industriellen anorganischen
Chemie
(Teil 2)
Polykristallines Solarsilicium
Man unterscheidet
Simg (metallurgical grade, Rohsilicium, 98-99 % Reinheit),
Sisg (solar grade, Solarsilizium, 99,99 % Reinheit) und
Sieg (electronic grade, Halbleitersilicium, Verunreinigungen < 1 ppb).
im Quarz gebundenes Si
Vom industriellen Rohsilizium (Simg) wurden im Jahr 2002 etwa 4,1 Millionen Tonnen
hergestellt. Es ist für metallurgische Zwecke ausreichend sauber und findet Verwendung
als Legierungsbestandteil für Weißblech und Stähle (Verbesserung der
Korrosionsbeständigkeit sowie als Ausgangsstoff für die Silanherstellung über das
Rochow-Verfahren, welche schließlich im Wesentlichen zur Herstellung von Silikonen
dienen.
Zur Herstellung von Ferrosilicium für die Stahlindustrie (Desoxidationsmittel im
Hochofenprozess) wird zweckmäßigerweise obige Reaktion unter Anwesenheit von
elementarem Eisen durchgeführt.
Weltweit stellen aufgrund der hohen Anfangsinvestitionen und langen Bauzeiten für die
notwendigen Öfen nur wenige Firmen Rohsilizium her. Die Hauptproduzenten sind
Hemlock aus den USA, Wacker aus Deutschland, Tokuyama aus Japan, die REC
Gruppe aus Norwegen und ASiMI aus Japan (Stand 2004/2005).
Si + 3 HCl SiHCl3 + H2
Nebenreaktion (ca. 10 %)
Si + 4 HCl SiCl4 + 2 H2
Bild: VCI
Vom
REINST-SILICIUM-PRODUKTE:
11 Polysiliciumstücke
22 Si-Einkristall
33 Si-Scheiben, poliert
44 Si-Scheiben in Verpackung
55 Halbleiter-Bauelemente
Bild: VCI
Prozess-Schritte:
1 Czochralski-Einkristall-Ziehen
2 Fräsen
3 Schneiden
4 Profiling
5 Begradigen
6 Polieren
7 Laser-Inspektion
8 Epitaxie
Silicas
Übersicht
Silicas
Bild: Degussa
SYNTHETISCHE
SILICAS sind
Aerosil® • röntgenamorph,
• keine Gefahrstoffe u.
• toxikologisch und
ökologisch unbe-
denklich.
α-Cristobalit
MAK-Wert: < 4 mg/m³
Bild: Degussa
(Staubbildung)
Entsorgung in
geordneter Deponie
Quarz
Soda-Aufschluß:
1300-1400 °C
a SiO2 + b Na2CO3 b Na2O · a´ SiO2 + b CO2 Gewichtsverhältnis a´ = 2 – 4,2;
vorzugsweise a´ = 3,2 – 3,4
Hydrothermaler Aufschluß:
(1 nm < < 100 nm) (3 nm < < 20 nm) (5 nm < < 100 nm)
1 nm
pH 7-10
5 nm keine Salze
pH < 7 oder
pH 7-10
10 nm
mit Salzen
30 nm
100 nm
dreidimensionales
Gel-Netzwerk
Dr. Ralf Schmoll März 2006 23
Modul 3
Silicas
Herstellverfahren für Silicasole (Übersicht)
a) Verdünnung
c) Elektrostatische Stabilisierung
d) Sterische Stabilisierung
Silica- NaCl-
Sol Lösung
0,1 µm
Wasserglas
Schwefelsäure
Silicagel
Vermahlen (Hydrogel)
Trocknen Syloid®
Auswaschen
Zerkleinern
Kieselsol
Hydrogel GRACE-Verfahren
Bandfilter
Dr. Ralf Schmoll März 2006 27
Modul 3
Silicas
Herstellverfahren für Silicagele: Aerogele
Spezielle Trockungsbedingungen
a) S.S. Kistler, Stanford University, 1930:
Trocknung bei überkritischen Bedingungen
H2SO4
CH3 CH3
H3C CH3
H 2 Si
Cl Si O
O H CH3
O Cl Si
O
Si O CH3
Si
O Si
H2O Si
O
H2SO4 R R
R R Si CH2CH2CH2X
R Si O O O Si
O Si Si HO O
Si
Si Si
O Si
Si O H
H
Si
O
Si O H
O Si Si H
Si Si Si
O O O O
H O
R H H H H H
O
R
O
X Si O O O Si X
Si Si Si Si
R R R R
R R R R
X R
2 H2 + O2 2 H2O
Foto: Degussa
Die entstandene pyrogene Silica wird abgekühlt
und mit Hilfe von Zyklonen von den
Verbrennungsgasen (HCl, H2O) abgetrennt.
