immer noch zappelte –, zog Esau mit einer Hand die äußeren Schamlippen zusammen und griff mit der
anderen Hand ...
»Hört auf!«, schrie Bess. »Ihr kranken Bauerntrampel-WICHSER!«
... nach einem schweren Handtacker.
»Hört auf! Hört auf!«, schrie Bess.
Klack! Klack! Klack!
Esau tackerte die Schamlippen fest. Mavis, die sich jetzt in einer Schockstarre befand, zuckte bei
jedem harten, metallischen Klacken zusammen.
»Häng sie wieder an den Haken«, sagte Esau. »Wir lassen sie ein paar Tage hängen und den Fisch
das ganze Muschiblut aufsaugen. Wenn sie tot ist, ist der Fisch perfekt pochiert. Dann serviere ich ihn
mit Linguini und einer Soße mit Meeresfrüchten.«
Enoch hievte Mavis wieder hoch und legte die Fessel zwischen ihren Händen über den Haken.
»Das hätten wir, Dürre«, sagte er.
Bess war außer sich. »Was zum HENKER stimmt nicht mit euch verrückten
Hinterwäldlerpsychos!«, schrie sie, an ihrem eigenen Haken zappelnd.
»Wir versorgen unseren lieben Opa nur mit dem Futter, das er am liebsten mag«, erklärte ihr Esau.
Er sah sie an. »Ist nichts Persönliches.«
Nichts Persönliches! Sie hatten sie nackt ausgezogen, an einen Haken gehängt und ihr den Bauch
aufgeschnitten! Was konnte persönlicher sein?
Bess sollte es Augenblicke später herausfinden.
Als sich Esau näherte, versuchte Bess ihn zu treten, doch mittlerweile, nach dem schieren Grauen
und dem Mangel an Elektrolyten, waren ihre Bemühungen gelinde gesagt unzureichend. Ihre dicken
Beine schwangen harmlos vorwärts.
Das bärtige Grinsen kam näher, dann streckte sich die schmutzige Hand aus. Dann ...
Bess schrie.
... dann griff die Hand in den Schnitt in ihrem Unterleib. Sie reichte tief hinein, tastete umher und
zog sich wieder zurück.
Als die Hand herausgezogen wurde, nahm sie die langen grau-rosa Schlingen ihres Dünndarms mit,
sechs Meter und noch mehr. Nach kurzer Zeit hielt Esau eine beachtliche Rolle von Bessʼ
Eingeweiden im Arm.
Bess glotzte nur, vor Grauen gelähmt und fast betäubt.
Esau zog noch weiter, bis Zwölffingerdarm und Magen herauskamen. »Ja, daraus können wir einen
tollen Haggis machen. Und mit dem Rest von dem Darm ...«
Er hob die große Rolle Dünndarm wie eine Trophäe.
»Scheißewurst! Noch eins von Opa Abs Lieblingsgerichten!«
Er schnitt den Magen mit einer Geflügelschere ab und trug die Rolle dann wie einen
Gartenschlauch zu einem anderen Tisch. Dann schnürte er den Darm mit kleinen Stücken
Einwickelband in Abständen von jeweils 20 Zentimetern zusammen und legte den Magen zwecks
späterer Bearbeitung beiseite.
»Ja«, verkündete er. »Geht doch nichts über den Darm von ʼnem fetten Mädchen, wenn man die
beste Scheißewurst machen will! Heiße Würstchen, gleich seid ihr so weit!«
Bess sah zu, wie der schmutzige Kerl die Rolle aus ihren eigenen Eingeweiden langsam in den
Topf mit kochendem Wasser gleiten ließ.
»20 Minuten, dann sind sie gar! Die sind besser als Bratwurst!«
Aus irgendeinem Grund hatte Bess das Gefühl, dass sie noch mehr erwartete.
Und sie hatte recht.
Zuerst zog Esau den Plastikeimer mit Fischfilet heran, dann den Scheffelkorb mit Gemüse. Aus der
Nähe konnte Bess erkennen, dass der Korb geschälte und geviertelte weiße Zwiebeln, Schalotten,
Kartoffeln und grob geschnittenen frischen Kohl enthielt.
Esau stopfte das Fischfilet und das Gemüse in Bessʼ voluminöse Bauchhöhle. Als er damit fertig
war, ragte Bessʼ Bauch hervor wie ein Medizinball.
»Das hätten wir. Alles gut gefüllt, hm? Wie gefüllter Truthahn!«
Trotz des absoluten Wahnsinns gelang es irgendeinem Bereich von Bessʼ Psyche, zu denken: Ich
bin gerade mit Fisch und Gemüse gefüllt worden ...
»Los, Esau«, beschwerte sich der Bruder. »Beeil dich, ja? Sonst verpass ich Big Papa Pump und
den Macho Man!«
»Wir sind fast fertig. Hol das Fass, das große.«
Die Frage, wie lange ein menschliches Wesen ohne Verdauungstrakt leben kann, wurde kurz darauf
akademisch. Bess, ihre gesamten 110 Kilo, plumpste in ein industrielles Tausendliterfass. Ein Eimer
Salz und ein halber Eimer schwarzer Pfeffer wurden über ihrem Kopf ausgeleert. »Jawoll-o!«, hörte
sie über sich Esau rufen. »Wir dampfgaren die Schnalle!«
Während Bessʼ letzte Energien versiegten, wurde der Metalldeckel auf das Fass gesetzt und mit
einem Hammer festgeklopft. Dann folgte ein Gefühl des Sichdrehens, als das Fass mitsamt seinem
noch lebenden Inhalt ein paar Meter gerollt und schließlich zum Kochen über die Feuergrube gelegt
wurde.
»Ein Jammer, dass du kein Boot mit Toilette gekauft hast, Bobby-Boy«, sagte Ashton und grinste. Er
stand im Bug und pinkelte in hohem Bogen in das kristallklare Wasser des Lake Sutherland. »Du lässt
mir keine andere Wahl, als in der Öffentlichkeit zu urinieren.«
»Ich hätte wohl auch ein Boot mit Aschenbecher kaufen sollen.« Bob, der achtern saß, schnippte
seinen Zigarettenstummel ins Wasser. »Und mit Mülltonne.« Er kippte einen Eimer voll leerer
Bierflaschen über die Reling aus.
»Verschandel nicht Gottes freie Natur. Sieh doch!« Ashton zeigte spöttisch auf das Ufer. »Da weint
ein Indianerhäuptling!«
Ashton und Bob wieherten vor Lachen. Das Gelächter hallte wie eine Kanonade über den See.
Fett, betrunken und fies, so saßen die beiden Brüder in dem nagelneuen, knapp sechs Meter langen
SeaRay, mit dem sie mitten auf dem See vor Anker gegangen waren. In den letzten Stunden hatten sie
ihre mit Zebramuscheln gefüllten Aalreusen ins Wasser gelassen, und bis jetzt ...
Hatten sie noch nicht einen einzigen Muschelknacker-Aal gefangen.
Also saßen sie jetzt herum und warteten – und tranken –, in der Hoffnung, den richtigen Platz zu
finden.
Ashton wischte sich Schweiß von der Stirn. »Puh! Ist das heiß ...«
»Und genau das bin ich auch«, sagte Bob. »Ich bin so heiß, ich könnte es mir vom kompletten
Schwulenclub besorgen lassen.«
»Fang nicht wieder mit dem Scheiß an«, sagte Ashton und zündete sich einen La Corona an. »Ich
bin auch so schon geil genug.«
»Bruder, ich muss runtergedrückt und wie ein Schwein gefickt werden, ich sagʼs dir.«
»Worüber beschwerst du dich eigentlich? Auf dich wartet wenigstens ein heißer Schwanz hinten
im Wohnmobil. Ist Carol gut bestückt?«
Bob verschluckte sich beinahe an seinem Bier. »Willst du mich verarschen? Ich fühle mich jede
Nacht, als hätte ich ein Baguette im Arsch. Und wenn ich ihr einen blase, brauche ich praktisch einen
Schuhanzieher.«
Ashton zuckte zusammen und biss auf die Zähne. »Oh, Mann. Rede nicht so. Das macht mich nur
noch geiler.«
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass Sheree es nicht weiß. Wann willst du ihr sagen, dass du
schwul bist?«
»Nie. Sie hält das Haus sauber und ich brauche sie. Sie ist eine tolle Tarnung. Niemand wird mich
beschuldigen, schwul zu sein. Arm in Arm mit einem ehemaligen Pornostar?«
Bob öffnete noch zwei kalte Flaschen Holsten. »Ja ... aber was ist mit Sex?«
»Ich drücke mich. In der ganzen Zeit, seit sie bei mir wohnt, habe ich sie, glaube ich, dreimal
gefickt. Wenn sie geil ist, komme ich ihr mit der alten Leier von wegen, dass ich zu gestresst von der
Arbeit bin. Normalerweise lasse ich mir von ihr nur einen blasen ... und stelle mir dabei vor, dass sie
Leonardo DiCaprio ist.«
»Ha!«, grölte Bob. »Also der Bursche hat einen Arsch, da würde ich auch mal gerne den Bart
reinstecken!«
»Ha!«, grölte Ashton.
»Ja, aber du weißt doch, eine Frau hat auch ihre Bedürfnisse«, stellte Bob fest.
»Ja, ich weiß, dass sie hinter meinem Rücken Kerle aufreißt.« Ashton schüttete das Holsten in sich
hinein. »Von mir aus geht das klar. Ich kriege von ihr, was ich will, und sie kriegt von mir, was sie
will. Ich habe ihr einen BMW gekauft und eine Kreditkarte gegeben. Sie ist glücklich. Es macht mir
nichts aus, wenn sie Kerle in Bars aufreißt und sich dann im Wagen von ihnen ficken lässt. Und ich?
Wenn ich einen steifen Schwanz im Arsch brauche oder zwei Eier auf der Nase, nehme ich mir ein
Zimmer im Sheraton und rufe Pauncys Escortservice an.« Ashton klopfte Zigarilloasche in den See.
»Solange Sheree da ist, wenn ich mich mit ihr sehen lassen muss, bin ich zufrieden. Was macht es,
dass sie nur auf mein Geld scharf ist? Das ist Carol auch, weißt du.«
»Erzähl mir mehr. Diese Spritzen kosten ein Vermögen, ganz zu schweigen von den 25 Riesen für
die Ganzkörperelektrolyse«, nörgelte Bob. »Ihr zweites Paar Implantate hat 45 große Scheine
gekostet – beim besten plastischen Chirurg in Beverly Hills. Das ist der Kerl, der die ganzen
Filmstars verarztet. Er hat ihr außerdem den Adamsapfel abgeschliffen. Überhaupt keine Narbe.«
»Du hast das Beste von beidem. Kein Mensch wird dich für schwul halten, wenn sie den Arm um
dich gelegt hat.«
»Verdammt richtig. Und, Jesus, sie ist mehr als gut bestückt. Die rubbelt mir die Rosette, das
würdest du nicht glauben.«
Ashton zuckte wieder zusammen und rieb sich achtlos im Schritt. »Ich hab dir doch gesagt, du
sollst nicht so reden. Das bringt mich um!«
Bob beugte sich vor und grinste wie ein Kobold. »Sie fesselt mich rücklings ans Bett, schiebt mir
die Knie bis zu den Schultern hoch und fickt mich so hart in den Arsch, dass es sich anfühlt, als hätte
ich einen Kolben darin. Dann saugt sie ihre Soße raus, spuckt sie sich in die Hand und ohrfeigt mich
damit.«
»Du schlimme Schlampe!«
»Dann melkt sie meinen Schwanz auf einen Essteller und zwingt mich, es aufzulecken.«
»Du Hure!«
»Ihr großer harter Schwanz stößt so tief in meinen Hintern, dass es sich anfühlt, als ob sie meinen
Magen fickt. Du solltest sie mal in ihrem Biker-Outfit sehen. Die Ketten, die Mütze, das volle
Programm. Dann holt sie ihren großen Schwanz aus der Lederhose und wedelt damit vor mir herum
und dabei wippen ihre Eier auf und ab wie Jo-Jos. Bruder, sie ist ein herrlicher Anblick.«
»Zum TEUFEL mit dir!«, schnauzte Ashton und knirschte genervt mit den Zähnen. »Scheiß drauf!
Wer soll es schon sehen? Dieser Hinterwäldler? Ist mir doch SCHEISSegal!« Ashton stellte sich
wieder in den Bug, nur diesmal pisste er nicht in den See, sondern wichste hinein.
»Pass auf, dass du ihn dir nicht rausreißt«, lachte Bob.
Ashtons ganzes Gesicht sah aus wie zusammengequetscht, während er jeden einzelnen seiner zwölf
Zentimeter, mit denen ihn die Natur beschenkt hatte, stetig hin und her bewegte. Bilder schossen ihm
durch den Kopf wie dunkler, verrußter Rauch: Bilder von steifen, geäderten Schwänzen, die bis zu
seinen Mandeln glitten, während ihm verschwitzte Eier ans Kinn klatschten, und von Leonardo
DiCaprio, der auf dem Bauch lag und auf ihn wartete. Ja, ich hab ʼne Titanic für dich, Dreckstück ...
Ashtons Fett schwabbelte unter dem kurzärmligen Hemd von Christian Dior, als sein Körper erbebte
und sein Sperma in den See tropfte.
»Verdammt, ich schwöre, der Wasserspiegel ist gerade um ein paar Zentimeter gestiegen!«, sagte
er lachend. Er zog den Reißverschluss zu und fuhr sich wieder mit dem kurzen Ärmel über die Stirn.
Das Boot schaukelte, als er sich wieder setzte.
»Sieh mal!« Bob zeigte in Richtung Ufer. »Du hast den Indianer ins Auge getroffen!«
»Weißt du noch, damals am Little Big Horn? Rache ist so ein Miststück!«
Ashton und Bob wieherten vor Lachen.
Etwas später zogen sie die Plastikbojen zum Boot und holten die Aalreusen ein.
Alle leer.
»Verdammt noch mal!«, meckerte Ashton. »Wir sind schon seit Stunden hier draußen und haben
noch nicht einen verdammten Aal gefangen.«
»Vielleicht hat uns dieser schmutzige Trottel verarscht.«
»Wie soll er uns verarscht haben? Du hast doch die Kiste mit Aal in seinem Laden selbst gesehen.«
»Tja, dann müssen wir irgendwas falsch machen. Er hat am Südende des Sees gesagt und ...« Bob
warf einen Blick auf den Kompass.
»Hoppla.«
»Was?«, fragte Ashton.
»Der Skalenrand war verdreht. Wir sind am Nordende des Sees.«
Ashton und Bob wieherten beide vor Lachen.
»Du magst ein Microsoft-Genie sein und ich vielleicht der beste Koch im Land«, legte Ashton dar.
»Aber weißt du was?«
»Vom Angeln verstehen wir einen Scheißdreck!«
Bob brachte den Evinrude-Außenborder auf Touren, während Ashton frisches Bier aus der
Kühlbox holte. Das Boot nahm Fahrt auf und fuhr auf die andere Seite des Sees.
»Hey, Bobby?«, fragte Ashton, während er seine Kaffeedose voll mit Zigarillostummeln über die
Reling ausleerte. »Glaubst du, Sheree hat eine Ahnung, dass Carol in Wirklichkeit ein Mann ist?«
KAPITEL ACHT
Carols Schwanz verwüstete Sherees Vagina, fickte sie so hart, dass es sich anfühlte, als versuche ein
Saugstopfer einen Abfluss zu reinigen. Sheree kam drei weitere Male bei diesem Unternehmen, bei
dem sie einen Weltrekord aufgestellt haben mussten, was die Vielzahl von Sexpositionen in der Enge
eines Wohnmobils betraf.
Carol war selbst zweimal gekommen, das erste Mal in einer warmen Spermaflut in Sherees
Geschlecht. Beim zweiten Mal hatte sie ihn gerade noch rechtzeitig rausgezogen. »Da hast du, Baby«,
flüsterte Carol kurzatmig. Der prächtige unbeschnittene Schwanz mit den eng unter der Wurzel
anliegenden dicken Eiern glänzte (Sheree konnte sich selbst daran riechen). »Lass mich deinen tollen
Titten auch was Gutes tun.« Das Sperma fühlte sich diesmal heißer an, als Strahl um Strahl auf
Sherees kribbelnde Brüste spritzte. Anschließend lagen die beiden vollkommen erschöpft auf dem
Boden, während Carols schmale Hand den Samen wie eine exotische Lotion auf Sherees
sonnengebräunter Haut verschmierte.
Beim Abkühlen erklärte Carol ihre spezielle Zwangslage. Sie war weder schwul noch hetero,
betrachtete sich aber auch nicht als bisexuell. Vielmehr bezeichnete sie sich selbst als
»Genussmenschen«. Sie wollte jeder lustvollen Empfindung nachgehen. Sie hatte sich schon immer
mehr feminin als maskulin gefühlt, daher auch die Umgestaltungen ihrer Physis. Hormone, Implantate,
dauerhafte Enthaarung, orofaziale Operationen, aber anders als viele »Transen« hatte sie kein
Verlangen danach, den Prozess zu »vervollständigen«. »Ich mag meinen Schwanz«, offenbarte sie.
»Ich liebe es, ihn in Leute reinzustecken.«
Und »reinstecken« konnte sie ihn gut. In der sexuellen Flutwelle, die sich durch Sherees
Erwachsenenleben zog, hatten diese wenigen Stunden mit Carol Freuden entfacht, wie Sheree sie sich
nie hätte träumen lassen.
Der beste Fick meines Lebens, dachte sie, ist eine schöne Frau ... mit einem Schwanz.
Vielleicht waren noch ein paar männliche Pheromone übrig, die Sherees augenblickliches
Hingezogensein erklären mochten, ein paar Oxytozine im Schweiß. Was immer der Grund war, es
spielte kaum eine Rolle. Carol war ein Vergnügungskarussell des Fleisches, auf dem Sheree noch
lange mitzufahren hoffte.
Ihre Muschi fühlte sich köstlich wund an, wie ein dickes Filetstück, das gespickt worden war. Sie
hatte sich an Carol geschmiegt und ihrer beider Haut glitt über den Schweiß der anderen. Carols
Hand rieb weiterhin träge über den Spermaglanz auf Sherees Brüsten.
»Du willst mir also erzählen, dir ist noch nie der Gedanke gekommen, dass Ashton schwul sein
könnte?«, fragte Carol, während sie sich eine Zigarette anzündete.
»Nein. Ich meine ...« Sheree dachte darüber nach. »Na ja, er hat sich schon irgendwie tuntig
verhalten. Und er will eigentlich nie ...«
»Ficken«, beendete Carol den Satz. Ihr glänzender Schwanz fiel jetzt zwischen ihren makellosen
sonnengebräunten Beinen in sich zusammen. »Und lass mich raten. Er lässt sich hauptsächlich einen
blasen?«
»Das siehst du völlig richtig. Manchmal bin ich so geil, dass ich mich sogar mit ihm
zufriedengeben würde ... aber das passiert nie. Immer heißt es ›Ach, Schatz, tut mir ja echt leid, aber
ich bin hundemüde‹ oder ›Ich bin nicht in Stimmung, es gibt ein Gerücht, dass morgen Abend ein
Kritiker von der Times ins Restaurant kommt‹. Diese Sachen. Jetzt kenne ich den wahren Grund.«
»Ich hätte es dir wohl nicht sagen sollen«, gestand Carol. »Mich besser um meinen eigenen Kram
gekümmert.«
»Nein, ich bin froh, dass ich jetzt weiß, dass Ashton schwul ist«, beharrte Sheree und nahm einen
Zug von Carols Salem. »Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Eigentlich ist es mir egal. Solange ich mit
meinem BMW über die Fifth Avenue fahren und bei Nordstrom einkaufen kann, wann immer ich
will.«
»Du hast die richtige Einstellung und ich auch«, stellte Carol klar. Jetzt verweilte ihr Finger über
dem Schlitz von Sherees Geschlecht. »Man muss Kompromisse machen und ich garantiere dir, die
beiden wissen das. Sie haben sich beide noch nicht geoutet, deswegen brauchen sie uns. Du hast sie
ja schon in der Öffentlichkeit erlebt – andauernd reißen sie Witze über die Muschis, die sie schon
gehabt haben. Jesus, wenn sie bei Microsoft je herausfinden, dass Bob seinen fetten Arsch hinhält,
feuern sie ihn zwei Sekunden später. Aber jedes Mal, wenn Gates eine Büroparty schmeißt, laufe ich
da mit Bob auf. Mit Ashton ist es dasselbe. Er hat totale Paranoia, die anderen Köche in der Stadt
könnten glauben, dass er Schwänze lutscht. Also hat er dich deswegen. Es macht mir nichts aus,
benutzt zu werden, solange ich kriege, was ich haben will.«
»Mir auch nicht.« Sherees Gedanken schweiften einen Moment ab und wanderten zu den ganzen
Orgasmen von vorhin zurück. »Wie hast du Bob kennengelernt?«
Carol kicherte. »Im Porthole. Das ist ein Schwulenclub nur für Mitglieder in der Innenstadt. Da
gibt es ein ›Hinterzimmer‹, wenn du weißt, was ich meine. Zum ersten Mal gesehen habe ich Bob in
dem Hinterzimmer bei einem Gruppenarschfick. Er trug eine Ledermaske, hatte einen Gummiball im
Mund und war an Ringen im Boden so gespreizt festgebunden, dass er wie ein Seestern aussah.«
»Du willst mich verarschen!« Sheree hätte beinahe laut gekreischt, so lächerlich war die
Vorstellung.
