Erbrecht: Familien verhalten sich in Geldfragen vernünftiger als der Staat Seite 17
Freitag, 13. Januar 2023 ∙ Nr. 10 ∙ 244. Jg.
Norman Foster –
der Mann fürs Grosse
René Benkos schillernde Rolle
Wie viel Einfluss hat der Globus-Miteigentümer noch bei seiner Signa-Gruppe?
mbe./am. · Spätestens seit Anfang 2020
sind René Benko und seine Signa-
Gruppe auch in der Schweiz keine
Unbekannten mehr. Damals übernahm
der Österreicher zusammen mit einem
Partner die Globus-Warenhäuser von
der Migros, um sie zu Luxuswarenhäu-
sern umzubauen. Seit einigen Wochen
ist Benko nun wieder in den Schlag-
zeilen. In Deutschland steckt seine
Kaufhauskette Galeria Karstadt Kauf-
hof in einem Sanierungverfahren. Zu-
dem hat Benko persönlich in seinem
Heimatland Probleme mit der Justiz:
Die Behörden verdächtigen ihn, er habe
Markante Grossstadtbauten wie der Berliner Reichstag (Bild) sind das Markenzeichen
des britischen Architekten Norman Foster. Seine Projekte auf der ganzen Welt wie
«The Gherkin» in London oder das WM-Fussballstadion in Katar haben Architek-
turgeschichte geschrieben. Nun will es der Altmeister wieder wissen und präsentiert
einen Wiederaufbauplan für die ukrainische Stadt Charkiw.
versucht, einen hochrangigen Beamten
zu bestechen. Die Ereignisse befeuern
Gerüchte rund um die Signa-Gruppe.
Von aussen gesehen ist sie ein ver-
schachteltes Firmenkonstrukt, bei dem
kaum zu überblicken ist, wem was ge-
hört und wie die einzelnen Teile zusam-
menspielen. Auch die Beteiligungsver-
hältnisse sind undurchsichtig.
Aber was genau ist die Signa-Gruppe,
zu der auch ein riesiges Immobilienport-
folio gehört? Und wie gross ist Benkos
Einfluss noch in dem Imperium, das er
vor dreizehn Jahren gegründet hat? Ein
vertiefter Blick zeigt, dass Benko seit
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KLAUS NEUNER / MAURITUS
Feuilleton, Seite 32
längerem nicht mehr Alleinherrscher ist.
Mit dem starken Wachstum der Signa-
Gruppe hat er Macht und Kontrolle an
Geldgeber von aussen abgeben müssen.
Zudem hat er keine formelle Funktion
mehr innerhalb des Signa-Konstrukts.
Dennoch lebt Benko offenkundig für
«sein» Unternehmen. Er scheint häu-
fig als Mittler im Hintergrund zu agie-
ren und tritt immer wieder bei auffäl-
ligen Transaktionen in Aktion. Gefragt
ist er nun auch, wenn es darum geht,
die Galeria-Warenhäuser in Deutsch-
land zu retten.
Wirtschaft, Seite 22, 23
Geheimdokumente
in Bidens Garage
Sonderermittler steht vor heikler Aufgabe
Der amerikanische Justizminister
leitete Ermittlungen ein, nachdem
am Donnerstag ein weiterer
brisanter Dokumentfund in Joe
Bidens Haus bekanntgeworden
war. Die Affäre bringt die dritte
Gewalt in Teufels Küche.
CHRISTIAN WEISFLOG, WASHINGTON
Nur zwei Tage nach der ersten Hiobs-
botschaft sickerten am Mittwoch wei-
tere für Präsident Joe Biden unan-
genehme Neuigkeiten an die Presse
durch. Wie informierte Kreise zu-
nächst dem Fernsehsender NBC mit-
teilten, fanden Bidens Anwälte min-
destens an einem weiteren Ort ver-
trauliche Dokumente aus seiner Zeit
als Vizepräsident. Am Montag war be-
kanntgeworden, dass die Rechtsbera-
ter des amerikanischen Präsidenten am
2. November rund zehn Geheimakten
bei der Räumung eines Büros fanden,
das Biden bis zu seinem Einzug ins
Weisse Haus genutzt hatte.
Unter den Akten vom 2. Novem-
ber sollen sich auch solche befinden,
die den Vermerk «top secret» tragen.
Sie wurden in einem Büro der Denk-
fabrik Penn Biden Center gelagert, die
der heutige Präsident 2018 gegründet
hatte.Aufgrund der Entdeckung durch-
forsteten Bidens Anwälte in den ver-
gangenen Wochen weitere Räumlich-
keiten nach vertraulichen Dokumenten
aus früheren Zeiten. Und offensicht-
lich sind sie dabei fündig geworden:
Wie Bidens Anwalt Richard Sauber
am Donnerstag mitteilte, wurden wei-
tere Geheimakten im Haus des Prä-
sidenten in Wilmington gefunden. Es
handle sich um «eine kleine Zahl» von
Dokumenten aus der Zeit der Obama-
Präsidentschaft, die in der Garage und
einem angrenzenden Lagerraum zwi-
schen «persönlichen und politischen
Papieren» verstaut waren.
«Aussergewöhnliche Umstände»
Nach dem Fund im November beauf-
tragte Justizminister Merrick Garland
den ursprünglich von Donald Trump
nominierten Staatsanwalt John Lausch
in Chicago damit, die Dokumente zu
sichten. Gemäss Garland wurde Lausch
am 20. Dezember von Bidens Anwalt
über die neu entdeckten Akten in der
Garage informiert. Am 5. Januar emp-
fahl Lausch dem Justizminister, einen
Sonderermittler auf den Fall anzusetzen.
Am Donnerstagnachmittag vollzog Gar-
land den Schritt: Im Bemühen um politi-
sche Unabhängigkeit machte er Robert
Hur zum Sonderermittler. Hur war von
Trump 2018 zum Bundesstaatsanwalt
in Maryland ernannt worden. Sein Vor-
gehen sei angesichts der «ausserordent-
lichen Umstände» notwendig gewesen,
erklärte Garland.
Biden selbst sagte am Montag, er sei
überrascht gewesen, dass sich in seinem
Büro offizielle Regierungsdokumente
befanden. Er habe nichts über deren In-
halt gewusst. Unter anderem wird der
Sonderermittler der Frage nachgehen
AZ 8021 Zürich ∙ Fr. 5.30
müssen, wie überhaupt solch geheime
Dokumente in Bidens privates Büro ge-
langen und danach in Vergessenheit ge-
raten konnten.
Im Grunde gibt es klare gesetzliche
Vorschriften im Umgang mit «klassi-
fizierten Dokumenten». Sie müssen in
einer gesicherten Einrichtung – einer
sogenannten «secure information faci-
lity» – gelagert sein, zu der nur Perso-
nen Zugang erhalten, die eine Sicher-
heitsprüfung durchlaufen haben. Be-
vor ihnen das Lesen von Geheim-
informationen erlaubt wird, müssen
die Berechtigten schriftlich erklären,
dass sie keine heiklen Informationen
an Unberechtigte weitergeben. Endet
ihr Zugang, müssen sie unterschrei-
ben, keine vertraulichen Dokumente
mitgenommen zu haben. Dieser müh-
same Prozess gilt allerdings nicht für
Präsidenten. Denn der Commander-in-
Chief habe aufgrund seines Amtes die
Macht, geheime Dokumente zu deklas-
sifizieren, erklärte der ehemalige CIA-
Beamte David Priess im August gegen-
über der «Washington Post».
Viel politischer Zündstoff
Nachdem das FBI im vergangenen Au-
gust in Donald Trumps privatem Anwe-
sen über hundert vertrauliche Doku-
mente sichergestellt hatte, behauptete
der ehemalige Präsident, er habe die Ge-
heimhaltungspflicht für diese Akten auf-
gehoben. Es gibt bis jetzt jedoch keine
Hinweise darauf, dass dies tatsächlich
geschehen ist. Die Republikaner wei-
sen nun darauf hin, dass Biden als Vize-
präsident keine Geheimakten habe de-
klassifizieren können und diese deshalb
illegal gelagert habe. Welche Freihei-
ten der Vizepräsident im Umgang mit
vertraulichen Dokumenten geniesst,
scheint rechtlich umstritten. Allerdings
hat Biden bisher auch nicht behauptet,
die Geheimhaltungspflicht der Doku-
mente aufgehoben zu haben.
Klar scheint indes, dass die staat-
lichen Archive keinen exakten Über-
blick darüber haben, wer genau welche
Dokumente besitzt. Bis jetzt ist zu we-
nig über die von Biden ausgehändig-
ten Dokumente bekannt, als dass ein
abschliessendes Urteil gefällt werden
könnte. Noch scheint der Fall aber nicht
vergleichbar mit den laufenden Ermitt-
lungen gegen Trump zu sein. Nach jetzi-
gem Stand muss sich Biden zumindest
eine Verletzung seiner Sorgfaltspflich-
ten vorwerfen lassen. Allerdings über-
gab er die Unterlagen unaufgefordert
dem Nationalarchiv. In Trumps Anwe-
sen fand das FBI noch kistenweise offi-
zielle Dokumente, nachdem dessen An-
wälte versichert hatten, alles zurückge-
geben zu haben. Deshalb erheben die
Ermittler gegenüber Trump auch den
Vorwurf der Justizbehinderung.
Trotz den Unterschieden bringt
Bidens eigener Fehltritt sein Justizminis-
terium in Teufels Küche. Im Falle einer
Anklage gegen Trump wird es den Er-
mittlern nun noch schwerer fallen, vor
allem den republikanischen Wählern die
juristischen Feinheiten bei der Begrün-
dung für eine unterschiedliche Behand-
lung der beiden Präsidenten zu erklären.
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2 International
Chinas Reiseverkehr
läuft nur schleppend an
Nach der Öffnung der Grenzen hofft vor allem Hongkong auf chinesische Touristen – die Besucher treffen aber nur tröpfchenweise ein
Hongkong war vor Ausbruch der Pandemie eines der beliebtesten Touristenziele bei Chinesen. Nach der Öffnung der Grenze ist
der erwartete grosse Besucherstrom bisher ausgeblieben.
MATTHIAS KAMP, HONGKONG
Fünf Tage ist es nun her, dass Chinas
Regierung die letzten Reisebeschrän-
kungen aufgehoben hat. Vor allem die
verpflichtende achttägige Hotelquaran-
täne zur Eindämmung der Pandemie
hielt viele Menschen während der ver-
gangenen Jahre von einer Reise nach
China ab. Diese Quarantäne ist seit ver-
gangenem Sonntag Geschichte – von
einem Reiseboom ist allerdings nichts
zu spüren.
Am Grenzübergang Lok Ma Chau in
Hongkong beispielsweise, vor Ausbruch
der Pandemie einer der wichtigsten Ein-
und Ausreisepunkte zwischen der frühe-
ren britischen Kronkolonie und China,
Die gefährliche Reise der Rohingya in ein neues Leben
Die muslimische Minderheit nimmt immer grössere Wagnisse in Kauf, um den Lagern in Bangladesh zu entkommen
MATTHIAS MÜLLER, SINGAPUR
Die Verzweiflung unter der muslimi-
schen Minderheit der Rohingya, die
nach ihrer Flucht aus Myanmar seit
Jahren in Lagern in Bangladesh haust,
wird immer grösser. In den vergange-
nen Wochen haben zahlreiche Schiffe
mit Hunderten Flüchtlingen an Bord
die indonesische Provinz Aceh im Wes-
ten der Insel Sumatra erreicht.
Zuletzt waren am vergangenen
Sonntag mindestens 185 Rohingya von
Fischern vor dem Strand Kuala Gigieng
in der indonesischen Provinz Aceh geret-
tet worden. Sie waren nach ihrer Flucht
aus dem Lager Cox’s Bazar in Bangla-
desh wochenlang mit einem Holzboot
auf dem Meer unterwegs gewesen. Bei
der Hälfte der Flüchtlinge soll es sich
um Frauen und Kinder handeln.
Viele Opfer auf dem Seeweg
Der Hohe Flüchtlingskommissar der
Vereinten Nationen schätzt, dass zwi-
schen Januar und November vergange-
nen Jahres 1920 Rohingya auf dem See-
weg aus Bangladesh und Myanmar ge-
flohen sind; mehr als sechsmal so viel
wie 2021. Mindestens 119 von ihnen sol-
len die Flucht nicht überlebt haben.
Die Dunkelziffer dürfte deutlich
höher liegen. Erst an Weihnachten gab
sind am Mittwochnachmittag dieser
Woche nur wenige Menschen zu se-
hen. Über einen schmalen Fluss, der die
Grenze zwischen Hongkong und China
bildet, geht der Blick hinüber auf die
Skyline der chinesischen Tech-Metro-
pole Shenzhen. Von hier aus sind es nur
noch wenige Meter bis nach China.
Am Schalter für die Passkontrolle ste-
hen lediglich ein älteres Paar, ein allein
reisender Mann und eine junge Chine-
sin, die in Hongkong studiert. «Natürlich
ist die Abschaffung der Quarantäne eine
enorme Erleichterung», sagt die Studen-
tin. Jetzt will sie ihre Eltern in Shenzhen
besuchen.Auch in der entgegengesetzten
Richtung ist der Besucherstrom äusserst
spärlich. Der Zug, der vom Grenzüber-
es Meldungen, wonach ein Boot mit 180
Flüchtlingen, die im November aus Ban-
gladesh geflohen waren, gesunken sein
soll. Bereits in der Vergangenheit hatten
Rohingya die Flucht über den Seeweg mit
ihrem Leben bezahlt. In den Jahren 2013
und 2014 kamen mit schätzungsweise
1600 Menschen besonders viele ums Le-
ben. Dass die Zahl der Flüchtlinge in den
vergangenen Wochen zugenommen hat,
In den Lagern
von Cox’s Bazar
sollen inzwischen
rund 1,2 Millionen
Rohingya leben.
dürfte neben der hoffnungslosen Situa-
tion in den Lagern zwei Gründe haben:
Zum einen ist derzeit das Meer ruhiger,
zum anderen haben die südostasiatischen
Länder ihre Covid-Regeln gelockert.
Die Rohingya, die meist aus dem
myanmarischen Gliedstaat Rakhine
stammen, einem Grenzgebiet zu Bangla-
desh, werden seit Jahrzehnten in ihrer
Heimat verfolgt, wo ihnen ausserdem
JÉRÔME FAVRE / EPA
gang in die Hongkonger Innenstadt fährt,
ist beinahe menschenleer. Hongkong
hatte die letzten Corona-Beschränkun-
gen bereits im Dezember aufgehoben.
In China wütet die Pandemie
Dass der grosse Reiseboom bisher aus-
geblieben ist, hat mehrere Ursachen.
Zum einen wütet in weiten Teilen Chi-
nas das Coronavirus. Das dürfte viele
Menschen von einer Reise ins Reich
der Mitte abhalten. Zum anderen gibt es
trotz der Aufhebung der Reisebeschrän-
kungen noch immer nur wenige Flüge
nach China. Am vergangenen Sonntag
wies die Anzeigetafel am chinesischen
Hauptstadt-Flughafen für den Zeitraum
fundamentale Menschenrechte vor-
enthalten werden. So sind die meisten
Rohingya keine Bürger Myanmars, son-
dern haben den Status eines «ansässigen
Ausländers». Auch weiterführende Bil-
dung nach Abschluss der Primarschule
wird vielen Rohingya verwehrt.
In den Lagern von Cox’s Bazar sollen
deshalb inzwischen rund 1,2 Millionen
Rohingya leben. Jährlich werden dort
30 000 Kinder geboren. Während sie
keine Chance auf einen Schulabschluss
erhalten, tun sich ihre Eltern, die kaum
die Lager verlassen dürfen, schwer, Jobs
zu finden. Zusätzlich soll auch die Ge-
walt in den Camps zugenommen haben.
In ihrer Verzweiflung suchen die
Flüchtlinge Hilfe bei Menschenhänd-
lern, um entweder auf dem Landweg
nach Thailand oder mit einem Schiff
nach Indonesien oder Malaysia zu ge-
langen und so den Lagern zu entkom-
men. Pro Person soll die Flucht bis zu
5800 Dollar kosten. Und die Geflüchte-
ten begeben sich in grosse Gefahr. Die
Schiffe sind kaum betriebstüchtig; an
Bord mangelt es an Nahrung und Was-
ser. Die Menschenhändler haben keine
Skrupel, die Geflüchteten zu foltern,
von ihnen weiteres Geld zu erpressen,
sie zu Zwangsarbeit zu zwingen oder
sexuell auszubeuten.
Die erste grosse Fluchtbewegung von
Rohingya nach Bangladesh hatte 1978
zwischen 9 Uhr vormittags und 14 Uhr
am darauffolgenden Tag nur acht inter-
nationale Flüge aus. Vier davon gin-
gen in die Sonderverwaltungsregionen
Hongkong und Macau.
Die Lufthansa-Gruppe bietet mit
ihren Gesellschaften Austrian Airlines
und Lufthansa zurzeit lediglich sechs
Flüge pro Woche zwischen China und
Europa an. Allerdings plant der Kon-
zern, die Zahl der Frequenzen dem-
nächst zu erhöhen, wie eine Sprecherin
in Schanghai auf Anfrage mitteilte.
Dazu kommen politische Friktio-
nen. Weil Chinas abrupte Abkehr von
der Zero-Covid-Politik zu einer dra-
matischen Infektionswelle im Land ge-
führt hat, verlangen zahlreiche Länder
einen negativen Test von Einreisenden
aus China, auch wenn der wissenschaft-
liche Nutzen dieses Vorgehens äusserst
umstritten ist. Viele europäische Länder
sind ausserdem bei der Visavergabe für
Chinesinnen und Chinesen zurückhal-
tend. Das wiederum sorgt bei der chine-
sischen Regierung für Unmut.
Streit um Visa
Vor allem zwischen China und Südkorea
sowie Japan ist der Streit um das Ein-
reiseprozedere jüngst eskaliert. Nach-
dem zunächst Südkorea die Vergabe
von Einreisevisa an Chinesen bis zum
31. Januar ausgesetzt hat, schlägt Peking
nun zurück. Die chinesische Botschaft
in Seoul will bis auf weiteres keine Tou-
risten-, Geschäfts- und Transitvisa mehr
ausstellen. Auch Pekings Vertretung in
Tokio hat die Visavergabe ausgesetzt.
«Bedauerlicherweise besteht eine
kleine Zahl von Ländern auf diskri-
minierenden Einreisebeschränkungen
gegen China», sagte ein Sprecher des
chinesischen Aussenministeriums am
Dienstag. Die Länder, so der Sprecher
weiter, blendeten die wissenschaftlichen
Fakten und die Pandemie-Situationen
bei ihnen zu Hause aus.
Besonders enttäuscht ist Hongkong
über die ausbleibende Reisewelle aus
China. Zwischen Sonntag und Diens-
tagnachmittag, 16 Uhr, kamen über
den Landweg nur knapp 40 000 Besu-
cher vom chinesischen Festland in die
stattgefunden. Damals war das myan-
marische Militär, das auch als Tatma-
daw bezeichnet wird, im Zuge der Ope-
ration «Dragon King» brutal gegen die
muslimische Minderheit vorgegangen.
Im August 2017 folgte dann das nächste
Blutbad der Tatmadaw an den Rohin-
gya.Tausende starben, Hunderttausende
flohen nach Bangladesh.
Eine Rückkehr in ihre myanmari-
sche Heimat ist seit dem Putsch durch
die Tatmadaw am 1. Februar 2021 ausge-
schlossen.Wie erbarmungslos das myan-
marische Militär selbst bei der Flucht
gegen die muslimische Minderheit vor-
geht, zeigt ein Vorfall am Dienstag: Ein
Gericht in Myanmar hatte 112 Rohingya
wegen des Versuchs, ohne legale Doku-
mente nach Malaysia zu fliehen, zu Ge-
fängnisstrafen verurteilt. Unter den Ver-
urteilten befinden sich auch Kinder im
Alter zwischen zwei und fünf Jahren.
Aceh als Retter in der Not
Die Rohingya setzen bei ihrer Flucht auf
Aceh: Die indonesische Provinz hat seit
dem 17. Jahrhundert ein lokales Seege-
wohnheitsrecht, das als Panglima Laot be-
zeichnet wird. Die dortigen Fischer sind
verpflichtet, Booten in Seenot zu helfen.
Auch gilt die Bevölkerung in Aceh als
gastfreundlich. Mit den Rohingya nimmt
sie muslimische Glaubensbrüder auf.
Freitag, 13. Januar 2023
frühere britische Kolonie. Dabei sehen
die neuen Regelungen vor, dass pro Tag
50 000 Besucher aus China nach Hong-
kong einreisen dürfen. Im Durchschnitt
wurde die tägliche Quote bisher nur
zu 26 Prozent genutzt. In umgekehrter
Richtung ist der Besucherstrom grösser.
Hongkongs in den vergangenen
Jahren schwer gebeutelter Tourismus-
sektor setzt grosse Hoffnungen in Rei-
sende vom chinesischen Festland. Vor
der Pandemie hatten Touristen aus
China für stetig steigende Umsätze bei
Hongkongs Hotels, Detailhändlern und
Restaurants gesorgt. An diese Zeiten
will Hongkong anknüpfen.
Hoffen aufs Neujahrsfest
Jetzt hofft die 7,5-Millionen-Einwoh-
ner-Stadt auf den grossen Ansturm zum
chinesischen Neujahrsfest am 22. Januar.
«Da wird die Zahl der Besucher deut-
lich steigen», sagt Peter Lam, stellvertre-
tender Direktor des Hong Kong Trade
Development Council, überzeugt. Die
regierungsnahe Vereinigung ist für das
Standortmarketing Hongkongs zustän-
dig. Die nun gültigen Reisebestimmun-
gen seien noch recht neu, sagt Lam, es
brauche einige Zeit, bis mehr Besu-
cher nach Hongkong kämen. Ausser-
dem haben die Reiseagenturen auf dem
chinesischen Festland noch nicht damit
begonnen, wieder Gruppenreisen nach
Hongkong zu organisieren.
Immerhin bringt die Abschaffung
der Quarantänevorschriften in China
für zahllose, zum Teil seit Jahren ge-
trennte Familien grosse Erleichterun-
gen. Am vergangenen Sonntag fuhr
Kelly Kwok zusammen mit ihrer Mut-
ter zu den Grosseltern nach Shenzhen.
Die 25-jährige Hongkongerin hatte die
Grosseltern seit drei Jahren nicht mehr
gesehen. Die 79-jährige Grossmutter lag
mit Covid im Spital, befindet sich aber
auf dem Weg der Besserung.
Schliesslich trafen sich Kwok und
ihre Mutter mit dem Grossvater zum
Essen. Es dauerte nicht lange, bis die
Mutter von ihren Gefühlen überwältigt
wurde: Derart bewegt, ihren Vater nach
drei Jahren wiederzusehen, brach sie in
Tränen aus.
Die Menschen in Aceh haben am
eigenen Leib erfahren, wie schlimm es ist,
in einer zerrütteten Region leben zu müs-
sen.Von 1976 bis 2005 tobte zwischen der
indonesischen Armee und einer Terror-
organisation, die für die Unabhängigkeit
von Aceh kämpfte, ein blutiger Krieg.
Tausende waren auf der Flucht.
Erst im August 2005 wurde durch das
Helsinki Peace Agreement der Konflikt
beendet. Allerdings herrscht in Aceh
die Scharia, also das ultrakonservative
islamische Recht. Den Rohingya dürfte
dieser Umstand nach Wochen auf hoher
See jedoch egal sein. Die Überlebenden
hoffen auf eine bessere Zukunft für sich
und ihre Kinder.
Freitag, 13. Januar 2023
Der technokratische Premierminister
im politischen Gegenwind
Rishi Sunak hat Grossbritannien aus der akuten Krise geführt, doch die strukturellen Probleme sind riesig
NIKLAUS NUSPLIGER, LONDON
Es hätte ein Moment für die Ge-
schichtsbücher werden sollen. Hun-
derte von Briten waren Anfang Woche
zum Flughafen Newquay im Südwes-
ten Englands gepilgert, um der ersten
Entsendung eines Satelliten ins All von
britischem Boden aus beizuwohnen –
Premierminister Rishi Sunak sprach
im Vorfeld stolz von einem «unglaub-
lichen Job». Doch als die zweite Stufe
des Raketentriebwerks zündete, kam
es zu einer Panne: Die Firma Virgin
Orbit sprach von «einer Unregelmäs-
sigkeit im System, die die Mission vor-
zeitig beendete».
Beruhigungspille für die Märkte
Der Fehlstart wirkte symptoma-
tisch für den Zustand Grossbritan-
niens unter Sunak. Der 42-Jährige war
Ende Oktober als dritter Premier-
minister innert drei Monaten an die
Macht gekommen. Seine Vorgänge-
rin Liz Truss hatte in ihren bloss 45 Ta-
gen im Amt mit einem durch Schul-
den finanzierten Steuersenkungs-
programm Chaos an den Märkten
ausgelöst. Sunak und seinem Schatz-
kanzler Jeremy Hunt ist es gelungen,
die Investoren mit einem Bekenntnis
zu Steuererhöhungen und haushalts-
politischer Vernunft zu beruhigen
und das Land auf stabilen Grund zu-
rückzuführen.
Doch seit die akute Krise ausgestan-
den ist, werden die strukturellen Pro-
bleme des Landes immer offensicht-
licher: Die Gewerkschaften legen das
öffentliche Leben mit einer Welle von
Streiks lahm, das Gesundheitswesen
steht am Rand des Kollapses, und ein
Mix von hoher Inflation und Stagna-
tion drückt auf die Stimmung.
Am Mittwochabend wandte sich
Sunak in einer düsteren Fernseh-
ansprache im Namen der Tory-Partei
an die Nation. Er räumte ein, dass das
Land einen schweren Winter durch-
lebe. Gleichzeitig präsentierte er sich
als pragmatischer Krisenmanager, der
ins Amt gewählt worden sei, um die
gravierenden Probleme Grossbritan-
niens zu lösen. So versprach er, die
Inflation zu halbieren, für Wachstum
zu sorgen, die irreguläre Migration
über den Ärmelkanal zu stoppen und
die Wartezeiten im Gesundheitswesen
zu kürzen.
Auffallend ist, dass Sunak weni-
ger konfrontative Töne anschlägt als
seine Vorgänger. Am Donnerstag traf
Ein Ölboss soll die Weltklimakonferenz leiten
Abu Dhabi betraut ausgerechnet einen Vertreter der Ölindustrie mit dem Vorsitz – für Umweltorganisationen ist das ein Affront
DANIEL BÖHM, BEIRUT
Sultan Ahmed al-Jaber ist ein vielbeschäf-
tigter Mann. Der 49-Jährige ist Chef der
Ölgesellschaft von Abu Dhabi, führt die
Energiefirma Masdar und sitzt zudem als
Minister für Industrie und Zukunftstech-
nologie in der Regierung der Vereinigten
Arabischen Emirate. Jetzt hat der Mana-
ger und Politiker noch einen weiteren
Job: Als oberster Klimaretter soll er die
Uno-Klimakonferenz COP 28 leiten, die
im November in Dubai stattfinden soll.
Jaber, der schon seit Jahren als Klima-
delegierter der Emirate unterwegs ist
und Erfahrung mit der Organisation
von Grossanlässen hat, scheint für die
Machthaber in Abu Dhabi die logische
Wahl für den Posten zu sein. Man werde
einen realistischen, pragmatischen und
lösungsorientierten Ansatz für die Kon-
ferenz wählen, liess das Büro des neuen
COP-Präsidenten verlauten. «Wir wer-
den stets gemeinsam vorgehen und alle
Beteiligten an Bord holen.»
International
Rishi Sunak gibt sich als lösungsorientierter Macher. Es mangelt ihm aber an politischer
Durchsetzungsfähigkeit.
er sich mit der schottischen Regio-
nalpräsidentin Nicola Sturgeon zu
Gesprächen, im März ist erstmals seit
fünf Jahren ein britisch-französischer
Gipfel mit Emmanuel Macron geplant.
Sein Image als lösungsorientierter
Pragmatiker macht Sunak für Oppo-
sitionschef Keir Starmer mit Blick auf
die spätestens im Januar 2025 statt-
findenden Wahlen zu einem unange-
nehmeren Gegner als seine Vorgänger.
Doch ist es der Konservativen Par-
tei auch unter Sunaks Führung nicht
Dass die mitunter schwere Aufgabe,
auch renitente Mitglieder der Welt-
gemeinschaft auf gemeinsame Klima-
ziele einzuschwören, nun ausgerechnet
Jaber zufällt, polarisiert jedoch. Denn
der Chemiker und Betriebswirt, der in
den USA und Grossbritannien studiert
hat, ist der erste CEO an der Spitze der
COP und einer der einflussreichsten
Vertreter der Ölindustrie weltweit.
Emirate kontern die Kritik
Die von Jaber geführte Ölgesell-
schaft von Abu Dhabi (Adnoc) ist
der zwölftgrösste Erdölproduzent der
Welt und stammt aus einem Land, des-
sen Bruttoinlandprodukt zu einem
Drittel von Öl und Gas abhängt. Dass
dieser Mann nun ausgerechnet zum
Klimaretter werden soll, ist für Kriti-
ker ein Affront. «Man würde ja auch
keinen Waffenhändler mit der Leitung
einer Friedenskonferenz betrauen»,
sagte Alice Harrison von der Umwelt-
TOBY MELVILLE / REUTERS
gelungen, den Rückstand von rund
25 Prozentpunkten in den Umfragen
zu verkleinern.
«Gefangener der Hinterbänkler»
Labour diskreditiert Sunak als abge-
hobenen Multimilliardär, der sich eine
private Krankenversicherung leistet
und von der Lebensrealität der Durch-
schnittsbürger keine Ahnung hat. Die
Karikaturisten porträtieren ihn als stre-
berhaften Klassensprecher. Kommen-
Sultan
Ahmed al-Jaber
Chef der Ölgesellschaft
von Abu Dhabi
PD
NGO Global Witness. «Warum dürfen
dann Ölproduzenten Klimagespräche
führen?»
Umweltorganisationen stören sich
auch daran, dass die nächste COP-Kon-
ferenz ausgerechnet in Dubai statt-
finden soll. Die Wüstenstadt ist bis heute
in grossem Masse von fossilen Energie-
trägern abhängig. Auch wenn Dubai
kaum mehr eigenes Öl exportiert, wäre
in der Golfmetropole ohne energiefres-
sende Lebenserhaltungssysteme wie
Meerwasserentsalzung und Klimaanla-
gen kaum Leben möglich.
tatoren vergleichen ihn mit den tech-
nokratischen Regierungschefs Italiens
oder Griechenlands, die auf dem Höhe-
punkt der Euro-Krise zur Beruhigung
der Märkte eingesetzt worden waren,
aber ohne politische Vision und Tuch-
fühlung zum Volk regierten.
«Rishi Sunak ist zu schwach, um sich
durchzusetzen», sagt Schatten-Handels-
minister Nick Thomas-Symonds im Ge-
spräch mit Journalisten. «Er ist ein Ge-
fangener seiner Hinterbänkler.» Auf
dem Papier verfügt der Premierminister
im Unterhaus zwar über eine Mehrheit
von fast 80 Sitzen. In der Praxis aber fällt
es ihm tatsächlich schwer, die zerstrittene
Tory-Fraktion hinter sich zu vereinen.
Pläne, den Wohnungsbau mit stren-
gen Zielvorgaben für Gemeinden zu
fördern, musste er wegen einer internen
Rebellion begraben. Den Brexit-Hard-
linern und Gefährten von Liz Truss ist
Sunak zu zentristisch. Und die Fans von
Boris Johnson haben ihm seine Rolle
beim Coup gegen ihr Idol vom Juli 2022
bis heute nicht verziehen.
Auf Dauer aber kann Sunak im Hai-
fischbecken von Westminster nicht über-
leben, indem er es allen recht macht.
Setzt er sich nicht gegen politische Wi-
derstände in seiner eigenen Fraktion
durch, droht er auch als Krisenmanager
zu scheitern. Doch diese macht es ihm
sehr schwer. Bisher hat er grosszügige
Lohnkonzessionen gegenüber dem strei-
kenden Pflege-, Bahn- oder Lehrperso-
nal abgelehnt – mit dem Argument, dies
würde die Inflation zusätzlich anheizen.
Innerhalb seiner Fraktion mehren sich
die Stimmen, die ein härteres Vorgehen
gegen die Gewerkschaften fordern. Doch
gerade das Gesundheitspersonal geniesst
im Volk Sympathien. Und je länger die
Streiks andauern, desto mehr schei-
nen die Wähler die Regierung für das
verbreitete Chaos und die Krise im
National Health Service verantwortlich
zu machen.
Politisch riskant ist auch Sunaks
Versprechen, der irregulären Migra-
tion über den Ärmelkanal, die im Jahr
2022 alle Rekorde geschlagen hat, Ein-
halt zu gebieten. Sunak setzt auf dras-
tische Verschärfungen des Asylrechts
und hofft, dass der Pakt zur Ausschaf-
fung von Asylsuchenden nach Rwanda
doch noch umgesetzt werden kann. Er
glaubt, dass er seine Partei mit einem
harten migrationspolitischen Kurs einen
und die neue Konkurrenz der Protest-
partei Reform UK in Schach halten
kann. Doch sind bisher alle seine Vor-
gänger an der migrationspolitischen
Herkulesaufgabe gescheitert.
Die Emirate wollen die Kritik nicht
auf sich sitzenlassen. Immer wieder be-
tonen sie, dass ihr Land in Sachen Klima-
neutralität grosse Fortschritte mache. So
kündigte die von Jaber geleitete Adnoc
erst vor ein paar Tagen an, in Zukunft
15 Milliarden Dollar in nachhaltige und
grüne Technologien zu investieren. Dem
neuen COP-Boss untersteht zudem auch
Masdar – eine Firma, die sich auf umwelt-
freundliche Energien spezialisiert hat.
Hoffen auf Vermittlerkünste
Alle Golfstaaten investieren viel Geld in
erneuerbare Energien. Die Motivation da-
hinter ist jedoch alles andere als selbstlos.
Die Petrostaaten, die zurzeit dank der glo-
balen Energieknappheit viel Geld verdie-
nen, wissen, dass ihre Kraftstoffreserven
nicht endlos sind. Zudem werden die Län-
der auf der arabischen Halbinsel, wo das
Leben im Sommer schon jetzt kaum er-
träglich ist, zu den ersten Leidtragenden
der Erderwärmung gehören.
3
Die vielleicht heikelste Bewährungs-
probe steht Sunak in den Verhandlun-
gen im Brexit-Streit über das Nord-
irland-Protokoll bevor.Aus London und
Brüssel gab es jüngst Signale, dass es
beim Zwist um die Zollkontrollen zwi-
schen der britischen Insel und der fak-
tisch im EU-Binnenmarkt verbliebenen
Provinz Nordirland zu einer Lösung
kommen könnte. Die wirtschaftliche
und die geopolitische Lage sprechen für
eine Einigung. Den Druck erhöht, dass
der amerikanische Präsident Joe Biden
im April zum 25. Jubiläum des Karfrei-
tagsabkommens Irland und Grossbri-
tannien besuchen möchte – aber nur,
wenn die EU und London ihren Streit
bis dann beigelegt haben.
Boris Johnson in Lauerstellung
Doch die Brexit-Hardliner innerhalb
der Tories dürften jeglichen Kompro-
miss ablehnen. Am politischen Spiel-
feldrand hält sich derweil Boris Johnson
warm, der das Nordirland-Protokoll ver-
antwortete, sich aber seither vom Ver-
handlungsergebnis distanziert hat. John-
son wartet darauf, dass Sunak ernsthaft
ins Stolpern kommt – und könnte ver-
suchen, sich erneut zum Wortführer der
EU-Skeptiker emporzuschwingen. Seine
Fans rühren jedenfalls bereits eifrig die
Werbetrommel. In der «Mail on Sun-
day» schrieb die einstige Kulturministe-
rin Nadine Dorries, den Tories bleibe an-
gesichts der desaströsen Umfragewerte
nur noch die Wahl zwischen Niedergang
und Rückkehr von Johnson.
Gleichzeitig müssen die Öl- und
Gasmonarchien aber weiterhin fossile
Brennstoffe exportieren, um zu überle-
ben. Zudem erweisen sich viele der grü-
nen Grossprojekte bei der Umsetzung
als schwierig. So wie die einst als Zu-
kunftsvision angekündigte Öko-Stadt
Masdar City östlich von Abu Dhabi.
Eigentlich hätte die emissionsfreie
Fussgängerstadt schon 2016 fertigge-
stellt sein sollen. Stattdessen wurde das
Projekt zu einem Umwelt-Campus her-
untergestuft.
Viele Beobachter hoffen, dass der
einflussreiche Jaber als geschickter Ver-
mittler wirken kann. Bei der COP 27 im
letzten November in Sharm al-Sheikh
hat er jedenfalls bewiesen, dass er zu-
mindest den Spagat zwischen Ölprodu-
zent und Klimadelegiertem beherrscht.
Die Energiewende lasse sich nicht durch
Knopfdruck erreichen, sagte er damals:
«Es geht nicht um fossile Energien
gegen Solarenergie, Wind, Nuklear oder
Wasserstoff. Wir brauchen alles davon.»
4 International
Iranischem Rapper droht die Hinrichtung
Toomaj Salehi sang gegen das Regime – im Gefängnis wurde er gefoltert
KARIN A. WENGER
«Nennt uns nicht Rebellen, wir kamen
für die Revolution. Wir schreien das
Richtige und machen das Ohr des
Diktators taub. Frauen, Leben, Frei-
heit. Wir kämpfen bis zum Tod.»
Vielleicht gehören diese Zeilen zu den
letzten, die der iranische Rapper Too-
maj Salehi je gesungen hat. Er veröffent-
lichte sie Anfang Oktober 2022 in einem
Video seines Songs «Schlachtfeld». Das
Musikvideo zeigt Handy-Aufnahmen
der Prostete in Iran, zwischendurch
rappt der 33-Jährige direkt in Rich-
tung Kamera. Er trägt Dreitagebart, ein
schwarzes T-Shirt und lockere Jeans.
«Hier ist das Schlachtfeld. Es ist Zeit,
den Gegner ohne Angst anzugreifen.
Es ist die Zeit der Wut und der Rebel-
lion. Es ist Zeit, die Opportunisten zu
entfernen.»
Toomaj Salehi ist eine laute Stimme für
die jungen Menschen in Iran und ein
scharfer Gegner des Regimes. In sei-
nen Liedern kritisiert er das System, die
Repression, staatliche Korruption, Fol-
ter in Gefängnissen und Hinrichtungen –
nun droht ihm selbst das Todesurteil.
Beinahe blind geschlagen
Salehi habe versucht, sich vor dem
Regime zu verstecken, sagt sein On-
kel Eghbal Eghbali in einem Telefon-
gespräch mit der NZZ. Eghbali wohnt
Eghbal Eghbali
Onkel des Rappers
Toomaj Salehi
PD
in Bochum im Westen Deutschlands, wo
er einen Copy-Shop betreibt. Sein Neffe
habe sich in ein Haus in einem abgelege-
nen iranischen Berggebiet zurückgezo-
gen, erzählt er. «Wir verstehen noch
nicht genau, wie ihn das Regime dort
Ende Oktober gefunden hat.»
Mehr als zwei Monate sitzt Salehi be-
reits in einem Gefängnis in Isfahan. Er
sei gefoltert worden, sagt Eghbali. «Sein
Italien tut sich schwer
mit weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine
Giorgia Melonis Regierung gerät gegenüber Paris und Berlin ins Hintertreffen
LUZI BERNET, ROM
Dieses Bild hat man in Italien besonders
gerne gesehen: Mario Draghi, der frü-
here Regierungschef, wie er im Sonder-
zug nach Kiew sitzt, zusammen mit Olaf
Scholz und Emmanuel Macron. Die
Botschaft: Endlich sind wir wieder dort,
wo wir hingehören, nämlich im Kreis der
führenden europäischen Nationen. Das
war vor einem halben Jahr.
Tatsächlich hatte Mario Draghi einen
wichtigen Beitrag geleistet beim Aufbau
der europäischen Front gegen Wladi-
mir Putin. Zu einem Zeitpunkt, da seine
Koalitionspartner Matteo Salvini von der
Lega und Silvio Berlusconi von Forza Ita-
lia sich noch mit ihren besonders guten
Beziehungen zum Kriegsherrn im Kreml
brüsteten, hatte Draghi sein Land fest in
der amerikanisch-europäischen Allianz
gegen Russland verankert. Rom agierte
in Sachen Ukraine fortan auf Augen-
höhe mit Paris und Berlin, zur Genugtu-
ung auch der USA. Draghi liess den Wor-
ten auch Taten folgen: Zunächst mit der
Lieferung von altem Kriegsmaterial aus
den Beständen aus der Zeit des Kalten
Krieges, danach mit modernerem Gerät,
Die internationale Aufmerksamkeit soll ihn vor der Todesstrafe retten: Demonstranten in Köln solidarisieren sich mit Toomaj
Salehi.
Fuss und vier Finger sind gebrochen. Er
wurde so heftig geschlagen, dass er ein
bis zwei Wochen fast blind war.» Inzwi-
schen sehe er etwas besser, aber ein Arzt
müsste ihn dringend untersuchen, was
ihm verwehrt werde. Toomaj Salehis
Vater habe ihn im Gefängnis kurz besu-
chen können, sagt Eghbali. Doch Wär-
ter hätten die beiden überwacht, was
ein normales Gespräch verhindert habe.
Angeklagt ist Salehi wegen «Kriegs-
führung gegen Gott» und «Korruption
auf Erden». In Iran bedeutet das: Ihm
droht der Galgen.
Rohe Gewalt scheint die einzige
Antwort des iranischen Regimes zu
sein auf die Proteste, die seit dem
Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini
Mitte September landesweit ausgebro-
chen sind. Iranische Menschenrechts-
organisationen schätzen, dass 18 000
Protestierende in Gefängnissen sit-
zen. Die Regierung Irans verfolge mit
den Todesurteilen die Strategie, die
Demonstranten einzuschüchtern, sagte
Panzerhaubitzen 2000 und mit GPS be-
stückten Mehrfachraketenwerfern.
Nun ist der Zug nach Kiew ins Sto-
cken geraten. Zwar hat sich auch Gior-
gia Meloni früh und unmissverständlich
auf die Seite der Ukraine gestellt. Doch
das für weitere Waffenlieferungen erfor-
derliche Dekret der Regierung lässt auf
sich warten. Ursprünglich für Dezember
geplant, wird es nun für Februar in Aus-
sicht gestellt. Damit gerät Italien ins Hin-
tertreffen, nachdem Frankreich, Deutsch-
land, die Vereinigten Staaten und Gross-
britannien kürzlich angekündigt haben,
gepanzerte Kampffahrzeuge zu liefern.
Druck aus den USA
Die Vermutung liegt nahe, dass sich in der
neuen Rechtsregierung Salvini und Ber-
lusconi wieder querstellen. «Das schliesse
ich kategorisch aus», meinte indes Stefa-
nia Craxi, die Vorsitzende der aussen-
politischen Kommission des Senats, in
der «Repubblica». Craxi gehört der Par-
tei Berlusconis an. Am politischen Willen
scheint es also nicht zu liegen.
Vielmehr werden verteidigungspoliti-
sche, technische und finanzielle Gründe
der Uno-Hochkommissar für Men-
schenrechte, Volker Turk.
Vier Männer wurden bereits hin-
gerichtet, unter ihnen einer der besten
Karatekämpfer des Landes, Mehdi Ka-
rami, und der Musiker Mohsen Shekari.
Mindestens eine Exekution fand öffent-
lich statt, im Internet zirkulierte ein Foto
einer Leiche, die an einem Kran hängt.
Laut dem Uno-Hochkommissar Turk
stehen zwei weitere Hinrichtungen kurz
bevor, und bis zu 100 Personen droht die
Todesstrafe. Einer von ihnen ist der Rap-
per Salehi. «Wir haben wirklich Angst
um Toomaj», sagt sein Onkel Eghbali.
«Niemand kann neutral sein»
Es ist nicht das erste Mal, dass Salehi im
Gefängnis sitzt. Er rappt seit sechs Jah-
ren, richtig bekannt wurde er durch den
Song «Surakh-e mush», übersetzt «Rat-
tenloch». Darin kritisiert er das Regime
und dessen Unterstützer sowie alle, die
sich nicht dagegen wehren.
für die Verzögerungen ins Feld geführt.
Im Fokus steht das moderne französische
Flugabwehrsystem Samp/T, von dem die
italienische Armee laut Zeitungsberich-
ten fünf operative Batterien und eine
Trainingseinheit besitzt. Es eignet sich
besonders für die Abwehr von Angrif-
fen mit taktischen Raketen und Marsch-
In Italiens Generalität
herrscht Sorge
wegen der eigenen
Abwehrbereitschaft.
flugkörpern sowie Kampfflugzeugen und
Drohnen – Angriffe, denen die Ukraine
derzeit in besonderem Mass ausgesetzt
ist. Italiens Samp/T wären dort deshalb
besonders willkommen.
Weil Italien zwei dieser Systeme be-
reits im Ausland im Einsatz hat und zwei
aufgrund regulärer Unterhaltsarbei-
ten derzeit ausser Betrieb sind, herrscht
P. NIGRO / IMAGO
«Niemand kann in diesem Kampf
neutral sein.Wenn du deine Augen mit
der Hand verdeckst, sind deine Hände
blutig.»
Kurz nach Veröffentlichung des Songs
verhaftete ihn das Regime im Septem-
ber 2021 zum ersten Mal. Nach einem
Aufschrei in den sozialen Netzwerken
wurde er gegen Kaution freigelassen.
Anfang 2022 verurteilte ihn das Revo-
lutionsgericht von Shahinshahr zu sechs
Monaten Haft auf Bewährung und einer
Geldstrafe.
Seit dem Beginn der Proteste verbrei-
tete Salehi in den sozialen Netzwerken
Videos und Informationen zu Demons-
trationen. Er wollte seine Hunderttau-
sende von Followern ermutigen, die
Hoffnung nicht zu verlieren. In einem
Interview mit dem kanadischen Sender
CBC sagte Salehi kurz vor der Verhaf-
tung, das Regime basiere auf einer Ideo-
logie, die man nicht reformieren könne.
«Wir haben es mit einer Mafia zu tun,
in Italiens Generalität Sorge wegen der
eigenen Abwehrbereitschaft. Die USA,
welche Rom in Sachen Ukraine unter
Druck setzen, machen demgegenüber
geltend, dass die Nato den italienischen
Luftraum im Falle der Lieferung dieser
Systeme an die Ukraine nicht ungeschützt
lassen würde.
Ruf nach finanziellen Hilfen
Eine andere Frage sind die hohen Kos-
ten. Die Systeme sind teuer. Der Wert
der für die Ukraine geplanten Lieferung
wird auf 250 Millionen Euro geschätzt.
Ausserdem müssten offenbar noch ei-
nige Bestandteile und Munition in Frank-
reich bestellt werden. Schon vor einigen
Wochen hat Italiens Verteidigungsminis-
ter Guido Crosetto von der EU finan-
zielle Hilfen für diejenigen Länder ge-
fordert, welche die Ukraine unterstützen.
Giorgia Meloni wird noch einige Wi-
derstände zu überwinden haben, bis das
Dekret steht. Sie hat angekündigt, noch
vor dem Jahrestag der russischen Invasion
am 24. Februar nach Kiew reisen zu wol-
len.Will sie dann nicht mit leeren Händen
dastehen, muss sie jetzt vorwärtsmachen.
Freitag, 13. Januar 2023
die bereit ist, die ganze Nation zu töten,
um ihre Macht, ihr Geld und ihre Waf-
fen zu behalten.»
Wer in Iran öffentlich solche Sätze
sagt und Lieder singt wie Toomaj
Salehi, braucht ziemlich viel Mut. «Wir
sind eine Familie, die seit vier Gene-
rationen für Gerechtigkeit kämpft»,
sagt der Onkel Eghbali. Er selbst sei
als 18-Jähriger verhaftet worden, weil
er sich gegen das Regime des Schahs
gestellt hatte. Kurz vor der islami-
schen Revolution 1979 kam er frei,
danach sass er wieder in der gleichen
Gefängniszelle wie zuvor. Der Grund:
«Die Islamisten waren noch schlim-
mer als der Schah, also organisierte ich
Demonstrationen gegen sie.»
Schon die Mutter war inhaftiert
Eghbali erzählt, er sei aus dem Gefäng-
nis geflohen, habe sich erst im Unter-
grund weiter in der Opposition enga-
giert, danach sei er über die Türkei nach
Deutschland geflohen. Seine Schwes-
ter – Salehis Mutter – habe ebenfalls
in Haft gesessen, als ihr Sohn ein Jahr
alt war, erinnert sich Eghbali. Sie durfte
später nach Hause, doch sei sie an einer
Krankheit gestorben, als Salehi noch ein
Jugendlicher war.
Eghbali hofft, dass sein Neffe am Le-
ben bleiben wird. Er spricht mit Poli-
tikern und gibt der internationalen
Presse Interviews, um Aufmerksam-
keit zu generieren. Am 29. Dezember
wurde Salehi erlaubt, selber einen An-
walt zu wählen. Bisher vertrat ihn je-
mand vom Staat. Eghbali glaubt, dies
sei dem Druck aus dem Ausland zu ver-
danken. Trotzdem bangt er weiter, denn
gegen die iranischen Gesetze nütze ein
Anwalt wenig. Er sagt, verschont werde
nur, wer viel Glück habe, viel Geld be-
zahle oder wenn das Regime die Reak-
tionen im Ausland fürchte.
Toomaj Salehi sagte im CBC-Inter-
view, er habe keine Angst um sein Le-
ben. Doch er sorge sich, dass junge Pro-
testierende entmutigt würden, falls er
festgenommen werde. Zurzeit bleiben
Salehis Anhängern nur seine Lieder.
«Wir werden nachts zum Gespenst,
wir werden für euch zum Albtraum.
Jenseits dieser Hölle sahen wir eine
Laterne. Der Galgen hält mich nicht
auf, weder die Unterdrückung noch
die Regeln. Ich brülle und komme, ein
Kämpfer voller Aufruhr.»
IN KÜRZE
Unterstützer in Sorge
um kranken Nawalny
(dpa) · Unterstützer und Angehörige
des in einem russischen Straflager inhaf-
tierten Kreml-Gegners Alexei Nawalny
haben sich besorgt über den Gesund-
heitszustand des 46-Jährigen geäussert.
Nawalny habe einen Gerichtstermin
nicht wahrnehmen können, weil er zu
krank dafür sei, schrieb seine Sprecherin
Kira Jarmysch am Donnerstag auf Twit-
ter. Nawalnys Anwalt hatte bereits vor ei-
nigen Tagen kritisiert, dass sein Mandant,
in eine Isolationszelle gesperrt, unter Fie-
ber, Schüttelfrost und Husten leide, ihm
aber medizinische Hilfe verwehrt werde.
Bulgarien verschiebt
Kohleausstieg auf 2038
(dpa) · Bulgarien will die Schliessung sei-
ner Kohlekraftwerke um zwölf Jahre bis
2038 aufschieben – obwohl dies dem EU-
Wiederaufbauplan des Landes zuwider-
läuft. Das Parlament in Sofia beauftragte
am Donnerstag die Regierung, mit der
EU-Kommission über eine Rücknahme
der entsprechenden Verpflichtung zu ver-
handeln. Darin ist vorgesehen, dass die
CO2-Emissionen in der Energiewirtschaft
bis Ende 2025 um 40 Prozent im Vergleich
zu 2019 reduziert werden sollen.
Freitag, 13. Januar 2023
«Putin braucht
einen grossen Sieg»
Im Westen sorgt es für Irritation, dass sich in Russlands Bevölkerung nicht mehr Opposition gegen den Kriegskurs des Kremls regt.
Der russische Soziologe Grigori Judin erhellt im Gespräch mit Markus Ziener die Gründe dafür und erklärt, was das Putin-Regime antreibt
Jahrelang hat der Westen in zivilgesell-
schaftliche Strukturen in Russland
investiert. Doch am Ende hat all das
nichts genützt, um die Katastrophe zu
verhindern. Warum, Herr Judin?
Natürlich bin ich, wie viele Menschen in
Russland, den Stiftungen und Organi-
sationen sehr dankbar, dass sie uns mit
ihren Mitteln halfen. Das Problem war
nur, dass mit der einen Hand Geld in
die Zivilgesellschaft investiert wurde,
während mit der anderen Hand gleich-
zeitig viel grössere Summen in Putins
Machtzirkel flossen. Es fehlte im Wes-
ten schlichtweg eine schlüssige Strate-
gie, wie mit Russland unter Putin um-
zugehen war. Dadurch war am Ende
alles nutzlos.
Gibt es in Russland überhaupt eine
Zivilgesellschaft, oder war das alles nur
eine westliche Illusion?
Erlauben Sie mir eine Gegenfrage: Gab
es in Deutschland 1938 oder 1939 so
etwas wie eine Zivilgesellschaft? Ich
glaube nicht, und ich glaube, das gilt
heute auch für Russland. Wir haben
eine Widerstandsbewegung und mutige
Menschen, die sich wehren. Aber eine
Zivilgesellschaft, die mit dieser Art von
politischer Situation umgehen kann –
nein. Nennen wir also die Dinge beim
Namen.Was wir jetzt in Russland haben,
ist ein faschistisches Regime. Die Gesell-
schaft hat keine Antwort darauf, wie sie
damit umgehen soll.
Hat die Entwicklung einer Zivilgesell-
schaft in Russland grundsätzlich keine
Chance?
Lassen Sie mich es so sagen: Die Bil-
dung einer Zivilgesellschaft ist eine
liberale Idee. Sie beruht auf der Vor-
stellung, dass man zivilgesellschaftliche
Strukturen entwickelt, die schliess-
lich als Bollwerk gegen den Staat die-
nen, zur Kontrolle des Staates, so dass
aus etwas Unpolitischem plötzlich
eine kraftvolle politische Bewegung
entsteht. Aber das ist eben eine libe-
rale Phantasievorstellung. Unter Putin
funktioniert das nicht, weil er eine poli-
Grigori Judin
Soziologe
PD
tische Opposition nie zulassen würde.
Wenn man die Wahl hat, ins Gefäng-
nis zu gehen oder sich von politischem
Aktivismus fernzuhalten, wird die Ant-
wort zu einer Frage des Überlebens.
Die meisten Russen versuchen, ihren
eigenen Alltag zu bewahren, weil sie an
alles, was über ihren privaten Bereich
hinausgeht, nicht glauben. Es gibt eine
grosse Enttäuschung und Unzufrieden-
heit mit allem, was politisch ist.
Sie haben es einmal Nihilismus ge-
nannt . . .
Wenn man bei einem zufälligen Treffen
auch nur versucht, über die Möglichkeit
zu diskutieren, wie man das Leben fai-
rer gestalten könnte, wird man sofort be-
lächelt. Es ist, als ob man ein komplet-
ter Idiot wäre. Man wird als naiv abge-
stempelt. Als ob man einige sehr grund-
legende Dinge darüber, wie die Welt
funktioniert, nicht verstünde. Und das
ist Entpolitisierung.
Wie zeigt sich das im täglichen Leben?
Abgesehen von einigen Enthusiasten
glauben die Russen, dass man sich nur
um die Dinge kümmern sollte, die man
kontrollieren kann. Alles andere könne
man nicht ändern. Das führt dazu, dass
alles Politische an den Präsidenten, an
International
Junge Russinnen und Russen Ende September auf dem Roten Platz in Moskau bei einer offiziellen Kundgebung zur Annexion
von vier ukrainischen Provinzen.
die Mächtigen, ausgelagert wird. Der
Präsident weiss es sowieso besser – und
kann im Grunde alles tun. Hätte der
Präsident etwa die abtrünnigen Regio-
nen im Donbass an die Ukraine zurück-
gegeben, wäre die Unterstützung für
Putin genauso gross gewesen. Den Leu-
ten ist das einfach egal.
Bis die Mobilisierung kam . . .
Ja, das hat das Spiel verändert. Die
Menschen stellten plötzlich fest, dass
das, was in der Ukraine passiert, mit
ihnen persönlich zu tun hat. Das ist
eine sehr egoistische Reaktion, aber sie
ist nur die Folge einer atomisierten Ge-
sellschaft, in der man nur in sich selbst
einen Sinn sieht.
Warum ist das so?
Es gibt dafür mehrere Gründe. Einer
davon hat mit dem Zustand der spä-
ten sowjetischen Gesellschaft zu tun,
die stark fragmentiert war. Noch wich-
tiger aber ist das Trauma der neunziger
Jahre, als ein absolut wilder neolibera-
ler Kapitalismus nach Russland kam.
Der Staat gab die Parole aus: Wenn es
euch schlechtgeht, dann kümmern wir
uns nicht. Und wenn du schwach bist,
wenn du zum Beispiel alt bist, dann ist
es wahrscheinlich Zeit für dich, abzutre-
ten. In Russland gab es keine Struktu-
ren, um dieser brutalen Logik Einhalt zu
gebieten. Das haben die Menschen ver-
innerlicht. Es ist kein Zufall, dass Putin
aus den neunziger Jahren kommt. Er hat
das beim russischen Volk gelernt.
Der Oppositionspolitiker Alexei
Nawalny hat sein eigenes Wohlergehen
hintangestellt. Wie passt das zusammen?
Nawalny verkörpert eine ganz andere
Art von Politik, bei der Mut eine zen-
trale Rolle spielt. Putin hätte sich nie
einer Situation ausgesetzt, in der er mit
hoher Wahrscheinlichkeit verhaftet wor-
den wäre. Das wäre ihm völlig fremd.
Schauen Sie sich an, wie er sich ab-
sichert, wie er sich isoliert von jeder Be-
gegnung mit Menschen, die auch nur die
kleinste Gefahr für ihn darstellen könn-
ten. Nawalny ist anders. Das hat natür-
lich auch der Kreml erkannt. In Russ-
land stehen sich damit zwei völlig kon-
träre Vorstellungen von Politik gegen-
über, eine alte und eine neue. Diese
neue Idee soll besiegt werden.
«Wenn man genau
hinhört, was Putin
und die Leute um ihn
herum sagen, dann
sieht man, dass sie eine
neue globale Ordnung
schaffen wollen,
die auf Gewalt beruht.»
REUTERS
Was meinen Sie damit?
Einer der Gründe für den Krieg ist, dass
Putin klar gesehen hatte, welch starkem
Gegenwind er ausgesetzt ist. In den letz-
ten Jahren entstand eine Bewegung, die
mehr Selbstverwaltung wollte. Die jün-
gere Generation wurde Putin gegenüber
zunehmend skeptisch. Gleichzeitig be-
gannen die zersplitterten Bewegungen,
Allianzen zu bilden. Was sie gemeinsam
haben, ist das Bedürfnis nach einem
ganz anderen Politikstil. Ein Indiz dafür
war das Interesse der Jugend an Wolo-
dimir Selenski. Er setzte auf ein anderes
Modell der politischen Kommunikation
und des politischen Gestaltens. Die jün-
gere Generation ist sehr stark in die glo-
bale Kommunikation eingebunden, und
für Putin stellt dies eine Bedrohung dar.
Haben Sie ein Beispiel?
Nehmen Sie die häusliche Gewalt. Das
ist ein grosses Thema in Russland. Es
gibt viele Menschen, die sich dafür ein-
setzen, dass dieses gesellschaftliche Pro-
blem angegangen wird. Dieser Wunsch
spiegelt sich im Parlament überhaupt
nicht, ganz im Gegenteil. Vor ein paar
Jahren hat die Duma die Strafen für
häusliche Gewalt sogar noch gemil-
dert. Es gab auch eine Petition mit einer
Million Unterschriften, die ein Gesetz
gegen häusliche Gewalt forderte. Aber
kein einziger Abgeordneter wollte das
Thema anpacken. Das Parlament reprä-
sentiert nicht, was in der Gesellschaft
tatsächlich passiert. Die herrschenden
Eliten wollen vor allem zeigen, dass sie
die Mittel und die Macht haben, zu ver-
prügeln und zu töten, wen sie wollen.
Deshalb der Krieg?
Ja, unter anderem deshalb. Putin braucht
einen grossen Sieg. Wenn man genau
hinhört, was er und die Leute um ihn
herum sagen, dann sieht man, dass sie
eine neue globale Ordnung schaffen
wollen, die auf Gewalt beruht. Das ist
auch Putins Vision davon, wie Russland
aufgebaut ist. Wenn man die Menschen
bricht, wenn man ihnen Gewalt auf-
zwingt, dann fangen die Menschen an
zu denken, dass die Welt durch Gewalt
geformt wird.
Geht diese Saat auf?
Die Bevölkerung Russlands beobach-
tete in den vergangenen Jahren sehr ge-
5
nau, wie mit jeder Kundgebung umge-
gangen wurde, sie erlebte, dass alle gros-
sen Proteste brutal niedergeschlagen
wurden und dass Putin immer ungescho-
ren davonkam. Mehr noch: Vom Westen
wurden ihm sogar stets neue, lukrative
Geschäfte angeboten. Die Leute fangen
an zu glauben, dass Putin wahrscheinlich
recht hat – dass die Drohung mit Ge-
walt und die Anwendung von Gewalt
die Welt regieren.
Ändert die Tatsache, dass immer mehr
russische Soldaten in der Ukraine ge-
tötet oder schwer verletzt werden, das
Bewusstsein?
Noch nicht wirklich. Man muss sich vor
Augen halten, dass Russland kein homo-
genes Land ist. Stellen Sie sich vor, Sie
kommunizieren wenig oder vorwie-
gend mit Ihrer eigenen Familie. Natür-
lich sprechen die Menschen an ihrem
Arbeitsplatz, aber dort werden nie
heikle Themen angeschnitten, weil man
schlichtweg Angst hat. Russland ist rie-
sig, woher wissen Sie dann, wie viele
Menschen getötet wurden? Den meis-
ten ist die Zahl völlig unbekannt. Zu-
dem gibt es die gezielte Rekrutierung.
Sie zielte zu Beginn auf ärmere Leute
in entlegeneren Gegenden, wo man sich
machtloser fühlt. Hätte es in Moskau
so viele Tote gegeben wie in manchen
Regionen, dann wäre die Reaktion eine
andere gewesen.
Wie kommt es, dass Sie so kritisch über
Russland sprechen können? Haben Sie
keine Angst vor Repressalien?
Wenn die Ukrainer an die Front gehen,
um gegen die Invasoren zu kämpfen,
haben sie dann Angst?
Nein. Weil sie etwas haben, wofür sie
kämpfen.
Und das habe ich auch. Russland ist
mein Land. Die Leute, die derzeit das
Sagen haben, zerstören mein Land, ge-
nau wie sie versuchen, die Ukraine zu
zerstören. Als Gesellschaft wird die
Ukraine, obwohl sie einen furchtbar
hohen Preis zahlt, am Ende gut daste-
hen. Im Vergleich dazu ist Russland
viel schlimmer dran. Deshalb muss ich
mit den Mitteln, die ich habe, für mein
Land kämpfen.
Wissen Sie, wo die roten Linien sind, die
Sie nicht überschreiten dürfen?
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Frage
überhaupt noch einen Sinn ergibt.
Denn wann immer man etwas tut, was
auch nur die geringste Gefahr für den
Staat darstellt, hat man bereits eine rote
Linie überschritten. Wenn man in einer
Widerstandsbewegung ist, ist das eine
andere Sache, dann fragt man nicht
um Erlaubnis. Deshalb: Wenn du
Angst vor etwas hast, bist du schon er-
ledigt. Das ist es doch, was das Regime
will: dass du Angst hast. Russlands
Machtapparat weiss, wie er dieses
schreckliche Gefühl erzeugen kann.
Diese Fähigkeit wird im Ausland oft
unterschätzt.
Sind Sie bereit, für Ihre Meinungsfrei-
heit ins Gefängnis zu gehen?
Lassen Sie mich Ihre Frage so beantwor-
ten: Es gibt Leute, die meinen, dass die
Sicherheit des Einzelnen höchste Prio-
rität hat. Aber genau dieser Ansatz hat
uns dahin gebracht, wo wir heute sind.
Zu viele Menschen kümmern sich nur
um ihr eigenes Wohlergehen, um ihre
Sicherheit und ihren materiellen Wohl-
stand. Das hat zur Entpolitisierung ge-
führt. Und das wird böse enden, wie wir
sehen können.
Der Soziologe Grigori Judin, Jahrgang 1983,
lehrt politische Philosophie an der Moscow
School of Social and Economic Sciences.
Derzeit befindet er sich zu einem For-
schungsaufenthalt an der Universität Prince-
ton in den USA.
6 International Freitag, 13. Januar 2023

Die Ägypter
bangen um ihren Kanal
Die hochverschuldete Regierung in Kairo will den Suezkanal für Investoren öffnen

DANIEL BÖHM, BEIRUT
Vor ein paar Tagen hatte Osama Rabie
für einmal Grund zur Freude. In Kairo
war die von ihm geleitete Suezkanal-Be-
hörde als beste staatliche Institution der
arabischen Welt ausgezeichnet worden.
Rabie kann das Lob derzeit gut gebrau-
chen. Denn der Chef des Suezkanals
steht unter Dauerbeschuss. Seit Wochen
versucht er, die aufgebrachten Ägypter
zu beruhigen: Nein, der Kanal werde
nicht verkauft, sagt er immer wieder.
Die knapp zweihundert Kilometer
lange Wasserstrasse ist der Stolz Ägyp-
tens und eine der wichtigsten Ein-
nahmequellen des Landes. Jedes Jahr
fahren bis zu 20 000 Schiffe durch den
Kanal, der das Rote Meer mit dem Mit-
telmeer verbindet. Im vergangenen Jahr
konnte Rabie sogar Rekordeinnahmen
verbuchen. Insgesamt 8 Milliarden Dol-
lar spülte der Betrieb in die Kassen der
ägyptischen Regierung.
Zweifel an Machtwort
Trotz dem guten Ergebnis wühlt der
Suezkanal derzeit die Gemüter am Nil
auf. Der Grund: Das Parlament be-
schloss kurz vor Weihnachten die Ein-
richtung eines Fonds, in den künftig Teile
der Einnahmen aus dem Kanal fliessen
sollen.Auch ausländische Unternehmen
dürfen sich offenbar daran beteiligen.
Der neue Geldtopf, dessen Umfang
und genaue Funktion noch unklar sind,
soll sicherstellen, dass die lebenswich-
tige Wasserstrasse auch in Zukunft leis-
tungsfähig bleibt. So lautet zumindest
die offizielle Version. Viele Ägypter
fürchten aber, dass die Umstrukturie-
rung etwas ganz anderes bedeutet: näm-
lich den Ausverkauf des Kanals.
Durch den Fonds – so die Befürch-
tung – könnten ausländische Firmen
über Beteiligungen indirekt Anteile
am Betrieb erwerben und der Wasser-
weg durch die Hintertüre in fremde
Hände gelangen. Entsprechend gross
war der Aufschrei, als das Parlament
das Thema Ende letzten Jahres disku-
tierte: «Warum tut ihr das?», rief der Ab-
geordnete Hany Khader der Regierung
empört entgegen. «Nicht einmal unsere
Feinde würden so weit gehen.»
Inzwischen diskutiert das ganze Land
über die Zukunft des Kanals. Am Ende
musste sogar der allmächtige Präsident
Abdelfatah al-Sisi ein Machtwort spre-
chen. Der Kanal werde niemals veräus-
sert, versicherte er kürzlich bei einer
öffentlichen Veranstaltung.
Trotzdem bleiben Zweifel. Denn
Ägypten macht zurzeit eine schwere
Wirtschaftskrise durch. «Das Land ist
hoch verschuldet und hat jahrelang auf
Pump gelebt», sagt Stephan Roll von
der Stiftung Wissenschaft und Politik
(SWR) in Berlin. «Es braucht daher
dringend Geld.» Der Ägypten-Experte
beobachtet die Talfahrt am Nil schon
seit langem. In der Vergangenheit habe
Ägypten dank einer künstlich stabilen
Währung und hohen Zinsen in grossem
Masse ausländisches Kapital angezogen
und sich so über Wasser gehalten, sagt
er. «Doch spätestens seitdem mit dem
Beginn des Ukraine-Krieges viele Inves-
toren ihr Geld abzogen, funktioniert das
System nicht mehr.»
Seither taumelt der 110-Millionen-
Einwohner-Staat immer tiefer in die
Krise. Mehrmals musste die Zentralbank
das ägyptische Pfund abwerten, Kraft-
Der 110-Millionen-
Einwohner-Staat
taumelt immer tiefer
in die Krise.
Die Regierung versucht
verzweifelt zu sparen.
stoffe und Grundnahrungsmittel wer-
den immer teurer. Das macht auch der
Bevölkerung zu schaffen. Jüngst empfahl
das Gesundheitsministerium den Ägyp-
tern sogar, Hühnerfüsse zu essen.
Die Regierung, die bis vor kurzem
noch Milliarden für Waffen und Gross-
projekte wie die neue Hauptstadt aus-
gegeben hat, versucht derweil ver-
zweifelt zu sparen. Gleichzeitig erbat
Ägypten beim Internationalen Wäh-
rungsfonds (IMF), zu dessen grössten
Schuldnern es bereits heute gehört,
einen weiteren Kredit.
Weil das aber alles nicht reicht, muss
Kairo inzwischen auch das Tafelsilber
verscherbeln. Vor allem die Golfstaa-
ten profitieren davon. Sie unterstützen
die Ägypter mit Finanzspritzen, aller-
dings nicht umsonst: Längst kaufen
die Staatsfonds aus den Emiraten oder
Saudiarabien Häfen, Hotelanlagen und
sogar Käsefabriken auf.
Der Suezkanal mit seinen ange-
schlossenen Häfen und Schiffsbetrie-
ben gilt dabei als Kronjuwel. Doch die
Wasserstrasse ist für das Land viel mehr
als nur eine Einnahmequelle. Der Kanal,
der 1869 von einem ägyptisch-französi-
schen Konsortium durch den Wüsten-
sand gegraben wurde, gilt als ein Stück
ägyptischer Identität.
1956 verstaatlichte der damalige Prä-
sident Gamal Abdel Nasser die Ver-
kehrsachse gegen den Willen der ehe-
maligen Kolonialmächte Frankreich und
Grossbritannien und wurde damit zum
Nationalhelden. Im Jom-Kippur-Krieg
1973 durchbrachen ägyptische Truppen
die israelischen Verteidigungslinien am
Kanal und ermöglichten so die Rück-
erlangung der Sinai-Halbinsel, die sie
zuvor an Israel verloren hatten.
2014 schliesslich zeichneten zahlrei-
che Ägypter Anteilscheine, um eine Er-
weiterung der Wasserstrasse zu finanzie-
ren, welche zum Stolz Kairos ohne aus-
ländisches Geld über die Bühne ging.
Angesichts dieser Geschichte wäre es
selbst für den mit eiserner Faust regie-
renden Präsidenten Sisi schwierig, eine
Veräusserung des Suezkanals an auslän-
dische Investoren zu rechtfertigen.
500-Millionen-Deal mit Maersk
Der SWP-Experte Roll glaubt deshalb,
dass bei der Einrichtung des Fonds auch
andere Motive eine Rolle spielen könn-
ten. Denn seit Ägypten mit dem IMF
zusammenarbeitet, muss es Teile seiner
meist vom Militär beherrschten Staats-
betriebe privatisieren. «Mithilfe solcher
Fonds lassen sich Unternehmen aus-
lagern, ohne dass die Machthaber dabei
ihren Einfluss verlieren», sagt Roll.
Ob es Ägypten aber langfristig gelin-
gen wird, den Kanal zu halten, ist unge-
wiss. Schon jetzt sind dort ausländische
Unternehmen präsent. So schloss die
Kanalbehörde unlängst einen 500-Mil-
lionen-Dollar-Deal mit der dänischen
Maersk-Gruppe ab, die in Port Said ein
Containerterminal bauen soll. Weitere
solcher Konzessionen sollen folgen.
Viele Ägypter betrachten das mit
Sorge. Denn ihr Land machte schon
einmal eine tiefe Schuldenkrise durch –
mit verheerenden Folgen. 1875 blieb
dem bankrotten Herrscher Ismail
Pascha nichts anderes übrig, als seine
Anteile am Suezkanal an die Briten zu
verkaufen. Und so etwas – da sind sich
am Nil alle einig – darf sich keinesfalls
wiederholen.

