LEUTKIRCH
Mittwoch, 22. Juni 2022
Zitat des Tages
„Unser
chronisches
typisch-
schwäbisches
Understatement
könnte man mit
Wums aus der
Welt schaffen.“
Petra Misch, Geschäftsführerin
der Oberschwaben Tourismus
GmbH, zu den Chancen eines
Biosphärengebiets. Seite 14
Leutkircher
Bäuerin wohl von
Rind erdrückt
LEUTKIRCH (sin) - Eine 53-jährige
Bäuerin ist am Montag um kurz nach
18 Uhr von Familienangehörigen im
Gebiet der Stadt Leutkirch leblos auf-
gefunden worden. Die Polizei geht
davon aus, dass die Frau von einem
ihrer Rinder – vermutlich dem Bullen
– überrannt und erdrückt wurde. Sie
erlitt tödliche Verletzungen am Ober-
körper.
Die Landwirtin war zuvor aufge-
brochen, um alleine die Kühe von ei-
ner Weide einzutreiben. Als die Frau
nicht zurückkehrte, suchten Angehö-
rige nach ihr und entdeckten sie auf
der Weide liegend. Die Ermittlungen
der Polizei laufen. Wie eine Spreche-
rin des Polizeipräsidiums Ravens-
burg erklärte, werde eine „menschli-
che Einwirkungen“ zum aktuellen
Zeitpunkt ausgeschlossen.
61-Jähriger stirbt
beim Bauhof
AICHSTETTEN (sin) - Beim Bauhof
in Aichstetten ist am Montag um die
Mittagszeit ein 61-Jähriger leblos ne-
ben seinem Fahrzeug entdeckt wor-
den. Die Polizei geht davon aus, dass
gesundheitliche Probleme zum Tod
führten.
„Es gibt keine Hinweise auf
Fremdeinwirkung“, erklärt Daniela
Baier, Sprecherin des Ravensburger
Polizeipräsidiums auf Anfrage. Nach
aktuellem Stand der Ermittlungen
stieg der Mann, der den Recyclinghof
besuchen wollte, offenbar aus seinem
Fahrzeug aus und brach anschließend
aus gesundheitlichen Gründen zu-
sammen. Die Rettungskräfte konnten
dem 61-Jährigen nicht mehr helfen.
Patient fährt mit
gestohlenem
Fahrrad zur Polizei
LEUTKIRCH (sz) - Ein 25-Jähriger ist
am Montagabend mit einem gestohle-
nen Mountainbike zum Leutkircher
Polizeirevier gefahren, um die Beam-
ten nach einer Unterkunft zu fragen.
Wie die Polizei mitteilt, stellte sich
heraus, dass das Fahrrad entwendet
wurde und der Mann aus einer Spezi-
alklinik am Bodensee geflohen war.
Ein 49-Jähriger hatte wenige Stun-
den zuvor gemeldet, dass sein Fahr-
rad am Freibad Stadtweiher gestohlen
wurde. Nach der Aufklärung des Falls
gaben die Polizisten dem Mann sein
Mountainbike zurück. Den Tatver-
dächtigen erwartet nun eine Anzeige.
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Das Café Ukraine wird weitergeführt
Flüchtlinge nutzen Anlaufstelle in der Altstadt rege – Aktuell kommen keine Ukrainer mehr in Leutkirch an
Von Simon Nill
●
LEUTKIRCH - Aus dem ehemaligen
Café Albrecht ist an der Leutkircher
Marktstraße vor drei Monaten das
„Café Ukraine international“ gewor-
den. Seither sind in den Räumen
mehrmals pro Woche jeweils bis zu
40 Flüchtlinge aus der Ukraine zu
finden. Der Treffpunkt dient in ers-
ter Linie als Anlaufstelle, bei der die
Menschen viele kleine Hilfestellun-
gen erhalten – oder sich einfach aus-
tauschen können. Eine Zwischenbi-
lanz.
„Unsere Erwartungen wurden so-
gar noch übertroffen“, sagt Carmen
Scheich, die bei der Stadt als Kinder-,
Jugend- und Familienbeauftragte tä-
tig ist. An jedem der drei Öffnungs-
tage herrsche reger Betrieb. Wäh-
rend in der einen Ecke des Cafés di-
verse Formulare ausgefüllt werden,
wird sich an anderen Stellen des
Raumes bei einer Tasse Kaffee ange-
regt unterhalten. Dazwischen sind
viele spielende Kinder zu finden.
Mittlerweile gehe es im Café ge-
nerell routinierter zu, erklärt
Scheich, die gemeinsam mit der In-
tegrationsbeauftragten Maria Söll-
ner die Federführung des Projektes
übernommen hat: „Die Menschen
kennen uns als Ansprechpartner und
wissen, in welcher Sache sie sich an
wen wenden können.“ Fragen gibt es
zum Beispiel immer wieder bei der
Suche nach einer Arbeitsstelle, einer
anderen Wohnung oder zur medizi-
nischen Versorgung.