»Nein. In der Nacht waren wir zu zehnt und haben uns alle bedient und später noch mal ʼnen
Nachschlag genommen. Als wir fertig waren, muss er ʼnen Liter Saft von uns im Arsch gehabt haben.«
»Auf keinen Fall!«, kreischte Sheree.
»Auf jeden Fall. Und das ist noch nicht alles. Bob hat nicht nur einen Hardcore-Arsch, er ist
außerdem auch noch ein Saft-Freak.«
»Ein Saft-Freak?«
»Oh ja. Er ist zwei-, dreimal die Woche in dem Hinterzimmer, bläst 20 Kerle hintereinander und
schluckt jeden Tropfen. Das hat er bei unserer zweiten Begegnung gemacht, als ich einfach nur in der
Reihe stand und ihm meinen Schwanz in den Hals gesteckt habe. Zu der Zeit war ich erst halb fertig,
hab aber trotzdem schon ziemlich gut ausgesehen. Aber dieser Kerl war eine Geldmaschine, also
habe ich ihn angebaggert, und zwar massiv. Nachdem wir zusammen waren, hat er für bessere
Implantate eine Menge springen lassen und auch die ganzen Spritzen bezahlt. Wir reden hier von
richtig viel Geld. Ich könnte mir das ganz bestimmt nicht leisten. Mit Bob habe ich ausgesorgt. Und
sollte er mir je den Laufpass geben ...« Carol beendete den Satz nicht.
»Was dann?«
»Na ja, bei einer von seinen Blas-Orgien im Club«, kicherte Carol, »habe ich ihn von einem
Freund von mir heimlich filmen lassen. Sollte mich Fat Boy Bobby also jemals vor die Tür setzen
wollen, schicke ich die Aufnahme direkt zu Bill Gates.«
»Du bist schrecklich!«, kreischte Sheree entzückt.
Carol grinste. »Ich weiß. Ich kann es nicht ändern.«
Schließlich rappelten sie sich nackt vom Boden auf. Sheree lehnte sich an den schmalen
Küchentresen des Winnebago und sah durch das kleine Fenster nach draußen. »Was machen die
eigentlich so lange da draußen? In einer Stunde wird es dunkel.«
Carol presste sich von hinten an sie, griff mit der Hand nach vorne und strich ihr sanft über die
bereits ermattete Vagina.
»Ja«, sagte Carol. »In einer Stunde.« Ein langer Finger schob sich in die Möse hinein. »In einer
Stunde können wir eine Menge anstellen.«
Sherees Zündschnur brannte bereits wieder. »Ich weiß nicht. Du hast mich ziemlich geschafft. Ich
fühle mich, als hätte mich ein Bus überfahren.« Sie zögerte, als sie den Druck von Carols
anschwellendem Schwanz an den Pobacken spürte. »Ich weiß nicht, ob ich noch mal kann.«
Carol drehte sie schnell um, pflanzte sie mit dem Arsch auf den Küchentresen und schob ihren
Schwanz direkt in Sherees Muschi. »Klar kannst du«, sagte sie und fing an, sie wieder zu ficken. Sie
beugte sich vor, küsste Sheree auf die Lippen und saugte an ihrer Zunge.
Ja, dachte Sheree in der nächsten steigenden Welle von Glückseligkeit. Ich glaube, ich kann ...
Während die Dunkelheit soeben damit begann, den Horizont zu beschmutzen, hielt M. Gerald James
auf der State Route 101 entlang der glitzernden Juan-de-Fuca-Straße konstante 110 Stundenkilometer.
Auf der anderen Seite erhoben sich die Berge Kanadas.
Zwischen Jamesʼ Beinen hatte sich ebenfalls etwas erhoben, doch darauf war ihm im Augenblick
die Sicht versperrt. Er sah lediglich Rochelles hübschen Hinterkopf, der auf und nieder fuhr. Jamesʼ
Hose war geöffnet, und Rochelle saugte ebenso akribisch an seinem Schwanz wie der Mund eines
Teufelsrochens eine fünf Pfund schwere Meeresschnecke aus ihrem Haus. James hatte seine kleine
»Spionin« mitgenommen, weil ... nun ja, in seinem gegenwärtigen Zustand beruflichen Stresses
brauchte er Zuwendung. Und die hübsche kleine Rochelle hatte sich in letzter Zeit sehr an die
exzentrische Natur von Jamesʼ Bedürfnissen gewöhnt.
Sein Fuß trat auf das Gaspedal, während sein Herz raste. Er drückte Rochelles zarten Mund auf
seinem Schwanz ganz nach unten und hielt ihn dann dort fest. (Etwas Gagging war gut für ein
Mädchen), und dann verkrampften sich seine Hüften auf dem Wildledersitz, als er sich direkt in ihren
Hals ergoss. Selbst nachdem er gekommen war, hielt er ihren Kopf unten und lauschte ihren heiseren,
halb erstickten Würgegeräuschen, als sie schluckte.
Es war gut für sie. Zeigte ihr den korrekten Lauf der Welt, in der die Männer dominieren und die
Frauen als Mülltonnen für das Vergnügen der Männer fungieren.
Schließlich bremste er wieder auf 110 ab und ließ sie hochkommen, um Luft zu holen.
Rochelle keuchte. Samentropfen klebten ihr am Kinn. Sie öffnete den Mund, um sich zu
beschweren, doch dann besann sie sich eines Besseren.
»Das war ... richtig nett«, sagte James im gleichen Atemzug.
Rochelle blieb stumm und wischte sich das Kinn ab. Sie setzte sich wieder neben James auf den
geräumigen Beifahrersitz des Lincolns. Mit ihren weißen Turnschuhen, weißen Shorts und einem
strahlend weißen Top war sie sehr hübsch gekleidet. Was für eine Trophäe, so zierlich und köstlich
wie eine Vanillecremetorte. So süß wie der Zucker eines Konditors. Aber ...
Sie auf diesen Ausflug mitzunehmen? Das war ein Beweis seiner Wertschätzung, oder etwa nicht?
»Ja, ja«, hauchte er. »Du wirst eines Tages mein Restaurant führen. Das verspreche ich dir ...«
»Ich danke Ihnen«, piepste Rochelle.
Manchmal fühlte sich James tatsächlich schlecht, weil er sie so sehr ausnutzte ... Manchmal. Aber
eigentlich war es nicht seine Schuld, fand er.
Sondern Ashton Morrones.
James umklammerte das Lederlenkrad des Lincolns noch fester, während er seinen Stress
herausmurmelte: »Der beste Koch der Stadt ... Das beste Restaurant der Stadt ... Fünf-Sterne-Kritiken
im Gourmet und im Michelin-Führer ...«
»Hören Sie auf damit«, bat ihn Rochelle leise.
»Mehrfach den James Beard Award gewonnen!«
»Mr. James. Sie holen sich noch ein Magengeschwür!«
James zerbrach wie eine getrocknete Eiernudel. »Ich habe längst ein Magengeschwür, und zwar
wegen dieser fetten Schwuchtel! Ich habe in Paris gelernt, gottverdammt noch mal! Bei Trievan!
Dieser fette Scheißer kann doch nicht mal ein Fertiggericht in der Mikrowelle aufwärmen, während
ich Delikatessen für Könige zubereitet habe! Warum kriegt er alle guten Kritiken? Warum ist sein
Restaurant Stadtgespräch?«
James schlug mit der Faust vor die Mittelkonsole des Lincoln, wobei er sich die Knöchel
abschürfte und den Nakamichi-CD-Player beschädigte. In seinen Schläfen pulsierten Adern. »Was ist
mit mir?«, rief er. »Was ist mit mir?«
Rochelle streichelte seinen Arm und versuchte ihn zu trösten. »Mr. James, regen Sie sich nicht so
auf. Jeder weiß doch, dass Ihr Restaurant besser ist.«
James funkelte sie an. »Jeder? Wer? Nicht die Times, nicht der Post-Intelligencer! Ich bin bisher
noch nicht einmal in bon appétit erwähnt worden! Ich bereite jeden Abend persönlich Schwedische
Baisertorte und Jamaikanischen Escolar für meine Menüs zu! Wenn jemand in mein Restaurant kommt
und einen Langusten-Cassoulet mit Safranrouille bestellt, bereite ich das persönlich zu! Warum?
Weil ich in die Kunst des Kochens verliebt bin! Aber dieses fette Arschloch heuert einfach
Mietköche an, die in seiner Küche arbeiten, damit er in seiner GOTTVERDAMMTEN Fernsehshow
seinen beschissenen Bart zur Schau stellen kann! Und den einzigen Sieg, den ich bisher gegen den
aufgeblasenen Schwanzlutscher errungen habe – den versucht er mir jetzt auch noch wegzunehmen!
Nur ich kann Muschelknacker-Aal perfekt zubereiten! Und jetzt hat Morrone welchen aufgetrieben!«
»Mr. James, beruhigen Sie sich!«, beschwor ihn Rochelle.
»Wie kann ich mich beruhigen, wenn dieses-dieses-dieses ... Walross versucht, aus meinem
Können Kapital zu schlagen?« Sein funkelnder Blick erstarrte, und in seinen Augen loderte der Hass.
Ohne wirklich nachzudenken ...
KLATSCH!
... schlug er Rochelle mit dem Handrücken fest ins Gesicht. »Au!«, jammerte das Mädchen schrill
und laut und presste das Gesicht in ihre Hände.
James schluckte und fuhr eine Weile schweigend weiter. Rochelle schluchzte neben ihm.
»Mein liebes Mädchen«, versuchte er es. »Es tut mir schrecklich leid. Ich habe mich einfach so
über Morrone aufgeregt, dass ich nicht mehr bei Sinnen war.« Er legte ihr tröstend eine Hand auf die
Schulter. »Bitte verzeih mir ...«
Rochelle schluchzte nur noch leise. »Ich glaube, Sie haben mir die Nase gebrochen!«
»Na, lass mich mal sehen.« James zog ihr sanft die Hände vom Gesicht weg. Er biss sich rasch auf
die Lippe, um nicht abrupt zu lachen. Rochelles Nase war auf das Dreifache ihrer normalen Größe
angeschwollen. »Die sieht prima aus«, versprach er. »Ich fühle mich schrecklich, weil ich dich
geschlagen habe. Es tut mir wirklich leid.«
Rochelle wischte sich Tränen aus den Augen und berührte ihre Nase ganz vorsichtig mit einem
Finger. »Sie tut weh! Und sie fühlt sich ... richtig groß an.«
»Glaub mir«, log James. »Mit deiner Nase ist alles in Ordnung. So schön wie immer, genau wie
der Rest von dir. Und noch mal, es tut mir sehr, sehr leid.«
James fuhr weiter und warf Rochelle dabei immer wieder Blicke zu. »Ich war böse«, sagte er.
»Und ich muss bestraft werden. Du weißt schon ...«
Rochelle verdrehte die Augen und murmelte leise »Jesus«, dann hob sie ihren kleinen Hintern auf
dem Sitz an und zog die strahlend weißen Shorts herunter.
»Ich war böse«, wiederholte James, »richtig böse. Ich hätte Mami niemals schlagen dürfen.« Er
fuhr auf den Seitenstreifen und hielt den großen Lincoln an. Er griff unter den Sitz und reichte
Rochelle dann verlegen einen Pyrex-Mixbecher mit einem halben Liter Inhalt.
»Ich glaube, diesmal wird es mir sogar Spaß machen«, kommentierte Rochelle bissig. Immer noch
mit angehobenem Hintern führte sie den Mixbecher zwischen ihre Beine und pinkelte hinein. Das
Plätschern war beinah musikalisch, nicht ganz Händels Wassermusik, aber eben musikalisch.
Rochelle füllte den Becher über die Hälfte – beeindruckend für ein Mädchen – und dann grinste sie
tatsächlich.
»Jamesey war ein böser, böser Junge!«, brüllte sie großnäsig. »Jamesey hat Mami geschlagen, und
das ist böse!«
»Ja, ja«, plapperte James auf seinem Sitz. »Ich bin böse! Ich bin böse!«
»Also wird Jamesey bestraft! Jamesey wird Mamis Pisse trinken!«, und damit beugte sich Rochelle
zu ihm und begann damit, den gelben Inhalts des Bechers in Jamesʼ Mund zu leeren. Mit
geschlossenen Augen schluckte er und schluckte und schluckte, während ihm der Urin seitlich aus dem
Mund quoll. Schluck, schluck, schluck – Wiedergutmachung eines bösen Jungen. Kurz darauf war
Jamesʼ Bauch voller Hitze und sein St.-Moritz-Hemd aus schwarzem Satin durchnässt.
»Gott, das hat Spaß gemacht«, murmelte Rochelle.
Ahhhh, dachte James, der jetzt schlaff und gesättigt hinter dem Lenkrad saß. Rochelle zog ihre
Shorts wieder hoch und setzte dann die Inspektion ihrer Nase mit einem Finger fort.
Wer weiß?, dachte James. Eines Tages könnte ich sie vielleicht sogar heiraten.
Doch solch ein Wagnis existierte nur in der Zukunft. Zunächst musste sich James mit der Gegenwart
befassen. Mit ...
Ashton SCHEISSKERL Morrone.
Diese fette, affektierte Tunte hat mir jetzt lange genug in die Suppe gespuckt!
Ich mache ihm einen Strich durch die Rechnung!
Ich bringe sein ganzes Kartenhaus zum Einsturz!
Bei dieser köstlichen Vorstellung mahlten Jamesʼ Zähne langsam hin und her.
Ich mach diesen lahmarschigen Koloss von einem Homo KALT ...
Ein klein wenig weiter unter dem Fahrersitz des Lincoln, wo James den Pyrex-Becher für seine
perversen Gelüste aufbewahrte, befand sich noch ein anderer Gegenstand.
Ein kleiner 22er Revolver.
»Ich weiß nicht, wie es bei dir aussieht«, verkündete Carol, »aber ich bin total breit!«
Sheree fläzte sich ihr gegenüber, die nackten Füße auf dem kleinen Küchentisch des Winnebago.
»Dann muss ich doppelt so breit sein.«
Die beiden hatten sich einen halben Kasten Bier und jeweils zwei Schwenker aus Ashtons
gepriesener Flasche mit 1977er weißem Gers Armagnac zu Gemüte geführt. Kichernd hatte Carol
dann die Flasche mit Leitungswasser wieder aufgefüllt.
Mit einigen Schwierigkeiten stand Sheree auf und sah aus dem Fenster. Über den See war
vollständige Dunkelheit hereingebrochen. Über dem Wasser schien ein voller Mond.
»Siehst du sie?«, fragte Carol.
»Nein. Ich weiß nicht, wo diese zwei fetten Arschlöcher sind. Aber sie müssten mittlerweile
eigentlich wieder da sein.«
»Wen interessiertʼs? Wichtig ist nur, dass sie noch nicht wieder da sind. Und das bedeutet, dass
wir noch etwas Spaß haben können. Ich hab etwas Bebo.«
»Was hast du?«
Carol wühlte in ihrer Handtasche auf dem Bett herum, wobei ihre prachtvollen Brüste in dem
Trägerhemd hin und her schwankten. »Das ist das neueste Designer-Acid«, sagte sie. »Du hast doch
schon mal Acid eingeworfen, oder nicht?«
»Nein. In L.A. war ich viel zu beschäftigt damit, mir Koks reinzuziehen«, gab sie zu, während sie
an die vielen harten Produzentenschwänze dachte, von denen sie Lines gesnieft hatte.
»Bebo musst du mal probieren. Ich hab nur noch zwei Papers übrig.« Carol zeigte ihr einen kleinen
Papierstreifen. Auf dem Papier waren zwei scharlachrote Tintenflecken auf etwas zu sehen, bei dem
es sich um einen kahlen Babykopf mit gewaltigen Ohren und einem dritten Auge mitten auf der Stirn
zu handeln schien. »Es ist ziemlich mild, also mach dir keine Sorgen ... Du bist doch dabei, oder?«
Was sollʼs?, dachte Sheree. »Klar. Ich muss es nur ablecken, richtig?«
»Nein, legʼs dir auf die Zunge und schluck das ganze Ding herunter. Aber nicht hier ...« Carol stand
auf, nahm Sheree bei der Hand und führte sie zu der schmalen Metalltür des Wohnmobils. »Wir
werfen das Acid auf keinen Fall in dieser Idiotenkiste ein.«
»Wo denn dann?«
Carol öffnete die Tür. »Auf dem See.«
So angetrunken sie auch sein mochte, Sheree folgte ihrer neuen Freundin ans Ufer. Die gesamte
Umgebung hörte sich mucksmäuschenstill an. Mondlicht kräuselte sich auf dem Wasser. Ein Stück
weit entfernt sahen die Bäume auf der Insel wie Berggipfel aus.
»Hilf mir«, forderte Carol sie auf. »Das Boot ist jetzt auf der anderen Seite.« Sheree stellte sich
vor das eine Ende der Kurbel und fing an zu drehen, während Carol auf der anderen Seite zupackte.
Nach wenigen Minuten traf die »Kurbelfähre« bei ihnen ein, und sie gingen beide an Bord.
Sie kurbelten in die andere Richtung und zogen das alte Ruderboot zurück über den See. Sheree
warf unwillkürliche Blicke über die Schulter ans Ufer. »Machst du dir ... keine Sorgen um sie?«
»Um Bob und Ashton?« Carol kicherte. »Sie sind große Jungs und können auf sich aufpassen.«
Auf einmal fühlte sich Sheree durch die Nacht und ihre beschauliche Umgebung ein wenig
beunruhigt. Sicher, Ashton war ein selbstherrliches, fettes Arschloch, aber ungeachtet seines
Schwulseins musste sie sich wohl doch etwas aus ihm machen. »Tja ...«
»Du bist betrunken, Sheree. Das macht dich etwas paranoid. Mach dir keine Sorgen.«
Mittlerweile hatten sie das Ruderboot bis zur Mitte des unbewegten Sees gekurbelt. Sie hielten
inne. Das Boot lag unter dem hellen Mondlicht einfach nur ruhig auf dem Wasser.
»Wahrscheinlich sind sie auch betrunken«, fügte Carol hinzu. »In ein paar Stunden werden sie
wieder zurück sein und morgen haben sie dann einen Kater.«
»Ja, du hast wohl recht ...«
Sie saßen einander in dem Boot gegenüber. Das Boot hob und senkte sich ganz sachte. Sheree
fühlte sich plötzlich eingelullt.
»Da hast du.« Carol gab ihr den winzigen Papierschnipsel. Sheree nahm ihn zwischen die Finger.
»Leg es mit der Vorderseite auf deine Zunge und schluck es dann runter.«
Sheree zuckte die Achseln, tat es und sah dann zu, wie Carol den Vorgang wiederholte. Keiner von
ihnen bemerkte jedoch, dass die leichte Strömung des Sees das Boot langsam zum Ufer der Insel trug.
»Spürst du schon was?«
»Äh ... Nein«, antwortete Sheree, die von dem vielen Alkohol immer noch ganz benommen war.
Sie hatte sich zurückgelehnt und stützte sich auf die Ellbogen.
»Dauert nicht lange. Geht direkt ins Gehirn ...«
Sheree starrte lächelnd zu den Sternen hoch und atmete die frische, saubere Luft tief ein. Doch dann
zuckte sie jäh zusammen: Carols nackter Fuß rieb über dem Schritt ihrer abgeschnittenen Jeans auf
und ab.
Sheree seufzte.
»Eins habe ich ganz vergessen, dir über Bebo zu erzählen«, bemerkte Carol. »Es macht einen geil.«
Angesichts der sexuellen Aktivitäten des Tages hätte Sheree normalerweise Einspruch erhoben.
Aber ...
Sheree seufzte wieder. Empfindungen schlängelten sich zu ihren Brüsten empor wie warme
Phantomhände.
Kurz darauf verwandelten sich die Sterne in dünne weiße Linien, sobald sie den Kopf bewegte. Ihr
Gehirn legte die Bilder, die ihre Augen ihm vermittelten, bereits übereinander. Sie bewegte eine
Hand vor ihrem Gesicht von rechts nach links und sah 1000 flatternde Duplikate, wie bei einem
surrealen Kartentrick.
Der Mond, ein animiertes Gesicht, starrte zu ihr zurück.
Und die ganze Zeit drückte Carols Fuß gegen ihren Schritt.
Es dauerte nicht lange, bis die Nacht und ihr Mondlicht sie streichelten, und es dauerte auch nicht
lange, bis sie beide ihre spärlichen Kleider abgelegt hatten, als ließen sie Taschentücher auf den
Bootsboden fallen. Sherees Haut fühlte sich kühl entflammt an. Sie umarmten und küssten sich und
saugten an ihren Zungen. Sheree hatte eine Hand um den warmen Sack von Carols Hoden geschlossen,
die sich so groß wie Sternfrüchte anfühlten. Carols Finger glitt sofort in Sherees Arschloch.
Die Dimensionen schienen sich zu verzerren, die Geräusche hallten. Das sanfte Schwappen des
Wassers gegen den Bootsrumpf klang wie Händeklatschen und das Licht des weit entfernten Mondes
strahlte sie an wie Neonröhren. Sie lagen nackt in der oft als »69« bezeichneten Stellung auf dem
Bootsboden, Sheree obenauf. Carols Zunge tauchte tief in Sherees Muschi ein, während Sheree die
reichlich vorhandene Vorhaut von Carols Schwanz über dem halb verschlungenen Schaft hin und her
bewegte. Schließlich nahm sie ihn ganz in den Mund wie ein South-Beach-Student bei einem
Würstchen-Wettessen.
Sheree war dabei, den Wettbewerb zu gewinnen.
