Sie sind auf Seite 1von 52

Swiss Prävensana Akademie

Diplomarbeit zum Dipl. Prävensanologen Steve Hiestand

Burnout: Geist und Körper


Die Suche nach Zusammenhängen zwischen
Körperlicher Leistungsfähigkeit und Burnout Risiko

Eingereicht am 03.09.2012
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung.......................................................................................................................... 4
1.1 Körperzusammensetzung ................................................................................................ 4
1.2 Stresstest ............................................................................................................................. 5
1.3 Fahrrad-Ergometrietest .................................................................................................... 5
1.4 Fragebogen .......................................................................................................................... 5

2 THEORIE ........................................................................................................................... 6
2.1 Maslach Burnout Inventory (MBI) .................................................................................. 6
2.1.1 Geschichte (3. Ausführung von Christina Maslach, Susan E.Jackson, Michael
P.Leiter) ......................................................................................................................................... 7
2.1.2 Fragebogen ................................................................................................................... 7
2.1.3 4 Skalen ......................................................................................................................... 8
2.1.4 Folgen des Burnout ...................................................................................................... 9
2.2 Lebensstil ........................................................................................................................... 10
2.2.1 Wie viele Stunden schlafen Sie?.............................................................................. 11
2.2.2 Schlafen Sie regelmässig und vor Mitternacht? .................................................... 12
2.2.3 Sind Sie beim Aufwachen erholt und frisch?.......................................................... 13
2.2.4 Arbeitszeitdauer pro Woche inkl. Arbeitsweg: ....................................................... 14
2.3 Körperzusammensetzung: Die Bio-Impedanz-Analyse ......................................... 16
2.3.1 Segmentale BIA-Messungen .................................................................................... 16
2.3.2 Messparameter ........................................................................................................... 18
2.3.3 Gemessene Werte...................................................................................................... 18
2.4 Stressmessung: Clue Medical ...................................................................................... 21
2.4.1 Herzfrequenzvariabilität (HRV) ................................................................................. 22
2.4.2 FFT-Spektrum ............................................................................................................. 22
2.4.3 Spektrale Maßzahlen ................................................................................................. 23
2.4.4 Gewichtete Balance ................................................................................................... 23
2.4.5 Kardiovaskulärer Stress ............................................................................................ 24
2.4.6 Das autonome Nervensystem ANS ......................................................................... 26

3 Leistungsdiagnostik ................................................................................................... 28
3.1 Laktattest ............................................................................................................................ 29
3.2 Test mittels Spiroergometrie ......................................................................................... 29
3.3 aeroscan, die Energiestoffwechselanalyse ............................................................... 30

Steve Hiestand 2
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

4 METHODE ...................................................................................................................... 31
4.1 Maslach Burnout Fragebogen (MBI) ........................................................................... 31
4.2 Lifestyle-Fragebogen ...................................................................................................... 32
4.3 Physische Messungen: Ablauf ..................................................................................... 33
4.3.1 Einführung.................................................................................................................... 33
4.3.2 EKG .............................................................................................................................. 33
4.3.3 2.Clue Medical ............................................................................................................ 33
4.3.4 BIA ................................................................................................................................ 33
4.3.5 Ergometer Test ........................................................................................................... 34
4.4 Teilnehmer ......................................................................................................................... 34
4.4.1 Merkmale Gruppe G:.................................................................................................. 35
4.4.2 Gruppe M ..................................................................................................................... 35
4.4.3 Gruppe W ..................................................................................................................... 35
4.5 Datenanalyse ..................................................................................................................... 35

5 RESULTATE .................................................................................................................. 36
5.1 Gruppe G (männlich&weiblich) .................................................................................... 36
5.1.1 Korrelation zwischen Emotionaler Erschöpfung und physischen Indikatoren... 36
5.1.2 Korrelation zwischen Depersonalisation und physischen Indikatoren ............... 38
5.1.3 Korrelation zwischen Persönlicher Wirksamkeit und physischen Indikatoren .. 38
5.1.4 Korrelation zwischen Zynismus und physischen Indikatoren .............................. 39
5.2 Gruppe M ............................................................................................................................ 39
5.3 Gruppe W ............................................................................................................................ 40
5.3.1 Korrelation zwischen Emotionaler Erschöpfung und physischen Indikatoren... 40
5.3.2 Korrelation zwischen Depersonalisation und physischen Indikatoren ............... 41
5.3.3 Korrelation zwischen Persönlicher Wirksamkeit und physischen Indikatoren .. 41
5.3.4 Korrelation zwischen Zynismus und physischen Indikatoren .............................. 42

6 Zusammenfassung der Resultate ........................................................................... 43

7 DISKUSSION ................................................................................................................. 45

8 Schluss .......................................................................................................................... 48

9 Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................. 49

10 Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... 50

11 Tabellenverzeichnis ................................................................................................ 50
Steve Hiestand 3
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

1 EINLEITUNG

„Burnout ist keine Krankheit, sondern ein Problem der Lebensbewältigung. Es handelt sich
um eine körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung aufgrund beruflicher Überlastung
und wird meist durch Stress ausgelöst, der nicht bewältigt werden kann.“ So lautet die
Erklärung von Wikipedia. Wenn Burnout tatsächlich ein Problem der Lebensbewältigung ist,
dann gibt es bestimmt Faktoren, welche einem helfen, das Leben erfolgreich zu meistern
und Faktoren, welche eine erfolgreiche Lebensbewältigung behindern. Auf dieser Hypothese
beruht der Ursprung der hier vorliegenden Studie. Die Ursachen des Burnouts wurden bis
heute von der Wissenschaft (Psychologie) ausschließlich von der emotionalen und
psychischen Seite her untersucht. Dabei spielte auch der Verlust der Sinnhaftigkeit1 in der
heutigen Gesellschaft bei der Ursachenforschung eine wichtige Rolle. Burnout Risiko und
die Korrelation zu körperlichen Indikatoren wurde noch nie untersucht. Hilft eine grosse
körperliche Leistungsfähigkeit das Leben erfolgreich zu meistern und einem Burnout
vorzubeugen?

Die exakte Fragestellung lautete: „Gibt es einen Zusammenhang zwischen der körperlicher
Leistungsfähigkeit einer Person und ihrem Burnout Risiko?“ Ziel dieser Studie war es solche
Zusammenhänge zu finden. Zu diesem Zweck wurden bei 88 Personen empirisch messbare,
körperliche Indikatoren analysiert. Diese Daten wurden mit einem wissenschaftlich
validierten Fragebogen zur Evaluation des Burnout Risikos korreliert.

Die Studie deckt sehr viele Bereiche der körperlichen Leistungsfähigkeit ab. Direkte (z.B.
Wattleistung auf dem Fahrradergometer) und indirekte Parameter (z.B. Fettmasse) wurden
gemessen. Fragebogen über den Lebensstil ergänzten die Erhebungen.

Die körperliche Leistungsfähigkeit wurde auf verschiedene Arten gemessen.

1.1 Körperzusammensetzung

Die Analyse der Körperzusammensetzung machte Angaben über Fettmasse, Muskelmasse,


Extrazelluläres Wasser, Phasenwinkel, Resistenz, Reaktanz und vieler anderer Indikatoren.

1
Viktor Frankl, [http://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Frankl], 29,10,2011.

Steve Hiestand 4
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

1.2 Stresstest

Stress wirkt sich stark auf das Herz aus. Das Messen verschiedene Herzfrequenz-
Variabilitäten und des FFT-Spektrums zeigen die momentane und die langfristige
Stressbelastungen und den Grad der Erschöpfung an. Diese Messung zeigt auch den
Zustand des vegetativen Nervensystems (Stärke des Sympathikus und des
Parasympathikus) und davon abgeleitet die Leistungs- und Erholungsfähigkeit. Einige
wenige Mediziner leiten daraus eine Prognose des Burnout Risikos ab2.

1.3 Fahrrad-Ergometrietest

Um die direkte körperliche Leistungsfähigkeit der Probanden zu ermitteln wurden sie einem
Stufentest auf dem Fahrradergometer unterzogen. Dabei wurden gleichzeitig eine
Spiroergometrie- und eine Laktatanalyse vorgenommen.

1.4 Fragebogen

Um einen möglichst großen Bereich von möglichen Zusammenhängen zu erforschen wurden


neben körperlichen Faktoren auch relevante Aspekte des individuellen Lebensstils
analysiert. Dazu wurde den Probanden ein spezieller Fragebogen abgegeben.

Maslach Burnout Inventory (MBI)


All diese Messparameter wurden nachher mit dem Burnout Risiko der jeweiligen Person
verglichen. Das Burnout Risiko wurde durch das Maslach Burnout Inventory ermittelt. Dieser
Fragebogen wurde den Probanden im Voraus abgegeben.

Korrelationen
Alle gemessenen körperlichen Indikatoren und die Aspekte des Lebensstils wurden mit den
Burnout Risiken der Probanden auf einer Tabelle korreliert. Auf dieser Tabelle ist jeder
einzelne Messwert zu sehen. Zusätzlich sind auch alle Zusammenhänge und Korrelationen
ersichtlich. Alle Resultate, welche in dieser Studie erwähnt werden, basieren auf dieser
Tabelle. Auf Grund ihres enormen Umfangs und dem Datenschutz ist es leider nicht möglich
die Tabelle im Anhang darzustellen. Wenn dennoch Interesse besteht, sollten die Verfasser
dieser Studie kontaktiert werden.

2
Gunter, Frank (Hg.): Die Manana-Kompetenz, München, 2010

Steve Hiestand 5
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Statistik
Wann kann man von einem Zusammenhang sprechen? In dieser Studie wurde jeder
Messparameter mit jeder der vier Burnout Skalen verglichen. Anschließend wurde für jeden
Vergleich eine Korrelation berechnet. Mit Hilfe mathematischer Formeln wurde ermittelt wie
hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Korrelation auch fortbesteht, wenn weitere
Messungen gemacht würden. Von einem Zusammenhang wird in dieser Studie gesprochen,
wenn die Wahrscheinlichkeit für eine tatsächliche Korrelation 95% oder höher ist.

Ergebnisse
Die Ergebnisse dieser Studie sollten dazu beitragen, dass Burnout nicht nur als
psychologisches Problem wahrgenommen und diagnostiziert wird. Burnout hat eine mess-
und diagnostizierbare körperliche Komponente. Die Resultate eröffnen interessante
Perspektiven für weitere Untersuchungen auf diesem Gebiet.

2 THEORIE

In den folgenden Erläuterungen werden die verwendeten Messmethoden erklärt. Relevanz


und Hintergrund der Methoden werden ebenfalls dargestellt. Das Ziel war es mit in der
Wissenschaft etablierten Tests und Fragebogen den Zusammenhang zwischen Burnout und
körperlicher Leistungsfähigkeit aufzuzeigen.

2.1 Maslach Burnout Inventory (MBI)

Das Burnout Risiko wurde mit dem Maslach Burnout Inventory, einem wissenschaftlich
validierten und weltweit am meisten verwendeten Fragebogen, ermittelt. Das MBI wird von
Psychiatern und Medizinern verwendet.3

3
Maslach Burnout Inventory
Sampler Set Manual, General Survey, Human Services Survey, Educators Survey, & Scoring Guides
Steve Hiestand 6
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

2.1.1 Geschichte (3. Ausführung von Christina Maslach, Susan E.Jackson, Michael
P.Leiter)

Vor 15 Jahren, bei der ersten Veröffentlichung des Maslach Burnout Inventory, gab es ein
enormes Interesse am Phänomen Burnout. Wissenschaftliche Forschung, theoretische
Erkenntnisse oder empirische Daten zum Thema Burnout gab es bis zu dieser Zeit praktisch
keine. Zusammen mit einigen anderen Forscher, die als erste auf diesem Gebiet tätig
wurden, erkannte Christina Maslach die Notwendigkeit für eine einheitliche Bewertung der
individuellen Erfahrung Burnout. Sie begannen dieses Instrument zu entwickeln. Das MBI ist
heute als führendes Instrument in der Burnout Risikobestimmung anerkannt. Obwohl die
ersten Untersuchungen über den MBI auf Daten aus den Vereinigten Staaten und Kanada
beruhten, wurden nachfolgende Studien in vielen Ländern auf der ganzen Welt durchgeführt
und das MBI in verschiedene Sprachen übersetzt. 4

2.1.2 Fragebogen

Die Mitarbeiter in Pflegeberufen, Dienstleistungsbetrieben und Bildungseinrichtungen


müssen sich oft intensiven Auseinandersetzungen mit anderen Menschen stellen. Häufig
führt das zu einer Identifizierung mit den aktuellen Problemen (psychologischen, sozialen
oder physischen) des Patienten, der Kunden und der Schüler. Die Abgrenzung ist für viele
schwierig und die Belastungen werden immer höher. Das erzeugt Gefühle von Ärger,
Überforderung, Sinnlosigkeit, Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Da Lösungen für
die Probleme für den Einzelnen nicht möglich und/oder nicht erkennbar sind, erscheint die
Situation ohne Lösung und das Personal entwickelt eine große Frustration. Personen, die mit
solchen Umständen längere Zeit konfrontiert sind, entwickeln chronischen Stress,
anhaltende Erschöpfung und schließlich einen Burnout.