Aerosilbrenner
H2 Luft
Zyklon
Brenner
Aerosil®
Gebläse Gebläse
Kühlstrecke Entsäuerungs-
Luft, Dampf Einrichtung
Si-Metall
Chlorsilane
(SiCl4, HSiCl3, Me-SiCl3, ...)
Luft
SiCl4 / SiHCl3 / H2
Aerosil- "HK"-
Anlage Anlage
HCl (Gas)
Nebenprodukte
(Cl-Verluste)
Aerosil®
Das gebildete gasförmige SiO wird an Luft zu feinteiligem amorphen SiO2 oxidiert:
Im Jahr 2002 wurden weltweit 1,6 Mio. Tonnen synthetische amorphe Silicas hergestellt.
Silicasol
Bierstabilisator, Bindemittel, Chemical Mechanical Polishing (CMP), Katalysatorträger,
Hilfsstoff zur Erhöhung der Abriebfestigkeit
Silicagel
Mattierungsmittel, Antiblocking, Inkjet-Papierbeschichtung, Absorbens, Katalysatorträger,
Trocknungsmittel, Bierstabilisator
Fällungssilica
Zahnpasten, Rheologiesteuerung, Antiblocking, Träger, Mattierungsmittel, Entschäumer,
Fließhilfsmittel, Verstärker im Gummi und Silikonkautschuk
Pyrogene Silica
Thixotropiemittel, Verstärker im Silikonkautschuk, CMP, Inkjetpapierbeschichtung, Anti-
Sedimentationsmittel, Antiblocking, Dispersionen, Mattierungsmittel
Zahnpasten
Mattierungsmittel
Farben Silikonkautschuk
Papier:
Masse /
Entschäumer Inkjet
Träger Batterieseparatoren
Reifen
Dr. Ralf Schmoll März 2006 41
Modul 3
Silicas
"GRÜNER REIFEN":
Bei bis zu 30 % weniger Rollwiderstand lassen sich etwa 5 % Treibstoff sparen
(bei verbessertem Naßrutschverhalten und gleicher Reifenlebensdauer).
Ihre großtechnische Herstellung war Voraussetzung für die Produktion von Siliconen.
Sie gelang Ende des zweiten Weltkrieges dem Amerikaner E.G.ROCHOW (General
Electric) und in Deutschland E. MÜLLER.
Katalysator: Cu, Ag
Temperatur: 300-350 °C
R= CH3, C2H5, C6H5; Kat. = Cu
X= Cl, Br, …
Typische Gemischzusammensetzung:
Verbindung Kp (°C) Anteil im Rohsilangemisch (Gew.%)
Me2SiCl2 70 70 – 90
MeSiCl3 66 5 – 15
Me3SiCl 57 2–4
MeHSiCl2 41 1–4
Me2HSiCl 35 0,1 – 0,5
Typische Gemischzusammensetzung:
R n (bis 14000)
+
Oligomerengemisch aus cyclischen Dimethylsiloxanen und HO[(CH3)2SiO]mH
Dimethylsiloxanen mit endständigen OH-Gruppen endständige OH-Gruppen
R
R/R‘: CH3/CH3
CH3/C6H5
(CH3)3Si-O Si O Si(CH3)3 C6H5/C6H5
Eigenschaften:
CH3
Trimethylsilylpolydimethylsiloxan • Kaum Visk.-Änderung mit Temp.