Carol lutschte das zarte rosa Fleisch von Sherees Geschlecht wie einen warmen Toffee. Sheree
kam zweimal ins Gesicht ihrer Freundin, die Beine weit gespreizt, als sitze sie auf dem Sattel einer
dicken Harley. Als die durch das bloße Lutschen hervorgerufenen Empfindungen zu schmerzhaft
wurden, zog sie ihren Hintern weg und konzentrierte sich auf Carols langen schlagstockdicken
Schwanz.
»Wichs ihn«, ertönte das feminine Flehen ihrer Freundin. »Wichs mich zu Ende!«
Mittlerweile kribbelte Sherees Mund vom salzigen Geschmack des Präejakulats. Ihre weibliche
Intuition verriet ihr, wann der richtige Moment gekommen war, den Mund zu lösen, und dann wichste
sie die fleischige Stange auf und ab. Carols Beine verkrampften sich, und sie stöhnte wie ein
Nebelhorn.
Sheree sah zu, wie die Samenstöße hoch in die Luft schossen, aber auf Acid sah jeder Schuss wie
ein Strahl aus weißem, flüssigem Phosphor aus. Flüssige Leuchtkugeln, die aus dem angeschwollenen
Pissschlitz schossen, flogen über die Bootsreling und landeten im Seewasser.
»Scheiße«, ächzte Carol leise.
Sheree spielte freudig mit dem schrumpfenden Schwanz, der langsam seine Steifheit verlor. Die
große Vorhaut faszinierte sie. Sie drückte und quetschte das weicher werdende Fleisch, sah eine
letzte Spermaperle im Schlitz auftauchen und leckte sie ab.
Als Sheree den ausgestreckten, perfekten weiblichen Körper von Carol betrachtete – perfekt bis
auf den Schwanz, den sie immer noch leckte –, sah es so aus, als seien Carols Augen und geöffneter
Mund helle Taschenlampenstrahlen.
»Gott, war das gut«, keuchte Carol undeutlich.
Als Sheree sich wieder erhob, fiel ihr die Kinnlade runter. Der See sah jetzt kaleidoskopartig aus
und der Mond war ein langer, über den Himmel verschmierter weißer Balken. Sie konnte silbrig-
orange Hitzewellen sehen, die sich von Carols straffem Körper lösten. Dann, in der Hocke, fiel ihr
Blick auf ihre Vagina, und sie sah etwas, das wie eierschalenweißes Licht aussah, das aus ihrer
rasierten, nassen Pflaume leuchte.
»Jesus«, stellte sie fest. »Das ist gutes Acid.«
Als Nächstes stand sie aufrecht in dem wackligen Boot und klemmte jede Brustwarze zwischen
Daumen und Zeigefinger. Winzige magentafarbene Funken schienen herauszuschießen.
»Ja, verdammt gutes Acid.«
»Sei vorsichtig!«, warnte Carol. Das Boot fing an zu schaukeln, als Sheree stehen blieb und Halt
suchend schwankte.
Sheree hörte ein Geräusch wie das Rattern einer Baseballkarte zwischen den Speichen eines
Fahrrads, als sie nach vorn schaute. Eine große Masse schien sich vor ihr zu erheben. »Was ist das?«,
kreischte sie.
Carol drehte sich um. »Wie gefällt dir das? Während wir rumgevögelt haben, ist das Boot den
ganzen Weg bis zur Insel getrieben.«
Sheree sah ein Glitzern, das die alten Holzplanken emporkroch. Die Anlegestelle schimmerte, als
sei sie aus dunklem Gold.
Beide zogen sich wieder an, dann nahm Carol Sherees Hand und half ihr vom Boot hinunter.
»Komm«, sagte sie durch ein leuchtendes Grinsen. »Sehen wir uns hier mal um ...«
Ashtons Kopf pochte wie ein schlagendes Herz am Rande des Infarkts. Als sich seine Augen mühsam
öffneten, sah er zuerst nur Schwärze.
Dann überzog sich die Schwärze mit Lichtpunkten: Sterne.
»Bobby, Bobby!«, rief er, während er über das Deck stolperte, um seinen unsichtbaren Bruder zu
wecken. Er stolperte unter anderem über den hohen weißen Eimer, der mit mehreren Dutzend leeren
Holsten-Flaschen gefüllt war. »Wir sind eingeschlafen! Bobby! Wach auf!«
Schließlich tat Bobby genau das. Sein Blick fiel auf den Himmel. »Ach, Mann. Es ist mitten in der
Nacht.«
»Verdammt richtig!«, bellte Ashton. »Los doch! Beweg deinen Arsch! Wir müssen zurück zum
Winnebago! Die Mädels werden stinkig sein!«
Wenigstens hatten sie den Anker ausgeworfen und waren nicht davongetrieben. Ashton holte ihn ein
und schaltete die Deckbeleuchtung ein. Bob schwankte heckwärts und ließ den starken Evinrude-
Außenborder an.
»Fahrt zurück«, riet Ashton.
»Warte mal«, erinnerte ihn Bob. »Wir haben immer noch die Reusen im Wasser, oder nicht?«
Ashton dachte darüber nach. »Ja, aber – Scheiße, wir haben den ganzen Tag nichts gefangen.
Scheiß auf die Reusen. Lass uns zu den Mädels zurückfahren.«
Bob saugte an seinem trockenen Mund. Er spuckte aus, dann leerte er den Eimer mit Bierflaschen
über die Reling aus. »Was sind schon fünf Minuten? Wir können ebenso gut nach den Reusen sehen.«
»Ja, du hast wohl recht.« Ashton schaltete eine Taschenlampe ein und ließ ihren hellen Strahl über
das Wasser wandern. Sie hatten große Vier-Liter-Milchflaschen als Bojen benutzt und eine davon
schaukelte gleich neben dem Boot.
Ashton griff danach und holte das lange, nasse Tau ein. »Fühlt sich schwer an.«
»Sag das nicht!«, verkündete Bob. »Das bringt Unglück!«
Ashton hievte die tropfende Reuse aus dem Wasser und knallte sie aufs Deck.
Bob leuchtete mit seiner eigenen Taschenlampe nach unten.
»Jesus Christus im Hurenhaus«, murmelte Ashton.
Die kastenartige Drahtfalle war voll mit Muschelknackern.
KAPITEL NEUN
»Los, komm«, drängte Carol. Einmal auf der Insel, liefen sie vom Pier weg in Richtung
Verkaufsschuppen, zwei Elfen in der Nacht.
In der Ladenhütte brannte kein Licht. Vor ihnen stand die Dunkelheit, mit Formen zugestellt, die
von noch mehr Schuppen dahinter gebildet wurden. Der Mond schwebte weiterhin über ihnen wie ein
kalkiges Gesicht.
»Was wollen wir hier?«, erkundigte sich Sheree.
»Nur ein bisschen rumschnüffeln«, erwiderte Carol. »Was sollʼs?«
Immer noch voll auf LSD, folgte ihr Sheree. Die dunklen Gebilde ringsumher schienen sich
auszubreiten, anzuschwellen. Alles, was Carol zu ihr sagte, schien aus ihrem Mund zu gleiten wie
Ballons aus schwach leuchtendem Öl und sich dann um Sherees Gesicht zu wickeln. Sheree
inhalierte die flüssigen Worte durch die Nase wie ein Gas.
Gott, ich bin voll drauf, dachte Sheree, während sie schwankend weiterging.
Sie schritten über Erde und Steine und stiegen über Treibholz und angespülten Müll hinweg.
Sheree hatte keine Ahnung, welchen Zweck diese Exkursion hatte, aber das war ihr auch gar nicht
sonderlich wichtig. Jeder Schritt, den sie machte, brachte surrealistische Nachbild-Effekte mit sich.
Beim Aufsetzen ihrer Füße explodierten vage Formen vor ihren Augen. Auch das Geräusch ihres
schnaufenden Atmens bekam eine Form: wie Sperma in einem Teich, dachte sie.
Die Dunkelheit war dunkles Licht. Der Mond schien hundertfach verstärkt. Wenn sich ihre Brüste
unter dem Bustier bewegten, fühlte sich der Stoff an wie raue Zungen, die Milch herauszulecken
versuchten, und der Schritt ihrer Shorts war ein grober Finger.
»Heilige Scheiße«, flüsterte Carol.
Als Nächstes registrierte Sheree, dass sie vor einem weiteren Schuppen standen, hinter dem Laden
und tiefer im Wald. Carol starrte durch ein hell erleuchtetes Fenster hinein.
»Er ... holt sich einen runter ... mit Würmern.«
Mit WAS?, fragte sich Sheree. Sie ging mit dem Gesicht ganz nah an die Fensterscheibe heran und
was sie sah ...
Der Hinterwäldler aus dem Laden – Esau hieß er wohl. Er lag rücklings auf einer fleckigen, kahlen
Matratze. Das Fußende des Bettes zeigte zum Fenster und ermöglichte Sheree und Carol einen so
direkten Blick, wie man ihn sich nur wünschen konnte – als ob man sich so einen Anblick je
wünschen würde. KrrrrrrrrrASS!, dachte Sheree.
Esau war abgesehen von seinen Arbeitsstiefeln nackt. Sein massiger Bauch breitete sich aus wie
ein nur halb aufgeblasener großer Riesenwasserball. Sein Körper war mit rosinengroßen
Muttermalen und Schmutzflecken gespickt, aber noch krasser und bizarrer war die Tatsache, dass es
Esau an jeglicher Körperbehaarung zu mangeln schien. Das untere Ende seines Bauches hing so tief
herab, dass es die Masturbation beinahe unmöglich machte. Beinahe. Das schmutzige, haarlose
Skrotum baumelte unter seiner pumpenden Hand. Auch nicht viel Schwanz, jedenfalls nach allem,
was sie sehen konnten. Doch mit einem hatte Carol recht ...
Er macht das tatsächlich!, dachte Sheree in Form eines perversen Kreischens. Er holt sich einen
runter ... mit Würmern!
In der Tat. Esau hatte keine Vaseline oder Spucke in der Hand. Vielmehr quetschte er sich lebende
Würmer um seinen Schwanz, während sich die Hand wie wahnsinnig auf und ab bewegte. Irgendwann
hielt er inne und ließ seinen Schwanz los und als er das tat, fielen die zermatschten Würmer in einem
blutigen Klumpen von seinem Schwanz zwischen seine dicken Beine. Esau griff neben die Matratze
zu einer Kaffeekanne auf dem Boden, holte eine frische Handvoll Gewürm heraus und machte weiter.
Sheree zog Carol vom Fenster fort. »Wir sehen das nicht wirklich, oder?«, flüsterte sie. »Das ist
das Acid, nicht?«
»Nein«, flüsterte Carol zurück. »Bebo lässt dich nur Farben und Schlieren und Streifen sehen. Nie
richtig heftige Halluzinationen.«
Sheree fühlte sich wie eingeengt. »Aber ...«
»Glaub es einfach.« Carol kicherte. »Dieser fette Hinterwäldler da drinnen wichst mit einer
Handvoll Würmern.«
Sheree glaubte, jetzt alles gesehen zu haben.
Bis sie zum Fenster zurückkehrten.
»Heilige Scheiße!«, flüsterte Carol. »Sieh mal! Er hat nur ...«
Ach, wie KRRRRASS!
In seiner Lust hatte Esau mittlerweile die Knie angewinkelt und sein Fett schwabbelte, da er mit
den Hüften wackelte. Seine Arschbacken waren gespreizt, und Sheree und Carol hatten es dieser
Geste zu verdanken, dass ihnen drei Dinge auffielen. Erstens: Esau hatte eindeutig nicht die
Angewohnheit, Toilettenpapier zu benutzen. Zweitens: sein Skrotum beherbergte nur einen Hoden, der
aber so groß wie eine Kiwi war. Und drittens:
Sheree hätte sich beinahe übergeben, als ihre Augen aus dem Rest schlau geworden waren. Mit der
rechten Hand hielt Esau seinen Schwanz und mit der linken schob er sich sehr behände mit einem Q-
tip einen langen Wurm in die Harnröhre.
»Oh, Mann«, stöhnte Sheree.
Carol grinste sie an. »Ist das nicht das Abgefahrenste, was du je gesehen hast?«
Als er den Wurm vollständig hineingeschoben hatte, kniff er sich mit Daumen und Zeigefinger der
linken Hand die Eichel zu, während seine rechte fortfuhr, mit ihren Auf-und-ab-Bewegungen die
Würmer auf seinem Penis zu zerquetschen. Jetzt geriet er wirklich in Fahrt und durch die Wand hörten
sie ihn erregt rufen: »Ooh-ja, Baby! Sable! Sable! Gorgeous George! Mach sie fertig, ooh-ja!«
Vielleicht war es nur eine glückliche Eingebung oder das LSD hatte sie hellsichtig gemacht, denn
als sich Sheree umdrehte, sah sie, dass Carol gerade in lautes Gelächter ausbrechen wollte. Heraus
kam jedoch nur ein einzelnes leises Zirpen, bevor Sheree ihrer Freundin eine Hand auf den Mund
legte.
»Pssssst!«, flüsterte sie. »Sonst hört er dich!«
Sie wandten sich wieder dem Fenster zu, und Sheree dachte noch einmal, Oh, Mann ...
Es war schlimm genug, den haarlosen, mit Muttermalen bedeckten, 130 Kilo schweren Mann mit
angezogenen Beinen und gut sichtbarer, kotverschmierter Arschritze masturbieren zu sehen. Es war
auch schlimm genug, zu sehen, dass er mit Würmern masturbierte und, schlimmer noch, sich einen
Wurm in seinen Pissschlitz gestopft hatte.
Aber dann kam Esau.
Sheree fühlte sich wie ein glotzender Zombie, als sie zusah, wie Esau seine Schwanzspitze losließ.
Mehrere Samenspritzer zuckten heraus und landeten auf seinem Bauch. Zusammen mit dem Wurm.
Dann nahm Esau den Wurm und aß ihn auf. Ja, wirklich. Er warf ihn sich einfach in den Mund,
kaute, schluckte. Leckte sich auch noch die Finger ab.
Sheree und Carol erbleichten. Sie setzen sich unter dem Fenster auf den Boden und lehnten sich an
die Hüttenwand. Sheree beugte sich vor, um zu ...
»Nicht kotzen!«, befahl Carol im Flüsterton. »Er wird es hören und rauskommen!«
Sheree würgte alles zurück. Ihr war schwindlig. Das Acid machte es nur noch schlimmer.
Eine Tür knallte.
Sheree und Carol saßen kerzengerade da und umarmten einander. Was, wenn er sie tatsächlich
gehört hatte? Was würde er tun?
Ohgottohgott ...
Der Mond schien wie ein Scheinwerfer vom Himmel. Esau, jetzt wieder in seinem Overall, hatte
den Schuppen verlassen. Er stand mit dem Rücken zu ihnen. Wenn er sich umdrehte ...
»Uuhh-aaahh! Was für eine schöne Nacht«, sagte Esau, während er zum Mond hochsah. Er griff
sich an den Arsch, grub die Finger tief in den Stoff des Overalls und kratzte sich. »Ich sollte wohl mal
nach Opa Abs Frühstück sehen.«
Dann marschierte er pfeifend in den Wald.
Sheree und Carol stießen beide einen tiefen Seufzer aus. »Jesus, ich hätte mich beinahe
vollgepisst«, sagte Carol.
»Ich ...« Sheree runzelte die Stirn, als ihr plötzlich die feuchte Wärme auffiel, die ihre
abgeschnittene Jeans durchnässte.
»Komm mit!« Carol stand auf und setzte sich in Bewegung.
»Wohin willst du denn?« Sheree folgte ihr um den Schuppen. Carol wollte hineingehen!
»Bist du irre?« Doch Carol war bereits drinnen. Wie nicht anders zu erwarten, stank es in dem
Schuppen. Kein fließendes Wasser und die Toilette war ein Stuhl ohne Sitzfläche über einem Loch im
Boden. Sheree warf unabsichtlich einen Blick auf die Kanne mit den Würmern neben der Matratze
und spürte, wie ihr Magen krampfhaft zuckte. »Wir können hier nicht rein! Er könnte zurückkommen!«
»Du hast ihn gehört. Er hat gesagt, dass er zu seinem Großvater will oder so.«
Das stimmt, erinnerte sich Sheree. Esau hatte einen Großvater erwähnt. Opa Ab? »Aber hat er
nicht auch etwas von ... Frühstück gemurmelt?«
»Hey, Bohnenstange«, grüßte Esau, während er eine Öllampe in die Höhe hielt. Mavis hing an dem
Haken, nach wie vor im Schockzustand. Als Esau fest in einen ihrer nahezu brustlosen Nippel biss,
zuckte sie zusammen.
»Gutes Mädchen. Du bist noch am Leben. Ich kann dich jetzt noch nicht sterben lassen.« Er
tätschelte ihre zugetackerte Vagina. »Der Fisch da drinnen muss erst mal richtig gar werden.«
Menstruationsblut tropfte langsam aus den Löchern zwischen den Klammern und verkrustete ihr
Schamhaar. »Ach, und danke für die Obstpastetenfüllung. Opa Ab fand sie richtig gut. Er hat alle
sechs Pasteten in einem Rutsch gefuttert.«
Nur so zum Spaß biss er sie dann noch einmal, diesmal seitlich in die Rippen. Sie zuckte noch
einmal und rang sich einen Kiekser von einem Schrei ab.
»ʼn kleiner Teufel mit Feuer im Hintern! Das gefällt mir an ʼnem Mädel! Mann, wenn deine
Muschi nicht zugetackert wär, würde ich dir doch glatt meinen Harten verpassen!«
Er drehte sich um und beugte sich über das riesige Metallfass, das über der Feuergrube lag. Die
Kohlen leuchteten hellorange und färbten Esaus grinsendes Gesicht. Er beschnüffelte die dünnen
Dampfschwaden, die aus dem Spalt zwischen Fass und Deckel entwichen. »Ummmm, das riecht gut!
Wir lassen Fettie da drinnen noch bis morgen schmoren, bis das ganze Fett zu einem schönen
ergiebigen Fond geschmolzen ist. Dann fällt das Fleisch einfach von den Knochen!«
Als Nächstes ging Esau zum Kanu und berührte den herausragenden Kopf. Er schwankte nur noch
schlaff hin und her. »ʼdammich, bist du endlich gestorben, Kerlchen. Sieht nach Pastete auf Toast für
Opa zum Frühstück aus. Ich kannʼs gar nicht erwarten, deine Leber zu sehen, ich wette, sie ist riesig.«
Esau stellte die Öllampe auf einen Tisch, dann nahm er einen Hammer und machte sich daran, mit
dessen gegabelter Spitze die Nägel herauszuziehen, mit denen er die Wellblechplatten über dem Kanu
befestigt hatte. »ʼdammich!«, kommentierte er, als er die Platten abgenommen hatte. Das Kanu war
randvoll mit maisgesprenkeltem Durchfall. Der Gestank erhob sich davon wie das Miasma über einer
offenen Kloake, doch das störte Esau nicht im Geringsten: Für ihn war der Gestank nur ein anderes
kulinarisches Aroma. Der Leichnam lag einfach da, untergetaucht in Scheiße bis auf das Oval des
Gesichts. Mit seinem Messer schnitt Esau das Packband durch, mit dem die Hände des Jungen an die
Befestigung der vorderen Sitzbank gefesselt waren. Dann zog er den Jungen heraus und auf den
Boden.
»Verdammt noch eins!«, rief Esau aufgeregt. Der Bauch des Jungen sah schwanger aus. Diese
Schwellung musste von der Leber stammen, die nach Wochen des Mästens auf das Vier- bis
Fünffache ihrer normalen Größe angewachsen sein würde. Eine Delikatesse. Der größte Teil würde
für die Pastete draufgehen, während er die Enden über durchgeweichtem Kirschholz grillen und die
Reste und Abfälle zu einer köstlichen Wurst verarbeiten würde.
Vom Leichnam des Jungen tropfte flüssige Scheiße, als Esau ihn hochhievte und auf den
Schneidetisch legte. Danach waren Esaus Arme glitschig braun. Als Nächstes schnitt er die
Fußfesseln durch. Alle möglichen Insekten und Würmer tummelten sich auf der von Exkrementen
bedeckten Haut des Jungen, doch das spielte keine Rolle. Die Haut würde er vollkommen abziehen.
Die Oberschenkel würden als Braten Verwendung finden, aus dem Bauch würde er Speck machen
und den Rest würde er klein hacken und zu Bouillabaisse verarbeiten. Aber zuerst ...
»Holen wir mal die fette, süße Leber aus dir raus«, brummte Esau. Er ging zur Arbeitsplatte, um
sich ein Schälmesser zu holen. Das Herausschneiden der Leber erforderte einiges Geschick. »Opa Ab
wird vor Begeisterung Scheiße schreien!«
Doch als Esau sich wieder zum Tisch umdrehte, saß der Junge aufrecht.
»Na, schlägt das nicht alles? Das tote Kerlchen ist gar nicht tot!«
Das zerstörte Gesicht des Jungen sah Esau an und sagte: »Nab-bluh-glab-noob-plap!«
Esau brach in schallendes Gelächter aus.
»Flup-loopsie-groo-moobuh-lops!«
»Ist schon klar, Kumpel«, amüsierte sich Esau über das irre Gebrabbel des Jungen. »Das Leben ist
echt beschissen, was? Tja, du kannst mir glauben, gleich wird es noch schlimmer.« Nach vier
Wochen in dem Kanu würde der Junge ganz sicher keine Gefahr sein. Schwach, wahnsinnig. Esau
würde ihm einfach die Kehle durchschneiden, ihn ausbluten lassen und sich dann an die Arbeit
machen, bevor er ...
In einer schwächlichen Geste schwang der Junge den Arm, als wolle er einen Schlag landen.
»Floop!«, kreischte er.
