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Universitäts- und Landesbibliothek Tirol

Die österreichische Armee


von 1700 bis 1867

Ottenfeld, Rudolf Otto von

1895

Das kaiserliche Heer zu Beginn der Franzosenkriege

urn:nbn:at:at-ubi:2-15217
Das kaiserliche Heer zu Beginn der Franzosenkriege.

Wenige Propheten gab es im österreichischen Vaterlande , welche die Grösse der Gefahr ermassen , die
der Ausbruch des Unwetters in Frankreich bedeutete . Eine Gefahr von französischer Seite ? Dieses Gedankens hatte
man sich entwöhnt ; der greise Kaunitz selbst vermochte ihn ja nicht zu fassen, auch er gehörte zu Jenen, welche
den Feind der Zukunft nur im türkischen Süden oder im preussischen Norden suchten . Und die Leiter des Heer¬
wesens dachten nicht anders ; sie dachten vor Allem an gar keine kriegerische Verwicklung und beschäftigten sich
geradeso wie am Anbruch der Theresianischen Zeit, also wieder im unglücklichsten Momente, mit der Eventualität
militärischer — Ersparnisse . Reductionen am Vorabend welterschütternder Ereignisse ! Nach dem Frieden von
Sistowo (1791) brachte man das österreichische Heer auf 268. 129 Mann herab , also tief unter den Friedensstand
von 1787 (304 .628 Mann).
Gleichzeitig nahm eine besondere Hofcommission gründliche organisatorische Studien vor, aus denen sie die
Donnerschläge der Revolution, die ersten Vorstösse der »Freiheits «-Truppen , unsanft aufrüttelten . Die commissionelle
Annahme war dahin gegangen , dass man sich in einem Zukunftskriege einer polnisch-preussisch-türkischen (Koalition
gegenüber finden könnte ; im Westen waren ja nur die österreichischen Niederlande bedroht , und diese meinte man
leicht schirmen zu können.
Die reguläre Armee Oesterreichs bestand in diesem kritischen Zeitpunkte aus 70 ungleich starken Infan¬
terie -Regimentern (181.490 Mann), 34 Cavallerie-Regimentern (40.324 Mann), 10 Bataillonen und 4 Compagnien
Artillerie (13.560 Mann), 10 Compagnien technischer Truppen , 4281 Mann Militär-Grenz-Cordon-Abtheilungen (nicht
Grenztruppen ) in den diesseitigen Provinzen und Galizien, 35 Bataillonen (52.493 Mann) und einigen Escadronen
(2244 Mann) National -Grenztruppen , was einer Gesammtsumme von 295.611 Mann entsprach , und nur 54.090 Mann
zu Fuss nebst 7449 Reitern , also ein kleiner Bruchtheil dieser Gesammtmacht, stand unter dem Feldmarschall Freih.
v. Bender an dem bedrohtesten Punkte des damaligen Oesterreich , in den Niederlanden ; die österreichischen
Vorlande (Vorderösterreich ) glaubte man durch kaum 12.000 Mann und 2252 Reiter unter Feldmarschall Graf Olivier
Wallis reich geschützt . Und wie schwer war es, die rostende Heeresmaschine in neuen, frischen Gang zu bringen,
als die anbrechende neue Zeit eine neue Kriegführung , Temperament , Energie und Initiative von dem Heere
verlangte!
Als Frankreich seine ganze Volkskraft gegen Europa mobilisirte, war man in Oesterreich weit entfernt von
dem Begriffe einer Volkswehr ; der Waffendienst war vielmehr (nicht, wie in der ältesten deutschen Zeit, eine Ehren¬
pflicht) eine Last , mit welcher die misera contribuens plebs , die geringsten der Unterthanen , beschwert waren.
Wohl war die Ergänzung des Heeres in eine gewisse Regel gebracht ; man hatte Ergänzungs - oder Werbbezirke
geschaffen , innerhalb deren durch Assentirung der Wehrpflichtigen , sowie durch Regimentswerbung der Mannschafts¬
ersatz beschafft wurde (daneben bestand die alte »Reichswerbung « im deutschen Reichsgebiete ausserhalb der Erb¬
länder fort) ; aber diese regelmässigen Werbbezirke (Cantone) mit ihren 16 Compagniebezirken bestanden nur in den
sogenannten »conscribirten « Provinzen Böhmen, Oesterreich ob und unter der Enns, Steiermark , Kärnten , Krain, Görz-
Gradisca und Galizien. Tirol und Vorderösterreich stellten bestimmte Contingente, die Militärgrenze war das stets
in Waffen stehende Land geblieben , Ungarn behielt seine, den Zeitverhältnissen längst nicht mehr entsprechende
avitische Wehrverfassung . Der Cavallerie, Artillerie und allen anderen Branchen waren Infanterie-Regimenter zur

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DAS KAISERLICHE HEER ZU BEGINN DER FRANZOSENKRIEGE.

Stellung der Recruten zugewiesen ; die Cavallerie sollte sogar keine directen Recruten , sondern ausgebildete Infan¬
teristen aufnehmen . Der Kreis der Wehrpflichtigen selbst war eng ; wer halbwegs die Masse überragte und zu
bürgerlichen Diensten nothwendig schien , war »exempt «, cl. h . vom Waffendienste ausgenommen . Dahin zählte selbst¬
verständlich der gesammte Clerus , alle höheren und die meisten niederen Hof -, Staats - und Herrschaftsbeamten , alle
Kaufleute und Banquiers mit Kindern , notable Künstler , Doctoren , Chirurgen , Apotheker , Notare , Agenten , Procura-
toren , Sollicitatoren , alle Municipalbeamte und Bürger unmittelbarer landesfürstlicher Städte und Märkte , alle Haus¬
besitzer , Bergarbeiter , Rauchfangkehrer , Hofdiener , Läufer , Lakaien , Stadtpflasterer in gewissen Städten u . s . w.

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Generale. 1800.

Umso strenger hielt man darauf , dass keiner der conscribirten »Unterthänigen « der Wehrpflicht entschlüpfe ; Ueber-
siedlungen in conscriptionsfreie (landesfürstliche ) Orte waren sehr erschwert , Conscriptionsflüchtlinge hatten ausser
der Zwangsstellung noch Vermögensconfiscation und Schanzarbeit zu erwarten.
Wer einmal unter die Soldaten gesteckt war , der kam nicht so leicht davon los . Artillerie und technische
Corps nahmen überhaupt nur »lebenslängliche Diener « auf ; bei der Infanterie und Cavallerie reichte die Wehrpflicht
in der Regel wohl nur vom 17. bis zum 40 . Lebensjahre ; die Dienstzeit aber war auch hier für jeden inländischen
Conscribirten lebenslänglich . Ausländer und exempte Inländer , die sich anwerben Hessen , dienten mindestens sechs
Jahre , nur Bäcker , Zeughandwerker und Professionisten in den Monturscommissionen (»Monturs -Milizen «) kamen mit
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einer dreijährigen Dienstzeit davon . Mit der Tauglichkeit nahm es der Chirurgus nicht sehr genau . »Wollte man «,
heisst es in einer Vorschrift für den assentirenden Arzt , »nur solche Leute zum Soldaten nehmen , welche robust
und stark genug , mit einem weiten Brustgewölbe versehen und in jedem Betracht so beschaffen sind , wie der
Marschall von Sachsen und Herr Colombier haben wollen , so dürfte die Zahl derjenigen , welche man zu Soldaten
annehmen könnte , sehr gering ausfallen . « Die Infanterie -Recruten mussten mindestens 165 Centimeter , jene der Kürassiere
171 Centimeter , jene der Chevauxlegers und Dragoner von 165 bis 168 Centimeter gross sein ; die Fuhrwesensknechte
durften sogar das Mass 165 Centimeter nicht überschreiten und »einige Leibesgebrechen « in den Dienst mitbringen.
»Polnische Juden « waren nur zum Fuhrwesen zu assentiren , jüdische Wehrpflichtige zog man überhaupt erst seit 1788
zum Dienste heran . Die Elite war immer des Kaisers Reiterei ; für die Chevauxlegers verlangte man die verläss¬
lichsten und vermöglichsten , womöglich freiwillig sich meldende Leute , welche überdies der Künste des Lesens und
Schreibens kundig sein mussten , weil man diesen leichten deutschen Reitern im Kriege besonders schwere Aufgaben
stellte ; sie , die Artillerie und die technischen Truppen , repräsentirten die Intelligenz der Armee . Im Uebrigen war man
in der Recrutenbeschaffung nicht gerade wählerisch . Noch immer hatten die Civilbehörden das Recht , Landstreicher
und sonstiges fahrendes Volk , wenn es nur nicht im Zuchthause gesessen oder mit diffamirenden Verbrechen
belastet war , »ex officio ad militiam abzustellen «. Von dem kargen Handgeld (3 fl.) hatte der conscribirte Recrut
Zopf band , Kamm , Messer , Gabel und Schuhbürste zu erwerben ; höher war das Werbegeld für »befreite Inländer«
und für Fremde ( 10 respective 15 fl., 5 11. für Leute »unter Mass «), welche innerhalb der Regiments -Werbbezirke
zu den Fahnen strebten . Ausserdem erhielten sie das Handgeld (Infanterie 35 fl., Cavallerie 29 11.). Die Artillerie
durfte nur in den Erblanden , in den Niederlanden und Ungarn Inländer werben , Ausländer nur , wenn sie noch keiner
Macht gedient hatten . Ungarn war der »deutschen « Cavalleriewerbung verschlossen . Untermässige Recruten durften
bei den Garnisonsregimentern das erhoffte Wachsthum erwarten.
Auch Ungarn hatte seine Infanterie -Werbbezirke , in denen umso fleissiger geworben wurde , als die offlcielle
Beistellung von Recruten nur über besondere königliche »Propositionen « oder Kreisschreiben oder aus dem freien
Willen der Magnaten , der privilegirten Districte und freien Städte erfolgte . Die Huszaren warben frei im ganzen
Königreiche , doch nur Nichtpflichtige , Edle , Studenten , Bürgerssöhne und Markteinwohner durften den Werbern
folgen . Der ungarische Unterthan kam nur zu den »Nationaltruppen «, es sei denn , er verlangte den Dienst »ausser
Landes « ; auf Individuen , die sich ex officio ad militiam abstellen Hessen , hatte man jenseits der Leitha ein be¬
sonders scharfes Auge ; nur den Huszaren that man die Schmach solcher Recruten nicht an.
Und wie schwer kam , wie gesagt , der einmal Assentirte vom Waffendienste los ! So lange der alte Soldat nur
halbwegs humpeln konnte , blieb er im Waffenrocke . Die Garnisonsregimenter nahmen Einäugige , mit Gliederschwund,
Scrophulose , steifen Beinen und sonstigen »mässigen « Gebrechen behaftete Krieger als Halbinvaliden auf ; totale
Krüppel fanden entweder in den Invalidenhäusern Unterkunft oder wurden mit Abfertigung und Revers entlassen,
heilbare alte Krieger hielt man bei den Eahnen ; ein Veteran wog ja immerhin schwerer als ein grüner Recrut.
Wurde ein Soldat durch Kauf , Heirat oder Erbschaft Grund - oder Gewerbebesitzer , zu dessen Betrieb er unent¬
behrlich war , dann liess man ihn wohl los , wenn die Gemeinde einen Ersatzmann stellte . Mit begrenzter Dienstzeit
Assentirte nahmen gewöhnlich ein »Reengagement « an , obwohl das Capitulationsgeld ( 12 bis 32 fl., bei den Wallonen
sogar nur 5 bis 15 fl.) keineswegs besonders verlockend war.
Das Officierscorps bezog seinen Nachwuchs zunächst aus der Neustädter Akademie , deren Zöglinge als
Fahnencadetten mit dem Range jüngster Fähnriche in die Armee traten , durch Zöglinge der Wiener Ingenieurschule und
des für Officierssöhne bestimmten Josephinischen Waisenhauses in Antwerpen . Sonst zählten noch die »k . k. ordinären
Cadetten « (Söhne mit dem Degen dienender Officiere ), die Regimentscadetten und die »ex propriis -Gemeinen «, welche
auf eigene Kosten dienten und durch ihre Vorbildung auf die Ofncierscharge Anwartschaft hatten , zum Nachwuchs
des Officierscorps . Der in vielen Heeren landesübliche Stellenkauf beschränkte sich in Oesterrei ch auf die durch
»Convention « mögliche Erwerbung einer Charge , deren bisherigen Inhaber der Aspirant durch eine entsprechende
Summe zur Quittirung ohne Pension veranlasste . Doch konnte auf diesem Conventionswege nur die niedrigste oder
von Officieren selbst nur die nächst höhere Charge erworben werden , und stets knüpfte man daran die Bedingung,
dass der durch den Ausdruck »Convention « umschleierte Kauf nicht einen anderen Officier in seinen gerechten
Ansprüchen verletze oder den Käufer in Schulden stürze . Der Verkäufer verpflichtete sich , nie gegen das Erzhaus
zu dienen und keine Pensionsansprüche zu stellen . Stabsofficiere ernannte der Kaiser , Oberoffieiere der Inhaber
(General -Artillerie -Director ).

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In der Heeresausbildung war man leider in eine sclavische Nachahmung jener verkünstelten preussischen
Methode gerathen , in welcher sich Friedrich II. in seinem Alter gefiel . Man nahm diese Form auf und erfüllte sie
nicht mit dem Geiste , der sie vielleicht erfolgreich machen konnte . Alles war Form , Verkünstelung , Sehernatisirung.
Der Truppe mangelte jede Beweglichkeit , dem Unterführer jede Selbstständigkeit . Im Gefechte war Jeder an seinen
Platz gebannt . Da stand der Oberst mit dem ersten Major und dem Regimentsadjutanten hinter der Fahne des
Leib -Bataillons , der Oberstlieutenant und der zweite Major hinter jener des Oberst -Bataillons . Und wie sie selbst
regungslos waren , so war es das Regiment , wenn kein General den Befehl dazu gab . In langen , sorgfältig aus¬
gerichteten Fronten , im strengen Marschtact , unter klingendem Spiele rückte man gegen den Feind . Nun kam
es zum »Chargiren «. Wehe dem , der das gleichmässige Feuern störte ! Wer ohne Commando , sei es in der
Front , sei es in der Plänklerkette sein Gewehr abschoss , war sofort niederzumachen . »Es sollte auch zu
keiner Entschuldigung dienen , wenngleich der Nebenstehende zu feuern anfinge , weil die Contenance nicht zu ver¬
lieren ist . «*) Das Regiment stand en parade mit seinen drei Feldbataillonen dreigliedrig in einer Linie , in den
Compagnie -Intervallen das Linien -, mitunter auch das Reservegeschütz , Officiere , Fahnen und Spielleute vor der
Front . »En ordre de bataille « standen diese Personen hinter der Front . Nur wenn es unbedingt nöthig war , ver-
liess man diese Normal -Aufstellung . Alles geschah mit vollster Bedächtigkeit und pedantischer Genauigkeit . Langsam
und gemessen , 60 Schritt in der Minute , marschirten die Bataillone dahin ; nur bei Ausmärschen oder beim
»Chargiren « im Vorrücken entschloss man sich zum stärkeren oder sogar zum Doublierschritte , oder man imponirte
durch einen kunstvollen »Marsch im obliquen Schritt «, wobei durch schräges Vorsetzen der Füsse , ohne Körper¬
wendung , unter einem Winkel von 45 Grad , parallel zur Front seit - und vorwärts marschirt wurde . Die Front
formirte sich zum Marsche entweder in der Reihencolonne zu Dreien oder Vieren (»in Sectionen «) oder in Ab-
theilungscolonnen mit Zügen , Halbcompagnien , Divisionen oder Halbdivisionen . Die Colonnenformation erfolgte rechts,
links , rückwärts auf die Mitte , senkrecht auf einen oder beide Flügel , nach vor - oder rückwärts , und ebenso viele
Aufmärsche entsprachen diesen Colonnenformationen.
Ging man zu der schweren Arbeit der Gewehrgriffe über , so war abermals Bedächtigkeit die erste
Regel . Der Griff wurde nicht auf die letzte Commandosilbe ausgeführt ; man musste erst »hurtig « auf zehn zählen,
ehe man das Commando ausführte , und ebenso lange wartete man von Tempo zu Tempo — nur das Commando
»Feuer !« absolvirte den Mann von jener Zähl -Kunstpause . Bei der Execution der Griffe genügte übrigens das
Zeichen des Flügelmannes , und die ganze Serie mit allem Ueberfluss an Tempi (Laden 15 Tempi , 19 Griffe)
vollzog sich ohne lautes Commando . Das Feuern war eine ebenso umständliche Action . Man chargirte mit Pelotons,
Halbcompagnien , ganzen und halben Bataillonen und Divisionen , auf der Stelle , vor - oder rückwärts , im Avanciren
oder Retiriren mit gewöhnlichem oder obliquem Schritt , aus Flanken und während des Reihenmarsches , im Carre
oder »in einer engen Gegend « (Defilee ), und zwar entweder gliederweise oder gleichzeitig , erstes Glied knieend,
die beiden anderen vor und nach der Decharge stets vor - und seitwärts tretend . Um ohne Körperwendung zu
feuern , schlug der Soldat auf der rechten Seite an und drückte mit der linken Hand los , während die rechte das
Gewehr in der Laufmitte stützte . Seltener übte man das Feuern in zwei Gliedern für jene Fälle , in denen drei
keinen Platz zur Entwicklung fänden . Beim staffelweisen Avanciren und Chargiren feuerten die Liniengeschütze auf
Weisung des Bataillons -Commandanten mit ; gingen die Fahnen vor , so gewannen diese kleinen Geschütze rasch
die neue Linie und protegirten durch heftiges Feuern den Vormarsch des Bataillons . Der »Frontmarsch rückwärts«
ohne Frontverkehren mit Feuern war eine besonders beliebte und »nützliche « Bewegung ; man glaubte damit dem
Feinde möglichst unbemerkt und unbelästigt zu entschwinden . Das Quarre gegen Cavallerie formirte man stets auf
die Mitte , mit drei Mann Flankentiefe , vor - und rückwärts , von der Stelle und während des Marsches , aus ein,
zwei oder drei Bataillonen , eventuell auch »oblong «. Ebenso »brach « man das Quarree vor -, rück - oder seitwärts;
alles unter dem Schutze des Feuers der Stehengebliebenen und der in die neue Stellung gerückten Abtheilungen;
eventuell warfen wohl auch — so konnte es noch in den ersten der Neunziger -Jahre geschehen — die Grenadiere ihre
Handgranaten über drei Glieder der Flanken hinweg den anstürmenden Reitern entgegen . Der Angriff erfolgte
zumeist in entwickelter Linie , oft schräg zur Angriffslinie des Gegners , wovon man sich besonderen Erfolg versprach.
Aus der starren Linie trat die Infanterie selten heraus ; das Tirailliren überliess man den Freicorps , den (noch immer
gelegentlich formirten ) Jägern und den Croaten (Grenzern ).