4
Maslach Burnout Inventory
Sampler Set Manual, General Survey, Human Services Survey, Educators Survey, & Scoring Guides
Steve Hiestand 7
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

2.1.3 4 Skalen

Das MBI hat vier voneinander unabhängige Skalen oder Fragebogen mit den
entsprechenden Fragen. Diese begründen sich auf vier für Burnout gefährdete Personen
typische Veränderungen.
Die emotionale Erschöpfung entsteht aus einer langen und starken emotionalen und/oder
körperlichen Anstrengung und Anspannung. Die Betroffenen fühlen sich müde, matt, kraftlos
und schwach. Sie sind antriebslos und leicht reizbar. Sie fühlen sich auch nicht mehr in der
Lage sich aus dieser für sie aussichtslosen Lage aus eigenen Kräften zu befreien. Eine hohe
Punktezahl in dieser Skala bedeutet ein hohes Burnout Risiko.5
Depersonalisation heißt, dass die Betroffenen eine unnatürliche Distanz zwischen sich und
den Klienten (Kunden, Patienten, Schüler), Mitarbeitern, ja sogar Freunden und Angehörigen
herstellen. Sie sind zunehmend gleichgültig und nehmen deren Wünsche, Probleme und
Nöte nicht mehr ernst. Die Arbeit wird zur unpersönlichen Routine. Sie nehmen ihre Kunden
nur noch als Problemverursacher und als Quelle ihrer Sorgen und Nöte wahr. (Ryan, 1971).
Die Prävalenz dieser negativen Haltung gegenüber Kunden, unter den menschlichen
Dienstleistern, wurde auch dokumentiert (Wills, 1978). Die Entwicklung der
Depersonalisation scheint mit der Erfahrung von emotionaler Erschöpfung in
Zusammenhang zu stehen, und so sollten diese beiden Aspekte des Burnouts korreliert
werden. Eine hohe Punktezahl in dieser Skala bedeutet ein hohes Burnout Risiko.6
Persönliche Leistung/persönliche Wirksamkeit evaluiert die Tendenz Burnout gefährdeter
Personen die eigene Leistung negativ zu beurteilen. Die Betroffenen haben das Gefühl trotz
des grossen Einsatzes nicht viel zu erreichen. Die Erfolgserlebnisse fehlen. Die Diskrepanz
zwischen Anforderung und Leistung wird als persönliches Ungenügen und Ineffektivität
wahrgenommen. Der Glaube an den Sinn der eigenen Tätigkeit leidet auch als Folge der
Depersonalisierung. Die Betroffenen haben sich von den Kunden und Mitarbeitern entfernt
und können auf deren Anliegen nicht mehr wirksam eingehen. Eine tiefe Punktezahl in dieser
Skala bedeutet ein hohes Burnout Risiko.7

5
Maslach Burnout Inventory
Sampler Set Manual, General Survey, Human Services Survey, Educators Survey, & Scoring Guides
6
Maslach Burnout Inventory
Sampler Set Manual, General Survey, Human Services Survey, Educators Survey, & Scoring Guides
7
Maslach Burnout Inventory
Sampler Set Manual, General Survey, Human Services Survey, Educators Survey, & Scoring Guides
Steve Hiestand 8
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Zynismus, die vierte Skala, bezeichnet eine Haltung, die zum einen in (oft absichtlich)
verletzender Weise die Wertvorstellungen anderer herabsetzt oder missachtet und zum
anderen auch eine Haltung, die moralische Werte grundsätzlich in Frage stellt und sich
darüber hinaus manchmal auch über sie lustig macht. Auch eine berechnende Einstellung
und Verhaltensweise kann Ausdruck dieser Haltung sein. Zynismus kann Folge und
Anzeichen von Resignation sein. 8 Eine hohe Punktezahl in dieser Skala bedeutet ein hohes
Burnout Risiko.

2.1.4 Folgen des Burnout

Die Folgen des Burnouts sind sehr ernst, teuer und belastend für Arbeitgeber, Arbeitnehmer,
Kunden, und die sozialen Gemeinschaften in denen die Betroffenen leben. Die bisherigen
Befunde legen nahe, dass bei Betroffenen mit einer Burnout Gefährdung eine
Verschlechterung der Arbeits- und Dienstleistung eintritt. Burnout kann zu verschiedenen
persönlichen Dysfunktionen führen, einschließlich körperlicher Erschöpfung, Schlaflosigkeit,
erhöhter Konsum von Alkohol und Drogen, Ehe- und Familienproblemen.

Folgend ist eine Tabelle des originalen MBI zu sehen. Diese stellt die verschiedenen
Berufsfelder und ihre Burnout Risiken dar.

8
Zynismus, [http://de.wikipedia.org/wiki/Zynismus], 19.10.2011.

Steve Hiestand 9
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Abbildung 1: Beispiel für Berufsfelder und ihr Burnout Risiko

2.2 Lebensstil

Um zu untersuchen wie sich verschiedene Aspekte des individuellen Lebensstils auf das
Burnout Risiko auswirken, wurde ein Fragebogen entworfen, mit dem die wichtigsten
Lebensstilindikatoren erfasst wurden. Jeder Proband füllte diesen Fragebogen in 5 – 10 min.
aus. Die Auswahl der Fragen ergibt sich zum Teil aus den physiologischen Bedürfnissen der
Maslow Pyramide.

Steve Hiestand 10
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

2.2.1 Wie viele Stunden schlafen Sie?

Für Gesundheit, Leistung und Lebensqualität ist der gute und ausreichend lange Schlaf der
wichtigste Einzelfaktor. Er besteht aus 5 Phasen. Jede Phase dauert ungefähr 90 Minuten.
Mit Einschlaf- und Aufwachphase ergibt das eine Gesamtzeit von 7 – 9 Stunden. Nur sehr
wenige Menschen brauchen wirklich weniger Schlaf und sind trotzdem komplett erholt. Die
einzelnen Schlafphasen bestehen aus dem Tiefschlaf und dem Traumschlaf. Die
verschiedenen Phasen sind auf der Grafik ersichtlich.9

Abbildung 2: Schlafphasen

Der Traumschlaf: Im Traumschlaf haben wir eine erhöhte Hirnaktivität. Das befähigt uns
aufgenommene Emotionen zu verarbeiten, Gelerntes zu festigen, Schicksale zu verarbeiten,
Ereignisse zu vernetzen, Erfahrenes zu gewichten. Psyche, Intelligenz und emotionale
Gesundheit können sich entwickeln. 10
Der Tiefschlaf: Im Tiefschlaf werden neue Körperzellen und/oder Strukturen gebildet. Z.B.
findet der Muskelaufbau und die Vermehrung und Vergrösserung der Mitochondrien vor
allem im Tiefschlaf statt, sofern während des Tages im Training die entsprechenden Reize
gesetzt wurden.
In der nächsten Grafik sieht man die Hirnaktivität in den verschieden Phasen. Im
Traumschlaf ist das Hirn stark durchblutet (die Farben gelb und rot sind dominant,

9
Schlafphasen, [http://www.solvital-lichttherapie.de/schlaf/schlafphasen.php], 02.09.2011.
10
REM Schlaf,[http://www.schlaf.de/was_ist_schlaf/1_30_10_remschlaf.php], 02.09.2011.

Steve Hiestand 11
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

dominanter sogar als im Wachzustand), das bedeutet eine intensive Aktivität im Hirn.
Intellekt, Emotionen, Koordination, d.h. alle Leistungen des Hirns werden entwickelt
(Synapsenbildung usw.). Im Tiefschlaf ist das Hirn wenig durchblutet. Der Körper entwickelt
sich.

Abbildung 3: Hirnaktivität in verschiedenen Schlafphasen

2.2.2 Schlafen Sie regelmässig und vor Mitternacht?

Voraussetzung für die Neubildung der Körperzellen und der Bildung verbesserter
Zellstrukturen ist die Ausschüttung des Wachstumshormons. Die maximale Ausschüttung
des Wachstumshormons erfolgt immer zwischen Mitternacht und drei Uhr nachts. Darum
sollte man vor Mitternacht zu Bett gehen. Damit die maximale Ausschüttung erfolgen kann,
muss man aber tief schlafen. Damit man tief schlafen kann, muss die Ausschüttung des als
Aktivitäts- oder auch Stresshormon bezeichneten Kortisols abnehmen. Ist man um 22.00 Uhr
noch stark aktiviert, dann ist das Kortisol zu stark erhöht. Guter, tiefer Schlaf ist nicht möglich
und darum die maximale Ausschüttung des Wachstumshormons auch nicht. Erholung und
Regeneration sind nicht möglich, langfristig führt das zu Erschöpfung. Wenn man zwischen
verschiedene Zeitzonen hin und her pendelt braucht dieses System bis zu sieben Tagen bis
es sich angepasst hat (Jet lag). 11 12

11
Kortisol, [http://www.med4you.at/laborbefunde/lbef3/lbef_glukokortikoide.htm], 02.09.2011.
12
Hormone,[http://www.4d-
comfort.com/opencms/opencms/de/sublinks/schlafen/trw/H/hormon.html?showAlphabet=true&letter=H],
02.09.2011.

Steve Hiestand 12
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

In der untenstehenden Abbildung sieht man den Hormonausstoss währen eines Tages.

Abbildung 4: Hormonausschüttung während des Tages

2.2.3 Sind Sie beim Aufwachen erholt und frisch?

Ist man vor Mitternacht zu Bett gegangen und hat die fünf Tief- und Traumschlafphasen
gehabt, so steht man am Morgen erholt und frisch auf. Ist man nicht erholt und frisch, dann
ging etwas schief. Entweder war die Schlafdauer zu kurz, d.h. nicht alle fünf Schlafphasen
waren möglich, oder die Schlafqualität war nicht gut genug. Bei schlechter Schlafqualität sind
die fünf Schlafphasen nicht möglich, die Erholung ist mangelhaft.

Die Ausschüttung des Kortisol verdient eine genauere Betrachtung. Normal liegt das Kortisol
um 21 Uhr unter 50ng/ml und steigt dann gegen 05 Uhr auf etwa 130ng/ml an, was uns kurz
darauf erwachen lässt. Bis um Mittag bleibt dieser Wert hoch. Das bedeutet: man ist zu
Höchstleistungen fähig, produktiv, schnell, genau, kreativ und effizient. Nach 13 Uhr senkt
sich das Kortisol ab, was uns zusammen mit der Verdauung des Mittagessens träge macht.
Ein Mittagsschlaf wäre zu empfehlen. Zwischen 17 und 18 Uhr erhalten wir nochmals einen
Schub Kortisol. Für ein bis zwei Stunden sind wir nochmals erhöht leistungsfähig. Dann

Steve Hiestand 13
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

senkt sich das Kortisol stark ab. Ruhe, Musse und Entspannung wären wichtig um zwischen
21 und 23 Uhr den guten, tiefen Schlaf zu finden.
Ständige Erreichbarkeit, Stress, Ärger, Sorgen, Ängste, permanente Aktivierung durch
Computer, iPhones, Fernseher und andere Medien, Stimulanzien wie Kaffee, Energy Drinks
und härtere Drogen treiben das Kortisol permanent den ganzen Tag in die Höhe. Der
natürliche Rhythmus ist gestört und das Kortisol senkt sich zur Einschlafzeit nicht ab. Die
Folge: schlechter Schlaf, mangelnde Erholung. Hält dieser Zustand zu lange an, ergibt sich
ein genereller Mangel an Kortisol und unsere Leistungsfähigkeit wird massiv reduziert. Das
Ende dieser Entwicklung: Burnout.

2.2.4 Arbeitszeitdauer pro Woche inkl. Arbeitsweg:

Auf die Dauer kann der Mensch nicht länger als 9 – 11 Stunden täglich konzentriert, genau,
kreativ und intelligent arbeiten. Die Arbeitsleistung wird wegen mangelnder Erholung,
fehlender Entspannung und beginnender Überforderung sinken.
Generelles Wohlbefinden und Stress sind gute und einfache Indikatoren zur Beurteilung
für Druck, Kontrollverlust, Gesundheit, Erschöpfung und Zufriedenheit. Ein genaues
Reflektieren dieser Fragen, kann für das Erkennen kommender oder noch nicht erkannter,
aber schon bestehender Probleme, entscheidend sein.
Bewegung/Sport/Krafttraining sind entscheidende Elemente des Lebensstils.
Ausdauerorientierte häufige und lange Bewegungseinheiten, regelmässiges Krafttraining und
Sportarten die nicht zu intensiv ausgeübt werden sind, wissenschaftlich eindeutig belegt, für
Gesundheit, Leistung und Lebensqualität unentbehrlich.
Die Ernährung ist in der Wissenschaft noch umstritten. Dass genügend Früchte, Salate,
Gemüse, Keime und Nüsse gegessen werden sollte ist als kleinster gemeinsamer Nenner
unbestritten.
Medizinische Gesundheitsrisiken mit den wichtigsten, Blutdruck und Blutfette, sollten ohne
Medikamente unter Kontrolle gehalten werden.
Bauchumfang ist heute wissenschaftlich anerkannt, einfach zu messen und ein höchst
aussagekräftiger Risikofaktor. Bauchfett wird heute als endokrines Organ klassiert. Es
produziert mehr als hundert für den Körper schädliche, hormonähnliche Substanzen.
. 13

13
Viszeralfett, [http://de.wikipedia.org/wiki/Viszeralfett], 09.09.2011

Steve Hiestand 14
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Folgend der verwendete Fragebogen, welcher mit Rot, Gelb und Grün eine sofortige,
wissenschaftlich belegte Bewertung und Empfehlung liefert.

