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In den tiefen Wäldern der ukrainischen Karpaten lag ein malerisches Dorf namens

Worochta. Die Bewohner dieses Dorfes waren bekannt für ihre Fleiß und Kreativität, vor
allem aber für ihre Liebe zur Musik. Jeden Abend nach der Arbeit versammelten sich die
Menschen auf dem Dorfplatz, spielten verschiedene Instrumente und sangen Lieder, die die
Herzen zum Klingen brachten. Ihre Musik hallte durch die Berge und Täler und erfüllte die
Luft mit Freude.
Doch nicht jeder im Reich der Karpaten freute sich über diese harmonischen Klänge.
Tief in den düsteren Wäldern, wo die Schatten und Nebel miteinander verschmolzen, lebte
der böse Geist namens Vii. Er konnte die fröhlichen Klänge des Dorfes nicht ertragen, denn
sie brachten Licht in sein dunkles Reich und trieben die Dunkelheit fort.
Eines Tages beschloss Vii, dem Dorf einen Fluch aufzuerlegen. Er verbannte die
Freude und die Musik aus Worochta. Die Menschen waren traurig, und das Lachen
verschwand aus ihren Gesichtern. Das Dorf verfiel in eine tiefe Dunkelheit.
In dieser dunklen Zeit gab es einen jungen und mutigen Mann namens Ivan. Er konnte
die Traurigkeit der Menschen nicht ertragen und beschloss, etwas dagegen zu unternehmen.
Er begab sich in den tiefen Wald der Karpaten, auf der Suche nach den guten Geistern, den
Wächtern der Wälder, die den Menschen seit jeher geholfen hatten.
Tief im Wald traf Ivan die geheimnisvolle Mavka, die Waldgeistin. Sie hatte lange
Haare wie das fließende Wasser und Augen, so klar wie der morgendliche Himmel. Mavka
spürte Ivans Herzenswunsch und war bereit, ihm zu helfen.
"Geliebter Ivan", sagte Mavka mit sanfter Stimme, "um den Fluch zu brechen und die
Musik zurückzubringen, musst du ein Instrument von großer Schönheit und Macht schaffen.
Nimm dieses Stück Holz aus dem heiligen Baum der Karpaten und forme es mit deinem
Herzen und deinem Geist."
Ivan gehorchte den Worten von Mavka. Er schnitzte und formte das Holz, und mit
jeder Bewegung spürte er die Magie des Waldes. Tag und Nacht arbeitete er an seinem
Werk, bis schließlich ein Instrument entstand, das so groß und schön war wie die Karpaten
selbst – die Trembita.
Als Ivan die Trembita zum ersten Mal spielte, erfüllte ihr Klang die Luft. Die Berge
antworteten mit ihrem Echo, und die Täler erstrahlten vor Freude. Der Fluch von Vii wurde
gebrochen, und die Dunkelheit wich dem Licht.
Die Menschen von Lysychka kehrten zu ihrem fröhlichen Leben zurück, und die
Musik wurde zu ihrer ständigen Begleiterin. Die Trembita, von Ivan geschaffen und von
Mavka gesegnet, wurde zum Symbol der Karpaten, ein Instrument, das die Schönheit, das
Geheimnis und die Zärtlichkeit dieser majestätischen Berge verkörperte.
Von diesem Tag an spielte Ivan seine Trembita immer wieder, um die Erinnerung an
das Böse zu vertreiben und die Freude in den Herzen der Menschen zu bewahren. Und so
lebte das Dorf Lysychka in den Karpaten weiter, im Einklang mit der Musik und der Magie
des Waldes, bewacht von den guten Geistern und ihrer wunderbaren Trembita.

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