*) »Mittheilungen des Kriegsarchivs . Neue Folge . IV . Bd . Wien 1889 .« Die Herren des Kaisers und der französischen Revolution im Beginn des
Jahres 1792. Von Oberstlieutenant M. E . v. Angeli.
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Nicht anders , d . h . nach denselben pedantischen Grundsätzen und überlebten Normen , war die Cavalierie
ausgebildet — wir werden dies bei ihrer besonderen Betrachtung sehen . Der cavalleristische Geist erschien zurück¬
gedrängt ; man plagte sich mit allen möglichen und unmöglichen Manövern und Formationen , mit einer complicirten
Pflege des Feuergefechtes , und wusste nicht , welch starke , offensive Kraft gerade in dieser vorzüglichen Reiterei
lag ; erst im Drange der Ereignisse durchbrach der Reitergeist und die elementare Kraft der österreichischen
Cavallerie alle Schranken des starren Formalismus und verschaffte ihr jenen Respect , der ihr gebührte . Auch die
Artillerie sollte erst im Laufe der Franzosenkriege wieder zum vollen Bewusstsein ihrer Leistungsfähigkeit kommen
und unsterblichen Ruhm gewinnen . Hemmend war der Mangel einer geschulten Bespannung . Man erkannte über¬
haupt noch viel zu wenig die Bedeutung der Artillerie als selbstständiger Waffe , band sie viel zu sehr an die
Truppe und wies ihr neben der Infanterie und Cavallerie eine viel zu untergeordnete Rolle an.
In der Organisation der Armee im Felde war seit dem siebenjährigen Kriege wunderbar wenig verändert
worden . Die organische Untertheilung des Heeres in taktisch selbstständige Körper war eigentlich noch immer
nicht vorhanden ; wohl sprach man von Corps , Divisionen oder Brigaden , doch waren darunter keineswegs Formationen
verstanden , wie wir sie heute kennen ; sogar das Regiment als solches deckte sich mit keiner bestimmten Stärke¬
ziffer. Man kannte Regimenter von äusserst verschiedener Stärke , je nach der Bevölkerungsziffer und der Ergiebig¬
keit der Recrutenaushebung in den einzelnen Werbbezirken . So waren die Regimentsfronten von mannigfaltiger
Länge ; erreichte das Regiment einen gar zu hohen Stand , so beliess man überhaupt nur zwei Bataillone in der
Ordre de bataille , das dritte blieb fern , in ganz getrennter Verwendung . Die Ordre de bataille einer Armee kannte
wie früher zwei Treffen , in denen die Cavallerie an den Flügeln stand , und das sogenannte Corps de röserve,
eventuell noch eine Avantgarde und ein oder mehrere Seitencorps . Je nachdem die Treffen oder die Flügel unter
besonderen Commandanten standen , nannte man dies treffen - oder flügelweise Aufstellune . Innerhalb der Treffen
commandirten einige höhere und niedere Generale der Infanterie und Cavallerie . Oft mussten die commandirenden
Generale ihre Standorte während des Gefechtes wechseln , um die überlange Gefechtsfront nicht aus den Augen
zu verlieren . Streng wahrte man überall das Rangsverhältniss ; die ganze Ordre de bataille war ja davon abhängig.
Der Commandirende weihte keinen Untercommandanten in seine Absichten und Ansichten ein ; es gab nur ein
minutiöses Befehlen und Gehorchen von oben herab und von unten hinauf , man schrak vor jeder eigenen Ent-
schliessung ängstlich zurück , gehorchte blindlings und blieb lieber vollkommen thatenlos , ehe man sich der ge¬
ringsten eigenen Verantwortung aussetzte.
So schwer beweglich wie die einzelnen Theile der Armee , war diese selbst . Am liebsten hielt man aus¬
gedehnte Defensivstellungen mit weiten Vorpostenlinien fest , schob sich langsam und methodisch in einzelnen,
in gleicher Höhe marschirenden Colonnen vor und bot dadurch dem Gegner ebenso viele Angriffspunkte , die umso
schwächer waren , je ängstlicher die Colonnen -Commandanten im Gefühle ihrer Unselbstständigkeit waren.....
So trat die kaiserliche Armee in den Kampf mit Frankreich . Die feindliche Armee , welche ihr zuerst ent¬
gegentrat , war in einem Gährungsprocesse begriffen . Die alte königliche Armee war der Zertrümmerung nahe . Die
Disciplin war tief erschüttert ; das Officierscorps , welches allerdings durch die völlige Exclusivität , durch ein heil¬
loses Protectionswesen und den Mangel an zielbewusster Arbeit sowie eines befruchtenden Zusammenhanges mit
der Mannschaft dieser selbst als ein ganz fremder , ja feindlicher Körper gegenüberstand , verflüchtigte sich unter
dem niederschmetternden Eindrücke der revolutionären Ereignisse ; aber es wuchsen allmälig neue Führer , ein
neues System , eine ganz neue , auf der breiten Basis der Volkswehr fussende Armee heran , die sich , leicht beweglich,
aller Pedanterie fremd , ohne viel Rücksicht auf gesicherte Verpflegung , rasch vorwärts bewegte , von einer Idee
entflammt , von fanatischen Agitatoren befeuert , auf die schwerfälligen Massen der alten Armeen stürzte und das
ganze morsche Gebäude ihrer alten Verfassung und vorurtheilsvollen Kampfweise über den Haufen warf . Die
Franzosen hatten sich auch in der alten königlichen Zeit wenig Gewissen daraus gemacht , auf Kosten des Landes
zu leben , das sie mit ihren Kriegern beschritten ; nun fiel auch die letzte Rücksicht . »Die französischen Bataillone
ohne Wagen und Gepäck und alle übrigen , grösstentheils zur eigentlichen Kriegsführung unnöthigen Impedimente « —
so sagt Baumann in seinen »Studien über die Verpflegung der Kriegsheere im Felde « — »der Soldat ohne Zelte,
ohne Kochgeschirr und Gepäck , ohne Lebensmittel , oft auch ohne gehörige Kleidung , nur mit Gewehr , Patronen
und Patrontasche als dem einzig Nöthigen versehen , betraten den Kriegsschauplatz , welcher ihnen das Uebrige
gewähren musste , was unentbehrlich war .« Wie unbeholfen waren dagegen die nach der starren Regel bewegten,
nach der alten , complicirten »Magazins -Verpflegung « ernährten Regimenter der kaiserlichen wie der anderen
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dynastischen Heere ! So konnte die französische Armee , trotz des schweren Uebergangsprocesses , in welchem sie
sich befand , trotz der Jugend ihrer neuen Bataillone und ihrer neuen Führer , jene Erfolge erringen , welche die
Welt anstaunte.
Bald aber gewann auch Oesterreichs Armee dem neuen Feinde gegenüber ihre alte siegreiche Kraft.
Niemals sogar hat der Doppelaar mit mächtigerer Kraft gerungen , niemals ist die Ausdauer unserer Truppen im
Streite für Kaiser und Vaterland herrlicher erprobt worden als in dem Vierteljahrhundert , das die Habsburg ’schen
Heere als die tapfersten und beständigsten Gegner Frankreichs in dessen weltenstürmenden Kämpfen gezeigt hat.
An den Gestaden der Adria , des Mittelmeeres und der Nordsee , in den weiten Ebenen Italiens und fern in Polens
Gauen , in Neapel und in der Schweiz , am Rhein und an der Sambre , an der Schelde , Seine und Marne , auf dem
Marchfelde , im Herzen Oesterreichs und auf Frankreichs Blutfeldern bis nach Paris , sehen wir Oesterreichs Waffen
im glorreichen Kampfe blitzen . Wo aber die wandelbare Göttin des Glückes unseren Fahnen den Lorbeer vorent¬
hielt , dort blieb gewiss unbefleckt das Schild unserer Ehre ; die Bewunderung der Welt galt auch den ruhmvoll
Besiegten . Zumeist ist uns in diesen völkermordenden Kämpfen der Preis des Sieges zugefallen . Nicht weniger
als 264 Schlachten , Treffen und Belagerungen sind in den 33 Jahren der Franzosenkriege von den österreichischen
Truppen ausgefochten worden , und 168 von diesen Affairen haben unsere Waffen gewonnen gegenüber dem
gefährlichsten , tapfersten Feinde . Die Ehren - und Siegestage von Aldenhoven , Neerwinden , Le Cateau und Catillon,
Tournay , Handschuchsheim , Mainz , Wetzlar , Amberg und Würzburg , Kehl , Ostrach und Stockach , Zürich (1799 ),
Magnan , Cassano , Trebbia , Novi , Mantua ( 1799 ), Genola , Cuneo , Ancona , Genua , Jungingen und Haslach , Dürn¬
stein , Caldiero , Sacile , Raszyn , Aspern , Culm , Leipzig , Hanau , Hochheim , Brienne , Bar sur Aube und Arcis sur
Aube , Macon , Lyon , Fere champenoise , Paris und Hüningen verdienen im bleibenden Gedächtnisse festgehalten
zu werden.
Die Ehrenzeichen für Tapferkeit , welche Maria Theresia , dann Joseph II. gestiftet hatten , der Theresien-
Orden für den Officier und die goldene und silberne Tapferkeitsmedaille für den schlichten Soldaten , erglänzten
bald auf mancher Mannesbrust . Niemals war die Maria Theresien -Ordensgemeincle grösser als an der Neige der
Franzosenkriege ; in den ersten drei Jahren der Franzosenkriege (1792— 1794 ) wurden nicht weniger als 259 goldene
und 2362 silberne Tapferkeitsmedaillen errungen.
Zu wenig ist der mächtige Antheil Oesterreichs an der Befreiung Europas von der Vorherrschaft Frank¬
reichs gewürdigt worden ; parteiische Geschichtsschreiber , denen die österreichische Bescheidenheit und Selbstverkennung,
vielleicht auch die langandauernde Vernachlässigung der selbstständigen geschichtlichen Forschung im Vaterlande selten
entgegenwirkten , haben Oesterreich manches Ruhmesblatt , manchen Ruhmestitel vorenthalten zu Gunsten Anderer . Aber
es tagt auch in dieser Hinsicht . Gewinnen wir den Muth , uns selbst gerecht zu werden , uns selbst zu achten ! Leicht sind
die Beweise für die Kampfesehren zu erbringen , welche Oesterreich in den Franzosenkriegen gewonnen . Eine Helden¬
generation wuchs heran , unsterbliche Führer rangen mit den besten Feldherren Frankreichs um die Siegespalme.
Josias Coburg , Clerfayt , Kray und Wurmser , Erzherzog Carl , »der beharrlichste Kämpfer für Deutschlands Ehre «,
der erste Bezwinger Napoleons , Schwarzenberg und Johannes Liechtenstein , das sind nur einige der Namen , welche
mit ihrem Schwerte Habsburgs Heeren neue , unvergängliche Ehren erworben haben . In jenen Kämpfen errang
Radetzky seinen ersten Ruhm , starke Geltung im Heere — und die Armee selbst , sie nahm in jenen Tagen des
Kampfes und der Prüfung eine völlig neue Gestalt an . Wiederholt wechselte sie Physiognomie und Organisation,
Waffe und Kampfweise — als sie aber vom Kampfplatze ab trat , war sie unzweifelhaft die mächtigste , angesehenste
Armee Europas , bedeckt mit Kriegsruhm , in sich gefestigt , am stärksten aber durch den Geist der Treue und das
unerschütterliche Pflichtbewusstsein , das sie beseelte.
I.

ie Infanterie.

Oie österreichische Infanterie , welche in den


Franzosenkriegen unter den ungünstigsten Verhältnissen
harte Proben ihrer Leistungsfähigkeit ablegen sollte,
setzte sich zu Beginn jener gigantischen Kämpfe aus
Infanterist im Mantel.
78 Regimentern zusammen : 57 Linien -, 18 Grenz - und
3 Garnisons -Regimentern , zu denen im Felde noch mannig¬
fache Freicorps , wie sie eben derOpfermuth oder die Kriegsfreudigkeit einzelner Männer oder ganzer Provinzen ins Leben
treten liess , kamen . Ein Stabs -Infanterie -Regiment , ebenfalls nur für den Kriegsfall vorgesehen , hatte für Bewachung und
Vertheidigung der Magazine , des Trains u . s. w., für Aufrechterhaltung der Ordnung in den Hauptquartieren zu
sorgen und andere Officien zu verrichten , welche den eigentlichen kämpfenden Truppen fernlagen . Das Linien-
Regiment rückte zumeist nur mit zwei Bataillonen , dem Leib - und Oberst -Bataillon , ins Feld . Diese Bataillone (zu
je sechs Compagnien ) enthielten die eigentliche kriegsdiensttaugliche , ausgebildete Mannschaft . Ihre nominellen
Commandanten waren , wie ihre Benennung andeutet , der Inhaber und der Oberst des Regimentes , welche von den
beiden Oberstwachtmeistern (Majoren ) im Commando »vertreten « wurden ; der das Leib -Bataillon commandirende
zweite (Qua -)Major erhielt sogar im Frieden nur die Hauptmannsgebühr und rückte erst im Kriege in die seiner
Charge gebührenden Bezüge vor . Das dritte (Oberstlieutenants - oder Garnisons -)Bataillon formirte nur vier Füsilier-
Compagnien , in denen die weniger kriegstaugliche Mannschaft Platz fand . Gewöhnlich zu Garnisonsdiensten in der
Heimat oder im Rücken der Armee verwendet , konnte es erforderlichenfalls auf sechs Compagnien gebracht und
mit der entsprechenden Mannschaft ins Feld nachgesandt werden . Die zwei Grenadier -Compagnien waren wie
ehedem selten im Verbände des Regimentes , vielmehr mit je zwei Compagnien anderer Regimenter zu besonderen
Grenadier -Bataillonen vereinigt . In der Benennung der Compagnien der zwei Feld -Bataillone und des Garnisons-
Bataillons blieb die alte Umständlichkeit unverändert . Dem Range nach die ersten waren die vier »Stabs -Com¬
pagnien «, Leib -, Oberstens -, Oberstlieutenants - und erste Majors -Compagnie , als deren eigentliche Commandanten oder
Chefs der Inhaber und die drei ersten Stabsofficiere des Regimentes galten ; Capitainlieutenants commandirten sie.
Diese Compagnien vertheilten sich auf die einzelnen Bataillone , so dass die Inhabers -Compagnie dem Leib -, die
Oberstens - und Oberstlieutenants -Compagnie den ebenso benannten Bataillonen als rangshöchste Compagnien an¬
gehörten . Die übrigen Compagnien waren die sogenannten »ordinären Compagnien «, welche nach Nummern ran-
252 DIE INFANTERIE.

girten ; die erste trug noch den specieilen Namen der »zweiten Majors -Compagnie « und wurde in Vertretung des
zweiten Majors oder Oberstwachtmeisters von einem Oberlieutenant commandirt , die übrigen Compagnien unterstanden
Hauptleuten als effectiven Compagnie -Commandanten . Die Leibfahne des Regimentes stand bei dem Leib -Bataillon;
sonst führte jedes Bataillon zwei Fahnen und seine leichten Kanonen , das sogenannte »Liniengeschütz «, seit 1792
je drei sechspfündige Kanonen per Bataillon ; den Grenzern , als leichter Infanterie , waren drei Dreipfünder per
Bataillon beigegeben.
Der Friedensstand der Regimenter war ziemlich verschieden , je nach der Ergiebigkeit der einzelnen Werb¬
bezirke ; er schwankte zwischen 2000 bis 3000 Mann . Nur der Chargenstand war so ziemlich gleichmässig und
stabil . Zum Stabe des Regimentes zählte ausser dem Inhaber der Oberst -Regimentscommandant , der Oberstlieutenant,
2 Majore (Oberstwachtmeister ), je 1 Caplan , Auditor , Rechnungsführer , Regimentsadjutant , Regimentschirurgus,
2 Fahnen - und 6 ordinäre Cadetten , 1 Bataillonschirurgus , 8 Unterfeldscherer , 9 Fouriers , 1 Regimentstambour und
1 Profoss mit Knechten . Die Compagnien zählten ausser dem Hauptmann je 1 Oberlieutenant , Unterlieutenant,
Fähnrich und Feldwebel , 4 Corporale , 1 Fourierschützen , 3 Spielleute , 8 Gefreite und 1 Zimmermann . Bei den
Grenadieren fehlten der Fähnrich und die Gefreiten ; die Grenadier -Compagnien selbst waren durchwegs 112 Mann
(sammt Chargen ) stark ; die Füsilier -Compagnien überschritten je nach der Fülle oder dem Mangel an Mannschafts¬
material diese Zahl und führten überdies 40 Urlauber zur Ergänzung der Compagnie auf den Kriegsstand evident.
Als Artillerie -Handlanger wurden bei dem mobilisirten Regiment je 1 Corporal und 29 Gemeine per Bataillon,
1 Corporal und 10 Gemeine per Grenadier -Compagnie übercomplet geführt.
Den weiteren Ersatz besorgte für die »deutschen « (d . h . nicht ungarischen ) Regimenter die im Werbbezirke
aufzustellende Reservedivision (720 Mann ) mit invaliden (pensionirten ) Officieren , eventuell das in der Heimat
zurückgelassene Bataillon , für die ungarischen Infanterie -Regimenter ein schon im Frieden aufgestelltes Bataillon
zu 4 Compagnien (640 Mann ), in welchem das Officiers - und Unterofficiers -Corps complet waren.
Nicht uninteressant ist die (in den Mittheilungen des Kriegsarchivs , IV . Bd . 1889 ) publicirte Garnisons¬
und Werbbezirks -Tabelle vom Jahre 1792 . Sie zeigt bereits manchen Anklang an die moderne Ergänzungsbezirks-
Eintheilung der Armee ; den einzelnen »deutschen « Werbbezirken finden wir Gebiete des neuösterreichischen Galizien
zugetheilt , in welchem besondere Regimenter noch nicht aufgestellt waren:

Nr. Name Werbbezirk Station


1 Kaiser Olmütz und Zolkiew Prossnitz
2 Erzherzog Ferdinand Wieselburg Pressburg
3 Erzherzog Carl Niederöst ., Viertel Ober -Manhartsberg und Przemysl Wien
4 Deutschmeister Viertel Unter -Wienerwald und Zolkiew Wien
5 Erstes Garnisons -Regiment Mailand
6 Zweites Garnisons -Regiment Mantua
7 Carl Schröder Prerau Leipnik
8 Huff Iglau und Brezan Iglau
9 Clerfayt Niederlande Tournay
IO Ivheul Budweis und Bochnia Budweis
11 Michel Wallis Koufim und Sandec Kolin
12 Khevenhüller Olmütz und Zamosk Mähr .-Neustadt
13 Reisky Görz und Dukla Görz
14 Ivlebek Mühlviertel (Oberösterreich) Linz
15 d’Alton Chrudim und Myslenice Chrudim
16 Terzi Cilli und Lemberg Graz
17 Hohenlohe Leitmeritz Leitmeritz
18 Stuart Jungbunzlau und Stry Jungbunzlau
19 Alvinczy Aba -Ujvär Kaschau
20 Kaunitz Neutitschein und Sambor Neutitschein
21 Gemmingen Byd 2ow Alt -Breisach
22 Lacy Znaim und Zloczöw Znaim
23 Grossherzog Ferdinand Viertel Unter -Manhartsberg (Niederösterreich) Krems
24 Preiss Viertel Unter -Wienerwald Wien
25 Brechainville Prachimer Kreis (Böhmen ) und Stanislau Krumau
DIE INFANTERIE.
253

Nr. Name Weibbezirk Station


26 Wilhelm Schröder Kärnten (Klagenfurt) Innsbruck
27 Strassoldo Graz und Zaleszczyki Graz
28 Wartensleben Caslau Kuttenberg
29 Olivier Wallis Brünn Brünn
30 de "Ligne Niederlande Oudenarde
31 Orosz Siebenbürgen Fogaras
32 Gyulaj Budapest Budapest
33 Sztaray Raab Budapest
34 Nie . Esterhazy Gran Raab
35 Brentano Pilsen -Tarnopol Pilsen
36 Ulrich Ivinsky Saaz Brüx
37 de Vins Ungarn Grosswardein
38 Württemberg Niederlande Gent
39 Nadasdy Unghvär Eperies
40 Mittrowsky Ungarisch -Hradisch Kremsier
Bender Freiburg im Breisgau Brüssel
42 Mathesen Eger Eger
43 Thurn Laibach Laibach
44 Belgiojoso Lombardei Cremona
45 Lattermann Judenburg -Tarnöw Leoben
46 Neugebauer Innsbruck Ereiburg im Breisg:
47 Fr . Kinsky Rakonitz Prag
48 Caprara Lombardei Mailand
49 Pellegrini Viertel Ober -Wienerwald St . Pölten
50 Stain Innviertel Linz
5i Spleny Ungarn Klausenburg
52 Erzherzog Anton Victor Arad
Szegedin
53 Jellachich Esseg Esseg
54 Callenberg Beraun -Sanok Prag
55 Murray Niederlande Mons
56 Wenzel Colloredo Teschen Olmütz
57 Josef Colloredo Königgrätz Leitomischl
58 Vierset Niederlande Namur
59 Jordis Viertel Ober -Wienerwald Enns

Grenzer:
60 Liccaner Gospic
61 Ottocaner Otoäac
62 Oguliner Ogulin
63 Szluiner Carlstadt
64 Kreutzer Belovär
65 St . Georger Belovär
66 Brooder Vinkovce
67 Gradiscaner Neu -Gradisca
68 Peterwardeiner Mitrowitz
69 Erstes Banal Glina
70 Zweites Banal Petri nja
7i Deutschbanater Pan eso va
72 Wallachisch -illyrisches Ung . Weisskirchen
73 Erstes Szekler Csik -Szereda
74 Zweites Szekler K ezdy -Väsärhüly
75 Erstes wallachisches Orläth
76 Zweites wallachisches Naszed
77 Drittes Garnisons -Regiment Luxemburg.

34
254 DIE INFANTERIE.

Die Garnisons -Regimenter konnten zur eigentlichen Feldarmee überhaupt nicht gerechnet werden ; sie nahmen
bekanntlich halbinvalide Soldaten und Officiere in sich auf und verfolgten zeitweilig ausser dem Zwecke stabiler
Festunesearnisonen noch Colonisationszwecke.
So lagen während einer Reihe von Jahren das
erste und zweite Garnisons - Regiment in den
neuerworbenen Provinzen Galizien und der Bu¬
kowina , mit dem ausgesprochenen Ziele , durch
diese zumeist verheirateten , sesshaften Soldaten
ein neues , tüchtiges , »westeuropäisches « Bevöl¬
kerungselement in diese Lande zu bringen.
Der Infanterist führte als Hauptwaffe
das 150 Centimeter lange , 6— 8 Kilogramm
schwere Gewehr , dessen Bleikugel 26 Gramm
wog . Der massive , fast gerade geschiftete
Gewehrschaft des Grenadiers war aus polirtem
Nussbaumholz , der Füsilier musste sich mit einem
Schaft aus Naturbuchenholz begnügen , der von
der Mannschaft (wie es ausdrücklich hiess , »ohne
Kosten von Mann und Staat «) schwarz gebeizt
wurde . Das »Kolbenfutteral « schützte im Felde
den Kolben und das Gewehrschloss vor den
Unbilden der Witterung . Das Bajonnet war drei¬
schneidig , die Klinge 32 Centimeter lang , gegen
die Spitze zu etwas nach auswärts gebogen;
der Ladestock war konisch geformt und musste
beim Laden gewendet werden . Ein kurzer Säbel
mit hirschfängerartigem Griff vervollkommnete
die Armirung0 des Füsiliers. /
Die Adjustirung , in welcher der Soldat
in die ersten Franzosenkriege trat , hatte sich
seit den Josephinischen Tagen wenig geändert;
schon im Laufe der ersten Feldzugsjahre aber
machte sich , wie immer unter dem starken Ein¬
drücke der praktischen und auch blutigen Er¬
fahrung , der Drang nach Neuerungen geltend,
die selbstverständlich Verbesserungen sein sollten.
Und dabei ereignete es sich wieder , was wir
schon so oft erfahren : dass Adjustirungsnormen,
die schon so gut als erlassen waren , wieder
rückgängig gemacht wurden , und thatsächliche
Neueinführungen von noch neueren überholt
wurden , ehe sie selbst noch durchgeführt worden
waren . So begann im Jahre 1797 eine »Militär-
Verbesserungs -Commission « zu tagen , die ziem¬
Ausrüstung der Infanterie. lich fieissig arbeitete , um die äussere Erschei¬
nung des kaiserlichen Soldaten zu modernisiren.
Man scheint sogar bei den Franzosen in die Schule gegangen zu sein , in den Adjustirungsentwürfen die in mancher
Hinsicht elegantere , leichtere und prunkvollere Uniform dieser Feinde nachgeahmt und damit den Widerspruch conser-
vativer Herren erregt zu haben . So liest man in einem Schreiben des Hauptmanns Koller vom Generalstabe an
FML . Stander vom 9 . September 1798 folgende interessante Sätze:
DIE INFANTERIE. 255

