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2/2005 ISSN 0943-2434 16. Jahrgang 15.

Februar 2005 E 12674

Thüringen

Die Kommunalverwaltung
Fachzeitschrift für die kommunale Praxis
Herausgeber
Jürgen Arndt, Ltd. Regierungsdirektor, Thüringer Landesverwaltungsamt
Redaktion
Susanne Sonntag, Werner Frasch

12–28 Inhalt
Randnummer
Gemeinden, Kreise
12 Das individuelle Sonderinteresse bei der Befangenheit von
Gemeinderatsmitgliedern
Finanzen und Abgaben
13 Die kommunale Finanzsituation 2001 bis 2003
Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Verkehr, Personenstand und
Datenschutz
14 Einstweiliger Rechtsschutz gegen die Einberufungspraxis der
Bundeswehr
15 Änderung des Melderechtsrahmengesetzes
Bau und Wohnung, Planung, Straßen, Feuerschutz
16 Erforderlichkeit eines Bebauungsplans; Abwägungsfragen bei der
Planaufstellung
17 Nachbareinwendungen gegen einen Mediamarkt
18 Nachlass/Skonto bei »uneingeschränkter Einhaltung der VOB/B«
Soziale Leistungen, Behinderte
19 SGB XII – Hilfen zur Gesundheit
20 SGB XII – Eingliederungshilfe für behinderte Menschen
21 SGB XII – Siebtes bis Neuntes Kapitel
Öffentliche Einrichtungen, Wirtschaft
22 Änderung und Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes –
Allgemeines, Anwendungsbereich, Abnahme- und Übertragungspflicht
23 Das neue EEG – Vergütung für in das allgemeine Stromnetz
eingespeisten Strom
Fortsetzung nächste Seite
Randnummer Inhalt (Fortsetzung)

24 Das neue EEG – Weitere allgemeine Vorschriften,


Ausgleichsregelungen, Übergangsbestimmungen
Arbeitsrecht und Sozialversicherung
25 »Zwei-Euro-Jobs«
Natur- und Umweltschutz, Wasser, Land- und Forstwirtschaft
26 Neue Immissionswerte-Verordnung
27 Hochwasserrisikomanagement
28 Änderung und Neufassung der Abwasserverordnung

