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Massimo Scaligero

Techniken

von

innere Konzentration

Edizioni Mediterranee
Vierte Auflage 1990
Neu aufgelegt im Jahr 2002

ISBN 88-272-0897-6

Copyright 1975 by Edizioni Mediterranee - Via Flaminia, 109 - 00196 ROMA

Bei Zitaten bitte die Quelle angeben: Die Übersetzungen von Daniel Kmiecik - www.triarticulation.fr/AtelierTrad
Rückumschlag :

Massimo Scaligero, ein freier Forscher des Geistes, wurde 1906 in Veroli geboren. Er studierte
humanistische Studien und verband diese mit logisch-mathematischen und philosophischen Kenntnissen
und einer empirischen Praxis der Physik. Als Spezialist für Nietzsche, Stirner und Steiner gelangte er durch
Yoga und das Studium östlicher Lehren zu einer persönlichen Synthese, die ihm einen Weg bot, im Westen
den geheimen Sinn der Hermetik und den goldenen Strom einer ewigen Lehre zu erkennen, die zurück zur
"Fraternitas" der Rosenkreuzer.
In der Forschung, im gründlichen Studium und in der Hilfe für diejenigen, die sich an ihn wandten, weil sie
nach dem Licht der Erkenntnis dürsteten, stellte er seine Karriere und seine persönlichen Ambitionen zurück,
um allen stets mit Gelassenheit zu helfen. Als unermüdliche Persönlichkeit und Führer spiritueller Gruppen
arbeitete er auch an wichtigen Zeitschriften mit, darunter die angesehene Zeitschrift "East and West".
Wunderbarer Schriftsteller, Autor zahlreicher Werke, veröffentlichte er mit dem Verlag Mediterranee:
Techniques
der inneren Konzentration, Heilen durch Denken, Der innere Mensch, Meditation und Wunder,
Kundalini des Westens und Isis-Sophia, die unbekannte Göttin¸sein letztes Werk, das nach seinem
Tod veröffentlicht wurde.

Der Autor, der einige Jahrzehnte lang Yoga und Zen zusammen mit der rein noetischen Askese des
Mahayana-Buddhismus und des Vedanta praktizierte, richtete seine Untersuchung nacheinander auf den
eeEr hat die westliche "Facies" der Tradition zu einem bestimmten Zeitpunkt gefunden und ist auf die Ader

gestoßen, die zu der Person führt, die zu allen Zeiten und in allen traditionellen Systemen unter
verschiedenen Namen als "Initiator der Initiatoren" angesehen wurde und die im Westen zwischen dem 13.
und 14. Jahrhundert unter dem Namen Christian Rosenkreuz "auftauchte". Die in diesem Buch behandelten
Konzentrationsdisziplinen sind das Ergebnis jahrelanger Erfahrungen und Zusammenfassungen, vor allem
aber des Kontakts des Autors mit den Trägern der ewigen Lehre: Eine Lehre, die eher durch die moderne
Geisteswissenschaft ausgedrückt wird, aber so, dass ihr bloßes Erlernen nicht ausreicht, um ihren aktuellen
und tiefen Inhalt wiederzugeben. In Anbetracht dessen und angesichts der prekären Lage der
gegenwärtigen Zivilisation hat sich der Autor auf die Überzeugung beschränkt, dass solche Disziplinen, die
bisher nur mündlich überliefert wurden, heute auch dem unabhängigen Forscher zugänglich gemacht
werden müssen. Dieser muss, falls er von einem absoluten Entschluss und reinen Absichten ausgeht, die
eigentliche Quelle der Lehre entdecken, indem er die in diesem Buch enthaltenen Disziplinen nutzt.

Deutsche Übersetzung: Daniel Kmiecik.

Bei Zitaten bitte die Quelle angeben: Die Übersetzungen von Daniel Kmiecik - www.triarticulation.fr/AtelierTrad
Im geheimen Namen des Grals

1. Die verkannte Identität

Der Mensch kennt und beherrscht die Welt in gewisser Weise mittels des Denkens. Der
Widerspruch besteht darin, dass er das Denken weder kennt noch beherrscht. Das Denken bleibt ein
Geheimnis an sich. Die Philosophie und die Psychologie beziehen ihre Nahrung aus ihm, aber seit
ihrer Existenz haben sie nicht bewiesen, dass sie den Sinn seiner Bewegung, den letzten Inhalt des
logischen Prozesses, den sie für ihre dialektischen Strukturen nutzen, erfasst haben. Sie gehen
davon aus, dass das Denken die Dialektik ist und mit der Dialektik zusammenfällt: Es wird als
Dialektik geboren und endet als Dialektik.
Für die Zwecke des Wissens taucht die äußere Objektivität als Wertesystem im menschlichen
Bewusstsein auf, aber das Bewusstsein weiß nicht, wie es die Grundlage dafür schaffen und die
Objektivität als Begriff bestimmen soll, bevor die bewusste Dialektik des Begriffs selbst einsetzt.
Logisch gesehen weiß der Mensch, was ein Begriff ist, aber er weiß nicht, was er als Kraft ist, wie
er entsteht und was seine Macht ist, das Reale zu vollenden: die mehr ist als seine dialektische und
logische Erscheinung: die Macht des Lebens selbst.
Selbst wenn es den Materialismus als Metaphysik der Gegenwart nicht gäbe, könnte die
materialistische Fähigkeit als Unfähigkeit des Denkens, sich selbst zu erkennen, nicht umhin, das
Maß des gegenwärtigen Bewusstseins zu sein: das mittels des Erkennens die Außenwelt für real
erklärt und sie doch außerhalb seiner Erkenntnis für existent hält: während es doch die Welt ist, die
durch die Anwesenheit des Ich in der Wahrnehmung und durch die gleichzeitige Korrelation mit
dem Denken entsteht.
Eines der ersten Experimente mit dem Suprasensiblen liefert einen Weg, um herauszufinden, dass,
wenn das Ich sich nicht körperlich äußert, bis hin zur "Berührung" des Physischen durch die
Sinnesorgane, weder eine Wahrnehmung noch ein Bewusstsein des Ichs entstehen würde: Die
Wahrnehmung würde wie beim Tier als unpersönliche, transzendente Empfindungsreaktion eines
Gruppen-Ichs auftreten, und nicht als Reaktion eines individuellen, immanenten Ichs. Das
Individuelle, als Präsenz des Ichs in der Wahrnehmungstätigkeit, ist das Geheimnis des Denkens,
aber auch die Überwindung der menschlich-tierischen Natur.
Die physische Welt liegt als massive Realität vor dem Beobachter: eine Realität, die in Wahrheit der
Beobachtung, der Forschung, dem Betrachter selbst präexistent erscheint. Sie erscheint als mächtiges
Wesen, aber mit einer Macht, die ihr in Wirklichkeit durch das innerste Wesen des Bewusstseins
verliehen wird, in dem das Denken eine korrelierende Kraft und als solche eins mit dem Wesen der
Welt ist. Das "Sein ist" ist die Zustimmung des entfremdeten Denkens, das gleichzeitig diese Realität
annimmt und dominieren lässt: das Symbol einer nicht besessenen oder besser verlorenen Herrschaft
des Ichs.
Natürlich kann er nicht durch eine Mauer gehen oder vermeiden, seinen Fuß auf die Erde zu setzen,
um zu laufen: Dennoch ist eine solche materielle Präexistenz und seine massive Andersartigkeit die
Korrelation, die sich aus der Tatsache ergibt, dass er in eine Körperlichkeit eingebettet ist, die nicht
vom ursprünglichen Denken beherrscht wird: eine Körperlichkeit, die aus derselben Substanz der
massiven Andersartigkeit besteht und das Konzept der Korrelation hervorruft: aber das entfremdete
Konzept. Die Materie entsteht in Wahrheit als objektive Realität als Folge einer Entfremdung vom
Geist: insgeheim wird sie jedoch vom Geist beherrscht. Solche Herrschaft und Entfremdung
existieren im menschlichen Verstand in ähnlicher Weise nebeneinander. Wenn die ursprüngliche
Kraft im Denken wirksam wäre, würde der Körper keine Andersartigkeit zum Denken darstellen,
sondern wäre seine Manifestation. Die Identität, die sich im ursprünglichen Moment des Denkens
verwirklicht, würde sich mit ihrer unbegrenzten Macht auf jeder Stufe des Bewusstseins
verwirklichen, d. h. auf jeder Stufe der "Manifestation".
Das Konzept, das von seinem ursprünglichen Inhalt entfremdet ist und dennoch die Identität über
die Dualität hinausführt, kann nicht umhin, als Opposition zu sich selbst seinen eigenen
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körperlichen Träger zu haben, der ein Symbol der Entfremdung ist und dennoch für die anfängliche
Überwindung dieser Entfremdung notwendig ist: Es kann sich nicht vorstellen, mit einem solchen
körperlichen Wesen durch eine Mauer zu gehen und es zu vermeiden, einen Fuß auf die Erde zu
setzen, um majestätisch zu gehen.

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über sie: Er kann sie sich vorstellen, aber als etwas Unwirkliches. Und doch liegt der embryonale
Beginn der Überwindung der Dualität in dieser Vorstellungsaktivität.
Die Korrelation mit der massiven Realität der Welt würde sich ändern, wenn das Konzept der
Korrelation nicht mehr entfremdet wäre: Der Beobachter könnte mit seinem Körper nicht durch die
physische Materie, die Wand oder den Felsen hindurchgehen, aber er hätte eine Ahnung von dieser
Möglichkeit, in Verbindung mit einer restituierbaren ursprünglichen Macht des Gedankens. Die
aktuelle Korrelation als Konzept wird ihm nicht von der Welt auferlegt, sondern entwickelt sich nur
in ihm: Sie kommt nicht von außen, indem sie vom Sein zu ihm gelangt, sondern geht von ihm aus.
Das Sein, das ihm erscheint, ist bereits die Korrelation in actu.
Die ganze Anstrengung des alten Yoga bestand darin, die Korrelation als eine übergeistige Kraft zu
erfassen. Der moderne, rationale Mensch besitzt sie immanent, aber nicht bewusst, in der
mathematischen Erfahrung der physischen Welt. Die Korrelation entwickelt sich in ihm gemäß
einer inneren Erbauung der Welt, die mit den Grenzen der "Naturgesetze" geschlagen ist, die nicht
die Natur sind, sondern eben die Korrelation des entfremdeten Denkens mit der Welt. Die Grenzen
erscheinen im Außen, aber sie gehören zu dem mit dem Wahrnehmen korrelierten Denken: Sie
gehören zu einer Beziehung des Wahrnehmens mit dem Denken, das von seinem eigenen intuitiven
Moment abstrahiert hat. Der ursprüngliche Moment, in dem sich eine Identität mit dem Sein
verwirklicht, deren Existenz der moderne Forscher trotz seines Empirismus nicht wahrnehmen
kann. Es ist die Identität, durch die eine Andersartigkeit nicht existieren könnte.
Die bewusste Eroberung dieser Identität ist der letzte Sinn der irdischen Erfahrung des Menschen,
denn sobald das Bewusstsein der irdischen Natur [Erdgebundenheit, Anm. d. Ü.] verwirklicht ist,
wird die Richtung der
Der "Fall" kann aufhören und der Aufstieg beginnen. Der alte Yoga hat diese Möglichkeit auf
verborgene Weise vorbereitet: Sie kann von dem Menschen verwirklicht werden, der das Stadium
der vollständigen Identifikation im Physischen erreicht hat, nämlich vom modernen Menschen:
Dessen Selbstbewusstsein erwacht dort, wo die Identität des Ich mit dem Sinnlichen vollendet ist.
In dieser Identität, aus der die Wahrnehmungsaktivität und das Denken hervorgehen, drückt sich
das Ich aus: Aus ihr entsteht gleichzeitig das Ego, und die reflektierte Kraft des Ichs steht dem
Geist gegenüber. Dieselbe Identität ist gleichzeitig der tiefe, organische Akt des Ichs durch die
Körperlichkeit und die Kraft des Ego, das von seiner eigenen metaphysischen Wurzel nichts weiß.
Der moderne Acetus muss an die Wurzel dieser Identität gehen, wenn er das Ich wiederfinden will:
das Ich zu sein, dessen Namen er unaufhörlich ausspricht.

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2. Die Konzentration

Von den drei Fähigkeiten, Denken, Fühlen und Wollen, die dem modernen Menschen zur
Verfügung stehen und die ausschließlich im Physischen reflektiert werden, kann nur eine von ihm
rückwärts bis zu ihrer metaphysischen Wurzel zurückverfolgt werden: das Denken. Das Fühlen
und das Wollen, die von neuem durchlaufen werden, führen ihn auf jeden Fall zu einer physischen
Wurzel zurück, nicht weil ihr Wesen nicht metaphysisch wäre, sondern weil es metaphysisch ist.
ausgeschlossen durch ihre Resonanz in der Seele gemäß der Anknüpfung des denkenden
Bewusstseins an die körperliche Körperlichkeit. Die Bindung der Seele an die Zerebralität und auch
an die physische Körperlichkeit betrifft das Denken, nicht das Gefühl oder den Willen, die lediglich
die Folgen einer solchen Notwendigkeit des Denkens erleiden: den "Fall" des Denkens in die
Zerebralität, der für die Bildung des individuellen Bewusstseins und den niederen Prozess der
Freiheit notwendig ist.
Das Denken kann seinen eigenen Prozess erneut durchlaufen: Damit verwirklicht es seine eigene
und authentische Bewegung, die reine Bewegung, die unabhängig vom Gehirn ist: Sie stellt dem
Fühlen und dem Wollen die metaphysischen, jeweiligen und legitimen Verbindungen wieder her.
Im übergeistigen Bereich bilden Denken, Fühlen und Wollen eine Einheit, die normalerweise im
mentalen Bereich verloren gegangen ist. Durch die Umwandlung des Denkens wird eine solche
Einheit wiederhergestellt.
Das Denken erlangt die Macht seiner autonomen Bewegung zurück, sofern es sich auf ein
einfaches, leicht zu beherrschendes Thema konzentriert. Nicht das Thema ist wichtig, sondern
vielmehr das in ihm engagierte Denken: welches immer identisches Denken ist, sei es, dass es den
Stuhl denkt, sei es, dass es die Apokalypse denkt. Zu Beginn muss das Thema ein vom Menschen
konstruiertes Objekt oder ein mathematischer Inhalt sein, denn der unpersönliche Gedanke, der die
Grundlage bildet, hat, da er wiedererlebt wird, die Macht, das bewusste Prinzip von der
subjektiven, an die Körperlichkeit gebundenen Psyche zu befreien: Er gibt die Garantie, nicht ins
Unbewusste oder ins Mediale oder ins Mystische abzudriften. Dieses Denken ist das Konzept, das
vom Objekt selbst unabhängig ist. Das rekonstruierte Konzept wird am Ende der Übung zum
Gegenstand der Kontemplation.

I. Konzentration: Der Schüler konzentriert sich auf einen Gegenstand, von dem er die Form, die
Substanz, die Farbe, den Gebrauch usw. betrachtet, die Reihe der Vorstellungen, die seine
physische Struktur erschöpfen, bis an seiner Stelle der Gedankeninhalt übrig bleibt. Dieser
Vorgang darf die bewusste Aufmerksamkeit des Schülers nicht weniger als fünf Minuten in
Anspruch nehmen: Am Ende des Vorgangs muss der Gegenstand vor dem Bewusstsein des Schülers
als ein Symbol, oder ein Zeichen, oder eine Synthese stehen, die nicht dialektisch in sich selbst den
gesamten erarbeiteten Gedankeninhalt hat.

Dies ist die typische Konzentrationsübung, deren Prozess für den modernen Experimentator von
grundlegender Bedeutung ist, da er die - wenn auch nur vorübergehende - Zusammenarbeit der
konstitutiven Prinzipien des Menschen - Ich, Seele, feinstofflicher Körper, physischer Körper -
gemäß der ursprünglichen Hierarchie erfordert. Als typische Übung ist er umfassend und kann
allein, wenn er streng praktiziert wird, zu einem wirklichen inneren Gleichgewicht und in der
Folge zu supra-normaler Erfahrung führen.
Die Bedeutung dieser Übung besteht in ihrer Einfachheit, die die größte Intensität des bewussten
Denkens ermöglicht. Das Material, das für den Aufbau dieser Übung benötigt wird -
Vorstellungen, Erinnerungen, Begriffe, Diskursform etc. - ist nicht die Gedankenkraft, sondern
das, was dieses Denken normalerweise anzieht, um sich auszudrücken, ohne sich jemals selbst
erfassen zu lassen. Die Übung zielt darauf ab, diese schwer fassbare Gedankenkraft in das
Bewusstsein zu bringen.
Man ist absolut im Objekt, indem man es in sich selbst betrachtet, gemäß den Bestimmungen, die es
enthält, korreliert mit der Einheit, die das Denken bereits in sich besitzt und die es aus diesem
Grund rekonstruieren kann. Wer glaubt, eine aristokratischere Übung zu machen, indem er an ein
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heiliges Symbol, einen Deva, ein Mantram oder ein "Mysterium" denkt, merkt nicht, dass er seiner
eigenen persönlichen Natur nicht entkommt, weil er bereits mit dem unterbewussten Gefühl an das
Thema gebunden ist, an das er denkt.

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Indem er bedenkt, dass es kein vom Menschen gebautes Objekt gibt, das nicht gedacht wird,
kultiviert der Schüler die Idee, dass im Bereich der irdischen Erscheinung fortwährend das
Unsichtbare sichtbar wird. Diese Idee ist das Prinzip der Überwindung der Erscheinung. Jedes
vom Menschen errichtete Objekt verweist auf einen Moment, in dem es nicht existierte, sondern nur
ein Gedanke war; ein solcher Gedanke wurde später in etwas Konkretes und Sinnliches übersetzt.
Das Unsichtbare wurde sichtbar.
Es gibt keine menschliche Produktion oder Schöpfung, die nicht auf einen Moment der
Nichtexistenz verweist, d. h. auf ihre ursprüngliche Leere, in der die Idee wiederzufinden ist.
Niemand, der eine Maschine oder ein Gebäude betrachtet, denkt, dass sie von selbst entstanden
sind. Es ist jedoch vorgekommen, dass Primitive, die zum ersten Mal mit Gegenständen oder
Dingen der Maschinenzivilisation in Berührung kamen, an wunderbare Produktionen der Natur
glaubten, aber nicht so, als ob diese Gegenstände von selbst entstanden wären, sondern vielmehr
so, als ob sie Teil des kreativen Prozesses des Universums gewesen wären. Wer beim Betrachten
eines Kompasses denkt, dass dieser von selbst entstanden ist, würde als geistig unzulänglich
betrachtet werden. Nicht anders verhält sich jedoch der naive Realist, trotz seiner analytischen
Logik, heute in Bezug auf die geschaffene Natur nicht besser als der Primitive vor der unbekannten
Welt der Maschine.
Wenn es keinen vom Menschen hergestellten Gegenstand gibt, der nicht auf einen bewussten
Gedanken verweist, der fähig ist, ihn zu entwerfen und zu verwirklichen, dann kann man
argumentieren, wie das Unsichtbare sichtbar wird: Was nicht vom Menschen hergestellt wurde und
dennoch eine schöpferische Kraft ausdrückt, verweist auf einen Gedanken, den der Mensch nicht zu
denken vermag, zumindest nicht in der heutigen Zeit. Die Askese des Denkens hat gerade die
Aufgabe, in der Seele die Fähigkeit zu einem solchen Denken zu erwecken.
Einer konkreten Logik kann die naive Position desjenigen nicht entgehen, der glaubt, dass ein
perfektes Organ wie das menschliche Ohr oder ein Baum oder eine Seidenraupe von selbst
entstanden sind. Man muss entdecken, dass, so wie die Uhr auf den Gedanken verweist, der sie
zielstrebig erfunden und technisch hergestellt hat, von wo aus ein solcher Gedanke aus der
Durchdringung der Struktur der Uhr rekonstruierbar ist, so verweist auch der Samen einer Pflanze
auf einen Gedanken, den der Mensch sich zwar vorstellen kann, aber nicht als strukturellen Prozess
besitzt. Er besitzt keinen solchen strukturellen Prozess, wie er den der Uhr besitzt. Seinem Denken
fehlt die Möglichkeit, zu erkennen, welche Kraft in der Pflanze als archetypischer Ordnungsprozess
der Mineralstoffe fungiert. Während er bei der Uhr diesen archetypischen Denkprozess
nachvollziehen kann, ist ihm dies bei der Pflanze nicht möglich. Die talentiertesten Wissenschaftler
der Erde könnten zusammengenommen nicht einmal einen Grashalm reproduzieren.
Der Mensch kann nur auf das einwirken, was er wahrnehmen kann: dessen Wahrnehmung er in
Gedanken umsetzen kann: mit dessen Hilfe er das Wahrgenommene reproduzieren kann. Von den
vier Naturreichen - Mineral, Pflanze, Tier und Mensch - nimmt er eigentlich nur das Mineralreich
wahr: Von den anderen drei Reichen entgehen ihm die substantiellen Kräfte. Diese verwenden
jeweils in unterschiedlicher Ausarbeitung das mineralische Element, um die eigene Form der
Empfindung aufzubauen: die Lebenskraft der Pflanze, die vital-sensitive Kraft des Tieres und die
vital-sensitiv-mentale Form des Menschen. Von der Pflanze, dem Tier und dem Menschen nimmt
er nur die mineralische Erscheinung wahr, die in unterschiedlichem Maße ausgearbeitet ist.
Der Mensch stellt sich im Wesentlichen die Welt an sich als belebt oder lebendig vor, aber er nimmt
sie nicht wahr. Er nimmt nur das Mineralische, das Unbelebte wahr: Deshalb kann er nichts anderes
als unbelebte Mechanismen konstruieren: Er kann eine planetare Rakete bauen, aber er kann nicht
den Samen einer Pflanze reproduzieren. Seine Produktion endet an der anorganischen Sinnesgrenze,
weil seine Wahrnehmung nicht über eine solche Grenze hinausgeht. Von jedem Lebewesen nimmt
er das Leben an, aber er nimmt es nicht wahr: Vom Leben nimmt er die sinnlich wahrnehmbaren
Manifestationen auf der mineralischen Ebene wahr, aber nicht das ursächliche, nicht sinnlich
wahrnehmbare Element, das mithilfe der mineralischen Substanz wirkt. Von den Naturreichen sieht
der Mensch in Wahrheit nur die mineralische Erscheinung, nicht aber die Kräfte, die die Mineralität
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nutzen, um diese Reiche spezifisch aufzubauen.
Mit den Mitteln der physikalischen Chemie kann der Wissenschaftler von heute auch den Samen
einer Pflanze exakt reproduzieren, indem er ihn mit allen Substanzen formt, aus denen die Pflanze
besteht.

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authentisch, bis er eine materielle und formale Identität erreicht hat. Er kann beide Samen, den
echten und den chemisch reproduzierten, vor sich haben, so dass er sie nicht mehr voneinander
unterscheiden kann. Der Unterschied wird sich zeigen, wenn er beide Samen in die Erde steckt: Der
künstliche wird zerfallen, der echte wird neues Leben hervorbringen.
Wie die Uhr sich nicht selbst gemacht hat, so hat sich auch der Samen, der neues Leben
hervorbringt, nicht selbst gemacht: Auch er erscheint als verwirklichter Gedanke, aber so, dass
seine Verwirklichung nicht mit seiner sinnlichen Erscheinung endet, weil er sich nicht mit der Form
identifiziert, in der er erscheint - wie die Uhr oder irgendein anderes vom Menschen konstruiertes
Objekt -, sondern sich in dem Prozess fortsetzt, in dem er sich manifestiert und durch den die
Entstehung neuen Lebens möglich ist.
Normalerweise wird der Prozess, der im Leben der Pflanze abläuft, vom Menschen gedacht oder
konzipiert oder sich vorgestellt, aber er wird nicht wahrgenommen. Er kann die sinnlich
wahrnehmbaren Auswirkungen des an sich nicht sinnlich wahrnehmbaren Lebensprozesses
wahrnehmen und auf der Grundlage dieser Auswirkungen einen solchen Prozess entwerfen. Wie er
von den sinnlichen Daten der Uhr auf den Begriff der Uhr zurückgehen kann, so kann er von der
sinnlichen Phänomenologie des Samens auf die Idee des Lebens zurückgehen: Doch während im
ersten Fall sein Wissen vor einer Identität von Begriff und Objekt steht - die er absolut besitzen
kann, so dass er die Uhr nachbauen kann -, steht er im zweiten Fall vor einer Idee, die zwar von
ihm ausgeht, aber in sich einen Kern hat, der sich auf eine nicht wahrnehmbare Transzendenz
bezieht. Es geht für ihn jedoch darum, zu entdecken, dass er, weil er in der Idee ist, immanent ist.
Die Konzentration verwirklicht diese Immanenz. Dem Materialisten entgeht die Transzendenz des
immanenten Kerns der Idee des Lebens, weil er den Prozess des Lebens mit dem Prozess der
Materie identifiziert, diesen jedoch mit derselben ideellen Grundlage versieht: Er verfällt unbewusst
in den naiven Realismus eines Menschen, der zum ersten Mal eine Uhr sieht und denkt, dass sie
sich selbst gemacht hat. Im Gegensatz dazu glaubt der Idealist an einen geistigen Prozess der
Materie, aber er glaubt, ihn nur deshalb zu besitzen, weil er ihn denkt: Er merkt nicht, dass er den
Kern der Idee reflexiv denkt. Er hat keine Ahnung von einer entscheidenden Aufgabe aus
empirischer oder idealistischer Sicht, die den Verlauf seines Lebens verändern würde, indem er den
Übergang vom trägen Philosophieren zur inneren oder asketischen Handlung vollzieht: das zu
erfahren, was, da es der Idee immanent ist, der transzendente Kern des Denkens ist: der Intuition
zugänglich als eine organisierende Kraft des Lebens des Lebendigen, so wie der Begriff des
physikalischen Objekts der Intuition als sein abstraktes Prinzip zugänglich ist.

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3. Latente Kräfte des Denkens
Die Übung der Konzentration bietet das Mittel, um vom Objekt zum Konzept zurückzukehren. Die
Konzentration wird zu einer denkenden Betrachtung des Konzepts, das auf der Grundlage des
Objekts wiederhergestellt wird. Das Denken, das zunächst den Gegenstand dachte, wird zum
Gegenstand seiner selbst: Es nimmt den Platz des Gegenstandes ein. Die denkende Konzentration
oder Kontemplation kann in einem solchen Fall die Intensität erreichen, die der
Sinneswahrnehmung eigen ist.
Die Sinneswahrnehmung ist im Wesentlichen eine intensive Synthese von Gedanken, die von der
Außenwelt in der Seele durch die Sinne widerhallt, deren Struktur eher dem sinnlichen als dem
seelischen Bereich angehört. Dem Erfahrenden des Außersinnlichen gelingt es, die Wahrnehmung
des Konzepts zu haben. Der Begriff, als Objekt genommen und auf diese Weise wahrgenommen,
impliziert eine außergewöhnlich autonome Aktivität des Denkens: die Verkörperung eines Wesens,
das im Vergleich zum gewöhnlichen Denken unbewusst und transzendent ist, ebenso wie der Kern
der Idee des Lebens im Vergleich zur Wahrnehmung des Lebendigen.
Der Mensch kann nicht direkt mit dem Gedanken auf die Dinge einwirken, weil er den Gedanken
nicht wahrnimmt: Umgekehrt kann er physisch mittels physischer Dinge handeln, weil er sie mit
den physischen Sinnen wahrnimmt. Das Denken, mittels dessen er irgendeinen Gegenstand denken
kann, kann er in Wirklichkeit nicht wahrnehmen: Es genügt ihm, dass es sich mit Sinnesinhalt füllt,
und erst wenn es mit einem solchen Inhalt identifiziert ist, kennt er es. Er vermutet nicht, dass das
Denken sich mit eigenem Inhalt füllen kann, und weil es mit eigenem Inhalt gefüllt ist, ist es selbst
wahrnehmbar. Die Disziplin der Konzentration führt zu einer solchen Möglichkeit.
Der Schüler beginnt, sich auf das Objekt zu konzentrieren: Zunächst hat er es notwendigerweise mit
einer Reihe von Vorstellungen zu tun, oder mit dem Denken, das noch von dem sinnlichen und
intellektualistischen Bild des Objekts erfüllt ist.
Wenn er in der Konzentration fortschreitet, gelangt er zum Konzept oder zur Gedankensynthese des
Objekts. Wenn er mit der Zeit seine Konzentrationsfähigkeit verstärkt, kann er zu einem
bestimmten Zeitpunkt das Konzept selbst, die erreichte Synthese, als Objekt annehmen: Der
objektive Inhalt ist verschwunden, an seiner Stelle ist eine Essenz vorhanden, die zu betrachten ihm
zunächst nicht leicht fällt, da er keine ausreichende Gewöhnung an nicht-sinnliche Inhalte hat. Aber
gerade die Kontemplation dieser Essenz führt den Schüler zur Wahrnehmung des lebendigen
Übersinnlichen.
Indem er sich konzentriert, führt der Schüler einen nicht gewöhnlichen Vorgang durch, der nicht
von der Natur gefordert wird, ja sogar instinktiv von ihr behindert wird: Er ruft das ursprüngliche
Denken zum Handeln auf. So wie er mithilfe des gewöhnlichen Denkens den wesentlichen Prozess
des vom Menschen errichteten Objekts rekonstruieren kann, falls er vom Sichtbaren zum
Unsichtbaren aufsteigt und sieht, wie das Unsichtbare sichtbar wird: So erfährt er, indem er
wesentliche Kräfte des Denkens, die normalerweise in der vom Objekt auf den Begriff
übertragenen Konzentration latent sind, aufruft, ein lebendiges Element, das der ursprünglichen
Natur des Denkens eigen ist. Er nimmt ein solches lebendiges Element wahr, weil es die
dialektische oder reflektierende Grenze des Denkens überschreitet: Er kann ein solches lebendiges
Element, das mit dem Übersinnlichen, das sich in der organischen Welt manifestiert, identisch ist,
als Leben erkennen.
Mit zunehmender Konzentration erfährt der Schüler das Denken als ein vorindividuelles und damit
vordialektisches Licht. Der Gedanke offenbart sich ihm als ein Strom, der dasselbe ursprüngliche
Element trägt, das die lebendige Natur aufbaut und in ihr als Vital- oder Ätherkörper, auch
"feinstofflicher Körper" genannt, fließt. Das Lebenslicht des Gedankens ist nicht bewusst, weil
Bewusstsein normalerweise dort entsteht, wo dieses Licht reflektiert und des Lebens beraubt wird:
Deshalb nimmt der gewöhnliche Mensch nur das Unbelebte wahr und kann folglich nur mit Hilfe
des Unbelebten objektiv operieren. Das dialektische Bewusstsein manifestiert sich in ihm auf einer
niedrigeren Stufe, als wenn es nicht dialektisch oder lebendig in der Seele auftaucht.
Konzentration ist immer eine Konzentration des Denkens, unabhängig vom Gegenstand oder
Thema: aber sie ist gleichzeitig eine Operation des Willens. Es gibt keine Konzentrationsübung, die
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nicht gleichzeitig eine Willensübung wäre. Es ist gerade im Bereich des Willens, dass

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das lebendige Element des Konzepts erkennbar ist: das, was den transzendent-immanenten Kern
des Konzepts oder der Idee ausmacht, der zum Lebendigen entfaltet wird.

II. Meditation. Die Übereinstimmung des Gedankens mit dem Willen ist die Grundlage für das
Gleichgewicht und die Energie der Seele. Das Gleichgewicht und die Energie der Seele öffnen
den Weg zu ihrer übersinnlichen Kraft. Es ist die Macht, in der das umfassendste und
befreiendste Gefühl als Leben wiedergeboren wird.

III. Kontemplative Konzentration. Der Schüler kontempliert das Konzept des Objekts, frei von
sinnlichen Elementen: Er hat es objektiv vor sich, als Zeichen, als Form oder formlos, eine
erkennbare Synthese der gedachten Gedanken. Die Synthese muss lebendig sein, innig belebt
durch den eindeutigen Fluss der Gedanken, die sie gebildet haben. Die Aufmerksamkeit muss
immer ruhiger werden, ohne Anstrengung oder Willenskraft zu erfordern. Der tiefste Wille wirkt,
weil er die Synthese selbstlos betrachtet, als etwas Objektives, das von ihm unabhängig ist.

Die Konzentration muss mindestens drei Minuten dauern und ohne Einmischung anderer Gedanken
oder Gemütszustände oder Erinnerungen stattfinden: bis zu dem Punkt, dass es sich um eine absolute
Konzentration handelt.
Diese Übung führt den Schüler zur Wahrnehmung des vordialektischen Lichts des Denkens.
Wenn er das empfindungsfähige Objekt in der typischen Konzentrationsübung denkt, bedient er sich
in Wirklichkeit des gewöhnlichen Spiegeldenkens, d. h. des Gedankenlichts, das normalerweise vom
Gehirnorgan reflektiert wird. Dieses Organ, das physiologisch fast immer nur wenig seiner
eigentlichen Funktion entspricht, wirkt wie ein Zerrspiegel. Das Licht des Denkens ist wahrhaftig
und rein, wird aber immer von einem Gehirnsystem reflektiert, das es wenig wahrhaftig und unrein
macht: Dies ist der Ursprung des subjektiven Standpunkts, der ständig Individuum gegen Individuum
stellt und über den man kaum hinausgehen kann, weil dies die Vereinigung des reflektierten Lichts
mit dem ursprünglichen, vor dem Gehirn liegenden Licht voraussetzt.


Die typische Konzentrationsübung bietet dem Denken die Möglichkeit, seine eigene, vom
Gehirnschirm unabhängige Entität zu verwirklichen: Sie ist im Wesentlichen ein Willensakt unter
dem Zeichen des Ichs. Durch eine solche Handlung stellt das Ich vorübergehend die eigene
Ordnung wieder her, die durch das Alltagsleben regelmäßig verletzt wird: Das Alltagsleben
stimuliert zwar die Kräfte des Ich, aber gleichzeitig versklavt und korrumpiert es sie und führt zu
innerer Zwietracht, dem Ursprung allen menschlichen Übels. Deshalb kann die typische
Konzentrationsübung in ihrer Einfachheit allein zu einer übersinnlichen Erfahrung und zu dem
inneren Gleichgewicht führen, das für die Entwicklung des Daseins gemäß seinem spirituellen
Prinzip notwendig ist.
Bei der Übung sammelt der Experimentator das reflektierte Licht, das die Reihe der Vorstellungen
ist, die notwendig sind, um das Objekt zu rekonstruieren: Er übt eine innere Handlung aus, die das
Ich und seine Identität mit dem ursprünglichen Licht anspricht, nicht weil er sie direkt vollzieht -
denn das könnte er nicht -, sondern weil er sich des Trägers des Objekts bedient. Wenn er sich auf
der Ebene, auf der er sich befindet, direkt an das Licht wenden würde, könnte er es nur abweisen:
Sein gegenwärtiger Bewusstseinszustand ist zutiefst eine instinktive Ablehnung des Lichts. Er kann
nicht umhin, von der Ebene des reflektierten Lichts auszugehen, aber er kann gleichzeitig in
Übereinstimmung mit dem ursprünglichen Licht operieren.
Die Synthese des Objekts ist im Wesentlichen die Wiederherstellung des einen, ungeteilten Lichts:
scheinbar geteilt und analytisch in der Spiegelung, nämlich im dialektischen Denken. Der Begriff
ist das Zeichen des Einen Lichts, aber normalerweise ist er selbst eine Reflexion. Es gibt keinen
Begriff, der nicht ursprünglich eine Operation gemäß dem Einen Licht ist, aber nicht bewusst, d.h.
mittels latenter, vor-dialektischer Denkkräfte vollzogen, denen der gewöhnliche Mensch
verschlossen ist.
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Die Askese des modernen Menschen besteht gerade darin, die latenten Kräfte des Konzepts zu
erobern. Wenn man bedenkt, dass der Mensch sich im Grunde genommen selbst nach den
Begriffen, die er tatsächlich von den Dingen hat, regelt, kann man verstehen, wie sein ganzes
Leben eine Folge seiner

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Die Bedeutung der Askese, die ihn zum Meister der begriffsbildenden Kräfte macht.
Normalerweise verwendet er die Begriffe nicht gemäß ihrer Lichtsynthese, sondern reflektiert,
gemäß seiner psychischen Notwendigkeit, die das Denken versklavt: außer im Fall des
mathematisch-physikalischen Denkens.
In der typischen Übung der Konzentration operiert der Experimentator nach dem Einen Licht, aber
er kann es, nicht weil er es besitzt, sondern weil er mit dem Willen in der Spiegelung operiert: über
die er mittels der Übung eine direkte Macht erlangt, indem er von der Vielheit zur Synthese
aufsteigt. Durch die Übung der Kontemplation des Konzepts benutzt er diese Macht direkt. Er
bewegt sich selbst im einen Licht, nämlich im reinen Denken, vereint mit dem reinen Fühlen, mit
dem reinen Wollen: ein einziger Strom der Kraft, der das ursprüngliche Licht ist. Dass er sich in
einer solchen Kraft bewegt, bedeutet jedoch nicht, dass er sie bereits besitzt. Er kann sich durch sie
bewegen, insofern er ihre Gesetze beherrscht.


