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THÜRINGER LANDTAG

Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

PRESSEINFORMATIONEN

Tel.: (0361) 37 72003 / 72005 / 72006


Fax: (0361) 37 72004
Pressestelle@Landtag.Thueringen.de
www.thueringer-landtag.de
THÜRINGER LANDTAG 3. November 2005
4. Wahlperiode

PLENUM

EINLADUNG
zur
26. Plenarsitzung am Donnerstag, dem 10. November 2005, 09.00 Uhr,
27. Plenarsitzung am Freitag, dem 11. November 2005, 09.00 Uhr,
im Plenarsaal des Thüringer Landtags, Erfurt,
Jürgen-Fuchs-Straße 1

VORLÄUFIGE TAGESORDNUNG: Voraussichtliche


1)
Dauer des TOP

1. Regierungserklärung zur Politischen Kultur im Freistaat Thüringen 2 h 53 min


2)
(Thüringen-Monitor 2005)

2. Erstes Gesetz zur Änderung des Thüringer Denkmalschutzgesetzes 2 h 48 min


Gesetzentwurf der Landesregierung
- Drucksache 4/975 -
dazu: Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wissenschaft, Kunst
und Medien
- Drucksache 4/1288 -
Berichterstatter: Abgeordnete Holbe
ZWEITE BERATUNG

3. Zweites Gesetz zur Änderung des Thüringer Gesetzes zur Ausführung 2 h 48 min
des Sozialgerichtsgesetzes
Gesetzentwurf der Landesregierung
- Drucksache 4/1188 -
dazu: Beschlussempfehlung des Ausschusses für Justiz, Bundes- und
Europaangelegenheiten
- Drucksache 4/1265 -
Berichterstatter: Abgeordnete Walsmann
ZWEITE BERATUNG

4. Thüringer Ausführungsgesetz zu dem Staatsvertrag zum Lotteriewesen 2 h 53 min


in Deutschland (ThürLottStVAG)
Gesetzentwurf der Landesregierung
- Drucksache 4/1292 -
ERSTE BERATUNG

5. Drittes Gesetz zur Änderung des Thüringer Personalvertretungsge- 2 h 53 min


setzes
Gesetzentwurf der Fraktion der Linkspartei.PDS
- Drucksache 4/1299 -
ERSTE BERATUNG

__________
An die Mitglieder des Landtags
6. Fünftes Gesetz zur Änderung der Verfassung des Freistaats Thüringen 2 h 53 min
Gesetzentwurf der Fraktion der Linkspartei.PDS
- Drucksache 4/1309 -
ERSTE BERATUNG

7. Thüringer Kommunalrechtsänderungsgesetz 2 h 53 min


Gesetzentwurf der Fraktion der Linkspartei.PDS
- Drucksache 4/1310 - Neufassung -
ERSTE BERATUNG

8. Thüringer Gesetz zu dem Staatsvertrag zur Änderung des 2 h 53 min


Staatsvertrages über die Bereitstellung von Mitteln aus den Oddset-
Sportwetten für gemeinnützige Zwecke im Zusammenhang mit der
Veranstaltung der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006
Gesetzentwurf der Landesregierung
- Drucksache 4/1315 -
ERSTE BERATUNG

9. Thüringer Gesetz zur Neugliederung der kreisangehörigen Gemeinden 2 h 53 min


Birkigt, Floh-Seligenthal, Goßwitz, Kleinschmalkalden, Könitz, Lausnitz
b. Pößneck, Stadt Triebes, Unterwellenborn und Stadt Zeulenroda
Gesetzentwurf der Landesregierung
- Drucksache 4/1316 -
ERSTE BERATUNG

10. Zweites Gesetz zur Änderung des Thüringer Abwasserabgabenge- 2 h 53 min


setzes
Gesetzentwurf der Fraktion der CDU
- Drucksache 4/1317 -
ERSTE BERATUNG

11. Thüringer Gesetz zum Ausbau der direkten Demokratie auf kommu- 2 h 53 min
naler Ebene
Gesetzentwurf der Fraktionen der Linkspartei.PDS und SPD
- Drucksache 4/1320 -
ERSTE BERATUNG

12. Maßnahmekatalog der Landesregierung zur Bekämpfung der häus- 2 h 53 min


lichen Gewalt
Antrag der Fraktion der Linkspartei.PDS
- Drucksache 4/1311 -

13. Verbraucherfreundliche und marktgerechte Energiepreise in Thüringen 2 h 53 min


Antrag der Fraktion der SPD
- Drucksache 4/1312 -

14. Entwicklung der Pensionslasten in Thüringen 2 h 53 min


Antrag der Fraktion der SPD
- Drucksache 4/1318 -

15. Wahl von Mitgliedern der Parlamentarischen Kontrollkommission ge- 2 h 48 min


mäß § 18 Abs. 2 des Thüringer Verfassungsschutzgesetzes
Wahlvorschlag der Fraktion der SPD
- Drucksache 4/1319 -

2
16. Fragestunde 2h
- Drucksachen 4/1269/1270/1276/1296/1297/1303/1314 -

17. Aktuelle Stunde 1 h 20 min

a) auf Antrag der Fraktion der SPD zum Thema:


"Ergebnisse des Berufsberatungsjahres 2004/2005 - Aktuelle
Situation auf dem Thüringer Ausbildungsstellenmarkt"
Unterrichtung durch die Präsidentin des Landtags
- Drucksache 4/1289 -

b) auf Antrag der Fraktion der Linkspartei.PDS


"Auswirkungen der geplanten Streichung des § 19 Abs. 1 des
Thüringer Kinder- und Jugendhilfe-Ausführungsgesetzes"
Unterrichtung durch die Präsidentin des Landtags
- Drucksache 4/1291 -

Voraussichtliche 46 h 20 min
Dauer der
Plenarsitzungen

Prof. Dr.-Ing. habil. Schipanski


Präsidentin des Landtags

Hinweise:
1)
Voraussichtliche Dauer des Tagesordnungspunkts inklusive der Redezeit nach Maßgabe des § 29 Abs. 3 GO
sowie der Redezeit der Landesregierung ohne Verlängerung der Redezeit nach Maßgabe des § 29 Abs. 4 GO
2)
Der Tagesordnungspunkt 1 wird als erster Punkt in der 27. Plenarsitzung am Freitag aufgerufen.

3
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 975
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 16.06.2005

Gesetzentwurf

der Landesregierung

Erstes Gesetz zur Änderung des Thüringer Denkmal-


schutzgesetzes

A. Problem und Regelungsbedürfnis

Das Thüringer Denkmalschutzgesetz in der Fassung vom 14. April 2004


muss aufgrund der Zusammenlegung des Landesamtes für Denkmal-
pflege und des Landesamtes für Archäologie zum Landesamt für Denk-
malpflege und Archäologie zum 1. Januar 2006 geändert werden.

B. Lösung

Novellierung des Thüringer Denkmalschutzgesetzes unter Berücksich-


tigung der Regierungserklärung der Landesregierung über die Zusam-
menlegung der Denkmalfachbehörden

C. Alternativen

keine

D. Kosten

keine

E. Zuständigkeit

Federführend ist das Kultusministerium.

Druck: Thüringer Landtag, 21. Juni 2005


1
Drucksache 4/ 975 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

FREISTAAT THÜRINGEN
DER MINISTERPRÄSIDENT

An die
Präsidentin des Thüringer Landtags
Frau Prof. Dr.-Ing. habil. Dagmar Schipanski
Jürgen-Fuchs-Straße 1

99096 Erfurt

Erfurt, den 14. Juni 2005

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

hiermit überreiche ich den von der Landesregierung beschlossenen Ent-


wurf des

"Ersten Gesetzes zur Änderung des Thüringer Denkmalschutz-


gesetzes"

mit der Bitte um Beratung durch den Landtag in den Plenarsitzungen


am 30. Juni/1. Juli 2005.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Althaus

2
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 975
Drucksache 4/

Erstes Gesetz
zur Änderung des Thüringer Denkmalschutzgesetzes

Der Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen:

Artikel 1

Das Thüringer Denkmalschutzgesetz in der Fassung vom


14. April 2004 (GVBl. S. 465) wird wie folgt geändert:

1. In § 3 Abs. 1 wird die Bezeichnung "den Denkmalfach-


behörden" durch die Bezeichnung "der Denkmalfach-
behörde" ersetzt.

2. In § 8 Abs. 2 Satz 1 wird das Wort "zuständigen" gestri-


chen.

3. In § 9 Abs. 2 Satz 1 wird die Bezeichnung "Denkmal-


fachbehörden" durch die Bezeichnung "Denkmalfach-
behörde" ersetzt.

4. In § 13 Abs. 3 wird das Wort "zuständigen" gestrichen.

5. In § 14 Abs. 3 Satz 1 Halbsatz 1 wird das Wort "zustän-


digen" gestrichen.

6. In § 16 Abs. 1 Satz 1 wird das Wort "zuständigen" ge-


strichen.

7. In § 18 Satz 1 wird die Bezeichnung "des Landesam-


tes für Archäologie" durch die Bezeichnung "der Denk-
malfachbehörde" ersetzt.

8. In § 20 Abs. 3 Satz 1 wird die Bezeichnung "das Lan-


desamt für Archäologie" durch die Bezeichnung "die
Denkmalfachbehörde" ersetzt.

9. § 24 erhält folgende Fassung:

"§ 24
Denkmalfachbehörde

(1) Denkmalfachbehörde ist das Landesamt für Denk-


malpflege und Archäologie. Es ist Träger des Muse-
ums für Ur- und Frühgeschichte Thüringens.

(2) Die Denkmalfachbehörde ist der obersten Denkmal-


schutzbehörde unmittelbar nachgeordnet. Sie hat zur
Erfüllung der in § 1 Abs. 1 genannten Ziele insbesondere
folgende Aufgaben:
1. Mitwirkung bei denkmalschutzrechtlichen Erlaubnis-
und sonstigen Verfahren, an denen die Beteiligung
der Denkmalfachbehörde vorgesehen ist,
2. Beratung und Unterstützung der Eigentümer und
Besitzer von Kulturdenkmalen bei Pflege, Unterhal-
tung und Wiederherstellung (Denkmalpflege),
3. systematische Aufnahme der Kulturdenkmale (In-
ventarisation),
4. Führung des Denkmalbuchs,
5. wissenschaftliche Untersuchung der Kulturdenkmale
als Beitrag zur Erforschung der Landesgeschichte,
6. Erarbeitung methodischer Grundlagen auf dem
Gebiet der Restaurierung und Konservierung,

3
Drucksache 4/ 975 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

7. Stellungnahme als Träger öffentlicher Belange in


förmlichen Verfahren nach Bundes- und Landes-
recht,
8. Öffentlichkeitsarbeit, um das Verständnis für Denk-
malschutz und Denkmalpflege zu wecken und zu
fördern,
9. Ausstellen von denkmalschutzrechtlichen Steuer-
bescheinigungen,
10. Bewilligung der Zuwendungen des Landes nach § 7
Abs. 2 und
11. Bodendenkmalpflege einschließlich Paläontologie."

10. § 26 wird wie folgt geändert:

a) Absatz 1 wird wie folgt geändert:

aa) Satz 1 erhält folgende Fassung:

"Die Denkmalfachbehörde kann ehrenamtliche


Mitarbeiter für die Bau- und Kunstdenkmalpfle-
ge sowie die Archäologie bestellen."

bb) In Satz 2 wird die Bezeichnung "den Denk-


malfachbehörden" durch die Bezeichnung "der
Denkmalfachbehörde" ersetzt.

b) In Absatz 2 werden die Worte "Denkmalfachbehör-


den und" durch die Worte "Denkmalfachbehörde
und die" ersetzt.

Artikel 2

Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 2006 in Kraft.

4
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 975
Drucksache 4/

Begründung:

A. Allgemeines

Die Änderungen des Thüringer Denkmalschutzgesetzes ergeben sich


aus der Zusammenlegung des Landesamtes für Denkmalpflege und des
Landesamtes für Archäologische Denkmalpflege. An deren Stelle tritt
das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie.
Eine Befristungsregelung enthält das Gesetz nicht. Der Schutz von Kul-
turdenkmalen muss nach internationalen Übereinkommen, denen die
Bundesrepublik Deutschland beigetreten ist, lückenlos gewährleistet sein.
Diese Unterschutzstellung wird durch das Thüringer Denkmalschutzge-
setz sichergestellt; die Aufgabenerfüllung kann durch eine Befristung
des Gesetzes nicht in Frage gestellt werden. Die im Gesetz enthaltenen
Regelungen müssen auch nicht laufend überprüft werden, da diese
ebenfalls den internationalen Verpflichtungen entsprechen. Aus diesen
Gründen wurde bei der Novellierung des Thüringer Denkmalschutzge-
setzes im April 2004 ebenfalls auf eine Befristung verzichtet. Da mit der
vorliegenden Änderung lediglich die Zusammenlegung der Landesäm-
ter für Denkmalpflege geregelt wird, soll eine Befristung des Gesetzes
nicht vorgenommen werden.

B. Zu den einzelnen Bestimmungen

Zu Artikel 1:

Zu den Nummern 1 bis 8 und 10:

Die Änderung der einzelnen Bestimmungen trägt der Tatsache Rech-


nung, dass die bisher zwei Landesämter für Denkmalpflege zu einem
Amt zusammengelegt werden. Fachliche Veränderungen ergeben sich
hieraus nicht, es erfolgt eine begriffliche Anpassung.

Zu Nummer 9:

Das zusammengelegte Landesamt erhält in § 24 Abs. 1 die Bezeich-


nung "Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie".

Im Weiteren werden die bisher vom Landesamt für Denkmalpflege und


dem Landesamt für Archäologie wahrgenommenen Aufgaben dem neu-
en Landesamt zugewiesen.

Zu Artikel 2:

Diese Bestimmung regelt das In-Kraft-Treten des Gesetzes.

5
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1188
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 07.09.2005

Gesetzentwurf

der Landesregierung

Zweites Gesetz zur Änderung des Thüringer Gesetzes


zur Ausführung des Sozialgerichtsgesetzes

A. Problem und Regelungsbedürfnis

Für knappschaftliche Verfahren ist nach § 4 Abs. 1 des Thüringer Ge-


setzes zur Ausführung des Sozialgerichtsgesetzes vom 16. August 1993
(GVBl. S. 489) in der jeweils geltenden Fassung ausschließlich das
Sozialgericht Altenburg zuständig. Die Eingangszahlen der knappschaft-
lichen Verfahren bewegen sich seit Jahren auf einem gleichbleibend
niedrigen Niveau und unterliegen keinen gesetzlichen Besonderheiten
gegenüber sonstigen sozialversicherungsrechtlichen Verfahren. Zudem
verteilt sich das Aufkommen der Verfahren aus der Knappschaftsversi-
cherung gleichmäßig auf die Bezirke der vier Sozialgerichte. Die immer
älter werdenden Bürger, die in der Knappschaft versichert sind und nicht
im Sozialgerichtsbezirk Altenburg wohnen, müssen, wollen sie an der
mündlichen Verhandlung teilnehmen, lange und beschwerliche Reisen
auf sich nehmen, worauf zunehmend verzichtet wird, so dass die Ver-
handlungen meist ohne die Kläger stattfinden. Dies tangiert den Grund-
satz, rechtliches Gehör zu gewähren und widerspricht der Forderung
nach Bürgernähe.

Hinzu kommen Schwierigkeiten bei der Berufung ehrenamtlicher Rich-


ter. Die Besetzung der Knappschaftskammern mit ehrenamtlichen Rich-
tern aus dem Bergbau (§ 12 Abs. 2 Satz 2 des Sozialgerichtsgesetzes
[SGG] in der Fassung vom 23. September 1975 [BGBl. I S. 2535] in
Verbindung mit § 13 Abs. 4) hat sich in der Vergangenheit als nicht durch-
führbar erwiesen.

B. Lösung

Mit dem vorliegenden Entwurf der Änderung des Thüringer Gesetzes


zur Ausführung des Sozialgerichtsgesetzes wird der unter Punkt A be-
schriebenen Problemstellung Rechnung getragen. Die Aufhebung des
§ 4 Abs. 1 hat eine gleichmäßige Verteilung der Verfahren aus der knapp-
schaftlichen Versicherung auf die vier Sozialgerichte des Landes zur
Folge.
Eine Übergangsregelung ist dabei nicht erforderlich. Die Zuständigkeit
des Sozialgerichts Altenburg für die bis zum In-Kraft-Treten der Neure-
gelung eingegangenen Klagen wird nicht berührt (§ 202 SGG in Verbin-
dung mit § 261 Abs. 3 Nr. 2 der Zivilprozessordnung; nach § 94 SGG
wird die Streitsache bereits durch Erhebung der Klage nicht erst durch
Zustellung rechtshängig).

Vorabdruck verteilt am: 8. September 2005

Druck: Thüringer Landtag, 28. September 2005 1


Drucksache 4/ 1188 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

C. Alternativen

keine

D. Kosten

keine

E. Zuständigkeit

Federführend ist das Justizministerium.

2
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1188
Drucksache 4/

FREISTAAT THÜRINGEN
DER MINISTERPRÄSIDENT

An die
Präsidentin des Thüringer Landtags
Frau Prof. Dr.-Ing. habil. Dagmar Schipanski
Jürgen-Fuchs-Straße 1

99096 Erfurt

Erfurt, den 6. September 2005

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

hiermit überreiche ich den von der Landesregierung beschlossenen Ent-


wurf des

"Zweiten Gesetzes zur Änderung des Thüringer Gesetzes zur


Ausführung des Sozialgerichtsgesetzes"

mit der Bitte um Beratung durch den Landtag in den Plenarsitzungsta-


gen am 15./16. September 2005.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Althaus

3
Drucksache 4/ 1188 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

Zweites Gesetz
zur Änderung des Thüringer Gesetzes zur Ausführung des
Sozialgerichtsgesetzes

Der Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen:

Artikel 1

§ 4 des Thüringer Gesetzes zur Ausführung des Sozialge-


richtsgesetzes vom 16. August 1993 (GVBl. S. 489), das
zuletzt durch Artikel 17 des Gesetzes vom 21. Dezember
2000 (GVBl. S. 408) geändert worden ist, wird wie folgt
geändert:

1. In der Überschrift werden die Worte "Knappschaftsver-


sicherung und" gestrichen.

2. Absatz 1 wird aufgehoben.

3. In Absatz 2 wird das Gliederungszeichen "(2)" gestri-


chen.

Artikel 2

Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 2006 in Kraft.

4
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1188
Drucksache 4/

Begründung

A. Allgemeines

Das Gesetz dient der Aufhebung der alleinigen Zuständigkeit des Sozi-
algerichts Altenburg für Angelegenheiten der Knappschaftsversicherung.

Eine Befristung des Thüringer Gesetzes zur Ausführung des Sozialge-


richtsgesetzes soll nicht erfolgen. Das Gesetz beinhaltet Regelungen
zu Sitz und Zuständigkeit der Sozialgerichte, Übertragung von Zustän-
digkeiten sowie weiteren gerichtsorganisatorischen Punkten, die der
näheren Ausführung von Bundesrecht dienen. Die dadurch gegebene
grundlegende und dauerhafte Bedeutung lässt den Verzicht auf die im
Regelfall auf fünf Jahre zu bemessende Befristung angebracht erschei-
nen.

B. Zu den einzelnen Bestimmungen

Zu Artikel 1:

Zu Nummer 1:

Die Anpassung der Überschrift ist Folge der Aufhebung des § 4 Abs. 1.

Zu Nummer 2:

Auf die Bildung von Knappschaftskammern nach § 10 Abs. 1 Satz 2


SGG kann in Zukunft verzichtet werden, da hierfür kein Bedarf mehr
existiert. Die Zugänge der Verfahren aus der knappschaftlichen Versi-
cherung bewegen sich seit Jahren auf einem gleichbleibend niedrigen
Niveau. Auch die Besonderheiten, die früher im Reichsknappschaftsge-
setz geregelt waren, spielen heute nur eine untergeordnete Rolle.
Bei der Berufung ehrenamtlicher Richter, hat sich die Besetzung der
Knappschaftskammern mit ehrenamtlichen Richtern aus dem Bergbau
(§ 12 Abs. 2 Satz 2 SGG in Verbindung mit § 13 Abs. 4 SGG) als schwie-
rig erwiesen. Ebenso sind Gründe für die Konzentration der Angelegen-
heiten aus der Knappschaftsversicherung auf das Sozialgericht Alten-
burg nicht mehr gegeben, da eine gleichmäßige Verteilung des Verfah-
rensaufkommens auf die Sozialgerichtsbezirke (abhängig von ihrer Grö-
ße) festzustellen ist. Da die Versicherten immer älter werden, entspricht
es dem Gebot der Bürgernähe, ihnen die zum Teil beschwerliche Reise
nach Altenburg nicht mehr zuzumuten. In Zukunft wird lediglich die An-
fahrt zu dem Sozialgericht, in dessen Bezirk sie wohnen, erforderlich.

Zu Nummer 3:

Folgeänderung der Aufhebung des § 4 Abs. 1.

Zu Artikel 2:

Artikel 2 regelt das In-Kraft-Treten der Aufhebung der Sonderzuständig-


keit für Verfahren der knappschaftlichen Versicherung. Hier wird insbe-
sondere berücksichtigt, dass die Knappschaft für die Umstellung ihrer
Rechtsmittelbelehrungen einer gewissen Zeit bedarf. Damit sind Klage-
eingänge bei unzuständigen Gerichten und daraus resultierender Mehr-
aufwand durch Verweisungen ebenso wie Verfahrensverzögerungen zu
vermeiden.

5
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode Drucksache 4/1265
4. Wahlperiode zu Drucksache 4/1188
29.09.2005

Beschlussempfehlung

des Ausschusses für Justiz, Bundes- und Europaange-


legenheiten

zu dem Gesetzentwurf der Landesregierung


- Drucksache 4/1188 -

Zweites Gesetz zur Änderung des Thüringer Gesetzes


zur Ausführung des Sozialgerichtsgesetzes

Berichterstatter: Abgeordnete Walsmann

Beratungen:

Durch Beschluss des Landtags vom 15. September 2005 ist der oben
genannte Gesetzentwurf an den Ausschuss für Justiz, Bundes- und
Europaangelegenheiten überwiesen worden.

Der Ausschuss für Justiz, Bundes- und Europaangelegenheiten hat den


Gesetzentwurf in seiner 14. Sitzung am 29. September 2005 beraten.

Beschlussempfehlung:

Der Gesetzentwurf wird angenommen.

Schröter
Vorsitzender

Druck: Thüringer Landtag, 30. September 2005


1
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1269
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 30.09.2005

Mündliche Anfrage

des Abgeordneten Kummer (Die Linkspartei.PDS)

Förderung umweltfreundlicher Energienutzung

Im Rahmen der Klimaschutzkonzeption des Freistaats hat sich die Lan-


desregierung u. a. dazu bekannt, zur Reduzierung klimawirksamer Emis-
sionen Maßnahmen zur sparsamen, rationellen und umweltverträglichen
Energienutzung zu fördern. Ein entsprechendes Förderprogramm gibt
es seit mehreren Jahren, wobei die Höhe der eingestellten Haushalts-
mittel stetig rückläufig ist.

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie viele der im Jahr 2005 eingestellten Mittel in Höhe von 400 000
Euro sind bisher abgeflossen?

2. In welchem finanziellen Umfang, für welchen Förderzweck und für


welche Energieträger liegen noch Anträge vor, die bisher nicht bear-
beitet werden konnten?

3. In welcher Höhe sind die 400 000 Euro Landesmittel durch EU-Mit-
tel, z. B. aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung
(EFRE), aufgestockt worden?

4. Wie begründet die Landesregierung, dass im Entwurf für den Dop-


pelhaushalt 2006/2007 überhaupt keine Finanzmittel mehr für das
Programm eingestellt werden?

Kummer

Druck: Thüringer Landtag, 4. Oktober 2005


1
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1270
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 30.09.2005

Mündliche Anfrage

des Abgeordneten Kuschel (Die Linkspartei.PDS)

Wasserverbände verweigern Rückzahlung

Nach den mir vorliegenden Presseinformationen hat der Thüringer Ge-


meinde- und Städtebund bestätigt, dass sich mehrere Thüringer Aufga-
benträger der Wasserver- und Abwasserentsorgung zur Rückzahlung
der Beiträge weigern. Nach Änderung des Thüringer Kommunalabga-
bengesetzes (ThürKAG) sind die Aufgabenträger verpflichtet, die Was-
serbeiträge und bei Vorliegen der Privilegierungstatbestände die zu viel
gezahlten Abwasserbeiträge zurückzuerstatten. Sieben Aufgabenträger
der Wasserver- und Abwasserentsorgung wollen gegen das neue Thü-
ringer Kommunalabgabengesetz eine Verfassungsklage einreichen.

Ich frage die Landesregierung:

1. Welche Aufgabenträger der Wasserver- und Abwasserentsorgung


sind der Landesregierung bekannt, die sich zur Rückzahlung wei-
gern?

2. Aus welchen Gründen weigern sich diese Aufgabenträger zur Um-


setzung des Thüringer Kommunalabgabengesetzes?

3. Welche Maßnahmen sieht die Landesregierung für erforderlich, um


die bestehenden Neuregelungen entsprechend umzusetzen und wie
wird dies begründet?

4. Welche Aufgabenträger der Wasserver- und Abwasserentsorgung


sind der Landesregierung bekannt, die Verfassungsklage gegen das
neue Thüringer Kommunalabgabengesetz erheben wollen?

Kuschel

Druck: Thüringer Landtag, 4. Oktober 2005


1
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1276
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 30.09.2005

Mündliche Anfrage

des Abgeordneten Dr. Schubert (SPD)

Bahnbrücke in der Stadt Gößnitz im Altenburger Land III

Während einer Wahlkampfveranstaltung der CDU im Altenburger Land


äußerte Minister Trautvetter, dass Anfang Oktober die Planungsver-
einbarung zum Neubau der Bahnbrücke Gößnitz mit der Deutschen Bahn
AG unterzeichnet werden kann. Diese Planungsvereinbarung sei Voraus-
setzung für eine später zu erstellende Kreuzungsvereinbarung und damit
dem Neubau der Brücke.

Ich frage die Landesregierung:

1. Ist die oben genannte Planungsvereinbarung zwischenzeitlich ver-


einbart?

2. Wenn nein, wann ist mit dem Abschluss der Planungsvereinbarung


zu rechnen?

Dr. Schubert

Druck: Thüringer Landtag, 4. Oktober 2005


1
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode Drucksache 4/1288
4. Wahlperiode zu Drucksache 4/975
13.10.2005

Beschlussempfehlung

des Ausschusses für Wissenschaft, Kunst und Medien

zu dem Gesetzentwurf der Landesregierung


- Drucksache 4/975 -

Erstes Gesetz zur Änderung des Thüringer Denkmal-


schutzgesetzes

Berichterstatter: Abgeordnete Holbe

Beratungen:

Durch Beschluss des Landtags vom 30. Juni 2005 ist der Gesetzent-
wurf an den Ausschuss für Wissenschaft, Kunst und Medien überwie-
sen worden.

Der Ausschuss für Wissenschaft, Kunst und Medien hat den Gesetzent-
wurf in seiner 8. Sitzung am 1. September 2005 und in seiner 9. Sitzung
- in öffentlicher Sitzung - am 13. Oktober 2005 beraten sowie eine schrift-
liche Anhörung durchgeführt.

Beschlussempfehlung:

Der Gesetzentwurf wird mit folgender Änderung angenommen:

Artikel 1 wird wie folgt geändert:

1. Nach Nummer 8 wird folgende neue Nummer 9 eingefügt:

"9. In § 22 Abs. 4 Satz 1 wird das Wort 'Denkmalfachbehörden' durch


das Wort 'Denkmalfachbehörde' ersetzt."

2. Die bisherigen Nummern 9 und 10 werden die Nummern 10 und 11.

Seela
Vorsitzender

Druck: Thüringer Landtag, 14. Oktober 2005


1
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1289
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 14.10.2005

Unterrichtung

durch die Präsidentin des Landtags

Aktuelle Stunde

Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 14. Oktober 2005 eine
Aktuelle Stunde zum Thema:

"Ergebnisse des Berufsberatungsjahres 2004/2005 - Aktuelle Si-


tuation auf dem Thüringer Ausbildungsstellenmarkt"

beantragt.

Prof. Dr.-Ing. habil. Schipanski


Präsidentin des Landtags

Druck: Thüringer Landtag, 19. Oktober 2005


1
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1291
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 17.10.2005

Unterrichtung

durch die Präsidentin des Landtags

Aktuelle Stunde

Die Fraktion der Linkspartei.PDS hat mit Schreiben vom 14. Oktober 2005
eine Aktuelle Stunde zum Thema:

"Auswirkungen der geplanten Streichung des § 19 Abs. 1 des Thü-


ringer Kinder- und Jugendhilfe-Ausführungsgesetzes"

beantragt.