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Am Wochenende in der «NZZ am Sonntag»

Saudiarabien macht auf hip Die Impfung schützt doch

Lang war der Wüstenstaat abgeschottet und berüchtigt Wie gut Vakzine helfen, die Verbreitung der Omikron-Variante
für Frauen im Nikab, Geschlechtertrennung und öffentliche einzudämmen, war bisher unklar. Nun zeigt eine Studie in
Hinrichtungen. Nun will er sich ein neues Image zulegen: mit amerikanischen Gefängnissen: Geimpfte Häftlinge, die sich
bauchfreien Influencerinnen, coolen Cafés und Luxus-Citys. infizieren, geben das Coronavirus seltener weiter als ungeimpfte.

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Freitag, 13. Januar 2023
Schweizer Sonderweg wird nur schwer verstanden
Die spanische Verteidigungsministerin behauptet, die Schweiz verhindere die Lieferung von Waffen an die Ukraine
GEORG HÄSLER, BERN
Der russische Luftkrieg gegen die
Ukraine trifft in erster Linie die zivile
Infrastruktur. Zum Einsatz kommen
Marschflugkörper, Raketen und auch
iranische «loitering munition»: Droh-
nen, die über einem Zielgebiet herum-
lungern und plötzlich zuschlagen. Diese
Angriffe sollen die mentale Kampfkraft
der ukrainischen Bevölkerung schwä-
chen. Deshalb lieferten die westeuro-
päischen Staaten der Ukraine schwer-
gewichtig Boden-Luft-Abwehrmittel.
Besonders effektiv gegen die irani-
schen Drohnen wirkt der deutsche Flie-
gerabwehrpanzer Gepard mit seiner
35-mm-Doppellaufkanone des ehemali-
gen Schweizer Unternehmens Oerlikon-
Bührle. Deutschland konnte allerdings
12 400 Schuss Munition für dieses Sys-
tem nicht in die Ukraine liefern, weil die
Schweiz auf der Grundlage des gelten-
den Kriegsmaterialgesetzes keine Wie-
derausfuhrgenehmigung erteilte.
Noch immer entwickelt und produ-
ziert der deutsche Rheinmetall-Kon-
zern, der die Nachfolgefirma von Oer-
likon-Bührle 2009 übernommen hat,
im Norden von Zürich auf höchstem
Niveau. Rheinmetall Air Defence ge-
hört zu den technologisch führenden An-
bietern von Boden-Luft-Abwehrmitteln.
Diese Woche gab die Konzernzentrale in
Düsseldorf bekannt, einen Millionenauf-
trag für die Modernisierung des 35-mm-
Systems «Skyguard» erhalten zu haben.
Auftrag geht nach Italien
Doch die Produktion erfolgt bei Rhein-
metall Italia in Rom, einem Standort,
der ebenfalls von Oerlikon-Bührle auf-
gebaut worden ist. Der Auftrag habe
eine besondere Bedeutung, schreibt
Rheinmetall, damit werde unter ande-
rem eine besondere Kundenbeziehung
gefestigt. Weitere Angaben macht der
Konzern nicht. Das Auftragsvolumen
belaufe sich auf einen «kleinen, dreistel-
ligen Millionenbetrag».
Psychologen gehen gegen Kassen vor
Versicherer weigern sich, Therapiestunden bei Psychotherapeuten in Ausbildung zu bezahlen
SIMON HEHLI
Selten war ein Systemwechsel in der
Schweiz so schlecht aufgegleist. Seit ei-
nigen Monaten dürfen Psychologen mit
einer Weiterbildung als Psychotherapeu-
ten direkt über die Grundversicherung
abrechnen. Früher mussten sie dafür bei
einem Psychiater angestellt sein. Doch
die Umstellung hat unliebsame Folgen,
die offenbar kaum jemand kommen sah:
Den Psychotherapeuten, die in der rund
fünfjährigen Ausbildung stecken, fehlt
plötzlich ein grosser Teil ihrer Einkünfte.
Denn laut den Krankenkassen, die
dem Verband Santésuisse angehören,
gibt es seit dem Jahreswechsel keine Ge-
setzesgrundlage mehr für eine Vergütung
ihrer Leistungen. Darauf hätten nur fer-
tig ausgebildete Psychotherapeuten An-
spruch. Es gibt auch keine Möglichkeit
mehr, dass Therapeuten in Ausbildung
weiterhin bei einem Psychiater unter
Vertrag stehen, der für sie Gelder aus
der Grundversicherung beziehen durfte.
Gesetzlichen Auftrag verletzt?
So sind nun laut dem Psychologenver-
band FSP die Arbeitsplätze von Hun-
derten von angehenden Psychothera-
peuten in Gefahr. Und damit auch die
Therapieplätze ihrer Patientinnen und
Patienten: Tausende Menschen mit psy-
chischen Problemen könnten nicht die
Hilfe erhalten, die sie brauchen. Die
Tamedia-Zeitungen berichteten von
Praxen, die bereits Psychotherapeuten
in Ausbildung wegen der prekären Lage
in Kurzarbeit schicken mussten.
Das will sich die FSP nicht bieten las-
sen: Wie der Verband am Donnerstag
Die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles und ihr ukrainischer Amtskollege Olexi Resnikow bei einem Treffen in
Odessa.
Viel wichtiger ist, was in der Mittei-
lung nicht vorkommt: die Forschungs-
und Produktionsstätte Oerlikon. Auf
Nachfrage der NZZ schreibt der Kon-
zern, die ursprünglichen Systeme des
Kunden seien in Rom produziert worden,
deshalb bleibe die Zuständigkeit bei der
italienischen Niederlassung. Doch eigent-
lich hätte Rheinmetall den Standort Oer-
likon ausbauen wollen. Recherchen im
vergangenen Dezember haben aber er-
geben, dass dieses Vorhaben auf Eis liegt.
Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit
der Schweizer Rüstungsindustrie ist an-
gekratzt. Diese Woche kommt nun auch
mitteilte, hat er bei der zuständigen Auf-
sichtsbehörde, dem Bundesamt für Ge-
sundheit (BAG), Beschwerde gegen die
Santésuisse-Kassen erhoben. Deren Ver-
halten verletze den gesetzlichen Auftrag
und stelle das Weiterbildungssystem für
Psychotherapeuten grundsätzlich infrage.
Santésuisse handle dabei im Widerspruch
zum Bundesrat: «Dieser hat wiederholt
bestätigt, dass die Leistungen von Psy-
chotherapeuten in Weiterbildung über
die Betreuungspersonen von den Kran-
kenkassen zu bezahlen sind.»
Diese «Betreuungspersonen» sind im
neuen System erfahrene Psychothera-
peuten mit Psychologiestudium, die in
Praxen oder Ambulatorien tätig sind.
Die Leistungen der Nachwuchspsycho-
therapeuten, die ihnen anvertraut sind,
werden von den Kassen des anderen
Verbandes, Curafutura, anstandslos be-
zahlt. Dazu soll das BAG nun auch die
Santésuisse-Mitglieder zwingen.
Ob das passiert, ist fraglich. Bisher
hat sich das BAG auf den Standpunkt
gestellt, die Krankenkassen und die Psy-
chologen müssten selber schauen, wie
sie sich einigen könnten. So könnte sich
der Streit noch monatelang hinziehen –
zum Schaden der Patienten. Denn es gibt
heute in der Schweiz schon zu wenige
Therapieplätze, insbesondere für Kinder
und Jugendliche. Genau diesen Mangel
sollte die Systemänderung beheben hel-
fen, passiert ist nun das Gegenteil.
In einem offenen Brief an den Santé-
suisse-Präsidenten Martin Landolt schil-
dert eine Psychotherapeutin in Ausbil-
dung, die seit drei Jahren in einer Praxis
arbeitet, wie sie innert weniger Tage 30
Patienten das Ende der Therapie verkün-
den musste. Manche brachen in Tränen
Schweiz
Kritik aus Madrid – und wieder geht es
um Boden-Luft-Abwehrmittel aus Oer-
likon. Gemäss Recherchen handelt es
sich um Bestandteile für die Aspide-Ra-
keten mittlerer Reichweite, möglicher-
weise auch um 20-mm-Doppellauf-
kanonen, welche die Feuerstellungen des
uralten Hawk-Raketensystems schützen.
Bereits bei der Ankündigung die-
ser Lieferung bemerkte das ukrainische
Online-Portal Mezha, dass «die Schweiz,
die um ihre Neutralität bemüht ist, die
Auslieferung der ‹Skyguard-Spar-
row› von Oerlikon-Contraves nicht zu-
lassen wird». Erst jetzt, zwei Monate
aus, andere fragten, warum ihre Kasse
sie nicht rechtzeitig informiert habe.
Sonst hätten sie zu einem der kulanteren
Curafutura-Versicherer wechseln kön-
nen. Doch das wäre gar nicht möglich ge-
wesen, weil der Entscheid zur Nichtver-
gütung erst nach dem Ablauf der Wech-
selfrist am 30. November fiel. Die betrof-
fene Psychologin weist darauf hin, dass
manche ihrer früheren Patienten keine
Therapie mehr erhalten würden – weil sie
keinen Platz fänden oder weil sie keine
Kraft hätten, eine Beziehung zu einer
anderen Therapeutin aufzubauen. Da-
durch steige das Risiko, dass die Patien-
ten am Schluss in einer Klinik landeten –
mit entsprechenden Mehrkosten.
Santésuisse wehrt sich
Die Santésuisse-Verantwortlichen wol-
len in dieser Geschichte nicht als Böse-
wichte dastehen. Sie geben der FSP die
Schuld an der Situation. Santésuisse
habe die Probleme rechtzeitig erkannt
und dezidiert auf die mangelnden ge-
setzlichen Grundlagen hingewiesen.
Und deshalb auch den Vorschlag des
BAG unterstützt, das bisherige Modell
um ein Jahr zu verlängern.
Leider habe sich die FSP entschie-
den, diesen pragmatischen Weg nicht
mitzugehen, schreibt der Kassenver-
band. «Dass die FSP nun eine Auf-
sichtsbeschwerde eingereicht hat, ist für
Santésuisse unverständlich und trägt we-
nig zu einer gemeinsamen tragfähigen
Lösung für alle Akteure bei.» Santé-
suisse fordert die Gerichte, die sich
ebenfalls mit dem Tarifstreit befassen,
auf, die Situation jetzt «rasch und nüch-
tern» zu klären.
SERHII SMOLIENTSEV / REUTERS
später, behauptet die spanische Vertei-
digungsministerin Margarita Robles,
die Schweiz habe eine Waffenlieferung
Madrids an die Ukraine untersagt.
«Wir verstehen, respektieren und
akzeptieren die Frage der Neutralität,
aber für einige Materialien benötigen
wir eine bestimmte Genehmigung der
Schweiz, die sie uns im Moment nicht
erteilt», wird Robles im spanischen Por-
tal Europapress zitiert. Eine Nachfrage
beim zuständigen Staatssekretariat für
Wirtschaft (Seco) am Donnerstag ergibt:
Bis zum jetzigen Zeitpunkt sei auf dem
offiziellen Kanal keine Anfrage für eine
«Russische Aggression
verletzt die Uno-Charta»
Ignazio Cassis spricht vor dem Sicherheitsrat
gaf. · Seit Anfang Jahr ist die Schweiz
Mitglied des Uno-Sicherheitsrats. Am
Donnerstag hat der Aussenminister
Ignazio Cassis nun erstmals vor dem
mächtigsten Gremium der Vereinten
Nationen in New York gesprochen.
Auf Einladung des japanischen Vorsit-
zes nahm er an einer Debatte über die
Rechtsstaatlichkeit teil. Die Schweiz
freue sich darauf, sich mit allen Ratsmit-
gliedern für den Frieden und die Sicher-
heit in der Welt einzusetzen, sagte Cassis
gemäss dem Redetext.
Der Bundesrat äusserte sich auch
zum russischen Krieg gegen die
Ukraine. Die Rechtsstaatlichkeit sei
das Rückgrat der internationalen Ord-
nung, die auf der Uno-Charta basiere.
Diese verbiete die Anwendung von
Gewalt gegen die territoriale Integrität
oder politische Unabhängigkeit eines
anderen Staates. Zudem verpflichte
die Charta die Staaten, ihre Differen-
zen friedlich zu regeln. «Es ist unsere
Pflicht als Mitglieder des Sicherheits-
rats, sicherzustellen, dass diese Regeln
respektiert werden», sagte Cassis. Die
Prinzipien seien im Falle der russischen
Aggression gegen die Ukraine massiv
verletzt worden.
Gemäss dem Aussendepartement
betrifft das Thema mindestens zwei der
Schweizer Prioritäten für den Sicher-
heitsrat, die Förderung des Friedens
und den Schutz der Zivilbevölkerung.
Einen ersten kleinen Erfolg konnte die
Schweiz am Montag erzielen. Zusam-
men mit Brasilien hat Bern eine Resolu-
tion eingebracht, die das Mandat für die
7
Weitergabe von Schweizer Kriegsmate-
rial durch Spanien an die Ukraine einge-
gangen. Das Seco müsste aber ein ent-
sprechendes Gesuch ablehnen – genau
gleich wie bei der Gepard-Munition
oder den Piranha III von Mowag Kreuz-
lingen, die Dänemark an die Ukraine
liefern wollte. Dem Vernehmen nach hat
Spanien in der Schweiz auf dem kleinen
Dienstweg sondiert. Die spanische Bot-
schaft in Bern verweist auf das Aussen-
ministerium in Madrid. Eine Anfrage
der NZZ ist noch unbeantwortet.
Verbale Spitze Richtung Bern
Die erneute Diskussion um die Position
der Schweiz führt bereits wieder zu lauter
Kritik. Anton Geraschenko, ein Berater
des ukrainischen Innenministers, schickte
am Donnerstag über den Kurznachrich-
tendienst Twitter eine verbale Spitze
Richtung Bern. Die Schweiz blockiere
Waffenlieferungen, wenn diese Schwei-
zer Komponenten enthielten, und erkläre
dies mit der Neutralität: «Die Ukraine
betrachtet dies nicht als Neutralität, son-
dern als Untergrabung unserer Verteidi-
gungsfähigkeit», schreibt Geraschenko.
Während es dem Aussendepartement
(EDA) gelungen ist, Kiew den neutra-
litätspolitischen Weg der Schweiz im
Ukraine-Krieg zu erklären, scheinen
die Fakten in der öffentlichen Diskus-
sion wenig zu zählen. Das Gebot der
Nichtwiederausfuhr basiert nicht auf
dem Neutralitätsrecht, sondern ist eine
Gesetzesbestimmung. Ein Vorstoss zur
Anpassung der rechtlichen Grundlagen
ist hängig, wird aber nicht mit der nöti-
gen Priorität behandelt.
Auch wenn Spanien für die kritischen
Bemerkungen gegen die Schweiz innen-
politische Gründe haben mag – und
Rheinmetall tatsächlich der internen
Praxis folgt: Der Schweizer Sonderweg
wird in Europa nur schwer verstanden.
Der richtige Umgang mit den Folgen
des russischen Angriffs auf die Ukraine
bleibt eine der grossen Herausforderun-
gen für die schweizerische Politik.
grenzüberschreitende humanitäre Not-
hilfe in Syrien um ein halbes Jahr verlän-
gert. Allerdings konnte die Schweiz von
der Vorarbeit Norwegens und Irlands
profitieren, die die Federführung des
Dossiers bis Ende 2022 innehatten.
Russland hat die Uno-Hilfslieferungen
für die syrische Rebellenhochburg Idlib
schon mit seinem Veto blockiert.
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Bedürfnis wie
unsere Kunden:
Selbstbestimmung.»
Andrea Bacca
Head
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Kundinnen
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8 Schweiz
Ein Waadtländer Volksheld ohne Volk,
der auf dem Schafott landete
Vor 300 Jahren wollte Major Davel das Waadtland von Bern befreien – seine Motive bleiben bis heute unklar
CHRISTOPHE BÜCHI
Wer im Waadtland unterwegs ist, wird
auf Denkmälern, Wirtshausschildern
und Strassen immer wieder auf den
Namen Davel stossen. Diesen Früh-
ling werden drei Jahrhunderte vergan-
gen sein, seit Jean Daniel Abraham
Davel einen Aufstand gegen die Berner
Herrschaft versuchte, jedoch von seinen
Lausanner Landsleuten verraten, zum
Tode verurteilt und mit dem Schwert
hingerichtet wurde. 1723 wollte Major
Davel das Waadtland vom Berner Joch
befreien. Doch die Waadtländer wollten
nicht befreit sein.
Was 1723 genau geschah, ist bis
heute nicht restlos geklärt, aber ein
Buch des früheren Direktors des
Waadtländer Kantonsarchivs, Gil-
bert Coutaz, trägt einiges zur Aufhel-
lung des Geschehens bei. Bekannt ist,
dass Jean Daniel Abraham Davel 1670
im Pfarrhaus von Morrens nördlich
von Lausanne geboren wurde, wo sein
Vater als reformierter Pfarrer amtete.
Nach dessen Tod liess sich die Mutter
mit ihren fünf Kindern in Lausanne
nieder. Später besuchte Jean Daniel
das Lateinkollegium. Mit 18 Jah-
ren wurde er in Cully, dem Hauptort
des Lavaux-Weingebiets am Ufer des
Léman, Vermessungskommissar und
Notar des Landvogts. Das Waadtland
war bekanntlich seit 1536 Untertanen-
land der Gnädigen Herren von Bern –
und blieb es bis 1798.
Davel hielt es nicht lange in Cully.
Als 22-Jähriger trat er einem welsch-
bernischen Regiment bei, das im
Dienste des Statthalters der Nieder-
lande und späteren Königs von Eng-
land Wilhelm III. stand. Er wurde
Sekretär, dann Aide-Major des Regi-
mentskommandanten Oberst Jean de
Sacconay. Es folgte ein Intermezzo im
französischen Solddienst.
1712 engagierte sich Davel in den
welschbernischen Truppen, die im Zwei-
ten Villmergerkrieg gegen die katholi-
schen Orte kämpften. Hauptmann
Davel schlug sich bei Bremgarten mit
Bravour und wurde ausgezeichnet. Die
Republik Bern verlieh ihm eine Pension
und versprach ihm eine rasche Promo-
tion. 1717 wurde das Versprechen einge-
löst: Bern ernannte ihn zum Komman-
danten des Kreises Lavaux mit dem Ti-
tel eines Grand-Major. Davel hatte Kar-
riere gemacht. Umso mehr erstaunt, was
danach geschah.
Marsch nach Lausanne
Am 31. März 1723 beordert Major
Davel 600 Mann auf den Waffenplatz
nach Cully, angeblich um eine Inspek-
tion vorzunehmen. Den Tag hat er mit
Bedacht gewählt: Alle Waadtländer
Landvögte weilen gerade in Bern,
wo eine Neuverteilung der Ämter
vorgenommen wird. Und das Schloss
Saint-Maire in Lausanne – der einstige
Sitz des Fürstbischofs bei der Kathe-
drale ist seit 1536 Hauptsitz der berni-
schen Verwaltung über das Waadtland
– steht leer.
Auf dem Waffenplatz von Cully in-
spiziert Major Davel seine Milizen und
kündigt einen Marsch nach Lausanne
an. Auf Fragen seiner Offiziere nach
dem Zweck der Veranstaltung antwor-
tet der Kommandant ausweichend.
Um 14 Uhr marschiert die Truppe im
Hauptort unter Trommelwirbel ein.
Der Truppenaufmarsch sorgt in dem
damals etwa 7000 Seelen zählenden
Lausanne für Aufsehen. Der Komman-
dant lässt seine Truppen bei der Kathe-
drale Aufstellung nehmen. Allerdings
hat Davel dafür gesorgt, dass seine
Leute zwar Waffen tragen, aber keine
Munition.
Danach geht der Major ins Rathaus,
um vor dem eilig zusammengerufe-
nen Kleinen Rat eine Erklärung abzu-
geben. Die Ratsherren schwören zuerst
Treue auf «nos souverains Seigneurs»
«Dies ist der schönste Tag meines Lebens»: Jean Daniel Abraham Davel vor seiner Hin-
richtung (Ölgemälde «L’Exécution du Major Davel» von Charles Gleyre, 1850). PD
in Bern und erteilen Davel hierauf das
Wort. Dieser verliest ein Manifest, in
dem er ankündigt, das Waadtland von
den Berner Tyrannen zu befreien. Seine
Vorwürfe an Bern sind zahlreich, unter
anderem: Das Waadtland werde ver-
nachlässigt; die Landvögte seien nur
auf Bereicherung aus; die Waadtländer
in den bernischen Soldtruppen würden
gegenüber den deutschsprachigen Ber-
nern benachteiligt.
Durch ihr ungerechtes Regime hät-
ten sich die Gnädigen Herren selbst der
Souveränität über das Waadtland ent-
hoben. Davel erklärt sich bereit, das
Kommando einer Elitetruppe zu über-
nehmen und die Waadtländer Grenze
zu besetzen. Auch will er den Waadt-
Erst im Verlauf länder Städten einen Brief schicken mit
der Einladung, sich den Befreiern an-
des 19. Jahrhunderts zuschliessen.
wurde Davel
nach und nach Von Gott auserwählt
zum Märtyrer Die Ratsherren verlangen Bedenkzeit
und zum Freiheits- und sichern Geheimhaltung zu. Zu-
dem laden sie Davel zu einem Sou-
helden erhoben. per ein, an dem die Befreiungsaktion
vorbereitet werden soll. Doch in der
Zwischenzeit befiehlt der Generalkon-
trolleur in bernischen Diensten, Jean
Daniel de Crousaz, seine Milizen zum
Schloss und schickt einen Emissär nach
Bern, um die Gnädigen Herren zu in-
formieren. In der Aarestadt ist man
zuerst verdattert, dann reagiert man
schnell. Die Landvögte werden in
ihre Schlösser zurückgeschickt und der
für das Waadtland zuständige Welsch-
seckelmeister Ludwig von Wattenwyl
mit Vollmachten nach Lausanne be-
ordert.
Am frühen Morgen – man schreibt
den 1. April – wird Davel verhaftet
und zum Schloss gebracht. Gleich um
7 Uhr beginnt man, den Major zu ver-
hören. Man will vor allem wissen, ob
es Mittäter und Mitwisser gebe, doch
Davel verneint. Auch in den kommen-
den Tagen wird er sagen, dass er allein
gehandelt habe und die volle Verant-
wortung für die Tat übernehme. Und
daran hält er selbst unter der mit er-
staunlicher Tapferkeit ertragenen
Folter fest.
Die Entstehung des Plans und die
Motive bleiben unklar. Im dritten Ver-
hör erwähnt Davel eine Begeben-
heit, die sich in frühen Jahren zuge-
tragen habe. Eine schöne, unbekannte
Frau habe ihm und seiner Mutter eines
Nachts prophezeit, Gott habe ihn zu
grossen Taten ausersehen. Davels mysti-
sche Seite verwirrt von Wattenwyl. Die-
ser kommt zum Schluss, dass der Major
«umbs etwas hirnmütig», also leicht ver-
rückt sein müsse.
Am 12. April wird die Untersuchung
abgeschlossen und der Fall an das Lau-
sanner Kriminalgericht überwiesen, das
sich aus der Lausanner Bürgerschaft
rekrutiert. Dieses verurteilt Davel
wegen Hochverrats zum Tod durch
Abtrennung der Faust und des Kopfs.
In zweiter Instanz wird das Urteil von
den Gnädigen Herren abgemildert und
dem Todgeweihten das Abhauen der
Faust erspart.
Die Hinrichtung erfolgt am 24. April
in Vidy am See. Es ist ein Samstag und
Markttag, bei dem viele Menschen, auch
Genfer und andere Ausländer, in Lau-
sanne zugegen sind. Damit besteht für
Bern das Risiko, dass der Fall Davel
ungewollte Publizität erhält. Doch die
Gnädigen Herren wollen das Spektakel
zwecks Abschreckung gross aufziehen.
Und dies gelingt ihnen auch. Um das
Schafott, das durch Truppen gesichert
wird, schart sich viel Volk.
Zuerst wird das Urteil verlesen, dann
bekommt der Verurteilte nochmals
das Wort unter der Bedingung, nicht
gegen Bern aufzuwiegeln. «Dies ist der
schönste Tag meines Lebens», erklärt
der Major. Seine Opfertat werde Bern
und den untertanen Völkern zum Wohl
gereichen. Dann kniet er ab, nimmt
Perücke und Krawatte ab und öffnet die
Knöpfe seines Hemds. Kurz danach fällt
der Kopf. Augenzeugen berichten, dass
viele Zuschauer weinten.
In Windeseile verbreitet
Hochinteressant ist, was danach ge-
schah. Bern versuchte zwar nicht ohne
Erfolg, Davels Aufstand als die Tat
eines geistig verwirrten Einzeltäters ab-
zutun, und schrieb in diesem Sinn um-
gehend an die eidgenössischen Orte
und europäischen Höfe. Dennoch ver-
breitete sich nicht nur die Kunde von
Davels Tod, sondern auch sein Manifest
in Windeseile. Schon wenige Tage da-
nach wurde das Manifest in Genf ge-
lesen und sogar in den Niederlanden
und in Landau in der Pfalz. Die Kunde
von seinem Aufstand verbreitete sich
nach und nach auch in der deutschen
Schweiz. So berichtete der Zürcher
Pfarrer Josias Jakob Simler 1760 von
Davels kühnem Unternehmen.
Dennoch hatte seine Aktion vor-
erst keine konkrete Wirkung. Im
Gegensatz zu anderen Rebellionen
des 18. Jahrhunderts – man denke an
den Aufstand von Pierre Péquignat
gegen den Fürstbischof in Porrentruy
1740, an den Samuel-Henzi-Handel in
Bern 1749, an die Rebellion der Tessi-
ner Leventina gegen Uri 1755 oder an
die Chenaux-Revolte im freiburgischen
Greyerzerland 1781– stand keine kol-
lektive Bewegung hinter Davel. Zudem
kam er mit seinen Freiheitsforderun-
gen zu früh.
Sicher herrschten im Waadtland des
absolutistischen 18. Jahrhunderts alles
andere als demokratische Verhältnisse
im modernen Sinn (dies war überhaupt
nirgends der Fall). Natürlich waren
die Waadtländer damals keine gleich-
berechtigten Staatsbürger, aber das
Freitag, 13. Januar 2023
waren auch die Mehrzahl der Berner
und andere Untertanen, beispielsweise
im Aargau, nicht.
Immerhin konnten einige bernische
Vögte des Waadtlands – im Vergleich
etwa mit den eidgenössischen Vög-
ten im Tessin – als aufgeklärt gelten.
Jedenfalls war in der Waadt bis zum Fall
Berns und der Alten Eidgenossenschaft
1798 keine gegen die Berner Fremd-
herrschaft gerichtete prärevolutionäre
Stimmung zu spüren. Erst unter dem
Einfluss der Französischen Revolution
und des aufkeimenden Nationalismus
wurde die «nationale Unterdrückung»
in einem Teil der Waadtländer Intelli-
genzia zum Thema.
Späte Rehabilitierung?
Mit anderen Worten: Davel hatte
vielleicht prophetische Züge, aber
sicher war er kein Chef oder Wort-
führer einer breiten Bewegung, viel-
mehr ein einsamer Wolf, der einen
Staatsstreich versuchte. Bemerkens-
wert ist, dass die Figur Davels selbst
nach der zwangsweisen «Befreiung»
des Waadtlands mithilfe französischer
Bajonette und nach der Gründung der
Helvetischen Republik 1798 wenig Be-
achtung fand.
Selbst Frédéric-César de La Harpe,
der Anführer der Waadtländer Bern-
gegner, zeigte lange Zeit nur be-
schränktes Interesse an seinem mys-
tisch angehauchten Vorgänger. Und
auch nach der Gründung des Kantons
Waadt im Mediationsjahr 1803, als das
Bedürfnis nach patriotischen Helden-
figuren, die den Waadtländer Unab-
hängigkeitswillen verkörpern sollten,
gross war, wurde der gescheiterte Be-
freier Davel noch kaum als Ahnherr
angerufen. Vielleicht wollte man den
nach wie vor mächtigen Bernern nicht
allzu nahe treten.
Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts
und vor allem ab 1845, nachdem die
Waadtländer Freisinnigen die Macht
im Kanton übernommen hatten, wurde
Davel nach und nach zum Märtyrer und
zum Freiheitshelden erhoben. Er be-
kam eine Gedenktafel in der Kathe-
drale, einen Obelisken in Cully und ein
Denkmal vor dem Lausanner Schloss
Saint-Maire. Das 200-Jahr-Jubiläum sei-
nes Aufstands wurde 1923 mit grossem
Pomp gefeiert. Der (bernische) Bundes-
ratspräsident Karl Scheurer lobte Davel
als grossen Schweizer, und der Berner
Männerchor legte 1928 am Obelisken
in Cully einen Kranz nieder. Und auch
an der Landesausstellung 1939 in Zürich
wurde Davel geehrt.
Das 300-Jahr-Jubiläum dürfte mit
weniger Überschwang gefeiert werden.
Die Kantonsregierung möchte aber den-
noch für eine würdige Begehung sor-
gen. Im Vordergrund soll die historische
Aufarbeitung stehen. Zudem fordert der
vormalige grüne Kantonsrat und jetzige
Nationalrat Raphaël Mahaim pünktlich
auf das Jubiläum eine offizielle Rehabi-
litierung des Rebellen. Er will ihn gleich-
sam als Ahnherrn aller Whistleblower
feiern lassen. Das Gesuch scheint aber
wenig Chancen zu haben. Die vorbera-
tende Kommission des Kantonsparla-
ments hat den Vorstoss jedenfalls mit
grossem Mehr abgelehnt.
Dennoch ist Davel ein Fest wert, sei’s
auch nur wegen seines Muts und der
erstaunlichen Gelassenheit, mit der er
die Folgen seines Tuns auf sich genom-
men hat. Der wegen Hochverrats Ver-
urteilte, der von seinen Landsleuten
verraten wurde, darf wohl für sich bean-
spruchen, als einer der sanftesten Rebel-
len aller Zeiten in die Geschichte einge-
gangen zu sein.
Quellen: Gilbert Coutaz: Le Major Davel, Nais-
sance du premier patriote vaudois, Verlag Châ-
teau & Attinger, Orbe/Yverdon-les-Bains 2022;
Zeitschrift «Le Passé simple», Sondernummer
«Le Major Davel», 2022; Corinne Chuard: Le
Major Davel, Verlag Infolio, Gollion 2022.
Freitag, 13. Januar 2023
So wehren sich die Walliser im Fall Rega
Philipp Perren, Verwaltungsratspräsident von Air-Glaciers und Air Zermatt, wirft der Rettungsflugwacht schlechten Stil vor
SIMON HEHLI
Dass die Schweizerische Rettungsflug-
wacht ins Wallis expandieren will, sorgt
für Ärger. Kurz nach Weihnachten liess
die Rega den Streit weiter eskalieren:
Sie legte Beschwerde gegen den Ent-
scheid der Walliser Behörden von Ende
November ein, der Rega keine Bewilli-
gung zu erteilen – und sparte dabei nicht
mit harschen Vorwürfen.
Die Kantonale Walliser Rettungs-
organisation (KWRO), die den Ent-
scheid vom November verantwortet,
weigerte sich letzte Woche, zu den Vor-
würfen der Rega Stellung zu nehmen.
Dafür legt nun Philipp Perren seine
Sicht der Dinge dar. Der Verwaltungs-
ratspräsident der beiden involvierten
Walliser Helikopterunternehmen Air-
Glaciers und Air Zermatt lässt keines
der Rega-Argumente gelten.
«Helikopter in Sion reicht nicht»
Feststellung Rega: Das Wallis sei bei der
Rettung aus der Luft unterversorgt, die
Rega-Helikopter könnten diese Situa-
tion verbessern.
Replik Perren: Das sei falsch. «Das
Luftrettungsdispositiv im Wallis ist so
dicht wie nirgendwo sonst in der Schweiz»,
sagt Philipp Perren. In der Top-Saison von
Weihnachten bis Mitte April verlangt das
Normdispositiv im Ober- und Unterwallis
je drei Helikopter, total also sechs. Zum
Vergleich: Die Rega hat für den ganzen
Rest der Schweiz jeweils 13 Helikopter
im Einsatz. Und Perren weist darauf hin,
dass im Engadin, das im Haupttal fast so
lang sei wie das Wallis von Martigny bis
Gletsch, ein einziger Helikopter statio-
niert sei.
Feststellung Rega: Die Walliserin-
nen und Walliser erhalten laut Zah-
len der KWRO in jedem siebten Fall
nicht innerhalb der vorgesehenen Frist
von 20 Minuten Hilfe von einem Ret-
tungswagen oder aus der Luft.Vor allem
in den peripheren Gegenden wie dem
Goms oder dem Val d’Anniviers sei
die Lage prekär – und die Rega-Retter
könnten da Abhilfe schaffen.
Replik Perren: Da würden Einsätze
der Ambulanzfahrzeuge mit der Ret-
tung aus der Luft vermischt. Die Heli-
kopter der einheimischen Anbieter
seien innerhalb von 12 bis 15 Minuten
im Goms und in 7 bis 8 Minuten im Val
d’Anniviers.
Feststellung Rega: Die Rega könnte
mit dem einen Helikopter auf der Basis
in Sion – der bis jetzt im Wallis selbst
nicht zum Einsatz kommen darf – und
mit den Helikoptern auf den Basen in
Kantonsnähe, etwa in Lausanne (Waadt)
oder Wilderswil (Bern), jeden Punkt im
Wallis schnell erreichen.
Replik Perren: Die Rega-Helikopter
seien mit Ausnahme von Sion und Lau-
sanne alle jenseits des Alpenkamms sta-
tioniert. «Somit sind sie allein schon auf-
Die Mami-Zeit in der Pensionskasse versichern?
Im Streit um die berufliche Vorsorge wärmt die SP alte Ideen auf – ein Vorschlag aber könnte mehrheitsfähig sein
FABIAN SCHÄFER, BERN
Politische Kommunikation in extremis:
Am Donnerstag um 9 Uhr ist in Bern
eine SP-Delegation um Co-Präsidentin
Mattea Meyer vor die Medien getreten,
um ihre Anträge für eine um 9 Uhr 45
beginnende Kommissionssitzung öffent-
lich kundzutun. Thematisch ging es um
die Reform der beruflichen Vorsorge
(BVG), eines der letzten grossen Pro-
jekte der Legislatur. Rechtlich ist das
Manöver der SP zulässig. Die Beratun-
gen in den Kommissionen sind zwar ver-
traulich, die eigenen Anträge offenzu-
legen, ist aber nicht verboten.
Indes sagt das Vorgehen einiges über
die Absichten aus. Wer glaubt, eine Vor-
lage ernsthaft beeinflussen zu können,
geht mit seinen Anträgen kaum vorher
an die Öffentlichkeit. Im Fall der SP ist
Die Rega will ihre Helikopter auch ins Wallis schicken – stösst dort aber auf erbitterten Widerstand.
grund der Topografie für ein Normdis-
positiv absolut ungeeignet.» Und selbst
wenn gutes Wetter herrsche und ein Flug
über den Alpenhauptkamm möglich sei,
würden die Rega-Maschinen bis zu den
typischen Einsatzorten im Wallis 15 bis
27 Minuten brauchen. Die vier Walliser
Basen hingegen seien nur 2 bis 6 Flug-
minuten von diesen Brennpunkten ent-
fernt. «Wenn ein Geschäftsleitungsmit-
glied in einer der beiden Walliser Gesell-
schaften auf die Idee käme, einen Heli-
kopter im Berner Oberland oder im
östlichen Waadtland zu stationieren, um
das Wallis besser zu versorgen, so wür-
den die anderen Mitglieder wohl an des-
sen Zustand zweifeln.»
Feststellung Rega: Zur nicht opti-
malen Versorgung gehöre, dass im Wal-
lis in einigen hundert Rettungsflügen
im Jahr Transportmaschinen zum Ein-
satz kämen, die keine adäquate medizi-
nische Ausrüstung hätten – obwohl dies
in der Ausschreibung explizit gefordert
worden sei. Ausserdem sei nur ein Ret-
tungssanitäter dabei, kein Notarzt.
Replik Perren: Bei diesen sogenann-
ten «Transporthelikoptern» handle es
sich um einmotorige Maschinen, die mit
Bahre, medizinischen Instrumenten und
medizinischer Crew ausgestattet seien.
Sie kämen nur dann zum Einsatz, wenn
die drei Ambulanzmaschinen, die pro
Kantonshälfte auf Pikett seien, nicht aus-
reichten. So wie beispielsweise letzten
Freitag, als die Air Zermatt 24-mal auf-
geboten wurde. Diese einmotorigen Heli-
diese Wahrscheinlichkeit klein. Über
fast alle präsentierten Anträge hat der
Nationalrat bereits diskutiert – und sie
abgelehnt. Die Motivation für den Auf-
tritt dürfte eher bei den Wahlen zu su-
chen sein. Die SP will in den nächsten
Monaten die Debatte über die Renten
forcieren – eines ihrer stärksten The-
men, mit denen sie auch gegenüber den
Grünen punkten kann.
Wer soll das bezahlen?
Zu den aufgewärmten Vorschlägen ge-
hört eine Idee, mit der die Linke vor
allem die Pensionskassenrenten von
Müttern verbessern will. Die SP-Natio-
nalrätin Barbara Gysi plädiert dafür,
analog zur AHV in der zweiten Säule
Erziehungs- und Betreuungsgutschrif-
ten einzuführen. Wer sich um Kinder
Schweiz
kopter würden grundsätzlich zu den «ein-
facheren» Fällen geschickt. «Wenn ein
Patient nach einem Skiunfall im Schnee
liegt, so will er vor allem einmal so schnell
als möglich ausgeflogen werden. Dazu
braucht es in neunzig Prozent aller Fälle
weder einen Arzt noch eine fliegende
Intensivstation.» Es komme pro Jahr nur
zwei- bis dreimal vor, dass später auch
noch ein grösserer Helikopter mit einem
Arzt gebraucht werde.
Perren sagt, es wäre selbstverständ-
lich wünschenswert, wenn im Falle der
starken Belastung der Walliser Ressour-
cen immer Rega-Helikopter zur Unter-
stützung bereitstünden. Aber dafür rei-
che der eine Helikopter in Sion nicht
aus. Am letzten Freitag flogen im Kan-
tonsgebiet zusätzlich vier Maschinen
über das Normdispositiv hinaus. «So
viele Helikopter müsste die Rega ent-
sprechend auch aufbieten können. Nur
hat das noch niemand offeriert.»
Feststellung Rega: Die Helikopter der
beiden Walliser Unternehmen fliegen
nur rund 8 Prozent ihrer Rettungsein-
sätze in der Nacht. In den übrigen Lan-
desteilen, die von der Rega bedient wer-
den, liegt dieser Anteil bei 19 Prozent.
Für die Rega ist das ein Hinweis, dass im
Wallis aufgrund fehlender Ressourcen
und mangelnder technischer Ausstattung
der Helikopter weniger nächtliche Luft-
rettungen durchgeführt werden, als dies
notfallmedizinisch erforderlich wäre.
Replik Perren: «Das ist ein Vergleich
von Äpfeln und Birnen.» 90 Prozent der
oder pflegebedürftige Verwandte küm-
mert, bekäme für diese Zeit renten-
bildende Beiträge angerechnet.
Für die berufliche Vorsorge wäre
dies in den Worten des Bundesrats
«ein neues, völlig fremdes Element».
Die grosse Frage wäre, wer bezahlen
müsste: die Kinderlosen? Die Arbeit-
geber? Zudem wäre die Sache tech-
nisch komplex, zumal die Pensions-
kassen im Gegensatz zur AHV dezen-
tral organisiert sind. Im Nationalrat
hatte die Forderung keine Chance, von
GLP bis SVP stimmten die Fraktionen
geschlossen Nein.
Mit einem weiteren Antrag stellt die
SP die Grundsatzfrage: Nationalrat und
Gewerkschafter Pierre-Yves Maillard
verlangt, auf die Reduktion des gesetz-
lichen Umwandlungssatzes zu verzich-
ten. Er entscheidet über die Renten-
RAPHAEL ROHNER / TBM
Rettungsflüge im Wallis erfolgten wegen
Berg- und Skiunfällen. «Und die passie-
ren logischerweise fast ausschliesslich
am Tag.» Die Rega hingegen fliegt den
Grossteil ihrer 2500 Nachteinsätze laut
dem Jahresbericht 2020 wegen Verlegun-
gen von einem Spital ins andere, wegen
Krankheiten sowie Arbeits- und Ver-
kehrsunfällen. Für Unfälle am Berg rück-
ten ihre Helikopter nachts nur 31-mal aus,
für Wintersportunfälle 78-mal. Zum Ver-
gleich: Die Air Zermatt und die Air-Gla-
ciers fliegen jährlich je über 200 Einsätze
in der Nacht.
«In den Ausstand getreten»
Feststellung Rega: Der Entscheid vom
November sei unter Verletzung der Be-
fangenheitsregeln gefallen. Perren ist
auch Mitglied des Verwaltungsrates der
KWRO. Für den eigentlichen Entscheid
ist er zwar in den Ausstand getreten.
Aber laut Rega war er involviert in die
Ausarbeitung der Bedarfsanalyse, die als
Basis für den Entscheid diente – und ge-
nau den Status quo als optimal darstellte.
Replik Perren: Das Bundesgericht
hat im Jahr 2020 entschieden, dass es
für die Luftrettungsdienste im Wallis
eine Ausschreibung brauche. Danach
sei er nie mehr bei einer KWRO-VR-
Sitzung dabei gewesen, an der es um
die Bedarfsanalyse gegangen sei, dies
erklärte Perren letzte Woche. Das ist
nicht ganz korrekt: Wie die Protokolle
belegen, war er an einer Sitzung im
höhe, aber nur innerhalb des gesetzlichen
Minimums; die meisten Versicherten sind
überobligatorisch versichert, für sie gel-
ten fast überall bereits heute tiefere Sätze.
Bis anhin hat die SP die Reduktion
nicht infrage gestellt. Weil nun aber aus
ihrer Sicht die Kompensationen nicht
ausreichen, will sie das Rad zurück-
drehen. Die Reduktion sei angesichts
der steigenden Zinssätze «grösstenteils»
unnötig, so Maillard.
Bürgerliches Lager gespalten
Am liebsten aber wäre der SP, das Parla-
ment würde doch noch die ursprüngliche
Vorlage beschliessen. Diese war von den
Gewerkschaften und dem Arbeitgeber-
verband erarbeitet worden. Sie sieht für
fast alle Neurentner Zuschläge vor, die
à la AHV im Umlageverfahren von Jung
9
Februar 2021 präsent und meldete sich
auch zu Wort. Nun präzisiert Perren, er
sei nach jener Sitzung in den Ausstand
getreten und sei auch nicht mehr doku-
mentiert worden.
Ohnehin dürfe die Bedarfsanalyse
nicht überschätzt werden, betont Perren:
Es handle sich dabei um eine blosse Fak-
tensammlung des Status quo, wie diese
routinemässig für alle Rettungsmittel er-
folge und dann dem KWRO-VR vor-
gelegt werde. Die Bedarfsanalyse vom
Februar 2021 sei später – mit ihm im Aus-
stand – vom VR abgesegnet worden und
nachher extern in die Vernehmlassung
gegangen, auch bei der Rega. Und erst
die nach verschiedenen Inputs überarbei-
tete Bedarfsanalyse sei dann Grundlage
für den Entscheid gewesen. Dass die
Walliser Behörden das bestehende Dis-
positiv für genau richtig hielten, sei übri-
gens kein Zufall, sagt Perren – sondern
eine Folge der «jahrzehntelangen erfolg-
reichen Zusammenarbeit».
«Ausdruck der Arroganz»
Feststellung Rega: Mit ihrer Expansion
verfolge die Rega keine kommerziel-
len Absichten, halten die Verantwort-
lichen fest. Es gehe nur um altruistische
Motive.
Replik Perren: Das bezweifelt Per-
ren. Für die Rega stehe sicher nicht das
Patientenwohl im Vordergrund. «Das
Wallis ist der einzige weisse Fleck auf der
Karte der Rega.» Diesen wolle sie weg-
haben, auch wenn es dafür keinen sach-
lichen Grund gebe. «Die Reaktion der
Rettungsflugwacht auf den Ausschrei-
bungsentscheid ist Ausdruck der Arro-
ganz der Rega-Führung, faktenbasierte
Entscheidungen grundsätzlich nicht zu
akzeptieren, wenn sie unterlegen ist.»
Feststellung Rega: Sie wollten nur
Schwächen im bestehenden Walliser
Rettungsdispositiv beheben, keinesfalls
die einheimischen Betreiber verdrän-
gen, beteuern die Chefs der Rega.
Replik Perren: Die Rega komme be-
reits heute in Ausnahmefällen im Wal-
lis zum Einsatz. «Für eine ergänzende
Tätigkeit müsste sie sich also nicht als
Anbieter im Dispositiv bewerben.» Und
sie müsse auch keinen Helikopter im
Wallis stationieren. «Das ist purer Ver-
drängungswettbewerb, mit dem Ziel, ein
schweizweites Monopol zu haben.»
Grundsätzlich hält Perren fest: «Wir
sind nicht die Angreifer, die Rega will
ins Wallis – und das ungerufen.» Es
seien auch nicht er und seine Walli-
ser Mitstreiter gewesen, die mit Indis-
kretionen an die Öffentlichkeit gegan-
gen seien. Dass die Rega das Ergeb-
nis der Vergabe rechtlich angreife, sei
zulässig und normal in einem Rechts-
staat. «Aber die Nebengeräusche sind
schlechter Stil.»
Die Rega möchte zu den Aussa-
gen von Philipp Perren keine Stellung
nehmen.
zu Alt finanziert werden. Mit einer solch
komfortablen Kompensation wäre die
SP auch wieder bereit, die Reduktion
des Umwandlungssatzes mitzutragen.
Der letzte SP-Antrag hingegen
könnte mehrheitsfähig sein. Es geht da-
bei um die Frage, welcher Teil des Lohns
im BVG-Minimum versichert werden
soll. Hier ist auch das bürgerliche Lager
gespalten. Je grösser der Anteil ist, desto
stärker werden die Renten von Perso-
nen mit tiefen Löhnen oder Teilzeit-
pensen verbessert. Allerdings müssen
sie dies selbst über höhere Lohnabzüge
bezahlen. Der Ständerat geht hier rela-
tiv weit – aus Sicht der SP zu weit. Sie
will nur 60 statt 85 Prozent versichern.
Ihr Vorschlag hat Chancen, weil in der
SVP ähnliche Ideen kursieren.
Der Nationalrat diskutiert die Vor-
lage im März.
10 Neue Zürcher Zeitung Freitag, 13. Januar 2023

Was man tief in seinem Herzen besitzt, Zürich, im Januar 2023

Ein Abschied, aber kein Vergessen.
kann man nicht durch den Tod verlieren. In Herzen und Erinnerung bleibst du bei uns.
Johann Wolfgang von Goethe

Wir trauern um
Unsere Mutter, Grossmutter und Schwiegermutter
Ursi Heuss-Müller
Esther Marie Binswanger- 1. Dezember 1959 – 10. Januar 2023

Wohlfahrt Nach längerer Krankheit ist Ursi zuhause im engsten Familienkreis eingeschlafen.
Wir behalten Ursi als liebevolle, unabhängige und hingebungsvolle Persönlichkeit
* 28.03.1930 † 08.01.2023 sowie Mutter, Ehefrau, Schwester und Freundin in Erinnerung.
ist nach einem langen und erfüllten Leben friedlich von uns gegangen.
Wir sind unendlich dankbar für die vielen schönen Momente, die wir gemeinsam
verbringen durften. Ebenfalls bedanken wir uns bei allen, die uns in den letzten
Wir sind sehr traurig
Monaten unterstützt haben.
Martin Binswanger und Thérèse Binswanger Ducret mit Ann
Barbara Binswanger und Erich Berchtold Lukas Heuss
Daniel Binswanger und Katharina Epprecht Lovis (Meret) Heuss
Sabine Linder-Binswanger und Beat Linder mit Tatiana und Nikita Salome Heuss
Daniel Müller mit Familie
Die Abdankung findet am Freitag, 3. Februar 2023, um 10:30 Uhr in der alten Kirche Susan Niederberger mit Familie
Fluntern statt. Anschliessend sind alle herzlich ins Lokal Fluntern an der Voltastrasse 58 Verwandte und Freund*innen
eingeladen.
Die Urnenbeisetzung findet im kleinen Kreis statt.
Anstelle von Blumen gedenke man der Spitex Adcura, die unserer Mutter ihren Wunsch, zu
Hause sterben zu können, mit ihrer liebevollen und professionellen Pflege ermöglicht hat. Die Trauerfeier findet am 24.01.2023 um 14.00 Uhr in der Kapelle
IBAN CH65 0070 0114 8047 7794 4 auf dem Friedhof Thalwil statt. An die Trauerfeier und das anschliessende Leidmahl
sind alle herzlich eingeladen. Anmeldung bitte an: heuss-thalwil@gmx.ch
Traueradresse: Barbara Binswanger, Waidbadstrasse 158, 8037 Zürich
Traueradresse: Familie Heuss, Langrütistrasse 1, 8800 Thalwil

BESTATTUNGEN UND BEISETZUNGEN
Stadthaus, Stadthausquai 17, 8001 Zürich
Telefon 044 412 40 00
www.stadt-zuerich.ch/bestattungsamt
Freitag, dem 13. Januar 2023
Bachmann, Tim, Jg. 1969, von Zürich und
Rickenbach ZH, 8052 Zürich, Rudolf-Hägi-Strasse
21. – 13.30 Uhr Trauerfeier in der Friedhofkapelle
Schwandenholz.
Bovino-Medri, Tommaso, Jg. 1948, von Reiden
LU, Gatte der Bovino geb. Medri, Marisa Olga,
8048 Zürich, Dachslernstrasse 82. – 10.30 Uhr
Abdankung in der Friedhofkapelle Eichbühl,
anschliessend Urnenbeisetzung im Friedhof
Altstetten.
Bucher geb. Antolic, Maria Hermine, Jg. 1935,
von Schwarzenburg BE, 8051 Zürich, Helen-Kel-
ler-Strasse 12. – 13.30 Uhr Urnenbeisetzung im
Friedhof Hönggerberg.
Fischer, Hans-Rudolf Caspar, Jg. 1929, von
Zürich und Zumikon ZH, Gatte der Fischer geb.
Widmer, Myrta Klara, 8008 Zürich, Wildbach-
strasse 11. – 14.00 Uhr Trauerfeier in der ref.
Kirche Neumünster.
Frei geb. Selby, Hazel Anne, Jg. 1952, von
Zurzach AG, 8037 Zürich, Emil-Klöti-Strasse 25. –
13.30 Uhr Urnenbeisetzung im Friedhof Manegg.
Gamma geb. Fröhlich, Sonja Edith, Jg. 1931, von
Zürich und Schattdorf UR, Gattin des Gamma-
Fröhlich, Franz, 8051 Zürich, Altwiesenstrasse
185. – 15.00 Uhr Urnenbeisetzung im Friedhof
Schwamendingen.
Huguenin-Virchaux geb. Bösiger, Edith, Jg.
1929, von Zürich, verwitwet von Huguenin-Vir-
Wir spenden an Parkinson Schweiz, 8132 Egg/ZH, IBAN CH48 0900 0000 8000 7856 2,
Vermerk: Forschung PSP.
chaux-Bösiger, Walter Numa, 8002 Zürich,
Brandschenkestrasse 82. – 10.45 Uhr Trauerfeier
in der Friedhofkapelle Manegg.
Müller geb. Ritschard, Verena, Jg. 1936, von
Zürich und Trimmis GR, verwitwet, 8064 Zürich,
Bernerstrasse Nord 164. – 13.30 Uhr Urnenbei-
Abend
setzung im Friedhof Eichbühl.
Goldgewölk und Nachtgewölke,
Pfenninger, Markus, Jg. 1977, von Zürich, 8051
Zürich, Luchswiesenstrasse 220. – 10.30 Uhr
Regenmüde still vereint;
Urnenbeisetzung im Friedhof Schwamendingen. Also lächelt eine welke
Seele, die sich satt geweint.
Scherz geb. Scherz, Leopoldine Marie, Jg. 1945,
von Österreich, 8051 Zürich, Grosswiesen-
strasse 2. – 15.00 Uhr Urnenbeisetzung im Doch die Sonne sinkt und ziehet
Friedhof Nordheim. Nieder alle eitle Pracht,
Und das Goldgewölk verglühet
Zürcher geb. Visintainer, Dolores, Jg. 1927, von
Zürich, verwitwet von Zürcher-Visintainer, Joseph Und verbrüdert sich der Nacht
Hans, 8032 Zürich, Freiestrasse 210. – 10.30 Uhr Martin Greif (Friedrich Hermann Frey)
Abdankung in der Friedhofkapelle Nordheim,
anschliessend Urnenbeisetzung im Friedhof
Nordheim.

