Sie sind auf Seite 1von 12

Berlin - die Hauptstadt des Techno

INHALT

1.Einfuhrung: Was ist elektronische Musik?, Was ist Techno?, Wie ist Techno geboren?, Was ist
„Technokultur”?, Wie hat David Bowie Techno beeinflusst?

2.Die Geschichte von Techno: Wie hangen Mauwerfall zusammen?, Clubs, die eine große Rolle bei
der Entwicklung von Techno spielten,Wie wurde Techno zu einem sicheren Raum fü r die LGBT-
Community?

3.Gegenwart: Wie sieht Techno heute aus?

1
1.EINFUHRUNG

 Was ist elektronische Musik?

Elektronische Musik ist ein allgemeiner Begriff, der verwendet wird, um Musik zu beschreiben,
die im Allgemeinen mit elektronischen Instrumenten (wie Drumcomputern oder Synthesizern)
oder mit elektronischen Gerä ten zur Klangerzeugung hergestellt wird. Techno-Musik kann als
organisch klingend beschrieben werden. „No UFO's” war der erste Techno-Song. Es wird Kevin
Saunderson und Juan Atkins zugeschrieben, die Teil einer Gruppe namens „The Belleville
Three“ waren. No UFOs trugen dazu bei, einen elektronischen Sound zu etablieren, der sich in
Europa durchsetzte.

 Was is Techno?

Techno ist ein Genre der elektronischen Tanzmusik, das Mitte bis Ende der 1980er Jahre in
Detroit, Michigan, USA, entstand. Die erste aufgezeichnete Verwendung des Wortes „Techno“ in
Bezug auf ein bestimmtes Musikgenre war 1988.

 Wie ist Techno geboren?

Es mag in Detroit geboren worden


sein, aber Techno ist in Berlin
aufgewachsen. Die Wurzeln des
Techno lassen sich bis zu
„Kraftwerk”, den Godfathers der
elektronischen Musik”,
zurü ckverfolgen.

Kraftwerk wurde 1970 von Ralf


Hü tter und Florian Schneider
gegrü ndet, als die Welt die letzten
Jahre der Beatles genoss.
Kraftwerk umfasste Synthesizer,
Drumcomputer und Vocoder. Die Gruppe brachte diese neuen Technologien an ihre Grenzen und
entdeckte brandneue Klangwelten; die Entstehung von Genres, die letztendlich die Grundlage fü r
Techno und moderne Popmusik bilden wü rden.

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich Deutschland in einer Art kultureller
Wildnis. Das Land war in Ost und West gespalten, wobei jeder Ausdruck von Nationalismus
normalerweise verpö nt war, aber als die Gegenkulturbewegung ihren Weg durch Amerika und
Großbritannien bahnte, schufen Kraftwerk eine einzigartige deutsche Persö nlichkeit, um ihre
kulturelle Identitä t ohne das unmö gliche Gepäck des Nationalsozialismus auszudrü cken. Sie

2
machten sich offen deutsche Klischees zu eigen: die Präzision, die Ordnung und die Effizienz –
beginnend mit ihrem Namen „Kraftwerk”. Jahrzehnte bevor Daft Punk ihre Helme aufsetzten,
sahen Kraftwerk in ihren Manierismen fast roboterhaft aus. Als die meisten populä ren
europäischen Acts dieser Zeit englische Namen hatten oder englische Texte sangen, ging
Kraftwerk den anderen Weg; Verwenden von Make-up, um wie Schaufensterpuppen auszusehen;
leblos und wachsartig. Ihre Songs waren in jeder Hinsicht präzise und methodisch.

Kraftwerk hatte einen starken Einfluss auf die Hip-Hop-Musik. Ihre Verwendung von
Synthesizern und sequenzierten Drum-Arrangements wurde zur Blaupause fü r unzählige Genres
und beeinflusste Detroiter Musiker wie Juan Atkins, der in den Achtzigern zahlreiche Kraftwerk-
Songs sampelte und den Begriff „Techno“ hervorbrachte.