Abbildung 5: Lifestyle-Fragebogen

Steve Hiestand 15
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

2.3 Körperzusammensetzung: Die Bio-Impedanz-Analyse

Die Bioimpedanzanalyse nutzt die elektrischen Eigenschaften des menschlichen Körpers.


Zur Messung wird beim phasensensitiven Impedanzanalysator BIACORPUS RX 4000 ein
sinusförmiger Wechselstrom mit 50 kHz Frequenz und konstanter Stromstärke an definierten
Stellen (Handgelenk, Fußgelenk) an den Körper angelegt. Um den Widerstand des
gesamten Körpers zu erfassen, werden im Normalfall Messelektroden an Hand und Fuß der
rechten Körperseite angelegt. Da wir aber die Messung nur an zwei Extremitäten als zu
ungenau erachteten wählten wir die segmentale Messung. 14

2.3.1 Segmentale BIA-Messungen

Das Messgerät BIACORPUS RX 4000 ermöglicht automatische segmentale Messungen,


wobei die Elektroden an allen Extremitäten gleichzeitig angebracht werden müssen

Abbildung 6: Elektroden Verteilung

Es werden folgende Körpersegmente gemessen:

- Rechte Körperhälfte (RA-RF = rechter Arm – rechter Fuß)

14
BIA, [http://www.bia-messung.at/bia_messgeraet.php], 10.10.2011.

Steve Hiestand 16
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

- Linke Körperhälfte (LA-LF = linker Arm – linker Fuß)

- Oberkörper (RA–LA = rechter Arm – linker Arm


- Unterkörper (RF-LF = rechter Fuß – linker Fuß)

Anhand der Widerstandsverteilungen im Körper berechnet die Software BodyComp V 8.4 die
Verteilung der Fettfreien Masse und der Fettmasse im Körper. Die Verteilungsmuster werden
statistisch über die Korrelation zu Dexa-Kompartimentmessungen berechnet. (Dual-Energy-
X-Ray). Beim Dexa-Verfahren werden die Fettfreie Masse und die Fettmasse mit Hilfe
schwacher Röntgenbilder des Körpers ermittelt.15
Die Software BodyComp V 8.4 zeichnet ein individuelles Fettverteilungsmuster des
menschlichen Körpers. Das Bild der Fettfreien Masse unterscheidet nur männlich/weiblich -
variiert jedoch nicht mit der berechneten Masse an FFM (Fett freie Masse). Die gelb
gefärbte Fettmasse mit dem Fettvolumen verändert sich analog zur berechneten Fettmasse:

Abbildung 7: Segmentale Auswertung

Hinweis: die Verteilung des Körperfettes auf die einzelnen Körpersegmente kann mit BIA-
Messungen nur abgeschätzt werden. Die berechnete Fettverteilung auf die einzelnen

15
LEAN BODY MASS ESTIMATION BY BIOELECTRICAL, IMPEDANCE ANALYSIS: A FOUR SITE
CROSSVALIDATION STUDY K. R. Segal

Steve Hiestand 17
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Segmente kann mit erheblichen Schwankungsbreiten versehen sein und sollte als Trend
betrachtet werden.16

2.3.2 Messparameter

Das Schaubild zeigt die Zusammenhänge zwischen den „harten“ Messdaten und den daraus
abgeleiteten Berechnungen bzw. Schätzungen:

Abbildung 8: Reaktanz, Resistenz, Phasenwinkel

2.3.3 Gemessene Werte


2.3.3.1 Ohm’scher Widerstand / Resistenz R

Der einfache Ohm’sche Widerstand spiegelt das elektrolythaltige Gesamtkörperwasser


wider. Er verhält sich umgekehrt proportional zum Wasser- und Elektrolytgehalt eines
Körpers: ein stark wasserhaltiges Gewebe ergibt niedrige Messwerte und umgekehrt.
Männer haben in der Regel eine größere Muskelmasse als Frauen, diese bindet mehr
Wasser, was zu niedrigeren Werten gegenüber Frauen führt. Unter Einbeziehung von
Formeln kann aus R das Gesamtkörperwasser (TBW) berechnet werden.
Bei starkem Übergewicht und beim sich dabei schrittweise aufbauendem Metabolischen
Syndrom kommt es durch Wassereinlagerungen zu einer besseren Leitfähigkeit des

16
BIA,[http://www.bia-messung.at/auswertung.php], 10.10.2011.

Steve Hiestand 18
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Gewebes und hierdurch zu einer Verringerung der Resistenz. Bei Anorexie kommt es durch
erhebliche Abnahme der Muskelmasse zu einem Wasser- und Elektrolytverlust und einer
entsprechend schlechteren Leitfähigkeit des Gewebes. Der Wert der Resistenz liegt bei
Anorexie deshalb sehr hoch.17

Geschlecht Normalwerte für Werte beim Metabolischem Werte bei


R Syndrom Anorexie
Männer 400-500 Ω ca. 420Ω ca. 800Ω
Frauen 500-600 Ω ca. 380 Ω ca. 800Ω
Tabelle 1: Normwerte

2.3.3.2 Kapazitiver Widerstand / Reaktanz Xc

Der kapazitive Widerstand entsteht durch die Kondensatoreigenschaft der Zellmembranen.


Die Zellmembran besitzt auf Grund ihres Aufbaus aus Phospholipiden
Kondensatoreigenschaften. Entsprechend sind die Körperzellen in der Lage, elektrische
Ladung zu speichern, welche durch den kapazitiven Widerstand ermittelt wird. Die Reaktanz
ist somit ein Maß für die Körperzellmasse (BCM). Die Speicherkapazität ist einerseits
abhängig von der Menge der zur Verfügung stehenden Speicherzellen, andererseits von der
Integrität der Zellmembran. Liegt viel Zellmasse vor, so ist der Wert höher. Durch oxidative
Prozesse geschädigte Zellen sind in ihrer Kapazität ebenfalls eingeschränkt.
Normalwert für Xc : 10-12% von R für Männer und Frauen .
Zellabbau (Katabolie) bei Mangelernährung vermindern die Speicherkapazität der Zellen und
senken den Parmameter Xc. Ebenso führt eine vermehrte Wassereinlagerung zu einer
Verringerung der Reaktanz.18

17
BIA, [http://www.bia-messung.de/6.0.html], 10.10.2011.
18
BIA, [http://www.bia-messung.de/6.0.html], 10.10.2011.

Steve Hiestand 19
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

2.3.3.3 Phasenwinkel PA

Der Phasenwinkel ist ein generelles Maß für die Membranintegrität der Zellen und lässt
Aussagen über den Zustand der Zelle sowie den Gesundheitszustand des Organismus zu.
Der Phasenwinkel ist als direkter Messparameter weniger von messtechnischen Problemen
oder anderen Fehlerquellen abhängig. Moderne BIA-Geräte, wie das für diese Studie
verwendete, Akern 101 verfügen über eine phasensensitive Elektronik.
Die Kondensatoren des Membranpotentials jeder stoffwechselaktiven Zelle werden beim
Anwachsen der Spannung geladen und entladen sich beim Abklingen der Spannung. Durch
den kapazitiven Widerstand des Kondensators kommt es bei diesem Vorgang zu einer
Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung, wobei der Strom der Spannung
vorauseilt. Das für diese Studie verwendete Gerät, verfügt über eine phasensensitive
Elektronik, aus welcher sich die Verschiebung in Grad (0 bis 90°) und somit der
Phasenwinkel berechnen lässt.
Gut ernährte, pralle Körperzellen mit stabilem Membranpotential haben einen hohen
Phasenwinkel, während schlecht ernährte, sozusagen welke Zellen mit niedrigem
Membranpotential einen entsprechend niedrigen Phasenwinkel haben.

Bei einem gesunden Körperzustand, viel Zellmasse und einem stimmigen Wasseranteil ist
der Phasenwinkel hoch. Er ist niedrig bei wenig Zellmasse und/oder zu viel Wasser im
Körper (Muskelabbau oder Überwässerung des extrazellulären Raums als Folge einer
Störung des Wasserhaushaltes). Bei einer stoffwechselgesunden Gewichtsreduktion steigt
der Phasenwinkel, weil die Zellmasse erhalten bleibt und Wasser ausgeschwemmt wird. Bei
Verlust von Zellmasse und/oder Einlagerung von Wasser sinkt der Phasenwinkel und steigt
bei Zunahme von Zellmasse und/oder Wasserausscheidung.19

19
BIA, [http://www.bia-messung.de/6.0.html], 10.10.2011.

Steve Hiestand 20
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Alter Männer Frauen

< 30 6,0 – 8,0 6,0 – 7,0

30-49 5,5 – 6,0 5,0 – 6,0

> 49 5,0 – 5,6 4,8 – 5,2

Tabelle 2: Phasenwinkel Abbildung 9: Darstellung


Abbildung 10: Sinuswinkel
Normalwert Phasenwinkel

2.4 Stressmessung: Clue Medical

Clue Medical ist ein mobiler,kardialer Komplexanalyzer und ein wichtiger der Teil der
Testbatterie der vorliegenden Studie. Er verfügt über Eigenschaften wie viele andere
stationäre Systeme in der kardiologischen Diagnostik, ist aber mobil und leicht zu bedienen.
Aus diesem Grund wurde das Clue Medical Gerät in dieser Studie anderen Gräten
vorgezogen.

Clue Medical misst eine Vielzahl von Indikatoren für die Funktion des Herzens. Weil für die
Verknüpfung zu Burnout nur zwei Bereiche (Herzfrequenzvariabilität HFV und FFT-
Spektrum) von Bedeutung sind, wird auf die Erklärung aller anderen Indikatoren verzichtet.
Im Folgenden werden die Idee der Verwendung und die zwei Bereiche welche mit Burnout
zusammenhängen erklärt.
Die primäre Idee hinter der Verwendung von Clue Medical in dieser Studie, war die
Annahme, dass die Herzfunktion und die Aktivität des vegetativen Nervensystems mit Stress
und Belastung zusammenhängen. Diese Annahme erfolgte aus folgendem Wissensstand.
Wie reagiert die Herzfrequenzvariabilität HFV auf starke körperliche Belastung (wie z.B.
einstündigen Sport)?
Die HFV reagiert hoch sensibel auf unterschiedlichste Belastungen, insbesondere auf
körperliche Anstrengung. Mit steigendem Puls ("sympathikotoner stand") sinkt sie.
Anschließend bleibt sie noch so lange erniedrigt, bis sich der Körper weitgehend erholt hat.
Das kann (je nach geleistetem Pensum) bis zu 24 Stunden dauern. Sollte sich die HFV dann
immer noch nicht normalisiert haben, kann dies auf einen "Übertrainingszustand" hinweisen.

Steve Hiestand 21
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Meist fühlen sich die Betroffenen dann auch müde und ihr Zustand verschlechtert sich bei
weiterem Training. Regelmäßige HFV-Messungen eignen sich deshalb dazu,
"Übertrainingszustände" relativ rasch zu erkennen und ihnen durch ausreichende Pausen
bzw. Anpassung des Trainingspensums zu begegnen.20
Auf Grund dieser wissenschaftlichen Aussage, ist man bei dieser Studie davon
ausgegangen, dass eine permanent tiefere Herzfrequenzvariabilität auf mehr Stress mit
resultierender höherer Aktivität des Sympathikus und deshalb auch auf ein höheres Burnout
Risiko hinweist.

2.4.1 Herzfrequenzvariabilität (HRV)

Unter Herzfrequenzvariabilität (HRV…heart rate variability) versteht man Schwankungen der


Herzfrequenz von Herzschlag zu Herzschlag über den zugrunde gelegten Meßzeitraum. Der
Herzschlag ist im Normalfall demnach nicht gleichmäßig, sondern schwankt in
charakteristischer Weise. Die HRV ist ein Parameter der autonomen Funktion des Herzens
sowie ein Maß für dessen Regulationsfähigkeit.21
Neben der HRV gibt es einen zweiten Aspekt, welcher mit Burnout in Verbindung stehen
kann. Das FFT-Sperktrum (Fast Fourier Transformation). In diesem Spektrum wird die
Aktivität des autonomen Nervensystems angegeben.