Prof. Dr.-Ing. habil. Schipanski


Präsidentin des Landtags

Druck: Thüringer Landtag, 17. Oktober 2005


1
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1292
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 17.10.2005

Gesetzentwurf

der Landesregierung

Thüringer Ausführungsgesetz zu dem Staatsvertrag zum


Lotteriewesen in Deutschland (ThürLottStVAG)

A. Problem und Regelungsbedürfnis

Am 1. Juli 2004 trat der vom Landtag durch das Thüringer Gesetz zu
dem Staatsvertrag zum Lotteriewesen in Deutschland und zu dem Staats-
vertrag über die Regionalisierung von Teilen der von den Unternehmen
des Deutschen Lotto- und Totoblocks erzielten Einnahmen vom 8. März
2004 (GVBI. S. 333) ratifizierte Staatsvertrag zum Lotteriewesen in
Deutschland in Kraft. Gleichzeitig trat das Thüringer Lotteriegesetz vom
29. Juni 1995 (GVBI. S. 229), geändert durch Artikel 9 des Gesetzes
vom 24. Oktober 2001 (GVBI. S. 265), außer Kraft.
Der Staatsvertrag zum Lotteriewesen in Deutschland orientiert sich an
der ordnungsrechtlichen Aufgabe der Länder, den natürlichen Spieltrieb
der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken. Insbe-
sondere soll ein Ausweichen auf nicht erlaubte Glücksspiele verhindert
werden. Dazu sollen Regelungen zur Sicherstellung eines ausreichen-
den Glücksspielangebots durch ein im Wesentlichen ländereinheitliches
materielles Glücksspielrecht getroffen werden.
Der Staatsvertrag trifft keine Regelungen zu den Vollzugszuständigkei-
ten in den Ländern und zu der Frage der Sanktion von Rechtsverstö-
ßen, soweit diese unterhalb des strafrechtlich relevanten Verhaltens lie-
gen. Im materiell-rechtlichen Bereich erlaubt er den Ländern, die zur
Ausführung des Staatsvertrags notwendigen Bestimmungen zu erlas-
sen, das Verbot der Erlaubniserteilung zu konkretisieren sowie für Ver-
anstaltungen von geringer ordnungspolitischer Bedeutung abweichen-
de Regelungen zu treffen.
Der Staatsvertrag ist jedoch nur bedingt vollzugsfähig, solange die zur
Disposition der Länder beinhalteten Regelungslücken nicht geschlos-
sen werden.

B. Lösung

In dem vorliegenden Gesetzentwurf werden entsprechend der Ermäch-


tigung im Staatsvertrag zum Lotteriewesen in Deutschland Zuständig-
keitsregelungen für den Gesetzesvollzug in Thüringen getroffen. Darüber
hinaus werden bestimmte Verstöße gegen die Bestimmungen des Staats-
vertrags mit einer Geldbuße belegt. Für so genannte Kleine Lotterien
wird wegen deren geringer ordnungspolitischer Bedeutung und aus Grün-
den der Deregulierung die Möglichkeit der Erteilung einer allgemeinen
Erlaubnis geschaffen.

Druck: Thüringer Landtag, 26. Oktober 2005


1
Drucksache 4/ 1292 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

C. Alternativen

Soweit die zuständige Behörde im Sinne des Staatsvertrags nicht fest-


gelegt wird, ist in allen Fällen des Vollzugs des Staatsvertrags das Fi-
nanzministerium zuständig. Diese Regelung wäre in den überwiegen-
den Fällen nicht der Bedeutung der veranstalteten Lotterien angemes-
sen.
Ohne die Schaffung von Ordnungswidrigkeitstatbeständen würde der
Vollzug der Bestimmungen des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in
Deutschland aus ordnungsrechtlicher Sicht wesentlich erschwert.
Auf die abweichenden Regelungen für Kleine Lotterien (allgemeine Er-
laubniserteilung) könnte zwar verzichtet werden, damit würde aber ein
wichtiges Instrument der Deregulierung aus der Hand gegeben.

D. Kosten

Durch das Gesetz entstehen unmittelbar keine Kosten.


In den Geschäftsbereichen des Thüringer Finanzministeriums und des
Landesverwaltungsamts ist für die Überwachung der gewerblichen Spiel-
vermittlung nach § 14 Abs. 3 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in
Deutschland bzw. für die Verfolgung und Ahndung von Ordnungswidrig-
keiten mit einem Verwaltungsmehraufwand zu rechnen, der sich nicht
beziffern lässt.

Bei den Landkreisen und kreisfreien Städten kann es zu einem nicht


bezifferbaren geringfügigen Mehraufwand für die Verfolgung und Ahn-
dung von Ordnungswidrigkeiten nach § 6 kommen, da der Katalog der
zu verfolgenden Ordnungswidrigkeiten erweitert wurde. Dem stehen
kompensierend die Einnahmen aus Bußgeldern und Verfahrenskosten
gegenüber.
Die Mehrkosten sind als gering einzuschätzen, da es im Wesentlichen
bei den bislang bestehenden Aufgaben und Zuständigkeiten bleibt und
Kleine Lotterien durch die Möglichkeit der allgemeinen Erlaubnis eines
geringeren Verwaltungsaufwands als bisher bedürfen.

E. Zuständigkeit

Federführend ist das Finanzministerium.

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Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1292
Drucksache 4/

FREISTAAT THÜRINGEN
DER MINISTERPRÄSIDENT

An die
Präsidentin des Thüringer Landtags
Frau Prof. Dr.-Ing. habil. Dagmar Schipanski
Jürgen-Fuchs-Straße 1

99096 Erfurt

Erfurt, den 13. Oktober 2005

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

hiermit überreiche ich den von der Landesregierung beschlossenen Ent-


wurf des

"Thüringer Ausführungsgesetzes zu dem Staatsvertrag zum Lot-


teriewesen in Deutschland (ThürLottStVAG)"

mit der Bitte um Beratung durch den Landtag in den Plenarsitzungsta-


gen am 10./11. November 2005.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Althaus

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Drucksache 4/ 1292 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

Thüringer Ausführungsgesetz
zu dem Staatsvertrag zum Lotteriewesen in Deutschland
(ThürLottStVAG)

Der Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen:

§1
Allgemeine Erlaubnis

(1) Die Erlaubnis für die Veranstaltung einer Lotterie oder


Ausspielung kann für solche Veranstaltungen allgemein
erteilt werden,
1. die sich nicht über das Gebiet eines Landkreises oder
einer kreisfreien Stadt hinaus erstrecken,
2. deren Spielplan einen Reinertrag von mindestens 30
vom Hundert und eine Gewinnsumme von mindestens
25 vom Hundert des Spielkapitals vorsieht,
3. der Reinertrag ausschließlich und unmittelbar für ge-
meinnützige, kirchliche oder mildtätige Zwecke ver-
wandt wird,
4. bei denen der Gesamtpreis der Lose den Wert von
20 000 Euro nicht übersteigt und
5. bei denen der Losverkauf die Dauer von einem Monat
nicht überschreitet.

(2) Die allgemeine Erlaubnis ist zu befristen. Sie begrün-


det die Pflicht, die vorgesehene Veranstaltung mindestens
zwei Wochen vor Beginn der zuständigen Behörde und
dem für den Veranstalter zuständigen Finanzamt schrift-
lich anzuzeigen.

§2
Maßnahmen bei allgemein erlaubten Veranstaltungen

(1) Für allgemein erlaubte Veranstaltungen können im Ein-


zelfall Auflagen erteilt werden.

(2) Eine allgemein erlaubte Veranstaltung kann untersagt


werden, wenn
1. gegen den Staatsvertrag zum Lotteriewesen in Deutsch-
land vom 8. März 2004 (GVBI. S. 333), die Bestimmun-
gen dieses Gesetzes oder die Regelungen der allge-
meinen Erlaubnis verstoßen wird oder
2. keine Gewähr für die ordnungsgemäße Durchführung
der Veranstaltung oder für die zweckentsprechende
Verwendung des Reinertrags gegeben ist.

§3
Gewinnsparen

Eine Veranstaltung in Form des Gewinnsparens im Sinne


des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland liegt
vor, wenn von einem Teilnahmebetrag ein Teilbetrag von
höchstens 20 v. H. als Entgelt für den Erwerb einer Ge-
winnchance für die Veranstaltung des Gewinnsparens ver-
wendet wird.

§4
Anzeigepflicht gewerblicher Spielvermittler

Wer sich in Thüringen als gewerblicher Spielvermittler nach


§ 14 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutsch-
land betätigen will oder in Thüringen seinen Sitz hat, muss
unbeschadet sonstiger Anzeigepflichten seine beabsich-

4
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1292
Drucksache 4/

tigte Tätigkeit vor Beginn der zuständigen Behörde unter


Angabe der Veranstalter, an die Spielverträge vermittelt
werden sollen, und der Lotterien, für die er Spielverträge
vermitteln will, schriftlich anzeigen.

§5
Ordnungswidrigkeiten

(1) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrläs-


sig
1. entgegen § 4 Abs. 2 Satz 2 des Staatsvertrags zum
Lotteriewesen in Deutschland Minderjährige an Glücks-
spielen teilnehmen lässt,
2. entgegen § 4 Abs. 3 Satz 2 des Staatsvertrags zum
Lotteriewesen in Deutschland Werbung für Glücksspiel
betreibt, die unzutreffende Vorstellungen über die Ge-
winnchancen hervorruft oder anderweitig irreführend ist,
3. den nach § 4 Abs. 4 des Staatsvertrags zum Lotterie-
wesen in Deutschland bestehenden Pflichten nicht
nachkommt,
4. entgegen § 6 Abs. 1 des Staatsvertrags zum Lotterie-
wesen in Deutschland oder den §§ 1 oder 2 Abs. 2 die-
ses Gesetzes ohne behördliche Erlaubnis eine Lotte-
rie oder Ausspielung veranstaltet oder gegen eine Auf-
lage nach § 2 Abs. 1 dieses Gesetzes verstößt,
5. gegen die Pflichten des Veranstalters nach § 9 Abs. 3
oder § 10 Abs. 2 Satz 1 des Staatsvertrags zum Lotte-
riewesen in Deutschland verstößt,
6. den Reinertrag ganz oder teilweise einem anderen als
dem nach § 10 Abs. 1 oder 2 Satz 2 des Staatsvertrags
zum Lotteriewesen in Deutschland festgelegten Zweck
zuführt,
7. einem Verlangen nach § 12 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 oder
Abs. 3 Satz 5 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in
Deutschland nicht nachkommt,
8. entgegen § 12 Abs. 3 Satz 4 des Staatsvertrags zum
Lotteriewesen in Deutschland Verwaltungs- oder Ver-
fügungsbefugnisse wahrnimmt,
9. in Art und Umfang unangemessene oder irreführende
Werbemaßnahmen im Sinne des § 14 Abs. 2 Nr. 1 des
Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland ver-
anlasst,
10. entgegen dem Verbot nach § 14 Abs. 2 Nr. 2 Satz 2
des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland
Spielaufträge Minderjähriger vermittelt,
11. entgegen § 14 Abs. 2 Nr. 3 Satz 1 des Staatsvertrags
zum Lotteriewesen in Deutschland nicht mindestens
zwei Drittel der von den Spielern vereinnahmten Beträ-
ge an den Veranstalter weiterleitet,
12. seiner Verpflichtung nach § 14 Abs. 2 Nr. 3 Satz 2 oder
Nr. 5 Satz 1 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in
Deutschland nicht nachkommt,
13. entgegen § 14 Abs. 2 Nr. 4 des Staatsvertrags zum
Lotteriewesen in Deutschland dem Veranstalter die Ver-
mittlung nicht offen legt,
14. entgegen § 14 Abs. 2 Nr. 5 Satz 2 des Staatsvertrags
zum Lotteriewesen in Deutschland dem Spielteilneh-
mer das Einsichtsrecht verwehrt,
15. entgegen § 14 Abs. 3 Satz 2 des Staatsvertrags zum
Lotteriewesen in Deutschland dem Verlangen der zu-
ständigen Behörde nicht nachkommt oder gegen die
Anzeigepflicht nach § 1 Abs. 2 Satz 2 oder § 4 dieses
Gesetzes verstößt.

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Drucksache 4/ 1292 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

(2) Ordnungswidrigkeiten nach Absatz 1 können mit einer


Geldbuße bis zu fünfzigtausend Euro geahndet werden.

(3) Sachlich zuständige Verwaltungsbehörde im Sinne des


§ 36 Abs. 1 Nr. 1 des Gesetzes über Ordnungswidrigkei-
ten ist
1. die Behörde, die für die Erteilung der Erlaubnis zustän-
dig ist,
2. das Landesverwaltungsamt in den Fällen nach § 6
Abs. 1 Nr. 3 dieses Gesetzes.

§6
Zuständigkeiten

(1) Zuständige Behörden nach dem Staatsvertrag zum


Lotteriewesen in Deutschland und diesem Gesetz sind:
1. die Landkreise und kreisfreien Städte, jeweils im über-
tragenen Wirkungskreis, für
a) die Erteilung der Erlaubnis nach § 6 Abs. 1 Satz 2
und Abs. 2 Satz 1 des Staatsvertrags zum Lotterie-
wesen in Deutschland und
b) die Aufgaben nach § 9 Abs. 3 Satz 1 und Abs. 4
Satz 1 sowie § 12 des Staatsvertrags zum Lotterie-
wesen in Deutschland, sofern sich die Veranstal-
tung nicht über das Gebiet eines Landkreises oder
einer kreisfreien Stadt hinaus erstreckt und der
Gesamtpreis der bei der Veranstaltung zu verkau-
fenden Lose den Betrag von 30 000 Euro nicht über-
steigt, sowie
c) die Entgegennahme der Anzeige nach § 1 Abs. 2
Satz 2 dieses Gesetzes und
d) die Wahrnehmung der Befugnisse nach § 2 dieses
Gesetzes,
2. das Landesverwaltungsamt für
a) die Erteilung der Erlaubnis nach § 6 Abs. 1 Satz 2
und Abs. 2 Satz 1 des Staatsvertrags zum Lotterie-
wesen in Deutschland, sofern sich die Veranstal-
tung über das Gebiet eines Landkreises oder einer
kreisfreien Stadt hinaus erstreckt und nicht zugleich
im Gebiet eines anderen Landes oder landesweit
durchgeführt wird oder der Gesamtpreis der bei der
Veranstaltung zu verkaufenden Lose den Betrag von
30 000 Euro übersteigt,
b) die Aufgaben nach § 9 Abs. 3 Satz 1 und Abs. 4
Satz 1 sowie § 12 des Staatsvertrags zum Lotterie-
wesen in Deutschland im Übrigen,
c) die Erteilung der allgemeinen Erlaubnis nach § 1
Abs. 1 und 2 Satz 1 dieses Gesetzes und
d) den Vollzug dieses Gesetzes einschließlich der Be-
stimmungen des Staatsvertrags zum Lotteriewesen
in Deutschland, soweit nichts anderes bestimmt ist,
3. das für das Lotterie- und Glücksspielwesen zuständi-
ge Ministerium für
a) die Erteilung der Erlaubnis nach § 6 Abs. 1 Satz 2
und Abs. 2 Satz 1 des Staatsvertrags zum Lotterie-
wesen in Deutschland, sofern die Veranstaltung
zugleich im Gebiet eines anderen Landes oder lan-
desweit durchgeführt wird,
b) die Zustimmung nach § 5 Abs. 3 Satz 3 des Staats-
vertrags zum Lotteriewesen in Deutschland,
c) die Erteilung des Einvernehmens nach § 6 Abs. 2
Satz 2 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in
Deutschland,
d) die Erteilung der Ermächtigung nach § 6 Abs. 3 des
Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland,

6
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1292
Drucksache 4/

e) die Entgegennahme der Anzeige nach § 4 dieses


Gesetzes und
f) die Überwachung nach § 14 Abs. 3 des Staatsver-
trags zum Lotteriewesen in Deutschland.

(2) Das für das Lotterie- und Glücksspielwesen zuständi-


ge Ministerium wird ermächtigt, von § 5 Abs. 3 und § 6
abweichende oder ergänzende Zuständigkeiten durch
Rechtsverordnung zu regeln.

§7
Verwaltungskosten

(1) Für Amtshandlungen nach diesem Gesetz oder dem


Staatsvertrag zum Lotteriewesen in Deutschland sind Ver-
waltungskosten (Gebühren und Auslagen) zu erheben.

(2) Die Gebühren für die Entscheidung über eine Erlaub-


nis für eine Lotterie nach § 6 des Staatsvertrags zum Lot-
teriewesen in Deutschland betragen 0,1 vom Hundert des
Gesamtpreises der Lose, mindestens jedoch zehn Euro,
in den übrigen Fällen der Entscheidung über eine Erlaub-
nis zur Durchführung von Glücksspielen im Sinn des § 3
Abs. 1 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutsch-
land beträgt die Gebühr 0,25 vom Hundert der zu erwar-
tenden Entgelte eines Jahres, mindestens jedoch 10 000
Euro.

(3) Die Thüringer Allgemeine Verwaltungskostenordnung


vom 3. Dezember 2001 (GVBI. S. 456) in der jeweils gel-
tenden Fassung findet ergänzend Anwendung.

§8
Gleichstellungsbestimmung

Status- und Funktionsbezeichnungen in diesem Gesetz


gelten jeweils in männlicher und weiblicher Form.

§9
In-Kraft-Treten, Außer-Kraft-Treten

Dieses Gesetz tritt am [einsetzen: [Datum des ersten Ta-


ges des auf die Verkündung folgenden Kalendermonats]
in Kraft und mit Ablauf des [einsetzen: Datum des letzten
Tages des 60. auf das In-Kraft-Treten folgenden Kalender-
monats] außer Kraft.

7
Drucksache 4/ 1292 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

Begründung:

A. Allgemeines

Mit dem In-Kraft-Treten des vom Landtag am 8. März 2004 ratifizierten


Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland und dem Außer-Kraft-
Treten des Thüringer Lotteriegesetzes vom 29. Juni 1995 (GVBI. S. 229),
geändert durch Artikel 9 des Gesetzes vom 24. Oktober 2001 (GVBI. S.
265), zum 1. Juli 2004 wurde ein in diesem Bereich im Wesentlichen
ländereinheitliches materielles Glücksspielrecht geschaffen. Damit wur-
de auch das Lotteriewesen in Thüringen neu geregelt.
Der Staatsvertrag zum Lotteriewesen in Deutschland enthält Bestim-
mungen, die dazu dienen den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in
geordnete und überwachte Bahnen zu lenken und die ein Ausweichen
auf nicht erlaubte Glücksspiele verhindern sollen. Er trifft jedoch keine
Regelungen zu den Vollzugszuständigkeiten in den Ländern und zur
Frage der Sanktion von Rechtsverstößen, soweit diese unterhalb der
Schwelle strafrechtlich relevanten Verhaltens liegen. Im materiell-recht-
lichen Bereich erlaubt er den Ländern, die zur Ausführung des Staats-
vertrags notwendigen Bestimmungen zu erlassen, das Verbot der Er-
laubniserteilung zu konkretisieren sowie für so genannte Kleine Lotteri-
en, wegen deren geringer ordnungspolitischer Bedeutung, abweichen-
de Regelungen zu treffen.
Durch das Gesetz sollen die im Staatsvertrag bewusst zur Disposition
der Länder gelassenen Regelungslücken geschlossen werden.

B. Zu den einzelnen Bestimmungen

Zu § 1 (Allgemeine Erlaubnis):

Zu Absatz 1:
Die Bestimmung enthält die Voraussetzungen, unter denen eine allge-
meine Erlaubnis für die Veranstaltung einer Lotterie oder einer Ausspie-
lung erteilt werden kann. Eine Lotterie ist dabei nach § 3 Abs. 3 Satz 1
des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland ein Glücksspiel,
bei dem einer Mehrzahl von Personen die Möglichkeit eröffnet wird, nach
einem bestimmten Plan gegen ein bestimmtes Entgelt die Chance auf
einen Geldgewinn zu erlangen. Um eine Ausspielung handelt es sich,
wenn anstelle von Geld Sachen oder andere geldwerte Vorteile gewon-
nen werden können. Damit sind auch die Tombolen, das heißt Veran-
staltungen, bei denen gespendete Sachgewinne ausgelost werden, von
dem Regelungsbereich der Bestimmung erfasst.
§ 13 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland ermächtigt
die Länder, für Lotterien, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen (so
genannte Kleine Lotterien), von den Regelungen des Staatsvertrags zum
Lotteriewesen in Deutschland abzuweichen. Die Ermächtigung umfasst
nach § 3 Abs. 3 Satz 2 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutsch-
land auch die Ausspielungen.
Der zuständigen Behörde (vergleiche § 6 Abs. 1 Nr. 2) wird in Anbe-
tracht der untergeordneten ordnungspolitischen Bedeutung der Kleinen
Lotterie mit geringen Gesamtspielkapital die Möglichkeit der Erteilung
einer allgemeinen Erlaubnis gegeben. Es handelt sich hierbei um eine
Allgemeinverfügung im Sinne des § 35 Satz 2 des Thüringer Verwal-
tungsverfahrensgesetzes. Durch die allgemeine Erlaubnis sollen die In-
teressen der vielen kleinen gemeinnützigen Veranstalter Berücksichti-
gung finden, die in der Regel regional und zeitlich begrenzte Lotterien
und Ausspielungen veranstalten. Die Voraussetzungen orientieren sich
an den Vorgaben des § 13 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in
Deutschland.
8
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1292
Drucksache 4/

Zu Nummer 1:
Kleine Lotterien und Ausspielungen werden üblicherweise in engem lo-
kalen und regionalen Bezug, etwa im Zusammenhang mit Dorf-, Stadt-
oder Vereinsfesten veranstaltet. Dementsprechend soll die allgemeine
Erlaubnis in Thüringen nur für die Lotterie gelten, die sich nicht über das
Gebiet einer kreisfreien Stadt beziehungsweise eines Landkreises er-
streckt.

Zu Nummer 2:
§ 13 Nr. 3 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland erlaubt
dem Landesgesetzgeber bei Kleinen Lotterien die Höhe des Reiner-
trags und der Gewinnsumme auf 25 v.H. abzusenken. Hiervon wird in
§ 1 Abs. 1 Nr. 2 lediglich hinsichtlich der Gewinnsumme Gebrauch ge-
macht. Beim Reinertrag an den Entgelten bleibt es bei dem von Staats-
vertrag zum Lotteriewesen in Deutschland vorgesehenen Vom-Hundert-
Satz (§ 9 Abs. 1 Satz 3 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutsch-
land). Dies entspricht der Intention des Staatsvertrags zum Lotteriewe-
sen in Deutschland, einen möglichst großen Anteil der Entgelte gemein-
nützigen Zwecken zufließen zu lassen.
Bei der Veranstaltung von Tombolen, bei denen gespendete Sachge-
winne ausgelost werden, ist die Gewinnsumme nach dem gemeinen
Wert (in der Regel Verkehrswert des Gegenstands) im Sinne des § 9
Abs. 2 des Bewertungsgesetzes in der Fassung vom 1. Februar 1991
(BGBI. I S. 230), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20. Dezember 2001
(BGBl. I S. 3794), zu bestimmen.

Zu Nummer 3:
Mit dieser Regelung, die eine zwingende Anforderung des § 13 Nr. 2
des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland ist, soll sicherge-
stellt und verdeutlicht werden, dass ein erheblicher Teil der Einnahmen
aus der Lotterie zur Förderung steuerbegünstigter Zwecke im Sinne der
Abgabenordnung verwendet wird.

Zu Nummer 4:
Die Summe der Entgelte für alle Lose darf 20 000 Euro nicht überstei-
gen. Damit schöpft das Gesetz die vom Staatsvertrag zum Lotteriewe-
sen in Deutschland in § 13 Nr. 1 vorgesehene Möglichkeit nicht aus, um
die Erteilung von allgemeinen Erlaubnissen auf Lotterien von geringerer
wirtschaftlicher Bedeutung zu beschränken. Der Betrag wurde so ge-
wählt, dass der Großteil der im Gebiet einer kreisfreien Stadt oder eines
Landkreises veranstalteten Lotterien in den Anwendungsbereich einer
allgemeinen Erlaubnis fallen.

Zu Nummer 5:
Der Staatsvertrag zum Lotteriewesen in Deutschland enthält keine Be-
fristung der Dauer einer Kleinen Lotterie. Sie ist jedoch sinnvoll, um die
Durchführung einer Kleinen Lotterie nicht nur räumlich, sondern auch
zeitlich zu begrenzen, zumal es sich bei Kleinen Lotterien und Ausspie-
lungen in der Regel um anlassbezogene Veranstaltungen handelt.

Zu Absatz 2:
Die allgemeine Erlaubnis ist zu befristen. Nach einem gewissen Zeitab-
lauf ist zu prüfen, ob die Voraussetzungen für die Erteilung einer allge-
meinen Erlaubnis noch vorliegen oder Umstände eingetreten sind, die
der Erteilung einer (erneuten) allgemeinen Erlaubnis entgegenstehen.
Hat sich die gewährte Freistellung nicht bewährt oder ist sie missbraucht
worden, soll die Möglichkeit geschaffen werden, zukünftig von der Ertei-

9
Drucksache 4/ 1292 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

lung der allgemeinen Erlaubnis abzusehen.


Eine allgemeine Erlaubnis begründet die Pflicht zur Anzeige einer vor-
gesehenen Veranstaltung bei der zuständigen Behörde (vergleiche § 6
Abs. 1 Nr. 1 Buchst. c). Die Anzeige ist erforderlich, damit die zuständi-
ge Behörde gegebenenfalls Maßnahmen nach § 2 treffen kann. Die
Anzeigepflicht bei dem für den Veranstalter zuständigen Finanzamt ga-
rantiert die steuerlich korrekte Erfassung der erzielten Einnahmen. Die
Anzeige hat aus Gründen der Rechtssicherheit schriftlich zu erfolgen.

Zu § 2 (Maßnahmen bei allgemein erlaubten Veranstaltungen)

Zu Absatz 1:
Es wird die Möglichkeit geschaffen, für allgemein erlaubte Veranstaltun-
gen im Einzelfall Auflagen zu erteilen.

Zu Absatz 2:
Die Bestimmung nennt die Voraussetzungen, unter denen eine allge-
mein erlaubte Veranstaltung untersagt werden kann. Dies ist zum einen
der Fall, wenn gegen den Staatsvertrag zum Lotteriewesen in Deutsch-
land, die Bestimmungen dieses Gesetzes oder gegen Regelungen der
allgemeinen Erlaubnis verstoßen wird. Zum anderen kann die allgemein
erlaubte Veranstaltung aus ordnungsrechtlichen Gründen untersagt
werden, wenn keine Gewähr für die ordnungsgemäße Durchführung der
Veranstaltung oder für die zweckentsprechende Verwendung des Rein-
ertrags gegeben ist. Im Rahmen der Ausübung des pflichtgemäßen Er-
messens hat die zuständige Behörde (vergleiche § 6 Abs. 1 Nr. 1 Buchst.
d) zu prüfen, ob die Untersagung im Einzelfall erforderlich, geeignet und
verhältnismäßig ist oder ob andere, weniger einschneidende Maßnah-
men die Einhaltung der Rechtsordnung ermöglichen.

Zu § 3 (Gewinnsparen):

Die Bestimmung ergänzt den Staatsvertrag zum Lotteriewesen in


Deutschland um eine Anforderung an das Gewinnsparen. Im Staatsver-
trag zum Lotteriewesen in Deutschland werden verschiedene Regelun-
gen zum Gewinnsparen getroffen (§ 6 Abs. 1 Satz 4, § 8 Abs. 1 Satz 2,
§ 16 Abs. 3 Satz 1), nicht jedoch hinsichtlich der Aufteilung des Gesamt-
teilnahmebetrags auf den Losanteil und Sparbetrag. Der Entgeltanteil
für das Los, der für die Veranstaltung des Gewinnsparens zu verwen-
den ist, darf 20 v. H. des Gesamtteilnahmebetrags nicht überschreiten.

Zu § 4 (Anzeigepflicht gewerblicher Spielvermittler):

Ergänzend zum Staatsvertrag zum Lotteriewesen in Deutschland wird


eine Anzeigepflicht für gewerbliche Spielvermittler begründet, die sich in
Thüringen betätigen oder in Thüringen ihren Sitz haben. Damit wird die
Möglichkeit geschaffen, die Einhaltung der den gewerblichen Spielver-
mittlern nach dem Staatsvertrag zum Lotteriewesen in Deutschland ob-
liegenden Pflichten zu überwachen. Zur Feststellung, ob die gewerbli-
che Vermittlung nach dem geltenden Recht überhaupt zulässig ist, muss
die zuständige Behörde (vergleiche § 6 Abs. 1 Nr. 3 Buchst. f) von deren
geplanten Tätigkeit Kenntnis haben. Auf diesem Weg ist gewährleistet,
dass bei Überschreitung des erlaubten Betätigungsrahmens rechtzeitig
eingeschritten werden kann, um eine Gefahr für die öffentliche Sicher-
heit und Ordnung abzuwenden. Dem dient die vorgesehene Anmelde-
pflicht. In der Anzeige sind die Veranstalter, an die die Spielverträge
vermittelt werden sollen, und die Lotterien anzugeben, für die Spielver-
träge vermittelt werden sollen. Die Anzeige muss aus Gründen der
Rechtssicherheit schriftlich erfolgen.
10
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1292
Drucksache 4/

Zu § 5 (Ordnungswidrigkeiten):

Zu den Absätzen 1 und 2:


Die Bestimmung legt entsprechend der Ermächtigung in § 15 des Staats-
vertrags über das Lotteriewesen in Deutschland fest, welche Verstöße
gegen den Staatsvertrag mit einer Geldbuße geahndet werden. Die auf-
geführten Handlungen sind Ordnungswidrigkeiten im Sinne des § 1 Abs. 1
des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten in der Fassung vom 19. Feb-
ruar 1987 (BGBl. I S. 602), zuletzt geändert durch Artikel 8 des Geset-
zes vom 12. August 2005 (BGBl. I S. 2354).
Die Geldbuße kann nach Absatz 2 bis zu 50 000 Euro betragen. Die
Höhe des Betrags begründet sich aus den finanziellen Vorteilen, die die
Veranstalter von Lotterien beziehungsweise die gewerblichen Spielver-
mittler bei dem Verstoß gegen die Bestimmungen des Staatsvertrags
zum Lotteriewesen in Deutschland erlangen können, beziehungsweise
aus den mit den möglichen Pflichtverstößen verbundenen Unsicherhei-
ten für den Rechtsverkehr.