 Techno hat David Bowie beeinflusst

Als David Bowie nach Berlin zog, hatte er gerade eine


lieblose Beziehung zu Los Angeles aufgegeben, und
der Tapetenwechsel ermö glichte ihm, sein Leben
wieder in den Griff zu bekommen. Aus musikalischer
Sicht begann der kreative Output Deutschlands als
Inspiration zu wirken, und Bowies Entdeckung von
Kraftwerk sollte seine Arbeit erheblich beeinflussen.

Diese glorreiche Zeit in Berlin verschaffte Bowie ein


Gefü hl der Anonymitä t, eine Ä nderung des Lebensstils,
die nicht nur seinem Wohlbefinden, sondern auch
seiner Kunstfertigkeit zugute kam

Wä hrend es ihn dazu brachte, einen elektrischen


Sound in seine Band zu integrieren, widerlegte Bowie, dass dies alles auf Kraftwerk
zurü ckzufü hren war, und bezeichnete den Vergleich stattdessen als „faule Analyse“. Bowie
bestand darauf, dass, obwohl alles am Sound des bahnbrechenden Deutschen prä zise und bis ins
kleinste Detail geplant war, er sich stattdessen darauf vorbereitete, „spontan“ im Studio zu
arbeiten.

„Auch inhaltlich lagen wir meilenweit auseinander“, fuhr Bowie fort. „Kraftwerks Percussion-
Sound war elektronisch erzeugt, starr im Tempo, unbewegt. Unsere war die verstü mmelte
Behandlung eines kraftvoll emotionalen Schlagzeugers, Dennis Davis. Das Tempo „bewegte“ sich
nicht nur, sondern drü ckte sich auch auf mehr als „menschliche“ Weise aus.“

Kraftwerk ö ffnete Bowies Augen fü r elektronische Musik und spielte eine bedeutende Rolle in
seiner Besessenheit von Deutschland. Wie alles andere, was Bowie während seiner Karriere
berü hrte, tat er dies mit Originalität. Er bemerkte jedoch auch: „Was mich in Bezug auf Kraftwerk
begeistert hat, war ihre einzigartige Entschlossenheit, sich von stereotypen amerikanischen
Akkordfolgen abzuheben, und ihre rü ckhaltlose Umarmung einer europä ischen Sensibilitä t, die
durch ihre Musik zum Ausdruck kommt. Das war ihr sehr wichtiger Einfluss auf mich.“

3
Spä ter bat Bowie die Gruppe, fü r ihn auf seiner Isolar-Tournee zu erö ffnen, doch dies kam nie
zum Tragen, ebenso wenig wie eine vielgerü hmte Zusammenarbeit zwischen den beiden
Kü nstlern. Allerdings hat Bowie das weitgehend instrumentale „V-2 Schneider“ auf Heroes als
Hommage an Florian Schneider der Gruppe aufgenommen. Kurz darauf erwiderten die Deutschen
die Geste auf dem Titeltrack von Trans-Europe Express. In dem Song erinnert sich Kraftwerk
liebevoll an das Treffen mit Bowie in ihrer Heimatstadt Dü sseldorf, als sie „From Station to
Station, Back to Dü sseldorf City, Meet Iggy Pop and David Bowie, Trans-Europe Express“ sangen.

Ralf Hü tter von der Gruppe diskutierte später darü ber, wie Bowies ö ffentliche Unterstü tzung
dazu beigetragen hat, Kraftwerk in den Mainstream zu bringen. Er sagte: „Das war sehr wichtig
fü r uns, weil es unsere Arbeit mit dem Rock-Mainstream verband. Bowie erzählte allen, dass wir
seine Lieblingsband seien, und Mitte der 70er hing die Rockpresse an jedem Wort aus seinem
Mund.“

Obwohl der Einfluss von Kraftwerk auf Bowies Sound etwas ü bertrieben ist, haben sie seine
Entscheidung, die Richtung seiner Karriere sowohl im klanglichen als auch im wö rtlichen Sinne
zu ä ndern, bestärkt.

