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Die Anaesthesiologie

vormals Der Anaesthesist

Journal Club
Anaesthesiologie 2023 · 72:130–142
https://doi.org/10.1007/s00101-022-01245-1
Angenommen: 15. Dezember 2022
Fokus Notfallmedizin
Online publiziert: 5. Januar 2023
© The Author(s), under exclusive licence to 2021/2022 – Zusammenfassung
Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von
Springer Nature 2023 ausgewählter notfall-
medizinischer Studien
S. Katzenschlager · M. Obermaier · M. Kuhner · W. Spöttl · M. Dietrich · M. A. Weigand ·
F. Weilbacher · E. Popp
Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

Einleitung Koronarangiographie nach


prähospitalem Kreislaufstillstand
Die Notfallmedizin unterliegt wie andere ohne ST-Strecken-Hebungen –
Fachdisziplinen einem stetigen Wandel. In eine randomisierte, kontrollierte
der Notfallmedizin sind Studien häufig nur Multizenterstudie
unter einem verhältnismäßig hohen Auf-
wand oder mit kleinen Fallzahlen durchzu-
führen. Hinzu kommt, dass Patient:innen Originalpublikation
in Notfallsituationen nicht bzw. nur be- Desch S, Freund A, Akin I et al (2021) Angio-
dingt einwilligungsfähig sind und weder graphy after out-of-hospital cardiac arrest
die Zeit für eine umfassende Aufklärung without ST-segment elevation. N Engl J Med
noch für eine angemessene Bedenkzeit 385:2544–2553. https://doi.org/10.1056/
NEJMoa2101909
besteht. Eine Möglichkeit besteht darin,
dass Ärzt:innen die Patient:innen nach-
träglich über eine Studienteilnahme auf-
klären, um deren Einwilligung einzuholen. Hintergrund
Der Einschluss erfolgt mit der Zustimmung
einer ärztlichen Person, welche nicht an Einem prähospitalen Kreislaufstillstand
der Studie beteiligt ist (Konsilärzt:in) [1]. („out-of-hospital cardiac arrest“, OHCA)
Trotz dieser erschwerten Umstände sind im liegt in bis zu 60 % der Fälle ein akutes
vergangenen Jahr zahlreiche interessante Koronarsyndrom (ACS) zugrunde [2]. Es be-
Studien aus den unterschiedlichen Teilge- steht eine hohe Inzidenz einer koronaren
bieten der Notfallmedizin erschienen. In Läsion bei Erwachsenen, die nach Wieder-
diesem Übersichtsartikel werden, aus Sicht erlangen des Spontankreislaufes („return
der Autoren, besonders relevante Publi- of spontaneous circulation“, ROSC) im EKG
Da viele StudienunterAkronymenveröffentlicht kationen präsentiert. Jede Studie wird in signifikante ST-Strecken-Hebungen oder
und besprochen werden, gibt . Tab. 1 einen Form eines „Journal Club“ dargestellt mit einen Linksschenkelblock zeigen. Aus die-
Überblick über die im vergangenen Jahr
erschienenen Studien unter gleichzeitiger
einer anschließenden Diskussion, in der sem Grund empfiehlt der Europäische Rat
Nennung der jeweiligen Akronyme (sofern die Evidenzlage über die Publikation hi- für Wiederbelebung (European Resuscita-
vorhanden). naus dargelegt wird. tion Council, ERC) in seiner Leitlinie zur
Postreanimationsbehandlung in Überein-
stimmung mit den Empfehlungen der
Europäischen Gesellschaft für Kardiologie
(ESC) die sofortige Koronarangiographie
[3, 4]. Weniger eindeutig sind die Emp-
fehlungen nach ROSC und fehlenden ST-
Strecken-Hebungen im EKG. Hier soll die
Koronarangiographie erwogen werden,
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Abkürzungen des klinischen Zustandes wahrscheinlich lektiver Angiographie erreicht (HR 1,28
ACS Akutes Koronarsyndrom („acute ist. Die bisher zu dieser Fragestellung [95 % Konfidenzintervall [KI] 1,00–1,63];
coronary syndrome“) durchgeführten randomisierten kontrol- p = 0,06) und verfehlte somit knapp die
ALS Erweiterte lebensrettende Maßnah- lierten klinischen Studien („randomized Schwelle der statistischen Signifikanz. Im
men („advanced life support“) controlled trial“, RCT) konnten keine Über- Bereich der sekundären Endpunkte er-
AND natürlichen Tod ermöglichen („allow
natural death“)
legenheit der frühen gegenüber der gaben sich Hinweise für ein häufigeres
ARDS Acute Respiratory Distress Syndrome verzögerten Koronarangiographie nach- Auftreten des kombinierten Endpunktes
BMV Beutel-Maske-Ventilation weisen [5]–[7]. Dieses Ergebnis zeigte sich aus 30-Tages-Mortalität und schwerem
COPD Chronisch-obstruktive Lungen- sowohl in 2 Pilotstudien, in die Erwach- neurologischen Defizit (definiert als „ce-
erkrankung („chronic obstructive sene unabhängig von ihrem initialen EKG rebral performance category“ [CPC] 3–5)
pulmonary disease“)
CPC Cerebral performance category
eingeschlossen wurden [5, 6], als auch nach sofortiger Angiographie (164/255
DNR Keine Reanimationsmaßnahmen im etwas größeren COACT-Trial [7], in (64,3 %) vs. 138/248 (55,6 %); RR 1,16
(„do not resuscitate“) welchen nur Personen mit einem initial [95 %-KI 1,00–1,34]). Als nicht für multiples
ECLS Extrakorporale Herz-Kreislauf-Un- defibrillierbaren Rhythmus eingeschlos- Testen adjustierter sekundärer Endpunkt
terstützung („extracorporeal life sen wurden. kann dies jedoch lediglich als hypothe-
support“)
ECMO Extrakorporale Membranoxygenie-
sengenerierend betrachtet werden. Die
rung („extracorporeal membrane Studie weiteren sekundären Endpunkte, wie z. B.
oxygenation“) schweres neurologisches Defizit, Länge
eCPR Extrakorporale Reanimation Methodik, Ergebnisse des Intensivaufenthalts, moderate oder
(„extracorporeal cardiopulmonary Der im Dezember 2021 publizierte schwere Blutungen sowie Schlaganfall,
resuscitation“)
EK Erythrozytenkonzentrat(e)
TOMAHAWK-Trial ist eine internationa- akute Nierenschädigung und Nierener-
ERC Europäischer Rat für Wiederbe- le, unverblindete, multizentrische Studie. satztherapie, zeigten keine Unterschiede.
lebung (European Resuscitation Nach prähospital erfolgreicher Reanima- Von den 265 Personen mit verzöger-
Council) tion wurden 554 Erwachsene entweder ter oder selektiver Angiographie wurden
ESC Europäischen Gesellschaft für in eine Gruppe mit sofortiger oder eine letztlich 165 (62,2 %) nach einer media-
Kardiologie (European Society of
Cardiology)
mit verzögerter bzw. selektiver Koro- nen Zeit von 46,9 h (Q1–Q3 26,1–116,6)
ETI Endotracheale Intubation narangiographie randomisiert [8]. Im einer Koronarintervention unterzogen,
GCS Glasgow Coma Scale Gegensatz zum COACT-Trial wurden auch 46 (17,3 %) davon innerhalb der ersten
Hb Hämoglobin Erwachsene mit initial nichtdefibrillierba- 24 h. Gründe hierfür waren überwiegend
HR Hazard ratio rem Rhythmus eingeschlossen. Relevante der Nachweis eines oder der Verdacht auf
KI Konfidenzintervall
LyoPlas Lyophilisiertes Plasma
Ausschlusskriterien waren ST-Strecken- einen ausgedehnten Myokardschaden
MICU Notarzt- bzw. Intensivtransport- Hebungen oder ein Linksschenkelblock aufgrund von sich entwickelnden ST-Stre-
wagen („mobile intensive care im EKG, schwere hämodynamische oder cken-Hebungen, kardiogenem Schock,
unit“) Rhythmusinstabilität, laufende oder in- Rhythmusinstabilität oder Troponinan-
mRS Modified Rankin Scale nerklinische Reanimation, gesicherte oder stieg. In 17 Fällen wurde kein plausibler
OHCA Prähospitaler/außerklinischer
Kreislaufstillstand („out-of-hospital
vermutete Schwangerschaft sowie of- Grund genannt. Im Vergleich hierzu lag die
cardiac arrest“) fensichtliche extrakardiale Ursachen des mediane Zeit zwischen Kreislaufstillstand
PCI Perkutane Koronarintervention Kreislaufstillstandes. und Koronarangiographie in der Grup-
(„percutaneous coronary interven- Der primäre Endpunkt war die 30- pe zur sofortigen Angiographie bei 2,9 h
tion“) Tages-Mortalität jedweder Ursache. Bei (Q1–Q3 2,2–3,9) und erfolgte bei 253/265
pOHCA Pädiatrischer außerklinischer
Kreislaufstillstand
einem Kreislaufstillstand prognostisch re- Erwachsenen (95,5 %). Sechs der verblie-
RCT Randomisierte kontrollierte levante Merkmale bei Studieneinschluss benen Personen verstarben noch vor der
[klinische] Studie („randomized waren in beiden Gruppen gleichmäßig Intervention, während bei den restlichen
controlled trial“) verteilt. So lag die Rate an initial de- Personen die Ursache ungeklärt bleibt.
ROSC Wiedererlangen des Spontankreis- fibrillierbaren Rhythmen in der Gruppe Die primäre Datenanalyse erfolgte als
laufes („return of spontaneous
circulation“)
zur sofortigen Koronarangiographie bei „Intention-to-treat“-Analyse. In der durch-
RR Relatives Risiko 52,3 % und bei 58,7 % in der Gruppe zur geführten Angiographie zeigte sich bei
RTH Rettungshubschrauber selektiven Angiographie. Insbesondere 94/247 (38,1 %) bei sofortiger und 67/156
SGA Supraglottisches Atemwegsdevice waren die Häufigkeiten von beobach- (43,0 %) bei verzögerter oder selektiver
SOFA Sequential Organ Failure Assessment teten Ereignissen und Laienreanimation Strategie eine verursachende Koronar-
TBI Traumatische Gehirnverletzung
(„traumatic brain injury“)
sowie die mediane Reanimationsdauer läsion, welche dann mittels perkutaner
TCA Traumatischer Kreislaufstillstand vergleichbar. Von den 554 initial rekrutier- Koronarintervention (PCI) versorgt wurde.
(„traumatic cardiac arrest“) ten Erwachsenen wurden 530 (95,7 %) in Im Rahmen der Postreanimationsbehand-
TTM Zielgerichtetes Temperaturma- die Analyse eingeschlossen. Der primäre lung erhielten 77,6 % zur sofortigen und
nagement („targeted temperature Endpunkt wurde von 143/265 (54 %) bei 78,6 % zur selektiven Intervention ein
management“)
sofortiger und 122/265 (46 %) bei se- zielgerichtetes Temperaturmanagement,