Die Eroberung der latenten, konzeptbildenden Kräfte durch die richtige Konzentration ist das
vorinitiatische Unternehmen des modernen Schülers. Vom reflektierten Gedanken zu seinem Licht
zu gelangen, bedeutet für ihn, vom alten "Mondweg" zum "Sonnenweg" überzugehen, das heißt,
das Zentrum der inneren Aktivität vom Astralkörper zum Ich als dem immanenten Ich zu verlegen.
Dies ist ein entscheidender Akt, denn durch ihn überwindet der Asket die ursprüngliche
Korruption der Seele: die Korruption, die früher einen transzendenten oder metaphysischen statt
eines immanenten Weges zum Göttlichen notwendig machte. Alle spirituellen Pfade, die der
bewussten Erfahrung des Konzepts vorausgehen, können als lunar bezeichnet werden, unabhängig
von der traditionellen Form, die sie im Osten oder Westen angenommen haben, weil sie durch den
Astralkörper und nicht durch das Ich wirken, selbst wenn sie sich auf ein inneres Subjekt beziehen.
Wenn sie von einem Ich, einem Purusha oder einer Atma-Puruscha sprechen, beziehen sie sich in
Wirklichkeit auf ein transzendentes Ich, das eine ekstatische Erhebung erfordert: und nicht auf ein
individuelles Ich.
Von Beginn seiner irdischen Ausbildung an operiert der Mensch auf der Erde unter der Führung
der Mächte, die auf seinen Astralkörper einwirken und diesem die Autorität verleihen, die in
Wirklichkeit dem Ich gehört: Mächte, die den tiefsten Widerstand gegen das Ich hervorrufen
werden, wenn dieses anfängt, als autonomes Lebenszentrum des Bewusstseins zu agieren. Sie
können eine solche Autonomie nicht ertragen und geben dem Menschen daher von Anfang an
Mysterienwissen, spirituelle Visionen, Riten, Yoga und soziale Führung, solange sich in ihm kein
freies Ich erhebt, das in der Neuzeit als individuelles Ich auf der untersten Ebene mit seiner
transzendenten Macht, die ursprünglich an das Sinnliche gerichtet war, auftauchen wird und aus
dem eine Wissenschaft der physischen Natur hervorzugehen beginnen wird. In Wahrheit sollte
dieses Ich nicht als das kontingente Ich betrachtet, sondern als das wahre Ich erkannt werden, das
darauf wartet, sich seiner selbst bewusst zu werden: des Wertes seines eigenen autonomen
Bewusstseins.
Seit der antiken Korruption wird sich das Ich in der Seele immer unterworfen fühlen, weil es
hierarchisch niedrigeren astralen Kräften unterworfen ist, die es den Impulsen der niederen Natur
unterwerfen. Der Mensch weiß jedoch, dass er diese Unterwerfung immer neutralisieren kann,
wenn er sich an die Riten und Regeln hält, die den spirituellen Gehalt in seinem Inneren
aufrechterhalten. Die Instinkte und Leidenschaften werden ihn verschlingen, wenn er sich nicht an
die Regeln hält, mit denen der Astralkörper sich der Macht der ihn beherrschenden Wesenheiten
und nicht dem Ich anpasst. Deshalb wird der Asket immer den Geist, den Atma, das Höhere Ich,
außerhalb von sich selbst suchen, indem er der irdischen Individualität entflieht. In Wirklichkeit ist
es aber genau umgekehrt: Nur mit Hilfe dieser kann er die irdische Erfahrung machen.
Offenbarung, Ekstase und Samadhi geschehen durch die Seele, nicht durch das individuelle Ich, das
sich in der Seele zum ersten Mal durch die synthetische Tätigkeit des Denkens, den Begriff, und das
Unternehmen der physischen Erkenntnis der Welt zeigt. Im Konzept beginnt der Mensch, das
Universelle zu erfahren, das er früher außerhalb seiner selbst erfahren hatte.
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als transzendent, mit dem die Identität eine Ekstase implizierte: während die immanente Identität in
der Sinneswahrnehmung und in der Bestimmung des Begriffs begann.
In der heutigen Zeit kennt der Mensch noch nicht die Kräfte des Ich, mit deren Hilfe er das
Konzept bildet: Er benutzt das Konzept auf der Ebene des Astralkörpers, und deshalb benutzt er es
ohne seine wirkliche Energie. Das Zeitalter des Ich ist gekommen: Der Begriff ist heute das
Instrument des gewöhnlichen Denkens, aber der Mensch wird immer noch vom Alten Widersacher
überrollt, weil er den Begriff zwar benutzt, aber reflektiert, entwirklicht, dialektisch. Er baut also
mit Konzepten wie mit leeren Worten.
Allerdings kann er kein Konzept haben, das nicht Gegenwart des Ich im Astralkörper, Macht der
Identität ist: Jedes Mal, wenn er im Bereich des Astralen reflektiert, eliminiert er die Gegenwart des
Ich und das lebendige Denken: Damit kultiviert er das Seelenübel, die Neurose, die Unfähigkeit,
die Energie des Zentrums seiner selbst zu empfangen. So glaubt er, auf der Suche nach der
übersinnlichen Dimension in vergangene Bewusstseinszustände zurückgehen zu müssen, indem er
auf den Inhalt des gegenwärtigen klaren Bewusstseins verzichtet, anstatt voranzuschreiten und
solche Zustände mittels des klaren Bewusstseins zurückzuerobern. Er widmet sich psychischen
Methoden, Yoga oder asketischen Techniken, die Stärke, Ausgeglichenheit und Selbstbeherrschung
versprechen, die er nur vom Zentrum des Selbst aus erreichen kann, sofern es ihm gelingt, die
Energie wahrzunehmen, durch die das Konzept zum bewussten Inhalt in der Seele wird.
Der gegenwärtige Fehler des Menschen besteht darin, dass er seine aufkeimenden Energien des
Geistes, die vom Astralkörper unabhängig sind, den toten Impulsen des Astralkörpers unterwirft. Sie
tauchen im rationalen Denken auf, das auf der dialektischen Ebene mittels des Astralkörpers bewusst
wird. Die aufkeimenden Energien des Ichs werden wieder dem Astralkörper unterworfen, der immer
noch die Autorität der alten Abhängigkeit von Dogmen zum Ausdruck bringt. Heute ist es das
Dogma der Materie. Im reflektierten oder dialektischen Denken amputiert der Mensch die reinen
Energien des Lichts des Denkens, die jedes Mal in der ursprünglichen Formulierung des Konzepts
aufblitzen, von sich selbst. Das Bewusstsein auf die Ebene seines eigenen Lichtprinzips zu heben, ist
die Aufgabe von Konzentration und Meditation.

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4. Das prädialektische Wesen

Meditation ist eine gleichzeitige Konzentration des Denkens, Fühlens und Wollens auf einen
spirituellen Inhalt, der nicht erarbeitet werden muss, da er in der Form, in der er auftritt, bereits
erfüllt und ausreichend ist. Das Thema taucht sofort als Gedanke auf, aber es muss in seiner
unmittelbaren Form belassen werden, damit es direkt in der Seele wirkt: Es muss nicht gedacht
werden. Es ist ein direkter Inhalt des Einen Lichts, eingeschlossen in einem Satz oder einem
Symbol, das der mystischen oder esoterischen Literatur entnommen ist.
Die Meditation zielt darauf ab, einen Gedanken des Lichts in der Seele lebendig werden zu lassen,
nicht durch eine dialektische Analyse, sondern vielmehr durch die Kraft seiner anfänglichen
Resonanz in der Seele, bis zu einer Intensität, die die Wahrnehmung des Lichts hervorrufen kann:
die anfänglich eine ätherische Wahrnehmung ist. Die ätherische Welt taucht vor dem
Experimentator in dynamischen Bildern auf: eine Kraft von Bildern, die übersinnliche Präsenzen
ausdrücken. Die Möglichkeit, dass der Schüler sich gemäß der ursprünglichen Kraft des Lichts in
einer solchen Bilderwelt bewegt - deren Reichtum, Kraft und blitzartige, ständig umwandelnde
Schnelligkeit ihn zu überwältigen pflegt -, hängt davon ab, ob er die Kräfte des Bewusstseins
durch die typische Übung der Konzentration angemessen vorbereitet hat.
Die Ausübung des Denkens ist grundlegend für die Zündung des inneren Aktes unabhängig von der
Psyche, die normalerweise an die körperliche Natur gebunden ist und ihrerseits das Denken
behindert. Eine solche Unabhängigkeit ist wesentlich, damit die Wahrnehmung der ätherischen
Welt und des Ätherleibes regelmäßig ist: d. h., dass sie sich unter dem Zeichen des Ich bestimmt
und nicht in Abhängigkeit von der Psyche oder dem Astralleib: dass sie nicht den subtilen Mächten
der psychophysiologischen Natur gehorcht.
Der Experimentator muss in der Lage sein, zwischen dem übersinnlichen und dem sinnlichen
Bereich, zwischen der höheren objektiven Realität und den medialen Erscheinungen zu
unterscheiden. Die Meditation wird für ihn erhebend, wenn er die Übung der Konzentration
wirklich besitzt.
Meditieren bedeutet im Wesentlichen, einen Gedanken, ein Bild oder eine Idee über das Leben des
Geistes so zum Leben zu erwecken, dass er direkt, in unmittelbarer dialektischer Form, die
Erhebung der Seele hervorruft: Ein solcher Gedanke ist dank seines eigenen übersinnlichen Inhalts
bereits eine Kraft des Lichts an sich: Er bedarf keiner Analyse. Er kann aus der esoterischen oder
mystischen Literatur stammen oder durch die Synthese einer Reihe von Gedanken über die innere
Erfahrung gebildet werden, und zwar nach einem Verfahren, das auf den folgenden Seiten praktisch
befolgt wird: Von Mal zu Mal wird eine Synthese von gezielt ausgearbeiteten Gedanken als
Meditationsinhalt angegeben. Ein solcher Inhalt ist nicht willkürlich, denn er gehört zur
Wissenschaft des Geistes, d. h. er leitet sich von der objektiven übersinnlichen Erfahrung ab.
Konzentration und Meditation geben dem Schüler das Mittel an die Hand, um vom reflektierenden
Gedanken zum Licht des Lebens aufzusteigen, in dem der Gedanke eins ist mit dem reinen Pfad
und dem reinen Willen. Dies ist das ursprüngliche, außerbewusste Licht, dessen Vernichtung oder
Verschlechterung die kontinuierliche Erzeugung des gewöhnlichen Wachbewusstseins zu
verdanken ist. Der gegenwärtige Weg des Geistes besteht nicht darin, vom Wachbewusstsein zu
vergangenen Bewusstseinszuständen zurückzugehen, in der Illusion, in ihnen das Licht
wiederzufinden, sondern vielmehr darin, vom gegenwärtigen Grad des Bewusstseins zu dem Licht
voranzuschreiten, dessen Projektion es ist.
Die Aufgabe des Asketen ist es, das ursprüngliche Licht mithilfe der aktuellen Energien des
Wachbewusstseins wiederzufinden. Das Wachbewusstsein entsteht normalerweise dort, wo das
Licht seine Lebenskraft verliert, weil es reflektiert wird, aber seine Energien sind das Licht selbst,
dem es normalerweise als dialektisches Bewusstsein entgegensteht. So ist der Widerspruch des
Bewusstseins. Die Rückführung des reflektierten Bewusstseins zum Licht des Lebens ist eine
außergewöhnliche Aufgabe, die jedoch auf kosmischer Ebene vorgesehen ist: Sie wird von der
Menschheit als ein Prozess der Reintegration erwartet, der durch die Pflege moderner
Experimentatoren des Suprasenssiblen begonnen werden muss, die in der Lage sind, den Mythos
und den Anti-Mythos der Moderne zu entdramatisieren.
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IV. Der Schüler stellt sich vor den Samen einer Pflanze, die ihm vertraut ist. Er betrachtet den
Samen, seine Form, seine Farbe, und ohne den Blick von ihm zu lösen, stellt er sich seine
Keimung und den anschließenden Aufgang aus der Erde vor, danach sein Wachstum als neue
Pflanze, seine Verzweigung in Blätter und seine Blüte bis hin zur Produktion neuer Früchte, in
denen er wieder als Samen erscheint. Diesen imaginativen Prozess der Geburt, des Wachstums
und der Fruchtbildung muss er sich als Synthese zu eigen machen und gleichzeitig ein subtiles
Gefühl dafür entwickeln, während er ihn weiter betrachtet. Er muss in der Lage sein, diesen
inneren Inhalt eins mit der Wahrnehmung selbst zu erleben, indem er spürt, dass er zum Samen
gehört, so wie die physischen Merkmale zu ihm gehören.

Diese Übung kann den Schüler zur Wahrnehmung der ätherischen Form des Samens führen: Aber
in der Erwartung, dass sie zu einer solchen Erfüllung führt, ist die Übung im Wesentlichen
formativ für das Denken und seine tiefe Übereinstimmung mit dem Gefühl und dem Willen: Sie
erzieht das Denken zur Logik des Lebendigen, die die wahre Logik ist, da sie nicht durch die
Vermittlung des Gehirns entsteht, sondern gemäß dem außersinnlichen Prozess des Wirklichen.
Das heißt, er verwirklicht die Identität, die das Ich normalerweise in der Wahrnehmung vollzieht,
indem es der sinnlich wahrnehmbaren Welt mithilfe der Kräfte des Lichts und des Lebens
begegnet. Das befreite Denken wird als lebendig bezeichnet, weil es das Denken ist, das beginnt,
in sich selbst und in den Wesen das Leben wahrzunehmen: das ursprüngliche Licht.


Das ursprüngliche Licht fließt normalerweise unbekannt als vor-dialektisches Denken in das
dialektische Denken: Dieses ist die Reflexion oder der Schein, die Maya. Die Dialektik ist zwar
für die alltägliche Erfahrung unerlässlich, aber für die Durchdringung der Wirklichkeit ist sie
unbrauchbar. Sie ist sogar ein Hindernis.
Als aus Worten gewebt, ist die Dialektik gerade in ihrem prädialektischen Moment der
Durchdringungskraft beraubt: in dem allein kann der Mensch sich als Subjekt erfassen. In der
Dialektik hört der Mensch auf, Subjekt der Erfahrung zu sein; er kann nicht gemäß seinem
ursprünglichen Wesen leben, noch kann er aus diesem Grund die Identität des ursprünglichen
Lichtes mit der Wirklichkeit erleben.
Der Schüler erkennt als letzten Sinn der Disziplin ein solches ursprüngliches Licht, weil er in ihm
die Quelle der Kraft, aber vor allem die übersinnliche Richtung seines Weges erkennt. Er erkennt es
in der Unmittelbarkeit des Denkens, die der dialektischen Form vorausgeht. Es ist die
Unmittelbarkeit, die keiner Vermittlung bedarf, weil sie eben als reines, objektloses Denken in
erster Linie die Vermittlung ist. Nur die reine, gegenstandslose Unmittelbarkeit kann zur
vermittelnden Tätigkeit werden: Sie kann es, weil sie die wahre Unmittelbarkeit ist, das
Ursprüngliche: das man so lassen muss, wie es ist, wenn man wahrnehmen will. Es so zu lassen,
wie es ist, bedeutet, es zu kontemplieren.
Die Askese des Denkens besteht gerade im Experimentieren mit diesem Ursprünglichen, das kein
Denken erfordert, da es die einzige Aktivität des Bewusstseins ist, die keine Integration des
Denkens erfordert. Diese Tätigkeit selbst ist das integrierende Denken. Auf einem solchen Weg
haben wir den Übergang vom Gedanken zur Gedankenkraft. Die Offenbarung des Gedankens wird
zum Fließen einer Kraft, die nichts mit Dialektik zu tun hat.

V. Meditation. Jeder beliebige Gegenstand verlangt, mit dem Denken verstanden zu werden: Das
Denken hingegen verlangt dies nicht an sich. Es benötigt kein anderes Denken, um sich als das zu
offenbaren, was es objektiv ist. Der Gedanke, der sich als Objekt offenbaren kann, muss nicht
verstanden, sondern wahrgenommen werden: Er erfährt sich als prädialektisches Licht. Ein
solches Licht trägt die Kraft des Prinzips in sich.

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Der Schüler kann diese Meditation in dem Maße praktizieren, in dem er die Übung der
Konzentration besitzt. Wenn er die Offenbarung des Gedankens verwirklicht, denkt er in
Wirklichkeit nach dem Ich und nicht nach dem Objekt; deshalb kann er das Objekt durchdringen:
das jedoch als sinnliches Objekt der ursprüngliche Anstifter der Gegenwart des Ich im Gedanken
ist. Die Gedankenkraft ist die übersinnliche Erfahrung, die dem Ich möglich ist und die das
Bewusstsein der sinnlichen Erfahrung verwirklicht.
Es gibt kein Objekt, das sich nicht durch die Anwesenheit des Ich im Denken offenbart: Diese
Anwesenheit ist normalerweise unbewusst. Man muss das vom Objekt befreite Denken erleben, um
das Ich im Denken zu haben: das heißt im Astralkörper. Dies ist der Sinn von Konzentration und
Meditation. Der Experimentator muss ein Bewusstsein für die absolute Priorität des Denkens bei
der Entstehung des Bewusstseins entwickeln: nichts vor dem Denken, was bedeutet, nichts vor dem
Ich. Dies hat nichts mit der idealistischen These zu tun, die auf der Ebene der reinen Rationalität
relevant ist. Er kann die Priorität des Denkens als Kontinuität erfahren, nicht indem er denkt,
sondern indem er das Denken als Verkettung von Gedanken betrachtet. Zunächst muss er energisch
einen Gedanken setzen: In einem zweiten Schritt kann er den Gedanken betrachten, nicht denken.
In eine solche Kontemplation fließt der höhere Strom des Wollens, die Macht des Ich.
Im Wesentlichen offenbart sich die sinnliche Objektivität nicht um ihrer selbst willen, sondern um
die Erfahrung des Ich im Denken hervorzurufen: Ich, das es immer gibt, aber unbewusst. Die von
der Epoche dringend geforderte Erlangung ist der letzte Sinn der bewussten Erfahrung des
Sinnlichen: die übersinnliche Empirie: das Bewusstsein der Bestimmtheit, d. h. der Gegenwart des
Ich im Denken, das das Sinnliche erfährt.
Die Erfahrung des ursprünglichen Moments des Denkens ist das neue spirituelle Element, das der
moderne Asket verwirklichen kann. Der ursprüngliche Moment muss nicht gedacht, sondern
vielmehr wahrgenommen werden. Dieser Moment ist das lebendige Denken in einer Form, die
keiner weiteren Form bedarf. Die Form ist das vordialektische Denken: das mittels Konzentration
und Kontemplation erkannt werden muss, weil normalerweise die Bestimmtheit verhindert, dass
man es sieht: einmal gesehen, ist es das Wesen als Denken: das nicht gedacht werden muss, weil es
gleichzeitig Denken und Denken ist: die lebende Form oder das Leben der Form.
Die Technik einer solchen Erfahrung besteht jedoch nicht darin, die Aufmerksamkeit direkt dem
ursprünglichen Moment des Denkens zu widmen, der in Wahrheit auf diese Weise nicht fassbar ist,
sondern im Gegenteil in der Konzentration des Denkens auf ein Thema oder einen Gegenstand, so
dass die Verbindung mit dem ursprünglichen Moment zunächst indirekt in der fließenden Form des
Denkens zustande kommt: Diese Form kann intensiviert werden, bis sie auf der anderen Seite des
Gegenstandes objektiv wahrnehmbar ist. Die Erfahrung des denkenden Wesens erfordert den Weg
über das Objekt, um zum Begriff zu gelangen, der unbewusst oder abstrakt das Wesen in sich hat.
Der ursprüngliche Moment des Denkens existiert kraft der Determination immer in der Seele, aber
er wird ignoriert und normalerweise vom Menschen vermieden, der fürchtet, sich des Denkens
bewusst zu sein, er fürchtet, autonome oder lebendige Gedanken zu haben, Essenz-Gedanken,
Kraft-Gedanken.


Konzentration ist dann gegeben, wenn die Hingabe an ein Thema die Bewegung des Denkens und
seine außerbewussten Verzweigungen unbegrenzt polarisiert, d.h. wenn sie direkt in einem Bereich
wirken kann, in dem gewöhnlich außerrationale Mächte der Natur das Denken manövrieren. Der
Zweck der Konzentration besteht darin, das Denken solchen Mächten zu entziehen: ihm (dem
Gedanken, Anm. d. Ü.) das Bewusstsein zu verleihen, dass es in seiner Autonomie und in seiner
ursprünglichen Verbindung mit dem Ich eine auf sich selbst gegründete Macht ist.
Die Übung, die die Geisteswissenschaft dem Schüler grundsätzlich in diesem Sinne abverlangt, ist
die typische Konzentration mithilfe des Objekts mit minimaler Bedeutung, das, wie wir gesehen
haben, dem Denken ein Mittel an die Hand gibt, sich den unbewussten psychischen Verbindungen
zu entziehen und direkt aus seiner eigenen übersinnlichen Quelle zu schöpfen. Es ist eine Funktion,
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die mit der des

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modernen mathematisch-physikalischen Denkens, das mithilfe äußerer Objektivität die reine
Bestimmung des Denkens als Ausdruck des Ichs verwirklicht, anstatt als Notwendigkeit, die der
Psyche durch den eindimensionalen Bereich der Quantität auferlegt wird.
Die Gefahr für den Menschen dieser Zeit besteht gerade darin, dass er sich der Willensbestimmung
des Denkens, die ein Ausdruck des Ichs ist, bedient und es dennoch vom Strom des Ichs isoliert,
wobei der Strom, der ohnehin in ihm weiterfließt, verneint wird und in den Bereich des Instinktiven
absinkt. Die Mächte der Natur, deren bewusste Bestimmung die Aufgabe hatte, das Denken zu
befreien, ergreifen das Denken wieder als verstärkte antigeistige Mächte, die in der Lage sind, ihm
auch spirituelle, ethische und soziale Tendenzen zu suggerieren. Den Experimentatoren des
Suprasenssiblen obliegt es, das Spiel der Kräfte hinter dem Schein zu erkennen, damit die
Beeinträchtigung des höheren Stroms des Ich das menschliche Schicksal nicht noch stärker
belastet.
Die Funktion der typischen Konzentrationsübung ist in diesem Sinne vorhersehbar: Sie ist eine
willentliche Form der Vereinigung des Gedankens mit seiner übersinnlichen Quelle und damit auch
mit dem Ich. Seine Absicht ist das reine Denken, das nicht mehr vom Ego oder von der Natur
gesteuert wird und aus diesem Grund das Vehikel der höchsten Kraft des Menschen ist.
Die Konzentration muss dem Gedanken das Mittel an die Hand geben, sich in seiner eigenen
objektiven Natur als reiner Gedanke zu manifestieren, der von der Psyche unabhängig ist und sich als
solcher mit größter Autonomie im Bewusstsein bewegen kann. Durch eine solche Bewegung kommt
der Experimentator mit der Macht eines grenzenlosen übersinnlichen Prinzips in Berührung, gegen
dessen Empfang seine niedere Natur normalerweise verschlossen ist und sich durch subtile Formen
der Angst wehrt: Da sie die Kraft ist, die alle Angst überwindet.

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5. Ich und Ego

VI. Reine Konzentration. Der Experimentator konzentriert sich auf eine geometrische Figur, zum
Beispiel ein Dreieck. Er denkt an die verschiedenen Formen des Dreiecks, gleichseitig,
gleichschenklig, rechtwinklig usw., bis er zu dem reinen Konzept des Dreiecks gelangt, das alle
Formen zusammenfasst. Das so erhaltene Konzept muss sich vor dem Bewusstsein befinden, in
seiner ganzen Präzision und unabhängig von jeglichen formalen oder sinnlichen Resten.

Der Schüler sollte meditativ beobachten, wie er sich im Wesentlichen bereits aus dem reinen
Konzept heraus bewegt, um die Übung durchzuführen: Weil er aus diesem schöpft, kann er sich die
verschiedenen Formen des Dreiecks vor Augen führen. Normalerweise besitzt er jedoch keinen
solchen reinen Begriff: Er erreicht ihn auf der Rückseite des Bewusstseins und baut ihn durch
Vorstellungen wieder auf, bis er ihn am Ende der Übung objektiv vor sich hat. Dies ist in Wahrheit
der Sinn der Konzentrationsübung: die latenten aufbauenden Energien des Konzepts zu realisieren.

VII. Der Schüler konzentriert sich auf den Kreis, bis zum reinen Konzept. Dann muss er sich
fragen, aus welchem Grund der Kreis seinen Mittelpunkt innerhalb und nicht außerhalb von sich
selbst hat. In Wirklichkeit ist die Äquidistanz der Punkte des Kreises räumlich, aber weil man
sich auf einen nicht-räumlichen Punkt bezieht, nämlich auf das Zentrum, das als solches die
Negation des Raums ist. Ohne den eindeutigen Bezug des Raums auf eine solche Negation wäre
die Äquidistanz der Punkte des Kreises nicht möglich. Diese ist möglich in Bezug auf einen
metaphysischen oder nicht-räumlichen Punkt, den jede Figur, weil sie räumlich ist, nicht
außerhalb ihrer eigenen Form haben kann, sondern im Gegenteil innerhalb dieser. Die Form ist
in Wahrheit "das Äußere" dieses Punktes.

Jede räumliche Figur drückt in der Form die Tendenz aus, den Raum zu erschöpfen, um sich als das
zu enthüllen, was sie wirklich ist: als Idee. Das erklärt, warum die Fläche eines Quadrats, dessen
Seitenlänge der exakte vierte Teil des Umfangs eines Kreises ist, erheblich kleiner ist als die des
Kreises selbst.
In Wirklichkeit erreicht im Kreis die Äquidistanz des metaphysischen Punktes das Maximum ihres
räumlichen Ausdrucks.
Ähnliche Meditationen erziehen den Schüler zum reinen Denken. Er wird mit einem Kern von
Gedankenlicht vertraut, der immer mehr an objektiver Intensität gewinnt, bis er ihn als
transzendenten und gleichzeitig mächtigen Bezugspunkt in Situationen, die ihn zu überfordern
drohen, heranziehen kann. Der Lichtkern des Gedankens wird für ihn zu einem Kraftzentrum, das
die größte Macht der Unpersönlichkeit oder des Anti-Egoismus in sich birgt.


Konzentration zeigt sich, wenn die Hingabe an ein Thema die Bewegung des Denkens und seine
außerbewussten Verzweigungen grenzenlos polarisiert: das heißt, wenn sie indirekt in einem
Bereich wirken kann, in dem aus Gewohnheit außerrationale Mächte der Natur das Denken
manövrieren. Das Ziel der Konzentration ist es, das Denken solchen Mächten zu entziehen: ihm das
Bewusstsein zu verleihen, dass es in seiner Autonomie und in seiner ursprünglichen Verbindung mit
dem Ich eine auf sich selbst gegründete Macht ist.
Die Übung in diesem Sinne, die die Geisteswissenschaft dem Schüler grundsätzlich abverlangt, ist
die typische Konzentration mittels des Objekts mit der geringsten Bedeutung, die, wie wir gesehen
haben, dem Denken das Mittel an die Hand gibt, sich den unbewussten psychischen Verbindungen
zu entziehen, um direkt aus seiner eigenen übersinnlichen Quelle zu schöpfen. Diese Funktion ist
identisch mit der des modernen mathematisch-physikalischen Denkens: das mittels äußerer
Objektivität die reine Bestimmung des Denkens als Ausdruck des Ichs verwirklicht, anstatt als eine
Notwendigkeit, die der Psyche durch den eindimensionalen Bereich der Quantität auferlegt wird.

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Die Gefahr für den Menschen dieser Zeit besteht gerade darin, dass er sich der willentlichen
Entschlossenheit des Denkens, das ein Ausdruck des Ichs ist, bedient und es dennoch von dem
Strom des Ichs abhält, der ohnehin weiter in ihm fließt, aber, da er verleugnet wird, in den Bereich
des Instinkts absinkt. Die Mächte der Natur, deren bewusste Entschlossenheit die Aufgabe hatte,
das Denken zu befreien, ergreifen das Denken dann als verstärkte antigeistige Mächte, die in der
Lage sind, ihm auch spirituelle, ethische und soziale Tendenzen zu suggerieren. Den
Experimentatoren des Übersinnlichen obliegt es, das Spiel der Formen hinter den Erscheinungen zu
erkennen, damit die Beeinträchtigung des höheren Stroms des Ich das menschliche Schicksal nicht
noch mehr belastet.
Die Funktion der typischen Konzentrationsübung ist in diesem Sinne vorhersehbar: Sie ist eine
freiwillige Form der Vereinigung des Gedankens mit seiner übersinnlichen Quelle und mit dem Ich.
Ihre Absicht ist das reine Denken, das nicht mehr vom Ego oder von der Natur gesteuert wird, und
sie ist daher das Vehikel der höchsten Kraft des Menschen.
Die Konzentration muss dem Gedanken das Mittel an die Hand geben, sich in seiner eigenen
objektiven Natur als reiner Gedanke zu manifestieren, der von der Psyche unabhängig ist und sich
als solcher mit größter Autonomie im Bewusstsein bewegen kann. Durch eine solche Bewegung
kommt der Experimentator mit der Macht eines grenzenlosen übersinnlichen Prinzips in Berührung,
gegen dessen Empfang seine niedere Natur normalerweise verschlossen ist und sich durch subtile
Formen der Angst wehrt: Da dies die Kraft ist, die alle Angst überwindet.
Durch die Entwicklung der bewussten Aufmerksamkeit bei der Ausübung der Konzentration
nimmt der Experimentator die Kräfte, die sich normalerweise der Kontrolle des Bewusstseins
entziehen und die Schraube der niederen Stimmungen und Impulse bilden, wieder in den
eindeutigen oder konzeptuellen Gedankenprozess auf. Es sind genau diese Kräfte, die die
Konzentration behindern und mit subtilen Tricks Vorwände vorschieben, um sie zu vermeiden, sie
mechanisch auszuführen oder sie sogar als schädlich zu betrachten. In Wirklichkeit bewirkt
Konzentration die wahre Natur des Denkens: Sie gibt dem Denken seine Funktion als Träger des
Prinzips der Reintegration zurück. Wahre Konzentration führt in der Tat zur Umwandlung des
Denkens.
Wenn der Experimentator die Übung der Konzentration auf die Substanz durchführt, stellt er sich
der realen Situation seines eigenen Innenlebens, weil er sich vom Standpunkt des Ich aus betrachtet
und versucht, eine Ordnung wiederzugeben, die vom Ich zum Astralen, zum Ätherischen und zum
Physischen geht: eine Ordnung, die es in Wirklichkeit nie gibt, da sie regelmäßig umgekehrt ist.
Alles, was sich für den Menschen in der physischen Welt abspielt, wirkt nämlich auf das
Ätherische, beeindruckt das Astrale und erfasst das Denken bis zur Zustimmung des Ich, das
seinerseits nicht in der Lage ist, die Antwort auf den äußeren Reiz nach dem Gesetz seiner
Wesentlichkeit in Bezug auf das Reale zu bestimmen. Damit ist das Denken normalerweise ein
Instrument des niederen Ichs oder des Egoismus: des Astralkörpers, der der physischen
Körperlichkeit unterworfen ist und seine eigene wesentliche Unabhängigkeit von ihr vergisst.
Ebenso fehlt es dem Begriff an seinen latenten Kräften und er wird als Abstraktion zum diskursiven
Futter der Dialektik.
Die Konzentration hat die Aufgabe, den Egoismus zu überwinden, indem sie sich des
unmittelbaren dialektischen Vehikels des Egoismus bedient, nämlich des reflektierten Denkens.
Solange das Denken dialektisch oder reflektiert ist, ist es trotz seiner logischen Tugenden ein
Instrument der "tierischen" Entität des Menschen, nämlich des Egoismus: Es erfasst weder seine
eigene Realität noch die der Welt, und deshalb operiert es mit Hilfe des Wissens gegen das
Element des Lebens, aus dem es gleichzeitig das Kontinuum seiner eigenen reflektierenden
Aktivität schöpft.
Je mehr sich das Denken auf sie konzentriert, desto essentialisierter wird der innere Mensch, indem
er in seiner eigenen Tiefe lebt. Er fühlt, dass er sich an der Schwelle zum Übersinnlichen befindet,
d. h. bei einer Welt mächtiger Wahrheit, im Vergleich zu der die sinnliche Welt ihren
Realitätscharakter zu verlieren scheint. Dieses Gefühl ist wichtig, da es ein Zeichen für die erreichte
Konzentrationsstufe ist.
Ein weiteres Zeichen ist der innere Zustand der Entdramatisierung menschlicher Tatsachen: Damit
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einher geht ein breites Gefühl des Verständnisses für jedes Wesen, egal ob es auf der Bühne
unschuldig oder schuldig erscheint. Da er seinen inneren Prozess erahnt hat, rechtfertigt er ihn als
notwendig und verlangt daher ein Element der Befreiung, das nur von demjenigen kommen kann,
der meditiert, indem er sich von der Maya des Denkens befreit.

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Die Askese der Konzentration und Meditation beginnt authentisch zu sein, wenn sie ein Gefühl
grenzenlosen Mitgefühls für die Wesen hervorruft, die leidenschaftlich an ihrem eigenen Irrtum
wie an ihrer eigenen Wahrheit hängen, d. h. die in einem von Kampf und Begierde durchwobenen
Dasein gefangen sind, dessen Sinn sie erst nach dem Tod erkennen. Von einem solchen Gefühl ist
der Wille zur Hilfe untrennbar. Doch man entdeckt, dass die wahre Hilfe jenseits aller
offensichtlichen oder unmittelbaren Formen die Idee ist, das reine übergeistige Element, das
Lichtprinzip der Befreiung.
Die Idee ist keine bestimmte, religiöse, oder traditionelle, oder mystische, oder politische Idee. Es
ist leicht, sich auf eine Idee zu beziehen, die nach einer bestimmten Wahl vereint: Diese ist nicht
die wahre Idee, sondern eine eigene Manifestation, die, falls es ihr gelingt, wie die schöpferische
Idee zu wirken, den Menschen in Wirklichkeit versklavt, indem sie ihm die Illusion vermittelt,
nach Wahrheit und Freiheit zu handeln: Sie vereint nach einem psychischen oder tierischen
Nenner. Die wahre Idee ist das reine Lichtprinzip des Denkens: die Macht, die allein die freien
Wesen vereinen kann. Aber es ist die Eroberung einer Erlösung des Denkens, die demjenigen
möglich ist, der die Kunst der Befreiung des Geistes von der Zerebralität und die Dringlichkeit der
kosmischen Kraft unter der Maya des Denkens kennt. Diese Kraft ist die wahre Hilfe des
Menschen, weil sie seine eigene ist und die Macht hat, ihn über jede Schwäche oder Schwierigkeit
zu heben. Die Entscheidung, die sich an diesem Punkt aufdrängt, ist: Wir müssen stärker sein, aus
Liebe zu den anderen, deren Hilfe die Welt braucht.
Wahre Kraft kommt aus der Konzentration. Es gibt keine schwierigen äußeren oder inneren,
physischen oder psychischen Situationen - Unruhe, Müdigkeit, Krankheit etc. - die die Ausübung
der Konzentration verbieten könnte. Wie sehr ist sogar der gegenteilige Fall wahr. Die Aufgabe der
Konzentration ist es, die zentrale Energie der Seele wiederherzustellen, unabhängig von den
Bedingungen, in denen sie sich bewegt.
Es ist ein Irrtum zu glauben, dass Konzentration äußere oder innere Bedingungen voraussetzt: Sie
muss unter allen Bedingungen praktiziert werden können, solange sie sich auf das Denken beruft, d.
h. auf die einzige an sich freie Aktivität, die nichts mit dem Medium zu tun hat, durch das sie sich
manifestiert. Diese Überlegung kann die Bedeutung der von uns dargelegten Technik der
Konzentration besser verständlich machen.
Es sind keine vorbestimmten Bedingungen, die einen Weg bieten können, das Ich zu erfahren:
Vielmehr muss das Ich in der Lage sein, sich selbst durch jede Art von Bedingung in der heutigen
Zeit zu erfahren. In diesem Sinne kann man den Unterschied zwischen dem Weg der neuen Zeit
und dem der traditionellen Techniken, insbesondere des Yoga, verstehen. Der Weg der neuen Zeit
beruft sich auf eine Kraft, die in das Erdreich eingedrungen ist und durch die Maya der
menschlichen Selbstsucht hindurch wirkt, indem sie eine ursprüngliche Form des Denkens
annimmt.
Das Denken befindet sich in Wirklichkeit bereits in seiner eigenen Welt der Kräfte, wird aber
unbewusst mit der dialektischen Maya identifiziert. Indem das Denken seine Bewegung willentlich
intensiviert, hört es auf, mit ihr zusammenzufallen: Es identifiziert sich mit seiner eigenen reinen
Kraft und vereint sich mit seiner Quelle. Um einen ähnlichen Vorgang zu vollziehen, braucht das
Denken jedoch seine Maya und die dialektische Bewegung im Bereich der Maya-Kräfte, die seine
anfängliche Beweglichkeit anregen. Deshalb treten ihr in der Konzentration wie in der Meditation
die Schwierigkeiten als eine Form der Maya entgegen und auch als Hinweise auf die Kraft, die sie
in sich selbst freisetzen muss: das Maß für die Intensität der Konzentration, die sie in sich selbst
verwirklichen muss.
Das Wiederfinden der lebendigen Idee oder des Konzepts ist in diesem Sinne die Verwirklichung
des atmischen Zustands des Denkens. Der Gedanke findet die Essenz wieder, indem er im Keim
das verwirklicht, was auf initiatische Weise der Zustand des Atma oder des Geistmenschen sein
wird.

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6. Das Licht des Lebens: Das Konzept

VIII. Meditation. Der Mensch erfährt ein Wesen in sich selbst, wann immer es ihm gelingt, das
Wesen eines Wesens zu begreifen: Das Wesen ist wahr und es befindet sich im Zentrum dieses
Wesens, aber es ruht nicht in ihm, außerhalb des Gedankens, der es denkt, jenseits seiner Intuition.
Dieses "Jenseits" ist innerhalb des Denkens: Es ist das Leben des Lichts, das zu finden die Aufgabe
der Konzentration ist.

Wer das Wesen eines Dinges als Grundlage desselben denkt, kann entdecken, dass diese Grundlage
intuitiv in ihm mittels des Denkens als gedachte Essenz auftaucht: Es ist in ihm das Moment der
Identität oder der Synthese, das sich dem dialektischen Bewusstsein entzieht. Er denkt sie in der
Sache, zu ihr gehörend, aber weil sie in seiner Seele als objektiver Inhalt auftaucht. Dieser
objektive Inhalt ist freilich nicht bewusst: Jedes Mal wird er im dialektischen Bewusstsein zu einer
Abstraktion. Die Aufgabe der Konzentration besteht darin, ihm wieder konkreten Charakter zu
verleihen. Der Mensch ist der Träger des inneren Inhalts, der allen Wesen vorenthalten wurde. Die
Askese des Denkens bietet eine Möglichkeit, das Wesen als lebendigen Gedanken zu betrachten,
der nicht gedacht werden muss, um sich zu offenbaren, da er bereits ein Gedankengebilde ist.
Diese Askese ist der wahre Sinn, das letzte Ziel, der Erfahrung des modernen Menschen: Es ist der
Sinn der Entschlossenheit des Denkens, von dem die moderne Untersuchung des Sinnlichen
ausgeht: eine Untersuchung, deren Notwendigkeit der traditionelle Asket oder der Gelehrte der
antiken Welt nicht empfinden konnte, weil sich ihm anstelle der Entschlossenheit das unbestimmte
Universale als innerer Inhalt der Wesen offenbarte. Dieser Inhalt existierte: Es war nicht
notwendig, ihn als Essenz mit den bewussten Kräften der Seele heraufzubeschwören. Eine Aufgabe
des traditionellen Asketen bestand im Wesentlichen darin, sich auf die unpersönliche Ebene des
inneren Lichts zu erheben, um dort die Identität mit dem Wesen der Wesen zu erfahren. Dies war
eher eine Erfahrung des spirituellen Astralkörpers als des Ichs. Dies erklärt, warum die
traditionellen ideografischen Sprachen nie Universalien oder Konzepte wie "Baum" enthielten,
"Tier", "Weg" etc. sondern im Gegenteil bestimmte Bäume oder bestimmte Tiere etc. Das Moment
der Bestimmung des Denkens physikalisch-mathematischer Art, indem umgekehrt die erste Form
der Unabhängigkeit von der antiken Psyche oder dem Astralkörper verwirklicht wird, ist das
individuelle Moment der Seele: Es ergibt sich freiwillig aus dem Ich, als reine Beziehung zu den
Wesen, dank der ausschließlichen sinnlichen Vision. Der antike Asket sah die geistige Wesenheit,
die sich in allen Löwen der Erde verkörperte: Er musste sich nicht erst einen Begriff von "Löwe"
bilden. Dies ist der bewusste Akt des modernen Menschen, der aufhört, sich von der Offenbarung
helfen zu lassen, und individuelle Kräfte in die Tat umsetzt, indem er in sich das Universelle
wiederfindet, mittels des Universellen, das sich in ihm als Gedanke bestimmt. Im dialektischen
Moment der Bestimmung ist dies der abstrakte Begriff des Löwen, im ursprünglichen Moment der
Bestimmung ist es die Identität mit dem Wesen, das in allen Löwen der Erde eineindeutig lebt.

