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Glossar Humanistisches Freidenkertum

… Reden wir mal über Begriffsbestimmungen …

Bertha v. Suttner:
„Ich sterbe, wie ich
gelebt habe, als
überzeugte Frei-
denkerin. Habe nie
Glauben geheuchelt
und will auch keine
Heuchelei nach dem
Tode“.

Bertrand Russell:
„Religion ist ein
Übrigbleibsel unserer
kindlichen Intelli-
genz, die verblassen
wird, wenn wir uns
Albert Dulk: Vernunft und Wis-
„So ist denn Frei- senschaft als Richt-
denkertum nichts linien nehmen.“
anderes als das
unbehinderte und
unverirrte, das
naturgesetzliche
und richtige
Denken des
Menschen.“
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Zusammenstellung Heiner Jestrabek


Impressum:
Verlag freiheitsbaum
edition Spinoza
Reutlingen, Heidenheim
In Zusammenarbeit &
Bestelladresse:
Humanistischer Freidenker-Verband
Ostwürttemberg, K.d.ö.R.
Hellensteinstr. 3
Seite 2

D-89518 Heidenheim
ed.spinoza@t-online.de
2021 (erweiterte Auflage)
Begrifflichkeiten des Humanistisches
Freidenkertums
Seit über 300 Jahren werden Menschen
als „Freidenker“ bezeichnet, die für eine
selbständige und selbstverantwortliche
Lebensgestaltung im Sinne der Aufklä-
rung eintreten und religiösen Glauben,
Gottesglauben und kirchliche Dogmen
ablehnen, bzw. sich als Atheisten, Ag-
nostiker, Skeptiker oder säkulare Huma-
nisten verstehen. Die gesamteuropäi-
sche Bewegung der Aufklärung - in den
Niederlanden Verlichting, in England En-
lightenment, in Frankreich siècle des Lu-
mières, in Italien Illuminismo, in Spa- der positiven und negativen Religions-
nien Ilustración, oder Era de las luces, in freiheit, die Abschaffung des Teilnahme-
Russland Prosveščenie Просветление zwangs an kirchlichen Ritualen, zivile
usw. genannt - war eine geistige Eman- Eheschließ-ung und Bestattung, Feuer-
zipationsbewegung, mit einem ausge- bestattung, Jugendfeiern, Fortschritte in
prägten antifeudalen und antiklerikalen Richtung Trennung von Kirche und
Grundcharakter. Freidenker, Vrijdenker, Schule / Kirche und Staat, weniger Dis-
Libertins, Freethinker, Libero pensatore, kriminierungen gleichgeschlechtlicher
Librepensadore, Svobodomýsliye usw. Liebe, weniger rigide Sexualmoral und
nannten sich die frühen europäischen Frauenunterdrückung. Auch konnten
Aufklärer, die frei von Dogmen denken teilweise Forderungen nach gleichen und
wollten und die Religion auf „vernünf- demokratischen Bildungsmöglichkeiten
tige“ Regeln zu reduzieren gedachten. verwirklicht werden. Freidenker traten
Heute sind Selbstbezeichnungen oft: und treten ein für weltanschauliche
Humanisten, Konfessionsfreie, Freigeis- Selbstbestimmung, fördern und verbrei-
ter, Neue Atheisten, Agnostiker, Evoluti- ten eine nichtreligiöse, rational begrün-
onäre, Monisten, Naturalisten, Dialekti- dete Weltsicht, die sich auf ein Denken
sche Materialisten, Skeptiker, Säkulare, frei von Vorurteilen, Dogmen und Tabus
Laizisten, Brights u.a. – Wie die Bezeich- stützt und sich an wissenschaftlich be-
nungen auch immer lauten mögen, allen gründeter Erkenntnis orientiert. Sie
gemeinsam ist der Wunsch, dass sie frei kämpfen für Toleranz und die volle Ver-
von Dogmen und in Selbst- wirklichung der Glaubens-,
bestimmung leben und Gewissens- und Weltan-
denken wollen; und sie se- schauungsfreiheit und
hen sich in der Tradition wehren sich gegen
von Aufklärung und Huma- Zwangsmissionierung und
nismus. Fundamentalismus. Freies
Aufklärer, Freidenkerinnen Denken soll originär, viel-
und Freidenker haben vie- fältig, undogmatisch,
les erreicht und erkämpft, phantasievoll sein und eine
was früher verboten war ständige Einladung zu
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Selbstbestimmung und
und uns heute schon
vorurteilslosem Denken
selbstverständlich er-
ohne Fremdbestimmung.
scheint: die Wahrnehmung
Konfessionen in Deutschland

5%

27% Konfessionsfreie 39 %
39%
Katholiken 28 %
Evangelische 27 %
Sonstige 5 %

28%

Nur mehr rund 55 % der Bevölkerung und 50 %, in vielen Großstädten ist der
Deutschlands gehören einer christlichen Anteil erheblich höher oder die große
Konfession an. Weit mehr als ein Drittel Mehrheit, z.B. in den Stadtstaaten Ham-
ist konfessionsfrei und stellt mit über 30 burg und Berlin. Aufgrund des anhalten-
Millionen die größte Konfessionsgruppe den Prozesses der Individualisierung,
dar. In den neuen Bundesländern liegt der Säkularisierung und Wertewandels
dieser prozentuale Anteil bei rund 80 %, wird ein noch weiteres Ansteigen des An-
in den Altbundesländern zwischen 25 % teils von Konfessionsfreien erwartet.

Anteil der Konfessionsfreien


45%
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
1

1970 1987 1990 2004 2019

Vergleichszahlen Konfessionsfreie in der wären. Angesichts solcher Zahlenver-


alten Bundesrepublik: 1970: 3,9 %, hältnisse haben wir es gar nicht mehr
1987: 11,4 %, nach der Wiedervereini- nötig, für den Kirchaustritt zu werben.
gung 1990: 22,4 %, 2004: 34,6 %, Ende Unsere Klientel ist umfassend. Was uns
der 2010er-Jahre: 39 %. - Es kann also dagegen bis heute fehlt, ist eine wir-
beim besten Willen wirklich nicht mehr kungsvolle Lobby und breite Mitglieder-
davon gesprochen werden, dass wir organisation, weshalb die öffentliche
Konfessionsfreie eine kleine Minderheit Wahrnehmung unserer Interessen un-
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terrepräsentiert ist.
„Christlich-abendländische Leitkultur“ Europas?
Rolf Bergmeier, Magister für Alte Ge- islamisch-arabische in großen Teilen
schichte und Philosophie, hat hierzu eine Südeuropas. Diese stand im Vergleich
Reihe von Büchern veröffentlicht1, in de- zur christlichen Klosterkultur deutlich
nen er den Mainstream-Politikern und höher. In arabischen Bibliotheken wurde
-Historikern entschieden widerspricht, ein großer Teil des antiken Erbes vor der
die noch immer meinen, Europas Zerstörung durch christliche Fanatiker
(Leit-)Kultur sei vor allem eine christli- gerettet. Erst in der Renaissance wurde
che. Er leugnet zwar nicht, dass Europas das übers christliche Mittelalter geret-
Kultur im „finsteren Mittelalter“ vom tete antike Wissen wieder aufgenom-
Christentum geprägt war, was aber nicht men.2 Im 17./18. Jahrhundert leitet die
bedeutet, dass diese Religion auch das Aufklärung, als moderner Höhepunkt der
einzige Fundament der europäischen europäischen Geistesgeschichte, Revo-
Kultur bildete. Europa wuchs aus vielen lutionen für Freiheit und Menschenrechte
Quellen. Die ergiebigste, der Grundstock ein. Demokratie, Freiheit und Gleichbe-
unserer Kultur, war die antike grie- rechtigung (Proklamation der Menschen-
chisch-römische, die ihr Ende durch die rechte) mussten gegen den heftigsten
Erhebung des Katholizismus in Rom zur Widerstand von Feudalmächten und Kle-
Staatskirche im Jahre 380 u.Z. fand. rus hart erkämpft werden und sind heute
Zwischen den Jahren 700 und 1400 u.Z. die anerkannten Werte, die es zu vertei-
bestand neben der christlichen auch die digen gilt.

Der Mensch überwindet das geozentrisch-ptolemäische Weltbild


Camille Flammarions: L'Atmosphère. Météorologie Populaire (Paris 1888)
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1 2
Rolf Bergmeier: Christlich-abendländische Kul- Stephen Greenblatt: Die Wende. Wie die Re-
tur. Eine Legende. Über die antiken Wurzeln, naissance begann. München 2011.
den verkannten arabischen Beitrag und die Ver-
klärung der Klosterkultur. Aschaffenburg 2014.
Glauben an Wunder und Geister?
„Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf schlossen, die der gemeinsamen Über-
Erden, als Eure Schulweisheit sich zeugung sind, dass Wissenschaft und
träumt, Horatio.“ (William Shakespeare: kritisches Denken eine wichtige gesell-
Hamlet) - Ohne Zweifel, die menschliche schaftliche Herausforderungen darstel-
Wissenschaft hat schon viel erforscht, len. Diese Skeptiker untersuchen syste-
erklärt und bringt ständig Neues hervor. matisch ungewöhnliche Behauptungen,
Ebenso bleiben „letzte Fragen“ bestehen überprüfen diese mit wissenschaftlichen
und es wird immer „noch nicht Erkann- Methoden und publizieren die in der Re-
tes“ übrigbleiben. Doch wie gehen wir gel ernüchternden Ergebnisse über die
mit dem Wissen um, das uns noch im- Wirkungslosigkeit von „alternativen Arz-
mer Fragen aufwirft? Die Religiösen ma- neimitteln“, Abhängigkeit unseres
chen es sich einfach: völlig irrational er- „Schicksals“ von Sternenkonstellationen,
klären sie alles Unbekannte mit Über- Gläubigkeit an „Gedankenleser“, „Zu-
sinnlichem, mit ihren Glaubensüberzeu- kunftsdeuter“, „Erdstrahlen“ usw.
gungen, die völlig unbeweisbar sind.
Wissenschaftlicher Anspruch bedeutet
Aber so einfach sind wir nicht zu über-
eben in erster Linie, dass Phänomene
zeugen. beschrieben werden können, einer kriti-
Der kanadische Entertainer James schen Untersuchung standhalten oder in
Randi, Jahrgang 1928 und Mitglied der „Doppelblind“-Versuchen wiederholt und
„Skeptics Society“, setzt schon seit Jahr- verifiziert werden kann. Wissenschaft-
zehnten den pseudowissenschaftlichen lichkeit bedeutet eben auch, sich bei
Scharlatanen naturwissenschaftliche Er- neuen Erkenntnissen zu korrigieren und
klärungen3 entgegen. Bereits 1964 ver- fortzuentwickeln.
sprach Randi demjenigen, der paranor-
male Fähigkeiten unter objektiven Be-
dingungen belegen könnte, ein Preisgeld, Freidenker Bertrand
das er aus eigener Tasche bezahlen Russell (1872-1970):
wollte. Zurzeit steht das Preisgeld bei ei- „Gebraucht wird nicht
ner Million Dollar („One Million Dollar Pa- der Wille, etwas zu
ranormal Challenge“). Bis jetzt ist es al- glauben, sondern der
lerdings noch niemandem geglückt, sol- Wunsch, etwas heraus-
che „paranormalen Fähigkeiten“ unter zufinden, was das ge-
Beweis zu stellen und damit das Preis- naue Gegenteil ist.“
geld für sich zu sichern. - Auch bei uns
haben sich um Aufklärung bemühte Wis-
senschaftler in der „Gesellschaft zur wis-
senschaftlichen Untersuchung von Para-
wissenschaften“ (GWUP)4 zusammenge-
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3 4
James Randi: Lexikon der übersinnlichen Phä- www.gwup.org/ueber-uns-uebersicht/was-wir-
nomene. Die Wahrheit über die paranormale wollen
Welt. (deutschsprachige Ausgabe) München
2001.
Werktags Wissenschaft, sonntags wundergläubig?
Es gibt viele Zeitgenossen, die werktags führen das Kunststück in zwei „Wel-
rational denken, hochkomplexe Arbeits- ten“ zu leben und zwei „Wahrheiten“ an-
prozesse formallogisch aufgrund neues- zuerkennen). Auch ist vielen Gläubigen
ter wissenschaftlicher Grundlagen aus- noch nicht klar, dass bei den vielen „Hei-
führen, aber sonntags einem Kult nach- ligsprechungen“ eine offizielle Anerken-
gehen, der Wundergläubigkeit voraus- nung (Kanonisation) in einem kirchen-
setzt. Darunter sind sogar Naturwissen- rechtlichen Verfahren durch den Papst
schaftler, die aber ihre Werktags-Prinzi- selbst erfolgen muss, bei der der Nach-
pien nicht bereit sind auf den eigenen weis eines „Wunders“ gebracht werden
Glauben anzuwenden. Dies funktioniert muss, also übernatürliche Phänomene
nur, wenn man von klein auf gewohnt ist, im Spiel gewesen seien. Auch die Evan-
idealistisch-dualistisch zu denken, d. h. gelische Kirche glaubt noch immer an
in der Methode der Religiösen die monis- „Wunder“ (Jesus sei von den Toten er-
tische Einheit der Welt leugnet und Ma- weckt worden, habe Teufel ausgetrieben,
terielles und Ideelles dualistisch als von- Fische und Brot vermehrt und sei übers
einander unabhängig ansieht. (Sie voll- Wasser gegangen).

„Heilige“ setzen Naturgesetze außer Kraft

Der religiöse Begriff „Wunder“ beleidigt gewesen, was aber allen archäologi-
unseren naturwissenschaftlichen Ver- schen Altersbestimmungen der paläon-
stand. Er bedeutet eine Erscheinung, ein tologischen Funde widersprechen würde.
„Zauberkunststück“, welches den Natur- Unerklärlich bleibt nach diesem Schema
gesetzen widerspricht und auf „göttliche auch, wie nach dem biblischen Alten
Einwirkung“ zurückzuführen sei. Tat- Testament (Genesis, 1. Buch Mose), die
sächlich gibt es aber bisher gar keinen
„Schöpfung der Welt“ durch einen per-
Nachweis, dass Erscheinungen plausibel
sönlichen „Gott“ in sechs Tagen zu-
außerhalb der naturgesetzlichen Ursa-
chen entstanden wären. Dies legt den stande gekommen sein soll. Am ersten
Schluss nah, dass auch das, was wir Tag wurde nach diesem Text das
noch nicht naturwissenschaftlich erklä- „Licht“ und damit die Scheidung von Tag
ren können, nicht im Widerspruch zu ei- und Nacht geschaffen, aber erst am vier-
ner natürlichen Erklärung angesehen ten Tag die Himmelskörper mit der
werden kann. Sonne. Wusste „Gott“ damals noch nicht,
Vor Charles Darwin galt etwa als Erklä- dass die Sonne für das Tageslicht ver-
rung für die Weltentstehung ausschließ- antwortlich ist?
lich der Text der Bibel (noch heute
gibt es Fundamental-Kreationisten,
die auf den wortwörtlich auszule-
genden Bibeltext bestehen, denn es
wäre ja direkt „Gottes Wort“). Die
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Welterschaffung wäre demnach im


Jahr 4004 „vor Christus“ (also
v.u.Z., vor unserer Zeitrechnung)
Kirchliche Glaubensbekenntnisse ernstnehmen?
Viele werktags-wissenschaftlich und Auf die direkte Frage an unsere „Gläubi-
sonntags-wundergläubige Zeitgenossen gen“, ob sie also wirklich an eine göttlich
haben auch keinerlei Bedenken, ein Schöpfung, Marias Jungfrauschaft, an
christliches „Glaubensbekenntnis“ zu be- Heilige mit echten Wundern, Himmel-
kennen und laut nachzubeten. Die Glau- fahrt, fleischliche Auferstehung und ewi-
bensbekenntnisse der katholischen und ges Leben, an ein Strafgericht und an ein
evangelischen Konfessionen5 beinhalten Fegefeuer, eine Hölle, an eine „Teufels-
übereinstimmend die folgenden Aussa- besessenheit“ glauben, antworten viele
gen: „Gott“ als „Schöpfer Himmels und damit, dass sie zu mindestens indifferent
der Erden“, „Jesus, der empfangen ist seien. Aber warum lassen sie sich dann
von dem Heiligen Geist, geboren von der nötigen oder zwingen, diese unglaubli-
Jungfrau Maria … gekreuzigt, gestorben chen Dinge in ihren „Gottesdiens-
und begraben, niedergefahren zur Hölle, ten“ nachzusprechen und zu bekennen?
am dritten Tag wieder auferstanden von Aber auch die zivile Gesellschaft ahmt
den Toten, aufgefahren gen Himmel … unkritisch solcherlei nach: öffentlich fi-
von dannen er kommen wird, zu richten nanzierte Kindergärten, Seniorenheime,
die Lebendigen und die Toten“, Glaube sogar Wanderwege tragen in unserer sä-
„an den Heiligen Geist,… die Gemein- kularen Gesellschaft die Namen von
schaft der Heiligen, … Auferstehung des „Heiligen“ (Sankt Soundso).
Fleisches und ein ewiges Leben.“

Vatikanstadt. Die in etwa 30 Staaten vertre-


tene katholische „Internationale Vereinigung
der Exorzisten“ (AIE) ist nun vom Vatikan als
rechtsfähige Gesellschaft anerkannt worden.
Die für den Klerus zuständige Kongregation des
Heiligen Stuhls hatte die Statuten der Vereini-
gung bereits Mitte Juni gebilligt, wollte dies aber
offenbar wegen der zu erwartenden kritischen
Reaktionen nicht an die große Glocke hängen.
Die Bestätigung durch den Vatikan sei eine
große Freude, wird der Präsident der Vereini-
gung, Padre Francesco Bamonte zitiert. Be-
obachter nehmen an, dass die bisher 250 Mit-
glieder umfassende Organisation, die 1994 von
dem italienischen Chefexorzisten Gabriele
Amorth gegründet wurde, nun regen Zulauf er-
halten wird. Allein in Italien sind rund 600 ka-
tholische Teufelsaustreiber aktiv. Amorth, der Filmszene aus Der Exorzist (1973)
bis 2000 Präsident und seither Ehrenpräsident
der Vereinigung ist, brüstete sich 2010, rund
70.000 Teufelsaustreibungen vorgenommen zu
haben.6
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5
Evangelisches Glaubensbekenntnis aus dem Glaubensbekenntnis aus dem katholischen Er-
Heidelberger Katechismus, bzw. Katholisches wachsenenkatechismus, herausgegeben von
der Deutschen Bischofskonferenz.
6
Augsburger Allgemeine 4.07.2014
„Denn sie wissen nicht, was sie glauben“
Franz Buggle stellte in seinem Buch
Denn sie wissen nicht, was sie glauben 7
die Frage, ob jemand gleichzeitig auf
dem Fundament der Bibel Christ sein
und intellektuell redlich bleiben kann,
konsequent denken, human handeln
kann - und antwortet mit Nein. Der Psy-
chologieprofessor belegt diese Einschät-
zung anhand einer Analyse biblischer
Texte (nicht nur aus dem Alten, auch aus
dem Neuen Testament). Dabei weist er
im „Buch der Bücher“ nicht nur zahlrei-
che inhumane Stellen (Rechtfertigung
von Völkermord und Gewalt gegen Ab-
weichler, paulinischer Antijudaismus
u.v.m.) nach, sondern setzt sich auch
kritisch mit den Folgen biblischer Vor-
stellungen für die ethische Orientierung
des Einzelnen auseinander (z.B. Kreu-
zestod Jesu als Erlösungstat, ewige Ver-
dammnis, Willkürlichkeit göttlicher
Gnade u.a.). Buggles Kritik richtet sich
insbesondere auch gegen die Positionen
zeitgenössischer progressiver Theologen Zeichnung: Jacques Tilly
(Hans Küng u.a.) und christlicher Wis-
senschaftler (C. F. v. Weizsäcker), die an der Bibel und den darin propagierten
zwar die Kirche negativ bewerten, aber christlichen Werten festhalten.
nicht wissen: Das finanzielle Engage-
„Dass Glaube etwas ganz anderes sei als ment der Kirchen hält sich in Grenzen.
Aberglaube, ist unter allem Aberglauben Viele Einrichtungen, wie Krankenhäuser,
der größte.“ Kindergärten, Altenheime, werden na-
Karlheinz Deschner 8 hezu zu 100% aus öffentlichen Mitteln
unterhalten. Dafür ist der kirchliche Ein-
fluss auf die Arbeitsverhältnisse umso
Wie sehr Anspruch und Wirklichkeit größer. Denn dort gilt ein eigenes kirch-
christlichen Ethik einander widerspre- liches Arbeitsrecht, das zahlreiche
chen, zeigt sich am deutlichsten dort, wo Grundrechte der Beschäftig-
es um reale wirtschaftliche Macht geht. ten einschränkt und insbe-
Die Kirchen, als multinationale Konzerne, sondere Konfessionsfreie
sind in Deutschland nach dem öffentli- diskriminiert.
chen Dienst der zweitgrößte Arbeitgeber. Informationen der Kam-
Die sozialen Einrichtungen in kirchlicher pagne „Gegen religiöse
Trägerschaft werden in der Öffentlichkeit Diskriminierung am Arbeits-
stets als Pluspunkt für die Kirchen wahr- platz“ GerDiA: www.gerdia.de
genommen. Was aber viele Menschen
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7
Franz Buggle: Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Oder warum man redlicherweise nicht mehr
Christ sein kann. Eine Streitschrift. Neuauflage bei alibri, Aschaffenburg 2012.
8
Karlheinz Deschner: Ärgernisse. Aphorismen. Reinbek 1994, S. 73.
Freies Denken beschränkt auf Religionskritik ?
„Freidenker kritisieren ständig an religi- Gründe nur
„… dann ist er eben
ösen Inhalten und kirchlichen Machtver- sind ihm
kein ganzer, sondern
hältnissen rum. Habt Ihr eigentlich keine maßgebend,
anderen Sorgen?“ - Sind wir tatsächlich die Logik al- nur ein halber Frei-
zu einseitig? lein ist seine denker!“

Jakob Stern (1843-1911), Philosoph, Richtschnur.


Schriftsteller und ein ehemaliger Rabbi- Nicht das kann
ner, der sich von Dogmatismus und Re- freies Denken
ligion abgewandt hatte und in seiner Zeit genannt werden,
einer der bekanntesten Freidenker ge- wenn man auf
worden war - kämpfte in seinen populär- die Dogmen des
wissenschaftlichen Schriften gegen jede Unglaubens
Art von Aberglauben und für die schwört, statt
menschliche Vernunft. Insbesondere auf die Dog-
nahm er auch Bezug auf die sozialen Ur- men des Glau-
sachen der Unvernunft. In einer aufse- bens, und an
henerregenden Rede auf dem Stuttgar- Büchner und
ter Freidenkerkongress im Mai 1886, die Spech10 statt
später als Broschüre unter dem Titel Hal- an Papst und
bes und ganzes Freidenkertum 9 weite Pfarrer
Verbreitung fand, begründete er, warum glaubt. Un-
die Aufgaben der Freidenker weit über frei ist jedes Denken,
das religiöse Gebiet hinausgingen. Er das sich Autoritäten gefangen
meinte, wer bloß religiöse Aufklärung gibt, statt lediglich sich auf Argumente
anstrebe, sei nur ein halber Freidenker: zu stützen, und das nicht jeder Zeit be-
„Man muß auf allen Gebieten, nament- reit ist, entsprechend dem nie stille ste-
lich auch auf den politischen, sozialen henden Fluß der Forschung, sich kritisch
und wirtschaftlichen, den freien Glauben zu korrigieren. … Nicht jeder kann epo-
pflegen und muß sich von allem und je- chemachend sein als freier Denker; aber
dem Autoritätsglauben voll emancipie- jeder kann sich die Ergebnisse des freien
ren. … Verständigen wir uns über den Denkens auf allen Gebieten zu eigen ma-
Begriff Freidenkertum etwas näher. chen und von jedem, der auf den Namen
Freies Denken heißt ein Denken, das sich eines freien Denkers Anspruch erhebt,
von allen überkommenden Vorurteilen kann erwartet werden, daß er dies tue,
losgemacht hat und unbefangen der daß er nicht auf dem einen Gebiet ein
Wahrheit huldigt, soweit dieselbe nach freier Denker ist, auf dem anderen die
dem Stand der Wissenschaft erforscht Ketten der Tradition und Autoritäten
ist. Das freie Denken unterscheidet sich nachschleppt; denn dann ist er eben
vom nicht freien Denken dadurch, daß es kein ganzer, sondern nur ein halber Frei-
sich weder von Autoritäten, noch von denker.“
Traditionen imponieren läßt, wie es auch
alle Fesseln der Gefühls- und Pietäts-
rücksichten abgestreift hat. Logische
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9 10
Jakob Stern: Vom Rabbiner zum Atheisten. Ludwig Büchner (1824-1899) und August
Ausgewählte religionskritische Schriften. Hrsg. Specht (1845-1909) waren damals bekannte
von H. Jestrabek. Aschaffenburg 1997, S. 33- Autoren der Freidenkerbewegung.
47.
Einmischung in Fragen der Politik ?
Jakob Stern polemisierte gegen Einsei- rent und kirchenloyal gestimmt („Phäno-
tigkeit, gegen die „Nur-Religionskriti- men der Rechristianisierung, bzw.
ker“, die Religion und Gottglauben ohne Reklerikalisierung der Linken“). Und
historisch-psychologisches Verständnis dort, wo parteipolitisches Gezänk inner-
attackierten. Sein Schlagwort vom „hal- halb der freidenkerischen Organisatio-
ben Freidenkertum“ wurde zum geflü- nen Fuß fasste, schadete dies nur und
gelten Begriff und sollte in der Folgezeit verursachte nicht selten Spaltungen.
nicht nur gegenüber dem unpolitischen Auch bekennende Freidenker blieben
Freidenkerlager, das die soziale Frage nicht von politischen Irrtümern bewahrt.
ignorierte, Anwendung finden, sondern Abgesehen von kleinen Minderheiten-
galt im Umkehrschluss natürlich auch gruppen, blieben die humanistischen
gegenüber denjenigen Sozialisten, die Freidenker aber von größeren Dummhei-
sich um die Religionskritik herumdrü- ten, wie Stalinismus oder islamophober
cken wollten. Wer möchte bestreiten, Fremdenfeindlichkeit, bewahrt.
dass solche Texte nicht noch immer Die Geschichte der organisierten Frei-
hochaktuell sind. Nicht nur Personen- denker ist vielfältig und verschlungen.
kulte um politische Führer oder Parteien, Einig waren sie selten. Und gehasst und
die „immer Recht haben“, sind so für frei verfolgt wurden sie von Reaktion und
denkende Menschen von vornherein Klerus, von den faschistischen Regimes
zweifelhaft. Die Stern‘sche Definition des verboten und verfolgt, in den „realsozia-
Begriffs Freidenkertum sollte uns, ge- listischen“ Ländern Osteuropas als zu
rade angesichts des Scheiterns eines
freiheitlich nicht erlaubt.
dogmatisch-administrativen
„Realsozialismus“, sowie der
Perspektivlosigkeit einer
neoliberal-kapitalistischen
Wirtschaftsordnung, zu den-
ken geben.
Damals dachte Jakob Stern
noch an eine Verbindung von
Freidenkertum und der Sozi-
aldemokratie, deren dama-
lige Theoretiker durchweg
Freidenker waren (August
Bebel, Wilhelm Liebknecht
u.a.). Das zwischen uns lie-
gende 20. Jahrhundert hat aber gezeigt,
dass keine politische Partei sich mehr
Freedom of Thought
zum Freidenkertum bekennt und im par- Heutzutage haben wir genug damit zu
teipolitischen Alltag unsere Anliegen ver- tun, die weltweit zu beobachtenden Ver-
nachlässigt werden. Opportunismus, das folgungen und Benachteiligungen von
Buhlen um Wählerstimmen – aber auch Atheisten und Konfessionsfreien anzu-
eine geschickte kirchliche Demagogie, prangern und zu bekämpfen. Denn in
die sich als sozial kompetent und ethisch
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vielen Ländern drohen uns die Todes-


darzustellen versteht, haben sowohl Li- strafe, Gefängnis, systematische Be-
berale, als auch Sozialisten (in Ost und nachteiligung. Menschen werden diskri-
West) in ihrem Mainstream völlig indiffe- miniert und teils extrem bestraft, weil sie
nicht an einen „Gott“ glauben. Das zeigt
ein aktueller Bericht der Internationalen ganz von der Allgemeinheit finanzier-
Humanistischen und Ethischen Union ten Sozial-, Gesundheits-, Kultur- und
(IHEU), welcher am 10.12.2014 zum Bildungseinrichtungen.
Tag der Menschenrechte vorgestellt  staatliche Finanzierung von Konfessi-
wurde. Auch der Bundesrepublik onsschulen und anderen kirchlichen
Deutschland werden eklatante Miss- Bildungseinrichtungen
stände attestiert. Der Bericht mit dem
 staatlich finanzierter konfessioneller
Titel Freiheit des Denkens: Ein globaler
Religionsunterricht an öffentlichen
Bericht zu den Rechten, gesetzlichem
Schulen
Status und der Diskriminierung von Hu-
manisten, Atheisten und den Nicht-Reli-  Privilegierung religiöser Gemeinschaf-
giösen 11 dokumentiert auf mehr als 500 ten durch Steuer- und Abgabenbefrei-
Seiten die Verletzung der Rechte von ungen, besondere Sendeplätze im öf-
Atheisten und Konfessionsfreien auf fentlich-rechtlichen Rundfunk sowie in
Glaubens- und Gewissensfreiheit sowie der psychosozialen und lebenskundli-
chen (sogenannte „seelsorgerischen“)
die Formen ihrer systematischen Be-
Betreuung von Angehörigen der Bun-
nachteiligung. Deutschland attestiert der
deswehr u.a.
Bericht eine „schwere Benachteili-
gung“ von nichtreligiösen und konfessi-  staatlicher Einzug der Mitgliedsbeiträge
onsfreien Menschen. Hier werden unter für Religionsgemeinschaften, Zwangs-
anderem genannt: gebühr beim Austritt

 § 166 des Strafgesetzbuchs („Blasphe-  amtliche Registrierung der Konfession,


mie“-Paragraph) Diskriminierung konfessionsfreier Ar-
beitnehmer durch die Sonderregelun-
 gesetzliche Privilegien für die großen gen zugunsten der kirchlich getragenen
Kirchen im Arbeitsrecht, Ausschluss Einrichtungen im Bildungswesen und
konfessionsfreier Arbeitnehmer von der der freien Wohlfahrtspflege.
Beschäftigung in den überwiegend oder

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11
www.freethoughtreport.com
Humanistische Ethik – Zehn zeitgemäße Angebote

Aber benötigen die Menschen nicht doch Humanität durchzusetzen! Wer in der Na-
die Religion um sich sittlich zu verhalten? zidiktatur nicht log, sondern der Gestapo
Der große Aufklärer und Spötter Voltaire treuherzig den Aufenthaltsort jüdischer Fa-
(1694-1778) glaubte noch: „Die Gesell- milien verriet, verhielt sich im höchsten
Maße unethisch – im Gegensatz zu jenen,
schaft braucht eine Ansicht, das Volk
die Hitler durch Attentate beseitigen wollten,
braucht eine Religion, gäbe es Gott
um Millionen Menschenleben zu retten. Ethi-
nicht, müsste man ihn erfinden.“ sches Handeln bedeutet keineswegs, blind
Glücklicherweise bedürfen wir in unserer irgendwelchen moralischen Geboten oder
heutigen demokratischen Gesellschaft Verboten zu folgen, sondern in der jeweili-
dieser Doppelmoral nicht mehr. Ethische gen Situation abzuwägen, mit welchen posi-
tiven und negativen Konsequenzen eine Ent-
Werte lassen sich viel besser weltlich be-
scheidung verbunden wäre.
gründen, als durch „göttliche“ Ge- oder
Verbote. Die biblisch-christlichen Zehn 5. Befreie dich von der Unart des Moralisie-
Gebote enthalten inhaltlich höchst zwei- rens! Es gibt in der Welt nicht „das
felhaft und inhumane 12 Forderungen. Gute“ und „das Böse“, sondern bloß Men-
schen mit unterschiedlichen Interessen, Be-
Eine Alternative wäre z.B. die zeitgemä-
dürfnissen und Lernerfahrungen. Trage dazu
ßen Zehn Angebote für einen evolu-
bei, dass die katastrophalen Bedingungen
tionären Humanismus, wie sie die Gi- aufgehoben werden, unter denen Menschen
ordano-Bruno-Stiftung propagiert: heute verkümmern, und du wirst erstaunt
1. Diene weder fremden noch heimischen sein, von welch freundlicher, kreativer und
„Göttern“, sondern dem großen Ideal der liebenswerter Seite sich die vermeintliche
Ethik, das Leid in der Welt zu mindern! Wer „Bestie“ Homo sapiens zeigen kann.
Wissenschaft, Philosophie und Kunst besitzt, 6. Immunisiere dich nicht gegen Kritik! Ehr-
braucht keine Religion! liche Kritik ist ein Geschenk, das du nicht ab-
2. Verhalte dich fair gegenüber deinem weisen solltest. Durch solche Kritik hast du
Nächsten und deinem Fernsten! Du wirst nicht mehr zu verlieren als deine Irrtümer,
nicht alle Menschen lieben können, aber du von denen du dich besser heute als morgen
solltest respektieren, dass jeder Mensch – verabschiedest.
auch der von dir ungeliebte! – das Recht hat, 7. Sei dir deiner Sache nicht allzu sicher!
seine individuellen Vorstellungen von „gu- Was uns heute als richtig erscheint, kann
tem Leben (und Sterben) im Diesseits“ zu schon morgen überholt sein! Zweifle aber
verwirklichen, sofern er dadurch nicht gegen auch am Zweifel! Selbst wenn unser Wissen
die gleichberechtigten Interessen anderer stets begrenzt und vorläufig ist, solltest du
verstößt. entschieden für das eintreten, von dem du
3. Habe keine Angst vor Autoritäten, son- überzeugt bist. Sei dabei aber jederzeit of-
dern den Mut, dich deines eigenen Verstan- fen für bessere Argumente, denn nur so wird
des zu bedienen! Bedenke, dass die Stärke es dir gelingen, den schmalen Grat jenseits
eines Arguments völlig unabhängig davon von Dogmatismus und Beliebigkeit zu meis-
ist, wer es äußert. Entscheidend für den tern.
Wahrheitswert einer Aussage ist allein, ob 8. Überwinde die Neigung zur Traditions-
sie logisch widerspruchsfrei ist und unseren blindheit, indem du dich gründlich nach allen
realen Erfahrungen entspricht. Seiten hin informierst, bevor du eine Ent-
4. Du sollst nicht lügen, betrügen, steh- scheidung triffst! Du verfügst als Mensch
len, töten – es sei denn, es gibt im Notfall über ein außerordentlich lernfähiges Gehirn,
lass es nicht verkümmern! Achte darauf,
Seite 13

keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der

12
z.B. „Du sollst neben mir keine anderen Göt- sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den
ter haben […] Denn ich, der Herr, dein Gott, bin Söhnen, an der dritten und vierten Generation.“
ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind
dass du in Fragen der Ethik und der Weltan- derer, die die Welt zu einem besseren, le-
schauung die gleichen rationalen Prinzipien benswerteren Ort machen woll(t)en! Eine
anwendest, die du beherrschen musst, um solche Haltung ist nicht nur ethisch vernünf-
ein Handy oder einen Computer bedienen zu tig, sondern auch das beste Rezept für eine
können. Eine Menschheit, die das Atom spal- sinnerfüllte Existenz. Es scheint so, dass Alt-
tet und über Satelliten kommuniziert, muss ruisten die cleveren Egoisten sind, da die
die dafür notwendige Reife besitzen. größte Erfüllung unseres Eigennutzes in sei-
ner Ausdehnung auf Andere liegt. Wenn du
9. Genieße dein Leben, denn dir ist höchst-
dich selber als Kraft im „Wärmestrom der
wahrscheinlich nur dieses eine gegeben! Sei
menschlichen Geschichte“ verorten kannst,
dir deiner und unser aller Endlichkeit be-
wird dich das glücklicher machen, als es je-
wusst, verdränge sie nicht, sondern „nutze
der erdenkliche Besitz könnte. Du wirst in-
den Tag“ (Carpe diem)! Gerade die Endlich-
tuitiv spüren, dass du nicht umsonst lebst
keit des individuellen Lebens macht es so
und auch nicht umsonst gelebt haben wirst!
ungeheuer kostbar! Lass dir von niemandem
einreden, es sei eine Schande, glücklich zu Zehn Angebote für einen evolutionären Hu-
sein! Im Gegenteil: Indem du die Freiheiten manismus. Ausführlich dargestellt in:
genießt, die du heute besitzt, ehrst du jene,  Michael Schmidt-Salomon: Manifest des
die in der Vergangenheit im Kampf für diese evolutionären Humanismus. Alibri Verlag,
Freiheiten ihr Leben gelassen haben! Aschaffenburg 2006.
10. Stelle dein Leben in den Dienst einer
„größeren Sache“, werde Teil der Tradition

