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http://www.archive.org/details/einjahrtausendlaOOdrev
Ein Jahrtausend
Lateinischer Hymnendichtung
Erster Teil.
Hymnen bekannter Verfasser.
Leipzig.
0. R. R e i s 1 a n d.
1909.
Vorwort,
Es ist schon mehr als ein Jahrzehnt verflossen, seit dem Ver-
leger und den Herausgebern der Analecta hymnica von verschiedenen
Seiten der Wunsch nach einer Anthologie lateinischer Hymnen-
dichter des Mittelalters geäußert wurde. Die Sammlung lateinischer
Hymnen, die im Jahre 1886 begonnen und auf den heute nicht mehr
ganz zutreffenden Namen Analecta hymnica medii aevi getauft
wurde, wuchs von Jahr zu Jahr und ward mit jedem neu hinzu-
tretenden Bande mehr und mehr zu einem Werke, das wohl auf
größeren Bibliotheken nicht fehlen durfte, dessen Anschaffung durch
den einzelnen indes allmählich zur Seltenheit ward und werden
mußte. Die älteren Anthologien aber, voran die von Daniel und Mone,
sind im Buchhandel vergriffen, im antiquarischen Angebote höchst
selten geworden und nur noch zu Preisen erschwinglich, die mit dem
Werte des Grebotenen in keinerlei Verhältnis stehen. Auch diese
Werke sind eben zum großen und größten Teile aus dem wechselnden
Besitze der einzelnen in den festen Bestand der öffentlichen Büchereien
übergegangen. Das Werk von Ulysse Chevalier aber, „Poesies litur-
gique traditionelle de Teglise catholique en Occident", Tournai 1894,
ist in Deutschland fast unbemerkt geblieben. Bei sothaner Lage war
der Wunsch weiter und sachverständiger Kreise nicht nur verständ-
lich, er war in jeder Hinsicht gerechtfertigt; denn er wies in der
Tat auf ein Bedürfnis, wies auf eine fast unverständliche Lücke hin.
Leider war es bis heute eine zwingende Unmöglichkeit, der Erfüllung
dieses Wunsches, der auch derjenige des opferfreudigen Verlegers
der Analecta war, näher zu treten. Denn einmal nahm die Fort-
führung des großen Sammelwerkes Zeit und Kraft völlig in Anspruch;
dann aber harrte eine ganze Reihe von Vorfragen, zum Teil recht
schwieriger Vorfragen der Erledigung, ehe es möglich war, die ge-
schichtliche Entwickelung der Hymnendichtung im großen und ganzen
so zu übersehen, wie es für eine Anthologie — wenigstens für eine
geschichtlich geordnete — unerläßliche Vorbedingung ist.
Nachdem diese Fragen, die wichtigsten wenigstens, soweit sie
überhaupt zum Austrage zu bringen waren, hauptsächlich in den Bänden
XL VIII undL — LH der Analecta Hymnica einer Lösung zugeführt sind,
konnte endlich der Venvirklichung des lang zurückgestellten Planes
näher getreten werden. Schwierig blieb es, für das in Aussicht genom-
mene Gebäude der Anthologie einen j)assenden Grundriß zu entwerfen.
Mones Anordnung des gesamten Stoffes, einzig nach dem Inhalte der
— IV —
ni(']ituii<reii dor Roilipnfolfxe des litur^risclioii Kirclienjalires,
lind in
hat den irroßen Vorzug, daß sie in der Auswahl die unbehindertste
Bewe«run«rslVeilieit «!;estattet, eine wirkliche Auslese des Besten und
nur des Resten erni(')jzliclit. Sie vermittelt aher keinerlei geschicht-
lichen l berblick. un<i irerade nach einer historisch und chronolo^iisch
ireordneten Auswahl war der Wunsch laut Daniels Kiii-
<!;ew(»rden.
teilun^rdes ganzen Materials in nur zwei Gruppen, in „Hymnen"
(Band T und IV) und ..Sequenzen" (Rand TI und V) seines Thesaurus
hymnolo^icus ist ein völliger Fehlpiti', der ihn zwingt, unter die
„Hymnen" allerhand andere Dichtun<];en einzureihen, die nichts
w^eni^er als Hymnen, unter die Sequenzen un^cezählte Lieder aut-
zunehmen, die alles andere, nur keine Sequenzen sind. Die lateinischen
Dichtungen die wir unter dem Namen Hymnen in dieses Wortes
,
') Hierin ist nach Mones und Kehreins Vorgange nur bei den
Heiligenliedern insofern eine Ausnahme gemacht worden, als diese nicht
nach dem Kalender, sondern nach dem Alphabet geordnet worden sind.
