Sie sind auf Seite 1von 70

Deutsch lernen Geschichtenerzählern

Cordula Carla Gerndt

Das Glückskind
und andere Geschichten

zum Hören, Lesen und Nacherzählen

VERLAG für DEUTSCH


Inhalt der CO
T rack D auer T ite l

1 0 :2 8 T ite la n s a g e
2 3 :5 1 T au sen d S p ie g e l
3 8 :3 3 D as G lückskind
4 7 :0 3 D er P ech v og el
5 1 0 :0 0 Hans im Glück
6 4 :0 2 D as s c h la f e n d e G lück
7 6 :0 4 In te r v ie w
8 3 :1 8 T au sen d S p ie g e l (liv e)
9 9 :0 4 D er P ech v og el (liv e)
10 4 :1 8 Das s c h la f e n d e G lück
(liv e)
nholt
Tausend S p ie g e l 8
Übungen: Hör mal!, Grammatikwissen: Das Präteritum,
Erzähl mal!, Partnerübung: Erzähldialog, Gruppengespräch,
Sprichwörter und Redensarten, Hör noch mal! 9

Das G lückskind 14
Ü b u n g e n : Hör mal!, Grammatikwissen: Der Konjunktiv II,
Erzähl mal!, Partnerübung: Was wäre, wenn ...?,
Gruppengespräch, Märchenwissen

D e r Pechvogel 22
Ü b u n g e n : Hör mal!, Grammatikwissen: DieW-Fragen,
Erzähl mal!, Partnerübung: Symbole, Gruppengespräch,
Ausdrücke und Redensarten, Hör noch mal! 25

FTans im Glück 30
Ü b u n g e n : Hör mal!, Grammatikwissen: Die Komparation,
Erzähl mal!, Partnerübung: Was hättest du lieber...?,
Gruppengespräch, Märchenwissen 35

Das s c h la fe n d e G lück 38
Übungen: Hör mal!, Grammatikwissen: Der Imperativ,
Erzähl mal!, Partnerübung: Das Glück finden,
Gruppengespräch, Hör noch mal!

In t e r v ie w 42
Was ist Glück? Was ist Pech? 43

Anhang 45
Ü b e r s i c h t : Texte und Übungen 46
Lösungen 48
L ieber Leser ;
Sie h ab en ein B uch mit fünf m ärch en h aften E r­ ein T h em a für M e n sc h e n au s aller W elt. D ie

zäh lu n g en rund um d as T h em a G lü ck in der Su ch e n ach dem G lü ck kennt keine G renzen!

H and. Auf der beigefügten CD trägt die M ä r­ Lernziel des B u ch es ist es, das z u sa m m en h ä n ­

ch en erzäh lerin und Autorin C ordula G erndt die gende E rzäh len im D eu tsch u n terrich t au f g an z­

G e sch ich ten au ch selb st vor. h eitlich e und k reativ e W eise zu fördern. D er

Sie erzählt von G lü ckskin d ern und P ech vögeln Kern ein er G esch ich te lä sst sich oft sch o n mit

aller Art: E in er fühlt sich vom P ech verfolgt und w enigen W orten erfassen und in e in fa ch en S ä t­

m erkt d abei nicht, d ass er an seinem G lü ck vor­ zen n a ch e rz ä h le n .

b eiläu ft. Ein an d erer en td eck t sein G lü ck sc h la ­

fend hinter einem Stein und m uss es erst au f­ D as B u ch b iete t v ersch ied en e W ege zum T ext­

w ecken , dam it es ihm zur Seite steht. W ied er ein v erstän d n is an:

an d erer ist erst in dem M o m en t g lü cklich, als er • über das gesprochene Wort (Hör-CD),

a lles verloren h a t ... In im m er n eu en V ariatio n en • das geschriebene Wort (Lesetext)

stellt sich die Frage: W ie und wo finde ich m ein • oder über Bilderfolgen (Storyboard).

G lück? D ie K om bin ation von H ören, Lesen und Sp re­

Alle Texte h ab en ihren Ursprung in der m ündli­ ch en sch ärft die sp ra ch lich e K om petenz au f v er­

ch e n E rzäh ltrad itio n und w urden für d ieses sch ied en en E b en en und verm ittelt ein e „kom ­

Ü b u n g sb u ch von der Autorin neu erzäh lt. Es m u n ik ativ e E rzä h lg ra m m a tik “. Zu jed e r G e ­

han d elt sich um leicht v erständ liche G esch ich ten sch ich te gibt es Ü bu ngen für die E in zel-, Partner-

für die fortgeschrittene G rundstufe mit solidem und G ru p p en arbeit, die ein in ten siv es Textver­

B asisw issen , die au f u nterh altsam e W eise - mal stän d n is an regen und die m ü ndliche A u sd rucks­

hum orvoll und mal n ach d en k lich - die L eb en s­ fähigkeit fördern.

frage n ach dem G lücklichw erden stellen. D ies ist

6
E rzäh len h eißt: das W ese n tlich e ein er G e sc h ic h ­
Cordula Carla Gerndt
te erken nen , Z u sam m enh än g e h ersteilen , klaren
wurde 1971 in M ünchen
Stru ktu ren folgen und sc h lie ß lic h die eigen en geboren. Sie studierte
W orte und den eigen en A usdruck find en. D as Volkskunde, d eutsche
Literatur und Psychologie
gilt au ch - oder gerade - in ein er Frem d sp rache.
in Freiburg. N ach längeren
Die G esch ich ten in diesem B u ch h ab en ein e e in ­
' ^ Reisen u.a. durch Nord-
deutige Struktur und sind d esh alb leich t zu ver­ und Südam erika arbeitete sie m ehrere Jahre
steh en . Schw ierige V okabeln w erden ein sp rach ig als Redakteurin in einem Kinderbuchverlag.
Heute ist sie professionelle Erzählerin mit
erklärt. Ein roter Faden und stereotype W ie d er­
einer eigenen G esch ichten p raxis. Dort ver­
h olu ngen h elfen beim E inprägen und N a c h e r­ an staltet sie Erzählabend e, bietet W orkshops,
zäh len . Zugleich sind alle G e sch ich ten seh r b ild ­ lektoriert Texte und schreibt Bücher.

haft und b ieten Raum für d as eigene E rfah run gs­ w w w .geschichtenpraxis.de

w issen. D am it kann jed er L ernende in den vorge­

g eb en en Struktu ren sp rach lich H alt finden und


Auszug aus dem Interview mit der
zu gleich sein p e rsö n lich e s W is se n und sein e
G eschichtenerzählerin (Track 7)
eigenen in n eren Bilder ein bringen.
„Gerade in unserer Zeit, in der die Kom m uni­
D ieses B uch m öchte M ut m ach en , ein an d er zu
kation sehr stark über M edien läuft und
erz ä h len : G eh ö rtes, G e le se n e s, S e lb ste rle b te s, indirekt ist und oft au ch sehr anonym , ist es
au s der H eim at oder au s der Frem de - und nicht sehr wichtig, dass das Erzählen und das

zuletzt G esch ich ten ü ber die S u ch e n ach dem unm ittelbare Sprechen und Zuhören wieder
mehr in den M ittelpunkt rückt. Deswegen bin
G lü ck! Autorin und Verlag
ich G esch ichten erzäh lerin geworden ..."
Tausend Spie Frei erzählt nach einer indischen W eisheitsgeschichte.

Es war einm al ein Hund. D ieser Hund hörte eines Der Hund m achte sich auf den W eg. Viele Tage

Tages von einem besonderen Sch lo ss. Es wurde und W o ch en war er unterwegs. Endlich stand er

das Schloss d er tausend Spiegel genannt. Der Hund 10 vor dem geh eim n isv o llen 1 Sch lo ss. Er lief die Trep­

w usste nicht, w as ein Spiegel ist, aber es hörte sich pe hinauf, öffnete das große Tor und trat e in 2. Da

5_ interessant an. U nd da er sow ieso nichts B eso n d e­ sahen ihn aus tausend Spiegeln tau send Hunde

res zu tun hatte, b esch lo ss er, sich dieses Sch lo ss an. D er Hund bekam große Angst. Er fletschte die

einm al anzuseh en . Z ä h n e3, zog seinen Schw anz ein und knurrte4. Da

8
15 sah en ihn au s tau sen d Spiegeln tau sen d b ö se

Hunde an. Alle fletschten die Z ähne und zogen die

Schw änze ein. D er Hund aber dachte: Die W elt ist

voller böser Hunde. Und er kam niem als wieder in

das Schloss der tausend S p ieg el

20_ Am selben N achm ittag kam n och ein and erer


Hund in das S chloss d er tausend S p ie g e l Auch er

w usste nicht, w as ein Spiegel ist. Aber er dachte,

dass es sich lustig anhörte. D er Hund lief die Trep­

pe hinauf, öffnete das Tor und trat ein. Voller Vor-

25 freude w edelte er mit dem Schw anz5, stellte die

O hren auf und hob den Kopf in die H öhe. D a freu­

ten sich in tau send Spiegeln tau send Hunde.

Alle w edelten mit dem Schw anz und stellten

neugierig die O hren auf. D er Hund aber

30 dachte: Die W elt ist voller glücklicher und zu- ti A


' 1
friedener Hunde. Und von nun an kam er

jeden Tag in das Schloss der tausend S p ie g e l

W o findet m an das S chloss der tausend S p ieg el?

Ob du es g lau bst oder nicht: Es ist direkt vor


3£L_deiner Tür!

1 geheim nisvoll = unbekannt, voller Geheimnisse


eintreten = hineingehen
die Zähne fletschen = die Zähne zeigen, drohen
* knurren = Geräusch eines Hundes, wenn er böse ist
m it dem Schw anz wedeln = vor Freude den Schwanz hin und her
bewegen
Übungen
H ö r mal! T ra c k 2
Hören Sie die Geschichte, und ordnen Sie

dann die folgenden Adjektive Hund 1 oder


Hund 2 zu:

fröhlich, ängstlich, einsam, lustig, aggressiv, traurig;

freundlich, positiv, mutig, optimistisch, vorsichtig,

negativ, sympathisch, neugierig, böse, pessimistisch,

zuversichtlich, misstrauisch

9
■ ••B G ram m atikw issen: Das P rä te ritu m
■ M BBi Im Deutschen werden Märchen 2. Ordnen Sie dann in regelmäßige und

und Geschichten meist im Präteritum unregelmäßige Verben, und notieren Sie

erzählt. So wird deutlich, dass die zu jedem Verb den Infinitiv.

Geschichte irgendwann einmal in der


%/ ... . . . . Unregelmäßiges Verb: Infinitiv:
Vergangenheit passiert ist. ^ ^
Es war einmal ein Hund sein

Präteritum oder Perfekt?