LEUTKIRCH (sz) - Jeder Radfahrer
kennt das unangenehme und beäng-
stigende Gefühl, wenn man sehr eng
von Kraftfahrzeugen überholt wird.
Seit April 2020 schreibt die Straßen-
verkehrsordnung einen Mindestab-
stand von 1,5 Metern innerorts und
von zwei Metern außerhalb geschlos-
sener Ortschaften vor. Die Abstands-
vorschriften gelten natürlich auch für
Rad- und Schutzstreifen. Geringere
Abstände gelten rechtlich als Gefähr-
dung.
Da diese Vorgaben vielen Ver-
kehrsteilnehmern nicht bekannt
sind, hat der VCD Leutkirch (Ver-
kehrsclub Deutschland) in Zusam-
menarbeit mit der Stadt Leutkirch
insgesamt fünf Informationsbanner
drucken lassen. Darauf abgebildet
sind auch die Logos der Stadt, des
VCD, der Verkehrswacht und des
ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahr-
radclub), von dem die Druckvorlage
stammt.
Zwei Brückenbanner hängen je-
weils an der Mohren- und der Stadt-
bachbrücke, drei Bauzaunbanner ste-
hen an der Wangener -, der Memmin-
ger- und der Wurzacher Straße (sie-
he Foto). Es ist geplant, die Standorte
in einigen Wochen zu ändern. Trotz
einer luftdurchlässigen Perforation
„Kunst in der Stadt“:
Flusssteine von Lioba Abrell
„Schwäbische Zeitung“ stellt Werke des Leutkircher
Skulpturenwegs vor
LEUTKIRCH (sz) - In der Leutkir-
cher Altstadt ist derzeit der Skulptu-
renweg zu bestaunen.
In Zusammenarbeit mit dem Ga-
leriekreis stellt die „Schwäbische
Zeitung“ in regelmäßigen Abstän-
den jeweils ein Werk einer Bildhaue-
rin oder eines Bildhauers vor. Den
Anfang macht „Interior“ von Lioba
Abrell im Furtenbachgarten.
Wunderbar fügen sich die zwei
durchbohrten Flusssteine der Bild-
hauerin Lioba Abrell aus Aitrach,
die vorwiegend mit Naturmateria-
lien arbeitet, in die naturhafte Um-
gebung des barocken Gartens ein.
Bei einem ersten Blick können
die Objekte Assoziationen an ein
Im Café Ukraine herrscht am Montagvormittag reger Betrieb. Darüber freut sich auch Carmen Scheich (zweite von
rechts).
Positiv sei auch, dass inzwischen
viele ehrenamtliche Helfer in die
Leitung der Einrichtung eingestie-
gen sind und sich dafür verantwort-
lich fühlen. „Zum Beispiel Geflüch-
tete selbst, direkte Nachbarn oder
Menschen mit ukrainischen und rus-
Mit Abstand sicher
Gemeinsame Aktion von VCD und Stadt Leutkirch
Ein Warnschild des VCD Leutkirch steht in der Wurzacher Straße und macht auf
das sichere Überholen von Radfahrern aufmerksam.
hielt anfangs das Gewebe der Banner
den Gewitterstürmen nicht stand
und die Konstruktion stürzte um. Der
Bauhof sorgte dann für eine solide
Verankerung im Erdreich.
wabenartiges Wespennest auslösen.
Zugrunde liegt die handwerkliche
Fertigkeit, im Innern eines Steines
einen Leerraum, einen Lichtraum
zu schaffen, der umgeben ist von ei-
ner Hülle aus Stein.
Die Skulptur scheint nur noch
aus Löchern zu bestehen, die von
der festen Außenhaut gerade noch
gehalten sind.
Vorstellungen von Innenraum
und Grenze werden lebendig, von
der dünnen, oftmals brüchigen Ver-
bindung von Tod und Leben. Der
Betrachter kann sich auch ganz ein-
fach nur an der Ästhetik des künst-
lerisch bearbeiteten Naturobjektes
erfreuen.
sischen Wurzeln. Sie alle helfen mit“,
betont Scheich. Zudem gebe es zahl-
reiche Kooperationen mit Spendern,
die hilfreiche Produkte – wie etwa
Zahnpasta – im Café kostenlos zur
Mitnahme zur Verfügung stellen.
Eine, die nahezu jede Möglichkeit
FOTO: RALPH MEYER
Die Aktion wird bundesweit
hauptsächlich vom ADFC mit den
Kommunen durchgeführt, um das Si-
cherheitsgefühl der Radfahrer zu
verbessern. Dadurch sollen mehr
Die durchbohrten Flusssteine der Bildhauerin Lioba Abrell fügen sich in die naturhafte Umgebung des barocken Gartens
ein.