IX. Meditation. Die Tatsache, dass der moderne Mensch das Konzept des Löwen hat, bedeutet im
Wesentlichen, dass er in sich selbst den Moment der Identität mit dem übersinnlichen Wesen des
Löwen verwirklicht: ein überbewusster Moment, der sich dem gewöhnlichen Bewusstsein entzieht,
den er aber mittels der Belebung des Konzepts erfahren kann.

Das durch Konzentration belebte Konzept verleiht die intuitive Identität mit dem außersinnlichen
Wesen einer Art oder Gattung des Tier- oder Pflanzenreichs, nicht die Wahrnehmung dieses Wesens,
die eine spätere Errungenschaft der Askese ist.
Die reine intuitive Bewegung des Konzepts ist nicht bewusst, weil sie vordialektisch ist: Es ist die
Bewegung des unabhängigen Ichs des Astralkörpers, die durch den bewussten Akt auf der
dialektischen Ebene hervorgerufen wird. Auf der Ebene des Astralkörpers entwickelt sich nämlich
das gewöhnliche analytische Denken mit der Reihe seiner

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Repräsentationen und mit seiner Tendenz, die Konzepte auf seine eigene Grenze zu reduzieren, ist
die Ebene, von der die Rede ist, umgekehrt die des Ich, das vom Astralkörper unabhängig ist. Es
handelt sich um die Unabhängigkeit des bewussten Prinzips der Psyche, die moderne Trägerin der
Neurosen, oder um die illegitime Fortsetzung der Herrschaft des Astralkörpers über das Ich. Man
versteht die tatsächliche Situation des modernen Menschen, wenn man berücksichtigt, dass die
intuitive Bewegung des Begriffs die wahre Voraussetzung jeder Erkenntnis ist, in der sich die
Identität, die anfängliche Überwindung der Dualität, verwirklicht. Dies ist die Voraussetzung der
mathematischen und physikalischen Wissenschaften, sofern sie real und nicht rhetorisch sind, wie
sie im Begriff sind zu werden: Es ist die Voraussetzung, die im logisch-dialektischen Menschen
wirksam ist, aber von ihm ignoriert wird.
Der Experimentator muss in der Lage sein, eine klare Trennung zwischen der Herrschaft des
lebendigen Gedankens, in dem das Ich agiert, und der Herrschaft des dialektischen Gedankens, der
zum Astralkörper gehört, wahrzunehmen: Es ist, als würde man einen realen Körper von seinem
Schatten unterscheiden. Der Unterschied zwischen dem vor-dialektischen und dem dialektischen
Moment besteht darin, dass der erste vom Leben durchdrungen ist, während der zweite ohne Leben
ist: Er ist tot. Im vor-dialektischen Moment erfasst das Denken, das viel mehr als das gewöhnliche
Denken ist, das lebendige Element der Wesen: In der dialektischen Projektion verliert es ein
solches Element, von dem ihm nur noch die Reflexion bleibt. Damit verliert er aber auch die
Realität des Wirklichen: der Materialismus ist für ihn unvermeidlich: seine begriffliche
Bestimmung ist abstrakt, er erfasst nur das Berechenbare, nämlich das Irreale, das, was von der
Realität die tote Erscheinung ist.
Die letztendliche Bedeutung der westlichen Erfahrung des Konzepts als einer Erfahrung des Ich im
Astralkörper und unabhängig von diesem ist jedoch die Askese des Denkens, die zur Wahrnehmung
des lebendigen Moments des Ich im Konzept führen kann, das seine Wahrheit und Wirklichkeit ist:
dem dialektischen Bewusstsein entzogen, das bloßes Bewusstsein des Astralkörpers ist. Die
Disziplin der Konzentration bietet einen Weg, diesen lebendigen Moment des Denkens zu erfahren,
der nicht an irgendeine Kategorie der physischen oder psychischen Natur gebunden ist, da er die
Quelle des Letzteren selbst ist. Dieser lebendige Moment birgt in sich die Kraft, die Andersartigkeit
zu überwinden: die Kraft, menschliche Probleme zu lösen, die für das kadaverhafte dialektische
Denken unergründlich sind.
Indem er das dynamische Moment des Konzepts erfährt, überwindet der Asket die Andersartigkeit,
denn indem er sich selbst entpersönlicht, verlegt er das Zentrum des Bewusstseins in das Ich: In
Wirklichkeit überträgt er das Selbstgefühl aus dem Astralraum in das Ich, das sich selbst nicht
spüren muss, um zu sein. Indem er die Andersartigkeit überwindet, ist er frei.


Beim modernen Menschen ist der Astralkörper normalerweise "frei" und nicht der Träger der
Freiheit, der das Ich ist. Die falsche Freiheit des Astralkörpers ist die Freiheit, der der Mensch
regelmäßig das Ich unterwirft, weil er sich tatsächlich durch den Astralkörper selbst fühlt: Er fühlt
sich im Astralkörper, in der Psyche, und nicht im Subjekt eines solchen Fühlens, d.h. nicht im von
der Psyche unabhängigen Ich. Jede menschliche Überhöhung der Freiheit, die in der Tat vom
Astralkörper ausgeht, geht von einem Impuls aus, der der wirklichen Freiheit entgegengesetzt ist:
Diese kann nur aus der Befreiung des Denkens von der Psyche hervorgehen, nämlich aus der
Artikulation des freien Ichs der Astralwelt im Denken, im Fühlen, im Wollen. Die westliche
Erfahrung des Konzepts war nur die erste Bewegung einer Restitution der Zentralität des Ichs in
Bezug auf den Astralkörper.
Esoterisch-mythisch ausgedrückt kann man sagen, dass der Astralkörper an sich göttlicher Natur
ist, aber als Folge der "luziferischen Verführung" dieser entfremdet ist: nach einer illusionären
Autonomie auf ein Böses und ein Gutes hin angespannt, die nur für ihn, für sein subjektives
Klischee so sind, während sie für andere das Gegenteil sein können. Der Astralraum wehrt sich,
wird übermütig, deprimiert und lässt sich unterkriegen: weil er sich nicht nach dem Ich bewegt,
sondern nach einem Inhalt, der niemals wahr ist, weil er reflektiert ist: Luzifers Täuschung. Indem
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Luzifer die Astralwelt beherrscht, bezieht er das Ich mit ein, das glaubt, das Subjekt zu sein, ohne
es in Wirklichkeit jemals zu sein, denn es identifiziert sich mit der Astralwelt und in dieser ist es
sehr wohl frei, aber nach dem Impuls Luzifers.

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Luzifer konnte in einer "lunaren" Zeit in den menschlichen Astralkörper eindringen, d. h. in einer
Zeit, in der das Ich von seinem eigenen solaren Bereich aus von einem solchen Eindringen nicht
berührt werden konnte, weil es es im Gegenteil beherrschte: Die "Sünde", der "Fall", bestand darin,
dass das Ich zu einem bestimmten Zeitpunkt Zugang zum Astralkörper erhielt und sich mit ihm
identifizierte. Dies machte es seitens der himmlischen Mächte notwendig, den Menschen in die
irdische Inkarnation zu vertreiben, die mit ihren physischen Gesetzen eine Autonomie
neutralisierte, für die der Mensch noch nicht reif war.
Luzifer konnte über den Astralkörper auf das Ich einwirken: Das Ich erhielt Zugang zum
Astralkörper und erlangte durch diesen das Selbstbewusstsein. Dies hatte zur Folge, dass das Ich
aufgrund der notwendigerweise tierischen Begierde begann, sich der Körperlichkeit zu
unterwerfen. Die luziferische Verführung bezog jedoch nur einen "Teil" des Ichs, nicht das ganze
Ich, in die Astralwelt mit ein. Der höhere "Teil" blieb unversehrt, und seither ist sein Symbol für
die Weisheit der Mysterien der Baum des Lebens.
Nach einer solchen Sicht der Urgeschichte des Menschen kam die Geistige Welt dem Menschen
beim "Sündenfall" zunächst zu Hilfe, indem sie Götter - Engel, Erzengel, Fürstentümer - auf die
Erde schickte, die in menschlicher Gestalt und als okkulte Meister von Initiationsgemeinschaften
darauf hinwirkten, Luzifers Herrschaft zu begrenzen. Doch diese Hilfe erwies sich mit der Zeit als
unzureichend, da der Mensch durch Luzifers Wirken immer irdischer wurde und sich allmählich
völlig in das Reich der Materie zurückzog, d.h. in die Domäne des anderen Widersachers Ahrimane
eintrat: bis er schließlich eine ausschließliche Wissenschaft der physischen Welt benötigte. Seitdem
kann nur das Wirken des Solaren Logos in der menschlichen Innerlichkeit den individuellen
Freiheitsimpuls zum menschlichen Vehikel der ursprünglichen Kraft machen. Das Höhere Ich
selbst, nämlich das mit dem Baum des Lebens verbundene Ich, ist aufgerufen, im Menschen zu
wirken: Durch seine Gnade kann sich das Ich von der Astralwelt befreien und die Freiheit, die sich
zuvor als Impuls Luzifers in ihm entwickelt hat, zum Vehikel der Befreiung machen.
Die Herrschaft der Dialektik jeglicher Art stellt den letzten Versuch Luzifers und Ahrimans dar, zu
verhindern, dass das Ich des Menschen sich selbst unterhalb der von ihnen beherrschten Astralwelt
findet. Eine solche Entdeckung ist durch die Befreiung des Denkens möglich. Die Dialektik kann
alle Fiktionen des Geistigen liefern, auch die der Befreiung.
Die antike Wissenschaft des Heiligen besaß nicht den Schlüssel zur Befreiung des Ichs aus der
Astralwelt in die Körperlichkeit, sondern nur den Schlüssel zur Loslösung von dieser und den
Schlüssel zur Ekstase. Für die irdische Erfahrung besaß eine solche Wissenschaft nur den
Schlüssel zum Gesetz, das durch die Einhaltung bestimmter ritueller Bedingungen die
zerstörerischen Impulse des Astralkörpers steuerte. Das luziferische Element wurde dazu verleitet,
gemäß dem Geist zu funktionieren, nicht kraft des freien Ichs, sondern vielmehr aufgrund einer
Autorität, die höher ist als die des Ichs. Die Wiederbelebung der Askese, die einer solchen alten
Wissenschaft eigen ist, braucht Luzifer heute, um zu verhindern, dass der Mensch als freies Ich die
Astralwelt erlöst: Der Mensch kann dies durch die bewusste Macht des Lichts, die im Konzept
entsteht, nämlich durch die Rückgabe des Baums des Lebens gemäß der Wissenschaft der Neuen
Mysterien. Nur diese kann die Verbindung zum Alten rechtfertigen.

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7. Das Leben des Lichts

Weil das Denken seine Bewegung der Unabhängigkeit von der zerebralen Stütze nicht kennt, ist es
des Lebens beraubt. Aufgrund dieser Stütze unterliegt es der Natur, wird zur Dialektik und zur
Erkenntnis der human-animalischen Impulse: Der Mensch lebt gemäß der Beziehung des
Astralkörpers zur Welt, wobei er unbewusst das Ich ausschließt, das in Wirklichkeit die Quelle der
Beziehung ist.
Da das Denken sein Lebenselement nicht besitzt, kann es das Lebenselement der Natur nicht
erfassen: Diese erscheint als äußere Welt, die sich der inneren aufdrängt: die Sicht, die rechtmäßig
als zweigeteilt erscheint. Die duale Vision entsteht jedoch selbst durch das Leben des Lichts, das
sich ständig in der Form vernichtet, in der es der Mensch aufgrund seiner fühlenden Notwendigkeit
aufhält.

X. Meditation. Das Denken kann entdecken, dass seine Resonanz auf die Natur ihre Bewegung
selbst ist, und dass das Bild der anderen und wirklichen Natur in sich selbst die reflektierte Form
des identischen Lichts ist, nahe einem Inhalt, der sich nicht von der Form unterscheidet, in der er
erscheint. Sie muss in ihr Licht eindringen, um das geheime Licht der Natur wiederzufinden.

Die Form entsteht als Gedankenform, wenn auch reflektiert: Sie hat keinen anderen Weg, um im
Bewusstsein zu entstehen. Sie entsteht im Akt der Wahrnehmung, aber es ist die Wahrnehmung, in
der das Ich anwesend ist, im prädialektischen Gedankenvehikel. Dieses ist das lebendige Element
der Wahrnehmung, das auf der dialektisch-zerebralen Ebene unbewusst bleibt, weil es
normalerweise in Empfindung und Vorstellung fließt: notwendig für das Gehirnbewusstsein.
Das Gehirnorgan hört auf, der Isolator des Bewusstseins zu sein, wenn es durch verstärkte
Gedankenübungen zur Ruhe und Unbeweglichkeit gebracht wird. Je unbeweglicher es ist, desto
freier lässt es die Gedankenkraft. Eine solche Unbeweglichkeit ist das Erreichen der geistigen
Stille, die wiederum das Erreichen der richtigen Konzentration bedeutet. Konzentration ist für den
modernen Sucher die Möglichkeit, dem Ich die Beziehung zurückzugeben, die normalerweise vom
Astralkörper usurpiert wird: die Möglichkeit, die bestimmende Kraft des Denkens, die
normalerweise von ihm für jede logische Operation verwendet wird, aber an sich nicht bekannt ist,
in "reinem Zustand" wahrzunehmen: in reinem Zustand, indem sie selbst, frei vom Gehirn, das
Vehikel des Ich ist.
Das dialektische Bewusstsein tendiert als Gehirnbewusstsein dazu, das Gegebene kognitiv
anzunehmen, gemäß den modernen Energien der Bestimmung des Denkens. Dieses Engagement
wird jedoch durch den konstitutionellen Boitismus des dialektischen Bewusstseins beeinträchtigt, der
ein Überbleibsel der atavistischen Fähigkeit zur Passivität gegenüber der Offenbarung ist, die durch
die aktuelle Entwicklung der Determination nicht mehr gerechtfertigt ist.
Die Unintelligenz drückt sich vor allem in der Unfähigkeit der Entschlossenheit aus, sich selbst zu
erkennen, sich selbst von dem zerebralen Träger zu unterscheiden, der ihr die dialektische
Externalisierung ermöglicht. Mit anderen Worten, die Entschlossenheit wird, obwohl sie Ausdruck
des Ichs ist, unrechtmäßig zum Vehikel des Astralkörpers.
Durch unzureichendes Selbstbewusstsein, beeinträchtigt durch eine mystische Restbegabung, endet
der innere Prozess des Wahrnehmens und Denkens beim modernen Menschen an der sinnlichen
Grenze: Er lässt einen unerfüllten Teil außer sich und nimmt diesen Teil in eine Form auf, die selbst
gedachte Form ist, korreliert mit einem Inhalt, der innerhalb der Form angenommen wird, als ein
Ding an sich oder ein Fundament: das stattdessen späteres Denken ist: Form der Form, die das
stumpfe dialektische Bewusstsein mit einem Realen verwechselt, jenseits des Wahrgenommenen
und Gedachten.
In der Tat ist es das Denken, das den dialektischen Prozess der Wahrnehmung und das
prädialektische Moment der denkenden Bestimmung gleichermaßen ignoriert: Deshalb entdeckt es
eine metaphysische Welt oder eine physikalische Welt, die ihm entgegengesetzt ist. Und wenn er
sie sich vorstellt und so dargestellt, erforscht er sie, ohne sie zu durchdringen, weil er in seinem
Inneren an der dialektischen Hirngrenze, außerhalb an der quantitativen Hirngrenze stehen bleibt.
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So setzt sich in moderner Form das uralte Übel der Seele fort, die von den Widersachern des Ichs
beherrscht wird: Widersacher, die reflektiertes Licht, reflektiertes Ich, reflektiertes Denken
benötigen, um die Geburt des Ichs zu verhindern.

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Dieses Denken drückt auf jeden Fall die Intelligenz der Materie aus, die der Finsternis der Materie
unterworfen ist. Sein Merkmal ist die perfekte dialektische Artikulation des Wissens, mittels derer
die physische oder die metaphysische Realität bereits interpretiert wird, mit ihren
Unterscheidungen, Strukturen, Namen, ihrer Eindeutigkeit, in der alles verstanden wird, alles
erklärt wird oder gerade erklärt wird, alles analytisch entwickelt wird, gemäß dem Anfangsthema :
das immer eine Bedingung für das Denken ist, eine Voraussetzung an sich, eine Voraussetzung für
den Geist, der sich ihm einfach anpassen muss, indem er darauf verzichtet, der Geist zu sein, der in
der Lage ist, sich selbst vor allen Absprachen oder Traditionen zu erfahren. Die Intelligenz der
Finsternis bietet dem Denken einen vorkonstituierten Weg an, indem sie ihm die Antwort auf jede
Frage liefert, gemäß der unerschöpflichen Systematik des vorausgesetzten Inhalts. Diese Intelligenz
versucht mit allen Mitteln zu verhindern, dass das Denken seine eigene, vom Inhalt unabhängige
Bewegung kennt: Sie arbeitet so, dass das Denken sich selbst nicht vom Gegenstand unterscheidet
und sich nur als gültig betrachtet, weil es mit Objektivität gefüllt ist, ohne die es ein Nichts wäre.
Die Intelligenz der Finsternis liefert dem Denken alles als Interpretation des Irdischen, auf der
Ebene der absoluten, aber unbewussten Entfremdung oder auf der Ebene des reflektierten Lichts,
damit das Denken nicht sein freies Sein, sein ursprüngliches Licht, seine kosmische Quelle, seine
Unabhängigkeit von jeglichem Wissen entdeckt: das ist das wahre Denken. Über den die
Intelligenz der Finsternis nichts zu sagen hätte.
Die Kosmische Intelligenz hat eine ganz andere Beziehung zum menschlichen Verstand: Sie lässt
das menschliche Denken frei, sie manövriert es nicht: Sie kann sich nur dort mit ihm vereinen, wo
das Denken fähig ist, sich selbst von seinem eigenen Gegenstand zu unterscheiden oder seine
Bewegung selbst zum Inhalt zu haben: wo das Denken Problemen und Ereignissen mit Energien
begegnet, die aus seiner eigenen Tiefe geschöpft sind: wo es zu Einsamkeit und Mut,
Vorurteilslosigkeit und Dialektik fähig ist. Während die Intelligenz der Finsternis das menschliche
Denken durch den logisch-dialektischen Prozess und die Illusion unbegrenzter Erkenntnis in
quantitativer und sinnlicher Richtung betäuben muss, braucht die Kosmische Intelligenz das
erwachte Denken, das zu absoluter Freiheit und Selbstbewusstsein fähig ist, um ihm die Kraft zu
vermitteln, die sinnliche Begrenzung, die Reflexivität und das dialektische Gefängnis zu
überwinden.
Dieser doppelten Polarität entspricht die gegenwärtige Alternative des Seelenlebens, gegenüber der
die instinktive Fähigkeit des Menschen in Bezug auf die übersinnliche Realität der Erde
entscheidend ist. Das reflektierende oder dialektische Denken hat nämlich nicht die Kraft, das
tiefenpsychische Element zu erarbeiten, das hauptsächlich von der Angst beherrscht wird: Deshalb
greift es auf die Notbehelfe der psychischen Analysen zurück. Im dialektisch automatisierten
Menschen drückt die Intelligenz, der die autonome Bewegung fehlt, keinen wirklichen Gedanken
aus, sondern eher einen psychischen Inhalt, der sich auf die Idee einer realen Welt jenseits der
alltäglichen und scheinbaren bezieht.
Der Experimentator, der dazu gebracht wird, den reflektierten Zustand des Denkens zu überwinden,
indem er sich umgekehrt gemäß dem Impuls bewegt, in der Übernatur die Realität der Natur
wiederzufinden, überwindet in sich das psychische Element, das der Körperlichkeit unterworfen ist:
das heißt, er überwindet die Angst, aber dadurch wird er auch dazu gebracht, den Geist der
Abneigung zu überwinden, der für eine solche Verbindung unvermeidlich ist. Besser als zu einer
oberflächlichen Bruderschaft, die dem abstrakten Mechanismus der Sozialplanung überlassen wird,
wird er zu einer Bruderschaft geführt, die vor allem von Seele zu Seele geht, dank einer bewussten
Selbstbewegung. Aber nur von einer solchen Selbstbewegung kann der Evolutionsprozess der
menschlichen Gesellschaft profitieren.


Ideologisches Wissen und physisches Wissen, das aus dem reflektierenden Denken hervorgeht, das
unfähig ist, sein eigenes Element der Freiheit zu entdecken, sind unweigerlich dogmatisch.
Dogmatismus bedeutet, eine Wahrheit als in sich selbst begründet zu behaupten, außerhalb des
Denkens, das informiert und ihre Grundlage als Idee begreift: indem man die Idee ignoriert, die in
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ihrem Zentrum die Grundlage hat. Die dogmatische Position entsteht an der Grenze, an der das
Denken aufhört, um dialektisch zu sein, indem es sich zur Form eines gedachten Inhalts macht.

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als undurchdringlich, der sie den Namen Realität gibt. Eine Realität, die durch den Geist
repräsentiert wird, der dem Geist fremd ist und den Geist bedingt: eine Realität, die in Wahrheit
unwirklich ist, weil sie in der Form, die sie hat, den Geist voraussetzt, und der der Geist sich
anpassen muss, indem er die Beziehungsmacht ignoriert, mittels derer er sie begreifen kann, und
den Akt der Anpassung an sich selbst.
Die Andersartigkeit der Welt, die Realität der physischen Natur für den Körper und der
metaphysischen Natur für den Geist, die Dualität, die Welt außerhalb des Menschen, physisch oder
geistig, das Wesen, das der Mensch ständig außerhalb von sich vorfindet und das in sich selbst eine
Grundlage zu haben scheint, können durch Kants Ding an sich symbolisiert werden: das "Wesen",
das in der Radikalität erkannt wird, dass es sich der Erkenntnis entzieht. Betrachtet man dieses Sein
an sich der Wirklichkeit, so ist es eine Idee, aber eine Idee, die des Lebens beraubt ist, die abstrakt
gegen sich selbst gerichtet ist, eine Anti-Idee.
Dieses Wesen ist zwar außerhalb des Menschen scheinbar, aber als ein Wesen an sich, als
Noumenon, ist es eine Idee, die der wahren Idee entgegengesetzt ist: Es ist die Idee jeder
Vergötterung auf dialektischer, materialistischer oder mystischer Ebene, die von Kräften
angetrieben wird, die der wahren Idee entgegengesetzt sind, die in sich selbst ein autonomes
Kraftzentrum hat, das in der Lage ist, ihre Bewegung auszudrücken, falls sie mit dem intuitiven
Moment des Bewusstseins zusammenfällt. Ihre Transzendenz wird immanent, wenn sich das
Zentrum des individuellen Seins in ihrem Zentrum, wie von einem Fundament aus, verwirklicht.
Es ist die Grundlage dafür, dass der Mensch, der unfähig ist, das ursprüngliche Moment zu
erfassen, außerhalb seiner selbst als einen dem Denken undurchdringlichen Inhalt denkt. Er begreift
ein Unerkennbares und merkt nicht, dass er es außerhalb des Begreifens selbst platziert, d. h.
außerhalb der Tätigkeit, die allein für das Erkennen verantwortlich ist. Indem er metaphysische
oder physikalische Ursachen begreift, die dem Erkennen fremd sind, kann er nicht umhin,
dogmatisch zu sein. Die physikalische und die metaphysische Tatsache diktieren Gesetze mit
gleicher Autorität. Soweit sie zwei entgegengesetzte Polaritäten darstellen, haben sie die mentale
Opposition gegen das tiefe, ursprüngliche Licht gemeinsam: das ist die uralte Opposition des
Astralkörpers gegen das Ich, d.h. gegen den Logos. Zwei kulturelle Strömungen sind hinter dem
Kampf gegen den Gedanken, der das
Logos: zwei Strömungen, die sich scheinbar bekämpfen, an der Oberfläche bekämpfen sie sich,
aber in der Tiefe sind sie durch den Impuls vereint, den Menschen daran zu hindern, das innere
Element der Dauerhaftigkeit im modernen bewussten Denken zu erkennen. Zweifellos ist dieses
Denken trocken, geistarm und zu allen dialektischen Transformismen fähig, aber auf seiner Ebene,
die die niedrigste ist, die die Seele erreicht hat, ist es an sich Ausdruck der Macht des Geistes, die
wiedergefunden werden muss. Es geht darum, dieses Denken zu rehabilitieren, aber um es zu
rehabilitieren, muss man es besitzen: Sein dynamisches Element muss von der niederen Macht
befreit werden, mittels derer es sich ausdrückt. Der Faden der Betrachtung über den
unvollständigen Prozess des Denkens wird wieder aufgenommen, der nicht umhin kann, eine
geistige Welt vor sich zu haben, über die er spekulieren kann, oder eine äußere Welt, die er messen
muss. Es ist ein solches Denken, das, wenn es nach dem Göttlichen strebt, die Hilfe der "Tradition"
benötigt, weil es nicht in der Lage ist, seine eigene Geburt als Licht des Logos zu sehen, das in das
Menschliche eintaucht: als unreflektiertes Licht. Und wenn sie eine physische Realität will, muss
sie an Fakten und Demonstrationen glauben, als ob die Wahrheit in ihnen läge und nicht in ihrer
tiefen Zustimmung zu ihrer symbolischen Nachzeichnung der Wahrheit: als Gedanke, der die
Macht der Wahrheit in sich trägt.
Das dialektische Denken kann die physische Welt oder das Metaphysische nicht wirklich erfassen,
weil es den Prozess nicht besitzt, mittels dessen es sie erkennt, indem es sie als außerhalb seiner
selbst real annimmt: einen Prozess, der in seinem Inneren liegt, als das Tantum der physischen oder
metaphysischen Realität, die es zu durchdringen vermag. Was bei einem solchen Erkenntnisprozess
außerhalb bleibt, ist nicht außerhalb des Menschen, sondern innerhalb des Denkens. Aus dem
Denken als reflektierendes Denken entsteht das äußere Bild der Welt, und dieses Bild wird ihm als
Realität gegenübergestellt, die tatsächlich nicht die Realität ist, sondern das Symbol ihrer
Begrenzung.
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Die innere Macht der Idee als Prinzip der essentiellen Kraft des menschlichen Wesens hat nichts
mit der Idee des Idealismus zu tun, dessen Bedeutung Spekulation ist, nämlich die Dialektik, die
gegen eine innere Handlung ausgetauscht wird. In der inneren Kraft der Idee erkennt der
Esoteriker unserer Zeit die wesentliche Kraft des Lebens, auf die die antiken Einweihungen und
die mystersophischen Askesen abzielten.

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Die Idee hat er fortwährend als ein Unmittelbares in sich: Sie kann ihre Macht in dem Fall
manifestieren, dass sie in ihrem Kern intensiv gewollt wird, oder aus dem Zentrum, von dem aus sie
sich bewegt.

XI. Meditation. Die Idee ist ein Wesen des Willens: eine Keimkraft des Wollens.
Derjenige, der mit ihr experimentiert, verwirklicht diesen Willen als den Rohstoff für die
magische Operation.

Der Mensch, dem es nicht gelingt, die Idee zu beherrschen, wird zum Besessenen der Ideologien:
Deshalb lebt er im Bereich der Animalität. Alles Erkennen, Erfahren und Wahrnehmen des
Menschen erhebt sich zur Idee wie zum Wesen: dem Urkeim, den den Dingen zurückzugeben er die
Aufgabe hat.
Es ist der Vorgang, durch den nur der Mensch in sich die Materialität der Dinge und die Bindung
an die tierische Natur überwinden kann.

XII. Meditation. Das äußere Bild der Wirklichkeit entsteht durch den Fluss des Lichts von der
Seele zum Sinnlichen. In einem solchen Bild ist die Begegnung der Seele mit der Welt bereits im
Gange, weil die unbelebte Materie in Formen und Farben wiedergeboren wird, beginnt,
Innerlichkeit, Gedankenbeziehung, Idee zu werden.

Formen und Farben sind bereits ätherische Beziehung des Lichts mittels der Wahrnehmungstätigkeit:
So wird von Punkt zu Punkt des Realen, von der elementarsten physischen Messung bis zur
erhabenen Berechnung, zur Idee der Energie usw., die Beziehung immer gedacht. Es ist nicht die
Beziehung, die das idealistische Denken erahnt, das unfähig ist, den reflektierten Zustand zu trennen
und sich dennoch von sinnlichen Prozessen unabhängig zu machen, sondern vielmehr das Element
des Lebens, das von einem solchen Denken nicht gesehen wird: dessen Erfahrung eine Askese, eine
innere Handlung, d.h. ein Versiegen der Spekulation erfordert.

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8. Die Schwelle des Lichts

Die Beziehungskraft des Denkens ist das Gewebe, mit dessen Hilfe das Bild der Welt als innere
Welt zu entstehen beginnt. Diese Beziehungskraft wird vom Menschen genutzt, aber sie wird von
ihm ignoriert: Fortwährend verbindet sie in sich selbst Punkt mit Punkt, Moment mit Moment,
Ding mit Ding. Die Verbindung ist in Wirklichkeit eine Beziehung von Gedanke zu Gedanke, von
Konzept zu Konzept: und nicht von Objekt zu Objekt.
Der Mensch hält sie für eine äußere Verbindung, die für ihn notwendig ist, während sie sich eher in
seinem Bewusstsein abspielt, doch in Wirklichkeit liegt sie den Dingen zugrunde. Sie entfaltet sich
in ihm in einem einheitlichen Prozess, der an sich mit dem identisch ist, der der lebendigen Natur
zugrunde liegt: indem sie jedoch in sich die Kraft hervorbringt, das ursprüngliche Element, das
die Natur verloren hat, wieder zu erwecken, falls ihr ein eigenständiger Antrieb gesichert wird.
Die ursprüngliche Einheit selbst, als unmerkliches Licht, durchdringt die Seele des Menschen in dem
Moment, in dem er erkennt.
Aber der Mensch kann im Erkennen den Irrtum aufnehmen und ihn für Wahrheit halten. In einem
solchen Fall ist nur die Bewegung, mittels derer er erkennt, die Wahrheit. Die ursprüngliche Einheit
ist die Macht des Erkennens, nicht sein Inhalt, für den der Mensch verantwortlich ist. Mittels einer
solchen Macht ist der Mensch frei, Wahrheit oder Lüge, Gut oder Böse hervorzubringen: Das
bestimmt eben sein Karma und, fortwährend in Bezug darauf, die Instanz der Freiheit als
verantwortlicher Erkenntnisakt. Die ursprüngliche Einheit könnte den Inhalt der Erkenntnis nicht
selbst hervorbringen, aus eigener Autorität, automatisch, ohne den schöpferischen Prozess des
Geistes zu lähmen, d.h. den Prozess des Selbstbewusstseins, der sich dort abspielt, wo das Ich
gleichzeitig mit dem Astralkörper verbunden ist und sich ihm aufgrund der autonomen mentalen
Erfahrung entgegenstellt.
Das Selbstbewusstsein muss freiwillig durch Askese in der Lage sein, sich mit der ursprünglichen
Einheit zu identifizieren, sofern es zunächst die freie Bewegung des Gedankens verwirklicht, die
nach dem Ich im gewöhnlichen Erkennen vorhanden ist.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt erkennt das Selbstbewusstsein sich selbst als die Kraft des Ich: die
am Anfang ist und an jedem Punkt ihrer Manifestation das Licht des Prinzips bleibt. Der Schüler
nimmt sich selbst an der Schwelle des Lichts wahr.
Die innere Fähigkeit, das Licht wahrzunehmen, ruht in ihm, weil sie zu seinem ursprünglichen
Zustand gehört, nämlich zu seiner kosmischen Natur. Wenn sie durch die richtige Askese in ihm
erwacht, kann er entdecken, dass die Reihe der Wahrnehmungen der Welt sich ihm offenbart, weil
die Seele durch die Sinnesorgane Licht an die Dinge aussendet. Dieses Licht ist die ständige
übersinnliche Spende der Sonne durch die Seele. Ein astrales und ätherisches Licht bewegt sich
immer vom Menschen zu den Dingen.
Diese Ausstrahlung des ursprünglichen Lichts durch die Sinne sieht er nicht, aber er kann sie
ahnen, indem er die Sonne als Symbol der dauerhaften Ausstrahlung des Lichts betrachtet: In
Wirklichkeit erscheint ihm die Welt durch die sinnliche Selbstreflexion eines solchen Lichts, das an
sich übersinnlich ist. Er sieht das Licht nicht selbst, sondern strahlt es aus, und das Licht erscheint
ihm nur, weil es reflektiert wird.
Er kann intuitiv verstehen, wie die Welt sichtbar wurde, weil sich Augen gebildet haben, die sie
sehen können. Das Licht, das zuvor innerlich war, floss durch die Augen in die äußere Welt,
angetrieben durch das Licht der Sonne: Es wurde zu einer fühlbaren Beziehung, während es in sich
selbst übersinnlich blieb. Die Sonne hat das Auge für das äußere Licht erweckt: nachdem durch das
Auge das innere Licht in irgendeiner Weise diffundiert ist. Das innere Licht strömt aus dem
Astralhorn als Macht der Sonne, aber sein kosmisches Prinzip wirkt durch das Ich, weil das Ich in
seinem Wesen vom Sonnenlogos ausgeht.
Wenn der Schüler versteht, wie dieses Licht sichtbar zurückkehren kann, indem es zu einer
bewussten Erfahrung wird, befindet er sich in Wahrheit auf der Schwelle des Lichts. Er versteht
dann eine strenge und zugleich großartige Pflicht: Er muss aufhören, das Licht zu töten. Das
Licht, das von ihm durch das Denken und die Sinne in die Welt ausstrahlt, verfälscht sich und stirbt
fortwährend, weil er ihm nicht mit dem Sonnenprinzip des Ichs gegenwärtig ist: ihr, die in ihm
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durch die harmonische Einheit fließt

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der Äther, nimmt er ihr fortwährend die Kraft des Lebens, um ihr Denken und Fühlen zu
empfinden. Deshalb kann die menschliche Liebe keine Lebenskraft erhalten, außer von den
Trieben, nämlich von verändertem Licht.
An diesem Punkt versteht der Schüler die wahre Bedeutung von "reinem Denken" oder "reinem
Wahrnehmen": die Welt vom Ego zu befreien. Er strebt durch Askese nach der reinen Wahrnehmung
des Lichts, im Denken, im Sinneseindruck, im Atem: das ist die reine Gegenwart des Ichs im Leben
der Seele.

XIII. Der Schüler übt sich nach der Konzentrationsübung in der Betrachtung des Lichts, indem er
es als eine aufgehende Sonne sieht, die die innere Dunkelheit erhellt. Er erinnert sich an den Äther
der Wärme und den Äther des Lichts, die von der spirituellen Sonne aus in die Welt strahlen. Er
muss spüren, dass der strahlende Träger der Sonne die gleiche Lebenskraft ist, die den Herzschlag
belebt.

Aus dem spirituellen Licht fließen Liebe und Weisheit in die Welt. Der Mensch nimmt jedoch nur
die physische Sonne wahr, die das Symbol oder die Maya der tatsächlichen Sonne ist. Die gesamte
kosmische und spirituelle Welt kann ihre Kräfte auf den Menschen ausstrahlen, weil sie diese zuerst
in der Sonne zusammenfließen lässt.
Die Sonne ist der große Vermittler zwischen dem "kristallinen Himmel" und der Erde. Das
Geheimnis der Askese der neuen Zeit besteht darin, zu wissen, dass das spirituelle Prinzip der
Sonne auf der Erde gegenwärtig ist und als tiefes Licht des Ichs wirkt.


Das Licht des Prinzips, als Sonnenbewegung des Ich, verschwindet in der gewöhnlichen dualen
Sicht: Es wird reflektiert. Der Mensch ist nur in der Reflexion frei: Reflexion eines Lichts, das im
Ich lebendig ist. Das Ich ist der Träger dieses Lichtes. Der menschliche Schmerz, unter welchem
Vorwand auch immer, ist immer die Unterbrechung des Lichtflusses in der reflektierten Vision:
Die anfängliche Synthese hat sich in ihrer niederen Projektion ignoriert und als solche, nämlich als
Andersartigkeit, ist sie ihrer Quelle entgegengesetzt.
Eine kontinuierliche Umkehrung der ursprünglichen Bewegung des Lichts entäußert sich also als
menschliche Freiheit. Diese entsteht eher aus dem Prinzip, das der Dualität übergeordnet ist, oder
aus dem Prinzip der unmittelbaren Identität mit der Welt, aber im Gegensatz zu ihr. Sie kann nicht
entstehen, wenn nicht im Bereich der sinnlichen Andersartigkeit und des Gegensatzes zum
Geistigen. Aber die Möglichkeit, sich selbst als Wesen zu erfassen, ist ihr "Se-Wollen", wo ihr
freies Sein, ihre autonome Bejahung des Ichs entspringt: ihr Se-Bewegen des Ichs. Es ist das Ich,
aus dem sie innerhalb des Bereichs des Bewusstseins schöpfen kann. Innerhalb des Bereichs des
Bewusstseins kann der Mensch dem Logos begegnen, zu dem er früher nur aufsteigen konnte, wenn
er das Bewusstsein transzendierte, indem er sich vom Menschlichen löste. Jetzt kann er ihn
innerhalb des Menschen verwirklichen.

XIV. Meditation über die Worte: "En archè ên oLogos", "Im Anfang war das Wort": Man muss
die Entstehung der gesamten Schöpfung aus dem ursprünglichen Akt des Wortes empfinden.

Der Schüler muss dieses Bild so lange wie möglich im Bewusstsein behalten, bis er ein lebendiges
Gefühl dafür entwickelt: Er muss es in Momenten des gewöhnlichen Lebens, die dazu neigen, den
übersinnlichen Impuls in ihm abzuschwächen, erkennen und heraufbeschwören können.
Der sinnliche Bereich ist der Bereich der Dualität, aber er ist auf illusorische Weise so, denn er
kann nur dann zur menschlichen Erfahrung werden, wenn er überwundene Dualität ist. Es ist jedoch
die Überwindung, die der Mensch regelmäßig nicht wahrnimmt. Das sinnliche Wissen entspringt
der anfänglichen Überwindung der Dualität, aber es ist gleichzeitig der Bereich der Unwissenheit
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über die überwundene Dualität. Unwissenheit ist die Nicht-Erkenntnis des Logos, d.h. der
ursprünglichen Synthese, von der aus sich die Bestimmung bewegt, als Gedanke, der sich dem
Sinnlichen gibt. Letztlich ist die

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Die Synthese ist abgeschlossen, aber in der Bewegung der Bestimmung begrenzt sie sich selbst, in
Bezug auf die Endlichkeit der sinnlichen Wahrnehmung: Sie überschreitet die Andersartigkeit,
kommt aber sofort dialektisch zum Stillstand. Die Synthese ist zwar eingeleitet, aber nicht erkannt,
sie bricht ab: Sie hat ihr eigenes Produkt vor Augen, die scheinbare Welt, das Wahrgenommen-
Denkende, das als Alterität erscheint: der Bereich der kontingenten Freiheit: deren eigentlicher Sinn
nicht die Selbstentäußerung im Sinnlichen ist, die ihr nicht erlauben wird, die Grenze zu
überschreiten, sondern die Synthese zu vollenden.
Die anfängliche Synthese ist gegeben, sie gehört zum Geheimnis der Evolution des Menschen: aber
ihre Verwirklichung ist der Akt der individuellen Freiheit, die dem bewussten modernen Menschen
möglich ist.