»Die Militärvorbereitungscommission hat den Hindernissen , welche die Feinde der Neuerungen ihr in den
Weg legten , nicht zu widerstehen gewusst , denn Se . Majestät haben das Meiste , selbst was hievon schon
bestätigt war , widerrufen und abgestellt ; nämlich die Numerirung der Knöpfe , die schwarzen Kuppeln , die
stehenden Kragen , die Halstücher und Epaulets sind als französischer, auf die ohnehin irregeleitete Menge stark
wirkender Geschmack verboten worden . Die Kuppeln über die Schulter sind ohne Ausnahme abgeschafft.
Die Infanterie -Officiere tragen ganz zugemachte , lange Uniformes, wie bisher, steife weisse Kuppeln , aber über den
Rock, weisse, lange Hosen und weisse Gilet, nur im Dienst Casquet und Schärpen , keine stehenden Kragen
und eine rosshaarene Halsbinde , im Felde eine Pistole en bandouliere . . . Bei allen Stabsofficieren kommen die
bordirten Westen ab, und es bleibt bei den vorgeschlagenen Unter¬
scheidungszeichen am Kragen : aber nicht gestickten , sondern auf¬
genähten Litzen . Der neue Schnitt des Rocks für die Mannschaft
bleibt — den stehenden Kragen ausgenommen — und statt dem
Säbel das Bajonnet . Die deutsche Infanterie bekommt weisse Hosen
bis an die halben Waden und die Kamaschen bis über die Waden.
Die Schilder von den Patrontaschen werden abgenommen.
Die leichten Gewehre sind bestätigt und werden mit Beschleunigung
erzeugt . Die Riemen daran werden nicht roth , sondern bleiben
weiss . Die Grenadier -Officiere behalten Säbel , die der deutschen In¬
fanterie Degen .«
Dieser Brief leuchtet ein wenig in jene Uebergangsperiode
vor der Adjustirungsumwälzung ein, welche gegen Ende x798 factisch
eintrat . Dass schon damals eine Numerirung der Knöpfe bei den
Infanterie-Regimentern und »rothe « Gewehrriemen statt der weissen
erwogen wurden, ist eine für Gounnands in Adjustirungssachen pikante
Thatsache . Ebenso klar geht aber auch aus diesem Briefe hervor,
dass vieles von dem Projectirten unausgeführt blieb, weil seine Urheber
in den Verdacht neufranzösischer Neuerungssucht oder Geschmacks¬
verirrung kamen. Kein Geringerer als — Wolfgang v. Goethe ge¬
stattet uns einen zweiten Einblick in jene Adjustirungs -Uebergangs-
periode . Der Dichter , dessen Blick — sehr im Gegensatz zu gewissen
kleinen Grössen der Gegenwart — auch auf dem scheinbar Unbedeu¬
tenden haftete und dabei nichts von seiner Klarheit und Weite verlor,
hat in Frankfurt a. M. das dort liegende kaiserliche Infanterie-Regiment
Manfredini (heute v. Koväcs ) Nr. 12 ganz aufmerksam betrachtet und
darüber am 22. August 1797 einige Bemerkungen niedergeschrieben,
welchen weiland Erzherzog Johann in seine 1877 erschienene Geschichte
des 12. Infanterie-Regimentes mit entsprechenden Berichtigungen auf¬
Tambour . 1798/1805.
genommen hat
»Es liegen 3 Bataillone des Regiments Manfredini hier «, — schreibt Goethe — »unter denen sich, wie
man aus gar mancherlei Symptomen bemerken kann, sehr viele Recruten befinden. Die Leute sind fast durchaus
von einerlei Grösse, eine kleine, aber derbe und wohlgebaute Art . Verwundersam ist die Gleichheit der
Grösse , aber noch mehr die Aehnlichkeit der Gesichter ; es sind, so viel ich weiss, Böhmen.1") .Sie haben meist
lange , geschlitzte kleine Augen , die etwas nach der ganzen Physiognomie zurück, aber nicht tief liegen ; enggefasste
Stirnen, kurze Nasen , die doch keine Stumpfnasen sind, mit breiten , scharf eingeschnittenen Nasenflügeln ; die
Oberwange ist etwas stark und nach der Seite stehend , der Mund lang , die Mittellinie etwas gerade , die Lippen
flach. Bei Vielen hat der Mund einen verständig -ruhigen Ausdruck ; die Hinterköpfe scheinen klein, wenigstens macht
das kleine und enge Casquet das Ansehen . Sie sind knapp und gut gekleidet ; ein lebendiger , grüner Busch
von allerlei täglich -frischem Laub auf dem Casquete gibt ein gutes Ansehen , wenn sie beisammen sind. Sie machen

*) Goethe irrte : Das Regiment Manfredini (heute ungarisch) ergänzte sich damals vorwiegend aus Mähren, in zweiter Linie aus Galizien
(Zamoscie’er Kreis), mag aber 1797 besonders viele galizische Recruten in seinen Reihen gezählt haben . Dazu kamen Angeworbene verschiedener Nationalität.

34*
256
DIE INFANTERIE.

die Handgriffe , soweit ich sie auf der Parade gesehen , rasch und gut , am deployiren und marschiren allein spürt
man mitunter das Recrutenhafte . Uebrigens sind sie sowohl einzeln und im ganzen ruhig und gesetzt . Die Fran¬
zosen dagegen , die manchmal einzeln in der Stadt erscheinen , sind gerade das Gegentheil . Wenn die Kleidung
der Oesterreicher bloss aus dem Nothwendigen und Nützlichen zusammengesetzt ist , so ist die der
Franzosen reichlich , überflüssig , ja beinahe wunderlich und seltsam : lange , blaue Beinkleider sitzen knapp am
Fusse , an deren Seiten unzählige Knöpfe auf rothen Streifen sich zeigen ; die Weste ist verschieden , der blaue,
lange Rock hat einen weissen , artigen Vorstoss . Der grosse Hut ist in der Quere aufgeheftet und entweder mit
dem dreifarbigen Büschel oder mit einem brennend -rothen Federbusche geziert . . . .«
Goethe suchte , wie man sieht , aufmerksam zu beobachten ; ganz gut gelang ihm das allerdings nicht.
Besonders seine Bemerkungen über die Uniformität der Physiognomien , die ihm ein Merkmal der gleichen Stammes¬
eigenschaften schien , waren ziemlich haltlos , wenn man den Worten eines unverdächtigen Zeitgenossen , des
Barons V aut hi er , glauben darf , der zu dem ersten Verfasser der Regimentsgeschichte von Nr . 12, Oberlieutenant
Crone, äusserte : »Ich erstaune so über die unrichtigen Bemerkungen , dass ich mir nicht erklären kann , wie ein
Goethe so etwas schreiben konnte . Die Mannschaft war sehr verschiedenartig , und besonders die Officiere von allen
Nationen ; ich fand 1794 unter denselben Franzosen , Belgier , Luxemburger , Wallonen , Engländer , Irländer , Polen,
Croaten , Ungarn , Italiener , Schweden . . . . « Trotzdem interessiren die Beobachtungen des Dichterfürsten , und in
der Hauptsache , in der Erkenntniss des vorwaltenden Typus der Mannschaft , in der Charakterisirung der einfach¬
praktischen Bekleidungsart hatte er ja doch recht . Sein Vergleich der Oesterreicher mit den Franzosen , der in der
»freien « Reichsstadt sehr nahe lag , erklärt uns auch jenen Passus in Koller ’s Brief , welcher von dem notorischen
Widerstande einer conservativen Adjustirungspartei gegen französirende Neuerungstendenzen spricht . Ob dieser
Conservativismus sich nicht mehr als zu viel mit dem Begriffe des Zopfigen deckte , mag allerdings dahingestellt
bleiben . Und dieses Zopfige offenbarte sich in dem inneren Leben der Regimentsfamilie ebenso , wie in der Toilette
des Kriegers.
»Als ich zum Regiment Stain (im Jahre 1809 aufgelöstes Infanterie -Regiment Nr . 50) eintrat « — erzählt
ein Veteran jener Tage *) — »hatte sich zwar vieles von dem alten Wesen längst verloren , seit Kasernen , Montours-
Commissionen und Verpfiegsmagazine eine neue Ordnung der Dinge hervorgerufen hatten , aber nach dem Friedens¬
schlüsse von Teschen (1779 ) war bei der Armee das mechanische Puppenspiel und die so verschrieene und
verschrobene Kamaschenparade mehr als jemals in Schwung gekommen , daher denn Niemand auf den Namen
eines braven Soldaten Anspruch erheben konnte , der nicht wenigstens 20 Stunden des Tags mit Rechts und
Links , mit Stock und Zopf , mit Kleie und Trippei und Ziegelmehl wacker umging . Bei dem Regimente , dem ich nun
angehörte , blieb man von dem allgemeinen Vorurtheile , dass das Heil der Truppe einzig und allein vom ewigen
Schulmeistern abhängt , um kein Haar zurück . Putzen , visitiren und exerciren vom frühesten Morgen bis spät in
die Nacht hinein , Füllung der Exercirpatronen mit Kleie oder Sand , Bürsten , Zopfmachen , Klopfen , Anstreichen
und Wichsen war das immerwährende Schlagwort der geheiligten Tagesordnung für Alles , was nicht auf der Wache
stand . Alle Sonn - und Feiertage grosse Kirchenparade mit Sack und Pack , der — vom ersten Hahnenkrähen an
— zehnfache Visitirung mit geschlossenen und geöffneten Gliedern , Uebung der Handgriffe , Zopfmessen und Mustern
vom Gefreiten , vom Corporal , vom Feldwebel und Offleier voranging . Nachdem das Alles glücklich überstanden
war , rückten die Compagnien zusammen , und nach Beendigung der allgemeinen Visitirung wurde zur Messe
abmarschirt . Nach dem Gottesdienst war Vorführung , und wenige Minuten nach dem Einrücken , als kaum das
Mahl verschlungen war , schlug der Tambour schon wieder »Wach heraus !« Um den Mann aber auch in die
nöthige Geduld zu diesen Schulfuchsereien einzuexerciren , durfte er niemals ohne Ordonnanz aus der Kaserne gehen,
wenn er nicht wenigstens vier oder fünf Jahre diesen Jammer straffrei durchgemacht hatte , was jedoch schlechter¬
dings unmöglich war , weil der geringste Fehler beim Exerciren , am Zopfe oder in der Adjustirung mit dem
Haselstocke oder — wenn es gnädig ablief — mit 24 Stunden Ivurzschliessen bestraft wurde . Auf Märschen gings
bald nach Mitternacht mit der Kirche ums Kreuz herum , das heisst : man zog links und rechts , nach Höfen und
Weihern in die Station des Zugs -Corporalen , des Hauptmanns und Majors , wo überall verlesen , visitirt , Handgriffe
exercirt und dann erst in die Regimentsstation abgerückt wurde , um den Marsch anzutreten . Nach dem Eintreffen
in der neuen Stabsstation gings wieder in der nämlichen Runde in die Zugsstation , wo die Quartierzetteln ausgegeben,
die neuen Leute aber — d . h . jene , die noch keine vier oder fünf Jahre (wie einst die Geisterbeschwörer in
*) »Das Schicksal oder 30 Jahre in der Garnison und im Feldlager «, Graz 1843.
DIE INFANTERIE. 257

verwunschenen Schlössern) allen Versuchungen , als Brennen, Stechen und Zwicken, ohne einen Muckser zu thun,
festgestanden hatten — zu 30 bis 50 Köpfen in Scheunen und Stallungen eingesperrt und von ihren älteren Kameraden
mit geladenen Gewehren umstellt und bewacht wurden . . . .«
Ja, es war ein elend Leben , das der gemeine Soldat in jener Zeit des Zopfes führte ; wir bewundern
doppelt , wie unter solchen Verhältnissen strengsoldatischer Sinn, Begeisterung und Opfermuth gedeihen und zu
heroischen Thaten führen konnte. Ohne starken , mächtigen Einfluss auch auf dieses Leben in der militärischen
Schablone , auf dieses starre und erstarrende Formen- und Formelwesen , blieben aber die Erfolge der in freieren
Formen zur militärischen Ordnung gebrachten französischen Republikanerheere ebensowenig , wie die umfassenden
Tirailleur- und Colonnenangriffe dieser Heere auf die veraltete Lineartaktik der alten, monarchistischen Armeen
Europas . Musste man die Vortheile der grösseren französischen Mobilität, dieser raschen Märsche, überraschenden
Bewegungen anerkennen und empfinden, so begann man auch der ermüdenden , abstumpfenden Kleinigkeits¬
krämerei im Dienste ein wenig — nicht mehr ! — entgegenzutreten . Nach dem Frieden von Campoformio regte
sich etwas wie Reformarbeit in unserem Heere , und mit jeder militärischen Reformarbeit in Oesterreich hängt
erfahrungsgemäss eine Reform oder wenigstens ein Experimentiren und Modeln in Adjustirungssachen zusammen.
Wieder , wie schon so unendlich oft, wurde das Schlagwort von der »Gleichheit der Uniformirung«
ausgegeben , ein klarer Beweis, dass trotz aller Befehle, Verordnungen und Vorschriften dieses Gleichheitsideal
noch immer nicht erreicht war. Das hofkriegsräthliche Rescript vom 26. October 1798 fasst offenbar
die nach mancherlei Frictionen , Wandlungen und widerstreitenden Fntschliessungen festgestellten Thaten der
»Verbesserungs -Commission« in eine mit 1. Jänner 1799 in Kraft tretende neue Adjustirungsvorschrift
zusammen. Diese
Adjustirungsvorschrift von 1798
kann als eine in ihrer Art epochale Neuerung gelten . Wie ernst Kaiser Franz II. die Angelegenheit nahm, wie
eng verbunden er den militärischen Geist der Armee mit einer anscheinend so äusserlichen Sache wusste, davon
spricht überzeugend die folgende Einleitung zu der bis in das kleinste Detail gehenden , äusserst umfangreichen
Vorschrift:
„5 e. 71t aj . fyaben5Unernehnten geben gerufet, baf, ol^rnar bie neue UToittiriings * unb 2tbjuffiruitgsr >orfdprift Tlllcs auf bas
Beftimmtefte enthalte unb über nichts einen <5 tu ei fei übrig laffe, was einer jebett Brauche unb (Eljarge in ber Itrmee biesfalls 511 ihrer
ferneren Bidptfdpuur 511 wiffett benötigen, biefelbe beitnodp nie beit (Srubjwecf unb ber ifyr erwartet merbenbeu IDirfuug entfpredpen werbe,
w en it it i d?t r>0 tt b ett G r ftett ber 21 r nt ce, itentlid? r»ou beut comtnanbirenbcu(General unb ber gattjett Generalität, auf beit püitfB
lidpeit Polljug berfelbeit gefeiten mtb ernft genteffeit barauf gewatet werbe. IDic fidp5 c. ITTaj . ausbrüefett, fei es uuwiberfprcdplidp , kaf bie
GI ei dpg ii 11i g f ei t, mit welcher bisher ein unb aitbercr General bas TDillf ürlidpe 11 it b Übertriebene itt b cnt
21 tt3u g ber fub altern eit £) ff Giere gebulbet haben, and ? eine Urgrunbfadpe bes f 0 g ef u it f cu e it mi Ii t är i f dpe11
Geiftes fei ; ba bie fubalternen Dfficiers, ttiemalpls gewöhnt, fidp etwas wiber bie Porfdprift 511 erlauben, fidp tntdp unb tiadp aitmafeit,
bie $ a it 5e Dorf dir ift nidpt in e hr 511 achten, weber 511 befolgen, wobtird? nicht nur aller Geift int Bicuffc nerlorett gehe, foubent
audp bie auf ITtilitärgrunbgefefe gebaute Porfdprift burdp bas nidpt mehr beobadptet unb fomit oft ber Staat betn größten ZTadptlpcil unb beit
übelften folgen ausgefeft werbe; nicht ntiitbcr nerliercit fid? auch burdp bergleichcit uituerjeihlidp ITadpfidptcu , bie für beit Bieuft mefeittlidje
unentbehrliche Suborbination, ba öfters ein junger , moberu ge f leibe tcr Dfficicr feilten alten unb uerbienffnolleu Porgefefteit
ober Gamerabctt ber fdpulbigcit 2t dpt u11g u it w er t h h a 11e, b I 0 f weil b i e fcr fi dp ci ttf a dp ita dp ber Dorfcfprift trage
bagegeit ber alte, uerbicuftnolle , aber arme Offizier feilt Uiwermögeit 311 beut uitnöthigeit 2tufwaub bebauern unb bie ilpm uadp beut 2\ cgw
lament gebülpreube GhrfurcIpt unb 2fdptuitg nicht 31t erhalten wiffe. 2X11 c it bi cf eit Unfug wollen Sc . 2ITaj . crnftlidp ausgerottet
lpa b eit, unb alle Generäls unb Stabsoffiziers ber gabelt 2trmee auf bie fo nachteiligen folgen, weldpe baraus entftehen , aufnterffant
gemacht wiffcit, unb fie hal,en fidp immer als eilten Gruubfaf gegenwärtig 311 Ipahcn, baf , fobalb Offoiers einen uot^iiglidpen Ijaug 311
2Hoben unb 31t einem ber Bienftuorfdprift entgegenftehenben 2tufbuf bliefen Iaffen , bei wcldpcr ber Scidptfinu über bie UTafett sugeuommen
Ipabe, unb fie baburdp fo wie burdp ilpre wenige Itdptung für bas Bictift= 2\cgulameut beut Dieitfte felpr nachteilig geworben, audp guter 2\atlp,
2thubuug, fdparfe Perweife unb augemeffette Straffen fie 311 beffern nidpt permögen, alsbatm fein anberes Iltittel übrig bleibe als baf , ftatt
fo einen Offizier mit Itrreft unb Profofeit immerwährettb 511 beftraffeit , alle Stabsofficiers mit bem Brigabicr . . . felbeit 311 fidp beftellett,
ilpm Hles erflären, baf, weil bas 21t aaf feiner üblen 21 u f f ii h **u itg bergeftalt uoll geworben, baf au feiner 3 nro rrigibilität nidpt
melpr geswcifelt werben föttite, fie ilpm balper aitjuratlpcit haben, baf er, wenn er fidp nidpt fälpig glaube, feine bisherige Ituffülprung gan5
511 änberu unb 311 uerbeffertt , feilte 11(£ Raffung v 0nt I1Tilitär anfudpe mtb fidp nidpt ber Gefahr ausfefe, bei bem uäcfpfteit Falle
eines Fehltrittes, feiner jitcorrtgibilifät halbcr, f ö rm 1idp proceffiert 3u werben. . . . Ba fenters gefamntte Generals unter fdpärfefter
Verantwortung, um beit Geift bes £ cidptfiitits i tt ber 2t r nt ec a n s 3n r 011eit, beit 2litfaug mit ber gotauefteit Ijaitblpabung ber in
ber 2(nlage enthaltenen 21 Tontirung s- unb 2t bj u ft ir 11 it g s t>0 r f dpr i f t eit 311 machen hätten, fo erwarten Sc. Iltaj . audp non jenen,
baf fie per fön lieh mit bem Beifptel porgefpeit , weldpe s Sc . IlTaj . noit je Iper burdp ilpve einfache K leibungsart
uadp ber Illilitärporfdprift gegeben h aben, unb ba bie neuen IlToutiruitgett unb 2tbjuftirungeit ber 2trmee mit bem \ . 3 äner t ?99
DIE INFANTERIE.
258

eingefüfyvet worben ift, fo nerfe^en ficf) 5e. 21?aj., bafj bie Befolgung berfelbcn als ber 21 11 fang ber nö tfyigen ^ erftellung b e s
21c il i t ä r g ei ftes angefefyeit unb baljer noch £?auptfad?Iid) getrachtet werbe, unter angemeffener Leitung ber ©enerals, eine gefegte Denkungsart,

