Z E IT U NG FÜ R D E U T S C H LA N D
Freitag, 22. April 2022 · Nr. 93 / 16 D2
Unterhaus will
„Partygate“
untersuchen
pes. FRANKFURT. Das britische
Unterhaus hat am Donnerstag ohne
formelle Abstimmung einen Antrag
gebilligt, der eine parlamentarische
Untersuchung des Verhaltens von
Premierminister Boris Johnson im
Zusammenhang mit Partys am Regie-
rungssitz während des Corona-Lock-
downs vorsieht. Der von allen Oppo-
sitionsparteien eingebrachte Antrag
beauftragt einen Ausschuss des Parla-
ments mit der Untersuchung, ob
Johnson das Unterhaus wissentlich
belogen hat. Dieses Gremium kann
im Extremfall den Ausschluss des
Untersuchten aus dem Parlament ver-
langen, wenn es zu diesem Schluss
kommt. Über das Untersuchungs-
ergebnis wird dann im Unterhaus
abgestimmt. Das parlamentarische
Gremium wird allerdings wohl erst
dann tätig werden, wenn sowohl die
polizeilichen Ermittlungen abge-
schlossen sind als auch die regie-
rungsoffizielle Untersuchung in
einem Abschlussbericht zusammen-
gefasst worden ist. Auf diese Reihen-
folge legten vor allem Vertreter der
Konservativen Partei großen Wert.
Johnson hatte in der vergangenen
Woche wegen der Teilnahme an einer
Party einen polizeilichen Strafbefehl
erhalten. Da es um insgesamt zwölf
Partys geht, könnten weitere Strafbe-
fehle folgen. (Siehe Seite 5.)
Der Metzger und
der Missionar
Am Frankfurter Grüneburgweg
arbeiten ein Veggie-Gastronom
und ein Metzger Tür an Tür.
Ein Streitgespräch.
Wirtschaft, Seite 16
Raus mit der Gasheizung
Hannover will schon länger auf
Fernwärme umstellen, erst
recht seit Putins Angriffskrieg.
Doch die Hürden sind hoch.
Politik, Seite 4
Viele Künstler geben auf
Die Künstlersozialkasse soll
reformiert werden, doch das
Regierungsprogramm sieht
keinen großen Wurf vor.
Feuilleton, Seite 11
Heizen ohne Russland
Auf der Suche nach der
klimafreundlichen Heizung
rücken Wärmepumpen immer
mehr in den Blickpunkt.
Wirtschaft, Seite 18
Brexit der besonderen Art
Wimbledon schließt Sportler
aus Russland und Belarus vom
Tennisturnier aus. Der
Alleingang provoziert Unmut.
Sport, Seite 28
Boom in Magdeburg
Investoren erwarten durch
Intels neue Chipfabrik auch
einen Aufschwung für das
Immobiliengeschäft.
Immobilien, Seite I 1
Briefe an die Herausgeber, Seite 25
Bas hebt Corona-Regeln
im Bundestag auf
F.A.Z. FRANKFURT. Im Bundestag fal-
len die bisherigen Corona-Regeln. Die
Allgemeinverfügung vom 10. März wird
zum Beginn der kommenden Sitzungs-
woche aufgehoben, wie Bundestagspräsi-
dentin Bärbel Bas (SPD) in einem Schrei-
ben an die Abgeordneten vom Donners-
tag mitteilte. „Damit entfällt insbesonde-
re der 3-G-Nachweis als Voraussetzung
zum Zugang zu Plenar- und Ausschuss-
sitzungen“, heißt es in dem Brief. Auch
für Besucher gilt damit künftig die 3-G-
Regel nicht mehr als Zutrittsvorausset-
zung. Zudem entfällt die Pflicht zum Tra-
gen einer Maske.
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Die Kunst und der Krieg
„Brunnen der Auszehrung“: Wasser fließt durch Dutzende
Bronzetrichter und versandet langsam. Diese Installation
des ukrainischen Künstlers Pavlo Makov auf der 59. Venedig-
Biennale wollen schon vor der offiziellen Eröffnung
viele sehen. Dagegen ist der russische Pavillon verwaist,
Berlin bereitet Ringtausch für
Lieferung schwerer Waffen vor
Slowenien soll Kampfpanzer an Ukraine liefern / Putin: Stahlwerk nicht erstürmen
gna./frs./niz. WARSCHAU/FRANK-
FURT. Der NATO-Partner Slowenien soll
eine große Zahl seiner alten Kampfpanzer
an die Ukraine abgeben und aus Deutsch-
land dafür den Schützenpanzer Marder
und den Radpanzer Fuchs erhalten. Dies
wurde der F.A.Z. aus Regierungskreisen
bestätigt. „Die Situation in der Ukraine
spitzt sich dramatisch zu. Und wir dürfen
nicht zulassen, dass Putin, dass Russland
diesen Angriffskrieg gewinnt“, sagte Ver-
teidigungsministerin Christine Lambrecht
(SPD). „Es muss jetzt sehr, sehr schnell
gehen.“ Die Bundesregierung bleibt bei
ihrer Linie, keine schweren Waffen direkt
an die Ukraine zu liefern. Der amerikani-
sche Präsident Joe Biden bestätigte am
Mittwoch ein angekündigtes 800 Millionen
Dollar umfassendes Militärpaket für die
Wissler führt Linke allein weiter
Frage nach „Verantwortung als Dienstherrin“ in Sexismus-Affäre / Parteitag im Juni
mwe./jib. BERLIN/FRANKFURT. Die
Linkspartei sucht nach dem Rücktritt
ihrer Vorsitzenden Susanne Hennig-
Wellsow und angesichts von Sexismus-
Vorwürfen nach einem Weg aus ihrer
Krise. Die Partei brauche nun „eine neue
Aufstellung auch personell“, sagte Bun-
desgeschäftsführer Jörg Schindler am
Donnerstag. Der Parteivorstand ent-
schied nach fünfstündiger Krisensitzung
am Mittwochabend zwar, dass die Ko-
Vorsitzende Janine Wissler die Partei
vorerst allein weiterführen soll. Dazu
habe der Vorstand ein einstimmiges
Votum abgegeben, sagte Schindler im
Deutschlandfunk. Der Vorstand, der vor
14 Monaten ins Amt gekommen ist, soll
aber auf dem Parteitag Ende Juni neu
gewählt werden.
Manuela Schwesig
möchte im Amt bleiben
F.A.Z. FRANKFURT. Die wegen ihrer
Russlandpolitik unter Druck stehende
Ministerpräsidentin von Mecklenburg-
Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD),
sieht keinen Grund für einen Rücktritt.
„Vor einem halben Jahr gab es eine
Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpom-
mern, und die Bürgerinnen und Bürger
haben mich mit großer Mehrheit in mei-
nem Amt bestätigt, mit einem starken
Bürgervotum“, sagte die Ministerpräsi-
dentin nach Angaben eines Regierungs-
sprechers am Donnerstag bei einem
Treffen der norddeutschen Landesregie-
rungen in Kiel.
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
nur die Polizei steht zum Schutz davor. Kunst war schon
immer politisch. Im Angesicht des Überfalls Russlands
auf die Ukraine jedoch umso mehr. Und es bleibt
die Frage: Darf man Kunst in Kriegszeiten eigentlich
genießen? Seite 9
Ukraine. Zu dem Paket sollen schwere
Artillerie und Drohnen gehören.
Der Kreml veröffentlichte am Donners-
tag Aufnahmen, auf denen der russische
Verteidigungsminister Sergej Schojgu Prä-
sident Wladimir Putin meldet, die seit
Wochen belagerte südostukrainische
Hafenstadt Mariupol sei „befreit“. Man
müsse nur noch „Überreste von Formie-
rungen von Nationalisten“ auf dem Gelän-
de des Stahlwerks Asowstal besiegen. Putin
befahl Schojgu aber, die Erstürmung, die
„unzweckmäßig“ sei, abzubrechen, um
„Leben und Gesundheit unserer Soldaten
und Offiziere zu schützen“, und stattdessen
das Gelände so zu blockieren, „dass keine
Fliege durchfliegen kann“. Serhij Wolyna,
der Kommandeur der 36. Brigade der
ukrainischen Marineinfanterie, die sich im
Allerdings gilt Wissler als belastet
wegen mutmaßlichen Fehlverhaltens
während ihrer Zeit als Vorsitzende der
Linksfraktion im Hessischen Landtag.
Damals war sie mit einem Mitarbeiter
der Fraktion liiert, dem nun sexuelle
Übergriffe vorgeworfen werden. Die
mutmaßlich von den Übergriffen betrof-
fene Frau hatte sich offenbar mehrmals
an Wissler gewandt. Doch gab Wissler
kürzlich an, nichts von sexueller Belästi-
gung und Machtmissbrauch gewusst zu
haben, die Betroffene habe sie „nicht
um Hilfe gebeten“. Auszüge einer
E-Mail der Betroffenen an Wissler
wecken aber Zweifel an der Aussage.
In der Partei hieß es, Wissler habe ihr
Privatleben aus der Auseinandersetzung
heraushalten wollen. Doch sei es fraglich,
Scholz wirbt bei
Franzosen für Macron
F.A.Z. FRANKFURT. Bundeskanzler
Olaf Scholz (SPD) sowie die sozialisti-
schen Ministerpräsidenten Spaniens und
Portugals, Pedro Sánchez und António
Costa, haben die Franzosen implizit zur
Wahl von Amtsinhaber Emmanuel
Macron aufgerufen. In einem am Don-
nerstag von der Zeitung „Le Monde“ ver-
öffentlichten Gastbeitrag sprachen sich
die Regierungschefs gegen die rechts-
populistische Kandidatin Marine Le Pen
aus. Macron geht nach dem Fernsehduell
mit Le Pen als Favorit in die Stichwahl
um die Präsidentschaft am Sonntag.
(Siehe Seite 5; Kommentar Seite 8.)
Foto Andrea Avezzù
Stahlwerk verschanzt hat, appellierte „an
das deutsche Volk“ sowie an den Bundes-
präsidenten, den Bundeskanzler und die
Bundesaußenministerin. „Mariupol ist
noch zu retten!“, schrieb Wolyna der F.A.Z.
Laut dem Bürgermeister der Stadt harren
in Mariupol immer noch mehr als 100 000
Menschen aus. Außenministerin Annalena
Baerbock (Grüne) mahnte bei ihrem
Besuch in Estland, die verbliebenen
Bewohner der Stadt zu evakuieren.
In der Großstadt Charkiw im Osten der
Ukraine kam es am Donnerstag laut dem
Bürgermeister zu „gewaltigen Explosio-
nen“ infolge russischen Beschusses. Wie
der Gouverneur des Oblasts Luhansk mit-
teilte, sollen mittlerweile 80 Prozent des
Luhansker Gebiets unter russischer Kon-
trolle stehen. (Siehe Seiten 2, 4 und 8.)
ob sie „ihrer Verantwortung als Dienst-
herrin“ gerecht geworden sei. Der hessi-
sche Landesverband stellte sich am Don-
nerstag hinter Wissler. Diese treffe „kein
Verschulden“, sagte der stellvertretende
Landesvorsitzende Michael Erhardt. Der
Landesvorsitzende Jan Schalauske ent-
schuldigte sich bei den Opfern sexueller
Übergriffe und bezeichnete das bisherige
Fehlen von Strukturen, an die sich Betrof-
fene sexueller Gewalt wenden konnten,
als „Fehler“. Die Führung der Landespar-
tei will eine unabhängige Vertrauens-
gruppe benennen. Der Bundesvorstand
beschloss die Einrichtung einer „unab-
hängigen Beratungsstruktur“, in der Frau-
en „aus feministischer Antigewaltarbeit“
und erfahrene Anwältinnen tätig sein sol-
len. (Siehe Seite 3; Kommentar Seite 8.)
Zinsen im Euroraum
könnten im Juli steigen
sibi. FRANKFURT. Aus der Europäi-
schen Zentralbank (EZB) mehren sich
die Signale, dass die Leitzinsen im Euro-
raum schon im Juli und nicht erst im
Herbst steigen könnten. Das hat am Don-
nerstag den Wechselkurs des Euros
gegenüber dem Dollar hochgetrieben
und die Zinsen an den europäischen
Anleihemärkten steigen lassen. Nach
Bundesbankpräsident Joachim Nagel
hatte auch der Vizepräsident der EZB,
Luis de Guindos, einen ersten Zinsschritt
im Juli für möglich erklärt. Schon zuvor
sollen die Käufe neuer Anleihen auslau-
fen. (Siehe Wirtschaft, Seite 15.)
3,20 € D 2954 A
Putins Narrativ
Von Nikolas Busse
P
utin sagt, die Eroberung des
Stahlwerks in Mariupol sei
„unzweckmäßig“. In Wahrheit
ist sie für die russischen Kräfte
unerreichbar, aber das kann die
Kremlpropaganda nicht zugeben.
Putins Befehl, von der großen Indus-
trieanlage abzulassen, ist wieder ein
Eingeständnis des Scheiterns. Trotz
brutaler Kriegführung und materiel-
ler Überlegenheit ist es der russi-
schen Seite nicht gelungen, die ukrai-
nischen Verteidiger von Asowstal zu
schlagen. Deshalb gibt sich Putin mit
einem Teilsieg zufrieden: Er erklärt
die Stadt ansonsten für erobert und
will die verbliebenen Kämpfer offen-
bar durch Einschluss neutralisieren.
Es ist nicht gewiss, ob das reicht,
um die strategisch wichtige Hafen-
stadt dauerhaft unter russische Kon-
trolle zu bringen. Aber der Vorgang
zeigt zweierlei: Putin achtet stärker
auf seine Kosten, als es die aggressi-
ve Rhetorik des Kremls oft nahelegt.
Und er nutzt weiter den Vorteil, dass
er das heimische Narrativ kontrol-
liert. Es gibt keine freie Presse mehr
in Russland, deshalb kann er fast
Hochwasser-Demenz
Von Reiner Burger
S
ozialdemokraten und Grüne
kämen ihrer Oppositions-
pflicht nicht nach, wenn sie
sich diese Chance entgehen ließen:
Drei Wochen vor der nordrhein-
westfälischen Landtagswahl soll es
an diesem Freitag im Flutuntersu-
chungsausschuss zum alles entschei-
denden Zusammentreffen kommen.
Monatelang war es der Opposition
wegen der Komplexität der Materie
nicht gelungen, aus ihrer nur unwe-
sentlich überzogenen Kritik am
Hochwasserkrisenmanagement der
schwarz-gelben Landesregierung im
vergangenen Sommer politisches
Kapital zu schlagen. Ende Februar
aber machte ihnen Umweltministe-
rin Ursula Heinen-Esser (CDU) ein
Wahlkampfgeschenk. Bei ihrer ers-
ten Vernehmung im Untersuchungs-
ausschuss kam heraus, dass sie schon
kurz nach der Katastrophe mit 49
Toten allein in NRW wieder zu ihrem
Zweitwohnsitz auf Mallorca zurück-
geflogen war.
Anstatt die Sache rasch und trans-
parent darzulegen, lavierte die Minis-
terin, verhedderte sich in wechseln-
den Rechtfertigungsversuchen und
Widersprüchen. Als dann Anfang
April bekannt wurde, dass auch noch
zwei Minister-Kollegen für ein
Wochenende auf die Baleareninsel
geflogen waren, um dort den
Geburtstag von Heinen-Essers Ehe-
mann zu feiern, zog Ministerpräsi-
dent Hendrik Wüst (CDU) die Not-
bremse: Die Umweltministerin muss-
te gehen. Für die Opposition ist es
seither nicht schwer, die Sache am
Schwelen zu halten.
Am Freitag soll Heinen-Esser ein
zweites Mal im Ausschuss aussagen.
Doch im Mittelpunkt wird nach dem
Willen der Opposition nicht die ehe-
malige Ministerin stehen, sondern
Ministerpräsident Wüst, auch wenn
er erst seit Oktober im Amt ist und
obwohl nicht er als Zeuge geladen ist,
sondern sein Staatskanzleichef
Nathanael Liminski. Der soll vor
allem darlegen, ob Wüst schon Ende
März oder erst Anfang April von der
balearischen Geburtstagsrunde
erfuhr. Es geht also um die Frage, ob
die drei Minister ihren neuen Chef
monatelang im Dunkeln ließen, seit
wann genau Wüst von der Fiesta mal-
lorquina wusste und wie viele Tage er
dann womöglich schwieg. Das ist
kleinteilig. Aber im Kopf-an-Kopf-
Rennen mit SPD-Herausforderer
Thomas Kutschaty werden womög-
lich schon minimale Geländegewin-
ne den Ausschlag geben.
Derweil droht die umfassende Auf-
klärung der Juliflut auf der Strecke zu
bleiben. Denn es geht nicht nur
darum, dass es vor und während des
verheerenden Ereignisses gravieren-
de Probleme mit dem Informations-
fluss der Behörden und eine verhäng-
nisvolle Verkettung von Fehldeutun-
F. A. Z. im Internet: faz.net
jede militärische Lage in seinem Sin-
ne deuten. Im Augenblick geht es
ihm offenbar darum, auch unter
ungünstigen Bedingungen die Land-
brücke zur Krim zu schaffen, wozu
die Beherrschung Mariupols eine
wichtige Voraussetzung wäre. Paral-
lel zum Vorstoß im Donbass wäre ein
„Referendum“ zur Gründung einer
„Volksrepublik“ in Cherson ein wei-
terer Schritt, um russische Gelände-
gewinne zu konsolidieren.
Für die Ukraine ist das eine gefähr-
liche Entwicklung, denn es ist nicht
zu erwarten, dass Putin eroberte
Gebiete je wieder herausgibt. In
Washington reagiert man darauf tat-
kräftiger als in Berlin, wie das neue
Paket mit Militärhilfe für Kiew zeigt.
Es ist richtig, dass die Bundesregie-
rung auf die Bedürfnisse der Bundes-
wehr achtet und auf die schnelle Ein-
setzbarkeit von geliefertem Gerät.
Ein Ringtausch schwerer Waffen mit
osteuropäischen Verbündeten, wie
ihn Lambrecht ankündigte, wäre ein
sinnvoller Kompromiss. Das sollte
nun aber rasch geschehen, Deutsch-
land hat zu lange gezögert.
gen gab. Politisch verantwortlich
dafür war Heinen-Esser, was ein viel
triftigerer Rücktrittsgrund gewesen
wäre als ihr Mallorca-Aufenthalt. Es
geht auch um die konsequente Auf-
arbeitung längerfristiger, legislatur-
übergreifender Versäumnisse.
Spätestens seit der sächsischen
Augustflut 2002 hätte das gefährliche
Szenario den Verantwortlichen in
allen anderen Ländern bewusst sein
müssen – ein Tiefdruckgebiet setzt
sich hartnäckig fest, es kommt zu
tagelangem Starkregen über einem
großen Einzugsbereich von Flüssen
und Bächen mit steilen Hängen und
gesättigten Böden. Ähnliche Sturz-
fluten gab es später auch anderen-
orts. Wegen des fortschreitenden Kli-
mawandels war es nur eine Frage der
Welche Koalition auch
immer NRW bald regiert:
Beim Katastrophenschutz
gibt es viel zu tun.
Zeit, bis es auch in Nordrhein-West-
falen passieren würde.
Doch gleich, ob in Düsseldorf Rot-
Grün regierte oder Schwarz-Gelb,
der Hochwasserschutz wurde konse-
quent stiefmütterlich behandelt.
Anders als in anderen Ländern exis-
tiert bis heute nur für eine Handvoll
der mehr als 430 Risikoflüsse und
-bäche ein Prognosesystem. Wann es
in NRW endlich eine zentrale Hoch-
wasserwarnzentrale gibt, steht in den
Sternen. Grotesk mutet an, dass das
2016 in Kraft getretene Katastro-
phenschutzgesetz dem Land selbst
für großflächige Ereignisse keine
Führungsrolle zuweist – obwohl
Sachverständige in der Parlaments-
anhörung genau darum gebeten hat-
ten. Auch das erklärt, warum die
Behörden während der Juliflut im
Blindflug unterwegs waren.
So verständlich es ist, dass die
Opposition „Mallorca-Gate“ für sich
nutzen will, so groß ist die Gefahr,
dass durch boulevardtaugliche
Fokussierung einem Phänomen Vor-
schub geleistet wird, das Fachleute
Hochwasser-Demenz nennen: Nach
einem halben Jahr ist auch bei den
Behörden vieles schon vergessen,
nach einem Jahr dann das meiste.
Das muss diesmal anders sein. Egal
welche Koalition nach dem 15. Mai
in Nordrhein-Westfalen zustande
kommt, sie hat viel zu tun. Es muss
endlich ein landesweites Krisenreak-
tionszentrum geben und ein landes-
weites digitales Lagebild. Es geht
nicht nur um Hochwasser, sondern
auch um Cyberangriffe, Blackouts,
um alle denkbaren Krisen. In Zeiten
des Klimawandels und des Krieges
braucht NRW endlich einen Katas-
trophenschutz aus einem Guss.
SE ITE 2 · F REI TAG, 2 2 . A P R I L 2 0 2 2 · NR . 9 3 FPM Politik FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG

Ein Sieg für Putin Slowenien

liefert Panzer
soll es sein Deutschland füllt
Lücke mit Marder
elo. BERLIN. Die Bundesregierung
Die Propaganda lässt vermuten, dass der intensiviert ihre Bemühungen, der
Ukraine zu weiterem militärischen
Kreml Pseudoreferenden in frisch besetzten Material zu verhelfen. So wird Slowe-
nien eine größere Zahl von seinen
Gebieten der Ukraine vorbereitet. T-72-Kampfpanzern an die Ukraine
übergeben. Um die Lücke zu füllen,
Von Friedrich Schmidt soll Slowenien Schützenpanzer vom
Typ Marder aus deutscher Produk-
tion erhalten. Das wurde der F.A.Z.

N
ur noch zweieinhalb Wochen
sind es bis zum „Tag des Sie-
ges“ von 1945, der in Russland
auch in diesem Jahr groß gefei-
ert werden soll. Schon länger verbreiten
westliche Geheimdienste, Präsident Wla-
dimir Putin wolle den Russen bis dahin
einen substanziellen Erfolg im „militäri-
sche Spezialoperation“ genannten Krieg
gegen die Ukraine vorweisen. Dafür
könnte der Kreml das südukrainische
Cherson ausgewählt haben. Die Stadt hat-
te vor dem Krieg knapp 290 000 Einwoh-
ner und ist bis heute die einzige ukraini-
sche Gebietshauptstadt, die russische
Truppen seit dem Überfall Ende Februar
neu erobern konnten.
Wer dieser Tage den russischen Staats-
sender NTV einschaltet, sieht aus dem
schon Anfang März eroberten Cherson
Bilder, die an die Besetzung der Halbinsel
Krim und an die Ausrufung der „Volksre-
publiken“ von Donezk und Luhansk vor
acht Jahren erinnern. Der Tenor der
Berichte ist, dass sich nach Wirren, an
denen ausschließlich Ukrainer schuld sei-
en, allmählich eine neue, russische Ord-
nung einstelle. So heißt es, Verkäufer auf
den Märkten von Cherson stellten sich
darauf ein, Produkte nicht mehr gegen
ukrainische Hrywnja, sondern gegen rus-
sische Rubel zu verkaufen. Die russischen
Soldaten hätten „Hoffnung“ gebracht,
sagt der Sprecher. Zitiert wird ein Vertre-
ter einer „militärisch-zivilen Verwaltung
des Chersoner Gebiets“, die offenbar die
ukrainischen Behörden ablösen soll. Der
Mann freut sich in die Kamera, dass jetzt
wieder Verbindungen auf die Krim und
nach Russland geknüpft würden. Gezeigt
wird am Ende eines Beitrags eine rote
Flagge der Sowjetunion: Russische Natio-
nalgardisten hätten das „Banner des Sie-
ges“ von 1945 über der Stadt gehisst.
Solche Berichte nennt man „informa-
tionelle Vorbereitung“; sie lassen vermu-
ten, dass zutreffen könnte, was Kiew
befürchtet: Die Besatzer sollen in den
besetzten Teilen der Gebiete von Cherson
und auch von Mykolajiw (das selbst wei-
halten, der als unfehlbar zu erscheinen
hat. Das macht das Video, das der Kreml
am Donnerstagmorgen veröffentlichte,
umso bemerkenswerter. Es zeigt Putin,
der im Kreml seinen Verteidigungsminis-
ter empfängt. Sergej Schojgu, der selbst
nach dreiwöchiger Absenz erst am Diens-
tag wieder öffentlich aufgetreten war,
berichtet Putin darin zunächst, Mariupol,
die seit Wochen belagerte südostukraini-
sche Hafenstadt, sei „befreit“ worden.
Man brauche nur noch „drei, vier Tage“,
um die verbliebenen ukrainischen Kräfte
in der Stadt zu besiegen, die sich auf dem
Gelände des Stahlwerks Asowstal ver-
schanzt hätten. „Ich halte den vorgeschla-
genen Sturm des Industriegebiets für
unzweckmäßig“, antwortet Putin jedoch.
„Ich befehle, ihn abzusagen.“
Tatsächlich dürfte die Erstürmung des
weitläufigen Geländes, auf dem auch zahl-
reiche Zivilisten Zuflucht gesucht haben
sollen, auch unter den russischen Angrei-
fern viele Opfer fordern. Daher hatten ein
Vertreter der Donezker „Volksmiliz“ (die
nach der russischen Propaganda die
„Befreiung“ des ganzen Donezker Gebiets
anführt) und ein Reporter des Staatsfern-
sehens vor Kurzem angeregt, die ukraini-
schen Verteidiger mit Chemiewaffen „aus-
zuräuchern“. Putin sagte nun, es gelte,
„Leben und Gesundheit unserer Soldaten
und Offiziere zu schützen. Man braucht
nicht in diese Katakomben hinabzusteigen
und dort unter der Erde unter diesen
Industrieobjekten herumzukriechen. Blo-
ckieren Sie dieses Industriegebiet so, dass
keine Fliege durchfliegen kann.“
Das bedeute nicht, dass die Angreifer
wirklich auf eine Erstürmung des Stahl-
werks verzichteten, hob Leonid Wolkow,
ein Mitstreiter des inhaftierten russischen
Oppositionsführers Alexej Nawalnyj, her-
vor. Wichtig sei, dass Putins Präsidialver-
waltung aufgrund von (geheim gehalte-
nen) Meinungsumfragen zum Schluss
gekommen sei, Putin müsse als „Friedens-
stifter“ verkauft werden und nicht als
„Falke“, um „politisch zu punkten“. Somit
zeige die öffentliche Ankündigung, auf
Als „Friedensstifter“ inszeniert: Putin am Donnerstag mit Verteidigungsminister Schojgu
Kräfte angeordnet. „Er sagte das, was die
Leute hören wollten“, so Wolkow.
Putin lässt seit Langem das Bild der
Russen als eines „Siegervolkes“ prägen.
Der Sieg von 1945 nimmt darin eine
Schlüsselstellung ein; Verfechter einer
Eigenständigkeit der Ukraine werden als
Wiedergänger der deutschen Nationalso-
zialisten dargestellt. Nicht in Putins Bild
passt, dass neben Zigtausenden anderen
Ukrainern auch Holocaust-Überlebende
getötet werden. Im März kam der 96 Jah-
re alte Boris Romantschenko, der mehre-
re Konzentrationslager überlebte, bei
den Angriffen auf Charkiw ums Leben;
Anfang April starb, wie erst jetzt
bekannt wurde, die 91 Jahre alte Wanda
Objedkowa in Mariupol. Die Jüdin hatte
im Alter von zehn Jahren die deutsche
Besatzung und den Massenmord an den
Juden ihrer Heimatstadt überlebt, indem
sie sich in einem Keller versteckte. „81
Jahre später starb sie, als sie sich in
einem Keller derselben Stadt vor den
Russen versteckte, als ein Opfer des
schrecklichen Krieges“, teilte das
Museum Auschwitz-Birkenau mit.
womöglich vor dem Hintergrund, dass
dieses Bild jüngst angesichts des Endes
des nach ukrainischem Beschuss unterge-
gangenen Raketenkreuzers Moskwa mit
vermutlich Dutzenden getöteten Soldaten
und Wehrdienstleistenden neue Kratzer
bekommen hat. Putin sagte, alle Soldaten,
die an der „Befreiung Mariupols“ mitge-
wirkt hätten, seien „Helden“, wies Schoj-
gu an, reichlich Orden zu verleihen,
befahl, Verwundete und Hinterbliebene
von Gefallenen zu unterstützen sowie
über „zusätzliche Unterstützungsmaß-
nahmen nachzudenken“.
Das amerikanische Nachrichtenportal
Bloomberg berichtete nun, Putin sei ent-
schlossen, den Krieg fortzusetzen, trotz
der hohen Verluste Russlands und der bei-
spiellosen Wirtschaftssanktionen des
Westens. In dem ohne Autorenangaben
verfassten Bericht hieß es unter Berufung
auf anonyme Quellen in der russischen
Führung (beide Vorsichtsmaßnahmen
sind inzwischen in Moskau geboten), dort
wachse die Zahl derjenigen, die im Stillen
und voller Angst vor Repressionen Putins
Krieg kritisierten. Die „Insider“ sähen
Foto Russian Presidential Press Office/AFP
Beginn der Invasion, so Bloomberg, habe
sich Putins Kreis von Beratern und Kon-
takten „von der begrenzten Gruppe von
Hardlinern, die er zuvor regelmäßig kon-
sultierte, weiter verringert“. Die Kriegs-
entscheidung traf Putin demnach zusam-
men „mit nur einer Handvoll Falken“,
darunter Verteidigungsminister Schojgu,
Generalstabschef Valerij Gerassimow und
der Sekretär des Nationalen Sicherheits-
rats, Nikolaj Patruschew. Der Bericht
erhärtet das Bild eines abgeschotteten, in
seiner eigenen Welt lebenden Herrschers,
der, so Bloombergs Quellen, davon über-
zeugt bleibe, dass „die Russen bereit sind,
Jahre des Opferns für seine Vision natio-
naler Größe auszuhalten“.
Am zufriedensten wirkt Putin auf Bil-
dern wie denen, die der Kreml am Mitt-
wochabend veröffentlichte. Sie sollen den
ersten Start von Sarmat zeigen, einer bal-
listischen Interkontinentalrakete, die
Putin schon vor vier Jahren als Nachfolge-
rin einer von der NATO als „Satan“
bezeichneten Rakete vorgestellt hatte.
Die Fertigstellung verzögerte sich aber.
Sarmat soll nun übungshalber im nord-
aus Regierungskreisen bestätigt. Es
geht um 30 bis 40 T-72-Panzer. Diese
stammen aus russischer Produktion.
Die Deutsche Presse-Agentur melde-
te, dass zur Kompensation auch deut-
sche Radpanzer vom Typ Fuchs
gehören sollen. Dem Bericht zufolge
will Slowenien auch deutsche
Kampfpanzer vom Typ Leopard 2,
Radpanzer Boxer und Schützenpan-
zer Puma haben. Dass entsprechende
Lieferungen geplant seien, wurde der
F.A.Z. nicht bestätigt.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
hatte am Dienstag dieses als Back-
loading bezeichnete Verfahren ange-
kündigt. Es hat den Vorteil, dass die
im Umgang mit dem T-72 erfahrenen
ukrainischen Soldaten die Panzer
sofort einsetzen können ohne lange
Zusatzausbildung. Bis die Marder an
Slowenien geliefert werden, könnten
mehrere Monate vergehen.
Verteidigungsministerin Christine
Lambrecht (SPD) rechtfertigte am
Donnerstag, dass Berlin keine
eigenen schweren Waffen wie Pan-
zer an die Ukraine liefert. Die ein-
zelnen Länder hätten „unterschiedli-
che Möglichkeiten“, Schützenpanzer
und andere Panzer abzugeben, sagte
sie im Fernsehsender RTL. Gefragt,
wann die Ukraine die Panzer aus
Slowenien erhalten solle, sprach sie
von den „nächsten Tagen“. Sie
bekräftigte, dass Deutschland nur
begrenzte Möglichkeiten habe, eige-
ne Waffen abzugeben. „Die Bundes-
wehr ist in einer Situation, in der sie
leider keine Waffen abgeben kann,
wenn ich die Landes- und Bündnis-
verteidigung gewährleisten will.“
Dazu sei man auch den NATO-Part-
nern gegenüber verpflichtet. Die
Bundeswehr sei „ganz auf Kante
genäht“, äußerte Lambrecht.
Die Verteidigungsministerin bestä-
tigte Berichte, dass Deutschland ukrai-
nische Soldaten im Umgang mit der
Panzerhaubitze 2000 ausbilden will.
Solche Haubitzen sollen von den Nie-

terhin unter ukrainischer Kontrolle steht)
für Anfang Mai Pseudoreferenden über
die Ausrufung von „Volksrepubliken“ und
den Anschluss an Russland vorbereiten.
Muster dafür sind Abstimmungen, die
2014 auf der Krim und in den „Volksre-
publiken“ im Donbass stattfanden. Kiew
berichtet auch, dass die Besatzer die
Zufahrtswege nach Cherson weiträumig
verminten. Das würde dafür sprechen,
dass es ihnen darum geht, die Eroberun-
gen abzusichern.
Ukrainische Berichte aus Cherson, des-
sen Bewohner trotz großer Gefahren
immer wieder mit blau-gelben Fahnen auf
die Straßen gegangen sind, sprechen
gegen die Darstellung eines freudigen
Übertritts unter Moskauer Herrschaft. In
Cherson fehlten überlebenswichtige
Medikamenten wie Insulin, ferner Wurst
und Milch, heißt es. Die Preise für andere
Grundnahrungsmittel seien um das Drei-
bis Vierfache gestiegen, für Benzin müsse
man zwei Tage anstehen. Bewohner
berichteten über „brutalen Umgang, Prü-
gel, Entführungen, Vergewaltigungen von
Frauen und Mädchen“, sagte Gennadij
Laguta, der Leiter der (regulären) Cherso-
ner Militärverwaltung. Das müssten die
Ermittler alles untersuchen, sagte Laguta,
alle Schuldigen müssten bestraft werden.
Doch solche Nachrichten dringen nicht zu
den Russen vor und werden – wenn über-
haupt – als „Fakes“ und „Provokation“
zurückgewiesen.
Seit dem Überfall am 24. Februar hatte
Putin in seiner Eigenschaft als militäri-
scher Oberbefehlshaber öffentlich keine
operativen Befehle erteilt. Es kam dem
russischen Verteidigungsministerium zu,
die nach den gescheiterten, opferreichen
Angriffen auf Kiew und andere Städte im
Norden der Ukraine verkündete Konzen-
trierung der „Spezialoperation“ auf eine
„Befreiung“ der „Volksrepubliken“ im
Osten des Nachbarlands zu erklären. Dass
Putin sich heraushielt, dürfte in dem
Bestreben erfolgt sein, jeden Anflug des
Scheiterns von dem Präsidenten fernzu-
die Erstürmung von Asowstal zu verzich-
ten, dass der Krieg nicht von der großen
Masse der russischen Bevölkerung unter-
stützt werde, wie es das Regime behaup-
tet. Im zu Beginn 2015 für wenige Monate
angekündigten Syrien-Kriegseinsatz, der
sich als wenig populär erwies, hatte Putin
mehrfach (Teil-)Abzüge der russischen
„Gewaltige Explosionen“ in Charkiw – Sánchez und Frederiksen in Kiew
Im Zuge der russischen Militäroffensive
in der Ukraine ist es abermals zum
Beschuss verschiedener Städte und Dör-
fer im Ostteil des Landes gekommen. In
Charkiw, der zweitgrößten Stadt der
Ukraine, sprach Bürgermeister Ihor
Terechow am Donnerstag von „gewalti-
gen Explosionen“. Lokalen Medienbe-
richten zufolge wurden zwei Markthal-
len zerstört. In der Nacht auf Donners-
tag soll auch ein Wohngebiet beschos-
sen worden sein. Rund 30 Prozent der zu
Friedenszeiten rund 1,5 Millionen Ein-
wohner der Stadt sind laut dem Bürger-
meister mittlerweile in Sicherheit
gebracht worden – vor allem Frauen,
Kinder und ältere Menschen.
In der südukrainischen Großstadt
Saporischschja vermeldeten die örtli-
chen Behörden am Donnerstagnach-
mittag zwei Raketeneinschläge. Todes-
opfer wurden zunächst nicht vermel-
det. Russischen Beschuss meldete in
der Nacht auf Donnerstag auch die
ebenfalls in der Südukraine gelegene
Großstadt Mykolajiw. Dabei wurde
nach offiziellen Angaben eine Person
getötet. Zu Beschuss soll es laut ukrai-
nischen Medien ebenso an verschiede-
nen Orten entlang der Demarkationsli-
nie zwischen dem ukrainisch und dem
russisch kontrollierten Teil des Oblasts
Donezk gekommen sein.
J
etzt geht es dem Kreml darum,
Putin mit einem „Erfolg“ in Mariu-
pol zu verbinden. Dass so einer in
der Stadt erzielt worden sei, hob
der Präsident im Gespräch mit Schojgu
wiederholt hervor. Er war zudem
bestrebt, sich als Kümmerer zu geben –
Der ukrainische Präsidentenberater
Olexij Arestowytsch erklärte am Don-
nerstag, die russischen Truppen hätten in
den 24 Stunden zuvor keine Geländege-
Kiew UKRAINE
Von russischen Truppen
eroberte Gebiete
Russische Angriffe
UKRAINE
Region Donbass
Von Russland kontrollierte
Gebiete („Volksrepubliken“)
vor Beginn der Kämpfe
Selenodolsk
Mykolajiw
Odessa
Cherson
(russisch besetzt)
Schwarzes
Meer
keine Anzeichen dafür, dass Putin bereit westlichen Gebiet Archangelsk gestartet derlanden an die Ukraine geliefert
sei, die Invasion abzukürzen oder ernstli- und auf der fernöstlichen Halbinsel Kamt- werden. Das könne Deutschland selbst
che Zugeständnisse zu machen, um eine schatka in Russlands Fernem Osten nie- nicht tun, da die „Bundeswehr nicht so
Waffenruhe zu erreichen. dergegangen sein. Putin schwärmte, Sar- ausgestattet“ sei. Dem Vernehmen
Geschäftsleute wie der Rohstoffmagnat mat sei „einzigartig“ in der Welt, gegen nach könnte Deutschland Munition für
Oleg Deripaska oder jüngst der Bankier das System helfe keine Raketenabwehr, es die Haubitze 2000 bereitstellen.
Oleg Tinkow äußern verhaltene Kritik am solle „jene zum Umdenken zwingen“, die Der Vorsitzende des SPD-Lan-
Kreml. Dies dürfte wenig bewirken: Seit Russland bedrohen wollten. desverbands Thüringen, Georg
Maier, sprach sich am Donnerstag
dafür aus, der Ukraine auch schwe-
re Waffen aus deutschen Beständen
zu geben. Er forderte, solche Waf-
fen zu liefern oder zu finanzieren,
die „am effektivsten“ seien. Der
„Thüringer Allgemeinen Zeitung“
sagte Maier: „Aber auch Schützen-
winne an den Hauptfronten gemacht. Wie Luhansker Gebiets unter russischer Kon- panzer wie den Marder sollten wir
der Gouverneur des Oblasts Luhansk, trolle stehen. In der Stadt Sjewjerodonezk zur Verfügung stellen, direkt von
Serhij Hajdaj, am Mittwochabend mitteil- ist laut Hajdaj kein einziges heiles Pro- der Bundeswehr.“
te, sollen mittlerweile aber 80 Prozent des viantlager übrig geblieben. Der SPD-Vorsitzende Lars Kling-
In Kiew sind am Donnerstag die Regie- beil verteidigte Scholz gegen Kritik
rungschefs Dänemarks und Spaniens, wegen mangelnder Führungsstärke,
Derhatschi RUSSLAND Mette Frederiksen und Pedro Sánchez, die auch aus den Reihen der Ampel-
mit ukrainischen Regierungsvertretern koalition kommt. „Es ist richtig,
Charkiw und mit Präsident Wolodymyr Selenskyj dass wir in dieser jetzigen Situation
zusammengetroffen. Sie zeigten sich bei einen Bundeskanzler haben, der mit
Poltawa Isjum
einem gemeinsamen Besuch im Kiewer Bedacht führt, der überlegt führt,
Rubischne Vorort Borodjanka erschüttert über die der Sachen auch vom Ende her
Losowa
Lyman Nowo- zuvor verübten Gräueltaten der russi- denkt, der sich abstimmt mit inter-
D ni Dnipro Kramatorsk
druschesk schen Invasoren. „Das sind auch sehr, sehr nationalen Partnern.“ Deutschland
pro brutale Übergriffe gegen eine Zivilbevöl- habe in den vorigen Wochen Liefe-
Popasna Luhansk
Awdijiwka kerung, die niemandem etwas getan hat rungen an die Ukraine hinsichtlich
Saporischschja Marinka und nur den Wunsch hat, ein friedliches Qualität und Quantität deutlich
Donezk Leben zu führen, wie wir anderen es tun“, erhöht. „Wir sehen, wie Russland
n sagte Frederiksen. Sánchez sagte, er sei gerade die Art der Kriegsführung
Do „bewegt“, nachdem er die „Schrecken von verändert. Da müssen wir auch die
Putins Krieg“ selbst gesehen habe. Frage der Waffenlieferungen anpas-
Melitopol Mariupol Rostow Frederiksen stellte der Ukraine bei dem sen“, sagte Klingbeil im ZDF.
am Don
Melitopol Besuch weitere Militärhilfe in der Höhe Außenministerin Annalena Baer-
von umgerechnet fast 83 Millionen Euro bock (Grüne) nannte die Lage im
Asowsches in Aussicht. Damit belaufe sich die däni- ukrainischen Mariupol „kaum zu
Meer sche Hilfe auf insgesamt 134 Millionen ertragen“. Bei einem Besuch in der
Euro. Sánchez kündigte die Verdoppelung estnischen Hauptstadt Tallinn sagte
Krim 200 km der spanischen Militärlieferungen an. Baerbock, in Mariupol erlebe die
Nach Angaben von Sánchez sind 200 Ton- Welt ein „Ausbluten, ein Aushun-
Stand: 21.4.2022, 16.00 Uhr nen Munition und anderes militärisches gern einer Stadt“. Das unterstrei-
Material, darunter 30 Lastwagen und 10 che, „mit welcher Brutalität“ Russ-
Quellen: liveuamap; ISW; eigene leichte Fahrzeuge, aus Spanien auf dem land den Krieg gegen die Ukraine
Recherche/ F.A.Z.-Karte fbr./sie.
Weg in einen polnischen Hafen. niz./hcr. führe.

| STIMMEN DER ANDEREN |

Ambitionen reduziert
Die polnische Zeitung „Dziennik Gazeta Prawna“
kommentiert die russische Offensive:
„Betrachtet man die Ziele, die sich die Russen in der
Region Charkiw, im Donbass und an der Küste des
Asowschen Meeres gesetzt haben, dann kann man
deutlich eine Reduzierung der Ambitionen des Kreml
erkennen. Nach 57 Tagen Krieg hat sich Putin für die
Umsetzung eines Szenarios entschieden, das bei op-
timistischen Annahmen irgendwelche Ergebnisse
bringt. Nur irgendwelche, denn bei der Operation
Osten ist die ganze Zeit nichts sicher. Der Donbass ist
momentan die am stärksten militarisierte Zone in der
Ukraine. Die dort stationierten Soldaten und Freiwil-
ligen sind seit 2014 kampferprobt. Sogar wenn man
ein pessimistisches Szenario zugrunde legt, nämlich
die Einnahme der Städte im Donbass und der Küste
des Asowschen Meeres, bleibt offen, ob die Russen in
der Lage sein werden, diese Region zu besetzen. Seit
Beginn des Separatismus im Donbass 2014 war Putin
keinmal in Donezk oder Luhansk. Jetzt will er den Os-
ten und Süden von der Ukraine abschneiden. Und ein
schwarzes Loch bauen, das er Noworossija nennt.
Dabei hat er auch die Chance, dass dieses schwarze
Loch ihn und sein Pappimperium verschlingt.“
Auch Plan B muss scheitern
„Dagens Nyheter“ (Stockholm) meint:
„Die ersten acht Wochen des Krieges haben für den
Kreml eine Reihe von Fehlschlägen gebracht. Trup-
pen sind seit dem Rückzug aus der Gegend rund um
Kiew in den Donbass verlegt worden, wo nun eine
neue Offensive eingeleitet worden ist. Es handelt
sich allem Anschein nach um Wladimir Putins Plan
B, nachdem Plan A komplett gescheitert ist. Putin
mag seine Strategie geändert haben, aber er hat nie
damit hinter dem Berg gehalten, dass das überge-
ordnete Ziel und der Zweck des Krieges sind, eine
russische Interessensphäre wiederherzustellen.
Daran hat sich kaum etwas geändert. Plan B muss
ebenfalls scheitern.“
Berlin isoliert
Zum Verhalten von Bundeskanzler Olaf Scholz
(SPD) schreibt „La Repubblica“ aus Rom:
„Vielleicht ist „scholzen“ ein Verwandter von „mer-
keln“, seinerzeit auf Angela Merkel gemünzt. Kurzum
ist es das Verb eines Deutschlands, das Europa beim
Gasembargo und bei der Lieferung von Waffen an die
Ukraine (. . .) zurückhält (. . .). Berlin ist immer isolier-
ter, während der Rest des Westens die Versorgung mit
schweren Fahrzeugen beschleunigt, um die Ukraine
nicht schutzlos in Phase zwei des Konflikts zu lassen,
der Phase auf offenem Feld, für die großkalibrige
Geschütze, gepanzerte Fahrzeuge und stärkere Waffen
benötigt werden. 30 Länder, angeführt von den USA,
helfen Kiew gerade mit Waffenlieferungen, darunter
Deutschland. (. . .) Aber Berlins Veto hinsichtlich
schwerer Waffen – entscheidend für die Verteidigung
des Donbass – entwickelt sich zu einer Affäre.“
TV-Duell zeigt Spaltung
Zur TV-Debatte der französischen Präsidentschafts-
kandidaten schreibt „Le Figaro“ (Paris):
„Emmanuel Macron zeigte wieder einmal eine klare
Überlegenheit in Wirtschaftsfragen (. . .), Marine Le
Pen konnte ihr technisches und rhetorisches Niveau
(. . .) zwar deutlich steigern. Dennoch gelang es ihr
nie, klar zu dominieren, den allgemeinen Eindruck
einer erworbenen und anhaltenden Legitimität
Macrons auf den Kopf zu stellen und die wiederholten
Angriffe des Staatschefs zu kontern. (. . .) Doch was
aus diesem teils aggressiven und stets interessanten
Gespräch hervorgeht, ist ein unaufhebbarer Gegen-
satz. Zwei Frankreiche standen sich gegenüber, und
ein drittes fühlte sich hinauskomplimentiert.“

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F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG Politik FR EITAG , 22. APR IL 2022 · NR . 9 3 · SE I T E 3

S
ie habe sich für die Linke unter die Autorität aufbauen können, die sie als
anderem wegen des Themas Vorsitzende gebraucht hätte, um sich mit
Antisexismus interessiert und ihren Reformvorstellungen durchzuset-
angenommen, die Partei sei zen. Ihr Versuch, die Linkspartei auf
ein „sicherer Raum“, sagt eine eine rot-grün-rote Regierungsperspekti-
junge Frau, deren Geschichte die Linke ve auszurichten, scheiterte. Das war
mit ins Wanken brachte. Denn in ihrem spätestens der Fall, als der Bundestag
Fall hat sich die Partei als das Gegenteil über den Rettungseinsatz der Bundes-
eines sicheren Raums herausgestellt. wehr in Afghanistan nach der Macht-
Nach einer Podiumsdiskussion habe ein übernahme der Taliban in Kabul
24 Jahre älteres, einflussreiches Partei- abstimmte. Hennig-Wellsow hatte dafür
mitglied des hessischen Landesverbands geworben, dass die Fraktion mit Ja stim-
sie angeschrieben. Einige Zeit danach, men sollte, auch eine kollektive Enthal-
bei einer Parteiveranstaltung, sei es spät tung hätte sie mitgetragen. Die Fraktion
geworden, es habe sich dann die Frage und die Partei folgten ihr nicht.

A
gestellt, wo sie übernachten könne.
Jemand habe vorgeschlagen: bei dem uch nach der schweren
Mann. Sie war damals 17, er 41. In der Wahlniederlage bei der
Partei hätten das viele gewusst, sagt die Bundestagswahl, die die
junge Frau der F.A.Z. „Die haben zwei Linkspartei auf 4,9 Prozent
Jahre lang nur zugeschaut.“ der Stimmen schrumpfen
Die beiden hatten laut der Zeitschrift ließ, konnte sie sich nicht mit ihrem
„Spiegel“ eine Affäre, der Mann soll sie Wunsch durchsetzen, den Bundesge-
gegen ihren Willen beim Sex gefilmt schäftsführer Jörg Schindler, der für den
haben und nachts gegen ihren Willen auf Wahlkampf verantwortlich war, zu erset-
ihrem Balkon eingestiegen sein. Dem zen. Zu den von ihr gewünschten Verände-
„Spiegel“ zufolge gibt es Vorwürfe gegen rungen kam es auch nicht in der Bundes-
weitere Mitglieder der Linken, und es gibt tagsfraktion. Zu Differenzen kam es auch
demnach unter anderem Fotos, E-Mails, mit der „Russland-Gruppe“ in der Frak-
eidesstattliche Versicherungen der Betrof- tion und Partei, die noch vor dem Angriff
fenen, die Hinweise auf mutmaßliche auf die Ukraine der Meinung war, dass
Grenzüberschreitungen, Machtmiss- alle, die Putin einen Krieg zutrauten, von
brauch und eine toxische Machokultur lie- der CIA bezahlte Agenten seien. Hinzu
fern. Ausgerechnet in der Linken, die sich kamen persönliche Momente – die Belas-
doch eigentlich als „feministisch“ bezeich- tung dadurch, dass sie durch ihre Arbeit
net. Seitdem hat die ohnehin darbende ihren Sohn wenig sehen konnte, der an
Partei ein Beben erfasst, von dem manche einem anderen Ort bei seinem Vater lebt.
sagen, es könnte die Linke vernichten. Der Sexismus-Skandal war der letzte Trop-
Intern wurde in den vergangenen Tagen Bleibt vorerst an der Parteispitze: Janine Wissler im Bundestagswahlkampf vergangenes Jahr im Karl-Liebknecht-Haus in Berlin Foto Jens Gyarmaty fen, der die Entscheidung auslöste, sich
heftig über den richtigen Umgang mit den nun vom Posten zurückzuziehen.

Auf taube Ohren gestoßen

Vorwürfen gestritten, vor allem zwischen Zur Aufarbeitung der bislang bekannt
der Parteijugend Solid und den etablierten gewordenen Verdachtsfälle will die Bun-
Genossinnen und Genossen. Laut Solid despartei nun externe Berater einsetzen.
gibt es mittlerweile rund 60 Fälle von Auch die schon bestehende „Vertrauens-
sexuellen Übergriffen, die Vorwürfe rei- gruppe“ des Bundesvorstands, an die sich
chen demnach von sexistischen Sprüchen Betroffene wenden können, soll ausge-
bis hin zu Vergewaltigungen, betroffen baut werden. Allerdings gab es zu der
sind fast alle Landesverbände und Ebenen Nachdem die Sexismus-Vorwürfe bekannt wurden, bebt es in der Linken. Vieles davon, heißt es, sei seit Gruppe auf der Website der Linken bis-
der Partei. Seit Bekanntwerden des Skan- lang kaum Informationen, nur eine
dals werden ältere männliche Parteimit- Langem bekannt – doch niemand habe gehandelt. Kritik gibt es auch an Janine Wissler, die mit einem der E-Mail-Adresse, an die man sich wenden
glieder öffentlich der Übergriffigkeit
beschuldigt, es gibt Verleumdungsklagen,
nun Beschuldigten liiert war. Doch die Parteiführungen im Bund und in Hessen stehen weiter zu ihr. kann. Manche in der Partei sagen, die
„Vertrauensgruppe“ sei alles andere als
Rücktrittsforderungen, Drohungen des vertrauenerweckend. Just jenes Gremium
Parteiausschlusses, und es gibt jene, die Von Julian Staib, Frankfurt, und Markus Wehner, Berlin soll nun aber auch nach dem Willen des
sagen: Das seien doch alles nur unbewie- hessischen Landesverbands die Vorfälle
sene Gerüchte. in Wiesbaden aufarbeiten.
Letzteres behauptete man offenbar bis Landesverband verharmloste das Problem ein, es sei ein „Fehler“ gewesen, dass der mutmaßlich Betroffene der sexuellen Rücktritt unter anderem deswegen, weil Im Landesverband gibt es drei Beschul-
zuletzt auch in Wiesbaden, dem Ausgangs- offenbar. So heißt es in einer E-Mail einer Landesverband über „keine Strukturen für Übergriffe mehrmals gewandt. der Umgang der Partei mit Sexismus in digte, alle streiten die Vorwürfe ab. Auch
punkt für das Beben. Im dortigen Kreisver- Vertreterin des Landesvorstands: Die Vor- die Aufarbeitung“ verfügt habe. Beide Wissler bestätigte die Kontakte kürz- den eigenen Reihen „eklatante Defizite“ andernorts steht oft Aussage gegen Aussa-
band der Linken wurde laut „Spiegel“ den würfe beruhten „vor allem auf Gerüchten, kündigen eine „umfassende Aufklärung“ lich. Doch wies sie in einer Erklärung den offengelegt habe. Der Rücktritt hat in der ge, zudem gehen manche Beschuldigte
Tätern kaum Einhalt geboten. Dort ist Weitersagen und unkonkreten Aussagen“, an, weiterhin die Einrichtung einer „Ver- Vorwurf, sie habe bereits vor November Partei viele überrascht, eigentlich unter gerichtlich gegen die Anschuldigungen
auch jener Mann Mitglied, mit dem die von „Rosenkrieg“ ist die Rede. trauensarbeitsgruppe“, Fortbildungsange- 2021 Kenntnis über Vorwürfe von sexuel- Druck steht schließlich Wissler. Deren vor. Derweil wächst die Zahl der mutmaß-
Betroffene eine Affäre gehabt haben soll. Eine Aufklärung der Vorwürfe durch bote, eine „Kultur des Hinschauens“. Die ler Belästigung und Machtmissbrauch Rolle, heißt es in der Partei, müsse „aufge- lichen Fälle; Sarah Dubiel, eine der Bun-
Es handelt sich um G., einen Referenten den derzeitigen Landesvorstand halte er Fraktion im Landtag wiederum will eigene gehabt, „entschieden zurück“; die Betrof- arbeitet werden“. desvorsitzenden von Solid, sagte am Don-
der Fraktion im Landtag. Ein sehr selbst- für „ausgeschlossen“, sagt ein junger „Awareness-Strukturen“ einrichten und in fene habe sie „nicht um Hilfe gebeten“. Für Hennig-Wellsow war die Sexismus- nerstag „Zeit Online“: „Ich kenne keine
bewusster, fachlich versierter Mitarbeiter, Mann, der ebenfalls angibt, sexuelle internen Fortbildungen das Thema „toxi- Doch ein vom „Spiegel“ veröffentlichter Affäre der letzte Anlass, das Handtuch zu Genossin, die noch nie sexistisch angegan-
der 2017 für die Linke für den Bundestag Übergriffe erfahren zu haben. Jan Schif- sche Männlichkeit“ in den Fokus stellen. Auszug der Kommunikation zwischen der werfen. Mit ihrer Ko-Vorsitzenden ist sie gen wurde.“ Auch Fälle mutmaßlicher

J
kandidierte. G. bestritt gegenüber dem fer, einer der Vorsitzenden von Solid, Betroffenen und Wissler vom August 2018 nie zu einem Team geworden. Beide gel- sexueller Übergriffe aus der Vergangen-
„Spiegel“ die Vorwürfe. Eine Bitte um spricht von einem „schockierenden ust an einer pikanten Stelle ver- weckt Zweifel an der Aussage. In der ten eher als Einzelkämpferinnen. Wäh- heit werden nun wieder ans Licht gezerrt.
Stellungnahme der F.A.Z. zu den Vorwür- Umgang“ des Landesverbands mit den spricht sich die Landesvorsitzen- E-Mail schrieb die Betroffene demnach an rend Hennig-Wellsow, die ehemalige Eis- Meist stehen Männer im Mittelpunkt,
fen ließ er zunächst unbeantwortet. G. Vorwürfen. Seit Wochen habe man ver- de Heimer am Donnerstag, als Wissler: Sie drehe „endgültig durch“, schnellläuferin, forsch und risikobereit deren „mackerhaftes Auftreten“, wie einer
wurde am Dienstag von der Fraktion frei- sucht, die Aufklärung voranzutreiben, sei sie angibt, seit wann der Landes- wenn der Beschuldigte „nochmal nachts ist, agiert Wissler stets äußerst vorsichtig. sagt, in der Partei seit Langem bekannt sei,
gestellt, sein Profil hat die Fraktion mitt- aber in Wiesbaden auf „taube Ohren“ vorstand über die Vorwürfe auf meinem Balkon steht und das roman- Im Fall ihres Ex-Freundes, der Fraktions- über deren sexistische Sprüche oder gar
lerweile von der Website gelöscht. gestoßen. „Das alles hat große Teile der Bescheid wisse. „Ende 2018“, sagt sie tisch nennt“. mitarbeiter ist, hat sie versucht, ihr Pri- unangebrachtes Anfassen aber stets hin-
Doch G. wurde offenbar lange gedeckt. Partei nicht gejuckt“, sagt er. „Den Leu- zunächst. Dann gesteht sie einen „freud- Auf eine Anfrage der F.A.Z., ob es aus vatleben möglichst zu schützen. Manche weggeschaut worden sei.
Ende 2021 machten mehrere junge Frauen ten ist nicht bewusst, wie groß das Prob- schen Versprecher“ ein und korrigiert ihrer Sicht kein Fall von sexueller Belästi- in der Linkspartei meinen, sie habe Es gibt Leute in der Linken, die das Kli-
Vorwürfe in sozialen Netzwerken öffent- lem tatsächlich ist.“ sich: „Ende November 2021.“ Tatsächlich gung und des Machtmissbrauchs ist, wenn dadurch aber ihre Verantwortung als ma jungen Frauen gegenüber als „gefähr-
lich, darunter die mutmaßlich Betroffene Am Donnerstag treten dann die Vorsit- hätte der Landesverband eventuell schon ein 24 Jahre älteres Parteimitglied ein jun- Dienstherrin nicht wahrgenommen. Die- lich“ bezeichnen. Für eine Partei, die sich
im Falle G. Die Partei machte erst spät zenden des hessischen Landesverbands im August 2018 zumindest über einen Teil ges weibliches Mitglied offenbar gegen ses Verhalten ihrer Ko-Vorsitzenden sei als feministisch begreift, ist das ein beson-
Gesprächsangebote, und zunächst wurde der Linken, Petra Heimer und Jan Scha- der Vorwürfe gegen G. informiert werden deren Willen nachts über deren Balkon in für Hennig-Wellsow unerträglich gewe- ders schweres Problem. Auf ihrer Website
ausgerechnet G. in den Umgang mit den lauske, in Frankfurt vor die Presse und können, und zwar vom einstigen Shoo- ihrer Wohnung heimsucht, und warum sen, heißt es in der Partei. Sie habe zudem schreibt die Linke zum Thema Gleichstel-
Vorwürfen eingebunden. Das zeigt ein geben sich reumütig: Dass es sexuelle tingstar der Linken in Hessen, der jetzi- Wissler nicht bereits zu diesem Zeitpunkt erkannt, dass der Sexismus-Vorwurf nicht lung, sie wolle die strukturelle Diskrimi-
internes Dokument des Wiesbadener Übergriffe in ihrer Partei gegeben habe, gen Bundesvorsitzenden Janine Wissler. tätig wurde und Parteigremien und Frak- nur den hessischen Landesverband treffe, nierung von Frauen aufheben und streite
Kreisverbands, aus dem der „Spiegel“ bedauere sie sehr, sagt Heimer und ent- Denn G. war zu dem Zeitpunkt, als er laut tion unterrichtete, ging Wissler nicht ein. sondern dass Sexismus in der Partei gera- für die „tatsächliche Herstellung der
zitiert und das der F.A.Z. vorliegt. Darin schuldigt sich bei den Opfern. Man wolle „Spiegel“ mit der zunächst Minderjähri- Wissler ist nun alleinige Vorsitzende der de von jüngeren Mitgliedern als beinahe Geschlechtergerechtigkeit in Politik und
heißt es: G. sage, „man müsse Beschuldi- „alles dafür tun“, dass so ein Verhalten gen eine Affäre hatte, auch mit Wissler Linken, die Ko-Vorsitzende Susanne Hen- allgegenwärtig empfunden wird. Hennig- Gesellschaft“, dabei wolle sie „mit gutem
gungen konkret zurückweisen“. Auch der nicht mehr vorkomme. Schalauske gesteht zusammen, und an diese hatte sich die nig-Wellsow erklärte am Mittwoch ihren Wellsow hat in der Partei jedenfalls nicht Beispiel“ vorangehen.

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An den Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP)

Auf Krieg folgt Hunger –

Ernährungssicherheit jetzt!
Sehr geehrter Herr Lindner,
811 Millionen Menschen leiden weltweit Hunger. Russlands Krieg in der Ukraine verschärft diese Hungers-
not massiv. Für einige afrikanische Länder brechen durch den Krieg bis zu 90 Prozent der Weizenimporte
weg. Hinzu kommen die extreme Dürre der vergangenen Jahre in Ostafrika, ungelöste Konflikte im Sahel
und die Auswirkungen der Pandemie. Von der anhaltenden Hungerkatastrophe sind auch Regionen in
V.i.S.d.P.: Felix Kolb, Campact e.V., Artilleriestr. 6, 27283 Verden/Aller, Grafik: zitrusblau.de

Asien betroffen. Vielen Menschen bleibt so nur die Flucht, wenn sie nicht verhungern wollen. Direkt
vor unseren Augen braut sich eine weitere Krise ungeheuren Ausmaßes zusammen.
Es ist unsere Verantwortung, Menschen in Not zu helfen und eine Ausweitung der Hungerkrise zu verhin-
dern! Der Krieg hat absehbare und weitgehende Folgen in den ärmsten Ländern der Welt. Darum fordern
wir Sie auf: Schauen Sie nicht weg! Stocken Sie im Ergänzungshaushalt die Mittel für Ernährungssicher-
heit und ländliche Entwicklung deutlich auf – damit in diesen unsteten Zeiten nicht noch mehr Menschen
Hunger leiden.

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SE ITE 4 · FREI TAG, 2 2 . A P R I L 2 0 2 2 · N R . 9 3 Politik FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG

CDU in Schleswig-Holstein liegt

in Umfrage deutlich vor SPD
Sozialdemokraten bei 20, Grüne bei 16 Prozent /
Günther möchte Jamaika-Koalition fortsetzen
alri./mawy. FRANKFURT/HAMBURG.
Gut zwei Wochen vor der Landtagswahl
in Schleswig-Holstein deutet sich ein kla-
rer Sieg für die CDU von Ministerpräsi-
dent Daniel Günther an. In einer am Don-
nerstag vom NDR veröffentlichten
Umfrage kam die Partei auf 38 Prozent
und damit noch einmal auf zwei Punkte
mehr als bei der vorherigen Umfrage von
Ende März. Weit abgeschlagen wären
demnach die SPD mit ihrem Spitzenkan-
didaten Thomas Losse-Müller mit 20 Pro-
zent und die Grünen mit ihrer Spitzen-
kandidatin, der Finanzministerin Monika
Heinold, mit 16 Prozent. Die CDU hatte
die Landtagswahl vor fünf Jahren überra-
schend gewonnen, und Günther war es
danach gelungen, mit Grünen und FDP
eine Jamaika-Koalition zu bilden. Die
Schon bald Vergangenheit: Das Kohlekraftwerk im Stadtteil Hannover-Stöcken soll bis 2026 ganz vom Netz gehen. Foto Picture Alliance Landtagswahl findet am 8. Mai statt.
Den Umfragen zufolge könnte Günther
Heinold und acht Prozent für Losse-Müller.
75 Prozent äußerten sich zufrieden mit der
bisherigen Landesregierung.
Auf die hohe Zustimmung der Bürgerin-
nen und Bürger verwies Günther auch im
ersten schleswig-holsteinischen Fernseh-
triell, das am Mittwochabend im Sender
RTL Nord ausgestrahlt wurde. Es sei ange-
sichts dieses Wertes nur natürlich wenn er
als Ministerpräsident sage, er würde gerne
„in Jamaika mit Grünen und FDP weiterre-
gieren“. Heinold kündigte an, sie werde
nach der Wahl mit allen Beteiligten spre-
chen. Es gebe keine „natürliche Koalition“
für die Grünen, auch wenn die SPD das
gerne so darstelle. Losse-Müller wiederum
bezeichnete die Grünen als „absoluten“
Wunschpartner. Man sei sich inhaltlich
sehr nahe. Die Debatte, die sich vor allem
um die Themen Energie, Wohnen und Ver-
kehr drehte, verlief weitgehend ruhig und

W Krieg und
künftig sogar allein mit den Grünen regie- sachlich. Lediglich bei der Frage der Kita-
ie in anderen Städten wer- den. Und wo die Fernwärme ausgebaut ren. Auch für ein Bündnis mit der FDP gebühren gerieten die Konkurrenten etwas
den auch in Hannover die wird, sollen langfristig auch die Gas- (neun Prozent) allein könnte es knapp rei- schärfer aneinander. Günther warf Losse-
meisten Wohnungen mit leitungen aus dem Boden verschwin- chen. Losse-Müller hingegen könnte dem- Müller vor, auf Plakaten Beitragsfreiheit zu
Erdgas beheizt. Zählt man den. „Wo die Fernwärme ist, wird das nach nicht einmal in einer Ampelkoalition versprechen, obwohl die SPD zunächst nur
noch die Wirtschaftsbetriebe hinzu, liegt Gasnetz schrittweise zurückgebaut“, mit Grünen und FDP zusammen eine Entlastungsmaßnahmen plane. Heinold

der Erdgasanteil bei der Wärmeversor-
gung nach Angaben des kommunalen
Versorgers Enercity gegenwärtig bei
rund 83 Prozent. Diesen Anteil will die
niedersächsische Landeshauptstadt dras-
tisch verringern. Insbesondere in den
Wohnvierteln rund um die Innenstadt,
wo der Anteil der Gasheizungen hoch
liegt, sollen künftig ganze Straßenzüge
mit einem gewagten Kraftakt auf grüne
Fernwärme umgestellt werden. Die Wär-
me käme dann aus Kraftwerken auf
Grundlage erneuerbarer Energien und
Wärmewende
sagt Zapreva. „Der Verzicht auf doppel- Mehrheit im Landtag bekommen. Bei einer sagte, wenn Losse-Müller Derartiges ver-
te Instandhaltung macht die Versorgung Direktwahl würden 62 Prozent der Befrag- sprechen könne, kenne er offenbar „eine
langfristig wirtschaftlicher.“ ten sich für Günther entscheiden, zehn für andere Kasse“ als sie als Finanzministerin.
Oberbürgermeister Onay und Ener-
city-Chefin Zapreva sind sich im Klaren
Ohne die Kommunen kommt Deutschland nicht
darüber, dass Hannovers Klimaschutz-
plan zeitlich und finanziell heraus-
Wichtiges in Kürze
fordernd ist. „Wir gehen hier in Hanno-
von russischer Energie los. Hannover setzt nun auf ver jetzt ins Risiko und in Vorleistung“, Schüsse bei Polizeieinsatz sorts Umwelt, Klima, Agrar, Mobilität und
sagt Onay, „wir brauchen dafür aber eine Verbraucherschutz sowie Justiz führen.
eine Pflicht zu grüner Fernwärme statt auf stärkere Unterstützung des Bundes“. Bei einem Polizeieinsatz in Boxberg im Magnus Jung wird Minister für Arbeit, So-
Gasheizungen. Ein Vorbild für andere Städte? Enercity muss allein 500 Millionen Euro
in die Ersatzanlagen für das Kohlekraft-
Main-Tauber-Kreis hat ein mutmaßli-
cher Reichsbürger auf SEK-Beamte
ziales, Frauen und Gesellschaft. dpa

würde über Rohre in die Wohnungen

geleitet. Hannovers Oberbürgermeister
Belit Onay spricht von einer wichtigen
Maßnahme für den Klimaschutz, da für
Wärme in Deutschland mehr fossile
Energieträger verbraucht werden als zur
Erzeugung von Strom. Durch den russi-
schen Überfall auf die Ukraine hat das
Vorhaben zusätzliche Aktualität erfah-
ren, denn jeder abmontierte Erdgasbren-
ner verringert Deutschlands Abhängig-
keit vom Kreml. „Wenn uns die städti-
sche Energiewende in Hannover gelingt,
kann das ein Vorbild für andere in
Deutschland werden“, sagt Onay.
An dem Vorhaben in der 500 000-Ein-
wohner-Stadt lässt sich aber auch zei-
gen, wie viele politische Hürden und
wirtschaftliche Ungewissheiten auf dem
Weg zu einer kommunalen Energiewen-
Von Reinhard Bingener, Hannover
dass der in Stöcken produzierte Strom
vorwiegend durch Windkraftanlagen er-
setzt werden soll, die ihr Unternehmen
deutschlandweit errichtet. Soweit han-
delt es sich um den Standardfall der
Energiewende. Herausfordernder ist,
rasch Ersatz für die Wärme aus Block 1
des Kohlekraftwerks in Stöcken zu orga-
nisieren. Zapreva setzt dabei auf einen
Mix aus neuen Quellen, die – zumindest
nach den behördlichen Maßstäben – als
erneuerbare Energien gelten: Die neue
Müllverbrennungsanlage ist schon fer-
tig, eine Anlage zur Verbrennung von
Klärschlamm befindet sich im Bau, für
eine Anlage zur Verbrennung von Alt-
Für etliche Quartiere will die Stadt die
Nutzung von Fernwärme vorschreiben.
Bis 2032 sollen Handwerker die Häuser
umrüsten – angesichts des Fachkräfte-
mangels ist allein das ein Kraftakt. Bei
Häusern mit Zentralheizung ist der
Aufwand für die Umrüstung überschau-
bar. Kompliziert wird es, wenn die Gas-
brenner bisher in jeder einzelnen Woh-
nung standen. Noch aufwendiger wird
es in Altbauten aus der Gründerzeit,
von denen Hannover entgegen seinem
Ruf recht viele hat. Und richtig haarig
gestaltet sich die Umstellung in Häu-
sern mit mehreren Wohnungseigen-
tümern, die sich nicht einig sind.
werk Hannover-Stöcken und 200 Millio-
nen Euro in den Ausbau des Fernwärme-
netzes investieren. Doch das geplante
Gesetz für „Effiziente Wärmenetze“ lie-
ge schon seit Monaten in Berlin herum,
kritisiert Onay und regt an, auch den
mühsam errungenen Kohlekompromiss
von 2020 noch einmal aufzuschnüren.
Die alte CDU-geführte Bundesregierung
hatte den deutschen Abbauregionen für
den Ausstieg bis 2038 rund 40 Milliarden
Euro zugesagt. Zu viel Geld für ein zu
spätes Datum, sagen Kritiker.
Auch Onay hält den Kohlekompro-
miss für überholt. „Die Braunkohleregio-
nen bekommen dadurch viel Geld. Aber
das ist zu kurz gedacht, denn der Aus-
stieg aus der Kohle betrifft eben nicht
nur die Abbauregionen, sondern auch
Städte wie Hannover. Das muss neu ver-
geschossen. Ein Polizist wurde verletzt,
wie eine Sprecherin mitteilte. Die
Durchsuchung des Gebäudes fand
wegen des Verdachts des illegalen Waf-
fenbesitzes statt. Sieben Personen wur-
den vorläufig festgenommen. dpa
Neues Kabinett im Saarland
Knapp vier Wochen nach der Landtags-
wahl im Saarland steht die neue Landes-
regierung. Die designierte Ministerprä-
sidentin Anke Rehlinger (SPD) gab am
Donnerstag die Mitglieder der künftigen
SPD-Alleinregierung bekannt: Jakob von
Weizsäcker wird Minister für Finanzen und
Wissenschaft. Der bisherige Staatssekretär
im Wirtschaftsministerium, Jürgen Barke,
wird Minister für Wirtschaft, Innovation,
Digitales und Energie. Christine Streichert-
Lindner hat Corona
Bundesfinanzminister Christian Lindner
(FDP) hat sich während seiner Reise in
den Vereinigten Staaten mit dem Corona-
virus infiziert und bleibt zunächst dort,
wie aus seinem Umfeld bekannt wurde. Er
sei in Quarantäne und werde am Wochen-
ende virtuell am Parteitag der Freien
Demokraten teilnehmen. Reuters
Ehrenmal beschmiert
Unbekannte haben das Ehrenmal zur
Erinnerung an die im Zweiten Welt-
krieg gefallenen Soldaten der Roten
Armee in Potsdam mit roter Farbe
beschmiert. Die Tat soll sich schon zwi-
schen Montagabend und Dienstagmit-
tag zugetragen haben, wie die Polizei

de liegen und dass dafür in das Leben
vieler Bürger eingegriffen werden muss.
Denn das mehr als 700 Millionen Euro
teure Vorhaben bedeutet nicht nur einen
Umstieg auf grüne Fernwärme. Im Kern
geht es um den Ausstieg aus der Kohle.
Eine Initiative namens „Hannover er-
neuerbar“ hatte dazu vor einiger Zeit ein
Bürgerbegehren auf den Weg gebracht.
Die Stadtpolitik ging auf diesen Wunsch
ein, noch bevor es zu einer Abstimmung
der Bevölkerung kam.
Mit einer großen Mehrheit von Links-
partei bis CDU stimmte der Rat der Lan-
deshauptstadt im vergangenen Sommer
dafür, den Kohleausstieg noch einmal
um vier Jahre auf das Jahr 2026 vorzu-
ziehen. Das bedeutet, dass das große
Kohlekraftwerk im Stadtteil Stöcken
schon bald stillgelegt werden muss:
Block 1 soll 2024 vom Netz gehen, Block
2 im Jahr 2026. Der Ausstieg aus der
Kohle liegt inzwischen auch im Interes-
se der beiden Großverbraucher in der
Nachbarschaft. Sowohl Volkswagen, das
in Stöcken den „Bulli“ fertigt, als auch
der in Hannover ansässige Automobil-
zulieferer Continental haben inzwi-
schen Interesse daran, ihre Produktion
klimaneutral zu gestalten. Von einem
weiteren Kohlekraftwerk in Mehrum
hatten sich die Stadtwerke schon im Jahr
2017 getrennt. Enercity hatte damit frü-
her als andere kommunale Versorger
mit dem Ausstieg aus der Kohle begon-
nen, von denen viele bis heute stark an
fossile Energieträger gebunden sind.
Die damit einhergehende Abhängig-
keit von Moskau wird durch die geplante
Stilllegung des Kohlekraftwerks in Han-
nover-Stöcken zumindest etwas verrin-
gert. Denn die Steinkohle, die dort ver-
feuert wird, stammt bisher überwiegend
aus Russland. Die Enercity-Vorstands-
vorsitzende Susanna Zapreva erläutert,
H
holz liegt eine Genehmigung vor. Hin-
zukommen sollen eine Großwärme-
pumpe und eine Biogasanlage. Der
Ersatz für Block 2 wird noch gesucht –
Zapreva setzt auf Wärmepumpen und
spricht derzeit mit großen Firmen, etwa
aus der Papier- oder Zementherstellung,
um deren Industrieabwärme zu nutzen.
„Diese Wärme geht derzeit in die Luft,
wir wollen sie künftig für die Fernwär-
me nutzen, deren Anteil wir deutlich
steigern werden.“
In Hannover fragen sich nun viele
Bürger, was all das für ihre Heizung be-
deutet. Zumal derzeit Monteure von
Enercity durch die Stadt ziehen und die
Gasheizungen vom niederländischen
und deutschen L-Gas auf das russische
und norwegische H-Gas umstellen – ei-
ne Maßnahme, die zwar schon länger
geplant war, aber nun wie aus der Zeit
gefallen wirkt. Der feste Plan des 2019
gewählten Oberbürgermeisters Onay ist
es, dass es künftig weniger Gasheizun-
gen geben soll. Bürger, die ein eigenes
Haus mit Gasheizung besitzen, könnten
viel Geld in die Hand nehmen und vom
immer teureren Gas auf eine Wärme-
pumpe umsteigen, die mit Hilfe von
Strom heizt. Die rund 8000 Ölheizungen
in der Stadt sollen bald komplett ersetzt
werden. „Wir wollen die erste Großstadt
ohne Ölheizung werden“, sagt Zapreva.
Die Fernwärme wird vor allem für die
dicht besiedelten Bezirke rund um die
Innenstadt relevant sein. Einige Wohn-
anlagen, vorwiegend größere, werden
dort bereits mit Fernwärme geheizt.
Deren Anteil am gesamten Wärmebe-
darf liegt allerdings bloß bei knapp acht
Prozent und soll auf mehr als 40 Pro-
zent steigen. Von den rund 120 000
Wohnungen im Stadtgebiet, die bisher
ohne Fernwärme sind, sollen rund
60 000 ans Netz angeschlossen werden.
inzu kommt, dass Mieter in
anderen Städten nicht immer
gute Erfahrungen mit Fern-
wärme gemacht haben. Denn
anders als bei Gas, Öl oder Strom sind die
Nutzer bei der Fernwärme einem einzi-
gen Anbieter ausgeliefert, und Klagen
über Preiserhöhungen gibt es seit Jahren
zuhauf. Der Umstieg auf Fernwärme in
Hannover bietet auch für den kommuna-
len Versorger Enercity den Vorteil, dass
er vielen Kunden künftig als Monopolist
gegenübertreten kann. Die Stadt Hanno-
ver und die Region Hannover, die das
Unternehmen als Anteilseigner kontrol-
lieren, könnten davon indirekt ebenfalls
profitieren. Enercity-Chefin Zapreva gibt
allerdings zu bedenken, dass ihre Kalku-
lationen für Fernwärme von den Kartell-
behörden geprüft werden und ihr Unter-
nehmen bei den Preisen bisher deutlich
unter dem deutschen Durchschnitt liege.
Hannovers Umweltdezernentin Anja Rit-
schel möchte auch nicht von einem
Zwang zur Fernwärme sprechen. „Die
Wärmepumpe als Alternative ist immer
möglich“, sagt die Grünenpolitikerin.
„Unser Ziel ist Klimaneutralität, keine
Knebelung in der Fernwärme.“
Die oppositionelle CDU lehnt eine Zu-
stimmung zur geplanten Fernwärme-
satzung gegenwärtig ab. Es gäbe dadurch
„ganz klar einen Anschluss- und Benut-
zungszwang“, kritisiert der Fraktionsvor-
sitzende Felix Semper, „und die Ausnah-
meregelungen sind auslegungsbedürftig“.
Es handele sich um ein „Leuchtturmpro-
jekt des Oberbürgermeisters, dessen Kos-
ten am Ende die Verbraucher zahlen.“
Enercity-Chefin Zapreva will die
Bürger mit Anreizen locken. Wer beson-
ders früh auf Fernwärme umsteigt, soll
einen Bonus bekommen. Bei Neubauten
soll stets mit Fernwärme geheizt wer-
handelt werden.“ Enercity-Chefin Za-
preva springt ihm bei. „Wir engagieren
uns für den Klimaschutz, brauchen dafür
aber 30 bis 40 Prozent Zuschuss, sonst
wird es extrem teuer für unsere Kundin-
nen und Kunden.“ Und Zapreva hat noch
einen Wunsch: Um die Energiewende
auf kommunaler Ebene zu bewältigen,
müssten die Genehmigungsverfahren
verkürzt werden. „Die dauern bis zu fünf
Jahre. Alles, was deutlich über ein Jahr
geht, gefährdet die ehrgeizigen Ziele.“
Der russische Überfall auf die Ukraine
gibt diesen Forderungen aus der nieder-
sächsischen Landeshauptstadt zusätzli-
ches Gewicht, denn die Abkehr von fos-
siler Energie aus Russland erfordert im
ganzen Land eine große und rasche
Transformation. Vielleicht müssten an-
gesichts der russischen Aggression aller-
dings auch die Pläne in Hannover über-
dacht werden: Denn die größte Abhän-
gigkeit besteht nicht bei der Kohle oder
beim Öl, das man notfalls auch aus ande-
ren Ländern heranschippern kann, son-
dern beim Erdgas. Und ein Teil der
Fernwärme Hannovers stammt nicht
aus den beiden Kohlemeilern in Hanno-
ver-Stöcken, sondern aus einem Gas-
kraftwerks mit drei markanten Türmen
im Stadtteil Linden, die der Volksmund
auch „die drei warmen Brüder“ nennt.
Wäre es nicht sinnvoller, statt der Koh-
lemeiler rasch das Gaskraftwerk abzu-
schalten? „Das ist auf jeden Fall eine
Option, die man prüfen sollte“, fordert
der FDP-Ratsherr Patrick Döring. Ener-
city winkt aber ab. „Der größere Teil der
Fernwärme kommt aus dem Kohlekraft-
werk. Das Gaskraftwerk ist nötig, um
die Spitzen im Verbrauch abzudecken“,
teilt das Unternehmen mit. Der Umstieg
auf die Fernwärme wird die Abhängig-
keit vom Erdgas also reduzieren, aber
nicht völlig auflösen.
Clivot bleibt Ministerin für Bildung und
Kultur. Der bisherige Umweltminister
Reinhold Jost übernimmt das Innenminis-
terium, die Juristin Petra Berg wird die Res-
Personalien
Johannes Leithäuser 60
Sein Anfang bei der Frankfurter Allgemei-
nen Zeitung fiel in die Zeit, als es mit der
DDR bergab ging. In der Nachrichten-
redaktion, wo Johannes Leithäuser seit
1988 zu den „Inländern“ gehörte, war er
bald der Beauftragte für die täglichen
Überraschungen, die aus dem Osten
Deutschlands zu erwarten waren. Als es
dann ernst wurde, ging er selbst nach Ber-
lin, wo er 1990 unter anderem die lange
Nachtsitzung der Volkskammer beschrieb,
auf der die erstmals frei gewählten Abge-
ordneten den Beitritt der DDR zur Bun-
desrepublik beschlossen. Für seine Repor-
tage aus dem Palast der Republik erhielt er
1991 den Theodor-Wolff-Preis.
Das journalistische Handwerk hatte
Leithäuser nach dem Studium der Ge-
schichte, Politik und Volkswirtschaft auf
der Hamburger Journalistenschule bei
Wolf Dietrich Schneider gelernt, eine
harte Schule, wie auch die ersten Erfah-
rungen als Korrespondent. Aus Ostberlin
und den neuen Ländern zu berichten
hieß damals: unterwegs mit urtümlichen
Mobiltelefonen, an manchen Tagen ohne
brauchbare Verbindung. Dann musste
der Text von irgendwoher nach Frankfurt
diktiert werden – wenn denn ein Telefon
aufzutreiben war. Leithäuser ertrug diese
aufreibende Schattenseite einer aufre-
genden Zeit, wie so vieles andere im
Reich der Politik, mit einer Ironie, die
auch in seinen Texten Spuren hinterlässt,
am Donnerstag mitteilte. Es seien Spu-
ren gesichert und eine Anzeige wegen
gemeinschädlicher Sachbeschädigung
aufgenommen worden. dpa
wenn er seinen Blick für Schlawinerhaf-
tes und für Kauziges schweifen lässt.
Die wiederhergestellte Einheit erlebte
Leithäuser weiter von Berlin aus, aber
mit zusätzlichen Schwerpunkten (und
turbulent wechselnden Regierungen) in
Schwerin und Magdeburg. Ständige Be-
gleiterin: Angela Merkel, die Leithäuser
als DDR-Regierungssprecherin, CDU-
Vorsitzende in Mecklenburg-Vorpom-
mern, Bundesministerin, CDU-Vorsit-
zende, Oppositionsführerin und schließ-
lich als Kanzlerin erlebte. Da waren aus
„Bonn“ längst „Berlin“ und aus dem Ber-
liner der Korrespondent im Parlaments-
büro geworden.
In seinem Element war Leithäuser
aber ganz woanders, in London, wohin er
2007 wechselte, in die Seefahrernation,
die er wohl ganz anders erlebt hätte,
wenn er geworden wäre, was er ur-
sprünglich werden wollte, Kapitän zur
See. Korrespondenten, wird er sich ge-
sagt haben, sind allerdings auch Kapi-
täne, einsamer vielleicht als die wahren,
aber ähnlich steuernd und stürmisch un-
terwegs. Seit London gehört die Außen-
politik zu Leithäusers Repertoire, die er
auch nach fünf Jahren, als er nach Berlin
zurückkehrte, weiter verfolgte. Zuletzt
begleitete er Annalena Baerbock bei ih-
ren Antritts- und Krisenreisen in alle
Welt. Leithäuser, 1962 in Gießen in eine
alteingesessene Handwerkerfamilie ge-
boren, feiert an diesem Freitag seinen
60. Geburtstag. kum.