XV. Meditation über das Geschenk des Prinzips des Lichts. "Das Licht leuchtet in der Dunkelheit".

Die Freiheit ist der Glanz des Lichts, der im Wollen verwirklicht wird [der Glanz, Anm. d. Ü.].
Letztendlich tritt das Licht im Wahrnehmen und Denken hervor, aber durch einen zerstörerischen
Prozess, dem gleichzeitig ein schöpferisches Moment zugeordnet ist. Im Wahrnehmen und Denken
vollzieht der Mensch unbewusst und in einem natürlichen Prozess den Tod und die Auferstehung
des Lichts. Der Jünger bringt einen solchen, in sich kosmischen Prozess bewusst vor sich. Freiheit
ist die Möglichkeit, mit Hilfe des individuellen Ichs einen solchen kosmischen Prozess zu
verwirklichen. Es ist die bewusste Vollendung der Synthese, d. h. die Überwindung der
dialektischen Grenze, die verhindert, dass im tiefen willentlichen Leben das Licht, die Keimkraft,
die die Dualität auflöst, unterschieden werden kann. Sie löst die Dualität auf, weil sie alles
Sinnliche in sich enthält: Sie kann keine ihr entgegengesetzte Materie haben - die Materie ist eine
Verfestigung des Lichts -, so wie die Kraft des Arms die ihr entgegengesetzte Materialität des Arms
nicht haben kann: Im Gegenteil, sie kann sich selbst veräußern, weil diese ihre Bewegung
herausfordert.
Der Gegensatz der Materialität wird aufgrund der Schwächung des Geistes gegenüber seiner Form
immer stärker, bis hin zu dem Prozess selbst, in dem die Materie ohne Geist erscheint, dem Licht
gegenübergestellt: als eine an sich existierende Realität.

XVI. Meditation. Die Materie ist gefallenes und umgekehrtes Licht. Im Wahrnehmen-Denken
wird das Licht wiedergeboren: Die Farben und Formen der Materie entstehen aus dem Kampf
des Lichts mit der Finsternis.

XVII. Das Licht besiegt die Finsternis im Willen, der sich gemäß dem von den Sinnen freien
Denken verwirklicht. Der Schüler muss sich diesen Willen als einen Strom von Licht vorstellen, der
durch die Glieder fließt, unabhängig vom Leben des Rumpfes.

Der Strom des Willens, der durch die Glieder fließt, ist das flammende Licht, das die Materialität
des Körpers verzehrt. Normalerweise neigt diese Materialität dazu, sich durch die Begierde als
Natur zu behaupten und sich im Rumpf als eine vom Geist unabhängige Körperlichkeit zu
konstituieren. Wenn es ihm nicht gelingt, diese Aufgabe vollständig zu erfüllen, sammelt sich die
Materie im Stamm an: Sie wird zu einer Fettformation, die ein eigenständiges Leben besitzt.
Fett ist ein Symbol für die Körperlichkeit, die sich selbst aufbaut, indem sie sich dem zentralen
Strom des Willens entzieht und einen eigenen automatischen Willen entwickelt. In ähnlicher Weise
ist jeder arteriosklerotische Prozess ein Zeichen für die Schwächung des Stroms des Willens, der
das mineralische Element des Organismus durchdringt: Der Wille verliert die natürliche Macht über
die Funktion des mineralischen Elements, die gemäß dem kosmischen Archetyp der Körperlichkeit
die Trägerfunktion des Geistes ist.
Die anfängliche Mineralisierung des Organismus nach dem Erwachsenenalter wird zu einem
positiven Prozess, wenn sie durch die asketische Entwicklung ausgeglichen wird, indem die
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Kräfte des Fühlens von denen des Wollens gemäß einem neuen Gleichgewicht der Seele
vorbereitet werden, das dem Ätherkörper im physischen Organismus eine größere Autonomie
verleiht: eine Autonomie, die eher vom Geist als von der Seele genutzt werden kann.

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Psyche, die mit dem Körper verbunden ist. Es gibt Männer, die dank eines solchen Gleichgewichts
nach fünfzig Jahren das Maximum ihrer psychophysischen Leistungsfähigkeit erreichen.


XVIII. Meditation. Das Licht, als das "Licht der Welt", wirkt unbekannt in der Seele. Von der
Seele aus fließt es ununterbrochen in die Welt, indem es im vor-dialektischen Moment der
Wahrnehmung und des Denkens aufleuchtet.

Das ursprüngliche Licht entflammt wieder als reine Intuition, tiefe Übereinstimmung, unmittelbares
Erkennen in der Sinneswahrnehmung, die der Moment der Identität des Geistes mit dem Sinnlichen
ist. Eine solche Identität ist in sich selbst übersinnlich. In dem Moment, in dem der Mensch
wahrnimmt und denkt, tritt das Ich mit ursprünglichen, immanenten, aber gleichzeitig
transzendenten Kräften in die Welt ein: die es erst nach dem Tod oder während des Lebens durch
die Initiation kennenlernen wird.
Der Schüler meditiert über diese Kräfte, die das Ich nur aus der irdischen Existenz ziehen kann,
indem es in die Dunkelheit der Materie hinabsteigt: Er beginnt, das Geheimnis wiederholter
Erdenleben oder der Reinkarnation als tiefe Realität des menschlichen Schicksals zu verstehen.

XIX. Die Betrachtung der spirituellen Sonne bezogen auf das Bild: "Das Licht leuchtet in der
Finsternis", meditiert der Schüler über die Vermittlung der Finsternis und ihre Verbindung mit
der menschlichen Freiheit.

Das ursprüngliche Moment der Identität des Ich mit dem Sinnlichen, ist unbewusst und wird
dennoch immer dialektisch verwendet. Durch die Anwendung der Kraft, die das Wesen ignoriert,
wird das Denken zur Bestimmung für die Welt der Quantität. Aber gerade aus einer solchen
Bestimmung ergibt sich für den modernen Menschen die Möglichkeit der Befreiung von jeglicher
innerer Verpflichtung.
Der freie individuelle Akt ist der letzte Sinn des Prozesses der Rationalität: ein Prozess, dessen
evolutionäre Funktion dem gegenwärtigen Zeitalter angehört. Die Einweihung der neuen Zeit kann
nicht umhin, einen solchen freien Akt als Stützpunkt zu haben: der sich im Moment in seiner
dunkelsten Form präsentiert. Er drückt sich nämlich ausschließlich im Sinnlichen aus, nämlich im
Bereich der dualen Opposition: Er hat keinen anderen Träger als den zerebralen, er kennt seinen
eigenen ursprünglichen Träger nicht. Da er sich der Quelle, aus der er entspringt, nicht bewusst ist,
kann er nicht umhin, ihr entgegengesetzt zu sein, indem er bis in das Denken hinein zum Vehikel
zentripetaler Begierde wird, von der Enttäuschung und Schmerz untrennbar sind. Indem das
Denken die sinnliche Unterstützung erfährt, kann es seinen eigenen reinen Impuls nicht
verwirklichen: Es kann nicht wirklich frei sein, weil es weder das Verschwinden der Materie in
ihrem Sich-Geben als Form, Licht, Farbe, Klang erfasst, noch das ursprüngliche Element erfasst,
das in einer solchen Vergeistigung der Materie aus ihm hervorgeht. Die falsche Freiheit hat in der
Tat die Aufgabe, den Prozess der Entzauberung des Sinnlichen, den das Universum vom Menschen
erwartet, zu verhindern.
Die Einweihung in die Neuen Mysterien geschieht durch den individuellen Impuls der Freiheit.
Der kluge Lehrer sorgt dafür, dass die Freiheit im Schüler entsteht: Er stellt mit ihm eine
Beziehung der Unpersönlichkeit her, in der der höchste Impuls der Liebe und Brüderlichkeit durch
eine solche Form wirkt. Im Falle, dass die Empfindungsseele Herr über die Beziehung wird, wirkt
sie gegen die Freiheit des Schülers, indem sie die Brüderlichkeit verschlechtert. Der
Freiheitsimpuls muss von seinem Empfindungsträger gelöst werden, damit seine überindividuelle
Verbindung in die Empfindungstiefe eindringen kann. Er muss im von den Sinnen befreiten
Denken stattfinden, um sich mit seinem eigenen Prinzip zu vereinen: mit der Kraft der Identität und
der Synthese, mittels derer es beginnt, die Welt zu packen.
Die Befreiung vom inneren Element des Sinnlichen und des Psychischen ist die Askese, durch die
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das Denken seinen Lebenskern verwirklicht, indem es die Entschlossenheit ergreift, in der es
normalerweise das Leben in sich trägt.

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verliert (den Kern, Anm. d. Ü.) für den sinnlichen Inhalt. Durch die Disziplin der Konzentration
kann das Denken in der Entschlossenheit seine ursprüngliche Kraft erleben, die keine Dualität
kennt.
Das Denken kann seine ursprüngliche Bewegung erfahren und in ihr die keimhaft vollendete
Synthese finden: es kann die in der unmittelbaren Übersinnlichkeit verwirklichte Identität des
Menschlichen mit dem Göttlichen erkennen. Indem es sich zum Prinzip der Synthese erhebt, erlebt
das Denken als übersinnliche Erfahrung, was es normalerweise auf der sinnlichen Ebene als
Bestimmung, was die Dimension der Quantität betrifft, mit dem mathematischen und
physikalischen Denken erreicht. Dies ist kaum der Entwurf der Überwindung der Dualität, die ihren
erschöpfenden Charakter erst auf der übersinnlichen Ebene erlangen kann. Es gibt keinen anderen
Operator als den Menschen, es gibt keinen anderen Sinn für die Mission des Menschen als den
Logos.
Die Reintegration des Logos in die Seele ist der Sinn der Einweihung der neuen Zeit. Durch die
Askese des gewöhnlichen Denkens, das der Logik des Sinnlichen entspricht, kann der Asket als
letzte Instanz die Wahrnehmung des Logos erfahren: die darin besteht, die ursprüngliche Macht der
Identität des Denkens zu verwirklichen, die erste Beziehung, die ihm regelmäßig entgeht - indem
der normale Akt des Beobachtens vom sinnlichen Produkt der Beziehung angezogen wird -
weshalb die Welt vor ihm auftaucht, dual und entgegengesetzt. Normalerweise wird der
wissenschaftliche Beobachtungsakt gleichzeitig vom logischen und vom technologischen Produkt
der Bestimmung angezogen: Ihm entgeht die letzte Bedeutung der Bestimmung, die gerade die
Erfahrung ihres Auftauchens als reine Beziehung ist.
Die Einweihung der Neuen Mysterien bereitet den Schüler durch die Askese des Denkens vor, eben
jene Askese, aus der die Wissenschaft der Quantität entsteht.
Das Denken, das am stärksten materialisiert erscheint, ist dasjenige, das die Kraft hatte, am
radikalsten in das Sinnliche hinabzusteigen und sich selbst zu quantifizieren, wie es dem indischen
oder fernöstlichen Denken nie möglich gewesen war. Aber gerade dieses materialisierte Denken,
das nach der für es relevanten Askese - Der Weg in die neue Zeit - befreit wird, bringt die
auferstehende Kraft des Ich hervor. Jede Bewegung zur Befreiung von diesem Denken verwirklicht
eine transzendente Auferstehungskraft. Wie gezeigt wurde, muss es in Bezug auf sich selbst einen
Zustand des Todes überwinden.
Der Schüler kann das Erfordernis, die Kraft der ursprünglichen Identität zu erfahren, verstehen,
wenn ihn ein gesunder Empirismus dazu bringt, in der Wahrnehmung das Geben der Welt jenseits
der Quantität zu beobachten, in Klängen, Lichtern, Farben usw., in denen die Materie als tote
Andersartigkeit zu verschwinden beginnt. Dieses Verschwinden muss durch Disziplin verfolgt
werden: Vor allem muss es erkannt werden, und zwar durch einen nicht alltäglichen Akt des
Bewusstseins.

XX. Meditation. Der Logos wird zum Leben: Er vereint das Menschliche mit dem Göttlichen in
der Seele, wo die ursprüngliche Synthese als unmittelbares Denken im Wahrnehmen wirkt. Dieses
Denken ist bereits in die Substanz der Welt eingetaucht, indem es der innere Inhalt des Sinnlichen
ist.

Es ist das unmittelbare vor-dialektische Denken, das im Wahrnehmen wie im dialektischen Denken
vorhanden ist, die unmittelbare Vermittlung, durch die der Mensch in das Geheimnis der Welt
eintritt: Normalerweise tritt er in sie ein, ohne es zu wissen, und sogar indem er glaubt, außerhalb
zu bleiben, weil das dialektische Bewusstsein nicht in der Lage ist, ein solches Eindringen
wahrzunehmen. Es betrachtet das Sein als undurchdringlich, im Übrigen als materiell: während es
bereits dabei ist, in es einzudringen, indem es es betrachtet: durch den Akt des Wahrnehmens, durch
den Akt des Denkens. Sie sieht nicht das unmittelbare Denken, das lebendige vordialektische
Denken, den Strom der reinen Identität, das subtile Leben des vereinigenden Logos, im Akt des
Wahrnehmens und im Akt des Denkens: Unbekannt ist ihr der innere Prozess des Wahrnehmens und
Denkens, durch den die Seele ein Licht in die Welt ausstrahlt. Ein solches Licht, das nicht gesehen
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wird, stirbt in der materiellen oder sinnlichen Sicht der Welt. Aus diesem Tod beginnt es wieder
aufzuerstehen.

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XXI. Kontemplation des Lichts. Der Schüler meditiert: "Das Licht ist unsichtbar. Die Quelle des
Lichts ist in mir".

Er darf diese Quelle nicht lokalisieren, obwohl er den Fluss des ätherischen Stroms des Lichts aus
dem Herzzentrum kennt. Ein solcher ätherischer Strom fasst die vier Äther zusammen, die im
Sinnlichen wirken.

XXII. Der Schüler betrachtet das nicht darstellbare Urbild des Lichts als die Kraft, die die
Materie verschlingt und sie gemäß der ursprünglichen Ordnung neu erschafft. Das ausführende
Zentrum der kosmischen Kraft des Lichts manifestiert sich im Universum als Sonne.

XXIII. Die Sonne ist das Symbol des Lichts. Innere Kontemplation der Sonne.

Diese wird zur Kontemplation der Mitternachtssonne: welche die Meditation über das Licht
voraussetzt: welche wiederum die Erfahrung des von den Sinnen befreiten Gedankens
voraussetzt: dessen Voraussetzung die Übung der rechten Konzentration ist.
Die Kontemplation der Mitternachtssonne wird in zwei Schritten vollzogen. Am Abend, bevor der
Schüler einschläft, stellt er sich die Geburt der Sonne in der Morgendämmerung vor und verfolgt
ihren Aufstieg zum Zenit: Er soll die blendende Vision der Meridiansonne (Mittagssonne) haben
und mit einem solchen Bild in den Schlaf gehen können, indem er sich vorstellt: "Ich bin Licht".
Am Morgen, kaum dass er erwacht ist, muss er das Bild der Mittagssonne wieder aufnehmen und
ihren Abstieg zum Horizont bis zum Untergang betrachten, wobei er sich vorstellt: "Das Licht ist in
mir".
Es ist hilfreich, dass eine solche Übung mit der imaginativen Verstärkung des Aufstiegs auf einen
Berg durchgeführt werden kann, d. h. mit der Imagination des Aufstiegs zum Gipfel in der
abendlichen Kontemplation und des Abstiegs vom Gipfel in der morgendlichen Kontemplation,
aber was für den Erfahrenden wirklich wichtig ist, ist das Erfassen des übersinnlichen Inhalts d e r
Übung, der eben der Zugang zur Lichtschwelle des Bewusstseins ist, der normalerweise während
des Schlafs durch eine Unterbrechung der gewöhnlichen Bewusstseinsprozesse erfolgt. (In diesem
Sinne ist es wichtig, die ätherisch-kosmische Genese der Übung zu durchdringen, die in Rudolf
Steiners Werken Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und in den Naturreichen,ITE,
Mailand 1939, und Die Mysterien des Orients und das Christentum, Bocca, Mailand 1940,
ausführlich entdeckt werden kann).
In dieser Phase der Entwicklung muss der Schüler auf die Details seiner eigenen materiellen Existenz
achten, die den Ablauf der Disziplinen beeinflussen können: Insbesondere ist es angebracht, dass er
bestimmte Modalitäten seines äußeren Verhaltens in Zeiten der Meditation und der Konzentration
kennt.

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9. Praktische Modalitäten

Die hier dargelegte asketische Methode muss unter allen Bedingungen, zu jeder Zeit und an jedem
Ort durchgeführt werden können, unabhängig von äußeren Umständen und ohne jegliche Bindung
an rituelle Körperhaltungen vom Typ der hinduistischen Asanas. Es ist jedoch sinnvoll, einige
unabdingbare Regeln in Erinnerung zu rufen.
Die aufrechte Haltung, ob stehend oder sitzend, eignet sich am besten für die Übung von
Konzentration und Meditation. Die aufrechte Haltung darf keine Anstrengung kosten, weil der
entspannte Zustand des Körpers ein wesentlicher Faktor ist: Eine Perfektion der aufrechten Haltung
sollte nicht von Anspannung herrühren, sondern vielmehr von der Übung selbst, als Folge davon,
dass die Ströme des Ichs oder des Geistes das Rückgrat hinunterfließen.
Es handelt sich um eine dynamische Durchdringung mit außerräumlichen und außerzeitlichen
Kräften, die jedoch im physischen Lebensbereich einen räumlichen Wert erlangen. Die Ströme des
Astralkörpers, die der Mensch in ihrem fluiden und physischen Ausdruck mit dem Tier gemeinsam
hat, haben eine horizontale Richtung - die Richtung des Rückgrats des Tieres -, während die Ströme
des Ichs und des Geistes eine vertikale Richtung haben, die der rechten Station des Rückgrats
entspricht. Durch Askese macht sich der obere Teil des Astralkörpers des Menschen, weil er mit
dem Ich vereint ist, von seiner tierischen Natur unabhängig und verwirklicht als Seele allmählich
die Erinnerung und die Realität seiner eigenen spirituellen Natur.
Normalerweise gibt es in der menschlichen Innerlichkeit keine Trennung zwischen niederer und
höherer Astralwelt: Sie sind miteinander vermischt. Der gewöhnliche Mensch erreicht ein relatives
Gleichgewicht in Bezug auf sein eigenes instinktives Leben oder seine tierische Natur um den Preis,
dass er von dieser konditioniert wird. Durch regelmäßige innere Disziplin wird die Unabhängigkeit
der höheren Astralwelt von der niederen erreicht: Dies ist der Weg zur Kontrolle der Instinkte.
Diese gewinnen normalerweise einen unwiderstehlichen Impuls als Impulse der unteren Astralwelt,
während sie, je nach der Macht der unteren Astralwelt, in der Lage sind, sich zu entfalten.
"Sie müssen die höheren Astralkräfte an sich reißen und das Denken beherrschen, bis sie das Ich
konditionieren. Im Wesentlichen ist es das Ich, das sein reines animalisches Vehikel von der
körperlich resonierenden Seelenregion trennen muss: Durch eine solche Trennung kann es dem Ich
gelingen, die in der tellurischen Körperlichkeit verwurzelten Seelenkräfte zu packen - die
mächtigsten im magischen Sinne.
Der Schüler sollte die Übungen in jeder äußeren Verfassung ausführen können, sei es beim Gehen
oder im Stillstand, stehend, sitzend, liegend, gefesselt, mit dem Kopf nach unten etc. Wenn er
jedoch das Beste aus der Übung herausholen will, muss er bestimmte Mindestregeln beachten,
darunter die, dass der Oberkörper aufrecht, aber nicht starr sein muss. Erst in einer fortgeschrittenen
Entwicklungsphase kann er eine technisch vorgeschriebene Position zu folgenden Zwecken
verwenden
operativ: auf dem Rücken, mit dem Kopf fast senkrecht nach oben gerichtet, mindestens durch
zwei Kissen. Auf diese Weise befindet er sich im Zentrum der Kräfte: Er kann die Sonnenströme
des Ich aufnehmen und gleichzeitig mit den Mondströmen des Astralkörpers operieren, so dass er
jene Synthese erreicht, die die Grundlage des magischen Opus bildet.
Eine ähnliche Position ist besonders geeignet für Übungen, die den motorischen Willen, die
Dynamisierung der Ströme des Ätherkörpers und die Verbindung mit der Kraft, die wir als
Lebenslicht bezeichnet haben, betreffen.
Die Trennung zwischen der höheren und der niederen Astralwelt bedeutet, dass der Schüler mehr
als üblich eine verantwortungsvolle Präsenz des Ichs in der täglichen Erfahrung zeigen muss, weil
der niederen Astralwelt die Stabilität fehlt, die sie normalerweise durch die Vermischung mit der
höheren Astralwelt und die Möglichkeit, sie zu konditionieren, erhält.
In Wirklichkeit beginnt den Instinkten die normale tierische Nahrung zu fehlen, weshalb sie, wenn
sie nicht durch entschlossene Reintegrationsimpulse unterstützt werden, energisch nach einer solchen
Nahrung verlangen und damit zeigen, dass sie auf den Moment einer verminderten Überwachung
durch das Ich warten, um mit ungewohnter Heftigkeit ausbrechen zu können. Aus diesem Grund
achtet eine gesunde innere Entwicklung vor allem auf die vorbeugende Stärkung des Ichs im Bereich
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der

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in dem seine Begegnung mit dem Astralraum dessen ursprüngliche Kräfte in bewusster Form
erweckt: der Weg des Gedankens.
Denn das, was die Menschen normalerweise als "Ich" bezeichnen, ist nicht das wahre Ich, sondern
das von der niederen Astralwelt konditionierte Ich, das eine grundlegende Autorität der Instinkte
zum Ausdruck bringt, in der der gewöhnliche Mensch seine Freiheit zu sehen glaubt. Daher hört
man oft, dass der Weg zur Entwicklung des Ichs als "egoistisch" bezeichnet wird, während der
wahre Egoismus gerade im Fehlen einer solchen Entwicklung besteht. Vor der Geburt des Ichs gab
es in der Seele keine zentrale Kraft, die die subjektiven Grenzen überwinden und sich mit Hingabe
in die Realität anderer, in die Realität der Welt, versenken konnte.

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10. Philosophisches Gold

Bei der hier beschriebenen Art der Askese erfordert das Einsetzen der Lichtwahrnehmung zu einem
bestimmten Zeitpunkt vom Schüler besondere Übungen der Konzentration und Meditation auf
physische Substanzen, deren inneren Einfluss und spezifischen kosmischen Zusammenhang er
erfahren kann. Darüber hinaus kann er intuitiv die therapeutische Wirkung dieser Substanzen
erfassen.

XXIV. Der Schüler konzentriert sich auf das Gold: Er ruft seine sinnlichen Merkmale, seine Farbe
und Helligkeit, die Formen, in denen es normalerweise auftritt, in Erinnerung und beharrt darauf,
bis in ihm so etwas wie das Gefühl des Goldes entsteht: Er setzt die Übung fort, indem er darüber
meditiert, dass das Gold in Wirklichkeit der mineralische Rückstand der Sonne ist, nämlich die
irdische Spur, die die Sonne hinterlassen hat und die aus der Zeit stammt, als sie noch mit der Erde
verbunden war. Das Gefühl des Goldes vermittelt ihm dann die spirituelle Kraft der Sonne: die
dazu neigt, sich mit dem Herzen zu vereinen, weil sie in Wirklichkeit aus dem ätherischen Zentrum
des Herzens entspringt.

Die Übung dient nicht nur als Konzentrations- und Meditationsdisziplin, sondern wirkt sich auch
positiv auf den ethisch-physischen Organismus aus: Sie fördert insbesondere Gelassenheit, Mut und
seelische Ausgeglichenheit und vertreibt die Phantasien von Gier und Angst. Er hat einen
therapeutischen Wert in Bezug auf das Herzsystem.
Die meditative Konzentration auf Metalle ist potenziell therapeutisch: Jedes Metall drückt eine
planetarische Beziehung und den entsprechenden Einfluss auf ein Körperorgan aus, d.h. auch auf
das Lebenspotenzial eines solchen Organs. Diese Entsprechungen müssen jedoch vom Schüler auf
der Grundlage der Einweihungslehre der neuen Zeit wiederentdeckt oder neu erlernt werden, da
sie im traditionellen Erbe nicht mehr zu finden sind, da sich die Zeichen und Einflüsse in der
modernen Zeit verdeckt verändert haben.
Während die Meditation über Gold vom Schüler ohne Gegenanzeigen durchgeführt werden kann,
ist bei den anderen Metallen umgekehrt die Anleitung eines Lehrers angebracht. Im Allgemeinen
kann man aufgrund einer bestimmten Eigenschaft des Weges nicht darauf verzichten, insbesondere
wenn man von der gesunden spirituellen Literatur profitiert. Bei der Meditation über Metalle - Gold
ausgenommen - hingegen beginnt der Hinweis eines Lehrers angebracht zu sein, auch wenn er nicht
unbedingt notwendig ist. Bei den anderen Metallen wird die Korrelation mit dem entsprechenden
Organ durch das Herz vermittelt, eben aufgrund der "solaren" Kraft des hermetischen oder
alchymistischen Goldes.
Von besonderer innerer Kraft sind die Formen der Konzentration-Meditation auf die vier Elemente
Feuer, Luft, Wasser und Erde, wobei jedes der vier Elemente einem bestimmten System der
menschlichen Struktur entspricht: Erde = physischer Körper, Wasser = Vital- oder Ätherkörper,
Luft = Astral- oder Animuskörper, Feuer
= Ich.

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11. Der Höhepunkt der Konzentration

Die Disziplinierung des Denkens zielt nicht auf eine Konzentrationskraft ab, die im Allgemeinen
auf der Ebene, auf der sie auftritt, als solche gilt. Auf einer solchen Ebene ist die Macht der
Konzentration heute für jeden möglich, der irgendeiner Ideologie dient und in einem solchen Sinne
zu zwanghaftem Denken fähig ist: nicht beherrscht, aber beherrschend. Der Widersacher sorgt mit
aller Gewalt für die Konzentration eines solchen Denkens, das nicht aus der Unterwerfung unter die
physische Natur herauskommt.
Die Übung der Konzentration auf die Wahrheit ist ein Mittel, um die zentripetale Kraft des
psychophysischen Seins zu überwinden, die die Macht des Egos durch die dialektische
Zersplitterung des Denkens nährt, d. h. durch einen Prozess, der das eindeutige Thema der
Materialität (Quantität, Ökonomismus, Finalismus, der Physikalität, Kodifizierung der Sinnlichkeit)
analytisch erzeugt, bis sich die eiserne Systematik der Zersplitterung konstituiert: das eiserne
Gefängnis des Denkens.

XXV. Meditation. In Wirklichkeit muss das Denken die Konzentration erfahren, nur um die
zentripetale Kraft zu überwinden, die es der körperlichen Natur unterwirft.

Der Zweck der Konzentration ist es, die Gedanken aus der Sklaverei des Dämons der Materie zu
befreien. Sobald das Denken befreit ist, ist es eine Kraft, die selbst eine höhere Form der
Konzentration hervorbringt. Nachdem es die analytisch-ahrimanische Zersplitterung überwunden
hat, ist es an sich bereits Konzentration oder Synthese. Als solches ist es das Licht des Wollens, das
als Leben des Lichts die Liebeskraft des Wollens verwirklicht. Auf einer solchen Ebene muss man
den Moment ins Auge fassen können, in dem die vorläufige Art der Konzentration eine qualitative
Veränderung erfordert.
Das Maximum der Kraft der Konzentration wird erreicht, wenn die Intensität des
Gedankenflusses oder die Stille des Gedankens die Seele mehr beherrscht als die Anstrengung
der Konzentration selbst: Deshalb braucht sie die Konzentration weiterhin nur in Bezug auf
die niedere Natur: Sie braucht keine Anstrengung. Die Konzentration des Egos ist immer
notwendig, um die individuelle Grenze zu überwinden: Während der Bereich der
Unpersönlichkeit der Kräfte erreicht wird, verwandelt sich die Konzentration in Kontemplation
und Handlung.
Die aus der Konzentration entspringende Kraft wird zum Mittel, um mit Ruhe und in einem
Zustand metaphysischer Unbeweglichkeit der übersinnlichen Erfahrung zu folgen. Im Wesentlichen
wird die Konzentration nie unterbrochen: Sie ist egoistisch notwendig als energische Operation zur
Bekehrung des ahrimanischen Geistes, aber sie setzt sich fort als unpersönliche Macht des Denkens
in der bewussten Begegnung des Ich mit den Fähigkeiten der Seele durch die verschiedenen inneren
Erfahrungen.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt wird das Leben des Schülers ganz zu einem Zustand der Hingabe
an das Übersinnliche und der tiefen Konzentration. Das Ich bringt im Wesentlichen die absolute
kontemplative Konzentration hervor, die seine Fähigkeit ist, mit der Welt identisch zu sein.
Das Leben des Schülers wird zu einer ständigen Konzentration, die jedoch einen großen Spielraum
für Selbstaufgabe, normale existentielle Notwendigkeit und Spontaneität lassen muss. Die normale
existentielle Notwendigkeit ist das unmittelbare Material für das innere Werk und gleichzeitig eine
experimentelle Schule. Die Klugheit des Schülers wird ihn in Zeiten intensiven Handelns und
Schwierigkeiten dazu bringen, diese (die Zeiten, Anm. d. Ü.) zu einem Vehikel des Spirituellen zu
machen. Mithilfe seiner wesentlichen Konzentration wird er eine persönliche Verbindung
zwischen dem menschlichen Fluss der Ereignisse und ihrem kosmischen Grund herstellen. Er wird
mit größter Hingabe an die Welt handeln, indem er tief mit der geheimen Realität der Ereignisse
als ihrer kosmischen Quelle, dem Logos, vereint bleibt.

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Die Konzentration, die der Schüler angesichts bestimmter Grenzen, die sich ihm manchmal als
dramatisch unüberwindbar darstellen, aufruft, muss - wie bereits angedeutet - zu einem

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eine zentrale Macht der Kontinuität, die in der Lage ist, jenseits der psychischen Dominanz zu
wirken: Sie muss eine absolute Intensität erreichen, ohne deshalb zu etwas Fixem zu werden,
sondern vielmehr die Gesamtheit des Bewusstseins zu beleben, das seinerseits, indem es von ihr
Zeugnis ablegt, ihr Leben verleiht. Diese Lebensgabe gehört dem höheren Ich, das in der Tat nur
ungesehen an die Oberfläche treten kann.

XXVI. Der Schüler betrachtet in sich eine mystische Sonne, die die ganze Kraft seiner
Unbesiegbarkeit symbolisiert. Er kann sich der Intensität bewusst werden, die er erreicht,
wenn er spürt, dass jede Bewegung der Psyche verschwindet, als würde sie von der Tugend
dieser Sonne wieder aufgenommen (es gibt nämlich keine äußeren Schwierigkeiten, sondern
eher Spannungen der Psyche, die sich in menschliche Dramen kleiden).

Das adamantinische Zentrum des Lichts, das tief geweckt wird, erlangt jenseits aller Spannungen
eine Macht magischer Objektivität, die die Macht der Unpersönlichkeit des höheren Ichs ist, die
durch kontemplative Tugend aus der Tiefe der Seele hervorbricht. Diese Sonne darf an keinem
Punkt visualisiert oder lokalisiert werden, sondern muss dort akzeptiert werden, wo sie sich zeigt:
was kein "wo" ist, sondern ein nicht lokalisierbarer metaphysischer Zustand, im Unterschied zu
den astralen und ätherischen Zentren, die in den Körperpunkten erkennbar sind, in denen sie
spezifisch wirkt.
Wenn das metaphysische Leben des Fühlens mit dem Kern des Lichts in Resonanz treten kann,
verwandelt sich das Fühlen in ein feines Organ der Unterscheidung zwischen Irrtum und Wahrheit
und damit der moralischen Intuition, die mit der reinen Bewegung des Denkens übereinstimmt. Das
ist das Ende von Luzifers Täuschung, wonach Gut oder Böse die subjektive und damit trügerische
Position des Wirklichen sind. Das menschliche Erkennen erobert das Wesen zurück, dessen es
beraubt worden war.
Aus der Übereinstimmung des Fühlens mit dem Kern des Lichts entsteht als Gewissheit auch eine
Gemeinschaft mit dem Göttlichen, die die Affirmation der ursprünglichen Identität ist. Gewissheit
und Gemeinschaft werden zu einem einzigen inneren Zustand. Unter solchen Bedingungen erlangt
der Schüler durch die Kräfte des Selbstbewusstseins tatsächlich den Glauben zurück, der "Berge
versetzt". Eine Macht, der nichts unmöglich ist, sie schwebt in ihm, wenn er in der kontemplativen
Betrachtung zu Unpersönlichkeit und Hingabe, den Besonderheiten des authentischen Ich, fähig ist.
Er fordert alles von einer Macht, die alles kann, aber die bewusste Einhaltung der Regeln ihrer
Manifestation verlangt. Die Konzentration, die Meditation und die Erlangung der Askese bewirken
im Wesentlichen, dass der Schüler sich diese Regeln zu eigen macht, sofern er mit Hilfe dieser
Macht die wahre Natur des Ichs erkennen muss, die über diejenige hinausgeht, die die tägliche
Parodie darauf ist. In Wirklichkeit bezieht das alltägliche Ich seine innere Existenzberechtigung
aus dem Entzug seines eigenen Lebenslichts.

XXVII. Meditation über das Höhere Selbst. "Er ist in Bewegung, Er ist ohne Bewegung: Er ist
weit weg, Er ist gleichzeitig nah: Er ist innerhalb von allem, was ist, Er ist außerhalb von allem,
was ist" (Isha Upanishad, 5).
Die Identität mit dem Höheren Ich kann, wenn sie betrachtet wird, die wahre Funktion der Ich-
Identität verständlich machen, die der moderne Mensch täglich im Wahrnehmen und Denken
ausübt. Das Höhere Ich befindet sich an den Grenzen des alltäglichen Ichs und ist gleichzeitig die
tiefe Tugend seiner Identität mit der Welt.
Die Kontemplation der Identität bringt die Idee der tiefen Meditation als Erhebung zum Gebet
hervor, durch die der Mensch sich authentisch, frei von Diktaten, an das Göttliche wenden kann,
und das Göttliche kann nicht umhin, mit seiner unbegrenzten Hingabe an das Menschliche zu
antworten. In einem solchen Moment wird die Identität nicht nur betrachtet, sondern auch
verwirklicht als Gewissheit des übersinnlichen Ereignisses, das das Sinnliche transformiert. Dieses
Ereignis ist kontinuierlich, in allem: Es wahrzunehmen ist die vorbereitende Übung für das Gebet als
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magische Kraft.
In Wirklichkeit ist das Gebet für den Menschen auf jeder Stufe der Entwicklung möglich, von
demjenigen, der kaum in der Lage ist, sich seiner subjektiven Grenzen bewusst zu werden, bis hin
zur Stufe der tiefen Konzentration. Im Wesentlichen ist es, wenn die tiefe Konzentration erreicht ist,
ein höherer Zustand des Gebets, ohne Worte: wer nicht

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kann nicht nicht kontinuierlich sein, so wie die Bewegung der Schöpfung kontinuierlich ist. Das
Gebet auf dieser Ebene ist die Selbsthingabe der Seele, die mit der Bitte um eine orientierende
Präsenz einhergehen kann, oder um die Heilung oder Linderung von Leidenden, oder um das
Eingreifen der Geistigen Welt in problematische menschliche Situationen. Ein solches Gebet
erfolgt in der Gewissheit, dass die Geistige Welt positiv reagieren wird. Der Schüler kann die
Kraft, für die nichts unmöglich ist, um alles bitten: Schon wenn er sich an sie wendet, fühlt er sich
erhört, kraft des Geistes der Identität mit dem Logos, von dem er ausgeht.

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12. Sex und Askese

Jenseits der kontemplativen Vorstellung des Höheren Selbst ist dem Schüler jeglicher Fortschritt nur
in Bezug auf die Entzauberung der Herrschaft des Eros möglich.
Normalerweise erweist sich die Kraft des Eros als identisch mit der Kraft der Begierde. In
Wirklichkeit ist sie von der Begierde durchdrungen; würde man sie davon befreien, würde sie sich
als der ursprüngliche Strom des Lebens des Lichts erweisen. Die Kunst des Jüngers besteht darin,
direkt auf die Begierde einzuwirken.

XVIII. Meditation. In der ätherisch-physischen Sphäre ist das Geschlecht keusch; die Begierde
gehört zum Astralkörper. Der Astralkörper ist an sich rein, mit Licht materialisiert, aber er
verändert sich mit der Bindung an die ätherisch-physische Körperlichkeit: Er ist sich seines
eigenen Lebenslichts nicht bewusst und neigt dazu, das Lichtleben des ätherisch-physischen
Organismus zu seinem eigenen zu machen. In der Pflanze lebt das ätherisch-physische Leben in
reinem Zustand, ohne Inhärenz seines Astralkörpers: Dieser wirkt von "außen" auf die Pflanze
nach einem astral-göttlichen Schema: In die Blüte, in die Tiefe ihres Kelches, dringt es im Frühling
mit Hilfe des Sonnenlichts für eine vorläufige, absolut keusche Befruchtungswirkung ein.