Bußgeldbewehrt sind im Einzelnen die Zulassung Minderjähriger zu


Glücksspielen bei Verstoß gegen § 4 Abs. 2 Satz 2 des Staatsvertrags
zum Lotteriewesen in Deutschland (Nummer 1), die Werbung für Glücks-
spiel, die unzutreffende Vorstellungen über die Gewinnchancen hervor-
ruft oder anderweitig irreführend ist (Nummer 2), die Veranstaltung,
Durchführung und der Vertrieb eines Glücksspiels ohne die Bereithal-
tung von Informationen über Spielsucht, Prävention und Behandlungs-
möglichkeiten (Nummer 3), die Veranstaltung einer Lotterie oder Aus-
spielung in Deutschland ohne eine behördliche Erlaubnis nach den §§ 1
und 2 dieses Gesetzes oder § 6 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen
in Deutschland (Nummer 4), der Verstoß gegen die Pflichten des Veran-
stalters nach § 9 Abs. 3 und § 10 Abs. 2 Satz 1 des Staatsvertrags zum
Lotteriewesen in Deutschland (Nummer 5), die gänzliche oder teilweise
Zuführung des Reinertrags zu einem anderen als dem nach § 10 Abs. 1
beziehungsweise § 10 Abs. 2 Satz 2 des Staatsvertrags zum Lotterie-
wesen in Deutschland festgelegten Zweck (Nummer 6), der Verstoß
gegen die Verpflichtung nach § 12 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 und Abs. 3 Satz 5
des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland (Nummer 7), der
Verstoß gegen die gegenüber dem Treuhänder bestehenden Pflichten
(Nummer 8), die Veranlassung von in Art und Umfang unangemesse-
nen oder irreführenden Werbemaßnahmen im Sinne des § 14 Abs. 2
Nr. 1 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland (Nummer 9),
der Verstoß gegen das Verbot der Vermittlung von Spielaufträgen für
Minderjährige nach § 14 Abs. 2 Nr. 2 Satz 2 des Staatsvertrags zum
Lotteriewesen in Deutschland (Nummer 10), der Verstoß gegen die Ver-
pflichtung nach § 14 Abs. 2 Nr. 3 Satz 1 des Staatsvertrags zum Lotte-
riewesen in Deutschland, mindestens zwei Drittel der von den Spielern
vereinnahmten Beträge an den Veranstalter weiterzuleiten (Nummer 11),
der Verstoß gegen die Verpflichtung nach § 14 Abs. 2 Nr. 3 Satz 2 oder
Nr. 5 Satz 1 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland (Num-
mer 12), der Verstoß gegen die Verpflichtung zur Offenlegung der Ver-
mittlung nach § 14 Abs. 2 Nr. 4 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in
Deutschland (Nummer 13), die mangelnde Gewährung der Einsichtnah-
me in vermittelte Spielquittungen (Nummer 14), der Verstoß gegen die
Pflichten aus § 14 Abs. 3 Satz 2 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen
in Deutschland zur Auskunftserteilung und Vorlage geeigneter Unterla-
gen (Nummer 15) sowie der Verstoß gegen die Anzeigepflichten nach
§ 1 Abs. 2 Satz 2 und § 4.

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Drucksache 4/ 1292 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

Zu Absatz 3:
Für die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten ist sachlich zuständige
Verwaltungsbehörde die Behörde, die für die Erteilung der Erlaubnis
der Veranstaltung sachlich und örtlich zuständig ist. Sofern das für das
Lotterie- und Glücksspielwesen zuständige Ministerium für die Erteilung
der Erlaubnis der Veranstaltung zuständig ist, tritt an seine Stelle das
Landesverwaltungsamt.

Zu § 6 (Zuständigkeiten):

Die Bestimmung regelt, welches die jeweils zuständige Behörde für


Amtshandlungen nach dem Staatsvertrag für das Lotteriewesen in
Deutschland und diesem Gesetz ist.

Zu Absatz 1:
Die Ansiedlung der Zuständigkeit des Vollzugs dieses Gesetzes ein-
schließlich der Bestimmungen des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in
Deutschland beim Landesverwaltungsamt erfolgt vor dem Hintergrund,
dass wegen des Zusammenwirkens von ordnungsrechtlichen und fach-
lichen Fragen auf dem Gebiet des Glücksspielwesens aufgrund der bis-
herigen Aufgabenwahrnehmung durch das Landesverwaltungsamt ein
erheblicher Organisations- und Erfahrungsvorteil besteht, der weiterhin
genutzt werden soll. Insbesondere wird durch die Zuständigkeit des
Landesverwaltungsamts für Maßnahmen der Aufsicht und Untersagung
im Rahmen hoheitlicher Eingriffshandlungen die Möglichkeit eines Wi-
derspruchsverfahrens eröffnet. Diese Zuständigkeit für Aufsicht und
Untersagung gilt auch für Glücksspiele die landesweit oder über die
Landesgrenze hinaus oder von anderen Ländern oder Staaten aus an-
geboten werden. Darüber hinaus wurde eine Auffangzuständigkeit beim
Landesverwaltungsamt begründet.
Für die einzelnen Aufgaben bei Lotterien mit regional und wirtschaftlich
geringer Bedeutung sind die kreisfreien Städte und Landkreise jeweils
im übertragenen Wirkungskreis zuständig.
Das für das Lotterie- und Glücksspielwesen zuständige Ministerium ist
für die Erteilung der Erlaubnis zum Veranstalten einer Lotterie zustän-
dig, soweit diese zugleich im Gebiet eines anderen Landes oder landes-
weit durchgeführt werden. Darüber hinaus ist es oberste Fachaufsichts-
behörde für den Vollzug dieses Gesetzes einschließlich der Bestimmun-
gen des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland.

Zu Absatz 2:
Die Bestimmung enthält die Ermächtigung des für das Lotterie- und
Glücksspielwesen zuständigen Ministeriums künftige Änderungen der
Zuständigkeit durch Rechtsverordnung zu regeln.

Zu § 7 (Verwaltungskosten):

Eine eigenständige Kostenvorschrift wurde wegen des hohen Prüfungs-


und Kontrollaufwandes für große private Glücksspielveranstaltungen
notwendig. Bisher können Gebühren nach dem Thüringer Verwaltungs-
kostengesetz vom 7. August 1991 (GVBI. S. 285 -321-) und der Thürin-
ger Allgemeinen Verwaltungskostenordnung vom 3. Dezember 2001
(GVBI. S. 456) jeweils in der geltenden Fassung fünf Euro bis maximal
2 500 Euro erhoben werden. Für die umfangreiche Prüfung der Zuläs-
sigkeit von Glücksspielen und die daran anschließenden ausführlich zu
begründenden Verwaltungsentscheidungen ist dieser Rahmen für die
Verwaltung nicht kostendeckend. Das wirtschaftliche Interesse der Ver-

12
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1292
Drucksache 4/

anstalter hingegen umfasst jährlich mehrere Millionen Euro. Wegen den


geringen Variationsmöglichkeiten bei der Ausgestaltung von Lotterien,
kann eine Schematisierung vorgenommen werden, die den Verwaltungs-
aufwand im Erlaubnisverfahren reduziert. So konnten für Lotterien privi-
legierende Kostentatbestände aufgenommen werden. Die Besonderheit
kleinerer Lotterien, die im Rahmen von Volksfesten und Veranstaltun-
gen von Vereinen durchgeführt werden, wurde durch eine niedrige Min-
destgebühr berücksichtigt.

Zu § 8 (Gleichstellungsbestimmung):

Die Bestimmung soll klarstellen, dass die Status- und Funktionsbezeich-


nungen in männlicher und weiblicher Form gelten.

Zu § 9 (In-Kraft-Treten, Außer-Kraft-Treten):

Die Bestimmung regelt das In-Kraft-Treten und Außer-Kraft-Treten des


Gesetzes.
Aufgrund des Kabinettsbeschlusses vom 10./17. Dezember 2002 sind
Gesetze grundsätzlich zu befristen. Eine Ausnahme ist sachlich nicht
gerechtfertigt. Zwar sieht § 17 des Staatsvertrags zum Lotteriewesen in
Deutschland vor, dass jedes der vertragschließenden Länder diesen
Staatsvertrag zum Schluss des Kalenderjahres kündigen kann, wobei
die Kündigung erstmals zum 30. Juni 2014 möglich ist, jedoch soll eine
Befristung nach dem Willen des Kabinetts nicht nur in den Fällen vorge-
sehen werden, in denen eine von vornherein zeitlich befristete Aufgabe
geregelt wird. Vielmehr gilt die Befristungspflicht auch für auf längere
Dauer angelegte Aufgaben. In diesem Fall soll durch die Befristung nicht
das grundsätzliche Ob der Aufgabenerfüllung in Frage gestellt, sondern
die Art und Weise der Regelung rechtzeitig vor Ablauf der Frist im Lichte
der gemachten Erfahrungen überprüft werden. Im Ergebnis dieser Über-
prüfung muss dann entschieden werden, ob Anlass für Änderungen
besteht oder die auslaufende Regelung unverändert verlängert werden
soll, weil sie sich bewährt hat.

13
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1296
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 20.10.2005

Mündliche Anfrage

des Abgeordneten Dr. Schubert (SPD)

Besetzung der Koordinierungsstelle Gewaltprävention


im Sozialministerium

Presseberichten zufolge war die oben genannte Stelle sofort extern aus-
geschrieben worden. Die Bewerbungsfrist habe nur zehn Tage betra-
gen. Die Stelle sollte mit der Tochter des Justizstaatssekretärs Scherer
besetzt werden. Begründet worden sei dies damit, dass ein kurzfristiger
Engpass geschlossen und Verzögerungen bei der Besetzung der Stelle
verhindert werden sollten. Zwischenzeitlich soll die Besetzung der Stel-
le gestoppt worden sein, da eine Konkurrentenklage eines Mitbewer-
bers anhängig sei.

Ich frage die Landesregierung:

1. Kann die Landesregierung den oben geschilderten Sachverhalt be-


stätigen?

2. Aus welchen inhaltlichen Gründen wurde die Stelle nicht zunächst


intern ausgeschrieben?

3. Wurde die ausgeschriebene Stelle neu geschaffen oder soll eine


bereits bestehende Stelle neu besetzt werden?

4. Seit wann sind in Thüringen Bachelor-Abschlüsse des Studiengangs


Staatswissenschaften ausreichende Zugangsvoraussetzung für den
höheren Verwaltungsdienst?

Dr. Schubert

Druck: Thüringer Landtag, 25. Oktober 2005


1
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1297
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 24.10.2005

Mündliche Anfrage

der Abgeordneten Enders (Die Linkspartei.PDS)

Gaspreise in Thüringen

Die rund 112 000 Haushaltskunden sowie die rund 1 000 Firmenkunden
der Gasversorgung Thüringen GmbH müssen in den nächsten Tagen
mit weiter steigenden Preisen rechnen: Das Unternehmen hat mit der
Thüringer Energie AG (TEAG) fusioniert und gehört ab Oktober 2005
zum E.ON-Konzern.
Bei der Beantwortung meiner Mündlichen Anfrage in Drucksache 4/531
aus der 11. Sitzung des Landtages vom 28. Januar 2005 hat Minister
Reinholz den Gesetzentwurf der Bundesregierung bezüglich einer "Re-
gulierungsbehörde" kritisiert und darüber informiert, dass Thüringen in
Verbindung mit anderen Bundesländern über den Bundesrat Nachbes-
serungen fordert.

Ich frage die Landesregierung:

1. Welche Resultate hat die durch Minister Reinholz mit den Stichwor-
ten "'Ex-ante-Genehmigung' der Netznutzungsentgelte und 'Anreiz-
regulierung' zum Aufbau einer effizienten Netzinfrastruktur für Strom-
und Gasbereiche" benannte Bundesratsinitiative bisher gebracht?

2. Wie bewertet die Landesregierung die Fusion von Gasversorgung


Thüringen GmbH und TEAG zur E.ON Thüringer Energie AG und
welche Wirkungen werden dadurch für die Verbraucher, privaten
Haushalte und Firmenkunden erwartet?

3. Wie beurteilt die Landesregierung unter den gegenwärtigen Bedin-


gungen die wirtschaftliche Lage energieintensiver Unternehmen?

4. Welche Schlussfolgerungen zieht die Landesregierung aus der Tat-


sache, dass ein in Bayern und Thüringen produzierendes Unterneh-
men wie die Firma Wiegand Glas Steinbach a.W. mit Produktions-
standorten in Steinbach a.W. und Großbreitenbach einen in Thürin-
gen um 18 Prozent höheren Gaspreis bezahlen muss als in Bayern?

Enders

Druck: Thüringer Landtag, 25. Oktober 2005


1
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1297
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 24.10.2005

Mündliche Anfrage

der Abgeordneten Enders (Die Linkspartei.PDS)

Gaspreise in Thüringen

Die rund 112 000 Haushaltskunden sowie die rund 1 000 Firmenkunden
der Gasversorgung Thüringen GmbH müssen in den nächsten Tagen
mit weiter steigenden Preisen rechnen: Das Unternehmen hat mit der
Thüringer Energie AG (TEAG) fusioniert und gehört ab Oktober 2005
zum E.ON-Konzern.
Bei der Beantwortung meiner Mündlichen Anfrage in Drucksache 4/531
aus der 11. Sitzung des Landtages vom 28. Januar 2005 hat Minister
Reinholz den Gesetzentwurf der Bundesregierung bezüglich einer "Re-
gulierungsbehörde" kritisiert und darüber informiert, dass Thüringen in
Verbindung mit anderen Bundesländern über den Bundesrat Nachbes-
serungen fordert.

Ich frage die Landesregierung:

1. Welche Resultate hat die durch Minister Reinholz mit den Stichwor-
ten "'Ex-ante-Genehmigung' der Netznutzungsentgelte und 'Anreiz-
regulierung' zum Aufbau einer effizienten Netzinfrastruktur für Strom-
und Gasbereiche" benannte Bundesratsinitiative bisher gebracht?

2. Wie bewertet die Landesregierung die Fusion von Gasversorgung


Thüringen GmbH und TEAG zur E.ON Thüringer Energie AG und
welche Wirkungen werden dadurch für die Verbraucher, privaten
Haushalte und Firmenkunden erwartet?

3. Wie beurteilt die Landesregierung unter den gegenwärtigen Bedin-


gungen die wirtschaftliche Lage energieintensiver Unternehmen?

4. Welche Schlussfolgerungen zieht die Landesregierung aus der Tat-


sache, dass ein in Bayern und Thüringen produzierendes Unterneh-
men wie die Firma Wiegand Glas Steinbach a.W. mit Produktions-
standorten in Steinbach a.W. und Großbreitenbach einen in Thürin-
gen um 18 Prozent höheren Gaspreis bezahlen muss als in Bayern?

Enders

Druck: Thüringer Landtag, 25. Oktober 2005


1
-Vorabdruck-
Thüringer Landtag Drucksache 4/1299
4. Wahlperiode 25.10.2005

Gesetzentwurf

der Fraktion der Linkspartei.PDS

Drittes Gesetz zur Änderung des Thüringer Personalvertretungsgesetzes

A. Problem und Regelungsbedürfnis

Der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts hat durch Beschluss vom 24.5.1995 1 in einem
Verfahren der abstrakten Normenkontrolle, welches durch 282 Abgeordnete des Deutschen
Bundestages gemäß Art 93 Abs. 1 Nr. 2 GG beantragt wurde, über die Verfassungsmäßigkeit des
Mitbestimmungsgesetzes Schleswig-Holstein vom 11.12.1990 entschieden. Die Entscheidung definiert
eine Schranke für die bundesverfassungsrechtlich zulässige Mitbestimmungen der
Personalvertretungen an innerdienstlichen, sozialen und personellen Angelegenheiten der
Beschäftigten, stellt also eine Obergrenze für Beteiligungsrechte dar.
Am 07.März 2001 reichte die Thüringer Landesregierung ein Erstes Gesetz zur Änderung des Thüringer
Personalvertretungsgesetzes in den Landtag ein. 2 Begründet wurde die aus Sicht der Landesregierung
notwendige Novellierung des Personalvertretungsgesetzes mit der Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichtes vom 24. Mai 1995 zum Mitbestimmungsgesetz des Landes Schleswig-
Holstein. „Das Letztentscheidungsrecht des Dienstherrn bei Entscheidungen, die von Bedeutung für die Erfüllung
des Amtsauftrags sind, das heißt auch zur zeitnahen und effizienten Aufgabenerledigung gegenüber den Bürgern
dienen, muss gesichert sein. Dazu gehört ebenso die Sicherstellung zeitnaher Entscheidungen im Bereich des
Personalwesens. Die Bundesverfassungsgerichtsentscheidung hat keine unmittelbare Wirkung für das Thüringer
Personalvertretungsgesetz, so dass gleich lautende Parallelnormen des Gesetzes anwendbar bleiben. Allerdings
läuft der Gesetzgeber, der die e n t s p r e c h e n d e n P a r a l l e l n o r m e n n i c h t i m H i n b l i c k a u f d i e
R e c h t s p r e c h u n g d e s Bundesverfassungsgerichts beanstandungsfrei ausgestaltet, Gefahr, dass diese
Bestimmungen bei einem erneuten Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt
werden." Die über das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes hinausgehende vorgenommene
Änderungen wurden insofern begründet, dass die Praxis gezeigt habe, „dass die Beteiligungsverfahren
sowohl von der Anzahl als auch von der Dauer her dem raschen Wandel in der Verwaltung nicht gerecht werden.
Die personalvertretungsrechtlichen Gremien sind im Wesentlichen zu groß und damit schwerfällig und
kostenintensiv."
So wurden neben den rechtlich gebotenen Änderungen auch Vorschläge zur „ Vereinfachung der
personalvertretungsrechtlichen Verfahren durch die Reduzierung und Neuordnung der Beteiligungsfälle, zur
Absenkung von Beteiligungsstandards und Einführung von verfahrensbeschleunigenden Fristen und zur
Verkleinerung der Personalvertretungen und der Anzahl der Freistellungen (wegen des reduzierten
Arbeitsaufkommens und zur Kosteneinsparung)" in den Landtag eingebracht.
Der Gesetzentwurf der Thüringer Landesregierung und das am 15.06.2002 (mit Änderungen)
verabschiedete Gesetz ordnete eine Reihe innerdienstlicher Angelegenheiten, die bisher der vollen
Mitbestimmung unterlagen, aus dieser aus und ordnet sie der eingeschränkten Mitbestimmung oder
sogar der bloßen Mitwirkung zu. Alle diese Angelegenheiten zeichnen sich durch einen starken Bezug
zu individuellen Rechten und Interessen der Beschäftigten aus. Das novellierte
Personalvertretungsgesetz trat mit der Neubekanntmachung am 27.09.20023 in Kraft.

Mit Antrag vom 09. September 2002 an den Thüringer Verfassungsgerichtshof wandte sich die PDS
Fraktion gegen die Vorschriften der §§ 4 Abs. 5 Nr. 5, 16, 17 Abs. 3 Satz 2, 75 Abs.1 Satz 2, Abs. 2
Satz 2 und Abs. 3 Nr. 1, 2 und 3. 75a und 82a ThürPersVG. Mit Urteil vom 20.04.2004 stellte der

1
BVerfGE 93, 37
2 ThüringerLandtag, DS 3/1419
3 GVBI Nr.7/2001

1
Thüringer Verfassungsgerichtshof fest, dass mit Ausnahme des § 4 Abs. 5 Nr. 5 des
Personalvertretungsgesetzes alle anderen angegriffenen Regelungen mit Art. 37 Abs. 3 der Thüringer
Verfassung vereinbar seien.
Der Thüringer Verfassungsgerichtshof stellt fest, dass es einen Spielraum des Gesetzgebers zur
Ausgestaltung der Mitbestimmung gibt. Dieser ist einerseits durch Art. 28 Abs. 1 GG nach oben
begrenzt. Mitbestimmung dürfe nicht so weit gehen, „dass der Weg zur Autonomie des öffentlichen
Dienstes beschritten und mit der Letztverantwortlichkeit der Verfassungsorgane das Demokratieprinzip
selbst in Frage gestellt wird."
Andererseits wird durch das Grundrecht in Artikel 37 Abs. 3 der Thüringer Verfassung dem
Gesetzgeber auferlegt, Mitbestimmung zu garantieren. Allerdings wird dieses Grundrecht selbst durch
die Formulierung „nach Maßgabe des Gesetzes" relativiert.
Der Gesetzgeber ist demnach nicht verpflichtet, einen eindeutig formulierten Tatbestand der
Mitbestimmung gesetzlich für alle Anwendungsbereiche gleich zu verankern. Vielmehr umfasse „
Mitbestimmung" einen Regelungsrahmen, der von der echten Mitentscheidung bis zur schlichten
Mitwirkung reiche. Dem Gesetzgeber steht es demnach ebenso frei, von seiner Regelungskompetenz
insofern Gebrauch zu machen, bestehende Formen der Mitbestimmung zu verschlechtern, insofern er
damit beabsichtigt, „eine Optimierung der organschaftlichen Zusammenarbeit in der Behörde zwischen
Behördenleitung und Belegschaft hin vorzunehmen. Insoweit wird das Grundrecht des Art. 37 Abs. 3
ThürVerf auch durch die mit der Organschaftlichkeit ,der Belegschaft' verbundene Verantwortung für die
Leistungskraft ,des Organs' und damit auf das Staatsganze gesehen für die Effektivität der öffentlichen
Verwaltung insgesamt relativiert."
Der Thüringer Landtag hat mit dem Zweiten Gesetz zur Änderung des Thüringer Personalvertretungsgesetzes
der Rechtssprechung des Verfassungsgerichtshofes entsprochen und § 4 Abs. 5 Nr.5 ThürPersVG
aufgehoben.

Dem derzeit in Thüringen geltenden Personalvertretungsgesetz liegt der Gedanke eines Obrigkeitsstaates zu
Grunde, der die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes zu bloßen Erfüllungsgehilfen des administrativen
Systems degradiert. Für den öffentlichen Dienst soll nicht gelten, was anders im privatrechtlich
organisierten Unternehmensbereich eingefordert wird: „Die Würde des arbeitenden Menschen
verlangt seine Teilhabe an allen Entscheidungen, die die grundlegenden Bedingungen seiner
Arbeitswelt betreffen."4. Im Unternehmensbereich setzen sich gegenwärtig Organisationsmodelle durch, die
hierarchische Strukturen vermeiden.
Neben der umfassende Mitbestimmung begründenden Wertevorstellung ergeben sich aber auch
F or der unge n n a c h e i n e m m o d e rn e n , m i tbesti mmungsfreundl i chen P ersonal vertretungsrecht in
Thüringen aus der Absicht, die Funktionsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung zu verbessern, die eine
möglichst weitgehende und effektive Mitbestimmung in den die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes
betreffenden innerdienstlichen Angelegenheiten erfordert.
Mitbestimmung trägt dazu bei, dass die bei den Beschäftigten aus ihrer unmittelbaren Arbeit
entstandene Sachkunde und Kreativität besser in den Willensbildungsprozess auf der Ebene der
Behördenleitung und Regierung einfließen kann.
Die Personalvertretungen sind Vermittler bei Konflikten zwischen Beschäftigten und der
Behördenleitung sowie innerhalb der Belegschaft, was der innerbehördlichen Arbeit zugute kommt und
letztlich die Entstehung zahlreicher Rechtsstreitigkeiten vermeiden hilft. Die Abwesenheit von
Mitbestimmung hat hingegen eine zunehmende Verrechtlichung der Arbeitsbeziehungen im öffentlichen
Dienst zur Folge. Wenn man so will, kann man eine weitgehende und effektive Mitbestimmung daher
auch als einen Beitrag zur Deregulierung bezeichnen.

Praktisch begründet wird die Novellierungsnotwendigkeit des Thüringer Personalvertretungsgesetzes


durch die intensiv geführte Diskussion um eine Verwaltungs-, Funktional- und Gebietsreform. Die
Thüringer Landesregierung legte zum 01. März 2005 der Öffentlichkeit ein Behördenstrukturkonzept „
Thüringen, ein Land mit Perspektive" 5 vor. Zu den vorrangigen Zielen gehört die „Verwaltung zu
verschlanken": „In dessen Ergebnis werden landesweit 81 Behörden geschlossen. Die Strukturen werden
somit gestrafft und dadurch transparenter. Sie können unter künftig veränderten Bedingungen effizienter
arbeiten. Die Stellenreduzierungen aufgrund der beschriebenen Strukturreform betragen über 1.000
Stellen. ... Bei dieser Umstrukturierung wird beim Finanzministerium eine Jobbörse eingerichtet, die den
Bediensteten, aber auch den anderen Ressorts hilfreich zur Seite steht. Die
4 CDU-Bundestagsfraktion
am 12.02.2001 zum Betriebsverfassungsgesetz

http://www.thueringen.de/de/index.asp?oben=/de/mainnav.html&unten=/de/homepage/aktuell/behoerdenstruktur
reform/index.html
Aufgabe der Jobbörse wird es sein, das durch die vorgesehenen Maßnahmen frei werdende Personal innerhalb
der Landesverwaltung umzusetzen. Dies geschieht nicht nur unter Berücksichtigung der Eignung und
Fähigkeiten der Bediensteten, sondern auch sozialverträglich. Jeder wird auf seine neue Aufgabe vorbereitet, so
beispielsweise durch Schulungen. Es wird kein Bediensteter um seinen Arbeitsplatz fürchten müssen. Wir
wollen Stellen abbauen und keine Menschen entlassen oder Existenzen gefährden."
Zum Themenbereich der Beteiligung der Beschäftigten und ihrer Personalvertretungen äußert sich
die Landesregierung wie folgt: „Für die Personalvertretungen der Geschäftsbereiche ist bei der
Modernisierung der Behördenstruktur eine aktive Rolle vorgesehen. Für die Auflösung von Behörden
bedeutet dies, dass die Personalvertretungen einbezogen werden, auch wenn dies in der überwiegenden
Zahl der Fälle nicht obligatorisch ist. Gleichzeitig sind die Frauenbeauftragten und
Schwerbehindertenvertretungen in den Reformprozess zu integrieren. Unabhängig hiervon sind die
genannten Gremien bei den personellen Einzelmaßnahmen zu beteiligen."
Die Landesregierung räumt hier bereits ein, dass die gesetzliche Ausgestaltung der Mitbestimmung
durch das gegenwärtige Personalvertretungsgesetz nicht dazu führt, dass in jedem Fall die Personalvertretungen
zu beteiligen sind. Gleichwohl hält sie eine darüber hinausgehende - rechtlich nicht abgesicherte -
Beteiligung für notwendig. Eine derartige Beteiligung hätte ausschließlich informationellen Charakter. Aus
ihr entspringen weder eine Pflicht zur Information, Beteiligung der Personalvertretungen durch die
Dienststellen noch verbindlich ausgestaltete Mitwirkungsmöglichkeiten im Entscheidungsprozess.

Mit dem neuen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst wird die bisherige Unterscheidung zwischen
Angestellten und Arbeitern aufgegeben. Daraus ergeben sich weiterhin notwendige Änderungen im
Hinblick darauf, dass es nur noch zwei Gruppen von Beschäftigten gibt.

B. Lösung

Gestaltung eines modernen den Anforderungen weitgehender Mitbestimmung entsprechenden


Personalvertretungsgesetzes für Thüringen unter Beachtung der verfassungsrechtlichen Schranken,
hier insbesondere:
- Festschreibung einer gleichberechtigten Zusammenarbeit zwischen Dienststelle und
Personalvertretung
Stärkung der Personalvertretung durch verbindliche und konkrete Regelungen im
Mitbestimmungsverfahren
Neugestaltung der Beteiligungstatbestände
Streichung des Verfahrens der Mitwirkung
Neugestaltung der Größe der Personalvertretungen sowie der Anzahl der Freistellungen -
Weitestgehende Reduzierung einschränkender Sondervorschriften
Auflösung der bisher geltenden Statustrennung zwischen Arbeitern und Angestellten.

C. Alternativen

Keine.

D. Kosten

Durch die geringfügig erhöhte Anzahl von Freistellungen entstehen nur mittelbar Mehrbelastungen für
den Haushalt des Freistaates Thüringen in geringer Höhe. Ein gegebenenfalls erhöhter
Sachmittelaufwand durch die gesetzlich vorgeschriebene gleichberechtigte Zusammenarbeit sowie die
ständige Information der Personalvertretungen durch die Dienststelle werden durch die zu erwartende
frühzeitige Vermeidung von Konflikten wiederum eingespart.

3
Drittes Gesetz zur Änderung des Thüringer Personalvertretungsgesetzes

Der Landtag hat das folgendes Gesetz beschlossen:

Artikel 1

Änderung des Thüringer Personalvertretungsgesetzes

Das Thüringer Personalvertretungsgesetz in der Fassung vom 14. September 2001 (GVBI. S. 225),
zuletzt geändert durch Gesetz vom 25. Oktober 2004 (GVBI. S. 753) wird wie folgt geändert:

1. § 2 erhält folgende neue Fassung: „

Grundsätze der Personalvertretung und Zusammenarbeit

(1) Die Personalvertretungen bestimmen nach Maßgabe dieses Gesetzes mit in allen Angelegenheiten
und Maßnahmen für die in der Dienststelle tätigen Beschäftigten.

(2) Dienststelle und Personalvertretungen arbeiten unter Beachtung der Gesetze und Tarifverträge
gleichberechtigt, vertrauensvoll und im Zusammenwirken mit den in der Dienststelle vertretenen
Gewerkschaften und Arbeitgebervereinigungen zum Wohle der Beschäftigten und zur Erfüllung der der
Dienststelle obliegenden Aufgaben zusammen.

(3) Dienststelle und Personalvertretungen haben bei ihren Entscheidungen gesellschaftliche,


wirtschaftliche und ökologische Grundsätze zu berücksichtigen.