Frankfurter Zeitung
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F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG
In Gandhis
Aschram
Johnson reist trotz
„Partygate“ nach Indien
Von Till Fähnders,
Singapur
Der indische Ministerpräsident
Narendra Modi hat Erfahrung damit,
hohem Besuch einen gebührenden
Empfang zu bereiten. Als der britische
Premierminister Boris Johnson am
Donnerstag in Indien landete, waren
die Straßen mit großflächigen Will-
kommensschildern gepflastert. Am
Gehsteig standen Tänzer, Chöre und
jubelnde Zuschauer. Für den Regie-
rungschef, der wegen der „Partyga-
te“-Affäre unter Druck geraten ist,
war das sicher eine willkommene
Abwechslung. Denn am Donnerstag
sollte das britische Unterhaus darüber
abstimmen, ob ein Untersuchungsaus-
schuss Johnsons Aussagen zu den Par-
tys während des strengen Corona-
Lockdowns 2020 überprüft.
Anstatt in London der Debatte zu
folgen, besuchte der britische Pre-
mierminister in Gujarat, der Heimat-
region des indischen Ministerpräsi-
denten, den früheren Aschram des
indischen Freiheitshelden Mahatma
Gandhi. Johnson hängte einer Statue
Gandhis einen Schal um und setzte
sich an ein hölzernes Spinnrad. In
seinem Eintrag ins Gästebuch dankte
er laut indischen und britischen
Medien für das Privileg, zu erfahren,
wie Gandhi „solche simplen Prinzipi-
en wie Wahrheit und Gewaltlosigkeit
eingesetzt hatte, um die Welt zu
einem besseren Ort zu machen“. Als
Geschenk bekam Johnson unter
anderem einen London-Reiseführer
überreicht, den Gandhi selbst ver-
fasst hatte. Danach besichtigte er
noch eine Universität und traf den
indischen Unternehmer und Milliar-
där Gautam Adani.
Die politischen Gespräche mit
Modi sind erst für diesen Freitag
geplant, den zweiten Tag der Reise,
die wegen der Pandemie mehrmals
verschoben worden war. Spätestens
dann dürfte sich zeigen, dass der
Besuch kein reiner Eskapismus ist.
Seit die russische Armee in der
Ukraine einmarschiert ist, hat sich
die Regierung in Neu Delhi mit
direkter Kritik an Moskau zurück-
gehalten. Die „neutrale“ indische
Haltung sorgt unter den westlichen
Verbündeten für derzeit noch milde,
aber wachsende Irritationen. Dazu
gehört nicht nur, dass sich Indien
bei allen russlandkritischen Resolu-
tionen, die in den verschiedenen
UN-Gremien verabschiedet wur-
den, seiner Stimme enthalten hat.
Neu Delhi hat auch seine Ölimporte
aus Russland erhöht, während die
europäischen Länder ihre Abhän-
gigkeit von russischer Energie zu
verringern suchen.
Doch Indien reagiert auf die Kri-
tik an seiner Haltung den alten rus-
sischen Verbündeten gegenüber
bislang ablehnend. Bei einem
Besuch in Washington warf Außen-
minister Subrahmanyam Jaishankar
dem Westen sogar Scheinheiligkeit
vor. Er wies darauf hin, dass die EU
an einem Nachmittag wohl mehr
russisches Öl kaufe als Indien in
einem Monat. Wegen dieser Befind-
lichkeiten hieß es schon vor der
Reise, dass Johnson Indien keine
„Vorträge“ halten werde. Die Stra-
tegie dürfte vielmehr lauten, Indien
durch Einbindung zu einem Abrü-
cken von Russland zu bewegen. Das
ist durchaus im Sinne der britischen
Strategie, die sich mit einem soge-
nannten Schwenk („tilt“) in Rich-
tung des indopazifischen Raums
dieser Wachstumsregion verstärkt
widmen will.
Dabei geht es auch um Wirtschaft
und Handel. Seit dem Brexit sucht
Großbritannien auch in Asien neue
Absatzmärkte. Laut Ankündigungen
sollten während Johnsons Reise
Investitionen und Exportabkommen
im Wert von einer Milliarde Pfund
beschlossen werden. Die Briten und
ihre Verbündeten werden auch versu-
chen, Indien durch Waffengeschäfte
von Moskau unabhängiger zu
machen. Russland ist Indiens größer
Waffenlieferant. Neu Delhi kauft
aber auch zunehmend in den Ver-
einigten Staaten, Frankreich und
Israel Rüstungsgüter ein. Großbri-
tannien könnte seine Position in die-
sem lukrativen Markt stärken.
London legt mit dem „Schwenk“
auch den strategischen Fokus auf
den Indopazifik. Britische Schiffe
durchkreuzen das Südchinesische
Meer. Mit dem AUKUS-Sicherheits-
pakt, an dem auch die Vereinigten
Staaten und Australien beteiligt
sind, hat sich Großbritannien einem
der multilateralen Foren der Region
angeschlossen. Indien gehört neben
den Vereinigten Staaten, Japan und
Australien der sogenannten Quad-
Gruppe an, die in der Sicherheits-
politik kooperiert. Gerade im
Umgang mit Chinas wachsender
Macht lassen sich durchaus auch
Synergien zwischen Indien und dem
Westen finden. (Siehe Seite 8.)
Macron verrät schon, wo er feiert
Aus dem Fernsehduell
mit Marine Le Pen geht
der Präsident gestärkt
in die Stichwahl am
Sonntag.
Von Michaela Wiegel,
Paris
M
it einem leichten Vorteil ist
Emmanuel Macron aus dem
Fernsehduell gegen Marine
Le Pen hervorgegangen. So
lautete am Donnerstag das einhellige Ur-
teil in der Presse. „Macron dominiert, Le
Pen hält dem Schock stand“, titelte der
konservative „Le Figaro“, und die linke
„Libération“ urteilte: „Le Pen immer noch
unter Niveau“. „Le Monde“ schrieb auf der
Titelseite „Macron in der Offensive, Le Pen
im Rückzug“. Im Falle seiner Wiederwahl
weiß der Präsident nun auch, wo er feiern
will: am Fuße des Eiffelturms auf dem
Marsfeld und nicht wie 2017 am Louvre.
Sein Wahlkampfstab hatte sich lange ge-
ziert, über die Minuten nach der Schlie-
ßung der Wahllokale am Sonntag zu reden.
Nach der überstandenen Debatte sind die-
se Vorbehalte sichtlich geschwunden.
Auch wenn sich Marine Le Pen nicht
wie vor fünf Jahren mit einem K.o. ver-
abschiedete, hat Macron seinen Favori-
tenstatus bestätigt. Laut einer Umfrage
des Meinungsforschungsinstituts Opi-
nion Way fanden 41 Prozent der Franzo-
sen Macron überzeugender, für Le Pen
gaben das 31 Prozent an. 27 Prozent
äußerten, von keinem der beiden über-
zeugt worden zu sein. Das Meinungsfor-
schungsinstitut Elabe ermittelte, dass 59
Prozent Macron überzeugender fanden
und 39 Prozent Le Pen. Nur zwei Prozent
waren demnach enttäuscht.
Zum ersten Mal seit dem Europarefe-
rendum im Jahr 2005 spielte die euro-
päische Politik gleich in der ersten Stun-
de der Fernsehdebatte eine wichtige
Rolle. Nachdem sich die beiden Kandi-
daten recht artig darüber ausgetauscht
hatten, wie die Kaufkraft der Franzosen
gestärkt werden könne, kam Le Pen mit
Querschlägen gegen Deutschland zur
Sache. Sie sei nicht bereit, die „ideologi-
schen Fehler“ Deutschlands in der
Energiepolitik mitzutragen, beschwerte
sich die Rechtspopulistin und prangerte
die Abhängigkeit von russischem Erd-
gas an. Unter ihrer Führung solle
Frankreich deshalb den europäischen
Strommarkt verlassen.
Le Pen will die vorhandenen Wind-
kraftparks abreißen lassen und auf
Atomkraft setzen. Sie hielt Macron vor,
das Atomkraftwerk in Fessenheim nur
geschlossen zu haben, um der Bundesre-
gierung zu gefallen, und damit französi-
sche Interessen verraten zu haben. Über-
haupt habe der Präsident es nicht ver-
standen, in Brüssel die Interessen Frank-
Die Amerikaner kamen zu spät auf die Insel
Washington besorgt über Sicherheitsabkommen Chinas mit den Salomonen / Von Majid Sattar, Washington
Das „Great game“ in der Südsee, das sich
Amerika und China liefern, hat zuletzt
etwas vom Wettlauf zwischen dem Hasen
und dem Igel gehabt. Als der Sprecher
des chinesischen Außenministeriums,
Wang Wenbin, am Mittwoch gefragt wur-
de, ob die Unterzeichnung des Sicher-
heitsabkommens zwischen Peking und
den Salomonen vorgezogen worden sei,
um der Ankunft der amerikanischen
Delegation auf der Inselgruppe östlich
von Neuguinea zuvorzukommen, antwor-
tete dieser ausweichend. Er wolle hervor-
heben, was er tags zuvor schon einmal
gesagt habe: Die Sicherheitskooperation
zwischen beiden Staaten sei „offen,
transparent und umfassend“. Zudem zie-
le sie nicht auf eine dritte Partei. Das
Abkommen ergänze die bestehenden
Mechanismen der Sicherheitskoopera-
tion, welche die Salomonen bilateral und
multilateral unterhielten. Kein Grund
zur Besorgnis, sollte das heißen.
Der Sprecher hatte schon am Dienstag
mitgeteilt, dass der chinesische Außenmi-
nister Wang Yi und Jeremiah Manele, der
Chefdiplomat der Inselgruppe, ein zwi-
schenstaatliches Rahmenabkommen zur
Sicherheitskooperation unterzeichnet
hätten – und zwar „kürzlich“. Es ziele
darauf, die „soziale Stabilität“ auf den
Salomonen zu fördern und sei in beider-
seitigem Nutzen. Details dazu, wie und
wann genau die Unterzeichnung vonstat-
tenging, teilte er nicht mit. Auf die Frage,
ob Außenminister Wang in den vergange-
nen Tagen die Inselgruppe besucht habe,
um das Dokument zu unterzeichnen, wie-
derholte der Sprecher lediglich: Das
Abkommen sei „kürzlich“ unterzeichnet
worden. Über eine Reise seines Ministers
habe er nichts gehört.
In Washington hatte am Montag der
Nationale Sicherheitsrat (NSC) mitge-
teilt, dass der Indopazifik-Koordinator
des Nationalen Sicherheitsrates, Kurt
Campbell, mit dem für Ostasien und den
Pazifik zuständigen Abteilungsleiter des
State Departments „in dieser Woche“ zu
einer Reise nach Fidschi, Papua-Neugui-
nea und den Salomonen aufbreche. Die
Delegation, der auch Vertreter des Vertei-
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Politik
„So funktioniert Europa nicht“: Macron und Le Pen während des Fernsehduells am Mittwoch
reichs zu verteidigen, beklagte Le Pen. flagge gehisst wurde. Sie behauptete,
Als Präsidentin werde sie das ändern. Macron habe die französische Trikolore
„Sie sagen einfach nicht mehr, dass Sie durch die Europaflagge ersetzt. Macron
die EU verlassen wollen, aber eigentlich nutzte seine Replik zu einem Bekennt-
hat sich an Ihrem Programm nichts nis zum „deutsch-französischen Paar“,
geändert“, erwiderte Macron. das er mit Bundeskanzlerin Angela
Le Pen ließ ihren antideutschen Res- Merkel bildete „und jetzt mit Bundes-
sentiments freien Lauf. „Wir verkaufen kanzler Scholz weiterführt“.
deutsche Autos und opfern unsere Züch- Er erinnerte daran, dass Frankreich in
ter, wir importieren brasilianische Hüh- der Pandemie keinen eigenen Impfstoff
ner“, behauptete sie mit Blick auf von der produzierte und die Franzosen von der
EU vereinbarte Freihandelsverträge. EU-Solidarität bei der Impfstoffbeschaf-
Macron reagierte sichtlich irritiert: „Wel- fung profitierten. Auch die wirtschaft-
chen Freihandelsvertrag meinen Sie?“ lichen Folgen der Pandemie seien dank
Aus seiner Körperhaltung sprach eine des EU-Wiederaufbaufonds abgefedert
gewisse Ungläubigkeit, die ihm von Kom- worden. Er sei davon überzeugt, dass Eu-
mentatoren als Arroganz ausgelegt wur- ropa die Antwort für die Herausforde-
de. Der Präsident wies darauf hin, dass rungen, ob im Klimaschutz oder bei der
Frankreich sich dem Mercosur-Freihan- Digitalisierung, sei. Le Pen komme ihm
delsvertrag entgegengestemmt hatte. Le wie jemand vor, der allein einen Club
Pen hielt ihm vor, ihr Projekt eines Euro- verändern wolle und sich auf diese Weise
pas der Vaterländer mit „Komplott-Theo- ins Abseits stelle. „So funktioniert Euro-
rien“ zu beschmutzen. „Dass Sie so etwas pa nicht“, sagte er.
sagen, ist schon recht verführerisch“, sag- Macron gelang es, Le Pens Russland-
te Macron süffisant. politik vorzuführen. In einer überra-
Eine europäische Souveränität, wie schenden Volte gab sich Le Pen zunächst
Macron sie seit der Sorbonne-Rede for- als Verteidigerin der Ukraine, „die unse-
dert, kann es aus Le Pens Sicht nicht ge- re totale Unterstützung verdient“. Sie
ben. „Es gibt kein europäisches Volk“, habe sich für die Sanktionen gegen Russ-
sagte sie. Von Neuem beschwerte sie land, Waffenlieferungen und Finanzhil-
sich darüber, dass unter dem Arc de fen für Kiew ausgesprochen. Sie erwähn-
Triomphe zu Beginn der französischen te ihren früheren Lebensgefährten Louis
EU-Ratspräsidentschaft die Europa- Aliot, der als Bürgermeister von Perpi-
digungsministeriums angehören, strebt Peking aber setzte sich durch. Nun wird
nach Auskunft des NSC an, die beständi- gemutmaßt, Campbell könnte auf den
gen Beziehungen mit der Region zu ver- Salomonen versuchen, die dortige
tiefen und einen „freien, offenen und sta- Regierung zu bewegen, den Schritt rück-
bilen indopazifischen Raum“ zu fördern. gängig zu machen.
Bevor die Delegation in den Südpazifik Manasseh Sogavare, der Ministerpräsi-
aufbrach, traf man sich am Dienstag auf dent der Salomon-Inseln, hatte Ende
Hawaii mit Vertretern Australiens, März bestätigt, dass ein Abkommen mit
Japans und Neuseelands, um sich über China unterschriftsreif sei. Innenpoliti-
„Entwicklungen“ in den pazifischen sche Gegner hatten zuvor einen Entwurf
Inselstaaten auszutauschen. Nach dem des Vertrages in Umlauf gebracht. Da-
Treffen in Honolulu teilte das Weiße nach kann die Inselgruppe Peking auffor-
Haus mit, die Vertreter der vier Staaten dern, Polizisten und Soldaten zu entsen-
teilten die Sorge über das „geplante den, um „die soziale Ordnung aufrecht-
Sicherheitsabkommen“ zwischen Peking zuerhalten“, humanitäre und Katastro-
und der Inselgruppe, das große Risiken phenhilfe zu leisten – oder „andere For-
für einen freien und offenen Indopazifik men von Unterstützung“, welche von den
darstelle. In Honolulu war man mithin Vertragsparteien vereinbart würden.
ahnungslos und wurde kalt erwischt. Auch dürften sich Schiffe der chinesi-
Der australische Pazifik-Minister Zed schen Marine mit Nachschub versorgen.
Seselja hatte in der vergangenen Woche Die chinesischen Sicherheitskräfte, die
die Salomonen besucht; offenbar ver- etwa zum Schutz chinesischer Staats-
folgte er die gleiche Absicht wie Camp- bürger eingesetzt werden könnten, sollen
bell: nämlich das Land davon abzuhal- laut dem Entwurf auf den Salomonen
ten, das Abkommen zu unterzeichnen. Immunität genießen. Ob der Entwurf der
Endfassung entspricht, wollte Regie-
rungschef Sogavare nicht bestätigen.
Choiseul SALOMONEN Auch Peking wich Fragen aus, ob das Ab-
Santa
Isabel kommen veröffentlicht werde.
Auf der Inselgruppe, die aus Hunder-
Malaita ten von kleinen und größeren Inseln be-
Honiara steht, leben nur etwa 700 000 Menschen.
Guadalcanal Nachdem Großbritannien das Protekto-
150 km
San Cristobal rat Ende der Siebzigerjahre des vergan-
genen Jahrhunderts in die Unabhängig-
keit entlassen hatte, wurde das 2000 Ki-
JAPAN Pazifik lometer entfernte Australien der wich-
CHINA
tigste Sicherheitspartner der Inselgrup-
pe, die selbst über kein Militär verfügt.
Hawaii Von 1983 an unterhielten die Salomo-
(USA)
PAPUA- nen diplomatische Beziehungen zu Tai-
NEUGUINEA wan. 2019 brach Ministerpräsident
Äquator Sogavare die Beziehungen zu Taipeh ab.
Kurz darauf wurden Beziehungen mit
SALOMONEN Peking aufgenommen.
Als es Ende 2021 bei Unruhen auch zu
Plünderungen im chinesischen Viertel
AUSTRALIEN der Hauptstadt Honiara kam, entsand-
ten unter anderem Australien und Neu-
seeland Sicherheitskräfte. Auch Peking
2000 km schickte sechs Polizisten. Das war in
F.A.Z.-Karte fbr./sie.
gewisser Weise die Keimzelle der Sicher-
FR EITAG , 22. APR IL 2022 · NR . 9 3 · SE I T E 5
Foto AFP
gnan mit einem Reisebus nach Polen
gefahren war, um ukrainische Flüchtlin-
ge im französischen Süden eine vorüber-
gehende Heimat zu bieten. Lediglich den
geplanten Stopp russischer Gas- und
Öllieferungen lehne sie ab, so Le Pen.
„Wir sollten nicht Harakiri begehen, um
Russland zu bestrafen.“
Macron erinnerte Le Pen daran, dass
sie 2014 die Annexion der Krim und das
Ergebnis des von Moskau organisierten
Referendums anerkannt habe. Außerdem
habe sie 2015 einen Millionenkredit von
einer russisch-tschechischen Bank auf-
genommen, der sie in Abhängigkeit von
Putin gebracht habe. „Wenn Sie mit Putin
sprechen, sprechen Sie mit Ihrem Ban-
ker“, hielt Macron ihr vor. 15,6 Millionen
Fernsehzuschauer verfolgten die fast
dreistündige Debatte, das waren weniger
als 2017, als 16,5 Millionen zugeschaltet
hatten. Bei einem Wahlkampfauftritt in
einer Lastwagenraststätte in Roye im
Norden Frankreichs warnte Le Pen am
Donnerstag vor dem „sozialen Kahl-
schlag“, den eine weitere Amtszeit
Macrons bedeutete. „Ich bin die Kandida-
tin des arbeitenden Frankreichs“, sagte
sie. Sie übte zudem Journalistenschelte,
weil ihr in der Presse eine zu defensive
Haltung vorgehalten wurde. „Mir ist es
nicht wichtig, was Sie denken, sondern
was die Franzosen meinen“, sagte sie.
heitspartnerschaft. Ned Price, der Spre-
cher des State Departments in Washing-
ton, warnte davor, dass die weit gefasste
Art der Vereinbarung „die Tür offen
lässt für eine Stationierung von mi-
litärischen Kräften der Volksrepublik“.
Auch äußerte er die Sorge, dass die Zu-
sammenarbeit die Salomonen destabi-
lisieren könnte. Sicherheitsberater Jake
Sullivan beließ es nach einem Treffen
mit dem Präsidenten der Föderierten
Staaten von Mikronesien dabei, seine
Besorgnis zu äußern. Ein NSC-Sprecher
hatte zuvor mitgeteilt, das Abkommen
folge einem Muster Pekings, undurch-
sichtige, vage Deals anzubieten. Es
ändere nichts an den Plänen Washing-
tons, die amerikanische Botschaft auf
der Inselgruppe, die 1993 geschlossen
worden war, wieder zu öffnen.
Diese Ankündigung ändert aber frei-
lich auch nichts daran, dass die Unter-
zeichnung des Abkommens ein schwerer
Schlag für die amerikanische Indopazi-
fik-Strategie ist, die in Peking gern mit
der NATO-Osterweiterung verglichen
wird. Im Windschatten des russischen
Ukrainekrieges konterte China Amerika
und seine Verbündeten in der Region
aus. Die australische Regierung zeigte
sich „tief enttäuscht“ über die Unter-
zeichnung und beklagte den „Mangel an
Transparenz“. Die Opposition in Can-
berra warf der Regierung von Premier-
minister Scott Morrison derweil das
„schlimmste Scheitern der australischen
Außenpolitik im Pazifik seit dem Ende
des Zweiten Weltkriegs“ vor. Jacinda
Ardern, die Premierministerin Neusee-
lands, sagte, sie sei angesichts der „Mili-
tarisierung des Pazifiks“ besorgt.
Sogavare wies Behauptungen zurück,
dass das Abkommen es Peking erlaube,
eine Militärbasis auf den Salomonen zu
errichten. Er bitte alle Nachbarn, Freun-
de und Partner, die souveränen Interes-
sen der Salomonen zu respektieren. Er
versichere, dass die Entscheidung nicht
den Frieden in der Region untergrabe.
Sein Land habe das Abkommen mit Chi-
na mit „offenen Augen, geleitet von den
nationalen Interessen“, geschlossen.
Pekings
gute Miene
Verträge gegen
Zwangsarbeit ratifiziert
Von Friederike Böge
Als sich die Europäische Union im
Dezember 2020 „im Grundsatz“ auf
ein Investitionsabkommen mit
China geeinigt hatte, hoben die
EU-Verhandler ein Zugeständnis
Pekings besonders hervor: Die
Chinesen hätten erstmals zugesi-
chert, sich um eine Ratifizierung
der beiden Kernübereinkommen
der Internationalen Arbeitsorgani-
sation (ILO) zum Verbot und zur
Abschaffung der Zwangsarbeit zu
„bemühen“. Das Investitionsab-
kommen liegt auf Eis, seit Peking
Sanktionen gegen europäische
Abgeordnete und Institutionen ver-
hängt hat. Dennoch hat Chinas
Nationaler Volkskongress nun die
ILO-Konventionen gegen Zwangs-
arbeit ratifiziert.
Eine unmittelbare Verbesserung
der Lage in Xinjiang, wo Angehörige
muslimischer Minderheiten nach
Überzeugung von Fachleuten
Zwangsarbeit leisten müssen, erwar-
ten Beobachter nicht. Die Möglich-
keiten der ILO, die Durchsetzung der
Konventionen in der Praxis zu über-
prüfen, sind begrenzt. Da Peking alle
Vorwürfe der Zwangsarbeit als
„Lügen“ zurückweist, dürfte es einer
Vor-Ort-Untersuchung durch unab-
hängige Experten kaum zustimmen.
Die Ratifizierung verpflichtet China
aber, regelmäßig über die Fortschrit-
te bei der Umsetzung Bericht zu
erstatten. Diese Berichte werden von
einer Expertenkommission bewertet.
Theoretisch können andere Mit-
gliedstaaten, Arbeitgeberverbände
oder internationale Gewerkschaf-
ten eine Untersuchung mutmaßli-
cher Verstöße fordern und sie auf
die Tagesordnung der jährlichen
Arbeitskonferenz der ILO setzen.
„Die Chinesen würden aber alles
tun, um eine solche Diskussion
schon im Vorfeld zu verhindern“,
sagt Frank Hoffer, ein früherer Mit-
arbeiter der ILO, der an der Global
Labour University Online Academy
lehrt. Als zweitwichtigster Beitrags-
zahler verfüge China in der Organi-
sation über erheblichen Einfluss.
Hoffer sieht dennoch eine mögliche
Hebelwirkung der Konventionen.
„Jeder Bericht des ILO-Überwa-
chungsmechanismus wird den
Druck auf westliche Unternehmen
erhöhen, sicherzustellen, dass chi-
nesische Zwangsarbeit nicht Teil
ihrer Lieferketten ist.“
Schon jetzt sind Unternehmen
dazu allerdings kaum in der Lage.
„Seit Anfang 2020 wagt keine inter-
national namhafte Audit-Firma
mehr, sich in Xinjiang zu engagieren,
Fabriken zu besichtigen, Verträge zu
überprüfen oder Befragungen durch-
zuführen“, sagt der Präsident der
Europäischen Handelskammer in
China, Jörg Wuttke. Er hoffe, „dass
diese Ratifizierungen zu neuen
Anstrengungen der Regierung füh-
ren, damit europäische Firmen unab-
hängige und glaubwürdige Audits
durchführen können. Denn die
Beweislast liegt nun bei den Firmen.“
Wuttke äußerte gegenüber der F.A.Z.
allerdings Zweifel, dass die chinesi-
sche Regierung derzeit zu maßgebli-
chen Änderungen bereit sei.
Die ILO begrüßte die Ratifizie-
rung und äußerte die Erwartung,
dass davon ein „neues Momentum“
für die Bekämpfung der Zwangs-
arbeit in China ausgehen möge. Im
Februar hatte die Organisation „tiefe
Besorgnis“ über das chinesische Vor-
gehen in Xinjiang geäußert. Aus offi-
ziellen chinesischen Dokumenten
geht unter anderem hervor, dass
uigurische Erntehelfer bei der Baum-
wollernte in Xinjiang einem
„Management im militärischen Stil“
unterworfen werden, „rote Lieder“
singen müssen und zwangsweise
„Unterricht in ethnischer Einheit“
erhalten. Die Verschickung uiguri-
scher Arbeiter in andere Provinzen
dient nach Darstellung chinesischer
Forscher dazu, sie in die Mehrheits-
gesellschaft zu assimilieren.
Der Zeitpunkt der Ratifizierung
könnte mit dem bevorstehenden
Besuch der UN-Hochkommissarin
für Menschenrechte zusammenhän-
gen. China verringert damit die
Angriffsfläche, bevor Michelle
Bachelet im Mai nach Xinjiang reist.
Das chinesische Zugeständnis
scheint zudem als Signal an die Euro-
päer gedacht zu sein. Es fällt in eine
Zeit, in der China sich um Schadens-
begrenzung in den Beziehungen mit
der EU bemüht. Eine Delegation des
Außenministeriums besucht in die-
sen Tagen acht EU-Staaten, um
„Missverständnisse“ auszuräumen.
Beim EU-China-Gipfel Anfang April
zeigte Staatschef Xi Jinping aller-
dings keine Bereitschaft, von seiner
prorussischen Haltung abzurücken,
die die Beziehungen zur EU stark
belastet. Der EU-Außenbeauftragte
Josep Borrell sprach anschließend
von einem „Dialog der Gehörlosen“.
SE ITE 6 · NR. 9 3
F R EITAG, 2 2 . A P RI L 2 0 2 2
Drogenboss
„Boliqueso“
verhaftet
tjb. SÃO PAULO. Die mexikani-
schen Sicherheitskräfte haben den
kolumbianischen Drogenboss Edu-
ard Giraldo alias „Boliqueso“ verhaf-
tet, der als einer der größten Rausch-
gifthändler der Welt gilt. Die Fest-
nahme erfolgte nach Hinweisen der
kolumbianischen Polizei, der es in
Zusammenarbeit mit den mexikani-
schen, britischen und amerikani-
schen Behörden gelungen war, den
Rauschgifthändler ausfindig zu
machen. Giraldo operierte haupt-
sächlich von Acapulco in Mexiko aus,
wo laut den Behörden mehrere
Luxusautos und -wohnungen ent-
deckt wurden. Giraldo wurde nach
Angaben kolumbianischer Behörden
schon von Mexiko nach Kolumbien
gebracht und über einen Ausliefe-
rungsantrag an die USA informiert.
„Boliqueso“ (in etwa „Käse-
bällchen“) war seit Langem der Kopf
eines weltweit tätigen Schmuggler-
rings, der den Handel mit Kokain aus
Kolumbien nach Mittelamerika,
Europa, in die
Vereinigten Staa-
ten und in die
Vereinigten Ara-
Foto Colombian National Police
bischen Emirate
kontrollierte. Er
arbeitete in den
vergangenen
15 Jahren mit ver-
Eduard Giraldo
schiedenen Kar-
tellen zusammen,
darunter auch dem Golf-Clan. Die
kolumbianischen Behörden lasten
ihm zudem eine Reihe von Morden
und Auftragsmorden an. Besonders
in der kolumbianischen Metropole
Cali soll er für etliche Morde verant-
wortlich sein. Giraldo war schon
2016 in Brasilien festgenommen
worden, wurde aber nach zwei Jah-
ren ohne Einschränkungen in die
Freiheit entlassen. Seither hielt sich
der Drogenboss unter dem Radar.
Die kolumbianischen Behörden
sprechen von einem der bedeutends-
ten Schläge gegen den Rauschgift-
handel. Die Festnahme erfolgte nur
wenige Monate nach der Verhaftung
von Dairo Úsuga alias „Otoniel“,
dem Anführer des Golf-Clans. Úsuga
war im vergangenen Oktober in sei-
nem Dschungelversteck in einer
spektakulären Militäraktion fest-
genommen, in Handschellen der
Öffentlichkeit vorgeführt und mit
einem Hubschrauber nach Bogotá
gebracht worden. Ähnlich wie Giral-
do war es Úsuga über Jahre gelun-
gen, den Behörden durch ständige
Ortswechsel und mithilfe eines Net-
zes von Verstecken zu entkommen.
Tödliche Schüsse
im Fall Chemnitz
lock. DRESDEN. Die vier am Abend
des Ostermontags in einem Zweifami-
lienhaus in Chemnitz tot aufgefunde-
nen Erwachsenen sind alle erschossen
worden, wie am Donnerstag ein Spre-
cher der Staatsanwaltschaft Chemnitz
sagte. Neben einer der Leichen sei eine
Pistole gefunden worden, die mit gro-
ßer Wahrscheinlichkeit die Tatwaffe
sei. Über den Tatablauf machte die
Behörde weiterhin keine Angaben.
Nach Medienberichten soll ein 72 Jah-
re alter Mann zunächst seine Frau und
dann die zwei jüngeren Bewohner
erschossen und danach sich selbst
getötet haben. Mutmaßliches Motiv
soll ein schon länger währender Streit
gewesen sein. Zuvor soll das ältere
Ehepaar dem jüngeren Paar das
Grundstück verkauft, sich aber lebens-
langes Wohnrecht zugesichert haben.
Ein Kind, das bei den beiden jüngeren
Opfern gelebt hatte, konnte lebend in
Sicherheit gebracht werden.
Krebsforscher
für Tierversuche
dpa. HEIDELBERG. Tierversuche
sind nach Auffassung des Deutschen
Krebsforschungszentrums (DKFZ)
weiterhin notwendig, um wirksame
Mittel gegen Tumoren zu entwickeln.
Dazu zählen auch therapeutische
Impfstoffe zur Behandlung von Krebs-
arten, die von Humanen Papillom-
viren (HPV) ausgelöst werden. Neue
Impfstoffe könnten nur in kompletten
Organismen, deren Immunsystem
dem des Menschen ähnle, ausprobiert
werden, sagte die Leiterin der Abtei-
lung Immuntherapie und -prävention,
Angelika Riemer, die an einem thera-
peutischen Impfstoff zur Behandlung
von HPV-bedingten Krebsarten
forscht, am Donnerstag. Die Tests
erfolgten an speziellen Mäusen. Am
DKFZ in Heidelberg wird schon seit
Jahren an HPV-bedingten Krebsarten
geforscht. In Deutschland gebe es etwa
7700 HPV-bedingte Krebsfälle pro
Jahr. Seit 2007 gibt es in Deutschland
eine Schutzimpfung dagegen.
Deutschland und die Welt
Es wird wieder getanzt:
Die Karnevalswagen rollen durch
Rio de Janeiro, „König Momo“
hat den Schlüssel zur Stadt.
FotosImago, EPA, AFP
I Die Sehnsucht
n den Kühlschränken liegen noch
die letzten Ostereier. Und der bra-
silianische Sommer ist schon der
frischen Herbstluft gewichen. Ei-
gentlich käme niemand auf die Idee, zu
dieser Jahreszeit noch Karneval zu fei-
ern, ganz bestimmt nicht in einem so
katholischen Land wie Brasilien. Doch
die Sehnsucht der Brasilianer nach dem
größten und ausgelassensten Fest im
Jahr ist stärker als die Kalenderdiszi-
plin. Zudem ist der Karneval in Brasi-
lien ein Millionengeschäft mit Verträ-
gen, die meist schon lange zuvor abge-
schlossen werden. Als die Behörden in
Rio de Janeiro und in São Paulo im Feb-
ruar den Karneval wegen der hohen
Zahl an Omikron-Fällen absagen muss-
ten, hatten sie eine Hintertür offen
gelassen und einen Ausweichtermin
festgelegt. So wird nun das Fest aller
Feste in diesem Jahr erstmals überhaupt
nach Ostern stattfinden.
Wie es der Brauch vorsieht, übergab
der Bürgermeister von Rio de Janeiro am
Mittwoch den Schlüssel der Stadt an
„König Momo“, wie der Narrenkönig in
der Stadt am Zuckerhut genannt wird.
Alle seien in Rio willkommen, sagte Bür-
germeister Eduardo Paes. „Das größte
Spektakel auf Erden ist zurück. Es leben
der Karneval und die brasilianische Kul-
tur.“ Schon am selben Abend defilierten
die ersten Sambaschulen über die Allee
des weltberühmten Sambódromos, um
die Zuschauer auf den Rängen und vor
den Bildschirmen in ihre schrillen und
lauten Glitzerwelten zu entführen. Der
erste Abend wurde allerdings schon von
einem Zwischenfall überschattet. Ein
Mädchen musste in Rio de Janeiro mit
Im Kreise der Familie
Elisabeth II. feiert ihren 96. Geburtstag in aller Stille und ganz nah bei ihrem verstorbenen Mann Prinz Philip
FRANKFURT. Nicht mit ihren mög-
lichen Thronfolgern, den Prinzen Charles,
William und George, oder ihren inzwi-
schen zwölf Urenkeln hat sich Elisabeth II.
in diesem Jahr fotografieren lassen. Die
Königin zeigte sich vielmehr an der Seite
zweier ihrer Fell-Ponys, Bybeck Katie und
Bybeck Nightingale. Die robuste Ponyrasse
aus dem nordenglischen Fell-Gebirge
zeichnet unter anderem ein oftmals üppi-
ger Kötenbehang um ihre Fesselgelenke
aus. Das Bild wurde schon vergangenen
Monat auf dem Gelände von Schloss Wind-
sor aufgenommen und am Donnerstag an-
lässlich des 96. Geburtstags der Monarchin
von der Royal Windsor Horse Show freige-
geben, die seit 1943 alljährlich stattfindet
und an der die Pferdenärrin Elisabeth Jahr
für Jahr teilgenommen hat. Die Königin
selbst war da schon auf dem Weg zu ihrem
Landsitz Sandringham House in der Graf-
schaft Norfolk, der ihr privat gehört. Dort
wollte sie mit ihrer Familie und Freunden
ihren Geburtstag begehen.
In Sandringham hält sich die Königin
besonders gern auf, auch weil sie viele Er-
innerungen mit dem Ort verbindet: Schon
ihr Vater Georg VI. liebte das Anwesen, er
starb dort auch im Februar 1952. Und dort,
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
war größer
Nach einem Jahr Pause tanzen die Sambaschulen
in Brasilien wieder. Die Straßenkarnevals finden
ohne Genehmigung statt – das verspricht Chaos.
Von Tjerk Brühwiller, São Paulo
schweren Verletzungen ins Krankenhaus
gebracht werden, nachdem es zwischen
einem der riesigen fahrenden Tanz-
bühnen und einem Pfosten eingeklemmt
worden war. Richtig los geht es an diesem
Freitag, wenn die erste Liga der Samba-
schulen auftritt. Auch in São Paulo gehen
nach zwei Jahren erstmals wieder die
Lichter des Sambodroms an.
Die Pandemie wird dabei nicht ausge-
blendet werden, sie dürfte in der ein oder
anderen Weise in die Choreographien der
Sambaschulen einfließen. Ganz ausge-
standen ist sie nämlich auch in Brasilien
noch nicht, wenngleich die Zahlen und
besonders die schweren Fälle auf ein sehr
tiefes Niveau gesunken sind und die Mas-
kenpflicht fast komplett aufgehoben wur-
de. Eine der Sambaschulen in São Paulo
widmet ihr Defilee einem der großen
in einem eher kleinen Bauernhaus, der
Wood Farm, verbrachte ihr Mann Prinz
Philip seine letzten Jahre, bevor er im ver-
gangenen Frühjahr starb. Philip, der Her-
zog von Edinburgh, züchtete auf der Farm
zuletzt Trüffel. Genau dort, so wird ver-
Es geht ihr großartig: Elisabeth II. mit zwei treuen Weggefährten
Sambamusiker, der im vergangenen Jahr
im Zusammenhang mit dem Coronavirus
starb. Mehrere Schulen sollen einen ihrer
Wagen im Gedenken an die Opfer der
Pandemie gestaltet haben. Auch der
Trend der vergangenen Jahre zur stärke-
ren Sozialkritik dürfte sich fortsetzen. Der
Karneval ist die Gelegenheit zur Narren-
freiheit und eine Bühne, welche den Sam-
baschulen und ihren oft aus einfachen
Verhältnissen stammenden Mitgliedern
sonst nicht zur Verfügung steht.
Dass es Diskussionen geben würde
über den nachösterlichen Karneval, war
klar. Die größte Polemik allerdings ging
nicht auf die Veranstaltung an sich zu-
rück. Vielmehr ist ein Streit über den
Straßenkarneval entbrannt. Weder die
Behörden in Rio de Janeiro, noch jene in
São Paulo haben den Straßenkarneval
mutet, verbrachte die nunmehr Sechsund-
neunzigjährige den gestrigen Tag.
Elisabeth II. ist erst der dritte Monarch
in der Geschichte des Königreichs, der älter
als 80 Jahre geworden ist. Nur ihre Urur-
großmutter Victoria, die gut 63 Jahre auf
Foto AP
FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG
bewilligt. Doch viele der Karneval-
Blocks, die teils Zehntausende von Fei-
ernden anziehen, haben angekündigt,
trotzdem auf die Straßen zu gehen. Laut
einer Liste sollen es in Rio mindestens
40 Blocks sein, was zu einem gewissen
Chaos führen dürfte. Die Behörden
haben sich mit der Absage des Straßen-
karnevals aus der Verantwortung gestoh-
len und kein besonderes Aufgebot an
Sicherheitskräften und Reinigungs-
mannschaften organisiert.
In São Paulo wurde den Blocks in letz-
ter Minute ein Ausweichdatum im Juli in
Aussicht gestellt. Das wäre nach dem
richtigen und dem jetzigen nachöster-
lichen Karneval dann der dritte in die-
sem Jahr. Trotzdem werden am Wochen-
ende rund 50 Blocks auf den Straßen der
Metropole erwartet. In den traditionel-
len Karnevalsmetropolen Salvador und
Recife bleibt es dagegen still. In einigen
Städten sind große Privatfeste mit
bekannten Künstlern und teilweise safti-
gen Eintrittspreisen geplant.
Trotz des Enthusiasmus der brasilia-
nischen Karnevalsbewegung und der
Sehnsucht der Narren nach ihrem wich-
tigsten Fest wird sich der Karneval in
Grenzen halten. Die Pandemie macht
derzeit zwar keine Angst mehr, doch sie
ist immer noch präsent. Zudem befinden
sich viele Brasilianer in einer wirtschaft-
lich sehr schwierigen Situation. Die Ar-
beitslosigkeit und die Inflation hemmen
die Freude, der Termin trägt vielleicht
dazu bei. Das größte Fest aller Zeiten,
von dem während der Pandemie in An-
lehnung an den ersten Karneval nach der
Spanischen Grippe im Jahr 1919 oft die
Rede war, muss noch ein Jahr warten.
dem Thron saß, und König Georg III. (gut
59 Jahre) wurden beide 81 Jahre alt. Elisa-
beth aber überstrahlt sie alle und begeht im
Sommer ihr Platin-Jubiläum.
Wenn man ihrem geschwätzigen Enkel
Harry glauben darf, der sein nicht mehr
royales Dasein regelmäßig in vermutlich
gut bezahlten Fernsehinterviews vermark-
tet, geht es seiner Großmutter großartig. Er
lobte am Mittwoch in der „Today“-Show
von NBC vor allem ihren Sinn für Humor,
und behauptete, dass sie nur mit ihm über
bestimmte Dinge reden könne, über die sie
mit sonst niemandem sprechen könne. Er
habe bei seinem Besuch bei ihr vor einigen
Tagen auch sicherstellen wollen, dass sie
beschützt werde und die richtigen Leute
um sich habe. Angeblich soll sie Harry und
seine Frau Meghan eingeladen haben, mit
ihr und der Familie anlässlich ihres Jubi-
läums im Sommer auf dem Balkon des
Buckingham-Palasts zu erscheinen.
Bisher hat sich Elisabeth in diesem Jahr
rar gemacht, auch weil sie sich im Februar
mit Corona infizierte. Nur einmal ist sie
öffentlich außerhalb einer ihrer Residen-
zen aufgetreten, beim Gedenkgottesdienst
zu Ehren ihres Manns Philip in der West-
minster-Abtei. PETER-PHILIPP SCHMITT
Mehr Kinder
sterben durch
Schusswaffen
ceh. LOS ANGELES. In den Ver-
einigten Staaten sterben mehr Kin-
der und Jugendliche durch Schuss-
waffen als durch Verkehrsunfälle
oder Rauschgift. Laut einer Studie
der Universität von Michigan kamen
im Jahr 2020 mehr als 4300 Amerika-
ner im Alter von bis zu 19 Jahren bei
Tötungsdelikten oder Unfällen mit
Waffen ums Leben. Wie die Auswer-
tung der Daten der Zentren für
Krankheitskontrolle und Prävention
(CDC) ergab, wurden Schussverlet-
zungen in den vergangenen Jahren
zur häufigsten Todesursache von jun-
gen Amerikanern. Organisationen
wie die Brady Campaign und Every-
town for Gun Safety warnen immer
wieder vor Revolvern, Pistolen oder
Gewehren in Kinderhänden. Die
meisten tödlichen Schussverletzun-
gen erlitten Kinder und Jugendliche
zu Hause, oft indem sie auf nicht
sicher aufbewahrte Waffen zugriffen.
Etwa acht von zehn Suiziden junger
Amerikaner, mahnte Everytown for
Gun Safety, würden mit der Waffe
eines Familienmitglieds ausgeführt.
Die Verfasser der Studie „Derzeitige
Todesursachen von Kindern und Ju-
gendlichen“, die jetzt in der Fachzeit-
schrift „New England Journal of Medi-
cine“ veröffentlicht wurde, errechne-
ten für die Altersgruppe zudem einen
Anstieg tödlicher Schussverletzungen
zwischen 2019 und 2020 von fast
30 Prozent – etwa doppelt so viel wie
in anderen Altersgruppen in den Ver-
einigten Staaten. Die Gründe für den
drastischen Anstieg blieben laut der
Untersuchung unklar. In Übereinstim-
mung mit Studien anderer For-
schungsgruppen sei aber beobachtet
worden, dass die Zahl von Übergriffen
mit Schusswaffen während der Coro-
na-Pandemie nach oben geschnellt sei.
Die Organisation Everytown for
Gun Safety, die seit 2013 striktere Waf-
fengesetze fordert, erinnerte daran,
dass mehr als 4,5 Millionen amerikani-
sche Kinder und Jugendliche in Eltern-
häusern mit mindestens einer gela-
denen, ungesicherten Schusswaffe leb-
ten. Junge Afroamerikaner würden
vierzehnmal häufiger erschossen als
gleichaltrige Weiße.
Kurze Meldungen
Baby-Ameisenbär in Köln
Markante Schnauze, aber noch keine
große Klappe: Im Kölner Zoo ist ein
Ameisenbär-Junges geboren worden.
Das Jungtier wurde am Donnerstag
der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit-
arbeiter hatten es Mitte März unter
den Armen seiner Mutter, bedeckt von
ihrem buschigen Schwanz, gefunden.
Gut zu erkennen ist schon die markan-
te Schnauze, die der Art – dem Großen
Foto dpa
Ameisenbären, der mehr als zwei
Meter lang werden kann – eigen ist.
Ansonsten hing der Nachwuchs am
Donnerstag noch recht verschlafen auf
dem Rücken seiner Mutter. Der Vater
lebt ebenfalls auf der Anlage, aller-
dings vorerst getrennt. In anderen
Tierparks sei es schon zu Übergriffen
auf Jungtiere gekommen, so der Zoo.
Das Geschlecht des Jungtiers wurde
nach Angaben des Zoos noch nicht
bestimmt, um die Mutter-Kind-Bin-
dung nicht zu stören. Einen Namen
hat es daher auch noch nicht. dpa
Baby-Kängurus in Duisburg
Die Kängurus im Zoo Duisburg haben
fünffachen Nachwuchs bekommen:
Zwei Berg- und drei Bennett-Kängu-
rus schaukelten aktuell noch in den
Beuteln ihrer Mütter, teilte der Zoo am
Donnerstag mit. Ab und zu blickten
die Jungtiere mit ihren schwarzen Kul-
leraugen jedoch schon aus der Beutel-
öffnung hinaus. Auch Ärmchen und
Beinchen strecke der Nachwuchs
schon nach draußen. Die Tierpfleger
hatten den Nachwuchs erst vor einigen
Wochen bemerkt. „Bei der Geburt sind
junge Beuteltiere gerade einmal so
groß wie ein Gummibärchen, nackt
und vollkommen blind“, teilte der
Revierleiter mit. „Sie krabbeln selb-
ständig in den Beutel der Mutter und
wachsen dort für viele Monate und
auch für uns unsichtbar heran.“ Die
Tierpfleger rechnen damit, dass die
kleinen Kängurus die schützenden
Beutel ihrer Mütter in den nächsten
Wochen verlassen könnten. dpa
F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG Deutschland und die Welt FR EITAG , 22. APR IL 2022 · NR. 9 3 · SE I T E 7

Größter Kokainfund aufgeklärt Persönlich

Bei einer Razzia in Norddeutschland werden elf Personen verhaftet
HANNOVER. Es war der bisher größte
Kokainfund in Europa: Im Februar 2021
stellten Zollfahnder im Hamburger Hafen
mehrere Container mit Spachtelmasse
aus Paraguay sicher, in denen insgesamt
16 Tonnen Kokain mit einem Straßenver-
kaufswert zwischen 1,5 und 3,5 Milliar-
den Euro versteckt waren. Nun ist der Fall
offenbar aufgeklärt: Das Landeskriminal-
amt Niedersachsen teilte am Donnerstag
mit, man habe eine Tätergruppe mit
Schwerpunkt in der Region Hannover
zerschlagen, die für den Transport ver-
antwortlich gewesen sei. Insgesamt soll
die Gruppe mindestens 23 Tonnen
Kokain geschmuggelt haben, die auch
zwischen Bananen und Kaffee aus
Lateinamerika versteckt worden waren.
Am Mittwoch hatten mehr als 600 Poli-
zisten, unter ihnen auch Spezialkräfte,
insgesamt 35 Objekte in Niedersachsen,
Hamburg, Schleswig-Holstein und Nord-
rhein-Westfalen durchsucht und elf Per-
sonen verhaftet. Parallel dazu schlugen
Ermittler in Belgien, den Niederlanden,
in Paraguay und in Dubai zu. Der Vize-
präsident des Landeskriminalamts,
Bernd Gründel, spricht von einem
„gewaltigen Schlag gegen die Rauschgift-
mafia“, der sich vor allem einer guten
grenzübergreifenden Zusammenarbeit
der Behörden verdanke. Bei den Ermitt-
lungen spielte auch ein verschlüsselter
Messengerdienst eine Rolle, der von den
Sicherheitsbehörden geknackt wurde.
Bei der deutschen Tätergruppe mit
Schwerpunkt in Hannover handelt es sich
nach Polizeiangaben um eine „multi-
ethnisch zusammengesetzte Gruppe“. Bei
den Haupttätern handelt es sich um zwei
einschlägig vorbestrafte Männer mit
deutschem Pass, die gebürtig aus Hanno-
ver stammen. Der 39 Jahre alte Kopf der
Organisation hatte sich schon Ende 2020
nach Dubai abgesetzt, wo er nun fest-
genommen wurde. Die Geschäftsaufsicht
| SCHACH | Alec Baldwin
in Hannover hatte er damals an einen
langjährigen, 43 Jahre alten Freund über-
geben. Die Tätergruppe setzte ihre
Rauschgiftgeschäfte auch nach dem Fund
im Hamburger Hafen sowie umfangrei-
chen Durchsuchungen in Hannover im
März 2021 fort – und die Ermittler blie-
ben ihr auf der Spur. Der 43 Jahre alte
Haupttäter wurde dann Mitte März 2022
festgenommen, als er mit einem weiteren
Mann aus Hannover sowie einem Spanier
500 Kilogramm Kokain in Barcelona in
Empfang nahm. Damals stellten die
Ermittler 500 000 Euro in bar sicher.
Bei den Durchsuchungen in den Nie-
derlanden am Mittwoch wurden weitere
vier Millionen Euro Bargeld sowie ein
SUV beschlagnahmt. Zudem gab es drei
weitere Festnahmen, in Belgien fünf.
Nach Angaben der Ermittler weisen die
dort festgenommenen Personen Bezüge
zu kriminellen Gruppen mit Wurzeln in
Marokko auf. REINHARD BINGENER
Sasha Obama
hat sich verliebt
Die frühere First Daughter Sasha Obama
ist nicht nur wegen des Studiums nach Los
Angeles gezogen. Die Tochter des ehema-
ligen amerikanischen Präsidenten Barack
Obama, die seit vergangenem Sommer die
Universität von Südkalifornien (USC)
besucht, soll sich in den Sohn des Holly-
wood-Schauspielers Clifton Powell, Clif-
ton „Cliff“ Powell Jr., verliebt haben. Die
20 Jahre alte Sasha Obama und der vier
Jahre ältere frühere Basketballspieler und
Drehbuchautor wurden in den vergange-
nen Wochen wiederholt zusammen in Los
Angeles fotografiert. Die ehemalige First
Lady Michelle Obama hatte zudem vor
einigen Tagen in einem Interview bestä-
tigt, dass ihre Töchter Malia und Sasha in
festen Händen seien. „Früher haben sie
die Jonas Brothers geliebt. Heute bringen
sie erwachsene Männer mit nach Hause“,
sagte die Achtundfünfzigjährige in der
„Ellen DeGeneres Show“. Die 23 Jahre
alte Malia Obama ist seit 2017 mit dem
Briten Rory Farquharson liiert. ceh.
fühlt sich entlastet
letzung. Baldwin hatte Hutchins’ Ange-
hörige später mit der Äußerung vor den
Kopf gestoßen, die Kamerafrau habe ihn
aufgefordert, die Waffe auf sie zu richten.
Die Ermittlungen des Sheriffs des
Bezirks Santa Fe dauern derweil ein. Die
Staatsanwaltschaft schloss eine Anklage
gegen Baldwin und seine Mitproduzen-
ten vorerst nicht aus. ceh.
Diego Maradona
zieht Millionen an
Die Versteigerung des Trikots von Diego
Maradona aus dem legendären Weltmeis-
terschafts-Viertelfinale 1986 ist mit einem
Gebot von fünf Millionen Dollar (etwa
4,6 Millionen Euro) eröffnet worden. Das
Shirt der 2020 gestorbenen Fußball-Ikone
aus Argentinien wird derzeit im Auktions-
A$AP Rocky
ist wieder auf freiem Fuß
Der amerikanische Rapper A$AP Rocky
ist vorerst wieder ein freier Mann. Die
Staatsanwaltschaft entließ den Dreiund-
dreißigjährigen am Mittwoch gegen
550 000 Dollar Kaution, nachdem Beamte
des Los Angeles Police Department ihn
einige Stunden zuvor am Flughafen ver-
haftet hatten. A$AP Rocky, bürgerlich
Rakim Mayers, soll Anfang November
mehrmals auf einen Bekannten geschos-
sen und ihn an der Hand verletzt haben.
Während der Rapper die vergangenen
Tage mit seiner schwangeren Lebensge-
fährtin Rihanna in deren Heimat Barbados
verbrachte, hatten die Ermittler laut Inter-
netportal TMZ schon dessen Haus in Los
Angeles durchsucht. Ob sie dort die mut-
maßliche Tatwaffe fanden, blieb offen.
A$AP Rocky („Babushka Boi“) hat schon
Gefängniserfahrung. Vor drei Jahren ver-
urteilte ein Gericht in Schweden den Sän-
ger zu vier Wochen Haft, weil er nach
einem Auftritt in Stockholm mit einigen
Begleitern einen Jugendlichen verprügelt
hatte. Wegen Rauschgifthandels hatte
A$AP Rocky zuvor schon einige Wochen
auf der Gefängnisinsel Rikers vor New
York verbracht. ceh.

D
er argentinische Ernährungs-
wissenschaftler Roberto Baglio-
ne war entsetzt: Jeder dritte
Schachprofi lässt häufig oder regelmäßig
das Frühstück ausfallen. Ähnlich viele
greifen ohne ärztliche Beratung zu Vita-
min-, Protein- oder Mineralpräparaten.
Unter 72 Großmeistern, die Baglione
nach ihren Ernährungsgewohnheiten be-
fragte, folgten nur zwei einer auf sie abge-
stimmten Diät. Einer polnischen Studie
zufolge griffen Jugendspieler am Brett,
und nicht nur da, am liebsten zu Süßigkei-
ten und nahmen im Durchschnitt nur eine
Portion Obst oder Gemüse am Tag zu sich
– empfohlen sind fünf Portionen. Zucker
und Red Bull sind laut dem Schweizer
Trainer Noël Studer das Dümmste, was
man während langer Partien konsumie-
ren kann. Für zehn oder 20 Minuten sei
man voll da, doch darauf folge unweiger-
lich ein langes Tief, und die Wahrschein-
lichkeit, dann zu patzen, steige enorm.
Am besten halte man den Blutzuckerspie-
gel konstant und meide jegliche Experi-
mente. Schwere Mahlzeiten ziehen Ener-
gie zur Verdauung ab und ruinieren den
Schlaf, warnt Studer. Weil Schach wie
Tennis ein Ausdauersport sei, nehme
man am besten wie Roger Federer auf
dem Tennisplatz hin und wieder ein, zwei
Bissen von einer Banane zu sich. Nüsse
WAAGERECHT: 1 Der ist so ganz
darauf abgestellt, dass Potential auf ihn
entfällt, das sich dem Fahrzeug vorbe-
Weiß am Zug
oder dunkle Schokolade lässt Studer noch
durchgehen. Im Einklang mit Baglione
empfiehlt er, die Flüssigkeitsaufnahme zu
trainieren und für jede Turnierpartie zu
planen: reichlich Wasser, und wer wäh-
rend der Tageszeit, zu der gespielt wird,
gewöhnlich Kaffee trinke, solle das auch
beim Schach tun. Koffein hat einen klei-
nen leistungssteigernden Effekt, wie eine
Forschergruppe um Andreas Franke und
Klaus Lieb nachgewiesen hat. Bei den
französischen Jugendmeisterschaften in
Agen, dem wohl teilnehmerstärksten Prä-
KREUZWORT
1 2 3 4
senzturnier seit Beginn der Pandemie,
wurde am Sonntag „Deuxième Cerveau“
lanciert. Wer sich schlau ernähre, bekom-
me quasi ein zweites Gehirn und spiele
stärker, verspricht das von der Pariser
Nutriologin Virginie Dubois konzipierte
Programm. Workshops und eine App sol-
len den 1700 Jungen und Mädchen hel-
fen, sich bewusster und gesünder zu er-
nähren. Die stärkste Botschaft könnte
ihnen ihr vermeintliches Idol Maxime
Vachier-Lagrave überbringen. Voriges
Jahr verspielte er die Führung im Kandi-
datenturnier, dieses Jahr ist er gar nicht
qualifiziert. Dass der begabte Franzose
sein Potential bisher nicht ausreizte, dürf-
te auch an seiner Schwäche für alles Süße
liegen. In der von Rätselkönig Samuel
Lloyd erdachten Diagrammstellung kann
Weiß trivial die Dame verspeisen. Am
schnellsten zum Schachmatt, binnen nur
zwei Zügen, führt allerdings ein Figuren-
schritt, der einige Überwindung kostet.
Wenn alle Varianten verdaut sind, geht es
einem dafür besser. STEFAN LÖFFLER
Auflösung vom 14. April:
Golubjew zog 26.D:c5+. Statt aufzugeben oder
sich mit 26…D:c5 27.Sc6+ Ka8 28.T:b8 mattset-
zen zu lassen, malträtierte sein Gegner die Glanz-
partie mit den Zügen 26…Db6 27.Sc6+ Ka8
28.T:b6, bevor er genug hatte.
5 6 7 8
Sechs Monate nach Alec Baldwins töd-
lichem Schuss auf eine Kamerafrau am
Set des Westerns „Rust“ fühlt sich der
Vierundsechzigjährige durch das Ermitt-
lungsergebnis der Behörde für Arbeitssi-
cherheit entlastet. Wie am Mittwoch
bekannt wurde, verhängte das New Mexi-
co Occupational Health and Safety
Bureau wegen Verstößen gegen Waffen-
regelungen zwar ein Bußgeld in Höhe
von etwa 137 000 Dollar gegen Baldwin
und die weiteren Produzenten des Films.
Gleichzeitig beschränkte die Behörde
Baldwins Verantwortung aber auf Dreh-
buch und Casting. „Wir begrüßen, dass
der Bericht Herrn Baldwin entlastet. Der
Bericht stellte auch fest, dass er Platzpa-
tronen in der Waffe vermutete“, teilten
die Anwälte des Hauptdarstellers und
Mitproduzenten mit. Bei einer Probesze-
ne auf einer Filmranch in New Mexico
hatte sich Ende Oktober aus weiterhin
ungeklärten Umständen ein Schuss aus
Baldwins Revolver gelöst. Die Kamera-
frau Halyna Hutchins brach damals töd-
lich getroffen zusammen, der Regisseur
Joel Souza erlitt eine leichte Schussver-
Milli
löst einen Hype aus
Über kalifornische Umwege hat Milli den
südostasiatischen Dessertklassiker Man-
go Sticky Rice in ihrer Heimat Thailand
zu einem Trendgericht gemacht. Nach
dem Auftritt der Rapperin bei dem
Foto AP
Musikfestival Coachella, bei dem sie am
vergangenen Sonntag auf der Bühne zu
haus Sotheby’s versteigert, die Versteige- einer Schüssel mit dem Klebreis gegriffen
rung läuft noch bis zum 4. Mai. Maradona hatte, berichten thailändischen Medien
hatte in dem blauen Trikot mit der Num- von unerwarteter Nachfrage. Obwohl die
mer 10 zwei Tore gegen England geschos- 19 Jahre alte Milli bei ihrem Auftritt in
sen, unter anderem ein Tor, bei dem er mit Kalifornien die Regierung ihres Heimat-
der Hand nachgeholfen hatte. Später sagte landes „miserabel“ genannt hatte, plant
er, die „Hand Gottes“ habe ihm geholfen. der thailändische Ministerpräsident Pray-
Maradonas Tochter hatte Zweifel an der ut Chan-o-cha nun angeblich, das Tradi-
Auktion geäußert. Ihrer Ansicht nach trug tionsgericht aus Reis, Kokosmilch und
Maradona das zum Verkauf stehende Shirt frischer Mango als UNESCO-Weltkultur-
nur in der torlosen ersten Hälfte. Sotheby’s erbe anerkennen zu lassen. Milli war als
betont allerdings, über das „richtige“ Trikot erste Solomusikerin aus Thailand beim
zu verfügen. Besitzer des Trikots war bis Coachella aufgetreten. Vor zwei Jahren
zuletzt der frühere englische National- ist die Lehrertochter aus Bangkok mit
spieler Steve Hodge, der es nach dem Spiel dem Titel „Phak kon“ („Mach mal Pau-
mit Maradona getauscht hatte. sid se“) bekannt geworden. ceh.
Nicht verpassen. Am 26. April
um 18.30 Uhr im Livestream auf
faz.net/jungekoepfe

Junge
hält 9 Wo man sich so manchen Morgen
mit Feldstechern in der Landwirtschaft
abackert 12 Schwingt sich träumend 9 10 11
nächtewhite um Moody Blues als
Notenkleid 13 Zwischenmenschlich

einwandfrei, bleibt mancher dabei sich
auch selbst so treu 14 Ihr Durch-
Haltevermögen hat einen kleinen
Haken (Pl.) 17 Dieses Göttertrank-
substrat kennt man auch als Konzent-
rat, ganz exakt ja als Extrakt 19 Nennt
die Klause sein Zuhause, dieser Säulen-
heilige unter den Singles 21 Die Art
Berufsauffassung, wie sie auch jede
Buffethostess zutiefst verinnerlicht
haben sollte 22 In giraffter Form sind’s
quasi Kongo-Regenwald- Zebrarehe
(Pl.) 23 „Mit 25 Jahren kann jeder . . .
haben. Mit 50 Jahren . . . zu haben,
darauf kommt es an“ (Edgar Degas)
24 Der kommt nun wirklich in jedem
Psychiatriebericht vor 25 Sobald er in
den Wehen liegt, fühlen wir uns kalt
erwischt 27 Quick, der Clown, war auch
der Mann im Strom (Nachn.) 29 Trug-
tricksers Schummelzug mal wieder
unterwegs auf linker Tour – immer
unter der Hand quer durchs Mogelland
32 Die kann sich beim Kegeln in einen
Pudel verwandeln 35 Die Burg von
W27, nämlich seine Frau (Vorn.)
37 Was uns mit der in die Quere kommt,
ist ein Gewerbegebiet 38 Lateinischer
Globus und Goethe-Verleger gehen
gemeinsam daran zugrunde
SENKRECHT: 1 Von welchem Schul-
fall eines Freizeitkonflikts ist man so
gar nicht unterrichtet worden? 2 „Der
. . . macht erst die Münze wert“ (Johann
Wolfgang von Goethe) 3 Welches Vor-
haben fällt immer flach, will sagen
gänzlich flach aus? 4 Sangen die Rolling
Stones auch im CDU-Wahlkampf
(Vorn.) 5 Hunnenkönig ETZEL on tour,
also wie gewohnt (Pl.) 6 Wie nobel von
der Paprika, so süß zu sein 7 Hätte sich
eigentlich angeboten als Kürzel für das
„Neue Deutschland“ im amerikani-
schen Slang (Vorn.) 8 Exemplarisch
geht aus solchen Erhebungen hervor,
dass sie absolut berechenbar sind (Pl.)
10 Sein Broadway Boogie Woogie fin-
det nur auf der Leinwand statt (Vorn.)
11 Schließt auf zu Opernaufführungen
höchsten Ranges 14 Sozusagen zustän-
diger Bevollmächtigter in der Atriden-
Abteilung Muttermord (Vorn.) 15 Im
Orient gibt’s ein Lokal, da war jeder . . .
schon mal – worüber Bill Ramsey und
Vico Torriani am besten Bescheid wis-
sen 16 Hierbei wurde etwas nach Haus-
12
14 15
17 18
21
22
24
25 26
29 30
32 33 34
37
38
rung wurde er geschlagen 20 So man-
che kommt im Mantel angeflogen, aber
manche ist auch einfach nur lachhaft
26 Rolf Hochhuth hat Lysistrate strate-
gisch gegen sie eingesetzt (Abk.)
28 War mal Anno dazumal Brachial-
fanal der Amoral als Brechttheater-
Bacchanal 30 Was hat den Nabel der
Welt für die Inkas dargestellt? 31 Keine
publizistische Dutzendware – Melvin
Lasky brachte ihn gut durch die Jahre
33 Welche Mittelstreckenrakete wurde
in Richtung nordische Mythologie abge-
feuert? (Vorn.) 34 Solide Seniorchefin
in St. Paulis Silbersack (Vorn.) 35 So
zog sie ihn, so sank er hin, Goethes
Fischer 36 „Auch in der Wissenschaft
ist eine der stärksten Triebkräfte der
. . .“ (Alexander von Humboldt) meu.
Auflösung vom 14. April:
Waagerecht: 1 Fruehlingsgruen 8 Summen
(des Türöffners) 10 Christ 12 Deich
13 (Tisch-)Tuch 15 Flur(-Schütz) 16 (Stadt-)Ker-
ne 18 (Par) Ordre (du mufti, frz. Redewendung
„Auf Befehl des Muftis“, auf Anordnung einer
vorgesetzten Stelle, ohne Einbeziehung der
Betroffenen; ordre = frz. Anordnung) 19 Gier
20 (Konf-)Irma(-tion) 21 Osterhase 22 Ried
KOPFE
13
16
19 20
Neue Impulse zu Themen,
23
27 28 die Deutschland bewegen.
31
Die F.A.Z.-Redakteure Helene Bubrowski und Simon Strauß diskutieren einmal im
35 36
Monat mit prominenten Persönlichkeiten aus Politik und Kultur über die großen
Fragen unserer Zeit. Freuen Sie sich auf Dialoge mit überraschenden Impulsen und
neuen Blickwinkeln zu den Themen, die Deutschland bewegen.
Die sechste Folge von F.A.Z. Junge Köpfe, dem Talk- und Podcastformat
der Frankfurter Allgemeinen, widmet sich im Dialog mit der CDU-Politikerin
Diana Kinnert der Frage „Wie einsam sind wir?“.
und Danielle Mac, 1949) 28 (Der eiskalte) Engel Wir sind immer erreichbar, bestens vernetzt, und trotzdem fühlen sich viele einsam.
(frz.-ital. Spielfilm mit Alain Delon, 1967) 30 Tags
32 (Mari-)Nest(-ützpunkt) 33 Gnade 34 (Echte) Wir teilen die intimsten Geheimnisse in sozialen Netzwerken und fühlen uns trotzdem
Arnika (auch Bergwohlverleih genannt, Heil- nicht gesehen. Woran liegt das? Welchen Anteil haben Pandemie und Homeoffice,
pflanze) 36 Schelf (kontinentaler Randbereich,
der von Meer bedeckt ist) 38 Evangelientexte welche Gründe liegen tiefer? Ist der Preis der Individualisierung eine Unfähigkeit zur
Anpassung? Im Gespräch mit Diana Kinnert sprechen wir über Einsamkeit und was
Senkrecht: 1 Festtagsrituale 2 Ehm (Welk, dt.
Schriftsteller, 1884 bis 1966, schrieb die Romane man tun kann, um Menschen zu verbinden.
„Die Heiden von Kummerow“, 1937, und „Die
Gerechten von Kummerow, 1943) 3 (Die) Verfolgen Sie die Diskussion zum Thema Einsamkeit im Livestream am 26. April
Linden(-wirtin, dt. Volkslied, Text von Rudolf
Baumbach, 1876, Musik von Franz Abt, 1878) um 18.30 Uhr auf faz.net/jungekoepfe.
4 Notiz (+ Notizblock) 5 Sucher 6 Rar 7 Natur-
farbstoffe 9 (August) Macke (dt. Maler, 1887 bis
1914, unternahm im April 1914 gemeinsam mit
Paul Klee eine Studienreise nach Tunis) 11 Iller
(Fluss in Deutschland; Illertissen = Stadt in
Bayern an der Iller) 14 Herodes (der Große,
73 v. Chr. bis vier v. Chr., jüdischer Klientelkönig
Roms, hatte eine Schwester Salome und
war verheiratet mit Mariamne I., Enkelin des
Hohepriesters Hyrkanos II.) 15 Frieden
17 (Herum-)Eiern 18 (Du sollst dem) Ochse(-n,
der da drischt, nicht das Maul verbinden, Rede-
wendung) 23 Eggen (Zerkleinern von Erd-
schollen mit einer Egge) 25 (Computerspi-)Ele-
ve(-rtreter; Eleve = Schüler, Auszubildender)
27 Angabe 29 Niesen 31 Datei 35 Ian (Gillan,
Sänger der brit. Band Deep Purple, auf dem
Cover des Albums „Deep Purple In Rock“ sind
© Robert Rieger

(bewachsene Feuchtfläche) 24 Derb(-y, Pferde- die Mitglieder der Band in Anlehnung an das
macherart abgezweigt, und zwar aus der rennen) 26 (Was hat der Hans mit der Grete) Mount Rushmore National Memorial als Porträt-
Vogelperspektive 18 Laut, ja sogar Getan(?, Lied von Dino Olivieri und Kurt Feltz, köpfe in Fels geschlagen abgebildet) 37 Hue
überlaut allgemeiner Beschwerdefüh- gesungen von Peter René Körner, René Carol (engl. Farbton)

© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
SE ITE 8 · F REI TAG, 2 2 . A P R I L 2 0 2 2 · NR . 9 3 Zeitgeschehen FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG

Neutral, aber nicht egal

M Von Ignazio Cassis,
an konnte in den letzten gesammelt. Der Bundesrat hat seiner-
Tagen und Wochen seit seits die humanitäre Hilfe um den glei-

Weggeschaut dem militärischen Angriff

Russlands auf die Ukraine
einiges über die Schweiz lesen. Von
Von Thomas Holl unneutral bis unsolidarisch reichte das
Meinungsspektrum. Fakt ist: Die
Bundespräsident der Schweizerischen chen Betrag weiter aufgestockt. Die
Schweiz leistet als einziges Geberland
im Süden der Ukraine Hilfe vor Ort. Wir
Eidgenossenschaft beteiligen uns solidarisch an der Auf-
nahme von Kriegsflüchtlingen. Inzwi-

A
nhänger und Mitglieder der
Linken beklagten nach dem
Rückzug von Susanne Hen-
ning-Wellsow aus der Parteispitze
sarkastisch, dass die falsche Vorsit-
zende zurückgetreten sei. Tatsäch-
lich wirkt es bizarr, dass die Thürin-
ger Linke wegen des „Me-Too“-Skan-
dals in der Partei ohne persönliche
Schweiz hat den völkerrechtswidrigen
Angriff Russlands auf die Ukraine von
Anbeginn an unmissverständlich aufs
Schärfste verurteilt.
Dieser Krieg ist von einer Zerstörungs-
kraft getrieben, die alle Prinzipien der
Zivilisation sprengt. Es bestehen klare
Hinweise von Kriegsverbrechen, sei es in
Butscha, Kramatorsk oder anderswo. Wir
haben sehr früh international unabhängi-
Die Welt hat sich seit dem 24. Februar
geändert – und das nicht zum Guten.
Freiheit, Demokratie müssen stets aufs
Neue mutig verteidigt werden. Das hat
seinen Preis. Die Schweiz ist bereit,
diesen zu bezahlen. Gerade als neutra-
ler Staat haben wir ein eminentes Inte-
resse an einer Weltordnung, die auf
Frieden und Recht beruht. Neutralität
tritt – sofort an den Wirtschaftssanktio-
nen der UNO gegen den Irak, als Dikta-
tor Saddam Hussein Kuwait überfiel.
Gleiches galt für die UNO-Sanktionen
gegen Libyen, Haiti, Ex-Jugoslawien
oder die Taliban, um weitere Beispiele
zu nennen. Auch die Übernahme von
EU-Sanktionen ist nicht neu: Schon
1998 beim Kosovokrieg trug die
schen haben über 36 000 Menschen
Aufnahme und Schutz in der Schweiz
gefunden. Das sind im Verhältnis zur
Bevölkerungszahl ähnlich viele wie in
Deutschland. Kurzum: Wir wollen unse-
ren Beitrag zur Linderung der Not und
zur Wiederherstellung einer friedlichen,
freien Ukraine leisten.
Wie in allen Staaten, welche diesem
Ziel verpflichtet sind, führen wir eine Narendra MODI Foto Reuters

Schuld politische Verantwortung
übernahm, während Janine Wissler
trotz schwerer Vorwürfe Ko-Vorsit-
zende bleibt. In der Krisensitzung
des Bundesvorstands konnte sich die
frühere hessische Fraktionsvorsit-
zende vom linken Flügel auf Fürspre-
cher wie den Ober-Realo Dietmar
Bartsch stützen. Der einflussreiche
Fraktionschef im Bundestag sieht die
Linke zu Recht in einem lebens-
bedrohlichen Zustand. Lieber eine
angeschlagene Vorsitzende stützen,
als über Monate ein Führungsvaku-
um riskieren, lautet das Kalkül.
Das einstimmige Votum des Füh-
rungsgremiums für Wissler, die um
ihr politisches Überleben kämpft, ist
ein Spiel auf Zeit. Ob sie sich bis
zum nächsten Parteitag halten kann,
ist ungewiss. Die jetzt eilig verspro-
ge Untersuchungskommissionen gefor-
dert, um die Urheber zur Rechenschaft zu
ziehen. Wir tragen die Wirtschaftssank-
tionen der EU solidarisch mit und stehen
im engen Austausch mit der Europäi-
schen Kommission zu Sanktionsfragen.
Einige reiben sich nun die Augen und
fragen sich: Ist die Schweiz noch neutral?
Wer diese Frage stellt, verkennt die
Bedeutung unserer Neutralität. Diese
lässt sich im Grunde genommen auf vier
einfache Merksätze reduzieren: Erstens:
Die Schweiz wird niemals einen Krieg
beginnen. Zweitens: Wir beteiligen uns
an keinem Krieg. Drittens: Wir leisten
keine militärische Unterstützung an Kon-
fliktparteien, und viertens: Wir treten
keiner militärischen Allianz bei. Unsere
bewaffnete Neutralität dient einzig dem
Selbstschutz.
ist also nicht gleichbedeutend mit
Gleichgültigkeit.
Ganz im Gegenteil. Da schwere Verlet-
zungen des Völkerrechts und der Men-
schenrechte die häufigsten Ursachen von
bewaffneten Konflikten sind, sehen wir
es als unsere Aufgabe, gemeinsam mit
anderen Mitgliedern der Staatengemein-
schaft für eine friedliche Weltordnung
auf dem Fundament des Völkerrechts
einzustehen. Demokratie, Rechtsstaat-
lichkeit sowie der Schutz der Grund- und
Freiheitsrechte bilden nicht nur tief ver-
wurzelte Werte unserer Bundesverfas-
sung, sie sind auch Staatsziele der Eidge-
nossenschaft nach aussen.
Unsere Neutralität hindert uns nicht
daran, internationale Sanktionen umzu-
setzen. Die Schweiz beteiligte sich 1990
– gut zehn Jahre vor ihrem UNO-Bei-
Schweiz die Zwangsmassnahmen der
Europäischen Union mit.
Das Mitwirken an internationalen
Sanktionen zur Aufrechterhaltung oder
Wiederherstellung einer völkerrechts-
konformen Weltordnung ist also schon
über 30-jährige Praxis im Einklang mit
unserer Neutralität. Wir stehen für Wer-
te ein, halten uns aber jederzeit bereit
für den Dialog, für Vermittlung und für
Gute Dienste. Gerade in der Krise ist es
wichtig, die diplomatischen Kommuni-
kationskanäle offen zu halten. Gleich-
zeitig leben wir im Ukrainekonflikt
unserer humanitären Tradition nach.
Die schweizerische Bevölkerung hat in
einer beispiellosen Sammelaktion über
110 Millionen an Spenden für die Zivil-
bevölkerung in der Ukraine sowie für
die Unterstützung der Geflüchteten
intensive Debatte: Was können wir
noch mehr oder noch besser tun? Das
schliesst auch die Frage nach dem
Umgang mit Oligarchen mit ein. Erfolg-
versprechend kann letztlich nur ein
konzertiertes Vorgehen sein. Eine mög-
lichst rasche und nachhaltige Lösung
des Konflikts liegt im Interesse des
gesamten Kontinents.
Ein unverzügliches Ende der Kampf-
handlungen in der Ukraine und der
vollständige Abzug aller russischen
Truppen vom Hoheitsgebiet der Ukrai-
ne bilden die unabdingbare Vorausset-
zung dafür. Daran arbeiten wir als Teil
der europäischen Wertegemeinschaft
Seite an Seite mit unseren Nachbarn
und der EU, damit in unserem Konti-
nent wieder Frieden, Stabilität, Sicher-
heit und Wohlstand einkehren.
Indischer
Neutralmodus
Für die „neutrale“ Haltung, mit der
die bevölkerungsreichste Demo-
kratie auf den Einmarsch Russlands
reagiert, bekommt Indien viel Auf-
merksamkeit. Auch die Europäer
buhlen um die Regierung von
Ministerpräsident Narendra Modi.
Nach dem Besuch des britischen
Premierministers Boris Johnson am
Freitag wird am Sonntag auch EU-
Kommissionspräsidentin Ursula
von der Leyen in Neu Delhi erwar-
tet. Anfang Mai finden in Berlin
dann die deutsch-indischen Regie-
rungskonsultationen statt, die Modi

Schont der Papst Putin?

chene Aufarbeitung Dutzender
sexueller Übergriffe und einer „to-
xischen Machokultur“ nicht nur in
Wisslers Landesverband durch ex-
terne Fachleute und unabhängige
Beratungsstellen für Betroffene er-
innert an die Praxis der katholischen
Kirche. Verlogen mutet die jetzt ver-
kündete Floskel von einer neuen
„Kultur des Hinschauens“ an. Denn
über Jahre wurde weggeschaut.
Auch von Wissler.
Klartext
Von Andreas Ross
voraussichtlich zum ersten Mal mit
Olaf Scholz als Kanzler zusammen
leiten wird.
Modi blockt die Versuche der
USA, der EU und ihrer Verbündeten,
Viele Katholiken fragen sich, warum Franziskus nicht Russland als Angreifer nennt. / Von Thomas Jansen Indiens Haltung zu beeinflussen, bis-
her erfolgreich ab. Trotz internatio-
Es sind ungewöhnlich drastische Worte würde die rund 800 000 Katholiken im naler Bemühungen, Russland wirt-
für einen Papst, selbst für einen, der Land in noch größere Bedrängnis brin- schaftlich zu isolieren, hat Indien sei-
Franziskus heißt: „Desinformation, Ver- gen. Sie waren schon vor dem Krieg ne Ölimporte aus Russland erhöht.
leumdung, Diffamierung und Koprophi- Anfeindungen der russisch-orthodoxen Neu Delhi schließt sich nicht der Ein-
lie“ sieht er in den Medien seines Hei- Kirche und mancherorts auch Schikanen schätzung an, wonach es sich um
matlandes Argentinien am Werk. Anlass der Behörden ausgesetzt. einen Konflikt zwischen den Syste-
für diese päpstliche Tirade war ein Vor- Hinzu kommt ein theologischer men Demokratie und Autokratie
wurf, mit dem sich Franziskus seit Grund, der es Franziskus schwer macht, handelt, und wirft dem Westen
Beginn des Ukrainekriegs auch andern-
orts konfrontiert sieht: Argentinische
sich entschiedener auf die Seite der
Ukraine zu stellen – und etwa wie die
Scheinheiligkeit vor. Während sich
die Welt in zwei Pole spalte, behalte
Medien hatten beanstandet, er stelle deutschen Bischöfe Waffenlieferungen Indien seine Interessen im Auge,
sich nicht entschieden genug auf die Sei- als „grundsätzlich legitim“ zu bezeich- erklärt Modi. In Neu Delhi ist der
te der Ukraine und sei zu Putin-freund- nen: Das sind seine starken Vorbehalte Krieg in Europa weit weg, die neue

I
st es die feine demokratische Art,
wenn drei EU-Regierungschefs
den Bürgern eines vierten Landes
sagen, wen sie wählen sollen? Bisher
nicht; der Aufruf von Kanzler Scholz,
des Spaniers Sánchez und des Portu-
giesen Costa an die Franzosen ist ein
ungewöhnlicher, bis vor Kurzem hätte
man gar gesagt: ein ungehöriger Vor-
gang. Daran ändert auch der Umstand
nichts, dass die drei Regierungschefs
auf die Namen Macron und Le Pen
verzichteten, sondern anonym zur
Wahl des demokratischen und weltof-
fenen Kandidaten aufriefen und vor
der Rechtsextremistin warnten.
Angesichts der Lage Europas irri-
tiert an dem Aufruf nur diese Pseudo-
verschämtheit. Bei der französischen
Präsidentenwahl steht das Überleben
der EU auf dem Spiel. Wenn viele
Bürger „Klartext“ mehr schätzen als
Konventionen, dann spricht nichts
dagegen, den Franzosen Europas
Angst vor einer Präsidentin Le Pen zu
offenbaren. Deren Anhänger werden
Scholz und Co. nicht beeindrucken.
Wenn sich aber nur ein paar vom libe-
ralen Macron genervte Linke von
Europas führenden Sozialdemokraten
zur Wahlteilnahme motivieren ließen,
dann hätte sich der kleine Tabubruch
schon gelohnt. Immerhin hat sich
Angela Merkels letzter Finanzminis-
ter sogar mit dem Versprechen bei
Macron untergehakt, man wolle nicht
„die Fehler der Vergangenheit wieder-
holen, in der Krise die Ausgaben zu
senken“. Macron tritt nicht mit leeren
Händen vor die Franzosen.
lich. Sie verwiesen darauf, dass Franzis-
kus weder den Kremlchef noch Russland
bisher namentlich als Aggressor ver-
urteilt habe – auch an den Ostertagen
hat er dies vermieden. Die zitierte Passa-
ge stammt aus einem handschriftlichen
Brief des Papstes an den argentinischen
Journalisten Gustavo Sylvestre mit
Datum vom 7. April, den dieser kurz vor
Ostern im Internet veröffentlichte; der
Vatikan hat die Authentizität des Schrei-
bens nicht bestritten. Franziskus stellt
darin auch die Vermutung an, manche
Journalisten, die ihm eine Putin-freund-
liche Haltung vorwerfen, würden für sol-
che Artikel bezahlt.
Aber auch in Kreisen, die der Papst
kaum beschuldigen würde, auf der
Gehaltsliste des Kremls zu stehen,
wächst das Unverständnis. Er verstehe
nicht, warum Franziskus nicht Russland
und Präsident Putin beim Namen nenne,
sagte der Bischof von Odessa, Stanislav
Schyrokoradjuk, in der vergangenen
Woche. „Die Wurzel des Bösen muss
beim Namen genannt werden.“ Damit
steht der Bischof von Odessa in der
katholischen Kirche auch außerhalb der
Ukraine nicht allein. In Deutschland
etwa soll es schon Kirchenaustritte
wegen der vatikanischen Russlandpoli-
tik gegeben haben.
Der Ukrainekrieg wirft Fragen auf, die
sich in dieser Schärfe zuletzt angesichts
des Zweiten Weltkriegs und der Vernich-
tung der europäischen Juden gestellt
haben: In welcher Form muss ein Papst
von Amts wegen als moralische Instanz
gegen die systematische Verletzung ele-
mentarer Menschenrechte öffentlich
Zeugnis ablegen? Darf er mit Rücksicht
auf mögliche Folgen seiner Äußerungen
öffentlich Zurückhaltung üben, um im
Den Aggressor verschwiegen: Papst Franziskus an Ostern im Vatikan
Stillen helfen zu können? Die Debatte
über das angebliche „Schweigen“ Papst
Pius’ XII. ist das prominenteste Beispiel
dafür, wie weit dabei die Ansichten ausei-
nandergehen. Es gibt eine römische Tra-
dition des „uneigentlichen Sprechens“,
das nur indirekt und verklausuliert ver-
urteilt. Pius XII. war weder der erste noch
der letzte Papst, der den Aggressor nicht
beim Namen nannte. Auch Benedikt XV.
hatte im Ersten Weltkrieg Kriegsverbre-
chen und die dafür Verantwortlichen
nicht öffentlich verurteilt. Später ver-
zichtete auch Paul VI. während des Viet-
namkriegs auf eine unmittelbare Anklage
einer der Kriegsparteien.
Die Verteidiger von Franziskus wie der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskon-
ferenz, Georg Bätzing, argumentieren,
der Papst könne nur durch seine verbale
Foto dpa
Zurückhaltung als Vermittler im Ukrai-
nekrieg wirken; zudem seien seine Ges-
ten eindeutig genug. Allerdings gibt es
bislang keine Anhaltspunkte dafür, dass
Franziskus und der Vatikan eine wesent-
liche Rolle in den Verhandlungen zwi-
schen Moskau und Kiew spielen könn-
ten. Eine weitere unliebsame Folge einer
klaren Verurteilung Russlands wäre für
den Vatikan der Abbruch aller Gesprä-
che mit der von Wladimir Putin abhängi-
gen russisch-orthodoxen Kirche. Im Vati-
kan hat man offenbar die Hoffnung noch
nicht ganz aufgegeben, dass Franziskus
durch eine persönliche Begegnung mit
dem Patriarchen Kirill I. in den kommen-
den Monaten etwas bewirken könne. Im
Blick haben dürfte man im Vatikan auch
die katholische Minderheit in Russland.
Eine härtere Gangart gegenüber Putin
gegenüber der traditionellen katholi-
schen Lehre vom gerechten Krieg. Darin
werden Bedingungen benannt, unter
denen eine Selbstverteidigung gerecht-
fertigt ist. Da die Risiken wohl stets grö-
ßer seien als der hypothetische Nutzen
eines Krieges, sei es „heute sehr schwie-
rig, sich auf die in vergangenen Jahrhun-
derten gereiften Kriterien zu stützen, um
von einem gerechten Krieg zu sprechen“,
schreibt Franziskus in seiner Enzyklika
„Fratelli tutti“ vom Oktober 2020.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern
Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hat
sich Franziskus selbst zu sogenannten
humanitären Interventionen nicht klar
bekannt. Zum Militäreinsatz der Ver-
einigten Staaten zur Rettung der Jesiden
im Irak vor dem „Islamischen Staat“
äußerte sich Franziskus 2014 nur vage.
Bombenangriffe, wie sie die Amerikaner
damals flogen, lehnt er ab.
Zu Waffenlieferungen an die Ukraine
äußerte sich Franziskus in der vorigen
Woche allenfalls indirekt. In einem Inter-
view des italienischen Fernsehens sagte
er: „Ich verstehe die Regierenden, die
Waffen kaufen, ich verstehe sie. Ich
rechtfertige sie nicht, aber ich verstehe
sie, weil wir uns verteidigen müssen, weil
dies das Kain-Schema des Krieges ist.“
Damit spielte er auf die biblische Erzäh-
lung von Kain an, der seinen Bruder Abel
ermordet. Kardinalstaatssekretär Pietro
Parolin hatte zuvor zwar das Recht der
Ukraine auf Selbstverteidigung bestätigt,
aber gesagt, Waffenlieferungen führten
zu einer Eskalation der Gewalt. Klar
geäußert hat sich nur die unterste Ebene
der vatikanischen Diplomatie: Die Bot-
schaft des Heiligen Stuhls in Kiew teilte
mit, der Vatikan sei nicht gegen Waffen-
lieferungen an die Ukraine.
Weltmacht China direkt vor der Tür.
Waffen russischer Herstellung sind
ein wichtiger Teil der indischen
Drohkulisse im Himalaja.
Mit Blick auf die Regierungskon-
sultationen und das G-7-Treffen im
Juni in den bayerischen Alpen, zu
dem Modi voraussichtlich auch als
Gast hinzugeladen wird, stellt sich
aber die Frage, was von der „Werte-
partnerschaft“ mit Indien übrig
bleibt. US-Außenminister Blinken
kritisierte kürzlich die Zunahme an
Menschenrechtsverletzungen in
Indien. Unter Modis Regierung
kommt es regelmäßig zu Über-
griffen auf Muslime und Christen.
Der Regierungschef beteiligt sich
nicht an Hetzreden. Doch die radi-
kalen Hindugruppen, die für die
Angriffe verantwortlich sind, haben
nichts zu befürchten. Modi selbst
hängt bis heute der Makel an, dass
in seinem Heimatstaat Gujarat im
Jahr 2002, als er dort gerade die
Regierungsgeschäfte übernommen
hatte, ein Mob ungebremst Muslime
angreifen konnte.
Das Ziel Modis und seiner hindu-
nationalistischen Bharatiya Janata
Party (BJP) ist ein starkes Indien, das
an die Größe einer mythischen frü-
heren Hinduzivilisation anknüpfen
soll. Die Erniedrigung jahrhunderte-
langer Fremdherrschaft durch Euro-
päer und frühere Muslimherrscher
soll überwunden werden. Der Druck
aus Europa erzeugt Trotz und stärkt
den Unwillen, sich einem Lager
anzuschließen. Doch um sein Projekt
zu verwirklichen und China abzu-
wehren, braucht Modi auch die Part-
ner im Westen. TILL FÄHNDERS

