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Herausgegeben von
John Barton · Reinhard G. Kratz
Choon-Leong Seow · Markus Witte
Band 410
De Gruyter
Urmas Nõmmik
Die Freundesreden
des ursprünglichen Hiobdialogs
De Gruyter
ISBN 978-3-11-022435-1
e-ISBN 978-3-11-022436-8
ISSN 0934-2575
Mein Dank gilt weiterhin den Herausgebern der Reihe Beihefte zur
Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, besonders Herrn Prof. Dr.
Markus Witte, sowie dem Verlag Walter de Gruyter für die Aufnahme
der Arbeit.
Schließlich möchte ich mich für die Geduld und Begleitung bei mei-
ner geliebten Frau Evelyn bedanken. Dieses Buch ist aber meinen El-
tern Jaan und Maie Nõmmik gewidmet, denn ohne meine gute Kinder-
stube wäre ich nie so weit gekommen.
Inhaltsverzeichnis .............................................................................. IX
I. Einleitung ......................................................................................... 1
Mit dieser Frage eröffnet Bildad seine zweite Rede an Hiob und fordert
seinen Freund auf, den leeren Worten ein Ende zu setzen und seine
Diskussionspartner nicht zu unterschätzen. Er hat zusammen mit sei-
nen beiden Freunden Elifas und Zofar zahlreiche Thesen und Bilder
zum Thema Untergang des Gottlosen geliefert und will ernsthaft, daß
ihre vernünftigen Ratschläge zur Umkehr nicht auf taube Ohren oder
unangemessene Erwiderungen stoßen. Damit, daß die Freunde ganz im
Sinne der Tradition von Hiob das Nachdenken über das Verhältnis
zwischen Gott und Mensch verlangen, aber am Ende doch von Gott
verurteilt werden, wirft das Buch Hiob eine der großen und kompli-
zierten Fragen der alttestamentlichen Exegese auf. Denn wie ist die
Rolle der Freunde zu beurteilen, wenn ihre Reden im alttestamentli-
chen Vergleich als traditionelle Lehren bestehen? Was hat den ur-
sprünglichen Hiobdichter dazu bewogen, drei Freunde oder überhaupt
jemanden neben Hiob und Gott in sein Meisterwerk der Weltliteratur
aufzunehmen? Wenn es drei Weisen sind, wie sind ihre Reden und ihre
Rollen zu bewerten?
Aus diesen Fragen ergibt sich die Aufgabe der folgenden Studie
über die Reden des Elifas, Bildad und Zofar.1 Sie werden auf ihre ur-
sprüngliche Gestalt und Form, auf ihren Charakter und Sinn, auf ihren
traditionsgeschichtlichen Hintergrund und schließlich auf ihre Rolle im
Gesamtzusammenhang der Hiobdichtung untersucht. Dabei können
wir die Reden des vierten Freundes Elihu gleich auf sich beruhen las-
sen, denn nach dem berechtigten, längst bei der Mehrheit der Alttesta-
mentler erreichten Konsens gehören sie nicht zum ursprünglichen Hi-
obdialog.2 Weiterhin bildet der literar- und redaktionskritische Befund, daß
die Reden der Hiobdichtung ursprünglich teilweise wesentlich kürzer
3 Zur Geschichte der Hiobforschung siehe vor allem H.-P. Müller (1995) und J. van
Oorschot (1995), zum Stand der Diskussion über die Entstehung des Buches J. van
Oorschot (2007), 166–171, aber auch ältere Überblicke wie C. Kuhl (1953; 1954),
W. Baumgartner (1962) und J.A. Emerton (1979). Zur Forschung der Weisheit gene-
rell siehe K.J. Dell (2000), 360–364, und C. Westermann (1991).
4 So z.B. F. Baumgärtel (1933a) oder J. Vermeylen (1994).
5 Siehe bes. die Synopse der redaktionellen Schichten: M. Witte (1994), 190–192, und
die Zusammenfassung, 223–228. Weiterhin betreffen seine Thesen auch die redaktio-
nellen Antworten Hiobs auf die Reden Jahwes. Siehe dazu auch J. van Oorschot
(1995), 360–362.
6 Auch in den jüngeren Untersuchungen sind sie der Hauptanhaltspunkt für die Aus-
wertung der Freundesreden, ihrer Legitimierung oder ihres Inhalts, vgl. z.B.
G. Fuchs (1993), 133–135; H.-J. Hermisson (1998a), 293–295; M. Köhlmoos (1999),
182ff.242ff; A. Scherer (2005), (2008), 40–56.156f.; W.A.M. Beuken (2007a), und
K. Schmid (2007), 252–258.
7 W.-D. Syring (2004), hinsichtlich von M. Witte siehe bes. 165f. Sein wichtiger Beitrag
besteht im Beweis der sekundären Hinzufügung der Rahmenerzählung und ihres
mehrstufigen Wachstums; darunter befinden sich aber auch die wegen der Verurtei-
lung der Freunde wichtigen Verse Hi 42,7–9 (siehe a.a.O., 166ff.).
8 Siehe O. Kaiser (1994b), 73–75.85ff., (2006), bes. den redaktionsgeschichtlichen Ent-
wurf, S. 114–119.125–127; er hat zusätzlich mit einer Unschuldserweiterung gerech-
Einleitung 3
che wie die umfangreiche Rekonstruktion der dritten Bildad- und Zo-
farrede oder umfangreiche Umstellungen der Verse sind daher nicht
mehr aktuell. Auch die mehrmals vertretene Ansicht, daß in der Hiob-
dichtung eine beabsichtigte und assoziative Anhäufung von unter-
schiedlichstem traditionellem Material vorliege, hat dadurch ihre
Glaubwürdigkeit verloren.10
Auf den Ergebnissen der Text-, Literar- und Redaktionskritik auf-
bauend werden im dritten Kapitel unserer Arbeit die poetische Form
und der Aufbau der ursprünglichen Freundesreden gründlich unter-
sucht. Methodisch erhebt unsere Behandlung einen hohen Anspruch,
weil die Bedeutung der poetologischen Analyse, darunter auch der von
uns erneut verwendeten kolometrischen Methode, nicht nur bei der
Auslegung des Hiobbuches, sondern auch des ganzen Alten Testa-
ments immer noch unterschätzt wird.11 Eine poetologische Analyse und
rhetorische Kritik12, die demonstrativ die Ergebnisse der literar- und
net. J. van Oorschot (2007), 171–184, beschäftigt sich mit den Redaktionsschichten
aus einer anderen Perspektive, z.B. bezeichnet die Majestätsbearbeitung als Gottes-
furcht-Redaktion.
9 Siehe auch I. Kottsieper (2004), 782ff. Weiterhin möge der Hiobkommentar von
H. Strauß (2000) erwähnt werden, weil er Hi 20* für das letzte ursprüngliche Kapitel
der Freundesreden hält und Hi 22–28* als ein sekundäres Werkstattgespräch behan-
delt.
10 Vgl. z.B. F. Hesse (1978), 53; H. Graf Reventlow (2000), 284f.
11 Wir verzichten grundsätzlich auf die traditionelle Untersuchung der Metrik der
Hiobdichtung, weil sich hier nach mehr als hundert Jahren immer noch keine ein-
heitliche Meinung gebildet hat und die Ergebnisse manchmal mehr Fragen als Ant-
worten bieten; siehe z.B. G. Fohrer (1963a), 54 (das Problem des Metrums sei viel-
leicht unlösbar). Tatsächlich schimmert bei der ursprünglichen Hiobdichtung die
Grundstruktur von 3+3 Tonsilben hindurch (so z.B. K. Budde [1896], iv; S.R. Driver /
G.B. Gray [1950], I lxxvii), aber es reicht manchmal nicht aus, um korrupte Stellen
text- oder formkritisch zu korrigieren. Dagegen gelingt es der Kolometrie, dem Ideal
des Messens und Vergleichs viel näher zu kommen, weil die Konsonanten (unab-
hängig von matres lectionis) viel sicherere Stützpunkte bilden als Vokale oder Silben
oder ihre Akzente. Zur Einführung in die Methode siehe O. Loretz / I. Kottsieper
(1987), zu der heutigen Stellung und den Einzelaspekten O. Loretz (2002), 1–9;
U. Nõmmik / R. Tasmuth (2006), 64–69, und mehrere praktische Anwendungen wie
O. Loretz (1979; 1988; 2002), T. Veijola (1982); M. Nissinen (1991) und U. Nõmmik
(2000). Im Anschluß an den Vergleich verschiedener metrischer Methoden zieht
K. Seybold (2003), 102–127, den Schluß (S. 126), daß die Kolometrie „für die poetolo-
gische Analyse von erheblichem Wert sein“ kann. Vgl. die kritischen Anmerkungen
bei M. Mark (2007), 45f.60–63.
12 Zur Methode siehe R. Meynet (1998), bes. 350, der den Ertrag der rhetorischen Ana-
lyse, erstens, in der Einsetzung der wissenschaftlichen Kriterien zur Bestimmung der
literarischen Einheiten und des ‚Kontextes’, und daher zweitens, in der Einsetzung
dieser Kriterien zur Interpretation sieht: „that is to grasp the significant relations
4 Einleitung
between the literary units, at the different levels of structuration of the text, as if they
had been ‚com-posed’ by the authors themselves“.
13 M. Cheney (1994), 20–23, hat mit Recht die Praxis der Verwendung des Begriffs
„synchron“ kritisiert, weil es sich oft eigentlich um „achrone“ Behandlung handelt.
Unsere formkritische Studie ist laut Cheney synchron, denn analysiert wird eine
Gestalt des Hiobbuches, nämlich die ursprüngliche, die in ihrer Zeit für die Leser als
eine Gesamtheit mit eigenen formalen und inhaltlichen Grundsätzen verfaßt worden
ist.
14 Vgl. bereits F. Delitzsch (1876), vi.13f., der Strophen, obwohl nicht mit gleicher Län-
ge, behauptet (ähnlich G. Fohrer [1963a], 55); G. Beer (1895/97), viii, der im Aufbau
einzelner Kapitel von vierzeiligen Strophen ausgeht; B. Duhm (1897), ix; G. Hölscher
(1952), 8; A. de Wilde (1981), 63f.; N.C. Habel (1985), 47. Besonders ist S. Terrien
(1963), 33f., hervorzuheben, weil bei ihm nicht nur Strophen, sondern auch die Un-
terstrophen („sous-strophe“) ähnlich zu uns markiert werden. Als ein Extremum gilt
das durchgehend regelmäßige strophische Schema von P. Skehan (1971).
15 Trotz literarkritischer Arbeit äußert sich K. Budde (1896), v, sehr skeptisch zu den
Strophen in der hebräischen Dichtung und läßt neben den Bikola auch Trikola zu.
Vgl. auch R. Gordis (1978), 506f.
16 Z.B. können die von uns herausgearbeiteten Grundsätze zur Abgrenzung der Bikola,
Unterstrophen und Strophen durchaus mit den von P. van der Lugt zur Hiobdich-
tung (1995) und den Psalmen (2006) verglichen werden, da er aber keine literarkriti-
sche Schichtung der Texte vornimmt, sind die Ergebnisse der Stropheneinteilungen
der Freundesreden im Gegensatz zu uns sehr unterschiedlich. Vgl. K. Seybold
(2003), 192, daß die Form eines Psalms „auf den verschiedenen Ebenen sich an unter-
schiedlichen Mustern orientieren“ kann. Vgl. auch E. Talstra (1994), 339f., der die
Diskussion über Hi 21 richtig als dominiert von der einseitigen Analyse der theolo-
gischen Aussagen auf Kosten der Analyse der linguistischen Form kritisiert.
Einleitung 5
Schlüsselrolle zu.17 Aber auch weitere Analysen, wie z.B. die des Paral-
lelismus membrorum, der Syntax, der syntaktischen Fügungen und
Klangfiguren, verdient schon hier ihre Hervorhebung, weil ihre Rolle
bei der Einteilung der Kola, Bikola und Strophen keinesfalls zu unter-
schätzen ist.18 Damit wird erst durch die „Wiederherstellung des ur-
sprünglichen Textes“ mit Hilfe der kritischen Methoden der Boden für
die folgende „Erforschung der intertextuellen Verbindungen“19 im vier-
ten und fünften Kapitel dieser Arbeit vorbereitet.
