Unsere Zeitrechnung, die sich von der Jahreszahl auf die mutmaßliche
Geburt Christi bezieht und den 1. Januar als ersten Tag und den 31.
Dezember, also Silvester, als letzten Tag des Jahres hat, mag für uns eine
Selbstverständlichkeit sein. Sie galt und gilt jedoch keineswegs bei allen
Völkern und in allen Kulturen der Erde, ob germanisch, amerikanisch,
afrikanisch, chinesisch, japanisch, christlich, jüdisch oder islamisch. Auch
die Anzahl der Tage im Jahr, die nach unserem Kalender 365 und in einem
Schaltjahr 366 beträgt und damit einem Sonnenjahr entspricht, ist nicht
überall gültig.
Die jüdische Zeitrechnung beispielsweise beginnt mit dem Jahr 3761 v. Chr.
Grundlage dieser jüdischen Berechnung ist der vermutete Anfang der Welt
aus der Sicht des Schöpfungsberichts der Heiligen Schrift. Demnach soll die
Heilige Schrift im Schöpfungsbericht den 7. Oktober des erwähnten Jahres
als ersten Tag der Erschaffung der Welt sehen. Folgerichtig begeht das
Judentum den 7. Oktober als Neujahrstag. Für strenggläubige Juden ist er
jedoch kein fröhlicher Festtag, sondern ein jüdischer Bußtag und Fasttag.
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Auch viele andere Völker, etwa in Afrika oder im fernasiatischen Raum
haben ihre eigene Zeitrechnung und feiern Jahreswechsel und Neujahr nicht
am 31. Dezember bzw. 1. Januar. Ofiiziell ist heute jedoch in China und in
vielen anderen asiatischen Ländern der auch in Deutschland und Europa
gültige Gregorianische Kalender eingeführt, der in China westlicher oder
bürgerlicher Kalender heißt. Den traditionellen chinesischen Kalender
nennen die Chinesen auch Bauernkalender. Nach ihm dauert ein
gewöhnliches chinesisches Jahr 353 bis 355 Tage, ein chinesisches
Schaltjahr, das alle drei Jahre eingefügt wird, 383 bis 385 Tage. Das
chinesische Neujahr fällt nach chinesischer Zeitrechnung auf die Zeit
zwischen Ende Januar und Ende Februar.
Die Dauer des Jahres berechnete der Germane nach den 12 Vollmonden.
Weil die Zeit zwischen den Vollmonden jedoch nur 29,5 Tage umfasst,
betrug die Anzahl der Tage eines Jahres nach germanischer Zeitrechnung nur
354 Tage. Da sich nach diesem Kalender Winteranfang und Sommeranfang
ständig verschoben, mussten elf Tage und zwölf Nächte eingeschoben
werden. Diese waren die zwölf Rauhnächte oder die zwölf geweihten Nächte
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zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar. Nach germanisch-
heidnischer Auffassung stand in dieser Zeit die Sonne still.
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Kalender im Jahre 1582 unter Papst Gregor XIII. (*1502, Papst ab 13. Mai
1572, † 10. April 1585) eine Korrektur, indem dieser dem 4. Oktober direkt
den 15. Oktober folgen ließ und damit die entstandene Differenz aufhob. Um
künftig weitere Abweichungen vom Sonnenlauf zu vermeiden, wurden die
vollen Jahrhunderte wie 1700, 1800 und 1900 als Schaltjahre abgeschafft.
Lediglich die Säkularjahre, die ohne Rest durch 400 teilbar sind wie 1600
oder 2000, blieben als Schaltjahre mit 366 Tagen erhalten. Ab etwa 1700
übernahmen auch die protestantischen Länder den Gregorianischen
Kalender. In Russland wurde er erst 1918 nach der Oktoberrevolution in
Rußland und in der Türkei 1927 eingeführt. Heute ist er in den meisten
Ländern verbreitet.
Über lange Zeit wurde auch bei den Christen die Jahreszahl im Verhältnis zu
den Regierungsjahren römischer Kaiser berechnet. Erst im 6. Jahrhundert
verbreitete sich das Bewusstsein, den Beginn der Zeitrechnung mit der
Geburt von Jesus Christus in Zusammenhang zu bringen. Es war der
christliche Mönch Dionysius Exiguus (470 bis 550), der das Geburtsjahr
Jesu zu berechnen versuchte. Dabei unterlief ihm jedoch ein Fehler. Es gilt
als historisch gesichert, dass die Geburt Christi etwa 4 bis 7 Jahre früher als
berechnet stattgefunden hat. Dennoch hat die dionysische Chronologie, die
sich seit dem 8. Jahrhundert etablierte, noch heute ihre Gültigkeit.
Bemerkenswert ist auch, dass diese Zeitrechnung mit dem Jahre 1 und nicht
mit dem Jahre 0 beginnt. Der Grund hierfür liegt darin, dass man im
Altertum keine Vorstellung von einer Null hatte. So gab es auch keine
römische Ziffer für die Zahl 0.
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zumindest in der westlichen Welt gültigen Kalender mit dem 1. Januar als
Neujahr, dem 31. Dezember als Jahresabschluss und der Angabe der
Jahreszahl.
Silvester – hin und wieder findet man auch die Schreibweise Sylvester – ist
ein weithin bekannter Name, obwohl er sich zumindest im
deutschsprachigen Raum keiner großen Verbreitung erfreuen kann, und zwar
in keiner Genration. Man findet ihn als Kindername genauso selten wie als
Namen bei Erwachsenen. Nur äußerst selten geben Eltern ihrem Kind oder
ihrem Baby den Vornamen Silvester. Und doch ist er, wenn sich das Jahr
dem Ende zuneigt in aller Munde. Er ist bekannt als letzter Tag des Jahres.
Dabei ist vielen gar nicht bewusst, dass der Silvestertag ein Gedenktag ist.
Der Name Silvester ist von lateinischer Herkunft und geht auf den
lateinischen Wortstamm silva (= Wald) zurück. Der lateinische Vorname
heißt daher ins Deutsche übersetzt soviel wie "Waldbewohner" oder "der
zum Wald Gehörende". Dieser Vorname ist auch der Namen eines Papstes,
der für die Geschichte und Entwicklung der Kirche von großer Bedeutung
war, indem er sie im 4. Jahrhundert neu organisierte. Dadurch wurde er einer
der bekanntesten Päspte der noch jungen Kirche. Seit dem 5. Jahrhundert
wurde er als Heiliger verehrt. Jener Silvester wurde am 31. Januar 314 als
34. Oberhirte zum Papst gekrönt und starb in Rom am 31. Dezember 335.
Somit ist der heilige Silvester I. Tagesheiliger des letzten Tages im Jahr.
Nach ihm ist der 31. Dezember benannt. Dieser Festtag wird im Brauchtum
der Kirche seit dem Jahre 354 gefeiert.
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Dieser Papst namens Silvester I. übte sein Amt als Oberhaupt der Kirche
während der Regierungszeit von Kaiser Konstantin dem Großen (306 bis
337) aus. Sein maßgeblicher Einfluss auf die Taufe von Kaiser Konstantin (*
nach 280, † 337) und dessen Heilung vom Aussatz wurde erst im 5.
Jahrhundert mit der Silvester-Legende erfunden. Die Silvester-Legende ging
in dieser Tendenz in die Constantinische Schenkung (eine vermutlich im
Mittelalter zwischen 752 und 806 gefälschte Urkunde, die um 1400 als
Fälschung erkannt wurde) ein.
Von maßgeblicher Bedeutung für die Kirche und ihr Selbstverständnis war
das Jahr 313. In diesem Jahr, also noch zur Zeit des Papstes Militades (2.
Juli 310/311, † 11. Januar 314) und kurz vor Beginn des Pontifikats
Silvesters, erfolgte während der Regierung und auf Initiative Kaiser
Konstantins im Mailänder Toleranz-Edikt die nach ihm benannte
konstantinische Wende. Sie bedeutete den grundlegenden Friedensschluss
zwischen dem Römischen Reich und dem Christentum. Unter Kaiser
Konstantin wandelte sich also die Zeit der Christenverfolgung in die der
Gleichschaltung mit dem Staat. Das Christentum wurde Staatsreligion.