— V —
sie lim des Verfassers willen, der in der historischen Übersicht nicht
fehlen darf, aufzunehmen, was man, wollte man nur ästhetische Rück-
sichten walten lassen, vielleicht lieber übergehen würde hier hindert
•,
bliel),Lied der Klost e r^enieinde oder des Klerus, als die Sprache
Latiums aus der Sprache eines \'olkes zur Sprache der Kirche
«leworden) oder Lied des einzelnen ist.
Die liturirische Poesie •j;liedert sich abermals in zwei Gruppen,
je nachdem sie der Liturgie des Opfers, der Messe, oder der
Liturj^ie des Gebetes, des «gemeinsamen Stunden«!;el)etes, ur-
sprünixlich der Gemeinde, später des Klerus und der Mönche, an-
gehört. Wir können sie demgemäß nach den oifiziellen Kirchen-
büchern, welche Opterliturgie und Stundengebet enthalten, in die
Poesie des Missale (Meßbuch) oder des Graduale (Chorbuch zum
Meßbuche) und in die Poesie des Breviers oder des Antiphonars
(Chorbuch zum Breviere) einteilen. So erhalten wir dann die folgende
Übersicht:
A. Liturgische Poesie.
B. Nicht-liturgische Poesie.
1. Das geistliche Lied und das Privat-
für die Privatandacht
leben des einzelnen, weil in der Regel nicht zum Gesänge bestimmt,
auch Leselied oder Reimgebet benannt. In den lateinischen
Überschriften habe ich diese Art von Dichtung gewöhnlich mit dem
Worte Rhythmus bezeichnet.
2. Spezialitäten des Reimgebetes. Solche sind:
a) Stundenlieder, d. h. Reimgebete, welche für jede der
J
- XI —
nach Vollendung der üblichen zwei Noviziatsjahre, die er zu Crorheim
in Sigmaringen verbrachte, zwecks humanistischer, rhetorischer,
philosophischer und theologischer Studien in die Kollegien der Ge-
sellschaft Jesu zu Münster i. W. Blyenbeck in Holland und Ditton
,
Clemens l^lunie, S. J.
Hilarius,
Bischof von Poitiers,
t 366.
S])fttor in dio C'asino a^ijiTejJfi^rte Ahtoi dor HH. Flora und Lncilla in
Arezzo. wo sie ITN-^ Anirolo di Costanzo, otf'puhai- schon in dem lioutiL^on
verstümmolton Zustande, sah (v«il. sein L'Odej)orico in Archivio stör.
per le Marcho o rUml)ria II, nf)?; hei Gamuri-ini 1. c. p. XI not. 4).
Von dort kam dio Handschrift ISll) in die öffentliche Bibliothek von
Arezzo (Bibl. della ])ia tratornita dei laici di Arezzo). Die drei
Hymnonl'ra«rmonte, aus denen heute der liber hymnorum noch besteht,
sind ein abcdarischer Hymnus auf die Dreifaltigkeit, bzw. über die
Gottessohnschaft Christi die Strophenreilie <:eht statt bis Z nur
;
de Consubstantiali Verbo.
Anal. h3'mn. L, 4.
Rebus Deus
anterior
Cunctis, nam per eum omnia facta sunt,
Esset cum nihilum modo,
Mundum corporeo condidit in statu.
Ad (ilalli Caiitnin.
Anal. hvmn. L, 11.
In Aurora.
Anal. hvmn. L, 11.
Ad Horam Tertiam.
Anal. hymn. L, 12.
Ad Horam Inceiisi.
Anal. hymn. L, 13.
In Epiphaiiia Domiiii.
Anal, h^^mn. L, 14.
I
13 —
In Inventione Protasii et Grervasii, Martyrum Mediolaneusium,
Anal. hymn. L, 17.