Seite 14
Humanistisches Selbstverständnis
Heute haben sich die allermeisten orga- besteht, dass Menschen ein selbst be-
nisierten Freidenker und Freigeister der stimmtes und verantwortliches Leben
größten Interessenorganisation für Kon- führen und einfordern, ohne sich dabei
fessionsfreie in unserem Land ange- religiösen Glaubensvorstellungen zu un-
schlossen, dem Humanistischen Verband terwerfen. … Die Mitglieder des Huma-
Deutschland (HVD). Der HVD bekennt nistischen Verbandes treten dafür ein,
sich zur parteipolitischen Unabhängig- die Dominanz der christlichen Kirchen zu
keit und lehnt sich an keine politische überwinden, die vielfach noch immer ei-
Bewegung an. Die individuelle Freiheit nem Alleinvertretungsanspruch gleich-
der Mitglieder, sich politisch in verschie- kommt. Dabei achten und respektieren
denen Gruppen zu engagieren, bleibt sie alle religiösen und weltanschaulichen
ihnen unbenommen. Freidenkende Hu- Orientierungen, alle anderen Welt- und
manisten äußern sich immer dann zu po- Lebensauffassungen. Ihre Toleranz hat
litischen Fragen, wenn die Menschlich- jedoch dort Grenzen, wo Menschen-
keit bedroht ist und fundamentalistische rechte verletzt oder missachtet und Po-
und missionarische Kräfte unsere müh- sitionen der Intoleranz vertreten werden.
sam erkämpften Freiheiten wieder ein- Der moderne praktische Humanismus,
zuschränken versuchen. wie ihn die Mitglieder des HVD sehen,
steht in den freigeistigen Traditionen der
Antworten auf viele aktuelle gesell-
Aufklärung sowie den atheistischen, frei-
schaftliche und ethische Fragen finden
religiösen, freidenkerischen und huma-
wir im Humanistischer Selbstverständ-
nistischen Bewegungen des 19. Und 20.
nis 13 des Humanistischen Verbands
Jahrhunderts. Auf Vernunft- und natur-
Deutschlands. Das Humanistische
orientierte Ausgangspunkte folgten ag-
Selbstverständnis trägt der Tatsache
nostische, existentialistische, marxisti-
Rechnung, dass es innerhalb der freiden-
sche, liberale, pragmatische, psycholo-
kerisch-humanistischen Diskussion „un-
gisch bzw. psychoanalytisch begründete
terschiedliche philosophische Richtun-
und skeptische Standpunkte. Humanis-
gen, politische Programme und weltliche
mus baut auf verschiedene Zugänge und
Lebensauffassungen [gibt, die] mit-
Quellen und hält die Verbindung zu den
einander wetteifern und sich verbinden
Wissenschaften. Er sucht den Dialog mit
können, denen ein moderner praktischer
allen, die ebenfalls Humanität begrün-
Humanismus gemeinsam ist.“
den möchten, sei es christlich, islamisch,
Es verbinden sich hier Menschen, „die für jüdisch, buddhistisch, konfuzianisch
einen modernen Humanismus eintreten. oder auf andere Weise.“
Sie sind miteinander durch säkulare
ethische Lebensauffassungen verbunden. www.humanismus.de
Zweck des Verbandes ist die Förderung Humanistisches
von Humanismus und Humanität auf Selbstverständnis
weltlicher Grundlage. Der Verband ist
der Überzeugung, dass ein moderner
praktischer Humanismus im Kern darin
Seite 15

13
http://www.humanismus.de/selbstverstaendnis
 Nada Topic Peratovic:
Humanismus für Kinder.
Zagreb 2014

Johann Wolfgang Goethe:


„Mit Kirchengeschichte was hab ich zu schaffen?
Ich sehe weiter nichts als Pfaffen;
Wie's um die Christen steht, die Gemeinen,
Davon will mir gar nichts erscheinen.
Ich hätt auch können Gemeinde sagen
Ebenso wenig wäre zu erfragen.
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Glaubt nicht, dass ich fasele, dass ich dichte;


Seht hin und findet mir andre Gestalt!
Es ist die ganze Kirchengeschichte
Mischmasch von Irrtum und von Gewalt.“
(aus: Zahme Xenien)
Glossar Humanistisches Freidenkertum
Vielen Dank für viele Hinweise und Ergänzungen, a-, an-  (griech. ἀ-, ἀv- a-, an-)- „un-“, „ohne“)
an Wolfgang Proske, Siegfried R. Krebs und Ma- Negationspräfix zur Verneinung, z.B.: „an-ae-
rianne Schweizer (für den Inhalt des Beitrags Kri- rob“, „An-archie“, „A-nomalie“, „a-synchron“,
tischer Rationalismus). Wie das Freie Denken all- „A-theismus“.
gemein, versteht sich dieses Glossar als Auffor-
derung zur Diskussion, Kritik und Ergänzungen
Aberglaube  (altdt. abergloube, Wortbe-
an die Leserinnen und Leser. standteil „aber-“ bedeutete ursprünglich
„nach“, „wider“, „hinter“), Glaube an das Wir-
Glossar  (griech. glōssarion γλωσσάριον, lat. ken übernatürlicher, unerkennbarer, den
glossarium „Zunge“, „Sprache“), Liste von Wör- Menschen beherrschender oder beeinflussen-
tern mit beigefügten Erklärungen oder Überset- der Kräfte und Wunder. Jede Religion beruht
zungen unter Berücksichtigung der Etymologie darauf.  Deschner: „Dass Glaube etwas
(griech. etymología ἐτυμολογία, étymos ἔτυμος
ganz anderes sei als Aberglaube, ist unter al-
„wahr“ und lógos λόγος „Wort“, also „Erklärung
lem Aberglauben der größte.“ (Karlheinz De-
der einem Wort innewohnenden Wahrheit“,
schner: Aphorismen)
Wortherkunft, Entstehung und Bedeutung des
Sprachgebrauchs). Das folgende Glossar stellt Absolution  (lat. absolvere „loslösen“, „frei-
eine Einladung zur besseren Verständigung der sprechen“) bedeutet eine sakramentale Los-
in unseren Diskussionen gebräuchlichen Be- sprechung und Vergebung einer Sünde nach
griffe dar. Sprache und Begriffe sind im Ge- der Beichte und an weitere Bedingungen ge-
brauch und lebendig. Gern berücksichtigen wir knüpft durch einen Kleriker einer christlichen
Verbesserungsvorschläge. Kirche durch Ohren-, Einzel- oder Privat-
 Verweise zu diesem Stichwort (Strg. + li. beichte. Nur nach erfolgter A. ist der Gläubige
Maustaste drücken. „erlöst“ und bleibt verschont von der Hölle. 
 Hinweis auf Literatur oder Zitat Auferstehung, Ewiges Leben. In dem jährlich
Suffixe –ismus, -istik  (lat. suffixum, „An-, bei den Salzburger Festspielen zur Aufführung
Aufgestecktes“), Begrifflichkeiten mit dem Suf- kommenden Drama von Hugo von Hof-
fix „-ismus“ weisen mehr auf eine Tendenz, mannsthal: Jedermann. Das Spiel vom Ster-
Richtung oder Ideologie hin, Wörter, die mit auf ben des reichen Mannes wird dies anschaulich
„-istik“ enden, mehr auf die Erscheinung, die vorgeführt: Der Mensch Jedermann begeht in
Äußerungsform oder ein Lehrfach. seinem Leben viele „Sünden“ gegenüber sei-
Rehabilitation der Begriffe, Zhèng míng  nen Mitmenschen – und bereut erst kurz vor
(lat. rehabilitatio „Wiederherstellung“, chin. 正名 seinem Tod. Er bemüht sich aber nicht seine
zhèng míng „Namen richtigstellen“, „auf kor- Missetaten gegenüber seinen Mitmenschen
rekte Begriffe achten“). Kǒng FūZǐ 孔夫子 (euro- wiedergutzumachen und zeigt ihnen gegen-
päisch Konfuzius, um 551-479 v.u.Z.) prägte über auch keine tätige Reue. Er macht es sich
den Begriff ( Kǒng Fūzǐ: Lùn yǔ „Gespräche“), sehr bequem, indem er formell den kirchli-
was so viel bedeutet, wie „Rehabilitation“, „die chen Bedingungen der Beichte nachkommt,
Namen richtigstellen“, „auf korrekte Begriffe erlangt er die A. und wird mit dem Paradies
achten“.  Konfuzianismus/Kongzi-Lehre. Sich belohnt. – Eine ganz üble Moral! Säkulare Hu-
über Begriffe verständigen, scheint die Grund- manisten dagegen würden begangenen Scha-
voraussetzung jeder Diskussion. Definitionsho- den wiedergutmachen und die Mitmenschen
heit und die Besetzung der Begriffe bedeuteten um Vergebung bitten.  Goldene Regel
natürlich auch die Ausübung einer begrifflichen
Hegemonie. Aber nicht automatisch hat der, der Agnostik  (griech. a-gnoeĩn ἀγνοεῖν „Unwis-
dies erkennt und benennt auch die besseren Ar- sen“), Ansicht, dass Annahmen, insbesondere
gumente, bzw. ist somit befugt alle Begriffe in der Theologie, welche die Existenz oder Nicht-
seinem Sinn zu deuten (Alleinbesitz der Wahr- existenz einer höheren Instanz oder eines
heit?) - oder ist befugt, zu diffamieren, wer dem Gottes betreffen, ungeklärt oder grundsätz-
nicht folgt. R.d.B. setzt gute Begründungen und lich nicht zu klären sind.  Agnostizismus
Überzeugungsarbeit voraus.  Dogmatikern da-
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Agnostizismus  (griech. a-gnoeĩn