Esau brüllte vor Lachen, aber nur für einen Moment. Zwar hatte ihn der Schlag verfehlt, aber die
Bewegung ließ eine Ladung ammoniakreichen Durchfall durch die Luft segeln, und diese Ladung
landete direkt auf Esaus Augen.
»Au, guter GOOTT!« Esau ließ das Messer fallen und sank auf die Knie. Seine Augen brannten
wie unter Tränengas. Er versuchte sie sauber zu reiben, versuchte die Scheiße herauszublinzeln, aber
das machte es nur noch schlimmer. Er war hilflos, blind.
In der Zwischenzeit setzte Darren – der 19-jährige Junge, der den ganzen letzten Monat in seiner
eigenen Scheiße gesessen hatte – sein irres Gebrabbel fort und stieg von dem Tisch herunter. Seine
mageren Beine zitterten, aber er war noch in der Lage zu gehen. Er schlug den Weg zur Tür ein.
»Hilf mir BITTE!«, hallte ein Schrei durch den Schuppen. Es war Mavis, die aus ihrem
Schockzustand erwacht war und aufmerksam am Haken zappelte. »Hilf mir bitte, ich FLEHE dich
an!«
Darren sah sie an. »Gar-hoob-lee?«
»Bitte lass mich nicht hier!«
Sogar in seiner durchaus verständlichen klinischen Psychose musste Darren noch ein winziges
Fünkchen Verstand aufgebracht haben. Seine mit Kot bedeckten Füße trugen ihn zu der Box, dann
legte er dem Mädchen die Arme um die Hüften, um sie dann mit erheblichen Schwierigkeiten die
nötigen paar Zentimeter anzuheben, um so die Fessel zwischen ihren Handgelenken vom Haken zu
hieven.
»Bloom-oop-duh-lie!«, freute sich Darren.
»Ich danke dir, ich danke dir!«, kreischte Mavis, als ihre Füße den Boden berührten. Sie rannte zur
Tür hinaus.
Darren zuckte die Achseln. »Zoo-lee-doop«, sagte er und wankte ihr dann schwankend hinterher.
»Sieh dir bloß das ganze Zeug an«, stellte Carol voller Staunen fest. Sheree stand nervös hinter ihr in
Esaus dreckigem Schuppen, während ihre Freundin eine alte termitenzerfressene Kommode
durchwühlte.
Carol hielt ein dickes, titelloses Buch in die Höhe. Der Einband schien aus einer Art
Eidechsenhaut zu bestehen.
»Tolles Ding«, sagte Sheree. »Ein altes Buch.«
»Ja? Es ist in Arabisch geschrieben. Warum sollte dieser schwachsinnige Redneck ein Buch haben,
das in Arabisch geschrieben ist?«
Sheree ächzte müde. »Das weiß ich nicht ...«
Carol legte das Buch nieder, dann nahm sie ein paar andere Sachen aus der Kommode. »Sieh dir
das an. Das ist Geld, aber ...«
Sherees Blick huschte zu der Schublade, die mit alten Münzen und ein paar Geldscheinen ausgelegt
war.
»Dieses Geld hier ist irgendwie echt alt.« Carol hielt einen abgenutzten Silberdollar mit dem
Gesicht von William Jennings Bryan in die Höhe. Das Prägedatum lautete 1873. Mehrere
Zweidollarscheine zeigten Jeffersons Gesicht, aber ihr Druckdatum lag zwischen 1840 und 1850.
Mehrere matte Goldmünzen mit Werten von zehn und 20 Dollar lagen ebenfalls in der Schublade.
»Tolles Ding«, beharrte Sheree. »Er ist also ein Münzsammler ...«
»Dieses Landei? Du machst wohl Witze.«
»Dann gehören sie vielleicht seinem Großvater.«
»Sheree, einige von diesen Münzen sind viel älter als sein Großvater nach menschlichem Ermessen
sein kann. Dieser Kram muss über Generationen in seiner Familie weitergegeben worden sein.«
»Schön. Jetzt lass uns von hier verschwinden. Er könnte jeden Moment zurückkommen. Und hat er
nicht gesagt, er habe einen Bruder?«
Carol dachte kurz darüber nach. »Du hast recht. Warte an der Tür und sperr die Ohren auf. Wenn
du irgendwas hörst, pfeife.«
»Carol!«
»Geh einfach. Es dauert nur noch eine Minute.«
Kopfschüttelnd lief Sheree nach draußen und stellte sich an die Eingangstür. Das Acid arbeitete
immer noch in ihrem Kopf und desorientierte sie. Sie hatte ein Gefühl, als stehe sie auf einem
Trampolin, während sie sich zu konzentrieren versuchte. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum
Carol darauf bestand, die Hütte zu durchsuchen. Vielleicht brachte das LSD eine kleptomanische
Ader zum Vorschein. Oder vielleicht war sie auch einfach nur ein Schnüffler. Es lag wohl in der
Natur einer Frau, zu schnüffeln ... auch wenn die Frau einen Penis hatte.
Bevor sie noch mehr spekulieren konnte, glaubte sie etwas zu hören. Ein ganz leises Geräusch?
Oder nur ein LSD-bedingter Hörfehler?
Eine rasche Abfolge von leisen Knirschgeräuschen ...
Dann erstarrte Sheree und ihr quollen die Augen aus dem Kopf. Carol hatte ihr aufgetragen, zu
pfeifen, wenn sie etwas hörte, doch dafür blieb keine Zeit. So schnell ging alles.
So schnell tauchte die Gestalt auf.
Sheree verharrte in Schockstarre, als etwas aus dem Wald auftauchte, das sie zunächst für ein
Gespenst hielt. Für einen Geist, ja, wie eine Spukgestalt aus einem Todeslager – so sah es aus: wie
ein großes, skelettartig dünnes Mädchen mit kurzen braunen Haaren. Vollständig nackt. Ihre
Handgelenke waren zusammengebunden und ihre Hände bedeckten ihren Schamhügel. Die Innenseiten
ihrer mageren weißen Beine waren mit Blut verschmiert und ihre Augen waren zwar weit
aufgerissen, wirkten aber tot.
Schnell wie ein Waldgeist rannte die Gestalt an Sheree vorbei und murmelte dabei: »Fox! Fox! Sie
haben mir einen Fisch in die Vagina gestopft!«
Und dann war sie verschwunden.
War ... das ... die Wirklichkeit?, fragte sich Sheree. Sie blinzelte ein paarmal und holte ganz tief
Luft. Es hatte real ausgesehen. Aber ...
In diesem Moment hörte sie etwas lautere, aber schwerfälligere Geräusche, die sich ihr näherten.
Jetzt war es mehr Verdutztheit als Furcht, was sie lähmte.
Noch eine Gestalt schwebte aus der Dunkelheit heran.
Ein glänzender brauner Mann mit einem Bauch, der wie ein Fußball vorgewölbt war. Er ging, als
lahme er, da seine mageren Beine große Mühe hatten, das unverhältnismäßige Gewicht des Unterleibs
zu tragen. Er war ebenfalls nackt. Und ...
PUH!, dachte Sheree.
Wenn das eine Halluzination war, dann eine verdammt stinkende. Dieser braune Mann roch
schlimmer als eine Kloake. Merkwürdigerweise war nur sein Gesicht weiß – fahlweiß – wie die
Haut des Mädchens, das eben vorbeigerannt war. Der Rest seines Körpers schien verschmiert zu sein
mit ...
Ist das ... Kacke?, fragte sich Sheree.
Es war ein mit Scheiße bedeckter Mann!
Er blieb wie angewurzelt stehen, als er Sherees Anwesenheit registrierte. Er sah sie direkt an.
»Brab-nab-lee-gab«, sagte er.
Dann humpelte er davon.
Sheree starrte ihm schweigend hinterher.
Als Carol ihren Arm nahm, hätte Sheree beinahe laut aufgeschrien. »Habe ich eben eine Stimme
hier draußen gehört?«, fragte Carol.
»Äh ...«
»Sheree? Was ist los? Du siehst aus, als hättest du gerade ein Gespenst gesehen.«
Sheree schüttelte zögernd den Kopf. »Du willst gar nicht wissen, was ich gerade gesehen habe.«
»Doch nicht den Bruder von dem Hinterwäldler!«, kam Carols eindringliches Flüstern.
»Nein. Nein, das glaube ich nicht.«
»Was dann?«
Sheree wappnete sich gegen das, was sie über ihre Lippen kommen lassen würde. »Ich habe ein
nacktes mageres Mädchen gesehen, das sagte, es habe einen Fisch in der Vagina.«
Carol glotzte sie nur an.
»Dann habe ich einen ... von oben bis unten vollgeschissenen Mann gesehen.«
»Einen vollgeschissenen Mann?«
»Ja. Ja.«
Carols üppige Brüste wackelten unter ihrem engen Top, als sie kicherte. »Wow, ich schätze, das
Acid war doch stärker, als ich dachte.«
»Es war nicht das Acid. Ich habe sie wirklich gesehen.«
Carol konnte ihr Gelächter kaum noch zurückhalten. »Ein Mädchen mit einem Fisch in der Muschi
und einen von oben bis unten vollgeschissenen Mann? Ach, Sheree, das ist köstlich!«
»Aber, aber, aber ...«
»Du bist voll drauf.« Carol nahm Sheree am Arm. »Komm mit. Ich muss dir was zeigen.«
KAPITEL ZEHN
»Siehst du?« Am Pier hing ein kleines weißes Positionslicht, das Carol benutzte, um Sheree ihren
Fund zu zeigen. Zeitungsausschnitte. »Achte darauf, wie alt sie sind.«
LOCH NESS DES NORDWESTENS? lautete eine Schlagzeile aus dem National Enquirer. In dem
Artikel darunter stand:
»Es war groß«, sagt der langjährige Fischer Barnabas Marsh, »wie eine Riesenqualle oder ein
Wal mit Tentakeln.«
Letzte Woche war Marsh an einem obskuren See in der Nähe von Port Angeles, Washington,
angeln, als er ein riesiges »Etwas« im Wasser entdeckte.
»Es sah aus wie ein gewaltiger Schatten unter meinem Boot. Es muss 30 Meter lang gewesen
sein.«
Ein »Ungeheuer von Loch Ness« in Amerika?
»Was es auch war«, sagt Marsh, »angeln werde ich da nie wieder!«
Sheree verdrehte die Augen. »Es ist ein Artikel aus einem Schmierblatt, Carol. Was ist daran so
interessant?«
»Sieh dir das Datum an. 1961. Und du weißt, dass sie diesen See hier meinen.«
»Der Name des Sees wird nicht erwähnt.«
»Warum würde der Hinterwäldler sonst den Artikel aufbewahren? Hier, sieh dir den mal an.«
VERSCHWUNDENE PERSONEN STELLEN DIE ÖRTLICHE POLIZEI VOR RÄTSEL lautete
eine andere Schlagzeile, diesmal aus dem Port Angeles Examiner. In dem Artikel stand, dass über
einen Zeitraum von fünf Jahren über 20 Personen, hauptsächlich Jäger und Fischer, in der Umgebung
des ... Sutherland Lake verschwunden seien. Der Artikel stammte von 1946.
»Ich sehe immer noch nicht, was daran so bemerkenswert sein soll«, versicherte Sheree.
»Okay, was hat dieser Hinterwäldler gesagt, wie er heißt?«
»Jesaja? Nein, Esau. Irgendwas in der Art.«
»Genau, und er ist wie alt? Doch höchstens Mitte 20.«
»Würde ich sagen.«
»Also kann er unmöglich am Leben gewesen sein, als diese Artikel geschrieben worden sind,
richtig?«
»Richtig.«
»Okay, dann lies jetzt den dritten.« Carol setzte sich in Richtung Wald in Bewegung. »Ich bin
gleich wieder da.«
»Wohin willst du?«
»Ich muss mal – du weißt schon.«
»Was denn?«
»Ich muss kacken!«, flüsterte Carol zurück.
Carol verschwand hinter ein paar Bäumen. Sheree wandte sich wieder dem Licht zu und entfaltete
den Zeitungsausschnitt, den Carol aus Esaus widerlichem Schuppen entwendet hatte. Dieser (auf viel
dünnerem Papier gedruckt und vergilbter als die anderen) stammte aus einem Blatt mit dem Namen
The Juan de Fuca Reporter. Tatsächlich war es kein Artikel, sondern eine Anzeige.
NEUER ANGELPLATZ!
Herrlich angeln am Sutherland Lake!
Soeben eröffnet: unser Laden für Angelbedarf an der Südostspitze von Harstene Island!
Lebendköder, Ausrüstung und Haken! Fragen Sie nach Enoch oder Esau, ihren freundlichen
Besitzern!
Sherees Augen verengten sich voller Argwohn, doch dann weiteten sie sich, als sie oben auf der Seite
das Datum sah: 25. Mai 1857.
Carol sah zwar aus wie eine Frau, aber der Schiss, den sie im Wald hinlegte, war mannsgroß.
Heiliger Bimbam, dachte sie mit einem zarten, mädchenhaften Kichern. Sie hatte ihren engen
Jeansrock hochgeschoben, sich hingehockt und ein halbmeterlanges Stück Stuhl so fett wie eine
Krakauer aus ihren Gedärmen ausgeschieden. Ihr Schwanz, der beinahe ebenso dick war, hing schlaff
zwischen ihren hübschen Beinen, und die rüsselartige Vorhaut kratzte am Waldboden. Sie runzelte die
Stirn angesichts einer Serie von lauten Fürzen – ganz und gar nicht damenhaft! – und spürte
tatsächlich, wie von dem großen Haufen die Wärme zu ihrem Hintern aufstieg. Ihr Penis zuckte und
ihre großen Eier schaukelten, als ihr Schließmuskel den letzten Rest der Wurst abkniff. »Verdammt«,
flüsterte sie, immer noch in der Hocke. »Womit wische ich mich jetzt ab?«
Sie schimpfte auf sich selbst, daran nicht früher gedacht zu haben, aber schließlich war dies ihr
allererster Schiss in der freien Natur. Sie sah sich nach einem Blatt oder irgendetwas um ...
... als sich die große, übel riechende Hand auf ihren Mund legte.
Carol fiel augenblicklich in Ohnmacht.
»Ich hab was, womit du dich abwischen kannst, Schätzchen«, wehte ihr Esaus widerlicher Atem
ins Ohr. Seine freie Hand fuhr ihre Arschritze entlang und nahm dabei einige der Kotreste mit, die er
ihr dann ins Gesicht schmierte. Den Rest leckte er sich von seinen ohnehin schon verdreckten Fingern.
Mmm, dachte er. Steak und Kartoffeln gestern Abend ...
Er warf sie sich über die Schulter und trug sie davon.
Sheree wusste nicht, was sie von der 140 Jahre alten Anzeige halten sollte. Doch bevor sie die
Möglichkeiten im Einzelnen durchgehen konnte, schien ihr plötzlich ein helles Licht ins Gesicht.
Ein Boot näherte sich der Anlegestelle.
»Sheree?«, rief Bob ihr zu. »Bist du das?«
»Ja!« Sie sprang auf und winkte. »Beeil dich!«
Während Bob das SeaRay zum Ufer lenkte, drehte sich Sheree zum Wald um. Wo blieb Carol?
»Carol? Beeil dich!« Jesus Christus, wie lange dauert es, in den Wald zu kacken?
Bob stellte den Motor ab und vertäute das Boot am Pier. Er kam an Land und lief so schnell er
konnte zu Sheree.
»Wir haben uns Sorgen gemacht«, erklärte er, von dem kurzen Trab ordentlich ins Schwitzen
gekommen. »Was macht ihr denn hier auf der Insel?«
»Wir ...« Sheree zögerte. Wir haben uns das Hirn rausgevögelt, und das Boot ist hierher
getrieben, wäre die Wahrheit gewesen, aber das konnte sie natürlich nicht sagen. »Uns war einfach
nach ... einem Spaziergang. Aber ...« Sheree hielt aufgeregt die alten Zeitungsausschnitte in die Höhe.
»Sieh mal, was wir gefunden haben. Das ist hier echt komisch ...«
»Wo ist Carol?«
»Sie ist ...« Sheree zeigte verlegen hinter sich. »Sie ist – du weißt schon.«
»Nein, weiß ich nicht«, erwiderte Bob. Er klang streng.
»Sie benutzt, äh, die einzige Damentoilette, die im Moment zur Verfügung steht.«
»Ach so.« Er sah sie ernst an, durch einen Schleier der Trunkenheit. »Fickst du sie?«
»Du meine Güte – Bob! Natürlich nicht! Sei nicht albern!«, log Sheree. »Ihr Männer, ihr seid
immer so eifersüchtig.«
Gott, ich kann so mühelos lügen.
Sie wedelte mit den Zeitungsausschnitten. »Aber sieh mal. Sieh dir an, was wir in ...«
»Wo ist sie?«, unterbrach Bob sie erneut. »Das ist doch total daneben. Ashton und ich sind den
ganzen gottverdammten Tag mit dem Boot draußen und arbeiten uns den Arsch ab und ihr zwei macht
hier auf der Insel rum, wo es doch schon nach Mitternacht ist.« Er stapfte in Richtung Wald davon.
»Bob, in Gottes Namen«, flehte sie, während sie ihm folgte. »Wir haben nicht rumgemacht!«
Wenigstens war das nach Sherees Definition keine Lüge. Wir haben einander gefickt und geleckt,
bis wir nicht mehr kommen konnten. Das ist schon etwas mehr als Rummachen.
»Carol!«
Keine Antwort.
»Also schön …Wo ist sie?«
»Sie müsste eigentlich ... genau hier sein«, sagte Sheree und zeigte auf etwas.
Hinter den Bäumen, in dem Bereich, auf den sie gezeigt hatte, war jedoch keine Spur von Carol zu
sehen. Nun ja, eine Spur gab es. Ein beeindruckender Scheißhaufen, der im Mondlicht auf dem Boden
lag.
Und immer noch dampfte.
»Verstehst du denn nicht?«, erklärte Esau. »Was wir hier draußen machen, ist gar nicht so schlimm,
nicht wirklich. Wir kümmern uns nur um unseren eigenen Kram und unseren Großvater. Das ist eine
Familientradition.«
Bei diesen Worten kam die heiße blonde Stadtschnalle mit den großen Titten wieder zu
Bewusstsein. Ihr Gesicht war von einem Schmier ihrer eigenen Scheiße entstellt.
Esau hielt ihr eine Fleischgabel an den Hals.
»Fang jetzt bloß nicht an zu schreien, sonst muss ich dir in die Kehle stechen. Hast du mich
verstanden?«
Irgendwie gestatteten Schmerzen und Grauen Carol, bejahend zu nicken. Wie bei einer Kreuzigung
war sie in einem stinkenden Holzschuppen mit den Händen an eine Wand genagelt worden. Trübe
Öllampen warfen mattes Licht auf die Holzlattenwände. Sie hatte noch ihre Kleider an, aber ein
grimmiges Gefühl, dass dies nicht mehr lange der Fall sein würde.
Esaus Blick rann wie zäher Geifer über ihren Körper. »Gott im Himmel, ich finde, dass du ʼn ganz
heißes Mädchen bist! Heißer als der Deckel auf ʼnem Werkstattofen!« Seine Geilheit lenkte den
Jungen ab. Er durfte nicht vergessen, dass dies eine ernste Angelegenheit war. »Also, wie ich schon
sagte, klar rupfen wir ʼn paar Leute hier und ʼn paar Leute da, aber das ist der Lauf der Welt. Wir
kümmern uns um unseren Großvater und versorgen ihn mit dem besten Futter, das wir hinkriegen – so
hab ich auch gelernt, richtig vornehm zu kochen. Aber weißt du, im Augenblick haben ich und mein
Bruder Enoch ein Problem. Und ich muss wissen, ob du vielleicht irgendwas gesehen hast.«
Tränen verwandelten Carols Mascara in schwarze Augen. »Ich-ich-ich weiß nicht, was Sie
meinen!«
»Ich muss wissen, ob du heute Nacht irgendwas ... Komisches gesehen hast. Seit du auf der Insel
bist.«
»Ich-ich-ich«, wiederholte Carol. »Moment mal! Ich habʼs nicht selbst gesehen, aber ...«
»Ja?«
Carol brach in noch mehr Tränen aus. »Sie würden es nicht glauben!«
»Lass es einfach drauf ankommen, meine Hübsche.«
»Also-also-also, das war Sheree. Sie hat gesagt, sie habe ...«, aber dann löste sich der Rest ihres
Satzes in mehr gestottertes Grauen auf.
Esau pikste ihr mit der Fleischgabel in den Hals. »Sagʼs mir, Blondie, sonst grab ich dir den
Adamsapfel wie ʼn Fleischbällchen aus.«
»Sheree hat gesagt, sie habe e-e-einen mit Scheiße beschmierten Mann und ein dünnes Mädchen
gesehen, die gesagt haben soll, dass sie einen Fisch in der Muschi hat!«, spulte Carol von Grauen
erfüllt ab, ohne Luft zu holen.
Esaus Blick verweilte bei dem, was sie gesagt hatte, und sein Mund war weit geöffnet. »Okay,
Süße, das ist prima, das ist einfach klasse. Aber ich muss wissen ... wo. Wo hat deine Freundin den
mit Scheiße beschmierten Mann und das dünne Mädchen gesehʼn?«
»Direkt vor Ihrer Hütte!«
Esau stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Jetzt wusste er, wo er suchen musste! Sie konnten
nicht weit gekommen sein, oder? Schade, dass ich diese Schnalle jetzt kaltmachen muss, dachte er,
aber ich hab jetzt keine Zeit zum Rumvögeln. Er wollte ihr schon die Fleischgabel in den Hals
rammen, doch dann kam ihm ein selbst für Esaus beschränkten Verstand ziemlich offensichtlicher
Gedanke. »Also Augenblick mal, Mädel. Woher weißt du, wo meine Hütte ist?«
Carols hübscher Mund öffnete und schloss sich wieder. Sie schluckte.