 Was ist „Technokultur”?

Die Technokultur ist eine Jugendbewegung, die sich wä hrend der 1990er Jahre entwickelte,


und beschreibt die Subkultur um die Musikrichtung Techno als Technoszene im engeren und
um die elektronische Tanzmusik im weiteren Sinn.

Technokultur wird mit Frieden


und Freiheit assoziiert.
Wä hrend Konzepte wie der
Mauerfall und die Loveparade
im Vordergrund stehen, werden
zunächst die eher persö nlichen
Aspekte wie Kleidungsstile,
Musikeinflü sse und Filme
vorgestellt.

In ihren Anfä ngen war die


Szene durch individuelles
Auftreten und ausgefallene
Bekleidungsideen geprä gt.
Beliebte Themen waren Plastik-
Ä sthetik, verschiedene Fetisch-
Stile, 1970er-Jahre, Second-
Hand-Optik, Tarnkleidung,
Retro-Sportkleidung und Science

4
Fiction. Auf frü hen Partys wurden zum Teil auch Schutzanzü ge oder orange Warnwesten,
Trillerpfeifen sowie Gas- und Atemschutzmasken getragen. Ein weiterer verbreiteter Stil war
das Tragen von Schnullern, oft in Kombination mit weißen Handschuhen oder
Glowsticks. Großer Beliebtheit erfreuten sich T-Shirts, zum Teil auch Jacken oder Basecaps, mit
szenetypischen Motiven oder Logos von Plattenlabels, populä ren Techno-Clubs oder
Veranstaltungen. Bald waren in der Mode auch 1970er-Jahre Sportanzü ge, Second-Hand-
Schlaghosen und andere Elemente der oben genannten Themen vertreten. Nach 1992
entwickelten sich daraus erste kommerzielle Mode-Trends, die von der Bekleidungsindustrie
aufgegriffen und unter dem Begriff Clubwear oder Streetwear angeboten wurden.
Bei Clubwear handelte es sich seitdem immer ö fter um teure Markenartikel, manchmal auch
kombiniert mit verschiedenen Accessoires. Entsprechend nahm die Vereinheitlichung der
getragenen Kleidung immer mehr zu. Auch auf Partys in den Clubs begannen sich zeitverzö gert
verschiedene gleichfö rmige Stile aus enganliegenden Nylon-Shirts, engen Nylon-
Steppwesten, Neopren-Jacken, Nietengü rteln, Kleidungsstü cken aus Flokati,
sowie Schlaghosen oder Plateauschuhen zu etablieren und individuellere Kleidungsstil-
Varianten mehr und mehr abzulö sen. Verbreitete Zubehö rartikel waren Arm- und
Halsbä nder, Federboas, Ringe und UV-Knicklichter (auch als „Glowsticks“ bezeichnet, wurden
beim Tanzen benutzt um Figuren darzustellen) sowie Plattentaschen. Auch
das Piercing etablierte sich als Modeaccessoire, vor allem im Gesicht, unter bestimmten
Anhä ngern der Technobewegung, wobei Keith Flint, Sä nger und Tä nzer der Band The Prodigy,
maßgeblich dazu beigetragen haben dü rfte.

Die Filmindustrie

Spielfilme

Der Spielfilm Human Traffic von dem Regisseur Justin Kerrigan aus dem Jahr 1999, stellt auf
parodistische Art die britische Raveszene dar und handelt von einem exzessiven Wochenende
einer Partyclique. Der Film Groove – 130 bpm aus dem Jahr 2000 konzentriert sich dagegen auf
die US-amerikanische Raveszene und spielt auf einer illegalen Techno-Party in San Francisco.

