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Landtagsklub.

Tirol, den 16. Feber 2023.

Beschlussantrag:

Maßnahmen zur Bekämpfung des Ärztemangels.

Der Ärztemangel wird zu einem immer größeren Problem für Süd-Tirol. Nicht nur die
medizinische Versorgung in den Krankenhäusern und in den Arztpraxen leidet
darunter, sondern auch das Recht der Patienten auf Gebrauch der Muttersprache
kann immer öfter nicht mehr garantiert werden.

In den nächsten Jahren stehen große Pensionierungswellen bevor, sodass die


Anzahl der Ärzte, die jährlich neu ausgebildet werden und nach ihrem Studium
nach Süd-Tirol zurückkehren, nicht mehr ausreicht, um die Abgänge zu
kompensieren. Hinzu kommt die Problematik, dass viele Ärzte Süd-Tirol verlassen,
da sie außerhalb des Landes bessere Arbeitsbedingungen vorfinden und der
bürokratische Aufwand hierzulande viel zu große Ausmaße angenommen hat.

Es ist sohin notwendig, Maßnahmen zu ergreifen, damit einerseits mehr Süd-Tiroler


Medizin studieren und ihre Facharztausbildung in jenen Bereichen absolvieren, in
denen der größte Ärztemangel vorherrscht, andererseits bedarf es aber auch
eines Abbaus der Hürden, die Jungärzte davon abhalten nach ihrem Studium
nach Süd-Tirol zurückkehren.

Viele fertig ausgebildeten Ärzte würden gerne nach Süd-Tirol zurückkehren, sehen
hierzulande aber schlechtere Karrierechancen für sich und bemängeln die
mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Andernorts ist die Bezahlung
oftmals besser und die Kliniken werben die Jungärzte sogar mit Wohnungen und
Kinderbetreuungsplätzen an. Die zusätzliche Belastung durch die Bürokratie und
die Problematik der Anerkennung von Studientitel führt dazu, dass viele Jungärzte
nach ihrem Studium erst gar nicht mehr nach Süd-Tirol zurückkehren. Auch bereits
praktizierende Ärzte geben ähnlich Gründe dafür an, warum sie Süd-Tirol verlassen.
Eine junge Ärztin, die gerne in Süd-Tirol arbeiten würde, hat erst unlängst medial
darauf aufmerksam gemacht, welch große Hürden jungen Medizinern in den Weg
gelegt werden.

Die Anwerbung fremdsprachiger Ärzte aus dem „Ausland“ ist für Süd-Tirol ebenfalls
keine zufriedenstellende Lösung, da auch in Zukunft das Recht auf Gebrauch der
deutschen Sprache lückenlos gewährleistet bleiben muss. Die bisherige Regelung,
wonach Ärzte nach Arbeitsantritt fünf Jahre Zeit haben, um die deutsche Sprache
zu erlernen, hat sich in vielen Fällen als nicht geeignet erwiesen, da es neben dem

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Klinikalltag schwierig ist, eine zusätzliche Sprache von Grund auf neu zu erlernen.
Bei einigen Ärzten fehlt aber auch die Motivation, da die interne Kommunikation in
den Krankenhäusern inzwischen oftmals ohnehin nur mehr in italienischer Sprache
erfolgt und viele Ärzte Süd-Tirol nach fünf Jahren auch wieder verlassen, sodass
ständig neue und zumeist nicht-deutschsprachige Ärzte nach Süd-Tirol
nachkommen.
Es wäre daher notwendig, dass fremdsprachige Ärzte noch vor Arbeitsantritt einen
verpflichtenden, aber bezahlten Intensivsprachkurs besuchen müssen. Damit
würden die Grundlagen für die Kommunikation mit den Patienten geschaffen,
aber auch die Basis für darauf aufbauende Sprachkurse gelegt.