Live Unplugged
Exklusiv «Die Summe aller
Frauen» – Erfolgsautor
Jan Weiler zu Gast
Dienstag, 14. März 2023 Die Werke von Jan Weiler haben sich millionenfach verkauft. Seinen Roman
«Die Summe aller Frauen» wird der Erfolgsautor exklusiv für die «NZZ am
19.30–21.00 Uhr Sonntag» schreiben. Woche für Woche. 52 Mal. Ab dem 5. März 2023. In diesem
Fortsetzungsroman zieht der Protagonist Peter Munk Bilanz. Er stellt fest, dass
Bernhard-Theater, Zürich es Frauen waren, die sein Leben geprägt und ihn zu dem Mann gemacht haben,
der er ist. Wer war am wichtigsten? Und lohnt es sich, diese Frau aufzusuchen,
Tickets und um an glückliche Zeiten anzuknüpfen? Im Gespräch mit Peer Teuwsen, Ressort-
Informationen: leiter Kultur «NZZ am Sonntag», wird Jan Weiler über sein Leben und sein Werk
sprechen. Und aus seinem neuen Fortsetzungsroman lesen.
nzz.ch/live
+41 44 258 13 81
© Matthias Ziegler

Jan Weiler Moderation:

Schriftsteller Peer Teuwsen
und Journalist Leiter Kultur
«NZZ am Sonntag»
Freitag, 13. Januar 2023
Sucht die Polizei Zeug*innen, kommt das schlecht an
Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung lehnen das Gendern durch Behörden ab
ISABEL HEUSSER
Die Reaktionen auf Tweets der Stadtpoli-
zei fallen immer öfter gehässig aus. Denn
die Polizei gendert. Das muss sie tun, seit
der Stadtrat dieVerwaltung dazu angehal-
ten hat,geschlechtsneutrale Formulierun-
gen zu verwenden.Im letzten Sommer hat
der Stadtrat ein neues Regelwerk einge-
führt, um in seiner Kommunikation auch
Trans- und nonbinäre Personen zu berück-
sichtigen. Deshalb sucht die Polizei nach
einem Unfall oder einem Delikt nicht
mehr Zeugen, sondern «Zeug*innen».
Auch wenn Twitter ein Sammelbecken
für Empörte sein mag: Die Diskussionen
sind ein Gradmesser dafür,wie umstritten
die Genderregelung ist. Eine repräsenta-
tiv gewichtete Umfrage des Forschungs-
instituts GfS Bern im Auftrag der NZZ
zeigt nun, dass die Verwendung von Gen-
dersternen oder anderen Sonderzeichen
in öffentlichen Dokumenten schlecht an-
kommt in der Bevölkerung. Mehr als zwei
Drittel der über 2500 befragten Personen
haben angegeben, dass sie damit «über-
haupt nicht einverstanden» oder «eher
nicht einverstanden» sind. Bei den Män-
nern können nur 20 Prozent etwas damit
anfangen, bei den Frauen 33 Prozent.
Wie die Umfrage zeigt, ist die Ab-
lehnung nicht nur in ländlichen Gebie-
ten deutlich, sondern auch in den gros-
senAgglomerationen,zu denen die Städte
gehören. Hat Zürich also einen Entscheid
getroffen,der gar nicht dem Bedürfnis der
Bevölkerung entspricht?
Lukas Wigger, Sprecher des Präsidial-
departements, sagt, die negativen Rück-
meldungen seien überschaubar. Er führt
dies darauf zurück,dass Zürich seit bald 30
Jahren ein Reglement für einen geschlech-
OBERGERICHT
Ein Bodybuilder auf der Kühlerhaube
Die Berufungsinstanz hat ein Urteil des Bezirksgerichts Pfäffikon aussergewöhnlich scharf kritisiert
TOM FELBER
Es ist eigentlich unbestritten, dass ein
heute 42-jähriger Mann, der seine von
ihm gerichtlich getrennt lebende Ehe-
frau stalkte, am 27. Oktober 2020 in
Pfäffikon mit einem Subaru auf den
neuen Freund seiner Ex-Partnerin zu-
fuhr. Dieser, ein trainierter Bodybuil-
der, sprang auf die Motorhaube, um
sich zu retten, und landete kurz danach
wieder auf dem Boden. Er erlitt Knie-
verletzungen und Rippenprellungen.
Das Bezirksgericht Pfäffikon sprach
den Autofahrer vor knapp einem Jahr
vom Vorwurf der versuchten Tötung
frei. Es erkannte nicht einmal auf eine
versuchte Körperverletzung oder eine
Tätlichkeit. Die Oberrichter sind zwar
ANZEIGE
Zusammen mit Natalie Rickli, Carmen Walker Späh,
Silvia Steiner und Peter Grünenfelder
Zürich und Region
Nur die Wählerschaft von AL und Grünen
stimmt Gendern in öffentlichen Dokumenten klar zu
Die Zürcher Bevölkerung
hält wenig von Gendern in öffentlichen Dokumenten
damit einverstanden, dass die Tat nicht
als versuchte Tötung qualifiziert wer-
den kann, gleichzeitig hält der Ge-
richtsvorsitzende Beat Gut bei der Ur-
teilsbegründung im Berufungsprozess
aber fest: «Das geht nicht, dass ein sol-
ches Verhalten mit einem Freispruch
endet.» Die Oberrichter hätten die
Augen verdreht, als sie dies zur Kennt-
nis genommen hätten.
Verdrehte Augen habe es noch
ein zweites Mal gegeben: Der Be-
schuldigte hatte nämlich am gleichen
Tag mit seinem Auto seine Ehefrau
auf der Autobahn ausgebremst. Für
diese grobe Verletzung der Verkehrs-
regeln hatte das Bezirksgericht Pfäffi-
kon eine Einsatzstrafe von 24 Mona-
ten Freiheitsstrafe festlegt. – «Das ist
eine krasse Ermessensüberschreitung
des Bezirksgerichts», erklärt Oberrich-
ter Gut. Eine Strafe für dieses Massen-
delikt liege nämlich im Normalfall im
Bereich von 50 Tagessätzen Geldstrafe.
Im Prozess zuvor hatte es auch von
den Anwältinnen der Ehefrau und des
Bodybuilders unüblich heftige Kritik
an der Vorinstanz gehagelt. In ihren
Plädoyers fielen Worte wie «absurd»,
«mangelnde Aktenkenntnis», «mani-
pulierte Aussage-Interpretation». Das
vorinstanzliche Urteil habe gravie-
rende Mängel.
Showdown am Wohnort der Frau
In der Anklage geht es um eine ganze
Reihe von Vorwürfen im Zusammen-
hang mit Stalking: Der Beschuldigte
soll seine Frau an jenem Oktobertag
zuerst mit dem Auto verfolgt haben,
wobei es auf der Autobahn zur Schika-
nebremsung gekommen sein soll. Dann
fuhr der Beschuldigte an den Wohn-
ort seiner Frau. Als dort deren neuer
Freund aus dem Auto stieg, soll er ge-
rufen haben: «Ich bringe dich um, du
weisst nicht, mit wem du es zu tun hast.
Ich hacke dir den Kopf ab.»
Danach soll der Beschuldigte sein
Auto beschleunigt haben und auf den
Bodybuilder zugerast sein. Laut An-
klage konnte dieser mit einem Sprung
auf die Motorhaube verhindern, dass
er umgefahren und überrollt wurde.
Die Staatsanwältin hatte vor Vor-
instanz eine Freiheitsstrafe von 7 Jah-
ren wegen versuchter Tötung und wei-
terer Delikte sowie 15 Jahre Landes-
verweis beantragt. Der Beschuldigte ist
Nordmazedonier.
Das Bezirksgericht Pfäffikon sprach
den 42-Jährigen aber wie erwähnt vom
Vorwurf der versuchten vorsätzlichen
Tötung frei. Er wurde allerdings wegen
grober Verletzung der Verkehrsregeln,
Drohung, versuchter Drohung und ver-
suchter Nötigung zu einer doch recht
hohen Freiheitsstrafe von 28 Monaten
verurteilt. Der Beschuldigte sei zwar
auf den Bodybuilder zugefahren, habe
aber rechtzeitig abgebremst, hatten die
Bezirksrichter begründet.
Das Auto sei bereits stillgestanden,
als der Bodybuilder auf die Motor-
haube gesprungen sei, deshalb habe
der Beschuldigte eine Körperverlet-
zung oder Tötung nicht in Kauf ge-
nommen. Die Differenzen in den Schil-
derungen der Ehefrau und des Body-
builders seien zudem zu gross, um
vernünftige Zweifel am Ablauf der Ge-
schehnisse auszuräumen.
Auch das Obergericht kommt zum
Schluss, dass der Beschuldigte zwar
auf den Bodybuilder zugefahren sei,
aber rechtzeitig gebremst habe. Eine
Tötungsabsicht habe demnach nicht
bestanden. Es sei aber eine einfache
Körperverletzung gewesen. Die übri-
gen Straftatbestände sieht auch das
Obergericht als erfüllt an, die von der
Vorinstanz dafür ausgefällte Strafe sei
aber viel zu hoch.
Das Obergericht verurteilt den
42-Jährigen wegen einfacher Körper-
verletzung, grober Verletzung von Ver-
kehrsregeln, mehrfacher Drohung, ver-
tergerechten Sprachgebrauch kennt.«Der
Schutz und die Respektierung von Min-
derheiten haben in der Stadt Zürich eine
lange Tradition.» Zudem seien typogra-
fische Zeichen für eine trans-inklusive
Sprache längst imAlltag der Bevölkerung
angekommen – «im Betriebssystem von
iPhones ebenso wie in der Kommunika-
tion von Firmen wie der Migros,Swisscom,
Amag oder Zweifel-Chips oder in journa-
listischen Beiträgen»,sagtWigger.Ziel der
Stadtverwaltung bleibe es, eine verständ-
liche,leicht lesbare Sprache zu verwenden.
SP-Wählerschaft ist gespalten
Bürgerliche Wählerinnen und Wähler er-
teilen dem Gendern eine Abfuhr, das ist
wenig verwunderlich. Interessant ist, dass
Gendern auch bei der linkenWählerschaft
nur bedingt Zustimmung findet – obwohl
eine «gendergerechte» Sprache bei Rot-
Grün zum guten Ton gehört. In der NZZ-
Umfrage haben sich nur Personen,die mit
der AL oder den Grünen sympathisieren,
klar dafür ausgesprochen.Die SP-Wähler-
schaft ist gespalten: Dort liegt die Zustim-
mung bei 51 Prozent.
Dennoch kommt es für die SP nicht
infrage, auf das Gendern zu verzichten,
wie der Co-Präsident Oliver Heimgartner
sagt. «Wir erhalten ab und zu eine Rück-
meldung, dass sich die Leute über die in-
klusive Sprache freuen. Ich habe noch
nie gehört, dass sich jemand daran ge-
stört hätte, dass wir nicht ausschliesslich
männliche Formulierungen verwenden.»
Als Gleichstellungspartei verwende die
SP seit vielen Jahren geschlechtsneutrale
oder sowohl männliche als auch weibliche
Formulierungen. «Für die SP ist klar, dass
es nicht geht, in offiziellen Dokumenten
suchter Drohung und versuchter Nöti-
gung zu einer Freiheitsstrafe von bloss
noch 14 Monaten. Weil auch diesmal
eine Katalogtat fehlt, gibt es erneut
keinen Landesverweis.
Der Verurteilte muss seiner Noch-
Ehefrau und dem Bodybuilder je 2000
Franken Genugtuung bezahlen. Wie
vor Vorinstanz erhält er ein Kontakt-
und Rayonverbot für 5 Jahre und darf
sich nicht näher als 500 Meter vom
Wohnort der Betroffenen entfernt auf-
halten.
Verurteilter erhält Genugtuung
Da der Beschuldigte schon 807 Tage im
Gefängnis sitzt, erhält er eine Genug-
tuung für zu Unrecht erlittene Über-
haft von 57 300 Franken. Zudem wer-
den ihm 20 600 Franken für den erlitte-
nen finanziellen Schaden (unter ande-
rem entgangene Arbeitslosengelder)
zugesprochen. Der Mann wird sofort
aus dem Gefängnis entlassen.
Im Prozess zuvor verweigerte der Be-
schuldigte jegliche Aussage zur Sache
und beantwortete nur Fragen zur Per-
son. Er lebte 14 Jahre mit der Frau zu-
sammen. Sie haben ein viereinhalbjäh-
riges gemeinsames Töchterchen, das er
seit zwei Jahren nicht mehr gesehen
hat. Er habe seine Frau geliebt, sagt er.
Heute interessiere sie ihn jedoch nicht
mehr, nur noch die Tochter. Sie bedeute
ihm alles. Es gehe keinerlei Rückfall-
gefahr von ihm aus. Er garantiere das.
Damit widerspricht er dem psych-
iatrischen Gutachten, das bei ihm eine
Rückfallgefahr und narzisstische Per-
sönlichkeitszüge diagnostiziert hatte. Er
sei ein Egoist mit mangelndem Einfüh-
lungsvermögen. Mit der Diagnose sei er
nicht einverstanden, erklärt der 42-Jäh-
rige. Auf die konkrete Frage von Ober-
richter Gut, ob er gefährlich sei, antwor-
tet er, nein, es müsse niemand vor ihm
Angst haben. «Wir sind hier nicht im
Wilden Westen.»
11
nur männliche Formen zu verwenden
und zu behaupten, die Frauen seien mit-
gemeint.» Mit den Sonderzeichen könne
die Partei zudem der Geschlechtervielfalt
Rechnung tragen, sagt Heimgartner.
Initiative gegen Genderstern
Eine überzeugte Verfechterin des generi-
schen Maskulinums ist hingegen die SVP-
Parlamentarierin Susanne Brunner.Sie ist
nicht überrascht, dass der Genderstern in
der Bevölkerung schlecht ankommt. «Ich
war immer überzeugt, dass Gendern die
meisten Leute stört», sagt sie. Das hätten
auch frühere Umfragen bestätigt.
Brunner hat die Initiative «Tschüss
Genderstern!» lanciert, in der sie fordert,
dass die Stadt eine «klare, verständliche
und lesbare Sprache» verwendet und in
ihren Dokumenten auf Sonderzeichen
innerhalb einzelner Wörter verzichtet.
3000 gültige Unterschriften braucht
Brunner, damit ihre Initiative zustande
kommt.Sie ist zuversichtlich:«Die Samm-
lung läuft gut.» Ebenfalls optimistisch ist
sie, dass die Initiative an der Urne an-
genommen wird. «Die Umfrage müsste
ein Alarmzeichen sein für den Stadtrat.
Eigentlich könnte er den Genderstern
jetzt schon in die Mottenkiste packen.»
Dass richtiges Gendern gelernt sein
will, zeigt ein Tweet der Stadtpolizei. In
einer Mitteilung zu einem Überfall schrieb
sie jüngst: «Die Angestellt*innen wurden
vom Täter mit einer Stichwaffe bedroht,
verletztwurdeniemand.»ZweiTagespäter
folgte ein Nachtrag: «Beim letzten Tweet
ist uns bei ‹den Angestellten› ein Fehler
unterlaufen. Wir setzen mit dem Gen-
derstern die städtischen Vorgaben um –
hier effektiv zu kreativ.»
Die Staatsanwältin erneuert ihre
vorinstanzlichen Anträge. Die Rechts-
vertreterinnen der Ehefrau und des
Bodybuilders plädieren auf 3000 und
5000 Franken Genugtuung.
Der Verteidiger versucht die Ehefrau
als Lügnerin darzustellen. Er verlangt
einen Freispruch von allen Vorwürfen.
Den ehelichen Konflikt nennt er «ein
typisches Verhalten von Ehegatten bei
Trennungsgeschichten». Bei einer Sank-
tion sei eine bedingte Geldstrafe von
maximal 150 Tagessätzen à 30 Franken
angebracht. Zudem fordert er 125 000
Franken Schadenersatz und 132 000
Franken Genugtuung wegen Überhaft.
Urteil SB220 247 vom 12. 1. 2023, noch nicht
rechtskräftig.
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12 Zürich und Region Freitag, 13. Januar 2023

OBERGERICHT

Sie quälten ihre Kinder jahrelang – vor Gericht

schieben sie sich gegenseitig die Schuld zu
Elternpaar erneut wegen Freiheitsberaubung und schwerer Körperverletzung verurteilt, die Strafe der Mutter fällt aber milder aus

TOM FELBER der hätten zudem Zurückhaltung und

Jahrelang hat ein heute geschiedenes
Ehepaar seine Kinder gequält. Es miss-
handelte sie, übte Gewalt, gab ihnen zu
wenig zu essen und sperrte sie in den
Keller. Der Prozess gegen die Eltern
fand bereits Ende November statt und
war nicht öffentlich. Das Urteil wurde
am 9. Januar gefällt und nun am Mitt-
woch mündlich eröffnet. Zum Schutz
der betroffenen Kinder gelten für Jour-
nalisten strenge Auflagen, weshalb hier
auf die Nennung von Jahreszahlen, Al-
ter, Nationalitäten, Orte usw. verzich-
tet wird.
Als der vorsitzende Oberrichter Beat
Stiefel das Urteil der Berufungsinstanz
eröffnet, bleiben grössere Überraschun-
gen aus: Das Elternpaar wird in Mittäter-
schaft wegen qualifizierter Freiheits-
beraubung und mehrfacher schwerer
Körperverletzung erneut zu langjährigen
Freiheitsstrafen verurteilt. Beim Vater
kommen zusätzlich noch mehrfache
sexuelle Nötigung und mehrfache sexu-
elle Handlungen mit Kindern sowie Ge-
fährdung des Lebens dazu, Letztgenann-
tes, weil er die Ehefrau gewürgt hat.
Für den Vater bleibt es wie vor Vor-
instanz bei 16½ Jahren. Die Strafe der
Mutter wird von 12 auf 10½ Jahre ge-
senkt. Die Staatsanwältin forderte vor
Obergericht 19½ Jahre für den Vater
und 15 Jahre für die Mutter. Die Ver-
teidiger plädierten auf Freisprüche und
im Eventualfall auf Freiheitsstrafen von
maximal 3 und 4 Jahren. Zudem sei der
Tatbeitrag der Mutter nur als Gehilfen-
schaft zu qualifizieren.
Für beide Beschuldigte gab es auch
Teilfreisprüche, so wurde der Vater von
dem Vorwurf, eine Tochter zu Oralsex
gezwungen zu haben, nach dem Grund-
satz «in dubio pro reo» freigesprochen.
Die Mutter wurde von den Vorwürfen
der Verleumdung, falschen Anschuldi-
gung und Irreführung der Rechtspflege
freigesprochen.
Das Bezirksgericht Zürich hatte nach
dem erstinstanzlichen Prozess gegen
Das Obergericht hat ein Urteil in einem besonders grausamen Fall von Kindsmisshandlung gefällt.
Verantwortliche der ehemaligen Zür- jeweils dem anderen die ganze Verant-
cher Vormundschaftsbehörde Straf- wortung für die Taten in die Schuhe ge-
anzeige eingereicht, weil das Verhalten schoben. Der Vater hatte erklärt, er habe
der Eltern jahrelang folgenlos geblieben während der ganzen Zeit von den Miss-
war. Dies, obwohl bei den Behörden un- handlungen durch die Mutter gar nichts
zählige Meldungen von Nachbarn, Leh- mitbekommen. Die Mutter stellte sich
rern und Ärzten eingegangen sein sol- auf den Standpunkt, der Vater sei der
len. Diese Untersuchung ist bei der Täter, sie sei selber geschlagen und be-
Staatsanwaltschaft nach wie vor hängig. droht worden und habe Angst gehabt,
es zu melden.
«Von nichts gewusst» Die Beschuldigten wurden erneut in
solidarischer Haftung verpflichtet, den
Beide Beschuldigten hatten im Prozess zwei hauptsächlich misshandelten Kin-
in weiten Teilen von ihrem Aussagever- dern je 70 000 Franken Genugtuung zu
weigerungsrecht Gebrauch gemacht und bezahlen. Zusätzlich muss der Vater,
GORAN BASIC / NZZ
der auch gegenüber seiner Frau ge-
walttätig gewesen sein soll, dieser 4000
Franken Genugtuung entrichten. Eine
weitere Tochter, die sexuell missbraucht
wurde, erhält 20 000 Franken Genugtu-
ung von ihm.
Voll schuldfähig
Wie Oberrichter Stiefel bei der Urteils-
begründung betont, gibt es eben nicht
nur die Aussagen der Kinder, sondern
diese würden auch durch viele Sach-
beweise und weitere Zeugenaussagen
untermauert und bestätigt. Die Kin-
Hemmungen gezeigt und ihre Eltern
gar nicht übermässig belastet. Unge-
reimtheiten und Widersprüche in ihren
Aussagen liessen sich mit den Abhängig-
keitsverhältnissen, Loyalitätskonflikten
und der Angst vor den Eltern erklären.
Bei der rechtlichen Würdigung gibt
es keine wesentlichen Abweichun-
gen zur Vorinstanz. Beide Beschuldig-
ten sind voll schuldfähig. Bei der Straf-
zumessung für den Vater rechnete das
Obergericht etwas anders als die Vor-
instanz, kam aber letztlich auch auf 16½
Jahre, trotz den Teilfreisprüchen. Im
Unterschied zur Vorinstanz habe das
Im Unterschied
zur Vorinstanz
habe das Obergericht
auch sadistische Züge
gesehen, so Oberrichter
Stiefel.
Obergericht auch Anzeichen für sadisti-
sche Züge gesehen, so Oberrichter Stie-
fel, zum Beispiel als die Kinder mit ver-
schmutzten Windeln mehrere Stunden
strammstehen mussten.
Der Mutter wurden bei der Straf-
zumessung ihr beschränktes Teilgeständ-
nis und eine «offenkundige schwere
Jugend» zugutegehalten: Ihr Vater war
früh verstorben, und sie war im Alter
von 15 Jahren von einem anderen Mann
vergewaltigt worden und hatte danach
ihr erstes Kind geboren.
Der Vater hat schon rund 1720 Tage
seiner Strafe, die Mutter rund 1550 Tage
abgesessen.
Urteil SB200 499 vom 9. 1. 2023, noch nicht
rechtskräftig.

