Sie sind auf Seite 1von 6

Friedrich II.

(Hessen-Kassel)
Friedrich II. (* 14. August 1720 in Kassel; † 31. Oktober 1785 in
Schloss Weißenstein, Kassel) aus dem Haus Hessen war ab 1760
Landgraf von Hessen-Kassel. Er war der erste und einzige
Landesfürst Hessen-Kassels nach der Reformation, der zum
katholischen Glauben übertrat. Bekannt wurde er als erster Fürst
der Aufklärung in Hessen, aber auch durch seine
Soldatenvermietung im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.

Inhaltsverzeichnis
Leben
Soldatenhandel
Tod und Bestattung
Friedrich II., Landgraf von Hessen-
Kinder Cassel in einem Gemälde von
Vorfahren Johann Heinrich Tischbein d. Ä.
1773
Siehe auch
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise

Leben
Friedrich war außer einem bereits als Säugling verstorbenen älteren
Bruder der einzige Sohn des Landgrafen Wilhelm VIII. Nach
Erziehung und Schulen in Genf und Lausanne heiratete er 1740
Maria, eine Tochter des englischen Königs Georg II. (1683–1760)
und der Markgräfin Karoline von Brandenburg-Ansbach (1683–
1737). Ab 1741 kämpfte er mit den hessischen Truppen für Kaiser
Karl VII. Albrecht im Österreichischen Erbfolgekrieg und wurde in
dieser Zeit zum Generalleutnant befördert. Im Februar 1749
konvertierte Friedrich anlässlich eines Besuches des Kurfürsten und
Fürstbischofs Clemens August in der Residenz Neuhaus
(Fürstbistum Paderborn) heimlich zum katholischen Glauben.
Daraufhin trennte sich seine Frau Maria mit seinen drei Söhnen
Wilhelm (1743–1821), Karl (1744–1830) und Friedrich (1747–
1837) von ihm. Sein Vater befahl ihm in der hessischen
Assekurationsakte von 1754, die protestantische Religion in Erbprinz Friedrich von Hessen-
Hessen unangetastet zu lassen, und gab Maria und den Kindern die Kassel mit seiner Familie. Johann
Heinrich Tischbein, 1754.
Grafschaft Hanau-Münzenberg, die von Hessen-Kassel getrennt wurde. Friedrich sah seine Frau nie und
seine Kinder erst 1782 wieder.

Nach dem Tod der Landgräfin Marie heiratete er 1773 in zweiter Ehe die Prinzessin Philippine von
Preußen (1745–1800) aus der Nebenlinie Brandenburg-Schwedt. Diese Ehe blieb kinderlos. Im
Siebenjährigen Krieg schlug sich Friedrich auf die Seite Preußens. Er wurde zum General und Vize-
Gouverneur von Wesel ernannt. Er erhielt das Infanterieregiment 48, aber noch 1757 das Infanterieregiment
45. Im gleichen Jahr wurde er Gouverneur von Wesel und Träger des Schwarzen Adlerordens. Er kämpfte
in der alliierten Armee in Mähren und Schlesien bis zum Ende des Krieges. Im März 1759 wurde er zum
General der Infanterie befördert.

1760 wurde Friedrich Landgraf von Hessen-Kassel und unternahm einige erfolglose Versuche, die
Grafschaft Hanau wieder mit Hessen-Kassel zu vereinigen, die aber am Widerstand Großbritanniens und
der evangelischen Stände scheiterten. Am 14. Mai 1760 wurde er zum Generalfeldmarschall ernannt.