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Journal Club
Tab. 1 Zusammenfassung der notfallmedizinischen Studien 2021/2022 und Bedeutung der Akronyme
Akronym Bedeutung des Originaltitel der Studie Ergebnis – Kurzzusammenfassung
Akronyms
RePHILL Resuscitation Resuscitation with blood products in Bei Patient:innen im traumatisch bedingten hämorrhagischen
with patients with trauma-related haemor- Schock zeigte die prähospitale Transfusion von 2 Erythrozytenkon-
Pre-Hospital rhagic shock receiving prehospital care zentraten und lyophilisiertem Plasma im Vergleich mit 0,9 %iger
Blood Products (RePHILL): a multicentre, open-label, Kochsalzlösung keinen Einfluss auf Mortalität oder ausbleibende
randomised, controlled, phase 3 trial Lactat-Clearance
TOMAHAWK – Angiography after Out-of-Hospital Eine sofortige Angiographie wurde mit einer verzögerten Be-
Cardiac handlungsstrategie bei Erwachsenen mit OHCA ohne ST-Stre-
Arrest without ST-Segment Elevation cken-Hebung verglichen. Im kombinierten Endpunkt aus Tod und
schwerem neurologischem Defizit zeigte sich ein geringer Nachteil
einer sofortigen Angiographie
EvK Trial Etomidate versus Etomidate versus ketamine for emer- Eine innerklinische Notfallnarkose mit Etomidat vs. Ketamin war in
Ketamine gency endotracheal intubation: a ran- dieser randomisierten Studie mit einem geringeren Überleben am
domized clinical trial Tag 7 assoziiert. Am Tag 28 gab es zwischen der Etomidat- und der
Ketamingruppe keinen signifikanten Unterschied im Überleben
Hyperinvasive – Effect of Intra-arrest Transport, Extracor- Erwachsene mit bezeugtem außerklinischem Kreislaufstillstand
Approach in poreal Cardiopulmonary hatten mit invasiver Therapiestrategie durch Transport unter Re-
Cardiac Arrest Resuscitation, and Immediate Invasive animation, ECMO, sofortiger invasiver Diagnostik und Therapie,
Assessment and Treatment on Function- verglichen mit der Standardbehandlung, keinen statistischen Un-
al Neurologic Outcome in Refractory terschied im Überleben mit gutem neurologischem Status nach
Out-of-Hospital Cardiac Arrest 3 Monaten
A Randomized Clinical Trial
– – Endotracheal intubation versus suprag- Bei Kindern mit außerklinischem Kreislaufstillstand war die Ver-
lottic wendung eines supraglottischen Atemwegsdevice oder die Beu-
procedure in paediatric out-of-hospital tel-Maske-Beatmung, verglichen mit einer endotrachealen Intuba-
cardiac tion, mit einem besseren 30-Tages-Überleben assoziiert
arrest: a registry-based study
TTM-2 Target Hypothermia versus Normothermia Bei Erwachsenen nach außerklinischem Kreislaufstillstand zeigte
temperature after Out-of-Hospital Cardiac Arrest eine Kühlung auf 33 °C für 40 h, verglichen mit einer angestrebten
management 2 Normothermie von 36 °C, keinen signifikanten Unterschied in der
Überlebensrate oder im neurologischen Zustand nach 6 Monaten
– – Outcomes after Prehospital Trauma- In dieser Kohortenstudie wurde ein ROSC nach traumatischem
tic Cardiac Arrest in the Netherlands: Kreislaufstillstand bei 261 (28,5 %) Personen am Notfallort erreicht.
a Retrospective Cohort Study Insgesamt überlebten 36 (3,9 %) Patient:innen bis zur Klinikentlas-
sung, davon überlebten 17 mit gutem neurologischen Ergebnis.
Sowohl ein Alter < 70 Jahre als auch ein schockbarer Rhythmus
waren mit einer höheren Überlebenswahrscheinlichkeit assoziiert
ECMO extracorporeal membrane oxygenation (Extrakorporale Membranoxygenierung), OHCA out of hospital cardiac arrest (außenklinischer Kreislaufstill-
stand)

welches innerhalb von 153 min (Q1–Q3 entsprechend der Empfehlung des ERC, Er- Etomidat vs. Ketamin zur
67–242) bzw. 119 min (Q1–Q3 30–205) wachsene nach Kreislaufstillstand gezielt Einleitung der Notfallnarkose –
nach Klinikaufnahme eingeleitet worden auf die Wahrscheinlichkeit einer koronaren eine randomisierte, kontrollierte
war. Ursache zu untersuchen und bei fehlender klinische Studie
dringlicher Indikation für eine Koronaran-
Kommentar zur Studie giographie zunächst die weitere Intensiv-
therapie mit kardiopulmonaler Stabilisie- Originalpublikation
Die vorliegende Arbeit bestätigt die feh- rung,Temperaturmanagementetc.zu initi- Matchett G, Gasanova I, Riccio CA et al (2022)
lende Überlegenheit der sofortigen Ko- ieren und die Koronarangiographie ggf. zu Etomidate versus ketamine for emergency
ronarangiographie bei hämodynamisch- einem späteren Zeitpunkt durchzuführen. endotracheal intubation: a randomized clinical
und rhythmusstabilen Erwachsenen nach Nichtsdestotrotz dürfen Erwachsene mit trial. Intensive Care Med 48:78–91. https://doi.
org/10.1007/s00134-021-06577-x
primär erfolgreicher prähospitaler Reani- einer entsprechenden Indikation für eine
mation ohne ST-Strecken-Hebungen oder sofortige oder frühe Angiographie nicht
Linksschenkelblock im EKG. Es zeigte sich übersehen werden, weshalb eine reflek-
sogar ein Trend hin zu einem schlechteren tierte Beurteilung und Reevaluierung der Hintergrund
Ergebnis bei Erwachsenen, bei denen ei- Notwendigkeit dieser in jedem Falle erfol-
ne sofortige Koronarangiographie durch- gen sollte. Die Substanzen Etomidat und Ketamin
geführt wurde. Es mag daher sinnvoll sein, kommen aufgrund ihrer relativ geringen