gegen fehlt es schon seit jeher an der Fähigkeit ἀγνοεῖν „Unwissen“), erkenntnistheoretische
zur Geduld.
Lehre, die die Erkennbarkeit der Welt leugnet
oder in Frage stellt. Kann Begründung für Fa-
talismus sein. Wird ständig durch die prakti- Gott verhüte, dieser unserer Glaubensent-
sche Tätigkeit, Kreativität und Forschungstä- scheidung zu widersprechen, der sei ver-
tigkeit der Menschen widerlegt. Gegensatz zu flucht.“ (anathema sit!) ( Helmut Hiller: Die
 Erkennbarkeit der Welt Geschäftsführer Gottes. Eine kritische Ge-
schichte der Päpste. Hamburg 1983, S. 265).
Akzeptanz  (lat. accipere „annehmen“, „gut-
Trotzdem brach einen Tag nach der Verkün-
heißen“), steht positiv zu der Annahme und
digung dieses Dogmas der französisch-deut-
geht somit weiter wie Toleranz (lat. tolerare sche Krieg aus. Die französische Schutztruppe
lat. „ertragen“, „aushalten“). musste sich aus dem Kirchenstaat zurückzie-
Altruismus  (lat. alter, der Andere) wird in hen, die Italiener konnten am 20. September
der Alltagssprache mit Uneigennützigkeit bzw. 1870 einmarschieren und Rom befreien und
Selbstlosigkeit gleichgesetzt und ist als Ge- endlich zu ihrer Hauptstadt ausrufen. Das war
genbegriff zum Egoismus die Bezeichnung für das vorläufige Ende des Kirchenstaates (
eine auf das Wohl des Mitmenschen bedachte Theokratie). Pius IX. exkommunizierte darauf
Denk- und Verhaltensweise. Der A. wird von die Mitglieder der rechtmäßig gewählten itali-
Theologen für die christliche Religion verein- enischen Regierung.  Antimodernisteneid,
nahmt, obwohl dieser Begriff in der Bibel nicht Syllabus errorum
vorkommt. Für Humanisten ( Humanismus) Antiklerikal  (griech. Vorsilbe anti- ἀντί „ge-
stellt altruistisches Verhalten einen Grundzug gen“ oder „anstelle von“ Klerus), in Wahrneh-
der Menschlichkeit dar und ist daher auch in mung der negativen Religionsfreiheit, das
Verbindung mit dem Begriff „Solidarität“ zu Recht auf Schutz vor religiösem Zwang und
betrachten. Missionierung (Theokratie und für Laizismus.
Anathema, anathema sit!  (griech. A.ismus grenzt sich ab von verbiestertem An-
ánáthema ἀνάθημα „das Gottgeweihte, Ver- titheismus.
fluchung“, „Bannfluch“, „Kirchenbann“; Antimodernisteneid, Syllabus errorum 
„anathema sit“, „anathema esto“ („Der sei 1910 von Pius X. (Papst 1903-1914) mittels
verflucht“), was für die Betroffenen nach der dem „Moto proprio Sacrorum antistitum“ ein-
katholischen Kirchenlehre die „ewige geführte Verpflichtung, dem „Modernis-
Hölle“ bedeutet. A. ist bereits in der Bibel mus“ abzuschwören. Verpflichtet wurden
mehrfach vorgegeben und eine Verurteilung demnach alle katholischen Kleriker und Theo-
durch eine Kirche, die mit dem Ausschluss aus logieprofessoren einem Eid abzulegen. Dies
der Gemeinschaft einhergeht und mit der Kir- galt verpflichtend für alle bis mindestens
chenstrafe der Exkommunikation gleichzuset- 1963, also für die ganze ältere lehrende Ge-
zen ist. ( Intoleranz). In Zeiten der absolu- neration der heute noch aktiven Kleriker. (Zu-
ten Kirchenherrschaft bedeutete dies für die dem bedeutet Eidbruch ja eine schwere Tod-
Betroffenen zugleich gesellschaftliche Stig- sünde). Der verpflichtende Eid wandte sich
matisierung. Papst Pius IX. verkündete am gegen jene „modernistischen“ Lehren, die be-
19.07.1870 ein Dogma seiner eigenen ( reits 1864 im Syllabus errorum („Verzeich-
Personenkult)- und die aller Päpste - Unfehl- nis der Irrtümer“) verbindlich angeordnet und
barkeit: „Wenn der römische Papst »ex als Enzyklika verkündet worden war von Pius
cathedra« spricht, das heißt, wenn er in sei- IX. (Papst 1846-1878, derselbe, der auch das
ner Eigenschaft als Hirte und Lehrer aller „Dogma der der Unbefleckten Empfängnis
Christen kraft seiner höchsten apostolischen Mariens“ und die „Päpstliche Unfehlbar-
Vollmacht eine Lehre über Glauben oder Sit- keit“ verkündet hatte). Der Antimoderniste-
ten als für die gesamte Kirche bindend fest- neid wurde erst 1967 von Paul VI. (Papst
setzt, so besitzt er kraft des göttlichen Bei- 1963-1978) ersetzt durch ein Glaubensbe-
standes, der ihm im Heiligen Petrus verheißen kenntnis. Ohne Wiederholung der Lehrverur-
ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche teilungen bestätigte aber Paul VI. 1968 die
Erlöser seine Kirche bei Entscheidungen zur wesentlichen traditionellen Glaubensinhalte
Glaubens- und Sittenlehre ausgerüstet wissen des Katholizismus in seinem Credo Sollemnis
wollte. Derartige Entscheidungen des römi- professio fidei („Unfehlbare“ ändern ihre Mei-
schen Papstes sind also schon von sich aus, nung eben nie). Als Kampfbegriff „Modernis-
nicht erst durch Zustimmung der Kirche, un- mus“ definiert der katholische Klerus alle von
abänderlich. Wer sich vermessen sollte, was ihrem Dogma abweichenden Meinungen in
der Theologie, insbesondere aber auch mo- Abtrünniger vom einzig wahren „rechten
derne wissenschaftliche und politische Mei- Glauben“ gesehen. Gebräuchlich ist der Be-
nungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Abge- griff in verschiedenen Religionen, aber ur-
schwört werden mussten folgende verwor- sprünglich formuliert im Christentum und be-
fene Lehren: Zweifel an der alleinigen sonders in der römisch-katholischen Kirche
„Schöpfung“ aller Dinge durch Gott, „Offenba- mit der Exkommunikation geahndet. Heute
rung“ als Beweis, Geschichtswissenschaft die verstärkt auch angewandt in islamisch ge-
dem Dogma widersprechen würde, dass bib- prägten Ländern und unter Umständen mit
lische Überlieferung nicht göttlich, sondern der Todesstrafe geahndet.  Theokratie
menschengemacht wäre. Bezugnehmend auf
Argument  (lat. argumentum, „Veranschauli-
die im S. e. aufgeführten Lehren bezeichnete
chung“, „Darstellung“; im übertragenen Sinn
Papst Pius X. bei der Verkündung des A. den
„Beweismittel“, „Beweisgrund“), eine Aus-
„Modernismus“ als „Sammelbecken aller Hä-
sage zur Begründung einer Theorie (Argu-
resien“ (Omnium haereseon collectum). Der
mentation), ein wesentliches Mittel der Wis-
S. e. enthält eine Liste von 80 Thesen, die als
senschaft, Kritik und Diskussion ( Dialektik).
falsch verurteilt wurden: „Pantheismus, Natu-
Ein rhetorisches A. baut auf die Überzeugung
ralismus, Rationalismus, Indifferentismus,
von Zuhörern oder Lesern, wohingegen ein 
Sozialismus, Kommunismus, geheime Gesell-
wissenschaftliches A. auf Wahrheit in der Sa-
schaften, Bibelgesellschaften, liberale Kleri-
che, Untersuchungsgegenstand u.a. zielt. (
ker-Vereine, Irrtümer über die Kirche und ihre
wissenschaftliche Methode). Wissenschaftli-
Rechte, die bürgerliche Gesellschaft, das na-
che Argumente unterscheiden sich von den
türliche und christliche Sittengesetz, die
informal-logischen Fehlschlüssen argumen-
christliche Ehe, die staatliche Herrschaft des
tum ad ignorantiam (lat. „Argument, das an
römischen Papstes, den Liberalismus unserer
das Nichtwissen appelliert“), bei der aus Un-
Tage“, u.a. Zusammen mit dem Instrument
kenntnis einer Sache geschlossen wird (z.B.:
des Index Librorum Prohibitorum zeigte sich
„Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und
auch noch im 21. Jahrhundert der katholische
Erde, von denen sich unsere Schulweisheit
Klerus als Gegner der  Menschenrechte.
nichts träumen lässt.“), dem argumentum ad
Antisemitismus  (griech. anti- ἀντί „ge- populum (lat. „Beweisrede für das Volk“),
gen“ „Semiten“), rassistische Form der Diskri- welches durch eine weite Verbreitung einer
minierung von Völkern, die zur (historischen) Behauptung auf Wahrheit schließt (z.B.:
semitischen Sprachfamilie gehören, also „Viele glaube an Gott. Die können nicht ir-
überwiegend alle in Nordafrika und Mittleren ren!“), dem argumentum ad verecundiam (lat.
Osten beheimateten Völker. Im engeren Sinn „Beweis durch Ehrfurcht“), bei dem keine Evi-
„Judenhass“, der vom Klerus ausging, aber denz durch Experimente hergestellt wird,
auch säkular begründet sein kann, haupt- sondern durch Zeugnis von Autoritäten (z.B.:
sächlich die Juden (sowohl religiöse, als auch „Auch Professor Soundso glaubt daran“).
säkulare) Europas betraf und im Genozid des
Aristokratie  (griech. áristos ἄριστος „Bes-
Holocaust gipfelte.  Faschismus
ter“ und κρατία kratía „Herrschaft“, „Herr-
Antitheismus  (griech. anti- ἀντί „gegen“ und schaft der Besten“), Herrschaft der Wenigen
theós θεός „Gott“), kämpferische Form der über das Volk.  Oligarchie. Gegensatz zu 
Bekämpfung des Gott-Glaubens. Während Demokratie
Atheismus „Gott“ leugnet und dessen Exis-
Atheismus  (griech. átheos ἄθεος „ohne
tenz argumentativ bestreitet, meint A.
Gott“), wissenschaftlich begründete Anschau-
„Gott“ aktiv bekämpfen zu müssen. Oft ver-
ung, nach denen das Vorhandensein von 
bunden mit verbiestertem Religionshass und
Gott, Göttern, das Wirken übernatürlicher au-
hämischer „Pfaffenfresserei“.  Islamophobie
ßerweltlicher Wesen und Kräfte oder ein Jen-
 Laizismus  Theismus  Theokratie
seits bestritten wird, weil dies nicht beweisbar
Apostasie  (griech. apostasía ἀποστασία) ist. Ein wissenschaftlicher A. grenzt sich des-
„Abfall“, „Wegtreten“ (vom ursprünglichen halb ab von  Agnostizismus  Antitheismus
Standort); aphístamai ἀφίσταμαι „abfallen“,  Blasphemie  Neuheidentum  Paganis-
„wegtreten“), in der Begrifflichkeit der Theo- mus
logie die Abwendung von einer Religionszuge-
hörigkeit (Konfessions-, Kirchenaustritt oder
Übertritt, Konversion). Der Apostat wird als
Atheorie (Negation von  Theorie. Siehe auch Hans Mayer (1907-2001) bezeichneten den
 Pragmatismus  Rechristianisierung der Faschismus als „gleichsam universale Gegen-
Linken aufklärung“.  Deismus  Empirismus  Ra-
tionalismus  Religionskritik  Sensualismus
Auferstehung, Ewiges Leben  (griech.
anástasis ἀνάστασις, lat. resurrectio), die Auf- Bergpredigt  (lat. oratio montana), angeblich
richtung Gestorbener zu einem ewigen Leben authentische Rede des Jesus auf einem Berg
nach dem Tod. Eine illusorische Hoffnungs- (nach Matthäus 5-7), oder nach einem Ab-
lehre verschiedene Religionen, besonders bei stieg von einem Berg auf einem ebenen Feld
den monotheistischen Weltreligionen Juden- (nach Lukas 6,17), oder gar nicht erwähnt
tum, Christentum und Islam. Demnach soll (nach Markus und Johannes). Am vermeintli-
der A. ein Endgericht folgen, mit Belohnungen chen Handlungsort, „Berg der Seligpreisun-
(Paradies) oder Strafen (Hölle). Die Regeln gen“ nördlich über dem See Genezareth, be-
unterscheiden sich je nach Religion. (Juristi- findet sich heute die prächtig ausgestaltete
sche Selbstverständlichkeiten, wie Un- „Kirche der Seligpreisungen“, 1937 durch das
schuldsvermutung und ein Recht auf einen faschistische Italien errichtet. Da der Text der
Verteidiger oder Revision sind nicht vorgese- B. humane Bestandteile enthält, wird er gern
hen). Atheisten sind von der A.vorstellung als eigentlicher „humaner Kern“ des Christen-
frei, haben daher weder ewige Höllenqualen tums ausgegeben (unter Verschweigen der
noch ewige paradiesische Langeweile nach vielen äußerst inhumanen Aussagen anderer
dem Tod zu befürchten. Wir trösten uns mit Teile der Bibel). Auch die B. enthält Strafan-
einem erfüllten Diesseits:  „Menschliches drohungen mit „Höllenqualen … deren unheil-
Leben heißt: sich erträglich einrichten für ein volle, psychisch verheerende Wirkung auf un-
kurzes Gastspiel auf einem Staubkorn im zählige Menschen gar nicht übertrieben wer-
Weltall, tätig sein mit Sinn und Verstand, mit den kann.“ ( Franz Buggle: Denn sie wissen
Anstand und Würde, mit Witz und Humor, nicht, was sie glauben. Aschaffenburg 2012,
schließlich Abschied nehmen von allem für S. 98), oder die häufig von folternden Inqui-
immer – in der Gewissheit, dass niemand da sitoren zu ihrer Rechtfertigung gebrauchten
oben zugeschaut hat und bald vergessen sein Worte: „Wenn dich dein rechtes Auge zum
wird, was gewesen ist.“ ( Joachim Kahl: Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
Weltlicher Humanismus: eine Philosophie für weg! Denn es ist besser für dich, dass eines
unsere Zeit. Münster 2005). deiner Glieder verloren geht, als dass dein
ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.“ (Mat-
Aufklärung  (niederl. Verlichting, engl. En-
thäus 5, 27-30)  Hölle  Inquisition
lightenment, frz. Siècle des lumières, ital. Il-
luminismo, span. Ilustración/Era de las luces, Bestattung  siehe  Kremation, Feuerbestat-
russ. Просветление/Prosveščenie, japan. tung
Keihatsu 啓 発 , chinesisch 启 蒙 Qǐ mèng
Bewusstsein  („Geist“, „Idee“), Widerspiege-
(„trügerische Schatten vertreiben und den lung der objektiven Realität durch den Men-
Menschen zu Klarheit verhelfen“). A. war eine schen. Das B. ist ein hochentwickeltes Pro-
Bewegung zur Emanzipation von feudaler dukt einer primär materiellen Lebensform,
Vorherrschaft und Klerus (Theokratie) in Eu- entstand mit der Herausbildung der mensch-
ropa ab Ende des 17. und im 18. Jh. (und bis lichen Gesellschaft und ist an Sprache gebun-
heute noch nicht abgeschlossen), emanzipa- den. Ohne seinen materiellen Träger, das Or-
torisch, ideenkritisch, mit gesellschaftsverän- gan Gehirn, existiert kein B., kein Geist ohne
derndem Anspruch und weitreichender Wir- Körper. Karl Marx: „Bei mir ist ... das Ideelle
kung auf Wissenschaft, Kunst, Literatur, Bil- nichts anderes als das im Menschenkopf um-
dung und Politik. Als höchste Autorität sollte gesetzte und übersetzte Materielle.“ (MEW
nur mehr die „menschliche Vernunft“ aner- Berlin 1956ff., Bd. 23, S.27) und „Es ist nicht
kannt werden. Die Aufklärungsbewegung war das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein,
und ist heterogen, kann konsequent radikal sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein,
( Radikalaufklärung), aber auch gemäßigt das ihr Bewußtsein bestimmt.“ ( MEW Bd.
und kompromissbereit sein, bis hin zu Schein- 13, S.9).  Idealismus  Supranaturalismus
aufklärung (Jesuiten). Die Kritische Theorie
untersucht auch dialektische Verläufe und ge- Bibel  (griech. bíblíos βιβλίos „Papyrus[rolle]“,
genläufige Tendenzen. Die A. ist ständig von pl. βιβλία bíblía „Bücher“), theologisches
gegenaufklärerischen Tendenzen bedroht. Grundlagenbuch der Christen und Juden (nur
älterer Teil) und (mit Einschränkungen) der erklärt oder anderes Wissen dazu erfindet. In
islamischen Religionen, mit normativem An- dieser Weise verkommt die Theologie zu einer
spruch für die ganze Religionsausübung, de- subjektiven Geheimwissenschaft.“ (Carsten
ren Textauswahl im 3. Jh. u.Z. kanonisiert Frerk & Michael Schmidt-Salomon: Die Kirche
(griech. kanón κανών, „Rohr[stab], Messstab, im Kopf. Aschaffenburg 2007, S. 251f. 
Richtschnur“, daraus lat. canon, „Maßstab, Kognitive Dissonanz
festgesetzte Ordnung“) wurde, für heilig und
Blasphemie  (griech. blasphêmía
als autoritative Schrift erklärt. Für die rö-
βλασφημία „Rufschädigung“, „Gottesläste-
misch-katholische Kirche galt die „Vul-
rung“), ist vermutlich so alt wie der
gata“ (lateinische Bibelübersetzung des Hie-
Gottglaube selbst, unreflektierte emotionale
ronymus (347-420), für die Lutheraner die
Form der Religionskritik. Nur-Blasphemiker
Luther-Übersetzung 1522-1534), heute meist
bleiben eigentlich religiös fixiert und unter-
die sogenannte „Einheitsübersetzung“ (1962-
scheiden sich damit von wissenschaftlich und
1980). Die B. ist ein mythologisches Sammel-
künstlerisch motivierter Religions- oder Kir-
werk verschiedener, meist unbekannter Auto-
chenkritik. Eine Infragestellung von Glauben
ren, die sich inhaltlich sogar widersprechen
an Wunder und lächerlichen Behauptungen ist
und niedergeschrieben wurden, lang nach den
aber vernunftgeboten und darf nicht Gegen-
beschriebenen Ereignissen und aus mündlich
stand von staatlicher Strafverfolgung sein
tradierten Quellen. So ist die B. als Sammel-
(StGB § 166) oder durch  Fundamentalisten
werk praktisch ein beliebiges Gemischtwaren-
bedroht werden:  „Nous sommes Charlie“.
angebot, auch für sich gegenseitig ausschlie-
ßende und einander widersprechende Aussa- Brights (engl. „Die Hellen“), internationaler
gen ( Dualismus) - weshalb sich Apologeten, Zusammenschluss von nichtreligiösen Perso-
Dogmatiker u.a. daraus eklektisch (griech. nen, frei vom Glauben an Übernatürlichen,
eklektos ἐκλεκτός „ausgewählt“, i.S. von geht zurück auf Paul Geisert und Mynga
„nach Belieben zusammensetzen“) bedienen Futrell und wurde von diesen 2003 auf einer
können und, je nach Belieben, „biblisch“ legi- Konferenz der Atheist Alliance International
timieren können. Als Quelle literarischer Zi- www.atheistalliance.org öffentlich vorgestellt:
tate oder gar „göttlicher“ Handlungsanwei-  „Die Brights sind Menschen mit einem na-
sungen deshalb absolut unredlich und unwis- turalistischen Weltbild, das frei von mysti-
senschaftlich. Die Ausdeutung der B. ist we- schen und übernatürlichen Elementen ist, und
sentlicher Gegenstand und Methode der (des- deren Ethik und Handlungen auf diesem Welt-
halb nicht wissenschaftlich zu nennenden) bild beruhen.“ www.the-brights.net
Theologie.  „Theologie … ist das Bemühen, Bund Freireligiöser Gemeinde Deutsch-
aus Nicht-Geschehenem, frei erfundenen lands K.d.ö.R. (BFG)  www.freireligioese.de
Märchen, zusammengestückelten Metaphern,  Freireligiös
verhunzten Überlieferungen, zensierten Be-
richten, traditionellen Behauptungen, (und im Bund für Geistesfreiheit Bayern (bfg)
katholischen Spektrum zusätzlich) päpstli- K.d.ö.R.  www.bfg-bayern.de  Freigeister
chen Enzykliken und Konzilsbeschlüssen ei- Chauvinismus  (nach dem franz. Militär Nico-
nen nachvollziehbaren Zusammenhang her- las Chauvin), reaktionäre bürgerliche Ideolo-
zustellen. Theologie ist ein mittelalterliches gie und Politik des maßlos übersteigerten Na-
Relikt, das immer noch den Rang eines Uni- tionalismus, die von der Überlegenheit der ei-
versitätsfaches besitzt und an dessen Unsinn genen Nation und der Minderwertigkeit der
(zumindest im Bereich der theologischen anderen ausgeht.  Faschismus
Dogmatik) sowohl die Aufklärung als auch die
Kriterien von Wissenschaftlichkeit so ziemlich Christentum  (griech. christianós
vorbeigegangen sind. Wenn es einen Beweis xριστιανός „Gesalbte“), in Palästina ab dem
bräuchte, dass in der Bibel nicht die Worte 1. Jh. u.Z. entstandene Religion, unter Beru-
Gottes aufgeschrieben wurden, würde allein fung auf den historisch nicht gesicherten Pre-
schon die Theologie genügen. In der Notwen- diger Jesus von Nazareth, seit dem 4. Jh. u.Z.
digkeit, aus den oben angedeuteten Wider- Staatsreligion im Römischen Imperium und
sprüchlichkeiten etwas 'Geistvolles' zu sagen, den nachfolgenden europäischen Feudalstaa-
kreiert sich jeder Theologe seine eigene Bibel, ten. Die christliche Kirche war selbst Sklaven-
indem er alles, was ihm persönlich in der of- halter und Feudalmacht und übte im Geistes-
fiziellen Bibel nicht passt, einfach als unwahr leben ein Monopol aus, auch mit äußerster
Gewalt ( Theokratie). Durch Aufklärung, schon - ganz abgesehen von den inneren Ge-
bürgerliche Revolutionen ( Französische Re- bräuchen - an der Bezeichnung … ‚freireli-
volution), Laizismus und Erklärung der Men- giös‘ als einen Widerspruch in sich selbst,
schenrechte wurde deren politische Macht zu- gleichsam als eine contradictio in adject An-
rückgedrängt. stoß.“ [lat. contradictio in adiecto „Wider-
spruch in sich“]. Specht definierte dagegen
Dachverband Freier Weltanschauungs-ge-
ein neues Selbstverständnis: „Man wirft uns
meinschaften (DFW)  www.dfw-dachver-
vor, unsere Weltanschauung, unsere Über-
band.de  Freigeister
zeugung sei ‚trostlos‘ und ‚aller Ideale bar‘,
Deismus  (lat. deus „Gott“), eine vornehmlich sie befriedige das menschliche Gemüt nicht
in der englischen, niederländischen, französi- und bilde keine Stütze der Sittlichkeit. Dieser
schen und deutschen Aufklärung und unter uns Freidenkern von allen Kirchendächern
den meisten Aufklärern verbreitete religions- und vielen sonstigen baufälligen Häusern ent-
philosophische Lehre, die sich gegen den gegengeschleuderte Vorwurf ist aber ein
Dogmatismus der Kirchen wandte, teilweise gänzlich grundloser und lässt sich leicht ent-
radikal antiklerikal war und sich auf ein „ver- kräften. … Die Weltanschauung des Freiden-
nünftiges“ und „natürliches“ Religionsver- kertums ist eine durchaus natürliche und be-
ständnis berief. Der D. verwarf die übernatür- ruht auf wissenschaftlicher Erkenntnis, wäh-
lichen Offenbarungen, Dogmen, den hierar- rend die Weltanschauung des ‚Christen-
chischen Klerus, Wunder- und Aberglauben, tums‘ eine angeblich aus übernatürlicher Of-
gestand lediglich eine Weltschöpfung durch fenbarung hervorgegangene ist. Die Weltan-
ein „höchstes Wesen“ (frz. l'Être suprême) zu, schauung des Freidenkertums kann man
welches sich seither allerdings nicht mehr um kurzweg als Humanismus, diejenige des
das Geschehen in der Welt kümmere. Da of- kirchlichen Christentums als Theologismus
fener Atheismus in dieser Zeit noch als ein to- bezeichnen ... Humanismus legt den Schwer-
deswürdiges Verbrechen angesehen wurde, punkt des Daseins in‘s Diesseits, in die wirkli-
diente der D. bestimmt auch vielen Atheisten che Welt, der Theologismus in‘s Jenseits, in
und Agnostikern als Schutzbehauptung. eine eingebildete, erträumte Welt. Dem The-
Demokratie  (griech. dēmos δῆμος „(Staats)- ologismus ist der sog. ‚Gottesdienst‘, dem Hu-
Volk“ und kratós κρατός „Herrschaft“, dēmos- manismus dagegen der Menschheitsdienst die
kratía δημοκρατία „Herrschaft des Staatsvol- Hauptsache.“ ( Flugblatt des DFB, Köln
kes“), galt in der Antike ursprünglich nur für 1886). - Vorsitzender des DFB wurde Ludwig
freie männliche Bürger.  Laizismus  Re- Büchner (1824-1899), dessen Buch Kraft und
publik - Gegensatz zu  Monarchie  Oligar- Stoff (1855) lange Zeit als die wichtigste
chie  Theokratie Grundlegung einer nichtidealistischen Welt-
anschauung galt und bis 1904 über zwanzig
Deutscher Freidenkerbund (DFB)  1881 in Auflagen erreichte. Nach Bekanntwerden der
Frankfurt/Main gegründet, mit zunächst etwa Darwinschen Erkenntnisse reiste Büchner als
700 Mitgliedern, als deutsche Sektion des „In- eine Art naturphilosophischer Wanderpredi-
ternationalen Freidenkerbundes“, der sich ger durch Deutschland und im Jahr 1874 er-
1880 in Brüssel konstituiert hatte. Die erste lebte er in den USA einen Triumph mit über
Ortsgruppe wurde 1882 in Stuttgart durch Al- hundert Veranstaltungen in mehr als dreißig
bert Dulk gegründet  Freidenker. Der DFB Städten. - In der Zeit vor und nach dem I.
wurde in Deutschland zur ersten Freidenker- Weltkrieg gab es Vereinigungsbestrebungen
Organisation. Karl August Specht (1845-1909) mit Deutscher Monistenbund und der Freireli-
auf dem Gründungskongress 1881, in Ab- giösen Bewegung. Eine Vereinigung fand
grenzung zu den bestehenden Gemeinden der 1914 in Württemberg statt unter dem Namen
Freireligiösen:  „… daß viele dieser Gemein- „Württembergischer Freidenker- und Monis-
den die Eierschalen ihres kirchlichen Ur- tenbund“. 1921 schloss sich auf Reichsebene
sprungs noch zu sichtbar an sich tragen, daß der DFB zusammen mit anderen  Freigeis-
ihre inneren Gebräuche zu lebhaft an diejeni- tern zum „Volksbund für Geistesfrei-
gen der Kirche erinnern und viele radikale heit“ (dem späteren  Bund für Geistesfrei-
Freidenker deshalb glauben, es mache sich heit). Im Jahr 1933 wurde der Verband, wie
ein neues Pfaffenthum in verbesserter Auf- alle anderen Freidenker-Organisationen
lage in ihnen breit, Obgleich dieses Letztere durch die Nazis verboten. - Weitere Freiden-
nun nicht der Fall ist … Freidenker nehmen ker-Organisationen hatten sich im frühen 20.
Jahrhundert gegründet: „Verein der Freiden- Qualität und umgekehrt“, „Einheit und Kampf
ker für Feuerbestattung“ (späterer „Deut- der Widersprüche“, „Negation der Negation“.
scher Freidenker-Verband“, „Zentralverband Zu den „Kategorien“ der D. gehören „Ursache
proletarischer Freidenker“ u.a. und Wirkung“, Wesen und Erscheinung“, „Ge-
setzmäßigkeit“, „Entwicklung“, sowie die For-
Deutscher Freidenker-Verband (DFV) 
derung nach Objektivität. D. ist Gegensatz zu
1904 als „Verein der Freidenker für Feuerbe-
 Metaphysik
stattung“ (VdFfF) ( Kremation) gegründet,
Umbenennung und Zusammenschluss mit an- Die Humanisten Baden-Württemberg,
deren Freidenkern 1930 zum „Deutschen- K.d.ö.R. (DHBW)  traditionsreicher Landes-
Freidenker-Verband“ mit rund 660.000 Mit- verband des Humanistischen Verband
gliedern. 1933 durch die Nazis verboten und Deutschlands. 1845 als Freie Gemeinde ent-
verfolgt. Neugründung 1951, Nachfolgeorga- standen (Gründer war der „deutschkatholi-
nisation:  Humanistischer Verband Deutsch- sche“ Prediger und Revolutionär Heinrich
lands. Daneben gibt es noch kleinere Gruppen, Loose (1812-1862). 1914 Zusammenschluss
die sich in der Tradition des DFV sehen. Eine mit dem Württembergischen Deutschen Frei-
davon, der DFV (Sitz Dortmund) ist allerdings denkerbund und Monistenbund zum „Würt-
keine eigentliche Freidenker-Organisation, tembergischen Freidenker- und Monisten-
sondern ein nur dogmatisch-politisch tätiger bund“, 1919 bis zum Verbot durch die Nazis
Kleinstverband. 1933 unter dem Vorsitz von Immanuel Her-
mann (1889-1944). Unterm Faschismus war
DFV (Sitz Dortmund)  keine freidenkerische,
der Verband verboten und verfolgt. Eine Wie-
sondern nur mehr unkritisch reflektierende
dergründungen unter dem Namen „Freiden-
politische und stalinistische Splittergruppe
ker“ verboten die Besatzungsmächte, wes-
von Stalinisten, was besonders paradox ist,
halb sich 1947 frühere Mitglieder mehrerer
da bis 1989 in den angeblich „realsozialisti-
freigeistiger Verbände einigten, einen ge-
schen“ Ländern die Freidenker nicht erlaubt
meinsamen Neuanfang unter dem alten Tra-
waren ( Säkularreligion). Der Vorsitzende
ditionsnamen „Freireligiöse Landesgemeinde
des „DFV (Sitz Dortmund)“, Klaus Hartmann
Württemberg“ zu versuchten (wobei die meis-
verurteilte wiederholt hauptsächlich den „An-
ten Mitglieder sich weltanschaulich nach wie
tistalinismus als Unterwerfungsritual“. Einer
vor als Freidenker verstanden). Parallel und
deren Haupthistoriker, Kurt Gossweiler, for-
in Konkurrenz zur Landesgemeinde bestand
dert gar: „Die Überwindung des Anti-Stalinis-
auch ein Landesverband des Deutschen Frei-
mus. Eine wichtige Voraussetzung für die
denker-Verband e.V. (In Baden und in der
Wiederherstellung der kommunistischen Be-
Kurpfalz bestehen dagegen noch immer Frei-
wegung“ ( Stalinismus). In Abgrenzung da-
religiöse Gemeinden.) Seit 1997 ist das „Hu-
gegen organisieren sich die allermeisten sich
manistische Zentrum“ (Mörikestr. 14 in Stutt-
als Freidenker bezeichnenden Menschen in
gart) der organisatorische und kulturelle Mit-
Deutschland im  Humanistischen Verband
telpunkt des Verbands. Da der alte Traditions-
Deutschlands
name gesellschaftlich nicht mehr vermittelbar
Dialektik  (griech. dialektiké [téchne], war und auch weltanschaulich nicht entsprach,
διαλεκτική [τέχνη] die „Kunst der Unterre- benannte man sich endlich seit 2005 „Die Hu-
dung“, lat. [ars] dialectica „Gesprächsfüh- manisten Württemberg“ und seit 2013 „Die
rung“, „Unterredungskunst“, „sich auseinan- Humanisten Baden-Württemberg“, in dem
dersetzen“, „Kunst des Fragens“), bezeichnet sich „in einem pluralen Spektrum von weltli-
eine untersuchende Erkenntnismethode der chem Pantheismus bis zum freidenkerischen
Philosophie, unterscheidet sich in Objektive Atheismus, moderne weltliche Humanisten,
D. (der Natur und Gesellschaft) und Subjek- parteiunabhängig und mit sozialem und kul-
tive D. (des Denkens und Erkennens), von turellem Anspruch zusammengeschlos-
Heraklit aus Ephesos Ἡράκλειτος ὁ Ἐφέσιος sen“ haben.  www.dhubw.de
(um 540-480 v.u.Z.): pánta rheî πάντα ῥεῖ
Dissident  (lat. dissidere „auseinander set-
(„Alles fließt“) bis G.W.F. Hegels (1770-1831)
zen“, „absetzen“), politisch und religiös An-
Idealistischer D. bis zur Materialistischen
dersdenkende, Ausgetretene  Aufklärung 
D. von Karl Marx. - Die D. sieht alle Dinge in
Freidenker  Konfessionsfreie  Religionskri-
Bewegung, widersprüchlich, veränderlich,
tik
also lebendig. Als „Gesetze“ der D. wurden
formuliert: „Umschlagen der Quantität in
Dogma, Dogmatismus  (griech. dógma dieser Ureltern teilhabe, somit Sippenhaftung
δόγμα „Meinung“, „Lehrsatz“), starre, unhis- unterliegen würde. Nach rechtlicher und ethi-
torische, metaphysische (undialektische) scher Auffassung demokratischer Gesell-
Denkweise, die Theorien schematisch auf ver- schaften nicht zulässig und sich mit einem
änderte Verhältnisse überträgt. Hemmt somit Gütebegriff (Theodizee) nicht vereinbaren
den Erkenntnisfortschritt und ist ein Grund- lässt (Evangelium). Als humanistische Frei-
zug von Klerus, Konfession, Religion, findet denker können wir somit alle Leserinnen und
sich aber auch in weltlichem, liberalem und Leser von „schlechtem Gewissen“ und jegli-
sozialistischem Denken als wesensfremde Be- cher theologischen E. freisprechen und emp-
gleiterscheinung.  Metaphysik  Personen- fehlen dafür die Achtung der Menschenrechte.
kult  Rechristianisierung der Linken  Säku-  Gottesbeweise  Hölle  Sünde  Tod-
larreligion sünde
Dualismus  (lat. dualis „zwei enthaltend“), Erkennbarkeit der Welt  Ein Grundsatz der
idealistische Lehre, die die Einheit der Welt Philosophie des Naturalismus und des philo-
leugnet, „zwei Wirklichkeiten“ koexistieren sophischen Materialismus, mit der Annahme,
lässt, Materie und Bewusstsein als voneinan- dass die Welt und deren Gesetzmäßigkeiten
der unabhängig ansieht.  Idealismus  Kog- (Naturgesetze) durch unsere Erfahrung ge-
nitive Dissonanz. D. ist Gegensatz zu  Mo- prüft, wiederholbar und dadurch zuverlässi-
nismus ges Wissen sind. Sie haben die Bedeutung
von objektiver Wahrheit. Es gibt auf der Welt
Empirismus  (griech. empeiría εμπειρία „Er-
keine unerkennbaren Dinge und Erscheinun-
fahrung“), Theorie wonach Erkenntnis (auch
gen, sondern nur noch nicht erkannte. Ge-
wissenschaftliche) primär auf (Sinnes-)Erfah-
gensatz zu  Agnostizismus,  Dualismus, 
rung beruht. Erfahrung ist zwar eine äußerst
Idealismus
wichtige, aber nicht alleinige Erkenntnis-
grundlage. Untersuchung, Experimente und Esoterik  (griech. esōterikós ἐσωτερικός „in-
rationale Erkenntnis sind zudem nötig.  nerlich“, „dem inneren Bereich zugehörig“),
„Diese beiden, Intuition und Demonstration, ursprünglich eine Lehre, die nur für einen be-
sind die Grade unserer Erkenntnis. Alles, was grenzten „inneren“ Personenkreis zugänglich
nicht einer diesen beiden entspricht, ist – wie war, im Gegensatz zu Exoterik als allgemein
zuversichtlich man es auch annehmen mag – zugänglichem Wissen. Heutige Bedeutung i.S.
bloßer Glaube oder Meinung, aber nicht Er- von „irrational“, bzw. „versponnen“.  Okkul-
kenntnis.“ (John Locke). E. ist eine Grundlage tismus
der  Aufklärung, neben  Humanismus 
evangelikal  (Evangelium), relativ junge Be-
Rationalismus  Religionskritik  Sensualis-
grifflichkeit, bedeutet „auf das Evangelium
mus
zurückgehend“ und heute ein feststehender
Ende des Kirchenstaates  Anathema, Ausdruck für ein protestantisches Christen-
anathema sit! tum geworden, das sich auf besondere Weise
als bibeltreu versteht und sich daher von libe-
Epikureer, Epikureismus  Anhänger der
raler Theologie, Säkularismus, aber oft auch
Philosophie des Epíkouros aus Samos
von liturgisch orientierten evangelischen wie
Ἐπίκουρος ὁ Σάμος (um 341-271 v.u.Z.), in
nichtevangelischen Kirchen abgrenzt. 
der Spätantike eine nichtelitäre hedonistische
Evangelikalismus  Fundamentalismus
und naturalistische Philosophenschule. Seit
der römischen Zeit wurde der Begriff E., ins- Evangelikalismus  (engl. evangelicalism)
besondere von den idealistischen und christ- (Evangelium) ist eine theologische Richtung
lichen Gegnern, unberechtigterweise mit ei- innerhalb des Protestantismus und Ausdruck
ner negativen Bedeutung verwendet, im eines militanten religiösen Fundamentalismus.
Sinne von allein sinnlichen „Genussmen- E.kale fühlen eine persönlicher Beziehung zu
schen“  Humanismus Jesus Christus als Grundlage ihres Christen-
tums. Zentral ist dabei die Berufung auf die
Erbsünde  (lat. peccatum originale), ein Be-
als irrtumsfrei angesehene ewige Autorität
griff der Christen und deren Theologie für ei-
der Bibel. Das zugehörige Adjektiv evangeli-
nen „Unheilszustand“, der durch den
kal wird von dem umfassenderen und häufig
Sündenfall der laut Bibel ersten Menschen
konfessionsbezogen verwendeten Adjektiv
Adam und Eva herbeigeführt worden sei, und
an dem seither jeder Mensch als Nachfahre
evangelisch unterschieden. E.isten widerset- umfassenden Evolutionsprozesses erklärt,
zen sich jeglicher Säkularisierung menschli- geht zurück auf Julian Huxley (1887-1975),
chen Zusammenlebens.  Theokratie britischer Biologe und ersten Generaldirektor
der UNESCO, der diesen Begriff prägte und
Evangelium  (griech. euangélion
für eine Evolutionswissenschaft ohne Gott o-
εὐαγγέλιον „Lohn für das Überbringen einer
der Offenbarung aussprach und in der Evolu-
guten Nachricht“, „gute Nachricht“, „Sieges-
tion einen universellen und alles durchdrin-
botschaft“), in der christlichen Theologie
genden Prozess sah.
„Frohe Botschaft“ von Jesus Christus, bzw.
Bezeichnung für die ersten vier Schriften des Exkommunikation  (lat. excommunicatio,
„Neuen Testaments“ der Bibel (Matthäus-, Präfix ex- „aus“, „außerhalb“; commūnis von
Markus-, Lukas-, Johannes-E.).  „Was ist Kommunion, Eucharistie ( Konsekration),
nun so froh an der frohen Botschaft? Ganz ist eine schwere Kirchenstrafe, zeitlich be-
einfach: Es soll uns froh machen, 1. dass ein grenzter oder dauerhafter Ausschluss aus ei-
fleischgewordener Gottessohn sich für uns ner Kirche, bzw. von deren Ritualhandlungen
hinrichten ließ und nach ein paar Tagen wie- (Sakramente) und damit des Seelenheils des
der von den Toten auferstanden sein soll (na betroffenen Gläubigen. Ein „Dekret des Heili-
ja, wem solche Spielchen gefallen!); 2. dass gen Offizium im Pontifikat von Papst Pius XII.
dadurch die Erbsünde gesühnt worden sein über die Haltung der Gläubigen gegenüber
soll (solange ich nichts von der Erbsünde der kommunistischen Partei“ vom 1.07.1949
wusste, fühlte ich mich eigentlich ganz wohl ordnete an: Mitgliedern und Lesern von
in meiner Haut!); 3. Dass wir, wenn wir Jesus Schriften der Kommunistischen Partei u.a.
und seiner exklusiven Wahrheit folgen, post- Anhängern „materialistischer und antichristli-
hum in den Himmel kommen, während alle cher Lehren“, sind die Sakramente zu verwei-
anderen auf immer und ewig in der Hölle gern. Pius‘ römisch-katholische Kirchenmit-
schmoren müssen. (Vielen Dank! Ich werde glieder Mussolini und Hitler hingegen wurden
mich bestimmt prächtig amüsieren, wenn ich von ihm nicht exkommuniziert.  Klerikalfa-
weiß, dass Abermillionen von Menschen ‚in schismus
den Ofen‘ [Mt 13, 41-43] geschoben werden!
Exoterik  (griech. exōterikós ἐξωτερικός „äu-
Wehe Ihnen, wenn ich erfahre, dass Sie diese
ßerlich“, „ausländisch“), bezeichnet die nach
frohe Botschaft in Anwesenheit meiner Kinder
außen gewandten oder von außen zugängli-
verkündigen!). Halten wir fest: Die sog. ‚frohe
chen Aspekte einer Lehre, im Gegensatz zu
Botschaft‘ ist bei genauerer Betrachtung eine
nur einem inneren Kreis zugänglichen  Eso-
Droh-Botschaft. Das einzig ‚frohe‘ an ihr ist,
terik
dass sie in unseren Breitengraden (Mensch
sei Dank!) immer weniger Gehör findet.“ ( Fake News/Manipulation  (F.N. engl. „Fäl-
Frerk & Schmidt-Salomon: Die Kirche im Kopf. schung-Nachrichten“) bzw. (M. lat. manus
Aschaffenburg 2007, S. 165)  Erbsünde  „Hand“ und plere „füllen“, „etwas in der Hand
Sünde haben“, „Handgriff“, „Kunstgriff“), auch
„Ente“ genannt, sind vorgetäuschte und mit
Evolution (lat. evolvere „entwickeln“), Pro-
manipulativen Absichten verbreitete Nach-
zess der allmählichen Veränderung der ver-
richten und Falschmeldungen. Eine altbe-
erbbaren Merkmale einer Population von Le-
kannte Methode der politischen und religiösen
bewesen von Generation zu Generation. For-
Einflussnahme und zunehmend verbreitet
schungsgebiete sind Evolutionsbiologie und
auch in modernen Medien (Internet, Social
Evolutionsgeschichte, in der die Veränderun-
media). In der Feststellung: „Das erste Opfer
gen der Lebewesen im Laufe der Erdge-
des Krieges ist die Wahrheit“ (Hiram W. John-
schichte beschrieben werden, sowie Erklärun-
son, 1914) kommt die Erfahrung zum Aus-
gen der Evolutionstheorie. Bahnbrechend für
druck, dass F.N./M. besonders in Kriegs- und
die E. waren die Forschungsergebnisse von
Krisenzeiten massiv eingesetzt werden um
Charles Robert Darwin (1809-1882)  On
die öffentliche Meinung für die Kriegsziele zu
the origin of species by means of natural sel-
beeinflussen und auf andere Ursachen zu len-
ection… London 1859. Evolutionärer Huma-
ken. Schon Urban II. (Papst von 1088 bis
nismus
10999 rechtfertigte im Jahr 1095 den räube-
Evolutionärer Humanismus  naturalistisch rischen ersten „Kreuzzug zur Befreiung der
geprägte Strömung des säkularen Humanis- Heiligen Stätten“ in Jerusalem mit dem
mus ( gbs), die den Menschen als Teil eines Spruch: „Deus lo vult“ („Gott will es!“), unter
Ausnützung seines Meinungsmonopols und wie z.B. Sammelobjekte. Der F. tritt auf in
als angeblicher „Stellvertreter Gottes auf Er- harmlosen Formen oder auch als gefährlicher
den“. Eine der folgenschwersten weiteren  Fundamentalismus
F.N./M. war die  Konstantinische Schen-
Faschismus  (ital. fascio „Rutenbündel“), zu-
kung. Unter Berufung auf diese Fälschung
nächst Eigenbezeichnung der „Nationalen Fa-
wurden seitens der Päpste territoriale Ansprü-
schistischen Partei“ (1921-1943) in Italien
che und Kriegszüge begründet und geführt.
unter Benito Mussolini. Das Phänomen F. fand
Auch in jüngster Zeit begünstigen F.N./M.,
Entsprechung in anderen Ländern und bis
sowie auch Monopolbildungen in der Presse-
heute, in Deutschland insb. durch die „Natio-
und Medienlandschaft, manipulative Einfluss-
nalsozialistische Deutsche Arbeiter-Par-
nahmen auch in Ländern die Presse- und Mei-
tei“ (NSDAP) des Adolf Hitler, die sich noch
nungsfreiheit gesetzlich garantieren, beson-
ausgeprägter Rassismus und Antisemitismus
ders wenn politische und wirtschaftliche Inte-
betrieb (Säkularreligion). F. bedeutet eine
ressen mit Wirtschaftsblockaden, Unterstüt-
extremistische nationalistische, nach dem
zung separatistischer Bewegungen und An-
Führerprinzip organisierte, gegen jedes frei-
griffskriegen durchgesetzt werden sollen. So
heitliche und emanzipatorische Denken ge-
lieferte 2003 als Begründung des Irakkriegs
richtete Ideologie, insb. gerichtet gegen Mar-
seitens der kriegführenden Regierungen der
xismus, Liberalismus und Minderheiten (Ju-
USA und Großbritanniens eine angebliche
den, Behinderte u.a.). Der vom F. verfolgte
akute Bedrohung durch Massenvernichtungs-
Literaturwissenschaftler Hans Mayer (1907-
waffen des Irak und eine angebliche Verbin-
2001), bezeichnete den F. als „universale Ge-
dung mit dem Terrornetzwerk Al-Qaida, wel-
genaufklärung“. Innenpolitisch betrieb der F.
che die Terroranschläge am 11.09.2001 aus-
die Abschaffung des Parlamentarismus (be-
geführt habe. Eine Mehrheit der Bevölkerung
griff sich selbst weder als rechts noch links)
der „westlichen Welt“ glaubte dieser
und errichtete eine offen terroristische Dikta-
„Ente“ und billigte so diesen völkerrechtswid-
tur gegen jede Opposition. Die bestehende
rigen Angriffskrieg. Verschiedene Untersu-
Wirtschaftsordnung blieb unangetastet, die
chungsberichte 2004-2007 wiederlegten aber
nationale Monopolbourgeoisie wurde durch
bald diese Falschaussagen. Kriegsgegner hal-
Aufrüstung und Kriegswirtschaft begünstigt.
ten wirtschaftliche und geopolitische Interes-
Der F. betrieb, unter Missachtung jeden Völ-
sen der USA und Großbritanniens, vor allem
kerrechts, Kriegs-Terror gegen eigene und
am Erdöl, für die eigentlichen Kriegsursachen.
fremde Völker und den Holocaust. Die in der
(Weitere Beispiele für widerlegte F.N./M. zur
Geschichte bisher einmalige Dimension der
Rechtfertigung von Angriffskriegen: „Brutkas-
Verbrechen des F. verbieten Relativierungen,
tenlüge“ im Irakkrieg 1990, „Hufeisenplan“-
Geschichtsrevisionismus oder andere Ver-
Lüge von R. Scharping/J. Fischer im Kosovo-
harmlosungen. Mit „Neo-F.“ bezeichnet man
Krieg 1999). – Um sich gegen F.N./M. resis-
Strömungen und Parteien, die nach 1945 an
tenter zu machen, kann es hilfreich sein, sich
die Tradition des F. anknüpften.  Chauvinis-
über die politischen Hintergründe zu informie-
mus  Nationalismus  Nationalsozialismus,
ren, die Frage nach dem Cui bono? (lat. „Wem
Nazismus  Rassismus
zum Vorteil?“, Cicero 106-43 v.u.Z., zuge-
schrieben) zu stellen, den kritischen Medien Fatalismus  (lat. fatum „Schicksal“), Weltan-
(z.B. www.nachdenkseiten.de) und den Rat- schauung des Ausgeliefertseins an Natur,
schlägen aus dem Buch des Herausgebers Gott, Gesellschaft. Veranlasst die Betroffenen
dieser Seiten zu folgen (der Buchtitel ist be- zur Passivität, Duldung oder religiösem  Ag-
