PROLOG
Miriai oder Meryey war eine jüdische Frau, die in den mandäischen Schriften zum Mandäismus
konvertierte. Miriai ist eine der wichtigsten Figuren im mandäischen Buch des Johannes, das in den
Kapiteln 34 und 35 ausführliche Geschichten und Reden von Miriai enthält. Miriai lebte im ersten
Jahrhundert n. Chr. in einem jüdischen Dorf in der Nähe eines mandäischen Dorfes in Palästina.
Laut dem mandäischen Johannesbuch war sie eine Zeitgenossin von Elisabeth, der Mutter von
Johannes dem Täufer.
In mandäischen Schriften wie dem Johannesbuch kritisiert Miriai die jüdische religiöse Tradition,
aus der sie stammte, und preist gleichzeitig die Tugenden des Mandäismus. Man geht davon aus,
dass Miriai von Priesterkönigen aus Judäa abstammte, und eine ihrer Aufgaben war die Reinigung
des jüdischen Tempels. Aufgrund ihrer Konversion zum Mandäismus und ihrer Verspätung bei der
Heimkehr verurteilt Miriais Vater sie und bezeichnet sie als Hure. Letztendlich wird Miriai als
mandäische Priesterin und Lehrerin dargestellt.
Im mandäischen Johannesbuch wird Miriai oft zusammen mit Enisbai (Elisabeth), der Mutter von
Johannes dem Täufer, als zwei heilige Frauen erwähnt, die in der Nähe von Jerusalem lebten.
Der mandäische Name Miriai ist mit dem hebräischen Namen Miriam verwandt. Miriai könnte
letztlich mit Maria, der Mutter Jesu, in Verbindung gebracht werden, aber die mandäische
Geschichte von Miriai steht offenbar in keinem Zusammenhang mit den Geschichten über Maria in
den kanonischen christlichen Evangelien.
Christen identifizieren Miriai mit Maria, der Mutter Jesu. Muslime identifizieren Miriai mit Mirjam,
der Schwester von Moses. Die Mandäer identifizieren Miriai nicht mit Maria und Mirjam, sondern
bestehen darauf, dass sie eine andere Frau mit demselben Namen war. Einige identifizieren Miriai
mit Maria Magdalena.
ERSTER GESANG
Ich hörte nicht auf das, was meine Mutter mir sagte,
Und hörte nicht, was mein Vater meinem Ohr befahl.
Und sagtest,
Steh auf! Steh auf, Miriai!
Und er sagte:
Wo kommst du her, du geile Ziege,
Manda d'Heyyi,
Der meine Stütze in der Welt ist.
ZWEITER GESANG
Sie ließen die Blätter des Weinstocks nach allen Seiten fallen,
Und verjagten die Vögel von ihrem Platz.
Er sagte zu ihnen:
Wir fragen euch nach den Vögeln,
Dem Weinstock,
Der an der Mündung des Euphrat steht.
Gesegnet sei der Mann, der mich von meinen Ketten befreit,
Und meine Füße hierher gesetzt hat!