Der große Papst Silvester I. konnte als römischer Bischof durch die
veränderte Situation die römische Kirche neu organisieren und weiter
verbreiten. Unter seiner Federführung wurde auf dem Konzil von Nikäa 325
das Dogma von der Göttlichkeit Christi und seine Wesensgleichheit mit
Gottvater verkündet. In seine Zeit fiel auch die Errichtung der großen
römischen Kirchen, der Basilika St. Peter im Vatikan, der Basilika St. Paul
vor den Mauern und der Lateranbasilika. Diese Basiliken wurden mächtige
Symbole der neuen Stellung der Kirche in der Gesellschaft. Papst Silvester I.
hat die Kirche auch den Grundstein für die Enstehung des späteren
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Kirchenstaats zu verdanken, als dessen Nachfolgerin noch heute die
Vatikanstadt als eigenständiger Staat existiert. Während die Vatikanstadt
jedoch nur noch einen Zwergstaat innerhalb des Stadtgebiets von Rom
darstellt, umfasste der sich im Mittelalter ausbreitende Kirchenstaat nicht
nur römisches Gebiet. Zu ihm gehörten vor allem weite Teile Mittelitaliens.
Auf Abbildungen ist Papst Silvester I., der von der katholischen Kirche als
Heiliger verehrt wird, häufig mit einem Olivenzweig dargestellt, einem
Symbol des Friedens nach der Zeit der Christenverfolgung. Dieses
Friedenssymbol erinnert an den Olivenzweig, den die von Noah ausgesandte
Taube nach dem Ende der Sintflut zurückbrachte. Ein weiteres Symbol, das
als Attribut auf bildlichen Darstellungen von Papst Silvester auftaucht, ist
der gefesselte Drache, der den Sieg des Christentums über das Heidentum
versinnbildlichen soll. Während seines Pontifikats wurde das Christentum
Staatsreligion.
Wer in Italien auf den Spuren des heiligen Silvester wandeln will, bucht
einen Urlaub oder speziell eine Silvesterreise in den Winterferien nach Rom
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im Herzen Italiens ins Hotel San Silvestro oder in eines der Hotels in der
Nähe der Ruinen der Burg und der Gebaude der Geisterstadt San Silvestro
nahe Campiglia Marittima (zwischen Pisa, Florenz, Siena, Grosseto und der
italienischen Westküste am Mittelmeer) in der Provinz Livorno.
Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche begehen den
Silvestertag mit einem Gottesdienst zum Jahresabschluss, in dem
Rückbesinnung und Rückblick auf Ereignisse des vergangen Jahres gehalten
werden. Besonders gedenkt man auch der Gemeindemitglieder, die im
vergangenen Jahr verstorben sind. Um Mitternacht wird das neue Jahr mit
dem Geläute der Kirchenglocken eingeleitet.
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Silvester-Gala-Dinner verwöhnen. Wer, aus welchen Gründen auch immer,
an Silvester alleine zu Hause ist, muss auch nicht gänzlich auf den
Silvesterspaß verzichten. Er sieht sich im Fernsehen mit seinem vielfältigen
Angebot eine Silvestershow oder ein anderes Silvesterprogramm an.
Neujahr, das erste der Feste im Kalenderjahr, war in der Geschichte und ist
auch heute noch weniger ein kirchliches als ein weltliches Fest. Wie antike
Geschichten römischer Autoren berichten, war es in Rom Neujahrsbrauch,
dass zu diesem Anlass ausschweifende Feierlichkeiten mit Essgelagen,
Trinkgelagen und Opfergaben stattfanden. Von den Christen wurde dieses
heidnische Treiben der Bürger Roms zum Neujahrsfest zunächst gänzlich
abgelehnt. In der Bevölkerung blieben die römischen Neujahrsbräuche aber
auch erhalten, als das Christentum im 4. Jahrhundert römische Staatsreligion
und damit zu einer Massenbewegung geworden war. Die Kirche in Rom
versuchte gegen diese Bräuche und Riten mit Tanz, Eßgelage und
Trinkgelage anzugehen, indem sie den Neujahrstag zum Bußtag und Fasttag
erklärte und die Christen zur Teilnahme am Gottesdienst bewegen wollte.
Doch weder Mahnungen noch Drohungen fruchteten.
Gegen Ende des ersten Jahrtausends entwickelte sich sogar ein Narrenfest,
das an Neujahr und in den ersten Tagen im Jahr mit Maskeraden, dekadenten
Liedern und unzüchtigen Tanzveranstaltungen begangen wurde. Noch lange
hielt sich dieses Narrenfest, bei dem auch Gottesdienste parodiert wurden
und niedere Kleriker sich als Narrenbischöfe verkleideten. In Paris hielt
dieses Narrenfest bis ins 15. Jahrhundert an, obwohl jeder, der bei dieser,
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von der Kirche als heidnisches Treiben verurteilte Maskerade mitmachte,
mit der Exkommunikation rechnen musste.
Als die römisch-katholische Kirche einsehen musste, dass das Volk nicht
vom fröhlichen und ausgelassenen Feiern an Neujahr abzubringen war,
versuchte sie andere Wege zu gehen. Indem sie im 13. Jahrhundert das Fest
der Beschneidung des Herrn auf den 1. Januar verlegte, wollte sie diesem
Tag ein christliches Gepräge geben. Die biblische Grundlage für die Wahl
dieses Tages findet sich im Neuen Testament bei Lukas 2,21, wonach der
kleine Jesus acht Tage nach der Geburt beschnitten wurde. Mit dem 1.
Januar endet ja die Weihnachtsoktav. Zunehmend wurde das Neujahrsfest
auch mit dem Marienkult verbrämt und als Hochfest der Gottesmutter
begangen.
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Schrecken verbreiten, Lärm schlagen und Krach machen gehört zum ältesten
Brauchtum in der Silvesternacht und an Neujahr. In alten Zeiten begingen
die Germanen nach der Wintersonnenwende die Rauhnächte. Das von
Aberglauben bestimmte Lärmen und Treiben in diesen Nächten hatte die
Bedeutung der Vertreibung böser Geister. Die Germanen benutzten Rasseln,
Peitschen und Dreschflegel als Lärminstrumente. Im Mittelalter und auch
noch später waren es Kirchengeläut, Pauken und Trompeten. Das Schießen
mit Böllern und Gewehren oder aus der Kanone kam mit der Verbreitung des
Schwarzpulvers im Zeitalter der Renaissance auf. Besonders der
französische Sonnenkönig Ludwig XIV. war für seine gigantischen
Feuerwerksspektakel bekannt. Heute benutzt man keine Gewehre mehr in
der Silvesternacht, und es sind nicht nur Böller, sondern auch
Silvesterraketen, die mit ihrem Lärm das Jahresende anzeigen und das neue
Jahr einleiten. Feuerwerkskörper und Silvesterböller dienen in unserer Zeit
weniger der Vertreibung von Dämonen und bösen Mächten, sie sind wohl
eher ein Ausdruck der Freude.
Von der Silvesterknallerei lebt ein ganzer Industriezweig. Das Angebot der
Boller und Feuerwerkskörper reicht vom einfachen Knallfrosch über
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Feuersäule, Luftheuler und Silvesterrakete mit verschiedenen Effekten bis
zum sogenannten Blockbuster, einer Art Leucht-Munition, die 100 Schuss
abfeuert. Viele Böller und Raketen haben ihre Vorbilder in
Feuerwerkskörpern aus China, einem Land mit langer Feuerwerkstradition.
Die verschiedenen Silvesterknaller tragen Namen wie "Chinaböller", "Dicke
Berta", "Geisterschreck", "Pina-Colada-Vulkan", "Tornado-Rakete",
"Rubinsternregen", "Blinkerzauber", "Leuchtkäferschwarm" usw. Darüber
hinaus gibt es auch Profi-Munition, die nur von einem Firemaster
abgeschossen werden darf, der in der Pyrotechnik bewandert ist.