Im dritten Kapitel wird neben dem Befund, daß dem ursprüngli-
chen Hiobdichter ein bemerkenswert hohes dichtungstechnisches Ni-
veau zuzumessen ist, die Frage berührt, ob es in seiner Absicht stand,
die Freunde ursprünglich als unterschiedliche Charaktere darzustellen,
d.h. ob ihre Unterschiede (weil alles menschliche Reden, auch fiktives,
nicht ohne gewisse Eigenarten auskommen kann) sich auch in inhaltli-
chen Abwandlungen spiegeln.
Blickt man in die Forschungsgeschichte, so ist der Gedanke, daß die
Freunde als Individuen und keine (vollkommen) einheitliche Partei
dargestellt werden, im Zeitalter der kritischen Exegese freilich nicht
neu.20 Seit Johann Gottfried Herder21 und Johann Gottfried Eichhorn22
17 Siehe ein einschlägiges Beispiel zur Analyse von Hi 3* bei O. Loretz (2000). Der Tat-
sache, daß das kolometrische Argument niemals allein eine These begründen kann,
ist sich der Verfasser der vorliegenden Arbeit freilich bewußt, sowie der Probleme
von der Art: Ob ein poetischer Text vorerst inhaltlich oder formal (Kolometrie und
Strophenbau) gegliedert werden soll (so O. Loretz [2002], 5).
18 Als klassische Handbücher gelten immer W.G.E. Watson (1984) und L. Alonso-
Schökel (1988), die nun durch eines von K. Seybold (2003) wesentlich ergänzt wor-
den sind. Als eine besonders wichtige Studie ist die text-, literar- und formkritische
Untersuchung der Tempora des Hiobdialogs von H. Bobzin (1974) hervorzuheben.
Des weiteren siehe die Behandlungen von W.B. Stevenson (1947), 56–72.98–101, über
das Metrum, die Strophen, die Alliteration, die Assonanz (beide als ‚assonance’ be-
zeichnet) und den Reim, von L.J. de Regt (1996) über die rhetorischen Fragen im Hi-
obbuch und von T. Muraoka (1985) über die rhetorisch gewichtigen Wörter im Alten
Testament. Von den Kommentatoren haben E. Dhorme (1967), clxxx–clxxxix; R. Gor-
dis (1978), 501–518 u.a., und N.C. Habel (1985), 46–49, mehr Raum dem Stil gewid-
met.
19 Vgl. die Kritik der gegenwärtigen Psalmenforschung bei O. Loretz (2002), 5, und S. 6:
„Ein allzu fortschrittgläubiges Vertrauen auf Sinnzuwachs mit steter Wertsteigerung
ohne Gefahr von Verlusten und Fehlentwicklungen bildet ein wenig tragfähiges
Fundament für philologische, poetologische und historische Überlegungen“. Der
vorliegenden Arbeit ist eine text- und literarkritische und zugleich poetologische
Analyse von Hi 4f.* vorausgegangen (U. Nõmmik [2003]).
20 Siehe zur Einleitung H.-P. Müller (1995), 73f.; M. Remus (1993), 13–15, und A. Sche-
rer (2008), 5–17.
21 Vgl. ein Zitat nach einer Neuausgabe des zuerst in 1782–83 erschienenen Werkes
von J.G. Herder (1993), 776: „Durch alle geht ein seidener Faden fort. Die drei Wei-
6 Einleitung
sen sprechen charakteristisch, und Hiob überwindet sie als Weiser und Dichter.
Eliphas ist der bescheidenste, so gar daß er die erste Lehre, die er Hiob geben will,
nicht selbst sagt, sondern einem Orakel in den Mund legt. Bildad greift Hiob mehr
an und Zophar übertreibt meistens nur, was Bildad sagte. Er verliert sich auch zu-
erst vom Schauplatz.“
22 So nach H.-P. Müller (1995), 73.
23 A. Dillmann (1891), xx: „... hat der Dichter sie auch individuell etwas verschieden
gezeichnet: Elifaz ist der älteste (15,10), reicher Erfahrung (4,8.12. 5,3. 15,17f.), der
Wortführer, der immer zuerst redet u. den Ton angibt, ein Mann fast profetischer
Würde, besonnen u. mässig; Bildad, jünger, hält an Weisheit, Kampfesgewandtheit
u. maassvollem Takt die Mitte zwischen dem ersten u. dritten; Sofar der jüngste ist
der hitzigste, leidenschaftlichste u. derbste, aber auch an eigenen Gedanken dürf-
tigste, der am frühesten verstummt.“ Auf S. xxii werden Ansätze aufgezählt, die die
Sprechweise der Freunde auseinander halten: Bei Elifas hf)r : yi , daxk: ni , }aks
f ; bei Bildad die
blumige, sentenziöse Redeweise; hfn) f -da( in 8,2; 18,2 und lLim, )fg& f , byib$ : ; bei Zofar die
derben, unedlen Bilder (11,11; 20,7.14f.20.23).
24 B. Duhm (1897), 24.46.61, läßt „nach Temperament, Anschauungsweise und Beweis-
führung und sogar in ihrer Redeweise“ die Nuancierung der Freunde zu.
25 K. Budde (1896), xiv. Das hat er (1913), xxi, wiederholt. Es sei gemerkt, daß er auch
die Elihureden zum ursprünglichen Bestand und zu den Charaktergestalten zählt.
26 J. Hempel (1961), 148.
27 A.a.O.: „Lebendig tritt uns im Eliphaz das Abstandsbewußtsein des Israeliten Gott
gegenüber entgegen /.../ das Bewußtsein um die Macht des Schöpfers und um sein
sittliches Walten, vor allem, der sozialkaritativen Einstellung des israelitischen Got-
tesglaubens entsprechend, zugunsten der Armen und Schwachen“.
28 A.a.O., 152: „Wie Eliphaz auf dem Gesangbuch, so steht er [Bildad] auf der Tradition
der alten Zeit /.../ und der Sachkunde der Väter /.../ Vergeltungslehre“.
Einleitung 7
29 A.a.O., 156f.
30 Davon, daß auf die Frage nicht gründlich eingegangen wird, zeugen im deutsch-
sprachigen Raum Wendungen, auf die man seit hundert Jahren durchgehend stößt.
Bei Elifas sind es „Würde“ und „Milde“ und bei Zofar „Ungestüm“. Bezeichnend ist,
daß bei Bildad die Meinungen am meisten auseinander gehen. Vgl. ein Florilegium
der Meinungen in A. Scherer (2008), 17–19.
31 F. Baethgen (1898), x f.xvi, der bei Hiob und seinen Freunden unterschiedliche Dia-
lekte vermutet.
32 P. Krieger (1930), 44: Gleiches Denken, aber unterschiedlich dargestellt. Elifas sei am
schonendsten, mit schwerfälligem Pathos, Bildad sei ein starrer Vertreter der Tradi-
tion und Zofar als jüngster sei am abfälligsten.
33 H.W. Hertzberg (1949), 28.40.50f.71.80.89: Elifas sei am sachlichsten, ein Typus des
„Weisen“, „ganz folgerichtiger Vertreter der Glaubens- und Lebensrichtung, die mit
dem Worte Chokhma, Weisheit, gekennzeichnet wird“, mit dem „fast seelsorgerli-
chen Ton und Charakter“; Bildad gebe „sich keinerlei Mühe, in Güte und wohlwol-
lender Belehrung zu Hiob zu sprechen“, „ein sturer Vertreter der Weisheitslehren“;
Zofar sei temperamentvoll und orthodox.
34 C. Kuhl (1953), 272: Elifas als alter Weiser „von Besonnenheit und Erfahrung“ sei am
liebevollsten, Bildad sei aggressiver und der jüngste Zofar schroff und die Situation
verschärfend, „da er als erster und am schwersten Hiob anklagt“.
35 D.J.A. Clines (1989), xl f., sieht bei den Freunden „difference in opinion over what
precisely Job's sufferings signify“; laut Elifas müssen auch die Unschuldigen leiden,
aber nicht lange; Bildad sei mehr von der Vergeltungslehre überzeugt, aber sei die
Tatsache, daß Hiob noch lebt, Beweis dafür, daß er kein großer Sünder sei; Zofar
stehe für das Prinzip, und einen Grund für das Leiden müsse es immer geben. Wei-
terhin hält Clines (a.a.O., 344) die Beschreibungen der Gottlosen für unterschiedlich:
„For Eliphaz it is a picture of what Job is not; for Bildad (chap. 18) it is a picture of
what Job may become; for Zophar (chap. 20) it is a picture of what Job must avoid.“
36 O. Kaiser (1985), 57f.: „Da erscheinen die drei Freunde, die, scharf charakterisiert,
jeder ein Typos des Theologen vertreten: Eliphas von Theman, der älteste unter ih-
nen, verfügt über eine große Lebenserfahrung und beruft sich jedenfalls darauf wie
auf eigene Offenbarungen. Er ist also gleichsam ebenso gebildeter Theologe wie reli-
giöser Experte. Bildad von Suah erscheint daneben als ein selbstgefälliger System-
theologe, der sich bei seiner Argumentation auf die Überlieferung der Väter beruft.
Und schließlich tritt uns in Zophar von Naama der schülerhafte „junge Theologe“
entgegen, der aufbrausend mit seinem Wissen um sich wirft. Eliphas wartet zu-
nächst ab, geht behutsam vor, um Hiob zu selbständiger Erkenntnis seines vermeint-
8 Einleitung
Forschung wird immer mehr die Tendenz spürbar, die Freunde unter-
einander und mit Hiob unter einem besonderen Blickpunkt oder einer
neuen Methode zu vergleichen. Im Lichte des altorientalischen Chaos-
kampfmotives hat Gisela Fuchs die Freunde unterschiedlich betrachtet
und besonders bei Zofar (Hi 20) die individuellen, sich auf eine drasti-
sche Form der Chaostradition gründenden Züge behauptet.38 Michael
Cheney hat in seiner umfangreichen Studie die Endgestalt (3. Jh. v.
Chr.) des Hiobbuches, seine Teile und die Reden auf Charakter, Struk-
tur, Gattung, Poetologie, Syntax und Wortschatz hin untersucht.39
Hans-Jürgen Hermisson hat die Freundesreden bzw. die Thematik
ihrer Reden verglichen: Dabei entwerfe Elifas das Programm, und seine
beiden Freunde nähmen Einzelthemen auf.40 Eine spezielle Untersu-
chung des Charakters und der inhaltlichen Nuancen der Freundesre-
den ist stets gefordert worden, aber eine solche ist wegen anderer For-
schungsschwerpunkte noch nicht zustande gekommen. In gewisser
Hinsicht ist jüngstens Andreas Scherer am weitesten gegangen, indem
er gezielt die Reden des Elifas „als Teil eines kommunikativen Gesche-
hens“ und auf ihre Eigenart hin untersucht hat.41 Im Gegensatz dazu
fehlen nicht einschlägige Studien, die die Argumentation der Freunde
ausdrücklich als eine Einheit betrachten. Aus der neueren Zeit sind
besonders die Monographien von Martin Remus im Hinblick auf das
Menschenbild der Freundesreden42 und von Klaudia Engljähringer im
Bezug auf die Dynamik der Dialoge des Hiobbuches als „eine(r) faszi-
nierenden Einheit“43 hervorzuheben.44
Tatsächlich hinterläßt die Dichtung selbst den Eindruck, daß die
Freunde als eine Einheit anzusehen sind. Bekanntlich redet Hiob die
Freunde in der 2. Person plur. an (6,24–30*; 13,5–13 u.a.) und auch Eli-
fas und Bildad sprechen von „uns“ (5,27; 18,3). Der literar- und redak-
tionskritische Befund kann aber die Einheitlichkeit in ein anderes Licht
rücken. Denn seit langem hat man beobachtet, daß inhaltlich ähnliche
Aussagen nicht nur bei allen Freunden, sondern auch bei Hiob und den
Freunden vorkommen. Mithin muß man auch fragen, ob der einheitli-
che Eindruck nicht hauptsächlich auf Kosten der späteren Redaktions-
arbeit zurückzuführen ist. Daher rechnet man in der neueren For-
schung, z.B. in den Studien von Hans-Peter Müller und Jacques
Vermeylen, bereits mit der Möglichkeit, daß die ursprüngliche Rolle
der Freunde (und freilich auch des Hiob) im Hiobbuch durch Redakti-
onen entstellt worden ist.45 Mit den Worten von M. Witte:
42 M. Remus (1993); zu den Freundesreden als eine Einheit siehe S. 13–18 und zur Ar-
gumentation S. 16–36.