In dem Episodenfilm be.angeled mit Mark Spoon werden die Erlebnisse mehrerer Menschen vor,


während und nach der Loveparade 2000 in Berlin geschildert. 2008 erschien der Film Berlin
Calling mit dem Musikproduzenten Paul Kalkbrenner in der Hauptrolle. Dieser Film konzentriert
sich auf den Lebensstil eines einzelnen Techno-DJs und geht auch auf die Drogenproblematik
der Szene ein.

Dokumentationen

In dem Film Berlin Techno City wurde 1993 mit unter anderem Marusha, Tanith und Mijk van


Dijk die frü he Technoszene in Berlin dokumentiert. Ebenso wurde die derzeitige Szene in der
zehnten Folge der Sendung Pop 2000 behandelt.

1996 produzierte der Hessische Rundfunk die Dokumentation Im Techno Rausch – 60 Stunden


Dauerparty, wobei eine Partyclique aus dem Raum Frankfurt am Main ein ganzes Wochenende
lang von einem Filmteam begleitet und interviewt wird.[84]

Auch 1996 produzierte Arte den Film Universal Techno.

5
Die englischsprachige Dokumentation Modulations – Cinema for the ear von 1998 behandelt
zeitgenö ssische elektronische Musik und zeigt zahlreiche Interviews mit einflussreichen
Musikern der Techno-Szene, insbesondere auch aus dem Bereich Detroit Techno.[85]

Der Film Jungle68 von 2001/2002 behandelt die im Raum Mannheim beheimatete Jungle- und
Drum-and-Bass-Szene.

2006 erschien das in Deutschland produzierte Porträ t Feiern – Don’t forget to go home mit
Interviews mit unter anderem Ricardo Villalobos und André Galluzzi.

Fü r den 2008 erschienenen Film We Call It Techno! wurde altes Filmmaterial aus den Anfä ngen
der Technoszene in Deutschland von 1988 bis 1993 zusammengetragen.

2012 erschien der Dokumentarfilm Bar25 – Tage außerhalb der Zeit, in dem es um die
Menschen rund um die Berliner Bar 25 geht.

2014 widmete sich der TV-Sender Arte mit zwei innerhalb weniger Tage ausgestrahlten
Dokumentationen einem vermeintlichen 25-jä hrigen Jubiläum der Technokultur. Zum einen
wurde der von Dimitri Pailhe gedrehte Dokumentarfilm Willkommen im Club – 25 Jahre
Techno ausgestrahlt, der die Entwicklung seit den 1980ern zeigt. [86] Zum anderen lief der von
Rolf Lambert gedrehte Dokumentarfilm Party auf dem Todesstreifen – Soundtrack der Wende,
der insbesondere die Ereignisse um 1990 herum thematisiert[87] und auf dem Buch Der Klang
der Familie (s. Literatur) basiert.

Loveparade – Als die Liebe tanzen lernte ist ein Dokumentarfilm von Peter Scholl aus dem Jahr
2019, der die Entstehung der Loveparade in Deutschland ab 1989 dokumentiert. Der Film
besteht aus aktuellen Interviews bekannter DJs sowie zeitgenö ssischem Film- und Fotomaterial.

Persö nlichkeiten
Nach dem Personenkult in der Rock-Szene gab es
viele Musiker, die sich von jener Starattitü de
entfernen wollten. Die gesamte Aufmerksamkeit
sollte der Musik gelten und nicht
dem Musikproduzenten. Viele Kü nstler
verwendeten fü r unterschiedliche
Verö ffentlichungen auch unterschiedliche Namen
und verhinderten so, dass sie als Personen
bedeutend wurden.
Stattdessen wurde der Disc-Jockey zum Held der
tanzenden Menge. Auffallende Persö nlichkeiten Sven Vath, einer der ganz großen
wie Sven Vä th standen schnell im Mittelpunkt. Turntable-Artists weltweit und vielleicht
Trotz der eigentlichen Absicht und den der einzige DJ-Popstar aus Deutschland,
Bemü hungen der Urvä ter entstand schnell eine der es über den Technoboom hinaus zu
Szene mit einem Personenkult, der den frü heren bleibender Anerkennung gebracht hat
Rock-Stars in nichts nachstand.