Pyrotechniker veranstalten vor allem in Großstädten wie Berlin zu Silvester
regelrechte Feuerwerk-Shows. Das weltweit größte Silvesterspektakel findet
jährlich auf dem Times Square in New York statt. Dabei kommt auch das
eine oder andere Batteriefeuerwerk zum Einsatz, bei dem mehrere
Feuerwerkskörper synchron bzw. in einer bestimmten Abfolge aus einer
Batterie abgeschossen werden. Manche Veranstaltung gehört sogar in den
Bereich der Kunst, wenn das Feuerwerk zum Beispiel passend zu einer
Musik mit entsprechendem Sound als Pyro-Musical aufgeführt wird.
Bei allem Vergnügen, die ein Feuerwerk als Höhepunkt der Silvesterparty
bereiten kann, sollten aber auch die Gefahren bedacht und gewisse
Vorsichtsmaßregeln beachtet werden. Vor dem Zünden sollten
Feuerwerkskörper auf ihre Ordnungsgemäßheit wie zum Beispiel die Länge
der Zündschnur überprüft werden. Die Silvesterrakete sollte niemals aus der
Hand, sondern beispielsweise aus einer leeren Flasche gezündet werden.
Grundsätzlich gilt, Feuerwerkskörper nicht in der Nähe von Personen oder
leicht entzündbarem Material zu zünden. Dazu zählen zum Beispiel
Silvesterdekoration und Schmuck, Strohballen oder auch Ölreste unter
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parkenden Autos. Nach dem Zünden sollte man sich rasch und ausreichend
vom Zündungsort entfernen. Grundsätzlich gilt ein Sicherheitsabstand von
mindestens 5 m. Zuschauer sollten einen Abstand von mindestens 50 m
einhalten, um sich nicht in Gefahr zu begeben.
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• Raketen und Böller der Klasse 2 dürfen höchstens 10 g Schwarzpulver
oder 10 mg Chlorat- oder Perchloratsätze enthalten. Bei der Explosion
der Knaller darf die Lautstärke von 120 Dezibel nicht überschritten
werden. Außerdem dürfen Raketen nicht höher als 100 m in den
Himmel steigen.
• Pyrotechnik der Klasse 1 für Kleinstfeuerwerke sind auch für
Minderjährige ab 12 Jahren erlaubt und dürfen das ganze Jahr über
verkauft werden, egal welcher Termin ansteht, ob Geburtstag,
Hochzeit usw.
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des Silvesterdreschen. Dabei lassen junge Burschen unter dem Funkenregen
des Feuers ihre Dreschflegel niedersausen.
2.2 Orakelbräuche
Der Jahresausklang ist eine besondere Zeit, in die Zukunft zu schauen. Dies
gilt auch für Menschen, die sich selber nicht unbedingt als abergläubig
betrachten. Man möchte gerne wissen, was einen im nächsten Jahr erwartet.
Im Laufe der Geschichte haben sich daher zu Sylvester einige
Orakelbräuche herausgebildet. Aberglaube sowie der Glaube an die Magie
und Zauberkraft mancher Dinge mag für die Entstehung solcher Bräuche
und Orakel-Spiele ausschlaggebend gewesen sein.
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Man kannte beispielsweise das Bibelstechen. Bei diesem Prophezeiungsspiel
wurde in der Silvesternacht die Bibel seitlich mit dem Daumen geöffnet und
dann blind auf eine Textstelle gezeigt. Sie sollte Aufschluss über das nächste
Jahr geben.
Originell ist auch das Gummibärchen-Orakel, das vor allem Kindern großen
Spaß bereitet. Aus einer Tüte darf jeder mit geschlossenen Augen fünf
Gummibären ziehen. Die einzelnen Farben der Bärchen haben dann ihre
jeweilige Bedeutung. Die Farbe Rot steht zum Beispiel für Liebe, Gelb für
Ehrgeiz und Reichtum, Grün für Vertrauen und Hoffnung usw. Letztendlich
bleibt es jedoch jedem selbst überlassen, welche Deutung er in welche Farbe
hineinlegt.
Genaueres über die Zukunft kann man auch beim Pendeln erfahren. Je nach
Bewegungsrichtung werden darin unterschiedliche Bedeutungen gesehen.
Dreht sich das Pendel auf eine gestellte Frage hin im Uhrzeigersinn, so
lautet die Antwort "Ja", dreht es sich in entgegengesetzter Richtung, so lautet
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die Antwort "Nein", schwingt es nur hin und her, so ist die Antwort
ungewiss.
Wer Auskunft über das Wetter im neuen Jahr haben will, untzerwirft sich der
Prüfung durch das Zwiebelorakel. In zwölf Zwiebelschalen, die für die
zwölf Monate stehen, wird Salz gestreut. Die Wetterlage eines Monats wird
danach interpretiert, ob das Salz in der jeweiligen Schale trocken oder nass
wird. Äpfel hingegen gelten als ungeeignet, da sie an die Vertreibung aus
dem Paradies erinnern. Wie es mit der Liebe im neuen Jahr bestellt ist, kann
man herausfinden, indem man einen Schuh rückwärts über die Schulter
wirft. Zeigt die Schuhspitze zur Tür, so steht eine glückliche Beziehung ins
Haus.
Der Grund, warum das Finden eines Pfennigs Glück bringen soll, liegt in der
Deutung, dass in allem Kleinen der Ursprung für etwas Großes liegt.
Glückspfennig und Glücksgroschen bzw. seit 2002 auch Glückscent könnten
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ihre Wurzel aber auch in dem Brauch der Römer haben, an Silvester den
Göttern Münzen zu opfern.
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Funktion als Glücksbringer ihren Ursprung in der Tatsache, dass er als
Rauschmittel verwendet werden kann.
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Schon sprichwörtlich ist das Glücksschwein als Glückssymbol in vielen
Redewendungen. Glücksschweine gibt es aus Holz oder Porzellan, als
Marzipanschweine oder in anderen Formen. Das Schwein hatte schon in
einigen antiken Kulturen wie z. B. im alten Ägypten oder Syrien eine
besondere Bedeutung. Das ägyptische Schwein sahen die Ägypter als heilig
an, und es wurde, wie es ägyptischer Brauch vorsah, den Göttern geopfert.
Die Kelten verbanden mit dem Schwein das Jenseits. Daher dienten
Schweine bei keltisch-religiösen Feierlichkeiten als Speise. Nicht nur in
keltischer Zeit galten in Europa Schweine als wichtige Fleisch- und
Fettlieferanten. Ein Schwein zu haben bedeutete in früherer Zeit, in der ein
üppiges Essen nicht zum Alltag gehörte, gut versorgt zu sein. Wohl auf
diesem Hintergrund entstand die Redewendung "Schwein haben" im Sinne
von "Glück haben". Die Wurzeln von Glücksschwein oder Neujahrsschwein
könnten aber auch in einem alten Kartenspiel zu finden sein, bei dem das As
ein Schwein war.
Ein anderer tierischer Glücksbringer ist der kleine rote Marienkäfer mit den
schwarzen Punkten. Als solcher gilt er, seit er im Mittelalter der
Gottesmutter Maria geweiht worden ist, von der er auch seinen Namen hat.
Unglück soll es hingegen bringen, wenn man dem Marienkäfer etwas antut
oder ihn sogar tötet.
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verkehrt zugehen. Zwischen Heiligabend und Neujahr sollen keine langen
Wäschestücke wie Bettbezüge, Laken oder Tischdecken gewaschen bzw.
zum Trocknen rausgehängt werden, damit sich niemand daran aufhängt.
2.2.1 Bleigießen
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Ein immer noch beliebter, wenn auch allmählich einschlafender
Silvesterbrauch bzw. Orakelbrauch auf der Silvesterfeier bzw. Silvesterparty
ist in manchen Regionen bei Mann und Frau das Bleigießen. Im
übertragenen Sinne kann das Blei als Schwermetall für alles Schwere und
Belastende angesehen werden, das man im alten Jahr zurücklassen möchte.