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F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG
V
or dem verwaisten russischen
Pavillon, den ursprünglich
ein litauischer Kurator hätte
bespielen sollen, der sich
jedoch nach Kriegsbeginn
ehrenhaft verweigerte, stehen Carabinieri.
Sie sollen das Beschmieren des im ortho-
doxen Zuckerbäckerstil errichteten Baus
seitens aufgebrachter Besucher verhin-
dern. Der ukrainische Beitrag für die Bien-
nale in Venedig hingegen steht ebenfalls
unter besonderer Beobachtung, allerdings
im positiven Sinn. Halbstündlich defilie-
ren hier Politiker aus aller Welt vorüber
und bekunden mit blau-gelben Schleifen
und geschliffenen Worten ihre Solidarität.
Der Beitrag erfährt auch aus künstleri-
scher Sicht zu Recht regen Zulauf: Pavlo
Makov hat mit seinem „Brunnen der Aus-
zehrung“ ein Paradox installiert; dutzende
Bronzetrichter leiten Wasser nach unten,
so wie in seiner Heimat zwei Flüsse zu
einem Delta zusammenfließen, dabei aber
nicht stärker werden, sondern ausdünnen
und versanden.
Die nagende Frage bleibt: Darf man in
Kriegszeiten Kunst genießen?, oder des-
illusionierter noch: Vermag sie irgendet-
was mit ihrer uneindeutigen Stimme aus-
zurichten, während die Waffen sprechen,
oder ist es gar barbarisch, kurz nach But-
scha ein Ölgemälde zu betrachten? Den
Segen des ukrainischen Präsidenten hat
die Biennale jedenfalls – am Donnerstag
um fünf Uhr nachmittags wandte sich
Wolodymyr Selenskyj höchstpersönlich
mit seiner Brandrede „Ukraine: Defen-
ding freedom“ an das Publikum der
Großausstellung und verteidigte – als
Künstler, der er ist – das Recht und die
Pflicht zu ihrer Ausrichtung.
Keiner der beteiligten Künstler konnte
voraussagen, was Apokalyptisches im
Osten Europas geschehen würde, und
dennoch wirkt eine Vielzahl der zu sehen-
den Arbeiten, als sei sie auf den Krieg hin
enggeführt. Die Lingua franca der Bien-
nale ist der Surrealismus, den Kuratorin
Alemani mit dem Titel „The Milk of
Dreams“ zwar vorgegeben hat, der aber
die großenteils schon entstandenen und
ausgewählten Werke nicht mehr beein-
flussen konnte. Für deutsche Ohren ist die
ausgerufene „Milch der Träume“, der Sur-
realistin Dorothea Tanning entlehnt, seit
Celans „schwarzer Milch der Frühe“ aber
eher albtraumhaft eingetrübt.
Und dennoch trifft der Titel präzise
den traumvagen Stil des Unterbewussten,
der eben nicht nur Sigmund Freud zum
Schutzpatron feuchtwilder Traumbildne-
rei erkoren hat, sondern auch konvertier-
te neue Materialien für die Kunst
erschließt. Auf den Kopf gestellte Mate-
rialitäten und ein permanentes Ausloten
und Steigern von Sensualitäten sind die
beiden Grundpfeiler der Biennale, und es
beeindruckt durchgängig, wie die Künst-
ler nun in Venedig immer neue Spielar-
ten surrealistischer Materialverfremdung
präsentieren.
Wie schon in den letzten Biennalen
gewinnen viele freche Davids im Arsenale-
Teil der Schau den Kampf gegen die
Goliaths mit ihren Monumentalpavillons.
An sublim apokalyptischem Schauder ist
die Halle der kleinen Insel Malta nicht zu
überbieten. In dem völlig dunklen Saal fällt
buchstäblich Feuer vom nicht zu sehenden
Himmel, getreu der Apokalypse des
Johannes, mit der sich die Künstler Arcan-
gelo Sassolino und Giuseppe Schembri
Bonaci lange Jahre intensiv auseinander-
gesetzt haben.
Wie zähflüssige Lava tropft es von der
Decke und fällt zischend in Becken mit
schwarzem Wasser am Boden; man sieht
vor dem geistigen Auge Goethe am Vesuv
stehen, wie er ob des schaurig-erhabenen
Anblicks einen inneren Veitstanz der Emo-
tionen vollführt. Bei dieser flüssigen Mal-
ta-Lava handelt es sich um bei 1500 Grad
verflüssigtes Eisen, das aus einem Himmel
mit den Maßen von Caravaggios apokalyp-
tischem Hauptwerk in der Kathedrale von
Valletta fällt.
Um Konsistenz im Konkreten unbekümmert
Seine Fundamentalkritik an der Corona-Politik ist im Werk seit jeher angelegt: Zum achtzigsten Geburtstag des Philosophen Giorgio Agamben
Nein, hier spricht kein verschwörungstheo-
retisch profilierter Vertreter der Querden-
ker-Bewegung, hier spricht einer der
bekanntesten Philosophen der Gegenwart,
Giorgio Agamben aus Venedig, viel beach-
tet durch seine Homo-sacer-Erzählung und
deren biopolitische Ableitungen. Aufsehen
erregte er zuletzt mit seinen Kommentaren
zur Pandemiepolitik. Er spricht von
„Gesundheitsterror“ und „Gesundheitsre-
ligion“, von der politischen Normalisie-
rung des Ausnahmezustands, von regie-
rungsamtlichen Maßnahmen, „die Berüh-
rungspunkte mit den Ereignissen im
Deutschland des Jahres 1933“ hätten.
Es sind rasch hintereinander verfasste
Kommentare, die auf Deutsch unter dem
Titel „An welchem Punkt stehen wir? Die
Epidemie als Politik“ (Turia + Kant) nach-
zulesen sind. Das Kontrafaktische von
Agambens Ausführungen sticht hier bis-
weilen derart krass hervor, dass man es für
einen methodologischen Kniff hielt, um
die Zukunft gegenüber der Gegenwart ins
Recht zu setzen. Haben wir es mit einer
Spielart des subversiven Messianismus zu
tun, so wurde gefragt, als deren Protagonist
Agamben schon seit Jahren interdisziplinär
beforscht wird, als Prophet „einer kom-
menden Politik, die nicht futurisch auf
Zukunft gerichtet ist, sondern in welcher
,adventisch‘ die Zukunft die Gegenwart
Palimpsest der Schichten von Geschichte: Maria Eichhorns Schnitte im Deutschen Pavillon
Surrealismus der
nächsten Generation
Mit einem Jahr Corona-Verspätung öffnet am Samstag
die 59. Venedigbiennale. Sie ist ein voller Erfolg.
Von Stefan Trinks, Venedig
Enorm sinnlich ist auch der deutsche
Pavillon Maria Eichhorns geraten. Alle
Wände sind in geometrisch abstrakten
Formen wie Kreuzen und Rechtecken
geschlitzt, Farbtreppen sind angelegt, der
Boden im zentralen Raum öffnet sich zu
einem schwarzen Schacht. Alle baulichen
Veränderungen des in neoklassizisti-
schen Formen errichteten NS-Baus klaf-
fen wie Wunden. Gerade weil Eichhorn
mit der Akribie einer Historikerin unter
dem Putz verborgene Zeitspuren freilegt
und in Lichtgrau an den Wänden notiert,
gibt das entstehende Palimpsest wie eine
auf Tierhaut geschriebene Chronik seine
Geschichte frei – und den Geruch des
braunen Erdreichs inmitten des Saals.
Erst recht aber zielt der italienische Bei-
trag des Künstlers Gian Maria Tosetti auf
Überwältigung aller Sinne ab. Nach einer
stillgelegten staubigen Kalkbrennerei und
Nähfabrik gelangt man in eine stockdunkle
Schiffshalle, deren laut anbrandende
neu bestimmt“, wie der Theologe Martin
Kirschner mutmaßt, der zu bedenken gibt,
Agamben gehe es ja nicht um direkte Kritik
an Einzelmaßnahmen, sondern um theo-
rieintensive Auseinandersetzung mit
Grundkonzepten des philosophischen,
politischen und theologischen Denkens.
Aber lässt sich das eine vom anderen
trennen? Agamben gilt die Pandemie
zunächst als „Erfindung“ und „Vorwand“
im Zuge einer „Großen Transformation“,
die „nicht auf einer neuen gesetzlichen
Ordnung gründet, sondern aus dem Aus-
Giorgio Agamben Foto Getty
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Feuilleton
Wogen künstlich von einer Wellenmaschi-
ne erzeugt werden. Im Nachtschwarz blit-
zen zahllose Glühwürmchen auf. Das Gan-
ze steht unter dem klangvollen Titel „Storia
della notte e destino delle comete“, wobei
die „Geschichte der Nacht“ das jähe Ende
der Schwerindustrie Italiens bedeutet, das
Schicksal der wie Kometen herniederpras-
selnden Glühwürmchen die Zukunft einer
rohen Natur, die sich die deindustrialisierte
Welt wieder zurückholt. Die gesamte mak-
rokosmische Installation bezieht sich auf
Pier Paolo Pasolinis umstrittenen Text zum
Machtvakuum, der poetisch zuspitzte, er
würde „den ganzen Montedison-Konzern
für ein einziges Glühwürmchen hergeben“.
Und trotz der achtzig Pavillons lohnt
sich jede Minute Schlangestehen am grie-
chischen mit der VR-Vierkanaltonarbeit
„Oedipus in search of Colonus“ von Lou-
kia Alavaniou. Der eine gute Viertelstun-
de lange Film ist eine der politischsten
Arbeiten, zugleich aber ein theatrales
nahmezustand hervorgeht, das heißt aus
der vorbehaltlosen Aufhebung jeglicher
verfassungsrechtlichen Garantie hervor-
geht“. Im selben Atemzug wird in einer
Fußnote aber auch das Gegenteil beklagt:
„Die von der (italienischen) Regierung
beschlossenen Maßnahmen sind Gegen-
stand von Gesetzesdekreten, die das Parla-
ment aller Voraussicht nach – so sehr man
sich das Gegenteil wünschen möchte –
innerhalb der vorgesehenen Frist zu for-
mellen Gesetzen erheben wird.“ So oder so
werde der Mensch auf sein nacktes Leben
reduziert, erklärt Agamben, in der verord-
neten „sozialen Distanzierung“ werde das
biologische vom kulturellen Moment des
Daseins isoliert. Dass auch die kulturelle
Lebensform endet, wenn das vitale Mini-
mum im Zeichen der Seuchenbekämpfung
nicht gesichert werden kann, steht für
Agamben auf einem anderen, nicht von
ihm zu beschreibenden Blatt.
Wie lässt sich diese um Konsistenzen im
Konkreten unbekümmerte Fundamental-
kritik erklären? Oder wie jüngst immer
eindringlicher gefragt wurde: Wie lassen
sich Giorgio Agambens aufreizend neben
der Sache liegenden Kommentare zur
Corona-Politik mit dem Nimbus des Meis-
terdenkers zusammenbringen? Vielleicht
sind sie gar nicht derart vom Himmel gefal-
len, wie es aussieht. Vielleicht verdanken
Foto VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Ereignis, das alle Sinne fesselt. Der blin-
de Ödipus, so donnert die sonore Stimme
eines britischen Schauspielers ins Ohr,
will zum Sterben nach Kolonos, vor den
Toren Athens gelegen. Wegen seines
Schicksals wird ihm dies von den Ein-
wohnern, selbst zugewanderte „local-lo-
cals“ wie die Stimme sagt, verweigert.
Ödipus ist Fremder im fremden Land.
Zuerst landet man in einem Käfig voller
Geier, die man durch die virtuelle Reali-
tät von allen Seiten auf sich zustürzen
sieht, bevor das als „wundervolles Land“
gepriesene Kolonos selbst erscheint – als
apokalyptische Landschaft von heute.
Müllberge konkurrieren mit den umge-
benden Bergen. Überall schwelen giftige
Feuer von Gummireifen, um an das
Metall im Pneu zu gelangen. Die Künstle-
rin Alavaniou ließ die heute in Kolonos
vegetierenden Roma die griechische Tra-
gödie aufführen und singen, die, obwohl
als Stoff zweieinhalbtausend Jahre alt, so
sie sich einer seit Jahrzehnten gepflegten
Performanz, mit der Agamben eher seheri-
sche als analytische Ansprüche verbindet,
vor allem aber einen überempirischen
Sehepunkt besetzen möchte, der sich
immer schon mehr an den frei schweben-
den Möglichkeiten des Daseins als an ihren
Verwirklichungen in den Akten von Verifi-
kation und Falsifikation ausrichtete. Man
folge dazu Agambens programmatischen
Überlegungen zur aristotelischen Potenz-
Philosophie, wie er sie schon 1993 bei sei-
nem Hausverlag Quodlibet unter dem Titel
„Bartleby oder die Kontingenz“ veröffent-
lichte. Herman Melvilles Bartleby-Erzäh-
lung wird dort als Schlüsseltext zur Veran-
schaulichung der Frage herangezogen, wie
sich philosophisch die reine Potenz denken
lässt. Wie lässt sich ein Denkakt setzen, der
sich als solcher zugleich auch wieder auf-
hebt, um Möglichkeit zu bleiben?
Bartlebys Formel „Ich möchte lieber
nicht“ bezeichnet demnach prägnant die-
sen Schwebezustand zwischen Setzung und
Aufhebung. Aus ihr spricht für Agamben
zugleich die Fähigkeit, mit dem eigenen
Ende in Beziehung zu stehen, das eschato-
logische Geheimnis als äußerste Möglich-
keit in Anschlag zu bringen. Eine Fähig-
keit, die auch Benedikt XVI. mit seinem
Amtsverzicht bewiesen habe, wie Agam-
ben in der Schrift „Das Geheimnis des
aktuell wirkt wie wenige andere Werke.
Das Verrückte an der im Vorfeld in man-
chen Medien künstlich aufgebauschten
starken Gewichtung von Frauen durch
die Kuratorin – über neunzig Prozent der
von ihr für die zentrale Schau ausgewähl-
ten 213 Teilnehmer sind weiblich –
bleibt: Geschlecht als Kategorie ist beim
Betrachten dieser Kunst irrelevant.
Neben den zwei Oberthemen der Aus-
stellung „Metamorphosen“ und „Mensch
und Natur“, die mit einer Terrakottaar-
mee an Mensch-Tier-Pflanze-Hybriden
nahezu alle Säle besiedeln, bedienen
etwa die Künstlerinnen P. Staff mit ihrer
Weltraumvision „On Venus“ oder Elaine
Cameron-Weir mit dem Captain-Future-
haft metallverkleideten Raum „Low
Relief Icon“ souverän und gleichberech-
tigt die dritte große Fragestellung
„Mensch und Technik“. Und die Rumänin
Andra Ursuţa stellt gleich einen gesam-
ten Saal mit Cyborgs aus farbig semi-
transparentem Kunstharz voll, gerahmt
von Rosemarie Trockels ebenfalls algo-
rithmisch erstellten Web-Abstrakta.
Was auffällt, ist die durchgängig hohe
malerische Qualität von Arbeiten der
Biennale-Titelgeberin Tanning und ihrer
Mitsurrealistinnen Leonor Fini, Reme-
dios Varo, Jane Graverol, Carol Rama
und Cecilia Vicuña aus Chile. Unbedingt
noch stärker im Auge behalten muss man
die Malerin Charline von Heyl, die mit
ihrer Botticelli-Paraphrase „Primavera“
von 2020 und „The Garden of Cyrus“ ein
Gespür für „Farbe als Haut der Welt“
beweist, wie es die nebenan gezeigte und
von 1905 an in Paris arbeitende Sonia
Delaunay für wahre Malerei immer gefor-
dert hat. Eine Legende will es, dass sich
Künstlerinnen oft mit Kleinformaten
bescheiden. Auch dieses Vorurteil wider-
legt Alemani mühelos, wenn in der zent-
ralen Rotunde des großen „Milch der
Träume“-Ausstellungsgebäudes Kathari-
na Fritschs riesiger grün angestrichener
„Elefant“ unübersehbar im Raum steht.
Bei alledem sollte nicht der Eindruck
entstehen, dass die Kuratorin alles unter
das strenge Regiment des Surrealismus
gestellt und keine andersartigen Arbeiten
zugelassen hätte. Kunst lässt sich nicht in
schubladisieren, sie muss, wie Präsident
Selenskyj betonte, frei bleiben und entfal-
tet nur so ihre ganze Kraft. Auch wenn
Dystopien wie die riesenhaft zur Seite in
das aufgehäufte Geröll gekippten und
zusätzlich blutrot angestrahlten Riesen-
holzköpfe der Künstlerin Latifa Echakhch,
die den Schweizer Pavillon wie die Oster-
insel nach einem Atomschlag aussehen
lassen, auf der 59. Biennale zu überwiegen
scheinen: Aus dem belgischen Pavillon
schillert es: Der Mensch ist nur da ganz
Mensch, wo er spielt. Der Künstler Francis
Alÿs hat, seit Jugend an von einem Breu-
ghel-Kinderbild fasziniert, auf seinen Rei-
sen durch die Welt zehn neue Kurzfilme
spielender Kinder unter der Überschrift
„Die Natur des Spiels“ versammelt. Kli-
scheemäßig sorglos toben und lärmen im
Pavillon die in Wohlstandswatte gepack-
ten Kinder der Schweiz im Schnee oder in
Kanada und Belgien beim freien Spiel,
auch in Afghanistan oder Mexiko sind die
kleinen Menschen vollkommen bei sich.
Das surreale Schlussbild der Biennale
gehört einem Jungen aus Kongo: Mons-
trös kahl und anthrazitfarben ragt die
Abraumhalde einer Kobaltmine in den
Himmel. Auf diesem Mount Everest der
Kontamination ist klitzeklein die Gestalt
eines farbenfroh gekleideten schwarzen
Knaben vor dem Dunkelgrau des Berges
auszumachen. Er treibt auf schmalen Ser-
pentinen einen Lastwagenreifen, so groß
wie er, behände wie einen leichten hölzer-
nen Reif hoch auf den dantesken Berg,
umspielt ihn, nur um am Ende der kilome-
terlangen Tor-Tour im Innern des Reifens
mit Karacho ins Tal der Alltagssorgen zu
rasen. Wer hier nicht an einen glücklichen
Sisyphos denken muss, hat diese Biennale
di Venezia nicht verstanden: Die Milch der
Träume gehört der nächsten Generation.
Bösen. Benedikt XVI. und das Ende der
Zeiten“ ausführt. Das ist brillant: Ratzinger
als Jünger Bartlebys, auch er möchte lieber
nicht, nur gleichsam in höherer Mission.
Bartleby selbst erscheint im messiani-
schen Verfahren als der von allen Bezügen
losgelöste Möglichkeitsmensch, wie ihn
Gilles Deleuze, von Agamben als
Gewährsmann zitiert, entlang der Formel
„Ich möchte lieber nicht“ beschreibt: „Die
Formel ,entkoppelt‘ die Worte und die
Dinge, die Worte und die Taten, aber auch
die sprachwissenschaftlichen Akte und die
Worte: Sie schneidet die Sprache von jeder
Referenz ab, gemäß der absoluten Beru-
fung Bartlebys, ein Mann ohne Referenz
zu sein, jener, der auftaucht und ver-
schwindet, ohne Referenz auf sich selbst
oder etwas anderes.“ Ebendiese Referenz-
losigkeit ist es, die sich in Agambens Nota-
ten zur Corona-Politik niederschlägt. Der
Philosoph bleibt im Möglichkeitsraum sei-
ner Theorien zum nackten Leben und zum
Ausnahmezustand, ohne sie in einen
Abgleich mit der Sorte Wirklichkeit zu
bringen, über die er doch handelt. Möchte
Agamben die Politik als solche düpieren,
indem er sich zum Schein auf sie einlässt –
in Wirklichkeit aber „lieber nicht“? Coro-
na hätte es an den Tag gebracht. Am heuti-
gen Freitag wird Giorgio Agamben achtzig
Jahre alt. CHRISTIAN GEYER
NR. 9 3 · SE I T E 9
FR EITAG , 2 2 . APR I L 2 0 2 2
Sterbehilfe
Von Jürg Altwegg
Z
wischen (brauner) Pest und
Cholera müssen sich die Fran-
zosen entscheiden. „Noch ein-
mal“ würden sie Macron wählen, las-
sen Intellektuelle in einer Petition
verlauten. Äußerst widerwillig. Und
nun zum endgültig letzten Mal. Inten-
danten der Theater äußern sich
genauso. Jeder Tag bringt neue Auf-
rufe. Ehemalige Ministerinnen für
die Gleichstellung – die mit dem
Schleier kein Problem haben – spre-
chen Marine Le Pen das Recht ab,
sich als Feministin zu bezeichnen.
Dass sie den eigenen Vater wegen sei-
ner antisemitischen Provokationen
aus der Partei geworfen hat – eine
List, ein ideologisches Tarnmanöver.
Es war Mitterrand, der das Wahlrecht
änderte, um den Front National zur
politischen Kraft zu machen. Vor
zwanzig Jahren kam Jean-Marie Le
Pen in die Stichwahl. Die Rückkehr
der Faschisten und damit die Wieder-
wahl Pétains wurde mit 81 Prozent
der Stimmen für Jacques Chirac ver-
hindert. Seither spielt Frankreich bei
jeder Präsidentschaftswahl russisches
Roulette mit dem Faschismus. Und
das Risiko eines fatalen Ausgangs
wird immer größer. Eigentlich reicht
es, die Bilanz der vom Rassemble-
ment National regierten Städte zu
analysieren und das Programm von
Marine Le Pen zu lesen, um Macron
zu wählen. Und sei es als kleineres
Übel. Auch anlässlich des überra-
schend sachlich verlaufenen TV-Du-
ells der beiden konnte man sich ein
Bild von ihren Vorstellungen
machen. Das war nach einem Wahl-
kampf der ideologischen Wirren kei-
ne Selbstverständlichkeit. Éric Zem-
mour, der Pétain rehabilitierte, hatte
ihn zum Stellungskrieg der Vergan-
genheit gemacht. Der Weißwäscher
von Vichy entpuppte sich als Marine
Le Pens nützlichster Idiot. Die Resul-
tate des ersten Wahlgangs lassen
ihren Sieg möglich erscheinen.
Macron, die antitotalitäre Linke
(Sozialisten) und die demokratische
Rechte (Republikaner) erreichten
zusammen gerade einmal 34 Prozent.
Sie eint das Bekenntnis zur NATO.
Alle anderen Kandidaten propagie-
ren den Austritt, den der Grüne Yan-
nick Jadot nur kurzfristig ablehnt.
Frankreich stimmt aber nicht vorran-
gig über die NATO und den Krieg ab.
Die Kriterien sind andere: Die Jäger
haben Macron und die Muslime
Mélenchon gewählt. Es geht um
Kaufkraft, Einwanderung, Sicherheit.
Macrons „Block der Vernunft“ steht
eine Mehrheit der Extremisten
gegenüber. Es ist eine Allianz des
Antikapitalismus und Antiamerika-
nismus. Auch sie hat historische Wur-
zeln. Antikapitalisten waren die
Roten und die Braunen. Den Ameri-
kanern haben die Franzosen nie
wirklich verziehen, dass sie im Krieg
von ihnen befreit wurden. Mit Putin
sind sie bedeutend nachsichtiger. Die
Nähe zu ihm hat Marine Le Pen nicht
geschadet. Stärker als die bröckelnde
Abscheu vor ihr ist der Hass auf
Macron. Der – auch von Macron –
missbrauchte Antifaschismus wirkt
nicht mehr. Die bittere Pille seiner
Wahl verschreibt den Franzosen der
Philosoph Frédéric Worms mit dem
Hinweis auf die Sterbehilfe: Es gibt
Schlimmeres als den Tod.
Künstler Oleg
Kulik vor Gericht
Der russische Künstler Oleg Kulik
muss sich wegen angeblicher „Re-
habilitierung des Nationalsozialis-
mus“ in einem Strafverfahren verant-
worten. Kulik, der in Kiew geboren
wurde, aber seit 1986 in Moskau lebt,
hatte auf der Kunstmesse Art Moscow
die Skulpturengruppe „Große Mutter“
gezeigt, einen grotesken, ein Schwert
schwingenden Frauenakt, zu dessen
Füßen Menschenfragmente liegen.
Parlamentarier der Machtpartei Eini-
ges Russland erblickten in der 2018
entstandenen Figur eine Parodie auf
die Statue „Mutter Heimat“ in Wolgo-
grad, wodurch Russlands militärischer
Ruhm als Sieger über die Nazis ent-
weiht werde. Während der „Spezial-
operation“ in der Ukraine müssten
Kunstwerke auf provokative Inhalte
überprüft werden, verlangte die Leite-
rin des Duma-Komitees für Aufklä-
rung. Kulik wurde in den Neunziger-
jahren durch seine Performance als
bissiger Hund bekannt. Jetzt drohen
ihm bis zu drei Jahre Haft. kho
SE ITE 1 0 · FREI TAG, 2 2 . A P R I L 2 0 2 2 · N R . 9 3
Die Beatles und der Mann, der ihr Potential schon früh erkannte: Brian Epstein, John Lennon, Paul McCartney, Ringo Starr und George Harrison, aufgenommen 1964 in London
Am meisten nervt natürlich Yoko Ono
D
a ist zum Beispiel Mark Lewi-
sohn. Seit Ende der 1970er-
Jahre schreibt er Bücher über
die Beatles, 2013 hat er den
ersten Teil seines Opus Magnum „The
Beatles: All These Years“ vorgelegt, einer
auf drei Bände angelegten essentiellen
Geschichte der Gruppe. Der erste Band
umfasst im englischen Original 944 Sei-
ten, die erweiterte Spezialausgabe 1728
Seiten – und mit beiden Büchern ist
Lewisohn bislang gerade einmal im Jahr
1962, kurz vorm großen Durchbruch der
Beatles, angelangt. Der zweite Teil wird
frühestens 2023 erscheinen, zehn Jahre
nach dem ersten.
Unter den Beatles-Biographen dürfte
Lewisohn den größten Schatten werfen,
er ist aber nur einer von sehr, sehr vielen.
Am Ende seines Buchs „One Two Three
Four“ listet Craig Brown auf sechs Seiten
eine Auswahl an Werken auf, die er für
die Arbeit an seiner eigenen Abhandlung
zurate gezogen hat – es sind mehr als
zweihundert, gut die Hälfte davon direkt
den Beatles gewidmet. Und als wäre die
schiere Masse an Konkurrenz nicht ein-
schüchternd genug, sind da ja auch noch
die Abermillionen Beatles-Fans, von
denen es viele an Fachwissen locker mit
den professionellen Geschichtsschrei-
bern aufnehmen können. Bei der Schilde-
rung einer geführten Beatles-Tour durch
Liverpool gesteht Craig Brown sich und
seinen Lesern ein: „Ich lese seit einem
Jahr nichts anderes als Bücher und Arti-
Prozessunterlagen sind als Quellen nicht zu unterschätzen
Ein Sammelband über die Aufarbeitung des Nationalsozialismus enthält auch Stellungnahmen zu jüngsten erinnerungspolitischen Debatten
Das Ziel des vorliegenden „Kompen-
diums“, das fast dreißig Beiträge nam-
hafter Wissenschaftler nebst zwei Inter-
views mit Akteuren aus dem Kulturbe-
reich (dem Kabarettisten Thomas Pigor,
Verfasser eines „Hitler-Songs“, und
Timur Vermes, Autor des Bestsellers „Er
ist wieder da“) enthält, ist nicht weniger
als eine Bilanz der Aufarbeitung des
Nationalsozialismus und eine Bestands-
aufnahme des erinnerungskulturellen
Umgangs mit seinen Verbrechen. Mit
dem Begriff der Aufarbeitung, hier ver-
standen als „fortwährende rationale
Analyse mit geschichtswissenschaftli-
cher Methodik“ in einer „Kombination
aus Quellensicherung, Analyse und Dis-
kussion“, so der Herausgeber Magnus
Brechtken in seiner Einleitung, vermei-
det man die Rede von der „Vergangen-
heitsbewältigung“, die Abgeschlossen-
heit suggeriert.
Der Band ist in zehn Themenblöcke
unterteilt, wobei der Abschnitt „Behör-
den und Auftragsforschung“ mit sechs
Beiträgen am umfangreichsten ist, was
Ausdruck eines nun schon seit mehr als
einem Jahrzehnt anhaltenden bundes-
deutschen Aufarbeitungstrends ist, der
2010 mit der Veröffentlichung der Stu-
die „Das Amt“ zur Rolle des Auswärti-
gen Amtes im Nationalsozialismus
Von Scharlatanen, einer singenden Nonne und der Queen: Craig Brown
erzählt die Geschichte der Beatles in hundertfünfzig Anekdoten.
kel über die Beatles und habe im Ver-
gleich zu den meisten Fans hier kaum
mittleres Wissensniveau erreicht.“
Trotz alledem hat Brown ein eigenes
Beatles-Buch geschrieben und ist dafür im
Jahr 2020 sogar mit dem Baillie-Gifford-
Preis für Sachbücher ausgezeichnet wor-
den. Wie hat er das gemacht? Wenn Neues
kaum noch zutage gefördert werden kann,
muss eine Biographie auf anderes setzen:
eine steile These, einen besonderen Ton-
fall oder eine spezielle Form. Den eigenen
Tonfall bringt Brown als Satiriker schon
mal mit, eine Form hat er sich ebenfalls
überlegt: Statt einer chronologischen
Erzählung liefert er eine Collage aus hun-
dertfünfzig Anekdoten unterschiedlicher
Länge, die mal die Beatles selbst, mal aus-
gewählte Weggefährten und mal Men-
schen in den Mittelpunkt stellen, die den
Beatles selbst nie begegneten, doch von
ihnen beeinflusst wurden.
Für diese Miniaturen hat Brown
erstaunliche Geschichten zusammenge-
tragen. Etwa die von Melanie Coe, die mit
vierzehn Jahren von Paul McCartney zur
Siegerin eines Playback-Wettbewerbs
gekürt wurde, mit siebzehn von zu Hause
ausriss und ebenjenen McCartney, der
einen Artikel darüber las, zum Lied
begann und der inzwischen auch inner-
halb der Historikerzunft kritisch gese-
hen wird. Niels Weise, der selbst in Pro-
jekten zum Verkehrs- und zum For-
schungsministerium arbeitet, sieht in
seinem Beitrag zur Konjunktur der
behördlichen Auftragsforschung diese
noch nicht an ihr Ende gekommen:
Ausgeforscht habe es sich hier noch
lange nicht, denn noch stünden etwa
Studien zu den deutsch-deutschen Ver-
teidigungsressorts sowie vergleichende
Untersuchungen mit anderen postfa-
schistischen Ländern aus.
Zu den Autoren des Bandes zählen
ausgewiesene deutsche und internatio-
nale Experten. Sie nehmen in ihren
Beiträgen verschiedene Akteure, etwa
Vertriebenenpolitiker und BKA-Ex-
perten, vor allem aber bundesdeutsche
Institutionen der Aufarbeitung in den
Blick, darunter die Zentrale Stelle der
Landesjustizverwaltungen zur Aufklä-
rung nationalsozialistischer Verbre-
chen in Ludwigsburg, die bundesdeut-
schen Buchverlage und das im Oktober
1947 von den Ländern Bayern, Hessen,
Württemberg-Baden und Bremen
gegründete Institut für Zeitgeschichte
(IfZ). Der bewegten, konfliktreichen
Gründungsgeschichte des IfZ widmet
der Herausgeber, seit 2012 dessen
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
Neue Sachbücher
„She’s Leaving Home“ inspirierte; dass er
das Mädchen kannte, wusste er nicht.
Oder die des Postboten Eric Clague, der
täglich einen Sack Fanpost bei McCart-
neys Elternhaus ablieferte – und wenige
Jahre zuvor noch der junge Polizist gewe-
sen war, durch dessen Fahrzeug die Mut-
ter von McCartneys Bandkollegen John
Lennon ums Leben kam.
Es geht um den Schlagzeuger Jimmie
Nicol, der 1964 auf einer Tournee bei acht
Konzerten den erkrankten Ringo Starr
vertreten durfte und sich von dieser kurz-
zeitigen Nähe zum Weltruhm nie wirklich
erholte. Es geht um eine singende Nonne,
einen Beatles-besessenen Drogenfahnder
und um die vielen Scharlatane, welche die
Band umschwirrten. All dies fügt sich
zum Kaleidoskop eines aufregenden,
bunten und irren Jahrzehnts.
Und die Beatles selbst? Aufgrund sei-
ner Vorliebe für das Abseitige und
Exzentrische gilt Craig Browns besonde-
res Augenmerk John Lennon, und das
Bild, das entsteht, ist wenig schmeichel-
haft. Das gilt aber auch für die Nebenfigu-
ren George Harrison, stur und meist
missgelaunt, und Ringo Starr, ein liebens-
werter, doch schlichter Kerl; am besten
kommt bei Brown noch McCartney weg.
stellvertretender Direktor, den aus-
führlichsten Beitrag des Bandes, der
gleichwohl die seit Langem angekün-
digte Gesamtdarstellung der ambiva-
lenten Institutsgeschichte nicht erset-
zen kann.
Als „ambivalent“ beschreibt Hans-
Christian Jasch auch die Rolle der bundes-
deutschen Gerichte bei der Verfolgung
von NS-Tätern. Mit Blick auf die Zahl der
Verurteilten wertet der Autor das Agieren
der Justiz als „beschämend“ und „unbe-
Magnus Brechtken
(Hrsg.): „Aufarbeitung
des Nationalsozialismus“.
Ein Kompendium.
Wallstein Verlag,
Göttingen 2021.
720 S., Abb., geb., 34,– €.
friedigend“. Zugleich aber seien die weni-
gen Prozesse, die überhaupt stattfanden,
Katalysatoren für die politische, mediale
und zivilgesellschaftliche Auseinanderset-
zung mit der Vergangenheit gewesen. Sie
schufen zudem mit ihrer Dokumentation
von Täter- und Zeugenaussagen und im
Zusammentragen von zeitgenössischen
Dokumenten als Beweismaterial wichtige
Am allerschlechtesten hingegen Yoko
Ono, und zwar gar nicht wegen ihres mut-
maßlichen Beitrags zum Ende der Band
(um ihr das übelzunehmen, müsste
Brown ein größerer Fan sein), sondern
weil er sie als Mensch und als Künstlerin
offenkundig entsetzlich findet.
Eine Art Metakritik des Metiers, in dem
er selbst sich übt, liefert Brown im Kapitel
über Lennons brutale Attacke auf seinen
Kumpel Bob Wooler, welcher ihm eine
homosexuelle Eskapade mit dem Band-
manager Brian Epstein unterstellt hatte.
Um zu zeigen, „wie willkürlich und sub-
jektiv Geschichtsschreibung sein kann“,
listet Brown in einer Tabelle die verläss-
lich voneinander abweichenden Details
über Tatablauf und Verletzungen auf, wel-
che die verschiedenen Biographen und
Zeitzeugen schilderten; kein ungeschick-
ter Schachzug, um sich selbst gegen die
strenge Exegese aller „Beatles-Archäolo-
gen“ (Brown) zu wappnen, die sich unwei-
gerlich auch auf sein Werk stürzen. Ande-
re Einfälle wirken weniger überzeugend.
Bei der ausführlichen Gegenüberstellung
der alljährlichen Weihnachtsbotschaften
der Beatles (ausgelassen und albern) und
der Queen (ernst und feierlich) geht der
Erkenntnisgewinn gegen null.
Quellengrundlagen für die historische
Forschung. Christopher R. Browning
etwa, im Band durch einen Beitrag zur
Entwicklung der amerikanischen Holo-
caustforschung vertreten, stützte seine für
das Verständnis der Motivlage der Täter
bahnbrechende Studie „Ganz normale
Männer“ (1992/93) vor allem auf Verneh-
mungsprotokolle aus den Ermittlungen
gegen frühere Angehörige des Hamburger
Reserve-Polizeibataillons 101.
Bill Niven bilanziert im Schlussbeitrag
des Bandes die Kontroversen der Gegen-
wart als „Erweiterung der deutschen Erin-
nerungslandschaft“, wozu er auch die
jüngste Debatte um die „multidirektionale
Erinnerung“ zählt. Im Band kommen die
Protagonisten dieses anhaltenden Deu-
tungskonflikts um den Zusammenhang
der deutschen Kolonialgeschichte mit
dem Holocaust jedoch selbst nicht zu
Wort. Den Grund macht der Herausgeber
gleich in seiner Einleitung, wenn auch
etwas versteckt in einer Fußnote, deutlich:
Der von Dirk A. Moses verfasste „Kate-
chismus der Deutschen“ lasse „neben
einer offensichtlich begrenzten Vertraut-
heit mit den Komplexitäten, Strängen und
Meinungsentwicklungen der Aufarbei-
tungsgeschichte ein verschwörungsaffines
Weltbild mit einer sichtlich politischen
Agenda“ erkennen.
FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG
Foto Picture Alliance
Craig Browns Buch ist souverän
erzählt und unterhaltsam, auch wenn
das Jury-Lob beim Baillie-Gifford-Preis,
er habe die Biographie neu erfunden,
überzogen scheint. Dazu hätte es dann
doch der Ambition bedurft, profunde
Charakterstudien der Beatles zu liefern
statt flott skizzierter Porträts mehr oder
weniger skurriler Typen. Auch die Magie
ihrer Musik, ihrer Alben und Songs kann
Browns Buch nicht einfangen.
Dabei beweist der Autor im letzten
Kapitel durch einen einfachen, doch
effektiven Kniff, wie es auch anders
gehen kann: Die kurze Lebensge-
schichte des unglücklichen Brian Ep-
stein erzählt er rückwärts – von den
Reaktionen der erschütterten Beatles
auf seinen frühen Tod bis hin zum jun-
gen Konzertbesucher, der das Potential
der Gruppe erkannte und ihr den Weg
ebnete. Das ist würdevoll und bewe-
gend, weil Brown Epstein so präsen-
tiert, wie es den meisten anderen seiner
Protagonisten verwehrt bleibt: als Men-
schen. JÖRG THOMANN
Craig Brown:
„One Two Three Four“.
Die fabelhaften Jahre
der Beatles.
Aus dem Englischen
von Conny Lösch.
C. H. Beck Verlag,
München 2022.
670 S., Abb., geb., 29,95 €.
Ähnlich meinungsstark fällt in dem
ansonsten von soliden Forschungsüberbli-
cken dominierten Band der Beitrag von
Ulrike Jureit zu den erinnerungskulturel-
len Wandlungsprozessen im Holocaustge-
denken aus. Darin konstatiert die Ham-
burger Historikerin eine Tendenz zum
emotionalisierenden, „magisch-authenti-
schen“ und moralisierenden Erinnern und
warnt vor den Gefahren einer „religiösen
Überhöhung“ des verordneten Gedenkens
und dessen politischer Instrumentalisie-
rung. Gleichzeitig mahnt Jureit an, Wis-
senschaftler nicht leichtfertig in die „rech-
te Ecke“ zu stellen, wenn sie den ver-
meintlichen Erinnerungskonsens und die
„Erfolgsgeschichte“ bundesdeutscher
Aufarbeitung kritisch hinterfragen. Jureits
Forderungen decken sich mit dem Plädo-
yer Bill Nivens für eine „postmoralisieren-
de Erinnerungskultur.“
Das Infragestellen der Deutungen und
Praktiken einer Erinnerungskultur ist eine
Grundbedingung ihrer lebendigen Fort-
existenz. Das Aufarbeiten der Geschichte
muss ein fortlaufender Prozess bleiben, in
dem jede Zeit ihre Fragen neu stellen
kann. Auch aus diesem Grund kann das
vorliegende „Kompendium“, so wichtig es
ist, nicht mehr als eine lückenhafte
Bestandsaufnahme sein, wie der Heraus-
geber auch einräumt. RENÉ SCHLOTT
Entrückte
Tage
Patrick Leigh Fermor über
das Leben im Kloster
Als der deutsche Reiseschriftsteller Wolf-
gang Büscher 2006 sein Idol auf der grie-
chischen Halbinsel Mani besucht, sagt der
damals vierundsiebzigjährige Patrick
Leigh Fermor, Religion und Mythos inter-
essierten ihn, aber er sei nicht mehr reli-
giös: „Ich war es als junger Mann.“ In die-
ser Lebensphase durchstreift der 1915
geborene, als Agent, Abenteurer und
Autor berühmt gewordene Engländer
Frankreich, liest alles über das Mönchs-
tum, was er finden kann, und schreibt
Briefe über seine Erlebnisse an seine spä-
tere Frau. Daraus wird ein melancholi-
sches Brevier, das nun in deutscher Über-
setzung vorliegt.
Leigh Fermor beginnt als Gast im
Benediktinerkloster Saint-Wandrille, mit
einem Gefühl von „unaussprechlicher
Einsamkeit“. Während die Mönche den
Tag um vier Uhr früh beginnen, ist der
Gast ab Viertel nach acht dabei, „mit der
Prim und dem anschließenden, schwei-
gend eingenommenen Frühstück. Das
Klosterhochamt um zehn Uhr war einge-
rahmt von Terz und Sext. Mittagessen
um eins. Non und Vesper um fünf.
Abendessen um halb acht. Um halb neun
Komplet. Um neun gingen alle schwei-
gend zu Bett.“ Der Gast wähnt sich in
einer Nekropole, „deren einziger leben-
der Bewohner ich war“.
Nach vier Tagen beginnt er zu ahnen,
dass sein Befund voreilig war, nach einer
Phase mit enormem Schlafbedürfnis
erlebt er die Tage als „entrückte Zeit“. Er
begreift die fundamentale Rolle des
Gebets, ohne die kontemplatives Mönchs-
tum nicht zu verstehen ist. Leigh Fermor
mischt in die Niederschrift seiner Beob-
achtungen des Klosteralltags einen Abriss
der Ordensgeschichte Frankreichs und
Englands, er erklärt die Rolle der Klöster
als Horte der Gelehrsamkeit, deutet den
Wechselgesang der Mönche. Auch wenn
die Ordensbrüder aus unterschiedlichsten
Gesellschaftsschichten stammen, eint alle
das Gefühl, zu spät im Leben ins Kloster
eingetreten zu sein.
Eines Tages sitzt ein Mann mit Ring und
Brustkreuz im Refektorium, der als Dom
Walser vorgestellt wird. Er habe Deutsch-
land verlassen müssen, weil er sich mit
dem Hitler-Regime angelegt habe. Tat-
sächlich handelte es sich um den ehemali-
gen Erzabt von Kloster Beuron, Raphael
Walzer (1888 bis 1966), der in Frankreich
und Amerika Unterschlupf fand, nach
dem Krieg nicht nach Beuron zurückkonn-
te, weil sein Stuhl besetzt war, und in Alge-
rien eine Benediktinerabtei gründete –
eine Fußnote hätte an dieser Stelle nicht
geschadet.
Beim Abschied entpuppt sich die
Außenwelt als „Inferno voller Lärm und
Vulgarität“. Reklametafeln, die Leigh Fer-
mor im Zug erblickt und ihm sonst als
„frohlockende Embleme der Freiheit und
der gelungenen Flucht erschienen waren“,
wirken nun wie „eine persönliche Beleidi-
gung“. Leigh Fermor hat noch lange nicht
genug von seiner spirituellen Suche, er
verschärft die Gangart, zieht ins Mutter-
kloster der Trappisten, einem Zweig der
Zisterzienser. Im Vergleich dazu kommt
ihm die Zeit bei den Benediktinern wie
„die reinste Sommerfrische“ vor.
Erstmals in einer Auflage von fünfhun-
dert Exemplaren 1953 bei The Queen
Anne Press erschienen, kommt für „A
Time To Keep Silence“ mit der Ausgabe
von 1957 bei John Murray der Erfolg. Seit-
her ist der schmale Band immer wieder
aufgelegt worden, 1982 bei John Murray,
danach bei Penguin. Der 2011 verstorbene
Leigh Fermor war, man kann es an seiner
Publikationsgeschichte ablesen, in der
englischsprachigen Welt nie ganz weg. In
der deutschsprachigen kümmert sich der
Zürcher Dörlemann Verlag seit vielen Jah-
ren um die Pflege des Werks, so auch im
vorliegenden, von Dirk van Gunsteren
konzise übersetzten Fall.
Die Fragen des Autors sind ebenso
wenig gealtert wie seine Befunde, siehe
eine Bemerkung aus dem Vorwort zur
Ausgabe von 1957 über das Leben im
Kloster: „Jeder, der diese Erfahrung auch
nur ansatzweise gemacht hat, wird beim
Anblick eines verlassenen Klosters einen
Kummer empfinden, der schmerzhafter ist
als das bloße Bedauern, das einen Liebha-
ber alter Dinge überkommt.“
Sein Ziel ist ambitioniert, er will zum
Geheimnis des mönchischen Lebens vor-
dringen – „jene Entsagung des eigenen
Willens, jene Unterwerfung unter den
Willen Gottes, der alle Schwierigkeiten
und Prüfungen überwindet und ein
Leben, das äußerlich aus großen
Beschwerlichkeiten bestehen mag, mit
Frieden und Heiterkeit erfüllt“. Verstehen
könnten das nur wenige Menschen außer-
halb eines Klosters. Patrick Leigh Fermor
zählt dazu, doch verzichtet er auf Beleh-
rungen des Publikums. Das macht seinen
Bericht zu einem Klassiker von zeitloser
Eleganz. HANNES HINTERMEIER
Patrick Leigh Fermor:
„Eine Zeit der Stille“.
Zu Gast in Klöstern.
Aus dem Englischen
von Dirk van Gunsteren.
Dörlemann Verlag,
Zürich 2022.
144 S., geb., 18,– €.
F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG
Viele Künstler
geben einfach auf
Grundeinkommen oder KSK-Reform?
Verbände und Politik diskutieren über
die Absicherung von Kulturschaffenden.
P
andemie, Lockdown, Infla-
tion: Kein Bereich wurde von
den Krisen zuletzt so hart
getroffen wie die Kultur- und
Kreativindustrie. Schon zu Beginn von
Corona konnten viele Kulturschaffen-
de kaum von ihrer Arbeit leben. Die
Situation hat sich 2021 verschärft. Laut
Statistischem Bundesamt verdient ein
Drittel aller bildenden Künstler weni-
ger als 1000 Euro im Monat. Im Kultur-
betrieb liegt einiges im Argen. Doch
erst Gespräche mit den Künstlern zei-
gen die tatsächlichen Probleme, die
hinter dieser Zahl stehen.
„Wir sind am Ende unserer Kräfte“,
sagt etwa der Hamburger Musiker Joa-
chim Griebe. Auch viele seiner Kolle-
gen sind am Existenzminimum oder
wechseln den Beruf. Einen regelrech-
ten Exodus beobachtet Helge-Björn
Meyer, Leiter der Geschäftsstelle des
Bundes der freien darstellenden Küns-
te. „Viele Künstler geben einfach auf.“
Weitere Statistiken deuten an, wie fra-
gil der Kulturbetrieb immer noch ist.
Die Umsatzeinbußen durch die Pande-
mie belaufen sich auf 28 Milliarden
Euro. In einer Umfrage unter Berliner
Künstlern gaben 2021 mehr als achtzig
Prozent an, sich aufgrund der Ausfälle
existenzielle Sorgen zu machen. 58
Prozent sagen, bei fortlaufenden Ein-
schränkungen mit Einkommensverlus-
ten von mehr als 75 Prozent zu rech-
nen. Auch deshalb sucht die Politik
nach Wegen, Künstler zu unterstützen
– ein Ansatz dafür ist eine Reform der
Künstlersozialkasse. Doch wie könnte
diese aussehen?
Die aktuellen Diskussionen zeigen,
dass es nicht nur um sozialpolitische
Verbesserungen geht, sondern darum,
welchen Wert die Gesellschaft der
Kunst zuerkennt. In der Politik sei
angekommen, dass Reformen der
sozialen Absicherung im Kultursektor
dringend geboten seien, sagt Griebe,
aber die Ministerien müssten sich jetzt
bewegen. Es gibt Ideen für bedingungs-
loses Grundeinkommen, Honorar-
untergrenzen oder Steuerbefreiungen.
Viele der Ansätze sind innovativ, wur-
den aber lange Zeit von der Regierung
als nicht umsetzbar abgetan. Griebe
betreibt seit einigen Jahren ein Infor-
mationsportal zur Künstlersozialkasse
(KSK) und wird nach eigenen Angaben
täglich von mehr als fünfzig Künstlern
kontaktiert, die Hilfe im Zusammen-
hang mit der KSK brauchen, ob für die
Beantragung, für die Berücksichtigung
nicht künstlerischer Tätigkeiten oder
im Umgang mit den Beiträgen. Einige
haben durch fehlende Einnahmen
ihren Versicherungsschutz verloren.
Das betrifft Musiker, bildende Künst-
ler, aber auch berühmte Schauspieler
und Autoren. Die Probleme haben
zugenommen, und es fehlt an Informa-
tionen und Durchsicht.
Die Künstlersozialkasse, die 1981
unter der sozialliberalen Koalition auf
den Weg gebracht wurde, hat eigent-
lich die Funktion, selbständigen Künst-
lern die Teilhabe an der gesetzlichen
Sozialversicherung zu ermöglichen.
Dafür stellt sie sicher, dass freie Kultur-
schaffende geringe Beiträge zahlen
müssen, um auch bei geringen Einnah-
men kranken- und rentenversichert zu
sein. Fünfzig Prozent des Beitrags wer-
den von den versicherten Künstlern
getragen. Die andere Hälfte wird staat-
lich subventioniert oder von den Auf-
traggebern gezahlt. Seit Jahrzehnten
ist die KSK ein Vorbild für andere Län-
der, obwohl die Diskussion zum
Umbau seit der Gründung schwelt.
B
esonders aktiv in der Reform-
diskussion ist Hamburgs Kul-
tursenator Carsten Brosda
(SPD): „Die Bundeskulturpoli-
tik steht vor der Aufgabe, sich um die
soziale Absicherung von Künstlern zu
kümmern“, sagt er. Er ist der Meinung,
dass neue Regelungen erforderlich sind,
um den Schwierigkeiten der Künstler in
der Pandemie Rechnung zu tragen. Doch
im Regierungsprogramm des Bundes
haben sich nur wenige seiner Vorschläge
durchsetzen können. Der Koalitionsver-
trag sieht drei Punkte vor: ein erleichter-
ter Zugang für Künstler zur freiwilligen
Arbeitslosenversicherung, Sonderrege-
lungen für Beschäftigte, die nicht konti-
nuierlich bei dem gleichen Arbeitgeber
tätig sind, und steuerfinanzierte Wirt-
schaftshilfen für Selbständige.
Der große kulturpolitische Wurf ist
das nicht. 2021 machte Brosda den
Vorschlag, ein Kurzarbeitergeld für
Künstler einzuführen. Er spricht von
einer „Arbeitsversicherung“, in die sie
in einkommensstarken Phasen einzah-
len können, um in einkommenslosen
Phasen versichert zu sein. Diese Versi-
cherung soll an der KSK angesiedelt
werden.
Kritik kommt hierzu von den Unter-
nehmerverbänden. Die KSK koste die
Wirtschaft 250 Millionen Euro im Jahr,
heißt es in einer Erhebung der Vereini-
gung der hessischen Unternehmerver-
bände. Deren ehemaliger Hauptge-
schäftsführer Volker Fasbender drängt
seit Jahren auf eine Reform des Systems.
„Die KSK ist ein weltweiter Sonderweg,
der die Unternehmen mit Kosten und
Rechtsunsicherheit belastet“, attestiert
das Positionspapier. Brosdas Idee würde
hingegen mit einer Ausweitung der
Künstlersozialkasse einhergehen.
Momentan nehmen lediglich
190 000 Versicherte den Schutz in
Anspruch, das ist wenig im Vergleich
zur Beschäftigtenzahl in der Kultur. In
einer Erhebung von 2020 wurden mehr
als 1,3 Millionen Erwerbstätige in Kul-
turberufen gezählt. Soloselbständig
sollen rund 450 000 Kulturschaffende
sein. Zudem rechne das Arbeitsminis-
terium mit einer Dunkelziffer, weil eine
Definition über künstlerische Erwerbs-
tätigkeit fehlen. „Das ist die Frage, ob
ein Kurator, ein Lichttechniker am
Theater oder ein Tätowierer dahinein
zählt“, sagt Meyer. Wie Griebe sieht er
Handlungsbedarf, da die Pandemie
noch nicht beendet ist und die Sorgen
der Künstler wegen der wirtschaftli-
chen Unsicherheit zunehmen.
A
uch Meyer hält die Diskus-
sion um die Hinzuverdienst-
grenzen für einen zentralen
Punkt. Zudem setzt sich sein
Verband ebenfalls für eine Neudefinition
des Künstlerbegriffs bei der KSK ein,
„um der Ausdifferenzierung der künstle-
rischen Berufsbilder zu entsprechen“.
Ähnlich sieht es Isabel Pfeiffer-Poensgen
(CDU), die Kulturministerin von Nord-
rhein-Westfalen. „Das darf uns nicht
noch einmal passieren, aus dem Nichts
heraus Unterstützungsprogramme für
die Künste auflegen zu müssen.“ In
Nordrhein-Westfalen verpflichtet sich
die Regierung im Kulturgesetzbuch zu
Honoraruntergrenzen bei Landesförde-
rungen. Das ist ein interessanter Ansatz,
betrifft aber nur den kleinen Teil von
Künstlern, die für den Staat arbeiten.
Auch für Meyer ist nicht nur die
soziale Absicherung von Künstlern ein
Thema, sondern auch die Strukturen
im Kultursektor: „Arbeit muss entspre-
chend bezahlt werden, es braucht eine
bundesweite Einführung von Honorar-
empfehlungen.“ Er kritisiert die extre-
me Lohndifferenzierung im Kulturbe-
reich. Im Forschungsprojekt „System-
check“ hat sein Verband Ideen für die
Lösung des Armutsproblems entwi-
ckelt. Auch eine Auftragslosigkeitsver-
sicherung wurde vorgeschlagen, die
Honorarausfälle und das Fehlen von
Aufträgen abdecken würde.
Ebenso steht das bedingungslose
Grundeinkommen für Künstler zur
Debatte, wie es Irland seit März 2022
austestet. 2000 Künstler erhalten dort
wöchentlich 325 Euro. Dieser Ansatz
wird kaum mehr diskutiert, obwohl das
irische Modell, das wissenschaftlich
begleitet wird, erste Erfolge vermeldet.
Auch Meyer attestiert der KSK Proble-
me, dennoch spricht er sich dafür aus,
sie zu bewahren, und wünscht sich dafür
ein Bekenntnis von der Politik. Griebe
erzählt anschaulich von Künstlern, die
sich in seinem Forum melden, weil sie
wegen der Bürokratie verzweifelten:
Jedes Mitglied muss mit Dokumenten
belegen, dass 3900 Euro im Jahr mit
künstlerischer Arbeit verdient wurden.
Das sei in der Pandemie unmöglich
gewesen. „Wenn ich Taxi fahre oder
kellnere und nicht durch Musik meinen
Lebensunterhalt verdiene, wirft die
KSK mich raus, wenn sie das herausbe-
kommt.“ Auch wegen dieser Kritik hat
die Koalition die Verdienstgrenze für
nicht künstlerische Arbeit, die bei 450
Euro lag, Ende 2021 auf 1300 Euro pro
Monat angehoben. Bis zu diesem
Betrag soll der Versicherungsschutz
bestehen bleiben. Die KSK soll außer-
dem 2022 zur Stabilisierung 84,5 Mil-
lionen Euro erhalten.
Der Geschäftsführer des Deutschen
Kulturrates, Olaf Zimmermann,
begrüßt die Initiative. Das schaffe Ent-
lastung. Für den Erhalt des Systems ist
ihm zufolge vor allem wichtig, dass
wieder Aufträge vergeben werden, für
die eine Sozialabgabe fällig wird. „Das
Sozialsystem steht vor einem Wandel“,
ergänzt Griebe. Beide haben recht. Die
Pandemie hat gezeigt, dass Künstler,
auch was soziale Absicherung angeht,
Avantgarde sind. Viele Entwicklungen
wie Honorarverträge, freie Anstellun-
gen und Befristungen, die die Kultur-
welt prägen, weiten sich gerade auf das
gesamte Wirtschaftsleben aus. Der
Dialog in der Gesellschaft über den
Wert künstlerischer Arbeit ist deshalb
erforderlich. Eine kleinteilige Reform
wird nicht ausreichen. Es geht um die
Grundfeste von Kultur und die Struktu-
ren des Sozialsystems. Diese Debatte
steht noch aus. KEVIN HANSCHKE
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
Feuilleton
Beim Schreiben ist der Stil der ganze Mensch, beim Singen ist es die Stimme: Barbara Hannigan im Konzert
Eine gequälte Seele hilft bei dieser Arbeit
Drei Opernsängerinnen auf der Suche nach der heiligen Energie der Stimme: „Fuoco Sacro“ im Kino
Als Auftakt fünfzig Sekunden wie aus
einem neorealistischen Film. Eine Frau
hastet auf die Statue einer Madonna zu und
klagt gegenüber einem entsetzten Mann:
„Die Wahrheit! Turiddu stahl mir mein
Glück und die Ehre, und Euer Weib hat mir
sein Herz geraubt.“ Es ist Santuzza in Pie-
tro Mascagnis „Cavalleria Rusticana“. Aus
dem Klang ihrer heftig vibrierenden Stim-
me dringen die Qualen verratener Liebe.
Schnitt: „Fine“. Mit dieser kurzen Szene
endete der Film „Opera Fanatic“, mit dem
sich der Regisseur Jan Schmidt-Garre vor
gut zwei Jahrzehnten auf die Suche nach
dem „Geheimnis des expressiven Singens“
gemacht hatte. Keine der zehn Sängerin-
nen, die er damals in den Zeugenstand
gerufen hatte, blieb ihm in so schmerzlich-
schöner Erinnerung wie Carla Gavazzi.
„Ich konnte mir nicht vorstellen, dass
mich eine Stimme noch einmal so treffen
könnte, doch dann . . .“, so erzählt der
Regisseur als Icherzähler zum Auftakt sei-
ner filmischen Fortsetzung, „hörte ich
während einer Autofahrt die Stimme der
albanischen Sopranistin Ermonela Jaho:
„Da war er wieder, der Gesang, den nur die
Seele hören kann.“ Für Schmidt-Garre war
es die Herausforderung, mit drei heutigen
Sängerinnen – neben Ermonela Jaho mit
der litauischen Sopranistin Asmik Grigori-
an und der Kanadierin Barbara Hannigan –
das tiefste Geheimnis sängerischer Expres-
L
eben und Verderben, Ekstase und
Exitus, Wahrheit und Verblen-
dung liegen bei keinem anderen
Genussmittel so nahe beieinan-
der wie bei Safran. Er parfümierte die Bet-
ten, in denen Zeus und Hera neue Him-
melsherrscher zeugten, befeuerte genauso
stark die Lust der Menschen, machte Kleo-
patra zur verführerischsten Frau der Antike
und färbte das Badewasser des römischen
Kaisers Marc Aurel (dessen Manneskraft
legendär war) goldgelb. So teuer und
begehrt ist Safran seit jeher, dass er wie
kein zweites Gewürz gefälscht und ge-
streckt wird, worauf im Mittelalter der Tod
stand – durch Beerdigen bei lebendigem
Leib oder gemeinsames Verbrennen mit
der gepanschten Ware. Safran besitzt
außerdem die unschätzbare Gabe, Schwer-
mut zu vertreiben und für eine „heitere
Bewusstseinseintrübung“ zu sorgen, wie es
in alten Medizinbüchern heißt. Doch wenn
man es mit der Heiterkeit übertreibt und
auch nur fünfzehn Gramm der getrockne-
ten Krokusfäden zu sich nimmt, mündet
die Euphorie im Kreislaufkollaps, und bald
darauf steht das Herz still – „den glück-
lichen Tod“ nannte man einst ein solches
Ende im Safran-Rausch.
Safran verbinden wir mit Orient und
Exotik, mit „Tausendundeiner Nacht“ und
der Pracht des alten Persiens, das dem
Gewürz seinen Namen gab: Das Wort Zar-
paran, das „Blüten, so wertvoll wie Gold“
bedeutet, stand Pate für die Bezeichnung
des Safrans in fast allen Sprachen, und bis
heute ist Iran mit einem Marktanteil von
neunzig Prozent der weitaus größte Produ-
zent. Doch neueste Forschungen haben
zweifelsfrei ergeben, dass der Safran kein
orientalisches, sondern ein abendländi-
sches Gewächs ist. Er entstand vor viertau-
send Jahren irgendwo in Attika durch eine
natürliche Mutation des Herbstkrokus. Die
Fäden seiner Blüten wuchsen bis zu vier
Zentimeter lang, dreimal länger als üblich,
und eines Tages müssen die attischen
Bauern begriffen haben, welche Wunder-
kraft sich in diesen Fäden verbirgt – nicht
nur als Gewürz und Aphrodisiakum, son-
dern auch als Medizin: Safran hilft gegen
Depressionen, Atembeschwerden, Verdau-
ungsstörungen, hartnäckige Entzündun-
gen und selbst bei der Ablösung der Netz-
haut, ein Wissen, das indes wie so vieles
mit dem Untergang des Römischen Impe-
riums verloren ging.
sion zu erkunden: das „Fuoco Sacro“, von
dem einst Petrarca gesprochen hatte, von
einem „Zittern in der größten Hitze und
dem Glühen unter dem kältesten Himmel“.
Was verbirgt sich im Nebel des Begriffs
„Expression“? Zu unterscheiden sind drei
Formen: das vokale Agieren, die musikali-
sche Expression und der Ausdruck der See-
le. Das vokale Agieren – die Nuancierung
der Aussprache und die Färbung des Tons –
und die musikalische Expression – Gradie-
rungen der Dynamik, Hell-Dunkel-Tönun-
gen („Chiaroscuro“) und rhythmische
Spannung – lassen sich technisch definie-
ren. Aber worin liegt das Geheimnis des
„heiligen Feuers“, wie lässt sich der Aus-
druck von Seele im Gesang erkunden?
Handelt es sich, wie ein Skeptiker einwen-
den mag, nur um Gefühle, oft nur die
dumpfe Reaktion des Geistes?
Und was bringt drei Sängerinnen dazu,
sich auf der Suche nach einer Antwort in
ein Gefühlslabor zu begeben: sich bei Pro-
ben beobachten zu lassen; Antworten zu
geben auf die Frage nach ihrer Identifika-
tion mit der Rolle und oder die nach der
Kontrolle der eigenen Empfindungen; zu
sprechen über Angstmomente vor dem
Auftritt und über die Beziehung zu jenem
wankelmütigen Tausendtier, das Publikum
heißt; endlich zu (er-)dulden, das Gesicht
minutenlang dem mikroskopischen Blick
der Kamera auszusetzen? Zu den erstaun-
| GESCHMACKSSACHE
Heiteres Leben,
glücklicher Tod
Safran ist ein wahrer Wunderstoff, der auch
Schwermut und Übellaunigkeit vertreibt – und jetzt
wieder mitten in Deutschland angebaut wird.
Einen solchen Schatz wollten die Euro-
päer nicht allein den Arabern überlassen,
die den Safran mit der Expansion des Is-
lams bis nach Sizilien und Andalusien im
Abendland wieder populär machten. Und
so wurde er auch im Römischen Reich
Deutscher Nation kultiviert, allen voran
vom sächsischen Kurfürsten Friedrich dem
Weisen, der seinem Namen alle Ehre
machte, weil er erkannte, dass das Alten-
burger Land im Osten Thüringens der
ideale Nährboden für Crocus sativus war.
So wurde Altenburg reich und schön als
Zentrum des deutschen Safran-Anbaus
und das Land vor den Stadttoren mit den
blühenden Krokusfeldern „Goldene Aue“
genannt. Doch auch dieses Wissen wurde
von den Wirren des Dreißigjährigen Krie-
ges begraben und erst vor wenigen Jahren
aus der Versenkung des Vergessens befreit.
Im Jahr 2015 gründete die studierte
Sprachwissenschaftlerin Andrea Wagner
FR EITAG , 22. APR IL 2022 · NR . 9 3 · SE I T E 1 1
lichsten Momenten gehört ein „Test“, bei
dem der Final-Monolog der Salome mit
einem inneren Monolog von Asmik Grigo-
rian überblendet wird, die sich mit
geschlossenen Augen über Kopfhörer
selbst lauscht. Wie in einem Spiegel sind in
ihrem Gesicht die Ekstasen der Figur zu
sehen und die körperliche Anspannung zu
verspüren, wenn sie ihrer Stimme befiehlt,
nicht zu „drücken“, wenn sie in grabestiefer
Lage vom Geheimnis der Liebe und des
Todes singt. Bei Ermonela Jaho ist zu erle-
ben, was es bedeutet, beim Todesgebet von
Puccinis Suor Angelica oder dem Weltab-
schiedsgesang von Verdis Violetta im
Klang der Stimme Seelenbilder zu malen.
Schmidt-Garre hat den Film in rhyth-
misch korrespondierenden Dreiersequen-
zen komponiert: jeweils kurze Auftritte der
Sängerinnen, dann Beobachtungen der
Arbeit bei Proben und Gesprächssequen-
zen mit Selbsterklärungen. „Eine gequälte
Seele zu haben“, bekennt Ermonela Jaho,
„hilft einem Künstler, weil man dann bereit
ist, an die Extreme geht.“ Dass es keine Pri-
madonnen-Floskel ist, wird im Seelenspie-
gel der Mimik ihres wunderschönen Antlit-
zes beglaubigt. In Barbara Hannigan ist der
Sonderfall einer intellektuellen Sängerin
(und Dirigentin!) zu erleben, die es zwar
nicht vermeiden kann, „ein Teil der Rolle“
zu werden, aber doch exakt mit heißkaltem
Kopf austariert, ob sie sich bei einer heik-
|
in Altenburg einen gemeinnützigen Verein,
der sich mit Gartenbau beschäftigen sollte.
Bei ihren Recherchen stieß sie auf die stol-
ze Tradition des Altenburger Safrans, holte
den promovierten Agrarwissenschaftler
Frank Spieth als Experten mit ins Boot,
besorgte sich in Holland fünfzig Krokus-
knollen, pflanzte sie in die fruchtbare Erde
Ostthüringens und war selbst verblüfft, wie
gut der Safran hier gedeiht. Ihr Verein ist
kein Handelsunternehmen, sondern ein
Forschungsprojekt, das Wachstumsbedin-
gungen für den Safran untersucht, die Kon-
zentration der Inhaltsstoffe misst, die Ren-
tabilität des Anbaus berechnet und ge-
meinsam mit Partnern Safran-Produkte
wie Likör, Bier, Parfüm oder Honig her-
stellt. Ein Kilo erntet Wagner inzwischen
pro Jahr, was angesichts der Weltproduk-
tion von zweihundert Tonnen wenig er-
scheinen mag. Doch damit ist Altenburg
wieder zum Zentrum der deutschen Saf-
Foto Pars Media
len Passage mit der sicheren B-Variante
begnügt oder sich auf das Risiko der A-Lö-
sung einlässt: „Die nicht ganz gelungene
Version A ist besser als die gelungene B.“
Bei ihr rinnen die Tränen, wie von Rous-
seau gefordert, aus dem Verstande. Die
sanguinisch impulsive Asmik Grigorian ist
offenbar das von innen brennende „stage
animal“; sie hat, wie sie bekennt, Jahre
gebraucht, um ohne Beta-blocker auf die
Bühne zu gehen.
Wie wohltuend, dass keine der Sänge-
rinnen auch nur im Ansatz versucht, sich
mit den Posen der „umile ancella del genio
creator“, als demütige Dienerin der Kunst,
anzuschmeicheln wie Cileas „Adriana
Lecouvreur“. Nie auch nur irgend eine
Spur von Diva-Talk; sinnenfällig wird die
lust- und qualvolle Arbeit des Singens mit
all ihren physischen wie psychischen
Herausforderungen. Der Regisseur hat es
verstanden, seine klugen, eloquenten Pro-
tagonistinnen mit angemessenen, behut-
samen und ernsthaften Fragen herauszu-
fordern. Zu hoffen ist, dass sich auch die
Zuschauer herausfordern lassen von die-
sem klugen, anspruchsvollen, aber auch
enigmatischen und esoterischen Film über
drei charismatische Sängerinnen, in dem
wohl auch eine zarte Liebeserklärung des
Regisseurs verborgen ist: an Ermolena
Jaho, in deren Stimmklang jenes magische
Feuer brennt. JÜRGEN KESTING
ran-Produktion geworden, die auf kaum
mehr als drei Kilo Jahresernte kommt.
Schon ein Kilo macht enorm viel Arbeit,
denn dafür braucht man 200 000 Blüten.
Sie werden im Oktober frühmorgens von
Hand geerntet, wenn sie noch geschlossen
sind. Dann schnippt man mit den Fingern
die drei Blütenfäden ab, trocknet sie auf
Blechen im Backofen, lässt sie drei, vier
Monate lang reifen und vakuumiert sie
anschließend, wodurch sie zehn Jahre lang
haltbar bleiben. Die Ernte in Altenburg ist
eine Art Happening mit freiwilligen Hel-
fern, die Stimmung dank der euphorisie-
renden Wirkung der Pflanze entsprechend
gelöst, und das örtliche Fremdenverkehrs-
amt hat große Pläne für einen blühenden
Safran-Tourismus. Schon jetzt gibt es einen
„Safran Trail“, der zum alten Marktplatz,
zur Goldenen Aue und zum Schloss führt,
dazu ein Sortiment an Safran-Produkten in
der Touristeninformation und während der
Erntezeit ein Safran-Menü bei „Angelo“
im Parkhotel, dem führenden Italiener des
Ortes, der Tagliatelle mit Steinpilzen,
Lammkotelett mit Thymiankarotten und
Ricotta mit Mandelkrokant goldgelb würzt.
Ein Gramm Altenburger Safran kostet
64 Euro, fünfmal mehr als die iranische
Konkurrenz, doch seine Qualität, extreme
Intensität und hoch konzentrierte Aroma-
tik rechtfertigen jeden Preis. Denn er wird
– im Gegensatz zur meisten Konkurrenz –
weder mit Kurkuma noch Paprikapulver
gestreckt, weder von Ringelblumen noch
Färberdisteln verfälscht, dazu mit größter
Sorgfalt geerntet und getrocknet und von
Frank Spieth ständig auf seine Qualität
überprüft. Längst hat er durchgerechnet,
dass Safran für deutsche Bauern und Gärt-
ner ein profitables Geschäft sein könnte.
Keine andere Kulturpflanze liefert einen
höheren Ertrag pro Hektar, schon von vier
Hektar Anbaufläche könnte man gut leben,
und selbst ein paar Hundert Gramm wären
ein schöner Nebenerwerb. Jetzt muss nur
noch die Chance ergriffen und die Nachfra-
ge geschaffen werden, damit eines Tages
Feinschmecker vom Altenburger Safran
schwärmen und raunen wie heute von
Trüffel aus Alba oder Piment aus Espelette
– und Deutschlands Geographie endlich
auch zu einer kulinarischen Landkarte
wird. JAKOB STROBEL Y SERRA
Altenburger Safran, Geraer Straße 55,
04600 Altenburg, Telefon: 0 34 47/8 95 36 23,
www.safran-macht-gluecklich.de.
SE ITE 1 2 · FREI TAG, 2 2 . A P R I L 2 0 2 2 · N R . 9 3
D Wie man den
er Nachtclub Kassablanca
(kurz für „die Kasse ist
blank“) in Jena hat eine
lockere Türpolitik. Aus-
weise und Impfpässe wer-
den kontrolliert, aber keine Kleider oder
Gesichter daraufhin geprüft, wie gut
jemand aussieht. Geschäftsführer Tho-
mas Sperling hält noch an der Gleich-
heitsidee aus den frühen Neunzigerjah-
ren fest, den Anfängen der Techno-Be-
wegung. Für Hunderte junge Erwachse-
ne, die hier im Winter Schlange standen,
war das ein Glücksfall. Wegen der Pan-
demie waren die meisten von ihnen nie
zuvor im Club oder auf einem Rave
gewesen und hatten keine Ahnung von
den modischen Gepflogenheiten des
Techno oder gar dem Legendenstatus
des Kassablanca. Manche Jugendliche
hätten bei ihrer ersten Club-Erfahrung
ein schräges Verhalten an den Tag
gelegt, sagt Sperling, weil ihnen die ent-
sprechende Sozialisierung fehle.
Im Talkessel der Stadt Jena sind Kul-
turräume besonders rar. Aber im gan-
zen Land müssen etablierte Nachtclubs
um ihre Verdrängung bangen, und viele
DJs sind gekränkt von der Behandlung,
die sie als Solo-Selbständige in der Pan-
demie erlebt haben. Neben der wirt-
schaftlichen Misere ist mit dem „Tech-
nozid“, also dem drohenden Untergang
der Szene, wohl auch eine drohende
Selbstaufgabe gemeint. Der Todesstoß
für die Clubkultur wäre, wenn es sich
die Szene zu bequem machte und über
Sonderlinge die Nase rümpfte, obwohl
sie früher selbst als nervtötend galt und
stolz darauf war.
Im Jahr 1991, als Thomas Sperling zum
ersten Mal einen DJ für das Kassablanca
buchte, stieß laute, dröhnende, instrumen-
tale Techno-Musik auf viel Ablehnung. Für
die Theaterregisseurin Susann Neuenfeldt
bedeutete gerade dieses Instrumentale ein
Ende aller Vorgaben, eine neue Freiheit.
„Die DDR war ein textaffines Land“, sagt
Neuenfeldt. Nach dem Mauerfall vollzog
auch die Tanzmusik einen Bruch, Analoges
wandelte sich in Electro, und aus taghellen
wurden stockdunkle Clubräume. Die DJ-
Ausbildung, die es in der DDR gab, war
nicht mehr viel wert, weil die ostdeutschen
DJs sich und ihr Schaffen nach der Wende
komplett neu erfanden. Kleinere Städte
wie Jena und das benachbarte Apolda wur-
den plötzlich zu Zentren einer bundeswei-
ten Szene, einer Einheitsbewegung, die in
diesen Wochen geflissentlich übersehen
wurde, als in Frankfurt am Main mit lauten
Tönen vom „Geburtsort“ der Szene ein
neues Techno-Museum eröffnete.
Das Kollektiv, dem Susann Neuenfeldt
angehört, hat mit dem Projekt „Treuhand-
Techno“ erstmals erforscht, wie Wirt-
schaftskrise und Techno zusammenhän-
gen, wann die Krise künstlerisch produk-
tiv wird und warum man Jugendlichen
heute zur Aufarbeitung der Corona-Pan-
demie eine durchfeierte Clubnacht emp-
fehlen sollte. Die Eltern der Kassablanca-
Gründer warfen ihnen damals vor, die fal-
schen Prioritäten zu setzen. Während die
Minenarbeiter in Bischofferode mit einem
Hungerstreik gegen die Minenschließung
und die Treuhandpolitik protestierten,
drehte sich 1993 bei ihnen alles nur um die
Suche nach einer neuen Tanzfläche. „Wir
mussten uns in eine eigene Welt stürzen“,
sagt Thomas Sperling. Statt in die von den
Sowjets zurückgelassene Brotbäckerei, die
der Favorit gewesen wäre, zog das Kassa-
Neue Direktorin
am Kunst Forum
Das Hamburger Bucerius Kunst
Forum bekommt eine neue Chefin:
Die bisherige künstlerische Leiterin,
Kathrin Baumstark, wird vom 1. Mai
an Direktorin des von der Zeit-Stif-
tung getragenen Ausstellungshauses.
Baumstark verantworte dort seit fünf
Jahren besucherstarke und gesell-
schaftlich relevante Ausstellungen,
sagte der Stiftungsvorstandsvorsit-
zende Manuel J. Hartung anlässlich
ihrer Berufung: „Kunst ist politisch –
ich wünsche mir, dass das Kunst
Forum 2023 auch als Forum noch
sichtbarer wird.“ Baumstark selbst
will Impulse geben und Assoziatio-
nen sowie Inspirationen wecken:
„Dafür werde ich weiter auf fokus-
sierte Ausstellungskonzepte setzen
und neue, aktuelle Themen erschlie-
ßen.“ 2023 werde beispielsweise ein
Jahr der Frauen. dpa
Wildgans-Preis an
Gertraud Klemm
Ihr Werk erfüllt die Bedingung, von
„hervorragender Relevanz für die
literarische und gesellschaftliche
Korrelation unserer Zeit“ zu sein:
Die Schriftstellerin Gertraud Klemm
erhält den diesjährigen Anton-Wild-
gans-Preis der Österreichischen
Industrie. Die Jury lobt den scharfen
Blick der Autorin, mit dem sie „unge-
löste alte Problematiken in einer le-
bendigen, präzisen Sprache, der auch
das Spiel mit Humor nicht fremd ist“,
thematisiert. Die 1971 in Wien gebo-
rene Klemm machte mit dem Roman
„Muttergehäuse“ auf sich aufmerk-
sam, in dem sie ihren unerfüllten
Kinderwunsch verarbeitete. Der mit
15 000 Euro dotierte Preis wird seit
1962 von der Industriellenvereini-
gung vergeben und am 26. Septem-
ber in Wien überreicht. F.A.Z.
Nachthimmel abwickelt
Wer Frankfurt als Wiege der elektronischen Musik darstellt,
verkennt ihren wahren Kern. Entbehrung und Krieg gehörten zum
Gründungsmythos des Techno. In Ostdeutschland, wo er geprägt wurde,
dient er auch heute der Krisenbewältigung.
Wo der Techno herkommt – und sich heute neu findet: Das Kassablanca in Jena im Winter 2022
blanca schließlich in einen leer stehenden
Lokschuppen. Mithilfe von Arbeitsbe-
schaffungsmaßnahmen wurde dieser
drei Jahre lang zum Club umgebaut,
eröffnete 1997 und feiert nun am selben
Standort sein Jubiläum. Mit ähnlichem
Eifer, aber einem schlechteren Resultat
versuchte zeitgleich Apolda, in der Krise
eine Chance zu erkennen. Überall im
Stadtbild von Apolda kann man bis heute
Die zwei Aussichten vom Hotel Massacre
Eindrücke von einer Reise durch Haiti an die dominikanische Grenze / Von Hans Christoph Buch, Cap Haitien
Haiti steht am unteren Ende jeder Statis-
tik, wenn es um Gesundheitsfürsorge,
Kindersterblichkeit, Niedriglöhne oder
Arbeitslosigkeit geht. Aber auf anderem
Gebiet ist es Spitze: In Port-au-Prince wer-
den derzeit mehr Menschen entführt und
ermordet als in irgendeiner anderen Me-
tropole der Karibik, Mittel- oder Südame-
rikas. Diplomaten und Journalisten mei-
den Stadtviertel wie Martissant als No-go-
Areas, aus denen die örtliche Bevölkerung
floh und in denen die schlecht ausgerüste-
te, unterbezahlte Polizei täglich ihr Leben
riskiert. Exilhaitianer aus Miami, New
York oder Montreal, deren Überweisun-
gen an ihre Angehörigen höher sind als
das Staatsbudget, trauen sich nicht mehr,
in die Heimat zurückzureisen, weil sie
bevorzugte Entführungsopfer sind. Mit
der Drogenmafia liierte Banden, die sich
aus den Slums, aber auch aus der Polizei
rekrutieren, haben die Behörden unter-
wandert und kämpfen um die Kontrolle
lukrativer Stadtbezirke, wobei Hintermän-
ner aus höchsten Kreisen die Fäden zie-
hen. Und es ist bezeichnend, dass und wie
die Untersuchung des Mordes an Präsi-
dent Jovenel Moise seit neun Monaten im
Sande verläuft.
Großer Kontrast zum Nachbarstaat
Die Fahrt vom Aéroport Toussaint Lou-
verture zum Hotel in einem gepanzerten
Fahrzeug, wie Staatsbesucher es benut-
zen, kostet ein Vermögen, und wer sich
ein Bild von der Lage in Haiti machen
will, reist besser über die Dominikanische
Republik ein. Beide Länder teilen sich das
Territorium der Insel Hispaniola und sind
durch ein Stück gemeinsamer Geschichte
wie auch die Liebe zu Hahnenkämpfen
verbunden, aber ihre Wege haben sich
frühzeitig voneinander getrennt. Der
Kontrast könnte kaum größer sein: auf
der einen, der dominikanischen Seite
bewaldete Berge und mit Staketen
umzäunte Weiden, auf denen holsteini-
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
Feuilleton
harte Grenzen zwischen Häusern und
ihren Anbauten sehen, manchmal
erschwert sogar eine Stufe im Boden die
Weiternutzung. Für einen besonders
gelungenen Anbau an eine Fabrik sorgte
1938 ein noch unbekannter Egon Eier-
mann. Und ebendiese Architekturikone,
der Eiermannbau, lag 1994 brach.
Julia Bierau geht mit einem großen
Rucksack um den Eiermannbau herum.
sche Rinder grasen, auf der anderen kah-
le, verkarstete Felsen, über die der Passat-
wind hinwegfegt, um sich auf der Ostseite
abzuregnen. Die einst üppige Vegetation
fiel dem Raubbau der Kolonialzeit zum
Opfer, als die Kolonie Saint-Domingue
Frankreich mit Zucker und Kaffee ver-
sorgte. Nach der von Ex-Sklaven blutig
erkämpften Unabhängigkeit wurden ver-
bliebene Bergwälder von den armen
Bauern zu Holzkohle verarbeitet.
Haiti leidet an Umweltzerstörung und
Überbevölkerung, ganz zu schweigen
von den Problemen eines gescheiterten
Staats, den nur das Eingreifen der USA
und der Vereinten Nationen vor dem
Kollaps bewahrt hat. Das dünn besiedel-
te Nachbarland hingegen war eine pasto-
rale Idylle, wo der Diktator Trujillo mit-
hilfe jüdischer Emigranten und von
Veteranen des Spanischen Bürgerkriegs
eine moderne Infrastruktur schuf – was
wiederum den Tourismus begünstigte:
Asphaltierte Straßen, Strom und Telefon
waren und sind in der Karibik nicht
selbstverständlich, auch nicht die Ent-
sorgung des Mülls.
Obwohl die dominikanische Wirtschaft
zusammenbrechen würde ohne Erntehel-
fer aus dem Nachbarland, die auch im
Baugewerbe und Tourismus tätig sind,
gibt es eine Erbfeindschaft mit Haiti.
Zweimal wurde die Dominikanische
Republik von den kriegerischen Nachfah-
ren afrikanischer Sklaven erobert, und
Trujillo rächte sich, indem er 1937, von
Hitler inspiriert, 15 000 haitianische
Zuckerrohrarbeiter samt Frauen und Kin-
dern von seiner Miliz umbringen ließ.
Über Leben oder Tod entschied das spani-
sche Losungswort „perejil“ (Petersilie),
das Haitianer nicht korrekt aussprechen
konnten. Noch heute, sagt Dirk Guenther,
Leiter der Deutschen Welthungerhilfe in
Santo Domingo, der beide Staaten gut
kennt, lebten bis zu einer halben Million
Haitianer ohne Papiere im Grenzgebiet
und seien nicht anhand der Hautfarbe,
Foto Kassablanca Jena
Sie sucht einen möglichst guten Einblick
in die halbe Etage im ersten Stock, die sie
damals dem Verein zur Gebäuderettung
abgeluchst hat, um hier ihre Techno-Par-
tys zu veranstalten. Die Immersion in die
Musik sei für sie auf der Tanzfläche
immer schon größer als bei einem Kon-
zert gewesen, sagt sie. Zur Dekoration
holten sie sich aus einer abgewickelten
Textilfabrik knallgelbe und orange Fein-
sondern nur an ihrer Aussprache zu er-
kennen. Vielleicht ist das der Grund,
warum der dominikanische Präsident Luis
Abinader, von Donald Trump inspiriert,
eine Mauer quer durch Hispaniola bauen
will, um Haiti auf Distanz zu halten.
Das Land erstickt im Plastikmüll
Vor der Grenze mehren sich Militär-
posten und Checkpoints der Polizei, die
nach illegalen Einwanderern fahndet.
Grenzübertritt erfolgt am Rio Massacre,
der Haiti vom Nachbarland trennt. Der
Fluss heißt wirklich so – nicht zur Er-
innerung an das Pogrom von 1937, son-
dern an weiter zurückliegende Massaker.
In der Grenzstadt Dajabón steht das
Hotel Massacre. Ein von Menschenmas-
sen umdrängtes Gittertor trennt die ver-
feindeten Staaten voneinander. Wer
ungeprüft durchschlüpft, wird am Kra-
gen gepackt und nach Haiti zurück-
geschleift. Nur wenige Kilometer weiter
künden Hunderte an der Grenze gepark-
te Motorräder vom bescheidenen Wohl-
stand junger Haitianer, die ohne Visum
und Pass in der zollfreien Zona Franca
arbeiten: als Zimmermädchen, Kellner
oder Näherinnen für T-Shirts und Jeans.
Ihr Land erstickt im Plastikmüll, den die
Flüsse ins Meer schwemmen und die Bran-
dung dann am Strand von Cap Haitien
deponiert. Dahinter beginnt La Fossette,
der schlimmste Slum von Haitis zweitgröß-
ter Stadt, wo es Müllabfuhr nur in den
Vierteln der Reichen gibt und in der Zona
Franca von Labadie Kreuzfahrtschiffe
anlegen, deren Passagiere durch meterho-
hen Maschendraht vor Kontakten mit Ein-
heimischen geschützt werden. Dabei
haben die kriminellen Banden, die Port-
au-Prince zum Sicherheitsrisiko machen,
in Cap Haitien noch nicht Fuß gefasst.
Szenenwechsel. Das Hospital von Oua-
naminthe platzt aus allen Nähten, in der
Notaufnahme herrscht drangvolle Enge,
dazu ist der Strom ausgefallen. Hier wer-
FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG
strick-Rollen, die dort niemand mehr
brauchte, außerdem aus einem sowjeti-
schen Armeegelände tarngrüne Fall-
schirme. Auf die im Eiermannbau aufge-
hängten Stoffe warf ein Projektor die
Nachthimmel-Dias der Sternwarte.
Industrieflair war ihnen kein Begriff: Je
weniger man die ehemalige Fabrik und
die ausgedienten Maschinen hinter dem
Stoff erkennen konnte, desto besser.
Symbole für die Krise verhüllten andere,
deutlichere Symbole. Bereits im amerika-
nischen Detroit, wo der Techno-Begriff
1988 erstmals aufkam, reagierte das
Genre auf die Tristesse eines untergehen-
den Industriestandortes.
Das Krisennarrativ bekam eine ost-
deutsche Prägung. In Apolda arbeitete
vor der Wende jeder zweite Bürger in
einem der sieben großen verbliebenen
Volkseigenen Betriebe, in welche die
DDR Hunderte Strickereien gezwängt
hatte. Es folgte verheerende Arbeitslo-
sigkeit. Ausgerechnet die Jugendlichen
der ersten Generation, die nicht mehr
wie ihre Eltern „in der Wolle“ arbeiten
würden, fingen einen Streit über die
Zukunft des Eiermannbaus an. Sie ver-
sprachen, das Gebäude auf ihre eigene
Weise zu respektieren, und setzten die
Stromversorgung und Sanitäranlagen
wieder instand.
Als mit der „Dancehall“-Radiomo-
deratorin Marusha Gleiß eine Lichtfigur
des deutschen Techno aus Berlin nach
Apolda kam – angeworben von Wegbe-
reitern wie DJ Mikk –, beruhte das Inte-
resse auf Gegenseitigkeit. Gleiß besuchte
eine Gemeinschaft, die zwar bis nach
Leipzig, Berlin und Frankfurt am Main
reichte, aber in der Provinz in Eigenregie
entstanden war. Das Provisorische war
hier so sehr Ästhetik wie Folge der
Umstände und kam bei den Gästen gut
an. Das könnte heute wieder als Ansporn
für junge Techno-Fans dienen, sich nach
der Pandemie eine eigene Nische zu
schaffen, selbst zu sampeln, statt vorge-
fundene Soundbibliotheken zu nutzen,
und sich von erdrückenden Vorbildern
freizumachen.
Mit Brecht im Gepäck hat die Regisseu-
rin Neuenfeldt herausgearbeitet, was an
Techno dialektisch sein kann: etwa das
Gefühl, gemeinsam einsam und in der
Desorientierung geborgen zu sein. Einen
Beat zu überwinden, indem man sich ihm
beugt und repetitive Bewegungen nach sei-
nen Vorgaben macht, sei nur ein scheinba-
rer Widerspruch. „Der schwere Bass auf
dem Oberkörper ähnelt einem Trauerge-
fühl, aber zugleich einer Massage“, sagt die
Performerin Anna Stiede von „Treuhand-
Techno“. Damals wie heute könne ein
Rave einer Nachtschicht an Arbeit gleich-
kommen, wenn er der emotionalen Auf-
arbeitung von Verlusten dient.
Nur Julia Bierau widerspricht dieser
Interpretation mit Blick auf den Eier-
mannbau. „Wir Jungen erkannten gar
nicht den Verlust, sondern nur die Chan-
ce“, sagt sie. Beide Generationen hätten
ihre je eigenen Scheuklappen getragen.
Dass das Gebäude später leer stand,
nachdem die Techno-Szene zugunsten
anderer Kulturangebote aus Apolda ver-
drängt wurde, sieht Bierau heute als eine
Bestätigung für die Lehren des Techno,
aber auch als traurige Pointe. Nach fünf-
zehn Jahren Leerstand entsteht 2022 im
Eiermannbau eine „Open Factory“ aus
Co-Working-Spaces und Veranstaltungs-
räumen. VICTOR SATTLER
den unterernährte Kinder registriert,
gewogen und für zu leicht befunden, bis
sie, mit Spezialnahrung hochgepäppelt,
abermals eingeliefert werden. Die Erzeu-
ger der Babys haben sich, wie in Haiti
üblich, aus dem Staub gemacht und über-
lassen die Aufzucht den oft minderjähri-
gen Müttern. Nicht nur Säuglinge und
Kleinkinder, auch Zehn- bis Zwölfjährige
laufen in zerlumpten T-Shirts oder ganz
nackt herum, weil es den Müttern am
Notwendigsten fehlt. Noch schlimmer als
die Zustände im Centre Médical ist das
Fehlen jeglicher Krankenversorgung.
Eine Wandzeitung wirbt für regelmäßi-
ges Händewaschen und sauberes Trink-
wasser, ein frommer Wunsch in Haiti.
Warum schlug hier die Covid-Pandemie
hier nicht härter zu? Liegt es am sub-
tropischen Klima oder an fehlender
Registrierung?
„Port-au-Prince wird von Dieben und
Mördern regiert“, steht auf einer Mauer
in Saint Rafael. Die Bewohner dieser
Stadt haben zur Selbsthilfe gegriffen,
zusammen mit der Agro Action Alle-
mande und haitianischen Experten den
aus den Bergen kommenden Fluss an-
gezapft und einen zwanzig Kilometer
langen Kanal angelegt, in dem Schulkin-
der planschen. Von dort abzweigende
Wassergräben verwandeln die Trocken-
savanne in einen Garten Eden, in dem
Paprika, Tomaten, Karotten, Zwiebeln
und sogar Reis gedeihen. „Das ist mein
wertvollster Besitz“, sagt der Kleinbauer
Luma Bell und zeigt auf einen im Baum-
schatten grasenden Stier, mit dem er sei-
ne Produkte zum Markt befördert. Noch
stolzer ist er auf seine Kinder, die aufs
Gymnasium gehen, und zitiert ein Dan-
ton zugeschriebenes Diktum der Fran-
zösischen Revolution: „Bildung ist so
lebensnotwendig wie das tägliche Brot.“
Hans Christoph Buch lebt in Berlin.
Sein Buch „Nächtliche Geräusche im Dschungel“
erschien kürzlich im Transit-Verlag.
Die Spur
des Geldes
Salzburgs Festspiele und
die Solway Group
Die erste Reaktion erfolgte prompt:
Nachdem am Mittwoch die Regisseu-
rin Yana Ross und der Schriftsteller
Lukas Bärfuss die Salzburger Fest-
spiele aufgefordert hatten, sich von
ihrem in die Kritik geratenen Sponsor
Solway zu trennen (F.A.Z. vom 21.
April), hat die Festspielleitung am
selben Tag erklärt, man habe das
Unternehmen schon zuvor zu einer
Stellungnahme aufgefordert und eine
„ausführliche, objektive und transpa-
rente“ Überprüfung der Vorwürfe
verlangt. „Die Salzburger Festspiele
werden die Ergebnisse dieser Unter-
suchungen abwarten und sodann in
Folge die notwendigen Konsequen-
zen ziehen.“ Dem privaten Bergbau-
unternehmen Solway, das seinen Sitz
in Zug in der Schweiz hat, werden
unter anderem Menschenrechtsver-
letzungen, Umweltzerstörung und die
Drangsalierung von Journalisten in
Guatemala vorgeworfen, wo Solway
eine Nickelmine am Izabal-See
betreibt. Das Unternehmen hat die
Anschuldigungen zurückgewiesen
und eine eigene Untersuchung ange-
kündigt. In einer Anfang März veröf-
fentlichten Mitteilung verurteilte Sol-
way das Vorgehen der russischen
Regierung gegen die ukrainische
Bevölkerung und kündigte an, seine
Geschäftstätigkeiten in Russland
umgehend einzustellen.
Bärfuss und Ross haben ihre For-
derung, das „toxische Sponsoring“
durch Solway zu beenden, mit einem
Ultimatum verknüpft, das am 27. Juli
ausläuft. Einen Tag später soll die
Uraufführung der Neufassung von
Schnitzlers „Reigen“ stattfinden, die
Ross und Bärfuss im Auftrag der Fest-
spiele erarbeiten. Yana Ross hat
gegenüber dem Onlinetheaterportal
Nachtkritik.de erklärt, es sei „sehr
wichtig, dass das Festival den Künst-
lern und nicht den Sponsoren gehört,
also ist es unsere Pflicht gegenüber
den Steuerzahlern und der Öffent-
lichkeit, die von ihnen in Auftrag
gegebene Arbeit zu machen. Daher
haben wir kein Recht, die Arbeit zu
beenden, aber wir haben das Recht,
das Festival auf die gemachten Fehler
aufmerksam zu machen.“
Die Solway Investment Group in
Zug wird von Dan Bronstein geleitet,
die übergeordnete Solway Holding
mit Sitz auf Malta untersteht Alek-
sandr Bronstein, der im damaligen
Leningrad geboren wurde und heute
in Tallinn lebt. Das Unternehmen för-
dert in Salzburg unter anderem das
Projekt Creative Fellowship, das es
jedes Jahr jeweils zwei Jugendlichen
aus Guatemala, der Ukraine oder
Nordmazedonien ermöglicht, an
einem Operncamp der Festspiele teil-
zunehmen. Außerdem unterstützt
Solway das Jugendprogramm der
Festspiele, zuletzt mit 150 000 Euro.
In ihrer Stellungnahme versichert die
Festspielleitung, dass man transpa-
rent mit dem Thema Finanzierung
und Sponsoring umgehe: „Alle
Haupt-, Projekt- und Produktsponso-
ren sowie jene Stiftungen, die die
Festspiele bzw. einzelne Produktio-
nen unterstützen, sind auf der Home-
page einsehbar.“
Aber wie finden Kunst und Geld,
Festivalintendanten und Vorstands-
vorsitzende, Dirigenten und Marke-
tingchefs überhaupt zueinander? Hel-
ga Rabl-Stadler, von 1995 bis vor weni-
gen Wochen Präsidentin der Salzbur-
ger Festspiele, hat in einem Interview
mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ im
Jahr 2017 in diesem Punkt für Trans-
parenz gesorgt und ein Beispiel
genannt, das sich auf Dan Bronstein
bezieht, den Chairman der Solway
Investment Group: „Ich gehe zu vielen
Anlässen, um Menschen kennenzuler-
nen, die ich für Festspielprojekte inte-
ressieren kann. So einer war auch Dan
Bronstein mit seiner Firma Solway . . .
Er wohnt in Genf, seine zwei Töchter
tanzen, seine Frau ist Pianistin, und die
ganze Familie ist sehr musikalisch.
Ihm erzählten wir 2015, dass wir ein
tolles Projekt mit dem Dirigenten Teo-
dor Currentzis vorhätten. Dann
besuchten wir gemeinsam in Zürich
die fabelhafte Aufführung ,Macbeth‘
und waren danach auch im Dirigen-
tenzimmer – Herr Bronstein war hin
und weg! Inzwischen hat sich zwi-
schen Currentzis und den Bronsteins
eine enge Verbindung entwickelt.“
Die enge Verbindung zwischen
Currentzis und den Salzburger
Festspielen steht allerdings derzeit
auf dem Prüfstand. Dem russisch-
griechischen Dirigenten und sei-
nem Ensemble MusicAeterna wird
vorgeworfen, sie würden von einer
russischen Bank unterstützt, die auf
der Sanktionsliste stehe. Der ukrai-
nische Botschafter in Österreich
hat sich vehement gegen die
geplanten Konzerte von Currentzis
in Salzburg ausgesprochen. Das
Wiener Konzerthaus hat deshalb
vor Kurzem ein geplantes Benefiz-
konzert mit Currentzis abgesagt. In
Salzburg hält man bislang an dem
Dirigenten fest. HUBERT SPIEGEL
F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG
Hand drauf, Kumpel? Donald Trump bei einem Treffen mit Wladimir Putin in Helsinki am 16. Juli 2018
„Dies war Trump, der einen Putin abzog“
Bei uns steht die SPD
wegen ihrer Nähe zum
russischen Machthaber
in der Kritik. In Amerika
trifft es die Republikaner.
Donald Trump und seine
Fans finden an Putin,
trotz Krieg, noch immer
Gefallen.
Von Nina Rehfeld,
Sedona
S
ind die amerikanischen Kon-
servativen „die Partei Putins“
geworden, wie der Oberstleut-
nant a. D. und frühere Direk-
tor für europäische Angele-
genheiten im Nationalen Sicherheitsrat,
Alexander Vindman, sagt? In einem
Interview mit dem Magazin „Salon“
Ende Februar bemerkte Vindman, der
sich nach seinen Aussagen beim zweiten
Amtsenthebungsverfahren gegen
Donald Trump Einschüchterungen aus-
gesetzt sah, dass Putin nach dem 6. Janu-
ar und dem Sturm aufs Kapitol im ver-
gangenen Jahr Amerika als abgelenkt
und verletzlich erkannte. „Die Tucker
Carlsons, die Donald Trumps, die Mike
Pompeos und andere Republikaner sind
der Grund, dass die Russen diese Opera-
tion gestartet haben“, sagt Vindman. Er
meint den Angriff der russischen Armee
auf die Ukraine.
Wie „Politico“ Anfang April berichte-
te, bemühten sich die Trump-Anhänger
der Republikaner auf einer „Notfall-Kon-
ferenz“ in Washington um eine Haltung
Damen aus guter und besserer Gesellschaft
Julian Fellowes hat nach „Downton Abbey“ eine neue Serie produziert und zeigt die goldene Epoche New Yorks
Noch immer fällt es positiv auf, wenn eine
Serie mit einem ganzen Ensemble eigen-
sinniger Frauen mittleren Alters aufwar-
tet und sie aufeinander loslässt. Einige
sind ein bisschen überkandidelt, andere
scharfzüngig, wieder andere loyal und lie-
benswert. Und auch wenn noch anderes
eine Rolle spielt und natürlich auch einige
junge hübsche Menschen einen Ehepart-
ner suchen – am Ende geht es in „The Gil-
ded Age“ doch um die Damen der Gesell-
schaft und darum, wer zu dieser Gesell-
schaft gehört und wer nicht.
Der Begriff „Gilded Age“, also das ver-
goldete Zeitalter, geht auf einen Roman
von Mark Twain zurück und bezeichnet
ungefähr die wirtschaftliche Blütezeit um
die Jahrhundertwende, die man bei uns
als Gründerzeit kennt. In Amerika explo-
dierte damals der Fortschritt, plötzlich
gab es Eisenbahnen, Gas, Elektrizität,
Stahl- und Ölindustrie, es wurde überall
investiert und gebaut, und Menschen, die
noch vor ein, zwei Generationen mit
einem Köfferchen eingewandert waren,
hatten plötzlich Geld wie Heu. Und in
ihrem Schatten lebten noch immer Arbei-
ter und Bauern in schrecklicher Armut,
vor allem solche, die nicht angloamerika-
nischer Abstammung waren. Das ist der
Hintergrund, vor dem sich das Panorama
der Serie entfaltet. Und weil Julian
Fellowes – man kennt ihn als Erfinder
der Serie „Downton Abbey“ – dafür ver-
antwortlich ist, entfaltet sich alles lang-
sam, sorgfältig beobachtet und mit hier
und da effektvoll eingesetzter Dramatik.
Wir befinden uns also im New York des
Jahres 1882 oder zumindest auf dem besten
Weg dorthin. Denn zuerst begegnen wir
zu Putins Invasion der Ukraine, die der
sogenannte „America First“-Flügel der
Partei vor allem in einer Nichteinmi-
schung in den Konflikt und der Verteufe-
lung konservativer Befürworter entschie-
dener amerikanischer Maßnahmen zu
finden hoffte. Putins Forderung der
Kontrolle über Donezk und Luhansk
wurde hier als „vernünftig“, eingestuft,
die Invasion der Ukraine mit der „Inva-
sion von Immigranten“ an der mexikani-
schen Grenze gleichgesetzt, wie „Politi-
co“ bezeugte.
Donald Trump selbst pries Putin unter-
dessen wiederholt und bat ihn zuletzt
abermals um belastendes Material gegen
Joe Biden. In einem Interview mit dem
konservativen „Real America’s Voice Net-
work“ behauptete Trump Ende März,
Putin wisse sicher die Antwort auf die Fra-
ge, warum die Frau des Moskauer Bürger-
meisters vor zehn Jahren 3,5 Millionen
Dollar in eine von Joe Bidens Sohn Hunter
Biden mitgegründete Firma investiert
habe. „Ich finde, er sollte sie veröffentli-
chen.“ Putins brutale Invasion der Ukrai-
ne, die zu diesem Zeitpunkt mehr als einen
Monat andauerte, blieb unerwähnt.
Äußerungen wie diese brächten zahlrei-
che führende Republikaner in eine prekäre
Lage, berichtete NBC News. Putin sei
momentan wohl kaum der richtige Mann,
den man um einen Gefallen bittet, zitierte
NBC mehrere führende Republikaner.
Weitere von NBC befragte Mitglieder der
Partei verurteilten Putin zwar, wollten sich
aber nicht öffentlich gegen Trump stellen.
„Jede Distanzierung von Trump birgt ein
großes politisches Risiko“, sagte der ehe-
malige republikanische Abgeordnete
David Jolly, der die Partei inzwischen ver-
lassen hat, bei NBC.
Die Uneinigkeit der Republikaner im
Hinblick auf Putin und seinen Krieg in
der Ukraine ist seit Wochen Thema in
den amerikanischen Medien. CBS stufte
die Äußerung von Mike Pence, die repu-
blikanische Partei könne keinerlei Unter-
stützung für Putin anbieten, als „Offen-
am Bahnhof der jungen, mittellosen Mari-
an Brook, die nach dem Tod ihres Vaters zu
ihren Tanten in die große Stadt zieht.
Gespielt wird sie von der Newcomerin
Louisa Jacobson, und dass einem ihr
Gesicht trotzdem so bekannt vorkommt,
liegt daran, dass Jacobson Meryl Streeps
älteste Tochter ist. Ihre treu sorgenden
Tanten hingegen kennen wir: Christine
Baranski als Agnes van Rhijn und Cynthia
Nixon als Ada Brook. Das Zusammenspiel
der älteren, verwitweten und klassenbe-
wussten Agnes, der keine Bemerkung zu
Haben wieder was zu lästern: Cynthia Nixon (li.) und Christine Baranski Foto HBO/Sky
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
Medien
barung einer Spaltung der republikani-
schen Partei“ ein. „Republikaner im Kon-
gress haben ihre rote Linie gefunden“,
betitelte der „Atlantic“ eine Geschichte
über den Bruch der republikanischen
Mehrheit mit dem „Putin-Flügel“ – ein
Bruch, der indes, wie das Blatt meinte,
„nicht lange anhalten wird“. „Politico“
zeigte auf, „warum die ,America First‘-
Fraktion der republikanischen Partei den
Großteil der Republikaner nicht über-
zeugt“: Es bleibe eine Grundüberzeu-
gung der meisten Republikaner, schrieb
MORGEN IN
BERUF UND CHANCE
Wut im Beruf
Sie warnt vor Missverständnissen.
Leisten können sich das nur Männer.
Kritik am Chef
Sie gehört zur guten Feedback-Kultur.
Wie man sie wann und wo äußert.
Wahl in Frankreich
Sie erregt die Gemüter. Fünf junge
Franzosen haben sich entschieden.
Kostenloses Probeabo:
069 7591-3359; www.faz.net/probeabo
sarkastisch ist, und der alten Jungfer Ada,
die sich in ihrer grenzenlosen Menschen-
liebe immer wieder mit Marian verbündet,
stellt Dialogqualitäten in den Mittelpunkt,
die sich bei „Downton Abbey“ eher nur am
Rande abspielten – das Gefrotzel, der
Schlagabtausch, die abgeklärte Rückschau
auf Lebensentwürfe.
Die beiden Damen samt heiratswilliger
Nichte in ihrem düsteren Stadtpalast aus
altem Geld und einer Küche voller tradi-
tionsbewusster Angestellter müssen nun
damit leben, dass frisch zugezogene
das Blatt, dass amerikanischer Einfluss
in der Welt eine gute Sache sei und west-
lich geprägte Demokratien besser als
feindliche Diktaturen seien.
Die „New York Times“ veröffentlichte
ein Hintergrundstück, in dem unter ande-
rem die Putin-Expertin und frühere Russ-
land-Direktorin des National Security
Council, Fiona Hill, die amerikanische
Ukrainepolitik unter den Präsidenten
Bush, Obama und Trump Revue passie-
ren lässt. Demnach wurden Hills War-
nungen, Putin nicht mit einer NATO-Er-
weiterung zu provozieren, sowohl von
Bush als auch von Obama in den Wind
geschrieben. Trump hingegen habe „im
Verlauf seiner Amtszeit Putin sowohl in
seinen politischen Methoden als auch sei-
nen Vorlieben stärker geähnelt als seinen
amerikanischen politischen Vorgängern
der jüngeren Zeit“. Trumps Wahrneh-
mung der Ukraine als politischen Feind,
seine private Vorteilsnahme durch inter-
nationale politische Manöver, seine Igno-
ranz gegenüber geopolitischen Zusam-
menhängen und seine unbedingte Ent-
schlossenheit, an der Macht festzuhalten,
sagt Hill, hätten sich für sie am 6. Januar
2021 zusammengefügt: „Dies war Trump,
der einen Putin abzog“ (This Was Trump
Pulling a Putin“).
Trumps ehemaliger Sicherheitsberater
John Bolton sagte dem Blatt, die Ukraine
habe im Zuge von Trumps Politik einein-
halb Jahre Kontakt mit dem amerikani-
schen Präsidenten verloren. „Wir haben
die Gelegenheit versäumt, die Ukraine
gegen die russische Aggression abzusi-
chern“, sagte Alexander Vindman der
„Times“. Putin habe sich die Ukraine seit
acht Jahren einverleiben wollen und „ver-
sucht, abzuwägen, wann der richtige Zeit-
punkt dafür wäre“. Der Sturm auf das
Kapitol und die innere Zerrissenheit der
Vereinigten Staaten seien für Putin das
Signal zum Angriff gewesen.
Auch in den konservativen Medien
rückt man zunehmend von den Putin-
Apologeten ab. Im „Wall Street Journal“
Nachbarn, die neureichen Russells, sich
mit all ihrem schönen Eisenbahngeld
einen riesigen Protzbau auf die andere
Straßenseite klotzen. Und während Tante
Agnes noch hinter dem schweren Vor-
hang steht und lästert, bringt sich Neuan-
kömmling Bertha Russell (Carrie Coon)
schon in Stellung, um in der eingeschwo-
renen High Society New Yorks mitzumi-
schen. Das Geld hat sie, der Schliff fehlt
noch ein wenig. Sie leistet sich immerhin
einen französischen Koch, auch wenn ihr
Butler nicht einmal weiß, wie man in Eng-
land den Tisch richtig eindeckt. Der Autor
Julian Fellowes weiß das natürlich und
macht wieder einmal die richtige Reihen-
folge des Tafelsilbers zum stellvertreten-
den Schlachtfeld für das große Ganze, das
kennen wir ja schon aus Downton Abbey.
Und das große Ganze ist diesmal ein
wenig komplexer als das soziale Gefüge
auf einem großen englischen Anwesen
und meist auch komplexer, als es sich für
die Damen des alten Geldadels darstellt.
Die Söhne beispielsweise machen Kum-
mer. Der Sohn der Russells, Larry, denkt
gar nicht daran, das dynastische Erbe sei-
ner Eltern fortzuführen, weil er sich nicht
sonderlich für Eisenbahnen interessiert
und lieber Architekt werden möchte.
Oscar van Rijn, Agnes’ Sohn, schaut sich
zwar brav nach einer Gattin gehobenen
Standes um, wohnt aber in ein wenig zu
trauter Zweisamkeit mit seinem Freund
zusammen, was sicherlich noch zu Ärger
führen wird. Vorerst aber macht er der
jungen Gladys Russell den Hof, die von
ihrer ehrgeizigen Mutter an einer derart
kurzen Leine gehalten wird, dass sie
noch gar nicht weiß, was sie vom Leben
FR EITAG , 22. APR IL 2022 · NR. 9 3 · SE I T E 1 3
Foto Doug Mills/NYT/Redux/Laif
beklagte unter der Schlagzeile „Die rus-
sische Versuchung der Rechten“ der
Journalist Jeffrey Scott Shapiro, ehema-
liger Mitarbeiter und nach seinen eige-
nen Worten „entschiedener Verteidiger“
Trumps, dass manche Republikaner zum
Krieg in der Ukraine Kommentare abge-
geben hätten, die „wie russische Propa-
ganda klingen“. Viele dieser Äußerun-
gen würden von russischen Staatsmedien
„zur Unterfütterung der Lüge weiterver-
breitet, dass die Ukraine von Nazis
beherrscht wird, die es auf russische
Zivilisten abgesehen haben“. All dies,
warnte Shapiro, deute auf eine gefährli-
che Wende der konservativen „America
First“-Bewegung hin, die „extremen Iso-
lationismus befürwortet und eiskalt
Kriegsverbrechen ignoriert“. Die kon-
servative „National Review“ fragte spitz:
„Was passiert, wenn sich in einer Zwei-
parteien-Demokratie eine der Autokra-
tie zuwendet?“
Sogar bei Fox News, wo man noch am
24. Februar beklagt hatte: „Journalisten
machen die Wahl von Trump, Kapitol-Aus-
schreitungen für die Ukraine-Invasion
Russlands verantwortlich“, bedrängte man
Trump zuletzt: Zu Bildern der Leichen in
den Straßen von Butscha fragte Sean Han-
nity, einer der engsten Vertrauten Trumps
in der amerikanischen Nachrichtenland-
schaft: „Meinen Sie, dass dies das Böse in
unserer Zeit ist?“ Trump wich der Antwort
mit einer Tirade über die NATO aus und
brüstete sich schließlich damit, Putin „sehr
gut gekannt“ zu haben – „fast so gut, wie
ich Sie kenne, Sean“.
Ramesh Ponnuru, Herausgeber des
„National Review“, wies unterdessen die
Einschätzung zurück, die Republikaner sei-
en die „Partei Putins“. Es gebe, schrieb
Ponnuru, „zwei Widerstandslager: die
meisten republikanischen Wähler und die
Mehrheit der republikanischen Politiker“.
Man möge unter Republikanern die Putin-
Apologeten Donald Trump und Tucker
Carlson fürchten, „aber nicht genug, um sie
davon abzuhalten, Putin zu verurteilen“.
eigentlich will, außer zu rebellieren und
um jedes Stück Freiheit zu kämpfen.
Und ganz so weiß geht es auch nicht
zu, wir sind schließlich in New York,
wenn auch in einer sehr idealisierten Ver-
sion davon. Die junge Heldin Marian
freundet sich, nachdem ihr Geldbeutel
am Bahnhof gestohlen worden ist, mit
der schwarzen Peggy Scott (Denée Ben-
ton) an, die ihr mit einer Fahrkarte aus-
hilft. Und muss lernen, dass Peggy umge-
kehrt nicht ihrer materiellen Hilfe
bedarf, sondern einer gut situierten und
gebildeten bürgerlichen Familie ent-
stammt und eigene Pläne hat. Nämlich zu
schreiben, weshalb sie beim „New York
Globe“ anheuert, der ersten schwarzen
Tageszeitung.
In den ersten Folgen ist alles noch ein
wenig steif und schwergängig. Aber das
ist verzeihlich, schließlich will eine ganze
Epoche beleuchtet werden – auch im
Wortsinn, wenn tout New York fasziniert
dem Großereignis des ersten durch Edi-
sons Glühbirnen elektrisch beleuchteten
Hauses beiwohnt. Dann aber nimmt die
Sache Fahrt auf, die Figuren bekommen
Konturen und füllen sich mit Leben, Zwi-
schentöne werden angespielt. Dass die
zweite Staffel bereits in Auftrag gegeben
wurde, ist schön, denn „The Gilded Age“
hat viel Potential. Und Marian und Peggy
und Gladys und Larry steht noch eine
Menge Schicksal bevor, begleitet durch
die strengen Blicke und schnippischen
Bemerkungen der Damen der Gesell-
schaft. ANDREA DIENER
The Gilded Age läuft von heute an immer
freitags um 20.15 bei Sky Ticket.
Knockout
Von Michael Hanfeld
S
tellt euch vor, es ist Krieg (die
russische Armee vernichtet die
Ukraine und richtet Massaker an
Zivilisten an), und wir – machen wei-
ter schlechte Witze. Das Motto gilt für
einiges, das hierzulande unter „Come-
dy“ läuft, für einen Streit, der sich seit
Ostern im Netz hochgeschaukelt hat,
gilt es in jedem Fall. Es begann damit,
dass die Komikerin Joyce Ilg bei Insta-
gram ein Bild von sich und ihrem Kol-
legen Luke Mockridge hochlud, ver-
sehen mit dem Kommentar: „„Hat
hier irgendwer von euch Eier gefun-
den? Ich hab nur ein paar K.o.-Trop-
fen bekommen.“ Das sollte witzig und
eine Anspielung auf einen Witz sein,
wie Joyce Ilg später in einem weiteren
Post erklärte, den Mockridge in einem
seiner Bühnenprogramme mal
gemacht hatte. Nicht witzig fanden
das, wie nicht anders zu erwarten,
jede Menge andere Humorspezialis-
ten, vor allem nicht vor dem Hinter-
grund, dass eine ehemalige Freundin
Mockridges diesen der versuchten
Vergewaltigung beschuldigt hatte.
Luke Mockridge bestreitet den Vor-
wurf, ein Ermittlungsverfahren stellte
die Staatsanwaltschaft ein. Für noch
mehr nachösterliche Aufregung in
Sachen K.-o.-Tropfen sorgte nun der
Comedian Faisal Kawusi. Der meinte
nämlich unter die an Joyce Ilg gerich-
tete Mitteilung der „Youtuberin“ Silvi
Carlsson – „Bin fast mal an K.o.-Trop-
fen gestorben. Nicht cool, Joyce“ –
schreiben zu müssen: „Das nächste
Mal werde ich die Dosis verstärken,
versprochen.“ Auch das sollte ein Witz
sein. Kritiker, die das nicht komisch
finden, kanzelte Kawusi zunächst
harsch ab. Dann entschuldigte er sich.
Wie man das halt so macht, wenn man
schneller Nonsens in die Tasten haut,
als man darüber nachdenken kann.
Der Witz über die K.-o.-Tropfen sei so
schlecht, dass er eigentlich ein Grund
für eine Kündigung darstelle, sagte
derweil die Autorin Sophie Passmann,
und meinte damit – Joyce Ilg. „Gekün-
digt“ indes hat der Sender Sat.1 dem
Comedian Faisal Kawusi. „Mit dem
Promibacken“, meinte der Sender
eigens festhalten zu müssen, „im ver-
gangenen Herbst hat Sat.1 die Zusam-
menarbeit mit Faisal Kawusi klar
beendet. Aus Gründen. Und das bleibt
natürlich so.“ Aus Gründen? Was für
Gründe? Könnte es nicht mit
K.-o.-Tropfen, sondern damit zu tun
haben, dass Sat.1 bei einem emotiona-
len Auftritt Kawusis, bei dem er sich
gegen die Taliban-Herrschaft in
Afghanistan gewendet und die Natio-
nalhymne angestimmt hatte, die Kür-
zungsschere ansetzte? Faisal Kawusi
will jetzt erst einmal eine Social-Me-
dia-Auszeit nehmen. Die kann nicht
nur er gebrauchen.
Irland als
Horrorbeispiel
Wie die EU ihre
Medienaufsicht erklärt
Heute früh beginnt die letzte Trilog-
Beratung zum „Digital Services Act“
der EU. Das „Gesetz über Digitale
Dienste“ soll Plattformkonzernen end-
lich Verantwortung für Inhalte zuwei-
sen, die sie verbreiten und mit denen
sie Milliarden verdienen. Da geht es
um Produktpiraterie, Urheberrecht,
Hass, Hetze, Propaganda, Jugend- und
Datenschutz, Nutzerrechte und Trans-
parenz. Bei dem Großprojekt befürch-
ten die Landesmedienanstalten, die
hierzulande gegen Rechtsverstöße im
Internet vorgehen, unter die Räder zu
kommen, was hier schon anklang
(F.A.Z. vom 21. April). Mit dem DSA
werde das Prinzip der Staatsferne für
die Medienaufsicht nicht eingehalten,
und funktionierenden Aufsichtsstruk-
turen werde die Arbeit erschwert. Die
neue Aufsicht mit der EU-Kommis-
sion, einem „European Digital Ser-
vices Board“ und 27 nationalen „Digi-
tal Services Coordinators“ sehe in vie-
len Fällen die exekutive Gewalt unmit-
telbar bei der EU-Kommission. Zudem
sei unklar, welche grenzüberschreiten-
den Fälle den umständlichen EU-Weg
gehen müssen. Bei der EU-Kommis-
sion ist man indes der Ansicht, das
klappe schon. Dass die Kommission
die Medienaufsicht an sich ziehe, sei
nicht nur deren eigene Idee, sondern
auch die von Mitgliedstaaten. Diese
hätten nämlich ein Negativbeispiel für
nationale Medienaufsicht vor Augen:
das Laissez-faire Irlands im Umgang
mit den großen Netzkonzernen. miha.
SE ITE 1 4 · F REI TAG, 2 2 . A P R I L 2 0 2 2 · NR . 9 3
Fernsehen am Freitag
ARD
5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagess.
9.05 Live nach Neun 9.55 Verrückt nach
Meer. Gletscherglück in Norwegen 10.45
Meister des Alltags 11.15 Wer weiß denn
sowas? 12.00 Tagesschau 12.15 Buffet.
Tarik Rose: Gebratenes Rindfleisch mit
Räucherkartoffeln / Gesunde Venen
13.00 Mittagsmagazin. Krieg in der Uk-
raine: Wie geht es weiter? / Le Pen oder
Macron? / Flüchtlingshelfer am Limit
14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen
15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe
16.00 Tagess. 16.10 Verrückt nach Meer
17.00 Tagesschau 17.15 Brisant 18.00
Wer weiß denn sowas? Show 18.50 Quiz-
duell – Olymp. Zu Gast: Stefan Jürgens,
Esther Schweins 19.45 Sportschau 19.50
Wetter 19.55 Wirtschaft vor acht
20.00 Tagesschau
20.15 Anna und ihr Untermieter:
Dicke Luft Dt. Komödie
mit Katerina Jacob, Ernst Stötz-
ner, Armin Rohde. Regie: Ralf
Huettner, 2022. Die lebensfrohe
Anna und ihr spröder Untermie-
ter Herr Kurtz leben bereits wie
ein altes Ehepaar unter einem
Dach. Das Gleichgewicht der
Gegensätze droht zu kippen,
als Annas Helfersyndrom
gleich doppelt in Aktion tritt.
21.45 Tagesthemen Mit Wetter
22.15 Tatort Kartenhaus
Dt. Krimi mit Klaus J. Behrendt,
Dietmar Bär, Patrick Abozen
Regie: Sebastian Ko, 2015
23.45 Ein Fall für Annika Bengtzon
Der rote Wolf. Schwed. Krimi
mit Malin Crépin. Regie: Agneta
Fagerström-Olsson, 2012
1.15 Tagesschau
1.20 Anna und ihr Untermieter:
Dicke Luft Dt. Komödie, 2022
ZDF Neo
5.10 The Bay 6.40 Terra Xpress 7.10
Maithink X – Die Show 7.35 Aus dem Ta-
gebuch eines Uber-Fahrers 8.30 Die Kü-
chenschlacht 9.15 Stadt, Land, Lecker
10.00 Duell der Gartenprofis 10.45 Bares
für Rares 11.35 Dinner Date 12.20 Monk
13.45 Psych 15.05 Monk 16.30 Psych
17.50 Dinner Date 18.35 Duell der Gar-
tenprofis 19.20 Bares für Rares 20.15
Wenn Liebe so einfach wäre. Amerik./Ja-
pan. Romantikkomödie, 2009 22.05 Ana-
nas Express. Amerik. Actionkomödie,
2008 23.50 Unit 42. Krimiserie (-5.00)
Phoenix
5.30 MoMa 9.00 vor ort 9.15 phoenix
plus 11.45 vor ort 12.00 Neufundland:
Kanadas unentdeckter Osten 12.15 Blitz-
Baustelle Autobahn – Straßenbau rund
um die Uhr 12.45 Krieg im Busch –
Kampf um Afrikas Nashörner 13.30 Man-
delas verspieltes Erbe 14.15 Die gefähr-
lichsten Schulwege der Welt 17.15
Neufundland: Kanadas unentdeckter Os-
ten 17.30 der tag 18.00 Fit oder fahrläs-
sig – Wie sicher fahren Rentner? 18.30
Krieg im Busch – Kampf um Afrikas Nas-
hörner 19.15 Mandelas verspieltes Erbe
20.00 Tagesschau 20.15 Hüter der heili-
gen Stätten. Von Kambodscha bis Israel /
Von Mali bis New York / Von Jerusalem
bis zum Irak 22.30 Hotel-Legenden. Das
Bristol in Paris / Das Adlon in Berlin / Das
American Colony Hotel / Das Beau-Riva-
ge in Genf 1.30 Hüter der heiligen Stätten
Pro Sieben
6.00 Two and a Half Men 6.55 The Big
Bang Theory 8.05 Man with a Plan 9.00
Last Man Standing 11.25 Scrubsr 13.45
Two and a Half Men 14.40 The Middle
15.40 The Big Bang Theory 17.00 taff
18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons
19.05 Galileo. Autonomes Taxi 20.15
Django Unchained. Amerik. Western mit
Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo
DiCaprio. Regie: Quentin Tarantino, 2012
23.35 From Dusk Till Dawn. Amerik./Me-
xik. Horror, 1995 1.30 Spätnachrichten
Tele 5
6.25 Infomercial 7.25 Joyce Meyer 7.55
Infomercial 16.15 Stargate 17.15 Star
Trek – Deep Space Nine (4) 18.15 Star-
gate 20.15 Jerry Cotton. Dt. Krimikomö-
die mit Christian Tramitz, 2010 22.10 Get
In – or Die Trying. Franz./Belg. Horrorfilm,
2019 0.00 Severance – Ein blutiger Be-
triebsausflug. Engl./H/Dt. Horror, 2006
KIKA
6.05 Mascha 6.20 Shaun 6.35 Sam 6.55
Die Sendung mit dem Elefanten 7.20 Ma-
ma Fuchs und Papa Dachs 7.45 Sesam-
straße 8.05 Non-Non 8.20 Der kleine Ra-
be Socke 8.45 Ene Mene Bu 9.00 Anna
auf dem Bauernhof 9.25 Belle und Se-
bastian 10.15 Lassie 11.25 Wendy 12.40
Power Sisters 13.40 Die Pfefferkörner
14.10 Einstein 15.00 Malory Towers
15.50 4 ½ Freunde 16.35 Geronimo Stil-
Aktualisiertes und ausgewähltes Programm
ZDF
5.30 MoMa 9.00 heute Xpress 9.05 Volle
Kanne. Krieg in der Ukraine / Vegane
Crêpes mit Erdbeeren /Weizenbrot mit
Kräutern und Zwiebeln. Zu Gast: Mike
Singer (Musiker) 10.30 Notruf Hafenkan-
te 11.15 SOKO Wismar 12.00 heute 12.10
drehscheibe. Industriekletterer: Arbeiten
im Wasserkraftwerk 13.00 ARD-MiMa.
Krieg in der Ukraine: Wie geht es weiter?
14.00 In Deutschland 14.15 Die Küchen-
schlacht 15.00 heute Xpress 15.05 Bares
für Rares 16.00 In Europa 16.10 Die Ro-
senheim-Cops. Krimiserie. Viel zu viele
Noten 17.00 heute 17.10 hallo deutsch-
land 17.45 Leute heute 18.00 SOKO Kitz-
bühel. Der Staat bin ich 19.00 heute
19.20 Wetter 19.25 Bettys Diagnose.
Krankenhausserie. Gegen die Angst
20.15 Der Alte Krimiserie
Der Mondkönig. In einem See
ist ein Mann ertrunken aufgefun-
den worden, der dem Bayern-
könig Ludwig II. verblüffend
ähnlich sieht. Erst ein öffentlicher
Aufruf bringt Voss’Team Gewiss-
heit, wer der Tote wirklich ist.
21.15 Letzte Spur Berlin Krimiserie
Doomsday. Kurz vor einer
geplanten Urlaubsreise nach
Griechenland verschwindet
der 16-jährige Leo – zum
Entsetzen seiner Mutter.
22.00 heute-journal
22.30 heute-show Mit Oliver Welke
23.00 ZDF Magazin Royale Talkshow
23.30 aspekte Die grenzenlose Kraft
der Kunst – Die 59. Biennale von
Venedig. Moderation: Katty Salié
0.15 heute journal update
0.30 Auf Verbrecherjagd
Spur der Verwüstung
1.10 Die letzten Stunden von Jesus
von Nazareth Dokumentation
ton 17.20 Die Piraten von nebenan 18.00
Shaun das Schaf 18.15 Die Ollie & Moon
Show 18.35 PEEKs ZOO 18.50 Sandmann
19.00 Die Schlümpfe 19.30 Max und die
wilde 7. Dt. Familienfilm, 2020
Hessen
5.40 Sturm der Liebe 6.30 Leo da Vinci
(9–12) 7.20 Faszination Frankreich 7.50
Maintower 8.15 hessenschau 8.45 Die
Ratgeber 9.15 Alles Wissen 10.00 Re:
10.30 Alaskas wilder Westen – Inseln am
Rande der Zeit 11.15 Giraffe & Co. 12.05
Quizduell 12.55 Falk 13.40 Familie Dr.
Kleist 14.30 Opa wird Papa. Dt. Komödie
mit Ernst Stötzner, 2018 16.00 hallo h.
16.45 hessenschau 17.00 hallo h. 17.45
hessenschau 18.00 Maintower 18.25 Bri-
sant 18.45 Die Ratgeber 19.15 alle wetter
19.30 hessenschau 20.00 Tagesschau
20.15 Der geilste Job der Welt (5–6) Do-
ku-Soap 21.45 hessenschau 22.00 NDR
Talk Show 0.00 Verurteilt! Der Fall And-
reas Türck 1.10 alle wetter 1.25 Die Mäd-
chen aus dem Weltraum. Sci-Fi-Serie
NDR
6.20 Visite 7.20 Rote Rosen 8.10 Sturm
der Liebe 9.00 Nordmag. 9.30 H.-Journal
10.00 S.-H.-Magazin 10.30 buten un bin-
nen 11.00 Hallo Nieders. 11.30 Die Nord-
reportage 12.00 Brisant 12.25 In aller Fr.
13.10 In aller Fr. – Die jungen Ärzte 14.00
NDR Info 14.15 Die Tierärzte 15.00 Ty-
pisch! 15.30 Die Nordreportage 16.00
NDR Info 16.15 Gefragt – Gejagt 17.00
NDR Info 17.10 Leopard & Co. 18.00 Re-
gional 18.15 Die Nordreportage 18.45
DAS! Zu Gast: Klaus von Dohnanyi (Jurist
und Politiker) 19.30 Regional 20.00 Ta-
gesschau 20.15 die nordstory. Die
Strandfabrik – Ideenschmiede am Meer
21.15 Landpartie. Rund um Oldenburg
21.45 NDR Info 22.00 NDR Talk Show. Zu
Gast: Jutta Speidel, Ursula Strauss, Gian-
ni Jovanovic, Elena Semechin, Tan Çağlar,
Malik Harris, Nicolai Friedrich 0.00
Käpt’ns Dinner 0.30 deep und deutlich
RBB
6.00 Guten Morgen Berlin 8.00 rbb24
Brandenburg aktuell 8.30 rbb24 Abend-
schau 9.00 In aller Fr. 10.30 In aller Fr. –
Die jungen Ärzte 11.20 STUDIO 3 12.05
Heimatjournal 13.00 rbb24 13.10 Der
Rasende Reporter kommt! 13.40 Hubert
und Staller 14.30 Das Glück ist ein Kak-
tus. Dt. Komödie mit Christiane Hörbiger.
Regie: Stephan Meyer, 2011 16.00 rbb24
16.10 In aller Fr. – Die jungen Ärzte.
Arztserie 17.05 Gefragt – Gejagt 17.53
Sandmann 18.00 rbb24 18.15 schön +
gut 18.45 STUDIO 3 19.30 rbb24 Abend-
schau 20.00 Tagesschau 20.15 Die spek-
takulärsten Wetterphänomene in Berlin.
Dt. Dokufilm, 2021 21.45 rbb24 22.00
Riverboat Leipzig. Zu Gast: Mark Ben-
ecke, Dirk Steffens, Philipp Hochmair,
Winfried Glatzeder, Bernhard Brink, Har-
ry Wijnvoord, Ronja Forcher, Susanne
Klehn 0.10 Musikladen. Manfred Sexau-
er präsentiert Hits der 70er 0.55 Tier zu-
liebe – Missverständnis Huhn
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
ARTE
7.20 GEO Reportage. Island – Von stri-
ckenden Männern und Pullovern 8.10
Stadt Land Kunst 8.55 „Stadt Land
Kunst“-Inspirationen 9.40 Atomkraft, die
grüne Zukunft? Franz. Dokufilm, 2022
11.15 Killer-Keime 12.10 Re:. Das marode
Herz von Marseille 12.45 Mit offenen Kar-
ten 12.50 Journal 13.00 Stadt Land Kunst
13.45 „Stadt Land Kunst“-Inspirationen
14.13 Nurejew: The White Crow. Engl./
Franz./Serb. Drama mit Oleg Ivenko, 2018
16.30 Magische Gärten. Der Garten des
Verweilens 16.55 Die Natur lässt aufhor-
chen (4/4) 17.50 Paradiese aus Men-
schenhand 18.30 Niederlande: Neue Na-
turinseln im Markermeer 19.20 Journal
19.40 Re:. Die Geld-Netzwerker – Mit lo-
kaler Währung durch die Corona-Krise
20.15 Mord im Mittsommer: Vicky
Im Schatten der Macht. Schwed.
Krimi mit Jakob Cedergren, Ale-
xandra Rapaport, Sandra Andreis
Regie: Mattias Ohlsson, 2018. Der
auf der Insel Sandhamn umstrit-
tene Immobilienhändler Carsten
Johnson feiert eine Einweihungs-
party. Doch in der Nacht brennt
die Strandsauna ab, darin wird
eine verkohlte Leiche gefunden.
21.45 Neil Young – Songwriter ohne
Kompromisse Dokumentation
22.40 Tracks – Das Magazin für Pop-
kultur Apichatpong Weeraset-
hakul / Ugo Dehaes / Fluid Iden-
tity / Forced Entertainment
23.10 Ground Control Konzert. The
Stranglers, the Jesus and Mary
Chain, Keren Ann & Quatuor De-
bussy. Mod.: Christophe Chassol
0.20 Das Geisterhaus Dt./Dän./Por-
tug./Franz./Amerik. Drama mit
Jeremy Irons, Meryl Streep, Glenn
Close. Regie: Bille August, 1993
ARD, 20.15 Uhr, Anna und ihr Untermieter: Dicke Luft Alltag in der
Senioren-WG bei Werner (E. Stötzner) und Anna (K. Jacob). Foto ARD
WDR
5.25 Lokalzeit 7.20 Geschichten vom
Maulwurf. Wie der Maulwurf zu seiner
Hose kam: Die erste Geschichte vom
Maulwurf. Tschech. Zeichentrickserie,
1957 7.35 Schrott or Not? 8.25 Gefragt –
Gejagt 9.10 Monitor 9.40 Aktuelle Stun-
de 10.25 Lokalzeit 10.55 Planet Wissen
12.00 Amerikas Nationalparks 12.45
WDR aktuell 13.00 Der Schwarzwald in
Kanada 13.45 Panda & Co. 14.20 Hubert
und Staller 16.00 WDR aktuell 16.15 Hier
und heute 18.00 WDR aktuell / Lokalzeit
18.15 Das Gleiche in Grün 18.45 Akt.
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau
20.15 Das Herz von Münster – Der Aasee
21.00 Wir richten’s ein! Mit uns wohnt ihr
schöner. Lina zeigt, was sie kann 21.45
WDR aktuell 22.00 Kölner Treff 23.30 Bie-
lendorfer! Mit Ralf Schmitz in Leverkusen
0.15 Kölner Treff 1.45 Erlebnisreisen
MDR
5.35 Rote Rosen 6.25 Sturm der Liebe
7.15 Rote Rosen 8.05 Sturm der Liebe
8.55 In aller Fr. 9.40 Quizduell – Olymp
10.30 Elefant & Co. 11.00 Um elf 11.45
In aller Fr. 12.30 Die grünen Hügel von
Wales. Dt. Romanze, 2010 14.00 Um zwei
15.15 Gefragt – Gejagt 16.00 MDR um
vier 17.45 MDR aktuell 18.10 Brisant
18.54 Sandmann 19.00 Regional 19.30
MDR aktuell 19.50 Elefant & Co. 20.15
Musik für Sie. Zu Gast: Ross Antony. Mo-
deration: Uta Bresan 21.45 MDR aktuell
22.00 Riverboat Leipzig 0.10 So viel Wind
und keine Segel. Dt. Komödie, 1981 1.15
Die besonderen Fähigkeiten des Herrn
Mahler. Dt. Drama, 2016 1.40 Die Vertrei-
bung der Elefanten. Dt. Drama, 2017
Demokratie braucht informierte Köpfe.
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Entwicklungen lesen Sie jetzt die F.A.Z. – sichern Sie sich Ihr Vorteilsangebot!
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Feuilleton
3 sat
6.20 Kulturzeit 7.00 nano 7.30 Alpenpa-
norama 9.00 ZIB 9.05 Kulturzeit 9.45 na-
no 10.15 Rundschau 11.05 Reporter. Von
Erfindern, Betrügern und Chaos 11.40
Selbstbestimmt! Das Magazin 12.10 Ich
bin Jüdin – Die junge Generation. Doku-
mentation. Der Film begleitet die Blog-
gerin Linda, die angehende Grundschul-
lehrerin Rina und Helene, die sich gerade
zur Rabbinerin ausbilden lässt. 12.50 Was
am Ende zählt – Ehrenamtliche im Ein-
satz 13.20 Wilde Inseln. Sansibar / Sri
Lanka 14.50 Naturparadiese am Äquator
(1–5/5). Dokureihe. Borneo und Sumat-
ra / Afrikas Regenwälder und Savannen /
Pazifische Korallengärten / Nebelwald
und Anden-Hochland / Amazonas 18.30
nano 19.00 heute 19.20 Kulturzeit
20.00 Tagesschau
20.15 Die dunkelste Stunde Amerik./
Engl. Drama mit Gary Oldman,
Kristin Scott Thomas, Ben Men-
delsohn. Regie: Joe Wright, 2017
Großbritannien im Jahr 1940:
Der neue Premierminister Win-
ston Churchill will die Friedens-
verhandlungen seines Vorgän-
gers abbrechen. In der dunkels-
ten Stunde der Geschichte ent-
scheidet er in einer historischen
Rede das Schicksal Europas.
22.10 ZIB 2 Nachrichten
22.35 Die purpurnen Flüsse
Melodie des Todes. Franz./
Belg./Dt. Krimi mit Olivier Mar-
chal, Erika Sainte, Lubna Azabal
Regie: Ivan Fegyveres, 2018
0.10 Die purpurnen Flüsse Kreuz-
zug der Kinder. Franz./Belg./
Dt. Krimi mit Olivier Marchal, Eri-
ka Sainte, Nicolas Grandhomme
Regie: Olivier Barma, 2018
1.45 10vor10 Nachrichten
SWR
6.00 Morningshow 7.55 Brisant 8.25 In
aller Fr. – Die jungen Ärzte 9.15 Bahn-
Romantik 9.45 MarktFrisch 10.15
Mensch, Leute! Truckerin auf Probe –
Neustart mit 450 PS 10.55 Planet Wissen
11.55 Giraffe & Co. 12.45 Meister des All-
tags 13.15 Gefragt – Gejagt 14.00 Aktu-
ell 14.10 Eisenbahn-Romantik 15.10 In
aller Fr. – Die jungen Ärzte 16.05 Kaffee
oder Tee 18.00 Aktuell 18.15 Abenteuer
Großfamilie! 18.45 SWR Landesschau
Rheinland-Pfalz 19.30 Aktuell 20.00 Ta-
gesschau 20.15 Expedition in die Heimat.
Flusswandern auf der Mosel 21.00 Hand-
werkskunst! Wie man mit Fliesen ein Bad
gestaltet 21.45 Aktuell 22.00 Nachtcafé.
Wie viel Gewicht hat unser Gewicht?
23.30 Alfons und Gäste. Zu Gast: Katie
Freudenschuss (Kabarettistin und Musi-
kerin), Alain Frei (Comedian). Moderati-
on: Emmanuel Peterfalvi 0.15 kabarett.
com 1.00 Limbus (5/6) Comedy-Show
BR
6.30 Sturm der Liebe 7.20 Tele-Gym 7.35
Panoramabilde 8.40 Tele-Gym 8.55 Nas-
horn, Zebra & Co. 9.45 Pinguin, Löwe &
Co. 10.35 Querbeet Classix 11.20 Bahn-
Romantik 11.50 In aller Fr. 12.35 Rent-
nercops 13.25 Gefragt – Gejagt 14.10
Aktiv und gesund 14.40 Spürnase, Fähr-
tensau & Co. 15.30 Schnittgut 16.00
BR24 16.15 Wir in Bayern 17.30 Abend-
schau – Der Süden 18.00 Abendschau
18.30 BR24 19.00 Unser Land 19.30
Landgasthäuser an der Isar 20.00 Tages-
schau 20.15 Hubert und Staller. Krimise-
rie. Heißer Tod / Rosenkrieg 21.50 BR24
22.05 JA, da schau her! 22.50 Der Mann,
(069) 75 91-33 59
RTL
6.00 Punkt 6. Magazin 7.00 Punkt 7. Ma-
gazin 8.00 Punkt 8. Magazin 9.00 GZSZ
9.30 Unter uns 10.00 Die Retourenprofis.
Das richtige Gebot zum richtigen Zeit-
punkt 11.00 Chefkoch TV – Lecker muss
nicht teuer sein. Ilona, Lisa, Michael &
Moritz 12.00 Punkt 12 15.00 Ich klick das
hin! Die Tutorial Tester. Balance Board für
Kinder / Gebackene Apfelrose / DIY Ne-
onlicht 16.00 Die Retourenprofis. Myste-
ry im Doppelpack 17.00 RTL Aktuell
17.07 Explosiv Stories 17.30 Unter uns
18.00 Explosiv 18.30 Exclusiv 18.45 RTL
Aktuell 19.03 Wetter 19.05 Alles was
zählt. Soap 19.40 GZSZ. Soap. Mit Valen-
tina Pahde. Gerner lässt nichts unver-
sucht, um seine Anteile zurückzubekom-
men und zieht seinen Plan durch.
20.15 Let’s Dance Jury: Motsi Mabuse,
Jorge González, Joachim Llambi
Moderation: Victoria Swarovski,
Daniel Hartwich. Die verbliebe-
nen Prominenten verdienen
Respekt, denn sie haben schon
viel erreicht. Immer wieder neue
Choreografien einzustudieren
ist nicht so einfach, wie man
als Betrachter glauben mag. Für
die perfekte Show braucht man
neben Rhythmus und Eleganz
auch Disziplin, Ausdauer, Geduld
und starke Nerven. Beim Training
hat man viele Versuche, aber auf
der Bühne vor Publikum muss es
in einem Anlauf klappen.
23.25 Exclusiv spezial
Let’s Dance (9/13)
Moderation: Frauke Ludowig
0.00 7 Tage, 7 Köpfe Show
Moderation: Guido Cantz
1.00 RTL Nachtjournal / Wetter
1.25 Let’s Dance – Die schönsten
Tänze aller Zeiten Show
der zu viel wusste. Amerik. Thriller, 1956
0.45 Picknick mit Bären. Amerik. Aben-
teuerfilm mit Robert Redford, 2015
RTL 2
5.55 Der Trödeltrupp 8.55 Frauentausch
12.55 Die Reimanns (2–3) 15.00 Der Trö-
deltrupp 16.05 Hartz und herzlich – Tag
für Tag Rostock 18.05 Köln 50667 19.05
Berlin – Tag & Nacht 20.15 Stirb langsam.
Amerik. Actionthriller mit Bruce Willis.
Regie: John McTiernan, 1988 22.55 John
Wick: Kapitel 2. Amerik./Hongkong/Ital./
Kanad. Actionfilm mit Keanu Reeves, Ian
McShane. Regie: Chad Stahelski, 2017
1.10 Momentum. Amerik./Südafrik. Ac-
tionthriller mit Olga Kurylenko, 2015
Super RTL
6.10 CoComelon 6.20 Super Wings 6.45
Peppa Pig (10) 6.55 Paw Patrol 7.25 Caill-
ou 7.45 Peppa Pig 8.00 Bakugan: Evolu-
tions 8.50 Grizzy & die Lemminge 10.25
Idefix und die Unbeugsamen 12.50 Bar-
bie im Doppelpack 13.20 ALVINNN!!!
14.00 Willkommen bei den Louds 14.30
Idefix 15.00 Zak Storm 15.30 Angelo!
16.00 Die Tom und Jerry Show 16.30
Scooby-Doo und wer bist Du? 17.00
Woozle Goozle 17.30 Idefix 17.55 Paw
Patrol 18.25 Die Tom und Jerry Show
18.55 Grizzy & die Lemminge 19.25 AL-
VINNN!!! 19.45 Angelo! 20.15 Emoji – Der
Film. Amerik. Animationsfilm, 2017 21.55
Dr. House. Arztserie. Schlag auf Schlag /
Schutzlos 23.45 Kevin Can Wait. Come-
dyserie 0.15 Infomercials
Kabel 1
5.25 Mein Lokal, Dein Lokal 10.10 Navy
CIS 11.00 Scorpion 11.55 Castle 13.50
Elementary 14.50 The Mentalist 15.50
News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer
Leben täglich. Top 5 Grill-Saucen 17.55
Mein Lokal, Dein Lokal 18.55 Achtung
Kontrolle!. Reportagereihe 20.15 Ein-
stein. Dt. Krimi mit Tom Beck, Annika
Ernst, Rolf Kanies. Regie: Thomas Jahn,
2015 22.25 Schwiegereltern im Busch.
Dt. Komödie mit Nadeshda Brennicke,
2019 0.15 Einstein. Dt. Krimi, 2015
Vox
5.00 CSI: NY 7.20 CSI: Den Tätern auf der
Spur 9.10 CSI: Miami 12.00 Shopping
Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen
14.00 Mein Kind, dein Kind Verena vs.
Franziska 15.00 Shopping Queen 16.00
Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First
Dates 19.00 Das perfekte Dinner. Tag 4:
Janina, Saarland 20.15 Goodbye
Deutschland! Liebe bis ans Ende der
Welt. Hochzeit in Kenia und eine neue
Liebe auf Santorini 22.15 Goodbye
Deutschland! Michaela Vollmer, Ghana
0.20 nachrichten 0.40 M. Detectives
ARD-alpha
6.00 Hablamos Espanol 6.30 Telekolleg
Mathematik 7.00 Grips Deutsch 7.30 Wil-
li wills wissen 8.00 Tele-Gym 8.15 Pano-
FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG
www.faz.net/tv
SAT 1
5.30 Frühstücksfernsehen. Zu Gast: Michi
Schreiber, Marie Helmschmied. Modera-
tion: Alina Merkau, Matthias Killing 10.00
Buchstaben Battle. Zu Gast: Lisa Feller,
Antoine Monot jr., Sonya Kraus, Wayne
Carpendale 11.00 Buchstaben Battle.
Zu Gast: Panagiota Petridou, Jochen
Schropp, Sabine Heinrich, Martin Klemp-
now 12.00 Auf Streife. Hängengeblieben
13.00 Auf Streife – Berlin. Die To-Do-Lis-
te 14.00 Auf Streife. Anschlag bei Nacht
15.00 Auf Streife – Die Spezialisten. Zu-
kunftsängste 16.00 Klinik am Südring.
Die Reifen rollen 17.00 Die Gemein-
schaftspraxis 18.00 Lenßen übernimmt
19.00 K11 – Die neuen Fälle. Doku-Soap.
Drohne des Schreckens / Glasklar 19.55
Nachrichten. Moderation: Stephanie Puls
20.15 The Voice Kids Battles (2/2)
Coach: Álvaro Soler, Michi Beck
& Smudo, Wincent Weiss, Lena
Meyer-Landrut. Moderation: Tho-
re Schölermann, Melissa Khalaj
Miteinander gegeneinander:
Teamweise schicken die Coaches
ihre Talente in den„Battles“ ge-
genseitig in den Ring. Jeweils
drei Talente singen gemeinsam
einen Song. Die Gewinner der
„Battles“ treten dann in den
anschließenden„Sing Offs“
noch einmal an, um sich für das
Show-Finale zu qualifizieren.
Welche Talente küren die Coa-
ches zu ihren Finalisten?
23.30 Let the music play – Das Hit
Quiz Heiko, Melina, Thomas
Moderation: Amiaz Habtu
0.25 The Voice Kids Battles (2/2)
Moderation: Thore Schöle-
rmann, Melissa Khalaj
2.45 Sechserpack Freunde & Feinde /
Pause! / Extrem sportlich
ramabilder 9.30 Das 1 x 1 der Wirtschaft
(9/10) Wirtschaftskunde 10.00 Treffpunkt
Medizin 10.45 nano 11.15 Nordtour
12.05 Tagesgespräch 13.00 Tele-Gym
13.30 Planet Wissen 14.30 Schätze der
Welt. Äolische Inseln (Italien) 14.45 Unter
unserem Himmel 15.25 Senf – Der
Scharfmacher des Nordens 16.00 Capri –
Sehnsuchtsziel im blauen Meer 16.45
Schätze der Welt – Erbe der Menschheit.
Die Küste von Amalfi (Italien) 17.00
Quarks. Achtung Blitzgefahr! – Darum
sollten wir uns bei Gewitter schützen!
17.45 nano 18.15 Gut zu wissen 18.45
Gernstl unterwegs an der Donau 19.30
euromaxx 20.00 Tagesschau 20.15 Un-
bekanntes Mexiko (1/3) Der Norden, zwi-
schen Wüste und Pazifik 21.00 Helmuth
Misak kocht Wiener Schnitzel 21.25 Hel-
muth Misak kocht Mehlspeise Savarin
21.45 Köstliches Italien – Toskana 22.10
Kochgeschichten 22.35 Unsere Fernseh-
köche auf Camping 23.00 Planet Wissen.
Endlagersuche – Wohin mit unserem
Atommüll? 0.00 Europa-Reportage. Die
Anziehungskraft Brightons – Wo der
Geist der Toleranz lebt 0.30 Die Tages-
schau vor 20 Jahren 0.45 The Day
WELT
Stündlich Nachrichten 6.00 Die Welt am
Morgen 8.45 Die Welt am Morgen 9.00
Newsroom 11.30 Newsroom 12.00 Die
Welt am Mittag 14.00 Newsroom 17.00
Die Welt am Abend 20.05 Mega-Krane –
Schwergewichte im Einsatz. Dokumen-
tation 21.05 Mega Maschinen – Gigan-
ten der Baustelle 22.00 Die Welt am
Abend 22.10 World’s most Extreme (1+4)
Dokumentationsreihe 23.50 Extreme
Dashcam Videos (1) 0.50 Die Stunde
Null – Europa nach dem Krieg (2) 1.30
Die 12. SS-Panzerdivision„Hitlerjugend“
ntv
Stündlich Nachrichten 6.05 Telebörse
12.30 News Spezial 13.10 Telebörse
13.30 News Spezial 14.15 Telebörse
14.35 Ratgeber – Test 15.25 Telebörse
15.40 News Spezial 16.15 Telebörse
16.30 News Spezial 17.15 Telebörse
17.25 Auslandsreport 18.20 Talk Spezial
19.20 Klima Update Spezial 19.30 News
Spezial 20.15 Rätselhafte Phänomene
(1–3) Dokureihe 23.20 Telebörse 23.30
Kleopatra – Das letzte Geheimnis. Doku-
mentation 0.30 Giganten der Geschichte
1.30 Rätselhafte Phänomene (4)
CNN
6.00 Newsroom with Michael Holmes
8.00 Newsroom with Kim Brunhuber
9.45 Living Golf 10.00 Newsroom 11.00
Early Start 12.00 New Day 14.30 World
Sport 15.00 First Move with Julia Chat-
terley 16.00 Connect the World 16.45
World Sport 17.00 Connect the World
18.00 One World 18.45 Inside Africa
19.00 Amanpour 20.00 Hala Gorani To-
night 21.00 Quest Means Business 22.00
The Lead with Jake Tapper 23.00 The Glo-
bal Brief with Bianca Nobilo 23.30 World
Sport 0.00 The Situation Room
faz.net/bestellen
Radio am Freitag
HÖRSPIEL
19.04 ARD Radio Tatort: Im Dunkeln – WDR 3
Von Madleine Giese, ca. 56 Min.
21.05 „Rafael Sanchez erzählt: Spiel mir
das Lied vom Tod“ – BR 2 Von Eberhard
Petschinka, Rafael Sanchez, ca. 85 Min.
KLASSIK
20.03 Konzert – Deutschlandfunk Kultur
Anderson: „Exiles – Remembrances for voi-
ces and orchestra“; R. Strauss: Eine Alpensin-
fonie op. 64 mit Texten von Reinhold Mess-
ner (Siobhan Stagg, Sopran; Rundfunkchor
Berlin; Deutsches Symphonie-Orchester
Berlin, Leitung: Andris Poga), ca. 117 Min.
20.04 Konzert – WDR 3 Natur und Helden
Beethoven: Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68
„Pastorale“; Berlioz: Harold en Italie op. 16
(Bundesjugendorchester, Viola und
Leitung: Tabea Zimmermann), ca. 146 Min.
20.05 Dirigenten bei der Probe – BR-Klassik
Rachmaninow: Sinfonische Tänze op. 45
(Symphonieorchester des BR, Leitung:
Mariss Jansons), ca. 115 Min.
JAZZ, POP, ROCK
20.00 Jazz – HR 2, NDR Kultur, SWR 2
Better Git in Your Soul – zum 100. Geburts-
tag von Charles Mingus, ca. 240 Min.
FEATURE & MAGAZIN
6.05 radioWelt – BR 2 U.a.: Prof. Sönke Neitzel –
Die russische Militäroffensive in der Ukrai-
ne / Dr. Michael Kopatz: Wie sollte
man Energie sparen?, ca. 145 Min.
9.05 Im Gespräch – Deutschlandfunk Kultur
Zu Gast: Kent Nagano, Dirigent, ca. 55 Min.
10.00 Leute – SWR 1 BW
Zu Gast: Prof. Jens Aberle, Präsident
der Adipositas Gesellschaft, ca. 120 Min.
10.05 Notizbuch – BR 2 Wie können wir uns
Glücksmomente schaffen?, ca. 115 Min.
10.05 Lesart – Deutschlandfunk Kultur
U.a.: Neue Krimis: „Wer ohne Sünde ist“
von Åsa Larsson, ca. 55 Min.
10.08 Lebenszeit – Deutschlandfunk
Wenn alles immer teurer wird, ca. 82 Min.
11.55 Verbrauchertipp – Deutschlandfunk
Smartphone finden, ca. 5 Min.
12.00 Doppelkopf – HR 2
Am Tisch mit Konstanze Runge, leitende
Kuratorin und Kustodin des Ikonenmuse-
ums in Frankfurt am Main., ca. 60 Min.
12.05 Studio 9 – Deutschlandfunk Kultur
Der Tag mit ... Dr. Wolfram Eilenberger,
Publizist, ca. 55 Min.
13.05 Länderreport – Deutschlandfunk Kultur
U.a.: Bürgerentscheid für/gegen Batterie-
fabrik in Weilheim, ca. 55 Min.
14.05 Kompressor – Deutschlandfunk Kultur
U.a.: Konzert im Berliner HAU: Jodeln, Belarus
und der Austausch von Kultur, ca. 55 Min.
15.05 Feature – SWR 2 Klimastreit – Der Klima-
wandel und die Schweiz, ca. 55 Min.
16.05 Eins zu Eins. Der Talk – BR 2 Zu Gast:
Gisbert zu Knyphausen, Musiker, ca. 55 Min.
16.10 Büchermarkt – Deutschlandfunk
Johannes Reuchlin: „Ratschlag, ob man
den Juden alle ihre Bücher nehmen, abtun
und verbrennen soll“, ca. 20 Min.
16.35 Forschung aktuell – Deutschlandfunk
Zukunft ohne Kohle (4/6), ca. 25 Min.
17.05 Forum – SWR 2
Schwarzwald – wie geht es Dir?, ca. 45 Min.
17.10 Gast im Studio – RBB Kulturradio
Zu Gast: Sybille Hein, Schriftstellerin,
Sängerin, Illustratorin, ca. 35 Min.
18.05 Wortwechsel – Deutschlandfunk Kultur
Der Ukrainekrieg – Zwischen Zögerlichkeit
und Augenmaß, ca. 55 Min.
18.05 IQ – Wissenschaft und Forschung – BR 2
U.a.: Menschenaffen im Zoo. „Kuriose
Attraktionen“ oder „geachtete Geschöpfe"? /
Corona-Infektionsrisiko. Welche Rolle spielt
die Blutgruppe?, ca. 25 Min.
19.05 Zündfunk – BR 2
Ski-Ba-Bop-Ba-Dop-Bop: Die Geschichte
von Scatman John als Comic, ca. 115 Min.
19.15 Mikrokosmos – die Kulturreportage
– Deutschlandfunk Von der Kunst,
ein Asylbewerber zu sein, ca. 45 Min.
19.30 Zeitfragen – Deutschlandfunk Kultur
Gebrochene Versprechen. Damon Galgut –
südafrikanischer Chronist des Übergangs.
Eine Begegnung in Kapstadt, ca. 30 Min.
19.54 „lesenswert“ Kritik – SWR 2
Bruno Latour: Wo bin ich? Lektionen
aus dem Lockdown, ca. 6 Min.
20.05 Das Feature – Deutschlandfunk
Briefe an mich. Zwiegespräch mit
meinem queeren Ich, ca. 55 Min.
23.05 Fazit – Deutschlandfunk Kultur U.a.:
Von der 59. Biennale in Venedig, ca. 55 Min.
0.05 Lange Nacht – Deutschlandfunk Kultur
Wunderkinder. Eine Lange Nacht über Glanz
und Elend von Hochbegabung, ca. 175 Min.
LESUNG
8.30 Am Morgen vorgelesen – NDR Kultur
Stephan Hermlin: „Abendlicht“ (6/6), 30 Min.
9.00 Lesezeit – MDR Kultur Kawabata Yasunari:
„Handtellergeschichten“ (2/2), ca. 35 Min.
11.10 Lesung – RBB Kulturradio Richard Ford:
„Irische Passagiere“ (1/25), ca. 35 Min.
15.00 Die Klassikerlesung – MDR Kultur
„Die Welt muss romantisiert werden“ (4/8)
ca. 30 Min.
Auf die Sprachgepflogenheiten der
Fernsehsender in ihren Programmhinweisen
hat die F.A.Z. keinen Einfluss
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PR22039
F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG
Zeichen stehen auf Zinswende im Juli
Die EZB sendet erste
Signale für eine frühere
Anhebung der Zinsen.
Der Euro und Renditen
reagieren sofort.
Von Christian
Siedenbiedel, Frankfurt
A
us der Europäischen Zentral-
bank (EZB) mehren sich die
Stimmen, die für eine rasche
Zinserhöhung auch im Euro-
raum plädieren. Das hat am Donnerstag
den Euro gegenüber dem Dollar deutlich
steigen lassen auf mehr als 1,09 Dollar und
zugleich die Zinsen am europäischen
Anleihemarkt hochgetrieben. Mit der Bun-
desanleihe mit zehn Jahren Laufzeit haben
zuletzt auch die Bauzinsen in Deutschland
eine beeindruckende Rally hingelegt auf
mittlerweile 2,38 Prozent für Baudarlehen
mit zehn Jahren Zinsbindung – noch vor
Kurzem lagen diese nur knapp über null
Prozent. Das alles zeigt, dass die Zinswen-
de auch in Europa keine Frage des Ob, son-
dern nur noch eine des Wann ist. Nicht nur
einzelne Gouverneure aus Euroländern
drängeln mittlerweile. Am Donnerstag hat
mit EZB-Vizepräsident Luis de Guindos
nun auch offiziell ein Mitglied des Direkto-
riums der Notenbank in einem Interview
gesagt, dass die EZB den Kauf neuer Anlei-
hen im Juli beenden und noch im selben
Monat die Zinsen erhöhen könnte.
Das widerspräche zwar nicht der bishe-
rigen Kommunikation der EZB, es wäre
aber doch der dabei kürzestmögliche Zeit-
punkt. Ähnlich hatte sich schon am Mitt-
woch Bundesbankpräsident Joachim Nagel
auf der Frühjahrstagung des Internationa-
len Währungsfonds (IWF) geäußert. Er
hatte ein Auslaufen der Anleihekäufe zum
Ende des zweiten Quartals, also im Juni,
und erste Zinserhöhungen im Juli als mög-
lich beschrieben. Auch das lettische Rats-
mitglied Martins Kazaks sagte: „Eine Zins-
erhöhung im Juli ist möglich.“ Ratsmitglied
Pierre Wunsch aus Belgien führte aus, ein
Zinsschritt im Juli sei „sicherlich ein Szena-
rio, das ich in Betracht ziehen würde“.
Özdemir fordert mehrwertsteuerfreies Obst
Inflation verstärkt Ruf nach neuen Hilfen für gesunde, günstige Ernährung / Hartz-Regelsatz läuft Preisen hinterher
dc. BERLIN. Die Bundesregierung federt
den starken Preisanstieg schon durch Ent-
lastungspakete für Sozialleistungsbezieher
und Erwerbstätige ab. Nach Ansicht von
Bundesernährungsminister Cem Özdemir
(Grüne) reicht das aber nicht: Er will nun
zusätzlich die Mehrwertsteuer auf Obst,
Gemüse und Hülsenfrüchte abschaffen.
„Wenn wir Obst und Gemüse billiger
machen, entlasten wir die Verbraucherin-
nen und Verbraucher nicht nur vergleichs-
weise kostengünstig, sondern fördern dazu
auch noch eine gesunde Ernährung durch
die gewonnene Lenkungswirkung“, sagte
Özdemir der Deutschen Presse-Agentur.
„Das wäre ein Vorschlag mit doppelter
Dividende, wie ich sie bevorzuge.“
Er unterstützte damit Forderungen von
Sozial-, Verbraucherverbänden und Medi-
zinern. Die „Deusche Presse-Agentur“ hat-
te Özdemir am Donnerstag damit konfron-
tiert. Die Präsidentin des Sozialverbands
VdK, Verena Bentele, hatte zuvor auf eine
neue EU-Richtlinie hingewiesen, die künf-
tig im Rahmen der europäischen Steuerre-
Höhere Lkw-Maut, mehr Geld für den Nahverkehr
Verbände kritisieren „Abgabenmosaik“ / Koalitionsvorhaben zur CO2-Bepreisung soll später verwirklicht werden
gel. BERLIN. Das Bundesministerium
für Digitales und Verkehr (BMDV) hat
Pläne für höhere Mautsätze vorgelegt.
Nach dem Gesetzentwurf soll der jährli-
che Durchschnitt der Mauteinnahmen in
den Jahren 2023 bis 2027 rund 8,3 Mil-
liarden Euro betragen. Im vergangenen
Jahr lagen die Einnahmen des Bundes
aus der Lkw-Maut bei rund 7,6 Milliarden
Euro. Durch die Mehrbelastungen der
Unternehmen des Güterkraftverkehrs
werden für die Jahre 2023 bis 2027 Maut-
einnahmen des Bundes von insgesamt
rund 41,5 Milliarden Euro erwartet.
Noch in diesem Jahr will der Bund die
Länder bei der Finanzierung des Nahver-
kehrs mit zusätzlichen 3,7 Milliarden
Euro unterstützen, berichtet die Deut-
sche Presse-Agentur. In einem Entwurf
zur Änderung des Regionalisierungsge-
DIE ERNÄHRUNGSFRAGE
Sitzen ein Metzger und der
Betreiber eines veganen
Lokals an einem Tisch.
Seite 16
Frühling in Frankfurt: EZB am Horizont – Zinswende in Sicht.
Immerhin ist die Inflation im Euro-
raum im März auf ein Rekordhoch seit
Bestehen der Währungsunion von 7,4
Prozent geklettert. Eine erste Schätzung
vom Monatsanfang hat das europäische
Statistikamt Eurostat am Donnerstag von
7,5 Prozent aus zwar leicht nach unten
korrigiert. Die Inflation liegt damit
gleichwohl deutlich über dem mittelfris-
tigen Ziel der EZB von 2 Prozent. Beson-
ders stark verteuerte sich Energie mit
plus 44 Prozent. Die Preise für Lebens-
mittel, Alkohol und Tabak stiegen um 5
Prozent, die für Dienstleistungen um 2,7
Prozent. In einzelnen Eurostaaten wie
den baltischen Ländern, aber auch den
Niederlanden, sind die Inflationsraten
schon zweistellig. An der Spitze steht nun
Litauen mit 15,6 Prozent. Für den Fall
eines Gasembargos prognostizierte Bun-
desbankpräsident Nagel auch für
Deutschland Inflationsraten zumindest
dicht an zweistelligen Werten.
Bisher wurde eine Zinserhöhung im
Euroraum an den Finanzmärkten im
geln einen Satz von null Prozent auf einige
Nahrungsmittel erlaubt. Der Einzelhan-
delsverband HDE widersprach allerdings
mit dem Hinweis, dass die Richtlinie dies
erst von 2025 an erlaube. Zugleich lehnte
er den Vorstoß auch in der Sache ab: Um
den Preisauftrieb für Haushalte mit kleinen
Einkommen abzufedern, seien zielgenaue
Sozialtransfers das bessere Mittel.
Bentele hatte die Steuerbefreiung schon
im Januar verlangt, nachdem für 2021 eine
jahresdurchschnittliche Teuerung von 3,1
Prozent ermittelt worden war: Viele Men-
schen müssten „jetzt schon ihr Einkommen
komplett für Essen, Heizung und Miete
ausgeben“ – da bleibe eine gesunde Ernäh-
rung „zwangsläufig auf der Strecke“. Auch
die Verbraucherzentralen fordern seit eini-
ger Zeit, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte
von der Steuer zu befreien. Und die Deut-
sche Diabetes-Gesellschaft mahnte im
März: „Eine gesunde Ernährung darf keine
Frage des Geldbeutels sein.“ Die Koalition
müsse „die Mehrwertsteuer für Gemüse
und Obst ein für alle Mal abschaffen“.
setzes seien rund 1,2 Milliarden Euro
zum Ausgleich pandemiebedingter finan-
zieller Nachteile eingeplant. Hinzu
kämen 2,5 Milliarden Euro für „weitere
Maßnahmen“ einschließlich der Umset-
zung des 9-Euro-Monatstickets.
Während die Verbraucher bei den Kos-
ten für den Nahverkehr entlastet werden
sollen, könnten auf sie dann aber wegen
der Mautpläne höhere Preise für trans-
portierte Waren zukommen.
In dem Gesetzentwurf zur Anpassung
der Mautsätze sind Vorhaben zur Lkw-
Maut aus dem Koalitionsvertrag noch
nicht berücksichtigt. Die Ampelparteien
haben für 2023 eine CO2-Differenzierung
der Mautsätze angekündigt. Außerdem
sollen künftig Lkw ab 3,5 Tonnen maut-
pflichtig sein; bislang gilt die Mautpflicht
für Lkw ab 7,5 Tonnen. Ferner soll ein
HEIZEN OHNE RUSSLAND
Wärmepumpen sind
gefragt – auch um auf russische
Energielieferungen zu verzichten.
Seite 18
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
Wirtschaft
Herbst erwartet. Mit den Hinweisen auf
einen früheren Zinsschritt verstärkte sich
am Devisenmarkt die Nachfrage nach
dem Euro – dies war der Grund für einen
Kursanstieg gegenüber dem Dollar.
Zuvor hatte die unterschiedliche Ausrich-
tung der Geldpolitik zwischen Amerika
und Europa die Gemeinschaftswährung
belastet. Der Euro war Mitte des Monats
zum Dollar auf den tiefsten Stand seit
Frühjahr 2020 gefallen. Während die
amerikanische Notenbank Federal Re-
serve die geldpolitische Wende vollzogen
und im März eine erste Zinserhöhung
beschlossen hatte, wurde der Euro durch
das Zögern der EZB belastet.
Ein stärkerer Euro würde zwar der deut-
schen Exportwirtschaft das Geschäft ten-
denziell erschweren, weil ihre Waren auf
den Weltmärkten teurer würden. Die aktu-
ellen Schwierigkeiten mit hohen Energie-
preisen könnten aber etwas abgefedert
werden, wenn ein stärkerer Euro die
Importe günstiger machte. Das hat Cle-
mens Fuest, der Präsident des Ifo-Instituts,
Neue Aufmerksamkeit erhält das Thema
durch die Erwartung weiter steigender
Preise. Hinter der Inflationsrate von 7,3
Prozent im März standen zwar vor allem
die um fast 40 Prozent gestiegenen Ener-
giepreise. Aber auch einige Nahrungsmit-
tel verteuerten sich stark: Pflanzenöl um 30
Prozent, frisches Gemüse um 15 Prozent,
Kaffee um 9 Prozent. Im Mittel verteuerten
sich Nahrungsmittel um 6,2 Prozent.
Neben der Debatte über gute Ernäh-
rung wirft der starke Preisauftrieb die
Frage auf, inwieweit die Leistungen der
Grundsicherung damit noch den garan-
tierten Mindestbedarf decken: Die jährli-
che Anpassung zum 1. Januar brachte nur
ein Plus von 0,7 Prozent – berechnet auf
Basis der Preis- und Lohnentwicklung
von Juli 2020 bis Juni 2021. Der soge-
nannte regelbedarfsrelevante Preisindex
stieg in dieser Zeit nur um 0,13 Prozent
und fließt mit einem Anteil von 70 Pro-
zent in das Ergebnis ein. Erst im Januar
2023 wird die seit Juli 2021 stark erhöhte
Inflation automatisch berücksichtigt.
CO2-Zuschlag eingeführt werden unter
der Bedingung, eine Doppelbelastung
des Güterverkehrs auszuschließen. Diese
Maßnahmen benötigten „einen längeren
zeitlichen Vorlauf“, heißt es im Entwurf.
Sie würden deshalb in einem separaten
Änderungsgesetz geregelt.
Das gestufte Vorgehen stößt auf deutli-
che Kritik: „Wissings Haus springt mit
diesem Entwurf viel zu kurz und dazu
noch in die falsche Richtung“, sagte der
Geschäftsführer des Netzwerks Europäi-
scher Eisenbahnen, Peter Westenberger.
In dem Entwurf werde zugestanden, dass
„der Verlagerungseffekt auf andere Ver-
kehrsträger eher gering sein dürfte“.
Noch immer seien 94 Prozent des Stra-
ßennetzes prinzipiell mautfrei. „Die
Schiene muss dagegen für jeden Meter
Gebühren bezahlen. Diese Ungleichbe-
ANTRIEB FÜR TESLA
Der Hersteller von Elektroautos
meldet seinen bisher höchsten
Gewinn und sieht in die Zukunft.
Seite 22
Foto Nerea Lakuntza
noch einmal in der Talkshow von Markus
Lanz hervorgehoben: „Wenn der Euro sta-
bilisiert wird, werden viele Importe billiger,
und das hilft auch gegen die Inflation.“
Holger Schmieding, Chefvolkswirt der
Berenberg-Bank, äußerte sich vorsichtig
zu der Frage, ob er jetzt fest mit einer
Zinserhöhung im Juli rechne. Das Mei-
nungsspektrum im EZB-Rat sei doch
noch groß, meinte er. Ein Kompromiss
könnte vielleicht eine Zinserhöhung im
September sein, sagte Schmieding. Bis-
lang hatte die EZB ein Ende der Nettoan-
leihekäufe im dritten Quartal, also den
Monaten Juli bis September, in Aussicht
gestellt und erste Zinserhöhungen „einige
Zeit danach“ – was nach den Ausführun-
gen von EZB-Präsidentin Christine
Lagarde sowohl eine Woche danach als
auch einige Monate später bedeuten
könnte. Lagarde hatte für die nächste
geldpolitische Sitzung des EZB-Rates am
9. Juni konkrete Entscheidungen in Aus-
sicht gestellt, wann die Nettoanleihekäufe
enden sollen. (Weiterer Bericht, Seite 23)
Allerdings hat die Regierung Grundsi-
cherungsbeziehern seit 2020 einige Son-
derzuschläge gewährt: Erst gab es einen
„Corona-Bonus“ von 300 Euro je Kind,
den auch Hartz-IV-Haushalte erhielten.
Dann folgten 150 Euro Einmalzuschlag
für Erwachsene und 150 Euro je Kind.
Zum 1. Juli sind nun weitere 100 Euro
Einmalzuschlag geplant sowie ein neuer
monatlicher Zuschlag von 20 Euro je
Kind. Steigende Miet- und Heizkosten
werden für Grundsicherungsbezieher
ohnehin von den Sozialbehörden bezahlt.
Rechnerisch dürften die Zuschläge die
verbleibenden Mehrkosten durch hohe
Strom- und Lebensmittelpreise bisher
abdecken. Schwieriger stellte sich die
Lage zuvor für Haushalte knapp oberhalb
der Bedarfsgrenzen dar, die keine Trans-
fers erhalten. Das jüngste Entlastungspa-
ket der Regierung sieht aber – unter
anderem – eine Energiekostenpauschale
von 300 Euro je Erwerbstätigen vor. Dies
federt nun auch für sie zumindest vorerst
einen Großteil der Mehrbelastungen ab.
handlung muss ein Ende haben.“ Auch
die Speditions- und Logistikunterneh-
men sind unzufrieden. „Die Branche und
ihre Kunden aus Industrie und Handel
brauchen verlässliche Planungsdaten und
kein über mehrere Gesetzeswerke verteil-
tes Abgabenmosaik“, sagte Frank Huster,
Hauptgeschäftsführer des DSLV Bundes-
verbands Spedition und Logistik.
Mit einem Entwurf nur für Mautteil-
sätze habe das BMDV den „denkbar
schlechtesten Weg gewählt“. Demnächst
kämen noch CO2-basierte Mautteilsätze
hinzu. Wann das geschehe, sei ebenso
offen wie die Frage, ob die Ampelpartei-
en ihre Zusage aus dem Koalitionsvertrag
einlösen könnten, den Straßengüterver-
kehrssektor von CO2-Mehrfachbeprei-
sungen zu entlasten. Sicher sei dagegen:
„Transportkosten werden weiter steigen.“
Nur Mut, EZB
Von Christian Siedenbiedel
N I
icht nur in Amerika, auch in
Europa ist es Zeit für die geld-
politische Wende. Seit
Dezember tastet sich die EZB an das
heran, was sie die „Normalisierung“
ihrer Geldpolitik nennt. Dazu gehört
ein Ende der Anleihekäufe und auch
der Negativzinsen. Noch zaudert die
Notenbank, wann es so weit sein soll.
Doch auch im EZB-Rat mehren sich
die Stimmen, nicht zu lange zu war-
ten. Das ist überfällig: Die Inflation im
Euroraum hat 7,4 Prozent erreicht und
ist in einigen Euroländern zweistellig.
Zwar ist es richtig, dass die Notenbank
wenig gegen global steigende Energie-
preise tun kann. Sie kann aber vermei-
den, durch eine künstliche Schwä-
chung des Euros als Folge ihres Zau-
derns Energieimporte zusätzlich zu
verteuern. Und sie kann vermeiden,
dass die Inflation sich festsetzt. Die
Sorge der EZB sollte jetzt nicht primär
den Auswirkungen des Ukrainekriegs
auf das Wachstum und daraus erwach-
sende Folgen für die Inflation gelten.
Im Moment ist nicht eine zu niedrige,
sondern eine zu hohe Inflation das
Problem. Und Aufgabe der EZB ist die
Wahrung der Preisniveaustabilität –
der sollte sie endlich nachkommen.
Planlos ins 9-Euro-Experiment
Von Corinna Budras
B
ald beginnt in Deutschland ein
bislang nie gewagtes Verkehrs-
experiment. Der Preis für ein
Monatsticket wird zwischen Anfang
Juni und Ende August so drastisch
gesenkt, dass nur ein symbolischer
Betrag von 9 Euro übrig bleibt – für
den gesamten öffentlichen Nahver-
kehr wohlgemerkt, also für Busse, S-,
U- und Regionalbahnen. In vielen
Regionen ist das nur ein Zehntel des
sonst abgerufenen Preises.
Damit wird die Nutzung des
öffentlichen Angebots so sagenhaft
günstig, dass sich dem niemand mehr
entziehen kann. Das jedenfalls ist das
Kalkül hinter dem Vorschlag, der
Ende März überraschend in einer
nächtlichen Sitzung der Ampelkoali-
tion als Teil eines umfassenden Ent-
lastungspakets geboren wurde. Um
die Dimension des Vorschlags zu ver-
stehen, muss man sich die erwarteten
Kosten von rund 2,5 Milliarden Euro
vor Augen führen. Denn mit 9 Euro
im Monat liegt der rein am Marketing
orientierte Betrag noch weit unter
dem Wiener Modell des 365-Euro-
Jahrestickets. Offensichtlich ist den
Bürgern in der Energiekrise hierzu-
lande nicht einmal mehr ein Euro am
Tag für funktionierenden öffentli-
chen Nahverkehr zuzumuten. Ob sich
freilich auch autofahrende Neukun-
den von dem Schnäppchen überzeu-
gen lassen oder man nur die Fortbe-
wegung der Stammkunden subven-
tioniert, weiß kein Mensch.
Der Grundgedanke, mehr Men-
schen in Busse und Bahnen zu lenken,
ist richtig – zumal dem Verkehrssektor
gerade bescheinigt wurde, 2021 die
Klimaziele gerissen zu haben. Bun-
desverkehrsminister Volker Wissing
(FDP) wird deshalb ein Sofortpro-
gramm erarbeiten müssen. Ein über-
zeugender Baustein ist das Konzept,
für Wege zur Arbeit, zur Familie oder
zur Erholung vor allem auf Busse und
Bahnen zu setzen. Doch dazu muss
das öffentliche Angebot nicht nur
preislich, sondern vor allem auch, was
die Fahrzeit und den Komfort angeht,
wettbewerbsfähig werden. In vielen
Fällen geht es mit dem Auto schneller
und bequemer.
Die Probleme sind längst erkannt,
Ideen für einen besseren Mix an
Transportmitteln und einen Fokus auf
„On demand“-Angebote gibt es
zuhauf. Sie zu verwirklichen ist müh-
selig und kostenträchtig. In dieser
Situation die Verkehrsbetriebe ohne
Vorwarnung in ein steuerfinanziertes,
befristetes Rabattmodell zu zwingen,
das auf Dauer völlig unbrauchbar ist,
ist widersinnig. Das wäre so, als würde
der Staat drei Monate lang Milliarden
investieren, um Gemüse zu verschen-
ken, nur damit sich die Menschen end-
lich vom Fleisch abwenden. Auch
NR. 9 3 · SE I T E 1 5
FR EITAG , 2 2 . APR I L 2 0 2 2
Betteln in Afrika
Von Christian Schubert
talien ist von russischem Gas
ähnlich abhängig wie Deutsch-
land. Anders als Berlin hat Rom
aber direkte Drähte nach Afrika,
etwa nach Algerien, aber auch weiter
südlich in die Republik Kongo, nach
Angola und Mosambik. Über einen
großen Öl- und Gasförderer zu verfü-
gen, wie ihn Italien mit Eni, aber
auch Frankreich mit Total hat, zahlt
sich aus. Die italienische Regierung
kann auch froh sein, dass Gasleitun-
gen aus Aserbaidschan, Tunesien und
Libyen in Italien ankommen. Drei
italienische Flüssiggasanlagen, die
derzeit freilich noch nicht ausgelastet
sind, erleichtern die geplante Abwen-
dung vom russischen Gas. Die Regie-
rung hält die Abkoppelung von Russ-
land in 18 Monaten für möglich. Afri-
ka ist jedoch ein schwieriges Terrain.
Absichtserklärungen, wie sie Rom
jetzt abgeschlossen hat, gab es auf
dem Kontinent schon viele. Zudem
rollen nicht alle afrikanischen Regie-
rungen den roten Teppich aus. Man-
che wollen sich die Beziehungen zu
Russland nicht verderben. Diversifi-
zierung von Lieferquellen ist ein
mühsames Geschäft, dennoch ist sie
unvermeidlich und auch möglich.
solch eine Maßnahme bekäme wohl
Applaus. Allerdings produzierte die-
ses Vorhaben unweigerlich Engpässe.
Und es ignoriert die simple Tatsache,
dass vielen Menschen Fleisch ausge-
sprochen gut schmeckt. Ähnlich pro-
fan sind die Gründe, in das Auto zu
steigen: Bequemlichkeit und Zeit-
ersparnis. Autonutzer nun ausgerech-
net in den heißen Sommermonaten in
überfüllte und deshalb noch unpünkt-
lichere Züge zu locken ist kein erfolg-
versprechender Ansatz. Wirksamer
wäre der Aufbau eines stetigen Ange-
bots für zügige, staufreie Pendelei mit
einem Transportmittel, in dem man
die Zeit gut nutzen kann.
Vorübergehend werden
Bus und Bahn günstig wie
nie. Aber was taugt die
politische Rabattaktion?
Das wissen die Verkehrsbetriebe.
Ihnen dürfte angesichts des überhas-
teten Marketinggags mulmig werden.
Für einen funktionierenden öffentli-
chen Nahverkehr gibt es in Deutsch-
land keinen Applaus, er wird trotz der
hohen Kosten und des unglaublichen
organisatorischen Aufwandes als
selbstverständlich hingenommen.
Offensichtlich gilt das auch für die
Politik – selbst für die Grünen. Sie wis-
sen Busse und Bahnen zwar schon
lange zu schätzen, aber auch ihnen
scheint entgangen zu sein, welche
Lasten sie den Verkehrsbetrieben mit
der Dreimonatsaktion aufbürden.
Schon die Vorbereitung ist eine
organisatorische Herausforderung.
Einen bundesweit einheitlichen
Deutschlandrabatt einzurichten ist
alles andere als trivial. An den Details
wird hektisch gearbeitet, Wissing will
den Gesetzentwurf kommende Woche
vorlegen. Die Unternehmen werden
dann mitziehen, sie haben letztlich
keine Wahl. Wenn die Politik quasi
bedingungslos Geld des Steuerzahlers
bereitstellt, wären die Verkehrsbetrie-
be verrückt, sich nach zwei Corona-
Jahren mit extremem Fahrgast-
schwund der unverhofften Werbeak-
tion zu verschließen.
Sinnvoller wäre es trotzdem gewe-
sen, die Milliarden zu nutzen, um den
öffentlichen Nahverkehr dauerhaft
attraktiver zu machen. Dazu braucht
es intelligente Konzepte außerhalb
der Großstädte. Immerhin bleibt die
Hoffnung, dass die politische Auf-
merksamkeit nach dem Ende des
planlosen 9 -Euro-Experiments nicht
verschwindet – und wenigstens
danach beherzt am Ausbau des Ange-
bots gearbeitet wird.
SE ITE 1 6 · FREI TAG, 2 2 . A P R I L 2 0 2 2 · N R . 9 3
N „Tiere
ur eine Straßenkreuzung
trennt sie, doch zwischen
ihnen liegen Welten.
Frank Schüchter, Grüne-
burgweg 47, Metzger und
Inhaber der Traditions-
metzgerei Illing. Und Nir Rosenfeld,
Grüneburgweg 41–43, Tierrechtsaktivist
und Betreiber des Vegan-Restaurants
Dominion. Die beiden Männer kennen sich
nicht, aber das Geschäft des jeweils ande-
ren kennen sie gut. Jedenfalls von außen.
Metzger Schüchter sagt über das Restau-
rant nebenan: „Dieses Kämpferische mit
den ganzen Plakaten und Parolen an den
Fensterscheiben, da gehe ich nicht rein.“
Gastronom Rosenfeld stoßen die Steaks
und Würstchen in der Auslage des Metz-
gers ab. „Da liegen mir zu viele Leichen
rum“, sagt er. Unter keinen Umständen
wollen sie den Laden des anderen betreten,
um miteinander zu reden oder zu streiten.
Also erst mal Einzelgespräche.
◆◆◆
Nir Rosenfeld kann auf die Minute genau
sagen, wann er beschlossen hat, nie wieder
ein Stück Fleisch in den Mund zu nehmen:
„4. September 2017, 21 Uhr.“ Er hat in
jenem Moment einen Handy-Screenshot
gemacht, nachdem er auf Youtube das
Video eines Aktivisten geschaut hatte, der
Tiere aus Käfigen befreit. Es war nicht das
erst Video dieser Art, das sich der heute
Einundfünzigjährige angesehen hat, aber
dieses habe ihn endgültig zum Veganer
gemacht. Dass Rosenfeld einmal alle tieri-
schen Produkte aus seinem Leben verban-
nen würde, war nicht absehbar. Im Gegen-
teil. Als er klein war, haben seine Eltern in
seiner Heimat Tel Aviv ein Restaurant
betrieben, das zu Deutsch „Fleisch“ heißt.
In dem Steakhouse ist er groß geworden,
dort hat er gelernt, Gastronom zu sein. Als
er vor knapp zwanzig Jahren nach Frank-
furt kam, übernahm er zwei Restaurants, in
denen Steaks und Burger auf der Karte
standen. „Ich habe Fleisch geliebt“, sagt er.
Bis zum 4. September 2017.
Als er seiner Mutter, der Steakhouse-In-
haberin, erzählte, künftig kein Fleisch
mehr zu essen und auch keins mehr zu ver-
kaufen, habe die ihn gefragt, ob er verrückt
geworden ist. Fleisch verkaufen, das war
doch die Grundlage für den Wohlstand,
den sich die Familie aufgebaut hat. Vierein-
halb Jahre später scheint Rosenfeld auch
mit seinen drei Vegan-Restaurants in
Frankfurt erfolgreich zu sein. Mittags ist
das „Dominion“ trotz Pandemie jedenfalls
gut gefüllt, er plane gerade, mithilfe eines
Investors eine vegane Großküche im inner-
städtischen Gallusviertel zu eröffnen.
Rosenfeld ist ein besonnener Mann, aber
ein Radikaler, sobald es ums Fleischessen
geht. Er sagt dann Sätze wie diesen: „Tiere
schlachten ist Mord.“ Mensch und Tier
haben in seinen Augen dasselbe Recht zu
leben. Wie aus der Pistole geschos-
sen zitiert Rosenfeld Studien darüber, wel-
che Panik Tiere kurz vor ihrem Tod durch
einen Bolzenschuss haben und wie
schlecht Massentierhaltung für das Klima
ist. Ob es nicht in Ordnung sei, ein Stück
Fleisch zu grillen, das von einem Rind
kommt, das glücklich auf einem Bio-Bau-
ernhof gelebt hat? „Haben Sie einen
Hund?“, erwidert er. „Wie fänden sie das,
wenn man ihm am schönsten Tag seines
Lebens eine Kugel in den Kopf jagt?“
◆◆◆
Frank Schüchter hat vor einer Stunde Fei-
erabend gemacht. Die Fleischtheke vor
ihm ist jetzt ausgeräumt und blank poliert.
Sie ist nagelneu, der Metzger hat gerade
umgebaut. „10 000 Euro kostet ein Meter
Theke“, rechnet er vor. Den gesamten Ver-
kaufsraum der Metzgerei Illing zu renovie-
ren, die es in Frankfurt seit 1851 gibt, habe
eine Viertelmillion Euro gekostet. Es ist
schick geworden: graue Fliesen mit Orna-
menten, links ein „Dry-Ager-Kühl-
schrank“, in dem Rindfleisch sechs bis acht
Wochen bei einer bestimmten Luftfeuch-
tigkeit reift, und hinter der Theke das
beleuchtete Logo – ein überlebensgroßer
Bullenkopf.
Schüchter hat den Familienbetrieb vor
mehr als zwanzig Jahren von seinem Stief-
vater übernommen. Auch ihm wurde das
Geschäft mit dem Fleisch in die Wiege
gelegt. „Mein Opa war Viehhändler“, sagt
er. Als kleiner Junge sei er mit ihm auf die
Märkte gegangen. „Da bin ich groß gewor-
den.“ Metzger sein ist ein Knochenjob.
Morgens um sechs Uhr beginnt sein
Arbeitstag, vor zwanzig oder einundzwan-
zig Uhr abends endet er nie. In der Zwi-
schenzeit zerlegen der Einundfünfzigjähri-
ge und seine dreizehn Angestellten das
Rindfleisch, das aus dem Westerwald
kommt, und die halben Schweine aus
Schwäbisch-Hall. Mittags ist Rushhour, da
strömen die Menschen aus den benachbar-
ten Bürogebäuden zum Mittagstisch in die
Metzgerei. Abends dann noch Putzen und
Abrechnung. Urlaub zu machen sei proble-
matisch, sagt Schüchter. An seiner Tür
hängt ein Zettel, auf dem er nach Personal
sucht. „Es gibt überhaupt keinen Nach-
wuchs mehr. In ein paar Jahren wird es sol-
che Metzgerbetriebe nicht mehr geben“,
prognostiziert er.
◆◆◆
Mit einem Treffen in der Redaktion der
F.A.Z. sind beide Männer einverstanden.
Sie unterhalten sich zwei Stunden lang.
◆◆◆
SCHÜCHTER: Was mich stört, ist, dass bei
den Fleischgegnern alles immer sehr
aggressiv ist. Das sieht man ja auch bei
euch im Laden: Wer Fleisch isst, ist Mörder.
Warum muss das so aggressiv sein?
ROSENFELD: Gegenfrage: Warum sollen
wir so aggressiv zu fühlenden Lebewesen
sein? So was fragen Fleischesser nie. Wenn
ich die Bilder der Massentierhaltung sehe,
„Die ganzen
Parolen, da
gehe ich
nicht rein“
Frank Schüchter ist
Inhaber der
Traditionsmetzgerei
Illing. Er ist der
Meinung, jeder
soll essen, worauf
er Appetit hat.
Am Frankfurter Grüneburgweg arbeiten ein Metzger und ein aktivistischer
Veggie-Restaurant-Betreiber einen Steinwurf voneinander getrennt.
Noch nie haben sie ein Wort miteinander gewechselt. Nun sitzen sie an einem Tisch.
Von Johannes Pennekamp und Ilkay Karakurt (Fotos)
natürlich werde ich da aggressiv. Aber ich
würde niemals einen Menschen verletzen.
SCHÜCHTER: Diese Bilder im Fenster, das ist
so wie eine Zigarettenschachtel, auf der
eine offene Lunge drauf ist. Ich als Fleisch-
esser würde mich davon nicht inspirieren
lassen. Da gibt es Leute, die gehen extra
auf die andere Straßenseite, um sich das
nicht anschauen zu müssen.
ROSENFELD: Um Gottes willen, das will ich
nicht. Ich mache das nicht, um Leute zu
provozieren oder zu erschrecken, das
bringt mir gar nichts. Ich will die Leute
zum Nachdenken bringen.
Menschen mit Schockbildern zu konfron-
tieren schadet der veganen Sache offenbar
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
Menschen und Wirtschaft
schlachten
ist Mord“
nicht: Rosenfelds Aktionsradius endet
nicht in seinem Restaurant. Samstags steht
er mit anderen Aktivisten auf der Frank-
furter Fußgängerzone Zeil. Auf Bildschir-
men halten sie Passanten grausame Auf-
nahmen aus Tierställen entgegen.
ROSENFELD: Sobald jemand mehr als zwei
Minuten stehen bleibt, geht einer von uns
auf ihn zu und fragt: Haben Sie solche Bil-
der schon gesehen? Zu 99 Prozent kommt
es dann zu einem Gespräch.
SCHÜCHTER: Und, bringt das was?
ROSENFELD: Durch diese Aktion werden
viele Leute vegan. Hauptsächlich junge
Leute kommen dazu. Manche laufen vorbei
und schreien: Scheißveganer! Aber auch
die kriegen die Bilder von den gequälten
Tieren nie mehr raus aus dem Kopf. Man
kann das nicht mehr löschen.
SCHÜCHTER: Das ist ja Gehirnwäsche
(lacht).
ROSENFELD: Aber positive!
Metzger und Missionar – beide sind nicht
unvorbereitet zum Gespräch gekommen.
Frank Schüchter hat Fragen mitgebracht.
SCHÜCHTER: Wo ich mich immer frage, was
das soll: Diese ganzen vegetarischen Pro-
dukte, warum müssen die dann „Ente“
oder „Burger“ heißen?
ROSENFELD: Warum nennen Sie ein
totes Schwein „Schnitzel“ und nicht „totes
Tier“? Keiner von uns erzählt die Wahr-
heit. Ich will Leute zu Veganern machen.
FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG
Vor knapp fünf Jahren
wurde Nir Rosenfeld
zum Veganer.
Inzwischen betreibt er
mehrere Restaurants,
die seiner Haltung
entsprechen. Eines
liegt ganz nah
an einer Metzgerei.
Und wenn ich jemanden frage, ob er gerne
Burger mag, sagt er ja. Dann biete ich ihm
an, einen veganen Burger zu probieren.
Dann kriege ich ihn eher, als wenn ich mit
dem Linsen-Bohnen-Patty komme.
SCHÜCHTER: Leben Sie denn komplett
vegan, also auch keine Lederschuhe, keine
Ledersitze im Auto?
ROSENFELD: Nichts. Im Autohaus haben sie
mir gesagt, man kann das Lenkrad nicht
ohne Leder bekommen. Da habe ich
gesagt, dass ich wieder gehe. Dann konnte
man es doch austauschen.
SCHÜCHTER: Wenn Sie das so konsequent
durchziehen: Alle Achtung! Bei vielen
anderen denke ich mir: Die spritzen sich
überall Silikon rein, fliegen fünfmal im
Jahr in die Karibik in den Urlaub. Aber
dann sagen sie: Ich ernähre mich vegan
und tue was Gutes für die Umwelt.
ROSENFELD: Das sind keine Veganer.
SCHÜCHTER: Das werden prozentual schon
viele davon sein. Dickes Auto – aber ich
ernähre mich vegan.
Manche Gesprächsfäden verlieren sich,
manchmal bleibt Aussage gegen Aussage
stehen. Und natürlich kommt irgendwann
die Massentierhaltung auf den Tisch.
SCHÜCHTER: Diese Massentierhaltung, das
kann ich mir selbst gar nicht vorstellen, wie
ein Betrieb so viele Schweine an einem
Tag schlachten kann. Das sind natürlich
zwei Welten, Fleisch, das so hergestellt
wird, ist viel zu billig, das fängt schon bei
den Arbeitsbedingungen an. Schächten fin-
de ich schlimm – da wäre ich sofort dafür,
das zu verbieten. Aber Fleischessen ist
auch kulturell. Meine Frau stammt aus Ser-
bien, da kommt bei einer Feier direkt ein
Spanferkel auf den Tisch, fertig. Und es gibt
fast niemanden, der das nicht isst.
ROSENFELD: Es ist grausam. Der Mensch
ist Allesfresser, wie ein Schwein. Der
Mensch hat irgendwann vergessen, dass
er Tiere zum eigenen Überleben gejagt
hat. Heute tun wir das aus Gewohnheit.
Und bei Tönnies werden Zehntausende
Tiere am Tag geschlachtet. Was ist das,
wenn nicht Mord? Die Tiere sind ängst-
lich, sie merken das.
F.A.Z.: Fühlen Sie sich beleidigt von Herrn
Rosenfeld, wenn er Tieretöten mit Mord
gleichsetzt?
SCHÜCHTER: Nein, zum Glück sind wir alle
verschieden. Er wird mich nicht bekehren,
so wenig wie ich ihn bekehren kann. Ich
würde auch Fleischalternativen in meiner
Metzgerei verkaufen, wenn es schon Pro-
dukte geben würde, die wirklich genauso
schmecken und sich genauso verarbeiten
lassen. Aber derzeit lebt meine Familie nun
mal vom Fleischverkauf, wir bezahlen
unsere Brötchen davon. Was mache ich
denn sonst morgen? (lacht)
F.A.Z.: Haben Sie Mitleid mit den
geschlachteten Tieren, die Sie verkaufen?
SCHÜCHTER: Was heißt Mitleid? Ich bin
damit aufgewachsen, dass geschlachtet
wurde. Wenn ich jetzt eine eigene Kuh hät-
te zu Hause und würde die füttern von klein
auf – ich glaube nicht, dass mir das schme-
cken würde. Es ist halt alles so ’ne Sache.
Wenn jemand in einer kleinen Wohnung
zwei große Hunde hält, dann ist das für
mich auch Tierquälerei.
F.A.Z.: Herr Rosenfeld, auf dem Weg hier-
her sind Ihnen sicher Hunderte Insekten
vor die Windschutzscheibe geflogen. Sind
Sie auch ein Mörder?
ROSENFELD: Man kann gar nicht perfekt
sein, auch wenn man es nicht möchte, tritt
man auf Ameisen. Veganer sind keine per-
fekten Menschen. Aber wir versuchen, ein
Minimum an Leid für andere Lebewesen
anzurichten.
Es ist spät geworden, das Gespräch nähert
sich dem Ende. Aber Metzger Schüchter
will noch etwas loswerden.
SCHÜCHTER: Was ich immer etwas schade
finde, ist, dass heute schon kleinen Kin-
dern in der Schule eingetrichtert wird, dass
Fleischessen böse ist. Wir haben einen Nef-
fen, der kam in der ersten Klasse schon an
beim Frühstücken: Du hast ein Huhn
umgebracht, weil du ein Ei gegessen hast.
Es gibt heute so viele junge Lehrerinnen
und Lehrer, die den Kindern so was ein-
bringen. Das ist schädlich, das macht man
nicht. Die erziehen die zum Vegetarier.
ROSENFELD: So was gibt es? Das finde ich
total gut!
SCHÜCHTER: Gerade in der Schule! Das ist
doch eine Sache, da sollte jeder selber ent-
scheiden. Es ist doch sowieso so, dass selbst
wir Metzger dazu raten, gutes Fleisch zu
essen, das aber nicht jeden Tag. Ich esse
doch morgens auch Müsli und nicht an
jedem Tag Fleisch. Jeder soll aber machen,
was er will, finde ich.
ROSENFELD: Jeder soll essen, was er will.
Genau das denke ich auch – solange es kei-
ne Opfer gibt. Das ist meine Philosophie.
Wer ein Stück Fleisch isst, ist ein Auftrag-
geber: Jemand hat für ihn ein Tier in die
Welt gebracht, unter schlimmen Bedingun-
gen gehalten und es gegen den Willen des
Tieres getötet.
SCHÜCHTER: Aber wenn jetzt ein Krieg
käme. Wie wollen wir die Leute ernähren?
Das geht doch gar nicht ohne Fleisch.
ROSENFELD: Doch. Die Tiere essen viel
mehr Pflanzen, als dann am Ende als
Fleisch von uns gegessen werden kann. Bei
einem Rind kommen sechzehn Kilo
Getreide auf ein Kilo Fleisch. Wenn die
Welt morgen vegan wäre, bräuchten wir
viel weniger Anbaufläche, um die Tiere zu
ernähren.
SCHÜCHTER: Also im Westerwald, wo unse-
re Rinder herkommen, da wächst nur Gras.
Am Ende sitzen sich da zwei fast gleich
alte Männer gegenüber, die davon leben,
Menschen mit Lebensmitteln und Mahl-
zeiten zu versorgen. Und das in derselben
Stadt, in derselben Straße. Keiner der bei-
den ist während des Gesprächs laut oder
wütend geworden, respektvoll beschreibt
am besten, wie sie miteinander reden. Ver-
bindet sie am Ende mehr, als sie trennt?
SCHÜCHTER: Ich habe ja auch mal geguckt,
was ihr so macht. Sieht alles gut aus. Ich
würde nicht sagen, dass ich nicht mal in Ihr
Restaurant gehen würde, ich würde da
schon was finden.
ROSENFELD: Ich sehe ja auch die Schlangen
bei euch vor der Tür. Wenn es in der Metz-
gerei auch was Veganes gäbe, wäre ich der
Erste, der da ist. Ich will ja auch nicht in
meiner Blase leben. Keine Sorge, ich würde
da auch keine Parolen schreien.
SCHÜCHTER: Richtig: Wir wollen ja auch
keinen Krieg! (lacht)
ROSENFELD: Hier ist meine Karte, mit Han-
dynummer. Ich würde mich freuen, wenn
du einmal kommst.
F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG Wirtschaft FR EITAG , 22. APR IL 2022 · NR. 9 3 · SE I T E 1 7