Suborbination unb Point d’honneur einjufü^ren unb biefe auf eine fo wirffame 2lrf 511 uerbinben, baf bie 2lrmee fich ihren Butjm unb itjre
Xlcbtung fortwä^renb erhalte. Seine 21Taj . glauben unifomel^r Urfadje 511 traben, ficb alles non bem ofterwähnten(Eifer unb non bem perfönlidjen
2lttacf?einent ber (Senerals unb Stabsofficiers 511 uerfprec^en, als bie feit bem 2lntrilt allerbödjft ihrer Regierung 5a^lreid} unb ohne Beifpiel
fd^nell erfolgten Xlnancements bey bem 2nilitär Fein Zweifel an ber perfönlidjen Zceigung Se. 21Taj ., Perbienfte 511 belohnen, übrig laffen. . . ."
Das markanteste und interessanteste Kennzeichen der mit dem Rescript *) von 1798 eingeleiteten Adju-
stirungs -Periode ist der neue ingeführte Helm , welcher nicht nur die deutsche und ungarische Infanterie (mit
Ausnahme der Grenadiere , denen die historische Bärenmütze blieb ), sondern auch die neue »leichte Infanterie «, die
Jäger und deutsche Reiterei schmücken sollte . Dieser Helm , welcher nun das auf dem Haupte der österreichischen Fuss-
truppen auch nicht alt gewordene Casquet ablöst , zeigte ungefähr die Form des Römerhelms ; er war , laut Vor¬
schrift , aus schwarzlackirtem Terzenleder , 6V2 Zoll hoch bis an den Kamm , der von Pfundleder und vorn i :,/i Zoll
hoch war , dann aber sich sanft gegen den hinteren Theil des Helms verlor und am Ende eine Art kleinen Trichter
machte , in welchem das Ende der Kammquaste befestigt ward . Der Helm zeigte vorn , oberhalb des beinahe geraden,
kurzen , etwas zugespitzten Sonnenschirmes einen messingenen , bei Stabs - und Oberofficieren vergoldeten Schild
mit dem allerhöchsten Namenszuge ; die den oberen Theil des Infanteriehelms zierende Kammquaste war für die
Mannschaft aus gelb -schwarzer Wolle , für Oberofficiere aus gelb -schwarzen Seidenfransen , für Stabsofficiere aus
Goldfransen . Rückwärts zeigte der Helm einen Nackenschirm von 3 1/;. Zoll . An den beiden Theilen des Helms,
zwischen Sonnen - und Nackenschirm , sah man »ein 1'/o Zoll breites , aufwärts gebogenes Stückchen Leder als eine
Rinne , um das Wasser zu hindern , über die Ohren herabzulaufen , sondern es auf den Nackenschirm zu leiten.
Ueber die weiteren Bestandtheile des Helms sagt die Vorschrift wörtlich:
„Tiber bie XTTitte bes Kopfes nach ben beiben Seitenteilen bes t)ehns r>om Kamm an gefjett2 eiferne flache, \ Strich breite
Drähte Ijerab , bie ben Belmfeiten uor bem l)ieb bie nötige Stärke rerfdjaffen; biefe beiben am Kamm in eine Spitze nereinigten Dräfyte
gehen bergeftalt über ben Kopf, fich immer rnieber uon einanber cntferncnb, ab, baf folche ganj unten, ber norbere an bas (Enbe bes
Sontienfdjirms, ber Hintere an ben 2lnfang bes XTackenfchirms flöft. 21m llnteifuttcr bes Belms ftnb jwei leberne weiche Sappen
a n g e n ä I?t, bie bey üblem XDe 11 e r über bie 0 h r en fyerabgefyängt werben f ön n en, keineswegs aber fo lang fein bürfen,
um unter bem Kinn gaiq jugefnopft 511 werben, weil foldjes bas frören bes 21Iannes lynbern würbe. 2Iufer üblem XDetter werben biefe
beiben Sappen in ben fphn surücfgefd )lagen unb finb r>on auf eit nicht fid^tbar. 0ber ber Seitenrinne ift beiberfeifs eine runbe Buckel
angebracht, in welcher ein fchmaler, oben 5 Strich breiter, fcfywarjer Hiemen angebracht wirb. Diefe fogenannten 5d ) lad ) t= ober Bataille»
Kiemen finb gerabe fo lang, baf folche unter bem Kinn mittelft eines kleinen, lebernen Knöpfchens über einanber geknüpft werben können,
unb finb beftimmt, ben Belm mit Kopfe fefaufyalten unb bas lö^Tabfallen 511 hinberit . 2luferbem werben foldje um ben hinteren Opil bes
Belms über ben Kackenfchirm iibereinanbergelegt unb an ben beiben (Enben mittelft eines ebenfalls kleinen lebernen Knöpfdpns übereinanber,
fowie folche liegen, eingeknöpft . Diefe Belme werben ganj fchwai ‘5 lakirt unb mit uergolbefent 21(effing für bie Stabs» unb 0berofficiers
bergeftalt befchlagen , ba^ ein jeber uorn einen S <h i l b bekommt, beffen Seitenbrähte bis an ben 2tnfang bes Sonnenfchirtus beiberfeits
reichen. Diefes Schilb gehet gefpift aufwärts, unb beffenB°he if * V' 3 118er 21titte biefes Schilbcs ift ber böchfteX(amens5ug Sr . 21Taj.
mit II . angebracht. Die an beiben Seiten J" 5‘“ r >om unteren Kanb bes fghns angebrachten 2 mefftngeneu, nergolbeten, runben
Buckeln geben im Durdjmeffer p/ 2", woran bie BatailIe=Kiemen feftgemacht finb. Der norbere Ojei ! 8 es Kamms ift mit einem
glatten, bie beiben Seitenteile bcsfelben aber mit einem meffingenen , nergolbeten, burchbrochenen , bünnen Blättel unb bie Seitenbrähte mit
fchmalen, nergolbeten, meffingenen Kiemen befragen , fowie auch ein bergleidjen Kiemen an ber norberen Spitze bes Sdjilbes bis au ben
Kamnt»Kiemen hinauf geht. Der äußere Kaub bes S 0 u u eu f chi r m s ift ebenfalls mit einem bünnen 21Teffiug eingefaßt, ber fowohl
unten als oben einen Strich/ breit fein foll unb ben Sonitenfchirm etwas abwärts brückt; auch muf an ber linken Buckel eine kleineB° hl un g
angebracht werben, um bei Parabert ^elbjeid ^en auffteefen 511 können . Die Bataille=Kiemeu müffen bei ben Stabs » unb ©beroffqiers»
pelmen mit 2 meffingenen, ueigolbeten Ketteln belegt werben. Die Kam m »Qugften, welche in ben Kammriemen herabläuft, ift beim
Sfabsoffqier uon golb unb fcfywaiqen , 2" langen^ raufen jufammeugefeft, bie fid? Iängft bes ganjeit Kamms dou beiben Seiten felbft legen unb
uorne über bas norbere Kammblattei worwärts hmabfyängen . Die Belme finb nie an beiben S 0 u n en f chi r m eu 511 nehmen
ober aufjufe ^ eu, weil fonft alle Sontienfchirme abgebrothen ober uerbogett werben, fonbern folche ftnb mit bem Daumen unb <5eige=
firtger nonte am Kammquaften aitjufaffett unb auf biefe 2lrt auf» unb abjufefen."
Der 0 b er 0 f f i 5i er s =B e 1m war genau fo wie ber Stabsoffqiershelm, bie Kamm=Quafte aber uou gelb=fd}war5er um
gebrehter Seibe. Der 21ta tt n f cha f t s =B e1 111 beim beutfeheu unb uugarifchcu^ iifilier war nicht fo fein lakirt, bas 21Tefftngbefchläge nicht
nergolbet, bie (Eifenbräfyte unbefchlageu unb f<hwar 5lakirt , bie Batailleriemen olqte Ketten, bie Kamm»Qhiafte beim ^ üftlier aus gelb»
fchwar$er XDolle , bie Seiten gelb, bie 211itte fchwarj.
*) »Die Belehrung der neuen Adjustirung der kaiserlichen Armee und der dazu gehörigen Branchen , worinnen anbefohlen wird , alles nach
Sr . Majestät allerhöchster Gesinnung genau zu machen und die Ordnung und Disciplin zu beobachten , nebst 5 Anlagen der Uniformirung und Rüstung eines
Geneials der ungarischen Cavallerie , dann gesammter Generalität , nicht minder die Montirung und Adjustirung für die Infanterie , ferners die Bewaffnung
der Huszaren , Uhlanen und Jäger zu Pferd , endlich die Adjustirung der Kürassiere und Dragoner betreffend , als 6. Beilage eine Consignation der hinaus¬
gegeben werdenden Muster der Tuchfarben , Knöpfe , BÖrtchen und Hutrosen , sowie über die Numerirung , Monturs - und Egalisirungsfarben der gesammten
k. k. Cavallerie -Regimenter .«
DIE INFANTERIE. 259

Die weiteren Details der Infanterie-Adjustirung setzen wir hier, genau nach dem Wortlaute der Vorschrift
hieher ; sie gibt ein getreues Bild der Infanterie, wie sie seit Jänner 1799 aussah , oder besser gesagt , aussehen sollte:
I. Stabsofficier.
Halsbinde. Wird statt der rosshaarenen eine solcher ähnliche von Taffet mit Falten gestattet.
Uniformrock. Hat gerade so lang zu sein, dass, wenn sich der Ofhcier niederkniet , selber die Erde
berührt . Uebrigens haben Kragen und Aufschläge so zu bleiben wie bisher, nur mit dem Unterschied , dass solche

Oberst eines ungarischen Infanterie -Regimentes . 1798—1805.

auf dem Aermel aufgenäht werden und zwei Knöpfe seitwärts bekommen ; die bisherigen zwei Knöpfe aut dem
Aufschlag selbst aber bleiben weg. Das Unterfutter hat wie bisher weiss, der Schössel aufgeschlagen und der
Rock ganz zum Zuknöpfen gerichtet zu sein.
Knöpfe bei allen Regimentern gleich, nämlich von Gold oder Silber, einfach und glatt.
Gilets. Statt der bisherigen Westen kommen künftig ganz weisstuchene Gilets ohne Borten mit kleinen
Regimentsknöpfen einzuführen.
2Ö0 DIE INFANTERIE.

Hosen werden durchwegs lang , bei dem deutschen Stabsofficier weiss , bei den hungarischen licht¬
blau mit deutschem Bund und Latz angenommen . Bei den lichtblauen , langen Hosen der hungarischen
Stabs - und Oberofficieres werden , obgleich solche mit deutschem Bund und schmalem Latz sind , an den
beiden Seiten des Latzes silberne oder goldene , ‘A Zoll breit gewirkte Börtchen , je nachdem das Regiment weisse
oder goldene Knöpfe hat , die sogenannten Vitesz -Kötes , angebracht . Ein gleiches derlei Börtchen aber lauft auch
längs der auswärtigen Schenkelnahten hinab . Der Stabsofficier erhält nebst Vitesz -Kötes an beiden Seiten des
Latzes eine fernere Umfassung dieses Vitesz -Kötes mit schmalen Schnürchen und auf den äusseren Nähten des
Schenkels hinab überdies noch neben dem Börtchen rechts und links die sogenannten Suitas oder Schnüre.
Stiefel haben künftig ohne Kappen , oben und unten abgeschnitten , mit einem schmalen , grünen Leder
eingefasst zu sein , damit die Ränder nicht schmutzen , und sollen so hoch reichen , als die nunmehrigen Gamaschen
der deutschen Infanterie . Diese Höhe ist auch bei den hungarischen Officiers anzunehmen.
Aufschlag - Börtchen . Da nun künftig die S t a b s o f f i c i e r s an ihren Aufschlägen von
den Subalternofficiers unterschieden sein sollen und zu dieser Absicht ein goldenes oder silbernes
Börtchen angenommen worden , je nachdem das Regiment gelbe oder weisse Knöpfe hat . Dieses Börtchen hat
nicht ganz V2Zoll breit zu sein und werden um die Aufschläge gesetzt , und zwar so , dass es oben am Rand eine
Linie beiläufig entfernt aufgenäht wird . Die hungarischen Stabs - und Oberofficiers erhalten ihre bis¬
herigen gespitzten Aufschläge und Litzen und hiezu erstere nunmehr ebenfalls die Börtchen.
Degenkuppeln. Ferners bleibt als Unterscheidung für die Stabsofficiers die allgemein bekannte gelb
und schwarze , 2 Zoll 1 Linie breite Kuppel , so dermalen bei dem Generalstab eingeführet worden , die um den
Leib mit einem blanken Kuppel schloss , in dessen Mitte ein gelber Adler zu sein hat , getragen werde.
Feldbinde. Es hat sich ein jeder Stabsofficier mit einer von schwarzer und gelber Seide gewirkten
Feldbinde zu versehen , welche zweimal um den Leib zu reichen hat und über den linken Schenkel mittelst eines
leichten Knöpfchens gebunden wird ; die beiden Quasten aber hängen längs des linken Schenkels herab.
Portepee wie bisher.
Degen haben bei der deutschen Infanterie wie die Säbel der hungarischen , sowie bisher mit vergoldetem
Gefäss zu verbleiben , erstere jedoch haben statt des bisher vorgeschriebenen eine Hauklinge an.
Ueberrock. Zur Schonung des weissen , so kostbaren Rockes wird den Stabsofficieren ein graumelirter
Ueberrock , von der Farbe der Mäntel der gemeinen Mannschaft mit Aufschlag und Kragen von Egalisirungstuch
gestattet . Diese müssen zum Uebereinanderknöpfen mit Knöpfen des Regiments versehen sein und nicht länger als
auf die halben Waden reichen , der Kragen 2 Zoll 2 Linien hoch stehen und die Aufschläge mit den oben an¬
getragenen Börtchen versehen werden . Das Unterfutter hat von gleicher Farbe des Oberrocks zu sein und die
Klappen nicht mit Egalisirungstuch versehen zu werden . Die Oberröcke dürfen ausser und in Dienst damalen
getragen werden , wenn die Mannschaft in Mänteln ausrückt.
Der Mantel hat von graumelirtem Tuch ganz von der Farbe der Gemeinen -Mäntel zu sein , mit einem
Regenkragen versehen , nicht gar zu lang , sondern um vier Querfinger länger als der Oberrock.
Haarzopf. Die Haare werden wie bisher in einen Zopf gebunden ; dieser muss auf den unteren Theil
des Kragens gebunden werden . Die Umwicklung des Bandes hat 4 Zoll , das unten herausbleibende Haar 1 Zoll,
daher der ganze Zopf 5 Zoll lang zu sein . Statt der Seiten -Haarlocken haben die Seitenhaare anständig abge¬
schnitten und herabgekämmt zu sein.
Echabraque wird für die gesammten Stabsofficiers der Inianterie vollkommen gleich angenommen , hat
ganz von rothem Tuch und vorne eine Wolldrappe , damit der ganze Sattel sammt Pistolen bedeckt werde , ver¬
fertigt zu sein ; vorne sind die beiden Seiten und hinten die Ecken zugeschnitten . Auf beiden Seiten , wo die
Schenkel herabkommen , ist diese Wolldrappe wie gewöhnlich mit braunem Leder übersetzt , der Rand um und um
mit einem goldschwarzen 1'A Schuh breiten Börtchen besetzt , dann 1 Linie breiter Raum gelassen , worauf abermals
eine 1V2 Zoll breite Borte kommt . Diese Borten werden dergestalt gewirkt , dass das mittlere Drittel schwarz , die
äusseren zwei Drittel aber Gold seien . In die beiden hinteren Ecken kommt der höchste Namenszug Sr . Majestät
gestickt und aufgenäht , dessen Höhe sammt Kamm 8 Zoll beträgt ; in die vorderen Theile der Wolldrappe , die
über die Pistolen zu liegen kommt , wird kein Namenszug eingetragen.
DIE INFANTERIE. 261

II. Oberofficiere.
Alles wie Stabsofficiere, ausser dem Börtchen an den Aufschlägen . Bei den hungarischen bleiben wie
bisher auf den gespitzten Aufschlägen die eingeführten Litzen mit 1 Knopf. Die bisherigen Degen und Säbel haben
die Officiers in einer ledernen , 2 Zoll breiten , weissen Kuppel um den Leib zu tragen , die vorne mittelst eines
stählernen Kuppelschlosses , auf dessen Mitte ein Adler sein soll, getragen wird. An den Leibriemen sind zwei
Längsriemen , welche mit Schnallen versehen sind und nicht zu lang sein sollen, anzubringen , an dem oberen Ring,
worin der vordere Längsriemen durchzogen ist, ist ein kleines Häk¬
chen anzubringen , um in Fällen , wenn man es nöthig fände , den Säbel
oder Degen mittelst des Häkchens , sowie es bisher bei den Huszaren
geschieht , um den vorderen Ring am Leibriemen höher und fester
zu hängen.
Die F e 1d b i 11d e des Oberofficiers wie jene des Stabsofficiers
aber von Kameelhaar.
Ferner sagt die Vorschrift: Damit in Friedenszeiten die
Officiers, die im Dienste sind, von jenen, die nicht im Dienste
sind, unterschieden sein mögen, so sollen letztere ohne Helm,
sondern mit Hüten ganz
( gleich für die ganze Armee ),
ohne Feldbinde und ohne der ledernen Kuppel über dem Rock,
sondern mit solcher, wie jetzt unter den Gilet, im Uebrigen aber ganz
nach obiger Vorschrift erscheinen, wohingegen sie i m Dienst immer
Alles, was dazugehört und vorgeschrieben ist, ohne alle Nachsicht zu
tragen verbunden sind, welches sich umsomehr in Kriegszeiten
vor dem Feind ohnehin von selbst versteht und für alle Officiers der
gesummten Truppen zu gelten hat . Die Grenadierofficiers be¬
halten wie bisher ihre Mützen und Säbel.
Officiershut hat dreieckig aufgeschlagen zu sein. Die
hintere Krämpe soll 6 Zoll 2 Linien, die beiden Seitenkrämpen in jener
Gegend , wo sich die Hutschlinge befindet, 5 Zoll 3 Linien haben , so
auch am unteren Rande , gegen die Spitze gemessen, welche Spitze
weder gar zu flach wie ein Casquetschild anliegen, sondern nur mässig
vorstehen solle. Die beiden vorderen Krämpen müssen gegen die
unteren Spitzen etwas zugespitzt sein, so dass, wenn der Hut auf
diese beiden Seiten senkrecht aufgestellt wird, der Kopf die Horizontal¬
linie nicht berührt , sondern in der Mitte von dieser Horizontallinie
1V2 Zoll abstehet . Wenn man den Knopf des Hutes an die äusseren
Enden der beiden Seitenspitzen misst, so soll es 6 Zoll betragen . Auf
den Hut kommt eine silberne oder goldene Schlinge und derlei Armee¬
Officier im Kaputrock. 1800.
knöpfe auf der linken Krämpe wie bisher, je nachdem das Regiment
gelbe oder weisse Knöpfe hat , aufzumachen und in die beiden Seitenspitzen goldene Hutrosen nach dem bestehenden
Muster, welche jedoch bei Generals und Stabsofficiers reicher sein können.«
Als sichtbares Kennzeichen der Officierscharge diente ausser Borten, Litzen, Portepees und Feldbinden
der Officiere noch immer der Stock. Das spanische Rohr mit weissem Beinknopf und Goldquaste , unten mit Messing¬
beschlag , kündete die Würde des Officiers. Feldwebel , Führer und Gleichgestellte führten das Rohr, Corporale den
Haselstock , der ja noch immer recht eifrig auf dem Rücken des Gemeinen tanzte.

III. Der deutsche Füsilier . *)


Hel m wie schon angegeben.
R o q u e 1o r. Dieser ändert sich gegen den bisherigen, dass solcher anstatt von Croisee künftig von
croisöe-färbigem Tuch erzeugt wird. Der Aermel ist auf polnische Art ; an dem Kragen hat sich geändert , dass
*) Alle Angaben genau nach der Adjustirungsvorschrift.

35
2Ö2 DIE INFANTERIE.

solcher , statt bisher mit zwei , nun mit einem Knopfloch versehen und um 2 Zoll länger ist und stehend 2 :t/i Zoll
hoch eiufgesetzt sein soll . An der Schlitzleiste ist ein Dragoner von doppelt croiseefärbigem Tuch angebracht und
auf der anderen Seite ein Knopfloch , um diesen Dragoner einzuknöpfen . Auf der linken Achsel ist ein Dragoner
vom Egalisirungstuch des Regiments in der Länge 6 Zoll 2 Linien und in der Breite 1 Zoll 1 Linie.
Deutsches Infanterie - Röekel. Ist vom dermaligen Röckel dadurch unterschieden , dass die Aufschläge
auf den Aermel aufgenäht werden . Die Knöpfe auf dem Aufschlag bleiben weg und kommen nur die zwei Seiten-
knöpfe dahin ; statt des bisherigen einen Dragoners
sind zwei dahin zu setzen . Die zwei hinteren Spiegel-
Egalisirungen fallen weg und werden die hinteren
Schüsseln gerade abgeschlagen und unzusammen-
genäht gelassen . Die bisherigen Rocktaschen
mit Patten kommen ab und werden statt solcher
die Taschen schief (sogenannte schwedische Taschen)
eingeschnitten , mit 3A Zoll breiten Leisten und einem
Knopf in der Mitte versehen . In den beiden hinteren
Falten als auf dem linken hinteren Schüssel und
Riegel ist ein i Linie breiter Vorstoss von Egali¬
sirungstuch anzubringen.
Gilet ist vom vorigen Leibei blos da¬
durch unterschieden , dass die Schüssel abkommen
und solche rund herum gleich abgeschnitten sind,
es dahero ein Gilet ohne Taschen darstellt.
Deutsche Infanterie - Tuchhose ist
um 3 Zoll 2 Linien länger als bisher und soll
eine starke Hand breit unter das Knie reichen,
bekommt keinen Einstoss und Bindbandel unter¬
zubinden , wohl aber zwei schwarze , flache Knöpfe
und einen einwärts an der inneren Naht , um die an
den Gamaschen angebrachte lederne Schleife , wo¬
durch die Gamaschen an den Hosen festgehalten
werden , einknöpfen zu können ; hat oben an dem
Bund und Latz statt der drei metallenen vier mit
Tuch überzogene Knöpfe und hat gut über die
Hüfte hinaufzugehen.
Tuchene Gam aschen sind von den
bisherigen nur dadurch unterschieden , dass sie nur
unter das Knie zu reichen haben ; auf dem hinteren
Theil der Gamaschen inwendig ist eine lederne
Schleife mit zwei Löchern angebracht und eine der¬
Officier und Stabsofficier der deutschen Infanterie . 1798.
gleichen in jener Gegend , die mit der inneren
Hosennaht correspondirt , die in die obigen drei
Knöpfe der Hose eingehängt werden und das Herabrutschen verhindern.
Deutsche Infanterie - Gattie ist statt dem bisherigen Latz mit einem Übereinandergehenden Schlitz
versehen und wird %4 Ellen länger , damit sie bis an die Knöchel reicht.
Id e m d e n werden künftig in der ganzen Armee nur eine Gattung bestehen und ändern sich gegen die
bisherigen deutschen blos darin , dass sie gespitzte Aermel bekommen.
Zwilcherne Kittel und rosshaarene Halsbinde! mit Schnallen wie bisher.
Schuhe unterscheiden sich von den bisherigen , dass sie breite und lange Absätze haben , deren Ränder
anstatt wie bisher abwärts geschnitten sind , über das Quarter hinausreichen , an solches angenäht und mit 34 Zoll
Nägeln zu längerer Dauer beschlagen sein müssen . Die Sohlen sind so lang und breit , dass sie überall übers Ober-
DIE INFANTERIE. 263

Jeder hinausreichen . Das Afterleder ist auswärts angenäht ; auf dem Widerrist sind zwei Riemen angebracht , um
den Schuh an den Fuss festzubinden, statt der bisherigen Schnallentaschen ; das kleine Knöpfchcn ober dem Absatz
ist, um die Gamaschen festhalten zu können, damit sich solche nicht in die Höhe schieben können.
Rauch - kalb feilen er Tornister. Unterscheidet sich von den bisherigen , dass selber die Seitenwände
zu 4 Zoll, die Breite 3 Zoll und die Höhe 9 Zoll hat ; statt des vormaligen Tornistertragriemens sind 32 Zoll
lange , 13A Zoll breite Riemen, welche in der Mitte des Tornistersacks befindlich sind. In der Mitte des rechten
Tragriemens ist eine kleine, eiserne, halbrunde Schnalle und in der Mitte des linken Tragriemens gegenüber der
erstbesagten Schnalle ein 1 Zoll breites Riemel, um solchen über die Brust zu schnallen und das Herabrutschen
der Tragriemen von den Achseln und das Einschneiden unter den Arm verhindern zu können. Unter den Tornister
sind zwei grosse eiserne Schnallen, mit Schnallenstück und Schleifen zur Verkürzung oder Verlängerung des Trag¬
riemens aufgenäht . Ober den beiden Seitenstücken sind beiderseits Lappen angenäht , welche, wenn die Bagage
in den Sack gepackt , darüber geschlagen sind und dem Regen das Eindringen von den Seiten verwehren . Auf der
rechten Seite des Tornisters ist ein 10 Zoll langes sämisches Lederriemchen zur Befestigung der Zeltpflöcke ein¬
gezogen . Der Schlitz zum Deckel ist mit schwachem sämischen Leder besetzt , mit einem Knopfloch und ledernen
Knöpfei versehen . Das Zeltpackelfutteral ist statt vorhin von Brandsohlen -, dermalen von sämischem Leder erzeugt.
Die übrigen drei Schnallen und ihre Strupfen , die Mantelpackriemen , bleiben wie vorhin.
Patrontaschenrieme 11 wie bisher.