2.4.2 FFT-Spektrum

Aus dem ermittelten Tachogramm der Herzperiodendauern, einer Funktion im Zeitbereich,


lässt sich durch eine mathematische Operation eine dazu gleichwertige Darstellung im
Frequenzbereich ableiten: FFT-Spektrum bzw. „(Leistungs-)Spektrum der
Herzfrequenzvariabilität“ in der Fachliteratur genannt. Dieses Spektrum besteht aus
charakteristischen Frequenzbereichen: Frequenzbereich „Low Frequency“ (LF) 0,04 bis 0,15
Hz: diesem Bereich ist eine vorwiegend sympathische kardiovaskuläre Aktivität zuordenbar,
damit gleichfalls auftretender psychischer und physischer Stress. Frequenzbereich „High

20
clue-medical-Familie Begriffserklärungen und –definitionen, [http://www.clue-
medical.com/de/download/medizinische_fachartikel.html], 15.10.2011.

21
clue-medical-Familie Begriffserklärungen und –definitionen, [http://www.clue-
medical.com/de/download/medizinische_fachartikel.html], 15.10.2011.
Steve Hiestand 22
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Frequency“ (HF) 0,15 bis 0,4 Hz: typisch hierfür ist die auftretende parasympathische
(vagale) Aktivität, damit atemsynchrone Herzfrequenzfluktuationen der respiratorischen
Sinusarrhythmie. Frequenzbereich „Very High Frequency “(VHF) 0,4 bis 0,5 Hz: diesem
Bereich, außerhalb der Aktivität der vegetativen Komponenten des kardiovaskulären
Systems gelegen, lässt sich ein kardialer Risikomarker zuordnen. Auf Grund all dieser
wissenschaftlich erwiesenen Zusammenhänge ist man im Vorfeld dieser Studie davon
ausgegangen, dass das FFT-Spektrum ein guter Indilkator für das Burnout Risiko sein wird.22

2.4.3 Spektrale Maßzahlen

Durch Bestimmung von jeweiligen integralen Flächenmaßen für die Frequenzbereiche 0,04
... 0,15 Hz und 0,15 ...0,4 Hz für ein abgeleitetes FFT-Spektrum und Division mit jeweiligen
Normalwerten lassen sich dimensionslose „spektrale Maßzahlen“ M in Prozent einführen: M
LF* [%]... gewichtete Maßzahl für die sympathische Aktivität, Streß und Belastung MHF [%]...
Maßzahl für parasympathische Aktivität, Entspannung und Erholung MLF* stellt dabei die mit
dem Quadrat der mittleren Herzfrequenz multiplizierte Maßzahl MLF dar, die dem obigen
normierten Flächenmaß entspricht. Daraus folgt, dass höhere Herzfrequenzen diese
gewichtete Maßzahl MLF* stark erhöhen, während Frequenzen kleiner als der Herzfrequenz-
Normalwert von etwa fH = 70 min-1 diese deutlich reduzieren. Dies stimmt mit dem
physiologischen Verhalten völlig überein, da höhere Herzfrequenzen den Sympathikus,
dagegen unter dem Normalwert liegende Frequenzen den Parasympathikus aktivieren.
Ebenso lässt sich ein integrales Maß für den VHF-Frequenzbereich 0,4 ... 0,5 Hz bestimmen
und mit einem Normal vergleichen. Übersteigt der Messwert diesen „Sollwert“, soll ein
Risiko- bzw. Kardio-Marker gesetzt werden.23

2.4.4 Gewichtete Balance

Es ist aus der Physiologie bekannt, dass im LF-Bereich des FFT-Spektrums, abgeleitet aus
dem Herzperiodendauer-Tachogramm, zwar vorwiegend der Sympathikus abgebildet wird,
jedoch auch vagale (parasympathische) Anteile enthalten sein können. Folglich ist auch die

22
clue-medical-Familie Begriffserklärungen und –definitionen, [http://www.clue-
medical.com/de/download/medizinische_fachartikel.html], 15.10.2011.

23
clue-medical-Familie Begriffserklärungen und –definitionen, [http://www.clue-
medical.com/de/download/medizinische_fachartikel.html], 15.10.2011.
Steve Hiestand 23
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

aus dem reinen Flächenverhältnis von LF- und HF-Bereich ermittelte Balance nur bedingt
aussagekräftig. Die Zugrundelegung der obigen spektralen Maßzahlen MLF* als eine
gewichtete Maßzahl sowie von MHF führt zur gewichteten Balance B* = MLF* / MHF.24

2.4.5 Kardiovaskulärer Stress

Stress wirkt auf das vegetative Nervensystem im Sinne einer Steigerung der Sympathikus-
aktivität und Hemmung des Vagus. Davon ausgehend stellt die aus dem FFT-Spektrum
abgeleitete Maßzahl MLF* ein Maß für die sympathische Aktivität, Stress und Belastung dar,
andererseits ist die Maßzahl MHF Ausdruck für parasympathische Aktivität, Entspannung
und Erholung. Da die gewichtete Balance B als Quotient aus beiden Maßzahlen M LF* und
MHF abgeleitet ist, lässt sich aus einem Ansteigen von B auf eine Erhöhung der
sympathischen Aktivität, von Stress und Belastung schließen. Reduziert sich dagegen die
gewichtete Balance, so kann auf eine Reduzierung dieser sympathischen Komponenten
bzw. auf einen Anstieg der parasympathischen Aktivität, von Entspannung bzw. Erholung
geschlossen werden. In diesem Sinne stellen M LF* und B quantitative Maße für den
kardiovaskulären Stress dar.25

24
clue-medical-Familie Begriffserklärungen und –definitionen, [http://www.clue-
medical.com/de/download/medizinische_fachartikel.html], 15.10.2011.

25
clue-medical-Familie Begriffserklärungen und -definitionen

Steve Hiestand 24
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

In Abbildung 13 ist ein Beispiel eines FFT-Spektrums inklusive Erklärung der einzelnen
Bereiche zu sehen. Die Bereiche LF, HF und VHF wurden den Farben blau, grün und rot
zugeordnet. Der Ausschlag im HF-Bereich ist auf eine Dominanz der Atmungskomponente
zurückzuführen.
Abbildung 14 stellt ebenfalls ein FFT-Spektrum dar. Die gestrichelte Linie ist der mittlere
Verlauf bei herz-kreislauf-gesunden Versuchspersonen.

Abb
ildung 11: FFT-Spektrum inkl. Erklärung

Steve Hiestand 25
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Abbildung 13: FFT-Spektrum inkl. Mittlerem Verlauf

Um die Zusammenhänge des FFT-Spektrums besser zu verstehen, wird hier das autonome
Nervensystem erklärt.

2.4.6 Das autonome Nervensystem ANS

Das periphere autonome Nervensystem setzt sich bekanntlich aus 3 Teilen zusammen:

Um die Zusammenhänge des FFT-Spektrums besser zu verstehen, wird hier das autonome
Nervensystem erklärt.

2.4.6.1 Das autonome Nervensystem ANS

Das periphere autonome Nervensystem setzt sich bekanntlich aus 3 Teilen zusammen:
Sympathikus mit Neuronen im Brustmark und oberen Lendenmark, Parasympathikus mit
Neuronen im Hirnstamm und Kreuzbeinmark, Darmnervensystem mit sensorischen und
motorischen Neuronen in den Wänden der Eingeweide. 26
Das autonome Nervensystem innerviert die glatte Muskulatur aller Organe sowie das Herz
und die Drüsen. Es regelt die lebenswichtigen Funktionen der Atmung, des Kreislaufs, der
Verdauung, des Stoffwechsels, der Drüsensekretion, der Körpertemperatur und der
Fortpflanzung. Es ist nicht oder kaum willkürlich kontrollierbar, es ist autonom. Neben dem
Hormonsystem stellt es eines der beiden Informationssysteme zwischen den einzelnen
Organen dar.

26
Autonomes Nervensystem und Herz – Kreislauf - Funktion - zur medizinischen Anwendung von
kardiovaskulären Kenngrößen, abgeleitet mit dem clue medical der Telovital GmbH Wien
Steve Hiestand 26
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Das ANS passt aktiv vom Gehirn ausgehend die Prozesse im Körperinneren an die äußeren
Bedingungen und Belastungen des Organismus an. Solche Anpassungsreaktionen sind z.
B.: der Anstieg des Herzzeitvolumens und der Muskeldurchblutung unmittelbar vor Beginn
einer willkürlichen körperlichen Anstrengung oder das Auslösen der Speichel-und
Magensaft-sekretion beim Anblick oder der Vorstellung von Speisen. Auf Grund dieser
Merkmale erhofften wir Aufschluss über die Regenerationsfähigkeit des Testprobanden zu
erhalten, wenn wir die Parasympathikus Aktivität messen würden.
Die vom Sympathikus kontrollierten Organe sind die glatten Muskelfasern aller Organe
(Gefäße, Eingeweide, Ausscheidungs- und Sexualorgane, Haare, Pupillen), die Herzmuskel-
fasern und manche Drüsen (Schweiß-, Speichel-, Verdauungsdrüsen). Außerdem werden
die Fettzellen, die Leberzellen, die Nierentubuli, lymphatische Gewebe (z. B. Thymus, Milz,
Lymphknoten) und Teile des Immunsystems sympathisch innerviert. 27

Abbildung 14: Schematische Darstellung des ANS

27
Autonomes Nervensystem und Herz – Kreislauf - Funktion - zur medizinischen Anwendung von
kardiovaskulären Kenngrößen, abgeleitet mit dem clue medical der Telovital GmbH Wien
Steve Hiestand 27
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Links die Ursprungsgebiete der Zellkörper präganglionärer Neurone des Sympathikus (rot)
und des Parasympathikus (grün) im Hirnstamm und den verschiedenen Abschnitten des
Rückenmarks. Rechts davon eine schematische Darstellung des Verlaufs prä- und
postganglionärer sympathischer und parasympathischer Neurone. Die synaptischen
Überträgerstoffe der zweistufigen Neuronenketten des peripheren autonomen
Nervensystems in den Ganglien und auf den Effektoren sowie die Natur ihrer
postsynaptischen Rezeptoren sind angegeben. 28
Der Parasympathikus steuert die glatte Muskulatur und die Drüsen des Magen-Darm-
Traktes, der Ausscheidungsorgane, der Sexualorgane und der Lunge. Er innerviert weiterhin
die Vorhöfe des Herzens, die Tränen- und die Speicheldrüsen im Kopfbereich und die
inneren Augenmuskeln. Dagegen besitzt er keinen direkten Einfluss auf die Schweißdrüsen
und das gesamte Gefäßsystem (mit wenigen Ausnahmen, wie z. B. bei den Genitalorganen).
Hier liegt der entscheidende Unterschied zum Sympathikus der alle Gefäße innerviert.
Das ANS verknüpft als Informationssystem verschiedene Organe miteinander. Damit kann
die Funktionsstörung eines Organs, z. B. des Herzens, Störungen an einem anderen Organ,
z. B. der Wirbelsäule, nach sich ziehen, die durch eine sog. vegetative Übertragung
entstehen. Diese Störungen werden im allgemeinen relevant, wenn sie ein klinisch
erfassbares Ausmaß annehmen: Beschwerden beim Patienten, messbare Organstörungen,
tastbare Veränderungen am Bewegungssystem.29

3 LEISTUNGSDIAGNOSTIK

Um die körperliche Leistungsfähigkeit der Probanden zu ermitteln, wurde ein


Fahrradergometer Stufentest durchgeführt. Nachfolgend werden Laktattest und
Spiroergometrie erklärt. Beide Tests wurden in dieser Studie gleichzeitig durchgeführt. D.h.
es wurde eine Analyse der Atemgase und eine Analyse der Laktatkonzentration im Blut
erstellt. So konnten viele Kenngrössen für die Bestimmung der individuellen
Leistungsfähigkeit ermittelt werden.