GOTTESDIENSTE – KIRCHLICHE VERANSTALTUNGEN IN ZÜRICH BIS ZUM 19. JANUAR

Online-Gottesdienste
So 9.30: Online-Gottesdienste mit Pfrn. Nathalie
Dürmüller auf Tele Züri oder wann immer Sie
mögen auf Youtube, Facebook oder auf Website:
www.reformiert-zuerich.ch.
Kirchen im Stadtzentrum
St. Anna und Lukas: So 10.00: Kapelle:
Pfr. F. Staub, Gottesdienst.
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Kirchenkreis eins: Fr 18.30: Predigerkirche: Pfrn.
C. Camichel Bromeis, Orgelvesper. Sa 17.30:
Grossmünster: Pfr. Ch. Sigrist und Abt Urban vom
Kloster Einsiedeln, Orthodoxe Feier; Gebet für den
Frieden. So 9.30: Pfrundhaus: Pfrn. K. Rehmat,
Gottesdienst. 10.00: Fraumünster: Pfrn. K. La
Roche, Gottesdienst. 10.00: Grossmünster: Pfr. Ch.
Sigrist, Gottesdienst. 10.00: St. Peter: Pfrn. C. Cami-
chel Bromeis, Gottesdienst. 11.00: Predigerkirche:
Pfrn. K. Rehmat, Gottesdienst mit Abendmahl.
Kirchenkreis zwei: So 10.30: Kirche Enge: Pfrn.
G. Schlenk, Gottesdienst Zürich Zwei.
Kirchenkreis drei: Fr 19.00: Andreaskirche: Pfr.
Th. Schüpbach, FeierWerk-Gottesdienst mit
Abendmahl. So 10.00: Kirche Bühl: Pfrn. U. Müller,
Gottesdienst mit Abendmahl.
Kirchenkreis vier fünf: Fr 9.45: AZ Bullinger: Pfr.
J. Wanzek, Gottesdienst am Werktag. 10.45: AZ
Hardau: Pfr. J. Wanzek, Gottesdienst am Werktag.
So 11.00: Johanneskirche: Pfrn. T. Oldenhage,
Musik-Gottesdienst im Kirchenkreis.
Kirchenkreis sechs: So 10.00: Kirche Letten: Pfr.
Ph. Müller, Gottesdienst. 10.00: Kirche Oberstrass:
Pfr. D.J. Frei, Gottesdienst.
Kirchenkreis sieben acht: So 10.00: Kirche
Balgrist: Pfr. Ch. Strebel, Gottesdienst mit
Abendmahl. 10.00: Kreuzkirche: Pfr. B. Büchi,
Allianz-Gottesdienst.
Kirchenkreis neun: So 10.00: Alte Kirche
Albisrieden: Pfr. F. Cattani, Gottesdienst. 17.00:
Kirchgemeindehaus Altstetten, Saal: Pfr. F. Schmid,
ImPuls-Gottesdienst, parallel Kids Point.
Kirchenkreis zehn: So 10.00: Kirche Höngg: Pfr.
M. Reuter, Gottesdienst klassisch. 10.00: Kirche
Oberengstringen: Pfrn. Y. Meitner, Zopf- Gottes-
dienst.
Kirchenkreis elf: Fr 19.00: Kirche Glaubten: Pfr.
M. Amstutz, Taste-it Jugendgottesdienst. So 10.00:
Kirche St. Katharina: Pfrn. E. Gisler Fischer und Pfr.
W. Szczepanski, Ökum. Gottesdienst. 10.00:
Markuskirche: Pfr. P. Werder, Gottesdienst mit
Taufe.
Kirchenkreis zwölf: Fr 20.00: Christkatholischen
Kirche Oerlikon: Pfrn. A. Ruf und Pfr. J. Dvoracek,
Gebetsnacht. So 10.00: Kirche Oerlikon: Pfrn. A.
Ruf, Gottesdienst. 10.00: Kirche St. Niklaus: Pfr. J.
Dvoracek, Gottesdienst mit Abendmahl.
Chiesa evangelica di lingua italiana, So 10.00:
Zwinglihaus, Aemtlerstr. 23, Zürich: past. L. Maggi,
Culto con discussione.
Eglise réformée française de Zurich, So 10.00:
Schanzengasse 25, 8001 Zürich: Diacre Joan
Charras-Sancho, Prédication Anne-Cathy Graber,
culte et conférence. Hirzenbach, So 10.00:
Stefanskirche: Pfr. P. Abrahm, Gottesdienst.
Witikon, So 10.00: Neue Kirche: Pfrn. Ch. Stark
Gottesdienst.
Spitäler
Universitätsspital, So 10.15: Gottesdienst mit
Pfarrerin Maria Borghi-Ziegler.
Ökumenische Angebote
Bahnhofkirche, Gesprächszeit Kapelle:
Montag-Freitag, 7.00 - 19.00 Uhr, Samstag und
Sonntag 10.00 -16.00 Uhr; Weg-Wort: Montag-Frei-
tag, 7.00, 7.30, 8.00, 8.30 Uhr; Abendgebet: 18.45
bzw. 15.45 Uhr. Die Dargebotene Hand, Tel. 143 /
Tag und Nacht ist ein Gesprächspartner für Sie
bereit. Haltestille, Do 12.15-12.35: Bahnhof-
strasse: Musik, Stille und Wort mit Cornelia
Camichel Bromeis und Marilina Mora, Querflöte
Augustinerkirche Münzplatz/Bahnhofstrasse.
Internet- und SMS-Seelsorge, www.seelsorge.
net, Kostenlose und anonyme seelsorgerische
Beratung über E-Mail (seelsorge@seelsorge.net)
oder per SMS an 767 (normaler Handy-Tarif).
Zürcher Telebibel, Tel. 044 252 22 22: Kurze
biblische Besinnung für jeden Tag.
Andere Kirchen
Anglican-Episcopal Church, St. Andrew’s
Church, Anglican-Episcopal Church, St Andrews
Church, Promenadengasse 9, 8001 Zürich Sunday :
09.00 Assistant Chaplain, the Revd Jackie Sellin,
Said Eucharist Sunday : 10.30 Assistant Chaplain,
the Revd Jackie Sellin, Sung Eucharist www.
standrewszurich.church.
Evangelisch-Lutherische Kirche Zürich , So
10.00: Martin-Luther-Kirche: Pfr. Th. Risel und Pfrn.
Dr. M. Werner, Lichtergottesdienst mit Neujahrs-
empfang. Gemeinde für Christus, So 9.30:
Gottesdienst. Gräbligasse 14, (Nähe Central); www.
gfc.ch.
International Protestant Church of Zurich, So
11.30: French Reformed Church, Schanzengasse 25,
Morning Worship; Methodist Church. 18.30:
Methodist Church, Promenadengasse 4, : Evening
Worship, every Sunday except the last Sunday of
the month. On the last Sunday of the month, the
Evening Worship is held in the French Reformed
Church.
Katholisch Stadt Zürich
Allerheiligen, Fr 9.00: Eucharistiefeier. Sa 18.00:
Eucharistiefeier. So 10.00: Eucharistiefeier. Di 9.00:
Eucharistiefeier. Do 8.25: Rosenkranz. 9.00:
Eucharistiefeier. Bruder Klaus, Sa 17.30:
Messfeier. So 10.00: Messfeier. 12.00: Magyar
Mise (ungarisch). Di 9.00: Messfeier. Fr 8.30:
Messfeier. Dreikönigen, So 11.00: Eucharistie-
feier. 14.30: Eucharistiefeier in portugiesischer
Sprache. Di 9.30: Eucharistiefeier. Erlöser, Sa
14.00: Gelegenheit für seelsorgerisches Gespräch.
16.30: Gottesdienst im Gesundheitszentrum für das
Alter Wildbach. 18.00: Wort-Gottes-Feier. So 10.00:
Wort-Gottes-Feier. Di 9.00: Wort-Gottes-Feier mit
Kommunion. Mi 18.00: Eucharistiefeier, anschl.
eucharistische Anbetung. Do 9.00: Eucharistiefeier.
Guthirt, Fr 18.30: Eucharistiefeier. Sa 18.00:
Eucharistiefeier. So 10.00: Eucharistiefeier. 11.15:
Eritreer Gottesdienst. Di 17.30-18.00: Euch.
Anbetung und Beichtgelegenheit. 18.30: Eucharis-
tiefeier. Mi 9.00: Wortgottesdienst. Do 8.30:
Rosenkranzgebet. 9.00: Wortgottesdienst. Heilig
Geist, Sa 18.00: Eucharistiefeier. So 10.00:
Eucharistiefeier. Do 9.00: Eucharistiefeier vorgängig
Rosenkranz. 17.00: Eucharistische Anbetung.
Heilig Kreuz, Sa 17.00: Beichtgelegenheit. 17.30:
Eucharistiefeier. 19.00: Eucharistiefeier Chilehus
Grüenau. So 10.00: Eucharistiefeier. Mo 10.00:
Wort-Gottes-Feier Alterszentrum Grünau. 18.00:
Eucharistische Anbetung «Zeit mit Gott». Anschl.
Fürbitte-Gebet für die Pfarrei. Di 8.00: Rosenkranz-
gebet. 8.30: Eucharistiefeier. Mi 18.00: Eucharisti-
sche Anbetung «Zeit mit Gott». Do 10.00:
Wort-Gottes-Feier Alterszentrum Herrenbergli.
16.00: Wort-Gottes-Feier Tertianum Letzipark. Herz
Jesu Oerlikon, Fr 9.00: Eucharistiefeier. Sa
16.00-17.15: Beichtgelegenheit. 17.30: Hl. Messe.
So 8.30-9.15: Beichtgelegenheit. 9.30: Hl. Messe.
11.00: Hl. Messe, mit Kids Church. 19.00: Santa
Messa in lingua italiana. Di 18.30: Eucharistiefeier.
Mi 9.00: Eucharistiefeier. Do 17.30-18.15:
Eucharistische Anbetung mit Beichtgelegenheit.
18.30: Hl. Messe mit Gesängen aus Taizé. Herz
Jesu Wiedikon, Fr 8.00: Eucharistiefeier,
Oberkirche. Sa 8.00: Eucharistiefeier, Oberkirche.
17.00: Eucharistiefeier, Oberkirche. So 8.00:
Eucharistiefeier, Oberkirche. 10.00: Eucharistiefeier,
Oberkirche. Di 19.00: Eucharistiefeier, Oberkirche.
Do 9.00: Eucharistiefeier, Oberkirche. 18.15:
Gottesdienst ökumenisch, Seniorama Burstwiese.
Fr 8.00: Eucharistiefeier, Oberkirche. Liebfrauen-
kirche, Sa 8.30: Eucharistiefeier. 16.00-17.15:
Beichtgelegenheit. 17.30: Eucharistiefeier. So 9.30:
Eucharistiefeier. 11.30: Eucharistiefeier (im
Livestream). 16.00: Eucharistiefeier. 20.00:
Hochschulgottesdienst. Maria Krönung, Fr 18.15:
Anbetung. 19.30: Eucharistiefeier. Sa 18.00:
Eucharistiefeier. So 11.00: Eucharistiefeier. Di 9.15:
Eucharistiefeier. Mi 9.15: Eucharistiefeier. Do 8.45:
Rosenkranz (Unterkirche). 9.15: Eucharistiefeier
(Unterkirche). Maria Lourdes, Fr 7.00: Frühmesse.
18.30: Abendmesse. Sa 8.00: Messfeier. 18.00:
Vorabendmesse. So 8.30: Messfeier. 10.00:
Familienmesse. 11.30: Messfeier. 16.00:
Pilgermesse. 18.30: Englische Pilgermesse. Mo
9.30: Messfeier. Di 7.00: Frühmesse. 9.30:
Messfeier. Mi 18.30: Abendmesse. Do 7.00:
Frühmesse. 16.00: Pilgermesse. Maria-Hilf, Fr
9.00-10.00: Eucharistiefeier. Sa 17.00-18.00:
Eucharistiefeier. So 10.00-11.00: Eucharistiefeier. Di
9.00-10.00: Eucharistiefeier. St. Anton, Fr
8.30-9.00: Eucharistiefeier (Krypta). Sa 16.30-17.30:
Familiengottesdienst mit Eucharistiefeier zum
Thema Taufe. So 9.30-10.30: Eucharistiefeier. Mo
8.30-9.00: Eucharistiefeier (Krypta). Di 8.30-9.00:
Eucharistiefeier (Krypta). Mi 8.30-9.00: Eucharistie-
feier (Krypta). Do 8.30-9.00: Eucharistiefeier
(Krypta). 18.00-18.40: Evensong (Kirche). St. Felix
und Regula, Fr 10.00: Freitagsgebet. So 9.30:
Eucharistiefeier. Mi 9.00: Kommunionfeier. Fr
9.45-10.30: Kommunionfeier im Alterszentrum
Bullinger. 10.00: Frietagsgebet. 10.45-11.30:
Kommunionfeier Alterszentrum Hardau. St.
Franziskus, Sa 17.00: Beichtgelegenheit. 17.30:
Eucharistiefeier. So 9.30: Eucharistiefeier. 11.15:
Eucharistiefeier. St. Gallus, Sa 17.00: Eucharistie-
feier. So 9.30: Misa en español. 10.00: Festgottes-
dienst mit Orchestermesse W.A. Mozart «Missa
Brevis in G KV 140». Der St. Gallus Chor singt
gemeinsam mit dem Kirchenchor von Herz Jesu
Oerlikon. Di 9.00: Eucharistiefeier. Mi 8.25:
Rosenkranz. 9.00: Eucharistiefeier, Mittwochkaffee.
St. Josef, Sa 18.00: Gottesdienst in der Kirche. So
8.00: Gottesdienst in kroatischer Sprache. 10.00:
Gottesdienst in der Kirche mit Tauferneuerung der
Erstkommunionkinder. 12.15: Gottesdienst in
kroatischer Sprache. Di 19.30: Wortgottesdienst
mit Kommunionfeier in der Kirche. Mi 10.15:
Gottesdienst im Alterszentrum Limmat. Do 13.50:
Rosenkranz in der Kirche. 14.30: Gottesdienst in der
Kirche. Fr 9.00: Gottesdienst in der Kirche. St.
Katharina, Fr 7.55: Rosenkranz. 8.30: Heilige
Messe. Sa 17.30: Heilige Messe. So 10.00: Ökum.
Gottesdienst. 19.00: Hl. Messe. Di 7.55: Rosen-
kranz. 8.30: Heilige Messe. Do 19.00: Heilige
Messe. St. Konrad, Fr 7.45: Laudes in der Kapelle.
Sa 17.30: Gottesdienst in der Kirche. So 10.00:
Gottesdienst in der Kirche. 19.30: Gottesdienst in
der Kapelle. Mo 19.30: Ruhe finden-beten-Kraft
tanken in der Kapelle. Di 9.30: Gottesdienst in der
Kapelle. Do 8.20: Rosenkranz in der Kapelle. 9.00:
Gottesdienst in der Kapelle. St. Martin, Sa
18.00-19.00: Vorabendmesse mit Predigt. So
10.30-11.30: Eucharistiefeier mit Predigt. St. Peter
und Paul, Sa 9.15: Eucharistiefeier. 16.30:
Eucharistiefeier. So 9.30: Eucharistiefeier. 17.30:
Eucharistiefeier. Mo 6.45: Eucharistiefeier. 9.15:
Eucharistiefeier. Di 6.45: Eucharistiefeier. 9.15:
Eucharistiefeier. 12.00: Mittagsgebet. Mi 6.45:
Eucharistiefeier. 9.15: Eucharistiefeier. Do 6.45:
Eucharistiefeier. 9.15: Eucharistiefeier. Fr 6.45:
Eucharistiefeier. 9.15: Eucharistiefeier. St.
Theresia, Sa 17.30: Eucharistiefeier. So 10.00:
Eucharistiefeier. Do 9.00: Eucharistiefeier. The
English-Speaking Catholic Mission, Sa 18.00:
Saturday Vigil Mass (Church). So 11.15: Holy Mass
(Church).
Christkatholische Kirche
Augustinerkirche, Sa 9.30: Religionsunterricht im
Kirchgemeindehaus. So 10.00: Eucharistiefeier, mit
Pfrn. Handschuh. Di 18.00: Winterkurs MICHELAN-
GELO mit Pfr. em. Christoph Führer, in der
Herzogstube im Kirchgemeindehaus. Do 12.15:
Haltestille Bahnhofstrasse: Stille umrahmt durch
Musik & Texte, mit Pfrn. Camichel & M. Mora,
Querflöte. Christuskirche, Fr 19.00: Ökum.
Gebetsnacht Zürich-Nord, mit Pfr. Bangerter (endet
um ca. 22.30 Uhr in der röm.-kath. Kirche St.
Gallus). Anschl. kl. Imbis. Sa 12.00-14.00: Offene
Christuskirche. So 10.00: Eucharistiefeier mit Pfr.
Bangerter. Mi 18.30: Abendmesse mit Pfr.
Bangerter. Weitere Informationen finden Sie unter
www.christkath-zuerich.ch. Kapelle St. Michael,
So 10.00: Eucharistiefeier mit Pfr. Gross.
Orthodoxe Kirchen
Griechisch-orthod. Kirchen
Ökumenisches Patriarchat Konstantinopel.
KG Hagios Dimitrios, Rousseaustr. 17, 9.30:
Göttliche Liturgie. Patriarchat von Moskau und
der ganzen Rus. Russische Orthod. Auferste-
hungskirche, Narzissenstr. 10, Sa: Obrezanie,
Vasilija Velikogo, 10.00: Liturgija, 16.30: Panichida,
17.00: Nachtwache. So 10.00: Liturgija Mi
Krescenskij Soceljnik, 9.00: Königliche Stunden,
Liturgie, Grosse Wasserweihe, 18.00: Nachtwache.
Do: Bogojavlenie, 9.00: Liturgie, Grosse Wasser-
weihe, 18.00: Wasserweihe des Zürichsees.
Russisch-Orthod. Kirche (im Ausland), KG Hl.
Pokrov (Mariaschutz), Haldenbachstr. 2, Sa
16.00: Nachtwache – Vigil. So 10.00: Göttliche
Liturgie. Mi 17.30: Grosses Abendamt. Do: Taufe
des Herrn, 10.00: Göttliche Liturgie, 12.30: Grosse
Wasserweihe. Patriarchat Serbien, Diözese für
Österreich und die Schweiz, KG Heilige
Dreifaltigkeit in Zürich, Sa: Obrezanje
Gospodnje, 9.00 Sveta Liturgija, 17.00: Vecernja. So
7.00 und 9.30: Sveta Liturgija, 17.00: Akafist,
Dreifaltigkeitskirche, Elisabethenstr. 20. Pfarrei
Maria Himmelfahrt, Glattstegweg 91, 8051
Zürich, Fr 18.00: Vecernje, Marien-Moleben. Sa: Sv.
Vasilije Veliki, 9.00: Sveta Liturgija, 17.00: Vecernja.
So 6.30 und 9.00: Sveta Liturgija, 17.00: Vecernja.
Rumänische Orthod. KG St. Nikolaus in
Zürich, St. Katharina, Wehntalerstr. 451, Fr 17.30:
Rugǎciune pentru pace, Kirche Grossmünster Zürich.
Sa 16.00: Spovedanie, 17.00: Taina Sfântului
Maslu, 8.45: Utrenia, 10.00 Sfânta Liturghie.
Orientalische Orthod. Kirchen
Armenische Apostolische Kirche, KG Surp
Sarkis Zürich (Deutschschweiz), So 15.00: Surp
Badarak, Kath. Kirche, Nussbaumen. Syrianische
Orthod. Kirche, Kloster St. Avgin, Klosterstrasse
10, 6415 Arth (SZ), Fr 18.30: Religionsunterricht für
Kinder. So 10.00: Eucharistiefeier. Koptische
Orthod. Kirche Hll. Markus und Mauritius, Im
Stapfacker 18, Dietlikon, Mi 17.00: Abend-Messe.
Fr 6.00: Morgen-Messe. Koptische Orthod.
Kirche Hll. Maria und Verena, Rikoner Str. 8,
8310 Grafstal, Fr 6.00: Morgenmesse. Sa 18.00:
Vesper. So 9.00: Heilige Messe. Mo 9.00: Heilige
Messe. Äthiopische Orthod. Tewahedo Kirche
Debre Gennet Qiddist Maryam, So 9.00-12.00:
Liturgie, Maria Lourdes Church, Seebachstrasse 3,
8052 Zürich. Äthiopische Orthod. Tewahedo KG
Kidest Ledeta Le Mariam, Chilehuus Grünau,
Bändlistr. 15, 8064 Zürich, So 8.00: Liturgie. Eritrei-
sche Orthod. KG, Kapelle St. Petrus, Rheinstr. 53,
8424 Embrach, So 8.00: Liturgie. Eritreische
Orthod. Tewahedo KG Medhanialem, Kirche auf
der Egg, 8038 Zürich-Wollishofen, So 8.00: Qedase
Liturgie.
* Abendmahl, ** Taufen.
Freitag, 13. Januar 2023
Abwahlgefahr
bei der «Partei mit der kleinsten Basis»
Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte) und Priska Seiler Graf (SP) liefern sich bei den Regierungsratswahlen ein Kopf-an-Kopf-Rennen
Einen Monat vor den
Regierungsratswahlen liegen
Peter Grünenfelder (FDP)
und Benno Scherrer (GLP)
nach wie vor deutlich zurück.
Dies zeigt eine neue Umfrage.
ZENO GEISSELER
Im Zürcher Regierungsrat könnte es
bei den Wahlen in knapp einem Monat
zu einer Auswechslung des Personals
kommen – und zu einer Verschiebung
der Gewichte auf der Links-rechts-
Achse: Gemäss einer neuen Umfrage
des Forschungsinstituts Sotomo im
Auftrag der Tamedia-Zeitungen liegen
die Bildungsdirektorin Silvia Steiner
(Mitte) und die SP-Kandidatin Priska
Seiler Graf in der Gunst der Wählerin-
nen und Wähler gleichauf auf dem sieb-
ten Platz.
Jeweils 36 Prozent der Befragten
geben in der Umfrage an, diese beiden
Frauen zu wählen, dies bei einem Stich-
probenfehler von ±1,5 Prozentpunkten.
Sollte Silvia Steiner zugunsten der
SP ihren Sitz verlieren und sich sonst
nichts verändern, würden die Bürger-
lichen (SVP und FDP) noch auf drei
Sitze kommen und die Linken (SP und
Kantonale Wahlen
Besetzung von Regierungs- und Kantonsrat
vom 12. Februar 2023
Grüne) neu ebenfalls auf drei Sitze. Da-
zwischen stünde der parteilose Ex-SP-
Mann Mario Fehr.
Silvia Steiner gilt schon länger als
gefährdet, unter anderem weil ihre
Mitte-Partei im Kanton Zürich sehr
klein ist. Gruppierungen wie die GLP
haben sie deswegen explizit ins Visier
genommen. Nur 4 Prozentpunkte über
Steiner und Seiler Graf liegen die bei-
den Regierungsrätinnen Jacqueline
Fehr (SP) und Carmen Walker Späh
(FDP); auch für sie bestehen also ge-
wisse Risiken.
Die Sotomo-Umfrage bestätigt ins-
gesamt das Bild der bereits im Dezem-
Silvia Steiner poliert Eier, Benno Scherrer nervt seine Frau
Wie sich die Zürcher Regierungsratskandidaten in den sozialen Netzwerken inszenieren
LINDA KOPONEN
Der Zürcher Wahlkampf war bis jetzt
nicht gerade ein Politkrimi. Lange sah
es so aus, als würden die sieben bisheri-
gen Regierungsrätinnen und -räte im
Februar konkurrenzlos wiedergewählt –
trotz dem Parteiaustritt eines der
Magistraten und einem Datenskan-
dal in der Justizdirektion. Doch nun
scheint der Ausgang der Wahlen nicht
mehr ganz so klar. Grund genug für
die Anwärterinnen und Anwärter, sich
in der heissen Phase des Wahlkampfs
nochmals so richtig in Szene zu setzen.
Benno Scherrer will unbedingt in
den Regierungsrat, und damit liegt
er allen in den Ohren, wie sein Wahl-
kampfvideo zeigt. Egal, ob beim
Kochen, im Kino oder wenn Freunde
zu Besuch kommen, bei den Scher-
rers dreht sich alles um die kanto-
nale Politik. In endlosen Monologen
doziert er über Photovoltaikanlagen,
über die Senkung der Unternehmens-
steuern und die Lehrerausbildung an
der Pädagogischen Hochschule. Sehr
zum Leidwesen seiner Partnerin Irene.
Eine Freundin fragt sie im Video: «Sag
mal, ist der immer so?» Die resignierte
Antwort: «Ja. Immer.»
Irene hat deshalb nur einen Wunsch:
«Bitte wählt Benno. Ich kann nicht
mehr.»
Zürich und Region
ber veröffentlichten Befragung der
NZZ. Beide Untersuchungen kommen,
mit Ausnahme der Unschärfe bei Sei-
ler Graf und Steiner, auf die gleiche
Reihenfolge.
Priska Seiler Graf sagt, das Resul-
tat sei eine Motivation für den Schluss-
spurt, nochmals alles zu geben und
möglichst viele Menschen an die Wah-
Ein Blick in die Kommentarspalten
auf Instagram und Youtube zeigt: Der
Humor kommt an. So viel Selbstironie
hätte man dem aufs Erste spröde wir-
kenden Benno Scherrer nicht zuge-
traut. Er mag die Wahl zwar verlieren,
den Wettbewerb um das selbstironische
Webvideo hat er mit seinem Auftritt
aber gewonnen.
Abenteuer auf dem Bauernhof
Peter Grünenfelder – in seiner Kind-
heit unter dem Übernamen Panther
bekannt – wagt sich in die Höhle des
Löwen. Schliesslich bezeichnet er sich
selber als Gegner der «protektionisti-
schen» Schweizer Agrarpolitik.
In einem Wahlkampfvideo des Zür-
cher Bauernverbandes gastiert er auf
dem Hof von SVP-Nationalrat Martin
Haab in Mettmenstetten. In Gummi-
stiefeln einer britischen Traditions-
marke und in einem schicken Parka
schreitet der Avenir-Suisse-Chef durch
den Kuhstall und verjagt mit der Heu-
gabel die Kälber. Dann setzt er zur
Kampfrede an: «Heute haben wir über
viertausend Seiten Vorschriften für die
Schweizer Bauern! Von Gesetzen und
Verordnungen! Mit dem müssen wir
aufhören!»
In einem Satz will Haab von Grü-
nenfelder wissen, was die Zürcher
len zu erinnern, «im direkten Gespräch,
am Telefon oder mit einer Postkarte».
Alarmstufe Rot?
Nicole Barandun ist die Co-Präsidentin
der Mitte des Kantons Zürich. Sie rela-
tiviert die Umfrageergebnisse. Alarm-
stufe Rot herrsche bei ihrer Partei
Landwirtschaft von ihm erwarten
dürfe, wenn er gewählt würde. Grü-
nenfelder: «In meinem Wahlprogramm
steht glasklar: Ich kann 20 Prozent
von allen Vorschriften abbauen. Das
betrifft auch die Agrarbürokratie. Da
setze ich am ersten Tag grad an.»
Falls dieser Tag eintreten wird,
bleibt zu hoffen, dass Grünenfelder
mit seinem Elan nicht einfach Akten
schreddert, wie dies ein Mitarbeiter der
Justizdirektorin offenbar vor ein paar
Jahren getan hat.
Viel Liebe von Baba
Es gibt für eine Wahlkampagne nichts
Besseres als überzeugende Testimo-
nials. Das wird sich auch Carmen Wal-
ker Späh gedacht haben. Und wer wäre
in Zürich für die Aufgabe geeigneter
als Baba, der Grillmeister der Pump-
station am Zürcher Utoquai?
In einem Tiktok-Video grinst Baba
neben dem Gastro-König Michel
Wahlkampf
So präsentieren sich
die Regierungsrats-
kandidaten im Netz
jedenfalls nicht. «Die Umfrage wurde
über die Festtage durchgeführt, der
Wahlkampf geht aber erst jetzt rich-
tig los», sagt sie. «Mir ist eine solche
Schlagzeile sogar fast lieber, als wenn
es hiesse, dass alles nach Plan laufe.
Einen besseren Weckruf, die Bisheri-
gen zu wählen, gibt es nicht.»
Jetzt gelte es, die eigenen Mitglie-
der möglichst vollzählig zu mobilisie-
ren und auch die bürgerlichen Bünd-
nispartner in die Pflicht zu nehmen,
dann könne die Wiederwahl Silvia Stei-
ners gelingen.
Steiner selbst sieht dies genau
gleich. «Bürgerliche Wählerinnen und
Wähler werden ihre Stimme für eine
bürgerliche Regierung abgeben – da
bin ich mir nach diesen Umfrageergeb-
nissen noch sicherer als bisher», sagt
sie. «Einen Linksrutsch in der Regie-
rung will niemand in der bürgerlichen
Allianz.»
Die Bildungsdirektorin sagt, sie
werde ihren Wahlkampf wie geplant
weiterführen. «Es wird jetzt etwas
spannender. Ich bin zuversichtlich, dass
die Wählerinnen und Wähler wissen,
was sie an mir haben.»
Die letzte Abwahl war erst 2015
Es sei klar, sagt Nicole Barandun, dass
die Wahlen gerade für eine Vertrete-
rin der Mitte kein Spaziergang seien.
«Wir sind die Partei mit der kleinsten
Basis.» Ausserdem sei die Bildung ein
Fachgebiet, das generell in der Kritik
stehe, kantonal wie kommunal. Wer
für die Bildung verantwortlich sei,
bekomme dies an der Urne zu spü-
ren. Silvia Steiner ergänzt, das Thema
Bildung sei immer viel diskutiert und
der Sitz der Bildungsdirektorin des-
halb umkämpft.
Ist es also ein Problem des Ressorts,
weil jede Wählerin und jeder Wähler
einst in die Schule ging und viele von
ihnen Eltern sind? Ganz so einfach ist
es nicht. 2019, bei ihrer ersten Wieder-
wahl, landete Steiner auf dem vierten
Platz; sie war hinter dem SVP-Finanz-
direktor Ernst Stocker die am besten
gewählte Kandidatin einer bürger-
lichen Partei.
Péclard und dem Berufsfischer Adrian
Gerny in die Kamera und sagt: «Wir
lieben Ihnen. Wir sind grade Fan. Und
Zürich braucht Ihnen.» Péclard ruft:
«Wir geben unsere Stimme Ihnen!»
Ob der aufrichtigen Zuneigung
Babas für die Volkswirtschaftsdirekto-
rin könnte man fast neidisch werden.
Oder wie man in den sozialen Netz-
werken sagen würde: «Find yourself
someone who looks at you like Baba
looks at Carmen.»
Sympathien im Hühnerstall
Silvia Steiner sucht nach den Sym-
pathien der Wählerinnen und Wäh-
ler – und zwar im Hühnerstall. Stan-
desgemäss fährt die Bildungsdirekto-
rin mit einem SUV (Elektroantrieb!)
der Marke Mercedes vor.
Der Bauer Marc Peter will von ihr
wissen, weshalb sie im Regierungsrat
bleiben möchte. Steiner: «Ich möchte
mich weiterhin für die Zürcher Bevöl-
kerung einsetzen. Ich hab schon ex-
trem viel erreicht in den letzten zwei
Legislaturen, und ich hab noch ganz
viel Sachen vor.»
Über die Erfolge hätten wir gerne
mehr erfahren. Stattdessen poliert Stei-
ner Eier und erzählt den Zuschaue-
rinnen und Zuschauern, dass sie als
Kind viel Zeit auf einem Bauernhof
13
Die letzten Abwahlen bei Zürcher
Regierungsratswahlen betrafen eben-
falls nicht die Bildung: 2015 wurde
der Justizdirektor Martin Graf aus der
Regierung spediert, 2011 traf es Hans
Hollenstein, er war Sicherheitsdirektor.
Zuversicht bei FDP und GLP
Aber zurück zu den Wahlen 2023. So-
wohl in der NZZ-Befragung wie auch
in der neuen Studie klar zurück liegen
die Herausforderer Peter Grünenfelder
(FDP) und Benno Scherrer (GLP). Die
Segel streichen wollen sie noch nicht.
Beide Umfragen seien ein klarer
Weckruf für das bürgerlich-liberale
Lager, sagt Grünenfelder. «Nun gilt
es, sich mit der FDP und insbesondere
mit der SVP noch stärker für eine ge-
meinsame bürgerliche Politik einzuset-
zen.» Er geht davon aus, dass es einen
Vierkampf um zwei Sitze geben werde,
«zwischen Jacqueline Fehr, Priska Sei-
ler Graf, Silvia Steiner und mir.»
Entspannt gibt sich der GLP-Kandi-
dat Benno Scherrer. «Der Wahlkampf
hat erst vor wenigen Tagen so rich-
tig begonnen und kommt jetzt in die
heisse Phase», sagt er. Er sehe seine
Prognosen zur Regierungsratswahl ge-
lassen. «Als unabhängiger Kandidat
zwischen den Blöcken kann ich über-
all noch zulegen.»
Erstmals in einer Umfrage erfasst
worden ist der frühere SVP- und heute
parteilose Kantonsrat Hans-Peter Am-
rein: Er landet mit 9 Prozent der Stim-
men auf dem letzten Platz des Kan-
didatenfelds. Er selbst sprach bei der
Lancierung seiner Kampagne davon,
dass er seine Wahlchancen auf 50 Pro-
zent einschätze.
Doch Umfragen sind Umfragen,
und Wahlen sind Wahlen. 2011 sah eine
Befragung voraus, dass Regine Aeppli
(SP) auf dem ersten und Hans Hollen-
stein (CVP) auf dem zweiten Platz lan-
den und der SVPler Markus Kägi ab-
gewählt würde. Tatsächlich aber kam
es ganz anders: Aeppli wurde bei-
nahe und Hollenstein tatsächlich aus
der Regierung spediert. Kägi aber ge-
lang mit einem fünften Platz problem-
los der erneute Einzug.
verbracht habe und ihre Freizeit noch
heute gerne in der Natur verbringe.
Die letzte Umfrage deutet darauf-
hin, dass einige Wählerinnen und Wäh-
ler Steiner nach dem Februar lieber an
der frischen Luft als im Regierungs-
rat sähen.
Neukom und der Güllewagen
Martin Neukom tut im Wahlkampf das,
was Martin Neukom am liebsten tut:
dozieren. Statt auf Emotionen setzt er
in seinem Webclip auf einen trockenen
Vortrag. Während seine bürgerlichen
Kolleginnen und Kollegen den Bäue-
rinnen und Bauern einen Besuch ab-
statten, nimmt Neukom deren wichti-
ges Nutzfahrzeug ins Visier: den Gül-
lewagen.
In einem dunkelblauen Anzug sitzt
der grüne Baudirektor auf einem beigen
Sessel. Hinter ihm sieht man das Bild
eines Traktors mit einem Anhänger,
aus dem braune Flüssigkeit auf ein Feld
spritzt. Zwei Drittel aller Stickstoff-
emissionen würden durch die Landwirt-
schaft verursacht, etwa beim Ausbrin-
gen von Gülle, erklärt Neukom und hat
sogleich auch eine Lösung parat: Statt
mit rotierenden Tellern sollte man Gülle
mit einem Schleppschlauch ausbringen.
Danke, Herr Baudirektor, für diesen
Tipp in die heimische Stube.
14
Weltmeisterin aus Angst
Deniz Kayadelen gewann an der Weltmeisterschaft im Eisschwimmen mehrere Medaillen – am Anfang ihrer Karriere stand aber ein Unglück
CHRISTOF KRAPF
Deniz Kayadelen wurde nicht aus
sportlichem Ehrgeiz Eisschwimmerin
– sondern aus Angst. Die Angst über-
kommt sie zum ersten Mal an den tür-
kischen Meisterschaften im Freiwasser-
schwimmen 2008. Das Marmarameer
bei Istanbul hat eine Wassertempera-
tur von 18 Grad, Kayadelen schwimmt
den 10-km-Wettkampf, bekleidet nur
mit einem Badeanzug und einer Bade-
kappe. Sie ist seit über einer Stunde im
Wasser, will unbedingt ins Ziel kommen.
Schafft sie das, winkt ein Aufgebot für
das türkische Nationalteam.
Die Crew des Begleitboots merkt
aber, dass Kayadelen die Orientierung
verliert, nach links statt nach rechts
schwimmt, die Begleiter wollen sie
aus dem Wasser ziehen. Doch Kayade-
len weigert sich, sie will weitermachen
– unbedingt. Dann verliert sie das Be-
wusstsein. Sie wacht in der Notauf-
nahme auf; zugedeckt mit einer elek-
trischen Heizdecke.
Kayadelen, heute 35 Jahre alt,
schwimmt mittlerweile seit 20 Jah-
ren Open-Water-Wettkämpfe, nahm in
dieser Sparte an Weltmeisterschaften
teil, hat sich an die schwierigen Bedin-
gungen gewöhnt. Aber sie sagt: «Nach
dem Unfall hatte ich riesige Angst vor
der Kälte.»
Eigentlich eine Warmduscherin
Spricht Kayadelen heute über das
Schwimmen, dann fällt der Begriff der
Angst immer noch. Doch auf ihre Lei-
denschaft wollte sie nach dem Unglück
nicht verzichten. Sie verordnete sich ein
gezieltes Kältetraining. «Ich wollte mich
der Angst stellen», sagt sie. Kayadelen
weiss heute, wie man mit diesem Gefühl
umgeht; dieser Panik, wieder bewusstlos
zu werden.
Die deutsch-türkische Doppelbür-
gerin hat Wirtschaftspsychologie stu-
diert und arbeitet in einem grossen
Beratungsunternehmen in Zürich. Sie
unterstützt Firmen bei der Rekrutie-
rung von Talenten, Veränderungspro-
zessen und Mitarbeitermotivation. Die
Kältetrainings sieht sie als «psycholo-
gisches Experiment an mir selber». Sie
sagt: «Wer steigt schon freiwillig ins kalte
Wasser? Ich wollte meine Grenzen aus-
testen und erweitern.» Sie habe nicht
gerne kalt, sie sei eine Warmduscherin.
Kayadelen wagte sich trotzdem
bei immer tieferen Temperaturen ins
Comeback eines Vertriebenen
Ein Jahr nach dem Einreise-Drama ist der Serbe zurück am Australian Open, am Ort seiner grössten Siege und einer bitteren Niederlage
DANIEL GERMANN
Am Mittwoch schlug der neunfache
Australian-Open-Sieger Novak Djoko-
vic in der Rod-Laver-Arena gegen den
Russen Daniil Medwedew seine ersten
Bälle. Nach 38 Minuten packte er seine
Utensilien zusammen und verliess den
Court vorzeitig. Ein leichtes Ziehen im
Oberschenkel behinderte den 35-jähri-
gen Serben. Er wollte nur wenige Tage
vor Beginn des ersten Grand-Slam-
Turniers der Saison 2023 kein Risiko
eingehen.
Djokovics Rückkehr ans Australian
Open ist vor allem deswegen erwäh-
nenswert, weil er vor zwölf Monaten
wie ein Aussätziger vom Turnier vertrie-
ben und aus dem Land gewiesen worden
war. Als Ungeimpfter war er mit einer
vermeintlichen Spezialbewilligung ins
Land eingereist.
Schon bei der Ankunft aber begannen
die Probleme. Die Einwanderungsbehör-
den hielten ihn während Stunden am
Flughafen fest, annullierten danach sein
Visum, ehe dieses ein Gericht vorüber-
gehend wieder in Kraft setzte. Mehr oder
weniger vom Platz weg wurde er danach
erneut verhaftet und in ein Ausschaf-
fungshotel gebracht, ehe er das Land
Deniz Kayadelen trainiert mehrmals pro Woche im eiskalten Zürichsee bei ihrem
Wohnort Männedorf.
Wasser, erhöhte die Schwimmzeit. Sie
machte das gegen die Angst und für
ihr grosses Ziel: die Überquerung des
Ärmelkanals. Diese gelang ihr 2019 in
einem Viererteam. Es folgte der Nord-
kanal zwischen Irland und Schottland
mit Wassertemperaturen von maxi-
mal 15 Grad, ebenfalls im Team. Wär-
mende Neoprenanzüge sind bei Ex-
tremschwimmerinnen wie Kayadelen
verpönt. Im März 2020 kam das nächste
unter den Augen der Weltöffentlichkeit
als Gedemütigter verlassen musste.
«An alle Regeln gehalten»
In einem Interview mit der australi-
schen Fernsehstation Channel Nine
sprach er am Mittwoch erstmals aus-
führlich über die turbulenten Tage vor
einem Jahr. Viele Menschen hätten
immer noch völlig falsche Vorstellun-
gen darüber, was damals geschehen sei.
Er sei nicht als Einziger mit einer Aus-
nahmebewilligung nach Australien ein-
gereist. «Ich habe mich an alle Regeln
gehalten. Eine unabhängige Kommis-
sion und ein Panel von Ärzten gaben
mir grünes Licht für die Einreise. Ich
hatte alle nötigen Papiere.»
Der damalige australische Premier-
minister Scott Morrison begründete die
Abschiebung des Serben damit, dass die-
ser zur Ikone der Impfgegner geworden
sei und deshalb eine Gefahr für den sozia-
len Frieden im Land darstelle.Tatsächlich
war es vor dem Hotel, in dem Djokovic
festgehalten worden war, zu Protesten der
serbischen Diaspora gekommen.
Nicht alle aber empfanden den scho-
nungslosen Umgang mit dem Star als
überzogen und unfair. Djokovic wurde
Sport
MAURICE HAAS FÜR NZZ
Angsterlebnis. Kayadelen schwamm in
Südafrika die elf Kilometer von Rob-
ben Island, Nelson Mandelas Gefäng-
nisinsel, nach Kapstadt. Vor dem Start
wurde ihr gesagt, das Meer dort sei be-
rüchtigt für Weisse Haie; das Begleit-
boot war mit einem Gerät ausgerüstet,
das ein Magnetfeld erzeugt – um die
Haie abzuschrecken. Ein unangenehmes
Gefühl blieb trotzdem. Sucht Kayadelen
die Angst und die Gefahr sogar?
zum Sinnbild des privilegierten Sport-
lers, der für sich eine Sonderbehandlung
beansprucht. Mit einem Jahr Distanz
zeigt er ein gewisses Verständnis für die
Wut, die sich breitgemacht hatte. Es sei
für viele Menschen rund um die Welt
eine frustrierende Zeit gewesen. «Ge-
Novak Djokovic
Serbischer
GETTY
Tennisspieler
rade die Leute hier in Australien muss-
ten während mehr als zweier Jahre ein-
schneidende Einschränkungen hinneh-
men. Mit all dem Druck, der so entstan-
den ist, wollte ich nur möglichst schnell
weg von hier und nach Hause.» In seiner
serbischen Heimat wurde er von Staats-
präsident Aleksandar Vucic wie ein Mär-
tyrer empfangen. Erst im April kehrte er
auf die Tour zurück.
Djokovic verpasste wegen seiner
Impfweigerung nicht nur das Australian
Nein, sie sei kein Adrenalin-Junkie.
«Mich reizt aber, mich Ängsten zu stel-
len und diese zu überwinden. Der Angst
zu zeigen, dass ich stärker bin als sie.»
Dem Weissen Hai ist Kayadelen ausge-
wichen, doch die Angst blieb eine ste-
tige Begleiterin.
Ausgerechnet im vergangenen Jahr,
kurz vor ihren ersten Eisschwimm-
WM, überkam sie im Training im Zü-
richsee die Panik. «Ich konnte nicht
mehr atmen, glaubte, dass ich das Ufer
nicht mehr erreichen würde.» Über-
wunden hat sie diese Angst mit Nacht-
meditation. Sechs Stunden lang hörte
sie während mehrerer Nächte im
Schlaf einen Podcast. «Ich habe keine
Ahnung, was die mir erzählt haben.
Aber es hat mir die Angst genommen»,
sagt sie. Auch im Alltag trainiert Kaya-
delen die Psyche, macht Visualisierun-
gen oder meditiert.
Dass sie als Eisschwimmerin an den
Weltmeisterschaften im letzten Jahr teil-
nahm und drei Gold- und zwei Silber-
medaillen gewann, kam überraschend.
Ein befreundeter Schwimmer hatte
Kayadelen zur Teilnahme überredet. Sie
machte mit, weil vor ihr noch keine Tür-
kin am Start gestanden hatte. «Dass ich
gleich fünf Medaillen gewann, war eine
riesige Überraschung.»
Weil sie im letzten Jahr so erfolgreich
war, wird sie in den nächsten Tagen in
der französischen Skistation Samo-
ëns zum zweiten Mal an Eisschwimm-
WM teilnehmen. Kayadelen will wie-
der Medaillen gewinnen und am liebs-
ten Weltmeisterin über 100 Meter Del-
fin werden. «Das ist eine der härtesten
Disziplinen», sagt sie.
An den WM gibt es ein klares Regel-
werk. Die Wassertemperatur muss unter
vier Grad betragen. Ein Sprungstart ist
verboten, die Wende ebenfalls, nach
jeder 25-Meter-Länge muss mit beiden
Händen angeschlagen werden.
«Versagt mein Herz jetzt?»
Doch wie fühlt sich Wettkampfschwim-
men im Eiswasser an? Kayadelen er-
zählt. Da ist zunächst der Schock durch
die Kälte, der den Atem raubt. Sie sprin-
tet trotzdem los. «Überlebe ich das? Ist
alles okay mit mir? Versagt mein Herz
jetzt?» – diese Gedanken schiessen ihr
durch den Kopf.
Nach 80 Metern sind Hände und
Füsse taub, fühlen sich wie Eisklötze
an. Das Gehirn arbeitet jetzt langsa-
mer. «Ich bin jeweils nicht sicher, ob
Open, sondern auch sämtliche Turniere
in den USA. Für seinen Titel in Wim-
bledon erhielt er keine Weltranglisten-
punkte. Die Affäre, die in Melbourne
ihren Anfang nahm, setzte ihm nicht
nur sportlich, sondern auch menschlich
zu. Erst in Wimbledon fand er zurück in
die Spur. In der zweiten Saisonhälfte ge-
wann er 27 von 29 Partien.
Titelfavorit Nummer 1
Wie weit sein Drama damit beendet
ist, wird sich erst in der kommenden
Woche zeigen. Als neunfacher Sieger
in Melbourne startet Djokovic als Titel-
favorit Nummer 1 ins Australian Open.
Vor einer Woche gewann er in Adelaide
das erste Turnier der neuen Saison. Das
Publikum empfing ihn in der südaustra-
lischen Metropole freundlich.
Ob das auch in Melbourne so sein
wird, ist offen. Die Posse um seine Ein-
reise vor einem Jahr hat Spuren hinter-
lassen. Gegenüber Channel Nine sagte
Djokovic, er sei gespannt gewesen,
wie er in Adelaide empfangen werden
würde. «Die Reaktionen waren phantas-
tisch. Ich erhielt enormen Support.Aber
ich habe keine Ahnung, wie es in Mel-
bourne sein wird.»
Freitag, 13. Januar 2023
ich überhaupt angeschlagen habe nach
einer Länge, ich spüre nichts mehr», sagt
Kayadelen. Im Ziel kann sie die Bade-
kappe nicht selber ausziehen, die Finger
sind zu klamm.
Zur Sucht geworden
Schwimme sie im Eiswasser, begebe sie
sich in eine kontrollierte Extremsitua-
tion, sagt Kayadelen. «Ich habe davon
auch im Beruf profitiert. Ich reagiere
gelassener und habe mehr Selbstver-
trauen.» Ihre Erfahrungen gibt sie ande-
ren Menschen weiter. Sie hat ein Buch
geschrieben, in «Out Of Comfort Zone»
berichtet sie über ihre Erfahrungen als
Extremschwimmerin und die Auswir-
kungen auf die Psyche. Ausserdem bie-
tet sie Coachings an, kombiniert mit
Schwimmen in kaltem Wasser.
«Im Eiswasser fühle ich mich mit der
Natur, dem Wasser und meinem Körper
verbunden», sagt Kayadelen. Steigt sie
aus dem Wasser, zittert sie am ganzen
Körper, kann kaum sprechen. Doch die
Glückshormone schiessen in die Blut-
bahn. Kayadelen sagt: «Dieses Gefühl
will ich immer wieder erleben.» Aus der
Angst ist eine Sucht geworden.
Fahrlässig sei sie trotz Extremsitua-
tionen nicht. Nach den letzten WM
sagte sie, die 1000 Meter Freistil wür-
den sie reizen. Zu dieser Disziplin tritt
sie jedoch nicht an. Der warme Win-
ter verhinderte genügend Trainings im
Eiswasser. Zur Vorbereitung auf die
WM schwamm Kayadelen mehrmals
pro Woche im Zürichsee, sie wohnt in
Männedorf wenige Meter vom Ufer ent-
fernt. An den Wochenenden fuhr sie an
den Caumasee im Bündnerland, weil
dieser noch kälter ist. «Trotzdem will ich
kein Risiko über die längeren Distanzen
eingehen», sagt Kayadelen.
Nach den Eisschwimm-WM wird
sie ihr Training radikal umstellen. Wird
mindestens 30 Kilometer pro Woche
schwimmen, allerdings im Hallenbad.
Sie hat sich schon das nächste Ziel ge-
setzt: Im nächsten Sommer will sie er-
neut den Ärmelkanal durchqueren –
dieses Mal allein, wieder ohne Neopren.
Deshalb sind weitere Kältetrainings
nötig, im Sommer mit Eiswürfeln in
der Badewanne oder in einem Bergsee.
Hinzu kommt die riesige Distanz von
34 Kilometern von Dover nach Calais,
Kayadelen rechnet damit, 12 bis 15 Stun-
den im Wasser zu sein. «Der Ärmel-
kanal, das wird für mich wie die Bestei-
gung des Mount Everest.»
Mittlerweile glauben in Australien
nicht wenige, dass Djokovic auch ein
Opfer des unpopulären Premierminis-
ters Scott Morrison gewesen sei, der mit
Härte gegenüber dem populären Sport-
ler bei den Wählern zu punkten ver-
suchte. Morrison und seine konserva-
tive Regierungskoalition verloren im
Mai die Wahlen gegen die sozialdemo-
kratische Labor Party.
Support erhielt Djokovic vor einem
Jahr ausgerechnet von Nick Kyrgios,
der ihn zuvor mehrfach heftig kritisiert
hatte. Nun aber bezeichnete der Aus-
tralier die Behandlung des Serben als
respektlos und völlig übertrieben. Zwi-
schen den beiden ungleichen Spielern
entwickelte sich darauf eine Art Zunei-
gung, im Sommer bestritten sie gegen-
einander den Final von Wimbledon.
Djokovic sagte am Rande des Tur-
niers in Adelaide, er werde nie verges-
sen, dass Kyrgios einer der wenigen ge-
wesen sei, die in der schwierigen Situa-
tion für ihn Stellung bezogen hätten. Die
beiden trafen sich in der Nacht auf Frei-
tag in der Rod-Laver-Arena zu einem
vielbeachteten Trainingsmatch, der in 58
Minuten ausverkauft war. Es scheint, als
kehre für Novak Djokovic auch in Aus-
tralien so langsam der Alltag zurück.
Freitag, 13. Januar 2023
«Ich lasse mich
von Mikaelas Taktik inspirieren»
Aleksander Kilde, der momentan weltbeste Abfahrer, erklärt vor den Lauberhornrennen im Gespräch mit Philipp Bärtsch,
wie er davon profitiert, mit der erfolgreichsten Skirennfahrerin liiert zu sein – und warum O-Beine die Materialabstimmung erschweren
Aleksander Kilde,Sie fielen schon als Jung-
spund im ersten Trainingslager mit Aksel
Svindal und Kjetil Jansrud durch IhreVoll-
gas-Mentalität auf. Woher kommt sie?
Ich weiss es nicht. Ich lote einfach gerne
Grenzen aus,seit je.Ich fuhr schon als Bub
geradeaus drauflos. In den Toren schied
ich aus, verlor einen Ski, stürzte – ein biss-
chen Kamikaze.Aber das hat mich zu dem
Skirennfahrer gemacht, der ich heute bin.
Ich habe erfahren, was zu viel ist. Jetzt
kann ich mir auch einmal einen halben
Meter mehr Platz geben und doch direkter
unterwegs sein als die anderen. So ist ein
einstiger Nachteil mittlerweile einVorteil.
Eigentlich erstaunlich, dass Sie nur einmal
ernsthaft verletzt waren.
Ich habe Glück gehabt.Aber nicht nur.Ich
bin physisch stark, auf eine Art athletisch,
die mich gut aus Problemsituationen ent-
kommen lässt. Wie Marco Odermatt, der
superathletisch ist und noch keine schwere
Verletzung hatte. Das haben Marco und
ich gemeinsam: Wir gehen an unsere
Grenzen, aber wir kennen sie.
Ihre Freundin Mikaela Shiffrin fährt ganz
anders: klinisch sauber, sehr kontrolliert,
technisch nahe der Perfektion.So hat sie 82
Weltcup-Rennen und vieles mehr gewon-
nen. Der beste Speed-Fahrer der Gegen-
wart und die beste Skirennfahrerin der Ge-
schichte sind ein Paar, aber die Fahrstile . . .
. . . unterscheiden sich massiv. Doch die
Grundlagen sind gleich. Es geht um die
saubere, enge Linie und darum, die Ski
im richtigen Moment freizugeben. Wenn
Mikaela gewinnt, trifft sie diesen Punkt
bei jedem Tor haargenau. Sie ist so gut
darin,dass sie konstant gewinnt.234Welt-
cup-Rennen, 82 Siege, 130 Podestplätze –
das sagt alles. Sie hat ein extremes Ge-
spür. Ich bin anders, ich habe zwar einen
wirklich schnellen Schwung, aber den
bekomme ich nicht in jeder Kurve und
in jedem Lauf hin. Da versuche ich, von
ihr zu lernen.
Indem Sie ihr zuschauen, oder indem Sie
mit ihr reden?
Beides. Physisch unterscheiden wir uns
natürlich auch, ich fahre kraftvoller Ski,
weil ich grösser und stärker bin. Aber ich
lasse mich von Mikaelas Taktik inspirie-
ren. Sie versteht es so meisterhaft, beim
einen Tor etwas zu investieren, um beim
nächsten umso schneller zu sein.Während
ich zu eng, zu direkt hineinsteche und des-
halb Tempo einbüsse. Mikaela zeigt, wie
man clever fährt, wo die Grenzen liegen.
Mikaela Shiffrin hat viel darüber gespro-
chen, wie Sie ihr eine Stütze waren nach
dem Tod ihres Vaters vor drei Jahren. In
welchen anderen Bereichen neben derTak-
tik profitieren Sie von ihr?
Wie sie mental mit verschiedenen Situa-
tionen umgeht, von ihrer Einstellung.
Mikaela ist die Weltbeste, agiert aber wie
eine, die nicht einmal in der Nähe der
Weltspitze ist. Sie sucht immer nach Din-
gen, die sie verbessern kann; sie hat wahn-
sinnig hohe Ansprüche an sich. Wenn sie
super fährt, aber ein Detail nicht hundert-
prozentig funktioniert, kann sie sich voll
auf dieses Detail fokussieren. Dabei wäre
es so leicht für eine, die schon so viel er-
reicht hat, in einer solchen Situation ge-
nügsam zu sein. Ich schaue sie manchmal
an und denke: Wow, woher kommt das,
woher holt sie sich das? Sie hilft mir, noch
seriöser, noch fokussierter zu sein – statt
einfach nur zufrieden.
Ein spezieller Tag war der 16. März 2022
am Weltcup-Finale in Courchevel. Shif-
frin gewann die Abfahrt, Sie entschieden
das Duell um den Abfahrtsweltcup gegen
Beat Feuz für sich. Sie fuhren am gleichen
Berg den gleichen Kurs.Wie konnten Shif-
frin und Sie da zusammenspannen?
Ich will mir keine Scheibe von ihrem
Erfolg abschneiden. Wir schickten uns
Videos hin und her. Mikaela sah, was bei
den Männern möglich ist. Dinge zu sehen,
ist keine grosse Kunst, aber sie kann auch
einiges davon umsetzen. Darin ist sie un-
glaublich gut.Wie gut sie sich auf eine sol-
cheAufgabe vorbereiten kann – das macht
ihr niemand nach.
Haben Sie eine Lieblingsabfahrt?
Am häufigsten gewonnen habe ich in Grö-
den – dreimal.Am liebsten fahre ich wohl
in Beaver Creek.Gleich nach Gröden und
Beaver Creek kommt Wengen.
Wengen ist einmalig, wegen der Länge der
Lauberhornabfahrt,wegen ihrer Schlüssel-
stellen, wegen des Panoramas. Aber kostet
Sie diese Strecke überhaupt Überwindung,
etwa im Vergleich zu Kitzbühel?
Die Lauberhornabfahrt ist die längste
und deshalb sowohl physisch als auch
mental eine der härtesten. Wengen, Kitz-
bühel und Bormio rauben dir am meisten
Energie. Auch in Wengen gibt es Stellen,
die zumindest ein bisschen furchteinflös-
send sind, etwa die Einfahrt beim Hund-
schopf. In Bormio stehst du am Start und
weisst: blankes Eis, von oben bis unten.
In Wengen ist der Schnee im Normalfall
sehr griffig.Wäre die Piste hier eisig wie in
Bormio, wäre sie nicht fahrbar, uns ginge
gegen Ende schlicht die Kraft aus.
Die kniffligste Stelle der Lauberhorn-
abfahrt ist wohl das Brüggli-S, dieser
einmalig enge Schlauch. Wie muss man
es fahren?
Ich habe es in all den Jahren erst ein-,
zweimal ideal erwischt. Wie sehr musst
du abbremsen, wie sauber kannst du auf
Zug fahren? Die goldene Mitte ist der
Schlüssel. Im Training ist es einfach, das
Brüggli-S sauber zu fahren. Im Rennen
die Balance zu finden,ist hingegen schwie-
rig, da die Einfahrtsgeschwindigkeit nor-
malerweise deutlich höher ist als in den
Trainings. Also musst du das Tempo dros-
seln, sonst landest du im Netz.
Lohnt sich da die Videoanalyse bei den
Konkurrenten besonders,etwa bei Brüggli-
S-Spezialisten wie dem zurückgetretenen
Carlo Janka?
Ja. Janka und Vincent Kriechmayr waren
und sind immer schnell. Odermatt be-
herrscht es auch. Es ist die schwierigste
Kurvenkombination im Weltcup, aber es
gibt keinen Königsweg,sie zu meistern.Ei-
nige machen eingangs den Pflug, andere
legen einen Gegenschwung ein, wieder
andere driften.
Nächste Woche in Kitzbühel werden wie-
der andere Qualitäten gefragt sein als jetzt
in Wengen. Wie sehr ist die Streif für Sie
als Weltnummer 1 in den Speed-Diszipli-
nen noch eine Mutprobe?
Kitzbühel wird immer etwas Furchtein-
flössendes haben. Die Streif lässt sich in
drei Stücke schneiden. Der obere und
der untere Teil sind brutal, aber der Mit-
telteil ist moderat, kontrolliert. Jedes
Mal, wenn ich ins Flachstück einfahre,
atme ich einige Sekunden durch. Man
kann sich ein bisschen erholen, bevor es
wieder zur Sache geht.
Seit wann fühlen Sie sich als komplet-
ter Abfahrer?
Seit vielleicht vier Saisons sehe ich mich
jederzeit und überall in der Lage, um den
Sieg mitzufahren. Als ich in den Weltcup
kam, war ich ziemlich klein und schmäch-
tig. Ich wurde spät zum Mann, legte nur
sehr langsam an Gewicht zu.Also hatte ich
zu Beginn das Gefühl, extrem viel riskie-
ren zu müssen, um gewinnen zu können.
Sie sind jetzt 30, im besten Alter. Haben Sie
die Trainingsumfänge, die Maximalbelas-
tungen bereits reduziert aus Rücksicht auf
Ihren Körper?
Weil ich ein Spätzünder war,altere ich nun
wohl langsamer. Aber seit dem Kreuz-
bandriss vor zwei Jahren brauche ich mehr
Erholungszeit, vor allem, wenn ich Ren-
nen gewinne, weil das Drumherum dann
kräfteraubender ist. Die Beanspruchung
Sport
Aleksander Kilde inspiziert das Gelände in Wengen.
ist gross im Erfolg, aber da bin ich selber
schuld. Du musst versuchen, auch einmal
eine halbe Stunde nur dazuliegen, sonst
brennst du aus.
Bernhard Russi sagte in der «NZZ am
Sonntag» zum Reifeprozess eines Abfah-
rers: «Irgendwann wirst du vernünftig, wo-
bei ich sagen würde, dass Kilde diesen Pro-
zess noch nicht ganz abgeschlossen hat.
Manchmal probiert der Dinge, die Feuz
nie gemacht hat.» Hat Russi recht?
Ja. Ich suche immer noch das richtige
Mass. Ich sage nicht, Beat gehe keine
Risiken ein – aber ich riskiere mehr.
Ich versuche, die Grenzen zu verschie-
ben, was nicht immer gutgeht. Beat fährt
viel geschmeidiger als ich. Ich möchte
die Risikobereitschaft gar nicht zu sehr
senken. Jemand wird etwas wagen, was
ihn schneller macht, daran versuche ich
immer zu denken. Wir können in der
Saisonvorbereitung nie unter Renn-
bedingungen trainieren, also möchte ich
auf den Rennpisten auch jede Trainings-
fahrt nutzen, um schneller zu werden.
Sonst würde ich meine Zeit verschwen-
den. Und doch: Ich bin nun so erfahren
und kenne die Strecken so gut, dass ich
auch einmal Energie sparen kann, um
im Rennen umso schneller zu sein.
Wie vergleichen Sie Ihren Fahrstil mit
jenem von Marco Odermatt?
Unsere Techniken sind unterschiedlich,
und doch ähneln sich die Fahrstile. Ich
denke an die Intensität. Wir sind geladen
unterwegs, suchen die perfekte Linie,
übertreiben es manchmal.Aber wenn wir
es nicht übertreiben, dann gewinnen wir.
Wir verbrauchen mehr Energie, als Beat
Feuz je benötigt hat. Wie ökonomisch er
fährt, ist einzigartig.
Beat Feuz tritt in Kitzbühel ab. Wie wird
sich Ihre Rivalität mit Marco Odermatt
ALEXIS BOICHARD / ZOOM / GETTY
«Die Lauberhornabfahrt
ist die längste
und deshalb
sowohl physisch
als auch mental
eine der härtesten.»
Erfolgreicher
Tempobolzer
phb. · Aleksander Kilde stammt aus der
Nähe von Oslo. Der 30-jährige Norwe-
ger gilt als momentan bester Skirennfah-
rer in den Speed-Disziplinen. In der ver-
gangenen Saison gewann Kilde jeweils
eine von zwei Abfahrten in Wengen und
Kitzbühel, den Abfahrts- und den Super-
G-Weltcup, Olympiasilber in der Kom-
bination und Olympiabronze im Super-
G. Sein bisher grösster Erfolg war der
Gesamtweltcup-Sieg im Winter 2019/20.
Kilde ist seit 2021 mit Mikaela Shiffrin
liiert, der erfolgreichsten Skirennfahre-
rin der Geschichte.
15
weiterentwickeln in den kommenden
Jahren?
Es wird schwieriger für mich, ihn in der
Abfahrt zu schlagen. Marco wird sehr,
sehr bald erstmals eine gewinnen. Er ist
immer noch recht jung, er war noch nicht
so oft an all den Orten. Ich werde mich
wohl ebenfalls weiterentwickeln müssen,
um mich auch künftig erfolgreich mit ihm
duellieren zu können.
Als Sie 2019/20 den Gesamtweltcup ge-
wannen, gehörten Sie auch im Riesen-
slalom-Weltcup zu den besten zehn. Jetzt
sagen Sie, der Riesenslalom sei in erster
Linie der Schlüssel zu Ihrer Technik in
den Speed-Disziplinen. Wollen Sie nicht
wieder mehr Riesenslaloms fahren, um
Odermatt im Gesamtweltcup näher zu
kommen?
Nein. Ich bleibe bei meinem Plan, im
Riesenslalom nur anzutreten, wenn ich
mich bereit fühle und wenn es mich
nicht zu viel Energie kostet. Oberste
Priorität für den Rest meiner Karriere
bleibt der Sieg in Speed-Rennen. Aber
wenn ich einen Riesenslalom fahre, will
ich so gut wie möglich sein, um meine
Startposition zu verbessern. Der 9. Platz
in Adelboden ist ein Anfang. Mit einer
Startnummer über 30 rumpelt die Piste
oft so sehr, dass es ziemlich in die Kno-
chen geht in meinem Alter.
Als Bub eiferten Sie Ihrem Bruder
Andreas nach. Was ist aus ihm geworden?
Nachdem er für das norwegische Europa-
cup-Team selektioniert worden war, ging
er in die USA an ein College. Er fuhr
noch einige Rennen im Nordamerika-
Cup, hörte dann aber auf, um sich auf die
Ausbildung zu konzentrieren. Er arbeitet
nun für eine norwegische Bank und ist
mein Manager in der Heimat. Und er hilft
mir im Materialbereich. Wir haben beide
O-Beine, was im Skirennsport selten ist.
Hilft er Ihnen sogar beim Testen?
Nein, das nicht. Er analysiert Videos
und sagt mir etwa, die Abstimmung sei
wohl zu aggressiv. Wir reden fast täg-
lich miteinander. Er half mir, das Mate-
rial an die Beinstellung anzupassen und
das Set-up zu finden, das ich jetzt habe
und das so gut funktioniert. Das ist nicht
so einfach, wenn du nicht die gleichen
Beine hast. Viele Serviceleute oder Trai-
ner haben nie einen Fahrer mit solchen
O-Beinen gesehen.
Die brüderliche Konstellation wirkt
typisch: Der Ältere geht voran, der Jün-
gere folgt ihm und profitiert; der Ältere
hört irgendwann auf, der Jüngere schafft
es nach oben. Ist es ein Vorteil, der Jün-
gere zu sein?
Definitiv. Andreas ist sechs Jahre älter,
dieser grosse Abstand hat den Effekt
wohl noch verstärkt. Als er aufhörte, war
ich 14 oder 15 und konnte noch sehr von
seinen Erfahrungen profitieren.
Nach dem Kreuzbandriss arbeiteten Sie
erstmals mit einer Mentaltrainerin zusam-
men. Was war die spezifische Schwierig-
keit, die Sie zu diesem Schritt veranlasste?
Es ging darum, positiv zu bleiben, sich
auf die Stärken zu konzentrieren und
das Knie zu vergessen. Ich versuchte
mir vorzustellen, ich fahre zum Beispiel
in Gröden hinunter, versetzte mich ge-
danklich in mein Knie, um zu spüren,
ob es halten würde oder nicht, ob ich
für die Kamelbuckel bereit wäre oder
nicht. Das war meine mentale Vorbe-
reitung auf die Rückkehr. Als ich wie-
der fuhr, war ich überzeugt: Es hält. Ich
hatte keine Angst mehr.
Arbeiten Sie immer noch mit dieser
Mentaltrainerin?
Nein. Ich hatte bekommen, was ich
brauchte. Was sie mir beigebracht hat,
wende ich immer noch an. Ich kann sol-
che Probleme jetzt selber lösen. Oder mit
den Leuten, die um mich herum sind.
16
Die «Krake» breitet sich aus
Die neue Corona-Variante macht 30 Prozent der Fälle in Amerika aus – umschlingt sie bald die ganze Welt?
STEPHANIE LAHRTZ
Die Corona-Situation gleicht mitt-
lerweile einer Buchstabensuppe: Von
oben betrachtet schwimmen im Teller
BA.5, BQ 1.1, XBB, XBB.1 oder BF.5
und Hunderte weitere kleine Nudel-
sorten darin herum. Doch die Suppe ist
schlecht gemischt. Es gibt an mehreren
Stellen grosse Klumpen mit nur einer
Sorte. Und immer, wenn sich irgendwo
in kurzer Zeit ein solcher Haufen bil-
det, wächst die Angst, dass dieser aus-
einanderrutscht und sich dieser Nudel-
typ – sprich: diese Corona-Variante – im
ganzen Teller verbreitet.
Derzeit wird der XBB.1.5-Klumpen
argwöhnisch beäugt. Denn er wächst
rasant. Im Oktober 2022 wurde er erst-
mals im Suppenteller gefunden, kon-
kret in New York.Anfang Dezember be-
trug der Anteil in den USA rund 1 Pro-
zent aller Corona-Varianten. Mittler-
weile sind es in den ganzen USA knapp
30 Prozent, im Nordosten sogar schon
mehr als 70 Prozent.
Ansteckender als Vorgänger
Klar ist: XBB.1.5 birgt das grössere
Risiko einer Ansteckung als andere
Coronaviren. Die Variante kann dem
durch Impfungen und Infektionen auf-
gebauten Immunschutz noch besser ent-
Firma büsst Mitarbeiter,
wenn sie Kollegen in den Ferien stören
Auch in der Freizeit sind viele für das Geschäft erreichbar – ein indisches Unternehmen setzt ein Signal dagegen
Die Grenzen zwischen Privatleben und Job sind in den vergangenen Jahren fliessend geworden.
THOMAS SCHÜRPF
Für die meisten Angestellten in aller
Welt sind Ferien zur Erholung und zum
Abschalten da. Sie bieten eine Auszeit
vom Arbeitsstress. Das Letzte, was man
am Badestrand oder beim Bergwandern
will, ist ein nerviger Geschäftsanruf, eine
SMS oder eine Mail des Chefs oder
eines Arbeitskollegen.
So weit die Theorie. In der Praxis
sieht es oft anders aus. Hier sind die
Grenzen zwischen Privatleben und Job
in den vergangenen Jahren – nicht zu-
letzt nach den Home-Office-Erfahrun-
gen in der Pandemie – sehr fliessend
geworden. Eine im Dezember 2022
publizierte repräsentative Umfrage
des IT-Branchenverbandes Bitkom in
Deutschland zeigt: Eine Mehrheit von
kommen als frühere Sars-CoV-2-Varian-
ten. Zudem bindet XBB.1.5 dank einer
kleinen genetischen Veränderung in sei-
nem Stachelprotein noch etwas besser
an das Oberflächenmolekül namens
ACE2 auf unseren Zellen. Diese Bin-
dung ist nötig, damit ein Coronavirus
sich in die Zellen quetschen kann.
Doch wir müssen nun keineswegs wie
gelähmt in den Suppenteller starren. Es
ist nämlich erstens gar nicht sicher, dass
XBB.1.5 seinem Spitznamen «Krake»
gerecht wird und bald die ganze Welt
umschlingt. Zwar wurde XBB.1.5 be-
reits in 29 Ländern gefunden, auch in
der Schweiz und in Deutschland. Dort
macht die Variante momentan schät-
zungsweise jeweils einige wenige Pro-
zent aller Corona-Infektionen aus. In
Grossbritannien sind es derzeit rund
10 Prozent. Möglicherweise ist das so-
gar die realistischere Schätzung. Denn
im Königreich wird das Erbgut von viel
mehr Coronaviren als bei uns genetisch
entschlüsselt und somit der Buchstaben-
typ bestimmt. Doch die Dynamik der
Verbreitung einer bestimmten Variante
ist nicht in jedem Land gleich.
Selbst wenn XBB.1.5 bald auch bei uns
dominiert, so heisst das zweitens keines-
wegs, dass dies eine neue grosse Corona-
Welle auslöst. So hatte im November
2022 die Variante BQ.1.1, auch «Höllen-
hund» genannt, hierzulande Fuss gefasst.
55 Prozent der Berufstätigen ist auch in
den Ferien dienstlich zu erreichen – im
Vorjahr sind es 53 Prozent gewesen. In
der Schweiz dürften die Zahlen ähnlich
sein. Wie eine vom Job-und-Karriere-
Blog publizierte Umfrage zeigt, lassen
rund 48 Prozent der Schweizer Arbeit-
nehmenden das Firmenhandy auch an
Feiertagen eingeschaltet und überprü-
fen regelmässig den Posteingang.
1200 Dollar Strafe
Tatsächlich ist die ständige Erreichbar-
keit oft nicht wirklich vorgeschrieben.
Es geht eher um Erwartungen oder ver-
meintliche Erwartungen. Um ein klares
Signal zu setzen,geht ein indisches Unter-
nehmen einen radikalen Weg. Mitarbei-
ter der in Mumbai ansässigen Fantasy-
Panorama
Mittlerweile ist sie sogar die am häufigs-
ten vorkommende Sars-CoV-2-Variante.
Trotzdem gab es keine grosse Weih-
nachtswelle. Es ist also gut möglich, dass
es sich mit XBB.1.5 ähnlich entwickelt.
Denn XBB.1.5 ist ein Nachkomme der
Corona-Variante BA.5, die aus BA.2 ent-
standen ist. Da BA.2 und danach BA.5
bereits im Frühjahr und Sommer durch
Europa gerauscht sind, sind möglicher-
weise viele Menschen noch vor einer
XBB.1.5-Infektion geschützt.
Offenbar nicht gefährlicher
Sollte es aber doch zu einer grösseren
Infektionswelle kommen, so ist drit-
tens nicht zu befürchten, dass diese dra-
matisch wird. Denn in den USA war
XBB.1.5 bisher nicht gefährlicher als
andere Omikron-Varianten. Auch die
Hauptsymptome wie Husten, Heiser-
keit, Hals- und Kopfschmerzen, Fieber
und der Verlust des Geruchssinns sind
dieselben wie bei früheren Omikron-
Infektionen. Die Schnelltests sind zu-
mindest nicht schlechter als zuvor.
Das alles ist auch zu erwarten.
Schliesslich ist XBB.1.5 ein Omikron-
Abkömmling. Gegen alle Omikron-
Subtypen hat bisher der Schutzwall vor
einer schweren Erkrankung, aufgebaut
nach Impfungen und Infektionen, ge-
halten. Eine Auffrischungsimpfung mit
CHRIS EMIL JANSSEN / IMAGO
Sport-Plattform Dream11 müssen eine
Geldstrafe von 100 000 Rupien (etwa
1200 Dollar) zahlen, wenn sie während
ihrer Freizeit einen Kollegen kontaktie-
ren, wie der Firmenmitbegründer Bhavit
Sheth in einem Interview mit dem TV-
Sender CNBC erklärte. Bisher habe sich
das System bewährt, sagte der 36-jährige
Sheth.«Dream11 glaubt,dass einArbeits-
unterbruch es den Dreamstern (Mitarbei-
tern von Dream11) ermöglicht, sich zu
entspannen, neue Energie zu tanken, um
dann bei der Arbeit wieder ihr Bestes
zu geben», wird der Firmenchef von der
Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert.
Allerdings klingt die Regelung der
Firma spektakulärer, als sie ist. Denn
faktisch geht es oft nur um eine Woche.
Das Unternehmen schreibt den Ange-
stellten vor, sich jährlich mindestens
einer sogenannten bivalenten Vakzine,
die Virenbestandteile von BA.5. ent-
hält, verschafft gemäss Labortests einen
etwas besseren Infektionsschutz gegen
XBB.1.5 als Booster mit anderen Vak-
zinen. In Deutschland, nicht aber in der
Schweiz sind solche bivalenten Corona-
Vakzinen mit BA.5-Anteil seit Monaten
als Auffrischungsimpfung erhältlich.
Es ist zu erwarten, dass XBB.1.5 noch
lange nicht der letzte Buchstabe ist, der
im Suppenteller auftaucht. Denn das
Coronavirus verändert sich stetig. Es bil-
den sich jeden Tag an vielen Orten welt-
weit rein zufällig in Infizierten Corona-
viren mit ganz kleinen genetischen Ver-
änderungen. Und jene neuen Viren-
abkömmlinge, die dem Immunschutz
besser entkommen oder sich schneller
vermehren oder besser in Zellen ein-
dringen können, verbreiten sich dann.
Manche sogar weltweit.
Derzeit schwimmen fast ausschliess-
lich Omikron-Abkömmlinge in der
Suppe. Daher wird erwartet, dass die
nächsten neuen Corona-Varianten
ebenfalls aus der Omikron-Familie
stammen. Wir sind allerdings nicht da-
gegen gefeit, dass nochmals eine Virus-
variante entsteht, die stark von Omikron
oder ihrer Vorgängerin Delta abweicht.
Doch neu bedeutet keineswegs automa-
tisch gefährlicher. Auch das hat uns die
Corona-Pandemie gelehrt.
eine Woche freizunehmen. «Einmal im
Jahr wird man für eine Woche aus dem
System herausgenommen», sagte Sheth
dem Sender. «Die Angestellten erhalten
dann keine Anrufe und keine Nachrich-
ten über Slack oder Mail.» Die Firma
könnte allerdings auch Aufholbedarf
haben. In einer (nicht repräsentativen)
Internet-Bewertung durch Angestellte
erhält sie für die Work-Life-Balance nur
3,3 von 5 möglichen Punkten.
Nicht bis ins Detail geregelt
In vielen Ländern ist die Erreichbarkeit in
den Ferien gesetzlich nicht bis ins Detail
geregelt. Meist ist die Erreichbarkeit von
Angestellten in der Freizeit nicht speziell
erwähnt.Arbeitgeber müssen aber aus Ge-
sundheitsschutz-Gründen dafür sorgen,
dass Angestellte in den Ferien abschal-
ten können. Das schweizerische Arbeits-
gesetz schreibt Pausen und Höchstarbeits-
zeiten vor, zudem haben Angestellte das
Recht auf ungestörte Ferien. Frankreich
hat 2017 in seinem Arbeitsgesetz ein
explizites Recht zum Abschalten einge-
führt. Im Prinzip sind Angestellte auch
nicht verpflichtet, das Firmenhandy in
die Ferien mitzunehmen. Allerdings kön-
nen in den individuellenArbeitsverträgen
anderslautende Vereinbarungen zur Er-
reichbarkeit ausserhalb der Arbeitszeiten
festgelegt werden. Auch in betrieblichen
Notfällen dürfen Vorgesetzte im Prinzip
Kontakt aufnehmen.
Aber auch in Arbeitsverträgen kann
nicht alles verlangt werden. So hat das
Landesarbeitsgericht Schleswig-Hol-
stein im vergangenen September ent-
schieden, dass ein Arbeitnehmer in
der Freizeit keine SMS lesen muss. Im
konkreten Fall ging es um kurzfristige
Dienstplanänderungen für einen Not-
fallsanitäter. Zur Debatte stand die
Frage, ob der Notfallsanitäter in sei-
ner Freizeit auf eine kurzfristige Ände-
rung im Dienstplan für den Folgetag
hätte reagieren müssen. Da der Be-
troffene das nicht tat, erteilte ihm der
Arbeitgeber eine Abmahnung. Das Be-
rufungsgericht entschied aber zuguns-
ten des Arbeitnehmers. Das Recht auf
Nichterreichbarkeit diene neben dem
Gesundheitsschutz des Arbeitnehmers
auch dem Persönlichkeitsschutz.
Freitag, 13. Januar 2023
Fehlfunktion bei
Tesla-Autopilot –
Unfall in den USA
Verletzte nach Auffahrkollision
in San Francisco
HERBIE SCHMIDT
Es ist zwar über sechs Wochen her, aber
nun wurden Segmente der Videoüber-
wachung bekannt,die einenAuffahrunfall
auf der Bay Bridge in San Francisco zei-
gen. Zu sehen ist ein weisser Tesla, der auf
der vierspurigen Schnellstrasse im dichten
Verkehr langsam unterwegs ist und plötz-
lich die Spur nach links wechselt. Gleich-
zeitig bremst der Wagen stark ab und
kommt zum Stillstand. Hinter dem Tesla
kommt es zu einer Auffahrkollision von
neun Fahrzeugen.Eines kann nach Berüh-
rung mit dem stillstehenden Elektroauto
noch nach rechts ausweichen und vorbei-
fahren. Die anderen Autos stehen nach
dem Aufprall ebenfalls still. Es kommt zu
leichterenVerletzungen der Insassen,dar-
unter bei einem zweijährigen Kind.
Der Tesla-Fahrer gab der California
Highway Patrol zu Protokoll, dass er
im autonomen Modus unterwegs gewe-
sen sei, als es zu der Fehlfunktion kam.
Der Zwischenfall geschah, als der Tesla
vom Tageslicht in die Dunkelheit ein-
fuhr. Da die Bay Bridge zweistöckig be-
fahren wird, befindet sich die stadtaus-
wärts fahrende Spur unten. Sie ist über-
dacht wie in einem Tunnel. Denkbar
wäre, dass die Kameras des «Full Self-
Driving»-Systems (FSD) aufgrund der
plötzlichen Dunkelheit falsche Infor-
mationen lieferten. Dafür spricht, dass
der Tesla beim Eintritt in die überdachte
Fahrbahn bereits langsam fuhr.
Käufer bezahlen hohen Aufpreis
Der Unfall geschah am 24. November
2022, also an dem Tag, an dem Elon
Musk verkündete, das FSD sei nun in
ganz Nordamerika freigegeben und
könne uneingeschränkt genutzt werden.
Was Musk nicht erklärte, ist die Tatsache,
dass das FSD dem Fahren auf Autono-
miestufe 2 entspricht. Der Fahrer muss
also jederzeit bereit sein, die Kontrolle
über den Wagen zu übernehmen.
Möglicherweise hat der Pilot des Un-
fall-Tesla genau dies getan, als das System
das Auto zum Abbremsen zwang. Im Vi-
deo ist zu erkennen, dass der weisse Tesla
einmal die Spur wechselte,allerdings nach
links,also direkt an die Stützmauer.Nach-
folgende Fahrzeuge waren im dichten
Verkehr bereits zu nahe aufgefahren, um
noch einen Aufprall zu vermeiden. Ein
Ausweichen nach links war wegen der
Mauer nicht möglich.Vielleicht aber sind
auch die anderen Unfallbeteiligten nicht
ganz unschuldig. Bei grösserem Abstand
zwischen den Fahrzeugen und hoher Auf-
merksamkeit hätten manche Fahrer der
involvierten Fahrzeuge möglicherweise
noch rechtzeitig bremsen können, um
einen Auffahrunfall zu vermeiden.
Einerlei, einiges deutet auf eine Fehl-
funktion des FSD-Systems hin, für das
Tesla-Käufer einen Aufpreis von 15 000
Dollar bezahlen. In der Produktbeschrei-
bung gibt es zwar Hinweise, dass der Fah-
rer auf dieser Autonomiestufe 2 jederzeit
die Kontrolle über den Wagen behalten
muss. Doch diese werden oft übersehen,
ignoriert oder falsch interpretiert.
Behörde prüft das System
Das von Tesla eingeführte «Autopilot»-
System wird seitAugust 2021 von der ame-
rikanischen Verkehrssicherheitsbehörde
NHTSA unter die Lupe genommen. Die
Untersuchung bezieht sich auf Fehlfunk-
tionen des Systems in knapp 40 Fällen,da-
von 19 mitTodesfolge.Hinzu kommt eine
Vielzahl von Unfällen mit Rettungsfahr-
zeugen. Noch dauert die Prüfung an, weil
die NHTSA 830 000Tesla-Fahrzeuge mit
«Autopilot»-Option untersucht.
Immerhin sollte man nicht ausser
acht lassen, dass die Einführung neuer
Systeme nicht selten ähnlich funktio-
niert wie bei Medikamenten. Irgend-
wann ist die Wahrscheinlichkeit von
Fehlfunktionen oder eben Nebenwir-
kungen so gering, dass eine Einführung
vertretbar ist. Elon Musk und seine
Ingenieure haben so spekuliert. FSD
funktioniert also nach dem «Bananen-
prinzip» – es reift beim Kunden.
Freitag, 13. Januar 2023
Von wegen
ungerecht
Kann eine demokratische Gesellschaft
wie die Schweiz das Erbrecht zulassen?
Sie kann nicht nur, sie muss.
Von Katharina Fontana
Was haben Lukas Bärfuss, die Juso und der ameri-
kanische Milliardär Warren Buffett miteinander ge-
mein? Sie alle wollen Erbschaften scharf besteuern
oder das Erbrecht ganz abschaffen. Der Schweizer
Schriftsteller Bärfuss hat von seinem Vater nichts ge-
erbt, wie er in seinem neuen Buch «Vaters Kiste» er-
zählt, beziehungsweise bloss einen Berg Schulden,
deshalb habe er die Erbschaft ausgeschlagen. Er hält
Erben für ungerecht und findet,dass Privatvermögen
mit dem Tod des Eigentümers zu Gemeingut werden
soll. Dann hätte der Staat genügend Geld, womit die
Welt besser und gerechter würde.
Man kann das als Sozialkitsch abtun, doch der
Nicht-Erbe Bärfuss ist überzeugt, auf der richtigen
Spur zu sein. Und er ist nicht allein. Die Jungsozia-
listen finden es ebenfalls unerhört, dass privates
Vermögen im Todesfall einfach so in neue Hände
gelangt, ohne dass der Staat zugreifen und sich
einen Anteil sichern kann. Die Juso haben kürzlich
eine Volksinitiative für eine «Zukunftssteuer» lan-
ciert, mit der sie den Superreichen die Hälfte des
Erbes via Steuern wegnehmen wollen.
Auch die Vermögenden selber hadern mitunter
mit ihrem Schicksal. Vornehmlich Personen aus
dem links-grünen Milieu, die aus reichen Familien
stammen, sind die eigenen Millionen oftmals unan-
genehm. Da ihnen der Staat die Bürde des Reich-
tums leider nicht abnimmt, soll das Geld zumindest
dafür eingesetzt werden, Gutes zu tun und die Ge-
sellschaft zu einer besseren zu machen – was nicht
immer wunschgemäss klappt, wie die Wirrungen
um das gescheiterte Kulturlokal Kosmos in Zürich
oder das Schicksal der erfolglosen «Tageswoche» in
Basel zeigen, die von linken Millionenerben (mit)
finanziert wurden.
Nicht nur für Linke kann Erben eine mühselige
Sache sein, auch unter den Liberalen gibt es Leute,
die sich damit schwertun. Womit wir bei Warren
Buffett und anderen amerikanischen Superreichen
wären, die für hohe Erbschaftssteuern eintreten. Sie
sehen darin ein Instrument, um einzelne Familien
nicht zu vermögend werden zu lassen und um das
Leistungsprinzip hochzuhalten.
Nach dem
«Buddenbrook-Prinzip»
Tatsächlich hat es nichts mit Leistung zu tun, wenn
Nachkommen durch den Tod ihrer Eltern zu Ver-
mögen gelangen wie die Maria zum Kind. Erben
kollidiert mit den Prinzipien der Leistungsgesell-
schaft und wird daher auch von gestandenen Libe-
ralen als hochgradig problematisch angesehen, als
gravierende Verletzung der Chancengleichheit und
Gefahr für die Demokratie. Das unverdiente Glück
verdirbt nach verbreiteter Auffassung zudem den
Meinung & Debatte
Vom Vater zur Tochter: Familien verhalten sich in Geldangelegenheiten oft vernünftiger und vorausschauender als der Staat.
Charakter: Die Unmoral, die dem nicht selber er-
wirtschafteten Vermögen anhaftet, schlage auf die
Lebensführung der Begünstigten durch. Warum
sich im Leben noch anstrengen, wenn das Geld
doch schon vorhanden ist? Man nennt dies auch
das «Buddenbrook-Prinzip»: Die erste Generation
schafft das Vermögen, die zweite verwaltet es, und
die dritte studiert Kunstgeschichte.
Angesichts der enormen Summen, die in der
Schweiz jedes Jahr vererbt werden – es handelt sich
um über 90 Milliarden Franken –, erstaunt es nicht,
dass das Thema keine Ruhe lässt und immer wie-
der hochkocht, gerade jetzt, da das Erbrecht hier-
zulande geändert worden ist. An Ideen, was man
mit dem Geld aus den Erbschaften alles anfan-
gen könnte, mangelt es nicht. Die Juso wollen die
Klimakrise sowie die Vermögensungleichheit be-
kämpfen und die Schweiz ökosozial umbauen. An-
dere plädieren dafür, jedem jungen Menschen bei
Die Möglichkeit, zu erben
und zu vererben, sichert
der Familie Freiraum
und schützt ihr Vermögen
vor dem Staat.
Volljährigkeit ein Startkapital zu geben, mit dem er
machen können soll, was er will – eine Art bedin-
gungsloses Grundvermögen; das diene der Gerech-
tigkeit und gleiche die Startchancen aus, heisst es.
Die Diskussion um das Vererben dürfte sich wei-
ter verschärfen, nicht zuletzt wegen des Umstands,
dass man sich wegen der hohen Immobilienpreise
heute oft nur noch dann ein eigenes Haus leisten
kann, wenn man erbt. Die Ungleichheit in der Ge-
sellschaft werde durchs Vererben zementiert, wird
gemahnt, die sozialen Gräben würden tiefer.
Erstaunliche
Staatsgläubigkeit
Gleichwohl ist es falsch, das Erbrecht derart zu
problematisieren, wie es im (medialen) Trend ist.
Man kann das Ganze nämlich auch ganz anders se-
hen. Erstens manifestiert sich im Ruf nach einer
Abschaffung des Erbrechts oder nach einer massi-
ven Besteuerung von Erbschaften eine erstaunliche
Staatsgläubigkeit. Dem Staat wird zugetraut, dass
er klüger sei als das Individuum und besser wisse,
wie er das Geld, sprich das Vermögen der Privaten,
richtig und gerecht verteilen soll.
Das ist eine doch sehr idealisierte Vorstellung. In
der Realität läuft es in der Politik weit öfter darauf
hinaus, die Gelder an die eigene Klientel zu vertei-
len und sich bei den Wählern beliebt zu machen.
Man gibt vor, für die Allgemeinheit zu handeln, wo
nur allzu oft Sonderinteressen bedient werden und
kurzfristige Popularität gesucht wird. Mit Gerech-
tigkeit hat das herzlich wenig zu tun.
Zweitens sollte man sich vom Argument der
Chancengleichheit nicht in die Irre führen lassen.
Niemand hat dieselben Chancen im Leben, auch
dann nicht, wenn alle bei null starten würden. Das
eigene Fortkommen hat nicht nur mit dem Eltern-
haus zu tun, sondern auch mit der körperlichen
Attraktivität, der Gesundheit, der Intelligenz, dem
Talent, die sehr unterschiedlich verteilt sind. Auch
ob eine Person Charme besitzt oder nicht, ist nicht
zu unterschätzen, wie die jüngsten Bundesrats-
wahlen beispielhaft gezeigt haben.
Der Staat wird die Menschen nie gleichmachen
können – zum Glück –, warum soll er also ausge-
rechnet bei den materiellen Ausgangsbedingun-
gen intervenieren? In der Schweiz mit ihrem gene-
rell hohen Wohlstandsniveau und den vielen Aus-
bildungsmöglichkeiten braucht es keine Korrektu-
ren. Im Unterschied zu anderen Ländern leben wir
hier nicht in einer starren Klassengesellschaft, sind
weit von dynastischen Verhältnissen oder feudalen
Strukturen entfernt.
Drittens darf man nicht ausblenden, dass das pri-
vate Vermögen in der Schweiz bereits heute Jahr
17
TOPFOTO / IMAGO
für Jahr besteuert wird. Es gibt zwar keine natio-
nale Erbschaftssteuer, auch die Kantone sind bei
der Besteuerung von Erbschaften zurückhaltend.
Dafür fällt regelmässig die Vermögenssteuer an.
Natürlich tönt es eingängig, dass die Erbschafts-
steuer schmerzloser sei als andere Steuerarten,
namentlich die Einkommenssteuer, weil sie weni-
ger leistungshemmend sei und jemanden treffe, der
ohnehin nichts für sein Glück getan habe.
Allerdings wäre es naiv, anzunehmen, dass im
Gegenzug zum Ausbau der Erbschaftssteuer die
Einkommenssteuer gesenkt würde. Das ist klar
nicht das, was die Steuer-Allianz anstrebt. Wenn
man sieht, wie ungehemmt, ja frivol die Politik seit
ein paar Jahren das Geld ausgibt, spricht rein gar
nichts dafür, dem Staat zu noch mehr Einnahmen
zu verhelfen.
Viertens, und das ist der wichtigste Punkt: Die
Möglichkeit, zu erben und zu vererben, sichert
der Familie Freiraum und schützt ihr Vermögen
vor dem Staat. Daran ändert auch das revidierte
Schweizer Erbrecht nichts, das Anfang Jahr in Kraft
getreten ist. Es wurde ein bisschen an den Pflicht-
teilen geschraubt, doch in den Grundfesten hat sich
wenig geändert. Beim Erben geht es noch immer
um familiäre Bindungen, im Vordergrund stehen
die Verpflichtung gegenüber den Nachkommen
und die Verantwortung gegenüber dem überleben-
den Ehegatten. Das Erbrecht bekräftigt, dass die
Familie die Kernzelle der Gesellschaft ist. Es fusst
auf durch und durch konservativen Werten.
Fast schon eine Provokation
in Gesetzesform
Damit steht das Erbrecht natürlich quer zum «pro-
gressiven» Zeitgeist, wo alles wandelbar und ver-
handelbar erscheint. Es stellt fast schon eine Pro-
vokation in Gesetzesform dar. Und es ist dennoch
richtig. Familien verhalten sich erfahrungsgemäss
oft vernünftiger und vorausschauender als der Staat.
Sie sorgen für ihre Nachkommen vor. Die Bande
und die Solidarität zwischen den Generationen spie-
len eine umso wichtigere Rolle, als der Staat in zen-
tralen Dingen seine Aufgaben nicht mehr richtig er-
füllt – allen voran bei der Altersvorsorge, wo abseh-
bar riesige Probleme auf die Jungen zukommen. Es
ist gut möglich, dass Erbschaften wieder eine grös-
sere Rolle bei der Alterssicherung spielen werden,
gerade auch für die Mittelschicht.
Oder mit etwas Tremolo gesagt: Das familiäre
Vermögen ist die bald letzte Bastion, die sich dem
staatlichen Zugriff und der obrigkeitlichen Umver-
teilung entzieht. Wenn man das Erbrecht schwächt,
setzt man die Politik über die Familie und das Kol-
lektiv über das Private. Wer kann das wollen?
18 Meinung & Debatte Freitag, 13. Januar 2023

Bundesratswahl Gerade die Zürcher Bevölkerung hat

den Glauben an die Justiz und an die
naba Chiaramonti, * 1756 ebenfalls in
Cesena). Er war zuvor Benediktiner-
TRIBÜNE
durch das Volk Politik spätestens bei der Realisierung
des Projekts Hardturm verloren. Auch
nach zwei Volksabstimmungen findet
mönch unter dem Ordensnamen Grego-
rio. Ihm war es ein Bestreben, die sterb-
lichen Überreste seines Vorgängers nach
Für den Vertrag zum
«Das Fundament der hohen Schwei-
zer Lebensqualität sind gute politische
Institutionen», erklären Reiner Eichen-
die Justiz noch immer Wege, diesen Bau
zu verhindern und so zu verzögern. Bis
alle Instanzen einverstanden sind, ist
Rom zu bringen.
Im Dezember 1801 kam es zu einer
Exhumierung und einem Transport von
Atomwaffenverbot
berger und Patricia Schafer in einem das Projekt veraltet, und der ganze Pla- Valence über Marseille und von dort
Gastkommentar (NZZ 4. 1. 23). Das ist nungsprozess beginnt von vorne. per Schiff nach Genua. Auf dem Land- Gastkommentar
richtig, niemand bezweifelt es. Solche Vorfälle belasten das Verhält- weg durch Italien und den Kirchenstaat von MARC FINAUD
Dabei plädieren die Autoren aber nis des Volkes zur Justiz und zur Politik ging der Leichnam des Papstes bei wei-
auch für die Wahl der Bundesräte durch weit mehr als das forsche Vorangehen teren Stationen auf dem Weg nach Rom Die Schweiz unterstütze Atomwaffen, und das zu Recht. Doch das
das Volk. Damit bauen sie in Wirklich- von National- und Ständerat bei der quasi auf eine «Pilgerreise» mit wieder- stimmt keineswegs. Wenn man jedoch Oliver Thränerts Gastkom-
keit bewährte politische Institutionali- Energiekrise. holten Trauerfeierlichkeiten und wurde mentar vom 14. Dezember liest, gewinnt man den Eindruck, dass
sierungen ab, fördern die Personalisie- Zurück zur Energieversorgung: Mir am 17. Februar 1802 in Rom am Ponte die Schweiz selbst Atomwaffen braucht, um sich gegen atomar be-
rung des politischen Handelns und er- ist völlig klar, dass die Juristen mit ihren Milvio empfangen. waffnete Autokratien wie Russland oder China zu verteidigen.Tat-
schweren damit die nationale Politik als Honoraren bei Energieknappheit nicht Auf dem Petersplatz fand die Be- sache ist, dass die Schweiz Atomwaffen abgeschworen hat und ihr
Notwendigkeit zu kollektivem Handeln frieren werden. Mir tun aber die weniger gräbnisfeier im Beisein von Papst Pius der Atomwaffensperrvertrag (NPT) den Erwerb von Atomwaffen
bei nicht vorauszusetzendem Konsens. bemittelten Leute in diesem Land leid, VII. statt. Der Leichnam des in den Vati- verbietet. Die Schweiz ist auch Mitglied internationaler Verträge
Denn mit der Wahl der Bundesräte wenn sie in zu schwach geheizten Woh- kanischen Grotten bestatteten Pius VI. zum Verbot anderer Massenvernichtungswaffen , etwa chemischer
durch die Stimmberechtigten werden nungen ausharren müssen. fand aber keine Ruhe. Auf Drängen der Waffen. Die Mitgliedschaft der Schweiz in diesen Verträgen steht
der Föderalismus des Wahlsystems, inte- Walter Wäckerlig, Busswil (BE) napoleonischen Regierung in Paris wur- im Einklang mit ihrem langjährigen Engagement für das humani-
grative und repräsentative Funktionen den ihm das Herz und weitere Organe täre Völkerrecht und ihren eigenen Sicherheitsinteressen.
der Parteien – und damit auch der Ein- noch im gleichen Jahr entnommen und Auf Initiative der Schweiz leitete die NPT-Überprüfungskon-
fluss des Parlamentes insgesamt – ge- nach Valence übergeführt. Erneut setzte ferenz 2010 den Prozess ein, der 2017 in der Annahme des Atom-
schwächt. sich Pius VII. durch, und 1811 kehrte das waffenverbotsvertrags (TPNW) mündete. Die Schweiz war an den
Umgekehrt wird die Regierung ge-
stärkt und der Proporz des Bundesrates,
«Wir sind wie Herz seines Vorgängers schliesslich nach
Rom zurück.
Verhandlungen zum Vertrag beteiligt und stimmte bei den Verein-
ten Nationen für dessen Annahme. Ihr Zögern, dem TPNW bei-
die Zauberformel, gefährdet. Ersatz-
lösungen für diese drohenden Lücken
zwei alte Krokodile» Dr. phil. Christian Schweizer,
Kirchenhistoriker, Stans
zutreten, ist daher eine aktuelle und beunruhigende Anomalie.
Um die Verzögerung bei der Unterzeichnung des TPNW zu
finden die Ökonomen in einem ein- rechtfertigen, führte der Bundesrat Befürchtungen an, der TPNW
fachen Behaviorismus, der politisches Christoph Blocher und Peter Boden- würde den NPT schwächen und die militärische Zusammenarbeit
Verhalten und Entscheiden auf blosse mann sprechen im Interview mit der der Nato mit der Schweiz gefährden. Beide Befürchtungen sind un-
Anreize und Reaktionen reduziert. So NZZ über beinahe alles und jedes (NZZ begründet.Alle TPNW-Mitglieder sind anerkannte NPT-Vertrags-
geben gemäss den Autoren viele Wäh-
lende ja auch in den Gemeinden und
7. 1. 23). Jedoch ist im ganzen Gespräch
weder vom Franken noch von der Natio-
Gesundheitssystem parteien, und an der ersten Tagung der TPNW-Vertragsstaaten

Kantonen ihre Stimme nicht nur ihrem

«Lieblingskandidaten», sondern auch
nalbank und logischerweise auch nicht
von deren Geldpolitik die Rede.
am Anschlag
Kandidaten anderer Parteien. Dabei ist diese Geldpolitik seit der Russlands Ukraine-Feldzug heute
In Wirklichkeit haben sie in kleinen
Gemeinden wegen Personalmangel oft
Freigabe der Wechselkurse zu Beginn
der siebziger Jahre des vergangenen
In Frankreich zeigt sich, was auch in
der Schweiz auf uns zukommen könnte
verdeutlicht die nukleare Bedrohung
dazu gar keine andere Wahl. In den gros- Jahrhunderts der wichtigste Faktor für («Keine schnelle Heilung für Frank- in Europa und demonstriert, wie Atom-
sen Städten und Kantonen sind die Par- die letztlich hervorragende Entwicklung reichs Gesundheitssystem», NZZ
teien mit Wahlabsprachen aber dazu ge- des Standortes Schweiz. Zusammen mit 10. 1. 23).Wird die Arbeit von uns Haus- waffen von Aggressoren als Schutzschild
zwungen. Das soll gemäss den Autoren
eins zu eins auch auf Bundesebene so
der im europäischen Vergleich vernünf-
tigen und verantwortungsvollen Zusam-
ärzten nicht mehr wertgeschätzt, fehlt
der Nachwuchs.
eingesetzt werden können.
funktionieren. Dort sind die Verhält- menarbeit der Sozialpartner. Die Wertschätzung der Patienten ist
nisse und die Aufgabengebiete aber Peter Bodenmann und Christoph vorhanden. Es fehlt diejenige der Politik
wesentlich komplexer als auf kantona- Blocher gehören zu den hartnäckigsten und damit auch der Versicherer. Arzt- wurde die Rolle des NPT ausdrücklich gewürdigt und betont, dass
ler und kommunaler Ebene, so dass die und meines Erachtens auch unbedarf- praxen werden zunehmend als Investi- der TPNW diesen ergänzt. Zu den Partnerstaaten der Nato ge-
Volkswahl des Bundesrates nicht ohne testen Kritikern der Nationalbank. tionsmöglichkeit gesehen. hören etwa Österreich oder Neuseeland. Beide haben den Uno-
die erwähnten negativen Folgen funk- Erich Heini, Luzern Wer investiert, will auch Profit. Die Atomwaffenverbotsvertrag ohne Konsequenzen seitens der Nato
tionieren könnte. ursprüngliche Aufgabe der Grundver- ratifiziert. Darüber hinaus forderten fast sechzig ehemalige Staats-
Leonhard Neidhart, Zürich sorgung, nämlich die Menschen über und Regierungschefs von Nato-Staaten und zwei ehemalige Nato-
Jahre mit viel Engagement umfassend Generalsekretäre die Nato-Staaten zum Beitritt zum TPNW auf.
zu betreuen, wird in einer ökonomisier- Es gibt keine Hinweise, dass die Zusammenarbeit der Schweiz mit
Beisetzungsfeier für ten Medizin nicht mehr erfüllt.
Dr. med. Bruno Maggi, Zürich
der Nato durch einen Beitritt zum TPNW beeinträchtigt würde.
Russlands Ukraine-Feldzug demonstriert, wie Atomwaffen von
«Vorsicht den emeritierten Papst Aggressoren als Schutzschild eingesetzt werden können. Die «Tor-
heit» bestünde darin, auf diese Erpressung zu reagieren, indem
bei Schnellschüssen» Dass ein Papst einen Papst beerdigte,
stillschweigend die Beibehaltung und die Modernisierung von
Atomwaffen durch irgendein Land gutgeheissen würden. Dies
wie es am 5. Januar 2023 in Rom gesche- An unsere Leserschaft käme Putins Strategie nur entgegen. Die Schweiz muss alles tun,
Die Freude war gross, als der National- hen ist, ist in der Kirchengeschichte kei- um das zu verhindern. Deswegen haben bedeutende Schweizer
und der Ständerat in der Herbstsession neswegs ein Novum («Abschied im Ne- Wir danken allen Einsenderinnen Persönlichkeiten an den Bundesrat appeliert, dem TPNW beizutre-
einige Beschlüsse zur Sicherung der bel», NZZ 6. 1. 23). So etwas war schon und Einsendern von Leserbriefen ten, «um das Ansehen und den Einfluss der Schweiz in internatio-
Energieversorgung durchpaukten. Sie 1802 geschehen: Papst Pius VI. (zivil: und bitten um Verständnis dafür, nalen humanitären Angelegenheiten zu wahren und die Sicherheit
stellten wichtige Signale zu Photovol- Giannangelo Braschi, * 1717 in Cesena) dass wir über nicht veröffentlichte in unserem Land, in Europa und in der internationalen Gemein-
taikprojekten in den Bergen und zum hatte sein Pontifikat 1775 bis zu seinem Beiträge keine Korrespondenz schaft zu stärken». Für die Schweiz als neues nichtständiges Mit-
Ausbau der Wasserkraft auf Grün. Tod 1799 inne. Es zählt nebst den Ponti- führen können. Kurz gefasste Zu- glied des Uno-Sicherheitsrats ist dies die perfekte Gelegenheit,
Im Artikel warnt die NZZ vor fikaten Pius’ IX., Leos XIII. und Johan- schriften werden bei der Auswahl sich der internationalen Bewegung für ein Verbot von Atomwaffen
Schnellschüssen, die der Qualität der nes Pauls II. zu den längsten in der zwei- bevorzugt; die Redaktion behält anzuschliessen und sie zu verstärken. Fünf der zehn nichtständigen
Gesetze und dem Vertrauen in die tausendjährigen Kirchengeschichte. sich vor, Manuskripte zu kürzen. Mitglieder, die neben der Schweiz im Sicherheitsrat sitzen werden,
politischen Prozesse schaden (NZZ Pius VI. starb als Gefangener Napo- Jede Zuschrift an die Redaktion haben den TPNW bereits unterzeichnet und/oder ratifiziert. Fast
28. 12. 22). Auch wird erwähnt, dass leons 1799 im Exil und wurde unmittel- Leserbriefe muss mit der vollstän- die Hälfte aller Staaten der Welt hat den TPNW bereits unterzeich-
die Energie aus den Alpen nicht in die bar nach seinem Tod in Valence, Frank- digen Postadresse des Absenders net. Als neutrales Land, das Atomwaffen als Verteidigungsmittel
urbanen Gebiete gelange. Dazu haben reich, bestattet. Die Trauerfeierlichkei- versehen sein. bewusst ablehnt, und in ihrer Rolle als Hüterin des humanitären
wir in der Schweiz gut ausgebildete ten der Kardinäle wurden vor der Papst- Völkerrechts muss die Schweiz mit dem Beitritt zum TPNW den
Ingenieure, die dieses Problem lösen wahl im Konklave in Venedig gehalten. Redaktion Leserbriefe Weg zu einer sichereren Welt weisen.
können. Und diese Ingenieure arbeiten Zum Nachfolger gewählt wurde NZZ-Postfach, 8021 Zürich
erst noch zu viel geringeren Ansätzen nach einem viermonatigen Konklave E-Mail: leserbriefe�nzz.ch Marc Finaud ist Associate Fellow am Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik
als die Juristen. am 14. März 1800 Pius VII. (zivil: Bar- und Vizepräsident der Initiative für Nukleare Abrüstung.