Feria Quarta.
In Laudibus.
(Cathem. II, 1—8; 48, 49, 52, 57, 59, 60, 67, 68.)
Anal. hjT-mn. L, 23.
Feria Quinta.
In Laudibus.
(Cathem. II, 25, 93, 94, 96- -108.
Anal. hymn. L, 24.
In Natali Inuoceutuni.
(Cathem. XII, 125—128; 1:34, 129, 130, 132, 93, 94, 97, 101, 102; 107--112
117, 114, 113, 115; 134, 137, 138, 139).
In Quadragesima. Ad Nocturnuiii.
(Cathem. VII, 1—10).
In Quadragesima. Ad Completoriuni.
(Cathem. VI, 125—153).
Anal. hymn. L, 29.
lampade piuxens,
Lnnari.iuc polum
nos tarnen
Inc'ussii siliois lumiiia
quarere.
Monstras saxijreno semine
Imninis
Ne nescirer homo spem sibi
cor])ore conditam,
In Christi solido
petram,
Qni dici stabilem se voluit
vemt.
Nostris ignicnlis unde ^^enus
De sancta Eulalia.
(Peristeph. HI, 1—20; 211—215).
Anal. hymn. L, 32.
De sancto Laureiitio.
(Peristeph. II, 18, 397, 398; 21—32; 549, 550).
Da, locuples Deus, hoc famulis Credo equidem, neque vana fides,
E-ite precantibus, ut tenui Corpora vivere more animae
Membra cibo recreata levent, Nam modo corporeum memini
Neu piger immodicis dapibus De Phlegetonte gradu facili
Viscera tensa gravet stomachus. Ad superos remeasse Deum.
Unter seine Lehrer zählte der berühmte Ausonius, mit dem er in ein
inniges Freundschaftsverhältnis trat und in regem brieflichen Ver-
kehre blieb. Paulin ergriff die Beamtenlaufbahn, ward Senator und
379 Konsul, dann Konsular von Campanien. Christ geworden, begab
er sich nach dem vorzeitigen Tode seines einzigen Kindes mit seiner
Gemahlin Therasia, einer Spanierin, in deren Heimat, woselbst er
vier Jahre in asketischer Zurückgezogenheit lebte. Li diese Zeit fällt
jener Briefwechsel mit Ausonius, in dem dieser die Lebensrichtung,
die sein Schüler und Freund genommen, beklagte und verurteilte»
während jener sein neugewonnenes inneres Glück mit Wärme ver-
teidigte. Zum Presb^^ter geweiht (393), wandte sich Paulin im Jahre
darauf nach Nola, wo er, nahe dem Grabe seines Lieblingsheiligen
Felix, das er ausschmücken ließ und besang, die begonnene Lebens-
weise fortsetzte. Im Jahre 409 wurde er zum Bischöfe von Xola erwählt
und starb daselbst den 22. Juni 431. Vgl. Buse, Paulin, Bischof von
Nola und seine Zeit. Pegensburg 1856. —
Schanz, Gesch. d. röm-
Lit. IV, 1, 235 ff.
rsaliuus 1.
(Cann. VII.)
Anal. hymn. L, 49.
Psalmus II.
(Carm. VIII.)
Anal. hymn. L, 50.
Irau. Sic hiUlen oin kurzes aber i)ra,ixnante8 Gebet zu .Maria, das um
Hymnus Yespertinus.
Anal. hymn. L, 62.
Hymnus de Pentecoste.
Anal. hymn. L, 63.
Hoc est Salus, quod vincimnr. Sed nee minor creante fit.
Cum sola virjxo de^reret, Föns dicta clausus accipit,
Concepit aure liHum, Föns membra clausus egerit,
Stiipente factum corpore Nee rima crescit artior,
— 35 ~
Et Vera proles emicat. Yinclum pudoris natus est.
Die, mater et virgo, precor, Q[uae se]de Christi dignior,
Quisquamne claudit exiensV Quam sunt superna, crederis,
Artantur exta fetibus, Nostri memento praepotens.
t nach (KX).
nennen kennen, insofern dieselben auf uns kamen einmal durch jene
Handschriften, welche uns Fortunats „Gesammelte Gedichte" auf-
bewahrt halten, andererseits durch liturgische Handschriften, in denen
diese Hynmen eine Stelle fanden. Bezüirüch ersterer sei verwiesen
— 37 —
auf die Ausgabe der Gedichte Fortunats von Leo (Mon. Germ. Auctt.
antiq. IV), bezüglich der letzteren auf Anal. hymn. L, 70— 88).