28
Autonomes Nervensystem und Herz – Kreislauf - Funktion - zur medizinischen Anwendung von
kardiovaskulären Kenngrößen, abgeleitet mit dem clue medical der Telovital GmbH Wien

29
Autonomes Nervensystem und Herz – Kreislauf - Funktion - zur medizinischen Anwendung von
kardiovaskulären Kenngrößen, abgeleitet mit dem clue medical der Telovital GmbH Wien
Steve Hiestand 28
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

3.1 Laktattest

Laktat, also das Salz der Milchsäure, ist ein Produkt des anaeroben Stoffwechsels. Diese
Substanz entsteht in trainingswissenschaftlich relevanter Höhe erst bei intensiven
Belastungen, also dann, wenn die Muskulatur über Lunge und Kreislauf nicht mehr
genügend Sauerstoff zur Deckung des Energiebedarfs erhält. Bei einem Laktattest wird dem
Probanden mehrfach Blut aus dem Ohrläppchen oder dem Finger entnommen und später
auf den Laktatgehalt hin analysiert. Das Ganze geschieht mittels eines Stufentests unter
definierter körperlicher Belastungen bis die körperliche Ausbelastung erreicht ist. Der Test
dauert in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten, inklusive Vorbereitung.30

Ziel der Analyse der Laktatwerte ist die Ermittlung der sogenannten anaeroben Schwelle,
d.h. des Bereichs der körperlichen Belastung, bei dem sich Laktat-Produktion und Laktat-
Abbau gerade noch in einem Gleichgeweicht befinden. Die Vielzahl von mathematischen
Schwellenmodellen, mit denen die anaerobe Schwelle errechnet werden soll, machen es
einem Laien fast unmöglich, dem Sportler eine valide Information über dessen
Trainingszustand zu geben. Zudem gibt es bis heute kein einheitliches Schwellenkonzept.
Ein weiteres Problem ist, dass die Verfahren untereinander kaum zu vergleichen sind, da
sowohl die Untersuchungsmethodik als auch die Art der Belastung (Fahrrad oder Laufband
oder ...) Auswirkungen auf die Ergebnisse haben.31 Wegen dieser Messprobleme wurde in
dieser Studie die Leistung bei 2mmol und 4mmol gemessen und nicht die anaerobe
Schwelle.

3.2 Test mittels Spiroergometrie

Die Spiroergometrie wird seit Jahren als der Goldstandard in der Sportmedizin bezeichnet.
Hier wird der Sportler auf einem Ergometer einer Belastung ausgesetzt. Der Test inklusive
Vorbereitung dauert ca. 60 Minuten. Im Gegensatz zum Laktattest ist dieses Verfahren nicht
invasiv; dem Probanden muss also kein Blut abgenommen werden. Bei einer solchen
Atemgasanalyse werden die Ein- und Ausatemgase des Probanden analysiert. Über eine
Atemmaske wir jeder einzelne Atemzug genau auf die Anteile an Sauerstoff (VO2) und

30
Laktattest, [http://www.fitnessgeraete-forum.de/laktattest-hintergruende-ablauf-und-
schlussfolgerungen/],15.10.2011.
31
Bachl, N. et al: Validität sportartspezifischere Leistungsdiagnostik. In: Clasing, Dirk et al (Hrsg.),
Stellenwert der Laktatbestimmung in der Leistungsdiagnostik. Stuttgart: Gustav Fischer Verlag, 1994.
Steve Hiestand 29
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Kohlendioxid (VCO2) hin überprüft. Des Weiteren werden bei dieser


Untersuchungsmethode das gesamte geatmete Volumen sowie die Atemfrequenz
gemessen. Dazu bilden der respiratorische Quotient (RQ), also der Quotient aus
Kohlendioxidabgabe (VCO2) und Sauerstoffaufnahme (VO2) sowie die höchste maximale
Sauerstoffaufnahmekapazität (VO2max) weitere wichtige Parameter in der klassischen
Auswertung einer Spiroergometrie.32
Sportmediziner nutzen in der Regel den ermittelten Wert der maximalen
Sauerstoffaufnahme (VO2max) als Bruttokriterium der körperlichen Leistungsfähigkeit. Die
VO2max zeigt an, wie viel Sauerstoff der Körper bei maximaler Belastung pro Minute zur
Energiegewinnung aufnehmen kann. Zugleich wird die Herzfrequenz gemessen, die bei
diesem VO2max-Wert anliegt.33
Ähnlich wie bei einem Laktattest muss der Sportler maximal ausbelastet werden. Das ist für
diesen nicht nur unangenehm, sondern für den Trainer oder Leistungsdiagnostiker mit
Risiken behaftet, falls im Bereich hoher Belastungen plötzlich medizinische Komplikationen
eintreten. Nicht umsonst ist dieser Test nur von einem Arzt und mit einem vorsorglich
bereitzuhaltenden Defibrillator durchzuführen.34
In dieser Studie wurde nur die Leistung bei RQ1 mit den Burnout Risiken verglichen. Auf
einen Vergleich von VO2max. wurde verzichtet, weil es nicht möglich war, wegen der oben
beschriebenen Risiken, die Probanden maximal auszubelasten.

3.3 aeroscan, die Energiestoffwechselanalyse

Der aeroscan baut auf dem Goldstandard der Sportmedizin, der Spiroergometrie auf. Das
bedeutet: auch beim aeroscan wird jeder Atemzug auf seine Sauerstoff- (VO2) und
Kohlendioxid- (VCO2) Zusammensetzung hin untersucht. Allerdings muss beim aeroscan
der Proband nicht ausbelastet werden und der Test dauert nur wenige Minuten. Zudem
verzichtet der aeroscan gänzlich auf statistische Daten, um Aussagen über korrekte
individuelle Trainingsbereiche zu geben. Auf Grund dieser Vorteile entschieden sich die
Verfasser dieser Arbeit den aeroscan zur Bestimmung der Leistungsfähigkeit zu benutzen.
Es gibt zusätzlich noch eine Methode, welche den aeroscan einzigartig macht. Es handelt

32
Hollmann, W. et al: Spiroergometrie. Stuttgart: Schattauer Verlag 2006.
33
Marti, B., Laukanen, R., Held, T.: Beurteilung der Ausdauer aufgrund der VO2max: Standards des BASPO.
Schweiz. Z. Sportmed. und Sporttraum, 1999.
34
Breuer, H. W.: Spiroergometrie – Vorschläge zur Standardisierung und Interpretation. In: Pneumologie,
Stuttgart: Thieme Verlag, 2004.
Steve Hiestand 30
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

sich hierbei um eine Energiestoffwechselanalyse mit der exakt gemessen werden kann, bei
welcher Belastung der Sportler noch ausreichend Fettsäuren oder bereits vorrangig
Kohlenhydrate zur Energiegewinnung nutzt. Da der aeroscan atemzuggenau den
respiratorischen Quotient (RQ), also den Quotient aus Kohlendioxidabgabe (VCO2) und
Sauerstoffaufnahme (VO2) bestimmen kann, lässt sich der Energiestoffwechsel für jeden
Probanden individuell messen. Anhand dieser Messung kann durch die spezielle
Auswertesoftware sofort und auch für Laien verständlich direkt auf individuelle
Trainingsbereiche geschlossen werden. Das geht sogar so einfach, dass die Vermessung
des Energiestoffwechsels und die anschließende Auswertung der Testdaten innerhalb von
10 Minuten vorliegen können. Ohne Ausbelastung, ohne Statistik und ohne Atemmaske. 35

Abbildung 15: Aerolution Testing

4 METHODE

Um die Fragestellung (Gibt es physische Indikatoren mit denen sich das Burnout Risiko
prognostizieren lässt?) zu beantworten, wurde die Studie in zwei Bereiche aufgeteilt. Auf der
einen Seite der Burnout Fragebogen nach Maslach (Maslach Burnout Inventory = MBI) und
auf der anderen Seite die Messung der physischen Indikatoren.

4.1 Maslach Burnout Fragebogen (MBI)

35
[http://www.woodway.de/fitnessevaluation/aerolution.html], 18.10.2011.
Steve Hiestand 31
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Jedem Teilnehmer der Studie wurde ein Maslach Burnout Fragebogen zugestellt. Diesen
hatten die Teilnehmer vor der Teilnahme an den physischen Messungen zu beantworten.
Die Fragebogen wurden den Teilnehmer im Voraus zugestellt damit diese die Fragen
sorgfältig und ehrlich beantworten konnten. Dadurch sollten absichtliche oder unabsichtliche
Fehleinschätzungen verhindert werden36. Für diese Studie wurde eine kombinierte Form
von zwei Maslach Fragebogen benutzt. Es handelt sich dabei um eine Kombination des
Maslach Burnout Inventory General Survey und des MBI Human Services Survey. Durch
diese Kombination entstanden vier Burnout Risiko Skalen: Emotionale Erschöpfung (EE),
Persönliche Wirksamkeit (PE), Depersonalisation (Dep.) und Zynismus (Zyn.). Diese
Kombination wurde nötig, da die Fragebogen auf Deutsch und auf Englisch benötigt wurden.
Außerdem wurde dadurch ein Vergleich mit anderen Studien, welche sich ebenfalls mit
Burnout Risiko beschäftigten, verunmöglicht. Dies ist nicht weiter schlimm, da dies die erste
Studie ist, die sich mit dem Zusammenhang von Burnout Risiko und messbaren physischen
Indikatoren beschäftigt. Bei der Analyse der Daten, wurde jeder gemessene physische Wert
mit jedem der vier Burnout Skalen verglichen. Um die Validität des Maslach Fragebogen und
die Ehrlichkeit der Teilnehmer zu überprüfen, wurden im Lifestyle Fragebogen zwei Fragen,
die sich direkt auf den Maslach Fragebogen beziehen, eingebaut. Bei diesen beiden Fragen
stimmte die Korrelation zu den vom MBI gemessenen Burnout Risiken bei vier bzw. drei der
Skalen zu 99% überein. Dies lässt darauf schliessen, dass der MBI auch wirklich das misst,
was er vorgibt zu messen.

4.2 Lifestyle-Fragebogen

Zusätzlich zum MBI wurde den Teilnehmern auch der Lifestyle-Fragebogen im Voraus
zugestellt. Auch hier sollten Fehleinschätzungen dadurch möglichst vermieden werden. Wie
bereits vorher erwähnt wurden hier zwei Fragen eingebaut, welche einen direkten Vergleich
mit dem MBI zulassen: Wie oft fühlen sie sich entspannt, stark, voller Energie, in Kontrolle,
kreativ, voller Tatendrang? Wie oft fühlen sie Druck, Kontrollverlust, starke negative Gefühle,
Hoffnungslosigkeit, Wut, Zukunftsangst? Die Fragen konnten mit: immer, fast immer, oft,
nicht oft, selten, nie bzw. nie, selten, manchmal, oft, fast täglich, täglich beantwortet werden.
Beim Vergleich, mit der vom MBI erhaltenen Burnout Risiken, stellte sich eine extrem hohe

36
Maslach Burnout Inventory
Sampler Set Manual, General Survey, Human Services Survey, Educators Survey, & Scoring Guides
Steve Hiestand 32
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Korrelation heraus. Dies belegt, dass die Teilnehmer bei beiden Fragebögen ihren
Stresslevel gleich einschätzten.

4.3 Physische Messungen: Ablauf

Bei den physischen Messungen wurde jeder Teilnehmer einzeln getestet. Dadurch sollte
Stress vermieden werden.

4.3.1 Einführung

Nach einer kurzen Begrüßung und Erklärung des Testablaufs durch das Testpersonal
wurden die Fragebögen entgegengenommen und auf fehlende Antworten hin überprüft.
Wenn eine Antwort fehlte wurde die Testperson dazu angehalten, die Frage zu beantworten,
da fehlende Antworten die Analyse erschweren und verfälschten würden.
Anschließend wurden Grösse, Gewicht und Bauchumfang der Testperson gemessen und
protokolliert.

4.3.2 EKG

Um die Gesundheit, welche zum Absolvieren des Ergometer Tests erforderlich ist zu
überprüfen wurde die Person von einem Arzt befragt (Anamnese). Zusätzlich wurde ein
Ruhe-EKG durchgeführt um sicher zu sein, dass die Herzfunktion ausreicht um die
Testbatterie zu bestreiten.

4.3.3 Clue Medical

Dann wurde der Clue Medical Test durchgeführt. Da dieser Test in möglichst entspanntem
und ruhigem Zustand durchgeführt werden muss, war es wichtig, dass die Testperson schon
einige Zeit zur Ruhe gekommen war und sich nicht mehr bewegte. Um Weißkittel Effekte (die
von Blutdruckmessungen bekannt sind) zu vermeiden, die insbesondere bei dieser Messung
große Auswirkungen gehabt hätten, pflegte das Testpersonal einen freundschaftlichen
Umgang mit den Testpersonen und war sportlich gekleidet.

4.3.4 BIA

Als nächstes erfolgte die Messung der Körperzusammensetzung. Diese wurde mittels Bio
Impedanz Analyse ermittelt. Die Elektroden wurden angebracht ohne, dass sich die

Steve Hiestand 33
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Testperson bewegte. Dies war wichtig, da die Verteilung des Wassers im Körper eine
zentrale Rolle spielt bei der Body Impedanz Analyse.37 Daher war es von Vorteil, dass sich
die Person schon vorher für das Ruhe-EKG und die clue medical Messung mehrere Minuten
hingelegt hatte. Die Elektroden wurden an Händen und Füssen angebracht, was eine
segmentale Auswertung der Körperzusammensetzung ermöglichte.