Präteritum: beim Erzählen (auch beim Schreiben)_______ ________________________ _____________________
Perfekt: im Alltagsgespräch_____________________________________________________ _____________________

Aber: Hilfsverben (haben, sein) und Modalverben__________________________________ _____________________


(können, wollen, dürfen, müssen, sollen, mögen)___________________________________ _____________________
stehen fast immer im Präteritum._________________________ ________________________ _____________________

Die meisten Verben bilden die Vergangenheit


regelmäßig, das heißt sie verändern ihren Stamm­
vokal nicht.
Beispiel: hören - er hört, hörte, hat gehört

Verschiedene Verben sind unregelmäßig. Sie ändern


in der Vergangenheitsform meistens den Vokal. Regelm äßiges Verb: Infinitiv:
Beispiel: kommen - er kommt, kam, ist gekommen Dieser Hund hörte hören

1. Unterstreichen Sie alle Verben im Text.

10
Erzähl mal! 1HHIHHHHHaiaiaiH
Hier sind die Schlüsselwörter der

Geschichte:

der Spiegel, die Spiegel (PI.) / der Hund /

das Schloss / interessant / die Angst / böse /

lustig / die Freude / glücklich

1. Erzählen Sie in wenigen Sätzen die

Geschichte von den Tausend Spiegeln.

Folgende Satzanfänge können Ihnen

dabei helfen:

Es war einm al...

Eines Tages
Der Hund

Am selben Nachmittag ...

Der andere Hund ...

11
Partnerü b u n g:
Erz äh ld ia lo g
1. Erzählen Sie die Geschichte von den
Tausend Spiegeln gemeinsam mit Ihrem

Partner / Ihrer Partnerin. Der eine über­

nimmt die Rolle von Hund 1, der andere

die Rolle von Hund 2.

2. Tauschen Sie dann die Rollen und

wechseln Sie die Perspektive. Wie hat

es sich angefühlt, alles negativ oder

alles positiv zu sehen?

12
S p r ic h w ö r te r
G ruppengespräch und R e d e n s a rte n
Die beiden Hunde in der Wie manin den Wald hineinruft,
Geschichte haben einen unter­ so schallt es wieder heraus.
schiedlichen Charakter. Der eine Hund ist

ein Pessimist; er ist ängstlich und sieht

überall Probleme und Gefahren. Der ande

re Hund ist ein Optimist; er ist mutig und

erwartet vom Leben nur das Beste.


Wie du mir, so ich dir.

Diskutieren Sie in der Gruppe

folgende Fragen:

a) Wer ist eher ein Optimist und wer ein Pessimist?

b) Wie geht es Ihnen, wenn Sie neue, unbekannte


Räume entdecken?
1. Was bedeuten die Sprichwörter?
c) In welchen Situationen sind Sie ängstlich?
Wann sind Sie mutig? Sagen Sie es mit Ihren Worten.

d) Glauben Sie, dass Optimisten glücklicher sind 2. Finden Sie Situationen, in denen die
als Pessimisten? Warum?
Sprichwörter passen.
e) Warum ist jemand ein Optimist oder ein
Pessimist? 3. Kennen Sie ähnliche Sprichwörter in

Ihrer Sprache?
S p r ic h w ö r te r
und R e d e n s a rte n
Wie man in den Wald hineinruft,

so schallt es wieder heraus.

Wie du mir, so ich dir.

1. Was bedeuten die Sprichwörter?

Sagen Sie es mit Ihren Worten.

2. Finden Sie Situationen, in denen die

Sprichwörter passen.

3. Kennen Sie ähnliche Sprichwörter in

Ihrer Sprache?
H ör noch mal! *_/%,jTrack 8
1. Hören Sie noch einmal die Geschichte

von den Tausend Spiegeln. Diesmal


spricht die Geschichtenerzählerin live.

Das klingt anders als die Geschichte, die

vorgelesen wurde.

Welche Unterschiede hören Sie?

2. Welches Sprichwort passt besser zu der

Geschichte von den Tausend Spiegeln:

„W ie man in den Wald hineinruft, so

schallt es wieder heraus" oder „W ie du

m ir, so ich dir"?


Das ClücKsKind Frei erzählt nach einem Märchenmotiv der Brüder Grimm.

L s w aren ein m al ein e arm e Frau und ein arm er selb st e n tsch e id en , w en sein e T och ter h eiraten

M an n . D ie b eid en w ü n sch ten sich s e h n lic h 1 ein w ürde. S ch lie ß lich w ar er der König! D esw egen

Kind. E in e s Tages w urde die Frau sch w an g er2 25 ging er zu d en E ltern d es K in d es, w ar g anz

u nd b ra c h te ein en k lein en Ju n g en zur W e lt3. freu n dlich und sagte: „Oh, ihr arm en Leute! G ebt

5 D as Kind a b er w urde mit ein er G lü ck sh a u t4 g e­ mir eu er Kind. Ich will m ich um den Jungen kü m ­
b o ren . D esw egen w urde g ew eissagt5, d ass der mern und ihm a lles g eb en , w as er brau cht. Ich h a ­
Junge in sein em L eben im m er G lü ck h a b en w er­ b e G eld g en u g .“ Z u erst w eig erten 8 sich die El-

de. U nd mit se ch z eh n Jah ren w erde er sogar die

T o ch ter des K önigs h eiraten !

10 Ein p aar Tage sp äter kam der König in d as D orf.

K einer w u sste, d ass es der König war, d enn er

h a tte k ein e K ro n e 6 au f dem K opf. D er König

w ollte h e im lic h 7 h ö ren , ob es in seinem Land e t­

w as N eu es gab. Also fragte er die Leute im D orf:

15 „ G ibt es etw as B eson d eres zu erz ä h len ? (( - „ Ja “,

an tw o rtete ein alter M an n , „vor ein p a a r Tagen

w urde b ei uns ein K ind mit ein er G lü cksh au t g e ­


boren . D ieses K in d wird in sein em L eben im m er
G lü ck h a b e n . Es w urde dem Jun gen s o g a r g ew eis-
20 sa gt, d ass er d ie T ochter d es K önigs heiraten w ird.“
Als der König d as h örte, w urde er seh r b ö se. Er

ärgerte sich ü b er die W eissa g u n g . Er w ollte

14
30 tern. Als ab er der frem de M an n ein en S a c k mit 55 G ew itter mit Blitz und D o n n er und R egen. D er

G old au s der T asch e zog, w aren sie e in v ersta n ­ König sprang sch n e ll vom Pferd und klopfte an

den. U n ser Kind ist ja ein G lü ck skin d , d ach ten die Tür ein er a lte n M ü h le. D ie M ü lle rsle u te

sie. Es wird sch o n alles gut gehen. U nd sie g aben w aren seh r freu n dlich und lu d e n 13 den König

dem König ihr Kind. zum A b en d essen ein . Am Tisch sa ß au ch ein ju n -

35 D er König ritt m it dem Kind d avon . Als er an 60 ger M an n . D a fragte der König den M üller: „Ist

ein en g roßen Flu ss kam , nahm er den Jungen d as eu er S oh n ? “ - „N ein“, antw ortete der M üller,
und legte ihn in ein e H olzkiste. D an n w arf er die „der Ju n g e ist ein F in d elk in d l4. Vor sech z eh n J a h ­
K iste ins W asser. „H a!“, rief der König. „D ieser ren h a b e ich ihn in ein er H olzkiste im Fluss g efu n ­
M ann wird m eine T ochter n iem als h eira ten !“ den und g erettet,“
40 D ie K iste ging a b e r n ic h t u n te r9, so n d ern 65 D a w usste der König, d ass es d as G lü ck skin d

schw am m wie ein S ch iff au f dem W asser. Sie war. S ch n ell sch m ied ete er ein en P la n 15. „Ach,

schw am m viele Tage lang, b is sie an ein er M ü h ­ ihr lieben L eu te“, sagte er listig 16, „kön n te d er
l e 10 h än gen b lieb . D er M ü lle r11 sah die K iste
1 sehnlich = voller Sehnsucht, sehr
und zog sie h erau s. V ie lleich t sind große S c h ä t- 2 schw anger werden = ein Kind erwarten
3 zu r Welt bringen = gebären
45 ze darin, d ach te er. D er M ü ller stau n te, als er
4 die Glückshaut = Das Baby ist im Bauch der Mutter von einer Haut
ein en k lein en Jun gen fand, der ganz g esu nd und geschützt. Meist geht die Haut bei der Geburt verloren. Manchmal
bleibt sie aber auf dem Kopf des Babys liegen. Dann spricht man von
m u nter war. S ch n e ll b ra ch te er d as Kind zu se i­ einer „Glückshaut". Das ist sehr selten und gilt als Glückssymbol.
5 weissagen / die W eissagung = die Zukunft Voraussagen
ner Frau. D iese freute sich sehr. „W ir w ollen uns
6 die Krone = trägt der König auf dem Kopf
um den Jun gen k ü m m ern 12, denn wir h a b en selb st ' heim lich = nicht offen, versteckt
8 sich weigern = Nein sagen
50 k e ine K in d er“, sagte die M üllerin zu ihrem M an n . 9 untergehen = im Wasser versinken
10 die M ühle = Ort, an dem Korn gemahlen wird
U nd die b eid en n ah m en d as G lü ck sk in d mit in 11 der M üller = Besitzer einer Mühle
12 sich kümmern um = für jemanden sorgen
ihr H au s.
13 In fin itiv: e inladen
V iele Ja h re sp äter ritt der König w ieder einm al 14 das Findelkind = Kind, das von fremden Menschen
gefunden wird
durch sein Land. D a gab es ein sc h re ck lich e s 15 einen Plan schm ieden = eine Idee haben
16 listig = schlau

15
„H ier ka n n st du n icht b leib en .
Ju n g e nicht m ein er Frau, d er
95 D as ist ein R ä u b erh au s
70 K ö n ig in , e in e n w ich tig e n
d ie R äu ber n ach H au se kom m en ,
B rief bringen? Ich w erde ihm
jf w erden sie d ich töten .“ — „Ach ,
a u ch zw ei G old stü cke d a fü r g e-
antw ortete der Junge, „ich fürchte
b e n .“ D ie M ü llersleu te w aren ein - ^
mich nicht. Ich bin so müde, dass ich
v e rsta n d en . Da sch rie b der K önig
ioo nicht m ehr weitergehen ka n n .“ U nd er legte
75 e in e n B rief an se in e F rau . D arin stan d :

Dieser junge Mann ist ein gefährlicher Räuber17. Sobald sich auf die O fenbank und schlief ein.
Um M itte rn a ch t kam en die R äu b er n a ch H au ­
er im Schloss ankommt, soll er getötet und begraben
se: 6 6 R äu b er und ein R ä u b e rh a u p tm a n n 20. D er
werden. Das alles soll geschehen, bevor ich wieder nach
H au p tm an n sah den Frem den sofort und rief bö -
Hause komme. D er K ön ig
8 ^ D as G lü ck sk in d ging sofort los, um den B rief ic s s e : „W er ist das? W as will er in unserem H aus? Ich

in s K ö n ig ssch lo ss zu bringen. D er W eg führte w erde ihn töten !“ - „H abe f“21, sagte da


durch ein en g roßen W ald . D och b ald w urde es die alte Frau. „ F rist nur ein ju n g er M ann, d er sich

d u nkel u nd der ju n g e M an n v e r lie f '* sich im im W ald verlaufen hat. Er ist ein 22 und soll

W ald . P lö tzlich sah er in der F ern e ein H au s, in der K önigin einen B rief brin g en .“ D a w urde der
8 5 dem Licht b ran n te. Er klopfte an und trat ein . ii^ R ä u b e rh a u p tm a n n neugierig. „Ein B rief an d ie
N eben dem O fen '9 sa ß ein e alte Frau. Sie er- V orsich tig zog er dem Ju n g en den B rief

sch rak , als sie den Jungen sah , und rief: „W o au s der T a sch e, öffn ete ihn und las: Dieser junge

kom m st du den n her? Und wo willst du hin?“ - Mann ist ein gefährlicher Räuber. Sobald er im Schloss
„Ich kom m e von d er M ü h le“, an tw ortete der Ju n - ankommt, soll er getötet und begraben werden. Das
90_ge, „und ich will zur K önigin ins S ch loss, um ihr 115 soll geschehen, bevor ich wieder nach Hause komme,

ein en B rief zu bringen. A ber ich h a b e m ich im D er K önig


W a ld v erlau fen und b r a u c h e ein Bett für d ie D a b ek am en die 6 6 R äu b er und der R äu ber-

N a c h t.“ - „Du a rm er Ju n g e !“, sag te die F rau. h au p tm an n g roßes M itleid .