Mittels des Bildes des Blütenkelches und seiner Lichtgemeinschaft offenbart sich dem Bewusstsein
des Schülers die Keuschheit des Erosstroms, der nicht durch Begierde beeinträchtigt ist, als
Wahrnehmung. Der von der Begierde nicht verdorbene Strom des Eros ist als Urkraft die
mächtigste Kraft, die im Menschen wirkt. Es ist in der Tat die kosmische Kraft der Liebe, die
durch die physiologischen Strukturen auf der Erde zur Fortpflanzungskraft der menschlichen wie
auch der tierischen Gattung wird, indem sie sich an die Reihe der Bindungen der Sphäre der
instinktiven Sensibilität hält. Sie bringt im Menschen das Maximum seines Potenzials zum
Ausdruck, aber nur unter der Bedingung, dass er sich den Impulsen der tierischen Natur unterwirft
und jedes Mal das Ich-Bewusstsein eliminiert.
Wenn dieselbe Kraft sich als Liebe der Seele ausdrückt, hört sie nicht auf, von den Impulsen der
tierischen Natur beherrscht zu werden: Auf der animischen Ebene wird sie trotz Idealisierungen und
Sublimierungen weiterhin von diesen gesteuert. Der Astralkörper ist nicht in der Lage, seine eigene
ursprüngliche Kraft, die die Kraft der Liebe ist, zu verwirklichen, weil er sie ignoriert und sie dort
erreicht, wo sie bereits zur Begierde geworden ist. Die Schwierigkeit der Eroskraft, ihr eigenes
reines, von den Impulsen der Begierde unabhängiges Wesen zum Ausdruck zu bringen, besteht
darin, dass sie mittels solcher Impulse, indem sie auf der Ebene der Natur wirkt, das Maximum
ihrer Macht manifestiert, indem sie das höhere Bewusstsein eliminiert: Es gelingt ihr nicht, eine
solche Kulmination als reine Kraft der Seele zu erreichen, da die Seele durch die für das
Selbstbewusstsein notwendige körperliche Unterstützung bedingt ist.
Der Experimentator weiß, dass es zwar wahr ist, dass die Kraft der initiatischen oder heiligen Liebe
in der bewussten Eroberung der Macht des Eros besteht - die sich normalerweise als Begierde und
auf den Wegen der tierischen Natur ausdrückt -, aber er weiß auch, dass die initiatische Liebe nicht
durch Operationen am Sex entstehen kann, sondern unabhängig von diesem erwachen muss, um auf
ihn einwirken zu können. Die Täuschungen und katastrophalen Folgen in diesem Sinne hängen von
dem Vertrauen in die einfachen Operationswege ab, die von den modernen sexuellen "Spagirien"
versprochen werden, aufgrund derer der vom Sex beherrschte Mensch sich anmaßt, auf den Sex
einzuwirken.
Die Betrachtung des reinen Fortpflanzungsprozesses im Blütenkelch kann dem Schüler ein Mittel
an die Hand geben, um zu verstehen, wie der Geschlechtsakt potenziell ein Prozess der ätherisch-
physischen Körper ist, die unabhängig vom Astralkörper sind, dessen wahre Freude in Wirklichkeit
metaphysisch ist. Indem der Astralkörper die Freude als metaphysischen Inhalt verwirklicht,
verwirklicht er seine wahre Natur und seine wahrhaftige Bewegung, die in der Identität mit dem
Astralkörper des anderen besteht: Identität, die nicht beherrscht wird, sondern den
Empfindungskörper beherrscht, dank der wiedererweckten ursprünglichen androgynen Kraft,
wodurch sich das männliche Element jedes der beiden Astralkörper mit dem weiblichen Element
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des anderen vereinigt (siehe Eros und Imagination, weiter unten).

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In Wirklichkeit ist die reine Kraft des Eros, wie sie durch das tantrische Bild der Kundalini in
Erinnerung gerufen wird, der eigentliche Strom des Lichtlebens. In der "platonischen" Entzündung
des Eros wird er durch das Gefühl der Liebe dynamisiert, weshalb das Element der ursprünglichen
oder edenischen Übereinstimmung des Paares - die Entsprechung der androgynen Polaritäten des
Astralkörpers und die Tugend der reinen Konjunktion der Ätherkörper - unbewusst in der Seele
auftaucht. In einer solchen Konjunktion lebt die Ordnung der Äther der vier Elemente gemäß einer
Kraft wieder auf, die die verlorene ursprüngliche Glückseligkeit neu erschafft. Diese ist immer die
unbekannte Animatorin des Ätherkörpers des Paares, das sie durch die spontane und in gewissem
Sinne "schicksalhafte" Erfahrung des "Verliebtseins" kennt.
Aber einer solchen Möglichkeit fehlt das Element der Macht, das die Natur umgekehrt auf der Ebene
der tierischen Koinzidenz voll verwirklicht, indem die astrale Hitze des Willens im Menschen durch
die wollüstige Begierde völlig explodiert.
In Wirklichkeit gehört die Macht der blitzartigen Verbindung dem Astralkörper, der jedoch, des
Bewusstseins seines eigenen Lichts beraubt, dieses begierig im physischen Bereich sucht, indem er
die Reinheit des Verhältnisses der ätherisch-physischen Körper verändert und von einer solchen
Veränderung abhängig ist, während er danach strebt, seine Lichtverbindung zu verwirklichen. Die
animalische Erfahrung der Liebe hingegen kann sich die blitzartige Verbindung der physischen
Körper zu eigen machen, dank der absoluten Unabhängigkeit der Verbindung der physischen
Körper, die sich in einer Autonomie entwickeln muss, die die geheime Engelnatur des Ätherleibes
anspricht, der an sich des Verlangens und der Leidenschaft beraubt ist. Verlangen und Leidenschaft
gehören nämlich zum Astralkörper und nicht zum ätherisch-physischen Körper.
Der Zugang zum Geheimnis der modernen "Spagie" oder der Heiligen Liebe wird durch das
asketische Opus vorbereitet, das auf die Belebung der reinen Wärme und des reinen Feuers des
Willens gerichtet ist: die höchste und daher organisch tiefste Präsenz jenes Lebens des Lichts, dem
sich der Schüler durch den Weg des Denkens zuwendet. Die Operationen des Lichts, die
Konzentration und die meditative Kontemplation bereiten den ätherischen Ausdruck des Höheren
Ichs vor, d.h. des Prinzips, das den letzten Sinn der irdischen Erfahrung des Menschen in sich trägt.
Im animischen "Feuer" des "Sich-Verliebens" ist der Keim des gesamten Vorgangs vorhanden,
indem er in einem embryonalen und spontanen Zustand wirkt. Ein solches "Feuer" ist in
Wirklichkeit gegeben, weshalb es erobert werden muss. Es kann durch eine Tugend, die nicht
durch die Mächte, die ihren tierischen Ausdruck beherrschen, bedingt ist, sondern aus der Liebe
selbst, von der es ausgeht, geschöpft wird, bis zur Manifestation seiner ursprünglichen Kraft
wahrgenommen und zum Wachsen gebracht werden. Sie muss um das gebeten werden, was sie
bereits gibt: nicht den Impuls, mit dem sie sich identifiziert, weil sie von diesen "Trieben" gepackt
wird.
Mächte - dort. Der menschliche Fehler besteht darin, die Quelle der Liebe nicht
wahrzunehmen und den Strom des Willens nicht mit ihr zu vereinen.
Der Experimentator kann durch die spagirische Praxis dem Strom des Heiligen Grals begegnen,
wenn es ihm gelingt zu verstehen, dass die gesamte Askese ihn dazu führt, sich bewusst nach dem
Impuls der Liebe zu bewegen, von dem er bereits ausgeht, den er aber nicht wahrnimmt: Er ist
daran gewöhnt, nur die Produkte und Empfindungen der Liebe zu sehen, wo diese bereits von den
Widersachern gepackt wird. Es gibt keine Freude des Eros, die nicht ein von den Widersachern
[ostacolatori, Anm. d. Ü.] beherrschter Ausdruck ist, weshalb die Rückkehr zur Quelle immer ein
Weg des Schmerzes ist. Der Schmerz tendiert dazu, zur reinen Verbindung zurückzuführen, aber er
wird nicht verstanden, sondern es gesellt sich Abneigung, Zwietracht, illusorische Divergenz dazu,
weshalb jedes Mal Zweifel an der Liebe aufkommen, der man kurz zuvor noch Ewigkeit
geschworen hat.
Das menschliche Paar kann die Bewegung der Übernatur in der Liebe verwirklichen, die nicht von
der Natur erfasst wird, sondern folglich die Natur beherrschen wird, indem es auf neue Weise den
Sex zum Vehikel der Übernatur macht, gemäß dem Pfad des Grals oder der bewussten Ekstase.
Durch die Bewegung [mit der Idee der "natürlichen Gewalt", Anm.] der Liebe kann er sich auf die
Kraft zubewegen, aus der die unberührte Liebe entspringt: Aber das erfordert eine
Selbstüberwindung von beiden, eine radikale und gegenseitige Hingabe, die in der Lage ist, die
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Macht in ihm zum Leben zu erwecken, die im Moment nur die Natur mit der größten Intensität zu
manifestieren imstande ist.
Es gibt ein asketisches Geheimnis, das aus Liebe vorhersehbar ist: Es kann in der Meditation erahnt
werden, die an den erzeugenden Prozess im Kelch der Blume gerichtet ist: Die Heilige Liebe ist das
reine Gewebe des Astralkörpers, das

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braucht keinen Sex, um sich im Astralkörper des anderen zu finden. Seine androgyne Struktur
macht ihn direkt mit der androgynen Entität des anderen identifizierbar: Er hat die Macht, sich darin
wiederzufinden, kraft seiner direkten Supranatur, die die kosmische Natur der Liebe ist: Deren
Zündung ermöglicht, dass die ätherisch-physischen Körper sich auf jungfräuliche Weise vereinigen,
gemäß ihrer autonomen Korrelation, die eine ursprüngliche ätherische oder engelhafte Korrelation
ist: also ohne Intervention des Astralkörpers.
Die Übernatur lebt bereits in der Liebe des menschlichen Paares, auch wenn es sich seiner
kosmischen Mission nicht bewusst ist. Es gibt kein Paar, bei dem eine solche Mission nicht, wenn
auch nur für einen kurzen Moment, als Möglichkeit anklingt, wobei sie jedoch normalerweise
ignoriert wird. Das initiatische Paar ist sich einer solchen Möglichkeit bewusst und strebt danach,
sie zu verwirklichen.
Jedes menschliche Paar ist potenziell das initiatische Paar: Es hat seine transzendente Gabe in dem
Moment, in dem es die Seligkeit der Selbsthingabe an den anderen spürt, und es ist in der Lage, im
Augenblick die Ewigkeit zu spüren. Ein solcher Moment ist für jedes Paar normal, ob es sich seiner
transzendenten Hingabe bewusst ist oder nicht. Wenn die unbekannte Möglichkeit der Supranatur
an die Oberfläche tritt, wird ein solcher Moment in die Zeit integriert. Normalerweise verschwindet
er immer im Unbewussten des Vergessens, bis er als illusionärer oder unwirklicher Inhalt erscheint:
aber seine Wahrhaftigkeit und Realität bleibt in der Seele als schöpferischer Keim bestehen. Er ist
nur vergessen oder verborgen: Durch Liebe kann er wiedergefunden werden.
Der Erlebende als Gralsjünger weiß, dass diese Instanz, wenn sie wiedergefunden wird, zur
Ewigkeit führt. Der Wille kann der Übernatur begegnen, indem er die tiefe und wesentliche
Bewegung beschwört, durch die er sich als individueller Wille bewegt.

XXIX. Meditation. In Wirklichkeit ist das, was aus dem Wesen des Willens hervorgeht, die Liebe.
Jeder Willensakt des Menschen ist eine individuelle Bewegung der göttlichen Liebe.

Der Schüler kann eine solche Einsicht zur größten Kraft seiner Askese machen, denn das Wollen ist
der Lebensstrom, den er ständig und täglich nutzt, indem er die magische Natur ignoriert. In den
Strom des Wollens fließt unbekannt der kosmische Strom der Liebe. Er wird beginnen, Askese als
eine Kunst zu verstehen, die den Strom des Willens mit seinem Objekt mittels des Denkens in
Einklang bringt. Es gibt kein Ding, das nicht durch den Willen, der an sich Liebe ist, gewollt
werden muss. Die Kraft des Wollens, mit der ein Wesen eine Waffe ergreift, um ein anderes Wesen
zu verletzen, ist dieselbe, mit der es ihm zu Hilfe kommen kann: Es ist die Kraft der Liebe, die
gegen ihr eigenes Objekt eingesetzt werden kann. Das Geheimnis der Freiheit des Menschen liegt
in einem solchen Widerspruch. Die Verantwortung für das Wollen ist ein Erwerb von Wissen:
Daher besteht die erste Aufgabe darin, das Denken zu befreien.

XXX. Meditation. Der Schüler belebt in sich das folgende Bild: "Durch ihre Ären und
Transformationen ist die Erde dabei, zum Kosmos der Liebe zu werden". Die gesamte Geschichte
der Erde und des Menschen strebt auf dieses Ziel hin.

XXXI. Der Kohlenstoff der Erde wird zum Diamanten. Der Diamant wird wieder zu
Adamantinischem Licht.

Es ist offensichtlich, dass der Weg zur Befreiung vom Eros ein Prozess des Willens ist, der dort
gewollt ist, wo der Gedanke als Vehikel des Ichs nicht verfälscht wird, sondern selbst Licht des
Lebens ist. Das wahre Hindernis für den Fluss des Lichts ist der Eros, der es der Hitze der Begierde
unterwirft: der Hitze des Willens, der seines willentlichen Seins beraubt ist.

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13. Das Zentrum der Macht

Das Wahrnehmen und das Denken bringen in ihrer Unmittelbarkeit die Kraft der Identität des Ich
mit der Welt mit sich. Diese Macht, die ständig genutzt und doch verkannt wird, kann der Schüler
als das ursprüngliche Element des Lebens - das das Leben des Lichts ist - im reinen Denken, in der
reinen Wahrnehmung erfahren.
Damit wird auf eine bewusste Erfahrung der Reintegration hingewiesen, die dem wirklich
modernen Forscher möglich ist: eine freiwillige Operation der Wiederverbindung mit dem Wesen
der Dinge, d. h. mit dem, was die ursprünglichen Gottheiten sich aneigneten, indem sie es dem
Denken des Menschen vorenthielten, ihm aber als außerindividuelle Eroberung zugestanden, sofern
er sich an ihre Regeln hielt und sich nicht auf ein individuelles Ich berief. Im vordialektischen
Moment des Wahrnehmens und Denkens kann der moderne Experimentator, wie gezeigt, das
Wesen wiederfinden, sofern er sich der uralten inneren Unterwerfung unter die Gottheiten entzieht,
die das vom Wesen getrennte Denken beherrschen. Er kann in sich selbst eine Operation zur
Befreiung des Wesens durchführen, und zwar durch einen autonomen Akt des Wollens, auf den die
Kraft des Höheren Ichs selbst antwortet, indem er den Schüler allmählich vom Menschlichen zum
Übermenschlichen, zur Schwelle der Neuen Mysterien hin, führt.
An dem Punkt, an dem das Ich dem Astralkörper begegnet, um ihn wahrzunehmen und zu denken,
findet jedes Mal als ein übersinnlicher Prozess des Lichts oder der Essenz die Wiederentzündung
der kosmischen Urwärme statt. Diese "Wiederentzündung" wird vom Menschen mit einem
einfachen dialektischen Bewusstsein normalerweise ignoriert: In Wirklichkeit steht sie, während er
sie nutzt, im Gegensatz zu ihm, weil er hartnäckig dazu neigt, die Wärme der Instinkte zu
empfangen, die dieselbe Wärme ist, die dem tierischen Leben unterworfen ist. Die reine Wärme des
Lichts genießt er in Wirklichkeit unbewusst als die Macht der Identität des Ich mit den Dingen oder
mit den Bewegungen der Seele.
Der Schüler trägt die Erfahrung der Wärme des Lichts im ätherischen Zentrum des Herzens. Er weiß,
dass eine solche Lichtwärme nicht durch die Emotionalität [emozionalismo] erweckt werden kann,
die unweigerlich mit der Körperlichkeit verbunden ist.
Die Wahrnehmung des Lichts ist die erste Form der Reintegration des Gedankens als Licht. Der
Schüler muss die Erfahrung nun mittels eines außerkörperlichen und doch innerhalb der
Körperlichkeit liegenden Mediums leiten, das der Ätherkörper oder "subtile Körper", linga Sharira,
ist, das erste Gewebe des Lichts, das ihm gegeben ist, objektiv wahrzunehmen.
Er realisiert das erste Zentrum der ätherischen Ströme im Kopf, an einem inneren Punkt, der
zwischen der Epiphyse und der Hypophyse lokalisiert werden kann. Diese beiden Drüsen sind
jeweils Vehikel für den Zusammenfluss zweier essentieller ätherischer Ströme, die normalerweise
gegensätzlich sind und nur im vordialektischen Akt der Wahrnehmung und in den Momenten der
Erkenntnis oder der unpersönlichen Wahrnehmung von Wahrheiten harmonieren.
Durch Askese sollte der Schüler in der Lage sein, die Harmonisierung der beiden Ströme
vorzubereiten. In diesem Zusammenhang kann man darauf hinweisen, dass jede Form von Neurose
oder Psychose auf die Verschärfung des Gegensatzes zwischen den beiden Strömen - dem
egoistischen Verstand und dem kosmischen Herzen - zurückgeführt werden kann. Jeder Versuch,
ein solches Zentrum vor der Harmonisierung der beiden ätherischen Ströme zu erwecken, kann eine
Reihe von psychischen Störungen hervorrufen und die innere Arbeit der Zukunft gefährden. Die
Harmonisierung der beiden Ströme ist das Ergebnis einer hohen Moral, grenzenloser Selbstlosigkeit
und eines Zustands der Geduld und des Verständnisses, aber auch der liebevollen Harmonie
gegenüber allen Wesen, einschließlich vor allem derjenigen, die als Produzenten des menschlichen
Übels erscheinen. Durch eine solche Harmonisierung neigt der physische Körper dazu,
Lebenswärme aus der göttlichen Astralwelt zu empfangen, anstatt aus der tierischen Astralwelt oder
den im Blut fließenden Instinkten.
Die Animation des ätherischen Zentrums des Kopfes muss nach dem Thema des Lichts vorgehen.
Das Licht ist jetzt der Gedanke, der aufhört, reflektiertes Licht zu sein. Das Zentrum der ätherischen
Ströme muss für den modernen Schüler vom Kopf ausgehen: Er muss in primis am Sitz erwachen,
wo er das Wachbewusstsein verwirklicht, das ihm den anfänglichen Prozess der Befreiung des
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Gedankens durch Konzentration ermöglicht.

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Der letzte Sinn der Konzentration besteht für den Experimentator darin, den übersinnlichen Strom
des Lebens wiederzufinden, aus dem der Gedanke entspringt. Wenn er die Möglichkeit hätte, den
Ätherkörper oder den subtilen Körper oder den Vitalkörper ohne den Besitz des ursprünglichen
Elements des Denkens zu bewegen - kontinuierlich mittels der höheren Zentren des Bewusstseins
operierend, d. h. ohne Unabhängigkeit von den Impulsen der Psyche -, würde er den subtilen
Körper zerstören. Im Moment zerstört er den Teil desselben, mittels dessen er denkt. Durch
dialektisches Denken beschädigt der Mensch ständig den Ätherkörper, der ihm das Denken
ermöglicht.
Irreguläre innere Erfahrungen psychischer oder medialer Art können die Übertragung von
Impulsen, die der Astralkörper aufgrund seiner Unterwerfung unter die psychophysiologische Natur
erzeugt, auf den Ätherkörper nicht verhindern. Der Asket kann nicht zu einer wirklichen Erfahrung
des Lebensleibes gelangen, solange er unter der Unterwerfung leidet, die im Übrigen der normale
menschliche Zustand ist: ein Zustand des Irrtums, des Bösen und des Schmerzes, von dem sich der
Mensch mühsam zu befreien sucht: illusionär, solange er nicht den Gedanken als Schlüssel zum
Leben besitzt, der ätherisches Leben ist, durch dessen Entzug er nicht nur die Spannungen der
Begierde spürt, sondern auch nicht in der Unterwerfung die Quelle der Begierde und in dieser die
Begierde der Unterwerfung selbst erkennt.


Wenn das Denken durch kontemplative Konzentration aufhört, dialektisch zu sein, und den Fluss
des eigenen Lichts besitzt, kann man diesen Fluss in dem erwähnten Zentrum zwischen Epiphyse
und Hypophyse zusammenlaufen lassen.
Der Vorgang erfordert absolute Stille, nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich. Während die
normale Konzentrationsübung auch in einer lauten Atmosphäre und trotz ungünstiger Bedingungen
durchgeführt werden kann - im Gegenteil, denn sie kann durch diese Bedingungen an intensivere
innere Anstrengungen appellieren -, erfordert die Konzentration auf den ätherischen Punkt
zwischen Zirbeldrüse und Hypophyse absolute Unabhängigkeit von der äußeren Umgebung: Ein
Geräusch, eine Unterbrechung könnten tödlich sein. Der Schüler muss sich vor Beginn der
Operation vergewissern, dass die Umgebung den rituellen Anforderungen entspricht.
Das anfängliche Thema der Lichtoperation ist das abschließende Thema der Sonnenvorstellung:
"Das Licht in mir", das die vorangegangenen Lichtvorstellungen zusammenfasst, von "das Licht
strahlt in der Dunkelheit" bis zur Betrachtung der "Mitternachtssonne".
Durch das Ätherzentrum des Kopfes betritt der Schüler eine Region der inneren Sicherheit, weil er
sich an dem Punkt befindet, an dem die größte Autonomie in Bezug auf sich selbst mit der größten
Offenheit für die Geistige Welt einhergeht. Die größte Autorität gegenüber dem, was die niedere
Natur ist, identifiziert sich mit der größten Abhängigkeit vom Logos oder der göttlichen Shakti.
Eine solche Abhängigkeit ist eine Eroberung des wahrhaft freien Willens.
In diesem Zentrum verwirklicht die Lichtoperation, die sogenannte Operatio Solis, die anfängliche
Gegenwart des Ich als Prinzip des Lichts. Diese Präsenz, als Verstärkung des Wachzustands; ist
die Garantie für die Regelmäßigkeit der Erfahrung: das absolute Gegenteil eines medialen
Zustands.
Das kosmische Prinzip des Ich ist die Kraft, die in Wirklichkeit die beiden grundlegenden
ätherischen Ströme des tierisch-physischen Organismus harmonisiert, die normalerweise aufgrund
des dialektischen oder reflektierenden Bewusstseins, das sein eigenes Licht anzapft und
gleichzeitig dagegen ist, gegensätzlich sind.
Die Harmonisierung verwandelt mentales Wissen in supramentales oder imaginatives Wissen,
indem sie es zum imaginären Instrument der höheren oder göttlichen Magie macht. Diese wird von
der Geistigen Welt in dem Maße gewährt, in dem der Schüler die Fähigkeit zu einem absolut
unpersönlichen Gebrauch der Kraft erlangt.
Im ätherischen Zentrum des Kopfes verwirklicht der Schüler das Einströmen des Kundalini-
Stroms: konstitutionell bereits aus der Tiefe aufgestiegen. Seine Kunst besteht darin, in die Tiefe
hinabzusteigen, in einer Bewegung, die derjenigen der tantrischen Techniken entgegengesetzt ist,
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deren Ziel eine Operation in der Tiefe ist, die darauf abzielt, vom untersten Zentrum aus den
Strom der Lichtwärme zu erwecken. Die

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Die Realität ist, dass in der westlichen Menschheit ein bestimmter Typus von Asketen inkarniert ist
- der nicht die Mehrheit darstellt -, der mit der Aktivität der höheren Zentren des Wachbewusstseins
ausgestattet ist, eben weil er in einer früheren Existenz die Kundalini erweckt hat. Eine solche
Erweckung hat sich im Wesentlichen als Gabe des Selbstbewusstseins reinkarniert, nämlich als
bewusste Macht der Träger des Ichs, weil Denker und Wissenschaftler. Der Fall in den
Materialismus ist nur eine vorübergehende Abweichung von einer ähnlichen übersinnlichen
Möglichkeit.
Die Überwindung der materialistischen Abweichung kann jedoch keine kostenlose oder
schicksalhafte Tatsache sein. Sie ist der äußerste Beweis für das Bewusstsein der menschlichen
Freiheit: d. h. die Forderung nach einer initiatischen Lösung für die gegenwärtige Krise der
Zivilisation.
Der Asket der neuen Zeit nimmt den Kundalini-Strom im Zentrum der ätherischen Ströme des
Kopfes wieder auf und führt ihn in die Tiefe zurück. Beim ursprünglichen (atlantischen)
Menschentyp geht der Strom vom Herzen aus, beim postatlantischen Menschentyp konzentriert er
sich an der Basis des Rückgrats, und die Aufgabe des proto-arischen Asketen besteht darin, ihn aus
dieser Tiefe zu wecken, damit er zum Kopf aufsteigt. Beim modernen Menschentyp ist das Zentrum
im Kopf, aber für das Bewusstsein, das sich durch das Gehirn bildet, nicht wahrnehmbar: Eine
Aufgabe des Asketen ist es, es jenseits des Gehirnschirms zu verwirklichen, um es zum Sitz des
Herzens zurückzuführen: wo es metaphysisch bereits ist, da es nie aufgehört hat, dort zu sein. Im
Herzzentrum bleibt seit der Zeit des "Falls" der übermenschliche Keim der ätherischen Ströme, die
den Menschen mit dem realen Kosmos oder dem ätherischen Kosmos vereinen, latent erhalten.
Sobald das ätherische Herzzentrum erwacht ist, wird die Herrschaft der ätherischen Ströme durch
den zukünftigen Aufstieg zum höheren Sitz gesichert, der in einer alten taoistischen Tradition
treffend als "himmlisches Herz" bezeichnet wird: gemäß einem Prozess der Reintegration, auf den
wir in zwei Absätzen hinweisen werden.
Der messbare physische Kosmos steht in Relation zum nicht messbaren ätherischen Kosmos, so
wie die Kleidung in Relation zu demjenigen steht, der sie anzieht. Keine physische Messung, keine
Weltraumforschung kann die Realitäten des Kosmos erfassen. Der Eingeweihte erkennt im Voraus,
was für die Menschheit ein natürlicher spiritueller Prozess der Zukunft sein wird: Das Werk des
Eingeweihten ist metaphysisch notwendig, damit der Durchgang zur Erlösung des Menschen einen
Spalt breit geöffnet wird. Wenn ein solcher Durchgang nicht geöffnet wird, wenn der freie und
opferbereite Zugang des Eingeweihten fehlt, muss die Menschheit als Kollektiv, um nicht Gefahr
zu laufen, den "menschlichen Zustand" zu verlieren, d.h. die Möglichkeit, den ursprünglichen
Zustand vor dem Sündenfall wiederzuerlangen, durch kollektive Katastrophen und Krisen gehen.
Die Möglichkeit, den Zustand vor dem Fall wiederherzustellen, hängt damit zusammen, dass der
Eingeweihte das Zentrum der ätherischen Ströme im Kopf mithilfe der Kräfte des
Wachbewusstseins, die durch den Fall und die anschließende Bindung der Seele an die
Gehirnstrukturen entwickelt wurden, nicht ablenkt, sondern wiederbelebt. Deshalb ist das
Initiationswerk des Jüngers ein Werk der Brüderlichkeit, die sich ihren Weg bahnt, indem sie auf
opferreiche, aber dafür unbesiegbare Weise die menschliche Zwietracht überwindet.
Wenn es im Kopf mit dem Gefühl, das dem Bild "Das Licht in mir" entspricht, Meister geworden ist,
wird das ätherische Zentrum mittels des Bildes "Das Licht wird Leben in mir" vorübergehend in den
Kehlkopf und mittels des Bildes "Das Leben des Lichts wird Liebe in mir" vom Kehlkopf in das
Herz verlegt. Das Licht aus dem ätherischen Zentrum des Kopfes wird zur Kraft des Lebens im
Kehlkopfzentrum: Das Leben des Lichts wird zur Wärme der Liebe im Herzzentrum.
Von diesem Zeitpunkt an hört der Schüler auf, Wärme von den Instinkten zu empfangen. Was die
Bewegung der Instinkte betrifft, wird sein Blut "kalt": Er kann nur noch Wärme von der
übersinnlichen Aktivität empfangen. Die Symbole für diese Phase sind in der Tradition die
Schlange und der Fisch, kaltblütige Tiere. Ein Grad der chaldäischen Einweihung wird als "die
Schlange" bezeichnet. So wird gerade für einige moderne Esoteriker das Erreichen der
Unabhängigkeit des Geschlechts genannt: "die kalte magische Tugend", die das Geschlecht nicht
ausschließt, sondern sogar den Prozess fordert, insofern es zum Vehikel der Tiefe der
übersinnlichen Kräfte wird, die es normalerweise ihm unterwirft: die letztendliche Bedeutung der
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Kundalini-Erweckung.

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14. Das Ich & das Zentrum der Macht

Sobald der Schüler beginnt, das vorläufige Zentrum der ätherischen Kräfte im Kopf zu
identifizieren, kann er mithilfe des ätherischen Zentrums des Willens, das sich im Solarplexus
befindet, handeln. Er greift auf dieses Zentrum zurück, indem er sich zunächst des Atems bedient,
sofern er die Sicherheit erlangt hat, sich im Atem mithilfe des "von den Sinnen befreiten Denkens"
zu bewegen. Dieses Zentrum erfordert keine Konzentration, Anspannung oder Anstrengung,
sondern nur eine Beschwörung der transzendenten Ruhe der Hierarchien und der Macht, die mittels
einer solchen Ruhe kraftvoll in den Kosmos ausstrahlt. Die Macht, mit der die Hierarchien die
Welten bewegen, wird zum menschlichen Wollen auf der Erde. Ein solches Wollen kann vom
Asketen durch das Zentrum des Solarplexus wahrgenommen werden, in dem sich alle Kraft
sammelt. Unbestreitbar ist bei einem solchen Vorgang die Atmung aufgerufen, auf der ätherischen
Ebene zu wirken: Aber eben, es muss die autonome Atmung sein, die nicht vom physischen
Körper, sondern vielmehr vom subtilen Körper bewegt wird.
Im Zentrum des Solarplexus vollzieht der Schüler eine Operation, die vom Standpunkt der
magischen Askese aus gesehen von grundlegender Bedeutung ist: die Trennung des Willens vom
Gefühl. In einem solchen Zentrum ruft er den kosmischen Strom des Willens hervor, der von den
Thronen ausgeht: Er vereinigt sich mit dem reinen Willen, der unabhängig vom luziferischen
Fühlen ist, und befreit damit das Gefühlsleben vom Druck der Instinkte. Der Widerspruch und die
Unordnung, die das Gefühlsleben kennzeichnen, hängen davon ab, dass es immer untrennbar mit
dem Prozess der Instinkte verbunden ist. Mithilfe des Willensorgans oder des ätherischen Zentrums
des Solarplexus belebt der Schüler den reinen Strom des Willens, dem er zunächst im Vehikel der
Atmung eine positive Autonomie verleiht: die gleiche Autonomie, die für Stoffwechselprozesse
relevant ist, um sich unabhängig vom Wachbewusstsein zu entwickeln. Wenn die Atmung auch nur
im Geringsten mit ihrem eigenen physischen Fluss identifiziert wird, ist der Vorgang nicht nur
nutzlos, sondern sogar schädlich.
Der Schüler betritt die Region des magischen Willens, dessen Macht von der Geistigen Welt in
Verbindung mit der Unabhängigkeit gewährt wird, die er von seiner eigenen niederen Natur bis hin
zu den radikalen ätherischen Strukturen erlangt hat. Es ist derselbe Bereich, in dem umgekehrt die
Macht von den niederen Mächten demjenigen verliehen werden kann, der eine Entwicklung durch
die Unterwerfung der geistigen Kräfte unter die niedere Natur erreicht hat: ein Phänomen, das sich
bereits abzeichnet und in naher Zukunft alarmierende Ausmaße annehmen wird: Es werden Meister
auftreten, die scheinbar eine eigene geistige Mission haben, weil sie tatsächlich mit supranormalen
Kräften ausgestattet sind. Ihre Irregularität wird vor allem dadurch auffallen, dass sie nicht anders
können, als sich zur Schau zu stellen und darauf zu bestehen, als Urheber von Wundern identifiziert
zu werden.
Das ätherische Organ des Willens wird mithilfe der bereits erwähnten Konzentrationsübungen
vorbereitet.
Es gibt keine Konzentrationsübung, die nicht eine Übung des Willens ist. Für die Bildung des
Sonnengeflechtsorgans muss jedoch ein wesentlicher Wille entwickelt werden, der in der Lage ist,
das niedere Element zu beherrschen, das mit zunehmender Subtilität in die magische Entwicklung
eingreift.

XXXII. Der Schüler meditiert über den Willen. Er sieht ihn im Mineralreich versteinert: Er
versteht ein solches Reich als eine verfestigte Welt des Willens. Im Vergleich zu einer solchen
Verfestigung ist die Macht des Willens im Zustand der Reinheit oder der absoluten
Inkorporiertheit: Der Schüler muss das Negativ der Mineralität als transzendenten Zustand des
Willens erfassen. Dieser Wille verzichtet auf seine Transzendenz, indem er sich im Lebendigen
manifestiert. Er bewegt die Pflanze aus ihrer Tiefe heraus, indem er den mineralischen Zustand
vernichtet und sie ihrer eigenen Architektur unterwirft: Er zieht die Form der Pflanze nach oben,
indem er die Schwerkraft überwindet. Sie wird zur treibenden Kraft im Tier. Jede Äußerung des
tierischen Lebens als instinktiver Prozess ist im Wesentlichen Bewegung: Der Wille veräußert sich
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darin, indem er sich der tierischen Natur anpasst, unter solchen Bedingungen jedoch die
Körperlichkeit beherrscht.

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Beim Menschen ist er in ähnlicher Weise mit der tierischen Natur verbunden, aber er drückt die
Gegenwart seines eigenen Prinzips, des Ich, aus. Durch diese Präsenz drückt sich der Wille als
Gedanke aus. Im Menschen kann der Strom des Willens durch das Denken aus seiner eigenen
Quelle schöpfen.

Die kosmische Macht, die die Welten bewegt, wird durch den Menschen auf der Erde zur
individuellen Macht des Willens.


Das Ich hat das Bewusstseinszentrum im Kopf, weil es die individuelle Kraft der Autonomie und
Zentralität verwirklicht, indem es sich mit dem mineralischen Element der Erde an einem
bestimmten Punkt im Kopf verbindet, der auf der Grundlage seines physiologischen Aspekts
schwer zu erkennen ist.
Der Schwerpunkt des Ichs befindet sich beim Menschen dieser Epoche gewöhnlich im Kopf; doch
ein solcher Sitz erweist sich für den Jünger als provisorisch. Im Kopf wird das Ich als Prinzip der
Freiheit und des Egoismus durch die Unterstützung der Kalkkonkremente der Zirbeldrüse bestimmt
und zum individuellen Impuls. Das kosmische Ich, um zum individuellen Ich zu werden, benötigt
das Kalkelement der Zirbeldrüse.
Aber das Zentrum des Bewusstseins, das sich der moderne Mensch notwendigerweise zuerst im
Kopf bildet, stimmt nicht mit dem Schwerpunkt des inneren Menschen überein, in den die
kosmischen Kräfte zusammenfließen, die strukturell in der Körperlichkeit wirken und für sein
gewöhnliches Bewusstsein nicht wahrnehmbar sind. Ein solches Zentrum ist das Herz, das tiefste,
am schwersten erreichbare. Es gibt in der Tat einen physischen Körper, in dem sich ein ätherisches
Herz, ein astrales Herz und ein spirituelles Herz befinden. Das spirituelle Herz ist das Göttliche im
Menschen.
Das Ich erlangt im Menschen durch die mineralischen Partikel des Zirbeldrüsenkörpers
selbstbewusste Kräfte: Durch solche Partikel vollzieht es seine irdische Individuation und die
Eroberung der Freiheit im sinnlichen Bereich. Seine Herrschaft begann im Kopf durch das
ätherische Zentrum, das zwischen der Zirbeldrüse und der großen Hypophyse liegt, und reicht bis in
die Tiefe der tierisch-physischen Organisation durch ein weiteres wesentliches Zentrum im Herzen
und ein weiteres im Unterleib, das den basalen Dynamiken des Willens vorsteht.
Aber das wahre Zentrum der Kraft liegt nicht im System des Kopfes, sondern im System des
Unterleibs: Der Asket erlangt die radikale Herrschaft über diese beiden Systeme und ihr
Gleichgewicht in dem Maße, in dem er in die spirituelle Meisterschaft des Herzens eindringt. Jede
dynamische Handlung, die das Ich mithilfe des Lebenszentrums im Unterleib hervorruft, setzt die
Anwesenheit des Ich im Zentrum des Herzens voraus, denn es ist das Zentrum, in dem die
Lebensströme von ihrem übermenschlichen Prinzip beherrscht werden. Im Herzen verbinden sich
Menschliches und Übermenschliches in einer Dynamik, die für das gewöhnliche Bewusstsein nicht
wahrnehmbar ist.
Der Zugang zur spirituellen Beherrschung des Herzens wird durch die Askese des Lebenslichts
erlangt. Alle Lebenskraft wird durch das Kraftzentrum des Unterleibs vermittelt, aber das, was
dieses Zentrum beherrscht, geht hauptsächlich vom Herzen aus. Wenn der Asket eine harmonische
Übereinstimmung zwischen dem System des Kopfes und dem System des Unterleibs erreicht, ist er
im Grunde dabei, sich den Weg zum Herzen zu öffnen: aber weil er in Wirklichkeit metaphysisch
bereits vom Wesen des Herzens ausgeht.
Unbestreitbar besteht die Schwäche des heutigen Menschen darin, dass er im Kopfsystem zentriert
ist, aber das ist ein unvermeidlicher Ausgangspunkt für das Ich-Bewusstsein, das anfangs ein
mentales Bewusstsein sein muss. Das Kopfsystem zu überwinden bedeutet, sich mit den Kräften
des Ichs zu verbinden, die sich in einem solchen System zu manifestieren beginnen: Sie sind es, die
die Macht haben, in die Tiefe zu gehen, denn sie gehen von einem Prinzip aus, das Tiefe besitzt. Es
kommt nicht so sehr darauf an, in die Lebenstiefen hinabzusteigen, um sie zu erobern, sondern sich
mit dem Ich zu verbinden, das das reflektierte Astralbewusstsein überwindet und auch die
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Tiefenkraft trägt, die mithilfe des Willensorgans im Solarplexus das Gleichgewicht der Kräfte im
Menschen herstellt.
Der Kopfmensch von heute ist der schwächste, aber der bewussteste. Dieses klare Bewusstsein ist
ein kostbares Gut, auf das der Schüler nicht verzichten darf: Alle Umwandlungen von

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des Menschen, einschließlich seines Abstiegs in den Materialismus, hatten als Ziel die Eroberung
dieses klaren Bewusstseins. Der spirituelle Weg besteht nicht darin, zurückzugehen, sondern
voranzuschreiten, indem man den eigentlichen Sinn der Eroberung des autonomen Bewusstseins
versteht: was sie später von ihm verlangt. Die Aufgabe besteht eben darin, mit Hilfe dieses klaren
Bewusstseins in den Bereich der organisierenden Kräfte der Körperlichkeit einzudringen: die die
höchsten sind. In diesen Bereich drang der Mensch früher rückwärts in vorindividuelle
Ursprungszustände des Bewusstseins ein, die den Zustand des Traums und der Ekstase erforderten:
Heute muss er mit Hilfe der Kräfte des Selbstbewusstseins eindringen, die durch den Abstieg in die
eindimensionale Sinneserfahrung geweckt wurden. Das Übel an einer solchen Erfahrung ist, dass
sie ihrer wahren Bedeutung beraubt und im Namen der Vergangenheit abgelehnt wird, während sie
doch die Kräfte der Zukunft hervorbringt.
Das Selbstbewusstsein muss sich mit den Tiefenkräften des Unterleibs verbinden und das
Gleichgewicht wiederherstellen, das den Weg zum größten Zentrum der Tiefe öffnet, das sich im
Herzen befindet. Aber die ultimative Bedeutung einer solchen Eroberung der Tiefe in der Zukunft
wird die Wiederherstellung der Herrschaft über den Kopf sein, durch die Wiederentzündung des
Lichts des "frontalen Auges" oder "Auges von Çiva". Der Verlust dieses "Auges" kostete Luzifer
die Notwendigkeit, den Menschen durch eine private Erkenntnis des ursprünglichen Lichts zu
verführen. Der Mensch hat die Aufgabe, mithilfe der Kräfte des Selbstbewusstseins das
ursprüngliche Licht, d. h. die Essenz, zurückzuerobern. Der Asket dieser Zeit muss verstehen,
welche Kräfte aus der Erfahrung der untersten Ebene des Wissens erblühen müssen.