(4)Zur Wahrnehmung der in diesem Gesetz genannten Aufgaben und Befugnisse der in der Dienststelle
vertretenen Gewerkschaften ist deren Beauftragten nach Unterrichtung des Dienststellenleiters oder
seines Vertreters Zugang zu der Dienststelle zu gewähren, soweit dem nicht unumgängliche
Notwendigkeiten des Dienstablaufs, zwingende Sicherheitsvorschriften oder der Schutz von Dienstgeheimnissen
entgegenstehen.

(5)Die Aufgaben der Gewerkschaften und der Vereinigungen der Arbeitgeber, insbesondere die
Wahrnehmung der Interessen ihrer Mitglieder, werden durch dieses Gesetz nicht berührt."

2. § 4 wird wie folgt geändert:

a. In Absatz 1 Satz 1 werden die Wörter „Angestellten und Arbeiter" durch die Wörter „
und die Arbeitnehmer" ersetzt und nach „Beschäftigten" eingefügt:

„und die aufgrund anderer Rechtsverhältnisse in der Dienststelle Tätigen"

b. Absatz 3 erhält folgende Fassung:

„(3) Arbeitnehmer im Sinne dieses Gesetzes sind Beschäftigte, die nach dem für die Dienststelle
maßgebenden Tarifvertrag oder nach ihrem Arbeitsvertrag oder nach der Dienstordnung als
Arbeitnehmer beschäftigt werden. Als Arbeitnehmer gelten auch Beschäftigte, die sich in der
beruflichen Ausbildung befinden."
c. Absatz 4 wird gestrichen. Der alte Absatz 5 wird Absatz 4.

3. § 5 erhält folgende Fassung

„Die Beamten und Arbeitnehmer bilden je eine Gruppe. Die in § 4 Abs. 1 Satz 3 bezeichneten Richter
und Staatsanwälte treten zur Gruppe der Beamten.

4
§ 13 wird wie folgt geändert:

a. In Absatz 1 werden die Wörter „das 18. Lebensjahr" ersetzt durch die Wörter „das 16.
Lebensjahr".

b. In Absatz 2 Satz 3 wird das Wort „sechs" durch das Wort „drei" ersetzt. 5. §

16 erhält folgende Fassung:

„Zahl der Personalratsmitglieder

(1) Der Personalrat besteht in Dienststellen mit in der Regel


5 bis 20 Beschäftigten aus einer Person,
21 bis 50 Beschäftigten aus drei Mitgliedern,
51 bis 150 Beschäftigten aus fünf Mitgliedern,
151 bis 300 Beschäftigten aus sieben Mitgliedern,
301 bis 600 Beschäftigten aus neun Mitgliedern,
601 bis 1 000 Beschäftigten aus elf Mitgliedern.
Die Zahl der Mitglieder erhöht sich in Dienststellen mit 1001 und mehr Beschäftigten um je einen für je
weitere angefangene 1000.

(2) Die Höchstzahl der Mitglieder beträgt 20.

(3) Weibliche Beschäftigte müssen vertreten sein. Sie sollen im Personalrat mindestens entsprechend
ihres Anteils an den Beschäftigten in der Dienststelle vertreten sein."

6. § 17 wird wie folgt geändert:

a. Absatz 4 wird gestrichen. Die alten Absätze 5 und 6 werden die Absätze 4 und 5.

b. Der alte Absatz 7 wird gestrichen.

7. In § 32 Abs. 3 wird ein neuer Satz 2 angefügt:

„Für örtliche Personalräte gilt die Einschränkung nach Satz 1 nur, wenn sich die Zahl der Beschäftigten
nicht um mehr als 200 Beschäftigte geändert hat."

8. § 38 wird wie folgt geändert:

a. In Absatz 1 werden die Wörter „Angestellten und Arbeiter" durch die Wörter „und
Arbeitnehmer" ersetzt.

b. Absatz 3 wird gestrichen.

9. § 45 Abs. 4 erhält folgende Fassung:

„(4) Von ihrer dienstlichen Tätigkeit sind nach Absatz 3 freizustellen in Dienststellen mit in der Regel
300 bis 600 Beschäftigten ein Mitglied,
601 bis 1000 Beschäftigten zwei Mitglieder.
In Dienststellen mit über 1000 Beschäftigten ist für je angefangene 1000 Beschäftigte ein weiteres
Personalratsmitglied freizustellen. Die Anzahl der freigestellten Mitglieder eines Personalrates darf die
Hälfte der gewählten Mitglieder des Personalrates nicht übersteigen. Von den Sätzen 1, 2 und 3 kann
im Einvernehmen zwischen Personalrat und Dienststellenleiter abgewichen werden. Kommt eine
Einigung im Sinne von Absatz 3 Satz 1 zwischen Personalrat und Dienststellenleiter in Dienststellen mit
weniger als 300 Beschäftigten nicht zustande, gilt g 69 entsprechend. Die oberste Dienstbehörde
entscheidet endgültig."

5
10. In § 53 Abs. 3 wird in Satz 1 „15" ersetzt durch „16" und die Wörter „und 7" sowie
Satz 2 werden gestrichen.

11. In § 59 Abs. 2 Satz 2 wird „§ 17 Abs. 7" ersetzt durch „§ 16 Abs. 3".

12. § 61 Abs. 1 erhält folgende Fassung:

„(1) Die Jugend- und Auszubildendenvertretung wirkt in allen Angelegenheiten mit, die die Belange
der in § 57 genannten Beschäftigen betreffen und hat insbesondere folgende allgemeine Aufgaben:

1. Maßnahmen, die den in § 57 genannten Beschäftigten dienen, insbesondere in Fragen der


Berufsbildung, beim Personalrat zu beantragen,

2. darüber zu wachen, dass die zugunsten der in § 57 genannten Beschäftigten geltenden Gesetze,
Verordnungen, Unfallverhütungsvorschriften, Tarifverträge, Dienstvereinbarungen und
Verwaltungsanordnungen durchgeführt werden,

3. Anregungen und Beschwerden von in g 57 genannten Beschäftigten, insbesondere in Fragen der


Berufsbildung, entgegenzunehmen und, falls sie berechtigt erscheinen, beim Personalrat auf eine
Erledigung hinzuwirken; die Jugend- und Auszubildendenvertretung hat die betroffenen in § 57
genannten Beschäftigten über den Stand und das Ergebnis der Verhandlungen zu informieren."

13. § 63 wird wie folgt geändert:

a. Folgender neuer Absatz 2 wint eingefügt:

„(2) Die Jugend- und Auszubildendenvertretung ist berechtigt und auf Wunsch mindestens eines
Viertels der jugendlichen Beschäftigten verpflichtet, eine Jugend- und Auszubildendenversammlung
einzuberufen und den Gegenstand, dessen Beratung beantragt ist, auf die Tagesordnung zu setzen."

b. Der alte Absatz 2 wird Absatz 3 und der alte Absatz 3 wird Absatz 4.

14. In § 66 Abs. 1 Satz 4 Nr. 2 wird das Wort „besonders" gestrichen.

15. § 67 Abs. 1 Satz 2 wird gestrichen.

16. § 68 wird wie folgt geändert:

a. In Abs. 1 wird nach „Die Personalvertretung hat" folgendes eingefügt: „

neben den in § 2 verankerten Grundsätzen der Personalvertretung insbesondere"

b. Abs. 1 Nr. 6 erhält folgende Fassung:

„6. Maßnahmen, die der Gleichstellung von Frauen und Männern dienen, zu fördern,

c. Abs. 2 erhält folgende Fassung:

„(2) Die Personalvertretung ist zur Durchführung ihrer Aufgaben über alle Angelegenheiten, die die
Belange der Beschäftigten berühren, frühzeitig, kontinuierlich und umfassend zu unterrichten. Ihr sind
die Unterlagen vorzulegen, die die Dienststelle zur Vorbereitung der von ihr beabsichtigten
Maßnahmen beigezogen hat. Der Personalrat kann gegenüber der Dienststelle weitere Berechnungen
und Ermittlungen verlangen, insofern sie zur Bewertung eines Sachverhaltes erforderlich sind und
deren Erstellung verhältnismäßig ist. Bei Einstellungen beschränkt sich die Vorlagepflicht auf die
Bewerbungsunterlagen einschließlich der. der Mitbewerber. Personalakten dürfen nur mit Zustimmung
des Beschäftigten und nur von den von ihm bestimmten Mitgliedern der Personalvertretung eingesehen
werden. Dienstliche Beurteilungen sind auf Verlangen des Beschäftigten der Personalvertretung zur
Kenntnis zu bringen."

6
d. In Abs. 3 Satz 1 werden die Wörter „auf Antrag" gestrichen.

17. § 69 wird wie folgt geändert:

a. In Abs. 2 werden in Satz 2 die Wörter „grundsätzlich" und „grundsätzlich" gestrichen.


Die Sätze 3 und 4 werden gestrichen. Der neue Satz 9 erhält folgende Fassung:

„Die Mitteilungsfrist des Personalrats nach den Sätzen 5 oder 6 beginnt mit der einvernehmlichen
Feststellung der Beendigung der Erörterung entsprechend der Sätze 3 und 4."

Der bisherige Satz 12 wird gestrichen.

b. Ein neuer Absatz 8 wird eingefügt:

„(8) Die in den Fällen der Absätze 2 bis 7 geltenden Fristen können in begründeten Einzelfällen in
beiderseitigem Einvernehmen zwischen der jeweiligen Dienststelle und der Personalvertretung verkürzt
oder verlängert werden."

c. Der alte Absatz 8 wird Absatz 9. In Abs. 9 (neu) wird in Satz 1 das Wort „
grundsätzlich" sowie Satz 2 gestrichen.

d. Ein neuer Absatz 10 wird eingefügt:

" (10)
Absatz 7 Satz 1 gilt nicht in den Fällen, in denen oberste Dienstbehörde und Dienststellenleiter im
Sinne des Absatzes 7 Satz 1 identisch sind. In diesen Fällen können die oberste Dienstelle oder der
Personalrat unmittelbar die Einigungsstelle (§ 71) anrufen."

e. Der alte Absatz 9 wird Absatz 11. Der alte Absatz 10 wird Absatz 12. In Abs. 12 (neu)
wird folgender neuer Satz 3 angefügt:

„Der Personalrat kann die Beteiligungswidrigkeit der Durchführung einer Maßnahme feststellen und die
Rücknahme verlangen."

f. Der alte Absatz 11 wird Absatz 13. In Abs. 13 (neu) wird in Satz 2 „9" ersetzt durch „
11".

18. § 69a wird gestrichen.

19. § 70 wird wie folgt geändert:

a. In Abs. 1 werden in Satz 1 die Wörter. „Nr. 2 bis 11" gestrichen und in Satz 2 die Zahl „
9" durch die Zahl "11" ersetzt.

b. Abs. 2 erhält folgende Fassung:

„(2) Beantragt der Personalrat eine Maßnahme, die nach anderen als in Absatz 1 genannten
Vorschriften seiner Mitbestimmung unterliegt, so hat er sie schriftlich dem Leiter der Dienststelle
vorzuschlagen. Entspricht dieser dem Antrag nicht, so bestimmt sich das weitere Verfahren nach § 69
Abs. 3,4 Satz 1 und 2, Abs.7 Satz 1 und 2; die oberste Dienstbehörde entscheidet endgültig."
20. § 71 wird wie folgt geändert:

a. Absatz 1 Satz 3 erhält folgende Fassung

„Unter den Beisitzern, die von der Personalvertretung bestellt werden, muss sich je ein Beamter und
ein Arbeitnehmer befinden, es sei denn, die Angelegenheit betrifft lediglich die Angehörigen einer
Gruppe."

7
b. In Abs. 6 Satz 5 wird nach den Worten 'Beschluss der Einigungsstelle" eingefügt: „

wegen dessen erheblicher Auswirkung auf das Gemeinwohl"

Der letzte Halbsatz „; Satz 1 gilt entsprechend" wird gestrichen.

c. Folgender neuer Absatz 7 wird angefügt:

„(7) Entscheidungen nach Absatz 6 sind schriftlich der Einigungsstelle, den beteiligten Dienststellen
und Personalräten gegenüber zu begründen."

21. § 72 wird wie folgt geändert:

a. In Absatz 1 Satz 1 wird folgender Halbsatz gestrichen:

„soweit sie dieses Gesetz ausdrücklich vorsieht."

b. Absatz 4 wird gestrichen.

22. § 74 erhält folgende Fassung: „

Fälle der vollen Mitbestimmung

(1) Der Personalrat hat mitzubestimmen bei


1. Gewährung von Unterstützungen, Vorschüssen, Darlehen und entsprechenden sozialen
Zuwendungen,
2. Zuweisung und Kündigung von Wohnungen, über die die Dienststelle verfügt oder bei deren
Vergabe ihr ein Vorschlagsrecht zusteht,
3. Zuweisung von Dienst- und Pachtland und Festsetzung der Nutzungsbedingungen. Hat ein
Beschäftigter eine Leistung nach § 1 Nr. 1 beantragt, wird der Personalrat nur auf seinen Antrag
beteiligt; auf Verlangen des Antragstellers bestimmt nur der Vorstand des Personalrats mit.

(2) Der Personalrat hat, soweit eine gesetzliche oder tarifliche Regelung nicht besteht, gegebenenfalls
durch Abschluss von Dienstvereinbarungen mitzubestimmen über
1. Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit und der Pausen sowie die Verteilung der Arbeitszeit auf
einzelne Wochentage,
2. Aufstellung des Urlaubsplanes, Festsetzung der zeitlichen Lage des Erholungsurlaubs für einzelne
Beschäftigte, wenn zwischen dem Dienststellenleiter und dem beteiligten Beschäftigten kein
Einverständnis erzielt wird,
3. Fragen der Lohngestaltung innerhalb der Dienststelle, insbesondere die Aufstellung von
Entlohnungsgrundsätzen, die Einführung und Anwendung von neuen Entlohnungsmethoden und
deren Änderung sowie die Festsetzung der Akkord- und Prämiensätze und vergleichbarer
leistungsbezogener Entgelte, einschließlich der Geldfaktoren,
4. Errichtung, Verwaltung und Auflösung von Sozialeinrichtungen ohne Rücksicht auf ihre
Rechtsform,
5. Durchführung der Berufsausbildung bei Arbeitnehmern,
6. Auswahl der Teilnehmer an Fortbildungsveranstaltungen für Arbeitnehmer,
7. Inhalt von Personalfragebögen für Arbeitnehmer,
8. Maßnahmen zur Verhütung von Dienst- und Arbeitsunfällen und sonstigen
Gesundheitsbeschädigungen,
9. Grundsätze über die Bewertung von anerkannten Vorschlägen im Rahmen des betrieblichen
Vorschlagswesens,
10. Aufstellung von Sozialplänen, einschließlich Plänen für Umschulungen zum Ausgleich oder zur
Milderung von wirtschaftlichen Nachteilen, die dem Beschäftigten infolge von strukturellen
Änderungen der Dienststelle, insbesondere Rationalisierungsmaßnahmen, Verlegung,
Zusammenschluss und Aufteilung der Dienststelle, entstehen,
11. Absehen von der Ausschreibung von Dienstposten, die besetzt werden sollen,
12. Regelung der Ordnung in der Dienststelle und des Verhaltens der Beschäftigten,
13. Gestaltung der Arbeitsplätze,
8
14. Grundsätze der Arbeits- und Dienstpostenbewertung in der Dienststelle,
15. Einführung, Anwendung, wesentliche Änderung oder Erweiterung technischer Einrichtungen, die
geeignet sind, das Verhalten oder die Leistung der Beschäftigten zu überwachen oder zu erfassen,
16. Einführung, Anwendung, wesentliche Änderung oder Erweiterung automatisierter Verarbeitung
personenbezogener Daten der Beschäftigten,
17. Abschluss von Zielvereinbarungen
18. Festlegungen zum Controlling-Verfahren bei der Umsetzung von Zielvereinbarungen und
19. Beurteilungsrichtlinien für Arbeitnehmer.

(3) Muss für Gruppen von Beschäftigten die tägliche Arbeitszeit (Absatz 2 Nr. 1) nach Erfordernissen,
die die Dienststelle nicht voraussehen kann, unregelmäßig und kurzfristig festgesetzt werden, so
beschränkt sich die Mitbestimmung auf die Grundsätze für die Aufstellung der Dienstpläne, insbesondere
für die Anordnung von Dienstbereitschaft, Mehrarbeit und Überstunden."

23. § 75 erhält folgende Fassung: „

Fälle der eingeschränkten Mitbestimmung

(1) Der Personalrat hat eingeschränkt mitzubestimmen in Personalangelegenheiten der Arbeitnehmer,


soweit sie nicht der Regelung des Absatzes 2 unterliegen, bei:
1. Einstellung,
2. Eingruppierung, Übertragung einer höher oder niedriger zu bewertenden Tätigkeit, Höher- oder
Rückgruppierung,
3. Verlängerung eines befristeten Arbeitsverhältnisses,
4. Versetzung zu einer anderen Dienststelle, Umsetzung innerhalb der Dienststelle, wenn sie mit einem
Wechsel des Dienstortes verbunden ist (Einzugsgebiet im Sinne des Umzugskostenrechts gehört zum
Dienstort),
5. Abordnung für die Dauer von mehr als drei Monaten sowie Zuweisung im Sinne des § 123 a des
Beamtenrechtsrahmengesetzes für eine Dauer von mehr als drei Monaten,
6. Ablehnung eines Antrags auf Teilzeitbeschäftigung, Ermäßigung der Arbeitszeit oder Beurlaubung,
7. Weiterbeschäftigung über die Altersgrenze hinaus,
8. Anordnungen, welche die Freiheit in der Wahl der Wohnung beschränken und
9. Versagung oder Widerruf der Genehmigung einer Nebentätigkeit.

(2) Der Personalrat hat eingeschränkt mitzubestimmen in Personalangelegenheiten der Beamten sowie
der Arbeitnehmer der Entgeltgruppe 9 aufwärts, die hoheitliche Tätigkeiten wahrnehmen, bei:
1. Einstellung, Anstellung,
2. Beförderung, Übertragung eines anderen Amts mit höherem Endgrundgehalt ohne Änderung der
Amtsbezeichnung, Laufbahnwechsel, Verleihung eines anderen Amts mit anderer Amtsbezeichnung
beim Wechsel der Laufbahngruppe oder Zulassung zum Aufstieg,
3. Übertragung einer höher oder niedriger zu bewertenden Tätigkeit,
4. Versetzung zu einer anderen Dienststelle, Umsetzung innerhalb der Dienststelle, wenn sie mit einem
Wechsel des Dienstortes verbunden ist (das Einzugsgebiet im Sinne des Umzugskostenrechts gehört zum
Dienstort),
5. Abordnung für eine Dauer von mehr als drei Monaten sowie Zuweisung nach § 123 a des
Beamtenrechtsrahmengesetzes für eine Dauer von mehr als drei Monaten,
6. Anordnungen, welche die Freiheit in der Wahl der Wohnung beschränken,
7. Versagung oder Widerruf der Genehmigung einer Nebentätigkeit,
8. Ablehnung eines Antrags nach den beamtenrechtlichen Bestimmungen auf Teilzeitbeschäftigung,
Ermäßigung der regelmäßigen Arbeitszeit oder Urlaub,
9. Hinausschieben des Eintritts in den Ruhestand wegen Erreichens der Altersgrenze,
10. Einleitung eines förmlichen Disziplinarverfahrens gegen einen Beamten,
11. Entlassung von Beamten auf Probe oder auf Widerruf, wenn sie die Entlassung nicht selbst
beantragt haben,
12. Gewährung oder Versagung von Urlaub und Sonderurlaub ohne Bezüge sowie Urlaub nach § 76
Abs. 4 und 5 und § 76 g des Thüringer Beamtengesetzes und
13. vorzeitiger Versetzung in den Ruhestand.
In den Fällen der Nummern 9, 10 und 12 wird sich der Personalrat nur mit Zustimmung des
Beschäftigten beteiligen. Dieser und der Personalrat sind von der beabsichtigten Maßnahme rechtzeitig in
Kenntnis zu setzen.
9
(3) Der Personalrat hat, soweit eine gesetzliche oder tarifliche Regelung nicht besteht, gegebenenfalls
durch Abschluss von Dienstvereinbarungen eingeschränkt mitzubestimmen über
1. Auswahl der Teilnehmer an Fortbildungsveranstaltungen für Beamte,
2. Einführung, wesentliche Änderung oder Erweiterung von Personalfragebogen für Beamte,
3. Bestellung von Vertrauens- oder Betriebsärzten,
4. Beurteilungsrichtlinien für Beamte,
5. Maßnahmen zur Hebung der Arbeitsleistung und Erleichterung des Arbeitsablaufs,
6. allgemeine Fragen der Fortbildung der Beschäftigten,
7. Einführung neuer und grundlegender Änderungen oder Ausweitung bestehender Arbeitsmethoden,
insbesondere Maßnahmen der technischen Rationalisierung,
8. Erlass von Richtlinien über die personelle Auswahl bei Einstellungen, Versetzungen, Umgruppierung
und Kündigungen,
9. Geltendmachung von Ersatzansprüchen gegen einen Beschäftigten,
10.Vorbereitung von Verwaltungsanordnungen einer Dienststelle für die innerdienstlichen sozialen und
persönlichen Angelegenheiten der Beschäftigten ihres Geschäftsbereichs, wenn nicht nach gesetzlichen
Vorschriften die Spitzenorganisationen der zuständigen Gewerkschaften bei der Vorbereitung zu
beteiligen sind und
11. Privatisierung, Auflösung, Einschränkung, Verlegung oder Zusammenlegung von Dienststellen oder
deren wesentlichen Teilen.

(4) In den Fällen des Absatz 1 Nr. 4 und 5 sowie Absatz 2 Nr. 4 und 5 sind die Personalvertretungen
sowohl der abgebenden und der aufnehmenden Dienststelle zu beteiligen.

24. § 75a wird gestrichen.

25. § 76 erhält folgende Fassung: „

Einschränkung der Mitbestimmung

(1) § 74 Abs. 2 Nr. 11, § 75 Abs. 2 sowie § 78 gelten nicht für die Beamten der Besoldungsgruppen A
16-und höher sowie die Arbeitnehmer in entsprechenden Entgeltgruppen und die der Regelung der §§
31 und 32 des Beamtenrechtsrahmengesetzes unterliegenden Beamten.

(2) § 75 Abs. 1 und 2 sowie § 78 gelten für die in § 14 Abs. 2 Nr. 2 und Abs. 4 bezeichneten
Beschäftigten und für die Beamten auf Zeit nur, wenn sie es beantragen. Der Beschäftigte ist
rechtzeitig von der geplanten Maßnahme zu unterrichten."

26. Es wird folgender neuer § 77a eingefügt: „§

77a Anhörungsrecht und Personalgespräche

(1) Der Beschäftigte hat das Recht, in allen Angelegenheiten der Dienststelle, die seine Person
betreffen, von dem Dienststellenleiter gehört zu werden. Er ist berechtigt, zu Maßnahmen des
Dienststellenleiters, die ihn betreffen, Stellung zu nehmen sowie Vorschläge zu unterbreiten.

(2) Über Personalgespräche zwischen dem Dienstvorgesetzten und dem Beschäftigten ist der
zuständige Personalrat zu informieren. Dem Beschäftigten ist Gelegenheit zu geben, zu diesem
Gespräch ein Mitglied des Personalrates hinzu zuladen.

(3) Über ein solches Personalgespräch fertigt der Dienstvorgesetzte ein Protokoll, das von dem
Beschäftigten gegenzuzeichnen und welches dem Beschäftigten auszuhändigen ist.

27. § 78 erhält die neue Überschrift „Mitbestimmung und Anhörungsrecht bei


Kündigungen" und der Absatz 1 erhält folgende Fassung:

„(1) Bei der ordentlichen Kündigung durch den Arbeitgeber bestimmt der Personalrat mit. Der
Personalrat kann die Zustimmung zu einer Kündigung nur dann verweigern, wenn nach seiner Ansicht
1. bei der Auswahl des zu kündigenden Arbeitnehmers soziale Gesichtspunkte nicht oder nicht
ausreichend berücksichtigt worden sind,
2. die Kündigung gegen eine Richtlinie im Sinne des § 75 Abs. 3 Nr. 8 verstößt,

10
3. der zu kündigende Arbeitnehmer an einem anderen Arbeitsplatz in derselben Dienststelle oder in einer
anderen Dienststelle desselben Verwaltungszweiges an demselben Dienstort einschließlich seines
Einzugsgebietes weiterbeschäftigt werden kann,
4. die Weiterbeschäftigung des Arbeitsnehmers nach zumutbaren Umschulungs- oder
Fortbildungsmaßnahmen möglich ist oder
5. die Weiterbeschäftigung des Arbeitnehmers unter geänderten Vertragsbedingungen möglich ist und
der Arbeitnehmer sein Einverständnis hiermit erklärt.
Wird dem Arbeitnehmer gekündigt, obwohl der Personalrat die Zustimmung zur Kündigung aus den
Gründen des Satzes 2 verweigert hat, so ist dem Arbeitnehmer mit der Kündigung eine Abschrift der
Stellungnahme des Personalrats zuzuleiten."

28. § 80 erhält folgende Fassung: „

Datenschutz

(1) Die Personalvertretung hat sich für die Einhaltung datenschutzrechtlicher Bestimmungen in der
Dienststelle einzusetzen.

(2) Prüfungsberichte des Datenschutzbeauftragten sind der Personalvertretung in Kopie zur Verfügung
zu stellen."

29. § 82a Abs. 2 erhält folgende Fassung:

„(2) In beteiligungspflichtigen Angelegenheiten, die den Geschäftsbereich mehrerer Ministerien


betreffen, ist der gemeinsame Ausschuss der Hauptpersonalräte zu beteiligen.n

30. In § 83 Abs. 1 werden folgende neue Nummern 5, 6 und 7 angefügt:

„5. Abbruch des Mitbestimmungsverfahrens nach § 69 Abs. 3,


6. über die Rücknahme einer unzulässig durchgeführten Maßnahme nach § 69 Abs. 10,
7. über Entscheidungen nach § 71 Abs. 6."

31.§ 85 wird gestrichen.

32.In § 87 Satz 1 Nr. 2 werden die Wörter „und 6" gestrichen.

33. § 88 wird wie folgt geändert:

a. Nr. 1 erhält folgende Fassung:

„1. Auf Mitglieder der Hochschulen nach § 38 Abs. 2 Nr. 1 Thüringer Hochschulgesetz findet dieses
Gesetz keine Anwendung"

b. Nr. 4 wird gestrichen, Nr. 5 (alt) wird Nr. 4.

c. Es wird eine neue Nr. 5 angefügt:

„5. Im Bereich des für Hochschulen zuständigen Ministeriums bilden die Beschäftigten in Dienststellen, die
nicht Hochschulen oder Hochschulkliniken sind, gemeinsam eine eigenständige Gruppe. § 53 Abs. 6 gilt
entsprechend."

34. § 89 Nr. 2 erhält folgende Fassung:

„§ 74 Abs. 1, § 75 Abs. 1 sowie § 78 Abs.1 gelten für die in Nr. 1 genannten Beschäftigten nur dann,
wenn sie es beantragen."

35. In § 90 werden Abs. 1 Nr. 6 und Abs. 2 gestrichen.

36. § 91 wird gestrichen.

11
37. In § 92 Nr. 3 Satz 1 werden nach den Worten „Ministerium wird" eingefügt: „neben
dem nach diesen Gesetz zu bildenden Hauptpersonalrat"

38. § 95 wird wie folgt geändert:

a. In Abs. 1 und Abs. 2 wird jeweils das Wort "Ersten" durch das Wort „Dritten" ersetzt.

b. In Abs. 3 Nummer 1 wird Satz 2 gestrichen.

c. Ein neuer Absatz 4 wird eingefügt:

„(4) Bis zum Zeitpunkt des Beitritts des Freistaates Thüringen zum Tarifvertrag öffentlicher Dienst (
TVöD) finden die Regelungen dieses Gesetzes für Angestellte und Arbeiter im Landesdienst
entsprechende Anwendung."

Artikel 2

In-Kraft-Treten

Dieses Gesetz tritt am Tage nach der Verkündung in Kraft.

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ieter

l2
Begründung:
Artikel 1:

1. Die Neufassung des § 2 regelt, dass die Personalvertretung in allen Angelegenheiten und Maßnahmen
innerhalb der Dienststelle mitbestimmt. Grenzen der Mitbestimmung, wie sie die Verantwortungsgrenze des
Bundesverfassungsgerichtsurteils zum Mitbestimmungsgesetz Schleswig-Holsteins beschreibt, werden durch die
Verfahrensreglungen der Mitbestimmung eingehalten. Der Grundsatz der Mitbestimmung garantiert einen
kontinuierlichen Austausch und eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Dienststelle und
Personalvertretung. Dies führt letztlich zur Vermeidung komplizierter und andauernder
Mitbestimmungsverfahren nach diesem Gesetz. Demselben Grundsatz genügt die Festschreibung der
gleichberechtigten Zusammenarbeit zwischen Dienststelle und Personalvertretung.
Die Aufnahme eines so genannten allgemeinen politischen Mandats begegnet keinerlei verfassungsrechtlichen
Bedenken, sofern die verfassungsrechtlichen Grenzen Beachtung finden. Angesichts der weit
reichenden Umstrukturierungspläne und der großen Bedeutung des Öffentlichen Dienstes für die
gesellschaftliche Struktur in Thüringen ist eine Ausweitung der die Entscheidung der
Personalvertretungen und der Dienststellen mit beeinflussenden Kriterien hinsichtlich der
Auswirkungen auf das gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Umfeld geboten und
gerechtfertigt.
2. Durch die bisherige Definition der Beschäftigten sind eine Reihe von Personen, die aufgrund von
anderen als in Absatz 1 beschriebenen Rechtsverhältnissen in der Dienststelle tätig sind, nicht umfasst.
Dies soll durch die Ergänzung aufgehoben werden.
Mit dem neuen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst wird die bisherige Unterscheidung zwischen
Angestellten und Arbeitern aufgegeben. Änderung im Hinblick darauf, dass es nur noch zwei Gruppen gibt.