Esau gab ein wenig mehr Druck auf die Gabel. »Sag mir die Wahrheit, dann lass ich dich leben«,
log er. »Wenn du mich anlügst, reiß ich dir die Luftröhre raus. Ich quetsch dir die Augen aus und ess
sie dann wie Pflaumen.«
Carol schluchzte jetzt aus vollem Halse und schauderte wegen der Nägel in ihren Handflächen.
»Wir sind nur spazieren gegangen, das schwöre ich! Dann haben wir durch Ihr Fenster geguckt und
Sie gesehen.«
Esaus Brauen hoben sich sehr hoch. »Mich gesehen? Was hab ich gemacht? Lüg nicht!«
»Wir haben gesehen, wie Sie ma-ma-masturbiert haben!«, gestand Carol.
Esau legte den Kopf schief. »Hä?«
»Wie Sie sich einen runtergeholt haben! Mit ... den Würmern!«
Esau lächelte und nickte. Zwei richtige Dreckshuren, wie? In der Nacht rumschleichen? Und den
Leuten durchs Fenster sehen? »Tja, Schätzchen, danke dafür, dass du ehrlich zu mir bist ... weil ichʼs
nämlich nicht bin. Ich mach dich auf jeden Fall kalt, bloß noch nicht jetzt. Zuerst muss ich dich mal so
richtig durchficken.«
Rotz glänzte unter Carols Nase, da sie unkontrolliert schluchzte. Esau ließ seinen Overall fallen
und einen halben Ständer sehen. Der einzelne kiwigroße Hoden schwang in dem eigenartig haarlosen
Skrotum hin und her. Der Penis selbst war jedoch noch eigenartiger. Er war weiß wie Wachs und mit
Beulen bedeckt und seine Außenhaut war mit dunkelvioletten Punkten gesprenkelt wie bei einem
Tintenfisch. Nur die Spitze sah normal aus. Als Esau den Penis kurz streichelte, erhob er sich zu
voller Steifheit.
Völlig verdutzt erbleichte Carol, als sie ihn sah.
»Dann wollen wir doch mal ʼnen Blick auf deine Muschi werfen«, begeisterte sich Esau. »Ich
wette, du hast ʼne richtig tolle, hm, wie ʼne große heiße Pfirsichtorte!«
Was in ...
Es war keine Pfirsichtorte, auf die Esaus Blick fiel, als er Carol den Jeansrock hochschob, sondern
ein großer Schwanz.
»Du willst mich verarschen!«, brachte er heraus, nun selbst verdutzt. »ʼne Schnalle mit ʼnem
Schwanz!« Die Verblüffung bei Esau war natürlich von mehr als nur ein wenig Neid begleitet, denn
Carols Penis war doppelt so groß wie seiner.
»Ich weiß, was du bist!«, jammerte er. »Du bist wie die Leute in der Jerry Springer Show! Homo-
Kerle, die an ihrem Körper rummachen, damit sie wie Schnallen aussehen und normale Kerle
reinlegen können!«
Esau zog seinen Overall wieder hoch und eine Geflügelschere aus einer Tasche. »Ja, schneiden
wir den Dödel doch einfach ab. Die Eier auch. Ist nicht richtig, dass du ʼn Pimmel hast.« Er schaute
ihn noch einmal stirnrunzelnd an. »Vor allem nicht so ʼn großen.«
Als Carol die Geflügelschere sah, stieß sie einen schrillen und sehr weiblichen Schrei aus und fiel
in Ohnmacht.
Hmm, dachte Esau. Nun, da es an der Zeit war, zur Sache zu kommen, zögerte er. Vielleicht ließ
sich noch etwas Besseres damit anfangen.
»Wenn ichʼs mir recht überlege, Schätzchen, warten wir vielleicht einfach noch ʼn Weilchen damit
...«
»Gottverdammt noch mal«, murmelte Ashton. Er hatte sämtliche Aale im hinteren Kühlschrank
verstaut, noch ein Bier getrunken, danach noch ein Glas Wein, und dazu einen Zigarillo geraucht.
Seiner Cartier-Uhr zufolge war es mittlerweile ein Uhr.
»Wo zum Teufel sind sie?« Er lugte stirnrunzelnd durch das Seitenfenster des Winnebago. Auf der
anderen Seite des mondbeschienenen Sees konnte er Bobs SeaRay erkennen, das am Inselpier vertäut
lag.
»Was in Gottes Namen machen die da drüben?«
Ein unerwartetes Klopfen an der Tür erschreckte ihn. Wenn alle auf der Insel sind, schlussfolgerte
er, wer kann dann an die Tür klopfen?
Ashton riss die Tür auf.
»Hi, Mr. Morrone ...«
Ashton starrte das kesse, hübsche Mädchen vor der Tür an. Eine Brünette in einem weißen Top
und ordentlichen weißen Shorts. Sie kam ihm bekannt vor ...
»Sie sind Serviererin in meinem Restaurant, nicht wahr?«
»Rochelle«, sagte das Mädchen.
»Was um alles in der Welt machen Sie hier?«
»Na ja, der stellvertretende Geschäftsführer Mr. Curwen hat Ihre Handynummer verloren, also hat
er mich geschickt. Er muss wissen, für welchen Tag diese Hochzeitsgesellschaft den Bankettraum
gemietet hat. Er sagt, Sie haben vergessen, es ihm zu sagen.«
Ashtons Gesicht legte sich in gereizte Falten. »Ach, um Gottes willen. Kommen Sie rein.« Er ließ
sie in das beleuchtete Wohnmobil eintreten. »Das ist Samstag, ich habe es ihm mehrfach gesagt. Aber
ich weiß die Mühe zu schätzen, die Sie sich machen, Michelle.«
»Rochelle.«
»Äh, ja. Das ist eine lange Fahrt hierher. Möchten Sie etwas trinken?«
»Nein, danke.«
Ashton nahm sich sein vermutlich 18. Bier des Tages. Doch als er sich umdrehte, starrte er sie an.
Jetzt, wo sie im Licht stand, fiel ihm auf ...
»Mein Gott, Mädchen. Ihre Nase ist so groß wie eine Alaska-Erdbeere! Was ist passiert?«
»Ach, verdammt!«, rief Rochelle und fing dann an zu schluchzen. »Ich habʼs doch gewusst!«
Ihr Hiersein war seltsam genug und ihre Frage nach dem Termin für die Hochzeitsgesellschaft war
ebenso seltsam. Doch dann brach sich ein noch seltsamerer Gedanke Bahn durch seinen dumpfen
Rauschzustand.
Ich habe niemandem gesagt, wo ich hinfahre ...
»Roseanne?«
»Ich heiße Rochelle«, schluchzte sie, während sie sich die geschwollene Nase hielt.
»Von mir aus.« Ashton zupfte an seinem Bart. »Woher wussten Sie, wo ich bin? Curwen habe ich
nur gesagt, dass ich einen Angelausflug mit meinem Bruder mache. Aber nicht, wohin.«
Rochelle hörte auf zu schluchzen. Ihr Blick hatte jetzt etwas Ängstliches. Sie ließ die Hand von
ihrer geschwollenen Nase sinken. »Ich, äh ...«
»Sie hat es für mich getan, Morrone«, verkündete eine neue Stimme.
»Sie!«, rief Ashton.
Es war sein Erzrivale, der gerade in das Wohnmobil stieg: M. Gerald James.
»Meine Güte, wir sehen heute aber fett aus, hmm, Ashton?«
»Was wollen Sie denn hier, Sie pingeliger Großkotz?«, wetterte Ashton.
James antwortete affektiert. »Haben Sie die 130 auf der Waage schon erreicht? Das muss an den
vielen Big Macs liegen, denn gewiss essen Sie nicht in dieser Latrine, die Sie Restaurant nennen. In
dem Saftladen würde ich nicht mal essen ... wenn ich das Maul Ihrer Mutter hätte.«
»Das sind beleidigende Worte, James!«, explodierte Ashton. Seine Männerbrüste schwangen unter
dem Hemd hin und her, als er auf James losgehen wollte, bis ...
Klick!
... James einen kleinen 22er Revolver zog und den Hahn spannte.
Ashtons kämpferisches Vorpreschen fand ein abruptes Ende. »Haben Sie den Verstand verloren?
Was hat das alles zu bedeuten? Warum sind Sie hier?«
James strich sich mit dem Finger über die Linie seines dünnen Bärtchens. »Ach, ich war nur ein
wenig neugierig, mein lieber korpulenter Freund. Wie ist denn das Angeln hier draußen?«
Ashton stand fett und schmollend da.
»Wie beißen denn die Forellen und die Zander? Haben Sie schon Barsche gefangen oder ...
Muschelknacker? Hmm?«
»Ach, darum geht es also!«, fauchte Ashton. »Tja, es freut mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie
unsere Zeit vergeudet haben. In diesem See gibt es keine Aale!«
»Ach?«, sagte James. »Und diese ziemlich großen Kühlboxen, die Sie und Ihr lächerlich
fettleibiger Bruder gerade hereingeschleppt haben? Die waren wohl voll mit Seewolf?« James öffnete
die Tür des hinteren Kühlschranks. Er schaute hinein, stutzte und bekam dann einen Gesichtsausdruck,
als habe er soeben das echte Turiner Grabtuch gefunden.
»Mein Gott ...«
In den Kühlboxen schwammen lebende Aale zu Hunderten.
»Machen wir einen Deal, James«, bot Ashton an. »Wir teilen den Ertrag. Wir erzählen keinen von
diesem See und machen halbe-halbe.«
Jamesʼ Stirn legte sich in Falten. »Ein großzügiges Angebot, das muss ich schon sagen ... also gut,
Sie haben einen Deal ...« Und dann feuerte James prompt drei Kugeln in Ashtons massige Brust. Die
Kugeln schlugen ein ... PAP! PAP! PAP! – und schoben Ashton durch das Wohnmobil nach vorne. Das
Vehikel erbebte, als er flach auf dem Rücken landete. Er zappelte kurz wie ein Lachs am Haken, dann
lag er still.
»Sie haben ihn umgebracht!«, kreischte Rochelle, die sich ihre knollenförmige Nase hielt.
»Natürlich habe ich das!«, schnauzte James zurück. »Und er hat es verdient! Er ist ein fetter
Rumtreiber, der sich als Koch ausgibt. Seine bloße Existenz diffamiert die kulinarischen Künste! Tja,
und jetzt habe ich dieser schändlichen Existenz ein Ende bereitet.« James kicherte auf den schlaffen
Ashton herab. »Dafür sollte ich den James Beard Award bekommen.«
»Was machen wir jetzt?«, kreischte Rochelle weiter. Ihr ansteigender Blutdruck schien die
Schwellung ihrer Nase noch zu vergrößern.
»Wir nehmen den Aal und fahren nach Seattle zurück«, antwortete James schlicht.
»Na, dann nichts wie los! Fangen wir an! Wir müssen von hier verschwinden!«
»Warum die Eile, mein Schatz? Niemand weiß, dass wir hier sind. Aber vergiss nicht, dass hier
tatsächlich noch ein paar Leute sind, die von diesem See und seinem Inhalt wissen.« James lächelte
gemein. »Ashtons kugelrunder Bruder und die beiden Frauen. Offensichtlich sind sie drüben auf der
Insel.«
Das Lächeln wurde breiter. »Also müssen wir uns auch um sie kümmern.«
KAPITEL ELF
Bob hatte zwei Taschenlampen aus dem SeaRay geholt, und jetzt schlichen er und Sheree durch den
Wald und ließen deren helle Strahlen hin und her wandern.
Bob war den Tränen nah.
»Das ist verrückt! Wo kann sie sein?«
»Mach dir keine Sorgen«, versuchte Sheree ihn zu trösten. »Wir finden sie. Wir ... Tja, wir waren
wohl beide ziemlich daneben.« Sie scheute sich, ihm von dem »Bebo«-LSD zu erzählen. »Wir, äh,
haben reichlich getrunken. Wahrscheinlich ist sie immer noch ziemlich voll. Ich wette, sie ist einfach
ziellos in irgendeine Richtung gelaufen.«
Bob wirkte nicht überzeugt.
»Was sind das alles für Schuppen?«, fragte er. »Sie sind alle mit Gestrüpp bedeckt. Das sieht fast
aus, als wären sie hier im Wald versteckt.«
»Ich weiß nicht«, antwortete Sheree, doch sie musste zugeben, dass sie irgendetwas an der Reihe
langer Schuppen störte. Viele von ihnen waren fensterlos oder hatten nur Fenster hoch oben unter dem
Dach. Und irgendwie roch es für sie auch nach ...
Grillparty?
»Du glaubst nicht, dass Carol ...«
»Nein, Bob, ich bin sicher, sie ist nicht in einen von diesen Schuppen gegangen«, gab Sheree
zurück. »Ich sagte doch, sie ist betrunken. Sie ist einfach nur in die falsche Richtung gelaufen.«
»Ja, aber ...« Bob schnüffelte. »Irre ich mich oder riecht es hier nach Gegrilltem?«
»Ich rieche es auch«, gab Sheree zu, ohne stehen zu bleiben. »Wahrscheinlich gibt es hier ein
Räucherhaus oder irgendwas. Dieser junge Hinterwäldler, der hat was davon gesagt, dass er Koch
ist. Und Ashton ist sein Held.«
»Dieser blöde Ashton«, murmelte Bob. »Ich wusste doch, dass die Fahrt hierher eine dämliche
Idee ist. Jetzt hat er seinen gottverdammten Aal, aber ... ich habe Carol verloren!«
Bob fing tatsächlich an zu flennen. Sheree klopfte ihm auf die Schulter. »Hör auf, dir solche Sorgen
zu machen. Wir finden sie.«
Sie gingen weiter. Ihre Schritte knirschten. Sheree konnte die beiden Strahlen ihrer Taschenlampen
sehen, die vor ihnen durch die Dunkelheit stachen. Aber plötzlich ...
Ertönte ein lauteres Knirschen, dann ein Geräusch, als habe Bob – oder irgendwer – etwas wie
Uff! gegrunzt ...
... und plötzlich konnte Sheree die beiden Strahlen ihrer Taschenlampen vor sich nicht mehr sehen.
Da war nur noch der einzelne Strahl ihrer eigenen.
Vollkommen perplex sah sie sich hektisch um und ließ das Licht umherwandern. Von Bob war
nichts zu sehen!
»Bob!«
Keine Antwort.
Jesus Christus! Vor einer Sekunde hat er noch direkt neben mir gestanden!
Ihr Licht wirbelte in alle Richtungen. »Bob! Wo bist du?«
Doch da war kein Bob zu sehen – nirgendwo.
Zuerst Carol und jetzt Bob?
Jetzt war sie wirklich verängstigt. Das Acid war immer noch in ihr und interpretierte in jedes
Blätterrauschen eine furchtbare Bedeutung hinein.
»Zur Hölle damit«, flüsterte sie leise. Sie rannte zum Pier zurück, so schnell es ihre Füße in den
Turnschuhen gestatteten. »Ich muss zurück ans Ufer! Ich muss Ashton holen!«
Doch als sie am Pier ankam ... war das Kurbelfähren-Boot verschwunden.
»Das nenne ich ein gutes, braves Mädchen«, lobte James. »Natürlich würde ich es selbst machen,
wenn ich nicht diese Probleme mit der Bandscheibe hätte.«
Nach entsprechender Anweisung hatte Rochelle die Kurbelfähre ans Ufer zurückgekurbelt,
woraufhin sie und James ins Boot gestiegen waren. Nun war sie mit mehr als nur ein wenig
Anstrengung damit beschäftigt, das Boot in die andere Richtung zu kurbeln, nämlich zu der Insel.
James saß unruhig im Heck, während Rochelle sich an der Kurbel abmühte. Nur noch drei
Personen, die ich umbringen muss, dachte er, während er sich die Hände rieb, dann gehört das
Geheimnis mir allein! Aber diesen bauchigen Hochstapler Ashton umzubringen war das Beste
gewesen. Die bloße Erinnerung an den Mord an seinem Konkurrenten sorgte für eine pulsierende
Erektion in seiner Hose.
Die Aussicht half auch nicht, sie zu unterdrücken.
Herrje. Was für ein Anblick!
Rochelles zierlicher Hintern reckte sich ihm bei jeder Kurbelbewegung entgegen. James konnte den
Anblick im Mondschein nicht mehr ertragen und im nächsten Augenblick hatte er seinen Ständer vorn
aus der Hose geholt.
»Gott, tut mir die Nase weh«, murmelte Rochelle, während sie kurbelte. Da sie mit dem Rücken zu
ihm stand, konnte sie nicht sehen, was er tat. Doch dann warf sie einen Blick über die Schulter. »Ach,
um Gottes willen!«
»Ich kann nicht anders, Süße«, gestand James, der ganz offen masturbierte. Seine Eier hüpften auf
und ab, während er den Schaft bearbeitete. »Deine Schönheit bringt mich in Wallung.«
Sein Puls beschleunigte sich. Seine Stirn bedeckte sich mit Schweißperlen. Er sah Rochelle
verlegen an. »Bitte, Schätzchen. Es dauert nur eine Minute. Es macht dir doch nichts aus, diese Shorts
auszuziehen, oder?«
Rochelle seufzte, und ihre Schultern sanken herab. Sie ließ die Kurbel los und streifte dann die
weißen Shorts ab.
»So ein braves, wunderbares Mädchen«, murmelte James. Er quetschte Gleitflüssigkeit aus seinem
Schwanz und verrieb sie auf der Eichel. Dann war er auf den Beinen, mit wackligen Knien, und
parkte seinen nassen Schwanz von hinten in Rochelles Vagina.
»Und jetzt«, hauchte James, »kurbel einfach weiter ...«
Nicht gerade erbaut, machte sich Rochelle wieder ans Kurbeln. James brauchte nur dazustehen und
ihre Hüften festzuhalten. Ihr Oberkörper hob und senkte sich und ihr Unterleib fiel in einen
entsprechenden sexuellen Rhythmus.
»Ja, ja«, murmelte James lustvoll. Er fing an, gegenzustoßen, um die Vereinigung ihrer Genitalien
zu verstärken.
»Seien Sie vorsichtig, Mr. James!«, warnte sie ihn über die Schulter. »Sie bringen das Boot zum
Kentern!«
James hörte sie gar nicht. »Okay, mein liebes Kleines! Jetzt!«
»Jetzt was?«, maulte sie.
»Du weißt schon«, bettelte James wie ein Kind.
Rochelles Stirnrunzeln hätte nicht verächtlicher sein können. Während Jamesʼ Penis weiterhin vor
und zurück stieß, fing Rochelle an zu urinieren.
Ja, ja! Die heiße Flut ergoss sich jetzt auf James und stachelte seine Lust an. »Kurbel weiter,
Mami!« Er japste. »Kurbel weiter!«
Rochelle kurbelte und pisste weiter. Urin sprudelte aus dem Schlitz ihres Geschlechts und tropfte
von Jamesʼ Eiern auf den Boden des Bootes und durchnässte seine Hose.
Näher, näher. Jamesʼ Hüften stießen gegen ihren Hintern. Und als er wieder an den fetten Trottel
Morrone dachte und dass er tot im Wohnmobil lag, schauderte James und wurde starr, während er
sich auf die Zehenspitzen stellte. Im Augenblick der ersten Zuckungen seines Orgasmus zog er etwas
zu fest an ihren Hüften, und ...
KLATSCH!
... Rochelles Hand rutschte von der Kurbel ab und die Kurbel flog hoch und traf sie mitten ... auf
die Nase.
Als sie nach vorn zusammenbrach, blieb James stehen, dessen Höhepunkt bedauerlicherweise noch
nicht vorbei war. Rochelle, die unter heftigen Schmerzen litt, jammerte auf dem Boden des Bootes,
die Hände vor das Gesicht geschlagen. »Sie hat mich direkt auf die Nase getroffen!«, kreischte sie,
während ihr das Blut aus der Nase tropfte.
Verdammt!, dachte James. Schon wieder sie und ihre gottverdammte Nase, und auch noch mitten
in meinem ...
Der Urinstinkt veranlasste James, den Rest herauszuwichsen. Dünne Samenspritzer landeten auf
Rochelles Rücken. Ahhhh, ahhhh, dachte er. Gute Mami, gute Mami ...
Ohne Shorts, mit blutigem Gesicht, vor Schmerzen zusammengekrümmt und in ihrem eigenen Urin
liegend, weinte Rochelle wie ein Baby. Ihre Finger berührten zaghaft ihre Nase. »Sie fühlt sich jetzt
an wie eine faule Tomate!«
Nun verausgabt, atmete James aus und strich sich die letzten Empfindungen aus seinem weicher
werdenden Penis, um ihn schließlich zurück in seine Hose zu stopfen. Er leckte sich die Hand ab und
kostete das Ambrosia von Rochelles Urin.
»Es tut so weh!«
Als sie sich im Mondschein umdrehte, musste James kichern. Ihre Nase sah tatsächlich wie eine
zerquetschte Tomate aus. »Nun, nun, meine Liebe. Das kommt alles wieder in Ordnung«, sagte er.
»Nein, kommt es nicht!«, widersprach sie, während die Tränen strömten. »Sie ist ruiniert!«
»Wenn wir mit unserer Arbeit auf der Insel fertig sind«, erinnerte er sie, während er auf die kleine
Waffe in seinem Gürtel klopfte, »wird mich diese veritable Fundgrube für Muschelknacker-Aal reich
machen. Ich kaufe dir eine neue Nase! Und auch sonst alles, was du willst. Darauf gebe ich dir mein
Wort.« Dann beugte sich James endlich vor, um ihr aufzuhelfen, und rief ...