Inhalt der Landesbeilage Thüringen

Verletzung des Anhörungsgebots als Eingriff in die T3


kommunale Selbstverwaltung
Beiliegend Stichwortverzeichnis 2004

Die Kommunalverwaltung
Redaktion: Susanne Sonntag, Assessorin (verantw.); Werner Frasch.
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I N F O R M AT I O N E N natliche Auszahlung gesetzlich festgeschrieben
werden.«
Thüringen im Bundesrat Der Bundesrat stimmte dieser Initiative zu.
Ministerpräsident Althaus wertete die Zustim-
Seriöse Finanz- und Haushaltsplanungen, wei-
mung als »eine wichtige Unterstützung der ost-
terhin beschleunigte Planung für Verkehrswege
deutschen Kommunen«. Jetzt, so Althaus, hoffe
sowie eine Entlastung der Kommunen beim
er auch auf die Zustimmung des Bundestags.
Sonderlastenausgleich: Das waren die Thürin-
»Da auch SPD-regierte Länder zugestimmt ha-
ger Hauptanliegen in der letzten Bundesratssit-
ben, stehen die Chancen nicht schlecht.«
zung im Jahr 2004.
Beim sog. Hartz IV-Gesetz vom
27. 12. 2003 wurde ein Solidarausgleich zwi-
Landesamt für Straßenbau im
schen den westdeutschen und ostdeutschen Internet
Kommunen vereinbart, die sog. Sonderbedarfs- Straßen als Teil der Verkehrsinfrastruktur Thü-
Bundesergänzungszuweisungen. Der Hinter- ringens – wer stellt sie zur Verfügung, verwaltet
grund ist leicht nachvollziehbar: Die ostdeut- sie als Eigentümer, unterhält und baut sie aus?
schen Gemeinden und Kreise sind wegen der Das Landesamt für Straßenbau, das jetzt im In-
hohen strukturellen Arbeitslosigkeit stärker be- ternet vertreten ist, informiert u. a. über diese
lastet, während die westdeutschen Kommunen Fragen.
mit der Übernahme der dort überproportiona- Die Verantwortung dafür liegt beim sog.
len Zahl von Sozialhilfeempfängern entlastet »Träger der Straßenbaulast«. Diese Träger der
werden. Straßenbaulast sind im Einzelnen:
Die Auszahlung dieser Sonderbedarfszuwei- – die Bundesrepublik Deutschland für die
sungen erfolgt quartalsweise. Die Kommunen Bundesfernstraßen (das sind Bundesauto-
müssen aber bereits jeweils zum Monatsanfang bahnen und Bundesstraßen),
die für Unterkunft und Heizung fälligen Be- – der Freistaat Thüringen für die Landesstra-
träge voll auszahlen und dafür i. d. R. Kassen- ßen,
kredite aufnehmen. Die Zusatzkosten für diese – die Landkreise und kreisfreien Städte für
Vorfinanzierung werden für die ostdeutschen die Kreisstraßen,
Kommunen auf über 4 Mio. j pro Jahr ge- – die Gemeinden für ihre Gemeindestraßen
schätzt, davon 750 000 j für die Thüringer sowie, abhängig von ihrer Einwohnerzahl,
Kommunen. Auf der anderen Seite kann der z. T. auch für die Ortsdurchfahrten von
Bund sogar zusätzliche Zinseinnahmen i. H. v. Bundes-, Landes- und Kreisstraßen inner-
ca. 3 Mio. j verbuchen, da er die Solidarbei- halb ihres Gemeindegebiets.
träge der Länder jeweils bis Quartalsende an- Daraus ergibt sich die unmittelbare Verantwor-
sammelt. tung des Landes für die Landesstraßen. Der
Thüringen hat daher in einem Gesetzent- Bund unterhält keine eigene Straßenbauverwal-
wurf vorgeschlagen, die Sonderbedarfs-Bundes- tung; er überträgt die Verwaltung von Bundes-
ergänzungszuweisungen (SoBEZ) monatlich autobahnen und Bundesstraßen den Bundes-
auszuzahlen. ländern. Diese werden als Auftragsverwaltung
Minister Wucherpfennig hatte diesen Ent- für den Bund tätig.
wurf im Bundesrat eingebracht und um Unter- Das Thüringer Landesamt für Straßenbau
stützung für die Thüringer Gesetzesinitiative ge- wurde auf Beschluss der Landesregierung im
worben: »Das Gesetz in seiner jetzigen Form Jahr 1990 gebildet. Es ist eine Landesbehörde
konterkariert seinen eigentlichen Sinn: nämlich im Geschäftsbereich des Thüringer Ministeri-
einen wirkungsvollen Lastenausgleich zu schaf- ums für Bau und Verkehr und hat seinen Sitz
fen. Wir müssen diese Schwachstelle beseitigen. in Erfurt. Zum Geschäftsbereich des Landes-
Deshalb fordern wir eine Änderung des Finanz- amts gehören die Straßenbauämter
ausgleichsgesetzes. Wir wollen erreichen, dass – Mittelthüringen mit Sitz in Erfurt,
›Hartz IV – SoBEZ‹ jeweils monatlich gezahlt – Nordthüringen mit Sitz in Leinefelde-Wor-
werden. Deshalb muss für diese Mittel die mo- bis,