Aus den von Leo 1. c. p. XXIV als „spuria" bezeichneten Ge-
dichten habe ich Anal. L, 84 ff. drei als genuine Hymnen Fortunats
in Anspruch genommen und teile dieselben auch in dieser Blüten
lese mit, während ich mich für den Beweis der Echtheit auf meine
Schrift „Hj^mnologische Studien zu Venantius Fortunatus und Rabanus
Maurus", München 1908, beziehe. Von dem Osterliede gebe ich hier
nur eine liturgische Kürzung nach Anal. hymn. 1. c. 79 sq.
De Cruce Doiniui.
(Carm. L. II, n. 1.)
Ad Fontcni.
Anal. Iivnin. L, 84.
Oratio ad Deuiu.
Anal. hymn. L, 89.
Oratio Vesportiiia.
Anal, hyniii. L, l):i
sehen verlangte, nach Kom berufen, scheint aber die Reise dorthin,
vermutlich wegen des vorher erfolgten Ablebens des Papstes, niemals
angetreten zu haben. Der Rest seines Lebens verfloß in der Einsam-
keit der Zelle und in der Freude an literarischem Schaffen. Im Jahre
TM konnte er, 51) Jahre alt, sein bedeutendstes Werk, die Historia
ecclesiastica gentis Anglorum, vollenden ; 733 hatte er einige Tage im
Kloster seines Ordens zu York und in der Gesellschaft seines Freundes,
des Erzbiscliofs F^gbert. verl)racht, muike aber 734 eine erneute Ein-
la<iung mit Rücksicht auf seine geschwächte Gesundheit ablehnen.
Zu Anfang April 73r> ward er von Atembeschwerden befallen, welchen
er am 2<i. Mai desselben Jahres erlag.
Es kann nicht dieses Ortes sein, die ausgedehnte literarische
Tätigkeit Bedas im einzelnen zu verfolgen und zu würdigen. Es
beschäftigt uns die Frage nach seinen Hymnen. Einen derselben,
auf Edilthrida, hat er selbst in seine Kirchengeschichte Englands
aufgenommen und so gegen die Skepsis der Nachwelt sichergestellt.
Yon Beda selbst erfahren wir in demselben Werke, daß er einen
.,librum hymnorum divers o metro sive rhythmo" verfaßt
habe. Dieses Hymnenbuch als ein Ganzes müssen wir als verloren
betrachten. Elf Hynmen sind indes unter dem Namen Bedas von
Georgius Cassander in seinen „Hymni Ecclesiastici" (Coloniae 1556)
gedruckt worden. Wie Cassander selbst in der Widmung seines
Werkes mitteilt, waren sie ihm von dem kaiserlichen Rate Kaspar
von Nydbruck zur Veröffentlichung übergeben. Über die Echtheit
dieser Hymnen ist viel gestritten und von vielen vielerlei behauptet
worden. Ich glaube die Echtheit derselben Anal. hymn. L, 96 sqq.
endgf\ltig dargetan zu haben. Außerdem besitzen wir von Beda noch
zwei metritizierte Psalmen, die in alten Handschriften seinen Namen
tragen. Wahrscheinlich hatte er deren noch andere in Verse umge-
I
— 49 —
gössen. Bezüglich der näheren Lebensumstände Bedas verweise ich
—
auf die Ausgabe von Giles I, p. XLI CLXVI; bezüglich seiner
Hymnen auf Anal. hymn. L, 96 116. —
In Natali Innocentium.
Anal. hymn. L, 102.
Hymnum canentes martyrum Ne, grex pusille, formides
Dicamus innocentium, Dentes leonis perfidos,
Quos terra flentes perdidit, Pastor bonus nam pascua
Gaudens sed aethra suscipit, Vobis dabit caelestia.