Nach dem Krieg begann in Kassel eine rege Bautätigkeit, die der
Landgraf unterstützte und förderte. Er siedelte Industrie und
Manufakturen in Hessen an, er holte Künstler und Gelehrte nach
Kassel. Das erste frei zugängliche Museum des europäischen
Festlands, das Fridericianum, entstand 1779. Er gründete 1777
auch die Akademie der Künste. Als bekanntestes Kunstwerk
erwarb er im Jahre 1777 den Kasseler Apollon, der im Jahre 1721
beim modernen Orte Sabaudia südlich von Rom gefunden worden Fridericianum
war. Er wurde von Friedrich während einer Italien-Reise angekauft,
gilt als Kopie einer Originalstatue des Bildhauers Phidias und ist
heute in Schloss Wilhelmshöhe in Kassel ausgestellt. 1779 wurde er zum Mitglied der Académie des
Inscriptions et Belles-Lettres in Paris gewählt.[1]

Soldatenhandel
Die Finanzmittel für dieses Vorhaben kamen aus der im 18. Jahrhundert geläufigen Vermietung von
Soldaten an andere Staaten, vorrangig an den römisch-deutschen Kaiser, Frankreich und Großbritannien.
Schon sein Vater entsandte 1756 hessen-kasselsche Truppen nach Großbritannien, um die Insel vor einem
befürchteten französischen Angriff zu schützen.[2] Sie mussten allerdings nicht eingesetzt werden und
kämpften im Siebenjährigen Krieg in Westdeutschland. England benötigte Truppen für den
Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und Friedrich und andere deutsche Fürsten stellten König Georg
III. über 20.000 Soldaten für den Krieg in Amerika. Hierfür schloss Friedrichs Minister von Schlieffen mit
England Verträge ab, die Friedrich zu einem der reichsten Fürsten Europas machten.

Der Soldatenhandel macht den Fürsten bis in die Gegenwart hinein zur Zielscheibe von Kritik. Unter den
damaligen Umständen war dieses Geschäft jedoch auf Grund wirtschaftlicher und militärischer
Überlegungen durchaus verständlich: Hessen-Kassel sah sich infolge seiner Zentrallage auf ein starkes
Heer angewiesen, konnte jedoch wegen der Verwüstungen des Siebenjährigen Krieges, der gerade auf
hessischem Territorium tiefgreifende Schädigungen des Wirtschaftslebens gezeitigt hatte, aus eigenen
Mitteln nur schwerlich die benötigte Truppenstärke unterhalten. Die Anwerbung der Truppen durfte auf
Friedrichs Befehl hin nicht unter Zwang oder Gewaltanwendung erfolgen und versprach für viele hessische
Freiwillige ein sicheres Auskommen.

Die Kritik an der Bereitstellung von Truppen beschränkt sich meist auf Friedrich II., obwohl andere
Feudalherren der Zeit, aber auch die republikanisch regierte Schweiz, vergleichbar vorgingen. Die nähere
Betrachtung der finanziellen Konditionen, unter denen die hessischen Truppen in Nordamerika eingesetzt
wurden, belegt, dass für dauerhaft beschädigte, gefallene oder
gestorbene Soldaten Zahlungen an Hessen fällig wurden, die zum
Teil in mildtätige Stiftungen liefen, welche bis zur Inflation der
1920er Jahre Bestand hatten.

Wegen des großen Anteils hessischer Soldaten an den britischen


Hilfstruppen ist in den USA bis heute die Bezeichnung Hessians
für alle deutschen Hilfstruppen des Unabhängigkeitskriegs
gebräuchlich. Siehe dazu auch Blutdollar.

Tod und Bestattung


Landgraf Friedrich II. starb am 31. Oktober 1785 in Schloss
Weißenstein bei Kassel und wurde in der von ihm gestifteten und
1770 bis 1777 erbauten katholischen Elisabethkirche am östlichen
Standbild des Landgrafen Friedrich
Ende des Friedrichsplatzes in Kassel bestattet.
II. auf dem Friedrichsplatz in Kassel
Nach dem schweren Luftangriff auf Kassel am 22. Oktober 1943
brannte die Elisabethkirche aus. Die Ruine wurde nicht wieder
aufgebaut, sondern 1954 gesprengt. Als Ersatz wurde in den Jahren
1959/60 die heutige Kirche Sankt Elisabeth auf der anderen Seite
des Friedrichsplatzes erbaut und im November 1960 geweiht. Die
sterblichen Überreste Friedrichs II. wurden in den Neubau
übertragen, heute steht sein moderner Sarkophag auf dem
Treppenpodest zur Empore.

