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Jan Sackarnd

Erkennen der Sepsis

Achten Sie bei Ihren Patienten regelhaft auf


Zeichen einer Sepsis!

cave, wenn:
(alte) SIRS-Kriterien positiv
akute Änderung des SOFA-score ≥ 2 Punkte
qSOFA 2 von 3 Kriterien positiv
Sepsis ist ein Notfall!

Das Überleben ist von der Zeit bis zur


Diagnosestellung, der Applikation
eines wirksamen Antibiotikums und
dem Beginn einer Volumentherapie
abhängig!
initiale Therapiemaßnahmen

Flüssigkeitsersatz

ggf. Vasopressoreinsatz

kalkulierte antimikrobielle Therapie


Jede Verzögerung der Gabe einer effektiven
Antibiotikatherapie im septischen Schock
erhöht die Letalität deutlich!

Der schnelle Beginn einer effektiven


Antibiotikatherapie ist die wichtigste
Einzelmaßnahme in der Sepsistherapie!
Fokussuche

körperliche Untersuchung / Bildgebung

auf "unscheinbaren" Infektfokus achten

häufig kann der Auslöser der Infektion nicht


sicher ausgemacht werden
Erregersuche

sofortige Abnahme von Blutkulturen

ggf. Fremdmaterialien (z.B. Portsystem,


Harnleiterschiene) entfernen

dem vermuteten Infektfokus entsprechendes


Erregerspektrum kalkuliert in Betracht ziehen
Therapie

sofortige kalkulierte antimikrobielle Therapie

Fokussanierung
Wahl der antimikrobiellen Substanz

(vermuteter) Fokus?

vorhergehende Krankenhausaufenthalte?

vorausgehende Antibiotikatherapie?

Immunsuppression?

Neutropenie?

...
https://www.egms.de/dynamic/en/journals/id/volume8.htm
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/082-006.html
Wahl der antimikrobiellen Substanz

initial Breitspektrumantibiotikum

fokusadaptiert

Antimykotika nur in besonderen Situationen

keine routinemäßige Kombinationstherapie


Zwei statt Eins - manchmal ja!

ambulant erworbene Pneumonie

Endokarditis

Meningitis

V.a. multiresistente Erreger


Reevaluation der antimikrobiellen Substanz

48h bis 72h

klinischer Zustand

mikrobiologische Befunde

laborchemische Entzündungsparameter
laborchemische Entzündungsmarker

Leukozyten

CRP

Procalcitonin

Therapiebeginn

Sepsisbeginn
Antibiotika brauchen Zeit bis zur Wirkung!

Wechseln Sie nicht vorschnell das


Antibiotikum!

Schwere Infektionen benötigen nicht


"schwere" Antibiotika, sondern Richtige!
Nach Erregeridentifikation:

Wechsel auf erregerspezifische Therapie


Dosis?

hochdosiert!

Loadingdose?

kontinuierliche Infusion?
Therapiedauer?

mind. bis zur klinischen Besserung

meist ca. 7 Tage

Ausnahmen:
Staph. aureus, Pseudomonas sp., ...
Endokarditis, Spondylodiszitis, ...
Mykosen, ...
Tarragona-Strategie
Look at your patient
• Fokus? Risikofaktoren?
Initial auch im Leber-
Listen to your hospital
oder Nierenversagen!
• Resistenzen? Problemkeime?

Hit hard and early


• schnell, breit, ausreichend dosiert

Get to the point


• Spiegel am Infektionsort

Focus, focus, focus


• Antibiotikaanpassung? Deeskalation?
Vasopressoreinsatz Flüssigkeitssubstitution

Hypotension

Vasodilatation Hypovolämie
Flüssigkeitssubstitution - womit?

empfohlen: kristalloide Lösungen

kann erwogen werden: Humanalbumin

nicht empfohlen: kolloidale Lösungen


Welche hämodynamisch wirksame Substanz?

Vasopressoren:

empfohlen: Norepinephrin

kann erwogen werden: Vasopressin

Inotropika:

empfohlen: Dobutamin

kann erwogen werden: Epinephrin,


Levosimendan, Phosphodiesteraseinhibitoren
akutes Nierenversagen

Der Einsatz von Diuretika im akuten


Nierenversagen wird nicht empfohlen.

Im Falle eines dialysepflichtigen


Nierenversagens gibt es keine klare
Empfehlung, welches Nierenersatzverfahren
vorteilhaft wäre.

Bei hämodynamischer Instabilität kann ein


kontinuierliches Nierenersatzverfahren besser
verträglich sein.
Beatmung

wenn beatmen, dann "lungenprotektiv"

täglich Beatmungsinvasivität und -notwendig


überprüfen

restriktives Flüssigkeitsmanagement
Hydrocortison
kann im therapieresistenten septischen Schock
erwogen werden (200 mg/d)

Insulin

Ziel-Blutzucker < 180 mg/dl

Blutprodukte

siehe Querschnittsleitlinien der BÄK


Antikoagulation
unfraktioniertes oder niedermolekulares
Heparin

Stressulcusprophylaxe

nur bei Patienten mit erhöhtem Risiko

r-aPC, AT III, Ig, Selen, ACC, G-CSF, EPU, Ibuprofen, ...

sind nicht empfohlen


Sedierung
so wenig wie möglich
so viel wie nötig

Ernährung

so früh wie sinnvoll möglich


möglichst hoher Anteil enteral
parenteral nur in Ausnahmefällen
keine Immunonutrition o.ä.
Zusammenfassung

Sepsis erkennen

hämodynamische Stabilisierung

sofortige Antibiotikatherapie

Fokus- und Erregersuche

Fokussanierung

supportive Sepsistherapie

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