4.3.5 Ergometer Test

Der Ergometer Test war immer die letzte Messung. Die Testperson setzt sich auf den
Ergometer und dieser wurde individuell an die Körpergrösse angepasst. Der Testablauf
wurde erklärt und allfällige Fragen beantwortet.
Zuerst wurde das Laktat während der Ruhephase gemessen. Danach musste die
Testperson eine Leistung von 60 Watt während 3 Minuten aufrechterhalten. Dies war Stufe
1. Bei jeder weiteren Stufe, wurde die Leistung um 30 Watt erhöht. Am Ende jeder Stufe
wurde das Laktat gemessen und protokolliert. Jede Stufe musste 3 Minuten dauern, damit
sich ein hinreichendes Laktatgleichgewicht in der Muskelzelle einstellt und sich das
entsprechende Laktat im ganzen Körper verteilt hat und somit messbar ist.38

4.4 Teilnehmer

Insgesamt umfasst diese Studie 88 Personen, wo von 34 männlich und 54 weiblich sind. Die
Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die Männer in Gruppe M und die Frauen in
Gruppe W. Zusätzlich gibt es eine Gruppe G, welche alle Teilnehmer umfasst. Die
Teilnehmer sind Angestellte aus zwei verschiedenen Unternehmen, welche international tätig
sind. Alle Teilnehmer hatten Aufgaben, welche meistens in einem Büro erfolgten. Dies ist
insofern wichtig, weil wir es so nur mit ähnlichen Berufen zu tun haben und nicht zwischen
körperlich Arbeitenden und geistig Arbeitenden unterscheiden müssen.

37
KÖRPERFLÜSSIGKEITSÜBERLADUNG UND BIOELEKTRISCHE IMPEDANZ-
ANALYSE BEI NIERENPATIENTEN A. Piccoli, B. Rossi, L. Pillon, G. Bucciante, Mineral and Electrolyte
Metabolism (1996) 22:76–78

38
Laktattest, [http://www.fitnessgeraete-forum.de/laktattest-hintergruende-ablauf-und-schlussfolgerungen/],
19.10.2011.
Steve Hiestand 34
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

4.4.1 Merkmale Gruppe G:

-Personen: 88
-Durchschnittliches Alter: 36.4
-Durchschnittliche Grösse: 171.3 cm
-Durchschnittliches Gewicht: 69.8 kg
-Durchschnittliche Schlafdauer: 6.5 h
-Durchschnittliche Arbeitsstunden: 53.75 h
-Durchschnittliche Bewegung: 3.75 h pro Woche
-Durchschnittlicher BMI: 23.6

4.4.2 Gruppe M

Gruppe M umfasst 34 Personen. Das Durschnittsalter beträgt 39 Jahre.

4.4.3 Gruppe W

Gruppe W umfasst 54 Personen, deren Durschnittsalter 35.4 Jahre beträgt.

4.5 Datenanalyse

Um möglichst viele und genaue Korrelationen zu erhalten, wurde jeder physische Indikator
mit jedem der 4 Burnout Risiko Skalen verglichen. Es wurde darauf verzichtet eine
Gesamtpunktzahl des Burnout Risikos zu erstellen.
Insgesamt wurden 99 physische Indikatoren gemessen. Davon wurden 11 durch Clue
Medical, 2 durch Aerolution, 49 durch die Body Impedanz Analyse, 14 durch die
Laktatanalyse, 7 durch den Lifestyle Fragebogen und 3 durch unabhängige Messungen
(Grösse, Gewicht, Bauchumfang) gemessen.
Mit Hilfe von Microsoft-Excel wurde zwischen jedem physischen Indikator und jeder Burnout
Risiko Skala ein Korrelationskoeffizient ausgerechnet.

„Der Korrelationskoeffizient ist ein dimensionsloses Maß für den Grad des linearen
Zusammenhangs zwischen zwei mindestens intervallskalierten Merkmalen. Er kann Werte
zwischen −1 und +1 annehmen. Bei einem Wert von +1 (bzw. −1) besteht ein vollständig
positiver (bzw. negativer) linearer Zusammenhang zwischen den betrachteten Merkmalen.
Wenn der Korrelationskoeffizient den Wert 0 aufweist, hängen die beiden Merkmale

Steve Hiestand 35
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

überhaupt nicht linear voneinander ab. Allerdings können diese ungeachtet dessen in nicht-
linearer Weise voneinander abhängen. Damit ist der Korrelationskoeffizient kein geeignetes
Maß für die (reine) stochastische Abhängigkeit von Merkmalen.“ 39

Statistisch macht man nun folgendes: Was man eigentlich berechnet ist nur der empirische
Korrelationskoeffizient (man hat nur endlich viele Messungen).
Jetzt stellt man eine Nullhypothese H0 auf: Der eigentliche Korrelationskoeffizient ist 0. Aber
der empirische Korrelationskoeffizient ist natürlich nicht 0.
Mit dem t-Test entscheidet man jetzt, ob die Abweichung vom Wert 0 signifikant ist auf dem
5%-Niveau. Wenn das der Fall ist, kann man die Nullhypothese verwerfen und sagen, die
beiden Zufallsvariablen ( z.B. emotionale Erschöpfung und Körpergrösse) sind korreliert (mit
95%iger Wahrscheinlichkeit). Dasselbe wurde auch gemacht um eine 99%ige
Wahrscheinlichkeit zu berechnen. 40

Bei dieser Studie gibt es 21 physische Indikatoren, die mindestens mit einer der Burnout
Skalen korreliert sind (mit 95%iger Wahrscheinlichkeit).

5 RESULTATE

Wie bereits vorher erwähnt wurden für die Auswertung der Resultate drei Gruppen erstellt.
Somit soll einerseits sichergestellt werden, dass ein globaler Effekt gefunden werden kann
und andererseits sollten Trends innerhalb eines Geschlechts ermittelt werden.

5.1 Gruppe G (männlich&weiblich)


5.1.1 Korrelation zwischen Emotionaler Erschöpfung und physischen Indikatoren

Physischer Indikator Art Korrel. (+/-) Wahrsch. 95% Wahrsch. 99%

Schlaf (h) - 95% 99%


Watt 2mmol - 95%

39
Korrelationskoeffizient, [http://de.wikipedia.org/wiki/Korrelationskoeffizient], 20.10.2011.

40
Statischer Test, [http://de.wikipedia.org/wiki/Statistischer_Test], 20.10.2011.

Steve Hiestand 36
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Grösse - 95%
Fettmasse % + 95% 99%
BMI + 95%
RA FM % + 95%
RA FM kg + 95%
LA FM % + 95%
LA FM kg + 95%
RB FM % + 95% 99%
RB FM kg + 95% 99%
LB FM % + 95% 99%
LB FM kg + 95% 99%
Resistenz-Faktor + 95%
RQ1-Watt - 95% 99%
Tabelle 3: Korrelationen mit E.E. in Gruppe G

Wie man in Abbildung 17 sehen kann gibt es 15 physische Indikatoren, welche mit dem
Burnout Risiko der Skala „Emotionale Erschöpfung“ korreliert sind.

Diese Indikatoren sind:


- Schlafdauer: Je mehr eine Person schläft, desto geringer ist ihr Risiko für Emotionale
Erschöpfung.
- Leistung bei 2mmol: Personen, welche bei 2mmol Laktat eine grössere Leistung erbringen
können, sind weniger anfällig auf Emotionale Erschöpfung.
- Grösse: Umso grösser eine Person, desto kleiner ihre Emotionale Erschöpfungsgefahr.
- BMI: Personen mit einem hohen Body Mass Index sind gefährdeter als solche mit einem
tiefen.
- Fettmasse: Je mehr Fettmasse eine Person hat, desto grösser das Risiko für Emotionale
Erschöpfung. Das gilt insbesondere für Fettmasse an Extremitäten.
-Resistenz-Faktor: Umso höher der Resistenz Faktor, desto höher die Gefährdung für
Emotionale Erschöpfung. Der Resistenz Faktor ist insbesondere bei Leuten mit Übergewicht
hoch.
-Leistung bei RQ1: Personen mit höherer Leistung bei RQ1 sind weniger gefährdet als
andere.

Steve Hiestand 37
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

5.1.2 Korrelation zwischen Depersonalisation und physischen Indikatoren

Physischer Indikator Art Korrel. (+/-) Wahrsch. 95% Wahrsch. 99%

Schlaf (h) - 95% 99%


Grösse - 95%
RB FM % + 95%
RB FM kg + 95%
LB FM % + 95%
LB FM kg + 95%
Tabelle 4: Korrelationen mit Dep. In Gruppe G

Insgesamt gibt es sechs physische Indikatoren, welche mit Depersonalisation korreliert sind:
- Schlafdauer: Je mehr Schlaf, desto kleiner die Depersonalisation.
- Grösse: Grosse Personen leiden weniger an Depersonalisation als Kleine.
- Fettmasse: Personen mit viel Fett an den Extremitäten leiden stärker an Depersonalisation
als andere.

5.1.3 Korrelation zwischen Persönlicher Wirksamkeit und physischen Indikatoren

Physischer Indikator Art Korrel. (+/-) Wahrsch. 95% Wahrsch. 99%

Low Frequncy - 95%


Tabelle 5: Korrelation mit P.E. in Gruppe G

In dieser Studie gibt es nur sehr wenige Korrelationen zwischen der Burnout Risiko Skala
„Persönliche Wirksamkeit“ und physischen Indikatoren. In Gruppe G besteht genau eine
Korrelation, nämlich mit dem Low Frequency Bereich. Dieser Bereich wird beim Clue Medical
Test gemessen und misst die Parasympathikus Aktivität. Je grösser der Low Frequency
Bereich, desto aktiver ist der Parasympathikus. Die Aktivität kann in unserer Studie
gleichgesetzt werden mit der Fähigkeit des Körpers zur Entspannung.41
Das Interessante an dieser Korrelation besteht darin, dass sie negativ ist. Das heisst, umso
grösser die Parasympathikus Aktivität (und gleichzeitig auch die Fähigkeit für die

41
„Die Wahrheit über Burnout. Stress am Arbeitsplatz und was Sie dagegen tun können; Christine Maslach,
Michael P. Leiter, (2001) Wien“

Steve Hiestand 38
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Entspannung), desto kleiner die Punktzahl der Burnout Skala „Persönliche Wirksamkeit“.
Dies ist die einzige der vier Skalen, bei denen eine hohe Punktzahl schlecht ist. In der
Analyse bedeutet das also, dass Menschen die sich besser entspannen können ein höheres
Burnout Risiko haben, weil sie sich selber nicht als wirksam empfinden.
Dieses Resultat erstaunte die Verfasser dieser Studie sehr, da man bisher annahm, dass die
Fähigkeit zu Entspannen eine wichtige Eigenschaft sei um Burnout zu verhindern.

5.1.4 Korrelation zwischen Zynismus und physischen Indikatoren

Physischer Indikator Art Korrel. (+/-) Wahrsch. 95% Wahrsch. 99%

Schlaf (h) - 95% 99%


Grösse - 95% 99%
Fettmasse % + 95%
RA FM % + 95% 99%
LA FM % + 95% 99%
RB FM % + 95%
RB FM kg + 95%
LB FM % + 95%
LB FM kg + 95%
Tabelle 6: Korrelationen mit Zyn. in Gruppe G

Zwischen Zynismus und den physischen Indikatoren gibt es neun Korrelationen:


-Schlafdauer: Umso weniger jemand schläft, desto zynischer ist er.
-Grösse: Kleine Personen sind zynischer als Grosse.
-Fettmasse: Personen mit viel Fettmasse sind zynischer als Personen mit wenig Fettmasse.

Die genauere Beschreibung der einzelnen Korrelationen und deren Auswirkungen auf die
Leute und die Zukunft werden im Kapitel „Diskussion“ beschrieben.

Nun folgen die Korrelationen der Gruppen M und W.

5.2 Gruppe M

Da es in der Gruppe M nur sehr wenige Korrelationen gibt, werden diese in einer einzigen
Tabelle zusammengefasst.
Steve Hiestand 39
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Burnout Skala Phys. Indikator Art Korrel. (+/-) Wahrsch. 95% Wahrsch. 99%

E.E. Schlaf (h) - 95%


E.E. RB FM kg + 95%
E.E. LB FM kg + 95%
P.E. Watt 4mmol - 95%
Tabelle 7: Korrelationen von Gruppe M

In Abbildung 21 kann man sehen, dass es in dieser Studie nur vier physische Indikatoren
gibt, welche zum Burnout Risiko korrelieren. Dies sind:
-Schlafdauer: Umso weniger ein Mann schläft, desto erschöpfter ist er.
-Fettmasse: Männer mit viel Fettmasse sind erschöpfter als andere.
-Leistung bei 4mmol Laktat: Umso mehr ein Mann bei 4mmol Laktat leisten kann, desto
unwirksamer findet er sich selber.
Mögliche Gründe warum in der Gruppe M nur so wenige Korrelationen auszumachen sind,
gibt es fünf: 42

- Es braucht bei kleineren Datensätzen grössere Effekte für statistische Signifikanzen


- Männer sagen weniger, wenn sie gestresst sind ("Unehrlichkeit")
- Männer schätzen ihr Stresslevel tatsächlich anders ein als Frauen
- Vielleicht hat es mit der Testsituation zu tun (wenn Frauen von Männern getestet werden,
reagieren sie vielleicht anders, als wenn Männer von Männern getestet werden usw.)...
- Bei Männern gibt es tatsächlich nur sehr wenige physische Indikatoren für Burnout

5.3 Gruppe W

Diese Gruppe besteht nur aus Frauen, und sie weist viel mehr Korrelationen auf, als die
Gruppe M.