Darüberhinaus gilt es aber auch international gezielt Ärzte mit deutschen


Sprachkenntnissen anzuwerben. Neben Arbeitskräften aus Österreich, Deutschland
und der Schweiz, die Deutsch als Muttersprache haben, gibt es auch in den
Benelux-Ländern, in Dänemark, Böhmen und Mähren, der Slowakei, Ungarn,
Siebenbürgen, Slowenien und Kroatien viele Menschen, die bereits in der Schule
die deutsche Sprache erlernen und somit für den Arbeitsmarkt in Süd-Tirol von
Interesse sein könnten. Selbst in Italien gibt es Ärzte, die der deutschen Sprache
mächtig sind. Diese deutschsprechenden Ärzte und medizinischen Facharbeiter
gilt es ganz gezielt anzuwerben.

Explizit hingewiesen sei auch auf den Wunsch vieler Süd-Tiroler Jungärzte, die im
Bundesland Tirol eine fixe Anstellung haben, zeitweilig (z.B. an einigen
Wochentagen) in Süd-Tirol zu arbeiten. Dieses Modell einer grenzüberschreitenden
Beschäftigung könnte für Nord-, Ost und Süd-Tirol ein interessantes Modell sein, um
dem Mangel an medizinischen Fachkräften entgegenzuwirken. Bisher ist so ein
Arbeitsmodell aber fast unmöglich und scheitert allzuoft an bürokratischen und
steuerrechtlichen Hindernissen.

Es bedarf sohin umfassender Maßnahmen, um dem Ärztemangel


entgegenzuwirken und die Mehrsprachigkeit von Ärzten zu fördern.

Aus diesem Grunde stellen die Gefertigten den

Antrag:

Der Süd-Tiroler Landtag wolle beschließen:

1. Die Landesregierung wird beauftragt, die automatische Anerkennung der


Studientitel mit Nachdruck einzufordern, damit Akademiker, die ihre
Studientitel an einer europäischen Universität erhalten haben, umgehend
und ohne Anerkennungsverfahren in Süd-Tirol arbeiten können.

2. Die Landesregierung wird beauftragt, eine einheitliche Anlauf- und


Koordinierungsstelle zu schaffen, welche sich ─ bis zur Umsetzung von Punkt 1

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─ um alle Bereiche der Anerkennung „ausländischer“ Studientitel kümmert,
damit junge Akademiker schnell und unkompliziert in Süd-Tirol arbeiten
können. Zudem sollte diese Anlaufstelle Medizinern, die in Süd-Tirol arbeiten
wollen, bei der Bewältigung bürokratischer Hürden behilflich sein.

3. Die Landesregierung wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem


Bundesland Tirol ein gemeinsames Konzept zur Bekämpfung des
Ärztemangels zu erarbeiten, welches insbesondere die Möglichkeit vorsieht,
dass Ärzte zeitweilig sowohl in Süd-Tirol als auch im Bundesland Tirol arbeiten
können.

4. Die Landesregierung wird beauftragt, international gezielt Ärzte und


medizinisches Fachpersonal mit deutschen Sprachkenntnissen anzuwerben.

5. Die Landesregierung wird beauftragt, bei der Anstellung von Ärzten ohne
Deutsch- bzw. Italienischkenntnissen, diesen noch vor Arbeitsbeginn einen
verpflichtenden mehrwöchigen Intensivsprachkurs anzubieten. Der Besuch
dieses Sprachkurses wird bereits voll entlohnt.

6. Die Landesregierung wird beauftragt, für die Ausbildung dringend benötigter


Ärzte zusätzliche „Förderstipendien“ zu gewähren, um gezielt Anreize zu
schaffen, damit Maturanten ein Medizinstudium absolvieren und später die
Facharztausbildung auswählen, für die der größte Bedarf gegeben ist. An
den Süd-Tiroler Oberschulen sollten hiefür gezielt über die Karrierechancen
und finanziellen Förderungen informiert werden.

7. Die Landesregierung wird beauftragt, eine Arbeitsgruppe aus Hausärzten,


Krankenhausärzten, Pflegern und Verantwortlichen des
Gesundheitsbetriebes einzurichten, mit dem Ziel, bürokratische
Mehrbelastungen zu identifizieren und Gegenmaßnahmen auszuarbeiten.

L.-Abg. Sven Knoll. L.-Abg. Myriam Atz-Tammerle.

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