reits Programm)  Albrecht Müller: Glaube nostizismus  Fanatismus
wenig, hinterfrage alles, denke selbst. Wie Feudalismus, feudal  (lat. feudum, feodum
man Manipulationen durchschaut. Frank- „Lehen“), Gesellschafts- und Wirtschaftsord-
furt/M. 2019. nung überwiegend des europäischen Mittelal-
Fanatismus  (lat. fanaticus, frz. fanatique, ters, die auf Ausbeutung der überwiegend un-
„göttlich inspiriert“, „von der Gottheit ergrif- freien landwirtschaftlichen Produzenten als
fen“, aus lat. fanum „heilig“, „göttlich“), im Leibeigene durch die Feudalherren beruhte.
engeren Sinn eine Besessenheit von einer Revolutionen ( Französischen Revolution)
Idee, Vorstellung oder Überzeugung, im wei- entmachteten diese überholte Ausbeuterord-
teren Sinn eine besonders hohe emotionale nung und proklamierten die Menschenrechte.
Bindung an Interessengebiete oder Objekte Die Kirche als Teil und ideologische Grundlage
des F. behielt insbesondere in Deutschland wegung. Kernthemen sind bis heute die Tren-
bis heute Privilegien und staatliche Zuwen- nung von Kirche und Staat und die Trennung
dungen. (unvollendete  Säkularisation)  der Kirche von der Schule. Zum Angebot zäh-
Trennung von Kirche und Staat len auch weltliche Feiern und Publizistik.
www.frei-denken.ch  Freidenker
Fideismus  (lat. fides „Glaube“), Weltan-
schauung die dem Glauben absoluten Vorrang Freigeist  (Lehnübersetzung aus franz. „Esp-
vor der Vernunft beimisst und den religiösen rit libre“, „Libertin“), eine seit dem 18. Jh.
Dogmatismus über die wissenschaftliche Er- verbreitete Bezeichnung für Menschen, die
kenntnis stellt.  Religion nicht in traditionellen Sitten denken oder
sich nicht beschränkten lassen durch die in
Französische Revolution (ab 1789)  wich-
den offiziellen Religionen begründeten Moral-
tigste Umwälzung im bürgerlichen Zeitalter.
normen und Denkverboten. F. gilt auch als
 Freiheit  Menschenrechte
Sammelbegriff für alle auf religiösem Gebiet
Frei-  Vorsilbe für  Freidenker  Freigeist  undogmatisch Denkenden und Religionskriti-
Freiheit  Freimaurer  Freireligiös  Frei- ker. 1921 schlossen sich große Teile von Frei-
sinn u.a. denkern, Monisten und Freireligiösen zum
Freidenker  Menschen, die für eine selbstän- „Volksbund für Geistesfreiheit“ (heute  Bund
dige und selbstverantwortliche Lebensgestal- für Geistesfreiheit) zusammen.
tung im Sinne der Aufklärung eintreten und Freiheit  (german. frī-halsa „jemand, dem
den Glauben der Religionen und Kirchen-Dog- sein Hals selbst gehört“, lat. libertas), ver-
men ablehnen. Um 1700 in England („Freet- standen als die Möglichkeit, ohne Zwang aus-
hinker“) Bezeichnung für Anhänger der Auf- wählen und entscheiden zu können. In der
klärung und Deismus. 1881 Gründung des Moderne, Philosophie und Rechtswissenschaft
Deutschen Freidenkerbundes. F. definierten allgemein verstanden als ein Zustand der Au-
sich als „frei von der Religion“, in Abgrenzung tonomie des Subjekts. Das individuelle und
zu Freireligiösen („frei in der Religion“). Deut- gesellschaftliche Selbstbestimmungsrecht fin-
scher Freidenker-Verband  Humanistischer det seine Grenzen immer dann, wenn dadurch
Verband Deutschlands die F. anderer begrenzt wird.  Menschen-
Humanistischer Verband Österreich vor- rechte
mals Freidenkerbund Österreichs  Im Freimaurer  auf spätmittelterliche Stein-
Jahr 1887 wurde in Wien ein „Verein der Kon- metzbruderschaften und deren Bauhütten zu-
fessionslosen“ gegründet, 1893 in „Verein der rückgehend Gemeinschaft („freemasons“).
Freidenker Nieder-Österreichs“ und 1921 in 1717 in England Gründung der ersten F.-Loge.
„Freidenkerbund Österreichs“ umbenannt - Im 18. Jh. waren viele Anhänger der Aufklä-
mit rund 65.000 Mitgliedern im Jahr 1932. rung in F.-Logen organisiert (Lessing, Wie-
Dieser wurde von den Austrofaschisten ( land, Nicolai, Herder, Goethe, Mozart u.a.).
Klerikalfaschismus) im Juni 1933 als erste so- Später wurden die F. immer mehr zu elitären
zialdemokratische Kulturorganisation verbo- Geheimgesellschaften mit okkulten Praktiken,
ten. Nach dem II. Weltkrieg kam es 1948 zur deshalb fragwürdig, ob heute überhaupt noch
Neugründung des nunmehr parteiunabhängi- als aufklärerisch bezeichnet werden kann. 
gen „Freidenkerbundes Österreichs“. Seit Esoterik  Okkultismus
2019 trägt der Verband den Namen „Huma-
Freireligiös  („frei in der Religion“, in Abgren-
nistischer Verband Österreich“. Zu den Ange-
zung zu Freidenkern „frei von der Religion“),
boten des Verbands zählen Publizistik und
entstanden in den 1840er Jahren u.a. aus
weltliche Feiern. www.humanisten.at  Frei-
Empörung über die Ausstellung des „Heiligen
denker
Rockes Christi“ in Trier und der ersten großen
Freidenkervereinigung der Schweiz  Um Kirchenaustrittsbewegung in Deutschland.
etwa 1870 organisierten sich antiklerikale Mitglieder der sich bildenden freien Gemein-
Menschen in verschiedenen Städten in lokalen den („Freie Protestanten“, „Lichtfreunde“,
Vereinen; z.B. im Freidenkerclub Zürich. Am „Deutschkatholiken“) waren 1848/49 maß-
12. April 1908 schuf dann die Gründung des gebliche Persönlichkeiten (Robert Blum) der
„Deutschschweizer Freidenkerbundes“ in Zü- Revolution. 1859 Vereinigung zum „Bund
rich die Basis für eine landesweit geeinte Be- Freireligiöser Gemeinden Deutschlands“. 
Dissidenten
Freisinn  politische Richtung und Parteien Forderung nach Objektivität und Sachlichkeit
(„Freisinnige Partei“, „Fortschrittliche Volks- („Sine ira et studio“, lat. „Ohne Zorn und Ei-
partei“) innerhalb des Liberalismus im Deut- fer“ nach Tacitus, um 58–120 u.Z.) dahinge-
schen Kaierreich. Heute keine Bedeutung hend interpretiert, dass selbst schlimmste
mehr. Verbrechen gegen die Menschlichkeit „im his-
torischen Kontext zu sehen“ seien und daher
Frieden  Die einzig humane Form des Zusam-
entschuldbar wären. Es gab aber zu Grau-
menlebens (Gegensatz zu  Krieg). Viele
samkeiten immer humanere Alternativen und
Christen und Theologen stellen ihre Religion
daher muss auch an Historiker die Forderung
so dar, als wäre ihre Ideologie und Organisa-
gestellt werden, dass sie parteilich aus der
tion schlechthin die Friedensbewegung selbst.
Sicht des Volkes und der Demokratie zu urtei-
Dem steht aber die eigene Kirchengeschichte
len haben. Historiker sollten also selbst De-
entschieden dagegen ( Kriminalgeschichte
mokraten und Antifaschisten sein, sonst sind
des Christentums). Auch deren legendärer
sie unglaubwürdig! - Karlheinz Deschner
Religionsgründer Jesus soll verkündet haben:
(1924-2014) dagegen erfüllte dies als Histo-
„Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen
riker vorbildlich hinsichtlich seiner demokrati-
bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin
schen Parteilichkeit – und erfüllte zugleich
nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern
auch akribisch alle wissenschaftlich Kriterien.
das Schwert.“ (Matthäus 15,34). Für das häu-
Hans Wollschläger beschrieb „Deschners Prin-
fig zitierte „Schwerter zu Pflugscharen“ (Mi-
zip und seine ihm nicht entreißbare Legitima-
cha 4,3; Jesaja 2,4), findet sich ebenso eine
tion“ in seinem »Leitfaden a priori« zum 5.
biblische Aufhebung: „Macht aus euren Pflug-
Band von Deschners Kriminalgeschichte des
scharen Schwerter und aus euren Sicheln
Christentums, Reinbek 1997):  „Das geht
Spieße!“ (Joel 4,10). Für die sich auf die Bibel
der gesamten Vertuschungs-Historiographie
berufende Friedensbewegung gilt also, dass
mitten ins Gesicht, und nur folgerichtig ge-
deren heilige Schrift als Sammelwerk ein be-
schieht es mit allen dort verpönten Mitteln:
liebiges Gemischtwarenangebotes darstellt,
urteilend, wertend, nämlich »moralisch« wer-
auch für sich gegenseitig ausschließende und
tend, nämlich aus der Sicht der Opfer urtei-
einander widersprechende Aussagen ( Dua-
lend, die das alles erdulden mussten: eine
lismus). Weltliche Humanisten treten unbe-
Gräuel-Chronik ohne Wenn und Aber.“ – De-
dingt ein für den F. und sind hierbei immer
schner selbst bekräftigte: „Den Historikern
bereit, mit religiös Motivierten zusammenzu-
sind die Kriege wie heilig, diese brechen, heil-
arbeiten.
same oder unvermeidliche Gewitter, aus der
Fundamentalismus  (lat. fundamentum Sphäre des übernatürlichen in den selbstver-
„Unterbau“, „Grund“), insbesondre der F., der ständlichen und erklärten Lauf der Welt ein.
in Religion begründet ist, ist gekennzeichnet Ich hasse den Respekt der Historiker vor ir-
durch extreme Intoleranz und Eiferertum und gendwas, bloß weil es geschehen ist, ihre ge-
zu einem argumentativen Dialog nicht fähig. fälschten, nachträglichen Maßstäbe, ihre
Die Überzeugung und Geisteshaltung des F. Ohnmacht, die vor jeder Form von Macht auf
beinhaltet Interpretationen allein auf ihrer in- dem Bauche liegt. … Doch tendenziös ist jede
haltlichen Grundlage (Fundament) als angeb- Geschichtsschreibung, ausnahmslos; die ehr-
lich einzig wahre und nicht hinterfragbarer liche gibt es zu! Denn jede hat eine gewisse
Annahme. F. wird durch eine stark polari- Neigung, Richtung, jede tritt für oder gegen
sierte Auslegung einer Letztbegründung um- etwas ein, »stimmt« also für oder gegen et-
gesetzt, ist antimodernistisch, reaktionär, was. Jeder Historiker ist selbstverständlich
vergewaltigend und intolerant.  Inquisition vorgeprägt, gebunden, subjektiv. … Jeder be-
 Kognitive Dissonanz  Theokratie leuchtet, erforscht, erklärt die Welt und die
Geschichtsrelativismus, Geschichtsrelati- Geschichte im Sinne seiner Weltanschauung.
onismus  (lat. relatio, „Verhältnis“, „Bezie- Und am gefährlichsten allemal: wer dies leug-
hung“), eine Denkrichtung, die die Wahrheit net, wer unparteiisch tut, Wertneutralität vor-
von Aussagen und Prinzipien als von etwas täuscht, wissenschaftstheoretische Unschuld,
anderem bedingt ansieht und deshalb abso- kurz, wer Objektivität mimt, die es vermutlich
lute Wahrheiten und sichere Erkenntnisse un- nicht gibt, am wenigsten wohl in der Theolo-
möglich seien (Gegensatz zu  Erkennbarkeit gie und in der Geschichtsschreibung. »Objek-
der Welt). Insbesondere in der Geschichtswis- tiv«, sagt Johann Gustav Droysen, »ist nur
senschaft wird die vollkommen berechtigte der Gedankenlose!«.“ (Karlheinz Deschner in
»Einleitung zum Gesamtwerk« Band 1 der Geschichtsrevisionismus  (lat. revidēre
Kriminalgeschichte des Christentums, zitie- „wieder hinsehen“), Pseudowissenschaft,
rend hier Literaturnobelpreisträgers Elias Ca- steht insbesondre in der Geschichtswissen-
netti (1905-1994). - Der österreichisch-israe- schaft (unter Missachtung der Wissenschaft-
lische Historiker Walter Grab (1919-2000) lichkeit) und Trivialpublizistik für Versuche,
widmete einen Schwerpunkt seines Werks der allgemein anerkannte historische, politische
Kritik dieser Einseitigkeit der reaktionären oder wissenschaftliche Erkenntnisse und Po-
deutschen Historiker. So stellte für ihn deren sitionen in Frage zu stellen und umzudeuten,
Stellung zur Französischen Revolution die bzw. absichtsvolle und pseudowissenschaftli-
Gretchenfrage dar, ob ein Historiker reaktio- che Geschichtsfälschungen durch Verharmlo-
när oder demokratisch gesonnen und dadurch sung der Verbrechen des Faschismus (auch
in seiner Wahrnehmung voreingenommen der Verbrechen der Inquisition und „Hexen“-
war:  „Seit jeher hat die revolutionäre Ge- Verfolgungen), Relativierungen der Schuld-
burt der bürgerlichen Gesellschaftsordnung fragen, Bagatellisierung der Opferzahlen u.a.
alle Historiker zu einer entschiedenen Pro-  Fake News/Manipulation  Geschichtsrela-
und Kontrahaltung gezwungen. Dies ist da- tivismus
rauf zurückzuführen, dass die von der Revo-
Gesundheit, Patientenrechte  Die Weltge-
lution postulierte Verwirklichung des Gleich-
sundheitsorganisation (WHO) definierte in der
heits- und Freiheitsanspruchs aller Menschen
Präambel ihrer Verfassung von 1946: „Ge-
kein abgeschlossener Prozess ist, sondern
sundheit ist ein Zustand vollkommenen kör-
auch in unserer Gegenwart im Zentrum der
perlichen, geistigen und sozialen Wohlbefin-
politischen und sozialen Kämpfe steht. Das
dens und nicht allein das Fehlen von Krank-
beherzigenswerte Diktum des englischen Ge-
heit und Gebrechen.“ Auch wenn dies eine
lehrten Edward Hallett Carr: »Studiere den
Zielvorstellung eines noch lange nicht erreich-
Historiker, ehe du anfängst, die Fakten zu
ten Idealzustandes ist, zeigt es doch, dass
studieren« trifft besonders auf die Ge-
Gesundheit nicht nur das Fehlen von Krank-
schichtsschreiber der Revolution zu; denn die
heit beinhaltet und dass soziales Wohlbefin-
den Bedingtheiten ihrer Epoche, ihres Landes
den ein entscheidender Faktor für die Erlan-
und ihrer Klasse verhafteten Historiker kön-
gung und Erhaltung von Gesundheit darstellt.
nen den weltverändernden Aufbruch nicht aus
Zugang und ausreichende Angebote von Ge-
wissenschaftlicher Distanz, sie müssen ihn
sundheitsversorgung für alle, gesunde Um-
vielmehr als aktuelles Politikum betrachten. …
welt, Arbeitsbedingungen und Wohnverhält-
Die vielgerühmte Wertfreiheit der Wissen-
nisse sind daher unerlässliche Menschen-
schaft und politische Neutralität des Historis-
rechte. Wichtige Erfolge hierbei waren und
mus war nichts anderes als Legitimierung des
sind die Etablierung sozialstaatlicher und so-
Status quo und Sanktionierung der autoritä-
zialversicherungspflichtiger Normen und Ge-
ren Staats- und Herrschaftsprinzipien. … Die
setze. - Wahrnehmung von Patientenrechten
Vernunftprinzipien der Aufklärung hingegen,
und Durchsetzung von Vorausverfügungen
die von der traditionellen Geschichtsschrei-
bis zum Lebensende, sind wichtige Vorausset-
bung Deutschlands meist geringgeschätzt
zung zur Verwirklichung des Selbstbestim-
und missachtet wurden, haben ihre Gültigkeit
mungsrechts von Patienten. Die Patienten-
behalten. Es ist die Pflicht des Historikers, die
rechte wurden gestärkt durch Gesetze zur
universalen Ideen der unveräußerlichen Men-
Verbindlichkeit von Patientenverfügungen
schenrechte, der demokratischen Sozialord-
2009 (BGB § 1901a,b und § 1904) und dem
nung und der brüderlichen Gleichberechti-
Patientenrechtegesetz 2013 (BGB § 630a-h),
gung aller Nationen im öffentlichen Bewusst-
welches Rechte und Pflichten zwischen den
sein zu verankern. Diese Ideen von 1789 bil-
Vertragsparteien Behandler/Arzt und Patien-
den die geistige Grundlage jeder menschen-
ten benennt. Patientenrechte sind demnach
würdigen Ordnung.“ (Walter Grab: Zwei Sei-
die Behandlung nach allgemein anerkannten
ten einer Medaille. Demokratische Revolution
fachlichen Standards, umfassende und recht-
und Judenemanzipation. In: Französische Re-
zeitige Informations- und Aufklärung in ver-
volution und deutsche Geschichtswissen-
ständlicher Weise über die Behandlung und
schaft. Köln 2000)  Geschichtsrevisionismus
deren voraussichtliche Kosten zu Beginn und
 Fake News/Manipulation  Kriminalge-
während der Behandlung, schriftliche Doku-
schichte des Christentums
mentation, Verbindlichkeit der vorherigen
Einwilligung oder Nichteinwilligung und deren
Widerruf aller Behandlungsschritte, Gewäh- mir nicht antun soll, will ich auch nicht ande-
rung der unverzüglichen Einsicht in sämtli- ren Menschen zufügen.“ ( Kǒng Fūzǐ: Lùn yǔ
cher Patientenakten mit Abschriften und „Gespräche“ 15,24)
zehnjährige Aufbewahrungsfrist, Aufklärung
Gott, Götter  Glaubensüberzeugungen, über-
und Anzeige grober Behandlungsfehler u.a. -
natürliche Wesen oder eine höhere Macht in-
Eine unzulässige Einschränkung der Patien-
nerhalb verschiedener Mythen, Religionen
tenselbstbestimmung am Lebensende war
und Metaphysik.  Ludwig Feuerbach: „Der
der 2015 beschlossene § 217 des StGB, der
Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“  Xe-
bestimmte Hilfeleistungen bei Suiziden unter
nophánēs Ξενοφάνης (um 570-470 v.u.Z.)
Strafe stellte. Am 26.02.2020 wurde jedoch
weigerte sich Götzenbilder anzubeten mit der
die Verfassungswidrigkeit dessen durch das
Begründung: „Könnten Ochsen, Pferde und
Bundesverfassungsgericht festgestellt. Dem-
Löwen Götterbilder anfertigen, dann wäre es
nach umfasste das allgemeine Persönlich-
für Pferde ein Pferdegötterbild, für Ochsen ei-
keitsrecht auch das Recht auf ein selbstbe-
nes, das Ochsen gleichen würde. Alle würden
stimmtes Sterben, der Eingriff in dieses Recht
sie Körper schaffen, die ihrem eigenen gleich
durch § 217 StGB ist nicht gerechtfertigt. 
kämen.“
Freiheit  Tod
Gottes-„Beweise“  (nach Anselm von Can-
Giordano Bruno Stiftung zur Förderung
terbury, um 1033-1109, Thomas von Aquin,
des evolutionären Humanismus (gbs) 
um 1225-1274, u.a.), lediglich Theorien, aber
Stiftung, überwiegend tätig in zeitgenössi-
keine juristisch, formallogisch oder wissen-
scher Aufklärung, Erwachsenenbildung und
schaftlich akzeptablen Beweise: Ontologi-
Publikationen www.giordano-bruno-stif-
scher G.-B. (gr.) ón eĩnai ὄν εἶναι „seiendes
tung.de  Freigeist  Evolutionärer Humanis-
Sein“), Kosmologischer G.-B. (gr.
mus
κόσμοι kósmoi „(Welt-)Ordnung“, „der Kos-
Goldene Regel  (lat. Regula aurea), der tra- mos müsse eine Ursache haben und die wäre
ditionelle Grundsatz einer praktischen Ethik, Gott“ – wo bliebe aber dann die Ursache Got-
der (positiv) fordert, andere so zu behandeln, tes?), Teleologischer G.-B. (gr. télos τέλος
wie man selbst von ihnen behandelt werden „Zweck“, „Ziel“, „Ende“, aus „Zweckmäßig-
will, bzw. (negativ) ablehnt, was man sich keitgründen“ und Ethischer G.-B. (gr. ἠθική
selbst nicht angetan haben will und auch kei- ēthikē „sittliches Verständnis“). Im Wesentli-
nem andern zufügen will. Obwohl dies rein chen handelt es bei den G.-B.en um „sich
weltliche profane Normen sind, bemühen sich selbst beweisende“ Theorien, bzw. „sich
Kleriker diese Regel in ihren Kontext zu stel- selbst erfüllende Vorhersagen“ (engl. „self-
len, oder ausschließlich zu vereinnahmen (z.B. fulfilling prophecy“), bzw. um Kognitive Dis-
im „Projekt Weltethos“, initiiert von Hans sonanz. Bereits Epíkouros (um 341-270
Küng). Tatsächlich finden sich in vielen Reli- v.u.Z.) widerlegte schlüssig, v.a. den Ethi-
gionssystemen Formulierungen der G. R. schen G.-B.:  „Entweder will Gott die Übel
(Hinduismus: Mhābhārata, Buddhismus: in der Welt abschaffen und kann es nicht,
Samyutta Nikāya, Judentum: Rabbi Hillel, Is- dann ist er schwach; oder er kann es und will
lam: Mohammed Sprüche Hadithe von an-Na- es nicht, dann ist er schlecht; oder er kann es
wawi, Christentum: Bergpredigt, Matthäus nicht und will es nicht, dann ist er schwach
7,12 und sinngemäß Lukas 6,31). Die G. R. und schlecht und in jedem Fall kein Gott, oder
ist dennoch völlig laizistisch, deshalb univer- er kann es und will es, woher kommen dann
sell gültig und vermutlich so alt, wie die ältes- die Übel? Und warum beseitigt er sie nicht?“ 
ten Zivilisationen. Das älteste schriftliche Gott, Götter  Religion  Theologie  Theo-
Zeugnis der G. R. findet sich bei den Chinesen, dizee
die die ersten waren, die vernünftige Regeln
Grenzen der Toleranz  (lat. tolerare „ertra-
ohne religiöse Verbrämung aufgestellt haben
gen“, „aushalten“, „erdulden“) unterscheidet
(und nicht wie das „Projekt Weltethos“ be-
sich von Akzeptanz (lat. accipere „annehmen“,
hauptet in der „chinesischen Religion“, son-
„gutheißen“). Bei der Reaktion auf bestimmte
dern in der betont weltlichen Philosophie des
Ideologien und Aussagen ist zu unterscheiden,
Konfuzianismus/Kongzi-Lehre: „Gibt es ein
ob diese zu tolerieren, also zu erdulden sind,
Wort, das ein ganzes Leben lang als Richt-
oder zu akzeptieren, respektieren und zu un-
schnur des Handelns dienen kann? Das ist
terstützen. Bei inhumanem Denken kann Res-
»gegenseitige Rücksichtnahme«! Was man
pekt gegenüber den individuellen Personen
geboten sein, aber keinesfalls gegenüber de- heim“ geht vermutlich auf die Zeit der fränki-
ren inhumanen Ansichten, die mit Respektlo- schen Christianisierung zurück, als Bezeich-
sigkeit zu behandeln sind. Michael Schmidt- nung für einen Ort, an den ursprünglich H.
Salomon empfiehlt hier als Handlungsweisen: (Römer) ihr „Heim“ gehabt hatten.
das Akzeptierbare zu bestärken, das Tolerier-
Heilige  Personen die durch den Klerus „hei-
bare mit „zivilisierter Verachtung“ behandeln,
liggesprochen“ (kanonisiert  Bibel) wurden.
das Nicht-mehr-Tolerierbare bekämpfen mit
Voraussetzung ist ein vorangegangenes,
„Null Toleranz!“. Keinesfalls dürfen religiös
durch einen Papst „anerkanntes“ Wunder,
begründete Motive Freibrief für Gewalt einge-
eine Erscheinung, die den Naturgesetzen wi-
räumt bekommen. Nachsicht kann es allen-
derspricht und auf „göttliche Einwirkung“ zu-
falls gegenüber den oft schon von frühester
rückgeführt wird. Tatsächlich gibt es aber gar
Kindheit an Indoktrinierten geben, da diese in
keine Erscheinungen, die plausibel außerhalb
„ideologischen Zwangsjacken gefangen“ sind.
der naturgesetzlichen Ursachen entstanden
„Die Haltungen aber, die sie vertreten, haben
sind, was uns schließen lassen kann, dass
keinerlei Nachsicht verdient.“ Schmidt-Salo-
auch das, was wir noch nicht wissenschaftlich
mon plädiert für die Verteidigung der Werte
erklären können, als natürlich verursacht an-
der „offenen Gesellschaft“, die auf Säkularis-
gesehen werden kann.  Erkennbarkeit der
mus und Laizismus beruhen.  Michael
Welt  Naturalismus
Schmidt-Salomon: Die Grenzen der Toleranz.
Warum wir die offene Gesellschaft verteidigen Hexen  (mittelhochdt. hecse, hesse „ge-
müssen. München 2016.  Toleranz  Tren- spenstisches Wesen“  Aberglauben), aber
nung von Kirche und Staat hauptsächlich ein verhängnisvoller, durch den
christlichen Klerus angestachelte Pogrome.
Häresie, Heterodoxie  (griech. haíresis
1484 hatte Papst Innozenz VIII. eine soge-
αἵρεσις „Wahl“, „Anschauung“, „Schule“, bzw.
nannte „Hexenbulle“ herausgegeben, in der
heterodoxia ἑτεροδοξία, „abweichende, ver-
er den Dominikanermönch Heinrich Institoris
schiedene Meinung“ ( Ketzerei). Bezeich-
ermächtigte, auch in den deutschen Ländern
nung für eine Lehre, die im Widerspruch zur
mit aller Schärfe gegen das angebliche „H.“-
Lehre einer Kirche steht. Der Gegenbegriff
Unwesen vorzugehen. Das war der Auftakt zu
hierzu wäre Orthodoxie (griech. ὀρθός δόξα
den Verfolgungen im großen Stil. Der berüch-
orthós dóxa „richtige Meinung“, „Rechtgläu-
tigte Mönch verarbeitete seine „Erfahrun-
bigkeit“). Die Definitionshoheit hierbei bean-
gen“ in dem Buch  Malleus Maleficarum
sprucht allein der Klerus und verfolgte H. mit
(„Hexenhammer“, erstmals 1487 erschienen).
besonderer Grausamkeit.  Dissidenten  In-
Der „Hexenhammer“ formulierte alle „Tatbe-
dex  Inquisition  Hexen  Zensur
stände“, die die Opfer unter der Folter zu ge-
Hedonismus  (gr. hēdonḗ ἡδονή „Lust“, „Ge- stehen hatten und unterstellte den Unschuldi-
nuss“, „Vergnügen“), ethische Lehre, die das gen „Teufels-Buhlschaft“, also Sex mit dem
Motiv menschlichen Handelns im Streben Teufel ( Hölle) gehabt zu haben und Zaube-
nach individuellem Genuss sieht. Manche rei. Damit begann die 300 Jahre währende
Gegner und bereits die frühen Christen unter- Zeit des „H.“-Terrors, die entsetzliches Leid
stellten in heuchlerischer Absicht insbeson- brachte. Nicht etwa das finstere Mittelalter
dere den Anhängern des epikureischen H. war also der Höhepunkt bei dieser Schande
reine Genusssucht. Epíkouros dagegen ver- des Abendlands, den „H.“-Prozessen, sondern
stand hēdonḗ hauptsächlich als Freisein von das 17. Jh. Die „H.“-Hysterie wurde gerade
Schmerz und Furcht.  Epikureer  Humanis- im Zeitalter der Gegenreformation gezielt und
mus  Naturalismus erfolgreich von den Herrschenden zu Befriedi-
gung des unruhigen Volkes eingesetzt. Aber
Heiden, Heidentum (german. heiþna, haiþina,
auch der evangelische Klerus wandte dieses
Lehnübersetzung aus lat. paganus  Paganis-
Terrorinstrument an (Martin Luther war selbst
mus, griech. éthnos „[fremdes] Volk“), vom
sehr „H.“-gläubig). Die sehr hohen Verfah-
christlichen Klerus gebrauchter diskriminie-
renskosten hatten die Familien der Opfer zu
render Begriff für die „Nicht-zum-Christen-
bezahlen, was in der Regel eine Enteignung
tum-Bekehrten“, was das Recht auf gewalt-
ganzer Bevölkerungskreise zugunsten der
same Zwangsmissionierung beinhaltete (
Obrigkeit darstellte. Ein offizielles Schuldein-
Inquisition,  Kremation). Die Namensge-
geständnis der Kirchen oder Entschädigungen
bung der süddeutschen Stadt „Heiden-
unterblieben. Kirchenhistoriker verbreiten so- in den Ofen [!] werfen, in dem das Feuer
gar noch immer die Legende, dass nicht der brennt. Dort werden sie heulen und mit den
Klerus die Verantwortung für die Morde ge- Zähnen knirschen.« (Mt. 13, 41-43). Zweck
habt hätte, sondern die weltliche Obrigkeit dieser Androhung - deren Wahrheitsgehalt
(die zwar vom Klerus abhängig war, aber for- niemand überprüfen konnte - war die Ausnut-
mell die Henker zu stellen hatte).  Inquisi- zung der Hilflosigkeit der Menschen in ihrer
tion  Theokratie  Geschichtsrelativismus  Abhängigkeit als Leibeigene (= Sklaven) Got-
Geschichtsrevisionismus  Fake News/Manipu- tes und seiner irdischen Stellvertreter. Wenn
lation sie in dieser Welt geduldig hungerten, froren,
Hochzeits-/Partnerschaftsfeier (Huma- Schmerzen hatten, ohne Rechte waren ... -
nistische)  Bestandteil weltlicher Feierkul- dann war ihnen der Himmel versprochen.
tur für Paare, auch als besondere Ergänzung Wenn sich Menschen dagegen auflehnten, ka-
zur standesamtlichen Formalie. Bei dieser Ze- men sie in die Hölle bzw. in das »reinigende«
remonie feiern Paare (Mann und Frau, Frau Fegefeuer. Dabei verstand es der ach so
und Frau, Mann und Mann) ihre Hochzeit – sanfte Messias meisterlich, die Angst vor dem
weltlich, selbstbestimmt und individuell. Fest- Feuer zu schüren: »Wer einen von diesen
rede, Musik und Poesie, ein Trauspruch oder Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen ver-
ein selbst formuliertes Versprechen gehören führt, für den wäre es besser, wenn er mit ei-
ebenso dazu wie ein Ambiente zum Wohlfüh- nem Mühlstein um den Hals ins Nichts gewor-
len.  Freidenker  Humanismus  Humanis- fen würde. Wenn dich deine Hand zum Bösen
tischer Verband Deutschland  Passageritu- verführt, dann hau sie ab; es ist besser für
ale  Zivilehe dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen,
als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen,
Hokuspokus  (pseudolateinische Wortschöp- in das nie erlöschende Feuer. Und wenn dich
fung aus dem 17. Jh.), abgeleitet aus lat. Hoc dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn
est corpus meum „Dies ist mein Leib“), einem ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das
Ritualspruch des katholischen Kultus Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die
(„Abendmahl“, „Eucharistie“  Konsekration), Hölle geworfen zu werden. Und wenn dich
bei der sog. „Wandlung“ einer Hostie in den dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es
(angenommenen) „Leib Jesu“ und des Weins aus; es ist besser für dich, einäugig in das
in das (angenommene) „Blut Jesu“ ( Zaube- Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen
rei). Die „gewandelten“ Gegenstände werden in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm
dann verspeist (Kannibalismus?). Das dem nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.« (Mk
Lateinischen nicht mächtige einfache Volk in- 9,42-48)“ (Carsten Frerk & Michael Schmidt-
terpretierte (vollkommen richtig), dass es Salomon: Die Kirche im Kopf. Aschaffenburg
sich bei „Hoc est corpus meum“ in Wirklichkeit 2007, S. 178).  Bergpredigt  Bibel. Die H.
nur um einen H. handelte. H. ist seither ein der Christen ist also ein Zustand einer ewig
Synonym für „Schwindel“, „Zauberformel“, andauernden Folter. Schon allein eine solche
„Taschenspielertrick“.  Heilige  Kirche  unmögliche Monstrosität diskreditiert diese
Wunder Religion. Wie tröstlich ist deswegen für uns
Hölle  (althochdt. Hell(i)a), nach mythologi- Freidenkende, dass diese Drohung nie eintre-
schen Vorstellungen der Ort der Toten.  ten wird und die sichere Gewissheit der End-
„Aus diesem unspezifizierten Totenreich, das lichkeit des individuellen Lebens.  Sünde 
so auch andere Kulturen kennen, wurde unter Teufel  Theodizee  Unsterblichkeit
christlichem Einfluss ein einzigartiges Folter- Humanismus  (lat. humanus „menschlich“,
lager, eine Art »himmlisches Auschwitz«, in „menschenfreundlich“), allgemeiner Ausdruck
der die Engel zur »Selektion an der himmli- und im engeren Sinn, die frühbürgerliche, an-
schen Rampe« bestellt sind. Diese Idee einer tifeudale, geistige und kulturelle Strömung,
»pyromanischen Endlösung der Ungläubigen- insbesondere in ihrer säkularen Form, der
frage« ist im Übrigen keine späte Erfindung emanzipatorischen, kulturellen und literari-
der viel gescholtenen Kirche, sondern stammt schen gesamteuropäischen Bewegung in Zei-
vom christlichen Erlöser höchst daselbst: ten der Renaissance. Humanistisches Denken
»Der Menschensohn wird seine Engel aussen- und Handeln kann auch heute sowohl weltlich,
den, und sie werden aus seinem Reich alle zu- als auch religiös begründet sein. Religionen
sammenholen, die andere verführt und Got- sehen ihre Lösungen im Jenseits und lebens-
tes Gesetz übertreten haben, und werden sie
fremd im Hoffen auf Gott-Gnade (der diessei- Der hpd fühlt sich der Aufklärung verpflichtet
tige Mensch spielt eine sekundäre Rolle). Der und will organisationsunabhängig medialer
weltliche H. dagegen strebt eine optimale Ge- Dienstleister der säkularen Szene sein. Er gilt
staltung des einmaligen Lebens der Menschen in der Öffentlichkeit als einflussreichstes, kir-
im Diesseits an.  Säkularismus  Ethik chenkritisches Informationsportal im
deutschsprachigen Raum. www.hpd.de  Hu-
Humanistik  insbesondere Vertreter des 
manismus
Humanistischen Verband Deutschlands stre-
ben an, „Humanistik als Wissenschaft vom Humanistischer Verband Deutschland
Humanismus“ zu etablieren – perspektivisch (HVD)  seit 1993 Zusammenschluss und
auch an staatlichen Universitäten zu etablie- Nachfolgeorganisation von Deutscher Freiden-
ren. Von den Initiatoren heißt es dazu:  „... ker-Verband u.a. freigeistigen Organisationen,
können wir Humanistik als ein Fachgebiet ver- größte Interessengemeinschaft für Konfessi-
orten, das sich am Schnittpunkt verschie- onsfreie, offen für alle freigeistigen Strömun-
denster Disziplinen situiert. Es vereint empiri- gen, mit Ausnahme nichthumanistischer. Die
sche Beschreibung und normative Werte, Humanisten Baden-Württemberg, K.d.ö.R.
Wissenschaft und Weltanschauung, objekti- (www.dhubw.de) sind dessen Landesverband.
vistisches und interpretatorisches Herange- Der HVD betreibt neben den traditionellen Auf-
hen, theoretische Untersuchung und prakti- gabenfeldern zeitgemäße Aufklärung und welt-
sche Veränderung. Als angewandte Human- liche Feierkultur ( Passagerituale) und ist zu-
wissenschaft strebt sie danach, den einzelnen nehmend tätig auf vielen sozialen, pädagogi-
Menschen in seiner Komplexität, als fühlen- schen ( Lebenskunde), Pflege und Jugendar-
des, denkendes, urteilendes, vorausstreben- beit. www.humanismus.de  Freidenker  Hu-
des und handelndes Wesen zu betrachten, manismus
das innerhalb eines gegebenen, aber verän-
Idee, Idealismus, philosophischer (objek-
derbaren historischen und gesellschaftlichen
tiver und subjektiver)  (griech. idéa ἰδέα „Ge-
Kontextes seinem Leben Sinn, Inhalt und
stalt“, „Erscheinung“), im Gegensatz zum po-
Form zu geben versucht.“ Horst Groschopp
pulären Begriff des allgemeinen Idealismus
(Hrsg.): Humanistik. Aschaffenburg 2012.
(der äußerst unspezifisch definiert ist), ist der
Humanistischer Lebenskunde Unterricht  I. als philosophischer Begriff eine Grundrich-
Nach ersten Erfahrungen in den 1920er Jah- tung, die vom Primat des Bewusstseins ge-
ren wurde Lebenskunde im Jahr 1960 durch genüber der Materie ausgeht. Der Objektive
das Engagement des Regierenden Bürger- I. nimmt die Gestalt eines übernatürlichen
meisters Willy Brandt (1913-1992) wieder in Weltschöpfers an. Der Subjektive I. nimmt
den Berliner Schulen eingeführt. Heute ist es an, dass das Objekt Welt nur in den Empfin-
ein freiwilliges (fakultatives) Unterrichtsfach dungen oder im Bewusstsein der Menschen
ohne Zensuren in der Trägerschaft des Lan- existiert. Karl Marx 1867:  „Es ist nicht das
desverband Berlin-Brandenburg des Huma- Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, son-
nistischen Verbands Deutschland. Es wird an dern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein,
Berliner Schulen und seit dem Schuljahr das ihr Bewusstsein bestimmt.“ (MEW Berlin
2007/08 ebenfalls an Brandenburger Schulen 1956ff, Bd. 13, S. 9). Der Idealismus ist Ge-
gleichberechtigt neben dem Religionsunter- gensatz zu  Materialismus und  Naturalis-
richt angeboten ( Lebensgestaltung-Ethik- mus
Religionskunde). In Berlin nehmen daran
Index Librorum Prohibitorum (lat. „Ver-
mehr als 60.000 Mädchen und Jungen teil.
zeichnis der verbotenen Bücher“, kurz Index
Von weiteren humanistischen Landesverbän-
Romanus, „Römischer Index“), Verzeichnis
den ist die Einführung von Lebenskunde ge-
der römisch-katholischen  Inquisition, das
plant. www.lebenskunde.de  Aufklärung
Bücher auflistete, deren Lektüre für jeden 
 Humanismus
Katholiken als schwere Sünde galt und teil-
Humanistischer Pressedienst (hpd)  Im weise bis zur Exkommunikation führte. Erst-
Jahr 2006 als eingetragener Verein gegründet mals 1559 erschien, fortgesetzt bestätigt und
und gemeinnützig, waren die ursprünglichen bis 1965 gültig. Bis zu 60.00 Bücher wurden
Träger die Giordano Bruno Stiftung und der genannt, u.a. die Autoren Honoré de Balzac,
Humanistische Verband Deutschland; derzeit Pierre-Jean de Béranger, René Descartes, die
gehören dem Trägerverein zehn Einzelperso- Encyclopédie von Denis Diderot und Jean Bap-
nen und neun freigeistige Organisationen an. tiste d’Alembert, Alexandre Dumas, Heinrich
Heine, Immanuel Kant, Voltaire, Jean-Paul Verbot für die Gläubigen des Umgangs mit
Sartre u.a. aktuelle Bücher und Autoren. Ein Anders-, bzw. Ungläubigen. Für das Christen-
öffentliches Schuldeingeständnis fehlt bis tum gilt: „Wer aber in der Lehre bleibt, hat
heute.  Klerus  Menschenrechte  Theo- den Vater und den Sohn. Wenn jemand zu
kratie  Zensur euch kommt und nicht diese Lehre mitbringt,
dann nehmt ihn nicht in euren Haus auf, son-
Inquisition  (lat. inquirere „untersuchen“)
dern verweigert ihm den Gruß. Denn wer ihm
seit dem Spätmittelalter und der frühen Neu-
den Gruß bietet, macht sich mitschuldig an
zeit („Gegenreformation“) Gerichtsverfahren
seinen bösen Taten.“ (Bibel 2 Johannes 9-11).
des römisch-katholischen Klerus, meist unter
Im Islam: Muslime sollen soziale Interaktio-
Organisation des Mönchsordens der Domini-
nen mit Ungläubigen vermeiden und keine
kaner, päpstlich legitimierte Gedankenpolizei
Freundschaft mit ihnen pflegen (Koran Sure
der Glaubensdiktatur zur Einschüchterung
5,51; 4,89); Ungläubige sind keine menschli-
und Verfolgung von Häretikern. Die Opferzah-
chen Wesen. Gewalt ihnen gegenüber ist ein
len werden auf 10 Mio. Tote und ungezählte
legitimes Mittel. (Koran Sure 8,55-60). 
Gefolterte geschätzt. Entschädigungen er-
Menschenrechte  Theokratie
folgten nicht, auch kein offizielles Schuldein-
geständnis des Klerus. 1908 wurde die „Rö- Irrationalismus  (lat. irrationalis „unver-
mische Inquisition“ als Organ des Vatikans nünftig“), Auffassung nach der Erscheinungen
von Papst Pius X. nicht abgeschafft, sondern nicht durch Wissenschaft, sondern durch Ah-
nur umbenannt in „Sacra congregatio Ro- nungen, gefühlsmäßiges Erfassen, inneres Er-
manae et universalis Inquisitionis seu Sancti leben o.ä. und nicht durch „Vernunft“ erfasst
Officii“ oder kurz „Sanctum Officium“.  He- werden. Gegensatz zu  Rationalismus.
xen  Menschenrechte  Theokratie
Islamophobie  (arab. Islām ‫„ إﺳﻼم‬sich erge-
Internationale Humanistische und Ethi- ben, sich hingeben“ und griech. φόβος
sche Union. International Humanist and phóbos „Furcht“). Islamfurcht und Islam-
Ethical Union (IHEU)  Internationaler Zu- feindlichkeit als Form von Fremdenfeindlich-
sammenschluss von über 100 nichtreligiösen keit sind oft nur vordergründig  Religions-
humanistischen und säkularen Organisatio- kritik, da fälschlicherweise die Gesamtheit der
nen in mehr als 40 Ländern (www.iheu.org). Kultur der islamisch geprägten Länder mit
Mitgliedsorganisationen der IHEU aus dem Fundamentalismus gleichgesetzt wird oder
deutschsprachigen Raum sind unter anderem zudem begründet wird mit „christlicher euro-
 Humanistischer Verband Deutschlands,  päischer Leitkultur“ ( Rassismus  Antise-
Freidenker-Vereinigung der Schweiz,  Hu- mitismus). Oft trifft aber undifferenziert der
manistischer Verband Österreichs.  Freiden- Vorwurf der I. auch jegliche Islamkritik, wes-
ker  Freigeist  Humanismus  Internatio- halb dieser Begriff nicht undifferenziert ver-
nalismus wendet werden sollte, um berechtigte Kritik
am Islam mundtot zu machen. Islamische Re-
Internationaler Bund der Konfessionslo-
ligion unterliegt berechtigterweise der Religi-
sen und Atheisten e.V. (IBKA)  Internati-
onskritik und der Kritik an allen Auswüchsen
onal agierender Verband für die politische In-
des Fundamentalismus. Gewichtige Argu-
teressenvertretung von Atheisten und Kon-
mente liefert hier der Zentralrat der Ex-Mus-
fessionsfreien (www.ibka.org).  Aufklä-
lime http://exmuslime.com  Grenzen der
rung  Internationalismus  Trennung von
Toleranz
Kirche und Staat
Jugendfeier, Jugendweihe  weltliche Feier-
Internationalismus  (lat. inter-, „zwischen-
kultur und populäres Familienfest des Über-
“, natio „Volk“), zwischen- und innerstaatli-
gangs vom Jugend- ins Erwachsenenalter (
ches Organisationsprinzip der Solidarität, das
Passagerituale). Initiiert ab 1852 von Freireli-
von der Gleichwertigkeit aller Völker ausgeht
giösen und Freidenkern. In der DDR wurde die
und sich gegen jegliche Diskriminierung wen-
J.weihe im Sinne der früheren Veranstalter
det. Gegensatz zu  Nationalismus.  Völker-
zunächst abgelehnt, dann aber ab 1953 als
recht
staatstragende Veranstaltung unterstützt und
Intoleranz  (Gegensatz zu  Toleranz). organisiert. Heute ist die J. unter Anknüpfung
„Nichterdulden“, „Nichtertragen“. Wesentli- an die emanzipatorischen Wurzeln immer
cher Bestandteil des Fundamentalismus. In noch sehr populär. Veranstalter:  Humanis-
den mosaischen Religionen gibt es z.B. das tischer Verband Deutschland. JugendFEIER
www.humanismus.de/jugendfeier, Die Hu- sei. (Nicht einmal die Christen waren sich ei-
manisten Baden-Württemberg www. nig, wann der Geburtstag ihres Religionsgrün-
dhubw.de/jugendfeier, Jugendweihe Deutsch- ders zu feiern sei. Die Urchristen, die es doch
land e.V. www.jugendweihe.de eigentlich am besten wissen hätten müssen,
feierten seinen Geburtstag überhaupt nicht.
Kalender/Neujahr K./N.  lat. Calendarium
Um 200 u.Z. feierte die alte Kirche entweder
(„Schuldbuch“) Verzeichnis der Kalendae, der
den 19.04. oder den 20.05. Andere hielten
jeweils erste auszurufende (calare „ausrufen“)
den 17.11. für den richtigen Geburtstag.) -
Tag eines Monats, an dem Darlehen und Zins-
Befremdlich ist zudem, dass konservative His-
forderungen fällig waren. Die verschiedenen
toriker bis heute die veralteten Bezeichnun-
K.systeme nehmen einen wichtigen ordnen-
gen verwenden, wie sogar Daten aus der An-
den Faktor in gesellschaftlichen und religiösen
tike und aus außereuropäischen Kulturen „vor
Leben ein. Der N.tag ist der jeweilige Beginn
Chr.“ oder „nach Chr.“ benennen. Warum
eines periodisch wiederkehrenden K.zyklus.
sollten vor- oder nichtchristliche Menschen
In Mitteleuropa ist der N.termin am 1.01.
ihre Zeiteinteilung nach einem palästinensi-
nach dem Gregorianischen K., verordnet
schen Wanderprediger richten, von dessen
durch Gregor XIII. (Papst 1572-1585) in sei-
Existenz sie nichts wissen konnten? Besser
ner Bulle Inter gravissimas aus dem Jahr
scheint daher eine Bezeichnung der Jahres-
1582, der den bis dahin geltenden Juliani-
zahlen mit dem Zusatz „vor unserer Zeitrech-
schen K. (im Jahr 45 v.u.Z. im Römischen Im-
nung“ (v.u.Z.) bzw. danach „unserer Zeit-
perium eingeführt durch und benannt nach
rechnung“ (u.Z.). (Das empfiehlt sich zu min-
Iulius Caesar, 100-44 v.u.Z.) ablöste und die-
destens noch so lang, bis einmal die Vereinten
sem um 13 Tage vorangeht. Erst 1691 ver-
Nationen einen einheitlichen Weltkalender
fügte dann Innozenz XII. (Papst 1691-1700)
einführen werden - am besten mit einheitli-
den 1.01. auch als Jahresbeginn. Vorher galt
chen Zeitzonen und Datumsgrenze und einer
hierfür in weiten Teilen Europas der 6.01.
Uhrzeit und mit metrischer Graduierung nicht
Dies ist wohl auch der Grund, warum die Or-
nur der Jahre, sondern auch der kleineren
thodoxe Kirche am 6.01. ihr Weihnachtsfest
Einheiten, bis hin zu den Sekunden). – Das
feiert und deren ganzer K. sich um diese Frist
N.fest wurde und wird zu unterschiedlichen
unterscheidet. - Auch die verwendeten Mo-
Zeiten begangen: 14.01. am zivilen orthodo-
natsnamen sind nicht ganz logisch, denn der