Vultum patris per saecula Agnum Dei qui candidum
Quorum tuentur angeli Mundo sequeris tramite,
Eiusque laudant gratiam Manus latronis impias
H3^mnum canentes martyrum. Ne, grex pusille, formides.
Quos rex peremit imj^ius, Absterget omnem lacrimam
Pius sed auctor colligit Vestris pater de vultibus,
Secum beatos coUocans Mors vobis ultra non nocet
In luce regni perpetis. Vitae receptis moenibus.
Qui mansiones singulis Qui seminant in lacrimis
Largitus in domo patris, Longo metent in gaudio;
Donat supernis sedibus, Genis lugentum conditor
Quos rex p'eremit impius. Absterget o m n e m 1 a c r i m a m.
Bimos et infra parvulos quam beata civitas.
Herodis ira perculit In qua redemptor nascitur,
Finesque Bethlemiticos Natoque primae martyrum
Sancto respersit sanguine. In qua dicantur hostiae!
Praeclara Christo splenduit Nunquam vocaris parvula
Mors innocens fidelium, In civitatum milibus,
Caelis ferebant angeli Ex qua novus dux ortus est,
Bimos et infra parvulos. quam beata civitas!
Vox in Rama percrebuit Astant nitentes fulgidis
Lamenta luctus maximi, Eins throno nunc vestibus,
Rachel suos cum lacrimis Stolas suas qui laverant
Perfusa flevit hlios. Agni rubentes sanguine.
Gaudent triumpho perpeti, Qui perpetis pro patria
Tormenta quique yicerant, Regno gementes fleverant,
Quorum gemens ob verbera Laeti Deo cum laudil)usM
Vox in E.ama percrebuit. Astant uitentes fulgidis.
') Lies laureis?
— 52 —
In \Hv Saiicto reuiecostc^.
Anal, liyiiiii. L, lOr).
Psalmus CXII.
AnaL hvmn. L, 116.
I
— 53 —
Excelsus gentes Dominus super eminet omnes,
Eius et astriferos transscendit gloria caelos.
Quis Domino est similis, sedes cui perpes in altisV
Respicit ast humiles caelo terraque benignus,
Maerentes inopesque a rudere tollit eosque
Primates inter populi Sublimat opimos.
In sterilem habitare domo miseratur et amplo
Laetari tribuit natorum germine matrem.
raiilus Diacoiiiis,
Möiicli von Montecasino,
t 7!»!».
I
— 55 —
Von den poetischen Werken unseres Dichters, soweit dieselben
uns erhalten, hat Dümmler im Kahmen der Monum. Germ. Hist. eine
Ausgabe veranstaltet (Poetae Aevi Carolini I, 27 86). Unter ihnen—
sind .TLur wenige Hymnen. Zwei Gedichte auf den hl. Benedikt hat
Paulus selbst uns in seiner Historia Langobardorum aufbewahrt, das
erzählende Gedicht „Ordiar unde tuos, sacer o Benedicte, triumphos"
(Dümmler 1. c. 36 sqq.), welches in 77 Distichen (versibus reciprocis)
die Wunder des Heiligen zusammenfaßt (singula eins miraciüa per
singula disticha elegiaco metro contexui), und einen, denselben Vor-
wurf nach den Dialogen des hl. Gregor behandelnden Hymnus, von
dem die meisten späteren Benediktushymnen abhängig geblieben sind.
Bezüglich der Authentizität der übrigen ihm zugeschriebenen Hjnnnen
verweise ich auf Anal. hymn. L, 118 sowie die kritischen Bemerkungen
bei den einzelnen Hvmnen, ebenda 118 125. —
recht. Madrisius, dem nur die zwei ersten und die zwei letzten
Strophen dieses Gedichtes bekannt waren, glaubte schon aus diesen
auf Paulin als Verfasser schließen zu sollen. Und in der Tat*kann
man sich, vergleicht man Nr. (9) Str. 14 mit Nr. (4) Str. 2, dieses Ge-
dankens nicht erwehren.
Dagegen muß der Hymnus Pcfre, petra ccclesiae, den Madrisius
ohne Angabe von Gründen Paulin beilegt, abgelehnt werden, da er
höchst wahrscheinlich mozarabischen Ursprunges ist. (Vgl. Anal.