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Freitag, 13. Januar 2023
KARIKATUR DER WOCHE
Neusprech
schlägt «Falschdenk»
Die renommierte Universität Stanford will 250 als anstössig
erkannte Begriffe verbannen, um Fehlgeleitete umzuerziehen.
«Stupid» würde man da gerne sagen, wenn man noch dürfte.
Gastkommentar von Josef Joffe
Die Stanford-Universität, nach Harvard die Num-
mer zwei im globalen Ranking, hat lange die kor-
rekte Sprachregelung vernachlässigt, jedenfalls in
den Naturwissenschaften von derAstronomie bis zur
Zellforschung.Auf dem 3000 Hektaren grossen Cam-
pus sorgte einst die räumliche Entfernung zwischen
den «harten» Disziplinen und den «weichen» (wie
Literatur und Genderstudien) für Distanz. Die «Te-
chies» und Gutdenkenden (heute «Woke» genannt)
blieben unter sich – zwei Kulturen, zwei Welten.
Das ist vorbei. Nun hat ausgerechnet das IT-
Department eine 13-seitige Anleitung zur «Be-
seitigung verletzender Sprache» formuliert. Kor-
rekt geht die progressive Pädagogik nun mit einer
Trigger-Warnung einher, um empfindsame Leser
nicht zu verstören. «Diese Website enthält wider-
liche oder kränkende Sprache.» Es krümmt sich die
Seele. Sofort weg vom Bildschirm oder die Qual im
Dienste der guten Sache ertragen?
Opake Logik
Welche Begriffe sind schändlich, welche müssen
diese ersetzen? Anstössig ist schon einmal ein Klas-
siker der Forschung, die «Blindstudie», wo die Pro-
banden nicht wissen, ob sie ein Medikament oder
ein Placebo schlucken. Das Wörtchen «blind» er-
höhe die Gesunden und erniedrige die Behinder-
ten. Korrekt sei die «maskierte Studie». Wortklau-
ber dürfen einwenden: «Maskiert» könnte Bank-
räuber entehren.
Verboten ist ab nun «gangbuster», zu Deutsch
etwa «Gesetzeshüter, welche Banden zerschlagen».
Die opake Logik der Sprachingenieure: «Gang»
enthalte «rassistische Untertöne». Indes ist Ban-
denkriminalität ein «ökumenischer» Begriff, der
nicht an Hautfarbe erinnert, sondern an böse
Buben jeglicher Couleur, angefangen beim US-
Ableger der Mafia. Weiter müsse «Sträfling» der
«Person, die eingekerkert ist», weichen. Denn kein
Meinung & Debatte
Mensch dürfe nach einer «einzigen Eigenschaft be-
urteilt werden». Das Ganze mache den Mann aus,
nicht nur seine Zuchthaus-Nummer. Einen «Sträf-
ling» vom «Eingekerkerten» zu unterscheiden, er-
fordert einige dialektische Akrobatik.
«Institutioneller Rassismus» erhält die meisten
Einträge. Auf den Index gehören lauter scheinbar
unschuldige Begriffe, die «braun» oder «schwarz»
enthalten. Eine beliebte Sitte an amerikanischen
Unis ist der «brown bag lunch», bei dem Professo-
ren und Studenten mittags ihre Sandwiches in einer
bräunlichen Papiertüte mitbringen, die in Amerika
millionenfach genutzt wird. Offenbar signalisiert
«braun» Minderwertigkeit von hochpigmentierten
Mitmenschen. Korrekt sei «lunch and learn».
«Blacklist» – auf die schwarze Liste zu setzen –
wecke «negative Assoziationen» mit der Hautfarbe
«Schwarz». Dito «schwarzes Schaf», Umgangsspra-
che für Aussenseiter, die dunkelfarbige Menschen
herabsetzt. «Blackbox»? Bitte neutral von «Flug-
schreiber» reden. Verdächtig ist «Black Hat», den
im Wildwestfilm immer die Bösen aufhaben. Bitte
farbneutral von «Schurken» reden. «Ghetto» gehe
auch nicht, weil es sich auf abgesonderte Schwar-
zen-Quartiere beziehe. Dass der Begriff jahr-
hundertelang eingemauerte jüdische Bezirke be-
zeichnet hat, ist den IT-Gurus entgangen. «Guru»
(indisch) sei übrigens «kulturelle Aneignung» –
richtig ist «Experte».
Von Übel sei das Verb «to master» – wie «eine
Aufgabe meistern». Denn das Substantiv erinnere
an weisse Herrenmenschen, die ihren schwarzen
Sklaven Würde und Willen geraubt hätten, indem
sie sie wie Vieh behandelt hätten. «Chief» (Häupt-
ling) sei kolonialistisch, weil das Wort die «Struktur
indigener Gemeinschaften trivialisiert».Wir sollten
ihn mit seinem Namen anreden, weil «chief» eine
«Beleidigung» sei.
Die Redewendung «auf dem Kriegspfad» wird
ebenfalls als «kulturelle Aneignung» geführt; sen-
sible Menschen mögen «wütend» oder «in die
Offensive gehen» benutzen, schon gar nicht das
«Kriegsbeil begraben». Weg auch mit «Indian
Summer», der prächtigsten amerikanischen Jah-
reszeit. Stattdessen «Spätsommer». Sprachimpe-
rialismus sei die Bezeichnung «Amerikaner», weil
die den Rest des Kontinents ausschliesse; richtig
ist dafür «US-Bürger».
Lieber umständlich als kurz
Rätselhaft wird es bei «immigrant», der zur «Per-
son, die eingewandert ist» wird. Was ist der Ge-
winn? Drei Wörter mehr. Warum auch kurz, wenn
es auch umständlich geht?
Vom Rassismus zum Genderismus. Verpönt ist
die tausendfach benutzte Grussformel «ladies and
gentlemen». Das sei «binäre Sprache», schliesse
also alle anderen Geschlechter aus. «Gentleman»
sei überdies «maskuline Sprache», welche Frauen
und Transgender-Menschen ignoriere. Also «Hallo,
ihr alle». Das Adjektiv «seminal» ist verboten, weil
darin «semen» («Samen») steckt und «männlich-
dominierte Sprache bevorteilt». So sollen wir also
zugunsten der Inklusion «bahnbrechend» oder
«fruchtbar» walten lassen.
Stanford folgt hier dem gendergerechten Bei-
spiel des US-Kongresses, der 2021 für das Parla-
ment das binäre «Väter und Mütter» mit «Eltern»
ersetzte. «Bruder und Schwester» schrumpften
zu «Geschwister» zusammen. Zur Eröffnung der
117. Legislaturperiode endete das Einführungs-
gebet mit «Amen and A-women». Der inklusiv den-
kende Abgeordnete war nicht ganz fit in der Litur-
gie. «Amen» hat nichts mit Geschlecht zu tun. Es
ist eine Bekräftigungsformel aus dem Hebräischen,
etwa «So soll es sein!».
Stanford hinkt auch hinterher, wo Altersdiskri-
minierung das hässliche Haupt erhebt. Schon vor
Jahresfrist verschickte Google an seine «Techies»
Anweisungen für den korrekten Sprachgebrauch.
Den Programmierern wurde bedeutet, «Senioren»,
ob schwarz oder weiss, sei irgendwie abwertend.
Nunmehr müsse der «ältere Erwachsene» her. Er-
setzt wird die «ältere Version» eines Programms
durch eine «frühere».
Doch auch Maschinen könnten in der Seele ge-
troffen werden. Deshalb wünscht sich dieser Autor
von Google, «Smartphone» zu verbieten, weil es
nicht so schlaue Handys herabwürdigt. An Apple
appelliert er, seinem Desktop nicht mehr den
männlichen Namen «Mac» zu geben. Ebenso we-
nig schätzt er «die Maus», die von klobigen Män-
nerhänden geschoben und gedrückt wird und weib-
liche Unterordnung suggeriert. Er rät zum säch-
lichen «Zeigegerät».
Es gibt noch viel zu tun in der neuen IT-Welt,
auch wenn manche der hier genannten Beispiele
wie Parodien klingen. Den Sprachverwaltern ist die
Sache bitterernst, ja heilig, weil das Gute und Ge-
rechte keine Grenzen kennt. Die verbale Detek-
tivarbeit wird zur Obsession. Die Wohlmeinenden
können sich von George Orwells «1984» inspirie-
19
Zur Eröffnung der
117. Legislaturperiode
endete das Einführungsgebet
im Kongress mit
«Amen and A-women».
ren lassen, wo das Wahrheitsministerium tagtäglich
das Vokabular ändert, um das richtige Denken ein-
zupflanzen. Oder von Wladimir Putin, der seinen
Raubkrieg gegen die Ukraine als «militärische Spe-
zialoperation» etikettiert.
Im Dienst des Machtausbaus
Verquast und verwirrend ist jegliche Sprachkon-
trolle, aber nichts Neues unter der Sonne. Sie wird
seit Jahrtausenden von Priestern und Potentaten
zwecks Machtausbaus verordnet. Frömmelei und
Verschleierung sind so alt wie die Menschheit. Er-
baulich ist allerdings die überraschende Pointe der
jüngsten Episode. Sie lässt vermuten, die Stanford-
IT-Brigade fühle sich nach achtzehn Monaten Fron
nicht so wohl in ihrer Haut.
Nachdem amerikanische, pardon, «US-
Medien» das Traktat ironisierend zerpflückt hat-
ten, verschwand es aus der öffentlich zugäng-
lichen Website www.stanford.edu. Nur wer das
richtige Passwort hat, kann sich einloggen. In der
Anleitung finde man auch das Stichwort «stupid»,
spöttelt das «Wall Street Journal». So herzlos wol-
len wir nicht sein und statt «blöd» die empfoh-
lenen Ersatzwörter der Unterweisung benutzen:
«nervig, uncool».
Das muss auch Stanford-Präsident Marc Tessier-
Lavigne gedacht haben.Anfang 2023 verschickte er
einen Brief an die Stanford-Community. Die IT-Ex-
perten hätten «nie die Politik der Universität abge-
bildet. Die Webseite ist entfernt worden. Seien Sie
versichert, dass die Arbeit dieser Gruppe nicht zu
Zensur und Canceling führen wird». Vielleicht hat
Stanford damit ja eine Wende im Kulturkampf ein-
geläutet – zugunsten der «akademischen Freiheit»,
wie Tessier-Lavigne sagt. Chapeau!
Josef Joffe hat jahrelang in Stanford Politologie unterrichtet.
20
Befürchtete Energiekrise in Europa
Gut reagiert – und Glück gehabt
GERALD HOSP
Angekündigte Katastrophen finden häufig nicht
statt. Einen vor kurzem noch befürchteten Mangel
an Erdgas und Strom gibt es derzeit nicht. Statt kal-
ten Wohnungen und dunklen Innenstädten sind in
Europa vielmehr die Erdgasspeicher für diese Jah-
reszeit überdurchschnittlich gefüllt, und der euro-
päische Grosshandelspreis für Erdgas ist so nied-
rig wie vor der russischen Invasion der Ukraine.
Die Energiewaffe des Kremls ist stumpf geworden.
So spektakulär unspektakulär es vorläufig ist,dass
der bisher grösste Lieferant Europas so gut wie kein
Gas mehr liefern will, so wenig kann aber jetzt schon
eine Entwarnung ausgerufen werden.Es gilt zunächst,
die Gründe für die komfortable Lage zu erforschen.
Diese waren, kurz gesagt, Fleiss und Glück. Zum
Fleiss gehören in Deutschland der Bau von Termi-
nals für flüssiges Erdgas (LNG), der so schnell voran-
getrieben wurde, dass auch Experten bass erstaunt
sind. Dies ist vor allem für künftige Importe wichtig.
Insgesamt haben die europäischen Länder die
Einfuhr von LNG stark gesteigert und konnten so
einen grossen Teil des russischen Gases ersetzen.
Dies kam zwar zusammen mit einem hohen Preis
für Erdgas, aber nur so konnten auch die Gas-Tan-
ker nach Europa aus anderen Weltgegenden umge-
lenkt werden. Eine weitere Kraftanstrengung sind
Weibliche Minderjährige als Opfer
Cybersexualdelikte werden noch immer unterschätzt
DANIEL GERNY
Abgesehen von Wirtschaftskriminalität hat das
Internet für keine andere Deliktsgruppe eine der-
art grosse Bedeutung wie für Sexualstraftaten.
Perfiderweise sind Kinder und Jugendliche durch
diese Entwicklung ganz besonders bedroht, wie
ein soeben veröffentlichter Bericht des Bundes-
rates bestätigt. So sind fast drei Viertel der Op-
fer von Cybersexualdelikten unter 18 Jahre alt –
in den meisten Fällen sind es Mädchen. Bei den
Tätern handelt es sich besonders oft um erwach-
sene Männer, die im Netz als vermeintlich Gleich-
altrige unterwegs sind.
Auch andere Zahlen zeigen, wie sehr das Smart-
phone alsTatort für Sexualdelikte ins Zentrum rückt.
So hat das Bundesamt für Polizei (Fedpol) gemäss
eigenen Angaben im Corona-Jahr 2021 doppelt so
viele Pädophilen-Verdachtsfälle an die Kantone wei-
tergeleitet wie im Jahr zuvor, oft basierend auf Inter-
net-Hinweisen aus den USA. Gemäss einer neueren
Studie der Zürcher Hochschule fürAngewandteWis-
senschaften ist in der Schweiz fast jede zweite jugend-
liche Person zwischen 12 und 19 auf dem Smartphone
mit sexuellen Absichten kontaktiert worden. Die
Stiftung Kinderschutz Schweiz spricht deshalb un-
umwunden von einem «verkannten Online-Risiko».
Freispruch für Österreichs Ex-Vizekanzler Strache
In der Politik gelten strengere Regeln als im Strafrecht
MERET BAUMANN
Der Freispruch des ehemaligen österreichischen
Vizekanzlers und FPÖ-Chefs Heinz-Christian
Strache ist unbestritten eine Blamage für die
Korruptionsstaatsanwälte. Sie hatten ihm wegen
des Verdachts des Gesetzeskaufs im Zusammen-
hang mit einer Privatklinik Bestechlichkeit vor-
geworfen. Das Gericht kam aber zum Schluss,
dass der Tatbestand gar nicht erfüllt und die von
der Staatsanwaltschaft vorgelegten Beweise «bei
weitem nicht ausreichend» gewesen seien. Das
ist ein vernichtendes Zeugnis und deutet darauf
hin, dass das Verfahren schon viel früher hätte
eingestellt werden müssen – so wie diverse an-
dere, die einst von der Ibiza-Affäre ausgelöst
worden waren.
Dass die Staatsanwaltschaft dies nicht tat und
den Fall nun sogar an die nächste Instanz weiter-
zieht, mag mit einem gewissen öffentlichen und
medialen Druck zusammenhängen. Dieser ist zwar
nachvollziehbar angesichts der unguten Nähe von
Entscheidungsträgern, des Filzes und des Posten-
schachers, die seit Jahrzehnten zu Österreichs poli-
tischer Unkultur gehören. Es waren just solche
auch von internationalen Experten monierte Män-
gel in der Korruptionsbekämpfung, die vor gut zehn
Meinung & Debatte
die Einsparungen der Unternehmen und Haushalte,
die auch erheblich bleiben, wenn das Wetter mitbe-
rücksichtigt wird.
Befürchtungen, dass die Wirtschaft durch die
«Nachfragezerstörung» erheblich geschädigt werde,
haben sich nicht bestätigt. In Deutschland ist zwar
die Industrieproduktion energieintensiver Unter-
nehmen zurückgegangen, für die gesamten Indus-
triebetriebe gilt dies jedoch nicht.
Die hohen Energiepreise und die Sorge um die
Angebotslage haben ihreWirkung gezeigt.Dazu kam
noch Glück: Europa erlebt einen ungewöhnlich mil-
den Winter. Was für den Wintersport wenig hilfreich
ist, trägt dazu bei, Erdgas einzusparen. Üblicherweise
gehen zu dieser Zeit die Füllstände der Gasspeicher
zurück, weil die Gasheizungen aufgedreht werden.
In der vergangenen Zeit konnten aber die Speicher
weiter aufgefüllt werden. Europa hatte zudem Glück,
weil die Nachfrage nach Erdgas in Asien, vor allem in
China wegen der Covid-Massnahmen, lahmte.
Die aufgeführten Gründe zeigen jedoch, dass sich
Europa nicht auf den Lorbeeren ausruhen kann.
Auch wenn der Erdgaspreis stark gefallen ist,so muss
derzeit durchschnittlich immer noch mehr als dreimal
so viel für Erdgas bezahlt werden wie in den Jahren
vor dem Ausbruch der Pandemie. Am Terminmarkt
werden auch die Gaspreise für den nächsten Winter
abgebildet:Diese liegen höher als die gegenwärtigen.
Es wäre aber falsch,Politik und Behörden Untätig-
keit vorzuwerfen. Im Gegenteil – parlamentarische
Vorstösse und Gesetzesrevisionen gibt es zuhauf. So
hat der Nationalrat soeben das Strafrecht verschärft.
Er will das gezielte Anbahnen von sexuellen Kontak-
ten mit Kindern im Internet sowie das Weiterleiten
von nicht öffentlichen sexuellen Inhalten ohne Zu-
stimmung explizit unter Strafe stellen. Cybergroo-
ming und Revenge-Porn, wie diese beide Deliktfor-
men genannt werden, sind im Strafrecht heute nicht
explizit aufgeführt.Demnächst tritt zudem ein Gesetz
in Kraft, das den Jugendschutz beim Zugang zu ge-
fährlichen Inhalten im Internet verbessern soll.
Mit schärferen Vorschriften alleine ist es aller-
dings nicht getan – das zeigt der Bericht des Bun-
desrates. Oft sind zu wenig griffige Gesetze sogar das
kleinste Problem. Die meisten Übergriffe sind bei-
spielsweise schon heute unabhängig davon strafbar,
ob sie in der realen oder in der virtuellen Welt began-
gen werden. Der Kampf gegen Sexualtäter beginnt
nicht erst vor Gericht, sondern lange davor. So fehlt
es vielerorts an Wissen und an Sensibilität betref-
fend Phänomene, die für eine ohne Smartphone auf-
gewachsene Generation schwer fassbar sind. Es gibt
kaumAngaben darüber, wie verbreitet Cybersexual-
delikte wirklich sind – und wie sie sich verändern.Das
erschwert die Prävention,die teilweise vernachlässig-
Jahren zur Gründung einer speziell dafür zuständi-
gen Staatsanwaltschaft geführt hatten.
Trotzdem braucht es den Mut, klar zu unter-
scheiden, was strafrechtlich relevant und was «nur»
politisch fragwürdig ist. Dies gilt es auch einer nach
Sensationen gierenden Öffentlichkeit zu erklären.
Eine Verurteilung, um ein Exempel zu statuieren,
wie sie in Straches Fall im ersten Anlauf erfolgt ist,
kann nicht angehen.
Das heisst indes nicht, dass die Korruptions-
staatsanwaltschaft grundsätzlich zurückzubinden
ist, wie es konservative Kreise fordern. Wäre die
Justiz gar nicht tätig geworden nach Bekanntwer-
den einer Parteizuwendung und Straches in einer
Chat-Nachricht dokumentierten Frage an den
Spender, welches Gesetz er denn «brauche», hätte
dies zu Recht zu einem Aufschrei geführt. Strache
selbst sprach am Dienstag zudem von einem «äus-
serst fairen und hochkorrekten Verfahren» – das
passt nicht zur Darstellung angeblich linksaktivis-
tischer Ermittler.
Missstände gibt es aber sehr wohl. Gerade in
komplexen Wirtschaftsfällen dauert es mangels per-
soneller Ressourcen viel zu lange bis zu einer Ent-
scheidung. Umso stossender ist, dass ehemals Be-
schuldigte bei einem Freispruch kaum entschädigt
werden.Der Kostenersatz ist gesetzlich geregelt und
Eine Energiekrise muss
auch als Weckruf für eine
langfristige Energiestrategie
verstanden werden,
die weniger auf
Wunschdenken denn auf
Notwendigkeiten beruht.
Es fehlt vielerorts an Wissen
und an Sensibilität betref-
fend Phänomene, die für
eine ohne Smartphone
aufgewachsene Generation
schwer fassbar sind.
beträgt in Straches aktuellem Fall 3000 Euro. Das ist
ein Hohn für jemanden, der das Gericht nach jahre-
langem Verfahren unbescholten verlassen hat. Hier
besteht dringender Reformbedarf.
Bald vier Jahre nach Bekanntwerden des Ibiza-
Skandals sind die Ergebnisse der Strafjustiz mit
dem neuerlichen Freispruch dürftig, auch wenn
noch diverse Fälle hängig sind. Wirklich erstaunen
kann das nicht. Das berühmt gewordene Video
zeigte vor allem ein skandalöses Sittenbild, einen
Politiker mit verstörendem Staatsverständnis und
einer Bereitschaft zur Käuflichkeit. Das erforderte
in erster Linie politische Konsequenzen, nicht juris-
tische – zumal Strache zum Zeitpunkt der Aufnah-
men noch in der Opposition war und die gross-
mäuligen Versprechungen für eine angebliche rus-
sische Oligarchin gar nicht hätte erfüllen können.
Das politische Ende Straches erfolgte denn auch
lange bevor die Ermittler ihre erste Akte anlegten.
Sebastian Kurz beendete die gemeinsame Koali-
tion, weil er nach dem im Video geäusserten Ge-
dankengut keine Basis für eine Zusammenarbeit
mehr sah und Schaden von der eigenen Partei ab-
wenden wollte.
Es ist eine für Kurz bittere Ironie, dass es ihm
zweieinhalb Jahre später ähnlich erging. Auch
gegen ihn brachten die verschiedenen von «Ibiza»
Freitag, 13. Januar 2023
Zunächst einmal könnten sich die Witterungs-
bedingungen auch noch in diesemWinter ändern.Wie
die Heizperiode Ende 2023 aussehen wird, weiss aus-
serdem noch kein Mensch. Zudem könnte nach der
Abschaffung der Covid-Massnahmen die Nachfrage
in China stark steigen.Es zeigt sich derzeit schon,dass
der für Asien relevante LNG-Preis höher ist als der
europäische.Das heisst,dass der Preis für Europa wie-
der anziehen dürfte, wenn hier die Nachfrage steigt.
Die europäischen Gasspeicher konnten sich
2022 auch dermassen beeindruckend füllen, weil
Russland die Lieferungen erst in der zweiten Jah-
reshälfte massiv drosselte. Diese Volumen müssen
in diesem Jahr nun vornehmlich mit LNG ersetzt
werden.Weltweit wird sich das Angebot an Flüssig-
erdgas aber erst 2025 deutlich erhöhen.
Die gute Botschaft lautet: Europa ist dem rus-
sischen Bully nicht auf Gedeih und Verderb aus-
geliefert. Mit Hilfe einer Kraftanstrengung von
Regierungen, Unternehmen und Haushalten, an-
getrieben von Preissignalen, konnte das Schreck-
gespenst einer Energiemangellage vorläufig abge-
wendet werden. Es heisst jedoch, weiterhin auf der
Hut zu sein. Zudem ist klar: Eine tatsächliche, ab-
gewendete oder abgeschwächte Energiekrise muss
auch als Weckruf für eine langfristige Energiestra-
tegie verstanden werden, die weniger auf Wunsch-
denken denn auf Notwendigkeiten beruht.
twird und oft ohne Einbezug der Eltern stattfindet.
Die föderalen Polizeistrukturen sind noch immer zu
stark auf herkömmliche Kriminalitätsformen ausge-
richtet, was sich nicht zuletzt in kleineren Kantonen
bemerkbar macht. Mitunter behindert ein falsches
Verständnis von Datenschutz den Informationsfluss.
Überraschend sind solche Erkenntnisse keines-
wegs. Sie stimmen in vielen Punkten mit den Erfah-
rungen überein, die die Schweiz schon im Umgang
mit radikalisierten Islamisten und anderen Gefähr-
dern gemacht hat.Auch dort kämpften die Behörden
gegen blinde Flecken,weil die Zusammenarbeit lange
nicht funktionierte und zu wenig präventive Mass-
nahmen wahrgenommen wurden. Erst ein nationa-
ler Aktionsplan sorgte für Gegensteuerung.
Natürlich lassen sich diese Konzepte nicht tel quel
auf den Kampf gegen Cybercrime übertragen. Doch
es zeigt, in welche Richtung sich die moderne Ver-
brechensbekämpfung entwickelt: Die Kooperation
und Koordination der unterschiedlichenAkteure mit
ihren unterschiedlichen Perspektiven und Ansätzen
wird zentral. Das bedingt den Abbau von geografi-
schen, institutionell bedingten, technischen und mit-
unter auch mentalitätsmässigen Hürden.Das alles ist
mühsam, langwierig und verspricht wenig Publicity.
Doch es ist der verlässlichste Weg, um einzugreifen,
noch bevor Minderjährige zu Opfern werden.
ausgehenden Ermittlungen schwere Vorwürfe her-
vor: Es geht in der sogenannten Inserateaffäre um
die mutmassliche Veruntreuung von Steuergeldern
zum Kauf wohlwollender Medienberichterstattung
und Umfragen. Die Beweislage für rechtswidriges
Verhalten ist in diesem Fall dicht – völlig offen ist
jedoch, ob Kurz daran beteiligt war und ob sich
dies beweisen lässt. Es ist sehr gut möglich, dass
die gegen ihn laufenden Verfahren eingestellt wer-
den oder ebenfalls in Freisprüchen enden.
Auch Kurz’ politischer Fall war aber nicht die
Folge dieser Ermittlungen, sondern wiederum des
Vertrauensentzugs durch den Koalitionspartner:
Die Grünen machten die Fortsetzung des Regie-
rungsbündnisses von seinem Rücktritt abhängig. So
drängte letztlich die eigene Partei ihren einstigen
Star zum Abgang, um die Macht nicht zu riskieren.
Sowohl bei Strache als auch bei Kurz trugen die
Häme der Opposition und parteiische Medien zu
einer Vorverurteilung bei, die auch die Justiz unter
Zugzwang setzen kann. Da ist mehr Differenzie-
rung geboten. Aber in beiden Fällen brachten nicht
die Ermittlungen den Absturz, sondern der Ver-
lust des politischen Rückhalts. Das ist ein durchaus
positiver Ausdruck einer sich wandelnden Kultur
in Österreich. In der Politik haben strengere Mass-
stäbe zu gelten als diejenigen des Strafrechts.
Freitag, 13. Januar 2023
«Vincenz und Stocker waren
von rein finanziellen Motiven getrieben»
Die Urteilsbegründung zeigt, warum das Bezirksgericht Zürich den Ex-Raiffeisen-CEO so hart anfasste
ANDRÉ MÜLLER
Rund neun Monate nach dem Urteil hat
das Bezirksgericht Zürich am Mittwoch
die schriftliche Begründung an die Pro-
zessparteien verschickt. Auf 1200 Sei-
ten schreibt es, warum es den früheren
Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz zu drei
Jahren und neun Monaten und seinen
Kompagnon Beat Stocker zu vier Jahren
Gefängnis verurteilt hat – unbedingt.
Im schriftlichen Urteil wird auch
für die Öffentlichkeit nachvollzieh-
bar, warum das Gericht zu diesem har-
ten Verdikt gelangte. Die Richter sehen
klare Belege für Betrug und ungetreue
Geschäftsbesorgung. Stocker und Vin-
cenz haben sich im Geheimen und vorab
an Unternehmen beteiligt, die spä-
ter von der Raiffeisen und der Kredit-
kartenfirma Aduno (heute: Viseca) ge-
kauft wurden. Laut der Urteilsbegrün-
dung waren Vincenz und Stocker von
«rein finanziellen Motiven» getrieben.
In der Würdigung der einzelnen Fälle
zeigt sich: Das Gericht folgt der zentra-
len Argumentationslinie der Anklage,
dass Stocker und Vincenz die Aduno
beziehungsweise die Raiffeisen-Gruppe
über ihre versteckten Beteiligungen
hätten aufklären müssen. Nur so hätten
die Unternehmen überhaupt ihr Recht
wahrnehmen können, von den Be-
schuldigten zu verlangen, dass sie diese
Aktien herausgeben.
Klarer Schaden
Wie aber kommt das Gericht zu dem
Urteil, dass es sich um einen Betrug han-
delte? Dafür braucht es als Kriterium
eine arglistige Täuschung und einen
Schaden – beides hatten die Verteidiger
der Hauptangeschuldigten in Bezug auf
alle Fälle infrage gestellt.
Wie das Gericht die Argumentation
der Verteidiger zerzaust, um mehrheit-
lich der Sicht der Staatsanwälte zu fol-
gen, lässt sich gut nachvollziehen am
ältesten Fall: am Kauf des Kreditkarten-
Dienstleisters Commtrain im Jahr 2006.
Das Gericht befand, dass sich Vin-
cenz und Stocker bei diesem Deal des
Betrugs schuldig gemacht hätten. Es
bestätigt vor allem, dass bei diesem Fall
ein Passus im Aktienrecht (Artikel 400
Absatz 1 im Obligationenrecht) greift,
wonach Auftragnehmer ihrem Auftrag-
geber Rechenschaft über alles ablegen
müssen, was ihren Auftrag betrifft. Und
dass sie einen Erlös, der ihnen dabei zu-
gekommen ist, melden und allenfalls
herausgeben müssen.
Manche Rechtsexperten bezweifel-
ten, ob ein Vergleich mit der Rechtspre-
chung des Bundesgerichts zur Frage, wie
und wann Vermögensverwalter Kick-
backs an ihre Kunden abliefern müssen,
wirklich greift. Die Anklage hat sich
stark auf diesen Vergleich abgestützt.
Das Gericht folgt hier den Staatsanwäl-
ten nicht vollständig. Aber unter dem
Strich reicht es für eine Verurteilung von
Vincenz und Stocker wegen Betrugs.
Vincenz und Stocker hätten die
Aduno (beziehungsweise die anderen
Verwaltungsräte) im Fall Commtrain
arglistig getäuscht, heisst es in der Ur-
teilsbegründung. Dass die beiden im Ge-
heimen eine Beteiligungsgesellschaft
dazwischenschoben, ist für diese Be-
urteilung relevant. Die Aduno habe vor
dem Kauf eine Firmenprüfung durch-
geführt, argumentiert das Gericht; mehr
konnte das Unternehmen kaum tun, um
der geheimen Beteiligung von Stocker
und Vincenz auf die Spur zu kommen.
Stocker habe aber darauf hingewirkt,
dass derjenige Anwalt die sogenannte
Due Diligence übernommen habe, der
mit ihm und Vincenz das geheime Be-
teiligungskonstrukt aufgebaut habe. Zu-
dem sassen Stocker und Vincenz auch im
Aduno-Verwaltungsrat und befürworte-
ten die Transaktion. Das Gericht befin-
det daher, «dass im konkreten Fall die
wahren Beteiligungsverhältnisse an der
Zielgesellschaft seitens der Viseca bzw.
Aduno praktisch nicht eruierbar waren».
Pierin Vincenz Ende Januar 2022 während des Prozesses vor dem Zürcher Bezirksgericht.
Nebst der Arglist muss ein Schaden
vorliegen; dass sich dies beweisen lasse,
hatten einige Prozessbeobachter – unter
ihnen Strafrechtler – bezweifelt. Auch
den Schaden sieht das Bezirksgericht
im Fall Commtrain aber als gegeben
an: Die anderen Aduno-Verwaltungs-
räte wussten nicht, dass ein Teil des
Commtrain-Kaufpreises Stocker und
Vincenz zufloss, nämlich 2,66 Millio-
nen Franken. Also konnten sie diese
Erlöse, die der Aduno zustanden, auch
nicht zurückfordern.
Ob der Kaufpreis für die Commtrain
fair oder überhöht war, ob ein Kauf der
Commtrain zu einem späteren Zeit-
punkt allenfalls noch mehr gekostet
hätte und ob Stocker und Vincenz inso-
fern der Aduno gar hätten dienen kön-
nen, ist für das Gericht nicht entschei-
dend: Sie hätten die 2,66 Millionen Fran-
ken auf jeden Fall melden und allenfalls
herausgeben müssen. Somit brach be-
reits im eher kleinen Fall Commtrain ein
wichtiges Element der Verteidigungs-
linie von Vincenz und Stocker weg: näm-
lich dass die Deals der Aduno und der
Raiffeisen unter dem Strich ja gar nicht
geschadet hätten.
Auch die Verjährung rettete im Fall
Commtrain die Beschuldigten nicht. Ge-
mäss dem Bezirksgericht Zürich begann
die 15-jährige Frist nämlich erst, nach-
dem die letzte Tranche des Verkaufs-
erlöses an die Beteiligungsgesellschaft
von Vincenz und Stocker überwiesen
worden war, also im September 2008.
Jeden Fall separat eingeordnet
Dass das Bezirksgericht Zürich die Ein-
zelfälle trotz ähnlicher Ausgangslage
nicht über einen Kamm scherte, zeigt
sich im Fall Genève Credit & Leasing
(GCL): Vincenz und Stocker wurden
hier nur wegen ungetreuer Geschäfts-
besorgung und wegen Privatbestechung
verurteilt, nicht aber wegen Betrugs.
Wie im Fall Commtrain hatten sich
Vincenz und Stocker zu äusserst guten
Konditionen an der zu kaufenden Firma
beteiligen lassen und nichts getan, um
die Aduno auf ihre Rechte an den Er-
lösen aufmerksam zu machen. Explizit
bestätigt das Gericht auch hier die Ana-
logie zum Bundesgerichtsurteil zu den
Kickbacks von Vermögensverwaltern –
diejenige Analogie, welche die Anklage,
als Neuheit, auf die geheimen Beteili-
gungen übertragen und welche die Ver-
teidigung heftig zurückgewiesen hatte.
Im Fall GCL hätten die Aduno-Ver-
waltungsräte zudem mehr Sorgfalt wal-
Wirtschaft
ten lassen müssen: Man habe jedenfalls
keine eingehende Firmenprüfung vor-
genommen, «ein grundlegendes Pflicht-
versäumnis» angesichts des geplanten
Millionendeals, bemängeln die Richter.
Auch später habe die Aduno das Aktien-
buch der GCL nicht konsultiert – wo die
treuhänderische Beteiligung von Sto-
cker, via den GCL-Aktionär Stéphane
Barbier-Mueller, spätestens seit Ende
2012 eingetragen war. Auch wegen die-
ses Versäumnisses kommen die beiden
Hauptbeschuldigten in diesem finanziell
bedeutenden Fall um eine Verurteilung
wegen Betrugs herum.
Kontrollmängel bei Raiffeisen
Der wichtigste aller Firmendeals bleibt
der schrittweise erfolgte Kauf der KMU-
Beteiligungsgesellschaft Investnet durch
die Raiffeisen-Gruppe. Mit diesem Fall
begründet das Gericht mehr als die
Hälfte der Freiheitsstrafe von Vincenz
und Stocker.
So folgen die Richter bei der Wür-
digung der Beweise, beim Tatablauf
und auch bei der Strafe zu guten Stü-
cken der Anklage. Nicht überzeugt hat
das Bezirksgericht etwa das Argument
eines Verteidigers, wonach die Raiff-
eisen von der Beteiligung Vincenz’ ge-
wusst habe, weil der Anteil des Raiff-
eisen-Chefs an den Investnet-Millionen
auf ein Konto der Raiffeisen Lugano
einbezahlt worden sei. Es gebe keine
Anhaltspunkte, dass die Raiffeisen
hätte wissen müssen, dass es sich bei
diesem Geld um eine Bestechungsleis-
tung gehandelt habe; um Geld, das der
Raiffeisen selbst zustände.
Das Gericht verurteilt Vincenz und
Stocker daher wegen Bestechung und
wegen ungetreuer Geschäftsbesor-
gung; aber nicht wegen des schweren
Vorwurfs des Betrugs. Es weist in sei-
ner Würdigung des Investnet-Deals auf
grosse Versäumnisse der Raiffeisen-
Gruppe hin. Ungenügende Strukturen
der Bank zur Durchsetzung einer guten
Geschäftsführung haben die Sache für
Vincenz und Stocker so leicht gemacht,
dass sie die Bank gar nicht zu betrügen
brauchten.
Das Gericht übt damit indirekt deut-
liche Kritik am Verwaltungsrat um den
Präsidenten Johannes Rüegg-Stürm,
dessen «Aufgabe es geradezu ist, den
Geschäftsvorsitzenden in seinem Ge-
schäftsgebaren zu kontrollieren und in
diesem Zusammenhang kritische Rück-
fragen zu stellen». Die Bank liess nicht
die nötige Sorgfalt walten. Dass Vincenz
MICHAEL BUHOLZER / KEYSTONE
wegen seines Erfolgs und seiner Persön-
lichkeit eine besonders starke Stellung
gehabt hat bei der Bank, tut gemäss Ge-
richt dann eigentlich wenig zur Sache.
Weder hatte die Raiffeisen vor dem
Investnet-Kauf die wirtschaftliche und
rechtliche Situation der Zielfirma ge-
prüft, noch hatten die Verantwortlichen
bei Dritten nachgefragt, die etwas über
Stockers geheime Beteiligung hätten sa-
gen können. Unter ihnen war insbeson-
dere ein dritter Investnet-Mitgründer,
der sich relativ kurz vor Stockers Ein-
stieg von seinen Anteilen trennte. Sol-
che Überprüfungen gehörten bei Zu-
sammenschlüssen im Geschäftsalltag
zum Regelfall, schreibt das Gericht: ein
«grundlegendes Pflichtversäumnis» der
Raiffeisen-Spitze also.
Mehr noch: Die Verantwortlichen
der Raiffeisen hätten sich selbst «dann
nicht sonderlich an den Hintergründen
der Transaktion interessiert, als sie noch
vor der Auszahlung der zweiten Tranche
an die Minderheitsaktionäre von ver-
schiedener Seite von ungewöhnlichen
Geldflüssen rund um die Transaktion
erfuhren».
Rotlichtbesuche als Nebenaspekt
Auch in Bezug auf die im Vorfeld me-
dial stark beachteten, für den Prozess
aber eher nebensächlichen Besuche
Vincenz’ in Stripklubs hat sich die Raiff-
eisen nicht mit Ruhm bekleckert. Zwar
schreibt das Gericht, dass Vincenz’ Ver-
ständnis dessen, was als Geschäftsspesen
durchgehe, «deutlich zu weit» gegangen
sei. Er hat sich denn auch der qualifi-
zierten ungetreuen Geschäftsbesorgung
schuldig gemacht.
Der Anwalt der Bank argumentierte
in der Verhandlung, dass der Besuch die-
ser Etablissements auf jeden Fall ruf-
schädigend gewesen sei für die Raiff-
eisen. Die Bank hatte jedoch gemäss
Gericht keine interne Regelung, die
solche Besuche verbot. Diese Regeln
waren überhaupt «derart unbestimmt»,
dass sie kaum als Kriterium taugen, ob
Vincenz seine Firmenkreditkarte über-
mässig und an falschen Orten einsetzte
oder nicht.
Die Kontaktpflege gehörte zu Vin-
cenz’ Aufgabenbereich, und der Präsi-
dent Rüegg-Stürm sagte in der Befra-
gung, es sei «ein Glücksfall gewesen,
einen CEO mit exzellenten kommuni-
kativen Fähigkeiten zu haben». Zudem
hat Rüegg-Stürm Vincenz’ Kreditkar-
tenspesen ab 2012 geprüft – «und in der
Folge nie beanstandet».
21
Logitech-Anleger
werden
kalt geduscht
Nach dem Corona-Boom
bricht der Umsatz ein
BENJAMIN TRIEBE
Wenn ein Unternehmen offen von
einer Enttäuschung spricht, haben An-
leger wenig Grund, das anders zu sehen.
Aktien des Computerzubehör-Herstel-
lers Logitech gaben am Donnerstag
um 17 Prozent nach, als das Mitglied
im Leitindex SMI ernüchternde Zah-
len für das wichtige Weihnachtsquar-
tal präsentierte und die Prognose nach
unten korrigierte. Mit Mäusen, Tasta-
turen und anderen Peripheriegeräten
hatte Logitech im Home-Office- und
Videocall-Boom der Corona-Krise
reüssiert. Nachdem die Pandemie ihren
Schrecken verloren hat, muss sich zei-
gen, wie hart die Rückkehr zur Norma-
lität ausfällt.
Es war längst klar, dass das schwei-
zerisch-amerikanische Unternehmen im
Geschäftsjahr von April 2022 bis März
2023 keine Rekorde wird aufstellen kön-
nen. Der Firmenchef Bracken Darrell
stellte bereits im Laufe des Jahres einen
Umsatzrückgang von 4 bis 8 Prozent zu
konstanten Wechselkursen in Aussicht.
Aber damit setzte er noch zu tief an, wie
jetzt klar wurde: Tatsächlich könnte das
Minus 13 bis 15 Prozent betragen, wie
Logitech mitteilte. Das erwischte Inves-
toren auf dem falschen Fuss. Der Aus-
verkauf von Tech-Werten hatte im ver-
gangenen Jahr auch Logitech-Aktien
belastet. Im Herbst schöpften die An-
leger neuen Mut – und erhielten nun
eine kalte Dusche.
Unsicherheiten in Lieferkette
Auch er sei enttäuscht, liess sich Dar-
rell in einer Mitteilung zitieren und
verwies auf schlechtere Verkäufe an
Unternehmenskunden sowie eine her-
ausfordernde Wirtschaftslage. Den kor-
rigierten Ausblick begründete er auch
mit Unsicherheiten in der Lieferkette
durch den Corona-Ausbruch in China.
Logitech will durch Kostendisziplin das
Geschäftsergebnis stabilisieren. Die In-
flation und eine schwächere Wirtschaft
würden die Konsumenten allerdings
auch in den kommenden Quartalen be-
lasten, merkten Analytiker von Von-
tobel an. Das werde sich bei Logitech
bemerkbar machen.
Von Oktober bis Dezember 2022 ist
der Umsatz von Logitech nach vorläu-
figen Berechnungen auf knapp 1,3 Mil-
liarden Dollar gefallen, das ist fast ein
Viertel weniger als im Vorjahreszeit-
raum. Das Betriebsergebnis schrumpfte
auf voraussichtlich höchstens 176 Mil-
lionen Dollar, ein Rückgang von mehr
als einem Drittel. Zwar liegen beide Be-
träge noch über den Werten, die Logi-
tech vor der Pandemie, im Weihnachts-
quartal 2019, erreicht hatte. Aber das
Tempo des Rückgangs überrascht.
Gefragte Gaming-Konsolen
Beobachter halten dem Unterneh-
men mit Sitz in Lausanne allerdings zu-
gute, dass es agil und robust ist – also
finanziell solide und innovativ. Jüngst
hatte Logitech besonders bei Periphe-
riegeräten für Videokonferenzen und
bei Gaming-Konsolen expandiert. Das
letztgenannte Segment zielt auf Privat-
kunden und scheint nicht der Grund
für die Absatzschwäche zu sein. Was es
mit der von Darrell genannten Zurück-
haltung bei Firmenkunden auf sich hat,
muss sich zeigen. Geräte für Videokon-
ferenzen machten im vergangenen Ge-
schäftsjahr immerhin schon knapp einen
Fünftel des Umsatzes aus.
Die grundsätzlichen Trends zu digi-
taler Kollaboration und Gaming blei-
ben intakt. Analytiker der Helvetischen
Bank warnen deshalb davor, «das Kind
gleich mit dem Bade auszuschütten»,
und verweisen auf eine weltweit instal-
lierte Basis von 1,9 Milliarden Compu-
tern sowie immer mehr Videokonfe-
renzsysteme. Anleger können sich da-
mit trösten, dass die Logitech-Valoren
auch nach der jüngsten Korrektur noch
über dem Niveau von vor der Pande-
mie notieren.
22
MATTHIAS BENZ, ANDREA MARTEL (TEXT),
CIAN JOCHEM (GRAFIK)
René Benko und seine Signa haben
eine schlechte Presse. In Deutschland
ist die Warenhauskette Galeria Kar-
stadt Kaufhof, die zur Signa-Gruppe ge-
hört, in den Schlagzeilen: Das insolvente
Unternehmen versucht sich zum zwei-
ten Mal innert kürzester Zeit zu sanie-
ren und wird frühere Staatskredite wohl
nicht zurückzahlen müssen. Benko per-
sönlich hat in seinem Heimatland Öster-
reich Probleme: Die Justizbehörden ver-
dächtigen ihn, er habe versucht, einen
hochrangigen Beamten zu bestechen.
In der Öffentlichkeit wird das gerne
miteinander vermischt. Benko, das ist
die Signa – und die Signa, das ist Benko.
Dies liegt auch daran, dass wenig über
die Signa-Gruppe bekannt ist. Als pri-
vat gehaltenes Unternehmen gibt die
Gruppe grundsätzlich niemandem Ein-
blick in Bilanzen und Geschäftszahlen –
ausser den eigenen Geldgebern. Die
Verschwiegenheit befeuert immer wie-
der Spekulationen. Von aussen gesehen
hat Benko ein verschachteltes Firmen-
konstrukt gebaut, bei dem kaum zu
überblicken ist, wem was gehört und wie
die einzelnen Teile zusammenspielen.
Aber stimmt die öffentliche Wahr-
nehmung? Wie viel Benko steckt wirk-
lich in der Signa drin? Und ist er Chance
oder Risiko für die Gruppe?
Auffällig ist, dass Vertreter von Signa
einen klaren Strich ziehen zwischen der
Gruppe und dem Firmengründer. Mit
Blick auf die gegenwärtigen Vorwürfe
der österreichischen Justiz erklären
sie, die Anschuldigungen würden sich
gegen René Benko persönlich richten
und nicht gegen Organe oder Vertreter
von Signa. Benko hat seit fast zehn Jah-
ren keine formellen Ämter mehr in der
Gruppe. Gleichzeitig betonen Firmen-
insider aber auch, dass Benko für «sein»
Unternehmen lebe. Sie beschreiben ihn
als Business-Fanatiker, der sieben Tage
«Ich agiere
als Ideengeber.»
René Benko
IMAGO
Unternehmer
die Woche arbeitet, alle Zahlen bis ins
Detail auswendig kennt und die Signa
vorantreibt.
Wie geht das zusammen? Die NZZ
hat mit Signa-Führungskräften, Inves-
toren und René Benko selbst gespro-
chen, um dieser Frage auf den Grund
zu gehen.
Weitverzweigtes Imperium
Wer die Signa-Gruppe verstehen will,
muss zunächst wissen: Sie ist kein klas-
sischer Konzern. Sie besteht aus meh-
reren unabhängigen Unternehmen, die
hauptsächlich im Immobiliengeschäft
und im Detailhandel tätig sind. Jedes
Unternehmen hat seinen eigenen Ver-
waltungsrat bzw. Aufsichtsrat, sein eige-
nes Management und seinen eigenen
Eigentümerkreis. Über den Unterneh-
men agiert als eine Art Klammer die
Signa Holding. Aber sie ist eine reine
Beteiligungsgesellschaft und hat keine
operative Funktion.
In diesem Reich gibt es ein Kern-
stück: die Signa Prime Selection AG.
Die Immobiliengesellschaft ist der
wertvollste Teil der Gruppe und gleich-
zeitig ihr Ursprung. Nachdem René
Benko sein erstes Geld mit dem Aus-
bau von Dachstöcken in Innsbruck ge-
macht hatte, begann er in den 2000er
Jahren mit Projekten, die Aufsehen er-
regten, wie dem Kaufhaus Tyrol in der
Tiroler Hauptstadt. Die 2010 gegrün-
dete Signa Prime expandierte rasch. In
Deutschland erwarb sie unter anderem
die Immobilien der Luxuskaufhäuser
KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in
München und Alsterhaus in Hamburg,
später auch zusammen mit der thailändi-
schen Central Group die Globus-Stand-
orte in der Schweiz oder die Häuser der
Selfridges-Gruppe inklusive Flaggschiff
an der Oxford Street in London. Das
Geschäftsmodell basiert darauf, Immo-
bilien an bester Innenstadtlage zu fin-
den, sie baulich und architektonisch auf-
zuwerten und dann langfristig zu halten.
Wirtschaft
Galeria Karstadt Kaufhof steckt in einem Sanierungsverfahren und will mindestens ein Drittel seiner Warenhäuser schliessen. Im Bild der Standort Berlin-Tegel.
Wie viel René
Innert zehn Jahren ist ein Portfolio
von mittlerweile 29 Luxusimmobilien in
europäischen Innenstädten entstanden.
Zusätzlich sind 25 Immobilienprojekte
Benko steckt
hauptsächlich in deutschen Städten be-
reits in der Pipeline. Sie sollen bis 2027
umgesetzt sein, beispielsweise der Elbto-
wer in Hamburg. Mit Liegenschaften im
Wert von rund 17 Milliarden Euro dürfte
noch im Signa-
Signa Prime die grösste privat gehaltene
Immobiliengruppe in Europa sein.
Das rasante Wachstum war teuer und
hat dazu geführt, dass René Benko nicht
Imperium?
mehr alleiniger Herr im Haus ist. Der
Kreis der Geldgeber musste deutlich
vergrössert werden. Die Signa Holding
hält noch 58 Prozent an Signa Prime.
Der Rest gehört rund 15 weiteren Kapi-
talgebern. Unternehmenskreise bestäti-
Undurchsichtige Besitzverhältnisse, auffällige gen der NZZ die Beteiligungsverhält-
nisse. Zu den externen Kapitalgebern
Transaktionen, hohes Risiko: Um die Immobilien- zählen internationale Investoren, etwa
die deutsche RAG-Stiftung, die die Be-
und Warenhausgruppe von René Benko ranken sich wältigung der Altlasten im Steinkohle-
viele Gerüchte. Eine Recherche zeigt aber, dass sich bergbau («Ewigkeitsaufgaben») finan-
ziert, der deutsche Versicherer R+V,
die Signa-Gruppe ein Stück weit von ihrem die Familie Peugeot aus Frankreich, der
grösste Pensionsfonds Südkoreas oder
schillernden Gründer emanzipiert haben könnte. die Kühne Holding des Hamburger
Unternehmers Klaus-Michael Kühne.
Die Investoren scheinen mit ihrem En-
gagement bei Signa Prime zufrieden zu
sein. Von Verschwiegenheit keine Rede,
die Geldgeber loben sogar die Transpa-
renz. So erklärt die RAG-Stiftung auf
Anfrage, man erhalte als Investor alle In-
formationen und Kennzahlen stets um-
fassend und rechtzeitig. Die Kühne Hol-
ding spricht von einer hohen Professiona-
lität des Unternehmens. Vergleicht man
die heutigen Beteiligungsverhältnisse mit
jenen aus früheren Jahren, so zeigt sich,
dass praktisch alle Grossinvestoren der
Signa Prime bis jetzt treu geblieben sind
und bei zahlreichen Kapitalerhöhungen
mitgezogen haben.
Einfluss von aussen und innen
Die Grossinvestoren haben auch Ein-
fluss und Kontrolle. Sie sind im Auf-
sichtsrat von Signa Prime vertreten, der
gleichzeitig als Investment-Komitee
fungiert. Das Gremium fällt die wichti-
gen Entscheidungen, vom Ankauf einer
neuen Immobilie bis zum Abschluss von
Mietverträgen.
René Benko ist formell nicht in sol-
che Entscheidungen involviert. Er sitzt
nicht im Signa-Prime-Aufsichtsrat – so
wie er auch sonst keine gesellschafts-
rechtlich relevante Funktion innerhalb
der Signa-Gruppe mehr hat. Allerdings
gehören zum Aufsichtsrat von Signa
Freitag, 13. Januar 2023
IMAGO
Prime auch Personen, die Benko sehr
nahe stehen. Fünf der zehn Aufsichts-
räte sitzen mit ihm im sogenannten
Signa-Beirat, einem informellen Gre-
mium ohne Entscheidungsbefugnisse.
Einer der Benko-Vertrauten ist der ehe-
malige österreichische Bundeskanzler
Alfred Gusenbauer.
Auch beim zweiten Immobilien-
standbein der Gruppe, der Signa Deve-
lopment Selection AG, hat sich über die
Zeit der Eigentümerkreis vergrössert.
Anders als Signa Prime hält Signa Deve-
lopment Immobilien nicht langfristig im
Portfolio, sondern baut und entwickelt
Liegenschaften an aussichtsreichen
Innenstadtlagen und verkauft sie weiter.
Oft sind es grosse Bürogebäude, die auf
Nachhaltigkeit setzen und zum Teil auch
mit Architekturpreisen ausgezeichnet
wurden. Beispiele dafür sind etwa die
Projekte Up! und Stream in Berlin. An
der Signa Development hält die Signa
Holding ebenfalls noch 58 Prozent. Der
Rest verteilt sich auf acht weitere Aktio-
näre, die zum Teil die gleichen sind wie
bei Signa Prime.
Gewicht im Detailhandel
Das zweite grosse Betätigungsfeld der
Signa-Gruppe ist der Detailhandel. Er
umfasst Luxuswarenhäuser, gewöhn-
liche Kaufhäuser, eine Möbelkette so-
wie einen mittlerweile börsenkotierten
Online-Sporthändler. In dieses Geschäft
ist Benko erst später – im Jahr 2014 –
eingestiegen.
Gleichzeitig ist der Detailhandel der
Bereich, in dem Benkos Einfluss immer
noch am stärksten ist. Das liegt vor allem
an den Beteiligungsverhältnissen. Wäh-
rend bei den Immobilienunternehmen
Signa Prime und Signa Development in-
zwischen zahlreiche externe Investoren
involviert sind, gehören etwa die öster-
reichische Möbelkette Kika/Leiner und
die deutsche Warenhauskette Galeria
Karstadt Kaufhof der Signa Holding zu
fast 100 Prozent. In welchem Umfang
die Galeria-Warenhäuser, die derzeit in
einem sogenannten Schutzschirmver-
fahren zur Sanierung stecken, weiter-
geführt werden können, hängt auch da-
von ab, wie viel Geld Benko und seine
Mitinvestoren bereit sind aus der Signa
Holding zu investieren.
An der Schnittstelle zwischen Detail-
handel und Immobilien finden zudem
immer wieder auffällige Transaktionen
statt, an denen Benko beteiligt ist. Als
beispielsweise Kika/Leiner Ende 2017
kurz vor dem Bankrott stand, kaufte
eine Benko zugeordnete Privatstiftung
Freitag, 13. Januar 2023
für rund 60 Millionen Euro das Haus
mit dem Leiner-Hauptgeschäft an der
Wiener Mariahilfer Strasse, der wich-
tigsten Einkaufsmeile der österreichi-
schen Hauptstadt. Ein halbes Jahr später
übernahm die Signa-Gruppe das ganze
Möbelunternehmen. Die Liegenschaft,
in der gegenwärtig das Luxuskaufhaus
Lamarr entsteht, gehört mittlerweile
Signa Prime. Auch nach der Akquisi-
tion der Warenhauskette Kaufhof in
Deutschland landeten mehrere Immo-
bilien bei Signa Prime.
Dies wirft die Frage auf: Ist Benko nur
in den Detailhandel eingestiegen, um an
attraktive Immobilien zu kommen? Das
scheint kein grundsätzliches Muster zu
sein. Als Benko beispielsweise im Jahr
2014 das Premiumgeschäft von Kar-
stadt übernahm, gehörten ihm die dazu-
gehörigen Immobilien – das KaDeWe
in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg
und der Oberpollinger in München –
bereits. Die damaligen Eigentümer von
Karstadt hatten die Liegenschaften be-
reits zehn Jahre davor vom operativen
Detailhandelsgeschäft getrennt und an
Finanzinvestoren verkauft, denen Signa
sie später abkaufte.
Benkos ursprüngliches Interesse am
Detailhandel stammte aus seiner Über-
zeugung, mehr aus dem operativen Ge-
schäft herausholen zu können. Die Idee
dahinter: Wenn das Warenhausgeschäft
gut läuft, lassen sich höhere Mieteinnah-
men erzielen, was sich wiederum positiv
auf denWert der Liegenschaften auswirkt.
Vielfältige Geschäftsmodelle
Bei den Luxuswarenhäusern etablierte
sich in der Folge ein Geschäftsmodell,
bei dem Signa die Liegenschaften be-
sitzt und gleichzeitig das operative
Warenhausgeschäft betreibt. Allerdings
Das weitverzweigte Signa-Reich
Beteiligungen in Prozent
Familie-Benko-
Familie Benko
Privatstiftung
Privatstiftung
Ernst Hans Peter
Tanner Haselsteiner
3% 15% 10%
Signa Holding
Die Signa Holding hält Beteiligungen in den Bereichen
Immobilien , Detailhandel und Medien
58% Signa Prime Selection
(Immobilienbesitz, u. a.
KaDeWe-Gebäude)
Weitere Eigentümer:
Kühne Holding 10
R+V Versicherung 5 verurteilt wurde. Gesellschaftsrechtlich
RAG Stiftung 5 Signa Sports United
Familie Peugeot 4,6
Hong Kong Monetary
Authority 4,5
Longbow 3,9
LVM Versicherung 2,9
National Pension
Service of Korea 1,99
Roland Berger 1,8
Andere 2,3
58% Signa Development Selection
(Immobilien-/
Quartierentwicklung)
Weitere Eigentümer:
H. P. Haselsteiner 9,2
Arthur Eugster 7,2
Longbow
(Familie Rausing) 5,4
R+V Versicherung 5 von Signa Prime sitzen.
Familie Peugeot 5 Oberpollinger) Central Group (Thailand)
RAG-Stiftung 3,8
Erwin Conradi 2,8
Roland Berger 2 schen Gremien diskutiert und allenfalls
100% Signa Luxury Hotels
(Betrieb von Luxushotels)
50,1% Signa RFR US Selection
(Immobilienbesitz USA,
u. a. Chrysler Building)
QUELLE: UNTERNEHMENSANGABEN
Wirtschaft
hat Benko auch hier Macht abgegeben:
Bereits im Juni 2015 holte er die thai-
ländische Central Group ins Boot. Aus
der Partnerschaft entstand ein 50:50-Jo-
int-Venture, das mittlerweile der grösste
europäische Player bei Luxuswarenhäu-
sern ist.
Anders sieht es bei den gewöhn-
lichen Warenhäusern von Galeria Kar-
stadt Kaufhof aus. Das Detailhandels-
geschäft der 2015 gekauften Karstadt-
Gruppe und des 2019 übernommenen
Kaufhof gehören der Signa Holding
nach wie vor fast zu 100 Prozent. Zudem
sind hier die Geschäftsmodelle diver-
ser. An manchen Standorten besitzen
Signa-Unternehmen die Liegenschaft
und betreiben das operative Geschäft.
Ein Beispiel ist die Kaufhof-Filiale am
Das rasante Wachstum Berliner Alexanderplatz: Galeria Kar-
war teuer und hat stadt Kaufhof führt das Warenhaus,
dazu geführt, dass gleichzeitig wird das Immobilienunter-
nehmen Signa Prime das Gebäude in
René Benko nicht mehr den kommenden Jahren um ein Büro-
alleiniger Herr hochhaus erweitern.
Hingegen hat Signa an weniger
im Haus ist. attraktiven deutschen Innenstadtlagen
Warenhausimmobilien verkauft oder
hat sie gar nie besessen. Galeria Karstadt
Kaufhof betreibt an solchen Standorten
– es sind rund die Hälfte aller bisherigen
Warenhäuser – nur das operative Detail-
handelsgeschäft als Mieter. Mithin muss
dieses Geschäft in sich profitabel wer-
den, um überleben zu können.
Welche Rolle spielt René Benko
letztlich im gesamten Signa-Kon-
strukt? Von den Eigentumsverhältnis-
sen her zeigt sich ein überraschendes
Bild. Benko ist in keinem der Signa-
Unternehmen direkt als Aktionär enga-
giert. Seine Beteiligung beschränkt sich
allein auf die übergeordnete Signa Hol-
ding. Auch an der Signa Holding hält
Benko – oder genauer gesagt: die Fami-
lie-Benko-Privatstiftung – durchgerech-
net nur noch eine knappe Mehrheit von
51 Prozent. An Benkos Seite stehen als
gewichtige Investoren Unternehmer aus
dem deutschsprachigen Raum: Hans
Peter Haselsteiner, der Haupteigentü-
Familie
Familie
Arduini-Koranyi
Koranyi-Ardnini
mer des österreichischen Baukonzerns
Strabag; der deutsche Fressnapf-Grün-
der Torsten Toeller; und aus der Schweiz
Arthur Eugster, der Gründer des Kaf-
74% 26% feemaschinen-Herstellers Frismag, so-
wie der Lindt-&-Sprüngli-Präsident
Ernst Tanner.
Supraholding Arthur Torsten Eine spezielle Rolle spielt zudem
Eugster Toeller die Familie Arduini-Koranyi. Sie hat
ihre Anteile sogar mit Benko in einer
56% 11,5% 4,5% «Supraholding» zusammengelegt. Ric-
cardo Arduini, ein mehrheitlich in der
Schweiz wohnhafter Unternehmer mit
brasilianischen Wurzeln, gehörte zu den
ersten Geldgebern von Benko am Be-
ginn seiner Karriere.Aber er blieb lange
im Hintergrund.
Auffällig ist, dass Benko über seine
96% indirekte Eigentümerschaft hinaus
keine formelle Funktion innerhalb des
Signa-Konstrukts hat. Er sitzt seit 2013
Signa Retail in keinem Aufsichtsrat mehr und hat
keine Geschäftsführungsfunktion. Das
dürfte damit zusammenhängen, dass
Signa Department Store Group 100%
Benko in jenem Jahr von einem Gericht
(Galeria Karstadt Kaufhof,
letztinstanzlich in einem Strafverfahren
Sportscheck)
49,9% gesehen hat Benko seither keine Ein-
(Online-Sporthändler, flussmöglichkeiten und auch keine Haf-
an der NYSE kotiert) tung mehr.
Signa Food & Restaurants 100% Ein Leben für das Unternehmen
(Galeria-Restaurants,
Joint Venture mit Eataly) Auch ohne formelle Rolle ist es aller-
dings offenkundig, dass sich Benko voll
Signa Home & Lifestyle 100% für sein Unternehmen einsetzt. Laut In-
(Möbelkette Kika/Leiner) sidern dreht sich in seinem Leben fast
alles um die Signa-Gruppe und darum,
Signa Premium 100% wie sie geschäftlich vorangebracht wer-
den kann. Benko scheint häufig als Mitt-
ler im Hintergrund zu agieren. Als Vehi-
49,9% 50% 50% kel dafür dürfte ihm der sogenannte
Signa-Beirat dienen – ein informelles
Gremium, das wohl eigens für ihn ge-
KaDeWe Globus Selfridges
Group Schweiz Group gründet wurde. In diesem Beirat sitzen
auch Benko-Vertraute, die ihrerseits
(KaDeWe,
wiederum im Aufsichtsrat beispielsweise
Alsterhaus,
Die anderen Anteile hält
Was sagt Benko selbst über seine
Funktion? «Ich agiere als Ideengeber,
dessen Vorschläge von den statutari-
Signa Media
100% aufgenommen werden», erklärt er. «Ich
(Anteile u. a. an «Kronen-Zeitung»)
bin eine Person, die Kontakte herstellt,
mit potenziellen Geschäftspartnern,
Banken oder Investoren spricht.»
Benko und die Signa – sie mögen keine
Synonyme mehr sein. Aber im Unter-
nehmen steckt immer noch einiges von
NZZ Visuals / lea., cia. Benko – mit allen Chancen und Risiken.
Exxon widersprach
eigenen Forschern
Klimaprognosen des Ölkonzerns waren ziemlich präzis
SVEN TITZ
Die amerikanische Erdölfirma Exxon-
Mobil hat über viele Jahre hinweg die
Bedrohung durch den Klimawandel her-
untergespielt. Das ist hinlänglich doku-
mentiert. Ganze Bücher wurden über
das Thema bereits geschrieben.
Nun haben drei Wissenschafter zahl-
reiche Dokumente im Detail angesehen.
Sie können belegen, dass Exxon schon
sehr früh und ziemlich genau bekannt
war, welche problematische Wirkung
Treibhausgase auf das Klima ausüben –
auch quantitativ. Denn die Firma liess
eigene Wissenschafter berechnen, wie
sich die Gase auf das Klima auswirken,
und diese Vorhersagen waren erstaun-
lich treffsicher.
Das sei der Sargnagel für Behaup-
tungen von ExxonMobil, es sei fälsch-
licherweise wegen Klimavergehen be-
schuldigt worden, sagt Geoffrey Supran
von der Harvard University. Obwohl
die Firma verlässliche Kenntnisse über
den Klimawandel besass, fuhr sie näm-
lich nach aussen hin mit ihrer Abwiege-
lungstaktik fort. Gemeinsam mit Naomi
Oreskes, ebenfalls in Harvard tätig, und
Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut
für Klimafolgenforschung hat Supran
die Ergebnisse jetzt im Wissenschafts-
magazin «Science» öffentlich gemacht.
Mehrere Gerichtsverfahren
Ursprünglich hiess die Firma Exxon, bis
sie 1999 mit Mobil Oil zusammenging.
Heute ist ExxonMobil eines der gröss-
ten Unternehmen der Welt und zählt zu
den stärksten Treibhausgasproduzenten
im kommerziellen Bereich.
Gegen ExxonMobil sind wegen
der öffentlichen Kommunikation zum
Thema Klimawandel Dutzende von
Gerichtsverfahren angestrengt worden.
Städte, Landkreise und Gliedstaaten in
den USA bezichtigen die Firma, Aktio-
näre irregeführt, täuschendes Marketing
betrieben und Klimaschäden hervor-
gerufen zu haben. Der «Science»-Arti-
kel könnte diesen Verfahren nun noch
mehr Nachdruck verleihen.
Das Forschertrio untersuchte zwölf
Dokumente der Firma mit sechzehn
Klimavorhersagen aus den Jahren 1977
bis 2003. Teils waren es interne Mittei-
lungen, teils Fachartikel, die in wissen-
schaftlichen Journalen publiziert wur-
den. Diese Dokumente waren zwar be-
reits vorher bekannt, aber erst jetzt wur-
den die Prognosen genau analysiert.
Trefferquoten über 80 Prozent
An zwölf Vorhersagen wirkten Exxon-
Wissenschafter massgeblich mit. Die
Analyse zeigte: Zwischen 63 und 83
Prozent dieser Prognosen stimmten mit
den später gemessenen Temperaturen
gut überein. Gemittelt über alle Vor-
hersagen von Exxon sollte sich die Erd-
atmosphäre pro Jahrzehnt um rund 0,2
Grad Celsius erwärmen. Das ist dann
auch so eingetroffen. Und nicht nur das:
Die Klimavorhersagen von Exxon be-
sassen eine ähnliche Güte wie andere
Berechnungen, die in jenen Jahren von
Wissenschaftern an Fachinstituten an-
gestellt wurden.
Darüber hinaus sagten die Wissen-
schafter der Firma voraus, dass der men-
schengemachte Klimawandel in den Jah-
ren zwischen 1995 und 2005 erstmals
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Verlässliche Informationen
waren nie wertvoller.
23
detektierbar sein würde. Auch diese
Prognose traf ein: 1995 gab der Uno-
Klimarat bekannt, der menschliche Ein-
fluss auf das Klima lasse sich inzwischen
nachweisen, weil er sich von natürlichen
Schwankungen abhebe.
«Die Fachleute von Exxon besassen
ein gutes Verständnis der Wissenschaft –
das hat mich aber nicht erstaunt», sagt
der Klimaforscher Reto Knutti von der
ETH Zürich, der nicht an der Studie
beteiligt war. Es habe sogar einen Wis-
senschafter bei Exxon gegeben, der an
den Berichten des Uno-Klimarats mit-
gewirkt habe. Die Treffsicherheit der
Klimaprognosen sei zum Teil allerdings
Glück gewesen: Verschiedene fehler-
hafte Annahmen der Berechnungen hät-
ten sich gegenseitig ausgeglichen.
Keine neue Eiszeit
Die Ölfirma war auch darüber im Bilde,
dass eine in den 1970er Jahren kursie-
rende These, wonach eine neue Eiszeit
bevorstehe, nicht stimmte. Die Glaziale
treten ungefähr alle 100 000 Jahre auf,
Obwohl die Firma
verlässliche Kenntnisse
über den Klimawandel
besass, fuhr sie nach
aussen hin mit ihrer
Abwiegelungstaktik
fort.
und ohne den Einfluss des Menschen
würde die gegenwärtige Warmzeit in der
Tat irgendwann enden.
Doch Exxon war auf der Basis der
internen Berechnungen schon früh klar,
dass auf der Erde gar keine neue Eiszeit
drohte, sondern wegen der Emissionen
des Treibhausgases Kohlendioxid viel-
mehr ein «Super-Interglazial» zu erwar-
ten war – also eine Warmzeit mit lang-
anhaltenden und ungewöhnlich hohen
Temperaturen.
Ob die neue Studie für die Gerichts-
verfahren verwendet wird, bleibt abzu-
warten. Das sei Spekulation, sagt Geof-
frey Supran, aber er gehe davon aus.
Frühere Studien zu Exxons Desinfor-
mation von ihm und anderen Wissen-
schaftern seien in den Verfahren eben-
falls zitiert worden.
«Ein Paradebeispiel»
Dass ExxonMobil in ihrer öffentlichen
Unternehmenskommunikation die
Klimawissenschaft infrage stelle, obwohl
sie intern robuste wissenschaftliche Er-
kenntnisse zur Klimakrise gehabt habe,
sei ein wiederkehrendes Beispiel dieser
Industrie und von ExxonMobil im Spe-
ziellen, sagt Nadine Strauss vom Insti-
tut für Kommunikationswissenschaft
und Medienforschung der Universität
Zürich. Der Fall ExxonMobil sei gerade
im Bereich der Nachhaltigkeitskommu-
nikation ein Paradebeispiel für die Tat-
sache, dass sich die grössten Emittenten
unserer Welt ihrer Verantwortung in der
Klimakrise entzögen – und das schon
seit Jahren.
24
Entwarnung – aber nur für diesen Winter
Gefüllte Stauseen und Gasspeicher sorgen für vorläufige Entspannung am Strommarkt
MATTHIAS BENZ, CHRISTOPH EISENRING,
FLORIAN SELIGER
Es herrscht Erleichterung in Ber-
ner Amtsstuben. Urs Meister, der Ge-
schäftsführer der Eidgenössischen
Elektrizitätskommission (Elcom), ist
optimistisch, dass die Schweiz diesen
Winter von Rationierungen und Strom-
abschaltungen verschont bleibt. Gegen-
über SRF sagte er am Donnerstag, die
Wahrscheinlichkeit sei sehr hoch, dass
man ohne eine Mangellage durch die-
sen Winter kommen werde.
Eine ausreichende Energieversor-
gung sollte für ein Industrieland zwar
selbstverständlich sein. Doch in den
vergangenen Jahren wurde europaweit
zu wenig in die Stromproduktion inves-
tiert. Durch den Ukraine-Krieg sind
zudem Gaslieferungen aus Russland
nach Europa fast versiegt. Dies ging so
weit, dass der Elcom-Präsident Wer-
ner Luginbühl der Schweizer Bevölke-
rung letzten Sommer riet, sich mit Ker-
zen, Cheminéeholz und Batterien für die
Taschenlampe einzudecken.
Was hat nun dazu geführt, dass die
Schweiz von der Strommangellage – das
Sprachungetüm wurde 2022 zum Wort
des Jahres erkoren – wohl verschont
bleibt? Der wichtigste Faktor ist die aus-
sergewöhnlich milde Witterung. Diese
hat zusammen mit ausgiebigen Nie-
derschlägen dazu beigetragen, dass die
Schweizer Stauseen immer noch zu drei
Viertel gefüllt sind. Weshalb ist das so
wichtig? Im Winterhalbjahr verbraucht
die Schweiz rund 34 Terawattstunden
Strom. In den Stauseen ist derzeit immer
Gut reagiert –
und Glück gehabt
Kommentar auf Seite 20
noch Strom für 6,75 Terawattstunden ge-
speichert, in normalen Wintern für rund
5 Terawattstunden. Der Puffer ist somit
grösser als üblich.
Der Bund wollte letzten Herbst
sicherstellen, dass die Stauseen Anfang
Frühling nicht leer sind, um für einen all-
fälligen späten Wintereinbruch gerüstet
zu sein. Er hat deshalb im Oktober eine
Reserve im Umfang von 0,4 Terawatt-
stunden versteigert, die bis Mitte Mai in
den Stauseen belassen werden soll. Da-
für wurden stolze 300 Millionen Franken
ausgegeben, weil damals der Börsenpreis
für Strom noch viel höher lag als heute.
Deutschland spart viel Gas
Doch nicht nur die Speicherseen
sind noch ansprechend gefüllt. Auch
die Erdgasspeicher in Europa – die
Schweiz selbst hat keine solchen La-
ger – sind immer noch sehr gut dotiert.
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In Deutschland konnte seit Silvester so-
gar zusätzliches Gas eingelagert werden.
Der Füllstand der Speicher ist dadurch
leicht auf 91 Prozent gestiegen. Dieser
Wert liegt weit höher als zu dieser Jah-
reszeit üblich.
Die gegenwärtig sichere Gasver-
sorgung sorgt dafür, dass auch in der
Schweiz eine Gasmangellage in die-
sem Winter unwahrscheinlich gewor-
den ist. Zudem stabilisiert sich die Lage
am Strommarkt in Europa. Besonders
Deutschland greift bei der Strompro-
duktion immer noch wesentlich auf Erd-
gas zurück, wenn Wind und Sonne we-
Wirtschaft
nig liefern, wie dies zum Beispiel Anfang
Dezember der Fall war.
Doch das warme Wetter hat nicht
alleine zur Entspannung beigetragen.
Selbst wenn man für die untypisch
milden Temperaturen korrigiert, hat
Deutschland laut der Bundesnetzagen-
tur jüngst 20 Prozent weniger Erdgas
verbraucht als im Durchschnitt der letz-
ten vier Jahre. Besonders die Unterneh-
men haben sich ins Zeug gelegt: Wegen
der stark gestiegenen Erdgaspreise und
der unsicheren Versorgungslage drossel-
ten sie ab dem Sommer den Verbrauch
markant.Wirtschaftlich gelang diese An-
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passung mit unangenehmen, aber ver-
kraftbaren Folgen. So dürfte Deutsch-
land mit einer milden Rezession durch
den Winter kommen.
Die Schweiz deckt im Winterhalb-
jahr üblicherweise 10 bis 15 Prozent des
Stromverbrauchs durch Importe. Dabei
spielen die französischen Atomkraft-
werke eine entscheidende Rolle. Wegen
der Corona-Pandemie konzentrier-
ten sich viele Kraftwerksrevisionen auf
das Jahr 2022. Zudem mussten diverse
Meiler auf Korrosionsschäden unter-
sucht werden. Deshalb war in Frank-
reich im Sommer und Herbst die Hälfte
der Meiler nicht einsatzfähig. Mittler-
weile hat die Électricité de France wie-
der 43 von 56 AKW am Netz. Im Januar
und Februar sollte sich die Lage wei-
ter aufhellen. Die nationale Netzgesell-
schaft Swissgrid hat kürzlich berechnet,
dass es in der Schweiz im Winter zu kei-
nem Engpass kommen sollte, solange in
Frankreich 65 Prozent der AKW-Kapa-
zitäten verfügbar sind und die Schweizer
Kernkraftwerke laufen.
Sorgen um den nächsten Winter
Insgesamt präsentiert sich die Lage für
diesen Winter also als stabil. Aber wie
sieht es 2023/24 aus? «Die Unsicher-
heiten für den kommenden Winter blei-
ben zweifelsfrei hoch», räumt Elcom-
Geschäftsführer Meister ein. Europa ist
nämlich weiterhin zum Teil auf russisches
Erdgas angewiesen,und ob dieses fliessen
wird, um die Speicher für den kommen-
den Winter aufzufüllen, ist völlig offen.
Die Unsicherheit spiegelt sich auch
am Terminmarkt für Strom. Der Preis an
diesem Markt zeigt an,was man heute be-
zahlen muss, wenn man in der Schweiz
produzierten Strom beispielsweise für
den kommenden Winter kaufen will.
Der Börsenpreis für Stromlieferungen
im Januar 2024 ist zwar, parallel zur all-
gemeinen Entspannung,in den vergange-
nen Monaten deutlich zurückgegangen.
Mit derzeit über 300 Euro pro Megawatt-
stunde liegt er aber immer noch dreimal
höher als vor Ausbruch des Ukraine-
Krieges – und ist doppelt so hoch wie der-
zeit am Spotmarkt,an dem man Strom für
den nächsten Tag erwerben kann.
Mit Blick auf den nächsten Winter
kann man sich deshalb nicht zurück-
lehnen. Dass eine Strommangellage der-
zeit unwahrscheinlich erscheint, hat mit
dem milden Wetter zu tun und den Spar-
anstrengungen beim Erdgas, vor allem
in Deutschland. Hingegen wird gemäss
den verfügbaren Daten in der Schweiz
bis jetzt kaum Strom gespart – trotz der
Kampagne des Bundes. Das mag der-
zeit funktionieren. Ob das im kommen-
den Winter auch noch so sein wird, steht
auf einem anderen Blatt. Wer also Ker-
zen, Cheminéeholz und Batterien ein-
gekauft hat, dem kommt dies vielleicht
doch noch zupass.
Freitag, 13. Januar 2023
Frisch saniert
und doch defekt
Um das Wasserkraftwerk Mels
wird ein teurer Streit geführt
CORINA GALL
Seit mehr als einem Jahr produziert das
Wasserkraftwerk des Chapfensees in
Mels im Kanton St. Gallen keinen Strom
mehr. Stattdessen fliesst das Wasser aus
dem See direkt in einen Bach. Dies be-
richtete SRF am Mittwochabend. Auf
Anfrage bestätigt die Betreiberfirma
EW Mels, dass das Kraftwerk wegen
einer defekten Druckleitung noch
immer ausser Betrieb ist.
Das Kraftwerk wurde vor fünf Jah-
ren umfassend saniert. Ende 2021 stell-
ten die Betreiber fest, dass bei der neu
verlegten Druckleitung zwischen dem
Chapfensee und dem Kraftwerk Plons
Wasser austritt. Seither streiten sich die
an der Sanierung beteiligten Baufirmen
darum, wer für den Schaden verantwort-
lich ist. Seit August liegt der Fall nun
beim Handelsgericht.
Wertvolle Flexibilität
Das Speicherkraftwerk in Mels produ-
ziert im Normalfall durchschnittlich 24,8
Millionen Kilowattstunden Elektrizität
pro Jahr. Damit gehört es zu den klei-
neren Speicherkraftwerken. Zum Ver-
gleich: Das Speicherkraftwerk Grande
Dixence im Wallis produziert jährlich 2
Milliarden Kilowattstunden Strom.
60 Prozent des Schweizer Stroms
werden durch Wasserkraft produziert.
Dazu tragen nebst Stauseen auch Lauf-
wasserkraftwerke bei, die Strom mit
Flusswasser produzieren. Speicherkraft-
werke wie Mels sind wertvoll, weil sie
flexibel an- und abgestellt werden kön-
nen. Sie liefern dann Strom, wenn er am
meisten benötigt wird.
Strom am Markt einkaufen
Trotz der vergleichsweise kleinen Pro-
duktionsmenge ist das Speicherkraftwerk
für die Region wichtig. Es liefert 47 Pro-
zent der jährlichen Stromproduktion der
Elektrizitäts- und Wasserwerke in Mels.
Wie das Elektrizitätswerk in einer
Mitteilung schreibt, kann es den Scha-
den nicht selbst reparieren. Abklärun-
gen hätten zudem gezeigt, dass die Schä-
den noch mehr beträfen als das defekte
Rohr und dass die Geologie als Ursache
ausgeschlossen werden könne. Die für
die damaligen Arbeiten zuständigen
Unternehmen können sich jedoch nicht
einigen, wer für die Schäden verantwort-
lich ist. Das EW Mels schaltete deshalb
im August das Handelsgericht St. Gallen
ein. Seither ist mehr als ein halbes Jahr
vergangen, und die Kosten steigen stetig
an. Denn solange das Kraftwerk keinen
Strom produziert, muss das EW Mels
den fehlenden Strom teuer am Markt
einkaufen. Das Elektrizitätswerk wird
deshalb einen Verlust von mehreren
Millionen Franken erleiden. Wann das
Gericht ein Urteil fällen wird, ist unklar.
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Freitag, 13. Januar 2023
Inflation in den USA
sinkt auf hohem Niveau
Mit 6,5 Prozent liegt die Teuerung immer noch weit über dem Ziel des Fed
Auch Lebensmittel sind in den USA innert Jahresfrist teurer geworden. MICHAEL REYNOLDS / EPA
CHRISTOF LEISINGER, NEW YORK
Der stärkste Preisauftrieb seit gut vier-
zig Jahren in den USA lässt zwar etwas
nach, aber er schwächt die Kaufkraft
des Dollars immer noch enorm. So war
die Inflationsrate im Dezember im Ver-
gleich mit dem Vorjahr mit 6,5 Pro-
zent zwar längst nicht mehr so hoch
wie im Juni, allerdings ist sie noch mei-
lenweit vom 2-Prozent-Ziel der Noten-
bank Fed entfernt.
Diese hat den Leitzins im Jahr 2022
in sieben Schritten aggressiv auf jüngst
4,5 Prozent erhöht, um das Wirtschafts-
wachstum zu bremsen und um indirekt
über die nachlassende Nachfrage die In-
flation zu bekämpfen. Viele Ökonomen
und vor allem auch die Anleger an den
internationalen Finanzmärkten glauben
nun, das Risiko einer Rezession habe im
Land der unbegrenzten Möglichkeiten
aufgrund der etwas strafferen Geldpoli-
tik zugenommen.
Die meisten von ihnen rechnen da-
mit, dass der Spuk bald wieder vorbei
sein wird, dass die Inflation ihren Höhe-
punkt überschritten hat, die kurzfristi-
gen Zinsen bald wieder unter die lang-
fristigen sinken und die Kurse an den
Finanzmärkten durch die Decke gehen
werden.Tatsächlich deuten immer mehr
Indikatoren auf eine Abkühlung der
amerikanischen Wirtschaftstätigkeit
hin. So sind die Importe und Exporte
im November gegenüber dem Oktober
zurückgegangen, und auch im Einzel-
handel, in der Produktion im verarbei-
tenden Gewerbe und vor allem auch bei
den Verkäufen von Eigenheimen kann
von einem Boom keine Rede mehr sein.
Euphorie an den Finanzmärkten
Das Beschäftigungs- und Lohnwachs-
tum schien sich im Dezember etwas ver-
langsamt zu haben, wenn auch auf einem
sehr hohen Niveau. Tatsächlich ist die
Lage am amerikanischen Arbeitsmarkt
weiterhin relativ angespannt, weil einer
auf tiefem Niveau allenfalls leicht stei-
genden Zahl von Arbeitslosen immer
noch fast doppelt so viele offene Stellen
gegenüberstehen. Für viele essenzielle
Tätigkeiten wie etwa im Pflegebereich
suchen die Unternehmen immer noch
verzweifelt Personal und sind bereit,
potenziell Interessierten hohe Lohn-
zuschläge zu bieten.
Solche Phänomene sind die Folge der
gewaltigen geld- und fiskalpolitischen
Stimulierungsmassnahmen, mit denen
republikanische und demokratische
Regierungen auf die Folgen der Covid-
Pandemie reagiert haben. Zu viel Geld
und zu niedrige Zinsen hatten die Nach-
frage bei gestörten Lieferketten, also bei
begrenztem Angebot, unheimlich ange-
heizt und auf diese Weise die Preise für
viele Waren und Dienstleistungen in die
Höhe getrieben. Der russische Überfall
auf die Ukraine führte auch bei Energie
und Rohstoffen zu einer Verteuerung,
woraufhin das Benzin an den amerika-
Wirtschaft 25
IN KÜRZE Lieferprobleme drücken
Verkäufe des VW-Konzerns
(dpa) · Der Volkswagen-Konzern hat
Seltene Erden im abgelaufenen Jahr wegen der Liefer-
schwierigkeiten bei Autoelektronik und
in Schweden entdeckt entsprechender Produktionsprobleme
(dpa) · Im hohen Norden von Schwe- insgesamt deutlich weniger Fahrzeuge
den sind bedeutende Vorkommen an
seltenen Erden entdeckt worden, die
verkauft. Gleichzeitig verbesserte sich
der Absatz von Elektromodellen stark.
unter anderem beim Bau von E-Autos Wie VW am Donnerstag mitteilte, san-
und Windkrafträdern benötigt werden. ken die weltweiten Auslieferungen 2022
leistungen in den Griff zu bekommen. Wie der schwedische Bergbaukonzern im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent
Andernfalls müssten die Unternehmen LKAB am Donnerstag mitteilte, wurden auf 8,26 Millionen Autos. Einzige Wachs-
die anziehenden Lohnkosten an die in der Nähe von Kiruna über eine Mil- tumsregion war demnach Asien-Pazifik,
Konsumenten weitergeben – das wäre lion Tonnen an Seltenerd-Oxiden gefun- wenn man dort den wichtigsten Markt
die berüchtigte Lohn-Preis-Spirale aus den. Es handle sich um die grösste be- China ausnimmt. Gegen Ende des Jah-
den 1970er Jahren. kannte Lagerstätte dieser Art in Europa. res stabilisierte sich das Geschäft aller-
Sie könnte zu einem bedeutenden Bau- dings wieder spürbar – die Lage im Zu-
Droht eine Lohn-Preis-Spirale? stein für die Herstellung wichtiger Roh- sammenhang mit dem Chipmangel und
stoffe werden, die für die grüne Umstel- den wirtschaftlichen Folgen der Corona-
Aus diesem Grund plädiert mit Jamie lung absolut entscheidend seien, erklärte Einschränkungen in China hatte sich zu-
Dimon sogar der Chef von JP Morgan Unternehmenschef Jan Moström. Wie letzt etwas entspannt.
für höhere Zinsen. «Ich weiss nicht, ob gross die Vorkommen im Vergleich zu
5 Prozent ausreichen, um die Inflation anderen ausserhalb Europas sind, lässt
dorthin zu bringen, wo sie sein muss», sich laut Moström nur schwer einschät- Corona: Pauschalreisende
sagte jüngst der CEO der grössten und zen. Grund dafür sei, dass ein Grossteil
renommiertesten amerikanischen Ge- des Abbaus derzeit in China erfolge und
können Geld zurückfordern
schäftsbank an einer Konferenz und die Grösse der dortigen Vorkommen un- (dpa) · Der Europäische Gerichtshof
stellte sogar die Marke von 6 Prozent klar sei, sagte er bei einer Pressekonfe- (EuGH) stärkt die Rechte von Ferien-
ins Schaufenster. Schliesslich «befinden renz in Kiruna. Klar sei aber, dass es sich reisenden bei Corona-Einschränkun-
sich noch umfangreiche fiskalische An- bei der Lagerstätte in Schweden auch gen. Pauschalreisende können unter
reize» in der Pipeline. im internationalen Vergleich um eine Umständen ihr Geld zurückverlangen,
Andere halten die weitverbreiteten grosse handele. Der Weg zum möglichen wenn die Reise aufgrund von Corona-
Ängste vor einer Rezession nicht nur Abbau der Metalle ist nach LKAB-An- Massnahmen verunmöglicht wurde. Das
für übertrieben, sondern loben gar die gaben lang. Erster Schritt sei die Bean- entschied der EuGH am Donnerstag
konjunkturelle Abkühlung nach einer tragung einer Abbauzulassung. Plan sei in Luxemburg. Hintergrund ist ein Fall
nischen Tankstellen phasenweise so viel künstlich völlig überhitzten Phase. In es, einen entsprechenden Antrag noch aus Deutschland. Gemäss EU-Gesetzen
kostete wie nie zuvor. ihren Augen geht die hohe Inflation auf in diesem Jahr einzureichen. Mit Blick haben Ferienreisende einen Anspruch
Das hat sich zwar inzwischen etwas strukturelle Veränderungen der Welt- auf andere Genehmigungsverfahren in darauf, dass der Preis für die Reise redu-
gelegt, aber die Konsumenten müs- wirtschaft wie etwa die Deglobalisie- der Industrie dürfte es mindestens 10 bis ziert wird, wenn die Pauschalreise nicht
sen für Nahrungsmittel in den Super- rung oder auch auf deutlich zu geringe 15 Jahre dauern, bis man tatsächlich mit vertragsgemäss erfüllt wird. Corona-
märkten oder auch für die Dienste in Investitionen in die Realwirtschaft in dem Abbau beginnen und Rohstoffe auf Massnahmen können gemäss dem Urteil
Restaurants oder Krankenhäusern tief der Vergangenheit zurück. den Markt bringen könne. eine solcheVertragswidrigkeit darstellen.
in die Tasche greifen. Immerhin ver-
fügen sie wegen des «Zwangssparens» ANZEIGE
während der Pandemie und aufgrund
der direkten Stimulierungschecks von
der Regierung über gewisse Rücklagen,
auch wenn diese langsam abnehmen.
So mag zwar wenig überraschen, dass
das Fed durchblicken lässt, den Leit-
zins in nächster Zeit nur noch leicht,
auf 5 oder auch 5,5 Prozent, zu er-
höhen, um erst einmal die verzöger-
ten Effekte abzuwarten. Allerdings hat
genau das in jüngerer Zeit zu einer ge-
wissen Euphorie an den Finanzmärk-
ten geführt, die das Wirtschaftsgesche-
hen indirekt stimuliert.
Warnung vor Jo-Jo-Effekt
So droht die «ungerechtfertigte Locke-
rung der finanziellen Rahmenbedin-
gungen die Bemühungen um die Wie-
derherstellung der Preisstabilität zu er-
schweren, da die Geldpolitik in hohem
Masse über die Finanzmärkte wirkt»,
wie das Fed in seinem jüngsten Proto-
koll der geldpolitischen Beschlüsse die
Lage einschätzte. Die Notenbanker lau-
fen also Gefahr, den Fuss zu früh vom
geldpolitischen Bremspedal zu nehmen,
so dass das Wirtschaftswachstum wie-
der anspringen könnte, bevor sie den
Preisauftrieb wirklich unter Kontrolle
gebracht haben – wie zum Beispiel vor
etwa fünfzig Jahren. Damals war es
wegen geldpolitischer Unentschlossen-
heit zu einem volkswirtschaftlichen Jo-
Jo-Effekt gekommen, der den ganzen
Inflationsbekämpfungsprozess deutlich
verlängerte und die konjunkturelle Ent-
wicklung über Jahre hinweg behinderte.
Mehrere Faktoren können helfen,
den Preisanstieg in diesem Jahr wei-
ter zu zügeln. Ein Rückgang der Güter-
preisinflation etwa, weil die internatio-
nalen Lieferketten sich wieder von der
«Verstopfung» erholen. Steigende Miet-
kosten dagegen könnten die Inflation
noch eine Weile weiter in die Höhe trei-
ben, was sich erst ab Mitte 2023 ändern
dürfte. Immerhin deuten verschiedene
Daten an, dass die Mieten für neu ver-
mietete Wohnungen deutlich langsa-
mer steigen, was sich im Laufe der Zeit
auf die offizielle Inflationsmessung der
Regierung auswirken wird.
Das Fed beobachtet mit Argusaugen,
was mit den Preisen für andere Dienst-
leistungen passiert, etwa für Hotel-
zimmer, Eintrittskarten für Sportveran-
staltungen und in der Gesundheitsver-
sorgung. Dort ist der Auftrieb immer
noch ungewöhnlich dynamisch. Das ist
der Hauptgrund, wieso viele Zentral-
banker die Konjunktur bremsen wol-
len – um diese Lohnzuwächse zu dämp-
fen und um die Inflation bei den Dienst-
26 Neue Zürcher Zeitung Freitag, 13. Januar 2023