6
2.DIE GESCHICHTE VON TECHNO

 Wie hangen Mauwerfall zusammen?

Die Berliner Mauer war während der


Teilung Deutschlands ein
Grenzbefestigungssystem der Deutschen
Demokratischen Republik (DDR), das vom
13. August 1961 bis zum 9. November
1989 bestand, um West-Berlin vom Gebiet
der DDR hermetisch abzuriegeln. Sie
trennte nicht nur die Verbindungen im
Gebiet Groß-Berlins zwischen dem Ostteil
(„Hauptstadt der DDR“) und dem Westteil
der Stadt, sondern umschloss alle drei
Sektoren des Westteils vollstä ndig und
unterbrach damit auch seine Verbindungen
zum sonstigen Umland, das im DDR-Bezirk Potsdam lag. Die Mauer verlief dabei zumeist einige
Meter hinter der eigentlichen Grenze.

Von der Berliner Mauer ist die ehemalige innerdeutsche Grenze zwischen West- (alte
Bundesrepublik) und Ostdeutschland (DDR) zu unterscheiden.

Die Berliner Mauer als letzte Aktion der Teilung der durch die Nachkriegsordnung der Alliierten
entstandenen Viersektorenstadt Berlin war Bestandteil und zugleich markantes Symbol des
Konflikts im Kalten Krieg zwischen den von den Vereinigten Staaten dominierten Westmächten
und dem sogenannten Ostblock unter Fü hrung der Sowjetunion. Sie wurde aufgrund eines
Beschlusses der politischen Fü hrung der Sowjetunion Anfang August 1961 und einer wenige
Tage spä ter ergehenden Weisung der DDR-Regierung errichtet. Die Berliner Mauer ergä nzte die
1378 Kilometer lange innerdeutsche Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik
Deutschland, die bereits mehr als neun Jahre vorher „befestigt“ worden war, um den
Flü chtlingsstrom zu stoppen.

Fü r die DDR-Grenzsoldaten galt seit 1960 in Fällen des „ungesetzlichen Grenzü bertritts“ der
Schießbefehl, der erst 1982 formell in ein Gesetz gefasst wurde. Bei den Versuchen, die 167,8
Kilometer langen[1] und schwer bewachten Grenzanlagen in Richtung West-Berlin zu
ü berwinden, wurden nach derzeitigem Forschungsstand (2009) zwischen 136 und 245
Menschen getö tet. Die genaue Zahl der Todesopfer an der Berliner Mauer ist nicht bekannt.

Die Berliner Mauer wurde am Abend des 9. November 1989 im Zuge der politischen Wende
geö ffnet. Dies geschah unter dem wachsenden Druck der mehr Freiheit fordernden DDR-

7
Bevö lkerung. Der Mauerfall ebnete den Weg, der innerhalb eines Jahres zum Zusammenbruch der
SED-Diktatur, zur Auflö sung der DDR und gleichzeitig zur staatlichen Einheit Deutschlands
fü hrte.

Dieser Zusammenbruch und die plö tzliche Wiedervereinigung eines Landes, das fast dreißig
Jahre lang getrennt war, sollte sich als ein entscheidender Teil der Techno-Geschichte
herausstellen.

Als im November 1989 die Mauer fiel, ging eine Welle der Euphorie ü ber Deutschland und die
Kü nstler bemü hten sich, das kreative Vakuum zu fü llen, das die Zwangstrennung hinterlassen
hatte. Vor allem in ganz Ostberlin waren der plö tzliche Zugang zu heruntergekommenen,
ungenutzten und verlassenen Räumen wie alten Fabriken und Kraftwerken, gepaart mit
mangelnder Kontrolle durch die Behö rden, entscheidende Faktoren, die Berlin zu dem Techno-
Mekka machten, das es heute ist. Diese Industriekomplexe wurden zu dunklen, feuchten
Schwitzkisten, in denen illegale nächtliche Raves stattfanden; voller junger Partygänger, die
unablä ssig Techno zu neuen Hö hen fü hren.