5.3.1 Korrelation zwischen Emotionaler Erschöpfung und physischen Indikatoren

Physischer Indikator Art Korrel. (+/-) Wahrsch. 95% Wahrsch. 99%

42
Haehnle, Jonas (Bachelor of Science in Mathematik ETH Zürich) (03.09.2011, 10:10 MEZ):
Gespräch mit Schweizer M. und Hiestand Steve
Steve Hiestand 40
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Schlaf (h) - 95% 99%


Leistung 2mmol - 95%
FM % + 95%
RB FM % + 95%
RB FM kg + 95% 99%
LB FM % + 95%
LB FM kg + 95% 99%
Leistung RQ1 - 95%
Tabelle 8: Korrelationen mit E.E. in Gruppe W

In Abbildung 22 ist zu sehen, dass es acht physische Indikatoren gibt, die mit Emotionaler
Erschöpfung korrelieren.
-Schlafdauer: Je mehr eine Frau schläft, desto weniger erschöpft ist sie.
-Fettmasse: Eine Frau mit viel Fettmasse ist erschöpfter als andere.
-Leistung bei 2mmol Laktat: Umso mehr eine Frau bei 2mmol Laktat leisten kann, desto
weniger erschöpft ist sie.
-Leistung bei RQ1: Frauen, welche bei RQ1 eine höher Leistung erbringen sind weniger
erschöpft als andere.

5.3.2 Korrelation zwischen Depersonalisation und physischen Indikatoren

Physischer Indikator Art Korrel. (+/-) Wahrsch. 95% Wahrsch. 99%

Schlaf (h) - 95%


Tabelle 9: Korrelationen mit Dep. in Gruppe W

Die Schlafdauer korreliert als einziger Indikator mit Depersonalisation. Je mehr Schlaf, desto
kleiner die Depersonalisation. Interessant ist, dass Fettanteil keinen Einfluss hat.

5.3.3 Korrelation zwischen Persönlicher Wirksamkeit und physischen Indikatoren

In dieser Gruppe wurde kein physischer Indikator gefunden, welcher mit der Burnout Skala
„Persönliche Wirksamkeit“ korreliert.

Steve Hiestand 41
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

5.3.4 Korrelation zwischen Zynismus und physischen Indikatoren

Physischer Indikator Art Korrel. (+/-) Wahrsch. 95% Wahrsch. 99%

Schlaf (h) - 95%


Leistung 2mmol - 95%
Grösse - 95%
RA FM % + 95%
LA FM % + 95%
Tabelle 10: Korrelationen mit Zyn. in Gruppe W

Es gibt fünf physische Indikatoren, die mit Zynismus korrelieren. Dies sind:
- Schlafdauer: Je weniger eine Frau schläft, desto zynischer ist sie.
- Leistung bei 2mmol Laktat: Je weniger eine Frau bei 2mmol Laktat leisten kann, desto
zynischer ist sie.
- Grösse: Kleine Frauen sind zynischer als Grosse.
- Fettmasse: Frauen mit viel Fettmasse sind zynischer als andere.

Steve Hiestand 42
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

6 ZUSAMMENFASSUNG DER RESULTATE

Physischer Ind. Korrel. zu Art Korrel (+/-) Gruppe

Schlaf (h) E.E, Dep., Zyn. - G, M, W


Grösse E.E., Dep., Zyn - G, W
Fettmasse % E.E., Zyn. + G, W
Fettmasse kg E.E. + G
RA FM % E.E., Zyn. + G, W
RA FM kg E.E., Zyn. + G
LA FM % E.E. + G, W
LA FM kg E.E. + G
Rumpf FM % Zyn. + G
RB FM % E.E., Dep. Zyn. + G, W
RB FM kg E.E., Dep., Zyn. + G, M, W
LB FM % E.E:, Dep., Zyn. + G, W
LB FM kg E.E:, Dep., Zyn. + G, M, W
Resistenz E.E. + G
Low Frequency P.E. - G
Leistung RQ1 E.E. - G, W
Leistung 4mmol P.E. - M
Leistung 2mmol E.E., Zyn. - W
Tabelle 11: Zusammenfassung Resultate

In der obenstehenden Tabelle sind alle Korrelationen zusammengefasst. Die Spalte „Korrel.
zu“ zeigt alle Korrelationen dieses physischen Indikators an. Das bedeutet aber nicht, dass
diese Korrelationen in allen Gruppen, welche in der Spalte „Gruppe“ genannt werden,
bestehen.

Wie man bisher sehen konnte gibt es in dieser Studie sehr viele Korrelationen. Daraus lässt
sich schliessen, dass Burnout zu einem grossen Teil von körperlichen Faktoren und Lifestyle
abhängt.

Steve Hiestand 43
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Ein Faktor der immer wieder auftaucht ist Schlaf. Und immer ist das Resultat dasselbe. Je
mehr man schläft, desto weniger Burnout gefährdet ist man. Wenn man also Burnout
verhindern will, ist eine der besten Methoden viel zu schlafen. Natürlich ist man mit viel
Schlaf nicht automatisch immun gegen Burnout, aber man ist viel weniger gefährdet.

Ein weiterer Faktor mit vielen Korrelationen ist die Fettmasse. Auch hier kommt diese Studie
immer zum gleichen Ergebnis. Personen mit viel Fettmasse sind viel Burnout gefährdeter als
Personen mit wenig Fettmasse. Will jemand nun Burnout verhindern, muss er auch darauf
achten, möglichst wenig Fettmasse zu besitzen.

Die Grösse ist ebenfalls ein Indikator, der sehr oft korreliert. Hier ist es so, dass kleine
Personen ein höheres Burnout Risiko haben als Grosse. Die Grösse lässt sich leider nicht
verändern. Umso wichtiger ist es für kleine Leute, dass sie auf die beeinflussbaren
Indikatoren (Schlaf, Fettmasse, Leistungsfähigkeit) achten. Denn so lässt sich auch ihr
Burnout Risiko minimieren.

Wie bereits angesprochen ist auch die körperliche Leitungsfähigkeit entscheidend. Mit
Ausnahme einer einzigen Messung, bedeutet eine hohe Leistungsfähigkeit immer weniger
Burnout Risiko. Leistungsfähigere Personen haben also ein kleineres Burnout Risiko als
andere. Wenn eine Person ihr Burnout Risiko minimieren will, sollte sie auch trainieren. Denn
nur so lässt sich die Leistungsfähigkeit steigern.

Obwohl es nicht sicher ist, dass alle gefundenen Korrelationen auch bei anderen
Teilnehmerfeldern gemessen werden können, konnte diese Studie sicher welche finden, die
Allgemein gültig sind. Welche Indikatoren das genau sind, werden weitere Messungen
zeigen.

Die Studie lässt den Schluss zu, dass Burnout durch den richtigen Lebensstil und richtiges
Training verhindert werden kann.

Steve Hiestand 44
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

7 DISKUSSION

In diesem Kapitel geht es darum die vorher gennanten Indikatoren zu analysieren und zu
erklären. Durch diese Studie wurden Fragen aufgeworfen. Diese werden hier gestellt und
sollen ein Anlass für weitere Studien im Bereich Burnout/physische Indikatoren sein.

Ein Indikator der immer wieder vorkommt ist die Schlafdauer. Grundsätzlich kann man bei
dieser Studie sagen, dass umso länger Leute schlafen, desto weniger Burnout gefährdet
sind sie. Wie bereits erwähnt handelt es sich bei Burnout um eine Überlastung des
Organismus, welche in einem Zusammenbruch münden kann.43 Was kann Schlaf dagegen
tun? Schlaf ist die beste Regenerationsmassnahme. Während des Schlafs wird das
parasympathische Nervensystem aktiv, was eben zu dieser Regeneration des Körpers führt.
Im Tiefschlaf werden die Körperzellen repariert und sie erholen sich. Im Traumschlaf werden
die Emotionen und Eindrücke, welche während des Tages aufgenommen wurden,
verarbeitet. Der Intellekt wird dadurch verbessert und gestärkt. Insbesondere erholen sich
während des Schlafs das Immunsystem, das Nervensystem und die Muskeln.44 Wenn diese
Systeme geschwächt sind kann Burnout entstehen. Darum ist Schlaf ein gutes Mittel um
Burnout zu verhindern. Da in dieser Studie so viele Korrelationen mit Schlaf gefunden
wurden kann man sagen, dass viel Schlaf eine der besten Vorbeugungsmassnahmen gegen
Burnout ist. 45

Ein anderer Indikator mit dem sehr viele Korrelationen bestehen ist die Grösse. Aus den
Ergebnissen kann man schliessen, dass grössere Menschen ein kleineres Risiko für Burnout
haben. Dies lässt sich aus psychologischer Sicht erklären. Kleinere Leute müssen mehr
kämpfen um Aufmerksamkeit zu bekommen. Das führt dazu, dass viele kleine Leute richtige
„Fighter“ sind (Beispiel Silvio Berlusconi). Diese Leute sind dadurch immer aktiviert und
müssen sich beweisen. Dieser Lebensstil ist viel anstrengender als wenn man sich

43
Maslach Burnout Inventory
Sampler Set Manual, General Survey, Human Services Survey, Educators Survey, & Scoring Guides

44
REM Schlaf, [http://www.schlaf.de/was_ist_schlaf/1_30_10_remschlaf.php], 23.10.2011.
45
Maslach Burnout Inventory

Steve Hiestand 45
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

zwischendurch immer wieder erholen kann. Dies führt dann zu einem viel höheren Burnout
Risiko.46

Ein weiterer wichtiger Indikator für Burnout ist die Fettmasse. Wenn man diese Studie genau
anschaut, fällt auf, dass die Fettmasse der Extremitäten einen grösseren Einfluss hat als die
gesamte Fettmasse oder die Fettmasse des Rumpfs. Man könnte also vermuten, dass
Fettmasse an den Extremitäten schlimmer ist als anderswo.
Wenn man aber andere Studien zum Vergleich hinzu zieht muss man diese Vermutung
verwerfen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es viele Leute gibt, welche an Armen und
Beinen einen ganz anderen relativen Fettanteil haben als am Rest des Körpers. Bei Männern
ist die Fettverteilung im Normalfall „Apfelförmig“, d.h. das Fett setzt hauptsächlich am Bauch
an. Bei den Frauen ist die Fettverteilung „Birnenförmig“. Das Fett setzt vor allem an der Hüfte
an. Das könnte dazu führen, dass Frauen mehr Fettanteil in den Beinen haben als Männer.
Diese Erklärung trifft für diese Studie aber wahrscheinlich nicht zu, da es auch innerhalb der
Gruppe W eine starke Korrelation, bezüglich Fettanteil in den Beinen gibt. Ausserdem kann
dieser Erklärungsansatz die Korrelationen zu der Fettmasse in den Armen ebenfalls nicht
erläutern. Das Problem könnte daher im Messgerät liegen. Es wäre möglich, dass das Gerät
die verschiedenen Körperteile doch nicht so genau unterscheiden kann und daher die
Messungen verfälscht.
Sicher kann man aber sagen, dass ein hoher Fettanteil im Allgemeinen ein höheres Burnout
Risiko verursacht. Dies ist durchaus verständlich, weil Fett ja Masse ist, welche man
zusätzlich mit sich mittragen muss. Menschen, welche mehr Fett haben müssen daher auch
mehr Last mit sich herum tragen. Das führt zu einer zusätzlichen Belastung, welche der
Körper zuerst einmal bewältigen muss. Höhere Belastung führt zu mehr Stress und mehr
Stress zu einem höheren Burnout Risiko.
Beim genauerer Analyse der Daten fällt zudem auf, dass es bei Frauen viel mehr
Korrelationen zwischen Fettmasse und Burnout Risiko gibt als bei Männern. Dies kann man
physiologisch erklären. Menschen, welche viel Fett mit sich herum tragen, haben einen
Trainingseffekt. Bei Männern führt dies zu einer Zunahme der Muskelmasse, bei Frauen
dagegen nicht. Warum? Der Grund ist Testosteron. Testosteron wirkt anabol und führt
deshalb zu Muskelwachstum. Männer können dieses Hormon viel mehr produzieren als
Frauen (etwa 10% der männlichen Produktion). Deshalb ist es für Männer weniger schlimm

