unwahre Ansichten, welche Andere eventuell vertreten, zumindest nachzuvollziehen sind. Zu rechtfertigen, das nicht zwingend. Aber nachzuvollziehen. Es ist also zu dem Schluss zu gelangen, dass Wahrheit etwas ist, was in weiten Teilen sehr vom subjektiven Wahrnehmen der Wirklichkeit abhngt. Doch welche Konsequenz ist nun aus jener Erkenntnis zu ziehen? Ich denke in erster Linie jene, dass man auf Fehlverhalten und Unwahrheiten Anderer eventuell wesentlich gelassener reagieren sollte. Oder um es mit Epiktet zu sagen: Wenn jemand schlecht an dir handelt oder schlecht ber dich redet denke daran, dass er dies tut oder sagt, weil er glaubt er msse es tun. Er kann unmglich deiner Sicht der Dinge folgen, sondern nur der eigenen. (...) Gehst du von dieser Einsicht aus, so wirst du deinem Beleidiger gelassen begegnen. Sage dir nmlich jedes mal: Es schien ihm eben richtig so. [Epiktet, Handbchlein der Moral, Aphorismus 42] Ich selbst werde zumindest versuchen - auch aus dem Bewusstsein heraus, dass mir das in der Vergangenheit nicht immer gelang - nach jener Maxime zu leben. Ob es mir immer gelingt ist hierbei eine ganz andere Frage.