Patrontaschenkasten mit Deckel werden künftig von Holz mit Leder überzogen . Die schmalen
Seiten des Kastens sind oben halbrund , damit sich der lederne Deckel daran besser schliesse. An eben diesen
schmalen, oben halbrunden beiden Seitentheilen sind die Feuerdeckel angebracht , die über der Mitte zusammengeknöpft
werden , um allem Eindringen des Regens und der Nässe vorzubeugen . Auf der rechten Seite des Kastens ist ein
Tasche ! angebracht , um den Kugelzieher , Feuerstein , Feldlappen verwahren zu können . Die bisher bestandenen
messingenen Schilder kommen ab und ist der Deckel gegen den bisherigen um 3 Linien breiter , 1 Zoll tiefer.
Bajonnetriemen mit Ueberschwung hat zwar die nämliche Breite von 2 Zoll wie der vorherige
Kuppelleibriemen , ist aber um 6 Zoll länger , hat an einem Ende ein Bajonnettaschel 4V2 Zoll tief, 2V2Zoll breit, an
welchem eine halbrunde messingene, 2 Zoll breite Schnalle mit Schnallenläpperl und Schnallenstück angebracht ist,
um hienach das Bajonnet höher oder tiefer zu hängen ; nur muss am Paschel eine kleine .Schleife angebracht werden,
um den Ueberschwungriemen an den oberen Schösselknopf dergestalt leicht einzuhängen , damit das Bajonnet nicht
hin- und herrutschen kann, und hoch genug geschnallet werden , damit es hinten nicht an den .Schenkel schlagen kann.
F 1intenrieme 11u 11d Batteriedeckel wie bisher.
Fäustlinge und Holzmützen wie bisher. Die Gewehrkolbenfutterals und Brodsäcke kommen 'ab und
ist das Brod im Tornister fortzubringen.
Hölzerne Feldflasche oder Csutera erhält künftig jeder Mann statt der bisherigen Feldflasche.
Diese Csuteras sind rund , flach, von einer festen Gattung Holz, mit einem Wachs gut ausgepicht und zwischen 2 bis
3 Seitel haltend , oben mit einer trichterartigen Mündung versehen und mit einem Stöpsel zugemacht , der an einem
Spagat festgemacht ist, um nicht verloren zu gehen . Um diesem hölzernen Gefässe mehr Festigkeit zu verschaffen
und das Zerspringen zu verhindern , werden solche mit einem Streifen braunen Leders kreuzweis überzogen und ver¬
mittelst einer schmalen Gurte angehängt getragen.

IV. Füsilier -Feldwebel , k . k . ordinäre Cadeten , Führer.


Vom Füsilier durch den prima plana-Säbel mit Bügel und vergoldetem Schild, kameelhaarenem Portepee.
Stock sammt Riemen, lederne Handschuhe , Cartouche mit Riemen unterschieden . Das Schild auf der Cartouche fällt
weg ; auch wird wie bisher Monturtuch und Hemdenleinwand ausgewählt . — Säbelüberschwungriemen wie bei den
deutschen Grenadiers.
V. Füsilier - Corporal.
Vom Füsilier durch den ordinären Säbel mit Bügel, wollenes Portepee , Stock sammt Riemen, Lederhand¬
schuhe unterschieden . Cartouche mit Riemen (ohne Schild) wie der Feldwebel , Ueberschwungriemen wie der deutsche
Grenadier.
VI . Tambour und Zimmermann.
Am deutschen Füsilierröckl, an jeder Achsel das bisher erhaltene Schwalbennest mit Leinenborten , Bortirung
auf den Aufschlägen . Säbel wie bisher, Ueberschwungriemen wie der deutsche Grenadier exclusive Bajonnet . Alles

35*
264 DIE INFANTERIE.

Andere wie bisher . — Der Zimmermann unterscheidet sich vom deutschen Füsilier nur durch Säbel und Säbel¬
handriemen wie bisher . Die Regimentstambours behalten ihre bortirten Röcheln und bortirten Trommelriemen
mit Futterals.
VII . Der deutsche Grenadier - Gemeine.
Grenadiermütze und Hut wie bisher ; Röckel , Leibei , Hose , Gamasche , Gattie , Hemden , Kittel , Halsbindel
und Tornister wie der Füsilier. — Auf dem Deckel des Patronentaschen käste ns die Granate, auf dem
Riemen wie bisher der Luntenverberg -er sammt Haken . — Säbel und Bügel wie bisher.
Säbel - Ueberschwungriemen ist um 6 Zoll länger als der bisherige Leibriemen , das Taschel
1 Zoll tiefer, 1V2 Zoll hinten länger als der Bajonnet -Ueberschwungriemen des deutschen Füsiliers neuer Art , ferner
mit einem Futterblatt für das Bajonnet , dann mit einer halbrunden Messingschnalle mit Lappen und Schnallenstück.
Säbelhand - und Flintenriemen , Batteriedeckel , Holzmützen und Fäustlinge wie bisher.

VIII . Grenadier - Unterofficier.


Mütze und Hut wie bisher . Feldwebel alles Andere wie der Füsilier-Feldwebel , nur auf der Cartouche die
Granate ; Corporal wie bisher , auf der Cartouche die Granate . — Tambour adjustirt wie der gemeine Grenadier,
Tambourausrüstung wie der Füsilier-Tambour ; ebenso der Zimmermann.

IX . Der hungarische Füsilier.


Helm und Roquelor wie der deutsche . Rock ebenso , nur Aermelaufschlag wie bisher gespitzt , Litzel ohne
weisse Einfassborte , Leibei wie der deutsche Füsilier . Himmelblaue Tuchhose und Gattie wie bisher , Hemden , Kittel,
Halsbindel u. s. w. wie der deutsche Füsilier . — Hungarische Schuhe um 1 Zoll höher als sonst , hinten mit einer
Naht , um besser am Fuss anzusehliessen.
Chargen unterscheiden sich in derselben Weise wie beim deutschen Füsilier , ebenso Tambour und
Zimmermann.
X . Der hungarische Grenadier.
Mütze und Hut wie bisher . Roquelor wie der deutsche Füsilier, Röckel, Leibei , Hosen wie der ungarische
Füsilier, alles Uebrige entsprechend dem deutschen Grenadier , respective ungarischen Füsilier.

Die Egalisirung
der einzelnen Infanterie -Regimenter stellt am besten , mit immer zunehmenden Anklängen an die Egalisirung von heute,
folgende Tabelle der Regimenter dar , welche der AdjustirungsVorschrift von 1798 angefügt ist:

Infanterie -Regimenter.
Nr. Name Egalisirung Knöpfe Nr. Name Egalisirung Knöpfe
1. Kaiser pompadour gelb 1 20. Kaunitz krebsroth weiss
2. Erzh . E'erdinand kaisergelb gelb 21. Gemmingen meergrün gelb
3* » Carl himmelblau weiss 22. Lacy kaisergelb weiss
4- » Deutschmeister himmelblau gelb 23 - Erzh . Toscana ponceau weiss
5- (1. Garnisonsregiment) dunkelblau weiss 24. Preiss dunkelblau weiss
6. (2. Garnisonsregiment) schwarz weiss 25- Brechainville' meergrün weiss
7- Carl Schröder dunkelblau weiss 26. Wilh . Schröder paperlgrün gelb
8. Iiuff ponceau g*elb 27. Strassoldo kaisergelb gelb
9- Clerfavt apfelgrün gelb 28. W artensieben grasgrün weiss
IO. Ivheul paperlgrün weiss 29. Wallis -Oliona bleumoreau weiss
11. Michel Wallis rosenroth weiss 30. de Eigne lichtgrau gelb
12. Manfreddini dunkelbraun gelb 3 *. Benjowsky kaisergelb wreiss
13 - Reisky grasgrün gelb 32. Samuel Gyulay himmelblau gelb
M- Klebeck schwarz gelb 33- Sztaray dunkelblau weiss
1 5- Oranien krapproth gelb 34- Esterhazy krapproth weiss
16. Terzy violett gelb Wenkheim krebsroth
35- gelb
17- Hohenlohe lichtbraun weiss 36. weiss
Fürstenberg grisdelin
18. Stuart pompadour weiss de Vins
37- ponceau gelb
19. Alvinczy himmelblau weiss 38. rosenroth
Württemberg H . F. gelb
DIE INFANTERIE. 265

Nr. Name Egalisirung Knöpfe | Nr. Name Egalisirung Knöpfe


39- Nadasdy ponceau weiss 51• Spien yi dunkelblau gelb
40. Mittrowsky carmoisin weiss 52- Erzh . Anton pompadour gelb
4 1• Bender schwefelgell) weiss 53- Jellachich pompadour weiss
42. Erbach orange weiss 54- Callenberg- apfelgrün weiss
43- Thurn schwefelgelb gelb 55- Murray bleumoreau gelb
44. Belgiojoso krapproth weiss 56. Wenzel Colloredo stahlgrün gelb
45- Lattermann carmoisin gelb 57- Jos . Colloredo grisdelin gelb
4O. Neugebauer dunkelblau gelb 88. ■ Beaulieu schwarz weiss
47- Franz Kinsky stahlgrün weiss 59- Alexander Jordis orange gelb
48. (1. neues ungar .) stahlgrün gelb 6oa stahlgrün weiss
weiss Neuerrichtete ungarische
49. Kerpen lichthechtgrau 6 1.} grasgrün gelb
Stain violett weiss Regimenter
50. grasgrün weiss

Dies war — genau nach der im Kriegsarchiv bewahrten Original -Vorschrift — die Adjustirung, welche
mit i . Januar 1799 der Infanterie verordnet worden war und, wie es schien, eine lange Zeit in Geltung bleiben
sollte, thatsächlich aber nie vollkommene Geltung gewonnen hat und bald wieder einer neuen Vorschrift für die
äussere Erscheinung des Soldaten weichen sollte.
II.

Freicorps, Jäger und leichte Infanterie.

Hs ist durchaus natürlich , dass gerade die französischen Revolutionskriege die Entfaltung jener leichten
Truppen begünstigten , an denen das alte Herr empfindlichen Mangel litt . Wir wissen , aus welch bescheidenen An¬
fängen sich die ersten Jägertruppen Oesterreichs , zumeist Formationen des Tages,
ohne dauernde und feste Organisation , entwickelt hatten . Schon im siebenjährigen
und in den Josephinischen Kriegen hatte man ihre Unentbehrlichkeit und Nütz¬
lichkeit neben den historischen »leichten Truppen « Habsburgs , den Grenzern oder
»Kroaten «, erkannt , und dennoch darauf verzichtet , sie dem festen Gefüge des
Heeres einzuverleiben . Nun aber , als die Kampfweise der Revolutionstruppen
Frankreichs das Gefecht in aufgelöster Ordnung in den Vordergrund des militäri¬
schen Interesses rückte , als es galt , den raschen , leichtbeweglichen französischen
Schaaren ebenso rasche , für den kleinen Krieg wie für das Vorpostengefecht , für
Recognoscirungen , Streifungen u . s. w. besonders geeignete , intelligente , gut
bewaffnete und gut schiessende Truppen entgegenzustellen , wandte man den
Jägercorps verdoppelte Aufmerksamkeit zu . Bisher hatte man sie zumeist als
»Freicorps « auf Kriegsdauer aufgestellt und nur in einzelnen Fällen über die
Kriegsdauer beibehalten , gekannt , und es gab eine stattliche Reihe solcher Corps,
in deren Benennung die Titel »Jäger «, »Scharfschützen «, »Freijäger «, in deren
Kleide die Jägerfarben hechtgrau und grün oft wiederkehren . Eine möglichst voll¬
ständige Liste mag dies lehren.
Die ältesten dieser Jägercorps waren das (uns schon bekannte ) »Elite-
Feldj ägercorps « d’Aspre ’s, das General Lacy 1758 aus sämmtlichen Grenadieren
zu Fuss und zu Pferd und auch aus Cürassier -Carabiniers errichtet und in 16 Com¬
pagnien formirt hatte , sowie das von Lacy mit dem neuen Pionnierbataillon ver¬
einigte Jägercorps . Beide trugen den hechtgrauen Rock , ersteres mit stahl -
grüner , letzteres mit (gras -)»grüner « Egalisirung und gelben Knöpfen . Sie
wurden 1763 nach dem Hubertusburger Frieden reducirt , kehrten aber später
in neuen Formationen wieder . Ebenfalls in den Preussenkriegen entstanden
das 1769 in Schlesien von General Beck errichtete »schlesische Volontär¬
bataillon « (Rock grün , Aufschläge und Knöpfe gelb ), Hauptmann Otto ’s
»deutsches Ereijägercorps zu Fuss und zu Pferd « (Rock grün , Auf¬
schläge schwarz ). Im Jahre 1778 errichtete Oberst Chevalier de Donceel
Ausrüstung der Jäger (Stutzenschütze ).
das »niederländische Freibataillon « (Rock grün , Aufschläge grau,
Knöpfe gelb , Hut dreieckig , gestülpt , Schnürschuhe ), und Oberstlieutenant v . Geitner in Tirol das »Jäger - und
Tiroler Scharfschützencorps «, das mit 20 Compagnien die grösste Formation dieser Art bedeutete und die
markante Jägertracht (Rock hechtgrau , Aufschläge grün , Knöpfe gelb , schwarzes Casquet ) trug ; diese beiden Corps
FREICORPS . JÄGER UND LEICHTE INFANTERIE. 267

wurden zwar schon 1779 aufgelöst , doch zogen 1788 die Tiroler Jäger , von Oberstlieutenant Geppert , dann Major
Fenn er commandirt , wieder ins Feld.
Nach Jahresfrist verschwanden folgende 1778 aufgestellte , mannigfaltige und zumeist jägerartig organisirtc
Corps : das Balthasar Baumgartner ’sche »bayrische Freicorps «, in Bayern und Schwaben aufgestellt (Rock dunkel¬
blau , Aufschläge und Knöpfe gelb), das von Major Baron Wolter in Franken und Schwaben formirte »Reichs¬
volontärcorps « (Rock dunkelbraun , Aufschläge gelb , Knöpfe weiss), Oberstlieutenant Baron Nesselrode ’s »Kaiser¬
legion « (Rock roth , Aufschläge schwarz, Knöpfe gelb , Helm mit Rossschweif, gelblederne Hosen, Halbstiefel), aus
küsilieren , Grenadieren , Jägern und Dragonern bestehend ; Oberstlieutenant Baron Wilhelm Geusau ’s »Reichsfreicorps«
(Rock grün , Aufschläge roth , Knöpfe weiss, Casquet schwarz, Hosen und Weste weiss), Oberstlieutenant Otto ’s
in Sachsen formirtes Freijäger - und h üsiliercorps (Rock grün , Aufschläge und Casquets schwarz, Hose bei den
Jägern grün ), V oller ’s Reichsfreibataillon (im römischen Reiche begründet , Rock hechtgrau , Aufschläge gelb,
Knöpfe weiss), Baron Winkopp ’s Reichsfreibataillon (Rock stahlgrün , Aufschläge roth , Knöpfe gelb), Oberst Max
Graf Latour ’s galizisches Freibataillon (Rock roth , Aufschläge grün , Knöpfe weiss, Weste gelb), Potocki ’s
polnisches Freicorps (Rock stahlgrün , Aufschläge roth , Knöpfe und Weste weiss), Oberst v. Metzkcr ’s banati-
sches Freicorps , commandirt von Major Seczujacz v. Heldenfeld , (Rock lichtblau, Aufschläge rosaroth , Knöpfe
gelb), und endlich Major v. Riese ’s zumeist aus preussi.schon Deserteuren formirtes Freibataillon (Rock, Weste,
Hose und Knöpfe weiss, Aufschläge hellgrün). Alle diese Corps und Bataillone endeten schon 1779 ihr
kurzes Dasein.
In den Achtzigerjahren trat abermals eine Reihe meist kurzlebiger Freicorps jägerartigen Charakters auf
den Plan . Man nennt zunächst Major Baron Steiirs zu Frankfurt a. M. 1784 begründetes und ('in Jahr später auf¬
gelöstes Freicorps , das die Uniform des Riese-Bataillons adaptirt zu haben scheint ; dann das nachmals von
Oberst Baron d’Aspre eommandirte Kurz ’sc he deutsche Jägercorps, das , aus gelernten Jägern und
approbirten Schützen gebildet , zwei Bataillone formirte, die eigentliche Jägertracht (Rock hechtgrau , Aufschläge'
stahlgrün , Knöpfe gelb ) trug und bis 1801 bestand . In den Grenzgebieten entstanden : im Dccember 1784
das von Oberst Josef Anton v. B r entano eommandirte »croatisch - sla v onische Grenzfrei c o r p s «, aus
12 Compagnien und 1 Huszaren-Division bestehend und national gekleidet (Rock braun : Verschnürung und Aufschläge
roth , Knöpfe gelb , braune oder rothe Mütze, weisse Weste , braune , rothverschnürte ungarische Hose, Schnürschuhe,
Mantel roth , Knöpfe braun -naturlederfarbig , ausser Gewehr und Bajonnet noch mit einem langen krummen Säbel,
2 Pistolen und 1 Messer bewaffnet); das im Jänner 1788 in Syrmien zumeist aus türkischen Untertha 'nen gebildete
Major Mih ailo vich ’sche serbische Freicorps 12( Infanterie-Compagnien , 1 Division Scharfschützen , 1 Huszarcn-
Escadron ), das die Uniform des Brentano’schen Corps mit hohem Czako auf geschorenem Kopfe , braune Mäntel,
weite türkische Hosen mit weissen Schleifen, türkische Stiefel, Jägerstutzen , 2 Pistolen, türkischen Säbel und
sogenannte Czakans (beschlagene Knittel) trug — es wurde zwar 179 1aufgelöst , aber 1798 ausschliesslich als
Fusstruppe wieder aufgestellt . Nur ein oder zwei Jahre ( 1788— 179°) bestanden Hauptmann Csivieh’s »slavonisch-
bosnisches Freicorps« und Kussevich’s »banatisches Seressanercorps «, beide braun -roth , das vom
Seifensieder Demeter Kocsa errichtete und eommandirte »b an a tische h rei - Partistencorps« 6 ( Compagnien,
Adjustirung : Rock grau , Aufschläge roth , Knöpfe gelb , rothe Spitzkappel , weite türkische Hose , Opanken , Gewehr,
Säbel , Messer, Pistolen), Major Josef v. Klein adeliges »siebe n b ü r g i s e h c s F r e i c o r p s « (3000 Mann zu Fass
und zu Pferd), Major Beddeus ’ Arnaute 11 corps moldau ( -wallachische Freiwillige), Gyulai ’s, von Major Baron
Philipp Vukassovich commandirt es, zumeist croatisches Freicorps 12 ( Compagnien Infanterie , 4 Escadronen Huszaren),
aus welchem sich 1792 ein neues Freicorps (Rock braun , Aufschläge roth , Knöpfe weiss, schwarze Casquets,
weisse Leibein , blaue Hosen, rothjuchtenes Lederzeug , Gewehr, Säbel , Pistolen und türkisches Messer) herausbildete.
Im Jahre 1790 traten in Action : Major Graf O’D onol l’s in Galizien formirtes, 12 Compagnien starkes Freicorps
und das bekannte Grün - Laudo n’sche Freicorps (2 Bataillone, im niederrheinischen Kreise errichtet , von Oberst Anton
Baron Mylius commandirt), beide in grüne Röcke mit rother Egalisirung und gelben Knöpfen, schwarze Czakomützen,
grüne Hosen gekleidet ; 1791trat das berühmte niederländische zum
( Theil tirolische) Feldjägercorps
Le Loup begründet
( von Major Johann Le Loup), hechtgrau -grün -gelb adjustirt , auf den Plan , das später Oberst¬
lieutenant Rudolf Roitz eommandirte und das 1801 in Krain aufgelöst wurde. Sechs Jahre 1792— 1798 bestanden die
Limburger h r ei willigen - Legion Erzherzog Carl, Commandant Major de Meys, Uniform : Rock hecht¬
grau , Aufschläge roth , Knöpfe weiss, und das von dem königlich französischen Oberstlieutenant Vicomte de Car ne-
268 FREICORPS , JAGER UND LEICHTE INFANTERIE.