XXXIII. In dem inneren Punkt auf der Stirn zwischen den Augenbrauen beschwört der Schüler das
"Ich bin" als transzendentes Selbstbewusstsein, das Herz, aus dem das ganze Werk hervorgeht. Die
Immanenz einer solchen Selbstbestätigung erreicht das Maximum ihrer Transzendenz, wenn er
"Nicht ich, sondern Christus in mir" zum Ausdruck bringt. Der Jünger nimmt sich selbst im
Zentrum seiner selbst wahr, als Instrument des Lichts des Logos, d. h. der Verkörperung des
Übermenschlichen im Menschlichen.

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15. Techniken des Willens

Um den Schwierigkeiten der Zeit zu begegnen, der zunehmenden Dunkelheit, dem psychischen
Chaos, dem Angriff der Widersacher - denen der menschliche Verstand unbewusst den gesamten
Durchgang geöffnet hat - -
Um die Energien zu sammeln und aus ihnen einen unveränderlichen Strom zu bilden, der die
Schwankenden stützt, die Momente der Anspannung überwindet und den Schwung über die
Prüfung hinaus wiederfindet, ist es von grundlegender Bedeutung, in der Seele eine autonome
Region des Willens zu bilden. Diese Region muss mit Bedacht vorbereitet werden.
Die Askese des Denkens, von der bereits die Rede war, ist die Voraussetzung. Jede Übung des
Denkens ist im Wesentlichen eine Übung des Willens. Der Wille wird in dem Maße gestärkt, wie
er mit dem Denken übereinstimmt. Jede Handlung, Geste oder Aktion, die einen bewussten
Gedanken verkörpert, stärkt den Willen. Wer sich Aufgaben stellt und sie mit strenger Konsequenz
ausführt, stärkt in Wahrheit seinen Willen.
Der Schüler sorgt für die Entwicklung eines autonomen Stroms des Willens, auf den er sich in den
Momenten verlassen kann, in denen ihn die Unabhängigkeit von der überwältigenden Psyche
bedrängt. Er erreicht dies durch das Beharren auf bestimmten Operationen des autonomen Willens:
ein friedliches, unpersönliches, hartnäckiges Beharren, das die innere Bewegung immer wieder
aufnimmt, ohne Rücksicht auf Misserfolge, Störungen oder Unterbrechungen.
Eine grundlegende Übung für die Entwicklung der objektiven Willenskraft ist die Vorstellung des
in den Gliedern fließenden Willensstroms, auf die im Kommentar nach der Meditation XVII Bezug
genommen wurde. Eine solche Übung muss dynamisiert werden, bis man die fließende Kraft des
Willens in den Beinen beim Gehen oder Laufen als einen Strom betrachtet, der daran erkennbar ist,
dass er nichts mit den anderen Systemen des Organismus, insbesondere mit dem Rumpf, zu tun hat:
als einen Strom, der direkt aus dem Kosmos kommt. In Wirklichkeit kommt er aus dem Kosmos,
ohne das Nervensystem zu durchlaufen, es sei denn im Nachhinein. Das Nervensystem empfängt
ihn als Folge der Bewegung, deren Wahrnehmung so zeitgleich mit der Bewegung erfolgt, dass sie
Physiologen dazu verleitet, zu glauben, dass diese Bewegung von sogenannten motorischen Nerven
erzeugt wird. Diese sind in Wirklichkeit sensorische Nerven und haben die Funktion, die
Empfindung der Bewegung zu liefern: Es gibt keine motorischen Nerven.
Der Strom des Willens kommt direkt aus dem Kosmos: Der gewöhnliche Mensch nimmt nur seine
nachkörperlichen Manifestationen mithilfe des Nervensystems wahr: Er begreift nur einen
sekundären Prozess. Wer das vorkörperliche Moment des Willens verwirklicht - wobei die
imaginative Askese die Voraussetzung für eine solche Verwirklichung ist -, nimmt eine
unpersönliche Kraft wahr, die das Böse der Psyche ignoriert. Dies ist die Bedeutung der
Imagination des treibenden Willens: Der Schüler hat in ihr die anfängliche Wahrnehmung des
magischen Willens.
Die Unabhängigkeit des Willensstroms, der in die Beine fließt, muss vor allem als
Unabhängigkeit des Rumpfes, insbesondere des Rückgrats, empfunden werden. Eine solche
Unabhängigkeit muss imaginativ zu etwas Bestimmtem werden, wie eine objektive
Wahrnehmung.

XXXIV. Der Schüler, der mit der Vorstellung des motorischen Willens vertraut ist, kann die
folgende Übung versuchen. Wenn er sich nach einigen Minuten einer subtilen Wahrnehmung der
Gliedmaßen bewusst wird, stellt er sich vor, dass sie sich bewegen, indem er sich den vom Rumpf
unabhängigen motorischen Strom des Willens in Erinnerung ruft. Es ist, als würde er die inneren
Beine im Vergleich zu den vollkommen unbeweglichen physischen Beinen bewegen.

Diese Übung verleiht dem willentlichen Strom des Ichs eine autonome Dynamik gegenüber der
Psyche. Der Willensstrom ist im Wesentlichen der dynamische Strom des Geistes (Logos), der den
Menschen durchdringt. Unter Berücksichtigung der Regeln für die Körperhaltung zum Zwecke der
Meditation kann der Schüler, der bereits die Übung der Konzentration beherrscht, für die
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Kontemplation des

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Willenskraft, der für die operativen Techniken empfohlenen Körperhaltung (siehe Praktische
Modalitäten, 5ème Absatz).


Angesichts jeder überwältigenden Situation, ob physisch oder psychisch, kann der Schüler, falls er
es als notwendig erkennt, die absolute Unbegreiflichkeit als Möglichkeit des Willens, das Ich direkt
zu manifestieren, erkennen. Im Wesentlichen kann das tatsächliche innere Subjekt, das sich im
Willen artikuliert, der sein unmittelbares Vehikel ist, nicht in die Unruhe verwickelt werden, weil es
im Wesentlichen außerhalb von ihr steht. Beim gewöhnlichen Menschen kann sich das innere
Subjekt seines eigenen willentlichen Elements nicht bewusst sein, weil es nicht spürbar ist und sich
dem Nervensystem entzieht, das nur seine Manifestationen wahrnimmt. Das willentliche Element
ist weder psychisch noch dialektisch, weshalb das Subjekt es nicht gegen das Unbehagen
artikulieren kann: Es identifiziert sich so sehr mit dem Unbehagen, dass es es bis zur Krise erduldet,
die die organischen Grundkräfte zum Zweck der Heilung in Anspruch nimmt, aber um den Preis
ihrer Abnutzung. Der physische Körper wird immer zum "Sündenbock" für die Fehler der Psyche.
Die Technik der Unbegreiflichkeit ist wie folgt. Normalerweise erhält das Unbehagen seine Kraft
aus der unbewussten und intensiven Opposition des Subjekts gegen dieses Unbehagen: In einer
solchen Opposition wird das willentliche Wesen selbst durch das Unbehagen aufgezwungen. Die
Opposition muss entfernt werden, es darf keine Opposition geben.

XXXV. Das Unbehagen so sein lassen, wie es ist: als etwas Fremdes, dem man plötzlich die
Spannung nimmt: selbst die subtilste. Im Gegenzug antwortet die unangreifbare Kraft des
Unbehagens aus den Tiefen der Seele als Macht der Unpersönlichkeit, die in den leeren Bereich,
den sie sich selbst geschaffen hat, zurückgerufen wird.

Mit dem positiven Halt, sich dem Unbehagen zu widersetzen, wird eine Befreiung erreicht, nämlich
ein autonomer Akt, der die Aufgabe hat, selbst als Vehikel des Ichs weiterzugehen, nämlich als
Vehikel der Ungreifbarkeit des inneren Wesens, das das Wesen des Willens ist. Die
Unbegreiflichkeit ist keine egoistische oder ungewöhnliche Veranlagung, denn sie drückt die wahre
Natur des inneren Wesens aus.
Die Ungreifbarkeit ist im Wesentlichen die Seinsweise des Ichs, das in die tiefere Natur der Dinge
eintaucht und dabei dennoch mit sich selbst identisch bleibt. Das Maximum seiner Stärke ist die
Unpersönlichkeit. Eine Übung, die darauf abzielt, das willentliche Element des Ichs direkter
wirksam werden zu lassen, ist die folgende.

XXXVI. Der Schüler stellt sich den physischen Körper als eine Hülle vor, in die er sich als
animisches Wesen einfügt, bis er sich vollständig fühlt: bis er den physischen Körper als ein
perfekt passendes Kleidungsstück empfindet, in dem er sich bequem und selbstständig bewegt,
indem er sich konkret als verkörpert wahrnimmt: nicht gefangen in der Hülle, sondern harmonisch
beweglich in ihr und vor allem fähig zu unbegrenzter Ruhe.

Dieses Bild kann bei körperlichen Beschwerden oder psychischen Hindernissen mehrmals
wiederholt werden, bis es sich in ein Gefühl der Autonomie gegenüber der jeweiligen
Schwierigkeit übersetzt. Als Übung ist es vor allem am Morgen, direkt nach dem Aufwachen,
nützlich. Neben der Übung des Willens ist sie auch als therapeutische Maßnahme bei allen Arten
von psychischen und physischen Gesundheitsproblemen wichtig.
Der Wille kann als wirklich gestärkt bis hin zur instinktiven Ebene betrachtet werden, wenn er
Unabhängigkeit von der Reihe der persönlichen Impulse bieten kann und sich praktisch in ein
Gefühl des Verständnisses für die verschiedenen Formen des Irrtums umsetzen lässt.

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von der Verfälschung der Wahrheit bis zur Fiktion der Gerechtigkeit. Sie muss in der Lage sein,
im Experimentator einen Zustand der Losgelöstheit und Nachsicht gegenüber den psychischen
Hieben des Irrtums oder den dramatischen Rezitationen des Egos hervorzurufen: entsprechend
der Ebene, von der aus sie agiert, um das Menschliche zu heben.


Besonders stärkend für den Willen ist die Vorstellung der Gestaltung der eigenen Haut: im
Wesentlichen anschlussfähig an die vorangegangene Übung.

XXXVII. Der Schüler übt sich darin, die Form seiner Haut, die Grenzen seines eigenen
physischen Körpers zu spüren: Man macht sich ein vollständiges Bild von der Hautoberfläche, bis
man sie als eine einzige Einheit wahrnimmt. Wenn dieses Bild für ihn lebendig wird, kann er in der
Form der Haut die Gegenwart des kosmischen Willens spüren.

In Wirklichkeit "beginnt" dort, wo die körperliche Körperlichkeit endet, das Leben des wahren
spirituellen Körpers. Dieser wird im physischen Körper reflektiert: Er ist reflektiertes Ich,
reflektierte Psyche. Außerdem ist er gut in den physischen Körper eingefügt, er bewegt sich im
physischen Organismus, ja er ist dessen Grundlage, aber indem er zur körperlichen
architektonischen Bewegung wird, passt er sich den Gesetzen der tierischen Natur an und
entfremdet sich: Deshalb beherrscht er eine solche Natur nicht vollständig. Würde er sie
beherrschen, würde der physische Körper weder Krankheit noch Tod erleiden. Dem Schüler gelingt
es, an den Grenzen des physischen Körpers den spirituellen Körper anzusprechen, der frei von der
Körperlichkeit ist und in ihr drängt.

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16. Eros und Fantasie

Die Imagination der Form der eigenen Haut beansprucht ebenfalls die Energien des magischen
Willens und hat einen therapeutischen Wert. Sie beginnt, Teil der vorinitiatischen Askese zu
werden, da sie in der übersinnlichen Peripherie des Körpers den Strom des Ichs heraufbeschwört,
der das illusionäre psychische Bild der Körperlichkeit und sein unbewusstes sexuelles Gegenbild
korrigieren kann.
Indem er unbewusst der Macht dieses Gegenbildes unterliegt, erlebt der Mensch normalerweise -
dank der körperlichen Erscheinung - das subjektive Drama des Sexes und projiziert es als objektiv
in die Welt. Wer die Symbologie der beiden Schöpfer von Hindernissen [der beiden Widersacher]
Luzifer und Ahriman kennt, kann verstehen, wie das ätherische Bild in Bezug auf die sexuelle
Konfiguration luziferisch und sein Gegenbild ahrimanisch ist oder umgekehrt, je nachdem,
welchem Geschlecht man angehört. Die Bedeutung der Übung besteht darin, dass sie - gemäß der
Synthese des übersinnlichen Willensstroms an den Grenzen des physischen Körpers - den
luziferischen und den ahrimanischen Determinismus überwindet und damit eine Transformation der
unterbewussten Vorstellungsaktivität einleitet, die mit der eigenen sexuellen Form und dem
korrelativen Gegenbild verbunden ist.
Normalerweise wird die innere Entwicklung in der Tiefe durch die unterbewusste erotische
Vorstellungskraft behindert, die objektiv von den beiden Mächten der Hindernisse beherrscht wird:
Diese beherrschen beim Menschen die tierische Form der Fortpflanzung und die Reihe der
begleitenden physiologischen Prozesse und besitzen die ätherisch-astrale Region, aus der die
schöpferische Vorstellungskraft ihre Energie bezieht. Das wertvollste imaginative Vermögen des
Menschen wird von der erotischen Projektion des ätherischen Bildes der Körperlichkeit und seines
astralen Gegenbildes gepackt: Eine solche Projektion tritt an die Stelle des realen Bildes der inneren
Gestalt des anderen, das nicht mit dem Eros verbunden ist und aus diesem Grund zu einer rein
animalischen Korrelation mittels der Kraft fähig ist, die sich normalerweise auf der Ebene des
Geschlechts als Lust ausdrückt.
Ein metaphysischer Weg des Eros ist nur dann realisierbar, wenn man die Hintergründe des
erotischen Prozesses der Imagination und den Einfluss kennt, den die luziferischen und
ahrimanischen Strömungen in dieser Richtung ausüben. Deren Wirken ist objektiv notwendig für
die tierische Manifestation des Geschlechts, aber normalerweise geht es über das hinaus, was es im
tierischen Bereich leisten muss, weil es sich des menschlichen Verstandes bedient und dessen
höchste Energien nach einer Begierde mobilisiert, die weder der Funktion des Geschlechts noch
dem wahren Wesen des anderen entspricht, sondern nur der krankhaften erotischen Phantasie.
Wenn jedoch der Prozess der erotischen Imagination sublimiert wird und sich zu einem animischen
Ereignis erhebt, in das von der Seele unabhängige Energien eingreifen, wird eine solche
Unabhängigkeit wegen der radikalen Besetzung des Prozesses durch die Widersacher ebenfalls
unterlaufen. In Wirklichkeit streben die Seelenkräfte nach einer spirituellen Wiedervereinigung mit
dem Wesen des anderen, aber sie werden jedes Mal von der unterbewussten erotischen Korrelation
mit dem ätherischen Bild und dem astralen Gegenbild missbraucht, die von den Widersachern
beherrscht werden, deren Wirkung auf das gegenwärtige menschliche Wesen über die für die
irdische Ebene vorherbestimmte Grenze hinausgeht, aber dennoch seine Existenz festhält.
Die Geisteswissenschaft, auf die wir uns hier beziehen, lehrt, dass der Ätherleib beim Mann
"weiblich" und bei der Frau "männlich" ist, während der Astralleib in beiden eine androgyne Natur
hat. Eine solche androgyne Natur des Astralkörpers ist jedoch latent vorhanden und wird in jedem
Fall durch den ahrimanischen Einfluss des physischen Körpers übertroffen, der entsprechend einer
bestimmten Natur, männlich oder weiblich, das eigene Klischee (auf Französisch im Text, Anm. d.
Red.) und sein ätherisches Gegenbild durchsetzt, indem er die transzendente Kraft der
Androgynität des Astralkörpers lähmt und die spirituelle Beziehung auf die der Mensch-Tier-
Ebene reduziert. Das ist das Übel, unter dem die Liebe des menschlichen Paares seit Jahrtausenden
leidet: ein Übel, das ein Symbol für die Knechtschaft des Menschen gegenüber einer
psychophysiologischen Notwendigkeit ist, deren Gesetze sich ihm entziehen. Der Experimentator
der neuen Zeit muss solche Gesetze kennenlernen, und zwar durch einen bewussten Weg, der die
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Erfahrungen, die er im Bereich der Quantität gemacht hat, über die Dimension der Quantität
hinaus weiterführt.

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Bei Zitaten bitte die Quelle angeben: Die Übersetzungen von Daniel Kmiecik - www.triarticulation.fr/AtelierTrad
auf denen er wieder zum Vorschein kommt. Ein solcher Weg sind die auf den vorherigen Seiten
beschriebenen Konzentrationsdisziplinen.
In Wirklichkeit sehnt sich jede Seele nach Befreiung oder Erlösung, wie nach der
Wiedergewinnung einer verlorenen ursprünglichen Dimension. Diese ist immer potenziell von der
Seele des anderen aus aktiv, wie eine spontane Entsprechung, wenn es zur Begegnung des
menschlichen Paares kommt: Jeder bringt dem anderen die Dimension entgegen, die dieser
substanziell sucht, ignoriert sie aber und stellt dieser metaphysischen Bewegung das ätherische Bild
und das astrale Gegenbild entgegen, die vom niederen Eros beherrscht werden: in dem Fall, dass
der Mann die spirituelle Frau und die Frau den spirituellen Mann sucht, indem er das wahre innere
Wesen des anderen sehnlichst und tief begehrt, es aber gleichzeitig aufgrund der okkulten
Abhängigkeit der luziferisch-ahrimanischen Imagination von der körperlichen Form zurückweist.
Deshalb ist der Weg zur Verwirklichung der menschlichen Liebe ein Weg der Reintegration der
Seele, der Rückeroberung ihrer körperlos befreiten radikalen Energien, die körperlich in der
Empfindungsphantasie gefangen sind.
Die intensiv erlebte Kontemplation der Form der eigenen Haut trägt dazu bei, die Vorstellung von
der Körperlichkeit des anderen durch eine wiedergefundene Beziehung zu den fließenden Energien
an den Grenzen der Körperlichkeit zu transformieren und die Barriere zum komplementären Wesen
der Seele zu überwinden: das tatsächlich im anderen ist, aber ebenso tief in der Seele liegt und
potenziell die "engelhafte" Region der Seele bildet. Die Kreatur, die man liebt, ruft ein Wiederfinden
hervor, wodurch der Strom der kreativen Vorstellungskraft freigesetzt wird.
An den Grenzen der Körperlichkeit, d.h. in der Tiefe der Seele, wird die Synthese der beiden
Prinzipien, männlich und weiblich, verwirklicht, die der verlorenen ursprünglichen Einheit
entspricht: Die Askese kann das Mittel liefern, um sie wiederzufinden, wenn sie sich operativ mit
dem Geheimnis des Eingeborenen Sohnes des Vaters verbindet: das ist das wahre androgyne
Geheimnis. Das ist das Geheimnis der subtilen Kraft, die als Synthese, die oben im Bereich der
lichtbewussten Operationen realisierbar ist, in der Tiefe bis zur Basis des Rückgrats wirken kann,
indem sie die höchsten Potenzen des Menschen befreit, die kataleptisch in den sexuellen Prozess
involviert sind und aus ihrem Tiefschlaf heraus die krankhafte erotische Phantasie nähren.
Eine solche Nahrung entsteht unbewusst in den reinsten Wesen, die sich an die Disziplin der
Keuschheit halten. Es ist die Region, in der sich das zukünftige Schicksal des Menschen
entscheidet, denn durch die erotische Fantasie wird die Blüte der schöpferischen Energien des
Menschen ständig zerstört: Die Möglichkeit, den Baum des Lebens wieder zum Blühen zu bringen,
wird immer wieder verschoben und die Erzeugung vampirischer Wesenheiten, die Kunden der
menschlichen Psyche sind, hervorgerufen. Da die höchsten Mächte an eine solche Region gekettet
sind, spielt sich das Leben des inneren Menschen vorerst in völliger Unbewusstheit von ihr ab.
Alles, was von ihr als Impuls der Begierde oder der Angst aufsteigt, ist nur das fahle Echo der
Umkehrung der Mächte.

XXXVIII. Übung. Der Schüler betrachtet die Form seiner Haut. Nacheinander ruft er das Bild
der rein ätherisch-physischen Struktur seines Körpers hervor, die unabhängig von der
Astralstruktur ist, die die Begierde trägt. Er stellt sich realistisch die reine Dynamik dieses
ätherisch-physischen Körpers und die Unerschöpflichkeit seiner Energie vor, die nicht durch die
Inhärenzen der Psyche behindert wird: keusch also, selbst durch den Prozess des Sexes.

Die Wahrnehmung der reinen Dynamik des ätherisch-physischen Körpers und seiner objektiven
Autonomie führt den Schüler zur Möglichkeit der spezifisch transformierenden Imagination des
Geschlechtstriebes. Sie muss in der Lage sein, sich in eine wiedergewonnene Splendeur-de-la-
Lumière-de-Vie zu übersetzen.

XXXIX. Meditation. Die sexuelle Paarung betrifft ausschließlich die ätherisch-physischen


Körper, die an sich unfähig zur Begierde sind. Die Begierde geht nur vom Astralkörper aus, der als
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Körper der Begierde, kama rupa, den kosmischen Regionen einer solchen Paarung fremd ist. In
Wirklichkeit ist der

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Der essentielle Astralkörper oder höhere Astralkörper, Vajra Rupa, der frei von Begierde ist, nimmt
als reine metaphysische Kraft an der Paarung teil. In diesem Sinne ist er die reine Kraft der Liebe
des Paares, die dem Sex fremd ist.

Diese Meditation enthält in sich den Keim der Befreiung der Psyche von der Bindung an den
Strom, der aus der Tiefe das Leben verändert und zerstört.

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17. Magische Ataraxie

Die Fähigkeit der Unbegreiflichkeit kann verfeinert und intensiviert werden, bis sie zur magischen
Ataraxie wird: Sie ist die Möglichkeit, das menschliche Böse in einem Zustand der
Unbegreiflichkeit zu durchqueren, indem man es als objektive Gegebenheit annimmt, die in das
Gute umgewandelt werden muss. Das Böse als objektiv gegeben anzunehmen, ist die Operation des
Denkens im Wesen.
Man kann kurz sagen, dass die magische Ataraxie der Zustand der Verbindung der Seele mit dem
höheren Ich oder dem Logos ist, der die Wahrnehmung des absoluten, übermateriellen Inhalts der
Dinge ermöglicht, falls es ein Ereignis gibt, das nicht als Vehikel für eine Verbindung mit der
Geistigen Welt erkannt werden kann: Es gibt nichts, was nicht mit der Gewissheit ertragen oder
angegangen werden muss, dass man es substanziell mit einem erhebenden Vehikel zu tun hat. Es
gibt kein Opfer, das nicht seinen Inhalt im Licht hat.
Aus einem ähnlichen inneren Zustand heraus kann tiefe Entspannung entstehen. Auf meditativer
Ebene führt er zum Aufhören der üblichen Reaktionen des Nervensystems und zur Unabhängigkeit
von der üblichen Selbstwahrnehmung: zur Gewissheit, dass es unmöglich ist, von etwas, sei es
physisches oder psychisches Übel, involviert, getroffen oder verletzt zu werden, ohne dass das Ich
gleichzeitig auflösend eingreift. Es ist ein Absterben des gewohnten Seins, eine Selbstvernichtung,
ein absolutes Nichtsein, belebt durch das Sein, das, nicht gesehen, zu seiner wesentlichen, freien
Dimension wiedergeboren wird. In das Wesen, das man ist, eintauchen, bis man es völlig
ausschließt: alles aufgeben, nichts mehr wollen, sich auf eine abgrundtiefe Ruhe zubewegen, in die
tiefste Tiefe hinabsteigen, ohne auch nur einen Moment lang aufzuhören, hinabzusteigen: sich
grenzenlos hingeben, alles ausschalten, indem man in einem reinen Nichts zusammenläuft. Es geht
darum, zu erreichen, dass man so ist, wie man ursprünglich war. Dies ist in Wirklichkeit der Weg
zur Essenz, die die Essenz des Gedankens ist.
Während des gesamten Prozesses, in dem das, was bleibt, wiedergefunden wird, (muss, Anm. d. Ü.)
auch dieses zum Erlöschen gebracht werden, ohne Angst, sich selbst zu verlieren. Das Erlöschen
muss mit Nachdruck auf den unbewussten Bereich der Spannung und des Leidens gerichtet werden,
der sich allmählich offenbart, bis er sich als die radikale Verpflichtung des Egos entpuppt.
Eine solche Verpflichtung wird als etwas empfunden, von dem man befürchtet, es zu verlieren,
und das ist der Grund, warum man sich der Operation des Wesens widersetzt. Auch diese Furcht
muss vernichtet werden.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt fühlt der Experimentator, dass seine gedankliche Durchdringung
der Realität der Welt ein ständiges Sich-fallen-lassen in einen Abgrund ist, indem er sich freiwillig
hingibt und jedes Mal den Schrecken des Verschlungenwerdens überwindet: indem er jedes Mal die
Identität wiederfindet, die das Ich radikal mit allem hat. Das ist die Identität, aus der die
Wahrnehmung und das Denken ständig hervorgehen und von der sich der gewöhnliche Mensch
regelmäßig entfernt. Die Isolation in der Tiefe wird zur Angst. Der Abstieg in die Tiefe des Selbst
ist im Wesentlichen der Sieg über die Angst, indem man das Denken erlöst und das Wesen
wiedergefunden hat.
Es ist der Sieg über die Angst, denn es ist die Begegnung mit dem Auferstehungsprinzip, das an der
Wurzel aller Dinge und Wesenheiten liegt: aber es liegt an der Wurzel allen Seins, denn es liegt an
der Wurzel des Gedankens, der Seele, des Ätherkörpers, des physischen Körpers, des
Knochensystems, als reine Macht des Feuers, die alles Licht und die Dynamik des Lebens enthält.
Es ist das Auferstehungsprinzip, das dem Ich-Bewusstsein nahesteht, unmittelbar bevorsteht,
angrenzt, immanent ist und dennoch durch die Barriere der Spannung von Gier und Angst getrennt
ist.
Die Verbindung mit einem solchen Prinzip war früher der Glaube oder die der Seele "geschenkte"
Kommunion als positive Magie der Spontaneität. Eine solche Gemeinschaft wird mithilfe der
Kräfte des Selbstbewusstseins wiedergefunden und auf meditativer Ebene mit dem Schwung der
Tiefe und Hingabe erlebt, die der willentlichen Entschlossenheit möglich ist, die als ursprüngliche
Selbsthingabe des Denkens im tiefsten Inneren die Kraft des alten Glaubens hervorbringt. Die
magische Kraft, die alles vermag: erreichbar für denjenigen, der die wahre Bedeutung der Askese
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dieser Zeit versteht, die kein außergewöhnliches persönliches Ereignis ist, sondern eine Form, die
in der Tiefe des Karmas der Menschheit wirkt: vor allem im Karma derer, die den "Nächsten"
bilden und vom Asketen eine wesentliche Orientierung erwarten.
Sein Weg besteht nicht darin, sich von seinen eigenen Übeln zu befreien (allgemeine Bedeutung,
Anm. d. Ü.) - die, wenn sie vertrieben, aber nicht gelöst werden, sich an den mit ihm verbundenen
Schwächeren entladen werden, gemäß dem Mechanismus

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einer minderwertigen Magie - sondern seine eigenen Übel zu lösen (dito, Anm. d. Übers.), um in der
Lage zu sein, die Übel anderer zu übernehmen: das ist der Weg zum Mut des Denkens, zur
Unbegreiflichkeit, zur Eroberung der wesentlichen Identität.

XL. Rufen Sie das Bild der Farbe Rot auf und tauchen Sie in sie ein. Dann zum Bild der Farbe Blau
übergehen und ebenfalls in sie eintauchen. Dann wieder zu Rot zurückkehren, dann zu Blau und so
weiter, bis Sie eine tiefe Synthese wahrnehmen, die sich als eine Kraft der Unabhängigkeit des Ichs
der Psyche in der Psyche erweist.

Mit dieser Übung blüht alles, was in der Seele im Sinne der selbstlosen Liebe zu den Wesen und zur
Welt reif ist, als Kraft der positiven Unbegreiflichkeit.

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18. Transformation der Atmung

Die hier beschriebenen Konzentrationsdisziplinen verwenden keine Atemtechniken, können sich


aber einer außergewöhnlichen und nur mündlich übertragbaren Atemtechnik zu einem bestimmten
Zeitpunkt der Askese bedienen, und zwar in Bezug auf die Möglichkeit des Schülers, sie in einer
Weise zu verwenden, die der spirituellen Verpflichtung nicht widerspricht. Die zwar existieren
kann, aber noch nicht mit sich selbst in absoluter Bestimmtheit übereinstimmt.
Bevor sich das Denken nicht vom Gehirnorgan gelöst hat und der feinstoffliche oder ätherische
Körper bewusst wahrgenommen werden kann, ist jede Atemübung nur eine physische, illusorisch
spirituelle Mechanik. Vorübergehend kann man jedoch darauf hinweisen, dass eine rein körperliche
Atemdisziplin ohne asketische Gründe für kleine Kinder bis zur Schwelle der Adoleszenz, d. h. vor
dem vierzehnten Lebensjahr, von Vorteil ist, um den Rhythmus des Brustbereichs zu regulieren
und das Nervensystem mit dem Blutsystem zu harmonisieren. Der Atmungsprozess des
Kleinkindes erzeugt auf natürliche Weise das aktive spirituelle Element, das später mit dem
Aufkommen des rationalen Bewusstseins verschwindet.
Die Atemübungen führen den Schüler nicht zum Übersinnlichen, nur weil er die Atmung
kontrolliert und verinnerlicht: Sie führen nur dann zum Übersinnlichen, wenn bereits eine ätherisch-
flüssige Aktivität in ihm vorhanden ist, zu deren Träger sie werden können. Der Schüler muss vor
allem Konzentration besitzen, damit er das Denken von der Atmung, mit der es normalerweise
verbunden ist, lösen und zu der entscheidenden Erfahrung der objektiven Wahrnehmung des
Gedankens gelangen kann, die die Grundlage für eine wirkliche innere Entwicklung ist. Die
Fähigkeit, Gedanken wahrzunehmen, wird zur Möglichkeit, den subtilen oder ätherischen Körper
und folglich auch den subtilen Fluss der Atmung wahrzunehmen. Eine solche Möglichkeit reicht
dem Schüler aus, um auf die Atmung einzuwirken, und zwar nicht grob mittels materieller
Mechanik, sondern ab interiore: Dies ist die Grundlage einer neuen metaphysischen Wissenschaft
der Atmung, die mit der symbolisch angedeuteten Verwirklichung des Steins der Weisen in
Verbindung steht: Deren Technik kann dem Schüler von unsichtbaren Meistern nur dann mitgeteilt
werden, wenn er für fähig befunden wird, sie nicht-egoistisch zu nutzen.
Der Schüler kann nur dann als würdig erachtet werden, eine solche Atemtechnik zu kennen, wenn
es ihm gelingt, das subtile Element der Atmung oder das Licht der Atmung wahrzunehmen: Dies
ist die Voraussetzung. In der Atmung muss er das innere Element der Luft wahrnehmen: Dieses ist
das Äquivalent der begrifflichen Ergänzung oder des Wesens des Objekts im sinnlichen Erkennen.
Das Wirkliche entsteht aus der Konzept-Objekt-Synthese. Eine der grundlegenden
Errungenschaften des Schülers ist das bewusste Erleben einer solchen Synthese: Er erlebt aufgrund
des Gedankenäthers die Essenz. In ähnlicher Weise nimmt er beim Atmen das innere Element der
Luft wahr: das ist die sogenannte Erzengel-Luft-Erfahrung. Er selbst kann auf der Grundlage
einer solchen subtilen Wahrnehmung der Luft erahnen, welchen Rhythmus er der Atmung
verleihen muss und wie viele Minuten lang: Normalerweise handelt es sich um einige Minuten und
praktisch um eine gewisse Verlangsamung der Atmung. Es muss wiederholt werden, dass die
Technik als physischer Prozess nicht die Voraussetzung ist: Ihre besondere innere Modalität wird
ausnahmsweise als Geheimnis des Steins der Weisen dem Schüler mitgeteilt, der die ätherische
Wahrnehmung der Atmung erreicht, die einem überindividuellen Grad an Moralität entspricht.
Im Gegensatz zu allem, was in den Yogatraktaten versprochen wird, erkennt der Schüler, dass er
nicht vom Atem aus zum Geist gelangen kann, sondern dass er nur dann zum Atem gelangen kann,
wenn er in der Lage ist, vom Geist auszugehen. Die innere Transformation ist in erster Linie ein
moralischer Prozess: Der feinstoffliche Körper kann erwachen, weil er sich von den Fesseln der
Empfindung und des Gehirns befreit, die ihn normalerweise der physischen Körperlichkeit
unterwerfen. Für den Okkultisten fallen Erkenntnis und Moral zusammen, weil Erkenntnis mehr als
Wissen ist, nämlich eine direkte Handlung auf die Wirklichkeit. Er stellt fest, dass eine solche
Handlung an sich, ohne die Notwendigkeit von Atemübungen, von der Tiefe her die Atmung
verändert, indem sie die physiko-ätherisch-animische Polarität umkehrt: Das heißt, sie befreit die
Atmung von der luziferischen und ahrimanischen Herrschaft des feinstofflichen Körpers.

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Durch die Askese bewegt sich die Atmung nicht mehr vom Physischen zum Ätherisch-Tierischen,
sondern vom rein Tierischen zum Ätherisch-Physischen: Sie hört auf, eine tierische Atmung zu
sein, bei der Kohlensäure ausgetrieben und Sauerstoff nachgefüllt werden muss, und macht sich
unabhängig von einem Lebensprozess, der im Wesentlichen von der Begierde beherrscht wird.
Normalerweise vollzieht der Mensch, indem er Sauerstoff einatmet und Kohlensäure ausatmet, in
seinem eigenen ethisch-physischen Organismus einen umgekehrten Prozess wie die Pflanze, die
ihren eigenen Körper aus Kohlenstoff aufbaut: Die Pflanze hält den Kohlenstoff in sich, macht ihn
dem Lebensprozess untertan und gibt den Sauerstoff ab, der für das Leben des Menschen
notwendig ist.
Wenn der gewöhnliche Mensch den Kohlenstoff nicht ausstoßen würde, würde er das Leben in
ihm töten: Indem er ihn ausstößt, stößt er umgekehrt im Wesentlichen ein tödliches Gas aus, d. h.
er stößt das gleiche tödliche Element aus, das die Pflanze zu beherrschen vermag, um ihre eigene
lebendige Form aufzubauen und dem Menschen Sauerstoff zu geben. Daraus lässt sich ableiten,
wie die Betrachtung der Pflanze auf den subtilen oder ätherischen Körper des Betrachters wirkt,
indem sie in der Seele die Erinnerung an eine verlorene ätherische Kraft wiedererweckt. Man kann
sagen, dass der "edenische" Mensch mit einer ähnlichen Kraft ausgestattet war.
Die inneren Disziplinen wirken auf den subtilen Körper des Asketen ein, indem sie ihn von innen
mit reinem ätherischem Leben versorgen, das keinen Sauerstoff benötigt: Auf diese Weise findet in
seinem Vital- oder Ätherkörper derselbe - nicht tierische, nicht egoistische - Prozess statt, den die
Pflanze vollzieht, weil sie aus übersinnlichen Kräften aufgebaut ist, die ihre physische Form
transzendieren.
Der Asket hört auf, Sauerstoff für die Lebensvorgänge des Körpers zu benötigen, weil er in der
Atmung den Kohlenstoff festhält und den Sauerstoff ausatmet, indem er durch bewussten Willen
den Vorgang ausführt, an dessen Vollendung astrale Kräfte in der Pflanze wirken, die nicht im
physischen Bereich beteiligt sind.
Der Kohlenstoff wird beim Asketen eher durch den Äther- oder Vitalkörper zurückgehalten, aber
weil dieser durch die Askese des Gedankens gereinigt wird, durch transzendente Kräfte, die in der
Seele das Menschliche vom Menschlich-Tierischen lösen. Die Notwendigkeit, Kohlenstoff
auszustoßen und sich unaufhörlich mit Sauerstoff zu versorgen, ist ein Hinweis auf den gefallenen
Menschen, der unfähig ist, das Leben durch den Geist zu beherrschen, d.h. unfähig, das
substanzielle Element der Materie für den Aufbau des Lebens zu nutzen. Deshalb ist die Materie
für den Menschen das Symbol des Todes: das ständig vergegenständlichte Nichts.
Indem der Mensch durch die Atmung Sauerstoff aufnimmt, vollzieht er einen Vorgang, der ein
Zeichen seiner Schwäche ist, d.h. seiner Unterwerfung unter die Begierde und Notwendigkeit des
Todes. Kohlensäure ausstoßen und Sauerstoff einatmen ist der physiologische Vorgang, der dem
tierischen Organismus eigen ist: Für den Menschen ist es der Vorgang der Gier nach Leben, die auf
der materiellen Weltanschauung beruht: die das Gegenteil der Wahrheit ist. Die Materie bewegt
nicht das Leben, sondern sie wird vom Leben bewegt, vom mineralischen Zustand bis zum Zustand
der Wärme. Das Verhältnis der Pflanze zum Kohlenstoff drückt die Herrschaft des Lebens über die
Materie aus: Deshalb kann die Pflanze Sauerstoff ausstoßen. Im Menschen ist das Verhältnis durch
die Gier des Lebens beeinträchtigt, weshalb die Materie das Leben überwältigt und der Mensch, um
unter diesen Bedingungen zu überleben, ständig Sauerstoff aufnehmen und Kohlendioxid ausatmen
muss.
Der Jünger, der die richtige Askese befolgt, stellt die ursprüngliche Beziehung des Lebens, d.h. der
ätherischen Ströme mit der physischen Körperlichkeit wieder her, indem er in ihr einen Prozess
durchführt, der dem der tierischen Natur entgegengesetzt ist: Er hält den Kohlenstoff fest und atmet
den Sauerstoff aus. Wenn man bedenkt, dass Kohlenstoff in reinem Zustand Diamant ist, kann man
den gnostischen Ausdruck "Adamantinischer Körper" oder "Körper der Herrlichkeit" verstehen, der
auf den subtilen Körper hinweist, der in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde. Man
kann auch den Vajrayana-Schlüssel verstehen, da der Begriff Vajra in gleicher Weise Diamant und
Pracht bedeutet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Vajrayana ein aktueller Weg ist. Nur der
Experimentator, der die Askese der neuen Zeit und das Geheimnis des lebendigen Denkens kennt,
kann heute den Weg des Diamanten und des Glanzes erneut beschreiten, weshalb er die astral-
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ätherischen Kräfte beherrscht, die normalerweise an der Bildung des Konzepts beteiligt sind. Diese
Kräfte sind dem modernen Menschen unbekannt, trotz des normalen Gebrauchs, den er von ihnen
macht. Der Begriff entstand in Griechenland als erste Bestimmung des Denkens, wobei ihm jedoch
die zu erkennende Welt noch als Gegenüber gegenüberstand, während im modernen Denken zum
ersten Mal die Möglichkeit entsteht, dass der Begriff durch bewusste Willenskraft verwirklicht wird
als

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Inhalt der Welt: freilich nur, sofern er sein eigenes prädialektisches Moment, die Präsenz des Ich,
kennt.
Die Umwandlung des Denkens wird zur Umwandlung des Atmens. Die Konzentration auf den
Atem ist im Wesentlichen eine Übung der reinen Wahrnehmung.
Die Konzentrationsdisziplinen führen zur Wahrnehmung des feinstofflichen Körpers, wenn sie mit
den Übungen der reinen Wahrnehmung einhergehen. Diese setzen die Fähigkeit voraus, den Fluss
der Gedanken anzuhalten und geistige Stille zu bewirken: Sie setzen voraus, dass man die
Gedanken und das Gefühl unter Kontrolle hat.