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Auswirkungen auf die hämodynamische keine Narkose erhielten (z. B. Personen leitung, sofortige Notwendigkeit einer Va-
Stabilität häufig zur Narkoseeinleitung bei mit Kreislaufstillstand) und Wachintu- sopressortherapie, Tod oder Herzstillstand
kritisch kranken Erwachsenen zum Einsatz bationen. Der Einschluss erfolgte durch innerhalb einer Stunde) erlitten [17–19].
[9–12]. Welches der beiden Medikamen- ein „Airway-Team“ unmittelbar vor der
te das günstigste Nebenwirkungsprofil Narkoseeinleitung, wenn aus klinischer Kommentar zur Studie
hinsichtlich der Hämodynamik kritisch Sicht eine Notfallintubation notwendig
kranker Patient:innen aufweist, ist nicht erschien. Bemerkenswert ist, dass der signifikan-
abschließend geklärt. Des Weiteren füh- Als einzige Studienintervention erfolg- te Überlebensvorteil der Ketamingruppe
ren die bekannte Hemmung der 11β- te die randomisierte Wahl von Etomidat nach 7 Tagen kein signifikantes Niveau in
Hydroxylase in der Nebenniere und die oder Ketamin als Induktionshypnotikum. der Überlebensrate nach 28 Tagen erreicht.
damit einhergehende Suppression der Sämtliche weiteren therapeutischen Maß- Die Ursache für dieses Phänomen bleibt
Hormonproduktion durch Etomidat zu nahmen, wie z. B. die Gabe von Opioiden, offen. Ebenso interessant ist der in die-
unterschiedlichen Standpunkten betref- waren der Präferenz des „Airway-Teams“ ser Studie aufgetretene hämodynamische
fend dessen Anwendung bei Patient:innen überlassen, welches an kein weiteres Pro- Einbruch im Rahmen der Narkoseeinlei-
im Schockzustand. Dies ist aktueller Be- tokoll gebunden war. Im Allgemeinen wur- tung, der in der Ketamingruppe, vergli-
standteil wissenschaftlicher Diskussionen den die Notfallnarkosen dem Montpellier- chen mit der Etomidatgruppe, signifikant
hinsichtlich der Schwere der klinischen Intubation-Protocol folgend durchgeführt stärker ausfällt. Vielerorts ist es übliche
Auswirkungen dieser Nebenwirkung [13, [15, 16]. und in den Leitlinien für prähospitale Not-
14]. fallnarkose empfohlene Praxis, Etomidat
Um Antworten auf diese ungeklärten Ergebnisse mit Analgetika und Ketamin mit Sedati-
Fragen geben zu können, verglichen die Es konnten 801 kritisch kranke Erwachse- va zur Narkoseeinleitung zu kombinieren
Autor:innen dieser Studie die Überlebens- ne eingeschlossen werden, bei denen ei- [20]. Ob die Studienergebnisse auf die-
raten von Erwachsenen 7 Tage nach ei- ne Notfallnarkose notwendig war. Für die se Praxis und die damit einhergehenden
ner Narkoseeinleitung mit Etomidat oder Analyse standen am Ende die Daten von geänderten Auswirkungen auf die Hämo-
Ketamin im Rahmen einer kritischen Er- 791 Personen zur Verfügung, 396 in der dynamik [21] übertragbar sind, ist unklar.
krankung. Dies geschah unter der Annah- Etomidat- und 395 in der Ketamingruppe. Ketamin und Esketamin sind in ihren
me, dass die Anwendung von Ketamin Es konnte eine signifikant höhere Über- hämodynamischen Auswirkungen weitge-
mit einer größeren Rate an Überlebenden lebensrate nach 7 Tagen in der Ketamin- hend als gleichwertig beschrieben, ob dies
einhergehen würde. Weitere Endpunkte gruppe gezeigt werden (85,1 %. vs. 77,3 %). bei kritisch kranken Patient:innen auch der
waren die Überlebensrate nach 28 Tagen, Daraus ergibt sich eine „hazard ratio“ für Fall ist, wurde jedoch bislang nicht kon-
die Dauer der künstlichen Beatmung, die Etomidat von 1,6 (95 %-KI 1,2–2,2). Für das trolliert untersucht [22, 23]. Die Ergebnis-
Intensivaufenthaltsdauer, eine Vasopres- 28-Tages-Überleben konnte kein signifi- se dieser Studie, insbesondere die fehlen-
sortherapie, die Sequential-Organ-Failure- kanter Unterschied gezeigt werden (Eto- de Auswirkung auf das Überleben nach
Assessment(SOFA)-Scores an den Tagen 1 midatgruppe 64,1 % vs. Ketamingruppe 28 Tagen, lassen keine verlässliche Aussa-
und 4 und eine neu aufgetretene Ne- 66,8 %, Unterschied –2,7 % [95 %-KI –9,3 ge bezüglich des „richtigen“ Medikaments
benniereninsuffizienz. Zudem wurden die bis 3,9]). Hinsichtlich der Dauer der künst- zur Narkoseeinleitung bei kritisch kranken
Hämodynamik bei Narkoseeinleitung und lichen Beatmung, der Intensivaufenthalts- Personen zu.
technische Aspekte der Atemwegssiche- dauer, des Vasopressorbedarfs, der Ausprä-
rung analysiert. gung eines Organversagens (SOFA-Score), Prähospitale Transfusion von
einer neu diagnostizierten Nebennieren- Blut und Blutersatzprodukten –
Studie insuffizienz sowie des Intubationserfolgs eine randomisierte kontrollierte
und der Komplikationen im Rahmen der Multizenterstudie
Methodik Atemwegssicherung fanden sich keine si-
Die Studie war eine prospektive, randomi- gnifikanten Unterschiede zwischen den
sierte, parallel zugeordnete, offene, mo- beiden Gruppen. Eine erfolgreiche Intu- Originalpublikation
nozentrische Studie. Der Studienzeitraum bation beim ersten Versuch wurde in bei- Crombie N, Doughty HA, Bishop JRB et al
erstreckte sich vom 06.06.2016 bis zum den Gruppen in 91,3 % erzielt. Die wäh- (2022) Resuscitation with blood products in
07.09.2020. Durchgeführt wurde die Stu- rend der Narkoseeinleitung erhobenen hä- patients with trauma-related haemorrhagic
die an einem städtischen, akademischen modynamischen Parameter und Interven- shock receiving prehospital care (RePHILL):
a multicentre, open-label, randomised,
Level-1-Traumazentrum. tionen zeigten, dass Erwachsene in der
controlled, phase 3 trial. Lancet Haema-
Eingeschlossen wurden Personen über Ketamingruppe signifikant häufiger eine tol 9:E250–E261. https://doi.org/10.1016/
18 Jahre, an denen eine Notfallintu- Bolusgabe eines Vasopressors (26,0 % vs. S2352-3026(22)00040-0
bation durchgeführt werden musste. 18,8 %) erhielten und signifikant häufiger
Ausgeschlossen wurden Personen unter einen Kreislaufeinbruch (17,4 % vs. 25,1 %)
18 Jahren, Schwangere, Personen, die gemäß Vanderbilt-Definition (systolischer
endotracheal intubiert wurden und dafür Blutdruck < 65 mm Hg nach Narkoseein-

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Hintergrund Bei persistierender Hypotension wurde die Der primäre (zusammengesetzte) End-
Volumentherapie entsprechend dem loka- punkt wurde in der Interventionsgruppe
Die Exsanguination ist die häufigste To- len Standard mit 0,9 %iger Kochsalzlösung bei 64 % und in der Kontrollgruppe bei
desursache beim Trauma – und stellt dort weitergeführt; auch die prähospitale Ap- 65 % erreicht. Die Mortalität lag bei 43 %
zugleich die häufigste vermeidbare Todes- plikation von Tranexamsäure war möglich. respektive 45 %; eine suffiziente Lactat-
ursache dar [24]. Blutprodukte zur prähos- Die intrahospitale Therapie erfolgte nach Clearance blieb bei 50 % bzw. 55 % der Per-
pitalen Transfusion sind im zivilen Ret- Maßgabe der Weiterbehandelnden und sonen aus. Auch weitere sekundäre Ziel-
tungsdienst auch im deutschsprachigen konnte (weitere) Blutprodukte beinhalten. größen unterschieden sich nicht signifi-
Raum zunehmend verfügbar. Dem Kon- Die Auswertung der Daten erfolgte ent- kant.
zept liegt die Absicht zugrunde, die in sprechend des Intention-to-treat-Prinzips In der Interventionsgruppe betrug
der innerklinischen Versorgung verfügba- in einem „Fixed-effects“-Modell. Zudem der Hämoglobinwert bei Aufnahme mit
ren und etablierten Therapieoptionen an wurden eine bayesianische Statistik sowie 13,3 g/dl signifikant höher als in der Kon-
die Einsatzstelle zu transferieren, um durch zahlreiche Subgruppen- und Sensitivitäts- trollgruppe mit 11,8 g/dl. Nur 9 Personen
deren möglichst frühzeitige Anwendung analysen durchgeführt. aus der Kontrollgruppe wiesen bei Ein-
einen Überlebensvorteil zu ermöglichen treffen in der Klinik ein Hb < 8 mg/dl
[25, 26]. Die Evidenzlage ist allerdings sehr Ergebnisse auf.
inkonsistent. So liegen nur wenige Publi- Von 2016 bis 2021 wurden 580 Erwachsene Ein signifikanter Behandlungseffekt
kationen mit heterogenem Studiendesign, identifiziert und davon 432 in die bei- konnte in keiner der Subgruppenanalysen
oft geringen Patientenzahlen, erheblichen den Studienarme randomisiert. Hiervon nachgewiesen werden. Unerwünschte
qualitativen Unterschieden sowie inkon- waren 209 in der Interventionsgruppe Ereignisse im Allgemeinen und transfu-
gruenten Ergebnissen vor [27]. mit prähospitaler Transfusion und 223 sionsassoziierte Komplikationen im Spe-
in der Kontrollgruppe mit Kochsalzlö- ziellen waren in Interventions- und Kon-
Studie sung. Aufgrund der COVID-19-Pandemie trollgruppe vergleichbar; es traten keine
musste die Studie kurz vor Erreichen transfusionsassoziierten Todesfälle auf.
Methodik der kalkulierten 490 Einschlüsse abge-
Die randomisierte kontrollierte RePHILL- brochen werden. Sowohl demografische Kommentar zur Studie
Studie [28] untersuchte an 4 Notarzt- als auch Patient:innen-, Verletzungs- und
standorten im Vereinigten Königreich, ob Therapiefaktoren waren homogen auf die Die RePHILL-Studie ist die erste große,
die prähospitale Transfusion von jeweils Studienarme verteilt. Der überwiegende qualitativ hochwertige prospektive, mul-
bis zu 2 Einheiten Erythrozytenkonzentrat Anteil der Erwachsenen war männlich tizentrische, randomisierte, kontrollierte
(EK) bzw. lyophilisierten Plasmas (Lyo- (82 %) und im Median 38 Jahre alt. Der Phase-3-Studie, die sich diesem relevan-
Plas) im Vergleich mit bis zu 1 l 0,9 %iger mediane Injury Severity Score lag bei 36, ten notfallmedizinischen Thema widmet
Kochsalzlösung zu einer geringeren Mor- was einer erheblichen Verletzungsschwere und neben laborchemischen und klini-
talität und/oder einer erhöhten Lactat- entspricht, mit einer überwiegenden An- schen Zielgrößen auch die Mortalität
Clearance führte. Primäre Zielgröße war zahl an stumpfen Traumen (78 und 80 %, während der gesamten Akutphase unter-
ein zusammengesetzter Endpunkt aus Tod resp.). Herzfrequenz und Blutdruck lagen sucht [28]. Sie konnte keinen statistisch
in der Akutphase und fehlender Lactat- im Median bei 115 bzw. 109/min und bei signifikanten Vorteil einer prähospita-
Clearance (< 20 %/h). Zu den sekundären 73/47 bzw. 73/46 mm Hg, die Hämodyna- len Bluttransfusion hinsichtlich relevan-
Zielgrößen zählten die Einzelkomponen- mik war somit in beiden Studienarmen ter Outcome-Parameter wie Mortalität,
ten der primären Zielgröße sowie weitere relevant kompromittiert. Morbidität, Versorgungszeiten oder un-
Überlebens- (3 h, 30 Tage), Versorgungs- Bis zur Randomisierung erhielten die erwünschten Ereignissen nachweisen.
(prähospitale Zeiten), Patient:innendaten Personen zur Volumentherapie durch- Damit unterscheidet sie sich von retro-
(Vitalparameter, Serumlactat, Hämoglo- schnittlich 422 bzw. 437 ml 0,9 %ige spektiven Beobachtungsstudien, welche
bin (Hb), traumainduzierte Koagulopa- Kochsalzlösung. Am Einsatzort wurden mitunter erhebliche Überlebensvorteile
thie, Organversagen, Acute Respiratory in der Interventionsgruppe durchschnitt- nach bereits prähospital stattgehabter
Distress Syndrome (ARDS), transfusions- lich 1,57 Einheiten (443 ml) EK sowie 1,25 Transfusion angedeutet hatten [29–31].
assoziierte Komplikationen) und Therapie- Einheiten (266 ml) LyoPlas transfundiert, Um die Ergebnisse mit den bisher vorlie-
faktoren (Infusions-, Transfusionsbedarf). die Kontrollgruppe erhielt 2,55 Einhei- genden Studien in einen Kontext setzen
Eingeschlossen wurden Schwerverletzte ten (638 ml) 0,9 %ige Kochsalzlösung. zu können, ist zu berücksichtigen, dass die
ab 16 Jahren, welche eine Hypotensi- Innerhalb der ersten 24 h (prä- und intra- RePHILL-Studie in einer zivilen Umgebung
on (systolischer Blutdruck < 90 mm Hg hospital) erhielt die Interventionsgruppe durchgeführt wurde und die Intervention
oder fehlender Radialispuls) mutmaß- im Mittel 6,34 Einheiten EK sowie 5,04 neben der Transfusion von Erythrozyten
lich hämorrhagischer Genese erlitten. Die Einheiten LyoPlas. Dies war signifikant auch die Applikation von Plasma bein-
Transfusion bzw. Infusion wurde bis zum mehr als die 4,41 Einheiten EK bzw. 3,37 haltete. Im Unterschied zu zahlreichen
Erreichen der Zielklinik oder einer hämo- Einheiten LyoPlas in der Kontrollgruppe. Studien im militärischen Setting oder im
dynamischen Stabilisierung durchgeführt. US-amerikanischen Rettungsdienst (mit

