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Brandgeschichten: Basel und

der rote Hahn


Im Mittelalter gab es in Basel mehrere verheerende
Brandkatastrophen. Auch in ihrer neueren Geschichte hat
unsere Stadt spektakuläre Brände erlebt. In den letzten Jahren
war der rote Hahn am Rheinknie zum Glück weniger aktiv.

Das gesamte Grossbasel brennt


Im Basel des Mittelalters ist die Angst vor dem roten Hahn stets umgegangen. Kein Wunder.
Mitte des 13. Jahrhunderts ist praktisch das gesamte Grossbasel den Flammen zum Opfer. Nur
36 Jahre später, im Jahr 1294, wütete der rote Hahn wieder über unserer Stadt, gegen 700
Häuser brannten lichterloh, es gab zahlreiche Verletzte und Tote. Im frühen 14. Jahrhundert
schlug dann die rote Stunde des Kleinbasel. Gleich zweimal brannte die kleine Stadt innert 25
Jahren lichterloh. Auch diesen Bränden vielen zahlreiche Menschen zum Opfer.

Erdbeben als Brandkatastrophe


In jener Zeit waren es die offenen Feuer in den Wohnhäusern, die für das Kochen und für das
Heizen benötigt wurden, welche das Brandrisiko in ungeheure Dimensionen trieben. So war
das grosse Erdbeben von 1356 in zweiter Linie eine Brandkatastrophe. Die Erdstösse
erschütterten die Stadt am 18. Oktober, also in einer Jahreszeit, wo die Leute abends bereits
heizten. Das Beben löste eine Feuersbrunst aus. Im Jahr 1377 brannte es im Grossbasel schon
wieder, zahlreiche Wohnhäuser am Fischmarkt und am Spalenberg brannten bis auf die
Grundmauern nieder.

Kirchenglocken als Löschsignal


Nach diesem Feuer verordnete der Stadtrat, dass jeden Abend beim Eindunkeln die
Kirchenglocken geläutet werden mussten, dies sollte die Bürger ermahnen, die Feuer in ihren
Häusern zu löschen. Diese Massnahme wirkte für einige Jahre. Doch schon im Jahr 1417, also
vor genau 600 Jahren, erwachte der rote Hahn wieder und trieb am Rheinknie sein Unwesen.

Schwere Prüfung für Basel


Am 5. Juli dieses Jahres ist an der Streitgasse ein Feuer ausgebrochen. Die Ursache ist bis
heute nicht klar, weil die Chronisten unterschiedliche Versionen aufgeschrieben haben. Das
Feuer dehnte sich bis zum Münsterplatz, zur Aeschenvorstadt, ja sogar bis ins Dalbeloch
hinunter aus. Die vielen Holzhäuser jener Zeit boten ihm gute Nahrung. Klöster, Spitäler,
Handwerksbetriebe wurden zerstört. Die Nachricht über diese Katastrophe, die in Basel einen
Schock auslöste, verbreitete sich in Windeseile. Aus Mitleid mit den schwer geprüften
Baslern schenkte Delémont unserer Stadt einen Wald, das Holz wurde für den Wiederaufbau
verbrannter Häuser verwendet. Königin Sigismund von Deutschland erliess den Baslern die
Pflicht, seinen Feldzug gegen den österreichischen Herzog Friedrich IV. zu unterstützen.

Brand mit Folgen


Dieser Brand hatte nun aber Folgen, einerseits plante der Rat der Stadt alle Holzschindel, mit
denen damals die Dächer gedeckt wurden, durch Ziegel zu ersetzen. Andererseits wurde die
erste freiwillige Feuerwehr der Stadt gegründet. Zudem wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt,
die alle Feuerstellen und Rauchabzüge der Stadt kontrollieren musste. Die Leute der ersten
Basler Bürger-Feuerwehr wurden im Gegenzug vom Wehrdienst befreit. Ihr Werkzeug zur
Brandbekämpfung waren 60 grosse Ledereimer, ein innovatives Produkt jener Zeit, welche
die Stadt Basel in Frankfurt kaufte.
Man kann sagen, dass die Katastrophe von 1417 ein neues Bewusstsein in Sachen
Feuerschutz und Brandbekämpfung auslöste. Die grossen Feuer, denen ganze Stadtteile zum
Opfer fielen, wurden danach immer seltener. Die erste Berufsfeuerwehr, damals «ständige
Feuerwache» genannt, wurde in Basel übrigens erst 1882 ins Leben gerufen.

Brand des Stadttheaters


Doch es gab auch später in Basel noch spektakuläre Brände. So brannte 1904 das Basler
Stadttheater nieder. Fünf Jahre hat es gedauert, bis das Haus neu aufgebaut war, im gleichen
Neobarock-Stil wie das abgebrannte Gebäude. Nur hatte man beim Neubau die
Kassenhäuschen vergessen. 1975 musste das alte Theater ohnehin weichen, es wurde
kurzerhand in die Luft gesprengt, um jener Anlage Platz zu machen, auf der heute der
Tinguely-Brunnen steht. Eine typische Basler Bausünde jener Zeit, heute könnte man einen
Bau, wie das alte Stadttheater auf keinen Fall abreissen.

Der Bankverein in Flammen


Während dem Zweiten Weltkrieg kam es in Basel mehrfach zu Grossbränden, weil Truppen
der Alliierten aus Versehen Bomben auf unsere Stadt warfen. Die grösste Feuersbrunst nach
dem Krieg fand am 8. Dezember 1978 statt. An diesem Tag brannte das Gebäude des
Schweizerischen Bankvereins am Bankenplatz lichterloh. Eine Brandnacht, wie sie die Stadt
Basel seither zum Glück nie mehr erlebt hat. Die Ursachen dieser Feuersbrunst konnten nie
geklärt werden. Betroffen war Basel natürlich auch von den Folgen der Brandkatastrophe, die
sich 1987 bei der Firma Sandoz in Schweizerhalle ereignete, allerdings auf Baselbieter
Boden. Seither hat sich der rote Hahn am Rheinknie auf kleinere Übeltaten beschränkt. Wir
beten zum Heiligen Florian von Lorch, dem Schutzpatron der Feuerwehr, der uns auch vor
Feuerbrünsten schützt, dass dies so bleiben möge!

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