43 K. Engljähringer (2003), zu den Freunden siehe S. 37–75, bes. 74f. und 190f.: Das
Reden der Freunde zerstöre Beziehung und das Reden Hiobs und Gottes stifte Be-
ziehung.
44 Ähnlich gründlich und relativ einheitlich behandeln die Existenzauffassung der
Freundesreden noch E. Würthwein (1970), 227–252, und C. Westermann (1956), 66–
78; weiterhin aber auch J. Lévêque (1970), 239–277; J. Vermeylen (1986), 36–43;
(1994), und R. Albertz (2003). Ferner vgl. die stärksten Vertreter der These, die
Freunde seien verschieden charakterisiert, aber eine Einheit in ihrer Theologie: S.R.
Driver / G.B. Gray (1950), I lvi; H. Gese (1958), 75; F. Horst (1968), 166; V. Maag
(1982), 125ff., und J. Vermeylen (1986), 36.
45 So im Hinblick auf die Traditionsgeschichte der der Rahmenerzählung zugrundelie-
genden Hioblegende und ihrer Verknüpfung an den Dialog bei H.-P. Müller (1970;
kritisch dazu A. Scherer [2008], 7–9) und auf die drastisch verminderten Freundes-
und Hiobreden bei J. Vermeylen (1994). Vermeylen hat bereits früher (1986) behaup-
tet, daß im ursprünglichen Dialog Hiob die radikale Gruppe und Freunde die mode-
rate Gruppe der theologisch-politischen Diskussion in der Perserzeit vertreten haben
und daß der Elihu-Redaktor erst später versucht hat, in Hiob einen Frommen zu se-
hen. Selbstverständlich ergibt sich die Verschiebung der Bedeutung der Freunde
auch aus den Studien von M. Witte (1994), W.-D. Syring (2004), I. Kottsieper (2004)
und J. van Oorschot (2007). Daß der Elihudichter oder andere die Wichtigkeit des
Vergeltungsgedankens, damit gewisserweise auch der Freunde, zu rehabilitieren
versucht hat, haben z.B. B. Duhm (1897), xi f.; G. Hölscher (1952), 6f., und V. Maag
(1982), 99, unterstrichen.
10 Einleitung
49 Vgl. z.B. S. Terrien (1963), 41: Satire der Orthodoxie; N.C. Habel (1985), 118: Parodie
der weisheitlichen Beratung.
50 Vgl. z.B. H.-J. Hermisson (1998b), 300: „Wenn der Hiobdichter so viel Mühe auf die
kunstvolle Gestaltung auch der Freundesreden verwandt hat, so ist das ein Argu-
ment dafür, daß er die Freunde nicht einfach „Ungereimtes“ reden ließ, sondern die
Vielzahl der Antworten im Sinn hatte, mit denen allein man versuchen kann, der
disparaten menschlichen Wirklichkeit zu entsprechen.“ Vgl. auch ders. (1996), 213ff.
51 Vgl. die Analyse der ersten ER als seelsorgerlichen Rede bei A. Scherer (2005) und
a.a.O., 283, Anm. 8.9, genannte weitere Literatur. H. Strauß (2000), 34, zieht aus der
Analyse die Konsequenz, daß die zweite ZR das leistet, was sie leisten soll: „Orien-
tierung zu schaffen mitten in dieser Welt und in diesem Leben, so daß der Mensch
seinen (guten!) Anteil darin erkenne“. A. de Wilde (1981), 16, hat übrigens Hiob, Eli-
fas und Jahwe für die Hauptdarsteller des Hiobbuches gehalten, Bildad und Zofar
spielen nur Schelt- und Drohrollen.
52 H.-J. Hermisson (1996), 213. Vgl. auch die Kritik bei M. Remus (1993), 30–32, bes.
Anm. 113.117.118. Weiterhin vgl. H.L. Ginsberg (1969), 111; D.J.A. Clines (1989), 121;
R.B. Murphy (1996), 38, und I. Kottsieper (2004), 776 (vgl. G. von Rad [1992], 292).
12 Einleitung
53 So besonders K.J. Dell (1991), 83: „Job questions the wisdom tradition to such an
extent that it breaks out of the areas of Israelite life“. Zu den neuen Tendenzen in der
Forschung neben den klassischen, aber überholten (C. Westermann [1956]; H. Rich-
ter [1959]) siehe J. van Oorschot (1995), 377–383; (2007), und K.J. Dell (2000), 361–363.
54 G. Fohrer (1963a; 1963b).
55 G. Fohrer (1963b), 70, ferner siehe a.a.O., 68–86, und (1963a), 48–53.
Einleitung 13
56 G. Fohrer (1963a), 51. Die prophetischen Formen seien nach ihm ([1963b], 82) über
einen Umweg in die Weisheit aufgenommen worden. Zumindest bei den Verhei-
ßungen der Freundesreden werden die prophetischen Einflüsse oft beteuert, vgl. z.B.
J. Lévêque (1970), 252.259.
57 K.J. Dell (1991), 64ff.109f.148ff. Vgl. K.J. Dell (2000), 361: „The author may have been
some kind of renegade sage, working at the edge of the wisdom tradition and paro-
dying earlier material in order to critique the easy conclusions of the earlier wisdom
quest.“ Ihre Beobachtungen treffen zwar hauptsächlich die HR. Die Verwendung
der traditionellen Formen im abweichenden Kontext behaupten noch z.B. F. Hesse
(1978), 11; A. de Wilde (1981), 28f.; V. Maag (1982), 99 u.a. Die Kolorierung der Bilder
und Argumente der Freundesreden mit Hilfe von Psalmen- und Prophetensprache
hat bereits E. Dhorme (1967), 227, behauptet. Vgl. die Tabellen der Parallelstellen bei
J.E. Hartley (1988), 11f., und J. Vermeylen (1986), 57–61. Hinsichtlich der Psalmen-
formen und -sprache empfiehlt sich immer die Studie von C. Westermann (1956).
Durch Zitate und nur wenige originelle Hinzufügungen läßt der Hiobdichter die
Tradition mit ihr selbst diskutieren nach H. Graf Reventlow (2000).
58 Siehe J. van Oorschot (1998); C. Levin (1993); K. Koenen (1994); M. Witte (1994),
183ff., aber auch O. Kaiser (1997), 129ff.; (2006) und U. Nõmmik (2000). Vgl. auch
J. van Oorschot (2007), 170: „Als Desiderat der Hiobforschung verbleibt in diesem
Zusammenhang auch eine Rezeption der neueren Ergebnisse der Psalmen- und
Psalterforschung. Sie führte in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einem differen-
zierteren Bild des literarischen Wachstums und der Kult- und Frömmigkeitsge-
schichte. Ihre Ergebnisse über die alte formkritische Debatte zum Hiobbuch hinaus
zu nutzen, steht noch aus.“
14 Einleitung
59 Mit der Datierung des entweder ursprünglichen oder ganzen Buches tendieren zu
einer früheren Zeit ([6.–]5. Jh.) z.B. A. Guillaume (1963), 108; S. Terrien (1963), 23;
J. Lévêque (1970), 116; H. Gese (1991), 171; H.H. Rowley (1980), 22; E.A. Knauf
(1988); M. Köhlmoos (1999), 72; S. Burkes (2003), 236; und zu einer eher späteren Zeit
(4.–3. Jh.) z.B. P. Volz (1921), 26f.; G. Hölscher (1952), 7; W. Baumgartner (1961), 220;
A. de Wilde (1981), 52ff.; K.J. Dell (1991), 160ff.; P. Sacchi (2000), 187; H. Graf Revent-
low (2000), 293, Anm. 59; O. Kaiser (2006), 104. Es verdient erwähnt zu werden, daß
die Elihureden von H.-M. Wahl (1993), 184, ins 3. Jh. und weitere drei wichtigste Be-
arbeitungsschichten von M. Witte (1994), 219f. ins 3.–2. Jh. datiert werden.
60 Zur Einleitung in die Beziehungen zwischen den Weisheitsliteraturen des Alten
Testaments und des Nahen Ostens siehe R.E. Murphy (1996), 151–176, zum Verhält-
nis des Hiobbuches zur außerbiblischen Literatur J. Gray (1970); H.-P. Müller (1995),
57ff., bes. 67ff.; A. Schellenberg (2007); F. Sedlmeier (2007), und bes. C. Uehlinger
(2007). Vgl. aber schon K. Budde (1896), xiv.
61 Bei Hi 8,11f. handelt es sich um ein markantes Beispiel, weil hier fast alle den ägypti-
schen Einfluß annehmen; siehe dazu unten, S. 251f.
62 Vgl. H.-P. Müller (1991); F. Sedlmeier (2007), bes. 124, und C. Uehlinger (2007), bes.
S. 159–163.
63 G. Fuchs (1993) erklärt zahlreiche Motive im Hiobdialog durch Anspielungen auf
altorientalische Chaoskampfmythen. Vgl. auch N. Sarna (1963); L.G. Perdue (1991;
1994). C. Uehlinger (2007), 101ff., stellt dagegen einen „Rückgang des komparatisti-
schen Interesses“ bes. in der deutschsprachigen Forschung fest.
Einleitung 15
fünften Kapitel auch durchführen. Allzu viel Hoffnung kann auf einen
solchen Vergleich nicht gesetzt werden, weil man analog zur Diskussi-
on über die mesopotamischen „Vorlagen“ schon im Voraus mit vermit-
telter Tradition und indirekten Einflüssen zu rechnen hat. Nimmt man
im Lichte der redaktionskritischen Forschung den sekundären Charak-
ter der Prosatexte einschließlich der Redeeinleitungen im Hiobbuche
wahr,64 erhebt sich die dringende Frage, woher die dort genannten
Namen und Herkunftsorte stammen. Oder anders ausgedrückt: Gibt es
in den Reden des Elifas, Bildad oder Zofar Anzeichen für ihre unter-
schiedliche (und außerisraelitische) Herkunft, auf die der Redaktor
zurückgreifen konnte?65
Als Ergebnis der einzelnen Analysen werden im sechsten Kapitel
unserer Studie eine Darstellung der Gestalten der Freundesreden, die
Auswertung ihrer Rolle im Gesamtgefüge der Hiobdichtung und ihre
Verortung in der alttestamentlichen Traditionsgeschichte vorgelegt. Da
es im vorliegenden Zusammenhang keinen Raum für eine umfangrei-
che kritische Behandlung der Hiob- und Gottesreden geben kann, gel-
ten unsere Ergebnisse im Blick auf die ganze ursprüngliche Hiobdich-
tung als vorläufig. Einige Vorschläge für weitere Untersuchungen
können jedoch gemacht werden, weil mehrere grundlegende Fragen
und die Vielzahl unterschiedlicher Meinungen über das Hiobbuch es
fordern. Wird eine existentielle oder eine theologisch-theoretische Ziel-
setzung der ursprünglichen Hiobdichtung bestätigt? Wird die Fehllei-
stung der Freunde demonstriert, oder stehen sie doch als gleiche Dis-
kussionspartner Hiob gegenüber? Spielt ihre mögliche unterschiedliche
Argumentation eine Rolle? Ergeben sich aus ihr Hinweise auf die Ursa-
che der Entstehung der Hiobdichtung? Aber auch die Frage, worauf
sich die Autorität der ursprünglichen Hiobdichtung gründet, so daß sie
trotz und vielleicht gerade wegen der kühnen Reden Hiobs so beliebt
bei den Ergänzern und Fortschreibern gewesen und schließlich kanoni-
siert worden ist, verlangt nach einer Antwort.