n = 5 - 4000 • Temperaturbeständig
(CH3)3Si-O Si O Si(CH3)3
• Hoher spez. Widerstand
• Niedrige Oberflächenspannung
CH3 n
• Geruchs- und geschmacklos
• Wärmeübertragungsmittel
• Gleitmittel
• Hydrauliköle
Beispiel:
• Transformatorenöle
Als Füllung in der
• Bremsflüssigkeiten Visko-Kupplung im Auto
• Lackverlaufsmittel
• Glanzverbesserung
• Entschäumer
• Formentrennmittel
• Bestandteil von Hautcremes und Schutzpolituren
Dr. Ralf Schmoll März 2006 51
Modul 3
Silicone
Siliconkautschuke
CH3
HO – Si – O – H + 2 CH3 – Si – (-OCCH3)3
- CH3COOH
CH3
n O O
OC – CH3 CH3 OC – CH3
CH3 – Si O – Si – O – Si – CH3
OC – CH3 CH3 OC – CH3
n
Dr. Ralf Schmoll
O O
März 2006 53
Dr. Ralf Schmoll März 2006 54
Modul 3
Silicone
Siliconkautschuk-Anwendungen am Bau
1. Additive für Silikatfarben
2. Fugenbänder
3. Matrizen für Strukturbeton
4. Betonhydrophobierung
5. Grundierungen für Farbanstriche
6. Sanitärverfugung
7. Gasbeton-Imprägnierung
8. Vormauerziegel-Imprägnierung
9. Gips-Hydrophobierung
10. Profildichtungen
11. Anschlussfugen
12. Verklebung von Glasscheiben
13. Dachziegel-Imprägnierung
14. Dehnungsfugen
15. Fensterversiegelungen
16. Natursteinverfugung
17. Naturstein-Hydrophobierung
18. Kalksandstein-Hydrophobierung
19. Bindemittel für Siliconharzfarben
20. Zusätze für mineralische Putze
21. Injektion gegen aufsteigende
Dr. Ralf Schmoll Mauerfeuchtigkeit März 2006 55
Modul 3
Silicone
Silicon-Anwendungen (Übersicht)
Beispiel:
Silicon als Trennmittel
im Etikettenpapier
RoW
Resins 20
5%
Specialties
92
Fluids 139
Nordamerika Silanes 60
34%
Rohstoffe (fest):
• Petrolkoks
• Pechkoks
• Anthrazit
• Ruß
• Naturgraphit
3000 °C
Gleichstrom-Ofen bei
Profilarbed, Differdange,
Luxemburg mit 800mm
Graphitelektrode
Dr. Ralf Schmoll März 2006 66
Modul 3
Kohlenstoff
Übersicht
Verbundwerkstoff
Flugzeugbremsen
Glühende Bremsscheibe
Mitte der dreißiger Jahre entwickelte Degussa das Gasruß-Verfahren. Da aber vor dem
2. Weltkrieg kaum Erdgas in Europa verfügbar war, wurden als Rohstoffe für das
Gasruß-Verfahren Steinkohlenteerdestillate eingesetzt.
Grundprinzip: Viele kleine Flammen schlagen gegen wassergekühlte Walzen
Dr. Ralf Schmoll März 2006 74
Modul 3
Kohlenstoff
Flamm-Rußherstellung (Carbon Black)
Das Furnace-Rußverfahren ist das neueste aller Rußherstellverfahren und hat die größte
Bedeutung bei der industriellen Rußproduktion.
Es kommen gasförmige und flüssige Kohlenwasserstoffe zum Einsatz. Nach der Rußbildung
bei hoher Temperatur in einem ausgemauerten Ofen (Furnace) wird die Prozeßgas-mischung
mit eingedüstem Wasser abgeschreckt ("gequencht"), um Nachreaktionen zu verhindern. Die
Reaktionsabgase sind brennbar und werden einer Nachverbrennung zugeführt, um Wärme zur
Rußtrocknung oder Dampferzeugung zu gewinnen.