xen N., entspricht dem 1.01. des Julianischen
Juli (urspr. quintilis „der Fünfte”) ist ja der 7.
K.; 1.03. bis 153 v.u.Z. in Rom, in Russland
Monat, August (urspr. sextilis „der Sechste”)
988 bis zwischen 1475-1500, in der Republik
ist der 8. Monat, September (septem = 7)
Venedig bis 1797; 21.03. „Tagundnachtglei-
der 9. Monat, Oktober (octo = 8) der 10. Mo-
che“, „Frühlingsanfang“ in K.n die auf za-
nat, November (novem = 9) der 11. Monat,
rathustrische Ursprünge zurückgehen, im
Dezember (decem = 10) der 12. Monat - was
Iran u.a. zentralasiatischen Ländern, in Teilen
auch schon im Julianischen K. nicht stimmte,
Indiens, in Pakistan und Kurdistan (Newroz);
weil im Jahr 153 v.u.Z der Jahresbeginn vom
25.03. „Mariä Verkündigung“ (ging zurück auf
1.03. auf den 1.01. verlegt wurde. (Weitere
Dionysius Exiguus der Kleine, um 470-540)
Monatsnamen: Januar (lat. ianuarius nach
verbreitet in großen Teilen Mitteleuropas bis
dem röm. Gott Janus; (lat. februarius) wurde
ins 13. Jh., in Florenz und Pisa von der Re-
vom römischen Sühne- und Reinheitsritual
naissance bis 1749, in Schottland bis 1600, in
Februa, März (lat. martius) nach dem römi-
England bis 1752; Mitte April in Thailand,
schen Kriegsgott Mars, April (lat. aprilis) von
Kambodscha, Nepal und bei den Tamilen;
aperire („öffnen“) da die Natur erwacht und
1.09. „Tag der Schöpfung der Welt“ (angeb-
die Knospen sich öffnen, Mai (lat. maius) röm.
lich vor nur etwas über 5.000 Jahren) im By-
Göttin, Juni (lat. iunius) nach Juno röm. Göt-
zantinischen Reich und Russland zwischen
tin der Ehe, Juli (lat. iulius) urspr. quinti-
Mitte des 13. Jh.-1701; 11.09. bei den Kopten
lis dann benannt nach Iulius Caesar, August
in Ägypten, in Äthiopien und bei den Rastafa-
nach Kaiser Augustus (der christliche K. ent-
ris; 14.09. das kirchliche orthodoxe N.; 22.09.
hält also überwiegend heidnische Monatsna-
Jahresbeginn nach dem  Französischer Re-
men) - Unverständlich ist auch, dass das
volutionskalender, gültig zwischen 1793-
Anno Domini Nostri Iesu Christi („im Jahre
1805, 1871; 31.10. dem Tag der Todesgöttin
unseres Herrn Jesus Christus“) am 1.01. be-
Hellia bei den Kelten; 25.12. dem christlichen
ginnt, der Geburtstag dieses „Herrn“ nach
Weihnachten der römisch-katholischen und
dem gerechnet wird, aber der 25.12. gewesen
protestantischen Kirchen. Jährlich wech- Kroatien unter Ante Pavelić. Trat die faschis-
selnde Termine für N. sind (z.B. im Jahr 2020) tische Bewegung in ihren Anfängen mancher-
am 21.01.2020 das chinesisches N.fest Chūn- orts auch antiklerikal auf, berief sie sich in
jié für das Gēngzǐ „Jahr der Metall-Ratte“; Deutschland auch auf ein „positives Christen-
14.04.2020 das hinduistische N.- und Früh- tum“ und verbündete sich, kaum an die Macht
lingsfest Holī-Phagwa; 19.-20.08.2020 das gekommen, offen mit dem Vatikan ( Kon-
sunnitisch-muslimische N. des Jahres 1397; kordate mit Italien 1929 und Deutschland
19./20.09.2020 das jüdische N.fest Rosch ha- 1933) und förderte die faschistischen Theolo-
Schana des Jahres 5781; – dabei ist diese gen der „Deutschen Christen“ der deutschen
Auflistung noch nicht einmal vollständig. Eine evangelischen Kirchen. Die offiziellen Kirchen
ethno- bzw. eurozentrische Sichtweise ver- im Deutschen Reich ihrerseits unterstützten
bietet sich und aus dieser Vielfältigkeit sollte in „Hirtenbriefen“ die faschistischen Aggressi-
die Konsequenz gezogen werden, dass keiner onskriege (ungeachtet vieler Christen, die
der Kulte „wahrer“ oder korrekter oder daher Krieg und Faschismus ablehnten und Wider-
besonders zu bevorzugen ist. In Fragen des stand leisteten) und bildeten „Rattenlinien“,
Begehens des N. sollten daher die Prinzipien Fluchtrouten führender Vertreter des NS-Re-
der Toleranz gelten. gimes, Angehöriger der SS und der Ustascha
nach dem Ende des II. Weltkriegs. Die Flucht-
Katholisch  (griech. katholikós καθολικός,
routen führten meist über Klöster nach Süd-
katá κατά „von … herab, über … hin“ und
amerika, wo die Naziverbrecher einer gericht-
ὅλος hólos „ganz, umfassend“, i.S. von „das
lichen Anklage und Bestrafung entgingen. (
Ganze betreffend“, „allgemein“). Der rö-
Ernst Klee: Persilscheine und falsche Pässe.
misch-katholische Klerus leitet damit seinen
Wie die Kirchen den Nazis halfen. Fkf./M.
Anspruch ab, auch in Abgrenzung zu den or-
1991)  Theokratie
thodoxen, koptischen und evangelischen Kir-
chen, die „allumfassende“, allein seligma- Klerus  (griech. kleros κλῆρος, lat. clerus, ur-
chende Kirche zu sein.  Intoleranz sprünglich „Scherbe“, die als Los bei einem
„Scherbengericht“ gebraucht wurde, „Los“,
Ketzerei  (ital. gazzari, lat. cathari) ursprüng-
„Anteil“, „Erbteil“), bedeutet die Gesamtheit
lich Bezeichnung für Anhänger der hauptsäch-
der Angehörigen des (christlichen) geistlichen
lich in Südfrankreich und Oberitalien verbrei-
Standes (Kleriker).  Antimodernisteneid 
teten Katharer (griech. katharós
Kirche. Gegensatz zu  Antiklerikal
καθαρός „Reine“). Allgemeiner Ausdruck des
Klerus für „Irrgläubige“, „Irrlehrer“ und alle Kognitive Dissonanz  (lat. cognoscere „er-
Arten von Häresie, von Katholiken, ebenso kennen“, „erfahren“, „kennen lernen“ und lat.
wie von Protestanten, gebraucht.  Inquisi- dissonare „unterschiedlich“ bzw. „auseinan-
tion  Intoleranz der klingen“), Begriff aus der Psychologie, der
eine Empfindung oder ein Phänomen be-
Kirche  (althochdt. chirihha, aus griech. kyri-
schreibt, bei dem ein Mensch zu verschiede-
akon κυριακόν „dem Herrn gehörig“), soziale
nen Kognitionen, Wahrnehmungen, Gedan-
Organisationsform von meist monotheisti-
ken, Meinungen, Einstellungen, Wünschen o-
schen Religionen, überwiegend Anwendung
der Absichten gelangt, die nicht miteinander
auf christliche Konfessionen.  Klerus 
vereinbar sind. Im Erkenntnisprozess der
Trennung von Kirche und Staat
Menschen kann die K. D. zu weltanschaulich
Klerikalfaschismus  (Begriffsverbindung bedingten Wahrnehmungsverzerrungen füh-
von  Klerus und  Faschismus), besonders ren, bei Menschen die von der Wahrheit ihres
perfide Verbindung zweier totalitärer Systeme, Glaubens überzeugt sind und im besonderen
wie dem Horthy-Regime in Ungarn, dem Maß dazu neigen, widersprechende Fakten
Austrofaschismus-Ständestaat in Österreich auszublenden oder i.S. ihres Weltbildes um-
unter Dollfuß und Schuschnigg, dem Estado zudeuten.  Bibel  Dogmatismus  Fanatis-
Novo in Portugal unter Salazar und Caetano, mus  Fundamentalismus  Theologie
der Franquismus in Spanien unter Francisco
Konfession  (lat. confessio „Geständnis“,
Franco, dem Regime der Hlinka-Partei in der
„Bekenntnis“) und Mitgliedschaft in einer Kir-
Slowakei unter Jozef Tiso und Vojtech Tuka,
che, Religion oder religiösen Weltanschau-
die Eiserne Garde in Rumänien unter Codre-
ungsgemeinschaft, Sekte.
anu und Sima und das Ustascha-Regime in
Konfessionsfrei, Konfessionslos  nicht an dass die K.e in großen Teilen heute noch gel-
eine  Konfession gebunden. Die Konfessi- tendes Recht darstellen und insbesondere
onsfreien sind zahlenmäßig die größte „Kon- dadurch die weltweit einmaligen finanziellen
fession“ in Deutschland. Zuflüsse aus dem allgemeinen Steuereinkom-
men, Privilegierungen der Kirchen in Deutsch-
Konfuzianismus/Kǒngzǐ-Lehre  (chin. rú jiā
land begründen: milliardenschwere Finanzzu-
儒 家 „Schule der Sanftmütigen“, bzw. „der
schüsse, Militärseelsorge, Kirchensteuerein-
Gelehrten“, die Anhänger des Kǒng Fūzǐ 孔夫
zug, Theologische Fakultäten, Religionsunter-
子 (um 551-479 v.u.Z., Kǒng = familienname, richt u.v.a.m. ( Carsten Frerk: Violettbuch
zǐ = „Meister“, bzw. Fūzǐ höflichere Anrede Kirchenfinanzen. Wie der Staat die Kirchen fi-
„Lehrmeister“, europäische Verballhornung nanziert. Aschaffenburg 2010)  Laizismus 
zu „Konfuzius“). Die vier Grundlagen des Kon- Theokratie  Trennung von Kirche und Staat
fuzianismus waren rén 仁 „Humanität“, yì 義
„Rechtschaffenheit“, xiào 孝 „Kindespie- Konsekration  (lat. consecrare „weihen“,
tät“ und lǐ 禮 „Riten“. Diese Lehren entstanden „heiligen“), war in der römischen Antike und
in einer Zeit von Bürgerkriegen und des allge- ist im Christentum fast aller Konfessionen die
meinen Niedergangs, in welchen die Begriffe Übertragung/Wandlung einer Person oder Sa-
leer wurden, weil sie nicht mehr zur Welt zu che in den sakralen Bereich in Form eines Ri-
passen schienen. Kǒng glaubte, durch die tuals, z.B. beim „Abendmahl („Eucharistie“,
Rückkehr zu traditionellen Sitten und Riten „Kommunion“), dem allerheiligsten der Sak-
dem begegnen zu können. Insofern war seine ramente, wo Oblaten und Wein in Fleisch und
Lehre „traditionalistisch“ (die Bezeichnung Blut des Religionsstifters Jesus (nicht nur
„konservativ“ oder „reaktionär“ trifft eher auf symbolisch gemeint!) real „gewan-
die politisch zu Einfluss gelangten Konfuzia- delt“ (Transsubstantiation lat. „Wesensver-
ner späterer Zeiten zu). Kǒng lehrte zhèng wandlung“  Hokuspokus  Zauberei) und
míng 正名 Rehabilitation der Begriffe (lat. re- dann verspeist werden. Der Vorwurf des Kan-
habilitatio „Wiederherstellung“ i.S. von „Na- nibalismus wäre demnach nicht von der Hand
men richtigstellen“, „auf korrekte Begriffe
zu weisen. Schon Denis Diderot und Jean
achten“), Pazifismus und Agnostizismus.
Baptiste d’Alembert hatten in ihrem Monu-
Kǒngs Lehren befassten sich vor allem mit
mentalwerk der Aufklärung, der  Encyc-
den rein weltlichen Beziehungen zwischen
den Menschen und den gesellschaftlichen lopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences
Vorgängen. Vom Jenseitigen, seinen Göttern (28 Bände, Paris 1751-1772), zur Umgehung
und Geistern, wollte er nichts wissen. Gerade der Zensur raffinierte Querverweise angefügt.
dieser Aspekt stellt eine bemerkenswerte Er- Bereits im 1. Band im Artikel „Anthropopha-
rungenschaft dar. Soweit wir wissen, wurde ges“ („Menschenfresser“) beschrieben sie
damit erstmals in der Weltgeschichte der Lai- nüchtern dieses Phänomen im Altertum und
zismus für eine menschliche Gesellschafts- erwähnten hierbei, dass die Römer den frü-
ordnung und deren Ethik entworfen, ohne die hen Christen unterstellten, bei ihren Kult-
bislang obligatorische Rechtfertigung durch handlungen ein Kind getötet und dessen
eine göttliche Offenbarung.  Goldene Regel Fleisch gegessen zu haben, „eine Anschuldi-
Konkordat  (lat. Concordatum „Vereinba- gung, die sich nur auf wage Begriffe stützte,
rung“, „Vertrag“), Staatsverträge zwischen die sich den Reden schlecht unterrichteter
Vatikan und den Regimes des  Faschismus Leute über die Eucharistie und die Kommu-
(Lateranverträge mit Italien 1929, Staatskir- nion entnommen hatte.“ Dann folgte der
chenvertrag mit Deutschem Reich 1933  Querverweis: „siehe Eucharistie, Kommunion,
Klerikalfaschismus) ( Karlheinz Deschner: Altar & etc.“. Dementsprechend endete auch
Die Politik der Päpste im 20. Jahrhundert.
im Band 3 der Encyclopédie der Artikel Eucha-
Aschaffenburg 2013). Diese K.e wurden ge-
ristie mit dem Querverweis: „siehe Anthropo-
schlossen ohne parlamentarische Zustim-
mung und zurecht von Demokraten als phages“ („Menschenfresser)".
Staatsverträge zwischen Diktaturen scharf Konservatismus  (lat. conservare „erhalten“,
kritisiert. Zudem wurden zu diesem Zeitpunkt „bewahren“ oder auch „etwas in seinem Zu-
dadurch die faschistischen Regimes internati- sammenhang erhalten“), Sammelbegriff für
onal deutlich aufwertetet. Befremdlich ist, politische, geistige und soziale Bewegungen,
die die Bewahrung der bestehenden oder die orthodoxen Juden gibt es viele Anhänger des
Wiederherstellung von früheren gesellschaft- K.  Theokratie  Intoleranz
lichen Ordnungen zum Ziel haben. Neben Kremation, Feuerbestattung  zivilisierte
dem Liberalismus und Sozialismus gehört der Form der Bestattung. Der fränkische Kaiser
K. zu den drei großen europäischen politi- Karl der Große (passender wäre „der Grau-
schen Strömungen. Häufig kombiniert mit same“, 747/748-814 u.Z.), der im Jahr 1165
Klerikalismus.  Antimodernisteneid durch einen Papst „heiliggesprochen“ wurde,
führte in großen Teilen seines Reichs gewalt-
Konstantinische Schenkung  Eine der fol-
sam das Christentum ein. U.a. wurde hierbei
genschwersten weiteren F.N./M. war die
die heidnische Feuerbestattung im Jahr 786
Konstantinische Schenkung (lat. Constitutum
als „heidnisch“ verboten und mit der Todes-
Constantini bzw. Donatio Constantini ad Sil-
strafe bedroht. Bis zum Ende der Monarchie
vestrem I papam), eine um das Jahr 800 u.Z.
in Deutschland war die Feuerbestattung in
gefälschte Urkunde, die angeblich in den Jah-
vielen Ländern immer noch verboten. Die
ren 315/317 u.Z. vom römischen Kaiser Kon-
erste Feuerbestattung in Deutschland fand
stantin I. ausgestellt worden sei. Darin wird
erst wieder 1874 in Dresden statt. In Gotha
Silvester I. (Papst 314-335) und seinen sämt-
wurde am 10. Dezember 1878 das erste Kre-
lichen Nachfolgern, „usque in finem saeculi“,
matorium im Deutschen Reich eröffnet. Nach
d.h. „bis ans Ende der Zeit“, die geistliche und
dem Freidenker-Weltkongress in Rom 1904
politische Oberherrschaft über Rom, Italien
bildeten einige Sozialdemokraten in Berlin
und die gesamte Westhälfte des Römischen
den „Verein der Freidenker für Feuerbestat-
Reichs, sowie „das gesamte Erdenrund“ mit-
tung“  Deutscher Freidenker-Verband. Bis
tels Schenkung übertragen. Unter Berufung
1954 verboten die deutschen evangelischen
auf diese Fälschung wurden seitens der
Kirchen ihren Geistlichen die Mitwirkung an
Päpste territoriale Ansprüche und Kriegszüge
K.-Feiern, die römisch-katholische Kirche tat
begründet und geführt. Im 15. Jahrhundert
es bis 1963. Im Jahr 1886 hatte Leo XIII.
wurde die Fälschung nachgewiesen (1433
(Papst 1878-1903) für Katholiken die Feuer-
durch Nikolaus von Kues (1401-1464), um
bestattung erneut untersagt und die K. eine
1440 durch den Humanisten Lorenzo Valla
„barbarische Sitte“ genannt. Sein Dekret
(1405/07-1457) und im Rahmen der Refor-
legte fest, dass für Katholiken, die letztwillig
mation bald allgemein bekannt. Noch bis zum
ihre Verbrennung verfügt hatten, keine kirch-
19. Jahrhundert behauptete die katholische
liche Begräbnisfeier gehalten und sie nicht auf
Kirche, dass die Urkunde der Konstantini-
dem Kirchhof bestattet werden durften. Mit
schen Schenkung zwar gefälscht, es die
einem sog. Codex Iuris Canonici von 1917
Schenkung aber dennoch gegeben habe. 
wurde dieses Verbot ins Kirchenrecht aufge-
Fake News/Manipulation
nommen. Heute wird die K. kirchlicherseits
Koordinierungsrat säkularer Organisatio- geduldet. 2018 wurden in Deutschland 73 %
nen (KORSO) www.korso-deutschland.de  der Bestattungen in Form der K. durchgeführt
beratender Zusammenschluss vieler Organi- und weit mehr als ein Drittel aller Trauerfeiern
sationen der Freigeistigen Bewegung  Säku- fanden nichtkirchlich statt.  Passagerituale
lar  Säkularismus  Trennung von Kirche und
Staat  Humanistischer Verband Deutschland
Kreationismus  (lat. creatio „Schöpfung”),
die Auffassung, dass das Universum, alles Le- Krieg  Die Freidenkerin und Friedensnobel-
ben und der Mensch durch einen unmittelba- preisträgerin Bertha von Suttner (1843-1914)
ren Eingriff eines Schöpfergottes entstanden setzte sich gegen den Krieg und jede Verherr-
sei, begründet durch die wortwörtliche Inter- lichung des Krieges ein. Sie wollte, dass die
pretation der Bibel (1. Buch Mose). Der K. ig- Menschen erfahren, welch großes Leid durch
noriert die Erkenntnisse der Wissenschaft und Kriege entsteht. Soldaten sollten nicht länger
die Darwinsche Evolutionstheorie ( Kogni- als Helden verehrt werden. Sie definierte Frie-
tive Dissonanz). Großen Einfluss hat der K. in den als naturrechtlich verbürgten Normalzu-
christlich- fundamentalistischen und evange- stand, dem der Krieg als eine Folge mensch-
likalen Richtungen in den USA und übt dort lichen „Irrwahns“ gegenüberstehe ( Säku-
Einschüchterungen gegen wissenschaftlichen larreligion). Die Kirchengeschichte der Chris-
Schulunterricht aus. Auch im Islam und unter ten beinhaltete dagegen seit ihrer Erhebung
als römische Staatsreligion im 4. Jh. u.Z. eine
ständige Folge von „Gotteskriegen“ ( Karl- mit dem Ziel einer Förderung von vernünfti-
heinz Deschner: Kriminalgeschichte des gen Alternativen für mündige Menschen. Sie
Christentums. 10 Bde. Reinbek 1986-2013)  war die intellektuelle Instanz für die Studen-
Kriminalgeschichte des Christentums tenbewegung der 1968er Jahre. Gegenstand
der K. T. ist die bürgerlich-kapitalistische Ge-
Kriminalgeschichte des Christentums  Ti-
sellschaft, die sie kritisch analysieren und de-
tel des zehnbändigen Hauptwerks (erschie-
ren Herrschafts- und Unterdrückungsmecha-
nen Reinbek 1986-2013) des Schriftstellers
nismen und Ideologien sie aufdecken will mit
und Kirchenkritikers Karlheinz Deschner
dem Ziel, vernünftige Alternativen für mün-
(1924-2014). Die K.d.C. beschreibt detailliert
dige Menschen zu fördern. Die K. T. hat aller-
die teilweise monströsen Verbrechen der
dings nach der Beurteilung des Kritischen Ra-
christlichen Kirchen, Konfessionen, ihrer Re-
tionalismus selbst den Charakter einer Ideo-
präsentanten und christlichen Herrscher, im
logie.  Aufklärung
Verlauf der Geschichte des Christentums und
deren durch sie legitimierten Herrschaftsfor- Kultur  (lat. cultura „Ackerbau“), heute ge-
men. Das Werk umfasst die Kirchenge- braucht i.S. von Gesamtheit der von der
schichte von ihren biblischen Ursprüngen bis Menschheit im Verlauf ihrer Geschichte ge-
zur Gegenwart. www.deschner.de - Namhafte schaffenen materiellen und ideellen Werte
Historiker der Kirchen versuchten im Jahr und der Umgang mit diesen Werten. 
1992 die ersten drei Bände in einem dreitägi- Frieden
gen Symposium der Katholischen Akademie
Laizismus, Laizität  (griech. laïkós λαϊκός,
in Schwerte zu widerlegen. Deschners Aussa-
frz. Laïcité „Laie“, „Nicht-Kleriker“), eine 1871
gen konnten aber in keinem einzigen Punkt
geprägte Wortschöpfung des französischen
widerlegt werden.  Fake News/Manipulation
Pädagogen und Friedensnobelpreisträgers
 Geschichtsrelativismus
Ferdinand Buisson (1841-1932), der sich für
Kritischer Rationalismus  Der K. R. ist eine einen religionsfreien Schulunterricht einsetzte
von Karl Popper (1902-1994) begründete phi- und für das Prinzip strenger  Trennung von
losophische Denkrichtung. Popper beschreibt Kirche und Staat
den K. R. als Lebenseinstellung, „die zugibt,
Leben  besondere und komplizierte Bewe-
dass ich mich irren kann, dass du recht haben
gungsform von Materie, die physikalischen
kannst und dass wir zusammen vielleicht der
und chemische Prozesse zur Voraussetzung
Wahrheit auf die Spur kommen werden“.
hat und einschließt, zugleich aber nicht darauf
Nach dem K. R. gibt es kein sicheres Wissen
zu reduzieren ist. Wissenschaftlich gesichert
und keine objektiven Werte, d.h. alle erfah-
gilt, dass Vorstellungen von geistigen Lebens-
rungswissenschaftliche Erkenntnis ist fehlbar,
kräften oder einer Erschaffung des Lebens auf
und ethische Erkenntnis, selbst fehlbare, ist
der Erde durch eine göttliche oder geistige
gar nicht möglich. Zur Frage ethischer Er-
Macht in das Reich der Spekulation gehören.
kenntnis bzw. der Objektivität von Werten
 Naturalismus
fand in den 1960er Jahren der sogenannte Po-
sitivismusstreit statt, für den kontroverse Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde
Aufsätze von Popper und Theodor W. Adorno (LER)  wurde 1996 im Land Brandenburg als
(1903-1969) ( Kritische Theorie) der Anlass allgemeinbildendes ordentliches Schulfach für
waren. Der Anspruch, Werte als wahr erken- Schüler der Klassen 7–10 eingeführt. Damit
nen zu können, ist nach dem K. R. Grundlage war erstmalig neben Berlin ( Humanisti-
von Ideologien.  Agnostizismus  Ge- scher Lebenskunde Unterricht) in Deutsch-
schichtsrelativismus  Rationalismus land eine säkulare Alternative zum konfessio-
nellen Religionsunterricht und zum ansonsten
Kritische Theorie  Gesellschaftstheorie des
üblichen „Ersatzfach“ Ethik etabliert worden.
20. Jh., eine sich auf Hegel, Marx und Freud
 Aufklärung  Humanismus
berufende, heterogene Denkschule, deren
Vertreter auch unter dem Begriff „Frankfurter Liberalismus  (lat. liber, „frei“; liberalis, „die
Schule“ zusammengefasst werden. Gegen- Freiheit betreffend“, „freiheitlich“  Freiheit),
stand der K. T. ist die kritische Analyse der eine Grundposition der politischen Philosophie
bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, die und eine historische und aktuelle Bewegung,
Aufdeckung ihrer Herrschafts- und Unterdrü- die eine freiheitliche politische, ökonomische
ckungsmechanismen und ihrer Ideologien, und soziale Ordnung anstrebt. Hervorgegan-
gen ist der L. aus den englischen Revolutio- und in einem die Protestation gegen das wirk-
nen des 17. Jh. und begleitete die Aufklärung. liche Elend. Die Religion ist der Seufzer der
Leitziel des L. war die Betonung der Freiheit bedrängten Kreatur, das Gemüt der herzlosen
des Individuums vornehmlich gegenüber Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist.
Staat und Kirche. Neben dem Konservatismus Sie ist das Opium des Volkes.“ (MEW Bd. 1, S.
und Sozialismus gehört der L. zu den drei gro- 387) „Der reale Humanismus hat in Deutsch-
ßen europäischen politischen Strömungen. land keinen gefährlicheren Feind als den Spi-
Ursprünglich war ein zentrales Fundament ritualismus oder den spekulativen Idealismus,
des L. der Laizismus. In den verschiedenen der an die Stelle des wirklichen individuellen
heterogenen Richtungen des zeitgenössi- Menschen das »Selbstbewußtsein« oder den
schen „Neo-L.“ wird die Forderung nach Lai- »Geist« setzt und mit dem Evangelisten lehrt:
zismus allerdings nicht mehr verfolgt. Die teil- »Der Geist ist es, der da lebendig macht, das
weise progressiven Ansätze des L. werden Fleisch ist kein Nütze.« (Joh 6,63) Es versteht
hier zunehmend durch konservative und un- sich, daß dieser fleischlose Geist nur in seiner
soziale Momente ersetzt.  Sozialdarwinis- Einbildung Geist hat.“ (MEW Bd. 2, S. 7) 
mus Antiklerikal  Luxemburgismus
Libertarismus, libertär  (lat. libertas „Frei- Materie, Materialismus, philosophischer 
heit“  Freiheit) oder Libertarianismus (lat. materia „Stoff“, „Grundstoff“, griech.:
(Lehnwort aus engl. libertarianism), hetero- hylē ὕλη - ursprüngl. Bedeutung: „Holz“,
gene, egalitäre politische Richtung und Lehre, „Bauholz“). Im Gegensatz zum allgemeinen
die an der Idee der negativen Handlungsfrei- sprachlichen Verständnis, ist der philosophi-
heit als Leitnorm festhält, antistaatlich, häufig sche M.ismus ein Begriff und eine Grundrich-
kombiniert mit antiautoritären, undogmati- tung, die in Beantwortung der „Grundfrage
schen Formen des Antiklerikalismus und So- der Philosophie“ das Primat der Materie ge-
zialismus. genüber dem Bewusstsein und die Erkennbar-
keit der Welt bejaht, im Gegensatz zum phi-
Luxemburgismus  sich auf Rosa Luxemburg
losophischem Idealismus.  Naturalismus
(1870/71-1919) berufende Theorie und Be-
wegung ( Sozialismus). Der Begriff „Luxem- Menschenrechte  universelle, unveräußer-
burgismus“ wurde erstmalig von Iossif W. lich und unteilbare Freiheitsrechte, die jedem
Stalin diffamierend gebraucht (er sprach von Menschen, unabhängig von seinem Stand o-
„halb-menschewistischen Irrtümern Luxem- der Privilegien oder Einschränkungen, gleich-
burgs“) und von seinen Anhängern für fast ermaßen zusteht. Die Idee der M. sind eng
alle „Abweichler“ übernommen ( Dissiden- verbunden mit dem Humanismus und der im
ten  Stalinismus). Im Gegensatz zu diesen Zeitalter der Aufklärung entwickelten Idee
unqualifizierten Diffamierungen beinhaltete des Naturrechtes. Die M. mussten gegen hef-
der L. authentischere „Prinzipien frei von sta- tigsten Widerstand von Klerus und Monarchie
linistischem Revisionismus“ (William A. Pelz), erkämpft werden, waren und sind stets be-
gekennzeichnet durch Demokratie, Vertrauen droht. Erstmals ausführlich proklamiert wur-
ins Volk, Internationalismus, Humanismus den sie in der Unabhängigkeitserklärung der
und Geistesfreiheit ( Rosa Luxemburg: Vereinigten Staaten 1776 und in der Erklä-
Freidenkerin des Sozialismus. Ausgewählte rung der Menschen- und Bürgerrechte der
Schriften zur Religions- und Bürokratiekritik. Französischen Revolution 1789. Diese Erklä-
Hrsg. v. H. Jestrabek. Aschaffenburg 2003). rungen wurden maßgeblich von Freigeistern
formuliert und fanden wiederum ihre stärkste
Marxismus   sozialistische Theorien, die
Gegnerschaft im Feudaladel und den Kirchen.
sich auf Karl Marx berufen. Marx selbst war
Der Vatikan bekämpfte von Anfang an und
kein Anhänger eines Personenkults:  „Tout
seither die M.erklärungen. Auch in der Neu-
ce que je sais, c'est que je ne suis pas Mar-
zeit bleibt der Vatikanstaat der einzige Staat
xiste.“ („Alles, was ich weiß, ist, dass ich kein
( Theokratie) der Erde, der die „Allgemeine
Marxist bin.“) (MEW Bd. 37, S. 436). Karl
Erklärung der Menschenrechte" der UNO vom
Marx war dagegen auch ein kompromissloser
10.12.1948 ablehnt (weil er u.a. die darin
Religionskritiker:  „Für Deutschland ist die
postulierte Geschlechtergleichstellung und
Kritik der Religion im Wesentlichen beendigt,
sexuelle Selbstbestimmung ablehnt und ge-
und die Kritik der Religion ist die Vorausset-
nerell nur ein göttliches „Naturrecht“ akzep-
zung aller Kritik … Das religiöse Elend ist in
tiert). Die M. sind bis heute nicht universal
einem der Ausdruck des wirklichen Elendes
verwirklicht, bleiben aber ein unverzichtbarer schematisch und starr erfasst ( Dogmatis-
laizistischer Anspruch für eine einzig men- mus  Theologie). Gegensatz zu  Dialektik
schenwürdige Welt. Die M. beinhalten zudem
Militarismus  (lat. militaris) besonders ge-
auf weitere Themenfelder. In einer einmütig
fährliche inhumane Politik.  Krieg  Säku-
angenommenen Resolution des UNO-Men-
larreligion
schenrechtsrats vom 12.07.2019 wurden zu-
dem Klimaschutz, das Recht auf Gesundheit, Monarchismus, Monarchie  (griech. mo-
die Rechte von indigenen Völkern, lokaler Ge- narchía μοναρχία „Alleinherrschaft“), staats-
meinschaften, Migranten, Kindern, Menschen theoretische Position zugunsten der Monar-
mit Behinderungen und besonders schutzbe- chie und eng mit Klerus verbunden. ( Säku-
dürftiger Menschen, das Recht auf Entwick- larreligion). Der Begriff M.archie bezeichnet
lung, die Gleichstellung der Geschlechter, die eine Staats- bzw. Herrschaftsform, bei der in
Stärkung der Rolle der Frau und die Gerech- der Regel ein Adliger das Amt des Staatsober-
tigkeit zwischen den Generationen als M. de- haupts innehat. Die M. bildet somit das Ge-
finiert. Das M. auf „Lebenshaltung und Ent- genstück zur Republik. In vordemokratischen
wicklung“ und die Überwindung von Armut- Zeiten stützte der Monarch seine Herrschaft
wurde auf Initiative ärmerer Länder ebenso in auf ein „Gottesgnadentum“ ( Theokratie),
die o.g. Resolution aufgenommen. Hierbei bestimmte teilweise selbstherrlich auch das
wurden bereits große Erfolge erzielt. Allein im religiöse und konfessionelle Bekenntnis der
bevölkerungsreichsten Land China wurden in Untertanen (lat. cuius regio, eius religio
den letzten Jahrzehnten 850 Mio. Menschen „Herrschaft bestimmt das Bekenntnis“ bzw.
erfolgreich aus der Armut befreit (internatio- „Wes‘ der Fürst, des‘ der Glaube“), verband
nal definierte Grenze von täglichem Pro-Kopf- die Herrschaft von Thron und Altar, z.B. durch
Einkommen von 1,9 US-$), wodurch ein Bei- landesherrschaftliches Kirchenregiment
trag von 70 Prozent zur globalen Armutsüber- „Summepikopat“ (lat. Summus Episcopus
windung geleistet wurde. Zudem gehören So- „oberster Bischof“). Bürgerliche Revolutionen
zialversicherung, Medizinische Versorgung, stützten dieses undemokratische und ausbeu-
Bildung, Rechtstaatlichkeit, Koalitionsrecht, terische System der M. in den meisten Län-
Arbeiterrechte u.a. zu den M. – Der Schutz dern zugunsten der Regierungsform der Re-
von M. sollte aber auch nicht missbräuchlich publik. Der Klerus verstand es allerdings viel-
verwandt werden, um Angriffskriege und an- fach, seine Privilegien aus der Zeit der M. zu
dere imperialistische Aggressionen zu recht- erhalten.  Trennung Kirche und Staat  La-
fertigen.  Völkerrecht  Fake News/Mani- izismus  Oligarchie
pulation Monismus  (griech. monós μόνος „Einheit“,
Metaphysik  (griech. metá μετά „danach“, „allein“),  philosophische Lehre, die die Welt
„hinter“ und phýsis φύσις „Natur“, „natürliche als einheitliches Prinzip auffasst. (Gegensatz
Beschaffenheit“) in der ersten Buchausgabe zu  Dualismus  Supranaturalimus.) Der
der Werke des Aristoteles (384-322 v.u.Z.) Begriff M. ist überwiegend erst seit dem Ende
kamen dies Schriften dieser Themen hinter des 19. Jh. gebräuchlich, durch den „Deut-
den acht Büchern zur „Physik“ (griech. tà schen Monistenbund“, eine Organisation von
metà tà physiká τὰ μετὰ τὰ φυσικά „das Freidenkern, 1906 in Jena gegründet durch
nach/neben der Physik“). Dadurch entstand den bekannten Naturwissenschaftler Ernst
die Bezeichnung „Metaphysik“, was also be- Haeckel (1834-1919).
deutet: „das, was hinter der Physik im Regal Monotheismus (griech. monós μόνος „Ein-
steht“. Der Begriff M. bezeichnete lange Zeit heit“, „allein“ und  Theismus) der Glaube an
den Begriff für Philosophie überhaupt, eigent- einen  Gott, bzw. am mehrere  Polytheis-
lich aber nur die „Philosophie“ bis zum Beginn mus
der Neuzeit (verunstaltet als: lat. „Philosophia
ancilla theologiae“, „Die Philosophie ist die Mystik  (griech. mystikós μυστικός „geheim-
Magd der Theologie“), nach dem Spruch des nisvoll“), Geheimlehre, in religiöser Begriff-
Klerikers Petrus Damiani (um 1006-1072). lichkeit „geheimnisvoll zu schauen“.  Esote-
Seit dem 19. Jh. wird der Begriff M. gebraucht rik  Okkultismus
zur Kritik dieser überholten Sehweise. M. be- Nächstenliebe  ein zentraler Begriff der
deutet demnach eine Denkweise oder Me- christlichen Theologie, der idealistisch und
thode, die wirkliche Zusammenhänge nur ein- unspezifisch Gutes hervorbringen soll, der
seitig und Widersprüchlichkeiten nicht sieht,
aber auch der demagogischen Verschleierung von Anhängern aus der Arbeiterschaft (
von Machtansprüchen und realen Machtver- Fake News/Manipulation). Die antifaschisti-
hältnissen in undemokratischen Gesell- sche politische Begrifflichkeit der Nachkriegs-
schaftssystemen dient. Entscheidend für zeit sprach deshalb auch überwiegend von
seine Bewertung ist die Frage, wer unter dem „Nazipartei“, „Naziregime“, „Entnazifizierung“,
„Nächsten“ zu verstehen ist. In den biblischen „Nazismus“ usw. Die wichtigste Organisation
Texten ist damit ausschließlich ein (männli- der Naziverfolgten nannte sich „Vereinigung
cher) Angehöriger der eigenen Gemeinschaft der Verfolgten des Naziregimes“. Anhänger
(Sippe, Stamm, Religion) gemeint. Selbst die und Funktionäre der NSDAP waren mehrheit-
heutzutage vom christlichen Klerus nach wie lich zuvor Anhänger rechtsliberaler und nati-
vor propagierte und nicht näher definierte onalistisch-bürgerlicher Parteien gewesen
Phrase „N.“ ist nicht identisch mit der auf und stammten überwiegend aus dem Klein-
alle(!) Menschen bezogenen und humanisti- bürgertum. Die Anhänger der Arbeiterpar-
schen Goldenen Regel und auch nicht mit dem teien, Gewerkschafter u.a. dagegen wurden
Begriff der Solidarität. zum Hauptziel der Verfolgung durch das Na-
ziregime und stellten auch quantitativ die
Namensfeier, humanistische  Bestandteil
Hauptkraft des Widerstands.  Klerikalfa-
weltlicher Feierkultur ( Passagerituale). Im
schismus  Krieg  Konkordat  Säkularreli-
Mittelpunkt einer humanistischen Namens-
gion
feier stehen der Name des Kindes, die Über-
nahme von Patenschaften und Wünsche für Naturalismus, philosophischer  (natura lat.
den Lebensweg des Neugeborenen. Eine fest- von nasci „entstehen, geboren werden“,
liche Ansprache wird gehalten, Musik gespielt griech. physis φύσις „was nicht vom Men-
und zur Erinnerung an diesen besonderen Tag schen geschaffen“). Für den N. sind die Na-
gibt es eine Urkunde.  Humanistischer Ver- turwissenschaften für die Beschreibung und
band Deutschland  Passageritual Erklärung der Welt „das Maß aller Dinge“:
„Naturalismus - was ist das? Naturalismus ist
Nationalismus  (lat. natio, „Volk“, „Sipp-
eine philosophische Theorie über die Beschaf-
schaft“, „Menschenschlag“), reaktionäre Ide-
fenheit der Wirklichkeit, die insgesamt als Na-
ologie und Politik ( Säkularreligion), die von
tur gedeutet wird. Alles, was ist, ist eine Ge-
der Überlegenheit der eigenen Nationalität
stalt von Natur. Alles, was geschieht, ge-
gegenüber anderen ausgeht. Dagegen spielte
schieht auf natürliche Weise. Selbst das „Un-
das antifeudalistisch-bürgerliche bzw. das an-
natürliche“ und das Künstliche, das Kulturelle
tiimperialistische Nationalbewusstsein kolo-
und das Virtuelle durchbrechen nirgendwo
nial unterdrückter Völker solange eine be-
den Rahmen der Natur. Alles, was das Natur-
rechtigte Rolle, wie es sich gegen nationale
wesen Mensch macht und denkt, bewegt sich
Unterdrückung wandte und Emanzipation an-
im Schoß natürlicher Möglichkeiten und Not-
strebte. In der Moderne, durch die Bildung
wendigkeiten. Auch die Erkenntnis der Natur
multiethnischer Gesellschaften, zunehmend
ist, unbeschadet ihrer gesellschaftlich organi-
fragwürdig. Gegensatz zu  Internationalis-
sierten Gestalt, ein Naturvorgang, vollzogen
mus.  Chauvinismus  Faschismus  Ras-
mit Hilfe des Naturorgans Gehirn, dessen Auf-
sismus
bau und Funktionsweise physikalischen, che-
Nationalsozialismus, Nazismus  Victor mischen, biologischen Gesetzen gehorcht. Die
Klemperer sprach in seinem Buch  LTI – No- Welt - das heißt: die Totalität des Seienden,
tizbuch eines Philologen (Lingua Tertii Imperii: über die hinaus nichts Umfassenderes ge-
Sprache des Dritten Reiches). Berlin 1947, dacht werden kann - wird verstanden als ein
von der deutschen Form des  Faschismus gewaltiger Naturzusammenhang, in sich viel-
in deren Eigenbezeichnung, als den „National- fältig untergliedert und abgestuft. Als das
sozialisten“, von deren Bewegung und Sys- Eine und Ganze des Seienden umschließt die
tem als „Nazismus“. Die Selbstbezeichnung Natur auch alles Geistige, das als ihre sub-
der Hitler-Partei als „Nationalsozialistische limste Blüte aus der Evolution des Lebendigen
Deutsche Arbeiterpartei“ (NSDAP), kurz „Na- hervorgegangen ist. Dank dieser programma-
tionalsozialisten“, die auch heute noch in wis- tischen Naturalisierung des Geistes wohnt ei-
senschaftlichen Publikationen gebräuchlich ist, nem derartigen Weltverständnis eine polemi-
ist deshalb fragwürdig. Die Begriffe „-sozialis- sche Abwehrhaltung inne gegenüber allen
tisch“ und „Arbeiter-“ im Parteinamen waren Spielarten von Idealismus, Spiritualismus,
propagandistische Suggestion zur Gewinnung Kreationismus, Dualismus. In dieser Hinsicht
ist Naturalismus eine Form von Monismus, wissenschaftlicher Erkenntnis unzugänglich
eine ontologische oder metaphysische Ein- sind. Verbunden mit Glauben an „höhere
heitslehre, wonach alles, was da ist, unbe- Mächte“, „Magie“, Pseudowissenschaften ver-
schadet seiner Evolutionshöhe, zur Natur ge- schiedenster Varianten, wie „Astrolo-
hört. ( Joachim Kahl: Weltlicher Humanis- gie“ (Sterndeutung), „Radiästhesie“ („Erd-
mus. Berlin 2007, S. 37)  Materialismus  strahlenlehre“, Wünschelruten- und Pendel-
Monismus lehre), „magische Heilkunst“, „Hochpotenzho-
möopathie“, „Augenhintergrunddiagnose“,
Naturgesetze  „Grundgesetze der Natur“, die
„Magnetopathie“, „Geopathie“, „Reflexzonen“,
physikalische Gesetzmäßigkeiten formulieren.
„Telepathie“, „Telekinese“, „Hellseherei“, „Pa-
Diese sind durch wissenschaftliche Methoden
rapsychologie“, Anthroposophie u.v.a.m. 
und Erfahrungen geprüft, wiederholbar und
Esoterik  Säkularreligion  Wunder
dadurch zuverlässiges Wissen. Sie haben die
Bedeutung von objektiver Wahrheit. Es gibt Oligarchie  (griech. oligoi ὀλίγοι „We-
auf der Welt keine unerkennbaren Dinge und nige“ und archē ἀρχή „Herrschaft“, also oli-
Erscheinungen, sondern nur noch nicht er- garchia „Herrschaft von Wenigen“, der Aristo-
kannte ( Erkennbarkeit der Welt). Die N. kratie. Bei Herrschaft einer Person Monarchie,
beschreiben in allgemeiner Form, wie die phy- Tyrannis; im Gegensatz zur Herrschaft aller:
sikalischen Größen, welche die Zustände ei- Demokratie - siehe auch  Stalinismus 
nes physikalischen Systems charakterisieren, Theokratie
miteinander zusammenhängen und sich ge-
Paganismus (lat. pagus „Ort“, paganus „heid-
gebenenfalls ändern, meist in mathemati-
nisch“), religionswissenschaftlicher Begriff für
scher Form ausgedrückt. Innerhalb seines
Heiden bzw. von christlichem Klerus ge-
Gültigkeitsbereichs gilt ein physikalisches Ge-
brauchter diskriminierender Begriff für die
setz ohne Ausnahme. Der Gültigkeitsbereich
„Nicht-zum-Christentum-Bekehrten“.  Neu-
eines physikalischen Gesetzes wird durch ge-
heidentum  Religion
zielte physikalische Experimente und Be-
obachtungen geprüft. Wenn deren Ergebnisse Pantheismus  (griech. pān πᾶν „alles“ und
mit den aufgrund des Gesetzes ermittelten θεός theós „Gott“, also „Allgottlehre“), Mono-
Erwartungen übereinstimmen, gilt das Gesetz theismus, der im Gegensatz zur Religion der
als bestätigt.  Naturalismus Christen das Zusammenfallen von Gott und
„Welt“ bzw. „Natur“ annimmt. Beim materia-
Neuheidentum  wärmt ältere Stufen der Re-
listischen P. wird „Gott“ oft nur noch als an-
ligionsgeschichte wieder auf, wie z.B. germa-
dere Bezeichnung für die Natur angesehen
nische, keltische, indianische Riten.  Paga-
und ist somit austauschbar. „Deus sive na-
nismus  Religion
tura“ - „Gott und Natur [sind] eins“ ( Ba-
nichtreligiös, nichtkirchlich  weltlicher Hu- ruch Spinoza: Ethik 1677).  Spinozismus
manismus kommt ohne Religion bzw. Kirchen
Parawissenschaft  (griech. para- παρά „ne-
aus ( Säkularismus). Es gibt aber auch die
ben“, „darüber hinaus“), bezieht sich auf Er-
selteneren Kombinationen von säkularen und
kenntnisansprüche, die sich am Rand oder
inhumanen Formen bei Rassismus, Antisemi-
außerhalb der akademischen Wissenschaften
tismus, Nationalismus, Faschismus, Militaris-
befinden. P. ist ein Oberbegriff für einerseits
mus, Monarchismus, Kriegstreiberei, Ethno-
Pseudowissenschaft und andererseits An-
zentrismus (Voreingenommenheit gegenüber
spruch auf „alternative“ Erkenntnisse, die
andren Ethnien griech. éthnos ἔθνος „Volk,
selbst gerade keinen Anspruch erheben,
Volksstamm“), Homophobie (Angst vor
überhaupt wissenschaftlich zu sein. Wird ein
Schwulen-, bzw. Lesben), Misogynie („Frau-
Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhoben,
enhass“) u.a. Pseudolehren, die reaktionäre
dann wird P. als Pseudowissenschaft be-
inhumane Zustände erhalten oder erlangen
zeichnet.  Okkultismus  Theologie  Wun-
wollen. Humanistisches Freidenkertum unter-
der  Fake News/Manipulation
scheidet sich ausdrücklich von allen Formen
von inhumanem Antiklerikalismus. Passage-, Übergangsrituale  (frz. rites de
passage), wichtige sinnstiftende Rituale (lat.
Okkultismus  (lat. occultus „verborgen“,
ritualis, festliche Handlungen und Zeremo-
„verdeckt“, „geheim“), Gesamtheit verschie-
nien), begangen im menschlichen Leben an-
dener „Geheimwissenschaften“, denen die
lässlich von Übergängen in Lebensphasen.
Spekulation auf Kräfte gemeinsam ist, die
1909 beschrieb der Ethnologe Arnold van
Gennep (1873-1957) dass im Verlauf des ge- Verehrung einer Vielzahl von Göttern oder
sellschaftlichen Lebens zahlreiche persönliche Geistern, im Gegensatz zum  Monotheismus
Übergänge zwischen Lebensstadien oder so-
Pragmatismus  (griech. pragma πρᾶγμα
zialen Zuständen vollzogen und rituell bewäl-
„Handlung“, „Sache“), im Gegensatz zur um-
tigt werden müssten, z.B. zwischen Kindheit
gangssprachlichen Pragmatik, eine spätbür-
und Erwachsensein, Ledigkeit und Ehe, Au-
gerliche philosophische Strömung, nach der
ßenstehend-Sein und eingeweihtem Mitglied,
das praktische Handeln über die Theorie ge-
zwischen der äußeren fremden Welt und der
stellt wird, subjektiver Idealismus, leugnet
heimisch-vertrauten Umgebung - und diese
den objektiven Charakter unseres Wissens
nicht nur in nichtindustriellen Gesellschaften
und lenkt auf die Aussöhnung des Wissens mit
fester Bestandteil des sozialen Lebens sind.
dem Glauben hin.  Agnostizistismus  Er-
Die sind beschriebene Feststellungen von re-
kennbarkeit der Welt
alen gesellschaftlichen menschlichen Bedürf-
nissen, die schon seit alters her beobachtet profan  (lat. profanus „ungeheiligt“, „gemein“,
werden konnten, durch Religionen aufgenom- „alltäglich“)  nichtreligiös  säkular
men wurden und in postreligiösen Zeiten von Pseudowissenschaft  (griech. pseudo
freigeistigen Organisationen organisiert wer- ψεύδω „falsch“, „Anschein“, „täuschen“),
den: Humanistische Feiern zur Namensfeier, Vortäuschungspraktiken und -Behauptungen
Jugendfeier/-weihe, Hochzeits-/Partner-  Parawissenschaft  Fake News/Manipula-
schaftsfeier, Trauerfeier, u.a. persönlichen tion
und jahreszeitlichen Feieranlässen.