Nachdem das Hiobbuch Objekt zahlreicher und kaum mehr zu
überblickender Behandlungen geworden ist und allgemein zu den
Lieblingsthemen der alttestamentlichen Wissenschaft gehört, wird man
fragen, ob eine weitere Studie wie die unsere noch gerechtfertigt ist. Pro
domo mea kann man jedoch behaupten, daß kein Zeitalter, besonders
kein anderes als das unsere, ohne neue Versuche der Auslegung dieses
wichtigen Buches auskommen kann. Wenn auch hunderte von Unter-
suchungen bereits vorliegen, haben viele von ihnen zur Auslegung des
Hiobbuches sowohl im Blick auf seine Endgestalt als auch in dem auf
seine Entstehung beigetragen und damit weitere Studien geradezu
provoziert. So ist es auch dem Verfasser der vorliegenden Studie er-
gangen: Je länger er sich mit dem Buch und seiner Auslegung beschäf-
tigt hat, desto mehr fühlte er sich zumal durch die redaktionskritischen
Untersuchungen der letzten Jahrzehnte herausgefordert, durch eine
gründliche und vielseitige Untersuchung der Freundesreden einen Bei-
trag zu dieser Diskussion zu leisten.
II. Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
1.1.1. Kolometrie1
1.1.2. Übersetzung
IIIA 5,1a Rufe doch! Ist jemand da, der dir antwortet?
1b Und an wen von den Heiligen wirst du dich wenden?
2a Ja, einen Toren tötet Unmut,
2b und einen Unverständigen bringt Eifer um.
3a* Ich sah den Toren Wurzeln schlagen,
3b und plötzlich habe ich seine Stätte verflucht.*
4a Seine Kinder blieben fern vom Heil,
4b wurden unterdrückt im Tor; und kein Retter war da.
5a Was sie geerntet hatten*, aß der Hungrige,
und holte es mit ins Versteck.*
5b Und der Durstiger* schnappte sein Gut.
B 6a Doch Unrecht geht nicht aus dem Staub hervor,
6b und Unheil wächst nicht aus der Erde,
7a sondern der Mensch erzeugt* die Mühsal,
7b und die Funken fliegen hoch empor.
4,1 Die Überschriften der Freundes- sowie der Hiobreden sind im Ge-
gensatz zur übrigen ursprünglichen Dichtung als kolometrisch über-
lange Monokola und in Prosaform verfaßt worden.2 Die Namen der
3 Zu den wichtigen Argumenten zur sekundären Verknüpfung der Dichtung und Er-
zählung siehe gründlich W.-D. Syring (2004), 129–131.159–168.
4 So vor allem GK28, § 150m.
5 B. Duhm (1897), 24f.; H. Bobzin (1974), 87f.
6 So z.B. G. Beer (1895/97), 22; E. Dhorme (1967), 42f.; F. Horst (1968), 60, u.a.
7 Z.B. lassen G. Fohrer (1963a), 129; H. Bobzin (1974), 87f., das Verb stehen.
8 Siehe H. Bobzin (1974), 88; GK28, § 107e; Joüon, § 112dN.
9 So auch BHS nach einigen Handschriften, G und S; K. Budde (1913), 18; S.R. Driver /
G.B. Gray (1950), II 24; G. Hölscher (1952), 18; E. Würthwein (1970), 240; Anm. 58,
und H. Bobzin (1974), 89.
10 Siehe dazu unten, S. 121f. Dagegen betonen aber GK28, § 143d; E. Dhorme (1967),
44f.; F. Horst (1968), 60; M.H. Pope (1985), 36, u.a., daß w das wichtigste Wort im Ko-
lon betone.
24 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
Abschnitt vom Wortschatz der ZR (vgl. z.B. 20,8), von dem des Hi 25
(vgl. V. 4–6) und vor allem von dem der sekundären Elihurede Hi 33f.
abhängig ist. Stilistisch zeichnen sich V. 12–21 durch zahlreiche die
Kola eröffnenden Alliterationen (V. 13.14b.15a.16 und 19f.), die Vorlie-
be für Präpositionen wie z.B. }im (V. 12.13.17.20)17 und eine inkonsequen-
te Verwendung der Kopula (besonders w-Apodosis in V. 12a18) aus. Da-
rüber hinaus ist V. 12 den Kola 4,2a und 4,11b nachgebildet (vgl. die
Wendung rbd yal) " :w und U-Laut am Ende von V. 12b19), ganz zu schwei-
gen von der Tatsache, daß der Ergänzer sich durch den Verweis auf das
Reden (rfbfD in V. 12a) den Einleitungsformeln der Freundesreden gut
anzupassen meint.20 Die Frage, ob sich in diesem von Gedankensprün-
gen nicht freien Abschnitt mehrere Redaktorenhände nachweisen las-
sen (vgl. z.B. V. 13 oder die mögliche Zitation in V. 17), muß vorerst
offen bleiben. Richtig ist auch die Wahrnehmung H. Bobzins, daß man
in V. 21 den Eindruck von Poesie verliert und deswegen V. 21 schwie-
rig zu übersetzen ist.21
4,14b Statt bor (wörtlich „die Menge“) ist auch byir, „Zittern“, vorge-
schlagen worden.22 Mit G. Fohrer ist die Verbesserung nicht nötig.23
4,15b In M sind sowohl tarA(& a als auch r"Ms
a T
: sing. G. Fohrer möchte
tr(& als plur. vokalisieren,24 von uns wird das Wort aber einfach als
collectivum verstanden25. H. Bobzin schlägt wegen des Tempus-Prob-
lems in V. 15a und b vor, in b hfr(f &
: , „Schaudern“, statt tar(a &
A zu lesen.26
4,16a G. Fohrer und F. Hesse möchten Uh")r : m
a ryiK)
a -)olw: als Glosse
streichen, G. Beer dagegen das zweite Kolon.27 Es ist nicht ausgeschlos-
sen, daß es sich in V. 16aα um eine tertiäre Glosse handelt. E. Dhorme
vermutet, in V. 16aα sei das Subjekt von dom(A ya verloren gegangen.28 Wir
17 Insgesamt ist sie in diesem Abschnitt in zehn Versen sechsmal, in der ursprüngli-
chen ER 4,2–11; 5,1f.6–8.18–21.23–27 mit insgesamt 32 Versen nur zehnmal vertreten.
18 So M. Witte (1994), 70.
19 Trotz des durchgehenden U-Lauts am Ende von 4,7–11 (siehe unten, S. 136f.), kann
4,12 inhaltlich auf keinen Fall an den vorhergehenden Abschnitt angeschlossen wer-
den.
20 Zu den Einleitungen der Freundesreden und zum Wortschatz siehe unten,
S. 122f.151f.
21 H. Bobzin (1974), 95. Zur Frage siehe GK28, § 150m. Zu den weiteren Besonderheiten
im ganzen Abschnitt siehe M. Witte (1994), 69ff.
22 G.R. Driver (1955), 73; BHS.
23 G. Fohrer (1963a), 130.
24 A.a.O.
25 Etwa wie Dav3, § 14; N.C. Habel (1985), 115, und M. Köhlmoos (1999), 183, Anm. 12.
26 H. Bobzin (1974), 93. Vgl. auch G. Beer (1895/97), 25f., und E. Dhorme (1967), 50f.
27 G. Fohrer (1963a), 131; F. Hesse (1978), 51; G. Beer (1895/97), 25f.
28 E. Dhorme (1967), 51f.; ähnlich G. Hölscher (1952), 18.
26 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
gehen davon aus, daß hier ein sekundäres Trikolon und in V. 16aα ein
Schaltsatz vorliegt.
4,16b Wörtlich: „Eine Stille und eine Stimme hörte ich“.
4,18a Die Interjektion }"h kann auch als „wenn“ übersetzt werden.29
4,18b BHS schlägt hflp: T i , „Anstößiges“, oder hflTf ah, „Irrtum“ (aus
llt30) und N.C. Habel mit anderen hfLh i T
: , „praise“, statt hflhF fT vor31.
G. Fohrer bleibt bei diesem Hapaxlegomenon. Das Wort könnte aber
32
mit E. Dhorme und L.L. Grabbe aus llh, „verrückt sein, über die Gren-
ze gehen“, hergeleitet werden.33
4,19a K. Budde und E. Dhorme setzen hier yiK-va) (wie in Hi 9,14;
25,6) voraus.34
4,19b Es wäre auch möglich, mit G. Fohrer und F. Hesse in V. 19bβ
eine Glosse zu vermuten, weil V. 20 sonst den Gedankengang gut fort-
setzt.35
4,20b In M steht die verdächtige Wendung {yi&m " yil:Bm
i , „ehe man es
bemerkt“. BHS schlägt metri causa und nach M. Dahood richtig vor, ein
{"$ yilB
: m
i zu lesen.36
4,21a BHS und F. Horst schlagen {OYaB statt {fB vor: „werden nicht ih-
re Zeltstricke ausgerissen am Tage“.37 Die Änderung ist aber nicht nö-
tig, weil hier eine schlichte Wiederholung des Suffixes vorliegt.38
4,21b Wörtlich „und ohne Wissen“.
5,3–5 Diese Strophe ist nachträglich durch die textkritisch sehr
schwierigen V. 3–5 erweitert worden.39 Es ist nahezu unmöglich, in
49 E. Dhorme (1967), 60; vgl. BHS, N.H. Tur-Sinai (1981), 95f., und M. Witte (1994), 72.
50 BHS; G. Beer (1895/97), 30; E. Dhorme (1967), 59f.; G. Hölscher (1952), 19; A. Weiser
(1980), 45; F. Horst (1968), 62; H. Bobzin (1974), 98; N.C. Habel (1985), 117, u.a.
51 Vgl. G. Beer (1895/97), 31; F. Baethgen (1898), 12; K. Budde (1913), 22; E. Dhorme
(1967), 61; H. Masing (1931), 38; H.W. Hertzberg (1949), 27.32; G. Hölscher (1952), 19;
S. Terrien (1963), 74f.; H.H. Rowley (1980), 53; A. Weiser (1980), 45; J. Lévêque (1970),
247f.; E. Würthwein (1970), 227; H. Bobzin (1974), 99; R. Gordis (1978), 35; A. de Wil-
de (1981), 111; J.E. Hartley (1988), 116, und O. Kaiser (2006), 14. Dagegen sind aber
auch viele, wie G. Fohrer (1963a), 132.148; H.-J. Hermisson (1998a), 287; G. Fuchs
(1993), 93f.; M. Köhlmoos (1999), 185.228; A. Scherer (2008), 55f. Diese unbestritten
wichtige Konjektur wird unten, S. 210 (Anm. 286!), auch theologisch begründet.
52 G. Fohrer (1963a), 132; vgl. G; M.H. Pope (1985), 43, und M. Witte (1994), 93.
53 F. Horst (1968), 62.
54 Zu den Klangfiguren siehe unten, S. 130f., und zu den Gottesbezeichnungen, S. 203f.
55 Nach der Mehrheit der Exegeten werden V. 8–16 als eine Strophe und V. 17 als
Anfang der nächsten Strophe behandelt. Wegen der stilistischen und inhaltlichen
Disharmonien wird V. 10 öfters als einziger Vers ausgesondert, so P. Volz (1921), 31;
G. Hölscher (1952), 19; G. Fohrer (1963a), 132; H. Bobzin (1974), 100; F. Hesse (1978),
52, und M. Witte (1994), 72. F. Horst (1968), 64, äußert aufgrund von Strophik und
Inhalt, der „ohne alle Beziehungen zum Fall Hiobs ist“, den Verdacht, daß 5,10.12–16
sekundär sein könnten, streicht sie am Ende aber nicht. Erst O. Kaiser (2006), 13f.,
streicht den Hymnus.