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jeweils hohen Anteilen penetrierender Verletzungsmusters die Indikationsstel- Zielgerichtetes Temperaturma-
Traumata) ist das Patientenkollektiv von lung zur prähospitalen Transfusion in der nagement nach außerklinischem
RePHILL möglicherweise besser mit dem RePHILL-Studie infrage. Auch wenn die Kreislaufstillstand – eine rando-
im deutschsprachigen Raum vergleichbar. Patient:innen bei Aufnahme womöglich misierte, kontrollierte klinische
Zur prähospitalen Transfusion von Blut- noch keinen ausgeglichenen Volumensta- Studie
plasma wurden 2 randomisierte kontrol- tus aufweisen, sind die Hb-Werte in beiden
lierte Studien publiziert: Die PAMPer-Stu- Kohorten höher als die üblicherweise her-
die zeigte einen signifikanten Überlebens- angezogenen Transfusionstrigger [36]. Originalpublikation
vorteil, insbesondere in Kombination mit Andererseits muss aufgrund der sehr Dankiewicz J, Cronberg T, Lilja G et al (2021)
EK [32], während die COMBAT-Studie die- hohen Mortalität hinterfragt werden, ob Hypothermia versus Normothermia after
sen nicht bestätigen konnte [33]. denn bei solch schweren Verletzungsmus- Out-of-Hospital Cardiac Arrest. N Engl J Med
Bei der Fallzahlkalkulation der RePhill- tern die Intervention überhaupt noch den 384:2283–2294. https://doi.org/10.1056/
nejmoa2100591
Studie fällt die antizipierte Inzidenz des Verlauf beeinflussen kann. Möglicherwei-
primären Endpunkts von 10 % in der In- se wurde auf diese Weise ein Patienten-
terventionsgruppe bzw. 20 % in der Kon- kollektiv eingeschlossen, welches von ei-
trollgruppe auf: Dies entspräche einer re- ner Transfusion zu diesem Zeitpunkt noch Hintergrund
lativen Risikoreduktion von 50 %, was bei nicht – oder nicht mehr – im erwarteten
einer Zielgröße wie der Mortalität (die Umfang profitierte. Das richtige Temperaturmanagement
ohnehin zahlreichen Einflussfaktoren un- Die prähospitale Versorgungsphase er- nach erfolgreicher Reanimation mit erhal-
terliegt) als sehr ambitioniert erscheint scheint insbesondere im Kontext der „gol- tenem Spontankreislauf ist bisher nicht
[34]. Auch der zusammengesetzte End- den hour of shock“ mit durchschnittlich abschließend geklärt und weiterhin Ge-
punkt aus einem klinisch relevanten Para- 90 bzw. 91 min als relativ lange. Im Ver- genstand des aktuellen wissenschaftli-
meter und einem Surrogatparameter un- gleich hierzu betrug die mittlere Prähospi- chen Diskurses. Ziel ist die Vermeidung
klarer Signifikanz kann kritisch hinterfragt talzeitfür PatientenmitISS > 16 im Trauma- von Fieber und des hypoxisch-ischämi-
werden [34]. register der Deutschen Gesellschaft für Un- schen Hirnschadens [38]. Fieber wurde
Ein bedeutsamer Aspekt der Studie ist fallchirurgie im fraglichen Zeitraum zwi- als Risikofaktor für ein Überleben mit
die Feststellung, dass prähospitale Trans- schen 60 und 64 min, was die Übertrag- schlechterem neurologischem Outcome
fusionen nicht mit einem gehäuften Auf- barkeit auf deutsche Verhältnisse mögli- identifiziert [39]. Bereits 2002 wurden
treten von Komplikationen bzw. Transfu- cherweise einschränkt [37]. Offensichtlich von Holzer et al. [40] und Bernard et al.
sionsreaktionen assoziiert waren. kam es auch bei der Applikation der Stu- [41] eine bessere Überlebensrate bei Er-
Allerdings muss am Studiendesign dienmedikation zu Verzögerungen, denn wachsenen nach OHCA mit vermuteter
kritisch hinterfragt werden, ob die In- vom Eintreffen am Einsatzort bis zur Trans- kardialer Ursache und defibrillierbarem
tervention mit durchschnittlich 1,57 Ein- fusion bzw. Infusion verstrichen bei diesen Rhythmus gezeigt, wenn diese auf 33 °C
heiten EK bzw. 1,25 Einheiten LyoPlas kritisch instabilen Schwerverletzten durch- gekühlt wurden. Auch für Erwachsene mit
tatsächlich geeignet ist, die Prognose bei schnittlich 26 bzw. 25 min. nichtdefibrillierbarem Rhythmus konnten
diesem schwerstverletzten Patientenkol- Ob eine „differenziertere“ Indikations- Lascarrou et al. [42] diesen Überlebens-
lektiv nennenswert zu beeinflussen. So stellung bzw. eine „beherztere“ Interven- vorteil zeigen. Alle 3 Studien hatten als
wurden beispielsweise im überregionalen tion (früherer Transfusionsbeginn und Kontrollgruppe die Normothermie mit
Traumazentrum dieser Autorengruppe größerer Menge an Blutprodukten) mög- 37 °C.
bei 29 prähospitalen Bluttransfusionen im licherweise besser ein Setting abbilden Im Gegensatz dazu steht die 2013
Median 4 (Q1–Q3 2–6) EK transfundiert könnten, in dem die Schwerverletzten publizierte Targeted-Temperature-Ma-
[bisher unveröffentlichte Daten]. Dieses tatsächlich von einer prähospitalen Trans- nagement-Studie (TTM-1) von Nielsen
Prozedere folgt dem Konzept der „hae- fusion profitieren, ist spekulativ und nur et al. [43]. In dieser konnte kein Über-
mostatic resuscitation“, welches in der durch Folgestudien zu beantworten. Von lebensvorteil bei Erwachsenen mit 33 °C
Frühphase des hämorrhagischen Schocks besonderem Interesse dürfte hierbei die Körpertemperatur gegenüber jenen mit
neben der Substitution von Blutprodukten Identifikation der Charakteristika sein, 36 °C nach ROSC gezeigt werden.
und gerinnungsaktiven Medikamenten ei- die mit der frühen Notwendigkeit einer
ne permissive Hypotension und die frühe Massivtransfusion assoziiert sind. Studie
„damage control surgery“ anstrebt und
mittlerweile als Standard in dieser kri- Methodik
tischen Versorgungsphase gilt [35, 36]. In der vorliegenden Studie wurde unter-
Auch der Hb-Wert bei Ankunft in der Not- sucht, ob eine Hypothermie nach Reani-
aufnahme von durchschnittlich 13,3 g/dl mation die Überlebensrate 6 Monate nach
nach Transfusion bzw. 11,8 g/dl nach 1,4 l einem Kreislaufstillstand signifikant ver-
Kochsalzlösung stellt trotz des ausgepräg- bessert. Hierzu wurde ein multizentrischer
ten Schockzustands und des schweren RCT durchgeführt.