16
riefen sie. „ W ir m üssen ihm h e lfe

120 H au ptm ann sch rieb e in e n n eu en Brief: Sobald die­

ser junge Mann im Schloss ankommt, soll er sofort die

Prinzessin zur Frau bekommen. Das alles soll geschehen,


bevor ich wieder nach Hause komme. D e r K ö n ig

Am n ä ch ste n M orgen erw ach te d as G lü ck skin d

i 25 jm H au s der R äuber. E s h atte von dem B rief­

ta u sch in der N a ch t n ich ts bem erkt. D ie R äu b er

zeigten ihm den W eg d urch den W ald und sch o n

b ald erreich te der Junge das K ö n ig ssch lo ss. D ie

Königin las den Brief, freu te sich seh r und m ach-

130 te a lles g en au so, wie es darin g esch rieb en war.

E s gab ein p rä ch tig e s23 H o ch z eitsfest und das

G lü ck sk in d h eirate te die sch ö n e K önigstochter.


Alle w aren glü ck lich und zu fried en ... bis au f

den a lten König. Als er n ach H au se kam , w ar die


i3 5 jJo c h z e it sch o n vorbei.

D a w ar der König m ach tlo s. D ie W eissag u n g


h a tte sich sch lie ß lich doch erfü llt!

17 der Räuber =ein Mensch, der andere überfällt und ihr


Eigentum stiehlt
1‘1 sich verlaufen = den Weg verlieren
der Ofen = wärmt die Wohnung
20 der Räuberhauptm ann = Chef der Räuber
2]
M itleid haben = jemand tut einem leid
22 der Bote = jemand, der eine Nachricht überbringt
23 prä ch tig = wunderschön, großartig
Übungen

H ö r mal! T ra c k 3
Hören Sie die Geschichte, und kreuzen Sie

die richtigen Sätze an.

_ j 1. Ein armer Mann und eine arme Frau


wünschen sich ein Kind.

□ 2. Es wird ein Mädchen geboren, das immer


Glück haben wird.

Q 3. Der König kauft sich für einen Sack Gold


ein Kind.

□ 4. Der König möchte gerne, dass seine Tochter


heiratet.

Q 5. Das Glückskind schwimmt in einer Kiste auf


dem Fluss.

Q 6. Der Müller und seine Frau haben zwei Kinder.

□ 7. Das Glückskind schläft in einem Haus mit


60 Räubern.

□ 8. Der Räuberhauptmann kann nicht schreiben.

□ 9. Die Weissagung geht am Ende in Erfüllung.

17
G ram m atikw issen: D e r Konjunktiv I I
Wenn man sich etwas vorstellt, Bei den Hilfs- und Modalverben und wissen ist die
Umschreibung mit würde selten.
das nicht wirklich geschehen ist, benutzt
ich hätte statt: ich würde haben
man im Deutschen den Konjunktiv II.
ich wäre statt: ich würde sein
So kann man erzählen, was geschehen ich dürfte statt: ich würde dürfen
wäre, wenn ... ich könnte statt: ich würde können
ich müsste statt: ich würde müssen

Indikativ (Wirklichkeit) ich sollte statt: ich würde sollen


ich wollte statt: ich würde wollen
Das Glückskind hat immer Glück.
ich wüsste statt: ich würde wissen
Der König kauft das Kind für einen Sack Gold.
Das Glückskind geht in ein Räuberhaus.
Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine

Konjunktiv I I (Hypothese) Glückshaut. Ergänzen Sie die folgenden

Gegenwart: Angenommen, ... Sätze:


das Glückskind hätte nicht immer Glück. a) Wenn ich eine Glückshaut hätte, würde ich ...
der König würde das Kind nicht für Gold kaufen.
das Glückskind würde nicht in ein Räuberhaus
gehen. b) Wenn ich eine Glückshaut hätte, könnte ich ...

Vergangenheit: Angenommen, ...


das Glückskind hätte nicht immer Glück gehabt. c) Wenn ich eine Glückshaut hätte, wäre ich ...

der König hätte das Kind nicht gekauft.


das Glückskind wäre nicht in ein Räuberhaus
d) Wenn ich eine Glückshaut hätte, müsste ich
gegangen.

Die meisten Verben benutzen im Konjunktiv II - e) Wenn ich eine Glückshaut hätte, wollte ich ...
Gegenwart - die Umschreibung mit würde.

18
Erzähl mal!
1. Bringen Sie die Bilder der Geschichte in die richtige Reihenfolge,

EbShS

19
2. Beschreiben Sie die einzelnen Bilder,

und erzählen Sie die Geschichte mit

eigenen Worten. Folgende Satzanfänge

können Ihnen beim Erzählen helfen:

Es war einmal

Eines Tages

Dann

Viele Jahre später

Darauf

Dann

Am Ende

20
Partnerü bu n g:
W a s w äre, wenn...?
Diskutieren Sie gemeinsam mit Ihrem
Partner/Ihrer Partnerin folgende Fragen:

Wie wäre das Märchen weitergegangen, wenn ...

a ) ... die Eltern dem König ihr Kind nicht gegeben


hätten?

b) ... der König das Glückskind nicht in den Fluss


geworfen hätte?

c) ... der Müller das Glückskind nicht aus dem


Wasser gezogen hätte?

d) ... der Räuberhauptmann den Brief nicht


gelesen hätte?

Beispiel:
Wenn die Eltern dem König ihr Kind nicht gegeben
hätten, hätte der König das Kind in der Nacht heim­
lich gestohlen.
G ruppengespräch
Ein Kind wird mit einer
Glückshaut geboren. Es wird geweissagt,

dass es deswegen im Leben immer Glück

haben wird.

Ein solches Glück wünscht sich natürlich

jeder. Aber ist das wirklich möglich?

Das möchten wir wissen.

Diskutieren Sie folgende Fragen:

a) Hat das Glückskind wirklich immer Glück?

b) An welchen Punkten wendet sich das Schicksal


in diesem Märchen?

c) Haben Sie selbst schon erlebt, dass sich etwas


Schlechtes zum Guten gewendet hat?

d) Wann ist jemand ein Glückskind?


M ä rch e n w isse n
Das Glückskind ist der erste Teil des

deutschen Märchens Der Teufel mit den drei

goldenen Haaren. Jakob und Wilhelm

Grimm haben die Geschichte in ihrem

Buch Kinder- und Hausmärchen aufgeschrie­

ben. Die beiden Brüder wanderten Anfang

des 19. Jahrhunderts durchs Land und

sammelten Märchen, die sich die Leute

mündlich erzählten. Ihr Buch ist bis heute

eine der wichtigsten Sammlungen

deutscher Märchen.

Das Glückskind ist ein typisches Märchen.

Es beginnt wie die meisten Märchen mit

den Worten Es war einmal. Außerdem gibt

es in der Geschichte viele bekannte Mär­


chenfiguren: zum Beispiel einen König,

eine Prinzessin, einen Räuber und ein

Findelkind.

Kennen Sie noch andere Märchenfiguren?

21
E s gibt auf der W elt einen M ann, der immer P e c h 2 „Wb g ehst du hin?“, fragt der W olf.

hat. Ja, wirklich! „Ich g eh e zum lieben G ott“, sagt der M ann. „Ich
Von ihm erzählt diese G esch ich te. 25 will m ich beschw eren. Ich h a b e näm lich im m er

D er M ann, der immer P ech hat, jam m ert3: „Ach, P ech .“


5 a c h, ach ! Ich bin wirklich ein U nglücksrabe. Im m er „Ach, ich h a b e auch viel P ech !“, ruft der W olf.
wenn ich zur B ushaltestelle laufe, fährt d er Bus g e ­ „Hier im W ald gibt es nichts zu fressen für mich.
rade weg. Im Superm arkt steh e ich im m er in der Kannst du den lieben Gott nicht fragen, wo ich et-
Schlange, die am langsam sten ist. W enn mir mein 30 was zu fressen finde? Ich h a b e großen Hunger.“
Brot herunterfällt, landet es im m er mit d er M arm e- „Das will ich gerne tun“, antw ortet der M ann. „Ich
10 ladenseite a u f dem Boden. W arum h a b e ich bloß so sag e dir die Antwort, wenn ich zurückkom m e.“
viel P ech?“ D ann geht der Pechvogel weiter. Bald komm t er

D er M ann wird von Tag zu Tag unzufriedener. an einen See. Dort steht ein h ü b sch es H aus. Vor

D och dann hat er eine Idee. Er b esch ließ t, zum lie­ 35 dem H aus sitzt eine schön e junge Frau.

ben G ott zu gehen und sich zu beschw eren. Er will „Guten Tag! W ohin g eh st du?“, fragt die Frau
15 G ott sagen: „Auf d er W elt ist es seh r ungerecht. Die freundlich.

einen h aben immer Glück. D ie anderen h aben Pech. „Ich g eh e zum lieben Gott, um m ich zu beschw e­
Und ich h a b e im m er P ech !“ ren“, sagt der Pechvogel. „Alle h aben Glück, nur ich
D er Pechvogel packt seinen R ucksack und m acht 40 nicht. Ich h a b e immer P ech .“
*
sich auf den W eg. Es ist ein langer W eg bis zum lie- „Ach, ich bin auch nicht zufrieden“, sagt die Frau.
20 b e n Gott. Zuerst m uss der M ann durch einen gro­ „Ich h a b e ein hü bsches Haus, a b er ich h a b e noch nie
ßen, dunklen W ald gehen. M itten im W ald begeg­ gelacht. Kannst du den lieben Gott fragen, was ich
net er einem W olf4. tun muss, um endlich einm al lachen zu können?“

22
„D as will ich gerne tun“, antw ortet der Pechvogel. Frage von mir mitnehm en? Ich w achse g an z nah am

45 „Ich sa g e dir die Antwort, wenn ich zu rü ckkom m e W asser und h a b e trotzdem großen Durst. Vielleicht

D er W eg führt nun ins G ebirge5. D er M an n steigt kann dir Gott verraten, was ich tun muss, dam it ich

einen steilen P fad 6 hinau f und kom m t an einen endlich genug zu trinken bekom m e?“

klaren B erg b ach 7. Am Ufer steht ein Baum , und eo_ „ Ich will dein e Frage m itnehm en“, erwidert der

der Pechvogel setzt sich dort hin und m acht eine Pechvogel. „Wenn ich zurückkom m e, sag e ich dir

50 Ra s t8. D a hört er plötzlich, wie der Baum zu ihm die Antwort. “


spricht. 1 der Pechvogel = Bezeichnung für einen Menschen, der kein Glück hat

„Wo geh st du hin?“, rau sch t9 der Baum . 2 das Pech = hier: das Unglück
5 jam m ern = in traurigem Ton sprechen, unzufrieden sein
D er Pechvogel erzählt dem Baum von seinem 4 der W olf= wildes Tier, ähnelt dem Hund
5 das Gebirge = Gruppe von Bergen
Pech und von seiner R eise zum lieben Gott.
6 der Pfad = kleiner Weg
§5 „Ach“, flüstert der Baum , „kannst du bitte eine 7 der Bergbach = kleiner Fluss im Gebirge
8 die Rast = Pause
9 rauschen = Geräusch, das der Wind in den Blättern macht

23
24
Endlich erreicht der M ann den Gipfel des Berges.