56 Zu den Hymnen im Psalter u.a. siehe F. Crüsemann (1969), 19–154, und H. Gunkel /
J. Begrich (1985), 32–93.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 29
ähnelt, daß die oben hervorgehobene Parallele von 5,9 und 9,10 keine
Überraschung mehr bietet. Da der Redaktor viel mit Tag und Nacht
bzw. mit Licht und Finsternis spielt, begegnen {fmOy63, |e$ox und hfly: l a aus
V. 14 in 24,14.16, das letzte weiterhin in 27,20. Das im Hiobbuch nur
zweimal benutzte Verb jpq aus V. 16 trifft man in 24,24, des letzten
Subjekt aus demselben Satz – die Bosheit, hflO(, – in 24,20; das Verb rrp
für Vernichtung in V. 12 kehrt in 40,8 zurück; dem Negativen werden
die Niedrigen ({yilpf $ : in V. 1164), die Armen (}Oy:b)
e in V. 15) und die
Hoffnung (hfw:qT i in V. 16) entgegengesetzt (entsprechend in 40,11 als
Verb; 24,14 und 27,8). Darüber hinaus besitzt die Wurzel {kx in der
ursprünglichen Hiobdichtung eine besondere Bedeutung und erweist
sich in den Redaktionen als überflüssig.65 Die weiteren aus 5,9–16 be-
kannten Wörter wie {y& (V. 11, vgl. 40,14), {Orfm (V. 11, vgl. 31,2), ($y
(V. 11.15, vgl. 24,15.2866) und hyh (V. 16, vgl. 12,4; 24,13.14; 27,7) begeg-
nen beim Gerechtigkeitsredaktor.
3.) Mithin liegt die Vermutung nahe, daß V. 9–16 aus der Hand des
Gerechtigkeitsredaktors stammen. Daß viele Begriffe wie hfmr : (f , rhm,
ltp (alle V. 13) und $gp (V. 14) innerhalb des Hiobbuches Hapaxlego-
mena sind, verstärkt den Eindruck.
4.) Einige Überschneidungen liegen mit c. 12 vor: Die Wörter {iym a ,
jer)e und xl$ aus V. 10 befinden sich alle drei in 12,15; day h&( aus V. 12
in 12,9; hfY$
i UT ebenfalls aus V. 12 in 12,16; das Wort hfc"( und die Wurzel
{kx aus V. 13 in 12,13; und der Sinn des V. 14 zusammen mit den Wör-
tern $$m und |e$ox in 12,25. Der größte Teil dieses Kapitels wird von
M. Witte (12,7–25) und O. Kaiser (12,3b–25) der Majestätsredaktion
zugeordnet.67 Wenn man noch das Verb ($y (V. 11.15) und das Nomen
hfY$
i UT (V. 12) in 26,2f. ebenfalls als Produkt des Majestätsredaktors wie-
derkehren sieht, wird die Herkunftsfrage des Hymnus 5,9–16 kompli-
zierter. Trotzdem ist sie mit der These M. Wittes, daß die Gerechtig-
keitsredaktion auf die der Majestätsredaktion zurückblickt und ihr
sogar eine neue Dimension verleiht, in dem sie 12,7–25 mit einer Einlei-
tung (V. 4–6) versehen hat,68 auch gleich beantwortet, weil nämlich so
die begrifflichen Querbeziehungen und die gleichzeitige inhaltliche
Uneinigkeit erklärbar wären. Darüber hinaus läßt sich die Tendenz der
Majestätsredaktion, Hiob gegenüber den Freunden mit seiner Gottes-
furcht zu rechtfertigen, nicht mit der der Freunde in Einklang bringen,
sehr wohl aber mit der Tendenz der Gerechtigkeitsredaktion.69
5,15a {ehyiPim berx
e m
" ist sinnlos. Wegen des Parallelismus70 sollten wir
entweder {ehyiPm i bfrx F m
f , „den ruinierten Mann vor ihrem Munde“,71
{otyf {fB:rx
a m
" , „aus ihrem Rachen die Waise“,72 oder {yiy+ f P: , „simple ones“,73
lesen.
5,17 Nach dem Einschub des Hymnus und der gewaltsamen Tren-
nung der vermutlich ursprünglich zusammengehörenden Verse 8 und
18–21 mußten nun V. 18–21 mit einer neuen Einleitung versehen wer-
den. Durch den Makarismus $OnE) y"r$ : )
a in V. 17 wird also die Rede mit
neuer Kraft über die Zurechtweisung (xky Hif. und rasUm) Gottes fortge-
setzt. Gegen die Ursprünglichkeit dieses Bikolons in der Hiobdichtung
sprechen folgende Tatsachen: Es weist eine extreme kolometrische
Überlänge auf (21:14), die auch nach der Entfernung der Interjektion
h"Nih nicht wesentlich besser aussieht (18:14), obwohl die Kommentato-
ren oft so verfahren.74 Der Makarismus ist im Hiobbuch ein Hapaxlego-
menon, der mit dem folgenden H a OlE) vermutlich auch die )-Alliteration
aus V. 8 nachbilden will. Die Zurechtweisung Gottes in V. 17 stimmt
mit den Gedanken der Gerechtigkeitsredaktion überein, zumal die Ter-
minologie es zuläßt: Das Paar H a OlE) und yaD$a zusammen mit dem Verb
xky75 kommt in 40,2 wieder vor; der Aramaismus $OnE)76 gehört nicht
Hi 5,22 in Ez 17,7 und Hi 30,3. Die letzte Stelle ist laut M. Witte und
O. Kaiser ein Produkt der Gerechtigkeitsredaktion.85
5,23a Der Überlänge wegen streichen G. Fohrer und F. Hesse den
yiK,86 der V. 23 eröffnet aber eine neue Strophe und so sind 17 Konsonan-
ten hier keine Ausnahme.87
5,26 H. Bobzin muß Recht gegeben werden, wenn er V. 26 von
yiK Tf (: d
a yf :w am Anfang von V. 25 für abhängig hält.88
5,26a Das Wort xalke b : bietet Deutungsschwierigkeiten, muß aber in-
haltlich das hohe Alter bedeuten.89
5,27b Der in M stehende Imperativ hfN(e m f $
: könnte mit G, S, T und
mehreren Kommentatoren besser punktiert werden: h f nu A(m
a $
: .90
1.2.1. Kolometrie91
1.2.2. Übersetzung
102 So G. Beer (1895/97), 92; E. Dhorme (1967), 212f.; A. Weiser (1980), 110; G. Fohrer
(1963a), 263; L.L. Grabbe (1977), 66f.; N.C. Habel (1985), 247; J.E. Hartley (1988), 243,
Anm. 7; M. Köhlmoos (1999), 243, Anm. 11.
103 So konjizieren auch K. Budde (1913), 78; N. Peters (1928), 155; H. Bobzin (1974), 220f.
104 Siehe zu Hi 25,5 unten, S. 68.
105 So auch M. Witte (1994), 76, Anm. 64.
106 H. Bobzin (1974), 222; vgl. GK28, § 143d.
107 M. Witte, a.a.O. (vgl. O. Kaiser [2006], 31); außer ihm wird V. 19 von G. Hölscher
(1952), 38; M.H. Pope (1985), 116; H. Bobzin (1974), 223; A. de Wilde (1981), 184, und
M. Köhlmoos (1999), 244, gestrichen.
108 Von den sieben Belegen in den Freundesreden werden von uns nur der in ER 22,16
als ursprünglich angenommen; vgl. zu 4,12–21 und 5,3–5 oben, S. 24f.26f.; und zu
V. 28bβ unten, S. 42.
40 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
125 Siehe zum Parallelismus und Satzbau unten, S. 97, und vgl. unten, S. 111.
126 Siehe dazu unten, S. 87.
127 Siehe unten, S. 48.
128 Vgl. auch unten, S. 111f.
129 So A. Weiser (1980), 111; G. Hölscher (1952), 39; G. Fohrer (1963a), 264; H. Bobzin
(1974), 227.
130 V. 28bβ ist sekundär nach G. Hölscher (1952), 38f.; G. Fohrer (1963a), 263ff.; F. Hesse
(1978), 107; H. Bobzin (1974), 228; M. Witte (1994), 76, und O. Kaiser (2006), 31.
G. Beer (1895/97), 96, streicht den ganzen Abschnitt V. 25–28 und K. Budde (1913),
81, äußert nur den Verdacht.
131 Siehe oben, S. 39 und Anm. 108.
132 Siehe dazu H. Bobzin (1974), 228.
133 Die Verwandtschaft zu V. 24bβ liegt wegen des Verbs dt( nahe; siehe oben zu
V. 24b.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 43
31a Lies )w$b wie viele Manuskripte es bezeugen und wie es allge-
mein angenommen wird, daß ) an das Wort )lmt in V. 32a irrtümlich
angeknüpft worden ist. Das Wort h(tn erweckt wegen des Satzbaus
den Verdacht, aber kann im Blick auf V. 31b so stehen gelassen wer-
den.142
31b Wir schließen uns der heutigen maßgebenden Annahme an,
daß das Wort OtfrUm:t ursprünglich als OtfrOm:z am Anfang von V. 32a ge-
standen hat oder ihm nachgebildet worden ist.143
32a Siehe zu V. 31b (OtfrOm:z). Sonst fehlte das Subjekt des Satzes und
die Zeile bliebe zu kurz (10 Konsonanten). Darüber hinaus bestätigt G
(τομή) diese Konjektur. Das ) am Wort )lmt, „er erfüllt“, ist ein
Schreibfehler (siehe zu V. 31a); deswegen lies lfMT i (aus llm).144
33a Gemeint sind die unreifen Trauben.
33b Man lese entweder Impf. |(y)il$ : ya w: oder nehme die dichterische
Verwendung des Jussivs statt Impf.145 (vgl. 13,27) an.
35a Die Beobachtung H. Bobzins, daß die Infinitive hier in Analogie
zu V. 3 zu verstehen sind,146 mag richtig sein, zumal es mit der Interde-
pendenz der Redeanfänge und -enden in den Freundesreden überein-
stimmt.
1.3.1. Kolometrie147
1.3.2. Übersetzung
12 Das sekundäre Gepräge von V. 12155 ergibt sich aus seinem hym-
nischen Charakter: Auf die rhetorische Frage nach dem Aufenthalt
Gottes im höchsten Himmel folgt die imperativisch gefaßte Aufforde-
rung, die Höhe der Sterne zu betrachten, um so der unermeßlichen
Größe Gottes innezuwerden. In seinem Kontext dient das Bikolon ver-
mutlich als eine vorgreifende Widerlegung von V. 13, wobei Hi 11,8
Pate gestanden haben könnte. Das Bikolon unterbricht mithin den un-
mittelbaren Zusammenhang zwischen V. 10f. und ihrer Begründung
durch V. 13f. Kolometrisch fällt V. 12b durch seine Überlänge von 18
Konsonanten ebenso auf wie durch die Stilisierung des V. 12a als eines
mit einem Imperativ eröffneten Nominalsatzes und des V. 12b als eines
durch ein yiK eingeleiteten Nebensatzes. Der Ergänzer hat sich der Stro-
phe geschickt angepaßt, in dem er V. 12a mit einer Fragepartikel und
V. 12b mit h)r eröffnet, das Wort {iym a $
f (vgl. V. 14) benutzt, gleichzeitig
dem m-Reim folgend. Allerdings ist es ihm nicht gelungen, die stilisti-
schen und poetischen Regeln einzuhalten, die solche Glossen nicht
zulassen. Die komplizierte Frage nach der Herkunft des Bikolons läßt
sich durch weitere Beobachtungen mit relativer Sicherheit beantworten:
1.) Inhaltlich könnte es sowohl zum Majestäts- als auch zum Gerechtig-
keitsredaktor gehören. 2.) Sein Wortschatz ist umfangreich und besitzt
daher Parallelen in allen Redaktionsschichten. Weil aber M. Witte fest-
gestellt hat, daß der Gerechtigkeitsredaktor als der jüngste von den drei
Ergänzern auf zwei frühere zurückblicken156 und daher ihren Wort-
schatz benutzen kann, dürfte die Herkunft des Bikolons gesichert sein:
1.) Die im Hiobbuche seltensten Wörter dieses Bikolons sind alle beim
Gerechtigkeitsredaktor anzufinden (haboG in der Hiobdichtung achtmal:
40,10; $)or elfmal: 24,24; bfkOK fünfmal: 9,7; {wr siebenmal: 24,24157).