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– Ostthüringen mit Sitz in Gera, beitragen, das geltende wie auch das künftige
– Südthüringen mit Sitz in Zella-Mehlis. Europäische Vertragsrecht transparenter, einfa-
Die Autobahnen werden in Thüringen von der cher und in sich stimmiger zu machen. Dieses
Abteilung »Autobahnen« im Landesamt für von der Kommission seit Jahren verfolgte Ziel
Straßenbau und den zugeordneten fünf Auto- ist ausdrücklich zu begrüßen. Erreicht werden
bahnmeistereien betreut. soll es dadurch, dass der Gemeinsame Referenz-
Die Straßenbauverwaltung des Freistaats rahmen bei künftigen Gesetzgebungsvorhaben
Thüringen verwaltet, erhält und baut ein Stra- der Gemeinschaft als Vorlage dienen wird.
ßennetz von insgesamt ca. 7 300 km Bundes- Nach der Vorstellung der Kommission soll
und Landesstraßen sowie 380 km Autobahnen. auch der nationale Gesetzgeber auf ihn zurück-
Dazu gehören zzt. ca. 2 900 Brücken. Jährlich greifen. Schließlich denkt die Kommission über
stehen der Straßenbauverwaltung ca. ein aus ihm entwickeltes optionales europawei-
350 Mio. j für den Neu-, Um- und Ausbau, tes Vertragsrecht nach.
die Erhaltung, den Straßenbetrieb und für die Sie hat mit den Arbeiten zum Europäischen
Unterhaltung sowie für Ingenieurleistungen Vertragsrecht eine Forschungsgruppe beauf-
vom Bund und vom Land zur Verfügung. tragt. Diese wird ihren Abschlussbericht zum
Als eine der ersten Straßenbauverwaltung Gemeinsamen Referenzrahmen in drei Jahren
beschritt die Thüringer Straßenbauverwaltun- vorlegen.
gen von Anfang an den Weg der weitestgehen- Die Forschungsgruppe wird bei ihren Arbei-
den Delegation: Möglichst viele der an Dritte, ten von Rechtspraktikern und weiteren Interes-
d. h. an private Dienstleister, übertragbaren sengruppen unterstützt. Auch die Mitgliedstaa-
Aufgaben in der Planung, in der Bauvorberei- ten sind durch eine Arbeitsgruppe an den Ar-
tung und Bauüberwachung wurden auf Ver- beiten beteiligt, in die jeder Mitgliedstaat einen
tragsbasis vergeben. Die Aufgaben der Thürin- Experten seiner Wahl entsendet hat. Die Ar-
ger Straßenbauverwaltung beschränken sich beitsgruppe soll während der nächsten drei
überwiegend auf die des Bauherrn im Straßen- Jahre zwei- bis viermal jährlich zusammenkom-
netz. men. Das erste Treffen hat bereits vor zwei Wo-
chen in Brüssel stattgefunden.
Bundesländer müssen am Das Bundesministerium der Justiz hat die
neuen Europäischen Länder bislang leider nicht in die Arbeiten ein-
bezogen. Aufgrund der Bedeutung des Refe-
Vertragswerk beteiligt werden renzrahmens für das Europäische Vertragsrecht
Der Thüringer Justizminister Harald Schlie- und ggf. auch für die zukünftige nationale Ge-
mann appellierte Ende vergangenen Jahrs in sei- setzgebung und Rechtsprechung ist es jedoch
ner Bundesrats-Rede zum »Europäischen Ver- unerlässlich, die Länder in die Arbeiten einzu-
tragsrecht und der Überarbeitung des gemein- beziehen. Dies entspricht im Übrigen der Ent-
schaftlichen Besitzstands« an die schließung des Rats der Europäischen Gemein-
»Bundesregierung, die Länder laufend über die schaften vom 22. 9. 2003. Darin fordert der Rat
Entwicklungen auf Gemeinschaftsebene zu in- die Mitgliedstaaten ausdrücklich auf, die betrof-
formieren und sie insbesondere in die Arbeiten fenen Parteien auf nationaler Ebene anzuhal-
der Expertengruppe einzubeziehen.« ten, zu den laufenden Beratungen auf Gemein-
Im Folgenden die Rede im Wortlaut: »Herr schaftsebene beizutragen. Die Länder gehören
Präsident, meine sehr verehrten Damen und zu diesen vom künftigen Referenzrahmen be-
Herren, troffenen Parteien. Ein Beitrag ist jedoch nur
die Kommission der Europäischen Gemein- bei entsprechender Information möglich.
schaften informiert mit der vorliegenden Mittei- Ich bitte daher die Bundesregierung, die
lung über das weitere Vorgehen zur Verbesse- Länder laufend über die Entwicklungen auf Ge-
rung des Europäischen Vertragsrechts und zur meinschaftsebene zu informieren und sie insbe-
Überarbeitung des gemeinschaftlichen Besitz- sondere in die Arbeiten der Expertengruppe
stands. einzubeziehen.«
Ein gemeinsamer Referenzrahmen soll dazu Fortsetzung auf Seite III