Hier spricht er zum lieben Gott: „Es ist ungerecht

65 a u f der Welt! Die einen h aben G lück . Die anderen


h aben P ech . Und ich h a b e im m er P ech !“
G ott hört ihm geduldig zu. D ann gibt er ihm eine

Antwort: „Vielleicht hast du recht . G eh nur zurück

nach H au se . Dein G lück liegt a u f dem W eg . A ber


70 p ass a u f d ass du es nicht v erp asst10!“
Sch n ell stellt der M ann noch die drei Fragen, die

er unterwegs m itgenom m en hat. G ott gibt ihm auf

jed e eine Antwort. D ann m acht der Pechvogel sich


eilig 11 au f den Heimweg.

75 Am B ergbach steht der Baum . „Hast du eine Ant­

wort a u f m eine Frage?“, rauscht er. „Gott h at gesagt,


dass unter deinen W urzeln 12 eine S ch a tz k iste 13 ver­
g raben ist . W enn jem a n d diese Truhe 14 herausholt,
dann hast du P latz für deine W urzeln und kannst
80 viel W asser trinken“, antw ortet der M ann.
„Oh“, ruft der Baum voller Freude, „könntest du
bitte die Kiste au sg ra b en i5? Du kannst den S chatz
auch b eh alten !“- „Tut mir leid “, sagt der Pechvogel.
„Ich h a b e kein e Z eit Ich muss nach H ause, denn
85 m ein G lück liegt a u f dem W eg und ich d a r f es nicht
verpassen . A u f W iedersehen !“
D er M an n läuft schnell weiter hinunter ins Tal.
Bald kom m t er an das H äu sch en am See. Die ju n ­

ge Frau erwartet ihn schon. „N un“, fragt sie, „was

90 J i a t G ott gesagt? W ie k a n n , ich endlich ein m al


lach en ?“ „Gott sagt, d ass du lachen wirst, wenn du
einen M ann findest, der dir g efällt,“
„Oh!“, sagt die junge Frau. Sie wird ein b issch en
rot und lächelt. „W eißt du, du gefällst m ir Bleib

95 doch bei mir und lebe mit m ir “


„Du gefällst mir a u c h “, sagt der Pechvogel. „Aber
ich kann nicht bleiben , Ich muss schnell nach H ause,
Gott hat gesagt, dass mir mein G lück dort begegn en
wird, A u f W iedersehen !“
100 Der Pechvogel läuft immer schneller. Bald kommt

er in den großen, dunklen W ald. M itten im W ald

wartet der W olf.


„U nd“, fragt der W olf, „was h at d er liebe Gott
gesagt?“ - „Gott hat gesagt, du sollst einfach das
105 fressen, was dir vor die S ch n a u z e 16 kom m t,“
D a frisst der W olf den Pechvogel mit Haut und

Haar. P ech gehabt!

10 etw as verpassen = zu spät kommen, etwas nicht erreichen


1[ eilig = schnell
12 die Wurzeln = Teil des Baumes in der Erde
13 die Sch atzkiste = Kiste mit Gold und Geld
14 die Truhe = große Kiste
ausgraben = aus der Erde holen
16 (jje Schnauze = Nase und Mund bei Tieren
Übungen

H ö r mal! T ra c k 4
Hören Sie die Geschichte, und verfolgen

Sie den Weg des Pechvogels.

25
G ram m atikw issen: Die W - F ra g e n
Manchmal kann man eine c) Was passiert am See?

Geschichte besser verstehen, wenn man

W-Fragen stellt:

Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum?

Beantworten Sie folgende Fragen:


d) Wo trifft der Pechvogel den Baum?
a) Wer begegnet dem Pechvogel auf dem Weg?

e) Warum geschieht am Ende das Unglück?


b) Was will der Pechvogel beim lieben Gott?

Ine U nivei

Wf f e f ö nÄi !
13-21 Pokfield Road

viii m wmTi
Pokfield Road Reside
E rz ä h l mal!
Folgen Sie dem roten Faden von Bild

zu Bild (S. 25) und erzählen Sie, was der

Pechvogel erlebt.

Konzentrieren Sie sich besonders auf die

Dialoge. Verwenden Sie dabei folgende

Verben:

sogen - fragen - antworten - erwidern - rufen -


schreien - flüstern - rauschen - brummen - knurren

Beispiel:
„ Wo gehst du hin?", knurrt der Wolf.
„Ich gehe zum lieben Gott", erwidert der Pechvogel.
Partnerü b u n g: Sym b o le
Es gibt viele verschiedene Glückssymbole

und Symbole für drohendes Unglück.

1. Suchen Sie die richtigen W örter

zu den Bildern unten.

1 Unglücksrabe, 2 Hufeisen, 3 Glückspilz,


4 Glücksschwein, 5 Glückspfennig, 6 Glücksklee,
7 Marienkäfer, 8 schwarze Katze,
9 Kaminkehrer, 10 Zahl 13, 11 auf Holz klopfen

2. Sammeln Sie mit Ihrem Partner/Ihrer

Partnerin Symbole aus Ihrer Heimat.


G ruppengespräch
Das folgende Gedicht stammt

von dem deutschen Dichter Johann

Wolfgang von Goethe (1749-1832).

✓ Willst du immer weiter streben?


' Sieh, das Gute liegt so nah.
% Lerne nur das Glück ergreifen ,
r denn das Glück ist immer da.
f
' (Johann Wolfgang von Goethe)

m l

Diskutieren Sie:
a) Liegt das Glück wirklich am Weg?

b) Wie kann man lernen, sein Glück


zu sehen?

c) Sind Sie schon einmal an Ihrem Glück


vorbeigelaufen?

28
A u sd rü ck e
und R e d e n s a rte n

• Alles Gute!
• Toi, toi, toi!
• Hals und Beinbruch!
• Ic h drücke dir die Daumen!
• Schwein gehabt! (ugs.)

1. Finden Sie Situationen,


in denen die Redensarten passen.

2. Was sagt man in Ihrer Heimat, wenn man


jemandem Glück wünscht?
H ör noch mal! 9
Hören Sie zum Schluss die Live-Version der
3. Erklären Sie die folgenden Wörter Ihrem Partner /
Geschichtenerzählerin. Das Märchen wird
Ihrer Partnerin:
schneller gesprochen, und es werden
• die Glückszahl
einige andere W örter verwendet.
• (das ist) Glückssache
• das Glücksspiel Welche Unterschiede hören Sie?

• der Glückwunsch Welche Fassung gefällt Ihnen besser?

• die Glückwunschkarte

4. Was bedeuten die Ausdrücke bzw. Sprichwörter?

Erfinden Sie eine Situation.

• Je d e r ist seines Glückes Schmied.

• E r wird schon sein Glück machen.

• E r hat mehr Glück als Verstand.

• Glück in der Liebe, Pech


im Spiel. /v*
Öl'
w

29
Hans im ClücK Frei erzählt nach einem Märchen der Brüder Grimm.

Hans hat sieben Jahre in der Fremde gelebt und ten. A ber ich muss diesen großen Klum pen G old
fleißig 1 gearbeitet. Doch jetzt will er zurück nach nach H ause tragen und erd rü ckt mir schw er a u f die
Hause. Er hat Heimweh2. Hans geht also zu sei­ 25 S chu ltern .“ - „Nun d en n ", sagt da der Reiter,
nem Herrn und sagt: „Bitte g ib mir meinen L oh n . „warum tauschst 9 du deine Last nicht gegen mein
5 Ich h a b e sieben Jah re für dich g earbeitet. Jetzt ist es Pferd? Es wird dich schnell wie der W in d 10 nach
Zeit für mich zu g e h e n .“ Der Herr ist traurig, den H ause tragen.“
fleißigen Hans zu verlieren. Doch er gibt ihm sei­ Hans ist einverstanden. Er reicht dem M ann sei-
nen Lohn: Es ist ein Klum pen 3 Gold - so groß wie 30 nen Goldklumpen und steigt voller Freude auf das
der Kopf vom Hans! Pferd. Stolz sitzt er im Sat­
10 H ans bedankt sich, wickelt den tel, ruft „ h o p p -h o p p “ und
Goldklum pen in ein Tuch4, setzt trabt davon. Doch das
sich die Last 5 auf die Schulter und Pferd läuft immer schnel-
macht sich auf den Weg nach H au­ [3 5 1er, der arme Hans verliert
se. Schon bald begegnet ihm ein den Halt und fällt zu Bo­
15 M ann hoch zu R o ss6. Als H ans den. Da kommt ein Bauer
sieht, wie der Reiter fröhlich auf ihn vorbei, fängt das Pferd ein
zu trabt7, ruft er: „Ach, wie schön ist es d o ch , a u f und bringt es dem Hans zurück. „Mit m einer Kuh
einem Pferd zu reiten! D a stolpert 8 m an nicht über 40 wäre es dir besser gegangen, guter F r e u n d sagt der
Stock und Stein. Und die S chu he g eh en au ch nicht Bauer. „Da kannst du oh n e G efahr n eben her sch len ­
20 kaputt. “ Als der Reiter das hört, ruft er Hans zu: d ern 11 und d a b ei M orgenluft und Sonnenschein g e ­
„W eshalb bist du denn zu Fuß unterwegs?“ Hans n ießen .“ - „W ie recht du hast!“, ruft Hans. „Warum
antwortet traurig: „ Oh, ich würde ja viel lieber rei­ tauschen wir nicht: Du gibst mir deine Kuh und ich