XXVII, 228). Ebenso ist es höchst zweifelhaft, ob das längere
erzählende Gedicht „de Lazaro" mit dem Anfange „Fuit Domini d'decfits
hitiguens a BcUuinia'^ Paulin angehöre. Ihm schreibt es freilich Parisin.
1154 zu; allein die Handsch. 227 der Bibliotheque de 1' Arsenal, einPonti-
fikale von Poitiers aus dem achten Jahrhundert, welches neun Strophen
des Gedichtes zur Fußwaschung des Gründonnerstags (ad Mandatum)
vorschreibt, bezeichnet dieselben als „versus B e d a e". Die zw^ei letzten
Strophen der Handschrift des Arsenals fehlen dem Torso bei Dümmler
(1. c. p. 1.33 sqq.). Sechs Strophen des Gedichtes finden sich auch in
der Wiener Handschrift 1KS8, einem Sakramentar von S. Alban in
Mainz aus dem zehnten Jahrhundert. Die Strophen stehen daselbst
r\n letaniis maioribus'*.
I
— 61 —
In Natali ss. Petri et Pauli.
Hymnus ad Deum.
Anal. hymn. L, 153.
Dens et lux,
Laus tua semper
Pectora et ora
Compleat, ut te
Semper amemus,
Sanctus, ubique.
.vc.ss.i
M..rt.l.M- ursus timulns
ultr.
Voco Vo.lasti, i.n.hil.rnns
i.ei.etr.ro .1 ii-uni
Torniinniu scrii-tmu
Oiimo itor aovuiH.
vorba voia
Pectore pur.» l>i«
ticlebs,
Auribus fmbt poimli
uumorum pionun
Auxerat in.lo
Sedibiis altis.
columna
Obvia veuit radialis
coinitata plebo
Splendida caoU
Domiim vocaiite
Spiritum purum
Fine beato,
in ore
Gloria laudis resouet
pr-^iis,
Omnium patris oenitaeque
resultet,
Spiritus sancti pariter
Laude perenni.
Hymnus Yespertiuus.
et origo lucis,
Luminis ions, lux
laveto,
Tu pius nostriö precibus
tenebris fugatis
Luxque peccati
Xoö petat alma.
creayit,
Sancta vis cuius hominem
redemit,
lusque damnavit, pietas
atque lustus
Sis ut in cunctis plus
Omnipotensque.
potestas,
Excitat cur nos ttdei
iutiira,
Eri>;it spei decus in
babitura iineiii
Cai^tas iunrrit
Tempore iiuUo.
— 67 —
Et pius vitae inoderator huius,
Et labor tempus habeat quiesque,
Dumque succedunt sibimet vicissim,
Nos vegetemur.
—
Anal. hymn. L, 160 166 zusammengestellt. Aus denselben teile ich
im folgenden einen Hymnus „In Adventu Regis" mit, eine Art von
Hymnen, die den karolingischen Dichtern sehr geläutig ist und nicht
selten sich unverkennbar mit der byzantinischen Auflassung von
der Stellung des Kaisers in und zur Kirche berühren, sowie den
unsterblich gewordenen Hymnus zur Prozession am Palmsonntage,
der noch heute in kirchlichem Gebrauche beündlich ist. Die Legende,
die sich an diese Hymnen geknü])ft liat, und die uns Hugo von Fleurv
berichtet (Monum. Germ. SS. IX, 368 sq.), Theodulph habe, als die
Prozession, an welcher der Kaiser teilnalnii, unter den Fenstorgitrci'ii
seines Kerkers vorbeizog, diesen Hymnus im[)r()visiert uml angostiumit^
worauf der Kaiser ihn gerührt wieder in Gnaden aufgenommen, diese
Legende, sage ich, ist als ungescliichtlich fallen gelassen. Ich gebe
von dem Hvmnus nur die erste lfüU"t(> wio.ler, dio in liturgisclien
— 70 —
(iol.nuu-h iivkounnvn Uu^ /woito. .iw sirl. aul Ai^ors un<l die
.st.
bezieht, ist in ilirer Kchtheit
vorHchioilonen Kirchen <lie8cr Sta.lt
(irnii.lon h.kalhistoriKcher Art.
an.rorochten worden, zunrtchst aus
V.M .Ifti-nher Anal, hvnin. 1. c m.