Radikalaufklärung  (lat. radix „Wurzel“ 
Personenkult  religiöse Heilige oder säkular- Aufklärung), zeitgenössische Forschung, die
religiöse Erscheinungsformen, in harmlosen dem europäischen atheistischen, skeptischen
Ausprägungen (jede Biographie oder Perso- und materialistischen Denken im späten 17.
nenabbildung), aber perfide, wenn instru- und 18. Jh. gilt. ( Jonathan I. Israel und
mentalisiert im Rahmen von Fundamentalis- Martin Mulsow (Hrsg.): Radikalaufklärung.
mus, oder wenn andere diskriminierende Sys- Frankfurt/M. 2014), die überzeugend und
teme damit gerechtfertigt werden.  Stalinis- faktenreich argumentiert, dass hauptsächlich
mus  Theokratie die radikalen Vertreter der Aufklärung verant-
Philosophie  (griech. Philosophía φιλοσοφία, wortlich waren für die Errungenschaften der
philo φιλο „Liebe“ und sophía σοφία „Weis- Moderne, für die Wertegebung von Freiheit
heit“, „Wissen“, also „Liebe zur Weisheit“). und Menschenrechten, Gleichheit und Tole-
Die ersten europäischen Philosophen im anti- ranz, und dass der Spinozismus eine zentrale
ken Griechenland versuchten so die Welt und Rolle bei deren Durchsetzung spielte.
die menschliche Existenz zu deuten und zu Rassismus, Rassentheorie  (unklare
verstehen, durch Wissen, statt durch blinden Wortherkunft, evtl. aus dem arab. ‫ رأس‬ra’s
Glauben. Die totalitäre Herrschaft des Chris- oder span. raza „Kopf“, „Ursprung“),
tentums ( Scholastik  Theokratie) unter- pseudowissenschaftliche Theorie und Politik,
drückte die „heidnische“ Philosophie und ge- die die Menschheit in verschiedene Großgrup-
stand ihr lediglich eine dienende, der Theolo- pen („Rassen“) einteilen. „Rassen“ i.S. des R.
gie nachgeordnete Stellung ein: „Philosophia wurden in diskriminierender Absicht primär
ancilla theologiae“ („Die Philosophie ist die aufgrund äußerlicher Merkmale unterschie-
Magd der Theologie“, Spruch des Klerikers den und dienten als Rechtfertigungsideologie
Petrus Damiani, um 1006-1072).  Metaphy- für Kolonialismus, Imperialismus und die ihm
sik dienende Missionarstätigkeit, sowie als Recht-
Pogrom  (russ. погром „Verwüstung“, „Zer- fertigung für Massenmord, Genozid bis zum
störung“, „Krawall“), insbesondere im Zaren- Holocaust. Moderne wissenschaftliche Metho-
reich staatlicherseits angezettelter Terror ge- den (Genforschung) bestätigen, dass es nur
gen die jüdische Bevölkerung.  Antisemi- eine „Rasse Mensch“ gibt. Spätestens mit den
tismus  Nationalsozialismus, Nazismus  Ergebnissen der UNESCO-Arbeitsgruppe von
Theokratie 1950 ist der Rassismus wissenschaftlich wi-
derlegt. ( Luca & Francesco Cavalli-Sforza:
Polytheismus  (griech. polys ολύς „viel“ und
Verschieden und doch gleich. Ein Genetiker
theoi θεοί „Götter“), „Vielgötterei“, religiöse
entzieht dem Rassismus die Grundlage. Mün-
chen 1994).  Nationalsozialismus, Nazismus
Rationalismus  (lat. ratio „Vernunft“, „der und der ČSSR; das Grundsatzprogramm der
Grund“), erkenntnistheoretische Richtung, SPD von Bad Godesberg 1959 markierte
die das rationale Erkennen, das Denken, die ebenfalls eine Abkehr von laizistischen Positi-
Vernunft, als Grundlage der Erkenntnis an- onen.
sieht. In Abgrenzung zum Empirismus, der
Religion  (lat. religio „gewissenhafte Berück-
primär Sinneserfahrung (Empirie) als Er-
sichtigung“, „Sorgfalt“ – lat. relegere „beden-
kenntnisgewinn ansieht und in schroffem Ge-
ken“, „achtgeben“, ursprüngl. gemeint i.S.
gensatz zu religiöser Offenbarungs-Religio-
von „gewissenhafte Sorgfalt in der Beachtung
nen und Überlieferungen. R. ist aber nicht al-
von Vorzeichen und Vorschriften“ ( Fried-
lein erkenntnisgewinnend. Untersuchung, Ex-
rich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der
perimente, empirische Erkenntnis sind zudem
deutschen Sprache. Berlin 2002 (24).). R. ist
nötig. Rationalistisches Denken ist Grundlage
ein Sammelbegriff für eine Vielzahl unter-
der Aufklärung, neben Empirismus, Humanis-
schiedlicher Weltanschauungen, deren
mus, Religionskritik und Sensualismus.
Grundlage der jeweilige Glaube an bestimmte
Rechristianisierung der Linken bzw. Rekle- transzendente (überirdische, übernatürliche,
rikalisierung d. L.  Liberalismus und Sozia- übersinnliche) Kräfte ( Wunder  Zauberei)
lismus waren in ihren Anfängen revolutionär, ist, sowie häufig auch an heilige Objekte und
stellten die herrschenden Ideologien funda- Subjekte gebunden), im heutigen Sprachge-
mental in Frage und waren daher kirchen- brauch in Kirchen organisierte Riten und
und religionskritisch. Religionskritik verban- Bräuche. Karl Marx:  „Das religiöse Elend
den sie mit Toleranz in den eigenen Reihen ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elen-
und der politischen Forderung nach staatli- des und in einem die Protestation gegen das
chen Neutralität ( Laizismus  Trennung wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer
von Kirche und Staat). Diese Positionen wa- der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer
ren auch feste Bestandteile von Parteipro- herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser
grammen liberaler und sozialistischer Par- Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks. Die
teien. Mit Regierungsbeteiligungen erlahmte Aufhebung der Religion als des illusorischen
die Radikalität der Linken, konservative Athe- Glücks des Volkes ist die Forderung seines
orie stellte sich ein. Das Phänomen einer wirklichen Glücks.“ (MEW Bd. 1, S. 379).
R.d.L. galt besonders ab der Zeit nach dem Symptome der R. sind auch vorzufinden bei
II. Weltkrieg. Eine an Denkfaulheit grenzende Säkularreligionen.
Gleichgültigkeit ideologischen Fragen gegen-
Religionsfreiheit, negative  grundgesetz-
über hielt Einzug. Die Begründungen hierfür
lich garantiertes ( Grundgesetz Art. 140,
reichen vom Hinweis, Religionskritik lenke
Weimarer Reichsverfassung Art. 136) Recht
von wichtigeren Fragen ab, bis hin zur These,
(Freiheit von Religion) zu keiner Religionsge-
die Religionsfrage erledige sich sowieso von
meinschaft (Konfession) zu gehören bzw. eine
alleine, wenn die Partei die Mehrheit erlangen
solche verlassen zu können und auch nicht zu
würde. Die scheinhumanistische Terminologie
einer Teilnahme an kultischen Handlungen,
des Klerus wurde für wahr angenommen und
Feierlichkeiten oder sonstigen religiösen Prak-
half bei der Legitimierung deren finanzieller
tiken gezwungen oder genötigt zu werden.
und sonstiger Privilegien und sogar noch zu
Dazu gehört auch die Freiheit, die persönli-
erweitern. Schließlich äußert sich die R.d.L.
chen weltanschaulichen Überzeugungen nicht
in der völligen Aufgabe sogar von demokrati-
zu offenbaren, und das Recht, Eidesformeln in
schen Minimalforderungen, wie der Trennung
einer weltanschaulich neutralen Form abzule-
von Staat und Kirche und der Abwendung von
gen.  Dissidenten  Laizismus  Menschen-
jeglicher Ideologiekritik, bis hin zu offener
rechte  Trennung von Kirche und Staat
Gegnerschaft zum Freidenken. Dies geht so
weit, dass durch linke Parteien eine offen kle- Religionsfreiheit, positive  Grund- und
rikale Politik gefördert wird, laizistische Posi- Menschenrecht, besteht vor allem in der Frei-
tionen von opportunistischen Politikern aufge- heit seine Glaubensüberzeugungen oder
geben werden (z.B. Verbot der organisierten weltanschaulichen Bekenntnisse frei zu bilden,
Freidenkerbewegung in der UdSSR in den ungestört auszuüben und auf Wunsch wech-
1930er Jahren und deren nach dem II. Welt- seln zu dürfen.  Laizismus  Trennung von
krieg entstanden Satellitenstaaten; Untersa- Kirche und Staat
gung von Versuchen der Wiedergründungen
von Freidenkergruppen in der SBZ bzw. DDR
Religionskritik  Kritik von Inhalten und In- der kuriosesten Reliquien. Vom Atem Jesu bis
stitutionen der Religionen. Karl Marx:  „Für zum Zahn Mohammeds. Berlin 2003.
Deutschland ist die Kritik der Religion im We-
Renaissance  (franz. „Wiedergeburt“), euro-
sentlichen beendigt, und die Kritik der Reli-
päische Kulturepoche, hauptsächlich im 15.
gion ist die Voraussetzung aller Kritik.“ (MEW
und 16. Jh., bezeichnet das Bemühen der Ge-
Bd. 1, S. 378); „Die Kritik der Religion endet
lehrten und Künstler, die kulturellen Leistun-
mit der Lehre, daß der Mensch das höchste
gen der Antike nach dem ausklingenden wis-
Wesen für den Menschen sei, also mit dem
senschaftsfeindlichen „finsteren“ Mittelalter
kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse
unter der geistigen Diktatur des Klerus (
umzuwerfen, in denen der Mensch ein ernied-
Scholastik  Theokratie  Theologie) wieder
rigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein
neu zu beleben. Ausgehend von den Städten
verächtliches Wesen ist. Verhältnisse, die
Norditaliens beeinflusste die R. die europäi-
man nicht besser schildern kann als durch den
sche Literatur, Sprache, Philosophie, Malerei
Ausruf eines Franzosen bei einer projektierten
und Architektur.  Humanismus
Hundesteuer: Arme Hunde! Man will euch wie
Menschen behandeln!“ (MEW Bd. 1, S. 385). Republik  (lat. res publica, frz. république,
 Aufklärung  Freidenker „öffentliche Sache“) steht für das Gemeinwe-
sen und Gemeinwohl. Als Staatsform versteht
Reliquien  (lat. reliquiae „Zurückgelassenes“,
man die R. seit der römischen Antike und ins-
„Überbleibsel“), Gegenstände religiöser, ins-
besondere seit der Französischen Revolution,
besondere römisch-katholischer Verehrung
als Gegenmodell zur Monarchie.
(aber auch im Buddhismus und Islam u.a.),
besonders ein Körperteil oder Teil des persön- Republikanischer Kalender  der Französi-
lichen Besitzes eines Heiligen denen Wun- schen Revolution (gültig in Frankreich zwischen
derwirkungen unterstellt werden ( Zaube- 1793-1805, Zeit der Commune 1871). Der R.K.
rei). Begründete Ursache der Errichtung von wurde bewusst zur Abschaffung der christli-
Wallfahrtsorten. R. werden offiziell von Päps- chen Gottesverehrung eingeführt. Nicht mehr
ten und Klerus anerkannt, sogar mehrere (!) Christus‘ vermeintliche Geburt sollte jetzt der
„heilige“ Vorhäute (lat. sanctum praeputium) Beginn der Zeitrechnung sein, sondern die Ein-
des Jesulein. Schon allein die Addition der führung der Republik: der 22.09.1792. Die
Körperteile von den durch den Klerus aner- Verfassung von 1793 führte diese Zeitrech-
kannten R. der „Heiligen“ lässt auf Betrugs- nung zur Abschaffung der christlichen Gottes-
Absichten schließen: „Heilige Knochen viel und Heiligenverehrung staatlicherseits ein (
hundert Pfund. Es sind in den verschiedenen Laizismus). Es gab 12 Monate mit jeweils 30
Kirchen und Klöstern der katholischen Chris- Tagen. Jeder Monat hatte drei „Dekaden“ und
tenheit vorhanden: Vom hl. Andreas: 5 Leiber, jede Dekade zehn Tage. Jeder Tag erhielt sei-
6 Köpfe, 17 Arme, Beine und Hände. Vom hl. nen Namen nach dem Rang den er innerhalb
Antonius: 4 Leiber, 1 Kopf. Von der hl. Anna: der Dekade einnahm: Primidi, Duodi, Tridi,
2 Leiber, 8 Köpfe, 6 Arme. Von der hl. Barbara: Quartini, Quintini, Sextidi, Septidi, Octidi, No-
3 Leiber, 2 Köpfe. Vom hl. Basilius: 4 Leiber, nidi, Decadi. Die Monate erhielten ihre Namen
5 Köpfe. Vom hl. Blasius: 1 Leib, 5 Köpfe. nach den Besonderheiten der Jahreszeiten (
Vom hl. Clemens: 3 Leiber, 5 Köpfe. Vom hl. Naturalismus) und nicht mehr nach christlichen
Elegius: 2 Leiber, 3 Köpfe. Vom 1. Stephan: Vorbildern und Heiligen: Herbstmonate (auf -
4 Leiber, 8 Köpfe. Vom hl. Georg: 30 Leiber. aire endend): Vendémiaire lat. vindemia
Von der hl. Helene: 4 Leiber, 5 Köpfe. Vom hl. „Weinmonat“ 22.09-21.10., Brumaire franz.
Hilarius: 8 Leiber. Vom hl. Johannes dem Täu- brume „Nebelmonat“ 22.10.-20.11., Frimaire
fer: 10 Köpfe. Von der hl. Juliana: 20 Leiber, franz. frimas „Raureifmonat“ 21.11.-20.12.;
26 Köpfe. Vom hl. Leodegar: 5 Leiber, 10 Wintermonate (auf -ôse endend): Nivôsezu lat.
Köpfe, 12 Hände. Vom hl. Pankraz: 30 Leiber. niv- „Schneemonat“ 21.12.-10.01., Pluviôse
Vom Apostel Lucas: 8 Leiber, 9 Köpfe. Vom hl. lat. pluvia „Regenmonat“ 20.01.-18.02.,
Philippus: 3 Leiber, 18 Köpfe, 12 Hände. Vom Ventôse franz. vent „Windmonat“ 19.02.-
hl. Sebastian: 4 Leiber, 5 Köpfe, 13 Arme; 20.03.; Frühlingsmonate (auf -al endend):
usw.“ ( Konrad Beißwanger: Illustrierter Germinal lat. germin- „Keimmonat“ 21.03.-
Pfaffenspiegel. Nürnberg 1923, S. 163). Siehe 19.04., Floréal lat. flor- „Blumenmo-
auch:  Otto von Corvin: Pfaffenspiegel. nat“ 20.04.-19.05., Prairial franz. prairie „Wie-
Schwerte 1977 (27), Horst Hermann: Lexikon senmonat“ 20.05.-18.06.; Sommermonate
(auf -idor endend): Messidor lat. messis „Ernt- lichung, befördert durch Aufklärung, Huma-
emonat“ 19.06.-18.07., Thermidor griech. nismus und Moderne. Der fortschreitende
thermós „Wärmemonat“ 19.07.-17.08., Fruc- Prozess der S. ist zudem verbunden mit Zu-
tidor lat. fructus „Fruchtmonat“ 18.08.-16.09.; nahme von Dissidenten, Individualisierung,
die sechs Übergangstage waren die Sansculot- Indifferenz und Beliebigkeit in Weltanschau-
tiden-Feiertage. ungsfragen und in einer Abnahme der Bereit-
schaft sich zu organisieren. Unter diesen Ten-
Sakrament  (lat. sacer „heilig“, „unverletz-
denzen leiden auch die Interessenvertretun-
lich“, sacramentum „Heilszeichen“, „Heilsmit-
gen der Konfessionsfreien, die sich deshalb
tel“, „sichtbares Zeichen der verborgenen
schwertun, größere Mitgliederzahlen zu errei-
Heilswirklichkeit“,  Heilige), abgeleitet von
chen.  Laizismus
griech. mysterion μυστήριον „Geheimnis“ (
Mystik). S. ist ein Ritual, bei dem ein „sicht- Säkularreligion  weltliche Form von Religion
bares Zeichen“ bzw. eine „sichtbare Handlung mit ähnlichen Erscheinungsformen, auch Au-
eine unsichtbare Wirklichkeit Gottes verge- toritätsglaube, Religiosität im Gewand politi-
genwärtigt und an ihr teilhaben lässt“. Solche scher oder sonstiger Phrasen. S. tritt auf in
Wunderrituale werden z.B. in den christlichen harmlosen Formen, wie Starkult, Fußballkult
Kirchen vollzogen bei Taufe, Firmung, Kran- ( Fanatismus  Personenkult), aber auch in
kensalbung, Priesterweihe, Ehe, Beerdigung. gefährliche Varianten:  Antisemitismus 
Die Religionsgemeinschaften leiten aus dem Faschismus  Militarismus  Monarchismus
Vollzug dieser Rituale sogar juristische Rechte,  Rassismus
etwa beim staatlichen Kirchensteuereinzug,
Scholastik  (lat. schola „Schullehre“), theolo-
ab.  Passagerituale  Trennung von Kirche
gisches, scheinphilosophisches Lehrgebäude
und Staat
und Methode der spätmittelalterlichen Kirche,
Säkularisation  (lat. saeculāris „weltlich ge- die versuchte, die Theologie „philoso-
sinnt“), ursprünglich die staatliche Einziehung phisch“ zu begründen ( Idealismus  Reli-
oder Nutzung der Besitztümer (Land oder gion). Die S. fand ihre schärfsten Kritiker un-
Vermögen) der Kirchen. Im engeren Sinn ver- ter den Anhängern des Humanismus und der
steht man unter S. die Aufhebung kirchlicher frühen Aufklärung.
Institutionen und die Verstaatlichung ihres
Sensualismus  (lat. sensualis „der Sinnemp-
Besitzes, sowie die Einverleibung der geistli-
findung fähig“), erkenntnistheoretische Rich-
chen Fürstentümer und Herrschaften des
tung, die die sinnliche Form der Widerspiege-
„Heiligen Römischen Reiches Deutscher Na-
lung primär ansieht und alle Erkenntnisse als
tion“ durch größere weltliche Fürstenstaaten
aus sinnlichen Abbildern zusammensetzt an-
während des Napoleonischen Zeitalters. Dies
sieht. S. ist aber nicht allein erkenntnisgewin-
war schon vorher üblich (England ab 1535,
nend. Untersuchung, Experimente, empiri-
Sachsen ab 1539, Bayern ab 1608, Österreich
sche und rationale Erkenntnis sind zudem nö-
1780). Ein Kuriosum sind dagegen die aktuell
tig und sind Grundlage der Aufklärung, neben
noch immer andauernden pauschalen Ent-
 Empirismus  Humanismus  Rationalis-
schädigungszahlungen in hohen Millionenbe-
mus  Religionskritik
trägen in Deutschland, in Form von „Staats-
leistungen“.  Thron und Altar  Konkordat Skepsis, Skeptizismus  (griech. sképsis
 Theokratie σκέψις „Untersuchung“, „Überlegung“) allge-
meine Geisteshaltung, die Erkenntnisse und
Säkularismus, Säkularisierung  (lat. sae-
Aussagen in Zweifel zieht und hinterfragt.
culāris „weltlich gesinnt“), eine aus einem
Skepsis ist erste Voraussetzung für Kritik
mentalen Prozess der Trennung von Religion
überkommener Vorurteile. Wogegen der
und Staat und der Säkularisation, als konkre-
Skeptizismus den Zweifel zum alleinigen
ter Prozess der Ablösung der weltlichen Macht
Merkmal erhebt.  Agnostzismus
religiöser Institutionen erwachsene Weltan-
schauung, die sich auf Verweltlichung der Ge- Solidarität  (lat. solidus für „gediegen“,
sellschaft ausrichtet. Unter säkular versteht „echt“ oder „fest“) bezeichnet eine zumeist in
man weltlich, profan, den Laien zugehörig einem ethisch-politischen Zusammenhang
(auch nichtkirchlich, kirchenunabhängig), im benannte Haltung der Verbundenheit mit -
Gegensatz zu geistlich, religiös. S. bedeutet und Unterstützung von - Ideen, Aktivitäten
allgemein eine positive Tendenz zur Verwelt- und Zielen anderer. Sie drückt ferner den Zu-
sammenhalt zwischen gleichgesinnten oder
gleichgestellten Individuen und Gruppen und Feigheit, die Selbstverachtung, die Erniedri-
den Einsatz für gemeinsame Werte aus. Seit gung, die Unterwürfigkeit, die Demut, kurz
dem 19. Jahrhundert ist S. ein zentraler Wert alle Eigenschaften der Kanaille, und das Pro-
der Arbeiterbewegung und der Freiden- letariat, das sich nicht als Kanaille behandeln
ker/Humanisten. Solidarisches Handeln geht lassen will, hat seinen Mut, sein Selbstgefühl,
weit über den biblischen Wert der Nächsten- seinen Stolz und seinen Unabhängigkeitssinn
liebe hinaus. noch viel nötiger als sein Brot. Die sozialen
Prinzipien des Christentums sind duckmäuse-
Sozialdarwinismus  im Gegensatz zur Dar-
rig …“ ( MEW Bd. 1, 203ff.)
win’schen Evolutionslehre eine reaktionäre
spätbürgerliche scheinwissenschaftliche Sozialismus / Kommunismus  (lat. so-cia-
Lehre ( Pseudowissenschaft), nach der Un- lis „kameradschaftlich“, lat. communis „ge-
terdrückung, Ausbeutung, Kriege „biolo- meinsam“), i.S. von Nutzung/Verfügung der
gisch“ als „Auslese“ dargestellt werden. Eng Produktionsmittel, bezieht sich nicht auf das
mit Rassismus verknüpft.  Säkularreligion private Eigentum, sondern auf Begünstigung
von gemeinsamer oder genossenschaftlicher
Soziale Prinzipien des Christentums  (
Produktion (chin. 共产 gòng chǎn „gemeinsa-
Nächstenliebe) in unserem Land spielt ver-
mehrt eine Rolle, dass Kirchen Konzerne ge- mes Produzieren“). Freiwillige genossen-
bildet haben, die sich soziale Einrichtungen, schaftliche Zusammenschlüsse entsprechen
wie Krankenhäuser, Kindergärten, Alten- diesem Gedanken eher, als ein erzwungener
heime, nahezu zu 100% aus öffentlichen Mit- Staats-S./K. Bereits im Altertum und der frü-
teln unterhalten lassen, zugleich aber eine hen Neuzeit als Utopie behandelt, besonders
vordemokratisch-patriarchalische Arbeitge- ab dem frühen 19. Jh. eine der drei großen
berrolle beanspruchen, mit besonderem Ar- politischen Ideologien neben Liberalismus
beitsrecht, welches Grund- und Menschen- und Konservatismus. Der S./K. ist bisher als
rechte der Beschäftigten einschränkt und ins- verwirklichtes Gesellschaftsmodell noch nie
besondere Konfessionsfreie diskriminiert über das Versuchsstadium hinausgekommen
(siehe hierzu: „Kampagne gegen religiöse ( Demokratie  Luxemburgismus im Ge-
Diskriminierung am Arbeitsplatz“ GerDiA: gensatz zu  Stalinismus). Viele Freigeister
www.gerdia.de). Die folgende Definition ist waren zugleich Anhänger des S./K., verban-
nur ein Aspekt, der die fragwürdige soziale den die Forderung der Emanzipation von
Kompetenz schon im 19. Jh. beleuchtete: Karl Ideen und Gesellschaft. Eigentlich müssten
Marx:  „Die sozialen Prinzipien des Chris- die Anhänger des S./K. zugleich auch immer
tentums haben die antike Sklaverei gerecht- Freidenker sein. Es gab und gibt aber auch
fertigt, die mittelalterliche Leibeigenschaft dem freien Denken gegenüber ablehnende
verherrlicht und verstehen sich ebenfalls im Ansichten im „Realsozialismus“ oder Gleich-
Notfall dazu, die Unterdrückung des Proletari- gültigkeiten, wie etwa: „Wenn der Sozialis-
ats, wenn auch mit etwas jämmerlicher Miene, mus gesiegt habe, werde sich das Anliegen
zu verteidigen. Die sozialen Prinzipien des der Geistesfreiheit automatisch mit erledigen“,
Christentums predigen die Notwendigkeit ei- „die antireligiöse Aufklärung lenke vom Klas-
ner herrschenden und einer unterdrückten senkampf ab“, „Kraftvergeudung“ und „Ne-
Klasse und haben für die letztere nur den benziele, vor denen man sich hüten
frommen Wunsch, die erste möge wohltätig müsse“ (Anton Pannekoek), bis hin zu offener
sein. Die sozialen Prinzipien des Christentums Gegnerschaft zu freiem Denken und Missach-
setzen die konsistorialrätliche Ausgleichung tung des Laizismus, Trennung von Kirche und
aller Infamien in den Himmel und rechtferti- Staat.  Rechristianisierung der Linken
gen dadurch die Fortdauer dieser Infamien Spinozismus  (nach Baruch Spinoza, 1632-
auf der Erde. Die sozialen Prinzipien des 1677), dem Begründer des modernen euro-
Christentums erklären alle Niederträchtigkei- päischen Rationalismus und der Religionskri-
ten der Unterdrücker gegen die Unterdrück- tik, der einen monistischen Pantheismus (
ten entweder für gerechte Strafe der Erb- „Deus sive natura“, „Gott und Natur sind eine
sünde und sonstigen Sünden oder für Prüfun- Einheit“) vertrat. Der S. galt seinen Zeitge-
gen, die der Herr über die Erlösten nach sei- nossen sogar als Synonym für Atheismus,
ner unendlichen Weisheit verhängt. Die sozi- wurde abwertenden für alle Anhänger der
alen Prinzipien des Christentums predigen die Aufklärung und des Deismus und zu einem
Kampfbegriff des philosophischen Idealismus  „Der Tod ist die Befreiung und das Ende
und des Klerus. von allen Übeln; über ihn gehen unsere Lei-
den nicht hinaus. Er versetzt uns in jene Ruhe
Stalinismus  ein von oppositionellen Anhä-
zurück, die wir hatten, in der wir waren, ehe
ngern des Sozialismus/Kommunismus ge-
wir geboren wurden.“
prägter Begriff, der auch von der bürgerlichen
Politikwissenschaft im Kalten Krieg als Kampf- Sünde  ein Begriff der Religionen, insbeson-
begriff gegenüber allen Sozialisten übernom- dere im Judentum, Christentum und Islam.
men wurde. Geht zurück auf die totalitäre (Römisch-katholischer Papst Franziskus noch
Herrschaftsform in der Sowjetunion unter im Jahr 2015: „Wir alle sind Sünder“). Nach
Iossif W. Stalin (1878-1953), sowie für die christlich-kirchlichem Verständnis ein unvoll-
von ihm begründete Partei-Ideologie, die sich kommener Zustand eines von Gott getrenn-
zwar auf den Marxismus und den Sozialis- ten Menschen und seiner Lebensweise. Diese
mus/Kommunismus berief, diesem aber nicht Trennung käme, nach Genesis 3 ( Bibel),
nur wesensfremd ist, sondern vor allem eine durch einen sog. „Sündenfall“. S. ist demnach
inhumane Perversion derselben darstellte eine Tat („Verfehlung“), die bereits mit „bö-
(Gegensatz zu  Luxemburgismus). Hermann sen Gedanken“ begänne (Matthäus 15,19).
Weber:  „Stalinismus [ist eine] eigenstän- Ein Tatbestand gilt als verwerflich bzw.
dige Gesellschaftsform der totalen Diktatur, in schlecht, weil Gott ihn als S. kennzeichnete,
der der Marxismus lediglich Verschleierungs- z.B. durch die Nichtbeachtung der Zehn Ge-
und Rechtfertigungsideologie ist … im Ost- bote. S. kann sogar vererbt werden. Dem-
block existiere nicht der Sozialismus in der nach hätten alle Menschen eine Erbsünde der
Tradition der Arbeiterbewegung, sondern im ersten Menschen zu tragen und zu büßen, was
Gegenteil, zwischen der demokratischen Ar- nach Rechtsauffassung demokratischer Ge-
beiterbewegung und dem Stalinismus be- sellschaften nicht zulässig wäre und sich mit
stehe eine tiefe Kluft, habe sich ein unüber- einem Gütebegriff nie vereinbaren lässt. Als
brückbarer Widerspruch herausgebil- humanistische Freidenker können wir somit
det.“ (Hermann Weber: Leben nach dem alle Leserinnen und Leser von „schlechtem
„Prinzip Links“. Berlin 2006). Der S. war zu- Gewissen“ und jeglicher theologischen S. frei-
dem gekennzeichnet durch Willkür und Unge- sprechen und empfehlen dafür die Achtung
setzlichkeit, dessen Brutalität in großem Aus- der Menschenrechte.  Todsünde  Hölle 
maß die eigenen Anhänger traf. Anfänglich Theodizee
trat der S. betont antiklerikal auf und ver-
Supranaturalismus  (lat. supra- „oberhalb“,
folgte gesetzwidrig zahlreiche Gläubige und
„darüber“ des Naturalismus), metaphysische
Kleriker. Ab den 1930er Jahren erfolgte ein
Auffassung, die nach Jakob Stern  „…
Kurswechsel, hin zur Duldung und Hofieren
glaubt, das Geistige oder Psychische sei vom
des Klerus, bei gleichzeitigem Verbot und
Körperlichen oder Physischen trennbar und es
Verfolgung der „Gottlosenbewegung“ ( Frei-
komme ihm eine von diesem unabhängige
denker). Beide Extreme sind Missachtungen
Sonderexistenz zu.“ ( Dualismus  Idealis-
der Prinzipen des Laizismus und der Toleranz.
mus. Gegensatz zu  Naturalismus  Materi-
 Rechristianisierung der Linken
alismus  Monismus
Stoa, Stoizismus  (griech. stoá Στοά „Vor-
Teufel, Teufelsglaube  (griech. diábolos
halle“), nach der Versammlungsstätte der
Διάβολος, lat. diabolus, wörtlich „Durcheinan-
Philosphenschule, die sich in der Stoá, der
derwerfer“ i.S. von „Verwirrer“, „Faktenver-
Säulen-Vorhalle der Agorá, dem Marktplatz
dreher“, „Verleumder“), in verschiedenen Re-
von Athen, zusammenfand. Unter der Anlei-
ligionen als eigenständiges, übernatürliches
tung von Zenon von Kition (um 300 v.u.Z.)
Wesen angesehen, insb. im Christentum und
enthielten die Lehren der S. eine kosmologi-
im Islam eine Personifizierung des Bösen.
sche, auf Ganzheitlichkeit der Welterfassung
T.glaube ist ein Symptom für eine besonders
( Monismus) gerichtete Betrachtungsweise.
primitive Form von Religion. Im Christentum
Die S.iker galten als Individualisten, die durch
entstand sogar ernsthaft der Glaube an „Teu-
Einübung emotionaler Selbstbeherrschung ihr
felsbuhlschaften“, d.h. Menschen könnten in-
Los zu akzeptieren gedachten, um mit Hilfe
time (sexuelle) Beziehung mit dem Satan ein-
von Gelassenheit und Seelenruhe zur Weis-
gehen, was ein „Tatbestand“ bei den berüch-
heit zu streben (umgangssprachlich: stoisch).
tigten „Hexen“prozessen war. Noch in der Ge-
Der römische Stoiker Seneca (um 1-65 u.Z.):
genwart werden angeleitet vom Vatikan Teu- Theorie (griech. theorein θεωρεῖν „beobach-
felsautreibungen ( Exorzist) betrieben.  ten“, „betrachten“, „anschauen“; theoría „An-
Hölle  Inquisition  Sünde schauung“, „Überlegung“, „Einsicht“, „wis-
senschaftliche Betrachtung“. T. ist eine Aus-
Theismus  (griech. theós θεός „Gott“), Lehre
sage oder ein System, die dazu dienen, Aus-
von außerweltlichen Wesen („Göttern“), so-
schnitte der Realität zu beschreiben oder zu
wie der Glaube an diese. Im Monotheismus
erklären und Prognosen zu erstellen. Gegen-
der Glaube an einen Gott, im Polytheismus an
satz  Atheorie
mehrere Götter. Im Pantheismus (Lehre vom
Einssein „Gottes“ und der Welt, wird Thron und Altar, Verbindung von  Monar-
„Gott“ nicht persönlich oder außerweltlich ge- chien begründeten ihre Herrschaft und
sehen und ist als Begriff austauschbar mit Staatsgewalt als göttliche Stiftung, „Gottes-
„Natur“). Theismus ist Gegensatz zu  Athe- gnadentum“ (lat. „cuius regio, eius religio“ -
ismus „Wessen Gebiet, dessen Religion“, „Wes‘ der
Fürst, des‘ der Glaube“), wonach die Herr-
Theodizee  (griech. theodikía θεοδικία ,
scher eines Landes berechtigt sei, die Religion
theós θεός „Gott“ und díkē δίκη, frz. théodi-
für dessen Bewohner vorzugeben, bestätigt
cée „Gerechtigkeit“, i.S. von „Gerechtigkeit“,
im „Augsburger Religionsfrieden“ von 1555
bzw. „Rechtfertigung Gottes“), geht begriff-
und im „Westfälischen Frieden“ von 1648 als
lich auf Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)
Rechtsprinzip. Das landesherrliche Kirchenre-
zurück. Gemeint sind Antwortversuche auf die
giment „Summepiscopat“ galt in evangeli-
Frage, wie Leiden in der Welt zu erklären sei
schen Territorialstaaten bis 1918. „Gottes-
vor dem Hintergrund, dass Gott doch einer-
gnadentum“ (lat. dei gratia „von Gottes Gna-
seits allmächtig, andererseits gut sei. Warum
den“) war die Begründung für monarchische
lässt dieses Wesen Leiden zu, wenn er doch
Herrschaftsansprüche ( Oligarchie  Theo-
die Potenz („Allmacht“) und den Willen
kratie). Übrig geblieben sind hiervon heute
(„Güte“) besitze, um Leiden zu verhindern.
die immer noch bestehenden Privilegierungen
Bereits bei antiken Denkern wurde diese
der Großkirchen und die nicht vollendete
Frage als Religionskritik gestellt. Die Recht-
Durchführung von Trennung von Kirche und
fertigung der T. stellt sich noch fragwürdiger
Staat, bzw. Bildung und Beruf. Es ist ein drin-
angesichts der historisch einmaligen Gräuel
gendes demokratisches und verfassungs-
des Holocaust.  Gottes-“Beweise“  Fa-
rechtlich gebotenes Anliegen, dieses Ver-
schismus
säumnis zu erlendigen, i.S. des Laizismus.
Theokratie  (griech. theós θεός „Gott“ und
Tod  Das natürliche Ende unseres individuellen
krateía „Herrschaft“, „Gottesstaat“), Herr-
Lebens, das für uns eigentlich „nichts auf
schaftsform, bei der die Staatsgewalt allein
sich“ haben sollte (s.u.), für die Hinterbliebenen
religiös, in Form einer Staatsreligion ( Thron aber Verlust und Trauer bedeutet. Epíkouros
und Altar), göttlich erwähltem Herrscher, ei-
(um 341-270 v.u.Z.) schrieb in seinem Lehr-
ner Priesterschaft ( Klerus), auf Grundlage
brief an Menoikeús:  „Gewöhne dich auch
von Prinzipien einer Religion legitimiert wird,
an den Gedanken, dass es mit dem Tode für
wie z.B. in der Islamischen Republik Iran, Va- uns nichts auf sich hat. Denn alles Gute und
tikanstaat, Tibet unter der Herrschaft des Da- Schlimme beruht auf Empfindung; der Tod
lai Lama ( Fundamentalismus). T. ist nicht
aber ist die Aufhebung der Empfindung. Da-
vereinbar mit  Demokratie  Laizismus  her macht die rechte Erkenntnis von der Be-
Menschenrechten deutungslosigkeit des Todes für uns die
Theologie  (griech. theós θεός „Gott“ und Sterblichkeit des Lebens erst zu einer Quelle
lógos „Wort“, „Sinn“, „Lehre“, „Gottlehre“), der Lust, indem sie uns nicht eine endlose Zeit
Gesamtheit der Religions-Lehren und Glau- als künftige Fortsetzung in Aussicht stellt,
bensinhalte. Zu unterscheiden von einer wis- sondern dem Verlangen nach Unsterblichkeit
senschaftlichen Religionswissenschaft, da die ein Ende macht. Denn das Leben hat für den
T. nicht historisch-kritisch ( wissenschaftli- nichts Schreckliches, der sich wirklich klar ge-
che Methode), sondern im Rahmen und unter macht hat, dass in dem Nichtleben nichts
Aufsicht von Konfessionen und Dogmen ar- Schreckliches liegt. Wer also sagt, er fürchte
beiten muss.  Pseudowissenschaft den Tod, nicht etwa weil er uns Schmerz be-
reiten wird, wenn er sich einstellt, sondern
weil er uns jetzt schon Schmerz bereitet
durch sein dereinstiges Kommen, der redet bedroht.  Laizismus  Trennung von Kirche
ins Blaue hinein. Denn was uns, wenn es sich und Staat  Grenzen der Toleranz
wirklich einstellt, nicht stört, das kann uns,
Trauerfeier (Humanistische)  neben der
wenn man es erst erwartet, keinen anderen
Jugendfeier/Jugendweihe ältester Bestandteil
als nur einen eingebildeten Schmerz bereiten.
heutiger weltlicher Feierkultur ( Passageri-
Das angeblich schaurigste aller Übel also, der
tuale), basierend auf antiken Traditionen. Der
Tod, hat für uns keine Bedeutung; denn so
Wunsch nach Feuerbestattungen und weltli-
lange wir noch da sind, ist der Tod nicht da;
chen Abschiedsworten war vielfach Motiv für
stellt sich aber der Tod ein, so sind wir nicht
die Gründung freigeistiger Organisationen.
mehr da. Er hat also weder für die Lebenden
Der Humanistische Verband Deutschland ist
Bedeutung noch für die Abgeschiedenen,
Ansprechpartner, wenn es darum geht, Ab-
denn auf jene bezieht er sich nicht, diese aber
schieds- und Gedenkfeiern individuell und in
sind nicht mehr da. Die große Menge indes
Würde zu gestalten. Die Einzigartigkeit eines
scheut bald den Tod als das größte aller Übel,
Menschen soll sich auch in der Trauerzeremo-
bald sieht sie in ihm eine Erholung von den
nie zeigen. Wichtiger Bestandteil einer Trau-
Mühseligkeiten des Lebens. Der Weise dage-
erfeier ist die Rede, für die die HVD-Landes-
gen weist weder das Leben von sich, noch hat
verbände zertifizierte Trauerredner vermit-
er Angst davor, nicht zu leben. Denn weder
teln.  Horst Groschopp (Hrsg.): Humanisti-
ist ihm das Leben zuwider noch hält er es für
sche Bestattungskultur. Aschaffenburg 2010.
ein Übel, nicht zu leben. Wie er sich aber bei
der Wahl der Speise nicht für die größere Trennung von Kirche und Staat  staatskir-
Masse, sondern für den Wohlgeschmack ent- chenrechtliches Modell, in denen Staat und
scheidet, so kommt es ihm auch nicht darauf Kirchen organisatorisch getrennt sind, also
an, die Zeit in möglichster Länge, sondern in nicht wie in Staatskirchentum oder in einer
möglichst erfreulicher Fruchtbarkeit zu genie- Theokratie verbunden sind. Die T.v.K.u.S. ist
ßen.“ (Epíkouros: Schriften, in: Prometheus grundgesetzlich geboten, aber bisher nur als
und die Philosophen. Handbuch Philosophie „hinkende“ Trennung vollzogen.  Laizismus
und Aufklärung griechische Antike. als Prinzip zur Verwirklichung von  Men-
Epíkouros‘ Schriften. Hrsg. v. H. Jestrabek. schenrechten  positive Religionsfreiheit und
Reutlingen 2017, S. 143f.)  Kremation   negative Religionsfreiheit  Säkularismus
Trauerfeier  Unsterblichkeit  Toleranz
Todsünde  (lat. peccatum mortiferum oder Unfehlbarkeit des Papstes  Anathema,
mortale) werden in den christlichen Kirchen anathema sit!
besonders schwerwiegende Arten der Sünde Unsterblichkeit  illusorische Wunschvorstel-
bezeichnet: Verstoß gegen die Zehn Gebote lung, genährt von Religionen und Kirchen. An-
wie Ehebruch, Mord oder Apostasie, Meineid gesichts der ebenso illusorischen Androhung
u.a. begangen „mit vollem Bewusstsein“ und von Höllenstrafen, ist es tröstlich, dass der
„mit bedachter Zustimmung“. Zieht den zwei- Unsterblichkeitsglaube absolut nicht wissen-
ten Tod, die Höllenstrafe nach sich, wenn man schaftlich ist.  Pseudowissenschaft  Teu-
ohne vollkommene Reue und Bußsakrament felsglaube  Theodizee  Wunder
stirbt.  Anathema  Teufel
Utopie  (griech. ou- οὐ- „nicht“ und tópos
Toleranz  (lat. tolerare „erdulden“, „ertra- τόπος „Ort“, οὐtópos οὐtópos „der Nicht-Ort“),
gen“), auch Duldsamkeit, allgemein ein Gel- umgangssprachlich verwendet als (nicht rea-
tenlassen und Gewährenlassen anderer Über- lisierbares) Konzept oder Vision. Bei realisti-
zeugungen, Handlungsweisen, Sitten, beson- scher Handhabung kann es aber auch die
ders anderer Religionen und Weltanschauun- Phantasie und Planung beflügeln.  Ernesto
gen, sowie die Gewährleistung von positiver Che Guevara: „Seien wir realistisch, versu-
(das Recht zu bekennen) und negativer Reli- chen wir das Unmögliche.“
gionsfreiheit (das Recht sich nicht bekennen
zu müssen), ohne dass Bekennende Nachteile Völkerrecht  (lat. ius gentium „Recht der Völ-
zu erwarten haben ( Menschenrechte). Die ker“), eine überstaatliche, auf der Grundlage
negative Religionsfreiheit ist insbesondre von Gleichrangigkeit geregelte Prinzipien und
durch religiöse Missionierung und Fundamen- Regeln zwischen Staaten und Völkern, festge-
talismus und von diesen beeinflusste Regie- schrieben in der „Charta der Vereinten Natio-
rungen ( Theokratie) auch heute noch stark nen“, das als Völkergewohnheitsrecht auch
über die Mitgliedschaft in den Vereinten Nati- einmal in allen Evangelien ( Bibel) niederge-
onen (UNO) hinaus verbindlich ist, welches schrieben. Bei Markus wird von Jesus Geburt
ein allgemeines Gewaltverbot beinhaltet und überhaupt nichts berichtet, Matthäus und Jo-
jedem Staat einen Angriffskrieg verbietet. hannes sind mit Josefs Gefühlen und einer
Damit wurde ein alter Grundsatz des Kolonia- Fleischwerdung eines göttlichen Logos be-
lismus/Imperialismus überwunden, der vor- fasst. Nur Lukas beschreibt das populäre ro-
gab, in schwächere Länder kriegerisch einzu- mantisch-idyllische Krippenspiel. Bei den ge-
fallen und diese auszubeuten, um sie angeb- nannten Autoren handelte es sich allerdings
lich zu „christlichen“ und „zivilisierten“ Län- nicht um die gleichnamigen Apostel. Die Je-
dern machen zu wollen. Nach dieser bereits sus-Legenden wurden erst 40 bis 80 Jahre
überwunden geglaubten Logik maßen sich nach dem beschriebenen Kreuzigungstod auf-
noch immer militärisch mächtige Staaten an, gezeichnet. Vorher wurden sie nur mündlich
angebliche und nach ihrer willkürlichen Inter- verbreitet. Wie im alten Palästina üblich, mit
pretation Menschenrechtsverletzungen zum immer mehr und ausgeschmückteren Wun-
Vorwand zu nehmen, um Angriffskriege, dergeschichten, Ergänzungen und Fabeln.
Schüren von Bürgerkriegen, Wirtschaftsblo- Historisch sind weder nachweisbar: Maria, Jo-
ckaden u.a. Aggressionen zu rechtfertigen. sef, der Geburtsort Bethlehem, die mühselige
Die V.sordnung missbilligt aber zwischen- Zimmersuche, der Stall, Ochse und Esel, Hir-
staatliche Nötigung, Gewalt und Einmischung ten und alle drei Könige. Nur die Volksbefra-
in innere Angelegenheiten und geht deshalb gung der Römer gab es in Palästina. Aller-
von den Prinzipien „ein Staat, eine Stimme“, dings zu anderer Zeit und in anderen Landes-
Selbstbestimmungsrecht und friedlicher teilen. Der biblisch beschriebene massenhafte
Koexistenz aus. Kindermord durch Herodes - auf den sich neu-
erdings katholische Fundamentalisten besan-
Wandlung  Konsekration
nen und Glockenläuten für Ungeborene ver-
Weihnachten  (germ. wīha „geweiht“, „hei- anstalten (und Schwangerschaftsabbruch da-
lig“ und naht „Nacht“, „Nächte“, „geweihte mit verteufelten) - ist erwiesenermaßen eine
Nächte“, die zwölf langen Nächte der Winter- Geschichtslüge. Im Römischen Imperium
sonnenwende (Nordhalbkugel des Globus, be- wurde im Jahr im Jahr 274 u.Z. der Termin
ginnend ab 21./22. Dezember). W. ist des- des Festes festgesetzt auf den 25. Dezember,
halb nicht christlichen, sondern heidnischen anlässlich einer Tempeleinweihung durch Kai-
Ursprungs, wie andere jahreszeitliche Fest- ser Aurelian für „Sol Invictus“, den „Unbesieg-
tage ebenso. Trotzdem reklamieren die ten Sonnengott“. Er begründete damit einen
christlichen Kirchen W. als das Geburtstags- offiziellen Schutzherren und Staatsgott. Als
fest ihres legendären Religionsgründers Jesus das Christentum in Rom zur alleinigen Staats-
am 25. Dezember, als „Christtag“, bzw. religion erhoben wurde (Ende 4. Jh. u.Z.)
„Hochfest der Geburt des Herrn“. Schon früh wurden alle Festtage des heidnisch-römi-
wurde dagegen die Vermutung geäußert, schen Kults zu christlichen Kulten umgewan-
dass der Name vorchristlichen Ursprungs ist. delt. In den neu entstandenen christlichen
Sebastian Franck 1538:  „das dieser heyd- W.skult flossen jetzt ein: das heidnische Fest
nisch nam [Ostern] und standt nicht von Petro, der Wintersonnenwende, das Fest des Aion,
sonder von den heyden in das christenthumb eine mystische Darstellung der Geburt der
ist kommen, wie auch die fasznacht, wein- neuen Sonne (Beschwörungsformel: „Die
nacht etc.“ (Sebastian Franck: Germaniae Jungfrau hat geboren, zu nimmt das Licht.“),
chronicon 1538. Bern 1539). Die Datierung die Naturerscheinung, dass nach dem kürzes-
auf den 25. Dezember erfolgte ohne wirkliche ten Tag des Jahres die Sonne wieder länger
Kenntnis. Die Urchristen, die es doch eigent- scheinen wird und der Frühling naht, das Fest
lich am besten wissen hätten müssen, feier- des Sol Invictus, die „Saturnalien“, die noch
ten den Geburtstag von Jesus überhaupt nicht. einige Jahre vorher bei den Christen beson-
Um 200 u.Z. feierten die christlichen Kirchen ders verpönt waren, wegen ihres ausschwei-
teilweise den 19. April, den 20. Mai oder den fenden Charakters. Bei der Christianisierung
17. November als Jesu Geburtstag. Das Fest Nordeuropas wurde dann das germanische
W. ist erstmals im 2. Jahrhundert u.Z. in „Julfest“ - auch ein Wintersonnwendfest als
Ägypten gefeiert worden, als Geburtstag des Bestandteil des Sonnenkults - als christliches
Gottes Osiris, auch Aion genannt. Die christli- W. umgedeutet. Aus dem nordischen „Jul-
che W.sgeschichte dagegen ist noch nicht kranz“ wurde der Adventskranz. Auch die
Symbolik des Kerzenbaums, als Vereinigung dieser Konsens nach außen bezeugt wird. Als
von lebendem Licht (Flamme) und lebendem solche gelten u.a. der Humanistische Verband
Grün (Nadelbaum), war verbreitet in vor- Deutschlands oder die im Dachverband freier
christlichen Kulturen und hat immer die Sonn- Weltanschauungsgemeinschaften versam-
wendfeier begleitet. Aus der Vorstellung, dass melten Organisationen. Im Gegensatz zu Ös-
in der Zeit der Wintersonnwende die heidni- terreich (hier nur Status als eingetragener
schen Götter auf die Erde kämen, um „nach Verein möglich) kann in Deutschland einer
dem Rechten“ zu sehen. Der ursprüngliche solchen Gemeinschaft unter bestimmten Vo-