30
-fv
1 fleißig = nicht faul
45 g e b e dir mein Pferd?“ Bevor Hans bis zehn zählen 2 das Heimweh = Sehnsucht nach zuhause haben
3 der Klumpen = ein großes Stück
kann, sitzt der Bauer schon im Sattel und reitet d a­ 4 das Tuch = ein Stück Stoff
von. Hans geht nun neben seiner Kuh her und ist 5 die Last = schweres Gepäck
ö hoch zu Ross= Reiter auf einem Pferd, das Ross = das Pferd
glücklich. Jetzt habe ich immer Milch und Butter. 7 traben = Gangart des Pferdes
8 stolpern = mit dem Fuß an etwas stoßen und hinfallen
Ich werde nie mehr hungern, denkt er zufrieden. 9 tauschen = das eine für etwas anderes geben
schnell wie der Wind = sehr schnell
50 Am frühen Nachmittag scheint die Sonne heiß
11 schlendern = langsam laufen
vom Himmel und Hans ist sehr durstig. Also hält
er an und sagt zu seiner Kuh: „Mir ist heiß und ich

31
h a b e großen D u rst Ich dir die W ürste sch m ecken !“, ant­
will dich m elk en 12 und wortet der Metzger. „Mir ist
55 d eine M ilch trinken, du jed es Tier g leich lieb. Lass
gute K u h .“ Er bindet 80 uns tau schen .“
die Kuh an einen Hans m acht sich
Baum und versucht, mit seinem Schwein
sie zu melken. Als auf den Weg. Er ist
60 Eimer benutzt er seinen Hut. Doch ganz gleich, wie mit seinem Schicksal so zufrieden, dass er fröhlich
sehr er sich auch bemüht, die Kuh gibt keinen 85 ein Lied pfeift. Bald wird er von einem jungen
Tropfen Milch. Und als sie schließlich genug hat, M ann eingeholt, der eine G ans unter dem Arm
gibt sie Hans einen kräftigen Tritt mit dem Hinter­ trägt. „Schau dir nur diese G ans a n “, sagt der junge
bein. Hans fliegt rückwärts ins Gras. M ann zum Hans. „Das wird ein saftiger B raten 16 “
65 In dem Augenblick kommt ein Metzger vorbei, „Mein Schw ein ist a b er auch nicht sch lech t“, gibt
der ein Schwein auf einem K arren 13 vor sich her 90 Hans zur Antwort. Doch dann bemerkt er, wie der
schiebt. Als er Hans erblickt, hält er an und bietet Bursche sich vorsichtig umsieht. „Das Schw ein
ihm einen Schluck aus seiner Flasche an. „Mit d ie­ m ag nicht schlecht sein “, gibt der junge M ann zu,
ser Kuh hast du ein schlechtes G eschäft g em a ch t“, „a b er ich bin g erad e durch ein D orf gekom m en, wo
70 sa gt er zu H ans. „ Sie ist nur noch gut für den man dem Bürgermeister ein Schwein gestohlen hat.
P flug14. O der für d as S ch lach tm esser 15 eines M etz­ 95 Jetzt suchen sie nach einem, der ein Schw ein bei sich
gers“, fügt er etwas leiser hinzu. „D a hast du recht“, hat. Du könntest im G efängnis landen. Sei besser
seufzt Hans. „Aber mir sch m eckt kein Rindfleisch vorsichtig!“
und ich kann au ch keine g a n z e Kuh nach H ause tra- Als Hans das hört, bekommt er Angst und er fragt
75 g e n. Mit eurem Schw ein wäre d as eine an dere S a ­ sich, wie er diesem Schicksal entgehen kann. Da
c h e .“ - „Also gut, so nimm du mein Schw ein und lass 100sagt der Bursche mit der G ans zu ihm: „Hör zu,

32
mein Freund, ich kenne die Straßen und W ege hier 125 hattest du das Schw ein?“, will der Scherenschleifer
besser als du und mir wird nichts gesch eh en . Gib mir w issen. -„ D a s h a b e ich gegen eine Kuh getau sch t.“

dein Schwein und nimm du m eine G an s.“ - „Und die Kuh?“ - „H abe ich im Tausch gegen ein

„W as h a b e ich heute für ein G lück!“, denkt Hans. Pferd erhalten .“ - „Und das Pferd?“ - „Das Pferd

105 J edes Mal, wenn ich in Schw ierigkeiten gerate, wen­ wiederum tauschte ich gegen einen schw eren Klum-

det sich sofort alles w ieder zum G uten!“ Und er setzt 130 p en Gold, der so groß war wie mein K opf', erklärt

seinen Weg mit der G ans unter dem Arm fort. Vol­ Hans. -„ A b er w oher nimmt ein junger M ann wie du

ler Freude stellt er sich das Festessen vor, das sei­ einen solchen Klum pen G old?“, wundert 20 sich der

ne Eltern und er mit der G ans haben werden. Und Scherenschleifer. - „Den bekam ich von meinem

110 w ie gut sie auf den weichen Federkissen schlafen Herrn als D ank für sieben Jah re A rbeit.“

werden! 135 „Du hast dir im m er zu helfen gew usst“, sagt der

Seine Träume werden von einem Scherenschlei­ Scherenschleifer, „aber dein w ahres G lück findest

fe r 17 unterbrochen, der au f einem Handkarren du erst, wenn du bei jedem Schritt G eld in deinen Ta­
einen Schleifstein 18 hinter sich her zieht und mit schen klim pern 21 hörst. Dann bist du ein reicher

ns lauter Stimme singt. Als er Hans erblickt, unter­


bricht er seinen G esang und wünscht ihm fröhlich 12 melken = eine Kuh melken, um Milch zu bekommen
12 der Karren = ein kleiner Wagen
einen guten Tag. 14 der Pflug = Arbeitsgerät eines Bauern, das von Pferden und
Kühen gezogen wird
„W ie zufrieden du bist!“, sagt Hans. „Es m acht dir 15 das Schlachtmesser = das Messer, mit dem der Metzger Tiere tötet

wohl viel Spaß, Scheren zu sch leifen ?“ - „Oh ja, d a 16 der sa ftige Braten = ein leckeres Stück gebratenes Fleisch
17 der Scherenschleifer = Mann, der mit einem Stein Messer und
120 hast du recht“, antwortet der Scherenschleifer. „Ich Scheren scharf macht
18 der Schleifstein = großer Stein zum Schleifen von Messern und
h a b e immer gen u g G eld in d er Tasche. So gut g eh t Scheren
1<? fett = sehr dick
mein G eschäft. A ber nun sag e mir, w oher hast du
20 sich w undern = staunen
diese sch ön e fette19 G ans?“ - „Ich h a b e sie gegen ein 21 klim pern = Geräusch, das Geldstücke machen, wenn sie
aneinander stoßen
Schwein g etau sch t“, antwortet Hans. -„ U n d w oher

33
„Heute ist wirklich mein G lückstag! Hier nimm die
Gans und g ib mir deinen Stein, dann bin ich ein rei­
cher M ann“, ruft H ans. D er Sch eren sch leifer packt
die G an s und m acht sich schnell aus dem S ta u b 24.

150 „Ich m uss wirklich an einem S on n tag geboren

sein “, denkt H ans. „Ich h a b e so viel G lü ck.“ Und


w ährend er sich mit dem schw eren Schleifstein a b ­

müht, singt er fröhlich vor sich hin. Er wandert im­

mer weiter, bis er sehr müde wird, denn der Stein

155 ist schwer. Und da H ans gerade an einem Brun­

nen 25 vorbeikom m t, hält er an, um einen Sch lu ck

zu trinken. Er legt den Stein auf den Brunnenrand

und bü ckt s ic h 26, um zu trinken. U nd er w eiß

kaum wie es geschieht, aber er stößt an den Stein,

M an n.“ - „Kannst du mir nicht raten22, was ich d a - 160 und dieser fällt mit einem lauten Platsch in den
140 für tun muss?“, fragt H ans .- „ A b e r natürlich. Alles, Brunnen. H ans starrt hinab in die dunkle Tiefe des

was du brauchst, ist ein Schleifstein. Der m acht die Brunnens ...

g an z e Arbeit. M ein Schleifstein ist schon ein wenig


W as für ein Pech! H at H ans nun alles verloren?
alt, a b e r er ist noch gut genug. Vielleicht könntest du
W as glauben Sie, wie die G eschichte zu Ende geht?
mir dafür dein e G ans g eben ? “, schlägt der Scheren-
145 schieifer vor23.
o p n in z Dsn^H i p ^ u s u b h l
22 raten = jemandem einen Rat geben i s e q i s p s f u o a p i j p u n u d z j s h u j s i i p i s j i i p v „ i i p u p q u i9 \ io

23 vorschlagen = anbieten UOA l[9 l U iq 1 Z } 9 ( U 3 M q D S OS UDM U 19 1 S U 9 S 9 1 Q “ 'SXV2 1 3 IJU 1


24 sich aus dem Staub m achen = davonlaufen, wegrennen * „ / 2p n / £ ) u p m j s d j v \“ ‘ s p n a r j l O A y d n q z j s h u P s P un ***
23 der Brunnen = wo man Wasser holt
s u s u u m g S 3 p s p L L s p p n p 3 ip u i q ^ u iq m m s s u e h
26 sich bücken = sich nach unten beugen

34
Übungen
H ö r mal! T ra c k 5
Ergänzen Sie die Lücken im Text.

Hans bekommt für sieben Jahre Arbeit einen____________ ________ . Er tauscht den_________________ gegen

ein_________ . Das_________tauscht er gegen eine______ . Die________tauscht Hans gegenein__________ .

Das_________tauscht er gegen eine___________ .Die_____ schenkt Hans einem____________________ und

bekommt dafür einen_____________________ ._Der_______ __________ fällt in einen Brunnen. Als Hans nach Hause

kommt, hat e r_____________________ .

*
(5ram m atikwissen: D ie Kom paration
Der Komparativ zeigt eine Steige­ Ergänzen Sie den Komparativ und den

rung an, wenn wir zwei Dinge mit­ Superlativ. Finden Sie Beispielsätze:

einander vergleichen. Die meisten Adjektive schön - -_______ ____


bilden den Komparativ mit der Endung -er

und den Superlativ mit -st-. sch n ell- ______________ -___________________

lieb lieber am liebsten


stark stärker am stärksten dick - -_______ ____

Manche Adjektive haben im Komparativ und


glücklich - ______________ -___________________
im Superlativ eine besondere Form:

Beispiel: Das Pferd ist gut, aber die Kuh ist besser. schlau - -_______ ____

gern lieber am liebsten


mutig - -_______ ________ ________
gut besser am besten
viel mehr am meisten

35
E rz ä h l mal!
Spielen Sie die Geschichte mit verteilten

Rollen, und erzählen Sie dabei das

Märchen mit Ihren eigenen Worten:

Hans / der Mann, für den Hans in der Fremde

arbeitet / der Reiter mit Pferd / der Bauer mit Kuh /

der Metzger mit Schwein / der junge Mann

mit Gans / der Scherenschleifer mit Schleifstein /

die Eitern von Hans

(^ruppengespräch
Diskutieren Sie folgende Fragen:

a) Das Märchen heißt Hans im Glück. Stimmt der


Titel? Hat Hans wirklich Glück?

b) Wofür würden Sie sich entscheiden: für das Glück


des Augenblicks oder für einen Klumpen Gold?
Was brauchen Sie, um glücklich zu sein?

c) Ist Hans ein Dummkopf oder ein kluger Mann?