3. Änderung im Hinblick darauf, dass es nur noch zwei Gruppen gibt.

4. a) Das Wahlrecht für die Personalvertretungen wird auf das vollendete 16. Lebensjahr korrigiert.

b) Der Gesamtzeitraum einer Abordnung, in der ein Wahlrecht für die Personalvertretung der
aufnehmenden Dienststelle nicht entsteht, wird auf sechs Monate verkürzt. Angesichts der in § 75
vorgenommenen Verkürzung eines beteiligungsfreien Abordnungszeitraumes auf drei Monate ist die
Verkürzung gerechtfertigt und garantiert die umfassende Beteiligung langfristig abgeordneter Beschäftigter
in der aufnehmenden Dienststelle.

5. Der Vorschlag regelt die Größe der Personalvertretungen entsprechen der Anzahl der
Beschäftigten sowie die Höchstzahl der Mitglieder neu.
In Absatz 3 wird neu aufgenommen, dass Frauen in Personalvertretungen vertreten sein müssen und
entsprechend ihres Anteils an den Beschäftigten vertreten sein sollen.

6. Änderung im Hinblick darauf, dass es nur noch zwei Gruppen gibt sowie Folgeänderung aus Nr. 5.

7. Bei der Neubildung von Dienststellen fand bisher keine Neuwahl der Personalvertretung statt, wenn sich
die Zahl der Beschäftigten der aufnehmenden Dienststelle um nicht mehr als ein Fünftel verändert hat.
Neben der relativen Veränderung erscheint die Festsetzung einer absoluten Veränderung zur Notwendigkeit
einer Neuwahl der Personalvertretung angesichts der Umstrukturierungspläne der Landesregierung für geboten,
um bei großen Strukturveränderungen e i n e g r o ß e A n z a h l v o n B e s c h ä f t i g t e n u . U . n i c h t
m e h r j ä h r i g v o n d e r B i l d u n g v o n Personalvertretungen auszuschließen

8. Änderung im Hinblick darauf, dass es nur noch zwei Gruppen gibt.

9. Der Vorschlag regelt die Anzahl der Freistellungen für Personalratsmitglieder neu.

10. Für Stufenvertretungen finden dieselben Vorgaben zur Größe Anwendung wie für die Personalräte.

11. Folgeänderung aus Nr. 5.

13
12. Vergleichbar mit § 2 wird auch den Jugend- und Auszubildendenvertretungen eine Mitwirkung in
allen Angelegenheiten, die Beschäftigte nach § 57 betreffen, eingeräumt, die nachfolgend
konkretisiert werden.

13. Der Absatz 2 konkretisiert die bisher nur durch Verweis vorhandene Möglichkeit der Einberufung
einer Jugend- und Auszubildendenversammlung durch die Jugend- und Auszubildendenvertretung
bzw. ein Viertel der Beschäftigten neben der regulär durchzuführenden.

14. Die Einbeziehung der Jugend- und Auszubildendenvertretung ist in allen Angelegenheiten, die die
Belange von Beschäftigten nach § 57 berühren, geboten und nicht nur in den Fällen, in denen dies
besonders der Fall erscheint.

15. Das nach Außen geltenden Neutralitäts- und Zurückhaltungsgebot für Beschäftigte des
Öffentlichen Dienstes kann kein Äquivalent nach Innen erfahren. Insbesondere dann, wenn
Verstöße im Sinne des Satzes 1 vorliegen, kann ein Vertrauen in eine nicht mehr vorhandene
Objektivität nicht mehr gewahrt bleiben, die Regelung des Satzes 1 würde ansonsten folgenlos.

16. a) Folgeänderung aus Nr. 1, mit der Grundsätze der Personalvertretung neu aufgenommen
wurden.

b) Die Personalvertretung erhalten hiermit eine aktive wahrzunehmende Verantwortung zur


Umsetzung des Gleichstellungsgrundsatzes nach Art. 2 Abs. 2 ThürVerf.

c) Die Neufassung beinhaltet eine kontinuierliche und umfassende Informationspflicht der


Dienststelle gegenüber der Personalvertretung in allen Angelegenheiten, die die Belange der
Beschäftigten berührt, sowie eine sich daraus ergebende Verpflichtung zur Übergabe sämtlicher
Unt er lage n , d i e z u r B e w e rtu n g e i n e s S achverhal tes notw endi g si nd. A us der P fl i cht der
Dienststelle ergibt sich ein Anspruchsrecht der Personalvertretung. Die Vorschrift soll dazu führen,
dass Mitbestimmungsverfahren durch vorherige kooperative und gleichberechtigte
Zusammenarbeit vermieden werden.

17. a) Ein Verzicht auf Schriftform und Begründung ist aus Gründen der Rechtssicherheit nicht mehr
möglich. Klarstellung über den Fristbeginn, in der sich der Personalrat zu äußern hat. Diese
beginnt nunmehr erst dann, wenn neben der eigentlichen Mitteilung auch sämtliche zur
Beurteilung notwendigen Unterlagen dem Personalrat vorgelegt wurden und die nach dem
Personalvertretungsgesetz durchzuführende Erörterung durchgeführt wurde.

b) Dies dient der Effektivierung des Verfahrens der Mitbestimmung unter der Voraussetzung, dass
Dienststelle und Personalvertretung mit einer Fristveränderung gleichermaßen einverstanden sind
und diese sachlich gerechtfertigt ist.

c) Ein Verzicht auf Schriftform und Begründung ist nicht mehrmöglich.

d) Verfahrensvereinfachung für Behörden und sonstige Institutionen im Sinne des § 69 Abs. 7 mit
einstufigem Verwaltungsaufbau.

e) Aus der bisherigen Regelung entstand im Falle der beteiligungswidrigen Durchführung einer
Maßnahme kein Recht der Personalvertretung auf Feststellung und auf Rücknahmeverlangen.
Bestehende Rechtsgrenzen der Nichtrücknahme von Maßnahmen, die neue Rechte begründet
haben, bleiben von der Regelung unberührt.

18. Das Verfahren der Mitwirkung wird als Nichtentsprechung des Mitbestimmungsrechtes nach Art.
37 Abs. 3 ThürVerf ersatzlos gestrichen.

19. a) Ausweitung der Initiativrechtstatbestände sowie Folgeänderung aus den Änderungen in § 69.

b) Das Initiativrecht der Personalräte wird auf die Tatbestände der eingeschränkten
Mitbestimmung ausgeweitet. Das Letztentscheidungsrecht der obersten Dienstsbehörde bleibt in
diesen Fällen unberührt.

14
20. a) Änderung im Hinblick darauf, dass es nur noch zwei Gruppen gibt.

b) Klarstellung des Evokationsrechtes bei Gemeinden, Gemeindeverbänden und sonstigen


Körperschaften im Sinne des Abs. 1.

c) Im Falle der Wahrnahme des Evokationsrechtes war bislang eine schriftliche Begründung der
Entscheidung gegenüber den beteiligten Dienststellen und Personalvertretungen nicht notwendig.
Dieser Umstand erfährt nunmehr eine Veränderung.

21. a) Freiwillige Dienstvereinbarungen sollen auch dann ermöglicht werden, wenn dieses Gesetz
Dienstvereinbarungen nicht ausdrücklich vorsieht.

b). Diese bisherige Übergangsregelung ist zwischenzeitlich entbehrlich.

22. Bei der weitest möglichen Ausgestaltung der unterschiedlichen Beteiligungstatbestände sind die
Grundsätze des Bundesverfassungsgerichtsurteils vom 24.5.1995 6 zu berücksichtigen. Demnach
sind drei Fallgruppen zu betrachten:

Fallgruppe a:
Angelegenheiten, die in ihrem Schwerpunkt die Beschäftigten in ihrem Beschäftigungsverhältnis
betreffen, typischerweise aber nicht oder nur unerheblich die Wahrnehmung von Amtsaufgaben
gegenüber dem Bürger berühren. Diese Angelegenheiten sind originäre Angelegenheiten der vollen
Mitbestimmung, bei denen der Einigungsstelle ein Letztentscheidungsrecht zukommt. Zu den
Angelegenheiten der vollen Mitbestimmung sind die bisherigen § 74, § 75 II Nr. 1,2, 3 und 4 zu
zählen, insofern sie sich auf Angestellte und Arbeiter bezieht sowie §75a II Nr. 5 und 6 ThürPersVG

Fallgruppe b:
Maßnahmen, die den Binnenbereich des Beschäftigungsverhältnisses betreffen, die Wahrnehmung
des Amtsauftrages jedoch typischerweise nicht nur unerheblich berühren. Diese Maßnahmen
unterliegen der eingeschränkten Mitbestimmung bzw. sind dergestalt zu regeln, dass hierbei ein
Letztentscheidungsrecht der Einigungsstelle (volle Mitbestimmung) nur zulässig ist, wenn ein
Evokationsrecht verankert ist (vgl. 71 Abs. 1). Im Thüringer Personalvertretungsgesetz betrifft dies
die bisherige § 75a II Nr.1.

Fallgruppe c:
Maßnahmen, die schwerpunktmäßig die Erledigung von Amtsaufgaben betreffen, unvermeidlich
aber auch die Interessen der Beschäftigten berühren. Diese Maßnahmen unterliegen der
eingeschränkten Mitbestimmung, bei der der Entscheidung der Einigungsstelle lediglich
empfehlenden Charakter zukommt. Im Thüringer Personalvertretungsgesetz betrifft dies die
bisherigen § 75 I, II und § 75a I, II Nr. 2-4 und 7-9 sowie § 75 III Nr. 2, 3, 4 insofern Beamte
betroffen sind.

Der beteiligungsfreie Abordnungszeitraum in § 75 Abs. 2 Nr. 5 ThürPersVG wird auf drei Monate
verkürzt.
In den Fällen § 75 Abs. 2 Nr. 9,10 und 12 wird das bisherige Antragserfordernis durch ein
Zustimmungserfordernis des betroffenen Beschäftigten ersetzt. Dem vorausgehen muss eine
Unterrichtung des Personalrates, die rechtzeitig vor der beabsichtigten Maßnahme erfolgt.
Bei Abordnungen und Versetzungen wird klargestellt, dass sowohl die abgebende als auch die
aufnehmende Dienststelle und die jeweiligen Personalvertretungen zu beteiligen sind. Neu
aufgenommen wurden die in Abs. 2 die Nr. 17 und 18 als personalvertretungsrechtliche
Umsetzung der Rahmenleitlinie Personalmanagement für den Freistaat Thüringen (Permanent).

23. In Folge der Änderungen in Nr. 24 sind die Tatbestände der eingeschränkten Mitbestimmung neu zu
regeln.

6 BVerfGE 93, 37

15
24. Folgeänderung aus Nr. 18.

25. Redaktionelle Anpassung an die §§ 74 und 75 sowie Streichung des Ausschlusses der
Zuständigkeit für Beamtenstellen der Besoldungsgruppe A16 und höher, künftig gilt die
Einschränkung der Mitbestimmung nur für die Beamten selbst.
Die Aufzählung eines abschließenden Kataloges von Ablehnungstatbeständen schränkt die
Mitbestimmung des Personalrates unzulässig ein und wird deshalb gestrichen.

26. Der neu eingefügte § 77a regelt Auskunftsrechte des Beschäftigten gegenüber der Dienststelle
sowie über die Beteiligung des Personalrates an Personalgesprächen.

27. Wiederherstellung des Mitbestimmungsgrundsatzes bei ordentlichen Kündigungen anstelle des


bisherigen Mitwirkungsgrundsatzes sowie Aufnahme einer notwendigen Folgeänderung.

28. Aufnahme einer konkreten und verbindlichen Regelung zu datenschutzrechtliehen Bestimmungen.

29. Die Beschränkung der Zuständigkeit der gemeinsamen Ausschüsse der Hauptpersonalräte auf „
innerdienstliche soziale Angelegenheiten" wird aufgehoben.

30. Gesetzliche Klarstellung des eröffneten Verwaltungsgerichtsverfahrens in den Fällen des § 69 Abs.
3, Abs. 10 und § 71 Abs. 6

31. Streichung der Sonderreglungen für die Beschäftigten des Landesamtes für den Verfassungsschutz
und damit verbunden die Beseitigung der Diskriminierung der dort Beschäftigten.

32. Die bisherige Nichtanwendung der Vorschriften zur Bildung einer Jugend- und Auszubildendenvertretung in §§
57 ff. im Geschäftsbereich des für Justiz zuständigen Ministeriums wird aufgehoben.

33. a) Die Vorschrift wird insofern konkretisiert, dass Änderungen im Hochschulgesetz


personalvertretungsrechtlich nachvollzogen werden. Hier insbesondere die in die Gruppe der
Hochschullehrer neu aufgenommene Gruppe der Juniorprofessoren.

b) Die personalkvertretungsrechtlichen Einschränkungen für akademische Mitarbeiter sind


unbegründet und fallen künftig weg.

c) Im Hauptpersonalrat des für Hochschulen zuständigen Ministeriums soll künftig die Vertretung
von Beschäftigten in Dienststellen, die nicht Hochschulen und Hochschulkliniken sind, gesichert
werden.

34. Die bisher geltende Einschränkung der Vertretung von künstlerisch Beschäftigten durch den
Personalrat wird insofern aufgehoben als die Mitbestimmung durch den Personalrat künftig auf
Antrag erfolgt.

35. Die bisherige Nichtanwendung der Vorschriften zur Bildung einer Jugend- und
Auszubildendenvertretung in §§ 57 ff. für die Beschäftigten im Polizeidienst des Landes wird
aufgehoben.

36. Die bisherigen Sondervorschriften für Forschungseinrichtungen und die Staatliche


Studienakademie Thüringen entfallen.

37. Klarstellung über den zu bildenden besonderen Hauptpersonalrat Schulen.

38. Redaktionelle Änderungen infolge der durchgeführten Novellierung.

Artikel 2:

Regelt das In-Kraft-Treten.

16
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1303
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 27.10.2005

Mündliche Anfrage

der Abgeordneten Leukefeld (Die Linkspartei.PDS)

Modellprojekt Einstiegsgeld für erwerbsfähige Hilfebe-


dürftige

Das Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e.V. hat mit dem Thüringer
Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Arbeit ein Modell entwickelt,
mit dem es gelungen ist, erwerbsfähigen Hilfebedürftigen eine neue
Perspektive aufzuzeigen. Es wurde in Jena und Suhl erfolgreich durch-
geführt und wird zur Nachnutzung empfohlen, weil es die Möglichkeiten
der Arbeitsagentur mit Fördermitteln des Europäischen Sozialfonds kom-
biniert und mit den Zielen, der Verantwortung und den Möglichkeiten
von klein- und mittelständischen Unternehmen in Thüringen verbindet.
Das Ziel des Thüringer Modellprojektes ist eine berufliche Einstiegshilfe
für Langzeitarbeitslose, um durch Qualifizierung und versicherungspflich-
tige, zunächst geförderte Arbeit dauerhafte Erwerbstätigkeit zu sichern.
Das ist sowohl ein konkreter Beitrag für Wirtschaftsförderung als auch
ein wichtiger Baustein in einer Gesamtstrategie für mehr Beschäftigung.

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie schätzt die Landesregierung die Ergebnisse des Modellprojek-


tes "Kombi-Einstiegsgeld" zur Aufnahme einer Arbeit für erwerbsfä-
hige Hilfebedürftige ein?

2. Wie viele Hilfebedürftige wurden im Rahmen dieses Modellprojekts


in Jena und in Suhl gefördert und welche beschäftigungswirksamen
Effekte wurden erreicht?

3. Wie viele Arbeitsplätze wurden durch dieses Projekt in wie vielen


Unternehmen dauerhaft neu geschaffen?

4. Welche Vorstellungen hat die Landesregierung, dieses Projekt zu


verallgemeinern und weiterhin zu fördern?

Leukefeld

Druck: Thüringer Landtag, 2. November 2005


1
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1309
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 01.11.2005

Gesetzentwurf

der Fraktion der Linkspartei.PDS

Fünftes Gesetz zur Änderung der Verfassung des Frei-


staats Thüringen

A. Problem und Regelungsbedürfnis

Die Verfassung des Freistaats Thüringen genießt als Rechtsgrundlage


des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens hohe Autorität.
Auch in Thüringen treten rechtsextremistische, antisemitische und neo-
faschistische Kräfte gewalttätig, provokant und organisiert öffentlich in
Erscheinung.
Vielfach ist eine Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus
unverkennbar, werden faschistische Ziele propagiert und wird offen ver-
sucht, nationalsozialistisches Gedankengut wieder zu beleben.
Das Erstarken von neofaschistischen Kräften in unserem Land stellt ei-
nen Angriff auf die Werte und Grundprinzipien einer demokratischen,
freiheitlichen und der Menschenwürde verpflichteten Grundordnung dar,
weil deren Ziele nur unter Missachtung und Beseitigung dieser Werte
und Grundprinzipien zu erreichen sind.
Dieser Gefahr kann wirkungsvoll nicht allein mittels anlassbezogener
Intervention und repressiven Vorgehens staatlicher Organe begegnet
werden. Voraussetzung für eine Erfolg versprechende gesellschaftliche
Auseinandersetzung mit solchen Erscheinungen ist das allgemeine ge-
sellschaftliche Bekenntnis des Staates und seiner Organe wie der de-
mokratischen Parteien selbst zur Ächtung derartiger Bestrebungen und
Handlungen.

B. Lösung

In den ersten Teil der Verfassung, der mit Grundrechte, Staatsziele und
Ordnung des Gemeinschaftslebens überschrieben ist, wird im ersten
Abschnitt "Menschenwürde, Gleichheit und Freiheit" dem Artikel 1 ein
neuer Absatz 3 angefügt.

C. Alternativen

keine

D. Kosten

keine

Druck: Thüringer Landtag, 3. November 2005


1
Drucksache 4/ 1309 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

Fünftes Gesetz zur Änderung der Verfassung des Freistaats Thüringen

Der Landtag hat mit der nach Artikel 83 Abs. 2 Satz 1 der
Verfassung des Freistaats Thüringen erforderlichen Mehr-
heit das folgende Gesetz beschlossen:

Artikel 1

Dem Artikel 1 der Verfassung des Freistaats Thüringen vom


15. Oktober 1993 (GVBl. S. 625), die zuletzt durch Gesetz
vom 11. September 2004 (GVBl. S. 745) geändert worden
ist, wird folgender Absatz 3 angefügt:

"(3) Die Wiederbelebung oder Verbreitung nationalsozia-


listischen Gedankenguts, die Verherrlichung des national-
sozialistischen Herrschaftssystems und rassistische, frem-
denfeindliche oder antisemitische Aktivitäten nicht zuzu-
lassen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt und Ver-
antwortung aller."

Artikel 2
In-Kraft-Treten

Dieses Gesetz tritt am Tage nach der Verkündung in Kraft.

2
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1309
Drucksache 4/

Begründung:

Die Verfassung des Freistaats Thüringen beruht auf einem Menschen-


bild, dessen oberste und dauernde Grundwerte Menschenwürde, Gleich-
heit und Freiheit sind. Diese zu sichern, ist ständiger Verfassungsauf-
trag. Staatliche oder gesellschaftliche Intervention sind angezeigt, wenn
der innere Frieden durch Tätigkeiten oder Handlungen gestört bzw. be-
einträchtigt wird.

Es ist eine historische Tatsache, dass faschistische Herrschaftssysteme


ungeheuerliche Verbrechen verübt haben. Das Nazi-Regime hat einen
vernichtenden Aggressions- und Annexionskrieg geführt. Seit Beginn
seiner Herrschaft hat der Faschismus schwerste Verbrechen gegen die
Menschheit und während des Krieges grausame Kriegsverbrechen ver-
übt. Als in seiner Barbarei einzigartiges Verbrechen muss die Vernich-
tung der europäischen Juden durch den deutschen Faschismus gelten.
Auch Sinti und Roma, Kritiker und Gegner des Faschismus, Vertreter
der Arbeiterbewegung, Homosexuelle und Menschen, denen aus ver-
schiedenen unbegreiflichen Gründen das Lebensrecht abgesprochen
wurde, wurden gequält und getötet. In den durch die deutsche Wehr-
macht besetzten Ländern wurden Menschen verfolgt, getötet oder als
Zwangsarbeiter deportiert, geschunden und ermordet.

Angesichts dieser Verbrechen war es nicht nur nach dem Sieg der Anti-
Hitler-Koalition eine selbstverständliche moralische, politische und ju-
ristische Verpflichtung, für eine Unwiederholbarkeit solcher Verbrechen
und dieser Form der Herrschaft zu sorgen. Dies wurde in aller Deutlich-
keit im Potsdamer Abkommen bestimmt.

Obwohl viele Verfassungsnormen des Grundgesetzes als Lehren und


Schlussfolgerungen des Faschismus angesehen werden können (Grund-
gesetz Artikel 139), fehlt eine spezielle verfassungsrechtliche Vorsorge
gegen das Wiederaufleben nationalsozialistischen Gedankengutes, ge-
gen die Verherrlichung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und
gegen das Entstehen und die Betätigung von Parteien und Organisatio-
nen mit nationalsozialistischen, antisemitischen oder anderen rassisti-
schen Programmen und Zielen im Grundgesetz und in den Landesver-
fassungen.

Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen, dass es sich bei der Wie-
derbelebung nationalsozialistischen Gedankengutes und der Verherrli-
chung der NS-Herrschaft um ein dauerhaftes und äußerst gefährliches
Phänomen handelt, dessen Bekämpfung bürgerschaftliche wie staatli-
che Aufgabe im Verfassungsrang sein sollte.

Auch in Thüringen sind in Besorgnis erregendem Ausmaß Kräfte aktiv,


deren Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus und deren
Rassismus sowie Antisemitismus offen hervortreten. Diese zeichnen sich
dadurch aus, dass sie neonazistische Aufmärsche veranstalten und
unerträgliche rassistische und fremdenfeindliche Propaganda betreiben,
rechtsextremistischer Terror wird proklamiert und mündet nicht selten in
Gewalttaten gegen Leben und Gesundheit von Menschen. In Bereichen
der Jugend- und Alltagskultur gewinnt der Rechtsextremismus Einfluss.
Der menschenverachtende und verbrecherische Charakter des Faschis-
mus wird geleugnet, Opfer werden verhöhnt, Täter verehrt. Unverhoh-
len wird gegen das Demokratie-, Gleichheits- und Freiheitsgebot der
Verfassung gehetzt und verstoßen.

3
Drucksache 4/ 1309 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

Neben tagtäglichem bürgerschaftlichem Handeln, klaren Bekenntnissen


und Konzepten der Politik ist auch eine verfassungsrechtliche Konse-
quenz nötig. Die vorgesehene Verfassungsänderung soll ein deutliches
Zeichen setzen. Sie wendet sich vor allem an Verwaltungsbehörden,
Polizei und Verwaltungsgerichte, nicht zuletzt aber auch an den Ge-
setzgeber.

Politische wie juristische Versuche, Bestrebungen zur Wiederbelebung


des Nationalsozialismus und dessen Verherrlichung durch Repression
in die Schranken zu weisen, sind an vielen Stellen ins Leere gelaufen.
Politisch fragwürdig bleiben auch Versuche, die Prinzipien der freiheit-
lich-demokratischen Grundordnung mit der Einschränkung derselben
vor den Verfassungsfeinden schützen zu wollen. Strafrecht- und Ver-
sammlungsrecht haben sich als wenig hilfreich erwiesen, der Verherrli-
chung des Nationalsozialismus und der Verhöhnung der Opfer wirkungs-
voll den Weg zu versperren. Erinnert sei an das BGH-Urteil vom 28. Juli
2005 (3 StR 60/05), die unverhohlen neonazistische Parole "Ruhm-und-
Ehre der Waffen-SS" für nicht strafbar zu erklären.

Staatszielbestimmungen sind Verfassungsnormen mit rechtlich binden-


der Wirkung, die der Staatstätigkeit die fortdauernde Beachtung oder
Erfüllung sachlich umschriebener Aufgaben vorschreiben. Sie umreißen
ein bestimmtes Programm der Staatstätigkeit und sind dadurch eine
Richtlinie für staatliches Handeln, auch für die Schaffung und Ausle-
gung von Gesetzen und sonstiger Rechtsvorschriften. Staatsziele kön-
nen, wo dies gewollt und deswegen explizit oder implizit im Wortlaut
angelegt ist, auch die Verantwortlichkeit der Bürger beeinflussen, ohne
freilich unmittelbar pflichtbegründend zu wirken.

Die Wiederbelebung nationalsozialistischen Gedankengutes und Ver-


herrlichung der NS-Herrschaft ist keine verfassungskonforme Vertretung
politischer Anschauungen, sondern ein verfassungswidriges Unterfan-
gen. Daher stehen die vorgeschlagenen Regelungen auch nicht im Wi-
derspruch zu Grundrechten wie Meinungs- und Demonstrationsfreiheit
oder dem Gleichheitsgrundsatz.

Für die Fraktion:

Hausold

4
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1311
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 01.11.2005

Antrag

der Fraktion der Linkspartei.PDS

Maßnahmekatalog der Landesregierung zur Bekämp-


fung der häuslichen Gewalt

1. Die Landesregierung wird gebeten, über die Situation im Bereich der


häuslichen Gewalt zu berichten. Dabei soll insbesondere auf folgen-
de Punkte eingegangen werden:

- Wie hat sich die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt entwickelt?
- Wie viele Opfer haben dauerhafte physische oder psychische
Schäden davongetragen oder sind durch Gewalttaten ums Le-
ben gekommen?
- Wie viele Wegweisungen und Ingewahrsamnahmen gab es?
- Wie viele Täter haben sich nicht an die Wegweisung gehalten?
- Für wie viele Tage wurden die Wegweisungen durchschnittlich
ausgesprochen und welche regionalen Unterschiede sind dabei
aufgetreten?
- Wie viele Kinder sind direkt oder indirekt Opfer von häuslicher
Gewalt und wie viele haben sich im vergangenen Jahr an Kinder-
und Jugendschutzdienste gewandt?
- Wie viele Personen haben sich an die Polizei gewandt und wie
vielen dieser Anrufe folgte eine polizeiliche Intervention?
- Wie viele Personen erstatteten Anzeige?
- Wie viele Personen nahmen Beratungsangebote an?
- Wie viele Frauen suchten Zuflucht in Frauenhäusern und Frau-
enschutzwohnungen?
- Wie häufig sind die Opfer auf das Gewaltschutzgesetz hingewie-
sen worden?
- Wie viele Männer wurden Opfer häuslicher Gewalt?

2. Die Landesregierung wird aufgefordert zu berichten, welche konzep-


tionellen Vorstellungen sie für ihre weitere Arbeit hat. Insbesondere
soll sie über folgende Punkte berichten:

- Wer ist verantwortlich für die Überarbeitung des Maßnahmekata-


loges, wer wird mit einbezogen und wie werden die Ergebnisse
der Arbeitsgruppen der Lenkungsgruppe "Wege aus der häusli-
chen Gewalt" berücksichtigt?
- Wann wird der überarbeitete Maßnahmekatalog vorgelegt?
- Ist in Zukunft eine Weiterarbeit der Lenkungsgruppe "Wege aus
der häuslichen Gewalt" geplant und wenn ja, in welcher Form?
- Wann werden die neuen Richtlinien für die Frauenhäuser, Frau-
enschutzwohnungen und Frauenzentren vorgelegt und welche
Änderungen sind geplant?

Druck: Thüringer Landtag, 2. November 2005


1
Drucksache 4/ 1311 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

- In welcher Form soll die Interventionsstellenarbeit weitergeführt


werden?
- Sind gesetzliche Änderungen in der Umsetzung des Gewalt-
schutzgesetzes geplant?
- Plant die Landesregierung gesetzliche Regelungen zum Schutz
vor Nachstellungen (Stalking)?

Begründung:

Der Bericht soll Klarheit darüber geben, wie die Situation für Menschen
in Thüringen ist, die von Gewalt im häuslichen Bereich betroffen sind
und wie die Landesregierung ihrem verfassungsgemäßen Auftrag nach-
kommen will, Menschen vor Gewalt zu schützen. In Artikel 1 Abs. 1
Grundgesetz heißt es dazu:
"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schüt-
zen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."
Und in Artikel 2 Abs. 2 Grundgesetz ist zu lesen:
"Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die
Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund
eines Gesetzes eingegriffen werden."
Von diesen Verfassungsgrundsätzen darf nicht abgewichen werden. Es
ist Aufgabe des Staates, die Menschen vor Gewalt zu schützen - ob im
öffentlichen oder im privaten Raum.
Entscheidend für die Bekämpfung von häuslicher Gewalt sind umfas-
sende Schutzmöglichkeiten, Zufluchtsangebote in erreichbarer Nähe,
das Wissen darum sowie Aufklärung und Prävention. Wenn Opfer kei-
ne Möglichkeit haben, wohnortnah Zuflucht zu finden, wenn das Ge-
waltschutzgesetz und die daraus resultierenden Rechte unbekannt sind,
wenn Opfer bei Polizei und Justiz keine ausreichende Unterstützung
finden, wird die Zahl derjenigen, die in Gewaltverhältnissen leben, nicht
nachhaltig zu reduzieren sein. Im Gegenteil: die Erfahrung zeigt, dass
in wirtschaftlich und sozial schwierigen Zeiten die Gewaltbereitschaft
ansteigt und diejenigen, die keine eigenständige Existenzsicherung
haben, länger bei einem Gewalttäter bleiben. Dann wird es auch weiterhin
zu Todesfällen kommen. Dies sind keine privaten Dramen, bei denen
Öffentlichkeit und Staat wegsehen dürfen. Gewalt ist keine Privatsache.
Die Landesregierung hat immer wieder angekündigt, den Maßnahme-
katalog zum Schutz vor häuslicher Gewalt zu überarbeiten.