Mythos stellte sich vor, dass das „Muetes- raussetzungen auch der Status einer Körper-
heer“ während der „Zwölften“ (zwölf Nächte schaft des öffentlichen Rechts verliehen wer-
um die Jahreswende) umginge. Der Nikolaus- den.
Weihnachtsmann entstand aus dem „ruhm-
wissenschaftlich  Aussagen oder Theorien
prächtigen“ (althochdeutsch: ruotperecht)
sind dann als wissenschaftlich zu bezeichnen,
Gottvater Odin oder Wotan, verballhornt als
„Knecht Ruprecht“ (Der Knecht als Synonym wenn sie überprüfbar sind, verifizierbar oder
für die in Knechtschaft genommene germani- falsifizierbar und mit den bisherigen wissen-
sche Mythologie). – Trotz all dieser zweifel- schaftlichen Begründeten Normen, Erkennt-
haften Umstände, wurde W. aber dennoch ein nissen und Naturgesetzen in Einklang stehen,
sehr populäres Fest der Alltagskultur. Von den also den Anforderungen der zeitgenössischen
mythologischen Zusammenhängen befreit, Wissenschaften entsprechen (Kriterium der
wird es auch von der Zivilgesellschaft ange- Widerspruchsfreiheit oder externe Konsis-
nommen und gern auch von säkularen und tenz). Wissenschaftlichkeit ist offen, entwi-
freidenkenden Menschen als mittwinterliches ckelt sich ständig weiter und entwickelt neue
Familienfest begangen. Säkulare Menschen Erkenntnisse ( Erkennbarkeit der Welt) und
sind überwiegend keine verbiesterten Feier- stellt sich überprüfbarer Kritik.  Wissen-
muffel und neigen eher zum Hedonismus.
schaftliche Methode
Weltanschauung  ist die zu einem System
gebrachte Gesamtauffassung von Natur, Wissenschaftliche Methode  allgemeine
Mensch und Gesellschaft; das Wort selbst ist Problemlösungsstrategie der Wissenschaften,
erst seit etwa 1800 in Gebrauch. Im weiten durchläuft verschiedene Stadien: Fragestel-
Sinne können Weltanschauungen religiös und lung, Suche nach Lösungshilfen, Instrumen-
nichtreligiös begründet sein. Im engeren tarien, Lösung der Problemstellung, Erfor-
Sinne und insbesondere mit der Aufhebung schung von Konsequenzen für bestehende Er-
staatsreligiöser Verhältnisse meint dieser Be- kenntnisse und Theorien, Prognosen, Über-
griff im Gegensatz zu Religion allein die nicht prüfung, Untersuchung von Kompatibilitäten,
religiös begründete W. Diese können sowohl ggf. Korrekturen und Wiederholungen aller
individuell gelebt als auch gemeinschaftlich
Schritte. Hierin unterscheidet sich die W.M.
„gepflegt“ werden.  Weltanschauungsge-
grundsätzlich von Parawissenschaft und Reli-
meinschaft
gionen, die schon allein an den nicht gegebe-
Weltanschauungsgemeinschaft  Die Wei- nen Überprüfbarkeitskriterien scheitert. 
marer Verfassung, deren Artikel 136, 137, wissenschaftlich
138, 139 und 141 gemäß Art. 140 in das
deutsche Grundgesetz übernommen hat, Wunder  Begriff der Religion für eine außer-
nennt eine solche Gemeinschaft eine „Verei- ordentliche Erscheinung, die den Naturgeset-
nigung zur gemeinschaftlichen Pflege einer zen widerspricht und auf Einwirkung eines
nichtreligiösen Weltanschauung“, die den Kir- Gottes zurückgeführt wird ( Heilige  Kir-
chen und Religionsgemeinschaften gleichge- che). Tatsächlich gibt es keine Erscheinung
stellt ist. Als Weltanschauungsgemeinschaft außerhalb naturgesetzlicher Ursachen (wohl
gilt ein Zusammenschluss von Personen, der aber noch nicht erklärbare, aber nicht prinzi-
ein Minimum an organisatorischer Binnen- piell unerklärbare Phänomene  Erkennbar-
struktur aufweist, im Sinne der Gewähr der keit der Welt).  Reliquien
Ernsthaftigkeit auf Dauer angelegt ist und von
Zauberei  (alt-, bzw. mittelhochdt. zaubar,
einem sich nach außen manifestierenden ge-
zouber, abgeleitet von einem Begriff für die
meinsamen und umfassenden weltanschauli-
rote Farbe zum Schreiben der Runen, die wie-
chen Konsens der Mitglieder getragen und
derum etwa „geheimes Wissen“ bedeuten. Ein
„Zauberer“ wäre demnach einer, der „Ge- Oldenburg/Bremen). Vorher hatten nur die
heimnisse wisse“ (wie bei Druiden oder Scha- anerkannten Amtskirchen das Recht Perso-
manen), ursprünglich also vorwissenschaftli- nenstandsdokumente zu führen und Ehe-
che Gelehrte, aber auch Scharlatane, wohin- schließungen mit ihren Ritualen durchzufüh-
gehend heute überwiegend „Zauberkünst- ren, wodurch Dissidenten und religiöse Min-
ler“ täuschende Unterhaltungskünstler sind. derheiten erheblich diskriminiert waren. Die Z.
Z. im Sinn von angeblicher Überwindung der
ist bis heute noch nicht in allen Staaten
Naturgesetze ist natürlich unmöglich ( wis-
selbstverständlich.  Hochzeits-/Partner-
senschaftliche Methode). Auch heute sind den
meisten Religionen Berichte von wundertäti- schaftsfeier  Trennung von Kirche und Staat
gen und zaubernden Menschen eigen, die Ein- Zweifel  Infragestellung einer wahr ange-
fluss auf alltägliche Geschehnisse wie Glück nommenen Aussage und die Betonung der
oder Genesung von Krankheiten hätten. Ungewissheit, positive Bedeutung und Aus-
Zehn Angebote des evolutionären Huma- gang von Kritik und Aufklärung. Sprichwort:
nismus,  Zehn Angebote  Eine zeitgemäße  „De omnibus dubitandum“ – „An allem ist
Alternative zu den biblischen Zehn Geboten. zu zweifeln"). Wird der Zweifel zum alleingül-
Diese zehn „Angebote“ wurden von keinem tigen Erkenntnisprinzip erhoben, führt er zu
„Gott“ erlassen und auch nicht in Stein gemei- Skeptizismus und Passivität.  Agnostizismus
ßelt. Jeder/m Einzelnen ist es überlassen,  Erkennbarkeit der Welt
diese Angebote angstfrei und rational zu
überprüfen, sie anzunehmen, zu modifizieren
oder auch nicht.
Zehn Gebote  auch „Zehn Worte“ (hebr. ase-
ret ha-dibberot ‫ )עשרת הדיברות‬oder „Deka-
log“ (griech. dékalógos δεκάλογος „zehn“ und
„Worte“, „Sinn“), sind eine Reihe von Geboten
und Verboten (hebr. Mitzwot), angeblich di-
rekt verkündet vom alttestamentlichen Gott
JHWH ‫( יהוה‬Jod, He, Waw, He), im Tanach, der
hebräischen Bibel (2. Buch Mose. Exodus
20,2–17). Die Z.G. haben im Judentum wie
im Christentum zentralen Rang für die theo-
logische Ethik ( Hölle  Sünde  Theodizee).
In Theokratien werden sogar Strafgesetze be-
gründet aus solchen „göttlichen Geboten“, z.B.
in der Scharia-Gesetzgebung in Saudi-Ara-
bien. Säkulare Gesellschaften ( Demokratie)
geben sich Gesetzgebungen nach den Prinzi-
pien der Gerechtigkeit, Nichtdiskriminierung,
Sozialstaatlichkeit, Toleranz und Verantwort-
lichkeit in Freiheit und achten die Verwirkli-
chung der Menschenrechte.
Zensur  (lat. censura „prüfen“, „schätzen“),
Versuch der Kontrolle der Information durch
restriktive Verfahren, in der Regel durch ob-
rigkeitliche Stellen, um die Verbreitung uner-
wünschter oder ungesetzlicher Inhalte zu un-
terdrücken oder zu verhindern. Üblich in tota-
litären Staaten.  Index Librorum Prohibito-
rum  Fundamentalismus  Inquisition 
Klerus  Theokratie
Zivilehe  im Deutschen Reich erst 1875 ein-
geführt (Vorläufer in Zeiten der Französischen
Besatzungszeit um 1800 und ab 1855 in
Literaturauswahl: Helmut Hiller: Die Geschäftsführer Gottes. Eine
kritische Geschichte der Päpste. Hamburg 1983.
Jan Bretschneider & Hans-Günter Eschke & Erich Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der
Sattler (Hrsg.): Lexikon freien Denkens. Neu- deutschen Sprache. Berlin 2002 (24).
Isenburg 2019 (19). Jonathan I. Israel & Martin Mulsow (Hrsg.): Radi-
Konrad Beißwanger: Illustrierter Pfaffenspiegel. kalaufklärung. Frankfurt/M. 2014.
Nürnberg 1923. Wilhelm Liebknecht: Volksfremdwörterbuch (1874,
Hubert Cancik & Horst Groschopp & Frieder Otto Neuauflage Berlin 1948 (21).
Wolf (Hrsg.): Humanismus: Grundbegriffe. Berlin Karl Marx & Friedrich Engels: Marx-Engels-Werke
2016. (MEW), Bd. 1, Berlin 1956.
Otto von Corvin: Pfaffenspiegel. Schwerte /Ruhr Ernst Klee: Persilscheine und falsche Pässe. Wie
1977 (27.). (Erstausgabe Leipzig 1844 und Aus- die Kirchen den Nazis halfen. Frankf./M. 1991.
gaben bis 1891 erschienen unter dem Titel: His- Irmgard Oepen & Krista Federspiel & Amardeo
torische Denkmale des christlichen Fanatismus. Sarma & Jürgen Windeler (Hrsg.): Lexikon der
Epíkouros‘ Schriften in: Prometheus und die Philo- Parawissenschaften. Astrologie, Esoterik, Okkul-
sophen. Handbuch Philosophie und Aufklärung tismus, Paramedizin, Parapsychologie kritisch
griechische Antike. Epíkouros‘ Schriften. Hrsg. v. betrachtet. Münster u.a. 1999.
H. Jestrabek. Reutlingen 2017. Lutz Mackensen: Ursprung der Wörter. Etymologi-
Luca & Francesco Cavalli-Sforza: Verschieden und sches Wörterbuch der deutschen Sprache.
doch gleich. Ein Genetiker entzieht dem Rassis- Wiesbaden 1985.
mus die Grundlage. München 1994. Alfred Sellner: Altgriechisch. In: Ders.: Fremd-
Carsten Frerk & Michael Schmidt-Salomon: Die sprachliche Redewendungen im Alltag. Wiesba-
Kirche im Kopf. Von „Ach Herrje“ bis „Zum den 1977. S. 287ff.
Teufel“. Aschaffenburg 2007. Michael Schmidt-Salomon: Die Grenzen der Tole-
Horst Groschopp: Dissidenten: Freidenker und ranz. Warum wir die offene Gesellschaft verteidi-
Kultur in Deutschland. Berlin 2011. gen müssen. München u.a. 2016.
Horst Hermann: Lexikon der kuriosesten Reliquien.
Vom Atem Jesu bis zum Zahn Mohammeds.
Berlin 2003.
„...bemerkenswerte und Heiner Jestrabek 斯塔拉贝
überaus empfehlenswerte 克 & JiYali 吉 雅莉: Die
edition Spinoza Arbeit über Eduard Fuchs Wahrheit in den Tat-
Verlag freiheitsbaum ist mehr als nur eine sachen suchen. Auf-
Skizze! Diese Schrift stellt
Bestelladresse: klärung, Rationalismus
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und freies Denken in
Hellensteinstr. 3 schaftlichen Ansprüchen
der chinesischen
genügende kulturwissen-
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schaftliche Arbeit dar. Viel-
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mit dem Begriff „Skizze“ hintersinnig jüngere ISBN 978-3-922589-50-1,
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Heiner Jestrabek: Es wächst das Bedürfnis nach einem Ver-
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freigeist-weimar.de ständnis der chinesischen Geistes-welt, einem
Philosophen. Hand- Denken, unter dessen Einfluss nahezu ein
„…im neuen Fuchs-Buch viele Fakten und ver-
buch Philosophie und Viertel der Menschheit steht. Eine Einführung
anschaulichendes Material zusammenge-tra-
Aufklärung griech- in die Geschichte der chinesischen Philoso-
gen. Im oft spröden Text vermischt der Autor
ische Antike. jedoch (zu) oft chronologische und systemati- phien und Denkrichtungen mit vielen Illustra-
Epíkouros‘ Schriften sche Darstellung. … Das freilich sollte nieman- tionen. „Ein Nachschlagewerk. In historisch
ISBN 978-3-922589-66-2, den davon abhalten, Jestrabeks Bändchen gegliederter Reihenfolge werden hier Basisin-
195 S., illustr., 15 € sei´s zu lesen sei‘s zu kaufen.“ formationen zu wichtigen chinesischen Philo-
Das reichlich illustrierte Handbuch gibt einen Forum Wissenschaft 2013 sophen und ihren Hintergründen gegeben, je-
Überblick der wichtigsten Philosophen und weils gegliedert nach Leben, Lehre, Werk und
Aufklärer der griechisch-römischen Antike und teilweise auch noch Zitaten. … Es wird hier am
Heiner Jestrabek:
stellt die Frage, worin die wirklichen Stoff des chinesischen Denkens klar nachvoll-
Frühe deutsche Reli-
Fundamente der europäischen Kultur liegen, in ziehbar, dass China nicht nur das Heimatland
einer neuerdings immer wieder beschwor- gionskritik. Matthias von allerlei pseudowissenschaftlichen Traditio-
enen „christlich-abendländischen Leitkultur“? Knutzens Flugschrif- nen ist, wie sie gegenwärtig gerne im Namen
Das Handbuch fasst die wichtigsten Vertreter ten. Von den 3 Betrü- der ‘Spiritualität’ rezipiert werden, sondern
der antiken griechischen und hellenistisch- gern Moses, Jesus, dass China eine eigenständige Tradition der
römischen Kultur zusammen, die letztendlich Mohammed Reimarus- Aufklärung entwickelt hat.“
zur Prägung unserer modernen Zivilisation Fragmente Frieder O. Wolf in humanismus aktuell 2012
und Demokratie beigetragen haben. Höhe- ISBN 978-3-922589-55-6, „Das Buch bildet ein äußerst gelungenes Kom-
punkte sind Epíkouros und die in seiner 188 S., illustr. 14 € pendium, das nicht nur als Lexikon chinesi-
Tradition stehenden Epikureer. Im Textteil Aufklärung Ende des 17./Anfang des 18. Jahr- scher Philosophen verwendet werden kann,
werden hierzu die wichtigsten Schriften hunderts auch in Deutschland. Die klandesti- sondern auch in prägnanter Form den histori-
dokumentiert. nen Schriften wurden verboten und öffentlich schen Kontext berücksichtigt sowie die ideen-
verbrannt, die Autoren scharf verfolgt und mit geschichtlichen Kontroversen und Bezugnah-
Heiner Jestrabek: dem Tod bedroht. Dennoch fanden einige den men dieser Denker sichtbar macht. Es setzt in
FREIDENKERiNNEN. Mut ihre Stimme zu erheben: Matthias Knut- der Tat einen aufklärerischen Kontrapunkt zu
Lehren aus der Ge- zens Flugschriften, das Buch von den drei Be- den gängigen Chinoiserien.“
schichte. Porträts und trügern Moses, Jesus, Mohammed und Her- Alexander v. Pechmann in WIDERSPRUCH
Aufsätze mann Samuel Reimarus Schriften (von Lessing Münchner Zeitschrift für Philosophie 2012
ISBN 978-3-922589-52-5, als Fragment eines Ungenannten veröffent-
190 S., illustr., 14 € licht). „Selbst sehr engagierten Freidenkern, Heiner Jestrabek:
Porträtiert werden Albert Freigeistern und Humanisten dürften wohl die Lieder des Ghetto.
Dulk, August Bebel, Jakob Namen Matthias Knutzen, Johann Joachim Jiddische Freiheits-
Stern, Josef Schiller, Adolph Müller und Samuel Reimarus kaum oder gar lieder (erw. Neuauflage)
Hoffmann, Konrad Beißwanger, Rosa Luxem- nichts sagen. Dabei nehmen diese drei Männer ISBN 978-3-922589-51-
burg, August Thalheimer, Max Sievers, Peter einen herausragenden Platz in der frühen 8, illustr., 176 S., 14 €
Maslowski, Susanne Leonhard, Leopold Grün- deutschen Aufklärung und Religionskritik ein. Die Geschichte der jid-
wald, Lina Haag, Fritz Lamm und Hellmut G. Sie und ihre maßgeblichen Werke der Verges- disch-en Kultur spiegelt
Haasis. „Der Autor lässt die Porträtierten häu- senheit entrissen zu haben, ist das Verdienst sich sehr anschaulich in
fig um-fangreich zu Wort kommen und gibt des rührigen Freigeistes und Publizisten …“ ihren Liedern wieder. Do-
zahlreiche Literaturtipps zur Vertiefung. Sym- Humanistischer Pressedienst hpd.de kumentiert werden vor
pathisch ist, dass hier eine heterogene und un- dem historischen und philosophischen Hinter-
dogmatische Tradition des Freidenkertums Hellmut G. Haasis & grund über 130 Lieder und deren Liederma-
dargestellt wird, die vielfältige Anknüpfungs- Heiner Jestrabek: Volks- cher. Themen: Not und Hoffnung, Arbeit und
punkte bietet. Und es erscheint sinnvoll, wei- buch der verspotteten Kampf, Liedern gegen den Faschismus, aus
ter für diese Inhalte zu kämpfen: »Freidenke- Päpste. Befreiendes Lach- den Ghettos und der Partisanen, Lieder der
rinnen und Freidenker (haben) vieles erreicht buch Einwanderer nach den USA und neuere Lieder,
und erkämpft, was uns heute schon selbstver- ISBN 978-3-922589-34-1, 170 mit vielen Illustrationen. „Schon allein die Ein-
ständlich erscheint.“ junge welt S., illustr. 12 €. leitung und die erklärenden Zwischentexte -
„… hat mit dieser Publikation einen überaus Nürnberg/Paris 1792 u.a. Ein mit Beiträgen über die lange Geschichte der
wertvollen Beitrag zur Erforschung der Ge- Exklusivinterview mit dem da- Verfolgungen, jiddische Sprache, Klesmer, As-
schichte freidenkerischen Bewegung geleistet. maligen Papst Ratzinger am 6. Juli 2010 in similation, Antisemitismus, Religion, Aufklä-
Eine Geschichte, die in ihrer Komplexität, lei- Rom, geführt von den nicht identifizierten Be- rung, ‚nichtjüdische Juden’ und philosophische
der immer n och nicht erforscht ist. Und er gibt suchern Gottfried Lepius und Enrico Marcard Religionskritik - vermitteln ein gänzlich neues
einen ansprechenden Anstoß, dass sich jün- und weitere Beiträge zur historischen Papstsa- Bild des Judentums, jenseits des vermeint-li-
gere religionsfreie und/oder laizistische Men- tire von Hellmut G. Haasis, Heiner Jestrabek, chen Mainstream. Klesmer werden wir künftig
schen im Hier und Heute … zu beschäftigen. Jacques-René Hébert, Pietro Aretino, u.a., mit mit anderen Ohren hören.“ Ralph Metzger
Denn die Anliegen von Dulk, Stern, Sievers fröhlich-surrealistischen Collagen von Uli linkezeitung.de
und vielen anderen harren ja noch immer ihrer Trostowitsch. „Das Buch ist eine Gratwande- „…bettet seine Dokumentation in den gesell-
Realisierung.“ freigeist-weimar.de rung zwischen Satire und historischer Wissen- schaftlichen Gesamtzusammenhang ein. Seine
schaft. … ausgezeichnete ‚fröhlich-surrealisti- kurzen, aber prägnanten Beiträge verdienen
Heiner Jestrabek: Eduard Fuchs Kunst- sche Collagen’ des Künstlers Uli Trostowitsch besondere Beachtung. Das beginnt mit dem
sammler und Zeitkritiker. Eine biogra- – eigens für diesen Band angefertigt. Dem Aufsatz „Jiddische Sprache - Mame loschn“.
phisch-politische Skizze Volksbuch der verspotteten Päpste sei eine Gestreift wird die lange Geschichte der Verfol-
ISBN 978-3-922589-53-2, 196 S. illustr., 3. weite Verbreitung gewünscht. Die Leserschaft gungen vom Römischen Reich, über mittelal-
erw. Auflage, 15 € wird durch historische Wissens- und Bewusst- terliche Kreuzzüge, Vertreibungen und Pog-
seinserweiterung belohnt – und zumindest in rome. Jestrabek geht aber auch auf die
den aktuellen Teilen herzhaft lachen können.“ Haskala, die jüdische Aufklärung ein, zeigt
Humanistische Rundschau 2/2011 mögliche Alternativen nach der französischen
Revolution auf. Er geht auf den großen Anteil Susanne Leonhard: fach bestrafen: Mit einer Probezeitverlänge-
von Juden an der Entfaltung von Wissen-schaft Unterirdische Litera- rung, mit der Einleitung eines Disziplinarver-
und Kultur ein, benennt auch ihren be-deuten- tur im revolutionären fahrens und der Anordnung einer Strafverset-
den Anteil an der Entwicklung der Arbeiterbe- Deutschland, Gestoh- zung. Das Verwaltungsgericht entschied ge-
wegung. Zu letzterem ist insbesondere sein lenes Leben, Freies gen den Kultusminister und verhinderte die
Aufsatz Algemejner Jiddischer Arbeterbund Denken. Dokumenta- Realisierung seines Strafkatalogs. Lediglich die
(Zarenreich) hervorzuheben. Und bei aller Versetzung des Lehrers nach Heilbronn konnte
tion zu Leben und
Sympathie vor jüdischen Menschen klammert vorgenommen werden, aber nur deshalb, weil
Werk
Jestrabek die Frage der Religionskritik auch der damalige Mergentheimer SPD-Stadtrat
ISBN 978-3-922589-58-7,
bei dieser monotheistischen Religion nicht Jöst ihr zustimmte. Er wollte mit seiner Familie
146 S. illustr., 14€
aus.“ freigeist-weimar.de nicht länger Ziel einer Hexenjagd sein. Mayer-
Susanne Leonhard schloss sich als junge Stu-
Vorfelder hat seine Niederlage aber nicht ver-
dentin 1915 der radikalen Friedensbeweg-ung gessen und später mehrfach Rachefeldzüge in-
Ulrike Jestrabek:
an - und sollte ihre erste Chronistin werden. szeniert, beispielsweise ließ er Jöst 1987 mit
Deutschsprachige jüdi-
Sie war rebellische Tochter aus gutem Haus, einer „Staatsaktion“ auf Verfassungstreue
sche Autoren in der
Studentin der Mathematik und Philosophie, überprüfen, als dieser gewagt hatte, eine sati-
Auseinandersetzung
Friedensaktivistin, Revolutionärin, Religions- rische Landeshymne in der Heilbronner
mit dem Exilland China
ISBN 978-3-922589-54-9, und Sprachkritikerin, Kampf-gefährtin von Stimme als Leserbrief zu veröffentlichen.
392 S., illustr., 18 € Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, musste
Im Zentrum dieser Disser- vor den Nazis ins Exil fliehen und war zwölf Heiner Jestrabek:
tation der Uni Paderborn Jahre lang Gefangene in sowjetischen Lagern. Enlightenment &
stehen Leben und Werke jü- Sie ließ sich weder von Stalinisten noch vom Free-thinkers. Auf-
discher Exilanten, vor, während und nach ihrer amerikanischen Geheimdienst einschüchtern klärung in England.
Flucht vor den Nazis und in Reflexionen zum und schrieb die bemerkenswerten Texte: Un- John Tolands Briefe
Exilland China. Die ausgewählten Autoren be- terirdische Literatur im revolutionären an Serena und Pan-
handeln in ihren Werken ihre konkrete Exilsi- Deutschland während des Weltkriegs (1920), theistikon
tuation, ihre Auseinandersetzung mit Faschis- Gestohlenes Leben. Schicksal einer politischen ISBN 978-3-922589-56-
mus und Antisemitismus, verarbeiten als über- Emigrantin in der Sowjetunion (1956) u.a. 3, 212 S., illustr., 15 €
lebende jüdische Repräsentanten Erinnerun- Der vorliegende Band
Ihre Schriften enthielten zudem viele autobio-
gen und Traumata und gehen in ihren Texten führt die geneigten Leser in eine ganze Epoche
graphische Zeugnisse, weshalb diese Doku-
mit den kulturellen Einschreibungen der der Befreiung der Menschheit ein, berücksich-
Schoah folgender Generationen um. Zahlrei- mentation in der Hauptsache sie selbst zu
tigt die Vorgeschichte, die wichtigsten Denker
che Textausschnitte, (Zeitzeugen-) Interviews, Wort kommen lässt. Erinnerungen ihrer Zeit-
und die Strömungen der heterogenen Aufklä-
Bilder und Dokumente machen die Verschie- genossen Hermann Weber, Reinhold Settele, rungsliteratur der Zeit zwischen den großen
denartigkeit und Facetten dieser ursprünglich Peter Grohmann und ihres berühmten Sohns bürgerlichen Revolutionen des 17./18. Jahr-
deutschsprachigen Juden transparent. Mit die- Wolfgang Leonhard, runden das Bild einer au- hunderts in England und Frankreich. Es
ser Untersuchung wird versucht, Leben und ßergewöhnlichen Persönlichkeit ab. „Heraus- schließt sich ein Ausblick auf deren Nachwir-
(Teil-)Aspekte der Werke der Autoren dem geber Jestrabek hat ein lesenswertes und vom kungen an. Den Schwerpunkt bilden dabei das
Vergessen zu entreißen u.a.: Egon Erwin Kisch, Druckbild her lesbares Bändchen veröffentlicht, Leben und Werk des irischen Weltbürgers John
Heinz Grzyb, Friedrich Wolf, Klara Blum, Eva das es verdient, nicht nur von Älteren nostal- Toland (1670-1722), dem radikalsten und
Siao, Fritz Jensen, F. C. Weiskopf, Alex Wed- gisch aufgenommen zu werden; würde es von reifsten freethinker und materialistischen Pan-
ding, Ernst Schwarz, Bruno Frei, Ruth Weiss. theisten seiner Epoche. „Wenn man diese Aus-
Jüng-eren gelesen werden, erführen diese: es
„Ulrike Jestrabeks Arbeit ist - obwohl sehr um- sagen liest, könnte man tatsächlich meinen,
gibt Alternativen zum antihistorisch-neolibera-
fangreich und nicht unbedingt ‚populär‘ ge- John Toland würde hier über das Bundes-
schrieben - ein sehr wichtiges Werk. Es enthält len hic et nunc der zeitgeistigen Atemlosig-
Deutschland des Jahres 2015 und der hierzu-
eine ganze Reihe von neuen Forschungsergeb- keit.“
lande agierenden katholischen deutschen Bi-
nissen und Themen, die bisher mit diesem Forum Wissenschaft 2015 schofskonferenz (DBK) sowie der evangeli-
Schwerpunkt in Deutschland noch nicht veröf- schen Kirche in Deutschland (EKD) schrei-
fentlicht wurden.“ Erhard Jöst: ben.“ freigeist-weimar.de
Humanistischer Pressedienst hpd.de 2014 Blauer Trost. Gdichte „…solide gearbeitete, aufklärerische Volks-bü-
ISBN 978-3-922589-60-0, cher.“ Auskunft. Zeitschrift für Bibliothek.
Wilma Ruth Albrecht: 120 S., ill., 14€. Archiv und Information 1/2016
PFALZ & PFÄLZER Le- Die Gedichte von Erhard
seBuch. Pfälzer Volks- Jöst, sind zuweilen voll ro- Siegfried R. Krebs:
aufstand 1849 mantischer Melancholie, Problemfall Priester-
ISBN 978-3-922589-57- mal heiter, mal zur Nach- kaste. Religions- und
0, 142 S., ill. 14€ denklichkeit anregend, öf- kirchenkritische Rezen-
Diese als Lesebuch ange- ters auch polemisch, häu-
sionen
legte Edition ist eine Er- fig mit einem ironischen Unterton, manchmal
Band I 2011-2015
innerung an den Pfälzer auch mit einer Brise Sarkasmus versehen, ma-
ISBN 978-3922589-59-4,
Volksaufstand 1849. Das chen betroffen oder reizen zum Lachen, bieten
Buch besteht aus zwei Erzähltexten der Auto- allesamt Denkanstöße und ein unterhaltsames 224 S., 15 €
rin Wilma Ruth Albrecht. Der einleitende Bei- Lesevergnügen. Und sie haben noch dazu ho- Problemfall Priester-
trag WAS DES VOLKES RECHT IST erinnert ge- hen Gebrauchswert. Als ideales Podium für kaste. Band II 2015-2017
schichtlich-beschreibend an die Ereignisse und seine Kreativität hat Jöst das Kabarett GAU- ISBN 978-3-922589-67-9, 194 S., 15 €
ihre unmittelbare Vorgeschichte 1848/49. Im wahnen 1988 gegründet und trägt die Sket- (Band I, II, III zusammen: 35 €)
bequellten Text finden sich auch wichtige his- sche, Songs und Soli, nach Texten von Erhard Siegfried R. Krebs, der diplomierter Kultur-
torische Dokumente, teilweise als Reprodukti- Jöst vor. Als sich im Jahr 1980 Christel Bang- und Theaterwissenschaftler ist, arbeitet als
onen. Der Ausblick enthält zusammenfassen- hard und Erhard Jöst vor dem Standesamt in freier Journalist in Weimar. Von Hause aus
den Thesen und knappe weiterführende ge- Bad Mergentheim ihr Jawort gaben, dachten Atheist, ist er seit 2008 in freigeistigen Orga-
schichtstheoretische Hinweise. An diesen fak- sie nicht daran, dass sie Gegenstand einer nisationen engagiert tätig und betreibt seit
tionalen Grundtext schließt die fiktionale bundesdeutschen Realsatire werden sollten. Ende 2010 das Internet-Portal www.freigeist-
Brieferzählung JENNY an. „Auch mit diesem Nebenbei: die Ehe hat noch immer Bestand, weimar.de. Hier sind die meisten seiner Re-
Lesebuch geht es – und das auf gelungene auch - oder gerade weil - sie sich als Motto ein zensionen erschienen. Diese wurden und wer-
Weise durch die Verbindung von Fakten und Zitat aus Heinrich Heines „Wintermärchen“ ge- den aber auch vielfach von anderen Webseiten
Fiktion – um produktives Erinnern: Es genügt nommen hatten: „Und fehlt der Pfaffensegen übernommen. Die Zahl seiner bereits veröf-
nicht, daran zu erinnern, was geschehen ist, dabei, die Ehe ist gültig nicht minder“. Der da- fentlichten Rezensionen ist beachtlich. Er hat
es muss vor allem daran erinnert werden, was malige baden-württembergische CDU-Kultus- für edition Spinoza deshalb eine Auswahl der-
noch zu tun ist.“ minister Gerhard Mayer-Vorfelder, Dienstherr jenigen Online-Rezensionen zusammenge-
Humanistischer Pressedienst hpd.de 2014 der beamteten Lehrer, wollte in landesherr- stellt, die kirchen- und religionskritische Bü-
schaftlicher Manier Jöst daraufhin gleich drei- cher, aber auch Humanismus- und Evolutions-
Heiner Jestrabek (Hrsg): bezogene kritisch besprechen. Diese Auswahl
aus den Jahren 2011 bis 2017 (in zwei Bänden) lution, gewählter Abgeordneter der National-
stellt eine „Blütenlese“ im besten Sinn des Be- versammlung und zeitweise Präsident des Ja- Heiner Jestrabek
griffs „Anthologie“ dar. kobinerclubs … solide gearbeitete, aufkläreri- (Hrsg.): Der liebens-
„Er schreibt populär, oft zuspitzend und die sche Volksbücher.“ Auskunft. Zeitschrift für würdige Atheist Paul
Dinge auf den Punkt bringend, aber stets wis- Bibliothek. Archiv und Information 1/2016 Thiry d’Holbach: Hei-
senschaftlich und sachlich fundiert, zum Nach- lige Seuche & Ge-
und Weiterdenken anregend. Und im Gegen- Heiner Jestrabek: Glossar Humanisti- sunder Menschen-
satz zu vielen anderen Rezensenten stellt er sches Freidenkertum. Reden wir mal verstand
sich nicht selbst in den Mittelpunkt der Bespre- über Begriffsbestimmungen ISBN 978-3-922589-62-
chung, sondern lässt die vorgestellten Werke brosch. 64 S., illustr., 6 € 4, 255 S. illustr., 15 €
für sich selbst sprechen. Den geneigten Lese- In einem Vorwort geht der Herausgeber auf Paul Thiry d’Holbach
rinnen und Lesern sei daher dieses Kompen- die „Begrifflichkeiten der Freidenker" ein, also
dium als Kompass zur Orientierung im (1723 -1789) Autor atheistischer und aufklä-
auf jene Menschen, die seit mehr als 300 Jah-
Dschungel der vielfältigen modernen Aufklä- rerischer Schriften und Mäzen, dessen Pariser
ren so bezeichnet werden. Heute sind ihre
rungsliteratur wärmstens anempfoh- Selbstbezeichnungen vielfältig: Humanisten, Salon zum weltbekannten Treffpunkt der En-
len.“ Politische Berichte 2015 Konfessionsfreie, Freigeister, (Neue) Atheisten, zyklopädisten, von Schriftstellern, Künstlern
Rezensionen: www.wissenbloggt.de/?p=28953 Agnostiker, Evolutionäre, Naturalisten, Skepti- und radikalen Aufklärern wurde. Der Band gibt
www.wissenbloggt.de/?p=41187 ker, Säkulare, Laizisten, Brights u.a.m. Er eine Einführung in Leben, Werk und Rezepti-
schreibt: „Wie die Bezeichnungen auch immer onsgeschichte des deutsch-französischen Na-
Siegfried R. Krebs: lauten mögen, allen gemeinsam ist der turwissenschaftlers und Philosophen, der seine
Freidenkertum, organi- Wunsch, dass sie frei von Dogmen und in Autorenschaft von religionskritischen Werken
sierter Humanismus Selbstbestimmung leben und denken wollen: erfolgreich verheimlichte. Immerhin wurden in
und Laizismus in Thü- und sie sehen sich in der Tradition von Aufklä- dieser Zeit solche Gedanken noch blutig ver-
ringen rung und Humanismus … Der Rezensent folgt. Diese Edition beinhaltet neu bearbeitete
ISBN 978-3-922589-77-8, wünscht dieser kleinen, aber feinen Handrei-
109 S., 12 € Schriften: Die Heilige Seuche oder natürliche
chung eine möglichst weite Verbreitung.“
Diese Anthologie will den Geschichte des Aberglaubens (1768) und Der
diesseits.de & humanismus aktuell
Grundstock für regional- Rezension: www.wissenbloggt.de/?p=27730 gesunde Menschenverstand oder Natürliche
geschichtliche Untersu- Gedanken gegen übernatürlichen Ideen
chungen für das Gebiet des heutigen Landes Der Republikanische (1772), radikale Schriften, die in ihrer Konse-
Thüringen legen. Mit der Gründung des „Deut- Kalender der Französi- quenz, Eindringlichkeit und Logik bis heute
schen Freidenkerbund“ im Jahr 1881 begann kaum eine Entsprechung gefunden haben und
schen Revolution.
die eigentliche Geschichte des organisierten eine Ethik des aufgeklärten Hedonismus be-
Erläuterungen von Heiner
Freidenkertums im Deutschen Reich. Gotha in gründeten.
Jestrabek, 17 S. DIN A 4
Thüringen spielte eine zentrale Rolle durch das „Wer gilt wohl als liebenswürdiger Atheist? Ein
160g-Papier, mit Spiralhef-
hervorragende organisatorische und publizisti-
tung und Aufhänger, 7 €. Pfälzer natürlich: Paul Thiry d‘Holbach. Ihm
sche Wirken von Dr. Karl August Specht
Der Republikanische Kalen- hat Heiner Jestrabek einen weiteren Band sei-
(1845–1909). - Weitere Beiträge befassen sich
der der Französischen Re- ner Schriftenreihe zur Aufklärung gewidmet.
intensiv mit der Thüringer Geschichte der Pro-
volution – jetzt neu erläu- Und dabei zwei seiner klandestinen atheisti-
letarischen Freidenker, dem Deutschen Frei-
tert und herausgegeben - behält auch mit Ab- schen Schriften in neu bearbeiteter Form ver-
denker-Verband und dem Humanistischen
lauf des Jahres seine Gültigkeit und kann dank öffentlicht… Auch das zeigt: Radikale Aufklä-
Verband, sowie aktuelle Bezüge.
seiner Spiralheftung unendlich lang Verwen-
rung tut Not.“ Auskunft. Zeitschrift für Biblio-
dung finden. Der vorliegende Republikanische
Heiner Jestrabek: thek. Archiv und Information 11/2016
Kalender wurde im Jahr 1792 während der
Der Ausgang des siècle Französischen Revolution eingeführt und galt Rezension: www.wissenbloggt.de/?p=33803
des Lumières, dem bis 1805.
Jahrhundert der Auf- Heinz Boemer:
klärung. Anacharsis Eine kurze Geschichte
Wilma Ruth Albrecht:
Cloots, der
ÜBER LEBEN. Roman des Atheismus. Von der
„Redner für die ganze
Menschheit“ des Kurzen Jahrhun- Frühgeschichte bis in
ISBN 978-3922589- 61-7, derts. die Gegenwart.
167 S., illustr., 14 € 1. Buch (Band 1 & 2) ISBN 978-3-922589-65-5,
Anacharsis Cloots (1755-1794), der aus Kleve Demokratischer Hei- illustr., 84 S., 9,90 €
am Niederrhein stammende Philosoph und Re- matroman 1904-1967 Das Buch zur gleichnamigen
volutionär in Frankreich, legte seinen Adelsti- ISBN 978-3-922589-63-1 Sendereihe der Funkmediengruppe Giordano-
tel Jakobinerclubs und trat für die Umsetzung 358 S., 18 € Bruno-Stiftung Regionalgruppe Stuttgart/Mitt-
der Aufklärungsideen im politischen Leben ein. 2. Buch (Band 3) Ein dokumentarischer lerer Neckar beim Freien Radio für Stuttgart
Er forderte die konsequente Verwirklichung la- Bildungsroman 1967-1974 (FRS) Redaktion Humanismus und Aufklärung.
izistischer Prinzipien durch die Trennung von ISBN 978-3-922589-64-8, 278 S., 18 €
„Es ist schon äußerst bemerkenswert, daß es
Kirche und Staat, bzw. Schule, bekämpfte die 3. Buch (Band 4) Dokumentarische Im-
bei diesem lokalen Rundfunksender eine
Privilegien des Klerus, trat für Geistesfreiheit pressionen über Niederlagen der bun-
ein und für die Emanzipation der Juden. Als ei- ‚Redaktion Humanismus und Aufklärung‘ gibt.
desdeutschen Linken 1975-1989
ner der ersten Europäer strebte er eine Welt- Das dürfte in Deutschland einmalig sein. Und
ISBN 978-3-922589-73-0, 227 S., 18 €
republik an, unter Überwindung des Feudalis- das kon-trastiert auf wohltuende Weise die
(alle drei Bücher zusammen 45 €)
mus und Nationalismus, weshalb er der „Red- Mit dem Genre des demokratischen Heimatro- ansonsten übliche bundesdeutsche Praxis von
ner für die ganze Menschheit“ genannt wurde. mans entwirft W. R. Albrecht nicht weniger als mit Klerikern besetzten Kirchen-Redaktionen
Seine konsequente Haltung bereitete ihm eine in der ehemaligen Kurpfalz angesiedelte bei öffentlich-rechtlichen u. privaten Sendern
mächtige Feinde: Royalisten, Klerikale, Gemä- exemplarische proletarische Familienchronik. sowie anderen Medien.“ freigeist-weimar.de
ßigte, aber auch Robespierre, der Internatio- Es geht um die Verknüpfung des Familienmili-
nalisten misstraute, den Atheismus hasste und eus mit den Kämpfen der Zeit. Albrechts Epos Reinhold Settele: Politische Zeitgedichte
deshalb Cloots in einem Schauprozess verur- verzichtet auf Stereotypen. Ihre Protagonisten und Zeitzeugnisse
teilen und hinrichten ließ. Dargestellt werden werden in ihrer Widersprüchlichkeit differen-
Leben und Wirken des Anacharsis Cloots, die ISBN 978-3-922589-68-6, 89 S., 2.Aufl.,
ziert, feinfühlig und selbstkritisch dargestellt.
Parteienkämpfe der Französischen Revolution 9,90€
Ein Roman ist ein Roman ist ein Roman … Die-
und einige seiner erstmals oder neu übersetz- Reinhold Settele (1928- 2017) ging einen ei-
ser Hinweis bedeutet freilich nicht, dass alle
ten Texte werden in diesem Band dokumen- gen-willigen und zugleich konsequenten politi-
Übereinstimmungen des Textes mit der Wirk-
tiert. schen Weg: Jugendwiderstand gegen die Nazis,
lichkeit „rein zufällig“ wären. „Der Roman wird
„Cloots war ein atheistischer Philosoph der zum exemplarischen Geschichts-Lesebuch des
französischen Spätaufklärung, Anhänger und 20. Jahrhunderts der Pfalz.“
engagierter Politiker der Französischen Revo- Auskunft. Zeitschrift für Bibliothek.
Archiv und Information 1/2016
Wehrmacht-Deserteur, - Historischer Stadtspaziergang mit o Volksbuch der verspotteten
BRD-Bundesvorsitzender Sagen und Geschichten aus Heiden- Päpste 12 € - Nr: 34
der Kriegdienstverweige- heim und Sagenhafte Radtour durchs o Die Wahrheit in den Tatsachen.
rer, Freidenker. Immer Eselburger Tal von Heiner Jestrabek Chinesische Philosophie 15 € Nr:50
wieder schrieb er politische - Geschichtswerkstatt Heidenheim: o Lieder des Ghetto. Jiddische Frei-
Aphorismen und Gedichte: Umgestaltung Rommel-Denkmal heitslieder 14 € - Nr: 51
„Den Schwachen steh bei,
- Georg-Elser-Freundeskreis: Befrei- o FreidenkerInnen. Lehren aus der
gegen Mächtige kämpfe,
ende Erinnerung. Gedenken zum Jah- Geschichte. 14 € - Nr: 52
das Wohl aller erstrebe
ernsthaft.“ restag 2014 - 2019 o Eduard Fuchs. 15 € Nr: 53
o Deutschsprachige jüdische Auto-
Heiner Jestrabek: Alibri-Verlag: ren Exilland China. 18 € - Nr: 54
Bauernkrieg, Reforma- Buchtitel der Reihe Klassiker der o Frühe deutsche Religionskritik
tion und „Hexen“- Religionskritik Herausgegeben und 14 € - Nr: 55
eingeleitet von Heiner Jestrabek: o Enlightenment & Free-thinkers.
Wahn in Ost-Württem-
berg/-Schwaben John Toland 15 € - Nr: 56
Albert Dulk: „Nieder mit
ISBN 978-3-922589-69-3, o Albrecht: PFALZ & PFÄLZER Le-
den Atheisten!" Ausge-
illustr. 64 S., 7,00 € seBuch 14 € Nr: 57
wählte religionskritische
Chronik über Bauernkrieg, o Susanne Leonhard: Unterirdi-
Schriften aus der frühen
Reformation (mit einer Ein- sche Literatur 14 € - Nr: 58
Freidenkerbewegung -Nr.
schätzung der Rolle Luthers), Humanismus o Krebs: Problemfall Priester-
A1, 13 €
und „Hexen“-wahn; reichlich illustrierte hei- kaste. Band 1: 2011-2015 - 15 €
matgeschichtliche Broschüre über wesentliche Jakob Stern: Vom Rabbiner zum - Nr: 59
Ereignisse vom Ende des 15. bis zum Anfang Atheisten. Ausgewählte religions- o Band 2: 2015-2017 15 € - Nr: 67
des 17. Jahrhunderts. Abgerundet durch einen kritische Schriften - Nr. A2, 13 € o Krebs: Freidenker Thüringen -
Überblick über weiterführende Literatur und 12 € Nr.: 77
Empfehlungen für entsprechende Museumsbe- Rosa Luxemburg: Freidenkerin des
o (Band I-II zusammen: 35 €)
suche im südwestdeutschen Raum. Sozialismus. Ausgewählte Schriften
o Erhard Jöst: Blauer Trost.
zur Religions- und Bürokratiekritik -
Gedichte 14 € - Nr: 60
Heiner Jestrabek (Hrsg.): Nr. A3, 13 €
o Der Ausgang. Anacharsis Cloots
Schiller Seff. Gedichte August Bebel: Die moderne Kultur 14 € - Nr: 61
und Texte von Josef ist eine antichristliche. o Der liebenswürdige Atheist
Schiller (1846-1897), Ausgewählte Reden und Schriften Paul Thiry d’Holbach
nordböhmischer Arbei- zur Religionskritik - Nr. A4, 13 € 15 € - Nr: 62
ter-dichter, Freidenker o Albrecht: ÜBER LEBEN. Roman
und libertärer Sozialist. August Thalheimer: So ist die Ver-
des Kurzen Jahrhunderts.
Mit einem Nachwort Zum nunft selbst weltlich. Ausgewählte
o 1. Buch (Band 1 & 2) 18€-Nr.63
deutsch-tschechischen Verhältnis. philosophische und religionskriti-
o 2. Buch (Band 3) 18 €– Nr. 64
ISBN 978-3-922589-70-9, 174 S., 14 € sche Schriften – Nr.A5, 13€
o 3. Buch (Band 4) 18 € - Nr. 73
Im damals zu Österreich gehörenden Böhmen,
o alle drei Bände zusammen: 45 €
als es dort noch über drei Millionen Deutsch-
sprachige gab, war Schiller als rebellischer
o Boemer: Eine kurze Geschichte
Dichter sehr bekannt und wurde häufig zitiert. des Atheismus 9,90 € - Nr. 65
Unter den Arbeitern Nordböhmens blieb er o Glossar Humanistisches Frei-
auch viele Jahrzehnte nach seiner Auswande- denkertum 6,00 € Nr. 01
rung nach Amerika und seinem frühen Tod äu- o Der Republikanische Kalender
ßerst populär. Die frühe sozialistische Arbei- 7 € - Nr: 02
terbewegung war damals noch selbstverständ-
lich verbunden mit Freidenkerbewegung, Reli-
Kugelberg-Verlag o Prometheus und die Philoso-
phen. 15 € - Nr. 62
gions- und Kirchen-kritik. – Eine Wiederentde- Täter Helfer Trittbrettfahrer. o Settele: Politische Zeitgedichte
ckung des Originals Schiller Seff. Rezension: NS-Belastete in Baden-Württemberg und Zeitzeugnisse 9,90 € Nr. 68
http://www.wissenbloggt.de/?p=51850 1. NS-Belastete Ostalb 19,99 € o Bauernkrieg, Reformation und
2. NS-Belastete aus dem „Hexen“-Wahn 7,00 € - Nr. 69
Heiner Jestrabek (Hrsg.): Raum Ulm/Neu-Ulm 17,80 € o Schiller Seff. Gedichte und Texte
Percy Bysshe Shelley: 3. NS-Belastete aus dem 14 € - Nr. 70
„There Is No God!” Östl. Württemberg 19,99 € o Percy Bysshe Shelley: „There Is
Religions- und Herr- 4. NS-Belastete aus No God!” Religions- und
schaftskritik Oberschwaben 19,99 € Herrschaftskritik 14 € - Nr. 71
ISBN 978-3-922589-71-6, 5. NS-Belastete aus der o Albert Dulk 13 € - Nr. A1
172 S., illustr., 14 €
Region Bodensee 19,99 € o Jakob Stern 13 € - Nr. A2
Das Buch führt in Leben und
6. Südbaden 19,99 € o Rosa Luxemburg 13 € - Nr. A3
Werk des Dichters ein und
7. Nordbaden 19,99 € o August Bebel 13 € - Nr. A4
beinhaltet eine Auswahl von
Shelleys radikalen religions- und herrschafts- 8. Nördliches Ba-Wü 19,99 € o August Thalheimer 13 € - A5
kritischen Werken, Poeme und Prosa: Die Not- 9. Südliches Ba-Wü 19,99 € NS-Belastete TäterHelferTrittbrettf.:
wendigkeit des Atheismus (erstmals der voll- 10. Region Stuttgart 23,99 € o 1. Ostalb - 19,99 € - THT1
ständige Text in deutscher Sprache) 1811, inkl. Gesamtverzeichnis o 2. Ulm/Neu-Ulm 17,80 €-HT2
Queen Mab. Philosophisches Poem mit Anmer- www.ns-belastete.de o 3. Östl.Württemb. 19,99 €-THT3
kungen 1813 und Die Maske der Anarchie. o 4. Oberschwaben - 19,99 €-THT4
5. Bodensee - 19,99 € - THT5
Über das Massakers von Manchester 1819.
Rezension: www.wissenbloggt.de/?p=51923
Bestelladresse: o
o 6. Südbaden - 19,99 € - THT6
edition Spinoza o 7. Nordbaden - 19,99 € - THT7
Broschüren Hellensteinstr. 3, 89518 Heidenheim, o 8. Südl. Ba-Wü - 19,99 € - THT8
Regionalgeschichtliche .pdf-Dateien: Fax: 07321-42892 Mail: ed.spinoza@t- o 9. Nördl. Ba-Wü - 19,99 € - THT9
- Das "braune" Heidenheim. Lokale online.de http://ost.spinoza.dhubw.de o 10. Stuttgart 23,99 - THT10 inkl.
Nazitätergeschichte Gesamtverzeichnis
Dokumentation von Heiner Jestrabek, mit
einem Aufsatz von Theodor Bergmann über
Bestellzettel:
die Rolle des Erwin Rommel
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Humanistischer Freidenker-Verband Ostwürttemberg, K.d.ö.R.