»Huch!«
... als seine Knie plötzlich einknickten und er über Bord fiel.
Bei dem Geräusch des Wasserplatschens riss sich Rochelle zusammen und fasste sich wieder. Dies
mochte sich als etwas ernster erweisen als ihre Nase.
»Mr. James!«, rief sie, während sie über die Bootswandung ins Wasser schaute. Der See kräuselte
sich kaum. Sie hatte das Klatschen gehört, doch danach nichts mehr. »Mr. J...«
»...ames!«, hörte M. Gerald James unter Wasser. Blasen explodierten aus seinem Mund: Etwas schien
sich um ihn geschlungen zu haben. Er konnte nichts sehen, und das war vermutlich auch gut so. Er
schien in einen Kokon aus sich windenden, viertelmeterdicken Schlangen gehüllt zu sein und gegen
etwas gepresst zu werden, das sich wie eine kühle Wand aus Schleim anfühlte. Die Wand schien sich
vor und zurück zu wölben. James war blind unter dem trügerischen Wasser und kurz davor zu
ertrinken. Plötzlich kreiste kein Blut mehr in seinen Adern, sondern schieres elektrisches Grauen, und
ebenso plötzlich verblassten alle Dinge, die er liebte – Kochen, angepisst zu werden,
Muschelknacker-Aal, Morden –, zu nichts. Was blieb, war sein Leben, das ihm nun entrissen wurde
von irgendeinem ...
Ding!, schaffte es James zu denken.
Was ihn auch umgab, es fühlte sich gewaltig an, dem schlanken, weltmännischen Meisterkoch mit
dem Menjou-Bärtchen mehr als nur gewachsen. Dennoch kam es einen Augenblick, bevor ihm, wie er
wusste, die letzte Atemluft aus der Lunge gepresst wurde und er Seewasser eingeatmet hätte, zu einem
letzten Ausbruch übermenschlicher Kraft. Seine Beine stampften so wirkungsvoll im Wasser um sich
wie die Rückenflosse eines Delfins.
Und plötzlich, trotz des kräftigen schlangenartigen Geschöpfes um seine Taille, schoss James in
dem trägen Wasser nach oben. Höher, höher, kämpfend bis zur letzten Faser seines lebendigen Seins,
bis seine Hände die Oberfläche durchbrachen und die Bootswand zu fassen bekamen, und dann ...
... zog sich Mr. James daran hoch. Rochelle jubelte ... trotz ihrer zerschmetterten Nase.
»Hilf mir!«, heulte James.
Die Seite des Bootes begann sich zu neigen, als Rochelles Arbeitgeber an Bord zu klettern
versuchte. Etwas schien ihn zurückzuhalten, doch Rochelle konnte sich nicht vorstellen, was.
»Hilf mir!«
Ohne Hose, mit pochender Nase und durchnässt von Urin, streckte Rochelle tapfer die Hand aus.
Sie packte Jamesʼ ausgestreckten Arm und zog.
Doch je fester sie zog, desto weiter neigte sich der Rand der Bootswandung dem Wasser entgegen.
Ich ... bringe das Boot zum Kentern, ging ihr auf.
Etwas hielt James tatsächlich zurück, etwas, das sehr stark und ganz eindeutig viel stärker war als
sie.
Rochelle ...
»Neeeeein!«, schrie James.
... ließ Jamesʼ Arm los, wenn auch nur aus banalem Selbsterhaltungstrieb.
Im Laufe des bizarren Tauziehens war es James gelungen, sich bis zur Hüfte aus dem Wasser zu
ziehen, doch als Rochelle losließ, fiel er zurück und klammerte sich nur noch mit den Händen am
Bootsrand fest.
Sein nasses, irres Gesicht flehte: »Hilf mir, bitte!«
»Leck mich! Dann bringe ich das Boot zum Kentern!«
Dann kauerte sich Rochelle passenderweise im Heck zusammen und sah zitternd zu. In den letzten
Augenblicken, bevor aus ihrem Arbeitgeber ihr ehemaliger Arbeitgeber wurde, konnte James noch
ein paar kostbare Zentimeter zurückgewinnen und neigte das Boot wieder, in seinem krampfhaften
Bemühen, an Bord zu klettern, und da konnte Rochelle im klaren Mondlicht einen Blick auf das Ding
werfen, das um Jamesʼ Taille gewickelt war.
Es sah aus wie ein glänzender, glitschiger Elefantenrüssel.
Dann zog sich der Rüssel abrupt fester zusammen, und ...
»AAAAHHHHHH!«, kam Jamesʼ gedämpfter Aufschrei.
... sein gesamter Verdauungstrakt explodierte aus seinem Mund und landete im Boot. Ein letztes
Zusammenschnüren brach James das Rückgrat wie eine ungekochte Spaghetti. Ein Reflex veranlasste
ihn, mit den Zähnen zu knirschen, die seine zusammenhängenden Innereien durchbissen.
Jamesʼ Körper wurde unter Zurücklassung seiner Eingeweide im Boot nach unten in den See
gezogen.
Dann – Stille.
Rochelle zitterte in der Embryonalhaltung, die sie im Heck angenommen hatte. Sie lutschte am
Daumen, solche Angst hatte sie. Etwas Langes tauchte aus dem Wasser auf und stieg in die Höhe. Es
schien auf sie herabzuschauen und es war kein Elefantenrüssel.
Es klatschte nass auf den Bootsboden und schlängelte sich dann weiter über Rochelles Taille.
Einen entsetzlichen Moment lang konnte sie das riesige Wesen sehen, mit dem das Anhängsel
verbunden war, dann zog es sich mit schnellem Ruck zusammen. Ebenso wie bei James wurde ihr der
gesamte Verdauungstrakt aus dem Mund gequetscht.
Rochelle hatte keine Zeit mehr, zu schreien. Sie hatte sogar kaum noch Zeit, Schmerzen zu
empfinden, bevor das Ding sie hochhob und ins Wasser hinabzog.
Ihre letzte Empfindung vor der allmächtigen Umarmung des Todes vermittelte ihr, wie ihr das
Fleisch von den Knochen gesogen wurde wie Streifen von einem Schaschlikspieß.
Als Bob wieder zu sich kam, ging ihm rasch auf, dass er noch lebte, er wünschte sich dann aber
ebenso rasch, er wäre tot. Er sah nichts, nur Schwärze, aber er konnte riechen.
Und wie er riechen konnte.
Er roch die Toilette des Teufels.
Ein Hauch von dem ätzenden, bösen Geruch und er glaubte, sein Kopf könne explodieren wie ein
Silvesterknaller in einem hart gekochten Ei. Jeder Atemzug, den er machte, fühlte sich an, als sickere
Tod durch seine Lunge ins Blut.
Er schien auf dicken Schleimbrocken zu liegen. Alles, wonach er griff und was er zu fassen bekam,
fühlte sich an wie die leibhaftige Pest. Doch als er in die Richtung zu kriechen versuchte, von der er
das Gefühl hatte, dass sie aufwärtsführte, landete seine Hand auf etwas, das sich vertraut anfühlte.
Seine Taschenlampe.
Er schaltete sie ein, ließ den Strahl umherwandern ...
Und schrie.
Er war in eine Leichengrube gefallen, eine endlose. Sein Verstand drohte zu zerbrechen. Ein
zielloses Umherschwenken des Lichts zeigte ihm eine abwärtsführende Kaverne aus glitschigen
Skeletten und Kadavern, deren Tiefe er nicht einschätzen konnte.
Und da Menschen Sauerstoff zum Überleben brauchten, war er gezwungen, weiterzuatmen. In der
Grube war es heiß und feucht. Namenlose Insekten und Würmer krabbelten ihm jedes Mal über die
Hände, wenn er versuchte wegzukriechen. Das einzige Problem war ... es schien nichts zu geben,
wohin er wegkriechen konnte.
Dann fiel ihm die Taschenlampe aus der Hand und verschwand in der ekelhaften Dunkelheit. Bob
war wieder in absoluter Schwärze gestrandet.
Bis ...
War es eine Halluzination? Während seine Hand in warmem Leichenfleisch und moderglitschigen
Knochen versank, schienen seine Augen eine winzige Variation in der Dunkelheit zu registrieren.
Sternenlicht und ... der Mond.
Ja!, dachte er, als er über den Berg aus menschlichem Gehacktem schneller nach oben kletterte.
Über sich erkannte er sie.
Er konnte die Öffnung sehen.
Sie war wie eine Art Klappe, zweifellos der Zugang, durch den er gefallen war. Es war eine
Öffnung zurück zum Leben!
Fleisch quoll ihm zwischen den Fingern durch wie warmer Kot. Gesichter fielen von Schädeln ab.
Doch Bob rackerte sich weiter ab, zurück zum Ausgang aus diesem Labyrinth aus den Eingeweiden
Luzifers.
Noch ein paar Minuten nach oben kriechen, dann noch ein paar Sekunden. Bob glaubte, wenn er
auch nur noch einen Atemzug mehr machen müsste, würde er einfach sterben.
Seine verzweifelte Hand reichte durch die Öffnung nach draußen. Die Hand fühlte sich plötzlich
kühl an.
Dann wurde sie von einer anderen Hand gepackt.
Sheree!, dachte er. Sie hat mich gefunden und zieht mich heraus!
Und dann wurde Bob herausgezogen. Er wurde ganz aus dem Loch in der Abdeckung aus Plane
über einem Holzrahmen gezogen, die sein 130 Kilo schwerer Körper durchbrochen hatte, als er
unabsichtlich darauf getreten war.
»Sheree!«, kreischte er voller Freude, als er ganz aus der Leichenhalde herausgezogen worden
war.
»Schei-ßee«, kam eine Antwort. »Nun seht euch das an, ja?«
Nicht Sheree hatte Bob herausgezogen, sondern Enoch.
Mach schon, BEEIL DICH!, dachte Sheree, die beobachtete, wie sich die Kurbel der Fähre auf ihrer
Seite langsam drehte. Dieser verdammte Ashton. Als müsste man eine Barke einholen, so fett ist er!
Doch dann blieb die Kurbel stehen.
Sie kam schlagartig zum Stillstand. Sheree starrte sie für einen unbestimmten Zeitraum einfach nur
an. Hörte sie ein entferntes Klatschen? Dann noch eins?
Sheree wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie die Kurbel selbst in die Hand nahm und
anfing, sie zu drehen. Der Widerstand kam ihr sehr leicht vor. Und als sie das Boot den ganzen Weg
bis zum Pier gekurbelt hatte, ließ sie rasch den Strahl ihrer Taschenlampe darüberwandern.
Ashton befand sich nicht in dem Boot.
Zuerst wusste sie nicht, was sie da sah. Zuerst ... dachte sie, das Boot sei leer.
Aber es war nicht ganz leer, oder?
Nein.
Das Boot enthielt zwei Haufen menschlicher Innereien.
KAPITEL ZWÖLF
Esau hatte Darren gefunden, der am Nordufer entlangwanderte, fortgesetzt unzusammenhängend vor
sich hin brabbelnd und immer noch mit Scheiße bedeckt. »Hab ich dich, Kerlchen!«, hatte Esau bei
seiner Gefangennahme gerufen. »Der Spaß ist vorbei!«
»Frab-blab-yoo-hlab!«, wandte Darren ein.
Esau nahm sein Klappmesser und zog es Darren sauber durch beide Kniekehlen und das schob
allen weiteren Ausflügen einen Riegel vor. Die Tatsache, dass der Junge immer noch mit seinen
eigenen Fäkalien bedeckt war, störte Esau nicht im Geringsten. Seine Hände waren an Fäkalien
gewöhnt. Er warf sich den Jungen lediglich über die Schulter und stapfte zurück zum
Zubereitungsschuppen.
»Da wären wir, Fettie«, sagte Enoch gerade, nachdem er Bob soeben in den Schuppen geschleift
hatte.
»Hey, Bruder!«, begrüßte ihn Esau. »Sieh mal, was ich gefunden hab!« Er lud Darren auf einem
Holztisch ab. Die Landung ließ Scheißesprenkel von Darren wegspritzen.
»Du hast ihn gefunden«, grunzte Enoch beifällig. »Aber was ist mit dem dünnen Mädchen?«
»Die hab ich noch nicht gefunden, Enoch. Aber ich kann dir sagen, dass sie nicht weit kommen
wird.«
»Das solltest du stark hoffen, Jungchen.«
Esau grinste. »Hast du meine Überraschung entdeckt?«
»Was meinst du?«
»Die Überraschung, die ich dir dagelassen hab! ʼn richtig schnuckliges Blondie ist sie.« Dann hob
Esau eine der Glühlampen und leuchtete damit in die Ecke des Schuppens.
Dort hing Carol, leergesichtig in der Summe ihres Entsetzens, während ihr die großen Titten aus
dem Top quollen.
Enochs Miene verfinsterte sich. »Ach, Jungchen, du weißt verdammt genau, dass ich keine Mädels
ficken will.«
Stolz ging Esau zur Wand und schlug Carols Jeansrock hoch.
»Sieht das für dich nach Mädel aus?«
Enoch sah ganz genau hin. »Hast du Töne? ʼdammich!«
»Alles für dich, mein bester Bruder! Sieh dir mal den Schwanz von der Schnalle an!«
Enoch sah ihn sich tatsächlich an und rieb sich obendrein im Schritt. »Und kein Haar dran«, stellte
er fest.
»Kein einziges. Sie – äh, er, äh, egal – hat nicht mal ʼn Haar in der Arschritze. Nicht eins! Ich hab
nachgesehen!«
»Schei-ßee, das muss ich mal probieren«, tat Enoch kund, während er die Schulterriemen seines
Overalls löste.
»Und wie ich sehe, hast du dir Bob geschnappt«, sagte Esau mit einem Blick auf den fettleibigen,
bewusstlosen Mann auf dem Tisch.
»Der fette Dämel ist auf die Plane getreten, mit der wir die Grube abdecken. Ich hab ihn
rausgezogen und seinen fetten Arsch hergebracht.« Enoch räusperte sich und spuckte auf den
Lehmboden. »Pass auf das magere Bürschchen auf, ich nehm mir derweil diese fettbrüstige Schnalle
mit Schwanz vor.«
Er brauchte nicht lange. An dem Platz, wo sie ökonomisch an die Wand genagelt war, schob Enoch
Carol die Knie bis zu den Schultern hoch.
In der Zwischenzeit ging Esau nicht zu Darren, sondern zu Bob, da er auf den neusten Fang
neugierig war. Er knallte den Kopf des Mannes wiederholt auf die Tischplatte. Die Warnung war
jedoch überflüssig: Ihr Gefangener war offensichtlich in keiner guten Verfassung, um irgendwohin zu
gehen. Blut lief ihm die Wange herunter, und zwar aus einem Schnitt im Kopf genau in der Mitte einer
rasch anschwellenden Beule von der Größe einer halbierten Birne. Etwa um die gleiche Zeit kam
Carol wieder zu sich, die sofort gegen die Nägel ankämpfte, die ihre Hände an der Wand festhielten,
und sich drehte und wendete, in dem verzweifelten Bemühen zu erkennen, ob Bob tatsächlich noch am
Leben war.
»Bob!«, schrie sie, »Bob!«
Enoch leckte ihr über die Wange, während sie sich wehrte. Sein Atem stank, als hätte er ein
totgefahrenes Tier von der Straße gegessen.
Carol fing wieder an zu schluchzen, als sie spürte, wie ihre Knie weiter hochgeschoben wurden.
Blut quoll träge aus ihren malträtierten Händen. Es hatte keinen Sinn, zu versuchen, sich loszureißen.
Bei der kleinsten Bewegung überkamen sie so starke Schmerzwellen, dass ihr schlecht wurde.
Enoch spuckte sich in die Handfläche und schmierte sein Organ. Carol spürte einen Druck, dann
einen blendenden, reißenden Schmerz, als er sich in sie zwängte, und war so schockiert über den
Schmerz, dass sich Darm und Blase gleichzeitig entleerten.
»Verdammt!«, brüllte Enoch, als er seinen Schwanz mit einem nassen, schmatzenden Geräusch
herauszog. »Sieh dir das an, diese fiese Mann-Schnalle hat mich gerade angepisst und
vollgeschissen!«
»ʼdammich, die scheißt aber mächtig viel«, sagte Esau, während er Bobs Gesicht knetete wie
frischen Sauerteig. »Das hat sie nämlich auch getan, als ich sie geschnappt hab – im Wald geschissen.
Sie hat ʼnen richtig dicken Haufen abgesetzt.«
Zur Bekräftigung seines Ärgers fuhr Enoch mit der Hand durch Carols Arschritze und wischte ihren
schlaffen Schwanz und die Eier beiseite.
Carol versuchte den Kopf wegzudrehen, doch er packte eine Handvoll ihrer Haare und wickelte sie
sich um die Hand, sodass sie sich nicht mehr zu bewegen vermochte. Der Gestank ihrer eigenen
Scheiße ließ sie würgen, als er sich die Hand in ihren langen blonden Haaren abwischte.
»Mir gefällt diese Mann-Schnalle nicht«, beschwerte sich Enoch weiter. »Ich fick lieber den Fetten
da auf dem Tisch. In der Zwischenzeit ...« Sein Blick huschte zu Carol. »Schneid der da den Pimmel
ab.«
Esau schüttelte belustigt den Kopf. »Tja, weißt du, Enoch, das hab ich mir auch schon überlegt. Ich
dachte, vielleicht ist es besser, ihn rauszuschneiden anstatt ab. Ich muss noch kochen und es gibt
kaum was Besseres als die komplette Ausstattung von ʼnem Kerl auf dem Grill. Man schneidet das
komplette Ding mit der Wurzel raus. Pass mal auf.«
Enoch hatte wenig Interesse daran, die Fähigkeiten seines Bruders zu bestaunen. Stattdessen riss er
Bob die Hose runter, spreizte dessen fette, stämmige Beine und versenkte seine Genitalien tief in
Bobs Kehrseite.
»Ja, da hast duʼs«, grunzte Enoch, als er auf den Tisch anfing zu rammeln. Der Tisch bog sich
durch.
Bob kam ziemlich abrupt wieder zu sich und schrie wie das Signalhorn eines Lasters.
Esau grinste Carol an: »Entschuldige, Kerlchen, aber mein Opa mag gegrillte Wurst genau wie alle
anderen.« Flink zog er Carol einen scharfen Ausbeiner durch den Damm und ließ zwei schnelle
Schnitte nach schräg oben folgen, zuerst zur einen Seite, dann zur anderen. Noch ein paar weitere
Schnitte über dem Schaft und um das Skrotum und er entfernte die Gesamtheit von Carols sehr
männlichen Genitalien vom Wurzelansatz. Carol gurgelte vor Entsetzen, zuckte und zappelte an der
kahlen Holzwand und strampelte wie verrückt mit den Füßen. Das Blut spritzte aus ihrem neu
eingekerbten Schritt.
»Das warʼs«, sagte Esau stolz, während er die sauber abgetrennte Vollausstattung in die Höhe
hielt. »Ich glaub, das marinier ich ʼne Stunde oder so in ʼner schönen Yakisoba-Soße.« Er warf den
Schwanz mit den Eiern daran in einen Plastikeimer.
»Und diese schönen dicken Titten?«, feierte er. »Die könnten später noch ganz gelegen kommen!«
Enochs massiger Leib blieb auf Bobs Rücken und stieß und stieß, während Bob kotzte und kotzte.
»Ja, Jungchen, ich merk doch, dass du schon öfter ʼnen Schwanz im Arsch hattest. Du bist wohl einer
von diesen schwuchteligen warmen Stadtbrüdern, hm? Ja ...« Enoch stieß immer fester zu, dann bog
sich sein Rücken durch und er kam. Und er kam, sollte hinzugefügt werden, in beträchtlicher Menge.
»Für das Letzte kann ich nichts, Dickwanst«, sagte er kichernd. »Weißt du, ich bin etwas anders.«
Mittlerweile spielte das für Bob natürlich keine Rolle mehr: Er war bereits wieder bewusstlos und
litt an grauenhaften inneren Blutungen.
Als Enoch seinen »Schwanz« aus Bobs Rektum zog, kam bei diesem Rückzug noch etwas anderes
mit heraus: der größte Teil von Bobs Dickdarm. Er lag zwischen seinen gespreizten Beinen wie eine
fette Schlinge aus dunklem Teig. Der Grund, warum Enoch in der Lage gewesen war, Bobs unteren
Verdauungstrakt mit seinem Penis herauszureißen, lag eigentlich auf der Hand, wenn man den
offensichtlichsten Punkt miteinbezog: Enochs »Schwanz« war noch etwas mehr als das.
Es war ein Tentakel mit roter Spitze und Saugnäpfen. Im erregten Zustand vielleicht einen Meter
lang. In der Spitze war eine winzige Austrittsöffnung, durch die Enoch pinkelte und ejakulierte. Und
so wie Esau nur einen Hoden hatte, so hatte Enoch gar keinen. Seine Samenleiter befanden sich im
Unterleib, wie die einer Krake.
Mit anderen Worten, beide Brüder waren genetische Missbildungen in verschiedenen Stadien der
Evolution. Esau hatte etwas, das mehr an einen Schwanz erinnerte – wie klobig auch immer –,
während Enoch etwas hatte, das seinem chromosomalen Ursprung näher war.
Einen Tentakel.