In ganz Ost-Berlin war es nach dem Mauerfall nicht ungewö hnlich, dass Menschen in verlassene
Gebäude einbrachen, Schlö sser austauschten und improvisierte Bars und Clubs erö ffneten. Diese
Bars waren fast ü berall, und jedes Wochenende wanderten Hunderte von Menschen auf der
Suche nach neuen Veranstaltungsorten durch die Straßen und Hinterhö fe.

 Clubs, die eine große Rolle bei der Entwicklung von Techno spielten

Tresor und E-Werk waren


zwei Clubs, die maßgeblich zur
Etablierung der Technomusik
und Clubkultur in Berlin
beigetragen haben. Tresor war
mehr als drei Jahre lang eine
illegale Party, die ein
verlassenes Kaufhaus voll
ausnutzte, wä hrend E-Werk in
einem alten Kraftwerk
eingerichtet wurde. Viele der
Grü nder dieser illegalen
Partys nach dem Mauerfall Tresor
besitzen heute einige der
erfolgreichsten Clubs Berlins.
Berghain, einer der produktivsten Clubs der Welt, ist immer noch in einem alten
Kraftwerk untergebracht.

8
Techno war die Musik der Wahl fü r diese Partys. Es hatte keine Texte, keine politische
Identitä t, Botschaft oder Agenda. Es war ein kü hner neuer Sound, der zu Einheit und
Feiern ermutigte, wenn nichts anderes. „Diese Musik war fü r alle, unabhä ngig von ihrem
Hintergrund. Weil Techno fü r niemanden sprach, sprach er am Ende fü r alle!“(*Tobias
Rapp)

Dass die Musik mit dem geradlinigen Four-to-the-Floor-Beat geblieben ist und zum
Identitä tsmerkmal Berlins wurde, wä hrend alle anderen Stilrichtungen nach kurzer Zeit
verschwanden, dü rfte an der Kraft liegen, mit der diese ü berwiegend textfrei ist Genre
bot sich als Sound fü r einen Neuanfang an. In den Jahren nach dem Mauerfall schien diese
Musik ebenso unmarkiert wie die Stadt selbst.

 Wie wurde Techno zu einem sicheren Raum für die LGBT-Community?


(https://www.dw.com/de/berlin-hauptstadt-von-techno-und-clubkultur/av-62471638)

Im selben Jahr, in dem die Berliner Mauer fiel, begann die „Love Parade“. Die Parade war eine
Feier der neu gefundenen deutschen Einheit und spielte eine wichtige Rolle bei der Festigung
der Partykultur (untermalt von Techno) in Berlin. In diesem ersten Jahr nahmen offiziell nur
einhundertfü nfzig Menschen teil – aber bald wurde die Loveparade zu einem riesigen jä hrlichen
Event in Berlin, als im nächsten Jahr zweitausend ankamen. Die Besucherzahlen verdoppelten
sich von Jahr zu Jahr, bis Ende der 90er Jahre ü ber eine Million Menschen an dem ausufernden
Straßenfest teilnahmen. Techno und House-Musik waren die einzigen Genres, die bei der Parade
zugelassen waren, und Versuche, andere Stile einzufü hren, waren nur von kurzer Dauer.
„So viele Leute machen sich in der Popkultur ü ber Techno lustig, weil es nicht Rap oder
Popmusik, Trap oder Bounce ist. Der Spott ist mir egal. Liebe es oder hasse es, Techno ist ä lter
als alles, was du im Radio hö rst.“- Jean, Teilnehmerin der Loveparade 1996
Berlins Ruf als Partyhauptstadt wuchs in den 80er Jahren und wuchs noch schneller in den 90er
Jahren. Das war bis zur Jahrhundertwende, als Berlin plö tzlich am Rande des wirtschaftlichen
Zusammenbruchs stand. Eine Stadt, die so lange im kulturellen Aufschwung schwelgte, fand sich
ohne nennenswerten Finanzplatz wieder. Tobias Rapp* stellte in seiner Studie zur Berliner
Gegenkultur fest, dass Berlin zu Beginn des 21. Jahrhunderts „weder ein Finanzzentrum noch ein
Zentrum des Maschinenbaus war.