In 18 Monaten
begleitet“, teilt die italienische Bot-
schaft in Brazzaville auf ihrer Website
mit. Italien betont auch, dass es als ers-
tes Land im Pariser Club die kongolesi-
schen Schulden gestrichen habe. Neben
Gasquellen auftun. Ministerpräsident
Draghi werde wahrscheinlich bald in
das Land reisen, heißt es im Außenmi-
nisterium in Rom. ENI ist seit 2006 in
Mosambik vertreten. Zwischen 2011

ohne Putins Gas

ENI arbeiten auch italienische Unter-
nehmen aus dem Ingenieur-, Bau- und
Dienstleistungssektor in dem Land,
dessen wichtigste Einnahmequelle Erd-
öl und Erdgas sind. Seit 2018 gehört die
Republik Kongo der OPEC an.
Italien ist freilich nicht die einzige
Um sich von Russland abzukoppeln, vereinbart westliche Macht: Frankreich hat, ver-
Italien Zukäufe im Kongo und in Angola. treten durch Total Energies, im Kongo
ebenso Ambitionen. Und in Ländern
wie Angola und Mosambik übt auch
Von Christian Schubert, Rom Besiegelt: Die Gas-Partnerschaft zwischen Angola und Italien. Foto AFP Russland Einfluss aus. Angola ist ein
großer Importeur russischer Rüstungs-
und 2014 entdeckte das Unternehmen
nach eigenen Angaben große Gasvor-
kommen. Zudem betreibt das Unter-
nehmen ein Flüssiggasprojekt in
Mosambik und plant ein weiteres.
Nach Äußerungen von Energieminis-
ter Cingolani muss Italien 29 Milliarden
Kubikmeter Gas im Jahr ersetzen, wenn
das Land auf die Lieferungen aus Russ-
land verzichten will. Eine wichtige Ver-
einbarung mit Algerien, die kürzlich
getroffen wurde, sieht die Lieferung
von zusätzlichen neun Milliarden