ville in den Niederlanden aus französischen Emigranten und Tirolern formirte Freicorps , das 2 Infanterie -, 2 Jäger
Compagnien und 1 Huszaren -Division umfasste und seine Jäger 1798 an das Le Loup -Corps abgab . 1794 —- 1797
existirte die Legion Bourbon Infanterie
( und Huszaren ), das vom Lütticher Fürstbischof aufgestellte Lütticher
Freicorps 4 ( Compagnien , Rock himmelblau , Aufschläge krebsroth , Knöpfe weiss ) und das französische Emigranten-
Corps Ludwig Prinz Roh an ( 1 Infanterie - und 1 Huszaren -Regiment ) ; 1796 — 1798 das aus 6 starken Compagnien
zusammengesetzte Wiener Lrei wi 11 igencorps Rock
( grasgrün , Aufschläge schwarz , Knöpfe gelb ), das zu Mantua
in französische Gefangenschaft gerieth und in Ober -Laibach aufgelöst wurde . Das 1793 errichtete österreichisch¬
steirische W u r m ser - F reico r p s (zumeist Croaten ) kleidete sein Commandant , Oberstlieutenant Baron Knesevich,
indieromantische Pandurentracht ; es umfasste zunächst 2 Bataillone und 4 Escadronen , bestand aber 1794 — 1801
nur mehr aus 6 Compagnien in braun -rother Adjustirung . Das aus dem bischöflich Paderborner Bussy - Jäger corps
emporgewachsene stattliche reitende Jägercorps werden wir bei der Betrachtung der Reiterei kennen lernen . Kurze
Jahre (1799 — 1801 ) bestand das Brentano ’sche , aus Piemontesen zusammengesetzte Feldj ägercorps Rock
( hecht¬
grau , Aufschläge stahlgrün , Corsehüte , Carabiner ), 1800 — 1801 das aus Dalmatinern , Montenegrinern und Türken
bestehende , von Major Dominik Ertel commandirte , dalmatinisch gekleidete und bewaffnete leichte Dalmatiner-
Bataillon, das zur Vertheidigung Böhmens ins Leben gerufene »böhmische Jägercorps« hechtgrau
( , stahl¬
grün , gelb ), das niederösterreichische Scharfschützencorps , das mährische Landjägercorps
und die böhmische Legion.
Ausser diesen jeweiligen Schöpfungen *) gab es nur eine permanente Jägertruppe , die jedoch lange dieses
charakteristischen Namens entbehrte , das alte »Tiroler Land - und Feld - Regiment «, das 1766 in ein Regiment
zu 2 Bataillonen ä 6 Compagnien und 1 Tiroler Bataillon zu 4 Compagnien umgewandelt wurde und bei der
Regiments -Numerirung die Ziffer 46 erhielt , auch die gewöhnliche Infanterie -Adjustirung trug , 1801 aber in ein
wirkliches Jäger - Regiment zu 3 Bataillonen (ä 6 Compagnien ) formirt wurde und das Fenner ’sche Tiroler Jäger¬
corps , die Kurz ’schen Jäger und die Tiroler von Le Loup in sich aufnahm . Der Truppencommandant von Tirol,
FML . Marquis de Chasteler, war Inhaber des neuorganisirten , mit der Nummer 64 bezeichneten »Tiroler Jäger-
Regiments «, das leider durch die katastrophalen Schicksale Tirols bald (1805 ) seinen Tiroler Namen verlor und als
einfaches »Jäger -Regiment Chasteler Nr . 64 « bis 1808 fortbestand . . . . Dies war der starke und stattliche Stamm¬
körper unserer Jägertruppe . Das Bedürfniss nach weiteren leichten Truppenkörpern aber führte 1798 zu einer merk¬
würdigen , ephemeren Schöpfung , welche ein Mittelding zwischen Jägern und deutscher Infanterie bedeutete und die
meisten jener Freitruppen in sich aufnehmen sollte , in denen man ein werthvolles Material für leichte Infanterie
erkannt hatte . So entstanden die
leichten Bataillone,
deren hechtgrauer Rock und deren Waffe , der Stutzen mit Haubajonnet , an die Jägertruppe gemahnte , ohne dass
sie derselben angegliedert oder dazu ausgestaltet wurden . Wir zählen 15 dieser , zumeist nach ihren jeweiligen
Bataillons -Commandanten benannten , leichten Bataillone , und zwar:
Nr . 1 »Strozzi «, galizisch , Aufschläge krapproth , Knöpfe gelb , entstand aus dem O’Donell -Corps.
» 2 »Carl Rohan «, italienisch , krapproth -weiss , aus den Legionen Bourbon , Rohan und Erzherzog Carl.
3 »Am Ende «, » ziegelroth -gelb, Grün -Laudon.
4 »Bach «, » » -weiss,
5 »Paul Radivojevich «, slavonisch , orangegelb -gelb, dem serbischen Freicorps.
6 »Trauttenberg «, ungarisch , » » » Gyulai ’schen Freicorps.
7 »Schmelzer « (zuerst »Otto< I, » stahlgrün - »
8 »Wurmser «, » schwefelgelb -weis,
0 »Greth «, » carmosinroth -gelb,
» 10 »Siegenfeld «, croatisch, dunkelblau -weiss , » » »
11 »Franz Carneville «, italienisch, » -gelb , » » Carneville - und Lütticher -Corps und
Zerbst -Infanterie.
• 12 »Rubenitz «, galizisch, stahlgrün -weiss , » » O’Donell -Freicorps.
» 13 »Munkäcsy «, ungarisch, schwefelgelb -gelb , » * Gyulai ’schen Freicorps.
» 14 »Louis Rohan «, italienisch, schwarz -weiss , » den Legionen Bourbon , Rohan und Carl.
» 15 »Mihanovic «, slavonisch, » -gelb , » dem1 serbischen Freicorps .**)
*) Dazu darf man vielleicht auch das 1761 vom regierenden Fürsten Friedrich August v. Anhalt -Zerbst begründete Freibataillon Anhalt-
Zerbst (500 Infanteristen , 50 Reiter , einige Kanonen ) zählen , das weissen Rock , rothe Aufschläge und gelbe Knöpfe trug und sich in der österreichischen
Armee längere Zeit erhielt , um erst 1798 ganz in anderen Truppenkörpern ( ix . leichtes Bataillon und gegenwärtiges 12. Dragoner -Regiment ) aufzugehen.
**) Ich berichtige hier Graeffer ’s Tabelle der leichten Bataillone nach dem im Kriegsarchiv befindlichen Original der Adjustirungsvorschrift 1798.
FREICORPS , JÄGER UND LEICHTE INFANTERIE. 26g

Die Kopfbedeckungen der leichten Infanteristen wie der Jäger bildete der Helm der deutschen Füsiliere;
doch zeigte derselbe statt des vorderen Messingschildes ein in Messing ausgezacktes »F . II.« Das »Rockel «, die
Hosen und Gamaschen hatten die fünf italienischen Bataillone ganz nach dem Schnitt der deutschen Füsiliere ; die
übrigen Bataillone erhielten (laut Adjustirungsvorschrift von 1798 ) lange Hosen und Bundschuhe gleich jenen der

Leichte Infanterie . 1798—1801.

ungarischen Füsiliere . Bemerkenswerth ist es , dass in der Adjustirungsvorschrift von 1798 — 1799 der Jäger
selbst nur ganz nebenher , und zwar innerhalb der Bestimmungen für die leichte Infanterie Erwägung gethan
wird . Es heisst dort : »Jäger und Scharfschützen unterscheiden sich am Helm nur durch die grüne Kamm-
Ouaste und das durchaus gehende schwarze Riemzeug, welches sich auch vom Offizier versteht . « Die
Chargen der leichten Bataillone beschreibt die Vorschrift genau wie jene der deutschen , respective der ungarischen
Infanterie und fährt dann fort : »Jäger und Scharfschützen (Unteroffiziere ) haben schwarzes Riemzeug . Wald-

36
2/0 FREICORPS, JÄGER UND LEICHTE INFANTERIE.

hör nisten und Trompeter sollen den Tambours der Infanterie gleichen ; nur tragen sie keinen Trommel-
Ueberschwung und Tragriemen . « Es scheint damit bewiesen , dass den leichten Bataillonen als integrirende Bestand¬
teile Jäger und Scharfschützen angehörten.
Aber auch diesen Bataillonen war nur ein kurzes Dasein beschieden , sie verschwanden , wie wir noch
sehen werden , successive in den nächsten Jahren . Die Erkenntniss des Werthes und der Bedeutung leichter und
jägerartiger Truppen aber schwand keineswegs , im Gegenteil , die Neubegründung des Tiroler Jäger -Regiments
(1801 ) scheint die Frage einer endgiltigen Jäger - Organisation, einer consequenten und zweckmässigen
Ausbildung des Jägers und Jäger -Officiers , geradezu in Fluss gebracht zu haben.
In einer dem Erzherzog Carl gewidmeten »Abhandlung über den Dienst der Feldjäger zu Fuss «,
welche 1802 zu Wien (auf Kosten des Verfassers gedruckt mit Grossenischen Schriften ) erschien , wagt Obrist¬
wachtmeister Max Sigmund von Paumgartten einen
» Versuch , um jungen Officiers , die nebst andern militärischen
Talenten , Tust und Anlage zum kleinen Dienst haben , den Weg zu erleichtern , auf dem sie zu dem möglichen
Grade der Vollkommenheit gelangen können «. Der wackere Obristwachtmeister erkennt die Notwendigkeit , dass
der meist bei Avantgarden , im Vorpostendienste u . s . w ., also bei grosser Selbstständigkeit verwendete Jäger-
Officier die Kraft und das Verständniss zur »Disposition « besitzen müsse . »Auf seinem Platze ist er das « — meint
Paumgartten -— »was der General einer Armee ist ; er muss ein ebenso richtiges Auge , ebenso schnelle Beurtheilungs-
kraft und ebenso viel entscheidende Festigkeit in sich vereinigen als Jener , dessen ganze Wohlfahrt , wie seiner
unterhabenden Armee oft nur von der Wachsamkeit und Entschlossenheit des Augenblicks abhängt . Zu wünschen
wäre es also , dass keine andern als gute Köpfe , die nebst den übrigen unentbehrlichen Eigenschaften und
militärischen Kenntnissen auch etwas von der Mathematik und dem Geniewesen verstehen , zu Officiers dieser Truppe
gewählt würden , und diese werden gewiss auch aus eigenem Triebe mit Lust und Fleiss studiren und durch ihr
Beispiel mehrere brauchbare Männer für dieses Fach heranziehen . . . . «
Die Bewaffnung der Jäger -Officiere bildete der Säbel , dessen Form bis 1811 nicht normirt war ; zumeist
wählte man den Grenadier -Officierssäbel , gelbmontirt , schwarze Lederscheide . Die Seitenwaffe des Jägers war bis
1789 der ordinäre Füsilirsäbel ; doch sollen auch Krückenmesser existirt haben , welche in Bäume gesteckt und
als Auflage für die Stutzen benützt wurden . Der 1789 eingeführte Jägerstutzen gestattete das Aufpflanzen eines
langen , degenartigen Hirschfängers , der 1795 durch das Haubajonnet ersetzt werden sollte , aber erst nach dem
1805er Feldzuge verschwand . Die Gewehr - und Waffencommission , welche seit der 1796er Campagne unter Vorsitz
des FML . Unterberger tagte , regte die Einführung des Stutzens Modell 1795 und d es Jägercarabiners Modell
1807 an . Es gab dann Stutzenjäger (die besten Schützen , 3. Glied ) und Carabinerjäger (1. und 2. Glied ). Ueber
den wahren Anfangstermin dieser Doppelbewaffnung herrscht übrigens in allen Chroniken , Geschichten , Monographien
eine heillose Confusion . Thatsächlich scheint man sich auch damit nicht beeilt zu haben , denn in Paumgartten ’s
Buche lesen wir wörtlich :

„Die bis jeßt beffaiibeuen3 <Ucr=Corps waren gleichförmig mit Stufen (gejogene Tfugelrö£?ren) bewaffnet unb würben in
Compagnien, Dioiftonen ober ganjen Corps auf beit Dorpoffen perwenbet. So gut eine berlei mit Stufen bewaffnete Cruppe gemifeßt mit
Klusqueten bienen würbe, cbenfo unportljcilbaft ift fie, wenn fie otjne biefe KTifcßung in ganje Corps jufammengefetd unb perwenbet wirb.
Denn ber Stußetijäger ift nicht im Staube, wenn er auch fogenanntes Scheibenpulper erhält unb fteß3 ^3crPahonen jum Gefcßwinbelabett
perfertigt, auf ben 8., 9. Sdniß bie gepflafferfc Kugel, ohne mit übermäßiger Gewalt barauf 511 flößen, an Ort unb Stelle 31t bringen, wenn
er auch öfters auswifeßt, W0511 er, ba er in ben Gefträucßen unb IDalbuttgen fidj meiftens felbft überlaffen bleibet, ungeachtet aller Dorfcßrift,
fich Line ^ ßit nimmt. Daßero bas meiftens unwirffame unb bcmna'ch langfante Schiefen bey ben porhin beftanbenen3 <H Grn- IDill man
biefe3 <U er utit ihrem ohnehin größeren Solb wahrhaft wirffam unb furchtbar macßcit unb 511m Befielt bes Dienftes jweefmäßig perwenbett,
fo müffen fie 511m Cßeil mit halbgejogeneit leichten unb im Schuß probirten KTusqueten (ober fogenannteit ScßrobStußen, bie jwar
fürjer als ein orbiitäres 3 nfan teriegeweßr, aber and) um ein gutes Cßcil länger als ein Kugelftußen feyn folleu) unb 511m Cßeil, woju nur
bie beften Schüßen 311 nehmen wären, mit Stußen perfeßett feyn. (Könnte man einige Unter*, KIt=, auch gar gemeine3 ^S cr mit ben be=
fannteu XDinbbüd ?fGn armiren, fo würbe bies allerbings pon großem Dortheil fein, weil man biefe £eufe bey geheimen Cypebitionen, als
Hinterhalt*, Überfällen*, Scßleicß=Patrouillen ic. gut unb beffer als bie Stußenjäger perwenbett fönnfe. Km gleicßförmigffen wäre es, wenn
biefe Xüinbbücßfen ettlweber ben Unterjägern ober ben Kitjägern gegeben würben.) Durch eine auf biefe IDeife gemifeßte unb bewaffnete
3äger =K(atinfchaft würbe man mit(Erfolg unb entfcßeibeitb wirfett , ba bie mit UTusqueteit bewaffneten unb ebettfo gut im fielen unb Scßießett
geübten 3>äger bas Plänfeltt unb gefeßwinbe Schießen wirffam unterhalten fönnten, unterbeffen bie befferett Schüßen mit ben Kugelrößren ßcß
Pläße 311 wäßlett, orbcntlicß 5U laben unb ißr ^ eucr bettt ^ einbe empfittblicß att3ubringcn im Stanbc finb. Da eine 3 ^9er Fuppe
mancßmal in Gelegenheit fommt, wo fie neben ißren Schußwaffen aueß ein Bajonnett 3U ißrer Dertßeibigung aufjufteefen nötßig ßat, fo wären
bie ßalbgejogenen JlTusqueten fowoßl als bie Stußen fo 311 ftellen, baß auf erftere bas orbeittlicße lange Bajonttet unb auf Ießtere ber
FREICORPS , JÄGER UND LEICHTE INFANTERIE. 271

ijtrfdjfängßi ’ fömie gepflanjet werben. Da^er follten bte 3 ^9ßrf mit Stufen bewaffnet ftnb, einen orbiitären gcrabenf^irfcfyfängcr fyaben,
beffeit(Briff fo gerichtet unb mit einer ^ eber nerfefyen fein mujf, baf berfelbe an ber DTünbung bes Stutens feitmärts im Hotljfall fami auf-
gepflaiget werben. Denen mit 27Tusqueten bewaffneten3 ^9eni wäre 1, ebft bem Bajonnet ein orbinairer uitgarifdjcr 3 nfan teriefäbel beyjiu
geben, welcher fowofyl als bas Bajonnet fowie bey ben Stu^eitjägern ber f) irfcfyfänger en bandouliere in ben jetfl üblichen Hberfd}wung=
Bienten non ber rechten 5111 * linfen Schulter getragen würbe."

In diesen Vorschlägen erkennen wir fast genau die erste Bewaffnung der nachher neuorganisirten , consolidirten
Jägertruppe wieder . Der Stutzen und der Carabiner entsprachen in ihrem Nebeneinander dem Bewaffnungsideal,
das dem klarblickenden Obristwacht¬
meister v . Paumgartten vorschwebte.
Der Jägerstutzen zeigte einen 25 '/2Zoll
langen , schmiedeeisernen , rückwärts
durch die Schwanzschraube abgeschlos¬
senen Lauf , von aussen schwarzblau
angelaufen , bis auf 11 Centimeter von
der Mündung achtkantig , an der Mün¬
dung cylindrisch (wegen des Bajonnets ) ;
er hatte 7 Züge mit 3/4Drall , einen
Bohrungsdurchmesser von 6m 6 ,v, der
sich einige Zoll vor der Schwanzschraube
um I IV erweiterte . Nahe der Mündung
sah man das messingene Visirkorn,
rückwärts ein etwas höheres Visirstöckel
mit feinem Einschnitt (Grinsei ) ; hatte
der Stutzenjäger auf grössere Distanzen
zu schiessen , so wurde an dem Visir¬
stöckel ein noch höheres , mit einem
Grinsei versehenes »Plattel «aufgerichtet.
Der eiserne Ladstock hatte an dem
einen Ende eine hölzerne Birne zum
Einpressen der Kugel in die Mündung,
am anderen Ende eine kleine Erweite¬
rung (Setzer ) zum Ansetzen der Kugel;
dort konnten auch Wischer und Kugel
angeschraubt werden . Der Jäger trug
den Ladstock schräg an der rechten
Körperseife , Birne vorn , Setzer rück¬
wärts . Der 2 Fuss 11 Zoll lange Schaft
war aus Nussbaumholz , mit Messing Stutzenschütze und Flintenschütze der Jäger . 1800.
montirt ; der Kolben hatte links einen
Balkenflügel , rechts einen Schubdeckel , welcher ein Fach für Kugelzieher , Wischer und Pulvermass schloss ; etwa
8 Zoll unter der Mündung war ein Riemenbügel und an der Kolbenkante eine Schraube mit einem breiten Knopf , an
welchen Theilen der Stutzenriemen befestigt wurde . Zwei durch den Schaft gehende Schrauben verbanden das
Schloss mit dem an der linken Seite befindlichen Seitenblech . Das Schloss hatte aussen die Batterie - oder
Deckelfeder , welche den Deckel auf die Zündpfanne drückte , und den Hahn , in dessen Maul der Feuerstein
eingeschraubt wurde . Als Pulverladung wurde ein Quintei Scheibenpulver verwendet . Der ganze Stutzen war
12 Pfund 12 Loth schwer.

Das überaus langsame Laden des Stutzens erschien schon in jener , an langsame Proceduren gewöhnten
Zeit bedenklich . Der Mann stellte den Stutzen vor die Mitte des Leibes , hielt ihn mit den Knieen , ergriff eine
Papierpatrone , riss (biss ) sie ab , schüttete das Pulver in die Bohrung , holte eine Rundkugel und ein Pflaster (kleine,
runde Barchentscheiben , die man vor dem Gefecht , um sie rasch zur Hand zu haben , schmetterlingartig an den
272 FREICORPS, JÄGER UND LEICHTE INFANTERIE.

Hut steckte ) aus der Patrontasche , legte sie auf die Mündung , drückte die Kugel mit der Ladstockbirne in die
Bohrung , wendete den Ladstock , drückte die Kugel hinab , zog den Stock heraus und schüttete Pulver aus dem
Pulverhorn auf die Zündpfanne . Das Pulver verwahrte der Jäger in kleinen Düten ä 1 Quintei ; gingen ihm diese
aus , so schüttete er es mit dem Pulvermassl auf . „Da öas langfame laben bes Stutens not*bem ^ etnbe öfters rtacfytfyetltg
merbert fann", sagt FML. Unterberger , „fo fyat man, nrn es gefdjminber 511 IDege 511 bringen, für jeben
\2 Patronen non 2!Teffingbledt in einem fleinen lebernen patrontafdjel , meldjes er um bie HTitte trägt , be-
ftimmt. Diefe patronenröljrl fittb iittnenbig bnrcj> einen Boöen in 3mey ungleiche Cfyeile abgefonbert; in ben fütteren
wirb bie Kugel mit bem in ein glekfyfeitiges Dreied gefdjnittenen pflafter bergeftalt geftecft
, fcafj man fie bey ben brey
Dorfteljenbeit Spieen bes pffafters leicht l]erans5iel^en fann; in bie anbere Kbttjeilnng wirb ein Sdut§ pulner fatnmt
Jünbfrant gegeben unb mit einem propf non IDerg ober ^ e^en nerftopft. bDill man nun ben Stufen , wenn er ab-
gefeuert worben ift, wieber laben, fo ergreift man eine Patrone, ^iefjet ben Propf fyeratts, wifdjt bamit Batterie, Pfanne
unb Stein ab, fdpittet bas günbfraut gehörig auf bie Pfanne, fcfüiefjet fie mit ber Batterie unb ftecfet auf biefe ein
an einem Biemel in ben (Sriffbügel befeftigtes, lebernes Kappel, bamit ber Sdjttfj beim Kugeleinfdjlagen ober Knfe^eu
nidjt ungefähr losgefjett fann, fdnittet bie übrige pulnerlabung in ben lauf , jiebet bie Kugel fatnmt bem pflafter aus
ber Patrone, fetjt fie auf bie HÜinbung 11 . f. m." 1808 schaffte man diese Messingpatronen leider ab. Kugel und
.Blei wurden bei der Compagnie gegossen , respective zerhackt . Die Länge des Stutzens mit gepflanztem Bajonnet
(Klinge 2 Fuss , 1 Zoll , 6 Linien , Hülse 4 Zoll , 2 Linien ) betrug 64 Zoll . Jeder Stutzenjäger führte je 1 Federhacken,
Schraubenzieher , Wischer , Kugelzieher , Kugelmodel mit sich ; 8 bis 10 Mann hatten 1 Abzwickzangel , je ein Zug
einen Pflasterstempel zum Herstellen der Barchentpflaster.
Der Carabiner war aussen glatt , ohne Züge , Kaliber 17-6 Millimeter , einfaches Visirstöckel , Ladstock in
einer Nuth des Schaftes , Gewicht 7 Pfund . Neben dem Stichbajonnet trugen die Carabinerjäger den Infanterie¬
säbel . Sie hatten das Tirailleurfeuer schnellschiessend zu unterhalten , während der Stutzenjäger in guter Deckung
sorgfältig zielte und schoss . Stutzen und Carabiner trug man derart , dass der Gewehrriemen auf die Schulter gelegt , das
Gewehr zwischen den Leib und den linken Arm gelegt wurde ; der Kolben kam rückwärts und oben , die Mündung
vorn und abwärts zu stehen . Unteroffleiere , Trompeter und Zimmerleute trugen (Unterofficiere neben dem Hau-
bajonnet ) den Infanteriesäbel.
Die Mannschaftsrüstung bestand (nach Paumgartten ) aus dem schwarzen Ueberschwungriemen sammt Bajonnet-
tasche , von der rechten zur linken Hüfte getragen (vorne , nahe dem Bajonnettaschel eine Schnalle ) ; ober dem Ueber¬
schwungriemen wurde von links nach rechts ein etwas breiterer schwarzer Cartoucheriemen getragen ; die Cartouche kam
rückwärts an der Mitte des Leibes zu stehen . Vorn an dem Cartoucheriemen des Stutzenjägers sah man unter
einem herzförmigen Lederflecke zwei ungleich lange Riemchen (die »Batailleriemen «) angenäht ; am freien Ende
des längeren war ein Messingring angebracht , durch welchen sowie einen an der rechten Cartouchewand ange¬
brachten zweiten Ring der Stutzen -Ladstock versorgt wurde . Während des Feuerns hing der Ladstock nur im Ringe
des Batailleriemens längs des Körpers , am freien Ende des längeren Batailleriemens aber das messingene Pulver¬
massel . Der braune Kalbfell -Tornister hing* an zwei schwarzen Tragriemen , welche vorne durch den schwarzen
Brustriemen quer verbunden waren . Oben hatte der Tornister drei Mantelriemen (zum Aufschnallen des Mantels ).
An der rechten Lende trug der Stutzenjäger das Pulverhorn *) an grüner Umhängschnur , von welcher links grüne
Quasten herabhingen.
Deutlich ist in Paumgartten ’s Buch die Verwendung der Cartouche ausgesprochen . So heisst es
Seite 23 : »Wegen der erforderlichen Munition wäre die Vorsorge nöthig , dass der Jäger immer genug gegossene
Kugeln vorräthig habe , weil fast alle Stutzen um etwas in der Mündung und den Zügen verschieden sind . Jedoch
soll in den Cartouchen nie mehr als das höchst nöthige Quantum davon und die allenfalls verfertigten Jäger¬
patronen gelassen werden , welch letztere wegen der Unrichtigkeit des Masses vielleicht ganz könnten erübriget
werden , indem es bey der Jägertruppe , deren Hauptzweck gut zielen und schiessen ist , auf die genaue Ladung,
Abmessung des Pulvers etc . am meisten ankommt . Dieses kann aber nicht erzielet werden , wenn die Cartouche
mit lauter fertigen Patronen , so wie das Horn mit Pulver angepfropft ist , wodurch ungeachtet aller Vorsorge Pulver