Wann der Brauch, Blei zu gießen, entstanden ist, wieso und in welchem
Zusammenhang, ist schwer zu sagen. Schon im Altertum war das Gießen
von Blei eine oft angewandte Methode. Im Mittelalter wurden mit dieser
Gußmethode Siegel, Abzeichen, Schaumünzen usw. hergestellt.
Möglicherweise aber hat die mittelalterliche Erfindung der Buchdruckkunst
durch den Erfinder Johannes Gutenberg mit dem Silvesterbrauch zu tun.
Zum Drucken wurde flüssiges Blei in die Matrizen gegossen. Schriftsetzer,
die im Besitz von Blei waren, konnten Feiertagsgäste und Freunde zu
Silvester mit dem Schwermetall versorgen, das dann in erhitztem Zustand in
Wasser gelassen wurde und Figuren bildete, in denen man unterschiedliche
Symbole sah.
Noch heute machen manche auf Silvesterpartys sich den Spaß, Blei in einem
Löffel über einer brennenden Kerze zu schmelzen. Wegen der niedrigen
Schmelztemperatur von Blei dauert der Vorgang nicht lange. Das
geschmolzene Blei wird dann in ein Gefäß mit kaltem Wasser gegossen, in
dem es sich sehr schnell wieder verhärtet. Die sich bildenden Figuren
werden als Orakel angesehen, aus denen sich zukünftige Ereignisse im
neuen Jahr ablesen lassen. Oft wird die Bleifigur in das Kerzenlicht
gehalten. Die Form des Schattens, den das Bild im Licht der brennenden
Kerzen wirft, dient dabei als Hilfe für die Deutung der Figur und des
Orakels. Nicht alle Figuren bedeuten Positives für das neue Jahr und
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verheißen Gutes für die Zukunft. Beispiele für solche Figuren und ihre
Deutungen sind unter anderem:
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• Stern, Sterne - Glück,
• zerbrochene Ringe - Trennung
Blei ist nicht ungefährlich. Beim Bleigiessen sollte man daher darauf achten,
dass Kinder das Schwermetall nicht in den Mund stecken, sich
möglicherweise eine Bleivergiftung zuziehen und damit ihre Gesundheit
gefährden. Geraten Pulverpartikel und Spritzer ins Auge, so sollte man es
sofort gut ausspülen. Beim Schmelzen entstehende giftige Bleidämpfe sollte
man nicht einatmen. Wegen des Giftgehalts gehören die ausgegossenen
Figuren nicht in den Hausmüll, sondern zum Sondermüll. Wer den Umgang
mit dem giftigen Stoff vermeiden will, braucht dennoch nicht auf die
Vorhersage für das neue Jahr zu verzichten. Alternativ kann statt Blei auch
heißes, flüssiges Wachs verwendet werden, das ebenfalls im Wasser zu
bizarren Formen erstarrt.
"Ein gutes und gesegnetes neues Jahr!" So oder so ähnlich lautet überall der
offizielle Neujahrsgruß, oder besser gesagt Silvestergruß, denn dieser
Neujahrswunsch wird ja schon vor Eintritt des neuen Jahres ausgesprochen.
Im privaten Umgang wünscht man sich eher "einen guten Rutsch". Das Wort
"Rutsch" leitet sich wahrscheinlich vom hebräischen Namen des jüdischen
Neujahrsfestes "Rosch Hashana" ab. Der Ausdruck bedeutet soviel wie Kopf
oder Anfang des Jahres. Mit der heutigen Bedeutung des Wortes "Rutsch"
hat es also ursprünglich nichts zu tun. Andere Quellen sehen in dem
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Ausdruck "Rosch" kein hebräisches Wort, sondern ordnen es dem
Rotwelschen, einer Studentensprache, zu.
Sind die ersten Sekunden des neuen Jahres angebrochen, so stößt man auf
Silvesterfeiern, Silvesterpartys und Feten mit einem Glas Sekt oder
Champagner an und sagt "Prosit Neujahr" oder kurz "Prost Neujahr". Wer
Latein in der Schule gelernt hat, weiß, dass das Wort "Prosit" lateinisch ist
und übersetzt "Es möge gelingen" bedeutet. Alle diese Neujahrswünsche, ob
frei formuliert oder in Reime gefasst, drücken die Hoffnung aus, dass das
neue Jahr dem Mitmenschen Glück bringen werde.
Das Wort Glück kann zweierlei bedeuten. Es gibt das Glück im Sinne von
günstigem Schicksal und das Glück im Sinne von Glücklich-Sein. So ist
beispielsweise ein Lottogewinn ein glückliches Ereignis, ob man mit dem
vielen Geld dann aber auch wirklich glücklich wird, ist eine andere Frage.
Der Glückwunsch für das neue Jahr kann beides beinhalten, dass das
Schicksal dem Mitmenschen hold sein möge bzw. dass er in jeder Lage
glücklich und zufrieden bleiben möge. Neujahrswünsche beziehen sich in
der Regel auf Gesundheit, Glück und Erfolg im Beruf, Glück in der Familie,
Frieden in der Nachbarschaft und in der Welt usw.
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Freunden, Verwandten und Bekannten, mit denen man Silvester nicht
zusammen auf einer Silvesterfeier oder Silvesterparty verbringen konnte,
übermittelt man den Neujahrswunsch über Neujahrskarten oder telefonisch.
Dabei ist es der Fantasie und dem Talent des einzelnen überlassen, ob er das
Grußwort in Prosa, als kurzen Vers oder als Gedicht verfasst. Auch wenn die
Grußkarte mit einem Zitat versehen ist, muss der Gruß nicht unpersönlich
sein. Wer lustig veranlagt ist und seinen Humor unter Beweis stellen möchte,
vermittelt seine Silvestergrüße vielleicht auch als Witze.
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Neujahrsgrußkarten und Silvestergrußkarten abgedruckt waren
Silvestermotive wie die Symbole Kleeblatt oder Schornsteinfeger –
Kleeblätter und Schornsteinfeger gelten als Glücksbringer – aber auch
lustige Motive wie Silvesterpunsch oder Silvestersekt trinkende Kinder auf
Kleeblättern sitzend, musizierende Schweinchen oder ein alter Mann als
Symbol für das vergangene Jahr usw. Das eine oder andere Motiv findet sich
noch heute auf mancher Glückwunschkarte in ähnlicher Weise wieder.
In der Neujahrsnacht vertreibt man das alte und begrüßt das neue Jahr durch
Geräusche, lauten Lärm und Schießerei. Dies ist heute so und war schon zu
germanischer Zeit so. Früher geschah dies mit Hilfe von Trommeln,
Schellen und Peitschenknallen. Heute sind es vor allem Böller und andere
Feuerwerkskörper, die lautstark das neue Jahr ankündigen. Neben dem
Abfeuern von Böllern und Raketen kennt man in manchen Regionen auch
das Neujahrsschießen mit Gewehren. In der Altmark benutzt man die
Gewehre, um beim Morgengrauen am Neujahrstag in die Gärten zu
schießen, damit die Bäume reichlich Früchte tragen mögen. Bei diesem
Neujahrs-Schießen sollte jedoch nach Möglichkeit kein Baum getroffen
werden. Vor allem in der Alpenregion wird das neue Jahr mit
Peitschengeknall angekündigt. Dieser Brauch erinnert an den germanischen
Ritus zur Vertreibung böser Geister in den Rauhnächten. In Westfalen kannte
man früher den Brauch des Neujahrs-Hämmerns, bei dem der Schmied sich
mit seinen Gesellen um den Amboss versammelte, um das alte Jahr mit
rhythmischen Schlägen auszuhämmern.