Kinder
Aus seiner ersten Ehe mit Maria von Hannover stammten:

Wilhelm (1741–1742)
Wilhelm I. (1743–1821), Kurfürst von Hessen-Kassel
Sarkophag des Landgrafen Friedrich
Karl (1744–1836), Vater von Luise Karoline von Hessen-
Kassel (* 28. September 1789; † 13. März 1867) und II. in der Kirche Sankt Elisabeth in
Großvater von König Christian IX. Kassel

Friedrich (1747–1837), Landgraf von Hessen-


Rumpenheim, verheiratet 1786 mit Karoline Polyxene
(1762–1823), Tochter des Fürsten Karl Wilhelm von Nassau-Usingen und Stammvater des
heute existierenden Hauses Hessen.

Seine zweite Ehe blieb kinderlos.

Vorfahren
     
Wilhelm VI. Landgraf von
 
  Hessen-Kassel (1629–
  1663)
   
  Karl Landgraf von Hessen-Kassel (1654–
1730)  
 
 
  Hedwig Sophie von
  Brandenburg (1623–1683)
 
 
  Wilhelm VIII. Landgraf von Hessen-
Kassel (1682–1760)  
 
 
  Jakob Kettler von Kurland
  (1610–1682)
 
 
    Amalia von Kurland (1653–1711)  
 
 
  Luise Charlotte von
  Brandenburg (1617–1676)
 
 
  Friedrich II. Landgraf von Hessen-
Kassel  
 
 
  Moritz von Sachsen-Zeitz
  (1619–1681)
 
 
  Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz (1664–
1718)  
   
 
Dorothea Maria von
 
  Sachsen-Weimar (1641–
  1675)
 
  Dorothea Wilhelmine von Sachsen-
Zeitz (1691–1743)  
       
 
Friedrich Wilhelm Kurfürst
 
von Brandenburg (1620–
 
  1688)
 
  Maria Amalia von Brandenburg-Schwedt
      (1670–1739)  
 
         
Dorothea Sophie von
 
      Schleswig-Holstein (1636–
  1689)
 

Siehe auch
Stammtafel der dänischen Könige
Literatur
Otto Berge: Die Innenpolitik des Landgrafen Friedrich II. von Hessen–Kassel. Ein Beitrag
zur Geschichte des aufgeklärten Absolutismus in Deutschland, Mainz 1952.
Wolf von Both: Friedrich II., Landgraf von Hessen-Kassel. In: Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 508 f. (Digitalisat).
Uwe-Peter Böhm: Landgraf Friedrich II von Hessen-Kassel (1760–1785). In: Deutsche
Gesellschaft für Heereskunde e.V. (Hrsg.): Zeitschrift für Heereskunde. 335,
November/Dezember, 1987,
ISSN 0044-2852 (https://zdb-katalog.de/list.xhtml?t=iss%3D%220044-2852%22&key=cql),
S. 148–151.
Wolf von Both, Hans Vogel: Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel. Ein Fürst der
Rokokozeit. Marburg 1964.
Wolf von Both, Hans Vogel: Landgraf Friedrich II. Ein Fürst der Zopfzeit. München 1973.
Hugo Brunner: Die Umtriebe Frankreichs und anderer Mächte zum Umsturze der
Religionsverschreibung des Erbprinzen Friedrich von Hessen-Kassel in den Jahren 1755
und 1756. In: ZHG XXII, Neue Folge XII 1886, S. 1–79.
Johannes Burkhardt: Abschied vom Religionskrieg. Der Siebenjährige Krieg und die
päpstliche Diplomatie. Tübingen 1985.
Peter Gerke: Aufklärung und Klassizismus in Hessen-Kassel unter Landgraf Friedrich II.
Ausstellungskatalog, Kassel 1979.
Theodor Hartwig: Der Übertritt des Erbprinzen Friedrich von Hessen-Kassel zum
Katholizismus. Ein Beitrag zur katholischen Propaganda aus der Zeit des siebenjährigen
Krieges. Kassel 1870.
Charles W. Ingrao: The Hessian Mercenary State, ideas, institutions, and reform under
Frederick II., 1760–1785. Cambridge, 1987.
Eduard Lange: Die Soldaten Friedrich’s des Grossen. S. 246 (Digitalisat (http://books.googl
e.de/books?id=pqNDAAAAYAAJ&pg=RA1-PA242)).
Arthur Wyß: Friedrich II., Landgraf von Hessen-Cassel. In: Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 524–528.
Friedrich Kapp: Der Soldatenhandel deutscher Fürsten nach Amerika. Ein Beitrag zur
Kulturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts. 1. Auflage: Duncker, Berlin 1864
(Digitalisat); 2. Auflage: Springer, Berlin 1874 (Digitalisat).