46
Peroni, Frederic (Dr.med. Universität Mailand) (22.10.2011)(9:10 MEZ):
Gespräch mit Schweizer M. und Steve Hiestand
Steve Hiestand 46
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

viel Fett mit sich herum zu tragen. Ihr Körper gewöhnt sich daran indem er Muskeln aufbaut.
Für Frauen wird die Belastung dagegen nur wenig kleiner, da ihr Körper nicht automatisch
mehr Muskeln aufbaut. Dies könnte der Grund sein, dass es in der Gruppe W viel mehr
Korrelationen zwischen Fettanteil und Burnout Risiko gibt als in der Gruppe M. 47

Drei weitere physische Indikatoren(Leistung bei 2mmol, Leistung bei 4mmol, Leistung bei
RQ1), welche mit dem Burnout Risiko korrelieren, lassen sich unter Leistungsvermögen auf
Ergometer zusammenfassen. Es schient also, dass auch die Leistungsfähigkeit im Bezug auf
Burnout entscheidend ist. Beim genauerer Datenanalyse lassen sich auch hier Unterschiede
zwischen Mann und Frau feststellen. In der Gruppe W korrelieren Leistung beim 2mmol und
Leistung bei RQ1 mit dem Burnout Risiko. Bei Gruppe M korreliert Leistung bei 4mmol mit
dem Burnout Risiko. Hier lässt sich die Hypothese aufstellen, dass für Männer
extremere/strengere Leistungen entscheidender sind und mehr Einfluss haben als moderate
Leistungen. Man könnte also sagen, dass Männer mehr auf Hochtouren laufen und öfter die
maximale Leistung abrufen müssen. Bei Frauen sind dagegen moderate und grundlegende
Leistungen wichtiger, das Ganze immer im Bezug auf Burnout gesehen.
Allerdings korreliert in Gruppe M die Leistung bei 4mmol negativ zur Burnout Risiko Skala
„Persönliche Wirksamkeit“. Das bedeutet, dass Männer mit höherer Leistungsfähigkeit sich
selber als weniger wirksam einschätzen als andere. Dies lässt eine Interpretation zu: Männer
die eine hohe Leistung bei 4mmol abrufen können, haben diese Leistung auch schon mehr
trainiert. Das bedeutet, dass sie mehr ans Limit gehen als andere. Sie fühlen sich dann
schlecht, weil andere Männer ähnliche Leistungen erbringen, dafür aber nicht ans Limit
gehen müssen. Daher fühlen sie sich im Verhältnis zu anderen Männern, die nicht immer die
maximale Leistung bringen müssen, weniger wirksam.

Wie schon mehrmals erwähnt gibt es in der Gruppe M viel weniger Korrelationen als in
Gruppe W. Dies kann wie ebenfalls schon erwähnt fünf Gründe haben:

- Es braucht bei kleineren Datensätzen grössere Effekte für statistische Signifikanzen


- Männer sagen weniger, wenn sie gestresst sind ("Unehrlichkeit")
- Männer schätzen ihr Stresslevel tatsächlich anders ein als Frauen
- Vielleicht hat es mit der Testsituation zu tun (wenn Frauen von Männern getestet werden,

47
Peroni, Frederic (Dr.med. Universität Mailand) (22.10.2011)(9:30 MEZ):

Gespräch mit Schweizer M. und Steve Hiestand

Steve Hiestand 47
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

reagieren sie vielleicht anders, als wenn Männer von Frauen getestet werden usw.)...
- Bei Männern gibt es tatsächlich nur sehr wenige physische Indikatoren für Burnout

Um herauszufinden, welcher Grund hauptverantwortlich ist braucht es weitere Studien auf


diesem Gebiet. Diese Studien müssten vom Aufbau her ähnlich sein wie diese Studie.
Allerdings müssten sie sich in den oben genannten Punkten unterscheiden um die Frage
nach der Ursache zu erläutern.

8 SCHLUSS

Die Fragestellung „Gibt es einen Zusammenhang zwischen der körperlichen Fitness und
dem Burnout Risiko einer Person?“ konnte in dieser Arbeit sehr umfassend beantwortet
werden. Insgesamt konnten 18 verschiedene physische bzw. Lifestyle Indikatoren ermittelt
werden, die mit dem Burnout Risiko zusammenhängen. Die stärksten und umfassendsten
Korrelationen stellten sich bei der Schlafdauer und dem Körperfett heraus.

Aus den Resultaten dieser Studie kann man folgende Thesen ableiten:
„Je mehr eine Person schläft oder allgemein für ihre körperliche und geistige Erholung tut,
desto tiefer ist das Burnout Risiko“.
„Personen mit weniger Körperfett haben ein kleineres Burnout Risiko, als solche mit viel
Körperfett.“
„ Je grösser die körperliche Leistungsfähigkeit, desto kleiner das Burnout Risiko“.

Man kann nicht mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgehen, dass alle hier
gefundenen Korrelationen auch bei anderen Teilnehmerfeldern zutreffen werden. Allerdings
ist es sehr wahrscheinlich, dass auch bei weiteren Studien auf diesem Gebiet ähnliche
Resultat herauskommen.

Die Verfasser dieser Studie sind sehr stolz auf ihre geleistete Arbeit und hoffen damit die
Wissenschaft in eine Richtung lenken zu können, wo Burnout als ganzheitliches,
körperliches und geistiges Problem angesehen wird.

Steve Hiestand 48
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Zusätzlich Empfehlen die Verfasser allen Personen, die ihr Burnout Risiko minimieren
wollen, die hier dargestellten Erkenntnisse zu ihrem Vorteil zu nutzen und ihren Lebensstil
und ihren Körper so anzupassen, wie es diese Studie empfiehlt.

Getreu dem Zitat von Wikipedia: „Burnout ist keine Krankheit, sondern ein Problem der
Lebensbewältigung“, kann man mit Hilfe der Erkenntnisse dieser Studie seine Probleme der
Lebensbewältigung verkleinern und dadurch sein eigenes Burnout Risiko minimieren.

9 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

z.B. zum Beispiel


u.a. unter anderem
usw. und so weiter
Korrel. Korrelation
Wahrsch. Wahrscheinlichkeit
E.E. Emotionale Erschöpfung
Dep. Depersonalisation
Zyn. Zynismus
P.E. Personal Efficency = Persönliche Wirksamkeit
Art Korrel. Art der Korrelation
Gruppe G Gruppe General = männlich und weiblich
Gruppe M Gruppe männlich
Gruppe W Gruppe weiblich
FM Fettmasse
RA Rechter Arm
LA Linker Arm
RB Rechtes Bein
LB Linkes Bein
FM % Fettmasse relativ
FM kg Fettmasse absolut
mmol millimol
RQ Respiratorischer Quotient
VO2 Menge Sauerstoff
CO2 Menge Kohlenstoffdioxid

Steve Hiestand 49
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

10 ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Beispiel für Berufsfelder und ihr Burnout Risiko............................................... 10


Abbildung 2: Schlafphasen .................................................................................................. 11
Abbildung 3: Hirnaktivität in verschiedenen Schlafphasen ................................................... 12
Abbildung 4: Hormonausschüttung während des Tages ...................................................... 13
Abbildung 5: Lifestyle-Fragebogen....................................................................................... 15
Abbildung 6: Elektroden Verteilung ...................................................................................... 16
Abbildung 7: Segmentale Auswertung ................................................................................. 17
Abbildung 8: Reaktanz, Resistenz, Phasenwinkel................................................................ 18
Abbildung 9: Darstellung Phasenwinkel ............................................................................... 21
Abbildung 10: Sinuswinkel ................................................................................................... 21
Abbildung 11: FFT-Spektrum inkl. Erklärung ........................................................................ 25
Abbildung 13: FFT-Spektrum inkl. Mittlerem Verlauf ............................................................ 26
Abbildung 12: FFT-Spektrum inkl. mittlerer Verlauf .............................................................. 25
Abbildung 14: Schematische Darstellung des ANS .............................................................. 27
Abbildung 15: Aerolution Testing ......................................................................................... 31

11 TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Normwerte........................................................................................................... 19
Tabelle 2: Phasenwinkel Normalwert ................................................................................... 21
Tabelle 3: Korrelationen mit E.E. in Gruppe G ..................................................................... 37
Tabelle 4: Korrelationen mit Dep. In Gruppe G .................................................................... 38
Tabelle 5: Korrelation mit P.E. in Gruppe G ......................................................................... 38
Tabelle 6: Korrelationen mit Zyn. in Gruppe G ..................................................................... 39
Tabelle 7: Korrelationen von Gruppe M ............................................................................... 40
Tabelle 8: Korrelationen mit E.E. in Gruppe W ..................................................................... 41
Tabelle 9: Korrelationen mit Dep. in Gruppe W .................................................................... 41
Tabelle 10: Korrelationen mit Zyn. in Gruppe W ................................................................... 42
Tabelle 11: Zusammenfassung Resultate ............................................................................ 43

Steve Hiestand 50
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

Literaturverzeichnis

- Bachl, N. et al: Validität sportartspezifischere Leistungsdiagnostik. In: Clasing, Dirk et al (Hrsg.),


Stellenwert der Laktatbestimmung in der Leistungsdiagnostik. Stuttgart: Gustav Fischer Verlag, 1994.

- Breuer, H. W.: Spiroergometrie – Vorschläge zur Standardisierung und Interpretation. In: Pneumologie,
Stuttgart: Thieme Verlag, 2004.

- Frank, Gunter (Hg.): Die Manana-Kompetenz, München, 2010

- Haehnle, Jonas (Bachelor of Science in Mathematik ETH Zürich) (03.09.2011) (10:10 MEZ):
Gespräch mit Schweizer M. und Steve Hiestand

- Hollmann, W. et al: Spiroergometrie. Stuttgart: Schattauer Verlag 2006.

- Marti, B., Laukanen, R., Held, T.: Beurteilung der Ausdauer aufgrund der VO2max: Standards des BASPO.
Schweiz. Z. Sportmed. und Sporttraum, 1999.

- Maslach, Chrisitne: „Die Wahrheit über Burnout. Stress am Arbeitsplatz und was Sie dagegen tun können;
Christine Maslach, (2001) Wien“

- Maslach, Christine: Maslach Burnout Inventory


Sampler Set Manual, General Survey, Human Services Survey, Educators Survey, & Scoring Guides

- Peroni, Frederic (Dr.med. Universität Mailand) (22.10.2011) (9:10 MEZ):


Gespräch mit Schweizer M. und Steve Hiestand

- Peroni, Frederic (Dr.med. Universität Mailand) (22.10.2011) (9:30 MEZ):


Gespräch mit Schweizer M. und Steve Hiestand

- Piccoli, A.: KÖRPERFLÜSSIGKEITSÜBERLADUNG UND BIOELEKTRISCHE IMPEDANZ-


ANALYSE BEI NIERENPATIENTEN A. Mineral and Electrolyte Metabolism (1996) 22:76–78

- K.R. Segal: LEAN BODY MASS ESTIMATION BY BIOELECTRICAL, IMPEDANCE ANALYSIS: A FOUR SITE
CROSSVALIDATION STUDY

- Anaerobe Schwelle, [http://de.wikipedia.org/wiki/Anaerobe_Schwelle], 27.10.2011.

Steve Hiestand 51
Burnout: Geist und Körper | Zusammenhang zwischen Burnout und körperlicher
Leistungsfähigkeit

- Autonomes Nervensystem und Herz – Kreislauf - Funktion - zur medizinischen Anwendung von
kardiovaskulären Kenngrößen, abgeleitet mit dem clue medical der Telovital GmbH Wien

- clue-medical-Familie Begriffserklärungen und –definitionen, [http://www.clue-


medical.com/de/download/medizinische_fachartikel.html], 15.10.2011.

- Hormone,[http://www.4d-
comfort.com/opencms/opencms/de/sublinks/schlafen/trw/H/hormon.html?showAlphabet=true&letter=H],
02.09.2011.

- Korrelationskoeffizient, [http://de.wikipedia.org/wiki/Korrelationskoeffizient], 20.10.2011.

- Kortisol, [http://www.med4you.at/laborbefunde/lbef3/lbef_glukokortikoide.htm], 02.09.2011.

- Laktattest, [http://www.fitnessgeraete-forum.de/laktattest-hintergruende-ablauf-und-
schlussfolgerungen/],15.10.2011.

- REM Schlaf,[http://www.schlaf.de/was_ist_schlaf/1_30_10_remschlaf.php], 02.09.2011.

- Schlafphasen, [http://www.solvital-lichttherapie.de/schlaf/schlafphasen.php], 02.09.2011

- Viktor Frankl, [http://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Frankl], 29,10,2011

- Viszeralfett, [http://de.wikipedia.org/wiki/Viszeralfett], 09.09.2011.

- Zynismus, [http://de.wikipedia.org/wiki/Statistischer_Test], 20.10.2011.Zynismus,


[http://de.wikipedia.org/wiki/Zynismus], 19.10.2011.

Steve Hiestand 52

Das könnte Ihnen auch gefallen