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KSZ Chemie Kapitel 13 / lahe 1

13. Bindungstyp III: Die Metallbindung


13.1 Metall-Atome unter sich
Metall-Atome haben im Normalfall nur wenige Elektronen in ihrer Valenzschale (= äusserste Schale).
Diese wenigen Valenzelektronen (meist 1 oder 2) der Metallatome werden leicht abgegeben, wodurch
eine Edelgaskonfiguration erreicht wird. Die so entstehenden positiv geladenen Atomrümpfe (=
Kationen) lagern sich im festen Zustand zu einem fast unendlich ausgedehnten Gitter zusammen. Die
abgegebenen Valenzelektronen gehören nicht mehr zu einem einzelnen Metall-Atom sondern können
zu den anderen Metall-Atomen wechseln. Die Elektronen bewegen sich so mit hoher Geschwindigkeit
über das gesamte Metallgitter. Die Valenzelektronen im Gitter eines Metalls gehören also nicht mehr
nur einem einzelnen Atom an, sondern sozusagen allen gleichzeitig. Man sagt, sie sind delokalisiert
(wörtlich übersetzt etwa “entortet”). Sie bewegen sich also ständig durch das ganze Metall-Gitter
hindurch und bilden damit einen “negativ geladenen Klebstoff”, der die positiv geladenen Atomrümpfe
zusammenhält. In einer anschaulichen Vorstellung verhalten sich die Valenzelektronen der Metall-
Atome wie die Moleküle eines Gases, das durch die Zwischenräume eines porösen Feststoffs strömt.
Die sich schnell bewegenden Elektronen bilden ein Elektronengas. Alle Valenzelektronen der Atome
eines Metallgitters verschmelzen zu einer einzigen, über das ganze Gitter ausgedehnten
Elektronenwolke.
Die Verhältnisse im Gitter von metallischem Natrium kann man sich wie folgt vorstellen:

+ + + + + + + + Na-Atomrumpf (Na+)

+ + + + + + +
„Elektronengas“
+ + + + + + +
(delokalisierte e-)

LEWIS-Schreibweise von Metallen


Auch Metalle können in der LEWIS-Schreibweise dargestellt werden. Dabei zeichnet man das Symbol
des Atoms und dazu die Anzahl Valenzelektronen auf, welche jeweils der Hauptgruppennummer
entsprechen. Anders als bei den Molekülen und den einzelnen Ionen der Salze, haben hier die Atome
keine Edelgaskonfiguration. Da sich die gezeichneten Elektronen aber in Wahrheit nicht bei dem
entsprechenden Atom befinden, sondern um die Atomrümpfe schwirren (= «Elektronengas»), ist das
korrekt. Die Atomrümpfe selber haben aber, wie wir es gewohnt sind, eine Edelgaskonfiguration.
Dabei können nur die ersten drei Hauptgruppen in der LEWIS-Schreibweise aufgeschrieben werden,
da die Anzahl Valenzelektronen der Atome der Nebengruppenelemente (auch Metalle!) nicht bekannt
sind.

Im Folgenden zeichnen wir die LEWIS-Formeln der ersten drei Hauptgruppen:


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Gitterstrukturen von Metallen


Je nach Grösse und Ladung der beteiligten Atomrümpfe können sich verschiedene Gitterstrukturen
ergeben. Liegt jeweils nur eine einzige Atomsorte vor, so kristallisieren metallische Festkörper üb-
licherweise in einer hexagonal dichtesten Kugelpackung (Schichtfolge A – B – A – B – A – B usw.)
oder in einer kubisch dichtesten Kugelpackung (Schichtfolge A – B – C – A – B – C usw.) aus:

C
A

B B

A A

Hexagonal dichteste Kugelpackung Kubisch dichteste Kugelpackung


Beispiel: Magnesium Beispiel: Kupfer

13.2 Eigenschaften von Metallen


Wegen ihrer besonderen Eigenschaften zählten die Metalle schon in den frühesten geschichtlichen
Epochen zu den gesuchten Werkstoffen. Die Eigenschaften lassen sich durch den Aufbau erklären:

• Hohe Schmelz- und Siedepunkte


Mit Ausnahme des Quecksilbers sind alle Metalle bei Raumtemperatur Feststoffe. Dies lässt sich mit
dem stabilen Aufbau des Metallgitters erklären.

• Elektrische Leitfähigkeit
Die Elektronen bewegen sich bereits ohne äusseren Einfluss durch das gesamte Metallgitter. Es
leuchtet daher unmittelbar ein, dass Metalle sowohl im festen als auch im flüssigen Zustand den
elektrischen Strom leiten können. Elektrischer Strom bedeutet ja letztlich eine Verschiebung von
elektrischer Ladung. Im Gegensatz dazu liegen bei Salzen erst im geschmolzenen oder gelösten
Zustand frei bewegliche Ladungsträger vor.
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• Wärmeleitfähigkeit
Die Wärmeleitfähigkeit kann man auf die frei beweglichen Elektronen zurückführen. Erwärmt man ein
Metall, so führt die zugeführte Wärmeenergie zu einer stärkeren Bewegung der Elektronen. Durch die
freie Beweglichkeit der so beschleunigten Elektronen kann sich die Wärme schnell über das Metall
verteilen. Stoffe mit frei beweglichen Elektronen sind also gute Wärmeleiter.