Für die Fraktion:

Hausold

2
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1312
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 01.11.2005

Antrag

der Fraktion der SPD

Verbraucherfreundliche und marktgerechte Energieprei-


se in Thüringen

1. Die Landesregierung wird aufgefordert, dem Landtag zum oben ge-


nannten Tagesordnungspunkt zu berichten. Dabei soll insbesondere
auf folgende Punkte eingegangen werden:

• Niveau der Strom- und Gaspreise in Thüringen und Ursachen die-


ses Preisniveaus
• Höhe der Strom- und Gaspreise im Vergleich zu anderen Bun-
desländern (unter Berücksichtigung der einzelnen Kostenbestand-
teile, insbesondere für die Netznutzung)
• derzeit beim Thüringer Wirtschaftsministerium beantragte Erhö-
hungen der Tarifpreise für Strom, deren wesentliche Gründe und
Auswirkungen auf die Endverbraucher und die Wirtschaft in Thü-
ringen
• seit Jahresbeginn 2005 vollzogene und weitere bereits angekün-
digte oder geplante Erhöhungen der Gaspreise, deren Rechtferti-
gung und Auswirkungen auf die Endverbraucher und die Wirt-
schaft in Thüringen
• Ergebnisse der in diesem Jahr durchgeführten kartellrechtlichen
Verfahren des Landes wegen Gaspreiserhöhungen regionaler und
lokaler Gasversorger
• Ergebnisse und Schlussfolgerungen der diesjährigen Gaspreis-
abfragen des Landes
• Vorstellungen der Landesregierung zur Regulierung der Netznut-
zungsentgelte für Thüringer Strom- und Gasnetzbetreiber mit
weniger als 100 000 angeschlossenen Kunden durch eine eige-
ne Regulierungsbehörde
• Stand der Verhandlungen zur Übertragung der Durchführung die-
ser Aufgabe auf die Bundesnetzagentur
• Fristen zur Beantragung und Überprüfung der Entgelte für die
Nutzung von Gas- und Stromversorgungsnetzen
• Anträge auf Genehmigung von Netznutzungsentgelten, die bereits
von Thüringer Netzbetreibern, an deren Netze weniger als 100 000
Kunden angeschlossen sind, gestellt wurden
• Zeitpunkte, zu denen diese Anträge eingereicht wurden, und
derzeit zuständige Stellen
• Aktivitäten der Landesregierung zur Abschaffung der Preisbindung
der Gaspreise an die Preisentwicklung für leichtes Heizöl auf
Bundesebene

Druck: Thüringer Landtag, 3. November 2005


1
Drucksache 4/ 1312 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

2. Die Landesregierung wird weiterhin aufgefordert,

a) überhöhten Gaspreisen und überzogenen Gaspreiserhöhungen


entgegenzuwirken und dabei sämtliche Möglichkeiten und Instru-
mentarien der Landeskartellbehörde auszuschöpfen,

b) überzogene Strompreiserhöhungen zu verhindern, insbesondere


indem Preisgenehmigungen für Tarifstrompreise nur erteilt wer-
den, wenn dies durch die Kosten- und Ertragslage der beantra-
genden Unternehmen gerechtfertigt ist und dies auch transpa-
rent und nachvollziehbar nachgewiesen wird,

c) unverzüglich zu entscheiden, ob und inwieweit die regulierungs-


behördliche Kontrolle der Thüringer Stromnetz- und Gasnetzbe-
treiber mit weniger als 100 000 angeschlossenen Kunden durch
eine eigene Landesregulierungsbehörde oder durch die Bundes-
netzagentur wahrgenommen werden soll,

d) im Länderausschuss der Bundesnetzagentur die Interessen der


Thüringer Verbraucher, Unternehmen und Energieversorger bei
der Überprüfung der Netznutzungsentgelte wirksam wahrzuneh-
men,

e) über den Bundesrat Aktivitäten der Bundesregierung zur Abschaf-


fung der Ölpreisbindung zu fordern.

3. Der Landtag ist der Auffassung, dass die Verbraucherzentrale Thü-


ringen e.V. einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Marktposition
der Energieverbraucher gegenüber den Energieversorgungsunter-
nehmen leistet. Insbesondere mit der inhaltlichen Begleitung bereits
eingeleiteter oder künftiger Sammelklagen gegen Gas- und Strom-
preiserhöhungen trägt die Verbraucherzentrale dazu bei, die berech-
tigten Interessen der Energieverbraucher gegenüber den Energie-
versorgungsunternehmen wahrzunehmen. Die Verbraucherzentrale
unterstützt dadurch die Maßnahmen der Landes- und Bundesbe-
hörden zur Schaffung eines für alle Marktteilnehmer angemessenen
und transparenten Energiepreisniveaus in Thüringen. Um die Inter-
essen der Energieverbraucher auch künftig wirksam wahrnehmen
zu können, muss die Verbraucherzentrale in den kommenden Jah-
ren über ausreichende finanzielle Mittel verfügen.

Begründung:

In Mitteldeutschland müssen Gaskunden die höchsten Preise innerhalb


der Bundesrepublik zahlen. Auch bei den Strompreisen liegt Thüringen
weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Weitere deutliche Preissprünge für Energie sind erst kürzlich erfolgt oder
für die kommenden Wochen angekündigt.

Die jüngsten Erhöhungen - insbesondere der Gaspreise - werden im


Wesentlichen mit höheren Einkaufspreisen und der Bindung der Gas-
preise an die Ölpreise begründet. Diese Ölpreisbindung wird als Wett-
bewerb verhindernd angesehen. Zudem stehen Ölpreissenkungen oft
keine entsprechenden Senkungen der Gaspreise gegenüber. Darüber
hinaus lagen auch die Erhöhungen der Gaspreise für Haushalte in den
letzten Jahren teilweise deutlich über den Erhöhungen der Importprei-
se für Gas.
2
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1312
Drucksache 4/

Auch die Kosten für die Netznutzung sind in Thüringen überdurchschnitt-


lich hoch. Für die Nutzung der Stromnetze muss in Thüringen deutsch-
landweit am meisten gezahlt werden. Fremde Anbieter müssen für die
Netznutzung in Thüringen teilweise ein Fünftel mehr bezahlen als in
anderen Bundesländern. Die höheren Preise werden vor allem mit not-
wendigen und teuren Investitionen in die Energieversorgungsnetze be-
gründet. Diese sind nach Aussage der Kartellbehörden jedoch bereits
zum großen Teil abgeschrieben.

Künftig sollen nach dem neuen Energiewirtschaftsgesetz die Entgelte


der Netznutzung durch eine Regulierungsbehörde überprüft werden. Ziel
dieser Regulierung sind eine deutschlandweite Vergleichbarkeit der
Netznutzungsentgelte, mehr Wettbewerb und eine verbraucherfreundli-
chere Versorgung der Allgemeinheit mit Strom und Gas.
Den Ländern obliegt dabei die Kontrolle der Netzbetreiber, an deren
Netze weniger als 100 000 Kunden angeschlossen sind, wenn diese
nicht über das Gebiet des Landes hinausreicht. Thüringen muss sich
noch entscheiden, ob dieser Teil der Regulierung durch eine eigene
Behörde oder durch die Bundesnetzagentur erfüllt werden soll. Dies sollte
schnellstmöglich entschieden werden, da die Prüfung der Angemessen-
heit der Netznutzungsentgelte aufwändig ist und die zu beauftragende
Stelle sich erst einarbeiten muss. Beantragte Netznutzungsentgelte gel-
ten nach dem Energiewirtschaftsgesetz sechs Monate nach vollständi-
ger Antragstellung auch ohne ausdrückliche behördliche Entscheidung
als genehmigt.

Andere Bundesländer, wie z.B. Bayern, haben ihre Behördenentschei-


dung schon längst getroffen. Auch z.B. Sachsen-Anhalt oder Baden-
Württemberg haben bereits im Juli dieses Jahres Landesregulierungs-
behörden für Elektrizität und Gas gegründet.

Die jüngsten Erhöhungen der Energiepreise sind für viele Verbraucher


nicht nachvollziehbar und transparent. Viele wollen diese Preissteige-
rungen nicht hinnehmen. Derzeit wird eine Sammelklage gegen die jüngs-
ten Preisaufschläge beim Gas vorbereitet. Diese Klage wird intensiv von
der Verbraucherzentrale Thüringen begleitet. Damit die Verbraucher-
zentrale auch noch im kommenden Jahr in der Lage ist, die Interessen
der Verbraucher gegenüber den Energieversorgern wirksam zu vertre-
ten, müssen die dafür erforderlichen finanziellen Voraussetzungen ge-
sichert werden.

Für die Fraktion:

Matschie

3
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1314
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 01.11.2005

Mündliche Anfrage

des Abgeordneten Wehner (CDU)

Wartungsarbeiten im Tunnel Rennsteig

Als regelmäßiger Benutzer der Tunnelkette fällt mir auf, dass mehrmals
wöchentlich große Teile des Tunnels einseitig gesperrt sind.

Ich frage die Landesregierung:

1. Warum sind diese Sperrungen erforderlich?

2. Warum erfolgt die Sperrung der Überholspur auf mehreren Kilome-


tern, wenn in der Regel nur Arbeiten an einer Stelle erfolgen?

Wehner

Druck: Thüringer Landtag, 2. November 2005


1
-Vorabdruck-
Thüringer Landtag Drucksache 4/1315
4. Wahlperiode 02.11.2005

Gesetzentwurf der Landesregierung

Thüringer Gesetz zu dem Staatsvertrag zur Änderung des Staatsvertrages über die
Bereitstellung von Mitteln aus den Oddset-Sportwetten für gemeinnützige Zwecke im
Zusammenhang mit der Veranstaltung der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft
Deutschland 2006

A. Problem und Regelungsbedürfnis

Durch den Staatsvertrag über die Bereitstellung von Mitteln aus den Oddset-Sportwetten für
gemeinnützige Zwecke im Zusammenhang mit der Veranstaltung der FIFA Fußball-
Weltmeisterschaft Deutschland 2006 vom 13. Juni 2002 brachten die Länder ihren Willen
zum Ausdruck, durch eine gemeinsame bundeseinheitliche Regelung die Voraussetzungen
für die Bereitstellung von Mitteln für das Begleitprogramm zu schaffen.

Das Aufkommen aus Mitteln der Oddset-Sportwetten in den Jahren 2001 bis 2004 blieb
hinter den Erwartungen zurück, so dass eine angemessene Unterstützung des Rahmen- und
Veranstaltungsprogramms der FIFA Fußballweltmeisterschaft Deutschland 2006 in dem vom
Staatsvertrag umrissenen Bereich sowie eine regional ausgewogene Verwendung der Mittel
nicht möglich sind.

§ 1 Abs. 1 des Staatvertrages vom 13. Juni 2002 wurde deshalb dahingehend geändert,
dass als Bemessungsgrundlage für die Zahlungen jeweils der niedrigste Basiswert der
erzielten Wetteinsätze aus den Oddset-Sportwetten in den Jahren 2001 und 2003 zugrunde
gelegt wird. Dies wird zu einem geschätzten Mehrertrag in Höhe von 10 Millionen Euro
führen.

Im März 2005 wurde der Landtag über den beabsichtigten Änderungsstaatsvertrag


unterrichtet.

Der von den Regierungschefs der Länder zwischen dem 23. Juni 2005 und dem 27.
September 2005 unterzeichnete Staatsvertrag zur Änderung des Staatsvertrages über die
Bereitstellung von Mitteln aus den Oddset-Sportwetten für gemeinnützige Zwecke im
Zusammenhang mit der Veranstaltung der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland
2006 bedarf nach Artikel 77 Abs. 2 der Verfassung des Freistaats Thüringen der
Zustimmung des Landtags.
B. Lösung

Verabschiedung des Zustimmungsgesetzes zu dem Staatsvertrag zur Änderung des


Staatsvertrages über die Bereitstellung von Mitteln aus den Oddset-Sportwetten für
gemeinnützige Zwecke im Zusammenhang mit der Veranstaltung der FIFA Fußball-
Weltmeisterschaft Deutschland 2006.

C. Alternativen

Keine.

D. Kosten

Keine.

E. Zuständigkeit

Federführend ist das Finanzministerium.


Thüringer Gesetz
zu dem Staatsvertrag zur Änderung des Staatsvertrages über die Bereitstellung
von Mitteln aus den Oddset-Sportwetten für gemeinnützige Zwecke im
Zusammenhang mit der Veranstaltung der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft
Deutschland 2006

Der Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen:

§1

Dem am 23. Juni 2005 in Berlin vom Freistaat Thüringen unterzeichneten


Staatsvertrag zur Änderung des Staatsvertrages über die Bereitstellung von Mitteln
aus den Oddset-Sportwetten für gemeinnützige Zwecke im Zusammenhang mit der
Veranstaltung der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006 zwischen dem
Land Baden-Württemberg, dem Freistaat Bayern, dem Land Berlin, dem Land
Brandenburg, der Freien Hansestadt Bremen, der Freien und Hansestadt Hamburg,
dem Land Hessen, dem Land Mecklenburg-Vorpommern, dem Land Niedersachsen,
dem Land Nordrhein-Westfalen, dem Land Rheinland-Pfalz, dem Saarland, dem
Freistaat Sachsen, dem Land Sachsen-Anhalt, dem Land Schleswig-Holstein und
dem Freistaat Thüringen wird zugestimmt. Der Staatsvertrag wird nachstehend
veröffentlicht.

§2

(1) Dieses Gesetz tritt am Tage nach der Verkündung in Kraft.

(2) Der Tag, an dem der Staatsvertrag nach seinem Artikel 2 Abs. 1 in Kraft tritt, wird
von der Präsidentin des Landtags im Gesetz- und Verordnungsblatt für den Freistaat
Thüringen bekannt gemacht.
Staatsvertrag zur Änderung des Staatsvertrages
über die Bereitstellung von Mitteln aus den Oddset-Sportwetten für
gemeinnützige Zwecke im Zusammenhang mit der Veranstaltung der
FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006

Das Land Baden-Württemberg,


der Freistaat Bayern,
das Land Berlin,
das Land Brandenburg,
die Freie Hansestadt Bremen,
die Freie und Hansestadt Hamburg,
das Land Hessen,
das Land Mecklenburg-Vorpommern,
das Land Niedersachsen,
das Land Nordrhein-Westfalen,
das Land Rheinland-Pfalz,
das Saarland,
der Freistaat Sachsen,
das Land Sachsen-Anhalt,
das Land Schleswig-Holstein und
der Freistaat Thüringen
(im Folgenden: "die Länder" genannt)
schließen nachstehenden Staatsvertrag:

Artikel 1

Der Staatvertrag über die Bereitstellung von Mitteln aus den Oddset-Sportwetten für
gemeinnützige Zwecke im Zusammenhang mit der Veranstaltung der FIFA Fußball-
Weltmeisterschaft Deutschland 2006 vom 13. Juni 2002 wird wie folgt geändert:
-2-

§ 1 Abs. 1 erhält folgende Fassung:


„(1) Ab dem Veranstaltungsjahr 2005 bis einschließlich des Veranstaltungsjahres
2006 werden von den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-
Pfalz, Saarland und Thüringen jährlich jeweils 12 v. H. der das Ergebnis des
Veranstaltungsjahres 2001 übersteigenden Gesamtsumme und von den übrigen
Ländern jährlich jeweils 12 v. H. der das Ergebnis des Veranstaltungsjahres 2003
übersteigenden Gesamtsumme der in dem jeweiligen Land erzielten Wetteinsätze
aus den Oddset-Sportwetten des jeweiligen Veranstaltungsjahres (Überschuss-
betrag) für gemeinnützige Zwecke im Zusammenhang mit der Veranstaltung der
FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006 verwendet. Die Ergebnisse des
jeweils maßgeblichen Veranstaltungsjahres 2001 oder 2003 in den einzelnen
Ländern werden wie folgt festgestellt:

Baden-Württemberg 66 942 000,00 EUR,


Bayern 75 457 335,00 EUR,
Berlin 15 617 440,00 EUR,
Brandenburg 7 124 875,00 EUR,
Bremen 4 445 877,00 EUR,
Hamburg 15 191 542,00 EUR,
Hessen 39 362 530,00 EUR,
Mecklenburg-Vorpommern 3 991 510,00 EUR,
Niedersachsen 37 098 997,00 EUR,
Nordrhein-Westfalen 121 150 984,00 EUR,
Rheinland-Pfalz 26 024 381,00 EUR,
Saarland 6 312 629,00 EUR,
Sachsen 10 850 865,00 EUR,
Sachsen-Anhalt 7 774 814,00 EUR,
Schleswig-Holstein 16 532 257,00 EUR,
Thüringen 5 447 224,00 EUR. “
-2-
Aus diesem Grund ist eine Änderung des Staatvertrages vom 13. Juni 2002
notwendig. Zur Steigerung der Mittel aus der Oddset-Sportwette wird daher
§ 1 Abs. 1 des Staatvertrages dahingehend geändert, dass als
Bemessungsgrundlage jeweils der niedrigste Basiswert aus den Jahren 2001 und
2003 zugrunde gelegt wird. Dies wird zu einem geschätzten Mehrertrag in Höhe von
10 Mio. Euro führen.

B. Zu den einzelnen Bestimmungen

Zu Artikel 1

Durch Artikel 1 wird § 1 Abs. 1 des Staatsvertrages vom 13. Juni 2002 dahingehend
geändert, dass ab dem Veranstaltungsjahr 2005 der jeweils niedrigere Basiswert aus
den Jahren 2001 und 2003 der Berechnung zugrunde gelegt wird. Für die Länder
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen
verbleibt es bei dem Basiswert aus dem Jahr 2001. Für alle anderen Länder wird der
niedrigere Basiswert aus dem Jahr 2003 festgeschrieben.

§ 1 Abs. 1 wird insgesamt neu gefasst, da dies der besseren Verständlichkeit dient.

Zu Artikel 2

Absatz 1 legt neben dem Zeitraum für die Ratifizierung auch den Zeitpunkt des In-
Kraft-Tretens fest.

Absatz 2 regelt das Außer-Kraft-Treten des Änderungsstaatsvertrages. Diese


Regelung entspricht § 5 Abs. 2 des Staatsvertrages vom 13. Juni 2002. Damit wird
die zeitliche Parallelität der beiden Staatverträge sichergestellt.
-3-

Artikel 2

(1) Dieser Staatsvertrag tritt mit Wirkung vom 1. Januar 2005 in Kraft. Sind bis zum
15. Dezember 2005 nicht alle Ratifikationsurkunden bei der Staatskanzlei des
Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz hinterlegt, wird der Staatsvertrag
gegenstandslos.

(2) Dieser Staatsvertrag tritt mit Ablauf des 31. Dezember 2007 außer Kraft; er endet
vorzeitig, sobald die Gesamtsumme der Zuweisungen an den DFB 130 Mio. EUR
erreicht. Die durch die aufgehobenen Bestimmungen eingetretenen Rechtswirkungen
werden nicht berührt; für die Abwicklung der Rechtsverhältnisse nach diesem
Staatsvertrag sind die aufgehobenen Bestimmungen weiterhin anzuwenden.

Für das Land Baden-Württemberg:

Günther H. Oettinger, den 27. September 2005

Für den Freistaat Bayern:

Dr. Edmund Stoiber, den 1. September 2005

Für das Land Berlin:

Klaus Wowereit, den 24. Juni 2005

Für das Land Brandenburg:

Matthias Platzeck, den 23. Juni 2005

Für die Freie Hansestadt Bremen:

Dr. Henning Scherf, den 23. Juni 2005

Für die Freie und Hansestadt Hamburg:

Ole von Beust, den 23. Juni 2005


-4-

Für das Land Hessen:

Roland Koch, den 23. Juni 2005

Für das Land Mecklenburg-Vorpommern:

Dr. Harald Ringstorff, den 23. Juni 2005

Für das Land Niedersachsen:

Christian Wulff, den 23. Juni 2005

Für das Land Nordrhein-Westfalen:

Dr. Jürgen Rüttgers, den 1. Juli 2005

Für das Land Rheinland-Pfalz:

Kurt Beck, den 23. Juni 2005

Für das Saarland:

Peter Müller, den 23. Juni 2005

Für den Freistaat Sachsen:

Prof. Dr. Georg Milbradt, den 8. Juli 2005

Für das Land Sachsen-Anhalt:

Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, den 2. August 2005

Für das Land Schleswig-Holstein:

Peter Harry Carstensen, den 8. Juli 2005

Für den Freistaat Thüringen:

Dieter Althaus, den 23. Juni 2005


Begründung zum Thüringer Gesetz zu dem Staatsvertrag zur Änderung des Staatsvertrages
über die Bereitstellung von Mitteln aus den Oddset-Sportwetten für gemeinnützige Zwecke im
Zusammenhang mit der Veranstaltung der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006

A. Allgemeines

Der von den Regierungschefs der Länder zwischen dem 23. Juni 2005 und dem 27. September 2005
unterzeichnete Staatsvertrag zur Änderung des Staatsvertrages über die Bereitstellung von Mitteln aus
den Oddset-Sportwetten für gemeinnützige Zwecke im Zusammenhang mit der Veranstaltung der FIFA
Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006 bedarf nach Artikel 77 Abs. 2 der Verfassung des
Freistaats Thüringen der Zustimmung des Landtags.

B. Zu den einzelnen Bestimmungen

Zu § 1:

§ 1 beinhaltet die Zustimmung des Landtags zu oben genanntem Staatsvertrag.

Zu § 2:

§ 2 regelt das In-Kraft-Treten des Gesetzes.


Von einer Befristung wurde abgesehen. Es handelt sich bei dem vorliegenden Zustimmungsgesetz
zum Staatsvertrag um einen Ausnahmefall vom Befristungsgrundsatz.
Begründung zum Staatsvertrag

A. Allgemeines

Die in Deutschland stattfindende FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ist ein


herausgehobenes gesamtgesellschaftliches Ereignis, das weit über die eigentliche
Veranstaltung hinauswirkt. Für das im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung
stehende Begleitprogramm besteht ein zusätzlicher Mittelbedarf. Durch den
Staatsvertrag über die Bereitstellung von Mitteln aus den Oddset-Sportwetten für
gemeinnützige Zwecke im Zusammenhang mit der Veranstaltung der FIFA Fußball-
Weltmeisterschaft Deutschland 2006 vom 13. Juni 2002 brachten die Länder ihren
Willen zum Ausdruck, durch eine gemeinsame bundeseinheitliche Regelung bereits
frühzeitig vor Beginn der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006 die
Voraussetzungen für die Bereitstellung von Mitteln für dieses Begleitprogramm zu
schaffen. Nach § 1 Abs. 1 Satz 1 des Staatsvertrages vom 13. Juni 2002 werden ab
dem Veranstaltungsjahr 2002 bis einschließlich des Veranstaltungsjahres 2006 von
jedem Land jährlich 12 v. H. der das Ergebnis des Veranstaltungsjahres 2001
übersteigenden Gesamtsumme der in dem jeweiligen Land erzielten Wetteinsätze
aus den Oddset-Sportwetten des jeweiligen Veranstaltungsjahres für gemeinnützige
Zwecke im Zusammenhang mit der Veranstaltung der FIFA Fußballweltmeisterschaft
Deutschland 2006 verwendet.

Der 12 v. H.-Anteil betrug im Jahr 2002 3,5 Mio. Euro, im Jahr 2003 0,5 Mio. Euro
und im Jahr 2004 1,4 Mio. Euro. Diese Entwicklung des Aufkommens aus der
Oddset-Sportwette in den Jahren 2002 bis 2004 hat gezeigt, dass auf der Basis des
bestehenden Staatsvertrags ein Aufkommen aus Mitteln der Oddset-Sportwette nicht
zu erreichen ist, das eine angemessene Unterstützung des Rahmen- und
Veranstaltungsprogramms der FIFA Fußballweltmeisterschaft Deutschland 2006 in
dem vom Staatsvertrag umrissenen Bereich ermöglicht, und dass die vom
Staatsvertrag gewollte, regional ausgewogene Verwendung des Aufkommens ge-
fährdet ist.
-Vorabdruck-
Thüringer Landtag Drucksache 4/1316
4. Wahlperiode 02.11.2005

Gesetzentwurf

der Landesregierung

Thüringer Gesetz zur Neugliederung der kreisangehörigen Gemeinden Birkigt, Floh-


Seligenthal, Goßwitz, Kleinschmalkalden, Könitz, Lausnitz b. Pößneck, Stadt Triebes,
Unterwellenborn und Stadt Zeulenroda

A. Problem und Regelungsbedürfnis

Artikel 91 Abs. 1 und 3 der Verfassung des Freistaats Thüringen weist den Gemeinden als eigen-
ständig handlungsfähigen Selbstverwaltungskörperschaften umfangreiche Aufgaben zu. Die
Gemeinden müssen umfassend leistungsfähig sein, um alle Aufgaben des eigenen und übertra-
genen Wirkungskreises so zu erfüllen, dass sie den Erwartungen der Bürger und den ständig
steigenden Anforderungen an die kommunale Daseinsvorsorge gerecht werden. Voraussetzung
hierfür sind leistungsfähige Verwaltungsstrukturen mit entsprechender Verwaltungskraft. Diese
kommt zum Ausdruck in dem Vorhandensein einer rechtsstaatlichen, zweckmäßigen und hinrei-
chend spezialisierten Verwaltung mit einer genügenden Anzahl von spezialisiertem Personal, so
dass ohne Drittbeteiligung, insbesondere der Aufsichtsbehörde, sachgerecht entschieden werden
kann. Den Anforderungen entsprechen die Gemeinden in der Regel umso mehr, je größer ihre
Einwohnerzahl ist.

Im Landkreis Greiz liegen übereinstimmende Beschlüsse dazu vor, dass die Stadt Triebes (4 099
Einwohner) aufgelöst und in die benachbarte Stadt Zeulenroda (13 750 Einwohner) eingegliedert
wird. Die beiden Städte haben außerdem beschlossen und beantragt, dass die um Triebes vergrö-
ßerte Stadt den Namen „Zeulenroda-Triebes“ führen soll. Die Gemeinde Weißendorf (365 Ein-
wohner), für die die Stadt Triebes als erfüllende Gemeinde nach § 51 der Thüringer Kommunal-
ordnung (ThürKO) die Aufgaben einer Verwaltungsgemeinschaft wahrnimmt, hat zugestimmt,
dass nach erfolgter Bestandsänderung die um Triebes vergrößerte Stadt Zeulenroda-Triebes als
erfüllende Gemeinde für Weißendorf tätig ist. Einen entsprechenden zustimmenden Beschluss
hat auch der Stadtrat der Stadt Zeulenroda gefasst.

Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt haben die Mitgliedsgemeinden Birkigt (493 Einwohner),


Goßwitz (1 371 Einwohner), Könitz (1 726 Einwohner), Lausnitz b. Pößneck (158 Einwohner)
und Unterwellenborn (2 983 Einwohner) der Verwaltungsgemeinschaft „Unterwellenborn“
(6.731 Einwohner) ihre Auflösung und den Zusammenschluss zu einer neuen Gemeinde mit dem
Namen „Unterwellenborn“ beschlossen. Ebenso sind sich alle Mitgliedsgemeinden über die Auf-
lösung dieser Verwaltungsgemeinschaft einig.

Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen haben die Stadt Brotterode (3 053 Einwohner) und die
Gemeinde Kleinschmalkalden (1 520 Einwohner), die zusammen die Verwaltungsgemeinschaft
„Rennsteig“ bilden, die Auflösung dieser Verwaltungsgemeinschaft beschlossen. Der Gemeinde-
rat der Gemeinde Kleinschmalkalden beschloss die Auflösung der Gemeinde und ihre Eingliede-
rung in die Gemeinde Floh-Seligenthal (5 339 Einwohner). Der Gemeinderat Floh-Seligenthal
stimmte dieser Eingliederung zu.

B. Lösung

Ziel dieses Gesetzes ist es, den Wünschen aller beteiligten Gemeinden nach Bildung größerer
Gemeinden durch Zusammenschlüsse oder Eingliederungen nachzukommen, um so die Lei-
stungs- und Verwaltungskraft der Kommunen weiter zu stärken und die vorhandenen Ressourcen
noch besser zu konzentrieren. Nach Artikel 92 Abs. 2 Satz 2 der Verfassung des Freistaats Thü-
ringen sowie § 9 Abs. 3 Satz 1 ThürKO bedürfen Bestandsänderungen von Gemeinden eines
Gesetzes.

Im vorliegenden Gesetzentwurf wird vorgeschlagen, die Stadt Triebes aufzulösen und in die
Stadt Zeulenroda einzugliedern. Die um Triebes vergrößerte Stadt soll den Namen „Zeulenroda-
Triebes“ führen. Die Thüringer Verordnung über die Anerkennung der Vereinbarung einer erfül-
lenden Gemeinde zwischen der Gemeinde Weißendorf und der Stadt Triebes vom 25. Februar
1995 (GVBl. S. 158) wird aufgehoben. Die um Triebes erweiterte Stadt Zeulenroda-Triebes
nimmt als erfüllende Gemeinde nach § 51 ThürKO die Aufgaben einer Verwaltungsgemein-
schaft für die Gemeinde Weißendorf wahr. Die Verwaltungsgemeinschaft „Unterwellenborn“
sowie ihre Mitgliedsgemeinden Birkigt, Goßwitz, Könitz, Lausnitz b. Pößneck und Unterwellen-
born werden aufgelöst. Aus dem Gebiet der aufgelösten Gemeinden soll eine neue Gemeinde mit
dem Namen „Unterwellenborn“ gebildet werden. Außerdem soll die Verwaltungsgemeinschaft
„Rennsteig“ aufgelöst werden. Ebenso wird die Gemeinde Kleinschmalkalden aufgelöst und in
die Gemeinde Floh-Seligenthal eingegliedert.