Die Anaesthesiologie 2 · 2023 135


Journal Club
Insgesamt wurde die Therapie (Hypo- für Hypothermie 1,0 [95 %-KI 0,92–1,09]). Reanimationsregisters wurden lediglich
thermie oder Normothermie) für 40 h nach Jeweils weitere 25 % hatten einen mRS- 52,2 % aller Reanimationen bezeugt und
Randomisierung fortgeführt. Der primäre Wert von 0–1 in beiden Gruppen. nur bei 42,6 % eine Laienreanimation
Endpunkt war Versterben nach 6 Mona- Aus den hier dargestellten Ergebnis- durchgeführt. Ein initial defibrillierbarer
ten, der wichtigste sekundäre Endpunkt sen schließen die Autor:innen, dass es Rhythmus fand sich in Deutschland in
der neurologische Status nach 6 Mona- aktuell keine Evidenz für eine Hypother- 21,1 % der Fälle. Durch diesen kritischen
ten gemessen, an der modified Rankin mie nach außerklinischem Kreislaufstill- Vergleich und die teilweise geringe Anzahl
Scale (mRS), wobei die Werte von 4 und stand gibt. Ferner geben sie an, dass sich der Rekrutierungen pro Studienzentrum
5 als schlechtes neurologisches Ergebnis seit den ersten vielversprechenden Ergeb- (11/61 Studienzentren mit ≤ 10 Einschlüs-
gewertet werden und ein mRS von 6 be- nissen 2002 die Behandlungsmöglichkei- sen, Median [Q1–Q3] Einschlüsse pro
deutet, dass die betroffene Person verstor- ten der modernen Intensivmedizin geän- Studienzentrum 24,5 [12,2–43,0]) lässt
ben ist. dert haben und andere Faktoren einen sich ein Selektionsbias vermuten. Die Fra-
Einfluss auf das Überleben haben können. ge, welche Personen nach OHCA von einer
Ergebnisse therapeutischen Hypothermie profitieren,
Insgesamt wurden 1861 Personen in Kommentar zur Studie ist nicht abschließend geklärt. Ein rascher
die Studie eingeschlossen, wobei 930 in Beginn der therapeutischen Hypothermie
die Hypothermie- und 931 in die Nor- Die TTM-2-Studie [44] ist eine große, sowie eine kontinuierliche Beurteilung des
mothermiegruppe randomisiert wurden. prospektive, multizentrische RCT zum neurologischen Status sind bei Personen,
Zwischen den beiden Gruppen gab es Temperaturmanagement nach OHCA. In die nach einem OHCA das Bewusstsein
keine signifikanten Unterschiede bezüg- der aktuellen ERC-/ESICM-Leitlinie zur nicht wiedererlangen, imminent für eine
lich demografischer Daten. Es wurden Postreanimationsbehandlung wird eine suffiziente Therapie.
91 und 92 % der Kreislaufstillstände in Vermeidung von Fieber für 72 h empfoh-
der Hypo- bzw. Normothermiegruppe len [4]. Auch wenn eine rasche Kühlung Atemwegsmanagement beim
bezeugt. Eine Laienreanimation wurde in nach ROSC bislang keinen statistisch signi- pädiatrischen außerklinischen
82 % bzw. 78 % der Fälle durchgeführt. fikanten Überlebensvorteil gezeigt hat, ist Kreislaufstillstand – eine
Ein initial schockbarer Rhythmus fand ein Trend zu einem besseren neurologi- retrospektive Kohortenstudie
sich in 72 % resp. 75 %. Ein persistierender schen Outcome erkennbar [45] und macht
ROSC wurde in beiden Gruppen nach aus pathophysiologischen Überlegungen
25 min erreicht. Die Zeit vom Kreislauf- Sinn [4]. Die Dauer bis zum Erreichen Originalpublikation
stillstand bis zur Randomisierung betrug der Zieltemperatur seit Kreislaufstillstand Le Bastard Q, Rouzioux J, Montassier E et
136 bzw. 133 min. In der Hypothermie- beträgt in der vorliegenden Arbeit ca. al (2021) Endotracheal intubation versus
gruppe wurde eine Temperatur von 34 °C 7 h, sodass das therapeutische Fenster supraglottic procedure in paediatric out-of-
hospital cardiac arrest: a registry-based study.
3 h nach dem Start der Intervention er- womöglich bereits verstrichen war [46].
Resuscitation 168:191–198. https://doi.org/10.
reicht, wobei bei 6 % der Patient:innen Nach 23 h wurde mit der Erwärmung 1016/j.resuscitation.2021.08.015
eine Wiedererwärmung vor Erreichen der begonnen. Patient:innen in der TTM-2-
40 h aufgrund von kardiozirkulatorischer Studie wurden im Gegensatz zu anderen
Instabilität oder Arrhythmien initiiert wur- Studien nicht erwärmt, wenn die initiale Hintergrund
de. Zur Vermeidung von Fieber mussten Temperatur unter 36 °C lag [42]. Zusätzlich
46 % in der Normothermiegruppe aktiv erhielten in der vorliegenden Arbeit 46 % Der außerklinische Kreislaufstillstand
gekühlt werden. in der Normothermiegruppe eine externe bleibt bei Kindern, verglichen mit Er-
Nach 6 Monaten waren 465 von 925 Kühlung. wachsenen, ein seltenes Ereignis. Die
(50 %) in der Hypothermie- und 446 von Eine rezente Analyse von Böttiger Inzidenz beträgt dabei 8 Kinder mit OHCA
925 (48 %) in der Normothermiegruppe et al. [47] zeigt, dass das Überleben in (pOHCA) pro 100.000 Menschen, im Ge-
verstorben. Daraus ergibt sich ein RR für die den Hypothermiestudien durch die Laien- gensatz dazu stehen ca. 62 Erwachsene
Hypothermie von 1,04 (95 %-KI 0,94–1,14). reanimation maßgeblich beeinflusst wird, mit OHCA pro 100.000 Menschen [49–52].
Dieser Effekt war für alle analysierten Sub- sodass dieser Aspekt sowohl bei der Be- Trotz der fortschreitenden medizinischen
gruppen gleich, sodass auch für Erwachse- handlung als auch bei der Interpretation Möglichkeiten besteht weiterhin eine ge-
ne mit schockbarem Erstrhythmus kein sig- der Studienergebnisse nicht vernachläs- ringe Überlebenswahrscheinlichkeit. Dies
nifikanter Überlebensvorteil gezeigt wer- sigt werden darf. Eine dementsprechende liegt zum einen daran, dass die Evidenz-
den konnte (RR 1,0 [95 %-KI 0,87–1,15]). Subgruppe wurde in der TTM-2-Studie lage sehr dünn ist. Zum anderen werden
Die Evaluierung des neurologischen nicht analysiert. In der vorliegenden Arbeit Leitlinien und Empfehlungen meist von
Status nach 6 Monaten erfolgte entweder ist die Rate an bezeugten Kreislaufstillstän- der Behandlung Erwachsener extrapoliert
persönlich (72 %), per Telefon (23 %) oder den, Laienreanimation und dem Vorlie- [53, 54]. Dies erfolgt trotz des Wissens,
mit der bevollmächtigten Person (5 %). gen eines initialen schockbaren Rhythmus dass sich die Ätiologie zwischen dem
Nach 6 Monaten hatten jeweils 55 % in bei- vergleichsweise hoch. Laut öffentlichem pädiatrischen und erwachsenen OHCA
den Gruppen einen mRS-Wert von 4–6 (RR Jahresbericht 2021 [48] des Deutschen maßgeblich unterscheidet [55]. Während