• Oberflächenglanz
Auch der Oberflächenglanz ist auf die frei beweglichen Elektronen zurückzuführen. Die auf das
Metallstück einfallenden Strahlen interferieren mit den frei beweglichen Elektronen. Dabei löschen
sich die Strahlen teilweise gegenseitig aus. Übrig bleiben nur diejenigen Strahlen, die zur
beobachteten Reflexion führen.

• Duktilität
Die Eigenschaft, im festen Zustand auf mechanischen Druck hin verformbar zu sein, wird Duktilität
genannt. Auch in dieser Eigenschaft unterscheiden sich Metalle sehr deutlich von den Salzen. Feste
Metalle lassen sich meist gut mechanisch bearbeiten, während feste Salze ausgesprochen spröde
sind.
Folgende Abbildung verdeutlicht, weshalb das so ist:
Metallgitter (Metall):

+ + + + + + + +

Druck + + + + + + + +

Ionengitter (Salz):

- - + -
+
- +
- +
- +
+

Druck - + - + - +
- +
- +
- +

Verschiebt man innerhalb eines Salz-Kristalls durch eine äussere Krafteinwirkung zwei Ionenebenen
um eine ganze Ionenlage, so erhält man die Situation, dass eine Vielzahl gleichnamig geladener Ionen
aufeinander treffen. Es kommt damit zu einer starken Coulomb-Abstossung zwischen den Ebenen
und letztlich zum Auseinanderbrechen des Kristalls. Bei den Metallen hingegen ergibt sich nach der
Verschiebung um eine Atomrumpf-Lage im Prinzip wieder dieselbe Situation, wie sie schon vor
Einwirkung der Kraft herrschte.
Die Duktilität ist bei manchen Metallen so ausgeprägt, dass man daraus durchsichtige Folien her-
stellen kann. Ein Beispiel ist Blattgold, mit dem Kunstgegenstände vergoldet werden können.
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13.3 Legierungen
Legierungen sind Gemische verschiedener Metalle. Bei Legierungen
werden verschiedene Metalle-Atomsorten in praktisch beliebiger Menge
in das Gitter des ursprünglichen Metalls eingebaut. Sie werden im ge-
schmolzenen Zustand zusammengegossen und danach abgekühlt.

Tabelle: Beispiele von Legierungen

Name der Legierung Zusammensetzung

Messing 52 % bis 62 % Kupfer; Rest Zink.


Bronze 80 % bis 90 % Kupfer; Rest Zinn.
Rotgold 58 % Gold, 38 % Kupfer; 4 % Silber.
Weissgold 65 % bis 80 % Gold; Rest Nickel, Kupfer und Zink.
Quecksilber und Fremdmetall(e).
Amalgame
Zahnfüllung: Quecksilber, Zinn, Kupfer und Edelmetalle.
Eisen mit maximal 2,1 % Kohlenstoff.
Stahl Weitere mögliche Fremdmetalle: Chrom, Nickel, Wolfram, Cobalt, Molybdän,
Mangan, Aluminium, Vanadium, Titan, Tantal, Niob.
50 % Bismuth, 25 % Blei, 12,5 % Cadmium, 12,5 % Zinn.
Woodsches Metall
Schmelzpunkt: 60°C!

Wie die Legierung Stahl zeigt, können auch Kohlenstoff-Atome (ein Nichtmetall!) in ein Metallgitter
eingebaut werden. Die vier Valenzelektronen des Kohlenstoff-Atoms sind dann ebenfalls Bestandteil
des „Elektronengases“, d.h. über das ganze Gitter delokalisiert. Man kann also mit Fug und Recht auch
die Atomsorte Kohlenstoff zu den Halbmetallen rechnen: Bei Legierungen zeigen sie sich von ihrer
metallischen Seite.

Härtung von Eisen


In das Atomgitter von metallischem Eisen kann man Fremdatome einbauen. Diese Fremdatome können
entweder in die Zwischenräume des normalen Atomrumpf-Gitters zu liegen kommen, oder aber sie
ersetzen einige der ursprünglich vorhandenen Eisen-Atome. Auf diese Weise erhält man Stahl.
Als Fremd-Atome kommen Kohlenstoff-Atome (ca. 2%) oder z.B. Atome der Metalle Chrom, Nickel,
Cobalt und Wolfram in Frage. Diese Atome wirken sozusagen als „Sand im Getriebe“ des Atomrumpf-
Gitters des Eisens. Sie erschweren die Verschiebbarkeit der Gitterebenen gegeneinander und führen
so zu einer Verminderung der Duktilität. Dadurch resultiert ein bedeutend härteres Material, das fast nur
noch im geschmolzenen Zustand bearbeitet werden kann, wie beispielsweise Gusseisen. Je nach Ver-
wendungszweck kann eine andere Zusammensetzung aus einer grossen Palette verschiedener Re-
zepturen verwendet werden.
Der Gehalt an Fremd-Atomen darf allerdings nicht zu hoch sein, da mit jedem eingebauten Fremd-Atom
auch die freie Beweglichkeit des Elektronengases behindert wird. Dies schwächt den Zusammenhalt
der Atomrümpfe. Im Extremfall würde so ein zwar harter, aber sehr spröder metallischer Werkstoff
resultieren. Da die freie Beweglichkeit des Elektronengases bei Legierungen eingeschränkt ist, leiten
Legierungen auch den elektrischen Strom schlechter als reine Metalle.

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