Sie sind auf Seite 1von 1

Motivvergleich

Der Auszug aus der erstmals 1855 publizierten Novelle „Mozart auf der Reise nach Prag“ von
Eduard Mörike thematisiert Mozarts unstetes Leben und Wesen bedingt durch seine
Künstlernatur. In dem Roman "Das Parfum" von Patrick Süskind, erschienen im Jahr 1985
geht es um Jean-Baptiste Grenouille, der aufgrund seines außergewöhnlichen Geruchssinns
vor der Gesellschaft flieht und schließlich auf einem Berg landet, wo er eine intensive
Erfahrung mit der Natur macht. Im Folgenden soll nun das Motiv „Naturleben der beiden
Protagonisten“ verglichen werden.

Wenn man die Naturerlebnisse der beiden Hauptfiguren in den Texten vergleicht, lassen sich
sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede feststellen. Eines der Gemeinsamkeiten
besteht darin, dass der Aufenthalt in der Natur für beide Protagonisten eine willkommene
Abwechslung von ihrem gewöhnlichen Alltag darstellt. Mozart bricht seine Reise ab, um die
Ruhe und Stille der Natur zu genießen (vgl. Text 1, Z. 9f.), im Gegensatz zu seinem sonstigen
hektischen Leben, in dem er ständig nach Unterhaltung und Gesellschaft sucht (vgl. Text 1. Z.
82 ff.). Ähnlich verhält es sich bei Grenouille, der sich in der Natur vollkommen allein und
ohne Gesellschaft befindet (vgl. Text 2, Z. 30), anstatt die Schwierigkeiten des
Zusammenlebens mit anderen Menschen ertragen zu müssen.

Sowohl Mozart als auch Grenouille genießen die Zeit in der Natur sehr. Mozart nutzt die
Gelegenheit während seiner Reise nach Prag, um eine kurze Pause einzulegen und fühlt sich
dadurch wieder belebt. Dabei betont er die Schönheit der Natur (vgl. Text 1. Z. 17-31). Auch
Grenouille findet Freude darin, allein in der Natur zu sein (vgl. Text 2, Z. 32 ff.) und
empfindet ein „immer stärker werdende[s] Gefühl der Euphorie“ (Text 2, Z. 29-30).

So ähnlich die Lage der Protagonisten auf dem ersten Blick erscheint, so klarer werden die
Unterschiede in den Beschreibungen der Natur bei einem genaueren Hinsehen. Mozart
findet sich in einem Tannenwald wieder und empfindet diesen als inspirierend (vgl. Text 1, Z.
20-31). Grenouille hingegen zieht sich in einen Berg zurück, der „aus einem riesigen Kegel
bleigrauen Gesteins [bestand] und [...] von einem endlosen, kargen, nur von grauem Moos
und grauem Gestrüpp bewachsenen Hochland“ (Text 2, Z. 1-2) umgeben war. Dabei
beschreibt er die Landschaft als „vulkanische[s] Ödland" (Text 2, Z. 13-14). Während Mozart
von Anfang an empfänglich für die Emotionen ist, die durch die Natur auf ihn einwirken, ist
Grenouille skeptisch, ob die Natur ihm helfen kann, alleine zu sein (vgl. Text 2, Z. 27 ff.).
Mozart nutzt die Natur als Inspirationsquelle, während Grenouille sie als Zufluchtsort nutzt,
um seine Fähigkeiten vor anderen Menschen zu verbergen.

Außerdem betrachtet Mozart die Natur als besonderes Erlebnis, den er gemeinsam mit
seiner Frau teilt (vgl. Text 1, Z. 17-31). Im Gegensatz dazu empfindet Grenouille die Tatsache,
dass er der einzige Mensch auf der Welt ist, als das größte Glück (vgl. Text 2, Z. 30-31), da
andere Menschen für ihn eine Bedrohung darstellen (vgl. Text 2, Z. 16).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sowohl Mozart als auch Grenouille die Natur
positiv erleben. Während für Mozart der Wald eine Quelle der Inspiration ist, dient die karge
Landschaft für Grenouille dazu, sich von anderen Menschen zu distanzieren.

Das könnte Ihnen auch gefallen