36
Partnerü b u n g:
W a s h ä t t e s t du lie b e r ...?
Alle Personen in diesem Märchen besitzen

etwas. Aber es gibt auch immer etwas, das

sie noch lieber haben möchten.

Erzählen Sie die Dialoge zusammen mit

Ihrem Partner/Ihrer Partnerin.

Beispiel:
Hans: Ich habe einen Klumpen Gold. Ein Pferd ist
besser als ein Klumpen Gold. Auf einem Pferd kann
man reiten.
Reiter: Ich habe ein Pferd. Ein Klumpen Gold gefällt
mir besser als ein Pferd. Wer Gold hat, ist reich.

a) Hans / Goldklumpen
b) Reiter / Pferd
c) Bauer / Kuh
d) Metzger / Schwein
e) junger Mann / Gans
f) Scherenschleifer / Stein

Pferd oder Kuh


M ä rch en w issen
Hans im Glück ist eiri,bekanntes Märchen

der Brüder Grimm (siehe auch S. 21). Hans


war früher ein typisch deutscher Vorname.

Heute ist er etwas veraltet. Es gibt viele

Märchen, in denen der Held Hans heißt.

Meist ist er ein junger Mann, der in die

W elt wandert und Abenteuer erlebt. Oft

begegnet ihm dabei das Glück ganz uner­

wartet. Ein bekanntes deutsches Kinder­

lied beginnt mit den Worten: Hänschen

klein, ging allein, in die weite Welt hinein ...

Der Hans in dieser Geschichte ist ein Anti-

Held. Er heiratet am Ende keine Königs­

tochter, sondern kehrt mit leeren Händen

nach Hause zurück. Hans verliert alles, was

er hat. Aber er ist trotzdem zufrieden und

genießt das Glück des Augenblicks. Er ist

ein bisschen verrückt und weise zugleich.

Kennen Sie ähnliche Narren-Geschichten

aus Ihrer Heimat?


1. Ordnen Sie die Märchenfiguren den

richtigen Bildern zu.

2. Wählen Sie eine Märchenfigur aus,

und erzählen Sie zu dieser eine kleine

Geschichte.

Beispiel: Es wareinmal ein Zwerg. Der lebte in


einem großen Wald.
Das schlafende GlücK' Frei erzählt nach einem persischen M ärchen.

Es waren einmal zwei Bauern. Der eine Bauer war nachts aufs Feld hinaus, um zu Gott zu beten.
reich, der andere Bauer w ar arm. Beide Bauern ar­ Aber w as sah er da? Auf dem Feld seines reichen
beiteten fleißig 2 von morgens bis abends auf ihrem N achbarn stand eine G estalt 3 und pflanzte Kar­
Feld. Der reiche Bauer hatte viel Glück und wurde toffeln.
5 immer reicher. Der arme Bauer aber hatte kein 15 vW as tust du da?“, fragte der arme Bauer. „ Ich ar­
G lück und wurde immer ärmer. beite a u f dem Feld und pflan ze K artoffeln“, antwor­
M ein N achbar hat immer Glück, dachte der ar­ tete die Gestalt. „Wirst du auch a u f m einem Feld ar­
me Bauer. W arum habe ich keinen Erfolg? W arum beiten ?“, fragte der arme M ann voller Hoffnung.
werde ich nicht reich? Vor lauter Sorgen konnte „Nein, n iem als“, sagte die Gestalt.
10 der arme Bauer oft nicht schlafen. Einmal ging er 20 „A ber warum denn n icht? W arum hilfst du nur
m einem N achbarn? Er ist
d och schon reich gen u g!“,
rief der Bauer wütend.
„Ich bin eben sein G lück“,
25 antwortete die Gestalt.
„Was?“, rief der arme Bau­
er. „Und wo ist dann mein
G lück?“ - „Dein Glück
schläft dort neben dem gro-
30 ßen Stein“, sagte die G e­
stalt und zeigte an den
Rand des Feldes.

38
Übungen
Da lief der arm e Bauer schnell zu dem Stein. Und

ta tsä ch lich : H inter dem Stein lag sein G lü ck . Es


H ö r mal! T ra c k 6
35 hatte sich gem ütlich zusam m engerollt, sch n arch te4

laut und schlief tief und fest. Hören Sie die Geschichte, und kreuzen
„He!", rief der Bauer. Er schüttelte das schlafende Sie die richtigen Sätze an:
G lück, um es zu w ecken. „Steh a u f und g eh a u f mein
| 1. Der reiche Bauer arbeitet fleißiger als der
Feld, um zu arbeiten !“ arme Bauer.
40 „Warum sollte ich d as tun?“, fragte das Glück und
□ 2. Der arme Bauer kann nachts nicht schlafen.
rieb5 sich müde die Augen. „Lass mich sch lafen . Ich
g eh e n ic h t “ □ 3. Das Glück des reichen Bauern ist sehr
hilfsbereit.
„Aber warum denn nicht?“, rief der Bauer. „Du bist
doch mein G lück!“ □ 4. Das Glück des armen Bauern schläft hinter
einem Stein.
45 „Ja, ich bin dein G lück . A ber ich bin kein B auern­
g lü ck . Suche dir eine an dere A ufgabe, dann werde ich □ 5. Der arme Bauer kann sein Glück nicht
aufwecken.
dir helfen.“
„W as soll ich denn m achen ?“, fragte der Bauer er­ Q | 6. Der arme Bauer hat als Seemann
großes Glück.
staunt. „W erde ein S eem an n !“, sagte das Glück.

50 D a verkaufte der B auer H aus und Hof und h eu er­

te6 auf einem großen Schiff an. Von diesem Tag an


lebte er glücklich und zufrieden und hatte so viel Er­
folg, wie m an sich als Seem ann nur w ünschen kann.

Sv
! das schla fend e Glück = das Glück, das schläft
fleißig = nicht faul
die G estalt = jemand, eine Figur
: schn archen = Geräusch, das manche Menschen beim Schlafen machen
5 In fin itiv : reiben
6 a u f einem S ch iff anheuern = sich Arbeit auf einem Schiff suchen
Gramma+ikwissen:
D e r Im p e r a t iv E rz ä h l mall
In Ausrufesätzen wird der 1. Bilden Sie eine Erzählkette:

Imperativ verwendet. Der Imperativ wird Drei Teilnehmer der Gruppe (A, B und C) verlassen den
Raum. Alle anderen hören oder lesen die Geschichte
aus der 2. Personalform des Präsens
vom schlafenden Glück. Anschließend kommt A wieder
Singular und Plural und der 3. Person herein, und einer aus der Gruppe erzählt ihm die
Plural gebildet. Geschichte. Dann kommt B in den Raum und hört die
Geschichte aus dem Mund von A. Zuletzt kommt C
herein und hört die Geschichte aus dem Mund von B.
A ch tu n g : Unregelmäßige Verben können dabei
den Vokal ändern. 2. Beobachten und diskutieren Sie:

Frage A u sru f / Im perativ Wie hat sich die Geschichte von Mund zu
Kommen Sie? Kommen Sie! Ohr verändert?
Kommst du? Komm!
Kommt ihr? Kommt!
Fahren Sie? Fahren Sie!
Fährst du? Fahr!

Der arme Bauer findet endlich sein Glück.

Aber es schläft hinter einem Stein. Natür­

lich hat der Bauer viele Fragen an sein

Glück. Er weckt es auf und spricht mit ihm.

Suchen Sie Ausrufesätze des Bauern und

seines Glücks.

Beispiel: He! Bist du mein Glück?


Wach auf! Warum schläfst du?

40
Partnerü bu n g:
Das Glück fin d e n G ruppengespräch
1. Beantworten Sie zunächst In der ganzen Welt erzählt man

für sich die folgenden Fragen: sich Märchen und Geschichten vom Glück.

• Haben Sie Ihr Glück schon gefunden?


1. Kennen Sie Glücksgeschichten aus Ihrer
• Oder müssen Sie es erst noch wecken?
• Wie sieht Ihr persönliches Glück aus? Heimat? Können Sie eine davon erzählen?
• Ist es ein Mann oder eine Frau?
• Ist es alt oder ist es jung? 2. Gibt es Ähnlichkeiten oder Unterschiede
• Schläft es oder ist es wach?
zu den Geschichten, die Sie in diesem
• Wann schläft es?
• Wie schläft es? Buch gelesen oder gehört haben?
• Wo schläft es?
• Schnarcht es?
• Ist es leicht aufzuwecken?
H ör noch mal! liia A T ra ck 10
• Steht es Ihnen zur Seite?
1. Hören Sie die Geschichte noch einmal
• Verlässt das Glück Sie manchmal?
• Wo suchen Sie nach Ihrem Glück? live erzählt. Was fällt Ihnen im Gegen­

satz zu der gelesenen Version auf?


2. Sprechen Sie dann mit Ihrem Partner/

Ihrer Partnerin und erzählen Sie ihm 2. Kreuzen Sie an, und ergänzen Sie.
von Ihrem Glück. Die Live-Version ist □ schnell

5 Dinge, die glücklich machen: □ zu schnell

• ein gutes Essen □ intensiver


• ein Kuss I j schwer zu verstehen
• das Lachen eines Menschen □ gut zu verstehen
• ein gemütliches Bett
□ lustiger
• der Sonnenschein
I \ lebendiger erzählt

3. Können Sie Ihr Glück auch zeichnen?

41
In te rvie w
mit d e r öesch ich + enerzählerin ttoTÜ H i T ra c k 7

Während dieses Buch entstand, haben wir 2. Diskutieren Sie folgende Fragen:
• Finden Sie Geschichtenerzählen wichtig? Warum?
mit der Geschichtenerzählerin gesprochen.
Und für wen?

1. Lesen Sie zuerst die Fragen, die wir Frau • Haben Sie eine Lieblingsgeschichte? Wie heißt sie?
Wo haben Sie sie zum ersten Mal gehört oder
Gerndt gestellt haben. Hören Sie dann
gelesen?
das Interview.
• Haben Sie schon mal einen Geschichtenerzähler
a) Frau Gerndt, Sie sind Geschichtenerzählerin. live erlebt? Wo und wann? Erzählen Sie davon!
Was meinen Sie, warum ist Erzählen so wichtig?
Genügt es nicht zu lesen?
3. Haben Sie noch andere Fragen an die
b) Was für Geschichten erzählen Sie denn am
liebsten? Geschichtenerzählerin? Kennen Sie eine
c) Und wem erzählen Sie Ihre Geschichten? Glücksgeschichte aus Ihrer Heimat, die
d) Wie muss man sich das eigentlich vorstellen: Sie mitteilen möchten?
Wo erzählen Sie Ihre Geschichten?
e) Auf dieser CD erzählen Sie vom Glück. Warum
haben Sie dieses Thema gewählt? Unsere Web-Adresse ist www.deutsch-verlag.com

f) Sind Sie selbst ein Glückskind?


g) Frau Gerndt, ich möchte Sie noch etwas Persön­
liches fragen. Der Beruf Geschichtenerzählerin ist
sehr ungewöhnlich. Wie sind Sie auf diese Idee
gekommen?
h) Und wie wird man Geschichtenerzählerin?
Gibt es eine Ausbildung dafür?
i) Zum Schluss noch eine ganz wichtige Frage,
die bestimmt viele interessiert: Kann man vom
Geschichtenerzählen eigentlich leben?