4.) Die Bezeichnung H a OlE) wird in sekundären Abschnitten und über-
wiegend vom Gerechtigkeitsredaktor gebraucht.158 5.) Neben 24,24 sind
sehr viele Wörter in der entsprechenden Stelle 9,2–14 vertreten (aHOlE):
9,13; {iym
a $
f : 9,8; h)r: 9,11; bfkOK: 9,7).159
12b Wörtlich: „Das Haupt der Sterne“.
13a Die Kopula dürfte hier von yiK in V. 6 und }"K-la( in V. 10 abhän-
gig sein.
155 V. 12 ist sekundär nach G. Hölscher (1952), 54f.; H. Richter (1959), 96, Anm. 287;
G. Fohrer (1963a), 351; A. de Wilde (1981), 234; M. Witte (1994), 85ff., und O. Kaiser
(2006), 42.
156 M. Witte (1994), 183.
157 Die Stellen sekundär nach M. Witte (1994), 191f.
158 In den Stellen a.a.O. sogar achtmal.
159 Zwei Worte treffen wir auch in den sekundären Versen in 20,16f. an, die vermutlich
der Gerechtigkeitsredaktion angehören; vgl. dazu unten, S. 80f.
50 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
160 Vgl. aber H. Bobzin (1974), 306 und M. Witte (1994), 81, die {flO( als {ilWf (a punktieren
möchten; ähnlich A. de Wilde (1981), 235.
161 So A. de Wilde, a.a.O.; M.H. Pope (1985), 166; N.C. Habel (1985), 333; J.E. Hartley
(1988), 328, Anm. 4; H. Bobzin (1974), 306, und M. Witte (1994), 81; (1995), 42.
162 Siehe dazu E. Dhorme (1967), 335f.; G. Hölscher (1952), 56; G. Fohrer (1963a), 351.
Vgl. aber auch S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 155; H. Bobzin (1974), 307f.; M. Witte
(1994), 81f., und H.-J. Hermisson (1998b), 303, Anm. 15.
163 Die regelmäßige Struktur setzt sich auch noch in V. 21f. (13:12|12:13) fort. Die einzi-
ge Ausnahme, V. 19a mit 16 Konsonanten, ist aber zugleich das einleitende Kolon
des Vierzeilers V. 19f.; vgl. unten, S. 89–91.
164 V. 17f. sind sekundär nach der Mehrheit der Ausleger: G. Beer (1895/97), 148;
K. Budde (1913), 125; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 196f.; G. Hölscher (1952), 56;
G. Fohrer (1963a), 350f.; A. de Wilde (1981), 236; M. Witte (1994), 86ff.; J. Vermeylen
(1994), 124 u.a.; O. Kaiser (2006), 43. Vgl. dagegen H.-J. Hermisson (1998b), 311ff.,
und H. Strauß (2000), 66. P. Volz (1921), 72, streicht aber V. 17–20.
165 Zu den Partizipien siehe unten, S. 109f.
166 Zu den Gerechtigkeitsbearbeitungen in den Psalmen siehe unten, S. 294f., und beim
Hiobbuch M. Witte (1994), 183ff.215ff. Hier spielt der Ergänzer außerdem deutlich
auf die vorausgehende HR 21,14–16 an.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 51
redaktor zu finden. Sowohl l") als auch yaD$ a (V. 17) sind beim Gerech-
tigkeitsredaktor stark vertreten und zusammen mit {yi($ f r
: (V. 18) sogar
in einem Vers in 27,13 belegt.167 Beide Gottesbezeichnungen El und
Schaddai sind uns zusammen mit hfc(" (V. 18) schon in dem von uns
ihm zugeschriebenen Abschnitt 5,8–17168 (bzw. 5,8.13.17) begegnet.169
17b Für Omfl lies Unfl, so auch G und S.
18a D.h. Gott.
18b Der Vers ist sehr schwierig zu verstehen, weil er zusammen mit
dem vorausgehenden den Kontext unterbricht. Die Übersetzung hier
stützt sich auf die von M. Witte.170
19a Für Uxfm&: yi w: lies Uxfm&
: Yi wa .171 Der Satz selbst ist als eine temporale
Fügung und folgendes Kolon comitativ aufzufassen.172
20a Statt Unfmyiq, „unser Widersacher“, lies {fmqu y: (analog zu {frt : yi in
V. 20b und {fdOs:y in V. 16b). Vgl. Theodotion und Gen 7,4.23; Dtn 11,6.173
Buchstäblich rhetorisch: „Ist nicht vertilgt ihr Bestand?“
21a D.h. mit Gott.
Lies {fl$
: U.
21b Zu {ehfB siehe GK28, § 135p.
Lies als Verb !A)Ob:T.174
23a Vgl. G. Statt des keinen guten Sinn ergebenden Wortes henB f T
i lies
hen(f T
" .175 Vgl. auch den Zusammenklang mit dem Verb gfN(a t : T
i am Ende
von V. 26a und die an das Ende des jeweils ersten Kolons der Bikola
V. 11, 14, 19, 21, 27 und 28 angeschlossenen kleinen Nebensätze in Ge-
stalt eines Verbs.176
24–25 Die Bikola erweisen sich wiederum als sekundäre Zusätze,
die störend den Zusammenhang zwischen V. 23 und 26 unterbre-
167 Nach M. Witte (1994), 191f., und O. Kaiser (2006), 49f., gehören 27,7–10.13–23 dem
Gerechtigkeitsbearbeiter.
168 Siehe oben, S. 28–31.
169 Vgl. noch l(p in 24,5; (f$r
f in 24,6; )lm in 20,11.23a usw.
170 M. Witte (1994), 82; so auch S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 153.
171 So N. Peters (1928), 239, und H. Bobzin (1974), 310. Zum Satzbau siehe a.a.O., 309f.
172 So mit H. Bobzin, a.a.O.
173 So auch G. Beer (1895/97), 148; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 155; E. Dhorme
(1967), 335f.; G. Hölscher (1952), 56; G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 310;
J.E. Hartley (1988), 329, Anm. 10; M. Witte (1994), 81; D.J.A. Clines (2006), 543, u.a.
Vgl. H. Strauß (2000), 57.
174 So K. Budde (1913), 126; G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 311; D.J.A. Clines
(2006), 544.
175 So G. Beer (1895/97), 149; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 156; E. Dhorme (1967), 357;
G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 311; A. de Wilde (1981), 237; M. Witte
(1994), 81.
176 Siehe auch unten, S. 93–95.
52 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
177 V. 24f. sind sekundär nach P. Volz (1921), 72; G. Hölscher (1952), 56f.; G. Fohrer
(1963a), 350ff.; H. Bobzin (1974), 312f.; F. Hesse (1978), 141ff.; M. Witte (1994), 87f.,
und O. Kaiser (2006), 43. Vgl. dagegen H.-J. Hermisson (1998b), 314ff. H. Strauß
(2000), 57, streicht V. 24.
178 Vgl. auch !yerc f B
: am Ende von V. 25a.
179 M. Witte (1994), 191f., aber auch O. Kaiser (2006), 51.
180 Die Stellen sekundär nach M. Witte, a.a.O.
181 Z.B. BHS Tf $
a w: ; vgl. aber H. Bobzin (1974), 312.
182 Vgl. KBL3, 1571. So auch N. Peters (1928), 248; G. Hölscher (1952), 56; A. Weiser
(1980), 171; G. Fohrer (1963a), 351f.; H. Bobzin (1974), 312; M. Witte (1995), 54, und
ähnlich F. Delitzsch (1876), 301.
183 H. Bobzin (1974), 313–315.
184 Siehe unten, S. 216f.221–223.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 53
2.1.1. Kolometrie192
2.1.2. Übersetzung
sich kolometrisch als das längste in der Rede (17:15) und fällt mit sei-
nem einmaligen Pronomen Un:xná ) A und Adverb lOm:t im ganzen Hiobbuch
auf. Zusätzlich wirkt Doppel-yiK am Anfang der Kola im Kontext stö-
rend. Als Begründung zu V. 8 gedacht, versucht V. 9 die Rückfrage bei
der Weisheit der Väter mit dem ephemeren Charakter der eigenen Exi-
stenz zu begründen. Die Frage nach der Herkunft des Verses muß we-
gen mangelnder Anhaltspunkte an dieser Stelle ungeklärt bleiben.
10b Wörtlich: „Aus ihrem Herz“.
12 Zwei Nebensätze im ersten Kolon bilden eigentlich einen Tem-
poral- und einen Zustandssatz zur zweiten Zeile.210
13a G liest τὰ ἔσχατα = tyirAx)
a , „das Ende“, was wegen des Paralle-
lismus durchaus angebracht wäre, aber auch die im Alten Testament
übliche Wegmetaphorik bildet die Parallele zu V. 13b.211
14a Die Konstruktion +Oqfy-re$) A ist wegen auffallender Relativparti-
kel und ohne Parallele in V. 14b sehr zweifelhaft und ähnelt sehr der in
22,16; daher ist eine ganze Reihe von Änderungsvorschlägen gemacht
worden. Wir schließen uns vor allem wegen des Parallelismus der Les-
art an, die seit Saadya die breiteste Anerkennung gefunden hat: y"r< u iq
+iyqa .212
14b Wörtlich: „Das Haus der Spinnen“.
15 Das Bikolon erscheint mit seinen vier Imperfekta (darunter ver-
stärkte Hifil- und Nifal-Formen) zwischen den Nominalsätzen in V. 14
und 16a problematisch.213 Inhaltlich gestaltet der Glossator das ihm
vermutlich nicht eindeutig erschienene Bild des Spinngewebes in V. 14
aus. Darüber hinaus verdankt das Bikolon dem auffallenden Satzbau
auch seine kolometrisch längeren Zeilen (17:14)214 und weist durch das
seltene Verb }($ und durch {wq Parallelen zur Gerechtigkeitsredaktion
in 24,14.22f. auf.215
16b Die Konjekturen sind nicht nötig,216 weil das Bild vom guten
Ergehen des Gottlosen ja erst durch sein Verschwinden in V. 18f. poin-
210 Siehe H. Bobzin (1974), 138f.; ähnlich bereits W. Volck (1889), 30.
211 Vgl. G. Beer (1895/97), 51: Auch wegen V. 19a.
212 Siehe BHS, N. Peters (1928), 87f.; G. Fohrer (1963a), 185; M.H. Pope (1985), 66f.;
F. Horst (1968), 126; H. Bobzin (1974), 139; A. de Wilde (1981), 135; N.C. Habel
(1985), 169; M. Köhlmoos (1999), 229, Anm. 7; vgl. M. Wagner (1966), 101, und KBL3,
1024b.
213 Siehe dazu besonders H. Bobzin (1974), 139f. V. 15 ist sekundär nach K. Budde
(1913), 38; P. Volz (1921), 35; G. Hölscher (1952), 26; H. Bobzin, a.a.O.; F. Hesse
(1978), 73, und O. Kaiser (2006), 19.
214 Bei Oty"B-la( in erster Zeile kann es sich auch um eine tertiäre Glosse handeln; vgl.
F. Horst (1968), 125, und J.E. Hartley (1988), 159, Anm. 3.
215 Siehe M. Witte (1994), 116ff.183ff.
216 Vgl. K. Budde (1913), 38; G. Hölscher (1952), 26; H. Bobzin (1974), 140f.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 59
tiert wird. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß einige Exege-
ten die Metaphorik der ersten BR anders auslegen, nämlich als eine
Reihe von negativen (V. 12–15) und eine von positiven Beispielen
(V. 16–19).217 Da aber das Schicksal der Gerechten (in der 3. Person
sing.) in den Freundesreden sonst fast nicht beschrieben wird, würde es
hier um eine besondere Ausnahme handeln.218
17b In M steht håzx E ye {yinb
f )
A ty"B, „das Haus der Steine sieht er“, ist
fraglich, obwohl nicht ganz unmöglich.219 Wir ändern wegen Paralle-
lismus ty"B in }y"B und lesen z"xoy (=z"x)oy) statt håzx
E ye .220
18b Wörtlich: „Ich habe dich nicht gesehen“.