Zur Gewährleistung der Rechtssicherheit wird die durch Kabinettbeschluss vom 10./17. Dezem-
ber 2002 festgelegte grundsätzliche Befristung von Gesetzen für diesen Gesetzentwurf nicht vor-
genommen.

C. Alternativen

Die nach Artikel 92 Abs. 2 Satz 3 der Verfassung des Freistaats Thüringen sowie § 9 Abs. 3 Satz
2 ThürKO gebotenen Anhörungen der betroffenen Gemeinden und Einwohner werden im Laufe
des Gesetzgebungsverfahrens durchgeführt. Bei den Anhörungen können durch die Betroffenen
noch Gesichtspunkte vorgetragen werden, die aus Gründen des öffentlichen Wohls zu Änderun-
gen der vorgeschlagenen Einzelregelungen oder zu einem Verzicht auf eine Einzelregelung füh-
ren können. So wäre auch die Eingliederung der Gemeinde Weißenborn in die Stadt Zeulenroda
denkbar. Die in den Anhörungen gewonnenen Erkenntnisse sind zwingend in die abschließende
Entscheidung des Gesetzgebers einzubeziehen.

D. Kosten

Die als direkte Folgekosten durch die Umstrukturierung entstehenden Verwaltungskosten sind
durch die beteiligten Gebietskörperschaften zu tragen.

Die Gemeindeneubildung beziehungsweise die Gemeindevergrößerungen werden sich auf die zu


zahlenden Finanzausgleichsleistungen nicht wesentlich auswirken. Auswirkungen auf den Lan-
deshaushalt sind jedoch insofern zu erwarten, als freiwillige Gemeindefusionen aus Mitteln des
Landeshaushalts gefördert werden sollen. Als Grundlage dafür soll im Rahmen des Haushaltsbe-
gleitgesetzes 2006/2007 eine Regelung zur Förderung in das Thüringer Finanzausgleichsgesetzes
neu eingefügt werden.

E. Zuständigkeit

Federführend ist das Innenministerium.

2
Thüringer Gesetz
zur Neugliederung der kreisangehörigen Gemeinden Birkigt, Floh-Seligenthal, Goßwitz,
Kleinschmalkalden, Könitz, Lausnitz b. Pößneck, Stadt Triebes, Unterwellenborn und
Stadt Zeulenroda

Inhaltsübersicht

Erster Abschnitt
Neugliederung kreisangehöriger Gemeinden

§ 1 Städte Triebes, Zeulenroda, Gemeinde Weißendorf (Landkreis Greiz)

§ 2 Gemeinden Birkigt, Goßwitz, Könitz, Lausnitz b. Pößneck, Unterwellenborn, Verwal-


tungsgemeinschaft „Unterwellenborn“ (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)

§ 3 Gemeinden Floh-Seligenthal, Kleinschmalkalden, Verwaltungsgemeinschaft „Renn-


steig“ (Landkreis Schmalkalden-Meiningen)

Zweiter Abschnitt
Übergangs- und Schlussbestimmungen

§ 4 Wahlen und Fortführung der Geschäfte in der neu gebildeten Gemeinde

§ 5 Erweiterung des Stadt-/Gemeinderats

§ 6 Ortsrecht

§ 7 Wohnsitz

§ 8 Freistellung von Kosten

§ 9 Gleichstellungsbestimmung

§ 10 In-Kraft-Treten, Außer-Kraft-Treten

Der Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen:

Erster Abschnitt
Neugliederung kreisangehöriger Gemeinden

§1
Städte Triebes, Zeulenroda, Gemeinde Weißendorf (Landkreis Greiz)

(1) Die Stadt Triebes wird aufgelöst. Das Gebiet der aufgelösten Gemeinde wird in das Gebiet
der Stadt Zeulenroda eingegliedert. Die Stadt Zeulenroda ist Rechtsnachfolgerin der aufgelösten
Gemeinde.

3
(2) Die aus der Eingliederung nach Absatz 1 hervorgegangene Stadt führt den Namen „Zeulen-
roda-Triebes“.

(3) Die Stadt Zeulenroda-Triebes nimmt als erfüllende Gemeinde für die Gemeinde Weißendorf
die Aufgaben einer Verwaltungsgemeinschaft nach § 51 der Thüringer Kommunalordnung
(ThürKO) wahr.

§2
Gemeinden Birkigt, Goßwitz, Könitz, Lausnitz b. Pößneck, Unterwellenborn,
Verwaltungsgemeinschaft „Unterwellenborn“ (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)

(1) Die Verwaltungsgemeinschaft „Unterwellenborn“, bestehend aus den Gemeinden Birkigt,


Goßwitz, Könitz, Lausnitz b. Pößneck und Unterwellenborn, wird aufgelöst.

(2) Die Gemeinden Birkigt, Goßwitz, Könitz, Lausnitz b. Pößneck und Unterwellenborn werden
aufgelöst. Aus dem Gebiet der aufgelösten Gemeinden wird eine neue Gemeinde gebildet. Diese
ist Rechtsnachfolgerin der aufgelösten Gemeinden sowie der aufgelösten Verwaltungsgemein-
schaft „Unterwellenborn“.

(3) Die neue Gemeinde führt den Namen „Unterwellenborn“.

(4) Der Gemeinderat der neu gebildeten Gemeinde Unterwellenborn entscheidet über den Sitz
der Verwaltung.

§3
Gemeinden Floh-Seligenthal, Kleinschmalkalden,
Verwaltungsgemeinschaft „Rennsteig“ (Landkreis Schmalkalden-Meiningen)

(1) Die Verwaltungsgemeinschaft „Rennsteig“, bestehend aus der Stadt Brotterode und der Ge-
meinde Kleinschmalkalden, wird aufgelöst.

(2) Die Gemeinde Kleinschmalkalden wird aufgelöst. Das Gebiet der aufgelösten Gemeinde
wird in das Gebiet der Gemeinde Floh-Seligenthal eingegliedert. Die Gemeinde Floh-Seligen-
thal ist Rechtsnachfolgerin der aufgelösten Gemeinde.

(3) Die Verwaltungsgemeinschaft „Rennsteig“ ist nach § 52 Abs. 2 ThürKO in Verbindung mit
§ 41 Abs. 1 des Thüringer Gesetzes über die kommunale Gemeinschaftsarbeit abzuwickeln.

Zweiter Abschnitt
Übergangs- und Schlussbestimmungen

§4
Wahlen und Fortführung der Geschäfte in der neu gebildeten Gemeinde

(1) Die Wahl des Bürgermeisters und der Gemeinderatsmitglieder in der neu gebildeten Ge-
meinde Unterwellenborn soll innerhalb von drei Monaten nach In-Kraft-Treten dieses Gesetzes
stattfinden. Die Rechtsaufsichtsbehörde bestimmt den Termin für die durchzuführenden Ge-
meindewahlen.

4
(2) Vom Tag des In-Kraft-Tretens dieses Gesetzes bis zur Wahl der neuen Gemeinderatsmit-
glieder setzt sich der Gemeinderat der neu gebildeten Gemeinde Unterwellenborn aus den Ge-
meinderatsmitgliedern der Gemeinderäte der aufgelösten Gemeinden zusammen.

(3) Zur Wahrnehmung der Funktion des Bürgermeisters für den Zeitraum vom Tag des In-Kraft-
Tretens dieses Gesetzes bis zur Wahl des Bürgermeisters der neu gebildeten Gemeinde Unter-
wellenborn bestellt die Rechtsaufsichtsbehörde einen Beauftragten.

(4) Der Beauftragte leitet die Vorbereitung und Durchführung der Gemeindewahlen, sofern er
nicht nach den Bestimmungen des Thüringer Kommunalwahlgesetzes verhindert ist. In diesem
Fall wird durch die Rechtsaufsichtsbehörde die Bestellung des Beauftragten aufgehoben und ein
neuer Beauftragter bestellt.

§5
Erweiterung des Stadt-/Gemeinderats

(1) Der Stadtrat der Stadt Zeulenroda wird für den Rest der gesetzlichen Amtszeit um sieben
Mitglieder des Stadtrats der aufgelösten Stadt Triebes erweitert.

(2) Der Gemeinderat der Gemeinde Floh-Seligenthal wird für den Rest der gesetzlichen Amtszeit
um sechs Mitglieder des Gemeinderats der aufgelösten Gemeinde Kleinschmalkalden erweitert.

§6
Ortsrecht

(1) In der neu gebildeten Gemeinde Unterwellenborn bleibt das bisherige Ortsrecht der einzelnen
Ortsteile bis zur Schaffung eines neuen Ortsrechts wirksam. Ein neues einheitliches Ortsrecht ist
spätestens bis zum Ende des auf das In-Kraft-Treten dieses Gesetzes folgenden Kalenderjahrs zu
schaffen.

(2) Das zum Zeitpunkt der Eingliederungen nach den §§ 1 und 3 für die eingegliederten Ge-
meinden jeweils geltende Ortsrecht gilt als Recht der aufnehmenden Gemeinde fort bis es wirk-
sam durch die aufnehmende Gemeinde ersetzt wird. Das Ortsrecht ist spätestens bis zum Ende
des auf das In-Kraft-Treten dieses Gesetzes folgenden Kalenderjahrs anzupassen.

(3) Die in den eingegliederten Gemeinden (§§ 1 und 3) geltenden Hauptsatzungen treten mit dem
In-Kraft-Treten dieses Gesetzes außer Kraft.

§7
Wohnsitz

Soweit für Rechte oder Pflichten die Wohndauer im Gebiet einer Gemeinde maßgebend ist, wird
die bis zum In-Kraft-Treten dieses Gesetzes ununterbrochene Wohndauer im Gebiet einer nach
den Bestimmungen dieses Gesetzes aufgelösten Gemeinde auf die Wohndauer in der neu gebil-
deten oder aufnehmenden Gemeinde angerechnet.

5
§8
Freistellung von Kosten

Das Land und die seiner Aufsicht unterstehenden Körperschaften erheben für Rechtshandlungen,
die bei der Durchführung dieses Gesetzes notwendig werden, keine Kosten (Gebühren und Aus-
lagen).

§9
Gleichstellungsbestimmung

Status- und Funktionsbezeichungen in diesem Gesetz gelten jeweils in männlicher und weibli-
cher Form.

§ 10
In-Kraft-Treten, Außer-Kraft-Treten

Dieses Gesetz tritt am 1. Februar 2006 in Kraft. Gleichzeitig tritt die Thüringer Verordnung über
die Anerkennung der Vereinbarung einer erfüllenden Gemeinde zwischen der Gemeinde Wei-
ßendorf und der Stadt Triebes vom 25. Februar 1995 (GVBl. S. 158) außer Kraft.

6
Begründung zum Thüringer Gesetz zur Neugliederung der kreisangehörigen Gemeinden
Birkigt, Floh-Seligenthal, Goßwitz, Kleinschmalkalden, Könitz, Lausnitz b. Pößneck, Stadt
Triebes, Unterwellenborn und Stadt Zeulenroda

A. Allgemeines

Artikel 91 Abs. 1 und 3 der Verfassung des Freistaats Thüringen weist den Gemeinden als eigen-
ständig handlungsfähigen Selbstverwaltungskörperschaften umfangreiche Aufgaben zu. Hierzu
gehören neben allen Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft (eigene Aufgaben) zusätzlich
bestimmte öffentliche Aufgaben des Staates (Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises nach
§ 3 ThürKO).

Die Gemeinden müssen umfassend leistungsfähig sein, um die Aufgaben des eigenen und des
übertragenen Wirkungskreises so zu erfüllen, dass sie den Erwartungen der Bürger und den
wachsenden Anforderungen der kommunalen Daseinsvorsorge gerecht werden. Voraussetzung
hierfür sind leistungsfähige Verwaltungsstrukturen mit entsprechender Verwaltungskraft. Diese
kommt zum Ausdruck in dem Vorhandensein einer rechtsstaatlichen, zweckmäßigen und hinrei-
chend spezialisierten Verwaltung mit einer genügenden Anzahl von spezialisiertem Personal, so
dass ohne Drittbeteiligung, insbesondere der Aufsichtsbehörde, sachgerecht entschieden werden
kann.

Diesen Anforderungen entsprechen die Gemeinden in der Regel umso weniger je geringer ihre
Einwohnerzahl ist. In kleinen Gemeinden kann spezialisiertes Fachpersonal und Technik zur
Wahrnehmung der zu erfüllenden Aufgaben in der Regel weder finanziert noch effektiv einge-
setzt werden. Überdies sind größere Investitionen aufgrund der beschränkten Haushaltsmittel aus
eigener Kraft, auch über längere Zeiträume gestreckt, nur schwer finanzierbar. Darüber hinaus
hat der allgemein festzustellende und durch die 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung
des Landesamtes für Statistik bestätigte kontinuierliche Bevölkerungsrückgang in Thüringen
ebenfalls Auswirkungen auf die künftige Entwicklung der Städte und Gemeinden, insbesondere
auf ihre Verwaltungs- und Leistungskraft.

Die von den Gemeinden beantragten Eingliederungen beziehungsweise der Zusammenschluss zu


einer neuen, wesentlich größeren Gemeinde führen grundsätzlich zu einer Verbesserung der Lei-
stungs- und Verwaltungskraft. Die weitere Konzentration von finanziellen Ressourcen und von
Verwaltungskompetenz ermöglicht eine noch größere gemeindliche Effektivität.

Ziel dieses Gesetzes ist es, den übereinstimmenden Wünschen der beteiligten Gemeinden nach
Eingliederung beziehungsweise einem Zusammenschluss nachzukommen und damit verbundene
weitere Strukturänderungen vorzunehmen.

Nach Artikel 92 Abs. 2 Satz 2 der Verfassung des Freistaats Thüringen sowie § 9 Abs. 3 Satz 1
ThürKO bedürfen Bestandsänderungen von Gemeinden eines Gesetzes.

7
B. Zu den einzelnen Bestimmungen

Zu § 1 (Städte Triebes, Zeulenroda, Gemeinde Weißendorf -Landkreis Greiz-):

Die Stadt Zeulenroda (13 750 Einwohner), die Stadt Triebes (4 099 Einwohner) und die Ge-
meinde Weißendorf (365 Einwohner) liegen im südwestlichen Teil des Landkreises Greiz. Die
Stadt Zeulenroda nimmt für die Gemeinde Langenwolschendorf (939 Einwohner), die vom Ge-
biet der Stadt Zeulenroda umschlossen wird, seit dem 1. Januar 1997 als erfüllende Gemeinde
nach § 51 ThürKO die Aufgaben einer Verwaltungsgemeinschaft wahr. Die Stadt Triebes nimmt
seit dem 31. März 1995 als erfüllende Gemeinde die Aufgaben einer Verwaltungsgemeinschaft
für die Gemeinde Weißendorf wahr. Die Gebiete der Städte Zeulenroda und Triebes sind unmit-
telbar benachbart. Die Gemeinde Weißendorf liegt zwischen beiden Städten und hat deshalb ge-
meinsame Grenzen mit Zeulenroda und mit Triebes.

Die Auflösung der Stadt Triebes und ihre Eingliederung in die Stadt Zeulenroda wird vorge-
schlagen. Die durch Eingliederung vergrößerte Stadt Zeulenroda soll den Namen „Zeulenroda-
Triebes“ führen Die Namensänderung erfolgt auf der Grundlage des § 4 Abs. 1 ThürKO. Sie
wurde durch beide Städte mit übereinstimmenden Beschlüssen beantragt.

Die um die Stadt Triebes vergrößerte Stadt Zeulenroda-Triebes soll für die Gemeinde Weißen-
dorf als erfüllende Gemeinde die Aufgaben einer Verwaltungsgemeinschaft wahrnehmen. Über-
einstimmende Beschlüsse der beteiligten Gemeinden liegen dazu vor. Eine notwendige Folge der
vorgenannten Regelungen ist die Aufhebung der Thüringer Verordnung über die Anerkennung
der Vereinbarung einer erfüllenden Gemeinde zwischen der Gemeinde Weißendorf und der Stadt
Triebes, geregelt in § 10. Die vergrößerte Stadt Zeulenroda-Triebes ist weiterhin auch für die
Gemeinde Langenwolschendorf als erfüllende Gemeinde tätig. Eine Änderung dieser kommuna-
len Zusammenarbeit ist nicht vorgesehen, insbesondere nicht von der Gemeinde Langenwol-
schendorf. Die vertraglichen Vereinbarungen zwischen Langenwolschendorf und Zeulenroda
sind durch die vorgesehene Eingliederung von Triebes nicht berührt.

Vor der Beschlussfassung haben die an der Gebiets- und Bestandsänderung beteiligten Gemein-
den ihre Einwohner in mehreren Einwohnerversammlungen und in den jeweiligen Amtsblättern
umfassend über die beabsichtigten Strukturänderungen informiert. Darüber hinaus haben die
Städte Zeulenroda und Triebes einen Eingliederungsvertrag geschlossen, der am 10. März 2005
von beiden Bürgermeistern unterzeichnet wurde.

Die Städte Zeulenroda und Triebes sowie die Gemeinde Weißendorf sind unmittelbar benachbart
und bilden aufgrund ihrer territorialen Lage und Nähe zueinander eine regionale Einheit. Alle
Gemeinden verbinden unterschiedliche Verflechtungsbeziehungen. So sind sowohl Zeulenroda
als auch Triebes Grund- und Regelschulstandorte. Die schulpflichtigen Kinder aus Weißendorf
besuchen die entsprechenden Schulen in Triebes. Das Gymnasium für diese Region befindet sich
in Zeulenroda. Standesamt sowie Pass- und Meldebehörde gibt es jeweils in der Stadt Zeulenro-
da und in der Stadt Triebes. Triebes nimmt diese Aufgaben derzeit auch für die Gemeinde Wei-
ßendorf wahr, Zeulenroda für Langenwolschendorf. Die Städte Zeulenroda und Triebes sowie
die Gemeinden Weißendorf und Langenwolschendorf gehören dem Wasser- und Abwasser-
zweckverband Zeulenroda (WAZ) an. Alle genannten Gemeinden sind durch regionale und über-
regionale Verkehrswege miteinander verbunden (z.B. Landessstraße 1083).

Die Städte Zeulenroda und Triebes sind im geltenden Landesentwicklungsplan 2004 gemeinsam
als Mittelzentrum ausgewiesen, weil sie in einem engen siedlungsstrukturellen Zusammenhang
stehen. Aufgrund ihrer gewachsenen Funktionen und Ausstattungen haben sie wichtige regionale
Funktionen und ausgewählte mittelzentrale Aufgaben für ihr Umfeld wahrzunehmen. Die Aus-

8
weisung als Mittelzentrum soll nach drei Jahren überprüft werden.

Seit dem Jahr 1997 arbeiten die Städte Zeulenroda und Triebes im Rahmen einer Planungsge-
meinschaft zusammen. Eine Zusammenarbeit findet seit Jahren auch im Rahmen des Regionalen
Entwicklungskonzeptes „Weidatalsperren“ statt. Aus dieser Zusammenarbeit resultiert unter an-
derem der Vertrag zum Städteverbund Zeulenroda-Triebes, der Anfang 2001 geschlossen wurde.
Der Vertrag hatte unter anderem zum Ziel, das regionale Entwicklungskonzept schnell zu reali-
sieren und die Zusammenarbeit beider Städte zu verstärken. So wurden alle Angelegenheiten von
gemeinsamer Bedeutung miteinander abgestimmt, wie zum Beispiel Flächennutzungspläne,
Landschafts- und Verkehrskonzepte, Stadtentwicklungskonzepte und Konzepte für infrastruktu-
relle Einrichtungen und Anlagen. Im Oktober 2003 schlossen Zeulenroda und Triebes einen
raumordnerischen Vertrag, in dessen Präambel als Ziel des Städteverbundes die Fusion von Zeu-
lenroda und Triebes vereinbart wurde. Seit dieser Zeit wurde die Zusammenarbeit beider Städte
weiter intensiviert und die geplante Fusion weiter konkretisiert.

Durch die vorgeschlagene Eingliederung der Stadt Triebes in die Stadt Zeulenroda wird eine
noch leistungsfähigere Gemeinde mit 17 849 Einwohnern gebildet, die trotz allgemein rückläufi-
ger Einwohnerzahlen auch mittel- und langfristig eine positive Entwicklung erwarten lässt. Sie
wird die erforderliche Leistungs- und Verwaltungskraft aufweisen, um für die Gemeinde Wei-
ßendorf die Aufgaben einer Verwaltungsgemeinschaft (erfüllende Gemeinde) wahrnehmen zu
können. Sie wird neben der Möglichkeit einer noch effektiver und spezialisierter arbeitenden
Verwaltung vor allem auch deshalb an Leistungskraft gewinnen, weil eine Zusammenfassung
der vorhandenen Ressourcen der bisher selbstständigen Städte stattfindet. Die bereits bisher
praktizierte abgestimmte Planung und Entwicklung über das gesamte Gebiet kann durch die
dann einheitliche Gemarkung weiter intensiviert und vereinfacht werden. Dies wird weitere posi-
tive Effekte mit sich bringen. Zudem wird die vergrößerte Stadt Zeulenroda-Triebes durch die
höhere Einwohnerzahl im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs mehr an Schlüsselzuwei-
sungen erhalten, als derzeit die Einzelgemeinden in der Summe.

Die Stadt Triebes nahm bisher die Aufgaben einer Verwaltungsgemeinschaft (erfüllende Ge-
meinde) für die Gemeinde Weißendorf wahr. Da Weißendorf sich nicht in die Stadt Zeulenroda-
Triebes eingliedern lassen will, was grundsätzlich eine sinnvolle Alternative wäre, sind sich alle
beteiligten Gemeinden einig geworden, dass die Stadt Zeulenroda-Triebes als erfüllende Ge-
meinde für die Gemeinde Weißendorf tätig sein soll. Die erforderlichen übereinstimmenden Be-
schlüsse liegen vor.

Zu § 2 (Gemeinden Birkigt, Goßwitz, Könitz, Lausnitz b. Pößneck, Unterwellenborn, Verwal-


tungsgemeinschaft „Unterwellenborn“ -Landkreis Saalfeld-Rudolstadt-):

Die Gemeinden Birkigt (493 Einwohner), Goßwitz (1 371 Einwohner), Könitz (1 726 Einwoh-
ner), Lausnitz b. Pößneck (158 Einwohner) und Unterwellenborn (2 983 Einwohner) arbeiten
seit dem 30. September 1994 in der Verwaltungsgemeinschaft „Unterwellenborn“ (6 731 Ein-
wohner) zusammen. Das Gebiet dieser Verwaltungsgemeinschaft liegt am östlichen Rand des
Landkreises Saalfeld-Rudolstadt. Im Norden wird die Verwaltungsgemeinschaft vom Gebiet der
Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel (5 743 Einwohner), im Osten durch die Grenze zum Saale-Orla-
Kreis, im Süden und Südwesten durch die Gemeinden Hohenwarte (157 Einwohner), Kaulsdorf
(2 963 Einwohner) und Kamsdorf (2 961 Einwohner) sowie im Westen durch das Gebiet der
Städte Saalfeld/Saale (28 173 Einwohner) und Rudolstadt (25 793 Einwohner) begrenzt.
Alle Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft „Unterwellenborn“ haben in den Monaten Mai
bis Juli 2005 übereinstimmende Beschlüsse zur Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft und
zum Zusammenschluss zu einer neuen Gemeinde gefasst. Ein Vertrag über den Gemeindezu-

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sammenschluss wurde am 14. Juli 2005 von allen beteiligten Gemeinden unterzeichnet. Vor der
Beschlussfassung der Gemeinderäte fanden in allen Gemeinden Einwohnerversammlungen statt,
in denen umfassend über die angestrebten Strukturänderungen informiert wurde.

Die Verwaltungsgemeinschaft „Unterwellenborn“ sowie ihre Mitgliedsgemeinden Birkigt, Goß-


witz, Könitz, Lausnitz b. Pößneck und Unterwellenborn sollen aufgelöst werden. Aus dem Ge-
biet der aufgelösten Gemeinden soll eine neue Gemeinde mit dem Namen Unterwellenborn ge-
bildet werden. Durch die vorgeschlagene Bildung der neuen Gemeinde Unterwellenborn wird
eine leistungsfähige Gemeinde mit 6 731 Einwohnern geschaffen.

Die Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft „Unterwellenborn“, deren Sitz in Unterwellen-


born ist, sind unmittelbar benachbart und bilden aufgrund ihrer territorialen Lage eine regionale
Einheit. Alle Gemeinden verbinden vielfältige Verflechtungsbeziehungen und sie sind durch
regionale und überregionale Verkehrswege untereinander erreichbar (z.B. Bundesstraße B 281).
Der vorhandene öffentliche Personennahverkehr bedient alle Gemeinden.

Historische, traditionelle, strukturelle und wirtschaftliche Gemeinsamkeiten können für die betei-
ligten Gemeinden bis weit in die Vergangenheit hinein verfolgt werden, wodurch auch vorhan-
dene enge familiäre und nachbarschaftliche Beziehungen begründet sind. Insbesondere der
Standort des Stahlproduzenten Maxhütte in Unterwellenborn, der seit dem Ende des 19. Jahr-
hunderts dort angesiedelt ist, prägte und prägt wesentlich die Entwicklung der Gemeinden und
ihre Beziehungen. Die örtliche Verbundenheit der sich im unmittelbaren Umfeld der Maxhütte
befindlichen Gemeinden drückte sich auch durch gemeinsame Verwaltungsstrukturen zu DDR-
Zeiten aus. 1973 schlossen sich die jetzigen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft
„Unterwellenborn“ sowie die Gemeinde Kamsdorf zu einem Gemeindeverband zusammen. Im
Jahre 1991 gingen aus diesem Gemeindeverband (ohne Kamsdorf) wiederum gemeinsame Ver-
waltungsstrukturen hervor, die in der Bildung der Verwaltungsgemeinschaft „Unterwellenborn“
am 30. September 1994 mündeten.

Im Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft „Unterwellenborn“ gibt es sowohl Grund- als auch Re-
gelschulen. Unterwellenborn ist darüber hinaus Standort für eine staatliche berufsbildende Schu-
le mit Fachoberschule. Gymnasien gibt es in Saalfeld/Saale und in Rudolstadt.

Das Standesamt befindet sich derzeit für alle Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft in Un-
terwellenborn, ebenso die Pass- und Meldebehörde, die Bau- und Finanzverwaltung sowie das
Ordnungsamt. Die Wasserver- und Abwasserentsorgung für die Gemeinden Birkigt, Goßwitz,
Könitz, Lausnitz b. Pößneck und Unterwellenborn erfolgt durch den Zweckverband Wasserver-
sorgung und Abwasserbeseitigung Saalfeld-Rudolstadt.

In den Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft gibt es ein reges Vereinsleben. Auch dieses ist
unter anderem durch die Maxhütte beeinflusst. Seit 1955 wirkt der Kulturpalast der Maxhütte
Unterwellenborn, späterer Kreiskulturpalast, regional und überregional als zentrale Kultur- und
Freizeitstätte. Gegenwärtig wird der unter Denkmalschutz stehende Kulturpalast allerdings nicht
genutzt.

Durch die Bildung der neuen Gemeinde Unterwellenborn wird eine ausreichend große und auch
finanziell stabile Gemeinde geschaffen, die mittel- und langfristig eine positive Entwicklung
erwarten lässt. Sie hat die Möglichkeit, die Verwaltung noch rationeller zu strukturieren und
wird durch die Konzentration der vorhandenen Ressourcen an Leistungskraft gewinnen. So kön-
nen auch Mittel für Investitionen bereit gestellt werden, die ansonsten weiter für die Verwaltung
aufgewendet werden müssten. Darüber hinaus ist eine einheitliche und abgestimmte Planung
über ein wesentlich größeres zusammenhängendes Gebiet möglich. Die neu gebildete Gemeinde

10
mit mehr als 6 000 Einwohnern wird aufgrund des höheren Hauptansatzes mehr Schlüsselzuwei-
sungen als die Einzelgemeinden bisher in der Summe erhalten.

Zur Klarstellung der gesetzlich zugewiesenen Entscheidungsbefugnisse der Gemeindeorgane zur


Behördenstruktur der neuen Gemeinde ist die Regelung des Absatzes 4 in dieses Gesetz aufge-
nommen worden.

Zu § 3 (Gemeinden Floh-Seligenthal, Kleinschmalkalden, Verwaltungsgemeinschaft „Renn-


steig“ -Landkreis Schmalkalden-Meiningen-):

Die Gemeinden Kleinschmalkalden (1 520 Einwohner) und Stadt Brotterode (3 053 Einwohner)
arbeiten seit dem 19. Mai 1994 in der Verwaltungsgemeinschaft „Rennsteig“ (4 573 Einwohner
zusammen. Das Gebiet dieser Verwaltungsgemeinschaft liegt am nördlichen Rand des Landkrei-
ses Schmalkalden-Meiningen. Im Norden und Osten wird das Gebiet der Verwaltungsgemein-
schaft durch den Landkreis Gotha begrenzt, im Westen durch den Wartburgkreis. Im Süden und
Südwesten grenzen die Gemeinden Floh-Seligenthal (5 339 Einwohner) und Trusetal (4 168
Einwohner) an das Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft. Die Gemeinde Floh-Seligenthal gehört
keiner Verwaltungsgemeinschaft an und ist auch nicht für eine Gemeinde als erfüllende Ge-
meinde tätig.