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Reihenfolge Fondsinformationen: Fondsname, Rechnungswährung, Konditionen Ausgabe / Rücknahme, Kursbesonderheiten, Inventarwert,
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Andere Fonds JPM Them-Genet.Ther. A (acc)-USD USD4/4 e 108.10 2.2 Streetbox Real Estate Fund CHF 5/5 430.00 2.6 UBAM - Dynamic US Dollar Bond AC USD1/1 f 230.65 0.3
BSF Glb Real Asset Sec D2 USD USD1/1 e 116.80 4.9 JPM US Technology A acc-USD USD2/2 el 57.56 4.9 UBAM - Em Mkt Dbt Opp. APC USD1/1 f 155.99 -0.3
Strategiefonds UBAM - Global High Yield Solution AC USD4/1 f 192.11 2.0
JPM Gb Mac.Fd A (acc)-CHF (hgd) CHF 4/4 el 96.48 0.7 UBAM-Med. Term US Corp.Bond AC USD1/1 f 194.99 1.1
Vertreter für die Schweiz: Aktienfonds JPM Global Income A (acc) - EUR EUR 4/4 el 140.01 2.7 Aktienfonds
LLB Swiss Investment AG Vontobel(CH)-EthosEqSwissM&S A CHF 4/1 e 471.23 5.4 Andere Fonds UBAM - Angel Jap Small Cap Eq APC JPY 1/1 f 18439.00 -1.2
Aktienfonds UBAM - Dr. Ehrhardt German Equity AC EUR 1/1 f 2082.45 4.6
Aktienfonds JPM Multi-Manager Alt. A Acc USD USD4/4 e 117.12 1.4
Obligationenfonds Nerrick Swiss Equity Fd A CHF 4/4 e 136.32 4.8 UBAM - Swiss Equity AC CHF 1/1 f 390.02 4.8
3V Inv.Swiss Small&Mid A Cap A CHF 1/1 e 264.54 6.5 BO Fd IV-Bordier Eur.ShTerm Bd EUR EUR 4/4 e 100.35 1.0
3V Inv.Swiss Small&Mid A Cap B CHF 1/1 e 104.08 6.5 BO Fd IV-Bordier USD ShTerm Bd USD USD4/4 e 107.95 1.1
Aktienfonds
BO Fd IV-Bordier Core Hold Eur - EUR EUR 4/4 e 142.59 5.5 Obligationenfonds
BO Fd IV-Bordier Gbl EmMkt USD USD4/4 e 179.76 6.3 FF-Asian Bond Fund CHF(h) CHF 1/1 e 8.47 2.6 Vertreter in der Schweiz:
BO Fd IV-Bordier Sat Eq Eur - EUR EUR 4/4 e 108.43 6.8 FF-China H.Yield Fund Y-DIST-USD USD1/1 e 5.98 8.5 LGT Capital Partners AG
Obligationenfonds Geldmarktfonds
BO Fd IV-Bordier US Sel Eq I USD USD4/4 e 1664.94 3.4 FF-Sust. Reduc. Carbon BF CHF(h) 8.19 2.1 8808 Pfäffikon/SZ, Tel. +41 55 415 96 00 RAM Glb Bd Tot Ret Fd C CHF CHF 4/4 e 128.72 1.1 Swiss Money B CHF 2/1 e 109.64 0.2
Aktienfonds CHF 1/1 e
RAM Glb Bd Tot Ret Fd EH EUR EUR 4/4 e 139.03 1.2 US Dollar Money B 139.59 0.4
BO Fd IV-Bordier US Sel Eq USD USD4/4 e 163.18 3.3 FF-US High Yield Fund Y-ACC-USD USD1/1 e 23.21 2.7 USD2/1 e
Aberdeen St (Swiss) Europ Opp Eq A EUR 2/1 f 38.43 - Obligationenfonds
Aberdeen St (Swiss) Gl High Tech Eq. A USD2/1 f 26.10 - Aktienfonds LGT EM LC Bond Fund (USD) B USD2/1 e 952.85 2.7 Aktienfonds Obligationenfonds
Aberdeen St (Swiss) Gl Opportunities A USD2/1 f 16.03 - FAST Europe Fund Y-ACC-EUR EUR 1/1 e 315.77 5.8 LGT Sust. Bd. Glo.Infl. Li (USD) B USD2/1 e 1094.32 0.8 RAM Emerging Mkts Eq B USD USD3/1 e 214.29 4.4 Absolute Return Bond (EUR) B EUR 2/1 e 144.69 1.7
Aberdeen St (Swiss) Gl Pharma Eq. A USD2/1 f 240.44 - FF - Greater China Fund Y-ACC-USD USD1/1 e 25.42 10.6 LGT Sust. Bond Global (EUR) B EUR 2/1 e 1439.88 1.1 RAM Emerging Mkts Eq J CHF CHF 3/1 e 184.99 5.0 Bond Gbl Aggregate B EUR 2/2 e 93.51 1.8
Aberdeen St (Swiss) Tiger Eq. A USD2/1 f 131.32 - FF - Sust. Asia Equity Fund Y-ACC-USD USD1/1 e 16.65 6.4 RAM Emerging Mkts Eq L EUR EUR 3/1 e 252.26 3.6 Eastern European Bond (in liquidation) B EUR 2/1 f 84.09 -
Aktienfonds RAM European Eq B EUR EUR 2/1 e 490.28 3.4 Emerging Markets Debt B USD2/1 e 114.02 2.9
FF-Asian Spec.Sit. Fd Y-ACC-USD USD1/1 e 23.50 7.1 LGT Sust. Equity Global (USD) B USD2/1 e 2445.63 4.0
Vertreter in der Schweiz: FF-EM Focus Fund Y-ACC-USD USD1/1 e 16.48 7.3 RAM European Eq C CHF CHF 2/1 e 426.86 3.3 Euro Corporate Bond B EUR 2/1 e 161.75 2.0
LLB Swiss Investment AG LGT Sust. Quality Eq. Hedged (USD) B USD2/1 e 2574.22 5.3 RAM GB EQ SUST ALPHA B USD USD4/1 a 103.18 -2.2 Global Corporate Bond A USD4/4 e 97.68 2.5
FF-Eur Dynamic Growth Fund Y Acc EUR 1/1 e 28.53 6.2
Aktienfonds FF-Future Connect. Fd Y-ACC-USD USD1/1 e 8.79 6.4 Strategiefonds RAM GB EQ SUST ALPHA C CHF CHF 4/1 a 84.40 -2.4 Global High Yield Bond B EUR 2/1 e 129.05 2.1
Classic Global Equity Fund CHF 3/3 a 534.04 7.5 FF-Global Techn. Fd Y-ACC-EUR EUR 1/1 e 109.20 7.2 LGT Alpha Indexing (USD) B USD2/1 f 1103.74 2.1 RAM Lg/Sh European Eq. B EUR EUR 4/1 a 139.95 -4.2 Green Bond B EUR 2/1 e 357.97 2.6
LGT GIM Balanced (USD) B USD2/1 f 14464.53 1.7 RAM Lg/Sh European Eq. C CHF CHF 4/1 a 133.26 -4.2 Sust Em Mkts Loc Ccy Bd B 90.32 3.2
Aktienfonds Classic Value Equity Fund CHF 3/3 e 166.16 8.9 FF-Sust Cons. Bra. Fd Y-DIST-EUR EUR 1/1 e 24.95 6.0
RAM US SUST EQ B USD 324.97 3.7
USD2/1 e
Zeus Strategie Fund EUR 3/2 e 73.62 -3.9 FF-Sust.Water&Waste Fd Y-ACC-USD USD1/1 e 12.63 5.7 LGT GIM Growth (USD) B USD2/1 a 16146.25 2.0 USD2/1 e Sustainable Swiss Franc Bond B CHF 2/1 e 217.25 1.7
Value Bond B CHF 2/1 e 99.73 1.9
Aktienfonds
Asia ex Japan B USD2/1 515.47 5.0
Clean Technology B EUR 2/1 e 487.33 6.2
Aktienfonds Emerging Markets Equity B USD2/1 e 712.63 5.2
Aktienfonds BZ Fine Agro CHF 1/1 212.60 3.3 Strategiefonds Strategiefonds Immobilienfonds Energy Revolution B EUR 2/1 e 230.82 4.3
AMG Schweizer Perlen Fonds Klasse P CHF 2/1 e 153.65 6.4 BZ Fine Digital CHF 1/1 161.51 7.5 FBG CHF Managed ESG CHF 1/1 e 63.94 1.8 Lienhardt & Partner Core Strat.Fd A-CHF CHF 2/1 e 78.06 3.2 RSF CHF 5/5 130.30 1.5 European Equity B EUR 2/1 e 352.10 4.3
AMG Substanzwerte Schweiz CHF 1/1 e 1448.64 3.0 BZ Fine Europe CHF 1/1 187.06 7.4 FBG Ertragsorientiert Konservativ ESG - Klasse 1 EUR
Solvalor 61 CHF 1/1 272.75 0.7 Global Equity B USD2/1 e 356.66 4.1
AMG Europa A EUR 1/1 e 147.48 4.4 BZ Fine Pharma CHF 1/1 239.82 1.6 1/1 e 61.24 2.2 Global Equity Income B USD2/1 e 311.25 3.5
AMG Europa B EUR 1/1 e 139.09 4.4 FBG Global Bal. Strategy ESG EUR 1/1 e 45.77 1.4 mtx Sust.Asian Leaders(Ex-Jap) B USD2/1 e 366.44 7.9
AMG Europa C (CHF hedged) CHF 1/1 e 155.70 4.4 FBG Global Return Strategy ESG 1 EUR 1/1 e 41.75 1.3 mtx Sust.Emer.Mkts Leaders B USD2/1 e 140.43 7.8
AMG Gold, Minen & Metalle A CHF 1/1 e 103.26 9.4 Reichmuth & Co Privatbankiers Smart Data Equity B USD2/1 e 161.15 4.5
AMG Gold, Minen & Metalle C CHF 1/1 e 108.45 9.4 Aktienfonds Sust. Europ. S. Cap Eq. B EUR 2/1 e 236.28 6.5
AMG Gold, Minen & Metalle H CHF 1/1 e 103.15 8.1 Alpina Swiss Opportunity Fd AIC CHF CHF 1/1 e 522.43 6.4 Aktienfonds Sustainable Swiss Equity A CHF 4/1 e 263.56 5.0
AMG Gold, Minen & Metalle U USD1/1 e 106.53 8.8 Geldmarktfonds Alpina Swiss Opportunity Fd ARC CHF CHF 1/1 e 515.54 6.4 Reichmuth Bottom Fishing P EUR 1/1 b 2029.75 4.5 Swiss Mid and Small Cap Equity B CHF 2/1 e 254.76 5.8
Andere Fonds CS Money Market Fund CHF B CHF 2/1 e 946.19 0.0 Alpina Swiss Opportunity Fd SRC CHF CHF 1/1 e 279.63 6.4 Reichmuth Dividendenselektion CH P CHF 1/1 a 2048.25 4.2 US Equity B USD2/1 e 1811.60 2.7
Alpora Innov. EF CHF hedged CHF 1/1 e 2853.88 3.1 CS Money Market Fund EUR B EUR 2/1 e 1006.25 0.0 Obligationenfonds Precious Cap. Gl.M&M Fd Kl.1 CHF CHF 2/1 a 82.26 14.7 Reichmuth Global Leaders P CHF 1/1 a 1350.10 2.0 Vescore Swiss Eq Mlti Factor A CHF 2/1 e 160.73 4.7
Alpora Innov. EF CHF hedged R CHF 1/1 e 764.59 3.1 CS Money Market Fund USD B USD2/1 e 1091.01 0.1 BW Income Optimiser X (Acc) USD1/1 e 93.89 3.1 Precious Cap. Gl.M&M Fd Kl.2 USD USD2/1 a 130.63 14.3 Reichmuth Pilatus P CHF 1/1 a 579.40 5.0 VT Fd (CH) - Sust Swiss Dividend A CHF 4/1 e 628.50 4.8
Alpora Innov. EF EUR A EUR 1/1 e 2642.71 3.1 Precious Cap. Gl.M&M Fd Kl.3 CHF CHF 2/1 a 127.71 14.7 Strategiefonds VT Fd (CH) - Sust Swiss M&S C A CHF 4/1 e 1223.56 5.7
Obligationenfonds Andere Fonds Precious Cap. Gl.M&M Fd Kl.4 USD 131.11 14.3
Alpora Innov. EF USD-hedged R USD2/1 e 813.55 3.3 CS (CH) Corporate CHF BF A 104.18 0.6
USD2/1 a Reichmuth Alpin Classic P CHF 1/1 a 1045.60 2.0 Andere Fonds
CHF 2/1 e Franklin K2 Alternative Strat W (Acc) USD1/1 e 11.80 1.0 Surtsey Metals & Mining Fund 2 (USD) 100.14 11.4
Innovation World Large Caps by AMG CHF 1/1 f 1067.56 1.7 CS (Lux) Asia Corporate Bond Fund B USD2/1 e 108.26 2.4
USD2/1 a Reichmuth Alpin EUR P EUR 1/1 b 99.20 - Commodity B USD2/1 e 79.51 -0.2
Innovation World Large Caps by AMG USD1/1 f 1150.86 1.8 Surtsey Metals & Mining Fund S (CHF) CHF 2/1 a 100.61 12.1 Reichmuth Alpin P CHF 1/1 b 1413.05 -
CS (Lux) China RMB Cr Bd Fd B USD1/1 e 111.11 3.8 Dynamic Commodity B USD2/1 e 58.45 1.4
Tavau Swiss Fund CHF CHF 1/1 e 230.63 3.2 Reichmuth Hochalpin P CHF 1/1 b 1325.90 -
CS (Lux) Corp ST Duration CHF BF B CHF 2/1 e 108.50 0.4 Euro Short Term Bond B EUR 2/1 e 129.66 0.4
Tavau Swiss Fund EUR hedged EUR 1/1 e 148.14 3.2 Reichmuth Voralpin P CHF 1/1 b 937.25 -
CS (Lux) Corp ST Duration EUR BF B EUR 2/1 e 122.06 0.4 Multi Asset Solution B EUR EUR 4/4 e 105.59 2.3
CS (Lux) Corp ST Duration USD BF B USD2/1 e 147.87 0.5 Alternative Investments Non-Food Commodity B USD4/4 e 101.85 -1.4
CS (Lux) EM Corp IG Bd FD B USD2/2 e 133.78 1.1 Aktienfonds Reichmuth Himalaja P-USD USD1/1 bf 1732.35 - Vescore Artif. Intel MA B - EUR EUR 4/4 e 105.59 3.6
CS (Lux) Emerging Mkt Corp Bd Fd B USD2/2 e 125.58 1.5 Konwave Gold Equity Fd CHF - B CHF 2/1 e 199.12 10.3 Reichmuth Matterhorn+ P-USD USD1/1 bf 1679.50 -
Aktienfonds CS (Lux) Inflation Linked CHF BF B CHF 2/1 e 112.23 -0.0 Konwave Gold Equity Fd EUR - B EUR 2/1 e 193.42 8.7
Aquila Int.Fd-Corby Swiss Eq. (CHF) CHF 1/1 a 2262.45 6.0 CS (Lux) Swiss Franc Bond Fund B 483.32 1.2
CHF 2/1 e Konwave Gold Equity Fd USD - B USD2/1 e 221.76 9.5 Aktienfonds
CSIP (Lux) GL Bal Convertible B USD2/1 e 160.60 2.4
CSIP (Lux) Glob Inv Grade Conv Bd Fd B USD1/1 e 142.56 2.0
Strategiefonds LUKB Expert-Aktien Euroland S/M EUR 2/1 e 124.90 6.5
Allround QUADInvest Fund ESG - B EUR 2/1 e 197.44 3.9 LUKB Expert-Tell CHF 2/1 e 120.50 4.7
Aktienfonds Allround QUADInvest Fund ESG - C EUR 4/4 e 147.31 3.9 LUKB Expert-TopGlobal CHF 2/1 e 215.60 7.6
Obligationenfonds
CS (CH) 130/30 Swiss Equity Fd B CHF 2/1 e 37.30 5.1 Allround QUADInvest Fund ESG - D EUR 4/4 e 209.22 3.9 LUKB Expert-TopSwiss -P- CHF 2/1 e 155.20 7.0 Obligationenfonds Wydler Global Bond Fund A CHF CHF 1/1 e 95.32 1.5
CS (CH) Small Cap Switzerland EF A 396.26 5.2 rA Impact UCITS (Lux) TtNZF RH-I CHF CHF 1/1 e 105.46 2.3 Wydler Global Bond Fund A EURh EUR 1/1 e 80.59 1.5
Obligationenfonds CHF 2/4 e Allround QUADInvest Fund ESG - I EUR 2/1 e 148.14 3.9 Strategiefonds
CS (CH) Swiss Div Plus Eq Fd A CHF 3/1 e 14.12 4.4 Allround QUADInvest Fund ESG - Ia EUR 2/1 e 138.15 3.9 rA Impact UCITS (Lux) TtNZF R-I USD USD1/1 e 104.97 2.4 Aktienfonds
CIC CH - BOND CHF «PRIMUS» AKL B CHF 3/3 f 93.76 1.0 LUKB Expert-Ertrag CHF 2/1 e 142.10 2.7
CIC CH - CONVERT BOND AKLB EUR 3/3 f 1178.34 2.2
CS (CH) Swiss Div Plus Eq Fd B CHF 3/1 e 21.20 4.3 Allround QUADInvest Growth - C USD4/4 e 248.81 4.4 LUKB Expert-Vorsorge 100 -E- CHF 2/1 e 91.50 5.5 Andere Fonds Wydler Global Equity Fund CHF 3/3 a 230.35 5.1
CS (CH) Swissac EF B CHF 2/1 e 522.78 4.9 Allround QUADInvest Growth - D USD4/4 e 252.52 4.4 rA Global Micro and SME FF B USD4/1 b 170.68 -
CIC CH - CONVERT BOND AKLC CHF 3/3 f 99.89 2.2 LUKB Expert-Vorsorge 25 -E- CHF 2/1 e 104.00 2.8
CS (Lux) Digit. Health Eq Fd B USD USD2/2 e 622.84 5.9 rA Global Micro and SME FF H CHF CHF 4/1 b 121.99 -
CIC CH - CORP BD EUR – SWIF AKLB EUR 3/3 f 764.41 1.0 LUKB Expert-Vorsorge 45 -E- CHF 2/1 e 161.10 3.5
CS (Lux) Europ Div Plus EQ B EUR 2/1 e 20.84 3.7 rA Global Micro and SME FF H EUR EUR 4/1 b 138.90 -
Aktienfonds LUKB Expert-Vorsorge 75 -E- CHF 2/1 e 123.80 4.6
CS (Lux) Europ.Ent.Eq.Fnd B EUR EUR 2/1 e 3857.25 6.3
CIC CH - EQUITY CHF «Primus» AKLB 197.86 5.6 LUKB Expert-Wachstum CHF 2/1 e 106.20 3.8
CHF 3/3 f CS (Lux) EZ Qual. Grth Eq Fd B EUR 2/1 e 18.73 7.2
LUKB Expert-Zuwachs CHF 2/1 e 198.30 3.3
Strategiefonds CS (Lux) EZ Qual. Grth Eq Fd UB EUR 2/1 e 14.63 7.3 Aktienfonds
CIC CH - STRATEGY (CHF) AKLB CHF 3/3 f 968.01 2.7 CS (Lux) GL Div Plus EQ B USD2/1 e 21.81 3.2 Obligationenfonds Andere Fonds Xantos A CHF 1/1 e 212.86 6.1
CS (Lux) Global Value EF B EUR EUR 2/1 e 13.30 2.5 GENERALI Bond Fund CHF CHF 2/1 e 100.33 1.3 LUKB Expert-Global Conv. Bd Fd -P- CHF 2/1 e 97.30 1.9 Xantos C CHF 1/1 e 191.11 6.1
CS (Lux) Infrastruct Eg Fd B USD2/2 e 201.17 2.9 GENERALI INVEST - Long Term BF 97.56 2.6 Aktienfonds
CS (Lux) Japan Value Equity B JPY JPY 2/1 2480.00 -0.8
CHF 1/1 e Strategiefonds
GENERALI Short Term Bond Fund CHF CHF 1/1 e 537.79 0.6 Arnica Europ. Opp. Fund EUR 1/2 e 224.00 2.7 W&P Dynamic Portfolio CHF CHF 2/2 e 92.97 3.8
CS (Lux) Robot. Eq. Fd B USD USD1/1 e 19.88 6.6 RFP Small & Mid Caps Switzerland -A CHF 2/2 e 315.98 5.7
CS (Lux) Robot. Eq. Fd UA USD USD1/1 e 148.79 6.7 Aktienfonds W&P Dynamic Portfolio USD USD2/2 e 96.57 2.3
GENERALI Eq Fd Switzerland A CHF 2/1 e 373.62 4.7 RFP Small & Mid Caps Switzerland -B CHF 2/2 e 327.93 5.7
Obligationenfonds CS (Lux) S&M Cap Germany EF B EUR EUR 2/1 e 2998.51 9.8 RFP Special Europe - A EUR 2/3 e 188.01 4.1
Bonhôte Asym.–Oblig.(CHF) B (CHF) CHF 3/1 a 86.80 0.4 CS (Lux) Security Equity Fd B USD2/1 e 36.43 2.9 Strategiefonds Auf der Suche nach einer überzeugungsbasierten RFP Special Europe - B EUR 2/3 e 194.62 4.1
Bonhôte Sel.-Obl HR Multi-Fds (CHF) CHF 4/2 a 81.40 0.7 CS EF (CH) S&M Cap Switz.Eq Fd B CHF 2/1 e 1383.46 5.7 GENERALI Anlagefonds CHF 2/1 e 125.27 2.4 Active-Management Lösung für ihre Kapitalanlage? RFP Special Europe - C EUR 2/3 e 199.73 4.1
GENERALI ESG Equity Fund C 83.12 4.6 Finden Sie alle Details unserer Anlageprodukte
Aktienfonds Strategiefonds CHF 3/1 e
unter www.mirabaud-am.com
RFP Special Europe - X EUR 2/3 e 479.14 4.1
CS (CH) Int. & Div. Focus Bal CHF UB 111.99 3.5 GENERALI ESG Multi Asset Fund C CHF 1/1 e 90.27 3.2 RFP Swiss Equity Equal-Weighted - A CHF 2/3 e 173.52 5.8
Bonhôte Sel. Glob Emerg MF (CHF) CHF 4/2 a 114.69 4.7 CHF 2/1 e
GENERALI Europe Balanced Fund CHF CHF 2/1 e 102.39 2.9 Obligationenfonds Geldmarktfonds
Bonhôte Str.-Megatrend ESG I (USD) USD1/1 a 102.25 3.0 CS (CH) Int. & Div. Focus Growth CHF UB CHF 2/1 e 126.03 4.4 RFP Swiss Equity Equal-Weighted - B CHF 2/3 e 177.79 5.8 Target Inv. Fd Geldmmarkt B CHF 1/1 e 8.23 0.0
CS (CH) Int. & Div. Focus Yld CHF UB CHF 2/1 e 99.16 2.4 GENERALI Europe Balanced Fund EUR EUR 1/1 e 142.01 2.6 Mir. - Gl Strat Bd I USD USD4/4 e 116.67 2.2 RFP Swiss Equity Equal-Weighted - C CHF 2/3 e 184.43 5.8
Strategiefonds GENERALI INVEST - Risk Control 1 CHF 3/1 e 90.66 0.8 Target Inv. Fd Geldmmarkt C CHF 1/1 e 8.62 0.0
CS (CH) Privilege 20 CHF UB CHF 1/1 e 100.34 1.8 RFP Swiss Equity Equal-Weighted - X CHF 2/3 e 96.20 5.8
Bonhôte Impact Fund I-CHF CHF 3/2 a 98.49 1.6 CS (CH) Privilege 35 CHF UB CHF 1/1 e 102.31 1.9 GENERALI INVEST - Risk Control 2 CHF 3/1 e 90.94 0.7 Obligationenfonds
Immobilienfonds CS (CH) Privilege 45 CHF UB CHF 2/1 e 117.95 3.2 GENERALI INVEST - Risk Control 3 CHF 3/1 e 91.60 1.1 Target Inv. Fd Obl B CHF 2/1 e 8.43 1.8
Bonhôte-Immobilier SICAV - BIM CHF 2/2 137.50 1.9 CS (CH) Privilege 75 CHF UB CHF 1/1 e 105.81 3.2 GENERALI INVEST - Risk Control 4 CHF 3/1 e 87.51 1.1 Target Inv. Fd Obl C CHF 2/1 e 8.75 1.9
CS (Lux) Global High Income USD UB USD1/1 e 180.66 2.8 GENERALI INVEST - Risk Control 5 CHF 3/1 e 91.82 1.1 Aktienfonds
Alternative Investments GENERALI INVEST - Risk Control 6 CHF 3/1 e 93.86 1.1
B. Alter. Multi-Performance Cl. (CHF) CHF 4/2 bf13079.00 - CS (Lux) Portfolio Fonds Bal EUR UB EUR 2/1 e 113.98 2.9 Vertreter in der Schweiz: Target Inv. Fd 100 B CHF 2/1 e 24.28 4.4
CS (Lux) Portfolio Fund Bal CHF UB CHF 2/1 e 111.78 3.1 GENERALI Multi INDEX 10 CHF 2/1 e 95.30 3.2 Vontobel Fonds Services AG Obligationenfonds Target Inv. Fd 100 C CHF 2/1 e 24.70 4.4
B. Alter. Multi-Performance Cl. (EUR) EUR 4/2 bf 9443.00 - GENERALI Multi INDEX 20 104.96 3.4
CS (Lux) Portfolio Fund Bal USD UB USD2/1 e 125.68 2.7 CHF 2/1 e Tel. +41 58 283 53 50 www.vontobel.ch SGKB(CH)-Obligationen CHF B CHF 4/4 e 103.11 1.8
B. Alter. Multi-Performance Cl. (USD) USD4/2 bf11988.00 - GENERALI Multi INDEX 30 CHF 2/1 e 114.52 3.6 Strategiefonds
CS (Lux) Portfolio Fund Growth CHF UB CHF 2/1 e 124.19 4.0 Aktienfonds SGKB(Lux)-Obligationen EUR B EUR 2/2 e 109.09 1.6 Target Inv. Fd 25 B CHF 2/1 e 11.62 2.3
Andere Fonds CS (Lux) Portfolio Fund Growth EUR UB EUR 2/1 e 125.07 3.7 GENERALI Multi INDEX 40 CHF 2/1 e 125.99 3.8
MIV Global Medtech Fund I1 2418.35 3.9
Bonhôte Asym.–Gl.(CHF) B (CHF) CHF 3/1 a 93.98 0.3
CHF 1/1 e Aktienfonds Target Inv. Fd 25 C CHF 2/1 e 12.25 2.3
CS (Lux) Portfolio Fund Growth USD UB USD2/1 e 135.94 3.3 MIV Global Medtech Fund I2 EUR 1/1 e 2415.71 2.5 Finreon Swiss Eq IsoPro (CHF) A
®
CHF 2/1 e 215.91 6.6 Target Inv. Fd 35 B CHF 2/1 e 12.77 2.6
Bonhôte Strategies-Monde (CHF) CHF 4/4 a 128.75 2.7 CS (Lux) Portfolio Fund Yld CHF UB 102.03 2.3
CHF 2/1 e MIV Global Medtech Fund I3 USD1/1 e 2597.97 3.3 SGKB(CH)-Aktien Fokus Ostschweiz B CHF 2/1 e 140.21 4.6 Target Inv. Fd 35 C CHF 2/1 e 13.61 2.6
CS (Lux) Portfolio Fund Yld EUR UB EUR 2/1 e 104.82 2.2 MIV Global Medtech Fund N1 CHF 2/2 e 2348.60 3.9 SGKB(CH)-Aktien Schweiz B CHF 4/4 e 343.12 4.8 Target Inv. Fd 45 B CHF 2/1 e 13.99 2.9
CS (Lux) Portfolio Fund Yld USD UB USD2/1 e 115.41 2.2 MIV Global Medtech Fund N2 EUR 2/2 e 2346.09 2.5 SGKB(Lux)-Aktien Welt (CHF) B CHF 1/1 e 113.62 6.1 Target Inv. Fd 45 C CHF 2/1 e 14.54 3.0
CS (Lux) Sys Index Fund Bal CHF UB CHF 2/1 e 113.98 3.4 MIV Global Medtech Fund N3 USD2/2 e 2521.86 3.3
CS (Lux) Sys Index Fund Growth CHF UB CHF 2/1 e 126.34 4.4 Aktienfonds MIV Global Medtech Fund P1 CHF 1/1 e 2210.93 3.9
Strategiefonds
CS (Lux) Sys Index Fund Yld CHF UB 103.02 2.5 Corando Value Invest. Fund CHF 5/5 e 176.01 5.0 SGKB(CH)-Strat Ausgewogen A CHF 2/1 e 121.64 3.5
CHF 2/1 e MIV Global Medtech Fund P2 EUR 1/1 e 2208.67 2.5
Obligationenfonds SGKB(CH)-Strat Ausgewogen Eco A CHF 2/1 e 90.76 4.1
Immobilienfonds MIV Global Medtech Fund P3 USD1/1 e 2374.39 3.3
Synchrony (LU) World Bonds (CHF) A CHF 1/1 e 90.80 1.6 SGKB(CH)-Strat Ausgewogen Eco V CHF 2/1 e 91.36 4.1
Credit Suisse 1a Immo PK CHF 5/5 e 1140.00 0.9 SGKB(CH)-Strat Ausgewogen V CHF 4/4 e 106.15 3.5
Aktienfonds CS Real Estate Fund International CHF 5/5 e 760.00 -2.6 SGKB(CH)-Strat Einkommen A CHF 4/4 e 100.61 2.5
Synchrony All Caps CH A CHF 1/1 e 127.15 5.4 CS Real Estate Fund LogisticsPlus CHF 5/5 e 113.70 0.8 SGKB(CH)-Strat Einkommen Eco A CHF 4/4 e 92.10 2.9
Synchrony Europe Equity A EUR 4/3 f 88.89 4.2 CS REF Green Property CHF 5/5 e 129.50 3.4
Obligationenfonds SGKB(CH)-Strat Einkommen Eco V CHF 4/4 e 92.27 2.9
Synchrony High Div. Swiss Stocks A CHF 1/1 e 126.18 3.2 CS REF Hospitality CHF 5/5 e 66.40 4.3
EG CHF Bond Fund (CHF) CHF 1/1 93.40 - SGKB(CH)-Strat Einkommen Plus A CHF 2/1 f 90.38 1.4
Synchrony High Gr. Econ.Equity A USD4/3 f 101.11 5.6 CS REF Interswiss CHF 5/5 e 165.80 2.5 Vertreter für die Schweiz SGKB(CH)-Strat Einkommen V CHF 4/4 e 99.68 2.6
Synchrony Small & Mid Caps CH A CHF 1/1 e 136.11 6.2 CS REF LivingPlus CHF 2/1 e 143.00 3.8 Aktienfonds 1741 Fund Solutions AG
SGKB(CH)-Strat Wachstum A CHF 4/4 e 109.47 4.2
Synchrony Swiss Equity A CHF 4/3 e 99.02 5.2 CS REF Siat CHF 5/5 e 207.60 1.4 EG European Equities (EUR) EUR 2/1 315.70 - Tel. +41 58 458 48 00, Fax +41 48 458 48 10
SGKB(CH)-Strat Wachstum Eco A CHF 4/4 e 90.81 5.2
Synchrony Swiss Equity C CHF 4/3 e 99.05 5.2 EG Global Equities (EUR) EUR 2/1 200.80 - Aktienfonds
Synchrony US Equity A 148.29 3.7
Alternative Investments SGKB(CH)-Strat Wachstum Eco V CHF 4/4 e 91.30 5.2
USD4/3 e
CS (Lux) Capital Allocation UB USD USD1/1 e 108.43 1.4 EG Swiss Equities (CHF) CHF 2/1 58.40 - Ökoworld Growing Markets 2.0 C EUR 3/3 af 174.81 - SGKB(CH)-Strat Wachstum V CHF 4/4 e 112.28 4.2
Strategiefonds CS (Lux) Prima Multi-Strat. B EUR EUR 2/1 af 92.97 0.2 Gutzwiller ONE USD2/1 e 480.00 2.9 Ökoworld Klima C EUR 3/3 f 66.44 - SGKB(Lux)-Danube Tiger B EUR 1/1 e 188.84 4.3
Synchrony (CH) World Equity (CHF) CHF 1/1 f 131.71 3.9 CS (Lux) S&M Cap Alpha L/S B EUR 2/1 a 157.83 1.4 Alternative Investments Ökoworld Ökovision Classic C EUR 3/3 f 171.25 -
Andere Fonds
Immobilienfonds CS Comm. Fd Plus (CH) USD BH CHF CHF 2/1 e 128.93 -2.8 Gutzwiller TWO (USD) USD3/1 bf 165.50 - Ökoworld Water for Life C EUR 3/3 f 165.88 -
Finreon Tail RiskCont 0-100(CHF) A
®
CHF 4/4 e 113.87 4.7
Synchrony Global RE Eco. Sec. Fd. A CHF 1/1 122.54 6.1 Andere Fonds Strategiefonds
CS (CH) Swiss Real Estate Sec Fd A CHF 2/1 e 17.73 3.3 ÖkoWorld Rock ‘n’ Roll Fonds C EUR 3/3 af 133.62 -
CS (Lux) Com Idx Pl USD Fd B USD2/1 e 72.38 -2.2
CS (Lux) CommodityAllocation B USD2/1 e 76.24 -2.3
CSIP(Lux) Conv Int Bond Fund A CHF CHF 2/1 e 248.30 2.9
Immobilienfonds Aktienfonds
Andere Fonds HSC Fund CHF 4/4 b 97.95 -0.0 SF Prop Sec Fd A CHF 4/4 e 194.34 3.5
BBGI - Equit. Sw. Behavior. Value CHF 1/1 e 152.30 5.5 Immobilienfonds SF Prop Sec Fd I CHF 2/1 e 198.25 3.5
BBGI - Swiss Phys. Gold CI CHF CHF 1/1 e 100.60 3.4 PSREF - A CHF 2/1 161.60 -1.3 SF Prop Sec Fd R CHF 2/1 e 198.73 3.5
BBGI - Swiss Phys. Gold CI CHF Hdg. CHF 1/1 e 73.50 2.6 SF Prop Sec Fd S CHF 2/1 e 137.01 3.5
BBGI - Swiss Phys. Gold CI EUR EUR 1/1 e 128.60 2.1 Aktienfonds Hérens Quality Asset Management AG SF Prop Sec Fd X CHF 2/1 e 121.26 3.5
BBGI - Swiss Phys. Gold CI EUR Hdg. EUR 1/1 e 79.30 2.7 ENETIA Energy Infras. Fund A CHF CHF 2/1 e 125.28 2.2 SF Property Selection Fd A CHF 1/1 e 123.49 2.4
BBGI - Swiss Phys. Gold CI USD 102.90 2.8 Aktienfonds Erklärung Indizes
USD1/1 e ENETIA Energy Infras. Fund A EUR EUR 2/1 e 121.20 1.1 Immobilienfonds
BBGI Commodities (USD) A USD1/1 e 104.40 -0.5 ENETIA Energy Infras. Fund I CHF CHF 2/1 e 17305.82 2.1 Aramus (CH) Japan Fund I hedged CHF CHF 2/2 153.22 3.0 Konditionen bei der Ausgabe und Rücknahme
CEAMS Quality Europe Eq Fd - B 257.94 6.2 SF Retail Properties Fund CHF 2/2 108.00 6.8
BBGI Natural Resources (USD) USD1/1 e 188.20 5.7 ENETIA Energy Infras. Fund I EUR EUR 2/1 e 16590.13 1.2 EUR 2/1 e Aktienfonds SF Sustainable Property Fd A CHF 1/1 126.00 0.1
von Anteilen:
BBGI Share Alternative Energy (USD) USD1/1 e 104.10 10.3 ENETIA Energy Transition Fund A EURh EUR 2/1 e 156.63 8.4 CEAMS Quality Switz Eq Fd - B CHF 2/1 e 271.50 5.8 Limmat Global Equity Fund CHF 2/2 e 142.18 5.2
BBGI Tactical Switzerland A CHF 2/1 e 124.50 5.3 ENETIA Energy Transition Fund I EURh EUR 2/1 e 16376.42 8.4 CEAMS Quality USA Eq Fd - B USD2/1 e 352.78 5.6 Die erste Ziffer verweist auf die Konditionen
bei der Ausgabe von Anteilen:
1. keine Ausgabekommission und/oder Gebühren
zugunsten des Fonds (Ausgabe erfolgt zum Inventarwert)
2. Ausgabekommission zugunsten der Fondsleitung und/oder
Obligationenfonds des Vertriebsträgers (kann bei gleichem Fonds je nach
Vertreter für die Schweiz: Swiss Rock Abs.Ret. Bd B 9.76 0.0
Aktienfonds EUR 2/2 e Vertriebskanal unterschiedlich sein)
Vertreter für die Schweiz: Obligationenfonds BNP Paribas, Paris, Zurich Branch
Swiss Rock Abs.Ret. Bd D hgd CHF 2/2 e 9.35 -0.1 3. Transaktionsgebühr zugunsten des Fonds (Beitrag zur
Waystone Fund Services (switzerland) SA DSC (CH) Obl.fonds CHF R 92.60 1.2 HSZ China Fund A CHF CHF 2/1 167.82 8.3
Avenue Villamont 17, 1005 Lausanne
CHF 1/1 e
HSZ China Fund A EUR EUR 2/1 274.88 6.2
Obligationenfonds Swiss Rock Abs.Ret. Bd-Plus B EUR 2/2 e 10.62 0.1 Deckung der Spesen bei der Anlage neu zufliessender
DSC EUR Bond Fund A EUR 1/1 1067.27 0.8 Capital Securities Fd Inst acc 15.37 1.9 Swiss Rock Abs.Ret. Bd-Plus D hgd 10.13 0.1
HSZ China Fund A USD USD2/1 230.91 7.1
CHF 2/2 e CHF 2/2 e Mittel)
Aktienfonds DSC EUR Bond Fund A|A EUR 1/1 1039.01 0.8 Diversified Income Dur Hdg Inst acc USD1/1 e 14.55 1.2 Swiss Rock Abs.Ret. Bd-Plus E hgd USD1/2 e 10.97 0.2 4. Kombination von 2) und 3)
BELLEV AFRICAN OPP. B Cap EUR 3/1 f 161.77 2.0 DSC USD Bond Fund A CHF CHF 1/1 944.48 1.0 Diversified Income Inst Hdg CHF 1/1 e 12.35 2.7 Swiss Rock Obl Glob Nachhaltig BH CHF 4/4 e 8.80 1.6 5. Besondere Bedingungen bei der Ausgabe
BELLEV ASIA PAC HEALT. B Cap USD4/4 f 174.09 2.6 DSC USD Bond Fund A USD USD1/1 1087.49 1.2 Euro Bond Inst Hdg CHF 1/1 e 30.20 2.4 von Anteilen
BELLEV BIOTECH B Cap 538.25 0.1 DSC USD Bond Fund A|A CHF CHF 1/1 845.43 1.0 Aktienfonds
USD3/1 f Global Bond Inst Hdg CHF 1/1 e 30.50 1.8
BELLEV DIG HEALTH B Cap 182.39 0.6 DSC USD Bond Fund A|A USD USD1/1 998.48 1.2 Swiss Rock Aktien Europa B EUR 2/2 e 15.90 4.7
USD4/4 f Global Inv Grade Credit Inst Hdg CHF 1/1 e 15.17 2.5 Die zweite, kursiv gedruckte Ziffer verweist auf
BELLEV EM MKT HEALTH. B Cap 145.91 5.8 Swiss Rock Aktien Schweiz B CHF 2/1 e 15.67 5.4
USD4/4 f Aktienfonds Aktienfonds
Global Real Return Inst Hdg CHF 1/1 e 13.36 1.5
Swiss Rock Aktien Schweiz Ind.Pl. B CHF 2/2 e 19.48 4.5 die Konditionen bei der Rücknahme von Anteilen:
BELLEV HEALTH. STRAT. B Cap USD4/4 f 233.70 1.1 DSC Eq. Fd Comm. Services A CHF 1/1 90.85 6.8 Income Fund Inst (Hdg) acc CHF 2/1 e 11.33 2.2 1. keine Rücknahmekommission und/oder Gebühren
BELLEV MEDTECH & SERV. B Cap 634.68 0.3 IAM European Equity - A CHF 2/1 e 1242.13 5.6 Swiss Rock Aktien Schweiz Select B CHF 2/2 e 11.74 4.5
EUR 3/1 f DSC Eq. Fd Comm. Services A|A CHF 1/1 86.55 6.8 Strategiefonds zugunsten des Fonds (Rücknahme erfolgt zum Inventarwert)
BELLEV SUST. ENTREP EUROPE B Cap 390.46 4.9 IAM Global Equity - A CHF 2/1 e 1826.10 4.6 Swiss Rock Aktien Schwellenländer B EUR 2/2 e 15.13 4.0
EUR 3/1 f DSC Eq. Fd Consumer Staples A CHF 1/1 126.78 1.7 Dynamic Multi-Asset Inst CHF H Acc - - 2. Rücknahmekommission zugunsten der Fondsleitung und/
BELLEV. ENTREPREN. EU SM B Cap 327.54 5.0 IAM Immo Securities - A CHF 2/1 e 1170.02 2.0 CHF 1/1 d Swiss Rock Aktien Welt B EUR 2/2 e 20.31 2.5
EUR 4/4 f DSC Eq. Fd Consumer Staples A|A CHF 1/1 123.71 1.7 Glob Inv Gr Cred ESG Inst CHF H Acc CHF 1/1 d - - oder des Vertriebsträgers (kann bei gleichem Fonds
IAM Swiss Equity - A CHF 2/1 e 3080.94 3.5 Strategiefonds je nach Vertriebskanal unterschiedlich sein)
Strategiefonds DSC Eq. Fd Inform. Technology A CHF 1/1 308.65 5.7 Global Core Asset Alloc. Inst acc USD1/1 e 20.35 3.1
BELLEV GLOBAL MACRO B Cap 156.47 1.5 DSC Eq. Fd Inform. Technology A|A CHF 1/1 325.03 5.7 Swiss Rock Strategie A Rendite EUR 2/2 e 12.87 1.6 3. Transaktionsgebühr zugunsten des Fonds
EUR 4/4 f Inflation Strategy Fd Inst acc USD2/2 e 11.26 1.2
DSC Eq.Fd Cons. Discretionary A CHF 1/1 179.03 7.4 Swiss Rock Strategie B Ausgewogen EUR 2/2 e 17.06 2.1 (Beitrag zur Deckung der Spesen beim Verkauf von Anlagen)
PIMCO Climate Bd Inst CHF H Acc CHF 1/1 d - -
DSC Eq.Fd Cons. Discretionary A|A CHF 1/1 183.59 7.4 Swiss Rock Strategie C Wachstum EUR 2/2 e 18.17 2.8 4. Kombination von 2) und 3)
PIMCO ESG Inc Inst CHF H Acc CHF 1/1 d - -
DSC Equity Fund Energy A CHF 1/1 122.96 2.2 Andere Fonds 5. Besondere Bedingungen bei der Rücknahme von Anteilen
DSC Equity Fund Energy A|A CHF 1/1 109.27 2.2 Swiss Rock Gold Nachhaltig A USD2/1 e 110.04 3.2
DSC Equity Fund Finance A CHF 1/1 157.99 4.8 Immobilienfonds Besonderheiten:
DSC Equity Fund Finance A|A 155.86 4.8 IMMOFONDS CHF 2/2 526.00 1.0 a) wöchentliche Bewertung
Immobilienfonds CHF 1/1
b) monatliche Bewertung
Good Buildings SREF CHF 5/5 133.90 -0.1 DSC Equity Fund Healthcare A CHF 1/1 223.84 -0.2
DSC Equity Fund Healthcare A|A CHF 1/1 229.79 -0.2 c) quartalsweise Bewertung
Immo Helvetic CHF 5/5 204.90 2.8 Aktienfonds d) keine regelmässige Ausgabe und Rücknahme von Anteilen
DSC Equity Fund Industrials A CHF 1/1 184.39 4.6 GR Aktien Schweiz R CHF 2/2 e 289.79 4.8
DSC Equity Fund Industrials A|A 193.20 4.6 e) Vortagespreis
CHF 1/1
GR Aktien Schweiz Small & Mid Caps I CHF 2/2 e 220.06 6.0 Immobilienfonds f) frühere Bewertung
DSC Equity Fund Materials A CHF 1/1 163.31 6.4 GR Aktien Schweiz Small & Mid Caps R 215.07 6.0 Swissinvest REF CHF 2/2 187.90 3.4
DSC Equity Fund Materials A|A CHF 1/1 159.72 6.4 Obligationenfonds CHF 2/2 e g) Ausgabe von Anteilen vorübergehend eingestellt
JPM EM Corp Bond A acc USD USD2/2 e 155.44 1.5 h) Ausgabe und Rücknahme von Anteilen
DSC Equity Fund Utilities A CHF 1/1 142.76 2.4
JPM Global Bond Opp A acc USD USD4/4 e 133.77 1.4 vorübergehend eingestellt
Obligationenfonds DSC Equity Fund Utilities A|A CHF 1/1 135.75 2.4
JPM Inc Fd A (acc) - USD USD4/4 e 124.69 1.8 i) Preisindikation
BSF Eme Mkt Shrt Dur Bd D2 USD 109.90 1.1 Nippon Portfolio A EUR EUR 1/1 99.78 0.9
USD1/1 e l) in Liquidation
BSF Sus Fix Inc Str D2 EUR EUR 1/1 e 128.89 0.4 Nippon Portfolio A JPY JPY 1/1 189084.00 0.8 Aktienfonds x) nach Ertrags- und/oder Kursgewinnausschüttung
Nippon Portfolio A|A JPY JPY 1/1 192123.00 0.8 JPM America Equity A acc USD USD2/2 el 37.87 2.6 Obligationenfonds
Aktienfonds Immobilienfonds
Strategiefonds JPM Asia Growth A acc-USD USD2/2 el 35.19 6.4 Procimmo Real Estate SICAV 143.00 3.6 UBAM - Abs. Ret. Low Vol FI APC EUR 2/1 f 99.11 0.4 Wertangaben ohne Gewähr
BGF Sys Glb Eq High Inc D2 USD USD1/1 e 18.46 1.8 JPM EM Opportunities A acc USD USD4/4 el 283.06 6.1
CHF 2/2
DSC Asset Allocation Fund A CHF 1/1 115.05 2.8 Procimmo Residential Lemanic Fund CHF 5/5 146.40 3.1 UBAM - Corporate Euro Bond AC EUR 1/1 f 172.68 0.9 NAV / Issue Price exklusive Kommissionen
DSC Asset Allocation Fund A|A CHF 1/1 115.05 2.8 Procimmo Swiss Commercial Fund II CHF 4/4 122.00 -0.6 UBAM - Dynamic Euro Bond AC EUR 1/1 f 246.60 0.0
Freitag, 13. Januar 2023 Neue Zürcher Zeitung 27