D
ie italienische Regierung
setzt nun alle diplomati-
schen und außenwirtschaft-
lichen Hebel in Gang, um
sich von russischem Gas unabhängig zu
machen. Dafür mobilisiert Italien, das
auf Energielieferungen aus Russland
ähnlich stark angewiesen ist wie
Deutschland, seine Beziehungen in
Afrika. Am Donnerstag unterzeichne-
ten Außenminister Luigi Di Maio sowie
Umwelt- und Energieminister Roberto
Cingolani in Brazzaville mit Vertretern
der Republik Kongo eine Absichtserklä-
rung zum Bezug von mehr als 4,5 Mil-
liarden Kubikmeter Gas im Jahr. Der
Brennstoff werde vor allem aus einer
Flüssiggasanlage stammen, die im kom-
menden Jahr in Betrieb genommen
werden soll. „Die LNG-Exporte werden
es ermöglichen, die über die kongolesi-
güter; die Verbindung geht bis in die Kubikmetern je Jahr bis 2023/2024 vor.
mit dem Präsidenten der Republik Kon- Anlage soll ihre maximale Kapazität benannt ist, war ein Italiener, der später Zeiten des Kalten Krieges zurück. In Ein Vertrag mit Ägypten umfasst
go, Denis Sassou Nguesso. Die beiden von bis zu fünf Milliarden Kubikmetern Franzose wurde. ENI ist seit mehr als Mosambik kamen in den vergangenen zudem mehr als drei Milliarden Kubik-
angereisten italienischen Minister schrittweise erreichen. einem halben Jahrhundert in dem Land Jahren schwere Unruhen durch terro- meter Flüssiggas, die allerdings auch in
machten zusammen mit dem ENI-Vor- Die Verbindungen in den Kongo rei- vertreten. Das Unternehmen hat „seit ristische Gruppen hinzu. Total musste andere europäische Länder gehen sol-
standsvorsitzenden Claudio Descalzi chen weit zurück. Der wichtigste Ent- den ersten Jahren der kongolesischen daher ein Milliardenprojekt zum Bau len. Cingolani glaubt, dass Italien schon
dem Präsidenten in Brazzaville dann decker des Landes, Pietro Savorgnan di Unabhängigkeit die Industrie- und einer Flüssiggasanlage auf Eis legen. in 18 Monaten kein russisches Gas
auch persönlich ihre Aufwartung. Brazza, nach dem die Hauptstadt Energieentwicklungspolitik des Landes Dennoch will Italien nun auch dort mehr brauchen könnte.
Die afrikanischen Staatschefs dürf-
ten es mit Wohlwollen aufnehmen, dass
ihre Amtskollegen aus den reichen
Industriestaaten nun als Bittsteller auf-
treten. Am Vortag besuchte die italieni-
sche Delegation Angola und vereinbar-
te auch dort zusätzliche Gaslieferungen
nach Italien, die sich dem Vernehmen
nach auf rund 1,5 Milliarden Kubikme-
ter im Jahr belaufen. Im Gegenzug will
sich Italien in Afrika stärker engagie-
ren: So vereinbarte ENI mit der Repu-
blik Kongo Initiativen in den Bereichen
erneuerbare Energien. Die Produktion

Bei ungewissen Aussichten

sche Binnennachfrage hinausgehende
Gasproduktion zu nutzen“, teilte der
teilstaatliche italienische Energiekon-
zern ENI am Donnerstag in Bezug auf
seine Importhoffnungen mit. Der italie-
von Rohstoffen für Bioraffinerien, die
nachhaltige Bewirtschaftung von Wäl-
dern, umweltschonende Kochsysteme
sowie die Abscheidung von CO2 sollen
dabei im Mittelpunkt stehen. Für das

helfen kluge Einsichten:

nische Ministerpräsident Mario Draghi Flüssiggasprojekt im Kongo werde
musste aufgrund einer Covid-Infektion jenes Gas genutzt, das der heimische
zu Hause bleiben, doch er telefonierte Markt nicht brauche, betont ENI. Die

Isolation in Washington
Lindner hat Corona / Russland wird gemieden
mas. BERLIN.Überraschende Unterbre-
chung einer Dienstreise: Finanzminister
Christian Lindner (FDP) ist in Washing-
ton positiv auf das Coronavirus getestet
worden. Nach einem auch sonst schon
ungewöhnlichen Auftakt des Frühjahrs-
treffens war am späten Abend eigentlich
eine Begegnung mit der Begleitpresse
und Journalisten vor Ort geplant, um den
Tag Revue passieren zu lassen.
Doch dann teilten seine Mitarbeiter
den Anwesenden mit, warum der Minis-
ter nicht kommen konnte. Lindner
schrieb derweil selbst auf Twitter: „Nach
zwei Jahren ohne Covid-19-Infektion,
gestern einem negativen Ergebnis im
Testzentrum und heute einem negativen
Schnelltest: positiv. Dank dreier Impfun-
gen nur leichte und wieder abklingende
Erkältungssymptome.“
Ob Lindner wie geplant am Donners-
tag nach Berlin zurückfliegen kann, blieb
zunächst offen. Am nächsten Vormittag
gab es Klarheit: Die Bundeswehr-Maschi-
ne fliegt zurück – aber ohne den Minister,
der in Quarantäne ausharren musste.
Dabei ist an diesem Wochenende der ers-
te ordentliche FDP-Parteitag nach der
Bundestagswahl, von dem sich die Libe-
ralen vor der wichtigen Landtagswahl in
von Working Capital bis
Russland für ihr Tun in der Ukraine sank-
tionieren, und Regierungen, die das
ablehnen. In der Gruppe zwanzig wichti-
ger Wirtschaftsräume (G 20) sind alle
vertreten, einschließlich Russland.
Hedging.
Dort stießen in Washington die Posi-
tionen aufeinander. Bei dem Treffen ver-
ließen einige Minister und Notenbank-
gouverneure den Raum, als der Vertreter
aus Moskau gegen Ende der Sitzung das
Wort erhielt. Dazu gehörten Amerikas
Finanzministerin Janet Yellen, der Präsi-
dent der Notenbank des Landes, Jerome
Powell, und dessen europäische Amtskol-
legin, Christine Lagarde. Lindner blieb
wie weitere Vertreter aus Europa, weil er
sich die Agenda nicht von Russland dik-
tieren lassen wollte.
Lindner hatte zuvor eine klare Ant-
wort der G-20-Staaten auf den russischen
Angriffskrieg in der Ukraine gefordert.
Er hatte öffentlich Moskau allein die
Schuld für die weltweiten ökonomischen
Probleme gegeben. Es könne keine Rück-
kehr zum „Business as usual“ mit Russ-
land geben, solange Präsident Wladimir
Putin seine Soldaten nicht aus der Ukrai-
ne abziehe.
Da Deutschland momentan den Vor-
sitz in der Gruppe der sieben klassischen

Unsere Experten sind für Sie da.

Nordrhein-Westfalen im Mai Rücken-
wind erhoffen. Nun ändert sich das Sze-
nario. Der FDP-Vorsitzende wird nicht
wie geplant in Berlin persönlich dabei
sein. Er könnte allerdings aus seinem
Quarantäne-Ort für seine Rede zuge-
schaltet werden.
Der Tag hatte schon vorher seine Dra-
matik gehabt – nicht nur weil nach dem
Überfall Russlands auf die Ukraine die
Risiken für die Weltwirtschaft größer
geworden sind. Zu der Schuldenkrise und
den Pandemiefolgen wie gestörten Lie-
ferketten und wachsenden Staatsschul-
den nicht zuletzt in ärmeren Ländern
kommt nun die Gefahr, dass die Welt
wieder in Blöcke zerfällt: in Länder, die
Chef von Lukoil zurückgetreten
Nach Sanktionen Londons gegen Wagit Alekperow
mkwa. BERLIN. Der Chef von Russlands
zweitgrößtem und privatem Ölkonzern
Lukoil, Wagit Alekperow, ist überraschend
von seinem Posten zurückgetreten und
verlässt auch den Aufsichtsrat des Unter-
nehmens. Das teilte der Konzern am Don-
nerstag mit, ohne Gründe für die Ent-
scheidung zu nennen. Auch über einen
Nachfolger ist bisher nichts bekannt. Der
71 Jahre alte Alekperow, dessen Vermö-
gen von „Forbes“ auf 10,5 Milliarden Dol-
lar geschätzt wird und der als zehntreichs-
ter Russe gilt, war Mitte April wegen des
russischen Angriffskriegs auf die Ukraine
von Großbritannien und Australien mit
Sanktionen belegt worden. In russischen
Medien wird spekuliert, dass durch den
Rücktritt Schaden von Lukoil abgewendet
werden soll.
Schon andere russische Geschäftsleute
haben wegen persönlicher Sanktionen
Führungspositionen aufgegeben. Erst
kürzlich war der Gründer des Mischkon-
zerns AFK Sistema, Wladimir Jewtuschen-
kow, aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden
und hatte ein Aktienpaket an seinen Sohn
übergeben, nachdem er von Großbritan-
nien mit Strafmaßnahmen belegt worden
war. Alekperow hält 3,12 Prozent des an
der Moskauer und Londoner Börse notier-
Industrieländer (G 7) hat, moderierte
Lindner am Mittwoch auch das Treffen in
diesem Kreis, als Zeichen der Solidarität
tagten sie mit ihrem Kollegen aus der
Ukraine, Sergii Marchenko. Anschlie-
ßend gaben die G-7-Finanzminsiter eine
deutliche Erklärung ab, in der sie Russ- Steigende Energiepreise, Lieferkettenprobleme, Inflation – Unternehmen sind aktuell mit großen Herausforderungen
land nochmals scharf verurteilten und
den eingeschlagenen Weg bekräftigten, konfrontiert. Die HypoVereinsbank steht ihren Kunden mit individueller Beratung und konkreten Lösungen zur Seite.
mit Sanktionen auf die Aggression zu
reagieren.
Am Abend hatte Yellen einige Kolle-
gen zu einem Austausch in kleinem Kreis
eingeladen. Doch daran konnte der deut-
sche Finanzminister nicht mehr teilneh-
Liquiditätssicherung: Inflation und steigende Zinsen:
men, da sein Corona-Test bereits positiv
ausgefallen war.
• Beratung zum Liquiditätsbedarf • Research zur Zinsentwicklung
• Sicherung von Betriebsmittellinien • Zinssicherung und -management
Lieferkette: Steigende Energiepreise:
ten Konzerns mit Stimmrecht und 5,43
Prozent ohne Stimmrecht.
Alekperow hatte 1991 den zunächst • Optimierung des Working Capital Managements • Beratung zur Rohstoffabsicherung
noch staatlichen Ölkonzern „Langepas-
Uraj-Kogalymneft“ mitbegründet. 1993 • Supply Chain Finance Lösungen • Investieren in regenerative Energieerzeugung
wurde der Konzern in „Lukoil“ umbe-
nannt und in eine Aktiengesellschaft • Absicherung von internationalen Handelsgeschäften • Investieren in Energieeffizienz
umgewandelt, an deren Spitze Alekperow
seit 1993 stand. Alekperow war in der
Sowjetunion stellvertretender Ölminister
und gilt als loyaler Weggefährte Präsident
Wladimir Putins. Allerdings hatte der
Aufsichtsrat seines Konzerns Anfang
März seine „Besorgnis“ wegen der „tragi-
schen Ereignisse“ in der Ukraine bekun-
det und hatte sich für die „schnellstmögli-
che Beendigung des bewaffneten Kon-
flikts und seine Lösung durch Verhand-
lungen und mit diplomatischen Mitteln“
ausgesprochen. Dies hatte in Kreml-na-
hen Medien Empörung hervorgerufen.
Unterdessen ist der deutsche Export
nach Russland im März wegen des Kriegs
und der westlichen Sanktionen im Ver-
gleich zum Vorjahresmonat um 57,5 Pro-
zent eingebrochen, wie das Statistische
Bundesamt mitteilte. Die russische Zen- hvb.de/loesungen
tralbank erwartet derweil einen Rückgang
der Wirtschaftsleistung um 9,2 Prozent in
diesem Jahr. (Gefährliche Kritik, Seite 20.)

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SE ITE 1 8 · F REI TAG, 2 2 . A P R I L 2 0 2 2 · NR . 9 3
Ohne Öl und Gas aus Russland: Wie klimafreundliche Heizungen in die Häuser einziehen
S
ein Elternhaus wurde 1976
gebaut, ist nur wenig gedämmt
und hat keine Fußbodenhei-
zung. Damit stellt sich für Tho-
mas Nowak die Frage genauso
wie für viele andere: Wie lässt sich am bes-
ten in einem älteren Gebäude für Wärme
sorgen? Längst ist das nicht nur die indivi-
duelle Herausforderung eines Hauseigen-
tümers, sondern eine der kniffligen Aufga-
ben für den Klimaschutz. Denn gerade der
ältere Bestand unter den rund 42 Millionen
Gebäuden in Deutschland muss fit werden,
damit das Ziel der Klimaneutralität nicht
aus den Augen rückt. Und um den russi-
schen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu
sanktionieren, soll die Energieversorgung
auf Erdgas und Öl aus Russland verzichten,
was den Wandel weiter verstärkt.
Für Nowak ist die Wärmewende aller-
dings keine private Frage. Als General-
sekretär des europäischen Wärmepum-
penverbands EHPA in Brüssel beschäf-
tigt er sich damit tagein und tagaus. „Mit
dem Krieg in der Ukraine ist die Abhän-
gigkeit vom Gas im Heizungssektor in
den Köpfen der Menschen angekom-
men“, sagt er. Jede zweite Wohnung in
Deutschland wird mit Gas beheizt und
jede vierte Wohnung mit Öl.
Nowak setzt auf die Wärmepumpe,
die Energie aus Wasser, Erde oder Luft
in Wärme umwandelt und zusätzlich
Strom benötigt. Aber er weiß auch, dass
sich die klimafreundliche Heizung auf-
grund der Rahmenbedingungen in
Deutschland erst wesentlich später
rechnet als in anderen europäischen
Ländern. „Von der Energieeffizienz ist
eine Wärmepumpe auch in einem alten
Haus die beste Lösung, aber das lohnt
sich dann nicht immer“, sagt Nowak.
Auf die meisten Verkäufe je Haushalt
kommt auch Norwegen und mit dem
höchsten Absatz insgesamt liegt Frank-
reich in Europa vorn. So unterschiedlich
sind die Kosten und Abgaben in Europa.
Da müsste sich wohl noch einiges an den
Kosten ändern, damit die Ökoheizung
ihren Weg in die hiesigen Häuser findet –
wie es Klimaschutzminister Robert Habeck
(Grüne) vorschwebt, der bis 2030 bis zu
6 Millionen Wärmepumpen hierzulande
im Einsatz haben will: „Wir wollen einen
Roll-out der Wärmepumpen, also stromge-
trieben, die dann aber dafür sorgen, dass
die Wärmeversorgung erneuerbar ist.“ Bis-
lang heizen in Deutschland etwas mehr als
1 Million Wärmepumpen die Gebäude.
Technisch ist mit der Wärmepumpe vie-
les möglich – auch im Elternhaus von
Nowak. Muss das Haus dann komplett
renoviert werden? Nein, sagt Nowak. Der
thermische Energiebedarf kommt auf
27 000 Kilowattstunden im Jahr. Neun
Heizkörper sollen getauscht werden, um
mit größeren Heizflächen die Vorlauftem-
peratur zu senken. Das kostet zusammen
mit der Wärmepumpe, die eine alte Gas-
heizung ersetzen soll, rund 27 000 Euro.
Davon bezahlt der deutsche Staat 35 Pro-
zent für den Wechsel. Im Tausch für eine
Ölheizung wäre das sogar noch mehr.
Trotz der Staatshilfe fällt die Anfangsin-
vestition ins Gewicht. „Menschen haben ja
auch andere Bedürfnisse und zögern oft,
einen Urlaub, eine neue Küche oder ein
Auto zurückzustellen, um eine Wärme-
pumpe zu kaufen, besonders dann, wenn
die alte Heizung noch funktioniert“, sagt
Nowak. Lange Zeit war auch der Gaspreis
günstig. Doch seit dem vergangenen Jahr
ist dieser stark gestiegen – erst durch den
Nachfrageschub auf der Welt und nun als
Folge des Krieges in der Ukraine.
Wann sich die Wärmepumpe rechnet
Die Kalkulation der Heizung hängt im lau-
fenden Betrieb von den Energiekosten ab:
Steigen die Erdgaspreise, erleichtert das
den Wechsel zu anderen Heizungsarten.
Für die Wärmepumpe fallen Stromkosten
an, die in Deutschland zu den höchsten in
Europa zählen – was den Betrieb der Wär-
mepumpe verteuert. „Wenn der Installa-
teur sagt: Ich kann Ihnen das alles bauen,
aber dann steigen Ihre laufenden Energie-
In Amerika wird die Wärmepumpe zum Politikum
Einzelne Landesteile verbieten Gasheizungen in neuen Gebäuden, doch die Häuser sind oft nur schlecht isoliert / Von Winand von Petersdorff, Washington
In einer Nation, in der öffentliche Toi-
letten zum Politikum werden, muss man
sich eher nicht wundern, wenn auch
Hausheizungssysteme polarisieren. Die
Stadt New York erlaubt seit diesem Jahr
keine Gasheizungen und -öfen in neuen
Gebäuden mehr. Städte in den linken
Bundesstaaten Kalifornien, Massachu-
setts und Washington waren mit sol-
chen Vorschriften schon vorausgegan-
gen. Die Regulierung hat wiederum 20
republikanisch regierte Bundesstaaten
auf den Plan gerufen. Sie haben Vor-
schriften erlassen, die es Städten ver-
bieten, Gas aus den Häusern zu ver-
drängen. Die Frontlinien sind geklärt:
Die Linken wollen die Häuser komplett
elektrifizieren. Fürs Heizen sollen Wär-
mepumpen zuständig sein. Die Rechten
sehen sich als Sachwalter der Interessen
der Förderer fossiler Rohstoffe.
Im Moment haben die „Fossilen“
noch die Nase vorn: Rund die Hälfte der
Häuser in den Vereinigten Staaten wird
mit Erdgas geheizt, 35 Prozent elek-
trisch, der kleine Rest bezieht die Wär-
me aus Ölheizungen und geothermi-
schen Anlagen. Inzwischen selten sind
Deutschland liegt mit
Wärmepumpen zurück
Anderswo in Europa sind Wärmepumpen gefragt. In Deutschland lohnt sich
der Einbau erst später. Ihr Absatz soll steigen – auch um von Gas und Öl
aus Russland wegzukommen. Dafür müssen die Kosten aber rasch sinken.
Von Jan Hauser, Frankfurt
kosten – dann reduziert dies das Interesse
an einer Investition“, sagt Nowak.
Während in älteren Häusern die Kosten
nicht gering sind, ist eine Wärmepumpe für
Neubauten erfolgversprechend. Hier ist das
Gebäude im Vergleich zu älteren Häusern
besser gedämmt, und ohnehin muss eine
neue Heizung installiert werden, auf die
sich der Bau dann auch ausrichten lässt.
Für ältere Häuser sollte in der Regel für den
Einbau einer Wärmepumpe auch saniert
werden, um die Energiekosten zu senken.
Mitunter kommt es auf größere Heizkörper
an wie im Fall von Nowaks Elternhaus.
Wie und wann sich der Einbau einer
Wärmepumpe rechnet, macht sich damit
stets am jeweiligen Haus fest. Die Arbeits-
gemeinschaft für zeitgemäßes Bauen
(Arge) sieht das Gros des Gebäudebe-
stands hierfür als ungeeignet an, weil Hei-
zungsflächen zu klein sind, Vorlauftempe-
raturen zu hoch werden und das für die
Bewohner teuer wird. Für den Bundesver-
band der Deutschen Heizungsindustrie
(BDH) geht die Tendenz im Neubau zur
Wärmepumpe, aber im Bestand benötige
man hingegen alle verfügbaren heiztechni-
schen Lösungen, die zum Erreichen der
Klimaschutzziele beitragen, wozu dieser
auch hybride Systeme zählt.
Die Ampelkoalition plant aber den flä-
chendeckenden Einsatz von Ökoheizun-
gen, was auf das Aus für russische Energie-
lieferungen zum Heizen hinausläuft. Laut
dem Entlastungspaket aus dem März soll
von 2024 an jede neu eingebaute Heizung
in Deutschland möglichst zu 65 Prozent
mit erneuerbaren Energien betrieben wer-
Häuser, die nur mit Holzöfen auskom-
men. Im trockenen und zugleich heißen
Klima des Südwestens der USA verzich-
tet einer von sieben Haushalten kom-
plett auf eine Heizung. Erdgas ist güns-
tig in den Vereinigten Staaten, das
erschwert den Abschied. Dazu kämpft
eine reife Industrie mit ihrer Lobby-
macht dagegen, dass der Übergang zu
schnell geht.
Dieses Jahr allerdings ist es etwas
anders. Das amerikanische Energiemi-
nisterium erwartet, dass Familien, die in
diesem Winter mit Gas geheizt haben,
mit einer um 30 Prozent höheren Heiz-
rechnung kalkulieren müssen im Ver-
gleich zum Vorjahr. Dort, wo es über-
durchschnittlich kalt wird, könnte die
Steigerungsrate sogar 50 Prozent betra-
gen. Das könnte die Entscheidungsträ-
ger in einigen Haushalten darüber nach-
denken lassen, die Gasheizung zu erset-
zen mit einem System, das günstiger
und zugleich klimafreundlicher scheint.
Unter die Rubrik „elektrisch beheizt“
fallen auch die rund 15 Prozent der
amerikanischen Haushalte, die mit
einer elektrischen Wärmepumpe
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Wirtschaft FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG
Die Wärmepumpe gibt Energie
aus dem Außenbereich zum
Heizen an das Haus ab.
Foto Marcus Simaitis
Wie andere Länder vorlegen
Damit übernehmen die fossilen Energien
einen Teil der Kosten, die durch die CO2-
Emissionen entstehen. Trotzdem hält er
zu Beginn der Marktänderung weiter
Subventionen für notwendig. Am Beispiel
Irland spricht Nowak davon, wie die Ein-
nahmen aus der CO2-Bepreisung klima-
neutrale Heizungen fördern sollen. Das
sei in Deutschland ähnlich möglich. „Wer
sich heute für eine verschmutzte Heizung
entscheidet, muss die Kosten in Kauf
nehmen“, sagt er. „Das Geld nehmen wir
und geben es denen, die ihre Heizung
umbauen.“ In einigen Ländern ist die
Wärmepumpe sehr beliebt, in anderen
weniger. In Europa führt Frankreich mit
394 129 verkauften Wärmepumpen im
Jahr 2020. Dahinter liegen Italien mit
einem Absatz von 232 834 Wärmepum-
pen, Deutschland mit 140 390 Wärme-
pumpen, Spanien mit 127 856 Wärme-
pumpen und Schweden mit 107 723 Wär-
mepumpen.
Anders sieht das Feld für den Absatz je
Haushalte im Jahr 2020 aus: Hier liegt Nor-
wegen mit 42 verkauften Wärmepumpen
je tausend Haushalte vor Finnland mit 39,
Estland mit 29, Dänemark mit 28 und
Schweden mit 24 Wärmepumpen. Warum
sich die Märkte entwickelt haben, liegt für
Nowak in der Tradition des Heizens. In
Skandinavien fehlt es an einem Gasnetz,
daher wurde mit Elektrizität und Biomasse
geheizt. Außerhalb der Städte war daher
der Austausch mit der Wärmepumpe
logisch. Ähnlich ist es in Frankreich, wo
man mit Strom geheizt hat.
Deutschland steigerte den Absatz im
Jahr 2020 um 37 Prozent und kommt damit
auf den höchsten absoluten Anstieg vor Ita-
lien, Polen und den Niederlanden. Im Jahr
2021 wuchs der deutsche Markt weiter um
fast ein Drittel. Europäische Vergleichs-
zahlen erscheinen erst demnächst. In
Deutschland dominierten Gasheizungen
weiter: 653 000 Gaskessel wurden vergan-
genes Jahr neu installiert – 5 Prozent mehr
als im Vorjahr.
den. Grünen-Chefin Ricarda Lang sieht Die Kritik kennt auch Nowak. Er ver- Wer eine Elektroheizung durch eine Die Größe des Marktes sorgt wiederum
darin „nichts anderes als den Abschied hier weist darauf, dass etwa 17 Millionen Wärmepumpe tauscht, spart in anderen für Wettbewerb und belebt den Absatz.
in Deutschland von der fossilen Gashei- Wärmepumpen in Europa benutzt wer- Ländern schon manchmal vom ersten „In Schweden ist die Wärmepumpe der
zung“. Damit Hauseigentümer alte Hei- den – auch in den kältesten Ländern des Tag an. „Wenn wir das in Deutschland Standard, wenn Sie nicht in den großen
zungen austauschen, soll ein Programm für Kontinents. Im Norden Europas hat die beschleunigen wollen, müssen wir Märk- Städten wohnen und dort ans Nahwärme-
den Gaskesselaustausch im Bundespro- Wärmepumpe den höchsten Anteil je te schaffen, in denen die Wärmepumpe netz angeschlossen sind – selbst dann ist
gramm effiziente Gebäude überarbeitet Haushalt. Die Frage, ob das funktioniert, wirtschaftlich konkurriert“, sagt Nowak. die Wärmequelle eine Großwärmepum-
werden. Die Pflicht zur Ökoheizung war im stellt sich für ihn gar nicht mehr. Aber: Sein Vorschlag: Dafür muss der Strom- pe“, sagt Nowak. Für die Installation der
Koalitionsvertrag noch ein Jahr später vor- „Man muss zwischen Effizienz und Ren- preis durch geringere staatliche Abgaben Wärmepumpe als Standardheizung beob-
gesehen und gelingt laut Fachleuten nur tabilität unterscheiden – und über die sinken, und die Kosten für fossile Ener- achtet er dort einen intensiven Wettbe-
mit einer Wärmepumpe, was in den ältes- Rentabilität entscheiden die politischen gie wie Erdgas müssen durch einen werb: Das regt Produktinnovationen an
ten Häusern oft kostspielig werden dürfte. Rahmenbedingungen“, sagt er. höheren CO2-Preis steigen. und wirkt dämpfend auf die Preise. In
Deutschland ist das bisher kaum der Fall:
Hier wird die Wärmepumpe oft als hoch-
Der europäische Markt für Wärmepumpen wertig beworben, was dann auch hohe
Investitionskosten rechtfertigt. „Wir
Wann sich eine Verkäufe von Wärmepumpenheizungen in der EU und der Schweiz müssten mehr Wärmepumpeninstalla-
Wärmepumpenheizung rentiert je 1000 Haushalte im jeweiligen Land, 2020
teure haben, aber weil der Wandel so
Zeitpunkt nach Einbau anstelle einer Gasheizung schnell kommt, haben sich die Heizungs-
Norwegen 41,7 Portugal 6,5 installateure darauf noch nicht einge-
Sofort
Unter 8 Jahren stellt“, sagt Nowak. Das werde in ein,
Finnland 39,0 Niederlande 6,3 zwei Jahren anders sein und könnte die
8 bis 12 Jahre Norwegen
12 bis 68 Jahre Estland 29,3 Tschechische Rep. 5,2 Kosten dann senken.
Finnland „Der Endkunde möchte eine grüne Hei-
Nie*
Schweden Dänemark 27,5 Irland 4,9 zung haben“, sagt Nowak. Das ist das, was
Groß- Estland
britannien er in vielen Gesprächen hört. Hinzu
Lettland Polen
Irland Dänemark Schweden 24,4 4,6 kommt jetzt immer öfter der Wunsch,
Litauen
Nieder- weniger abhängig von russischen Energie-
lande Polen Litauen 15,4 Belgien 4,3 lieferungen zu sein und auch generell eine
Belgien Deutsch-
land Tschechische gewisse Autarkie zu gewinnen. „Der Russ-
Rep. Frankreich 13,6 Deutschland 3,5
Frankreich Slowakei
Österreich Ungarn landkonflikt ist jetzt näher als der Klima-
Por- Slowenien Rumänien Schweiz 11,9 Slowakei 2,2 wandel“, sagt Nowak. Auch seine Eltern,
tugal Kroatien die älter als 80 Jahre sind, haben aufgrund
Bulgarien
Spanien Italien 9,0 Großbritannien 1,3 der politischen Großwetterlage entschie-
Italien den, sofort eine Photovoltaikanlage und
Griechen- Österreich 8,5 Ungarn 1,3 dann auch eine Wärmepumpe einzubauen.
land Quellen: Coolproducts EU; EHPA Eigentlich hatten sie diesen Plan schon auf
*Aufgrund höherer Steuern auf
Strom als auf Erdgas. Spanien 7,0 F.A.Z.-Grafik Niebel Eis gelegt.
beheizt werden. In der Regel sind das zur Klimaanlage. In der Regel erwär- Amerikas Häusern selten Heizkörper, in mehr Häuser bringen. Auch in Kana-
Luftwärmepumpen, die der Außenluft men Amerikas Wärmepumpen nicht zudem erwärmen sie sich schneller. da glaubt man, dass das geht. In ersten
warme Luft entziehen und sie ins Haus Wasser, sondern Luft, die durch Der Anteil der Wärmepumpen am Regionen des nördlichen Nachbarn ist
leiten. Geothermische Systeme für Schächte in die Räume gelenkt wird. „Heizmarkt“ ist in den vergangenen es inzwischen verboten, bestehende
Häuser sind rar. Viele der neu installier- Die Luft ist dadurch trockener und gele- Jahren deutlich gestiegen. Doch in Heizsysteme durch Öl- oder Gasheizun-
ten Anlagen werden durch Knopfdruck gentlich „staubiger“. Dafür gibt es in Regionen, in denen es im Winter beson- gen zu ersetzen, für Neubauten werden
ders kalt wird, haben sie sich bisher emissionsfreie Heizsysteme verlangt.
nicht durchgesetzt. Tatsächlich haben Allerdings lastet ein schwerwiegen-
Geräte der ersten Generation der Kälte des Problem auf den Plänen: Amerikas
nicht standhalten können. Von ältere Häuser sind oft mies isoliert.
bestimmten Niedrigtemperaturen an Doppelverglasung ist üblich, aber man
schaltete sich dann ein Hilfssystem ein, findet noch viele Gebäude mit einfach
das die Elektrizitätsrechnung in verglasten Fenstern. Eine Dreifachver-
schwindelnde Höhen trieb. Das macht glasung dagegen ist eine Rarität. Die
die Entscheidung zur Umstellung nicht Außenwände der Häuser sind dünn.
leicht. Gerade jene, die wegen beson- Das bevorzugte Baumaterial ist Holz.
ders harter Winter hohe Heizkosten Viele Dächer sind nach deutschem
haben, zögern mangels Zutrauen in die Maßstab kaum isoliert. In älteren Häu-
ungewohnte Wärmepumpe. sern lassen die Zimmertüren einen zwei
Doch das ist Schnee von gestern. Zentimeter großen Schlitz zum Boden.
Inzwischen ist die Technologie voran- Das soll der Luftzirkulation förderlich
geschritten und kann auch grimmigen sein, sorgt aber dafür, dass man immer
Wettern trotzen. Das sagt zumindest die das ganze Haus heizen muss, wenn man
Industrie. Einige winterkalte Bundes- es in einem Zimmer warm haben will.
staaten wie Maine, Massachusetts und Professionelle Wärmedämmung würde
New York haben sich davon überzeugen Amerika echt voranbringen und scheint
lassen: Sie wollen mit ambitionierten politisch bisher auch nicht umstritten
Wärmepumpe in Melrose: In Amerika wird sonst oft mit Gas geheizt. Foto Getty Förderprogrammen die Wärmepumpen zu sein.
Mehr Infos unter: alpro.com/de/earth-day
#earthday

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SE ITE 2 0 · FREI TAG, 2 2 . A P R I L 2 0 2 2 · N R . 9 3
M Bernard Arnault bleibt dem
ehrere russische Wirt-
schaftsvertreter haben
inzwischen den Angriffs-
krieg ihres Landes gegen die
Ukraine kritisiert. Die meisten allerdings
sprachen sich eher vage gegen Blutvergie-
ßen und für Frieden aus. Auf diese Weise
gingen sie kein Risiko ein, der Kreml-Pro-
pagandalinie von der „Spezialmilitäropera-
tion“, die kein Krieg sein soll, zur angebli-
chen Befreiung der Ukraine von Nazis zu
widersprechen. Wer sich an diese Sprach-
regelungen nicht hält, riskiert hohe Geld-
oder sogar Gefängnisstrafen.
Umso erstaunlicher war deshalb, was
der Stahlmagnat Wladimir Lissin, laut
„Forbes“-Magazin derzeit mit einem Ver-
mögen von 18,4 Milliarden Dollar reichster
Russe, vor Kurzem der Zeitung „Kommer-
sant“ sagte. Statt von einer laut Kreml prä-
zisen „Spezialoperation“ im Sinne der
Ukrainer sprach Lissin von einer „humani-
tären Katastrophe“ und zeigte sogar Ver-
ständnis für die Sanktionen des Westens –
auch damit bewegte er sich gefährlich nahe
an einem Straftatbestand, denn das Aufru-
fen zu Strafmaßnahmen gegen Russland
steht dort seit Kurzem unter Strafe. Auf
persönliche Sanktionen gegen Oligarchen
angesprochen sagte Lissin, einerseits führ-
ten sie zu einer „Kaskade negativer Fol-
gen“ für Zehn-, vielleicht sogar Hundert-
tausende Mitarbeiter. Andererseits sei es
beschämend, sich angesichts einer „huma-
nitären Katastrophe“ über persönliche
Probleme zu beschweren. Sanktionen
könnten zwar ungerecht erscheinen, aber
es sei klar, dass der Westen mit allen mögli-
chen Mitteln versuchen werde, das „Ster-
ben von Menschen und die Zerstörung von
Städten“ zu stoppen.
Lissin kritisierte auch die Antwortmaß-
nahmen der russischen Regierung auf die
Sanktionen des Westens. Die Idee, nicht
nur Gaslieferungen, sondern auch Exporte
von Düngemitteln, Getreide, Öl, Metallen
und Holz künftig nur noch in Rubel bezah-
len zu lassen, werde russische Produzenten
„einfach von den internationalen Märkten
runterwerfen“, so Lissin, um die sie seit
Jahrzehnten kämpften. Schon Anfang
März, kurz nach Beginn des Krieges, hatte
Lissin diesen eine „Tragödie“ genannt, die
schwer zu rechtfertigen sei.
Die Offenheit des 65 Jahre alten Multi-
milliardärs, dessen Vermögen wegen des
Krieges laut „Forbes“ im Vergleich zum
Vorjahr um 7,8 Milliarden Dollar und
damit etwa 30 Prozent geschrumpft ist,
überrascht auch deshalb, weil Lissin bis
zuletzt in Russland lebte. Bisher deutet
nichts darauf hin, dass er das Land verlas-
sen hat. Aus dem Ausland ist Kritik mit
weniger Gefahren verbunden. So verfasste
der in London lebende Gründer der
Onlinebank Tinkoff, Oleg Tinkow, etwa
kürzlich einen aufgewühlten Post auf Insta-
gram, in dem er die russische Armee als
„beschissen“ bezeichnete und fragte: „Wie-
so soll die Armee gut sein, wenn alles ande-
re im Land scheiße ist und in Vetternwirt-
schaft und Unterwürfigkeit versinkt?“
Er selbst sehe „keinen einzigen Profiteur
dieses irrsinnigen Krieges“, schrieb Tin-
kow, der nur dazu führe, dass „unschuldige
Menschen und Soldaten sterben“. Die Tin-
koff-Bank beeilte sich zu erklären, dass ihr
Gründer schon lange kein Mitarbeiter
mehr und auch lange nicht mehr in Russ-
land gewesen sei.
Zwar erwarb auch Lissin 2005 ein
Schloss in Großbritannien, das der
begeisterte Sportschütze für Jagdaufent-
Apple-Mitarbeiter wollen eine Gewerkschaft gründen
Die Welle an Gewerkschaftskampagnen in
prominenten amerikanischen Unterneh-
men geht weiter: Nachdem sich in den ver-
gangenen Monaten schon Mitarbeiter des
Onlinehändlers Amazon.com und der Kaf-
feekette Starbucks für die Gründung for-
meller Arbeitnehmervertretungen ausge-
sprochen haben, könnte nun der Elektro-
nikkonzern Apple folgen.
Zum ersten Mal haben jetzt Mitarbeiter
eines amerikanischen Apple-Ladens einen
Antrag bei der Arbeitsbehörde NLRB ein-
gereicht, um über eine Gewerkschaft
abstimmen zu dürfen. Es handelt sich
dabei um die Beschäftigten einer Filiale in
Atlanta. Sie wollen sich der Gewerkschaft
Communications Workers of America
(CWA) anschließen, die ansonsten zum
Beispiel Mitarbeiter von Telekommunika-
Kurze Meldungen
Pofalla wird Geschäftsführer
Von den Mobilien zu den Immobilien: Der
in wenigen Tagen ausscheidende Bahn-
Vorstand Ronald Pofalla startet zum 1.
Mai als Geschäftsführer des Immobilien-
unternehmens Gröner. Der einstige
Kanzleramtschef bringe „hohe Fachkom-
petenz im Bereich des digitalen Bauens
mit BIM“ ein, teilte der Projektentwickler
mit. Dabei kommen dreidimensionale
Gebäudemodelle zum Einsatz. „Seit dem
Frühjahr 2018 kenne ich Herrn Pofalla
persönlich, und seit dem ersten Tag bin
ich begeistert von seinem Fachwissen und
mit welcher Detailtiefe er seine Position
bei der Deutschen Bahn ausgefüllt hat“,
sagte Gründer und Geschäftsführer
Christoph Gröner. Pofalla verlässt die
Bahn nach gut sieben Jahren und hinter-
lässt eine gemischte Bilanz. Zuletzt war er
für die Infrastruktur zuständig. tih.
Wladimir Lissin
Russlands
Reichster
Der Stahlmagnat Wladimir Lissin hielt sich
lange aus der Politik heraus. Nun zeigt er
Verständnis für die Sanktionen des Westens
– und begibt sich in Gefahr.
halte nutzen soll. Aber eines seiner Her-
zensprojekte verwirklichte er im Umland
von Moskau: Dort baute Lissin, der seit
2018 auch Präsident des Internationalen
Schützenverbandes ist, den weitläufigen
Sportschießklub „Fuchsbau“, mit hoch-
modernem Hotelbau, Luxusrestaurant
und Hubschrauberlandeplatz, in dem
auch Präsident Wladimir Putin schon
Tontauben geschossen haben soll.
Lissin wird oft als Selfmademan
beschrieben, weil er seine Karriere als ein-
facher Arbeiter in einer Kohlemine im sibi-
rischen Kusbass begann. Später wechselte
er zu einem Stahlkombinat, studierte
nebenbei und wurde zuerst Ingenieur der
Metallurgie, studierte aber auch noch Wirt-
schaftswissenschaften. Sein eigentlicher
tionskonzernen wie AT&T vertritt. Der
Laden in Atlanta wird womöglich nicht der
einzige bleiben. Im Moment sammeln zum
Beispiel auch Mitarbeiter des Apple-Ge-
schäfts im New Yorker Bahnhof Grand
Central Unterschriften für die Gründung
einer Gewerkschaft. Apple hat insgesamt
mehr als 270 Filialen in den USA.
Die CWA schrieb in einer Mitteilung,
Unternehmen wie Apple oder auch
Amazon hätten „geteilte Belegschaften“,
in denen Mitarbeiter, die nicht in Büro-
posten beschäftigt seien, weniger Bezah-
lung, Sozialleistungen und Respekt
bekämen, als sie verdienten. Bei Ama-
zon waren es vor wenigen Wochen auch
keine Büroangestellten, sondern Mit-
arbeiter in einem New Yorker Distribu-
tionszentrum, die sich für die Gründung
Curevac wirkt bei Mäusen
Der neue Corona-Impfstoffkandidat von
Curevac zeigt laut Unternehmensanga-
ben in einer Studie Wirkung. Das teilte
das Unternehmen am Donnerstag mit. In
der präklinischen Studie, die bei Mäusen
und Ratten durchgeführt wurde, habe der
mRNA-Impfstoffkandidat der zweiten
Generation, den Curevac zusammen mit
dem Pharmakonzern Glaxo-Smith-Kline
entwickelt, starke Immunantworten und
eine hohe Schutzwirkung erzielt. Das gel-
te für die Beta-, die Delta- und die Omi-
kronvariante. Curevac kombiniert in dem
Impfstoffkandidaten variantenspezifi-
sche mRNA. guth.
Ertragswende für Immofinanz
Der österreichische Immobilienkonzern
Immofinanz hat im vergangenen Jahr die
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Unternehmen
| MENSCHEN UND WIRTSCHAFT
Aufstieg begann aber in der Trans-World-
Gruppe der Gebrüder Tschernoj, dubiosen
Größen der chaotischen Privatisierungs-
zeit der 1990er-Jahre, die sich die Kontrolle
über einen großen Teil der russischen
Stahl- und Aluminiumexporte verschaff-
ten. Als Lissin sich 2000 von den Brüdern
trennte, fielen ihm die Trans-World-Antei-
le an dem Nowolipetzker Metallurgischen
Kombinat NLMK zu. Die Mehrheit an dem
Stahlkonzern erlangte er aber erst nach
einem zwei Jahre dauernden Machtkampf
mit dem Oligarchen Wladimir Potanin –
der heute als größter Aktionär des Nickel-
und Palladiumproduzenten Norilsk Nickel
ebenfalls zu den reichsten Russen gehört
und wie Wladimir Lissin von westlichen
Sanktionen bisher verschont wurde.
der ersten Gewerkschaft im Unterneh-
men aussprachen. Kürzlich begann die
Abstimmung in einem zweiten Warenla-
ger in der Stadt. Im Falle der Apple-
Kampagne werden aber etwas freundli-
chere Töne angeschlagen, als dies bei
Amazon der Fall war. Ein Apple-Be-
schäftigter wird mit den Worten zitiert,
viele Kollegen liebten ihre Arbeit und
Apple sei „ein zutiefst positiver Arbeits-
platz“. Das Unternehmen könne aber
mehr für seine Mitarbeiter tun.
Es ist noch unklar, inwiefern Apple
Widerstand gegen die Gewerkschafts-
kampagne leisten wird. Das Unterneh-
men teilte zunächst nur mit, es schätze
die Mitarbeiter in seinen Läden und bie-
te ihnen sehr attraktive Bezahlung und
Nebenleistungen. Amazon hat sich vehe-
Ertragswende geschafft. Der Überschuss
betrug den Angaben zufolge 345,8 Millio-
nen Euro nach einem Fehlbetrag von
165,9 Millionen. Immofinanz gehört seit
Kurzem dem tschechischen Milliardär
Radovan Vitek. ela.
VW muss nicht zahlen
Volkswagen muss Leasingkunden,
deren VW-Diesel mit manipulierter
Software ausgestattet waren, keinen
Schadenersatz in Höhe der geleisteten
Leasingraten zahlen. Der Bundesge-
richtshof (BGH) bestätigte damit am
Donnerstag seine bisherige Rechtspre-
chung zur Bewertung des Nutzungsvor-
teils von Leasingnehmern im Diesel-
skandal. Den Leasingkunden ist nach
Ansicht der Obersten Zivilrichter kein
Schaden entstanden. Der Wert in Form
der Nutzung des Leasingfahrzeugs ent-
|
Foto Getty
Lissin galt lange Zeit als extrem
zurückhaltender, öffentlichkeitsscheuer
Geschäftsmann, der sich sowohl aus
dem Moskauer Glamourleben wie aus
der Politik heraushielt. Allerdings hatte
er 2001 die später wieder eingestellte
Zeitung „Gazeta“ gegründet, mit der er
nach eigenen Angaben eine Alternative
zu den Staatsmedien aufbauen wollte –
selbst solche Aussagen wären heute, in
einem Klima schwerster Repression
gegen jede Form von Opposition, nicht
mehr denkbar.
Auch im Mai vergangenen Jahres trat
Lissin mit Kritik an der Regierung her-
vor – damals forderte diese von den
Metallproduzenten, Überschussgewinne
aus hohen Rohstoffpreisen in Form von
Steuern an den Staat zurückzuzahlen.
Solche Ideen könne man nur mit dem
„Syndrom Planwirtschaft“ erklären, sag-
te Lissin damals.
Dass er mit seinen Aussagen zu Krieg
und Sanktionen nun viel weiter geht, zeigt
die Reaktion des kremlnahen Mediums
Zargrad: Es verglich die Kritik von Wirt-
schaftsvertretern wie Lissin in Zeiten des
Krieges mit Aussagen des früheren Chefs
des Erdölkonzerns Yukos, Michail Cho-
dorkowskij, der wegen seiner Einmi-
schung in Putins Politik 2003 entmachtet
und für viele Jahre inhaftiert wurde. Es
werde immer offensichtlicher, dass der
Kreml mit den Unternehmern ein neues
Abkommen schließen müsse, hieß es bei
Zargrad, nach dem Motto: Wenn die Oli-
garchen irgendetwas von ihrem Besitz
behalten wollten, sollten sie gefälligst
schweigen. KATHARINA WAGNER
ment gegen Gewerkschaften gestemmt
und auch Beschwerde gegen das Wahl-
ergebnis in New York eingelegt. Auch die
Ladenkette Starbucks hat zunächst ver-
sucht, ihre Mitarbeiter von Gewerk-
schaftsgründungen abzuhalten. Im
Dezember stimmten erstmals Mitarbei-
ter einer Starbucks-Filiale für eine
Gewerkschaft, seither kamen mehr als
ein Dutzend weiterer Standorte hinzu.
Bei Apple gibt es seit vergangenem
Jahr schon eine informelle innerbetrieb-
liche Protestgruppe mit dem Namen
„#AppleToo“, die Missstände im Unter-
nehmen anprangert. Sie hat ein „hartnä-
ckiges Muster“ an Ungleichbehandlung
beklagt, das sich in Rassismus, Sexismus
und anderen Formen der Diskriminie-
rung äußere. lid.
spreche den vereinbarten Leasingraten.
Der BGH widersprach damit der
Ansicht, der Wert der Nutzung sei mit
dem Wertverlust des Fahrzeugs wäh-
rend der Leasingzeit gleichzusetzen.
Urteile vom 21. April 2022 – VII ZR
247/21, VII ZR 285/21). gel.
Covestro trotzt Kostendruck
Der Kunststoffkonzern Covestro erwartet,
dass die Energiekosten in diesem Jahr um
700 bis 900 Millionen Euro steigen könn-
ten. Das teilte das Unternehmen auf seiner
Hauptversammlung mit. Zuvor war Coves-
tro von einem Anstieg der Kosten von 1
Milliarde auf 1,5 Milliarden Euro ausge-
gangen. Der Dax-Konzern ist jedoch
zuversichtlich, die Teuerung aufgrund stei-
gender Nachfrage durch höhere Preise an
Kunden weitergeben zu können. Das sei
im vergangenen Jahr auch gelungen. joja.
FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG
Luxusriesen LVMH erhalten
Bernard Arnault muss seinen Thron bei
LVMH so schnell nicht räumen. Auf der
Hauptversammlung in Paris stimmten
die Aktionäre des weltgrößten Luxusgü-
terkonzerns am Donnerstag mit knapp
82 Prozent für seinen Antrag auf Ände-
rung des Unternehmensstatuts, das
Höchstalter des Vorstandsvorsitzenden
von 75 auf 80 Jahre zu erhöhen. Arnault,
der im März 73 Jahre alt geworden ist,
steht dem Konzern seit dem Jahr 1989
vor. Mit seiner Familienholding – einige
seiner fünf Kinder hat er mit verantwort-
lichen Positionen bedacht – ist er
zugleich größter Aktionär von LVMH,
einem Luxusgüterimperium mit 75 Mar-
ken. Dazu zählen Modehäuser wie Louis
Vuitton und Bulgari und Spirituosenher-
steller wie Moët & Chandon und Dom
Perignon. In Deutschland erwarb
Arnault zuletzt den Kofferhersteller
Schuhbeck in
Finanznot
Die finanziellen Schwierigkeiten des
Münchner Sternekochs Alfons
Schuhbeck sind offenbar größer als
bisher bekannt. Knapp ein Jahr nach
der Insolvenz sollen sich die Forde-
rungen auf rund 14 Millionen Euro
belaufen. Neben Ansprüchen exter-
ner Gläubiger machen nach Infor-
mationen des Magazins „Stern“ ver-
schiedene Schuhbeck-Firmen gegen-
seitig Forderungen geltend.
Der 72 Jahre alte Schuhbeck hatte
im vergangenen Sommer Insolvenz
angemeldet und als Grund die Coro-
na-Pandemie angegeben. „Nachdem
die vollmundig angekündigten
Staatshilfen bei mir bis heute ausge-
blieben sind, muss ich für meine
Betriebe Insolvenz anmelden“, hieß
es seinerzeit in einer Mitteilung, die
überschrieben war mit „Das nächste
Corona-Opfer“.
Unterlagen aus der Insolvenzver-
waltung zeigten nun, dass die Pleite
nicht allein auf Corona zurückge-
führt werden könne. So soll der
Insolvenzverwalter in einem Bericht
zu Schuhbecks Partyservice bereits
für frühere Jahre die Buchführung
bemängelt haben: Das „Buchwerk“
der Sparte sei schon für die Jahre
2016 und 2017 „höchst zweifelhaft,
unvollständig und nicht ausreichend
belastbar“, heißt es.
Schuhbeck, im Nebenberuf Mann-
schaftskoch des Rekordmeisters FC
Bayern München, hatte zwei Restau-
rants in Münchens Altstadt betrie-
ben, dazu eine Bar, eine Kochschule,
einen Cateringservice, einen
Gewürzhandel sowie eine Eisdiele.
Im vergangenen Herbst hatten eine
Investorengruppe und Schuhbecks
Sohn Teile davon übernommen.
Gegen Schuhbeck läuft obendrein
noch ein Steuerverfahren. hpe.
Nidecs Gründer greift ein
Nach weniger als einem Jahr ist der
Gründer und größte Aktionär wieder
da. In einer unerwarteten Wendung hat
am Donnerstag der 77 Jahre alte Shige-
nobu Nagamori die Leitung des japani-
schen Unternehmens Nidec wieder
übernommen. Das Unternehmen
degradierte den bisherigen CEO Jun
Seki zum Chef des operativen
Geschäfts. Nagamori, der in Japan
einen Ruf als exzentrischer und erfolg-
reicher Unternehmensgründer genießt,
hatte den früheren Nissan-Manager
Seki erst im vergangenen Sommer zu
seinem Nachfolger als Unternehmens-
chef berufen. Nidec ist einer der größ-
ten Hersteller von Elektromotoren auf
der Welt und hat ambitionierte Pläne,
das Unternehmen mit seinem eigenen
Elektromotor E-Axles als wichtigen
Zulieferer in der Automobilbranche zu
etablieren.
Seki, der als Teil einer Dreierspitze
eigentlich Nissan aus den Schwierig-
keiten nach dem Rauswurf des frühe-
ren Chefs Carlos Ghosn hatte heraus-
führen sollen, war 2020 von Nagamori
Manfred Bischoff 80 Jahre
Manfred Bischoff war Mitte 30, hatte sei-
ne Promotion in der Tasche, arbeitete als
wissenschaftlicher Assistent an der Uni
in Heidelberg, und es deutete wenig
darauf hin, dass er eine steile Manager-
karriere in der deutschen Industrie vor
sich haben würde. Dann trat der aus pie-
tistischem Elternhaus stammende
gebürtige Calwer 1976 – zeitgleich mit
Dieter Zetsche – in den Daimler-Benz-
Konzern ein und stieg schnell auf.
Gemeinsam kümmerten sie sich um das
Modell, das als G-Klasse zum Verkaufs-
schlager wurde. Ende der 1980er Jahre
zog er in den Vorstand der Deutschen
Aerospace ein, in der Daimler damals
Rimowa und den Schuhfabrikanten Bir-
kenstock. Zudem besitzt er große Anteile
an führenden französischen Medien wie
„Les Échos“, „Challenges“ und „Le Pari-
sien“. Geboren in der nordfranzösischen
Industriestadt Roubaix und ausgebildet
an der französischen Elitehochschule
Polytechnique, hat Arnault aus LVMH
mit strategischem Geschick, aber auch
knallharter Geschäftspolitik Frankreichs
wertvollstes Unternehmen geformt. An
der Börse ist es rund 330 Milliarden Euro
wert. „Sie sind Teil eines Familienunter-
nehmens, das langfristig denkt“, sagte
Arnault am Donnerstag in Richtung der
Aktionäre, die er dieses Jahr mit 10 Euro
je Anteilsschein bedenkt. Das Magazin
„Forbes“ schätzt das Vermögen des
LVMH-Herrschers auf rund 150 Milliar-
den Euro, was ihn zum drittreichsten
Menschen der Welt macht. niza.
Minister von
Weizsäcker
Im kleinen Saarland wird ein Mann
mit großem Namen der Minister für
Finanzen und Wissenschaft: Jakob von
Weizsäcker übernimmt das Amt im
Kabinett, das die künftige SPD-Minis-
terpräsidentin Anke Rehlinger am
Donnerstag präsentiert hat. Die
Sozialdemokraten hatten bei der
Landtagswahl Mitte März die absolute
Mehrheit der Sitze errungen und stel-
len folglich alle Ministerinnen und
Minister.
Die Berufung Jakob von Weizsä-
ckers kommt überraschend – sie fügt
sich aber durchaus nahtlos in die
Biographie des 52-Jährigen ein, der
in der Vergangenheit vor allem an
den Verbindungsstellen von Politik
und Wissenschaft gearbeitet hat.
Einer breiteren Öffentlichkeit ist er
als Chefökonom des damaligen Bun-
desfinanzministers Olaf Scholz
(SPD) bekannt, in dessen Ministe-
rium er von 2019 an die Grundsatz-
abteilung geleitet hat. Der neue
Finanzminister Christian Lindner
hatte dann schnell deutlich gemacht,
dass er sich künftig vor allem vom
Freiburger Forscher Lars Feld bera-
ten lassen will, weshalb von Weizsä-
ckers Zeit in Berlin endete.
Der Großneffe des früheren Bun-
despräsidenten hatte zuvor sowohl
als Ökonom in der Wissenschaft
gearbeitet als auch als SPD-Abgeord-
neter im Europaparlament. Von
Weizsäcker ist ein Verfechter der EU.
Er verteidigt beispielsweise eine
gemeinsame EU-Arbeitslosenversi-
cherung und gilt als einer der geisti-
gen Väter von gemeinsamen europäi-
schen Anleihen. Im Saarland, einem
vom Strukturwandel stark geprägten
Bundesland, warten nun ganz andere,
aber nicht weniger knifflige Heraus-
forderungen auf ihn. jpen.
als designierter Nachfolger zu Nidec
geholt worden und 2021 zum Chef auf-
gestiegen. Doch der Aktienkurs des
Unternehmens sank im vergangenen
Jahr um rund ein Drittel. Das rief den
Vorsitzenden Nagamori auf den Plan,
der Nidec 1973 gegründet hatte und 8,4
Prozent der Aktien hält. Er habe täg-
lich auf den Aktienkurs geschaut und
gedacht, das sei unmöglich, sagte
Nagamori vor Journalisten und Inves-
toren. Der Gründer will die Unterneh-
mensleitung nur temporär überneh-
men. Er erwarte, dass Seki in drei Jah-
ren die Führungsposition verdiene,
sagte Nagamori. Seki erklärte, die Ent-
scheidung sei schwer zu schlucken.
Letztlich gehe es im Management aber
um Ergebnisse.
Das in Kyoto ansässige Unterneh-
men meldete für das im März beende-
te Fiskaljahr ein Plus des operativen
Gewinns um 7,2 Prozent auf 171,5
Milliarden Yen (1,2 Milliarden Euro).
Der Umsatz stieg um 19 Prozent auf
1,9 Billionen Yen (13,7 Milliarden
Euro). pwe.
sein Luft- und Raumfahrtgeschäft bün-
delte, übernahm 1995 den Vorsitz und
zog in den Daimler-Konzernvorstand
ein. Später war er einer der Gründervä-
ter von EADS, aus dem dann der Airbus-
Konzern hervorging. Seitdem war nie-
mand so lang so eng an den vielen Fusio-
nen und Aufspaltungen beteiligt, die den
Konzern mit dem Stern prägten. Er saß
im Vorstand, als Daimler und Chrysler
fusionierten. Er war Aufsichtsratschef,
als sie sich wieder trennten, und war es
gerade noch, als Daimler ankündigte,
sein Lastwagen- und Autogeschäft
getrennt zu führen. Manfred Bischoff
wird an diesem Freitag 80 Jahre alt. guth.
F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG Unternehmen FR EITAG , 22. APR IL 2022 · NR. 9 3 · SE I T E 2 1

Sartorius auf Nestlé erhöht die Preise und

dem Weg zur wächst stärker als erwartet
Normalität Nahrungsmittelkonzern hilft in der Ukraine
rit. ZÜRICH. Der Schweizer Nah- In den veröffentlichten Zahlen sind
tih. FRANKFURT. Mit Kurszuwäch- rungsmittelriese Nestlé gibt die gestie- keine Umsätze aus Russland enthalten.
sen von zeitweise bis zu 6 Prozent genen Kosten für Rohstoffe, Verpa- Nach Kriegsbeginn hatte Nestlé
haben Anleger auf die Quartalszahlen ckung, Energie und Transport über zunächst nur das Import- und Export-
des Pharmazulieferers und Laboraus- Preiserhöhungen an die Kunden weiter. geschäft mit Russland ausgesetzt. Doch
rüsters Sartorius reagiert. Das Dax- So gelang es, den Umsatz im ersten nachdem die Kritik immer lauter wur-
Mitglied berichtete am Donnerstag Quartal 2022 um 5,4 Prozent auf 22,2 de, stoppte der Konzern die Produktion
von einem guten Start in das Jahr Milliarden Franken zu erhöhen. Das der meisten Produkte und nahm Mar-
2022. „Wir haben unseren Wachstums- organische Wachstum betrug sogar 7,6 ken wie Kitkat und Nesquik aus den
kurs in beiden Sparten fortgesetzt“, Prozent. Damit übertrafen die Schwei- Regalen. Aktuell stellt Nestlé in Russ-
sagte der Vorstandsvorsitzende Joa- zer die Erwartungen der Analysten. land nur noch lebenswichtige Nah-
chim Kreuzburg. Gleichzeitig habe Dem Wachstum lagen Preiserhöhun- rungsmittel bereit. Etwaige Gewinne
sich die durch die Corona-Pandemie gen von 5,2 Prozent zugrunde, wie der spenden die Schweizer nach eigenen
getriebene Nachfrage normalisiert. Konzern in dem am Donnerstag veröf- Angaben an Organisationen, die huma-
Die Gewinnmarge sei trotz steigender fentlichten Zwischenbericht schreibt. nitäre Hilfe in der Ukraine leisten.
Kosten für Logistik und Material sowie Nestlé ist es gelungen, die Preise von Nestlé beschäftigte zuletzt 7000 Mit-
negativer Währungseinflüsse noch- Quartal zu Quartal stärker anzuheben. arbeiter in sechs Fabriken in Russland.
mals etwas gestiegen. Kreuzburg Nach Angaben von Vorstandschef Ulf In der Ukraine sorge Nestlé als eines
bestätigte die Prognose für das Mark Schneider hat dies die Nachfrage der wenigen Unternehmen dafür, dass
Gesamtjahr. Er stellte zugleich klar, insgesamt nicht beeinträchtigt. Da die die Regale in den Geschäften weiterhin
dass der Konzern mit Blick auf die Kosteninflation weiter kräftig steige, gefüllt blieben, schreibt der Konzern.
Inflation höhere Preise anpeilt. plane man im Verlauf des Jahres weite- Während das Werk im Westen des Lan-
Das Göttinger Unternehmen re Preisanpassungen, erklärte Schnei- des größtenteils weiterlaufe, habe man
erhöhte seinen Umsatz im ersten der. Er bekräftigte, dass der Umsatz im den Betrieb in Charkiw aufgrund hefti-
Quartal auf Basis konstanter Wechsel- Gesamtjahr um 5 Prozent wachsen und ger Bombardierungen einstellen müs-
kurse im Vorjahresvergleich um gut Weitere Schiffe sollen folgen: Die Korvette „Köln“ liegt vor ihrer Taufe am Ausrüstungskai der Werft Blohm+Voss. Foto dpa dass die operative Umsatzrendite zwi- sen. Das Vertriebszentrum in Charkiw
25 Prozent – nominal um fast 30 Pro- schen 17 und 17,5 Prozent landen soll. sei in ein Spendenzentrum umgewan-
zent – auf rund 1,025 Milliarden Euro. Zur Ertragslage im ersten Quartal delt worden. Bis heute habe man mehr
Der operative Gewinn (Ebitda) legte
um mehr als 32 Prozent auf 349 Mil-
lionen Euro zu, der Konzernnettoge-
winn um 37,5 Prozent auf 167 Millio-
Eine neue Korvette als Symbol äußert sich der Konzern im Zwischen-
bericht nicht.
als 40 Millionen Nahrungsmittelportio-
nen und Getränke verteilt.

nen Euro. Branchenexperten zeigten

sich von den Quartalszahlen positiv
überrascht. Abseits der pandemiebe- Die Taufe der „Köln“
tin fungierte. Als „dringend benötigte Stär-
kung der Marine“ bezeichnete Marine-
Über diese Kooperation hinaus wäre
eine echte Konsolidierung unter den
Winterkorn ABB vor Aus
dingten Effekte sei das Geschäft der
Biotechnologiesparte noch stärker wirft die Frage nach inspekteur Jan Christian Kaack die Korvet-
te: „Klar zum intensiven Gefecht, wie
deutschen Marinewerften sinnvoll, sagte
NVL-Chef Wagner der F.A.Z. – damit
im Fokus in Russland
gewachsen als erwartet, schrieb Ana-
lyst Odysseas Manesiotis von der Pri-
neuen Bestellungen gemacht für die derzeitige sicherheitspoli-
tische Situation.“ Mit 89 Meter Länge ist
man wettbewerbsfähig sei gegenüber den
Staatsunternehmen der europäischen Reuters. HAMBURG. Ex-Volkswa- rit. ZÜRICH. Der Schweizer Indus-
vatbank Berenberg. für die Marine auf. eine Korvette kleiner als eine Fregatte und Nachbarländer. „Wir sind zu Gesprächen gen-Chef Martin Winterkorn muss triekonzern ABB stellt sich auf einen
Gegen mögliche Engpässe mit damit schneller und wendiger. Die kurz- bereit“, sagte Wagner. sich im Dieselskandal möglicherwei- vollständigen Rückzug aus Russland
Blick auf russisches Gas infolge des
Ukrainekriegs sieht sich Kreuzburg
Von Susanne Preuß, fristige Umsteuerung der Korvette Erfurt
nach Beginn des Ukrainekriegs zur Stär-
Der Plan, 15 Korvetten zu bauen, geht
letztlich auf ein Konzept aus Mitte der
se doch vor Gericht wegen möglicher
Verstöße gegen das Wertpapierhan-
ein. Man nehme keine Aufträge
mehr an und habe die Mitarbeiter
„relativ gut gerüstet“. Bis zum Ende Hamburg kung der NATO-Nordflanke habe die 90er-Jahre zurück. Der Beschaffungsver- delsgesetz verantworten. Das Ober- nach Hause geschickt, sagte Vor-
des Monats sei man so aufgestellt, Reaktionsfähigkeit der deutschen Marine trag für die ersten fünf Korvetten wurde landesgericht Braunschweig ent- standschef Björn Rosengren in einer
dass man Gas-Alternativen wie Öl gezeigt, gab Simtje Möller, Parlamentari- 2001 geschlossen. Der Auftrag für die schied, dass das Landgericht das Ver- Telefonkonferenz mit Journalisten.

nutzen könne, vor allem für die
industrielle Prozesswärme. Kriti-
scher bewertete Kreuzburg die Lage
von Zulieferern, etwa aus der chemi-
schen Industrie, die stark von Gaslie-
ferungen abhängig ist. Schon jetzt
hätten sich die Lieferzeiten für Vor-
produkte wie Kunststoffgranulate
und Silikone verlängert. Sartorius
gehört zu den Marktführern bei
Laborwaagen, Pipetten und anderen
Verbrauchsartikeln für Labore und
bietet Technologien für die Herstel-
lung von Biopharmazeutika und
Impfstoffen an.
FIRMENINDEX SEITE
ABB.......................................................21
Airbus.................................................20
D
sche Staatssekretärin im Verteidigungsmi- jetzt in Arbeit befindlichen fünf Boote fahren gegen Winterkorn womöglich Aus vertragsrechtlichen Gründen
ie Taufe eines Kriegsschiffs – so nisterium, zu bedenken. wurde 2017 erteilt. Die Kiellegung, also zu Unrecht nicht wieder aufnehmen arbeite ABB lediglich noch einige
etwas hat die deutsche Marine Geht es nach den Werften, sollte der der Baubeginn, der letzten Korvette war wolle. Es wies das Gericht an, neu wenige alte Aufträge ab. Im Sommer
lang nicht mehr erlebt. Solche nächste Auftrag der Bundeswehr mög- vor wenigen Wochen. Bis dieses Boot in über den Antrag der Staatsanwalt- werde man dann über das weitere
feierlichen Ereignisse wird es lichst bald erteilt werden. „Wir sind gut in Dienst gestellt werde, dauere es voraus- schaft zu entscheiden. Das Landge- Vorgehen entscheiden. ABB beschäf-
aber wieder häufiger geben. Mit der Kor- Übung, jeder Griff sitzt, die Abstimmung sichtlich bis Ende des Jahres 2026, sagte richt hatte im Januar 2021 geurteilt, tigt 750 Mitarbeiter an zwei Standor-
vette „Köln“ bei Blohm+Voss in Hamburg steht“, sagte Tim Wagner, Chef der NVL- Wagner. „Wir sind mit den Plattformen das Verfahren gegen Winterkorn ten in Russland. Rosengren deutete
ist das erste von fünf dieser Boote getauft Gruppe, ehemals Lürssen Defence, in im Zeitplan. Aber wir haben Nacharbei- wegen einer ihm drohenden erheb- an, dass die Werke wohl geschlossen
worden, die aktuell bei einer Arbeitsge- seiner Festansprache und ergänzte später ten bei der IT-Sicherheit.“ Der Auftrag lich höheren Strafe in dem auch in werden. Russland habe zuletzt ein bis
meinschaft deutscher Marinewerften in gegenüber Journalisten: „Ich gehe davon umfasst nicht nur Konstruktion und Bau Braunschweig laufenden Betrugspro- 1,5 Prozent zum Konzernumsatz bei-
Arbeit sind. „Die Korvette Köln wird unse- aus, dass eine Entscheidung zeitnah der Boote, sondern auch weitere Leistun- zess um die Dieselmanipulation ein- getragen. Weitaus bedeutender ist
ren Lebensstil und unsere Werte, das Terri- gefällt wird.“ Neben NVL sind TKMS gen, wie beispielsweise die Ausbildung zustellen. Diese Erwartung habe sich für ABB das Geschäft in China. Dort
torium unseres Landes und unser Bündnis (Thyssen-Krupp Marine Systems) und der Besatzung. Das Auftragsvolumen jedoch nicht erfüllt, da das Verfahren droht das Unternehmen vom stren-
schützen“, sagte Henriette Reker, die Ober- GNYK (German Naval Yards Kiel) an der bezifferte NVL-Chef Wagner auf 2 Mil- gegen Winterkorn in dem Strafpro- gen Covid-19-Lockdown getroffen zu
bürgermeisterin von Köln, die als Taufpa- Arbeitsgemeinschaft beteiligt. liarden Euro. zess wegen dessen Gesundheitszu- werden. Lieferunterbrechungen in
stand abgetrennt wurde. Neben dem der Region Schanghai könnten den
Betrugsprozess läuft seit 2018 ein Geschäftsverlauf im zweiten Quartal
Verfahren, bei dem es um Forderun- beeinträchtigen, sagte Rosengren.
Amazon....................................20, 23 Curevac.............................................20 Google...............................................22 Microsoft.........................................23 Spotify...............................................23 gen von Anlegern in Milliardenhöhe Angesichts prall gefüllter Auftrags-
Apple.................................20, 22, 23 Daimler.............................................20 Gröner...............................................20 Nestlé.........................................21, 22 Starbucks........................................20 geht. Sie werfen Volkswagen vor, die bücher geht der Schwede aber vorerst
BASF....................................................25 Delivery Hero...............................23 Immofinanz...................................20 Netflix................................................23 Tesla.....................................................22 Informationen über den Abgasskan- weiterhin davon aus, den Umsatz in
Blohm+Voss..................................21 Deutschen Bahn........................20 Linkedin...........................................23 Nidec...................................................20 Twitter...............................................22 dal lange geheim gehalten zu haben diesem Jahr um mehr als 5 Prozent
Continental...................................22 Etsy.......................................................23 Lukoil..................................................17 Pinterest..........................................23 Volkswagen...........................20,21 und ihnen dadurch einen Wertverlust zu erhöhen und die Profitabilität zu
Covestro...........................................20 Glaxo-Smith-Kline...................20 LVMH..................................................20 Sartorius..........................................21 Zoom..................................................23 ihrer Aktien eingebrockt zu haben. verbessern.

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Messwerte und Prognosen Heute Vorhersagekarten für heute, 1025 12 St. Petersburg EUROPA Do. Fr. Sa. So.
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Nordeuropa und einem Tief,
4 Rostock 1020 11 Palermo 22° b 20° h 23° s 24° w
Aachen 13° h 15° b 16° h 13° R -9° bis -6° 17 Paris 16° h 19° h 20° Rs 17° b
Arkona 9° b 8° s 9° h 7° b welches von Portugal bis zum -5° bis -1° Hamburg Dublin 1015 Prag 9° b 14° b 14° h 13° Rs
0° bis 4° Hamburg Kiew
Berlin 10° b 15° b 17° w 16° b Balkan reicht, herrscht bei uns 5° bis 9° 17 4
12 London 1010 17 15 12
Riga 14° s 15° h 15° b 8° R
Bremen 11 Rom 16° R 19° b 21° h 21° h
Bremen 13° w 17° h 17° h 14° b weiterhin eine östliche Strömung. 10° bis 14° 15 17 Frankfurt Berlin Warschau Sofia 8° w 17° w 18° Rs 22° s
Brocken 4° R 3° N 6° h 4° w Mit ihr gelangen allmählich 15° bis 19° Berlin 18 1005
20° bis 24° 16 19 Wien Stockholm 11° s 15° s 11° h 10° s
Cottbus 9° b 12° b 16° w 14° R immer feuchtere Luftmassen Hannover 15 Paris 1000 16 St.Petersbg. 10° s 14° s 6° b 8° b
25° bis 29° Magdeburg 11
München 10 Budapest
Cuxhaven 13° w 15° s 14° h 12° h Varna Venedig 13° b 15° R 16° b 17° Rs
Dresden 8° b 12° R 15° w 12° R nach Deutschland. Trotzdem ist von 30° an 20 Mailand 19 1015 Warschau 9° b 12° w 13° w 16° b
12 Bordeaux 14
Düsseldorf 15° w 17° b 17° b 14° R der Gesamteindruck in einigen Kalt-
front Essen
17
4 Leipzig 12 T 21 18 19 18 T 22 Wien 12° h 10° R 15° w 20° Rs
Erfurt 8° b 12° b 15° h 9° Rs Regionen noch frühlingshaft. Dresden Lissabon Madrid Nizza Dubrovnik Istanbul Zürich 13° s 18° s 17° b 17° Rs
Warm- 17 14 14 10 Barcelona Rom 1000 AFRIKA
Essen 14° w 17° w 17° w 13° R front Köln 4 21
Feldberg 5° s 7° h 7° w 5° Rs Berlin, Brandenburg, 1000
Malaga 23 Accra 30° Rs 32° w 32° h 32° Rs
Okklu- 18 12 1005
Palermo Athen Antalya Algier 15° Rs 22° h 23° w 20° s
Feldberg/Ts. 7° b 10° w 11° w 7° R Sachsen-Anhalt, Thüringen, sion 4 Frankfurt
21 17 Algier Tunis Casabl. 16° s 20° w 19° s 19° w
20
Frankfurt 13° b 18° w 17° b 11° R Sachsen: Mal halten sich Wolken Hochdruck- Las Palmas 22 20 1010
Dakar 23° s 25° s 26° s 25° s
Freiburg 14° s 19° h 17° b 16° Rs mit etwas Regen oder Niesel, mal zentrum 18 20 18 Johannesb. 20° s 20° R 21° R 21° s
Garmisch 12° h 15° w 17° Rs 11° Rs kommt ganz gut die Sonne durch. Tiefdruck-
Saarbrücken Nürnberg Kairo 23° s 28° h 31° h 32° s
Greifswald 10° w 13° h 11° h 8° b zentrum 17 Reisewetter in Europa - Vorhersage für die nächsten Tage Kapstadt 19° h 20° h 19° h 16° h
Am freundlichsten ist es in Süd- Warmluft- Stuttgart Lagos 29° h 30° s 29° b 30° s
Gr. Arber 1° b 11° h 11° h 9° R 4
Hamburg 14° h 17° h 16° w 13° w thüringen. Bei böigem Ostwind zufuhr Österreich, Schweiz: Heute Sonnige und wolkige Phasen. Nairobi 23° Rs 25° w 24° w 24° w
liegen die Nachmittagswerte Kaltluft- 3 16 Tunis 14° R 20° h 30° s 24° s
Hannover 10° w 16° b 17° h 14° b zufuhr 19 München in der Schweiz meist sonnig. Weitere Schauer und kräftiger NORDAMERIKA
Helgoland 10° w 11° s 11° s 10° s zwischen 12 und 15 Grad. Kaltluft Freiburg Sonst generell wechselnd bis Wind. 16 bis 22 Grad. Chicago 18° h 14° R 26° w 19° R
Hof 7° b 12° b 13° s 9° R in der Höhe, 2 stark bewölkt, zeitweise Regen, Italien, Malta: Unbeständig Houston 30° s 29° s 29° h 29° b
Kahler Asten 7° b 10° b 12° w 8° R Bremen, Niedersachsen, Erwärmung www.wetter.com Los Angeles 18° s 20° h 21° s 29° s
Hamburg, Schleswig-Hol- am Boden Quelle: wetter.com GmbH am Wochenende auch einzelne mit Regen und Gewittern, Miami 27° w 27° w 28° w 28° w
Karlsruhe 14° w 19° h 19° b 16° b
Kassel 10° b 14° b 16° h 12° R stein, Mecklenburg-Vorpom- Gewitter. 7 bis 20 Grad. Schwerpunkt am Wochenende Montreal 9° R 13° h 11° h 12° w
Köln 15° h 17° b 17° b 14° R mern: Im Küstenumfeld ist es Aussichten Biowetter, Pollenflug Frankreich, Benelux: Heute in Norditalien. Nach Süden hin New York 13° b 18° s 13° b 19° s
S. Francisco 14° R 16° w 19° h 20° h
Konstanz 14° s 17° h 18° b 17° h am sonnigsten. Sonst verdecken häufig Sonne. Am Wochenende dann sonniger. 13 bis 27 Grad. Toronto 10° b 13° h 11° w 20° h
Leipzig 8° w 12° w 15° h 12° R
manchmal kompakte Wolken Der Samstag wird im Norden Bei manchen wetterfühligen in Frankreich viele Wolken, zeit- Großbritannien, Irland: Teils Washington 17° b 24° w 21° b 27° h
Lübeck 11° w 13° h 13° h 11° w
die Sonne. Rund um Harz und und Osten recht sonnig. Im Menschen machen sich wegen weise Regen. In Benelux meist Sonne, vor allem nach Süden hin LATEINAMERIKA
Magdeburg 10° b 15° b 16° w 15° R Westen und Süden ist es des abnehmenden Hochdruck- Bogota 14° R 17° w 18° Rs 18° G
Weserbergland fallen einzelne trocken. 12 bis 20 Grad. dichtere Wolken und hier örtlich B.Aires 19° s 17° h 22° s 24° s
Mannheim 14° w 20° b 20° b 14° b wolkiger mit lokalen Schauern. einflusses so langsam einige
München 12° s 16° w 16° b 13° b Regentropfen. Die Temperaturen Griechenland, Türkei, Zypern: Regen. 9 bis 17 Grad. Caracas 26° b 28° s 27° s 28° s
Die Höchsttemperaturen liegen Beschwerden bemerkbar. Der Überwiegend sonnig bei Werten Skandinavien: Weiterhin meist Lima 21° h 22° h 22° h 22° h

Wir analysieren erreichen 13 bis 17 Grad, auf den

Norderney 12° s 13° s 12° s 10° s Mexiko-St. 24° Sr 23° R 25° Sr 26° h
Nürnberg 11° w 18° w 17° w 11° R Inseln bleibt es kühler. In Böen zwischen 9 Grad auf Rügen nächtliche Tief kann beeinträch- zwischen 17 und 30 Grad. sonnig. Von Nordnorwegen bis R.d. Janeiro 26° h 32° s 34° h 31° h
Oberstdorf 11° s 14° w 15° b 12° b weht starker Nordostwind. und 20 Grad am Oberrhein. Am tigt sein. Außerdem sind nervö- Spanien, Portugal: Viele Wol- Finnland örtlich etwas Regen Sant.(Ch.) 16° w 20° w 21° h 17° w

Märkte, Unternehmen, Osnabrück 12° w 16° h 16° h 14° b

Passau
Rostock
10° b 16° b 17° h 13° Rs
8° b 14° h 12° h 10° b
Nordrhein-Westfalen,
Sonntag gibt es mehr Wolken
als Sonne, vor allem in der Mitte
se Unruhe und Kopfschmerzen
möglich. Birken-, Buchen- und
ken, weitere kräftige Regenfälle
und recht windig. Am Sonntag
oder Schnee. 4 bis 20 Grad.
Polen, Tschechien, Slowakei:
NAHER OSTEN
Ankara
Antalya
13° h 21° s 25° h
19° s 23° s 25° h
25° s
26° s
Hessen, Rheinland-Pfalz, und im Süden ziehen Regenfälle Eschenpollen fliegen regional freundlicher. 8 bis 22 Grad. Wolken, gelegentlich Regen, da-
Produkte und Trends. Saarbrücken 14° s 18° h 18° b 14° b Bagdad 29° s 33° s 35° h 24° Rs
Stuttgart 14° h 17° w 17° b 14° b
Saarland: Dichte Wolken und und einzelne Gewitter durch. stark, sonst schwach bis mäßig. Balearen, Sardinien, Korsika: zwischen Sonne. 9 bis 23 Grad. Dubai 30° s 34° s 34° s 36° s
sonnige Phasen wechseln sich ab. Riad 39° h 37° h 36° h 35° h
Sylt 15° s 15° s 13° h 11° w Teheran 26° w 28° s 28° h 28° h
Trier 15° h 18° w 18° b 11° R In Ostwestfalen und Nordhessen
Zugspitze -5° s -2° S -2° S -5° S ist geringer Regen möglich. Die NORDAMERIKA ASIEN Städtewetter im Ausland Tel Aviv
ASIEN
19° s 22° w 22° h 22° h

s: sonnig, h: heiter, w: wolkig, b: bedeckt, G: Gewit- Temperaturen steigen bei böigem Bangkok 32° h 33° h 35° s 35° s
12 1020 1025 1020 1010 Peking Seoul 1010 Tokio EUROPA Do. Fr. Sa. So. Do. Fr. Sa. So. Hongkong 26° w 28° Rs 29° G 29° Rs
ter, N: Nebel, R: Regen, Rs: Regenschauer, Sr: Sprüh- Ostwind auf 14 bis 20 Grad. Vancouver 1030
T 22 21.4. 22.4. 23.4. 24.4. 21.4. 22.4. 23.4. 24.4. Jakarta 29° w 31° w 31° w 31° w
regen, S: Schnee, SR: Schneeregen, Ss: Schnee-
schauer, –: keine Mitteilung. Alle Tabellen zeigen Baden-Württemberg und 1010
1015
H 24
Xian 29
19 25 Amsterdam 14° s 18° h 17° s 14° h Kiew 6° R 11° R 15° b 16° h Manila 32° w 34° w 34° h 34° h
13 Toronto
als Prognose die Tages-Höchsttemperatur, als
Bayern: Teils scheint längere
1015 1005
26 14 New York T Schanghai Athen 19° s 21° s 22° s 24° s Kopenhagen 11° s 14° s 13° b 10° R Neu-Delhi 36° w 39° h 40° s 41° s

F.A.Z.-Research:
gestrigen Wert die Messung mittags Ortszeit.
Zeit die Sonne, teils breiten sich
T Denver Chicago 18
1010
Hongkong Taipeh H Barcelona
Belgrad
13° R
13° w
21° h
22° h
16° Rs
19° w
22° w
25° Rs
Las Palmas 18° b
Lissabon 15° b
21° w
14° Rs
19° Rs
18° h
21° h
18° h
Peking
Seoul
23° w 22° h 26° w
21° s 19° w 25° s
28° w
24° s
1010 Washington 28 30
Ihr Partner für Information und Content Los Angeles 1030 24
Bozen 14° h 20° b 18° Rs 17° b Ljubljana 13° b 12° R 15° b 16° b Schanghai 22° s 29° h 19° R 26° s
Sonne & Mond Wolken aus. Ab dem Nachmittag 20
1015
Brüssel 15° s 16° b 18° h 16° b London 17° s 17° w 16° h 16° h Singapur 30° G 32° G 32° G 31° G
faz-research.de · (069) 7591-2200 kann es in Alpennähe und im 29 Miami 33 30 Manila Budapest 15° b 11° R 16° b 18° R Madrid 11° w 10° R 12° b 16° h Taipeh 25° b 30° w 31° w 31° w
06:17/20:30 02:52/10:11 Houston 1025 27
faz-research@faz.de Bayerischen Wald leicht regnen. 1015 Bangkok Saigon 34 Bukarest 13° w 16° b 21° b 22° h Mailand 14° b 19° w 15° R 16° Rs Tokio 18° h 25° s 24° h 20° h
Mexiko-St. 1020 Dublin 11° h 12° b 13° w 12° h Malaga 18° s 17° Rs 19° w 22° h AUSTRALIEN und NEUSEELAND
Auf- und Untergang in Mitteleuro- Bei 12 bis 20 Grad weht schwa- 28 1010

päischer Sommerzeit (MESZ) für cher bis mäßiger und bisweilen 23

Havanna
32 Kuala Lumpur 1010 T Dubrovnik 14° R
Helsinki 9° s
18° G
12° s
18° s
8° w
19° Rs
9° h
Mallorca
Moskau
16° b
7° R
20° s
11° b
17° R
15° w
19° s
15° R
Melbourne 16° b 16° h 16° b
Sydney 22° h 20° b 20° w
17° s
20° h
Frankfurt/Main. böiger Nordostwind.
1015
32 Singapur Istanbul 12° s 22° s 21° s 22° s Neapel 19° R 15° G 18° h 18° h Wellington 19° b 16° w 14° s 16° s

SONNE & MEER

Fernreisen: Marokko, Algerien, Tunesien: In Ma-
rokko örtlich wolkig mit Schauern. Sonst viel Sonnen-
schein. Zwischen 19 und 36 Grad. Israel, Ägypten:
In Mittelmeernähe vorübergehend ein paar Wolken. In
den anderen Regionen oft sonnig. Höchsttemperatu-
ren: 20 bis 42 Grad. Kenia, Tansania: Mischung aus
Sonne und Quellwolken mit teils kräftigen Gewitter-
güssen. 21 bis 36 Grad. Südafrika: Besonders in den
östlichen und südlichen Landesteilen einige Schauer
oder Gewitter mit Unwetterpotenzial. Nach Westen
hin freundlicher. 13 bis 28 Grad. Vereinigte Staaten,
Kanada: Von West nach Ost ziehende Regenfälle und
Gewitter, in Teilen Kanadas frostig mit Schnee. Abseits
davon recht sonnig, besonders am Wochenende
in den Ost- und Südstaaten. Minus 12 bis plus 30
Grad. Karibik: Mal Sonne, mal dunkle Wolken und
Regengüsse oder Gewitter. 25 bis 32 Grad. Thailand:
Verbreitet strahlend sonnig, nur örtlich Schauer- oder
Gewitterneigung. 30 bis 41 Grad. Malediven, Sri Wassertemperaturen: Bodensee und Edersee 9 10 Grad. Ärmelkanal: 11 Grad. Franz. Atlantikküste:
Lanka: Gelegentlich Regen oder Gewitter, zwischen- Grad, Tegernsee 7 Grad, Steinhuder Meer 13 Grad. um 13 Grad. Madeira: 18 Grad. Kanaren: 18 bis 20
durch sonnige Abschnitte. 26 bis 34 Grad. Australien, Oberitalienische Seen 12 Grad. Deutsche Küsten: Grad. Westl. Mittelmeer: 15 bis 18 Grad, Adria: 12 bis
Neuseeland: In der Osthälfte Australiens gebiets- Nordsee 8 bis 11 Grad, Ostsee 8 Grad. Dänische Küsten: 15 Grad, Östl. Mittelmeer: 14 bis 18 Grad. Rotes Meer:
weise Regen und Gewitter. In den anderen Gebieten 8 Grad. Südliche Ostsee: 7 Grad, Zentrale Ostsee: 4 23 Grad. Vereinigte Staaten: Ostküste 6 bis 27 Grad,
überwiegend trocken und teils sonnig. 12 bis 40 Grad. Grad, Nördliche Ostsee: 1 Grad. Westfriesische Inseln: Westküste 9 bis 16 Grad. Golf von Mexiko: 23 Grad.