Dr. Ralf Schmoll März 2006 76
Modul 3
Kohlenstoff
Furnace-Rußherstellung (Carbon Black)
Siloanlage
Thermische Nachverbrennung
mit Dampferzeugung Naßgranulator
Rußöltank
Drehrohrtrockner
Filteranlage
FURNACERUSS-REAKTOR
Erdgas-
Versorgung Quenchwasser-Einspeisung
Dr. Ralf Schmoll März 2006 77
Modul 3
Kohlenstoff
Industrielle Carbon Black-Herstellung: Degussa Werk Kalscheuren bei Köln
Aktivkohlen sind industriell hergestellte, kohlenstoffhaltige Produkte, die sehr porös sind
und über eine große innere Oberfläche ( BET-Werte zwischen 400 und 2500 m2/g)
verfügen.
Sie sind gute Adsorbenzien und werden zur Reinigung von gasförmigen und wäßrigen
Medien verwendet. Nach der äußeren Form unterscheidet man pulverförmige,
granulierte und geformte Aktivkohlen. Aktivkohlen kommen nicht in der Natur vor; sie
werden aus kohlenstoffhaltigen Rohstoffen industriell hergestellt und in großen Mengen
als Adsorbenzien verwendet (Produktion weltweit: 350.000 t/a).
Ihr Porenvolumen ist in der Regel größer als 0,2 cm³/g.
Aktivkohlen werden aus pflanzlichen Materialien hergestellt
durch
• chemische Aktivierung
oder
• Gas-Aktivierung (z. B. durch Wasserdampf).
Dr. Ralf Schmoll März 2006 81
Modul 3
Kohlenstoff
Herstellung von Aktivkohle
Aktivkohle wird in erster Linie als Adsorptionsmittel zur Entfernung unerwünschter Farb-,
Geschmacks- und Geruchsstoffe aus Gasen, Dämpfen und Flüssigkeiten eingesetzt.
Zonen im Aktivkohlefilter
Dr. Ralf Schmoll März 2006 83
Modul 3
Aluminium
Historische Hintergründe
Aluminium ist das dritthäufigste Element in der Erdkruste (7.57 % des Gesamtgewichts der
Erdkruste. Trotzdem wird Al erst seit 146 Jahren kommerziell produziert. Es war ein langer
Weg dieses Metall verfügbar zu machen ...
1888 Die ersten Al-Firmen werden in Frankreich, der Schweiz und in den USA
gegründet: Alcoa Inc., Alusuisse (heute Alcan)
1889 Karl Josef Bayer, Sohn des Gründers der Bayer AG, erfindet den Bayer-
Prozess zur großindustriellen Produktion von Al aus Bauxit
1900 Jährliche Produktion 8 000 Tonnen
1913 65 000 Tonnen
1920 128 000 Tonnen
1938 537 000 Tonnen
1946 681 000 Tonnen
2005 24 000 000 Tonnen
(+ 7 Mio. t Recyling Al)
P.L. Héroult
Hall-Heroult-Prozess 1888
Kathode:
Al2O3 4 Al + 3 O2
Anode:
3 C + 3 O2 3 CO2
Temp. 980 °C
Stromverbrauch (1999): 14 KWh / kg Al 4-5 V DC
50 000 bis 280 000 A
Dr. Ralf Schmoll März 2006 91
Modul 3
Aluminium
Herstellung: 2. Schritt Hall-Heroult-Prozess
Allein durch Pigmentierung mit Weißpigmenten ist es derzeit möglich, weiße Anstriche
bzw. massive weiße Körper zu erzeugen oder bunte Farben aufzuhellen. Aufgrund ihrer
hervorragenden Eigenschaften haben die TiO2-Pigmente weltweit einen Marktanteil von
über 75 %, bezogen auf alle Weißpigmente.
Zur Erzielung eines maximalen Deck- bzw. Aufhellvermögens ist eine hohe Brechzahl
und die Einstellung einer optimalen Teilchengröße, die mit dem Brechungsindex
korreliert, Voraussetzung.
Zwei Modifikationen des TiO2:
Rutil Aufhellvermögen bis 800
Anatas Aufhellvermögen bis 600
Rutil (TiO2)
Anatas (TiO2)
Dr. Ralf Schmoll März 2006 96
Modul 3
Titandioxid
Herstellung