Al.-oschen .lavon hat je<lor «Ion
Poöcimus omnes.
R^ Omnipotentem
Semper adorent
Et benedicant
Omne per aevum
Ar\-apoh.rum Sic quoque lymphae
Cuncta chorique, Quaeque sui)ernae.
Solque sororque, Ros pluviaecpie
lauuina caeli. Spiritus omnis.
— 73 —
Ignis et aestus, Omnia viva,
Cauina geluque, Quae vehit aequor,
Frigus et ardor Quae vehit aer,
Atque pruina. Terraque nutrit.
Rite camini
Ignei flammas,
lussa tyranni
Temnere prompti.
('(U'dc li(Miiiriio.
Hymnus iu Sollemnitate
Saiicti Archangeli Michaelis.
Anal. hymn. L, 210.
Ad polorum conditor,
te, Audi precantis anxia
Clamore supplex intime Pater supreme, murniura,
Votum precemque dirigo; Dum templa caeli ad ardua
Aurem beniixnus commoda. Elata toUo l)rachia.
I
Servatus Lupus,
Abt von Ferneres,
t nach S()2.
f*. Kircho"n«:oscli. Will (1S!>7) l-L'li: Kd — 1Sl>; ')!>!> f)!:'). und vor allem
Trauho. Poctno Aovi Carolini III, 7()7 7J0.
Hartgars Gunst (dieser starb 855) übertrug sich auf dessen Nachfolger
Franco, weiland Abt von Lobbes. Sedulius lebte noch 874, da er die
in diesem Jahre zu Lüttich erfolgte Zusammenkunft Karls des Kahlen
und Ludwigs des Deutschen besingt. Vgl. Große, Sedulii-Scoti Car-
mina, Königsberg 1808. — Dümmler, Sedulii Scotti Carmina quadra-
ginta. Halle 1869. — Dümmler, Neues Archiv IV, 31') ff. —Pirenne,
Sedulius de| Liege (Memoires couronnes et autres memoires publies
par l'Academie Royale de Belgique XXXIII) Bruxelles 1882.
Unter den zahlreichen Gedichten des Sedulius finden sich nur
wenige, die wir der Hymnenliteratur beizählen können. Dieselben
sind nach der Ausgabe Traubes (Poetae Aevi Carolin! III, ir)4— 2M))
zusammengestellt Anal. hymn. L, 229— 28(). Streit der Meinungen be-
steht über die Authentizität zweier Osterlieder(Anal.hymn. l.c.2:>l sciq.),
die zuerst mit sechs anderen Gedichten von Hagen, Carmina medii
aevi,Bern 1877, veröffentlicht wurden, und von denen Dümmler,
Neues Archiv IV, 315 ff., den Nachweis angetreten und wie mir —
scheint —erbracht hat, daß X^l- ^''^^
sie Sedulius beizulegen seien.
beipflichtenden Äußerungen Eberts (Allg, Gesch. d. Lit. des M.-A. II,
Italien übersiedehi iind dort öterbon, ja nicht einmal mit Pirenne eine
HonireiHe unternehmen zu lassen. Die von karolin;j:isc'lien Dichtern
\iel;reül»te Praxis, auf Bestellun«:; l'ür andere (ex j)ersona alterius)
\erse zu schreihen. würde uns einen dritten, noch «ijanj^hareren We^r
zeigen, um die Widniunjx von Gedichten des Sedulius an Tado von
MnilnJid (t SCtS) erklärlich y.u fin<loii.
De Piiscliali Festivitate.
Todes ist der 20. Oktober, das Jahr aber ist ungewiß.
Vgl. Ratperti Casus Sancti Galli, ed. Meyer von Knonau (Mit-
—
teilungen zur vaterländischen Geschichte XIII) St. Gallen 1H72, S. VI ff.
Ekkeharti (IV.) Casus Sancti Galli ed. Meyer von Knonau (Mitteilungen
etc. XV) St. Gallen 1S77, S. 4, n. 16. — Dümmler, Neues Archiv IV,
542.— Seine Hxinnen Anal. hvmn. L, 237 243.—
Ad Eucharistiam siimeiidaiii.