Es wird die Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft „Rennsteig“ sowie der Gemeinde Klein-
schmalkalden und die Eingliederung von Kleinschmalkalden in die Gemeinde Floh-Seligenthal
vorgeschlagen. Durch die Eingliederung erhöht sich die Einwohnerzahl der Gemeinde Floh-
Seligenthal auf 6 859. Die Stadt Brotterode mit mehr als 3. 000 Einwohnern soll im Rahmen
dieses Gesetzes keiner anderen kommunalen Struktur zugeordnet werden. Eine Fusion der Stadt
mit der benachbarten Gemeinde Trusetal ist in der Diskussion. Die erforderlichen übereinstim-
menden Beschlüsse zur Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft und zur Eingliederung von
Kleinschmalkalden liegen vor. Darüber hinaus haben Floh-Seligenthal und Kleinschmalkalden
am 24. März 2005 einen Eingliederungsvertrag unterzeichnet.

Kleinschmalkalden ist trotz der jahrelangen Zusammenarbeit mit der Stadt Brotterode land-
schaftlich und traditionell überwiegend auf die benachbarte Gemeinde Floh-Seligenthal orien-
tiert. Die Topographie ist hierfür eine Hauptursache. Die Entfernung zwischen beiden Orten be-
trägt etwa vier Kilometer. Die Landstraße L 1026 verbindet die Gemeinden. Durch den öffentli-
chen Personennahverkehr ist eine Verkehrsanbindung von Kleinschmalkalden an die Gemeinde
Floh-Seligenthal ebenfalls gewährleistet.

Die Gemeinden Kleinschmalkalden und Floh-Seligenthal arbeiten bereits auf dem Gebiet des
Tourismus/Fremdenverkehrs zusammen. Hierzu werden gemeinsame Projekte realisiert.

Die Grundschule in Kleinschmalkalden wurde ab dem Schuljahr 2005/2006 geschlossen. Gemäß


der Schulnetzkonzeption des Landkreises werden die Grundschüler der Gemeinde seitdem in
Floh-Selingenthal beschult. Regelschulstandort für Kleinschmalkalden ist ebenfalls Floh-
Seligenthal. Das Gymnasium für die beteiligten Gemeinden befindet sich in der Stadt Schmal-
kalden.

Beide Gemeinden sind Mitglieder im Wasserversorgungszweckverband Gespringwasser


Schmalkalden und Umgebung sowie im Abwasserzweckverband Schmalkalden und Umgebung.

Die um Kleinschmalkalden vergrößerte Gemeinde Floh-Seligenthal hat die Möglichkeit, Verwal-


tung und Ressourcen noch effektiver einzusetzen und kann dadurch an Leistungskraft gewinnen.

11
Zudem wird sie mit weit mehr als 6 000 Einwohnern aufgrund des höheren Hauptansatzes mehr
Schlüsselzuweisungen erhalten, als die Einzelgemeinden bisher in der Summe.

Zu § 4 (Wahlen und Fortführung der Geschäfte in der neu gebildeten Gemeinde):

Mit In-Kraft-Treten dieses Gesetzes endet die Amtszeit der Gemeinderatsmitglieder und Bürger-
meister der aufgelösten Gemeinden. Für die neu gebildete Gemeinde sind die Gemeinderatsmit-
glieder und der Bürgermeister nach den Bestimmungen des Thüringer Kommunalwahlgesetzes
neu zu wählen.

Während der Übergangszeit bis zur Wahl der neuen Gemeindeorgane sind die in den Absätzen 2
bis 4 getroffenen Regelungen zur Zusammensetzung des Gemeinderats der neu gebildeten Ge-
meinde, zur Wahrnehmung der Funktion des Bürgermeisters und zur Funktion des Wahlleiters
erforderlich. In Absatz 2 wird zur übergangsweisen Zusammensetzung des Gemeinderats der neu
gebildeten Gemeinde auf die in die Vertretungen gewählten Gemeinderatsmitglieder abgestellt,
zu denen nicht der Bürgermeister zählt. Die Bürgermeister der aufgelösten Gemeinden sind da-
her nicht Mitglieder der bis zur Neuwahl amtierenden Gemeinderäte der neu gebildeten Ge-
meinde.

Die Bestellung des Beauftragten erfolgt entsprechend den Bestimmungen des § 122 ThürKO.

Zu § 5 (Erweiterung des Stadt-/Gemeinderats):

Die Bestimmung gewährleistet entsprechend § 9 Abs. 5 ThürKO, dass die Bürger einer ein-
gegliederten Gemeinde im Gemeinderat der aufnehmenden Gemeinde durch ihre in der letzten
Kommunalwahl gewählten Mandatsträger von Beginn an angemessen repräsentiert werden.

Zu § 6 (Ortsrecht):

Diese Bestimmungen regeln die Weitergeltung von Ortsrecht nach dem Zusammenschluss be-
ziehungsweise nach der Eingliederung bis es durch neues Ortsrecht ersetzt wird. Da es sich hier-
bei um Angelegenheiten der kommunalen Selbstverwaltung handelt, wird jeweils und soweit
vorhanden auf den Inhalt der diesbezüglichen Vereinbarungen der beteiligten Gemeinden abge-
stellt.

Als Folge der Bestandsänderungen ergibt sich nach dem Thüringer Gesetz über die kommunale
Gemeinschaftsarbeit (§ 14 Abs. 2) unter anderem das Recht auf außerordentliche Kündigung der
Mitgliedschaft in Zweckverbänden, kommunalen Arbeitsgemeinschaften und Vereinigungen
sowie von Zweckvereinbarungen, die bis zum Ablauf von drei Monaten nach dem In-Kraft-
Treten dieses Gesetzes ausgesprochen werden muss. Die außerordentliche Kündigung ist ge-
nehmigungspflichtig. Die Bestimmung berechtigt nicht zur außerordentlichen Kündigung von
mit Dritten geschlossenen anderen öffentlich-rechtlichen oder zivilrechtlichen Verträgen.

Zu § 7 (Wohnsitz):

Diese Bestimmung stellt klar, dass durch die in dem Gesetz vorgenommenen Gebiets- und Be-
standsänderungen keine Veränderung der Rechte und Pflichten der Einwohner, soweit diese von
der Dauer ihres Wohnens abhängen, eintritt.

12
Zu § 8 (Freistellung von Kosten):

Im Vollzug dieses Gesetzes werden Maßnahmen notwendig, die mit einer Gebührenpflicht ver-
bunden sind. Diese Bestimmung regelt deshalb die Freistellung von Kosten für solche notwendi-
gen Rechtshandlungen.

Zu § 9 (Gleichstellungsbestimmung):

Wegen des Wortlauts der zugrunde liegenden Regelung der Thüringer Kommunalordnung kann
eine geschlechtsneutrale Formulierung der Amtsbezeichnung „Bürgermeister“ in § 4 dieses Ge-
setzes nicht gewählt werden. Deshalb wird eine Gleichstellungsbestimmung eingefügt.

Zu § 10 (In-Kraft-Treten, Außer-Kraft-Treten):

Diese Bestimmung regelt das In-Kraft-Treten des Gesetzes. Als Folge der Auflösung und Ein-
gliederung der Stadt Triebes in die Stadt Zeulenroda wird gleichzeitig die Thüringer Verordnung
über die Anerkennung der Vereinbarung einer erfüllenden Gemeinde zwischen der Gemeinde
Weißendorf und der Stadt Triebes aufgehoben.

Zur Gewährleistung der Rechtssicherheit wird die durch Kabinettbeschluss vom 10./17. Dezem-
ber 2002 festgelegte grundsätzliche Befristung von Gesetzen für diesen Gesetzentwurf nicht vor-
genommen.

Anmerkung: Alle Angaben zu Einwohnerzahlen basieren auf dem vom Landesamt für Statistik herausgegeben
Stand vom 31. Dezember 2004.

13
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1317
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 02.11.2005

Gesetzentwurf

der Fraktion der CDU

Zweites Gesetz zur Änderung des Thüringer Abwasser-


abgabengesetzes

A. Problem und Regelungsbedürfnis

Das Thüringer Abwasserabgabengesetz (ThürAbwAG) vom 28. Mai 1993


(GVBl. S. 301) enthielt in § 21 eine Übergangsbestimmung, nach der
die Einleitung von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisa-
tion bis 31. Dezember 1995 von der Abgabe nach § 7 Abs. 1 des Abwas-
serabgabengesetzes (AbwAG) in der Fassung vom 3. November 1994
(BGBl. I S. 3370) in der jeweils geltenden Fassung und § 5 ThürAbwAG
befreit wurde. Das Landesgesetz machte damit von der Ermächtigung
des § 7 Abs. 2 AbwAG Gebrauch, die den Ländern die Möglichkeit ein-
räumt, die Einleitung von Niederschlagswasser ganz oder zum Teil von
der Abgabe (Niederschlagswasserabgabe) zu befreien. Die Regelung
wurde mit Rücksicht auf die finanzielle Lage der Aufgabenträger und
den im Vergleich mit dem Schmutzwasser regelmäßig niedrigeren Ver-
schmutzungsgrad des Niederschlagswassers getroffen.
Mit Artikel 2 des Gesetzes vom 19. Dezember 1995 (GVBl. S. 413) wur-
de die Befreiung von der Abgabe bei Einleitung von Niederschlagswas-
ser über eine öffentliche Kanalisation nach § 21 ThürAbwAG auf den
31. Dezember 1999 und mit dem Ersten Gesetz zur Änderung des Thü-
ringer Abwasserabgabengesetzes vom 7. Juli 1999 (GVBl. S. 437) auf
den 31. Dezember 2005 verlängert.
Der Gesetzgeber sah sich zu diesen Fristverlängerungen veranlasst,
weil die Erfahrungen gezeigt hatten, dass die Sanierung der Abwasser-
entsorgung in Thüringen aufgrund des enormen Nachholbedarfs erheb-
lich mehr Zeit in Anspruch nehmen würde. Bei gleichzeitig unveränder-
ter oder sogar schlechterer Finanzlage der Aufgabenträger und den
begrenzten Fördermöglichkeiten des Staates bestanden die oben ge-
nannten Gründe für eine Aussetzung der Niederschlagswasserabgabe
damit unverändert fort.
Nach der derzeitigen Rechtslage muss das Land daher ab 1. Januar
2006 die Niederschlagswasserabgabe erstmals erheben. Für ein noch-
maliges befristetes Aussetzen der Abgabe sind folgende Gesichtspunk-
te zu beachten:

1. Die Einführung der Niederschlagswasserabgabe für die Einleitung


von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisation würde
bei den Aufgabenträgern und damit letztlich bei den Bürgern eine
zusätzliche Abgabenbelastung darstellen. Obwohl ein großer Teil der
Niederschlagswassereinleitungen in Thüringen inzwischen den all-
gemein anerkannten Regeln der Technik entspricht, die eine Abga-
bebefreiung nach § 5 Abs. 1 ThürAbwAG ermöglicht, wird einge-

Druck: Thüringer Landtag, 3. November 2005


1
Drucksache 4/ 1317 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

schätzt, dass noch etwa 650 000 Einwohner von dieser jährlichen
Abgabe in Höhe von 4,29 Euro betroffen sind.

2. Seit 1990 haben die kommunalen Aufgabenträger mit Unterstützung


des Freistaats erhebliche Investitionen in die Abwasserbeseitigung
getätigt, die zu einer deutlichen Reduzierung der Schadstoffbelas-
tung in den Thüringer Gewässern geführt haben. Es bleibt aber fest-
zustellen, dass sich diese Anstrengungen mit guten Gründen auf die
größeren Städte und Gemeinden konzentriert haben. Im ländlichen
Raum hingegen dauert dieser Prozess an. Dort, wo die Abwasser-
beseitigung inzwischen dem Stand der Technik entspricht, wären die
Aufgabenträger nach § 5 Abs. 1 ThürAbwAG ohnehin von der Nie-
derschlagswasserabgabe befreit. Das bedeutet, dass in der derzeiti-
gen Situation die Abgabe vor allem von den Gemeinden und Zweck-
verbänden im ländlichen Raum zu tragen wäre.

3. Darüber hinaus ergibt sich für den Vollzug der Erhebung der Nieder-
schlagswasserabgabe ein erhöhter Verwaltungsaufwand, der in kei-
nem Verhältnis zu den erwarteten niedrigen Einnahmen steht.

Aus den genannten Gründen ist eine weitere Aussetzung der Nieder-
schlagswasserabgabe sinnvoll.

B. Lösung

Die Niederschlagswasserabgabe soll bis zum Ende des Jahres 2010


ausgesetzt werden. Dazu ist eine Änderung des Thüringer Abwasser-
abgabengesetzes erforderlich. In § 21 ThürAbwAG wird das Datum "31. De-
zember 2005" durch das Datum "31. Dezember 2010" ersetzt.

C. Alternativen

keine

D. Kosten

Durch das Gesetz entstehen keine zusätzlichen Kosten.


Durch die Verlängerung der Aussetzung der Niederschlagswasserab-
gabe gehen dem Land geschätzte Einnahmen in Höhe von bis zu 2,8 Mil-
lionen Euro verloren. Im Gegenzug wird der für die Festsetzung und
Erhebung der Niederschlagswasserabgabe notwendige zusätzliche Ver-
waltungsaufwand bei den zuständigen Behörden sowie der Verwaltungs-
aufwand bei den kommunalen Aufgabenträgern eingespart.

E. Zuständigkeit

Federführend ist das Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und


Umwelt.

2
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode Drucksache 4/ 1317
Zweites Gesetz zur Änderung des Thüringer Abwasserabgabengesetzes

Der Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen:

Artikel 1

In § 21 des Thüringer Abwasserabgabengesetzes vom


28. Mai 1993 (GVBl. S. 301), das zuletzt durch Artikel 42
des Gesetzes vom 24. Oktober 2001 (GVBl. S. 265) geän-
dert worden ist, wird das Datum "31. Dezember 2005" durch
das Datum "31. Dezember 2010" ersetzt.

Artikel 2

Dieses Gesetz tritt am Tage nach der Verkündung in Kraft.

3
Drucksache 4/ 1317 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

Begründung

A. Allgemeines

Mit dem vorliegenden Entwurf soll § 21 ThürAbwAG geändert werden.


Es besteht aus den nachfolgenden Erwägungen heraus ein Bedürfnis,
die Frist bis zur erstmaligen Erhebung einer Abwasserabgabe für die
Einleitung von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisation
zu verlängern.
Das Thüringer Abwasserabgabengesetz vom 28. Mai 1993 (GVBl.
S. 301) enthielt in § 21 eine Übergangsbestimmung, nach der die Ein-
leitung von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisation bis
31. Dezember 1995 von der Abgabe nach § 7 Abs. 1 AbwAG und § 5
ThürAbwAG befreit wurde. Im Ersten Gesetz zur Änderung des Thürin-
ger Abwasserabgabengesetzes vom 7. Juli 1999 (GVBl. S. 437) wurde
die Frist auf den 31. Dezember 2005 verlängert.
Das Landesgesetz machte damit von der Ermächtigung des § 7 Abs. 2
AbwAG Gebrauch, die den Ländern die Möglichkeit einräumt, die Ein-
leitung von Niederschlagswasser ganz oder zum Teil von der Abgabe
(Niederschlagswasserabgabe) zu befreien. Die Regelung wurde mit
Rücksicht auf die finanzielle Lage der Aufgabenträger und den im Ver-
gleich mit dem Schmutzwasser regelmäßig niedrigeren Verschmutzungs-
grad des Niederschlagswassers getroffen. Mit dem Ersten Gesetz zur
Änderung des Thüringer Abwasserabgabengesetzes vom 7. Juli 1999
(GVBl. S. 437) wurde die Befreiung von der Abwasserabgabe bei Einlei-
tung von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisation nach
§ 21 ThürAbwAG auf den 31. Dezember 2005 verlängert. Der Gesetz-
geber sah sich zu dieser Fristverlängerung veranlasst, weil die Erfah-
rungen gezeigt hatten, dass die Sanierung der Abwasserentsorgung in
Thüringen aufgrund des enormen Nachholbedarfs erheblich mehr Zeit
in Anspruch nehmen würde. Bei gleichzeitig unveränderter oder sogar
schlechterer Finanzlage der Aufgabenträger und den begrenzten För-
dermöglichkeiten des Staates bestanden die oben genannten Gründe
für eine Aussetzung der Niederschlagswasserabgabe damit unverän-
dert fort.
Nach der derzeitigen Rechtslage muss das Land daher ab 1. Januar
2006 die Niederschlagswasserabgabe erstmals erheben. Damit steht
die Frage, ob die Abgabe nochmals befristet ausgesetzt werden soll. Da
insbesondere im ländlichen Raum grundsätzlich analoge Voraussetzun-
gen wie 1999 vorhanden sind, sollte die Abgabe erneut befristet ausge-
setzt werden.

B. Zu den einzelnen Bestimmungen

Zu Artikel 1:

Der bisherige § 21 enthält eine Übergangsbestimmung, mit der die Ein-


leitung von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisation be-
fristet von der Abgabe nach § 7 Abs. 1 AbwAG und § 5 ThürAbwAG
befreit ist. Zur Vermeidung der in Abschnitt A genannten nachteiligen
Auswirkungen, insbesondere für die Gemeinden und Zweckverbände
im ländlichen Raum, wird die Frist im bisherigen § 21 ThürAbwAG auf
den 31. Dezember 2010 verlängert.

4
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1317
Drucksache 4/

Zu Artikel 2:

Die Bestimmung regelt das In-Kraft-Treten des Gesetzes.

Für die Fraktion:

Lieberknecht

5
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1317
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 02.11.2005

Gesetzentwurf

der Fraktion der CDU

Zweites Gesetz zur Änderung des Thüringer Abwasser-


abgabengesetzes

A. Problem und Regelungsbedürfnis

Das Thüringer Abwasserabgabengesetz (ThürAbwAG) vom 28. Mai 1993


(GVBl. S. 301) enthielt in § 21 eine Übergangsbestimmung, nach der
die Einleitung von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisa-
tion bis 31. Dezember 1995 von der Abgabe nach § 7 Abs. 1 des Abwas-
serabgabengesetzes (AbwAG) in der Fassung vom 3. November 1994
(BGBl. I S. 3370) in der jeweils geltenden Fassung und § 5 ThürAbwAG
befreit wurde. Das Landesgesetz machte damit von der Ermächtigung
des § 7 Abs. 2 AbwAG Gebrauch, die den Ländern die Möglichkeit ein-
räumt, die Einleitung von Niederschlagswasser ganz oder zum Teil von
der Abgabe (Niederschlagswasserabgabe) zu befreien. Die Regelung
wurde mit Rücksicht auf die finanzielle Lage der Aufgabenträger und
den im Vergleich mit dem Schmutzwasser regelmäßig niedrigeren Ver-
schmutzungsgrad des Niederschlagswassers getroffen.
Mit Artikel 2 des Gesetzes vom 19. Dezember 1995 (GVBl. S. 413) wur-
de die Befreiung von der Abgabe bei Einleitung von Niederschlagswas-
ser über eine öffentliche Kanalisation nach § 21 ThürAbwAG auf den
31. Dezember 1999 und mit dem Ersten Gesetz zur Änderung des Thü-
ringer Abwasserabgabengesetzes vom 7. Juli 1999 (GVBl. S. 437) auf
den 31. Dezember 2005 verlängert.
Der Gesetzgeber sah sich zu diesen Fristverlängerungen veranlasst,
weil die Erfahrungen gezeigt hatten, dass die Sanierung der Abwasser-
entsorgung in Thüringen aufgrund des enormen Nachholbedarfs erheb-
lich mehr Zeit in Anspruch nehmen würde. Bei gleichzeitig unveränder-
ter oder sogar schlechterer Finanzlage der Aufgabenträger und den
begrenzten Fördermöglichkeiten des Staates bestanden die oben ge-
nannten Gründe für eine Aussetzung der Niederschlagswasserabgabe
damit unverändert fort.
Nach der derzeitigen Rechtslage muss das Land daher ab 1. Januar
2006 die Niederschlagswasserabgabe erstmals erheben. Für ein noch-
maliges befristetes Aussetzen der Abgabe sind folgende Gesichtspunk-
te zu beachten:

1. Die Einführung der Niederschlagswasserabgabe für die Einleitung


von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisation würde
bei den Aufgabenträgern und damit letztlich bei den Bürgern eine
zusätzliche Abgabenbelastung darstellen. Obwohl ein großer Teil der
Niederschlagswassereinleitungen in Thüringen inzwischen den all-
gemein anerkannten Regeln der Technik entspricht, die eine Abga-
bebefreiung nach § 5 Abs. 1 ThürAbwAG ermöglicht, wird einge-

Druck: Thüringer Landtag, 3. November 2005


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Drucksache 4/ 1317 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

schätzt, dass noch etwa 650 000 Einwohner von dieser jährlichen
Abgabe in Höhe von 4,29 Euro betroffen sind.

2. Seit 1990 haben die kommunalen Aufgabenträger mit Unterstützung


des Freistaats erhebliche Investitionen in die Abwasserbeseitigung
getätigt, die zu einer deutlichen Reduzierung der Schadstoffbelas-
tung in den Thüringer Gewässern geführt haben. Es bleibt aber fest-
zustellen, dass sich diese Anstrengungen mit guten Gründen auf die
größeren Städte und Gemeinden konzentriert haben. Im ländlichen
Raum hingegen dauert dieser Prozess an. Dort, wo die Abwasser-
beseitigung inzwischen dem Stand der Technik entspricht, wären die
Aufgabenträger nach § 5 Abs. 1 ThürAbwAG ohnehin von der Nie-
derschlagswasserabgabe befreit. Das bedeutet, dass in der derzeiti-
gen Situation die Abgabe vor allem von den Gemeinden und Zweck-
verbänden im ländlichen Raum zu tragen wäre.

3. Darüber hinaus ergibt sich für den Vollzug der Erhebung der Nieder-
schlagswasserabgabe ein erhöhter Verwaltungsaufwand, der in kei-
nem Verhältnis zu den erwarteten niedrigen Einnahmen steht.

Aus den genannten Gründen ist eine weitere Aussetzung der Nieder-
schlagswasserabgabe sinnvoll.

B. Lösung

Die Niederschlagswasserabgabe soll bis zum Ende des Jahres 2010


ausgesetzt werden. Dazu ist eine Änderung des Thüringer Abwasser-
abgabengesetzes erforderlich. In § 21 ThürAbwAG wird das Datum "31. De-
zember 2005" durch das Datum "31. Dezember 2010" ersetzt.

C. Alternativen

keine

D. Kosten

Durch das Gesetz entstehen keine zusätzlichen Kosten.


Durch die Verlängerung der Aussetzung der Niederschlagswasserab-
gabe gehen dem Land geschätzte Einnahmen in Höhe von bis zu 2,8 Mil-
lionen Euro verloren. Im Gegenzug wird der für die Festsetzung und
Erhebung der Niederschlagswasserabgabe notwendige zusätzliche Ver-
waltungsaufwand bei den zuständigen Behörden sowie der Verwaltungs-
aufwand bei den kommunalen Aufgabenträgern eingespart.

E. Zuständigkeit

Federführend ist das Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und


Umwelt.

2
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode Drucksache 4/ 1317
Zweites Gesetz zur Änderung des Thüringer Abwasserabgabengesetzes

Der Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen:

Artikel 1

In § 21 des Thüringer Abwasserabgabengesetzes vom


28. Mai 1993 (GVBl. S. 301), das zuletzt durch Artikel 42
des Gesetzes vom 24. Oktober 2001 (GVBl. S. 265) geän-
dert worden ist, wird das Datum "31. Dezember 2005" durch
das Datum "31. Dezember 2010" ersetzt.

Artikel 2

Dieses Gesetz tritt am Tage nach der Verkündung in Kraft.

3
Drucksache 4/ 1317 Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode

Begründung

A. Allgemeines

Mit dem vorliegenden Entwurf soll § 21 ThürAbwAG geändert werden.


Es besteht aus den nachfolgenden Erwägungen heraus ein Bedürfnis,
die Frist bis zur erstmaligen Erhebung einer Abwasserabgabe für die
Einleitung von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisation
zu verlängern.
Das Thüringer Abwasserabgabengesetz vom 28. Mai 1993 (GVBl.
S. 301) enthielt in § 21 eine Übergangsbestimmung, nach der die Ein-
leitung von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisation bis
31. Dezember 1995 von der Abgabe nach § 7 Abs. 1 AbwAG und § 5
ThürAbwAG befreit wurde. Im Ersten Gesetz zur Änderung des Thürin-
ger Abwasserabgabengesetzes vom 7. Juli 1999 (GVBl. S. 437) wurde
die Frist auf den 31. Dezember 2005 verlängert.
Das Landesgesetz machte damit von der Ermächtigung des § 7 Abs. 2
AbwAG Gebrauch, die den Ländern die Möglichkeit einräumt, die Ein-
leitung von Niederschlagswasser ganz oder zum Teil von der Abgabe
(Niederschlagswasserabgabe) zu befreien. Die Regelung wurde mit
Rücksicht auf die finanzielle Lage der Aufgabenträger und den im Ver-
gleich mit dem Schmutzwasser regelmäßig niedrigeren Verschmutzungs-
grad des Niederschlagswassers getroffen. Mit dem Ersten Gesetz zur
Änderung des Thüringer Abwasserabgabengesetzes vom 7. Juli 1999
(GVBl. S. 437) wurde die Befreiung von der Abwasserabgabe bei Einlei-
tung von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisation nach
§ 21 ThürAbwAG auf den 31. Dezember 2005 verlängert. Der Gesetz-
geber sah sich zu dieser Fristverlängerung veranlasst, weil die Erfah-
rungen gezeigt hatten, dass die Sanierung der Abwasserentsorgung in
Thüringen aufgrund des enormen Nachholbedarfs erheblich mehr Zeit
in Anspruch nehmen würde. Bei gleichzeitig unveränderter oder sogar
schlechterer Finanzlage der Aufgabenträger und den begrenzten För-
dermöglichkeiten des Staates bestanden die oben genannten Gründe
für eine Aussetzung der Niederschlagswasserabgabe damit unverän-
dert fort.
Nach der derzeitigen Rechtslage muss das Land daher ab 1. Januar
2006 die Niederschlagswasserabgabe erstmals erheben. Damit steht
die Frage, ob die Abgabe nochmals befristet ausgesetzt werden soll. Da
insbesondere im ländlichen Raum grundsätzlich analoge Voraussetzun-
gen wie 1999 vorhanden sind, sollte die Abgabe erneut befristet ausge-
setzt werden.

B. Zu den einzelnen Bestimmungen

Zu Artikel 1:

Der bisherige § 21 enthält eine Übergangsbestimmung, mit der die Ein-


leitung von Niederschlagswasser über eine öffentliche Kanalisation be-
fristet von der Abgabe nach § 7 Abs. 1 AbwAG und § 5 ThürAbwAG
befreit ist. Zur Vermeidung der in Abschnitt A genannten nachteiligen
Auswirkungen, insbesondere für die Gemeinden und Zweckverbände
im ländlichen Raum, wird die Frist im bisherigen § 21 ThürAbwAG auf
den 31. Dezember 2010 verlängert.

4
Thüringer Landtag - 4. Wahlperiode 1317
Drucksache 4/

Zu Artikel 2:

Die Bestimmung regelt das In-Kraft-Treten des Gesetzes.

Für die Fraktion:

Lieberknecht

5
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1318
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 02.11.2005

Antrag

der Fraktion der SPD

Entwicklung der Pensionslasten in Thüringen

Die Landesregierung wird aufgefordert:

I. dem Landtag über die mittel- und langfristige Entwicklung der durch
den Freistaat Thüringen zu zahlenden Pensionslasten zu berichten
und dabei sowohl auf die Entwicklung des gebildeten Thüringer Pen-
sionsfonds sowie auf die zukünftige Entwicklung der pensionsähnli-
chen Ausgaben für die Sonder- und Zusatzversorgungssysteme ein-
zugehen;

II. dem Landtag zum 31. August 2006 - und danach jeweils im Zweijah-
resturnus - einen Pensionsbericht vorzulegen, in dem die langfristi-
ge Entwicklung der Pensionsbelastungen des Freistaats Thüringen
unter Berücksichtigung der Entwicklung des gebildeten Thüringer Pen-
sionsfonds sowie der zukünftigen Entwicklung der pensionsähnlichen
Ausgaben für die Sonder- und Zusatzversorgungssysteme umfas-
send dargestellt und erläutert werden.

Begründung:

Die durch den Freistaat Thüringen zu zahlenden Pensionen für ehema-


lige Beamte werden in den kommenden Jahren infolge eines Anstei-
gens der Pensionierungen, aber auch wegen einer zu unkritischen Ver-
beamtungspraxis in der Vergangenheit dramatisch ansteigen. Bisher hat
die Thüringer Landesregierung diesem Problem zu wenig Aufmerksam-
keit gewidmet und auch eine transparentere Veranschlagung der Pensi-
onslasten im Landeshaushalt und eine umfassendere Darstellung im
mittelfristigen Finanzplan abgelehnt. Der vorliegende Antrag soll dazu
beitragen, dass in Zukunft die aus der Verbeamtung resultierende mit-
telbare Verschuldung des Freistaats Thüringen für das Parlament und
die Öffentlichkeit erkennbarer dargestellt wird als bisher.

Für die Fraktion:

Höhn

Druck: Thüringer Landtag, 3. November 2005


1
THÜRINGERLandtag
Thüringer LANDTAG- 4. Wahlperiode 1319
Drucksache 4/
4. Wahlperiode 02.11.2005

Wahlvorschlag

der Fraktion der SPD

Wahl von Mitgliedern der Parlamentarischen Kontroll-


kommission gemäß § 18 Abs. 2 des Thüringer Verfas-
sungsschutzgesetzes

Für die Wahl als Mitglied der Parlamentarischen Kontrollkommission ge-


mäß § 18 Abs. 2 des Thüringer Verfassungsschutzgesetzes wird

Herr Abgeordneter Uwe Höhn (MdL)

vorgeschlagen.

Für die Fraktion:

Taubert

Druck: Thüringer Landtag, 3. November 2005


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