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In Norddeutschland gehen die Kinder am Neujahrstag mit dem so genannten
"Rummelpott" herum und singen Lieder. Der Rummelpott ist ein tönerner
Topf, über den eine Schweinsblase mit einer Öffnung gespannt ist. Aus der
Öffnung schaut ein Stück Schilfrohr heraus, das beim Reiben mit der
Handinnenfläche ein brummendes Geräusch verursacht. Auch in anderen
Regionen in Deutschland gibt es das Neujahrssingen von Kindern, wenn
auch ohne "musikalische Begleitung". So klingeln beispielsweise in Baden
Kinder an den Türen der Nachbarn und tragen kurze, überlieferte Reime als
Lied vor, die einen Neujahrswunsch ausdrücken, deren Sinn oftmals aber
auch Rätsel aufgeben.
In einer anderen Schweizer Stadt, in Winterthur, wird das neue Jahr nach
alten Traditionen ebenfalls auf musikalische Weise begrüßt. Ab 23.45 Uhr
erklingt in der Silvesternacht vom hohen Nordturm der Stadtkirche
besinnliche Bläsermusik, bevor um 0 Uhr dann die Glocken läuten.
Glockenläuten als Silvesterbrauch entstand bereits im 16. Jahrhundert mit
dem Ein- und Ausläuten des Tages durch die Turmwächter.
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Ein alter Silvesterbrauch aus dem niederländisch-rheinischen Raum ist das
sogenannte "Beiern", ein Glockenspiel der besonderen Art. Beim Beiern
wird nur eine Kirchenglocke automatisch in Bewegung gesetzt. Sie
bestimmt den Takt und das Tempo. Die übrigen Glocken werden durch die
"Beiermänner" von Hand angeschlagen, wodurch verschiedene einfache
Melodien zum Klingen gebracht werden. Leider wird dieses
Silvesterbrauchtum nicht mehr gepflegt, vielleicht auch deshalb, weil es
eines gewissen Grades an Fertigkeit und eines intensiven Übens bedarf.
Eng mit dem "Pelzbock" verwandt ist der Strohbär, der in Hessen beheimatet
ist. Er ist wie der "Pelzbock" ebenfalls fast gänzlich eingehüllt, jedoch in
Stroh. Zusammen mit dem Strohbär sammeln Jugendliche am
Silvesterabend Speck, Eier, Wurst und Schnaps, um damit den
Jahreswechsel zu feiern.
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Kaum noch gepflegt wird auch der Brauch der so genannten
Neujahrsumgänge, die es in früherer Zeit in unterschiedlichen Formen gab.
So besuchten in manchen Gegenden Deutschlands an Neujahr Kinder ihre
Paten, um das neue Jahr anzuwünschen. In vielen ländlichen Gegenden
besuchten junge Männer die Häuser der Nachbarschaft und nutzten dabei die
Gelegenheit, sich nach einer möglichen Braut umzusehen. Dabei sprach man
nicht selten bei einer herzhaften Brotzeit reichlich dem Schnaps und anderen
hochprozentigen Flüssigkeiten zu. Solche Besuchsgänge konnten aber auch
einfach der Kontaktpflege zur Nachbarschaft dienen.
Ein Brauch, bei dem es unter anderem auch um Geselligkeit geht, ist das
Würfeln an Sylvester. Im weitesten Sinne könnte man es auch als
Orakelbrauch deuten, denn beim Würfeln bleibt alles dem Zufall überlassen
und das Ergebnis ist genauso ungewiss wie die Zukunft. Jung und Alt treffen
sich in verschiedenen Lokalen, um das Jahr beim gemeinsamen Glücksspiel
ausklingen zu lassen. Mancherorts wird um Würstchen gewürfelt wie etwa
in vielen Gemeinden des Vogelsbergs, einem Mittelgebirge in Hessen. Der
Sieger erhält jeweils ein Würstchen. Andernorts kennt man auch das
Würfeln um Brötchen oder Brezeln. Auch hier erhält der Sieger eine
Belohnung, die in diesem Fall nicht aus einem Würstchen, sondern eben aus
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einem Brötchen oder einer Brezel besteht. Die Regeln, nach denen gewürfelt
wird, sind regional unterschiedlich.
Neben den angeführten Bräuchen gibt es noch eine Reihe regional oder auch
örtlich gewachsener Silvesterbräuche und Neujahrsbräuche, die noch heute
zum Jahreswechsel mal mehr, mal weniger gepflegt werden.
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man zusätzlich noch Salz und Brot in einem Tischtuch über Nacht auf, damit
Hungerzeiten im bevorstehenden Jahr ausbleiben mögen. Dieser Gedanke
und diese Symbolik sind jedoch bei den heutigen Silvesterspeisen und
Silvestermenues verloren gegangen.
Als Glücksbringer gilt gemeinhin das Schwein. Das Glücksschwein ist sogar
sprichwörtlich. Daher serviert man vielerorts in der Silvesternacht nach
altem Brauch auch ein Stück Schweinskopf. Als Süßigkeit verzehrt man
Marzipanschweine oder Schoko-Schweine aus Schokolade. Während in den
meisten Regionen in Deutschland Geflügel zum Jahreswechsel vom
Speiseplan gestrichen ist, weil mit dem Federvieh auch das Glück im neuen
Jahr davonfliegen könnte, ist für viele Fisch, und speziell der
Silvesterkarpfen, längst Tradition an Silvester.
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Neben den traditionellen Silvesterspeisen haben sich längst auch andere
etabliert. Bei der häuslichen Silvesterfeier oder Silvesterparty, bei der die
entsprechende Dekoration auch nicht fehlen darf, versammeln sich
Familienmitglieder und Gäste zum Beispiel um den Fondue-Topf, lassen es
sich beim gemeinsamen Raclette-Essen schmecken oder genießen ein Büffet
als warmes oder kaltes Silvesterbüffet. Im Restaurant lässt man es sich bei
einem ausgiebigen Silvesterdinner oder einem mehrgängigen Silvestermenü
wohl ergehen. Je nach Portemonnaie leistet man sich das Menü als 3-Gang-
Menue, 4-Gang-Menue, 5-Gang-Menue, 6-Gang-Menue oder 7-Gang-
Menue.
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Menschen- oder Tierfiguren oder symbolhaften Gestalten haben oder
Grundmotive aufweisen. Brezeln und Kranz stellen beispielsweise eine
runde und geschlossene Form dar. Daher gelten sie als Symbole der
Verbundenheit und Unendlichkeit, als glücksbringendes Symbol oder als
Segenswunsch. Das Herstellen solcher Formen ist in fast allen Kulturen zu
finden. Das Flechten von Hefezöpfen hat neben der erwähnten Symbolik
wahrscheinlich auch noch eine tiefere kultische Beziehung. Es erinnert an
frühe Opfergaben, bei denen Frauen ihre geflochtenen Haarzöpfe
darbrachten.
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Silvesterfisch ist jedoch weiterhin der Karpfen, auch wenn der Absatz
anderer Fischsorten wie Forellen, Lachse, Zandern oder auch Krebse steigt.
Ein paar Tage, bevor die Karpfenfische auf dem Teller landen, werden sie
aus dem Karpfenteich in ein Becken mit klarem Wasser umgesiedelt. In der
Fachsprache heißt dies "ausnüchtern". Der Kunde, der nicht im Fachhandel
oder Großhandel einkaufen möchte, kann sich bei einer Karpfenzucht vor
Ort den Silvesterkarpfen aussuchen. Die Nachfrage liegt hauptsächlich bei
Exemplaren mit einem Gewicht zwischen 2 und 4 Kilogramm, je nach
Größe der Familie bzw. der Tischgemeinschaft. Viele Kunden wollen den
Karpfen erst am Silvestertag einkaufen und ausnehmen, weil sie ihn ganz
frisch genießen wollen. Andere schwören darauf, den Fisch bereits ein paar
Tage vor dem Genießen zu zerteilen und einzulegen, damit er richtig
"durchziehen" kann.
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Karpfen bedeutet, dass die Zucht der Karpfen strikten Regeln unterworfen
ist. So ist zum Beispiel eine bestimmte Teichfläche pro Karpfen
vorgeschrieben. Der Einsatz von Antibiotika, Wachstumshormonn usw. ist
verboten. Außerdem müssen die Fische mindestens 50% des Futterbedarfs
selbst im Teich suchen, damit sie nict zu fett werden.