»ʼdammich, ich muss schon sagen! Das war ʼn guter Abgang!«, rief Enoch. Er stopfte sich sein
peniles Anhängsel wieder in den fleckigen Overall. »Damit sind diese beiden praktisch erledigt.«
Carol hing tot an ihren festgenagelten Händen. Und Bob lag ebenso tot auf dem Bauch.
»Jawollja!«, fuhr Enoch fort. »Das hat noch mehr Spaß gemacht als das mit den drei kleinen
Schnallen, die letztes Jahr in den Frühjahrsferien hier durchgekommen sind. Mann, die kleine
Rothaarige hat fast ʼne ganze Woche durchgehalten. Ich glaub immer noch, sie hättʼs noch länger
gemacht, wenn du ihr nicht immer die ganze Hand reingesteckt hättest.«
»Weiß ich ja«, erwiderte sein Bruder. »Es fühlt sich nur echt cool an, wenn du den ganzen Arm in
ihre Muschi schiebst und dann in dem ganzen schwammigen Zeugs darin rumwühlen kannst. Scheiße,
wenn man die Finger ganz nach oben ausstreckt, kann man sogar was von dem Zeug rausziehen.«
Enoch erinnerte sich mit einiger Wehmut an die drei Mädchen. Sie waren irrtümlich von der alten
Schnellstraße abgebogen und auf der Suche nach einem Laden, wo sie Bier kaufen konnten, halb
bekifft durch die Gegend gefahren. Schließlich waren sie zu ihrem Laden für Angelbedarf
rübergefahren. Zwei von ihnen waren praktisch sofort an der liebevollen Zuwendung der beiden
Brüder gestorben. Aber die Rothaarige?
Sie hatten siebeneinhalb Zentimeter lange Nägel durch ihre Titten geschlagen und dann wie an
einem Handgriff daran gedreht. Das Blut war herausgespritzt wie Wasser aus einem verdammten
Hahn.
»Aber der Spaß ist jetzt erst mal vorbei«, rief Enoch in Erinnerung. »Du musst diese Bohnenstange
mit der Forelle in der Möse finden und dir noch die andere Schnalle schnappen. Sie sind beide noch
auf der Insel. Und ich? Ich geh an Land und kümmer mich um den Koch.«
Esau zuckte zusammen. »Er ist kein Koch, Enoch. Er ist ʼn Meister der Kochkunst.«
»Von mir aus.« Enoch war im Begriff zu gehen. Er zeigte auf Darren, der mit seinen
durchschnittenen Kniekehlen auf dem Boden herumkroch. »Du kümmerst dich besser um den da. Ich
will nicht, dass er noch mal abhaut.«
»Das geht ruckzuck.« Esaus Ausbeiner blitzte und zwei Sekunden später hatte er dem mit Scheiße
bedeckten Jungen den Bauch aufgeschnitten ...
»Jab-nab-hoo-glap ...«
... und fachkundig die fast zehn Kilo schwere aufgetriebene Leber entnommen. Zum Abschluss
schnitt er die Lebervenen durch wie nasse Bandnudeln.
»Braaaaaa-lab«, äußerte sich Darren dazu und starb. Blut füllte rapide das Loch in seinem Bauch
aus wie eine Schüssel voll Kirschbowle.
Esau klatschte die Leber auf den Tisch. »Aufgeschnittene Foie gras gefüllt mit Schalotten und
gebuttertem Barschrogen! Ich glaub, ich häng ihn in den Räucherschuppen, nachdem er in seiner
eigenen Scheiße mariniert worden ist, dürfte der Haut ʼne richtig leckere Note verleihen!«
Enoch schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ich hatte irgendwie gehofft, du könntest ʼn paar
Rippchen grillen.«
»Enoch, das ist so gewöhnlich! Wir haben diesen Jungen nicht ʼnen ganzen Monat lang so speziell
gemästet, um Rippchen zu grillen! Mann, dieser ganze Scheiß mit der Mais-Mästerei macht das
Fleisch zarter als Adolph-Fleischzartmacher. Warte ab, bis er ʼn Weilchen im Räucherschuppen
gehangen hat. Ich mach uns Austern im Speckmantel mit ʼn paar dünnen Brustscheiben zum
Umwickeln und dazu ʼn Chutney aus Pracht-Himbeeren – das wird mächtig toll. Ich wünschte nur,
wir könnten Mr. Morrone am Leben lassen, damit er alles würdigen kann, was ich von ihm und seinen
Shows gelernt hab.«
»Ich bring ihn dir heil und gesund her, aber du weißt, dass wir ihn nicht gehʼn lassen können.
Verdammt, wir wollen nicht wieder umziehen. Weißt du noch, wie Opa uns erzählt hat, welche
Irrungen und Wirrungen er zu überwinden hatte, bevor er sich hier niedergelassen hat?«
Esau betrachtete Darrens kotverschmierten Leichnam mit Visionen von der Zubereitung eines
Festmahls, das sogar den Meisterkoch in Erstaunen versetzen würde. Einer jähen kreativen Eingebung
folgend, holte er ein großes Fleischerbeil aus dem Regal und trennte Darren mit zwei flinken Hieben
den Kopf ab.
»Wofür soll das gut sein?« Enoch wirkte aufrichtig verwirrt.
»Es ist, wie du gesagt hast; du schaffst die Sachen ran und ich erledige das Kochen.« Damit nahm
Esau einen fünfpfündigen Vorschlaghammer vom Regal und knackte mit einem einzigen
abwärtsgeführten Schlag den Schädel so leicht, als spalte er eine Brotfrucht. »Du beeilst dich und
suchst Mr. Morrone, und ich mach uns schnell ʼn Hirnsoufflé für zwischendurch!«
KAPITEL DREIZEHN
Seine Brust war nass und klebrig. Hatte er sich vollgekotzt? Vorsichtig berührte er seine Brust und
hätte wegen der jähen Schmerzen beinahe aufgeschrien. Es fühlte sich an, als sei sein ganzer Körper
ein einziger Bluterguss. Ashton Morrone saß still und versuchte sich daran zu erinnern, was ihm
zugestoßen war. Mit Sicherheit wusste er nur, dass er starke Schmerzen hatte und pinkeln musste. Das
Aufstehen würde ein extrem schmerzhaftes Unterfangen sein. Ashton war noch nicht bereit für solch
eine Unternehmung, also entspannte er sich einfach, ließ es laufen und fühlte, wie die warme Pfütze
unter ihm seine Hose durchnässte.
Als ihm der herbe Geruch seiner Pisse in die Nase drang, kehrte die Erinnerung zurück. Man hatte
auf ihn geschossen ... und eigentlich hätte er tot sein müssen ... Von der Erkenntnis angestachelt, dass
er vielleicht lebensgefährlich verletzt war, rappelte sich Ashton auf und fasste sich an die Brust. Das
Buch fiel aus der Innentasche, in dessen dickem Ledereinband zwei kleine Kugeln steckten. Die dritte
hatte das Buch komplett durchschlagen und sich durch seine Haut gebohrt. Als er sie vorsichtig
berührte, konnte er sie direkt unter der Haut sehen, ein schwarzer Fleck in der Mitte eines Kreises aus
verbranntem und verfärbtem Gewebe. Ashton lachte trotz der Schmerzwellen, die sein Gelächter in
ihm aufbranden ließ.
Das Buch über den Muschelknacker-Aal hatte ihn gerettet! Das und seine Leibesfülle: Bei einem
dünneren Mann wäre das Brustbein wie eine Eierschale zerschmettert worden.
Dieser beschissene James und dieses verräterische Miststück!
Ashton hielt nur kurz an der Besteckschublade inne, um ein Hackmesser herauszuholen, und
stolperte dann nach draußen in die Nacht, obwohl er bei jedem Schritt zusammenzuckte. Er würde zu
diesem Redneckjungen gehen und ihm erzählen, was passiert war. Schließlich war er der Held von
diesem Burschen und Jesaja oder wie er hieß würde nicht gerade begeistert auf einen Mordversuch
gegen sein kulinarisches Idol reagieren. Ashton grinste beim bloßen Gedanken daran, was diese
beiden Bauerntrampel mit James anstellen würden, wenn sie ihn in die Finger bekamen!
Er kicherte, als er sich vorstellte, wie sein Rivale über einem Baumstumpf lag und dazu gebracht
wurde, nicht nur wie ein Schwein zu quieken, während ihn die beiden Brüder bis zur
Bewusstlosigkeit arschfickten, sondern ein ganzes Repertoire von Bauernhofgeräuschen nachzuahmen,
das sogar Old MacDonald verblüffen würde.
Sie fasste sich zwischen die Beine und spürte einen Fischschwanz, einen von Blut glitschigen
Fischschwanz. Mavis versuchte sich zu erinnern, wie das passiert war. Hatte ihr das der Raucher
angetan? War es Krychek gewesen? Diese beiden Männer, sie mussten Aliens sein, menschliche
Wesen konnten so schreckliche Dinge nicht tun. Sie hatte schon immer gewusst, dass die X-Akten
keine Fiktion waren. Gab es einen besseren Weg, den Argwohn der Öffentlichkeit einzuschläfern, als
die Wahrheit in Form einer fiktiven Fernsehserie zu präsentieren? Jetzt waren sie und Bess über
einen Teil der grausigen Wahrheit gestolpert und es gab keinen Fox Mulder, der ihnen aus der Patsche
helfen konnte. Hier würde sogar Skinner reichen.
Das Farndickicht war ein gutes Versteck. Wenn sie einfach abwartete, würde Mulder oder sonst
jemand kommen und sie suchen. Wäre doch nur ihre Vagina nicht so wund, damit sie die Klammern
und den Fisch herausziehen könnte. Sie war jetzt so geschwollen, dass sie nicht einmal mehr sagen
konnte, wo die Klammern eigentlich saßen. Schon die kleinste Bewegung bereitete ihr solche
Schmerzen, dass sie größte Mühe hatte, nicht laut zu schreien. Mavis saß in der Dunkelheit und strich
sich nachdenklich über die Beine, um die Ameisen und Bartmücken abzuhalten, die vom leckeren
Geruch nach Fisch und Menstruationsblut angelockt wurden.
Das Knacken des ersten Zweiges hätte ihr beinahe einen Aufschrei des Schreckens entlockt. Es
schien nur ein paar Meter entfernt zu sein und dann hörte sie ein Rascheln und mehr Knacken von
etwas Großem, das sich durch das trockene Gestrüpp bewegte: ein Bär oder schlimmer, eines der
beiden Ungeheuer, die ihr einen Fisch zwischen den Beinen festgetackert hatten? Mavis schauderte,
als etwas mit viel zu vielen Beinen zielstrebig ihren Schenkel emporkroch und sich in ihrem blutigen
Schamhaar verfilzte.
Die Geräusche kamen näher und waren jetzt beinahe direkt vor ihr. Sie wand sich kaum merklich,
als das Insekt, das ihre malträtierten Schamlippen erforschte, sich aus seiner Verstrickung zu befreien
versuchte. Die winzigen Beine endeten anscheinend alle in hakenförmigen Füßen, entweder das oder
es biss eifrig.
Ein weiterer Zweig knackte und diesmal klang es wie die Explosion eines kleinen
Silvesterkrachers. Plötzlich tauchte eine riesige Gestalt in ihrem Blickfeld auf. Der Mann war keine
fünf Meter von ihr entfernt und schnüffelte wie ein Hund, während er sich langsam im Kreis drehte,
als wolle er eine schwache Witterung aufnehmen.
»Ich kann dich hier irgendwo riechen, der Geruch nach blutiger Muschi und frischer Forelle ist
unverkennbar!« Das Ungeheuer gackerte und schien sie durch das Blattwerk direkt anzusehen.
Fox! Fox!, tönte ihr wahnsinniges Flehen. Wo bist du?
»Bleib einfach hier, ich bin bald wieder da. Jetzt muss ich erst mal einen Meisterkoch finden!«
Ohne ein weiteres Wort machte der Kerl kehrt und entfernte sich von ihr. Mavis schauderte und
griff nach unten, um den größten Tausendfüßler, den sie je gesehen hatte, aus seinem blutigen Nest in
ihrem Schamhaar zu entfernen. Da sie sich nicht traute, eine andere Bewegung zu machen, blieb sie in
der Dunkelheit sitzen und wünschte sich, jemand würde kommen und sie holen, jemand, der sie retten
wollte.
Sogar die einsamen Schützen wären jetzt okay gewesen ...
Sheree kämpfte ihren Drang nieder, sich zu übergeben. Das aus dem Boot aufsteigende Miasma hätte
sie beinahe umgehauen. Sie konnte einfach nicht in das Boot steigen, solange dieses Zeug darin lag.
Sheree hatte in ihrem Leben schon einige ekelhafte Dinge erlebt – man ist nicht so lange im
Pornogeschäft tätig, ohne hin und wieder mal mit ziemlich skatologischen Szenen konfrontiert zu
werden –, aber das hier war anders. Das hier waren Eingeweide und Mägen, die von einer schwarzen
Wolke summender Fliegen und Schnaken umschwärmt wurden.
Sheree wandte sich von dem Anblick ab. Es musste noch einen anderen Weg von der Insel geben,
als durch das eiskalte Seewasser zu schwimmen. Die Restwirkung des Bebo-Acids schien alles mit
einer scharfen Klarheit zu unterlegen. Wenn ihre Gedanken doch nur nicht so rasch ineinander
übergehen würden, vielleicht könnte sie sich dann ja überlegen, was sie tun sollte.
Sheree ging zaghaft am Ufer entlang und warf immer wieder einen Blick zurück, um sich zu
vergewissern, dass sie nicht von demjenigen verfolgt wurde, der die dampfenden Eingeweidehaufen
in dem Boot zurückgelassen hatte. Das mit Furcht aufgeladene Adrenalin in ihrem Kreislauf schien
das Acid zu einer zweiten Welle halluzinogener Glückseligkeit anzustacheln: Der Wald war nicht so
schlimm und die Wolken summender Schnaken schienen angenehme kleine Energiefunken
abzusondern, während sie halbherzig versuchte, sie zu verscheuchen. Das Platschen vom See, das
noch vor wenigen Minuten so ominös geklungen hatte, kam ihr jetzt freundlich und einladend vor.
Herrje, wäre der See nicht so kalt, wäre sie schwimmen gegangen.
Der Gedanke daran, im Wasser zu treiben, war irgendwie anregend. Sheree stellte sich vor, wie
sie in einem warmen Pool lag, während ihr Carol die Beine spreizte und mit ihrem Schwanz in sie
stieß. Sheree schloss vorübergehend die Augen, ließ eine Hand zu ihrem Schritt gleiten und ...
KLATSCH!
Sie fiel bäuchlings in eine flache Schlammpfütze. Der Sturz riss sie in die raue Wirklichkeit
zurück. Carol war verschwunden. Bob war verschwunden. Irgendwo lief ein abgemagertes Mädchen
mit einem Fisch in der Muschi herum. Schlimmer, auf der Insel lief ein mit Scheiße besudelter
Wahnsinniger gerade Amok. Sie musste sofort weg von hier und zur Polizei oder einen Ranger finden
oder irgendwen ... Die Wirkung des Acid hatte ein wenig nachgelassen, von dem kühlen Seeschlamm,
der sie von Kopf bis Fuß bedeckte, wie weggewaschen. Sie rappelte sich auf und wischte sich grau-
braunen Schlamm aus den Augen.
Da war es.
Und schaukelte auf dem See wie ein gelber Korken.
Ein Schlauchboot.
Gott sei DANK!
Es trieb nur vielleicht sechs Meter vom Ufer entfernt. Man musste es rudern, aber das war
unendlich viel besser, als sich in Gesellschaft der beiden Eingeweidehaufen und der summenden
Scharen gieriger Insekten über den See zu kurbeln. Sheree sah sich nach einem langen Stock um, mit
dem sie das Boot ans Ufer ziehen konnte. Auf dem Boden lag ein langer Ast, der genau richtig war.
Sheree bückte sich, um den Ast aus dem Unterholz zu ziehen, und griff mit beiden Händen nach ihm.
Sie unterdrückte einen Aufschrei und fiel rückwärts in den Schlamm, als sich der Ast in ihren Händen
wand und sich ein flacher, dreieckiger Kopf zu ihr umdrehte, um sie mit zwei gelben Schlangenaugen
böswillig zu betrachten.
Mist!
Die Schlange war offenbar auch nicht glücklicher, Sheree zu sehen, als sie die Schlange. Sie
schlängelte sich schnell durch das Gestrüpp davon und ließ ihre neue Bekanntschaft schaudernd im
Schlamm zurück.
Sheree schaute wieder zu dem Boot und seinem Versprechen von Freiheit oder wenn schon nicht
Freiheit, dann zumindest Flucht aus dieser wahnsinnigen Welt aus Asten, die sich in Schlangen
verwandelten, Bauerntrampel-Köchen, schönen Frauen mit großen Schwänzen und mit Scheiße
bedeckten Irren. All das war ganz einfach zu viel. Angesichts der Kälte des Wassers biss Sheree die
Zähne zusammen, als sie zum Floß watete. Dinge streiften ihre Beine, Dinge, die sie in dem trüben
Wasser nicht richtig erkennen konnte, aber Dinge, die sich irgendwie nicht ganz richtig anfühlten ...
Das Wasser war hier so flach, dass sie nicht zum Boot zu schwimmen brauchte – sie konnte den
ganzen Weg durch das brusttiefe Wasser waten.
Das Boot zu packen sorgte für ein Stimmungshoch. Jetzt hatte sie ihren Fluchtweg! Doch so schnell
ihre Hoffnung gestiegen war, so schnell sank sie auch wieder, als sie in das Boot schaute und sah,
dass die Ruder verschwunden waren. In dem Boot lagen nur leere Verpackungen von Cremetörtchen,
Chipstüten und ...
Eine Schrotflinte!
Erst das Boot und jetzt eine Waffe! Vielleicht gab es wirklich einen Gott.
Doch das stellte sie auch vor eine ernsthafte Wahl. Sollte sie ins Boot steigen und verschwinden,
oder ...
Sheree nahm die Schrotflinte, watete ans Ufer und machte sich auf den Rückweg zu den Schuppen.
Ich werde herausfinden, was zum HENKER hier eigentlich vorgeht!
KAPITEL VIERZEHN
Esau leckte sich die Reste der Hirncreme von den Fingern und griff nach Muskatnuss und Reibe. Er
nickte Darren zu, während er feststellte: »Man kann kein gutes Soufflé ohne ʼnen Hauch Muskat
machen, weißt du? Man kann mit Salz und Pfeffer würzen, sogar mit Knoblauch und Koriander, aber
ohne ʼnen Hauch Muskat ist es einfach nicht richtig.«
Darrens zerschmetterter Kopf hatte es längst hinter sich, auch nur die geringste Spur von
Anerkennung für die kulinarischen Künste an den Tag legen zu können, die Esau demonstrierte.
Esau hatte beim Kochen gerne jemanden, mit dem er reden konnte, auch wenn dieser Jemand ein
zerschmetterter Kopf war. Er fuhr fort: »Als Zweites ist noch wichtig, dass man etwas Schmalz
benutzt. Zum Glück haben wir dieses Mädchen mit den großen Titten da. Ich kratze gleich was von
dem Fett aus ihnen raus, dann haben wir alles.«
Esau war allerbester Laune. Das hier war fast so gut wie seine eigene Kochshow zu haben, genau
wie Mr. Morrone. Er goss sich ein großes Glas Kochsherry ein, prostete Carols Leichnam zu, der an
der Wand baumelte, und verbeugte sich tief. Eigentlich zu niemandem speziell setzte er seinen
Monolog fort.
»ʼnen Schluck Schampus und jetzt holen wir uns das Schmalz, je frischer, desto besser.« Er drückte
eine von Carols großen Brüsten. »Die ist perfekt!«
Esau machte einen tiefen Einschnitt und begann damit, gelbliches Fettgewebe herauszukratzen, doch
zuerst quollen die Implantate heraus. »Ja, ʼn Stadtmädel«, stellte er fest und kicherte dann, als ihm
wieder einfiel, was er ihr aus dem Schritt gesäbelt hatte. »Äh, so ʼne Art!« Er warf die sonderbaren
Plastikbeutel beiseite. »Jedenfalls hat dieses Silikonzeugs nichts in meinen Rezepten zu suchen.«
Als er das Fettgewebe mit der restlichen Mischung verknetete, kicherte er wieder. Vielleicht ließ
sich Mr. Morrone ja überzeugen, noch eine Weile zu bleiben und ihm ein paar Privatstunden zu
geben. Schließlich war es nicht so, als würde er je wieder nach Seattle kommen und mit seiner Show
weitermachen. Enoch würde ihn bald finden und herbringen …
Und dann hatte Esau eine jähe Inspiration: Kein Grund, Opa alles zu geben. Du meine Güte, hier
gab es genug von allem, sodass Mr. Morrone eine großzügige Kostprobe von mehreren verschiedenen
Delikatessen bekommen konnte! Eine Gelegenheit, tatsächlich für den größten Meister der Welt zu
kochen! Esau war bei dieser Aussicht so aufgeregt, dass er beschloss, sich eine kurze Pause von den
Würmern zu gönnen. Für einen guten Abgang war immer noch reichlich Zeit, während das Soufflé
auskühlte.
Ashton latschte durch den Wald, das Hackmesser zum Zustoßen bereit. Jeder Atemzug war eine Qual.
Seine Brust fühlte sich an, als habe eine Fußballmannschaft darauf trainiert. Nur ein roter Nebel des
Hasses hielt ihn bei Bewusstsein und in Bewegung. Seine Aale stehlen wollte der also? Einen Spion
in sein Restaurant einschleusen? Ihn erschießen? Wenn er M. Gerald James fand, würde er ihn in so
kleine Stücke hacken, dass er Hackfleischtorte aus ihm machen konnte. James und diese
doppelzüngige kleine Hure Roseanne oder wie sie hieß. Angespornt von seiner Wut fühlte sich
Ashton so lebendig wie schon seit Jahren nicht mehr. Du meine Güte, vielleicht ließ er sich sogar
dazu herab, sich von Sheree ficken zu lassen, wenn sie nach Hause kamen.