42
Wenn man etwas gewinnt □ Den Augenblick genießen D Ein Traum, den ich einfangen möchte

Den Vollmond sehen □ Etwas Schönes, was ganz plötzlich kommt □ Der Zwang, immer wieder

zeichnen zu müssen Wenn man ein vierblättriges Kleeblatt findet □ Die Fahrprüfung bestehen

Eine Vogelfeder finden D Wenn man im Wasser nicht untergeht m Gegen einen Baum lehnen

und spüren, wie lebendig man ist □ Wenn man Geld findet Um 3 Uhr vergessen, dass es vor

einer Stunde 2 Uhr war und in einer Stunde 4 Uhr sein wird Wenn man eine 6 im Lotto hat

Wenn man alles so hinkriegt, wie man es will Die Seele baumeln lassen □ Wenn man etwas

geschenkt bekommt Ein Frühlingsmorgen Wenn man Erfolg hat Dass jemand da ist, der

mich liebt Wenn ich Geburtstag habe Ein Haustier haben Der berühmte Augenblick, den

man anhalten möchte Wenn man denkt, man kriegt Ärger, und man kriegt keinen Wenn mir

nichts passiert Wenn man neue Freunde findet Wenn man lernt, sich besser kennenzulernen

Wenn Carolin Schluss macht mit Achim und wieder mit mir anfängt o Glück ist, wenn ich am

Samstagmorgen auf den Markt gehen kann und mit einer Tasche voll Salat, Broccoli, Erbsen, Brot

und Oliven wieder heimkomme D Wenn ich etwas Schönes geschenkt bekomme Wenn man

einen Glückspfennig findet Die Zeit vergessen m Hitzefrei Seelenverwandte finden Wenn

man eine Katze hat □ Plötzliches Lob Eltern haben m Geboren sein Der Zustand, in dem

man die Welt umarmt, sich selbst gratuliert und dem Schicksal dankt Wenn kein Krieg ist

Wenn ich leben kann, wie ich es mir wünsche Wenn die Sonne scheint und ich in den See

baden gehen kann B Wenn man 120 Jahre alt wird Innere Ruhe Im Sport gut sein
W as ist Pech?
Wenn einem die Straßenbahn davonfährt m Wenn das Butterbrot mit der Butterseite nach

unten auf den Boden fällt □ Eine Laufmasche in der Strumpfhose D Ein roter Strumpf in der

Waschmaschine mit heller Wäsche Wenn man gleich nach dem Friseur in einen Sturm gerät

Das geparkte Auto nicht mehr finden Ein nasser Hund, der sich neben einem schüttelt

Wenn man morgens den Wecker nicht hört □ Beim Spazierengehen in einen Hundehaufen

treten Einen Schnupfen bekommen 13Wenn man einen Pullover strickt, und kurz bevor er

fertig ist geht die Wolle aus Hunger auf Schokolade haben, aber es ist keine im Haus Sich

beim Skifahren das Bein brechen Lotto spielen und nichts gewinnen Wenn die Uhr kaputt

ist und man deshalb einen wichtigen Termin verpasst Wenn es im Urlaub immer regnet Den

Hausschlüssel verlieren Unglücklich verliebt sein Wenn man immer sucht und trotzdem nie

ein vierblättriges Kleeblatt findet Über einen Stein stolpern und hinfallen □ Wenn der Lieb­

lingspulli beim Waschen schrumpft Wenn die Freundin mit ihrem Freund nicht Fußball schauen

möchte Wenn das Kino ausverkauft ist Wenn der Briefkasten immer leer ist Ein Computer­

virus m Ein Pickel auf der Nase beim ersten Date m Beim Theaterspielen plötzlich den Text

vergessen Durch die Fahrprüfung fallen Ein Loch in der Luftmatratze Ein Rotweinfleck

auf dem guten weißen Hemd □ Wenn bei einem Buch die letzte Seite fehlt Bei einer Verab­

redung zum falschen Treffpunkt kommen Wenn die Milch überkocht Etwas geschenkt

bekommen, was man schon hat Wenn der Schnürsenkel reißt Im Supermarkt in der Schlan­

ge stehen, die am langsamsten ist □ Wenn der PC abstürzt


45
Übersicht*. Texte und Übungen
Titel Herkunft Hör mal! Erzähl mal!

Tausend Nach einer Adjektive Erzählen mit


Spiegel indischen zuordnen Hilfe von
Weisheitsgeschichte Schlüsselwörtern

Das Nach einem Richtige Erzählen mit


Glückskind Märchenmotiv der Sätze Hilfe eines
Brüder Grimm ankreuzen Storyboards

Der Nach einem Dem roten Erzählen mit


Pechvogel Märchen aus Faden folgen Hilfe von
Turkestan Dialogen

Hans im Nach einem Lückentext Erzählen mit


Glück Märchen der ausfüllen verteilten Rollen
Brüder Grimm

Das Nach einem Richtige Sätze Erzähl kette von


schlafende persischen Märchen ankreuzen Mund zu Ohr
Glück

46
»*
H
M
Iw '
Grammatikübung Partnerübung
l.l
Präteritum Erzähldialog
rj
n
11
Konjunktiv II Was wäre,
ru
wenn ...?
ii

ii

W-Fragen ii Glückssymbole
zuordnen
4
ii
Komparation ii Was hättest du
lieber...?
II
i

Imperativ
f Sich ein Bild
vom eigenen
*
Glück machen
<*
. 1

*
Gruppengespräch Hör noch mal! Sonstiges

Wer ist Optimist, Unterschiede Deutsche


wer Pessimist? hören Sprichwörter

Wie sich das Märchenwissen:


Glück wendet... Brüder Grimm,
Märchenfiguren

Diskussion über ein Unterschiede Redewendungen:


Goethe-Gedicht zum hören jemandem Glück
Thema Glück wünschen

Was braucht man Märchenwissen:


zum Glücklichsein? der dumme Hans;
Märchenfiguren

Glücksgeschichten Aufnahmen 5 Dinge, die


aus aller Welt beurteilen glücklich machen

47
Lösungen
Sie finden in diesem Buch fast nur münd­
zu tun hatte haben*
liche Übungen, denn Sie möchten ja das
beschloss er beschließen*
Erzählen üben. Um Ihnen die Arbeit zu war er unterwegs sein*
erleichtern, haben wir trotzdem einige Endlich stand er stehen*
Er lief... hinauf hinauflaufen*
Mustertexte und Musterdialoge in schrift­
und trat ein eintreten
licher Form in die Lösungen gestellt. Orien­ da sahen ihn ... an ansehen* ^
bekam große Angst bekommen*
tieren Sie sich daran, wenn Sie sprachlich
zog seinen Schwanz ein einziehen
oder inhaltlich Hilfe brauchen. Die Schreib­ Der Hund aber dachte denken*
linien bieten ausreichend Platz für Notizen. Er kam kommen*
hob den Kopf heben
Machen Sie dann anschließend die Übung
frei mit Ihren eigenen Worten. Regelm äßige Verben:
es hörte sich interessant an sich anhören
machte sich auf den Weg machen*
Tausend Sp ieg el öffnete das große Tor öffnen*
Er fletschte die Zähne fletschen
S. 9: Hör mal! und knurrte knurren
Hund 1: ängstlich, einsam, aggressiv, traurig, wedelte er wedeln
vorsichtig, negativ, böse, pessimistisch, misstrauisch stellte die Ohren auf aufstellen
da freuten sich sich freuen*
Hund 2 : fröhlich, lustig, freundlich, positiv, mutig, *wichtige Verben
optimistisch, sympathisch, neugierig, zuversichtlich

S. 11: Erzähl mal!


S. 10: Grammatikwissen: Das Präteritum M usterlösun g :
U nregelm äßige Verben: Es war einmal ein Hund. Der hörte von einem
Es wurde ... genannt werden*
besonderen Schloss mit tausend Spiegeln.
Der Hund wusste nicht wissen* Das hörte sich interessant an.

48
Eines Tages beschloss er, sich dieses Schloss einmal
anzusehen, und machte sich auf den Weg.

Der Hund fand das Schloss und trat ein. Da bekam er


große Angst und knurrte. Aus tausend Spiegeln sahen
ihn tausend böse Hunde an.

Am selben Nachmittag kam ein anderer Hund in das


Schloss der tausend Spiegel. Er dachte, das hört sich
lustig an.

Der andere Hund trat ein und wedelte mit dem


Schwanz voller Freude. Da freuten sich aus tausend
Spiegeln tausend glückliche Hunde.

Und wo liegt dieses Schloss? Direkt vor deiner Tür.

S. 12: Partnerübung: Erzähldialog


M uster-Text:
Hund 1: Ich hörte einmal von einem besonderen
Schloss. Das wurde das Schloss der tausend Spiegel ge­
nannt. Ich/wusste nicht so genau, was ein Spiegel ist.
Deshalb beschloss ich, mir das Schloss einmal anzuse­
hen. Ich machte mich auf den langen Weg und stand
endlich vor dem Schloss. Ich lief die Treppe hinauf,
öffnete das große Tor und trat ein. Plötzlich sahen
mich aus tausend Spiegeln tausend Hunde an. Ich
hatte große Angst und knurrte böse. Da wurden die
Hunde alle böse. Ich werde nie wieder in das Schloss
der tausend Spiegel gehen.
Hund 2 : Ich wusste auch nicht, was ein Spiegel ist.
Aber es hörte sich lustig an. Ich ging zu dem Schloss,
lief die Treppe hinauf und öffnete das Tor. Ich freute
mich und stellte die Ohren auf. Da freuten sich aus
tausend Spiegeln tausend Hunde. Da wusste ich: Die
Welt ist voller glücklicher und zufriedener Hunde.

S. 13: Sprichwörter und Redensarten


Wie man in den Wald hinein ruft,
so sch a llt es w ieder heraus.
a) Bedeutung: Wie man sich gegenüber anderen ver­
hält, so werden sich auch die anderen verhalten.
Wer zum Beispiel hilfsbereit ist, dem wird bestimmt
auch geholfen, wenn er in Not ist. Wer dagegen
egoistisch ist, der wird schnell alleine sein.

b) Situation: Die Eltern sorgen sich um ihre Kinder.


Wenn sie alt sind, werden sich umgekehrt die Kin­
der um die Eltern sorgen.

Wie du mir, so ich dir.


a) Bedeutung: Wenn du mir weh tust, werde ich
dir auch weh tun.
Das Sprichwort drückt eine archaische
Drohung aus.

b) Situation: In Kriegen oder kriegerischen Auseinan­


dersetzungen wird dieses Prinzip von Gewalt und
Gegengewalt angewendet.

49
Das Glückskind

S. 17: Hör mal!


R ich tig : 7, 3, 5, 9

S. 18: Grammatikwissen: Der Konjunktiv II


Beispiele:
Wenn ich eine Glückshaut hätte, ...
a) würde ich Papier in Geld verwandeln und es
spenden.
b) könnte ich fliegen wie ein Vogel.
c) wäre ich ein berühmter Rennfahrer /
eine berühmte Schauspielerin.
d) müsste ich keine Prüfungen machen.
e) wollte ich gesund und glücklich sein.