INDIZES SCHWEIZ: SPI SPI: 0.40%

SMI DAX 14947.91 15058.30 0.74 110.39 Hang Seng 21429.43 21470.77 0.19 41.34 52 Wochen
Hoch Tief
Schluss %
12.01. 12.01.
48.00 15.78 lastminute.com 23.10 -0.43
CAC 40 6924.19 6975.68 0.74 51.49 Shanghai Co. 3161.84 3163.45 0.05 1.61 0.68 0.39 Leclanché N 0.50 6.06
S&P UK 1571.74 1585.32 0.86 13.58 Indien BSE 60105.50 59958.03 -0.25 -147.47 24.75 14.20 Accelleron 21.49 1.42 2440 1364 Lem N 1840 0.00
Euro Stoxx 50 4099.76 4126.68 0.66 26.92 S&P ASX 200 7195.30 7280.40 1.18 85.10 0.18 0.0080 Achiko Ltd N 0.0536 -0.37 77.90 35.35 Leonteq N 50.70 2.94
1.00 0.10 Addex Therap. N 0.13 -4.69 118600 92300 Lindt & Sprüngli N 97600 1.04
Stoxx Europe 50 3831.94 3848.04 0.42 16.10
50.94 26.38 Adecco Group N 32.88 2.05 11780 8910 Lindt & Sprüngli PS 9710 1.36
Amerika 175.00 119.00 Adval Tech N 144.00 2.86 59.30 48.70 LLB N 57.50 -0.69
Dow Jones 33973.01 34189.97 0.64 216.96 22.00 13.70 Aevis Victoria N 18.90 0.27 439.00 395.50 Luzerner KB N 417.00 0.00
0.73 0.51 Airesis N 0.65 13.16
S&P 500 3969.61 3983.16 0.34 13.55 S&P UK 208.50 126.40 Allreal N 159.00 -0.13
10.35 4.30 MCH Group N 4.83 0.00
Nasdaq 10931.67 11001.11 0.64 69.43 129.00 76.70 Medacta Group N 106.60 -2.38
276.00 137.80 Also Holding N 175.20 0.00
Schluss Schluss % absolut S&P TSX 20025.05 20211.20 0.93 186.15 27.00 13.70 Aluflexpack N 17.00 -0.70 148.40 60.40 Medartis N 80.00 -2.79
(22.04 Uhr) 11.01. 12.01. 12.01. 12.01. Mexiko IPC 53209.00 53369.27 0.30 160.27 17.61 5.26 ams-OSRAM 9.13 2.65 45.60 15.55 Medmix 16.76 -0.89
Bovespa 111122.16 112928.31 1.63 1806.15 205.00 141.00 APG SGA N 166.50 -0.60 45.80 14.70 Meier Tobler N 41.50 1.97
Europa Merval 224627.51 22.90 10.50 Arbonia N 13.42 -7.58 2190 1755 Metall Zug N 1995 0.00
SMI 11246.01 11287.82 0.37 41.81 2.44 0.13 Arundel N 0.43 -3.13 0.61 0.22 Meyer Burger N 0.60 4.82
SPI 14421.58 14479.30 0.40 57.72 Asien und Afrika 1.21 0.77 Aryzta N 1.15 -1.79 9.20 6.20 Mikron N 8.96 -0.44
ATX 3249.87 3289.14 1.21 39.27 Nikkei 225 26446.00 26449.82 0.01 3.82 12.74 5.51 Ascom N 8.19 2.12 17.50 12.56 Mobilezone N 16.48 1.73
3.13 1.80 Asmallworld N 2.16 -5.68 322.50 195.00 Mobimo N 243.50 0.21
202.20 78.00 Autoneum Hold. N 122.00 1.84 28.90 5.27 Molecular Partn. N 5.95 -1.49
113.80 49.90 Bachem Hold. N 86.70 0.87 36.75 9.87 Montana Aerosp. N 17.00 3.66
177.00 122.90 Bâloise N 151.40 1.95 3.30 1.01 Newron Pharmac. N 2.40 -9.09
SCHWEIZ: SWISS-MARKET-INDEX (SMI) SMI: 0.37% 2318 1756 Barry Callebaut N 1865 -0.27 47.80 39.00 Novavest RE N 40.80 0.00
928.00 880.00 Baselland KB 920.00 0.00 2.04 0.10 ObsEva N 0.17 -0.24
51.40 29.55 Basilea Pharmac. N 50.50 0.20 9.54 5.91 OC Oerlikon N 6.41 0.94
52-Wochen-Vergleich 52 Wochen Schluss Vol. in Schluss % % % % % letzte GV erwartete Marktkap. 67.00 57.40 Basler KB PS 65.20 -0.61 3.14 1.27 ONE Swiss Bank N 1.49 0.00
Tief Hoch Hoch Tief 11.01. Stück 12.01. 12.01. 2023 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre gez. Div. Termin Div. Div.Rend. KGV KBV in Mio. 72.30 51.00 BB Biotech N 58.70 1.56 11.00 6.80 Orascom N 7.56 3.56
J_________P__J 33.17 23.84 ABB N 30.90 3130t 31.17 0,87 W 11.08 -7.50 38.77 19.74 0.79 07.09.22 0.82$ 2.66 22.26 4.67 61241.11 524.00 317.00 Belimo N 481.50 0.10 94.40 79.80 Orell Fuessli N 83.00 0.00
J______P_____J 77.58 55.22 Alcon N 67.02 693t 67.44 0,63 W 6.74 -5.92 21.23 - 0.20 27.04.22 0.24 0.36 28.54 1.73 33699.77 287.00 210.50 Bell Food Group N 237.50 -0.42 92.80 65.80 Orior N 74.00 -0.67
J__P_________J 9.12 2.65 Credit Suisse Group N 3.11 23303t 3.20 2,80 WW 15.67 -63.84 -74.94 -81.53 0.09 23.11.22 0.10 3.13 13.15 0.28 12794.90 44.00 28.50 Bellevue N 40.10 1.39
50.00 39.60 Bergb.Engelb.T.T. N 44.00 4.51 62.60 15.42 Peach Property N 18.18 1.56
J_____P______J 670.60 406.50 Geberit N 503.00 104t 504.00 0,20 W 15.73 -27.61 -7.39 17.21 12.50 13.04.22 13.07 2.60 25.14 9.93 18080.66
230.00 203.50 Berner KB N 230.00 1.10 102.00 75.50 Perrot Duval I 80.00 0.00
J___P________J 4370 2672 Givaudan N 3053 17t 3015 WW -1,24 6.42 -32.63 0.13 32.82 66.00 24.03.22 70.06 2.29 29.24 6.38 27839.26 421.50 294.00 Phoenix Mecano I 343.00 0.00
J__________P_J 52.80 38.76 Holcim N 50.78 1425t 50.98 0,39 W 6.47 -1.54 -3.15 -13.45 2.20 04.05.22 2.20 4.33 11.85 1.02 31400.06 136.20 96.70 BKW N 132.20 0.08
317.00 157.80 Bossard N 217.50 2.35 96.00 50.60 Pierer Mobility N 77.40 1.84
J_______P____J 77.52 42.07 Logitech Intern. N 62.70 3984t 52.12 WWWWWWWWW -16,87 -8.66 -32.57 12.09 50.59 0.96 14.09.22 1.01$ 1.61 15.04 4.61 9022.32 357.00 278.00 Plazza N 314.00 0.00
J___P________J 684.00 436.80 Lonza N 481.00 202t 487.70 1,39 WW 7.64 -28.38 37.03 84.39 3.00 05.05.22 3.48 0.72 28.42 3.07 36318.41 182.00 159.50 Bq. Cant. Geneve N 182.00 1.96
98.80 70.80 Bq. Cant. Vaudoise N 88.65 2.66 99.20 22.28 PolyPeptide N 26.90 -0.66
J_____P______J 127.12 103.42 Nestlé N 112.98 2348t 113.58 0,53 W 6.01 -6.75 10.34 37.71 2.80 07.04.22 3.06 2.71 22.24 6.41 312345.00 102.00 69.00 Private Equity N 73.20 2.81
56.50 47.60 Bq. Canton de Jura N 54.50 0.00
J________P___J 88.42 72.84 Novartis N 83.90 4117t 84.12 0,26 W 0.63 2.71 -8.21 13.45 3.10 04.03.22 3.19$ 3.81 15.36 3.27 202201.03 125.90 91.80 PSP Swiss Prop. N 115.40 1.05
483.60 297.20 Bucher Ind. N 406.00 0.74
J___P________J 1417 765.40 Partners Group N 884.60 70t 891.60 0,79 W 9.16 -36.31 -2.24 27.28 33.00 25.05.22 38.37 4.34 19.65 7.25 23805.72 567.00 355.00 Burckhardt Comp. N 547.00 0.00 0.13 0.0261 Relief Therap. N 0.0303 0.33
J_________P__J 147.60 90.28 Richemont N 137.30 933t 138.85 1,13 WW 15.80 3.00 82.70 55.42 3.25 07.09.22 2.70€ 1.97 20.59 3.76 79727.67 87.40 51.50 Burkhalter N 78.60 0.26 204.00 78.20 Rieter N 113.60 1.43
J_P__________J 404.20 287.85 Roche GS 289.80 921t 288.95 W -0,29 -0.53 -21.11 -9.82 17.55 9.30 - 9.87 3.41 13.87 5.99 233833.85 810.00 650.00 BVZ N 730.00 0.00 439.20 341.00 Roche I 346.20 -0.23
J____P_______J 342.80 190.10 Sika N 242.90 315t 246.80 1,61 WW 11.32 -29.63 39.83 77.95 2.90 12.04.22 3.37 1.39 30.69 6.28 37941.81 1324 495.00 Bystronic N 730.00 0.69 1400 1060 Romande Energie N 1230 -1.20
J__P_________J 392.10 208.90 Sonova N 230.40 198t 231.40 0,43 W 5.52 -29.92 3.94 53.75 4.40 15.06.22 4.81 2.09 19.17 5.46 14152.36 59.00 39.00 Calida Holding N 48.90 0.31 2.03 0.50 Santhera Pharma N 0.91 -8.28
J_____P______J 630.80 416.30 Swiss Life N 511.20 156t 524.80 2,66 WW 10.07 -12.68 7.85 47.42 25.00 22.04.22 30.06 5.88 11.13 1.37 16177.43 310.00 251.00 Carlo Gavazzi I 300.00 1.69 340.00 260.00 Schaffner N 298.00 -0.67
J________P___J 102.20 68.16 Swiss Re N 91.50 949t 93.24 1,90 WW 7.82 -2.81 -13.51 0.30 5.90 13.04.22 6.10$ 6.67 9.86 1.90 29603.45 80.05 52.65 Cembra Money Bk N 78.05 0.26 237.00 144.20 Schindler N 185.60 4.04
J________P___J 590.40 443.40 Swisscom N 539.40 98t 544.00 0,85 W 7.38 5.92 4.86 4.53 22.00 30.03.22 22.00 4.08 17.84 2.41 28180.26 3.40 1.73 CI Com I 2.72 21.43 238.10 148.45 Schindler PS 196.35 3.40
J_________P__J 19.90 13.10 UBS Group N 18.88 8971t 19.10 1,17 WW 11.01 6.88 50.87 1.08 0.50$ 06.04.22 0.54$ 2.84 9.95 1.03 67320.54 58.00 40.50 Cicor Technologies N 46.90 0.64 30.60 20.80 Schlatter N 25.20 4.13
J__________P_J 461.70 376.20 Zurich Insur. Grp N 449.40 310t 450.80 0,31 W 1.92 4.69 12.62 43.75 22.00 06.04.22 25.10$ 5.58 13.13 2.19 67827.44 20.40 13.91 Clariant N 15.79 0.83 1342 628.00 Schweiter Techn. I 806.00 -0.37
113.40 74.30 Coltene N 77.70 -1.27 123.00 78.20 Sensirion N 105.60 0.38
Erläuterungen: Beim 52-Wochen-Vergleich zeigt das Dreieck an, wie nah der derzeitige Kurs am Höchst- bzw. Tiefststand der vergangenen 52 Wochen liegt. 313.50 136.40 Comet N 213.00 0.95
Die ausgewiesenen Unternehmenskennzahlen (Quelle ) basieren auf den Analystenerwartungen der nächsten 12 Monate. Copyright © 2023 FactSet Research Systems Inc. All rights reserved.
108.00 82.00 SF Urban Propert. N 90.00 1.12
114.43 99.50 Comp. Fin. Tradition I 107.00 0.94
66.00 42.30 Cosmo Pharmac.N 60.90 -0.16 140.90 80.90 SFS Group N 92.80 0.54
85.40 56.20 CPH N 85.40 3.14 2905 2002 SGS N 2308 -0.09
125.00 36.00 Crealogix N 44.20 0.00 19.15 13.60 SHL Telemedicine N 14.00 0.36
388.00 150.00 Dätwyler I 206.50 1.23 832.00 566.00 Siegfried N 651.50 -0.61
ROHWAREN 84.65 67.80 DKSH Holding N 73.65 -0.07 25.92 18.46 SIG Group N 21.74 -1.00
569.00 301.00 dormakaba N 379.00 1.20 76.00 49.00 SKAN Group 68.00 1.19
306.00 186.00 Dottikon Es N 267.00 0.00 7900 4060 SNB N 4870 0.41
52 Wochen Schluss Schluss % % Heizöl (3000-6000 l; Fr./100 L., extra leicht) Veränderung 23.12. Stand: 22.04 Uhr Geld 11.01. Brief Geld 12.01. Brief 50.78 28.02 Dufry N 41.83 2.78 19.22 9.83 SoftwareONE N 14.02 -2.37
Hoch Tief 11.01. 12.01. 12.01. 2023 130.00 107.50 Edisun Power N 120.00 4.80 1.84 0.39 Spexis N 0.45 -0.22
Zürich 133.90 (23.12.) 128.30 (06.01.) -4.18 -5.60 EDELMETALLE ZÜRICH 9.04 5.65 EFG N 8.50 -0.35 492.50 423.00 St. Galler KB N 489.00 1.14
Kennzahlen und Indizes 1090 680.00 Elma Electronic N 1000 0.00 45.00 25.78 Stadler Rail n 36.46 0.44
Gold ($/oz.) 1884 1886 1883 1885
351.25 258.22 TR/J CRB
4320 2920 GSCI Total R.
291.25
3403
297.49
3446
2.14
1.25
-1.27
-1.42
Rohöl (Brent) Erdgas (Nymex) Gold (Fr./kg) 55673 56173 56184 56684 1155 726.00 Emmi N 822.00 -1.79 53.00 37.60 Starrag Group N 51.00 -1.92
991.00 591.50 EMS-Chemie N 668.00 -0.22 170.75 85.22 Straumann N 115.20 -2.25
Silber ($/oz.) 23.86 23.92 23.68 23.74
5506 3453 LMEX 4122 4237 2.80 6.35 72.00 55.00 Epic Suisse 65.50 -0.76 90.75 54.20 Sulzer N 78.30 1.10
Silber (Fr./kg) 702.00 717.00 704.00 719.00 0.15 0.0710 Evolva Holding N 0.0940 0.00
Platin ($/oz.) 1091 1101 1065 1075 304.90 215.70 Swatch I 298.40 0.40
48.77 18.02 Feintool Intern. N 20.90 0.24 58.15 40.40 Swatch N 54.75 0.74
Schluss Schluss % % Platin (Fr./kg) 32142 32892 31677 32427 181.20 137.90 Flughafen Zürich N 161.80 1.06
Palladium ($/oz.) 1784 1794 1771 1781 101.20 73.35 Swiss Prime Site N 85.15 0.65
11.01. 12.01. 12.01. 2023 1884 1020 Forbo N 1172 1.03 0.34 0.20 Swiss Steel Hold. N 0.23 1.77
Palladium (Fr./kg) 52878 53248 53016 53386 20.30 14.90 Fundamenta R. N 16.10 -0.62
Rohwaren 175.60 90.75 Swissquote N 149.20 0.54
79.00 60.55 Galenica N 76.45 0.59
1.42 0.0180 Talenthouse N 0.0535 11.46
Baumwolle, ICE-US, ¢/lb 84.71 81.91 -3.31 -1.79 1.56 0.69 GAM N 0.98 2.41
Franken pro Stück Geld 11.01. Brief Geld 12.01. Brief 462.60 264.60 Tecan N 415.60 -2.90
Kaffee CSCE, c/lb 149.15 149.75 0.40 -10.38 74.50 45.86 Georg Fischer N 62.10 -0.24
28.80 23.80 Glarner KB N 25.10 0.40 120.60 49.61 Temenos N 56.94 -1.21
Kakao CSCE, $/t 2606 2644 1.46 2.01 MÜNZEN 1765 1550 Graubündner KB PS 1765 1.15 120.50 104.00 Thurgauer KB PS 116.00 0.43
Mais, CBOT, ¢/bu 656.00 672.25 2.48 -0.92 Australian Nugget 1721.00 1831.00 1737.00 1848.00 432.00 274.00 Grp. Minoteries N 290.00 -0.68 8.00 4.60 Tornos N 5.66 1.07
Orangensaft, ICE, ¢/lb 207.05 207.70 0.31 1.66 Britannia 1721.00 1831.00 1737.00 1848.00 159.00 70.00 Gurit I 103.80 -1.52 158.00 106.40 TX Group N 151.80 -1.04
Sojabohnen, CBOT, ¢/bu 1493 1519 1.76 -0.31 LME ($/t) Krüger-Rand 1721.00 1815.00 1737.00 1832.00 132.30 90.55 Helvetia N 113.40 1.43 142.60 53.70 U-Blox N 108.80 4.02
Weizen, CBOT, ¢/bu 740.00 744.25 0.57 -6.03 11.01. 12.01. Maple Leaf 1721.00 1808.00 1737.00 1825.00 107.00 78.00 HIAG Immobilien N 84.00 0.24 18.50 10.90 Valartis Group N 17.40 -0.29
Zucker, CSCE, ¢/lb 19.59 19.60 0.05 -2.24 Settlem. Geld Brief Settlem. Geld Brief Napoleon 318.00 358.00 321.00 361.00 29.00 15.00 Highlight E. and E. I 15.10 -18.38 106.60 82.50 Valiant N 106.20 1.14
Brent ICE, $/Fass 82.91 83.85 1.13 -2.49 Aluminium HG 2451 2451 2451 2447 2446 2447 Souvereign, neu 401.00 451.00 404.00 455.00 43.40 20.40 Hochdorf N 23.00 1.32 58.00 42.00 Varia US Prop. N 47.00 0.43
Erdgas Nymex,$/mmBtu 3.67 3.70 0.68 -17.41 Kupfer, Grade A 8987 8986 8987 9072 9071 9072 Vreneli (20 Fr.) 319.00 358.00 322.00 361.00 95.60 71.50 Huber + Suhner N 87.80 0.23 411.80 186.00 VAT Group N 276.00 0.88
Rohöl Nymex, $/bar 77.41 78.29 1.14 -2.45 Nickel 27575 27550 27575 26475 26425 26475 Wiener Philharmoniker 1721.00 1831.00 1737.00 1848.00 4360 4000 Hypo Lenzburg N 4220 0.00 469.00 380.00 Vaudoise Ass. N 439.00 0.00
22.16 10.83 Idorsia N 14.62 2.81 58.30 27.90 Vetropack N 39.20 -0.13
41.45 18.40 Implenia N 38.05 2.15 790.00 700.00 Villars N 740.00 0.00
20.40 18.30 Ina Invest Hold. N 19.75 0.00 1.20 0.56 Von Roll I 0.92 -0.43
1252 633.00 Inficon N 865.00 -1.03 84.85 50.70 Vontobel N 66.40 1.37
4060 1744 Interroll N 2490 0.81
GELD- & KAPITALMARKTDATEN 687.00 575.00 Intershop N 610.00 0.16
107.00 80.20 VP Bank N 99.60 1.01
95.50 63.60 VZ Holding N 72.60 -0.82
115.00 84.80 Investis Holding N 99.80 0.00
121.00 68.20 V-ZUG N 96.00 1.48
128.00 101.00 IVF Hartmann N 121.00 2.98
ZÜRCHER DEVISEN UND NOTEN Schluss Schluss Ren- 52 Wochen Schluss Schluss +/- +/-
64.14 40.99 Julius Bär N 57.78 0.52
116.00 100.00 Walliser KB N 104.50 0.48
11.01. 12.01. dite Hoch Tief 11.01. 12.01. 12.01. 2023 2440 2010 Warteck Invest N 2280 0.00
Devisen Noten 147.80 107.40 Jungfraubahn N 133.00 0.45
0.82 0.13 Wisekey Intern. N 0.21 1.21
12.01. Ankauf Verkauf Ankauf Verkauf BENCHMARK-ANLEIHEN (10 Jahre) SWISS REFERENCE RATES 274.50 125.80 Kardex N 171.00 0.23
52.00 23.30 XLife Sciences 36.60 1.67
1 Euro 1.0029 1.0031 0.9755 1.0355 0.0950 0.0082 Kinarus N 0.0152 -23.23
Swiss Average Rate ON 0.9357 0.9309 -0,0048 -0,01 18.30 11.35 Klingelnberg N 15.55 1.30 205.50 116.26 Ypsomed N 171.00 -1.04
1 Dollar 0.9316 0.9318 0.8975 0.9725 Deutschland 95.80 96.30 2.13 108.95 84.51
Swiss Average Rate TN 0.9475 0.9374 -0,01 0,00 298.80 199.80 Komax N 275.00 1.66 91.80 48.40 Zehnder N 61.00 1.84
1 Pfund 1.1350 1.1355 1.0550 1.2050 Frankreich 94.27 94.70 2.62 106.31 79.58 3.68 2.30 Kudelski I 2.53 1.81 27.40 23.00 Züblin N 26.40 2.33
100 Yen 0.7110 0.7115 0.6625 0.7525 Swiss Average Rate SN 0.9508 0.9429 -0,0079 -0,01
Grossbritannien 106.99 107.32 3.34 131.25 98.20 294.90 197.10 Kühne + Nagel N 219.00 0.97 2200 1450 Zug Estates Hold. N 1810 1.69
1 kanadischer Dollar 0.6939 0.6942 0.6575 0.7325 2.19 1.43 Kuros Biosc. N 1.63 -0.91 7500 6740 Zuger KB I 7380 0.27
100 Hongkong-Dollar 11.9275 11.9306 11.3000 13.1000 Italien 87.87 88.40 3.97 97.33 74.88 40.00 26.00 Lalique Group N 31.80 -3.05 228.50 23.02 Zur Rose Group N 34.44 6.96
1 Singapur-Dollar 0.7007 0.7010 0.6675 0.7375 Schluss Schluss Schluss
Japan 99.99 100.00 0.50 100.41 97.45 71.00 48.72 Landis+Gyr N 70.20 -0.85 199.00 130.00 Zwahlen I 158.00 0.00
2022 11.01. 12.01.
1 australischer Dollar 0.6435 0.6438 0.6050 0.6850
100 schwedische Kronen 8.8860 8.8905 8.2000 9.7000 Kanada 91.53 92.12 2.97 98.57 83.77
BOND-INDIZES (3 Monate, Vortag)
100 norwegische Kronen 9.3293 9.3350 8.6000 10.2000 Schweiz 92.33 92.33 1.26 121.73 90.85
100 ungarische Forint 0.2507 0.2516 0.2225 0.2825 USA 104.59 104.93 3.53 105.67 88.03
Swiss-Bond-Index (SIX) 122.48 125.31 126.16 EUROPA STOXX 600 (Auswahl) S&P 500 (Auswahl)
100 tschechische Kronen 4.1726 4.1743 3.8500 4.3500 Repo-Index (Raiff.) 132.85 136.61 137.70
1 südafrikanischer Rand 0.0550 0.0553 0.0475 0.0650 USA (30 Jahre) 105.62 106.00 3.67 110.39 77.92 Liquid-Swiss-I. (CS) 153.84 156.78 157.90
52 Wochen Schluss % 52 Wochen Schluss %
Hoch Tief 12.01. 12.01. Hoch Tief 12.01. 12.01.
59.69 45.55 AB Inbev 55.99 -1.65 180.87 107.07 3M 129.35 0.18
153.40 114.44 Air Liquide 143.46 -0.72 130.94 93.25 Abbott Lab 111.36 -1.58
120.36 86.52 Airbus 116.24 2.05 57.05 40.35 Altria Group 45.40 -0.92
Swiss-Bond-Index Schweiz (10-j.) Franken in Euro 232.50 156.22 Allianz vN 217.70 1.07 170.81 81.43 Amazon 95.27 0.19
4293 2488 Anglo American 3621 2.49 137.00 54.57 AMD 70.80 2.52
661.60 375.75 ASML Hold. 599.40 1.13 199.55 130.65 American Express 154.92 0.65
11886 8214 AstraZeneca 11448 -1.60 296.67 214.39 Amgen 270.92 -0.73
29.09 20.34 AXA 27.81 1.76 179.61 124.17 Apple Inc. 133.41 -0.06
3.48 2.32 Banco Santander 3.08 2.27 858.75 503.12 BlackRock 753.96 -0.26
67.99 46.70 Bayer N 56.38 0.84 229.67 113.02 Boeing 214.32 3.02
100.42 67.58 BMW St 93.22 1.57 81.44 61.19 Bristol-Myers Sq. 71.60 -0.47
68.07 40.67 BNP Paribas 59.68 1.84 257.38 160.60 Caterpillar 255.07 1.73
504.40 341.60 BP PLC 485.00 1.35 96.24 59.35 Charles Schwab 83.48 0.07
3645 2915 Brit. Am. Tobacco 3173 1.41 189.68 122.84 Chevron Corp. 177.08 1.07
775.00 513.00 Christian Dior 762.50 -0.07 61.50 38.61 Cisco Systems 49.00 -0.43
AUSLÄNDISCHE OBLIGATIONEN IN FRANKEN 46.55 32.23 Dassault Systemes 34.95 -0.07 67.20 54.02 Coca-Cola 61.21 -1.29
55.21 29.68 Deutsche Post N 37.98 1.13 85.04 67.84 Colgate-Palmolive 76.84 -0.38
52 Wochen Fällig- Schluss Schluss Rend. 97.30 79.65 0.25 Citigroup 08.29 86.20 87.10 2.38 102.50 94.25 0.625 LGT Bank 11.25 96.60 - 1.85 20.45 14.47 Deutsche Telekom N 20.31 0.99 52.10 28.39 Comcast A 38.69 1.95
Hoch Tief keit 11.01. 12.01. in % 101.35 95.70 0.50 Citigroup 11.24 97.55 97.75 1.75 4067 3283 Diageo 3642 -0.72 111.25 86.28 CVS Caremark 89.18 -0.64
97.90 79.05 0.20 LGT Bank 11.30 85.85 - 2.19
102.65 93.50 1.10 Commerzbank 07.25 96.60 96.70 2.49
12.04 6.64 EDF 12.00 0.00 157.50 84.07 Disney Co. 99.81 3.61
Banken, Finanzgesellschaften 100.00 81.00 0.6025 Lloyds Banking Grp 02.29 88.30 - 2.72
102.10 98.40 3.375 Commerzbank 09.26 101.45 101.90 2.82 7.01 3.96 Enel 5.71 1.37 71.86 42.91 Dow Inc. 58.52 1.63
102.50 96.10 1.00 Banco Santander 12.24 98.00 - 2.08 101.50 98.62 0.625 Macquarie Bank 09.23 99.30 99.32 1.71 14.85 10.42 Eni 14.42 1.24 100.00 72.41 Emerson Electric 98.05 -0.15
98.15 82.15 0.113 Commonw. Bk Au. 12.29 87.60 88.50 1.91 100.70 94.70 0.30 Münchener Hypo Bk.12.24 96.70 97.10 1.85
101.50 93.45 0.40 Banq. Fed du Créd. 12.25 95.50 95.70 1.93 410.95 239.50 Equinor ASA 309.80 2.06 114.66 69.81 Exxon Mobil 113.22 1.66
99.35 85.60 0.1875 Commonw. Bk Au. 12.28 90.45 91.00 1.81 99.45 91.65 0.10 Münchener Hypo Bk.12.25 94.40 - 2.09
100.00 87.05 0.315 Barclays 06.27 90.20 90.20 2.72 184.70 132.70 EssilorLuxottica 170.45 -1.56 256.86 200.65 General Dynamics 247.70 -0.40
101.50 92.15 0.40 Commonw. Bk Au. 09.26 94.90 - 1.84 101.40 93.35 0.30 Nat. Australia Bk 10.25 95.90 - 1.82
104.35 100.00 2.955 BAWAG P.S.K. 11.27 102.45 102.50 2.40 571.80 382.10 Glencore 543.70 1.55 89.74 57.17 Gilead Sciences 85.72 -1.69
99.15 85.95 0.1637 Credit Agricole 04.28 89.65 - 2.26
100.65 98.20 0.125 Natwest Mark. 09.23 99.12 - 1.46
102.55 100.00 2.87 BAWAG P.S.K. 10.25 101.60 101.90 2.14 101.60 96.65 0.625 Credit Agricole 07.24 98.75 - 1.47 1837 1283 GSK PLC 1431 1.50 389.58 277.84 Goldman Sachs 369.94 1.50
101.70 100.00 2.4075 BBV Argent. Chile 11.25 100.90 101.00 2.04 101.20 97.05 0.30 Credit Agricole 04.24 98.18 98.32 1.67 100.00 95.30 0.8975 Natwest Mark. 04.25 97.20 - 2.20 104.60 77.50 Heineken 91.72 0.57 382.01 264.51 Home Depot 329.87 0.26
103.15 99.95 2.77 BBV Argent. Chile 11.28 101.75 - 2.45 106.60 97.45 2.125 Credit Agricole 09.25 99.15 - 2.45 101.70 99.70 2.7825 NatWest Markets 12.27 101.15 101.70 2.41 1638 957.60 Hermes Intl. 1616 -0.31 220.96 166.63 Honeywell 215.98 1.73
98.90 88.55 0.125 BBV Argent. Chile 08.26 92.40 92.60 2.28 102.65 98.90 3.0425 Credit Agricole 09.27 101.70 - 2.65 98.20 82.40 0.125 NY Life Funding 09.29 87.40 88.20 2.04 585.60 434.70 HSBC Hold. 581.80 2.14 153.21 115.55 IBM 145.55 0.20
97.85 87.60 0.10 Bco de Cred. e Inv. 09.26 90.85 - 2.75 103.35 95.20 0.85 Daimler Int. Fin. 11.25 97.80 - 1.65 97.55 79.40 0.125 NY Life Funding 07.30 85.40 86.15 2.14 11.01 8.11 Iberdrola 10.97 0.69 55.77 24.59 Intel 30.29 1.47
99.95 95.51 0.45 Bco Mercantil 12.23 97.75 97.75 2.96 100.95 97.24 0.625 Deutsche Bank 12.23 98.45 98.40 2.40 100.35 90.80 1.3625 Rabobank 04.28 95.60 - 2.25 29.03 18.55 Inditex 27.53 0.95 186.69 155.72 Johnson & Johnson174.00 -0.50
100.00 96.55 1.3275 Bco Santander 06.25 98.40 98.45 1.99 98.50 83.65 0.315 Deutsche Bank 09.27 86.90 87.90 3.15 100.70 96.00 2.10 RCI Banque 05.25 98.80 99.00 2.54 695.60 427.55 Kering 554.00 1.95 161.03 101.28 JP Morgan Chase 139.49 -0.10
99.00 88.75 0.2975 Bco Santander 10.26 91.65 - 2.65 100.00 94.05 1.1675 DNB Bank 06.27 96.50 - 2.01 100.75 95.15 0.50 RCI Banque 07.24 97.10 97.20 2.42 387.10 300.45 L’Oréal 367.15 -0.15 281.67 217.68 McDonald’s 266.69 -0.79
103.75 89.30 1.125 Bco Santander 07.27 94.60 95.00 2.31 103.25 94.35 1.00 Goldman Sachs 11.25 97.60 - 1.87 101.35 94.60 1.45 Royal Bank of Can. 05.27 97.10 97.85 1.98 334.70 244.00 Linde PLC 303.00 -0.62 115.49 72.88 Merck & Co. 111.77 0.63
98.60 81.10 0.4225 Bk of America 11.29 86.60 - 2.58 98.85 84.60 0.40 Goldman Sachs 05.28 89.85 90.00 2.43 787.90 535.00 LVMH 773.70 0.18 315.95 213.43 Microsoft 238.51 1.16
102.85 99.10 2.625 Societe Generale 10.26 101.70 - 2.15
100.35 90.80 0.2525 Bk of America 06.26 94.25 - 2.01 99.80 74.50 0.8125 HSBC Holdings 11.31 83.30 - 3.00 77.90 50.19 Mercedes-Benz 68.90 1.12 109.73 72.05 Morgan Stanley 90.53 1.23
100.05 84.50 0.745 Societe Generale 01.29 90.10 - 2.53
97.80 77.05 0.3025 Bk of Nova Scotia 07.31 82.90 - 2.55 99.40 84.50 0.32 HSBC Holdings 11.27 90.20 - 2.51 976.30 604.40 Novo-Nordisk AS B 913.70 0.44 149.68 82.22 Nike 127.89 -0.04
100.00 84.50 0.385 Bk of Nova Scotia 02.29 88.80 - 2.40
98.80 88.85 0.25 Societe Generale 10.26 92.80 - 2.28
101.05 94.80 1.805 HSBC Holdings 06.26 98.40 98.50 2.27 203.50 166.60 Pernod Ricard 191.35 0.60 289.26 108.13 Nvidia 165.11 3.19
105.20 97.30 1.75 BNP Paribas 06.25 98.60 98.90 2.23 101.14 98.84 0.625 Transurb. Queensl. 06.23 99.52 - 1.72
89.20 60.78 Oracle 88.78 0.20
100.70 95.00 0.25 Intesa San Bk Ire 09.24 96.85 - 2.14 78.19 40.07 Prosus 75.24 -0.49
101.55 95.60 2.8925 BNP Paribas 09.29 101.00 - 2.73 101.95 100.00 2.33 UBS London Branch 11.25 101.35 101.75 1.69 6824 5400 Reckitt Benckiser 5918 -0.17 56.32 41.45 Pfizer 47.71 0.55
100.00 94.85 0.56 Itaú BBA 02.25 96.55 96.80 2.14
98.35 86.35 0.30 BNP Parisbas 10.27 90.50 - 2.44 99.20 86.60 0.15 UBS London Branch 06.28 89.70 - 2.17 2474 2056 Relx 2352 -0.55 165.35 122.18 Procter & Gamble 149.81 -0.56
101.55 98.03 0.50 JP Morgan Chase 12.23 99.05 - 1.58
98.95 83.50 0.25 Bqe Fed d.Cr.Mutuel 06.29 87.40 - 2.38 102.95 97.70 1.25 Wells Fargo 09.24 98.95 - 1.91 6343 4425 Rio Tinto 6288 2.63 234.49 126.34 Salesforce Inc. 149.60 3.24
0.45 JP Morgan Chase 11.26 94.90 - 1.84
102.05 92.10 1.00 Bqe Intl. Lux 07.25 96.30 - 2.55 110.55 102.60 2.50 KfW 08.25 103.65 - 1.08 103.05 88.85 1.125 Wells Fargo 05.28 93.45 - 2.44 126.82 87.85 Safran 125.24 1.74 80.57 60.71 Southern Co. 70.34 -1.70
100.00 89.05 0.2825 CIB 02.27 92.70 93.10 2.08 105.00 96.90 2.75 LGT Bank 09.32 102.65 103.80 2.31 101.00 98.10 0.50 Wells Fargo 11.23 98.97 - 1.80 106.21 76.45 Sanofi S.A. 90.30 0.26 191.34 144.46 Texas Instruments 178.13 -0.41
98.10 81.75 0.18 CIB 04.29 87.20 87.60 2.33 100.65 91.00 0.20 LGT Bank 10.26 93.90 94.60 1.70 101.75 94.90 0.75 Wells Fargo 05.25 97.40 97.05 2.04 123.54 79.58 SAP 106.74 0.09 194.45 149.65 Travelers Comp. 191.99 0.19
99.15 89.15 0.05 CIB 10.26 92.80 - 2.06 98.50 77.50 0.45 LGT Bank 07.31 82.75 - 2.74 101.50 88.40 0.50 Westpac Banking 05.28 92.10 - 2.08 165.80 110.02 Schneider Electr. 147.06 0.19 278.88 183.70 Union Pacific 214.69 0.20
99.60 84.70 0.50 Citigroup 11.28 90.50 90.90 2.19 99.60 85.20 0.375 LGT Bank 07.28 89.65 - 2.41 102.20 100.00 2.10 Würth FinInt. 11.26 101.20 - 1.77 29.20 20.65 Shell 27.46 0.57 558.10 445.74 United Health 495.67 0.46
62.12 40.32 Siemens Health. 49.04 -0.67 233.72 154.87 UPS 182.95 0.40
Erläuterungen: Rubriken der inländischen und ausländischen Oblogationen werden im Wechsel publiziert. Auswahl bei Aktien nach Höhe der Marktkapitalisierung; Div. = Dividende; Div.-Rend. = Dividenden-Rendite; GS = Genussscheine; I = Inhaberaktien; 150.20 93.67 Siemens N 142.06 1.36 55.51 34.55 Verizon 41.81 1.53
KBV = Kurs-Buchwert-Verhältnis; KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis (auf Basis der erw. Gewinne); Marktkapital = je Gattung; N = Namenaktien; PS = Partizipationsscheine; St. = Stammaktien; Vz = Vorzugsaktien; 60.93 43.60 TotalEnergies 59.45 1.12 235.85 174.60 VISA Inc. 223.62 0.68
t = Tausend; % = Veränderung in Prozent; Vol. = Volumen: Ausgewiesene Volumina enthalten börsliche und ausserbörsliche Geschäfte; 52-Wochen-Hoch/Tief: Bezieht sich nur auf börslichen Handel. Vt. = Vortag. 4250 3268 Unilever plc. 4185 -0.13 54.39 30.39 Walgreens Boots 36.66 -1.24
Alle Angaben ohne Gewähr. Quelle 103.74 80.74 Vinci 101.04 1.36 160.77 117.27 Walmart Inc. 144.81 -0.90
28 Neue Zürcher Zeitung Freitag, 13. Januar 2023

Veranstaltungen

OPER THEATER KONZERT Werben auch Sie hier für Ihre Veranstaltung:
kulturmagnet.live

THEATER So 15. Jan, 11.00, GZ Oerlikon

OPERNHAUS ZÜRICH
044 268 66 66, opernhaus.ch SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH
044 258 77 77, schauspielhaus.ch
Fr 13. Jan, 19.00, Opernhaus
Fr 13. Jan, 20.00, Pfauen. Sonne, los jetzt!
Salome
Oper von Richard Strauss von Elfriede Jelinek
Sa 14. Jan, 16.00, Pfauen. Pinocchio nach
Sa 14. Jan, 19.00, Opernhaus. Premiere Carlo Collodi. 19.00, Schiffbau-Box
On the Move My Heart Is Full of Na-Na-Na von Lucien
Haug. 21.30, Schiffbau-Matchbox
Choreografien von Christian Spuck,
Offene Bühne
Louis Stiens und Hans van Manen
So 15. Jan, 16.00, Pfauen. Pinocchio nach
So 15. Jan, 11.15, Spiegelsaal Opernhaus Carlo Collodi. 18.00, Pfauen-Kammer
THEATER AM HECHTPLATZ
044 415 15 15, theaterhechtplatz.ch
Di 17. Jan - So 26. Feb, Di - Sa 19.30 /
So 18.00. Vier werden Eltern
THEATER WINTERTHUR
052 267 66 80, theater.winterthur.ch
Do 19. bis Sa 21. Jan, 19.30/ So 22. Jan, 14.30
Marie-Antoinette. Handlungsballett mit
Orchester, aus dem Malandain Ballett Bi-
arritz mit dem Musikkollegium Winterthur
KINDERTHEATER METZENTHIN
0900 441 441 (CHF 1.-/Min), www.ticketino.com
Sa 14. - So 29. Jan, Sa / So 15.00 (So 15. &
So 22. Jan auch um 10.30), Aula Rämibühl
Der gestiefelte Kater, 110 Kinder spielen
für Kinder ab 4 Jahren
ZÜRCHER KAMMEROPER
078 791 0510, www.zuercher-kammeroper.ch
Fr 13. Jan, 19.00 & So 15. Jan, 15.00
Gemeindesaal Zollikon
Rossini: L'equivoco stravagante Opera buffa
Kammermusik für Kinder Perkussion
So 15. Jan, 11.15, TZ
Literatur und Musik «Moby Dick»
Birgit Minichmayr, Lesung; Andreas
Janke, Violine; Benjamin Nyffenegger,
Violoncello; Pier Damiano Peretti,
Orgel; Elisabeth Bronfen, Einführung
Ropartz, Rachmaninow, Franck,
Herman Melville
MÄNNERCHOR ZÜRICH
Tickets: 044 206 34 34, maennerchor.ch
So 29. Jan, 17.00, Tonhalle Zürich
Luigi Cherubini, Requiem in d-Moll
NEUE KONZERTREIHE ZÜRICH
Tonhalle-Billettkasse Tel. 044 206 34 34, hochuli-konzert.ch
Di 24. Jan , 19.30, Tonhalle
Lucienne Renaudin Vary • Trompetissima
Zürcher Kammerorchester
C.P.E. Bach, Neruda, Mozart, Haydn,
Marcello • «La fée de la trompette...»

© Simon Fowler
Triosonaten Performers Rule: SOI KONZERT
Brunch- / Lunchkonzert
14.00, Opernhaus
BERNHARD THEATER TONHALLE-ORCHESTER ZÜRICH
La traviata 044 206 34 34, tonhalle-orchester.ch, Tonhalle Zürich
Oper von Giuseppe Verdi 044 268 66 99, bernhard-theater.ch Fr 13. Jan, 19.30, TZ
20.00, Opernhaus Fr 13. Jan - So 12. Feb, 20.00 / So 18.00 Omer Meir Wellber Leitung
On the Move Vollkoffer Komödie mit Erich Vock u.a. Daniel Ciobanu Klavier
Choreografien von Christian Spuck, Sa 14. Jan - So 12. Feb, Mi/Sa/So. Die kleine Eli Danker Sprecher
Louis Stiens und Hans van Manen Hexe Kinderstück nach Otfried Preussler Prokofjew

Finanzmarkt

Neue Konzertreihe Zürich

Tonhalle • Grosser Saal
Karsamstag, 8. April, 18.00 Uhr
J.S. Bach • Johannespassion SINFONIEKONZERT
Rudolf Lutz, Leitung
Tonhalle-Billettkasse • Tel. 044 206 34 34
www.hochuli-konzert.ch NEW YORK 1925 –
LOS ANGELES 1937 Michael Yule (2001) Limited
Company No. 487202
MITTWOCH, 18. & (in voluntary liquidation)
DONNERSTAG, 19. JANUAR
NOTICE is hereby given, in accordance with the BVI Business
2023 | 19.30 UHR
Companies Act, 2004 that the above named company, is in
KKL LUZERN, KONZERTSAAL
voluntary liquidation. The voluntary liquidation commenced
on 29 December 2022 and Eldon Solomon of Palm Grove
S W IS S Mittwoch, 18. Januar 2023
CHAM BER 19.30 Uhr
House, P.O. Box 438, Road Town, Tortola, British Virgin Islands
CONCERTS Kirche St. Peter Zürich is the voluntary liquidator.