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SE ITE 2 2 · NR. 9 3
F R EITAG, 2 2 . A P RI L 2 0 2 2
Modell Y aus Grünheide: Im März wurde das Werk in Brandenburg eröffnet.
E Rekordgewinn für Tesla
lon Musk hat in den vergange-
nen Wochen vor allem mit sei-
nem Kaufangebot für Twitter
von sich reden gemacht. Der
von ihm geführte Autohersteller Tesla
rückte dabei etwas in den Hintergrund.
Auch nachdem Tesla jetzt zum wieder-
holten Mal einen Rekordgewinn gemel-
det hatte, lenkte Musk schnell mit weite-
ren Ankündigungen rund um seine
Twitter-Pläne davon ab. In einer Mittei-
lung an die Börsenaufsicht SEC schrieb
er, er habe Finanzierungszusagen in
Höhe von 46,5 Milliarden Dollar. Davon
entfallen 25,5 Milliarden Dollar auf Kre-
ditversprechen, die eine Gruppe von
Banken unter der Führung von Morgan
Stanley in einem Brief gemacht hat.
Neben Morgan Stanley wird darin eine
Reihe anderer prominenter Banken wie
Barclays, Bank of America oder BNP
Paribas genannt. Die verbleibenden 21
Milliarden Dollar will Musk selbst bei-
steuern.
Der Tesla-Chef hat vor rund einer
Woche ein Übernahmeangebot in Höhe
von rund 43 Milliarden Dollar für Twitter
abgegeben. Die Onlineplattform wehrt
sich bislang gegen den Kaufversuch. Sie hat
das Angebot zwar bisher nicht offiziell
abgelehnt, aber eine sogenannte „Giftpil-
le“ angekündigt, die das Vorhaben für den
Tesla-Chef erheblich teurer machen würde.
Musk schrieb jetzt in einer Mitteilung, er
erwäge, den Tesla-Aktionären direkt ein
Übernahmeangebot zu machen. Die Vor-
gänge um Twitter werfen auch Fragen auf,
die für Tesla relevant sind, etwa inwiefern
Musk seine Anteile an Twitter zur Finan-
Ausblick von Conti trübt sich ein
Druck in der Branche steigt / Dividende soll fließen
cmu. HAMBURG. Der Ukrainekrieg
und seine Folgen für Konjunktur, Lie-
ferketten und Rohstoffpreise lasten
schwer auf der Autoindustrie. Als eines
der ersten großen Unternehmen der
Branche kippt der Zulieferer Continen-
tal seine Prognose für das laufende Jahr
– sechs Wochen nachdem Konzernchef
Nikolai Setzer sie verkündet hatte.
Die operative Umsatzrendite vor
Zinsen und Steuern soll nun zwischen
4,7 und 5,7 Prozent liegen, je 0,8 Pro-
zentpunkte niedriger als zunächst
geplant. Die Umsatzerwartungen kon-
kretisiert der Konzern auf eine Spanne
zwischen 38,3 und 40,1 Milliarden
Euro. Da die Korrektur kleiner ist als
befürchtet, legte die Aktie am Don-
nerstag um rund 5 Prozent auf 69,68
Euro zu. Zuvor hatte Conti seit Jahres-
beginn gut ein Viertel des Börsenwerts
eingebüßt und zählt damit zu den größ-
ten Verlierern im Dax.
Unternehmen aus der Branche waren
in der Berichtssaison vor Wochen noch
unterschiedlich mit der Unsicherheit
umgegangen, die der damals gerade aus-
gebrochene Krieg für ihre Geschäftser-
wartungen bedeutet. Der Zulieferer
Schaeffler, dessen Eigentümerfamilie
auch Großaktionär von Conti ist, hatte
seine kurz vor der russischen Invasion
erstellte Geschäftsprognose zurückgezo-
gen. Einen neuen Ausblick gab das
Unternehmen nicht. Volkswagen, Mer-
cedes und BMW trauten sich hingegen
Vorhersagen zu, stellten diese allerdings
in der Regel unter den Vorbehalt, dass
die Krise nicht weitreichendere Folgen
hat, als damals absehbar war.
Auch Conti hatte seinen Ausblick ent-
sprechend eingeschränkt und tut dies
weiter, wie Setzer in einer vorab veröf-
fentlichten Rede für die Hauptversamm-
lung in der kommenden Woche deutlich
macht. „Weitere Störungen kann es
Der Autohersteller trotzt Engpässen in seinen Lieferketten. Elon Musk
meldet derweil Kreditzusagen für eine Twitter-Übernahme – und will selbst
21 Milliarden Dollar beisteuern. Von Roland Lindner, New York
zierung einer Twitter-Übernahme einset-
zen würde. In der Tat soll nach Angaben in
der SEC-Mitteilung ein Teil der von Ban-
ken zugesagten Kredite mit Tesla-Aktien
von Musk abgesichert werden.
Mit seinem Quartalsbericht lieferte Tes-
la jedenfalls gute Nachrichten, und der
Aktienkurs legte am Donnerstag zeitweise
um mehr als 8 Prozent zu. Insgesamt hat
Tesla für die ersten drei Monate einen Net-
togewinn von 3,3 Milliarden Dollar ausge-
wiesen. Damit wurde der bisherige Rekord
von 2,3 Milliarden Dollar aus dem Schluss-
quartal 2021 deutlich übertroffen. Der
Gewinn je Aktie von 3,22 Dollar war um
fast einen Dollar höher als von Analysten
erwartet. Der Umsatz stieg um 81 Prozent
auf 18,8 Milliarden Dollar. Tesla hat im ver-
gangenen Quartal rund 310 000 Autos aus-
geliefert und damit 68 Prozent mehr als im
Vorjahr. Dies gelang, obwohl das Unter-
nehmen ebenso wie viele seiner Wettbe-
werber unter Engpässen in seiner Liefer-
kette leidet. Nach eigener Aussage kann es
in seinen Werken seit mehreren Quartalen
geben“, heißt es darin. „Je nach Ausmaß
kann unser Umsatz niedriger ausfallen
als 2021. Auch unser Ergebnis. Das
betrifft alle Sektoren.“ Die Planung für
die Dividende bekräftigt Setzer hin-
gegen. Für das abgelaufene Jahr sollen
2,20 Euro je Aktie fließen, in Summe 440
Millionen Euro.
Wie zuvor auch wichtige Marktfor-
schungsinstitute senkt Conti seine
Erwartungen für die Branche im laufen-
den Jahr. Die globale Produktion von
Autos und leichten Nutzfahrzeugen dürf-
te demnach um 4 bis 6 Prozent zulegen.
Zunächst war der Dax-Konzern aus Han-
nover von 6 bis 9 Prozent ausgegangen.
Gleichzeitig schlagen höhere Kosten ins
Kontor, vor allem für ölbasierte Rohstof-
fe, aber auch für Energie und Transporte.
Besonders sichtbar wird das in der
Reifensparte und im Segment Contitech,
die beide stark auf Kautschuk und andere
Vorprodukte für die Gummiproduktion
angewiesen sind. Zusammen mit den
unverändert hohen Ausgaben in der
Automotive-Sparte, die Elektronik, Sen-
sorik und Software herstellt, summieren
sich die Mehrkosten in diesem Jahr auf
3,5 Milliarden Euro. Zunächst hatte Con-
ti mit 2,3 Milliarden Euro gerechnet.
Im ersten Quartal hat der Konzern
nach vorläufigen Zahlen den Umsatz auf
9,3 Milliarden Euro gesteigert, fast ein
Zehntel mehr als im Vorjahr, wobei das
Wachstum großenteils aus dem Reifen-
geschäft kam. Die Marge halbierte sich
hingegen nahezu auf 4,7 Prozent. Setzer
bekräftigt, das laufende Umbaupro-
gramm voranzutreiben. Für ein Drittel
der 23 000 Arbeitsplätze, die verändert,
verlagert oder abgebaut werden, seien
schon Pläne umgesetzt worden. Rücken-
wind verspricht er sich auch von Ver-
handlungen mit Partnern über die Preise.
Im Klartext: Abnehmer aus der Branche
sollen Preiserhöhungen akzeptieren.
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
Unternehmen
nicht mit voller Kapazität arbeiten, und
dies werde sich auch bis Ende des Jahres
fortsetzen. Zuletzt musste Tesla auch seine
Fabrik in Schanghai wegen Corona-Res-
triktionen vorübergehend schließen.
Finanzvorstand Zachary Kirkhorn sagte,
die Fertigung sei mittlerweile wieder in
begrenztem Umfang angelaufen, der Still-
stand werde Tesla das Produktionsvolumen
eines Monats kosten. Musk zeigte sich
zuversichtlich, trotzdem in diesem Jahr ins-
gesamt mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge
herstellen zu können. Im vergangenen Jahr
hat Tesla 936 000 Autos ausgeliefert. Der
Autohersteller weitet derzeit sein Produk-
tionsnetz rasant aus, um seine marktfüh-
rende Position in einem verschärften Wett-
bewerb zu behaupten. Im März hat er sein
erstes europäisches Werk im brandenbur-
gischen Grünheide eröffnet, und vor knapp
zwei Wochen wurde eine weitere Ferti-
gungsstätte im texanischen Austin offiziell
in Betrieb genommen.
Tesla kämpft im Moment auch mit
höheren Rohstoffkosten und gibt dies an
Auch Apple fotografiert deutsche Städte
Neue Version des Kartendienstes könnte Vorbereitung für ein Apple-Auto sein
bth. FRANKFURT. Karten-Apps haben
sich zu beliebten Begleitern im Alltag ent-
wickelt. Egal ob es darum geht, in einer
unbekannten Umgebung den Weg zum
Ziel zu finden, eine Liste der Postfilialen
in der Umgebung zu sehen oder einen
Supermarkt zu suchen, der heute noch
geöffnet hat – Dienste wie Google Maps,
Here Maps oder die nichtkommerzielle
Alternative Open Street Map stehen Nut-
zern in der Regel kostenlos zur Verfü-
gung. Wollte man wissen, ob der Super-
markt, den die App vorschlägt, auch einen
Parkplatz hat, griff man bislang häufig zu
Googles „Street View“-Funktion. Vor
mehr als zehn Jahren schickte Google
erstmals Kamera-Autos für den Dienst
durch Deutschland, der detaillierte Fotos
fast aller Stadtstraßen mit ihren Häusern
in Deutschland bereitstellt. Genau darin
will Apple dem Suchmaschinenkonzern
nun Konkurrenz machen – mit reichlich
zeitlicher Verzögerung.
Apple teilte am Donnerstag mit, eine
neue Version seiner schlicht „Karten“
genannten iPhone-App in Deutschland
freigeschaltet zu haben. Diese soll eine
präzise Navigation auch für Fußgänger
und Radfahrer durch Fußgängerzonen,
Parks, Flughäfen und Einkaufszentren
ermöglichen – auch durch Innenräume.
Mithilfe von Augmented-Reality-Techno-
logie sollen in der Kamera-Ansicht des
Handys Pfeile erscheinen, die dem Nut-
zer den Weg weisen. Zudem gibt es 3D-
Modelle der Städte in Deutschland inklu-
sive detaillierter Modelle von Sehenswür-
digkeiten wie dem Brandenburger Tor,
der Elbphilharmonie oder dem Schloss
Neuschwanstein. Als Konkurrenz zu
Street View sollen detaillierte Fotos von
Straßen und Gebäuden bereitgestellt
werden. Diese Funktion ist in Deutsch-
land aber zunächst auf München
beschränkt, der Stadt des deutschen
seine Kunden in Form von Preiserhöhun-
gen weiter. Das Model 3, das billigste
Fahrzeug aus der Produktpalette, kostet
seit Kurzem in seiner Basisversion in den
USA 46 990 Dollar, in Deutschland sind
es 49 990 Euro. Musk sagte, das Unter-
nehmen habe in den derzeit verlangten
Beträgen auch erwartete künftige Preis-
erhöhungen in seiner Lieferkette einkal-
kuliert, da die Wartezeiten für seine
Autos sehr lang seien.
Musk sprach in der Telefonkonferenz
auch über kommende neue Produkte.
Tesla arbeite derzeit an einem Roboter-
taxi, das weder ein Lenkrad noch
Brems- und Gaspedale habe. Es sei
geplant, die Serienproduktion des Fahr-
zeugs 2024 zu beginnen. Tesla ist frei-
lich berüchtigt dafür, die von Musk
genannten Zeitvorgaben oft deutlich zu
verfehlen. Der „Semi“-Lastwagen, den
er einst schon für 2019 in Aussicht stell-
te, ist bis heute nicht auf dem Markt.
Nach Musks jüngsten Angaben soll er im
nächsten Jahr kommen. Der Tesla-Chef
Apple-Hauptsitzes. Wie der Konzern
mitteilte, seien seit Anfang April aber
auch schon vier Teams von Mitarbeitern
mit Kamera-Rucksäcken, welche die Auf-
nahmen dafür machen, in Köln unter-
wegs – voraussichtlich bis Anfang Juli.
Die Rucksäcke nehmen nicht nur Fotos
auf, sondern tasten die Umgebung auch
mit Laserradaren ab, um sie dreidimen-
sional zu erfassen. Erste Aufnahmen hat-
te Apple in Deutschland schon im ver-
gangenen Sommer in München, Berlin
und Hamburg gemacht.
Mit einem indirekten Seitenhieb auf
Google stellte Apple zudem in den Vor-
dergrund, dass die neue Karten-App sehr
datenschutzfreundlich sei. Gesichter und
Autokennzeichen würden in den Aufnah-
men standardmäßig unkenntlich
München im Blick Foto Apple/Screenshot F.A.Z.
FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG
Foto Reuters
wiederholte außerdem am Mittwoch,
dass er für 2023 die Serienproduktion
für den Pick-up-Transporter Cybertruck
anstrebe. Auch jenseits des Zeitplans
gab Musk kühne Ziele für das Roboter-
taxi aus. Es werde für Nutzer die billigs-
te Transportmöglichkeit je Meile bieten,
die sie je gehabt hätten, und weniger
kosten als eine subventionierte Bus-
oder U-Bahn-Fahrkarte.
Musk machte abermals den „Tesla Bot“
zum Thema, einen menschenähnlichen
Roboter, den er im vergangenen Sommer
erstmals vorgestellt hatte und den er auch
„Optimus“ nennt. Er sagte, die Öffent-
lichkeit verkenne bislang dessen Poten-
tial. Es sei seine „feste Überzeugung“,
dass das Optimus-Programm eines Tages
mehr wert sein werde als Teslas Autoge-
schäft. Der Roboter soll nach Teslas Dar-
stellung „gefährliche, monotone und
langweilige Aufgaben“ übernehmen.
Musk hat ihn als Mittel gegen Personal-
engpässe beschrieben und angekündigt,
Tesla wolle ihn zunächst in seiner eige-
nen Fertigung einsetzen.
Tesla hatte seinen Gewinn früher oft
vollständig seinem hochprofitablen
Nebengeschäft mit Emissionspunkten
zu verdanken. Das Unternehmen
bekommt diese Zertifikate von Regie-
rungen für die Produktion von Elektro-
autos und verkauft sie dann an Wettbe-
werber, denen dies hilft, gesetzliche
Emissionsvorgaben zu erfüllen. Zuletzt
stand dieses Geschäft aber nur noch für
einen vergleichsweise kleinen Teil des
Gewinns. Im ersten Quartal waren es
679 Millionen Dollar.
gemacht, ebenso wie alle weiteren Infor-
mationen, die Personen identifizieren.
Anwohner können – wie bei Google –
beantragen, ihr Haus in den Aufnahmen
zu verpixeln. Zudem könne Apple Maps
ohne jede Anmeldung verwendet werden
und die bei der Nutzung der App entste-
henden Daten würden nicht mit der
Apple-ID des Nutzers verknüpft, teilte
Apple mit.
Apple hatte vor gut einem Jahrzehnt
die strategische Entscheidung getroffen,
einen eigenen Kartendienst statt der
zunächst im iPhone verwendeten Goo-
gle-Karten aufzubauen. Dieser basierte
zunächst maßgeblich auf Daten der Dritt-
anbieter Tomtom und Open Street Map,
dann folgte die Entscheidung, detaillier-
tes Kartenmaterial selbst zu erstellen.
Nach Startschwierigkeiten investierte
Apple kräftig in den Dienst. Fachleute
gehen davon aus, dass sich die Investitio-
nen über die vergangenen Jahre auf meh-
rere Milliarden Dollar belaufen haben.
Damit stellt sich die Frage, wie Apple
dieses Geld wieder hereinholen will.
Annette Zimmermann, Analystin des
Marktforschungsunternehmens Gartner,
geht nicht davon aus, dass der Dienst kos-
tendeckend arbeitet. Apple verdiene zwar
Geld daran, Softwareentwicklern das
Kartenmaterial über API-Schnittstellen
zur Verfügung zu stellen, doch haupt-
sächlich handle es sich bei den Ausgaben
um Investitionen. Möglicherweise dien-
ten sie als Vorbereitung auf das Apple-
Auto, über das schon seit einiger Zeit
spekuliert wird. „Ich könnte mir schon
vorstellen, dass da irgendwann etwas
kommt – vielleicht nächstes Jahr“, sagt
Zimmermann. „Und dafür braucht man
Karten, das ist klar.“ Gerade für mögli-
cherweise in Zukunft autonom fahrende
Autos sei zentimetergenaues 3D-Karten-
material eine Grundvoraussetzung.
Conti in der Krise
Von Christian Müßgens
D
er Autozulieferer Continental
sorgt einmal mehr mit Mel-
dungen für Aufsehen, die
alles andere als positiv sind. In dieser
Woche war bekannt geworden, dass
der Dax-Konzern aus Hannover seine
Reifenproduktion in Russland auf
Druck dortiger Behörden wieder auf-
nimmt, was ihm viel Kritik einbringt.
Jetzt kippt Conti als eines der ersten
großen Unternehmen der Branche
seine Prognose für das laufende Jahr.
Natürlich liegen der Krieg und seine
Folgen für Konjunktur, Lieferketten
und Rohstoffpreise nicht im Einfluss
des Managements. Aber was hat Con-
ti davon abgehalten, wie der Konkur-
rent Schaeffler direkt nach Kriegs-
ausbruch seine Vorhersagen zurück-
zuziehen und sich mit konkreten Aus-
sagen zurückzuhalten? Dass die Kor-
rektur geringer ausfällt als befürchtet,
ist nur ein kleiner Trost, verhilft aber
dem niedrigen Aktienkurs am Don-
nerstag zu einem kleinen Sprung
nach oben. Alles in allem bleibt der
Eindruck eines Unternehmens, das
mitten im Umbau steckt und mit der
großen Zahl an Krisen und Baustel-
len überfordert ist. Dabei steht der
Zulieferindustrie möglicherweise das
Schlimmste noch bevor. Während
VW, Mercedes, BMW und Co. durch
hohe Neuwagenpreise ihre Renditen
schützen, schmilzt die Marge der Lie-
feranten wie Schnee in der Sonne.
Preismacht
Von Johannes Ritter
I
n Zeiten von Inflation achten
Fondsmanager und Analysten
vor allem auf einen Faktor, wenn
sie die Erfolgschancen von Unter-
nehmen bewerten: die Preissetzungs-
macht. Hinter diesem Zauberwort
verbirgt sich die Fähigkeit, steigende
Kosten via Preiserhöhungen an die
Kunden weiterzugeben und so die
Gewinnmargen zu halten. Nestlé
gehört zum Kreis der Firmen, die
über diese Kraft verfügen. Dem
größten Nahrungsmittelkonzern der
Welt ist es im ersten Quartal gelun-
gen, Preiserhöhungen von mehr als 5
Prozent im Markt durchzusetzen.
Dadurch fiel das Umsatzwachstum
höher aus als erwartet – und der
Aktienkurs machte einen Hüpfer
nach oben. Zwar schafft es Nestlé
nicht auf allen Feldern, die Preise
tüchtig nach oben zu schrauben.
Aber der Konzernchef Ulf Mark
Schneider hat viel dafür getan, dass
dies heute insgesamt besser gelingt
als noch vor ein paar Jahren. Der von
ihm eingeleitete Rückzug aus mar-
genschwachen Massengeschäften
beginnt sich auszuzahlen. Mehr als
ein Drittel der Nahrungsmittel aus
dem Hause Nestlé sind Premiumpro-
dukte, für die Kunden bereit sind,
auch tiefer in die Tasche zu greifen.
Karte sucht Kunde
Von Bastian Benrath
M
al ehrlich: Niemand plant
eine Reise anhand einer
dreidimensionalen Dar-
stellung des Schlosses Neuschwan-
stein auf einer digitalen Karte. Die
3-D-Modelle von touristischen
Sehenswürdigkeiten, die Apple als
Neuerung seines Kartendienstes
anpreist, sind nicht mehr als eine
nette Spielerei. Es ist kaum zu
erwarten, dass solche neuen Funk-
tionen die Handybesitzer in
Deutschland von der gut etablierten
Konkurrenz-App Google Maps weg-
locken werden. Vielmehr liegt es
nahe, dass die Karten-App auf dem
iPhone für den Konzern einen tiefer
liegenden Zweck erfüllt, als Nutzern
den Weg zu zeigen. Wertvoll ist das
hochqualitative Kartenmaterial, auf
dem die App basiert. Dieses kann
auch von maschinellen Nutzern –
vulgo: Autos – gut verwendet wer-
den, um vielleicht eines Tages Men-
schen an ihr Ziel zu bringen, ohne
dass sie ihr Auto selbst dorthin steu-
ern müssen. Dafür muss das Apple-
Auto, um das es seit Langem viel
Geraune und wenig Substanzielles
gibt, aber auch irgendwann kom-
men. Sonst könnte das milliarden-
schwer aufgebaute Kartenmaterial
leicht zur Investitionsruine werden.
F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG
Der große
Ausverkauf
Corona-Lieblinge wie Netflix sind im zweistelligen
Bereich eingebrochen. Was erwartet die
Tech-Titel im Umfeld steigender Zinsen?
Von Antonia Mannweiler, Frankfurt
V
or einigen Monaten noch flogen
die großen Technologiewerte an
der Börse von einem Hoch zum
nächsten – laut wurde vor einer
Tech-Blase gewarnt. Diesen Mittwoch
krachte der Aktienkurs einer dieser
Höhenflieger dramatisch ein. Die Titel des
amerikanischen Streaming-Dienstleisters
Netflix fielen in der Spitze um beinahe 40
Prozent. Im breiten amerikanischen
Aktienindex S&P 500 gehört Netflix seit
Anfang des Jahres zu den größten Verlie-
rern mit einem Minus von mehr als 60 Pro-
zent. Damit steht Netflix aber als einstiger
Pandemie-Liebling nicht allein. Der tech-
nologielastige US-Index Nasdaq Compo-
site, der mehr als 2500 Unternehmen ent-
hält, hat seit Anfang des Jahres 14 Prozent
an Wert eingebüßt. Doch woher rührt der
Einbruch – und was bedeutet das für Tech-
nologieinvestoren?
Der Kurssturz vieler Tech-Aktien sei
nicht plötzlich gekommen, konstatiert
Kapitalmarktstratege Thomas Lehr von
Flossbach von Storch. Die Abwärtsbewe-
gung setzte schon Mitte November ein.
Wichtig ist aus seiner Sicht zu erwähnen,
dass es sich bei den Werten, die seitdem so
stark gefallen sind, vor allem um Werte aus
der zweiten Reihe handelt – nicht aber um
die erste Reihe rund um die Tech-Riesen
wie Apple, Microsoft oder Amazon. Statt-
dessen waren es Werte wie die von Zoom,
Netflix, Pinterest oder Etsy, also die ver-
meintlichen Corona-Gewinner, die sich in
den anderthalb Jahren zuvor noch vervier-
facht hatten. Bei Etsy, Netflix oder Spotify
seien die Kursentwicklungen im Lockdown
der vergangenen beiden Jahre sehr ähnlich
gewesen. In dieser Zeit seien die Pande-
miegewinner hochgejubelt worden, was in
völlig absurden Kurs-Umsatz-Verhältnis-
sen gemündet sei, so Lehr. „Zoom war zwi-
schenzeitlich teurer als Exxon Mobil.“ Die
Geschäftsidee dahinter sei schon verständ-
lich gewesen, aber keiner habe wirklich
eine Ahnung davon gehabt, wie viel der
Norwegischer
Pensionsfonds mit
Quartalsverlust
brn. FRANKFURT. Der Krieg in
der Ukraine geht auch am größten
Pensionsfonds der Welt nicht spurlos
vorbei. In einer Mitteilung zum ers-
ten Quartal 2022 wies Norwegens
Staatsfonds einen Verlust von 653
Milliarden norwegischen Kronen
(68,3 Milliarden Euro) aus. Aktien
im Besitz des Fonds verloren 5,2 Pro-
zent, festverzinsliche Wertpapiere
4,8 Prozent ihres Wertes. Die Immo-
bilienanlagen erbrachten hingegen
4,1 Prozent Rendite. Auch mit einem
Gesamtverlust von 4,9 Prozent liege
die Rendite noch immer 0,66 Pro-
zentpunkte über der Rendite der
Benchmark des Fonds, hieß es am
Donnerstag in der Mitteilung.
Neben den „geopolitischen Turbu-
lenzen“ nennt Norges Bank Invest-
ment Management, die den Fonds
verwaltet, die Aufwertung der nor-
wegischen Krone gegenüber ande-
ren wichtigen Währungen als Grund
für die Veränderungen des Wertes
des Fonds. Währungsschwankungen
trugen zu einem Wertverlust von 171
Milliarden Kronen bei.
Dagegen flossen dem Fonds im
ersten Quartal nur 141 Milliarden
Kronen neu zu. Insgesamt umfasste
das verwaltete Vermögen des Fonds
zum 31. März 2022 rund 11,7 Billio-
nen Kronen. Davon waren 70,9 Pro-
zent in Aktien, 26,3 in festverzinsli-
che Wertpapiere, 2,7 Prozent in
nicht gelistete Immobilien und 0,1
Prozent in Infrastruktur für erneuer-
bare Energie investiert.
Nicolai Tangen, der Leiter des
Fonds, hatte im Januar vorhergesagt,
dass der Fonds sein Wachstum der
vergangenen 25 Jahre wahrschein-
lich nicht mehr fortsetzen werde.
Niedrige Leitzinsen, Allzeithöchst-
stände an den Aktienmärkten und
anhaltend hohe Inflation nannte er
als Gründe.
AKTIE IM BLICK
BASF rechnet selbst schon mit
schlimmen Folgen, wenn Gas
aus Russland ausbleibt.
Seite 25
Laden wirklich wert gewesen sei. Der
Markt sei satt gewesen – und die Aktionäre
wollten ihre Gewinne mitnehmen. Lehr
merkt an: Wenn man den Nasdaq 100 mit
dem Dax vergleiche, dann unterscheide
sich die Entwicklung nicht bedeutend vom
deutschen Aktienindex Dax. Der eine
Index sei randvoll – der andere quasi ohne
Technologiewerte, der Markt sei homogen
gestiegen. Entscheidender waren die
hohen Bewertungsniveaus der Werte ohne
die „Big Five“, wie Lehr die größten Tech-
Unternehmen nennt. Diese fünf hätten
sich im Vergleich zur zweiten Reihe beina-
he konservativ entwickelt. Seit ihrem Tief
im März 2020 haben sie sich bis Anfang
2022 nahezu verdoppelt.
Doch wie sieht der Blick nach vorne
aus? Die Inflation in den USA hat die Mar-
ke von 8 Prozent bereits geknackt, in der
Eurozone liegt sie auch bei mehr als 7 Pro-
zent. Die Notenbanken haben bereits eine
Straffung der Geldpolitik angekündigt. In
solch einem Umfeld wird gerne argumen-
tiert, dass höhere Zinsen vor allem Wachs-
tumswerte bremsen – und Value-Titel för-
dern. Die steigenden Zinsen wirkten sich
durchaus auf den Tech-Markt aus, sagt der
Comdirect-Marktexperte Andreas Lipkow.
Man müsse den Sektor jedoch zweigeteilt
betrachten: Auf der einen Seite gebe es die
Unternehmen, die operativ profitabel sei-
en, auf der anderen Seite Firmen, die noch
in der Expansionsphase steckten und deren
Geschäft noch defizitär sei. Höhere Zinsen
seien dabei gerade für Unternehmen mit
kleinen Margen problematisch. Bei einem
Marktzins von vier bis fünf Prozent seien
viele dieser Geschäftsmodelle nicht mehr
tragbar. Aus seiner Sicht werde es daher
den Essenslieferdienst Delivery Hero in
drei Jahren in dieser Form nicht mehr
geben. Seit etwa 2010 herrschten für
Unternehmen mit niedrigen Margen para-
diesische Zustände an der Börse. Lipkow
fragt: Würde man als Investor lieber in ein
riskantes Unternehmen mit zwei Prozent
Die Zinswende trifft auch Frankreich und Italien
Mit dem Anstieg der Renditen weiten sich auch die Risikoaufschläge zu Deutschland aus
maf. FRANKFURT. Für die französi-
schen Staatsanleihen ist es gut gewesen,
dass Staatspräsident Emmanuel Macron
das TV-Duell gegen seine Herausforde-
rin, die Rechtspopulistin Marine Le Pen,
gewonnen hat. Denn der Risikoaufschlag
gegenüber zehnjährigen Bundesanleihen
hat sich am Donnerstag auf 0,46 Prozent-
punkte eingeengt, nachdem der soge-
nannte Spread kurz vor der ersten Runde
der Präsidentschaftswahl auf 0,55 Pro-
zentpunkte, das höchste Niveau seit fast
zwei Jahren, gestiegen war.
Der mit Kursverlusten der Anleihen
verbundene Renditeanstieg hat in den
vergangenen Monaten die Zinsdifferen-
zen in der Eurozone ausgeweitet. Auch
Italiens Risikoaufschlag hat sich erhöht:
Waren es Mitte September 2021 noch
0,97 Prozentpunkte, sind es am Donners-
Neuseeland leidet unter der Teuerung
Notenbanken im Indopazifik sind zum Handeln gezwungen
che. SINGAPUR. Die Kiwis spüren den
Preissprung: Die Inflationsrate in Neu-
seeland ist im vergangenen Quartal
höher gewesen als in den vergangenen 32
Jahren. Immer mehr Bürger klagen, dass
sie ausgerechnet auf den grünen Inseln
Obst und Gemüse nicht mehr zahlen
könnten. Zwar hatten Analysten mit
einem noch höheren Wert im ersten
Quartal gerechnet, doch schon der nun
ermittelte Anstieg der Verbraucherpreise
um 6,9 Prozent im Jahresvergleich
schmerzt viele. Im Vorquartal hatte der
Anstieg noch 5,9 Prozent betragen. Der
Zielkorridor der Notenbank liegt – wie in
vielen Ländern – zwischen 1 und 3 Pro-
zent. Notenbankgouverneur Adrian Orr
forderte die Regierung auf, die Zentral-
bank in ihren Bremsmanövern zu unter-
stützen. Energieministerin Megan Woods
erklärte darauf, die Regierung erwäge
DAX UNTER BEOBACHTUNG
Nach der Technischen Analyse
sieht es gut für die weitere
Entwicklung des Dax aus.
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Finanzen
Tech-Aktien verlieren am US-Markt
Gewinner im S & P 500 seit Anfang des Jahres
Occidental Petroleum
Mosaic
Halliburton
Marathon Oil
APA
Verlierer im S & P 500 seit Anfang des Jahres
Ceridian HCM – 43 %
Paypal – 50 %
Etsy – 51 %
Epam Systems – 57 %
Netflix – 62 %
Die New Yorker Börse an der Wall Street
Marge investieren oder in sichere US-
Staatsanleihen mit bis zu drei Prozent?
Thomas Lehr sieht das Problem von
Unternehmen mit niedrigen Margen
dagegen bei der Inflation. Der Zins zähle
bei diesen Unternehmen nicht so sehr wie
die hohe Risikoprämie, die für riskantere
Investitionen fällig würde. Könne man die
steigenden Kosten durch die Inflation aber
nicht an die Kunden weitergeben, so Lehr,
dann bliebe am Ende für diese Unterneh-
men weniger vom Gewinn übrig als bei Fir-
men mit höheren Margen – also das, was
nach Abzug der Kosten übrig bleibt.
Die großen Tech-Unternehmen sieht
Lipkow im Vorteil, da sie in den vergange-
tag 1,65 Prozentpunkte gewesen. Die
Zinswende erhöht die Risiken der
Schuldner, die höhere Lasten tragen.
Die Debatte innerhalb der Europäi-
schen Zentralbank (EZB) über eine mög-
liche Leitzinserhöhung schon im dritten
Quartal hat am Donnerstag an den
Anleihemärkten abermals die Zinsen
steigen lassen. Die zehnjährige Bundes-
anleihe näherte sich mit einer Rendite
von 0,936 Prozent ihrem Anfang der
Woche erreichten Siebenjahreshoch von
0,956 Prozent. Noch deutlicher fiel der
Renditeanstieg am kurzen Ende aus, wo
Spekulationen über mögliche Zinsschrit-
te ihre größte Wirkung entfalten. Die
Rendite der zweijährigen Bundesschatz-
anweisungen lag in der Spitze bei 0,13
Prozent. Anfang März waren es noch
minus 0,75 Prozent.
nun, die eigentlich bis Juni begrenzten
Nachlässe bei der Treibstoffsteuer zu ver-
längern. Mitte März hatte sie die Preise
für den öffentlichen Verkehr halbiert und
die Treibstoffsteuer um 29 Neuseeland-
Cent (20 Eurocent) je Liter gekürzt. Die
Preise für Baumaterialien liegen 18 Pro-
zent über dem Wert des Vergleichsquar-
tals des vergangenen Jahres. Dies ist der
höchste Preissprung seit Beginn der Sta-
tistik 1985. „Baufirmen leiden unter vie-
len Problemen bei den Lieferketten,
höheren Löhnen und einer steigenden
Nachfrage, die alle die Preise des Haus-
baus in die Höhe treiben“, erklärte Aaron
Beck von der Statistikbehörde. Benzin
kostet nun 32 Prozent mehr als vor zwölf
Monaten, und Lebensmittel haben sich
um 7 Prozent verteuert.
Im gesamten indopazifischen Raum
steigen die Preise rascher, und die Noten-
LEIPZIGER ERFOLGSTREND
Im Pokal-Halbfinale gegen
Union tut sich RB schwer – ist
nun aber Favorit auf zwei Titel.
Seite 27
Die wertvollsten Unternehmen
+ 112 %
+ 93 %
Apple
+ 73 %
+ 68 %
Saudi Aramco
Microsoft
+ 65 %
Alphabet
Amazon
Tesla
Berkshire Hathaway
Meta Platforms
Nvidia
Quelle: Bloomberg / Foto AFP
F.A.Z.-Grafik Piron United Health
nen Jahren begonnen hätten, ihr Geschäft
breiter aufzustellen. Microsoft sei dafür
ein gutes Beispiel. Der Konzern habe
Office-Produkte im Angebot, sei aber
auch im Gaming-Bereich und mit der
Übernahme von Linkedin in den sozialen
Netzwerken unterwegs. Auch Amazon
habe als Onlinehändler begonnen und sei
jetzt mit Amazon Web Services im Cloud-
Geschäft gelandet.
Gut kapitalisierte Unternehmen kön-
nen in jedem Zinsszenario sehr gute
Geschäfte machen, findet der Portfolio-
Manager des Franklin Technology Fonds,
Jonathan Curtis. Der Stimmungsum-
schwung am Markt – also eine geringere
Steigende Renditen
Staatsanleihen, 10 Jahre Laufzeit
2,5
% Italien
2,0 Frankreich
Deutschland
1,5
1,0
0,5
0,0
–0,5
21.4.2021 21.4.2022
Quelle: Bloomberg F.A.Z.-Grafik nbl.
banken sind zu Reaktionen gezwungen:
Von Australien über Korea und Singapur
bis zum krisengeschüttelten Sri Lanka
sehen sich die Notenbanker zum schnel-
len Handeln gezwungen, auch um Unru-
he zu vermeiden. Sie wollen aber auch
eine gefährliche Kapitalflucht verhin-
dern, wenn die amerikanische Noten-
bank ihren Leitzins weiter anhebt.
Zugleich fürchten sie eine weitere
Abschwächung der Konjunktur in China
etwa durch die Corona-Quarantäne, das
für die meisten Länder ihr wichtigster
Geschäftspartner ist.
Auch die Zentralbank in Wellington
wird nicht darum herumkommen, ihre
Bremsmanöver fortzusetzen. Erst ver-
gangene Woche hob sie den Leitzins um
weitere 50 Basispunkte auf nun 1,5 Pro-
zent an. Dies war der größte Zinsschritt
der Reserve Bank (RBNZ) in 22 Jahren.
Börsenwert 21.4.22 Veränderung
in Milliarden Dollar zum 1.1.22
2729 – 6,3 %
2314 + 21,4 %
2147 – 15,0 %
1694 – 11,9 %
1566 – 7,4 %
1010 – 4,8 %
771 + 15,2 %
544 – 41,8 %
538 – 26,8 %
514 + 8,6 %
Bereitschaft, für Wachstum und „Cash in
the Future“-Unternehmen zu zahlen –
habe dem Fonds die Möglichkeit gege-
ben, einige der langfristigen Positionen
aufzustocken.
Die Digitalisierung, die durch Corona
beschleunigt wurde, habe viele Menschen
konditioniert, auch künftig über Amazon
zu bestellen und Paypal zum Bezahlen zu
nutzen, so Lipkow. Das seien Trends, auf
die Investoren auch weiter setzen könnten.
Amazon werde es auch noch in fünf Jahren
geben und der Kurs höher stehen als heute,
auch wenn man keine Kursverdoppelung
mehr sehen werde, sondern eher Wachs-
tumsraten von 20 bis 25 Prozent.
In den vergangenen Jahren hatten
Euro-Sorgenkinder wie Italien oder Grie-
chenland von den Anleihekäufen der
EZB profitiert. Italien hat sich die histo-
risch niedrigen Zinsen für eine längere
Zeit gesichert. Doch ein Zinsanstieg ver-
teuert die künftige Refinanzierung. Das
gilt auch für Frankreich: „Wenn die Zins-
sätze steigen, reagiert der Schuldendienst
proportional zum Schuldenstand und
erhöht somit das Defizit“, warnt Sté-
phane Déo, Marktstratege vom französi-
schen Vermögensverwalter Ostrum. Aus
diesem exponentiellen Pfad herauszu-
kommen sei schwer. Der Schuldenstand
werde keine Sorgen machen, wenn das
hohe, der Covid-Krise geschuldete Defi-
zit stabilisiert werde. Dafür setzt Déo
eine Verringerung der Schulden und vor
allem weiterhin moderate Zinsen voraus.
Im zweiten Quartal 1990 hatte die Infla-
tionsrate zuletzt bei 7,6 Prozent gelegen.
„Wenn die jetzige Inflationsrate auf die
Löhne und Preisplanung übergreift,
könnte die hohe Teuerungsrate lange
Bestand haben. Das hieße, dass noch
höhere Zinssprünge gebraucht würden,
um das Inflationsmonster zu bekämpf-
ten“, hieß es bei der Westpac Banking
Corp in Auckland.
Der Neuseeland-Dollar gab am Don-
nerstag zunächst 0,6 Prozent seines Wer-
tes gegenüber dem amerikanischen Dol-
lar ab, weil Analysten mit einer Teue-
rungsrate von 7,1 Prozent gerechnet hat-
ten. Über Jahre war Neuseeland insbe-
sondere für Japaner ein Anlageort im
sogenannten „Carry Trade“, bei dem zu
Hause Geld billig aufgenommen wurde,
um das dann höher verzinslich in Neusee-
land anzulegen.
BESONDERER BREXIT
Wimbledon will Tennisspieler
aus Russland ausschließen. Das
erhitzt die Gemüter.
Seite 28
NR. 9 3 · SE I T E 2 3
FR EITAG , 2 2 . APR I L 2 0 2 2
Keine Überraschung
Von Antonia Mannweiler
T
ech-Investoren dürfte der Blick
in ihr Depot in den vergange-
nen Monaten nicht viel Spaß
bereitet haben. Rot, rot und noch mal
rot leuchtete es da auf. Einige stellten
sich die Frage, ob die Technologiebla-
se, vor der reiflich gewarnt wurde, nun
endlich geplatzt sei. Rationale Anle-
ger dürften dies beruhigt mit einem
„Nein“ beantworten können. Geplatzt
sind nur die grenzenlosen Wachs-
tumsphantasien einiger Investoren.
Sie deckten sich etwa auch dann noch
mit Titeln von Zoom – dem Corona-
Gewinner an der Börse schlechthin –
ein, als die Bewertung schon irrwitzi-
ge Höhen erreicht hatte. Dass solche
Höhenflüge irgendwann ein natürli-
ches Ende finden, sollte kaum überra-
schen. Analysten, die die Börsen-Son-
derjahre 2020 und 2021 als Basis für
die künftige Entwicklung nutzen, fuß-
ten ihre Bewertungen auf der Tatsa-
che, dass die Pandemie sich auch über
weitere Jahre fortsetzt. Nun sitzen die
Menschen aber wieder lieber draußen
auf dem Rennrad anstatt auf einem
Peloton. Und sie treffen sich im Café,
anstatt die nächste Serie zu streamen.
Das heißt nicht, dass diese Geschäfts-
modelle nicht solide sein können. Wie
im Fall von Tesla entkoppeln sich aber
einige Bewertungen zunehmend von
einer realistischen Einschätzung der
künftigen Entwicklungsmöglichkei-
ten. Langfristige Tech-Investoren, die
nicht alles auf eine Karte setzen, dürf-
ten aber nicht allzu traurig sein. Seit
dem Corona-Tief vom März 2020 hat
sich der Nasdaq Composite trotz
diverser Rücksetzer nahezu verdop-
pelt.
Aktien nach TV-
Duell im Plus
Reuters. FRANKFURT. Spekulatio-
nen auf einen Wahlsieg von Emma-
nuel Macron bei der Stichwahl um
die Präsidentschaft treiben auch den
Pariser Leitindex nach oben. Der Cac
40 legt in der Spitze um 1,8 Prozent
zu. Nach dem Fernsehduell mit sei-
ner Rivalin Marine Le Pen geht er
laut einer Umfrage des Senders BFM
als Favorit in die Stichwahl am kom-
menden Sonntag. „Auf dem Parkett
gehen alle fest von einer zweiten Prä-
sidentschaft von Emmanuel Macron
aus“, sagt Thomas Altmann von QC
Partners. „Ein Sieg von Marine Le
Pen wäre für die Börsen eine negati-
ve Überraschung mit wohl deutlich
negativen Kursausschlägen.“ Die in
den vergangenen Jahren auf eine
weniger radikale Linie umge-
schwenkte rechte Immigrationsgeg-
nerin zog zwar nicht mehr mit der
Forderung nach einem Ausstieg aus
der Eurozone in den Wahlkampf. Die
EU soll aber nach ihrer Vorstellung
durch ein „Europa der Nationen“
ersetzt werden.
Beim baldigen Gang zu den Wahl-
urnen treffen die rund 48,7 Millionen
Stimmberechtigten eine Schicksals-
wahl nicht nur für Frankreich. Auch
für Deutschland und Europa sowie
das internationale Machtgefüge
angesichts des Ukrainekriegs steht
Entscheidendes auf dem Spiel.
Die Börse
Dax Bundesanleihe
in Punkten Rendite 10 Jahre
24.1.22 21.4.22 24.1.22 21.4.22
20.4.22 21.4.22
F.A.Z.-Index 2446,83 2466,55
Dax 14362,03 14502,41
M-Dax 31103,30 31443,36
Tec-Dax 3255,06 3270,62
Euro Stoxx 50 3896,81 3928,03
F.A.Z.-Euro-Index 138,46 139,36
Dow Jones 35160,79 35139,44 a
Nasdaq Index 13453,07 13350,46 a
Bund-Future 154,68 153,33 b
Tagesgeld Frankfurt -0,54 % -0,54 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. 0,88 % 0,91 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J. 1,53 % 1,56 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 2,84 % 2,95 % a
Gold, Spot ($/Unze) 1957,67 1940,42
Rohöl (London $/Barrel) 107,23 107,32 b
1 Euro in Dollar 1,0830 1,0887
1 Euro in Pfund 0,8297 0,8352
1 Euro in Franken
1 Euro in Yen
1,0254
138,53
1,0335
139,61
a) Ortszeit 13 Uhr, b) Ortszeit 19 Uhr
SE ITE 2 4 · FREI TAG, 2 2 . A P R I L 2 0 2 2 · N R . 9 3 Finanzen FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG

Dax, M-Dax und Tec-Dax Internationale Finanzmärkte

Börsenwert Xetra Xetra Ums.Ges.
52 Wochen in Mrd. Landeswähr. KGV 20.4.22 21.4.22 Tages Veränd. in % seit 52 Wochen Div.- Tsd.St.
Tief Vergleich Hoch Gesamt Streubes. 2022 2023 Schluss Schluss Hoch Tief 20.4. 30.12.21 Hoch Tief Div. Rend. 20.4.
Statistik (aus dem H-Dax)
12,7 11,7 Dax 14362,03 14502,41 14598,11 14374,59 +1,0 –8,7 16290,19 12438,85 353,71 2,44 76505
Tagesgewinner
Aurubis
Lufthansa vNA
Veränd. %
+6,57
+4,73
52-Wochen-Gewinner
K+S NA
Verbio
Veränd. %
+300,21
+159,52
Gute Unternehmenszahlen unterstützen Börsen
39,85 34,64 21,8 18,0 Adidas NA I P 208,05 207,45 209,15 205,00 –0,3 –18,1 336,25 170,08 3,00 1x 1,45 564
Fuchs Petrolub Vz. +4,20 Rheinmetall +143,02
85,59 63,37 21,1 16,0 Airbus (NL) I P 105,88 108,70 109,70 105,50 +2,7 –2,7 121,06 90,32 1,501x 1,38 337 Lanxess +3,98 Aurubis +64,35 Gute Unternehmenszahlen haben am Donnerstag mit Rekordzahlen. Der Aktienkurs gewann am
90,84 88,10 10,4 Allianz vNA I P 220,30 222,40 224,55 220,80 +1,0 +7,1 232,50 178,30 9,601x 4,32 1088
49,25 49,25 9,8
9,1
9,1 BASF NA I P 52,92 53,62 54,18 53,14 +1,3 –13,2 71,99 47,23 3,301x 6,15 3642 Tagesverlierer Veränd. % 52-Wochen-Verlierer Veränd. % die Anleger zu Aktienkäufen ermutigt. Der Deut- Donnerstag im Handelsverlauf rund 6 Prozent.
65,13 65,13 9,2 8,6 Bayer NA I P 65,07 66,30 66,67 64,95 +1,9 +41,1 67,99 43,91 2,001x 3,02 5488 Delivery Hero
Hypoport SE
–6,12
–4,61
Delivery Hero
MorphoSys
–73,05
–68,23
sche Aktienindex Dax baute seine Vortagesgewin- Aus Deutschland kamen die Zahlen von Sarto-
48,21 25,69 4,7 5,4 BMW St I 79,20 80,08 80,72 78,68 +1,1 –9,5 100,42 67,58 1,901x 2,37 1135 Nordex –4,33 TeamViewer –66,13 ne aus und legte bis zum Handelsschluss um 1 rius bei den Anlegern sehr gut an. Ein überra-
11,76 11,76 14,8 14,1 Brenntag NA 74,62 76,10 76,34 74,60 +2,0 –4,4 87,40 64,82 1,351x 1,77 284
13,64 7,36 10,7 6,9 Continental 66,44 68,18 70,20 65,80 +2,6 –26,8 118,65 56,78 0,001x 0,00 423
Zalando –2,56 Zalando –52,25
Prozent auf 14 502 Punkte zu. Der Leitindex der schend guter Jahresstart verlieh den Aktien des
8,96 8,68 7,2 7,2 Covestro 45,51 46,37 46,77 45,62 +1,9 –14,4 60,24 39,50 1,301x 2,80 1645 Eurozone, der Euro Stoxx 50, kletterte um 0,8 Pharma- und Laborausrüsters Rückenwind, der
21,38 21,38 K.A. K.A. Daimler Truck 25,54 25,98 26,22 25,36 +1,7 –19,6 35,76 20,29 0,001x 0,00 1898 Dax im Jahresverlauf (Xetra) Prozent nach oben auf 3928 Punkte. Der breit Umsatz knackte im ersten Quartal die Milliarden-
8,58 5,25 0,0 0,0 Delivery Hero 36,41 34,18 36,55 34,12 –6,1 –65,1 141,95 34,05 0,001x 0,00 1683
23,48 21,13 7,6 6,5 Deutsche Bank NA 11,22 11,36 11,51 11,23 +1,3 +3,1 14,64 8,16 0,001x 0,00 13987
gefasste F.A.Z.-Index erhöhte sich um 1,1 Prozent marke. Mit einem Kursanstieg von 3,8 Prozent
31,07 29,99 22,2 20,1 Deutsche Börse NA I 165,55 163,55 166,25 162,60 –1,2 +11,2 169,55 132,65 3,001x 1,83 349 auf 2467 Punkte. Risiken wie der Ukrainekrieg setzten sie sich an die Spitze des Dax. Der Kurs
52,52 41,12 10,6 10,3 Deutsche Post NA I P 41,95 42,39 42,98 41,96 +1,1 –25,0 61,38 38,49 1,351x 3,18 2669 oder die Zinswende hätten offenbar ihren Schre- des Autozulieferers Continental legte um 2,6 Pro-
87,16 56,68 13,6 11,9 Deutsche Telekom NA W I P 17,30 17,48 17,56 17,33 +1,0 +7,2 18,92 14,47 0,641x 3,66 9147
26,94 21,74 11,4 11,5 E.ON NA 10,16 10,20 10,28 10,14 +0,4 –16,3 12,54 9,62 0,471x 4,61 5804 cken verloren, sagte Analyst Christian Henke vom zent zu, obwohl die Prognosen für das Gesamtjahr
19,55 13,76 10,1 9,0 Fresenius 35,00 35,00 35,28 34,71 ±0,0 –1,1 47,60 26,69 0,881x 2,51 1500 Brokerhaus IG. gesenkt wurden. Doch die Anleger hatten mit
18,62 12,63
18,14 9,03
17,6
12,0
14,6
10,5
Fresenius M. C. St.
Hannover Rück NA
63,22
148,80
63,56
150,45
63,66
152,90
62,94
148,65
+0,5
+1,1
+11,2
–10,0
71,14
181,70
50,98
134,65
1,341x
4,501x
2,11
2,99
330
194
Erfreuliche Nachrichten gab es von Sartorius noch Schlimmerem gerechnet.
10,33 7,75 6,6 6,2 HeidelbergCement 52,76 53,50 54,04 52,94 +1,4 –10,1 78,58 47,01 2,201x 4,11 513 und Continental sowie dem US-Elektroautoher- An den Aktienmärkten in New York gaben die
6,77 6,25 29,9 20,3 HelloFresh 39,15 38,93 39,92 38,12 –0,6 –42,4 97,50 33,41 0,001x 0,00 1217 steller Tesla. Nachdem ein Kurssturz der Netflix- Kurse am Donnerstag leicht nach. Der Dow-
Schluss: 14502,41 30.12.2021: 15884,86 52 Wochen Hoch/Tief: 16290,19/12438,85
10,82 4,16
37,27 34,29
14,2
16,8
12,8
15,7
Henkel Vz.
Infineon NA W I
60,76
28,32
60,72
28,54
61,28
29,07
60,42
27,92
–0,1
+0,8
–14,6
–30,0
97,56
43,85
57,60
25,69
1,851x
0,271x
3,05
0,95
1156
5068
Aktie am Mittwoch die amerikanischen Technolo- Jones-Index der Standardwerte sank im Handels-
152,77 151,36 25,7 23,3 Linde PLC (IRL) I P 301,25 303,40 305,25 299,00 +0,7 –0,8 309,35 235,25 1,17$4x 0,89 1010 giewerte noch gebremst hatte, überzeugte Tesla verlauf um 0,1 Prozent auf 35 133 Punkte. maf.
Deutsche Börsen
70,45 55,19 6,0 K.A. Mercedes-Benz I P 65,35 65,85 66,66 65,13 +0,8 –2,6 77,90 54,67 1,131x 1,72 3192
23,50 23,50 19,0 18,2 Merck 181,10 181,85 185,65 180,25 +0,4 –19,9 231,50 134,50 1,401x 0,77 319 Kurse in Euro
10,65 10,35 24,9 20,7 MTU Aero Engines 192,90 199,25 200,10 192,80 +3,3 +11,1 224,90 161,55 1,251x 0,63 211
34,11 34,10 10,3 8,9 Münch. Rück vNA I 242,80 243,50 245,20 242,20 +0,3 –6,5 282,25 205,15 9,801x 4,02 315 20.4. 21.4. Biotest St. 42,50 41,80 Encavis 20,76 20,60 Instone Real 16,48 16,32 Paion 1,14 1,23 Syzygy 5,96 6,00 Delignit 8,75 8,70
Biotest Vz. 36,10 36,30 Epigenomics 0,548 0,49 Intershop Communic. 4,85 4,70 paragon GmbH 5,20 5,02 Takkt 15,74 15,78 Deutsche Rohstoff 27,10 27,60
12,85 12,85 5,4 5,2 Porsche Vz. 83,42 83,90 84,74 83,20 +0,6 +0,6 102,00 67,02 2,211x 2,63 391 Schluss/Kassa 18.35 h BMW Vz. Δ 70,25 71,20 ERWE Immobilien 1,97 2,00 InTiCa Systems 11,60 12,10 Patrizia 16,50 16,98 technotrans NA 22,85 23,40 Dt. Grundst. Aukt. 24,00 23,90
11,73 7,82 28,4 22,3 Puma 77,26 77,80 78,56 76,92 +0,7 –27,6 115,40 62,38 0,161x 0,21 338 Borussia Dortmund 3,94 4,00 Exceet Group (L) 4,56 4,54 InVision 28,00 28,00 Petro Welt Techn. (A) 1,31 – Teles 5,20 4,76 DVS Technology 16,20 16,10
9,79 9,75 21,0 19,6 Qiagen (NL) W 43,29 43,10 43,83 43,00 –0,4 –12,0 51,56 37,38 0,001x 0,00 408 Prime Standard Brain Biotech
Brockhaus Techn.
8,58 8,64
18,20 18,35
Fabasoft (A)
Ferratum Oyj (FI)
23,55 25,00
3,57 3,61
IVU Traffic Techn.
Jost Werke
18,24 18,76
36,00 36,50
Pfeiffer Vacuum
PharmaSGP Hold.
169,60
23,70
174,00
23,30
The Social Chain
Traton
18,05 17,60
16,00 16,31
Edel 4,98 4,94
EQS Group 31,40 31,40
27,14 25,09 17,2 24,3 RWE St. 40,96 40,14 40,88 39,90 –2,0 +12,4 41,83 28,39 0,851x 2,12 1621 11 88 0 Solutions 1,55 1,55 Capsensixx 15,60 15,60 Fielmann 50,90 52,45 KAP 20,90 21,40 PNE NA 12,50 11,96 United Labels 2,74 2,86 Ernst Russ 6,92 6,74
122,31 100,12 18,9 17,4 SAP W I P 98,48 99,56 100,08 98,24 +1,1 –20,3 129,74 94,48 1,851x 1,86 2354 3U Holding 2,50 2,47 Ceconomy St. 3,22 3,24 First Sensor 48,40 48,70 Katek 19,50 19,50 ProCredit Holding ° 3,59 3,92 USU Software 22,20 22,80
4SC konv. 1,91 1,92 EV Digital Invest – –
Ceconomy Vz. 6,10 5,10 flatexDEGIRO 17,49 18,02 Klöckner & Co. NA 12,52 13,09 Progress 30,40 31,40 Va-Q-Tec NA 18,40 18,08
14,81 13,47 42,8 39,2 Sartorius Vz. W 381,20 395,50 404,60 388,70 +3,8 –33,6 631,60 345,70 1,261x 0,32 101 Aareal Bank 32,56 32,54 Cenit 13,80 13,95 Fortec 22,00 21,80 Knaus Tabbert 42,90 42,20 PSI Software NA 39,55 40,50
Exasol 5,48 5,50
Villeroy & Boch Vz. 21,70 21,70 fashionette 6,80 6,75
64,63 15,88 26,0 23,7 Siemens Health. W 57,08 57,30 57,40 56,50 +0,4 –12,9 67,66 45,17 0,851x 1,48 559 About You Hold. 11,84 11,52 CeWe Stiftung 88,30 89,50 Fr. Vorwerk Group 35,75 34,85 Koenig & Bauer 19,40 19,94 PVA TePla 25,18 26,12 Viscom 10,65 10,80
Accentro Real Est. 4,52 4,56 Cherry 11,34 11,26 Francotyp-Postalia 2,64 2,61 KPS NA 4,42 4,36 q.beyond 1,50 1,50 Formycon 64,40 64,90
104,55 101,37 14,5 13,4 Siemens NA I P 119,76 123,00 124,86 120,12 +2,7 –19,4 157,96 105,92 4,001x 3,25 1680 Vita 34 NA 12,35 12,40 Heliad Eq.Part. konv. 8,50 8,50
ad pepper media (NL) 3,82 3,79 Compleo Charg. Sol. 36,60 36,80 Fuchs Petrolub St. 25,50 25,70 Krones 73,10 74,60 Qingdao Haier (CN) 1,31 1,33 Vitesco Techn. Grp. 35,58 36,88
15,28 14,06 35,3 31,5 Symrise Inh. 108,05 109,35 109,60 107,65 +1,2 –16,1 132,65 94,60 0,971x 0,89 242 adesso 171,00 176,80 Corestate Capital (L) 8,21 9,41 Gateway Real Est. 4,24 4,14 KUKA 82,80 83,10 R. Stahl NA 14,10 14,80 Volkswagen St. 215,10 221,80 HELMA Eigenheimbau 51,60 52,20
32,32 28,69 5,0 4,7 Volkswagen Vz. I 155,10 156,74 158,90 154,38 +1,1 –11,7 245,45 131,30 4,861x 3,10 829 Adler Group (L) 11,11 11,76 Creditshelf 35,80 37,80 Geratherm Medical 8,42 8,34 KWS Saat 67,00 69,90 Rhön-Klinikum 14,25 14,45 Voltabox 1,38 1,38 IBU-Tec Advanced 33,15 34,05
Adler Real Estate 7,58 7,58 CropEnergies 14,44 14,44 Gesco NA 23,00 24,70 Leifheit 21,75 22,05 ROY Asset Hold. 0,15 0,19 Vossloh 37,10 38,20 JDC Group 22,50 23,00
30,93 30,93 15,5 14,5 Vonovia NA I 39,62 39,83 40,28 39,48 +0,5 –17,9 57,15 38,74 1,581x 3,98 1729 ADVA Optical z.Vk. 13,00 13,30 Lloyd Fonds 9,60 9,56
Data Modul 57,50 57,50 GFT Technologies 40,10 41,45 Leoni NA 9,00 9,35 SAF Holland Δ 7,24 7,48 Vulcan Energy Res. (AUS)6,35 6,27
11,10 9,49 44,7 31,6 Zalando 43,44 42,33 43,11 42,02 –2,6 –40,5 105,90 42,02 0,001x 0,00 1085 All for One Group 62,80 62,80 Delticom 3,61 3,50 Gigaset 0,297 0,248 Logwin NA (L) 266,00 258,00 Salzgitter 41,92 46,12 Wacker Neuson NA 19,88 20,44 MagForce 2,77 2,70
Allane 13,50 14,50 Demire Real Estate 4,61 4,78 GK Software 131,60 131,80 LPKF Laser&Electr. 12,04 12,18 Sartorius St. 328,50 339,00 Washtec 50,20 50,60 Media & Games Inv. (MT)3,30 3,30
Allterco (BG) 10,95 10,70 Dermapharm Holding 59,10 59,25 Global Fashion Grp. (L) 1,63 1,69 Manz 38,65 40,55 Schaeffler Vz. 5,97 6,02 Westwing Group 11,29 10,69 Mensch & Maschine 53,90 57,10
16,6 14,2 M-Dax 31103,30 31443,36 31664,17 31140,20 +1,1 –10,5 36428,86 27386,56 530,28 1,69 42373 alstria office REIT
Alzchem Group
14,05
20,90
14,10
21,00
Deutsche Konsum REIT 12,35 12,20
Deutz 4,52 4,64
Grammer
Grenke NA
16,35 15,60
25,28 25,90
Masterflex
MAX Automation
6,80
3,95
6,64
4,12
Secunet
Serviceware
419,00
12,30
427,50
12,20
windeln.de konv. 1,16 1,26
Wüstenr. & Württemb. 18,38 18,32
MPC Münchmeyer
mVISE
3,71
1,40
3,60
1,41
2,68 2,68 30,1 25,6 Aixtron NA W 23,70 23,69 24,34 23,53 ±0,0 +32,6 26,60 14,82 0,111x 0,46 849 Amadeus Fire 138,40 141,60 DFV Dt. Familienvers. 11,68 11,88 H+R 5,98 6,30 MBB 124,20 125,80 SFC Energy 26,85 25,45 YOC 13,25 13,50 Mynaric 37,90 38,50
7,90 5,14 11,8 10,2 Aroundtown (L) 5,05 5,14 5,18 5,06 +1,8 –3,4 7,16 4,62 0,071x 1,37 1914 Artnet NA 6,68 6,64 DIC Asset NA 13,94 14,02 Hamborner Reit 9,70 9,69 Mediclin 3,82 3,70 SGL Carbon 5,32 5,44 Zeal Network 36,30 36,55 Nabaltec 31,90 32,10
Atoss Software 165,80 165,80 Diebold Nixdorf (USA) 5,07 5,30 Hamburger Hafen 16,12 15,90 Medigene NA 2,92 2,98 Shop Apotheke (NL) 73,82 73,88 Noratis 19,60 19,60
5,21 3,50 12,7 16,6 Aurubis 108,85 116,00 119,75 107,55 +6,6 +31,7 119,75 62,20 1,601x 1,38 89
5,69 3,70 23,0 20,9 Bechtle W 45,19 45,18 45,83 45,01 ±0,0 –28,2 69,56 40,82 0,451x 1,00 163
Aumann
Auto1 Group
14,50
11,13
14,70
11,40
DMG Mori
Dr. Hönle
41,60 41,60
28,80 29,75
Hapag-Lloyd NA
Hawesko
351,80 344,80
50,20 50,40
Medios
Metro St.
27,85 27,00
7,83 7,99
Singulus Δ
Sixt Vz.
3,83
70,10
3,79
73,70
Scale Nürnb. Bet. vink. NA 84,00 85,00
Nynomic 35,70 35,25
Basler 112,40 112,20 Drägerwerk St. 42,45 44,25 Heidelb. Druck 2,29 2,34 Metro Vz. 8,25 8,20 SLM Solutions Gr. 12,82 12,82 2G Energy 118,40 122,40 Ökoworld NA Vz. 80,00 78,50
2,81 2,52 20,2 18,5 Befesa (L) 68,55 70,35 70,80 68,90 +2,6 +4,4 73,60 55,60 1,172x 2,08 50 Bastei Lübbe 6,88 6,82 Drägerwerk Vz. 49,05 49,25 Heidelberg Pharma 5,50 5,22 Mister Spex 7,58 7,54 SMA Solar Techn. 42,96 42,30 Advanced Blockchain 13,12 13,14
24,10 9,36 29,6 27,3 Beiersdorf 95,36 95,62 96,00 94,74 +0,3 +5,8 108,05 79,00 0,701x 0,73 299 Bauer 9,28 9,20 Apontis Pharma 12,80 13,35 Pantaflix 1,37 1,38
Dt. Beteiligung 29,45 29,60 Hella 59,80 59,80 MLP 6,84 6,90 SNP 30,25 30,20
BayWa NA 61,00 62,00 Dt. EuroShop NA 15,48 16,14 Henkel & Co. 59,80 60,80 Mutares 22,95 23,40 Softing 6,12 6,06 Artec Technologies 2,48 2,46 publity 24,40 24,20
1,89 1,77 29,1 25,6 Cancom W 49,24 48,94 49,60 48,80 –0,6 –17,4 64,82 45,65 0,751x 1,53 116 Pyramid 2,33 2,32
BayWa vNA 47,10 47,40 Dt. Pfandbriefbank 12,09 12,36 Hensoldt 26,30 26,10 MVV Energie NA 34,40 34,20 Stabilus (L) 40,95 43,10 Beaconsmind (CH) 12,70 12,50
12,10 4,96 47,5 42,1 Carl Zeiss Meditec W 135,20 135,25 139,40 134,00 ±0,0 –26,8 202,00 118,10 0,901x 0,67 121 BB Biotech NA (CH) 61,90 61,50 DWS Group 32,64 33,22 hGears 17,55 17,45 New Work 170,40 169,80 Steinhoff Intern. (NL) 0,183 0,179 Beta Systems Software 37,20 – Pyrum Innovations 89,00 85,00
8,63 7,03 10,2 6,9 Commerzbank 6,70 6,89 6,97 6,71 +2,9 +3,0 9,51 4,80 0,001x 0,00 9461 Beck, Ludwig 25,80 25,80 Ecotel Communic. 28,20 28,30 Highlight Comm. (CH) 3,68 3,70 Nexus 52,80 52,80 Stemmer Imaging 32,80 32,20 Blue Cap 26,00 26,00 RCM 2,06 2,06
Bertrandt 46,55 47,90 EDAG Engineer. (CH) 11,45 12,00 Hochtief 61,44 61,78 NFON 13,70 13,60 Stratec 113,00 112,20 Cliq Digital 28,15 27,50 Scherzer & Co. 3,18 3,22
6,61 3,84 53,4 38,2 CTS Eventim 67,40 68,90 69,40 67,75 +2,2 +7,1 72,68 50,34 0,001x 0,00 126 Bet-at-home.com 15,24 15,40 Einhell Germany Vz. 205,50 208,00 home24 5,99 5,75 Norma Group NA 23,96 24,36 Südzucker 13,02 13,21 cyan 3,21 3,22 SGT German Private Eq. 1,26 1,26
11,26 2,06 18,0 K.A. Dt. Wohnen Inh. 27,75 28,12 28,52 27,67 +1,3 –24,0 53,04 27,04 1,031x 3,66 209 Bike24 8,46 8,14 Elmos Semicond. 45,60 45,95 Hornbach Hold. 116,20 119,10 Novem Group (L) 8,50 8,68 Surteco Group 31,20 31,30 Daltrup & Söhne 6,28 6,28 The Naga Group 5,29 5,11
1,80 1,27 10,8 8,9 Dürr 25,44 26,02 26,30 25,34 +2,3 –35,1 44,08 23,26 0,301x 1,15 160 Bilfinger 38,82 39,50 ElringKlinger NA 8,23 8,52 Indus Holding 27,10 27,50 OHB 34,55 35,25 Süss MicroTec NA 15,26 14,98 Datagroup IT Serv. 77,60 79,50 Vectron Systems 5,22 5,34
Biofrontera NA 1,19 1,11 elumeo 5,72 5,70 Init Innovation 33,95 33,05 OVB Holding 23,20 23,40 Synlab 15,84 15,80 Datron 11,80 11,70 Veganz Group 47,60 48,60
12,02 4,57 11,9 11,2 Evonik Industries 25,25 25,80 26,41 25,26 +2,2 –9,4 30,64 22,44 1,151x 4,46 756
4,68 3,72 173,8 100,8 Evotec W 26,36 26,42 26,87 26,07 +0,2 –37,8 45,83 23,26 0,001x 0,00 350
5,01 1,99 33,7 15,5 Fraport 53,00 54,14 55,12 53,18 +2,2 –8,5 69,90 44,88 0,001x 0,00 194
3,31
2,20
3,14 15,6 14,3 freenet NA W
2,20 16,2 K.A. Fuchs Petrolub Vz.
26,04
30,44
25,83
31,72
26,23
32,00
25,75
30,46
–0,8
+4,2
+11,0
–20,5
26,23
46,00
19,29
29,60
1,651x
0,991x
6,39
3,12
520
261
Europäische Börsen Kurse in Euro / Schweizer Franken
7,00 5,75 20,3 18,0 GEA Group 38,36 38,81 39,37 38,47 +1,2 –19,3 48,55 33,27 0,851x 2,19 257 Bank of Ireland (IRL) 6,32 6,24 EdF (F) 8,57 8,77 Hennes & Mauritz (SE) 12,83 12,89 NatWest Group (GB) 2,68 2,70 SCA B fr (SE) 19,31 19,24 Telenor (N) 13,89 13,79
2,30 2,30 15,5 13,3 Gerresheimer 70,65 73,35 73,35 70,05 +3,8 –13,4 99,40 53,45 1,251x 1,70 164 20.4. 21.4. Bankinter (E) 5,25 5,69 EDP (PT) 4,75 4,69 Hermes Internat. (F) 1241 1250 Next (GB) 76,50 75,50 Schibsted (N) 20,70 20,82 Telia Comp. (SE) 3,79 3,79
3,12 1,56 15,0 12,6 Grand City Prop. (L) 17,55 17,68 17,76 17,56 +0,7 –15,3 24,14 17,35 0,821x 4,66 182 Frankfurt / Schweizer Aktien Zürich Barry Callebaut NA (CH) 2244 2262 Electrolux B fr (SE) 15,10 14,91 Hexagon B (SE) 12,92 12,80 Nokia (FI) 4,91 4,95 Schindler PS (CH) 189,10 192,35 Tenaris (L) 15,12 15,20
3,85 3,10 22,3 17,5 Hugo Boss NA 53,70 54,70 55,30 53,92 +1,9 +2,2 59,98 37,54 0,041x 0,07 213 BB Biotech NA (CH) 62,70 63,30 Ems-Chemie (CH) 869,50 878,50 Holcim N (CH) 44,79 45,85 Nordea Bank Abp (FI) 9,58 9,64 Schroders (GB) 38,00 38,20
Bollore (F) 4,55 4,56 Enagás (E) 21,27 20,59 Icade (F) 60,05 60,35 Norsk Hydro (N) 9,33 9,20 Scor SE (F) 26,47 27,38 Terna (I) 8,06 8,00
1,96 1,13 45,5 37,1 Hypoport SE 316,60 302,00 316,60 301,40 –4,6 –40,9 612,00 301,40 0,001x 0,00 15 A. B. Foods (GB) 19,90 19,80
Bouygues (F) 32,23 32,34 Endesa (E) 19,70 19,79 Imerys (F) 37,88 38,76 Novozymes B (DK) 62,02 61,02 Scot.&South. En. (GB) 22,00 22,00 Tesco (GB) 3,30 3,20
1,24 1,24 K.A. K.A. Jungheinrich 25,22 25,90 26,28 25,16 +2,7 –42,3 48,04 22,52 0,431x 1,66 348 Abrdn (GB) 2,30 2,34
Accor (F) 30,30 31,53 Brit. Land (GB) 6,24 6,18 Engie (F) 12,00 12,19 IMI (GB) 15,40 15,70 OC Oerlikon NA (CH) 7,07 7,19 SE Banken A fr (SE) 10,33 10,66 Thales (F) 127,75 124,70
6,48 6,29 4,8 6,7 K+S NA 34,14 33,85 34,76 33,70 –0,8 +122,9 36,45 8,29 0,001x 0,00 1588 ACS (E) 24,62 25,00 BT Group (GB) 2,22 2,24 Equinor ASA (N) 35,88 34,50 Immofinanz (A) 22,66 22,74 OCI N.V. (NL) 38,90 38,62 Semperit (A) 21,70 21,90 TomTom (NL) 7,43 7,61
7,75 4,58 13,5 10,4 Kion Group 56,96 59,06 60,22 56,62 +3,7 –38,8 103,70 52,66 0,411x 0,69 285 Adecco Group NA (CH) 39,00 39,70 Bunzl (GB) 37,20 37,20 Ericsson B fr (SE) 8,10 8,03 Int. Cons. Airlines (E) 1,71 1,84 OMV (A) 45,81 47,09 SES S.A. (L) 8,48 8,59
Tullow Oil PLC (GB) 0,691 0,70
11,50 4,71 19,1 17,2 Knorr-Bremse 70,28 71,32 72,50 70,42 +1,5 –17,9 113,60 62,98 1,521x 2,13 183 Burberry Group (GB) 19,90 19,70 Erste Group Bank (A) 32,57 32,56 InterCont. Hotels (GB) 63,00 63,50 Orange (F) 11,14 11,13 SGS NA (CH) 2497 2503
Aegon (NL) 5,32 5,34 UCB (BE) 111,80 111,70
Bureau Veritas SA (F) 25,25 25,51 Eutelsat Comm. (F) 10,24 10,35 Investor B (SE) 20,08 20,08 Orkla (N) 8,30 7,90 Sika N (CH) 313,70 315,40
3,39 3,39 8,3 7,3 Lanxess 37,72 39,22 39,77 37,60 +4,0 –28,0 65,88 33,47 1,001x 2,55 953 Aeroports de Paris (F) 146,80 148,40 UniCredit (I) 9,46 9,39
Caixabank (E) 3,10 3,14 Exor (NL) 69,02 70,04 ITV (GB) 0,894 0,86 Österreich. Post (A) 33,05 33,25 Skanska B fr (SE) 19,35 19,39
7,29 7,19 15,5 14,5 LEG Immobilien 99,94 100,05 101,95 99,58 +0,1 –18,5 139,80 97,88 3,781x 3,78 142 Ageas (BE) 47,47 48,02
Capgemini (F) 191,00 196,05 Experian Group (JE) 32,80 33,80 JCDecaux (F) 19,78 20,34 Pandora A/S (DK) 87,36 89,94 SKF B fr (SE) 15,83 15,98 United Utilities (GB) 13,40 13,40
Air France-KLM (F) 4,14 4,20
8,96 6,66 0,0 11,6 Lufthansa vNA 7,15 7,49 7,58 7,17 +4,7 +21,2 8,16 5,24 0,001x 0,00 4202 Capita PLC (GB) 0,24 0,25 Ferguson PLC (JE) 122,00 127,00 Jeronimo Martins (PT) 20,72 20,68 Partners Group (CH) 1153 1161 Smith & Nephew (GB) 14,95 15,05 UPM-Kymmene (FI) 31,23 32,70
Akzo Nobel (NL) 78,82 83,90 Ferratum Oyj (FI) 3,57 3,61 Johnson, Matthey (GB) 22,60 22,50 Pearson (GB) 9,28 9,58 Snam Rete Gas (I) 5,38 5,25
9,47 4,80 57,0 51,2 Nemetschek W 81,06 81,96 82,58 80,50 +1,1 –27,3 116,15 54,64 0,301x 0,37 292 Carlsberg B (DK) 118,25 118,60
Alfa Laval AB (SE) 30,44 31,06 Ferrovial (E) 25,09 25,39 Julius Bär NA (CH) 49,27 48,95 Poste Italiane (I) 9,59 9,83 Sodexo (F) 72,20 72,42 Valeo (F) 17,15 18,07
Carnival PLC (GB) 16,71 16,75
2,71 1,96 7,2 6,8 ProSiebenSat.1 11,28 11,65 11,70 11,26 +3,3 –16,9 19,00 9,69 0,491x 4,21 1022 Alstom (F) 21,35 21,96 Vallourec (F) 11,58 11,82
Carrefour (F) 20,45 19,70 Flughafen Zürich (CH) 168,60 171,00 KBC Group (BE) 64,34 65,70 Proximus (BE) 17,19 17,38 Solvay (BE) 88,42 91,26
7,28 2,90 49,0 40,9 Rational 625,50 640,50 644,00 623,50 +2,4 –28,9 1033,50 593,20 4,801x 0,75 6 Amadeus IT (E) 56,72 58,12 Casino Guich. (F) 15,86 15,83 Fortum (FI) 16,32 16,36 Kerry Group A (IRL) 100,55 102,95 Publicis Group (F) 55,98 57,94 Sonova Hold. NA (CH) 381,10 374,70 Veolia Environnem. (F) 28,35 28,76
9,47 9,42 19,6 15,4 Rheinmetall 217,00 217,50 218,50 213,80 +0,2 +161,9 218,50 76,28 2,001x 0,92 288 Andritz (A) 39,50 39,42 Centrica (GB) 0,96 0,945 Fresnillo PLC (GB) 9,42 9,55 Kingfisher (GB) 3,17 3,27 Randstad Hold. (NL) 52,30 54,22 Standard Ch. PLC (GB) 6,20 6,20 Vestas Wind (DK) 28,08 27,10
Anglo American (GB) 49,00 44,90 CEZ Inh. (CZ) 40,14 40,40 GALP (PT) 11,50 11,67 Kinnevik B (SE) 22,44 22,00 Red Eléctrica (E) 19,05 19,08 STMicroelectronics (NL) 35,44 36,45
8,32 1,98 K.A. K.A. RTL Group (L) 53,05 53,75 54,15 53,00 +1,3 +15,3 54,15 43,00 3,001x 5,58 112 Vienna Insurance (A) 23,85 23,55
Antofagasta (GB) 20,50 18,00 Christian Dior (F) 607,00 610,00 GBL (BE) 94,62 95,46 Klepierre (F) 23,21 23,65 Relx (GB) 28,91 29,23 Stora Enso Oyj (FI) 19,77 19,56
4,64 4,48 33,6 28,0 Scout24 NA 59,06 57,86 59,38 57,68 –2,0 –5,8 73,36 46,90 0,821x 1,42 105 AP Moeller-Maersk (DK) 2643 2626 Vifor Pharma NA (CH) 169,35 168,85
Clariant NA (CH) 15,97 16,11 Geberit NA (CH) 546,60 554,40 Komercni (CZ) 33,46 33,60 Renault (F) 23,08 23,86 Subsea 7 (L) 8,62 8,72
13,92 8,34 72,0 19,1 Siemens Energy 19,26 19,15 19,51 18,94 –0,5 –14,9 29,37 17,12 0,101x 0,52 4114 ArcelorMittal (L) 29,81 30,84 CNP Assurances (F) 21,78 21,78 Gecina (F) 110,30 113,60 Kon. Vopak (NL) 28,06 29,09 Repsol YPF (E) 13,61 13,61 Sulzer NA (CH) 75,35 77,05 Vivendi (F) 11,95 11,88
2,81 1,29 8,9 8,3 Siltronic NA W 93,50 93,70 95,10 93,00 +0,2 –33,8 147,00 85,10 2,001x 2,13 131 Arkema (F) 110,40 111,95 Coca-Cola HBC (CH) 18,84 20,01 Generali (I) 18,60 18,82 Kuehne + Nagel NA (CH) 273,20 277,40 Rexel (F) 18,70 19,31 Svenska Handelsbk. (SE) 8,98 9,09 Voest-Alpine (A) 25,42 25,86
3,95 1,65 18,5 18,1 Sixt St. 129,00 130,00 131,90 128,80 +0,8 –16,5 170,30 103,70 0,001x 0,00 45 Aryzta NA (CH) 0,951 0,965 Coloplast (DK) 142,90 138,45 Getinge (SE) 34,00 34,62 Land Securities (GB) 9,10 9,10 Richemont (CH) 121,80 120,50 Swatch Group Inh. (CH) 262,30 264,50 Volvo B (SE) 15,66 16,27
2,33 1,55 19,5 15,8 Software W 30,90 31,54 31,68 31,14 +2,1 –10,1 44,00 27,94 0,761x 2,41 56 Assa-Abloy AB (SE) 24,07 25,00 Colruyt (BE) 35,04 35,18 Getlink (F) 17,21 17,30 Legal & General (GB) 3,40 3,24 Rolls-Royce Group (GB) 1,15 1,17 Swedbank A (SE) 14,96 15,17
Atlantia (I) 22,79 22,80 Wärtsilä (FI) 8,52 8,42
Compass Group (GB) 20,40 20,60 Givaudan NA (CH) 3819 3857 Legrand (F) 82,32 83,90 Royal KPN (NL) 3,28 3,26 Swiss Life NA (CH) 623,80 624,80
3,34 1,70 16,4 13,1 Ströer & Co. 57,65 58,95 59,45 57,40 +2,3 –14,9 76,05 54,45 2,001x 3,39 133 Atlas Copco A (SE) 46,85 46,63 Wendel (F) 95,20 96,05
Crédit Agricole (F) 10,03 10,32 Gjensidige Forsikr. (N) 21,90 22,18 Lindt & Spr. NA (CH) 111700 113000 RTL Group (L) 53,35 54,00 Swiss Re NA (CH) 83,40 83,94
2,94 2,85 13,4 13,0 TAG Immobilien 19,97 20,08 20,32 19,98 +0,6 –18,4 29,37 19,61 0,881x 4,38 357 Atos (F) 22,73 22,44 Credit Suisse NA (CH) 7,17 7,14 Glencore (JE) 6,31 5,89 London Stock Ex. (GB) 96,00 98,50 Ryanair Holdings (IRL) 14,77 15,28 Swisscom NA (CH) 566,40 559,80 Whitbread (GB) 35,00 35,60
10,35 2,17 K.A. K.A. Talanx NA 40,86 40,94 41,24 40,66 +0,2 –3,8 44,42 33,44 1,501x 3,66 56 Aviva (GB) 5,35 5,30 Danske Bank (DK) 15,04 15,91 Grifols (E) 15,93 16,22 Mapfre (E) 1,91 1,92 Sage Group (GB) 8,50 8,46 TechnipFMC (GB) 7,99 7,66 Wienerberger (A) 27,50 28,00
2,58 1,94 16,6 13,0 TeamViewer W 12,95 12,83 13,03 12,77 –0,9 +8,5 41,18 10,72 0,001x 0,00 828 Babcock Int. (GB) 3,72 3,74 Dassault Systemes (F) 40,23 40,88 Hargreaves Lans. (GB) 11,50 11,70 Marks & Spencer (GB) 1,77 1,77 Sainsbury PLC (GB) 2,97 2,93 Telecom Italia (I) 0,302 0,29 Wolters Kluwer (NL) 97,24 96,84
8,44 2,23 354,9 63,1 Telefónica Deutschl. W 2,88 2,84 2,91 2,84 –1,4 +16,3 2,91 2,20 0,181x 6,34 5895 BAE Systems (GB) 9,18 9,00 DSM (NL) 157,00 157,90 Heineken Hold. (NL) 74,85 75,25 Mediobanca (I) 9,31 9,53 Saipem (I) 1,13 1,13 Telefónica (E) 4,86 4,85
Bâloise NA (CH) 175,50 176,00 Easyjet (GB) 6,67 7,17 Heineken N.V. (NL) 92,98 94,46 Michelin (F) 121,75 123,65 Sampo (FI) 47,43 48,21 Telekom Austria (A) 6,99 6,88 WPP (JE) 11,80 12,10
4,62 3,65 4,6 5,9 thyssenkrupp 7,21 7,42 7,49 7,07 +2,9 –23,4 11,73 6,67 0,001x 0,00 3915 Banco Sabadell (E) 0,769 0,797 Edenred (F) 49,39 50,02 Hellenic Telecom (GR) 17,81 17,60 Naturgy Energy (E) 29,19 28,83 Sandvik (SE) 19,89 20,27 Telenet (BE) 30,46 30,30 Yara (N) 50,90 51,08
8,86 2,09 10,8 12,3 Uniper NA 24,34 24,20 24,62 24,00 –0,6 –42,1 42,45 16,05 1,371x 5,66 386
6,02 2,77 13,9 13,3 United Internet NA W 31,28 31,03 31,50 30,93 –0,8 –11,2 37,67 26,24 0,501x 1,61 143
16,33
3,66
1,62 38,2 K.A. Vantage Towers W
1,63 34,7 29,9 Varta W
32,90
90,54
32,28
90,58
32,92
92,62
32,10
89,70
–1,9
±0,0
+0,2 33,59
–20,9 165,90
24,40
78,50
0,561x
2,481x
1,73
2,74
101
148 Übersee Börsen
9,15 2,63 10,6 14,2 Wacker Chemie 175,00 175,45 176,65 173,90 +0,3 +33,3 177,75 116,65 2,001x 1,14 71
Dow Jones Industrial Average New York (USD) Cigna Corp.
Citigroup
268,87
53,10
269,38
53,07
Kroger Co.
Lilly (Eli)
57,70
292,92
58,65
290,00
UPS
Valero Energy
190,43
108,07
189,42
107,83
NortonLifeLock
NVIDIA Corp.
26,97
214,82
26,50
208,50
24,7 21,6 Tec-Dax 3255,06 3270,62 3304,29 3250,46 +0,5 –16,6 4010,04 2895,03 48,22 1,47 29842 Heimatbörse Frankfurt
20.4. 21.4.
Colgate-Palmolive 81,53 82,51 Lockheed Mar. 453,87 444,97 Waste Managem. 160,59 161,35 NXP Semiconduct. 178,79 175,93
3,72 0,91 11,6 K.A. 1&1 21,30 21,04 21,50 21,04 –1,2 –12,4 27,86 19,52 0,051x 0,24 35 52 Wochen 20.4. 21.4. 21.4. Ver. ConAgra Brands 36,54 36,95 Loews 67,36 67,34 Wells Fargo 48,65 48,40 Paccar Inc. 87,60 88,10
Vergleich Dividende Schluss 18.35 h 18.35 h in % Heimatbörse ConocoPhillips 102,67 100,98 Lowe’s 208,74 207,06 Western Digital 49,50 50,65 Paychex 139,63 139,70
2,85 1,14 K.A. K.A. CompuGroup Med. 54,50 53,60 54,60 53,40 –1,7 –24,7 82,80 44,40 0,501x 0,93 56 Corning Inc. 34,67 34,90 Macys 26,44 26,10 Weyerhaeuser 42,13 41,91 PayPal 94,90 90,03
1,13 0,75 34,7 31,1 Eckert & Ziegler 53,90 53,15 54,20 52,90 –1,4 –43,5 141,40 50,35 0,451x 0,85 65 Abb Vie 156,70 159,70 Crown Castle Intern. 197,93 198,95 Marsh & McL. 174,41 180,74 Williams Cos. 35,92 36,05
3M Co. 1,49$4x 150,59 152,08 140,34 +1,1 Qualcomm Inc. 140,34 138,61
1,49 1,33 17,5 15,5 Jenoptik 25,70 26,10 26,48 25,42 +1,6 –29,7 37,80 21,62 0,251x 0,96 501 Abbott Labor 122,64 124,04 CVS Caremark 106,64 105,99 MasterCard 365,29 368,68 Yum! Brands 125,70 125,57
American Express 0,52$4x 188,46 187,94 173,34 –0,5 Ryanair 93,35 95,08
0,83 0,73 0,0 0,0 MorphoSys 23,87 24,13 24,61 23,61 +1,1 –27,6 80,14 20,76 0,001x 0,00 109 Accenture 323,67 325,00 Danaher Corp. 280,38 280,92 Medtronic PLC 113,00 113,59
Starbucks 80,17 79,54
1,96 1,27 41,9 K.A. Nagarro 141,60 142,40 147,00 142,00 +0,6 –29,5 212,00 82,00 0,001x 0,00 44
Amgen 1,94$4x 255,38 258,10 236,95 +1,5 Aflac Inc. 66,62 66,35 Deere & Co. 437,39 428,66 MetLife 72,44 72,39 Nasdaq (USD) 20.4. 21.4.
T. Rowe Price 143,40 141,42
Apple Inc. 0,22$4x 167,23 169,94 156,98 +1,8 Agilent Technol. 129,37 126,74 Dell Techs 49,00 48,66 Morgan Stanley 90,61 90,63
2,56 1,74 0,0 50,8 Nordex 16,74 16,01 16,83 15,94 –4,3 +15,1 25,00 11,30 0,001x 0,00 1410 Adobe 428,11 424,38 Tesla 977,20 1037
Boeing Co. 2,06$4x 183,55 182,95 170,50 +0,3 Air Products & Chem.248,74 250,61 Dominion Energy 86,99 87,24 Newmont Corp. 82,59 77,25 Alphabet Inc. A 2561 2531 Vertex Pharm. 285,30 285,91
1,09 0,72 15,7 13,3 S&T (A) 16,44 16,45 16,84 16,29 +0,1 +12,2 24,20 11,22 0,301x 2,13 97 Caterpillar Inc. 1,11$4x 235,08 235,65 217,00 ±0,0 Alibaba 89,41 86,23 Duke Energy 115,43 115,96 Nextera Energy 81,51 76,79 Amazon.com 3080 3025
- - K.A. K.A. Suse (L) 29,68 30,34 31,12 29,52 +2,2 –24,5 43,60 20,40 0,001x 0,00 65 Allstate 143,86 143,05 Eaton Corp. 149,38 150,78 Norfolk South. 267,91 270,69 Wynn Resorts 77,75 75,26
Chevron Corp. 1,42$4x 172,53 168,64 156,06 –1,9 Applied Mater. 117,89 117,09
Altria Group Inc. 55,37 57,00 Emerson Electric 97,14 97,58 Northrop Grumman 463,40 449,09
5,43 1,71 25,5 39,4 Verbio 86,20 85,90 87,80 84,60 –0,3 +42,5 87,80 32,60 0,201x 0,23 109 Cisco Systems
Coca Cola Co.
0,38$4x
0,44$4x
53,02
65,96
53,60
66,93
49,34
61,63
+1,0
+1,1
Am. Electric Power 102,83 103,19 Exxon Mobil Corp. 87,96 89,06 Occidental P. 61,47 61,18
ASML Hold.
Autom. Data
633,91
232,62
625,48
232,10
Hongkong (HKD) 20.4. 21.4.
Am. Intl. Group 64,41 64,20 FedEx Corp. 209,19 206,68 Omnicom 84,42 83,28 Baidu Inc. 122,31 117,49 Bank of China 3,14 3,13
Disney Co. 0,88$1x 124,57 123,82 113,46 –1,2 AMD Inc. 94,02 91,31 Ferrari N.V. 221,64 220,00 Oracle Corp. 80,29 80,53 Biogen Inc. 220,43 221,21 BOC (HK) 29,85 29,85
Dow Inc. 0,70$4x 67,54 70,25 65,61 +4,8
Euro Stoxx 50, Stoxx Europe 50
Americ. Tower Reit 267,59 269,21
Aktien-Indizes
Ford Motor 16,05 15,88 Parker Hannifin 289,44 287,53 BioNTech 153,68 150,03 CCB 5,71 5,71
Goldman Sachs 2,00$4x 341,06 339,05 312,95 –1,3 Aon PLC 333,22 337,06 Franklin Resources 26,69 26,62 PepsiCo 175,47 176,71 China Mobile 55,10 54,25
Booking Hold. 2252 2266
Home Depot 1,90$4x 315,14 313,13 288,50 +1,5 Apache Corp. 44,33 43,73 Freeport-McMoRan 49,90 45,94 Pfizer 49,75 49,41 Broadcom 597,72 601,75 China Nat. Offs. Oil 11,14 10,84
52 Wochen 52 Wochen 20.4. 21.4. Veränd. in % Heimatbörse Frankfurt Honeywell Intl. 0,98$4x 196,34 196,82 182,92 –0,2 Archer-Daniels 98,22 97,34 Gap Inc. 14,37 14,36 Philip Morris 103,05 105,27 Cerner Corp. 93,42 93,53 CK Hutchison 57,25 57,80
IBM 1,64$4x 138,32 141,23 129,82 +1,8 AT&T 19,43 20,28 General Dynamics 247,69 244,57 PP&L Res. 30,17 30,39 Cincinnati Fin. 141,25 142,10 Hang Seng Bank 152,80 153,80
Tief Vergleich Hoch Hoch Tief Schluss 18.35 h 20.4. 31.12. 52 Wochen 20.4. 21.4. 21.4. Ver. Baker Hughes 35,33 33,50 General Electric 91,40 92,29
Intel Corp. 0,37$4x 48,11 48,05 44,21 –0,5 PPG Ind. 131,70 134,02 Cognizant Techn. 86,21 87,80 Ping An Insur. 53,30 53,50
Vergleich Dividende Schluss Schluss 18.35 h in % Johnson & Johnson 1,06$4x 183,89 183,75 169,26 +0,1 Bank of America 39,66 39,48 General Mills 72,83 73,72 ProLogis 172,67 172,97 Comcast A 47,40 47,47 Sun Hung K.P. 94,60 94,60
Deutsche Indizes Bank of N.Y. Mellon 47,02 46,72 General Motors 41,72 41,12 Raytheon Technol. 104,97 103,96
McDonald’s 1,38$4x 255,85 257,23 237,20 +0,4 Costco 603,53 598,75
2852,56 2118,40 F.A.Z. 2446,83 2466,55 +0,81 –10,6
4945,49 3397,26 F.A.Z.-Auto- und Zulieferind. 3989,75 4035,06 +1,1 –10,0 AB Inbev 0,502x 56,99 57,52 57,27 +2,2 Merck & Co. 0,69$4x 86,46 86,81 80,00 +5,0
Barrick Gold
Baxter Int. Inc.
25,25
78,56
24,10
78,19
Grainger Inc.
Halliburton
511,28
39,60
512,21
39,51
Schlumberger
Sherwin Will.
42,68
253,09
41,51
252,58
CSX Corp. 35,30 36,18 Tokio (JPY) 20.4. 21.4.
eBay 54,86 54,89
374,84 214,47 F.A.Z.-Banken 290,58 295,27 +1,6 +3,6 ABB NA 0,82F1x 30,07 31,55 – – Microsoft 0,62$4x 286,36 287,47 264,95 +0,4 Becton D.& C. 267,65 266,82 Harmony G.ADR 4,61 4,39 Snap 30,76 29,61 Canon Inc. 3114 3046
Fiserv Inc. 101,49 101,94
7185,31 5087,22 F.A.Z.-Bau und Immobilien 5193,18 5226,64 +0,64 –15,4 Morgan (J.P.) 1,00$4x 131,58 131,68 121,90 +0,2 Berkshire Hath. A 522901 521045 Hershey Co. 229,68 231,30 Southern Co. 76,50 76,78 Gilead Science 63,60 64,17 Honda Motor 3433 3434
Adyen 0,001x 1716,60 1728,001711,60 +1,1 Japan Tobacco 2202 2214
3557,70 2290,88 F.A.Z.-Chemie und Pharma 2699,90 2726,23 +0,98 –9,5 Nike 0,31$4x 135,87 137,04 126,40 +0,5 Berkshire Hath. B 348,82 347,12 Hess Corp. 114,88 112,67 State Street 75,91 76,06 Illumina 344,17 340,57
Ahold Delhaize 0,522x 28,35 28,17 28,45 +0,3 Procter & Gamble 0,91$4x 163,65 164,24 151,16 +0,2 Blackrock 699,00 690,53 Howmet Aerospace 36,84 36,64 Stryker 276,37 274,55 Intuit Inc. 481,95 476,08 Mitsub. UFJ Fin. 774 775
785,52 432,50 F.A.Z.-Erneuerb. Energien 694,85 676,61 –2,6 +20,6 Mizuho Financ. 1609 1600
Air Liquide 2,751x 161,78 162,66 162,40 +0,2 Salesforce Inc. 0,001x 186,23 181,68 167,90 –2,7 Boston Scientific 47,10 46,80 HP Enterprise 16,52 16,41 Sysco 89,10 89,39 Intuitive-Surgical 302,90 299,67
819,18 542,63 F.A.Z.-Grundstoffe 786,13 808,16 +2,8 +24,2 BP PLC 31,40 31,32 HP Inc. 39,38 38,73 Target Corp. 249,32 251,38 Nissan Motor 551 546
Travelers Comp. 0,88$4x 177,71 178,81 163,90 +1,3 Kraft Heinz Co 43,35 44,36
2669,30 2039,57 F.A.Z.-Handel und Verkehr 2528,52 2530,26 +0,07 –1,8 ASML Hold. 1,802x 591,40 584,00 591,80 +0,7 Bristol-Myers Sq. 77,28 77,99 Illinois Tool Works 206,54 207,21 Teva Pharmac. 9,68 9,53 Liberty Global A 25,06 24,51 Softbank 5627 5579
9281,42 6520,69 F.A.Z.-IT und Elektronik 6990,28 7089,36 +1,4 –21,5 UnitedHealth 1,45$4x 546,01 544,28 502,60 +0,5 Sony Corp. 11430 11600
Capital One 141,85 141,84 Int. Paper 49,41 49,83 Texas Instr. 179,42 179,24 Marriott Intl. 190,30 188,87
AstraZeneca 1,453£2x10470,0010504,00 126,10 ±0,0 Verizon 0,64$4x 54,41 55,36 51,07 +2,1 Sumitomo Mit.Fin. 3981 4002
3292,82 1813,08 F.A.Z.-Konsum, Medien 2078,28 2071,00 –0,35 –23,1 Carnival Corp. 19,62 19,81 Intercont. Exch. 123,85 122,19 Trane Technologies 154,54 154,96 Meta Platforms 200,42 190,00
AXA 1,431x 27,16 27,09 27,18 +0,6 VISA 0,38$4x 217,79 219,09 203,45 +1,2 Cdn Pacific Railw. 78,28 78,32 Johnson Controls 65,10 65,37 Truist Financial 52,57 52,65 Mondelez Intern. 65,73 66,30 Toyota Motor 2259 2250
1275,17 1012,59 F.A.Z.-Maschinenbau 1107,27 1130,76 +2,1 –8,8
Banco Santander 0,0492x 3,21 3,23 3,22 –0,3 Walgreens Boots 0,48$4x 46,54 47,08 42,80 +1,0 Charles Schwab 76,45 73,46 Kellogg 68,95 69,97 Twitter 46,72 46,85 Netflix 226,19 218,70
42847,48 32753,29 F.A.Z.-Versicherungen 39364,27 39668,43 +0,77 +0,84
Walmart Inc. 0,56$4x 159,63 159,95 146,76 +0,1 Chubb Ltd. 212,58 214,01 Kimberly-Clark 127,60 129,52 Union Pacific 247,07 244,41 Northern Trust 113,17 112,57 Letzte Kursfeststellung um 18.35 Uhr.
1258,17 989,36 F.A.Z.-Versorger,Telekom. 1174,11 1175,04 +0,08 –1,7 BBVA 0,232x 5,09 5,15 5,14 –0,7
16290,19 12438,85 Dax 14362,03 14502,41 +0,98 –8,7
BNP Paribas 1,5632x 51,23 52,40 52,82 +2,9
36428,86 27386,56 M-Dax 31103,30 31443,36 +1,1 –10,5
4010,04
9073,63
2895,03
6918,62
Tec-Dax
H-Dax
3255,06
7976,88
3270,62
8054,77
+0,48
+0,98
–16,6
–8,9
BP 0,055$4x 401,15 403,15 4,82 +0,8
Zinsen, Renditen, Terminkontrakte und Indizes Intern. Devisenmärkte Anleihen
Brit. Am. Tobacco 0,545£2x 3314,00 3344,50 40,31 +1,1
17450,14 12403,95 S-Dax 14392,26 14492,48 +0,70 –11,7 Devisenkurse für 1 Euro EZB Notenpreise für 1 Euro
1529,56 1152,19 C-Dax 1317,27 1329,31 +0,91 –10,1
CRH 0,002x 38,63 39,21 39,61 +4,9 Benchmark-Anleihen Terminkontrakte Swaps Interbk.kurse (18 Uhr) kurs aus Sicht der Bank Unternehmensanleihen
16276,05 12558,82 Late Dax 14362,05 14482,56 +0,84 –8,7 Danone 1,941x 55,66 55,34 55,76 +0,3 20.04. 21.04. 21.04. 30.12.21 20.04.22 21.04.22 in Prozent 29.12.21 30.12.21 21.04. 21.04. 21.04. Zins- 21.04. 21.04.
36319,32 27996,19 Late M-Dax 31076,36 31412,60 +1,1 –10,5 Laufzeit Rend. Rend. Kurs Rend. Schluss Verlauf Geld Brief Währung Ankauf Verkauf Zins Laufzeit termin 18.35 h Rend.
Diageo 0,294£2x 3873,50 3921,00 47,00 –0,4
3991,70 2923,45 Late Tec-Dax 3251,92 3270,16 +0,56 –16,1
Eonia
Enel 0,192x 6,17 6,11 6,13 –1,1 Deutschland Euro-Bund-Future 154,68 153,34 1,084 1,0842 1,0887 Am. Dollar* 1,036 1,146 1,5 3M 16/31 2.6. 95,86 2,0018
17394,90 12761,36 Late S-Dax 14327,20 14534,82 +1,4 –11,2 1 Woche -0,520 -0,490
2 Jahre 0,02 0,15 99,71 -0,64 Euro-Bobl-Future 127,70 126,92 1 Monat -0,490 -0,490 1,4693 1,4703 1,4653 Austr. Dollar* 1,393 1,539 2 AB Inbev 18/35 23.1. 92,58 2,6950
Eni 0,432x 14,23 14,00 13,97 –1,5
48,62 15,00 V-Dax-New 24,19 23,84 –1,4 +34,7 5 Jahre 0,59 0,67 96,75 -0,46 DAX-Future 14360,00 14451,00 3 Monate -0,490 -0,490 5,0068 5,0148 5,0324 Bras. Real* 4,260 6,260 2,25 Adidas 14/26 8.10. 103,77 1,3721
438,32 340,64 DivDax (Perf.) 395,54 399,62 +1,0 –4,1 EssilorLuxottica 1,081x 169,65 171,70 172,00 +1,8 10 Jahre 0,88 0,91 91,48 -0,20 S&P500-Future 4455,50 4451,75 6 Monate -0,480 -0,480 0,8313 0,8315 0,8352 Brit. Pfund* 0,802 0,868 2,375 Airbus 20/40 9.6. 91,71 2,9730
30 Jahre 1,04 1,03 73,22 0,16 12 Monate -0,450 -0,460 1,9483 1,9633 1,9558 Bulg. Lew* 2,121 Allianz SE 2 20/50 8.7. 93,30 2,4527
6759,87 5151,21 Prime-All-Share 5929,32 5986,59 +0,97 –9,1 Flutter Entertain. 0,67£2x 101,80 100,55 102,40 –0,6 6,9825 7,0025 7,0228 Chin. Yuan* 5,580 9,070
Frankreich 0,5 Apple 19/31 15.11. 91,20 1,4947
5709,17 3986,46 Tec-All-Share 4546,11 4539,57 –0,14 –14,9
11716,33 8872,18 Classic-All-Share 10075,03 10209,87 +1,3 –9,3
GlaxoSmithKline 0,23£4x 1740,80 1744,80 21,11 +0,7 2 Jahre
5 Jahre
0,05
0,80
0,15
0,87
99,73
95,89
-0,67
-0,27
Umsätze der dt. Börse Quelle: DZ Bank AG 7,4406
8,5009
7,4409
8,5059
7,4403
8,5406
Dän. Krone*
Hongk. Dollar*
7,110
7,630
7,810
9,580
2
1,125
BASF SE 12/22
Bayer 20/30
5.12.
6.1.
101,12
91,11
0,1718
2,4028
3266,44 2029,60 GEX (Preis) 2251,32 2252,37 +0,05 –22,0 Hermes Internat. 2,503 1247,50 1254,501249,50 +0,7
2x
10 Jahre 1,34 1,37 87,18 0,19 alle Kurswert Anteil in % 82,625 82,785 82,965 Indische Rupie 62,000 107,400 4,5 Bilfinger 19/24 14.6. 102,61 3,2126
Europäische Indizes HSBC Hold. 0,18$4x 538,00 536,90 6,36 –1,6 30 Jahre 1,80 1,79 75,93 0,90 Börsenplätze in Mio. Euro Xetra Parkett EZB-Daten 139,552 140,222
139,430 139,460
139,000
139,610
Isländ. Krone
Jap. Yen*
118,000 195,000
133,500 147,400
4 Coba 17/27 30.3. 101,97 3,5562
Großbritannien 1,375 Colgate-Pal. 19/34 6.3. 93,97 1,9491
153,52 118,70 F.A.Z.-Euro 138,46 139,36 +0,65 –6,9 14.04. 20.04. Ffm EZB-Zinsen (ab 18.09.2020) 1,3586 1,3592 1,360 Kan. Dollar* 1,300 1,436 2,5 Continental 20/26 27.8. 103,00 1,7745
Iberdrola 0,0271x 10,62 10,52 10,60 –0,5 2 Jahre 1,59 1,69 97,27 0,67
261,44 202,67 F.A.Z.-Euro Performance 237,25 238,78 +0,64 –6,5 Spitzenrefinanzierung 0,25 % 7,5589 7,5618 7,5635 Kroat. Kuna 6,760 8,260 1,375 Covestro 20/30 12.6. 94,72 2,0875
Inditex 0,35 1x 20,86 21,09 20,88 –0,9 5 Jahre 1,70 1,79 93,90 0,81 Aktien im Dax 4458 3793 98,78 0,37 Einlagefazilität –0,50 % 21,872 21,887 21,8836 Mex. Peso* 17,100 26,710 1,5 Delivery Hero 20/28 15.7. 67,69 9,0005
4415,23 3387,00 Euro Stoxx 50 (Europa) 3896,81 3928,03 +0,80 –8,6 10 Jahre 1,94 1,98 120,70 0,91 Aktien im M-Dax 632 780 98,74 0,41 Hauptrefinanzierung 0,00 % 1,608 1,6095 1,6053 Neus. Dollar* 1,421 1,789 2 Dt. Bahn 12/23 20.2. 101,76 -0,1302
3872,11 3316,73 Stoxx Europe 50 (Europa) 3770,86 3781,13 +0,27 –0,98 ING Groep 0,482x 9,73 9,86 9,86 +1,0 30 Jahre 2,10 2,11 81,36 1,13 Aktien im Tec-Dax 993 843 98,91 0,37 2,375 Dt. Bank 13/23 11.1. 101,74 -0,0515
Terminmarkt (Stand: 18.35 Uhr) P-C-Ratio: 1,12 Mindestreserve (Verzinsung) 0,00 % 9,609 9,612 9,5788 Norw. Krone* 9,100 10,110
488,94 375,81 Euro Stoxx (Europa) 435,05 438,56 +0,81 –8,4 Intesa Sanpaolo 0,072 2x 2,02 2,03 2,03 –0,1 Japan 4,6374 4,6394 4,630 Poln. Zloty* 4,170 5,090 1,625 Dt. Börse 10/25 8.10. 102,15 0,9883
2 Jahre -0,05 -0,05 100,11 -0,10 Aktienoptionen Put: 1172772 Call: 1050147 Hauptrefinanzierungsgeschäft (Refis)
495,46 405,61 Stoxx Europe 600 (Europa) 460,10 461,57 +0,32 –5,4 4,9433 4,9483 4,945 Rumä. Leu* 2,875 Dt. Post 12/24 11.12. 106,29 0,4628
Kering 3,502x 541,90 553,10 537,40 –0,9 5 Jahre 0,03 0,02 99,93 -0,09 7 Tage (fällig 27.04.) 474 Mio.; 91 Tage (fällig 0,625 Dt. Telekom 17/24 13.12. 98,90 1,0501
1982,14 1635,11 S&P Euro 350 (Europa) 1851,23 1855,47 +0,23 –4,6 10,2952 10,2982 10,2553 Schw. Kron.* 9,780 10,850
10 Jahre 0,25 0,25 99,52 0,07 28.04.) 10 Mio.; 91 Tage (fällig 26.05.) 23 Mio.; 1,5 Dt. Wohnen 20/30 30.4. 92,30 2,5757
Kone 2,10 46,63 46,91 46,79 +0,3 1,0345 1,0348 1,0335 Schw. Franken* 0,999 1,071
Renten-Indizes
1x
1391,40 1115,04 Euronext 100 (Europa) 1273,17 1282,66 +0,75 –5,8 30 Jahre 0,98 0,99 100,25 0,69 Wachstum Euro-Geldmenge M 3 5,528 E.ON 08/23 21.2. 104,48 0,1133
1,4774 1,4789 1,482 Sing. Dollar* 1,381 1,663
829,66 652,80 AEX Index (Amsterdam) 725,61 729,05 +0,47 –8,6 L’Oréal 4,0611x 353,65 360,95 360,90 +1,9 USA Jahresrate 02/2022 6,30 % 16,6983 16,7083 16,5996 Südaf. Rand* 14,120 19,430 1,625 Equinor 15/35 17.2. 93,12 2,2486
973,27 788,83 Comp. Index (Athen) 940,69 949,68 +0,96 +6,6 2 Jahre 2,56 2,67 99,20 0,75 20.04.22 21.04.22 3 Monats Durchschnitt 01/2022-01/2022 6,60 % 30,819 32,819 Taiwan Dollar 25,400 39,600 1 Evonik Ind. 15/23 23.1. 100,43 0,4171
LVMH Moët Hen. 3,002x 642,30 653,40 649,00 +0,7 5 Jahre 2,89 2,95 97,95 1,29 Referenzwert für das Geldmengenwachstum 36,683 36,753 36,891 Thail. Baht* 31,100 43,900 0,25 EWE 21/28 8.6. 90,52 1,9056
13493,31 9549,52 OMX Index (Helsinki) 11388,66 11510,32 +1,1 –10,5 Schluss Schluss Rendite
Nestlé NA 2,80F1x 121,80 122,68 – – 10 Jahre 2,84 2,95 90,91 1,51 der 3 Monats-Jahresrate 4,50 % 24,344 24,364 24,380 Tsch. Krone* 22,700 27,100 5,875 Fraport 09/29 10.9. 138,00 0,5949
2562,28 1341,52 Nat. 100 Index (Istanbul) 2525,93 2556,81 +1,2 +37,6 1 Fresenius 20/26 29.5. 97,42 1,6570
30 Jahre 2,88 2,98 85,64 1,90 Rex-Gesamt 136,5099 136,1355 0,6945 Notenumlauf im Euro-Raum 15,9415 15,9445 15,9983 Türk. Lira* 13,460 18,220
1911,45 1507,32 OMXC 20 Ind. (Kopenhagen) 1796,45 1766,75 –1,7 –5,2 Novartis NA 3,10F1x 86,36 86,24 – – 370,230 370,430 370,600 Ungar. Forint* 333,000 426,000 1,5 Heid.Cem. 16/25 7.2. 100,08 1,4698
Rex-Performance 464,8143 463,5784 0,6945 zum 08.04.2022: 1579 Milliarden Euro.
4567,74 3588,24 PSI-GERAL (Lissabon) 4471,83 4410,51 –1,4 +5,4 * Interbankenkurse von der Commerzbank, Notenpreise der HypoVereinsbk 2,5 ING Groep 18/30 15.11. 101,44 2,3117
Novo-Nordisk AS B 6,90DKK2x 794,90 770,90 103,46 –3,4 19.04.22 20.04.22 Euro-Inflationsrate 7,50 %
1566,28 1357,40 S&P UK (London) 1552,03 1551,87 –0,01 +5,0
Pernod Ricard 1,7952x 195,00 195,35 195,70 –0,1
Renditen/Kreditzinsen FAZ-Anleihen 113,1800 113,3600 –
1,65
3
Johns. & J. 16/35 20.5.
JP Morgan 14/26 19.2.
97,56
104,65
1,8620
1,7311
9310,80 7287,70 IBEX 35 (Madrid) 8769,50 8814,60 +0,51 +1,2 3 K+S 12/22 20.6. 100,46 0,0334
Intern. Warenmärkte
Philips Electr. 0,851x 27,51 28,38 28,28 +3,1 Umlaufrendite der Bundesanleihen
2928,18 2182,50 DJ Italy Titans 30 (Mailand) 2574,23 2566,93 –0,28 –9,1 2,625 Lanxess 12/22 21.11. 101,52 -0,0182
7384,86 5756,38 CAC 40 (Paris) 6624,91 6715,10 +1,4 –6,1 Prosus 0,112x 44,79 43,18 43,40 –3,6
21.04.2022 (20.04.22) 0,79 % (0,74 %)
New Yorker Geldmarkt Leitzinsen im Ausland 1,625 LEG Immob. 19/34 28.11. 84,95 3,0846
3 bis 5 Jahre 0,54 % (0,45 %) 0,55 Linde 20/32 19.5. 87,74 1,8996
1051,45 779,15 All-Sh. Priceind. (Stockholm) 880,13 885,29 +0,59 –14,6 5 bis 8 Jahre 0,73 % (0,65 %)
Dänemark 0,00 % (Diskont); Großbritannien 0,75 Titel Vortag aktuell ±% 0,25 Lufthansa 19/24 6.9. 95,50 2,2222
Prudential 0,00£2x 1078,50 1071,50 12,90 +0,8 USA Primerate 3,25 % % (Repo-Satz); Japan -0,10 % (Diskont); Kanada
75018,06 54822,98 WIG Index (Warschau) 62780,02 62331,70 –0,71 –10,1 8 bis 15 Jahre 0,90 % (0,86 %) TR/J CRB 326,61 326,99 +0,11 0,375 LVMH 20/31 11.2. 89,06 1,7256
12997,15 10871,24 SMI (Zürich) 12310,17 12301,33 –0,07 –4,5 Reckitt Benckiser 0,73£2x 6124,00 6168,00 74,50 +1,1 USA Tagesgeld 0,04 % 1,00 % (Diskont); Norwegen 0,75 % (Deposite 1,875 Mercedes-B. 14/24 8.7. 101,98 0,9639
15 bis 30 Jahre 0,98 % (0,97 %) S&P GSCI Index (Spot) 751,05 752,66 +0,21
Rate); Schweiz -0,75 % (Leitzins); Schweden 0,00 DAXglobal® Gold Miners 368,37 354,90 –3,66 2,5 Merck & Co. 14/34 15.10. 102,99 2,2223
Übersee Indizes Relx 0,143£2x 2405,00 2399,00 29,23 +1,1 Spareinlagen (3 M Kündigungsfr.): ca. 0,01 %* Treasury Bills in %
% (Pensionssatz); USA 0,50 % (Federal Fund American Gold Bugs (HUI) 321,65 325,45 +1,18 2,625 Microsoft 13/33 2.5. 109,31 1,6918
36952,65 32272,64 Dow Jones (New York) 35160,79 35233,00 +0,21 –3,0 Richemont 2,00F1x 121,80 120,50 – – Private Dispositionskredite etwa 9,23 %* 3 Monate 0,81; 6 Monate 1,27; 1 Jahr 1,84; Rate); 0,75 Nestlé 15/23 16.5. 100,59 0,1957
Gold, Spot (€/Unze) 1804,3 1791,1 –0,73
16764,86 12967,18 Nasdaq 100 (Nasdaq) 13998,53 13961,96 –0,26 –14,4 Sparbriefe Gold, New York ($/Unze) 1955,6 1943,1 –0,64 0 NRW.Bank 20/30 18.2. 89,31 1,4564
Rio Tinto 3,523£2x 5850,00 5745,00 69,36 –4,6 Emissionsrendite Anleihen, Hypothekenpfandbriefe Daten der EZB; Laufzeit in Jahren 3 ÖBB-Infr. 13/33 24.10. 113,67 1,6820
16212,23 12555,35 Nasdaq Com. (Nasdaq) 13453,07 13398,92 –0,40 –14,4 1 Jahr 0,10 %* Silber, NY ($/Unze) 25,27 24,57 –2,77
4818,62 4056,88 S&P 500 (New York) 4459,45 4455,93 –0,08 –6,5 Roche Hold. GS 9,30F1x 374,30 366,30 – – 1-2 2-3 3-4 4-5 5-6 6-7 7-8 8-9 9-10 Kupfer, NY ($/lb) 4,65 4,71 +1,16 1,875 Sanofi 18/38 21.3. 97,30 2,0759
2 Jahre 0,16 %* 1 SAP SE 15/25 1.4. 100,08 0,9738
131083,70 100074,61 Bovespa (São Paulo) 114013,80 gs. +0,29 +9,1 Safran 0,43 1x 105,14 109,46 109,60 +4,6 3 Jahre 0,28 %* 19.04.2022 0,42 0,86 1,04 1,25 1,36 1,46 1,52 1,59 1,66 1,875 Schaeffler 19/24 26.3. 100,95 1,3697
56783,68 47924,10
22213,07 19033,54
Mexiko SE (Mexiko)
TSX Comp. Ind. (Toronto)
53831,04
21998,38
54262,95
21872,22
+0,80
–0,57
+1,9
+3,1
Sanofi S.A. 3,201x 102,36 103,24 103,12 +1,0
4 Jahre
5 Jahre
0,30 %*
0,34 %*
20.04.2022 0,38 0,82 1,01 1,21 1,30 1,40 1,46 1,50 1,60 Münzen, Barren 2,375
3,125
Stellantis 16/23
Talanx 13/23
14.4.
13.2.
101,75
102,27
0,5656
0,2983
1718,55 1501,02 SET Index (Bangkok) 1680,35 1690,55 +0,61 +2,0 Schneider Electr. 2,601x 143,22 147,34 147,40 +4,0 Festgeld bis 5 000 Euro Schalterpreise 20.04.2022 21.04.2022 1,528 Telefonica 17/25 17.1. 101,39 1,0090
29490,61 18235,48 Hang-Seng (Hongkong) 20942,75 20670,50 –1,3 –11,7 Shell 0,183£4x 26,51 26,71 26,79 +2,6 1 Monat 0,07 %* F.A.Z.-Renten-Rendite in Euro Ankauf Verkauf Ankauf Verkauf 2,875
1,125
Vier Gas 13/25
Vonovia 19/34
12.6.
14.9.
105,24
80,04
1,1608
3,0879
7355,30 5742,04 Jakarta SE (Jakarta) 7227,36 7276,19 +0,68 +10,6 3 Monate 0,07 %* 1 kg Gold 57213,00 59951,00 56796,00 59235,00 1 Würth 18/25 26.5. 99,68 1,1076
Stellantis 1,126$1x 13,42 13,55 13,56 +2,0 6 Monate 0,08 %* Restlaufzeit*) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
3102,99 2475,13 S&P S. Africa 50 (Johannesb.) 2915,16 2894,43 –0,71 –1,0 10 g Gold 572,00 622,50 567,50 618,50
10962,16 8382,83 SSE 180 (Schanghai) 8732,15 8584,67 –1,7 –15,3 TotalEnergies 0,664x 47,04 47,15 47,20 –0,3 1 Jahr 0,09 %* Öffentliche Anleihen 1 oz Krügerrand
1/2 oz Krügerrand
1788,00
894,00
1911,00
995,60
1775,00
887,50
1898,00
988,90
Öffentliche Anleihen
Ratenkredite bis 5 000 Euro
3316,08 2591,53 Kospi (Seoul) 2718,69 2728,21 +0,35 –8,4 UBS Group N 0,50$1x 17,09 16,97 – – Hoch 52 Wochen -0,14 0,42 0,84 1,07 1,12 1,06 1,28 0,85 0,98 1,64 1/4 oz Krügerrand 447,00 515,90 443,50 512,60 6,25 Bund v. 94/24 4.1. 110,57 0,0143
3 Jahre, effektiv etwa 3,79 %* Tief 52 Wochen -0,67 -0,65 -0,61 -0,49 -0,43 -0,44 -0,40 -0,32 -0,39 -0,40 5,625 Bund v. 98/28 4.1. 127,44 0,6936
1850,07 1472,16 Stoxx Singapore 20 (Singapur) 1800,16 1814,36 +0,79 +12,1 Unilever plc. 0,36£4x 3468,50 3515,00 42,34 +1,0 1/10 oz Krügerrand 178,50 214,60 177,50 213,20
5 Jahre, effektiv etwa 3,86 %* 19.04.2022 -0,18 0,31 0,81 1,06 1,12 1,03 1,28 0,85 0,98 1,64 1 oz Britannia 1788,00 1911,00 1775,00 1898,00 5,5 Bund v. 00/31 4.1. 139,10 0,8217
7956,30 7031,90 All Ordinaries (Sydney) 7869,60 7887,10 +0,22 +1,4
Ratenkredite bis 10 000 Euro 1,5 Bund v. 13/23 15.5. 101,89 -0,2883
18619,61 15159,86 Taiwan Weighted (Taipeh) 17148,88 17127,95 –0,12 –6,0 Vinci 0,652x 91,83 94,65 92,15 +2,9 20.04.2022 -0,19 0,28 0,75 1,02 1,07 1,00 1,23 0,80 0,93 1,53 1/2 oz Britannia 894,00 995,60 887,50 988,90
3 Jahre, effektiv etwa 3,74 %* 1/4 oz Britannia 447,00 515,90 443,50 512,60 2 Bund v. 13/23 15.8. 102,92 -0,2311
Zurich Insur. Grp 22,00F1x 454,30 452,80 – – 21.04.2022 -0,10 0,35 0,84 1,02 1,12 1,06 1,27 0,80 0,95 1,56 1,75 Bund v. 14/24 15.2. 102,97 0,1058
30795,78 24681,74 Nikkei 225 (Tokio) 27217,85 27553,06 +1,2 –4,3 5 Jahre, effektiv etwa 3,82 %* 1/10 oz Britannia 178,50 214,60 177,50 213,20
Hypotheken- und öffentliche Pfandbriefe 1,5 Bund v. 14/24 15.5. 102,67 0,1962
20 Mark 414,60 479,60 411,50 476,50 2,5 Bund v. 14/46 15.8. 133,22 0,9609
Hypothekarkredite auf Wohngrundstücke (effektiv, Hoch 52 Wochen 0,09 0,74 1,07 1,37 1,44 1,34 1,31 1,48 1,68 1,69 20 Fr. Vreneli 335,80 373,00 333,30 370,50
100 % Auszahlung): Fest 5 Jahre 2,25 %*; Fest 10 0,5 Bund v. 15/25 15.2. 100,36 0,3728
Tief 52 Wochen -0,50 -0,47 -0,41 -0,37 -0,26 0,02 -0,12 -0,06 -0,15 0,09 2 Rand 414,20 454,00 411,10 451,00 0,5 BLSA Nr.47 15/25 5.2. 99,02 0,8577
Börsenkennzahlen von Bloomberg. Alle Angaben ohne Gewähr. k.A.=keine Angaben; W = auch im Tec-DAX enthalten; I = auch im Euro Stoxx 50 enthalten;P Jahre 2,32 %*. *ungefähr: Zinssätze sind instituts- 19.04.2022 0,04 0,70 1,04 1,36 1,37 1,34 1,24 1,33 1,68 1,69 1 Österr. Dukat 199,10 220,00 197,60 218,50 0,375 Hessen 16/26 6.7. 97,01 1,1079
= auch im Stoxx Europe 50 enthalten; Δ = 1Euro; Die Dividenden sind die letztgezahlten Ausschüttungen in Landeswährung bereinigt um Kapitalmaßnahmen. abhängig 50 Chile Pesos 516,50 560,00 512,50 556,00 0 Hessen 20/25 10.3. 97,58 0,8560
20.04.2022 0,02 0,67 1,01 1,31 1,32 1,30 1,31 1,33 1,68 1,60
Hochzahl hinter Dividende: Zahl der Ausschüttungen je Jahr; Dividendenrendite: Brutto-Dividendenrendite auf Basis der letztgezahlten Jahresdividende; Das 52- 1 kg Silber 733,00 1019,24 713,50 994,13 1,25 NRW 14/25 14.3. 101,14 0,8481
Wochen-Hoch/Tief wird berechnet auf Basis von Tageshoch- und -tiefkursen bereinigt um Kapitalmaßnahmen; Börsenkapitalisierung: Berechnung ausschließlich mit der relevanten Gattung (x Streubesitzfaktor); KGV: €STR(20.04.2022) –0,58 % 21.04.2022 0,09 0,74 1,05 1,37 1,37 1,34 1,31 1,33 1,68 1,64
1 oz Maple Platin 844,00 1398,25 838,00 1367,31 2,125 KfW 13/23 15.8. 102,78 -0,0044
Kurs/Gewinnverhältnis auf Basis der Ergebnisse je Aktie vor Goodwillabschreibung. Dividendenrendite und KGV berechnet von Infront Financial Technology GmbH auf Basis von Verlaufs- bzw. Schlusskursen am Bör- SOFR(20.04.2022) 0,27 % *) In Jahren. Die in die Berechnung einbezogenen Papiere haben Restlaufzeiten von einem halben Jahr weniger bis 1,25 KfW 16/36 4.7. 94,82 1,6626
senplatz Xetra bzw. Frankfurt. Nikkei-Index = © Nihon Keizai Shimbun. Basiszins nach § 247 BGB (01.01.2022) –0,88 % zu sechs Monaten mehr als die angegebenen vollen Jahre. – Berechnung vom 31. Oktober 1995 an mit Stückzinsen. Quelle: Degussa Goldhandel, Endkundenpreise 1,5 KfW 14/24 11.6. 102,27 0,4264