136 Die Anaesthesiologie 2 · 2023


bei Erwachsenen kardiale Ursachen füh- neurologisches Ergebnis, definiert als CPC (Groß-)Städte umgelegt werden können,
rend sind, ist bei Kindern die Hypoxie 1 oder 2. ist die Versorgung durch ein Notarztsys-
das führende Problem. Aus diesem Grund tem im deutschsprachigen Raum ebenfalls
sind das Atemwegsmanagement und die Ergebnisse Standard. Die hohe Rate endotrachealer
suffiziente Oxygenierung Hauptpfeiler In dem angegebenen Studienzeitraum Intubationen mit geringer Rate an Fehl-
der Behandlung des pOHCA. Die aktuel- wurden 1579 Datensätze analysiert. Die intubationen [59] spricht für ein geübtes
len ERC-Leitlinien für den pädiatrischen meisten Ereignisse kamen bei Jungen und erfahrenes Team.
Kreislaufstillstand [54] empfehlen den (62,0 %) im häuslichen Umfeld (58,7 %) Auch in dieser Arbeit zeigt sich das „No-
initialen Einsatz der Beutel-Maske-Venti- vor und wurden bezeugt (62,6 %). Das Airway-Paradoxon“, welches bereits bei Er-
lation (BMV) mit der Zweihelfermethode. Alter betrug im Median 3 (Q1–Q3 0 bis wachsenen beschrieben ist [60]: Die Be-
Ein erweitertes Atemwegsmanagement 13) Jahre. In einem Großteil der Fälle wur- zeichnung „SGA-Gruppe“ kann irreführend
(endotracheale Intubation [ETI], suprag- de eine Laienreanimation durchgeführt sein, da lediglich 7,1 % der Kinder einen
lottisches Atemwegsdevice [SGA]) sollte (54,4 %), dabei erfolgte eine Thoraxkom- SGA erhielten, während bei den Restli-
nur bei prolongierter Reanimation oder pression mit Beatmung in ca. 25 % der chen die konventionelle Beutel-Maske-Be-
Reanimation unter Transport erwogen Fälle. Der erste beobachtete Rhythmus atmung durchgeführt wurde. Mit einer sig-
werden, wenn eine geübte Person anwe- der MICU war in der Mehrzahl (88,4 %) nifikant niedrigeren „Low-flow“-Zeit in der
send ist. Sollte die BMV trotz Ausschöpfung nicht schockbar. SGA-Gruppe (22 min vs. 40 min) ist auch
aller Hilfsmittel (optimierte Lagerung, oro- Der Großteil der Kinder wurde durch ein besseres neurologisches Überleben er-
und/oder nasopharyngeale Atemwegshil- das MICU-Team endotracheal intubiert klärbar. Für die Tatsache, dass bereits ei-
fen, optimierte Maskengröße) versagen, (85,8 %); lediglich 16 Kinder (7,1 %) in der ne Oxygenierung mittels BMV ausreichend
ist der frühzeitige Einsatz von erweitertem SGA-Gruppe wurden mit einem supra- war und damit vermutlich frühzeitig ein
Atemwegsmanagement zu erwägen. In glottischen Atemwegsdevice beatmet. ROSC erzielt wurde, spricht einerseits, dass
der vorliegenden retrospektiven Kohor- Die endotracheale Intubation misslang in der SGA-Gruppe weniger i.v.- und i.o.-
tenstudie wurde der Einfluss des Atem- nur in 2,3 % (31 von 1355) der Fälle. In der Zugänge (14,7 % vs. 59,8 % bzw. 13,4 % vs.
wegsmanagements unter Reanimation ETI-Gruppe lag mit 32,5 % vs. 3,6 % eine 42,6 %) etabliert wurden, wie auch die ge-
auf das 30-Tages-Überleben bei pOHCA höhere Rate an Aspirationen vor. ringe Rate an Transporten (3,2 % vs. 96,8 %;
untersucht. Der primäre Endpunkt, das 30-Tages- n = 158) unter Reanimation. Das bei län-
Überleben, betrug insgesamt 8,6 %. Kin- gerer Reanimationsdauer mehr Maßnah-
Studie der in der ETI-Gruppe hatten mit 7,7 % vs. men unternommen werden, ist hinläng-
14,3 % in der unadjustierten, univariaten lich bekannt. Bei Klinikaufnahme wurden
Methodik Analyse eine geringere Überlebenswahr- in der ETI-Gruppe 45,7 % (70 von 153) der
In dieser retrospektiven, multizentrischen scheinlichkeit. Auch das neurologisch gute unter Reanimation transportierten Kinder
Observationsstudie wurden die Daten des Überleben war mit 4,6 % vs. 11,1 % in der für tot erklärt. Dies lässt vermuten, dass
französischen OHCA-Registers (French Na- ETI-Gruppe geringer im Vergleich mit der bei erfolgreicher Intubation und prolon-
tional OHCA Registry, RéAC) im Zeitraum SGA-Gruppe. Die Häufigkeit an ROSC war gierter Reanimation ungeachtet geringer
Juli 2011 bis Juli 2018 analysiert. Alle mit 30,5 % vs. 23,2 % signifikant höher in Chancen ein Transport in die Klinik forciert
Kinder wurden von einem arztbesetzten der ETI-Gruppe. wurde.
Rettungsmittel („mobile intensive care In einer sekundären adjustierten Ana- Limitiert ist diese Untersuchung durch
unit“, MICU) behandelt. Die Entscheidung lyse zeigte sich kein statistisch signifikan- ihr retrospektives Studiendesign sowie
über das Atemwegsmanagement und die ter Unterschied mehr in der Rate an ROSC durch fehlende Daten zu wichtigen Kenn-
Versorgung oblag den Behandelnden. zwischen beiden Gruppen. Es bestand wei- zahlen wie z. B. der Dauer bis zur Intubation
Eingeschlossen wurden alle Personen terhin ein signifikant schlechteres neuro- und der Anzahl der Intubationsversuche;
< 18 Jahre mit OHCA und konsekutiven logisches Überleben nach 30 Tagen in der diese wurden im Register nicht erfasst. Ein
Reanimationsmaßnahmen mit Beteili- ETI-Gruppe (OR 0,32 [95 %-KI 0,19–0,54]). Erkenntnisgewinn bezüglich der optima-
gung einer MICU. Es wurde zwischen len Atemwegsstrategie bei Kindern mit
2 Gruppen differenziert, jenen mit ETI Kommentar zur Studie OHCA kann somit aus dieser Arbeit nicht
und jenen mit SGA. In die SGA-Gruppe vollständig abgeleitet werden. Ob eine
wurden auch jene Patient:innen einge- In der vorliegenden Arbeit haben Le Ba- RCT für diese Fragestellungen sinnvoll und
schlossen, die während der gesamten stard et al.[56] den Einfluss der endotra- machbar ist, ist fraglich. Eine gut struk-
Reanimation via BMV beatmet wurden. chealen Intubation auf das Überleben turierte prospektive Observationsstudie
Der primäre Endpunkt war das 30-Tages- nach außerklinischem Kreislaufstillstand ist womöglich einerseits leichter durch-
Überleben, unabhängig vom neurologi- bei Kindern untersucht. zuführen und andererseits ethisch eher
schen Status, ermittelt via CPC. Sekundäre Die Überlebensrate ist in dieser Ko- vertretbar bei diesem speziellen Kollektiv.
Endpunkte waren Wiedereinsetzen eines horte mit anderen Studien vergleichbar
Spontankreislaufes (ROSC) sowie ein gutes [57, 58]. Auch wenn die geografischen
Gegebenheiten nicht immer auf andere