Keine Automarke hatte ihren Sitz in Berlin, keine Computerfirma und kein Chemieunternehmen.
Anfang der 2000er Jahre sah es ganz danach aus, als wü rde sich das nie ä ndern.“
Glü cklicherweise kam jedoch ein kleines Ding namens Internet mit. Clubbesitzer, Spieler und
alle verbleibenden illegalen Rave-Hosts nutzten das Internet, um die Nachricht von
bevorstehenden Veranstaltungen in Berlin zu verbreiten. Dies weckte ein erneutes Interesse an
einer Stadt, die darum kä mpfte, sich ü ber Wasser zu halten, und obwohl es nicht so
bahnbrechend war wie der Fall der Mauer, trug es dazu bei, Berlin neues Leben einzuhauchen;
es auf Kurs zu halten, die Techno-Hauptstadt der Welt zu werden. Hinzu kommt eine riesige
Liste von Reiseunternehmen, die unbedingt Gewinne machen wollten – und Reisen in und aus
Deutschland extrem billig machten. Es dauerte nicht lange, bis eine neue Generation von Ravern
darauf aufmerksam wurde, und schon bald fand sich Berlin Anfang der Mitte der 2000er Jahre am
Beginn einer zweiten Renaissance wieder.

9
Heutzutage bleibt Berlin fü r jeden echten Partygä nger ganz oben auf der Liste. Man muss sich nur
die Schlangen vor dem Berghain ansehen, um zu verstehen, wie gefragt diese Techno-
Atmosphäre ist. Techno ist fast wie durch ein Wunder zum Soundtrack Berlins geworden. Der
pulsierende Four-on-the-Floor-Beat, meist textloser Stil, hat es zu einem Genre ohne Identität
gemacht – offen fü r jeden, der es annehmen mö chte. Techno ist dort vielleicht nicht geboren, aber
in Berlin aufgewachsen – und wird es wahrscheinlich nie verlassen.

2.WIE SIEHT TECHNO HEUTE AUS?

Berlin hat große Plä ne: Bis zum Jahr 2050 mö chte Deutschlands Hauptstadt CO2-neutral sein.
Auch Berlins Clubszene kö nnte dazu einen wichtigen Beitrag leisten.
Denn die Berliner Clubs stoßen relativ viel CO2 aus: ungefä hr 30 Tonnen pro Jahr, laut
Berechnungen der deutschen NGO Bund fü r Umwelt und Naturschutz (BUND). Im Schnitt
verbraucht ein Club pro Wochenende so viel Strom wie ein Durchschnitts-Haushalt im ganzen
Jahr.
Doch fü r Georg Kö ssler, Sprecher fü r Klimapolitik und Clubkultur der Grü nen in Berlin, geht es
um noch mehr. Er will mehr Menschen dazu anregen, fü r den Umweltschutz aktiv zu werden.
"Berliner Clubs sind Trendsetter, nicht nur, was die Musik betrifft, sondern auch beim Lifestyle.
Und wenn die Leute sehen, oh, die Clubs benutzen keine Plastikstrohhalme mehr, dann fangen
sie damit zuhause vielleicht auch an", sagte er der DW.
"Deshalb konzentrieren wir Politiker uns jetzt auf die Clubszene, denn die hat einen großen
Einfluss. Tausende Leute in Berlin gehen in Clubs, Tausende Leute kommen nach Berlin wegen
den Clubs, daher kö nnen wir eine Menge Leute
erreichen, wenn wir mit den Clubs
zusammenarbeiten und sie nachhaltiger gestalten".