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F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG
Ü
ber diesem Konzern hängt
ein Damoklesschwert. Wenn
das Sprachbild je seine
Berechtigung hatte, dann
jetzt. Keine Metapher
beschreibt die Lage des Chemiegiganten
BASF besser. Als einer der größten indust-
riellen Gasverbraucher in Deutschland ist
das Unternehmen abhängig von russi-
schem Gas. Sollte es wegen des Ukraine-
krieges doch noch zu einem sofortigen
Importstopp kommen, droht am Konzern-
sitz Ludwigshafen, einem der größten Che-
miestandorte der Welt, sogar ein Herunter-
fahren der Produktion. Deshalb hat sich
der Vorstandsvorsitzende Martin Bruder-
müller nach einer kurzen Zeit der Paralyse
an die Spitze der Warner gesetzt. Selbst die
Zerstörung einer ganzen Volkswirtschaft
sei bei einem plötzlichen Importstopp
nicht ausgeschlossen, sagte er kürzlich im
Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung.
Die Wahrheit ist: Niemand, und schon
gar nicht Aktienanalysten, kann exakt vor-
hersagen, was im Falle eines Lieferstopps
passiert. Zumal es etliche denkbare Zwi-
schenszenarien gibt. Gas könnte durch die
Bundesnetzagentur rationiert werden oder
nur noch für bestimmte Produktionszwe-
cke zugelassen. Abhängig davon könnte
der BASF-Vorstand Teile der Produktion
womöglich in außereuropäische Standorte
auslagern. Die Szenarien unter Fachleuten
reichen von handhabbar bis zum GAU für
die Industrie.
Die Mehrzahl der Investoren reagierte
auf eine derart große Unsicherheit wie
immer: mit Flucht. Nach dem Beginn des
russischen Überfalls auf die Ukraine hat
die Aktie in wenigen Tagen ein Viertel
ihres Wertes verloren. Sie erholte sich zwar
danach etwas. Die „Kriegslast“ von etwa 20
Prozent allerdings trägt sie seither mit. Die
Marktkapitalisierung ist auf knapp unter 50
Milliarden Euro geschrumpft. Vor drei Jah-
ren wurde der Konzern an der Börse noch
auf 75 Milliarden Euro taxiert.
Trotz der enormen Risiken rät fast kein
Analystenhaus zum Verkauf der Aktie.
Von den 31 vom Finanzdienstleister
Bloomberg aufgeführten Banken sind es
gerade mal zwei. Die übergroße Mehrheit
– 19 – rät sogar zum Kauf. Die restlichen
Häuser votieren immerhin noch für das
Halten der Aktie. Den durchschnittlichen
Zielkurs nennt Bloomberg mit 69,30
Euro. Am Donnerstag pendelte der Kurs
um die 55 Euro.
Das auf den ersten Blick erstaunliche
Votum hat mehrere Gründe. Der erste
dürfte für Außenstehende überraschend
sein: Ein möglicher Lieferstopp von Gas
spielt bei der Bewertung augenscheinlich
keine Rolle. Analysten gehen sozusagen
nicht davon aus, dass die Welt zusammen-
bricht. Bleibt das Gas aus, wären ohnehin
alle Bewertungsmodelle obsolet. Gut ver-
deutlicht das ein Kommentar der DZ Bank
nach den am 13. April überraschend vorge-
legten Quartalszahlen: Der Chemiekon-
zern habe stark abgeschnitten, doch der
Aktienkurs leide unter der Diskussion um
erweiterte Sanktionen gegen Russland, vor
allem in Bezug auf einen Erdgasstopp,
schrieb Analyst Peter Spengler. Dieses
„Worst-Case-Szenario“ habe er nicht in sei-
ne Gewinnschätzungen übernommen.
Wohl berücksichtigt in Form eines Bewer-
tungsabschlages habe er aber das Russ-
landrisiko von Wintershall Dea.
Unter dem erwähnten „Russlandrisiko“
verstehen die Analysten die vielen offe-
Dax mit ermutigender Entwicklung
Die Krise könnte eine lange Pause machen / Technische Analyse / Von Wieland Staud
Der Frühling ist da. Alles wächst, blüht
und gedeiht. Die Vögel zwitschern, die
Grillen zirpen, die Hummeln brummen,
und die Bienen summen. Die Erinnerung
an den nassen und nicht wirklich kalten
Winter verblasst in demselben Maße, wie
die Gesichter Farbe bekommen. Die
meisten streifen halbwegs gut gelaunt bis
frisch verliebt durch die Bummelmeilen,
die Straßencafés machen Umsätze wie
lange nicht mehr, und selbst das Virus
scheint das ganze Treiben nicht mehr stö-
ren zu wollen.
Man muss wahrscheinlich auch kein
allzu großer Held sein, um schon für die
nächsten Wochen erstmals richtig som-
merliche Temperaturen zu erwarten. Wir
leben schließlich im Klimawandel.
Momentan, das mag nicht bei jedem gut
ankommen, freue ich mich sogar sehr
darüber, dass der April schon im März
stattgefunden hat und die Wetten gut ste-
hen, dass das Weihnachtswetter nicht
wie im vergangenen Jahr auch das Juni-
wetter sein wird.
Man kann sogar bestimmt den Ein-
druck gewinnen, dass auch der Dax Früh-
lingsgefühle hegt. Immerhin konnte er
seit dem Jahrestief bei 12 439 Punkten in
der Spitze rund 2500 Punkte beziehungs-
weise fast genau 20 Prozent zulegen. Im
gegebenen technischen Umfeld war das
eine reife, fast schon sensationelle Leis-
tung. Trotz aller Belastungsfaktoren
notiert er gerade einmal rund 10 Prozent
unter seinem aktuellen Allzeithoch. Aber
das ist nur die erste Hälfte der frohen
Botschaft. Subkutan hat sich vielleicht
sogar noch Wichtigeres getan. Für die
Begründung braucht es jedoch einen klei-
nen Anlauf.
Grundsätzlich unterscheidet die Tech-
nische Analyse bei Anstiegsbewegungen
nach einem Kursrutsch zwei unterschied-
liche Muster: Eines ordnet einem Anstieg
| AKTIE IM BLICK
Industrieanlagen des Chemiekonzerns BASF
Das Analystenlob zur
BASF verpufft im Krieg
Die Geschäfte des Chemiegiganten laufen nicht schlecht. Aber was
bedeutet das schon, wenn das russische Gas plötzlich wegbleibt?
Die Aktionäre sind skeptisch. Von Bernd Freytag, Mainz
nen Fragen rund um die Tochtergesell-
schaft Wintershall Dea. Deren Anteile
gehören zu gut einem Viertel der Investo-
rengruppe Letter One des mit Sanktionen
belegten russischen Milliardärs Michail
Fridman. Ob und wie es in diesem Umfeld
mit dem schon länger geplanten Börsen-
gang weitergeht, ist vollkommen offen.
Wintershall fördert nicht nur Gas in Sibi-
rien, das Unternehmen war auch Mitfi-
nanzierer der mittlerweile gestoppten
Ostseepipeline Nord Stream 2. Die
zwangsweise Stilllegung hat den Mutter-
konzern BASF zu einer Wertberichtigung
von 1,1 Milliarden Euro gezwungen, wes-
BASF
Aktienkurs in Euro
75
65
55
45
35
1.1.2020
Quelle: Bloomberg
lediglich Erholungscharakter innerhalb
eines weiterhin intakten Abwärtstrends
zu, das andere eröffnet die Chance auf
eine nachhaltige untere Trendwende. Der
Kernunterschied liegt darin, dass die
Erholung strukturell weniger zu bieten
hat als der Neubeginn. In der Sprache der
Elliott Waves: Die Erholung lässt es bei
einem dreiteiligen Muster, ABC – hoch,
runter, hoch –, bewenden. Die potentielle
Rückkehr in einen stabilen Aufwärts-
trend legt noch ein weiteres Runter-und-
hoch drauf: Sie wird fünfteilig, 1 bis 5.
Genau dies ist dem Dax seit seinem Tief
am 7. März 2022 gelungen.
Und das ist nun wirklich richtig faszi-
nierend: Mitten in der größten Krise seit
1945 bastelt der Dax nach einem an ihr
gemessen eher überschaubaren Einbruch
vielleicht bereits wieder an einem Neube-
ginn, einer langfristigen tragfähigen
Bodenbildung. Der abgebildete Chart des
Dax
in Indexpunkten (Skala logarithmisch)
16 000
15 385
15 000
14 500
15 000
13 500
13 000
Okt. 2021 Nov. 21
Quelle: Staud Research, Bad Homburg, www.investing.com
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
Finanzen
| BRIEFE AN DIE HERAUSGEBER
wegen der Nettogewinn im ersten Quar-
tal um 29 Prozent auf 1,2 Milliarden
Euro auch deutlich zurückgegangen ist.
Das verbleibende und nicht unbeträcht-
liche Restrisiko rund um die Winters-
hall-Beteiligung spielt in der Bewertung
der Analysten allerdings nur noch eine
untergeordnete Rolle. Die Wintershall-
Risiken sind sozusagen schon im Aktien-
kurs eingepreist.
Die Marktkapitalisierung entspricht
noch dem 8,7-Fachen der für dieses Jahr
geschätzten Gewinne. In Nichtkrisenjah-
ren liegt diese Kennzahl regelmäßig zum
Teil klar über 10. Zudem gilt BASF im
Was Analysten meinen
Analysehaus Empfehlung
BNP Paribas Exane Outperform
Société Générale Halten
Alpha Value Kaufen
Stifel Halten
Baader Helvea Add
Credit Suisse Outperform
M.M.Warburg Kaufen
DZ Bank Kaufen
21.4.2022 JP Morgan Overweight
F.A.Z.-Grafik nbl. Quelle: Bloomberg
Dax lässt diese Interpretation zu, ohne
dass man sich als Analyst in größerem
Umfang verbiegen müsste. Im Mittel hät-
ten wir dann zwar noch ein paar nicht gar
so schöne Monate vor uns – aber eben
auch nicht mehr. Der Prognosepfeil im
Chart soll diese mögliche Entwicklung in
Grundzügen skizzieren. Besser noch –
auch wenn man damit momentan lieber
nicht rechnen sollte: Kurse über der ext-
rem massiven Widerstandszone zwischen
rund 14 800 und 15 000 Punkten könnten
einem Befreiungsschlag gleichkommen.
Wie fast so oft findet sich aber auch
dieses Mal leider ein Haar in der Suppe
beziehungsweise ein Problem, das man
gerade in der aktuellen Situation besser
nicht ignorieren sollte: Das vom Dax in
den Chart gezauberte Muster der vergan-
genen sechs Wochen hat grundsätzlich
wirklich sehr viel Charme – über den
Daumen gepeilt in drei Fünftel aller Fäl-
14 800-15 000
Widerstandszone
5 gefragt worden, ob ich mir vorstellen
3 chen, hätte ich das vermutlich rundheraus
1 4
grüne Ziffern:
Elliott Waves
2 Prognosepfeil
Dez. 21 Jan. 22 Feb. 22 März 22 Apr. 22 Mai 22
Foto dpa
Normalfall als sehr guter Dividendenzah-
ler, auch das stützt den Kurs: Die Dividen-
denrendite erreicht aktuell immerhin fast
6,5 Prozent.
Schließlich läuft das operative Geschäft
überraschend gut. Die Nachfrage aus
nahezu allen Kundenindustrien ist hoch.
Noch wichtiger: Dem Konzern ist es
offenbar gelungen, die teils stark gestiege-
nen Kosten für Energie und Rohstoffe in
höhere Preise zu überwälzen. Im ersten
Quartal zeigt sich das in einem Umsatzan-
stieg um 19 Prozent auf 23,1 Milliarden
Euro, das Betriebsergebnis wuchs sogar
noch etwas schneller auf 2,82 Milliarden
Euro. Auf einem Investorentag Ende
März hatte BASF bereits von einem guten
Jahresstart gesprochen, die Auftragsbü-
Kursziel cher seien gefüllt.
81,00 Euro Trotz der erheblichen Unsicherheit hat
59,00 Euro JP Morgan die Aktie denn auch gerade in
70,80 Euro einer neuen Branchenstudie positiv her-
63,00 Euro
vorgehoben und die Einschätzung
bekräftigt, das Papier überzugewichten.
60,00 Euro
BASF zähle zu seinen bevorzugten Zykli-
72,00 Euro kern, also Unternehmen, die stärker von
67,50 Euro
wirtschaftlichen Aufschwüngen profitie-
74,00 Euro ren, schreibt der Analyst. Was passiert,
74,00 Euro wenn das Gas aus Russland nicht mehr
fließt, erwähnt er allerdings nicht.
le. Im verbleibenden Rest ist es allerdings
eine Art Ausrutscher, der Besseres ver-
kündet, als er zu halten imstande ist. In
diesen Fällen setzt sich der Abwärtstrend
trotz dieses fünfteiligen Anstiegsmusters
noch länger fort und fordert neue Baisse-
tiefs. Kurse unter 12 439 Punkten wären
aber der GAU. In diesem Fall müsste man
sich als Technischer Analyst wohl oder
übel mit dem Modell „Finanzkrise
2008–2009“ auseinandersetzen. Damals
halbierte sich der Dax. Doch damit will
und werde ich mich erst genau dann aus-
einandersetzen, wenn es wirklich so weit
gekommen sein sollte.
Aber selbst für den Fall, dass wirklich
noch richtig Übles auf uns warten sollte,
hätte das, was der Dax in den vergange-
nen Wochen geleistet hat, noch etwas
Gutes: Es wäre nämlich ein Hinweis
darauf, dass die aktuelle Erholung bezie-
hungsweise Stabilisierung noch länger
anhalten und sich zum ersten fünfteili-
gen Anstieg ein weiterer gesellen wird.
Unterm Strich: Die Lage könnte besser
sein als die Nachrichten. Die für mich
noch viel wichtigere, daraus ableitbare
Botschaft: Vielleicht findet das Leid in
der Ukraine bald wirklich wenigstens ein
temporäres Ende.
Zugegeben: Wäre ich vor sechs Wochen
kann, Mitte April eine zumindest leicht
zuversichtliche Prognose zu veröffentli-
verneint. Aber lieber so als andersherum:
Wenig erbauliche Überraschungen haben
wir in den vergangenen beiden Jahren
schon genug erlebt. Im letzten Jahr fiel
nach meinen, allerdings stark subjektiven
Erinnerungen, sogar der Sommer erst ins
Wasser – und dann aus.
Der Autor ist Geschäftsführer der Staud
Research GmbH, Bad Homburg.
FR EITAG , 22. APR IL 2022 · NR. 9 3 · SE I T E 2 5
Nicht mehr tragbar
Peter Graf Kielmansegg hat das nu-
klearstrategische Dilemma der USA
und der NATO im Umgang mit der rus-
sischen Aggression in der Ukraine auf
treffende Weise beschrieben (F.A.Z.
vom 19. April). Der Handlungsspiel-
raum von USA und NATO ist angesichts
des atomaren Supermachtstatus Russ-
lands und des nuklearen Säbelrasselns
des russischen Präsidenten in der Tat
begrenzt. Die NATO-Staaten sind weit
mehr, als vielen Kommentatoren
bewusst scheint, in diesen Krieg invol-
viert. Ohne die massive westliche
Unterstützung der Ukraine seit 2014
sowie die seit Beginn des Kriegs
immensen Waffenlieferungen, Logistik
und Aufklärungsergebnisse wäre die
ukrainische Verteidigung trotz guter
Operationsführung vermutlich bereits
kollabiert. Die weitreichenden Sank-
tionspakete, die auf einen Ruin der rus-
sischen Wirtschaft zielen, kommen
noch hinzu. Damit tragen die NATO-
Staaten eine erhebliche Mitverantwor-
tung für das weitere Kriegsgeschehen,
dessen Eindämmung oder Ausweitung.
Sie bewegen sich derzeit in einer
schmalen Grauzone, jenseits derer die
Eskalation in eine unmittelbare Kriegs-
beteiligung droht, die mit dem Risiko
einer nuklearen Apokalypse in Europa
verbunden wäre.
So klar die Analyse Kielmanseggs
ist, so bleibt er in der Frage der
konkreteren Positionierung der Bun-
desregierung in NATO und EU doch
im Ungefähren. Die historische Ana-
logie mit England in den 1930er- und
1940er-Jahren, einer Zeit, in der noch
keine Atomwaffen existierten, hilft
Frei von allen Illusionen
Zur wie gewohnt stets großartigen
Analyse von Peter Graf Kielmansegg
„Putins Krieg“ (F.A.Z. vom 19. April)
darf ich zwei Gedanken beitragen: Der
erste betrifft die befürchtete apokalyp-
tische Katastrophe, die Putin vielleicht
für den Fall herbeiführt, dass er die Lie-
ferung bestimmter Waffen als Grund
für einen Kriegseintritt westlicher
Staaten ansieht. Der Beginn und der
bisherige Kriegsverlauf haben doch
gezeigt, dass Putin, wenn es ihm passt,
für alle seine Verbrechen noch immer
eine Begründung gefunden hat, so
haarsträubend sie auch immer sein
mag. Putins Rücksicht können wir uns
Besorgt um ihr Image als Ministerin
Zu „Debatte über Vereinbarkeit von
Politik und Familie“ (F.A.Z. vom 13.
April): Der Rücktritt von Bundesfami-
lienministerin Spiegel hat zu Unrecht
eine Debatte über die Vereinbarkeit
von Politik und Familie ausgelöst.
Selbst wenn sich Spiegel kurz nach der
Flutkatastrophe an der Ahr wegen
ihrer Familie zu einem vierwöchigen
Urlaub zurückgezogen haben sollte,
war das nur der Tropfen, der das Fass
zum Überlaufen gebracht hat.
Sie hat sich als damalige für den
Hochwasserschutz zuständige Umwelt-
ministerin von Rheinland-Pfalz am
Nachmittag vor der Flutkatastrophe
nicht um eine intensive Warnung vor
dem Geschehen gekümmert, sondern
Ihr Wort hat immer noch Gewicht
Am Ende seines Beitrages „Lügen zum
Massaker von Butscha“ (F.A.Z. vom 5.
April) erwähnt Michael Hanfeld den
ukrainischen Präsidenten Selenskyj,
der die frühere Bundeskanzlerin Ange-
la Merkel aufgefordert hat, Butscha zu
besuchen.
Nachdem unser Bundespräsident Feh-
ler in seiner Russlandpolitik während
seiner Zeit als Bundesaußenminister
eingestanden hat, wäre es doch nur fol-
gerichtig, nun auch von Frau Merkel eine
Stellungnahme zu hören. Warum nur
schweigt sie? Keineswegs erwarte ich
dabei von ihr, dass sie sozusagen in Sack
Strategischen Vorteil aufgegeben
Das Porträt des BASF-Vorstandsvor-
sitzenden Martin Brudermüller unter
dem Titel „Mann im Sturm“ (F.A.Z.
vom 9. April) dokumentiert die kom-
plexe Sachlage der deutschen Gasver-
sorgung, auch unter Betrachtung der
(nachvollziehbaren) Eigeninteressen
der Ukraine als Finanzempfänger von
Gasdurchleitungsgebühren und der
Eigenbedarfsdeckung mit russischem
Erdgas, bereits differenzierter als
sonst in der medialen Berichterstat-
tung aktuell reflektiert.
Allerdings vermeidet der BASF-Vor-
standsvorsitzende in seiner Selbstdar-
stellung des „breiten Rückens“ die
Rückschau auf strategische Entschei-
dungen des Vorstands im Jahr 2015.
Mit der Entscheidung des Verkaufs der
deutschen Gaskavernen der BASF-
Konzerngesellschaft Wintershall AG
an Gazprom wurde der strategische
Vorteil des konzerneigenen Gaspuffer-
speichers aufgegeben. Wären die Gas-
dabei kaum weiter. Der vernunftgemä-
ße, verantwortungsethische Ansatz,
den auch Kielmansegg vertritt, erfor-
dert, auch wenn es schwerfällt, eine
politische Strategie, die auf eine
möglichst rasche Kriegsbeendigung
setzt und auf Denkmuster in den
Kategorien von Sieg versus Niederlage
verzichtet.
Strategisches Denken erfordert
überdies den längerfristigen Blick auf
die künftige europäische Sicherheits-
ordnung, über deren Konturen jetzt
entschieden wird. Fahren auf Sicht ist
nicht strategisch. Angesichts der blei-
benden atomaren Bedrohung werden
Washington, die NATO und Russland
nicht umhinkommen, neue Wege stra-
tegischer und eurostrategischer Stabi-
lität mit Moskau zu suchen, unabhän-
gig davon, wer Präsident der Russi-
schen Föderation ist. Die verstärkte
konventionelle Abschreckung und
Vorneverteidigungsfähigkeit der
NATO, an der sich Deutschland sub-
stanziell beteiligen wird (100 Milliar-
den), sollte dabei in den Mittelpunkt
rücken, auch um die eigene Abhängig-
keit von den Atomwaffen zu verrin-
gern. Zumal die modernen taktischen
Atomwaffen durch kleinere Spreng-
werte und erhöhte Zielgenauigkeit
einsetzbarer gemacht worden sind.
Eine Verteidigung Europas unter
Inkaufnahme des Risikos nuklear zer-
störter Städte und Landschaften wie
im Kalten Krieg des 20. Jahrhunderts
ist nicht mehr tragbar.
HELMUT W. GANSER, BRIGADEGENERAL
A. D., HAMBURG
durch „Wohlverhalten“, das darin
besteht, dass wir nur Waffen liefern,
die Putin nicht verärgern, sicher nicht
verdienen. Was eine mögliche Zeit
nach Putin betrifft, sollten wir frei von
allen Illusionen und Hoffnungen blei-
ben. Russland ist komplett im Würge-
griff des Geheimdienstes FSB.
Wenn man Lawrows Lügen und
Medwedjews rüde Sprüche liest, die
noch schlimmer sind als Putins Dro-
hungen, dürfte sich auch unter der
zweiten Garnitur in Moskau in abseh-
barer Zeit nichts ändern.
PROFESSOR DR. BERND GAY, HÖCHBERG
nur um das Gendern („Campingplatz-
betreiber.innen“) in einer undramati-
schen Pressemitteilung, und sich
anschließend zum Essen mit einem
Parteifreund zurückgezogen. Außer-
dem war sie am Tag nach der Katastro-
phe weniger wegen der Opfer (134
Tote!) als um ihr Image als Ministerin
besorgt. Damit ist sie in ihrer Person
und Amtsführung nicht den hohen
Ansprüchen gerecht geworden, welche
die Grünen an andere stellen.
Schließlich hat ihre missglückte
Presseerklärung vor ihrem Rücktritt
gezeigt, dass sie nicht das Format für
eine Bundesministerin hatte.
HEINZ-JÜRGEN WURM, SIEGBURG
und Asche geht, was ihre frühere Politik
betrifft. Es erscheint mir viel wichtiger,
dass auch sie ihre Stimme erhebt, um
vielleicht die letzten Putin-Versteher
zum Umdenken zu bewegen. Denn wer,
wenn nicht sie, könnte uns sonst Ein-
blick in die Seele und die Hirnwindun-
gen eines Herrn Putins geben? In ihren
sechzehn Regierungsjahren wurde ihre
Stimme gerne weltweit gehört und
geschätzt. Auch wenn sie nicht mehr im
Amt ist, so kann sie sicher sein, dass ihr
Wort noch immer Gewicht hat.
KARL SCHLEEF, HASTE
kavernen heute noch unter Konzern-
kontrolle der BASF, hätte man stets
eine hohe Reserve vorhalten können
und hätte heute nicht die fatalen Aus-
wirkungen auf die Produktion bei
einem abrupten Lieferstopp zu ver-
gegenwärtigen. Der Verweis auf die
damalige Andienung der Gaskavernen
an die Bundesrepublik Deutschland,
die BASF in anderen Berichten kolpor-
tiert, greift zu kurz. Ein nationaler
Zugriff auf die Gasreserven in den zum
Verkauf stehenden Gaskavernen war
nicht möglich, insofern wäre der deut-
sche Staat mit einem Kauf Marktak-
teur geworden, es wäre also ein staatli-
cher Eingriff gewesen. Sicher nicht im
Sinne des Unternehmenskapitäns.
Künftig mehr Selbstreflexion seitens
Herrn Brudermüllers wäre ein kluger
Schritt zu noch mehr Professionalität
auf seiner Verantwortungsebene.
ALEXANDER REMY, KÖLN
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DekaSpezial CF € 547,98 / 528,17 3,00 LM CB EM Infr X€ €* / 85,65 3,92 Asian Bonds €* 71,34 / 69,26 0,88
PRIME Val Growth T € 150,46 / 143,29 –0,20 UniImmo:Global €* 51,65 / 49,19 0,16
Prime Values Inc T € 136,07 / 132,10 –0,54 DekaTresor € 86,88 / 84,76 –0,28 Alle dargestellten Investmentfonds sind Teilnehmer am Funds Service, sortiert nach 3-Jahresperformance, berechnet nach BVI Methode. Lau- LM CB Infr Val A€A €* / 15,62 6,94 Real Protect €* 102,22 / 100,22 –0,84
Div.Strateg.CF A € 195,78 / 188,70 3,43 fende Kosten % = Anteil der Verwaltungskosten eines Fonds, hoher Prozentsatz = hoher Kostenanteil. Erscheinungstäglich wechselnde Katego- LM WA Gl HY A Euro €* / 113,54 0,98 Real Protect R €* 99,03 / 97,09 –0,87
DivStrategieEur CF € 105,65 / 101,83 2,91 rien: Aktien-, Renten-, Geldmarkt-, Misch-, Immobilien- und wertgesicherte Fonds. Keine Anlageberatung und -empfehlung. MC As L-T Unc M€da €* / 15,67 –3,38 Real Return €* 590,58 / 579,00 –4,70 Universal Investment
Euro Potential CF € 194,39 / 187,36 1,84 Roy.USSCapOp At $* / 289,73 –4,07 Degussa Univ.Rent €* 45,38 / 44,49 1,88
EuropaBond CF € 107,39 / 104,26 –2,17 Royce US SmCo At $* / 230,37 –3,28
BNP Paribas Funds EuropaBond TF € 38,03 / 38,03 –2,23 WA Asian Op At €* / 225,84 –0,44
Aqua €* / 196,65 –1,86 Frankf.Sparinrent € 51,96 / 51,45 –0,50 WA ECore+Bd Aa(D) €* / 103,81 –3,69 Universal-Investment-Luxembourg S.A.
www.avesco.de Eq Euro Inc Def C €* / 78,67 3,37 Frankf.Sparinvest € 158,39 / 150,85 0,55 DekaStruk.5Ertrag+ € 97,44 / 95,53 –0,52 Global Conv Bond R € 154,49 / 147,13 –1,24 WA Em Mk TRB At H €* / 126,01 0,61
Sust HiddenChamp R € 153,95 / 146,62 –3,08 CondorBalance-UI €* 97,70 / 93,05 0,01
Euro Eq. €* / 628,99 –1,60 GlobalChampions CF € 284,87 / 274,57 2,82 DekaStruk.5Wachst. € 103,34 / 101,31 0,25 Global Quality R € 304,63 / 290,12 2,55 WA EmMkt CorpBd At $* / 103,33 –6,99
GlobalChampions TF € 249,56 / 249,56 2,76 am.oddo-bhf.com CondorChance-UI €* 100,49 / 95,70 1,43
Europe SCap €* / 252,26 –3,66 Hamb Stiftung D € 984,72 / 965,41 0,00 MuAsset-Balanced R € 172,24 / 164,04 0,40 WA Eur HY A a(D) €* / 95,34 –0,38
Mainfr. Strategiekonz. € 184,87 / 184,87 1,51 WA Gl Credit At(H) €* / 118,39 –3,64 Basis-Fonds I €* 136,24 / 136,24 –0,10 CondorTrends-UI €* 107,42 / 102,30 0,35
FlexIUSMortClassic $* / 1635 –4,13 Hamb Stiftung I € 900,13 / 882,48 0,00 MuAsset-DefensiveR € 138,28 / 134,25 –0,13
Mainfr. Wertkonz. ausg € 98,05 / 98,05 –1,47 WA Gl M St Aa(M) H €* / 75,75 –1,71 DC Value One I(t) €* 246,01 / 246,01 0,63
Gl Environment €* / 282,83 –2,52 Hamb Stiftung P € 90,32 / 86,85 –0,03 MuAsset-Growth R € 201,60 / 192,00 1,02 www.hwb-fonds.com | info@hwb-fonds.com
Russia Eq. €* / 98,35 –11,46 Multi Asset In.CFA € 88,72 / 86,14 –0,82 WA GlCore+Bd Aa(A) $* / 96,81 –2,93 DC Value One P(t) €* 228,35 / 217,48 0,58
Hamb Stiftung T € 115,93 / 111,47 –0,02 Multiple Opp II R € 172,79 / 164,56 2,39 Tel +49 651 1704 301 | +352 48 30 48 30 Warburg Invest
SMaRT Food €* / 138,73 2,10 Multirent-Invest € 31,55 / 30,63 1,52 WA Inf.M. Aa(A) $* / 128,45 –1,50 FT EuroGovernm. M €* 51,92 / 50,41 –1,27
Haspa TrendKonz P € 93,19 / 89,61 –1,19 Multiple Opp R € 314,84 / 299,85 2,38 HWB Alex.Str.Ptf R €* 80,09 / 76,28 –3,43
Strat.Stab.SRI Eur €* 438,95 / 438,95 0,29 Multizins-INVEST € 25,11 / 24,38 1,54 WA Macro OpBd Aa €* / 88,35 1,28 O.BHF € ShTe Bd FT €* 112,91 / 111,79 –0,39 DMüller Prem Akt € € 94,91 / 91,26 0,57
www.deka.de I Tel. 069 / 7147-652 Haspa TrendKonz V € 99,16 / 95,35 –1,15 HWB Alex.Str.Ptf V €* 80,13 / 76,31 –3,43
DBA ausgewogen € 125,17 / 120,36 0,12 US SCap $* / 332,51 –2,88 NachSeAkReEdTF € 47,40 / 47,40 1,75 WA Multi-Asset Cr. A €* / 99,83 –1,26 O.BHF AlgoGlob CRW €* 99,45 / 94,71 3,08
LBBW Bal. CR 20 € 46,01 / 45,11 –0,29 HWB DfdsV.V.Vici R €* 59,86 / 58,12 –3,01
DBA dynamisch € 113,35 / 108,99 0,27 Naspa-Fonds € 40,92 / 39,92 –0,57 Fonds Direkt Sicav Substanz-Fonds €* 1275 / 1238 –1,37
BNP Paribas Real Estate LBBW Bal. CR 40 € 53,58 / 52,53 0,06 HWB DfdsV.V.Vici V €* 59,86 / 58,12 –2,99 WA ShD BChip At H €* / 93,69 –1,82
DBA konservativ € 104,13 / 102,09 –0,34 RenditDeka € 23,82 / 23,13 –2,48 Skyline Dynamik € 239,95 / 239,95 4,19 Vermögens-Fonds €* 829,41 / 805,25 –1,56 W&W Asset Management Dublin
BNP Pa MacStone P € 27,02 / 25,73 0,16 LBBW Bal. CR 75 € 69,69 / 68,32 0,83 HWB Europe Pf. €* 4,57 / 4,35 –2,67 WA ShD HI BF AtH €* / 140,01 –0,87
DBA moderat € 114,63 / 111,29 –0,16 RenditDeka TF € 29,94 / 29,94 –2,50
DBA offensiv € 228,23 / 217,36 0,06 INTER ImmoProfil € 61,12 / 58,21 0,45 Priv BaPrem Chance € 162,58 / 153,38 1,70 HWB Glb.Conv.Plus €* 92,89 / 90,18 –1,61 WA US Cor+Bd At $* / 151,97 –4,73 SouthEast Asian Eq €* / 130,11 3,14
DBA Zlstr offensiv € 118,52 / 116,20 0,03 RentenStratGl TF € 81,72 / 81,72 –0,50 WA US CorBd At $* / 134,86 –4,82 ODDO BHF Asset Management Lux.
Priv BaPrem Ertrag € 49,48 / 47,58 –1,28 HWB Inter.Pf. €* 4,78 / 4,55 –2,56
Deka-BaAZSt off 23 € 103,69 / 101,66 –0,02 RentenStratGlob CF € 84,76 / 82,29 –0,47 WA US Gov.Liq A $* / 109,63 0,01
HWB Pf. Plus CHF F* 69,52 / 66,21 –3,15 Grand Cru € 178,53 / 176,76 –1,74
Deka-Nach.E.St CF A € 99,20 / 99,20 0,68 RentenStratGlob PB € 83,96 / 82,31 –0,46
HWB Pf. Plus R €* 104,96 / 99,96 –2,85 WA US HY Aa(D) $* / 75,28 –1,76 Grand Cru (CHF) F 129,14 / 127,86 –1,86
Deka-Nachh ManSel € 115,09 / 110,93 –0,40 Rntfds RheinEdit € 29,81 / 28,77 –0,55 DWS Offene Immobilienfonds
Deka-NachhAkt CF € 262,62 / 253,13 1,65 HWB Pf. Plus V €* 104,97 / 99,97 –2,85 Weitere Anteilsklassen und Fonds unter SMS Ars selecta € 56,91 / 54,72 0,78 SONSTIGE FINANZPRODUKTE
Rntfds RheinEdit oA € 29,50 / 29,50 –0,71 grundb. europa IC: € 41,79 / 39,80 –0,10
Deka-NachhRent CF A € 126,21 / 123,13 –1,38 www.franklintempleton.de I info@franklin- HWB Vict.Str.Pf. R €* 1312 / 1250 –3,73 www.LeggMason.de
Deka-NachStrInv CF € 143,61 / 138,42 1,54 Technologie CF € 65,18 / 62,82 –0,59 grundb. europa RC € 41,69 / 39,70 –0,15
PB Balanced € 58,11 / 55,34 –0,90 templeton.de I Tel. 0800 / 073 80 02 HWB Vict.Str.Pf. V €* 1313 / 1250 –3,73 UBS Funds Services Lux S.A.
Deka-NachStrInv TF € 134,01 / 134,01 1,48 Technologie TF € 50,27 / 50,27 –0,64 grundb. Fok Deu RC € 56,60 / 53,90 0,47 Luxembourg Placement Funds
Nachh Dynamisch CF € 104,08 / 99,12 –0,01 PB Europa €* 56,70 / 54,00 1,40 FRK FTSE China $* / 24,49 –4,27 HWB Wdelan + R €* 51,47 / 49,97 –0,85 LRI Invest S.A.
UmweltInvest CF € 218,25 / 210,36 –0,28 grundb. Fokus D IC: € 57,06 / 54,34 0,50 UBS (L) EM Eq P AA $* / 124,94 –2,24
Nachh Mlt Asset CF € 106,76 / 103,65 0,05 PB Eurorent € 53,80 / 52,23 –2,27 grundb. global IC: € 55,72 / 53,07 0,21 FRK Gl.Fd.Stra.A d €* 11,35 / 10,75 0,09 HWB Wdelan + V €* 51,82 / 50,31 –0,84 NW Global Strategy €* 104,15 / 99,19 –1,71 Solitär €* 2217 / 2217 0,10
UmweltInvest TF € 188,87 / 188,87 –0,35 UBS (L) EM Eq P XA $* / 132,60 –2,22
Nachh Mlt Asset TF € 102,85 / 102,85 0,00 PB Megatrend € 180,63 / 172,03 1,15 FRK India Fd. A d €* 88,01 / 83,39 0,35
Weltzins-Invest P € 21,96 / 21,32 2,09 grundb. global RC € 55,22 / 52,59 0,17 UBS (L) GCB AD T2 €* 188,16 / 182,68 –0,33 Solitär II €* 1555 / 1555 –0,28
Nachhltg Gl Champ CF € 126,47 / 121,90 1,73 FRK Innovation A d €* / 14,71 –1,97
NachSeAkREd CF € 96,40 / 92,92 1,84 PB Triselect € 50,72 / 48,30 1,22 IFM Independent Fund Management AG
Naspa Na PS-Chance € 63,65 / 61,20 0,99 FRK S&P Par AlClim $* / 34,82 –1,36
Deka Intern. (Lux.) (Deka-Gruppe) ACATIS FV Akt.Gl. €* 277,16 / 263,96 –2,20
Naspa Na PS-ChanceP € 130,11 / 123,91 0,85 TEM East.EuropeA a €* 22,03 / 20,87 –13,05
C&P Funds (Creutz & Partners) 1822 Str.Cha.Pl. € 143,11 / 137,61 0,99
Naspa Na PS-Ertrag € 45,68 / 44,78 –1,48 TEM Em.Mkts Bd A d €* 3,88 / 3,76 0,00
Naspa Na PS-Wachst € 44,59 / 43,29 –1,24 C&P Funds ClassiX €* 83,45 / 80,24 3,39 1822 Str.Chance € 96,43 / 93,17 1,73 TEM Gb ClimCha A d €* 28,64 / 27,14 –2,91 INKA Intern. Kapitalanlagegesellschaft
Naspa-Ak.Gb NachCF € 89,03 / 86,23 3,66 C&P Funds QuantiX €* 156,67 / 150,64 0,90 1822 Str.Ert.Pl. € 45,35 / 44,24 –0,16 www.lvm.de I Tel. (0251) 70249
Naspa-Ak.Gb NachTF € 127,44 / 127,44 3,61 1822 Str.Wachstum € 51,46 / 49,96 0,44 www.dje.lu I info@dje.lu
TEM Gl.Bd. A d €* 13,31 / 12,91 3,02 HiYld Spez INKA
StSk. Dü. Abs. Ret.
€* 9783 / 9317
€* 110,04 / 104,80
0,15
0,21 Euro-Kurzläufer €* 28,49 / 28,40 0,11 www.union-investment.de
Weiterführende
TEM Gr.(Eur) Aa €* 20,37 / 19,30 1,10
Berol.Ca.Chance € 67,54 / 65,57 1,60 Tel. 00352 26925220 Europa-Aktien €* 29,54 / 28,06 0,11 Tel. 069 589 98-6060 Fondsinformationen
Metzler Asset Management GmbH Berol.Ca.Premium € 86,23 / 83,31 1,10 DJE - Asien PA€ € 210,82 / 200,78 –1,65 Euro-Renten €* 34,68 / 33,64 –3,93 PrivFd:Kontr. €* 130,39 / 130,39 –1,57 finden Sie unter
Berol.Ca.Sicherh. € 42,66 / 41,62 –1,05 DJE - Concept PA € 146,87 / 139,88 0,52 Inter-Aktien €* 39,95 / 37,95 –1,60 PrivFd:Kontr.pro €* 174,06 / 174,06 –0,03
RWS-Aktienf.Nachh €* 105,05 / 100,05 0,97
Berol.Ca.Wachst. € 40,37 / 39,29 –0,46 DJE Gold&Stabfd PA F 146,00 / 139,05 2,23 Inter-Renten €* 32,15 / 31,19 –3,89 Uni21.Jahrh.-net- €* 45,88 / 45,88 0,75
Cat Dutch Resid II €* 10,90 / 10,90 0,37 DekaEuAktSpezAV € 141,22 / 141,22 3,93 DJE-Ag&Ernährung PA € 195,90 / 186,57 5,78 ProBasis €* 30,05 / 29,00 –2,60 UniDeutschl. XS €* 195,86 / 188,33 –3,16
Cat.Scandia Chance €* 13,64 / 13,64 2,94 DekaEuAktSpezCF(A) € 206,46 / 199,00 3,93 DJE-Alpha Glob PA € 308,57 / 296,70 1,86 ProFutur €* 35,21 / 33,98 –0,65 UniEuroAktien €* 89,76 / 85,49 0,33
Deka-EuropaVal.TF € 56,53 / 56,53 2,45 DJE-Div&Sub P € 554,23 / 527,84 1,93 www.hal-privatbank.com www.ipconcept.com I Die Fonds-Designer UniEuropa-net- €* 87,33 / 87,33 0,87
Catella Bavaria € 11,22 / 10,69 1,33
Deka-FlexZins CF € 957,60 / 952,84 0,11 DJE-Europa PA € 411,32 / 391,73 0,52 ERBA Invest OP € 33,68 / 32,08 2,97 ME Fonds PERGAMONF€ 949,56 / 904,34 –0,59 UniEuroRenta €* 63,42 / 61,57 –2,27
Catella European R € 16,65 / 16,65 0,79
Deka-FlexZins PB € 959,54 / 959,54 0,11 DJE-Gold&Ressou PA € 216,37 / 206,07 7,38 H&A Dynamik Plus B € 128,66 / 122,53 0,91 ME Fonds Special V € 3572 / 3402 2,07 UniEuroRentaHigh Y €* 34,14 / 33,15 –1,01
Catella MAX € 24,14 / 22,99 1,01
www.oekoworld.de Deka-FlexZins TF € 954,39 / 954,39 0,11 H&A Glb Bond Opp B € 110,30 / 108,14 –2,93 UniFav.:Akt. -net- €* 131,25 / 131,25 1,17
faz.net/fondsinfo
Catella Mod Wohnen € 10,39 / 10,39 0,19 DJE-Mittel&Innov PA € 209,46 / 199,49 –2,16
Growing Mkts 2.0 € 272,94 / 259,94 3,30 DekaGlobAktLRCF(A) € 239,01 / 230,37 4,07 DJE-Multi Asset PA € 20,32 / 19,35 0,57 H&A Rend. Pl. CI € 114,45 / 110,58 –1,68 Unifavorit: Aktien €* 218,44 / 208,04 1,21
Klima € 118,63 / 112,98 0,70 Catella Nachh Immo € 11,64 / 11,30 0,18
Catella Parken Eur €* 10,96 / 10,44 0,48 Deka-Indust 4.0 CF € 182,24 / 175,65 –2,10 DJE-Renten Glob PA € 141,76 / 138,98 0,93 H&A SmCap.Eq EMU B € 165,75 / 157,86 –3,10 UniFonds €* 60,47 / 57,59 –2,66
Öko Rock‘n‘Roll € 171,80 / 163,62 –1,00 www.meag.com
ÖkoVision Classic € 242,54 / 230,99 –1,21 Catella Wohnen Eur € 10,83 / 10,83 0,56 Deka-Indust 4.0 TF € 169,16 / 169,16 –2,17 DJE-Sht Term Bd PA € 112,10 / 110,99 0,46 MB Fd Max Value € 165,93 / 158,03 1,21 UniFonds-net- €* 84,50 / 84,50 –2,64
Deka-Mul Asset Ert € 95,77 / 94,82 –0,80 privatanleger@meag.com
Water For Life C € 217,69 / 207,32 –2,97 Focus HealthCare €* 8,17 / 8,17 –0,61 DJE-Zins&Divid PA € 166,80 / 160,38 1,30 MB Fund Flex Plus € 63,55 / 62,92 1,12 UniGlobal €* 361,99 / 344,75 –0,33
HMI Chance € 75,98 / 73,77 0,97 Dividende A €* 61,27 / 58,35 1,00 Allgemeine Erläuterungen
FocusNordicCities € 0,38 / 0,38 0,00 MB Fund Max Global € 125,29 / 119,32 3,89 www.kanam-grund.de UniGlobal-net- €* 207,40 / 207,40 –0,43
HMI Chance+ € 78,61 / 75,95 1,20 EM Rent Nachh. €* 45,19 / 43,45 –2,34 Investmentfonds nach Kapitalanlagegesetzbuch
Immo-Spez-Süddeut. €* 14,17 / 14,17 1,24 MB Fund Max Pl € 47,03 / 47,03 7,56 info@kanam-grund.de I Tel. 069-7104110 UniNordamerika €* 531,31 / 506,01 2,31 (KAGB)
Union Investment HMI Ertrag+ € 37,00 / 36,27 –0,66 ERGO Vermög Ausgew€* 58,61 / 56,09 –0,41
Multiten. Stiftung €* 13,44 / 12,80 0,31 MB Fund S Plus € 80,55 / 76,71 –2,99 Leading Cities € 112,64 / 106,77 0,21 UnionGeldmarktfds €* 47,38 / 47,38 –0,04 Whrg.: Währung (A = Australischer Dollar, € = Euro,
PrivatFonds: Nachh €* 54,18 / 54,18 –1,37 HMI Wachstum € 43,19 / 42,14 –0,73 ERGO Vermög Flexi €* 61,08 / 58,17 –0,12
PaRhei Dutch Resid €* 12,95 / 12,95 0,78 Millen Glb Opp P € 299,15 / 290,44 1,33 UniRak €* 145,99 / 141,74 –1,59 F = Schweizer Franken, £ = Brit. Pfund, ¥ = Japani-
UniNachh AkEu A €* 67,39 / 64,18 0,27 Köln Str.Chance € 69,87 / 68,50 1,41 ERGO Vermög Robust €* 52,23 / 50,22 –1,49 sche Yen, P = Polnischer Zloty, S = Schwedische
UniNachh AkEu netA €* 53,96 / 53,96 0,26 Sar Sust Prop-EuCi €* 1310 / 1310 2,11 PTAM Balanced P.OP € 76,14 / 72,51 1,62 UniRak Kons.-net-A €* 114,36 / 114,36 –2,87
Köln Str.Ertrag € 43,42 / 42,57 –0,47 EuroBalance €* 61,95 / 59,57 –1,03 Krone, $ = US-Dollar).
UniNachh Akt Glob €* 134,72 / 134,72 0,09 Wirtsch.-reg SüdDE €* 12,59 / 11,99 1,87 PTAM Defensiv P. I € 94,25 / 94,25 0,27 UniRak Konserva A €* 118,66 / 116,33 –2,84
Köln Str.Wachstum € 42,59 / 41,75 0,22 www.ethenea.com EuroCorpRent A €* 52,95 / 51,16 –2,52 Ausg.: Ausgabepreis eines Fondsanteils zum ange-
UniNachh AktDeu nA €* 87,97 / 87,97 –3,12 PTAM Defensiv P.OP € 69,32 / 66,02 0,24 UniRak -net- €* 76,17 / 76,17 –1,62 gebenen Tag.
UniNachh AktDeut A €* 238,33 / 226,98 –3,10 KölnStr.Chance+ € 61,07 / 59,87 1,12 EuroErtrag €* 69,09 / 66,75 –1,63
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UniNachhaltig A Gl €* 156,41 / 148,96 0,12 Commerz Real UnterStrat Eu CF € 190,24 / 183,36 1,92 EuroFlex €* 42,41 / 41,99 –0,66
Ethna-AKTIV A € 138,95 / 134,90 0,68 UniStrat: Ausgew. €* 72,13 / 70,03 0,00 gegebenen Tag.
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Ethna-AKTIV T € 146,23 / 141,97 0,68 www.LBBW-AM.de I info@LBBW-AM.de UniStrat: Konserv. €* 72,59 / 70,48 –1,03 NAV.: Nettoinventarwert.
UniRak Nach.K-net- €* 111,79 / 111,79 –2,66
Div. Str. Eurol. R €* 38,44 / 36,61 1,57 EuroKapital €* 53,82 / 51,26 –1,07 Perf.: Performance auf Basis der letzten verfügbaren
UniRak Nachh.A net €* 92,74 / 92,74 –1,81 Deka Immobilien Investment Ethna-DEFENSIV A € 132,93 / 129,69 0,05
EuroRent A €* 29,53 / 28,53 –2,70 NAVs (Nettoinventarwerte). Berechnung nach BVI-
UniRak NachhaltigA €* 98,52 / 95,65 –1,78 DAVIS FUNDS SICAV Deka Immob Europa € 49,40 / 46,93 0,23 Ethna-DEFENSIV T € 171,57 / 167,39 0,05 Multi Global R €* 106,99 / 103,87 –3,32 Methode.
UniZukunft Klima A €* 46,03 / 45,13 –2,07 FairReturn A €* 54,86 / 53,26 –1,94 Union Investment Luxemburg
Global A $* 44,45 / 41,89 –3,73 Deka Immob Global € 57,63 / 54,75 0,18 Ethna-DYNAMISCH A € 90,11 / 85,82 0,14 RentaMax R €* 67,83 / 65,54 –1,89 * Fondspreise etc. vom Vortag oder letzt verfügbar.
UniZukunft Kli-neA €* 45,96 / 45,96 –2,09 GlobalBalance DF €* 72,68 / 69,88 –0,03 PrivFd:Konseq.pro €* 104,21 / 104,21 –0,35
Value Fund A $* 71,77 / 67,64 –3,01 Deka-Immo Nordam $ 57,44 / 55,36 0,24 Ethna-DYNAMISCH T € 94,03 / 89,55 0,15 www.heemann.org Rohstoffe 1 R €* 50,41 / 48,01 1,94 Ausgabe / Rücknahmepreise werden bei mehr als vier
GlobalChance DF €* 77,48 / 73,79 1,65 UniAsia Pac.net €* 149,95 / 149,95 –0,74 Vorkomma- ohne Nachkommastellen abgebildet.
Deka-ImmoMetropol € 53,90 / 51,21 0,16 FU Bonds Monthly €* 98,81 / 95,93 0,59 RS Flex R €* 72,96 / 70,49 1,72
Nachhaltigkeit A €* 147,88 / 140,84 1,15 UniAsia Pacific A €* 152,92 / 147,04 –0,72 Alle Angaben ohne Gewähr, keine Anlageberatung und
WestInv. InterSel. € 50,27 / 47,76 0,06 FU Dachfonds €* 28,55 / 28,55 0,11
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Alte Leipziger Trust VermAnlage Komfort €* 61,59 / 59,51 –0,82 UniAusschüttung A €* 52,55 / 51,02 1,31
€uro Short Term € 41,71 / 41,30 –1,01 Deka-Vermögensmanagement GmbH VermAnlage Ret A €* 73,03 / 70,22 –1,32 UniDividAss net A €* 64,26 / 64,26 4,61
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F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG
Jung und
angriffslustig
Wie ten Hag United
flottmachen soll
sid/dpa. MANCHESTER. Der ehe-
malige Amateurtrainer des FC Bayern
München Erik ten Hag soll den engli-
schen Fußball-Rekordmeister Man-
chester United zurück zu alter Stärke
führen. Der 52 Jahre alte Niederlän-
der kommt wie erwartet im Sommer
von Ajax Amsterdam zu United und
erhält einen Vertrag bis Sommer
2025. Das gab der Klub von Interims-
teammanager Ralf Rangnick am Don-
nerstag bekannt. Der Vertrag enthält
zudem eine Option auf eine weitere
Saison. Ten Hag, beim FC Bayern von
2013 bis 2015 Coach der zweiten
Mannschaft in der Regionalliga,
sprach von einer „großen Ehre“. Er sei
„fest entschlossen, eine Mannschaft
zu entwickeln, die den Erfolg liefern
wird“, den die United-Fans verdien-
ten. Ajax nach viereinhalb „unglaubli-
chen“ Jahren zu verlassen sei „schwie-
rig“, sagte er.
Uniteds Klubdirektor John Mur-
tough nannte ten Hag, der mit dem
niederländischen Rekordmeister 2019
und 2021 das Double gewann und nun
vor einem dritten Meistertitel steht,
einen der „spannendsten und erfolg-
reichsten Trainer Europas“. Er stehe
für attraktiven Angriffsfußball, setze
auf die Jugend und habe die Bosse in
den Gesprächen „tief beeindruckt“.
Ten Hag ist bereits der fünfte Trainer
in neun Jahren bei Man United, das
den bislang letzten von 20 Meisterti-
teln 2013 gewann – der letzten Saison
unter dem legendären Sir Alex Fergu-
son. Aktuell droht der Rekordmeister
die Qualifikation für die Champions
League zu verpassen.
Nach dem 0:4 beim Erzrivalen FC
Liverpool am Dienstag hatte Rangnick
umfassende Veränderungen in der
Transferpolitik gefordert. Bei der Ver-
pflichtung seines Nachfolgers spielte
er eine Schlüsselrolle. Rangnick soll
United nach Ablauf der Saison in bera-
tender Tätigkeit erhalten bleiben, sei-
ne genaue Rolle ist offen.
Hamilton als
Chelsea-Käufer?
dpa. LONDON. Formel-1-Rekord-
weltmeister Lewis Hamilton beteiligt
sich als Investor an einem Konsortium,
das den englischen Fußballklub FC
Chelsea übernehmen will. Das bestä-
tigte eine Sprecherin Hamiltons am
Donnerstag der Deutschen Presse-
Agentur. Das Konsortium wird ange-
führt von dem britischen Multimillio-
när Sir Martin Broughton, der vor Jah-
ren für kurze Zeit Vorstandsvorsitzen-
der des FC Liverpool war, privat aber
ein Anhänger des FC Chelsea sein soll.
Zuvor hatte der britische Sender Sky
von Hamiltons Engagement berichtet.
Demnach soll er zusammen mit US-
Tennisstar Serena Williams in den Kauf
des Champions-League-Siegers inves-
tieren wollen. Broughtons Konsortium,
dem auch der ehemalige Leichtathle-
tik-Olympiasieger Sebastian Coe ange-
hört, ist einer von drei verbleibenden
Bietern. Der Klub soll für geschätzte
2,5 Milliarden Pfund (circa drei Milliar-
den Euro) den Besitzer wechseln. Der
bisherige Inhaber, der russische Mil-
liardär Roman Abramowitsch, hatte
den Verein zum Verkauf gestellt, bevor
er von der britischen Regierung wegen
seiner angeblichen Nähe zu Wladimir
Putin mit harten Sanktionen belegt
wurde. Die Sanktionen trafen auch den
FC Chelsea.
Fürchterlich nervös, furchtbar glücklich
Im Pokal-Halbfinale gegen Union tut sich Leipzig lange schwer – aber der 2:1-Sieg unterstreicht, wohin der Trend in diesem Frühjahr geht
LEIPZIG. Teile der Leipziger Arena
waren längst leer, da hüpften und juchz-
ten die Fußballprofis von RB immer noch
vor der eigenen Kurve. Auf der anderen
Seite hinter ihnen standen die in Rot
gekleideten Fans des 1. FC Union Berlin
und feierten ihren Trainer Urs Fischer,
der zum Abschied zu ihnen gekommen
war. Die Hartgesottenen auf beiden Sei-
ten wollten einfach nicht gehen nach die-
sem Pokalabend, der in RB Leipzig einen
glücklichen Sieger gefunden hatte. Und
das im doppelten Sinne. Glücklich, weil
RB der Siegtreffer zum 2:1 durch den ein-
gewechselten Emil Forsberg erst in der
Nachspielzeit gelang, und glücklich eben
auch, weil danach die pure Freude domi-
nierte. Geschäftsführer Oliver Mintzlaff
wurde dermaßen von seinen Gefühlen
überwältigt, dass er Tränen vergoss, wäh-
rend er Trainer Domenico Tedesco
umarmte. Mintzlaff hatte Tedesco erst
vor fünf Monaten installiert, als Nachfol-
ger für den erfolglosen Jesse Marsch.
Damals lag RB in der Bundesliga auf
Platz elf und war in der Champions
League ausgeschieden. Kein halbes Jahr
später hat der Klub nun die Möglichkeit,
sogar zwei Titel zu gewinnen.
Im DFB-Pokal trifft Leipzig am 21.
Mai im Berliner Finale auf den SC Frei-
Kraftvolle Botschaft: Zum Champions-League-Viertelfinale Barcelonas gegen Real Madrid kamen 91 553 Besucher – Frauenfußball-Weltrekord.
Aus Wolfsburg in eine andere Welt
U
nter all den Kampfansagen,
welche die angriffslustige Ale-
xandra Popp in ihrer Karriere
schon abgegeben hat, lässt die-
se besonders aufhorchen. „Vielleicht“, sagt
die Kapitänin des VfL Wolfsburg, „können
wir das ja umswitchen.“ Im Halbfinal-Hin-
spiel der Champions League beim FC Bar-
celona wird an diesem Freitagabend (18.45
Uhr/live bei DAZN) mit rund 98 000
Zuschauern in einem offiziell ausverkauf-
ten Stadion gerichtet. Also rät Popp vor
allem den jüngeren Spielerinnen in ihrem
Team, an der eigenen Denkweise zu arbei-
ten. „Im Optimalfall schaffen wir es, die
gegnerischen Fans in unseren Köpfen zu
unseren Fans zu machen“, erklärt die 31-
Jährige. Sie hat als Nationalspielerin im
Wembley-Stadion (London) und im Olym-
piastadion (Berlin) schon ähnlich große
Kulissen erlebt. Trotzdem erinnert der
mutige Vorsatz von Popp und Co., diesen
ganz besonderen Fußballabend im Camp
Nou zu genießen, natürlich auch an das
berühmte Pfeifen im dunklen Wald.
Die beiden Dienstreisen der Wolfsbur-
ger Mannschaft, die ihre aktuelle Woche
dominieren, könnten kaum unterschiedli-
cher sein. Spulen wir kurz zurück zum ver-
gangenen Sonntag, als im DFB-Pokal das
Halbfinalspiel beim FC Bayern München
anstand. Gespielt wurde vor 2330 Zuschau-
ern auf dem modernen, aber überschaubar
großen FC Bayern Campus. Die Fernseh-
bilder, die für die Live-Übertragung in der
ARD produziert wurden, sahen angesichts
des kleinen Stadions und der unglücklichen
Kameraperspektive wenig professionell
aus. Zu bejubeln gab es einen verdienten
3:1-Sieg für Wolfsburg. Inszeniert wurde
die Partie wie etwas x-Beliebiges, dessen
Außenwirkung wenig mit dem zu tun hat,
was sich an diesem Freitag in dem respekt-
einflößenden Stadion in Barcelona abspie-
len wird. Es fühlt sich so an, als ob die
Frauen des VfL Wolfsburg innerhalb kür-
zester Zeit zu einer Weltreise innerhalb
ihrer Sportart aufgebrochen sind. Darüber
können sie sich freuen oder eben auch
ärgern. Auf den ersten Blick ist die Sehn-
sucht nach mehr Aufmerksamkeit, die
burg, in der Europa League steht in der
kommenden Woche das erste von zwei
Halbfinals gegen die Glasgow Rangers
an. Auch in diesem Wettbewerb werden
RB beste Chancen eingeräumt. „Wir
haben so eine Qualität in der Mann-
schaft, dass wir denken müssen, beides
ist möglich zu gewinnen“, sagte Emil
Forsberg. Der schwedische Stürmer ist
seit sieben Jahren in Leipzig, er hat mit
dem Klub noch in der Zweiten Liga
gespielt, ist aufgestiegen, in die Cham-
pions League eingezogen und hat zwei
Pokalendspiele verloren. Oft musste er
erleben, wie RB am Saisonende immer
schwächer wurde. Das ist 2022 ganz
anders. „Wir sind nicht so gut in die Sai-
son gestartet, und jetzt nach der Winter-
pause haben wir Gas gegeben. Wir haben
uns wieder gefunden, unseren Fußball
und wie wir spielen wollen“, sagte Fors-
berg. In diesem Kalenderjahr hat RB
wettbewerbsübergreifend erst ein Spiel
verloren, und das ist auch schon zehn
Wochen her. Beim FC Bayern gab es eine
knappe 2:3-Niederlage. Dem Sieg gegen
Union könnte bei der Rückschau auf die-
se Saison in wenigen Wochen eine beson-
dere Rolle zugesprochen werden. Dieses
2:1, so wirkte es am Mittwochabend,
taugt dazu, RB durch die anstehenden
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
Sport
Gerade noch vor kleiner Kulisse im DFB-Pokal,
nun vor ausverkauftem Haus in Barcelona.
Die VfL-Frauen wollen genießen – und werben.
Von Christian Otto, Wolfsburg
Aufbruch: Alexandra Popp und Co. nach ihrem Viertelfinale gegen Arsenal
Deutschlands beste Vereine und Spielerin-
nen regelmäßig verbalisieren, ein Jammern
auf hohem Niveau. Was die sportliche und
gesellschaftliche Akzeptanz angeht, entwi-
ckelt sich der Mädchen- und Frauenfußball
hierzulande gut weiter. Das Hinterherhin-
ken beginnt im europäischen Vergleich
beim Blick auf die Zuschauerzahlen, TV-
Quoten, das Marketing und am Ende auch
auf die Gehälter der Spielerinnen. Und
wenn das jemand offensiv thematisieren
darf, dann natürlich Alexandra Popp. „Es
ist die Vermarktung. Da passiert bei uns in
Deutschland einfach zu wenig“, findet die
Vorzeigespielerin einer Sportart, die nei-
disch auf ihre europäische Konkurrenz
schaut. Dem FC Barcelona gelingen aktuell
entscheidenden Wochen zu tragen.
„Schaden kann das Ergebnis auf jeden
Fall nicht“, sagte Tedesco.
Union hatte Leipzig alles abverlangt
und „ein außergewöhnliches Spiel“
gezeigt, wie Trainer Fischer fand. Was die
Einschätzung der Berliner Mannschafts-
leistung anging, bekam er Unterstützung
durch seinen Kollegen Tedesco: „Union
hat ein Riesenspiel gemacht. Was die lau-
fen, ist Wahnsinn“, sagte er. Allem Lob
zum Trotz aber saß Fischer kurz vor Mit-
ternacht in der Pressekonferenz und sah
bedrückt aus wie selten zuvor während sei-
ner vierjährigen Amtszeit beim 1. FC
Union. „Zweimal passen wir nicht auf, und
das war’s“, sagte er. Neben ihm gab Tede-
sco weniger den strahlenden und mehr
den erleichterten Sieger. „Wir haben eine
fürchterliche erste Halbzeit gespielt“, sag-
te Tedesco und lieferte den Grund gleich
mit. „Weil wir fürchterlich nervös waren.“
Das war eine Überraschung für den Leip-
ziger Trainer. „Damit habe ich nicht
gerechnet, weil wir zusammen schon eini-
ge Spiele hatten, wo es um die Wurst ging.
San Sebastian, Bergamo“, zählte Tedesco
auf. Aber San Sebastian ist nicht Bergamo
und Bergamo nicht Berlin. Union taugte
mit seiner robusten und gradlinigen Spiel-
weise weit mehr als nur zum Spielverder-
auf dem Platz angesichts von 146 Toren in
27 Ligaspielen sowie auf den Zuschauertri-
bünen erstaunliche Dinge. Das macht
natürlich populär und attraktiv.
In finanzieller Hinsicht ist die in Eng-
land vorbildlich vermarktete Women’s Soc-
cer League den anderen Ligen in Europa
Lichtjahre voraus. Lukrativere Fernsehver-
träge ermöglichen dort höhere Gehälter
von besseren Spielerinnen mit sehenswer-
ten Leistungen. „Wir sprechen das ja
immer wieder an“, sagte Popp, als sie am
Donnerstag in Barcelona um ihre Ein-
schätzungen zum Stellenwert des Frauen-
fußballs in Deutschland gebeten wurde. Sie
klingt dann nicht bockig, sondern gewohnt
selbstbewusst. Ein starker Auftritt des VfL
ber, mindestens eine Stunde lang war
kaum vorstellbar gewesen, dass dieser
Abend in Leipziger Glückseligkeit enden
würde. Aus fast allen Zweikämpfen gingen
die Berliner lange Zeit als Sieger hervor.
Auf nach Berlin: Torschütze Emil Fors-
berg (li.) und Marcel Halstenberg Foto AP
FR EITAG , 22. APR IL 2022 · NR. 9 3 · SE I T E 2 7
Fotos AP, Reuters
in Barcelona, das weiß die erfahrene Spie-
lerin genau, wäre die beste aller für den
deutschen Frauenfußball denkbaren Mar-
ketingoffensiven.
Die große Chance darauf, bundesweit
Werbung für das Rückspiel am 30. April in
Wolfsburg zu machen, ist fest mit neuem
sportlichen Schwung beim VfL verbunden.
Oder mit einem Flow, wie es der Trainer
nennt. Unter der Regie des erst 33 Jahre
alten Tommy Stroot ist der Seriensieger aus
Niedersachsen auf dem besten Weg, wieder
deutscher Meister und Pokalsieger zu wer-
den. Nach zwei Titelgewinnen in der
Champions League (2013, 2014) bietet sich
in diesem Jahr zudem die große Chance auf
das ersehnte Triple. Stroot hat trotz diver-
ser Verletzungen und Einschränkungen
durch Corona einen erfolgreichen
Umbruch in Wolfsburg geschafft. Dass
unter anderem Alexandra Popp lange Zeit
verletzt war, fühlte sich erst schmerzhaft
an, trug aber auch zu mehr Unberechen-
barkeit des VfL-Teams bei.
Die Stärken des VfL sind in einem mit
Nationalspielerinnen aus aller Welt
gespickten Kader gleichmäßig verteilt.
„Wir strahlen gemeinsam eine maxima-
le Überzeugung aus“, sagt Stroot über
sein Team, in dem Popp weiterhin eine
wichtige Rolle spielt und sympathische
Wortführerin ist. Wie es sich für einen
braven Gast gehört, hat der Wolfsburger
Trainer vor dem Gastgeber und Titelver-
teidiger einen tiefen verbalen Knicks
gemacht. „Der FC Barcelona ist ganz
klarer Favorit“, findet der VfL-Trainer.
„Aber ich bin voller Freude, einen sol-
chen Abend miterleben zu dürfen.“
Stroot möchte, dass seine Mannschaft in
der Champions League als Vorbild für
den nationalen Frauenfußball ent-
schlossen vorangeht. Das wäre ein schö-
ner Gruß an alle, die im heimischen
Ticketvorverkauf ihre Chance auf etwas
ganz Großes noch nicht erkannt haben.
Für das Rückspiel in der Volkswagen-
Arena – also nicht in einer Metropole
wie Barcelona, sondern in Wolfsburg –
sind bisher rund 15 000 Eintrittskarten
verkauft worden. Immerhin.
„RB konnte sich kaum aufdrehen, um das
Tempo zu entwickeln, was sie stark
macht“, sagte Fischer. Schon am Samstag
treffen sich die Beteiligten an Ort und Stel-
le wieder, dann tritt Union in der Bundes-
liga in Leipzig an. Für beide geht es um die
Qualifikation für einen internationalen
Wettbewerb.
Im DFB-Pokal trat Union mit dem
Selbstverständnis einer Spitzenmann-
schaft auf, das sie bis ins Halbfinale
getragen hatte, unter anderem durch
einen Sieg beim Stadtrivalen Hertha BSC
(3:1). Union wäre zu gerne ins Olympia-
stadion zurückgekehrt, um dort das Fina-
le zu spielen, aber nach der Führung
durch Sheraldo Becker versäumten es die
Berliner, das zweite Tor zu schießen. Ein-
mal fehlte Taiwo Awoniyi nur eine Fuß-
spitze. Eine solche wurde dann Paul Jae-
ckel zum Verhängnis, als er damit nach
einer Stunde Christopher Nkunku im
eigenen Strafraum traf. „Der Kontakt war
wirklich nicht stark, aber ausreichend“,
sagte Fischer. Nach dem verwandelten
Elfmeter durch André Silva sah es nach
Verlängerung aus, ehe Forsberg RB ins
Finale beförderte und die Tür zu einem
Frühling aufstieß, der in Leipzig bald
hochsommerliche Gefühle hervorrufen
könnte. SEBASTIAN STIER
UEFA kontert
Super League
Gericht hebt Verbot
von Sanktionen auf
hor. BERLIN. Die Europäische
Fußball-Union (UEFA) hat im
Kampf gegen die Super League
einen ersten juristischen Erfolg
erzielt. Das 17. Handelsgericht in
Madrid hat am Mittwoch eine einst-
weilige Verfügung aufgehoben,
wonach der Europäischen Fußball-
Union (UEFA) und dem Internatio-
nalen Fußball-Verband (FIFA) sowie
deren angeschlossenen Verbänden
und Ligen untersagt worden war,
gegen die zwölf Gründungsmitglie-
der der im Frühjahr 2021 spektaku-
lär gescheiterten Super League
Sanktionsverfahren einzuleiten oder
weiterzuführen.
Die noch verbliebenen drei Super-
League-Klubs (Real Madrid, FC Bar-
celona und Juventus Turin) waren
gegen die Sanktionsdrohungen des
europäischen Verbandes vor dem
Madrider Handelsgericht vorgegan-
gen. Die UEFA fügte sich der ersten
Entscheidung, stellte im September
2021 aber gleichzeitig einen Antrag
auf Ablehnung des Richters, der bis
dahin den Vorsitz geführt hatte. Die
UEFA vertrat die Ansicht, „dass es
in diesem Verfahren erhebliche
Unregelmäßigkeiten“ gegeben habe.
Der Verband erwartete demnach,
„dass der betreffende Richter sofort
in den Ausstand tritt, bis dieser
Antrag vollständig und ordnungsge-
mäß geprüft wurde“.
Die neue Richterin am Handels-
gericht hat nun entgegen der Auf-
fassung des in erster Instanz einge-
setzten Richters „nicht den gerings-
ten Beweis“ dafür gesehen, „dass
die Androhung und Verhängung
von Sanktionen gegen die drei ver-
bleibenden Vereine die Unmöglich-
keit der Durchführung des unab-
hängig finanzierten Projekts zur
Folge hat“, wie es in der achtzehn-
seitigen Verfügung heißt, aus der
verschiedene spanische Medien
zitieren. Gegen die Entscheidung
ist Berufung möglich. Unabhängig
von dem Rechtsstreit in Spanien
wird die Auseinandersetzung zwi-
schen UEFA und den Initiatoren
der Super League vor dem Europäi-
schen Gerichtshof verhandelt. Mit
einem Grundsatzurteil rechnen
Experten im kommenden Jahr.
In Kürze
Reis gesperrt
Trainer Thomas Reis vom VfL
Bochum ist für seine Rote Karte in
Freiburg vom Sportgericht des Deut-
schen Fußball-Bundes (DFB) für ein
Spiel gesperrt worden. Er fehlt damit
im Bundesligaspiel am Sonntag gegen
den FC Augsburg und dürfte damit
auch nicht an einer möglichen Jubel-
feier im Innenraum des Stadions teil-
nehmen, falls die Bochumer vorzeitig
den Klassenverbleib schaffen sollten.
Dem Urteil gegen Reis hat Bochum
zugestimmt, dem für VfL-Profi Kons-
tantinos Stafylidis dagegen nicht. Für
den Mittelfeldspieler wurde wegen
rohen Spiels eine Sperre von drei Spie-
len beantragt. Bochum hat dagegen
Einspruch eingelegt und eine mündli-
che Verhandlung beantragt. dpa
Neue Vierschanzentournee
Die Vierschanzentournee für Skisprin-
gerinnen soll im übernächsten Winter
erstmals stattfinden. Dies teilte der
Österreichische Skiverband (ÖSV) am
Donnerstag mit, nachdem sich der
ÖSV zuvor mit dem Deutschen Skiver-
band (DSV) und dem Ski-Weltverband
Fis einig geworden war. Geplant ist
zunächst, dass die Stationen in
Deutschland gekreuzt werden. Das
heißt: Springen die Männer zum Auf-
takt in Oberstdorf, fangen die Frauen
in Garmisch-Partenkirchen auf der
Großen Olympiaschanze an. Offen ist
noch, wie in Österreich mit den Stand-
orten verfahren wird. Ziel der Veran-
stalter ist es aber nach eigenen Anga-
ben, „dauerhaft eine hochwertige Ver-
anstaltungsserie“ analog zur Männer-
Tournee zu erschaffen, die in diesem
Winter zum 70. Mal stattfand. dpa
Ronaldo dankt
Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo
von Manchester United hat sich bei
den Fans des rivalisierenden FC
Liverpool für deren Unterstützung
nach dem Tod seines neugeborenen
Sohnes bedankt. „Danke, Anfield.
Ich und meine Familie werden diesen
Moment des Respekts und des Mitge-
fühls nie vergessen“, schrieb Ronal-
do bei Instagram. sid
Fußball am Freitag
Bundesliga, 31. Spieltag: VfL Wolfsburg –
1. FSV Mainz 05 (20.30 Uhr).
Zweite Bundesliga, 31. Spieltag: Fortuna
Düsseldorf – SG Dynamo Dresden, Karlsru-
her SC – FC Ingolstadt 04 (beide 18.30 Uhr).
SE ITE 2 8 · NR. 9 3
F R EITAG, 2 2 . A P RI L 2 0 2 2
Brexit der besonderen Art
Wimbledon schließt
Sportler aus Russ-
land und Belarus
aus. Der Alleingang
erhitzt die Gemüter.
Von Thomas
Klemm, Frankfurt
V
or sieben Wochen, unmittelbar
nachdem Russland die Ukraine
angegriffen hatte, waren sich in
der Tennisszene so gut wie alle
Vertreter schnell einig: Der russische Krieg
gehört verdammt, aber in Russland oder
Belarus geborene Tennisprofis sollten
getrost weiter ihrem Beruf nachgehen dür-
fen, wenn auch unter Einschränkungen:
keine Länderspiele mehr mit der National-
mannschaft in Davis Cup oder Billie Jean
King Cup, nur noch unter neutraler Flagge
bei Profiturnieren und in der Weltrangliste.
Diese zügigen Sanktionen der Profiorgani-
sationen der Männer (ATP) und Frauen
(WTA) sowie des Weltverbandes ITF fan-
den Anfang März viel Anklang, zumal
gleichzeitig andere Sportverbände zauder-
ten. Auch ukrainische Profis wie Elina Swi-
tolina unterstützten spontan das Vorgehen,
ihrer Heimat zwar mit Wort und Tat zur
Seite zu stehen, aber russische Kollegen
nicht kategorisch vom Spielbetrieb auszu-
schließen und ihnen quasi kollektiv Berufs-
verbot zu erteilen.
Doch je länger der Krieg dauert, desto
mehr ist die einmütige Haltung in sich
zusammengefallen. Ukrainische Tennis-
profis fordern angesichts des Schreckens in
ihrer Heimat inzwischen härtere Sanktio-
nen, und nun sind auch die Organisatoren
des Wimbledon-Turniers aus der zuvor
geschlossenen Tennisgesellschaft ausge-
schert. Beim traditionellen Rasenturnier
an der Londoner Church Road sowie bei
sämtlichen Vorbereitungsturnieren auf bri-
tischem Boden, so entschieden der Londo-
ner All England Club und der britische
Tennisverband LTA, sind Spieler aus Russ-
land und Belarus in diesem Sommer
unerwünscht. Der Sport erlebt damit einen
Brexit der besonderen Art.
„Wir verstehen, dass es für die betroffe-
nen Personen hart ist, und es ist traurig,
dass sie unter den Handlungen des russi-
schen Regimes zu leiden haben“, wird
Wimbledon-Chairman Ian Hewitt in einer
Mitteilung vom Mittwochabend zitiert.
Weil aber Wimbledon in der Tenniswelt
eine besondere Bedeutung genieße und
eine Verantwortung auch gegenüber der
Regierung und der Wirtschaft habe, greife
man zu „den härtesten möglichen Maß-
nahmen“. Den honorigen Herren des All
England Club wäre der Anblick ein Grau-
en, wenn beispielsweise der russische
Weltranglistenzweite Daniil Medwedew
am Ende der zwei Turnierwochen den Sie-
gerpokal in die Höhe stemmen und somit
ein sportlicher Vertreter des Kriegstreibers
Glanz auf Russland werfen würde.
Was Wimbledon tut oder lässt, wird
gewöhnlich nur mit einem Achselzucken
zur Kenntnis genommen. Nach dem Motto:
Sie sind halt anders, die Briten. Doch dies-
mal erregt der Alleingang die Gemüter wie
nie. Novak Djokovic reagierte bei seinem
Heimturnier in Belgrad so prompt wie
Schumacher kein
Thema für Ferrari
F.A.Z. FRANKFURT. Ferrari hat
seinen Juniorpiloten Mick Schuma-
cher auf die lange Bank geschoben.
Das ist die Konsequenz der Vertrags-
verlängerung für den Spanier Carlos
Sainz jr., die am Donnerstag veröffent-
licht wurde. Der 27 Jahre alte Madrile-
ne soll nach Angaben der Scuderia bis
zum Saisonende 2024 für den Formel-
1-Rennstall fahren. Dahinter steckt die
Strategie von Teamchef Mattia Binot-
to, Ferrari die „beste Fahrerpaarung“
in Zeiten des Umbruchs zu sichern.
Der F1-75 ist seit Saisonbeginn das
schnellste und zuverlässigste Auto,
Charles Leclerc als Chefpilot Sainz
voraus, nach Punkten bereits um 38
innerhalb von drei Grands Prix. Die
Bekanntgabe der Vertragsverlänge-
rung soll Sainz pünktlich zum Großen
Preis von San Marino am Sonntag in
Imola (15 Uhr MESZ/Sky/RTL) beflü-
geln, das Potential des Autos so zu nut-
zen wie Leclerc. Schwierigkeiten von
Schumacher am Steuer des Haas seit
dem Saisonstart haben sich nicht auf
die Entscheidung pro Sainz ausge-
wirkt, da die Verlängerung schon vor
Wochen als Formsache dargestellt
worden war. Aber sie deutet an, dass
Schumacher noch nicht als reif genug
betrachtet wird. Sein Vertrag bei Fer-
raris Kooperationspartner Haas läuft
mit Ende des Jahres aus. Schlägt der
23-Jährige nun regelmäßig den neuen,
fixen Teamkollegen Kevin Magnussen,
wird sich die Bewertung ändern.
In Wimbledon nur Zuschauer: Der russische Weltranglistenzweite Daniil Medwedew darf beim Rasen-Highlight nicht teilnehmen.
deutlich. „Ich halte das für verrückt“, sagte
der Weltranglistenerste, den der Balkan-
krieg in den Neunziger Jahren fürs Leben
prägte. Der Krieg sei nicht den Spielern
vorzuwerfen, deshalb werde er die Ent-
scheidung nicht unterstützen, sagt der Ser-
be. Dabei dürfte Djokovic von der Ächtung
profitieren. Denn zu den Ausgeschlosse-
nen zählte Medwedew, der ihm die Grand-
Slam-Titel seit Monaten ebenso streitig
Auch nicht dabei: Die Belarussin Wiktoria Asarenka
Gipfeltreffen der Hochbegabten
In Bayern beginnt die stark besetzte U-18-Weltmeisterschaft im Eishockey – der DEB tritt als Außenseiter an
DÜSSELDORF. Um die Bedeutung
dieses Turniers zu verstehen, reicht
vom Wochenende an ein Blick auf die
Tribünen. Dann beginnt in den schick
modernisierten Eishallen in Landshut
und Kaufbeuren die U-18-Weltmeister-
schaft im Eishockey. Unten auf dem Eis
streiten sich von diesem Samstag an bis
zum 1. Mai acht Teams um die Medail-
len, oben auf den Rängen sitzen bis zu
200 Scouts und schreiben fleißig mit.
Macht je Spieler einen Talentspäher,
viele davon extra aus Nordamerika ein-
geflogen. Manch ein Klub aus der Elite-
liga NHL ist gleich mit sieben eigenen
Scouts vertreten. Was Christian Künast,
den Sportdirektor des Deutschen Eis-
hockey-Bundes (DEB), nur wenig über-
rascht. Die U-18-WM sei nun mal „ein
Topereignis, ein hochkarätiges Turnier,
ein Schaulaufen von Talenten“, sagt
Künast.
Vor allem ist das Turnier eine von nur
zwei Gelegenheiten im Jahr, all die
hochbegabten 16- bis 18-Jährigen an
einem Ort zu sehen. Diese kommen im
Eishockey traditionell aus wenigen
Nationen, die wiederum in der Regel
alle dabei sind, wenn jedes Frühjahr das
beste U-18-Team der Welt gesucht wird.
In Landshut und Kaufbeuren spielen
diesmal die Jahrgänge 2004 und 2005
vor. Doch etwas ist anders, eins der bes-
ten Teams fehlt: Der russische Verband
wurde wegen des Angriffskriegs Russ-
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
Sport
macht wie den ersten Weltranglistenplatz.
Auch die siebenmalige Wimbledon-Siege-
rin und gebürtige Tschechin Martina Nav-
ratilova, die sich einst der russischen Ein-
flusszone entzog und in den USA Asyl
fand, hält den Weg für falsch: „Tennis ist
ein solch demokratischer Sport. Es ist hart
zu sehen, wie die Politik dies zerstört.“
Insgesamt würden rund 20 Tennisprofis
aus Russland und Belarus zu unerwünsch-
Foto AP
lands auf die Ukraine von allen Wettbe-
werben ausgeschlossen.
So werden wahrscheinlich noch mehr
Augen auf Connor Bedard gerichtet sein,
einen erst 16-jährigen Kanadier, der die
NHL-Manager schon lange in Aufregung
versetzt. Im Internet finden sich diverse
Highlight-Clips, in denen Bedard Gegner
lächerlich macht und Traumtore erzielt –
auch mal durch die eigenen Beine. In der
aktuellen Saison hat er für die Regina Pats
in der Juniorenliga WHL 51 Tore geschos-
sen und weitere 49 vorbereitet – in gerade
einmal 62 Spielen. Und er steht dort gegen
bis zu fünf Jahre ältere Spieler auf dem Eis.
Für Bedard aber kein Problem, er ist
bereits so gut, dass er jüngst schon bei der
U-20-WM auflief und in zwei Spielen vier
Tore schoss. Dass er 2023 beim Draft, der
jährlichen Talente-Ziehung der NHL, als
Erster auf die Bühne darf und bald Dut-
zende Millionen Dollar verdient, gilt als
ausgemachte Sache.
Die deutsche Mannschaft kann Bedard
am Sonntagabend (19.30 Uhr) aus nächs-
ter Nähe beobachten, dann geht es im
zweiten Gruppenspiel gegen Kanada.
Vorher steht am Samstag (15.30 Uhr) das
Auftaktspiel gegen Tschechien an, zum
Abschluss der Gruppenphase am Diens-
tag (19.30 Uhr) heißt der Gegner Ver-
einigte Staaten. Da ist das DEB-Team
jedes Mal Außenseiter, aber für Sportdi-
rektor Künast sind allein die Teilnahme
und die Ausrichtung des Turniers ein
ten Personen in Wimbledon erklärt,
darunter vier Herren und fünf Damen aus
den jeweils besten dreißig der Weltranglis-
te: neben Medwedew auch Andrej Rublew,
Karen Katschanow und Aslan Karatsew
sowie Aryna Sabalenka, Anastasia Pawljut-
schenkowa, Wiktoria Asarenka, Daria
Kasatkina, und Weronika Kudermetowa.
Dass es Rublew und Pawljutschenkowa
trifft, gilt vielen als besonders ungerecht;
schließlich hatten sich diese beiden Profis
schneller und deutlicher als andere vom
Angriffskrieg ihres Heimatlandes gegen
die Ukraine distanziert. Entsprechend
harsch fielen die Reaktionen der Profiorga-
nisationen ATP und WTA aus. Die für die
Herren zuständige ATP verwies darauf,
dass Tennisprofis als Individuen unterwegs
sind und allein ihr Weltranglistenplatz über
die Teilnahme an Turnieren entscheiden
solle. Die Entscheidung von Wimbledon
und LTA sei daher „unfair“ und „diskrimi-
nierend“ und berge das Potential, „einen
schädlichen Präzedenzfall für das Spiel zu
schaffen“. Auch die WTA hält es weder für
„fair noch gerechtfertigt“, Einzelsportler
wegen ihrer Staatsangehörigkeit zu bestra-
fen oder weil Regierungen es so wollen.
Der britische Sportminister Nigel Hudd-
leston hatte im März zunächst die Idee auf-
gebracht, Tennisprofis aus Russland und
Belarus vor der Einreise nach England
einer Art Gesinnungstest zu unterziehen.
Um an dem bedeutendsten Tennisturnier
Erfolg: „Wir haben lange darum
gekämpft, bis wir letztes Jahr wieder im
Konzert der Großen waren. Und wir
haben gesehen, wie schwer das ist.“
Damals wurde die deutsche Auswahl
Letzter, hatte Glück, dass wegen der Pan-
demie der Abstieg ausgesetzt war. Dieses
Jahr wird das wieder so sein, was die
DEB-Talent: Julian Lutz Foto Imago
FR ANK FU R T ER ALLGEM E I N E Z E I T UNG
Foto AFP
der Welt teilnehmen zu dürfen, hätten sie
sich zuvor schriftlich von dem Kriegstrei-
ben distanzieren und darlegen müssen,
Staatspräsident Wladimir Putin nicht zu
unterstützen. Die Kritik daran war groß.
Am einfachsten erschien den Briten nun
die kollektive Ächtung. „Der Ukraine wäre
mehr gedient, wenn Wimbledon seinen
ganzen Profit zur Unterstützung spendet,
statt Spieler aus Russland und Belarus aus-
zuschließen“, schrieb der australische Ten-
nisprofi John Millman auf Twitter.
Ukrainische Tennisprofis um Marta
Kostjuk und Elina Switolina dagegen for-
derten die Profivereinigungen und den
Weltverband auf, sich ein Beispiel an
Wimbledon zu nehmen. Sie sollten dem
Schweigen russischer und belarussischer
Spieler ein Ende bereiten, sie nachdrück-
lich nach ihrer Haltung zum Krieg und zum
Regime fragen. Wer schweige, solle von
allen Turnieren ausgeschlossen werden.
Die frühere Spielerin und heutige Damen-
Nationaltrainerin Olga Savchuk ging am
vergangenen Wochenende am Rande des
Länderspiels gegen die USA noch weiter.
Sanktionen müssten alle Russen treffen.
„Warum sollte jemand, der in Russland bei
McDonald’s arbeitet, seinen Job verlieren,
aber Tennisspieler die Ausnahmen sein“,
wird die Ukrainerin in der „New York
Times“ zitiert. Die Spaltung in der vor
Wochen scheinbar geeinten Tenniswelt
wird immer offensichtlicher.
Lage entspannter macht. Aber ein Spaß-
turnier sei es deswegen nicht, sondern
„wieder eine gute Einordnung, wo unser
Nachwuchs wirklich steht“, sagt Künast.
„Man wird sehen, dass wir in vielen
Punkten noch Aufholbedarf haben.“
Das gilt besonders, weil die Zeit der
deutschen Supertalente erst einmal wie-
der vorbei ist. In den vergangenen Jahren
gab es mit Dominik Bokk, Moritz Seider,
Tim Stützle, Lukas Reichel und JJ Peterka
jeweils Ausnahmespieler in den U-Natio-
nalmannschaften. Prompt stiegen U-18
und U-20 wieder in die A-Weltmeister-
schaften auf. Dieses Jahr hätten sie nun
keine „Spitzenathleten“, sagt Bundestrai-
ner Alexander Dück, den das aber nicht
nervös macht: „Wir haben Spieler, die auf
einem guten Level sind. Und noch wichti-
ger: Das sind Spieler, die gute Mann-
schaftssportler sind. Wir sind eine Ein-
heit auf dem Eis.“
Dass diese sonderlich viele Spiele
gewinnt, ist trotzdem nicht zu erwarten.
Es fehlt im deutschen Nachwuchs im
Vergleich zu den Topnationen an Breite
– Seider, Stützle und Co. waren eben
doch Ausnahmen. Was nicht heißt, dass
der DEB diesmal talentfrei daherkommt.
Julian Lutz, Luca Hauf und Roman
Kechter haben alle schon Profieinsätze
hinter sich. Auch sie wollen die U-18-
WM nutzen, um sich für höhere Aufga-
ben zu empfehlen. Genügend Scouts
sind ja da. BERND SCHWICKERATH
Verbrechen und
Strafe
Von Pirmin Clossé
G
anz so überraschend, wie es
scheint, kommt der Allein-
gang in Wimbledon nicht.
Das älteste und zugleich berühmteste
Tennisturnier nimmt sich schließlich
schon aus Tradition das ein oder
andere Sonderrecht heraus. Das fängt
damit an, dass die Spielerinnen und
Spieler im ehrwürdigen All England
Lawn Tennis Club ausschließlich in
Weiß antreten dürfen. Und es endet
bei der Organisation, die als einziges
Grand-Slam-Turnier ganz ohne Betei-
ligung eines nationalen Tennisverban-
des allein in privater Hand liegt.
Dass das Management des Rasen-
Klassikers von London nun keine rus-
sischen und belarussischen Sportle-
rinnen und Sportler an seinem dies-
jährigen Turnier teilnehmen lässt,
passt insofern ins Bild. Zumal sich
Russen müssen draußen
bleiben – sonst würde
Wimbledon seinem
Tennisturnier schaden.
Wimbledon damit gegen den von
allen Verbänden und Veranstaltern im
Tennissport gefundenen Konsens
stellt, den Athleten zwar die Verwen-
dung von Landesflaggen und -farben
sowie die Teilnahme an Mannschafts-
wettbewerben zu untersagen, sie aber
nicht kollektiv auszuschließen. Letzt-
lich war, so ist zu vernehmen, vor
allem der Druck aus Wirtschaft und
Politik auf die Veranstalter in London
zu groß. Das legt den Verdacht nahe,
dass die Entscheidung ohne ebendie-
sen anders ausgefallen wäre.
Die entscheidende Frage muss aber
lauten: Sind die Sportlerinnen und
Sportler Repräsentanten ihres Sys-
tems und damit ihres Staates? Es ist
eine schwierige Frage, mit der sich die
Sportverbände derzeit auseinander-
setzen müssen. Es ist allerdings auch
eine Frage, auf die es in unterschiedli-
chen Fällen unterschiedliche Antwor-
ten gibt. Für eine Eiskunstläuferin,
die, vom staatlichen Sportförderungs-
system finanziert, bei Weltmeister-
schaften Medaillen für Russland
gewinnt, kann die Antwort anders
ausfallen als für einen Tennisprofi, der
in erster Linie als Ich-AG agiert. Für
eine Nationalmannschaft muss sie
sogar anders ausfallen als für einen
Einzelsportler oder eine Einzelsport-
lerin.
Wenn nämlich ein russischer
Fußballspieler für einen deutschen
Klub aufläuft, ist er dabei keines-
wegs Repräsentant des russischen
Verbandes, sondern Repräsentant
seines Vereins. Und deshalb darf
ein Spieler wie Alexander Schirow
derzeit auch als Kapitän für den SV
Sandhausen in der Zweiten Bundes-
liga auflaufen, nicht aber für die
russische Nationalmannschaft, die
von allen Wettbewerben ausge-
schlossen ist. Ähnliches gilt bei-
spielsweise für den Radsport, wo
russische Fahrer bei Teams in ver-
schiedenen Ländern beschäftigt
sind. Und auch im Tennis ist die
Situation durchaus vergleichbar.
Das Drängen der Engländer,
Russland für seinen brutalen
Angriffskrieg auf die Ukraine mit
einem vollständigen Ausschluss aus
dem gesellschaftlichen Leben – und
damit auch vom wichtigsten Event
im Tennissport – zu bestrafen, ist
nachvollziehbar. Trotzdem zeigt
sich an diesem Fall das gesamte
Dilemma, in dem der Weltsport
derzeit steckt. Die Wimbledon-Or-
ganisatoren sind womöglich sogar
verpflichtet, ihr Turnier vor einem
Schaden zu bewahren, den russi-
sche oder belarussische Erfolge in
der öffentlichen Wirkung anrichten
können. Mit Blick auf die Sportle-
rinnen und Sportler, die sich teil-
weise sogar öffentlich gegen den
Krieg positioniert haben und damit
ein großes Risiko eingehen, ist die
Entscheidung trotzdem falsch.
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aller Welt.
faz.net/ergebnisse
 NEUES AUS FRANKFURTS STADTTEILEN Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 22. April 2022