Geschäftsstelle:
Hellensteinstr. 3
89518 Heidenheim
Tel.: 07321-42849
Fax: 07321-42892
eMail: hfv-ost@dhubw.de
http://ost.dhubw.de

 Die Humanisten Baden-Württemberg, K.d.ö.R.


www.dhubw.de

 Humanistischer Verband Deutschlands (HVD)


www.humanismus.de

 Internationale Humanistische und Ethische


Union
International Humanist and Ethical Union
www.iheu.org
(Zusammenschluss von über 100 nichtreligiösen hu-
manistischen und säkularen Organisationen in mehr
als 40 Ländern. Ihr Symbol ist das Happy Human,
das auch von assoziierten Organisationen verwendet
wird. Mitgliedsorganisationen der IHEU aus dem
deutschsprachigen Raum sind unter anderem der Hu-
Seite 60

manistische Verband Deutschlands, die Freidenker-


Vereinigung der Schweiz sowie der Freidenkerbund
Österreichs.)
Seite 61
Humanistischer
BEITRITTSERKLÄRUNG Freidenker-Verband
 Einzel-/ Familienmitgliedschaft Ostwürttemberg
(HFV) K.d.ö.R.
Name Vorname

Geb. Beruf *
Humanistischer Freidenker-
Straße Wohnort Verband Ostwürttemberg,
Körperschaft des öffentlichen
Rechts, Regionalverband der
Telefon Handy
Humanisten Baden-Württem-
berg, K.d.ö.R., Kulturorganisa-
E-Mail Konfessionsfrei seit * tion, Interessenvertretung und
Weltanschauungsgemeinschaft für
* = optionale Angaben Konfessionsfreie
 Reguläre Mitgliedschaft oder  Fördermitgliedschaft Hellensteinstr. 3
89518 Heidenheim
Tel.: (07321) 42849
Bei Familienmitgliedschaft: Fax: (07321) 42892
Ehepartner und Kinder unter 27 Jahren, die noch nicht berufstätig sind: http://ost.dhubw.de
Mail: hfv-ost@dhubw.de
Name Geburtsdatum Bankverbindung:
Die Humanisten Baden-Württem-
berg IBAN: DE49 6005 0101 0002
Name Geburtsdatum
4935 29, BIC: SOLADEST600

Name Geburtsdatum
Neben der regulären Mitgliedschaft be-
steht auch die Möglichkeit einer För-
Name Geburtsdatum dermitgliedschaft für Mitglieder, die
aus beruflichen oder familiären Grün-
Der Regeljahresbeitrag für Einzelmitglieder beträgt 80 € für die gesamte den gezwungen sind Mitglied einer an-
Familienmitgliedschaft 120 €. Finanziell weniger Gutgestellte geben ge- deren Konfession zu bleiben [siehe
ringere Beträge oder beanspruchen Beitragsfreiheit. Verfassung der Humanisten Baden-
Württemberg K.d.ö.R., Art. 4 (1) 6].
Hiermit ermächtige ich widerruflich, die von mir zu entrichtenden
Bitte in diesem Fall die Option Förder-
Beiträge Beitragshöhe/Jahr: _____€, bei Fälligkeit zu Lasten meines Kon-
mitgliedschaft  ankreuzen.
tos Auch für Menschen, die bereits ande-
ren Organisationen mit gleicher oder
IBAN ähnlicher Zielsetzung angehören,
macht eine Mitgliedschaft bei uns Sinn.
Bank BIC Wir berücksichtigen dies gern bei einer
evtl. Beitragsreduzierung oder -befrei-
ung. Selbstverständlich gilt dies auch
mittels (SEPA-)Lastschrift einzuziehen. für finanziell weniger Gutgestellte.
Eine Erhöhung unser Mitgliedszahlen
Ort Datum durch Menschen, die ihre Interessen
durch uns vertreten lassen möchten,
hilft unser politisch-gesellschaftliches
Unterschrift Gewicht zu stärken. Wir verstehen uns
auch als Bürgerrechts- und Selbsthilfe-
Alle Beiträge und Spenden können bei der Lohn- und Einkommenssteuer organisation und möchten noch mehr
geltend gemacht werden (als Zuwendung an eine der bezeichneten Kör- anerkannte gesellschaftliche, weltan-
perschaften der in § 5 Abs.1 Nr.9 des Körperschaftsteuergesetzes ge- schauliche und kulturelle Aufgaben
wahrnehmen, konfessionsunabhän-
nannten,
gige soziale Einrichtungen aufbauen,
im Sinne des § 10b des Einkommensteuergesetzes) vor allem ein Netz von Feierrednern.
Hierfür beanspruchen wir auch geringe
Bitte zurücksenden an: finanzielle Förderung des Landes, als
Seite 62

bescheidenen Ausgleich für die an-


Humanistischer Freidenker-Verband sonsten weit höheren Staatsleistungen
Ostwürttemberg, K.d.ö.R. an die Religionsgemeinschaften und
Hellensteinstr. 3 Großkirchen.

89518 Heidenheim
Seite 63
Prométheus edition Spinoza
(griech. Promēthéōs „der Vorausden- ed.spinoza@t-online.de
kende“), nach der griechischen Mytholo-
gie ein Titan, Freund und Kulturstifter
der Menschheit. Er entwendete den Göt-
tern das Feuer, brachte es den Menschen
(„Erleuchtung“, Wissen, Zivilisation) und
wurde deshalb von Zeus
hart bestraft. An einen
Felsen im Kaukasus ge-
schmiedet, von einem
Adler gequält, der ihm
seine immer nachwach-
sende Leber fraß, wird er
erst nach vielen Jahren
durch Herakles befreit.
P. ist die Empörer-Ge-
stalt gegen die Götter
schlechthin (Karl Marx
bezeichnete ihn in seiner
Dissertation 1841 als
„den vornehmsten Heili-
gen und Märtyrer im phi-
losophischen Kalen-
der“). P. ist nicht nur ein
Freund der Menschen,
sondern auch ein Feind
der grausamen und nei-
dischen Götter. Der
Grundtenor des Prome-
theus-Mythos ist nicht
nur nichtreligiös, son-
dern ausgesprochen reli-
gionsfeindlich. Goethe
schrieb durchaus in die-
sem Sinn seine Hymne
Prometheus:
„Ich kenne nichts
Ärmeres unter der Sonn'
als euch Götter!
Ihr nähret kümmerlich
von Opfersteuern
und Gebetshauch
Eure Majestät
und darbtet, wären
nicht Kinder und Bettler Ein Prometheus des frühen 20. Jahrhunderts
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hoffnungsvolle Toren.“ Plakat vom Freidenker-Weltkongress 1912 in München.

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