Die Tötung von Karpfen nennt man Schlachtung. Das Schlachten der
Karpfen erfolgt durch einen Hieb mit dem sogenannten "Fischtöter", einer
hölzernen Keule, und einem anschließenden Stich ins Herz. Die Zeiten, in
denen man den Karpfen selber aus der heimischen Badewanne fischt,
nachdem er dort seine letzten Stunden verbracht hat, sind jedoch vorbei. Ihn
lebend mit nach Hause zu nehmen ist laut Tierschutzgesetz verboten, es sei
denn, der Transport findet in einem mit Wasser gefüllten Becken mit einem
Volumen von mindestens einem Kubikmeter statt. Ein Wassereimer reicht
also bei weitem nicht aus. Wer Angeln und speziell Karpfenangeln als
Hobby hat, wird seinen Karpfen jedoch nicht einkaufen, sondern selbst
fangen.
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• Weitere Karpfenrezepte sind:
• Karpfen gebacken (ausgenommenen Karpfen in zwei Hälften
schneiden oder tranchieren, salzen und mit Zitronensaft beträufeln,
dann die Teile in Mehl einlegen bzw. mit Mehl und Grieß panieren
und in heißem Fett backen, bis sie goldbraun und knusprig sind)
• Karpfen polnisch (ausgenommenen Karpfen schuppen, tranchieren
und mit Essig beträufeln, in Mehlschwitze mit Bier, geriebenem
Pfefferkuchen, Gewürzen und Suppengrün unter häufigem Schütteln
gar kochen lassen, vor dem Servieren mit Salz, Pfeffer, Zucker und
Zitronnsaft abschmecken)
• Karpfen fränkisch (ausgenommenen Karpfen in zwei Hälften teilen
und mit Salz, Zitronensaft und eventuell Pfeffer würzen, in Mehl
wenden und ca. 60 min in Fett oder Butterschmalz backen)
• Karpfen indisch (Karpfen in zwei Hälften teilen, die Filets salzen und
mit der Grätenseite auf einem Backblech garen, anschließend mit
einer Tandoorisauce aus Fischfond, Tandooripaste und Gewürzen
sowie einer Joghurt-Sauce aus Joghurt, Olivenöl, Kümmel und Milch
beträufeln und mit Salatherzen garnieren)
• Karpfen in Gelee (Karpfen in zwei Hälften schneiden, die eine Hälfte
entgräten, kleinhacken und mit Gewürzen und anderen Zutaten zu
einer Farce mischen und umrühren, die zweite Hälfte in eine Form mit
Gelee legen, die Farce darüberstreichen und mit Gelee völlig
zugießen, das Ganze auf Eis stellen)
• Karpfensuppe (Karpfen in einer Sud zum Kochenbringen,
anschließend den entgräteten Karpfen in kleine Würfel schneiden, zur
Fischbrühe neben Karpfenwürfel je nach Geschmack zum Beispiel
Kartoffelwürfel, Tomatenstückchen, Paprikastreifen, Knoblauch usw.
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sowie Gewürze hinzugeben, die Brühe ca. 40 min köcheln lassen und
in der Terrine servieren)
In früheren Zeiten galt der Karpfen eher als Mangelware. Daraus erklärt sich
möglicherweise der Brauch, eine Schuppe vom Karpfen ins Portemonnaie zu
stecken. Dies soll im neuen Jahr reichen Geldsegen für das eigene
Portmonee bringen. Für alle Hausbewohner sollen die Schuppen zum
Glücksbringer werden, wenn sie zum Jahreswechsel im ganzen Haus
verstreut werden. Allerdings dürfen die Schuppen nach dem Brauchtum das
Jahr hindurch nicht entfernt werden.
3.1.2 Raclette
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Vorbereitungszeit für das beliebte Schweizer Nationalgericht braucht und es
auch relativ günstig im Preis ist. Raclette essen als Silvesteressen bedeutet
vor allem aber ein gemeinsames Erlebnis mit Freunden. Der Name für das
Käsegericht leitet sich vermutlich von dem französischen Wort "racler" ab,
was soviel wie abschaben oder abkratzen heißt. Er bezeichnet somit die Art
und Weise, in welcher der Käse genossen wird. Schon im Mittelalter stärkten
sich die Hirten in gemütlicher Runde, indem sie den halben Laib eines
Käsekranzes erhitzten und den geschmolzenen Käse zu einem
bekömmlichen Mahl abkratzten. Während in früheren Zeiten die Käsehälfte
flach auf ein Holzbrett, einen Stein oder eine Steinplatte gelegt wurde, mit
der Schnittfläche gegen das Feuer gerichtet, stehen heute verschiedene
Elektrogeräte für die Zubereitung von Raclett zur Verfügung, zum Beispiel
ein Tischgrill oder Steingrill, wobei ein Preisvergleich lohnt, wenn man sich
ein elektrisch funktionierendes Gerät oder ein komplettes Set zulegen will.
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Raclette-Gericht auch durch verschiedene Saucen verfeinern. Mit einer
zusätzlich servierten Vorspeise und Nachspeise ist Raclette auch zu einem
richtigen Silvestermenü erweiterbar.
Trauben-Nuss-Raclette
Für das Trauben-Nuss-Raclette eignen sich geschmacklich Nussbrotscheiben
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besser als Toastbrot oder Baguette. Nach Wunsch kann das Nussbrot mit
Weißwein beträufelt werden. Das auf dem Grill geröstete Nussbrot wird mit
Trauben, Baumnüssen und Käse belegt und im Pfännchen überbacken.
Gemüse-Raclette
Für das Gemüse-Raclette benötigt man klein gehacktes Gemüse das mit
geschmacklich passendem Speiseöl gemischt und entsprechend gewürzt
wird. Als Gemüse eignet sich zum Beispiel frischer Rucola. Wenn er wie
beschrieben zubereitet ist, belegt man damit vorgeheizte Baguettescheiben
zusammen mit Haselnüssen und Raclette-Käse und lässt sie im Raclette-
Pfännchen überbacken. Der geschmolzene Käse kann schließlich noch mit
frischem Rucola garniert werden.
Dies sind nur einige Vorschläge und Beispiele für Raclette-Rezepte, die man
in dem einen oder anderen Buch unter vielen anderen Rezeptideen findet.
Beim Ausprobieren von Rezepten sind der eigenen Fantasie jedoch keine
Grenzen gesetzt – und das nicht nur an Sylvester.
Ähnlich wie Raclette ist auch – vor allem bei häuslichen Silvesterpartys im
Kreis von Freunden, aber auch im Hotel oder Restaurant – Fondue ein heißer
Tipp und ein beliebtes Silvesteressen zum Jahreswechsel und an Neujahr.
Auch hier stehen die Geselligkeit und das Gemeinschaftserlebnis auf der
Silvesterparty, bei der die entsprechende Dekoration auch nicht fehlen sollte,
im Vordergrund. Die Fonduegeräte werden meist in einem Fondue-Set
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gekauft, wobei ein Preisvergleich lohnt, wenn man sich ein elektrisch
funktionierendes Gerät zulegen will.
Käse-Fondue
Wie Raclette ist auch das Käsefondü ein Schweizer Nationalgericht.
Ursprünglich stammt es jedoch aus den Savoyer Alpen in Frankreich. Von
dort kam es aber schon bald in die französischsprachige Westschweiz. Beim
Käse-Fondue werden verschiedene Käsesorten geschmolzen und mit
Gewürzen und Wein verfeinert. Gedippt wird mit Weißbrotwürfeln.
Fleisch-Fondue
In Deutschland ist vor allem das Fleisch-Fondue populär. Dabei werden
kleine Fleischhäppchen, in der Regel vom Rindfleisch, auf eine Fonduegabel
gesteckt und in einem Fonduegerät in heißem Fett oder Öl gegart. Beim
Verzehr werden die Fleischhäppchen in würzige Saucen, wie Chilisauce,
Currysauce oder ein Dip, getaucht.
