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m Kabinett von Churchills Nachfolger Sir Anthony Eden wurde Macmillan zunächst

Außenminister.[97] Wie bereits in seiner Zeit als Verteidigungsminister übernahm


er damit erneut ein Amt, das der Premierminister als sein ureigenes Portfolio
ansah.[98] Eden, der mit einer kurzen Ausnahme nie ein anderes Ministeramt als
das des Außenministers bekleidet hatte, versuchte weiterhin, das Foreign Office
und die Kernkompetenzen der Außenpolitik zu kontrollieren.[99] Schließlich
schlug Eden deshalb Macmillan Mitte September 1955 vor, in das Amt des
Schatzkanzlers zu wechseln, um ihn durch seinen langjährigen, loyalen
Untergebenen Selwyn Lloyd ersetzen zu können.[100] Macmillan knüpfte an seine
Zustimmung mehrere Bedingungen; vor allem bat er sich komplette Autonomie als
Schatzkanzler aus und verlangte weiterhin, dass Rab Butler kein Deputy Prime
Minister (stellvertretender Premierminister) sein dürfe (und damit in der
Hierarchie über ihm stehen würde).[101] Nachdem Eden die meisten seiner
Forderungen erfüllt hatte, stimmte er im Dezember 1955 schließlich zu und
wechselte bei der nachfolgenden Kabinettsumbildung in das Amt des Schatzkanzlers
(1955–1957). Als Schatzkanzler führte er in seinem Haushaltsbudget von April
1956 die Neuerung der Premium Bonds ein,[102] nahm eine Diskonterhöhung vor und
setzte – gegen Edens Willen – den Wegfall der Subventionen für Brot und Milch
durch.[103] Außerdem war er maßgeblich in die Verhandlungen mit der
Bundesrepublik über weitere deutsche Ausgleichszahlungen für den Unterhalt der
Britischen Rheinarmee involviert. Ende Juni 1956 kamen beide Seiten überein, die
deutschen Direktzahlungen an Großbritannien noch einmal bis zum April 1957 zu
verlängern.[104]

Während der Sueskrise zunächst einer derjenigen, die Eden zu einem


entschlossenen Kurs gegenüber Nasser ermutigten,[105] war Macmillan direkt in
die Planung der anglo-französischen Intervention eingebunden und gab sich als
Hardliner. Nach seinen Gesprächen mit Präsident Dwight D. Eisenhower, US-
Außenminister John Foster Dulles und US-Finanzminister George M. Humphrey
(anlässlich eines Treffens des Internationalen Währungsfonds in den USA)
berichtete er dem britischen Kabinett von der geäußerten Unterstützung seitens
der US-Regierung. Allerdings unterließ er es, Eden über Äußerungen von
Außenminister Dulles zu informieren, in denen dieser vor einer Aktion vor dem 6.
November (dem Tag der US-Präsidentschaftswahlen) gewarnt hatte,[106] und
vertraute dafür ganz auf sein gutes persönliches Verhältnis zu US-Präsident
Eisenhower. Macmillan bestärkte Eden in der optimistischen Haltung, dass die
Amerikaner Großbritannien letztlich unterstützen und ein fait accompli
akzeptieren würden.[107] Sobald die US-Administration als Reaktion auf den
anglo-französischen Angriff begann, politischen und vor allem auch ökonomischen
Druck auf Großbritannien auszuüben, schwenkte Macmillan jedoch um und forderte
innerhalb des Kabinetts ein schnelles Ende der Aktion.[108] Diese völlige
Kehrtwende charakterisierte der Labour-Politiker Harold Wilson später in seinem
sarkastischen Bonmot „first in, first out“.[109] Macmillan vernichtete später
seine Tagebücher, die die Zeitperiode der Sueskrise abdeckten.[110]

Seit Jahren von fragiler Konstitution, erlitt Eden nach dem Fiasko einen
gesundheitlichen Zusammenbruch und trat zunächst einen Erholungsurlaub auf
Jamaika an.[111] In dieser Zeit leitete ein Triumvirat bestehend aus Lord
Salisbury (dem führenden Tory im Oberhaus und Lord President of the Council,
dazu auch Macmillans Schwager), Rab Butler und Macmillan kommissarisch die
Amtsgeschäfte; Macmillan positionierte sich bereits für die nun absehbare Suche
nach einem neuen Premierminister. So hielt er, im Gegensatz zu dem bei dieser
Gelegenheit äußerst leidenschaftslos auftretenden Butler, eine betont
kämpferische 30-minütige Rede vor dem 1922er-Hinterbänklerkomitee.[112] Als Eden
im Januar 1957 schließlich zurücktrat, waren die beiden geeigneten Kandidaten
für die Nachfolge als Premierminister und Parteiführer der Konservativen
Macmillan und Rab Butler. Beide verband bereits seit längerem eine
unterschwellige Rivalität.[113] Anders als von vielen Beobachtern vermutet
setzte sich Macmillan durch. Da die Konservativen zu dieser Zeit kein formelles
Verfahren zur Bestimmung eines Nachfolgers hatten, holte Queen Elisabeth II. den
Rat von mehreren Personen ein, nach wem sie schicken sollte: Eine von Lord
Salisbury abgehaltene inoffizielle Umfrage unter den Kabinettsmitgliedern ergab
eine deutliche Mehrheit für Macmillan.[114] Auf Salisburys Anraten hin wurden
auch noch Chief-Whip Edward Heath und der Vorsitzende des 1922-Komitees, John
Morrison, um ihre Ansicht gebeten; beide sprachen sich ebenfalls für Macmillan
aus. Der ebenfalls befragte Churchill riet der Queen zu Macmillan mit der
Begründung: „Harold ist entschlossener“.[115] Hinzu kamen unter den gegebenen
Umständen auch Macmillans enge Kontakte zur US-Administration, die ebenfalls
Macmillan als Nachfolger Edens präferierten.[116] Der scheidende Premier Eden,
der eine Präferenz für Butler geäußert hatte,[117] gab dagegen keine formelle
Empfehlung ab.[118]

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