19b Lies mit der Mehrheit der Kommentatoren als Singularform:
xfmc
: yi .
21a Statt da( lies do( wie auch meist angenommen.
h"Lm
a y: = )"Lm
a y: .221
22b Wörtlich: „Es gibt nicht mehr“.
2.2.1. Kolometrie222
217 Z.B. R. Gordis (1978), 521, und N.C. Habel (1985), 168.
218 Siehe unten, S. 199–203.
219 Siehe N.C. Habel (1985), 168f.
220 So K. Budde (1913), 38f.; G. Hölscher (1952), 26; G. Fohrer (1963a), 184f.; H. Bobzin
(1974), 140f.; A. de Wilde (1981), 135; vgl. J.E. Hartley (1988), 159f., Anm. 5.
221 So GK28, § 23e, 75pp; K. Budde (1913), 39; G. Fohrer (1963a), 185; F. Horst (1968), 127.
222 Siehe oben, Anm. 1.
60 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
2.2.2. Übersetzung
7b In M steht Uh"kyil$
: t a , „ihn stürzt“. Wahrscheinlicher ist der Text
aber nach G (σφάλαι δέ – Uh"lyi$k: t a w: , „straucheln“, „wanken“237) zu ver-
bessern. Vgl. z.B. ER 4,4 und Prv 4,19.
9b Statt des Jussivs q"zx
A ya lies als Imperfekt qizx A ya oder qyizx
A ya .238
11b Wörtlich: „Seine Füße“.
12a Das Kurzimperfekt besitzt hier narrativische Funktion.239
BHS ergänzt Ono) richtig mit der Präposition B : ; das sonst sehr kurze
Kolon (9 Konsonanten) gewinnt ein wenig an Länge.
13a Die Wendung y"DaB lak)oy in M steht vermutlich unter dem Ein-
fluß von V. 13b und ist wegen des Parallelismus und der Kolometrie
nach BHS zu verbessern: yaw:dB i l"k)
f y" .240
13b G. Fuchs kritisiert den für eine dichterische Personifikation ge-
haltene Ausdruck „der Erstgeborene des Todes“, weil der Tod keine
Nachkommen haben könne. Daher nach ihr appositionell zu verstehen:
„Der Erstgeborene, der Tod / Mot“.241 Wir bleiben bei der üblichen
Übersetzung wegen einer Parallele zu V. 14b.242
15a Der Ausdruck Ol-yilB : m
i ist unverständlich. Gegen alle interessan-
ten Lösungen, zumal die von M. Dahood – l"Bm a (aus dem Akkadischen
nablu, oder Ugaritischen nblat – „Feuer“, „Flammen“),243 die zu dem Pa-
rallelismus passen würde – oder R. Gordis – lUBam, „Flut“244 – spricht der
durchgehende Reim von O- und t- in der dritten Strophe. Deswegen ist
das Suffix 3. sing. masc. erforderlich und der Vorschlag, hier Ol )ol zu
lesen, passend.245
20 Die „im Westen“ und „Osten“ sind nach den Versionen die, die
waren und kommen werden. So übersetzen auch einige Forscher,246
doch wegen Joel 2,20 und Sach 14,8 sind sie als Himmelsrichtungen
gemeint.247
2.3.1. Kolometrie
2.3.2. Übersetzung
247 Vgl. T.H. Robinson (1964), 62; F. Horst (1968), 275; H.W. Wolff (1975), 74, und
J.E. Hartley (1988), 280, Anm. 16. Vgl. noch Dtn 11,24; 34,2; Ez 10,19; 11,1; 47,8; und
unten, S. 188 und 261.
66 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
1 Die Überschrift mag hier tertiär sein oder auch von der bereits vor-
handenen Gestalt der Freundesreden ausgehen.248 In einer Handschrift
wird Hiob als der Redende dargestellt, höchstwahrscheinlich fehler-
haft.249
2–6 Der Hiobdialog mündet in das Unschuldsbekenntnis und Rei-
nigungseid Hiobs in c. 27*.29–31* und in die Gottesreden. Die dritte BR
ist ein späterer Eintrag, der auf der Voraussetzung beruht, daß der
Dialog aus drei Redegängen besteht. Wie M. Witte in seiner Studie250
hinreichend bewiesen hat, ist diese Rede dem sog. Niedrigkeitsbearbei-
ter zuzuschreiben. Ebenso haben wir uns seiner These über die gleiche
Herkunft von 4,12–21 und 15,11–16 angeschlossen und es am Beispiel
zahlreicher inhaltlicher, stilistischer und poetologischer Momente be-
stätigt.251
Die wortwörtliche Parallele von V. 4f. zu 15,14f. (nur vier Worte
weichen ab) läßt den sorgsamen Leser schon beim ersten Blick stutzen.
Aber noch belegt das Thema dieser Bearbeitungen – kreatürliche Sünd-
haftigkeit des menschlichen Wesens und seine Niedrigkeit vor Gottes
Erhabenheit –, daß wir es hier mit dem Niedrigkeitsbearbeiter zu tun
haben. Ihre Tendenz widerspricht dem auf die tatsächlichen Sünden
Hiobs zurückgreifenden252 und wegen der doch vorhandenen Möglich-
keit der Umkehr optimistischen Ton der ER bzw. der Freundesreden253
durchaus. Wegen des makrotextlichen chiastischen Aufbaus dieser Re-
de liegt die Vermutung nahe, daß es sich hier nicht um ein Fragment
eines ursprünglich längeren Texts handelt, weil wir dann hier sonst
einen stilgerechteren Abschnitt oder zusätzliche Fragmente erwarten
dürften. Wie M. Witte festgestellt hat, enthält jedes Bikolon einen be-
sonderen Platz im Aufbauschema, in dem eine anthropologische These
in der Mitte in V. 4 steht, die von zwei Komparationen V. 3 und 5 um-
geben ist und durch eine theologische These in V. 2 eingeleitet und
durch die Konklusion in V. 6 abgeschlossen wird.254 Ein ähnlicher über-
greifender Chiasmus läßt sich sonst in den Freundesreden nicht be-
3.1.1. Kolometrie269
3.1.2. Übersetzung
det274 und V. 2f. und 4f. von unserer Analyse ausgehend275 voneinander
nicht zu trennen sind. In V. 6b fällt der Übergang vom irrealen Imper-
fekt zum Imperativ sowie die kolometrische Überlänge und Unausge-
wogenheit (16:13:19) auf. Außerdem verdeutlicht eine schwache Über-
länge von V. 5 (17:13) und V. 7 (12:16) die Zäsur zwischen zwei
Strophen. Beim benutzten Wortschatz fällt eine Reihe von sehr seltenen
Wörtern auf: hfml u (A aT (dreimal im AT), lepKe (dreimal), hæY$ i UT (zwölfmal);
bei den ersten beiden treffen wir auf die anderen Belege in den sekun-
dären Teilen des Hiobbuches in 28,11 und 41,5; beim dritten handelt es
sich um ein im Hi sechsmal vorkommendes Wort, das dreimal in den
von uns und von M. Witte der Majestätsredaktion zugeschriebenen
Stellen (5,12; 12,16; 26,3) belegt ist.276 Die im ursprünglichen Hiobdialog
programmatische hfmk: x f ist hier überflüssig277 und h$n (im Hi nur hier
und 39,17 ) verstärkt den Eindruck, daß der Vers nachträglich vom
278
291 So richtig E. Dhorme (1967), 164; H. Masing (1931), 83; N.C. Habel (1985), 204.
292 Ähnlich G. Hölscher (1952), 32.
293 Siehe Dav3, § 131 R2.
294 Siehe H. Bobzin (1974), 182; ebenso meinen fast alle Exegeten.
295 G. Beer (1895/97), 70; E. Dhorme (1967), 165f.; G. Hölscher (1952), 32; F. Horst (1968),
163ff.; M.H. Pope (1985), 84ff.; J.E. Hartley (1988), 200, Anm. 6, u.a.
296 Vgl. Ges17, 250a und KBL3, 327a.
297 Siehe besonders E. Dhorme (1967), 166; aber auch BHS, G. Hölscher (1952), 32;
G. Fohrer (1963a), 221f.; H. Bobzin (1974), 183; H. Groß (1986), 47, u.a.
298 So G. Hölscher (1952), 32; G. Fohrer (1963a), 221ff.; H. Bobzin (1974), 183, und
F. Hesse (1978), 89. Dagegen streicht O. Kaiser (2006), 24, V. 19b.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 75
noch in der letzten Elihurede 37,1. So bliebe in Gestalt von V. 19b und
20a ein antithetisches Bikolon übrig, das zusammen mit dem Bikolon
V. 20aβ.b im Gegensatz zu V. 19a vom m-Reim unterstrichen wird.
20b Die Kopula am Anfang dieser Zeile kann am besten durch den
Charakter eines Zustandssatzes erklärt werden.299
3.2.1. Kolometrie300
3.2.2. Übersetzung
304 So KBL3, 1330b; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 86.134; N. Peters (1928), 216; G. Foh-
rer (1963a), 325; M. Köhlmoos (1999), 224, Anm. 3.
305 E. Dhorme (1967), 289.
306 Vgl. E. Dhorme (1967), 289, und S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 134f.; im Aramäi-
schen und Neuhebräischen $Ux, „Schmerz empfinden“, „ängstlich sein“ (ANHW3,
141a), oder im Arabischen hassa, „fühlen, empfinden“ (AWSG2, 157bf.); KBL3, 288a
möchte korrigieren U$uxyf von „schmerzvoll sein“.
307 Ges18, 332b.
308 F. Delitzsch (1876), 259f.; E. Dhorme (1967), 289; R. Gordis (1978), 214; N.H. Tur-Sinai
(1981), 311.
309 N. Peters (1928), 217; S. Terrien (1963), 157 u.a.; ähnlich E. König (1900), 16, im ironi-
schen Sinne.
310 So S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 135; G. Fohrer (1963a), 325; E. Dhorme (1967),
291; R. Gordis (1978), 214; J.E. Hartley (1988), 300, Anm. 1; vgl. GK28, § 150e.
311 Zu Utapzæ $
: siehe KBL3, 1350b.
80 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
312 Siehe GK28, § 122 l; Joüon, § 134m. Vgl. H. Bobzin (1974), 278f.
313 So möchte E. Dhorme (1967), 294.299, mit B. Duhm (1897), 106 (auch S. Terrien
[1963], 157f.), den Vers nach V. 19 umsetzen, aber A. Weiser (1980), 159, deutet rich-
tig darauf hin, daß „es beim mosaikartigen Charakter der Bilder fraglich“ ist, die
Verse umzusetzen. P. Volz (1921), 59, streicht V. 9b.10 und O. Kaiser (2006), 38,
V. 10f.
314 Außer dem sehr seltenen Wort {yimUlA(, das nur viermal im AT vorkommt, dabei
einmal in den Elihureden (33,25).
315 Siehe M. Witte (1994), 183ff.192.
316 Siehe E. Dhorme (1967), 294f.; vgl. Joüon, § 136h, § 150g; Dav3, § 116.
317 D. Pardee (1979).
318 G. Fohrer (1963a), 324f.; F. Hesse (1978), 129, und A. de Wilde (1981), 220, möchten
V. 16 nach V. 14 umstellen, V. 15 muß aber unbedingt V. 14 folgen, weil er V. 12–14
fortsetzt und noch mal zusammenfaßt (vgl. E. Dhorme [1967], 295f., und H. Bobzin
[1974], 280ff.). K. Budde (1913), 114; P. Volz (1921), 59; G. Hölscher (1952), 50, und
S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 178, streichen V.16 und O. Kaiser (2006), 39, V. 16f.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 81
Mensch „die Bäche von Honig und Milch“ nicht sehen wird, eine schö-
ne Zusammenfassung der Strophe, kommt aber nach einer Kurzfas-
sung in V. 15 zu spät ins Spiel. Stilistisch gilt auch hier das über V. 16
Gesagte. Die beiden Bikola besitzen eine Reihe von sehr seltenen Wör-
tern wie he(p" )
e (im AT dreimal), hfGl a :P (viermal) und }etPe (fünfmal). Die
Erscheinung des letztgenannten Wortes in V. 14 und 16 zweimal nach-
einander ist auffallend. Dasselbe gilt auch für }O$fl in V. 12 und V. 16.