»Die jetzigen Pulverhörner der Jäger «, sagt Paumgartten , »sind oben mit einem Stöppchen , in dem eine Raumnadel angebracht ist,
versehen ; dies ist aber wegen des schweren Oeffnens sowohl , als wegen der sonstigen Griffe , wo man es nicht immer zuzumachen im Stande ist , höchst
unbequem , und es gehet oft durch Ungeschicklichkeit des Mannes viel Pulver verloren ; statt solchen wären der Jägermannschaft ordinaire Jagdpulver¬
hörner beizuschaffen , welche an der Öffnung mit einer Feder versehen sind . Diese Pulverhörner schiiessen sich von selbst , und der Jäger , wenn er das
Pulver herausgelassen hat , darf das Horn an der Schnur nur fahren lassen . «
FREICORPS , JÄGER UND LEICHTE INFANTERIE. 273

und Patronen nach und nach ganz verderben , wenn sie nur eine Zeitlang nicht gebraucht werden . . . . « Und ein
andermal bei der Darstellung der Ladegriffe heisst es:
„XPirb bas am £ a r 10 ud?eri cm ett fjangenbe pubermaf mit ber Hufen panb ergriffen, aus bem Puberfyorn fo r>icl Pulucr
bareingefüllt, als aus (Erfahrung benötiget wirb, bas Quantum in bas Kofyr gefcfyütfet , bas pulü 'erfyorn jugemadpt, an ber Sdjnur fahren»
gelaffen, jugleid] aus bem ror ftdj gerüeften(Eartoudje Pflafter uub Kugel heraus gelaugt, bie beftridjenc Seite bes pflafters auf bie XlTünbung,
bie Kugel mit ben abgejmeeften tEfyeil aufwärts gefegt uub mit bem am Cartouche hangeubeu Ipljcruen pammer bie Kugel in bie
KTünbung getrieben."
Die Jägercompagnie theilte sich in Halbcompagnien zu zwei Zügen , jeder Zug in vier Pikets . Jedes
Piket bestand im Frieden aus drei Flintenschützen vom ersten , drei Stutzenschützen vom zweiten Glied . Jedes
Piket musste seinen »Altjäger « haben , worauf bei der Rangirung Rücksicht zu nehmen war . Eine Rangirung nach
der Grösse war nicht vollkommen durchzuführen , da vornehmlich die Güte des Schützen entschied ; die Glieder
rangirten sich in dieser Hinsicht selbstständig . Die Jägertruppe zeigte auch wegen ihrer besonderen Verwendung
eine ganz verschiedene Ausbildung ; sie hatte eigene Vorschriften , ein eigenes Exercitium . »Da die Jäger meistens
nur einzeln und zerstreut mit dem Feinde zu agiren haben « ■
—- sagt Paumgartten — »so können sie in keinem
Falle anders als zwey Mann hoch gestellt werden , weil diese Stellung viel geschwinder rangirt und in
besserer Ordnung zu erhalten ist . Hiebey fällt das überflüssige Niederfallen des ersten Gliedes gänzlich weg , das bey
leichten Truppen , am allerwenigsten bey Jägern , die gut zielen sollen , nicht bestehen kann . « Die Flinten - oder
Musketenjäger stehen im ersten , die Stutzenjäger im zweiten Glied , und jedes dieser Glieder hatte der verschiedenen
Bewaffnung wegen seine besonderen Griffe . Man meinte , das erste Glied solle mit seinem langen Gewehr und Bajonnet
gewissermassen das zum eigentlichen Feuern bestimmte zweite Glied »decken «. Alle Wendungen und Griffe erfolgten
ohne Intervention des Flügelmanns sofort auf das Commandowort , das »mit den Vordersilben gezogen , mit den End¬
silben aber rasch auszusprechen war «. Der Unterofficier trug sein Gewehr , Muskete oder Stutzen , gleich der gemeinen
Mannschaft im Arm , ohne aufgepflanztes Bajonnet oder Hirschfänger.
Bis 1809 führten die Spielleute der Jäger das Waldhorn , dann die Trompete . Das Modell 1812 war
55 Centimeter lang , die Röhre 180 Centimeter lang ; zur Vertiefung der Töne konnte ein kreisförmiger Aufsatz
zwischen Mundstück und Körper eingesetzt werden , was die Länge um 16 Centimeter vermehrte . Die Trompete sollte
an einer schwarzgelben Schnur mit Troddeln getragen werden , doch herrschten grüne Schnüre und Quasten vor . Die
Horn - oder Halbmondbläser trugen ihr Instrument , wie die Trompeter der Cavallerie , an einer schwarzgelben Schnur
(oft war es aber eine grüne ) ; wurde »paradirt «, so nahmen sie das Horn in der rechten Hand »vor sich her «. Sie
waren in den nöthigen »Jägerzeichen als : avanciren , retiriren , augenblicklicher Ralliirung der Plänkler , Auflösung in
Plänkler , Ouarree « u . s . w . zu üben , da man bei dieser Truppe mehr nach Signalen als nach Commandos handelte.
Selbst wenn die Jägerhandgriffe ohne Commando exercirt wurden , waren die Tempi (nach Oberstwachtmeister
v . Paumgartten ) einfach nach den Stössen des Horns und Halbmonds und ohne Flügelmänner zu vollziehen.
J

III.

Die Grenzer.

Wie in den Preussen - und Türkenkriegen , so wurden die braunen Söhne der Militärgrenze auch in den
Franzosenkriegen den tapfersten und opfermüthigsten Kriegern Habsburgs zugezählt . Die siebzehn Fussregimenter
der Grenze , welche sich vom Jahre
1769 — 1798 mit der Numerirung 60
bis 76 an die Linien -Regimenter an¬
schlossen und erst dann die selbst¬
ständigen Nummern 1— 17 erhielten,
traten aber keineswegs in geschlossener
Formation , als Regimenter , auf den
Plan . Die meisten Regimentsbezirke
sandten vielmehr theils allein , theils im
Vereine mit Regimentern desselben
Grenz -Generalats erlesene Schaaren der
wehrfähigsten Krieger , zu »com p o-
n i r t e n Bataillonen« vereinigt , aus
der Heimat in die fernen Niederlande,
an den Rhein , in die Schweiz u . s . w.
Von den sogenannten »com-
ponirten Bataillonen « sah man in
den Neunzigerjahren »Warasdiner-
Bataillone« unter Oberst Finke,
Oberst Baron Knesevich und Oberst¬
lieutenant Dedovich , mehrere Batail¬
lone »Carlstädter «, commandirt
vom Theresienritter Phil . Baron Vukas-
sovich und Oberstlieutenant Baron Luz-
zeny (?), ein croatisches Scharf¬
schützen corps unter dem There¬
sienritter und Szluiner -Oberstlieutenant
Franz Jellacic de Buzim , drei Bataillone
S 1a v o n i e r (aus Peterwardeinern,
Gradiscanern und Broodern zusammen¬
gesetzt und von Stabsofficieren dieser
Regimenter commandirt ), und ein sla-
vonisches Scharfschützencorps unter dem tapferen Gradiscaner Major Ellin , sechs componirte
Banater - Bataillone, ein componirtes Szekler- Bataillon , zuerst unter Oberst Martini , dann unter dem
Theresienritter Oberstlieutenant Baron Graffen , endlich ein componirtes Wallachen - Bataillon unter Oberst¬
lieutenant Stojanich in Action.
DIE GRENZER. 275

Im Jahre 1798 hörten diese »Componirungen « auf ; man sah wieder geschlossene Kriegsbataillone der
einzelnen Grenzregimenter auf dem Plan . Das Gros des Regiments leistete in der heimatlichen »Grenze « am Cordon
Dienst oder bildete die Ergänzungen für die Kriegsformationen aus ; war Noth an Mann , so zogen — ohne die Grenze
zu entblössen — neue Bataillone auf den Kriegsschauplatz und ältere Krieger hielten daheim im Süden die Wacht
gegen die weniger furchtbar gewordenen Türken . Ausserdem fanden , wie wir gesehen haben , die Begründer von
Freicorps in den Grenzlanden und den benachbarten »Civilgebieten « noch immer genug der wehrhaften Männer fin¬
den »leichten Krieg «, für den der »Croat « und der Jäger vor Allen prädestinirt schien . In den leichten Infanterie-
Bataillons , welche 1798 ins Leben traten , fanden sich Grenzer -Elemente in reicher Zahl vor.
In demselben Jahre gibt man officiell die Liste der Grenz -Infanterie -Regimenter sammt ihrer Adjustirung
folgendermassen an , wobei festzuhalten ist , dass wohl — jedoch nur officiell — seit 1870 der weisse Rock und
die »weisse lange Hose « (zum Unterschiede von der blauen der ungarischen Infanterie ), sowie das Casquet die Be¬
kleidung des Grenzers bildeten , aber manche Formation abenteuerlich und bunt genug ins Feld zog:
Nr. Aufschläge Knöpfe
1. Liccaner violett gelb
2. Ottochauer violett weiss
3* Oguliner orange gelb
4- Szluiner orange weiss
5- Kreutzer W aras- krebsroth gelb
6. St . Georger diner krebsroth weiss
&
7- Brooder 0: grisdelin gelb
8. Gradiscaner Slavonier K grisdelin weiss
[ CD
9* Peterwardeiner lichtgrau gelb
IO. 1. Banat 1 0 carmoisin gelb
1 Banatisten
11. 2. Banat C/3
carmoisin ' weiss
in
12. Deutschbanate dunkelhechtgrau weiss
13- W allachisch -Illyrischer lichthechtgrau weiss
14. 1. Szekler rosenroth gelb
15- 2. Szekler rosenroth weiss
16 . 1. Wallachisches pap erl grün gelb
17- 2. Wallachisches paperlgrün weiss
* *

So ungefähr sahen die Fusstruppen der Armee nach dem Jahre 1798 aus oder — besser gesagt — so sollten sie
aussehen ; denn es war , nach alten Erfahrungen , geradezu selbstverständlich , dass man die neue Adjustirung mit der
äussersten Schonung des alten Materials und des Staats - und Officierssäckels durchführte . Wie aus der Einleitung zur
neuen Adjustirungsvorschrift hervorgeht , befahl der Kaiser nur , dass das seinen Namen führende Dragoner -Regiment,
das Huszaren -Regiment Erzherzog Ferdinand , die Infanterie -Regimenter Josef und Wenzel Colloredo , dann Spleny und
die 15 leichten Bataillone , welche ohnehin neu zu adjustiren waren , die neue Vorschrift sofort beobachten sollten;
ferner hatten sich von jedem der in Wien garnisonirenden drei Infanterie -Regimenter Wenzel und Josef Colloredo und
Spleny das erste Bataillon , dann die Regimenter Jordis , Neugebauer und Samuel Giulay sowie die neumontirt
werdenden Carneville , Carl und Louis Rohan mit Helmen und Tornister neuer Art, ferner von der Cavallerie
ausser den Bussyjägern das Kaiser -Dragoner -Regiment , das 9 . Dragoner -Regiment , Erzherzog Franz -Kürassiere und das
6 . Kürassier -Regiment »gleich dermalen « mit Helmen zu versehen; auch war nach sechs Monaten über Vor-
und Nachtheile der neuen gegenüber der alten Kopfbedeckung und Tornister zu rapportiren . Von den Officieren hatten
nur jene die neuen Helme sofort anzuschaffen , deren Truppenkörper damit versehen waren . Im Uebrigen aber sollten
die Officiere , da ohnehin seit April 1797 mit Neuanschaffungen innegehalten worden war , sofort die neue Adjustirung
anschaffen , ausser wenn — wie bei den Dragonern und leichten Bataillonen die Grundfarbe zu verändern war — in
diesem Falle war der Termin für die Neuadjustirung bis 1. Januar 1800 zu erstrecken.
Auch ein wichtiges ökonomisches Princip war in der neuen Vorschrift ausgesprochen : »Um den dabei
abgesehenen Endzweck sowohl als auch um die Gleichheit in der Uniformirung bei den Regimentern zu erreichen,
erachten Se . Maj . das beste und sicherste Mittel «, bemerkt die Vorschrift , »die Lieferung des Officierstuchs
durch die Regimenter selbst besorgen zu lassen, auf welche Art die Officiers auch mit weniger Kosten
ihre Uniformes überkommen werden .« Die Stockerauer Monturscommission nahm sofort die neuen Muster in Arbeit ",
276 DIE GRENZER.

abänderungsfähige Stücke wurden nach der neuen Art umgearbeitet , Vorräthe , »welche keiner Veränderung fähig
waren, « wurden einstweilen an die Garnisons -Regimenter , Grenzcordons , Invalidenhäuser und das Fuhrwesen abgegeben
und dort »in Consumption gebracht «; auch wurden solche Vorräthe theilweise oder bei einzelnen Erfordernissen an
Recruten und solche Gemeine verabreicht , deren Regimenter noch nicht nach der neuen Art adjustirt waren.

Das Ende des Zopfes.


So erschien die Armee einige Jahre lang in ziemlich bunter Adjustirung auf dem Plan . Helme , Hüte und
Casquets *) waren gleichzeitig im Gebrauch ; es dauerte lang , bis eine annähernde Gleichartigkeit eintrat und dann
warf —- wie wir sehen werden — eine abermalige Neuadjustirung diese schwer errungene Uniformität wieder über
den Haufen . Noch waren am Ende des vorigen und am Anfang dieses Jahrhunderts Stock und Zopf vorhanden.
Dem letzteren stand allerdings ein sanftes , seliges , von allen »gemeinen « Kriegern bejubeltes Ende bevor.
Noch 1798 war das gepuderte Haar , rückwärts in einen Zopf gebunden ; Vorschrift : »Die llmtmcflung bcs £)Opf-
banbes bat 4oII
§ , bas unten I]erausbleibenbe fjaar \ gjoll , baber ber gart3e <gopf 5 goll lang 311 fein.« Als aber
Erzherzog Carl sein grosses Werk der Erneuerung , der Veredlung und Entfaltung der Armee übernommen hatte,
als er an der Spitze der Kriegsverwaltung berufen worden war , wollte er all der überflüssigen , zeitraubenden
Arbeit mit Puder und Streumehl , der ganzen Herrschaft des Zopfes im Kleinleben der Armee ein Ende bereiten.
Auf seinen Vorschlag fand sich Kaiser Franz bewogen , »aus allergnädigster Rücksicht , Allerhöchst ihrer Armee
alle nur mögliche Erleichterung zu verschaffen und jeden nicht nöthigen Aufwand zu beseitigen , der ihre Existenz
beschwerte , anzuordnen , dass bei gesammter Mannschaft das .Schmieren und Pudern der Haare zu unter¬
bleiben , die Zöpfe durchgehends abgeschnitten und die Haare in der Länge eines Zolls , so wie sie natürlich
fallen , getragen zu werden haben . «
„Diefe länge ber bjaare ", heisst es in dem vom 30. Juli 1805 datirten kaiserlichen Handbillet , „mujj au
bem gait3en Kopfe gleid) fein; bie KTanrtfcfyaft bat fte uneingefdpniert nnb ungepubert 31t tragen , alle (Dffitere
aber pomabirt nnb gepubert . Dtefert ift habet auf bas (Ernftlicfyfte 311 bebeuten, baft fte ftd) genau an bie obige
Dorfcfyrift galten, mithin jebe ZlTobe , non meldet Krt fie fein möge, gä^ licfy uermeibeit foflen, tnie bann and] bie Über=
tretter mit uunad ?fid?tlid]er Strenge bafiir a^ ufeliett fein mürben. € s uerftebt fid) von felbft , bajj bie bjaare von geil
311 geit mieber gefd^nitten merben miiffen", setzt das Handbillet hinzu, „bamit ihre länge niemals bas oben uorge=
fd^riebene Klaff mehr als VA überfteigen möge. Kud ) ift bie KTaunfd^aft auf3innuntern nnb an3ut?alten, fid} beu Kopf
öfter mit frifcfyem IPaffer 311 ruafd^en, beim bie (Sefunbfyett , Keinlicfyfeit nnb € rleid )terung Kleiner treuen nnb
tapferen Solbatett , 3iigleicfy aber bie bamit oerbunbene € rfparung eines für fie nicfyt unbeträd )tlid ] en Kufmartbes
r»on iI7rer löl ] nung finb bie Bjauptbemegsgrimbe, meldF ben € r3l]er3og =Kriegsminifter 311 biefem Dorfd^lag nnb
Klid] 311 ber (Benelpnigung, bie 3d ? bemfelbert mit Dergnügeit erteile , oeranla ^t haben. Kllen meinen (Beneralett bleibt
es itberlaffert, bie bjaare mie bisher ober in ber neuen 2lrt 311 tragen , jebod? müffeu fie fid) in festerem ^ alle genau nadt
ber obigeit Porfdvüft uer^alten."
So fiel der allgewaltige , bösartige Herrscher »Zopf «. Wie viel Ersparung an Arbeit , an Verdruss,
Strafe und Geld , wie viel Vortheil für den Dienst und für die Gesundheit des Soldaten bedeutete diese,
übrigens auch symptomatisch bedeutungsvolle Neuerung , welche , wie so unendlich viel Gewinn auf allen Gebieten
des militärischen Wesens , dem Geiste und der Energie des grossen Carl zu danken war ! Der neue Geist , den der
Erzherzog -Generalissimus der Armee einhauchte , forderte die Entthronung des Gebieters Zopf in all seinen Reichen.
Und dennoch weinte so Mancher , dem das Zöpflein gut zu Gesichte gestanden , dem es ans Herz gewachsen
war , dem Entthronten eine heisse Thräne nach . Dennoch bedeutete diese Reform einen entschiedenen Verlust für
das , was man regelrechte , zierliche Uniformität im Heere nennen kann . Hätte Herr v . Goethe seine Manfredini-
Füsiliere ohne Zopf gesehen , wer weiss , ob er zu seinen berühmten Trugschlüssen über ihre »verwundersame«
Aehnlichkeit gekommen wäre ? Kein Zweifel : eine wohlgedrillte , wohlfrisirte , gepuderte , geschmierte und bezopfte
Truppe bedeutete das Ideal militärischer Gleichmässigkeit!
Und wie viele vortreffliche Gelegenheiten zu der unsterblichen militärischen Geckerei waren mit der Be¬
seitigung des Zöpfleins verschwunden , wie viele Kobolde der Modenarrheit waren mit dieser epochalen Neuerung
aus dem Kasernzimmer und vom Toilettetisch des Officiers verbannt ! Wiederholt geht im Verordnungswege ein
Strafgericht wegen unterschiedlicher Sünden gegen den geheiligten Zopf auf die Regimenter und auf Einzelne nieder;
*) Paumgartten ’s mehrcitirtes Buch gebraucht wiederholt das Commando »Hut oder Kaske auf « oder »ab « !
DIE GRENZER. 277