S. 19/20: Erzähl mal!


7. Bilderfolge 1-12:

12 11 10

\U

3 8 9 7

50
2. M u sterlösu n g:
Es waren einmal eine arme Frau und ein armer Mann.
Sie bekamen ein Kind, das ein Glückskind war. Es wur­
de geweissagt, dass es immer Glück haben wird und
später die Königstochter heiraten wird.

Eines Tages kam der König in das Dorf. Als er von der
Weissagung hörte, wurde er böse. Er kaufte das Kind
für einen Sack mit Gold.

Dann legte er es in eine Holzkiste und warf es in den


Fluss. Aber die Kiste ging nicht unter.

Da kam ein Müller und rettete das Kind.

Viele Jahre später ritt der König wieder durch sein


Land, und er entdeckte das Glückskind, das inzwi­
schen ein junger Mann war.

Darauf schickte er ihn mit einem bösen Brief ins


Schloss. In dem Brief stand, dass man ihn töten soll.
Das Glückskind ging los und übernachtete in einem
Räuberhaus. Der Räuberhauptmann las heimlich den
Brief und hatte großes Mitleid.

Dann schrieb er einen neuen Brief. Darin stand, dass


der Mann sofort die Prinzessin heiraten soll. Das
Glückskind hatte nichts bemerkt. Es kam ins Schloss,
und die Königin las den Brief.

Am Ende gab es eine prächtige Hochzeit.


Die Weissagung hat sich doch erfüllt.
D er Pechvogel

S. 26: Grammatikwissen - Die W-Fragen S. 28/29: Ausdrücke und Redensarten


a) Er begegnet dem Wolf, der Frau und dem Baum. Alles Gute!
b) Er will sich beim lieben Gott beschweren, weil er Die Redensart wird sehr oft gebraucht.
immer Pech hat. Man sagt zum Geburtstag: Herzlichen Glückwunsch
c) Er trifft eine Frau. Sie hat noch nie gelacht. und alles Gute.
d) Er trifft den Baum im Gebirge an einem Bergbach. Zum Abschied sagt man: Auf Wiedersehen und alles
e) Weil der Pechvogel auch ein bisschen dumm und Gute!
leichtgläubig war.
Toi, toi, toi (umgangssprachlich)
Sehr oft gebraucht. Man wünscht, dass etwas
gelingen soll.
S. 27: Erzähl mal!
Vor einer Prüfung sagt man zum Beispiel: Toi toi toi.
Der Pechvogel begegnet einem Wolf.
„ Wo gehst du hin?", knurrt der Wolf. Hals- und Beinbruch!
„Ich gehe zum lieben Gott", erwidert der Pechvogel. (umgangssprachlich salopp)
„Ich möchte mich beschweren, weil ich nur Pech habe." Wird oft gebraucht. Wenn jemand etwas beginnt,
„Ach, ich habe auch viel Pech", ruft der Wolf. „Ich ha­ das mit Gefahren verbunden ist, sagt man zp ihm:
be großen Hunger. Frage den lieben Gott, wo ich was Na, dann Hals- und Beinbruch! Zum Beispiel vor
zu fressen finde!" einem gefährlichen Autorennen, einer waghalsigen
„Das will ich gerne tun", antwortet der Mann. Bergtour usw.

Dann kommt der Pechvogel an einen See mit einem Ich drücke d ir / Ihnen die Daumen!
Haus. Dort sitzt eine junge Frau. (etwas salopp)
„ Wohin gehst du?", fragt die Frau. Man wünscht, dass etwas gut ausgeht: eine Prüfung,
„Ich gehe zum lieben Gott, um mich zu beschweren. eine Bewerbung, eine Verhandlung, eine private oder
Ich habe nämlich immer Pech", sagt der Pechvogel. berufliche Herausforderung.
„Ich bin auch nicht zufrieden", sagt die Frau. „Frage
den lieben Gott, was ich tun muss, um endlich lachen Schw ein geh abt! (umgangssprachlich salopp)
Sagt man, wenn etwas gut gegangen ist.
zu können."
„D as will ich gerne tu n ," antwortet der Pechvogel Jemand hat zum Beispiel seine Brieftasche verloren.
Der Finder hat sie zurückgebracht.
usw.
Gegenteil: Pech gehabt!

51
Aufgabe 4:
Jeder ist seines Glückes Schm ied.
Diese Redensart besagt, dass jeder für sein Glück selbst
verantwortlich ist.
Situation: Peter jammert, dass er keine Arbeit findet.
„Kümmere dich um die Bewerbungsbriefe", sagt sein
Freund John. „Jeder ist seines Glückes Schmied."

Er w ird schon sein Glück machen.


Mit dieser Redensart drückt man Vertrauen aus. Jeder
weiß selbst am besten, was für ihn das Richtige ist.
Situation: Die Eltern lassen ihr Kind in die Welt ziehen
und sagen: „Er wird schon sein Glück machen."

Er h a t m ehr Glück als Verstand.


Diesen Ausdruck benutzt man, wenn jemand dumm
handelt und trotzdem alles gut ausgeht.
Situation: Ein Mann geht ohne nachzudenken über
eine alte, kaputte Holzbrücke. Die Brücke hält und er
erreicht sicher das andere Ufer. Da hatte er mehr
Glück als Verstand.

Glück in der Liebe, Pech im Spiel.


Das Sprichwort besagt, dass man nur in einem Glück
haben kann - entweder im Spiel oder in der Liebe.
Wer ein Spiel verliert, hat zumindest Glück in der Liebe
(oder umgekehrt).
Situation: Uta verliert bei einem Gesellschaftsspiel mit
Freunden. „Pech im Spiel, Glück in der Liebe", sagen
die Freunde zu ihr.

52
Hans im Glück

S. 35: Hör mal!


Hans bekommt für sieben Jahre Arbeit einen Klumpen
Gold. Er tauscht den Goldklumpen gegen ein Pferd.
Das Pferd tauscht er gegen eine Kuh. Die Kuh tauscht
Hans gegen ein Schwein. Das Schwein tauscht er ge­
gen eine Gans. Die Gans schenkt Hans einem Sche­
renschleifer und bekommt dafür einen Schleifstein.
Der Stein fällt in einen Brunnen. Als Hans nach Haus
kommt, hat er nichts mehr.

S. 35: Grammatikwissen: Die Komparation


schön schöner am schönsten
schnell schneller am schnellsten
dick dicker am dicksten
glücklich glücklicher am glücklichsten
schlau schlauer am schlausten
mutig mutiger am mutigsten

S. 36: Partnerübung
Bauer: Ich habe eine Kuh. Mit meiner Kuh wäre es
dir besser gegangen. Da kannst du ohne Gefahr
nebenher schlendern.

Hans: Du hast recht. Lass uns tauschen. Du gibst mir


deine Kuh, und ich gebe dir mein Pferd. Dann ha­
be ich immer genug zu essen.

M etzg er: Mit dieser Kuh hast du ein schlechtes


Geschäft gemacht. Sie gibt keine Milch. Man kann
sie nur noch schlachten.
H ans: Du hast recht. Aber ich mag kein Rindfleisch. Hans: Ich habe sie gegen ein Schwein getauscht.
Und ich kann doch keine ganze Kuh nach Hause Scherenschleifer: Und woher hattest du das
tragen. Gib mir dein Schwein. Das ist besser für Schwein?
mich.
Hans: Das habe ich gegen eine Kuh getauscht.
M etzg er: Also gut. Nimm mein Schwein.
Scherenschleifer: Und woher hattest du die Kuh?
Ich wünsche guten Appetit.
Hans: Die habe ich gegen ein Pferd getauscht.
ju n g e r M an n : Ich habe eine Gans. Schau sie dir an.
Das wird ein saftiger Braten. Scherenschleifer: Und woher hattest du das Pferd?

H ans: Mein Schwein ist aber auch nicht schlecht. H ans: Das habe ich gegen einen Klumpen Gold
getauscht.
Junger M a n n : Das mag sein. Aber ich war gerade
im Dorf. Jemand hat ein Schwein gestohlen, und Scherenschleifer: Und woher hattest du das Gold?
sie suchen einen, der ein Schwein bei sich hat. Sei H ans: Das bekam ich von meinem Herrn für sieben
besser vorsichtig. Jahre Arbeit.
H ans: O je, was soll ich nur machen? Das hört sich Scherenschleifer: Du hast dir immerzu helfen
gefährlich an. gewusst. Aber dein wahres Glück findest du erst,
Junger M an n : Hör zu. Ich kenne die Straßen hier. wenn du immer Geld in der Tasche hast.
Ich kann dir helfen. Nimm meine Gans und ich H ans: Und was muss ich da tun?
nehme dein Schwein.
Scherenschleifer: Du brauchst nur einen Schleif­
H ans: In Ordnung. Was für ein Glück ich doch stein. Der macht die Arbeit, und du hast immer
wieder habe! Geld. Wenn du mir deine Gans gibst, bekommst
Scherenschleifer: Einen schönen guten Tag. du meinen Schleifstein.

H ans: Nimm die Gans und gib mir den Stein.


Hans: Wie zufrieden du bist! Dir macht es wohl
Dann bin ich reich. Heute ist mein Glückstag.
Spaß, Scheren zu schleifen?

Scherenschleifer: Oh ja, da hast du recht. Mein S. 37: Märchenfiguren


Geschäft geht gut, und ich habe immer genug 1. Von links nach rechts: 4, 6, 1, 2, 7, 3, 5
Geld in der Tasche. Aber woher hast du diese
schöne fette Gans?

53
Das s c h la fe n d e Glück W a s is t P e c h ? s. 44

S. 39: Hör mal! Wenn Sie mit den Seiten 43 und 44 üben möchten,
R ich tig : 2, 4, 6 hier sind unsere Vorschläge:
1. Markieren Sie die Äußerungen, die Ihnen besonders
S. 40: Grammatikwissen: Der Imperativ gut gefallen.
He! Wach auf!
Nein! Lass mich schlafen! 2. Vergleichen Sie mit der Auswahl Ihres Partners /
Geh auf mein Feld und arbeite! Ihrer Partnerin.
Suche dir eine andere Aufgabe! Haben Sie Gemeinsamkeiten?
Werde ein Seemann! Kommentieren Sie jeweils Ihre Auswahl.

3. Fügen Sie eigene Ideen hinzu und tragen Sie


sie vor. Sicher fällt Ihnen noch die eine oder andere
Geschichte oder mehr dazu ein.
W a s is t G lü ck ? s . 43

Nach: Was ist Glück?, in: Leselandschaft 2,


Seite 10/11 mit freundlicher Genehmigung des
Hueber Verlags, Ismaning.

Anmerkung zum „Glückspfennig":


„Mark" und „Pfennig" gibt es nicht mehr
seit der Einführung von Euro und Cent.
Ob es eines Tages den „Glückscent"
geben wird, ist ungewiss. Das Wort
„Glückspfennig" wird noch gebraucht.

54

Das könnte Ihnen auch gefallen