Weblinks
Commons: Friedrich II. (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Frederick_II,_Landgra
ve_of_Hesse-Kassel?uselang=de) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Werke von und über Friedrich II. (https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/person/gnd/13
0249424) in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Literatur über Friedrich II. nach Register (http://cbsopac.rz.uni-frankfurt.de/DB=2.4/REL?PPN
=116468548) nach GND (http://cbsopac.rz.uni-frankfurt.de/DB=2.4/CMD?ACT=SRCHA&IK
T=8574&TRM=130249424) In: Hessische Bibliographie
Mémoires de la Société des Antiquités de Cassel, Digitalisat der UB Heidelberg (http://www.
ub.uni-heidelberg.de/fachinfo/archaeologie/zeitschriften/memsocantcassel.html)
Hessen-Kassel, Friedrich II. Landgraf von. (https://www.lagis-hessen.de/pnd/130249424)
Hessische Biografie. (Stand: 3. Februar 2020). In: Landesgeschichtliches
Informationssystem Hessen (LAGIS).

Einzelnachweise
1. Mitglieder seit 1663. (https://web.archive.org/web/20220119185656/https://www.aibl.fr/memb
res/academiciens-depuis-1663/?lang=fr#F) (Nicht mehr online verfügbar.) Académie des
Inscriptions et Belles-Lettres, archiviert vom Original (https://redirecter.toolforge.org/?url=http
s%3A%2F%2Fwww.aibl.fr%2Fmembres%2Facademiciens-depuis-1663%2F%3Flang%3Df
r%23F) am 19. Januar 2022; abgerufen am 10. Januar 2021 (französisch).  Info: Der
Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß
Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
2. Etwa 8000 Mann, vgl. kronoskaf.com (http://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=1756_-
_Allied_reinforcement_of_Great_Britain)

Vorgänger Amt Nachfolger


Wilhelm VIII. Landgraf von Hessen- Wilhelm IX.
Kassel
1760–1785

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Friedrich_II._(Hessen-Kassel)&oldid=231354516“

Diese Seite wurde zuletzt am 28. Februar 2023 um 23:22 Uhr bearbeitet.

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; Informationen zu den Urhebern
und zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können im Regelfall durch Anklicken
dieser abgerufen werden. Möglicherweise unterliegen die Inhalte jeweils zusätzlichen Bedingungen. Durch die
Nutzung dieser Website erklären Sie sich mit den Nutzungsbedingungen und der Datenschutzrichtlinie
einverstanden.
Wikipedia® ist eine eingetragene Marke der Wikimedia Foundation Inc.

Das könnte Ihnen auch gefallen