Außerdem sind noch rfhc : yi 319 und $abD: relative Hapaxlegomena. Da uns
auch die wiederum sehr populären Worte nicht weiterhelfen, sei als
Beispiel für die möglichen Querbeziehungen das Wort laxna angeführt,
das nur dreimal in den Hiobreden, mehrmals aber in den sekundären
Teilen des Hiobbuches (22,24320; 28,4; 30,6; 40,22321) vorkommt. Die Fra-
ge nach der Herkunft des Eintrags muß man wegen mangelnder Paral-
lelen auf sich beruhen lassen.
17a Die Übersetzung im Anschluß an die Mehrheit der Ausleger.
Das Wort y"rAhna am Anfang von 17b ist zu streichen und statt dessen am
Ende von V. 17a ein rfh:cyi zu lesen.
18a In M steht (fgyf . Am besten ist der Vorschlag, O(fgy: zu lesen.322
18b Die Kopula vor )ol ist höchstwahrscheinlich zu streichen.323
In M steht ly"xK: . Viele Handschriften lesen richtig ly"x:B, weil liyx a das
Objekt von sl( ist (vgl. Prv 7,18). Außerdem fangen V. 19b und 20b
regelmäßig mit B an.
19a Zwei Perfekta nacheinander sind nicht überraschend, wenn
man den späten Charakter der Sprache betrachtet (vgl. die Erscheinung
im Aramäischen, z.B. Dan 5,10) und den asyndetischen Satzbau an-
nimmt (vgl. Hi 29,8).324 Außerdem sind in der zweiten Vershälfte be-
reits zwei Verben vorhanden.
19b Der Singular tiyB a wird hier als collectivum verstanden.
Der Satzbau ist unterschiedlich gedeutet worden, z.B. „raubte ein
Haus, das er nicht gebaut hatte“;325 „he has stolen a house instead of
building it“;326 „ein Haus raubte, ohne es wieder aufzubauen“ oder
319 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe zu 17a unten, S. 81.
320 Siehe oben, S. 51f.
321 So nach M. Witte (1994), 191f.
322 BHS, K. Budde (1913), 114; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138; G. Fohrer (1963a),
325; H. Bobzin (1974), 284, u.a.
323 Siehe BHS; G. Hölscher (1952), 50; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138; H. Bobzin
(1974), 284.
324 Siehe S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138, und H. Strauß (2000), 24.
325 G. Fohrer (1963a), 324f.
326 E. Dhorme (1967), 298.
82 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
„das Haus, das er raubte, nicht wieder aufbaute“327. Die letzte Überset-
zung erweist sich am besten,328 Uh"nb e yi ist ein Begleitmare’.
20a w"l$f ist als Substantiv Ulf$ zu punktieren oder hfwl : $
a zu konjizie-
ren, wie auch oft angenommen wird.
20b +"Lm a y: muß in Nif. als +"lM
f yi gelesen werden. So auch die Mehrheit
der Kommentare.
22b Einige Mss, G und V setzen lfm(f voraus, was auch besser paßt.
Wörtlich: „Die ganze Hand der Mühsal kommt auf ihn“.
23a Es fällt auf den ersten Blick auf, daß V. 23 und 25 im masoreti-
schen Text Trikola sind und hinsichtlich unserer Beobachtungen in den
Freundesreden außergewöhnlich wären.329 V. 23a verursacht vor allem
syntaktische Probleme (die Bedeutungsnuance von yihy: ist nicht deut-
lich330), von denen das Bikolon V. 23bα.β frei wäre. Inhaltlich bringt er
ebenso Verwirrung in die Strophe und muß als sekundär beurteilt wer-
den.331 Darüber hinaus sind die letzten acht Verse der Rede V. 22–29 als
vier aus zwei Bikola bestehende gedankliche Einheiten zu verstehen, in
den je viertes Kolon mit der Kopula am Anfang versehen worden ist –
das Schema ist durch V. 23a gestört. Es sei noch an dieser Stelle ange-
merkt, daß yihy: als Tempusmarker und rhetorisches Element nur Bildad
eigen ist (vgl. 8,12) und daß wir auf )lm schon im sekundären V. 11
getroffen haben, bei dem die Herkunft aus der Hand des Gerechtig-
keitsredaktors naheliegt.
23b D.h. Gott.
Die Stelle ist korrupt. BHS schlägt vor: Omax l"Bm a wyfl(f , „auf ihn Feuer
seiner Gewalt (Hitze)“,332 was sowohl inhaltlich als auch stilistisch gut
an V. 23aβ anschließt. Die Übersetzung von G: νίψαι ἐπ᾿ αὐτόν ὀδύ-
νας, deuten die Ausleger meistens als Herleitung von {yilb f x
A (wyfl(f ),
„Verderben (auf ihn)“.333
25a Das Kolon ist korrupt. Vgl. G: διεξέλθοι δὲ διὰ σώματος αὐτοῦ
βέλος < )cy xl$ hwgm, die wenigstens den Parallelismus herstellt.334 Das
Wort xal$ e wird von der Paronomasie am Anfang der V. 23bα (xaL$ a y: )
und 24a (xarb : yi ) kräftig unterstützt. Das Wort hfw"G335 oder waG cj. oder w"G336 in
der Bedeutung „Rücken“ oder „das Innere“ ist ein Hapaxlegomenon.
25b |olhA ya ist des Parallelismus und Metrums wegen an das Ende des
zweiten Kolons umzustellen.337
25bβ Nach der Umstellung (wie oben, 25b) erweisen sich {yim) " wyfl(f
als eine Glosse.338
26a Wörtlich: „alle“.
Statt wyfnUP:cl i lies Ol, weil beide Worte (wyfnUP:cl
i und }Umf+) das Gleiche
bedeuten.339 Diese Konjektur wird von der Tendenz, die Kola mit Suffix
3. sing. masc. zu beenden (vgl. Ol in V. 27b) und von der durchgehend
sehr kurzen Kolonlänge (10–14 Konsonanten) in V. 24–28 unterstützt.
V. 26a enthält dann 11 statt 16 Konsonanten.
26bβ Auch die letzte Strophe ist nicht frei von Ergänzungen. Im Tri-
kolon V. 26 fällt die dritte Zeile inhaltlich und trotz des Personalsuffi-
xes am Ende der Zeile und der y-Alliteration des Metrums wegen als
überflüssig auf.340 Von den drei hier benutzten und uns schon bekann-
ten Wörtern sind zwei zwar in dieser Rede schon verwendet worden
(dyir&
f in V. 21 und h(r in V. 12), da sie aber im Hiobbuche relativ selten
sind (entsprechend vier- und fünfmal), ist ihre zweimalige in der schon
von Wortwiederholungen überfüllten letzten Strophe sehr auffallend.
Beide begegnen jedoch noch zweimal bei Zusätzen der Gerechtigkeits-
redaktion (entsprechend in 27,15 und 24,21341). Auch das Lieblingswort
der Freunde – leho) – (achtmal) ist dem erwähnten Bearbeiter nicht un-
bekannt (12,6342). Da sich bei den oben behandelten Erweiterungen der
Verdacht erhärtet hat, daß sie einer Bearbeitung entstammen, nehmen
wir vorsichtig auch an dieser Stelle eine solche Herkunft an.
334 So G. Fohrer (1963a), 326, und ähnlich H. Bobzin (1974), 287f. Vgl. J.E. Hartley (1988),
303, Anm. 23f.
335 So Ges18, 205a.
336 So KBL3, 174b.
337 So L. Hirzel (1852), 135; N.H. Tur-Sinai (1981), 319f.; A. de Wilde (1981), 222;
M. Witte (1994), 68.
338 So P. Volz (1921), 59; N. Peters (1928), 214ff.; G.R. Driver (1955), 82; M. Witte (1994),
68. Dagegen streicht G. Hölscher (1952), 50, V. 25a.bα und verbindet 25bβ mit V. 26.
E. Dhorme (1967), 303f., ergänzt V. 25bβ mit Ul:Pyi .
339 Siehe G. Hölscher (1952), 51; G. Fohrer (1963a), 326; H. Bobzin (1974), 288, u.a.
340 So auch P. Volz (1921), 59; F. Hesse (1978), 129ff.; M. Witte (1994), 68. G. Hölscher
(1952), 50, verbindet V. 25bβ mit V. 26. O. Kaiser (2006), streicht V. 26bα.β.
341 Stellen nach M. Witte (1994), 191f.
342 A.a.O.
84 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
343 Vgl. BHS, G. Fohrer (1963a), 326; H. Strauß (2000), 25, u.a.
344 So auch G. Beer (1895/97), 138; G. Hölscher (1952), 51; E. Dhorme (1967), 306; G. Foh-
rer (1963a), 326; J.E. Hartley (1988), 304, Anm. 30; H. Strauß (2000), 25, u.a.
345 Mit E. Dhorme (1967), 306; so auch G. Fohrer (1963a), 327; H. Bobzin (1974), 289, u.a.
346 GK28, § 131c; G. Fohrer (1963a), 326.
347 Z.B. S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 143; H. Bobzin (1974), 289; J.E. Hartley (1988),
304, Anm. 31.
348 Mit G. Fohrer (1963a), 326, und A. de Wilde (1981), 223.
III. Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
1. ZR 11,2–5.7.10–18.19b–20;
2. ZR 20,2–9.12–15.18–22.23b–26bα.27–29.
Beide Freunde treten im Gegensatz zu Elifas nur zweimal und mit ver-
hältnismäßig kürzeren Reden auf. Daraus läßt sich entnehmen, daß der
Dichter ihnen eine weniger wichtige Rolle als Elifas zugeschrieben hat.
1 In den ER: 5,1; 5,3–5; 5,22; 15,1; 15,18f.; 15,24bβ; 15,28bβ; 15,30a.31; 22,1; 22,12; 22,17f.
22,24f.; in den BR: 8,1; 8,6aβ; 8,9; 8,15; 18,1; 18,4a; in den ZR: 11,1; 11,6; 11,8f.; 11,19a;
20,1; 20,10f.; 20,16f.; 20,23a; 20,26bβ.
86 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
I II III IV V VI
1. 4,2–6 7–11 5,1f.6f. 8.18–21 23–27 – 5+5+4+5+5
2. 2–6 7–10.17 20–24bα 25–29* 30b.32–35 – 5+5+5+5+5
3. 2–5 6–9 10f.13f. 15f.19f. 21–23.26 27–30 4+4+4+4+4+4
I II III IV V
1. 2–5 6aα.b–8.10 11–13 14.16–18 19–22 4+4+3+4+4
2. 2–3.4b–6 7–11 12–16 17–21 – 5+5+5+5
I II III IV V VI
1. 2–5 7.10–12 13–16 17–18.19b–20 – – 4+4+4+4
2. 2–5 6–9 12–15 18–21 22–25* 26–29* 4+4+4+4+4+4
I II III IV V VI
1. 3+2 3+2 2+2 2+3 4+17 –
2. 2+3 2+3 2+3 2+3 3+2 –
3. 2+2 2+2 2+2 2+2 2+2 2+2
Die einzige Ausnahme (eine sich in 4+1 Bikola gliedernde Strophe) be-
endet die erste ER. Dabei bildet 5,27 das Summary appraisal und ist (wie
sich unten mehrfach zeigen wird) dem Geiste der Hiobdichtung ange-
messen.8 Die Endstrophe der zweiten ER mit ihrer umgekehrten Unter-
strophengliederung von 3+2 Bikola steht im Gegensatz zu der üblichen
von 2+3 Bikola und ist daher als gewollte Abweichung zu verstehen.
Mithin lassen sich die Schlußstrophen der beiden ersten Reden poeto-
logisch als ihre Pointen bezeichnen, wie es den üblichen Techniken der
hebräischen Dichtungskunst entspricht.9
6 Vgl. die Gliederungen von P.W. Skehan (1971), 99.108.110, und P. van der Lugt
(1