Die Anaesthesiologie 2 · 2023 137


Journal Club

Sofortiger Transport, extrakorpo- Studie maßnahmen erfolgte basierend auf den


rale CPR und invasive Diagnostik damals gültigen ERC-Leitlinien [68].
und Therapie in refraktärem au- Methodik
ßerklinischem Kreislaufstillstand – Die Studie wurde als monozentrische RCT Ergebnisse
eine randomisierte kontrollierte in Prag, Tschechien, vom 01.03.2013 bis Die Studie wurde am 25.10.2020 aufgrund
klinische Studie zum 25.10.2020 durchgeführt. Vorab wur- einer Empfehlung des Data and Safety Mo-
den das Studienprotokoll und der statis- nitoring Board wegen möglicher Benach-
tische Analyseplan publiziert [67]. Einge- teiligung und einem damit einhergehen-
Originalpublikation schlossen wurden erwachsene Personen den Schaden in der Kontrollgruppe nach
Belohlavek J, Smalcova J, Rob D et al (2022) zwischen 18 und 65 Jahren mit laufen- Einschluss von 256 Personen vorzeitig ab-
Effect of intra-arrest transport, extracorporeal der Reanimation bei bezeugtem OHCA gebrochen. Von diesen wurden 124 in die
cardiopulmonary resuscitation, and immediate und vermuteter kardialer Ursache. Zusätz- Interventionsgruppe und 132 in die Stan-
invasive assessment and treatment on lich mussten die Reanimationsmaßnah- dardgruppe randomisiert. Insgesamt kam
functional neurologic outcome in refractory
men gemäß dem ALS-Algorithmus seit es bei 20 Personen zu einem Wechsel der
out-of-hospital cardiac arrest: a randomized
clinical trial. JAMA 327:737–747. https://doi. mindestens 5 min ohne ROSC durchge- Studiengruppe. Elf wurden in die Interven-
org/10.1001/jama.2022.1025 führt werden. Zum Studieneinschluss wur- tionsgruppe und 9 in die Standardgruppe
de der Studienleiter per SMS über einen gewechselt.
OHCA informiert. Daraufhin wurde tele- Bei den demografischen und für den
Hintergrund fonischer Kontakt mit dem vor Ort be- Kreislaufstillstand prädiktiven Parametern
findlichen notärztlichen Personal aufge- gab es zwischen den beiden Gruppen kei-
Bei Personen, welche nach einem OHCA nommen und die reanimationspflichtige nen Unterschied. Das Alter war im Medi-
einen ROSC mit stabilen Kreislaufverhält- Person nach (Nicht-)Erfüllen der Ein- und an 59 und 57 Jahre in der Interventions-
nissen hatten, konnte gezeigt werden, dass Ausschlusskriterien in die Interventions- bzw. Standardgruppe. Hervorzuheben ist
diese in 50 % der Fälle ein Überleben mit gruppe (invasive Gruppe) oder Standard- die hohe Rate an Ersthelferreanimationen
gutem neurologischem Ergebnis hatten gruppe randomisiert. in beiden Gruppen (99 % vs. 98 %) sowie
[44]. Jedoch ist der refraktäre Kreislaufstill- Erwachsene in der Standardgruppe an telefonisch angeleiteter Reanimation
stand mit geringen Überlebensraten asso- wurden gemäß dem jeweils gültigen (77 % vs. 81 %).
ziiert [61]. Zudem geht auch ein Transport ALS-Algorithmus vor Ort behandelt. Ein Im primären Endpunkt zeigte sich in
unter Reanimation mit einer verringerten mechanisches Reanimationsgerät durfte der Intention-to-treat-Analyse keine sta-
Überlebenswahrscheinlichkeit einher [62, verwendet werden. tistische Signifikanz zwischen den beiden
63]. In den aktuellen ERC-Leitlinien wurde In der Interventionsgruppe wurde ein Gruppen. In der Interventions- und Stan-
abermals die Möglichkeit der extrakorpo- Paket von weiteren Reanimationsmaßnah- dardgruppe hatten 31,5 % (39 von 124)
ralen Reanimation („extracorporeal cardi- men durchgeführt. Bis 2016 wurde eine na- sowie 22,0 % (29 von 132) der Personen
opulmonary resuscitation“, eCPR) für Per- sale Kühlung eingesetzt, danach wurde der einen guten neurologischen Status am Tag
sonen mit refraktärem Kammerflimmern ®
Vertrieb des Produktes (RhinoChill , Bene- 180 (OR 1,63 [95 %-KI 0,93–2,85]).
erwähnt [64]. Auch wenn aktuelle Studien Chill Inc. San Diego, CA, USA) eingestellt. Bei den sekundären Endpunkten zeigte
[65, 66] Überlebensvorteile für diese Ko- Der sofortige Transport in das Herzkathe- sich eine statistische Signifikanz bei Über-
horte gezeigt haben, besteht weiterhin nur terlabor erfolgte unter mechanischer Re- leben mit gutem neurologischem Status
eine schwache Empfehlung für den Einsatz animation. Bei Eintreffen wurden die eCPR- am Tag 30. Hier hatten 30,6 % (38 von 124)
der eCPR seitens der ERC-Leitlinien [64]. Kriterien evaluiert und bei Erfüllen dieser in der Interventionsgruppe und 18,2 %
In dieser RCT wurde ein Behandlungs- eine femorofemorale Kanülierung durch- (24 von 132) in der Standardgruppe ei-
bündel, bestehend aus frühem Transport geführt und die extrakorporale Zirkulati- ne CPC von 1 oder 2 (OR 1,99 [95 %-KI
unter Reanimation, teilweise prähospitaler on gestartet. Nach erfolgreicher Kanülie- 1,11–3,57]).
Kühlung, eCPR und sofortiger invasiver rung und invasiver Diagnostik mit Therapie Eine verlängerte Reanimationsdauer in
Diagnostik und Behandlung, mit der Stan- (koronare, pulmonale oder aortale Angio- der Interventionsgruppe (58 vs. 46 min)
dardbehandlung nach aktuell gültigem graphie sowie perkutane Koronarinterven- erklären die Autoren mit dem Bemühen,
Advanced-Life-Support(ALS)-Algorithmus tion) wurde eine antegrade Beinperfusion die Personen unter allen Umständen in
verglichen. Als primärer Endpunkt wurde eingebracht. das Herzkatheterlabor für die erweiterten
ein Überleben nach 180 Tagen mit gutem Die weitere Behandlung in der Post- Maßnahmen zu transportieren. In der In-
neurologischem Überleben (CPC 1 oder 2) reanimationsphase wurde in beiden Grup- terventionsgruppe konnte im Median nach
definiert. pen gleich durchgeführt. So wurde z. B. ein 61 min eine eCPR etabliert werden. Hierbei
Temperaturziel von 33 °C festgelegt. kam es nur in 11 % (4 von 36) zu fatalen
Das Studienprotokoll erlaubte einen Blutungen.
Wechsel der Gruppen, wenn es von den Insgesamt wurden 24 Personen (davon
Behandelnden für notwendig erachtet 21 aus der Interventionsgruppe) als Poten-
wurde. Ein Abbruch der Reanimations- zial-Organspender evaluiert, nachdem al-

138 Die Anaesthesiologie 2 · 2023


le Maßnahmen ausgeschöpft waren und ist aktuell noch nicht abschließend ge- Studie
keine realistische Chance auf Überleben klärt. Die hohe Rate (ca. 35 %) an gutem
bestand. Von diesen wurden 14 (58,3 %) neurologischem Outcome in der invasiven Methodik
von einem Transplantationszentrum ak- Kohorte trotz >45 min Reanimationsdauer In diese retrospektive Kohortenstudie wur-
zeptiert. in dieser Studie lässt vermuten, dass eine den Erwachsene mit einem TCA im Zeit-
In einer zusätzlichen Analyse unter Be- „verzögerte“ invasive Strategie einen Be- raum vom 01.01.2014 bis 31.12.2018 ein-
rücksichtigung des Gruppenwechsels zeig- nefit haben kann, wenn trotz suffizienter geschlossen. Ein TCA wurde definiert als
te sich ein gutes neurologisches Überle- Advanced-Life-Support-Maßnahmen kein ein Trauma mit agonaler Atmung oder oh-
ben in 40 % (4 von 10) der Betroffenen, ROSC erzielt werden kann. ne Spontanatmung sowie dem Fehlen ei-
die von der Standardgruppe in die Inter- nes zentralen Pulses.
ventionsgruppe wechselten. Im Gegensatz Überleben nach prähospitalem Personen wurden vor Ort für tot er-
dazu überlebte keine Person, welche von traumatischem Kreislaufstillstand klärt, wenn nicht mit dem Leben verein-
der Interventions- in die Standardgruppe in den Niederlanden – eine bare Verletzungen (z. B. Enthauptung, pe-
wechselte. Insgesamt wurde bei 92 Per- retrospektive Kohortenstudie netrierende kardiale Verletzung, Austreten
sonen eine eCPR etabliert. Davon hatten von Hirnmasse etc.) vorlagen oder bei An-
22 % (20 von 92) ein gutes neurologisches kunft des Rettungsdienstes oder RTH keine
Überleben am Tag 180. Originalpublikation Lebenszeichenseitüber 15 minbestanden.
Houwen T, Popal Z, de Bruijn MAN et al (2021) Eine Notfallthorakotomie wurde entspre-
Kommentar zur Studie Outcomes after Prehospital Traumatic Cardiac chend der damals gültigen ERC-Leitlinie
Arrest in the Netherlands: a Retrospective [71] durchgeführt.
Cohort Study. Injury 52:1117–1122. https://doi.
Die vorliegende Arbeit demonstriert, lei-
org/10.1016/j.injury.2021.02.088
der etwas gemindert durch den vorzeiti- Ergebnisse
gen Abbruch, die Effektivität einer frühzei- Im Studienzeitraum konnten 915 Men-
tigen invasiven Strategie mittels raschem Hintergrund schen mit bestätigtem TCA behandelt und
Transport, evtl. eCPR und sofortiger in- indieseStudieeingeschlossenwerden. Das
vasiver Diagnostik und Therapie bei Er- „Don’t pump an empty heart“ ist einer mediane Alter betrug 47 Jahre und 76 %
wachsenen mit bezeugtem OHCA. Bedingt der Leitsätze des ERC zum traumatischen waren männlich. Verkehrsunfälle zählten
durch eine zu geringe Fallzahl konnte kei- Kreislaufstillstand („traumatic cardiac ar- mit 52,0 % zu den häufigsten Ursachen ei-
ne statistische Signifikanz erreicht werden, rest“, TCA). Aktuelle Arbeiten zeigen, dass nes TCA, gefolgt von penetrierenden Ver-
wobei zu diskutieren ist, ob es zwingend 6,3–11,5 % der Personen mit prähospita- letzungen in 16,5 % der Fälle. Fast alle Per-
einen p-Wert < 0,05 benötigt, um ein Ver- lem TCA bis zur Krankenhausentlassung sonen (96,2 %) hatten einen initial nicht
fahren als überlegen zu betrachten. Auf der überleben. Aus diesen Kollektiven erlitt der schockbaren Rhythmus.
anderen Seite sind sicherlich auch statis- Großteil ein stumpfes Trauma. Zugrunde Insgesamt wurden 83,9 % der Betroffe-
tisch signifikante Ergebnisse nicht immer liegende Ursache kann die Dekompensa- nen endotracheal intubiert, bei 2,7 % war
von klinischer Relevanz. In dieser Intenti- tion eines hypovolämischen, hypoxischen ein chirurgischer Atemweg notwendig. Ei-
on-to-treat-Analyse wechselten insgesamt und/oder obstruktiven Schocks sein. Mehr ne Finger-Thorakostomie wurde häufiger
11 Personen von der Standard- in die In- noch als beim Kreislaufstillstand aufgrund durchgeführt als eine Nadeldekompressi-
terventionsgruppe, wovon 4 eine eCPR er- einer internistischen Ursache ist es beim on (47,2 % vs. 11,5 %). Bei 63 (6,9 %) Perso-
hielten und mit gutem neurologischem Trauma essenziell, reversible Ursachen nen wurde eine prähospitale Notfallthora-
Ergebnis überlebten. Diese positiven Stu- sofort zu behandeln, wobei Thoraxkom- kotomie durchgeführt, eine penetrieren-
dienergebnisse lassen sich sicherlich nicht pressionen hier initial wahrscheinlich eine de Verletzung lag in der Mehrheit (55,0 %
auf jedes Rettungsdienstsystem übertra- nachgeordnete Rolle spielen. Reversible bzw. 63,9 %) dieser Fälle vor. Zusätzlich zu
gen. Einerseits wird Prag von einem sin- Ursachen für einen TCA können Hypoxie, diesen Interventionen wurden in 10,5 %
gulären Rettungsdienst versorgt, zusätz- Hypovolämie aufgrund massiven Blut- der Fälle Erythrozytenkonzentrate verab-
lich wurde die Studie an einem speziali- verlustes oder obstruktiver Schock durch reicht. In der Evaluation zwischen pene-
sierten Studienzentrum durchgeführt. Im Perikardtamponade oder Spannungs- trierendem und stumpfem Trauma fällt auf,
Vergleich mit einer anderen RCT [69] wurde pneumothorax sein. In der vorliegenden dass bei penetrierenden Traumen sowohl
in der vorliegenden Arbeit nicht der initiale retrospektiven Studie wird das Überleben Thorakotomie (1,0 % vs. 36,4 %) als auch
Rhythmus in den Einschlusskriterien auf- bis Krankenhausentlassung bei Perso- Transfusion (9,2 % vs. 16,8 %) signifikant
genommen. So wurden hier auch Personen nen mit TCA untersucht, die von einem häufiger durchgeführt wurden. Im Studi-
mit nichtdefibrillierbarem Rhythmus ein- Team, von insgesamt 4 niederländischen enzeitraum wurden 328 Personen in ei-
geschlossen. Hervorzuheben ist die hohe Rettungshubschraubern (RTH), behandelt ne Klinik transportiert, davon konnte bei
Rate an Laienreanimation in Prag, wel- wurden. 261 bereits am Einsatzort ein ROSC er-
che auch bereits in der EuReCa-2-Studie reicht werden. In der vorliegenden Ko-
mit > 80 % sehr hoch war [70]. Der ideale horte überlebten 36 (3,9 %) Personen bis
Zeitpunkt für die Initiierung einer eCPR zur Krankenhausentlassung. Von diesen