Über das Leben dieses St. Gallischen Mönches und Dichters, dem
Ekkehart wie es scheint mit Unrecht, den Titel Decanus beilegt,
IV.,
erfahren wir nichts Gewisses. Abt Salomo bezeichnet ihn in seinem
Gedichte an Dado, Bischof von Verdun, als „doctiloquus vir", Hart-
mann, der Biograph der hl. Weibrath als „venerabilis monaclius et
presbyter, literis eruditus et egregius praedicator", während Ekke-
hart IV. seine musikalische Tätigkeit hervorhebt mit den Worten:
„cuius etiam melodiae, quis fuerit, non celant".
Als Verfasser einer Sequenz auf das Eest der Kirchweihe be-
zeichnet ihn Ekkehart IV. in den Casus sancti Galli c. 46: „Walt-
rammus autem, quem suj^ra diximus, .decanus, sed et Hartmannus, qui
abbas noster factus est, quas fecerunt laudes, sua nomina quia pro-
feruntur in cantilenarum libellis, studiose transimus, praeter quod
Waltrammi sequentia Sollemnitatem huius devoti filii ecdesiae sme
eins nomine scribitur." Der Name des Dichters ist Sequenzbei dieser
von späterer Hand auch in Cod. Sangallen. 375 beigefügt. Zwei weitere
Gedichte, ein Prozessionshymnus und ein Lied ad suscipiendum regem
werden ihm handschriftlich zugeeignet in Cod. Sangallen. 881. und
Helmstadien. 10Ü8. Ein anderes Königs -Lied schreibt ihm ver-
mutungsweise Schubiger zu (Sängerschule von St. Gallen S. 82, not. i2).
Vergleiche über ihn Ekkeharti (IV.) Casus S. Galli ed. Meyer von
Knonau, St. Gallen 1877, S. 187 n. 457 und S. 1(>4 n. 592. Anal, —
hymn. L, 244—249.
1. Sollemnitatem huius
2. Devoti, 8. Nimirum
filii, ecclesiae, vestrae mati-is, colitr,
Yersus ad Processionem.
Anal. hvmn. L, 246.
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sich beide. Dennoch finden wir auch in den ältesten St. Gallischen
J^Ionumenten Notkers Prosen bereits mit anderen späterer Autoren
versetzt, z. B. Sequenzen des ältesten Ekkehart, so daß es trotz aller
einschlägigen Untersuchungen auch heute noch nicht jedem Zweifel
entrückt ist, wie viele und welche Sequenzen Notker verfaßt habe.
Doch erstreckt sich der Zweifel nur auf bestimmte Prosen; die große
Menge derselben ist bekannt und als authentisch erwiesen. Auch in
anderer Rücksicht geben uns die Sequenzen des Stammlers noch
mehr als ein Rätsel auf, so bezüglich der Namen der Melodien, des
poetischen Rhythmus und der musikalischen Abhängigkeit von den
.Tubilationen. Diese Fragen hier aufzurollen, verbietet schon fler
Rahmen, in dem wir uns halten müssen.
Bezüglich der Lebensumstände Notkers sei außer auf die Bio-
graphie Ekkeharts V. vor allem verwiesen auf Meyer von Knonau,
Lebensbild des hl. Notker von St. Gallen (Mitteil. d. antiquar. (iesellsch.
in Zürich XLI) 1877; bezüglich seiner dichterischen Tätigkeit und
über seine Sequenzen vgl. man vor allem Schubiger, Die Sängerschule
von Sabkt Gallen, Einsiedeln 1858, S. 40if.; Gautier, L., Histoire de la
poesie liturgique I, 19—20; Wilmanns, W. Welche Sequenzen hat,
Notker verfaßt? (Zeitschr. f. deutsches Altertum XV, 267 ff.); Werner, J.,
Notkers Sequenzen, Aarau 1901. Notker hat auch Hymnen geschrieben.
Wir kennen vier Hymnen von ihm auf den hl. Stephanus, Bischof
Ruodbert von Metz zugeeignet. Vgl. Mon. Germ. Poetae 3ledii aevi
IV, 337 if*.; Anal. hymn. LI, 229 sqq.
In Nativitate Doiniui.
Thes. hymn. II, :5.
1. Eia, recolamus
laudibus piis digna