Chinesisches Fondue
Eine asiatische Variante des Fleisch-Fondues ist das Chinesische Fondue
oder das Fondue Chinoise. Die Fleischwürfel oder auch Fischhäppchen
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werden dabei jedoch nicht in Öl oder Fett, sondern in einer heißen Brühe
gegart. Zum Dippen werden häufig scharf gewürzte Soßen verwandt.
Vegetarisches Gemüse-Fondue
Wer es vegetarisch mag, bevorzugt Gemüse-Fondue. Dabei wird das
Gemüse in mundgerechte Häppchen geschnitten. Die Gemüsehäppchen
werden in einen Teig eingetaucht und dann, wie beim Fleischfondue, auf
Fonduegabeln gesteckt und im Fonduetopf gegart.
Käse-Fondue
Für die Zubereitung von Käse-Fondue oder Cheese-Fondue eignen sich
leicht schmelzbare Käsesorten wie zum Beispiel Raclette-Käse, Emmentaler,
Edamer, Tilsiter oder Appenzeller Kase. Auf jede Person rechnet man etwa
200 bis 250 g Käse. Vorbereitend sollte eine Knoblauchzehe
durchgeschnitten und der Fondue-Topf damit inseitig eingerieben werden.
Anschließend wird der geriebene Käse zusammen mit trockenem Weißwein
in den Fonduetopf gefüllt. Unter leichtem Umrühren wird der Käse dann
durch Erhitzen zum Schmelzen gebracht. Das Fondü sollte leicht kochend
gehalten werden, so dass der Käse weich bleibt. Zum Verzehr werden Brote
zu kleinen Brotwürfeln geschnitten, auf die Fondue-Gabel gesteckt und in
den Käse eingetaucht. Beim Herausziehen wird die Gabel leicht gedreht, bis
der Käse abgekühlt und hart geworden ist. Auf Wunsch können die
Weißbrotwürfel vorher etwas geröstet werden. Als Alternative zu den
Brothäppchen können auch kleine Pellkartoffeln, frische Champignons,
Broccoli- oder Blumenkohlröschen sowie Apfel- oder Birnenstückchen zum
Eintauchen verwendet werden.
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Fleisch-Fondue
Man kann sich fertig zusammengestelltes Fondue-Fleisch aus der Metzgerei
besorgen oder aus verschiedenen Angeboten selbst etwas
aussuchen.Geeignet ist sowohl Schweinefleisch wie auch Rindfleisch oder
Putenfleisch. Die Fleischhäppchen sollten etwa 1,5 bis 2 cm lang sein.
Vorbereitend können sie in Öl eingelegt werden, das mit etwas Thymian,
Knoblauch oder Rosmarin gewürzt ist. Das Fett oder Öl wird im Fondue-
Topf erhitzt, aber nicht zum Kochen gebracht. Die richtige Temperatur ist
dann erreicht, wenn man mit einem Holzstäbchen im Fett rührt und sich am
Stiel kleine Bläschen bilden. Welche Saucen und Dips zubereitet werden,
bleibt jedem Geschmack selbst überlassen. Ob Tomatensauce,
Champignonsoße, Zwiebelsauce, Currysoße, Chili-Sauce, Kräutercreme,
Joghurtsoße oder Aioli – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Fondue chinesisch
Für Fondue Chinoise können neben Fleischhäppchen auch Fischhäppchen,
Crevetten, Scampi usw. zum Einsatz kommen. Anstelle von Öl oder Fett
wird eine Bouillon oder Kraftbrühe im Feuertopf bis zum Kochen erhitzt. Je
nach Wunsch kann dann etwas Reiswein hinzugegeben werden. Im
Gegensatz zum eigentlichen Fondu werden bei diesem asiatischen Gericht
die Zutaten nicht auf eine Gabel gespießt, sondern in einem kleinen Sieb in
die kochende Brühe gehalten. Als Beilagen werden Reis, fein geschnittenes
Gemüse und und feurige Saucen serviert.
Vegetarisches Gemüse-Fondue
Für das vegetarische Fondue werden anstatt Fleischäppchen
Gemüsestückchen verwendet. Besonders geeignet sind Möhren, Broccoli,
Blumnkohl oder auch Champignons. Gemüsesorten, die länger zum Garen
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brauchen, sollten vorher kurz angekocht werden. Aus Mehl, Eigelb und
Wasser wird ein Teig zubereitet, in den die Gemüsehäppchen eingetaucht
werden. Das Garen erfolgt wie beim Fleischfondue.
3.2 Silvestergetränke
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Als Alternative zur klassischen Feuerzangen-Bowle bietet sich zum Beispiel
Weißweinbowle mit Orangen und Himbeeren an. Hierfür benötigt man als
Zutaten Himbeeren, Orangen, Himbeergeist, Orangensirup, Weißwein und
Mineralwasser.
Welche Frucht man verwendet, um eine Bowle für die Feier oder Party
herzustellen, bleibt letztendlich jedem selbst überlassen. Ob Himbeer,
Kirsche, Kiwi, ob Annanas, Kürbis oder Waldfrüchte – Hauptsache die
Bowlen schmecken lecker. So kann jeder sein eigenes Partyrezept erstellen
und seine Rezeptideen weitergeben.
Auf gleiche Weise erfolgt die Zubereitung einer Pfirsichbowle. Man benötigt
lediglich anstelle der Erdbeeren weiße Pfirsiche und etwas Pfirsichlikör.
Bananen-Beeren-Bowle, Kiwibowle, Gurkenbowle, Waldmeisterbowle
oder Schlammbowle stellen nur eine weitere Auswahl der Fülle an Rezepten
dar. Ein der Weinbowle ähnliches und aus einem anderen Lanf kommendes
Getränk ist Sangria, ein spanisches Mixgetränk, dessen Grundzutaten aus
Wein, Fruchtsaft und Spirituosen bestehen.
Damit auch die Kleinen an Silvester nicht auf ihre Bowle verzichten müssen,
gibt es die alkoholfreie Bowle für das Kind. Als Zutaten für die Kinderbowle
nimmt man kleingeschnittenes Obst, Apfelsaft, Orangensaft oder auch
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andere Säfte, Zucker und Mineralwasser. Für Kinder besonders reizvoll sind
Gummibärchen im Glas als Zugaben. Kinderbowlen sind natürlich auch für
Erwachsene geeignet, die es nicht alkoholisch mögen.
Neben heißen Mixgetränken sind auch prickelnde Cocktails der Hit auf einer
Silvesterparty. Bloody-Mary, Lady-Killer, Sex on the beach, Zombie usw.
sind nur einige Namen, hinter denen sich phantasievolle Cocktailrezepte
verbergen. Die wichtigsten Bestandtteile für einen Cocktail sind in der Regel
Sekt, Fruchtsäfte, Likör und Spirituosen, wie zum Beispiel Campari. Als
Alternativen lassen sich aber auch Coktails zubereiten, die alkoholfrei sind.
3.2.1 Feuerzangenbowle
Neben Sekt und Champagner, Cocktails, Wein und Bier führen auch heiße
Mixgetränke die Hitliste der Silvestergetränke an. Auf der Silvesterparty ist
der Klassiker unter den Bowlen die Feuerzangenbowle. Eine Feuerzangen-
Bowle war es auch, und zwar die größte der Welt, die der hessischen Stadt
Weilburg im Landkreis Limburg-Weilburg zu einem Eintrag ins Guiness-
Buch der Rekorde verhalf. Seinen Namen hat übrigens das Guinessbuch,
weil das erste Guinnessbuch der Rekorde von der Guiness-Brauerei in
Auftrag gegeben wurde.