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Fortsetzung von Seite II ben gegenwärtig wiederkehrende Straße-
nausbaubeiträge nach § 7 a ThürKAG und
AU S D E M L A N D TA G inwieweit müssen diese Gemeinden damit
rechnen, die Straßenausbaubeitragserhe-
Gemeinden müssen bung auf einmalige Beiträge umzustellen?«
Straßenausbaubeiträge Antworten des Thüringer Innenministeriums:
erheben Zu 1.:
Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts
Eine Kleine Anfrage im Landtag hatte folgen- Meiningen bestätigt die Auffassung der Landes-
den Wortlaut:1»Das Verwaltungsgericht Mei- regierung, dass grundsätzlich für die Gemein-
ningen hat in einem Urteil (Az: 1 K 640/ den die Wahlmöglichkeit zwischen der Erhe-
01 Me) entschieden, dass unter bestimmten bung einmaliger Straßenausbaubeiträge nach
Voraussetzungen Gemeinden nach § 7 Abs. 1 § 7 des Thüringer Kommunalabgabengesetzes
des Thüringer Kommunalabgabengesetzes (ThürKAG) und wiederkehrender Straßenaus-
(ThürKAG) zwingend einmalige Straßenaus- baubeiträgenach § 7 a ThürKAG besteht. Das
baubeiträge erheben müssen. Das Ermessen der Verwaltungsgericht Meiningen stellt in seiner
Gemeinden, anstelle der einmaligen nach § 7 a Urteilsbegründung dar, dass das Ermessen der
ThürKAG wiederkehrende Straßenausbaubei- Gemeinden unter bestimmten Voraussetzun-
träge zu erheben, ist aus Sicht des Verwaltungs- gen eingeschränkt sein kann, und zieht inso-
gerichtsunter bestimmten Voraussetzungen ein- weit insbesondere die finanzielle Situation der
geschränkt bzw. nicht gegeben. Gemeinde heran.
Dieses Urteil könnte grundsätzliche Bedeu- Im zugrunde liegenden Fall wurde durch
tung für das Thüringer Straßenausbaubeitrags- das Verwaltungsgericht Meiningen ausgeführt,
recht haben. dass die Gemeinde bereits wesentliche Straße-
Ich frage die Landesregierung: nausbaumaßnahmen durchgeführt und dabei
– Worin sieht die Landesregierung die zentra- in ganz erheblichem Umfang eigene Mittel ein-
len Aussagen der Entscheidung des Verwal- gesetzt hat. Eine Satzung über die Erhebung
tungsgerichts Meiningen (Az: 1 K 640/ wiederkehrender Straßenausbaubeiträge wäre
01 Me)? ohne den zusätzlichen Erlass einer Satzung
– Welche Auswirkungen hat das oben ge- über einmalige Straßenausbaubeiträge nicht ge-
nannte Urteil aus Sicht der Landesregie- eignet gewesen, der Verpflichtung zur Beitrag-
rung für das Straßenausbaubeitragsrecht in serhebung vollständig nachzukommen.
Thüringen, insbesondere im Hinblick auf Zu 2.:
die Erhebung wiederkehrender Straßenaus- Gem. § 7 a Abs. 1 ThürKAG können die Ge-
baubeiträge nach § 7 a ThürKAG? meinden bestimmen, dass wiederkehrende Stra-
– Unter welchen Voraussetzungen sind die ßenausbaubeiträge anstelle von einmaligen
Gemeinden generell nach Auffassung der Straßenausbaubeiträgen erhoben werden. Da-
Landesregierung gezwungen, einmalige bei ist allerdings zu beachten, dass über wieder-
Straßenausbaubeiträge nach § 7 Abs. 1 kehrende Straßenausbaubeiträge nur zukünf-
ThürKAG anstelle wiederkehrender Straße- tige Investitionen refinanziert werden können.
nausbaubeiträge nach § 7 a ThürKAG zu Für bereits in der Vergangenheit ausge-
erheben? führte beitragspflichtige Ausbaumaßnahmen
– Inwieweit stellt der Zwang, einmalige Stra- besteht nur die Möglichkeit der Refinanzierung
ßenausbaubeiträge anstelle der wiederkeh- über einmalige Straßenausbaubeiträge. Be-
renden Straßenausbaubeiträge zu erheben, lange, die im Rahmen der Ermessensentschei-
einen Eingriff in die kommunale Selbstver- dung – einmalige oder wiederkehrende Straße-
waltung dar und welche Auffassung vertritt nausbaubeiträge – zu berücksichtigen sind, wer-
die Landesregierung hierzu? den in der Antwort zu Frage 1 genannt.
– Wie viele Gemeinden in Thüringen erhe- Zu 3.:
Die Entscheidung, ob einmalige oder wie-
1 Thüringer Landtag – 4. Wahlperiode Drs. 4/117. derkehrende Straßenausbaubeiträge zu erheben