VOX HOLLIGER Jean-Yves Thibaudet

Gemäss dem BVI Business Companies Act, 2004, wird hiermit
bekannt gegeben, dass sich das oben genannte Unternehmen
Luzerner Sinfonieorchester in freiwilliger Liquidation befindet. Die freiwillige Liquidation
MOESCHINGER UA, LEHMANN, Michael Sanderling, Leitung begann am 29. Dezember 2022 und Eldon Solomon, Palm
HOLLIGER, BIRTWISTLE Grove House, P.O. Box 438, Road Town, Tortola, British Virgin
JOLIVET, WAGNER George Gershwin Islands ist der freiwillige Liquidator.
Klavierkonzert in F Dated: 29 December 2022
SWISS CHAMBER SOLOISTS: Johannes Brahms
Heinz Holliger Leitung und Oboe
Eldon Solomon
Klavierquartett Nr. 1 g-Moll Voluntary Liquidator
Sarah Wegener Sopran / Felix Renggli Flöte
Muriel Cantoreggi Violine / Irene Abrigo Violine op. 25 für Orchester
Jürg Dähler Viola / Daniel Haefliger Violoncello
INFO / KARTEN: www.swisschamberconcerts.ch
ABENDKASSE: ab 18.30 Uhr TICKET-LINE 041 226 05 15
KARTEN@SINFONIEORCHESTER.CH
ONLINE: SINFONIEORCHESTER.CH
KKL-LUZERN.CH

Kafi, Gipfeli und

Futter für den Geist.
So geht Sonntag.
Freitag, 13. Januar 2023 Wetter/TV/Radio 29

SCHWEIZ EUROPA Prognose für Freitag, 13. Januar 2023

Temperatur heute: Kaltfront

Minimum° / Maximum° Tromsø 0° Warmfront
Schaffhausen 7°
Okklusion
Windrichtung 7° / 10°
Reykjavik –4°
heute H T
Basel Helsinki 3° Hoch Tief
1000
8° / 11° St. Gallen 990 Oslo 1°
morgen Zürich T 995
6° / 10 6° / 10° 7° 5° / 7° T Stockholm 6°

99
99

0
übermorgen
6° Biel

5
Moskau –3° leicht
1000 6° sonnig
bewölkt
Neuenburg Luzern 100
5
7° / 10° Bern 6° / 10° 7° Glarus T 10 London 10°
7° 6° / 9° 10 Berlin 10° Warschau 8°
4° / 8° Chur 101
5
Kiew –1° H
6° 3° / 7° 1020
bewölkt bedeckt
Paris 11°
Freiburg Gotthard Wien 10°
Lausanne 5° / 9° Interlaken 1025
8° / 10° 8° 5° / 8° –3° / –2° St. Moritz T 16° Nizza 15° H Bukarest 5°
1020 Regen-
Gewitter
–8° / 1° schauer

0° / 10° Lissabon 16° Rom 15°

1030
16°
Genf Sitten Locarno Madrid 11° 16°
Palma 18° Ankara 8° Schneefall Nebel
7° / 10° 2° / 7° 8°
Athen 14°
H 22°
19°
Wasser- Wind-
Las Palmas 22° temperatur richtung
Tel Aviv 18°

Allgemeine Lage: Ein riesiger Tief- schen 50 und 70 km/h. Schnee fällt ab Rom 16 s Afrika
DIE NÄCHSTEN VIER TAGE WINDRICHTUNGEN/-STÄRKEN
druckkomplex mit Zentren über Nord- 1200 bis 1500 Metern, bis am Abend Stockholm 3 fR Dakar 29 s
heute morgen heute morgen Warschau 7 w Johannesb. 30 s
Samstag Sonntag Montag Dienstag europa und ein ausgeprägtes Hoch über sinkt die Schneefallgrenze gegen 1000
Zürichsee SW 4-7 SW 3-6 Urnersee var 1- 5 S 2- 6 Wien 8 s Kairo 19 f
Ostschweiz den Azoren sorgen bei uns weiterhin für Meter. Obersee SW 4-7 SW 3-6 Thunersee NW 3- 6 NW 2- 5
Nordamerika Kapstadt 27 f
eine straffe Westströmung. Damit ein- Greifensee SW 4-7 SW 3-6 Bielersee SW 4- 7 SW 3- 6
Chicago 3 f Lagos 33 f
hergehend erreicht uns heute Freitag Aussichten: Am Samstagvormittag Walensee W 2 -5 var 1-4 Neuenb’see SW 4- 7 SW 3- 6
Denver 14 f Marrakesch 24 s
Bodensee SW 4-7 SW 3-6 Genfersee SW 3- 6 SW 3- 6
2° / 9° 8° / 5° 1° / 4° 1° / 4° eine Kaltfront und sorgt für wechselhaf- ist es bewölkt, aber noch meist tro- Langensee var 1- 4 var 1- 4
L. Angeles 15 R Nairobi 27 s
Untersee SW 4-7 SW 3-6
tes Wetter. Morgen Samstag folgt bereits cken. Im Westen sorgt am Nachmit- Miami 17 s Tunis 19 f
Westschweiz Zugersee SW 4-7 W 2 -5 Luganersee var 1- 4 var 1- 4
New York 5 f Naher Osten
die nächste Warmfront. tag die nächste Störung für neue Nie- Vierw’see SW 4-7 W 2 -5 Silvapl’see var 1- 4 SW 1- 4
San Franc. 14 R Dubai 23 s
derschläge. Im Osten wird es erst am Windstärke in Beaufort, var = variabel Toronto –4 s Teheran 1 f
Heute: Der Freitag startet stark bewölkt Abend oder in der Nacht nass. Dazu MeteoNews AG Vancouver 11 fR Tel Aviv 17 fR
4° / 9° 8° / 5° 1° / 5° 1° / 5° Leutschenbachstrasse 95, 8050 Zürich
und zeitweise nass. Im Laufe des Tages frischt der Südwestwind wieder auf. Das Schweizer Wetterportal: meteonews.ch
Persönliche Wetterberatung: 0900 575 775
Washington 4 f Asien
Südschweiz Lateinamerika Bangkok 33 f
stellt sich ein mehr wechselhafter Wet- (CHF 3.20/Min. vom Schweizer Festnetz)
Bogotá 17 fR Delhi 17 f
tercharakter mit Auflockerungen und B. Aires 32 s Hongkong 24 fR
weiteren Regengüssen ein. Es weht kräf- MORGEN INTERNATIONAL Caracas 25 fR Manila 29 fR
nzz.ch/wetter
–1° / 11° 0° / 9° 2° / 8° 1° / 4° tiger Südwestwind mit Böenspitzen zwi- Europa Istanbul 11 fR Mexiko-St. 21 s Peking 0 w
Amsterdam 11 R Kopenhagen 7 R Santiago 29 s Seoul 7 R
Athen 14 f Las Palmas 23 s São Paulo 28 G Schanghai 9 R
BERGWETTER SCHADSTOFFE SONNE UND MOND Barcelona 17 f Lissabon 16 b Australien, Neuseeland Singapur 29 G
Berlin 8 fR London 12 R Auckland 21 R Tokio 17 fR
Wind km/h °C in μg/m³ Zürich Bern Lausanne Tänikon Basel Lugano Brüssel 11 R Madrid 13 f Melbourne 37 f
Aufgang Untergang
4000 m W 40 - 95 –14° Feinstaub (PM10) 4 13 7 2 3 14 heute I morgen heute I morgen Budapest 8 f Moskau –1 b Perth 31 s
3000 m W 40 - 90 –8° Stickstoffdioxid 10 35 32 5 3 43 Sonne 08:10 I 08:09 16:59 I 17:00 Dublin 6 fR München 7 w Sydney 27 w
Ozon 63 63 33 71 73 33 Mond abnehmend 23:42 I keiner 11:18 I 11:33 Frankf./M. 8 R Oslo –2 f
2000 m SW 40 - 85 –3° b = bedeckt; N = Nebel; s = sonnig;
Die entsprechenden Grenzwerte der Luftreinhalteverordnung lauten: Hamburg 7 R Paris 12 R f = freundlich; R = Regen; S = Schneefall;
1000 m SW 35 - 70 6° 50, 80, 120, EU-Ozon-Alarmwert 240 μg/m³ . Messwerte gestern, 14 Uhr. 15.1. 21.1. 28.1. 5.2. Helsinki 3 R Prag 6 w G = Gewitter; Rs = Regenschauer; SR = Schneeregen; w = bewölkt

SRF 1 SRF zwei ARD ZDF 3 sat arte RTL

10.55 nano. 11.25 Verbrechen im Netz. (W).
12.20 Mini Chuchi, dini Chuchi. (W). 12.45
Tagess. 12.55 Meteo. 13.05 G&G. (W). 13.25
In aller Freundschaft. 14.15 In aller Freund-
schaft. Arzt-Serie. 15.05 Samschtig-Jass. (W).
15.50 G&G Flash. 15.55 Inga Lindström: Prin-
zessin des Herzens. Familiendrama (D 2010).
Mit Rufus Beck. Regie: Ulli Baumann. 17.30
Guetnachtgschichtli. 17.40 Telesguard.
18.00 Tagess.. 18.10 Meteo. 18.15 Mini Chu-
chi, dini Chuchi. 18.35 G&G – Gesichter und
Geschichten. 19.00 Schweiz aktuell. 19.25
Börse. 19.30 Tagesschau. 19.55 Meteo.
9.20 Comedy@SRF. (W). 9.55 Bianca – Wege
zum Glück. Telenovela. Mit Birgit Wiedel Wei-
dinger. 10.40 Lena – Liebe meines Lebens.
11.25 Lena – Liebe meines Lebens. Teleno-
vela. 12.15 Live: Ski alpin: Weltcup. Aus Wen-
gen (CH). 14.20 Live: Biathlon: Weltcup. Aus
Ruhpolding (D). Staffel Herren. 16.00 Life in
Pieces. Comedy-Serie. (W). 16.25 Grey’s Ana-
tomy. Spitalserie. Feuer und Flamme. 17.10
Grey’s Anatomy. 17.55 G&G Flash. 18.00
Jugend im Klimakampf. Dokumentation.
19.00 Live: Ski alpin: Weltcup. Aus Wengen.
Siegerehrung. 19.30 Tagesschau.
9.05 Live: Live nach Neun. 9.55 Verrückt
nach Meer. 10.45 Meister des Alltags. 11.15
Wer weiss denn sowas?. 12.00 Tagesschau.
12.15 Live: Sportschau. Ski alpin: Weltcup,
Super-G Herren / ca. 13.40 Skeleton: Welt-
cup, Damen, 1. und 2. Lauf / ca. 14.10 Biath-
lon: Weltcup, 4x7,5 km Staffel Herren / ca.
15.50 Skispringen: Weltcup, Damen, Zsfg.
16.00 Tagess.. 16.10 Verrückt nach Meer.
17.00 Tagesschau. 17.15 Brisant. 18.00 Wer
weiss denn sowas?. 18.50 Quizduell-Olymp.
19.45 Wissen vor acht – Zukunft. 19.50 Wet-
ter vor acht. 19.55 Wirtschaft vor acht.
10.30 Notruf Hafenkante. 11.15 SOKO
Stuttgart. 12.00 heute. 12.10 drehscheibe.
13.00 ARD-Mittagsmagazin. 14.00 heute –
in Deutschland. 14.15 Die Küchenschlacht.
15.00 heute Xpress. 15.05 Bares für Rares.
Magazin. 16.00 heute – in Europa. 16.10 Die
Rosenheim-Cops. 17.00 heute. 17.10 hallo
deutschland. 17.40 Live: Handball: Weltmeis-
terschaft. Aus Kattowitz (PL). Vorrunde, Grup-
pe E, 1. Spieltag: Deutschland – Katar. Mit
Katrin Müller-Hohenstein. Reporter: Christoph
Hamm, Markus Baur. Experte: Sören Christo-
phersen. 19.50 Bettys Diagnose. Spitalserie.
9.05 Kulturzeit. (W). 9.45 nano. (W). 10.15
Rundschau. Magazin. 11.05 Reporter. (W).
11.40 Sehen statt Hören. 12.10 Papa, Mama,
Pendelkinder – Wie geht’s weiter nach der
Trennung?. Dokumentation. 12.55 37°Leben:
Die Seefrau. 13.20 Die Goralen der polni-
schen Tatra. Reportage. 14.05 Faszinierende
Erde. (1/6). Dokumentationsreihe. Berge.
14.50 Faszinierende Erde. 15.35 Faszinie-
rende Erde. 16.20 Faszinierende Erde. 17.00
Faszinierende Erde. 17.45 Faszinierende
Erde. (6/6). 18.30 nano. 19.00 Im Flug über
Südspanien. 19.20 Kulturzeit. Magazin.
11.25 Tierischer Winterzauber. (W). 12.10
Die Klima-Aussteiger – Leben ohne Strom
und fliessend Wasser. (W). 12.45 Stadt Land
Kunst. 13.30 Stadt Land Kunst. Magazin.
14.15 Die Reise ins Ich. Actionfilm (USA
1987). Mit Dennis Quaid, Martin Short, Meg
Ryan. Regie: Joe Dante. (W). 16.55 Kuba,
Reise durch eine Lowtech-Nation. (1/3).
Dokumentation. 17.50 Tanganjika – Das
Meer im Herzen Afrikas. (1/2). 18.30 Tanga-
njika – Das Meer im Herzen Afrikas. (2/2).
Dokumentation. 19.20 Arte Journal. 19.40
Klima ahoi – Wie Schiffe sauberer werden.
11.00 Barbara Salesch – Das Strafgericht.
Doku-Soap. Affe aus Wohnung geklaut!
Steckt der Ex-Ehemann dahinter? Affe aus
Wohnung geklaut! Steckt der Ex-Ehemann
dahinter? (W). 12.00 Punkt 12. Magazin.
Das RTL-Mittagsjournal Katja Burkard. 15.00
Barbara Salesch – Das Strafgericht. Doku-
Soap. 16.00 Ulrich Wetzel – Das Strafge-
richt. 17.00 RTL Aktuell. 17.07 Explosiv Sto-
ries. 17.30 Unter uns. 18.00 Explosiv – Das
Magazin. 18.30 Exclusiv – Das Star-Maga-
zin. 18.45 RTL Aktuell. 19.05 Alles was zählt.
19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Soap.

20.05 SRF bi de Lüt.
Reportagereihe. Familiensache
(2/5) – Anpacken und Aufräumen.
21.00 Auf und davon.
Dokumentationsreihe. Schweizer
Auswanderer – Griechenland,
Kanada, Schweden.
21.50 10vor10.
22.15 Meteo.
22.25 Arena. Diskussion. Pflegeperso-
nal am Limit – kommt’s jetzt
zum Pflexit? Mit Sandro Brotz.
23.40 Newsflash.
23.50 Taxi Driver. Actionfilm (USA
1976).
01.40 SRF bi de Lüt. Reportagereihe. (W).
02.25 Arena. Diskussion. (W).
20.00 sportflash. 20.00 Tagesschau. Mit Wetter. 20.35 Der Staatsanwalt. 20.00 Tagesschau. 20.15 Blutholz. Drama (D 2022). 20.15 Murmel Mania – Die deut-
20.10 Booksmart. Komödie (USA 20.15 2 unter Millionen. Komödie Krimi-Serie. Kontrollverlust. 20.15 Die Pilgerin. (1/2). Melodram Mit Joachim Król, Désirée sche Murmelmeisterschaft
2019). Mit Kaitlyn Dever, Beanie (D 2022). Mit Oliver Mommsen. Mit Rainer Hunold. (D/A/CZ 2014). Mit Josefine Nosbusch, Alina Levshin. 2023. (1). Show. Mit Chris Tall.
Feldstein, Jessica Williams. Regie: Matthias Tiefenbacher. 21.35 SOKO Leipzig. Krimi-Serie. Preuss. Regie: Philipp Kadelbach. Regie: Torsten C. Fischer. 21.30 Live: Ich bin ein Star – Holt
Regie: Olivia Wilde. 21.45 Tagesthemen. Mit Wetter. Mord im Warenkorb. 21.45 Die Pilgerin. (2/2). Melodram 21.50 Classic Albums. mich hier raus!. (1). Doku-Soap.
22.00 Kein Schnee von gestern – 22.20 Polizeiruf 110. Totes Rennen. 22.20 SOKO Leipzig. Krimi-Serie. (D/A/CZ 2014). Dokumentationsreihe. Amy Mit Sonja Zietlow, Jan Köppen.
Skigebiete denken um. Krimireihe (D 2020). Tödliches Schweigen. 23.15 Desperate Measures – Jede Winehouse: Back to Black. 23.45 Live: Ich bin ein Star –
Dokumentation. 23.50 Mankells Wallander: Ver- 23.05 heute-journal. Stunde zählt. Actionthriller (USA 22.50 Amy Winehouse – Live at Holt mich hier raus! Die
22.35 sportflash. misst. Vermisst. Kriminalfilm 23.35 aspekte. Reportagereihe. 1998). Mit Michael Keaton. Shepherd’s Bush. Konzert. Stunde danach. (1). Talk.
22.40 Newsflash. (S/D/DK/N/FIN 2014). Parallelwelten. Was ist Realität? 00.50 10vor10. 23.45 Tracks Spezial. 01.00 RTL Nachtjournal.
22.50 Neumatt. (1/8). 01.20 Tagesschau. 00.20 heute journal update. 01.20 Gags, Gags, Gags – Highlights 00.20 Denzel Washington. Porträt. 01.25 Ich bin ein Star – Holt mich hier
Drama-Serie. Nachfolge. 01.25 2 unter Millionen. Komödie (D 00.35 Die Paten von St. Pauli. aus «Willkommen Österreich». Spiegelbilder Amerikas. (W). raus!. (1). Doku-Soap. Mit Sonja
23.40 Neumatt. 2022). Mit Oliver Mommsen. (W). 01.20 Schwedens Krone. (W). 02.15 Lisa Eckhart: Die Unmoral 01.15 Genesis 2.0. (1). Mammutjäger Zietlow, Jan Köppen. (W).
00.30 Halloween – Die Nacht des 02.55 Tagesschau. 02.05 Eisige Welten. (1/6). Dokumenta- von der Geschicht’. Show. (W). in Sibirien. Dokumentarfilm (CH/ 03.20 Ich bin ein Star – Holt mich hier
Grauens. Horrorfilm (USA 1978). 03.00 Mankells Wallander: tionsreihe. Planet im Wandel. 03.00 Tobias Mann: Mann gegen Mann. CHN/RUS/COR/USA 2018). raus! Die Stunde danach. (1). (W).
01.55 G&G Flash. Magazin. News aus Vermisst. Vermisst. Kriminalfilm 02.50 Der erste Freund des Menschen. 03.45 Michael Mittermeier: 03.10 «Stadt Land Kunst»-Inspirationen: 04.35 Ich bin ein Star – Holt mich
der Welt der Prominenz. (W). (S/D/DK/N/FIN 2014). (W). Dokumentation. Safety First. Show. (W). Auf Abenteuerreise. Magazin. hier raus!. (1). Doku-Soap.

SAT 1
10.00 Britt – Der Talk. Talkshow. (W).
11.00 Auf Streife – Die Spezialisten. Do-
ku-Soap. 12.00 Auf Streife. Doku-Soap.
Last Man Camping. 13.00 Auf Streife.
Doku-Soap. 14.00 Klinik am Südring. 15.00
Klinik am Südring. 16.00 Britt – Der Talk.
17.00 Lenssen übernimmt. Doku-Soap.
17.30 Lenssen übernimmt. 18.00 Lenssen
übernimmt. 18.30 Lenssen übernimmt.
19.00 Mein Mann kann. 19.55 Nachrich-
ten. 20.15 Let the music play – Das grosse
Promi Special. Show. Mit Amiaz Habtu.
22.40 Paar Wars. 1.00 Sechserpack. 1.30
Sechserpack. 1.50 Sechserpack. 2.15 Die
dreisten drei – Die Comedy-WG. Show.
Pro Sieben
7.15 Two and a Half Men. (W). 8.10 The
Big Bang Theory. (W). 9.25 Last Man Stan-
ding. (W). 11.45 Scrubs – Die Anfänger.
14.00 Two and a Half Men. 14.50 Young
Sheldon. (W). 15.40 The Big Bang Theory.
17.00 Live: taff. 18.00 Newstime. 18.15
Die Simpsons. 19.05 Galileo. 20.15 Mis-
sion: Impossible – Rogue Nation. Action-
thriller (USA/CHN/HK/A/GB/M 2015).
Mit Tom Cruise, Simon Pegg, Rebecca
Ferguson. Regie: Christopher McQuar-
rie. 23.00 Edge of Tomorrow. Sci-Fi-Film
(USA/CDN 2014). 1.15 Mission: Impos-
sible – Rogue Nation. Actionthriller (USA/
CHN/HK/A/GB/M 2015). Mit Tom Cruise.
ORF 1
12.25 Live: Ski alpin: Weltcup. Aus Wen-
gen (CH). 14.10 Live: Ski alpin: Weltcup.
14.20 Live: Biathlon: Weltcup. 15.55 Gil-
more Girls. 16.35 The Big Bang Theory.
16.55 ZIB Flash. 17.00 The Big Bang
Theory. 17.45 ZIB Flash. 17.50 Wetter.
17.55 Smart10 – Das Quiz mit den zehn
Möglichkeiten. 18.45 Q1 Ein Hinweis ist
falsch. 19.30 Zeit im Bild. 19.51 Wetter.
19.56 Sport aktuell. 20.02 ZIB Magazin.
20.15 Kabarettgipfel. 21.25 Fakt oder Fake.
22.20 ZIB Flash. 22.25 Was gibt es Neu-
es?. 23.10 Gute Nacht Österreich. 23.40
ZIB Nacht. 23.55 Science Busters – Wer
nichts weiss, muss alles glauben. (W).
ORF 2
17.00 ZIB. 17.05 Aktuell nach fünf. 17.30
Studio 2. 18.20 Showtime – Neues aus
der Welt der Stars. 18.30 Mayrs Maga-
zin – Wissen für alle. 18.47 Lotto 6 aus
45 – Bonus-Ziehung. 19.00 Bundesland
heute. 19.23 Wetter aus dem Bundes-
land. 19.30 ZIB. 19.51 Wetter. 19.56 Sport
aktuell. 20.05 Seitenblicke. 20.15 Der
Staatsanwalt. Krimi-Serie. Kontrollverlust.
Mit Rainer Hunold. 21.20 Vera. 22.00 ZIB
2. 22.25 Euromillionen. 22.35 Universum
History. Dokumentationsreihe. 23.20 Rocco
Schiavone – Der Kommissar und die Alpen.
Das gute Leben. Krimireihe (I 2018). Mit
Marco Giallini. 0.55 Der Staatsanwalt. (W).
SRF info
19.25 G&G Flash. 19.30 Tagesschau &
Meteo in Gebärdensprache. 20.00 Tages-
schau. 20.25 Meteo. 20.30 Schweiz aktuell
in Gebärdensprache. 20.50 SRF Börse in
Gebärdensprache. 20.55 sportflash. 21.00
Tagesschau. 21.25 Meteo. 21.30 Schweiz
aktuell. 21.50 SRF Börse. 21.55 sportflash.
22.00 Telesguard. 22.10 SRF Börse. 22.15
G&G. 22.30 10vor10. 22.55 Meteo. 23.00
10vor10. 23.25 Meteo. 23.30 sportflash.
23.35 G&G – Gesichter und Geschichten.
23.55 SRF Börse. 0.00 10vor10. 0.25 Meteo.
0.30 sportflash. 0.35 Newsflash. 0.40 G&G
Flash. 0.45 10vor10. 1.10 Meteo. 1.15 sport-
flash. 1.20 Newsflash. 1.25 G&G Flash.
Radio SRF 1
6.00 HeuteMorgen. 6.31 Regionaljournal.
7.00 HeuteMorgen. 7.17 Morgengast.
7.31 Regionaljournal. 7.40 Morgenstund
hat Gold im Mund. 8.00 HeuteMorgen.
8.13 Espresso. 8.31 Regionaljournal. 9.00
HeuteMorgen. 9.40 Mundartrubrik. 10.03
Treffpunkt. 11.08 Ratgeber. 11.40 À point.
12.03 Regionaljournal. 12.30 Rendez-vous.
13.00 Tagesgespräch. 13.40 3 vo 5. 14.03
Wuko. 15.03 Wuko. 16.30 Regional Diago-
nal. 17.12 Sport. 17.30 Regionaljournal.
18.00 Echo der Zeit. 18.45 Sport. 20.03
«Eusi chlii Stadt». 21.03 Nachtexpress.
22.08 Nachtexpress. 23.00 Nachrichten.
23.03 Nachtexpress. 0.06 Nachtexpress.
Radio SRF 2
6.54 100 Sekunden Wissen. 7.00 Kultur-
Nachrichten. 7.06 Kultur-Aktualität. 7.30
HeuteMorgen. 7.52 Blick in die Feuilletons.
8.00 Kultur-Nachrichten. 8.06 Kultur-Aktua-
lität. 8.15 Kultur-Aktualität. 8.30 HeuteMor-
gen. 9.05 Kontext. 10.20 100 Sekunden
Wissen. 11.20 Veranstaltungstipp. 11.40
Tageschronik. 12.10 Kultur kompakt. 12.30
Rendez-vous. 13.00 Klassiktelefon. 13.45
Concerto. 16.30 Kultur-Nachrichten. 17.08
Kultur-Aktualität. 17.16 Kultur-Aktualität.
17.30 Kultur-Nachrichten. 18.00 Nach-
richten. 18.30 Kontext. 19.00 Echo der
Zeit. 20.00 Passage. 21.00 Jazz und World
aktuell (W). 22.05 Notturno. 0.06 Notturno.

Arte, 19.40 SRF 1, 21.00 SRF zwei, 22.00

TV-TIPPS
Arte, 16.55
Kuba, Reise durch eine Lowtech-Nation
Der französische Ingenieur und Abenteurer Corentin
de Chatelperron legt diesmal auf Kuba an.Weil die Insel
jahrzehntelang von der Aussenwelt abgeschnitten war,
hat sich dort eine legendäre Bastler- und Recycling-Kul-
tur entwickelt.Viele Projekte zeugen davon, dass Kuba
in Sachen Lowtech Pionierarbeit leistet.
Klima ahoi – wie Schiffe sauberer werden Auf und davon: Schweizer Auswanderer – Kein Schnee von gestern – Skigebiete denken um
Feinstaub, Russ und Schweröl als Kraftstoff: Frachter Griechenland, Kanada, Schweden Der Schnee wird weniger, die Bedenken der Skitouris-
und Kreuzfahrtriesen sind Klimakiller und verursachen Gute drei Monate leben Barbara Hasenböhler undTho- ten werden grösser: Der Massentourismus in den Win-
etwa 3 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. mas Range aus dem Kanton Zürich in Kanada. Der tersportgebieten muss sanftere Pfade einschlagen,grüne
Dabei ist emissionsfreier Seehandel schon seit Jahrtau- Umbau ihrer Villa am Meer hätte mittlerweile längst Ideen als Ersatz für das weisse Vergnügen sind gefragt.
senden möglich – Wind sei Dank. «Wir müssen zurück beginnen sollen. Aber noch immer fehlt die Baubewil- Das Villgratental in Tirol macht es seit Jahren vor und
zu den Segelschiffen», meint Kapitän Andreas Lackner. ligung.Voller Vorfreude feiert Familie Rotzler im solo- setzt vor allem auf das Naturerlebnis.Im Skigebiet Flims
Der Österreicher hat vor 15 Jahren mit zwei Freunden thurnischenWitterswilAbschied.Dann brechen Sabrina Laax Falera in der Schweiz arbeitet man seit 2012 an
ein segelndes Frachtschiff in Betrieb genommen. und Jonas mit ihren Kindern nach Mittelschweden auf. einem «Greenstyle»-Konzept.
30
Man nannte sie «The German Gesicht»
Tatjana Patitz war die bekannteste Unbekannte unter den Supermodels. Nun ist die Deutsche 56-jährig verstorben
JÜRG ZBINDEN
In ihrer Wahlheimat Amerika war Tat-
jana Patitz «The German Gesicht» –
ein bemerkenswertes Kompliment an-
gesichts der Körpergrösse von 1 Meter
80 mit den idealen Massen. Sie spielte,
nach der Model-Ikone der sechziger
und siebziger Jahre Veruschka von
Lehndorff, als erste Deutsche wieder
in der obersten Liga mit. Die Maga-
zine «Harper’s Bazaar», «L’Officiel»
und «Vogue» rissen sich um sie, die auch
auf den internationalen Laufstegen er-
folgreich war.
Entdeckt von Peter Lindbergh
Die gebürtige Hamburgerin, Toch-
ter eines Deutschen und einer Estin,
wurde vom 2019 verstorbenen Peter
Lindbergh entdeckt. Diesem hing im
Grunde dasselbe Etikett an wie sei-
ner grossgewachsenen Muse: sie das
Supermodel, er der Fotograf und ge-
wissermassen der kreative Vater der
Supermodels. Lindbergh waren die
Kleider egal, ihn interessierten die Ge-
sichter der als «Kleiderständer» ver-
spotteten Models.
Gut auszusehen, das reichte viel-
leicht noch 1978, jedenfalls laut dem
nüchternen Berufsbeschrieb der Band
Kraftwerk. In deren Lied «Das Mo-
del» aka «The Model» heisst es: «Sie
ist ein Model, und sie sieht gut aus.»
In den achtziger Jahren, dem hedonis-
tischen Jahrzehnt der Yuppies, floss
immer mehr Geld im Modelbusiness
– bis in den Neunzigern die Vornamen
von Supermodels zum Allgemein-
wissen gehörten: Linda, Naomi, Clau-
dia, Cindy, Helena, Christy und eben
Tatjana, die es vor den meisten andern
Deutschen in den Olymp der Göttin-
nen der Neuzeit geschafft hatte – lange
vor dem Topmodel Eva Padberg, vor
Karl Lagerfelds Musen: der Berlinerin
Nadja Auermann und dem Übermodel
Claudia Schiffer.
Woran lag das? Vielleicht an der nor-
dischen Kühle ihres Gesichts – worin das
estnische Erbe zu erkennen war – und
der Natürlichkeit durch das Make-up im
Kontrast zur damals vorherrschenden
Mode. Typische Vertreter waren zwei
Marken, die heute noch mit dem Auf-
Seine E-Gitarre diente der Rebellion
Der britische Rock-Pionier Jeff Beck zeichnete sich durch klangliche Ingenieurskunst aus. Ein Nachruf
UELI BERNAYS
Am Anfang war der Blues. Man wuchs
auf in der Tristesse der Nachkriegs-
jahre und fand Hoffnung in den fiebri-
gen Klängen aus den USA. So war das
auch bei Jeff Beck. Die schwarze Musik
wühlte ihn auf und weckte seine Musi-
kalität. 1944 in Wallington bei London
geboren, wehrte sich der Junge gegen
die mütterlichen Versuche, ihn mit Kla-
vierunterricht an die Klassik zu binden.
Jeff Beck wollte den Blues von
Buddy Guy und den Rockabilly von
Gene Vincent spielen. Dafür baute er
sich sein erstes Instrument gleich selbst.
Er spannte Gummibänder über Ziga-
rettenkisten und machte dabei einen
sonderbaren Lärm. Die Gitarre Marke
Eigenbau mag seinen Ansprüchen nicht
ganz gerecht geworden sein, aber die
Bastelarbeit sollte sich bald als charak-
teristisch für seine Musikalität und tech-
nische Experimentierfreude erweisen.
Wer war der Beste?
Als Gitarrist spielte sich Jeff Beck in
den sechziger Jahren rasch in die erste
Liga der britischen Blues- und Rock-
szene. Die Anspielung auf den Sport
ist hier passend: Bis heute streiten sich
die alten Rock-Nerds darüber, wer der
beste Gitarrist der Welt sein mag. Jeff
Beck figuriert dabei stets unter den
Favoriten. Und wenn er auch nicht die
Züge von nordischer Kühle: das Model Tatjana Patitz an der New York Fashion
Week im Frühling 1995.
stieg der Supermodels assoziiert werden:
Escada und Versace.
Anders als Claudia Schiffer oder
Linda Evangelista sah Tatjana Pa-
titz irgendwie verkleidet aus in den
steif wirkenden Escada-Protzkostü-
men, und auch in Versaces glänzen-
den Erotik-Roben schien sie sich nicht
Wärme eines Eric Clapton entwickelte
und schon gar nicht die Hitze und Wucht
eines Jimi Hendrix, so profilierte er sich
seinerseits durch Virtuosität und klang-
liche Ingenieurskunst.
Als Jeff Beck Mitte der sechziger
Jahre für Eric Clapton bei den Yardbirds
einstieg, brachte er nicht nur seine Härte
und seinen Schneid, sondern auch Varia-
bilität in den Band-Sound. In einem
legendären Auftritt der Yardbirds in
Michelangelo Antonionis Filmklassiker
«Blow up» (1966) ist zu sehen, wie Beck,
von knisternden Nebengeräuschen ge-
stört, zuerst zornig einen Vox-Verstär-
ker zerstört und anschliessend gleich
auch seine Gitarre. Die finale Destruk-
tion des Instrumentariums mochte bald
zur rituellen Geste der Rockermesse ge-
raten. Jeff Beck aber hatte es eigentlich
mehr mit Konstruktion. So kultivierte
er im Dialog mit dem Verstärker Echo-
und Halleffekte, er nutzte früh schon die
Möglichkeiten des Verzerrers und des
Vibrato-Hebels.
Bei Effekthascherei blieb es nicht.
Jeff Beck verstand es, die Erweiterun-
gen des Gitarrenklangs in verschiede-
ner Hinsicht musikalisch zu verwer-
ten. Einerseits erlaubte sie die Anpas-
sung an exotische arabische oder asiati-
sche Sounds. Andrerseits diente sie der
Fortentwicklung des Blues Richtung
Rock, Hardrock und Funk. Im Unter-
schied zu vielen seiner Rocker-Kolle-
gen blieb er auch später noch offen für
Feuilleton
PENSKE MEDIA / GETTY
wohlzufühlen. Wie für sie gemacht
hingegen schien die Kleidung der
«Queen of less» Jil Sander, auch diese
war Hamburgerin. In der vom Briten
Nick Knight fotografierten Frühlings-
kampagne von 1992 verkaufte Tatjana
Patitz deren Minimal Chic wahrschein-
lich besser als jedes andere Model vor
neue Entwicklungen. Hatte er 1999 auf
dem Album «Who Else!» ein weiteres
Mal mit eher klassischer Rock-Gitarris-
tik überzeugt, überraschte er zwei Jahre
später mit den technoiden Rock-Tracks
von «You Had It Coming».
Jeff Beck zählt zweifellos zu den be-
deutendsten britischen Rock-Pionieren.
Dass er nicht das Ansehen eines Eric
Clapton geniesst und bei Musikern be-
liebter ist als beim breiten Publikum, ist
indes kein Zufall. Er hat wenige Hits
gelandet und mehr auf Instrumental-
musik gesetzt als auf anrührende Songs.
Und seine Karriere wurde immer wieder
auch durch einen Mangel an Teamfähig-
keit ausgebremst.
1966 verliess er die Yardbirds nach
anderthalb Jahren wieder. Er hatte
genug von Querelen, vom strapaziö-
sen Nomadenleben und vom Rummel
um die Rockszene. Danach gelang es
ihm nie mehr, sich in ein festes Ensem-
ble einzufügen oder eine stabile Band
zu formieren – obwohl er das wieder-
holt versuchte. Die Jeff Beck Group
gab es in den nächsten Jahrzehnten
in unterschiedlicher Besetzung. Am
bekanntesten ist sicher sein Zusam-
menspiel mit Rod Stewart als Sänger.
1968 erschien ihr Album «Truth». Zwei
Jahre später schon quittierte der Sän-
ger den Dienst, weil er genug hatte
von den ständigen Machtkämpfen und
dem cholerischen, ja tyrannischen We-
sen des Gitarristen.
oder nach ihr. Man könnte auch sa-
gen: am besten. Da ist er wieder, der
Superlativ.
Den Status eines Supermodels er-
langte Patitz nach einem Auftritt in
George Michaels Musikvideo «Free-
dom! ’90», in der illustren Gesellschaft
von Linda Evangelista, Naomi Camp-
bell, Christy Turlington und Cindy
Den Status eines
Supermodels erlangte
Patitz nach einem
Auftritt in
George Michaels
Musikvideo
«Freedom! ’90».
Crawford. Regie führte kein Modefoto-
graf, sondern der aufstrebende 30-jäh-
rige David Fincher, der im selben Jahr
Madonnas ikonisches «Vogue»-Video
drehte. Später wurde er mit dem Thril-
ler «Fight Club» berühmt.
Natur und Tieren verbunden
Tatjana Patitz galt als unnahbar, mit
der Mode-Szene machte sie sich
nicht gemein. Auch nicht mit der Cli-
que der Supermodels, die stattdessen
die blutjunge Kate Moss adoptierte.
Lieber engagierte sie sich im Natur-
und Tierschutz. «Pferde und Hunde
begleiten mich ein Leben lang», sagte
sie in einem Online-Interview mit
der «Welt» von 2009. «Ich mag sie
wegen ihrer einzigartigen Persönlich-
keit. Jeder Hund, den ich einmal be-
sessen habe, war etwas Besonderes, mit
jedem verbinde ich eine ganz persön-
liche Geschichte.»
Gestorben ist Tatjana Patitz laut ihrer
Agentin an Brustkrebs. Es trauern um
sie ihre Eltern, ihre Schwester und ihr
einziger Sohn. Und all jene, für die sie
ein würdiges Supermodel war, obwohl
sie es nie sein wollte.
Jeff Beck hätte in den frühen siebzi-
ger Jahren als Nachfolger von Mick Tay-
lor bei den Rolling Stones eintreten dür-
fen. Aber der Eigenbrötler schlug das
Angebot aus, das Repertoire bot seinem
Instrumentalkönnen zu wenig. Stattdes-
sen liess er sich vom aufblühenden Jazz-
rock inspirieren – einem Genre, in dem
seine Virtuosität tatsächlich am besten
zum Ausdruck kam.
Ein letztes Album
In den folgenden Jahrzehnten nahm sich
Jeff oft länger Zeit für neue Projekte.
Aber regelmässig wurde der Gitarrist,
der täglich stundenlang vor dem stumm
geschalteten Fernseher übte, von Kolle-
ginnen und Kollegen aus Pop und Rock
als Session-Musiker engagiert. Als «gun
for hire», wie es hiess, setzte er ein Sahne-
häubchen auf Studioaufnahmen zahl-
loser Musiker – etwa von Stevie Wonder,
Mick Jagger, Tina Turner, Roger Waters.
Seine Musikalität und Flexibilität be-
wies Jeff Beck auch jüngeren Genera-
tionen gegenüber. 2022 brachte er mit
dem Hollywoodstar Johnny Depp ein
letztes Album heraus. Auf «18» prä-
sentierte der Gitarrist nochmals sein
expressives Spektrum, das von nüch-
ternen Rock-Riffs über elektrisierende
Klangbilder bis zu honigsüssen Balla-
den reichte. – Am Dienstag ist Jeff Beck
im Alter von 78 Jahren überraschend
an einer Meningitis gestorben.
Freitag, 13. Januar 2023
Diesmal nervt die
Selbsterforschung
Annie Ernaux erinnert sich in ihrem
neuen Buch an eine wilde Affäre
BIRGIT SCHMID
Auch ich bewundere wie sehr viele die
Bücher von Annie Ernaux, der französi-
schen Autorin, die man bei uns erst spät
entdeckt hat. Seither gibt es einen regel-
rechten Kult um die 82-Jährige.Als Ernaux
im Oktober den Nobelpreis für Literatur
erhielt, war die Begeisterung gross – auch
über das eigene literarische Urteilsvermö-
gen, das damit bestätigt wurde.
In diesen Tagen erscheint Annie
Ernaux’ neuster Text auf Deutsch. Und
zum ersten Mal zweifelt man beim Lesen
von «Der junge Mann» an ihrer Methode,
das Eigene zur Erfahrung aller zu ma-
chen. Auch der Inhalt ist nicht so neu:
Ihr autobiografisches Schreiben bringt
es mit sich, dass Begebenheiten wieder-
kehren.Darüber hinaus befremdet plötz-
lich, was man bisher für ihre Kunst hielt:
der mitleidlose Erzählstil.
Verführt von Machtgefühlen
Annie Ernaux ist 55, als sie dem Drän-
gen des Studenten nachgibt, der ihr schon
länger bewundernde Briefe schreibt. Er
ist dreissig Jahre jünger als sie. Sie ist
verliebt in seine Verehrung von ihr, der
alternden Frau. Er selber interessiert sie
nicht besonders. Mehr beschäftigt sie die
Wiederbegegnung mit sich als junge Frau
durch die leidenschaftliche Affäre.
Die Erinnerung an sich selbst betrifft
sowohl die Herkunft aus der Arbeiter-
klasse, die sie mit ihrem Liebhaber teilt,
wie auch ihr Frausein. «Er war die ver-
körperte Vergangenheit», schreibt sie,
mit ihm durchlaufe sie «alle Alter meines
Lebens». Mehr noch: «Mein Körper hatte
kein Alter mehr.» Sie nimmt sich das, was
sich sonst die Männer herausnehmen – je-
mand viel Jüngeren an der Seite zu haben.
Plötzlich ist sie wieder «das skandalöse
junge Mädchen von damals».
Als sei sie langsam ausgeschrieben,
als strebte sie eine immer noch kahlere
Sprache an, umfasst Annie Ernaux’ Er-
innerung an ihre Liebesaffäre gerade
einmal 41 Seiten. «Wenn ich die Dinge
nicht aufschreibe, sind sie nicht zu ihrem
Ende gekommen, sondern wurden nur
erlebt» – den schönen Satz stellt Ernaux
ihrer Erzählung voran. Er gilt für ihr gan-
zes Schreiben: Sie erlebt die Dinge, um
sie aufzuschreiben. Weil es Vergeudung
wäre, ihr Leben bloss zu leben, literari-
siert sie auch diese intime Geschichte.
Man findet erneut viele Sätze zumAn-
streichen in «Der junge Mann». Dennoch
hat die Selbsterforschung etwas Irritie-
rendes. Der Liebhaber ist bloss ein Werk-
zeug,das dieAutorin für ihr Schreiben be-
nutzt. Sie geniesst es, Macht über ihn, der
alles zum ersten Mal erlebt, zu haben. Sie
sei sich der Grausamkeit bewusst,schreibt
sie: Er denke an eine Zukunft, sie aber
wiederhole nur Vergangenes.
Ein Kreisen um sich selbst
Annie Ernaux ist gnadenlos ehrlich sich
selbst gegenüber und schont nie jene,
über die sie schreibt. Sie nimmt die Ge-
fühle radikal zurück und intensiviert da-
durch das Geschilderte. Das gelang ihr
in ihrem letzten Buch, «Das Ereignis»,
meisterhaft, als sie über ihre heimliche
Abtreibung als Studentin schrieb.
In ihrer neuen Erzählung verfehlt
der harte, nüchterne Stil seine Wirkung.
Sie schält sich zwar wieder zum Kern
des Erlebten vor und lässt keine Sen-
timentalitäten zu. Die vorgezeigte Inti-
mität lässt einen diesmal aber kalt. Wo
sich sonst beim Lesen von Ernaux etwas
öffnet, ihr individuelles Erleben zu einer
allgemeinen Erfahrung wird, ist dieser
Text selbstbezogener, wenn nicht sogar
etwas selbstgefällig.
In «Das Ereignis» nannteAnnie Ernaux
ihreAbtreibung «ein Geschenk»:Hätte sie
unterlassen, darüber zu schreiben, hätte
sie ein Geschenk weggeworfen. Dasselbe
mag sie in ihrer späten Affäre sehen, die
sie nun der Öffentlichkeit übergibt. Man
nimmt die Gabe gerne. Aber man müsste
sie nicht unbedingt auch noch haben.
Annie Ernaux: Der junge Mann. Aus dem Fran-
zösischen von Sonja Finck. Suhrkamp-Verlag,
Berlin 2023. 48 S., Fr. 19.–.
Freitag, 13. Januar 2023
Wir tun nicht immer, was richtig ist, auch wenn wir wissen, was richtig wäre. Aber vielleicht ist genau das auch ein Stück Freiheit: ein Redner am «Speakers’ Corner» im Lon-
doner Hyde Park.
Das eine tun und das andere predigen
Wer für Toleranz und Diversität eintritt, kommt ohne Heuchelei nicht aus. Von Alexander Grau
Wir alle sind Heuchler. Und das ist auch
gut so. Ohne Heuchelei wäre eine funk-
tionierende Gesellschaft nicht möglich.
Schliesslich brauchen Gesellschaften
Regeln und Normen, an die sich alle
halten. Solche Regeln und Normen
heissen Moral. Doch da der Mensch
aus «krummem Holze» gemacht ist,
wie schon der alte Kant wusste, hal-
ten wir uns nicht immer an die morali-
schen Regeln, an die wir uns halten soll-
ten. Selbst wenn wir diese im Grunde
für vernünftig erachten. Manchmal ist
es bequemer, auf moralische Regeln zu
pfeifen. Manchmal auch vorteilhafter.
Und ab und zu macht Unmoral ein-
fach mehr Spass.
Das alles können wir so natürlich
nicht zugeben. Denn dann würde das
schöne Konstrukt aus Regeln und Nor-
men seine Autorität verlieren und in sich
zusammenfallen. Das wollen wir nicht.
Denn moralische Regeln sind nützlich.
Sie machen das Leben sicherer und be-
rechenbarer. Also heucheln wir lieber.
Das heisst: Wir predigen die Moral, an
die wir uns selbst nicht immer halten.
Das mag unschön sein. Aber sinnvoll ist
es trotzdem.
Man kann sogar noch einen Schritt
weitergehen und sagen: Eine Gesell-
schaft ohne Heuchelei wäre ein purita-
nischer und fundamentalistischer Alb-
traum. Es gehört zu den Paradoxien der
Moral, dass man gegen sie verstossen
können muss, ohne sie grundlegend in-
frage zu stellen – sonst drohte die Ge-
sellschaft im Sumpf eines rigiden Mora-
lismus unterzugehen. Eine Gesellschaft
ist nur dann wirklich frei, wenn man auch
einmal fünfe gerade sein lassen kann.
Die Sünde schlechthin
Für Fundamentalisten ist Heuchelei die
Sünde schlechthin.Sie träumen von einer
sauberen Gesellschaft, in der jeder Bür-
ger ein moralisches Leben führt, und
zwar aus innerer Überzeugung und feh-
lerfrei.So eine moralisch durchnormierte
Gesellschaft ist natürlich nicht möglich.
Denn der Mensch ist nicht nur ein Her-
dentier, sondern auch ein Individuum,
das persönliche Vorlieben und Neigun-
gen hat. Konflikte mit einer Einheits-
moral sind deshalb vorprogrammiert. So
gesehen ist Heuchelei das Produkt der
Selbstbehauptung des Individuums. Wer
als Individuum bestehen will,ist ein Stück
weit zur Heuchelei gezwungen.
Wer die moralische Idealgesellschaft
anstrebt, muss zu autoritären Massnah-
men greifen. Der orthodoxe Moralist
braucht eine Garde von Sittenwächtern,
die hinter die Fassaden des angeblich
tugendhaften Lebens schaut und die im
Geheimen praktizierten Laster gnaden-
los bestraft. Eine absolut tugendhafte
Gesellschaft ist letztlich nur mit Terror
zu haben. Das wussten schon Robes-
pierre und Saint-Just.
Heuchelei ist, wenn man so will, ein
sozialpsychologisches Korrektiv gegen
allzu aufdringliche Bestrebungen, eine
Gemeinschaft auf strenge Regeln fest-
zulegen. Zugleich sorgt sie dafür, dass
moralische Normen auch dann ihre
Gültigkeit behalten, wenn sich nicht
immer alle an sie halten. Wer bei Rot
über die Ampel geht, stellt Verkehrs-
regeln nicht generell infrage, sondern
erlaubt sich eine kleine persönliche
Ausnahme.
Doch Heuchelei hat nicht nur eine
sozialpsychologische Funktion, indem
sie Moral erträglich macht und festigt.
Dadurch, dass sie geltende Normen per-
manent hinterfragt, sorgt sie zugleich
dafür, dass eine Gesellschaft gezwun-
gen wird, ihre Einstellungen und Werte
zu überprüfen und gegebenenfalls nach-
zujustieren. Heuchelei verhindert, dass
Gesellschaften normativ erstarren und
an sich verändernden Umwelten schei-
tern. Heuchelei ist der Motor normati-
ver Evolution.
Diese Normenhygiene entfaltet die
Heuchelei vor allem in mehr oder minder
homogenen Gemeinschaften. Typisch
ist etwa die Religionsgemeinschaft mit
strengen Moralvorstellungen. Dort, wo
vergleichsweise einheitliche Moralvor-
stellungen herrschen, beginnt sie diese
zu hinterfragen und schafft dem Einzel-
nen Freiheitsräume, ohne das gesamte
Sozialgefüge zu erschüttern.
Besonders deutlich wird diese kon-
struktive Funktion der Heuchelei in Ge-
sellschaften, in denen Gemeinschaften
mit unterschiedlichen Moralvorstellun-
Feuilleton
gen nebeneinanderher leben. Sie ermög-
licht die Selbstbehauptung verschiede-
ner Moralvorstellungen, ohne dass diese
sich angleichen müssten und zu tristen
Kompromissformeln verfallen. Das er-
öffnet den verschiedenen Moralkulturen
zugleich den Raum, die jeweils andere
zu ertragen, auf Deutsch: zu tolerieren.
Der grosse Widerspruch
Moderne Gesellschaften verstehen
unter Pluralismus jedoch etwas anderes.
Ihnen geht es nicht um das Nebenein-
anderher verschiedener Kulturen. Den
modernen Propagandisten des gesell-
schaftlichen Pluralismus geht es um die
Vielfalt an sich. Aus einer Tatsache wird
eine Norm. Damit wird das Anders-
sein der anderen Kultur selbst zu einem
Wert, den die jeweiligen Kulturen in ihre
jeweiligen Moralvorstellungen zu inte-
grieren haben.
Diversität wird zu einerArt von Moral-
transplantat, das den verschiedenen Kul-
turen eingesetzt und von diesen akzep-
tiert werden soll.Die Heuchelei hat dabei
die Aufgabe, eine Abstossung der frem-
den Norm zu verhindern. Denn Moralen
sind auf innere Homogenität ausgelegt.
Pluralismus widerspricht ihrer Logik.Nur
mittels Heuchelei lässt sich das Konzept
des Pluralismus aufrechterhalten.
Unter dem Vorzeichen eines verord-
neten gesellschaftlichen Pluralismus
wird Heuchelei so vom pragmatischen
Verhalten eines Individuums zur sys-
temischen Notwendigkeit. Ohne Heu-
chelei ist der Widerspruch zwischen
dem homogenisierenden Anspruch des
Pluralismus und der von ihm angeb-
lich geachteten Heterogenität kaum zu
kaschieren:Wer Pluralismus predigt, da-
mit aber im Grunde Homogenität meint,
wird ohne Heuchelei nicht auskommen.
Also wird unter dem Fähnchen der
Buntheit faktisch kulturelle Anglei-
chung erzwungen. Die oft fast schon lei-
denschaftlich beschworene Vielfalt wird
dabei zur Folklore herabgestuft. Hum-
mus, Mahshi und Tajine sind als Berei-
cherungen des Menuplans gern gesehen
– doch wehe, der muslimische Nach-
bar besteht auf seinen sexualethischen
Vorstellungen. Dann muss er mit der
RUDOLF DIETRICH / ULLSTEIN VIA GETTY
Empörung der Toleranten und Diver-
sen rechnen.
In vorgeblich pluralistischen Gesell-
schaften wird Heuchelei so vom prag-
matischen Individualverhalten zum kon-
stitutiven Moment der Gesellschafts-
politik. Man bejubelt Toleranz, grenzt
unliebsame Meinungsäusserungen aber
konsequent aus. Man beschwört die
Multikulturalität, tritt gegenüber frem-
den Kulturen aber als moralischer Bes-
serwisser auf. Man beklagt die eigene
koloniale Vergangenheit, will die Welt
jedoch in neokolonial anmutender Atti-
tüde missionieren.
So wird Doppelmoral zur Leitlinie
einer Politik, die sich in grundlegende
Widersprüche verstrickt hat. Einer-
seits gibt man sich als Verteidiger ge-
sellschaftlicher Spielregeln wie Demo-
kratie, Selbstbestimmung und Toleranz.
Zugleich aber propagiert man gesell-
schaftspolitische Normen wie Diver-
sität, Genderpolitik und Integration,
die man demokratischen Verfahren
entzieht und als universal und unhin-
tergehbar darstellt.
Der ist kein Demokrat
Der klassische Ausdruck von Heuche-
lei als politischem Prinzip ist es daher,
ideologisch genehme Ideale einfach als
demokratisch zu kennzeichnen. Über
etwas, was demokratisch ist, muss man,
so die seltsame Logik, gar nicht abstim-
men. Denn wer diese angeblich demo-
kratischen Werte nicht teilt, weil er zum
Beispiel für eine restriktive Einwande-
rungspolitik eintritt, ist kein Demokrat
und muss vom demokratischen Prozess
ausgeschlossen werden.
So untergräbt die Heuchelei als poli-
tisches Prinzip die Demokratie, da sie
das Messen mit zweierlei Mass zur kon-
stitutiven Praxis erhebt. Diese unlautere
Praxis hält kein politisches System auf
Dauer aus. Heuchelei, die auf der Ebene
individuellen Handelns stabilisierende
Funktion hat, wirkt als politisches Prin-
zip destruktiv. Wir sollten uns davor hü-
ten, uns an sie zu gewöhnen.
Alexander Grau ist Philosoph und Autor und
lebt in München.
31
Grandioser Poe,
daneben Pipapo
Schauerkino: «The Pale Blue Eye»
mit Christian Bale
ANDREAS SCHEINER
In der Militärakademie hat sich ein
Kadett erhängt. Das ist das eine. Das an-
dere ist, dass sein Leichnam geschändet
wurde. Der Brustkorb ist aufgeschlitzt.
Fachmännisch sei die Klinge angewin-
kelt gewesen, erklärt der Gerichtsmedi-
ziner des Forts in West Point nördlich
von New York. Jemand hat dem Toten,
während er im Leichenhaus lag, fein säu-
berlich das Herz herausgeschnitten.
Abgeschieden in den anliegenden
Wäldern lebt ein pensionierter Detek-
tiv, ein Säufer, aber der Kerl gilt als bril-
lant. Er soll in der Angelegenheit ermit-
teln. Diskret, denn die Akademie kann
jetzt keinen Lärm gebrauchen. Es ist
1830, den Streitkräften mangelt es an
Offizieren. Oberst Sylvanus Thayer, der
die Ausbildungen leitet, hat viel Druck.
Einflussreiche Senatoren in Washing-
ton würden das Fort am Ufer des Hud-
son River am liebsten schliessen, ver-
traut sich Thayer dem Ermittler Augus-
tus Landor an. «Helfen Sie uns, die Ehre
der amerikanischen Militärakademie zu
bewahren.» Landor nickt. Er ist der rich-
tige Mann für den Job.
«So interessant wie eine Blase»
Und er ist nicht allein. Ein Kadett kommt
ihm unversehens zu Hilfe, ein schrulliges
Männlein, das dem Detektiv in gewun-
denen Worten seine «Schlussfolgerungen
bezüglich der Sache» kundtun möchte.Bei
dem Täter, so proklamiert der Schmal-
brüstige im Brustton der Überzeugung,
«handelt es sich um einen Poeten». Sagt’s,
verneigt sich und geht weg.
Später findet Landor den Rekruten in
der Kneipe wieder, wo dieser über einer
Karaffe Wein die Theorie ausführt. Bei
einem gestohlenen Herzen habe man es
offensichtlich mit einem Symbol zu tun,
sagt er. «Ohne Symbolismus, was bleibt
da noch? Eine Handvoll Muskelfleisch,
ästhetisch so interessant wie eine Blase.»
Wer wäre also geeigneter dafür, ein
Herz zu stehlen, als ein Poet?, meint der
Kadett. Und fügt hinzu, dass er es wissen
müsse, immerhin sei er selber einer. Poe
sei sein Name. Edgar Allan Poe.
Ja, der Edgar Allan Poe. Später wird
er als Autor von Schauergeschichten Be-
rühmtheit erlangen. Und als ein Ahn-
herr des Symbolismus gelten. In Scott
Coopers Film «The Pale Blue Eye», der
auf einem Roman von Louis Bayard
basiert, ist Edgar allerdings noch ein un-
beschriebenes Blatt.
Satanismus statt Symbolismus
Tatsächlich befand sich Edgar Allan Poe
1830 kurzzeitig als Kadett in West Point,
bevor er nennenswerte Gehversuche als
Erzähler unternahm. Was auch stimmt:
Oberst Thayer war eine wegweisende
Figur in der Geschichte der amerikani-
schen Militärakademien. Davon abge-
sehen ist «The Pale Blue Eye» eine Räu-
berpistole. Mörderraten ist angesagt bei
Netflix: Nach dem zeitgeistigen «Glass
Onion» ist nun dieser Whodunit aus dem
19. Jahrhundert der gefragteste Titel beim
Streaming-Discounter. Ausgesucht wird
er nicht zuletzt wegen Christian Bale.
Der Hollywoodstar ist gewohnt aus-
drucksstark als finster dreinblicken-
der Ermittler Landor, der jede Antwort
schon kennt, bevor er zur Frage ansetzt.
Doch der Poe-Darsteller Harry Melling,
den man allenfalls als Dudley Dursley in
«Harry Potter» gesehen hat,stiehlt ihm die
Schau. Der junge Mann mit dem dreiecki-
gen Papierdrachengesicht, das vor allem
aus grossen, suchenden Augen und einer
imposanten Denkerstirn besteht, begeis-
tert in jeder Szene. Seinetwegen bleibt
man dran. Und nicht wegen des Mystery-
Krimis, der sich nach gediegenem Span-
nungsaufbau beim Stochern im Nebel von
Upstate New York verliert.
Landor und Poe ermitteln nämlich,
bis sich der Symbolismus im Satanismus
aufgelöst hat. Und alle Poesie in Pipapo.
Trotzdem ist selber schuld, wer sich zu
früh ausloggt. Denn die Geschichte
nimmt zum Schluss eine ganz verblüf-
fende Wendung. Es steckt doch mehr
Herz darin als gedacht.
32
Norman Foster plant die Zukunft Charkiws
Der Stararchitekt baut spektakulär und überall auf der Welt. Nun mischt er sich in die Ukraine ein und sorgt für Kritik
Das Regierungsgebäude in Charkiw wurde schon zu Beginn des Krieges zerstört. Norman Foster sieht vor, hinter der Fassade das Gebäude komplett neu zu errichten.
ANDRES HERZOG
Norman Foster ist Optimist von Berufes
wegen. In der Ukraine engagiert sich der
britische Architekt für den Wiederauf-
bau der kriegszerstörten Stadt Charkiw.
Auch wenn der Krieg noch andauert,
sieht der 87-Jährige darin eine Chance
für einen Neuanfang, für eine Stadt der
Zukunft.Während lokale Initiativen wie
«Repair Together» den Wiederaufbau
im Kleinen vorantreiben, will Foster die
grossen Weichen stellen.
Der Architekt sprach letzten Früh-
ling vor der Uno, und seine Stiftung hat
seither einen Masterplan ausgearbeitet.
Der Fluss soll aufgewertet, ein Kohle-
kraftwerk umgenutzt und der Woh-
nungsbau weiterentwickelt werden.Aus-
serdem sieht der Plan ein Wissenschafts-
viertel vor, mit dem man die Hightech-
Industrie anlocken und der Wirtschaft
neue Impulse geben möchte. Foster er-
hält für die Planung kein Honorar, er
soll aber dereinst eines der prägenden
Gebäude entwerfen.
Es sind bis jetzt erst wenige Details
zum Masterplan und zu den Entwürfen
bekannt. Zu reden gibt das Gebäude
der regionalen Regierung, das von einer
Rakete am 1. März 2022 schwer beschä-
digt wurde. Der Bau aus den 1920er Jah-
REUTERS
ren war bereits nach dem Zweiten Welt-
krieg wiederaufgebaut worden. Nun soll
er erneut rekonstruiert werden. Laut der
Deutschen Welle will Foster nur die his-
torische Fassade erhalten und das In-
nere komplett neu bauen. Damit wählt
er eine ähnliche Strategie wie beim
Reichstagsgebäude in Berlin, mit dem
er 1999 für Aufsehen sorgte. Dort kom-
binierte er den Altbau mit einer begeh-
baren Kuppel aus Glas und verband so
meisterhaft emotionale Symbolik und
technische Funktionalität.
Für Länder im Aufbruch
Foster ist der erfolgreichste Architekt
der Gegenwart. Jedenfalls wenn man
Erfolg nach Umsatz definiert: Die
Gebäude des Briten gehören regel-
mässig zu den grössten und teuersten
auf dem Planeten. Kein Kontinent, auf
dem nicht ein Stadion, ein Flughafen
oder ein Bürohochhaus von Foster und
Partners als Visitenkarte für ein Land
oder eine Stadt im Aufbruch wirbt.
Als 1986 das Hochhaus der britischen
Grossbank HSBC in Hongkong er-
öffnet wurde, staunte die Öffentlich-
keit nicht nur über die Kosten, son-
dern auch über die Konstruktion: Fos-
ter hatte die Statik nach aussen gekehrt
und so die Regeln des Hochhausbaus
auf den Kopf gestellt. Die Kraft der
Tragstruktur wurde zur expressiven
Kraft der Architektur.
Foster baut Infrastrukturbauten mit
der Präzision eines Fliegers. Als passio-
nierter Hobbypilot glaubt der Archi-
tekt an den Fortschritt durch Technik,
die den Ausdruck seiner Hightech-Bau-
ten von Anfang an prägte. Foster ist der
Tony Stark der Architektur. Er setzt auf
die neuesten digitalen Tools, von der
3-D-Brille bis zum Roboterarm. Der
Optimismus seiner Baukunst erinnert
Norman Foster
Britischer Architekt
an das Zeitalter der Raumfahrt, das ge-
rade ein Revival erlebt. Und tatsächlich
entwirft sein Büro auf dem Mond und
auf dem Mars Projekte, wo Foster der-
einst für die ersten sesshaften Menschen
bauen will.
Doch sein Technofuturismus kommt
heute manchen suspekt vor. Dabei
stand er von Anfang an im Dienst
der Nachhaltigkeit, lange bevor die
Klimakrise das Thema dringlich wer-
den liess. «Wie viel wiegt Ihr Gebäude,
Mr. Foster?», hatte ihn Richard Buck-
minster Fuller einst gefragt. Foster ver-
stand die Frage – nach der auch ein
Dokumentarfilm über den Architekten
benannt ist – als Aufforderung, seine
Bauten effizienter und sparsamer zu
machen. Er war ein Pionier des ener-
giebewussten und solaren Bauens. In
der Schweiz, wohin Foster gerne zum
Langlaufen kommt, wurde 2010 der
Feuilleton
Norman Foster Solar Award ins Le-
ben gerufen.
Der Architekt setzt sich unter ande-
rem mit seiner Stiftung in Madrid für
ökologisches Bauen ein. Er entwarf
einen Masterplan für Masdar City, eine
klimaneutrale Modellstadt in den Verei-
nigten Arabischen Emiraten. Doch nicht
nur dort zeigte sich: Die Realität ist kom-
plizierter als die Visionen. Und die Dis-
kussion hat sich mittlerweile verschoben
hin zu Lowtech und alternativen Bau-
stoffen. Ein typischer Foster-Bau hin-
gegen ist nach wie vor aus Stahl, Beton
und Glas konstruiert, in denen viel graue
Energie steckt. Zu einem Eklat kam es
2020, als sich sein Büro aus der Klima-
gruppierung «Architects Declare» zu-
rückzog, weil er sich nicht grundsätzlich
gegen den Bau von Flughäfen stellen
wollte. Foster möchte Symbolarchitek-
tur machen, nicht Symbolpolitik.
Die grosse Geste
Norman Foster glaubt an die grosse
Geste, an die zeichenhafte Architek-
tur. Einer breiten Öffentlichkeit ins Ge-
dächtnis baute er sich mit ikonischen
Gebäuden in London wie der kugel-
förmigen City Hall oder dem Swiss-Re-
Tower mit dem Übernamen «The Gher-
kin». Die Haltung dahinter stammt aus
der Moderne: Das Genie wirft ein paar
Linien auf das Blatt, die Angestellten
setzen sie um. Dennoch: Die Form fällt
bei Foster nicht vom Himmel, sie folgt
der Funktion, wird am Computer simu-
liert und aus der Tragstruktur hergelei-
tet. Unzählige Fachleute in seinem Büro
berechnen Energiewerte, planen die
Ausführung, forschen an der Technik.
Der Architekt, den der «Spiegel» ein-
mal als «Ritter des kühl klaren High-
techs» bezeichnete, entwirft Bauten als
perfekt funktionierende Maschinen, als
Ingenieur-Wunderwerke. Im Unter-
schied zu Zaha Hadid oder Daniel
Libeskind verkrampft er sich dabei
nicht auf einen einzigen Stil. Sein Voka-
bular reicht vom kantigen Hearst-Tower
in New York bis zum verschindelten
Wohn-Ufo in St. Moritz.Ähnlich wie bei
den beiden Kollegen hat seine globale
Hochleistungs-Architektur allerdings
zuweilen nur bedingt mit der Geschichte
Freitag, 13. Januar 2023
und den gesellschaftlichen Fragen eines
Ortes zu tun. Und sie lässt ihren Nut-
zern und Bewohnern wenig Spielraum
für die Aneignung.
2008 schrieb der britische Architek-
turhistoriker David Watkin giftig: «Fos-
ters Architektur ist überbewertet, weil
ihr der Klang fehlt und sie keine Seele
hat.» Doch Bauherren mit einem Reprä-
sentationsbedürfnis schätzen die Ver-
quickung von futuristischer Konstruk-
tion, nachhaltiger Technik und einpräg-
samer Formensprache. Foster hat Archi-
tektur als Marketing nicht erfunden,
aber perfektioniert. Der monumentale
Büroring, den der Architekt für Apple
in Kalifornien gebaut hat, funktioniert
als architekturgewordenes Emblem für
eine Weltmarke.
Die Nähe zur Macht
So glatt, wie viele seiner Bauten ausse-
hen, verlief Norman Fosters Karriere.
Der Superstar-Architekt hat alle Ehrun-
gen seiner Zunft und darüber hinaus er-
halten, vom Lord-Titel bis zum Pritzker-
preis. Dessen Jury lobte ihn 1999 für die
«Klarheit, den Einfallsreichtum und die
pure künstlerische Virtuosität» seiner
Bauten. Seit der Gründung 1967 hat Fos-
ter sein Büro zu einem globalen Archi-
tekturunternehmen ausgebaut mit über
1400 Angestellten, verteilt auf sechzehn
Niederlassungen von London über Abu
Dhabi bis Peking. Die Firma entwirft
alles, vom Keramikgeschirr bis zur Wüs-
tenstadt, vom Corona-Schutzvisier bis
zur Metrostation.
Derzeit sind über zwei Dutzend
Projekte in Planung, darunter ein
423-Meter-Hochhaus in New York, eine
GETTY Universität in Mumbai, ein Museum in
Abu Dhabi. Der Architekt baut viel aus-
serhalb Europas in aufstrebenden Län-
dern, wo man noch nicht fortschritts-
müde geworden ist. Man könne viel ler-
nen von den Schwellenländern, sagte er
einmal in einem Interview, weil sie «in
grossen Dimensionen und strategisch
denken und mutige Initiativen ergrei-
fen». Dass er auch feine Töne anschla-
gen kann, zeigte der Architekt an der
Architekturbiennale 2018 in Venedig,
wo er für den Vatikan eine temporäre
Holzkapelle entwarf.
Architektur dieses Kalibers mit sol-
chem Output zu betreiben, gelingt nur
wenigen. Allerdings: Ein Architekt, der
so viel baut, darf die Nähe zur Macht
nicht scheuen – ein altes Dilemma der
Disziplin. In autoritären Regimen, wo
andere Büros vorsichtig werden, zieht
Foster grosse Aufträge an Land, was für
Kritik sorgt: das Fussballstadion für die
Weltmeisterschaft in Katar, ein Turm
in der neuen Hauptstadt von Kasach-
stan, ein Bürohochhaus für die saudi-
sche Nationalbank. Doch mit der russi-
Wo andere vorsichtig schen Invasion in der Ukraine war auch
für Foster die Grenze erreicht: Das Büro
werden, zieht Foster hat seine Projekte in Russland gestoppt.
grosse Aufträge an Kritik gibt es auch am Masterplan für
Land. Er möchte den Wiederaufbau von Charkiw. Fach-
leute monieren, dass es zu früh sei für
Symbolarchitektur eine solche Planung und dass diese lan-
machen, nicht desweit abgestimmt werden müsse. Fra-
gen kann man sich auch, warum nicht
Symbolpolitik. eine jüngere Generation die Ukraine
von morgen prägen sollte. Die Archi-
tekturhistorikerin Ievgenija Gubkina
kritisierte bereits im vergangenen Sep-
tember in der NZZ, dass die Diskussion
hinter verschlossenen Türen stattfinde.
Fosters Büro betont, dass mit lokalen
Architekten über hundert Workshops
durchgeführt worden seien und die Be-
völkerung mit einem Fragebogen mit
einbezogen worden sei.
Als Norman Foster kurz vor Weih-
nachten den Masterplan persönlich
in Charkiw dem Bürgermeister vor-
stellte, erzählten die danach verbreite-
ten Pressefotos jedenfalls eine andere
Geschichte als jene von Partizipation
und Kollaboration: Zu sehen sind dar-
auf Norman Foster und der Bürgermeis-
ter Igor Terejov, die sich über die Pläne
beugen. Der Politiker hofft auf den gros-
sen Wurf, und der Architekt gefällt sich
in der Rolle dessen, der an der Verbes-
serung der Welt mitwirkt.