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19. Reine Wahrnehmung

Die Übung der reinen Wahrnehmung kann mit jedem sinnlich wahrnehmbaren Objekt praktiziert
werden, erfordert aber anfangs, dass sie mit bestimmten Wahrnehmungen aus der Pflanzen- und
Tierwelt praktiziert wird.

XLI. Der Experimentator muss von der geistigen Stille ausgehen. Im Zustand der Stille soll er sich
darin üben, ein Detail aus dem Pflanzenreich zu betrachten - einen blühenden Zweig, eine Wiese,
eine Hecke im Gegenlicht, einen Baum in der Ferne, Pflanzengeflechte, die im Sonnenlicht
verblassen - oder das Blau des Himmels oder des Meeres, das fließende Wasser eines Baches oder
das stille Wasser eines Sees. Er sollte sich darin üben, das Objekt wahrzunehmen, ohne zu denken:
indem er sich jedoch des Objekts mit demselben klaren Bewusstsein bewusst ist, das er am Ende
der Konzentration hat. Er muss dafür sorgen, dass neben der absoluten geistigen Stille nur das
Sehen wirkt. Nichts anderes.

Das, was durch diese Kontemplation innerlich erweckt wird, darf nicht aus dem Denken oder
Fühlen kommen. Die Kunst des Schülers besteht darin, dem Objekt die eigene metaphysische
Unbeweglichkeit entgegenzusetzen: das heißt das Ich. Was durch die reine Wahrnehmung
innerlich erwacht, muss sich in der reinen astral-ätherisch-physikalischen Tiefe entwickeln, als
Folge der wesentlichen Identität, die das Ich mit dem Ding bewirkt. Normalerweise entsteht die
normale Wahrnehmung durch eine solche Identität.
Die Übung der reinen Wahrnehmung wird von keiner Meditation begleitet: Sie ist bereits
Meditation, direkte innere Handlung, absolut adialektisch. Darin liegt ihre Stärke.
Die grüne Farbe der Pflanzenwelt drückt die ätherische Kraft des Lebens aus, das ständig im Begriff
ist, den Tod der Materie zu überwinden: Im Pflanzensaft wird das tote Element der Mineralität von
Leben durchdrungen. Die Kontemplation von Grün hat eine therapeutische Wirkung, weil sie im
Betrachter das Element des Lebens erweckt, das den Todesimpuls der körperlichen Mineralität
besiegt. Die Kunst des Asketen besteht darin, für eine solche Kontemplation die größte Leere des
Bewusstseins bereitzustellen.
Das Element des Lebens, das durch die reine Wahrnehmung erweckt wird, ist das, was die
Hermetiker als
Sie wird als "Sternennahrung" oder "Auferstehungsnahrung" bezeichnet und von den
Rosenkreuzerschülern als "Neue Eucharistie" anerkannt. Im Wesentlichen wird eine Bewegung
des feinstofflichen oder ätherischen Körpers erweckt, die die ursprüngliche Herrschaft des Ich
über die Welt durch den Mentalkörper manifestiert. Eine solche Bewegung wirkt bis ins Physische
hinein, in einer Ordnung, die die Keimzelle des Urzustands ist.
Während die Ausübung der reinen Wahrnehmung in Bezug auf die Pflanzenwelt eine absolute
Abwesenheit innerer Aktivität oder bewusste Unbeweglichkeit erfordert, verlangt die
Wahrnehmung eines Minerals im Gegensatz dazu ein grundsätzliches Denken: die Vorstellung von
der Anwesenheit der Kraft "außerhalb" der physischen Form, als ein Gegenteil zu ihr oder ein
Negativ. Eine solche Beziehung lässt sich typischerweise bei der Betrachtung eines Kristalls
erfassen. Der Grundgedanke ist die Kraft dieser Form, wo ihre materielle Erscheinung aufhört: wo
sie ihren eigenen immateriellen Abdruck hinterlassen hat, der als Symbol des Geistes, der die
Materie vernichtet, wahrnehmbar ist.
Ein ähnlicher Grundgedanke muss adialektisch die Wahrnehmung des Kristalls begleiten, dessen
Ausübung, je nach der moralischen Entwicklung des Schülers, das ist, was wesentliche suprasensible
Kräfte hervorruft. Der Geist, der sich im Menschen als Gedanke ausdrückt, mittels eines Prozesses
"Inkarnationskraft" - als formgebende Kraft im Tier, indem es weniger verkörpert ist - ist im Kristall
in reinem "entkörperten" Zustand vorhanden. Die Wahrnehmung des Kristalls ruft grundlegende
Seelenkräfte hervor, sofern die Übung mit echter Hingabe an ihren Inhalt und mit der dafür
erforderlichen Zeit ausgeführt wird.

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XLII. Meditation. Die Form des Kristalls ist ein Symbol für die Negation der Materie. Bei der
Betrachtung des Kristalls ruft man sein übersinnliches Prinzip in der Sphäre des reinen
Immanifesten hervor, die dem Grad des Nirwana entspricht: Man denkt imaginativ, dass eine
solche Region in der Form des Kristalls "gegenwärtig" ist: an keinem Punkt lokalisierbar, aber in
der kontemplativen Verbindung hervorsprudelnd: zu der sich der Kristall als Symbol für das
Zusammentreffen außerräumlicher Kräfte im Raum gibt. Während beim Menschen der Archetyp in
ihm verkörpert ist und als Ich hervortritt, lebt der Archetyp des Tieres entkörpert in der unteren
Astralsphäre, der der Pflanze in der oberen Astralsphäre, der des Minerals im reinen Spirituellen.
Deshalb hat er die Macht, den Raum zu durchdringen.

XLIII. Meditation. Der Geist im Menschen vernichtet und erschafft gemäß dem Logos der Natur:
Er löst das mineralische Element in der physischen Sphäre auf und macht es zu einem Träger des
Ich-Bewusstseins; er ergreift das pflanzliche Element in der ätherisch-physischen Sphäre und
macht aus seinem Lebensstrom eine Rhythmuskraft; er behauptet sich über den tierischen
Organismus in der astral-ätherisch-physischen Sphäre, indem er den Strom der Instinkte in das
bewusste Licht des Willens umwandelt.

Jede Inkarnation des Geistes in der Natur, die nicht vom Logos beherrscht wird, ist ein Fall des
Geistes in die Animalität, die beim Menschen zur Korruption der tierischen Natur wird. Nur im
Menschen wird der Geist zur Freiheit: Die Verderbnis kann im Akt der Freiheit überwunden
werden, als Wiedervereinigung der Seele mit dem Geist der Unverderblichkeit.

XLIV. Meditation. Die Natur neigt dazu, den Menschen weiterhin nach kosmischen Impulsen zu
formen, die in der Vergangenheit die legitime Aufgabe hatten, sein inneres Leben mit der
Körperlichkeit zu vereinen, bis hin zur Erfahrung des freien Bewusstseins. Dieses Bewusstsein kann
seine eigene übersinnliche Natur nur dann verwirklichen, wenn es das individuelle, dem Sinnlichen
verpflichtete Element vergeistigt: Zu diesem Zweck kann es nicht umhin, sich den kosmischen
Impulsen zu widersetzen, die in seiner psychophysischen Formung auf der vergangenen Richtung
bestehen, die, indem sie auf die alte Weise fortfährt, die Seele zur Körperlichkeit zu drängen, nicht
umhin kann, jetzt die Animalisierung des menschlichen Wesens zu betreiben. Dies ist bereits im
Gange.


Der moderne Mensch läuft Gefahr, die tatsächlichen Hintergründe seiner Existenz nicht mehr zu
kennen, wenn er glaubt, den Zugang zum Übersinnlichen in Doktrinen oder Methoden zu finden,
für die weder die Kenntnis des "subtilen" Denkprozesses und der für seinen logisch-
wissenschaftlichen Ausdruck erforderlichen Bestimmungsmacht noch der Identität des Ich mit dem
Wirklichen in der Sinneswahrnehmung möglich war. In einer solchen Macht und Identität
manifestiert sich, wie gezeigt wurde, unbekannt die wiedergeborene Kraft des Ich. Die
Konzentrationstechniken haben die Funktion, den Schüler zur Erfahrung der reinen
Entschlossenheit im Wahrnehmen und Denken zu führen.
Die Gegenwart des Ich kann in der reinen Bestimmtheit des Wahrnehmens wie des Denkens
erfahren werden. Die Erfahrung der reinen Bestimmtheit muss denselben konkreten Charakter
haben wie die Wahrnehmung: Sie selbst muss zur Wahrnehmung werden. Die typische
Konzentrationsübung, die im Wesentlichen zum Bewusstsein der reinen Bestimmtheit führt,
bereitet den Schüler auf diese vorbereitende Initiationserfahrung vor, die die Gegenwart des Ich
beim Einströmen des Lichts aus der Seele der Dinge ist.
Der Fluss des Seelenlichts in den Wesen und Dingen durch das Wahrnehmen und Denken als ein
unbewusster Liebesakt, der fortwährend, aus konstitutioneller Tugend, der Welt zugewandt ist,
kann vom Schüler erkannt werden. Er erahnt intuitiv eine unerschöpfliche Funktion, die nicht
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widersprochen werden darf, sondern bewusst werden muss, um sich gemäß dem höchsten Licht der
Ideen zu entfalten. Das Ich wird zur Gegenwart im Akt des Einströmens des Lichts. Eine solche
Präsenz ist

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metaphysische Unbeweglichkeit vor der Beweglichkeit der Seele in den Dingen und in der Szenerie
der Welt. Ohne eine solche Unbeweglichkeit würde das Ich in seinen kontingenten Manifestationen
das Licht fortwährend zerstören oder beschädigen.

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20. Das Lebensmittel des Lebens

Bei der Wahrnehmung hat man normalerweise das Gefühl, in eine direkte Beziehung zu den
Dingen zu treten. Diese Beziehung muss der Experimentator mit Hilfe der Disziplinen herstellen
können, mit der Macht der Identität, die die Macht ist, mit der das Ich in den Kern der Dinge
eintritt, im vordialektischen Moment des Wahrnehmens und Denkens. Jedes Mal wird dieser
magische Moment vom Menschen für die Zwecke des egoistischen Empfindens und der
dialektischen Erkenntnis verlegt.
Identität muss nicht gedacht werden, auch wenn sie anfänglich gedacht werden muss: Sie muss
wahrgenommen werden. Darauf zielen die Disziplinen ab, die angemessen darauf vorbereiten. Für
den Fall, dass Identität wahrgenommen wird, wird sie zum Bewusstsein der Selbstidentifikation des
Ich mit dem Wesen der Welt: Realität und Wissen fallen zusammen.
Der tatsächliche Inhalt der Dinge erweist sich als immateriell oder übersinnlich. Es ist der Inhalt,
den das Ich in seinem eigenen übersinnlichen Bereich bereits in sich hat, dem es aber mittels der
Sinne auf der Erde als äußerem Inhalt begegnen muss. In dieser Begegnung wird seine Macht, mit
den Dingen identisch zu sein, zur Macht, ihre Materialität zu erlösen: Dazu ist ihm der freie Akt
notwendig, der seine ursprüngliche Unabhängigkeit von den Dingen manifestiert. Die Macht der
Identität ist das, was in der Welt heimlich als tatsächliche Verbindung zwischen den Wesen oder
Entitäten gemäß ihrem Prinzip wirkt.
Auf der menschlichen Ebene manifestiert sich die Verbindung, die von der Ich-Identität ausgeht, als
Liebe: Sie entflammt von der niedrigsten oder sinnlichen Stufe bis zu dem Punkt, an dem sie die
Essenz voll zum Ausdruck bringt, nämlich das Prinzip des Ichs selbst. Gewöhnliche Liebe veräußert
sich ausschließlich mittels des Astralkörpers, indem sie sich mit dem Geschlecht verbindet: Sie ist
unweigerlich veränderlich und verfallen, weil sie die dynamische Verbindung mit dem Prinzip
ignoriert, das an sich unabhängig von der gierigen Natur des Astralkörpers ist. Das Ich ist das
Prinzip, das allein im Astralkörper die ursprüngliche himmlische Natur erwecken kann, insofern im
Verhältnis zu ihm in der Identität der eigene Zustand der absoluten Unabhängigkeit oder
"Unbeweglichkeit".
Das Ich kann nicht das beherrschen, in dem es sich absorbiert oder identifiziert bewegt, sondern nur
das, in Bezug auf dessen Bewegung es in der Identität seine eigene metaphysische Unbeweglichkeit
verwirklicht. Aufgrund der dialektischen Ebene des Bewusstseins bewegt sich das Ich in der
Spiegelung, es hat keine Unabhängigkeit von der Spiegelung: Die Unabhängigkeit "zittert" nur im
flüchtigen Moment der reflektierten Selbstbestimmung. Da dieser Moment normalerweise nicht
bewusst ist, identifiziert sich das Ich mit der Reflexivität, in der sich sein virtuell freies Wesen nur
mittels des sinnlichen Trägers bewegen kann: Ihm entgeht die Unabhängigkeit vom Träger, dank
derer seine Erfahrung der Weltinhalte ständig und unbewusst direkt oder übersinnlich ist.
In Wirklichkeit ist in einer solchen Situation der Widerspruch erkennbar zwischen der ursprünglich
illegitimen luziferischen Prävalenz des Astralkörpers über das Ich und dem anfänglichen
Aufscheinen der Autonomieprozesse des Ichs dank des modernen rationalen Denkens. Im
Gegensatz zu einer solchen beginnenden Autonomie, die das eigentliche Anliegen des inneren
Menschen ist, wird die instinktive Natur ständig mobilisiert, vor allem in ihrer intellektuellen Form,
die systematisch durch die Reihe der Materie-Lehren und die korrelativen Ideologien und
Psychologien genährt wird.
Die innere Untersuchung bietet ein Mittel, um zu überprüfen, dass der tatsächliche Inhalt der
Sinneswahrnehmung nicht sinnlich ist: Sinnlich ist ihr Weg oder das Medium. Seine tatsächliche
Entität ist immer ein außersinnlicher Prozess, wie ein reiner Gedankeninhalt, vorrational, nicht
dialektisch, mit imaginativer Bewegung ausgestattet. Es entsteht in Wahrheit aus der direkten
Begegnung des Ichs mit der physischen Welt. Diese Begegnung wird jedoch vom gewöhnlichen
Bewusstsein nicht wahrgenommen: Sie schwingt in ihm durch das ätherisch-astrale Vehikel mit
und offenbart sich gerade als Wahrnehmung: Diese entsteht immer als astral-ätherischer Inhalt, als
gewöhnliche Vorstellung, die sofort vom dialektischen Bewusstsein verwischt wird.
Es muss betont werden, dass in der Wahrnehmung kein Übergang von physischer Materie vom
Wahrgenommenen zum wahrnehmenden Bewusstsein stattfindet: Leitungen sind nicht die
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Bei Zitaten bitte die Quelle angeben: Die Übersetzungen von Daniel Kmiecik - www.triarticulation.fr/AtelierTrad
Wahrnehmung, so wie Wasserleitungen nicht das Wasser sind; elektromagnetische Schwingungen
auf dem Weg der Wahrnehmung sind nicht die Wahrnehmung, so wie die Spuren der Hufe eines
Pferdes nicht das Pferd sind. Wenn der moderne Wissenschaftler in diesem Sinne seine realistische
und

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Bei Zitaten bitte die Quelle angeben: Die Übersetzungen von Daniel Kmiecik - www.triarticulation.fr/AtelierTrad
naiven Vorstellungen, kann er seine eigene Untersuchung der astralen und ätherischen Strömungen,
die die Wahrnehmung als Energien der ursprünglichen Vorstellung strukturieren, positiv neu
entfalten.
Das Gewebe dieser ursprünglichen Vorstellung ist das gleiche wie das des vordialektischen
Denkens: rein intuitiv: Es ist das dynamische Gewebe der Identität, die sich als Identität des Ich
mit dem Sein vollzieht: des Ichs, das an sich keine Dualität oder Gegenwelt kennen kann, weil es
das Wesen der Welt ist. Dieses Bild mag philosophisch klingen, aber es entspricht der Realität der
Identität des Ich mit der Welt, durch die der Mensch täglich wahrnimmt und denkt, ohne jedoch
das magisch-dynamische Moment zu kennen, aus dem er jedes Mal und zu diesem Zweck schöpft.
Identität ist die tatsächliche Begegnung des Ich mit der Welt, im Wahrnehmen und im Denken.
Normalerweise ist diese Begegnung unbekannt. Durch Askese beginnt das Ich, seine eigene
Durchdringung der Welt, die ihm normalerweise äußerlich erscheint, zu erkennen. Es beginnt, sie
wiederzufinden, indem es zunächst den ursprünglichen inneren Inhalt von der äußerlich
erscheinenden Welt trennt: Sie erscheint ihm als solche, solange es in Bezug auf sie nicht
vollständig in sich das rekonstruiert, was ihre Überwelt ist: sein eigentliches Wesen als Ich. Der
Asket muss in der Lage sein, sich als Ich eines jeden Wesens zu empfinden: Er muss in der Lage
sein, Ich von jedem geschaffenen Wesen oder Ding zu sagen: Dies ist seine Wiedergeburt aus den
Grenzen der Verwerfung des Astralkörpers.
Das Ich befreit sich, indem es - vor allem kognitiv - den Widerspruch erfasst, aus dem gleichzeitig
die Dualität und der Geist der Abneigung hervorgehen. In der Welt erscheint das Ich als
Selbstbewusstsein, das zunächst nicht die außerbewusste Identität mit dem Sein hat: Dieses ist ihm
nicht bewusst, weil das Bewusstsein (das es davon hat, Anm. d. Ü.) reflektiert entsteht. Gleichzeitig
weiß das Selbstbewusstsein - weil reflektiert - von sich selbst nur aufgrund der Tatsache, dass es
dem Sein gegenübersteht, das sich, seinerseits reflektiert, illusorisch als außerhalb seiner
Identitätsmacht befindlich erweist. Diese anfängliche Bewegung des Selbstbewusstseins ist das,
was normalerweise Ich genannt wird, aber nur das reflektierte Ich ist, das Gegenteil des Ichs: des
Ichs, das dank der Identität dazu bestimmt ist, die Macht der Liebe in die Welt zu bringen. Das
reflektierte Ich kehrt eine solche Richtung immer unweigerlich um, weil es sich die Welt als äußere
Realität entgegengesetzt hat: alle, die anderen, seine Mitmenschen.
Es kann keine Überwindung des Irrtums des menschlichen Denkens geben, das mit der dualen
Erscheinung verbunden ist,
- noch der mechanistischen Ideologien, die daraus hervorgehen, noch des Hasses, den eine solche
Ebene gegen jeden schöpferischen Wert und jede qualitative Hierarchie mit sich bringt - ohne die
Wiedergewinnung des wirklichen Inhalts einer einheitlichen Weise der Welt, zumindest zunächst
mit Hilfe einiger weniger. Das imaginative und intuitive Gewebe des vordialektischen Denkens,
von dem das dialektische Denken abstrahiert, ist der innere Inhalt der Welt: ohne diesen erscheint
die Welt äußerlich und dual. Im dialektischen Denken existiert die Welt das Ich nicht, es sei denn
reflektiert: ihm ist der innere Inhalt der Wirklichkeit unbekannt, in den es folglich metaphysisch
wie in seinen eigenen Inhalt eindringt, dank der Identität, die ständig in der Tiefe des
Wahrnehmens, im unmittelbaren Denken, vorgenommen wird. Es ist jedoch wichtig, nicht zu
vergessen, dass das Ich gerade durch das dialektische Denken, das das Denken ohne imaginatives
und intuitives Leben und dennoch eine Wirkung der Dualität ist, die Dimension der Freiheit erfährt:
aber es erfährt sie zum Vorteil der psychophysiologischen Natur, die die Unterstützung für ein
solches Denken bietet. Diese Freiheit mit sinnlichem Träger, im Vehikel der Körperlichkeit, ist in
Wahrheit kontingent und wird als solche von modernen Freiheitsrhetorikern bejubelt: Sie ist in
jedem Fall die Quelle menschlicher Katastrophen, solange sie ihre außerkörperliche Dimension
nicht verwirklicht, die ihre Möglichkeit ist, wahr zu sein, d.h. sich als Wille auszudrücken, der nicht
den Prozessen der tierischen Natur untergeordnet ist. Die Freiheit, die in ihrem wesentlichen Licht
vollzogen wird, ist die Voraussetzung der Liebe, deren Träger in der Welt das Ich ist, jenseits des
Charakters eines Spiegelbildes.
Das Ich ist frei, aber gefangen in seiner eigenen niederen Freiheit, weil diese keine Äußerung hat,
außer einer reflektierten. Alles ist Reflexion: Die sinnliche Erscheinung ist im Wesentlichen eine
Reflexion: Deshalb erscheint sie als "materiell". Wäre sie nicht reflektiert, wäre sie zutiefst
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durchdringbar. Obwohl es nichts gibt, in das der Mensch wirklich eindringt, weder aus sich heraus
noch in sich selbst: nichts, in das er eintauchen könnte. Selbst die Sinneslust, in jedem Punkt, in
dem der Beweis ihm entgeht. Sie entzieht sich ihm in einem zeitlichen Sinn, aufgrund des
Trugbildes eines seligen Inhalts, der im Augenblick, der ständig folgt, erfassbar ist: Da der innere
Inhalt, das Wahre, in Wirklichkeit für den Menschen nicht wahrnehmbar ist, kann er ihn nicht
erfassen.

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reflektierendes Bewusstsein. So Farben, Formen, Lichter, Gedanken, Gefühle: Alles offenbart sich
ihm flüchtig in seiner Natur der unbestimmten Spiegelung oder Oberflächlichkeit, die die
undurchdringliche Form des Lebens ist.
Es ist der uralte Entzug der Tugend des Lebensbaums, der dem Mythos zufolge auf die luziferische
Verführung und den Verlust von Eden folgte: eine Tugend, die der Logos demjenigen wiedergeben
wird, der sie in sich selbst als die innerste Kraft des Ichs zu erkennen vermag. Es ist die Kraft, die
im Astralkörper die Mondschlange besiegen kann, ohne gegen sie kämpfen zu müssen. Diese Kraft
wird im Westen als die willentliche Bestimmung des Denkens des Menschen erblühen, der fähig ist,
eine bewusste Erfahrung zu erlangen.
Die Undurchdringlichkeit des Lebens wird vom heutigen Menschen als eine notwendige, faktische
Gegebenheit begrüßt, die in der Form der physischen Messbarkeit nicht umkehrbar ist: ihr gibt er
sich wie einem unbegrenzten Wert hin, während sie die Abwesenheit jenes lebendigen Elements ist,
das den eigentlichen Wert ausmacht.
Dies ist der Wert, der im prädialektischen Moment des Wahrnehmens und Denkens aufscheint:
von dem es sich aufgrund der Bestimmung des dialektischen Denkens trennt. Auf der Ebene
dieses Denkens, das des Lebens beraubt ist, sich auf die quantitative Verbindung beschränkt und
dennoch in unbegrenzter Weise über Argumentation und Berechnung entscheidet, ist der Mensch
frei: aber von einer Freiheit ohne Atem, weil er keine Kenntnis der Welt hat, die jenseits der Folie
der Quantität als Träger des freien Seins dient: ohne Kenntnis seiner eigenen Bewegung, seiner
eigenen Richtung, seiner eigenen Bedeutung in Bezug auf den Träger der Freiheit.


Die Aufgabe des Asketen, die auf die bewusste Erfahrung des Lebens abzielt, d. h. auf die Kraft der
Identität des Ich mit den Wesen und Dingen der Welt, ist aus der vorstehenden Tabelle ersichtlich.
Das Experimentieren mit einer solchen Macht ist der Weg zu echter Freiheit, von der die instinktive
Freiheit die entgegengesetzte Richtung ist, die auf dem unbewussten Faden der Abneigung gegen
die Wesen und die Welt vorangeht. Die instinktive Strömung ist immer egozentrisch, weil sie nicht
über die astrale Grenze hinausgeht, während die Strömung der Identitätsmacht, weil sie vom Ich
ausgeht, das Gegenteil ist. Deshalb ist die Askese der Freiheit substantiell die Askese der Liebe.
Es wurde gezeigt, wie die Disziplin des reinen Wahrnehmens und des reinen Denkens die Methode
ist, mit der der Experimentator dieser Zeit die Identitätskraft des Ichs, d. h. des irdischen Trägers
der kosmischen Kraft der Liebe, verwirklicht. In diesem Sinne wurde die Reihe der Konzentrations-
, Meditations- und Kontemplationsübungen, die der modernen Geisteswissenschaft eigen sind,
dargelegt. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Askese der reinen Wahrnehmung, die für den
Experimentator der neuen Zeit von grundlegender Bedeutung ist, ihm am wenigsten vertraut ist,
weil sie zum ersten Mal praktisch dargelegt wird: Das Ich wendet sich seiner Identitätskraft mit
dem Sinnlichen zu, und zwar durch die Wahrnehmung selbst, nach einem Verfahren, das den
vergangenen Disziplinen des Übersinnlichen unbekannt ist.
Die geistige Stille, die durch die Wahrnehmung eines Kristalls oder einer Pflanze entsteht, ist eine
direkte Erfahrung des Ichs mit seiner Identitätskraft durch das Wahrnehmen. In einem solchen
Moment vollzieht der Asket den Prozess, durch den das Ich auf die Astralwelt trifft, um zum
Physischen zu gelangen. Für ihn hat die Befreiung der Astralwelt vom "lunaren" Element der
Sensibilität begonnen, das normalerweise das Sonnenbewusstsein des Ichs behindert. In der Seele
offenbart sich das Wesen des Kristalls oder der Pflanze: In ihrem Innersten taucht eine Energie auf,
die im Wesentlichen mit der Macht des Ichs identisch ist, und die sich in einer ätherischen Vision
auf das Objekt projiziert. Eine solche Vision ist ein notwendiges Symbol für die Operation, aber sie
ist nicht das wichtigste Element.
In der Betrachtung des Kristalls oder der Pflanze erfasst der Erfahrende bewusst das Lebenselement
des Wahrnehmens: Er kann die erste Erfahrung machen, dass sein Wesen in einen Lebensstrom
eingebettet ist. In diesem Strom befindet er sich in Wahrheit immer, aber nie bewusst:
Normalerweise lebt er ohne Empfindung und ohne Vorstellung vom Leben, nicht im Leben. Das
Leben als solches entgeht ihm punktuell, da es ihm durch sein reflektiertes Bewusstsein entzogen
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wird.

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Das Bewusstsein, das ihn dazu bringt, die endliche, messbare Welt, die keinen inneren Inhalt hat,
mit Entschlossenheit zu betrachten. Da ihm das Element des Lebens fehlt, fehlt ihm auch das
flüssige Vehikel des Lichts: das ist das Vehikel des Ich in der Seele, der Logos. Das Licht wird
aufgrund der Unterwerfung des Ichs unter den "lunaren" Astralraum von ihm "reflektiert"
wahrgenommen, während es in der Wahrnehmung außerhalb des reflektierten Bewusstseins ständig
auf das Leben trifft.
Die Begierde, die den Menschen erregt, ermüdet und zerstört, ist im Wesentlichen die Sehnsucht
und zugleich die obsessive Suche nach dem verlorenen Lebenselement, das die Wahrnehmung zwar
ahnen lässt, aber nicht gibt, sondern vielmehr vor dem reflektierten Astralismus verbirgt. Illusorisch
sucht er in der Empfindung des Wahrgenommenen, d.h. im immer flüchtigen Besitz des
Wahrgenommenen, nach einem solchen Lebenselement: Dieses entzieht sich im prädialektischen
dynamischen Moment des Wahrnehmens punktuell dem reflektierten Bewusstsein.
Ohne ihn würde sich jedoch keine Wahrnehmung offenbaren.
In Wirklichkeit lebt der Mensch nicht: Er existiert. Das heißt, er steht außerhalb des Lebens, am
Rande des lebendigen Elements. Und es ist richtig, dass dies im Moment so ist. Wenn er das
Element des Lebens besäße, würde er, ohne von seiner Begierde befreit zu sein, dämonische
Formen mit magischer Macht hervorbringen. Das ist der Grund, warum der Herr im biblischen
Mythos anordnet, dass Adam vom Baum des Lebens ferngehalten werden soll: um zu verhindern,
dass er die Korruption, die Luzifers Verführung in ihm hervorgerufen hat, auch am Baum des
Lebens verursacht.
Der Mensch würde nicht sterben, wenn er das Lebenselement, durch das er existiert, besitzen
würde, ohne es zu verderben. Er benutzt den Lebensstrom, er ist in ihn eingefügt, aber er nimmt ihn
nicht wahr: Seine Wahrnehmung ist, obwohl sie durch den Lebensstrom vermittelt wird, auf das
Sinnliche beschränkt, sie bleibt bei der toten Mineralität stehen: auch hier bei der Reflexion des
Objekts, bei der Erscheinung, nicht beim Sein. Das Sein durch ihn, durch ihn, unbekannt. Er
kennt es erst nach dem Tod, er begegnet ihm unbewusst während des Schlafs: aber er hat es ständig
im Inneren des Gedankens, im prädialektischen Moment. Die Kunst der Initiation besteht darin,
den Logos an der Quelle des Denkens, jenseits der Maya des Denkens, wiederzufinden. Im Denken
wiedergefunden, erkennt er Ihn als das Element des Lebenslichts aller Wahrnehmung.
Der Lebensstrom tritt in der poetischen Vorstellungskraft, d. h. in der ästhetischen Aktivität, wenn
sie echt und nicht zerebral ist, und im intuitiven Denken, das eine immer seltener werdende
Erfahrung des Menschen ist, keineswegs hervor. Es tritt auf jeden Fall unbewusst an die
Oberfläche. Es bedarf der Disziplin des energischen und wahrhaftigen Denkens, um das
Bewusstsein für seinen grundlegenden Lebensstrom zu öffnen. Aber es muss die Disziplin sein, die
von den wirklichen Führern der Menschheit gegeben wird: die Disziplin, die der Identitätskraft des
Ich nicht ausweicht, die sich als Bestimmung des Denkens durch die sinnliche Erfahrung und als
innerer Prozess der Wahrnehmung ausdrückt. Das reine Denken, das reine Wahrnehmen, muss auf
moderne Weise erfahren werden.

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21. Einführung

Die Reihe der Konzentrationsübungen, einschließlich der Übungen der reinen Wahrnehmung, muss
den Schüler zu einer Unabhängigkeit der Seele vom Astralkörper oder Empfindungskörper führen
können, die den Übergang zur reinen Fore/Energie und zur anfänglichen Wahrnehmung des
feinstofflichen Körpers öffnet. Durch eine solche Wahrnehmung gelingt es ihm, die instinktiven
Motive zu durchdringen und sie als Empfindungsinhalte zu erkennen, die vom Geist der
Abneigung beherrscht werden. Es ist der Geist der Abneigung, der im Menschen verwurzelt ist,
weil er die konkrete Kraft/Energie des Ichs ist, die dem Sinnlichen unterworfen ist: Er muss sich
vom Sinnlichen lösen, um wirklich die Kraft des Ichs zu sein. Das Ich muss es schaffen, radikal in
der Realität zu operieren, ohne die Bindung an das Sinnliche, die dem Astralkörper eigen ist, zu
erleiden.
Alles, was der Experimentator normalerweise durch den Geist der Abneigung in sich fühlt oder
begreift, ist trügerisch, aber er ist dem gegenüber machtlos, solange er sich dem unterwirft, was
ihm unbewusst ist. Vom Geist der Abneigung muss er sich normalerweise als von dem bewegt
erkennen, was er für das Ich hält und was dem Ich entgegengesetzt ist. Kaum erkennt er dies, so
drückt sich bereits das wahre Ich in ihm aus und beginnt, sich von der Notwendigkeit der
Abneigung zu befreien.
Der Schüler trennt von der Empfindungsbewegung den Abneigungsimpuls, indem er die
Umwandlung des Instinktinhalts vollzieht. In dem Moment, in dem die aversive Spannung
verschwindet, manifestiert sich an ihrer durchdringenden Stelle die entbundene Kraft des Ich.
Während der Schüler am Ursprung einer animalischen Bewegung den Geist der Abneigung
entdeckt, kann er den Punkt identifizieren, aus dem die wahre Freiheit entspringt: die als
Unabhängigkeit des Ich vom Astralkörper Freiheit von Karma ist.
Ein wichtiger Schritt nach vorne wird vom Schüler gemacht, wenn er hinter der Erkenntnis der
Umkehrung des Lichts im reflektierten Bewusstsein im Zentrum aller instinktiven Inhalte die
umgekehrte Ich-Kraft wahrnimmt, die aber autoritär ist, als wäre sie das Ich, und die die
Anmaßung des Ichs zwingend hervorbringt: das Ego. Die Selbstbestätigung des Ego ist im
Wesentlichen das Gegenteil der Liebesbewegung. Der Schüler muss entdecken, dass das, was er
normalerweise als Ich bezeichnet, nicht das Ich ist, sondern der Geist der Abneigung, nämlich das
Gegenteil des Geistes. Die gesamte irdische Erfahrung hat keinen anderen Sinn als die
Auferstehung des Ichs als individuelles Ereignis.
Das Leiden, das jeden Impuls von Hass, Sorge, Kritik, Anklage, Angst, Irritation usw. begleitet, ist
die Opposition des reinen Stroms des Ichs mit der eigenen umgekehrten Kraft: im Sinne der
Abneigung als Ich wirkend. Sie kehrt sich gewöhnlich in der Reflexivität um und ist dennoch, auch
wenn sie umgekehrt ist, weiterhin eine Emanation der ursprünglichen Kraft: Diese fließt, indem sie
ständig korrumpiert oder abgelenkt oder auch umgekehrt wird. Dies ist der Widerspruch des
Menschlichen, aus dem gleichzeitig die Übel der Seele und des Körpers und der Impuls zur
Reintegration hervorgehen. Diese besteht in der Umwandlung und Abstimmung des veränderten
Stroms des Ich-Lichts mit seiner ursprünglichen kosmischen Form.

XLV. Meditation. Der Schüler betrachtet das Licht des Ichs, das aus dem supramentalen Bereich
entlang der Spinalachse herabsteigt, und er belebt in sich das Bild: "Das Licht, das unten ist, ist
wie das Licht, das oben ist". Er nimmt das absteigende Licht als die Kraft des Opfers und der
Befreiung des Lebens des Lichts wahr, das, während es jede Stufe entlang der Wirbelsäule
hinabsteigt, die Impulse des abgeneigten Geistes befreit.

Die Bewegungen des Geistes der Abneigung haben, weil sie von "lunarer" Natur sind, eine
Richtung, die sozusagen parallel zur Erde verläuft, nämlich horizontal: Sie erhalten eine vertikale
Aufstiegskraft entlang des Rückgrats, dank der Umkehrung des Lichts, das dem Geist der
Abneigung unterworfen ist: der Quelle des menschlichen Übels. Der vertikale Strom des von oben
herabsteigenden Ichs trifft auf den horizontalen Strom der Abneigung auf Höhe der Schulterblätter
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und bildet durch sie das Kreuz, das als schwarzes Kreuz oder Kreuz des transmutierenden Lichts
erscheint, das nicht in einer bestimmten Färbung fixierbar ist. Der Jünger betrachtet im Kreuz die
wiederhergestellte Sonnenkraft. Die horizontale Strömung, die sich ausdrückte

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zuvor als zerstörerische Schraube, wird zur katalysierenden Kraft des Ichs, das die Dualität
überwindet, gemäß dem geheimnisvollen Schema des Logos: pater Ejus Sol, Mater Ejus Luna...
An diesem Punkt erlangt der Schüler das Wissen über den Weg, den er bei der Belebung der
Astralzentren (Chakra) oder des ursprünglichen Astralkörpers, der im Wesentlichen die Seele - das
Vehikel des Ich - ist, einschlagen muss. Welche Beschreibung der Chakren auch immer, selbst
wenn sie aus traditionellen Texten stammt, ist lediglich indikativ, wenn nicht sogar annähernd.
Solche Beschreibungen, wenn sie authentisch sind, entsprechen einer transzendenten Physiologie,
gegenüber der sich der heutige innere Mensch tiefgreifend verändert hat. Es wäre daher falsch,
sich darauf zu konzentrieren, die Tugend eines bestimmten Zentrums gemäß dieser Art von
okkulter Physiologie zu erwecken. Es handelt sich um Organe, deren "ursprüngliche Embryonen"
im animalischen Körper auf einer Ebene vorhanden sind, die dem Bewusstsein des traumlosen
Schlafs entspricht. Jede Verbindung des gewöhnlichen Bewusstseins mit ihnen ist illusorisch und
schädlich: Nur die moralische Entwicklung des Schülers kann sie indirekt reaktivieren. Eine
direkte Reaktivierung erfordert die üblichen asketischen Techniken, die der inneren Struktur des
Menschen dieser Zeit entsprechen, für den übersinnliches Handeln und moralische Entwicklung
zusammenfallen. Es ist wesentlich erforderlich, dass das Wachbewusstsein durch den befreiten
Gedankenstrom auf die Ebene des traumlosen Schlafs angehoben wird, die eben die Ebene des
Lichtlebens ist.
Die Initiation wird dem Schüler von den unsichtbaren Meistern verliehen, die sich im
Zusammenhang mit einer solchen Aufgabe sichtbar machen können, natürlich nur dann, wenn dies
einer Übereinstimmung des Karmas mit dem Prinzip der Freiheit des Schülers entspricht, sofern
durch ihn solche Bedingungen eingetreten sind, die der individuellen Überschreitung der human-
animalischen Grenze gleichkommen, die der gesamten menschlichen Gattung eigen ist. Bis zu
diesem Zeitpunkt muss der Schüler Herr seiner selbst sein: Er wird absolut frei gelassen, damit er
eine Erfahrung reiner Einsamkeit machen kann. An diesem Punkt des Pfades, der länger oder
kürzer sein kann, kann ihm der Lehrer helfen oder beistehen, dessen stellvertretende Aufgabe vor
allem darin besteht, ihn durch seine Treue und Konsequenz mit dem Initiatischen Orden zu
verbinden und ihm die Techniken der Konzentration und Askese zu erklären oder zu vermitteln, die
der absoluten Unabhängigkeit der Seele vom menschlich-tierischen Element gewidmet sind, so
dass er siegreich die Region durchquert, in der die Einsamkeit absolut sein wird. Es ist die
Einsamkeit, durch die sich der Schüler im Ich wiederfindet, d. h. im immanenten transzendenten
Zentrum, dessen Verwirklichung die eindeutige Gemeinschaft mit den anderen Wesen und der
Welt beinhaltet. Diese Gemeinschaft muss von ihm jedes Mal bewusst und unaufhörlich neu
errungen werden.
Der Schüler empfängt die Lehre, die ihm nicht mehr aus Büchern kommen kann. Die Lehre ist nun
in seiner Seele die Sprache der direkten Intuition. Eine solche Intuition wäre ihm jedoch nicht
möglich, wenn sie nicht bereits von den unsichtbaren Meistern als denjenigen, die den Pfad
vorzeichneten, verwirklicht worden wäre: denen er ein Mittel an die Hand gibt, um ihn durch Treue
und Befreiung der Gedanken zu führen. Darin liegt die wahre Bedeutung einer Wiederverbindung
mit dem Fortbestand der Tradition.