Die SKY-fast-&-fixed-Implantations- Dr. Steffen G. Tschackert im Interview
methode – Meisterarbeit aus Herr Dr. Tschackert, für
wen eignet sich „Feste Zäh-
Meisterhand ne an nur einem Tag“ be-
sonders?
Zahnarzt Dr. Tschackert nimmt seinen Patienten die Angst und verhilft
Die SKY-fast-
ihnen zu festen Zähnen an nur einem Tag &-fixed-
Implanta-
für Patienten mit größeren
zahnlosen Bereichen. Leider
sind die wenigen, noch vorhan-
denen Zähne dieser Patienten
meistens in einem so katastro-
phalen Zustand, dass wir sie
nicht mehr erhalten können
und die Komplett-Implantation
plantationsmethode an nur
einem Tag?
Mit einem durchdachten, effizi-
enten, aufeinander aufbauen-
den Konzept. Im Detail bedeu-
tet das, dass am Tag der Opera-
tion morgens eine minimalinva-
_Anzeigen
Zähnen nach Hause. Oftmals
reden wir hier nicht von einem
ganzen, sondern eher von einem
halben Tag. Schon am frühen
Nachmittag verlassen viele un-
serer Patienten mit einem strah-
lenden, zufriedenen Lächeln
unsere Praxis.

D er Wunsch nach dauerhaft

festen Zähne steht bei
zahnlosen Patientinnen und Pa-
tienten an oberster Stelle. Mo-
dernste Behandlungs- und
Computertechnik machen es
möglich: feste Zähne an nur ei-
nem Tag – durch sanfte Narko-
semethoden nahezu schmerz-
frei. Mit der Implantationsme-
thode SKY fast & fixed gehören
herausnehmbarer Zahnersatz
sowie zeitweilige Zahnlosigkeit
der Vergangenheit an. Es ent-
fällt der oft aufwendige und
langwierige Knochenaufbau vor
der Implantation sowie lange
Einheilphasen der Implantate.
Bei einem vollständigen
Zahnersatz werden in jedem
Kiefer vier bis sechs Implantate
provisorischer Zahnersatz auf-
gesetzt wird. Dieser ist noch am
selben Tag belastbar. Alle Be-
handlungsschritte – von der
Extraktion der eventuell zu ent-
fernenden Zähne bis zum Auf-
setzen des Provisoriums – lau-
fen Hand in Hand in der Pra-
xis. „Bei all den optimierten
Arbeitsschritten innerhalb der
Praxis haben wir den höchst-
möglichen Qualitätsanspruch
für ein perfektes Ergebnis“,
sagt Dr. Steffen Tschackert.
Für Interessierte veranstaltet
Dr. Tschackert regelmäßig In-
fovorträge zum Thema „Feste
Zähne an nur einem Tag“. Der
nächste Vortrag findet am
26. April 2022 um 16 Uhr
statt. Telefonische Anmeldung
der Zwischenzeit ausführlicher
informieren möchte:
www.tschackert.com
Vereinfachte Darstellung von SKY
fast & fixed im Unterkiefer.
DR. TSCHACKERT & KOLLEGEN
Goethestraße 23
60313 Frankfurt am Main
tionsme -
thode eig-
net sich
die perfekte Lösung darstellt.
Der Vorteil der Methode liegt
klar auf der Hand. Das ganze
sive Extraktion der eventuell zu
entfernenden Zähne mit an-
schließender Implantation er-
Wie lange halten die SKY-
fast-&-fixed-Implantate?
besonders Prozedere dauert maximal ei- folgt. Im Anschluss daran haben
nen Tag, wir behandeln auf die Patienten eine Pause, in der Gute Implantate halten ein Le-
Wunsch unter Vollnarkose, Pa- unsere hausinternen Zahntech- ben lang. Darauf können sich
tienten haben im Anschluss nikermeister ein festes Proviso- unsere Patienten verlassen. Sie
kaum oder gar keine Schmer- rium fertigen. Auf Wunsch kön- erhalten eine lebenslange Ga-
zen und können die Praxis nen unsere Patienten in unse- rantie auf die von uns einge-
noch am gleichen Tag mit fes- rem Partnerhotel relaxen oder setzten Implantate. Renom-
ten Zähnen verlassen. Des- sie verbringen die Zeit in unse- mierte Firmen wie Nobel Bio-
Diese Meister- halb ist diese Methode auch rer Praxis in einem dafür vorge- care oder bredent medical ge-
arbeit entsteht
besonders für Angstpatien- sehenen Entspannungs-Raum. währen ebenfalls diese Garan-
innerhalb von
ten geeignet. Sie müssen Sobald das Provisorium fertig tie. Ich denke, das ist die beste
wenigen Stunden
im hauseigenen ihre Angst nur einmal ist, wird es sofort eingesetzt und Bestätigung für Qualität und
Labor von überwinden und erhalten unser Patient geht mit festen Haltbarkeit.
Dr. Tschackert. eine ganzheitliche Lö-
Fotos: Dr. Tschackert sung ohne Schmerzen an
& Kollegen nur einem Tag.
Wie funktioniert Ihre

WALDBADEN -
(0 69) 28 30 30 Dr. Steffen G.
eingebracht, auf die ein fester ist Voraussetzung. Wer sich in praxis@tschackert.com Tschackert SKY-fast-&-fixed-Im-

Wenn die Beine nicht mehr wollen

Online-Informationsveranstaltung am 27. April in der BG Unfallklinik
D as „Kreuz mit dem Kreuz“
– Rückenprobleme. Vier
von fünf Deutschen sind im
Laufe ihres Lebens mindestens
einmal davon betroffen. Die
Häufigkeit nimmt mit dem Al-
ter zu. Auch die Spinalka-
nalstenose ist eine typische Er-
krankung des höheren Lebens-
alters, bedingt durch Ver-
schleißerscheinungen an der
Wirbelsäule.
Am Mittwoch, 27. April, lädt
die Berufsgenossenschaftliche
Unfallklinik (BGU) Frankfurt
am Main unter dem Motto
„Spinalkanalstenose – Wenn die
Beine nicht mehr tragen“ zu ei-
ner Online-Informationsveran-
staltung für Patienten und Pati-
entinnen ein. Chefarzt Prof. Dr.
ter dazu führen, dass die Beine
„nicht mehr wollen“ und das
Gehen oft nur noch unter
Schmerzen möglich ist. Nach
wie vor ist die Arteriosklerose
die häufigste Ursache für eine
Einschränkung der schmerzfrei-
en Gehstrecke. Aber auch der
Rücken kann der Grund sein.
„Bei allen Menschen kommt
es durch den Alterungsprozess
zu einer schleichenden Einen-
gung der im Wirbelkanal ver-
laufenden Nerven. Meist ist die
Lendenwirbelsäule betroffen,
seltener auch die Halswirbel-
säule. Wird die Erkrankung an
der Lendenwirbelsäule symp-
tomatisch, treten also gehstre-
ckenabhängige Beinschmer-
zen auf, so nennt man dies
Therapien, die das Laufen wie-
der verbessern? Im Rahmen
der Online-Informationsveran-
staltung werden die Ärzte und
Ärztinnen der BGU erläutern,
wie es zu einer Spinalkanalste-
nose kommt und welche Unter-
suchungen notwendig sind die
Erkrankung zu erkennen. Des
Weiteren werden der Chefarzt
und sein Team auf verschiede-
ne konservative und operative
Behandlungsmöglichkeiten
eingehen und diese kritisch be-
werten. Dabei werden auch
neue Therapiekonzepte be-
rücksichtigt. In den Vorträgen
SITUATION
LEBE NATUR
werden die Spezialisten und
Spezialistinnen der BGU Ko stenfr eier Ge sundhe
its wo rksho p der
am 30. April von
Frankfurt am Main das The-
BKK·VBU in Kelsterbach
ma für die Teilnehmenden ndervollen Facetten
11 bis 14 Uhr. Lerne die wu
verständlich erläutern und -krankenkasse.de
Fragen aus dem Chat beant- des Waldes kennen. meine
worten.
Unter www.bg-kliniken.de/
unfallklinik-frankfurt/ueber-
uns/aktuelles/veranstaltungen
erhalten Interessierte weitere
Informationen zur digitalen
Patientinnen-Informations- Jetzt anmelden.
veranstaltung sowie den An-
meldelink. Bitte für die An- Die Anzahl der Plätze Ihr Ansprechpartner:
meldung den Kenncode ist begrenzt. Jochen Hirchenhein
„bguffm“ eingeben. Bitte melden Sie sich Telefon 069 450911-4306
unbedingt an. jochen.hirchenhein@bkk-vbu.de

RECON-STUDIE
med. Frank Kandziora und sein lumbale Spinalkanalstenose“,
Team informieren ab 16 Uhr erklärt Chefarzt Prof. Dr. Liebe Patienten,
Prof. Dr Frank Kandziora leitet das Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie und online per Zoom über konserva- med. Frank Kandziora vom
Neurotraumatologie an der BGU Frankfurt. Foto: BGU FFM/Heike Lyding tive und operative Behandlun- Zentrum für Wirbelsäulen- die operative Entfernung der Prostata (radikale Prosta- K r af t- un d B e ck e nb o de n t r ai n i ng
gen der Spinalkanalstenose. chirurgie und Neurotrauma- tektomie) ist der am häufigsten durchgeführte Eingriff beim f ü r P ro s t at a k ar z i no m p at i en t e n
NEUES AUS FRANKFURTS STADTTEILEN Nicht mehr laufen zu können, tologie an der BGU Frankfurt Prostatakarzinom. Häufig tritt jedoch als Nebenwirkung eine n a ch ra d ik a l er Pros t at e k to m ie .
ist für betroffene Menschen ein am Main. Harninkontinenz auf. Diese kann sich zwar nach einigen
Anzeigen-Sonderveröffentlichung der RheinMainMedia GmbH
schweres Schicksal. Verschiede- Was kann man als Betroffe- Wochen bis Monaten zurückbilden, jedoch sind 12 Monate
Content & Design (RMM)
ne Erkrankungen können im Al- ner dagegen tun? Gibt es nach Prostatektomie noch immer 17 – 34 % der Patienten
inkontinent. Eine wirksame Maßnahme, um Inkontinenz
zu reduzieren, ist Beckenboden- bzw. Schließmuskeltraining.
Hierfür existieren verschiedene Methoden von Beckenboden- TEILNEHM
ER
Radfahren? Aber sicher! gymnastik über Training mit Biofeedbackgeräten bis hin
zu Elektrostimulationsmethoden.
GESUCHT
Innovative Radarsysteme fürs Rennrad zu gewinnen
Der 1. Mai ist Radsportfeiertag! Für viele Hobbyfahrerinnen und STUDIENZIELE
-fahrer heißt es spätestens dann wieder „Ab aufs Rennrad“. Aber
anders als beim Radklassiker führen die täglichen Touren nicht Reduktion der Inkontinenz
über gesperrte Straßen. Beim Training und der Sonntagskaffee-
Runde teilen sie sich den Platz mit dem üblichen Verkehr. Daher
Kieser Training, ein deutschlandweiter Anbieter von gesund-
haben sich die Experten des Mobil Krankenkasse Cycling Teams
heitsorientiertem Krafttraining, verfügt über ein Trainings-
etwas zum sicheren Start in die Rennrad-Saison überlegt. Denn ein
gerät für Beckenbodentraining. Es handelt sich um ein
Plus an Sicherheit sorgt für mehr Freude auf dem Rad. Und wer mit
Biofeedbackgerät, welches im öffentlichen Trainingsraum
Spaß fährt, fährt öfter.
angewendet werden kann, da nicht wie bei vergleichbaren
Gemeinsam mit der Mobil Krankenkasse verlosen wir unter allen
Methoden ein Messgerät intim eingeführt oder aufgeklebt
Leserinnen und Lesern zwei innovative Radarsysteme für das Ein smartes Radar-Rücklicht erhöht die Sicherheit auf dem Rennrad. werden muss.
Rennrad. Eingebaut in ein Rücklicht, behält das smarte Radar sich
annähernde Fahrzeuge im Blick und zeigt sie auf dem Radcompu-
Foto: Veranstalter
KOSTENLOSE
TEILNAHME +12 MONATE
ter an. So können sich Rennradfahrerinnen und -fahrer ganz auf Wer an der Verlosung teilnehmen und ein Sicherheitspaket ge- DURCHFÜHRUNG TRAINING IM ANSCHLUSS ALS
die Strecke konzentrieren. Obendrauf gibt es zu jedem Radar ein winnen möchte, schickt bis Sonntag, 1. Mai, 24 Uhr, eine E-Mail
Trikot des Mobil Krankenkasse Cycling Team im schicken Design. an die Adresse: gewinnspiel@rmm.de. Auf rennrad-workshop.de TEILNEHMERGESCHENK
Sicher ausgerüstet für die nächste Ausfahrt! finden Sie weitere Informationen. IN DER STUDIE ERWARTET SIE:
Ein zwölfwöchiges Krafttraining plus Beckenbodentraining
am Biofeedbackgerät oder plus angeleitetes Beckenboden-
DURCHFÜHRUNGSORT DER RECON-STUDIE:
training mit einem Physiotherapeuten.

Rigoletto – der verfluchte Hofnarr

Opernschauspiel mit Musik von Giuseppe Verdi im Papageno Musiktheater
vor dem Herzog und der ver-
dorbenen Hofgesellschaft ver-
borgen hält. Das Versteckspiel
war allerdings vergebens:
Arien, Duette und Szenen
werden in deutscher Sprache
gesungen. Gleichzeitig stel-
len wir junge, begabte Opern-
Kieser Training Offenbach
Die Studie umfasst zwei Vergleichsgruppen, zu denen die Rathenaustraße 33, 63067 Offenbach
Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip zugeteilt werden. (kostenlose Parkplätze stehen zur Verfügung)
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täglichen Anspannungsübungen zu Hause STUDIENKONTAKT
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Messung der Körperzusammensetzung, Krafttestung und
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Längst ist die unschuldige Gil-
da den Liebesschwüren des
„armen Studenten“ erlegen.
Rigoletto schmiedet einen blu-
tigen Racheplan ...
Ab dem 13. Mai ist im Papa-
geno Musiktheater in Frank-
furt an vier Abenden jeweils
um 19.30 Uhr „Rigoletto“ zu
Foto: Veranstalter sehen. Theaterleiter Hans-Die-
ter Maienschein inszeniert die
sänger vor, die sich in unser
Schauspiel-Ensemble integ-
rieren.“ So können Opern-
liebhaber die musikalischen
Highlights genießen und
„Noch-Nicht-Operngänger“
lernen Komponisten und
Musik kennen und finden ei-
nen leichten Zugang zum oft-
mals schwierigen Opernstoff.
12 Wochen KOOPERATIONSPARTNER
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R igoletto ist der bucklige
Hofnarr des Herzogs von
Mantua, eines rücksichtslosen
Frauenhelden. Gedemütigte
Liebchen, gehörnte Ehemän-
ner, leidende Väter – der Spott
des Hofnarren macht vor nichts
und niemandem Halt. Er ist
daher nicht besonders beliebt
bei den Höflingen. Als Rigolet-
to in seiner Bosheit einmal wie-
der zu weit geht, beschließen
sie, ihm eine Lektion zu ertei-
len. Sie machen sich einen
Spaß daraus, seine vermeintli-
che Geliebte zu entführen und
ihn dabei auch noch ungewollt
zum Mittäter zu machen. Kei-
ner weiß, dass die Schöne die
Tochter Rigolettos ist, die er
zweite große Erfolgs-Oper von
Giuseppe Verdi als Opern-
schauspiel.
Er erklärt das Konzept des
Opernschauspiels, eine Dar-
stellungsart, die sich das The-
ater auf den Leib geschneidert
hat: „Wir wandeln die Hand-
lung der Oper in ein Schauspiel
mit Musik um. Die wichtigsten
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Wenn Sie Interesse an einer Studienteilnahme haben, informieren wir Sie gerne in einem persönlichen Gespräch aus-
führlich und klären, ob Sie für die Studie in Frage kommen. Wir würden uns sehr über eine Studienteilnahme freuen!

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F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG
Investoren bauen auf Magdeburg
Intels neue Chipfabrik
in Magdeburg verspricht
10 000 Arbeitsplätze.
Das wird sich auf den
Immobilienmarkt vor
Ort auswirken. Manche
hoffen auf einen Boom.
Von Christian
Hunziker, Berlin
I
mmobilienmakler und Projektent-
wickler in Magdeburg haben
anstrengende Wochen hinter sich.
Die lokalen Marktakteure berich-
ten, dass das Telefon seit dem 15. März
nicht mehr stillsteht. An diesem Tag gab
der amerikanische Konzern Intel
bekannt, Magdeburg als Standort für
seine neue europäische Chipfabrikation
ausgewählt zu haben. Die Landeshaupt-
stadt von Sachsen-Anhalt setzte sich
damit unter anderem gegen Dresden
und Penzing (Landkreis Landsberg am
Lech) durch.
Von der „bislang größten Investition in
der Geschichte unserer Stadt“ sprach
Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz
Trümper, als er die Ansiedlung bekannt
gab. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident
Reiner Haseloff bezeichnete die Großin-
vestition als „Quantensprung für Sach-
sen-Anhalt“. Tatsächlich will Intel in
einem ersten Schritt am Standort Magde-
burg nicht weniger als 17 Milliarden Euro
investieren und damit zwei Halbleiterfab-
riken errichten, in denen voraussichtlich
rund 10 000 Menschen arbeiten werden.
Dass eine Investition dieser Größen-
ordnung die Stadt und damit auch den
örtlichen Immobilienmarkt verändern
wird, liegt auf der Hand. Umso mehr gilt
dies, als die Landeshauptstadt von Sach-
sen-Anhalt mit ihren rund 240 000 Ein-
wohnern ein aus überregionaler Sicht
bisher eher unscheinbares Dasein führte.
Magdeburg verfügt über keine charmante
Altstadt und abgesehen vom imposanten
gotischen Dom kaum über herausragen-
de Sehenswürdigkeiten. Auch für große
Immobilieninvestoren stand die Stadt
bisher nicht ganz oben auf der Liste der
attraktiven Standorte. So urteilt Jan Lin-
sin, Forschungsleiter der Immobilienbe-
ratungsgesellschaft CBRE in Deutsch-
land: „Magdeburg war in der Vergangen-
heit ein strukturschwacher Standort. Die
Ansiedlung bietet jetzt die Chance, die
sich abzeichnende positive Entwicklung
zu verstärken.“
Dies trifft besonders den Wohnungs-
markt. Denn es gilt als sicher, dass die
neuen Arbeitsplätze nicht ausschließlich
Menschen besetzen, die schon jetzt in der
Stadt wohnen. „Durch die Ansiedlung
von Intel wird die Nachfrage nach Wohn-
raum – vor allem auch nach hochwerti-
gem Wohnraum – zunehmen“, sagt
Robert Vesely, der in Magdeburg ein
Maklerbüro betreibt und zudem Regio-
nalvorsitzender des Immobilienverban-
| VIER FRAGEN AN: Jannes Fischer, Zenhomes
„Vermieten muss attraktiver werden“
Über Mängel der Wohnungspolitik, digitale Defizite und bevorstehende Umbrüche
Die Ampelkoalition will 400 000 neue
Wohnungen im Jahr bauen, wovon
100 000 öffentlich geförderte Wohnun-
gen sein sollen. Was muss die Politik
dafür machen?
Wohnen wird in unseren Städten immer
schwieriger und teurer. Dafür gibt es nur
zwei Lösungen: den bestehenden Wohn-
raum sinnvoller zu administrieren oder
aber mehr zu bauen, um so das Wohnan-
gebot zu steigern. Der Plan der Ampelko-
alition setzt also an der richtigen Stelle
an. Voraussetzung wird jedoch sein, dass
sich die Politik bei diesem Vorhaben
nicht selbst im Weg steht: Die Zahl der
Bauvorschriften hat sich in den letzten
Jahren von 5000 auf 20 000 vervierfacht.
Oder nehmen wir Berlin. Hier ist die Zahl
der genehmigten Bauanträge sogar
gesunken, weil auf Bezirksebene viele
Vorhaben blockiert werden. Es muss also
auf kommunaler Ebene schneller ent-
schieden werden. Entschlackte Bürokra-
tie, weniger Vorschriften sowie eine digi-
tale, effiziente und kundenorientierte
Stadtverwaltung sind für ein solches Vor-
haben essenziell. All das ist möglich, die
Lösungen stehen bereit. Wir müssen nur
den Willen aufbringen, es auch zu tun.
Mit Ihrem Unternehmen bieten Sie digi-
tale Hilfe für Vermieter an. Doch die
Wohnungswirtschaft ist bislang kaum
digital. Woran hakt es?
Innovation und Disruption entstehen nur
in dynamischen Märkten mit starkem
Wettbewerbsdruck. Der Wohnungswirt-
schaft ging es in den vergangenen Jahren
einfach gut, es bestand kein Leidens-
druck. Auch wegen der langen Lebens-
zyklen einer Immobilie ist es nicht über-
Verschlafenes Nest? Mit Milliardeninvestitionen in eine Chipfabrik entsteht Neues an der Elbe.
des Deutschland (IVD) Mitte-Ost ist.
Annett Lorenz-Kürbis, Magdeburger Nie-
derlassungsleiterin des Maklerunterneh-
mens Aengevelt, beobachtet denn auch,
dass sich seit der Ansiedlungsentschei-
dung viele Privatanleger nach Eigen-
tumswohnungen und Mehrfamilienhäu-
sern in der Stadt erkundigen. Außerdem,
berichtet Lorenz-Kürbis, fragen Projekt-
entwickler, die bisher noch nicht in Mag-
deburg tätig gewesen sind, nach Bau-
grundstücken für Wohnungsbauten.
Doch ob es wirklich zu einem Boom
auf dem lokalen Wohnungsmarkt
kommt, ist keineswegs sicher. Zwar rech-
net man damit, dass die Intel-Fabrik etwa
10 000 bis 15 000 Neubürger in die Stadt
locken könnte. Für Norbert Steinborn,
der vor Ort die Geschäfte des Makler-
unternehmens Engel & Völkers führt, ist
dabei zu berücksichtigen, dass derzeit
sechs bis sieben Prozent der Wohnungen
in Magdeburg leer stehen: „Man kann
also nicht von einem angespannten Woh-
nungsmarkt sprechen.“
Hinzu kommt, dass sich das Wohnungs-
angebot schon jetzt erweitert. Etwa 6000
Wohneinheiten seien zurzeit in Planung,
rechnet Annett Lorenz-Kürbis vor. Dabei
betrage der jährliche Neubaubedarf – die
Intel-Ansiedlung ausgeklammert – ledig-
lich 600 Einheiten. Mit anderen Worten:
„Die zu erwartende Nachfrage ist schon
durch die bisherige Planung gedeckt.“
Zwar werde es sicher zu einer erhöh-
ten Nachfrage nach Wohnraum kom-
raschend, dass die Branche historisch
recht behäbig und fragmentiert aufge-
stellt ist. Allerdings hat in den letzten
Jahren ein Umdenken stattgefunden.
„Proptechs“, also Unternehmen mit digi-
talen Lösungen für die Immobilienbran-
che, sind gefragter denn je. Dieser Effekt
wird sich nun noch beschleunigen, steht
der Markt doch vor weiteren großen
Umbrüchen. Da ist zum einen die
Herausforderung von bezahlbarem
Wohnraum in urbanen Zentren und dem
Willen der Politik, hier zunehmend stark
regulierend einzugreifen. Zum anderen
ändert sich das Zinsumfeld. Kombiniert
man dies mit den massiv verschobenen
Anforderungen an Wohn- und Gewerbe-
immobilien als Konsequenz der Pande-
mie, führt dies zu einer nie da gewesenen
Dynamik für die Immobilienbranche.
Wie sehr kann die digitale Verwaltung
auch Wohnungspreise senken?
Preiseffizienz ist auch immer eine Frage
funktionierender Märkte. Nicht umsonst
schreibt Facebook-Investor Peter Thiel,
dass Wettbewerb für Verlierer ist. Er
bezieht sich damit darauf, dass sich nur
mit einem Lokalmonopol gute Preise
erzielen lassen. Nun ist der Immobilien-
markt per se einer der intransparentesten
und somit auch ineffizientesten Märkte
überhaupt. Nicht ohne Grund setzten in
Deutschland Makler mehr als 9 Milliar-
den Euro um, indem sie für ihre Kunden
einen Teil dieser Intransparenz beseiti-
gen. Die digitale Immobilienverwaltung
bietet hier disruptives Potential: Sie bietet
die Basis für ein digitales Ökosystem, in
welchem die Immobilie dauerhaft und
stets aktuell erfasst ist. Nur in einem sol-
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom
Immobilien NR . 9 3 · SE I T E I 1
FR EITAG , 22 . APR I L 2 0 2 2
neuer Arbeitsplätze bei regional ansäs-
sigen Unternehmen – gehen wir davon
aus, dass der Bedarf an modernen Pro-
duktions- und Büroflächen merklich Transparenz fehlt
zunehmen wird“, sagt Till Schwerdtfe-
ger, Geschäftsführer der in Magdeburg Von Michael Psotta
ansässigen AOC Die Stadtentwickler
V
GmbH. Die Projektentwicklungsfirma
kündigte im vergangenen Oktober den iele westliche Länder haben
Baubeginn für ein Großprojekt in Mag- inzwischen Immobilien russi-
scher Oligarchen eingezogen
deburg an: Unter dem Namen M1 ent-
steht ein Neubau mit rund 25 000 Quad- oder derart stillgelegt, dass sie wirt-
ratmeter Büro- und Einzelhandelsflä- schaftlich nicht mehr verwertbar sind –
chen sowie einem kleineren Wohnteil. Sanktionen gegen Putins schwerreiche
Das Projekt kommt offenbar zum rich- Helfer. Deutschland tut sich da sehr
tigen Zeitpunkt. „Seit das Engagement schwer. Viel mehr als 100 Millionen
des US-Konzerns in Magdeburg fest- Euro sind bisher nicht zustande gekom-
steht, stehen unsere Telefone kaum noch men. Das hängt offenbar weniger mit
still“, sagt Schwerdtfeger. In Bezug auf grundsätzlichen Bedenken gegen der-
das M1 eröffneten sich gerade „außerge- artige Sanktionen zusammen. Es dürf-
wöhnliche Optionen hinsichtlich der te auch nichts damit zu tun haben, dass
Bürovermietung bis hin zu einem Oligarchen lieber anderswo ihr Geld
Gesamtverkauf“. Chancen sieht auch Jan parken. In Deutschland gibt es jede
Linsin von CBRE. Zwar spiele der Büro- Menge hochattraktiver Immobilien, sei
immobilienmarkt der Stadt mit einem es am Tegernsee, in Hamburg, Mün-
jährlichen Vermietungsvolumen von gut
20 000 Quadratmetern „lediglich in der
vierten Liga“, sagt er. Sollte sich aber ein
neues Mikroelektronik-Cluster entwi- Die Honorarrally der Planer
ckeln, sei mit dem Bau weiterer Büroge- hat begonnen. Seite I 3
bäude zu rechnen. Die Nachfrage dafür
ist vorhanden, wie Annett Lorenz-Kürbis
von Aengevelt bestätigt: In der Innen- chen, auf Sylt oder in Frankfurt. Das
stadt gebe es schon heute kaum mehr Problem mit den deutschen Sanktionen
freie Büroflächen. hat eine andere Ursache: Es ist den
Insgesamt aber muss Magdeburg noch staatlichen Stellen oftmals schlicht
einiges tun, damit die positiven Effekte unbekannt, wo russische Oligarchen
der Ansiedlung zum Tragen kommen. deutsche Immobilien besitzen. Das sei
Infrastrukturell sei diese Ansiedlung ein Unding, meint die Bauministerin
Foto Ullstein
„eine nicht zu unterschätzende Heraus- Klara Geywitz. Das ist es in der Tat. Es
forderung“, formuliert es AOC-Chef gibt nun einmal kein zentrales Grund-
Schwerdtfeger. Ganz oben auf der Forde- buch, und in vielen Fällen verbirgt sich
rungsliste sowohl von Politikern als auch
der wahre Eigentümer hinter Scheinfir-
men, sagt Dominik Barton, geschäfts- Umfeld“ hin. Der zu erwartende Zuzug von Immobilienexperten steht der
führender Gesellschafter der in Bonn werde sich „großräumig“ verteilen – Anschluss der Stadt an das ICE-Netz. men oder Strohmännern. Zu den Vor-
ansässigen Barton Group, die 2020 ein nicht nur auf Berlin, sondern auch auf Zudem muss die Stadt Magdeburg noch haben der Ampelkoalition gehört es,
Portfolio mit 169 Wohnungen in Magde- das ländliche Umfeld und weitere Städte ihre Hausaufgaben erledigen: Der Bebau- die Grundbücher transparenter zu
burg gekauft hat. Die Intel-Siedlung wie Frankfurt (Oder). ungsplan für das 350 Hektar große, im machen. Hoffentlich gelingt das. Es
habe jedoch „grundsätzlich keine spezi- Die Auswirkungen solcher Ansied- Südwesten der Stadt gelegene Industrie- würde nicht nur die Sanktionen verein-
fische Auswirkung auf unsere Investi- lungen beschränken sich nicht nur auf gebiet Eulenberg, auf dem Intel seine fachen, sondern auch so manche kom-
tionsstrategie“. Das Bonner Investment- den Wohnungsmarkt. „Durch den soge- Fabrik errichten wird, ist zwar 2020 auf munale Planung, aus Brachen unbe-
haus werde sein Engagement in Magde- nannten Erweiterungseffekt als Folge den Weg gebracht worden, aber noch kannter Eigentümer Wohnprojekte zu
burg zwar ausbauen, „aber nicht um der Ansiedlung – also das Entstehen nicht verabschiedet. machen.
jeden Preis“, sagt Barton. Er rechnet
damit, dass die Mieten auch in Zukunft
deutlich weniger stark steigen werden,
als das in den letzten Jahren in Städten
wie Berlin oder München der Fall war.
Offen ist, wie weit die Ausstrahlung
der Intel-Ansiedlung reichen wird. Profi-
tieren dürften auf jeden Fall die Gemein-
den rund um Magdeburg. „Die Nachfrage
nach Einfamilienhäusern“, sagt Norbert
Steinborn von Engel & Völkers, „wird
sich auf das Umland konzentrieren.“
IVD-Vertreter Robert Vesely hält es sogar
für möglich, dass die Impulse in einem
Radius von 80 Kilometern rund um Mag-
deburg spürbar sein werden.
Wie schwierig die Auswirkungen zu
prognostizieren sind, zeigt ein Blick auf
eine andere spektakuläre Unternehmens-
ansiedlung in Ostdeutschland, nämlich
das Tesla-Werk im brandenburgischen
Grünheide. Eine Konzeptstudie der
Gemeinsamen Landesplanungsabteilung
Berlin-Brandenburg weist auf „erhebli-
che Unsicherheiten hinsichtlich der Aus-
wirkungen der Tesla-Ansiedlung auf das
|
chen Ökosystem ist perspektivisch volle
Transparenz und somit eine effektive
Preisgestaltung möglich.
Deutschland ist das Land der Mieter –
und der Vermieter. Kommt es für Digita-
lisierung und Klimaschutz somit darauf
an, wie bereit die vielen Vermieter zum
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Doch statt dies anzuerkennen, wird vieler-
orts Politik gegen private Vermieter
gemacht. Die Überregulierung trifft die
Privatpersonen, nicht die Konzerne. Bei-
spiel Grundsteuerreform: Ein riesiger
Aufwand, aber schafft sie mehr Wohn-
raum? All das belastet den Mietmarkt,
weil viele davor zurückschrecken. Wenn
Digitalisierung, Klimaschutz und das
Schaffen von Wohnraum unsere Prioritä-
ten sind, dann müssen Vermieten und
Investitionen attraktiver gemacht werden.
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sich bereits schwelende Konflikte in der
Gesellschaft zwischen verschiedenen Ein-
kommensgruppen und Generationen.
Vermieten bedeutet für mich Freiheit, weil
es persönlichen Wohlstand und somit
Unabhängigkeit schaffen kann. Daran
müssen möglichst alle teilhaben können.
Die Fragen stellte Jan Hauser.
SEITE I 2 · FREITAG, 22. APRIL 2022 · NR. 93
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22. April 2022
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Den Feierabend Mit dem
Kamin der
im Freien genießen Kälte trotzen
Sobald der Winter sich dem Ende zuneigt und die ersten Boten des
Frühlings sichtbar werden, steht bei vielen Menschen der Frühjahrsputz
ganz oben auf der To-do-Liste. Neben dem Haus oder der Wohnung gilt
es, auch Balkon, Terrasse und Garten auf Vordermann zu bringen und für
den Frühling vorzubereiten – zum Beispiel mit einer neuen Markise. Sie
spendet Schatten, und gleichzeitig speichert sie die Tageswärme, sodass Der rollbare Terrassenkamin von
einem entspannten Abend im Freien nichts im Wege steht. Leo Gey verspricht Wärme und
Gemütlichkeit. FOTO: GEY
#
 Kaum zeigt sich das Wetter von
 seiner frühlingshaften Seite, zieht
"
 
es die Menschen ins Freie. Dass
"
 " " der Hochsommer noch auf sich
$ " 
 %!%   warten lässt, macht sich jedoch



 

 spätestens am Abend bemerk-
bar: Sobald die Sonne untergeht,
wird es spürbar frisch. An die-
ser Stelle verspricht der rollbare
F.A.Z. Terrassenkamin von Leo Gey
Abhilfe: Um es sich trotz der
Frühdenker kühlen Frühlingsabende draußen
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gegenstandes. Der rollbare Ter-
rassenkamin liefert Wärme und
faz.net/faz-fruehdenker Gemütlichkeit, wann und wo sie
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F R AN K FURT ER A L LG E M E I N E Z E I T U NG Immobilien FR EITAG, 22. APR IL 2022 · NR . 9 3 · SE I T E I 3

Die Honorarrally hat begonnen

| RECHTECK |

Höhenabsteckung zurückgeführt wer-

den. Oberlandesgericht Köln, Urteil

W
ie auf einem Ruhegleis
abgestellt muten seit eini-
Viele Honorarnachforderungen der Planer
gen Jahren Architekten-
und Ingenieurhonorarfor-
derungen an, die auf einem planerseiti-
gen Aufstockungsbegehren beruhen.
Denn die zwischen Bauherr und Archi-
tekt getroffene Honorarvereinbarung
weist eine Unterschreitung der bisher
geltenden Mindestsätze nach der Hono-
rarordnung für Architekten und Inge-
nieure (HOAI) aus. Eine Berechnung
ergibt, dass die Honorarbewertung
nach dem zwingenden Preisrecht höher
als die vereinbarte ausfällt.
Nachdem der Europäische Gerichts-
hof (EuGH) 2019 die Mindest- und
Höchstsätze für europarechtswidrig
erklärt hat, blieben die Folgen für die
Architektenbezahlung noch Jahre
unklar (F.A.Z. vom 28. Januar). Resul-
tiert aus dieser Entscheidung, dass pla-
nerseitig nicht mehr auf das bisher bun-
desdeutsche Honorarrecht zurückge-
griffen werden könne? Oder ist die
Luxemburg-Entscheidung dahin
gehend zu bewerten, dass nur noch die
vertraglichen Honorarvereinbarungen
die maßgebliche Bewertungsgrundlage
zur Honorarermittlung bilden?
Im Januar 2022 hatte der Europäi-
Architekten und Ingenieure verstoßen
hat, das Ziel hat, dem Einzelnen – also
steckten bisher in der Warteschleife. dem jeweiligen Vertragspartner – Rech-
te zu gewähren. Zielsetzung der Dienst-
Jetzt nehmen die Ansprüche Fahrt auf. leistungsrichtlinie ist es jedoch nicht,
die Bauherrenseite davor zu schützen,
Aber Selbstläufer sind diese nicht.
dass planerseitig Honorarforderungen
Einige Stolpersteine sind zu beachten. gestützt auf Mindestsätze geltend
gemacht werden, also abweichend von
darunterliegenden Honorarvereinba-
Von Friedrich-Karl Scholtissek, rungen.
Hamburg Selbst wenn Bauherren diese Hürde
nehmen, muss als weitere Vorausset-
zung erfüllt werden, dass, wie die euro-
päischen Richter hervorheben, eine
offenkundig qualifizierte Missachtung
des nationalen Gesetzgebers zu beja-
hen ist. Auf den Schutzzweck der
Dienstleistungsrichtlinie reflektierend,
würde sich ergeben, dass dies gerade
nicht den Bauherrn vor architektensei-
tiger Inanspruchnahme auf Mindest-
satzhonorar bei darunterliegenden
Honorarvereinbarungen schützen will.
Die Hürden für den Bauherrn sind hoch
und kaum zu überwinden. Daher muss
das dritte Erfordernis, um mit einem
Amtshaftungsanspruch bauherrenseitig
zu obsiegen, nicht mehr in den Bewer-
tungsfokus genommen werden: Zwi-
schen dem Verstoß und dem Schaden
Risiken der Schwarzarbeit
Ein „schwarz“ gezahlter Vorschuss muss
nicht zurückerstattet werden. Die Klä-
gerin ist Eigentümerin eines Aussiedler-
hofs, auf dem der Beklagte von 2016 bis
2020 arbeitete und dabei unterschied-
lichste Tätigkeiten ohne festen Zeitplan
und Umfang ausführte. 2017 übergab
die Klägerin dem Beklagten 50 000
Euro. Dieses Geld forderte sie nun vom
Beklagten zurück. Das Gericht wertete
die Zahlung als Lohn für erbrachte
Tätigkeiten und Zahlung zukünftiger
Arbeiten. Die Klägerin zahlte ohne
Rechnung und leistete keinerlei Sozial-
abgaben. Die Tätigkeit des Beklagten
unterfiel daher dem Schwarzarbeitsbe-
kämpfungsgesetz. In diesem Fall hat der
Auftraggeber keinen Rückforderungs-
anspruch, da bei der Schwarzarbeit kei-
ne Partei schützenswert ist. Oberlandes-
gericht Stuttgart, Urteil vom 22. Februar
2022, Az.: 12 U 190/21.
vom 9. Juli 2021, Az.: 19 U 103/20.
Simone Engel, Rechtsanwältin der Kanzlei
Bethge, Hannover
Mietsenkung wegen
Corona-Pandemie
Auch ein Gewerbebetrieb, der nicht von
einer behördlichen Schließungsanord-
nung wegen der Corona-Pandemie
betroffen ist, kann unter Umständen
eine Mietanpassung vornehmen lassen.
Das Oberlandesgericht Frankfurt führte
dazu aus, dass gemeinsame Vorstellung
beider Vertragsparteien bei Vertrags-
schluss das Ausbleiben einer Pandemie
war, die die gesamte Bevölkerung ernst-
haft bedrohen und sich auf den
Geschäftsbetrieb auswirken würde. Dass
der Reinigungsbetrieb der Beklagten
weniger Kundschaft und dadurch
Umsatzeinbußen hatte, war hier aber
Folge der nicht vorhergesehenen Pande-
mie. Dies kann zu einer vorübergehen-
den Anpassung des Mietzinses wegen
Störung der Geschäftsgrundlage führen.
Oberlandesgericht Frankfurt, Urteil vom
18. Februar 2022, Az.: 2 U 138/21.
Maklerprovision nur nach

Illustration Kai Felmy

sche Gerichtshof das nationale Preis-
recht nach wie vor für anwendbar
bewertet – bis zur Ablösung durch die
Honorarordnung HOAI 2021. Diese ist
am 1. Januar 2021 in Kraft getreten und
gilt seither für begründete Architekten-
und Ingenieurverträge und deren
Honorierung. Damit begann sich der
Honorar-Schlafwagen in Bewegung zu
setzen.
Vieles spricht für Nachforderungen
Die europäischen Richter haben im
Wesentlichen den Weg für Aufsto-
ckungsklagen frei gemacht. Das ist das
berechtigte Durchsetzen des Honorar-
begehrens auf die HOAI-definierten
Mindestsätze von unter diesen liegen-
den Honorarvereinbarungen. Sehr
euphorisch ist dies nicht. Schon bisher
hatten Land- und Oberlandesgerichte
mit ihren Entscheidungen beredtes
Zeugnis davon abgelegt, dass die Preis-
bestimmung für Architekten- und Inge-
nieurhonorare nach wie vor anzuwen-
den ist für Verträge vor Januar 2021.
Damit kommt die Mindestpreisregelung
zum Tragen. Gleichwohl steht bis heute
eine höchstrichterliche Entscheidung
des Bundesgerichtshofes aus. Eine
abschließende verbindliche Sicherheit,
dass die Karlsruher Richter die Luxem-
burg-Entscheidung auch genau im vor-
bezeichnet verstandenen Sinne umset-
zen, liegt noch nicht vor. Vieles spricht
jedoch dafür.
Es wäre zu kurz gesprungen, wenn
hier auch relevante Bauherreneinwen-
dungen ignoriert würden. Je nach Ein-
zelfallbewertung stehen diese der Auf-
traggeberseite zu. Folglich mag ein Auf-
stockungsbegehren planerseitig im
Abgleich zur getroffenen Honorarver-
einbarung begründet sein. Steht jedoch
Gerechtfertigt ist ein solcher bau-
herrenseitiger Einwand dann, wenn
kumulierend fünf Voraussetzungen
erfüllt sind. Zunächst muss ein wider-
sprüchliches Verhalten des Architekten
auftraggeberseitig nachgewiesen wer-
den. Weiterhin ist durch den Bauherrn
dessen begründetes Vertrauen in die
getroffene Honorarvereinbarung darzu-
legen. Hiervon dürfte immer dann aus-
zugehen sein, wenn bauherrenseitig
keine Vertrautheit mit dem zwingenden
Preisrecht der Honorarordnung HOAI
gegeben ist. Anders hingegen dann,
wenn die Auftraggeberseite im Pla-
nungs- und Bauwesen vielfache Erfah-
rungen aufweist.
Weiter muss das Vertrauendürfen des
Auftraggebers seinerseits dargelegt
werden. Hat also die Bauherrenseite
zum Zeitpunkt der Honorarvereinba-
rung hinreichende Kenntnisse vom spe-
zifischen Architektenpreisrecht oder
hat sie sich zu diesem Zeitpunkt fach-
versierter anwaltlicher oder sachver-
ständiger Unterstützung bedient, ist das
„Vertrauendürfen“ schon perforiert.
Zudem muss die Bauherrenseite darle-
gen, dass sie sich auf das vereinbarte
Honorar eingerichtet hat. Bauherren-
seitig muss mindestens vorgetragen
werden, welche Maßnahmen im Hin-
blick auf ein schützenswertes Vertrauen
erfolgt oder unterlassen worden sind.
Letztendlich ist das Merkmal der
„Unzumutbarkeit“ auftraggeberseitig
darzulegen. Der architektenseitig erho-
bene Mehrvergütungsanspruch – über
für den Bauherrn muss ein zwingender
Kausalzusammenhang bestehen.
Im Ergebnis dürfte nach Unterliegen Wenn die Höhenabsteckung wesentlicher Leistung
des Bauherrn in einem Aufstockungs-
Honorarprozess der Zweitprozess zur
für das Gebäude fehlt Hat ein Kunde Vorkenntnisse über das
von ihm erworbene Objekt, kann ein
Durchsetzung von Schadenersatzan- Eine fehlende Höhenabsteckung führt Makler dennoch seine Provision verlan-
sprüchen auf dem Amtshaftungsweg nicht automatisch zur Haftung. Der gen, wenn er eine wesentliche Makler-
Einzelfallbewertung jeweils vorbehal- kaum mit Erfolg geführt werden kön- Kläger ist Bauherr eines Zweifamilien- leistung erbracht hat. Dazu zählt das
ten werden. Eine fixierte prozentuale nen. Wenn der Honorar-Schlafwagen hauses. Seiner Ansicht nach waren Liefern von Informationen, die so
Bewertung dahin gehend, dass ab für Aufstockungsbegehren Fahrt auf- Absteckarbeiten des Bauvorhabens wesentlich sind, dass der Kunde durch
einem bestimmten Prozentsatz des nimmt, bleiben Bauherreneinwendun- mangelhaft. Der Beklagte habe die sie den konkreten Anstoß bekommen
Honorarerhöhungsverlangens die gen und die damit einhergehende zwin- Höhe des Hauses falsch angegeben. hat, sich um das ihm bereits bekannte
Unzumutbarkeit aufseiten des Bau- gende Einzelfallprüfung dennoch pro- Dadurch kam es unter anderem zu Objekt zu kümmern. Auch die Organi-
herrn zu bejahen ist, verbietet sich. Ob bate Mittel, um Ansprüche abzuweh- einer fehlerhaften Bodenplatte des sation und Durchführung einer Objekt-
es sich bei der Objektbearbeitung um ren. Einfach wird es für den Bauherrn Rohbauunternehmens. Zwar zieht eine besichtigung sowie die Übermittlung
ein Einfamilienhaus oder ein millio- allerdings nicht. Sorgfalt im Rahmen fehlerhafte Höhenabsteckung typi- von Unterlagen, die die Finanzierung
nenschweres Investitionsobjekt han- der Einzelfallprüfung ist mit Blick auf scherweise die Gefahr der höhenmäßig möglich machen, können solche Leis-
delt, kann für die Einzelfallbewertung alle einzelnen, kumulierend darzule- fehlerhaften Errichtung des Gebäudes tungen darstellen. Dagegen reicht die
von erheblicher Bedeutung sein. genden Einwendungskriterien zwin- nach sich. Vorliegend wurde allerdings Übersendung des Exposés nicht aus,
gend erforderlich. überhaupt keine Höhenabsteckung wenn der Kunde das Objekt bereits
vorgenommen, da diese so nicht kennt. Oberlandesgericht Hamm, Urteil
Anspruch gegen die Bundesrepublik
Der Autor ist Rechtsanwalt und Gründungs- geschuldet war. Ein geltend gemachter vom 9. Dezember 2021, Az.: 18 U 68/20.
Sollte der Einwand des Bauherrn gegen partner der Sozietät SK-Rechtsanwälte in Schaden infolge einer zu tiefen Errich-
die Honorarmehrforderung der Planer- Hamburg sowie Professor für privates Baurecht tung des Gebäudes kann daher nicht Veronika Thormann, Rechtsanwältin der
seite nicht verfangen, so haben die an der HafenCity Universität Hamburg (HCU). ursächlich auf eine unterbliebene Kanzlei Bethge, Hannover
Luxemburger Richter in ihrer Januar-
2022-Entscheidung hervorgehoben,
dass der nationale Gesetzgeber für die
Auftraggeberseite die Grundlagen für
Schadenersatzansprüche bereithalten
muss. Diese kommen denen zugute, die
durch die Unvereinbarkeit des nationa-
len Rechts mit dem Unionsrecht Nach-
teile erfahren. Folglich wäre der Bau-
herr, der im Zuge eines Aufstockungs-
begehrens des Planers unterliegt,
berechtigt, einen Staatshaftungsan-
spruch gegenüber der Bundesrepublik
Deutschland geltend zu machen. EU-
Recht ist hierbei jedoch gleichermaßen
maßgeblich zu beachten.
Die Möglichkeit, derartige Schaden-
ersatzansprüche auftraggeberseitig
durchzusetzen, dürfte nachhaltig
begrenzt sein. Erst einmal muss die

diesem Honorarerhöhungsbegehren der
Treu-und-Glauben-Einwand bau-
herrenseitig entgegen, kann dies zum
Scheitern des Mehrvergütungsanspru-
ches führen.
Investitionen in virtuelle Immobilien
Das Metaverse: Jung, spannend und hochspekulativ / Von Elena Reuter, Frankfurt
Das Metaverse wurde ausgerufen. Es
verspricht nicht weniger als die Ver-
schmelzung von Realität und virtuellen
Welten. Tech-Giganten und digitale
Vordenker versprechen hier nicht weni-
ger als eine neue Revolution. Das Meta-
verse soll ein digitaler Raum sein, der
eine weitere Iteration des Internets dar-
stellt. Allerdings noch viel tiefgehen-
der, persönlicher und lebendiger. Denn
User können in diesem neuen Raum zu
Hause sein. Als sogenannte Avatare,
also virtuelle Abbilder der realen Men-
schen, sollen sie dort leben, lernen und
diese neue Realität mitgestalten.
Aktuell gibt es noch nicht DAS Meta-
verse, sondern verschiedene Versionen
von verschiedenen Anbietern. Ein
beliebter Anbieter ist beispielsweise
„The Sandbox“. User bauen dort
gemeinsam an virtuellen Ländereien,
errichten Häuser und erwerben Kon-
sumgüter. Sogenannte NFTs (Non Fun-
gible Tokens) sind die Währung des
digitalen Finanzsystems. Diese Tokens
sind digitale Unikate, die auf Block-
chain-Technologie basieren und nicht
ersetzt oder kopiert werden können. Sie
funktionieren wie ein digitaler Eigen-
tums- oder Echtheitsnachweis.
Das grenzt sie stark von anderen
digitalen Anlageklassen wie Bitcoins
ab. Denn jeder NFT ist einzigartig. Ent-
sprechend ist ihr tatsächlicher Geld-
wert vom Seltenheitsgrad und vor
allem von der Nachfrage abhängig. Ist
die Nachfrage groß, steigt der Kurs des
entsprechenden NFTs in die Höhe,
worauf natürlich die Anleger spekulie-
ren. Im vorhin genannten „The Sand-
box“ betrug die Marktkapitalisierung
des spielinternen Tokens „Sand“ im
Februar 4 Milliarden Euro. Und hier
schlägt das Metaverse eine weitere Brü-
cke zur Realität.
das vereinbarte Honorar hinaus – muss
zu nicht mehr vertretbaren Folgen für
den Bauherrn führen. Wann dies mit
Blick auf das Honorarerhöhungsverlan-
gen des Planers gegeben ist, muss einer
Wo sich Menschen aufhalten und ein
zweites Leben etablieren, da erwacht
die Lust an Konsum und Status. Sport-
artikelhersteller Adidas zum Beispiel
eröffnete jüngst ein digitales Headquar-
ter in „The Sandbox“. User kaufen dort
für ihre Avatare Sportkleidung der
bekannten Marke und stellen diese zur
Schau. Bezahlt wird mit der NFT-Wäh-
rung „Sand“.
Das gleiche Prinzip gilt auch für den
Erwerb von Immobilien – als Eigentum
oder Anlageklasse. User können auf
Land spekulieren und Grundbuchein-
träge kaufen. Damit erwerben sie ein
einzigartiges Stück Baufläche, das nur
ihnen zur Verfügung steht. Der Wert
dieser Grundstücke hängt von ihrer
Lage ab. Leben in der Nähe die Avatare
von Prominenten oder sind die Grund-
stücke begehrt, steigt der Preis. Sind es
Grundstücke, die sich aktuell noch
abseits der Zentren befinden, sinkt er.
Somit werden virtuelle Grundstücke zu
Spekulationsobjekten. Es ist sogar vor-
stellbar, dass hieraus ein neuer Absatz-
markt für Makler entstehen wird. Ähn-
liches gilt für Häuser. Diese lassen sich
mit Materialien errichten oder dekorie-
ren, die von anderen Personen herge-
stellt wurden und gegen NFTs veräußert
werden. Naheliegend wären Kunstge-
mälde von digitalen Künstlern, die Bil-
der für Avatar-Behausungen anbieten.
Oder Bauträger, die Luxusgebäude
errichten und diese gegen NFTs weiter-
verkaufen.
Eine Investition in Metaverse-Immo-
bilien verhält sich ähnlich wie eine
Investition in Bitcoins: Es ist eine jun-
ge, spannende Anlageklasse, die aller-
dings hoch-spekulativ ist. Das grundle-
gende Thema ist, dass man noch nicht
von dem einen Metaverse sprechen
kann. Es ist vielmehr eine Idee, ein
Barsets
Voraussetzung erfüllt werden, dass die
vom Europäischen Gerichtshof in
Bezug genommene Dienstleistungs-
richtlinie, gegen die das nationale
Preisrecht der Honorarordnung für
Belvedere von
Robbe & Berking
g
Konzept. Entsprechend existieren
diverse Anbieter, und weitere stehen
sicherlich in den Startlöchern. Das
führt zu einem Problem: Was heute
heiß ist, kann morgen schon wieder
uninteressant sein. Investiere ich also
eine gewisse Kapitalsumme in Grund-
stücke und Immobilien in „The Sand-
box“, ist es nicht unrealistisch, dass frü-
her oder später ein noch interessante-
rer Anbieter den Markt betritt und die
User abwandern. Das hat zur Folge,
dass die Investition signifikant an Wert
verliert. Auf der anderen Seite heißt
das aber auch, dass schnelle Investoren Ausgewählt für F.A.Z.-Leser: Zwei Editionen,
in ein gerade erblühendes Metaverse die sich durch das besonders schöne Design
investieren können, um sich auf dem und die hohe Handwerkskunst einer
Höhepunkt mit Profit wieder herauszu-
ziehen. Silbermanufaktur auszeichnen. Die hohe
Zusätzlich existiert auch ein gewisses Temperaturleitfähigkeit des Silbers lässt
Technologie-Risiko. Zwar gilt Block- jedes Gefäß sofort die Temperatur des
chain-Technologie im Allgemeinen als
gut gesichert, dennoch haben Hacker Getränkes annehmen und bietet ideales
sich in der Vergangenheit immer wieder Trinkvergnügen an heißen Tagen.
als kreativ und kompetent erwiesen.
Das Metaverse als Geldanlage ist also Sichern Sie sich ein Set mit zwei versilberten
eine spekulative und riskante Angele- Cocktailschalen und einer Teakholz-Schale
genheit. Gerade vor dem Hintergrund, zum Preis von 550 EURO oder ein Set mit zwei
dass noch niemand weiß, ob wir hier versilberten Longdrinkbechern und zwei
das „nächste große Ding“ sehen oder
eine Blase, die platzen kann. Allerdings versilberten Trinkhalmen zum Preis von
könnte es ein spannendes Investitions- 690 EURO.
feld für Personen sein, die viel in Kryp-
towährungen investieren und ihr Port-
folio mit einer weiteren Anlageklasse
diversifizieren möchten. Nachhaltige
Immobilien-Investments sollten aktuell
in unserer Realität stattfinden – ob als F.A.Z. Selection steht für herausragende Qualität und anspruchsvolles Design –
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