Die Beliebtheit der Feuerzangenbowle fand auch darin ihren Ausdruck, dass
sie dem Autor Alexander Spoerl als Titel für den gleichnamigen Roman
diente, in dem der Schriftsteller Dr. Pfeiffer in geselliger Runde bei einer
Feuerzangenbowle beschließt, als Oberprimaner nochmal auf die Schulbank
zurückzukehren. Berühmt wurde der Roman durch die Verfilmung von 1944,
in der der unvergessene Heinz Rühmann in seiner unvergleichlichen Weise
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die Hauptrolle spielte und als Schüler Pfeiffer "mit drei f" mit seinen
Streichen die ganze Schule auf den Kopf stellte und die Lehrerschaft zur
Verzweiflung brachte. 1970 gab es im Fernsehen eine Neuverfilmung des
Klassikers unter der Regie Helmut Käutners zu sehen, jedoch mit
begrenztem Erfolg. Die Hauptrollen spielten die bekannten Schauspieler
Walter Giller, Uschi Glas und Theo Lingen.
Nun kommt der spannende Augenblick. Über dem Bowlengefäß oder dem
Topf wird auf eine Feuerzange ein Zuckerhut gelegt. Dieser wird mit
hochprozentigem Rum übergossen. Um eine wirkungsvolle Atmosphäre zu
schaffen, sollte man alle Lichter auslöschen. Dann wird der mit Rum
durchtränkte Zuckerhut angezündet. Das Feuer leuchtet auf und der Zucker
ergießt sich tröpfchenweise in den gewürzten Rotwein. Dabei muss immer
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wieder etwas heißer Rum nachgegossen werden, bis der Zuckerhut
vollkommen geschmolzen ist.
Alles Geschirr und Zubehör, das man für eine Feuerzangenbowle braucht,
gibt es als komplettes Feurzangenbowleset zu kaufen. Zum Set gehören das
Bowlegefäß, ob aus Glas, Kupfer oder einem anderen Metall, ein Stövchen,
eine Zange und Tassen.
3.2.2 Schlammbowle
An Sylvester sehr beliebt ist die Schlammbowle, eine besondere Variante der
Bowlen. Als Zutaten für die Schlammbowle benötigt man nach folgendem
Rezept
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dazu. Manche bereiten Schlammbowle auch mit Kirsche zu, indem die
Kirschen am Vorabend von Sylvester in Wodka eingelegt werden.
Der Ansatz dieser Schlammbowle muss für ca. 3 bis 5 Stunden in den
Kühlschrank gestellt werden. Für große Portionen werden möglicherweise
auch mehrere Kühlschränke benötigt.
Zum guten Schluss füllt man die Bowle, je nachdem welches Obst man
verwendet, mit weißem oder rotem Sekt auf, und fertig ist die
Schlammbowle für Silvester.
3.2.3 Waldmeisterbowle
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Getränk großer Beliebtheit. Auch andere Anlässe wie zum Beispiel
Halloween werden für die Zubereitung von Waldmeisterbowle genutzt. Als
Zutaten für die Waldmeisterbowle benötigt man
Die Menge der einzelnen Zugaben richtet sich natürlich nach der Anzahl der
Personen, die davon trinken möchten. Eine ganz besondere Würze erhält die
Waldmeisterbowle durch Zugabe von verschiedenen Kräutern. Als
besonderer Tipp gelten Salbei, Thymian, Pimpinelle, Estragon, Pfefferminze,
Melissenblätter, schwarze Johannisbeerblätter oder Gundelreben.
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Wer die Bowle gerne sehr kühl mag, sollte Eiswürfel ins Glas dazugeben.
Wem die Bowle zu stark ist kann sie mit Mineralwasser verdünnen.
Alkoholfreie Waldmeisterbowle
An Stelle des Weins setzt man für eine Waldmeisterbowle alkoholfrei die
Waldmeister- und Kräuter-Sträußchen mit Apfelsaft an und verwendet
anstatt Sekt Nichtalkoholika wie Mineralwasser. Wer keinen Waldmeister
oder keine Kräuter bekommt, kann auch alkoholfreien Waldmeister-Sirup für
die Bowle nehmen, sollte dann aber weniger süßen. Die Waldmeisterbowle
wird kalt serviert.
3.2.4 Glühwein
Ein beliebtes und klassisches Heißgetränk für kalte Wintertage ist der
Glühwein. Obwohl er hauptsächlich an Weihnachten Tradition ist und
speziell beim Besuch der Weihnachtsmärkte gerne ein Glas, eine Tasse oder
ein Becher getrunken wird, ist er auch an Silvester wie während der ganzen
Winterzeit sehr schmackhaft. Warum also nicht auch an Sylvester oder
Neujahr ein Gläschen trinken? Gerade wenn man in der kalten Jahreszeit
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fröstelt, gibt der Gluhwein nicht nur das Gefühl von Wärme im ganzen
Körper, er wärmt tatsächlich von der Nasenspitze bis in die Zehenspitzen.
Zutaten
Wenn größere Mengen Glühwein zubereitet werden sollen, kann man dazu
auch ein größeres Gerät als einen Topf verwenden, zum Beispiel
Einkochautomat oder Durchlauferhitzer. Für solche Zwecke kann man
fertigen Glühwein im Kanister beim Großhändler oder Lieferanten bestellen.
Glühwein im Fass lässt sich sogar an eine Zapfanlage anschließen. Dies
bietet sich beispielsweise an, wenn Glühwein an einem Stand auf dem
Weihnachtsmarkt im Plastikbecher serviert werden soll.
Roter Glühwein
Die Zubereitung von Glühwein ist ganz einfach. Traditionell benutzt man für
klassische Rezepte Rotwein. Er wird im Topf oder Kessel zusammen mit den
Gewürzen (Gewürznelken, Zimt), dem Zitronensaft und – falls der Glühwein
verdünnt werden soll – mit Wasser bis kurz vor den Siedepunkt erhitzt,
woher er auch seinen Namen hat. Zum Kochen darf er nicht gebracht
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werden. Zimtstange und Gewürznelken werden vor dem Servieren entfernt.
Damit der Glühwein möglichst wenig von seiner Wärme verliert, ist es
ratsam, ihn in vorgewärmte Gläser zu füllen. Garniert werden kann er mit
einer dünnen Zitronenscheibe, die auf den Glasrand gesteckt wird. Zum
Süßen sollte eine Dose Zucker oder Instantpulver bereit stehen, so dass sich
jeder nach seinem Geschmack bedienen kann.
Weißer Glühwein
Den mit Weißwein hergestellten Glühwein findet man zwar seltener, aber
auch er schmeckt an kalten Tagen ausgzeichnet. Das Würzen und die
Zubereitung erfolgen wie beim roten Glühwein. Je nachdem, welchen
Säuregehalt der Wein hat, kann man mit dem Zitronensaft etwa sparsamer
sein.
Jagertee
Eine besondere Variante des Glühweins ist der so genannte Jagertee. Er
erfreut sich vor allem in der Alpenregion großer Beliebtheit und wird häufig
nach alten Traditionen zum Après-Ski getrunken. Er setzt sich zu je etwa
einem Viertel aus Rotwein, Obstler, schwarzem Tee und Orangensaft
zusammen. Die übrigen Zutaten wie Zimt, Gewürznelken, Zitronensaft und
Zucker sind die gleichen wie bei den Rezepten für gewöhnlichen Glühwein.
Alkoholfreier Glühwein
Für Kinder, Autofahrer und alle diejenigen, die alkoholische Getränke nicht
mögen, alkoholfreie Getränke bevorzugen oder dem Alkohol ganz entsagen,
aber dennoch nicht auf den Glühweingeschmack verzichten wollen, gibt es
ein eigenes Rezept für Glühwein alkoholfrei. Die Zutaten sind auch hier im
Prinzip die gleichen wie beim Grundrezept. Lediglich der Rotwein wird
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durch etwas Alkoholfreies, zum Beispiel durch Traubensaft, Apelsaft oder
Orangensaft ersetzt, wobei der Saft auch aus frisch gepresstem Obst sein
darf. Ergänzend kann alkoholfreier Glühwein mit Früchtetee und
Trockenfrüchten (Mango, Rosinen, Apfel, Mandarinen usw.) zubereitet
werden.
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