Jegliche Verfahrenstechnik jenseits der Grenzen der Natur, was die Atmung der Zentren des subtilen
Körpers oder der Zentren des Astralkörpers auf dieser Entwicklungsstufe betrifft, entspringt der
Intuition des Schülers, sofern er beginnt, den subtilen Körper wahrzunehmen.
Die bisher dargelegten Konzentrationstechniken laufen auf die folgende Möglichkeit hinaus: dass
der Schüler, indem er im prädialektischen Gedankenfluss den zentralen Strom des Ätherkörpers
identifiziert, beginnt, mit Hilfe dieses Stroms zu operieren. Daraus ergibt sich für ihn der Hinweis
auf den weiteren Weg und das Bewusstsein, dass er einen solchen Hinweis seiner Verbindung mit
den unsichtbaren Meistern verdankt.
Mit der anfänglichen Verwirklichung des Zentrums der ätherischen Kräfte im Herzen steht der
Schüler vor der Erfahrung, die der Meister der Neuen Zeit als Ätherisierung des Blutes
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bezeichnet: Er erlebt einen Prozess der Erlösung von der Materie, der normalerweise in ihm
stattfindet, den er aber bewusst als Moment des Neuen Lebens der Seele wahrnehmen und
verwirklichen kann. Ein solches Ereignis markiert die Verbindung

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Initiation mit dem Orden des Rosenkreuzes. Er nimmt den Prozess wahr, durch den im Herzen
unaufhörlich ein transzendentes Phänomen auftritt, das mit dem unaussprechlichen Inhalt des Grals
verbunden ist: Ein Teil des Blutes verwandelt sich in Licht und wird wieder zu reiner ätherischer
Kraft, die das Höhere Ich transportieren kann: Durch eine solche Ätherisierung steigt der
Lebensstrom des Lichts vom Herzzentrum zum Ätherzentrum des Kopfes auf. Beim gewöhnlichen
Menschen wird er normalerweise durch den Strom des Kopfes konterkariert, der aufgrund des
dialektischen Prozesses das Licht des Lebens ständig umkehrt. Es ist die Umkehrung, aus der das
dialektische Bewusstsein entsteht, der Impuls der Opposition des Ego gegen den Geist: der Geist
der Abneigung.
Es gibt kein Individuum, in dem der Prozess der Verätherung des Blutes nicht als präindividuelle
Präsenz des Logos-Lichts stattfindet, dem es frei steht, zu widersprechen oder es mit dem
Maximum seiner transzendenten Macht in der Seele bis hin zur Körperlichkeit wirken zu lassen.
Die Möglichkeit, der ätherischen Wiedergabe des vom Herzen aufsteigenden Lichts zu
widersprechen und sich damit dem Strom des Geistes zu widersetzen, ist der Keim der
menschlichen Freiheit. Gerade wer frei ist, sich dem ätherischen Strom des Lebens zu widersetzen,
ist gleichzeitig frei, mit seinem Willen diesem Strom entgegenzugehen und ihn nach seinem Gesetz
wirken zu lassen: Deshalb kann er im Wesentlichen sein freies Wesen vollziehen und endlich nicht
illusorisch in der Welt handeln, da jede gewöhnliche Handlung die unbewusste Unterwerfung unter
die Macht des Hindernisses, die falsche Freiheit, ausdrückt. Der letzte Sinn der menschlichen
Freiheit besteht in Wahrheit darin, die Ordnung des Geistes, die keinen Zwang ausübt, freiwillig
annehmen zu können, indem man eine gewöhnliche Realität ist. Der letzte Sinn des irdischen Ichs
besteht darin, die Askese der eigenen Selbstvernichtung zu erreichen: Die maximale Kraft besteht
darin, sich selbst auszulöschen. Wenn man sich selbst ausgelöscht hat, bleibt die Kraft, die
auslöscht, als höhere Macht des Ich zurück, die am Anfang ist und die allein die Kraft hat, die
Materialität der Erde zu durchdringen: den Weg des Menschen fortzusetzen.
Der bisher beschriebene asketische Weg führt den Schüler an die Schwelle der spirituellen Welt,
wo er seinen Meister, den Initiator, treffen kann, der ihm - nachdem er ihm inkognito gefolgt ist -
den Sinn oder den Impuls für seine weitere Erfahrung gibt. Das Überschreiten der Schwelle ist
jedoch ein Akt, den der Schüler dank seiner Initiative, seiner gereiften Entscheidung, seiner
erlangten Würde, seines Wertes und vor allem seines Mutes vollziehen muss. Der Weg wird ihm
gezeigt, aber er muss ihn allein gehen. Die Kraft wird ihm gezeigt, aber er muss die erste
Bewegung nach ihr wagen. An diesem Punkt weiß der Schüler, was es bedeutet, einen bewussten
und modernen "Weg" beschritten zu haben, der dem heutigen inneren Zustand des Menschen
entspricht. Der auf diesen Seiten beschriebene Weg gilt als angemessene Vorbereitung auf die
Erfahrung der Schwelle: In Bezug auf die Schwelle wurden Höhepunkte des asketischen Opus
aufgezeigt, die geeignet sind, die individuelle Grenze gemäß dem Initiationskanon der neuen Zeit
zu überschreiten.
Eine solche Grenze ist die menschliche Grenze, die der Mensch in Wirklichkeit fürchtet zu
überschreiten, weil sie ihm eine Stütze ist, ein letzter - wenn auch illusorischer - Grund für das
Leben, eine gewohnte Form, ein Klischee, ein unbewusster Mechanismus, der mit seiner
spiritualistischen, philosophischen, psychoanalytischen usw. Kodifizierung versehen ist.... In
Wirklichkeit hat das Tier-Menschliche den Menschen in der Hand, und der Mensch fürchtet sich
insgeheim davor, nicht mehr von ihm beherrscht zu werden, weil er alle Arten des Existierens, des
Erkennens, des Fühlens, des Schlafens, des Atmens usw. auf die Unterwerfung unter eine solche
Herrschaft ausgerichtet hat.
Veränderungen begegnen ihm mit einem tragischen Charakter. Deshalb wendet er sich
normalerweise Methoden oder Disziplinen zu, die das dem Mensch-Tier untergeordnete
Animische nicht stören und keine wirkliche Veränderung mit sich bringen.
Die Wissenschaft des Geistes, auf die wir uns beziehen, geht einem solchen Problem auf den
Grund. Es gibt für den modernen Menschen die Möglichkeit einer Disziplin, die, ohne sich frontal
gegen das human-animalische Element zu stellen, ihn allmählich zu einer Umwandlung innerhalb
seiner eigenen Bestimmungen führt, in der Sphäre der Sensibilität, indem sie nach ihrem geistigen
Prinzip arbeitet. Dies ist der Weg des Denkens: Er bewirkt die direkte Erfahrung des ätherischen
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Lichts der Natur durch den von der Natur unabhängig gemachten Strom des Denkens. In Bezug auf
alles, was wir gezeigt haben, besteht die Kunst des Schülers darin, in den Besitz einer Kraft zu
gelangen, die sich im Denken jedes Mal manifestiert, aber nicht das Denken ist.

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Sie müssen den Inhalt intensiv abwägen, aber darauf achten, dass sie ihn auch jenseits des Themas
aufnehmen. Die Kraft des Gedankens ist der eigentliche Strom des Lebens, in den das Licht
einfließt.

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22. Absolute Bestimmung

Nicht anders als die These des Tantrismus führt die von uns angegebene Methode den
Experimentator von der halbbewussten Empfindung des Lebens zur Wahrnehmung des ätherischen
Lebensstroms, indem er vom gewöhnlichen, entlebten Gedanken zu seinem lebendigen Element
übergeht, d.h. vom reflektierten Licht des Gedankens zu seinem Lebenslicht. Ein solches
Lebenslicht wird im prädialektischen Moment des Denkens wie des Wahrnehmens erfahren.
Es ist jedoch offensichtlich, dass der Tantrismus in Bezug auf seine eigene These nicht die Methode
liefern kann, die für die innere Verfassung des modernen Menschen erforderlich ist, der für die
Erfahrung des ätherischen Lebensstroms die subtilen Kräfte des Denkens vom Sinnlichen befreien
muss, wobei er nicht umhin kann, von dem Zustand auszugehen, der seinem gegenwärtigen
denkenden Bewusstsein eigen ist: dem reflektierten Zustand. Der Mensch dieser Zeit benötigt daher
grundsätzlich eine Technik zur Befreiung des reflektierenden Bewusstseins, weil er auf dessen Ebene
unter dem Machtmissbrauch des instinktiven Lebens leidet. Deshalb braucht er eine Technik der
Befreiung des Lichts mittels des reflexiven Denkens, von dem er ausgeht, also eine Askese des
Denkens, die das vordialektische Leben durch die Auflösung des reflexiven Zustands wiederfindet:
d.h. indem er von der Reflexion zum Licht aufsteigt.
Der Lebensstrom ist normalerweise nicht im Besitz des Menschen: Er fließt als formgebende Kraft
in seinen physischen Körper, aber der Mensch hat keine bewusste Beziehung zu ihm: Wie wir
gesehen haben, taucht er unbewusst im ursprünglichen Moment des Denkens und der
Wahrnehmung auf. Dieser Lebensstrom baut als formgebender Ätherkörper die physische
Körperlichkeit auf, aber im oberen Teil wird er, indem er unabhängig von der organisierenden
Funktion auftaucht, zum Vehikel des Geistes, indem er das ursprüngliche Element des
Wahrnehmens und Denkens bildet.
Im Denken, das sich vom fließenden Leben abstrahiert, ist der Mensch frei: Er wird innerhalb der
geistig-spirituellen Spiegelung bewusst, die der Lebensbewegung entbehrt, nämlich in der
Spiegelung des Lichts, die ihm daher dank des willentlichen Elements in jedem Fall angeboren ist
und den vitalen Körper selbst transzendiert. Im reflektierenden Denken verliert der Mensch den
Lebensstrom und damit das ursprüngliche Licht, aber gerade dadurch wird er in den Bereich der
Freiheit eingetaucht, der es ihm ermöglicht - falls er sich dessen bewusst wird -, die Spiegelung
willentlich erneut zu durchlaufen, bis er das Lebenselement wiederfindet, in dem das Licht wieder
erstrahlt. Ein solches Wiederfinden ist dem Denken möglich, wenn es die Grenze der Reflexivität
überschreitet, die es trotz seiner Freiheit der psychophysiologischen Natur unterwirft. Die abstrakte
Freiheit endet immer als die Freiheit der Triebe in ihm: das Gegenteil seines wirklichen freien
Seins, das, wie wir gesehen haben, der prädialektische Impuls des Bewusstseins ist: der Impuls der
Urwärme des Lichts.
Ein ähnlich widersprüchlicher Zustand postuliert die Wiedervereinigung des Denkens mit seiner
eigenen Lebensquelle: und verweist aus diesem Grund auf die Technik der Konzentration. Das
Denken muss sich in sich selbst sammeln, um seine eigene Energie zu erneuern, die ihm innerlich,
nicht reflektiert und nicht bewusst ist. Dies kann er durch seine eigene Fokussierung auf eine Idee
erreichen.
Die Idee hat immer ihre eigene zentrale, aber potenzielle Kraft/Energie in sich, weil sie sich
normalerweise als abstrakt erweist: Durch Konzentration kann sie von ihrem Zentrum aus gewollt
und mit dem Leben gesättigt werden, aus dem sie in Wirklichkeit entsteht und das ihr
normalerweise vorenthalten wird. Wenn man sich des tatsächlichen Prozesses der Dualität bewusst
ist, kann man die Bedeutung eines solchen Vorgangs verstehen, der eine Wiedervereinigung der
subtilen Kräfte der Seele mit dem Ich darstellt: eine Wiedervereinigung, die eine Überwindung der
Dualität bedeutet. Eine solche Überwindung ist in Wahrheit nicht umsonst zu haben. Ihr Nicht-
Geben ist die Quelle des menschlichen Übels und des damit verbundenen Schmerzes.
Die Wiedervereinigung ist die Wiederherstellung des Wesens, das dem Denken von Anfang an
genommen worden war, weshalb das Denken das Wesen notwendigerweise als metaphysische
oder übermenschliche Entität dachte: Es konnte es nicht als immanentes Leben verwirklichen. Es
ist die freiwillige Bewegung des freien Wesens oder des nicht-tierischen Wesens der Seele, die
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sich von dem reflektierten Zustand löst, mit dem sie normalerweise identifiziert wird. Der freie
Akt ruft eine höhere, nicht bewusste Vermittlung hervor, die sein transzendentes Produkt mit dem
Strom des Lebenskörpers vereint: nämlich mit dem übersinnlichen Strom, durch den das
unerkannte Ich-Prinzip in der Seele als Licht wirkt.

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Bei Zitaten bitte die Quelle angeben: Die Übersetzungen von Daniel Kmiecik - www.triarticulation.fr/AtelierTrad
des Feuers, der die Prozesse der Materialität besiegt. Die Kraft, die dem Ich die Macht verleiht,
sich mit dem Lebenskörper zu vereinen, ist der Logos, der ihm als sein eigentliches Prinzip
innewohnt: Eine solche Kraft, die das Wesen wiederherstellt, wirkt im Moment der Freiheit, wenn
das Denken aus der Halluzination der Reflexivität erwacht. Dieser Moment der Freiheit ist in der
Tat der Moment des Willens: Das feurige Licht des Logos wird entzündet, nicht gesehen. Die
Kunst der Initiation besteht darin, es zu sehen.
Dialektisches Denken kann durch die Möglichkeit zur Realität der Freiheit gebracht werden, dank
der willentlichen Entschlossenheit, die ihm seine Selbstbewegung bewusst macht. Ein beliebiger
dialektischer oder reflektierter Gedanke kann intensiv gedacht werden, bis er sich seiner eigenen
Willensladung öffnet: In einem solchen Willen ist es das Element des Lebens, das ihn aus seinem
reflektierten Zustand wieder auferstehen lässt.
Im Akt der Konzentration fallen Freiheit und Wille zusammen: Die Idee wird durch die
Wiedererlangung der Essenz zur Idee-Kraft, die jeden Gedanken, der der Realität der Seele fremd
ist, übertreffen kann und dennoch unabhängig von der Psyche wirkt: als neuer Keim des Schicksals.
Auf der Ebene der Degradation, die dem Reflexionszustand eigen ist, wird das Denken
unweigerlich von den hinderlichen Mächten gesteuert, denen sich der Mensch nicht entziehen kann,
wenn er das Denken nicht von der Reflexivität befreit. Das reflektierende Element der Freiheit, das
Zugang zu seiner eigenen unreflektierten Bewegung findet, vollzieht in Wirklichkeit seine eigene
Auferstehung aus einem Zustand des Todes. Das Denken kann seine eigene Spiegelung wollen, bis
es sie als Bewegung wahrnimmt und, indem es der Bewegung folgt, aus der Quelle der intuitiven
Synthese schöpft und die Dualität überwindet: dort, wo das Menschliche nicht vom
Übermenschlichen getrennt ist: dort, wo das Wort sich verkörpert. Durch einen solchen freiwilligen
Akt wird die Idee als Kraft-Idee wiedergeboren: Sie erlangt das Wesen zurück, dessen sie die
ursprünglichen Gottheiten beraubt hatten, indem sie es für sich behielten, um den Menschen zu
beherrschen. In der Tat findet der Asket, der die freie Individualität vollzieht, das Wesen wieder.
Der nichts vom Logos wusste, der Mensch wurde, und dennoch, indem er im Innersten der Seele
die Fortdauer der Tradition erneuerte, die Neuen Mysterien intuitiv erfasste und dennoch den
fließenden Willen des Wesens identifizierte, der die Wahrnehmung der reinen Beziehung ist, oder
die Idee-Kraft, und so asketisch in einem solchen Sinne wirkte, der würde unweigerlich das
kostbare Licht des Prinzips in sich entdecken, das durch die Bestimmung des Denkens fließt, um
sich in der Physikalität zu verwirklichen. Er könnte ihm auch einen anderen Namen geben: bis zu
einem Grad, in dem die Erkenntnis des menschgewordenen Logos für ihn unausweichlich wäre, er
aber aufgrund seiner spezifischen Funktion zwischenzeitlich vorübergehend auf den Ausdruck einer
besonderen Tradition zurückgreifen müsste.
Dieses Prinzip erzeugt die Kraft der Zusammenkunft, weil es dem Denken das Wesen zurückgibt.
Aber nur insoweit, als es sich befreit, kann das Denken es aufnehmen: Das Ich kann sich im
lebendigen Strom des Denkens artikulieren. Das Ich verwirklicht diese Kraft umso mehr, je mehr es
selbst in der Seele ist, unabhängig von der Seele: Es zeigt dann seine Macht, die Instinkte und
Leidenschaften als reine Mächte der Seele wieder zu integrieren.
Der Mensch kann in das Mysterium seines eigenen Lebenskörpers eindringen, weil dieser ein
Ausdruck der kosmischen Formungskraft ist, durch deren Einströmen der Logos auf der Erde
gegenwärtig ist. Das Wirken des Ichs auf den Lebenskörper ist dem Schüler indirekt möglich,
während er im Denken die Essenz, den Logos, vollzieht, der ihn vom Dialektizismus befreit. Das Ich
kann schließlich in der Seele als Wirkungszentrum des Logos auf der Erde wirken: Es wird zum
Sieger und "Transmutator" des menschlichen Bösen.


Der letzte Sinn der Konzentrationstechniken ist die Öffnung der Seele für die Macht ihres eigenen
Prinzips: ein Ereignis, das nur durch die Belebung des zentralen Stroms des "subtilen" oder
ätherischen Körpers erreicht werden kann, auf den, wie wir gesehen haben, das Bewusstsein der
Lebenden durch das Denken direkten Einfluss hat. Das beherrschte und verinnerlichte Denken
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bewirkt seine eigene ätherische Bewegung und auch die Verbindung mit dem zentralen ätherischen
Strom, der die Lebenskraft des Logos in sich aufnimmt.
In jedem Denken, das denkt, taucht die Möglichkeit des Logos auf. Diese Möglichkeit wird jedoch
durch das Denken widerlegt, das in der Reflexivität zerfällt und auch die Welt des Logos beraubt
sieht,

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als objektive Natur, zu der die Beziehung Messbarkeit, Begierde und Diskursivität ist. Die in der
materiellen Form gefangene Natur wird nicht vom Menschen befreit, der sich auf mystische Weise
seiner materiellen Erscheinung unter Ausschluss des Logos überlässt, um seine eigene
vorübergehende Wissenschaft, seine eigene vorübergehende Kultur aufzubauen.
Der auf reflektierendes Bewusstsein gegründete Mensch lebt, indem er das Selbstgefühl
substanziell vom Astralkörper und nicht vom Ich bezieht, nicht in einem tatsächlichen
Wachzustand: Seine Aufgabe ist es, als Ich seinen Wachzustand zu verwirklichen, d.h. die Ebene,
die er durch die Sinneswahrnehmung tatsächlich erlangt. Wir haben gesehen, wie die erste Stufe
der Hebung des inneren Lebens durch die Disziplinen die Eroberung des Bewusstseins des
normalerweise unbewussten Wahrnehmungsprozesses ist.
Das Nicht-Bewusstsein des reflexiven Zustands ist im Wesentlichen ein Schlafzustand des
Bewusstseins. Der Mensch produziert in sich die befreiende Energie, aber er destituiert sie in der
reflexiven Fähigkeit der Freiheit, die, des inneren Kreislaufs beraubt, auf absurde Weise versucht,
sich auf der physischen Ebene zu entfalten, wo es keinen Sinn macht, frei zu sein: Das Frei-Sein ist
die Funktion des inneren Prinzips, das die physische Ebene beherrscht und sie ordnet, weil es sie
transzendiert.
Die absurde Freiheit des Egos auf der sinnlichen Ebene bringt seine Ethik, seine Gesetze, seine
Kämpfe, seinen Gesetzesbruch, die Spannungen seiner entfesselten Begierde und seine
grenzenlose Unerfülltheit hervor. Der Logos wird nicht nur verfälscht, sondern man stellt sich auch
gegen ihn. Es gibt einen Teil der Menschheit, der in diesem Sinne Gefahr läuft, die embryonale
Möglichkeit der Regeneration gemäß dem Logos zu verlieren: Er läuft Gefahr, die menschliche
Ebene zu verlieren, die bereits eine gefallene Ebene ist. Der Mensch bringt den Untermenschen
hervor, wenn der Sinn des Menschlichen nicht durch den Logos regeneriert wird. Das Karma, das
heute auf dem Einzelnen und der Gemeinschaft lastet, hängt vom niederen, wenn nicht
korrumpierten Gebrauch des Denkens ab, mittels dessen der Mensch frei ist, an sich göttliche und
spirituelle Kräfte der Begierde zu unterwerfen.
Der eigentliche Inhalt des Menschlichen ist nicht die Natur, sondern die Übernatur, der Logos. Die
Möglichkeit einer solchen Erkenntnis ist auf der ätherischen Ebene in jedem denkenden Gedanken
vorhanden. Dieses Denken sollte sich nur an die Natur wenden, um den Inhalt hervorzubringen, an
dem es ihr mangelt und wegen dieses Mangels als reine physische Natur erscheint. Dies ist der
Inhalt, der ihr tief ist, indem er gleichzeitig dem Denken intim und ursprünglich ist: als Übernatur,
als Logos.
Aber der Logos im Menschen bewegt sich nicht mit Autorität, sondern im Gegenteil aus Freiheit:
Er zwingt das Denken nicht. Das Denken wird durch die Formen der systematischen,
wissenschaftlichen, sozialen, ethischen, politischen usw. Intelligenz gezwungen oder dialektisch
versklavt, durch den Widersacher des Logos: ein Widersacher, den das freie Denken in Schrecken
versetzt: während der Logos im Menschen kein anderes Vehikel haben kann als das freie Denken,
das fähig ist, den Zustand des Todes, die Unzulänglichkeit, den Übergangscharakter der irdischen
Intelligenz zu spüren, die in die messbaren Prozesse des Realen eingebunden ist.
Es ist wichtig, die entgegengesetzte Polarität der beiden Impulse zu erfassen: die des
vorkonstituierten modernen Wissens, das das passive, unfreie, analytisch systematisierbare Denken
benötigt und ihm dennoch den positiven Weg weist, - jedoch ohne eine Suche nach der Quelle des
Denkens zu betrachten, die nicht die physiologische oder psychophysiologische ist, weshalb die
Objekte der Wissenschaften ihre als solche gedachten Voraussetzungen sind - anstelle der
authentischen Voraussetzung, die das Denken ist, das ihnen dieselbe positive Voraussetzung
ermöglicht: es ist der wesentliche Impuls, der das Denken nicht manövriert, lenkt oder versklavt,
weil es seine eigentliche Quelle ist, und deshalb kann in ihm das Maximum an Wahrheit fließen,
mit, sofern es frei ist, fähig, gemäß dem unbedingten Charakter der tiefen Bewegung zu
entscheiden.
Die bevorstehende Zukunft der Menschheit wird von der Wahl abhängen, die die spirituellen
Gemeinschaften den kulturellen Strömungen aufzeigen können, zwischen dem Weg des Logos, d.
h. dem befreiten Denken gemäß einer Askese der Freiheit, und dem Weg des Ahriman, der das
Denken der illusionären dialektischen Freiheit ist, das Denken der vorkonstituierten Analyse des
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Wissens und der spirituellen und sozialen Sublimierung des Reichs der Quantität.
Ahriman braucht den Menschen, der sich mit dem Denken identifiziert, es als sein Eigentum schätzt
und es als Instrument der niederen Selbstsucht benutzt, so dass er seine objektive Macht nicht
erkennt: Während der Logos den Menschen nicht beeinflusst, lässt er ihn frei, so dass er sich von
ihm befreien kann die

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Denken und als Ich die Unabhängigkeit von ihm erreichen, bis hin zur Erfahrung der objektiven
kosmischen Natur, die den Menschen mit dem, was der Verlust mit sich bringt, von der
unvergänglichen Zeit an, der Krise seiner irdischen Existenz, wieder vereinen kann. In diesem
Dasein hat er die Aufgabe, den wiedergeborenen kosmischen Inhalt des Denkens zu verbreiten: das
Wesen.
Einige Asketen der Gegenwart behaupten, dass dies die Zeit ist, in der sich der Mensch wieder von
der Frucht des Baumes der Erkenntnis ernähren muss, um Eden zurückzuerobern.
Man kann dem nicht widersprechen, aber es ist das klare Wachbewusstsein, das durch die Erfahrung
des Sinnlichen erlangt wurde, das eine solche Nahrung darstellen kann: Es wäre ein großer Fehler, in
Bewusstseinszustände zurückzugehen, die dem heutigen vorausgingen. Die Möglichkeit des neuen
Wissens ist bedeutungslos, wenn man nicht weiß, dass die Operation jetzt das Unternehmen des Ichs
ist und nicht wieder das des Astralkörpers, der das Ich ersetzt. Deshalb besteht die wahre Kunst der
Einweihung darin, zu wissen, wie das Ich in der Seele entsteht und welches Lebenslicht es trägt.
Die Aufgabe, die alten Bewusstseinszustände zurückzuerobern, besteht nicht darin, sich zu ihnen
zurückzuentwickeln, denn das hieße, sie endgültig zu verlieren, sondern darin, durch den Besitz des
klaren Wachzustands, der durch die moderne Erfahrung des Selbstbewusstseins geweckt wurde,
Fortschritte zu machen.


Bei einem wirklich modernen Experimentator kann der innere Prozess des Selbstbewusstseins, der
durch die Bestimmung des Denkens im mathematisch-physikalischen Bereich wiederbelebt wurde,
dank der dynamischen Übergänge, die durch die Logik des freien Elements des Denkens vermittelt
werden, zu einem transzendenten Prozess aufsteigen. Diesem Prozess entspricht der kosmische
Archetyp: der Logos, der die Vereinigung des Menschlichen mit dem Übermenschlichen bereits
vollzogen hat.
Der willensstarke Mensch, der freie Erbauer seines eigenen Bewusstseins, kann sich selbst die
Realität des Logos auf eine nicht-dialektische Weise beweisen: seine Transzendenz in der
Immanenz: die absolute Macht des Fundaments, die nicht anders sein kann, als dem Ich intim zu
sein. Das Ich hat die ganze Kraft in sich: Es muss nur es selbst sein, um nach Ihr die Gemeinschaft
mit der Welt zu verwirklichen.
Gewiss, es handelt sich um einen Experimentator, der in der Lage ist, sich dem Unbegrenzten, dem
Unerwarteten zu öffnen: aber das ist der wahre Experimentator, der wahre Erneuerer oder
Revolutionär. Eine Revolution, die kein Erkenntnisprozess ist, kann nicht anders als eine
rhetorische Übertreibung sein, eine Entfesselung des unfreien Menschen. Entdecken, erfinden,
intuitiv erraten - das sind immer Aktivitäten, die die Grenzen des Bekannten überschreiten. Das
Neue, das Unbekannte, das die Kraft zur Erneuerung hat, jenseits des gewöhnlichen Verstandes,
jenseits der menschlichen Grenze, nämlich jenseits der human-animalischen oder dialektischen
Grenze, ist der Logos. Und wir haben gesehen, wie der gesamte Prozess des Bewusstseins, des
Wissens und des menschlichen Handelns aus einer Basis hervorgeht, die dem modernen Menschen,
der sich selbst als kühn im Erkennen ansieht, unbekannt bleibt. Diese Basis ist der Moment, der
erkannt werden muss, da die Offenbarung, die dem Menschen früher gegeben wurde, ihre Funktion
erschöpft hat.
Aber der Weg des Logos ist der Weg der Freiheit: Er übt keine Autorität über den Menschen aus, er
suggeriert nicht, er zwingt nicht auf, sondern appelliert an seine reine Entscheidung. Er erfordert eine
Askese der Freiheit, denn diese ist die einzige, die dem Ich die Möglichkeit gibt, die Identität mit
sich selbst zu erfahren, die wesentliche Identität mit der Welt, die sich fortwährend im
prädialektischen Moment des Wahrnehmens und Denkens ausdrückt. Eine ähnliche Askese steht im
Mittelpunkt der in diesem Buch dargestellten Disziplinen.
Der Schüler übt in Wirklichkeit die Askese aus, ohne ihre letzte Bedeutung zu kennen; und das
muss so sein, weil der menschliche Intellekt seinem eigenen kosmischen Archetypus verschlossen
ist. Die Wiederherstellung der Erinnerung an die göttlichen Dinge ist mit der Entwicklung des
bewussten Willens des Experimentators verbunden: Er muss entdecken, dass der Wille in seiner
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reinen Form die Kraft der Hingabe ist. Diese Kraft vereint ihn mit dem Logos. Er kann ihn durch
das Denken ansprechen, aber gleichzeitig ist er es selbst, der das Denken bewegt.
Gedanke und Wille vereint bewirken die tiefe Absicht, von der der Mensch in Wirklichkeit ausgeht.
Der Weg der Erkenntnis kann dem Erfahrenden die Möglichkeit geben, wahrzunehmen, wie sehr
diese Absicht, trotz des

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angeblich spirituelle Berufung, ist schwach. Die Absolutheit der Absicht ist eine Eroberung, die
durch Selbsterkenntnis erreicht werden muss. Ohne das Gedächtnis des Geistes zu erwecken, gibt
es keine Disziplin, die den Menschen mit dem Übermenschlichen vereinen, die Dualität entzaubern
und den Schüler an die Schwelle der neuen Mysterien führen kann.
Der Schüler, der die tiefe Absicht kultiviert, kann den magischen Moment absoluter Klarheit
erleben, den Moment, der die gesamte kommende Kraft enthüllt. Für Augenblicke kann er als Kraft
der reinen Entscheidung die Erinnerung an die göttlichen Dinge verwirklichen. Es ist eine
Bewegung des Ich, die den endgültigen Sinn der Askese noch nicht erfüllt, aber intuitiv den Inhalt
der ultimativen Transmutation erahnt: ein Akt, der das ganze Leben durchdringt und mit der
Kraft eines unwiderstehlichen Instinkts bis ins Physische vordringt: ausgehend vom reinen Ich.
Dieser Impuls des Ichs wird sofort ausgelöst, vom Geistigen zum Körperlichen, auch ohne dass die
Disziplinen den Weg dafür geebnet haben. Es ist eine Erinnerungsbewegung des Ich, die sich selbst
einen Weg bahnt, aber nur augenblicklich, denn Kontinuität ist ihr noch nicht möglich. Durch
Konzentration kann die Kontinuität von der Seele eingeleitet werden, die die Bedeutung der Askese
begreift, die durch diesen transzendenten Moment angezeigt wird.
Es ist der Moment einer Entscheidung des Ichs, dessen vereinigende Energie vom Metaphysischen
zum Physischen wahrgenommen werden muss, um es zu erinnern und zu seiner tiefsten Absicht zu
machen. Diese Auslösung des Ichs wird sich in der Tat verflüchtigen: allerdings, um in anderen
entscheidenden Momenten als autoritatives Urlicht, das die vergessene Absicht anzeigt, wieder
aufzutreten.
In Anbetracht einer solchen Möglichkeit fehlt es an der Macht der Erinnerung, an Kohärenz und
Treue. Dieser Moment des Ich, der nach einer extremen Anspannung des Willens oder des Leidens
wahrgenommen werden kann, erfordert absolute Entschlossenheit: Er neigt dazu, nach der
Ausstrahlung seines augenblicklichen Lichts zu verschwinden: Er kann nicht fortbestehen, weil die
gegenwärtige Konstitution des Menschen nicht darauf vorbereitet ist, seine Macht zu unterstützen.
Er signalisiert eine Aufgabe, kann aber nicht als Impuls bestehen bleiben: Seine Unmittelbarkeit
kann nur durch asketische Hingabe zu Kontinuität werden. Der qualitative Inhalt der Askese, die
richtige Konzentration, die richtige Meditation, müssen in dieser Richtung vorhanden sein.
Die tiefe Absicht muss sich täglich als erneuerte Intuition der Richtung des Ichs, das erstrahlt ist,
aufbauen. Diese Absicht, falls sie fortbesteht, ist das Maß der wiedergefundenen Erinnerung an die
göttlichen Dinge und der Askese, die ihr in der gegenwärtigen Zeit wirklich entspricht.
Die sinnliche Welt ist das Symbol für die Anfrage dieser inneren Operation. In ihr fallen das
Geistige und das Reale zusammen. Ihre Gegenwart birgt das größte Geheimnis des Geistes, den
Sinn des höchsten Unternehmens des Universums. Die Sinneswahrnehmung ist der Durchgang, der
dem Menschen ständig den Weg zu einem solchen Unternehmen bahnt. Alles, wodurch der
Mensch leidet und genießt, krank wird und stirbt, ist sein Mangel an innerem Inhalt der
Wahrnehmung, die in ihn eindringt, ohne dass das Ich oder die bewusste Seele ihr entgegenkommt.
Was ihm normalerweise entgegenkommt, ist die Seele der Empfindsamkeit oder Affektivität, die
der Erkenntnis entgegengesetzt ist und mittels der Dialektik Erkenntnis vortäuscht, in Wirklichkeit
aber nur von Begierde getrieben wird: Folglich bleibt der tatsächliche Inhalt unbekannt, wobei die
Abhängigkeit der Seele von der Reihe sinnlicher und nicht sinnlicher Prozesse verstärkt wird.
Was als die private Welt des Logos bezeichnet wird, ist die Reihe der alltäglichen Wahrnehmungen,
denen der innere Inhalt fehlt, durch den sie in Wirklichkeit entstehen. Dieser Inhalt, als
prädialektisches Denken, ist immer in der Wahrnehmung vorhanden, aber er wird ignoriert. Man
muss den Strom des dialektischen Denkens hinaufsteigen, um ihn zu finden und ihn als reinen
Inhalt erkennen zu können.
Sie ist das lebendige Element der Seele, das normalerweise vom dialektischen Bewusstsein
eliminiert wird, um ein reflektiertes Bewusstsein zu erhalten, woraus die Wahrnehmung und der
Begriff entstehen, die ihres objektiven Wesens beraubt sind und die Dualität nähren. Die Materie
wird illusorisch zu einer realen Andersartigkeit an sich: So glaubt der dialektische Mensch in der
kognitiven Erfahrung, er bewege sich von Ding zu Ding, von Objekt zu Objekt, während er sich in
Wirklichkeit von Gedanke zu Gedanke oder besser von Konzept zu Konzept bewegt: Er ignoriert
die geistige Bewegung, die er jedes Mal degradiert.
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Ohne das lebendige Element, das auf die Schwellen des Bewusstseins drückt, wann immer es sich
wahrnimmt und denkt, wird die gleiche Erfahrung des physikalischen Forschers zum
Aberglauben: mystischer Glaube an das
Realismus, der sich auf die Realität der Materie stützt. Nur die Erfahrung des übersinnlichen Inhalts
der Wahrnehmung und des denkenden Aktes kann einen Weg bieten, all das zu verstehen, was ein
stumpfer Dogmatismus der Wissenschaft vorenthalten hat die tatsächliche Erfahrung der physischen
Welt.
Die Erfahrung des übersinnlichen Gehalts der Wahrnehmung und des Konzepts ist kein
Initiationsereignis, das von der Wissenschaft gefordert wird, sondern eine Errungenschaft, die zur
Logik der menschlichen Kultur gehört: eine Errungenschaft, deren Fehlen die Kultur antihuman
macht, indem sie das Übel schürt, das für alle Bereiche der politischen Polemik notwendig ist. Es
ist kein Initiationsereignis, sondern ein universeller Wahrheitsprozess, der jedoch nicht stattfinden
kann, wenn im Hintergrund nicht die Initiationsenergien wirken: die Kräfte der wirklichen
Initiationsgemeinschaft, nicht ihrer Nachahmungen im Osten und Westen, die von den
Widersachern des Logos manipuliert werden.
In diesem Sinne besteht die innere Verantwortung des Suchenden heute darin, den Weg zu
wählen. Im Zeitalter der Freiheit und des dialektischen Bewusstseins können selbst die Besten vom
esoterischen Nominalismus getäuscht werden und den Weg des Irrtums wählen, auf dem sie
jahrelang, ihr ganzes Leben lang, gelähmt sein werden: trotz medialem und metaphysischem
Sensationalismus gefangen in der Verzauberung der Materie, in ihrem tiefsten Inneren beherrscht
von einer Vision, die ihnen jede Befreiung verwehrt, weil sie heimlich von der Intelligenz des
Dämons der Materie hervorgerufen und genährt wird.
Heute gibt es spirituelle Gemeinschaften, die - trotz ihrer metaphysischen Voraussetzungen und
ihres unbestreitbar moralischen Niveaus - für ein fachkundiges Auge als vom Dämon der Materie
"okkult" gesteuert erkennbar sind, der ihnen alles Wissen verschafft, das sie für ihr spirituelles
Engagement benötigen, vorausgesetzt, dass sie, während sie sich auf den Logos berufen, die
gegenwärtige Präsenz des Logos in der menschlichen Entwicklung und den Aufstieg zur Freiheit
verkennen, den er dem Menschen zeigt, damit dieser sich selbst aus dem Wesen heraus finden
kann. In Wirklichkeit führt der Aufstieg zur Freiheit, dessen Instrument die hier dargelegten
Konzentrationsdisziplinen sind, den Menschen dazu, sich selbst aus dem Wesen heraus zu finden
und nicht aus einem metaphysischen Selbstbild, das vom unfreien Denken erzeugt wird, gemäß
einer tragischen Täuschung, die das Ziel hat, den Menschen daran zu hindern, den unterbrochenen
Pfad des Geistes wieder aufzunehmen. Die Kunst des Suchenden besteht darin, die Wege, die
Formen und die Askese des Logos zu erkennen, die in der Lage sind, im von sinnlichen und
übersinnlichen Bindungen befreiten Denken den übermenschlichen Impuls, die kosmische Quelle,
zu wecken.
(Übersetzung: Daniel Kmiecik)

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