III KV 2/2005
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sind, ist stets im Einzelfall unter Beachtung der Sofern vor In-Kraft-Treten der Satzung
gesetzlichen Vorgaben zu treffen. Anhalts- über die Erhebung wiederkehrender Straße-
punkte für eine Entscheidung zur Erhebung nausbaubeiträge bereits beitragsfähige Maßnah-
einmaliger Straßenausbaubeiträge können gege- men durchgeführt wurden, ist nach Maßgabe
ben sein, wenn die Gemeinde Leistungen aus der Voraussetzungen, die in der Beantwortung
dem Landesausgleichsstock in Anspruch zu Frage 3 dargestellt wurden, zu prüfen, ob
nimmt oder aufgrund der mittelfristigen Fi- eine Refinanzierung dieser Maßnahmen über
nanzplanung erkennbar ist, dass solche Leistun- einmalige Straßenausbaubeiträge notwendig
gen gegebenenfalls künftig in Anspruch genom- wird.
men werden müssen. In diesen Fällenist durch
die Kommunalaufsichtsbehörden parallel zu AU S D E M B U N D E S TA G
prüfen, ob bereits beitragsfähige Straßenaus-
baumaßnahmen durch die Gemeinde durchge- Bedarfsdeckung durch den
führt wurden, ob eine entsprechende Beitrags- Regelsatz
satzung zur Erhebung einmaliger Beiträge für
diesen zurückliegenden Zeitraum vorliegt und Frage: Sieht die Bundesregierung vor dem Hin-
ob diese gegebenenfalls vollzogen worden ist. tergrund des in § 12 BSHG statuierten Bedarfs-
Zu 4.: deckungsgrundsatzes für Bezieher von laufen-
Durch die Landesregierung wird in Überein- der Hilfe zum Lebensunterhalt aufgrund der zu-
stimmung mit der Rechtsprechung kein Ver- sätzlichen finanziellen Belastungen durch die
stoß gegen das kommunale Selbstverwaltungs- Eigenbeteiligung bei der Gesundheitsreform
recht der Gemeinden nach Art. 28 Abs. 2 des die Notwendigkeit zur Anhebung des Regelsat-
Grundgesetzes (GG) bzw. Art. 91 Abs. 1 der zes?
Verfassung des Freistaats Thüringen gesehen. Antwort des Staatssekretärs Heinrich Tie-
Das Selbstverwaltungsrecht, das kein Grund- mann: Nein. Der Gesetzgeber hat mit der Ände-
recht, sondern eine institutionelle Garantie ist, rung der Regelsatzverordnung im Rahmen des
steht den Gemeinden nur im Rahmen der Ge- Gesetzes zur Modernisierung der gesetzlichen
setze (Art. 28 Abs. 2 GG) zu, wobei diese Ge- Krankenversicherung festgelegt, dass die Eigen-
setze ihrerseits den Kernbestand und Wesensge- beteiligungen von Sozialhilfeempfängern aus
halt gemeindlicher Selbstverwaltung unangetas- dem Regelsatz zu decken sind. Diese Belastung
tet lassen müssen und das verstößt nicht gegen das Bedarfsdeckungsprin-
Selbstverwaltungsrecht nicht aushöhlen dürfen. zip.
Die Regelungen des § 7 Abs. 1 Satz 1 und 5 Ist ein Sozialhilfeempfänger im Einzelfall
ThürKAG und des § 54 Abs. 2 Nr. 1 der Thü- nicht in der Lage, die Eigenbeteiligungen aus ei-
ringer Kommunalordnung (ThürKO) sowie die gener Kraft aufzubringen, kann der Sozialhilfe-
gem. § 2 Abs. 1 ThürKAG daraus resultierende träger den Betrag als Darlehen vorschießen
Pflicht, eine Beitragssatzung zu erlassen, kon- und in den nächsten Monaten mit dem Sozial-
kretisieren die Gesetzesbindung der Gemein- hilfeanspruch verrechnen. Eine Notwendigkeit
den und begegnen keinen verfassungsrechtli- zur Anhebung der Regelsätze wird nicht gese-
chen Bedenken, zumal sie in atypischen Fällen hen.
ein Abweichen vom Regelfall der Beitragserhe- (Quelle: BT-Drs. 15/3609)
bungspflicht erlauben.
Zu 5.:
Der Landesregierung liegen keine aktuellen
Angaben vor, wie viele Gemeinden in Thürin-
gen wiederkehrende Straßenausbaubeiträge er-
heben.
Gemeinden, die derzeit wiederkehrende
Straßenausbaubeiträge erheben, müssen nicht
damit rechnen, die Beitragserhebung auf einma-
lige Straßenausbaubeiträge umzustellen.

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