Berliner Senat finanziert Klimaprojekt


Ein neues Klimaprojekt der
Umweltorganisation BUND und dem Verein clubliebe
e.V. soll dabei helfen, die Clubs umweltfreundlicher
zu machen. Vom Berliner Senat finanziert, beraten
Umwelt-Experten die Betreiber und zeigen auf, was
sie verä ndern kö nnen. 
Dazu gibt es viele Mö glichkeiten, vom simplen
Wechsel zu einem Naturstrom-Anbieter bis hin zum
Einbau energieeffizienter Kü hl- und Heizsysteme, der
Verwendung von LED Lichtern oder Maßnahmen fü r
einen geringeren Wasserverbrauch und besseres
Mü llmanagement. 
Eine US-amerikanische Studie hat den
Zusammenhang zwischen den
Beim Tanzen Strom erzeugen gesundheitlichen Auswirkungen des
Klimawandels und dem erhöhten Bedarf
an Klimaanlagen untersucht. Demnach
Eine andere Idee: Tanzflä chen, die Strom erzeugen. Der
soll die Luftverschmutzung für 13.000
hollä ndische Designer Daan Roosegaard hat die
Tote pro Jahr bis Mitte des Jahrhunderts
sogenannte nachhaltige Tanzfläche erfunden, bei der
verantwortlich sein.

10
Bodenfliesen die Energie der Tanzenden aufnehmen und in Strom umwandeln. So eine
Tanzfläche ist bereits in einem Club in Rotterdam in Gebrauch. 

"Wir wollen diesen Spirit und diese guten Beispiele jetzt auch nach Deutschland bringen”, sagt
Konstanze Meyer von clubliebe e.V. und BUND, im Gesprä ch mir der DW.Das Problem sei
allerdings, dass diese Technologie sehr teuer ist und viele Berliner Clubs nur kurze
Mietverträ ge hä tten. "Sie haben nur sehr kurze Perspektiven und das hält sie oft davon ab,
grö ßere Investitionen in energieeffiziente Technologien zu tä tigen", so Meyer.Politiker wie Georg
Kö ssler wollen das ändern."Wir haben mehrere Millionen Euro fü r Klimaschutz in Berlin zur Seite
gelegt und von diesem Geld ist noch eine Menge ü brig, also wer eine gute Idee hat, sollte sich
melden", sagte er. "Wir haben sogar einen Aufruf an Clubs gestartet. Wenn jemand innovative
Ideen hat, die Energie sparen und den Club grü ner machen, dann kann man sich fü r Fö rdermittel
bewerben."

Zusammenfassend lä sst sich sagen, dass Techno eine große Rolle in der wirtschaftlichen
Entwicklung Berlins gespielt und den Ruf einer einzigartigen und liberalen Hauptstadt aufgebaut
hat.

11
Quelle:

https://medium.com/emanate-live/berlin-the-capital-of-techno-5c7a5f72c156

https://www.exberliner.com/berlin/ten-cities-tobias-rapp-techno/

https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Mauer

https://medium.com/emanate-live/kraftwerk-the-godfathers-of-techno-e65634df610c

https://faroutmagazine.co.uk/how-kraftwerk-influenced-david-bowie/

https://de.wikipedia.org/wiki/Technokultur

https://www.dw.com/de/berliner-clubs-sollen-gr%C3%BCner-werden/a-47461570

* Tobias Rapp (autor von Lost and Sound: Berlin, Techno and the Easyjet set Paperback, ein
deutscher Journalist der e als DJ und Musikredakteur für die Wochenzeitung „Jungle
World“ arbeitete)

12

Das könnte Ihnen auch gefallen