Die Anaesthesiologie 2 · 2023 139


Journal Club
Tab. 2 Vermutete Ursachen für den Kommentar zur Studie Personen im hämorrhagischen Schock
prähospitalen Kreislaufstillstand in 36 Über- profitieren am ehesten von einem ra-
lebenden Im beobachteten Zeitraum überlebten le- schen Transport unter Voranmeldung
Ursache Überlebende diglich 3,9 % aller Personen, dies ist, vergli- (Stichwort: „Code Red“) in einen Schock-
(n = 36) chen mit anderen Arbeiten aus Nordame- raum [77, 78], um den Kreislaufstillstand
Hypoxie aufgrund von TBI/ 15 (45,5 %) rika [72] oder Großbritannien [73], wesent- zu vermeiden. Tritt der Kreislaufstillstand
Bewusstlosigkeit
lich geringer. Dies kann an der Einsatzhäu- durch Verbluten ein, sieht die ERC-Leitli-
Hypovolämie 8 (24,2 %)
figkeit und damit verbundenen Routine nie bei unzureichender Blutungskontrolle
Herzbeuteltamponade 4 (12,1 %) liegen und der höheren Zahl an penetrie- den proximalen Aortenverschluss durch
Hypoxie aufgrund anderer 3 (9,1 %) renden Traumen in den respektiven Län- Resuscitative Endovascular Balloon Oc-
Ursachen
dern. Die Arbeit von Evans berichtet eine clusion of the Aorta (REBOA oder offen
Spannungspneumothorax 2 (6,1 %)
Rate von 32,7 % an penetrierenden Trau- nach Notfallthorakotomie) vor. Empfohlen
Commotio cordis 1 (3,0 %) men [72]. Die vorliegenden Raten an mo- ist auch die Gabe von Blutprodukten im
Unbekannt 3 (9,1 %) deratem und schlechtem neurologischem Sinne eines Massivtransfusionsprotokolls
TBI traumatic brain injury Überleben sind kongruent mit jenen einer [64]. Im Falle einer Perikardtampona-
2012 veröffentlichten Metaanalyse [74]. de oder eines Spannungspneumothorax
Die hier dargestellte Rate von gutem neu- kann durch Entlastung ggf. zügig wieder
hatten 17 (47,2 %) ein gutes, 10 (27,8 %) rologischem Überleben wird von einer re- ROSC erreicht werden [79, 80]. Aktuel-
ein moderates und 7 (19,4 %) ein schlech- zenten Metaanalyse untermauert [75]. Im le Bemühungen zur Verbesserung der
tes neurologisches Ergebnis. Zwei Perso- Gesamtkollektiv von 51.722 Personen zeigt prähospitalen Traumaversorgung zielen
nen mit prähospitaler Thorakotomie auf- sich in 43,5 % ein Überleben mit gutem darauf ab, diese Maßnahmen bereits am
grund einer Perikardtamponade überleb- neurologischem Ergebnis. Ein nichtsignifi- Unfallort verfügbar zu machen, und bieten
ten mit guter Neurologie. Im Gegensatz kanter Trend ist in dieser Metaanalyse er- möglicherweise das Potenzial zur weiteren
dazu überlebtekeinePersonnachThorako- kennbar, wenn ärztliches Personal an der Verbesserung der Behandlungsergebnisse
tomie bei stumpfen Traumata. Im Vergleich prähospitalen Behandlung beteiligt war [25].
zwischenÜberlebendenund Verstorbenen (57,0 % vs. 38,0 %, statistisch nicht sig- Um eine bestmögliche Versorgung die-
ist ein längerer Intensivaufenthalt erkenn- nifikant). Menschen mit defibrillierbarem ses seltenen Kollektivs zu gewährleisten,
bar. Menschen, die lebend aus dem Kran- Rhythmus überlebten in der vorliegenden sollte in jedem Rettungsdienstbereich eva-
kenhaus entlassen wurden, hatten einen Arbeit in 13,3 % der Fälle. Diese Signifi- luiert werden, welche Mechanismen beim
medianen Intensivaufenthalt von 9,5 Ta- kanz wird von der Arbeit von Vianen et al. TCA führend sind. Dadurch können anhand
gen (Q1–Q3 2 bis 23 Tage). Im Gegen- [75] bestätigt. Dort ist das Vorliegen eines aktueller wissenschaftlicher Evidenz ge-
zug verstarben die Personen bereits nach nichtdefibrillierbaren Rhythmus mit einer eignete Behandlungsstrategien und Ver-
2 Tagen (Q1–Q3 2 bis 4 Tage) auf der erhöhten Mortalität assoziiert (Risk Ratio sorgungsabläufe entwickelt werden [81].
Intensivstation. Jüngeres Alter sowie ein 1,12; 95 %-KI [1,03–1,21]).
defibrillierbarer initialer Rhythmus waren Die Therapie des prähospitalen TCA Korrespondenzadresse
in dieser Kohorte mit einer höheren Ra- bleibt eine Herausforderung, und die
Dr. med. univ. S. Katzenschlager
te an Überleben assoziiert. Keinen Effekt vorliegenden Daten sollen dem behan- Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum
auf das Überleben hatten das Geschlecht, delnden Team nochmals vor Augen füh- Heidelberg
die prähospitale endotracheale Intubati- ren, dass es sich hierbei nicht per se Heidelberg, Deutschland
on sowie die Transfusion von Blutproduk- um eine aussichtslose Situation handelt. stephan.katzenschlager@med.uni-
heidelberg.de
ten. Auch die Zeit bis zum Eintreffen der Mit zeitgerechten Interventionen und
RTH-Besatzung war nicht mit einem besse- damit verbundenem ROSC am Unfall-
ren Überleben assoziiert, wobei keine Per- ort haben diese Personen eine höhere
Interessenkonflikt. S. Katzenschlager, M. Obermaier,
son überlebte, wenn der RTH nach mehr Chance auf Überleben. Im Vergleich zu M. Kuhner, W. Spöttl, M. Dietrich, M.A. Weigand, F. Weil-
als 25 min eingetroffen war. Traumatische dem universellen ALS-Algorithmus spielt bacher und E. Popp geben an, dass für diesen Artikel
Gehirnverletzung („traumatic brain injury“, die Gabe von Adrenalin beim TCA nur kein Interessenkonflikt besteht.
TBI) mit Apnoe und daraus resultierender eine untergeordnete Rolle. Einige Ana-
Hypoxie war die häufigste Todesursache in lysen deuten darauf hin, dass Adrenalin Literatur
mehr als der Hälfteder Fälle. In . Tab. 2 sind beim TCA sogar mit einer erhöhten Mor-
die vermuteten Ursachen, aufgrund derer talität assoziiert sein könnte [76]. Die 1. Ethik-Kommission Universität Gießen Besonder-
heiten bei der Einbeziehung nicht einwilligungsfä-
bei den 36 Überlebenden ein Kreislauf- richtige Behandlungsstrategie korreliert higer Personen. https://www.uni-giessen.de/fbz/
stillstand eintrat, nach ihren Häufigkeiten mit dem Unfallmechanismus. Der hohe fb11/dekanat/ethikkommission/nichteinwfpers.
dargestellt. Anteil an hypoxischen Ereignissen in der Zugegriffen: 6. Juli 2022
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