FOTO: SIMON NILL
nutzt, das Café zu besuchen, ist Anna
Tkachenko, die seit Anfang April in
Leutkirch lebt. „Ich komme sehr ger-
ne hierher, um Kontakt zu anderen
Flüchtlingen zu haben, neue Infor-
mationen zu bekommen oder gemüt-
lich einen Café zu trinken“, sagt die
Menschen zum Umsteigen auf das
Fahrrad bewegt werden, um die Kli-
maziele und eine lebenswertere Stadt
zu erreichen. Auch der ADFC Isny,
mit dem der VCD Leutkirch koope-
riert, wird die Informationskampa-
gne in Kürze übernehmen.
Der VCD hält die deutsche 1,5 Me-
ter-Vorgabe für zu komplex, da viele
Menschen dieses Maß nicht richtig
einschätzen können und daher eher
unterschreiten. In Spanien gibt es da-
gegen seit vielen Jahren die Vor-
schrift, dass zum Überholen von Rad-
fahrern komplett die Straßenseite ge-
wechselt werden muss. Dies stellt ei-
ne wesentliche Vereinfachung dar
und wird dort aufgrund von regelmä-
ßigen Kontrollen und hohen Bußgel-
dern auch sehr gut eingehalten. Ein
Mitglied des Leutkircher VCD, der
dort regelmäßig per Rad unterwegs
ist, kann dies bestätigen. Dadurch
wird auch die für Radfahrer höchst-
gefährliche Situation vermieden,
dass diese trotz Gegenverkehr über-
holt werden.
Eine weitere neue Vorschrift der
StVO ist ebenfalls noch kaum be-
kannt. So darf ein Schutzstreifen für
Radfahrer (unterbrochene Linie) nur
dann überfahren werden, wenn es
der Gegenverkehr zwingend erfor-
Schwäbische Zeitung 13
Ukrainerin. Eine ehrenamtliche Hel-
ferin übersetzt die Antworten der 31-
Jährigen ins Deutsche. Auch die
Stadt Leutkirch gefalle ihr gut, vor al-
lem seien die Menschen sehr hilfsbe-
reit.
Eben solche Hilfsbereitschaft zei-
gen auch die Eigentümer des Gebäu-
des an der Marktstraße. Sie waren es,
die vor rund drei Monaten von sich
aus die ehemalige Bäckerei-Filiale
kostenfrei als Begegnungsstätte für
Flüchtlinge aus der Ukraine angebo-
ten hätten. Damals war eine Laufzeit
von drei Monaten vereinbart wor-
den. „Aktuell haben wir noch min-
destens zwei Monate Zeit und kön-
nen das Café weiterführen“, sagt
Carmen Scheich am Montag.
Mit vielen zusätzlichen Besu-
chern sei derzeit indes nicht zu rech-
nen. Denn: Aktuell kommen nach
Angaben der Stadtverwaltung keine
neuen ukrainischen Flüchtlinge nach
Leutkirch. Bislang seien insgesamt
162 Männer, Frauen und Kinder in
der Allgäu-Stadt angekommen.
Hauptsächlich handele es sich um
junge Frauen mit ihren Kindern und
Müttern.
Einige hätten sich auch schon
wieder auf den Rückweg gemacht –
etwa nach Polen, um näher an der
ukrainischen Grenze zu sein.
Geöffnet hat das „Café Ukraine
international“ montags und frei-
tags von 10 bis 12 Uhr sowie
mittwochs von 14 bis 16.30 Uhr.
dert. Zusätzlich gilt hier ein absolu-
tes Halteverbot. Ein Radstreifen
(durchgezogene Linie) darf über-
haupt nicht überfahren werden. Zu-
widerhandlungen sind bußgeld-
pflichtig und werden sogar mit ei-
nem Punkt im Flensburger Fahreig-
nungsregister („Verkehrssünder-
kartei“) geahndet.
Den meisten Verkehrsteilneh-
mern ist dazu überhaupt noch nicht
bekannt, dass die StVO seit April
2020 allen Radfahrern erlaubt, inner-
wie außerorts zu zweit nebeneinan-
der zu fahren, solange der Verkehr
dadurch nicht behindert wird. Ein
Überholen muss damit gewährleistet
sein. Früher galt diese Regelung nur
für Verbände ab 15 Personen. Leider
werden Radfahrer, die dieses Recht
in Anspruch nehmen, oft wüst be-
schimpft, sehr eng überholt oder an-
gehupt. Man muss dabei bedenken,
dass man in Autos und auf Kutschen
schon immer zu zweit nebeneinan-
dersitzen darf.
Insgesamt sollten sich alle Radler
aber auch streng an die Straßenver-
kehrsordnung halten, um andere Ver-
kehrsteilnehmer nicht zu behindern
oder zu gefährden. Das trägt auch zu
einem besseren Image und zu gestei-
gerter Akzeptanz der Radfahrer bei.
FOTO: OTTO SCHÖLLHORN