denn jede Truppe wollte die schönsten Zöpfe , jeder Officier das eleganteste Zöpflein haben . „Die ^ rifut' bet' Cciltc
ift Derfdpebeu ", heisst es in den hofkriegsräthlichen Lager-Anmerkungen vom Jahre 1768, „bei einigen Regimentern
ciffecttrt
. J}ier finbet fein befoitberer(SefdpnacF ober Kunft ftatt, foitbern bie ^ vifur eines (eben ZlTannes foll ans einer
ober 5it>ei <301113 natiirlid) unter einattber gefteeften locfen beftebenA Und ein andermal sagt der Regimentsbefehl
eines ungenannten Regiments : „jbro 2TTaj. ber Kaifer felgen nid)t gerne , unb Ipemit ift I]ojfentließ Rlles gefagt , 5afj
ben teilten bie fjaarc mit tPaffer eingefpritjt unb mit bem puber als einem biefen pappe beflcbet merben; bie Sauber*
feit ift bem BTanne notbmenbig, es mnfj aber babei ufcfyts Übertriebenes fyerausFommen . Der (Demeine DTann foll mit
einer, böcfyftcns 3tnei gerabc gefteeften fjaarlocFen nngefiinftelt frijirt werben. Die ^ aar ^ öpfe müffett nid?t oerfälfcfyt
werben; man bat nerfid?ern wollen, ba§ Regimenter feien, wo mandte teilte bö 13 er ne ^ aar^öpfe unter bem Raube
eingebunben haben. Die Regimenter tnüffen barauf febeit, fidt in berglekfyen Dingen weber oerantwortlid? nod) läd?er=
lidt 311 machen. . ■“
Ja , der hohe Hofkriegsrath und die löblichen Regimentscommanden hatten gut befehlen und verbieten!
Lag nicht schon in der officiellen Procedur des Frisirens ein Künsteln , Modernisiren , Sich -lächerlich -machen ? Ein
Regimentsbefehl verordnet über diese Procedur Folgendes:
„Die f)aare finb auf er Dienft in ben fogenamiten Catogans, inclcjic im fjaare oben {goll , im Banbe \ goll unb unten im
£)aar \poll
< , folglich in 21 Ilern 5poll
< kalten muffen, 511 tragen unb nicht Iocfer 511 binben, fo $mar, baf? ber untere Tbcil nicht an bas
Röcfel anftofe. Die Stecfnabeln, womit bas Banb feftgemacht wirb, muffen unten eingefteeft werben, um nid)t gefeben 511 werben. 3 cnc teutc,
wcldjc fo lange £)aare haben, bie bis an ben Bunb gelangen, brauchen fein <pöpfel einjumacfyen ; bie aber furje £)aare fyaben, bie muffen
folcfie in einen breifach gepflogenen göpfel einflechten unb bis in ben unteren Bunb hineinlaufen laffen, gleichwie auch jene, bereu Seiten*
haare nicht in ben hinteren Bunb langen, bas nefymlidp 511 tbun haben. Bon ben erfteren ein Toupee, non ben letzteren eine Code 51t
machen, wirb ftrcngffens nerbofen. Die Seitenhaare finb nermöge IjofFricgsrcitfylicfyer Berorbnung ftatt in Coden alle ober ben £>hrcn ht ken
<popf jurücfjufämmcn: jene aber, welche furje Seitenhaare haben, baf fie nicht in ben gopf reichen , muffen in breifachen göpfeln eingeflodfen
werben. 2lud} follen bie f)aare in ihrer natürlichen^ arbe beiaffen, folglid] nicht ftarf, fonbent nur burdjgepubert werben. Der fjaarjopf ift
bem oberen Tficil ber Binbelfcfynalle gleich 511 binben unb hat nach Borfdjrift im Banbe ( Sdpifi, bie unten hcl‘ausftchenbcn IJaare aber
nicht mehr als 2 <poll, fomit goll lang 311 fein; aud) bleiben bie göpfe in ihrer natürlichen Dide, wie fie ber 21 faitn bat, ohne einen
falfdjen (popf einjubinben; nur bie 22ef rufen finb bauoit ausgenommen, bereu f)aare nur fnapp in ben <popf eingebunben werben fönneu,
welchen in ber rorgefdp -iebcncit Cange unb Dicfe faIfche <pöpfe einjubinben erlaubt ift."
Also die »Falschheit « des Zopfes war unter gewissen Bedingungen geradezu geboten , und da sollten sich
die Herren Officiere beim Extrazöpflein keine Extravaganz in ihrer Frisur gestatten ? Und weil sie das eben thaten
und dabei auf Nachsicht zu rechnen hatten , weinten nun gar Manche um die romantische Modefrisur , deren Be¬
seitigung ein feierliches Begräbniss der ganzen alten Zeit bedeutete.

Ein Grenadierhelm.
Im Gefolge der epochalen Abschaffung des Zopfes kamen sofort einige nicht uninteressante Verordnungen.
Zunächst fühlten die Grenadiere ihren Nacken bedroht , da ihnen nicht mehr dasZöpfchen dort baumelte . Der Hofkriegs¬
rathspräsident Graf Latour beantragte in einem allerunterthänigsten Vorträge vom 1. August 1805 , »die Grenadier¬
mützen und Klobuks mit Sonnen - und Nackenschirmen zu versehen »und statt der Commodehiite der Gre¬
nadiere einen leichten und vereinfachten Helm « einzuführen . In der Begründung dieses ersteren Antrages
heisst es:
„Durch beit allerföipftcn Bcfefil, nad) welchem cs mit 2litsnafpne
ber fjufaren bet allen Truppen non ber Tragung ber
haarjöpfe abjufommen fiat, fefieinet ber Racfenfcfiirm für jene Fopfbcbccfungcn , bie bisfier bannt niefit werfeben waren, notbwenbig 511
werben, um bei übler Xüitterung ben 2Rann wor ber Raffe 511 fcfüfeu, bie foitff burefi bie abgefefinitfenen£)aare oben bei bem f^alsbiubel
ifim auf ben £eib bringen würbe. Bisher war weber an ber ©renabiermütse nod? an bem Flobucf ein Racfenfcfiirm ; bies weranlafte mich,
Berfucfie bamit anftcllcn 5U laffen unb Tw. 21 Taj. bas angemeffenfte 21 Tufter jur a. fi. Bcgncfimigung in tiefefter Tfirfurcfit mit
bem Bemerken 3U unterlegen, bafi ber angenäbte Sonnen* unb Racfenfcfiirm jenem, ber blof mit Xpaftclti befeftigt wirb, wegen ber längeren
Dauer unb ber Bcförberung bes 2Iblaufs bes XDaffers uorjujicfien unb aus bem © rutibe auefi 311m Hberfcfilagen gerietet ift, bamit bie
21 Tüfic nötbigenfalls feinen fo großen Kaum einnimmt unb bem 21 Taitnc weniger biiRcrlid
) ift. . ."
Die Commodehiite der Grenadiere hatten längst zu Bedenken Anlass gegeben . Sie waren zumeist voll¬
kommen zusammengedrückt , an dem kleinen Tornister angeschnallt und fielen nicht selten , wenn sie die Grenadiere
wirklich aufs Haupt setzten , einfach auseinander . Dieses Moment führte den Hofkriegsrathspräsidenten auf den Ge¬
danken , Grenadierhelme construiren zu lassen . »Gegenwärtig hat der Grenadier «, meint er , »nebst der (Bären -)

37
278 DIE GRENZER,

Mütze und deren Futterale auch einen Hut und eine Holzmütze . So viele blos zur Bedeckung - des Kopfes dienende
Stücke sind dem Grenadier mehr unbequem als nothwendig -; insbesondere wird der nach dem jetzigen Zeitalter um
vieles vergrösserte Hut mehr durch das Tragen auf dem Tornister als durch den eigentlichen Gebrauch auf dem
Kopfe abgenützt ; zudem ist der Hutfilz überhaupt
kein dauerhafter , wohl aber ein kostspieliger und
schwer aufzubringender Artikel . Diese Betrachtungen
führten mich auf den Gedanken , den Grenadiers
anstatt der Hüte lederne Kappen in der Form
der Helme zu verabreichen , die unlakirt und un¬
beschlagen weit weniger als die Hüte kosteten,
ohne den Mann zu verunstalten , und überdies noch
den Vortheil gewährten , dass sie , vom biegsamen
Leder erzeugt , auf Märschen zusammengelegt und
in den Tornister gepackt werden könnten . Ein
solcher leichter und vereinfachter Helm von Kalb¬
leder würde weit länger als der Hut dauern .« Der
Kaiser war einverstanden und fällte am 7. August
1805 folgende Entscheidung:
„3d ) genehmige alle L cr gemachten Einträge in
6er <5 UDer fH)t, burefy 6ie (Srenabieipelme un6 eine 6en=
felbeu 51t beftimmenbe angemeffene Dauerjeit ntcfyt nur jebe
größere Auslage als uorber ücrmieben, fonbern auch bie
Befähigung ber Hacfenfcfyirme uöllig bebeeft unb tuontöglid}
auch noefi etmas erfparet tuerbe."
Vom 10. August 1805 datirt die hof-
kriegsräthliche Einführungsverordnung an sämmtliche
General -Commanden . Das Helmmodell sieht ganz
interessant aus ; es gemahnt lebhaft an moderne
Feuerwehrhelme mit Augen - und Nackenschirm —
ob es jemals in den Grenadier -Divisionen verwirk¬
licht wurde , lassen wir dahingestellt ; nachzuweisen
ist es schwer , wir glauben im Gegentheil , dass
dieser Grenadierhelm zu jenen ungezählten Vor¬
schriftsobjecten zählte , die nur auf dem Papiere
oder in einigen Musterexemplaren existirt haben.
Der lederne Grenadierhelm wurde bis 26 . Juli 1828
getragen . Die 317 Millimeter hohe Bärenmütze blieb die charakteristische Grenadier -Kopfbedeckung ; ihr Mützen¬
sack war , laut Zuschrift des Erzherzog Carl an den Hofkriegsrath vom 11. Jänner 1803 , in der ganzen Armee,
ohne Unterschied der Regimentsangehörigkeit gelb , bei Officieren silber -bordirt . Die Cocarde trug der Officier links,,
der Mann rechts oberhalb des Mützenschildes , auf welchem der Kaiseradler (Innenfeld mit F . I.) mit flammender
Granate und kriegerischen Emblemen prangte . Das Mützenfutteral vom Jahre 1805 zeigt vorn zwischen den Initialen
des Kaisernamens F . und I. die flammende Granate . Und in dieser Periode wie immer galt der Grenadier als der
Mustersoldat der Infanterie ; die Grenadierbataillone waren sozusagen die Elite der Armee , die Träger der Ent¬
scheidung , die glänzendste Eusstruppe Europas , eine Garde , die niemals versagte , wenn sie auf den Schauplatz der
Ereignisse trat.
Die Generalität.

General - und Flügeladjutanten . Generalquartiermeister - Stab.


Die Bewegungsfreiheit in Adjustirungsangelegenheiten war begreiflicherweise nirgends so gross, als in der
Generalität des Heeres . Selbst die Regeln, welche Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Joseph II. in dieser Beziehung
gegeben hatten und welche auch dem Kleide der Generale die feste Uniformität verliehen, scheinen manche Einzel¬
abweichungen nicht ausgeschlossen zu haben. Eine neue und ganz genaue Adjustirungsvorschrift für diese höchste
Gruppe der Armee und die ihr adjungirten Personen des Generalquartiermeisterstabes , sowie die General- und Flügel¬
adjutanten bringt nun das Jahr 1798 ; es regelt auch genau den Unterschied zwischen Gala- und Campagne-
Adjustirung und gibt dem hechtgrauen Generalsrocke , dessen Farbe ausdrücklich der Egalisirungsfarbe des
49 . Intanterie-Regiments (heute »Hess «) nachgebildet wird, dem hechtgrauen ungarischen Generalspelze, der schwarz¬
goldenen Feldbinde u. s. w. die volle, ziemlich klar umgrenzte Existenzberechtigung. Wir theilen zunächst auch diese
Vorschrift von 1798 wörtlich mit; sie bleibt ja ein für die Adjustirungsgeschichte denkwürdiges Actenstiick.

a) Deutsche Generale.
Die bisher eingeführt gewesene Gala -, sowohl als ordinäre Röcke, Westen , Hosen, Hüte, Knöpfe, Stiefeln
und Degen werden ferners beibehalten. Ausser der Parade können die Generale gelblederne Hosen tragen . Bei
der Armee hat der General einen grünen , 10" hohen Federbusch nach deutscher Art auf dem Hut zu tragen.
Die Generals haben die bisher beim Generalstab eingeführten gold-schwarzen Kuppeln anzunehmen, welche sie bei
der Armee und nur ausser dem Dienst nach Gutbefinden über dem Rock oder über die Weste tragen . Der bordirte
Generalshut ist blos en parade aufzusetzen; gesammte Generals haben sich mit gold und schwarzen Schärpen
zu versehen, die sie im Dienst und en parade über dem Rock und um den Feib umzunehmen haben, so dass die
Quasten gerade längs am linken Schenkel herabfallen.
Weiters werden den Generäls hechtgraue Oberröcke , wie die Egalisirungsfarbe von Vesque (heute
»Hess «) Nr. 49, mit bordirtem und bei dem Feldmarschall gesticktem rothen Kragen und Aufschläge, Klappen und
Unterfutter gestattet . Die gesammten Generäls haben sich mit rothen gleichen Wolltrappen zu versehen, die mit
denen, ihnen nach ihren Graden vorgeschriebenen Borten und bei denen Feldmarschalls mit der Stickerei gut zu
besetzen sind.
b) Generals der ungarischen Cavallerie.
Der General hat sich an Bart und Halsbinde wie der Officier zu tragen, ebenso mit Pelz, Dolman und
Beinkleidern. Der Pelz, theils angezogen, theils umgehängt, doch überall so, wie er der Truppe auszurücken befohlen.
En parade hat der General den Kalpak mit Reiherbusch wie bisher, den weissen Pelz mit 5 Reihen Knöpfen,
rothen Dolman, rothe Hosen mit der bisherigen goldenen Borte, mit Suitas eingefasst, Gürtel schwarz und gelb mit
Gold; Czismen aus schwarzem Korduan mit angeschlagenen vergoldeten Sporen, Säbelriemen oder Gehänge an einer
goldenen Borte, Säbel sammt Scheide von Stahl, gut polirt, Portepee, Säbeltasche roth mit dem Namen Sr. Majestät
von Gold gestickt . Die Einfassung der Säbeltasche und sonst Alles nach Stabsofficiers-Muster, jedoch ganz von
Gold, sammt dem Rand ohne Vermischung mit Silber.
Das Pelzgebräm von Zobel oder von dem bekannten Wasser-Iltis (auf Hungarisch »Nierz«) wie bisher,
Reitzeug wie bei Stabsoffiziers, nur die kleinen Kreuzriemen auf dem Pferdekopf aus vergoldeten Ketten , auch kann

38
28 o DIE GENERALITÄT.

eine Zierath am Kehlriemen hängen . Alle Riemen des Hauptgestells , Vorder - und Hinterzeugs , die sich zwischen dem
Buckel befinden , sind durchaus mit kleinen vergoldeten Buckeln von der Grösse einer starken Erbse besetzt . Scha¬
bracken roth wie Infanterie -Stabsofficier , jedoch mit zwei breiten schwarz -goldenen Borten und in der Ecke des
Kaisers Namen.
Interims -Uniform (oder Campagne ). Pelz von hechtgrauem Tuche mit der der Charge bestimmten
Borte , rother Dolman und Hose , Czako von schwarzem , feinem Filz mit dreifacher Goldstickerei am Kragen , Sonnen¬
schirm ; Vitesz -Kötes und Ketten wie beim Stabsofficier , io " hohe grüne Feder wie für alle Generale . Mantel weiss,
gleichfarbige Reithose wie der Officier , und unter solcher en Campagne und mar che gelblederne hungarische Beinkleider.
Reitzeug wie bekannt , Campagne -Chabraque aus Tigerhaut , mit breitem rothern Tuch einzufassen , damit
die Gestalt der ungarischen Chabraque gegeben sei und solche mit einer schmalen goldenen Borte eingefasst werden
kann . »Dieses ist die anständigste und dauerhafteste Art von Satteldecken , hungarisch »Tukure « genannt «, sagt
die Vorschrift.
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Die mit 13. December 1798 herausgegebenen Nachträge zur Adjustirungsvorschrift präzisiren noch in
mehrfacher Hinsicht die vorstehenden Bestimmungfen . Es heisst darin:
»An den grossen Festen und Paraden , wo die Generals die bordirte Gala -Uniform tragen , die wie bisher
zu bleiben hat und nur die drei oberen Knöpfe zum Zuknöpfen hat , ist die Kuppel und Feldbinde über der
Weste zu tragen . Die ordinäre unbordirte Generalsuniform aber sei durchaus zum Knöpfen zu richten und
wenngleich dem General ausser Dienst ganz freisteht , die goldene Kuppel über Rock oder über der Weste zu
tragen , so ist im Dienst und bei Ausrückungen vor der Truppe die Kuppel und Feldbinde über dem zugemachten
Rock zu tragen ; es haben demnach die im Feld , in der Garnison , auf dem Friedensfuss und Pensionirte , mithin
gesammte Generals die goldene Kuppel anzunehmen .«
»Bei Ausrückungen mit der Truppe haben die Generals gleiche Frisur , wie sie von Stabs - und Ober-
officiers zu tragen ist , anzunehmen ; ausser Dienst aber können sie nach Gutbefinden die bisherige behalten .«
»Die Wolltrappen für die Generals seien der Adjustirungsvorschrift gemäss von rothern Tuch und mit
der für jeden Grad des Generals eingeführten Borten besetzt und in den Ecken sowohl hinten als voran mit dem
höchsten Namenszug Sr . Majestät versehen , sowie solcher sammt Krone sich auf der Campagne -Wolltrappe des
Generals befindet , nur soll er in der Ecke vorn etwas kleiner sein . Da aber bei den Generalmajors und Feldmarschall¬
lieutenants nach dem Grade die Borte nur einfach ist , so ist auf die Wolltrappe noch eine schmale Borte hinzu¬
zugeben , um solche mehr zu heben . Die Feldmarschalls haben statt der Borten die Stickerei . Die Campagne -Woll¬
trappe der Generale ist der des Stabsofficiers gleich , nur hat sie um eine schwarzgelbe Borte mehr . Da übrigens
die Uniforms für gesammte Platzchargen zum Zuknöpfen angetragen sind , so bekommen selbe auch Gilets , doch
der Vorschrift nach roth .«
c) Generaladjutanten.
Röcke künftig dunkelgrün , sowie die Dragoner , mit rothen Aufschlägen , Krägen und Futter mit gelben
Generalsknöpfen . — Gilets von paillefärbigem Tuch . — Hosen ebenso oder Foden . — Stiefel wie bei Stabs¬
officiers der deutschen Infanterie . — Hut dreieckig gestülpt nach den bei der Infanterie -Officiers -Adjustirung vor¬
kommenden Hutvorschrift ohne Borten nebst grünem Generalsfederbusch.
Ueberrock von gleicher Farbe wie die Uniform mit rothen Aufschlägen und Futter und Generalsknöpfen
(nach der Vorschrift für Infanterie -Officiers -Ueberröcke ), Distinctionsbörtchen nach Vorschrift . — Charivari in der
Campagne von graumelirtem Tuch . — Kuppel gold -schwarz wie beim Generalstab . — Degen mit vergoldetem
Gefäss , Schabracken wie für Infanterie -Stabsofficiere.

d) Flügeladjutanten.
Uniform wie Generaladjutanten , jedoch weisse Knöpfe , Säbel statt der Degen , Feldbinde wie Infanterie-
Stabsofficiere , und zwar wie alle General -, Flügel - und andere Adjutanten der Generals im Felde über die linke
Schulter nach der rechten Tasche , wo sie leicht gebunden wird.

e) Generalquartiermeister - Stab.
Hut ganz wie Generaladjutanten . —- Rock grün mit schwarzsammtnen Aufschlägen und Krägen , rothern
Futter , gelben , glatten Knöpfen ; nur der Generalquartiermeister trägt Generalsknöpfe auf seiner Corps -Uniform . —
DIE GENERALITÄT. 281

Gilets paillefarbig . — Hose weiss lind lang mit deutschem Bund und schmalem Latz wie bei Infanterie -Stabs-
officieren . — Reithosen graumelirt . — Kuppel . Stabsofficiere , wie bisher ; einige führten gold -schwarz , die übrigen
weissledern . — Feldbinde , Distinctionen u. s. w. wie für andere Officiere . — Säbel mit Stahl montirt . —
Stabsofficiere Chabraque . — Ueberrock grün mit schwarzer Egalisirung , rothem Futter ; Stabsofficiere
mit Distinction.
sfc *

Dass sich die Herren General -Ouartiermeisterstäbler vor dem Jahre 1798 ganz sonderbare A djustirungs-
Allotria erlaubten , geht aus einer scharfen Verordnung des General -Ouartiermeisters aus dem Hauptquartier
Laibach 19. August 1797 hervor , welcher mit Missfallen wahrgenommen hatte , »dass seine Officiere eine ganz eigene
Adjustirung angenommen hatten , welche gegen alle Vorschrift und militärischen Gebrauch verstiess «. »Die Officiere
dieses respectablen Corps « — so heisst es in der kategorischen Missfallensäusserung — »sollen zunächst das Beispiel
des Gehorsams geben und einen militärischen Geist verrathen , der sich mit einer von der Vorschrift
abweichenden Adjustirung nicht vereinigen lässt .« Binnen acht Tagen , so lautete das drakonische Gebot,
wolle der Feldmarschalllieutenant folgende von seinen Officieren »abgemachte « Adjustirungs -Ungeheuerlichkeiten abge¬
schafft sehen : »Blaue Hosen , kurze oder Schnürstiefel , gefärbte Kleider oder Caputröcke , Halstücheln , herabgekämmte
Haare , schwarze Kuppeln ; die Hosen, decretirte der General , dürfen nicht anders als roth oder gelb, die Caput¬
röcke nur blau sein , die Stiefel bis zum Knie hinaufreichen , die Kuppel von Gold , Halsbindeln von schwarzem Taffet.
Die Haare sind zurückgekämmt zu tragen , aber kurz geschnitten , die Seitenhaare nicht unmässig herabhängend . »Ich
hoffe «, heisst es zum Schluss , »dass Sie sich diesem Befehle fügen und keinen Unannehmlichkeiten aussetzen werden.
Im Sommer gestatten Seine Excellenz weisse oder gelbe Sommerwesten , sobald sie keine nur dem Petit maitre an¬
ständige Dessins haben .« Das wirkte , und die Vorschrift von 1798 that das Uebrige zur Abschaffung aller Allotria.

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