Ein Geräusch – etwas Großes bewegte sich rechts von ihm durch den Wald. Ashton umklammerte
den Griff des Hackmessers so fest, dass seine dicken Knöchel weiß wurden. Das Geräusch
wiederholte sich. Zweige knackten, da etwas Großes sie zerbrach und dabei näher kam. Ein Bär? Gab
es hier draußen Bären? Er war so besessen von dem Muschelknacker-Aal gewesen, dass er sich gar
nicht erst die Mühe gemacht hatte, die Brüder nach der Fauna zu fragen, die rings um den See
beheimatet war ... Was immer diesen Lärm machte, klang so, als würde das Hackmesser ernsthaft
unterlegen sein.
»Da sind Sie ja!« Enoch kam in Sicht und wischte sich ein paar Zweige aus dem Bart.
»Sie müssen Enoch sein, ich bin ungemein froh, Sie zu sehen.« Ashton ließ das Hackmesser sinken
und trottete dem massigen Mann entgegen, um ihn zu begrüßen. In Kürze würden die Brüder bereits
die Gegend nach diesem Schweinehund James durchkämmen ...
Enoch bedachte ihn mit einem freundlichen Grinsen und ließ dem ebenso schnell eine Faust von der
Größe eines kleinen Schinkens folgen, die Ashton am Kiefer traf. Ashton blieb nur ein Augenblick,
um zu registrieren, dass jetzt etwas noch weit schlimmer schmerzte als seine Brust, bevor für ihn die
Lichter ausgingen.
Enoch begutachtete den bewusstlosen Koch und zog eine Rolle Klebeband aus einer Tasche seines
Overalls. »Dieser Kerl in der Glotze hat recht, dieses Zeug ist tatsächlich die Geheimwaffe des
Heimwerkers. Wir werden dich im Nu verschnürt haben.« Sekunden später hatte er Ashton Hände und
Füße fest zusammengebunden.
Dann wuchtete er sich mit nicht mehr Mühe, als ein normaler Mann mit dem Aufheben eines
Kätzchens gehabt hätte, Ashtons Körperfülle auf die Schulter und machte sich auf den Rückweg zu
den Schuppen.
Sheree hörte eine Männerstimme aus dem Schuppen dringen. Ihre eingehende Erfahrung im
Pornogeschäft verriet ihr, was er tat, bevor sie die Tür öffnete. Das Grunzen der Ekstase war
unverkennbar: Jemand vögelte jemand anderem das Hirn raus und hatte außerordentlichen Spaß
daran. Die Wirklichkeit dessen, was sie sah, unterschied sich jedoch stark von der geistigen
Vorstellung, dass einer der Brüder es gerade einem der hiesigen Redneckmädels besorgte.
Was sie sah, ließ sie glauben, die Wirkung des Acid habe wieder eingesetzt und die bisherige
Begründung sei nur das Vorspiel für einen krass miesen Trip gewesen ...
Esau stand mit heruntergelassenem Overall da und hatte seinen massigen Schwanz gepackt, der
aussah, als habe er jede der Menschheit bekannte Geschlechtskrankheit. Seine andere Hand war mit
einer sich windenden Masse von Würmern gefüllt, die er sich hektisch auf seine angeschwollene und
missgestaltete Männlichkeit klatschte. An der Wand hing Carol, eine rote Ruine zwischen den Beinen,
wo noch vor kurzer Zeit dieser bezaubernde Schwanz gewesen war, der Sheree mit so viel Freude
erfüllt hatte. Ein Tisch war mit einer Auswahl exotischer Speisen gedeckt, die in Ashtons Restaurant
nicht fehl am Platz ausgesehen hätten. Auf dem Boden lag eine verstümmelte, kotbeschmierte Leiche
...
Der Mann, den ich im Wald gesehen habe?
Esau starrte sie kurz an, durch die Umstände anscheinend nicht im Geringsten in Verlegenheit
gebracht. »Bleib einfach da stehʼn, Zuckerschnute, ich bin immer so aufgeregt, wenn ich solche
Leckereien wie die hier koch, dass ich gleich noch ʼnen Abgang schaffe. Du und ich, wir können noch
ʼwas Spaß haben, bevor Enoch mit deinem Freund wiederkommt!«
Sheree kämpfte gegen einen starken Brechreiz an, als sie das mit Würmern verschmierte Gerät des
Ungeheuers betrachtete. Sie war Hilfe suchend hergekommen, nur um diesen ... diesen Albtraum zu
finden. Beinahe unwillkürlich hob sie die Schrotflinte und feuerte aus beiden Läufen ab ...
Die beiden Schüsse trafen Esau mitten in den Bauch und schleuderten ihn gegen die Wand. Esau
schrie auf, glitt an der Wand hinab und verspritzte einen Strom von Sperma. Doch bevor Esau von
den beiden Schüssen vor die Wand geschleudert wurde, war er noch gegen etwas anderes geprallt.
Ein ... Fass war es wohl.
Sheree versuchte sich darauf zu konzentrieren.
Ja, es war ein großes Metallfass – vielleicht einen knappen Meter im Durchmesser – und es schien
auf einem Metallgitter über einer Grube mit roter Glut zu liegen.
Einer Feuergrube zum Kochen.
Als die Schrotflinte Esau in Richtung Wand geschickt hatte, war er gegen das Fass geprallt und
hatte es umgestoßen.
KLLLANNKK
das Fass landete auf der Seite, und der große Metalldeckel sprang auf ...
ZZZZISCHHHHHHH
... und heraus quoll eine Flut aus dampfendem, gelblich weißem Geschlabber. Ein durchaus
köstliches Aroma wie von Schweinefleisch mit Gemüse erfüllte die Hütte, doch dann sah Sheree
genauer hin.
Noch etwas anderes war aus dem Fass gefallen.
Eine dampfgegarte Tote.
Sheree schauderte und fiel auf die Knie, während sie ihren Mageninhalt von sich gab, der sich mit
dem Geschlabber, Sperma, Blut und Kot auf dem Boden vermischte.
Esau kam mühsam auf die Beine und gab dabei einen eigenartig klagenden Laut von sich.
»Opa, hilf mir! Hilf mir!« Esau torkelte an Sheree vorbei und hielt mit beiden Händen
Eingeweideschlingen fest, während er weiter in Richtung See schwankte.
»WAS IST HIER LOS!!!« Enoch ließ Ashton fallen, als sein Bruder an ihm vorbeitaumelte und
dabei nach seinem Großvater rief. Enoch konnte sich nicht vorstellen, was passiert war. Vor 20
Minuten hatte er Esau noch glücklich und zufrieden mit seinem Hirnsoufflé zurückgelassen, und jetzt
kauerte er auf den Knien am Seeufer und versuchte seine Innereien daran zu hindern, aus seinem
Bauch heraus und auf den Boden zu gleiten.
»Opa, HILF MIR!«, kreischte Esau wie eine Banshee, während er nun verzweifelt versuchte, seine
Eingeweide wieder an den richtigen Platz zu stopfen.
Sheree lugte zur Tür hinaus, wie gelähmt von der Ungeheuerlichkeit ihres Tuns. Ashton lag auf dem
Boden, während ihr der andere Bruder, der massigere der beiden, ihre einzige Fluchtmöglichkeit
versperrte. Und falls sie tatsächlich an ihm vorbeikam, wohin sollte sie fliehen? Sie sah zu, wie der
Mann, auf den sie geschossen hatte, den See anschrie, als rechne er damit, dass der See ihm
antwortete ...
Doch dann tat er es, er antwortete ...
Das Wasser teilte sich langsam, als sich etwas aus den Tiefen des Sees schwerfällig an die
Oberfläche arbeitete. Zuerst konnte sie nicht erkennen, was es war, und hielt die durchsichtige
Erscheinung für eine weitere Manifestation des LSD. Dann ging ihr auf, dass die riesige schimmernde
Gestalt, die den Horizont verdeckte, tatsächlich irgendein Lebewesen war.
Wie ein Berg, gespickt mit allen möglichen halb verdauten Essensresten, darunter Forelle, ein
Fleckenkauz, mehrere Muschelknacker-Aale sowie die Überreste von M. Gerald James und seiner
Assistentin, so türmte sich das Ding vor der schreienden Gestalt Esaus auf.
Sheree spürte, dass das, was sie sah, furchtbar alt war. Uralt und unrein von unzähligen Millennien
der Verdorbenheit. Das Monstrum bewegte sich und waberte, während sie es anschaute. Sie
beobachtete eine beständige chimärenhafte Metamorphose: Manchmal schien das Wesen eine sich
windende Masse aus Polypen und Tentakeln zu sein, dann wieder wuchsen ihm Köpfe, sowohl
menschliche als auch tierische, und betrachteten die Szene vor sich mit 100 verschiedenen
Augenpaaren. Ein tentakelartiges Anhängsel schoss vorwärts und umschlang Esau, um ihn beinahe
sanft in seine Masse zu ziehen.
Sheree war sich der Tatsache bewusst, dass Enoch sie aufmerksam beobachtete und Flucht nicht
einmal mehr eine entfernte Möglichkeit war.
»Opa Ab nimmt Esau zu sich. Er wird mir bald ʼnen anderen Bruder machen, aber dafür braucht er
das richtige Weibchen. Es kann keins sein, das uns direkt wegstirbt wie die anderen. Komm her,
Süße. Mal sehen, was er von dir hält!« Enoch packte Sheree an den Haaren und schleifte sie zum
Seeufer. In ihrem Schockzustand nahm Sheree dennoch irgendwie zur Kenntnis, dass Enoch ein Paar
Zusatzglieder gewachsen waren: Unter den dicken Armen befand sich ein klickendes Paar Scheren, an
den Enden peitschenartiger Tentakel. Der verwandelte Redneck riss ihr die Kleider grob vom Leib,
die messerscharfen Scheren zerschnitten ihr Top wie Papier, sodass ihre Brüste frei hin und her
schaukelten.
Die Verdorbenheit in dem See veränderte sich wieder, als 1000 unmenschliche Facettenaugen ihre
Nacktheit anstarrten, eiskalt, berechnend und abschätzend ... Ein Organ bildete sich in dem sich
verändernden Fleisch, ein Organ, das trotz seiner gewaltigen Größe und grotesken Anomalie
unverkennbar war. Ein riesiger pulsierender Penis.
»Hal-loo! Sieht aus, als würde dich Opa Ab ganz annehmbar finden! Er muss nur in die Möse
packen und sich ʼn Ei holen! Dann macht er mir im Nu ʼnen neuen kleinen Bruder! Du solltest dich
geehrt fühlen! Du bist die erste Menschenfrau seit über 500 Jahren, die sich Opa Ab vornimmt!«
Sheree war darüber hinaus, zu schreien, als das Ding sie nahm. Ranken so stark wie Drahtseile
wickelten sich um ihre Füße und Hände und hoben sie mit gespreizten Gliedern in die Nachtluft. Das
monströse Organ stieß in sie hinein und tastete sich dann tief in ihren Uterus vor. Das Ding in ihr
fühlte sich an, als entsteine es sie wie eine Frucht. Der Schmerz und das Gefühl, auf einer viel
niederen Ebene als nur der körperlichen vergewaltigt zu werden, waren überwältigend. Sheree hatte
mehr Meter Schwanz in sich gehabt, als sie zählen konnte, aber nichts hätte sie auf das hier
vorbereiten können. Das Ding fing wieder an zu schimmern und nahm die Gestalt eines grimmig
aussehenden alten Mannes an, aus dessen Stirn der groteske Penis ragte. Wären die Schmerzen nicht
so intensiv gewesen, hätte sie gelacht.
Ein Blick zur Seite zeigte ihr, dass Enoch zu dem Spektakel hochschaute. »Mach dir keine Sorgen,
Honigtorte. Dein fetter Freund hier wird noch besser für Opa Ab kochen können als Esau. Und was
dich angeht? Ich kümmer mich schon um dich, während ihr mir ʼnen neuen Bruder macht!«
Sheree musste sich wieder übergeben und Strahlen von Erbrochenem klatschten in den See, als sie
spürte, wie sich die schlanke Spitze des Tentakels in ihrer Möse immer mehr verjüngte, bis sie so
dünn wie ein Faden war.
Der Faden bewegte sich vorsichtig durch ihren Gebärmutterhals und weiter durch den linken
Eileiter, um ihr dann seinen heißen, wässrigen Samen in den Eierstock zu blasen.
Bemerkenswerterweise und trotz der Grauenhaftigkeit dessen, was vorging, kam Sheree ...
»Und jetzt zu diesem Fettkloß hier«, fuhr Enoch mit einem Blick auf den an Händen und Füßen
gefesselten Ashton fort. »Jetzt, wo Esau nicht mehr da ist, brauchen wir einen, der weiter das leckere
Futter für Opa Ab kocht.« Enoch lachte schallend in die Nacht. »Keine Sorge, Fettie. Ich mach dich
schon nicht kalt ...«
Enochs Hackmesser blitzte im Mondlicht, als die scharfe Klinge rasch und fachkundig durch
Ashtons Wadenmuskeln schnitt. Bis auf den Knochen.
Ashton brüllte und zuckte krampfhaft.
»Das warʼs für dich, Dickerchen«, informierte ihn Enoch. »Du wirst nie wieder laufen können,
aber trotzdem noch in der Lage sein, ʼn richtig erstklassiges Essen zu kochen!«
Sheree, die immer noch über dem See in der Luft hing, war nicht mehr in der Lage zu verfolgen,
was unten vorging. Ihr hing die Zunge heraus und ihre Oberschenkel verkrampften sich, als der Äonen
alte Tentakel fortfuhr, sich in ihrem Vaginalkanal hin und her zu bewegen und ihr einen Orgasmus
nach dem anderen zu bescheren.
EPILOG
Trotz einer Reihe potenzieller Komplikationen war schon bald wieder alles beim Alten in dem
obskuren Örtchen Hothʼs Landing auf der noch obskureren Insel Harstene Island. Das absonderliche
Verschwinden der Morrone-Brüder wurde ordnungsgemäß der Polizei gemeldet, ebenso wie das
Verschwinden von M. Gerald James, Rochelle Pillman, Carol Rood und Sheree Hart aus Seattle.
Tatsächlich sollte man von keiner dieser Personen jemals wieder etwas sehen oder hören.
Schließlich – und ungeachtet aller Rivalitäten zwischen den verschiedenen Polizeirevieren – fand
man im Wald entlang der Route 101 unweit der Ortschaft Port Angeles einen auf einen M. Gerald
James zugelassenen Lincoln Town Car und einen auf einen gewissen Robert Morrone zugelassenen
Winnebago, unter verdächtigen Umständen verlassen. Tatsächlich fanden sich Blutspuren in dem
Winnebago und Spuren menschlichen Urins in dem Lincoln. Und obwohl die Polizei zu dem Schluss
kam, dass im Falle des Verschwindens der oben Genannten wahrscheinlich »Fremdverschulden«
vorlag, erinnerte man sich doch immer vor allem an einen weiteren Fund im Winnebago: Mehrere
Kühlboxen voll mit totem Muschelknacker-Aal.
Es war ein Polizeibeamter des Clallum County, der mit seinem Dienstwagen routinemäßig hinter
der beschaulichen Ortschaft Dungeness Streife fuhr, der bei hellem Tageslicht das nackte,
ausgemergelte Mädchen auf der Straße entdeckt hatte. Der Beamte war Sergeant Michael Murtz, ein
Veteran mit zwölf Dienstjahren, einer Tapferkeitsmedaille und mehreren Belobigungen und Erster auf
der Liste der Kandidaten für den Posten des stellvertretenden Polizeichefs. Er kurbelte sein Fenster
herunter, fuhr auf den unbefestigten Seitenstreifen und hielt an.
Heiliges Kanonenrohr!
Murtz hatte schon viele abgefahrene Sachen in seiner Laufbahn erlebt. Aber ... das hier?
»Fox!«, schien das magere, nackte Mädchen voller Freude zu kreischen. »Gott sei Dank, du hast
mich gefunden!«
Murtz glotzte nur.
»In meiner Muschi steckt ein Fisch, Fox! Hol ihn raus!«
Murtz glotzte nur noch mehr.
Wie sie da stand, schien sie fast keine Brüste zu haben. Sie roch ... schlecht.
»Sie haben meine Freundin Bess in ein großes Fass gesteckt und gekocht, Fox!«, quiekte sie. »Sie
haben ihr Gemüse in den Bauch gestopft und mich gezwungen, Obst zu essen und es wieder zu
erbrechen!«
Toll, dachte Murtz. Eine Irre. Und das war wieder mal sein typisches Pech. Um vier hatte er
eigentlich Feierabend und wollte zum Junggesellenabschied seines besten Freundes.
Sie würden Stripperinnen haben, die noch etwas mehr taten als nur strippen.
Toll, dachte er wieder. Ich verpasse ALLE guten Sachen.
»Ich bringe Sie ins Krankenhaus, Miss«, sagte er, stieg widerwillig aus und verstaute das stinkende
nackte Mädchen hinten auf der Rückbank. Dann machte er sich auf den Weg zum County-Krankenhaus
in Joyce.
»Bring mich bloß nicht zurück ins J. Edgar Hoover Building, Fox!«, tobte sie. »Da wartet bestimmt
schon der Raucher! Und die Washingtoner Außenstelle? Vergiss es!«
Murtz stieß einen langen, frustrierten Seufzer aus.
»Da waren diese beiden großen, fetten Hinterwäldler! Die haben mir den Fisch in die Muschi
geschoben und mich dazu gebracht, mich in Pastetenformen zu erbrechen!«
Murtz musste unwillkürlich den Kopf schütteln.
Bis er sie abgeliefert und den Papierkram erledigt hatte, würden Stunden vergehen. Wenn er dann
zu der Party kam, würden die Huren längst verschwunden sein.
Manchmal rief die Pflicht auf seltsame Art.
»Beruhigen Sie sich einfach, Miss. Wir sind gleich im Krankenhaus.«
»Ach, danke, danke, Fox! Dann kannst du Scully rufen! Sie kann mir den Fisch aus der Muschi
holen!«
Ganz wie du meinst ...
Er fuhr weiter in Richtung der 101. Doch dann ...
»Fox, der Raucher ist nicht wirklich dein Vater, oder?«
... hatte er eine Idee.
Scheiße, dachte er. Eine Irre?
»Du bist mein Held, Fox!«, schwärmte sie. »Du hast mich gerettet!«
Murtz fuhr auf den Seitenstreifen und hielt an. Er stieg aus, zog das stinkende Mädchen aus dem
Wagen und baute es vor sich auf, eine Hand unter ihrem Kinn.
»Fo-Fox? Was machst du denn?«
Murtz feuerte dem Mädchen ein Teilmantelgeschoss mit Scharfrand aus seinem 357er
Dienstrevolver mitten in die Stirn.
Bei dem Knall hüpften seine Stiefelabsätze auf dem Boden – das war sein erster Schuss im Dienst.
Das Gehirn des Mädchens flog in einem faszinierenden Bogen aus hellrotem, klumpigem Brei aus
dem Hinterkopf. Dann brach der Leichnam des Mädchens auf dem unkrautüberwucherten
Seitenstreifen zusammen.
Wer wird schon eine tote Irre vermissen?
Murtz halfterte seine Dienstwaffe und stakste zum Wagen zurück. Er sah nicht, dass sie mit weit
gespreizten Beinen auf dem Seitenstreifen gelandet war, und auch nicht den Schwanz der
Regenbogenforelle, der durch die Metallklammern in ihren Schamlippen nach draußen ragte.
Der Polizeibeamte fuhr los. Also doch kein Papierkram, was?
Jetzt würde er früh genug zum Junggesellenabschied kommen.
Edward Lee
www.edwardleeonline.com
Edward Lee (geboren 1957 in Washington, D. C.). Nach Stationen in der U.S. Army und als Polizist
konzentrierte er sich lange Jahre darauf, vom Schreiben leben zu können. Während dieser Zeit
arbeitete er als Nachtwächter im Sicherheitsdienst. 1997 konnte er seinen Traum endlich
verwirklichen. Er lebt heute in Florida.
Er hat mehr als 40 Romane geschrieben, darunter den Horrorthriller Header, der 2009 verfilmt
wurde. Er gilt als obszöner Provokateur und führender Autor des Extreme Horror.
Bighead wurde das »most disturbing book« genannt, das jemals veröffentlicht wurde. Mancher
Schriftsteller wäre über solch eine Einordnung todunglücklich, doch nicht Edward Lee – er ist stolz
darauf.
Edward Lee bei FESTA: Haus der bösen Lust – Bighead – Creekers – Flesh Gothic – Der Besudler
auf der Schwelle – Das Schwein – Der Teratologe (zusammen mit Wrath James White) – Der
Höllenbote – Muschelknacker (zusammen mit John Pelan)
John Pelan
John Pelan (geb. 1957) ist ein amerikanischer Autor, Herausgeber und Verleger von Science-Fiction
und Horrorliteratur. 1986 gründete er seinen ersten Verlag, die Axolotl Press, danach gründete er
Darkside Press und Silber Salamander Press.
Überlege dir gut, ob du die Tür zu Edward Lees Welt wirklich öffnen willst!
Man nehme:
eBook: www.Festa-eBooks.de
Inhaltsverzeichnis
Impressum
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
EPILOG
Edward Lee
John Pelan