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F R A U N H O F E R - I N S T I T U T F Ü R F E R T I g U N G S T E C H N I K U N D A N G E W A N D T E M AT E R I A L F O R S C H U N G I F A M

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1 Spritzgegossene Zugstäbe aus Thermoplastisches Chitosan –


ein neuer biowerkstoff
Chitosan.
2 Extrudierte Chitosanderivate.

konventionell verarbeitet

Für die Herstellung der meisten heute Chitosan als Biowerkstoff


eingesetzten Kunststoffe ist der Einsatz
von Erdöl notwendig. Die Entwicklung von Chitin ist ein natürliches Polysaccharid und
Fraunhofer - Institut für Alternativen auf Basis nachwachsender nach Cellulose das am weitesten verbreitete
Fertigungstechnik und Rohstoffe und damit die nachhaltige Biopolymer. Es fällt als Abfallprodukt in der
Angewandte Materialforschung IFAM Sicherung der Verfügbarkeit der in weltweit betriebenen Krabbenfischerei in
Formgebung und Funktionswerkstoffe allen Lebensbereichen äußerst wichtigen großen Mengen an und wird in modifizier-
Kunststoffe ist angesichts der nur noch ter Form als Chitosan bereits heute als na-
Prof. Dr.- Ing. Matthias Busse begrenzten Verfügbarkeit von Erdöl türlicher Dünger oder, aufgrund seiner bak-
Wiener Straße 12 unumgänglich. Auch im Hinblick auf CO2- teriostatischen Eigenschaften als Zusatzstoff
28359 Bremen neutrale technische Produkte bergen solche in der Textilverarbeitung eingesetzt. In der
Biokunststoffe ein hohes Potential, und dies Natur ist allerdings die Hauptfunktion von
Kontakt: nicht nur ökologisch, sondern langfristig Chitin und Chitosan die Strukturbildung,
Dr. rer. nat. Sebastian Hein auch ökonomisch. In diesem Zusammen- z.B. in Form des Außenskeletts bei Insekten
Dr.- Ing. Philipp Imgrund hang hat sich das Fraunhofer IFAM mit und Krebstieren, oder es dient Tieren als
der technischen Verarbeitung eines bisher Basismaterial für Zähne oder Schnäbel. Die
Telefon +49 421 2246 -261 wenig genutzten Rohstoffs beschäftigt. interessanten mechanischen Eigenschaften,
Telefax +49 421 2246 -300 sowie die in der Natur gezeigte Möglichkeit
sebastian.boris.hein @ ifam.fraunhofer.de einige Eigenschaften gezielt einstellen zu
können, machen diese Polysaccharide zu
www.ifam.fraunhofer.de potentiell geeigneten Werkstoffen für viele
technische Produkte.
© Fraunhofer IFAM
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Thermoplastische Verarbeitung Der am Fraunhofer IFAM entwickelte und


patentierte Prozess zur Herstellung und
Chitin und Chitosan finden bisher nicht in Verarbeitung thermoplastischen Chitosans
technischen Produkten Anwendung, da sie liefert die Grundlage für die Nutzung eines
bislang nicht thermoplastisch verarbeitet neuen Biowerkstoffs und bietet eine Platt-
werden konnten. Durch einen neuarti- form für weiterführende Entwicklungen,
gen Ansatz ist dem Fraunhofer IFAM dies um diesen Werkstoff gezielt dem Eigen-
nun gelungen. Ausgehend vom Chitosan schaftsprofil der gewünschten Anwendung
können damit in einem einfachen und anzupassen. Denkbar ist die Herstellung
kostengünstigen Prozess thermoplastische harter, biobasierter Schneidwerkzeuge
Derivate hergestellt werden, die auf kon- nach natürlichem Vorbild. Aber auch
ventionellen Extrusions- und Spritzgussan- Anwendungen im Bereich der Medizin
lagen verarbeitbar sind. Auch dabei können sind möglich, wobei die bakteriostatischen
ausschließlich Stoffe eingesetzt werden, die und pilzhemmenden Eigenschaften des
nicht auf Erdöl, sondern auf nachwachsen- Chitosans von zusätzlichem Nutzen wären.
den Rohstoffen basieren.

Anpassung von Materialeigenschaften Unser Angebot

In der Natur gelingt es beispielsweise durch • Material- und Prozessentwicklung


Einlagern von Metallionen oder durch die • Fertigung bis zur Pilotserie
Verbindung von Chitin bzw. Chitosan mit • Mechanische und biologische
Strukturproteinen eine Härte zu erreichen, Charakterisierung
die der von Aluminium nahe kommt. Dieser • Machbarkeitsstudien
Ansatz könnte auf die nun verfügbaren
thermoplastischen Chitosanderivate
übertragen werden. Bereits heute können
diverse Derivate hergestellt werden, bei de-
nen durch die Wahl der Zusätze und über
die Prozessierung neben der Härte auch
weitere mechanische und physikalische
Eigenschaften beeinflusst werden können.
Beispielhaft zu nennen sind:
• Elastizitätsmodul
• Löslichkeitsverhalten 3 Skalpellklingen und Nägel
• Haptik aus gehärtetem Celluloseacetat
• Abbauverhalten (schwarz) und Chitosan (transpa-
rent). Die Härtung erfolgte nach
biologischem Vorbild durch Zink.

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